Protokoll:
16050

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 50

  • date_rangeDatum: 20. September 2006

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:57 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/50 (Drucksache 16/2615) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- ßungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD zu der ersten Beratung des An- trags der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 11. August 2006 (Drucksachen 16/2572, 16/2611, 16/2616) . . . Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin und der Fraktion der LINKEN zu der ersten Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 (Drucksachen 16/2572, 16/2605, 16/2618) . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: 4821 B 4821 C 4821 D Deutscher B Stenografisch 50. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolu- tion 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 (Drucksachen 16/2572, 16/2614) . . . . . . . b) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Z B w a D w F B d t a d n ( i Z 4821 A 4821 B in Verbindung mit undestag er Bericht ung 0. September 2006 t : usatztagesordnungspunkt 2: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- ärtigen Ausschusses zu dem Entschließungs- ntrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, r. Wolfgang Gerhardt, Birgit Homburger, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP zu der ersten Beratung des Antrags der undesregierung: Beteiligung bewaffneter eutscher Streitkräfte an der United Na- ions Interim Force in Lebanon (UNIFIL) uf Grundlage der Resolution 1701 (2006) es Sicherheitsrates der Vereinten Natio- en vom 11. August 2006 Drucksachen 16/2572, 16/2609, 16/2617) . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 3: 4821 D Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 ßungsantrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei, Kerstin Müller (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu der ers- ten Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 (Drucksachen 16/2572, 16/2610, 16/2619) . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Lothar Bisky (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU) . . Rolf Kramer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde (Drucksache 16/2584) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Information der Öffentlichkeit über Funde verdorbener Lebensmittel durch Bundes- minister Seehofer Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV Zusatzfragen Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) M C A R s A A Z C M V U S u f A G Z V M V S v V R A D Z V M D D W K B u S v A K Z D 4822 A 4822 B 4824 A 4826 A 4828 B 4829 C 4831 A 4833 A 4834 C 4835 C 4837 B 4838 C 4839 C 4841 A 4842 A 4842 D 4843 D 4844 D 4844 D 4845 B 4845 D 4848 B 4848 D 4849 A ündliche Frage 6 ornelia Hirsch (DIE LINKE) bstandnahme von einer bundesweiten egelung des Hochschulzugangs für Men- chen mit Berufsabschluss ntwort ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . usatzfragen ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 7 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nterstützung der Umsetzung der UN- icherheitsresolution 1706 (Sudan/UNMIS) nd Verhinderung eines Genozids in Dar- ur/Sudan ntwort ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . usatzfragen olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 8 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) peicherung der Religionszugehörigkeit or dem Hintergrund des Art. 140 GG in erbindung mit Art. 136 Abs. 3 Weimarer eichsverfassung ntwort r. Christoph Bergner, Parl. Staats- sekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 13 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) iderspruch zwischen der Antwort auf die leine Anfrage „Fünfjahresplan für die undesfernstraßen“ (Drucksache 16/2202) nd den Zusagen des Parlamentarischen taatssekretärs Kasparick über den Bau on Bundesfernstraßen ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4849 D 4850 A 4850 D 4851 B 4853 B 4853 C 4854 C 4854 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 III Mündliche Frage 14 Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auffassung der Bundesregierung zum Wei- terbetrieb des Flughafens Tempelhof Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 15 Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zum Weiterbetrieb des Flug- hafens Tempelhof Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 18 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Beratungen für eine EU-Richtlinie über Beschränkungen des Inverkehrbringens und der Verwendung von Perfluoroctan- sulfonaten, Ausnahmeregelungen für die weitere Verwendung dieser Stoffe Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . Zusatzfragen Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 25 Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäfti- gungsquote älterer Arbeitnehmer, unter anderen Abschaffung der so genannten 58-Regelung (§ 428 SGB III) Antwort Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M B M b s s A G Z B M C M P r A G Z C T B d D C D P D W D K D A D K D 4855 A 4855 A 4855 B 4855 C 4856 A 4856 D 4857 D 4858 A ündliche Frage 26 ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) aßnahmen der Bundesregierung zur Ver- esserung des rechtlichen Rahmens im Zu- ammenhang mit der Erhöhung der Be- chäftigungsquote älterer Menschen ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 29 ornelia Hirsch (DIE LINKE) odifikation der Einrichtung zusätzlicher lätze zur so genannten Einstiegsqualifizie- ung Jugendlicher ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: efragung der Bundesregierung: Lage auf em Ausbildungsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4858 C 4859 A 4859 C 4859 D 4860 C 4860 D 4861 D 4862 A 4862 B 4862 B 4863 A 4863 A 4863 B 4863 B 4863 C 4863 D 4864 B 4864 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dagdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN: Rechtsextremismus wirksam bekämpfen – Konsequenzen aus dem Wahl- ergebnis der NPD in Mecklenburg-Vor- pommern Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ronald Pofalla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A E O G ( S A S F d r 2 ( A E H S D B c g U ( 1 t ( A E A w N a d v ( M W H M R A P B J 4864 D 4865 A 4865 A 4865 B 4865 C 4865 D 4865 D 4866 A 4866 A 4866 B 4866 B 4866 C 4866 D 4867 C 4869 A 4870 A 4871 A 4872 A 4873 A 4874 A 4875 A 4876 A 4877 A 4877 D 4879 B 4880 C nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten rtwin Runde, Dirk Manzewski, Renate radistanac, Willi Brase, Lothar Binding Heidelberg) und Dr. Wolfgang Wodarg (alle PD) zur namentlichen Abstimmung über den ntrag: Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an der United Nations Interim orce in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage er Resolution 1701 (2006) des Sicherheits- ates der Vereinten Nationen vom 11. August 006 Zusatztagesordnungspunkt 2 a) . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, ylvia Kotting-Uhl, Dr. Anton Hofreiter, r. Harald Terpe und Monika Lazar (alle ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- hen Abstimmung über den Antrag: Beteili- ung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der nited Nations Interim Force in Lebanon UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 701 (2006) des Sicherheitsrates der Verein- en Nationen vom 11. August 2006 Zusatztagesordnungspunkt 2 a) . . . . . . . . . . nlage 4 rklärungen nach § 31 GO zur namentlichen bstimmung über den Antrag: Beteiligung be- affneter deutscher Streitkräfte an der United ations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) uf Grundlage der Resolution 1701 (2006) es Sicherheitsrates der Vereinten Nationen om 11. August 2006 Zusatztagesordnungspunkt 2 a) arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . elmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . artin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . alf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . . etra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4881 A 4881 B 4882 A 4883 A 4883 D 4884 A 4884 C 4885 A 4885 B 4886 A 4887 A 4887 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 V Katharina Landgraf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Lothar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Möllring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Henry Nitzsche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Fragen 1 und 2 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Forderungen der GEZ nach Zahlung von Gebühren für Computer und Handys mit Internetzugang und Haltung des Bundes- ministers für Wirtschaft und Technologie dazu Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 4 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Stärkung der Arbeit gegen Rechtsextremis- mus und Fremdenhass, Verlängerung des Programms CIVITAS Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 5 Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auswirkungen der Veränderungen bei den Haushaltstiteln (CIVITAS, ENTIMON) im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf zivilgesellschaftli- che Projekte gegen Rechtsextremismus Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M M A s A D A M P V T l r u T A K A M C P d E c A K A M H E D z A t h A A 4888 A 4888 B 4889 A 4889 B 4889 C 4889 D 4890 B 4890 C 4890 D 4891 C 4891 D 4892 B 4892 C 4893 B nlage 8 ündliche Frage 9 onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ktuelle Entwicklung im rechtsextremisti- chen Spektrum ntwort r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 ündliche Fragen 10 und 11 eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erbindlichkeit der Vereinbarung mit der schechischen Republik über die Gewähr- eistung einer bestimmten Mindestfahr- innentiefe an der Ober- und Mittelelbe nd der Unterstützung einer Staustufe in schechien ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 ündliche Frage 12 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) lanungs- oder Baustopp für den Ausbau er Havel (Verkehrsprojekt „Deutsche inheit“ Nr. 17) für die Einholung zusätzli- her Expertise ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Fragen 16 und 17 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rlaubnis zum Weiterbetrieb der in eutschland betriebenen Atomkraftwerke u gleichen Bedingungen wie in Schweden; usschluss sicherheitsrelevanter Umbau- en ohne Unterrichtung der Aufsichtsbe- örden ntwort strid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4893 D 4894 A 4894 C 4894 D VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 Anlage 12 Mündliche Fragen 19 und 20 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Entnahme der vom Dualen System Deutschland für den Fall einer Einstellung des Systembetriebes gebildeten Rückstel- lungen durch den neuen Besitzer; Verwen- dung dieser Gelder für die Rücknahme und Verwertung von Verpackungen oder die Rückgabe an die Verbraucher Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . Anlage 13 Mündliche Fragen 21 und 22 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) Sichtbares Zeichen gegen das Unrecht von Vertreibungen; Berücksichtigung von In- halten der Ausstellung „Erzwungene Wege“ des Zentrums gegen Vertreibungen als „Herzstück für künftiges Gedenken an Mittelbereitstellung bei verzögerter Ein- führung Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 27 Dirk Niebel (FDP) Keine Verlängerung der zur Bewältigung der Arbeitslosengeld-II-Antragsbearbei- tung in den Jobcentern der Bundesagentur für Arbeit abgeschlossenen Arbeitsver- träge Antwort Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 28 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) 4895 C 4896 C 4896 D Vertreibung“ Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Fragen 23 und 24 Christoph Waitz (FDP) Einführung des Filmförderungsgesetzes ohne vorherige Genehmigung aus Brüssel; W d u L d d h g A G 4896 A iderspruch in der Praxis der Ablehnung er Mehrbedarfe von ALG-II-Empfängern nter Berufung auf die pauschalisierte eistung und der gleichzeitigen Kürzung er pauschalisierten Regelleistung bei Min- erbedarf, zum Beispiel einem Kranken- ausaufenthalt; Berechnung der Verpfle- ung als Einkommen ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4897 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4821 (A) ) (B) ) 50. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4881 (A) ) (B) ) erleichtert, dass die Waffen an der Grenze zwischen Is- deren Nationen beteiligt ist. Das, was aus guten Gründen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ortwin Runde, Lothar Binding (Heidelberg), Dirk Manzewski, Renate Gradistanac, Willi Brase und Dr. Wolfgang Wodarg (alle SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Antrag: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte an der United Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 (Zu- satztagesordnungspunkt 2 a) Nach 34 Tagen Krieg im Nahen Osten und begleitet von den schrecklichen Bildern über die Folgen der An- griffe im israelisch-libanesischen Grenzgebiet und in Beirut war die internationale Völkergemeinschaft sehr r F A D g h g i s a B p h h s a k G m u N s d m s s ü E g t d m s d D m t g e n f J l r u s g U u d s d l k Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.09.2006 Bär, Dorothee CDU/CSU 20.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 20.09.2006 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 20.09.2006 Eichel, Hans SPD 20.09.2006 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.09.2006 Dr. Friedrich (Hof), Hans-Peter CDU/CSU 20.09.2006 Hilsberg, Stephan SPD 20.09.2006 Höger-Neuling, Inge DIE LINKE 20.09.2006 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 20.09.2006 Nitzsche, Henry CDU/CSU 20.09.2006 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 20.09.2006 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 20.09.2006 Schily, Otto SPD 20.09.2006 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ael und dem Libanon wieder schwiegen. Dauerhafter riede und humanitäre Hilfe für den Nahen Osten sind nliegen, die jede Bürgerin und jeder Bürger in eutschland teilt. Die intensiven Vermittlungsbemühun- en von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier aben in Deutschland wie in der übrigen Welt zu Recht roße Anerkennung gefunden. Sie standen und stehen m Kontext der bisherigen deutschen Außenpolitik, die ich eine hohe Reputation sowohl in Israel als auch den rabischen Staaten erworben hat. Diese Reputation der undesrepublik beruht darauf, dass die deutsche Außen- olitik im Nahen Osten kontinuierlich auf zuverlässige umanitäre Hilfe und diplomatische Initiativen gesetzt at. Die große Erleichterung um den nach langen und chwierigen Verhandlungen erreichten Waffenstillstand n der israelisch-libanesischen Grenze mag zunächst er- lären, warum, auch in Deutschland, sehr schnell der edanke auftrat, diesen Waffenstillstand zusätzlich mit ilitärischen Mitteln sichern zu wollen. Dieser Impuls nterstellt, Deutschland könnte sich „wie jede andere ation“ im Nahen Osten mit einem deutschen militäri- chen Beitrag engagieren. Wie wenig Deutschland je- och in der vermeintlichen „Normalität“ der Völkerge- einschaft angekommen ist und wir Deutschen dies elbst angesichts unserer Geschichte zu Recht auch nicht o empfinden, hat bereits die dazu geführte Diskussion ber die Ausgestaltung eines deutschen militärischen ngagements zur Sicherung dieses Waffenstillstandes ezeigt. Die Bundesregierung versucht dem historischen Hin- ergrund Deutschlands dadurch Rechnung zu tragen, ass man den Einsatz von Bodentruppen ablehnt. Allein it einem „robusten“ Engagement der Bundesmarine oll ein gleichwohl wesentlicher Beitrag erbracht wer- en. Auch die Bundesregierung geht davon aus, dass eutschland aus guten Gründen im Nahen Osten keinen ilitärischen Beitrag erbringen kann, „wie es andere Na- ionen“ vermögen. Aber wird es Deutschland auch gelin- en können, sich darauf dauerhaft berufen zu können? Die voraussichtliche Zeitdauer des Mandates ist dabei in Indikator, warum diese Differenzierung dauerhaft icht gelingen kann. Bereits die Geschichte der Kon- likte im Nahen Osten, deren Ursachen weit über das ahr 1948 hinausgehen, spricht dafür, dass das Mandat änger dauern wird, als es der Antrag der Bundesregie- ung derzeit vorsieht. Schon damit gerät die Begrenzung nseres deutschen Engagements, wie sie jetzt beschlos- en werden soll, „auf eine schiefe Ebene“. Die bisheri- en zahlreichen Todesopfer der zurückliegenden NIFIL-Mission im Libanon sind der zweite Grund für nsere Skepsis. Wenn, was man nicht ausschließen kann, ie anderen Nationen im Rahmen der im August be- chlossenen UNIFIL-Mission Todesopfer bei ihren Bo- entruppen zu beklagen haben werden, wird Deutsch- and mit zunehmendem Zeitablauf nicht mehr vermitteln önnen, warum es nicht mit gleichem Risiko wie die an- 4882 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) vermieden werden sollte, wird Deutschland dann einho- len können. Gegen einen deutschen militärischen Beitrag spre- chen zudem die sehr unterschiedlichen Erwartungen, die die Israelis einerseits, die arabischen Länder andererseits damit verbinden. Das kann schnell dazu führen, dass Deutschland bei negativen Entwicklungen keinen kon- struktiven Beitrag zur Friedenssicherung in der Region mehr leisten kann. Dies gilt umso mehr, wenn man den Nahen und den Mittleren Osten in der Dimension eines gemeinsamen „größeren Magnetfeldes“ betrachtet. Eine deutsche Beteiligung an einem militärischen Einsatz im Nahen Osten, wie sie die Bundesregierung vorsieht, hal- ten wir für nicht zielführend und stimmen dem Antrag der Bundesregierung nicht zu. Anlage 3 Erklärung nach § 3 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, Sylvia Kotting-Uhl, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Harald Terpe und Monika Lazar (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Interim Force in Le- banon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 (Zusatztagesord- nungspunkt 2 a) Den Antrag der Bundesregierung lehnen wir ab. Es kann keineswegs sichergestellt werden, dass die einge- setzten deutschen Soldaten der Bundesmarine nicht in Konfrontation mit israelischem Militär in den Gewäs- sern vor der Küste des Libanon und in Kampfhandlun- gen geraten, die für alle Seiten unerträglich wären. Auftrag und Umfang des Einsatzes der Bundeswehr ist allein dem Antrag der Bundesregierung zu entneh- men. Danach ist der Auftrag keineswegs beschränkt da- rauf, Waffenlieferungen für die Hisbollah im Libanon über See zu verhindern und die dafür notwendigen Kon- trollen und Maßnahmen durchzuführen. Vielmehr ist die Bundeswehr Teil der UNIFIL-Truppe. Die Aufgabe von UNIFIL ist nach dem Antrag der Bundesregierung, „si- cherzustellen, dass die Einsatzgebiete von UNIFIL nicht für feindliche Aktivitäten genutzt werden.“ Zum Ein- satzgebiet gehört laut Antrag „zur See ein Seegebiet vor der Küste … bestehend aus den libanesischen Küstenge- wässern sowie einem Seeraum bis ca. 50 Seemeilen westlich der libanesischen Küste.“ Der Bundeswehr werden „insbesondere folgende Aufgaben“ übertragen: Führung der maritimen Operation, seewärtige Sicherung der libanesischen Küste und Küstengewässer, Kontrolle des Seeverkehrs inklusive Kontrolle der Ladung/Perso- nen an Bord von Schiffen, maritime Abriegelungsopera- tionen innerhalb des Einsatzgebietes. Im Antrag der Bundesregierung ist von Waffenliefe- rungen an Hisbollah keine Rede. Vielmehr wird aus- drücklich betont, dass UNIFIL – also auch die Bundes- w e d l t s d z A w H w u l g d a g A B n S s s V H r e n G d w g d e d d G S g b s O u d d m l d R F n d k (C (D ehr – ermächtigt ist, im Rahmen des Auftrages alle rforderlichen Maßnahmen zu ergreifen „einschließlich er Anwendung militärischer Gewalt“, um sicherzustel- en, dass die Einsatzgebiete nicht für feindselige Aktivi- äten genutzt werden. Also sind militärische Kampfein- ätze auch für die Bundeswehr nicht auszuschließen, um en Auftrag zu erfüllen. Sollte es erneut zu einer Eskalation des Konfliktes wischen Hisbollah und Israel kommen, sind israelische ngriffe auf Ziele im Libanon von der See her nicht un- ahrscheinlich. Im Krieg zwischen Israel und der isbollah fanden zahlreiche solcher Angriffe statt. Dann äre die Bundesmarine mitten drin im Kampfgeschehen nd müsste nach ihrem Auftrag eigentlich alle „feindse- igen Aktivitäten“ unterbinden. Kampfhandlungen ge- en israelisches Militär würden erwartet, wären aber aus eutscher Sicht nicht durchführbar. Vereinbarungen mit nderen Staaten, die gerade solche Kampfhandlungen egen israelisches Militär ausschließen, wären mit dem uftrag der UN-Resolution 1701 und dem Antrag der undesregierung, der sich auf diese Resolution beruft, icht zu vereinbaren. Es ist nicht zu verantworten, die oldaten einem solchen unauflöslichen Dilemma auszu- etzen. Für den Erfolg von UN-Friedensmissionen ist die trikte Neutralität der beteiligten Soldaten unbedingte oraussetzung. Deutsche Soldaten können aber vor dem intergrund der deutschen Geschichte und der besonde- en Verantwortung für Israel nicht neutral sein. Deshalb ignen sich Bundeswehrsoldaten nicht für diese Mission. Im Fall eines Krieges gegen den Iran, der auch zu ei- er dramatischen Verschärfung der Situation an der renze zwischen Libanon und Israel und zu einer Wie- eraufnahme der Kampfhandlungen dort führen könnte, ürde die Bundeswehr in die Gefahr geraten, Teil eines rößeren kriegerischen Konflikts in der Region zu wer- en. Zudem gibt es auf allen Seiten Kräfte, die einen dau- rhaften Frieden nicht wollen. Wir sehen die Gefahr, ass ein weiteres Mal Blauhelmsoldaten geschickt wer- en, als ersten Schritt zur Schaffung von Frieden auf der rundlage eines Waffenstillstandes, ohne dass je weitere chritte für ein friedenspolitisches Gesamtkonzept fol- en. Gerade die jahrzehntealte UN-Mission im Libanon elegt, dass Blauhelme allenfalls auf Zeit und räumlich ehr begrenzt einen Waffenstillstand sichern können. hne eine umfassende Gesamtkonzeption für Frieden nd ohne gezielte Förderung der Versöhnungs- und Frie- ensarbeit in der Region insgesamt wird es aber keinen auerhaften Frieden geben können. Hierfür könnte, ja üsste Deutschland einen langfristigen Friedensbeitrag eisten durch Förderung zur Friedenserziehung in Kin- ergärten, Schulen und Hochschulen in der gesamten egion ebenso wie durch langfristige und dauerhafte örderung von Friedens-, Demokratie- und Versöh- ungsprojekten. Wir sind überzeugt, dass die vielen Millionen Euro, ie dieser historisch-politisch fragwürdige Militäreinsatz ostet, besser in Frieden, das heißt in die Friedensfähig- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4883 (A) ) (B) ) keit und für friedliches Zusammenleben investiert wer- den sollte. Die umfassende Friedensinitiative unter Beteiligung der Bundesregierung, die begleitend zur Stabilisierung des vereinbarten Waffenstillstandes geboten ist und zu einem dauerhaften Frieden in Nahost führen kann, ist nicht in Sicht. Die Zustimmung zu diesem Antrag der Bundesregie- rung können wir daher nicht verantworten. Anlage 4 Erklärungen nach § 3 GO zur namentlichen Abstimmung über den An- trag: Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der United Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 11. August 2006 (Zusatztagesordungs- punkt 2 a) Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Erstens. Ich stimme dem Antrag der Bun- desregierung zur Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der UNIFIL-Mission zu, weil dieser Ein- satz die Stabilisierung eines Waffenstillstands zwischen der Hisbollah und dem Staat Israel ermöglicht. Zweitens. Dieser Einsatz findet statt zu einer Zeit, in der Israel durch die Vernichtungsdrohungen aus dem Iran, durch das Streben des Iran nach Atomwaffenfähig- keit und durch den systematischen Aufbau einer Bedro- hungskapazität durch die Hisbollah im Südlibanon einer zunehmenden Gefahr ausgesetzt ist. Drittens. Ich stimme diesem Einsatz in Ermangelung einer praktikablen Alternative zu, obwohl die Resolution 1701 durch den Zwang zu allseitiger Kompromissbil- dung erhebliche Schwächen enthält; denn sie ist in ihren Zielen und Mitteln nicht eindeutig umrissen. Diese Schwächen der Resolution 1701 haben Auswirkungen auf die Rules of Engagement. So bleibt offen, auf wel- chem Wege und durch wen die Hisbollah, die den Süden Libanons faktisch zu einem Staat im Staate gemacht hatte, entwaffnet werden soll. Viertens. Ich stimme diesem Einsatz zu, obwohl es keine befriedigende Antwort auf die Frage gibt, wie eine Wiederbewaffnung der Hisbollah über den Landweg verhindert werden soll, wenn eben dieser Landweg nicht durch internationale Truppen abgesichert wird und die syrische Regierung erklärt hat, dass sie solche Truppen als einen unfreundlichen Akt begreifen würde. Fünftens. Ich stimme diesem Einsatz zu, obwohl auch hier die Gefahr besteht, dass die UN-Mission wegen der Unklarheit des Mandats oder mangelnder Durchset- zungsbefugnisse zum bloßen Beobachter von Mandats- verletzungen oder im schlimmsten Falle gar zum untäti- gen Zeugen von Verbrechen wird. Dieser Gefahr muss durch eine klare politische Haltung der truppenentsen- denden Staaten, insbesondere der EU, entgegengewirkt w M f g I W h m E t a s d n e C e n z t p b b g – d b B g n E m s A s s d d w d s i b B i s Ü m B D e h d D (C (D erden: Es muss klar sein, dass der Sinn der UNIFIL- ission darin besteht, eine Wiederherstellung der Kon- liktsituation zu verhindern, die zu dem jüngsten Krieg eführt hat. Nicht nur müssen erneute Angriffe gegen srael aus dem Libanon verhindert werden; auch eine iederherstellung des gegen Israel gerichteten Bedro- ungsszenarios mit Kurz- und Mittelstreckenraketen uss verhindert werden. Sechstens. Trotz all dieser Bedenken gibt es zu dem insatz internationaler Friedenstruppen keine Alterna- ive; denn dieser durch die internationale Gemeinschaft bgesicherte Waffenstillstand kann den Weg für politi- che Verhandlungen endlich wieder öffnen. Nachdem er Jahrzehnte andauernde Nahostkonflikt weder Juden och Palästinensern ein Leben in friedlicher Koexistenz rmöglicht hat, ist es eine Verpflichtung, jede neue hance auf einen politischen Prozess zu ergreifen, der in inen historischen Kompromiss zwischen Israel und sei- en arabischen Nachbarn mündet. Siebtens. Ich stimme diesem Einsatz auch deswegen u, weil bei seinem Gelingen das Modell einer interna- ionalen Truppenpräsenz auch als Garantierahmen für olitische Lösungen für den Gazastreifen und die West- ank dienen könnte. Achtens. Ich stimme diesem Antrag auch zu, weil die esondere historische Verpflichtung Deutschlands ge- enüber Israel nicht aus einer Bringschuld in ein Privileg nämlich das des Beiseitestehens – verkehrt werden arf. Die israelische und die libanesische Regierung ha- en Deutschland um eine Teilnahme gebeten. Diese itte ist Verpflichtung genug, um eine solch schwerwie- ende Entscheidung zu treffen, deutsche Soldaten in ei- en risikoreichen Einsatz zu entsenden. Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Das xistenzrecht des Staates Israel zu sichern, gehört seit ehr als 50 Jahren zu einer gemeinsamen Grundauffas- ung der demokratischen Parteien in Deutschland. Diese usrichtung unserer Politik entspricht unserer histori- chen Verantwortung. Nicht für den Waffenstillstand zu timmen, ihn nicht – und sei es auch durch den Einsatz eutscher Soldaten – dauerhaft zu machen, bedeutet, ass die Gesamtexistenz Israels existenziell gefährdet äre. Damit würden wir auch einen Jahrzehnte währen- en Grundsatz und damit Glaubhaftigkeit und Zuverläs- igkeit aufgeben. Dazu darf es nicht kommen, weil wir n eine Dauerkrise direkt in unserer unmittelbaren Nach- arschaft gerieten. Trotz meiner sonst ablehnenden Haltung gegenüber undeswehreinsätzen außerhalb unseres Landes werde ch in diesem Fall dem Einsatz der Bundesmarine zu- timmen. Der Einsatz erfolgt nach den Regeln der und in bereinstimmung mit den Vereinten Nationen sowie ge- einsam mit anderen demokratischen Staaten. Die eteiligung der UN-Verbündeten unter Einschluss eutschlands will eine Zwei-Staaten-Lösung erreichen: ine Lösung für das palästinensische Volk sowie eine an- altende Sicherung Israels; damit rückt mehr Frieden in ieser Region in greifbare Nähe, so wie wir es in eutschland immer gewollt haben! 4884 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) Michael Brand (CDU/CSU): Der Auftrag des Deut- schen Bundestages für einen Einsatz der Bundeswehr im Libanon hat in der Tat eine historische Dimension. Nie- mand hätte vor einem halben Jahr mit einer solch weit- reichenden Entscheidung für dieses Parlament gerechnet – allerdings leben wir in einer Zeit, in der leider auch vie- les an Anforderungen nicht mehr ausgeschlossen ist, wenn wir die Sicherheit unseres Landes und unserer Bürger in einer zwischenzeitlich weltweit zu betrachten- den Gefährdungslage schützen wollen. Die heutige Entscheidung fällt dennoch nicht leicht: Deutsche Soldaten mit einem robusten UN-Mandat im Nahen Osten. Zu einfach wäre das rein egoistische Ar- gumentieren mit der fragwürdigen Leitlinie: „Was geht uns das an?“. Es gibt gute Gründe für diesen schwierigen Einsatz. Allerdings darf ein demokratischer Staat seine Staatsbürger in Uniform nur dann in einen für das Leben dieser Staatsbürger gefährlichen Einsatz entsenden, wenn er alles tut, um die Voraussetzungen für die Sicher- heit der eigenen Truppe in einem solchen Einsatz zu schaffen. Insoweit stimme ich diesem Einsatz nur unter der Maßgabe zu, dass dieses Parlament seine Verantwor- tung für Leib und Leben unserer Soldaten angesichts dieser weltweit steigenden Gefährdungen auch durch das Bereitstellen der notwendigen finanziellen Mittel wahr- nimmt. Der auch für die Sicherheit der Soldaten verantwortli- che Bundesminister der Verteidigung fordert völlig zu Recht, dass diese qualitativ neue Herausforderung für die Bundeswehr auch eine qualitativ andere Absicherung benötigt und nicht – wie schon so oft bisher – aus ande- ren Quellen im selben Etat gespeist werden kann. Die Mittel für diesen, angesichts der Lage im Nahen Osten eher als dauerhaft zu vermutenden, Einsatz der deut- schen Armee vor der Küste des Libanons und Israels kann in einer Höhe von etwa 200 Millionen Euro jähr- lich nicht länger auf Kosten anderer Maßnahmen für diese Armee aufgebracht werden. Das Motto: „Unerwar- tet mehr gefährliche Einsätze, ohne mehr Ressourcen für die Bundeswehr“, ist eine verantwortungslose Haltung gegenüber den Soldaten und gegenüber der Position der deutschen Außenpolitik. Hier geht es um den Schutz von Menschenleben, unserer eignen Staatsbürger, und es geht um die Frage, ob das kleine Karo der Finanzpolitik diese historische Aufgabe richtig beurteilen kann. Seit Jahren nimmt die Belastung auf unsere Soldaten im Ein- satz deutlich zu: mehr Auslandseinsätze, gefährlichere Mandate, und zugleich angespanntere Mittel für Ausbil- dung und Ausrüstung. Dieses robuste Mandat der UN braucht auf deutscher Seite auch eine robuste Finanzausstattung – das sind wir als Parlamentarier unseren Soldaten und deren Familien schuldig. Wir sind es im Übrigen auch unserem Ansehen und der Glaubwürdigkeit unserer Außenpolitik schuldig. Es kann den Akteuren im Libanon, auch den kriegs- bereiten, nicht verborgen bleiben, dass die Deutschen ihre Verantwortung zwar wahrnehmen, dies jedoch unter der Budgetkritik des Finanzministers offenbar nur in Grenzen tun. Auch innerhalb des westlichen Bündnisses bleibt nicht verborgen, dass der Finanzminister aus der P d G s E d e a t s k w e h G v s f d r g d s u d D d N j s H n R k V K m d d g d t W g k l L R w g w (C (D artei des Außenministers bei einem solchen Einsatz em Verteidigungsminister aus der Partei der Kanzlerin renzen der Möglichkeiten für diesen historischen Ein- atz aufzeigen will. Dass diese Grenzen gelten, ist klar. s muss aber beim Primat der Politik bleiben, und es arf die Sicherheit der Soldaten nicht durch eine allzu nge buchhalterische Betrachtung unnötigen Gefahren usgesetzt werden. Es ist hohe Zeit, dass dieses Parlament solche gewich- igen Fragen auch mit dem entsprechenden Gewicht aus- tattet. Und diese Debatte muss auch mit der Öffentlich- eit geführt werden angesichts der Fragen, die gestellt erden nach dem Sinn des deutschen Engagements in iner weltweit unsicherer gewordenen Lage. Ich wünsche, sicher im Namen der großen Mehrheit ier im Hause und unserer Landsleute, unseren Soldaten ottes Segen, eine gute Hand in ihrem verantwortungs- ollen Auftrag. Mögen sie alle ausreichend geschützt ein, gesund heimkehren und einen messbaren Beitrag ür einen Frieden im Nahen Osten erbringen. Es könnten ie Deutschen vor der Küste Libanons und vor den To- en Israels dieses Mal mit ihrem Einsatz einen nachhalti- en Frieden bauen helfen in dieser auch für uns so be- eutsamen Region der Erde. Martin Burkert (SPD): Ich stimme dem Libanonein- atz der Bundesmarine im Rahmen der UNIFIL-Mission nter Zurückstellung von erheblichen Bedenken zu. Die Beteiligung bewaffneter deutscher Soldaten stellt as Fundament des nahöstlichen Friedenseinsatzes dar. er erste Schritt war der Waffenstillstand auf Grundlage er Resolution 1701 des Sicherheitsrates der Vereinten ationen vom 11. August 2006. Der zweite Schritt ist etzt das Sicherstellen der Waffenruhe. Trotz dieser internationalen Friedensbemühungen be- teht die Gefahr, dass der Krieg zwischen Israel und der isbollah jederzeit neu aufflammen kann. Darüber hi- aus kann es passieren, dass weitere Staaten in der egion wie Syrien oder Iran involviert werden. Dann önnten deutsche Truppen leicht gezwungen sein, als erbündete einer der Kriegsparteien (Israel, USA) in den ampf zu ziehen. Dies hat mit unserer Verfassung nichts ehr zu tun. Nach dem Grundgesetz sind deutsche Sol- aten ausdrücklich nur dazu verpflichtet, Deutschland, as heißt, deutschen Boden im Angriffsfall zu verteidi- en. Selbst wenn es nicht zum Extremfall kommt, können ie deutschen Soldaten leicht zwischen die Fronten gera- en. Die Hisbollah und mit ihr große Teile der arabischen elt würden die deutschen Marinesoldaten als Partei- änger Israels betrachten und sie dementsprechend be- ämpfen. Ein Einsatz von Bodentruppen auf dem Fest- and wäre für mich nicht mehr tragbar, da Leib und eben unserer Soldaten einem nicht mehr kalkulierbaren isiko ausgesetzt wären. Der überwiegende Teil der Waffen für die Hisbollah ird nicht über See, sondern über die syrische Grenze eschmuggelt. Die Wirkung, die mit dem Einsatz erzielt erden kann, ist also schon durch die Umstände ver- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4885 (A) ) (B) ) gleichsweise gering. Damit ist aber das Risiko für Leib und Leben der deutschen Soldaten auch hier in keiner Weise ganz ausgeschaltet. Sinnvoll wäre es sicherlich, deutsche Waffenexporte in das Pulverfass Naher Osten, zu unterbinden oder ein- zudämmen sowie die Mittel, die der Einsatz kosten wird, schätzungsweise knapp 200 Millionen Euro in diesem und im kommenden Jahr, für humanitäre Hilfe zur Ver- fügung zu stellen. Damit alleine kämen wir aber unseren außenpolitischen Verpflichtungen im Rahmen der Ver- einten Nationen nicht mehr nach. Ich stehe dazu, dass Deutschland eine historisch be- dingte besondere Verantwortung hat, sich für das Exis- tenzrecht Israels einzusetzen. Gleichzeitig müssen hu- manitäre Hilfe für die betroffene Zivilbevölkerung und diplomatische Bemühungen um einen Frieden, der auch das Existenzrecht der Palästinenser sichert (Zwei-Staa- ten-Lösung), mit absolutem Vorrang verfolgt werden. Es ist weiterhin alles zu tun, um eine nachhaltige langfristige Friedenslösung auf den politischen Weg zu bekommen, damit die deutschen Soldaten unversehrt in ihren Heimathafen nach Hause zurückkehren können. Ralf Göbel (CDU/CSU): Den Antrag der Bundesre- gierung „Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006“ – Bundestagsdrucksache 16/2572 – lehne ich ab. Ich habe die Befürchtung, dass es uns nicht gelingen wird, in dieser Konfliktsituation als neutrale Partei be- stehen zu können. In dem Antrag der Bundesregierung wird ausgeführt, dass die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel in besonderem Maße un- ser aktives Eintreten dafür, dass Israel auf Dauer in si- cheren Grenzen existieren kann, erfordert. Das ist für mich unabdingbar und dies habe ich jüngst auf einer Konferenz in Kairo deutlich vertreten. Diese Position Deutschlands wird in der arabischen Welt akzeptiert. Die arabischen Staaten erkennen aber auch an, dass wir für einen selbstständigen palästinensischen Staat und einen Frieden zwischen allen Konfliktparteien im Nahen Osten eintreten. Diese Vermittlerrolle Deutschlands wird von den arabischen Staaten auch gewünscht. Mit der Beteili- gung an diesem Mandat geraten wir in die Gefahr, diese Rolle, die einen Ausgleich ermöglicht, zu verlieren. Ich erkenne die Gründe derjenigen an, die sich für die Erteilung dieses Mandates entscheiden. Bei mir über- wiegen jedoch die Zweifel daran, dass dieses Mandat für eine dauerhafte Konfliktlösung geeignet ist, zumal zum einen die USA – ein Partner, ohne den eine Lösung des Konfliktes kaum möglich sein wird – sich an diesem Mandat nicht beteiligen und zum anderen mit diesem Mandat weitergehende Perspektiven zur Beseitigung der Ursachen dieses seit Jahrzehnten andauernden Konflik- tes nicht aufgezeigt werden. Angelika Graf (Rosenheim) (SPD): Der deutsche Außenminister, Dr. Frank-Walter Steinmeier, hat in den l t t L i c 2 t f n L k a d f t F d e f u d R s e f m w d d r d t z d d ü h s n b s F B d a c S e g s l v w e (C (D etzten Wochen auf diplomatischer Ebene eine großar- ige Leistung vollbracht und tatkräftig daran mitgearbei- et, den kriegerischen Konflikt zwischen Israel und dem ibanon zumindest vorläufig zu beenden. Dafür gebührt hm hohe Anerkennung. Die Resolution 1701 des Si- herheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 006, zu deren Verabschiedung Deutschland viel beige- ragen hat, hat zu dem jetzt gültigen Waffenstillstand ge- ührt. Ohne diesen Waffenstillstand wäre es nicht zu den un anlaufenden Friedensbemühungen gekommen. Über 1 100 Menschen haben während der Kämpfe ihr eben verloren. In der Region muss endlich Ruhe ein- ehren, bevor sich der Brandherd zum Flächenbrand usweitet. Dafür sorgen unter anderem Hilfslieferungen, ie auch aus Deutschland an die Zivilbevölkerung ge- lossen sind und fließen werden. Durch diese Humani- äre Hilfe ist gewährleistet, dass die schlimmste Not der lüchtlinge gelindert werden kann. Daneben müssen die iplomatischen Bemühungen fortgesetzt werden, um ndlich eine Lösung für den Brandherd Naher Osten zu inden, die einerseits das Existenzrecht Israels sichert nd andererseits die Regierung des Libanon stärkt, so- ass diese künftig selbst in der Lage ist, im Libanon für uhe und Rechtsstaatlichkeit zu sorgen. In diesem Zu- ammenhang muss auch das Recht der Palästinenser auf inen eigenen Staat endlich durchgesetzt werden. Ich habe bisher allen Einsätzen der Bundeswehr bei riedenssichernden oder friedenserhaltenden Maßnah- en zugestimmt und halte es auch für richtig und not- endig, dass internationale Truppen den brüchigen Frie- en im Nahen Osten überwachen und dafür sorgen, dass ie Lieferung von Waffen an die Hisbollah, die gegen Is- ael eingesetzt werden und zur weiteren Destabilisierung er gesamten Region beitragen, unterbunden wird. Trotz der prinzipiellen Zustimmung zu einer Mili- äraktion der internationalen Gemeinschaft in der Region ur Absicherung des Friedensprozesses stimme ich aber em Einsatz deutscher Truppen in diesem Fall nicht zu; enn zu einem solchen Einsatz gehört Neutralität gegen- ber den Konfliktparteien. Deutschland kann jedoch aus istorischen Gründen Israel gegenüber nicht neutral ein. Sollte diese strukturell mangelnde Neutralität an ei- em konkreten Konfliktfall, an dem die deutsche Marine eteiligt ist, sichtbarwerden, wird auch die für diplomati- che Bemühungen zur Erarbeitung eines dauerhaften riedens im Nahen Osten wichtige arabisch-deutsche eziehung gefährdet. Dazu kommt eine Reihe von weiteren Bedenken, die urch die Beschlussvorlagen meines Erachtens nicht usreichend abgeklärt sind. So macht es der geschichtli- he Hintergrund für mich inakzeptabel, überhaupt eine ituation zuzulassen, in der ein deutsches Kriegsschiff in Schiff der israelischen Flotte aufbringen bzw. dage- en vorgehen müsste. Dies kann aber nicht ausgeschlos- en werden. Auch ein versehentliches Vorgehen ist mög- ich. Außerdem kann die wichtige Frage nach der oraussichtlichen Dauer des Einsatzes nicht beantwortet erden. Hier zeigen sich Parallelen zum Afghanistan- insatz, dessen Ende nach euphorischen Anfängen 4886 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) ebenfalls in den Sternen steht. Auch hier gab es in letzter Zeit zahlreiche Forderungen der militärischen Partner nach einer weiteren regionalen Ausweitung des deut- schen Mandates. Es ist also grundsätzlich trotz aller Be- teuerungen nicht auszuschließen, dass man im Libanon in eine Situation kommen kann, in der deutsche Boden- truppen eingesetzt werden, zumal die Konfliktlage so- wohl Israels als auch der USA mit dem Iran von den Europäern kaum beeinflusst werden kann. Der Einsatz erscheint mir vor dem geschichtlichen Hintergrund nicht vertretbar und gerade für uns Deut- sche in seinen Folgen unkalkulierbar. Nach langem Nachdenken habe ich mich deshalb entschlossen, dem Einsatz deutscher Truppen im Rahmen der UNIFIL nicht zuzustimmen. Das ändert nichts an meiner Unterstützung und Wert- schätzung für die deutschen Soldaten, die an diesem ge- fährlichen Einsatz teilnehmen werden. Petra Hinz (Essen) (SPD): Wie alle anderen Mitglie- der in diesem Hohen Hause wünsche ich mir eine Stabi- lisierung des Nahen Ostens und vor allem ein friedliches Miteinander der arabischen Nationen und Israels. Des- halb unterstütze auch ich die Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen und den Frie- densprozess mit aller Kraft. An der Beteiligung deut- scher Streitkräfte an dieser Mission habe ich jedoch Be- denken. Der Deutsche Bundestag entscheidet heute nicht nur über einen der gefährlichsten Einsätze von deutschen Soldatinnen und Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch über den Umgang mit der historischen Be- deutung deutscher Streitkräfte. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sollen be- waffnete Kräfte an den Grenzen Israels operieren. Der Antrag der Bundesregierung sieht vor, 2 400 Sol- datinnen und Soldaten zum Einsatz in den Libanon zu entsenden. Bei diesem Einsatz soll die deutsche Marine die Führung der maritimen Operation übernehmen sowie die damit verbundenen Lead-Nation-Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Dies bedeutet nicht nur, dass deutsche Soldaten in der Krisenregion für Sicherheit sorgen, sondern auch eine Führungsrolle in diesem Einsatz über- nehmen sollen. Die Bundeswehr kann sich dann aus Kampfhandlungen nicht heraushalten. Auch besteht die ständige Gefahr, in Kampfhandlungen zwischen Israel und der Hisbollah verwickelt zu werden. Die deutsche Geschichte sollte uns Mahnung genug sein, das Risiko einer Konfrontation zwischen deutschen und israelischen Soldaten nicht einzugehen. Bundesprä- sident Johannes Rau stellte treffend in seiner Rede am 16. Februar 2000 in der Knesset in Jerusalem fest: Die persönliche Schuld mag der Täter mit ins Grab nehmen. Die Folgen einer Schuld, die die Grundla- gen menschlicher Sittlichkeit erschüttert hat, tragen die nach ihm kommenden Generationen. Diese Schuld tragen wir alle, auch Bürger in Uniform bei internationalen Einsätzen. Ich habe den Prozess bis z n m z d S s r F a d M E f h A s M g k k d E s n B B l v 1 t – S G d B d s l r s S z s r N V m N k w m c K k (C (D ur heutigen Entscheidung sehr genau begleitet, und de- en, die die Verhandlungen für uns geführt haben, auf- erksam und aktiv zugehört. Im Laufe der letzten Wochen haben sich die Angaben u einer möglichen deutschen Beteiligung ständig verän- ert. War anfangs die Rede von einer Unterstützung der eeüberwachung mit zwei oder drei Einheiten der deut- chen Marine, soll Deutschland nun sogar die Führungs- olle der maritimen Streitkräfte übernehmen. Auch die lotte deutscher Einheiten ist auf acht Schiffe und Boote ngewachsen. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Sol- aten in der Marine gut ausgebildet sind. Jedoch hat die arine der Bundesrepublik Deutschland bisher keine rfahrung mit der Führung solch umfangreicher und ge- ährlicher Einsätze. Auch werden auf den einzelnen Ein- eiten mehr freiwillig Wehrdienstleistende, als bei jedem uslandseinsatz zuvor stationiert sein. Ein weiterer Punkt ist die Frage der dauerhaften Ein- atzfähigkeit. In den einzelnen Stellungnahmen unserer inister und Fraktionsspitzen ist bereits durchgeklun- en, dass die Beschränkung des Einsatzes auf ein Jahr aum gehalten werden kann. Wir müssen jedoch beden- en, dass die Zahl und die dauerhafte Einsatzfähigkeit er Marinesoldaten beschränkt sind. Bei einem solchen insatz leisten unsere Soldaten physische und psychi- che Hochleistungen. Von unseren derzeit 20 236 Mari- esoldaten leistet nur rund ein Viertel ihren Dienst an ord. Das sind circa 5 200 Soldaten. Allein durch die eteiligung an der UNIFIL-Mission und der Bereitstel- ung von Einheiten für die Mission Enduring Freedom or dem Horn von Afrika wären dauerhaft rund 800 Soldaten gebunden. Dabei sind weitere Verpflich- ungen innerhalb der stehenden Geschwader der NATO Standing NATO Response Force Maritime Group 1, tanding NATO Response Force Mine Countermeasure roup 1 und Group 2 – nicht mit eingerechnet. Durch iese Verpflichtungen wird fast die Hälfte des gesamten ordpersonals der deutschen Marine dauerhaft gebun- en sein. Wir laufen Gefahr, unsere Marinesoldaten in eine tändige Rotation zwischen gefährlichen sowie körper- ich und geistig belastenden Einsätzen, kurzen Regene- ationsphasen im Heimathafen und erneutem Einsatz zu chicken. Auf Dauer wird diese Belastung deutliche puren hinterlassen. Auch stellt sich mir die Frage nach dem Gesamtkon- ept für einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten. Un- er Ziel darf es nicht sein, auf Dauer eine labile Waffen- uhe durch die militärische Präsenz über die Vereinten ationen zu sichern. Es fehlt mir ein klarer Fahrplan für erhandlungen mit allen Ländern des arabischen Rau- es, vor allem auch mit Palästina, Syrien und dem Iran. ur so können wir das Existenzrecht Israels für die Zu- unft sichern. Vor allem fehlt immer noch eine klare Definition, elche Rolle die Bundeswehr in Zukunft in der Weltge- einschaft einnehmen soll. Es gibt kein Außen- und Si- herheitskonzept für die Bundesrepublik. Bei welchen onflikten soll zukünftig die Bundeswehr zum Einsatz ommen? Zur Sicherung von freien Wahlen? Zur Stabi- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4887 (A) ) (B) ) lisierung ehemaliger Bürgerkriegs- und Kriegsgebiete? Wo sind die geografischen Grenzen des Engagements der Bundeswehr im Ausland? So lange dieses Parlament sich dieser Frage nicht stellt und sie eindeutig beantwor- tet, kann ich einem Einsatz, kann ich diesem Einsatz von Soldatinnen und Soldaten nicht zustimmen. Ich kann diesen Einsatz unserer Soldatinnen und Sol- daten vor der Küste des Libanon nicht mit meinem Ge- wissen vereinbaren und stimme deshalb dem Antrag der Bundesregierung nicht zu. