Protokoll:
16037

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 37

  • date_rangeDatum: 1. Juni 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 22:06 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/37 Dirk Niebel (FDP) Stellungnahme der Bundesregierung zur eventuellen Anhebung des Aussteuerungs- betrags von 10 000 Euro auf 12 000 Euro Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . der Frauen-Union der CDU auf dem Ers- ten Deutschen Familientag Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Gudrun Kopp (FDP) Einschätzung des Wissenschaftsrates hin- sichtlich der Berufung der Leitung des Bundesamtes für Strahlenschutz Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär 3214 A 3214 B 3214 D 3215 A 3215 C 3216 A 3216 B 3216 C 3217 B 3218 A 3218 B 3220 B 3220 C 3220 D Deutscher B Stenografisch 37. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abge- ordneten Ruprecht Polenz und Eike Hover- mann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung der Abgeordneten Angelika Brunkhorst als Schriftführerin . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Ute Berg als Mit- glied im Gremium gemäß § 23 c Abs. 8 des Zollfahndungsdienstgesetzes . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 Fragestunde (Drucksachen 15/1604, 15/1645) . . . . . . . . . . Dringliche Frage 1 M E K s B A D Z E M E M d 3213 A 3213 B 3213 B 3213 B 3213 D Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (zur Geschäftsordnung) . . . . 3218 D 3219 A undestag er Bericht ung en 1. Juni 2006 t : ündliche Frage 1 kin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) osten und Finanzierung des Ersten Deut- chen Familientages am 15. Mai 2006 in erlin ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen kin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 2 kin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) aßnahmen gegen die Verbreitung einer as Elterngeld betreffenden Publikation 3219 C 3220 A BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3221 B 3221 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Mündliche Frage 4 Gudrun Kopp (FDP) Sicherung der Durchführung eigener For- schungen auf dem Gebiet des Strahlen- schutzes und in der Kerntechnik durch das Bundesamt für Strahlenschutz Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 8 und 9 Ulla Lötzer (DIE LINKE) Änderungsvorschläge der Bundesregie- rung für eine Richtlinie über Dienstleistun- gen im Binnenmarkt unter Berücksichti- gung der Forderungen des Bundesrates gemäß Bundesratsdrucksache 325/06 Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 10 und 11 Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) Forderung des Bundesrates (Bundesrats- drucksache 325/06) zur EU-Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt hinsicht- lich deren Anwendung auf Leistungen der Pflege und Rehabilitation sowie generell der sozialen Dienstleistungen Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Steueränderungsgesetzes 2007 (Drucksache 16/1545) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Steuerände- rungsgesetz 2007 zurückziehen (Drucksache 16/1501) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Dr. Volker Wis- sing, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Lud- wig Thiele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine weiteren Steue- E D G D K O F T a b W D E W F 3221 D 3222 A 3222 D 3223 C 3224 D 3225 A 3225 B 3225 C 3225 C rerhöhungen (Drucksache 16/1654) . . . . . . . . . . . . . . . duard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . abriele Frechen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . lorian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen wäh- rend des Wahlprozesses in der Demo- kratischen Republik Kongo auf Grund- lage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Drucksachen 16/1507, 16/1649, 16/1698) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Ent- schließungsantrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Dr. Norman Paech, Mo- nika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen wäh- rend des Wahlprozesses in der Demo- kratischen Republik Kongo auf Grund- lage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Drucksachen 16/1507, 16/1522, 16/1650) alter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3225 D 3226 A 3228 A 3229 A 3230 B 3231 B 3232 B 3233 C 3234 B 3234 C 3235 A 3236 B 3236 C 3236 D 3238 C 3240 A 3241 C 3243 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 III Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Dr. Michael Meister, Laurenz Meyer (Hamm), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Olaf Scholz, Ludwig Stiegler, Dr. Rainer Wend, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einsetzung eines Nationalen Normenkontrollrates (Drucksachen 16/1406, 16/1665) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Bir- git Homburger, Martin Zeil, Christian Ah- rendt und der Fraktion der FDP: Bürokratieabbau – Jetzt sind konkrete Schritte gefragt (Drucksachen 16/472, 16/1665) . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . . T a b c d e f g 3244 B 3245 D 3247 A 3248 C 3249 C 3250 D 3252 A 3252 D 3253 C 3254 D 3255 D 3259 C 3256 B 3256 C 3256 D 3258 A 3261 B 3262 D 3264 A 3265 C 3266 D 3267 C 3268 D 3269 D agesordnungspunkt 26: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Anspruchsberechtigung von Ausländern wegen Kindergeld, Erzie- hungsgeld und Unterhaltsvorschuss (Drucksache 16/1368) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Bärbel Höhn, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Teledienstegesetzes (Anti-Spam-Gesetz) (Drucksache 16/1436) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Juni 2005 zwischen der Regierung der Bun- desrepublik Deutschland und dem Schweizerischen Bundesrat, handelnd im Namen des Kantons Schaffhausen, über die Erhaltung einer Straßenbrü- cke über die Wutach zwischen Stühlin- gen (Baden-Württemberg) und Ober- wiesen (Schaffhausen) (Drucksache 16/1611) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Juni 2005 zwischen der Regierung der Bun- desrepublik Deutschland und dem Schweizerischen Bundesrat, handelnd im Namen des Kantons Aargau, über Bau und Erhaltung einer Rheinbrücke zwischen Laufenburg (Baden-Württem- berg) und Laufenburg (Aargau) (Drucksache 16/1612) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 28. Juni 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singa- pur zur Vermeidung der Doppelbesteu- erung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 16/1619) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes über die Bereinigung von Bundesrecht im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums des Innern (Drucksache 16/1620) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, Win- fried Hermann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Wasserverbandsgesetzes (Drucksache 16/1642) . . . . . . . . . . . . . . . 3270 D 3270 D 3271 A 3271 A 3271 B 3271 B 3271 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 h) Antrag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Bärbel Höhn, Ulrike Höf- ken, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Einfuhrverbot für Katzen- und Hundefelle (Drucksache 16/841) . . . . . . . . . . . . . . . . . i) Antrag der Abgeordneten Dr. Anton Hof- reiter, Winfried Hermann, Peter Hettlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Öffentlicher Personennahverkehr – Wettbewerb transparent und fair ord- nen (Drucksache 16/1065) . . . . . . . . . . . . . . . . j) Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, Winfried Hermann, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ver- brennung von Halmgut als Biobrenn- stoff in Kleinfeuerungsanlagen neu regeln (Drucksache 16/1149) . . . . . . . . . . . . . . . . k) Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Ulrike Höf- ken, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: UN-Moratorium für die Grundschleppnetzfischerei auf der Hohen See durchsetzen (Drucksache 16/1151) . . . . . . . . . . . . . . . . l) Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Patrick Döring, Horst Fried- rich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Defizite im Kampf gegen Trunkenheitsfahrten in der Seeschifffahrt beseitigen (Drucksache 16/1158) . . . . . . . . . . . . . . . . m) Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Mi- riam Gruß, Cornelia Pieper, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Fle- xible Konzepte für die Familie – Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung zukunftsfähig machen (Drucksache 16/1168) . . . . . . . . . . . . . . . . n) Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: BSE- Testpflichtaltersgrenze anheben (Drucksache 16/1170) . . . . . . . . . . . . . . . . o) Antrag der Abgeordneten Sevim Dagde- len, Karin Binder, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.: Für einen Schutz der Opfer von Zwangsverheiratungen, für die Stärkung ihrer Rechte und die länger- fristige Bekämpfung der Ursachen patriarchaler Gewalt (Drucksache 16/1564) . . . . . . . . . . . . . . . . p q Z A m w B t g w ( T a b c 3271 C 3271 C 3271 D 3271 D 3272 A 3272 A 3272 B 3272 B ) Antrag der Abgeordneten Ingbert Liebing, Enak Ferlemann, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Uwe Beckmeyer, Sö- ren Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Notschleppkonzept den veränderten Bedingungen der See- schifffahrt anpassen (Drucksache 16/1647) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Jan Mücke, Patrick Döring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nein zur ÖPNV-Nachfolge- verordnung (EG-VO 1191/69, Ratsdok. 11508/05) – Chancengleichheit für mittelständische Unternehmen si- chern (Drucksache 16/1652) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ntrag der Abgeordneten Markus Kurth, Ir- ingard Schewe-Gerigk, Britta Haßelmann, eiterer Abgeordneter und der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Alterna- iven zum Heim schaffen – Ambulante An- ebote für Menschen mit Behinderungen eiterentwickeln und ausbauen Drucksache 16/1644) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes über die Bereini- gung von Bundesrecht im Zuständig- keitsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 16/1290, 16/1633) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung der Bundes- notarordnung (Drucksachen 16/1340, 16/1606) . . . . . . . ) – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Personenbeförde- rungsrechts (Drucksachen 16/517, 16/1685) . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes und des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (Drucksachen 16/1039, 16/1685) . . . . 3272 B 3272 C 3272 C 3273 A 3273 B 3273 C 3273 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 V – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (Drucksachen 16/1341, 16/1685) . . . . d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Grundqualifikation und Weiterbildung der Fahrer im Güterkraft- oder Perso- nenverkehr (Drucksachen 16/1365, 16/1613, 16/1655) e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Bereinigung von Bundesrecht im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Bundesministeriums für Gesundheit (Drucksachen 16/1293, 16/1663) . . . . . . . f)–k) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 46, 47, 48, 49, 50 und 51 zu Petitionen (Drucksachen 16/1512, 16/1513, 16/1514, 16/1515, 16/1516, 16/1517) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Überein- kommen vom 6. November 2003 über den Schutz von Tieren beim internationalen Transport (revidiert) (Drucksachen 16/1346, 16/1664) . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: zu den Antworten der Bundesregie- rung auf die dringliche Frage 1 auf Druck- sache 16/1645 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Franz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Angelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . S R A T a b A D G H B A P N E T B a 3273 C 3274 A 3274 B 3274 D 3275 B 3275 C 3275 D 3276 D 3277 D 3278 D 3280 D 3282 A 3283 B 3284 A 3285 D 3286 D tefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . olf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 5: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Wer- ner Dreibus, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der LINKEN: Mindestlohnregelung einführen – zu dem Antrag der Abgeordneten Bri- gitte Pothmer, Irmingard Schewe-Ge- rigk, Markus Kurth, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Mindest- arbeitsbedingungen mit regional und branchenspezifisch differenzier- ten Mindestlohnregelungen sichern (Drucksachen 16/398, 16/656, 16/989) . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Dirk Niebel, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Gesetzliche Mindestlöhne ablehnen (Drucksache 16/1653) . . . . . . . . . . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . itta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . arald Wolf, Senator (Berlin) . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: alkandebatte ) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Weiterentwicklung der politischen und ökonomischen Gesamtstrategie für die Balkanstaaten und ganz Südosteuropa für das Jahr 2005 (Drucksache 16/778) . . . . . . . . . . . . . . . . 3288 B 3289 D 3290 D 3292 A 3292 A 3292 B 3293 C 3294 A 3295 C 3296 D 3297 B 3298 A 3298 D 3300 A 3302 A 3303 D 3308 C 3304 A VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 b) Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stin- ner, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Kosovo-Statusverhandlungen noch 2006 zu erfolgreichem Abschluss bringen (Drucksache 16/588) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Dr. Uschi Eid, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Das Abkommen von Dayton wei- terentwickeln und überwinden (Drucksache 16/877) . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Norman Paech, Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Beendigung der Operation „ALTHEA“ und Einrichtung einer in- ternationalen nicht-militärischen Poli- zeimission in Bosnien und Herzegowina (Drucksachen 16/217, 16/861) . . . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Da- niel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Eigenverantwortung von Bosnien und Herzegowina stärken – Verfas- sungsprozess unterstützen und „Bonn Powers“ des Hohen Repräsentanten ab- schaffen (Drucksachen 16/228, 16/862) . . . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung der Frie- densregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Internationalen Sicher- heitspräsenz (KFOR) und den Regie- rungen der Bundesrepublik Jugoslawien b U D D P W D K N E T a b i Z B a H G F N d ( H C 3304 B 3304 B 3304 C 3304 C 3304 D 3306 C 3310 B 3312 B 3313 A und der Republik Serbien (jetzt: Serbien und Montenegro) vom 9. Juni 1999 (Drucksachen 16/1509, 16/1651, 16/1699) ) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus- schuss) gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/1699) . . . . . . . . . . . . . . . ta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . arl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ) Antrag der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Für eine wirksamere Kontrolle der Geheimdienste (Drucksache 16/843) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, Sabine Leut- heusser-Schnarrenberger, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Kontrollgremiumgeset- zes (Drucksache 16/1163) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 4: eschlussempfehlung und Bericht des Innen- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten ans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), rietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der raktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN: Überwachung von Journalisten urch den Bundesnachrichtendienst Drucksachen 16/85, 16/1656) . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3314 B 3314 C 3314 D 3315 D 3317 A 3317 C 3318 C 3319 B 3320 A 3320 D 3321 C 3323 C 3321 C 3321 D 3321 D 3322 A 3325 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 VII Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 11: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Drucksachen 16/1410, 16/1696, 16/1697) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Brigitte Pothmer, Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Ich- AG (Drucksachen 16/1405, 16/1696, 16/1697) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Fraktion der LINKEN: Für Selbstbestimmung und soziale Sicherheit – Strategie zur Überwindung von Hartz IV – zu dem Antrag der Abgeordneten Bri- gitte Pothmer, Markus Kurth, Irmin- gard Schewe-Gerigk, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Hartz IV weiterentwickeln – Exis- tenzsichernd, individuell, passgenau – zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Katja Kipping, Heidrun Bluhm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Wohnungslo- sigkeit vermeiden – Wiedereinfüh- rung von Beihilfen und Übernahme von Mietschulden auch für Er- werbstätige mit niedrigem Einkom- men und Arbeitslosengeld-I-Bezie- her (Drucksachen 16/997, 16/1124, 16/1201, 16/1696) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . F D K K B D B K D K M K N E T a b U M V T K S 3327 B 3327 D 3328 D 3329 C 3330 A 3331 D 3333 A 3333 A 3333 B 3333 C ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . laus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . laus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Konrad Schily, Cornelia Pieper, Uwe Barth, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Hochschulbaumittel gerecht ver- teilen (Drucksache 16/1166) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Boris Gehring, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Für eine starke Wissenschaftsinfra- struktur im gemeinsamen Interesse von Bund und Ländern (Drucksache 16/1643) . . . . . . . . . . . . . . . we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arcus Weinberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 3334 B 3335 D 3337 B 3338 C 3339 B 3340 A 3340 D 3341 B 3342 C 3343 A 3343 B 3345 A 3345 A 3345 B 3346 D 3347 A 3351 B 3347 D 3347 D 3348 A 3349 A 3350 D 3353 D 3354 D 3356 A 3357 A VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Tagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der CDU/CSU und der SPD einge- brachten Entwurfs eines Investitionszulagen- gesetzes 2007 (InvZulG 2007) (Drucksachen 16/1409, 16/1539, 16/1543) . . Simone Violka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Frank Spieth, Dr. Martina Bunge, Inge Höger-Neuling, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der LIN- KEN: Erlass der Rechtsverordnung zum morbiditätsorientierten Risikostrukturaus- gleich gemäß § 268 Abs. 2 SGB V (Drucksache 16/1511) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung einer Bun- desanstalt für den Digitalfunk der Behör- den und Organisationen mit Sicherheits- aufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) (Drucksachen 16/1364, 16/1610, 16/1683, 16/1701) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Kerstin Andreae, Dr. Gerhard Schick, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Indivi- dualbesteuerung mit übertragbarem Höchst- betrag von 10 000 Euro (Drucksache 16/1152) . . . . . . . . . . . . . . . . . . T V r z s G M G D R D T Z B W n D ( T a b c 3358 A 3358 B 3360 A 3361 A 3362 C 3363 B 3364 C 3365 C 3367 A 3367 B 3368 B 3368 D 3369 B 3370 B 3371 D 3372 C 3374 A agesordnungspunkt 15: ereinbarte Debatte: Zu den Fortschrittsbe- ichten zu Bulgarien und Rumänien sowie ur aktuellen Entwicklung auf europäi- cher Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ünter Gloser, Staatsminister AA . . . . . . . . . arkus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . unther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . r. Lale Akgün (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 6: eschlussempfehlung des Ausschusses für ahlprüfung, Immunität und Geschäftsord- ung zu einem Antrag: Genehmigung zur urchführung eines Strafverfahrens Drucksache 16/1718) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 16: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Horst Friedrich (Bayreuth), Jan Mü- cke, Patrick Döring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Sonderprogramm „Kommunale Brü- ckenbauwerke“ auflegen (Drucksachen 16/261, 16/1008) . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Winfried Hermann, Peter Hettlich, Dr. Anton Hofreiter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Bestandssanierung der Verkehrsinfra- struktur ausweiten und effektive Sanie- rungsstrategie vorlegen (Drucksachen 16/553, 16/1090) . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Katrin Kunert, Dorothee Menzner, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Freistellung der Kommunen von der Mitfinanzierung bei Baumaß- nahmen im Kreuzungsbereich von Eisenbahnen und Straßen (Drucksache 16/1657) . . . . . . . . . . . . . . . 3374 A 3374 B 3375 C 3376 D 3378 B 3378 D 3379 D 3380 B 3381 C 3383 A 3383 B 3383 B 3383 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 IX Tagesordnungspunkt 17: Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parla- ments und des Rates zur Einführung eines europäischen Verfahrens für geringfügige Forderungen; Ratsdok. 15954/05 (Drucksachen 16/901 Nr. 2.2, 16/1684) . . . . . Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Petra Sitte, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: UNESCO-Übereinkommen zur kulturellen Vielfalt schnell ratifizieren (Drucksache 16/457) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meis- ter, Otto Bernhardt, Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Nina Hauer, Ingrid Arndt-Brauer, Lothar Binding (Heidelberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Grenzüberschreitender Zahlungsver- kehr im europäischen Binnenmarkt (Drucksache 16/1646) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Rainder Steenblock, Marieluise Beck (Bre- men), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Für eine anspruchsvolle und umfassende EU- Nachhaltigkeitstrategie (Drucksache 16/1437) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut (Drucksache 16/1372) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Ausführung des UNESCO- Übereinkommens vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Ein- T A r o s R A ( T B B T d 2 ( T a b T A A A N d c ( N A L 3384 A 3384 B 3384 C 3385 B 3385 C 3385 D fuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut (Ausführungsgesetz zum Kulturgutübereinkommen – KGÜAG) (Drucksache 16/1371) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: ntrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Ka- in Binder, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der LINKEN: Ein- etzung einer Enquete-Kommission „Ethik, echt und Finanzierung des Wohnens mit ssistenz (Heim-Enquete)“ Drucksache 16/1267) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: eratung der Unterrichtung durch den undesbeauftragten für den Datenschutz: ätigkeitsbericht 2003 und 2004 des Bun- esbeauftragten für den Datenschutz – 0. Tätigkeitsbericht – Drucksache 15/5252) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: ) Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Katrin Göring-Eckardt, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Recht statt Pflicht – Einschränkungen behinderter Menschen bei der Teilhabe am öffentlichen Leben entgegenwirken (Drucksache 16/949) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Jörg Rohde, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben konsequent sichern (Drucksache 16/853) . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Cornelia Behm, lexander Bonde, Hans-Josef Fell, weiterer bgeordneter und der Fraktion des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN: Kürzungen bei er Finanzierung der Entwicklung ländli- her Räume verhindern Drucksache 16/952) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 3386 A 3386 B 3386 C 3386 D 3387 A 3387 A 3387 C 3389 A X Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entwurf eines Haushalts- begleitgesetzes 2006 (36. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entwurf eines Haushalts- begleitgesetzes 2006 (36. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch) (SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entwurf eines Haushalts- begleitgesetzes 2006 (36. Sitzung, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung der Abgeordneten Petra Bierwirth (SPD) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Hedgefondszulassung zurücknehmen (36. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6) . . . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokratischen Repu- blik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesord- nungspunkt 3) Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Wolfgang Grotthaus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . A E D B d J B C r W L 9 m s t b M W l 1 t n A E C S m c M S ( m s t b M W b 1 t n A E A n t l B N B a C z e i G c 2 3389 B 3389 B 3389 C 3389 C 3390 A 3390 B 3390 C 3391 D 3392 B 3392 C 3392 D 3393 C nlage 7 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Thea Dückert, Priska Hinz (Herborn), ärbel Höhn, Birgitt Bender, Kerstin An- reae, Katrin Göring-Eckardt, Peter Hettlich, erzy Montag, Silke Stokar von Neuforn, ritta Hasselmann, Elisabeth Scharfenberg, ornelia Behm, Rainder Steenblock, Marga- eta Wolf (Frankfurt), Kai Boris Gehring, olfgang Wieland, Ulrike Höfken, Anna ührmann und Anja Hajduk (alle BÜNDNIS 0/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstim- ung über die Beteiligung bewaffneter deut- cher Streitkräfte an der EU-geführten Opera- ion EUFOR RD CONGO zur zeitlich efristeten Unterstützung der Friedensmission ONUC der Vereinten Nationen während des ahlprozesses in der Demokratischen Repub- ik Kongo auf Grundlage der Resolution 671 (2006) des Sicherheitsrates der Verein- en Nationen vom 25. April 2006 (Tagesord- ungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hristian Lange (Backnang), Andreas Weigel, abine Bätzing, Elvira Drobinski-Weiß, Sieg- und Ehrmann, Michael Hartmann (Wa- kernheim), Iris Hoffmann (Wismar), Detlef üller (Chemnitz), Ortwin Runde, Silvia chmidt (Eisleben) und Carsten Schneider Erfurt) (alle SPD) zur namentlichen Abstim- ung über die Beteiligung bewaffneter deut- cher Streitkräfte an der EU-geführten Opera- ion EUFOR RD CONGO zur zeitlich efristeten Unterstützung der Friedensmission ONUC der Vereinten Nationen während des ahlprozesses in der Demokratischen Repu- lik Kongo auf Grundlage der Resolution 671 (2006) des Sicherheitsrates der Verein- en Nationen vom 25. April 2006 (Tagesord- ungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten lexander Bonde, Winfried Hermann, Mo- ika Lazar, Dr. Gerhard Schick, Sylvia Kot- ing-Uhl, Hans-Josef Fell, Josef Philip Wink- er, Dr. Anton Hofreiter und Matthias erninger (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) zur namentlichen Abstimmung über die eteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte n der EU-geführten Operation EUFOR RD ONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt- ung der Friedensmission MONUC der Ver- inten Nationen während des Wahlprozesses n der Demokratischen Republik Kongo auf rundlage der Resolution 1671 (2006) des Si- herheitsrates der Vereinten Nationen vom 5. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) . . . . 3394 A 3395 C 3396 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 XI Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jochen-Konrad Fromme, Kurt J. Rossmanith, Georg Schirmbeck, Klaus-Peter Willsch und Bernhard Schulte-Drüggelte (alle CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Be- teiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt- zung der Friedensmission MONUC der Ver- einten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) . . . . . Anlage 11 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dirk Manzewski und Dr. Peter Danckert (beide SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlpro- zesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesord- nungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Volker Beck (Köln) und Claudia Roth (Augs- burg) (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Be- teiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt- zung der Friedensmission MONUC der Ver- einten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) . . . . . Anlage 13 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elke Reinke (DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Tagesordnungspunkt 11 a) Anlage 14 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- z f A E K w A A E ( d l ( A Z d z a o D D D E R A Z E e B h ( U A Z d t g P P C D C 3397 C 3397 D 3398 B 3398 C es zur Fortentwicklung der Grundsicherung ür Arbeitsuchende (Tagesordnungspunkt 11 a) nlage 15 rklärung des Abgeordneten Dr. Heinrich L. olb (FDP) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Verlängerung der Ich- G (Tagesordnungspunkt 11 a) . . . . . . . . . . . nlage 16 rklärung des Abgeordneten Lothar Mark SPD) zur namentlichen Abstimmung über en Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwick- ung der Grundsicherung für Arbeitsuchende Tagesordnungspunkt 11 a) . . . . . . . . . . . . . . nlage 17 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Erlass der Rechtsverordnung um morbiditätsorientierten Risikostruktur- usgleich gemäß § 268 Abs. 2 SGB V (Tages- rdnungspunkt 12) r. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . r. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . lisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 18 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes über die Errichtung iner Bundesanstalt für den Digitalfunk der ehörden und Organisationen mit Sicher- eitsaufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) Tagesordnungspunkt 13) lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 19 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Individualbesteuerung mit über- ragbarem Höchstbetrag von 10 000 Euro (Ta- esordnungspunkt 14) atricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . etra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3399 A 3399 D 3399 D 3400 A 3401 A 3401 C 3402 C 3403 A 3403 B 3404 A 3404 D 3405 C 3406 B 3406 C XII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Anlage 20 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Son- derprogramm „Kommunale Brückenbau- werke“ auflegen – Beschlussempfehlung und Bericht: Be- standssanierung der Verkehrsinfrastruktur ausweiten und effektive Sanierungsstrate- gie vorlegen – Antrag: Freistellung der Kommunen von der Mitfinanzierung bei Baumaßnahmen im Kreuzungsbereich von Eisenbahnen und Straßen (Tagesordnungspunkt 16 a bis c) Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 21 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Vorschlag für eine Verordnung des Europäi- schen Parlaments und des Rates zur Einfüh- rung eines europäischen Verfahrens für ge- ringfügige Forderungen; Ratsdok. 15954/05 (Tagesordnungspunkt 17) Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Dirk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dagdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 22 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs: UNESCO-Übereinkommen zur kulturellen Vielfalt schnell ratifizieren (Tages- ordnungspunkt 18) Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Steffen Reiche (Cottbus) (SPD) . . . . . . . . . . . Christoph Waitz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d l ( G N F U D A Z d u g T S M L R A Z d – – ( M S C D D B 3407 B 3408 C 3410 A 3410 D 3411 D 3412 B 3413 C 3414 C 3415 C 3416 B 3417 B 3417 D 3418 C 3419 B 3420 B 3421 A nlage 23 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs: Grenzüberschreitender Zah- ungsverkehr im europäischen Binnenmarkt Tagesordnungspunkt 19) eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 24 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs: Für eine anspruchsvolle und mfassende EU-Nachhaltigkeitstrategie (Ta- esordnungspunkt 20) homas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . teffen Reiche (Cottbus) (SPD) . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 25 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Entwürfe: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechts- widrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereig- nung von Kulturgut Gesetz zur Ausführung des UNESCO- Übereinkommens vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut (Ausführungsgesetz zum Kulturgutüber- einkommen – KGÜAG) Tagesordnungspunkt 21 a und b) onika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . teffen Reiche (Cottbus) (SPD) . . . . . . . . . . . hristoph Waitz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . r. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3422 A 3423 A 3423 D 3424 C 3425 A 3425 C 3427 C 3428 A 3428 D 3429 C 3431 A 3431 C 3432 B 3433 C 3434 A 3434 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 XIII Anlage 26 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Einsetzung einer Enquete-Kom- mission „Ethik, Recht und Finanzierung des Wohnens mit Assistenz (Heim-Enquete)“ (Ta- gesordnungspunkt 22) Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Unterrichtung: Tätigkeitsbericht 2003 und 2004 des Bundesbeauftragten für den Daten- schutz – 20. Tätigkeitsbericht – (Tagesord- nungspunkt 23) Beatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Recht statt Pflicht – Einschränkungen be- hinderter Menschen bei der Teilhabe am öffentlichen Leben entgegenwirken – Teilhabe von Menschen mit Behinderun- gen am öffentlichen Leben konsequent si- chern (Tagesordnungspunkt 24 a und b) Antje Blumenthal (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d d d M H D D C A D D R b r A F A D J V s l H A F A M C V d A A A M D A U n 3435 D 3436 D 3438 A 3438 D 3440 A 3441 C 3442 C 3444 D 3447 B 3448 A 3448 C 3449 C 3450 C 3452 B 3453 B 3454 B 3454 D nlage 29 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Kürzungen bei der Finanzierung er Entwicklung ländlicher Räume verhin- ern (Tagesordnungspunkt 25) arlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . olger Ortel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 30 ringliche Frage 2 irk Niebel (FDP) isiko für weitere Haushaltsbelastungen ei bereits jetzt bestehendem Haushalts- isiko durch die Hartz-IV-Festsetzung ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 31 ringliche Fragen 3 und 4 ürgen Koppelin (FDP) orstellungen der Bundeskanzlerin hin- ichtlich einer „grundlegenden Überho- ung“ bzw. einer „Generalrevision“ der artz-IV-Gesetzgebung ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 32 ündliche Frage 5 ornelia Hirsch (DIE LINKE) erankerung der Gebührenfreiheit für Bil- ung im Grundgesetz ntwort ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 33 ündliche Frage 6 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) nzahl der mit der Aufdeckung von msatzsteuerbetrug beschäftigten Perso- en und dadurch entstehende Kosten 3455 B 3456 C 3457 D 3458 D 3459 B 3460 B 3460 C 3461 A XIV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Frage 7 Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Werftenkapazitäten für Neubauten und Modernisierungsmaßnahmen der Binnen- schifffahrt Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 35 Mündliche Frage 12 Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Beseitigung von Unklarheiten bezüglich der Abgrenzung zwischen privater und öf- fentlicher Bildung in der EU-Dienstleis- tungsrichtlinie Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Frage 13 Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) Verstärkung der deutschen Militärpräsenz im Falle unvorhergesehener Entwicklun- gen in der Demokratischen Republik Kongo Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 37 Mündliche Frage 14 Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) Kosten des geplanten Militäreinsatzes in der Demokratischen Republik Kongo und deren Veranschlagung im Bundeshaushalt 2006 Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M D V n f u F A C A M W Z b s z S p S A C A M B U T B R s A M A M J S b g V v A M 3461 B 3461 C 3461 D 3462 A 3462 C nlage 38 ündliche Frage 15 r. Rainer Stinner (FDP) om Bundesverteidigungsministerium be- ötigte Zeit für die Ermittlung einer Be- ehlsgebung in multinationalen Verbänden nd Stäben (Bundestagsdrucksache 16/1268, rage 27) ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 39 ündliche Fragen 16 und 17 infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ugänglichkeit des Entwurfs des Weiß- uchs zur Sicherheitspolitik für die Oppo- ition und die Öffentlichkeit; Unterschiede wischen der im Weißbuch definierten icherheitspolitik und den Verteidigungs- olitischen Richtlinien der europäischen icherheitsstrategie ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 40 ündliche Fragen 18 und 19 ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) msetzung der Ergebnisse des „Runden ischs Pflege“; Selbstverpflichtung aller eteiligten zur Einhaltung der Charta der echte hilfe- und pflegebedürftiger Men- chen ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 41 ündliche Fragen 20 und 21 örg Rohde (FDP) tärkung des Vorrangs medizinischer Reha- ilitation vor der Pflege von pflegebedürfti- en, alten und behinderten Menschen; erlagerung von Leistungen auf die Pflege- ersicherung durch die Krankenkassen ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3462 C 3463 A 3463 D 3464 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 XV Anlage 42 Mündliche Frage 22 Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Förderungsprogramme zur Erhaltung der Binnenschifffahrt unter deutscher Flagge und zur Modernisierung der Flotte Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 43 Mündliche Fragen 23 und 24 Jan Mücke (FDP) Maßnahmen zur Beschleunigung der Nachbesserungsarbeiten im Dölzschener Autobahntunnel (A 17) Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 44 Mündliche Fragen 25 und 26 Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Beantwortung des Briefs des Sächsisch- Bayrischen Städtenetzes hinsichtlich der Zukunft der Sachsen-Franken-Magistrale; Zusammenarbeit mit dem Sächsisch-Bay- rischen Städtenetz Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 45 Mündliche Fragen 27 und 28 Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gesetzliche Grundlage für die Lärmsanie- rung durch Lärmschutzmaßnahmen an be- stehenden Schienenwegen; Akzeptanz ei- ner Geschwindigkeitsreduzierung auf Schienenwegen aus Gründen des Schall- schutzes Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 46 Mündliche Fragen 29 und 30 Joachim Günther (Plauen) (FDP) Öffentliche Ausschreibung von Leistungen mit Herstellerbindung; Sicherstellung e G A A A M H V B w f A A A M D A K g e A F A M A E t S K A g A F A M A K l A t D A F 3464 C 3465 B 3465 D 3466 A iner produktneutralen Ausschreibung aus ründen des Wettbewerbs ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 47 ündliche Fragen 31 und 32 einz-Peter Haustein (FDP) ergabe von Aufträgen an den billigsten ieter und nicht an den Bieter mit dem irtschaftlichsten Angebot; Schadenersatz ür die später entstehenden Mehrkosten ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 48 ündliche Frage 33 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) nzahl der mit der Überwachung und ontrolle von Arbeitslosengeld-II-Empfän- ern beschäftigten Personen und dadurch ntstehende Kosten ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 49 ündliche Frage 34 lexander Ulrich (DIE LINKE) inschränkung der nationalen Kon- rollmöglichkeiten gegenüber Lohn- und ozialdumping in den Leitlinien der EU- ommission für die Entsendung von rbeitnehmern im Rahmen der Erbrin- ung von Dienstleistungen ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 50 ündliche Frage 35 lexander Ulrich (DIE LINKE) ritik von Gewerkschaften an der Behand- ung der gewerkschaftlichen Rechte, rbeitskampfmaßnahmen und des kollek- iven Arbeitsrechts durch Art. 1 der ienstleistungsrichtlinie ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3466 C 3466 D 3467 A 3467 B 3467 C XVI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Anlage 51 Mündliche Fragen 36 und 37 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Situation von Lesben und Schwulen in Russland und Polen; Zulassung von Les- ben- und Schwulenparaden und Schutz vor Übergriffen von Rechtsradikalen und reli- giösen Fundamentalisten Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Anlage 52 Mündliche Fragen 38 und 39 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einberufung einer vom „Internationalen Komitee zur Begleitung des Übergangspro- zesses“ (CIAT) vorgesehenen politischen Dialoggruppe für die Demokratische Repu- blik Kongo; Voraussetzungen für eine Beteiligung der Bundeswehr an einer EU- Militärmission in der Demokratischen Republik Kongo Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Anlage 53 Mündliche Fragen 40 und 41 Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) Reaktion auf die Zunahme rechtsextremis- tischer Gewalttaten, insbesondere Beseiti- gung von so genannten national befreiten Zonen Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 54 Mündliche Fragen 42 und 43 Petra Pau (DIE LINKE) Einstufung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e. V. (VVN-BdA) als linksextreme Organi- sation Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 55 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3467 D 3468 B 3469 B 3469 D 3470 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3213 (A) ) (B) ) 37. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 7.3