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Eine Entschärfung des Konflikts zwischen Israel und dem Li- banon liegt im elementaren Interesse sowohl der Region als auch Europas. Außerdem sind die Stärkung der Ver- einten Nationen und eine Förderung multilateraler Kon- fliktprävention und Konfliktbewältigung auf Grundlage des internationalen Rechts zentrale Ziele der deutschen Außenpolitik. Deshalb ist die Stärkung des Mandates der UNIFIL im Grundsatz zu begrüßen, ebenso wie die zu- gesagte Unterstützung der UNIFIL durch unsere euro- päischen Partner. Bei den Bemühungen um eine tragfä- hige Friedenslösung für die Region muss sich die Bundesregierung aktiv einbringen. Die Frage, über die wir heute im Bundestag abzustimmen haben, ist aber, ob es richtig ist, dass sich deutsche Soldaten an dem militä- rischen Auftrag der UNIFIL beteiligen. Wenn der Deut- sche Bundestag mit seiner Mehrheit heute einen Einsatz der Bundeswehr vor der Küste des Libanons beschließt, gibt es dafür gute Gründe. Dennoch kann ich dem Ein- satzmandat in der vorliegenden Form nicht zustimmen, weil aus meiner Sicht gewichtige Bedenken an dem Ein- satz nicht ausgeräumt sind. Eine dauerhafte Lösung des Konflikts zwischen dem Libanon und Israel ist nur mit politischen und diplomati- schen Mitteln möglich. Hierzu bedarf es glaubwürdiger Vermittler, die wie die Bundesrepublik bei allen Kon- fliktparteien Vertrauen genießen. Auf diesem Gebiet kann und muss Deutschland einen wichtigen Beitrag leisten. Eine effektive Vermittlerrolle der Bundesrepu- blik setzt aber voraus, dass Deutschland von den Betei- ligten nicht selbst als Konfliktpartei wahrgenommen wird. Genau dies droht jedoch durch die deutsche Teil- nahme an dem UNIFIL-Einsatz. Können wir Deutsche in dieser Situation überhaupt neutral sein? Aus der deut- schen Geschichte ergibt sich eine besondere Verantwor- tung der Bundesrepublik für das Existenzrecht und die Sicherheit des Staates Israel. Aus dieser Tatsache folgt ein erhöhtes Misstrauen in Teilen der libanesischen Ge- sellschaft, das zum Beispiel in der scharfen Kritik zum Ausdruck kam, die der libanesische Außenminister Sallukh am Sonntag an Äußerungen von Bundeskanzle- rin Merkel zur besonderen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels geübt hat. Eine nachhaltige Befriedung des Verhältnisses zwi- schen Israel und dem Libanon wird zudem nur bei gleichzeitiger Verstärkung der diplomatischen Bemü- hungen um eine Lösung der anderen drängenden Kon- flikte in der Region möglich sein. Dabei geht es um gesi- cherte Grenzen für Israel, eine Zwei-Staaten-Lösung z z l p h K k s l G m R „ B o b s E h B S L ( 1 l a r d R w B d n n e f E w d r s a u i m i r g K e d n P f (C (D wischen Israel und Palästina, eine Entspannung der Be- iehungen zwischen Israel und Syrien und um eine fried- iche Beilegung des Konflikts um das iranische Atom- rogramm. In diesen Fragen ist bislang aber weder ein inreichender politischer Wille noch ein belastbarer onsens der internationalen Staatengemeinschaft er- ennbar. Insbesondere schwelt der Streit um das irani- che Atomprogramm. Deshalb besteht die von Deutsch- and und der Europäischen Union kaum beeinflussbare efahr einer militärischen Eskalation des Irankonflikts it unabsehbaren Folgen für die Region und erheblichen isiken für die Sicherheit der Soldaten der UNIFIL. Schließlich mangelt es dem Mandat an einer klaren Exit-Strategy“. Es ist nicht klar definiert, unter welchen edingungen der Einsatz als erfolgreich abgeschlossen der als gescheitert anzusehen ist. Ohne solche Kriterien esteht aber die Gefahr, dass der Einsatz auf unbe- timmte Zeit andauert oder dass die UNIFIL bei einer skalation tiefer in den Konflikt hineingezogen wird als eute absehbar. Joachim Hörster (CDU/CSU): Den Antrag der undesregierung „Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an der United Nations Interim Force in ebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 1. August 2006“ (Bundestagsdrucksache 16/2572) ehne ich ab. Eine Erklärung zur Abstimmung ist nicht geeignet, lle Gründe, die zu meinem Abstimmungsverhalten füh- en, detailliert darzulegen. Daher werde ich auf Fragen, ie die Gefährdung unserer Soldaten, die politischen ahmenbedingungen für Auslandseinsätze der Bundes- ehr sowie die finanzielle und sachliche Ausstattung der undeswehr betreffen, nicht eingehen, obwohl auch iese dringend nahe legen, sich nicht an dem vorgesehe- en Mandat zu beteiligen. Ich befürchte vor allem, dass die Beteiligung bewaff- eter deutscher Streitkräfte am UNIFIL-Mandat letzt- ndlich dazu führt, dass Deutschland ungewollt zur Kon- liktpartei wird. Der deutsche Standpunkt, dass das xistenzrecht Israels in sicheren Grenzen gewährleistet erden muss und nicht verhandelbar ist, wird auch von en arabischen Staaten akzeptiert und nicht als Hinde- ungsgrund für gute Beziehungen zu Deutschland ange- ehen. Die arabischen Staaten erkennen an, dass wir uch für einen selbstständigen palästinensischen Staat nd für einen fairen Frieden – zwischen allen Beteiligten – m Nahen Osten eintreten. Unsere ausgleichende Ver- ittlerrolle wird gewünscht und geschätzt. Mit der Beteiligung am UNIFIL-Mandat geraten wir n Gefahr, diese ausgleichende Vermittlerrolle zu verlie- en, da wir jederzeit in bewaffnete Auseinandersetzun- en hineingezogen werden können, in denen sich die onfliktparteien wechselseitig die Schuld zuweisen. Ich rkenne den guten Willen der Befürworter dieses Man- ats an, aber ich bezweifele, dass dieses Mandat geeig- et ist, zur Konfliktlösung beizutragen, zumal es an jeder erspektive für eine Beseitigung der Konfliktursachen ehlt. Es gibt zwar ein Einstiegsszenario für dieses 4888 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) Mandat, aber kein Szenario, wann das Ziel des Mandats erreicht ist und damit beendet werden kann. Auch daher ist das Mandat nicht geeignet, einen substanziellen Bei- trag zu einer echten Konfliktlösung zu leisten. Katharina Landgraf (CDU/CSU): Den Antrag der Bundesregierung „Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006“ (Bundestagsdrucksache 16/2572) lehne ich ab. Eine Erklärung zur Abstimmung ist nicht geeignet, alle Gründe, die zu meinem Abstimmungsverhalten füh- ren, detailliert darzulegen. Daher werde ich auf Fragen, die die Gefährdung unserer Soldaten, die politischen Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze der Bundes- wehr sowie die finanzielle und sachliche Ausstattung der Bundeswehr betreffen, nicht eingehen, obwohl auch diese dringend nahe legen, sich nicht an dem vorgesehe- nen Mandat zu beteiligen. Ich befürchte vor allem, dass die Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte am UNIFIL-Mandat letzt- endlich dazu führt, dass Deutschland ungewollt zur Konfliktpartei wird. Der deutsche Standpunkt, dass das Existenzrecht Israels in sicheren Grenzen gewährleistet werden muss und nicht verhandelbar ist, wird auch von den arabischen Staaten akzeptiert und nicht als Hinde- rungsgrund für gute Beziehungen zu Deutschland ange- sehen. Die arabischen Staaten erkennen an, dass wir auch für einen selbstständigen palästinensischen Staat und für einen fairen Frieden – zwischen allen Beteilig- ten – im Nahen Osten eintreten. Unsere ausgleichende Vermittlerrolle wird gewünscht und geschätzt. Mit der Beteiligung am UNIFIL-Mandat geraten wir in Gefahr, diese ausgleichende Vermittlerrolle zu verlie- ren, da wir jederzeit in bewaffnete Auseinandersetzun- gen hineingezogen werden können, in denen sich die Konfliktparteien wechselseitig die Schuld zuweisen. Ich erkenne den guten Willen der Befürworter dieses Man- dats an. Aber ich bezweifle, dass dieses Mandat geeignet ist, zur Konfliktlösung beizutragen, zumal es an jeder Perspektive für eine Beseitigung der Konfliktursachen fehlt. Es gibt zwar ein Einstiegsszenario für dieses Man- dat, aber kein Szenario, wann das Ziel des Mandats er- reicht ist und es damit beendet werden kann. Auch daher ist das Mandat nicht geeignet, einen substanziellen Bei- trag zu einer echten Konfliktlösung zu leisten. Lothar Mark (SPD): Nach 34 Tagen Krieg im Nahen Osten und begleitet von den schrecklichen Bildern der Folgen der Angriffe im israelisch-libanesischen Grenz- gebiet und in Beirut war die internationale Völkerge- meinschaft sehr erleichtert, dass die Waffen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon wieder schwiegen. Dauerhafter Friede und humanitäre Hilfe für den Nahen Osten sind Anliegen, die jede Bürgerin und jeder Bürger in Deutschland teilt. Die intensiven Ver- mittlungsbemühungen von Bundesaußenminister Frank- Walter Steinmeier haben in Deutschland wie in der übri- g s A I D d n m s a k G m s im g c i R s s s t d m s w D m t g I d l B s w d w T b w a n p n m i s c d d b t k d (C (D en Welt zu Recht große Anerkennung gefunden. Sie tanden und stehen im Kontext der bisherigen deutschen ußenpolitik, die sich eine hohe Reputation sowohl in srael als auch in den arabischen Staaten erworben hat. iese Reputation der Bundesrepublik beruht darauf, ass die deutsche Außenpolitik im Nahen Osten konti- uierlich auf zuverlässige humanitäre Hilfe und diplo- atische Initiativen gesetzt hat. Die große Erleichterung über den nach langen und chwierigen Verhandlungen erreichten Waffenstillstand n der israelisch-libanesischen Grenze mag zunächst er- lären, warum, auch in Deutschland, sehr schnell der edanke auftrat, diesen Waffenstillstand zusätzlich mit ilitärischen Mitteln zu sichern. Dieser Impuls unter- tellt, Deutschland könnte sich „wie jede andere Nation“ Nahen Osten mit einem militärischen Beitrag enga- ieren. Wie wenig Deutschland jedoch in der vermeintli- hen „Normalität“ der Völkergemeinschaft angekommen st und wir dies selbst angesichts unserer Geschichte zu echt auch nicht so empfinden, hat bereits die Diskus- ion über die Ausgestaltung eines deutschen militäri- chen Engagements zur Sicherung dieses Waffenstill- tandes gezeigt. Die Bundesregierung versucht dem historischen Hin- ergrund Deutschlands dadurch Rechnung zu tragen, ass man den Einsatz von Bodentruppen ablehnt. Allein it einem „robusten“ Engagement der Bundesmarine oll ein – gleichwohl wesentlicher – Beitrag erbracht erden. Auch die Bundesregierung geht davon aus, dass eutschland aus guten Gründen im Nahen Osten keinen ilitärischen Beitrag erbringen kann, „wie es andere Na- ionen“ vermögen. Aber wird es Deutschland auch gelin- en können, sich dauerhaft darauf zu berufen? Die voraussichtliche Dauer des Mandates ist dabei ein ndikator, warum die darauf gegründete Differenzierung auerhaft nicht gelingen kann. Denn das Mandat wird änger dauern müssen, als es der derzeitige Antrag der undesregierung vorsieht. Dafür spricht bereits die Ge- chichte der Konflikte im Nahen Osten, deren Ursachen eit über das Jahr 1948 hinausgehen. Schon damit gerät er Umfang der Maßnahme, wie sie jetzt beschlossen erden soll, „auf eine schiefe Ebene“. Die zahlreichen odesopfer der zurückliegenden UNIFIL-Mission im Li- anon sind der zweite Grund für meine Skepsis. Wenn, ie man deswegen leider nicht ausschließen kann, die nderen Nationen im Rahmen der im August beschlosse- en UNIFIL-Mission Todesopfer bei ihren Bodentrup- en zu beklagen haben werden, wird Deutschland zu- ehmend nicht mehr vermitteln können, warum es nicht it gleichem Risiko wie die anderen Nationen beteiligt st. Das, was aus guten Gründen vermieden werden ollte, wird uns dann einholen können. Gegen einen deutschen militärischen Beitrag spre- hen zudem die sehr unterschiedlichen Erwartungen, die ie Israelis einerseits, die arabischen Länder andererseits amit verbinden. Das kann schnell dazu führen, dass wir ei negativen Entwicklungen keinen konstruktiven Bei- rag mehr zur Friedenssicherung in der Region leisten önnen. Dies gilt umso mehr, wenn wir den Nahen und en Mittleren Osten in der Dimension eines gemeinsa- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4889 (A) ) (B) ) men „größeren Magnetfeldes“ betrachten. Eine deutsche Beteiligung an einem militärischen Einsatz im Nahen Osten, wie sie die Bundesregierung vorsieht, halte ich daher für nicht zielführend. Aus diesen sowie aus haus- hälterischen Gründen kann ich dem Antrag der Bundes- regierung nicht zustimmen. Dr. Eva Möllring (CDU/CSU): Den Antrag der Bun- desregierung „Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006“ (Bundestagsdrucksache 16/2572) lehne ich ab. Eine Erklärung zur Abstimmung ist nicht geeignet, alle Gründe, die zu meinem Abstimmungsverhalten füh- ren, detailliert darzulegen. So spielen Gefährdung unse- rer Soldaten, die politischen Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze der Bundeswehr sowie die finanzielle und sachliche Ausstattung der Bundeswehr eine wich- tige Rolle für meine Entscheidung. Ich befürchte vor allem, dass die Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte am UNIFIL-Mandat letzt- endlich dazu führt, dass Deutschland ungewollt zur Konfliktpartei wird. Unsere ausgleichende Vermittler- rolle wird gewünscht und geschätzt. Mit der Beteiligung am UNIFIL-Mandat geraten wir in Gefahr, diese aus- gleichende Vermittlerrolle zu verlieren, da wir jederzeit in bewaffnete Auseinandersetzungen hineingezogen werden können, in denen sich die Konfliktparteien wechselseitig die Schuld zuweisen. Ich erkenne den guten Willen der Befürworter dieses Mandats an. Aber ich bezweifele, dass dieses Mandat geeignet ist dauerhaft zur Konfliktlösung beizutragen, zumal es nicht gleichzeitig eine Perspektive für eine Be- seitigung der Konfliktursachen gibt. Es gibt zwar ein Einstiegsszenario für dieses Mandat aber keine Aussicht, wann das Ziel des Mandats erreicht ist und es damit be- endet werden kann. Burkhardt Müller-Sönksen (FDP): Ich werde dem Antrag der Bundesregierung zur Beteiligung der Bun- deswehr an der UN-Mission im Libanon zustimmen. Der Nahe Osten ist der für uns Deutsche und Europäer wich- tigste Konfliktherd der Welt. Es liegt in unserem überra- genden Interesse, alles zu tun, was eine nachhaltige poli- tische Lösung ermöglicht. Nach meiner Einschätzung ist jetzt ein militärischer Einsatz notwendig, um ein sofortiges Wiederaufflam- men des Konfliktes zu verhindern und eine politische Lösung überhaupt zu ermöglichen. Hier treffe ich eine andere Abwägung als die Mehrheit meiner Fraktion: Für mich ist ein militärischer Einsatz eher hilfreich für eine politische Lösung und nicht hinderlich. Dies ist für mich das entscheidende Argument, einem Bundeswehreinsatz zuzustimmen. Auch ich würde mir einige Details des Einsatzkonzeptes anders wünschen. Insgesamt bin ich aber davon überzeugt, dass die Bundeswehr hier einen positiven Beitrag leisten kann. d z m I r u E e g v d k ( S 2 a r d R w B d n n e K E w d r s a u i m i r g K e d n P f d r d z r k ( (C (D Klar ist aber auch: Der Militäreinsatz allein ist nicht ie Lösung. Er schafft nur eine von mehreren Vorausset- ungen für die erforderliche politische Lösung. Deshalb uss als nächster Schritt eine umfassende diplomatische nitiative in Gang gebracht werden. Die Bundesregie- ung hat hierdurch die Beteiligung deutscher Soldaten nd mit der Übernahme der Ratspräsidentschaft in der uropäischen Union eine besondere Verantwortung. Ich rwarte von der Bundesregierung, dieser Verantwortung erecht zu werden. Nur dann kann dieser Einsatz sinn- oll sein. Henry Nitzsche (CDU/CSU): Den Antrag der Bun- esregierung „Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- räfte an der United Nations Interim Force in Lebanon UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des icherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 006“ (Bundestagsdrucksache 16/2572) lehne ich ab. Eine Erklärung zur Abstimmung ist nicht geeignet, lle Gründe, die zu meinem Abstimmungsverhalten füh- en, detailliert darzulegen. Daher werde ich auf Fragen, ie die Gefährdung unserer Soldaten, die politischen ahmenbedingungen für Auslandseinsätze der Bundes- ehr sowie die finanzielle und sachliche Ausstattung der undeswehr betreffen, nicht eingehen, obwohl auch iese dringend nahe legen, sich nicht an dem vorgesehe- en Mandat zu beteiligen. Ich befürchte vor allem, dass die Beteiligung bewaff- eter deutscher Streitkräfte am UNIFIL-Mandat letzt- ndlich dazu führt, dass Deutschland ungewollt zur onfliktpartei wird. Der deutsche Standpunkt, dass das xistenzrecht Israels in sicheren Grenzen gewährleistet erden muss und nicht verhandelbar ist, wird auch von en arabischen Staaten akzeptiert und nicht als Hinde- ungsgrund für gute Beziehungen zu Deutschland ange- ehen. Die arabischen Staaten erkennen an, dass wir uch für einen selbstständigen palästinensischen Staat nd für einen fairen Frieden – zwischen allen Beteiligten – m Nahen Osten eintreten. Unsere ausgleichende Ver- ittlerrolle wird gewünscht und geschätzt. Mit der Beteiligung am UNIFIL-Mandat geraten wir n Gefahr, diese ausgleichende Vermittlerrolle zu verlie- en, da wir jederzeit in bewaffnete Auseinandersetzun- en hineingezogen werden können, in denen sich die onfliktparteien wechselseitig die Schuld zuweisen. Ich rkenne den guten Willen der Befürworter dieses Man- ats an, aber ich bezweifele, dass dieses Mandat geeig- et ist, zur Konfliktlösung beizutragen, zumal es an jeder erspektive für eine Beseitigung der Konfliktursachen ehlt. Es gibt zwar ein Einstiegsszenario für dieses Man- at, aber kein Szenario, wann das Ziel des Mandats er- eicht ist und damit beendet werden kann. Auch daher ist as Mandat nicht geeignet, einen substantiellen Beitrag u einer echten Konfliktlösung zu leisten. Michaela Noll (CDU/CSU): Den Antrag der Bundes- egierung „Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- räfte an der United Nations Interim Force in Lebanon UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) des 4890 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006“ (Bundestagsdrucksache 16/2572) lehne ich ab. Eine Erklärung zur Abstimmung ist nicht geeignet, alle Gründe, die zu meinem Abstimmungsverhalten füh- ren, detailliert darzulegen. Daher werde ich auf Fragen, die die Gefährdung unserer Soldaten, die politischen Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze der Bundes- wehr sowie die finanzielle und sachliche Ausstattung der Bundeswehr betreffen, nicht eingehen, obwohl auch diese dringend nahe legen, sich nicht an dem vorgesehe- nen Mandat zu beteiligen. Ich befürchte vor allem, dass die Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte am UNIFIL-Mandat letzt- endlich dazu führt, dass Deutschland ungewollt zur Kon- fliktpartei wird. Der deutsche Standpunkt, dass das Existenzrecht Israels in sicheren Grenzen gewährleistet werden muss und nicht verhandelbar ist, wird auch von den arabischen Staaten akzeptiert und nicht als Hinde- rungsgrund für gute Beziehungen zu Deutschland ange- sehen. Die arabischen Staaten erkennen an, dass wir auch für einen selbstständigen palästinensischen Staat und für einen fairen Frieden – zwischen allen Beteilig- ten – im Nahen Osten eintreten. Unsere ausgleichende Vermittlerrolle wird gewünscht und geschätzt. Mit der Beteiligung am UNIFIL-Mandat geraten wir in Gefahr, diese ausgleichende Vermittlerrolle zu verlie- ren, da wir jederzeit in bewaffnete Auseinandersetzun- gen hineingezogen werden können, in denen sich die Konfliktparteien wechselseitig die Schuld zuweisen. Ich erkenne den guten Willen der Befürworter dieses Man- dats an. Aber ich bezweifele, dass dieses Mandat geeig- net ist, zur Konfliktlösung beizutragen, zumal es an jeder Perspektive für eine Beseitigung der Konfliktursachen fehlt. Es gibt zwar ein Einstiegsszenario für dieses Man- dat, aber kein Szenario, wann das Ziel des Mandats er- reicht ist und es damit beendet werden kann. Auch daher ist das Mandat nicht geeignet, einen substanziellen Bei- trag zu einer echten Konfliktlösung zu leisten. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Ich werde dem Antrag der Bundesregierung zur Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Mission im Libanon zustimmen. Der Nahe Osten ist der schwerwiegendste Konfliktherd der Welt. Es liegt in unserem überragenden Interesse, al- les zu tun, was eine nachhaltige politische Lösung er- möglicht. Nach meiner Einschätzung ist jetzt der UNIFIL- Einsatz notwendig, um ein sofortiges Wideraufflammen des Konfliktes zu verhindern und eine politische Lösung überhaupt zu ermöglichen. Hier treffe ich eine andere Abwägung als die Mehrheit meiner Fraktion: Für mich ist ein militärischer Einsatz eher förderlich für eine poli- tische Lösung und nicht hinderlich. Im Übrigen gebietet es die historische Verantwortung Deutschlands angesichts des Holocaust, dass wir das uns Mögliche zur dauerhaften Sicherung des Staates Israel beitragen, zumal uns Israel um unsere militärische Betei- ligung am UNIFIL-Einsatz gebeten hat. Dies sind für mich die entscheidenden Argumente, einem Bundes- wehreinsatz zuzustimmen. Auch ich würde mir einige Details des Einsatzkonzeptes anders wünschen. Insge- s h d L s D d s V d d D g B E ( z l d I d n l n v g m c s l a v z V w w w l W d A v s G I s S m g Z S g U (C (D amt bin ich aber davon überzeugt, dass die Bundeswehr ier einen positiven Beitrag leisten kann. Klar ist aber auch: Der Militäreinsatz allein ist nicht ie Lösung. Er eröffnet nur die Chance für die politische ösung. Deshalb muss als nächster Schritt eine umfas- ende diplomatische Initiative in Gang gebracht werden. ie Bundesregierung hat hier durch die Beteiligung eutscher Soldaten und mit der Übernahme der Ratsprä- identschaft in der Europäischen Union eine besondere erantwortung. Ich erwarte von der Bundesregierung, ieser Verantwortung gerecht zu werden. Nur dann wird ieser Einsatz erfolgreich sein. Florian Pronold (SPD): Die Bundesrepublik eutschland leistet mit ihren diplomatischen Bemühun- en und auch mit finanziellen Hilfen einen wichtigen eitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten. Auch der insatz der United Nations Interim Force in Lebanon UNIFIL) hat zu Recht die volle politische Unterstüt- ung der Bundesregierung. Grundbedingung für eine mi- itärische Beteiligung an einem UN-Einsatz ist jedoch ie absolute Neutralität gegenüber den Konfliktparteien. m Falle Israels wird die Bundesrepublik Deutschland ieser Neutralitätsanforderung aus historischen Gründen icht gerecht. Die besondere Verantwortung Deutsch- ands für das Existenzrecht Israels wird eine vollständig eutrale Haltung im Ernstfall nicht zulassen. Auch die on israelischer Seite formulierte Erwartungshaltung ge- enüber Deutschland legt diese Interpretation nahe. Die Bundesregierung hat erfreulicherweise klar ge- acht, dass deutsche Soldaten lediglich zur Überwa- hung der Gewässer vor dem Libanon eingesetzt werden ollen. Diese Beschränkung ist richtig, kann jedoch letzt- ich nicht zuverlässig ausschließen, dass die Bundeswehr ls Teil der UNIFIL bei einem erneuten Aufflammen on Kampfhandlungen tiefer in den Konflikt hineinge- ogen wird, zumal angesichts der Lage im Libanon eine erlängerung und Ausweitung des Mandats nicht un- ahrscheinlich ist. Auch die Extremsituation einer be- affneten Auseinandersetzung mit der israelischen Seite äre dann denkbar. Eine solche Situation kann Deutsch- and weder außen- noch innenpolitisch durchstehen. elche Schwierigkeiten entstehen können, hat bereits ie öffentliche Auseinandersetzung um die richtigen ussagen von Heidemarie Wieczorek-Zeul zum Einsatz on Streubomben im Rahmen des Konflikts gezeigt. Aus diesen Gründen stimme ich dem Einsatz deut- cher Truppen im Rahmen von UNIFIL nicht zu. Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Eine Entschärfung des Konflikts zwischen srael und dem Libanon liegt im elementaren Interesse owohl der Region als auch Europas. Außerdem sind die tärkung der Vereinten Nationen und eine Förderung ultilateraler Konfliktprävention und Konfliktbewälti- ung auf Grundlage des internationalen Rechts zentrale iele der deutschen Außenpolitik. Deshalb ist die tärkung des Mandates der UNIFIL im Grundsatz zu be- rüßen, ebenso wie die zugesagte Unterstützung der NIFIL durch unsere europäischen Partner. Bei den Be- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4891 (A) ) (B) ) mühungen um eine tragfähige Friedenslösung für die Region muss sich die Bundesregierung aktiv einbringen. Die Frage, über die wir heute im Bundestag abzustim- men haben, ist aber, ob es richtig ist, dass sich deutsche Soldaten an dem militärischen Auftrag der UNIFIL be- teiligen. Wenn der Deutschen Bundestag mit seiner Mehrheit heute einen Einsatz der Bundeswehr vor der Küste des Libanons beschließt, gibt es dafür gute Gründe. Dennoch kann ich dem Einsatzmandat in der vorliegenden Form nicht zustimmen, weil aus meiner Sicht gewichtige Bedenken an dem Einsatz nicht ausge- räumt sind. Eine dauerhafte Lösung des Konflikts zwischen dem Libanon und Israel ist nur mit politischen und diplomati- schen Mitteln möglich. Hierzu bedarf es glaubwürdiger Vermittler, die wie die Bundesrepublik bei allen Konfliktparteien Vertrauen genießen. Auf diesem Gebiet kann und muss Deutschland einen wichtigen Beitrag leisten. Eine effektive Vermittlerrolle der Bundesrepu- blik setzt aber voraus, dass Deutschland von den Betei- ligten nicht selbst als Konfliktpartei wahrgenommen wird. Genau dies droht jedoch durch die deutsche Teil- nahme an dem UNIFIL-Einsatz. Können wir Deutsche in dieser Situation überhaupt neutral sein? Aus der deut- schen Geschichte ergibt sich eine besondere Verantwor- tung der Bundesrepublik für das Existenzrecht und die Sicherheit des Staates Israel. Aus dieser Tatsache folgt ein erhöhtes Misstrauen in Teilen der libanesischen Ge- sellschaft, das zum Beispiel in der scharfen Kritik zum Ausdruck kam, die der libanesische Außenminister Salluch am Sonntag an Äußerungen von Bundeskanzle- rin Merkel zur besonderen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels geübt hat. Eine nachhaltige Befriedung des Verhältnisses zwi- schen Israel und dem Libanon wird zudem nur bei gleichzeitiger Verstärkung der diplomatischen Bemü- hungen um eine Lösung der anderen drängenden Konflikte in der Region möglich sein. Dabei geht es um gesicherte Grenzen für Israel, eine Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israel und Palästina, eine Entspannung der Beziehungen zwischen Israel und Syrien und um eine friedliche Beilegung des Konflikts um das iranische Atomprogramm. In diesen Fragen ist bislang aber weder ein hinreichender politischer Wille noch ein belastbarer Konsens der internationalen Staatengemeinschaft er- kennbar. Insbesondere schwelt der Streit um das irani- sche Atomprogramm. Deshalb besteht die von Deutsch- land und der Europäischen Union kaum beeinflussbare Gefahr einer militärischen Eskalation des Irankonflikts mit unabsehbaren Folgen für die Region und erheblichen Risiken für die Sicherheit der Soldaten der UNIFIL. Schließlich mangelt es dem Mandat an einer klaren „Exit strategy“. Es ist nicht klar definiert, unter welchen Bedingungen der Einsatz als erfolgreich abgeschlossen noch wann er als gescheitert anzusehen ist. Ohne solche Kriterien besteht aber die Gefahr, dass der Einsatz auf unbestimmte Zeit andauert oder dass die UNIFIL bei ei- ner Eskalation tiefer in den Konflikt hineingezogen wird als heute absehbar. d d p r h E d z e d s u A i d d k d p e b B d b r d d u b g Z N d s a z d g d d d e n m s z z e S s W H (C (D Dr. Rainer Stinner (FDP): Ich werde dem Antrag er Bundesregierung zur Beteiligung der Bundeswehr an er UN-Mission im Libanon zustimmen. Der Nahe Osten ist der für uns Deutsche und Euro- äer wichtigste Konfliktherd der Welt. Es liegt in unse- em überragenden Interesse, alles zu tun, was eine nach- altige politische Lösung ermöglicht. Nach meiner inschätzung ist jetzt ein militärischer Einsatz notwen- ig, um ein sofortiges Wiederaufflammen des Konfliktes u verhindern und eine politische Lösung überhaupt zu rmöglichen. Hier treffe ich eine andere Abwägung als ie Mehrheit meiner Fraktion: Für mich ist ein militäri- cher Einsatz eher hilfreich für eine politische Lösung nd nicht hinderlich. Dies ist für mich das entscheidende rgument, einem Bundeswehreinsatz zuzustimmen. Auch ch würde mir einige Details des Einsatzkonzeptes an- ers wünschen. Insgesamt bin ich aber davon überzeugt, ass die Bundeswehr hier einen positiven Beitrag leisten ann. Klar ist aber auch: Der Militäreinsatz allein ist nicht ie Lösung. Er schafft nur die Voraussetzung für die olitische Lösung. Deshalb muss als nächster Schritt ine umfassende diplomatische Initiative in Gang ge- racht werden. Die Bundesregierung hat hier durch die eteiligung deutscher Soldaten und mit der Übernahme er Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union eine esondere Verantwortung. Ich erwarte von der Bundes- egierung, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Nur ann kann dieser Einsatz sinnvoll sein. Florian Toncar (FDP): Die kriegerischen Auseinan- ersetzungen zwischen der schiitischen Hisbollah-Miliz nd Israel haben großes Leid über alle Beteiligten, ins- esondere die in der Region lebende Zivilbevölkerung, ebracht. Diese jüngste Eskalation der Gewalt muss im usammenhang mit dem gesamten fortbestehenden ahost-Konflikt betrachtet werden. Daher ist es wichtig, ass auf Vermittlung der Vereinten Nationen ein Waffen- tillstandsabkommen zwischen den Konfliktparteien usgehandelt wurde, das eine unabdingbare Vorausset- ung für die Entwicklung hin zu einem dauerhaften Frie- en in der gesamten Region ist. Deutschland muss seiner historischen Verantwortung egenüber den Menschen im Nahen Osten gerecht wer- en und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ie Schaffung einer gerechten, allseits akzeptierten Frie- enslösung unterstützen. Ferner hat Deutschland auch in unmittelbares sicherheitspolitisches Interesse an ei- er Befriedung in dieser Nachbarregion Europas und uss sich daher mit großem Engagement für eine Ent- pannung einsetzen. Allerdings gebietet unsere Verantwortung nicht wangsläufig, diese durch einen militärischen Beitrag um Friedensprozess auszuüben. Zum einen ist die Wirksamkeit der dem Bundeswehr- insatz zugrunde liegenden Resolution 1701 (2006) des icherheitsrates der Vereinten Nationen ungewiss. So ind die Voraussetzungen für die Unterbindung des affenschmuggels, um eine Wiederbewaffnung der isbollah-Miliz zu verhindern, nicht gegeben, solange 4892 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) keine Pläne für eine effektive Überwachung der land- seitigen Grenzen des Libanon vorliegen. So ergibt ein Einsatz der Bundesmarine vor der libanesischen Küste wenig Sinn. Außerdem ist die grundsätzliche Frage der Entwaffnung der Hisbollah noch offen. Nicht nur ist un- klar, in welchem Zeitrahmen und unter welchen Umstän- den eine solche Entwaffnung stattfinden kann. Es scheint auch fraglich, ob die libanesischen Streitkräfte in der Lage sind, auch gegen den Willen der Hisbollah- Miliz deren Entwaffnung durchzuführen. Die zu ent- waffnende Hisbollah-Miliz wird in der Resolution 1701 nicht einmal namentlich erwähnt. Ein aus historischer Perspektive für Deutschland sen- sibles Problem besteht zudem darin, dass selbst auf See nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, dass deutsche Soldaten in bestimmten Situationen möglicher- weise auf israelische Streitkräfte schießen – und sei es auch nur infolge eines Versehens. Das für mich entscheidende Argument, gegen den vorliegenden Antrag zu stimmen, ist, dass Deutschland Gefahr läuft, das Vertrauen, das es bei allen Konfliktpar- teien der Region genießt, zu verlieren. Im Unterschied zu vielen anderen Staaten, die häufig von einer der Konfliktparteien als parteiisch wahrgenommen werden, verfügt Deutschland bisher über eine allseits hohe Ak- zeptanz und wird als Vermittler mit guten Kontakten zu allen Beteiligten allgemein anerkannt. Der von der Bun- desregierung beantragte Einsatz bewaffneter Kräfte in der Region birgt zumindest die Gefahr, dieses politische Kapital zu verlieren. Deutschland hat mehr zur Beile- gung dieses Konflikts beizutragen als Soldaten. Es sollte vom Einsatz bewaffneter Kräfte in der jetzigen Form ab- sehen, um seinen politischen Handlungsspielraum zu be- wahren. Vielmehr sollte Deutschland sich im Verhand- lungsprozess für eine dauerhafte Friedenslösung als ehrlicher Vermittler anbieten. Dieser Verhandlungsprozess sollte – wie von der FDP bereits seit Jahren vergeblich vorgeschlagen – entspre- chend den Erfahrungen mit dem KSZE-Prozess als KSZNO für die Nahostregion institutionalisiert werden. Dies voranzubringen, ist der wichtigste Beitrag, den die Bundesrepublik zum Frieden in Nahost leisten kann. Aus den geschilderten Gründen werde ich den Antrag ablehnen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Fragen der Abgeordneten Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/2584, Fragen 1 und 2): Will der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos, gegen den Beschluss von ARD und ZDF, vom 1. Januar 2007 für Computer und Handys mit Internetzugang eine Monatsgebühr von 5,52 Euro durch die GEZ erheben zu lassen, etwas unternehmen und gegebenenfalls was? Hält es der Bundesminister für Wirtschaft und Technolo- gie, Michael Glos, für gerechtfertigt, dass Selbstständige nach der neuen Regelung auch für ihren gewerblich genutzten Computer die neue Gebühr zahlen müssen, und wie gedenkt er gegebenenfalls auf die Entscheidung der Rundfunkkom- mission der Länder einzuwirken, um die Gebühr abzuwehren? Z s R f k B d p m e t s f g Z F R d Ü A d d ( K s B k s R A R r l s t d e u R f e m e v K (C (D u Frage 1: Der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie ieht ungeachtet der Tatsache, dass die Regelung der undfunkgebühren Sache der Länder ist, Belastungen ür die Wirtschaft. Dies gilt in besonderem Maße für leine Betriebe, wie Handwerker und auch für die freien erufe. Er hat in dieser Angelegenheit den Vorsitzenden er Rundfunkkommission der Länder, Herrn Minister- räsidenten Kurt Beck angeschrieben und im Zusam- enhang mit den Belastungen für die Wirtschaft um ine sachgerechte Lösung in dieser Angelegenheit gebe- en. Im Übrigen unterstützt der Bundesminister für Wirt- chaft und Technologie das Anliegen des Beauftragten ür Kultur und Medien, das bis zum 31. Dezember 2006 eltende Moratorium bis 2009 zu verlängern. u Frage 2: Der Bundesminister für Wirtschaft hat in dem in rage l genannten Schreiben an den Vorsitzenden der undfunkkommission der Länder auch offene Fragen er Umsetzung der Regelung angesprochen. Es wird im brigen auf die Frage l verwiesen. nlage 6 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage er Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/2584, Frage 4): Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, dass die Ar- beit gegen Rechtsextremismus kontinuierlich weitergeführt werden muss und deshalb eine Verlängerung des Programms CIVITAS sinnvoll ist, und sieht die Bundesregierung die Not- wendigkeit, den Kampf gegen Rechtsextremismus und Frem- denhass materiell, finanziell und personell zu stärken? Die Bundesregierung hat in den Antworten zu den leinen Anfragen der Partei Die Linke „Bewertung, Um- etzungsstand und Zukunft der Bundesprogramme zur ekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlich- eit, Antisemitismus und Gewalt“, Bundestagsdruck- ache 16/1113, sowie „Erhalt von Beratungsstellen gegen echtsextremismus“, Bundestagsdrucksache 16/1632, ihre uffassungen zur Bewertung der Gefahren durch den echtsextremismus und der Notwendigkeit der Fortfüh- ung von Programmen gegen Rechtsextremismus darge- egt. Die Koalitionsvereinbarung setzt danach auf die Fort- etzung und Verstetigung des Einsatzes der Jugendpoli- ik für Demokratie und Toleranz. Ziel ist, Verständnis für ie gemeinsamen Grundwerte und kulturelle Vielfalt zu ntwickeln, Achtung der Menschenwürde zu fördern nd jede Form von Extremismus, besonders jedoch den echtsextremismus, zu bekämpfen. Genau das sieht die neue Programmstruktur „Jugend ür Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechts- xtremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitis- us“ in ihren verschiedenen Elementen vor. Dabei geht s um den Aufbau lokaler Netzwerke, die Unterstützung on Modellprojekten und die Umsetzung geeigneter ommunikationskonzepte. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4893 (A) ) (B) ) Das neue Programm, das auf Dauer angelegt ist, wurde in enger Abstimmung mit den Ländern, den Bun- desressorts, dem Parlament und gesellschaftlichen Grup- pen erarbeitet. Ein Schwerpunkt wird die Förderung Lokaler Aktionspläne auf der Ebene der Kommunen sein. Diese sollen Anstöße für die Entwicklung zivilge- sellschaftlicher Initiativen auf der Ebene der kommuna- len Gebietskörperschaften geben. Die Unteraufteilung in CIVITAS, ENTIMON und XENOS wird es nicht mehr geben. Stattdessen wird es ein geschlossenes Gesamtkonzept geben. Anders als von der alten Bundesregierung geplant, ist nach den Haushaltsanmeldungen des Bundesfamilien- ministeriums für 2007 keinerlei Kürzung vorgesehen (geplant war eine „Abschmelzung“ in 2007 auf 17 Mil- lionen Euro). Beabsichtigt ist, dass wiederum wie in 2006 19 Millionen Euro zur Verfügung stehen und auch anders als von der alten Bundesregierung geplant jetzt dauerhaft verstetigt werden. Zum 1. Januar 2007 wird das neue Programm mit ausgewählten Projekten starten. Parallel dazu werden für eine Übergangszeit von einem halben Jahr die so ge- nannten Strukturprojekte aus dem Programm CIVITAS weiter finanziert. Mit dieser Nachlaufzeit von sechs Mo- naten stellen wir sicher, dass die Strukturen vor Ort er- halten bleiben. Die Kompetenzen vor Ort sind damit ge- sichert und können damit auch für das neue Programm genutzt werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/2584, Frage 5): Welche Auswirkungen werden Veränderungen bei den Haushaltstiteln (CIVITAS, ENTIMON) im Bundesministe- rium für Familie, Senioren Frauen und Jugend auf die Träger- landschaft bei zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projek- ten gegen den Rechtsextremismus haben? Die Bundesregierung hat stets deutlich gemacht, dass der Bund durch die Programme CIVITAS und ENTIMON im Rahmen ihrer Anregungsfunktion tätig wird. Die Programme waren als Teil eines Bundesmo- dellprogramms zeitlich befristet und laufen daher plan- mäßig zum 31. Dezember 2006 aus. Die Bundesregie- rung geht davon aus, dass die Länder und Kommunen die bisher für die Kofinanzierung bereitgestellten Mittel weiterhin zur Verfügung stellen oder erweitern. Es liegt in der Verantwortung vor Ort, die Anregungen des Bun- des aufzugreifen und konstruktiv fortzuführen. Darüber hinaus wird darauf verwiesen, dass im Rah- men einer Follow-up-Untersuchung 80 Prozent aller ge- förderten Träger im Programm ENTIMON angegeben haben, ihre Kooperationen und die aufgebauten Vernet- zungsstrukturen nach Auslaufen der Bundesförderung weiterhin für unterschiedliche Formen der Zusammen- arbeit im Sinne des Programms aufrechtzuhalten. Da- rüber hinaus entstand aus jedem CIVITAS-geförderten P d i t d v s b h m t e w d g g A g e a e n w n h s g A d d G i P D V e s s a „ w 9 L V D d z 3 r r (C (D rojekt mindestens ein Nachfolgeprojekt mit Bezug zu en Programminhalten des Programms CIVITAS. Damit st die Grundintention des Aktionsprogramms, nachhal- ig zivilgesellschaftliche Strukturen im Gemeinwesen in en neuen Bundesländern aufzubauen, zu stärken, zu ernetzen und modellhaft weiterzuentwickeln, umge- etzt worden. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus ist und leibt jedoch eine Daueraufgabe. Es ist nicht vorgese- en, die Förderung von Projekten gegen Rechtsextremis- us einzustellen, wie in den vergangenen Tagen verbrei- et wurde. Vielmehr arbeiten wir schon seit Monaten an inem neuen Programm, das noch wirkungsvoller sein ird und dessen Konzept wir breit in der Öffentlichkeit iskutiert haben. Das neue, auf Dauer angelegte Pro- ramm „Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – egen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und ntisemitismus“ startet Anfang 2007. Für das Pro- ramm sollen pro Jahr 19 Millionen Euro Bundesmittel ingesetzt werden. Zum 1. Januar 2007 wird das neue Programm mit usgewählten Projekten starten. Parallel dazu werden für ine Übergangszeit von einem halben Jahr die so ge- annten Strukturprojekte aus dem Programm CIVITAS eiter finanziert. Mit dieser Nachlaufzeit von sechs Mo- aten stellen wir sicher, dass die Strukturen vor Ort er- alten bleiben. Die Kompetenzen vor Ort sind damit ge- ichert und können damit auch für das neue Programm enutzt werden. nlage 8 Antwort es Parl. Staatssekretärs Christoph Bergner auf die Frage er Abgeordneten Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/2584, Frage 9): Wie beurteilt die Bundesregierung die aktuelle Entwick- lung im rechtsextremistischen Spektrum? Das Spektrum des Rechtsextremismus unterteilt sich n drei große Bereiche. Bei den rechtsextremistischen arteien hat sich die „Nationaldemokratische Partei eutschlands“ (NPD) zu einem Kristallisationspunkt für ersuche zur Einigung des rechtsextremistischen Lagers ntwickelt. Sie propagiert die Schaffung einer „deut- chen Volksfront“. Es ist ihr dadurch vorerst gelungen, owohl Neonazis als auch parteigebundene und parteiun- bhängige Kräfte des rechtsextremistischen Lagers in ihr Volksfront“-Konzept einzubinden. Nach der Landtags- ahl im Jahre 2004 in Sachsen, bei der die Partei ,2 Prozent der Stimmen erhielt, gelang der NPD bei der andtagswahl am 17. September 2006 im Mecklenburg- orpommern erneut der Einzug in ein Landesparlament. ie Bedeutung der „Deutschen Volksunion“ (DVU) und er Partei „Die Republikaner“ (REP) ist im Vergleich ur NPD gesunken. Die Zahl der Neonazis ist 2005 auf 4 100 (2004: 800) gestiegen. Die Neonazis sind überwiegend in den und 160 Kameradschaften organisiert. Zur Koordinie- ung dieser Kameradschaften bildeten sich innerhalb der 4894 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) Neonazi-Szene locker strukturierte Zusammenschlüsse, die von den Neonazis meist als „Aktionsbüro“ oder „Ak- tionsbündnis“ bezeichnet werden. Die aktionistische Strategie der Neonazis, möglichst viele Demonstrationen zu organisieren, führt zu einer gewissen Präsenz in der Öffentlichkeit. Die Zahl der Neonazi-Demonstrationen stieg von 87 im Jahr 2004 auf 130 im Jahr 2005. Der weitaus größte Teil der rechtsextremistischen Szene lehnt gewaltbejahende Strategien zur politischen Zielerreichung derzeit ab. Es existieren aber ausgespro- chen gewaltbereite Teile innerhalb der rechtsextremisti- schen Szene. Hierbei handelt es sich überwiegend um rechtsextremistische Skinheads. Ihre Musik ist unverän- dert ein wesentlicher identitätsstiftender Faktor dieser subkulturell geprägten rechtsextremistischen Szene, die im Jahr 2005 etwa auf 10 400 Personen (2004: 10 000) angestiegen ist. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Fragen des Abgeordneten Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/2584, Fragen 10 und 11): Wie verbindlich ist die Vereinbarung zwischen der tsche- chischen und bundesdeutschen Regierung, von der Medien im August dieses Jahres („die tageszeitung“ vom 28. August 2006) berichteten, dass die deutsche Seite an der Ober- und Mittelelbe eine bestimmte Mindestfahrrinnentiefe gewährleis- tet und eine Staustufe in Tschechien unterstützt? Wie lautet die Vereinbarung im Hinblick auf diese beiden Inhalte wörtlich, und wie kann die Öffentlichkeit auf sie zu- greifen? Zu Frage 10: Bei der vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie vom Ministerium für Verkehr der Tschechischen Republik unterzeichneten „Gemein- samen Absichtserklärung über die Zusammenarbeit und die verkehrlichen Ziele und Maßnahmen für die Elbe- Wasserstraße bis zur Staustufe Geesthacht bei Hamburg“ vom 31. Juli 2006 handelt es sich nicht um einen völker- rechtlich verbindlichen Vertrag. In der Absichtserklä- rung bekunden beide Ministerien den Wunsch, die Be- dingungen für wirtschaftliche Schiffsverkehre auf der Elbe zu stabilisieren bzw. zu verbessern. Seitens des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick- lung wurde dabei erklärt, dass für den deutschen Elbeab- schnitt die innerhalb der Bundesregierung abgestimmten verkehrspolitischen Ziele – Herstellung des Status quo der Schifffahrtsverhältnisse vor dem Hochwasser vom August 2002, das heißt Fahrrinnentiefen von 1,60 Meter zwischen Geesthacht und Dresden und von 1,50 Meter zwischen Dresden und der Grenze zur Tschechischen Republik an durchschnittlich 345 Tagen im Jahr, bei ab- schnittsweise eingeschränkten Fahrrinnenbreiten – durch Unterhaltungsmaßnahmen bis 2010 wieder erreicht und danach erhalten werden sollen. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung hat sich zu der in der Souveränität der Tschechischen Republik liegenden und erklärten Ab- s n g Z u w t s h b w A d A G w f W D g l u u h b g c l E M g A d A G (C (D icht, eine Staustufe im Raum Tetschen/Decin zu bauen, icht unterstützend geäußert, sondern dies zur Kenntnis enommen. u Frage 11: Den Mitgliedern des Ausschusses für Verkehr, Bau nd Stadtentwicklung des Deutschen Bundestages urde die Gemeinsame Absichtserklärung am 11. Sep- ember 2006 zur Kenntnis zugeleitet. Der Öffentlichkeit teht es frei, auf der Grundlage des Informationsfrei- eitsgesetzes Auskunft über den Inhalt der Erklärung eim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent- icklung zu beantragen. nlage 10 Antwort er Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Frage der bgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/2584, Frage 12): Stimmt die Bundesregierung der in der Presse („Der Tages- spiegel“ und „Potsdamer Neueste Nachrichten“ vom 22. Au- gust 2006) zitierten Einschätzung des zuständigen Bereichs- leiters der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz, Hans Moser, zu, dass ein Planungs- oder Baustopp für den Ausbau der Havel (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17) für die Einholung zusätzlicher Expertise nicht gerechtfertigt sei, obwohl Studien über Klimaveränderungen in Branden- burg, in deren Ergebnis die Wissenschaftler die Politik ein- dringlich auf den akuten Handlungsbedarf hinweisen, im Pla- nungsverfahren keine Berücksichtigung fanden? Das Thema „Klimaveränderungen“ wurde über Ein- endungen und Stellungnahmen in die laufenden Plan- eststellungsverfahren zum Ausbau der Unteren-Havel- asserstraße, welche im Rahmen des Verkehrsprojekts eutsche Einheit Nr. 17 zu Wasserstraßenklasse Vb aus- ebaut wird, eingebracht. Es wurde in den Planfeststel- ungsverfahren zum Gegenstand der Erörterung gemacht nd ausführlich behandelt. Die abschließende Prüfung nd Entscheidung dieses Themas erfolgt durch die unab- ängige Planfeststellungsbehörde im Planfeststellungs- eschluss. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungs- erichts ist wesentlicher Bestandteil des rechtsstaatli- hen Planfeststellungsverfahrens, dass die Planfeststel- ungsbehörde unabhängig handelt und sich keiner influssnahme aussetzen darf. Insofern kann es keine einungsäußerung der Bundesregierung zu dieser Frage eben. nlage 11 Antwort er Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Fragen des bgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/2584, Fragen 16 und 17): Beabsichtigt die Bundesregierung, die Erlaubnis zum Wei- terbetrieb der in Deutschland betriebenen Atomkraftwerke an die gleichen Bedingungen zu knüpfen, die die schwedische Regierung für die Wiederinbetriebnahme der schwedischen Atomreaktoren Forsmark 1 und 2 geknüpft hat? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4895 (A) ) (B) ) Kann die Bundesregierung ausschließen, dass in deut- schen Atomreaktoren wie in Schweden seitens der Vattenfall- Tochter „Forsmark Kraftgrupp“ geschehen, sicherheitsrele- vante Umbauten vorgenommen wurden, ohne dass die Auf- sichtsbehörden darüber informiert wurden? Zu Frage 16: Die deutschen Atomkraftwerke benötigen keine Er- laubnis zum Weiterbetrieb. Aufgabe der Atomaufsicht ist es zu prüfen, ob ein Zustand besteht, aus dem sich Gefahren ergeben können und deshalb aufsichtliche Ab- hilfemaßnahmen wie zum Beispiel Sonderuntersuchun- gen oder Betriebseinstellungen vorgenommen werden müssen. Bei den bisherigen, aufgrund des Forsmark-Er- eignisses, durchgeführten Überprüfungen der deutschen Atomaufsicht wurden bislang keine Sicherheitsmängel festgestellt, die eine Einstellung des Betriebs von deut- schen Anlagen erfordert hätten. Die schwedische Atomaufsicht hat aufgrund der im Kernkraftwerk Forsmark 1 vorliegenden technischen Defizite in der Stromversorgung eine Reihe von Forde- rungen für die Wiederinbetriebnahme der Reaktoren Forsmark l und 2 aufgestellt. Da sich die technische Ausführung deutscher Anlagen von Forsmark 1 unter- scheidet, sind die Forderungen der schwedischen Auf- sichtsbehörde nicht 1 : 1 auf deutsche Anlagen anwend- bar. Anders als in Forsmark erfolgt der Start und Betrieb der Notstromdiesel nach heutigem Kenntnisstand bei al- len deutschen Anlagen – bis auf das Atomkraftwerk Brunsbüttel – unabhängig von den so genannten Wech- selrichtern, die in Forsmark ausgefallen waren. Auch im Kernkraftwerk Brunsbüttel unterscheidet sich die techni- sche Detailausführung wesentlich von der bei Forsmark 1. Eine direkte Vergleichbarkeit mit dem Ereignis in Fors- mark 1 ist somit nicht gegeben. Die deutsche Atomauf- sicht wird die Relevanz der von der schwedischen Atom- aufsicht für Forsmark geforderten Maßnahmen im Rahmen einer „Sonderprüfung“ der Notstromversorgung der deutschen Anlagen prüfen und gegebenenfalls Maß- nahmen ergreifen. Diese Sonderprüfung wird zurzeit mit den Ländern abgestimmt. Zu Frage 17: Sicherheitsrelevante Veränderungen eines Atomkraft- werks oder seines Betriebs sind grundsätzlich wesentli- che und damit genehmigungspflichtige Veränderungen. Nicht genehmigte Umbauten wären strafbar. Daten, Grenzwerte und Maßnahmen, die für den sicheren Be- trieb von Bedeutung, aber nicht als „wesentlich“ einzu- stufen sind, dürfen nach den Genehmigungen nur mit Zustimmung der zuständigen Atomaufsichtsbehörde oder der behördlichen Sachverständigen festgelegt oder geändert werden. Inwiefern gewährleistet ist, dass die im Fall Forsmark relevanten Überspannungsschutzeinstellungen bestimm- ter elektrischer Einrichtungen nicht allein in Verantwor- tung der Betreiber eingestellt oder verändert werden, hängt von der jeweiligen Behandlung dieser Problematik in den Genehmigungen, dem Betriebsreglement und den b v d g s B s d A d A G Z R 2 n 5 s s c F s p B z a W A Z e n t c g v v R A r (C (D ehördlichen Festlegungen ab. Die hohe Sicherheitsrele- anz der Schutzeinstellungen der Wechselrichter ist bei er Anlage Forsmark 1 erst durch das Ereignis bewusst eworden. Dieser Sachverhalt bedarf auch für die deut- chen Anlagen der gründlichen Prüfung. Die von der undesaufsicht eingeleitete „Sonderprüfung“ der Not- tromsysteme der deutschen Kernkraftwerke wird auch ie Einstellwerte behandeln. nlage 12 Antwort er Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Fragen der bgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/2584, Fragen 19 und 20): Ist der Bundesregierung bekannt, ob nach der Übernahme des Dualen Systems Deutschland (DSD) durch den Finanzin- vestor Kohlberg Kravis Roberts; Co (KKR) die vom DSD für den Fall einer Einstellung des Systembetriebes gebildeten Rückstellungen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro durch den neuen Besitzer entnommen wurden, und teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass eine Entnahme die- ser Rückstellungen rechtswidrig wäre? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass diese Gel- der entweder für die ordnungsgemäße Rücknahme und Ver- wertung von Verpackungen eingesetzt werden oder an die Verbraucher zurückgegeben werden müssen, und plant die Bundesregierung gegebenenfalls Maßnahmen, damit dies jetzt und in Zukunft sichergestellt ist? u Frage 19: Die beim DSD zum 31. Dezember 2004 gebildeten ückstellungen in Höhe von 883 Millionen Euro (davon 41,2 Millionen Euro für Entsorgungskosten) haben sich ach Angaben des DSD zum 31. Dezember 2005 auf 69 Millionen Euro (davon 211 Millionen Euro für Ent- orgungskosten) reduziert. DSD rechtfertigt dies mit ge- unkenen Marktanteilen von DSD und hat dementspre- hende Wirtschaftsprüfertestate vorgelegt. Die Frage der estlegung von Rückstellungen ist Gegenstand des Frei- tellungsbescheides für ein System nach § 6 Abs. 3 Ver- ackungsverordnung. Es ist allein Sache der zuständigen ehörden der Länder, die notwendigen Prüfungen durch- uführen. Die Bundesregierung verweist auf die noch usstehende Antwort der Landesregierung Nordrhein- estfalen auf die zum gleichen Thema gestellte Kleine nfrage in Nordrhein-Westfalen. u Frage 20: Die KKR hat DSD mit allen Rechten und Pflichten rworben. Lizenzgelder an das DSD wurden nur von den ach der Verpackungsverordnung (VerpackV) verpflich- eten Herstellern und Vertreibern von Verkaufsverpa- kungen entrichtet. Einen Anspruch auf Teilhabe an auf- elösten Rückstellungen können damit auch nur diese erpflichteten Hersteller und Vertreiber von Verkaufs- erpackungen erheben. Diesen sind die aufgelösten ückstellungen in Höhe von 314 Millionen Euro nach ngaben von DSD auch zugeflossen. Die Bundesregie- ung sieht keine Veranlassung für weitere Maßnahmen. 4896 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 (A) ) (B) ) Anlage 13 Antwort des Staatsministers bei der Bundeskanzlerin Bernd Neumann auf die Fragen des Abgeordneten Hans- Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) (Drucksache 16/2584, Fragen 21 und 22): Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung bisher unternommen, um das im Koalitionsvertrag angekündigte „sichtbare Zeichen“ (Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU, SPD, 11. November 2005, Seite 114) gegen das Unrecht von Vertreibungen zu setzen, bzw. welche Schritte plant sie bis wann? Plant die Bundesregierung neben der Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“ des Deutschen Historischen Mu- seums auch Inhalte der Ausstellung „Erzwungene Wege“ des Zentrums gegen Vertreibungen zu einem „Herzstück für künf- tiges Gedenken an Vertreibung“ (Pressemitteilung des Beauf- tragten für Kultur und Medien vom 18. Mai 2006) zu ma- chen? Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass im Geist der Versöhnung in Verbindung mit dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität auch in Berlin ein sichtbares Zeichen errichtet werden soll, um an das Un- recht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten. In den vergangenen Monaten wurden die konzeptio- nellen Eckpunkte des sichtbaren Zeichens erarbeitet. Da- bei sind die Aspekte Dokumentation, Vernetzung und Versöhnung von herausgehobener Bedeutung. Die Aus- gestaltung des sichtbaren Zeichens erfolgt unter Leitung und Verantwortung des Staatsministers für Kultur und Medien. Gesellschaftliche Initiativen, insbesondere aus der betroffenen Gruppe der Vertriebenen, werden einbe- zogen. Die Verantwortung und Federführung für das sichtbare Zeichen verbleibt jedoch allein bei der Bundes- regierung. Die am Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität beteiligten Länder hat der Staatsminister für Kultur und Medien zur Mitarbeit eingeladen. Die vom Bonner Haus der Geschichte verantwortete Ausstel- lung „Flucht Vertreibung, Integration“ soll ein Aus- gangspunkt des sichtbaren Zeichens sein. Der europäi- sche Aspekt, der in der Ausstellung „Erzwungene Wege“ im Mittelpunkt steht, wird darin einbezogen. Wir wollen für dieses Konzept auch unsere Partner im Europäischen Netzwerk gewinnen, insbesondere unsere polnischen Nachbarn. Es wird in Berlin ein Dokumentationsort ent- stehen, an dem Flucht und Vertreibung aufgearbeitet und politische Ursachen, besonders die nationalsozialistische Terrorherrschaft, dargestellt werden sollen. Der Staats- minister hat das Haus der Geschichte gebeten, unter die- ser Maßgabe einen Vorschlag für eine Dauerausstellung zu erarbeiten. Weitere Komponenten des sichtbaren Zeichens wer- den die Möglichkeit von thematisch verwandten Wech- selausstellungen sowie ein Forum der Diskussion und des Austauschs sein; ein besonderer Akzent wird dabei auf Verständigung und Versöhnung gelegt werden. Für die Unterbringung des sichtbaren Zeichens an zentraler Stelle Berlins bestehen mehrere Optionen, die derzeit geprüft werden. Eine detaillierte Konzeption wird vorbe- reitet. Sie soll nach Fertigstellung Eingang finden in die Beratungen der parlamentarischen Gremien. A d N W Z m a G f u p d d g w b s t Z h h F t A d A F J m t P J (C (D nlage 14 Antwort es Staatsministers bei der Bundeskanzlerin Bernd eumann auf die Fragen des Abgeordneten Christoph aitz (FDP) (Drucksache 16/2584, Fragen 23 und 24): Wie soll das neue Filmförderungsgesetz zum 1. Januar 2007 eingeführt werden, wenn das Beihilfeverfahren in Brüs- sel, das zurzeit die Vereinbarkeit der geplanten deutschen Filmförderung mit Europarecht zum Gegenstand hat, nicht vor Anfang März 2007 abgeschlossen sein wird, und bedeutet diese zeitliche Diskrepanz, dass das Filmförderungsgesetz ohne vorherige Genehmigung aus Brüssel verabschiedet wer- den soll? Kommt es zu einer zeitlich verzögerten Einführung der neuen Filmförderung in Höhe von 60 Millionen Euro pro Jahr, und, wenn ja, wann kann die Filmwirtschaft tatsächlich damit rechnen, dass der in Aussicht gestellte Betrag zur Verfügung steht? u Frage 23: Derzeit werden die Kriterien zur Vergabe der Förder- ittel des neuen Anreizmodells für die Filmwirtschaft bgestimmt. Die Vergabekriterien werden nicht in einem esetz sondern in einer Richtlinie des BKM verbindlich estgelegt. Das In-Kraft-Treten der deutschen Förderregeln steht nter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Euro- äische Kommission. Die Bundesregierung wird hierzu ie notwendigen Pränotifizierungsgespräche führen. Für en Fall, dass bis 1. Januar 2007 noch keine Genehmi- ung durch die Europäische Kommission erfolgt ist, äre zu erwägen, die Maßnahme eventuell mit aufschie- ender Wirkung in Kraft zu setzen, sofern die Europäi- che Kommission diesbezüglich eine Genehmigung er- eilt. u Frage 24: Die Einführung der Maßnahme ist für 2007 vorgese- en. Für eine Verzögerung liegen derzeit keine An- altspunkte vor. Der Zeitpunkt der Auszahlung an die ilmwirtschaft beurteilt sich nach den für die Produk- ionskostenerstattung geltenden Regelungen. nlage 15 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage des bgeordneten Dirk Niebel (FDP) (Drucksache 16/2584, rage 27): Wie bewertet die Bundesregierung, dass in den Jobcentern der Bundesagentur für Arbeit die auf zwei Jahre befristeten Arbeitsverträge, die zur Bewältigung der Arbeitslosengeld-II- Antragsbearbeitung abgeschlossen wurden, nicht mehr ver- längert werden können, und welche Personalplanung verfolgt sie zukünftig? Der Bundesregierung ist die Problematik der auf zwei ahre befristet eingestellten Kräfte in den Arbeitsge- einschaften bekannt. Zusammen mit der Bundesagen- ur für Arbeit wird nach einer Lösung im Rahmen des ersonalhaushalts der Bundesagentur für Arbeit für das ahr 2007 gesucht, um die für eine Dauerübernahme ge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 4897 (A) (C) (B) ) eigneten Kräfte, deren Arbeitsverträge im Jahr 2007 aus- laufen und nicht mehr verlängert werden können, über- nehmen zu können. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/2584, Frage 28): Sieht die Bundesregierung einen Widerspruch in der Pra- xis, dass Mehrbedarfe von ALG-II-Empfängern in der Regel unter Berufung auf die pauschalisierte Leistung abgelehnt wer- den, aber gleichzeitig bei einem Minderbedarf – zum Beispiel bei einem Krankenhausaufenthalt – die pauschlisierte Regelleis- tung wegen der erfolgten Verpflegung um 35 Prozent gekürzt werden, und betrachtet die Bundesregierung Verpflegung als Einkommen? Der Bundesregierung ist kein einziger Fall aus der Praxis bekannt, in dem die im SGB II vorgesehenen Mehrbedarfe für Empfänger von Arbeitslosengeld II un- ter Berufung auf die pauschalierte Höhe der Regelleis- tung abgelehnt wurden. Eine solche Entscheidung eines Leistungsträgers wäre absolut rechtswidrig, weil die in § 21 SGB II geregelten Mehrbedarfe gerade nicht durch die Regelleistung abgedeckt werden, sondern zusätzlich zur Regelleistung zu erbringen sind. Außerdem werden als weitere Leistungen, die nicht von der Regelleistung umfasst sind, auch Erstausstattungen für die Wohnung, Die angesprochene Minderung der Regelleistung bei Aufenthalt zum Beispiel in einem Krankenhaus steht da- her in keinem Zusammenhang mit der Frage der Gewäh- rung von Mehrbedarfen nach dem SGB II. Es geht hier vielmehr um die Frage der Deckung des Regelbedarfes. Im Rahmen des SGB II bildet die Regelleistung nach § 20 SGB II den Regelbedarf zur Sicherung des Lebens- unterhaltes ab. Sie umfasst insbesondere den Bedarf an Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Hausrat, Bedarfe des täglichen Lebens sowie in vertretbarem Umfang auch Be- ziehungen zur Umwelt und eine Teilnahme am kulturel- len Leben. Die Regelleistungen entsprechen dem Niveau der Sozialhilfe, die als Referenzsystem fungiert. Sofern während des Aufenthaltes in einer stationären Einrich- tung die Verpflegung und Versorgung in der Einrichtung erfolgt, ist der Bedarf ja in diesem Fall zumindest inso- weit gedeckt, weil die mit der Regelleistung abgedeck- ten Bedarfe für Verpflegung in diesem Fall von dritter Seite erbracht werden. Es ist daher von einem verminder- ten Regelbedarf auszugehen. Andernfalls würden Mittel für die Verpflegung zweifach aufgebracht. Deshalb wurde im Oktober 2004 zwischen dem damaligen Bun- desministerium für Wirtschaft und Arbeit, der Bundes- agentur für Arbeit und dem Deutschen Verein für öffent- liche und private Fürsorge e. V. im Zusammenhang mit der Abstimmung der Hinweise zu § 9 SGB II festgelegt, dass von einem um 35 Prozent geminderten Regelbedarf bei der Festsetzung der Hilfebedürftigkeit auszugehen für Bekleidung einschließlich Schwangerschaft und Ge- burt sowie mehrtägige Klassenfahrten (§ 23 Abs. 3 SGB II) erbracht. Ein Verweis auf die Pauschalierung der Regel- leistung ist vor diesem Hintergrund völlig abwegig. i S w F (D st. Von einer Berücksichtigung als Einkommen nach der achbezugsverordnung wurde abgesehen, da dies eine esentlich höhere Minderung des Regelbedarfs zur olge gehabt hätte. 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 20. September 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605000000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige
Tagesordnung um die Beratung der Beschlussempfeh-
lungen des Auswärtigen Ausschusses auf den Druck-
sachen 16/2616, 16/2617, 16/2618 und 16/2619 zu den
gestern überwiesenen Entschließungsanträgen zum Li-
banoneinsatz zu erweitern. Von der Frist für den Beginn
der Beratung soll abgewichen werden. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so beschlos-
sen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 sowie die Zusatz-
punkte 1 bis 4 auf:

2 a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der United Nations Interim Force in Leba-
non (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution
1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen vom 11. August 2006

– Drucksachen 16/2572, 16/2614 –

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Redet
Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/2615 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Alexander Bonde

(C (D ung 0. September 2006 0 Uhr P 1 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses (3. Ausschuss)

nen der CDU/CSU und der SPD zu der ersten
Beratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der United Nations Interim Force in Leba-
non (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution
1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen vom 11. August 2006

– Drucksachen 16/2572, 16/2611, 16/2616 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


P 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

ordneten Dr. Werner Hoyer, Dr. Wolfgang
Gerhardt, Birgit Homburger, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP zu der ersten Be-
ratung des Antrags der Bundesregierung

ext
Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der United Nations Interim Force in Leba-
non (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution
1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen vom 11. August 2006

– Drucksachen 16/2572, 16/2609, 16/2617 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Auszu dem Entschließungsantrag der Abge Wolfgang Gehrcke, Monika Knoche, ZP 3 Beratung richts d schuss)

ordneten






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Hüseyin-Kenan Aydin und der Fraktion der LIN-
KEN zu der ersten Beratung des Antrags der
Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der United Nations Interim Force in Leba-
non (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution
1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen vom 11. August 2006

– Drucksachen 16/2572, 16/2605, 16/2618 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


ZP 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

ordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei,
Kerstin Müller (Köln), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN zu der ersten Beratung des Antrags der
Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der United Nations Interim Force in Leba-
non (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution
1701 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen vom 11. August 2006

– Drucksachen 16/2572, 16/2610, 16/2619 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


Über die Beschlussempfehlung zum Antrag der Bun-
desregierung werden wir später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Dr. Rolf Mützenich von der SPD-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1605000100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Unsere Fraktion wird heute über den Einsatz
der Bundeswehr vor der libanesischen Küste nicht
einheitlich abstimmen. Wie sollte das in dieser Frage
auch möglich sein? Der Libanoneinsatz ist nicht nur ein
schweres, er ist auch ein außergewöhnliches Mandat. Er
ist ein Mandat, das die Gefühle und das Gewissen auf-
wühlt. Unabhängig, wie einzelne Kolleginnen und Kol-

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(C (D egen gleich abstimmen werden: Einige werden auch ann noch letzte Zweifel nicht bestreiten wollen. Die Motive derjenigen, die mit Nein stimmen werden, ind vielfältig. Manche führen grundsätzliche Bedenken egen einen militärischen Einsatz an; für manche kommt agegen die ganze Anfrage zu früh; wieder andere beürchten die Einbeziehung in Kämpfe. Einzelnen Abgerdneten sind die Einsatzregeln und das Mandat zu unenau und damit nicht ausreichend. Dennoch fragen iese Kolleginnen und Kollegen, ob ihr Nein nicht fehledeutet oder gar missbraucht werden könnte; denn es iegt auf der Hand: Wenn Israel eine deutsche Beteiliung wünscht, dann kann man doch schlecht argumenieren, dies widerspreche dem israelischen Sicherheitsineresse. ndere fragen, ob ein Nein eine wenn auch noch so geinge Hoffnung, aus der Gewaltspirale auszubrechen, beindern könnte, und vor allem: Könnte ein Nein eine umpfe Minderheit in unserem Land dazu verleiten, diees Nein als gegen Israel gerichtet zu sehen? Aber auch einige derjenigen, die mit Ja stimmen weren, werden letzte Zweifel behalten. Manche werden mit ücksicht auf Israel Ja sagen, andere werden Ja sagen, eil sie die Souveränität und die Autorität des Libanon tärken wollen, andere werden aus Respekt gegenüber en Vereinten Nationen zustimmen. Wieder andere wolen vor allem einen brüchigen Waffenstillstand sichern elfen. Die Zweifel werden dort bestehen, wo viele nicht usschließen können, dass dies der Beginn eines langen ilitärischen Engagements sein könnte. Andere wissen m die Gefahr militärischer Auseinandersetzung oder efürchten Anschläge gegen die Marineverbände. Diese on vielen gehegten letzten inneren Unsicherheiten sind eines Erachtens nicht Ausdruck von Unvermögen; ielmehr bildet diese Zerrissenheit die Komplexität und ie Einmaligkeit der Entscheidung ab. Sie ist mithin anemessen. Ich hätte mir gewünscht, dass auch die Spitzenvertreer anderer Fraktionen, vor allem jene, die in den verganenen Tagen und Wochen mit apodiktischer Bestimmteit Nein gesagt haben oder im Nachhinein alles besser ewusst haben, ein wenig Selbstzweifel gehabt hätten; as hätte der Debatte gut getan. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Noch vor wenigen Monaten hätte ich mir nicht vor-
tellen können, dass Israel der Stationierung deutscher
ruppen in seiner unmittelbaren Nachbarschaft zustim-
en würde. Mehr noch ist eingetreten: Israel hat aus-

rücklich um die Beteiligung der Bundeswehr gebeten.
arüber hinaus ist das Land bereit, seine Sicherheit im
orden einer durch die UN mandatierten und geführten
ruppe zu überantworten. Beide Vorgänge sind beein-
ruckend und einmalig.

Deshalb geht es beim UNIFIL-Mandat auch um die
icherheit Israels. Die Truppe handelt aber nicht an-






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
stelle Israels. Die Bundeswehr ist Teil einer UN-Frie-
denstruppe. Sie ist weder Partei noch Schiedsrichter.

UNIFIL handelt im Auftrag der internationalen Ge-
meinschaft, im Sinne der Sicherheitsratsresolution 1701
und der Einsatzregeln. Die neue UNIFIL kann keinen
Frieden erzwingen. Äußerungen dazu während des Be-
suchs der israelischen Außenministerin waren missver-
ständlich. Die Truppe kann den Waffenstillstand flankie-
ren und den Waffennachschub an die Hisbollah
behindern. Wenn sie sogar noch den Rahmen für Gesprä-
che zwischen den Konfliktparteien erleichtern könnte,
wäre dies ein gewaltiger Beitrag.

Nur die Konfliktparteien selbst können Frieden
schließen. Wir dagegen können Brücken bauen; wir kön-
nen zuhören, wir können Botschaften transportieren, wir
können Ideen befördern. Das ist die Aufgabe der Diplo-
matie und diese hat die Bundesregierung, vor allem der
deutsche Außenminister, in den vergangenen Wochen
wahrgenommen. Der deutsche Außenminister war zur
richtigen Zeit an den richtigen Orten. Wir unterstützen
dies und ermuntern ihn, auf diesem Weg weiterzugehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Guido Westerwelle behauptete in diesem Zusammen-
hang, dass – Zitat – in der deutschen Außenpolitik das
Militärische eine der ersten Antworten ist, nicht die
letzte. Das ist nicht nur Unfug; das ist Demagogie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Der Außenminister war während des Krieges in Bei-
rut, in Jerusalem, in Ramallah, in Amman, in Kairo und
in Riad. Er hat sich für eine Feuerpause stark gemacht
und versucht, Denkblockaden aufzubrechen. Dies ist
eine zivile Konfliktbearbeitung im freiheitlichen und
demokratischen Sinne. Das hätten Sie unterstützen sol-
len.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei will ich Ihnen gar nicht vorhalten, dass Sie die
liberalen Traditionen in der Außenpolitik verlassen ha-
ben; denn in der Rückschau hat eine liberale Außenpoli-
tik sowohl Licht- als auch Schattenseiten. Vielmehr
möchte ich Ihnen sagen: In den vergangenen Monaten
haben in erster Linie Sie nochmals unterstrichen, dass
Sie derzeit nicht in der Lage sind, eine kluge deutsche
Außenpolitik zu formulieren, weil Sie in einem innenpo-
litischen Tunnelblick gefangen sind. Das macht Sie an
dieser Stelle so unglaubwürdig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Dass weder der Vorsitzende der FDP noch die Links-
partei Zweifel haben, mussten wir in den vergangenen
Tagen hinnehmen. Ein wohl begründetes, abgewogenes
Nein kann niemand kritisieren. Was ich aber kritisiere,
sind die Selbstgefälligkeit und die Maßlosigkeit.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


aßlos, liebe Kolleginnen und Kollegen, war der Vor-
urf von Oskar Lafontaine, dass diejenigen, die eine mi-

itärische Flankierung des Waffenstillstands befürwor-
en, Deutschland für terroristische Anschläge anfälliger
achen. Selbstgefällig sind diejenigen, die ein Nein als

as allein richtige Verhalten beschreiben.


(Zuruf von der LINKEN: Sagen Sie mal, was Beckstein dazu sagt!)


Sie dürfen sich nicht mit Beckstein vergleichen. Er ist
icht im Bundestag; Oskar Lafontaine ist hier im Bun-
estag und auf ihn antworte ich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich glaube aber nicht, dass die Linkspartei den
unsch der Vereinten Nationen nach Friedenstruppen

ür immer ablehnen kann. Schauen Sie nach Italien: Die
talienischen Kommunisten – beide Parteien – haben
inen langen, zum Teil schwierigen Lernprozess durch-
emacht. Schauen Sie nach Spanien, wo sich bei der Ab-
timmung über die Beteiligung an UNIFIL lediglich
wei Parlamentarier der Stimme enthalten haben. In Sa-
hen Friedenstruppen sind Sie innerhalb der europäi-
chen Linken weitgehend isoliert. Das sollte Ihnen zu
enken geben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


UN-Friedenstruppen können dann sinnvoll sein, wenn
ie das Töten stoppen, wenn sie den Rahmen für Stabili-
ät bilden und damit den Dialog zwischen den Konflikt-
arteien erleichtern. Auch die Linkspartei wird sich die-
er grundsätzlichen Frage in Zukunft stellen müssen.
onstruktiver Pazifismus erschöpft sich nicht in Antimi-

itarismus. Es kann durchaus sein, dass militärische Bei-
räge in begrenztem Umfang den Aufbau dauerhafter,
riedensfördernder Strukturen und Mentalitäten erleich-
ern können. Um derartige Strukturen wird es in den
ommenden Monaten gehen.

Deutsche Außenpolitik und somit europäische Au-
enpolitik muss einen politischen Prozess im Nahen Os-
en initiieren. Natürlich sind wir allein dazu nicht in der
age; aber europäische Staaten sind derzeit die vorrangi-
en Partner für die Region – ob uns dies passt oder nicht.
ir werden akzeptiert und gebraucht, und – nicht zu ver-

essen – wir sind die unmittelbaren Nachbarn. Dabei
eht es um Sofortmaßnahmen sowie um mittel- und
ängerfristige Schritte. Wie wir diesen Weg nennen, ist
nerheblich. Es liegen genügend Vorschläge auf dem
isch.

Es geht um die Beachtung der legitimen Interessen
er Konfliktparteien, um die Förderung von Kompro-
issen und um die Bildung von Anreizen. Es geht um
ntspannung in einem Zeitalter neuer Spannungen. Ne-
en dem israelisch-palästinensischen Kernkonflikt






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
müssen die Beziehungen zwischen Syrien und Libanon
auf der einen Seite und die notwendigen Gespräche die-
ser Staaten mit Israel unterstützt und begleitet werden.
Es geht auch um den innerlibanesischen und um den in-
nerpalästinensischen Dialog. Gleichzeitig müssen wir
die USA überzeugen, endlich wieder Schritte zu einer
Konfliktregelung mitzugehen und Blockaden zu been-
den.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vor allem aber geht es um die Erkenntnis, dass die Kon-
flikte im Nahen Osten kein Nullsummenspiel sind. Am
Ende können alle nur gewinnen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605000200

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Kolle-

gen Dr. Wolfgang Gerhardt von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1605000300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Be-

schäftigung mit der Vorlage der Bundesregierung zur
Entsendung deutscher Soldaten, in diesem Fall der Ma-
rine, lenkt unseren Blick zum wiederholten Male auf
eine Region, die es mit so vielen Katastrophen und Un-
verträglichkeiten zu tun hatte: mit autoritären Regimen,
mit schwachen Institutionen, mit Trümmern eigener Po-
litik, aber auch mit Trümmern der Politik anderer
Mächte, die sich dort Verbündete suchten oder sich ein-
zumischen versuchten.

Trotz gemeinsamer arabischer Kultur in der gesamten
Region ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit unterent-
wickelt. Das spüren wir im Barcelonaprozess, den wir
ja den Ländern des mediterranen Raums bis in den Na-
hen Osten anbieten. Das hat auch der Vater des jetzigen
Präsidenten Bush gespürt, der nach dem ersten Golfkrieg
mit der Madrider Konferenz den aus meiner Sicht über-
zeugenden Versuch gemacht hat, ein Stück KSZNO zur
Kontrolle von militärischen Kapazitäten, zu Menschen-
rechten, zu Fragen der Wasserrechte in diese Region zu
bringen. Die Modernisierungsfähigkeit vieler Eliten und
Gesellschaften ist dort recht dürftig. Manche kulturelle
Authentizität wird von der dortigen Region behauptet,
um nicht über Menschenrechte in den eigenen Gesell-
schaften ernsthaft reden zu müssen.

Wir reden hier über mehr – deshalb möchte ich jede
Überhöhung vermeiden, möchte sie aber auch nicht ge-
gen meine Argumentation gerichtet sehen – als über den
schmalen Beitrag der Entsendung von Marinesoldaten.


(Beifall bei der FDP)


Zum wiederholten Mal beschäftigen wir uns auch mit
Israel, einem Land, für das wir zu Recht besondere Ge-
fühle hegen.

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(C (D (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Mehr, nicht nur Gefühle!)


ir wollen, dass seine Bürgerinnen und Bürger in Frie-
en leben können und ihre Zukunft nicht mehr durch
nschläge beeinträchtigt wird. Es ist im Übrigen aber

uch unsere Überzeugung, dass das der überwiegende
ille der Mehrheit des palästinensischen Volkes ist.

Wenn man genau hinhört, kann man feststellen, dass
uch dort der Wunsch nach einer Zweistaatenlösung
nd die Bereitschaft zur Akzeptanz einer solchen, die es
rmöglicht, in Frieden nebeneinander leben zu können,
berwiegen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


azu gab es im Übrigen viele Chancen.

In entscheidenden Punkten ist aber immer wieder
icht genügend Kraft aufgebracht worden, die Chancen
u ergreifen. Es gab einen sehr mutigen Schritt von
adat. Er hat mit seinem Leben dafür bezahlt. Es gab
ine mutige Politik von Yitzhak Rabin. Er hat mit sei-
em Leben dafür bezahlt. Auch die Chance beim Ange-
ot von Ehud Barak an Jassir Arafat wurde nicht ge-
utzt. Das war aus meiner Sicht ein großer Fehler des
amaligen palästinensischen Führers. Immer wieder ha-
en die Extremen auf beiden Seiten die Mehrheit daran
ehindert, zu einer vernünftigen Lösung zu kommen.
eine Bewertung ist also, dass die Mehrheit zum Frie-

en schon willens ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Herr Gerhardt, das wird doch jetzt durchbrochen!)


Lassen Sie mich doch in Ruhe argumentieren. Ich habe
s vorhin schon einmal gesagt: Ich bin gegen jede Über-
öhung dieser Diskussion. Da es in Ihren Reihen viel-
eicht Kolleginnen und Kollegen gibt, die genauso den-
en wie ich, sollten wir uns das auch ersparen. Es ist
och niemand im Besitz der ganzen Wahrheit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


„Zum Frieden oft nicht in der Lage“, so würde eine
ilanz lauten können. Wir können uns mit dieser Verstri-
kung von Gewalt und Gegengewalt – in diesem Sinne
in ich mit dem Zwischenruf einverstanden – nicht mehr
bfinden;


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Richtig!)


ir wollen es auch nicht. Deshalb streiten wir hier auch
icht über das Ob eines Beitrags, sondern über das Wie
ines Beitrags. Darauf möchte ich hinweisen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Potenzial zur militärischen Konfliktlösung ist
n seinem Ende angekommen. Es war auch nie ein wirk-
ames Instrument; jetzt ist es für jeden offenkundig. Das
elbstverteidigungsrecht Israels gegen terroristische An-
chläge steht außer Frage. Aber in dieser asymmetri-
chen Auseinandersetzung nutzt militärische Überlegen-






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt
heit erkennbar wenig. Diese Erkenntnis setzt sich jetzt in
Israel durch. Das Selbstbestimmungsrecht der Palästi-
nenser kann nicht mit Anschlägen, die unschuldigen Zi-
vilisten in Israel unendliches Leid zufügen, in irgendei-
ner Weise wahrgenommen oder verbessert werden. Auch
das muss gesagt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Eigentlich wollen das auch alle nicht, äußerte neulich
ein israelischer Staatsbürger in einem eindringlichen
Beitrag und schrieb dann weiter: Wenn auf allen Seiten
aber nur noch über die Rechtmäßigkeit gesprochen wird,
dann bleibt kein Raum mehr für Mitgefühl. – Das ist
aber die Voraussetzung für eine Lösung und die Respek-
tierung der Lebensinteressen anderer.

Es geht um Grenzen. Es geht möglicherweise um
Wasserrechte. Es geht um Transparenz hinsichtlich der
militärischen Arsenale. Es geht um eine Einigung über
die heiligen Stätten und es geht um regionale Vereinba-
rungen. Aber wenn das ganze Konzept den Menschen
nicht die Aussicht auf ein halbwegs erträgliches Leben
in der Zukunft ermöglicht, dann wird das nicht gelingen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Es muss überprüft werden, ob der jetzige Beitrag
Deutschlands, ob die internationale Zusammenarbeit, ob
die Absprachen in der Europäischen Union und ob die
Einflussnahme Amerikas, Russlands und Chinas – bei
der einen Seite geht es die Einflussnahme auf die Spon-
soren und bei der anderen Seite um den Einfluss auf die
Politik – ausreichend besprochen worden sind.

Ich wehre mich dagegen, in Deutschland seit Wochen
über Truppenstellerkonferenzen zwar zu diskutieren,
aber nicht ausreichend öffentlich deutlich zu machen,
was denn am Ende die politische Konzeption, für die wir
das alles unternehmen, sein soll.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Mich persönlich hindert die deutsche Katastrophen-
geschichte nicht daran, einem militärischen Beitrag zu-
zustimmen, wenn er erforderlich wäre. Aber wenn ein
militärischer Beitrag erforderlich ist, dann muss er von
dem Primat der Politik begleitet werden, und zwar ein-
dringlicher und klarer, als es bisher geschehen ist.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU: Wie?)


Die Fragen, die ich dazu stelle, sind nicht illegitim. Ich
glaube, dass es nicht zu viel verlangt ist, wenn man das
Minimum für einen weiteren politischen Lösungsweg
anspricht.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jeden Tag eine neue Begründung!)


Die Befürworter des Einsatzes leben bisher allein von
dem Prinzip Hoffnung. Das ist im politischen und
menschlichen Leben allgemein ein wichtiges Prinzip.
Aber dies allein ist kein Konzept, um in dieser Region
weiterzukommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D eshalb gibt es legitime Fragen zu den Ressourcen des andats, seiner Aufgabengerechtheit und seinen Risi en. Ich möchte auch beschrieben haben, was das Kriteium des Erfolgs ist. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass es jetzt einen Waffenstillstand gibt, ist vielleicht schon ein Erfolg!)


enn wahr ist, dass die Hisbollah im Innern nur in ei-
em langjährigen Verhandlungsprozess entwaffnet wer-
en kann und nicht ausreichend klar ist, ob den Sponso-
en außerhalb der Meilenzone und der Patrouillen
irklich das Handwerk in Bezug auf Waffenlieferungen
elegt werden kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn man ein Mandat erteilt, dann ist die Frage ge-
echtfertigt, ob die Krisendiplomatie das Ihre dazu bei-
rägt, dass die Soldaten das Gefühl haben, dass sie Teil
iner Lösung sind, die Lösung aber nicht allein bei ihnen
iegt. Diese Dimension hat die deutsche und internatio-
ale Politik bisher nicht ausreichend zum Ausdruck ge-
racht.


(Beifall bei der FDP)


Manches an dieser Debatte, die überhöht wurde, hat
ich sehr gestört. Sie verlief so, als wären die einen
ehr im Recht und hätten die höheren moralischen Ar-

umente und die anderen nicht. Heute entscheidet sich
icht, wer von uns, wenn es hoffentlich zu einem Ver-
andlungsprozess kommt, historisch Recht hat; das wol-
en wir einmal dem Ablauf der Zeit überlassen. Heute in-
eressiert, ob man dem Mandat zustimmt.

Ich sage für meine Fraktion, wobei ich auch die Mei-
ung derjenigen Kolleginnen und Kollegen respektiere,
ie sich anders als ich entscheiden: Das Mandat ist uns
u schmal. Die politische Begleitung im Hinblick auf
inen Lösungsansatz reicht uns nicht aus. Wir neigen
icht dazu, Soldaten einzusetzen, wenn ihr Teilbeitrag
m politischen Lösungsprozess nicht klar ist. Es vergeht
in Tag nach dem anderen, ohne dass wir dazu Ausrei-
hendes hören.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605000400

Herr Gerhardt, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1605000500

Ich komme zum Schluss. – Sie sagen, das alles

omme jetzt. Es wäre zu wünschen, dass es so wäre.
ber auf sicherem Boden befinden Sie sich nicht. Unser
rgument ist, dass vorher etwas mehr Klärung stattfin-
en sollte. Wir können diesem Mandat so nicht zustim-
en.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Gerhardt, Ihre Konsequenz ist: keine Indonesier, keine Inder!)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605000600

Das Wort hat jetzt der Kollege Eckart von Klaeden

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1605000700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

Lieber Herr Kollege Gerhardt, man hat Ihnen anmerken
können – so war mein Eindruck –, wie unwohl Sie sich
in Ihrer Position fühlen, die Sie hier haben vortragen
müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben Ausführungen zu einer Nahostfriedenskonfe-
renz gemacht, denen in dieser Allgemeinheit jeder hier
zustimmen kann. Aber die Begründung, warum Sie dem
Mandat, das heute zur Entscheidung ansteht, nicht zu-
stimmen,


(Walter Kolbow [SPD]: Sehr wahr!)


sind Sie schuldig geblieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jeder, der sich mit dieser Frage sachkundig beschäf-
tigt, weiß, dass dieses Mandat mit Gefahren, Risiken und
Schwierigkeiten verbunden ist. Das liegt daran, dass das
Mandat nicht wie bei anderen Mandaten am Ende eines
Friedensprozesses, zum Beispiel zur Absicherung eines
Friedensvertrages, steht, sondern dass es der Beginn ei-
nes politischen Prozesses ist und die Voraussetzung da-
für – darüber darf nicht hinweggesehen werden –, dass
dieser Prozess gelingen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Jeder, der sagt, man könne eine Friedenslösung auch
ohne das UNIFIL-Mandat erreichen, nimmt gleichzeitig
in Kauf, dass die Kampfhandlungen in der Region wie-
der beginnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Weg wird schwierig sein. Die Ursachen für den
Konflikt sind nicht gelöst. Die UN-Resolution 1559, die
unter anderem die Entwaffnung der Milizen, so vor al-
lem der Hisbollah vorsah, ist nicht umgesetzt worden.
Dass die Hisbollah Israel angegriffen hat, ist die Folge
davon. Die Resolution 1680 beinhaltet den Auftrag, dass
die offenen Grenzfragen zwischen Syrien und dem Liba-
non geklärt werden und Syrien vollständige diplomati-
sche Beziehungen zum Libanon aufnimmt. Diese nicht
gelösten Aufgaben werden die Kontrolle der syrisch-
libanesischen Grenze erheblich erschweren.

Nichtsdestotrotz brauchen wir einen politischen Pro-
zess, bei dem UNIFIL eine wesentliche Voraussetzung
und ein Bestandteil ist, um diese Fragen zu lösen.

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(C (D Wir haben als Deutsche eigene und wichtige Interesen daran, dass der politische Prozess in der Region geingt. Wir haben ein Interesse, das sich aus der historichen Verantwortung ergibt, an dem Existenzrecht sraels. Das wird nur zu sichern sein, wenn es endlich inen lebensfähigen palästinensischen Staat gibt. Wir haen auch ein Interesse, das sich aus der Geographie eribt, weil unsere Verbündeten in der Europäischen nion und in der NATO unmittelbar an die Krisenregion renzen und die Gefahr besteht, dass die Konflikte überreifen. Wir haben ein Interesse, das sich aus der inneren icherheit unseres Landes ergibt, weil wir immer wieder rleben müssen, dass Extremisten in unserem Land den onflikt zum Anlass nehmen für ihre Aktivitäten bis hin u Terroranschlägen. Wir haben letztlich auch ein wirtchaftliches Interesse, weil Konflikte in dieser Region zu teigenden Energiepreisen führen und es uns erschween, die Arbeitslosigkeit in unserem Land zu bekämpfen. Wenn wir aber über die historische Verantwortung prechen, würde ich mir von der Linkspartei auch einige usführungen zu der historischen Verantwortung wün chen, die sie als ehemalige Staatspartei der DDR in die iedervereinigung eingebracht hat und die damit zu un erer gesamtdeutschen Verantwortung geworden ist. azu gehört zum Beispiel die Rolle von Abu Nidal, dem rahtzieher von Anschlägen in über 20 Ländern, bei deen in den 70erund 80er-Jahren Hunderte von Menchen ums Leben gekommen sind, und der mit dem inisterium für Staatssicherheit kooperiert hat. Zu nen en sind auch die Zusammenarbeit mit RAF-Mitglieern, ihre Ausbildung in Terrorlagern in Jordanien und ie spätere Unterbringung in der ehemaligen DDR, soie die Tatsache, dass der Drahtzieher des Attentats in ünchen 1972, Abu Daoud, der Kommandeur des so enannten Schwarzen September, nach einem Attentat 981 in der DDR gesund gepflegt worden ist und dort eien VIP-Status genossen hat. Die Kooperation von araischen Terroristen und der Staatsund Parteiführung er DDR hätte von Ihnen durchaus erwähnt werden könen; denn dies gehört zur Verantwortung unseres Lanes, insbesondere zu der Verantwortung, zu der Sie sich ekennen müssen. Ich merke, dass das bei Ihnen auf Widerspruch stößt. eswegen will ich Ihnen ein Zitat von Markus Wolf vor esen. Er hat auf die Behauptung, die DDR solle Konakte mit Organisationen gepflegt haben, welche Terrorkte gegen jüdische und israelische Ziele verübt haben, eantwortet: Man kann dies nicht ganz von der Hand weisen … Die Kontakte müssen aber heute so gesehen werden, dass damit faktisch terroristische Aktionen vom Territorium der DDR aus geduldet wurden … Es bleibt … Verantwortung und Schuld dafür, etwas geduldet zu haben, was zu solchen Handlungen führte. in Wort zu diesem Thema in Ihrer gestrigen Rede, Herr ysi, wäre sicherlich angemessen gewesen. Eckart von Klaeden (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


Man darf nicht von historischer Verantwortung reden,
wenn man die eigene immer ausspart.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Worüber reden wir eigentlich? – Weitere Zurufe von der LINKEN)


Ich will auch auf die Argumente eingehen, die von
der FDP vorgetragen worden sind. Der Kollege Hoyer
hat gestern gesagt, es sei unklug, sich unnötigerweise
militärisch zu beteiligen und das deutsche politische Ver-
trauenskapital aufs Spiel zu setzen.


(Zuruf von der FDP: Recht hat er!)


Wer diese Ansicht vertritt, verkennt, dass die militäri-
sche Beteiligung und der politische Prozess untrennbar
miteinander verbunden sind. Das haben bereits die Aus-
einandersetzung um die Rules of Engagement und die
Luft- und Seeblockade gezeigt. Die Blockade Israels
zur See und zur Luft konnte aufgehoben werden, weil
sich die Bundeskanzlerin dafür eingesetzt hat, konse-
quent und besonnen, dass das deutsche Mandat robust
ausfällt. Für die Robustheit dieses Mandats hat sie sich
nur deshalb einsetzen können, weil sie vorher die grund-
sätzliche Bereitschaft zur militärischen Beteiligung er-
klärt hat. Hätte sie diese Bereitschaft nicht erklärt, hätte
die Luft- und Seeblockade nicht aufgehoben werden
können. Das ist der erste große Erfolg der Bundesregie-
rung und zeigt, wie das UNIFIL-Mandat, eine humani-
täre Lösung und der Weg zu einer Friedenslösung zu-
sammenhängen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Kollegin Homburger hat gestern gesagt, Deutsch-
land habe andere Fähigkeiten als nur das Militär. Das ist
richtig. Ich verstehe aber nicht, warum Sie das sagen,
Frau Homburger. Es ist doch völlig klar, dass wir auch
unsere anderen Fähigkeiten anbieten, humanitäre Hilfe
und die Begleitung des politischen Prozesses. Sie wollen
damit suggerieren, es ginge nur um das Militär. Das ist
eine falsche Darstellung, die die Öffentlichkeit in die
Irre führen soll.

In dieses Horn stößt auch der Kollege Westerwelle. Er
hat in der „Berliner Zeitung“ am 1. August gesagt:

Es war bisher eine klare Haltung aller Regierungen
seit Gründung der Bundesrepublik, dass deutsche
bewaffnete Soldaten im Nahen Osten nichts verlo-
ren haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Stimmt! So war es!)


Das ist völliger Unsinn; denn die deutschen Soldaten
gibt es nicht seit Gründung der Bundesrepublik, sondern
erst seit 1955,


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Außerdem hat sich die Frage von Auslandseinsätzen
der Bundeswehr erst nach der Wiedervereinigung, also
Anfang der 90er-Jahre, gestellt.

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(C (D Sie suggerieren damit eine Tradition, die es überhaupt icht gibt. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Kollege Niebel sagte in einem Interview mit der
Berliner Zeitung“:

Wir müssen Auslandseinsätze von unseren eigenen
politischen Interessen abhängig machen.

ch frage Sie, Herr Kollege Niebel: In welcher Region
ußerhalb Europas haben wir eigentlich mehr eigene In-
eressen als in dieser Region? Warum stimmen Sie ande-
en Einsätzen zu, lehnen diesen Einsatz aber ab?

Weiter sagt der Kollege Niebel – Ähnliches sagt der
ollege Westerwelle –:

Die Bundesregierung tut gut daran, sich an interna-
tionalen Friedenseinsätzen zu beteiligen. Aber sie
tut auch gut daran, nicht bei jedem Einsatz dabei zu
sein, gerade nicht bei diesem Einsatz.

amit suggerieren Sie, wir würden zu den Toptruppen-
tellern im Rahmen der Vereinten Nationen gehören.
as Gegenteil ist richtig: Zurzeit gibt es 21 VN-Peace-
uilding- und Peacekeeping-Missionen. Deutschland ist
n zehn Missionen beteiligt. Im Verhältnis zur Bevölke-
ungszahl – das scheint mir der angemessene Maßstab zu
ein – sind die größten Truppensteller die Vereinigten
taaten, Frankreich, die Niederlande, Ghana, Georgien
nd Großbritannien, aber nicht die Bundesrepublik
eutschland.


(Beifall des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


arum wollen Sie den Eindruck erwecken, wir seien auf
er ganzen Welt militärisch engagiert? Das ist schlicht-
eg falsch.

Sie setzen sich immer wieder dafür ein, und zwar zu
echt, dass bei der Lösung internationaler Konflikte ein
ultilateraler Ansatz gefunden wird. Sie kritisieren, dass

ich die Vereinigten Staaten – angeblich – nicht ausrei-
hend engagieren. Jetzt haben wir zum ersten Mal in ei-
er wirklichen Krisenregion einen Einsatz mit einem
ultilateralen Ansatz, der von der Europäischen Union

eführt wird.

Das Hauptargument der Falken in den Vereinigten
taaten gegen den Multilateralismus ist, dass er nicht ef-
ektiv ist und zu einer Ausrede für das Nichtstun degene-
iert ist. Jetzt können wir das Gegenteil beweisen und
eigen, dass multilaterales Vorgehen effektiv ist. Das
ird man aber nicht schaffen, wenn man sich von vorn-
erein verweigert.

Sie treten für eine Nahostkonferenz ein. Dieses Be-
treben wird von uns geteilt. Eine solche Konferenz
ann aber nur dann erfolgreich sein, wenn an ihr Länder
eilnehmen, die den inneren Transformationsprozess hin
u den Prinzipien des Völkerrechts bereits hinter sich ha-
en.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das stimmt nicht!)







(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
– Es geht doch um den Erfolg dieser Konferenz. Sie wol-
len sich ja nicht nur zusammensetzen und verhandeln.
Sie wollen doch auch, dass diese Konferenz Erfolg hat.
Wer soll denn zum Beispiel hinter dem Schild von Paläs-
tina sitzen? Ist es nicht wichtig, dass zunächst einmal in
diesen Staaten ein Prozess befördert wird, der dafür
sorgt, dass das Gewaltmonopol des Staates wieder her-
gestellt werden kann, dass sich die Regierungen zu den
Prinzipien des Völkerrechts bekennen und diese Prinzi-
pien auch umsetzen können?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dann können sie an einer Nahostkonferenz teilnehmen.


(Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP])


Schließlich geht es auch um die Frage, wie wir insge-
samt zur Durchsetzung des Völkerrechts stehen. Die
Kollegin Homburger hat gestern gesagt, es käme im
Grunde nicht darauf an, wer sich beteiligt. Deutschland
müsse sich nicht beteiligen, da ja genug Angebote ande-
rer Länder vorlägen. Dieser Ansatz ist falsch; denn das
Völkerrecht kennt kein Gewaltmonopol im innerstaatli-
chen Sinne, wo Recht von der Staatsgewalt durchgesetzt
wird. Die Vereinten Nationen müssen sich immer wieder
um die Unterstützung der Staaten zur Durchsetzung des
Völkerrechts bemühen. Deswegen hängt die Autorität
des Rechts ganz wesentlich von denjenigen ab, die bereit
sind, sich für seine Durchsetzung zu engagieren.

Angesichts der enormen Interessen, die wir in dieser
Region haben, muss man doch fragen: Mit welchem Ar-
gument sollen wir erwarten, dass andere sich engagieren,
während wir uns nicht beteiligen? Freiheit bedeutet Ver-
antwortung; oder, um es anders zu sagen:

Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du
zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines
Gesetz werde.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Kant zu zitieren, ist in diesem Zusammenhang aber gewagt!)


Ich kann nicht feststellen, dass die Welt an den Prinzi-
pien, die von der FDP und der Linkspartei gegen diesen
Einsatz vorgetragen wurden, genesen würde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605000800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Lothar Bisky von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lothar Bisky (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605000900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist gut,

dass im Libanon die Waffen schweigen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ja!)


Es wäre besser gewesen, wenn durch den Einsatz der in-
ternationalen Gemeinschaft ein Waffenstillstand nicht
erst nach 33 grausamen Tagen und Nächten erreicht wor-
den wäre. Und um es diplomatisch auszudrücken: Die

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(C (D undesregierung hat hier keine rühmliche Rolle gepielt. (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ie Geiselnahme und die Raketenangriffe durch die His-
ollah waren völkerrechtswidrig und sie sind zu verur-
eilen. Sie aber zu einem Anlass für einen größer ange-
egten Luftkrieg und für eine Bodenoffensive gegen den
ibanon zu machen, war ebenso wenig im Einklang mit
em Völkerrecht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir alle können nur wünschen, dass aus diesem
urchtbaren Krieg die Schlussfolgerung gezogen wird:

it militärischer Stärke und Überlegenheit lassen sich
olitische Konflikte nicht dauerhaft lösen.


(Beifall bei der LINKEN)


m Gegenteil! Deshalb gilt: Mit der Gewaltspirale im
ahen Osten muss endlich Schluss gemacht werden.


(Beifall bei der LINKEN – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Dafür ist das Mandat!)


Frau Bundskanzlerin, Sie haben in diesem Hohen
ause vor kurzem gesagt, Ihnen würde zu viel über den
N-Militäreinsatz und zu wenig über den politischen
riedensprozess diskutiert. Die Botschaft höre ich wohl
nd ich unterstütze sie. Das Handeln der Bundesregie-
ung entspricht dem aber nicht. Bei den Menschen in un-
erem Lande setzt sich der Eindruck fest: Wenn die Poli-
ik Konflikte scheinbar nicht mehr lösen kann, werden
ie Truppen in Marsch gesetzt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So hat es die DDR gemacht!)


ie haben Ihre viel geliebten Trippelschritte – zumindest
n der Außenpolitik – sehr rasch aufgegeben. Ob Afgha-
istan, Kosovo oder Kongo – die Liste der Einsatzge-
iete wird immer länger. Und es stimmt leider: Die vor-
errschende Politik steckt mehr und mehr Gedanken und
aterielle Ressourcen in militärische Konfliktbearbei-

ung. Das ist nicht der richtige Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir bevorzugen zivile Lösungen. Gerade im Nahen
sten, in einer Region, in der Gewalt zum Alltag gewor-
en ist, muss die diplomatische, die zivile Lösung der
onflikte und ihrer Ursachen im Vordergrund stehen.
eider war die Bundesregierung mit als Erste bereit, Sol-
aten zu entsenden. Dabei wäre es in diesem Falle gut
erstanden worden, wenn Deutschland gesagt hätte: We-
en unserer besonderen Geschichte werden wir uns im
ahen Osten engagieren, aber nicht militärisch. Sie ver-

uchen, dieser Besonderheit dadurch Rechnung zu tra-
en, dass Sie keine Bodentruppen in den Libanon schi-
ken. Wir sagen: Das ändert am Grundproblem gar
ichts. Von einer historischen Mission ist die Rede und
amit falle das letzte Tabu in Sachen deutscher Beteili-
ung an Militäreinsätzen. Die Tabus sind schon lange
ebrochen und Die Linke will nicht, dass die Bundes-






(A) )



(B) )


Dr. Lothar Bisky
wehr zu einem Instrument weltweiter und uneinge-
schränkter Interventionspolitik wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen uns für ein Israel einsetzen, in dem man
in gesicherten Grenzen und frei von Gewalt leben kann.
Richtig ist aber auch, dass wir uns rechtzeitig und
gleichzeitig für die legitimen Rechte der Palästinenser
einsetzen müssen. Dieser doppelte kategorische Impe-
rativ folgt aus unserer Geschichte. Darum sollte man die
UN-Resolution 1701 nicht unter der Hand zu einer Ent-
schließung machen, in der es fast nur um die Entwaff-
nung der Hisbollah geht, wenn der künftige Friede im
Nahen Osten geklärt werden soll.


(Beifall bei der LINKEN)


Nein, es geht um die dauerhafte Sicherung der territo-
rialen Integrität und Souveränität Libanons. Und da darf
daran erinnert werden, dass ein Teil dieses Landes
18 Jahre lang von Israel besetzt war. Der Antrag der
Bundesregierung ist einseitig zulasten des palästinensi-
schen Volkes formuliert. Sein Recht auf Sicherheit, Frie-
den und einen eigenständigen Staat ist nicht erwähnt.
Nur wenn wir an den Verpflichtungen insgesamt festhal-
ten – darum geht es mir –, werden wir unserer Verant-
wortung gerecht.

Damit wird zugleich deutlich, warum deutsche Solda-
ten in Nahost fehl am Platze sind. Denn wenn wir uns
militärisch exponieren, sind wir Teil des Problems und
gefährden unsere Rolle als Mittlerin zwischen Israel und
der arabischen Welt. Darauf kommt es aber gerade jetzt
an.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb begrüße ich, dass der Vorschlag zur Einrich-
tung einer ständigen Konferenz für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Nahost mehr und mehr Anhänge-
rinnen und Anhänger findet. Ich fordere die Bundes-
regierung auf, sich jetzt nicht nur beharrlich für diese
Idee einzusetzen, sondern sie auch umzusetzen.

Wir haben eine besondere Verpflichtung, mitzuhelfen,
dass die Menschen im Nahen Osten – Juden, Palästinen-
ser, Libanesen, Syrer und die anderen – friedlich und in
Würde zusammenleben können. Die Linke ist dagegen,
diese Verantwortung nur militärisch zu definieren.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wir auch!)


Wir möchten, dass die humanitäre Hilfe und die diplo-
matische Unterstützung des Friedensprozesses im Mit-
telpunkt deutscher Außenpolitik in Nahost stehen.

Genau deshalb bitte ich Sie um Ihre Stimme für unse-
ren Entschließungsantrag. Er enthält konkrete Schritte
für eine friedliche Hilfe im Nahen Osten. Wie auch im-
mer Sie zu dem Einsatz der Bundeswehr stehen: Es wäre
gut, wenn Sie unsere Vorschläge wenigstens vorurteils-
frei prüften und in Ihrer Außenpolitik aufgriffen. Auch
heute gilt nämlich der Satz von Marie von Ebner-
Eschenbach:

Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.

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(C (D Ich bedanke mich. Das Wort hat jetzt die Kollegin Kerstin Müller von er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Kerstin Müller EN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605001000
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ver-

hrter Herr Bisky, Sie sagen:

Es ist gut, dass im Libanon die Waffen schweigen.

ie Frage ist aber: Warum? Sie müssen einfach zur
enntnis nehmen, dass es ohne die Resolution 1701 und
hne den Beschluss der internationalen Gemeinschaft,
ruppen zu entsenden – die Aufstockung von UNIFIL –,
och heute keinen Waffenstillstand in der Region gäbe,
ondern noch heute dort gekämpft würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Aber das ist doch kein Grund, deutsche Soldaten hinzuschicken!)


as ignorieren Sie einfach.

Sehr geehrter Herr Gerhardt, Sie können sich hier
och so winden, weil es inzwischen von allen Seiten
ritik an Ihrer Position hagelt. Man glaubt der FDP und
or allen Dingen ihrem Herrn Vorsitzenden nicht, dass
ie wirklich aus Sorge über unser Verhältnis zu Israel
iesem Einsatz nicht zustimmen wollen.


(Zuruf von der LINKEN: Das wissen Sie, ja?!)


hr Kollege Kinkel, immerhin ehemaliger Außenminis-
er, hat dazu am Wochenende das Nötige gesagt. Er
einte, nachdem die israelische Regierung und die be-

eiligten arabischen Regierungen Deutschland um Betei-
igung gebeten hätten, habe sich die Lage total verändert.

Natürlich ergibt sich aus der Bitte Israels kein Auto-
atismus. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass

ich das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel in
en letzten Jahren verändert hat. Genau das kommt in
er Bitte Israels um Beteiligung zum Ausdruck. Es ge-
ört schon besonders viel Ignoranz dazu, wenn man es
mit dem Argument, man habe eine besondere Verant-
ortung – trotzdem ablehnt, dieser Bitte Israels zu ent-

prechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wie können Sie sich auf die deutsche Verantwortung
egenüber Israel berufen, wenn sich sowohl die is-
aelische Regierung als auch die israelische Friedens-
ewegung – der Wunsch ist breit in der Gesellschaft
erankert – und der Zentralrat der Juden in Deutschland
xplizit eine deutsche Beteiligung an UNIFIL wün-
chen?


(Dirk Niebel [FDP]: Aber nicht so eindeutig, wie bei den Grünen die Abstimmung sein wird!)







(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

Nein, mit außenpolitischer Seriosität hat die Entschei-
dung des größten Teiles Ihrer Fraktion wenig zu tun. Sie
lehnen aus rein innenpolitischen Erwägungen und aus
Populismus diesen Einsatz der Bundeswehr – wie schon
den Einsatz im Kongo – ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir alle wissen, dass das anders aussähe, wenn Sie
Regierungsverantwortung hätten. Der Kollege Kinkel
sagte: Ich bin überzeugt, würde die FDP den Außenmi-
nister stellen, könnten wir uns ein Nein nicht leisten. –
So ist es, meine Damen und Herren!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Herr Gerhardt, die Befürworter des Einsatzes leben
nicht vom Prinzip Hoffnung. Diese Resolution und die
damit verbundene UNIFIL-Aufstockung haben bereits
jetzt – Herr von Klaeden hat es erwähnt – zur Aufhebung
der israelischen See- und Luftblockade sowie zum erst-
maligen Einmarsch der libanesischen Armee in den Süd-
libanon seit 1975 – seit der Bürgerkrieg begonnen hat –
geführt.

Meine Damen und Herren, es ist ein historischer
Schritt – das möchte ich zu bedenken geben –, dass Is-
rael erstmalig der Internationalisierung eines Grenz-
konfliktes zustimmt und eine robuste UN-Truppe an sei-
ner Grenze akzeptiert. Das ist ein bedeutender
Vertrauensbeweis Israels in die internationale Gemein-
schaft, der ganz neue Chancen, etwa für die Lösung an-
derer Konflikte in der Region, eröffnen könnte. Hier
denke ich zum Beispiel an den israelisch-palästinen-
sischen Konflikt. Auch aus diesen Gründen unterstützt
die Mehrheit meiner Fraktion nicht nur den UNIFIL-
Einsatz, sondern auch eine deutsche Beteiligung daran.


(Dirk Niebel [FDP]: Welche Gründe hat die Minderheit? – Gegenruf des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Niebel! Aufhören!)


Weil eine Beteiligung Deutschlands von allen Seiten
gewünscht wird, sehen wir Deutschlands Rolle als ehrli-
cher Makler und Vermittler in der Region nicht gefähr-
det, sondern eher gestärkt. Dennoch war für uns von An-
fang an klar: Aufgrund unserer Geschichte sollte der
deutsche Beitrag möglichst zurückhaltend sein. Vor al-
lem muss ausgeschlossen sein, dass deutsche Soldaten
zwischen die Fronten von Hisbollah und Israelis geraten.
Ich meine, das ist dadurch gewährleistet, dass die Bun-
deswehr nicht am Boden, sondern „nur“ – das Wort
„nur“ meine ich natürlich in Anführungszeichen – zur
seeseitigen Absicherung zum Einsatz kommt.

Das vorliegende Mandat ist hinreichend robust und
nicht nur symbolischer Art. Deswegen – auch das muss
man ehrlich sagen – ist dieser Einsatz risikoreich. Wie ri-
sikoreich der UNIFIL-Einsatz tatsächlich wird, hängt
stark davon ab, ob der politische Prozess zur Stabilisie-
rung des Libanon und der gesamten Region voran-
kommt. Hier erwarten wir Initiativen der Bundesregie-
rung.

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(C (D Wir brauchen Fortschritte im innerlibanesischen Diaog, die zu einer Stärkung des libanesischen Staates und u einer friedlichen Entwaffnung der Hisbollah führen; enn international will niemand die Hisbollah mit Gealt entwaffnen. Wir brauchen neue Initiativen im israe isch-palästinensischen Konflikt. Wir müssen auf Verandlungslösungen mit dem Ziel einer friedlichen oexistenz aller Staaten in der Region hinwirken, auch m Hinblick auf Syrien. Hier benötigen wir einen Persektivwechsel. Alles dem Krieg gegen den Terrorismus nterzuordnen, wie es die aktuelle US-Administration eider getan hat, das führt wirklich in die Sackgasse. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen Lösungen auf multilateraler Ebene.
ier müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Vielmehr

ollten wir die Initiativen neu beleben: das Nahost-Quar-
ett, die Roadmap, die saudische Friedensinitiative, die
enfer Initiative, die Verhandlungen mit Syrien und dem

ran sowie die Überlegung, eine Nahostkonferenz einzu-
erufen. Ich sage sehr deutlich: Es ist nicht hinnehmbar,
ass die USA solche multilateral wichtigen Abstim-
ungsprozesse verschleppen. Ich erinnere an die Blo-

kade im Sicherheitsrat während des Libanonkrieges
nd an die Nichteinberufung des Nahost-Quartetts. Das
ar fahrlässig. Vielleicht hätten wir schon früher zu ei-
em Waffenstillstand kommen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Hier erwarten wir von der Bundesregierung konse-
uente Überzeugungsarbeit. Frau Merkel, nutzen Sie
och in diesem Zusammenhang einmal auf sinnvolle
eise Ihre viel beschworene Freundschaft mit Herrn
ush. Überzeugen Sie die USA, dass nur eine Rückkehr
um Dialog und zu Verhandlungen sowie eine Abkehr
on der Ideologie des Krieges gegen den Terror zu einer
auerhaft friedlichen Entwicklung in der Region führen
erden.


(Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zum Schluss noch ein Wort an Sie, Frau Bundeskanz-
erin. Ich habe wirklich Probleme damit, dass Sie die Zu-
timmung Ihrer Fraktion zum Libanoneinsatz mit der
nkündigung verbunden haben, unsere Truppen aus
em Kongo abzuziehen und sich in Darfur erst gar nicht
u beteiligen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Unsinn! Das ist eine Falschbehauptung!)


ch finde, das geht nicht. Das hat mit konzeptioneller
nd nachhaltiger Außenpolitik nichts zu tun. Im Kongo
üssen wir unsere Entscheidung von der Lage vor Ort

bhängig machen. In Darfur findet ein schleichender
ölkermord statt. Hier geht es darum, ein zweites Ru-

nda zu verhindern. Das kann man nicht mit einer mögli-
hen Beteiligung am Libanoneinsatz verknüpfen. Des-
alb meine ich: Wenn wir gefragt werden, dann können
ir der UNO nicht die kalte Schulter zeigen. Hier erwar-






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

ten wir von Ihnen diplomatische Initiativen und eine
Entscheidung, die an der Sache orientiert ist.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605001100

Das Wort hat jetzt die Bundeskanzlerin Dr. Angela

Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1605001200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor weni-

gen Wochen war im Nahen Osten noch Krieg. Jetzt ru-
hen die Waffen. Hunderttausenden wird es wieder mög-
lich sein, in ihre Heimat zurückzukehren.

In der vergangenen Woche nun hat das Bundeskabi-
nett – vorbehaltlich der Zustimmung des Deutschen
Bundestages – entschieden, dass sich die Bundeswehr
mit einem Marineverband an der UNIFIL-Mission der
Vereinten Nationen beteiligen wird. Ich habe es vor einer
Woche nach dem Kabinettsbeschluss gesagt und ich wie-
derhole es heute hier im Deutschen Bundestag: Dieser
Einsatz der Bundeswehr im Nahen Osten ist kein Einsatz
wie jeder andere, er ist ein Einsatz von historischer
Dimension. Warum ist dieses Wort nicht zu hoch gegrif-
fen, obwohl es ja nun wahrlich nicht der erste Einsatz
der Bundeswehr außerhalb Deutschlands und Europas
ist? Wir alle wissen, dass sich bereits mit der Zeiten-
wende des Jahres 1989/1990 und mit der Wiedervereini-
gung Deutschlands auch Deutschlands Verantwortung in
der Welt verändert hat. Das hat Konsequenzen, eben
auch militärische.

Auch die Gestaltung des Mandats selbst ist nicht der
Grund für die Bewertung „historisch“. Die Bundesregie-
rung hat von Anfang an Wert auf ein ebenso wirksames
wie robustes Mandat gelegt. Deutschland konnte den
Vereinten Nationen zusammen mit den europäischen
Partnern ein solides maritimes Kräftepaket anbieten,
dessen Führung Deutschland übernehmen wird. Die
Bundeswehr ist gewollt, und zwar von Israel und vom
Libanon. Es gilt also neben der Wirksamkeit die Koope-
ration als zweiter Eckpfeiler dieses Mandates. Das war
für uns die entscheidende Voraussetzung, um einem Ein-
satz der Bundeswehr in dieser Region zustimmen zu
können, ihn überhaupt in Erwägung zu ziehen und die
Dinge dann auch positiv zu bewerten. Die UNIFIL-Mis-
sion hat neben der Überwachung der Waffenruhe unter
anderem die Aufgabe, die libanesische Regierung bei
der Sicherung ihrer Grenzen und gegen illegale Waffen-
lieferungen zu unterstützen, es geht außerdem um die
Ausbildung der libanesischen Armee. Das Ziel ist, dass
der Libanon seine Aufgaben in Zukunft alleine durchset-
zen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir haben darüber hinaus natürlich ein umfassendes aket von Maßnahmen zur zivilen Unterstützung des Lianon, vor allem bei der Sicherung der landseitigen renzen, aber auch beim Wiederaufbau, angeboten. Das anze ist ein in sich schlüssiges Paket. Zu keinem Zeitpunkt ging es nur um militärische Fraen. Es ging vielmehr immer auch darum, die Bedingunen für einen neuen Anlauf des diplomatischen Frieensprozesses überhaupt zu schaffen. Die militärische msetzung der UN-Resolution 1701 ist zwingend notendig. Doch ohne einen neuen politischen Friedensrozess würde sie letztlich wirkungslos bleiben. Beide inge hängen miteinander zusammen. Über diesen Friedensprozess stehe ich, stehen wir mit em libanesischen Ministerpräsidenten Siniora in ganz ngem Kontakt. Wir wollen einen stabilen, souveränen ibanon und wir wollen die libanesische Regierung nach räften unterstützen. Ich freue mich, wenn der libanesi che Ministerpräsident nächste Woche Berlin besuchen ird. Ebenso stehe ich natürlich mit dem israelischen Miisterpräsidenten Olmert in engstem Kontakt. Dass er ich in mehreren öffentlichen Aussagen ausdrücklich für inen Einsatz der Bundeswehr im Nahen Osten ausgeprochen hat, ja dass er darum gebeten hat, kann zwar icht das allein relevante Kriterium sein. Aber ein in seier Bedeutung nicht hoch genug zu bewertendes Zeihen des Vertrauens in Deutschland, in das Land, in essen Namen vor 73 Jahren die Vernichtung der Juden nd kurze Zeit später der Zweite Weltkrieg begannen, as ist Olmerts Bitte allemal. Ein solches Zeichen des ertrauens sollten wir sehr ernst nehmen. Es ist also nicht der Auslandseinsatz der Bundeswehr ls solcher und auch nicht die konkrete Gestaltung des andates, die diesen Einsatz von allen anderen abhebt, s ist die Region, die diesen Einsatz zu einem besondeen Einsatz, einem Einsatz von historischer Dimension acht. An kaum einem anderen Ort der Welt wird die inzigartige Verantwortung Deutschlands, die einzigarige Verantwortung jeder Bundesregierung und des eutschen Bundestages für die Lehren aus der deutschen ergangenheit, so deutlich wie hier. Lassen Sie es mich deshalb sehr persönlich sagen: Ich espektiere die Entscheidung derer, die, wie die meisten olleginnen und Kollegen der Freien Demokraten, ge ade in diesem Zusammenhang dem Einsatz der Bundesehr im Rahmen der UNIFIL-Mission nicht zustimmen ollen. Ich sage aber ebenso klar, dass ich gerade wegen er von Ihnen angeführten Argumente am Ende meines ntscheidungsprozesses zu genau der gegenteiligen Antort komme. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dirk Niebel [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Ich sage ganz deutlich: Ja, wir sind nicht neutral und
wir wollen auch gar nicht neutral sein. Deutschlands Au-
ßen- und Sicherheitspolitik seit 1949 war nie neutral.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Sie war, ist und bleibt wertegebunden. Wertegebunden-
heit ist das Gegenteil von Neutralität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb engagieren wir uns seit Jahrzehnten in der Euro-
päischen Union. Deshalb engagieren wir uns in der
NATO. Deshalb wollen wir eine starke UNO. Deshalb
engagieren wir uns für eine weltweite Durchsetzung des
internationalen Rechts, für Frieden, für die Wahrung der
Menschenwürde und für Teilhabe. Deutschland ist nicht
neutral. Auch die internationale Staatengemeinschaft ist
nicht neutral. Sie setzt sich für Frieden, Souveränität und
Menschenwürde gerade in dieser Region des Nahen Os-
tens, einer Region vor den Toren Europas, ein. Dabei
– das ist meine tiefe Überzeugung – muss auch Deutsch-
land einen Teil der Verantwortung übernehmen, und
zwar auch einen militärischen.

Meine Damen und Herren, ein besonderer Einsatz ist
dies natürlich auch, weil sich an kaum einem anderen
Ort unserer Welt die Konflikte so sehr und so dicht bal-
len wie in dieser Region. Die militärische Umsetzung
der UN-Resolution 1701 kann bei aller Bedeutung der
heutigen Abstimmung deshalb auch nur der Anfang ei-
nes langen Weges sein. Natürlich muss die Waffenruhe
in einen neuen Anlauf für einen umfassenden politischen
Friedensprozess übergeleitet werden. Ohne die Waffen-
ruhe könnten wir über einen politischen Friedensprozess
aber überhaupt nicht miteinander reden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich brauchen wir wieder eine aktive Rolle des
Nahost-Quartetts. Die Bundesregierung wird sich dafür
einsetzen. Ich sage das gerade auch mit Blick auf unsere
Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr des Jahres 2007.
In diesem Zusammenhang begrüßen wir die Absicht der
Palästinenser zur Bildung einer Regierung der nationa-
len Einheit, auch wenn dieser Prozess schwierig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch die wiederholten Signale von palästinensischer
und israelischer Seite, die Friedensgespräche wieder auf-
zunehmen, werden von uns unterstützt. Natürlich ist es
notwendig, die Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen, um
sowohl das Existenzrecht Israels zu garantieren als auch
den Menschen in den palästinensischen Autonomiege-
bieten eine vernünftige Zukunft zu geben, und natürlich
müssen die Grenzfragen zwischen Israel, dem Libanon
und Syrien geklärt werden. Genau deshalb versuchen
wir auch, Syrien aus seiner internationalen Isolation he-
rauszuholen.

Meine Damen und Herren, der Katalog der Aufgaben
im Hinblick auf das Gesamtbild der Region ist beinahe

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(C (D rdrückend groß, aber es gibt keine vernünftige Alternaive dazu, diese Aufgaben anzugehen und zu versuchen, ie zu lösen. Gerade deshalb, weil Europa hier eine zuätzliche Verantwortung übernimmt, sage ich auch ganz lar und unmissverständlich: Zu keiner Stunde darf Euopa denken, es könne dies alles alleine schaffen. Bei ller gewachsenen Bedeutung Europas: Ohne die USA eht in der Region wenig bis manchmal auch gar nichts. Im Rahmen unserer Möglichkeiten werde ich deshalb uch ganz persönlich alles daransetzen, die Vereinigten taaten von Amerika zu ermuntern, sich wieder stärker ür die Belebung dieses Friedensprozesses einzusetzen; (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn jetzt ist die Stunde da: Das Fenster der Gelegenheit
st geöffnet. Die Menschen in Israel, im Libanon, in Pa-
ästina und in den angrenzenden Ländern haben einen
nspruch auf Frieden und Teilhabe. Die UNO, die EU,
ie USA, Russland – das Quartett –: Wir alle müssen die
unst der Stunde nutzen.

Meine Damen und Herren, Deutschland hat nach
945 erfahren: Nicht alleine, sondern nur in der Gemein-
chaft mit anderen kann man den eigenen Interessen am
esten dienen. Europa als Friedens- und Wertegemein-
chaft war die bahnbrechende Idee des letzten Jahrhun-
erts nach unendlich viel Leid und Krieg. Der Impuls
ieser Idee leitet uns auch heute bei allen außen- und si-
herheitspolitischen Entscheidungen. Deutschlands Si-
herheit hängt auch von der Sicherheit in anderen Regio-
en ab.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist wahr!)


Der Nahostkonflikt spielt sich nun einmal in der un-
ittelbaren Nachbarschaft Europas ab. Durch die Ausei-

andersetzungen in dieser Region gewinnt der globale
slamistische Terror, der uns seit Jahren bedroht, einen
eil – nicht mehr und nicht weniger – seiner Rechtferti-
ung. Ein politischer Fortschritt in Nahost ist daher auch
in wichtiger Schritt, dem islamistischen Terror einen
eil seiner Grundlage zu entziehen.

Die Bundesregierung hat die Bedingungen sorgfältig
nalysiert und geprüft, unter denen ein deutsches En-
agement sinnvoll und vertretbar ist. Das Mandat ist ro-
ust. Wirksamkeit und Kooperation sind seine Eckpfei-
er. Es hilft den Menschen in der Region. Es dient
eutschen Interessen. Ich bitte Sie deshalb um eine
reite Zustimmung zu diesem Mandat.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605001300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Guido Westerwelle

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1605001400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Frau Bundeskanzlerin, Ihre Einschätzung – die Sie
ganz am Anfang geäußert haben –, die heutige Entschei-
dung sei historisch, teilen wir ausdrücklich. Wir bedan-
ken uns ebenfalls ausdrücklich für die Art und Weise,
wie Sie Ihre Haltung, die nicht meine Haltung ist, hier in
diesem Hause wohltuend begründet haben.


(Beifall bei der FDP)


Wir entscheiden heute nicht über die UN-
Resolution 1701, wir entscheiden auch nicht über einen
gewünschten Waffenstillstand, sondern wir entscheiden
über die deutsche Teilnahme von bewaffneten Soldaten
der Bundeswehr an UNIFIL. Wir müssen also abwägen,
ob die Vorteile oder die Nachteile einer deutschen be-
waffneten Teilnahme überwiegen. Es ist nicht ehrenrüh-
rig, Zweifel an der Richtigkeit dieses Einsatzes zu ha-
ben.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Lothar Bisky [DIE LINKE])


Wir haben in unserer Fraktion die Argumente abge-
wogen. Wir haben es uns gewiss nicht leichter gemacht
als die Fraktionen des Hohen Hauses, die diesem Einsatz
heute mehrheitlich zustimmen werden. Unsere beson-
dere deutsche Verantwortung für Israel, die sich aus dem
größten Verbrechen der deutschen Geschichte ergibt, ist
in diesem Hause unbestritten.

Für mich ganz persönlich ist es eine Konsequenz aus
der Geschichte, dass wir gegenüber Israel nicht neutral
sind. Neutralität ist mehr als Wertegebundenheit. Wir
sind und dürfen nicht neutral sein und wir wollen gegen-
über Israel auch nicht neutral sein. Genau diese Neutrali-
tät, eben im Konfliktfalle nicht Partei zu ergreifen, wird
von deutschen Soldaten verlangt, wenn sie als Teil der
Vereinten Nationen an diesem Einsatz teilnehmen.


(Beifall bei der FDP)


Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf
Lambsdorff haben im August einen gemeinsamen Brief
an die Bundeskanzlerin geschrieben, in dem sie ihre Ab-
lehnung des Einsatzes begründen und aus dem ich hier
zitieren möchte:

Für uns

– so schreiben die drei –

ist das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und
seiner Sicherheit konstitutiv für die deutsche Außen-
politik. Das entspricht der historischen und morali-
schen Verantwortung unseres Volkes. Dieser Ver-
antwortung entspricht es aber auch, dass wir
deutsche Soldaten vor Konfliktsituationen mit israe-
lischen Soldaten oder auch Zivilpersonen bewahren.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Mir – auch das gehört zum innerpolitischen Streit dazu –
können Sie vorhalten, diese Haltung sei innenpolitisch
motiviert. Mir können Sie auch vorhalten, ich säße nicht

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(C (D n der Regierung. Aber diesen dreien sollten Sie ihre auenpolitische Klugheit nicht absprechen. Kann diese Konfrontation – und sei es durch ein Verehen – zwischen deutschen und israelischen Soldaten irklich ausgeschlossen werden? Wir sollten uns nicht n Gewissheit wiegen, weil es um einen Seestatt um eien Landeinsatz geht. Wenn andere Kollegen aus diesem ohen Hause – übrigens ausdrücklich auch aus meiner raktion – aus der deutschen Geschichte gegenteilige chlüsse ziehen, so respektiere ich diese Haltung. Geauso wie ich anderen honorige Motive für ihre Entcheidung zugunsten dieses Einsatzes nicht abspreche, o erwarte ich, dass honorige Motive auch denen nicht bgesprochen werden, die sich gegen diesen Einsatz enden. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Lothar Bisky [DIE LINKE])


(Beifall bei der FDP)


In der öffentlichen Debatte konnte man gelegentlich
en Eindruck gewinnen, die Marine habe den Auftrag,
or der Küste des Libanon allein durch Präsenz den Waf-
enstillstand zu sichern. Wir alle wissen, dass das nicht
timmt, und doch ist das Wort „Kampfeinsatz“ mittler-
eile wieder gänzlich aus dem Sprachgebrauch der Bun-
esregierung gestrichen worden.

Was darf die Marine und was darf sie im Einsatz
icht? Sie darf im Verdachtsfall – etwa von Waffen-
chmuggel – Schiffe umleiten. Aber wer entwaffnet die
isbollah und ihre Helfer?


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das steht in der Resolution 1701!)


Wir sollen den Waffenschmuggel aufspüren, aber die
affen nicht konfiszieren. Die Marine darf nicht be-

chlagnahmen, was sie finden soll. Unsere Soldaten sol-
en Waffennachschub für die Hisbollah unterbinden.
bergeben wir dann, wenn er dennoch geschieht, den
all an die libanesischen Autoritäten, die dann die His-
ollah entwaffnen werden? Ich hoffe, dass so viel Gut-
läubigkeit der Realität standhält.

Die Entwaffnung der Hisbollah soll ausdrücklich
icht durch die Vereinten Nationen, sondern durch die
egierung des Libanon bewerkstelligt werden. Mein Zu-

rauen ist nicht sehr ausgeprägt, dass eine libanesische
entralregierung, die seit Jahren die Entwaffnung der
isbollah leisten soll, dies aber nicht tut, jetzt diese Auf-
abe bewerkstelligt.


(Beifall bei der FDP)


Mein Zutrauen ist auch nicht sehr ausgeprägt, dass
ine libanesische Regierung, in der Minister der Hisbol-
ah sitzen, hinreichend entschieden die Entwaffnung
bendieser Hisbollah bewirkt. Wenn es der Libanon
ann doch nicht macht und die Vereinten Nationen es
icht machen sollen, ist es dann wirklich ausgeschlos-
en, dass Israel es doch in die eigenen Hände nimmt? Ei-
en solchen Bruch des Waffenstillstands müssten die
ereinten Nationen und damit auch die deutschen Solda-

en unterbinden. Wenn Israel eine Operation zur






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Befreiung seiner verschleppten Soldaten über den See-
weg durchführt, müssen wir das unterbinden? Dürfen
wir das unterbinden? Wichtiger noch: Wollen wir das
unterbinden?

Israel ist so groß wie Hessen. Vom Golan bis zum
Mittelmeer ist es kaum weiter als von Pankow bis nach
Potsdam. Als ich mit Mitte zwanzig als junger Student
das allererste Mal auf den Golanhöhen stand, habe ich
verstanden, wie nahe die Konfliktparteien einander ge-
genüberstehen. Kann man dort Zusammenstöße wirklich
ausschließen?


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Ich glaube nicht, dass Sie es verstanden haben!)


Deutschland kann helfen und Deutschland soll helfen.
Wir können beim Wiederaufbau und bei der Infrastruk-
tur helfen. Wir können politisch helfen und wir können
ehrliche Makler im Nahostkonflikt sein. Sie wissen, Herr
Außenminister, dass wir Ihnen dafür auch Respekt zol-
len.

Es ist richtig, dass nach einigem Hin und Her die liba-
nesische und die israelische Regierung auch um unsere
Soldaten gebeten haben; ich fürchte aber, aus völlig un-
terschiedlichen und sich womöglich auch ausschließen-
den Gründen. Israel erwartet nämlich zu Recht, dass wir
im Zweifel Partei sind. Der Libanon erwartet Neutralität
der Vereinten Nationen und möglichst wenig Beeinträch-
tigung der eigenen Souveränität.

Der Bundesaußenminister hat gestern gesagt, vor
zehn Jahren wäre ein bewaffneter deutscher Einsatz im
Nahostkonflikt undenkbar gewesen. Ich meine, noch vor
einem Jahr wäre ein solcher Einsatz undenkbar gewesen.
Der Deutsche Bundestag beschließt heute mit großer
Mehrheit, die Haltung zu ändern, die Staatsräson für alle
Vorgängerregierungen war. Das respektieren wir als
Minderheit. Aber wir erwarten den gleichen Respekt für
diejenigen, die bei dem bleiben wollen, was bisher über-
parteilich unstrittig für Deutschland galt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn sich aber die Mehrheit heute für den Einsatz
entscheidet, dann muss sie auch der Bundeswehr die fi-
nanziellen Mittel dafür zur Verfügung stellen.


(Beifall bei der FDP)


Weil sich die Mehrheit heute so entscheidet, füge ich
als jemand, der heute zur Minderheit zählt, hinzu: Das
ganze Parlament steht bei diesem schwierigen Einsatz
hinter unseren Soldatinnen und Soldaten, ausdrücklich
auch wir, die wir in der Minderheit sind.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605001500

Das Wort hat jetzt der Kollege Gert Weisskirchen von

der SPD-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Wenn man die gestrige und heutige Debatte richtig erfolgt hat, dann, glaube ich, kann man feststellen, dass s in diesem Hause einen Konsens gibt. Er besteht darin, ass es, wenn der Weltsicherheitsrat eine Entscheidung rifft – hier gibt es möglicherweise noch einen Unterchied zu Ihnen, die Sie in der Minderheit sind; aber alle nderen sind davon überzeugt –, unsere Aufgabe als eutscher Bundestag ist, zu prüfen, ob wir die Umset ung der Resolution 1701, die der Weltsicherheitsrat ach reiflicher Überlegung beschlossen hat – es war ein chwieriger Kompromiss –, unterstützen sollen. Die entcheidende Frage ist, wie wir das unterstützen sollen. Herr Kollege Westerwelle, wer will, dass das internaionale Recht, das Völkerrecht – ich dachte bislang, ass auch die Liberalen das im Grunde wollen – durchesetzt wird – wenn es sein muss, mit höchst begrenzten ilitärischen Instrumenten und Mitteln –, der muss die raft aufbringen, das politisch durchzusetzen und mitzuelfen, dass die schwache Hoffnung gestärkt wird, die arin besteht, dass die Resolution 1701 zu einem Erfolg ührt, in einen neuen Friedensprozess in dieser Region ündet und einen Weg eröffnet, auf dem der Nahe Os en, diese schwierige, geschundene Region, eine Chance at, inneren Frieden zu finden. Darum geht es. Wir sind er Auffassung, dass die höchst begrenzten militärischen nstrumente dazu dienen, Frieden herzustellen. Lieber Kollege Westerwelle, ich bitte Sie herzlich daum, noch einmal genau darüber nachzudenken, ob für ie, der Sie argumentieren, es gehe darum, Vertrauensapital nicht zu verspielen, das Wort Vertrauen nicht ein rsatzwort ist, mit dem Sie rechtfertigen, dass Sie sich er Verantwortung an einem Punkt entziehen, an dem es otwendig ist, Verantwortung zu übernehmen. Das ist eine Sorge. Ich hoffe sehr, dass die Kolleginnen und ollegen im Deutschen Bundestag die historische Ver ntwortung, von der Sie gesprochen haben, ernst nehen und mithelfen, dass diese Region in einen Prozess eführt wird, in dessen weiteren Verlauf drei Ziele verolgt und, wenn es geht, auch erreicht werden. Erstens. Die Anerkennung des Existenzrechts des üdischen Staats Israel war die Grundkonstante der anzler Adenauer, Kiesinger, Brandt und Schröder. Das ilt auch für Frau Merkel. Diese Grundkonstante bleibt estehen. Sie darf nie und in keiner Weise beschädigt erden. Das bedeutet, dass wir dann, wenn Israel dies ünscht, die Resolution 1701 durch das begrenzte mili ärische Instrument, das wir einsetzen, mit unterstützen. Zweitens müssen wir den Libanon stärken. Kollege esterwelle, Sie haben darauf hingewiesen, wie fragil ieser Staat ist, diese Konstruktion, dieses Konglomerat on Gruppen, von Clans, die untereinander zerstritten ind. Aber wenn der Libanon den Einsatz von UNIFIL ur Stärkung der eigenen Souveränität wünscht, können ir uns dem dann wirklich entziehen und dabei – ich age es noch einmal – das Wort Vertrauenskapital vorchieben? Erwecken wir damit nicht den Eindruck, wir ollten uns genau wegen dieses Wortes an der Verant Gert Weisskirchen wortung vorbeischlängeln, wenn es darum geht, die Souveränität Libanons zu stärken? Drittens. Morgen trifft sich das Quartett am Rande der Generalversammlung der UN. Was hat das Quartett auf der Agenda? Auf der Agenda steht das Gespräch, das gestern zwischen Präsident Abbas und der Außenministerin Livni stattgefunden hat. Worüber haben diese beiden gesprochen? Sie haben genau darüber gesprochen, worum es jetzt geht, nämlich darüber, dem Prozess der Verständigung zwischen Palästina und Israel eine neue Qualität zu geben. Ist es denn nicht schon ein Erfolg, dass es eine Waffenruhe gibt? Ist es denn nicht schon ein Erfolg, dass sich die Kontrahenten darum bemühen, einen neuen Verständigungsprozess in die Wege zu leiten? Schon allein das ist ein Erfolg dessen, was die Bundesregierung gemacht hat. Auch deswegen glaube ich, dass der Begriff des Vertrauenskapitals oder der Neutralität in dem Sinne gemeint ist, wie es die Frau Bundeskanzlerin hier ganz richtig interpretiert hat. Vertrauen und Neutralität bedeuten in diesem Zusammenhang ganz klar und eindeutig: Das Mandat muss gestärkt werden und die Bundeswehr ist dazu da, das Vertrauen, das die Konfliktparteien in uns setzen, eingebettet in einen politischen Prozess mit einem begrenzten Mandat zu beantworten. Lieber Kollege Westerwelle, manchmal muss etwas, was in der Vergangenheit richtig war, in der Gegenwart überprüft werden. Willy Brandt hat das sehr klar in seinem letzten Brief gesagt, den er übrigens für das Treffen der Sozialistischen Internationale in diesem Reichstag an die Delegierten gesandt hat. (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist etwas anderes!)

Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1605001600




(A) )


(B) )


Für ihn war das immer klar. Er sagt in seinen Erinnerun-
gen: Zivilcourage hat nur dann einen Zweck und einen
Sinn, wenn sie dazu führt, dass Freiheit durchgesetzt und
gesichert wird. Das ist die Aufgabe, die wir haben: den
Menschen in dieser geschundenen Region eine Chance
zu geben, ihr eigenes Leben selbst zu gestalten, Frei-
heitswege zu öffnen, in der Region die Chance zu eröff-
nen, dass die Konfliktparteien aufeinander zugehen und
daran wieder anknüpfen, was 1991 mit der Madrider
Konferenz auf dem Weg hin zum Osloprozess begonnen
hatte. Das wird schwierig. Lieber Kollege Botschafter
Israels, das wird ein ganz schwieriger und steiniger Weg.

Deutschland fühlt sich auf diesem Weg den Partnern
verpflichtet, die bereit sind, konstruktiv aufeinander zu-
zugehen und auf Gewalt zu verzichten. Das heißt, dass
Hamas gegenüber Abbas deutlich machen muss, dass sie
Israel nicht nur anerkennen will, sondern auch – ich
hoffe, dass das in diesem Prozess möglich ist – auf den
Einsatz von Gewalt verzichten will, damit der jüdische
Staat Israel ein Ausgangspunkt für eine Region des Frie-
dens und der Sicherheit wird, in der alle, die in dieser
Region leben, eine Chance haben, Freiheit für sich selbst
zu erobern und dafür zu arbeiten, dass Frieden in dieser
Region eine Chance hat.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605001700

Das Wort hat der Kollege Oskar Lafontaine von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605001800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Ich möchte noch einmal die Gründe vortragen, wa-
um meine Fraktion den Antrag der Bundesregierung ab-
ehnt. Ich beginne mit einem Satz der Bundeskanzlerin,
er im Grunde genommen schon deutlich macht, warum
ir diesen Antrag ablehnen müssen. Die Bundeskanzle-

in sagte nämlich – dieser Satz war typisch –: „Im Nahen
sten ruhen die Waffen.“


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


ie kann man sagen, im Nahen Osten ruhen die Waffen?
ies zeigt, dass die Herangehensweise an die Frage, die
ir heute zu stellen haben, dadurch gekennzeichnet ist,
ass man relevante Daten ausblendet, nicht zur Kenntnis
ehmen will und daher schlicht und einfach zu völlig fal-
chen Ergebnissen kommt.


(Beifall bei der LINKEN)


ch sage, meine Damen und Herren: Im Nahen Osten ru-
en die Waffen nicht.

Der Redner der SPD setzte sich mit dem Argument
useinander, ob das militärische Engagement im Nahen
sten die Terroranschlagsgefahr in Deutschland er-
öhe. Er warf mir vor, ich hätte dies hier behauptet.
uch dies ist kennzeichnend für Ihre Vorgehensweise.

ch sagte in meinem Beitrag in der Haushaltsdebatte:

Wenn der Innenminister Bayerns feststellt, dass un-
sere Beteiligung am Libanonkrieg die Terroran-
schlagsgefahr in Deutschland erhöht, dann ist es
nicht zulässig, dass Sie einen solch gravierenden
Vorwurf einfach übergehen …

ch sagte weiterhin:

Sie werden nicht überrascht sein, dass in den letzten
Jahren auch aus den Sicherheitsdiensten immer
wieder angemahnt worden ist, dass unser mili-
tärisches Engagement am Hindukusch und sonst wo
nicht dazu geeignet ist, die Terroranschlagsgefahr
in Deutschland zu mindern, sondern dass es vielmehr
so ist, dass durch dieses militärische Engagement
die Gefahr, dass terroristische Anschläge auch hier
in Deutschland unternommen werden, immer wei-
ter steigt.

Es ist kennzeichnend für Ihre Debatte, dass Sie nicht
n der Lage sind, sich mit Argumenten aus den eigenen
eihen auseinander zu setzen, und dass Sie meinen, Sie
önnten ohne weiteres die Argumente der dafür zustän-
igen Dienste der Bundesrepublik Deutschland überge-
en. Man kann zu dem Ergebnis kommen, dass man, ob-
ohl eine solche Analyse richtig ist, militärisch so






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
entscheiden muss. Es ist aber gegenüber unserer Bevöl-
kerung unredlich, dieses gravierende Argument einfach
zu übergehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb wiederhole ich, dass ich mich hier nicht nur auf
Herrn Beckstein oder auf die Sicherheitsdienste in
Deutschland stützen möchte, sondern dass es auch meine
Auffassung ist – dies sage ich jetzt in dieser Debatte –,
dass dieses Engagement die Anschlagsgefahr in
Deutschland erhöht.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Bundeskanzlerin und andere haben darauf hinge-
wiesen, dass wir in dieser Frage nicht neutral seien. Es
hörte sich so an, als sei dies gerade eine Begründung für
unsere Entscheidung. Ich habe mit dieser Aussage er-
hebliche Probleme, denn sie ist dazu geeignet, dass wir
falsche Entscheidungen treffen. Ich bin vielmehr der
Auffassung, dass wir neutral sein müssen, und zwar
wenn es um die Wertegebundenheit geht, die Sie hier an-
gesprochen haben. Um die Tragweite dessen deutlich zu
machen, will ich hier den Führer der christlichen Oppo-
sition im Libanon, General Aoun, zitieren – ich zitiere
nicht wörtlich; das war in der „Frankfurter Allgemeinen
Zeitung“ nachzulesen –, der sagte: Wir verstehen nicht,
dass die Vereinten Nationen die Entführung von zwei is-
raelischen Soldaten als terroristischen Akt verurteilen,
während sie das Bombardieren unseres ganzen Landes,
wobei über 1 000 Zivilisten umgekommen sind, nicht als
terroristischen Akt verurteilen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Kritik des Führers der christlichen Opposition an
der Entscheidung der Vereinten Nationen ist für jeden,
der in der Wertegebundenheit zum Beispiel zu dem Er-
gebnis kommt, dass jedes menschliche Leben einen Wert
an sich darstellt und dass man die Kampfhandlungen der
einen Seite nicht mit den Kampfhandlungen der anderen
Seite rechtfertigen kann, völlig gerechtfertigt. Ich bin der
Meinung, dass dieser Hinweis des Führers der christli-
chen Opposition aufgegriffen werden muss.

Ich möchte das noch deutlicher machen, indem ich
Alfred Grosser, einen französisch-deutschen Intellek-
tuellen, zitiere, der kürzlich sagte: Wir werden auf die
Art und Weise, wie wir bisher Politik betreiben, im Na-
hen Osten nicht weiterkommen, weil diese Politik zu ei-
ner Demütigung der arabischen Welt führt.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist nach wie vor der Fall. Sie sind stolz darauf,
dass Sie nicht neutral sind. Sie wollen dazu beitragen,
dass keine Waffen an die Hisbollah geliefert werden,
während Sie gleichzeitig Waffen an Israel liefern. Das
mag aus Ihrer Sicht begründet sein, aber Sie müssen
nach dem klassischen Grundsatz „Audiatur semper et
altera pars“ – man bedenke auch immer die Argumenta-
tion der anderen Seite – verfahren. Dann kommen Sie zu
dem Ergebnis, dass aus Sicht der arabischen Welt eine
solche Vorgehensweise nicht akzeptabel ist und als De-
mütigung empfunden wird.

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(C (D ch bitte Sie, über den Rat von Alfred Grosser nachzuenken. Wir lehnen diesen Einsatz auch deshalb ab, weil Sie ich nach wie vor konstant weigern, zu sagen, was Sie nter Terrorismus verstehen. Der Kollege Struck – ich ehe ihn im Moment nicht – erregte sich in der Hausaltsdebatte darüber, dass ich ihn aufgefordert habe übrigens auch die Kanzlerin –, endlich zu sagen, was an unter Terrorismus verstehe. Er verwandte in diesem usammenhang das Wort „beschämend“; der Außeninister sprach von „unerträglich“. Ich will jetzt nicht agen, ob es in meinen Augen beschämend oder unerräglich ist, dass die Regierung und die Mehrheit des arlaments nicht in der Lage sind, zu sagen, was sie un er Terrorismus verstehen. Nur so viel: Solange man das icht kann, ist man nicht in der Lage, irgendwie rational egen den Terrorismus auf dieser Welt vorzugehen. Das st völlig ausgeschlossen. Der Kollege Weisskirchen hat an das Völkerrecht ernnert. Natürlich müssen wir das Völkerrecht beachten. afür hatte ich plädiert. Das Völkerrecht kann man auf er Welt aber nur durchsetzen, wenn man es selbst eachtet. Deshalb möchte ich hier den Satz „Im Nahen sten ruhen die Waffen“ aufgreifen und daran erinnern, ass wir nach wie vor am Irakkrieg beteiligt sind, der ach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ölkerrechtswidrig ist. Es hat keinen Sinn, das – wie andere Feststellungen uch – einfach auszuklammern und zu übergehen, weil s einem nicht passt. Dieser Krieg ist völkerrechtswidrig nd wir sind an ihm durch die Gewährung der Nutzung on Flugplätzen sowie die Gewährung von Überflugechten und sonstigen Hilfen an eine der Krieg führenen Parteien beteiligt. Das Bundesverwaltungsgericht at Recht. Die Mehrheit dieses Hauses ist völlig im Unecht, wenn sie ein solches gravierendes Argument übereht. Letzter Punkt zu dem Satz, im Nahen Osten schweien die Waffen. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Libanon schweigen die Waffen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


s gibt einen untrennbaren Zusammenhang zwischen
en Auseinandersetzungen im Libanon und den Bedro-
ungen, denen der Iran sich durch die ständige Diskus-
ion in den Vereinigten Staaten ausgesetzt sieht.


(Zuruf von der SPD: Zynisch!)


Sie nehmen das wohl gar nicht mehr wahr. – Der Iran
ieht sich einer Bedrohung ausgesetzt, weil im Pentagon
läne gehandelt werden – sie werden in Amerika veröf-
entlicht –, den Iran mit Nuklearwaffen anzugreifen.
azu haben mehr als 100 Physiker, darunter fünf Nobel-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
preisträger, in einem offenen Brief Stellung genommen.
Sie haben geschrieben, das sei äußerst unverantwortlich.
Sie warnen vor den verhängnisvollen Konsequenzen für
die Sicherheit der Vereinigten Staaten und der gesamten
Welt, wenn solche Pläne erörtert werden.

Man kann doch das alles nicht einfach übergehen.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1605001900
Ihr Satz
„Im Nahen Osten ruhen die Waffen“ ist typisch für die
Art und Weise, in der diese Entscheidung vorbereitet
worden ist. Die Tatsache, dass Sie sich weigern, die Be-
griffe zu klären, wird eines Tages dazu führen, dass wir
solche Entscheidungen bereuen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605002000

Herr Kollege Lafontaine, kommen Sie bitte zum

Schluss.


Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605002100

Ich komme zum Schluss.

In einer der ersten Führungsvorschriften des damals
noch jungen Heeres Bundeswehr stand als Geleit zum
Kapitel „Führung“ das Dichterwort: „Nur wer klare Be-
griffe hat, kann befehlen.“ Über dieses Wort sollten Sie
einmal nachdenken.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605002200

Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Trittin vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605002300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen

Sie mich es verdeutlichen: Wir reden hier nicht über eine
Teilnahme am Irakkrieg. Wir reden darüber, ob sich
Deutschland an einem kriegsbeendenden UN-Einsatz
beteiligt, über nichts anderes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lieber Kollege Bisky – ich gehe bewusst auf Sie
ein –, wir sind in einem Punkt einer Meinung. Deshalb
brauchen wir nicht zur Rabulistik zu greifen und darüber
zu streiten, ob der Libanon Teil des Nahen Ostens ist
oder nicht. Wir sind uns einig, dass dieser Krieg zwi-
schen Israel und Libanon zu lange gedauert hat. Ich habe
oft die Frage gestellt: Was wäre eigentlich passiert, wenn
man sich schon am 16. Juli beim Gipfel der G 8 den Vor-
schlag eines sofortigen Waffenstillstandes von Kofi
Annan zu Eigen gemacht hätte? Es würden mehr Men-
schen leben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man es für richtig hält, dies an dieser Stelle zu er-
wähnen, dann müsste man, um der Wahrheit Genüge zu
tun, auch erwähnen, warum dieser Krieg in einen Waf-
fenstillstand überführt werden konnte. Nämlich deshalb,
weil 18 Nationen gesagt haben: Wir sind bereit, diesen
fragilen Waffenstillstand mit eigenen Soldaten abzusi-

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(C (D hern. Das war der Grund, weswegen es jetzt einen Wafenstillstand im Libanon und im Konflikt zwischen Libaon und Israel gibt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darum geht es im Kern auch beim Mandat der Ver-
inten Nationen. Da mag man Fragen haben und da
ag es Unzulänglichkeiten geben. Das stimmt. Jeder,

er sich mit diesem Prozess beschäftigt, weiß, welche
robleme in diesem Mandat und den Einsatzregeln, die
ir alle studiert haben, stecken. Es muss aber doch auch
ie Frage erlaubt sein: Hätte man warten sollen, bis es
in perfektes Mandat gegeben hätte? Man hätte nicht
arten dürfen, weil das die Verlängerung des Krieges
edeutet hätte. Deswegen ist das Mandat richtig, das zu
iesem Zeitpunkt gekommen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie, Herr Westerwelle, haben hier gesagt, Sie wollten
icht das UN-Mandat, sondern die deutsche Beteili-
ung diskutieren. Die Argumente aber, die Sie gebracht
aben, sowohl in Ihrer Stellungnahme nach Unterrich-
ung durch die Bundeskanzlerin als auch in den drei Ko-
umnen der „Bild“-Zeitung, bewegten sich alle auf die-
er Ebene, auf der Sie sich auch bei Ihrer Rede hier
ewegten, nämlich: Was passiert, wenn die Konfliktpar-
eien, übrigens unter Einschluss Syriens, unter Ein-
chluss Libanons, unter Einschluss Israels, ihre Ver-
flichtungen, die sie mit ihrer Zustimmung zu dem UN-
andat eingegangen sind, verletzen oder nicht einhal-

en? Das sind schwerwiegende Fragen, über die man dis-
utieren muss. Nur, meine Damen und Herren, das Ar-
ument, dass UNIFIL unter Umständen auch scheitern
ann – darüber muss man sich im Klaren sein –, ist ernst
u nehmen, aber es ist kein Argument gegen eine deut-
che Beteiligung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dieses Argument „Was passiert, wenn die Mission
cheitert?“ gilt auch für die 1 000 Chinesen, die künftig
m Libanon die Spezialaufgabe wahrnehmen, Minen zu
äumen und die Folgen von Streubomben zu beseitigen.
ieses Argument gilt auch für die 1 000 türkischen Sol-
aten, die sich an diesem Friedenseinsatz beteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ieses Argument gilt auch – das sage ich jetzt mit Blick
uf Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Links-
artei – für die 3 000 italienischen Soldaten, die von ei-
er Mitte-links-Regierung mit Unterstützung durch die
ifondazione Comunista in diesen Einsatz geschickt
orden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Stehlen Sie sich doch nicht davon! Ich finde, die italieni-
sche Regierung muss an dieser Stelle gelobt werden. Sie
verhält sich verantwortungsbewusst, sie demonstriert,
was Linkssein heißt, nämlich nicht, sich auf Herrn
Beckstein zu berufen, sondern sich international für den
Frieden zu engagieren.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Wenn es um einen friedenserhaltenden UN-Einsatz
geht, sollten wir auch vermeiden, die so genannte militä-
rische Lösung und die politische Lösung ständig gegen-
einander zu stellen. Wer sich den Konflikt im Nahen Os-
ten anschaut, der muss doch zu dem Ergebnis kommen:
Es gibt keine Friedenslösung und keine Verhandlungs-
lösung, wenn man diesen fragilen Waffenstillstand nicht
absichert. Auf der anderen Seite gilt auch: Diese UN-
Mission ist keine ungefährliche Mission. Ich werde da-
her denjenigen, die sich heute anders entscheiden, mei-
nen Respekt nicht verweigern.

Aber wir haben hier eine Verantwortung. UNIFIL ist
ein sehr altes Mandat. In der Vergangenheit sind über
200 Blauhelmsoldaten ums Leben gekommen. Hier geht
es nicht um eine schlanke Entscheidung. Niemand, egal
wie er sich entscheidet, macht es sich an dieser Stelle
einfach; jeder prüft intensiv sein Gewissen. Aber es ist
eben auch richtig, dass der Erfolg dieser Mission davon
abhängt, ob das Fenster für die Lösung dieser Krise
wirklich genutzt wird. Denn es ist offenbar, dass es für
den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, für
den Konflikt zwischen Israel und Libanon und für den
Konflikt zwischen Israel und Syrien keine militärische
Lösung, sondern nur eine politische Lösung gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir entscheiden heute über ein Mandat für ein Jahr.
Wir alle wissen, dass wir vor der nächsten Sommerpause
in diesem Haus darüber erneut entscheiden müssen. Ich
sage auch an Ihre Adresse, Frau Bundeskanzlerin
Merkel: Es wird entscheidend davon abhängen, ob Sie
als Ratspräsidentin der Europäischen Union im ersten
Halbjahr des nächsten Jahres nachvollziehbare Schritte
hin zu einem Friedensprozess einleiten können. Wir
wünschen Ihnen dazu gutes Gelingen.

Aber wir sagen auch im Interesse der Soldatinnen und
Soldaten, die in diesen Einsatz geschickt werden: Es
wird nötig sein, die Risiken dieses Einsatzes zu minimie-
ren, die sich beispielsweise aus einer Weigerung, die
Rolle des Nahostquartetts anzuerkennen, ergeben, und
zu einer politischen Lösung zu kommen. Dafür wün-
schen wir Ihnen eine gute Hand. Das wird auch der Maß-
stab sein, an dem wir künftig diesen Einsatz messen wer-
den.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulrike Merten von der PD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Wir beraten heute abschließend ber die Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Mision UNIFIL im Libanon. Die Debatte gestern und auch eute hat gezeigt, dass eine solche Beratung – ganz abesehen davon, dass es sich um einen besonderen histoischen Gegenstand handelt – nie zur Routine für dieses arlament wird. Es ist wichtig, in der Öffentlichkeit och einmal deutlich zu machen, dass wir jeden einzelen Einsatz mit großer Sorgfalt diskutieren, bevor wir arüber beschließen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605002400
Ulrike Merten (SPD):
Rede ID: ID1605002500

Es ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass der
affenstillstand, der seit dem 14. August errungen
urde, ein erster wichtiger Schritt ist. Jetzt muss er ab-
esichert werden. Die Europäische Gemeinschaft hat an
er schnellen Verabschiedung der UN-Resolution wie an
er zügigen und effizienten Ausgestaltung des Mandats,
es Operationsplanes und der Einsatzregeln einen sehr
roßen Anteil. Darüber hinaus wird sie sich an der
ruppe mit einer Gesamtstärke von 15 000 Soldaten mit
000 Soldaten beteiligen. Dies ist ein wichtiges Signal;

enn es zeigt, dass die Europäer bereit sind, UN-Man-
ate zu unterstützen. Wir können nicht – das ist in der
ergangenheit immer wieder geschehen – auf der einen
eite lamentieren und beklagen, wie wenig wirksam und
urchsetzungsfähig UN-Missionen sind, wenn wir nicht
uf der anderen Seite bereit sind, uns mit einem ent-
cheidenden Beitrag daran zu beteiligen.

Das Mandat gewährleistet auch, dass die Welt, anders
ls es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten der
all gewesen ist, sehr genau hinsehen wird, was in dieser
egion passiert, und sich nicht mehr heraushalten kann.

ndem wir in diesen militärischen Prozess eingebunden
ind, sind wir aus meiner Sicht auch zwangsläufig in den
olitischen Prozess, der jetzt verstärkt werden muss, ein-
ebunden.

Wenn die Mehrheit des Bundestages dem Antrag der
undesregierung heute folgt, wird sich Deutschland an
iesem robusten Friedenseinsatz im Nahen Osten beteili-
en. Es hat im Vorfeld dieser Entscheidung erhebliche
weifel daran gegeben, ob unsere besondere historische
olle, unsere Verantwortung dies zulässt. Wir haben im
erteidigungsausschuss lange und mit großer Nachdenk-

ichkeit darüber debattiert. Eine Bedingung, die sehr
rühzeitig geäußert worden ist, war, dass die israelische
egierung diesem Einsatz zustimme. Nachdem nicht nur
ies der Fall war, sondern die ausdrückliche Bitte, zu
elfen, an Deutschland gerichtet worden ist, war meines
rachtens der Weg für ein deutsches Engagement frei.

Deutschland genießt auf beiden Seiten hohes Anse-
en und Vertrauen. Wir mussten natürlich die Frage be-
ntworten: Stellen wir uns unserer Verantwortung, in-






(A) )



(B) )


Ulrike Merten
dem wir uns militärisch an einem Einsatz beteiligen,
oder glauben wir, in dieser Region nur dann weiter als
glaubwürdiger Makler gelten zu können, wenn wir uns
ausschließlich auf politische und diplomatische Instru-
mente stützen? Nachdem auch der Libanon ausdrücklich
darum gebeten hat, seine Küstengewässer in enger
Kooperation mit ihm militärisch zu sichern und Waffen-
schmuggel zu unterbinden, und explizit die Bitte an
Deutschland herangetragen hat, hier zu helfen, ist ein
weiteres Argument hinzugekommen, unsere Verantwor-
tung auch in Form einer militärischen Komponente
wahrzunehmen.

Nachdem die Bundesregierung sich zu einem mariti-
men Beitrag entschlossen hatte, konnte sich die libanesi-
sche Regierung aus innenpolitischen Gründen lange
nicht dazu durchringen, an die Vereinten Nationen An-
forderungen zur seeseitigen Sicherung zu richten. Die
Einwände und Bedingungen, die der Libanon in den Ver-
handlungen über die Einsatzregeln vorbrachte, ließen
vergleichsweise lange offen, ob diese und damit das
Mandat so effektiv und durchsetzungsfähig sein würden,
dass die Voraussetzungen für einen Erfolg dieser militä-
rischen Friedensmission gegeben seien.

Ich bin außerordentlich erleichtert darüber, dass es in
den letzten Wochen gelungen ist, auf bestimmte Min-
deststandards nicht nur zu bestehen, sondern sie auch
durchzusetzen und damit die Effektivität und Wirksam-
keit der Mission auch zu gewährleisten. Dies ist aus mei-
ner Sicht mehr als eine lediglich semantische Verständi-
gung. Hier geht es um den Nachweis darüber, dass der
Beitrag, den wir leisten, mehr als ein symbolischer sein
wird.

Wir haben lange mit großer Nachdenklichkeit und
auch leidenschaftlich über diesen Einsatz debattiert.
Wenn wir ihn heute beschließen, gehört zur Seriosität
dazu, darüber zu reden, wie die Bundeswehr diesen wei-
teren Auslandseinsatz bewerkstelligen kann. Der Einsatz
im Libanon ist der zweite Auslandseinsatz der Bundes-
wehr in diesem Jahr, der zu Jahresbeginn noch nicht ab-
zusehen war. Entsprechend konnten weder er noch der
EU-Einsatz im Kongo im Verteidigungsetat des Jahres
2006 eingeplant werden.

Parallel wurde kein laufender Einsatz beendet. Umso
wichtiger ist die Verlässlichkeit eines Satzes in der Koa-
litionsvereinbarung, auf den der Bundesverteidigungs-
minister dankenswerterweise hingewiesen hat. Danach
wird die Bundesregierung dafür Sorge tragen, dass der
Bundeswehr die dafür notwendigen Ressourcen zur Ver-
fügung stehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Effizienz und Schutz unserer Soldaten sind die Deter-
minanten für den Erfolg und die zeitliche Berechenbar-
keit unseres militärischen Engagements. Auch dieser
Bundeswehreinsatz birgt Gefahren; das wissen wir.
Auch dieses Mal ist es unsere Aufgabe, die Risiken mit-
zubedenken und sie durch gut ausgebildete und ausge-
rüstete Streitkräfte sowie durchsetzungsfähige Einsatzre-
geln zu begrenzen. Die Marine fühlt sich für die
Erfüllung ihres Auftrages gut gewappnet. Aber sie war-

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(C (D et – ich glaube, zu Recht – auf eine breite Zustimmung es Parlaments zu diesem Auftrag. Im Falle der mehrheitlichen Zustimmung hier im undestag werden sich die Marineeinheiten morgen auf en Weg in den Libanon begeben. Kommen Sie bitte zum Schluss, Frau Kollegin. Ich wünsche ihnen und den anderen betroffenen Sol aten alles Gute bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605002600
Ulrike Merten (SPD):
Rede ID: ID1605002700


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1605002800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Karl Lamers von

er CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1605002900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Auch Deutschland muss seinen Beitrag leisten zu
ehr Stabilität und Frieden im Nahen Osten. Wir dürfen

ier nicht abseits stehen.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass auch die Beteiligung
eutscher Streitkräfte an dieser Friedensmission, zusam-
en mit vielen europäischen Partnern, eine entschei-

ende Voraussetzung für eine politische Lösung des
ibanonkonflikts insgesamt ist. Es war ein Krieg mit
200 Toten. Wir haben jetzt eine fragile Waffenruhe.
as wir brauchen, ist ein militärisch stabiler Waffenstill-

tand als Ausgangspunkt für einen echten Friedenspro-
ess.

Wir Deutsche haben ein eigenes Interesse an einem
auerhaften Frieden im Nahen Osten; denn das ist Nach-
arschaft. Die Frage ist: Wie kann, wie muss ein deut-
cher Beitrag aussehen?

Die FDP hat in den letzten Wochen verlangt, statt der
eteiligung an einem Militäreinsatz sich allein auf di-
lomatische Verhandlungen zu beschränken. Ich bin
berzeugt, dass man sich mit dem Hinweis auf Diploma-
ie allein hier nicht einfach militärisch heraushalten und
egducken kann. Das ist für mich keine Außenpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Politisch gehandelt und diplomatisch erfolgreich ver-
andelt haben Sie, Frau Bundeskanzlerin und Herr Bun-
esaußenminister, in den zurückliegenden Wochen, mit
srael und mit dem Libanon. Damit haben Sie die Waf-
enruhe entscheidend mit auf den Weg gebracht. Res-
ekt!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er in der internationalen Diplomatie Friedenspolitik
ktiv mitgestalten will, der muss, so meine ich, auch






(A) )



(B) )


Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

bereit sein, bei einer internationalen militärischen Frie-
densmission der UNO mitzumachen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Denn nur wenn die Waffen auch künftig schweigen und
nicht neue hineingeschmuggelt werden, hat Diplomatie
eine echte Chance.

Ich frage Sie: Können wir uns hier der Verantwortung
verweigern? Natürlich ist Verantwortung eine Bürde.
Aber wollen wir die Bürde auf die Schultern unserer
Freunde und Verbündeten abladen? Solidarität der
NATO und im europäischen Rahmen ist für mich etwas
anderes. Die europäische Verantwortung ist nicht teilbar.
Die Zeit der Scheckbuchdiplomatie ist vorbei. Friede, so
sagt Immanuel Kant, muss gestiftet werden, er kommt
nicht von selbst.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Hier und heute geht es um einen Friedenseinsatz. Mi-
litärische Einsätze sind nie populär. Wir sind aber nicht
in diesen Deutschen Bundestag gewählt worden, um Po-
puläres zu tun, sondern dazu, Richtiges zu tun. Deswe-
gen sind wir heute hier. Wir wollen unseren Mitmen-
schen erklären, worum es bei diesem Einsatz geht,
nämlich darum, zu mehr Stabilität und in letzter Konse-
quenz zu einem echten Friedensprozess im Nahen Osten
zu kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erst dieser militärische Friedenseinsatz gibt der Diplo-
matie Raum und Entfaltungsmöglichkeiten.

Kann Deutschland trotz seiner historischen Verpflich-
tung an einem solchen Einsatz teilnehmen? Fakt ist, dass
sowohl der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert
wie auch die Außenministerin Zipi Livni diesen Beitrag
ausdrücklich gewünscht haben. Das muss man doch ein-
mal zur Kenntnis nehmen. Hat nicht die Bundeskanzlerin
mit großem politischen Fingerspitzengefühl Deutschland
in dieser Friedensmission dadurch richtig positioniert,
dass sie die Entsendung von Bodentruppen ablehnt, was
die Verbündeten verstehen, aber einen effektiven Einsatz
der Marine vorschlägt, was unsere Verbündeten erwar-
ten. Herr Gerhardt, das Mandat ist nicht zu schmal, es ist
exakt richtig!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zu verhindern, dass erneut Raketen der Hisbollah auf is-
raelischem Territorium einschlagen, das ist für mich ein
echter Beitrag zum Frieden.

Nicht nur Israel will, dass Deutschland mitmacht,
sondern auch der Libanon. Gerade darin liegt die
Chance, unsere von allen Staaten der Region geschätzte
Mittlerposition zu bewahren. Dadurch stärken wir den
Respekt, den uns die Staatengemeinschaft heute entge-
genbringt; wir schwächen ihn nicht. Geht es für Israel
letztlich um seine Existenz, so geht es für den Libanon
um die Wiedergewinnung seiner innerstaatlichen Souve-

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(C (D änität gegenüber der Hisbollah-Miliz und um den Wieeraufbau des Landes. Fazit: Unsere besondere Verantwortung aus der Gechichte heraus zwingt uns nicht zum Heraushalten, sonern zum verantwortlichen Mitmachen. Das ist unsere osition. Mit unserem Beschluss entsenden wir heute eine efektive maritime Taskforce zum gemeinsamen Einsatz it unseren Verbündeten in das Seegebiet des Libanon. önnen wir, so fragen wir uns alle, substanziell wirklich twas erreichen und bewirken? Ich meine: Ja. Die Einatzregeln sind jetzt klar. Das heißt, das Mandat ist obust: keine Chance zum Waffenschmuggel in einer ünstlichen Sechs-Meilen-Zone; kein Vetorecht für mitahrende libanesische Offiziere; Aufbringen verdächtier Schiffe auch gegen den Widerstand des Kapitäns. ir brechen also nicht als zahnloser Tiger oder bloßer uschauer zu einer lustigen Kreuzfahrt auf. Nein, wir aben die Chance, das Seegebiet effizient zu kontrollieen und Waffenschmuggel in die Hände der Hisbollah zu erhindern. Zu Recht weist Bundesverteidigungsminister Jung arauf hin, dass ein solcher Einsatz gefährlich werden ann. Das ist klar. Es ist aber auch klar, warum wir diees Risiko trotzdem eingehen: für mehr Stabilität, für ehr Frieden im Nahen Osten und damit für uns alle. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für unsere Soldaten ist eine breite Unterstützung im
arlament ausgesprochen wichtig. Deswegen bitte ich

eden Einzelnen, sich seine Entscheidung zu überlegen.
it Blick auf Herrn Gysi, Herrn Lafontaine und Herrn
isky sage ich: Ich befürchte, dass ein erkleckliches
aß an Ignoranz gegenüber der Realität und mangelnde
ereitschaft zur Übernahme internationaler Verantwor-

ung sie daran hindern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur FDP gewandt, möchte ich sagen: Folgen Sie den
achdenklichen Überlegungen Ihres Mitglieds und frü-
eren Außenministers Klaus Kinkel, der sorgenvoll ein
ittun anmahnt!


(Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Guter Mann!)


Ich komme zum Schluss. Für diesen maritimen Ein-
atz sind unsere Soldaten bestens gerüstet. Aber solche
insätze kosten auch richtig Geld. Geiz wäre lebensge-

ährlich. Angesichts der neuen Herausforderungen in
fghanistan, im Kongo und jetzt auch im Libanon muss
ns allen klar sein, dass der Verteidigungshaushalt die
usätzlichen finanziellen Belastungen, die sich aus die-
en Veränderungen ergeben, nicht allein tragen kann.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605003000

Herr Kollege, Sie müssen wirklich zum Schluss kom-

en.






(A) )



(B) )


Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1605003100

Wir brauchen neue Finanzierungsformen aus dem Ge-

samthaushalt.

Wir stimmen diesem Antrag zu. Ich möchte schließen
mit einem Satz von Aristide Briand, der gesagt hat:

Der Friede erfordert unentwegten, zähen, dauern-
den Dienst, er verlangt Ausdauer, erlaubt keinen
Zweifel.

Ich danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605003200

Das Wort hat der Kollege Rolf Kramer, SPD-Frak-

tion.


Rolf Kramer (SPD):
Rede ID: ID1605003300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir debattie-
ren heute nicht über einen normalen Einsatz der Bundes-
wehr, sondern über einen möglichen Einsatz im Nahen
Osten, also in einer Region, in der seit Jahrzehnten ein
Konfliktherd vorhanden ist, der für viele Auseinander-
setzungen auf diesem Globus konstitutiv ist.

Wir haben schon einige Beiträge zur Verantwortung
aus unserer Geschichte gehört. Wir alle wissen: Es gibt
honorige und begründbare Argumente aus der Ge-
schichte sowohl für als auch gegen einen Einsatz. Ich
meine: Wir sollten uns deshalb auf die Tradition der
Auslandseinsätze der Bundeswehr besinnen und sie zur
Grundlage unserer Entscheidung machen. Die Bundes-
wehr wird nur eingesetzt, wenn es ein Mandat der Ver-
einten Nationen oder einer vergleichbaren übernationa-
len Organisation gibt. Dies ist mit der Resolution 1701
gegeben. Alle betroffenen Länder haben dieser Resolu-
tion zugestimmt. Das ist der eigentlich wichtige Punkt.
Wenn wir uns dafür entscheiden, dann geschieht dies mit
Zustimmung aller Betroffenen.

Deutschland und Europa stehen hier in einer ganz
besonderen Verantwortung. Denn wir haben in den letz-
ten Wochen mit dafür gesorgt – ganz besonders unser
Außenminister, Frank-Walter Steinmeier –, dass es im
Nahen Osten zu einem Waffenstillstand gekommen ist,
der zurzeit zwar fragil ist, aber immer noch hält. Deshalb
muss diesem Schritt ein weiterer Schritt folgen. Das En-
gagement der Bundeswehr und Deutschlands ist eine
konsequente Fortsetzung unserer Friedensbemühungen
im Nahen Osten. Vielfach wird beklagt, dass die Ent-
wicklung in den letzten Wochen zu zögerlich und zu
zaghaft gewesen sei. Ich finde es nur sachgerecht und
richtig, dass die Bundesregierung mit den Vereinten Na-
tionen, mit Israel und mit dem Libanon jetzt Regeln für
den Einsatz gefunden hat, die der Aufgabe angemessen
sind.

Die Bundeswehr beweist bei allen Einsätzen jeden
Tag aufs Neue, dass sie die ihr gestellten Aufgaben her-
vorragend löst. Es handelt sich immer um Aufgaben, die

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(C (D er Entwicklung und Erhaltung des Friedens in der jeeiligen Region dienen. Ich bin überzeugt, dass das uch in diesem Fall so sein wird. Da es um die seeseitige Absicherung des Libanon eht, hat die Bundesmarine die Hauptlast dieser Mision zu tragen. Dass die Soldatinnen und Soldaten der undeswehr dieses Metier beherrschen, zeigen sie bei pielsweise seit Jahren am Horn von Afrika. Die Überachung des Schiffsverkehrs, die Kontrolle von Ladung nd die Unterbindung des Seeschmuggels ist dort die auptaufgabe. Darin ist die Marine seit Jahren geübt. iele tausend Soldatinnen und Soldaten haben inzwi chen an diesen Einsätzen teilgenommen. Es gibt bei diesem Mandat freilich einen erheblichen nterschied: Eine Kontrolle auch gegen den Willen der chiffsführung wird möglich sein. Dieses Mandat ist otwendigerweise robust; aber es ist kein offensives ampfmandat. Wir schicken die Soldatinnen und Solda en nicht in einen Kampfeinsatz, sondern sie haben die ufgabe, den Waffenschmuggel zu unterbinden und die ouveränität des Libanon zu unterstützen und zu förern. Sie haben die Aufgabe, der Politik die Möglichkeit u eröffnen, eine friedliche Lösung der Probleme im Naen Osten zu finden. Aller Erfahrung nach wird bereits ie Anwesenheit der internationalen Truppen eine Beruigung der Lage befördern. Wir sind davon überzeugt, ass allein schon die Eindämmung von Gewalt und der inhalt von Tod und Zerstörung diesen Einsatz rechtfer igen. Aber es darf überhaupt kein Zweifel auftreten: Immer enn der Bundestag auf Antrag der Regierung einem uslandseinsatz zustimmt, ist es für die Soldatinnen und oldaten gefährlich. Es gibt keinen per se ungefährlihen Auslandseinsatz. Und es muss auch ausgesprochen erden: Dieser Einsatz wird zu den gefährlicheren gehö en. Es wird ein Einsatz sein, der mit großer Wahrscheinichkeit nicht nach einem Jahr beendet sein wird. Aus vielerlei Gründen ist dies für Deutschland und ür die Bundeswehr eine bisher so nicht da gewesene erausforderung. Deshalb dürfen die Soldatinnen und oldaten nur bestmöglich ausgebildet, ausgestattet und o gesichert wie nur möglich in den Einsatz geschickt erden. Dieser Verantwortung müssen wir uns stellen. ch bin überzeugt, dass die Regierung und die Bundesehrführung dieser Verantwortung ebenfalls gerecht erden. Nach Abwägung aller Argumente ist eine Zu timmung zum Antrag der Bundesregierung aus meiner icht zu verantworten. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605003400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Christian Ruck,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1605003500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Am Ende zweier intensiver Debatten über den Libanon-
einsatz ist deutlich geworden, dass die überwältigende
Mehrheit in unserer Beteiligung an UNIFIL zu Recht ei-
nen wichtigen Beitrag nicht nur zum Schutz des Libanon
und seiner Integrität, sondern auch zur Stabilisierung ei-
ner höchst instabilen Region als Ganzes sieht.

Der Schritt, den wir hier tun, wird von der israeli-
schen, aber auch von der arabischen Seite begrüßt. Für
uns ist er sicher in mancherlei Hinsicht ein Opfer; wir
haben darüber ausführlich und im Detail diskutiert. Ich
verstehe die Besorgnis von manchen, auch draußen, wir
könnten in die Gefahren einer hoch komplizierten und
mit politischen Tretminen und Irrationalitäten bespick-
ten Region hineingezogen werden. Aber es ist auch deut-
lich geworden, dass wir als Deutsche und Europäer in
Wahrheit schon längst, seit Jahren, involviert sind und
dass es keinen Konflikt auf der Erde gibt, der uns im All-
tag, auch ökonomisch und sicherheitspolitisch, so tan-
giert wie der Nahostkonflikt.

Für mich bedeutet unser Beitrag zu UNIFIL auch eine
neue Chance auf Frieden und Sicherheit – nicht nur dort,
sondern auch bei uns, und ich verbinde damit die Hoff-
nung, die geäußert wurde, dass wir mit dem Opfer, das
wir hier bringen, mehr politisches Gewicht für politi-
sche Lösungen in die Waagschale werfen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wurde schon
deutlich: Wir Deutsche haben doch etwas einzubringen.
Wir haben ein vertrauensvolles, freundschaftliches Ver-
hältnis zu Israel aufgebaut; aber wir haben auch ein gu-
tes Ansehen in der arabischen Welt. Wir finden mehr
Gehör und mehr Gesprächspartner als manche andere.
Das ist ein Pfund, das wir stärker einbringen wollen. Da
hat unsere Bundeskanzlerin unsere volle Unterstützung.
Wir wollen unsere Fähigkeit vertiefen, die Verbindungen
zwischen den Dialogbereiten auf allen Seiten zu stärken,
und mithelfen, dass die Vernünftigen und Dialogbereiten
in dieser Region den Gang der Dinge bestimmen und
nicht die Radikalen und Hasserfüllten.

Ich freue mich ausdrücklich über die angedachten Ge-
spräche mit Syrien. Ich war, ohne das überbewerten zu
wollen, Anfang Juli einen Tag in Syrien, mit einem sehr
dichten Programm.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört! Sehr gut!)


Ich kann nur eines sagen: Ich habe einige Vorurteile ver-
loren und einiges an Hoffnung gewonnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Unser Mann in Damaskus!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wurde schon ge-
sagt: Der Waffenstillstand und der politische Dialog
schaffen Raum für Friedensgespräche, aber auch für ei-
nen wichtigen Eckpfeiler dauerhafter Sicherheit, näm-
lich für Entwicklungspolitik, für ökonomische Entwick-

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(C (D ungsund Aufbauarbeiten. Das sind für mich zwei eiten derselben Medaille: Es gibt keine Sicherheit ohne ntwicklung und keine Entwicklung ohne Sicherheit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In diesem Zusammenhang ist es aufschlussreich, sich
och einmal den Bericht über die Entwicklung in der
rabischen Welt vor Augen zu führen. Es gibt in der
egion gravierende Entwicklungsmängel, eine hohe Ar-
eitslosigkeit, zum Teil eine erdrückende Armut, ein
iedriges Bildungs- und Ausbildungsniveau und auch
ine niedrige ökonomische Wettbewerbsfähigkeit. Das
usammen mit einem hohen Bevölkerungswachstum
nd einer überragend hohen Jugendarbeitslosigkeit er-
ibt ein explosives Gemisch, vor allem angesichts nicht
ur fehlender Entwicklung, sondern auch fehlender Ent-
icklungsperspektiven. Deswegen ist es richtig und
ichtig, dass wir Aufbauhilfe und Soforthilfe sowie Un-

erstützung bei der Sicherung der Grundbedürfnisse im
ibanon und in Palästina leisten; gerade diese Aufgabe
arf im Moment und in Zukunft nicht den radikalen Isla-
isten überlassen bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Richtig und wichtig ist, dass wir eine neue Offensive
tarten und weitere Anstrengungen für eine langfristige
ntwicklungszusammenarbeit in dieser Region, in der
ie Situation sehr schwierig ist, unternehmen. Das kön-
en wir auf verschiedenen Gebieten tun: bei der Unter-
tützung von Wirtschaftsreformen, beim Aufbau einer
ffizienten Verwaltung und bei der Durchführung von
olitischen Reformen in der arabischen Welt. Mit der
ntwicklung hin zu einem modernen Staat und einer mo-
ernen Wirtschaft in dieser Region verbinden wir die
offnung, dass sich auch die dortigen Gesellschaften
odernisieren, sodass dem Fanatismus und dem Radika-

ismus der Nährboden entzogen wird.

Deswegen bitte ich Sie, nicht nur möglichst geschlos-
en hinter diesem gefährlichen Einsatz unserer Soldaten
u stehen, sondern auch ein entwicklungspolitisches
onzept zu unterstützen, durch das der Frieden in dieser
egion langfristig gesichert wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605003600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Gabriele

roneberg, SPD-Fraktion.


Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1605003700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrte Damen und Herren! Den Vorwurf, wir hät-
en uns mit der Entscheidung über den Libanoneinsatz
icht intensiv auseinander gesetzt, kann uns wirklich
iemand machen. Seit Wochen haben wir intensiv da-
über diskutiert. Noch gestern fanden Ausschusssitzun-
en statt, in denen alle relevanten Aspekte ausführlich






(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg
beleuchtet wurden. Diese Entscheidung berührt uns alle.
Nicht umsonst ist sie als „historisch“ bezeichnet worden.
Manchmal habe ich allerdings den Eindruck, dass in den
prinzipiellen Diskussionen, die wir geführt haben, ver-
gessen wurde, worum es eigentlich geht bzw. worum es
am Anfang gegangen ist.

Wir alle waren entsetzt und betroffen von der Ent-
wicklung in Nahost seit Anfang Juli dieses Jahres: Bilder
von Trauer und Verzweiflung, von Toten und Verletzten
und von schrecklicher Zerstörung. Wir alle wollten, dass
dieses Leiden beendet wird. Nicht zuletzt dem Einsatz
der Europäer, vor allen Dingen dem der Bundesregie-
rung bzw. des deutschen Außenministers, ist es zu ver-
danken, dass ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Die
UN-Resolution 1701 ist die Grundlage für einen Einsatz,
durch den der Krieg dauerhaft beendet und der Weg für
die humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau freigemacht
werden soll – Hilfe, welche die Menschen in dieser Re-
gion dringend brauchen.

In der heutigen Debatte ist sehr viel von Verantwor-
tung geredet worden. Es wurde betont, dass wir Deut-
sche eine besondere Verpflichtung und Verantwortung
haben. Sicherlich, das ist klar. Aber wir genießen in die-
ser Region auch ein besonderes Vertrauen. Wir haben
also nicht nur eine besondere Verantwortung, sondern
uns wird von beiden Seiten, der israelischen und der ara-
bischen, auch ein besonderes Vertrauen entgegenge-
bracht. Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, diese
von uns erbetene Unterstützung zu verweigern, eine Un-
terstützung, die die Sicherheit gewährleisten soll, die un-
sere Hilfs- und Durchführungsorganisationen dringend
brauchen, um ihre Arbeit tun zu können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])


Die mit viel persönlichem Einsatz und viel Geld auf-
gebaute Infrastruktur darf nicht wieder durch Kampf-
handlungen zerstört werden. Man darf nicht vergessen:
Das war in den letzten Jahren ein fortlaufender Prozess.
Ich denke, dass diese UN-Mission die Verstärkung, die
sie bald bekommen wird, dringend benötigt, um in der
Region dauerhaften Frieden zu schaffen.

Die internationale Gemeinschaft bemüht sich auf al-
len Ebenen um den Wiederaufbau des Landes. Auch wir
werden in diesem Rahmen unseren Beitrag leisten. Da-
rüber hinaus werden wir unsere Unterstützung der paläs-
tinensischen Gebiete fortsetzen und intensivieren. Denn
nur dann, wenn zugleich der israelisch-palästinensische
Konflikt gelöst wird, kann auch ein Ende dieses Kon-
flikts herbeigeführt werden; dies gilt sowohl für die is-
raelische Seite als auch – das möchte ich in aller Deut-
lichkeit sagen – für die palästinensische Seite.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aus persönlicher Erfahrung kenne ich den Nahen und
den Mittleren Osten ganz gut. Seit vielen Jahren be-
obachte ich die politische Entwicklung in dieser Region.
Einen Kritikpunkt müssen wir uns in diesem Zusammen-
hang wirklich gefallen lassen: Wir alle hätten uns in den
vergangenen Jahren auf Grundlage der bereits gefassten
Resolutionen noch viel intensiver um politische bzw. di-

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(C (D lomatische Lösungen im Nahen Osten bemühen müsen. (Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


enn denn jetzt die Chance gegeben ist, wenn jetzt die
ür zu einer dauerhaften Lösung einen kleinen Spaltbreit
eöffnet wird, dürfen wir uns diese Tür nicht selber zu-
chlagen, indem wir uns aus der Verantwortung ziehen
nd uns an diesem Einsatz nicht beteiligen. Wir nehmen
nsere Verantwortung bereits wahr, indem wir humani-
äre Nothilfe leisten und indem wir beim Wiederaufbau
er lebensnotwendigen Wasserversorgung und bei der
ekämpfung der Ölpest helfen. Diese Leistungen wer-
en abgefragt. Wir leisten diese Hilfe und wir leisten sie
erne. Das darf nicht alles umsonst gewesen sein! Des-
alb müssen die Bemühungen, die dafür nötige Sicher-
eit vor Ort herzustellen, fortgesetzt werden.

Wir haben – ich sage das ausdrücklich – auch eine
erantwortung gegenüber unseren Soldaten. Wenn wir
berlegen, uns an einem solchen Einsatz zu beteiligen,
achen wir es uns nicht leicht. Ganz viele von uns sind

ersönlich betroffen: dadurch dass sie Mütter, Väter,
hemänner, Ehefrauen, Töchter und Söhne bei der Bun-
eswehr haben. Die Entscheidung, die heute getroffen
ird durch diejenigen, die Ja sagen, ist eine ganz beson-
ere. Ich persönlich danke allen Kollegen, die sich dazu
ekennen, die diesem Einsatz zustimmen, gerade wenn
ie selber davon betroffen sind, wenn ihre Kinder einen
olchen Einsatz leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605003800

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

r. Sascha Raabe, SPD-Fraktion.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1605003900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte

ingangs auf das zurückkommen, was der Kollege Oskar
afontaine hier vorhin gesagt hat. Er hat die Hoffnung
uf Waffenruhe und Frieden infrage gestellt. Er hat trä-
enreich erklärt, dass der arme iranische Präsident im
ugenblick nachts fast nicht mehr schlafen könne, weil

r von den bösen Vereinten Nationen bedroht werde.
ieber Herr Kollege Lafontaine, ich habe mehr Angst
avor, dass Präsidenten, die den Holocaust leugnen und
srael ausradieren möchten, Atomwaffen in die Hände
ekommen. Angst machen mir nicht die Vereinten Na-
ionen, sondern Populisten wie Sie, die so etwas in den
aum stellen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dass wir – das hat die Bundesregierung deutlich ge-
acht – auch im Konflikt mit dem Iran auf eine diplo-
atische Lösung setzen, steht doch außer Frage. Der
orwurf, dass wir im Libanonkonflikt zuerst an militäri-
ches Eingreifen dächten statt daran, wie wir zivil helfen






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
können, ist völliger Unfug. Wir haben sowohl im Nahen
Osten als auch im Kongo – auch gegen diesen Einsatz
haben Sie gestimmt – seit vielen Jahren im Rahmen von
Entwicklungszusammenarbeit und ziviler Hilfe dafür ge-
sorgt, dass Entwicklung möglich ist. Natürlich ist Ent-
wicklung nicht möglich, wenn Menschen abgeschlachtet
werden, wie es im Kongo passiert ist, wo drei, vier Mil-
lionen Menschen sterben mussten, oder wenn wie in
Israel oder im Libanon Raketen einschlagen, Granaten
einschlagen, Menschen zerfetzt werden. Solange so et-
was geschieht, kann ich den Menschen nicht helfen.
Deswegen ist es selbstverständlich und auch richtig, dass
wir im Rahmen der Vereinten Nationen im Kongo gehol-
fen haben, und es ist auch richtig, dass wir im Libanon
für Frieden sorgen – damit Entwicklung möglich wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mit der Forderung, mehr Geld für Entwicklungszu-
sammenarbeit auszugeben, rennen Sie bei mir als Ent-
wicklungspolitiker offene Türen ein. Selbstverständlich:
Weltweit werden 1 000 Milliarden Euro jährlich für
Militär und Rüstung ausgegeben, aber nur 70 Milliar-
den Euro für Entwicklungszusammenarbeit. Von diesen
1 000 Milliarden Euro machen die Friedensmissionen
der Vereinten Nationen aber nur einen relativ kleinen
Betrag aus. Anders ist es zum Beispiel mit dem Krieg im
Irak. Unbestritten, wir waren gegen diesen Krieg. Aber
gerade wenn man will, dass nicht die Vereinigten Staaten
von Amerika sagen, wie die Weltsicherheitspolitik aus-
zusehen hat, sondern dass die Vereinigten Staaten dieser
Erde, die Vereinten Nationen, die Sicherheitspolitik und
Friedenspolitik bestimmen, muss man sich an Einsätzen
beteiligen, die auf dem legitimen Willen der Völker die-
ser Erde beruhen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Unser deutscher Beitrag zum Wiederaufbau des Liba-
non kann sich sehen lassen. Unsere Ministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul hat sich auf der Geberkon-
ferenz dafür eingesetzt, dass international insgesamt
730 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Das
Technische Hilfswerk arbeitet dort gerade an der Wie-
derherstellung der Wasserversorgung. Viele zivile Orga-
nisationen arbeiten unter schweren Bedingungen und
sind dankbar dafür, dass sie ihre Arbeit tun können, ohne
dass Granaten einschlagen. Wir sollten an dieser Stelle
einmal unseren Hilfsorganisationen danken, die nicht
– wie Sie – nur reden, sondern vor Ort helfen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Blindgänger der Streubomben, die dort zum Ein-
satz kamen und liegen geblieben sind, behindern leider
zum Teil den Wiederaufbau dort. Ich glaube, trotz unse-
res guten, freundschaftlichen Verhältnisses zum Staat Is-
rael war es richtig, dass unsere Ministerin deutliche
Worte gefunden und darauf hingewiesen hat, dass der
Einsatz der Streubomben falsch war. Wir sollten uns in
diesem Hause dafür einsetzen, dass er auf der ganzen
Welt verboten wird.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube aber auch, dass die militärische Auseinan-
ersetzung – so schlimm sie war – und das ganze Leid
u einem Prozess des Nachdenkens auf allen Seiten ge-
ührt haben. Jetzt besteht die Chance, dass wir dort mit
nserem Außenminister und der gesamten Bundesregie-
ung ein umfassendes Friedenskonzept durchsetzen kön-
en. Ich hoffe sowohl für die Palästinenser und die Liba-
esen als auch für die Israelis, dass dort bald Frieden
inkehrt und eine Entwicklung genommen wird, in deren
uge die Armut überwunden wird und die tatsächlichen
onfliktursachen bekämpft werden. Der Waffenstill-

tand ist die Voraussetzung dafür.

Deshalb bitte ich Sie zum Abschluss dieser Debatte
uch im Interesse der ärmsten Menschen dort vor Ort:
timmen Sie diesem Einsatz zu, damit Frieden und Ent-
icklung vorankommen können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605004000

Zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen

skar Lafontaine das Wort.


Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605004100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich will den Kollegen Dr. Sascha Raabe nur da-
auf hinweisen, dass ich nicht von den Vereinten Natio-
en, sondern von den USA gesprochen habe. Ich sehe da
inen gewissen Unterschied. Ich halte es für wichtig,
ass wir das festhalten.

Ich habe auch nicht von dem iranischen Präsidenten,
ondern vom Iran gesprochen und denke dabei an die

illionen Menschen, die dort wohnen und sich bedroht
ühlen, wenn sie lesen, dass Atomwaffen gegen sie ein-
esetzt werden sollen.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Peinlich!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605004200

Herr Kollege Raabe, bitte.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1605004300

Herr Kollege Lafontaine, es freut mich, dass auch Sie

en Unterschied zwischen den Vereinten Nationen und
en USA anerkennen.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


ie Vereinten Nationen haben das Recht, dem Iran, der
in friedliches und auf die zivile Nutzung angelegtes
tomprogramm durchführen darf, mit Sanktionen zu
rohen, wenn er nicht darauf verzichtet, zu versuchen,
urch die Urananreicherung auch Atomwaffen zu bauen.






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
Wir wollen friedliche und keine militärischen Sank-
tionen. Daran haben wir auch nie einen Zweifel gelas-
sen. Sie konstruieren jetzt eine Bedrohung der iranischen
Bevölkerung durch die Sanktionen der Vereinten Natio-
nen. Die USA sind nicht die Vereinten Nationen, son-
dern nur ein Mitglied der Vereinten Nationen. Wenn
Deutschland die Vereinten Nationen stärken will, dann
muss man bereit sein, sich an den Friedensmissionen der
Vereinten Nationen zu beteiligen, dann darf man sich
nicht außen vor stellen und zu allem Nein sagen.

Abschließend sage ich noch einmal: Herr Lafontaine,
ich habe Angst, dass ein Land, das das Existenzrecht Is-
raels und den Holocaust leugnet, später einmal Atom-
waffen hat. Ich glaube, es ist aller Ehren wert, dass der
iranische Präsident und der eine oder andere im irani-
schen Volk, der dies genauso sieht, durch sanften Druck
der Vereinten Nationen dazu gebracht werden, darüber
nachzudenken, ob das richtig ist. Ich sage: Das ist falsch.
Ich möchte in einer friedlichen Welt leben. Dies wird am
besten ohne Atomwaffen und durch ein Gewaltmonopol
der Vereinten Nationen erreicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605004400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck-
sache 16/2614 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der
United Nations Interim Force in Lebanon. Ich weise da-
rauf hin, dass etliche Erklärungen zur Abstimmung nach
§ 31 der Geschäftsordnung vorliegen.1)

Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-
sache 16/2572 anzunehmen. Es ist namentliche Abstim-
mung verlangt. Ich weise darauf hin, dass wir unmittel-
bar im Anschluss an die namentliche Abstimmung noch
vier einfache Abstimmungen zu den Entschließungsan-
trägen durchführen. Ich bitte alle Kolleginnen und Kol-
legen, bei der Stimmabgabe sorgfältig darauf zu achten,
dass die Stimmkarten, die sie verwenden, ihren Namen
tragen.

Sind die Plätze an den Urnen alle besetzt? – Das ist
der Fall. Ich eröffne die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen.

Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, ihre Plätze
einzunehmen. Wir kommen nun zu den Abstimmungen
über die Beschlussempfehlungen des Auswärtigen Aus-
schusses zu den Entschließungsanträgen zu dem Antrag

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l1) Anlagen 2 bis 4

(C (D er Bundesregierung zur Beteiligung bewaffneter deutcher Streitkräfte an dem Einsatz im Libanon. Zusatzpunkt 1. Entschließungsantrag der Fraktionen er CDU/CSU und SPD auf Drucksache 16/2611. Der uswärtige Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss mpfehlung auf Drucksache 16/2616, den Entschlieungsantrag anzunehmen. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Ko lition bei Gegenstimmen der Opposition angenommen. Zusatzpunkt 2. Beschlussempfehlung des Auswärtien Ausschusses auf Drucksache 16/2617 zu dem Entchließungsantrag der Fraktion der FDP. Der Ausschuss mpfiehlt, den Entschließungsantrag auf Drucksache 6/2609 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD, des ündnisses 90/Die Grünen und der CDU/CSU bei Geenstimmen der Fraktion Die Linke und der FDP angeommen. Zusatzpunkt 3. Beschlussempfehlung des Auswärtigen usschusses auf Drucksache 16/2618 zu dem Entschlieungsantrag der Fraktion Die Linke. Der Ausschuss mpfiehlt, den Entschließungsantrag auf Drucksache 6/2605 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD, des ündnisses 90/Die Grünen und der CDU/CSU und FDP ei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke angenomen. Zusatzpunkt 4. Beschlussempfehlung des Auswärtien Ausschusses auf Drucksache 16/2619 zu dem Entchließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die rünen. Der Ausschuss empfiehlt, den Entschließungs ntrag auf Drucksache 16/2610 abzulehnen. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der Fraktion ie Linke bei Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die rünen angenommen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen bstimmung unterbreche ich die Sitzung. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftührern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen usschusses zu dem Antrag der Bundesregierung auf eteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der nited Nations Interim Force in Lebanon, Drucksa hen 16/2572 und 16/2614, bekannt: Abgegebene Stimen 599. Mit Ja haben gestimmt 442, mit Nein haben estimmt 152, Enthaltungen fünf. Die Beschlussempfehung ist damit angenommen. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Endgültiges Ergebnis Abgegebenen Stimmen: 599; davon ja: 442 nein: 152 enthalten: 5 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Carl-Eduard von Bismarck Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Anke Eymer Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)


(Unterbrechung von 11.26 bis 11.30 Uhr)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605004500




(A) )


(B) )


(Bönstrup)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Michael Glos
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold

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einhard Grindel
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ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
arl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

ohann-Henrich
Krummacher
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)


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arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
r. Georg Nüßlein
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r. Peter Paziorek
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r. Joachim Pfeiffer
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r. Friedbert Pflüger
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nita Schäfer (Saalstadt)

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Carl-Christian Dressel lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Günter Gloser Dieter Grasedieck Monika Griefahn Kerstin Griese Gabriele Groneberg Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Nicolette Kressl Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Dr. Hans-Ulrich Krüger Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller Caren Marks Katja Mast Markus Meckel Petra Merkel Ulrike Merten Dr. Matthias Miersch U M M G F D A T H H J J C D D M S G D C W D K M A A B D M U S R H C O O R S F D D R R W J D L R C D J D J J D J F H S J H A P G G rsula Mogg arko Mühlstein ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl imone Violka örg Vogelsänger edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen D L D A H D E H U M B F H G H S M B H D B D M V C B M G A E D H K K A B P U T U F R U M D A J K W O B C K E C D R S J W J M r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ans-Michael Goldmann udrun Kopp arald Leibrecht abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning urkhardt Müller-Sönksen ans-Joachim Otto r. Rainer Stinner ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann riska Hinz lrike Höfken hilo Hoppe te Koczy ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler argareta Wolf N C D E R E R J N K D H M N S G In K L W M U D R A R G P E W D L H D F M S R O D E D A R D D W F J D D U R A E P M J U O P H (C (D ein DU/CSU r. Wolf Bauer rnst-Reinhard Beck enate Blank berhard Gienger alf Göbel oachim Hörster orbert Königshofen atharina Landgraf r. Eva Möllring enry Nitzsche ichaela Noll orbert Schindler PD regor Amann grid Arndt-Brauer laus Barthel othar Binding illi Brase arco Bülow lla Burchardt r. Peter Danckert enate Gradistanac ngelika Graf einhold Hemker abriele Hiller-Ohm etra Hinz rnst Kranz altraud Lehn irk Manzewski othar Mark ilde Mattheis etlef Müller lorian Pronold aik Reichel önke Rix ené Röspel rtwin Runde r. Frank Schmidt wald Schurer r. Margrit Spielmann ndreas Steppuhn üdiger Veit r. Marlies Volkmer r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff DP ens Ackermann r. Karl Addicks aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner che ich die Sitzung. (Unterbrechung: 11.31 Vizepräsidentin Gerda Ha Liebe Kolleginnen und Kol Sitzung ist wieder eröffnet. Ich rufe Tagesordnungspunk Fragestunde – Drucksache 16/2584 – Wir beginnen mit dem Gesc ministeriums für Wirtschaft und Die Fragen 1 und 2 der K werden schriftlich beantwortet. Damit kommen wir zum G desministeriums für Ernähru Verbraucherschutz. Für die Bea lamentarische Staatssekretär D gung. Ich rufe die Frage 3 der Koll Ist aus der Erklärung des B Landwirtschaft und Verbrauc habe die Öffentlichkeit über d funde vom 25. August 2006 ber 2006 informiert, weil er e bis 14.01 Uhr)


(Hildesheim)





(A) )


(B) )


(Wackernheim)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Frankfurt)


(Reutlingen)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) (D)


sselfeldt:
legen, die unterbrochene

t 3 auf:

häftsbereich des Bundes-
Technologie.

ollegin Christine Scheel

eschäftsbereich des Bun-
ng, Landwirtschaft und
ntwortung steht der Par-

r. Gerd Müller zur Verfü-

egin Bärbel Höhn auf:
undesministers für Ernährung,

herschutz, Horst Seehofer, er
ie bayerischen Gammelfleisch-
deshalb erst am 1. Septem-
rst habe klären lassen, „ob man

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zu ziehen, dass die Bundesre
Information der Öffentlichke
bensmittel unterlassen hat, die
hen“ bewertete, und, wenn ja
sich dabei?

Dr. Gerd Müller, Parl. Staa
inister für Ernährung, Land

herschutz:
Frau Präsidentin! Meine D

öhn, ich beantworte Ihre Frag
ion der Öffentlichkeit ist und
ufgabe des Bundeslandes, in

reignet hat. Das Bundesland s
ung, auch gegenüber der Öffen

Das Bundesministerium fü
chaft und Verbraucherschutz h
ich aus und ohne formale Zu
alls informiert. Aus der in der
ung des Bundesministers für E
nd Verbraucherschutz, Horst S
ung der Bundesregierung in er
iehen, dass jedwede Inform
urch die zuständigen Behörde
orgfältige Aufklärung des zug
alts erfordert. Art und Umfan
erhaltsermittlung richten sich
gierung in anderen Fällen eine
it über Funde verdorbener Le-
er nicht als „größeres Gesche-
, um welche Fälle handelte es

tssekretär beim Bundes-
wirtschaft und Verbrau-

amen und Herren! Frau
e wie folgt: Die Informa-
war auch in diesem Fall
dem sich das Geschehen
teht hier in der Verpflich-
tlichkeit.

r Ernährung, Landwirt-
at die Öffentlichkeit von
ständigkeit jedoch eben-
Frage erwähnten Erklä-
rnährung, Landwirtschaft
eehofer, ist nach Auffas-
ster Linie der Schluss zu
ation der Öffentlichkeit
n natürlich zunächst eine
runde liegenden Sachver-
g dieser gebotenen Sach-
nach den Umständen des
Bis zum Beginn der Fragestunde um 14 Uhr unterbre- es mit einem größeren Geschehen zu tun habe“, der Schluss
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)

Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Ina Lenke
Michael Link (Heilbronn)

Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Dirk Niebel
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Dr. Konrad Schily
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Carl-Ludwig Thiele
Florian Toncar

Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Martin Zeil

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin

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(Catja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Winfried Hermann Dr. Anton Hofreiter Sylvia Kotting-Uhl Monika Lazar Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe fraktionslos Gert Winkelmeier Enthalten CDU/CSU Karl Schiewerling FDP Christian Ahrendt Marina Schuster BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Bärbel Höhn Irmingard Schewe-Gerigk Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller Einzelfalls. Generalisierende Ausführungen sind daher insoweit nicht möglich. Frau Kollegin, haben Sie eine Zusatzfrage? – Bitte. Angesichts dessen, dass sich der Skandal mittlerweile sehr ausgeweitet hat, ist es erschreckend, dass es offensichtlich sechs Tage dauert, um von einem ersten Anfangsverdacht, von dem am 25. August bereits in der Zeitung berichtet wurde, der also bereits öffentlich bekannt war, zu dem Ergebnis zu kommen, dass es sich um Gammelfleisch handelt und dass bei den Kontrollen einiges falsch gelaufen ist. Was will das Bundesministerium tun, um diesen Missstand zu beheben, dass sechs Tage für eine solche Recherche benötigt werden? Dr Zunächst weise ich noch einmal darauf hin, dass die Kontrollen von den Bundesländern durchgeführt werden und es deshalb auch die Aufgabe der Bundesländer ist, die Öffentlichkeit zu informieren. In Bezug auf den genannten Vorfall darf ich darauf hinweisen, dass am 25. August eine Betriebsprüfung stattgefunden hat. Daraufhin hat ebenfalls am 25. August eine Presseagentur in Bayern auf diesen Vorstoß hingewiesen. So ist der Ablauf des Verfahrens. Am 31. August wurde eine weitere dpa-Meldung verbreitet, dass in Bayern große Mengen von Gammelfleisch gefunden wurden. Bayern hat aber erst am 1. September dem BMELV einen klaren und umfassenden Sachstandsbericht übermittelt. Die Informationen davor waren Tickermeldungen. Es ist nicht Aufgabe des Bundes, in die Öffentlichkeit zu gehen, was wir allerdings gemacht haben. Eine Information der Öffentlichkeit kann nur auf einer fundierten Grundlage erfolgen. Diese Information ist erfolgt. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? Ja, ich habe eine weitere Zusatzfrage an den Staatsse kretär. Bitte schön. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deut schen Ernährungsindustrie, Jürgen Abraham, hat gesagt, dass es sich bei den 1 500 Tonnen Gammelfleisch, die jetzt gefunden worden sind, um ein Zehntel dessen handelt, was offensichtlich noch vagabundiert. Das heißt, 90 Prozent sind noch nicht entdeckt. Wir haben es also mit einer Menge von 15 000 Tonnen zu tun, was umgerechnet auf jeden Menschen in Deutschland ungefähr 2 d G s m c R B n d n u n d w n D F A t w k m o A g v p d d k d d w j g s g h a d (C (D 00 Gramm bedeutet. Das ist keine Kleinigkeit. Was will as Bundesministerium tun, um diese 90 Prozent des ammelfleischs, die noch gar nicht entdeckt worden ind, zu finden und den Verbraucher davor zu schützen? Dr. Frau Kollegin Höhn, die Zahlen, die Sie jetzt in den aum stellen, sind reine Spekulation. Dennoch hat das undesministerium die zuständigen Bundesländer in eier Sonderkonferenz der Verbraucherschutzminister einringlich darauf hingewiesen, alle notwendigen Maßahmen vor Ort in der Zuständigkeit der Bundesländer mzusetzen. Dies ist in vollem Gange. Ich verweise aber och einmal auf die Zuständigkeit der Bundesländer für ie Kontrollen im Lebensmittelund im Fleischbereich. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant ortung der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmiisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. ie Frage 4 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch und die rage 5 der Kollegin Monika Lazar werden gemäß Nr. 2 bs. 2 der Richtlinien schriftlich beantwortet. Nun rufe ich den Geschäftsbereich des Bundesminiseriums für Bildung und Forschung auf. Für die Beantortung der Frage steht der Parlamentarische Staatsseretär Andreas Storm zur Verfügung. Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Cornelia Hirsch auf: Bleibt die Bundesregierung bei der in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke „Neue Regelungen zur Hochschulzulassung und zu Studienabschlüssen“ (Bundestagsdrucksache 16/2393)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605004600
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605004700
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1605004800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605004900
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605005000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605005100
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605005200
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1605005300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605005400
den Bund nach der Föderalismusreform keine Möglichkeit zur
bundesweiten Regelung des Hochschulzugangs für Menschen
mit Berufsabschluss besteht und sie demnach von ihrem im
Koalitionsvertrag angekündigten Vorhaben Abstand nimmt?

A
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1605005500

Frau Präsidentin! Ich beantworte die Frage der Abge-

rdneten Hirsch wie folgt: In der Fragestellung wird die
uffassung der Bundesregierung unzutreffend wiederge-
eben. Die Bundesregierung hat von dem im Koalitions-
ertrag der Parteien CDU, CSU und SPD formulierten
olitischen Ziel der Verbesserung der Durchlässigkeit
es Bildungssystems insbesondere auch im Hinblick auf
en Hochschulzugang von beruflich Qualifizierten zu
einem Zeitpunkt Abstand genommen. Die Umsetzung
ieses Ziels strebt die Bundesregierung gemeinsam mit
en Ländern an. Die Bundesregierung hat in der Beant-
ortung der Frage 10 in der genannten Kleinen Anfrage

edoch darauf hingewiesen, dass von der neuen Gesetz-
ebungskompetenz des Bundes für die Hochschulzulas-
ung nach Art. 74 Abs. 1 Nr. 33 des Grundgesetzes Re-
elungen des Hochschulzuganges nicht umfasst sind. So
eißt es nämlich in der Begründung des Gesetzentwurfes
usdrücklich, dass von dieser Kompetenz Regelungen
es Hochschulzuganges, die aufgrund ihres engen






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Andreas Storm
Bezugs zum Schulwesen zur Zuständigkeit der Länder
gehören, nicht erfasst werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605005600

Ihre Zusatzfrage, bitte.


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605005700

Danke schön für die Beantwortung. Der Begründung

kann ich allerdings nicht ganz folgen und ich möchte
deshalb nachfragen. Sie haben eben zitiert „aufgrund ih-
res engen Bezugs zum Schulwesen“, haben sich also auf
Kompetenzen der Länder bezogen. Bei der beruflichen
Bildung handelt es sich aber explizit um eine Kompe-
tenz, die beim Bund liegt. Von daher ist mir unklar, wes-
halb diese Formulierung – Hochschulzugang mit engem
Bezug zum Schulwesen – Sie daran hindern könnte, eine
Regelung zum Hochschulzugang zu treffen, die einen
sehr engen Bezug zu der Bundeskompetenz, nämlich zur
beruflichen Bildung, hat. Könnten Sie darauf näher ein-
gehen und das begründen?

A
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1605005800


Die Bundesregierung interpretiert diesen Passus in
der Begründung ausdrücklich so, dass die Regelung des
Hochschulzugangs nicht in die Bundeskompetenz fällt.
Der politisch entscheidende Punkt ist aber, dass die Bun-
desregierung unverändert an der Absicht festhält, dort,
wo das bisher noch nicht der Fall ist, deutlich verbes-
serte Möglichkeiten für den Zugang aus dem Bereich des
dualen Bildungssystems in das Hochschulstudium zu
schaffen.

Es gibt in einer Reihe von Ländern schon sehr weit
reichende Regelungen. Ich darf zum Beispiel auf die Re-
gelungen in Ihrem Heimatland Thüringen oder auch auf
die Regelungen im Land Hessen verweisen, um nur zwei
Bundesländer zu nennen, die in den letzten Jahren recht-
liche Voraussetzungen für den Zugang von Personen an
die Hochschule geschaffen haben, die ihre Qualifizie-
rung zunächst im dualen System erhalten haben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605005900

Sie haben die Möglichkeit einer zweiten Zusatzfrage.


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605006000

Danke schön. – Meine Frage bezog sich explizit auf

eine bundesweit einheitliche Regelung. Deshalb noch
eine Nachfrage.

Die Bundesregierung hätte durchaus die Möglichkeit,
beispielsweise im Rahmen der Verhandlungen zum
Hochschulpakt die Zuweisungen an die Länder an die
Bedingung zu koppeln, dass die Länder sich auf solch
eine bundesweit einheitliche Regelung verständigen
oder zumindest in ihrem Gebiet den Zugang entspre-
chend ermöglichen.

Wenn Sie sagen, es sei das politische Ziel der Bundes-
regierung, dass so etwas geschieht, dann frage ich: Gibt
es Vorstöße der Bundesregierung im Rahmen der Ver-

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(C (D andlungen zum Hochschulpakt oder sind in dieser Hinicht andere Maßnahmen geplant? A Frau Abgeordnete Hirsch, es gibt eine ganze Reihe on Ansatzpunkten für die Behandlung dieses Themas nd für Vorstöße der Bundesregierung. Ich darf unter anerem den Europäischen Qualifikationsrahmen und den n den nächsten Jahren auszuarbeitenden Nationalen ualifikationsrahmen nennen. Beim Hochschulpakt geht es vor allem darum, die apazitäten in der Lehre für den absehbaren Anstieg der tudierendenzahlen um etwa 25 Prozent in den nächsten echs Jahren sicherzustellen und gleichzeitig in ausreihendem Umfang mehr Anreize für die Forschung an en Hochschulen zu schaffen. Diese wichtige Aufgabe on einer solchen Detailfrage abhängig zu machen, cheint mir keine kluge Erwägung zu sein. Aber noch einmal: Es gibt eine ganze Reihe von Anatzpunkten, an denen wir dieses Thema in Abstimmung it den Ländern beharrlich weiterverfolgen. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant ortung dieser Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen mtes. Für die Beantwortung der Frage steht Herr taatsminister Gernot Erler zur Verfügung. Ich rufe die Frage 7 des Kollegen Volker Beck auf: Mit welchen Maßnahmen unterstützt die Bundesregierung die Umsetzung der UN-Sicherheitsratsresolution 1706 – Sudan/ UNMIS – und was unternimmt sie, um einen Genozid in Darfur/ Sudan zu stoppen bzw. zu verhindern? Herr Kollege Beck, ich beantworte zunächst den ers en Teil Ihrer Frage. In der Resolution 1706 vom 31. August 2006 bechloss der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine uf die Region Darfur bezogene Aufgabenerweiterung er VN-Mission im Sudan, der UNMIS. Dies dient dem iel, die rasche und wirksame Durchführung des Darfur riedensabkommens vom Mai dieses Jahres zu unterstüten. Dafür ist derzeit die Afrikanische Union, die AU, it ihrer Friedensmission AMIS zuständig. Die AU hat edoch ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Ohne internatioale Unterstützung für AMIS in der Übergangsphase ist ine effektive Wahrnehmung der Aufgaben nur noch beingt möglich. Vor diesem Hintergrund wurde in der esolution 1706 auch die umgehende logistische und ersonelle Unterstützung von AMIS durch die Vereinten ationen beschlossen. Die Bundesregierung unterstützt AMIS im Rahmen iner gemeinsamen Aktion der EU, die Hilfe in den Beeichen Ausbildung, Planungsberatung und Lufttransort leistet. Außerdem stellt Deutschland bis zu fünf Ziilpolizisten, die als Berater und Ausbilder tätig sind. Staatsminister Gernot Erler Gerade heute reisen fünf Polizeibeamte im Rahmen eines regulären Personalwechsels in den Sudan. Die Resolution 1706 legt ferner fest, dass UNMIS spätestens bis zum 31. Dezember 2006 von AMIS die Verantwortung für die Unterstützung der Durchführung des Darfurfriedensabkommens übernehmen soll. Die Bundesregierung beteiligt sich an den diplomatischen Bemühungen, die Zustimmung der sudanesischen Regierung zu diesem Übergang zu bewirken. Im Rahmen der Europäischen Union hat sich die Bundesregierung erfolgreich für die Verabschiedung von Ratsschlussfolgerungen eingesetzt, in denen die sudanesische Regierung unmissverständlich zur Zustimmung zu der UNMission in Darfur aufgefordert wird. So viel zum ersten Teil Ihrer Frage. Ich komme jetzt zum zweiten Teil: Grundlage für ein dauerhaftes Ende der Gewalt in Darfur ist eine politische Lösung des Konflikts. Die Bundesregierung unterstützt daher die Mission AMIS der Afrikanischen Union, zu deren Mandat auch der Schutz der Zivilbevölkerung gehört, und setzt sich für eine schnelle Umsetzung der Resolution 1706 ein. Im Übrigen wurde zur Unterbindung der Gewalt in Darfur vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mittels mehrerer Resolutionen – ich nenne hier insbesondere die Nummern 1556 von 2004, 1591 von 2005 und 1672 von 2006 – ein Sanktionsregime erlassen. Es besteht ein Waffenembargo und ein Verbot für offensive militärische Flüge. Außerdem wurden Reisebeschränkungen und Finanzsanktionen gegen Personen verhängt, die den Friedensprozess und die Stabilität in Darfur bedrohen, Menschenrechtsverletzungen begehen oder gegen das Waffenembargo verstoßen. Die Bundesregierung hat diese Maßnahmen vollständig umgesetzt. Der UN-Sicherheitsrat hat zudem mit der UN-Resolution 1593 von 2005 den Internationalen Strafgerichtshof mit der strafrechtlichen Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in Darfur beauftragt. Der IStGH hat daraufhin im Juni 2005 offizielle Ermittlungen eingeleitet. Darüber hinaus setzt sich die Bundesregierung für eine Fortsetzung und Ausweitung des Dialogs der betroffenen Gruppen ein. Von besonderer Bedeutung ist hier die Partizipation der Zivilgesellschaft, die bislang nicht ausreichend an den Diskussionen um eine stabile Friedenslösung beteiligt wurde. Der im Darfurfriedensvertrag vereinbarte so genannte Darfur-Darfur-Dialog kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Ihre Zusatzfrage, bitte. Vielleicht kurz eine Bemerkung vorab: Das, was Sie vorgetragen haben, zeigt, wie ich finde, dass das, was wir zurzeit tun, nicht ausreichend ist. Es ist gut und schön, dass wir fünf Polizisten in Darfur zur Unterstützung einsetzen. Die Resolution 1706 sieht aber nach meiner Kenntnis 22 000 Soldaten und Polizisten zusätz l d b ü g v d K d o i m M e s D i w g M a a d g E u g d s P a A v l a b g u s d r s d R 1 g c d d O d (C (D ich zur Verstärkung von UNMIS in Darfur vor. Da kann er Beitrag der Bundesregierung bzw. der Bundesrepulik Deutschland zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht berzeugen. Ich möchte Sie nun fragen, wie es sich die Bundesreierung vorstellt, diesen Teil der UNMIS-Mission, der ja on der Völkergemeinschaft erst einmal dargestellt weren muss, zu erfüllen, welche Länder bislang relevante ontingente zur Verfügung gestellt haben, und warum ie Bundesregierung nichts zur Verfügung stellen kann der will, obwohl man selbst jetzt, wo AMIS im Land st, von einem schleichenden Völkermord sprechen uss. Ob AMIS noch länger als bis zum Ende dieses onats bzw. dieses Jahres bleibt, ist völlig offen, sogar her unwahrscheinlich. Das heißt, die derzeitig schon chlechte Lage, die zur Folge hat, dass in vielen Teilen arfurs keine Versorgung mit Lebensmitteln möglich st, wird sich noch weiter verschlechtern und das Sterben ird noch eklatant weiter zunehmen. Vor diesem Hinterrund muss man ja einerseits schauen, mit welchen aßnahmen man auf die Regierung in Khartum Druck usübt, damit sie eine Umsetzung der Resolution 1706 kzeptiert. Andererseits muss man sich fragen, wer ann, wenn die Regierung sie akzeptiert, was tut. Deshalb meine Fragen: Wer soll nach den Vorstellunen der Bundesregierung diesen zusätzlichen UNMISinsatz darstellen? Es sind, glaube ich, 17 000 Soldaten nd 5 000 Polizeikräfte vorgesehen. Welche Vorstellunen hat die Bundesregierung bezüglich einer Beteiligung er Bundesrepublik Deutschland? Herr Kollege Beck, zunächst noch einmal zur Klar tellung: Im Rahmen von AMIS sind nicht lediglich fünf olizisten im Einsatz, sondern die Bundesregierung hat uch schon mehrfach Lufttransporte im Rahmen von MIS durchgeführt. Das hat auch viel Anerkennung onseiten der Afrikanischen Union gefunden. Wir beteiigen uns also schon aktiv an der AMIS-Mission. Man darf auch nicht vergessen, dass wir gleichzeitig uch noch an UNMIS beteiligt sind. Dazu ist auf der Kainettssitzung, aus der ich gerade komme, der Beschluss efasst worden, dass wir uns mit maximal 75 Soldaten nd weiteren vier Polizisten, die dort eingesetzt werden ollen, beteiligen. Insofern handelt es sich schon um ein eutlich sichtbares Engagement, das die Bundesregieung im Sudan bei diesen im Grunde genommen verchränkten Friedensprozessen, einerseits zwischen Noren und Süden, andererseits zwischen Darfur und dem est des Landes, an den Tag legt. Was Ihre Frage nach der Umsetzung der Resolution 706 vom 31. August dieses Jahres angeht, habe ich eine ute Nachricht: Wir gehen davon aus, dass jetzt gesihert ist – dafür hat sich die Bundesregierung außerorentlich intensiv eingesetzt –, dass AMIS bis zum Ende ieses Jahres in Darfur bleiben wird. Wir wissen, wie schwierig die Mission von AMIS vor rt ist und dass ein Auslaufen des Mandates zum Ende ieses Monats zur Debatte stand. Heute trifft sich der Staatsminister Gernot Erler Peace and Security Council der AU am Rande der UNVollversammlung in New York. Wir erwarten, dass dort der Beschluss gefasst wird, das Mandat für AMIS um drei Monate, also bis zum Ende dieses Jahres, zu verlängern. Der Übergang von der AMIS-Mission zu der erweiterten UNMIS-Mission, das so genannte Rehatting, wäre auf diese Weise sichergestellt. Das wird aber nur funktionieren, wenn weitere umfangreiche finanzielle Mittel für die AMIS-Mission zur Verfügung gestellt werden. Die Vereinten Nationen planen, AMIS mit der Bereitstellung von Mitteln in Höhe von 70 Millionen Dollar zu befähigen, wenigstens eine minimale Schutzfunktion bis zum Ende dieses Jahres vor Ort wahrzunehmen. Die Weltgemeinschaft hat sich in der Tat auf zwei Punkte konzentrieren müssen. Der erste Punkt ist die Verlängerung der AMIS-Mission bis zum Ende dieses Jahres. Der zweite Punkt, den Sie selbst angesprochen haben, ist die bisher vehemente Ablehnung der erweiterten UNMIS-Mission durch Präsident al-Baschir und die sudanesische Regierung. In seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen hat er seine Drohung wiederholt, dass er eine solche Mission nicht zulassen will. Im Augenblick hat es also nicht viel Sinn, Truppensteller nach einer Umsetzung zu befragen, weil in der Weltgemeinschaft Einvernehmen darüber besteht, dass rein faktisch und aus Sicherheitsgründen eine Umsetzung der Resolution 1706, die den Einsatz von 22 500 uniformierten Kräften vorsieht, ohne eine Zustimmung der sudanesischen Regierung nicht möglich ist. Ich habe Ihnen schon dargelegt, dass es im Augenblick große Anstrengungen gibt, eine Änderung der Haltung der sudanesischen Regierung zu erreichen. Darauf konzentriert sich die Aktivität der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den anderen EU-Staaten. Erst danach wird sich die Frage nach den Truppenstellern ergeben. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? – Bitte. Ihre Haltung verstehe ich dem Grunde nach. Umso er staunlicher finde ich es, dass sich die Bundeskanzlerin in der letzten Haushaltswoche zu dieser Frage negativ eingelassen hat. Sie hat gesagt, dass sich Deutschland an UNMIS in Darfur nicht beteiligen wird, weil wir – wie heute Morgen beschlossen – einen seegestützten Einsatz im Libanon durchführen. In seinem Artikel im „Tagesspiegel“ vom Sonntag warnt Kofi Annan zu Recht davor, dass wir in Darfur ein zweites Ruanda erleben könnten. In den letzten Jahren sind dort schon einige Hunderttausend Menschen zu Tode gekommen. Herr Kollege, darf ich Sie daran erinnern, dass Sie eine Zusatzfrage stellen wollten? f d w J w w t i n d d r e s m t d s m m a s z g z u d S d ü s b z e h v A w r V e B T h (C (D Nach der Geschäftsordnung dürfen wir die Zusatz rage kurz begründen, Frau Präsidentin. Ja, kurz. Des Weiteren hat Kofi Annan darauf hingewiesen, ass schon insgesamt 2 Millionen Menschen vertrieben urden. Ich selbst war mit dem Menschenrechtsausschuss im uni vor Ort und habe mir die Situation angeschaut. Es ar damals eine relativ ruhige Phase. Jetzt ist die Lage esentlich dramatischer. Kofi Annan hat gesagt, die Ve omächte – ich finde, auch Deutschland als starkes Land st im Hinblick auf diese außenpolitischen Fragen geauso angesprochen – sollen sich konsistent gegenüber er sudanesischen Regierung verhalten. Zu dem notwenigen Druck gehört für mich auch, dass die Bundesregieung einerseits versucht, die Sanktionen für den Fall zu rweitern, dass die sudanesische Regierung nicht zutimmt, und dass sie andererseits bereit ist, die Völkergeeinschaft bei einem erweiterten UNMIS-Einsatz zu un erstützen. Wir sollten nicht jetzt schon sagen, dass wir azu nicht in der Lage sind, da wir noch gar nicht wisen, was man von uns verlangt. Teilen Sie die Ansicht, dass man hier weitergehen uss? Welche Unterstützung können wir der Völkergeeinschaft im Rahmen einer konstruktiven Zusammen rbeit anbieten? Welche Schritte sind möglich, um die udanesische Regierung gegebenenfalls mit Sanktionen ur Akzeptanz der Resolution 1706 zu bewegen? Kollege Beck, ich teile die Eindrücke, die Sie vor Ort esammelt haben, vollkommen. Auch ich habe vor kurem Darfur besucht, bin in Flüchtlingslagern gewesen nd kann nur darin zustimmen, dass die Entwicklung ort absolut dramatisch ist. Aber gerade deswegen, Herr Kollege Beck, macht es inn – das habe ich eben ausgeführt –, zunächst einmal afür zu sorgen, dass AMIS mit seiner Grundschutzund brigens auch Beobachterfunktion weiter vor Ort tätig ein kann. Es war eine sehr schwierige Aufgabe, das zu ewältigen. Dazu musste man die Staaten der AU übereugen. Dazu musste man in der UN dafür sorgen, dass ntsprechende Mittel bereitgestellt werden; die Summe abe ich genannt. Wir erwarten dazu heute einen positien Beschluss des Friedensund Sicherheitsrates der U. Es macht auch Sinn – insofern möchte ich die Antort auf Ihre erste Nachfrage erweitern –, sich ganz da auf sowie auf die Androhung von Sanktionen und auf ersuche zu konzentrieren, Staaten einzubinden, die nge Beziehungen zu dem Sudan haben – ich denke zum eispiel an China, aber auch an Russland; das ist zum eil gelungen –, um Druck auszuüben. Ich weise darauf in, dass die von Ihnen als Ausgangspunkt genommene Staatsminister Gernot Erler Resolution 1706 durch ein Veto Chinas und Russlands durchaus hätte verhindert werden können. Das ist nicht passiert. Das ist ein erstes Signal an die sudanesische Regierung, dass sie sich nicht darauf verlassen kann, dass ihre engeren Partner einen anderen Weg gehen. Auf all dies konzentriert sich die Bundesregierung im Augenblick. Ich sage noch einmal: Eine Entscheidung, was die Truppensteller angeht, steht jetzt nicht auf der Tagesordnung und kann, solange die politischen Rahmenbedingungen nicht geklärt werden, sinnvollerweise nicht Gegenstand unserer Beratungen sein. Herr Staatsminister, ich danke Ihnen für die Beant wortung der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern. Für die Beantwortung steht Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Christoph Bergner zur Verfügung. Ich rufe die Frage 8 des Kollegen Volker Beck auf: Wie bewertet die Bundesregierung kriminalistisch und verfassungsrechtlich eine eventuelle Speicherung der Religionszugehörigkeit vor dem Hintergrund des Art. 140 des Grundgesetzes in Verbindung mit Art. 136 Abs. 3 Weimarer Reichsverfassung: „Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren. Die Behörden haben nur soweit das Recht, nach der Zugehörigkeit zu einer Religionsgesellschaft zu fragen, als davon Rechte und Pflichten abhängen oder eine gesetzlich angeordnete statistische Erhebung dies erfordert“? D Herr Kollege Beck, ich beantworte Ihre Frage wie folgt: Die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppierungen kann ein kriminalistisch bedeutsames Merkmal für eine sicherheitsbehördliche Abfrage darstellen. In diesem Zusammenhang kann auch die Zugehörigkeit zu einer Religionsund Weltanschauungsgemeinschaft oder deren Untergliederungen von Bedeutung sein. Die negative Bekenntnisfreiheit, die durch Art. 4 Abs. 1 und 2 des Grundgesetzes ebenso wie durch Art. 140 des Grundgesetzes in Verbindung mit Art. 136 Abs. 3 Satz 1 der Weimarer Reichsverfassung geschützt wird, kann im Sinne kollidierenden Verfassungsrechts und im Rahmen des in Art. 136 Abs. 3 Satz 2 der Weimarer Reichsverfassung genannten Vorbehaltes unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit eingeschränkt werden. Ich darf diesen Vorbehalt noch einmal zitieren: Die Behörden haben nur soweit das Recht, nach der Zugehörigkeit zu einer Religionsgesellschaft zu fragen, als davon Rechte und Pflichten abhängen oder eine gesetzlich angeordnete statistische Erhebung dies erfordert. Diese Maßgaben sind letztlich auch für die Speicherung und Weitergabe zu beachten. Danach kann im Rahmen der vorstehend genannten Erwägungen eine Spei c g A d d d Z g s n r m d v ß d B m h A E t w g B a m d u B t s z c d i i d d g ü t h S m r (C (D herung und Weitergabe der oben genannten Daten rundrechtlich zulässig sein. Ihre Zusatzfrage, Herr Kollege. Da die Bundesregierung heute die Einführung einer ntiterrordatei beschlossen hat, würde mich insbesonere interessieren, wie es sich dabei mit der Speicherung er Daten der Religionszugehörigkeit verhält. Ich meine, ass es nicht zu begründen ist, dass man allein aus der ugehörigkeit zur islamischen Religionsgemeinschaft irendeinen Verdacht kriminalistischer Natur impliziert, ondern allenfalls bei der Zugehörigkeit oder Nähe zu eier islamistischen Gruppierung. Aber das ist etwas andees als die Religionszugehörigkeit. Nach meiner Auffassung sind die Gründe, aus denen an Daten zur Religionszugehörigkeit speichern darf, in em von Ihnen zitierten Artikel der Weimarer Reichserfassung, der geltendes Grundgesetzrecht ist, abschlieend genannt. Darunter fällt die Antiterrordatei ausrücklich nicht. D Herr Kollege Beck, ich darf Sie darauf aufmerksam achen, dass in dem Gesetzentwurf, den das Kabinett eute beschlossen hat, die Passage enthalten ist, dass ngaben zur Religionszugehörigkeit, soweit diese im inzelfall zur Aufklärung oder Bekämpfung des interna ionalen Terrorismus erforderlich sind, aufgenommen erden sollen. Die Bundesregierung ist sich der Schutzüterabwägung, die sowohl im Hinblick auf die negative ekenntnisfreiheit als auch im Hinblick auf das Recht uf informationelle Selbstbestimmung beachtet werden uss, durchaus bewusst. Sie macht aber geltend, dass ie Sicherheit des Bundes und der Länder sowie Freiheit nd Sicherheit der Person nach der Rechtsprechung des undesverfassungsgerichts ebenfalls wichtige Schutzgü er sind, die in den Abwägungsprozess einzubringen ind. Der Gesetzentwurf, über den das Parlament noch u diskutieren und zu befinden hat, ist deshalb entsprehend abgefasst worden. Ihre zweite Zusatzfrage. Das Bewusstsein ist ja schön und gut. Es stellt sich nur ie Frage, was aus dem Bewusstsein folgt: ob die Lösung n diesem Bewusstsein sachgerecht ist. Deshalb möchte ch von Ihnen gerne wissen, in welchen Fällen man aus er Religionszugehörigkeit – ich vermute einmal, dass amit die Zugehörigkeit zu einer islamischen Glaubensemeinschaft gemeint ist, weil wir in der Innenpolitik ber andere religiös bzw. konfessionell motivierte Terroraten gegenwärtig nicht diskutieren –, also aus der Zugeörigkeit zu der islamischen Glaubensgemeinschaft, eine icherheitsgefährdung ableiten kann. Ist dies nicht vielehr nur dann der Fall, wenn jemand einer bestimmten adikalislamischen Gruppierung nahe steht? D Herr Kollege Beck, ich lege großen Wert darauf, dass im Gesetzentwurf der Bundesregierung von Religionszugehörigkeit allgemein die Rede ist. Hier wird nicht der Fokus auf eine bestimmte Religionszugehörigkeit gelegt. Ich wäre auch dankbar, wenn das Parlament bei der Beratung dieses Gesetzentwurfs nicht den Eindruck erweckte, als würde dies in einer Ausschließlichkeit, die dann auch diskriminierend sein kann, vorgenommen. Der zweite Punkt, auf den ich in diesem Zusammenhang hinweisen muss, ist – deshalb habe ich diese Passage zitiert –, dass die Speicherung der Religionszugehörigkeit nur dann erfolgen kann, wenn Beziehungen zu terroristischen Aktivitäten nahe liegend sind. Dieser Formulierung sind intensive Gespräche mit Sicherheitsbehörden auch in den Ländern vorausgegangen. Es ist also keine Formulierung, die auf einem plötzlichen Einfall beruht. Es gibt vielmehr ein sicherheitspolitisches Bedürfnis, das zu diesem Gesetzentwurf geführt hat. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben immer noch nicht beantwortet, in welchen Fällen die Religionszugehörigkeit gespeichert wird!)

Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1605006100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605006200
Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1605006300




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605006400
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605006500
Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1605006600




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605006700
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605006800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605006900
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605007000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605007100
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605007200
Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1605007300




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605007400
Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1605007500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605007600
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605007700
Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1605007800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605007900
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605008000




(A) )


(B) )

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1605008100


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605008200

Herr Kollege, Sie hatten die Möglichkeit, zwei Zu-

satzfragen zu stellen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich weiß! Aber er könnte auf die Frage antworten!)


– Sie müssen diesen Dialog, ob Sie wollen oder nicht,
offensichtlich an anderer Stelle weiterführen.

Die Frage 9 der Kollegin Monika Lazar wird gemäß
Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde schrift-
lich beantwortet.

Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant-
wortung der Fragen.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Für
die Beantwortung steht die Parlamentarische Staatsse-
kretärin Karin Roth zur Verfügung.

Die Fragen 10 und 11 des Kollegen Peter Hettlich
werden schriftlich beantwortet, ebenso die Frage 12 der
Kollegin Cornelia Behm.

Damit rufe ich Frage 13 des Kollegen Dr. Anton
Hofreiter auf:

Wie ist der Widerspruch zu erklären, dass in der Antwort
auf die Kleine Anfrage der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen „Fünfjahresplan für die Bundesfernstraßen“ auf Bun-
destagsdrucksache 16/2202 darauf verwiesen wird, dass ange-
sichts des derzeitigen Sachstandes noch keine konkreten Aus-
sagen zur Aufnahme von Maßnahmen in den FJP und deren
Investitionsstruktur getroffen werden können, gleichzeitig
aber der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminis-
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Ulrich Kasparick,
unter Verweis auf den Fünfjahresplan schon Zusagen über den
Bau von Bundesstraßen macht?

Bitte, Frau Staatssekretärin.

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(C (D K Vielen Dank. – Herr Kollege Dr. Hofreiter, ich öchte Ihre Frage folgendermaßen beantworten: Der ntwurf des Fünfjahresplans befindet sich in der Abtimmungsphase. In diesem Zusammenhang werden naürlich Gespräche über mögliche Projekte geführt. Abchließende Entscheidungen über Struktur und Inhalt des ünfjahresplans sind jedoch nicht getroffen worden. ieser befindet sich zurzeit in der Abstimmung. Selbsterständlich führt auch der Herr Parlamentarische taatssekretär Kasparick zu den Projekten des Fünfjahesplans Gespräche. Hinweise auf eine mögliche oder ahrscheinliche Aufnahme in den Investitionsrahmenlan stehen aber immer noch unter dem Vorbehalt der ndgültigen Entscheidung. Ihre Zusatzfrage, bitte. Dann stimmen Sie mir also zu, dass Äußerungen von bgeordneten, ein bestimmtes Projekt sei in den „Fünfahresplan für die Bundesfernstraßen“ aufgenommen, icht wahrheitsgemäß sind? K Wenn Abgeordnete behaupten, dass ein Projekt auf enommen wurde, dann ist diese Aussage immer unter em Vorbehalt der endgültigen Entscheidung zu sehen. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? – Bitte. Wann wird der „Fünfjahresplan für die Bundesfern traßen“, der inzwischen seit weit mehr als einem Jahr berfällig ist, endgültig fertig sein? K Sie wissen, dass die neu gebildete Bundesregierung oordinationsund Abstimmungsgespräche mit dem arlament und den Ländern führt. Wir gehen davon aus, ass in den nächsten Wochen darüber entschieden wird nd sich dann die entsprechenden Gremien des Parlaents damit befassen können. Ich rufe die Frage 14 des Kollegen Wolfgang Wieland uf: Entspricht die Aussage der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, „Tempelhof soll bleiben“ („BZ“ vom 31. August 2006: „Merkel-Machtwort“)

Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605008300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605008400
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605008500
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605008600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605008700
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605008800
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605008900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605009000
gierung trotz des offenkundigen Widerspruchs zur Äußerung
des Sprechers der Bundesregierung vom gleichen Tage, der
Bund stehe weiter dazu, den Flughafen Tempelhof wie ge-

(„Der Tagesspiegel“ vom 31. August 2006)







(A) )



(B) )

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605009100


Kollege Wieland, die Bundesregierung steht zum
Konsensbeschluss mit den Ländern Berlin und Branden-
burg. Danach wird in Schönefeld der Flughafen Berlin
Brandenburg International, BBI, als Singleairport errich-
tet und die bisherigen internationalen Berliner Flughäfen
Tegel und Tempelhof werden geschlossen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605009200

Haben Sie eine Zusatzfrage? – Bitte.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605009300

Wenn das so ist, frage ich mich, wie es kommt, dass

die Bundeskanzlerin Ende August im Rahmen einer öf-
fentlichen Veranstaltung ausgeführt hat, sie werde sich
für ein Offenhalten von Tempelhof einsetzen, und damit
Hoffnungen, zum Beispiel bei der Industrie- und Han-
delskammer, geweckt hat.

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605009400


Ich gehe davon aus, dass das, was wir mit den Län-
dern Berlin und Brandenburg verhandelt haben, nach
wie vor gilt. Sicherlich gibt es eine öffentliche Debatte
darüber, insbesondere was Tempelhof angeht; aber es
gibt bisher keine andere Entscheidung seitens der Bun-
desregierung.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605009500

Weitere Zusatzfrage.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605009600

Davon war ja auszugehen. Die Bundeskanzlerin hat

auch nicht gesagt: Das Bundeskabinett hat einen neuen
Beschluss gefasst. Sie hat vielmehr gesagt: Ich werde
mich dafür einsetzen, dass Tempelhof offen bleibt. Des-
wegen meine Frage: Gibt es irgendwelche Aktivitäten
der Bundeskanzlerin, die dahin zielen, das, was sie vor
der Berliner Wahl gesagt hat, nach der Berliner Wahl
umzusetzen?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605009700


Ich gehe davon aus, dass die Bundeskanzlerin noch
einmal initiativ würde, wenn es im Zusammenhang mit
Tempelhof neue Entwicklungen gäbe.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605009800

Ich rufe die Frage 15 des Kollegen Wieland auf:

Was hat die Bundeskanzlerin und/oder die Bundesregie-
rung unternommen oder was werden sie unternehmen, um
dieses Versprechen aus dem Berliner Wahlkampf umzuset-
zen?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605009900


Diesbezüglich gibt es keine Zuständigkeit des Bun-
des. Die Kompetenz für die Genehmigung und den Be-
trieb von Flughäfen liegt nach dem Grundgesetz bei den

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(C (D ändern. Die zuständige Senatsverwaltung in Berlin hat ittlerweile den Widerruf der Betriebsgenehmigung soie die Befreiung von der Betriebspflicht für den Flugafen Tempelhof zum 31. Oktober 2007 ausgesprochen. Herr Kollege, Ihre Zusatzfrage, bitte. Frau Staatssekretärin, die Antwort, dass die Länder uständig sind, ist zweifelsohne richtig. Da genauso ichtig ist, dass es einen so genannten Konsensbeschluss ibt, den der Bund und zwei Bundesländer gefasst haben Sie haben ihn angeführt –, kann ich doch davon ausgeen, dass der Bund nicht nur in die Frage des Baus eines euen Flughafens, den er mitfinanzieren soll, involviert st, sondern auch in die Frage der Aufrechterhaltung der Schließung der bisherigen innerstädtischen Flughäen. Die Bundeskanzlerin hat nicht gesagt: Ich warte daauf, ob sich etwas Neues ergibt. Sie hat vielmehr geagt: Ich werde aktiv und werde mich dafür einsetzen, ass Tempelhof offen bleibt. Nun sagen Sie: Es gibt eine Spur von irgendwelchen Äußerungen oder Aktiviäten – gar nichts. Heißt das, dass die Bundeskanzlerin hr Wahlversprechen gebrochen hat? K Sie haben nach den Zuständigkeiten gefragt. Das hema lautet: Wer ist für die Entscheidung, ob Tempelof weiterbetrieben wird oder nicht, zuständig? Ich habe usgeführt, dass dies im Rahmen des Senatsbeschlusses eklärt wurde. Inwieweit unsere Bundeskanzlerin direkt der indirekt Einfluss genommen hat, ist mir nicht beannt. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? Es geht mir um den Kern meiner beiden eingereichten ragen. Es tut mir Leid. Ich habe nur gefragt: Was hat ie Bundeskanzlerin getan? Sie antworten: Mir ist nichts ekannt. Sie antworten doch für die Bundesregierung. as heißt, die Chefin der Bundesregierung sagt, dass sie twas tut, und Sie als Staatssekretärin sagen, dass Ihnen avon leider gar nichts bekannt ist. Heißt das, dass sie es icht getan hat oder dass Sie es möglicherweise nur nicht issen? K Ich gehe davon aus, dass die Bundeskanzlerin im ahmen ihrer Möglichkeiten aktiv werden konnte. Ob er Senat der Initiative der Kanzlerin gefolgt ist, ist mir icht bekannt. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren Vermutungen, keine Antworten!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605010000
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605010100
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605010200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605010300
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605010400
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1605010500






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605010600

Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für die Beant-

wortung der Fragen.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Für die Beantwortung steht die Parlamentarische
Staatssekretärin Astrid Klug zur Verfügung.

Die Fragen 16 und 17 des Kollegen Fell werden
schriftlich beantwortet.

Damit kommen wir zur Frage 18 der Kollegin Bärbel
Höhn:

Hat sich die Bundesregierung im Zuge der Beratungen
über einen Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates über Beschränkungen des Inver-
kehrbringens und der Verwendung von Perfluoroctansulfona-
ten, PFOS, für Ausnahmeregelungen eingesetzt, um die wei-
tere Verwendung dieser Stoffe in der EU zu ermöglichen?

Bitte sehr.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1605010700


Verehrte Frau Kollegin Höhn, Ihre Frage nach den
Beratungen über die europäische Richtlinie über die Be-
schränkung des Inverkehrbringens und der Verwendung
von Perfluoroctansulfonaten beantworte ich Ihnen wie
folgt:

Deutschland hat sich ebenso wie zahlreiche andere
Mitgliedstaaten in der Vergangenheit bei der Kommis-
sion der Europäischen Gemeinschaft mit großem Nach-
druck für ein grundsätzliches Verbot des Inverkehrbrin-
gens und der Verwendung von PFOS eingesetzt. Von den
Beschränkungsmaßnahmen ausgenommen werden soll-
ten dabei nur Anwendungen, für die es derzeit keine ge-
eigneten Ersatzstoffe gibt. Hierzu zählen aus Sicht der
Bundesregierung lediglich bestimmte Anwendungen in
der Halbleiterindustrie, zum Beispiel fotolithografische
Prozesse in der Fotoindustrie, zum Beispiel industrielle
Beschichtungen von Filmen in der Galvanikindustrie,
zum Beispiel die Nutzung von Antischleiermitteln bei
der Verchromung sowie die Verwendung von PFOS in
Hydraulikflüssigkeiten für die Luft- und Raumfahrt.

Die Europäische Kommission hat daraufhin am
5. Dezember 2005 einen Richtlinienentwurf vorgelegt,
der ein grundsätzliches Verbot für PFOS mit den oben
genannten Ausnahmen vorsieht. Darüber hinaus enthält
der Richtlinienvorschlag der Kommission zusätzlich
eine Ausnahme für Feuerlöschschäume sowie eine gene-
relle Ausnahme für die Verwendung von PFOS in über-
wachten geschlossenen Systemen, sofern die Emission
von PFOS einen bestimmten Grenzwert nicht über-
schreitet.

Bei den Beratungen in der Ratsarbeitsgruppe „Techni-
sche Harmonisierung – Gefährliche Stoffe“ hat sich die
Bundesregierung dafür eingesetzt, dass die beiden von
der Kommission zusätzlich vorgesehenen Ausnahmen
gestrichen werden. Hierfür gibt es eine breite Unterstüt-
zung der Mitgliedstaaten.

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(C (D Die Streichung der Ausnahme von Feuerlöschschäuen hat auch der Bundesrat gefordert. Weiterhin hat der undesrat die Bundesregierung gebeten, bei den Bera ungen in Brüssel darauf hinzuwirken, dass die Ausahme für den Einsatz von PFOS in der Halbleiterindusrie unbedingt beibehalten wird. Bei der von der aktuellen Präsidentschaft erbetenen berprüfung und Spezifizierung der im Kommissionsorschlag aufgeführten Ausnahmen hat sich herausgetellt, dass die Ausnahme bei der Verwendung von PFOS ls Antischleiermittel auf die Hartverchromung begrenzt erden kann. Die Verwendung von PFOS als Antischlei rmittel bei der dekorativen Verchromung ist nicht notendig. In diesem Zusammenhang hat sich auch herausgetellt, dass die von der Kommission vorgesehene Ausahme für die Verwendung von PFOS in der Galvanikinustrie als Antischleiermittel für das Verchromen zu eng efasst ist. Es wurde nämlich übersehen, dass PFOS in eringen Mengen auch als Netzmittel bei der Metallisieung von Kunststoffen, zum Beispiel bei der Alumiiumbeschichtung, verwendet wird. Auch hierzu gibt es erzeit keine Alternativen. Nach dem aktuellen Vorchlag der finnischen Präsidentschaft ist deshalb die usnahme für die Galvanik entsprechend überarbeitet orden. Die Emissionen von PFOS sollen jedoch bei en genannten Ausnahmen für die Galvanik durch die nwendung der besten zur Verfügung stehenden Techik auf das kleinstmögliche Maß reduziert werden. Auch ieser Vorschlag stieß bei den Beratungen in Brüssel auf reite Unterstützung der Mitgliedstaaten. Da bei den Beratungen in Brüssel kein Konsens über ine Befristung der Ausnahmen erzielt werden konnte, at sich Deutschland für die Aufnahme einer Reviewlausel in die Richtlinie eingesetzt. Auch dieser Vor chlag fand breite Zustimmung bei den Mitgliedstaaten. ber die genaue Ausgestaltung der Review-Klausel wird erzeit noch beraten. Zusammenfassend kann man also sagen, dass aus unerer Sicht nach derzeitigem Beratungsstand Beschränungsmaßnahmen für das Inverkehrbringen und das Verenden von PFOS geschaffen werden, die ein hohes aß an Umweltschutz sicherstellen und dabei die Ver ältnismäßigkeit der Maßnahmen angemessen berückichtigen. Haben Sie eine Zusatzfrage, Frau Höhn? Nun wissen die meisten Leute wahrscheinlich nicht, as PFOS ist. Es ist ein hochgiftiger Stoff, eine Unterruppierung der perfluorierten Tenside. Die wurden ürzlich in einem Fluss in Nordrhein-Westfalen festgetellt. Den Babys soll jetzt Mineralwasser gegeben weren, weil die Werte im Trinkwasser zu hoch sind. Über iesen hochgiftigen Stoff reden wir nun. Ich hatte die undesregierung dazu angeschrieben und habe Anfang ugust eine Antwort bezüglich des Umgangs mit diesem Bärbel Höhn Die Bundesregierung begrüßt alle Maßnahmen, die getroffen werden, um den Eintrag von PBT-Stoffen – das umfasst auch PFOS – … in die Umwelt so weit wie möglich zu reduzieren. Die Bundesregierung unterstütze ausdrücklich den von der EU-Kommission vorgelegten Richtlinienentwurf. – Warum ist in der Antwort an die Abgeordnete Bärbel Höhn von den ganzen Ausnahmen, die Sie jetzt hier lang und breit darstellen, keine Rede gewesen? (Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Weil wir wussten, dass Sie fragen würden!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605010800
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605010900
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1605011000




(A) )


(B) )


As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1605011100


Grundsätzlich ist die Position der Bundesregierung
– die sich auch in den noch nicht abgeschlossenen Ver-
handlungen und Beratungen über die Richtlinie auf euro-
päischer Ebene ausdrückt – ein Verbot, mit Ausnahmen
dort, wo es keine Alternativstoffe für PFOS gibt und der
alternativlose Einsatz von PFOS in einem sehr geringen
Umfang erfolgt. In diesem Fall halten wir den Einsatz
für vertretbar und das ist auch Gegenstand der Beratun-
gen auf europäischer Ebene.

Sie haben das Vorkommen von PFOS in Nordrhein-
Westfalen angesprochen. Wir wissen, dass PFOS sehr
gefährlich ist. Es ist ein sehr persistenter, das heißt kaum
biologisch abbaubarer, und hochgiftiger Stoff. Das ist
unsere Motivation gewesen, auf europäischer Ebene ge-
meinsam mit anderen Mitgliedstaaten auf ein Verbot
bzw. Beschränkungen des Einsatzes von PFOS zu drän-
gen. Bei dem Vorkommen in Nordrhein-Westfalen geht
es um die Verwertung eines Bioabfallgemisches, wobei
es offensichtlich unzulässigerweise zu einer Vermi-
schung von Bioabfällen und industriellen Abfällen ge-
kommen ist. Sie wissen, dass das Umweltministerium in
Nordrhein-Westfalen in dieser Sache ermittelt, gemein-
sam mit belgischen Behörden, weil die Spur nach Bel-
gien führt. Die Erkenntnisse, die dort gewonnen werden,
werden in den nächsten Wochen Gegenstand der Bera-
tungen in der entsprechenden Länderarbeitsgruppe „Ab-
fall“ und in der Umweltministerkonferenz sein. Dort soll
geprüft werden, ob wir daraus Konsequenzen für den
Umgang mit solchen Fällen ziehen müssen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605011200

Haben Sie eine weitere Zusatzfrage?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605011300

Ja, danke schön. – Ich will noch einmal darauf hin-

weisen: Die Anmerkung Deutschlands zu der EU-Richt-
linie, die die Ausnahmen beinhaltet – Sie haben das ja
eben noch einmal bestätigt –, ist vom April 2006. Es
geht immerhin um eine Menge von 450 Kilogramm al-
lein in Deutschland, die von einer der Ausnahmen be-
troffen wäre. Wir wissen, dass diese Gifte im Mikro-
oder Nanogrammbereich am Ende in den Flüssen und im
Trinkwasser auftauchen. Von 450 Kilogramm auf Nano-

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(C (D ramm heruntergerechnet, das bedeutet eine Menge Verünnung. Deshalb stelle ich noch einmal meine Frage. chon im April hat sich die Bundesregierung auf EUbene für die Ausnahmen eingesetzt. Das war Monate, evor ich meine Anfrage gestellt habe. Ich habe auf eine Anfrage, in der ich genau diese Fragen gestellt abe, im August eine Antwort bekommen, in der die usnahmeregelungen, die Sie selber beantragt haben, icht enthalten sind. Ist das der Stil der Bundesregierung bgeordneten gegenüber? Ast Ich kenne den Brief, den Sie zitieren, nicht. Aber ich ehe davon aus, dass Ihnen der damals aktuelle Stand itgeteilt wurde. Der Diskussionsprozess bezüglich der usnahmen, der damals im Gang war und immer noch ndauert – es gibt noch keine abschließende Entscheiung über die Richtlinie –, beruht auf Risikofolgenabchätzungen, die dem wissenschaftlichen Stand entsprehen und zu dem Ergebnis geführt haben, dass das isiko abschätzbar und vertretbar ist, dass die Mengen, m die es geht, so gering sind, dass auch das Umweltriiko so gering wie möglich ist; denn der Einsatz von FOS bleibt auf die ganz wenigen Fälle, in denen es eine alternativen Stoffe gibt, beschränkt. Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für die Beant ortung. Die Fragen 19 und 20 der Kollegin Sylvia Kottinghl werden schriftlich beantwortet. Im Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des undeskanzleramtes werden die Fragen 21 und 22 des ollegen Hans-Joachim Otto ragen 23 und 24 des Kollegen Christoph Waitz ebenalls schriftlich beantwortet. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Arbeit und Soziales. Für die Beantortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Gerd ndres zur Verfügung. Ich rufe die Frage 25 der Kollegin Britta Haßelmann uf: Beabsichtigt die Bundesregierung, nachdem sie in ihrem Entwurf zur Stellungnahme zum Fünften Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland sagt, sie teile die Einschätzung der Kommission, dass Anreize zur Frühverrentung beseitigt und Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Menschen auf den Weg gebracht werden müssen, die so genannte 58erRegelung und, wenn ja, zu welchem Zeitpunkt? G Frau Kollegin Haßelmann, ich beantworte Ihre Frage ie folgt: Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, iese Regelung aufzuheben. Sie läuft nach einer Verlänerung am 31. Dezember 2007 aus. Sie wird nach Festegung der Koalitionsfraktionen nicht verlängert. Ihre Zusatzfrage, bitte. Sehr geehrter Herr Kollege Staatssekretär, wie verein baren Sie Ihre jetzige Auskunft mit den Stellungnahmen der Bundesregierung, die da lauten, dass solche Frühverrentungsstrategien kontraproduktiv für die Beschäftigungssituation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind? Ich stelle hier einen Widerspruch fest: Sie können doch nicht in Ihrer Stellungnahme zum Altenbericht darlegen, dass solche Maßnahmen kontraproduktiv sind, aber dann, wenn es um das konkrete Regierungshandeln geht, sagen: Wir halten bis zum Ende des Jahres 2007 an dieser Regelung fest. G Doch, das können wir. Wir haben es auch getan. Ich will begründen, warum: Wir haben im gesamten Bereich der Sozialpolitik eine Reihe von Veränderungen vorgenommen. Es gibt zwei Ausnahmen. Nicht geändert wurden § 428 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und die Regelung zur Altersteilzeit. Wir hielten es für notwendig, die Laufzeit des § 428 SGB III zu verlängern; das Datum habe ich Ihnen genannt. Das hängt damit zusammen, dass wir in der Koalition verabredet haben – das hatten wir schon zu einem früheren Zeitpunkt beschlossen –, die Bezugszeiten des Arbeitslosengeldes und entsprechender Leistungen zu verkürzen. In der letzten Legislaturperiode haben wir die Arbeitslosenund die Sozialhilfe zusammengelegt und die Grundsicherung für bedürftige arbeitslose Menschen eingeführt. Wir hielten es für notwendig, diese Regelung, §428 SGB III, für einen begrenzten Zeitraum zu verlängern. Ich habe gesagt: Wir haben nicht die Absicht, sie erneut zu verlängern; dann läuft sie aus. Diese Vorgehensweise macht Sinn. Ihre Zusatzfrage. Da Sie in Ihrer letzten Bemerkung gesagt haben, dass das Sinn macht, frage ich Sie: Auf welche Daten beziehen Sie sich? Sie müssen die 58er-Regelung doch ausgewertet haben, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass sie eine durchaus sinnvolle Maßnahme ist, sowohl für die Unternehmen als auch für die Beschäftigten. Mein Eindruck ist allerdings, dass die Beschäftigungsquote älterer Menschen in Deutschland beschämend niedrig ist und dass die Maßnahmen, die Sie gerade beschrieben haben, nicht dazu geführt haben, dass für die Menschen ab 55 Jahren neue Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden konnten. G Das weiß ich nicht. Noch vor wenigen Jahren betrug die Beschäftigungsquote dieser Altersgruppe ungefähr 3 4 u s z d n s g z D s g i m f g h B A v k r I B 5 t d A s k m w z u B n s c d 5 b t (C (D 9 Prozent. In der Zwischenzeit liegt sie bei knapp 5 Prozent. Im Rahmen der Lissabonstrategie haben wir ns auf das Ziel verständigt, in der gesamten Europäichen Union eine Beschäftigungsquote von 50 Prozent u erreichen. Auf welche Daten beziehen wir uns? Nach wie vor ist ie Arbeitslosigkeit Älterer, insbesondere in der von Ihen genannten Altersgruppe, relativ hoch. § 428 SGB III ieht im Grunde genommen nur vor, dass man Leistunen bezieht, ohne der Vermittlung zur Verfügung stehen u müssen. Unsere Datenbasis habe ich Ihnen genannt. ass wir das für sinnvoll halten, habe ich Ihnen auch ge agt. Natürlich müssen wir daran arbeiten, die Beschäftiungsquote älterer Menschen zu erhöhen; denn das wird mmer notwendiger. Das tun wir auch. Ich rufe die Frage 26 der Kollegin Haßelmann auf: Welche Maßnahmen sieht die Bundesregierung für eine Erhöhung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor, deren rechtlichen Rahmen sie verbessern will, wie in der erwähnten Stellungnahme erklärt? G Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag estgehalten, dass sie sich einig sind, dass die Beschäftiungssituation älterer Menschen in Deutschland nachaltig verbessert werden muss. Dazu bedarf es eines ündels abgestimmter Maßnahmen in den Bereichen rbeit, Bildung und Gesundheit. Fehlanreize zu Früherrentung müssen beseitigt, die Beschäftigungsfähigeit älterer Menschen erhalten und die Wiedereingliedeung älterer Arbeitsloser verbessert werden. Mit der nitiative „50 plus“ fördert die Bundesregierung das estreben, die Fähigkeiten und Erfahrungen der über 0-Jährigen voll zu nutzen und das faktische Renteneinrittsalter deutlich zu erhöhen. Es geht um einen Wandel er Einstellung insbesondere der Arbeitgeberinnen und rbeitgeber, es geht um den Abbau von Vorurteilen hin ichtlich Qualifikation, Leistungsbereitschaft und -fähigeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Hier üssen Politik und Sozialpartner gemeinsam initiativ erden und im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwortung u verbindlichen Vereinbarungen konkreten Ergebnissen nd zu praktikablen Lösungen kommen. Konkret wird die Bundesregierung zur Erhöhung von eschäftigungsfähigkeit und Beschäftigungschancen eien Kombilohn für Ältere und einen Eingliederungszuchuss für die Einstellung Älterer auflegen, die beruflihe Weiterbildung besser fördern sowie die Regelung, ass Arbeitsverträge von Arbeitnehmern, die das 2. Lebensjahr vollendet haben, ohne sachlichen Grund efristet werden dürfen, europarechtskonform ausgestalen. Ihre Zusatzfrage, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Andres, Sie ha ben in Ihrer Stellungnahme betont, dass Sie Fehlanreize zur Frühverrentung vermeiden wollen. Wie, finden Sie, geht das einher mit den Ergebnissen der Auswertung der 58er-Regelung? G Das zu erklären, habe ich eben schon mit zwei Antworten versucht. Ich sage es noch einmal: Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Wir haben alle Maßnahmen rentenrechtlicher und sonstiger Art, die Frühverrentung möglich machen, beseitigt. Faktisch besteht neben der Altersteilzeit im Arbeitsförderungsrecht die Regelung des § 428 SGB III, die noch begrenzt beibehalten wird. Nichtsdestotrotz hält die Bundesregierung es für dringend notwendig, die Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen. Wir tun das schon die ganze Zeit, wir liegen da gar nicht auseinander. Der Versuch, hier Widersprüche zu konstruieren, ist zwecklos. Wir wollen die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer erhöhen. Wir glauben, dass dazu in der Gesellschaft eine Veränderung notwendig ist, besonders bei den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, aber auch bei den Betroffenen selbst. Haben Sie noch eine Zusatzfrage? Sie haben das Programm „50 plus“ erwähnt. Wenn die Öffentlichkeit die Presse liest, muss sie den Eindruck gewinnen, Sie würden da etwas ganz Neues aus dem Hut zaubern. Aus meiner Sicht sind es alte Maßnahmen, die schon die letzte Bundesregierung auf den Weg gebracht hat. Deshalb meine Frage: Was sind Sie darüber hinaus bereit zu tun im Hinblick auf die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Gibt es Ihrerseits Kontakte zu den Gewerkschaften, zu den Unternehmen? Wird es, wie in anderen europäischen Ländern, groß angelegte, offensive Medienkampagnen zur Gesellschaftspolitik, zum Bild älterer Menschen in der Gesellschaft, geben? Planen Sie so etwas? Oder meinen Sie, mit dem Programm „50 plus“, das aus meiner Sicht aus sehr alten Maßnahmen besteht, ist alles getan? G Wir planen nicht nur, was Sie alles aufgezählt haben, sondern wir tun das auch. Wir haben sogar die Absicht, das Renteneintrittsalter von 65 auf 67 zu erhöhen. Sie wissen, dass es gegen bestimmte Maßnahmen kräftige Widerstände gibt, aus ganz unterschiedlichen Lagern. Wir haben ein großes Verbundnetzwerk unter dem Stichwort „Neue Qualität der Arbeit“ aufgelegt. Wir machen große Versuchsreihen zu einem besseren Umgang mit dem Alter, mit der Beschäftigung älterer Menschen. Wir halten das Demografieproblem für ein ziemlich drängendes und wir setzen uns mit ihm auseinander. Dabei nehmen wir auch andere europäische Länder zum Vorbild; das hat auch die alte Regierung getan. Sie wissen sicher l b f F s a m w d e b s s a r d C q A F g w u P n t f t d h d u t r m a d g (C (D ich, dass ich schon für die alte Regierung solche Fragen eantwortet habe und daran gearbeitet habe und es jetzt ür die neue auch tue. Die Frage 27 des Kollegen Dirk Niebel und die rage 28 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch werden chriftlich beantwortet. Ich rufe die Frage 29 der Kollegin Cornelia Hirsch uf: Mit welchen Modifikationen werden die vom Bundesminister für Arbeit und Soziales, Franz Müntefering, in seiner Haushaltsrede angekündigten zusätzlichen Plätze zur so genannten Einstiegsqualifizierung Jugendlicher eingerichtet, um den Erkenntnissen der Begleitforschung Rechnung zu tragen? G Frau Abgeordnete Hirsch, die Richtlinienänderung ird derzeit vorbereitet. Im Kern wird die Aufstockung er Plätze von 25 000 auf 40 000 vorgesehen. Darüber hinaus soll klargestellt werden, dass Betriebe rworbene Kenntnisse durch die Einstiegsqualifizierung escheinigen. Daneben erfolgen redaktionelle Anpasungen an die durch die Novelle zum Berufsbildungsgeetz geänderten Paragrafenfolgen, die wir entsprechend ufnehmen wollen. Ihre erste Zusatzfrage, bitte. Danke schön. – Zielgruppe der Einstiegsqualifizie ungen sollten gerade benachteiligte Jugendliche sein, ie auf dem Ausbildungsstellenmarkt ansonsten kaum hancen haben, sodass sie über eine solche Einstiegsualifizierung den Weg in ein reguläres betriebliches usbildungsverhältnis finden können. Hier lautet meine rage, inwieweit berücksichtigt wird, dass die Zielruppe, die mit dem Programm primär angesprochen erden sollte, bisher offensichtlich nicht erreicht wurde nd dass ganz im Gegenteil eher Abiturienten dieses rogramm wahrgenommen haben. G Ich kann das, was Sie sagen, gegenwärtig nicht bestäigen. Wir haben bei der Einstiegsqualifizierung die Erahrung gemacht, dass bis zu 60 Prozent derjenigen, die eilgenommen haben, anschließend auch eine Ausbilung erhalten haben. Ich sage ausdrücklich – deswegen abe ich das auch so vorgetragen –: Wir setzen darauf, ass diese Qualifizierungen entsprechend bescheinigt nd testiert werden, weil das ein weiterer Schritt in Richung einer modularisierten Ausbildungsund Qualifizieungsstrategie ist. Ich sage auch ganz offen – das muss an gar nicht bestreiten –: Die Ausweitung von 25 000 uf 40 000 Plätze ist ein Stück weit eine Reaktion auf as quantitative Ausbildungsplatzproblem, das wir geenwärtig haben. Parl. Staatssekretär Gerd Andres Wenn es geht, werden wir am 1. Oktober 2006 starten. Sie wissen vielleicht, dass das nicht das Einzige ist, was wir tun. Die Bundesagentur für Arbeit unternimmt gegenwärtig zum Beispiel den Versuch, für 5 000 bis 7 500 Jugendliche mit Migrationshintergrund ein entsprechendes Programm auf den Weg zu bringen. Wir glauben, dass wir eine Menge für Benachteiligte tun. Ich wehre mich dagegen, dass man sagt – darüber müsste man vielleicht diskutieren –, dass diese Einstiegsqualifizierung nur für diejenigen durchgeführt wird, die vom Bildungshintergrund oder Sonstigem her in der Tat benachteiligt sind. Haben Sie eine zweite Zusatzfrage? Ja, bitte. – Grundsätzlich stimmen Sie mir aber zu, dass es für die große Mehrzahl der Jugendlichen ein sinnvollerer Einstieg wäre, direkt einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu erhalten. Deshalb meine Nachfrage an dieser Stelle: Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung hier? Sie haben angesprochen, dass wir zurzeit das Problem haben, dass ein ganz massiver Mangel an regulären Ausbildungsplätzen besteht. Es ist bekannt, dass die betriebliche Ausbildungsquote trotz des Ausbildungspakts schon im letzten Jahr auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken ist. Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung oder inwieweit kommt sie zu einer kritischen Bewertung des Ausbildungspakts, durch den das angestrebte Ziel offensichtlich nicht erreicht werden kann? G Wir halten am Ausbildungspakt fest. Ich darf als Ergebnis sagen, dass die Verpflichtung, die die Wirtschaft eingegangen ist, auch in diesem Jahr deutlich übertroffen wurde. Mehr als 40 000 neue Ausbildungsplätze sind akquiriert worden. Wir haben im Ausbildungspakt verabredet, dass die Wirtschaft über die Kammersysteme ihre Anstrengungen verstärkt, Ausbildungsplätze zu akquirieren. Daneben führen wir eine Reihe von Zusatzprogrammen durch, die Sie kennen. Ich nenne beispielsweise die Programme des Bildungsministeriums und der Länder für die neuen Länder. Es gibt jede Menge Aktivitäten innerhalb der Arbeitsförderung durch die Bundesagentur und wir erhöhen die Zahl der Angebote durch die Bundesagentur. Schließlich bauen wir die Einstiegsqualifikationen aus. Diejenigen, die Ausbildungsplätze anbieten, wollen die Jugendlichen häufig „ausprobieren“; dazu kann man so oder so stehen. Sie möchten eine Einstiegsqualifikation durchführen, um zu sehen, ob der Jugendliche die Aufgaben erfüllen kann und ob sie mit ihm klarkommen. Ich halte das nicht für verwerflich – ganz im Gegenteil. Sie wissen sicherlich, dass es in unserem Schulsystem v z m s g A w b z S b m h D d u G f A d L s n d o B d E 1 c D z s A g a a (C (D ielerorts Berufspraktika für Schülerinnen und Schüler ur Berufsorientierung und zum näheren Kennenlernen öglicher späterer Ausbildungsbetriebe, bei denen sie ich bewerben können, gibt. Alles in allem finde ich, dass das, was wir tun, eine anze Menge ist und wir werden diese Aktivitäten und nstrengungen fortsetzen. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant ortung der Fragen. Wir sind damit am Ende der Fragestunde. Interfraktionell ist vereinbart worden, die Regierungsefragung um 16 Uhr zu beginnen und bis dahin die Situng zu unterbrechen. Deshalb unterbreche ich jetzt die itzung bis 16 Uhr. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf: Befragung der Bundesregierung Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Kainettssitzung mitgeteilt: Lage auf dem Ausbildungsarkt. Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht at die Bundesministerin für Bildung und Forschung, r. Annette Schavan. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Das Kabinett hat sich heute auf der rundlage der Ausbildungsstatistik der Bundesagentur ür Arbeit aus dem August mit der Situation auf dem usbildungsmarkt beschäftigt. Die Zahlen, die uns zu iesem Zeitpunkt vorliegen, weisen darauf hin, dass die age auf dem Ausbildungsmarkt nach wie vor angepannt ist. Die Zahl der Jugendlichen, die Ende August och ohne Ausbildungsplatz waren, wurde von der Bunesagentur auf rund 215 000 geschätzt. Das sind 10 000 der 10 Prozent mehr als im August 2005. Zur richtigen ewertung muss darauf hingewiesen werden, dass uns ie Zahlen für eine verlässliche Zwischenbilanz erst nde September und der dann aufgearbeitete Bericht am 1. Oktober dieses Jahres vorliegen werden. Eine wirklihe Bilanz des Ausbildungsjahres lässt sich somit erst im ezember ziehen. Die 215 000 Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz seten sich aus zwei ganz unterschiedlichen Gruppen zuammen. Da sind zum einen jene, die sich in diesem usbildungsjahr erstmals beworben haben. Der weitaus rößere Teil sind zum anderen so genannte Altbewerber us den vergangenen Jahren, die aber bei der BA noch ls Interessenten gemeldet sind. Bundesministerin Dr. Annette Schavan Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass mit Beginn des Ausbildungsjahres bis zum Dezember eine intensive Phase der Nachvermittlung anfängt, was auch in diesem Jahr so sein wird. Dabei spielen drei mögliche Angebote an die betroffenen Jugendlichen eine Rolle. Die erste Möglichkeit ist der reguläre Ausbildungsplatz, den wir uns eigentlich wünschen. Die zweite Möglichkeit ist die neu geschaffene Einstiegsqualifikation. Die dritte Möglichkeit sind außerbetriebliche Qualifizierungen. Die Bundesregierung hat nicht nur mit Blick auf dieses Ausbildungsjahr, sondern begleitend auch für die nächsten Jahre dieser Legislaturperiode mehrere Maßnahmen ergriffen, um dem Anspruch gerecht zu werden, jedem Jugendlichen, der kann und will, eine qualifizierte Ausbildung zu ermöglichen. Diesen Anspruch an uns selbst haben wir auch im Koalitionsvertrag formuliert. Zu diesen konkreten Maßnahmen und Programmen gehört erstens das Bund-Länder-Sonderprogramm für die neuen Länder, das vom BMBF und von den Landesregierungen je zur Hälfte finanziert wird. Daraus sollen 13 000 zusätzliche Ausbildungsplätze gefördert werden. Das BMBF stellt hierfür und für die anderen Sonderprogramme der Vorjahre, die jeweils eine Laufzeit von drei bis vier Jahren haben, 90 Millionen Euro zur Verfügung. Das zweite Programm, „Jobstarter“, betrifft die Ausbildungsstrukturen. Es wird vor allen Dingen für Projekte in Regionen eingesetzt, in denen die Strukturen für Ausbildung schwierig sind. Das sind nicht nur die neuen Bundesländer, sondern auch andere Regionen in Deutschland. Wir haben dieses Programm ursprünglich mit 100 Millionen Euro ausgestattet. Aufgrund der aktuellen Lage haben wir diesen Betrag auf 125 Millionen Euro erhöht. Seit April 2006 fördert das BMBF 52 Projekte in der ersten Förderrunde. Im Rahmen der zweiten Runde sind bislang 270 Projektanträge eingereicht worden und wir werden aufgrund der Aufstockung der Mittel bis zu 100 Projekte fördern können. Es geht dabei um die Förderung der Verbundausbildung und um die ausbildungsbegleitende Hilfestellung für neue Ausbildungsbetriebe. Ich weise drittens auf das Sonderprogramm des Kollegen Müntefering zur Förderung der Einstiegsqualifizierung Jugendlicher hin, das ursprünglich auf 25 000 Plätze angelegt war. Es ist jetzt vorgesehen – das Kabinett wird dies in einer der nächsten Sitzungen beschließen –, die Zahl auf 40 000 zu erhöhen. Viertens ist die Aufstockung der Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund durch die Bundesagentur für Arbeit von bislang 5 000 auf jetzt 7 500 Plätze vorgesehen. Ich möchte schließlich auch auf die zusätzlich zu schaffenden Plätze in ausländischen Unternehmen hinweisen. Herr Staatssekretär Storm und Frau Staatsministerin Böhmer haben gestern nach mehreren Gesprächsrunden mit den Vertretern ausländischer Unternehmen dieses Programm öffentlich vorgestellt. Ende August w 1 I B Z r J s d d n m t h d i R s e n p s s k z r c w d d N D z w s S d k c r s e s s w f (C (D aren 260 900 Ausbildungsplätze registriert. Das sind 0 600 mehr als im Vorjahr. Wir haben unterschiedliche Nachrichten seitens der ndustrieund Handelskammern und des Handwerks. ei den Industrieund Handelskammern ist mit einem uwachs der Ausbildungsplätze um etwa 4 Prozent zu echnen. Beim Handwerk ist der Stand des vergangenen ahres in etwa unverändert geblieben. Insofern lässt sich die derzeitige Lage wie folgt zuammenfassen: Erstens. Die im Rahmen des Ausbilungspaktes zugesagten zusätzlichen oder neuen Ausbilungsplätze werden geschaffen. Die Zusage wird nicht ur eingehalten; sie wird vielmehr übertroffen. Es gibt ehr Ausbildungsplätze als im vergangenen Jahr. Zwei ens. Die Zahl der Bewerbungen übersteigt aber weiterin die Zahl der bislang zur Verfügung gestellten Ausbilungsplätze, sodass die Phase der Nachvermittlung auch n diesem Jahr eine große Rolle spielen wird. Erlauben Sie mir eine letzte Bemerkung. Neben der eaktion auf die aktuelle Lage sind zwei andere politi che Initiativen wichtig, die wir angegangen sind. Die ine Initiative betrifft die Altbewerber, die auch bei einer och so hohen Steigerung der Zahl der Ausbildungslätze nicht ohne weiteres vermittelt werden können. Für ie müssen wir zusätzliche Möglichkeiten – zum Beipiel aufgrund der Erfahrungen mit der Einstiegsqualifiation im Bereich der Teilqualifikationen – schaffen. Die weite Initiative betrifft die Modernisierung der Struktuen beruflicher Bildung, die im Innovationskreis beruflihe Bildung diskutiert wird. In seiner heutigen Sitzung erden erste Impulse für die Modernisierung vorgelegt, ie vor allem mehr Durchlässigkeit zwischen den Bilungsgängen und eine stärkere Fokussierung auf die ahtstelle zwischen Schule und Ausbildung und die urchlässigkeit in den tertiären Bereich vorsieht. Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1605011400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605011500
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605011600




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605011700
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605011800
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605011900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605012000
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605012100
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605012200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605012300
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605012400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605012500




(A) )


(B) )

Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605012600
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605012700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605012800
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605012900
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605013000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605013100
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605013200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605013300
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605013400
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605013500




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605013600
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605013700
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1605013800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1605013900

(Unterbrechung von 15.05 bis 16.00 Uhr)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014000




(A) )


(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014100

Danke, Frau Ministerin. – Ich bitte, zunächst Fragen

u dem Themenbereich zu stellen, zu dem eben berichtet
urde. Das Wort hat die Kollegin Cornelia Hirsch.


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014200

Meine Frage bezieht sich auf Folgendes: Sie haben

ich sehr positiv zum Ausbildungspakt geäußert. Aber
ie haben dabei nicht das zentrale Problem erwähnt, mit
em wir im Bereich der dualen Berufsausbildung zurzeit
onfrontiert sind, nämlich dass das Angebot an betriebli-
hen Ausbildungsplätzen von Jahr zu Jahr weiter zu-
ückgeht. Es erreichte im letzten Jahr den tiefsten Stand
eit der Wiedervereinigung und wird auch in diesem Jahr
rwartungsgemäß zurückgehen.

Aus diesem Grund ist es für meine Fraktion nicht ver-
tändlich, warum es von der Bundesregierung nicht als
innvoll erachtet bzw. warum nicht zumindest geprüft
ird, eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage einzu-

ühren. Denn aus unserer Sicht könnte allein mit diesem






(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
Schritt das Problem gelöst werden, dass sich die Be-
triebe immer weiter aus ihrer Verantwortung zur Finan-
zierung der beruflichen Bildung zurückziehen und keine
Ausbildungsplätze mehr bereitgestellt werden.

Alles andere, was Sie vorgetragen haben, bezog sich
nur auf den Versuch, die Lage auf irgendeine Weise
– zum Beispiel durch die Sonderprogramme, die Sie ge-
schaffen haben – in den Griff zu bekommen. Sie gehen
aber nicht das zentrale Problem an, dass die betriebliche
Ausbildungsquote immer weiter zurückgeht. Daher lau-
tet meine Frage: Wie positioniert sich die Bundesregie-
rung dazu?

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Eine Ausbildungsplatzumlage bzw. -abgabe schafft
keinen Ausbildungsplatz. Wir haben in Deutschland ja
Erfahrungen mit Abgaben. Im Zweifelsfall ist es für ein
Unternehmen sehr viel preisgünstiger, eine Abgabe zu
zahlen, als einen Ausbildungsplatz zu schaffen. Sie wis-
sen, dass es einzelne Branchen, wie die Baubranche, gibt,
die einen Fonds eingerichtet hat, in den alle beteiligten
Unternehmen einzahlen und aus dem Unternehmen, die
ausbilden, eine finanzielle Unterstützung bekommen
können. Branchenspezifische Regelungen können, wie
die Baubranche und die dortige Entwicklung auf dem
Ausbildungsmarkt zeigen, durchaus sinnvoll sein. Aber
eine Ausbildungsabgabe lehnt die Bundesregierung ab.

Wenn man den Ausbildungspakt bewerten will, dann
stellt sich wie so oft die Frage, ob das Glas halb voll oder
halb leer ist. Ich habe bewusst beide Informationen ge-
nannt. Es sind sicherlich Ausbildungsplätze entstanden,
und zwar in dem Umfang, zu dem man sich im Ausbil-
dungspakt verpflichtet hat. Aber richtig ist auch: Die
Zahl der Bewerbungen in diesem Jahr ist – wir gehen da-
von aus, dass dies noch einige Jahre so sein wird – stär-
ker gestiegen. Daraus ergibt sich nach heutigem Stand
die Lücke, über die ich eben gesprochen habe.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014300

Das Wort hat die Kollegin Priska Hinz für die Grü-

nen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Ministerin, Sie haben richtigerweise darauf hin-
gewiesen, dass es eine große Anzahl von Altbewerberin-
nen und Altbewerbern gibt, die bislang keine Chance auf
dem Ausbildungsmarkt haben. Je länger ihr Einstieg
dauert, desto geringer ist ihre Qualifikation anzusetzen.
Deswegen möchte ich Sie fragen, warum Sie nicht die
einmaligen Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit in
diesem Jahr nutzen wollen, um ein Ausbildungspro-
gramm aufzulegen, das spezifisch auf Altbewerber aus-
gerichtet ist und mit dem man etwa 50 000 Ausbil-
dungsplätze über drei Jahre finanzieren könnte.

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Grundsätzlich ist die Bundesregierung der Überzeu-
gung, dass vorhandene Überschüsse, die ja aus Mit-

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(C (D liedsbeiträgen stammen, an die Mitglieder zurückgegeen werden müssen. Das ist von der Systematik her der rste wichtige Schritt. Sie wissen, dass die Höhe des berschusses mit der 13. Zahlung der Sozialabgaben in iesem Jahr zu tun hat und dass deswegen nicht davon usgegangen werden kann, dass sich die Entwicklung in en folgenden Jahren fortsetzt. – Das ist der erste Punkt. Zweitens zur Gruppe der Altbewerber: Der erste ichtige Schritt ist, eine genauere Aufschlüsselung zu rhalten, aus der hervorgeht, wer sich hinter dieser groen Zahl verbirgt. Es gibt jene, die in eine berufliche ollzeitschule gehen. Die Möglichkeiten des Berufsbilungsgesetzes müssen hier besser genutzt werden. Die rworbene Bildung muss zusammen mit zusätzlicher raxiszeit eingesetzt werden können, um eine Prüfung or einer Kammer abzulegen. Ich bin überzeugt: Wenn an die Statistiken der Bundesländer zugrunde legt, ann wird man feststellen, dass die Schüler in den berufichen Vollzeitschulen einen erheblichen Anteil ausmahen. Wir brauchen als zweiten Schritt ein Instrument, das eutlich macht, wie viele jener Jugendlichen, die sich inter dieser Zahl verbergen, aktuell für eine Ausbildung ur Verfügung stehen. Wenn beispielsweise 120 Jugendiche als Ausbildungsplatzsuchende in einer Region ge eldet sind und diese eingeladen werden, um ihnen vor rt ein Angebot zu unterbreiten, dann macht man in vie en Regionen die Erfahrung, dass nur ein Bruchteil dieer Jugendlichen tatsächlich kommt und an dem Angeot interessiert ist. Drittens. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der instiegsqualifikation und der daraus resultierenden unittelbaren Verbindung zwischen dem Jugendlichen und em Betrieb die gleichen Erfahrungen machen werden ie in der ersten Runde, nämlich dass die Jugendlichen um größten Teil anschließend die Möglichkeit haben, ine Ausbildung zu machen. Wir brauchen also differenzierte Antworten und müsen die Möglichkeiten des Berufsbildungsgesetzes beser nutzen. Zudem müssen wir in stärkerem Maße an die ugendlichen herankommen; denn wenn von 100 eingeadenen Jugendlichen nur zehn kommen, dann fragt man ich, wo die 90 nicht erschienenen abgeblieben sind und elche Möglichkeiten man hat, sie zu erreichen. Letzter Punkt: Die Bundesagentur wird – das geht geau in diese Richtung – jetzt das Programm für die 500 Jugendlichen auflegen. Die Agenturen sind dabei, or Ort in den Betrieben dafür zu werben und so die entprechenden Plätze zu schaffen. Nach den Meldungen, ie wir bekommen haben, wird es jedoch sogar schwieig werden, diese 7 500 Plätze tatsächlich zu besetzen. onseiten der Agenturen sind also erste Schritte in diese ichtung getan. Jetzt wird es darauf ankommen, die lätze, die zur Verfügung gestellt werden, auch konkret u nutzen. Die nächste Frage stellt der Kollege Willi Brase von er SPD. Frau Ministerin, Sie haben in Ihrem kurzen Beitrag darauf hingewiesen, dass in der beruflichen Bildung strukturelle Innovationen notwendig sind und dass Sie einen entsprechenden Arbeitskreis eingerichtet haben. Die Bundesregierung hat in der Drucksache 16/2170 auf eine Anfrage von Abgeordneten darauf hingewiesen, dass Sie unter anderem vorschlagen wollen, zur Verbesserung der Ausbildungssituation „finanzielle Erleichterungen für ausbildende Betriebe durch Wegfall von ausbildungsbezogenen Kammergebühren“ auf den Weg zu bringen. Meine Frage lautet: In welcher Art und Weise wird die Bundesregierung hier tätig? Gibt es entsprechende Initiativen? Die Diskussion über die durch die Kammergebühren entstehenden Kosten für Ausbildung ist nicht neu. Diese Kosten sollen nicht allein die Betriebe tragen, die dort eingetragen sind und ausbilden, sondern alle Betriebe, die Pflichtmitglieder in der Kammer sind. Mich würde interessieren, welchen Weg die Bundesregierung einschlägt und wie es dort weitergeht. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung: Nachdem ich diesen Vorschlag gemacht habe, haben wir Rückmeldungen aus großen Kammern bekommen, die das bereits praktizieren. Zugleich ist klar, dass die Politik in diesem Bereich nur appellieren kann. Vor Ort muss genau geprüft werden, welche Betriebe bereit wären, in die Ausbildung einzusteigen, wenn die Frage der Kammergebühr anders geregelt wird. Durch diesen Vorschlag sind vor Ort Debatten in Gang gekommen. Es haben sich auch Kammern gemeldet, die das bereits so praktizieren. Die Bundesregierung wird jedoch keine Initiative ergreifen können, um dies gleichsam zu einer Regel werden zu lassen. Es fragt die Kollegin Möller. Frau Ministerin, wird die Bundesregierung den Ju gendarbeitsschutz erhalten bzw. ausbauen oder gibt es gegenteilige Forderungen? Wird die Bundesregierung die Forderung nach einer weiteren Flexibilisierung der Auszubildendenvergütungen zurückweisen? Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung: Zur ersten Frage: Die Bundesregierung hält am Jugendschutz fest. Initiativen sind nicht geplant. Die Erfahrung vor Ort zeigt, dass dort, wo mehr Beweglichkeit notwendig ist, dies am allerbesten zwischen Ausbilder und Auszubildendem geregelt wird. Denken Sie etwa an die Ausbildung zum Koch bzw. eine Ausbildung im Gastronomiegewerbe. Dort gibt es vor Ort vernünftige Regelungen, die gewährleisten, dass ein Jugendlicher unter 18 Jahren nicht deshalb auf eine Lehrstelle, die er bekommen kann, verzichten muss, weil es Jugend s f m t z s E d s n a d u e h j J d s 1 s l k J b d g s V z s Z S i w d e d w d v b R n c b (C (D chutzregelungen, die vor allem die Arbeitszeit betrefen, gibt, die im Alltag eines Hotels oder eines gastronoischen Betriebes nicht eingehalten werden können. Das Zweite: Das Berufsbildungsgesetz sieht bei nicht ariflich geregelten Vergütungen Abweichungen von bis u 20 Prozent vor. Das ist durch die Vorgängerregierung o in das Berufsbildungsgesetz aufgenommen worden. s gibt keinerlei Bestrebung, das zu verändern. Die nächste Frage stellt der Kollege Dobrindt. Vielen Dank. – Frau Ministerin, Sie haben ausführlich argestellt, dass der Ausbildungspakt greift und dass ich die Ausbildungsplatzlücke – das hoffen wir alle – och weiter schließen werde. Ich weise darauf hin, dass lles, was dazu beiträgt, in ganz hohem Maße das Verienst gerade der mittelständischen Unternehmerinnen nd Unternehmer in unserem Land ist, die sich unter normen Anstrengungen auch dieses Jahr wieder bemüht aben, zusätzliche Ausbildungsstellen zu schaffen und ungen Menschen eine Zukunft zu geben. Meine erste Frage ist folgende: Wir haben im letzten ahr als eines der positiven Merkmale dieses Ausbilungspaktes erkannt, dass gerade die behinderten und chwerstbehinderten Frauen und Männer zu fast 00 Prozent – es sind 97,4 Prozent – eine Ausbildungstelle bekommen haben. Das war ein schöner Erfolg, der eider viel zu wenig diskutiert wurde. Haben Sie Erenntnisse, ob sich dieser positive Trend auch dieses ahr fortsetzt? Zweitens. Frau Ministerin, Sie haben die Verbundausildung angesprochen und gesagt, dass diese im Zuge er Neufestlegung des Berufsbildungsgesetzes, das wir emeinsam vor zwei Jahren novelliert haben, immer tärker genutzt wird und dass dadurch die Basis für die erbundausbildung verbreitert wurde. Wir haben gleicheitig die Stufenausbildung in diesem Berufsbildungsgeetz neu geregelt. Es ist der Auftrag gegeben worden, in ukunft alle Berufe daraufhin zu überprüfen, ob eine tufenausbildung möglich ist. Haben Sie Erkenntnisse, nwieweit diese Überprüfungen abgeschlossen sind und ann wir mit Ergebnissen rechnen können? Können wir amit rechnen, dass es künftig für mehr Berufe als jetzt ine Stufenausbildung gibt, sodass jungen Menschen, ie theorieschwächer sind, eine Ausbildung vermittelt erden kann? Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Zu Ihrer ersten Frage: Mir liegen noch keine Zahlen or; aber aus meinen eigenen Besuchen in Ausbildungsetrieben weiß ich, dass es eine Menge übrigens in der egel kleine und mittelständische Unternehmen gibt, die ach wie vor auch schwache oder behinderte Jugendlihe einstellen. Die zweite Frage betraf die Stufenausbildung. Wir haen derzeit für rund 75 Berufe die Stufenausbildung Bundesministerin Dr. Annette Schavan eingeführt. Ich glaube, ein sehr wichtiger Schritt ist, dass sich das Wirtschaftsministerium und mein Haus darauf verständigen, welches die Kriterien sind, aufgrund derer wir Zustimmung oder Nichtzustimmung zu einer solchen Stufenausbildung im Kontext eines Berufsbildes geben. Ein wichtiges Kriterium ist, dass auf eine Stufe tatsächlich eine zweite folgen kann. Es geht also nicht um Stufenausbildungen, die nicht entwicklungsfähig sind, sondern um solche, die Jugendlichen wirklich die Möglichkeit geben, aufzubauen. Das zweite Kriterium, das von Seiten der Länder zunehmend, und zwar je mehr Stufenausbildungen es gibt, in die Debatte gebracht wird, ist, dass wir keine so starke Spezialisierung schaffen dürfen, dass immer mehr Schulklassen in den Berufsschulen gebildet werden. Die Stufenausbildungen, die wir einrichten, müssen auch handelbar sein. Der dritte Punkt ist: Es sind in den vergangenen Jahren auch Stufenausbildungen entstanden, bei denen man bei genauerem Hinsehen feststellt, dass es eine ganz geringe Zahl von Auszubildenden gibt. Die verschiedenen Partner in der beruflichen Ausbildung haben ihre jeweils eigene Sicht. Aber zur Modernisierung der beruflichen Bildung wird – davon bin ich überzeugt – gehören, dass immer mehr ein System entsteht, in dem erworbene Kompetenzen weiterentwickelt werden, also Stufenausbildung Teil eines interessanten Qualifikationskonzeptes sein kann. Die nächste Frage stellt die Kollegin Sager. Daran kann ich sehr gut anknüpfen. Auch ich möchte zu den strukturellen Reformen fragen. Können Sie etwas genauer beschreiben, welche Maßnahmen Sie eingeleitet haben oder konkret einleiten möchten, um zu erreichen, dass Jugendliche oder junge Erwachsene, die im so genannten Übergangssystem sind, die also keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, eine größere Chance erhalten, aus diesem Übergangssystem einen Mehrwert für ihre weitere berufliche Ausbildung zu gewinnen, indem auch für kleinere Lernschritte Zertifikate ausgestellt werden, die einen Anschluss ermöglichen? Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung: Ja, das kann ich gern tun. – Was Sie meinen, läuft unter dem Stichwort „Modernisierung über Modularisierung“. Das setzt eine große Transparenz der Bildungsgänge in der dualen Ausbildung und in der beruflichen Vollzeitschule voraus. Auf europäischer Ebene ist jetzt der europäische Qualifikationsrahmen vorgelegt worden. Wir werden das in Deutschland aufgreifen. Ich werde den Ländern vorschlagen – ich weiß, dass es darauf eine sehr positive R t n w w t g K K w k i d P V v d d t g a t e l n h d g K s s s k e b n n a n A Z 2 E c (C (D esonanz gibt –, dass wir einen nationalen Qualifikaionsrahmen erarbeiten. In diesem Kontext wird auch aufgrund dieser Maßahme die Transparenz bestehender Bildungsgänge ichtig sein. Dann lässt sich genau dieser Schritt – erorbene Kompetenzen in die nächste Stufe einbringen – un. Dies gilt dann für mehrere Bereiche. Das Erste ist, nicht mehr nur und nicht mehr vorranig Übergangszeiten in der Schule, sondern stärker in ontakt mit Betrieben zu schaffen, sodass eine wirkliche ammerprüfung nach bestehendem Recht möglich ist. Das Zweite ist, auch die Einstiegsqualifikation, wie ir sie jetzt haben, als Modul zu begreifen, das anerannt wird, wenn danach eine duale Ausbildung möglich st. Das Dritte wird sein, auch im Blick auf andere Phasen er dualen Ausbildung – zunächst gibt es etwa nur einen raxisteil – einen anderen Umgang mit Zeit als in der ergangenheit zu ermöglichen und über die Definition on Modulen dann den Aufbau einer beruflichen Bilung zu schaffen. Das Letzte ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Auf er einen Seite spricht man von denen, die Schwierigkeien haben, den Benachteiligten. Auf der anderen Seite ibt es in diesem Zusammenhang der Modernisierung ber auch das Ziel, eine stärkere Durchlässigkeit in den ertiären Bereich zu erreichen. Auch dafür ist es wichtig, in modularisiertes System zu haben, das dann die Mögichkeit gibt, all die Qualifikationen zu erwerben, die otwendig sind, um diesen Wechsel zu vollziehen. In diese Richtung also wird die Modernisierung geen. Wir sind derzeit dabei, erstens unterschiedliche Moelle auch mithilfe der Wissenschaft miteinander zu verleichen und zweitens auf europäischer Ebene in einem reis von sechs Ländern über solche Modernisierungs trukturen zu reden. Dazu gehört auch ein skandinaviches Land, nämlich Dänemark. Dort ist man in einem olchen Prozess. Ganz konkret und dann auch zeitlich lar definierbar geht es anschließend um die Arbeit an inem nationalen Qualifikationsrahmen, der damit verunden ist. Bevor ich dem Kollegen Schummer das Wort zu sei er Frage gebe, weise ich auf Folgendes hin: Mir liegen och sechs Fragemeldungen vor. Wenn wir diese noch barbeiten wollen, setzt das Disziplin der Fragenden wie atürlich auch der Ministerin voraus, was die Länge der ntworten betrifft. Bitte, Herr Kollege Schummer. Frau Ministerin, Sie haben über den Aufwuchs bei der ahl der Plätze für Einstiegsqualifizierungen von 5 000 auf 40 000 berichtet. Ist damit absehbar, dass bis nde des Jahres jedem Schulabgänger eine entsprehende Qualifizierung über EQJ zur Verfügung stehen Uwe Schummer wird? Wie sind die aktuellen Zahlen des Übergangs von der Einstiegsqualifizierung in eine reguläre berufliche Ausbildung? Würden Sie es generell unterstützen, wenn dieser Übergang von der Einstiegsqualifizierung in eine Nachvermittlung in einen Berufsausbildungsweg beschleunigt werden könnte? Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung: Das würde ich begrüßen. Bis jetzt liegt die Quote des erfolgreichen Übergangs in eine duale Ausbildung bei 60 Prozent. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014400




(A) )


(B) )

Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1605014500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014600
Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605014800
Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1605014900




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605015000
Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605015100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605015200
Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1605015300




(A) )


(B) )


Zu Ihrer ersten Frage: Wenn man die Erhöhung der
Platzzahl bei der Einstiegsqualifizierung und dazu das
bedenkt, was im letzten Jahr im Bereich der Nachver-
mittlung noch erreicht werden konnte, dann ist davon
auszugehen, dass bis zum Ende des Jahres jeder Jugend-
liche das eine oder andere Angebot bekommen kann.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605015400

Frau Kollegin Dagdelen, bitte.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1605015500

Frau Ministerin, im Zusammenhang mit der Initiative

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Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1605015600
Hat die Bundesregierung
eigentlich in Bezug auf die Initiative vor, für die Verbes-
serung der Situation von Jugendlichen mit Migrations-
hintergrund Vorschläge zu unterbreiten oder konkrete
Maßnahmen zu ergreifen? Oder soll es bei diesem Ap-
pellationscharakter bleiben, der seit Jahren vorherrscht?

Vor dem Hintergrund des Auslaufens des Programms
KAUSA möchte ich fragen, ob Sie konkrete Maßnah-
men ergreifen wollen.

Darüber hinaus interessiert mich: Wie steht die Bun-
desregierung eigentlich zur Forderung nach Einführung
einer Migrantinnen- und Migrantenquote bei Ausbil-
dungsplätzen? Halten Sie persönlich, Frau Ministerin,
falls sich die Bundesregierung dazu noch keine abschlie-
ßende Meinung gebildet haben sollte, diesen Ansatz per-
spektivisch für einen richtigen Ansatz zur Lösung der
Probleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund?

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Die Bundesregierung denkt nicht an die Einführung
einer Quote. Auch ich persönlich halte nichts von der
Einführung einer Quote. So viel zu Ihrer letzten Frage.

Nun zu Ihrer zweiten Frage: Wir haben nicht nur ap-
pelliert, sondern das Programm der Bundesagentur, das
ich eben erwähnt habe und das sich vor allen Dingen an
Jugendliche mit Migrationshintergrund richtet, die
Schwierigkeiten haben, eine Lehrstelle zu finden, wird
auf 7 500 Plätze aufgestockt.

Zu Ihrer ersten Frage: Das Gespräch, das Frau
Böhmer und Herr Storm mit ausländischen Unterneh-

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(C (D ern geführt haben, ist ein Schritt dazu, Unternehmen u finden, die sich verstärkt gerade um diese Zielgruppe ümmern. Festzuhalten ist aber, dass die Bundesagentur ganz onkret 7 500 zusätzliche Möglichkeiten geschaffen hat. (Abg. Sevim Dagdelen [DIE LINKE] meldet sich zu einer weiteren Frage)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605015700

Frau Kollegin, wir sind ziemlich am Schluss der Be-

ragung der Bundesregierung. Ich würde gerne noch den
brigen Fragenden das Wort geben.

Herr Rossmann, bitte.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1605015800

Frau Ministerin, meine Frage zielt auf die Verbund-

usbildung, deren Ausweitung ja schon in früheren Be-
ufsbildungsberichten immer gefordert worden ist. Wel-
he Entwicklungen haben dazu geführt, dass diese
erbundausbildung jetzt besser angenommen worden ist?

Sehen Sie über die zwischenbetriebliche Verbundaus-
ildung hinaus auch Chancen für eine Verbundausbil-
ung zwischen Betrieben und außerbetrieblichen Ein-
ichtungen? Das wäre speziell im Hinblick auf die große
ahl junger Menschen, die schon älter sind, aber noch
eine Ausbildung haben, sozusagen eine andere Form
es Verbunds. Wie hoch schätzen Sie die Kapazitäten,
ie gegenwärtig in Deutschland an außerbetrieblicher
usbildung vorhanden sind, ein? Muss man hier recht-

eitig Vorkehrungen treffen?

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
ung und Forschung:

Ich bin davon überzeugt, dass in den außerbetriebli-
hen Werkstätten noch eine Menge an Kapazitäten vor-
anden ist. Ich kann diese nicht beziffern, aber sie sind
ine feste Größe und können in die Verbundausbildung
inbezogen werden, vor allem da, wo es aufgrund der
trukturellen Situation schwierig ist, einen Verbund zwi-
chen Betrieben aufzubauen.

Zum ersten Teil Ihrer Frage: Verbundausbildung
unktioniert dann am besten, wenn die Betriebe ausrei-
hend begleitet, beraten und unterstützt werden. So kann
ämlich exakt festgestellt werden, wo Hilfestellung not-
endig ist. Mein Eindruck ist, dass vor allem der Anteil

n pädagogischer Hilfestellung bzw. sozialpädagogi-
cher Begleitung in Ausbildungsbetrieben bzw. bei Aus-
ubildenden zunimmt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605015900

Frau Kollegin Hinz, bitte.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Ministerin, Sie haben ja den Innovationskreis

ildung ins Leben gerufen, der, wie ich glaube, heute
ieder getagt hat.


(Dr. Annette Schavan, Bundesministerin: Er tagt gleich!)







(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

– Oder gleich tagt. – Könnten Sie bitte sagen, wann in
etwa mit ersten Ergebnissen aus diesem Innovationskreis
zu rechnen ist und ob Sie diese Ergebnisse dann nicht
nur mit der interessierten Fachöffentlichkeit, sondern
auch im Parlament diskutieren wollen und, wenn ja, in
welcher Form?

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Es ist davon auszugehen, dass wir aufgrund von Be-
schlüssen, die bereits heute und dann in den nächsten
Wochen zunächst mit den Ländern besprochen werden,
im Laufe des nächsten Jahres konkrete Vorschläge für
strukturelle Veränderungen vorlegen werden. Diese Vor-
schläge werden selbstverständlich im zuständigen Fach-
ausschuss beraten werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605016000

Herr Kollege Ulrich, bitte.


Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605016100

Frau Ministerin, wie will die Bundesregierung sicher-

stellen, dass die durch das Jobstarter-Programm auf den
Weg gebrachten Kooperationen auf kommunaler und re-
gionaler Ebene nachhaltig fortgesetzt werden können,
wenn den Trägerinnen und Trägern, wie bisher durch die
Förderkriterien der Fall, keine dauerhafte und langfris-
tige Finanzierung garantiert wird?

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Für das Jobstarter-Programm ist zunächst eine Lauf-
zeit von drei bis fünf Jahren vorgesehen. Wir werden in
diesem Zeitraum immer wieder Bilanz ziehen und
schauen, was sich durch dieses Programm in der betref-
fenden Region entwickelt. Danach wird zu entscheiden
sein, inwieweit Verlängerungen möglich sind und ob
nach einer Anschubfinanzierung die Projekte selbststän-
dig laufen. Das wird sehr unterschiedlich sein. Klar ist
aber: Wir werden uns nicht aus Regionen zurückziehen,
in denen nur mit einer solchen Unterstützung Ausbil-
dung geleistet werden kann.

Wir wissen aber auch, dass aufgrund der demografi-
schen Entwicklung gerade in den neuen Bundesländern
– dort gibt es besonders viele derartiger Projekte; außer-
dem wurde dort ein zusätzliches Angebot an Ausbil-
dungsplätzen geschaffen – mancher Ausbildungsplatz
schon heute nicht besetzt werden kann, weil die Jugend-
lichen fehlen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605016200

Herr Kollege Kretschmer, bitte.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1605016300

Frau Ministerin, können Sie uns über das Programm

Jobstarter berichten, mit dem Ihr Haus in einer sehr um-
fassenden Weise das Problem des Ausbildungsplatzman-
gels in diesem Jahr angeht?

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(C (D Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Das will ich gerne tun. Wir fördern aktuell 2 Projekte. 270 zusätzliche Anträge liegen für die zweie Runde vor. Durch die Aufstockung der Mittel wird er öglicht, dass mindestens 100 Projekte gefördert weren können. Letztlich ist im Jobstarter-Programm das zusammenefasst, wofür es bislang Einzelprogramme gab. Damit erfolgen wir das Ziel, zu strukturellen Verbesserungen u kommen, Kooperationen zu fördern und ausbildungsegleitende Hilfen für Unternehmen zu schaffen. Außerem wollen wir damit das Potenzial von betriebsnahen usbildungsmöglichkeiten nutzen. Wir sind damit am Ende der Befragung der Bundesre ierung. Frau Ministerin, vielen Dank für die Beantworung der Fragen. Ich rufe den Zusatzpunkt 5 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN Rechtsextremismus wirksam bekämpfen – Konsequenzen aus dem Wahlergebnis der NPD in Mecklenburg-Vorpommern Ich gebe das Wort der Kollegin Petra Pau, Fraktion ie Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! n Berlin wurde ein Wahlkampfhelfer der SPD von Neoazis krankenhausreif geprügelt. In den Schweriner andtag zog die rechtsextremistische NPD mit über Prozent Zuspruch ein. In Delmenhorst kämpft eine en agierte Bürgerschaft seit Wochen dagegen, dass dort in Schulungszentrum für Nazikader entsteht. Allein diese drei Vorfälle könnten diese Aktuelle tunde begründen. Aber genau das ist nicht das Anlieen der Fraktion Die Linke. Unser Befund geht weiter nd damit auch unser Anliegen. Der Bundestag muss ich dem Rechtsextremismus gründlich und systemaisch zuwenden – und nicht nur, wenn Schlagzeilen urch die Medien geistern. Darum geht es mir. Seit Jahren fragen wir Monat für Monat nach den echtsextremistischen Strafund Gewalttaten, die beim undesinnenministerium registriert werden. Der Be und ist: Stündlich werden im Bundesschnitt drei rechtsxtremistische Straftaten und täglich werden drei rechtsxtremistische Gewalttaten erfasst. Die reale Zahl ist eit höher, die Dunkelziffer ohnehin. Entsprechend groß ist die Zahl der Opfer, die aus naionalistischen, rassistischen oder antisemitischen Motien bedroht und geschlagen, körperlich oder geistig verrüppelt werden. Rechtsextremismus ist also längst eine Randfrage, sondern ein Alltagsproblem und in sei Petra Pau ner gewaltsamsten Ausprägung auch eine tödliche Gefahr. Gemessen daran finde ich es geradezu fahrlässig, dass der Bundestag in den zurückliegenden Jahren der Komplexität dieser Herausforderung ausgewichen ist. Das Wenige, was versucht wurde, erschöpfte sich oft in Symbolhandlungen, wie einem partiellen Versammlungsverbot, oder wurde peinlich in den Sand gesetzt, wie das gescheiterte NPD-Verbotsverfahren. Ich möchte etwas anderes und schlage vor, dass wir die Debatte heute als Auftakt nehmen, endlich tiefer gehende und langfristige Strategien zu erarbeiten, um den Rechtsextremismus zu bannen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605016400

(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605016500




(A) )


(B) )


Das wiederum geht nur parteiübergreifend und ressort-
übergreifend. Es geht nur mit gebündeltem Sach- und
Fachverstand. Es geht nur, wenn wir den Blick mitten in
die Gesellschaft und auf das ganze Spektrum der Politik
richten.

In der vergangenen Woche wurden aktuelle Ergeb-
nisse einer Langzeituntersuchung veröffentlicht. Dem-
nach ist der Zuspruch zur bundesdeutschen Demokratie
noch weiter gesunken als vordem: im Westen auf unter
70 Prozent und im Osten – das ist aus meiner Sicht alar-
mierend – auf unter 40 Prozent. Unter unserer Bundes-
tagskuppel müssten eigentlich die Alarmglocken läuten;
denn das ist ein riesiges Einfallstor für Neonazis aller
Schattierungen. Wir sollten daher weniger darüber dis-
kutieren, warum Neonazis so agieren, wie sie agieren.
Wir müssen endlich gründlicher darüber debattieren,
was diese Demokratieverdrossenheit fördert und was da-
gegen hilft.

Immer mehr Menschen fühlen sich sozial abgehängt,
nicht gebraucht, nicht gefragt. Sie fühlen das nicht nur;
sie erleben das auch so. Damit meine ich nicht nur dieje-
nigen, die schon morgens mit ihrer Büchse Bier lauthals
über starke Männer und vermeintlich bessere Zeiten phi-
losophieren. Seriöse Untersuchungen belegen: Die so-
zialen Anfälligkeiten für rechtsextremistische Parolen
greifen vor allem bei jenen, die engagiert nach Zukunft
streben, sich aber zugleich davor fürchten, Verlierer der
Globalisierung zu werden. Das wiederum ist die Mitte
der Gesellschaft.

Auch deshalb ärgert es mich, wenn das Thema
Rechtsextremismus vorwiegend im Ressort Innenpolitik
angesiedelt wird, garniert mit Appellen an Elternhaus
und Schule. Natürlich muss auch dort mehr getan wer-
den. Aber die Generalschlüssel liegen an ganz anderer
Stelle: zum Beispiel in der Sozial-, Arbeitsmarkt- und
Steuerpolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Dort werden die großen Gerechtigkeitsfragen entschie-
den. Es ist unredlich, wenn die Bundespolitik von den
Kommunen mehr Freizeitangebote für Jugendliche for-
dert und zugleich Länder und Kommunen durch die ei-
gene Politik finanziell austrocknet.

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(C (D Geradezu ein Trauerspiel ist der Streit um die akut geährdeten Projekte für mehr Demokratie und Toleranz ie CIVITAS, die mobilen Beratungsteams gegen Rechts xtremismus und die Opferhilfe. Sie leisten vor Ort eine nverzichtbare Arbeit und sollen nun doch abgewickelt erden. Mit Vernunft und mit Logik hat das nichts zu un, zumal meine Erfahrung sagt: Jedes dieser Teams eiß mehr über den grassierenden Rechtsextremismus ls der gesamte Bundestag. Jede Mitarbeiterin und jeder itarbeiter bewirkt real mehr gegen Rechtsextremismus nd Rassismus als jede symbolische Bundestagsdebatte. Nächster Redner ist der Parlamentarische Staatssekre är Hermann Kues. Dr Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Der Einzug der NPD in den andtag von Mecklenburg-Vorpommern ist ein erschüternder Vorgang. Ich sage ausdrücklich: Es ist ein erchütternder Vorgang. Was uns zusätzlich Anlass zur orge gibt, ist die Allianz von Neonazis und rechtsextreen, gewaltbereiten Kameradschaften in Mecklenburgorpommern. Ich glaube, dass dies ein Alarmsignal ist, as wir ernst nehmen und mit dem wir uns auseinander etzen müssen, wenn wir es mit der Demokratie gut meien. Ich kann deshalb nur dringend empfehlen, dass die emokratischen Parteien hier zusammenstehen und nicht ersuchen, die Wahlergebnisse in die eine oder andere ichtung zu instrumentalisieren. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1605016600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1605016700

Das Programm „Jugend für Toleranz und Demokra-
ie – gegen Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit
nd Antisemitismus“ muss konsequent weiter umgesetzt
erden, wie es im Koalitionsvertrag vereinbart ist. Der
ittelansatz ist gegenüber der ursprünglichen mittelfris-

igen Finanzplanung von 17 Millionen auf 19 Millio-
en Euro erhöht worden.

Wir müssen uns aber über dieses Programm hinaus
ragen, was in unserer Gesellschaft schief läuft, dass
echtsextreme wählbar werden, und was wir dagegen

un können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie Arbeitslosigkeit als mögliche maßgebliche Ursache
st bereits angesprochen worden. Das würde aber zu kurz
reifen. Es geht vielmehr um ein Ursachenbündel: Es
eht um Auflösungserscheinungen in der Gesellschaft
nd um individuelle Gefühle der Perspektivlosigkeit und
atlosigkeit. Es geht um die Einstellung bzw. die Grund-
altung von jungen Menschen. Diese wird in der Fami-
ie, der Schule und durch das weitere Umfeld vermittelt.

ir müssen also tiefer bohren. Notwendig ist eine






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues
geistige Auseinandersetzung. Wenn jemand rechtsex-
trem wählt, steckt dahinter die Grundhaltung, dass man
den Menschen, die anders sind, den Fremden, nicht den
gleichen Wert, die gleiche Würde zubilligt wie sich
selbst. Wenn aufgrund dieser Einstufung, der Abhängig-
keit der Menschenwürde des Einzelnen von seiner Her-
kunft und seiner Hautfarbe, Minderheiten missachtet
werden, dann ist das letztlich der Ausgangspunkt für
rechtsextremistisches Verhalten. Deswegen brauchen
wir hier eine intensive geistige Auseinandersetzung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dies ist ein Auftrag an alle, an den Staat und an die Poli-
tik auf allen Ebenen – auf der Bundesebene, der Länder-
ebene und der kommunalen Ebene –, aber auch an alle
gesellschaftlichen Gruppen. Angesprochen sind auch die
Familien und die Vereine, angefangen von den Sportver-
einen bis hin zu den Feuerwehren. Es ist von entschei-
dender Bedeutung, den Anfängen zu wehren; dazu ist
auch Zivilcourage gefordert. Es ist Handeln auf allen
Ebenen erforderlich, nicht nur vonseiten des Staates und
der Politik, sondern auch von den Bürgerinnen und Bür-
gern.

Ich teile die Sorge von Joachim Gauck, dem Vorsit-
zenden des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokra-
tie“, dass viele Menschen unserer Gesellschaft nicht be-
griffen haben, dass die Demokratie jeden Tag neu
erkämpft werden muss


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und dass das Verharren in einer Zuschauerrolle – ich
könnte auch sagen: eine Tribünenmentalität – die Demo-
kratie letztlich viel stärker bedroht als jedes Wahlergeb-
nis.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung nimmt die Auseinandersetzung
mit Extremismus jeglicher Art, hier dem Rechtsextre-
mismus, sehr ernst. Sie tritt dem Rechtsextremismus mit
repressiven, aber auch mit präventiven Maßnahmen ent-
gegen. Die Verfassungsschutzbehörden werden die in-
tensive Beobachtung des Rechtsextremismus und der
rechtsextremistischen Parteien fortführen. Wichtig ist
aber auch die Auseinandersetzung mit den Ursachen des
Rechtsextremismus – ich sagte es bereits –, die Aufklä-
rung der Öffentlichkeit und die Entwicklung von lang-
fristigen Präventionsstrategien.

Es hat jetzt eine sehr aufgeregte Diskussion um das
Auslaufen eines Aktionsprogramms gegeben, obwohl
immer vorgesehen war, dass es Ende dieses Jahres aus-
läuft. Das bezieht sich auch auf die Programme CIVITAS
und ENTIMON. Im Rahmen von ENTIMON sind im
gesamten Förderzeitraum 4 500 Projekte gefördert wor-
den. Bei 80 Prozent der Projekte haben die Kommunen
längst gesagt, dass sie diese Projekte für so interessant
halten, dass sie sie fortsetzen wollen; das war ja auch
Sinn dieser Projekte. Es ist aber ausdrücklich vereinbart,

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(C (D ass das Gesamtprogramm gegen Rechtsradikalismus Jugend für Toleranz und Demokratie“ nicht ausläuft. Die bisherigen Projekte – die Anzahl habe ich bereits enannt – werden wir auswerten. Damit sind wir schon eschäftigt. Danach müssen wir entscheiden, wie wir iese Projekte in eine neue, bessere und effizientere Straegie einbinden. Die wissenschaftliche Begleitung hat ereits gezeigt, dass der zentrale Schlüssel zum Erfolg ieser Projekte die zusätzliche Einbindung der kommual Verantwortlichen ist. Deswegen wird ein Schwerunkt auf der Förderung lokaler Aktionspläne, auch in ommunaler Verantwortung, liegen. Es ist völlig klar, ass die Bemühungen, die von außen herangetragen erden, kaum Erfolg haben, wenn man die Kommune icht dafür gewinnen kann. In diesem Sinne handelt es ich um ein auf Dauer angelegtes neues Programm, das nfang 2007 starten wird. Wir werden zusammen mit dem Haushaltsausschuss afür sorgen – das will ich gerne ergänzen –, dass es bei estimmten Projekten, wie den mobilen Beratungsdiensen, die die Kommunen auch künftig beraten sollen, und en Opferberatungsstellen, keine Förderlücke gibt. Das eißt aber nicht, dass alle Projekte, die bislang auf den eg gebracht worden sind, eins zu eins weitergefördert erden. Das muss man fairerund ehrlicherweise sagen, eil man sonst falsche Erwartungen weckt. Ich denke, an sollte die Tatsache, dass das eine oder andere Pro ekt ausläuft, nicht nutzen, um den Eindruck zu erweken, dass das diesen Projekten zugrunde liegende Aniegen unzureichend gewürdigt würde. Ich glaube, dass wir die Erfahrungen, die in den verangenen Jahren gemacht worden sind, nutzen sollten. ie mobilen Beratungsteams sollten die Kommunen, die ich auf diesem Gebiet engagieren, weiterhin begleiten. erausgehobene modellhafte Maßnahmen sollten wir nterstützen. Deshalb kann ich nur wiederholen: Die demokratichen Kräfte müssen zusammenstehen. Sie sollten sich icht gegeneinander ausspielen. Wir müssen gemeinsam lles tun, damit Intoleranz, Extremismus, Rechtsextreismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft kei en Raum haben. (Beifall des Abg. Dr. Hakki Keskin [DIE LINKE])


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


ch appelliere an alle, dass sie das ihrige dazu beitragen.
ir müssen dafür sorgen, dass alle Respekt vor dem an-

eren haben, auch vor anders Denkenden. Wenn wir, die
emokratischen Parteien, das gemeinsam vorantreiben,
ann sind wir langfristig auf dem richtigen Weg.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605016800

Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Ernst

urgbacher das Wort.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1605016900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

7,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern für die NPD –
60 000 Menschen haben die NPD gewählt. In Berlin wa-
ren es 40 000 Menschen. Das hat uns alle erschreckt.
Wenn wir zeitweise geglaubt haben, das Gespenst habe
sich verzogen – in meinem Heimatland, in Baden-
Württemberg, saßen die Republikaner zwei Legislatur-
perioden lang im Landtag; das rechtsextreme Phänomen
kennen wir auch aus anderen Bundesländern –, dann
sind wir jetzt, nach Sachsen, ein zweites Mal aufge-
wacht.

Wir alle sollten einsehen, dass es keine Patentrezepte
gibt. Es macht auch keinen Sinn, sich gegenseitig Schuld
zuzuschieben. Frau Pau, Sie haben den Eindruck er-
weckt, als gäbe es Lösungen. Die PDS hat acht Jahre
lang in Schwerin mitregiert, es aber trotzdem nicht ver-
hindern können. Von den 18- bis 24-Jährigen – auch
diese Zahl will ich einmal nennen – haben 17 Prozent
NPD gewählt. Das kann uns nicht ruhen lassen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb müssen wir alle miteinander überlegen, wo
die Ansatzpunkte sind. Ich will deutlich machen, dass es
nicht nur um die Bekämpfung des Extremismus von
Rechts geht, sondern genauso um die Bekämpfung des
Extremismus von Links.


(Sebastian Edathy [SPD]: In MecklenburgVorpommern?)


Es geht um jede Form von Extremismus, weil jede Form
unsere Demokratie gefährden kann. Wir sollten nicht un-
terscheiden und nur die eine Seite herausgreifen. Jede
Form von Extremismus muss von uns bekämpft werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es gibt durchaus gemeinsame Anknüpfungspunkte, da
für beide Formen ähnliche Erklärungsmuster gelten.


(Zuruf von der LINKEN: Welche denn?)


Nach unserer festen Überzeugung ist die Bildung eine
Zugangsmöglichkeit. Wir wissen aus allen Statistiken,
dass Extremismus dort geringer ist, wo der Bildungs-
standard höher ist. Deshalb muss das Thema Bildung an-
gegangen werden, und zwar insbesondere im Bereich
Geschichtsunterricht. Es kann nicht sein, dass der Um-
fang des Geschichtsunterrichts in unserem Land weiter
reduziert wird. Damit begehen wir ein Verbrechen; denn
nur wer über historisches Bewusstsein verfügt, kann ge-
gen solche Entwicklungen wehrhaft sein. Wir sind dafür
zwar nicht zuständig, dennoch sollte von diesem Haus
der Appell ausgehen: Bildung ist ein Schlüssel.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine richtig liberale Rede!)


Ein zweiter Schlüssel sind sicher die wirtschaftlichen
Verhältnisse. Wir wissen: Gerade in den neuen Bundes-
ländern, gerade in Mecklenburg-Vorpommern – Wahl-
analysen zeigen das – führen Abwanderung und Alterung

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(C (D u wirtschaftlicher Depression. Die Strukturschwächen ind natürlich ein Schlüssel. Deshalb ist das beste Proramm gegen Extremismus eine Politik, die Wachstum nd Beschäftigung ermöglicht. Es muss alles getan weren, um die Weichen so zu stellen, dass wir auch in dieen Ländern wieder zu mehr Beschäftigung kommen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steuersenkung!)


Ausdrücklich hinweisen will ich auf den starken An-
tieg rechtsextremistischer Kriminalität. Die Zahl der
ewalttaten ist laut Verfassungsschutzbericht für das

ahr 2005 um 23,5 Prozent gestiegen. Wir brauchen na-
ürlich eine konsequente strafrechtliche Sanktion von
ewalttaten; aber insbesondere brauchen wir Präven-

ion. Prävention spielt in diesem Zusammenhang eine
anz besonders große Rolle. Kriminalprävention heißt
uch: Polizei vor Ort. Deshalb hier mein Appell: Wir
üssen mit den Ländern reden. Die Reduzierung von

mmer mehr Stellen bei der Polizei führt zu weniger Prä-
enz vor Ort. Wir wissen, dass gerade das eine große
uswirkung auf die Kriminalität haben kann. Wir sollten

etzt nicht kleinlich sagen, dass das nicht möglich ist,
ondern wir sollten dafür offen sein, diese kritischen
unkte zu beleuchten.

Lassen Sie mich im Rahmen meiner kurzen Redezeit
u einem letzten Punkt kommen: den Programmen, die
ie, Herr Staatssekretär, angesprochen haben. Wir brau-
hen in diesen Programmen dringend Konstanz. Die jet-
ige Diskussion tut dem Ganzen sicher nicht gut. Wir
üssen bedenken, dass sich sehr viele Menschen in die-

em Bereich ehrenamtlich engagieren. Für sie ist es ein
tück weit ein Schuss vor den Bug. Deshalb fordere ich
ie auf, schnell Klarheit herzustellen. Das heißt natür-

ich, dass wir evaluieren und Programme überprüfen. Ich
ill ausdrücklich sagen: Es gibt in diesem Bereich her-
orragende Programme. Viele sind von verschiedenen
tiftungen ausgezeichnet worden. Ich möchte mich an
ieser Stelle ausdrücklich bei allen bedanken, die in die-
en Programmen tätig sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich eine abschließende Bemerkung ma-
hen – meine Redezeit ist abgelaufen –: Wir müssen ins-
esondere an die jungen Menschen denken. Wir müssen
erhindern, dass junge Menschen in diese Entwicklung
ineingezogen werden. Dabei spielt das Vertrauen in die
olitik eine große Rolle. Es spielt eine Rolle, wie wir
elbst den Vorbildcharakter von Politik leben. Es spielt
ber auch eine Rolle, dass Politik wieder handelt, dass
olitik entscheidet und dass die Menschen im Lande da-
auf vertrauen, dass Politik Probleme löst. Ich glaube,
uch das ist ein ganz wesentlicher Schlüssel.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605017000

Für die SPD-Fraktion spricht der Kollege Wolfgang

Thierse.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1605017100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In vier Länderparlamenten sind seit Sonntag rechtsextre-
mistische Parteien vertreten. In zahllosen, vor allem ost-
deutschen Kommunen sind sie auch vertreten. Das ist
beunruhigend für alle Demokraten. Darin sind wir uns
im Urteil einig. Die Neonazis breiten sich aus. Die NPD
stabilisiert sich, vor allem auch in Ostdeutschland.

Ich will der Kürze der Zeit wegen nur zwei Bemer-
kungen dazu machen:

Erstens. Es ist üblich geworden – es ist stereotyp, was
am Wahlabend immer zu hören ist –, von Protestwahl
und Protestwählern zu sprechen. Ich nenne das eine ver-
harmlosende Veredelung eines gefährlichen politischen
Verhaltens.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn in Deutschland muss man wissen und in Deutsch-
land kann man wissen, was es bedeutet, Nazis zu wäh-
len. Daran darf nichts, aber auch gar nichts beschönigt
werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist, wie ich finde, keine erlaubte Rechtfertigung,
einfach von Ursache und Wirkung zu sprechen und in
diesem Zusammenhang auf die sozialen und wirtschaft-
lichen Probleme hinzuweisen, als wären Arbeitslose ge-
wissermaßen verpflichtet, rechtsextremistisch zu wäh-
len.

Im Übrigen, liebe Kollegin Pau, ist es schlimmer: Es
sind nicht nur soziale Gründe. In Deutschland gibt es ein
stabiles Neonazipotenzial. Wilhelm Heitmeyer gibt jedes
Jahr eine Studie heraus, in der er die Mentalitäten und
Auffassungen der Deutschen untersucht. Er verzeichnet,
dass es in Deutschland einen stabilen, aber sich langsam
steigernden Prozentsatz von Menschen mit minderhei-
tenfeindlichen, antisemitischen, ausländerfeindlichen,
also insgesamt rechtsextremistischen Einstellungen gibt.
Es ist schlimmer: Vor allem junge Männer haben die
NPD gewählt. Sie denken und fühlen zum Teil wirklich
rechtsextremistisch; da dürfen wir uns nichts vorma-
chen.

Es ist schlimmer: Die NPD fährt eine Doppelstrate-
gie. Auf der einen Seite ist sie biedermännisch, nachbar-
schaftlich und bedient sich sozialer Probleme; auf der
anderen Seite agieren die Gewalttäter aus den freien Ka-
meradschaften gewissermaßen wie eine moderne SA.
Beides verbunden nennt Udo Voigt, der NPD-Vorsit-
zende, die „nationale Volksfront“. Mecklenburg-Vor-
pommern haben sie sich als Modellland ausgesucht,

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(C (D iese Strategie erfolgreich umzusetzen. Auf diese Strateie müssen wir antworten. Eine zweite Bemerkung. Der Rechtsextremismus ist ein nur ostdeutsches Problem, aber eines mit einer hefigen ostdeutschen Schlagseite. Die Organisatoren, Aktiisten und Ideologen kommen zwar aus dem Westen; ber sie haben im Osten besonders viel Erfolg. Da spielt ine Erbschaft aus DDR-Zeiten eine Rolle: eine autoriäre Fixierung auf Staat und Politik, von denen man alles rwartet und von denen man dann, wenn die Wunder icht eintreten, regelmäßig enttäuscht ist bis zur absoluen Demokratieverachtung. Des Weiteren: Das Ja zur Demokratie, das die Westeutschen in den 50er-Jahren gewissermaßen im Prozess es wirtschaftlichen Aufschwungs, des Wirtschaftswuners, leichter sagen konnten, muss in Ostdeutschland rotz und angesichts großer sozialer und wirtschaftlicher robleme gesagt werden. Das ist ein viel schwierigerer rozess. Natürlich weiß ich, dass Arbeitslosigkeit, erfahrene rbeitslosigkeit und Angst vor Arbeitslosigkeit, und so iale Zukunftsängste ein geradezu heftiges Bedürfnis ach einfachen Antworten erzeugen, die die demokratichen Parteien nicht geben dürfen. Das nutzen die echtsextremisten aus. Da hilft nur Ehrlichkeit. Wir önnen mit ihnen in Populismus nicht in Wettstreit treten nd keine Wunder versprechen, weder bei der Arbeitsloigkeit noch bei Ausbildungsplätzen noch bei Wohltandswachstum noch bei der strukturellen Entwicklung n Ostdeutschland. Da haben wir keine Wunder zu verprechen. Wir haben Veränderungsschmerzen zu erkläen. Wer regiert – liebe Kolleginnen und Kollegen von er Linkspartei PDS, Sie haben es erfahren –, der muss chmerzen bereiten. Es geht nicht anders, wenn man eränderungen aus Verantwortung für die Zukunft urchsetzen will. Weil das so ist, weil die Veränderungsschmerzen noch auern werden, brauchen wir eine Demokratieoffensive, rauchen wir mehr denn je politische Bildungsarbeit, Juendarbeit in Schule und Freizeit, alle Anstrengungen ur Stärkung der Zivilgesellschaft, also zur Unterstütung der demokratischen Initiativen in Ostdeutschland, uch den Schutz der Demokraten durch Staat, Polizei nd Justiz. Wir brauchen das Zusammenwirken aller Deokraten, der Kommunalpolitiker, der Kirchen, der Geerkschaften, der Vereine, das Zusammenwirken von und, Ländern, Kreisen und Gemeinden. Der Bund hat ie Pflicht, gewissermaßen immer wieder neu voranzuehen, indem er anstiftet, Programme finanziert und poitisch zeigt, wie geschlossen und einig wir im Kampf egen Rechtsextremismus sind. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605017200

Das Wort hat die Kollegin Monika Lazar für die Frak-

ion des Bündnisses 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1605017300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Am vergangenen Sonntag hat sich in Mecklenburg-Vor-
pommern jeder siebte Wähler für die NPD entschieden.
7,3 Prozent derjenigen, die ihre Stimmzettel abgegeben
haben, glauben, dass unser Land Rechtsextremisten
braucht, um voranzukommen. In Berlin gewannen die
Neonazis im Verhältnis zur vorigen Wahl 20 000 Stim-
men hinzu und zogen in fünf Bezirksvertretungen ein.
Der NPD-Wahlerfolg vor zwei Jahren in Sachsen war
also keine Eintagsfliege. Wer von diesen aktuellen Er-
gebnissen schockiert ist, der hat die schleichende Ent-
wicklung an der braunen Front viel zu lange ausgeblen-
det.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Alarmierende Hinweise gibt es seit Jahren. Der Ver-
fassungsschutz berichtet von einer Zunahme rechter Ge-
walttaten um 23,5 Prozent in nur einem Jahr. Umfragen
zeigen diffuse fremdenfeindliche Einstellungen bei bis
zu 60 Prozent der Bevölkerung. Negative Haltungen zu
Fremden gehen Hand in Hand mit Forderungen nach
Vorrechten für Deutschstämmige.

Wir müssen uns fragen: Was macht Nazis in Deutsch-
land stark? In sozial schwachen Wirtschaftsgebieten
kümmern sich Rechtsextreme um die praktischen Pro-
bleme der Bevölkerung und bieten das an, was sich viele
Menschen wünschen: soziale und kulturelle Angebote,
Gemeinschaftsgefühl und Freizeitspaß. Besonders in Re-
gionen, in denen die demokratischen Parteien zu wenig
in der Bevölkerung präsent sind, fällt dies auf fruchtba-
ren Boden. Das simple Erklärungsmuster, wirtschaftli-
che Perspektivlosigkeit mache Menschen zu Naziwäh-
lern, greift allerdings zu kurz. Auch im bürgerlichen
Milieu, Herr Burgbacher, punkten Rechtsextreme mit
Antisemitismus und mit der kulturellen Abwertung An-
dersdenkender.

Wie lautet die Antwort auf diese Entwicklungen? Als
Stichworte nenne ich die Diskussion über die Abschaf-
fung der Bundesprogramme, die Verharmlosung von Na-
ziaktivitäten als Ostproblem, die strafrechtliche Verfol-
gung von antifaschistischen Symbolen und die
verunglückte NPD-Verbotsdebatte. So darf unsere Ant-
wort doch wohl nicht ausfallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auf rechtsextremen Internetseiten wird darüber ge-
witzelt, wie hilflos sich die demokratische Politik gebär-
det. In einer Schlagzeile wird getitelt:

Der „Kampf gegen rechts“ tobt heftig, solange ir-
gendjemand dafür bezahlt.

In diesem Artikel wird hinterfragt, ob es uns Demokra-
ten mit dem Kampf gegen den Rechtsextremismus wirk-
lich ernst ist. In diesem Zusammenhang wird darauf hin-
gewiesen, dass über jeden Cent gestritten wird und die
Länder und Kommunen nicht so recht in die Bundesför-
derung einsteigen wollen. Ja, die Nazis freuen sich,
wenn Netzwerke und Beratungsstellen nicht mehr ar-

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(C (D eitsfähig sind. Sie machen sich über die Angst der Mitrbeiterinnen und Mitarbeiter lustig, die kurz vor ihrer ündigung stehen. Was machen wir? Ursprünglich war es die Idee der rünen bzw. der rot-grünen Bundesregierung, das Proramm CIVITAS aufzulegen, mit dem Initiativen in den euen Ländern gefördert werden sollten. In den verganenen fünf Jahren konnten auf diesem Wege wertvolle trukturprojekte entstehen. Sie haben Netzwerke gebilet. Sie beraten Kommunen, helfen Opfern rechter Gealt und Naziaussteigern und klären an Schulen auf. Wir rüne haben Jahr für Jahr dafür gesorgt, dass sie ihre rbeit fortsetzen konnten. Auch jetzt kämpfen wir weiter. Teilweise haben wir emeinsam schon etwas erreicht. Nach der Bundestagsahl sah es zunächst so aus, als würde die Union die ittel für diese Programme streichen; das wurde verhin ert. Später war eine Ausweitung auf den Linksextreismus und auf den Islamismus vorgesehen; auch das ist om Tisch. Ich frage mich: Wo haben wir es zum Beipiel in Mecklenburg-Vorpommern mit Linksextremisus zu tun? Meines Erachtens gibt es ihn dort nicht. Ende 2006 sollten diese Programme auslaufen, ohne bergangslösung. Jetzt hat ihnen das Bundesfamilienmiisterium, erschrocken und alarmiert durch die jüngsten andtagswahlergebnisse, eine Gnadenfrist eingeräumt. ie Initiativen werden ein halbes Jahr länger als geplant ördergelder erhalten. Das ist allerdings nur eine cheinlösung; denn der Gang zum Arbeitsamt wird für ie Mitarbeiter dieser Initiativen nur verschoben. Was aber geschieht dann? Das neue Programm soll ommen. Es startet allerdings ein halbes Jahr später als rsprünglich angekündigt. Wenn gesagt wird, dass man in neues Programm auflegt und dafür erneut Mittel in öhe von 19 Millionen Euro zur Verfügung stellt, klingt as zwar gut, aber es kommt auf die Details an. Erstens. Auf das neue Programm können sich keine trukturprojekte bewerben. Das dürfen nur Modellpro ekte tun, die etwas Neues anbieten, nicht jedoch die ewährten Initiativen. Seit dieser Woche wird im Miniserium von einer „bundesweiten Einsatzgruppe“ von Soialpädagogen gesprochen, die beraten soll. Allerdings age ich der CDU/CSU: All das gibt es schon. Man muss s nicht neu erfinden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ußerdem ist dieser Begriff meines Erachtens militä-
isch geprägt. Daher sollte er, zumindest in diesem Zu-
ammenhang, nicht verwandt werden.

Zweitens. Für längerfristige Strategien dürfen künftig
ur Kommunen und Landkreise Anträge stellen. Die
reien Träger bleiben außen vor. Wir werden für ein
eues Antragsrecht, für eine gleichberechtigte Antrag-
tellung kämpfen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Monika Lazar
Drittens. Wir akzeptieren nicht, dass die Initiativen je-
des Jahr aufs Neue um ihre Existenz bangen müssen. Die
Förderung muss institutionalisiert werden.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Mit 5 Millionen Euro könnten die Strukturprojekte dau-
erhaft gesichert werden. Wenn die Bundesregierung
jährlich Millionen für dies und jenes ausgibt, sollten
doch auch diese 5 Millionen bereitgestellt werden kön-
nen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, entscheiden Sie
sich klar, wen Sie stärken wollen: die Zivilgesellschaft
oder Rechtsextreme.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605017400

Das Wort hat der Kollege Ronald Pofalla.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ronald Pofalla (CDU):
Rede ID: ID1605017500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

18. August 2006: NPD-Helfer greifen einen SPD-Wahl-
kampfstand in Hagenow an. 8. September 2006: Zwei
SPD-Mitglieder, die in Berlin-Marzahn Wahlplakate
aufhängen wollen, werden von Rechtsextremen verfolgt.
Einer wird, am Boden liegend, getreten – gegen den
Kopf – und so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus
muss. 9. September 2006: Mitglieder der CDU in Berlin-
Rudow werden an einem Wahlkampfstand von 20 NPD-
Sympathisanten umringt, Bürger werden eingeschüch-
tert, sie sollten keine Werbemittel der CDU annehmen.

Dies, meine Damen und Herren, waren nur einige
Meldungen der letzten Wochen aus den beiden Land-
tagswahlkämpfen in Berlin und in Mecklenburg-Vor-
pommern. Sie erinnern, wie ich finde, auf beklemmende
Weise an die Schlägertrupps der 30er-Jahre.


(Beifall im ganzen Hause)


Solche Einschüchterungsversuche und Gewalttaten ha-
ben nichts – ich betone: überhaupt nichts – mit Wahl-
kampf zu tun. Sie machen deutlich, welche Gesinnungen
hinter den Führungskräften der NPD stehen, sie machen
deutlich, dass sie vor Gewalt nicht zurückschrecken.
Deshalb müssen wir als Demokraten das gemeinsam of-
fen legen und gegen solche Schlägertrupps vorgehen.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich sage aber auch sehr deutlich – zur politischen
Auseinandersetzung komme ich gleich noch –: Dies sind
eindeutig Vorgänge für die Strafverfolgungsbehörden
und für die Staatsanwaltschaften. Da sind wir Politike-
rinnen und Politiker aus gutem Grunde nicht diejenigen,
die in der Verantwortung stehen, zu handeln. Ich erwarte
von den zuständigen Staatsanwaltschaften, dass diese
Vorkommnisse mit allem Nachdruck verfolgt werden

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(C (D nd, wenn die Beweislage ausreicht, zu Anklagen vor ericht führen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Meinem Kollegen Hubertus Heil, dem Generalsekre-
är der großen Volkspartei SPD, droht eine Anzeige der
PD, weil er, von seinem Recht auf freie Meinungsäu-
erung Gebrauch machend, auf diese Methoden hinge-
iesen hat. Ich erkläre unmissverständlich für CDU und
SU: Wir Demokraten lassen uns von solchen Ein-

chüchterungsversuchen nicht beeindrucken. Ganz im
egenteil, an dieser Stelle stehen wir gemeinsam zusam-
en und machen deutlich: Wir Demokraten lassen uns

on der NPD nicht einschüchtern.


(Beifall im ganzen Hause)


Wir dürfen aber – da stimme ich Herrn Thierse und
en Vorrednern zu – die NPD nicht verharmlosen. Wenn
s in einzelnen Ortsteilen und in einzelnen Ortschaften
ch habe mir die Stimmenanteile der beiden Landtags-
ahlen gestern noch einmal im Detail angesehen – der
PD gelungen ist, über 30 Prozent der Stimmen zu be-
ommen, muss ich auch in Richtung der demokratischen
arteien sagen: Wir müssen uns selbstkritisch fragen,
as wir versäumt haben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich viele der
enschen, die die NPD gewählt haben, nur vor einen
arren haben spannen lassen, weil die demokratischen
arteien keine Antworten auf ihre Probleme gefunden
aben. Deshalb glaube ich, dass wir uns an diesem Tag,
n dem wir eine solche Debatte führen, auch kritisch mit
ns – damit meine ich alle demokratischen Parteien –
useinander setzen und uns fragen müssen, ob wir mit
en Wahlkämpfen, die wir schlechterdings praktizieren,
irklich noch die Menschen wirksam ansprechen kön-
en, die in der Gefahr stehen, von der falschen Seite
berzeugt zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte
och eine Anmerkung machen, weil es in den letzten Ta-
en mit Blick auf die Bundesfamilienministerin Äuße-
ungen gab, die ich nicht teilen kann. Um es deutlich zu
agen: Ich finde es nicht gut, dass als Erstes Kritik an der
undesfamilienministerin geübt wird, wenn sich die de-
okratischen Parteien aufmachen, um gegen die NPD

orzugehen – auch argumentativ. Ich halte das erstens
eshalb für unangebracht, weil die Programme – das hat
er Staatssekretär gerade betont – zum Teil fortgeführt
erden, und zweitens, weil die Überprüfung der Pro-
ramme ergeben hat, dass nicht alle die Wirksamkeit er-
ielt haben, die wir uns wünschten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich sage es sehr deutlich: Nicht jedes rot-grüne Pro-
ramm, das von der Absicht her richtig war, ist erfolg-
eich umgesetzt worden. Deshalb muss die neue Bundes-
egierung auch eine Überprüfung der vorhandenen
rogramme vornehmen.






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

(Manfred Grund [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Sie muss die vorhandenen Mittel zielgenauer und effek-
tiver einsetzen, damit wir – darin sind wir uns doch hof-
fentlich einig – die NPD und ihr Gedankengut am
Schluss wirksam bekämpfen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605017600

Für die Fraktion Die Linke spricht nun die Kollegin

Dr. Gesine Lötzsch.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605017700

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Jeder von uns muss sich fragen, was
er dazu beigetragen hat, dass die NPD jetzt in zwei
Landtagen sitzt. Wir wissen, dass die NPD bei einem
Wahlergebnis von 2 Prozent dümpeln würde, wenn der
NPD durch politische Entscheidungen der letzten Jahre
nicht die Wähler zugetrieben worden wären.

Hier nur ein Stichwort: Hartz IV. Die Hartz-Gesetze
sind das größte Demütigungsprogramm in der Ge-
schichte der Bundesrepublik.


(Kerstin Griese [SPD]: Das ist aber sehr vereinfacht!)


Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit treiben die
Menschen in die Fänge der Rechtsextremen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir als Politiker müssen alles tun, um den Menschen
wieder Perspektiven zu geben.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein weiterer schwer wiegender Grund für die Erfolge
der Rechtsextremen in Ostdeutschland ist die Politik der
Gleichsetzung von Nationalsozialismus und DDR. Die
DDR wird als Vehikel genutzt, um die Verbrechen des
Nationalsozialismus zu relativieren und zu bagatellisie-
ren.


(Widerspruch bei der SPD)


– Ich werde Ihnen das erklären. – Egal, ob man in eine
Zeitung schaut oder eine Fernsehsendung sieht: Wenn
über die DDR geschrieben oder gesprochen wird, dann
fehlt fast nie der Vergleich mit dem Nationalsozialismus.
Jeder Jugendliche, der die DDR aus eigener Erfahrung
oder aus den Erzählungen der Eltern kennt, kann aus die-
ser Gleichsetzung nur die Schlussfolgerung ziehen, dass
der Nationalsozialismus so schlimm doch gar nicht ge-
wesen ist.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was ist denn das für eine Argumentation? Abwegig, Frau Kollegin!)


Ein junger Mann, der eine Ausbildung als Erzieher
absolviert, erzählte mir zum Beispiel, dass die Lehrer in

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(C (D er Erzieherschule die Jugendämter in der DDR und im aschismus in einem Atemzug nennen. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer tut das denn?)


n beiden Systemen seien Familien auseinander gerissen
orden. Das ist eine groteske Verharmlosung. Unter
itler wurden Menschen und Familien nicht nur ausein-

nder gerissen. Damals wurden ganze Familien vergast.
as ist der Unterschied.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Dämonisierung der DDR ist ein gefundenes Fres-
en für Rechtsextreme. Der Spitzenkandidat der NPD in

ecklenburg-Vorpommern hat folgerichtig gleich nach
er Wahl erklärt, dass in der DDR nicht alles schlecht
ar. Damit erreicht er eine Empörung bei den etablierten
arteien und erhofft er sich eine Zustimmung bei den
stdeutschen.

Meine Damen und Herren, mit der Verteufelung der
DR geht eine ständige Verharmlosung der Verbrechen
es Nationalsozialismus einher.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Was ist das für ein dummes Zeug!)


er Historiker Baring spricht vor der CDU-Fraktion im
essischen Landtag nur noch von einer „beklagenswer-

en Entgleisung“, wenn er über die Verbrechen der
itler-Diktatur spricht. Dieser Mann, der in kaum einer
alkshow fehlt, wird nicht etwa scharf zurechtgewiesen.
ein, er wird von der CDU noch verteidigt. Ich finde das
irklich absurd.


(Beifall bei der LINKEN)


er Faschismus ist doch wohl kein bedauerlicher Unfall
er Geschichte. Ich finde, die Bundeskanzlerin hätte sich
uch zu diesem Vorfall im Hessischen Landtag klar äu-
ern müssen.

Die NPD ist eine antidemokratische und menschen-
erachtende Partei, die bereit ist, über Leichen zu gehen
nd Menschen anzugreifen und einzuschüchtern, um
hre Ziele zu erreichen. Wir als Linkspartei werden uns

it der NPD nie abfinden. Wir werden uns parlamenta-
isch und außerparlamentarisch gegen diese Partei zur

ehr setzen.

Meine Damen und Herren, wir werden auch nicht ak-
eptieren, dass die Bundesregierung versucht, mit stän-
igen Programmwechseln die kontinuierliche Arbeit ge-
en Rechtsextremismus zu behindern. Wir befinden uns
erzeit in den Haushaltsberatungen. Wir haben alle
hancen, die Fehler, die gemacht wurden, rückgängig zu
achen und die Verunsicherung der Menschen in den

nitiativen zu beenden. Eine kontinuierliche und verläss-
iche Förderung der Initiativen muss die richtige Ant-
ort sein. Ich hoffe, dass wir in den Haushaltsberatungen
it den Stimmen aller Fraktionen der verdienstvollen
rbeit der Initiativen Rückhalt geben, dass wir die Men-

chen nicht in Angst und Schrecken versetzen und die
azis nicht triumphieren lassen. Dafür müssen wir ge-
einsam in den Haushaltsberatungen die richtigen Ent-

cheidungen treffen. Ich hoffe auf Ihrer aller Stimme.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605017800

Für die SPD-Fraktion spricht nun die Kollegin

Gabriele Fograscher.


Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1605017900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Lötzsch, eine Aktuelle Stunde aus Anlass der
rechtsextremen Entwicklungen in unserem Land dazu zu
nutzen, das DDR-System und die Diktatur zu rechtferti-
gen, ist schon sehr verräterisch und auch ziemlich dane-
ben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Herr Pofalla, eine Familienministerin, die für die Pro-
gramme zuständig ist und die es zulässt, dass über Wo-
chen und Monate hinweg Unklarheit über die Ausgestal-
tung und die Weiterführung dieser Programme herrscht,
muss sich auch Kritik anhören.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Immer wenn die NPD Wahlerfolge erzielt, immer
wenn ein Aufmarsch stattfindet, wenn rechte Schläger
Menschen auf der Straße attackieren, dann wendet sich
die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Medien
dem Thema Rechtsextremismus zu. Leider wendet sich
diese Aufmerksamkeit ebenso schnell wieder dem Ta-
gesgeschäft zu. Um aber Einstellungen zu ändern und
um Demokratie und Toleranz zu lehren und zu lernen,
braucht es einen langen Atem. Was also kann man tun?

Man muss zunächst einmal erkennen, dass das Wahl-
ergebnis nicht zufällig oder überraschend zustande
kommt. Die NPD verfolgt eine gezielte Strategie; das
sagt sie auch ganz offen. Die „Süddeutsche Zeitung“ von
gestern zitierte Holger Apfel aus Sachsen:

Die NPD werde jetzt die Republik aufrollen, über
die „Achse Schwerin-Dresden“. Seine Fraktion
werde geschulte Leute nach Schwerin entsenden,
um den Kameraden zu helfen.

Man muss zur Kenntnis nehmen, dass sich die Rech-
ten dort breit machen, wo demokratische und gesell-
schaftliche Strukturen schwach sind. Sie gründen Bür-
gerinitiativen, sie bieten Konzerte an, sie veranstalten
Sommerfeste für die ganze Familie, sie unterwandern
Vereine. Sie tarnen sich als Biedermann und machen
sich breit in der Gesellschaft.

NPD zu wählen ist kein Protest. Diejenigen, die ihr
Kreuz bei der NPD machen, wissen doch, wen und was
sie wählen. An eindeutigen Aussagen von Kandidaten
und auf den Wahlplakaten fehlt es nicht. Spätestens seit
Wahlkampfhelferinnen und Wahlkampfhelfer von Rech-
ten angegriffen wurden und Wahlversammlungen aller
demokratischen Parteien gestört werden, muss es doch
klar sein: Hier geht es nicht um eine Auseinandersetzung

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(C (D echts gegen Links, sondern um gezielte und gesteuerte ngriffe auf Demokraten und auf die Demokratie. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was also kann man tun? Wir müssen die Menschen,
ie sich vor Ort für Demokratie, für Vielfalt und für To-
eranz einsetzen, unterstützen. Deshalb ist es gut, dass
er Bund jährlich 19 Millionen Euro für Initiativen und
rojekte zur Verfügung stellt. Es ist gut, dass das „Bünd-
is für Demokratie und Toleranz“ Bürgerinitiativen aus-
eichnet, dass es „Schule ohne Rassismus“ und viele an-
ere Initiativen gegen rechts gibt. Aber das reicht
ffensichtlich nicht aus. Der Strategie der Rechten müs-
en wir eine Strategie der Demokraten entgegensetzen.
s braucht Strukturen, in denen engagierte und kompe-

ente hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
hrenamtliche unterstützen. Es braucht Strukturen, um
etzwerke zu bilden, die Opfer zu beraten und mit mo-
ilen Beratungsteams – Herr Kues, ich begrüße aus-
rücklich Ihre ermutigende Aussage dazu –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


irksam gegen die Rechten vorzugehen. Deshalb brau-
hen wir über die zeitlich begrenzte Projektförderung hi-
aus eine nachhaltige Finanzierung dieser Strukturpro-
ekte.

Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist nicht allein
ufgabe des Bundes. Vielmehr sind die Länder, Kom-
unen und alle gesellschaftlichen Akteure insgesamt ge-

ordert.

Man kann sich zwar fragen – wie es Herr Burgbacher
nd auch Herr Pofalla getan haben –, ob die Bundespro-
ramme ausreichend und wirksam sind, doch die Ant-
ort allein in der Beseitigung der Ursachen der Perspek-

ivlosigkeit von jungen Menschen zu sehen, geht nicht
eit genug. Das Problem löst sich nicht von allein und

s wird sich auch nicht automatisch durch Wachstum
nd Beschäftigung lösen. Was machen wir denn, bis sich
achstum und Beschäftigung in Mecklenburg-Vorpom-
ern und anderen ländlichen Regionen einstellen? Wo

ollen die Arbeitsplätze entstehen, wenn sich internatio-
al agierende Unternehmen scheuen, in einer Region zu
nvestieren, in der die Rechten Wortführer sind?

Dort, wo es zu Übergriffen rechter Gewalt gekommen
st, gibt es doch schon konkrete negative Auswirkungen,
um Beispiel im Bereich Tourismus. Das ist der Grund,
arum sich viele Kommunen scheuen, offensiv gegen

echts vorzugehen. Sie fürchten um den Ruf ihrer Ge-
einde. Deshalb haben die Rechten dort ein leichtes
piel.

Statt aufgeregter Debatten brauchen wir mehr Zivil-
ourage und Mut, eine offensivere Auseinandersetzung
it der rechten Ideologie, mehr Information und Aufklä-

ung und mehr Leidenschaft der Demokraten für die De-
okratie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605018000

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

Dr. Hans-Peter Uhl.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1605018100

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Am vergangenen Sonntag haben 580 000 der
1,4 Millionen Wahlberechtigten in Mecklenburg-Vor-
pommern von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch ge-
macht und 60 000 haben die NPD gewählt. Bei der letz-
ten Wahl waren es nur 7 700. In Berlin haben die Wähler
der NPD zum Einzug in fünf von zwölf Bezirksparla-
menten verholfen.

Die Zahl der politisch rechts motivierten Straftaten
hat dramatisch – um fast 30 Prozent – zugenommen. Die
NPD – es wurde bereits gesagt; auch wir stellen das
fest – bekämpft unseren Rechtsstaat, schürt Hass und
schadet vor allem dem Ansehen der Bundesrepublik
Deutschland. Deswegen gehört der Kampf gegen den
Rechtsextremismus zur Hauptaufgabe aller demokrati-
schen Parteien in unserem Land. Das ist auch das Ergeb-
nis der heutigen Debatte in diesem Haus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


Wir haben in unserem Koalitionsvertrag Folgendes
festgehalten:

Toleranz und Weltoffenheit sind Markenzeichen ei-
ner freiheitlichen Gesellschaft. Deshalb dürfen Ex-
tremismus, Rassismus und Antisemitismus keine
Chance haben.

Darauf haben wir uns geeinigt, aber dem wird auch jeder
in den Oppositionsparteien zustimmen.

Gerade in Zeiten von sozialen Ängsten und Millionen
von Arbeitslosen haben Extremisten, besonders aber die
Rattenfänger vom rechten Rand Hochkonjunktur. Mit
Parolen wie „Hartz IV, Praxisgebühr, Mehrwertsteuer –
jetzt reicht’s“, mit denen im Wahlkampf geworben
wurde, kann man zwar Wähler einfangen, aber keine
Probleme lösen. Herr Thierse, Sie haben das bereits aus-
geführt.

Extremisten entzieht man den Nährboden durch die
Vermittlung von Werten wie Freiheit, Demokratie und
Menschenwürde. Die Schaffung einer Zukunftsperspek-
tive ist das wirksamste Mittel gegen die dumpfen brau-
nen Parolen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Förderprogramme – sie wurden bereits angespro-
chen – müssen daraufhin evaluiert werden, ob sie in aus-
reichendem Maße zielgerichtet und effektiv sind. Ich bin
dankbar, dass hier nicht wie in einer Haushaltsberatung
darüber gestritten wird, ob 19 Millionen Euro für die
Förderung von Projekten gegen rechts ausreichen oder
ob mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen.
Das wäre wahrscheinlich zu platt argumentiert. Ich will

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(C (D icht aus der Tatsache, dass die Zahl der NPD-Wähler on über 7 000 auf rund 60 000 gestiegen ist, den chluss ziehen, dass die Programme nichts bewirkt haen, und fragen, ob man alles so organisiert hat, wie man s hätte tun müssen. In der heutigen Ausgabe der „FAZ“ ist ein sehr tief ehender, analytischer Artikel von Schirrmacher erchienen. Es ist empfehlenswert, ihn zu lesen. Man muss ie Analyse und die Ergebnisse nicht teilen. Aber er ommt von der demografischen Analyse zu der bedenenswerten Schlussfolgerung, dass wahrscheinlich eine ängerfristige Radikalisierung des Landes zu befürchten st. Er ist der Meinung, dass die Alterung der Bevölkeung einerseits und der Überschuss der dort gebliebenen ungen Männer andererseits dazu führen, dass diese icht nur keine Aussicht auf Arbeit, sondern auch keine ussicht auf einen Lebenspartner haben. Aufgrund des en entstehe ein Milieu, das zu Radikalisierung und ggressivität neige sowie für die Parolen der Rechtsraikalen und die Anpreisung männerbündischer Lebensormen empfänglich sei. Wenn man diese Analyse teilt, ann ist es sicherlich falsch, sich auf eine Skandalisieung der rechtsextremen Wähler zu beschränken. Dann uss man vielmehr tiefer gehende, langfristig angelegte ozialpädagogische Maßnahmen ergreifen. Aus diesem runde brauchen wir eine Evaluierung. Herr Thierse, ie haben darauf zu Recht hingewiesen, dass wir nichts chönreden dürfen. Wir brauchen aber eine tiefer geende Strategie. Für das zur Diskussion stehende Phänoen gibt es offenbar mehr Gründe als nur den fehlenden rbeitsplatz. Ich lehne ein neues Verbotsverfahren gegen die NPD trikt ab. Parteiverbote sind letztlich staatliche Regleentierungen des Parteienspektrums. Sie dürfen nur ine Ultima Ratio sein. Ich verstehe zwar, dass man die lucht nach vorne antreten will und auf ein Parteiverbot er Urteil des Bundesverfassungsgerichts hofft. Aber reie und geheime Wahlen sind nun einmal mit Nebenirkungen und Risiken verbunden; das kennen wir alle ls Demokraten. Damit muss man leben. Deswegen ist in solches Verbot sicherlich der falsche Weg. Einerseits sollten wir gelassener sein. Schauen Sie ich die Entwicklung der Wählerstimmen für die Rechtsadikalen in Italien und Frankreich an! Andererseits üssen wir alle zusammen den Kampf entschlossen auf ehmen. Diese Debatte zeigt, dass wir alle an einem trang ziehen und uns für einen effektiveren Kampf geen die NPD – in diesem Fall in Mecklenburg-Vorpomern – einsetzen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605018200

Für die SPD-Fraktion spricht nun die Kollegin

erstin Griese.






(A) )



(B) )


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1605018300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte mit einem Dank an all diejenigen beginnen,
die die Bekämpfung des Rechtsextremismus nicht als ein
tagesaktuelles Thema – mit Höhen und Tiefen – betrach-
ten, sondern die sich seit vielen Jahren gegen rechts en-
gagieren. Ich nehme das für viele von uns in der Politik
in Anspruch. Wir wissen, dass der Kampf gegen den
Rechtsextremismus und der Kampf für Demokratie und
Toleranz Daueraufgaben sind. Wenn man sich die von
Herrn Pofalla beschriebenen Angriffe im Wahlkampf so-
wie die Erlebnisse unseres Fraktionsvorsitzenden Peter
Struck in Mecklenburg-Vorpommern vor Augen führt,
dann darf man nicht gelassen sein. Dort wurden gewalt-
tätige Angriffe auf unsere Demokratie begangen. Alle,
die sich gegen die gewalttätigen Schlägerhorden, die wie
die SA auftreten, und sich gegen die NPD und die Neo-
nazis engagieren, bedürfen unser aller Unterstützung.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin dankbar, dass die zivilgesellschaftliche Arbeit,
die dort geleistet wird, von einer großen gesellschaftli-
chen Breite getragen wird. Ich glaube, es ist wichtig, das
in der heutigen Debatte zu erwähnen. Das sind Men-
schen aus allen demokratischen Parteien, aus der katho-
lischen und der evangelischen Kirche, aus jüdischen
Gemeinden, aus Bürgerbündnissen, aus Wohlfahrtsver-
bänden und aus Initiativen vor Ort. Dazu gehört zum
Beispiel der Bürgermeister von Pirna, der hautnah am ei-
genen Leib erlebt, was es heißt, wenn Neonazis die städ-
tische Arbeit bedrohen. Dazu gehören auch Träger von
politischer Bildungsarbeit und Jugendarbeit. Diese zivil-
gesellschaftliche Aufgabe geht uns alle an.

So wichtig ich dieses Programm finde – ich habe
mich dafür in den letzten Monaten sehr engagiert –: Die
19 Millionen Euro des Bundes reichen nicht. Bund, Län-
der und Kommunen müssen gemeinsam ihre Anstren-
gungen verstärken. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es
Landstriche, wo die NPD die Einzigen sind, die Nachhil-
feunterricht anbieten, die Fußballturniere organisieren,
die Stadtteilfeste und Familienpicknicks veranstalten.
Das heißt, dass die Zivilgesellschaft in den Kommunen,
in den Ländern und im Bund mehr denn je gefragt ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht deshalb neben der sicherheitspolitischen, in-
nenpolitischen Arbeit auch um eine präventive pädago-
gische Arbeit in den Regionen. Zur Weiterentwicklung
der Programme – ich bin Ihnen, Herr Staatssekretär
Kues, und Ihnen, Frau Ministerin von der Leyen, sehr
dankbar für die konstruktiven Gespräche, die wir dazu in
den letzten Tagen führten – brauchen wir zwei Dinge:
Wir brauchen erstens eine kontinuierliche Unterstützung
der Menschen, die sich für Demokratie und Toleranz en-
gagieren, und zweitens eine weitere bundesweite Förde-
rung, die langfristig angelegt ist, damit diese Arbeit wei-
terentwickelt werden und gedeihen kann.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie sich die Evaluation – es gibt schon eine
wischenevaluation – ansehen, sehen Sie, dass in vielen
ereichen die Ziele erreicht worden sind. Dass jetzt
0 Prozent der Projekte von ENTIMON von lokalen
rägern übernommen werden, zeigt, dass die Projekte
ewirkt haben. Sie haben dort besonders gut funktio-
iert, wo es eine Vernetzung etwa in Form einer sehr
ompetenten mobilen Beratung in Schulen und Stadttei-
en gegeben hat.

Die Evaluation – das sagt auch die Bundesregierung
uf ihrer Homepage – zeigt: Die Stärkung der Zivilge-
ellschaft bleibt weiterhin eine wichtige Aufgabe. Des-
alb mein Appell: Lassen Sie uns gemeinsam schauen,
ie wir diese Arbeit kontinuierlich und langfristig si-

hern können, wie wir besonders den mobilen Bera-
ungsteams, Opferberatungsstellen und Netzwerkstellen
ine langfristige Grundlage geben können!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte in der letzten Woche ein interessantes Erleb-
is. Ich war in Dresden, in Sachsen, zur Ordination der
rsten Rabbiner in Deutschland seit 1942. Es war ein
ehr bewegendes und schönes Ereignis, das zeigt, dass es
ieder vielfältiges jüdisches Leben in Deutschland gibt.
ieses Ereignis konnte nur unter starkem Polizeischutz

tattfinden. Ich war auch im ein paar hundert Meter ent-
ernt liegenden Dresdner Landtag, in dem mit 9,2 Pro-
ent die NPD sitzt, die dafür sorgt, dass das Gedanken-
ut existiert, aufgrund dessen solche Ereignisse nur
nter Polizeischutz stattfinden können.

Weil wir uns koalitionsintern gegenseitig zitieren,
ill ich dazu Herrn Milbradt, den sächsischen Minister-
räsidenten, zitieren, der zur NPD gesagt hat: Wir dürfen
icht darauf hoffen, dass das nur eine Welle ist, die ir-
endwann wieder vorbei ist. Diese Einschätzung teile
ch. Es geht um ein langfristiges Engagement aller de-

okratischen Kräfte. Solange solche Festakte wie diese
abbinerordination nur unter Polizeischutz stattfinden
önnen, müssen wir alle uns gemeinsam gegen diese
raunen Horden und dieses Gedankengut stellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So wichtig die Jugendarbeit ist – wir wollen diese
rogramme im Bereich der Jugendpolitik weiterführen
nd verstetigen und wir wollen ausdrücklich auch einen
usätzlichen Fördertopf für die langfristige und kontinu-
erliche Sicherung der Strukturprogramme –, so wichtig
st es, auch immer zu betonen: Es ist kein Jugend-
roblem alleine. Die Erwachsenen sind Vorbilder. Das,
as in den Köpfen der Jugendlichen gedeiht, kommt

uch von Erwachsenen. Wir sollten uns das Motto
Ohne Angst verschieden sein zu können“ vor Augen
alten. Das muss in die Herzen und Köpfe der jungen
enschen, aber auch der Eltern- und Großelterngenera-

ion. Dazu müssen alle Demokratinnen und Demokraten






(A) )



(B) )


Kerstin Griese
gemeinsam Position beziehen. Deshalb hoffe ich auf
weitere gute Gespräche, um die Arbeit, die vor Ort für
Demokratie und Toleranz geleistet wird, sichern zu kön-
nen. Auch die Bundespolitik muss ein Zeichen setzen,
dass wir den Rechtsextremen keinen Fußbreit überlas-
sen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605018400

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

Eckhardt Rehberg.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1605018500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abge-

ordneten! Frau Kollegin Lötzsch, die Aussage, die Poli-
tik habe der NPD die Wähler zugetrieben, ist ein Vor-
wurf, den ich für mehr als schwerwiegend halte. Ich
hätte erwartet, dass Sie, wenn Sie eine Aktuelle Stunde
über die Konsequenzen des Einzugs der NPD in den
Landtag von Mecklenburg-Vorpommern beantragen, et-
was selbstkritischer wären. Sie tragen seit acht Jahren
Mitverantwortung in Mecklenburg-Vorpommern. Vor al-
lem die Schuld so pauschal zuzuweisen, ohne sich ein-
mal an die eigene Nase zu fassen, halte ich für unange-
messen, Frau Kollegin Lötzsch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Gleichsetzung des Nationalsozialismus mit der
Zeit von 1949 bis 1989 ist doch ein Ablenken. Ich
denke, wenn wir diesen Punkt ernst meinen, gerade was
die Gruppe der jungen Leute, der 18- bis 24-Jährigen,
betrifft, dann muss uns alle doch erschüttern, dass eine
bundesweite Studie über 5 600 Schüler ergeben hat, dass
nicht einmal jeder zweite das Ende des Zweiten Welt-
krieges richtig datieren konnte. Ich weiß, dass das Län-
dersache ist. Ich komme aus der Landespolitik. Wenn
wir auf das Jahr 2011 schauen – dann werden aller Vo-
raussicht nach in Mecklenburg-Vorpommern und in Ber-
lin wieder Wahlen sein –, dann stellen wir fest, dass die
zukünftigen Erstwähler heute 13 bis 15 Jahre alt sind.

Schauen Sie sich an, was bis zur zehnten Klasse ge-
lehrt wird – die Rahmenpläne der einzelnen Länder
unterscheiden sich nicht wesentlich von dem, was in
Mecklenburg-Vorpommern im Geschichts- und Sozial-
kundeunterricht vorgesehen ist –: Es wird wohl die Zeit
von 1933 bis 1945 beschrieben, aber es wird weder Zeit
noch Raum dafür gelassen, die Verbindung zu aktuellen
Entwicklungen, insbesondere was den Rechtsextremis-
mus betrifft, herzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da muss ich sagen: Es muss dafür Zeit und Raum gege-
ben werden. Schüler, die von der Hauptschule, der Real-
schule oder der Regionalschule in die Berufsschule

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(C (D echseln, hören fast gar nichts über Diktaturen, weder ber die braune Diktatur noch über rote Diktaturen. Wir ollten auf keinem Auge blind sein, weder auf dem rechen noch auf dem linken. Frau Kollegin Lazar, es tut mir eid, aber ich muss den Innenminister von Mecklenurg-Vorpommern zitieren, der sagte, die innere Sichereit werde nicht nur durch rechtsextremistische Betrebungen gefährdet, sondern auch dem islamischen xtremismus und Terrorismus sowie zunehmend dem inksextremismus gelte die besondere Aufmerksamkeit es Verfassungsschutzes. Wenn wir auf diesem Gebiet irklich etwas erreichen wollen, dann müssen wir die pannbreite von links bis ganz nach rechts sehen. Das ist ie Aufgabe der Demokratie. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen gehört es dazu, dass wir auch vonseiten
es Bundes Druck auf die Länder ausüben, damit für die
ehrer Pflichtfortbildungsprogramme in Geschichte und
ozialkunde durchgeführt werden und das Thema Natio-
alsozialismus weit vor der zehnten Klasse gelehrt wird.
as nützt es, wenn Sie mit einem 14-Jährigen zu wel-

hem Ereignis auch immer, zum Beispiel zur Jugend-
eihe, der ich wirklich nicht nahe stehe, nach Buchen-
ald oder Sachsenhausen fahren? Der hat vorher
iemals etwas von diesem Thema gehört und nachher
ört er auch nichts davon. Ihm hilft eine solche Reise
ichts, aber auch gar nichts.

Lassen Sie mich zum Schluss jemanden ganz Unver-
ächtigen zitieren. Man muss seine Meinung nicht tei-
en. Ich bin heute der Einzige aus Mecklenburg-Vorpom-
ern, der zu diesem Thema spricht, was ich bedauere.

ch spreche von dem Landesrabbiner William Wolf,
9 Jahre. Wer diesen Mann kennt, der weiß, dass das,
as er sagt, ernst ist und dass es von Herzen kommt. Er

agt, die überwältigende Mehrheit habe demokratisch
ewählt. Er sei glücklich und stolz auf die Mecklenbur-
er und Vorpommern. Zur Angst bestehe kein Anlass. Er
iet der Politik zu großer Gelassenheit. Eine demokrati-
che Gesellschaft müsse das aushalten. Mehr als 90 Pro-
ent hätten demokratisch gewählt. Er sagt zum Schluss:
ch lebe und arbeite furchtbar gern in Mecklenburg-Vor-
ommern.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605018600

Das Wort hat der Kollege Sebastian Edathy für die

PD-Fraktion.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1605018700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ur eine kurze Anmerkung zu dem, was der Kollege
ehberg eben vorgetragen hat. Ich bin sehr dafür – meine
esamte Fraktion ist dafür –, dass wir uns linksextremis-
ischen Tendenzen ebenfalls entgegenstellen. Ich bin
ber auch dafür, dass wir Probleme lösen, die tatsächlich
a sind. Das Thema Linksextremismus oder Islamismus
st in Mecklenburg-Vorpommern bei weitem nicht so






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
ausgeprägt, wenn es denn überhaupt vorhanden ist, wie
das Thema Rechtsextremismus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist einfach nicht gut, wenn manche Teile des Hauses
den Eindruck erwecken, hier müssten Probleme erst kon-
struiert werden, um sie anschließend lösen zu können.


(Kristina Köhler [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Ach?)


Das Problem, das wir mit dem Thema Extremismus in
Deutschland haben, ist das Problem des Rechtsextremis-
mus.

Wir machen die Erfahrung, dass wir in diesem Parla-
ment oftmals anlassbezogen über Rechtsextremismus-
bekämpfung und -prävention reden. Es kommt entschei-
dend darauf an, dass wir uns nicht auf Rituale verbaler
Erregung beschränken, sondern dass wir zu konsequen-
tem, handfestem Handeln gelangen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das muss auch ein Ergebnis dessen sein, was wir in den
nächsten Wochen bei der Haushaltsberatung miteinander
zu besprechen haben. Das Thema Rechtsextremismus-
bekämpfung ist kein Randthema, sondern eine zentrale
Herausforderung für unsere Demokratie.

Rechtsextremismus in Deutschland hat sich radikali-
siert. Das klingt zunächst einmal seltsam, aber bei den
Straftaten gibt es über die letzten zehn Jahre einen klaren
Anstieg. Er hat sich professionalisiert. Das sehen wir an
der NPD. Das sehen wir an Wahlabsprachen. Das sehen
wir an Bündnissen der NPD mit dem nicht parteigebun-
denen Rechtsextremismus in Deutschland. Und Rechts-
extremismus in Deutschland hat sich deutlich verjüngt.
Das sehen wir zum Beispiel am Wahlverhalten derer, die
18 bis Mitte 20 sind. Sie haben ganz überdurchschnitt-
lich NPD gewählt. Wir sehen es aber auch bei der Mit-
gliedschaft dieser radikalsten rechtsextremistischen Par-
tei, die wir in Deutschland haben.

Was heißt das? Das heißt, die Einschätzung, dass wir
es wahrscheinlich nicht mit einem nur vorübergehenden
Problem zu tun haben, ist sehr realitätsnah.

Wenn wir über das Thema Rechtsextremismus spre-
chen, müssen wir wissen: Wir brauchen einen langen
Atem. Wir brauchen auch Programme, die über fünf
Jahre hinausgehen. Wir brauchen einen stetigen Ansatz.
Wir müssen schließlich darauf achten, dass wir den
Rechtsextremisten in Deutschland nicht nur nicht die
Straßen und Plätze, sondern auch nicht – das muss der
entscheidende Punkt sein – die Herzen und Köpfe der
Menschen überlassen, gerade und schon gar nicht der
heranwachsenden Menschen in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Was mich nicht gelassen bleiben lässt, Herr Kollege hl, ist, wenn wir feststellen: Offenkundig ist es rechts xtremistischen Organisationen in Deutschland in den etzten Jahren zunehmend gelungen, erfolgreich – leider rfolgreich – junge Menschen anzusprechen. Deswegen st der entscheidende Ansatz, mit dem wir uns beschäftien müssen, der Ansatz der Vorbeugung, der Prävention. Zehnmal wichtiger, als Angebote für potenzielle Austeiger aus der Neonaziszene zu machen, ist es, Angeote und Vorkehrungen zu erarbeiten, die dafür sorgen, ass junge Menschen erst gar nicht in die Szene abrutchen, dass sie erst gar nicht einsteigen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In diesem Zusammenhang einige Worte zum Thema
undesprogramm. Zunächst zur Wirksamkeit von Prä-
entionsprogrammen. Es ist ja wohl eine Binsenwahr-
eit, dass man schlecht wird messen können, wie die
irksamkeit von Aufklärung über Risiken ist und wie

ich ein missbilligtes Verhalten entwickelt; das ist nicht
nmittelbar abzulesen. Aber ich möchte mir nicht vor-
tellen, wie es um bestimmte Regionen unseres Landes
estellt wäre, wenn es diese Programme nicht gegeben
ätte.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] und der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir müssen bei der Weiterentwicklung der Pro-
ramme sicherstellen, dass es keine zeitlichen Lücken
ibt. Wir müssen sicherstellen, dass diejenigen Initiati-
en, die mit professioneller Arbeit hervorragende Ergeb-
isse erzielt haben – wie die Initiativen im Bereich der
pferberatung und der mobilen Beratung –, eine sichere

inanzielle Perspektive bekommen, eine dauerhafte Fi-
anzierung auch seitens des Bundes. Ich würde Sie
chon darum bitten, Herr Kues, noch einmal zu prüfen,
b Antragsteller immer die Kommunen sein müssen. Ich
ann mich gut erinnern: Vor einigen Monaten war in der
rtschaft Pretzien in Sachsen-Anhalt der Bürgermeister
ei einer so genannten Sonnenwendfeier dabei, wo das
agebuch von Anne Frank verbrannt worden ist. Wir ha-
en jetzt in Mecklenburg acht Gemeinden, in denen die
PD bei der Landtagswahl stärkste Kraft geworden ist.
ir sehen, dass in vielen Kommunen das Problembe-
usstsein für das Thema Rechtsextremismus leider nicht

o ausgeprägt ist, wie es nötig wäre.

Im Ziel sind wir uns einig: möglichst eine kommunale
inbindung von Projekten, die wir durch den Bund för-
ern. Aber es muss eben auch möglich sein, dass der
und dort, wo es objektiv ein Problem gibt, das von der
ommunalpolitik nicht zur Kenntnis genommen wird,

ine Anreizfunktion wahrnimmt bzw. eine Mitverant-
ortung übernimmt. Das würde ich mir jedenfalls drin-
end wünschen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Sebastian Edathy NEN]: Sie könnten ja unserem Antrag zustimmen!)





(A) )


(B) )


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen: Es
reicht nicht aus, wenn wir uns nur auf Bundesebene mit
dem Thema beschäftigen. Es ist ja schon gesagt worden:
Die Länder und auch die Kommunen müssen mit ins
Boot. Das ist auch völlig klar. Mit einem Bundespro-
gramm können wir zum Beispiel nicht das Schließen von
Jugendzentren in vielen Regionen kompensieren. Aber
genau in solche Ortschaften gehen ja die Neonazis, ma-
chen Angebote und bieten Ausflüge oder Konzertveran-
staltungen an. Wir brauchen – darüber bitte ich auch
diese Bundesregierung einmal nachzudenken – einen kon-
zeptionell neuen Ansatz. Es findet jetzt auf Einladung
der Bundeskanzlerin ein Integrationsgipfel statt. Es wird
auf Einladung des Bundesinnenministers einen Islam-
gipfel geben. Vielleicht könnte sich die Bundesfamilien-
ministerin die Idee zu Eigen machen, ein Bündnis gegen
Rechtsextremismus unter Einbeziehung der staatlichen
Akteure auf allen Ebenen, aber auch der großen Organi-
sationen und Verbände, wie zum Beispiel der Sportver-
eine, zu schmieden. Ich finde es vorbildlich, dass
Schalke 04 einen Nichtvereinbarkeitsbeschluss gefasst
hat: Wer NPD-Mitglied ist, kann nicht Mitglied bei
Schalke 04 sein. Damit macht man deutlich: Rechtsex-
tremist zu sein, ist nicht akzeptabel.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man könnte beispielsweise im Rahmen eines solchen
Bündnisses die Bundeszentrale für politische Bildung
beauftragen, Angebote schon in Kindergärten und
Grundschulen zu machen. Das muss ja nicht heißen, Ge-
schichtsunterricht zu machen, sondern viel eher, demo-
kratische Verhaltensweisen einzuüben.

Ganz zum Schluss bitte ich Sie, liebe Kolleginnen
und Kollegen: Lassen Sie uns an einem Konsens festhal-
ten, der hier in diesem Hause über viele Jahrzehnte ge-
tragen hat: Ja, Rechtsextremismus in Deutschland ist
real, aber nein, als normal werden wir ihn nie betrachten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605018800

Das Wort hat der Kollege Thomas Dörflinger für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1605018900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als Letzter,
der in dieser Debatte das Wort nimmt, habe ich die Gele-
genheit, durch die Reihen zu sehen und festzustellen:
Wir haben heute keine aufgeregte Debatte geführt. Wir
hätten angesichts der Ereignisse des vergangenen Sonn-
tags allen Anlass dazu gehabt. Daran, dass wir das nicht
getan haben, haben wir gut getan. Fast alle haben sich ja
auch an diese Maßgabe gehalten.

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(C (D Mich hat etwas nachdenklich gestimmt, dass die Präidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland mit lick auf die Ereignisse des vergangenen Sonntags daon gesprochen hat, es handele sich um eine Bankrotterlärung der Politik. Nun muss man diese drastische Forulierung so nicht teilen, aber es ist dennoch Anlass, nnezuhalten und einen Blick darauf zu werfen, was man olitisch und gesellschaftlich getan hat. Dabei stellt sich ie Frage: Haben wir denn alles richtig gemacht? Selbsterständlich ist es richtig, dass sich die Wirksamkeit und ie Effizienz von Programmen wie den beiden, über die ir heute in dieser Debatte reden, nicht oder nicht al eine an Wahlergebnissen ablesen lässt. Wenn es aber ntsprechende Wahlergebnisse gibt, wenn die Zahl der andtage in Deutschland, in denen Rechtsextremisten itzen, nicht sinkt, sondern wächst, wenn man sich die nalyse von Frank Schirrmacher in der „FAZ“ – Hanseter Uhl hat sie ja zitiert – vor Augen führt und sich ergegenwärtigt, dass es Landstriche in Deutschland ibt, in denen man beim Durchfahren den Eindruck hat, ie NPD bestimme dort – vermeintlich oder tatsächlich – as politische oder gesellschaftliche Geschehen, dann önnen wir nicht zu dem Ergebnis kommen, dass wir auf iesem politischen Feld alles richtig gemacht haben. Inofern besteht durchaus Anlass zur Selbstkritik, meine ehr verehrten Damen und Herren. (Kerstin Griese [SPD]: Es gibt aber auch noch andere Akteure, die was tun müssen!)


Allerdings habe ich mit Blick auf die Debatten, die
ir in der Vergangenheit geführt haben, den Eindruck,
ass es manchmal schon falsch ist, die Frage zu stellen
ich stelle sie trotzdem –: Haben wir alles richtig ge-
acht? Mit Blick auf das, was uns seitens des Ministeri-

ms heute Morgen im Ausschuss für Familie, Senioren,
rauen und Jugend bezüglich der Fortführung der Pro-
ramme vorgetragen wurde, sage ich: Ja, Herr Staatssek-
etär, das Ministerium scheint mir auf dem richtigen

ege zu sein. Es ist nämlich richtig, diese Dinge auf
ine breitere und vor allen Dingen nachhaltigere Grund-
age zu stellen.

Ich will versuchen, einen weiteren zusätzlichen As-
ekt in die Debatte einzubringen: Ich möchte dazu raten,
in Stück weit aus der Geschichte zu lernen – vorzugs-
eise aus der eigenen; das ist am einfachsten. Wenn man

ich die Strategie vor Augen führt, die diejenigen, die
an getrost als die geistigen Eltern bzw. Großeltern de-

er, die heute rechts außen stehen, in den späten 20er-
nd frühen 30er-Jahren in Deutschland gefahren haben,
rkennt man gewisse Parallelen. Es ergeben sich Paralle-
en insoweit, als man damals versucht hat, bestehende
ewachsene Strukturen zunächst zu unterwandern, diese
trukturen dann in einem zweiten Schritt zu zerstören
nd in einem letzten Schritt diejenigen, die für diese
trukturen eingestanden sind und innerhalb dieser Struk-

uren ehrenamtlich oder hauptamtlich gearbeitet haben,
mzubringen. Der Fokus der Aktivitäten war also auf die
ewachsenen Strukturen des so genannten vorpoliti-
chen Raums gerichtet.

Wenn wir die Gegenwart betrachten, können wir er-
ennen, dass wir überall dort, wo es diese gewachsenen






(A) (C)



(B) (D)


Thomas Dörflinger

Strukturen in Vereinen und in Verbänden und das damit
verbundene ehrenamtliche Engagement nicht gibt, auf-
gefordert sind, auf den verschiedenen politischen Hand-
lungsfeldern etwas zu tun, damit diese Strukturen entste-
hen können. Es ist auch mir klar, dass uns dies nicht von
heute auf morgen gelingt. Außerdem wird es viel Geld
kosten. Wir sollten aber dieses Geld – ich teile die Auf-
fassung – auf mehreren politischen Ebenen und über ei-
nen langen Zeitraum für diesen Zweck zur Verfügung
stellen.

Ich will noch auf einen Punkt zurückkommen, der
mich in dieser Debatte gestört hat. Beim Beitrag des
Kollegen Ernst Burgbacher kam kurzfristig Unruhe auf.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Demokraten
dieser Republik – damit meine ich nicht nur diejenigen,
die in diesem Parlament sitzen – daran gemessen werden
sollten, inwieweit sie sich gegen die Bedrohung unserer
Demokratie – unabhängig davon, aus welcher Motiva-
tion dies geschieht – zur Wehr setzen. Wir können den
Grad unserer Empörung und unsere Forderung nach
strafrechtlichen Konsequenzen nicht davon abhängig
machen, aus welchen politischen, religiösen oder sonsti-
gen Motiven eine solche Straftat verübt wird. Wir müs-
sen einem Angriff auf die Demokratie per se entgegen-
treten.

Wenn in einer ähnlichen Debatte jemand etwas Ähnli-
ches sagt wie vorhin der Kollege Burgbacher, dann wün-
sche ich mir, dass wir uns unabhängig von der tagespoli-
tischen Aktualität und unabhängig von der persönlichen
politischen Ausrichtung in diesem Punkt einig sind: Die
Demokraten dieser Republik stehen zusammen, wenn es
Angriffe auf unsere Demokratie, unabhängig aus wel-
cher Richtung sie erfolgen, gibt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1605019000

Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.

Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 21. Septem-
ber 2006, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.