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    Anlage 29 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3389 (A) ) (B) ) Zypries, Brigitte SPD 01.06.2006 densmission MONUC der Vereinten Nationen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A 2 T C s 3 G A M A M A M A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 01.06.2006 Albach, Peter CDU/CSU 01.06.2006 Andres, Gerd SPD 01.06.2006 Bartsch, Dr. Dietmar DIE LINKE 01.06.2006 Bismarck, Carl Eduard von CDU/CSU 01.06.2006 Blumentritt, Volker SPD 01.06.2006 Ernstberger, Petra SPD 01.06.2006 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 01.06.2006 Friedrich (Bayreuth), Horst FDP 01.06.2006 Griefahn, Monika SPD 01.06.2006 Groneberg, Gabriele SPD 01.06.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 01.06.2006 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 01.06.2006 Hilsberg, Stephan SPD 01.06.2006 Knoche, Monika DIE LINKE 01.06.2006 Pflug, Johannes SPD 01.06.2006 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 01.06.2006 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.06.2006 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 01.06.2006 Ulrich, Alexander DIE LINKE 01.06.2006 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 01.06.2006 Zöller, Wolfgang CDU/CSU 01.06.2006 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/ CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Haushaltsbegleitgesetzes 2006 (36. Sitzung, Tagesordnungspunkt 5) An den namentlichen Abstimmungen am 19. Mai 006 habe ich nicht teilgenommen, da ich an diesem age im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden der CDU/ SU-Fraktion und dem Ersten Parlamentarischen Ge- chäftsführer an einer Konferenz des Fernsehsenders sat in München teilgenommen habe. Aus diesem runde war ich für den 19. Mai auch entschuldigt. nlage 3 Erklärung der Abgeordneten Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Haushaltsbegleitgesetzes (36. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 5) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet Ja. nlage 4 Erklärung des Abgeordneten Gert Weisskirchen (Wies- loch) (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Haushaltsbegleitgeset- zes (36. Sitzung, Tagesordnungspunkt 5) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet Ja. nlage 5 Erklärung der Abgeordneten Petra Bierwirth (SPD) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Hedgefondszulassung zurücknehmen (36. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 6) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet Ja. nlage 6 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Frie- 3390 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) während des Wahlprozesses in der Demokrati- schen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tages- ordnungspunkt 3) Veronika Bellmann (CDU/CSU): Ich kann dem An- trag der Bundesregierung zur Entsendung deutscher Sol- daten in die Demokratische Republik Kongo aus folgen- den Gründen nicht zustimmen: Art, Umfang und Planung des Einsatzes entsprechen nicht meinen Vorstellungen eines sorgfältig organisierten und abgesicherten Auslandseinsatzes der Bundeswehr. Weder die Truppenstärke noch der Einsatzradius ist der Größe des Landes und damit auch der Bedeutung der Aufgabe angemessen. Die Beschränkung des Einsatzes auf die Hauptstadt Kinshasa macht deutlich, dass es sich um einen symbolischen Akt der Unterstützung handelt. Für derartige Symbolik sind jedoch die Risiken des Ein- satzes zu hoch; das Leben deutscher Soldaten ist meines Erachtens akut gefährdet. Es ist nicht kalkulierbar, wie sich die Sicherheitslage bei eventuellen Ausschreitungen oder Kämpfen der Mi- lizen entwickelt. Zudem sind die Rückzugsmöglichkei- ten der EUFOR-Soldaten eng begrenzt; der Flughafen liegt an einer überlasteten Ausfallstraße 25 Kilometer von der Innenstadt entfernt. Auch der innerstädtische Flughafen eignet sich nach Ansicht von Experten nur be- dingt als Rückzugsbasis, sodass nur der Kongo-Fluss für eine eventuelle Evakuierung bliebe. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Wahl von verschiedenen politischen Kräften nicht anerkannt wird. Da es noch keine unabhängige Justiz im Land gibt, ist schwer einzuschätzen, ob und wie sich die Lage nach der Wahl entwickelt. Wie fragil diese Lage ist, zeigen nicht zuletzt die Vorgänge um den angeblichen Putschversuch in den letzten Tagen. Zudem ist die angestrebte zeitliche Befristung unre- alistisch. Weder der Termin für die Wahl noch die Ter- mine für die eventuell notwendige Stichwahl bzw. für die Wahl zur zweiten Parlamentskammer (Provinz- und Kommunalwahlen) stehen bisher wirklich fest. Ein nachhaltiges Konzept für die Zeit nach den Wahlen und dem Abzug der EUFOR-Truppen fehlt ebenso wie ein Plan zu Befriedung der östlichen Regionen des Landes, in denen noch immer Milizenkämpfe stattfinden. Daher enthalte ich mich meiner Stimme, wünsche den deutschen Soldaten aber dennoch bestmöglichen Erfolg im Falle eines Einsatzes. Wolfgang Grotthaus (SPD): Die deutsche Beteili- gung an der EU-Mission im Kongo wurde in der SPD- Bundestagsfraktion intensiv und kontrovers diskutiert. Letztendlich stimmte die Mehrheit der Fraktion für den Einsatz. Nach wie vor hege ich persönlich allerdings er- heblichen Zweifel am Sinn und Erfolg der Mission. Die Verantwortung Europas in Afrika und im Kongo kann nach meiner Auffassung nicht mit 2 000 Soldaten, von d s z s d d s u S B T A g c l d w s K d b f R n d s s W s d z h d g K d o m s t E r m n d d D i (C (D enen höchstens die Hälfte in der Hauptstadt Kinshasa tationiert sein wird, wahrgenommen werden. Inhaltlicher Anspruch und Aufgabe passen hier nicht um Mitteleinsatz. Der Ablauf der Debatte zeigt, wie ich immer wieder Strategie, Zielsetzung und Begrün- ung des Einsatzes verschoben haben, angepasst wur- en. Sollte dieser Einsatz problematisch werden, werden ich die Brüche und Strukturprobleme schnell zeigen nd zu einer Gefährdung des Einsatzes bzw. zu einem cheitern führen. Trotz Versicherung der Bundesregierung, dass der undeswehreinsatz klar definiert ist, sind hinsichtlich ruppenstärke, Zeitraum, Aufgabe und Einsatzgebiet usweitungen möglich. Die auslegungsfähigen Aussa- en sind wenig vertrauenerweckend. Probleme sehe ich insbesondere in folgenden Berei- hen: Erstens. Wenn die Wahlen nicht ordnungsgemäß ver- aufen, manipuliert oder gestört werden, können die Sol- aten dies verhindern? Wenn die Wahlen angefochten erden oder das Ergebnis nicht akzeptiert wird, verlas- en die Soldaten der EU-Mission dann trotzdem den ongo (definiertes Mandat)? Zweitens. Nicht erfüllte Erwartungen in das Ergebnis er Wahlen sowie Enttäuschungen über erwartete Ver- esserungen der Lebensumstände sind eine große Ge- ahr. Wer Erwartungen weckt, ist nachher auch für die ealisierung bzw. Umsetzung zuständig und kann sich icht einfach vom Platz stehlen. Können und wollen wir as? Drittens. Wenn es zu Kampfhandlungen bzw. militäri- chen Auseinandersetzungen kommt, sollen die deut- chen Soldaten dann kämpfen oder sich zurückziehen? omit sollen sie dann kämpfen? Wie können die deut- chen Soldaten wieder aus dem Kongo abgezogen wer- en? Die Zusagen der politisch Verantwortlichen, dass es u keiner Verlängerung des Mandates kommen wird, alte ich – je nach Entwicklung der Lage – für schwer urchzuhalten bzw. mit den Zusagen und Versprechen egenüber den Verbündeten und der Bevölkerung im ongo schwer zu vereinen. Einen langfristigen oder gar auerhaften Einsatz im Kongo – analog zum Balkan der zu Afghanistan – halte ich für nicht darstellbar, öglich oder wünschenswert. In meiner Fraktion habe ich gegen diesen Einsatz ge- timmt. Im Plenum werde ich dem mehrheitlichen Vo- um meiner Fraktion folgen in der Hoffnung, dass der insatz der deutschen Soldaten den mehrheitlichen Inte- essen der Menschen im Kongo dient und hilft, den de- okratischen Prozess zu beschleunigen und die bewaff- eten Auseinandersetzungen zu beenden. Petra Hinz (Essen) (SPD): Wie alle anderen Mitglie- er in diesem Hohen Hause bin auch ich der Auffassung, er Kongo braucht Frieden und demokratische Wahlen. eshalb unterstütze ich den Demokratisierungsprozess m Kongo auch mit aller Kraft. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3391 (A) ) (B) ) Wir entscheiden heute über den bisher gefährlichsten Einsatz von deutschen Soldatinnen und Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben den 500 Einsatzkräften werden auch 280 weitere Unterstützungskräfte aus Deutschland im Kongo eingesetzt. Es ist an der Zeit, erneut an die Erfolge des gewalt- freien Widerstandes zu erinnern: Denn Freiheit und De- mokratie wurden in den seltensten Fällen durch den Ein- satz von Militär, also durch Soldatinnen und Soldaten, durchgesetzt. Kaum ein Konflikt der vergangenen Jahr- zehnte wurde mit Waffengewalt gelöst, meist wurden Freiheit und Demokratie gewaltfrei von der Bevölkerung der Länder erkämpft. Diese Erfahrung haben wir zuletzt mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in Deutschland und Europa gemacht. Ich habe den Prozess bis zur heutigen Entscheidung sehr genau begleitet und denen, die die Verhandlungen für uns geführt haben, aufmerksam und aktiv zugehört. Oft sind es die kleinen Dinge und Aussagen, die es ei- nem unmöglich machen, zuzustimmen. Zum ursprünglichen Auftrag bzw. Mandat: Unsere Soldatinnen und Soldaten sollten „nur“ die Wahlbeob- achter sichern bzw. schützen. Laut Antrag der Bundesre- gierung umfasst das Mandat jetzt jedoch Unterstützungs- leistungen auf militärisch-strategischer Ebene, operative Beteiligung am Streitkräftehauptquartier in Kinshasa und Evakuierungsmaßnamen, um Einzelne aus Gefah- renlagen zu verbringen. Hier stellt sich die Frage, wer die schutzwürdigen Personen sind. Wen zählen wir dazu? Und die für mich wichtige und entscheidende Frage: Wen schließen wir im Ernstfall aus? Auch die Definition des Einsatzgebietes hat sich ver- ändert. War ursprünglich die Rede von der Stadt Kinshasa, heißt es heute im Mandat: Raum Kinshasa. Hier gibt es einen qualitativen Unterschied. Wie groß ist genau der Raum Kinshasa? Werden auch Seestreitkräfte an der Mission beteiligt, dann wird der Raum Kinshasa unüberschaubar groß. Immerhin umfasst die Demokrati- sche Republik Kongo ein Gebiet, das so groß wie West- europa ist. Im Kongo befindet sich derzeit die internationale Schutztruppe der Vereinten Nationen – MONUC – mit rund 18 000 Soldaten. Glauben wir denn wirklich, mit dem Einsatz von 1 500 weiteren Soldaten die Gefahr von Übergriffen und Anschlägen von Kindersoldaten und Rebellen verhindern zu können? Auf 4 bis 5 Millionen Tote schätzt die UNO die bisherigen Opfer in diesem Konflikt. Das Gleichgewicht des Schreckens hängt von der Furcht vor dem vernichtenden Vergeltungsschlag ab, doch die Kindersoldaten und die Rebellen haben keine Furcht. Sie haben noch nicht einmal Angst, das eigene Leben zu verlieren. Hier wird gegen einen uneinschätz- baren Gegner gekämpft. Im Ernstfall stehen unsere Sol- datinnen und Soldaten Kindern und Jugendlichen gegen- über, die bereit sind, ohne weiteres sich selbst zu opfern. v n r s U A a c G f H n K m d R e E n w k v g e p W u B h k ü k f s A l u u e g d t e s e D k v K (C (D Sind unsere Einsatzkräfte auf diesen Einsatz wirklich orbereitet? Natürlich wissen wir, dass unsere Soldatin- en und Soldaten grundsätzlich auf Einsätze gut vorbe- eitet werden. Aber wie ist es in diesem speziellen Ein- atz? Der Kongo ist der gefährlichste Unruheherd Afrikas. nsere Soldaten haben keine Erfahrung mit Einsätzen in frika und ohne ein „eingespieltes Team“ aus Offizieren us den EU-Staaten entsenden wir sie in einen risikorei- hen Einsatz mit ungewissem Ausgang. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst ertz, und der Wehrbeauftragte, Reinhold Robbe, zwei- eln an der ausreichenden Vorbereitung der Bundeswehr. intergrund ist vor allem der unklare Auftrag und das icht genau definierte Einsatzgebiet. Ein Einsatz im ongo stellt besondere Ansprüche. Kampfhandlungen it Kindersoldaten können nicht ausgeschlossen wer- en, die Lage im Kongo ist alles andere als ruhig, die eaktionen der Bevölkerung können im Ernstfall nicht ingeschätzt werden. Das heißt, im Ernstfall wird dieser insatz zum Kampfeinsatz mit einem unbekannten Geg- er und Ausgang. Wir sollten die Bedenken derer, die ir in den Einsatz schicken, ernst nehmen. Eine weitere Problematik ist die zeitliche Einschrän- ung des Einsatzes. Im Antrag der Bundesregierung sind ier Monate vorgesehen, Vorbereitung und Rückverle- ung nicht einberechnet. Bisher ist noch jeder Auslands- insatz der Bundeswehr verlängert worden. Es stellt sich auch die Frage nach einem Alternativ- lan für den Worst Case. Sollte die Situation nach den ahlen im Kongo eskalieren, welchen Auftrag haben nsere Soldatinnen und Soldaten dann? Will sich die undesrepublik Deutschland dann wirklich zurückzie- en und das Land sich selbst überlassen? Dies ist wohl aum vorstellbar. Diejenigen, die hundertprozentig von diesem Einsatz berzeugt sind, haben es nicht geschafft, meine Beden- en auszuräumen. Sie haben es versäumt, die Fragen zu- rieden stellend zu beantworten, und vor allem konnten ie den Soldatinnen und Soldaten kein klares Bild ihres uftrages vermitteln. Der Antrag der Bundesregierung ässt sich großzügig auslegen; ihm fehlt es an Präzision nd Klarheit. Ich kann den ungewissen Einsatz unserer Soldatinnen nd Soldaten im Kongo nicht mit meinem Gewissen ver- inbaren und stimme deshalb dem Antrag der Bundesre- ierung nicht zu. Johannes Kars (SPD): Die deutsche Beteiligung an er EU-Mission im Kongo wurde in der SPD-Bundes- agsfraktion intensiv und kontrovers diskutiert. Letzt- ndlich stimmte die Mehrheit der Fraktion für den Ein- atz. Nach wie vor hege ich persönlich allerdings rheblichen Zweifel am Sinn und Erfolg der Mission. ie Verantwortung Europas in Afrika und im Kongo ann nach meiner Auffassung nicht mit 2 000 Soldaten, on denen höchstens die Hälfte in der Hauptstadt inshasa stationiert sein wird, wahrgenommen werden. 3392 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Inhaltlicher Anspruch und Aufgabe passen hier nicht zum Mitteleinsatz. Der Ablauf der Debatte zeigt, wie sich immer wieder Strategie, Zielsetzung und Begrün- dung des Einsatzes verschoben haben, angepasst wur- den. Sollte dieser Einsatz problematisch werden, werden sich die Brüche und Strukturprobleme schnell zeigen und zu einer Gefährdung des Einsatzes bzw. zu einem Scheitern führen. Trotz Versicherung der Bundesregierung, dass der Bundeswehreinsatz klar definiert ist, sind hinsichtlich Truppenstärke, Zeitraum, Aufgabe und Einsatzgebiet Ausweitungen möglich. Die auslegungsfähigen Aussa- gen sind wenig vertrauenerweckend. Probleme sehe ich insbesondere in folgenden Berei- chen: Wenn die Wahlen nicht ordnungsgemäß verlaufen, manipuliert oder gestört werden, können die Soldaten dies verhindern? Wenn die Wahlen angefochten werden oder das Ergebnis nicht akzeptiert wird, verlassen die Soldaten der EU-Mission dann trotzdem den Kongo (de- finiertes Mandat)? Nicht erfüllte Erwartungen in das Ergebnis der Wah- len sowie Enttäuschungen über erwartete Verbesserun- gen der Lebensumstände sind eine große Gefahr. Wer Erwartungen weckt, ist nachher auch für die Realisie- rung bzw. Umsetzung zuständig und kann sich nicht ein- fach vom Platz stehlen. Können und wollen wir das? Wenn es zu Kampfhandlungen bzw. militärischen Auseinandersetzungen kommt, sollen die deutschen Sol- daten dann kämpfen oder sich zurückziehen? Womit sol- len sie dann kämpfen? Wie können die deutschen Solda- ten wieder aus dem Kongo abgezogen werden? Die Zusagen der politisch Verantwortlichen, dass es zu keiner Verlängerung des Mandates kommen wird, halte ich – je nach Entwicklung der Lage – für schwer durchzuhalten bzw. mit den Zusagen und Versprechen gegenüber den Verbündeten und der Bevölkerung im Kongo schwer zu vereinen. Einen langfristigen oder gar dauerhaften Einsatz im Kongo – analog zum Balkan oder zu Afghanistan – halte ich für nicht darstellbar, möglich oder wünschenswert. In meiner Fraktion habe ich gegen diesen Einsatz ge- stimmt. Da diese Abstimmung für mich keine Gewis- sensfrage ist, folge ich im Plenum dem mehrheitlichen Votum meiner Fraktion und stimme für diesen Einsatz. Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU): Trotz erheb- licher Bedenken werde ich heute dem Antrag der Bun- desregierung zur Entsendung deutscher Truppen zur Un- terstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen zustimmen. Die Sicherung von Frieden und Stabilität ist ein hohes Gut, dessen Verteidigung weltweit Unterstützung ver- dient. Dennoch beinhaltet diese Mission eine aus meiner Sicht nicht abschätzbare Gefahr für die beteiligten deut- schen Soldatinnen und Soldaten. Unabhängig davon, wie die Wahl ausgeht, ist nicht klar, wie die Bevölkerung auf das Ergebnis reagieren wird und ob das Ergebnis landes- w E t L d s T B a K C c c r s N G d S s d d w E p k S c u z w K C c d a d N z r d t B k v m r k s e w A b (C (D eit Anerkennung findet. Schon die Notwendigkeit der ntsendung militärischer Truppen zeigt das Gefahrenpo- enzial, dem sich die Soldaten aussetzen. Diese unklare age macht es mir nicht leicht, heute mit meiner Stimme eutsche Soldatinnen und Soldaten in einen solchen Ein- atz zu schicken. Lediglich die Beschränkung unserer ruppen auf die Hauptstadt Kinshasa und die zeitliche egrenzung des Einsatzes bürgen für ein gewisses Maß n Sicherheit. Dennoch möchte ich den Stabilisierungsprozess im ongo unterstützen. Das Land braucht endlich eine hance, um auf demokratischer Grundlage in eine gesi- herte Zukunft zu gehen. Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU): Trotz erhebli- her Bedenken werde ich heute dem Antrag der Bundes- egierung zur Entsendung deutscher Truppen zur Unter- tützung der Friedensmission MONUC der Vereinten ationen zustimmen. Die Sicherung von Frieden und Stabilität ist ein hohes ut, dessen Verteidigung weltweit Unterstützung ver- ient. Dennoch beinhaltet diese Mission eine aus meiner icht nicht abschätzbare Gefahr für die beteiligten deut- chen Soldatinnen und Soldaten. Unabhängig davon wie ie Wahl ausgeht ist nicht klar, wie die Bevölkerung auf as Ergebnis reagieren wird und ob das Ergebnis landes- eit Anerkennung findet. Schon die Notwendigkeit der ntsendung militärischer Truppen zeigt das Gefahren- otenzial, dem sich die Soldaten aussetzen. Diese un- lare Lage macht es mir nicht leicht, heute mit meiner timme deutsche Soldatinnen und Soldaten in einen sol- hen Einsatz zu schicken. Lediglich die Beschränkung nserer Truppen auf die Hauptstadt Kinshasa und die eitliche Begrenzung des Einsatzes bürgen für ein ge- isses Maß an Sicherheit. Dennoch möchte ich den Stabilisierungsprozess im ongo unterstützen. Das Land braucht endlich eine hance, um auf demokratischer Grundlage in eine gesi- herte Zukunft zu gehen. Neben den humanitären und en demokratieunterstützenden Gründen gibt letztlich uch das wirtschaftspolitische Interesse Deutschlands in ieser Region den Ausschlag für meine Zustimmung. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Ich habe dem Antrag der Bundesregierung nicht ugestimmt, obwohl ich die Entsendung einer militä- isch bewaffneten EU-Truppe mit Beteiligung der Bun- eswehr zur Unterstützung der circa 17 000 UN-Solda- en im Rahmen von MONUC bei der Sicherung der evölkerung während des Wahlprozesses in der Demo- ratischen Republik Kongo grundsätzlich für richtig und erantwortbar halte. Aber die Wahlen müssen so fair wie öglich und das Mandat für die Bundeswehr muss aus- eichend und ehrlich sein. Ich kritisiere nicht, dass der Bitte der UNO nachge- ommen und die UN-Friedenstruppe verstärkt werden oll. Am Kongo konnte mithilfe der UN-Soldaten nach inem fürchterlichen Krieg seit einigen Jahren der Friede eitgehend gesichert werden. Ich sehe auch, dass zur bsicherung von fairen freien Wahlen die Verstärkung enötigt wird. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3393 (A) ) (B) ) Die Entsendung der Bundeswehr ist grundsätzlich verantwortbar, weil sie nicht in einen Kriegseinsatz er- folgt und UN- und EU-Truppe mit einem einstimmig erteilten UNO-Mandat handeln. Die kongolesische Re- gierung und die der afrikanischen Staaten sind einver- standen. Vor allem wünscht die Bevölkerung im Land den Schutz ihrer Sicherheit während der Wahlen auch durch europäische Soldaten. Das war das Ergebnis mei- ner Reise in die Hauptstadt Kinshasa und nach Bukavu im Ostkongo Ende April diesen Jahres. Aber ich kann nicht übersehen, dass ein fairer Wahl- prozess derzeit nicht ausreichend gesichert ist. Erstens. Der Wahlkalender hat eine schwerwiegende Lücke. Lediglich der Termin für den ersten Wahlgang ist für Ende Juli festgelegt, aber immer noch unsicher. Ein Termin für den zweiten Wahlgang fehlt entgegen der fes- ten Vorgabe. Dieser zweite Wahlgang ist aber genauso wichtig wie der ersten Wahlgang. Im zweiten Wahlgang soll nicht nur der Präsident gewählt werden, wenn kein Kandidat die absolute Mehrheit erzielt hat, sondern auch die Provinzgouverneure und Provinzparlamente. Viele Wählerinnen und Wähler gerade in den Krisenprovinzen im Osten sehen diese Wahl als fast noch wichtiger an als die Nationalwahlen. Der zweite Wahlgang kann wegen wahltechnischer Gründe frühestens 100 Tage nach dem ersten stattfinden. Nicht wenige befürchten, dass der zweite Wahlgang in immer weitere Ferne wegrückt. Zweitens. Die Situation im Land und vor allem in der Hauptstadt Kinshasa spitzt sich zu. Befürchtete Unruhen schon im Wahlkampf zeichnen sich ab. Nur der Über- gangspräsident und zugleich aussichtsreichste Kandidat verfügt über eine eigene bewaffnete Garde von 15 000 Mann, die auch in der Hauptstadt überall präsent ist. Zwei Vizepräsidenten und ebenfalls Kandidaten sol- len eigene Truppen von einigen tausend Kämpfern nahe der Hauptstadt unterhalten. Noch geben Sie sich fried- lich, aber nach dem ersten Wahlgang kann es schnell an- ders sein. Für den Krisenfall wie jetzt sieht der Friedens- vertrag die Einberufung der CIAT-Dialoggruppe vor. Die Forderung nach der Wiederaufnahme des Dialoges un- terstützen inzwischen nicht nur die größte Oppositions- partei, sondern fast alle Wahlparteien – mit Ausnahme der des Präsidenten – und nicht nur einzelne Kirchenver- treter, wie die Bundesregierung heute auf meine parla- mentarische Anfrage behauptet, sondern die nationale Bischofskonferenz CENCO. Sie ruft auf zu einem „posi- tiven und konsensorientierten Dialog“ und verlangt die Initiative von einer internationalen Organisation (AU oder EU oder UNO). Dieser Dialog soll den Wahlpro- zess nicht stoppen, sondern rechtmäßig, transparent und fair gestalten. Gleichwohl unterstützt die Bundesregie- rung die Einsetzung der Dialoggruppe ausdrücklich nicht. Ich stelle fest, das Mandat für die Bundeswehr ist nicht ehrlich und nicht ausreichend. Drittens. Der Einsatz soll auf vier Monate begrenzt sein beginnend ab dem ersten Wahlgang am 30. Juli In diesem Zeitraum soll auch die neu gewählte Regierung i s z m l d E R h s h s e w l s c z v i w U g L i C z S E b f P r n b d E – t w g b v v K t t Z I e n S u z (C (D m Amt sein. Schon heute ist abzusehen, dass diese Zeit chon wegen der Zeitspanne zwischen dem ersten und weiten Wahlgang nicht reicht. Aus Rücksicht auf Stim- ungen in der Koalition wurde eine Einsatzdauer festge- egt, von der die Verantwortlichen jetzt schon wissen, ass sie nicht eingehalten werden kann. Wieder wird ein insatz der Bundeswehr verlängert werden. Viertens. Der Einsatz der deutschen Kräfte ist auf den aum Kinshasa begrenzt. Auch Nothilfeeinsätze außer- alb dieses Raumes sind danach nicht erlaubt. Die Men- chen gerade in den unsicheren Provinzen des Ostkongo aben kein Verständnis dafür, dass ihnen in einer Not- ituation selbst dann nicht geholfen werden darf, wenn s der in Kinshasa stationierten Bundeswehr möglich äre, nur weil das Mandat dies nicht erlaubt. Solange die Zweifel daran überwiegen, dass die Wah- en am Kongo so weit wie möglich fair sein werden, und olange das Mandat für die Bundeswehr nicht ausrei- hend bestimmt und klar ist, halte ich die Zustimmung ur Entsendung der Bundeswehr an den Kongo nicht für erantwortbar. Stattdessen soll die Bundesregierung das hr Mögliche tun, dass die Dialoggruppe einberufen ird, dass weiter durch ein eindeutigeres Mandat für die N-Truppe MONUC auch im Ostkongo mehr Sicherheit eschaffen wird und dass somit in die Infrastruktur des andes Entwicklungshilfe gezielt fließen kann. Florian Toncar (FDP): Die bevorstehenden Wahlen n der Demokratischen Republik Kongo sind eine große hance für die politische Entwicklung des Landes hin ur Demokratie Deutschland muss diesen wichtigen chritt unterstützen. Dabei stehen die zivile Hilfe, die ntwicklungszusammenarbeit sowie die Unterstützung eim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen und einer unktionierenden, nicht korrupten Verwaltung sowie der olizei im Vordergrund. Natürlich ist Stabilität eine Vo- aussetzung für erfolgreiche Entwicklungspolitik. Die ächstliegende Möglichkeit wäre die Aufstockung des ereits vor Ort befindlichen MONUC-Kontingents über en Zeitraum der Wahlen hinweg gewesen. Auch eine U-Mission unter Beteiligung der Bundeswehr wäre gründlich vorbereitet und in ein klares ziviles und mili- ärisches Konzept eingebettet – für mich vorstellbar ge- esen. Leider erfüllt das von der Bundesregierung vor- elegte Mandat diese Voraussetzungen nicht. Der Vorbereitungsprozess innerhalb der EU im Hin- lick auf die Operation EUFOR RD CONGO erweckt ielmehr den Eindruck, dass es bei der Operation nur ordergründig um die Absicherung der Wahlen im ongo geht. Im Hintergrund steht anscheinend der poli- ische Wunsch, die militärischen Fähigkeiten der EU un- er Beweis zu stellen sowie der deutsch-französischen usammenarbeit im militärischen Bereich einen neuen mpuls zu geben. Diese sachfremden Erwägungen legen ine besonders kritische Prüfung des Mandatsantrags ahe. Der von der Bundesregierung vorgelegte Antrag lässt chlüsselfragen des Mandats der EU-Operation offen nd ist nicht zu Ende gedacht. Insbesondere ist nicht ab- usehen, wie auf eine Eskalation der Lage in Kinshasa 3394 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) reagiert würde. Ob auch nach einem Ausbruch von Kampfhandlungen oder bewaffneten Auseinanderset- zungen am Einsatzort, an Auftrag und Zeitplan der Ope- ration festgehalten werden kann, ist nach dem Stand der Dinge heute nicht vorherzusehen. Die Ausführungen der Bundesregierung hierzu lassen vermuten, dass man auf das Ausbleiben einer solchen Situation vertraut. Genau- ere Planungen für den gegenteiligen Fall scheinen nicht hinreichend detailliert vorzuliegen. Dies birgt bei einem derart anspruchsvollen Einsatz das Risiko, dass im Laufe des Einsatzes kurzfristig erhebliche Veränderungen am Mandat vorgenommen werden müssen. Als Mitglied des Deutschen Bundestages habe ich nur die Möglichkeit, dem von der Bundesregierung vorge- legten Antrag unverändert zuzustimmen oder ihn abzu- lehnen. Auch wenn ich mir der Verantwortung Deutsch- lands für Afrika und insbesondere für die Stabilisierung der Demokratischen Republik Kongo bewusst bin, kann ich wegen der geschilderten Mängel des Antrags für die- sen Einsatz der Bundeswehr keine Verantwortung über- nehmen und werde den Antrag daher ablehnen. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Priska Hinz (Herborn), Bärbel Höhn, Birgitt Bender, Kerstin Andreae, Katrin Göring-Eckardt, Peter Hettlich, Jerzy Montag, Silke Stokar von Neu- forn, Britta Haßelmann, Elisabeth Scharfen- berg, Cornelia Behm, Rainder Steenblock, Mar- gareta Wolf (Frankfurt), Kai Boris Gehring, Wolfgang Wieland, Ulrike Höfken, Anna Lühr- mann und Anja Hajduk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt- zung der Friedensmission MONUC der Verein- ten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grund- lage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) Trotz einiger Bedenken stimmen wir der Beteiligung der Bundeswehr an der EU-Truppe zur Unterstützung der UNO-Blauhelmtruppe MONUC zur Absicherung des Wahlprozesses in der Demokratischen Republik Kongo zu. Der Zickzackkurs der Bundesregierung und insbeson- dere des Verteidigungsministers im Vorfeld der EU-Mis- sion war nicht vertrauensbildend und macht eine Zustim- mung nicht leicht. Auch gab es Fragezeichen, ob die EU- Mission ihrem Anspruch, zu einem friedlichen Wahlver- lauf beizutragen, einlösen kann. In unseren Augen überwiegen aber eindeutig die Ar- gumente für die EU-Mission. Selbstverständlich geht es b d g l s u l s l l k b d D g w A n g g c d L A B b s e k s s t v d g f a n l t D a l D g f t k s g d n s (C (D ei der Entscheidung über die deutsche Beteiligung an er EU-Mission EUFOR nicht darum, einen langwieri- en, komplizierten und blutigen Konflikt militärisch zu ösen. Konfliktlösung kann es nur politisch geben. Die- er politische Friedensprozess, der eine Demobilisierung nd Reform von Polizei und Streitkräften einschließt, äuft seit Jahren und wird maßgeblich von der EU unter- tützt. Nachdem die Staatengemeinschaft und Weltöffent- ichkeit jahrelang den Krieg im Kongo – mit fast 4 Mil- ionen Toten der opferreichste seit dem Zweiten Welt- rieg – kaum beachtete, besteht jetzt die Chance für eine reite Aufmerksamkeit und Unterstützung für den Frie- ensprozess in der Demokratischen Republik Kongo, RK. Dabei darf die Debatte nicht, wie es überwiegend eschieht, auf die Frage des Militäreinsatzes verkürzt erden. Vielmehr muss die gesamte Stabilisierungs- und ufbaupolitik in den Blick genommen werden. Die Demokratische Republik Kongo steht in den ächsten Monaten an einem Scheideweg. Die im Über- angsprozess vereinbarten und von der Bevölkerung anz überwiegend gewünschten Wahlen und ihr friedli- her und möglichst fairer Verlauf sind eine entschei- ende Voraussetzung für eine weitere Befriedung des andes und den Wiederaufbau staatlicher Strukturen. ndernfalls droht ein Rückfall in breite Gewalt, ja den ürgerkrieg. Da kongolesische Polizei und Streitkräfte isher nur zum kleinen Teil einsatzfähig und verlässlich ind, ist die Internationale Gemeinschaft gefordert, für in Mindestmaß an Sicherheit zu sorgen. Darum bemüht sich MONUC vor allem in den Haupt- onfliktregionen im Osten, wo die größte UNO-Truppe tationiert ist. In der Hauptstadt ist sie hingegen zu chwach, vor allem im Hinblick auf mögliche Putschis- en. Verstärkungsforderungen im Sicherheitsrat wurden on USA und China blockiert. In dieser Situation wurde ie EU, die sich ausdrücklich als UNO-freundlich be- reift, zum einzigen Ausweg. Die Behauptung, die EU-Truppe sei überflüssig, ist alsch. Sie ignoriert die dringende Bitte der UNO und uch die Forderung von MONUC und UNO-Unterorga- isationen in der DRK, die Forderung gerade der kongo- esischen Zivilgesellschaft und der allermeisten humani- ären und Entwicklungsorganisationen, die sich in der RK engagieren. Eine Unterstellung ist der Vorwurf, usschlaggebend für die EU-Mission sei ein neokolonia- es Interesse an den reichen Bodenschätzen der DRK. ie Mission soll im Gegenteil ein Beitrag auf dem lan- en Weg zu Rechtsstaatlichkeit und „guter Regierungs- ührung“ sein, der Voraussetzung dafür, dass die Reich- ümer der DRK endlich der eigenen Bevölkerung zu gute ommen. Nach Beschluss des UNO-Sicherheitsrates, der Zu- timmung der Regierungsmitglieder der DRK, der Zivil- esellschaft und der Nachbarstaaten steht die Legitimität er EU-Mission außer Zweifel. Frühere Angaben der Bundesregierung ließen zu- ächst erhebliche Zweifel aufkommen, ob die EU-Mis- ion ihren Auftrag der MONUC-Unterstützung ein- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3395 (A) ) (B) ) schließlich Nothilfe in und gegebenenfalls außerhalb Kinshasas, der Flughafenabsicherung und Notfallevaku- ierung erfüllen könnte. Eine EU-Truppe, die nur zur Evakuierung von Europäern oder als bewaffnete Wahl- helfer für den bisherigen Präsidenten Kabila gedacht ge- wesen wäre, hätte dem Stabilisierungsprozess nur ge- schadet und hätte abgelehnt werden müssen. Angesichts der inzwischen aufgestockten multinationalen Kapazitä- ten auch in Kinshasa und des begrenzten und klareren Auftrages sind diese Bedenken erheblich reduziert bzw. ausgeräumt. Die EU-Mission scheint ihren Auftrag der unterstützenden Wahlabsicherung in einer kritischen Phase in einer kritischen Region leisten zu können. Ein Mangel des Kabinettsbeschluss ist, dass in ihm die Sol- daten nicht explizit zur Nothilfe ermächtigt sind. Dies wäre zur besseren Klarheit des Mandats wichtig gewe- sen. Angesichts der Risiken, denen vor allem MONUC- Soldaten aus der Dritten Welt in den Ostprovinzen, aber auch viele zivile Helfer und Experten sowie Tausende Wahlbeobachter im ganzen Land ausgesetzt sind, schei- nen die Risiken für die deutschen Soldaten verantwort- bar. Über die EU-Mission hinaus müssen Bundesregie- rung und EU alles Mögliche dafür tun, damit der Wahl- prozess auch möglichst frei und fair verläuft: Der inner- kongolesische Dialogprozess ist zu fördern, um die politischen Spannungen zu reduzieren. Der Unabhängi- gen Wahlkommission soll eine ausreichende Zahl an in- ternationalen Wahlbeobachtern angeboten werden. Die Vorbereitung, Organisation und Beobachtung der Wah- len ist nach Kräften zu unterstützen. Die Wahlen sind eine entscheidende Schwelle, hinter der mit dem Abzug der EUFOR-Soldaten das europäi- sche Engagement aber nicht geringer werden darf. Wir bekräftigen die Forderungen im Entschließungsantrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen an die Bundes- regierung, dass sie und die EU ihr bisheriges Engagement vor allem in folgenden vier Bereichen ausbauen und ver- stetigen müssen: a) Prozess der Entwaffnung, Demobili- sierung und Wiedereingliederung ehemaliger Kämpfer und Kindersoldaten in die Gesellschaft und Sicherheits- sektorreform (Polizei, Armee, Aufbau von Zoll- und Grenzpolizei), b) Wiederaufbau von Verkehrsinfrastruk- tur und administrativen Kapazitäten des Staates, c) gute Regierungsführung, Aufbau einer unabhängigen Justiz und Korruptionsbekämpfung sowie d) Rückgewinnung der staatlichen Kontrolle über die Bodenschätze zuguns- ten der Bevölkerung. Die EU-Mission ist keine hinreichende, aber eine not- wendige Voraussetzung für den Fortgang des Friedens- prozesses in der geschundenen DRK – und damit eine wichtige Voraussetzung für eine dauerhafte Beilegung gewaltsamer Konflikte in der gesamten zentralafrikani- schen Region der Großen Seen und somit von zentraler afrikapolitischer Bedeutung. Diese Chance würden wir mit einer Ablehnung der EU-Mission aufs Spiel setzen. Das wollen und können wir nicht verantworten. A b s h u v b s s g R u i D f t l m s s f R d i p S B b S d E e n k t S (C (D nlage 8 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christian Lange (Backnang), Andreas Weigel, Sabine Bätzing, Elvira Dro- binski-Weiß, Siegmund Ehrmann, Michael Hartmann (Wackernheim), Iris Hoffmann (Wis- mar), Detlef Müller (Chemnitz), Ortwin Runde, Silvia Schmidt (Eisleben), und Carsten Schnei- der (Erfurt) (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über die Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich be- fristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) Die Unterstützung der kongolesischen Bevölkerung ei ihren Bemühungen, dem Kongo zum ersten Mal in einer Geschichte eine aus freien und gleichen Wahlen ervorgegangene Regierung zu geben, ist ein Ziel, das nser aller Unterstützung verdient. Das Leiden der Be- ölkerung des Kongo muss ein Ende finden. Das Land raucht eine Perspektive. Die internationale Gemein- chaft hat die Wahlen finanziert, die Wahlgesetze ge- chrieben und den Friedensprozess im Kongo politisch elenkt. Sie kann seinen Abschluss nicht einfach dem echt des Stärkeren überlassen. Die Demokratisierung nd die Stabilität des großen und rohstoffreichen Landes m Herzen Afrikas liegen im Interesse Europas. Das Engagement der Europäischen Union dient der urchsetzung des Wahlergebnisses in einem Spannungs- eld widerstreitender Interessen. Eine demokratisch legi- imierte Regierung des Kongo ist weder im Interesse der okalen Warlords, noch wird sie die ungeteilte Zustim- ung derjenigen finden, die am Kongo ein rein wirt- chaftliches Interesse haben. Hier gilt es, die demokrati- chen Kräfte zu stärken. Wir erhoffen uns durch die reien Wahlen zudem eine Stabilisierung der gesamten egion. Aus dieser grundlegenden Überzeugung stimme ich em Antrag der Bundesregierung zu. Allerdings habe ch Bedenken, sowohl was die Strategie als auch was die olitische Planung betrifft. Die dem Einsatz zugrunde liegende außenpolitische trategie und Zielsetzung ist fragil und wird größeren elastungen nicht standhalten. Sicherheit ist die Grundvoraussetzung jedweder Sta- ilisierung und wirtschaftlicher und gesellschaftlicher tabilität. Oftmals ist Militär somit eine notwendige Be- ingung für Entwicklung. Teure, langfristig angelegte ntwicklungsprogramme können kaum ihre Wirkung ntfalten, solange Bürgerkriege und organisierte Krimi- alität Gesellschaften terrorisieren. Entwicklungspolitik ann in einem solchen Kontext nur dann etwas ausrich- en, wenn zugleich Beiträge zur sicherheitspolitischen tabilisierung geleistet werden. Entscheidend für den Er- 3396 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) folg militärischer Interventionen ist aber letztlich die Entwicklung von politischer Stabilität und ökonomi- scher Prosperität, um den an der Friedensdividende orientierten Gruppen politische Dominanz zu verschaf- fen. Der Einsatz von Militär zur Beförderung demokrati- scher Regierungsformen muss also im Kontext des Ein- satzes ziviler Ressourcen stehen. Nur wenn die äußeren Anstöße auf ein gesellschaft- lich verankertes Potenzial zur Demokratisierung treffen, hat dieser Prozess letztlich Aussicht auf Erfolg. Primär militärisch ausgerichtete Interventionen, deren zeitli- cher Rahmen meist mehr oder weniger begrenzt ist, sind dagegen für die Beförderung von Demokratie nicht be- sonders erfolgversprechend. Für mich stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit derartiger Missionen. Eine hohe Zielsetzung – etwa die Herstellung demo- kratisch legitimierter, staatlicher Autorität in einem ge- brochenen Staatswesen – bedingt wiederum eine starke Durchhaltefähigkeit. Je anspruchsvoller die Zielsetzung ist, desto notwendiger wird die Belastbarkeit der Ein- satzkonzeption. Auch die politische Planung wirft Fragen auf. Zunächst stellt sich die Frage nach der Konzentration auf den „Raum Kinshasa“. Die UN-Friedensmission MONUC hat mit der zehnfachen Zahl an UNO-Soldaten Mühe, die Milizen in den Griff zu bekommen, die immer noch die östlichen Provinzen des Landes unsicher ma- chen. Die EU soll sich mit wesentlich besser ausgerüste- ten Soldaten nur um den ruhigeren Rest eines Landes kümmern, das allerdings fast so groß ist wie Westeuropa und dessen Hauptstadt 9 Millionen Einwohner hat. Es fällt schwer, zu glauben, dass 780 deutsche Soldaten an- gesichts dieser Größenordnungen wirklich einen ange- messenen Beitrag leisten werden. Die Größe der letztendlich entsendeten Truppe orien- tiert sich augenscheinlich nicht an strategischen Überle- gungen, sondern an politischen Konzepten aus Brüssel. Zudem zeichnete sich der Planungsprozess durch große Unbestimmtheit aus. Statt der zunächst geplanten 500 Soldaten werden für die gemeinsame EU-Truppe nun 780 Soldaten zugesagt. Der Zeitraum wurde im Laufe der Diskussion von einem präzise definierten auf eine viermonatige Kernzeit mit Vor- und Nachlaufzeit ausdifferenziert. Das deutsche Mandat ist darüber hinaus nicht mehr streng auf die Hauptstadt Kinshasa be- schränkt, sondern erstreckt sich nun auf den „Raum Kinshasa“. Führt man sich den Entscheidungs- und Pla- nungsprozess der letzten Monate noch einmal vor Au- gen, so drängt sich die Frage auf, inwieweit noch ein Zu- sammenhang besteht zwischen den ursprünglichen Überlegungen und den letztendlich getroffenen Ent- scheidungen. Die Debatte über die Entsendung von Bundeswehr- kräften nach Kinshasa hat noch einmal verdeutlicht, wie groß die Diskrepanzen zwischen Überlegungen in Brüs- sel und den jeweiligen Hauptstädten der Europäischen Union sind. Nachdem öffentlich substanzielle Zusagen gemacht wurden, hatten die EU-Verteidigungsminister auf der dann stattfindenden Force-Generation-Konferenz S m m d b g k n A d a d g t r h S h V b u d u w c l g s d k R g n o K (C (D chwierigkeiten, ein ausreichendes Kontingent zusam- enstellen zu können. Das Konzept mag funktionieren, solange in der De- okratischen Republik Kongo niemand ernsthaft plant, ie Wahlen zu stören. Wenn es aber dazu kommt, wenn eispielsweise Dutzende Wahllokale gleichzeitig ange- riffen werden, dann werden die mangelnde Belastbar- eit der Strategie und die Fragilität der politischen Pla- ung offensichtlich werden. nlage 9 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Alexander Bonde, Winfried Hermann, Monika Lazar, Dr. Gerhard Schick, Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Josef Phi- lip Winkler, Dr. Anton Hofreiter und Matthias Berninger (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Frie- densmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokrati- schen Republik Kongo auf Grundlage der Reso- lution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) Die Demokratische Republik Kongo braucht ohne je- en Zweifel die Unterstützung der Staatengemeinschaft uf dem Weg zur Demokratie. Hier stehen insbesondere ie Länder in besonderer Verantwortung, die in der Ver- angenheit von den reichhaltigen Rohstoffen des zen- ralafrikanischen Landes profitiert haben und damit indi- ekt zur Finanzierung des Bürgerkrieges beigetragen aben. Das hier vorliegende Mandat ist nicht geeignet, die ituation in der Demokratischen Republik Kongo nach- altig zu verbessern. Gemessen an der Resolution der ereinten Nationen ist EUFOR RD CONGO zu einem loßen Feigenblatt verkommen. Das liegt auch an der nzureichenden Planung dieses Einsatzes durch die Bun- esregierung, die im Zuge der europäischen Diskussion m die Militärentsendung zunehmend zur Getriebenen urde. Die Mission EUFOR gewährleistet keine ausrei- hende internationale Absicherung der Wahlen. Sie dient ediglich einer geringen europäischen Präsenz in der Re- ion um die Hauptstadt Kinshasa und ist auf einen chnellen Rückzug angelegt. Knapp 2 000 Soldaten stellt ie EU für dieses Kontingent bereit, wobei nur eine leine Anzahl in der Hauptstadt verbleibt, während der est außer Landes stationiert bleiben soll. Von der eringen Präsenz muss noch abgezogen werden, wer icht zur Sicherung von Wahlen, sondern für Logistik der Evakuierung eingesetzt wird. Ein Einsatz mit hohen osten und minimalen Nutzen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3397 (A) ) (B) ) Mit einer solchem Mission wird die internationale Staatengemeinschaft weder der Größe des Landes noch der Bedeutung des Schutzes freier Wahlen in der DR Kongo gerecht. Auch militärisch ist das Mandat nicht überzeugend. Der von der Bundesregierung geäußerten vagen Hoffnung, die bloße Präsenz dieses Truppenkon- tingentes könne für Stabilität sorgen, steht die Realität entgegen. Im Falle von Unruhen bleibt Rückzug die ein- zige Option. Die Wirkung des Militärs wird hier über- schätzt. Zu der Fehlkonstruktion dieses Einsatzes kom- men gravierende Unzulänglichkeiten der Planung im Detail zu. Nicht nur der Einsatz selbst, auch die Afrikapolitik der Bundesregierung lassen keine klare Linie erkennen. Die Vereinten Nationen wünschen die Absicherung der Wah- len und die Stabilisierung des Landes und der Region, der Verteidigungsminister aber argumentiert mit dem Zugriff auf Rohstoffe. Wir benötigen endlich ein Gesamtkonzept für die Demokratische Republik Kongo, um dem Land auch weit über die kritische Wahlphase hinaus zu helfen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat bereits im Vor- feld vorgeschlagen, sich angesichts von etwa 53 000 teils schwer erreichbaren Wahllokalen für deutlich mehr als die bisher geplanten 140 zivilen EU-Wahlbeobachter ein- zusetzen, den Wahlbeobachtern Transport- und Kommu- nikationsmittel für eine effektive Koordinierung ihre Arbeit zur Verfügung zu stellen, Wahlaufklärungsmaß- nahmen zivilgesellschaftlicher kongolesischer Organisa- tionen und der katholischen Kirche sowie insbesondere Wahlteilnahme und Kandidaturen von Frauen verstärkt zu unterstützen. Das bisherige Engagement bei der Um- setzung des Friedensabkommens von Pretoria muss aus- gebaut und verstetigt werden: beim DDR-Prozess (Ent- waffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung ehemaliger Kämpfer und Kindersoldaten in die Gesell- schaft) und bei der Sicherheitssektorreform (Polizei, Ar- mee, Aufbau von Zoll- und Grenzpolizei), beim Wieder- aufbau von Verkehrsinfrastruktur und administrativen Kapazitäten des Staates, beim Aufbau einer unabhängi- gen Justiz und bei der Korruptionsbekämpfung sowie bei der Rückgewinnung der staatlichen Kontrolle über die Bodenschätze zugunsten der Bevölkerung. Die meisten von uns haben in der Vergangenheit Aus- landseinsätzen der Bundeswehr zugestimmt. Die aktuel- len Unruhen in Kabul haben in diesem Zusammenhang ein weiteres Mal unterstrichen, wie wichtig dabei ein klares Mandat und seriöse Planung sind. Die Bundes- wehr darf ihre Ressourcen angesichts der Gefahren von Auslandseinsätze nicht verzetteln und keine Soldaten in teure Missionen mit stark symbolischem Charakter ent- senden – schon gar nicht, wenn die Symbolwirkung an- scheinend vordringlich nach Europa gerichtet ist. Den in der Mission zum Einsatz kommenden Solda- tinnen und Soldaten sichern wir trotz unserer Ablehnung die Unterstützung zu und wünschen ihnen größtmögli- chen Erfolg und eine sichere Heimkehr. A s d s D d s h w n n a E h a a r l e n r l A (C (D nlage 10 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jochen-Konrad Fromme, Kurt J. Rossmanith, Georg Schirmbeck, Klaus- Peter Willsch und Bernhard Schulte-Drüggelte (alle CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlpro- zesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) Deutsche Außenpolitik hat primär deutschen Interes- en zu dienen. In diesem Zusammenhang ist der Einsatz er Bundeswehr legitim. Wir stimmen dem Kongo-Ein- atz zu, weil wir diesem Grundsatz in der gegenwärtigen iskussion zum Durchbruch verhelfen möchten. Wir stellen dabei folgende Bedenken zurück: Wenn der Einsatz im Kongo deutschen Interessen ient, da auf diese Weise eine demokratische Wahl abge- ichert und damit stabile rechtsstaatliche Verhältnisse erbeigeführt werden können, so sind die Einsatzstärke ie auch die zeitliche Begrenzung des Mandats nicht achvollziehbar, denn Einsatzstärke und -dauer werden ur beim Eintritt eines der denkbaren Zukunftsszenarien usreichend sein. Die Aufbringung der Kosten des Einsatzes aus dem inzelplan des Verteidigungsministers schmälert die Fä- igkeit der Bundeswehr, angemessen ausgerüstet und usgebildet ihrem Auftrag nachzukommen. Die Kosten- ufbringung aus dem Einzelplan des Bundesministe- iums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- ung wäre sachgerecht. Im Rahmen einer europäischen Aufgabenteilung wäre s wünschenswert, dass Einsätze in Afrika von den Part- ern durchgeführt werden, die vor dem Hintergrund ih- er kolonialen Vergangenheit über Erfahrungen im Ziel- and verfügen. nlage 11 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dirk Manzewski und Dr. Peter Danckert (beide SPD) zur namentli- chen Abstimmung über die Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte an der EU-geführ- ten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlprozesse in der Demokratischen Republik 3398 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) Die Unterstützung der kongolesischen Bevölkerung bei ihren Bemühungen für freie und gleiche Wahlen ist grundsätzlich zu begrüßen. Anders als bei vorangegangenen Einsätzen der Bun- deswehr im Ausland wirft die politische Planung jedoch erhebliche Fragen auf, die Zweifel am Sinn und Erfolg der Mission aufkommen lassen. Unklar ist bereits, was unter der Konzentration auf den „Raum Kinshasa“ zu verstehen ist. Der Kongo hat in etwa die Größe Westeuropas und seine Hauptstadt al- leine 9 Millionen Einwohner. Der uns vorliegende Plan für den Einsatz der deutschen Streitkräfte legt keine kon- krete Grenze innerhalb des Landes fest, in dem der Ein- satz stattfinden soll. Angesichts der beschriebenen Größe des Landes ist diese Aussage deshalb relativ und ungenau. Die UN-Friedensmission MONUC hat mit der zehn- fachen Zahl an UN-Soldaten Mühe, die Milizen in den östlichen Provinzen des Landes unter Kontrolle zu hal- ten. Wie das europäische Kontingent von circa 2 000 Soldaten, von denen 780 deutsche Soldaten sind, hier einen wesentlichen Beitrag leisten sollen, ist für uns nicht nachvollziehbar. Die Zusage, dass es zu keiner Verlängerung des Man- dates kommen wird, halten wir für zweifelhaft. Abgese- hen davon, dass im Laufe der Diskussion die präzise de- finierte Einsatzzeit auf eine viermonatige Kernzeit mit Vor- und Nachlaufzeit ausgebaut wurde, ist nicht auszu- schließen, dass die Wahlen entweder nicht ordnungsge- mäß verlaufen, manipuliert oder gestört werden. Unter Berücksichtigung dessen erscheint wenig überzeugend, dass die Soldaten im Falle einer fehlenden Akzeptanz der Wahlen durch die Bevölkerung und bei zunehmen- dem Widerstand tatsächlich abgezogen werden. Es ist zudem bislang für uns unklar, welche Aktivitä- ten von den Soldaten im Falle von Kampfhandlungen bzw. militärischen Auseinandersetzungen überhaupt er- wartet werden. Ein entsprechendes Notfallkonzept ist nicht ersichtlich. Soldaten in einen so ungewissen Einsatz zu schicken, können wir mit unserem Gewissen nicht vereinbaren und stimmen dem Antrag der Bundesregierung deshalb nicht zu. Anlage 12 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Volker Beck (Köln) und Claudia Roth (Augsburg) (beide BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlpro- T e E t t d d A d a f d z A d A w v p k b s d e d W d l F m l w d z d l m s A (C (D zesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (Tagesordnungspunkt 3) Ich schließe mich im Wesentlichen der Erklärung von hea Dückert und anderen an. Darüber hinaus habe ich die Sorge, dass die Zahl der ingesetzten Soldaten nicht ausreichen könnte, um die rreichung des Zieles des Einsatzes und die Gewährleis- ung der Sicherheit der eingesetzten Soldaten zu garan- ieren. Die Verantwortung für den reduzierten Einsatz und ie daraus resultierenden Folgen trägt der Antragsteller, ie Bundesregierung. Als Abgeordneter kann ich zu dem ntrag nur Ja oder Nein sagen. Ich kann ihn nicht verän- ern. Da ich den Einsatz menschenrechtspolitisch und ußenpolitisch für notwendig halte, stimme ich zu und ordere die Bundesregierung auf, den Einsatz bezüglich er Zahl der Soldaten und des Auftrags jeweils ständig u überprüfen und gegebenenfalls mit einem weiteren ntrag eine Ausweitung vorzunehmen, um die Mängel es Antrags zu beseitigen. nlage 13 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elke Reinke (DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Tagesord- nungspunkt 11 a) Hiermit erkläre ich, warum ich gegen den Gesetzent- urf von CDU/CSU und SPD gestimmt habe. Ich habe on Frau Nahles heute gehört: Es gibt keine Kostenex- losion, es gibt keinen Leistungsmissbrauch und es gibt eine Menschen in der sozialen Hängematte. Dennoch ringt die Koalition zusätzlich zum Fortentwicklungsge- etz, wieder einmal in einer Hauruck-Aktion, einen Än- erungsantrag ein, der Missbrauch bekämpfen soll. Ich fühle mich in meinen Rechten als Abgeordnete ingeschränkt und ich kann meinen Pflichten gegenüber en Wählerinnen und Wählern so nicht nachkommen. enn Erwerbslose gezwungen werden, den Tag neben em Telefon zu verbringen – sofern sie sich das noch eisten können –, dann schränken Sie verfassungsmäßige reiheiten ein. Sind Sie sich eigentlich bewusst, dass Sie it Ihrer Zustimmung in Kauf nehmen, dass Erwerbs- ose mit diesem Gesetz in Obdachlosigkeit gedrängt erden können. Ich lasse mir gerne den Vorwurf gefallen, diejenigen, ie diesem Gesetz zustimmen, in die „moralische Ecke“ u stellen. Ja, da gehören Sie auch hin. Das Problem ist, ass es nicht genügend Erwerbsarbeit, von der die Leute eben können, gibt, und nicht, dass Menschen unange- essene Beschäftigungsgelegenheit ablehnen. Bitte las- en sie uns die Arbeitslosigkeit bekämpfen und nicht die rbeitslosen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3399 (A) ) (B) ) Ich möchte alle Betroffenen ermutigen, sich gegen diese Verschärfungen von Hartz IV zu wehren und am kommenden Samstag, gemeinsam mit Erwerbstätigen, gegen den fortschreitenden Sozialabbau an der bundes- weiten Demo in Berlin teilzunehmen. Anlage 14 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Tagesord- nungpunkt 11 a) Der Gesetzentwurf in der vom Ausschuss für Arbeit und Soziales überarbeiteten Fassung verfestigt durch die Änderungen der § 3 und 23 SGB II die Ungleichbehand- lung von Leistungsempfängerinnen und für Leistungs- empfängern aus dem SGB II und dem SGB XII im Hinblick auf Mehrbedarfe im Ausnahmefall. Diese Än- derungen sind aus meiner Sicht nicht vereinbar mit dem Sozialstaatsangebot unseres Grundgesetzes und somit verfassungsrechtlich bedenklich. Für die betroffenen Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger im SGB II, die auf akute individuelle Hilfeleistungen oder wiederkehrenden Mehrbedarf angewiesen sind, bedeu- ten sie eine besondere soziale Härte. Aus verwaltungstechnischen Gründen und zur Stär- kung der Eigenverantwortung der Hilfeempfänger wurde bei der Einführung des SGB II auf Individualleistungen zugunsten von erhöhten pauschalierten Leistungen wei- testgehend verzichtet. In § 23 SGB II werden als indivi- duelle Mehrbedarfe lediglich Erstausstattungen für die Wohnung einschließlich Haushaltsgeräte, Erstausstat- tung für Bekleidung und Erstausstattung bei Schwanger- schaft und Geburt sowie mehrtägige Klassenfahrten vor- gesehen. § 21 regelt darüber hinaus die Mehrbedarfe bei Behinderung und Kindererziehung. Laut SGB II soll die Grundsicherung für Arbeit- suchende „erwerbsfähige“ Hilfebedürftige bei der Auf- nahme oder Beibehaltung einer Erwerbstätigkeit unter- stützen und den Lebensunterhalt sichern (…)“ (§ 1 Satz 1). Das SGB II beinhaltet also neben dem Wieder- eingliederungsziel gleichberechtigt ausdrücklich auch die Sicherung des Lebensunterhalts. Trotzdem ist – abweichend zum Sozialhilferecht (SGB XII) im SGB II kein Mehrbedarf in anderen Fällen als den explizit im Gesetz genannten vorgesehen. Diese Benachteiligung gegenüber Hilfeempfängern aus dem SGB XII kann zum Beispiel geschiedene Elternteile tref- fen, denn Kosten zur Wahrnehmung ihres verfassungs- rechtlich geschützten Umgangsrechts werden im SGB II nicht anerkannt. Ähnlich verhält es sich mit gesundheits- bedingten und ärztlich anerkannten Mehrbedarfes die von den Krankenkassen nicht erstattet werden. Die Schlechterstellung von Menschen im SGB II, die auf individuelle Hilfeleistungen angewiesen sind, lässt sich auch nicht mit dem Argument rechtfertigen, sie könnten ihren Zusatzbedarf durch im SGB II vorgese- h n h m u w g b n d g f b g P t m w a H a f P a h d w g g S g a w e i n A V A (C (D ene Zuverdienstmöglichkeiten bestreiten; denn es ist icht sichergestellt, dass alle Arbeitslosengeld-II-Bezie- er auch tatsächlich Zuverdienstmöglichkeiten wahrneh- en können. Hier läge dann eine dauerhafte Bedarfs- nterdeckung vor, die dem Gebot der Existenzsicherung iderspricht. Es wäre deshalb richtig gewesen, wenn der vorlie- ende Gesetzentwurf eine dem § 28 SGB XII vergleich- are Öffnungsklausel vorgesehen hätte. Stattdessen wird un im Gegenteil eine abweichende Festlegung von Be- arfen ganz ausdrücklich ausgeschlossen und die Un- leichbehandlung von Hilfeempfängerinnen und -emp- ängern nach dem SGB II und dem SGB XII zementiert. Als verfassungsrechtlich bedenklich und nicht verein- ar mit dem Sozialstaatsgebot sind auch die Auswirkun- en der verschärften Sanktionen bei wiederholter flichtverletzung in § 31 zu bewerten, da Hilfebedürf- ige dadurch längerfristig deutlich unter das Existens- inimum geraten. Leistungsansprüche aus dem SGB XII erden dem Arbeitslosengeld-II-Bezieher in § 31 (6) usdrücklich verwehrt. Lebt der mit Sanktionen belegte ilfebedürftige in einer Bedarfsgemeinschaft, so sind uch die Mitglieder dieser Bedarfsgemeinschaft betrof- en, da die Sanktionen jetzt bereits bei erstmaliger flichtverletzung das gesamte Arbeitslosengeld II, also uch Leistungen für Unterkunft und Heizung einbezie- en. Das vorliegende Gesetz sieht zwar die Möglichkeit er Bewilligung ergänzender Sachleistungen oder geld- erter Leistungen im Falle von Sanktionen vor. Diese reifen aber erst bei einer Minderung des Arbeitslosen- eldes II um mehr als 30 Prozent. Die Verschärfung von anktionen mit ihren existenzgefährdenden Auswirkun- en auf die Bedarfsgemeinschaft und der gleichzeitige usdrückliche Ausschluss individuellen Mehrbedarfen irken sich an dieser Stelle zusätzlich erschwerend aus. Da ich in den Änderungen der §§ 3, 23 und 31 SGB II inen Verstoß gegen das Sozialstaatsgebot sehe, stimme ch dem Gesetz in der vom Ausschuss geänderten Form icht zu. nlage 15 Erklärung des Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Verlängerung der Ich-AG (Tagesord- nungspunkt 11) Namens der Fraktion der FDP erkläre ich: Unser otum lautet Nein. nlage 16 Erklärung des Abgeordneten Lothar Mark (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf 3400 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Grund- sicherung für Arbeitsuchende (Tagesordnungs- punkt 11 a) Ich habe versehentlich mit Nein gestimmt. Mein Votum lautet Ja. Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Erlass der Rechts- verordnung zum morbiditätsorientierten Risiko- strukturausgleich gemäß § 268 Abs. 2 SGB V (Tagesordnungspunkt 12) Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU): Die Fraktion Die Linke und namentlich der Kollege Frank Spieth mahnen die Bundesregierung, einem gesetzlichen Auf- trag nachzukommen. So weit, so gut! Heute geht es konkret um die Rechtsverordnung zum morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich. Diese Rechtsverordnung wird mit einem knappen Satz im An- trag eingefordert. Warum dieser Antrag jetzt gestellt wird, lässt sich aus dem heute Gesagten und der Begrün- dung im Antrag nur vage erschließen. Es heißt da: Die unterschiedliche Versichertenstruktur der ge- setzlichen Krankenversicherung und die daraus abgeleiteten Wettbewerbsverzerrungen und die fi- nanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversi- cherung lassen ein weiteres Aufschieben der Rechtsverordnung nicht zu. Die unterschiedliche Versichertenstruktur ist unbe- stritten, die Relevanz der Wettbewerbsverzerrung wird von den verschiedenen Krankenkassen unterschiedlich beurteilt und die finanzielle Situation der GKV mit Schulden in Milliardenhöhe war vor Jahren insgesamt noch deutlich schlechter. Warum also jetzt dieser Antrag? In der Begründung bezieht sich die Linke auf den Beschluss des Bundesver- fassungsgerichtes vom 18. Juli 2005, wonach die Morbi- dität, also die Abbildung des Gesundheitszustandes der Versicherten, schärfer berücksichtigt werden sollte. Das habe ja auch der Gesetzgeber durch das angeführte Instrumentarium auf der Grundlage von Diagnosen, Diagnosegruppen, Indikatoren, lndikatorengruppen, me- dizinischen Leistungen oder Kombinationen dieser Merkmale gesetzlich vorgegeben. Aber dieser Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes, der nun heute als Beleg für die Notwendigkeit des Erlasses der Rechtsverord- nung angeführt wird, liegt nunmehr auch schon ein Jahr zurück. Auch der Verweis auf das im Auftrag des Bundes- ministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung erstellte Gutachten über Klassifikationsmodelle für Ver- sicherte im Risikostrukturausgleich, das IGES/Lauter- bach/Wasem-Gutachten, hilft uns hier nicht weiter. Das Gutachten wurde schon im Jahr 2004 erstellt und lieferte die Grundlage für weitere Diskussionen über die Sinn- h k g P b t d V F a b s m g t a s d d z k M g a b t d e h w f s s K V s d b w e d m n w w l d u v i h a v (C (D aftigkeit und Treffgenauigkeit neuer Elemente im Risi- ostrukturausgleich. Aus all dem ist also nicht ersichtlich, warum wir uns erade jetzt mit diesem Antrag befassen müssen. Die artner der großen Koalition stecken mitten in der Vor- ereitung einer umfassenden Gesundheitsreform, die na- ürlich auch ganz wesentlich Morbidität und ihre Abbil- ung sowie Schlussfolgerungen daraus zum Inhalt hat. Nicht nur der Risikostrukturausgleich, sondern auch ergütungssysteme – neben den schon eingeführten allpauschalen im Krankenhaus ist natürlich auch der mbulante Sektor bei der Vergütung durch morbiditäts- ezogene Regelleistungsvolumina unmittelbar berührt – ind in der aktuellen Diskussion. Das sprechen Sie, eine Damen und Herren von der Linken, in ihrer Be- ründung ja auch an, wenn Sie den Entwurf zum Ver- ragsarztrechtsänderungsgesetz zitieren. Inzwischen ist ber diese Passage aus dem Kabinettsentwurf wieder ge- trichen, sodass der alte Zustand greift. Die Diskussion um das von mir erwähnte Gutachten, ie Erfahrungen, die in anderen Ländern, wie den Nie- erlanden, jetzt mit einem sich auf neue Kriterien stüt- enden Risikostrukturausgleich gemacht werden, die Er- enntnisse, die wir aus der Verknüpfung der Disease- anagement-Programme mit dem Risikostrukturaus- leich gewonnen haben und die Schwierigkeiten, die uch vonseiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ei der Entwicklung eigener Morbiditätsbeurteilungssys- eme eingeräumt werden, zwingen zum Umdenken. Deshalb steht ja auch in der Koalitionsvereinbarung, ass der Risikostrukturausgleich vereinfacht und weiter- ntwickelt werden soll, sodass die Zielgenauigkeit er- öht wird und die Morbiditätsrisiken besser abgebildet erden. Und auch im Bereich der Vergütung wurde ge- ordert, dass das neue Vergütungssystem unter Berück- ichtigung von Morbiditätskriterien vereinfacht werden oll. Vereinfachung und Zielgenauigkeit sind also die ernpunkte, die die Diskussion in der Arbeitgruppe zur orbereitung der Gesundheitsreform maßgeblich be- timmen. Ob, wie im Antrag behauptet, die Anforderungen an ie Zielgenauigkeit und die bessere Abbildung von Mor- iditätsrisiken sowie die Vereinfachung und Weiterent- icklung durch das IGES/Lauterbach/Wasem-Gutachten rfüllt werden, sei dahingestellt. Da sind die Meinungen urchaus unterschiedlich und auch ich persönlich habe eine Bedenken bezüglich der Kriterien: Welche Arz- eimittel bekommt ein Versicherter verordnet und mit elcher Diagnose ist er in ein Krankhaus einge- iesen worden? Bedenken habe ich insbesondere bezüg- ich der Manipulationsanfälligkeit. Aber unser Thema ist heute ja nicht die Beurteilung ieses umfangreichen Gutachtens, dessen Ablehnung nd Zustimmung vonseiten der Krankenkassen auch hier on der Versichertenstruktur und Interessenlage geprägt st. Unser Thema und Problem ist heute auch nicht der ochkomplizierte Risikostrukturausgleich an sich, der uch von Fachleuten im Gesundheitswesen kaum und on den Patienten und Versicherten schon gar nicht Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3401 (A) ) (B) ) durchschaut und überblickt wird. Unsere Problemstel- lung ist heute die Frage, ob jetzt ohne nachvollziehbare Begründung eine Rechtsverordnung auf der Grundlage eines Gesetzes von 2001 zwingend erlassen werden muss. Muss sie in einer Zeit erlassen werden, in der sich die Rahmenbedingungen für das Gesundheitswesen dra- matisch verändert haben, in der Erkenntnisgewinne auch bezüglich der Beurteilung und Ermittlung von Morbidi- tät in erheblichem Maß dazu gekommen sind und sich die Partner einer großen Koalition umfassende Gedan- ken zur Einnahme- und Ausgabenseite eines Gesund- heitswesens in einer großen Reform machen? Neue und mutige Ansätze für eine große Reform be- deuten, dass man aufbaut, sich aber nicht unnötig bindet und damit neue Strukturen blockiert. Das wäre aber ge- geben, wenn wir uns heute durch die Linke verleiten lie- ßen, über einen Antrag den Erlass dieser Rechtsverord- nung voranzutreiben. Es ist ein legitimer Antrag zur vollkommen verkehr- ten Zeit und, meine Damen und Herren von der Linken, das wissen Sie auch. Es ist ein reines Beschäftigungspro- gramm, das uns an diesem Donnerstag mit übervoller Tagesordnung beschäftigt, und weil das so ist, höre ich jetzt auch vor Ablauf meiner Redezeit auf. Mit unserer Zustimmung für diesen Antrag können Sie nicht rech- nen. Dr. Karl Lauterbach (SPD): Der Risikostrukturaus- gleich ist das zentrale Instrument zur Sicherstellung ei- nes auf Qualität und Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung. Er soll verhindern, dass die Krankenkassen allein um bessere Versicherungsrisiken konkurrieren, also um Junge, Gesunde und höher Verdienende. Wenn diese sich nur auf bestimmte Kassen konzentrieren, die Kranken, Älteren und weniger Verdienenden auf andere, würden die Beitragssätze der Kassen weit auseinander klaffen. Dies würde die Versicherten dieser Kassen finanziell er- heblich belasten und dadurch könnte das wichtigste Ziel unserer solidarischen Krankenversicherung nicht mehr erreicht werden, nämlich dass die medizinisch notwen- dige Versorgung nicht von den finanziellen Möglichkei- ten des Einzelnen abhängen darf, sondern einzig und al- lein vom medizinischen Bedarf. Nur die Erfüllung dieser Zielvorgabe gewährleistet, dass die nach wie vor ein- kommens- und bildungsabhängig ungleich verteilten Ge- sundheitsrisiken und damit auch die soziale Ungleichheit von Krankheitsrisiken für den Einzelnen nicht zur Be- drohung seiner materiellen Existenz werden. Das Ge- sundheitssystem muss so ausgerichtet sein, dass diejeni- gen, die am schlimmsten benachteiligt sind, relativ am meisten davon profitieren. Würde man jedoch vom Risi- kostrukturausgleich Abschied nehmen, wäre dies ein gravierender Rückschritt, da damit die Zwei-Klassen- Medizin innerhalb der gesetzlichen Krankenversiche- rung etabliert würde, die zwischen gesetzlicher und pri- vater Krankenversicherung leider immer noch besteht. Der Risikostrukturausgleich funktioniert – aber nicht so gut, wie man es bei der Einführung 1994 erwartet hatte. Die Ermittlung des Beitragsbedarfes der Kassen n r t e d J 2 g g e e m l d v e d l s b k e w J d k v a s d A l n m e c d 2 n t A l s s z z d n d i g (C (D ach den Merkmalen Alter, Geschlecht, Erwerbsminde- ung und Krankengeldanspruch sowie unter Berücksich- igung der unterschiedlichen Anzahl beitragsfrei Famili- nmitversicherter ist immer noch so ungenau, dass für ie Krankenkassen Anreize zur Risikoselektion, also der agd nach gesunden Mitgliedern, bestehen. Daher wurde 002 mit dem Gesetz zur Reform des Risikostrukturaus- leichs beschlossen, den Beitragsbedarf wesentlich ziel- enauer zur ermitteln. Ab 2007 sollte der morbiditätsori- ntierte Risikostrukturausgleich, kurz: Morbi-RSA, ingeführt werden. Zur Umsetzung wurde dem Bundes- inisterium für Gesundheit 2004 ein Gutachten vorge- egt, das die prospektive Orientierung an Krankenhaus- iagnosen und Arzneimittelverschreibungen vorschlägt. Der Koalitionsvertrag von SPD und CDU/CSU sieht or, das Gesundheitssystem so zu modernisieren, dass ine dauerhafte Grundlage für ein leistungsfähiges, soli- arisches und demografiefestes Gesundheitswesen ge- egt werden kann. Ein morbiditätsorientierter Risiko- trukturausgleich muss im Rahmen dieser Reform mit eschlossen werden. Für den Antrag der Fraktion Die Linke gibt es derzeit einerlei Bedarf, da die Details der Gesundheitsreform, inschließlich derer des Morbi-RSA, bereits verhandelt erden. Daniel Bahr (Münster) (FDP): 1994, also vor zwölf ahren, ist der Risikostrukturausgleich eingeführt wor- en, um die ungleichen Startchancen einzelner Kranken- assen beim Übergang zu einem gesetzlichen Kranken- ersicherungssystem mit Wahlfreiheit der Versicherten uszugleichen. Bei den Verhandlungen zum Gesundheitsstrukturge- etz in Lahnstein hat man sich damals darauf verstän- igt, vier Kriterien ausgleichen zu wollen: Einkommen, lter, Geschlecht und Zahl der mitversicherten Fami- ienangehörigen. Durch die Hintertür der Rechtsverord- ung ist dann noch ein weiteres Kriterium hinzugekom- en: die Erwerbsminderungsrentner sowie die Bezieher iner Rente für Bergleute. Seitdem hat sich das Volumen, das über die gesetzli- hen Krankenkassen ausgeglichen wird, von 6,5 Milliar- en Euro im Jahr 1995 auf 14,9 Milliarden Euro im Jahr 005 erhöht. Mehr als 20 Änderungen und Modifikatio- en hat es seit der Einführung gegeben. Das ganze Sys- em ist dadurch immer komplizierter geworden, und die nreize, die damit gesetzt wurden, immer widersprüch- icher. Das wird mit dem morbiditätsorientierten Risiko- trukturausgleich noch deutlich zunehmen. Ich behaupte, dass man die Experten, die den Risiko- trukturausgleich in all seinen Facetten verstehen, an wei Händen abzählen kann. Ein solches Instrument ist utiefst bürokratisch und strategieanfällig. Diejenigen, ie über Änderungen zu entscheiden haben, sind gar icht mehr in der Lage, die Konsequenzen ihres Han- elns zu überblicken. So etwas ist im politischen Raum höchst gefährlich, nsbesondere im Hinblick auf den Umfang, den das Aus- leichsverfahren mittlerweile erreicht hat. Dieser Um- 3402 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) fang liegt mittlerweile auf Höhe des Länderfinanzaus- gleichs. Die vom RSA begünstigten Kassen haben sich von diesen Unterstützungszahlungen langfristig abhän- gig gemacht. Wirtschaftlichkeitsanreize schwinden aber in dem Ausmaß, wie Alimentation, Eigenverantwortung unterminiert werden. Hartz IV ist dafür ein gutes Bei- spiel. Wir täten deshalb gut daran, noch einmal innezuhal- ten und zu überlegen, wie mit der Problematik umgegan- gen werden soll. Können wir wirklich sicher sein, dass ein höchst aufwändiger morbiditätsorientierter Risiko- strukturausgleich dafür der beste Weg ist? Gerechtigkeit – im Sinne von vollständigem Ausgleich unterschiedli- cher Versicherungsrisiken – kann nur um den Preis einer unendlichen Verfeinerung der Kategorien erreicht wer- den. Wir würden im Ergebnis einen Ausgabenausgleich schaffen, nur eben auf Umwegen, höchst kompliziert, manipulationsanfällig und für die gesamte GKV mit enormen Ausgabenrisiken. Ich fürchte, dass irgendwann der Ausgabenausgleich, der mit einer hohen Interessen- quote versehen wird, gefordert wird. Es geht aber auch anders. Wenn man zum Beispiel für mitversicherte Familienangehörige Prämien vorsieht, die man, so man das gesellschaftspolitisch wünscht, über Steuern ausgleicht, braucht man das Kriterium der mit- versicherten Familienangehörigen nicht. Wenn man Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft als versicherungsfremde Leistungen systemgerecht steuer- finanzieren würde, braucht man nicht mehr unbedingt eine Differenzierung nach Geschlecht. Wenn man auf ein wie auch immer geartetes Prämiensystem übergeht, braucht man das Kriterium des Einkommens nicht mehr. Es bleibt also das Alter, das man in einem System mit leistungsgerechten Prämien und portablen Altersrück- stellungen auch nicht mehr braucht. Ist man nicht bereit, einen so weit gehenden Schritt zu tun, ist das Alter im heutigen System ein guter Indikator für den Leistungsbe- darf. Das wäre eine überschaubare, einfache und trans- parente Lösung. Ich begrüße deshalb ausdrücklich, dass die Einfüh- rung eines morbiditätsorientierten Risikostrukturaus- gleichs noch einmal verschoben werden soll. Vielleicht kann die verbleibende Zeit genutzt werden, um nach sinnvollen und praktikableren Lösungen zu suchen, ge- rade auch mit Blick auf Behandlungsprogramme für chronisch Kranke, die vom RSA zu entkoppeln sind. In diesem Zusammenhang darf ich vielleicht noch einmal an die guten alten kassenartinternen Finanzaus- gleiche erinnern, die gestärkt werden könnten. Eine Kas- senart bildet gegenüber einer einzelnen Krankenkasse eine deutlich größere Versicherten- und damit auch Risi- kogemeinschaft. Sie ist auch in der Lage, schwerst- kranke Patienten umfassend zu betreuen. Auf diese Weise wäre bereits ein Teil der Risiken neutralisierbar. Ein weiterer Teil könnte über Rückversicherungen auf- gefangen werden. Insoweit kann auf einen Risikopool verzichtet werden. n N g K e e s b d l a g R f t l Ü r B d w Z r i s g n M n s f R a v s d g s G r u t P a W e W R K t a (C (D Also: Nutzen wir die Zeit, über praktikable Lösungen achzudenken. Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Auch beim Risikostrukturausgleich spielt die roße Koalition auf Zeit. Die Ausgangspositionen der oalitionspartner liegen weit auseinander. Also passiert rst einmal gar nichts. In der Sache gibt es keinen guten Grund, die Weiter- ntwicklung des Kassenausgleichs auf die lange Bank zu chieben. Die Begründung, dass das Gutachten zur Vor- ereitung der Reform erst mit Verspätung fertig gewor- en sei, ist an den Haaren herbeigezogen. Tatsächlich iegt es inzwischen seit fast zwei Jahren vor. Zeit gab es lso mehr als genug, um die notwendigen Aktualisierun- en der verwendeten Daten vorzunehmen und eine echtsverordnung zu erstellen. Tatsächlich liegt deren ertiger Entwurf ja auch längst im ministerialen Schreib- isch. Dass er dort erst einmal bleibt, hat ausschließlich po- itische Gründe. Die Union hat sich schlicht verrannt. ber Jahre hinweg hat sie gegen die Morbiditätsorientie- ung im Risikostrukturausgleich opponiert. Kaum in der undesregierung, merkt sie, dass es – auch mit Blick auf ie Reform der Ärztehonorare – ohne diese Weiterent- icklung nicht geht. Nun braucht sie einfach zusätzliche eit, um ihre bisherige Contra-Position möglichst ge- äuschlos räumen zu können. Ihre allmähliche Absetzbewegung verpackt die Union n starken Worten. Sie fordert die „Entkoppelung der Di- ease-Management-Programme vom Risikostrukturaus- leich“. Sie sagt aber nicht, dass genau dies mit dem euen Risikostrukturausgleich geschieht Erst durch den orbi-RSA wird der Risikostrukturausgleich so zielge- au, dass aufwendige Hilfskonstruktionen wie die be- ondere Berücksichtigung der Behandlungsprogramme ür chronisch Kranke überflüssig werden. Letztlich bietet uns die große Koalition also in Sachen isikostrukturausgleich das gleiche Schauspiel, das uns uch bei der Gesundheitsreform droht. Aufgrund der ielen internen Widersprüche hat die politische Ge- ichtswahrung Priorität vor der Problemlösung. Damit roht sie aber die mit dem heutigen Risikostrukturaus- leich verbundenen Probleme auf die Spitze zu treiben. Eine Vollbremsung erfolgt nur bei der Reform des Ri- ikostrukturausgleichs. Dagegen soll die mit der letzten esundheitsreform beschlossene Reform der Ärztehono- are weiter vorangetrieben werden. Bei der Berechnung nd Verteilung der Honorarsumme soll künftig der un- erschiedliche Gesundheitszustand der Patientinnen und atienten berücksichtigt werden. Das ist in der Sache uch weiterhin vernünftig. Das mit dem demografischen andel verbundene stärkere Morbiditätsrisiko darf nicht infach bei den Ärztinnen und Ärzten abgeladen werden. Aber die nun vorgesehene zeitliche Entkoppelung der eiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs und der eform der Ärztehonorare ist absurd. Sie führt bei den rankenkassen dazu, dass die unterschiedliche Morbidi- ät der Versicherten nur auf der Ausgaben-, nicht aber uf der Einnahmeseite berücksichtigt wird. In der Kon- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3403 (A) ) (B) ) sequenz steigen die Ausgaben der Krankenkassen, die besonders viele chronisch kranke und ältere Mitglieder haben, während ihre Einnahmen stagnieren. Liest man die Pressemeldungen der letzten Tage, scheint die Union an dem einen oder anderen Punkt auf Positionen einzuschwenken, die Rot-Grün schon mit der letzten Gesundheitsreform durchsetzen wollte, aber ge- gen den Widerstand der Union nicht durchsetzen konnte. Dazu gehört zum Beispiel die Kosten-Nutzen-Bewer- tung von Arzneimitteln. Sollte es so sein, würde ich mich freuen. Es wäre aber wichtig für das Solidarsystem, wenn künftig solche Lernprozesse etwas schneller vonstatten gehen könnten. Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin für Gesundheit: Der Antrag der Fraktion Die Linke auf unmittelbare Einführung eines neuen Risi- kostrukturausgleichs läuft nach dem Motto: Hauptsache Bombenstimmung. Mit der Wirklichkeit im Gesund- heitswesen und mit Verantwortung für dessen Funktio- nieren hat er nichts zu tun. Denn was diese Oppositions- fraktion verlangt, das ist so nicht zu realisieren. Dieses System ist nämlich keine Ansammlung von Befehlsemp- fängern, die auf PDS-Knopfdruck die Hacken zusam- menschlagen. Für Koalition und Regierung ist die Weiterentwick- lung des Risikostrukturausgleichs ausgemachte Sache; ein Blick in den Koalitionsvertrag beweist das. Weiter- entwickeln heißt: Die genaue Erfassung der Krankheits- risiken der Versicherten wird auf den Weg gebracht, und zwar auf der Grundlage ausreichender Daten und zum Zweck qualitativ besserer Zielgenauigkeit dieses not- wendigen Ausgleichs zwischen den Kassen. Wir brau- chen einen erneuerten Risikostrukturausgleich. Wir schaffen ihn. Auch die Opposition weiß, dass die Koalition derzeit in einer Arbeitsgruppe unter der Leitung der Bundesmi- nisterin für Gesundheit alle wesentlichen Zukunftsfragen unseres Gesundheitswesens diskutiert. Hierzu gehört auch die Weiterentwicklung des Risikostrukturausglei- ches. Diese Diskussion wird sorgfältig geführt. Was an brauchbaren Vorarbeiten geleistet wurde, wird aufge- nommen. Was erarbeitet werden muss, wird in Angriff genommen. Und dann wird daraus etwas Gutes für Bei- tragszahler, Versicherte und Patienten entwickelt. Auf die kommt es uns nämlich vor allem an. Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) (Tagesordnungspunkt 13) Ulla Jelpke (DIE LINKE): Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wirft mehr Fragen auf als er beantwor- tet. Die Linke hat keine Einwände dagegen, dem zivilen K d b k H m P h g S b D B s s e r a S Q M w t V Z e e a m f D a k r b h e s v G g m w s w b d s D d (C (D atastrophenschutz moderne Kommunikationsmittel in ie Hand zu geben, aber so, wie von der Regierung hier eabsichtigt, darf es nicht gehen. Wir haben zum einen verfassungsrechtliche Beden- en: Art. 73 des Grundgesetzes gibt dem Bund nur die oheit für Post und Telekommunikation und meint da- it die Massenkommunikation. Er meint aber nicht den olizeifunk, um den es ja hier geht. Der Bund maßt sich ier also zu viel Kompetenzen an. Der saubere Weg wäre ewesen, das Grundgesetz zu ändern, aber dafür hätten ie wohl keine Mehrheit bekommen. Ein gangbarer Weg wäre auch gewesen, die bereits estehende Bundesnetzagentur mit der Einrichtung des igitalfunks zu beauftragen. Stattdessen soll es nun eine und-/Länder-Misch-Anstalt geben, die unsere Verfas- ung nicht kennt. Wir haben aber auch sachliche Bedenken. Der Bund oll 50 Prozent des Netzes, das so genannte Rumpfnetz, inbringen. Das läuft darauf hinaus, die Länder im Be- eich Sicherheit zu bevormunden. Sie sollen bezahlen, ber nicht mitreden. Der Gesetzentwurf sieht für den treitfall zwischen Bund und Ländern nicht mal ein uorum vor, mit dem die Länder ihre Beteiligungs- und itwirkungsrechte wirksam ausüben können. Dennoch erden die Länder mitmachen, weil die Alternative lau- et, auf die Einführung moderner Technik zu verzichten. ogel friss oder stirb, lautet die Devise. Diese Vorgehensweise ist nicht einmal sachdienlich. iel der ganzen Angelegenheit soll ja ein bundesweit inheitliches Digitalfunknetzwerk sein. Von der Absicht ines europaweiten Netzes hat man sich schon lange ver- bschiedet. Hat sich die Bundesregierung schon Gedanken ge- acht, was passiert, wenn einige der Länder eines Tages eststellen, dass ihnen das Geld für das Projekt ausgeht? ie geschätzten Gesamtkosten belaufen sich schließlich uf über 7 Milliarden Euro. Soll sich ein Land, das dafür eine Gelder mehr hat, dann aus der Bundesanstalt zu- ückziehen? Soll es weiße Flecken im Funknetzwerk ge- en oder wie stellt sich die Bundesregierung das Vorge- en dann vor? Auf keine dieser Fragen gibt das Gesetz ine Antwort. Schon vor einiger Zeit hat die Bundesregierung zuge- ichert, den Entwurf einer Satzung zu präsentieren. Da- on hat der Bundestag bis heute nichts gesehen. Das leiche gilt für das Finanzierungskonzept. Überhaupt eht die Regierung mit unangemessener Geheimniskrä- erei vor. Die Bedenken, die ich angesprochen habe, urden auch gestern in der Sitzung des Innenausschus- es nicht ausgeräumt. § 15 des Gesetzes ermächtigt die Bundesanstalt zu eit reichenden Eingriffen in die Grundrechte, so sollen ei „rechtswidrigen Streiks“ diejenigen Einrichtungen, ie für den Betrieb des Digitalfunks „von Bedeutung ind“, auch gewaltsam gestürmt werden können. Ich dachte beim ersten Lesen, ich sehe nicht recht: as ist ein Klassenkampf-Paragraf, wie er im Lehrbuch es Frühkapitalismus stehen könnte. Was soll das denn 3404 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) heißen, „rechtswidrige Streiks“? Wer definiert das? Muss ein Gerichtsbeschluss vorliegen, oder reicht es schon, wenn der Präsident der Bundesanstalt der persön- lichen Auffassung ist, ein Streik sei rechtswidrig? Welche Betriebe sind überhaupt gemeint? Nicht nur solche, die für den Digitalfunk notwendig sind, sondern auch solche, die „von Bedeutung“ sind, heißt es. Aber was bedeutet das? „Von Bedeutung“ für geregeltes Ar- beiten ist auch, dass morgens mein Bäcker geöffnet hat! Wollen Sie da in Zukunft auch die Polizei in die Back- stube schicken, wenn der mal streikt? Ich finde es eine Unverschämtheit, diesem Parlament einen solchen Gummiparagraphen vorzulegen. Die Linke wird dem Gesetzentwurf nicht zustimmen können. Anlage 19 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Individualbesteue- rung mit übertragbarem Höchstbetrag von 10 000 Euro (Tagesordnungspunkt 14) Patricia Lips (CDU/CSU): Auf allen politischen Entscheidungsebenen gibt es immer wieder Initiativen, die zum Dauerbrenner werden. Der vorliegende Antrag gehört sehr nachdrücklich in diese Kategorie. Bereits in den vergangenen Legislaturperioden war die Abschaffung bzw. Einschränkung des Ehegatten- splittings ein zentrales Ziel seitens der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen. Selbst wenn die Formulie- rung bis heute im Detail variierte, die Richtung war im- mer dieselbe: Es wird ein so genannter Splittingvorteil suggeriert, also die Existenz eines vermeintlichen Steuerprivilegs einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Aber es verbirgt sich noch eine weitere Frage dahinter: Bei genauer Be- trachtung dieser Art von Bewertung wird ein prägendes Element unserer Gesellschaft auf Zahlen reduziert: die Bereitschaft zur gemeinsamen Verantwortung in der Ehe, die unter einem besonderen Schutz steht und zu welcher wir uns ausdrücklich bekennen. Dieser verfas- sungsrechtliche Schutz von Ehe und Familie gebietet es, Ehepaare auch in wirtschaftlicher Hinsicht als Einheit anzusehen. Deshalb gibt es viele gute Gründe dafür, die Erwerbsgemeinschaft von Mann und Frau auch im Steu- errecht uneingeschränkt und grundlegend auf bestehen- der Basis verankert zu belassen. Vor dem Hintergrund von aktuellen Diskussionen im sozialen Bereich sollten wir diese Einrichtung ausdrück- lich nicht als Privileg bezeichnen, sondern als eine Grundlage, die es den Eltern ermöglicht, Familie und Er- werbstätigkeit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Gerade vor dem Hintergrund unserer demografischen Herausforderungen müssen wir alle Anstrengungen un- ternehmen, die Bedingungen für Ehe und Familie zu stärken, statt zu schwächen. Als Grundlage des Splittings in bestehender Form dient die persönliche Leistungsfähigkeit: Dieses Prinzip s b S s m n w W l w F E s z F r w tr 4 z d B u z t p t a n s g e F w u h B s s W u n s d B u e r g d w d d G d l t (C (D oll eine besondere Ausprägung erfahren, insbesondere ei der Berücksichtigung der Familien mit Kindern. Eine treichung, Kürzung oder Umwandlung des Ehegatten- plittings träfe in der weit überwiegenden Zahl Familien it Kindern. Betroffen wären vor allem Familien, in de- en ein Elternteil wegen der Kindererziehung die Er- erbstätigkeit einschränkt oder darauf verzichtet. Diese ahlfreiheit gilt es zu bewahren. Es ist damit keine be- iebig gestaltbare Sondervergünstigung, sondern not- endiger steuerrechtlicher Ausdruck der Lebens- und ürsorgegemeinschaft der Ehepartner. Es erkennt eigene rziehungsleistung an. Es kann auch nicht unsere Ab- icht sein, ausgerechnet diejenigen Paare besonders stark u treffen, die in der Vergangenheit mit eingeschränkter örderung Kinder großgezogen haben und damit steuer- echtlich zu einer zusätzlich belasteten Generation ürden. Ich bezweifle darüber hinaus die gemäß der An- agsbegründung angegebenen Steuermehreinnahmen von bis 5 Milliarden Euro, die zum Ausbau und zur Finan- ierung der Kinderbetreung verwandt werden sollen. Dabei ist ausdrücklich festzustellen: Niemand zieht ie Notwendigkeit einer frühkindlichen Förderung und ildung in Zweifel, auch nicht einen Ausbau im Betreu- ngsangebot, und jedem ist klar, dass dies nicht umsonst u haben ist. Allerdings werden wir sehen, dass die Un- erstützungsleistung an dieser Stelle nicht über eine Kap- ung oder Umwandlung des Ehegattensplittings zu leis- en ist. Wir haben es hier mit einer stark vorn Einzelfall bhängigen Leistung zu tun, die in Höhe und Kontinuität ur schwer in der von Ihnen gewünschten Form einzu- etzen ist. Im Prinzip – dies versuchte ich deutlich zu machen – eht es in der Betrachtung dieser Leistung über den steu- rlichen Aspekt hinaus. Wir müssen gleichzeitig die rage beantworten, welches gesellschaftspolitische Bild ir wollen, wo unsere Schwerpunkte in Unterstützung nd Förderung liegen. Das Ehegattensplitting in beste- ender Form ist für Sie, Kolleginnen und Kollegen vom ündnis 90/Die Grünen, ein grundsätzlicher, gesell- chaftlicher Hebel, mit welchem Sie Ihr Bild einer Ge- ellschaft zum Ausdruck bringen wollen. Wir wollen die ahlfreiheit in der Lebensgestaltung von Ehe, Familie nd Erwerbstätigkeit bewahren. Eine gesonderte und otwendige Unterstützung der Kinder in unserer Gesell- chaft wird und muss begleitend an anderen Stellen För- erung erfahren. Petra Hinz (Essen) (SPD): Bei dem Antrag von ündnis 90/Die Grünen handelt es sich in Wirklichkeit m ein Modell des Realsplittings, jedoch ohne alle steu- rrechtlichen und verfassungsrechtlichen Aspekte zu be- ücksichtigen. Sie wollen die Gleichstellung der gleich- eschlechtlichen Paare, erwähnen aber mit keinem Wort, ass durch eine Veränderung des Ehegattensplittings, so ie Sie es in Ihrem Antrag vorgelegt haben, das Gna- ensplitting infrage gestellt wird. Wollen Sie wirklich en Millionen von Witwen und Witwern das Recht auf nadensplitting nehmen oder den geschiedenen Frauen, ie sowieso schon finanziell belastet sind und vieles al- ein schultern müssen, das Gnadensplitting vorenthal- en? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3405 (A) ) (B) ) Ihr Antrag ist sehr schlank, weder ausgewogen noch sozialgerecht und finanzpolitisch nicht wirklich sinnvoll. Eine Veranlagungsgruppe wollen Sie unter anderem auf Kosten der Witwen, Witwer und Geschiedenen beson- ders schützen und die vorgenannte Gruppe stärker belas- ten. Sie versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass Sie durch eine Veränderung des Ehegattensplittings hin zur Individualbesteuerung mehr finanziellen Spielraum schaffen. Die Koalition wird die Frage der gerechten Verteilung der Lohnsteuerbelastung zwischen den Ehe- gatten weiterverfolgen und zum Abbau von Benachteili- gungen von Frauen bei der Wiederaufnahme einer Er- werbstätigkeit das Steuersystem besser auf Flexibilisierungen in der Erwerbsbeteiligung ausrichten. Das Anteilsverfahren verwirklicht neben seiner fami- lien- und gleichstellungspolitischen Zielrichtung auch eine erhebliche Steuervereinfachung für Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer. Durch Liquiditätsvorteile ent- steht so bei den Steuereinnahmen ein positiver Effekt für den Haushalt. Dazu gehört, dass bei einer Neuordnung der Familienleistungen auch das Ehegattensplitting ge- prüft wird. Aber ganz abschaffen können wir das Ehe- gattensplitting wohl nicht, weil da auch die Unterhalts- pflichten in der Ehe zu berücksichtigen sind. Ihr Antrag erreicht weder Familien-, Frauenförderung noch Steuergerechtigkeit. Drei Rechenbeispiele sollen dies verdeutlichen. Durch die von Ihnen vorgeschlagene Methode der Steuererhebung würden Ehepaare zukünf- tig ungleich besteuert werden. Es gilt dann nicht mehr das Prinzip: Familien mit gleich hohem Gesamteinkom- men zahlen die gleiche Steuer. Dies lässt sich an einem einfachen Beispiel belegen. Die benötigten Daten kann man aus der Einkommensteuertabelle des Bundesminis- teriums der Finanzen ohne weiteres ablesen. Hierbei gehe ich jeweils von einem Familieneinkommen von 40 000 Euro im Jahr aus und zeige Ihnen, welche Lohn- steuer die Familien jeweils leisten müssten. Beim heutigen Ehegattensplitting ist es egal, wer in der Familie wie viel zum Gesamtverdienst beiträgt. Die Steuerlast wird jedes Mal bei 5 700 Euro liegen. Würde es kein Splittingverfahren geben und jeder in der Familie auf seine Einnahmen Lohnsteuer zahlen, wäre das Un- gleichgewicht bei der Steuerschuld sehr groß. Alleinver- dienerfamilien würden 9 223 Euro Steuern zahlen müs- sen. Dieser Wert wird kleiner, je mehr sich die Einnahmen der Ehegatten angleichen. Bei gleichem Ver- dienst – hier also jeweils 20 000 Euro jährlich – ent- spricht die zu zahlende Steuerschuld dem Wert des Ehe- gattensplittings. Nun zu Ihrem Modell. Dieses wirkt sich völlig unge- recht auf die unterschiedlichen Verdienstmodelle in Fa- milien aus. Am besten wären Familien gestellt, in denen ein Partner einen höheren Verdienst hat – nehmen wir mal den Wert 30 000 Euro an – und ein Partner relativ wenig zum gemeinsamen Einkommen beiträgt, sagen wir 10 000 Euro. Bei dieser Konstellation wird sich die Steuerschuld auf dem Niveau des Ehegattensplittings be- wegen. Teuer wird es für die Alleinverdienerfamilien. Diese müssen dann im Jahr 6 205 Euro Lohnsteuer zahlen – a v U n a s D z L d b F w l l m D g t s d B w E c a w s D E m m h v l W n S d s W ü s i s V b L g u g k d (C (D lso rund 500 Euro mehr, aus familienpolitischer Sicht ielleicht nicht die schlechteste Variante. Das besonders nverständliche an dieser Rechnung ist jedoch, dass es icht nur die aus familienpolitischer Sicht nicht immer ngestrebte „Nur der Mann geht arbeiten“-Familie trifft, ondern genauso gleichwertig verdienende Ehepaare. enn auch wenn beide in meinem Beispiel 20 000 Euro um Familienverdienst beisteuern, müssen 6 205 Euro ohnsteuern gezahlt werden. Nach dieser Rechnung för- ern Sie also Familien, in denen zwar beide Partner ar- eiten, einer jedoch nur einen geringes Einkommen hat. ür alle anderen ist eine kräftige Steuererhöhung zu er- arten. Ich fasse zusammen: Der Vorschlag Zusammenveran- agung mit technischem Realsplitting würde wahrschein- ich verfassungsrechtliche Maßstäbe verletzten und wäre it einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden. arüber hinaus würden die Mehrbelastungen vorwie- end Familien treffen und der finanzielle Ertrag wäre rotzdem äußerst bescheiden. Carl-Ludwig Thiele (FDP): Das Ehegattensplitting oll wieder einmal abgeschafft werden, dieses Mal von er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen. Der alte ideologische Streit wird nunmehr auch im undestag mit diesem Antrag weitergeführt. Hierbei ird übersehen, dass gerade Art. 6 des Grundgesetzes he und Familie unter den besonderen Schutz der staatli- hen Ordnung stellt. In diesem Zusammenhang sollten uch die Grünen einmal zur Kenntnis nehmen, dass nach ie vor die meisten Kinder in Familien leben. Wer deshalb das Ehegattensplitting abschaffen will, tellt insbesondere Familien mit Kindern schlechter. ieses wollen wir als Liberale nicht. Die Kappung des hegattensplittings trifft in fast 80 Prozent der Fälle Fa- ilien mit Kindern. Betroffen sind deshalb vor allem Fa- ilien, in denen ein Elternteil aufgrund der Kindererzie- ung die Erwerbstätigkeit einschränkt oder darauf erzichtet. Eine solche Maßnahme diskriminiert fami- iäre Erziehungsarbeit. Das Ehegattensplitting dient der ahlfreiheit der Eltern, Familie und Erwerbstätigkeit ach ihren Wünschen gestalten zu können, ohne dass der taat hier entsprechend eingreift. Deshalb ist auch das Steuerrecht darauf abgestellt, ass es eine eigene gesonderte Splittingtabelle gibt. Die- es hat zur Begründung, dass die Menschen sich in freier ahl entschieden haben, füreinander Verantwortung zu bernehmen. Dieses ist der stärkste Schutz, den Men- chen einander gewähren können. Staatliche Hilfe soll mmer nur subsidiär gewährt werden. Wenn Menschen ich aber freiwillig dafür entscheiden, für einen anderen erantwortung zu übernehmen, dann hat der Gesetzge- er für diesen Fall die Grundentscheidung getroffen, die eistung der Ehepartner im Steuerrecht als absolut leichwertig zu behandeln. Eine Tätigkeit im Haushalt nd in der Kindererziehung haben danach steuerlich den leichen Stellenwert wie eine Berufstätigkeit. Dadurch önnen die Ehepartner die Aufgaben des Gelderwerbs, er Haushaltsführung und der Kindererziehung in freier 3406 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Entscheidung ohne nachteilige steuerliche Folgen unter sich aufteilen. Der Staat mischt sich nicht ein. Sichergestellt wird durch das Ehegattensplitting, dass die Steuerbelastung von Ehepaaren mit gleich hohen Ge- samteinkommen stets gleich hoch ist. Erreicht wird mit dem Ehegattensplitting auch, dass Einkommensverlage- rungen zwischen den Ehepartnern steuerlich sinnlos sind. In der Begründung des Antrages steht zu lesen, dass durch den Vorschlag der Grünen steuerliche Mehrein- nahmen in der Größenordnung von vier bis fünf Milliar- den Euro entstünden. Diese steuerlichen Mehreinnah- men sollen dann zum Ausbau und zur Finanzierung der Kinderbetreuung verwandt werden. Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen von den Grünen. Was soll das eigentlich? Zunächst wird den Familien ein Steuervorteil genommen, um ihnen dann auf anderem Wege wieder Geld zuzuführen? Ist das sinnvoll? Ist das eine Steuervereinfachung? Haben Sie sich nicht auch Gedanken darüber gemacht, dass auf eine solche Regelung hin entsprechende Einkommens- ströme zwischen den Ehepartnern durch günstige Kon- struktionen verlagert und unterschiedlich gestaltet wer- den? Da die Belastung überwiegend die Familien selbst trifft, wäre durch eine Reduzierung des Ehegattensplit- tings familienpolitisch wenig genommen. Es würde le- diglich von der einen Hosentasche in die andere umver- teilt. Ungerecht wäre es außerdem, den Splittingvorteil für solche Ehepaare einzuschränken, die ihre Kinder bereits großgezogen haben. Nicht wenige der Mütter, deren Kinder aus dem Haus sind, wären gerne wieder berufstä- tig, finden aber keinen Job und nach Ihrem Vorschlag, dem Vorschlag der Grünen, würden gerade diese Ehen steuerlich erheblich mehr belastet. Deshalb fordere ich Sie auf: Ziehen Sie Ihren Antrag zurück, denn er soll für die Familien wirken, erreicht in der Praxis aber das genaue Gegenteil. Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): Die Forderung nach Abschaffung des steuerlichen Privilegs des Ehegatten- splittings durch die Einführung einer Individualbesteue- rung wird von unserer Fraktion unterstützt. Bereits seit Jahren ist dies eine Kernforderung unseres Steuerkon- zepts, insbesondere weil die unsprüngliche Zielstellung bei der Einfüllung dieser steuerlichen Regelung, das Le- ben von Familien mit Kindern finanziell zu erleichtern, über die Jahrzehnte hinweg, immer stärker in den Hin- tergrund gerückt ist. Der Staat sollte seine begrenzten finanziellen Mittel zielgerichtet auf die Forderung des Zusammenlebens mit Kindern richten. Dies könnte und sollte unter anderem durch die deutliche Anhebung des Kindergeldes und den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen geschehen. Dafür notwendige finanzielle Mittel lassen sich auch aus dem Übergang zur Individualbesteuerung erzielen. Nicht g s z R s l u l L n b t s u D t F z F r K n d f n t s t B t R e w s v w i w d t v z Z K v (C (D anz unerheblich dürfte im Übrigen die damit zu reali- ierende tatsächliche Steuervereinfachung sein. Gleich- eitig wurde hiermit der veränderten gesellschaftlichen ealität Rechnung getragen, indem nicht mehr aus- chließlich eine bestimmte Lebensweise, die Ehe, privi- egiert wird. Im Unterschied zu Bündnis 90/Die Grünen geht es ns jedoch nicht einfach um die Ausweitung eines Privi- egs auf eine weitere Personengruppe, die eingetragenen ebenspartnerschaften, auch wenn ich ihre Überlegung achvollziehen kann. Eine tatsächliche Lösung des Pro- lems werden wir nur erreichen, wenn wir das Ehegat- en- und Realsplitting in eine Freibetragsregelung zur teuerlichen Berücksichtigung von Unterhaltsbeiträgen mwandeln. Wir schlagen vor: Ist das Einkommen der Unterhaltsempfänger nied- riger als das steuerfreie Existenzminimum (Grund- freibetrag), kann die jeweilige Differenz vom Einkommen der Unterhaltsleistenden abgezogen werden. Diese Regelung ist auch für andere Unter- haltsverpflichtungen anzuwenden, wenn dadurch öffentliche Mittel (z. B. Sozialhilfe) eingespart wer- den. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): as Ehegattensplitting gibt es seit 1958. Es ist heutzu- age antiquiert, weil sich die Lebensverhältnisse in den amilien stark verändert haben. Viele Familien brauchen wei Einkommen, um über die Runden zu kommen. rauen haben heute bessere und häufig auch höhere Be- ufsqualifikationen erworben und wollen ihr Wissen und önnen im Erwerbsleben einsetzen und das Leben nicht ur im Haushalt verbringen. Deswegen benötigen wir gesellschaftliche Strukturen, ie Beruf und Familie je nach Lebensphase miteinander lexibel verbinden lassen. Unser Vorschlag einer moder- en Individualbesteuerung anstelle des Ehegattensplit- ings wird den heutigen Lebensverhältnissen gerecht, etzt finanzielle Mittel für die Kinderbetreuung von un- er Dreijährigen frei und kann in den Kommunen je nach edarf auch zum kostenlosen Angebot von Kinderbe- reuungsplätzen verwandt werden. Wir wollen den echtsanspruch auf Kinderbetreuung finanziell durch ine Kinderbetreuungskarte gewährleisten. Die Um- andlung des Ehegattensplittings in eine Individualbe- teuerung mit steuerfrei übertragbarem Höchstbetrag on 10 000 Euro pro Jahr auf den weniger oder nicht er- erbstätigen Ehepartner soll das Steuersparmodell Ehe n ein Modell zur Förderung der Kinderbetreuung um- andeln. Das Splitting hat keinen nennenswerten familienför- ernden Effekt. 43 Prozent aller Ehen, die vom Ehegat- ensplitting profitieren, sind kinderlos. Das Entlastungs- olumen von insgesamt rund 20 Milliarden Euro entfällt u 35 Prozent auf Ehen ohne Kinder. Die wachsende ahl von unverheirateten Lebensgemeinschaften mit indern und Alleinerziehenden hat überhaupt nichts om Splitting. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3407 (A) ) (B) ) Im Jahr 2004 lebten rund 2,3 Millionen Familien mit Kindern in Deutschland, die keinen Splittinganspruch haben. Hinzu kommt, dass nach der Logik des Splitting- tarifs Alleinverdiener überdurchschnittlich profitieren. Sie machen zwar nur 39 Prozent aller Ehen aus, jedoch 61 Prozent des gesamten Splittingvolumens entfallen auf diese Eheform. Das Steuersparmodell Ehe kann für hohe Einkommen eine Entlastung von bis zu 8 350 Euro pro Jahr erbringen. Mit unserem Vorschlag der Individualbesteuerung wird dieses Steuersparmodell gekürzt, und zwar sozial gerecht: Für hohe Einkommen wird der Splittingvorteil auf knapp die Hälfte vermindert, kleine Einkommen er- fahren keinen finanziellen Nachteil. Wir wollen, dass die frei werdende Summe von 4 bis 5 Milliarden Euro für ein besseres Leben mit Kindern unabhängig vom Status der Ehe eingesetzt wird. Unser Vorschlag ist verfas- sungsgemäß, weil mit dem steuerfrei übertragbaren Höchstbetrag von 10 000 Euro pro Jahr zugunsten des weniger oder gar nicht erwerbstätigen Ehepartners die ehelichen Unterhaltspflichten erfüllt werden können. Die Summe ist so gewählt, dass sowohl das steuerfreie Existenzminimum als auch eine private Altersvorsorge für den nichterwerbstätigen Partner mit dem steuerfrei übertragbaren Höchstbetrag von 10 000 Euro berück- sichtigt wird. Am 14. Mai 2006 hieß eine Überschrift in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: „SPD rüttelt an Steuervorteil für Eheleute“. Jörg-Otto Spiller ließ hö- ren: „Wir können nur überlegen, in welchem Rahmen man das Gesetz modifizieren kann.“ Jetzt liegt ein Vor- schlag vor, mit dem sich die SPD-Arbeitsgruppe „Fami- lienförderung durchforsten“ auseinander setzen kann. Er bringt richtig etwas in Bewegung, wenn man es nur will. Allein mit Überlegen ist es nicht getan. Anlage 20 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Sonder- programm „Kommunale Brückenbau- werke“ auflegen Bestandssanierung der Ver- kehrsinfrastruktur ausweiten und effektive Sanierungsstrategie vorlegen – Beschlussempfehlung und Bericht: Be- standssanierung der Verkehrsinfrastruktur ausweiten und effektive Sanierungsstrategie vorlegen – Antrag: Freistellung der Kommunen von der Mitfinanzierung bei Baumaßnahmen im Kreuzungsbereich von Eisenbahnen und Straßen (Tagesordnungspunkte 16 a bis c) Renate Blank (CDU/CSU): Ich möchte zunächst mit Freude feststellen, dass seit der letzten Behandlung der hier vorliegenden Anträge im Plenum sich in der Ver- kehrsinfrastruktur in Deutschland Erfreuliches getan hat: Mit der Einweihung der neuen ICE-Verbindung von N s I c d h b d u d d A i d v V m n n ü m z t s w s t s w k g b S t r m c d k m s f B B s B J „ p z k k t v b d (C (D ürnberg über Ingolstadt in die bayerische Landeshaupt- tadt rechtzeitig vor der WM ist – unter Abrufung aller nvestitionsmittel und dem Bau zahlreicher sicherer Brü- ken – ein Meilenstein der Infrastruktur geschaffen wor- en. Mit diesem Hinweis sind wir beim Thema. Ich habe bereits in der Debatte im Februar darauf- ingewiesen, dass die Verantwortung für alle Brücken- auwerke schon seit langem klar geregelt ist. Wir haben amals über drei Jahre intensiv – auch mit den Ländern nd den betroffenen Kommunen – diskutiert. Damals lag er FDP die Haushaltslage des Bundes näher als heute in er Opposition. Tja, das Sein bestimmt das Bewusstsein. nders ist es wohl auch nicht zu erklären, dass sie mit hrem Wunschzettel-Antrag sogar durch die Bundeslän- er tingeln, wie zuletzt im Hessischen Landtag. Fakt bleibt aber: Mit dem Eisenbahnkreuzungsgesetz on 1998 obliegt die Gewährleistung der Stand- und erkehrssicherheit von Straßenbrücken im Zuge von Ge- eindestraßen über Schienenwege allein den Kommu- en und nicht dem Bund oder der Bahn. – Den Kommu- en wurden seinerzeit Mittel für die auf sie bergehenden Brücken zur Verfügung gestellt. Ich kann ir durchaus vorstellen, dass diese Mittel nicht immer ur Sanierung von Brücken verwendet wurden, sondern eilweise im Haushalt der Kommunen verschwunden ind. – Ein Sonderprogramm „Kommunale Brückenbau- erke“ würde erfahrungsgemäß zahllose Anträge auslö- en. In Deutschland gäbe es in jedem Wahlkreis garan- iert eine oder mehrere Brücken, die mehr oder weniger anierungsbedürftig wären. Allein in meinem Wahlkreis ären es über fünf Brücken. – Die Haushaltslage erlaubt eine zusätzlichen Ausgaben. Wenn man ein Sonderpro- ramm haben will, dann muss Geld von anderen Ausga- enbereichen abgezogen werden, zum Beispiel vom traßenbau. Denn die im Bundeshaushalt stehenden Mit- el für Schienenwegeinvestitionen können aus haushalts- echtlichen Gründen nicht zur Unterstützung der Kom- unen eingesetzt werden. Die Wahrnehmung des Untersuchungsberichts „Si- herheit und Zustand von Spannbetonbrücken auf Bun- esfernstraßen“ war übrigens erstaunlich. Eine Zeitung ommentierte damals: „Brücken sind sicher“. Im Blatt it vier Buchstaben hieß es entsprechend: „Brücken ind unsicher“. Nun, die FDP hat sich mit ihrem Antrag ür die „Oppositionsvariante“ entschieden. Wir wissen aufgrund des Straßenbauberichts, dass rücken in Deutschland zu den am besten untersuchten auwerken gehören. Deshalb gibt es auch eine Zu- tandsbewertung der Brückenbauwerke im Zuge von undesfernstraßen. Die Bauwerksprüfung wird alle drei ahre als „einfache Prüfung“ und alle sechs Jahre als Hauptprüfung“ durchgeführt. Als Ergebnis der Haupt- rüfung erhält das jeweilige Bauwerk eine Zustandsnote wischen eins und vier. Mit anderen Worten: Der Bund ümmert sich um die Sicherheit seiner Brücken. Dies belegen auch die Zahlen aus dem Bundesver- ehrswegeplan: Bis zum Jahr 2015 sind für die Erhal- ung und Sanierung von Straßen rund 37 Milliarden Euro orgesehen. Davon werden etwa 25 Prozent für Brücken ereitgestellt, sodass die Brücken mit den Zustandsnoten rei bis vier instand gesetzt bzw. erneuert werden, um ei- 3408 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) nen „ungenügenden“ Bauwerkszustand völlig zu ver- meiden. Noch einmal: Die Bewertungskriterien, die im Be- richt stehen, bedeuten nicht, dass eine Brücke verkehrs- gefährlich oder in ihrer Standfestigkeit gefährdet ist, sondern sie zeigen an, wann eine Brücke saniert werden muss. Insofern besteht nach menschlichem Ermessen aufgrund dieser sehr genauen Inspektionen, die im Übri- gen jetzt bei allen Fragen der Gebäudesicherheit, die sich anderen Zusammenhängen stellen, Vorbildcharakter haben, kein Anlass zur Sorge. Quantitativ sind die Dimensionen des deutschen Brü- ckenbaus enorm. Die Zahl der Brücken in Deutschland dürfte heute bundesweit bei circa 120 000 liegen. Das heißt, auf ca. 5,4 Kilometer Straße – oder auf 690 Ein- wohner – kommt eine Brücke. Das deutsche „Brücken- vermögen“ wird von Fachleuten auf 80 Milliarden Euro geschätzt. Um alle Brücken in Deutschland neu zu bauen, müssten 33 Prozent eines Bundeshaushaltes auf- gewendet werden bzw. müsste jeder Einwohner in Deutschland circa 1 000 Euro zusätzlich an Steuern zah- len. Ein zentraler Bereich der Kostenminimierung ist da- her der Erhalt von Brücken. Dieser Komplex umfasst den baulichen Unterhalt, die Instandsetzung sowie die Erneuerung einzelner Bauwerksteile oder eines ganzen Bauwerkes. Dabei nehmen – obwohl der vorhandene Brückenbestand in den alten Bundesländern verhältnis- mäßig jung ist und in den neuen Bundesländern Jahr für Jahr erneuert wird – die Unterhaltskosten ständig zu. Verantwortlich für die steigenden Kosten ist vor allem der verkehrsbedingte Verschleiß, aber auch die ständige Zunahme des Bestandes und des schweren Güterver- kehrs. Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, „Über sieben Brücken musst du gehen“ – keine Angst, ich fange nicht an zu singen –, diesen Rat eines in Ost und West bekannten Rocksongs aus den 70er-Jahren kann man also auch heute beruhigt beherzigen, wenn auch die Anträge der Oppositionsfraktionen etwas anderes sugge- rieren wollen. Deutschlands Brücken sind und bleiben auch ohne Sonderprogramme sicher. Zum Antrag der Linkspartei ist nur anzumerken, dass er in der Tradition der Anträge steht, mit denen die Linkspartei bereits durch alle Landtage, in denen sie ver- treten ist, „getingelt“ ist. Zum Antrag der Grünen möchte ich nur bemerken, dass der Verteilungsschlüssel in Bezug auf die Verkehrs- träger 2006 bereits festgelegt ist. Ein Einwirken auf die Bahn, alle ihr aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung stehenden Gelder auch tatsächlich zu verbauen, ist zwar grundsätzlich richtig. Doch erlaube ich mir schon die Bemerkung, dass Geld zur Verfügung gestanden hätte, das Schienenprojekt VDE 8.1/8.2 Nürnberg–Erfurt/ Halle/Leipzig schneller zu bauen, wenn dieses wichtige Projekt nicht ständig von den Grünen verhindert worden wäre. Auch ein qualifizierter Netzzustandsbericht ist für uns alle wichtig und notwendig. d d P i I n N r z A a w m s u t d s d U B ß A D u r t d b S t e a d u t u A G d (C (D Im März 2002 gab es eine Beschlussempfehlung und en Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bundestags- rucksache 14/8551, zu einem Antrag der damaligen DS zur Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes. Es st schon interessant, wie damals argumentiert wurde. ch zitiere die Grünen: Die PDS erwecke gegenüber den Bürgern, den Län- dern und den Kommunen in den neuen Bundeslän- dern immer wieder die falsche Hoffnung, der Bund sei in der Lage, ihre Probleme durch einen Geldse- gen zu lösen … Ich zitiere die FDP: dass eine Reihe von Hilfen für die Kommunen bei der Sanierung von Brücken bereits von der früheren Bundesregierung auf den Weg gebracht worden seien … Vom Kollegen Friedrich von der FDP gibt es auch och eine interessante Rede vom 9. Juni 2000, zum achlesen empfohlen, die den Antrag der FDP konterka- iert. Diese früheren Aussagen stehen im Widerspruch u den Anträgen der Oppositionsfraktionen. Alle drei nträge, die populistischer Natur sind, werden von uns bgelehnt. Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD): Sicherheit ist ein ichtiges Gut unserer Gesellschaft. Sicherheit muss im- er oberste Priorität haben. Frei von unvertretbaren Ri- iken oder Gefahren zu sein, wünschen wir uns alle. All- mfassende Sicherheit gibt es allerdings nicht. Das ragische Unglück gestern auf der Gotthardautobahn hat ies wieder einmal deutlich gemacht. Ohne Vorwarnung türzten riesige Felsbrocken auf Autos und töteten zwei eutsche Touristen. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts lebt in einer mgebung, die durch mehr oder weniger gigantische auwerke geprägt ist. Zu unserem Leben gehören Stra- en, Brücken und Tunnel, Hochhäuser, Sporthallen und renen, die mehrere Hunderttausend Menschen fassen. iese Bauten sind irgendwann neu, kommen in die Jahre nd der Zahn der Zeit nagt an ihnen. Kleine Reparaturen eichen dann nicht mehr aus. Sie müssen zu ihrer Erhal- ung gründlich saniert werden. Nach Ansicht der FDP in diesem Hause bröckeln die eutschen Brücken, speziell die kommunalen Straßen- rücken über Schienenwege. Obwohl die Kontrolle und anierung dieser Brücken eindeutig in der Verantwor- ung der Kommunen liegt, soll der Bund einspringen und in Sonderprogramm „Kommunale Brückenbauwerke“ uflegen. Der Bund nimmt das Thema Sicherheit ernst und han- elt. Ich möchte zwei Beispiele hierfür nennen: Erstes Beispiel: Der Bundesminister für Verkehr, Bau nd Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, hat unmit- elbar nach dem Unglück von Bad Reichenhall reagiert nd einen Gebäude-Check für Bundesbauten eingeführt. lle bundeseigenen Gebäude werden klassifiziert, in efahrengruppen gestuft und einem gründlichen Gebäu- echeck unterzogen. Die „Richtlinie für die Überwa- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3409 (A) ) (B) ) chung der Verkehrssicherheit von baulichen Anlagen des Bundes“ beinhaltet die Kriterien, anhand derer das Risiko eingeschätzt und gefährdete Gebäude und Bauteile vorsorglich auf Schwächen der Standsicherheit kontrolliert werden sollen. Die Richtlinie präzisiert das Verfahren der Bauüberwachung. Sie macht deutlich, wer verantwortlich ist, und verpflichtet zur Dokumentation aller Maßnahmen. Auf dieser Grundlage sollen die rund 4 500 Liegenschaften des Bundes jährlich überprüft wer- den. Außerdem erarbeitet das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung derzeit das Konzept für einen Gebäudesicherheitsbericht, der zu weiteren Er- kenntnissen über typische Schwachstellen bei der Statik von Gebäuden führen soll. Zweites Beispiel: Der Bund hat ein bundesweites Er- haltungsmanagement für die Instandhaltung und Sanie- rung der 37 100 Brücken im Bundesfernstraßennetz der Bundesrepublik Deutschland entwickelt und eingeführt. Die Brücken und Bauwerke werden einer regelmäßigen und fachkundigen Überwachung und Prüfung unterzo- gen. Grundlage ist die Norm DIN 1076 „Ingenieurbau- werke im Zuge von Straßen und Wegen: Überwachung und Prüfung“. Jede Brücke wird hiernach im Abstand von sechs Jahren einer Hauptprüfung durch speziell aus- gebildete Bauwerksprüfingenieure durchgeführt. Hierbei werden alle Bauteile gegebenenfalls unter Zuhilfenahme besonderer Besichtigungsgeräte handnah geprüft. Alle drei Jahre erfolgt einen einfache Prüfung. Hinzu kom- men jährliche mehrfache Besichtigungen durch die zuständigen Straßen- und Autobahnmeistereien. Alle Prüfungsergebnisse werden nach festen Vorgaben doku- mentiert. An die Prüfer werden hohe Anforderungen gestellt. Überwiegend werden besonders geschulte Mitarbeiter der Straßenbauverwaltungen der Länder eingesetzt. Für den Einsatz von externem Personal werden die in DIN 1076 beschriebenen Anforderungen an Bauwerks- prüfingenieure verlangt. Die Entwicklung und Einführung dieses bundeswei- ten Erhaltungsmanagements ist die Voraussetzung für ei- nen gezielten Einsatz der Erhaltungsmittel, die im Bun- desverkehrswegeplan für den Zeitraum 2001 bis 2015 eingestellt sind. Im Bundesverkehrswegeplan 2003 sind die Mittel für die Erhaltung der Bundesfernstraßen er- heblich aufgestockt worden. Im Bundesverkehrswege- plan sind die Schwerpunkte der Investitionspolitik im Straßenbau signifikant in Richtung erhaltungspolitische Ziele verlagert worden. Insgesamt sind 34,4 Milliarden Euro für Erhaltungsmaßnahmen vorgesehen. Der Anteil für Brücken und Ingenieurbauwerke der Erhaltungsmittel beträgt rund 25 bis 35 Prozent. Die Mittel für die Durchführung der Bauwerksprüfungen verwalten die Bundesländer in eigener Zuständigkeit. Schon seit 1990 informiert der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Berichten über die Dauerhaftigkeit und Sicherheit von Spannbetonbrü- cken. 69 Prozent aller Straßenbrücken sind Spannbeton- brücken. Darüber hinaus gibt es Beton, Stahl- und Stahl- verbundbrücken sowie Stein- und Holzbrücken. Ein Großteil der Brücken wurde in den 60er- bis 80er-Jahren g a d s ü b f h S g g d w c i b w g D S l i K h n K n S V B s s F F w c u s B ä z g a n f P m Z (C (D ebaut. In Ostdeutschland sind nach 1990 Großbrücken us Spannbeton oder Stahlverbundbauweise gebaut wor- en. Das bedeutet, dass viele Brücken 30 bis 50 Jahre alt ind und durch das stetig steigende Verkehrsaufkommen bermäßig belastet werden. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich Spann- etonbrücken insgesamt bewährt haben. In Punkto Trag- ähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit at sich die Zuverlässigkeit bewiesen. Bei älteren pannbetonbrücken werden die Schwachstellen durch ezielte Ursachenforschung, regelmäßige Überprüfun- en und Instandsetzung weitgehend beseitigt. Durch die regelmäßige Anpassung der Standards an ie Erfahrungen und Entwicklungen mit Brückenbau- erken wird eine hohe Qualität, Dauerhaftigkeit und Si- herheit von Spannbetonbrücken gewährleistet. Der Bund hat also seine Hausaufgaben gemacht. Was st nun mit den kommunalen Brückenbauten? Straßen- rücken im Zuge von Kommunalstraßen über Schienen- ege liegen seit der Änderung im Eisenbahnkreuzungs- esetz von 1994 in der Verantwortung der Kommunen. ie Kommunen sind somit für die Erhaltung, Pflege und anierung von kommunalen Straßenüberführungen al- ein zuständig, nicht die Bahn, nicht der Bund. Nun fordern die FDP und neuerdings auch die Linken n ihren Anträgen, der Bund möge einspringen, da die ommunen kein Geld für die Sanierung der Brücken ätten. Die FDP möchte ein Sonderprogramm „Kommu- ale Brückenbauwerke“. Die Linken möchten gar die ommunen ganz von der Mitfinanzierung bei Baumaß- ahmen im Kreuzungsbereich von Eisenbahnen und traßen freistellen. Es geht also, kurz gesagt, um die erlagerung der finanziellen Verantwortung auf den und. Nun frage ich Sie, halten sie ihre eigenen Vor- chläge bei Betrachtung der Haushaltlage des Bundes für eriös? Meiner Meinung nach nutzt hier die Opposition ihre reiheit, Forderungen aufzustellen, denen sie selbst im alle einer Regierungsbeteiligung niemals zustimmen ürde. Hier geht Populismus vor Realitätssinn. Der Sa- he dienen Sie damit nicht! Ich unterstütze den Bundesminister für Verkehr, Bau nd Stadtentwicklung bei seinen Initiativen zur Verbes- erung der Sicherheit von öffentlichen Gebäuden und rücken. Der richtige Weg ist eingeschlagen. Die Bundesländer und Kommunen sind gefordert, hnliche Checks in ihren Verantwortungsbereichen ein- uführen. Denn nur regelmäßige Sicherheitsüberprüfun- en an öffentlich genutzten Gebäuden können Mängel ufdecken und Unglücke verhindern. Die Anträge lehnen wir ab. Einer Verlagerung der fi- anziellen Verantwortung auf den Bund wollen wir nicht olgen. Außerdem sind die Anträge nicht geeignet, das roblem eines zukunftsfähigen Sicherheitsmanage- ents der kommunalen Infrastruktur zu lösen. Ich hoffe, dass wir bei allem Streit das gemeinsame iel, für mehr Sicherheit im öffentlichen Leben zu sor- 3410 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) gen, nicht aus den Augen verlieren. Denn Sicherheit be- deutet auch mehr Lebensqualität. Jan Mücke (FDP): Wir beraten heute abschließend über den Antrag meiner Fraktion, ein Sonderprogramm für Brückenbauwerke in kommunaler Baulast aufzule- gen. Konkret geht es um Straßenbrücken in kommunaler Baulast, die Schienenwege kreuzen und bei denen damit nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz ein Teil der Kosten von den Kommunen getragen werden muss. Die Mittel, die die Kommunen dafür im Einzelnen aufwenden müs- sen, scheinen in jedem Einzelfall verhältnismäßig gering zu sein. Häufig sind es „nur“ einige Hunderttausend Euro. Aber vergessen Sie dabei nicht, dass schon diese Summen die Finanzkraft vieler Kommunen heute deut- lich übersteigen. In der Folge sehen wir jahrelange Ver- handlungen mit Bahn und Bund über konkrete Finanzie- rungsvereinbarungen, die schließlich nicht erfolgreich sein können, weil den Kommunen schlicht das Geld für die Maßnahme fehlt. So verlieren diese Infrastrukturen kontinuierlich Substanz, sind nur noch eingeschränkt nutzbar und behindern im schlimmsten Fall auch die Nutzbarkeit und Sicherheit der unter ihnen verlaufenden Schienenwege. Das sehen die Menschen Tag für Tag. Wir haben nun vorgeschlagen, im Rahmen eines Son- derprogramms die finanzschwachen Kommunen mit Mitteln zu unterstützen, die der Deutsche Bahn AG ei- gentlich für Investitionen zur Verfügung stehen, die diese aber nicht abruft. In den vergangenen Jahren sind deswegen, fast ausnahmslos, jedes Jahr mindestens 200 Millionen Euro nicht so investiert worden wie ei- gentlich vorgesehen. Anstatt nun also immer wieder zu verkünden, wie viel mehr in die Schiene investiert wor- den ist, gleichzeitig aber zu verschweigen, dass ein er- heblicher Teil der Mittel nur durch Umschichtungen in die Straße vor dem Fall an den Finanzminister gerettet worden sind, schlagen wir einen anderen Weg vor. Nehmen wir gemeinsam zur Kenntnis, dass wir heute bei vielen der genannten Bauwerke ein eklatantes Erhal- tungsproblem haben. Und nehmen wir zur Kenntnis, dass es die Kommunen aus eigener Kraft nicht schaffen werden, diesem zunehmenden Erhaltungsnotstand ange- messen Abhilfe zu schaffen. Stellen wir ihnen also die Mittel, die originär für die Schiene vorgesehen sind, von der Bahn aber nicht abgerufen werden, für die Bauwerke zur Verfügung, die auch direkt mit dem Verkehrsträger Schiene zu tun haben. Aus der Koalition wurde nun vorgebracht, dass wir gar keinen Überblick über die sanierungsbedürftigen Bauwerke hätten und angesichts der aktuellen Haus- haltslage auch keinen neuen Ausgabentatbestand schaf- fen dürften. Sie haben weiter darauf hingewiesen, dass die Maßnahmenplanungen bereits lange Listen von prio- ritären Projekten enthalten und zudem auch andere kom- munale Vorhaben unterstützt werden könnten. Ob das al- les stimmt, mag dahinstehen. Jedenfalls lösen wir durch Aussitzen die Probleme nicht, noch stärken wir das Ver- trauen der Menschen in das Realitätsbewusstsein und die Handlungsfähigkeit der Politik. n m n S d b w v b d D d w n D is d d g 4 M g V g V w s g n v D Ü K t d g d d s w S k L w s D n n d g d u l (C (D Welche Möglichkeiten haben Sie, verehrte Kollegin- en und Kollegen aus den Regierungsfraktionen, nun, it unserem Antrag umzugehen? Sie können ihn ableh- en, wie Sie es im Ausschuss getan haben, dann haben ie die Debatte vorerst vom Tisch und können sich wie- er dem Tagesgeschäft widmen. Dass Sie damit das Pro- lem des Substanzverfalls an kommunalen Brückenbau- erken nicht lösen, wissen Sie, und das müssen Sie sich or allem auch vorwerfen lassen. Lassen Sie mich noch kurz auf die ebenfalls zur De- atte stehenden Anträge von Bündnis 90/Die Grünen und er Links-Fraktion eingehen. Zunächst zu den Grünen: ass unsere Infrastrukturen, Straße wie Schiene, zügig in ie Jahre kommen und einen wachsenden Erhaltungsauf- and erfordern ist – zumindest in den Oppositionsfraktio- en – unstrittig. Da sind wir uns in der Analyse einig. och von einer bedarfsgerechten Bereitstellung der Mittel t auch bei Ihnen nichts zu erkennen. Nicht genug damit, ass Sie nicht erkennen, dass wir mit der Finanzplanung er großen Koalition gar nicht mehr Mittel als in den ver- angenen Jahren zur Verfügung haben werden. Die ,3 „zusätzlichen“ Milliarden bis 2009 sind lediglich ein ehr gegenüber der in unverantwortlichem Umfang ab- esenkten Mittelfristplanung unter Ihrer Regierung. Ihr orschlag, fast 50 Prozent dieser Mittel dem Verkehrsträ- er zur Verfügung zu stellen, der nur rund 15 Prozent des erkehrs abwickelt, zeugt nicht davon, dass Sie an einer irklich bedarfsgerechten Mittelverwendung interessiert ind. Und mit Ihrem Antrag, werte Kolleginnen und Kolle- en von der Links-Fraktion, machen Sie es sich ja nun och einfacher. Sie wollen die Kommunen gleich ganz on ihrer Baulast für diese Brückenbauten freistellen. och darum geht es nicht. Die Entscheidungen zur bertragung der Baulast an die Kommunen und zur ostenteilung, die damals im Zuge der Bahnreform ge- roffen worden sind, sind auch heute noch richtig. Nur ist ie Finanzbasis der Kommunen zwischenzeitlich so aus- ehöhlt worden, dass dieselben Brücken, die damals von en Kommunen als tragbare Lasten übernommen wor- en sind, mittlerweile in einem immer schlechteren Zu- tand sind. Damit fehlt es also schlicht an Geld, das irklich bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt wird. Und damit bleibt für mich nur ein Schluss: Stimmen ie unserem Antrag zu. Zeigen Sie, dass sie zu unbüro- ratischen Hilfen für die Kommunen bereit und in der age sind. Heidrun Bluhm (DIE LINKE): Sonderprogramme, ie sie die FDP auflegen will, müssen zwar nicht grund- ätzlich falsch sein, sie lösen aber nicht das strukturelle efizit der kommunalen Finanzausstattung. Mit Aus- ahme der FDP war es wohl Konsens unter den Fraktio- en, wie ich der Debatte zu den Anträgen der FDP und en Grünen im Februar entnehmen konnte, dass das ei- entliche Problem struktureller Art ist und weitere Son- erprogramme die Kommunen langfristig nicht entlasten nd damit überhaupt wieder verantwortungsvolle Hand- ungsspielräume ermöglichen. Kurzum: Der FDP-An- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3411 (A) ) (B) ) trag versucht die Symptome zu überdecken, anstatt sich mit den Ursachen auseinander zu setzten. Die wirklichen Ursachen liegen tiefer und sind kom- plexer Art: Es sind dies etwa die Gemeindefinanzreform, eine gerechte Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden und nicht zu- letzt eine umfassende Steuerreform. Aber darunter ver- stehen wir wohl jeweils etwas anderes. Wir müssen die öffentlichen Haushalte wieder auf eine solide Basis stel- len. Ich wiederhole mich hier ein weiteres Mal: Zweckge- bundene Finanzmittel aus Sonderprogrammen fördern keinesfalls die kommunale Selbstverwaltung, welches nach eigenen Aussagen auch für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, ein wichtiges Prinzip unseres föderalen Systems darstellt. Die Probleme können näm- lich dort am besten eingeschätzt und auch gelöst werden, wo sie die Menschen unmittelbar erleben und in ihren Auswirkungen spüren. Lassen wir sie doch bitte selbst bestimmen, wann sie eine Brücke, eine Schule oder ein Krankenhaus sanieren wollen und müssen. Dazu bedarf es eines kommunalen Investitionspro- gramms und keines weiteren Brückensanierungspro- gramms. Der Sanierungsstau der Gemeinden ist viel zu groß, als dass man mit nur einem speziellen Brücken- bauprogramm weiterkäme. Die finanzielle Handlungs- fähigkeit muss langfristig gewährleistet sein. Klar ist, dass ein erheblicher Sanierungsbedarf be- steht. Klar ist aber auch – das zeigen viele Beispiele und Erfahrungsberichte aus den Kommunen, die ich bereits während der ersten Lesung im Februar dargestellt habe – dass die meisten Kommunen schon mit der Übernahme eines Drittels der Kosten, wie es das Eisenbahnkreu- zungsgesetz aktuell vorsieht, hier finanziell absolut überfordert sind. In einigen Fällen insbesondere in Ost- deutschland übersteigen die finanziellen Anforderungen allein dafür ein Mehrfaches aktueller Haushaltsbudgets von Kommunen. Es wäre unverantwortlich, dass nötige Sanierungen liegen bleiben, auf unbestimmte Zeiten ver- tagt werden, bis nichts mehr geht. Marode Brücken sind keine Lappalie. Gefahren müssen beseitigt werden. Da- rüber sollten wir uns alle einig sein. Doch können wir die Verantwortung dafür nicht den Kommunen zuschie- ben, wenn sie nicht in der Lage sind, diese auszuführen. Mit dem Antrag meiner Fraktion Die Linke wollen wir stattdessen im Eisenbahnkreuzungsgesetz die Kos- tenübernahme für kommunale Brückenbauwerke, wel- che Bahnanlagen betreffen, neu regeln und dadurch die Gemeinden entlasten. Unser Antrag zeigt daher die beste und auch zugleich einfachste Lösung auf: Wir müssen die Gemeinden von der Mischfinanzierung befreien. Dies heißt zum einen, die Realität in den Gemeinden, die finanziell prekäre Situation, anzuerkennen und zum an- deren, verantwortungsvoll mit der Infrastruktur umzuge- hen, und zwar nach dem Verursacherprinzip. Das Eisen- bahnkreuzungsgesetz muss so geändert werden, dass Kommunen bei Baumaßnahmen im Kreuzungsbereich von Eisenbahnen und Straßen von der Mitfinanzierung freigestellt werden. B e s v S m z b k I v D e v g k D N l s d D a w d r B d l g K A w B d d b s F b v n m r M d g d S F d (C (D Abschließend noch einige Worte zum Antrag von ündnis 90/Die Grünen. Die Kollegen möchten damit rreichen, die Prioritäten im Verkehrswegebau neu zu etzen. Die Sanierung des Bestands soll künftig Vorrang or Neubau erhalten – bei der Straße und bei der chiene! Diesem Anliegen stimmt Die Linke zu. Anzu- erken ist dennoch, dass dies in der Praxis nicht einfach u machen sein dürfte. Ob Bundesstraßen, Bundesauto- ahnen oder Bundesschienen: Sind diese in die Jahre ge- ommen, dann macht es nun einmal mitunter mehr Sinn, nstandhaltung und Erhalt mit Ausbaumaßnahmen zu erknüpfen. Selbstverständlich ist es ebenso unerlässlich, dass die B AG das vom Bund bereitgestellte Geld effektiv und ffizient einsetzt und ihre Mittel auch verantwortungs- oll ausgibt. Hier ist der Bund als 100-prozentiger Ei- entümer aufgefordert, seiner Aufsichtspflicht nachzu- ommen und die vorgesehene Verwendung anzumahnen. Bei der Schiene kommt noch ein Missstand hinzu: ie Bundesregierung hat uns den lange versprochenen etzzustandsbericht immer noch nicht vorgelegt. So- ange uns dieser vorenthalten wird, fehlt uns eine ent- cheidende Grundlage, um vernünftig über die Zukunft er Deutschen Bahn AG zu entscheiden. Der Bericht der B AG, der uns gestern Nachmittag zugestellt wurde, ist ls Entscheidungsgrundlage nicht zu gebrauchen. Da ird seitenweise nur über die Dauer von Störungen auf en Bundesschienenwegen lamentiert. Die Bundesregie- ung ist hier gefragt. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ei der Frage, ob, wie von der FDP beantragt, ein Son- erprogramm „Kommunale Brückenbauwerke“ aufge- egt werden solle, muss man zwölf Jahre nach Übertra- ung der Baulast für diese Brücken von der Bahn auf die ommunen feststellen, dass die Kommunen mit der ufgabe beim Zustand der Brücken wohl überfordert aren und sind. Die Frage des Erhaltungszustands der rücken wurde bei der Übertragung der Baulast zulasten er Kommunen ausgeblendet. Es bleibt zu hoffen, dass er Frage nach dem Zustand der Eisenbahninfrastruktur ei der Diskussion und Entscheidung um den Bahnbör- engang mehr Beachtung geschenkt wird. Die Ankündigung der Kollegen aus der CDU/CSU- raktion im Ausschuss, einen – wie von unserer Fraktion eantragt – qualifizierten Netzzustandsbericht baldigst orzulegen, kann ich nur begrüßen. Ich hoffe, es bleibt icht bei dieser Ankündigung. Auch im Zusammenhang it der anstehenden Entscheidung einer Bahnprivatisie- ung wäre dieser Bericht sehr hilfreich. Beim Sachverhalt, dass die Bahn die ihr zugedachten ittel nicht alle verausgabt, bestand zwar Einigkeit, dass as nicht gut sei. Leider gibt es noch keine Handhabe da- egen. Ich hoffe, dass das nicht damit zusammenhängt, ass einige Kollegen ganz froh über mehr Mittel für die traße sind. Der Behauptung vonseiten der SPD-Kollegen, unsere orderung, die Straßenbaumittel bevorzugt in den Erhalt er Infrastruktur zu investieren, würde zu einer geringe- 3412 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) ren Flexibilität führen, kann ich nicht nachvollziehen. Bei dem festgestellten Instandhaltungsrückstand kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Mittel nicht vor- rangig in den Erhalt investiert werden können. Der Vorwurf der SPD, unser Antrag erwecke den Ein- druck, es würden nicht genügend Mittel für die Sanie- rung und Unterhaltung zur Verfügung gestellt, zielt ins Leere. Nicht wir erwecken einen Eindruck, sondern wir nehmen lediglich zur Kenntnis, was der aktuelle Stra- ßenbaubericht ausweist: Der Zustand der Straßen ver- schlechtert sich, was nur den Schluss zulässt, dass für Sanierung und Unterhaltung zu wenig getan wird. Wir sollten uns auch endlich davon verabschieden, das ganze Land mit Straßen überziehen zu wollen, unab- hängig davon, ob sie zukünftig überhaupt noch ge- braucht werden. Unsere Straßenbauinvestitionen kon- zentrieren sich zu einem guten Teil in Regionen, die schon heute geringe Bevölkerungsdichten aufweisen und erst recht in Zukunft durch weitere Abwanderung und den demografischen Wandel weiter an Bevölkerung ver- lieren. Anlage 21 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einführung eines europäischen Verfahrens für geringfügige Forderungen; Ratsdok. 15954/05 (Tagesordnungspunkt 17) Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Der Start des EU-Binnenmarktes vor zehn Jahren gehört zu den wichtigsten Wegmarken der europäischen Geschichte und Einigung. Die Zollunion, die Wirtschafts- und Wäh- rungsunion – mit ihren vier Freiheiten: dem freien Wa- ren- und Dienstleistungsverkehr, dem freien Kapitalver- kehr und der Arbeitnehmerfreizügigkeit – machten den Weg frei für wirtschaftliche und soziale Fortschritte in den Mitgliedstaaten. Der europäische Binnenmarkt trägt wesentlich zu einer besseren internationalen Wettbe- werbsfähigkeit von EU-Unternehmen bei. Damit der Binnenmarkt und die europäische Zusam- menarbeit überhaupt funktionieren kann, sind natürlich auch Rechtsvorschriften über nationale Regeln hinaus erforderlich. In welchen Fällen wir Europa brauchen und in welchem konkreten Umfang, ist heute am Beispiel der geringfügigen Forderungen unser Thema. Bei jedem Rechtssetzungsakt aus Brüssel muss sich uns die Frage stellen, ob er notwendig ist, und, wenn ja, wie er mit Blick auf unsere Rechtsordnung ausgestaltet werden sollte. Ich bin mit meiner Fraktion der Ansicht, dass nicht jedes Problem in der EU auch von der EU zu lösen ist. Wir setzen uns für eine klare Kompetenzab- grenzung ein, die effizient Aufgaben verteilt und klare Verantwortung zuweist. Unnötige Bürokratie soll dabei abgebaut werden. d g p r s n s l r C n z r R D b g e l z k c c A e l E d h l n z s F f f j s r d Z g g d v F d g (C (D In diesem Sinne können wir auch bei der vorliegen- en Verordnung nicht zu allem Ja sagen. Es stellen sich anz konkret an drei Punkten Fragen der Regelungskom- etenz und des Regelungsumfangs. Mit der Verordnung soll ein kostengünstiges Verfah- en für Forderungen mit geringem Streitwert auf europäi- cher Ebene geschaffen werden. Dagegen spricht zu- ächst nichts. Viele Anwälte kennen das Problem, dass ie Forderungen der Mandanten im europäischen Aus- and beizutreiben haben und dabei nicht immer erfolg- eich sind. Das Ziel der Verordnung wird deshalb von der CDU/ SU-Fraktion unterstützt. Einzelne Aspekte der Verord- ung im Einzelnen halten wir jedoch für fraglich. Zunächst einmal stellt sich die Frage der Rechtsset- ungskompetenz zu dem vorgesehenen Anwendungsbe- eich der Verordnung. Die EU hat sich in nationales echt ohne vernünftigen Grund nicht einzumischen. ieser Versuchung unterliegt sie aber immer wieder. Da- ei dürfen auf europäischer Ebene keine Sachverhalte eregelt werden, die die Mitgliedstaaten mindestens benso gut regeln können. Zum anderen kritisieren wir einzelne Teile der Rege- ung. Indem der Streitwert der Verordnung zu hoch be- iffert ist, verändert sich der Charakter der Norm. Es ann nicht mehr von einer „Bagatellforderung“ gespro- hen werden. Die Regelung führt dadurch zu Widersprü- hen mit unserem nationalen Recht. Soweit es sich um Verfahren für grenzüberschreitende ngelegenheiten handelt, sehen wir die Notwendigkeit, ine europäische Regelung für Bagatellverfahren zu er- assen. Hier besteht ein echter Handlungsbedarf für die uropäische Union. Wir lehnen es aber ab, den Anwen- ungsbereich auch auf rein innerstaatliche Angelegen- eiten auszuweiten. Der EU fehlt insoweit die Rege- ungskompetenz. Art. 61 lit. c) in Verbindung mit Art. 65 EGV erfasst ur Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der justi- iellen Zusammenarbeit in Zivilsachen, mit „grenzüber- chreitendem Bezug“ und solche, die ein reibungsloses unktionieren des „Binnenmarktes“ sicherstellen. Diese Vorschrift darf nicht als Generalklausel gelten ür jede gewünschte Regelung aus Brüssel. Die Beru- ung auf den Binnenmarkt darf nicht zum Einfallstor für edwede EU-Regel werden und beliebig nationale Zu- tändigkeiten aushebeln. Der Begriff „Binnenmarkt“ ist im Sinne des Subsidia- itätsprinzips deshalb eng auszulegen. Die Gemeinschaft arf danach nur dann tätig werden, sofern entsprechende iele auf der Ebene der Mitgliedstaaten nicht erfolgreich enug erreicht werden können. Nur dann darf sie ein- reifen, wenn die zuvor bestimmten Ziele eben nur auf er Gemeinschaftsebene erreicht werden können. Da in ielen Mitgliedstaaten Regelungen zu geringfügigen orderungen bestehen, existiert dort kein Handlungsbe- arf für die EU. Die Definition der Fälle, die als grenzüberschreitend elten, sollte sich dabei an dem Kompromiss orientieren, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3413 (A) ) (B) ) der beim Vorschlag für eine Verordnung zur Einführung eines europäischen Mahnverfahrens gefunden wurde. Danach ist die Verordnung anwendbar, wenn entweder die Parteien in verschiedenen Mitgliedstaaten wohnen oder sich das Gericht in einem anderen Mitgliedstaat als die Parteien befindet. Ferner ist die im Entwurf der Verordnung bezifferte Höhe des Streitwertes zu kritisieren. Nach dem Vorschlag der Kommission soll das Verfah- ren für geringfügige Forderungen auf solche Zivil- und Handelssachen Anwendung finden, bei denen der Streit- wert zum Zeitpunkt der Einleitung des Verfahrens 2 000 Euro nicht überschreitet. Diese Streitwertgrenze ist nach meinem Verständnis zu hoch. Nach deutschem Recht sind „geringfügige Forderungen“ solche, deren Streitwert 600 Euro nicht übersteigen (§ 495 a ZPO). Eine Orientierung an diesem Betrag erscheint mir sach- gerecht. Beachtet man, dass die Streitwertgrenze von 2 000 Euro fast der Höhe des monatlichen Bruttoein- kommens eines Durchschnittsverdieners entspricht – 2003 waren das 2 835 Euro in Deutschland –, so kann bei dem von der Kommission festgesetzten Streitwert nicht mehr von einer „geringfügigen Forderung“ gespro- chen werden. Ferner soll die vorliegende Verordnung die Gerichte entlasten und es ermöglichen, effizient, schnell und un- kompliziert einen vollstreckbaren Titel zu erlangen, ohne wesentliche Verfahrensprinzipien faktisch auszuhe- beln. Bei einer Streitwertgrenze von 2 000 Euro führte dies dazu, dass in Deutschland rund 67 Prozent der im Jahr erledigten Verfahren vom Bagatellverfahren erfasst würden. Damit würde das Regel-Ausnahme-Prinzip um- gekehrt: Prozesse mit den Verfahrensvorschriften der ZPO würden nur noch ausnahmsweise gelten. Das halte ich in bestimmten Fällen für verfassungs- rechtlich bedenklich, da das Prinzip der Mündlichkeit, der Öffentlichkeitsgrundsatz, der Strengbeweis und die Möglichkeit der vorläufigen Vollstreckung mit Sicher- heitsleistungen, beispielsweise ausgehöhlt würden. Sachgerecht erscheint es hingegen, sich beim Streitwert an dem § 495 a ZPO zu orientieren. Im Wege eines Kompromisses können wir uns fraktionsübergreifend vorstellen, von höchstens 1 000 Euro auszugehen. Für den Fall der Nichtdurchsetzbarkeit dieser Forde- rung in Brüssel sollte hilfsweise ein flexibler Streitwert mit einem Mindest- und einem Höchstwert gewählt wer- den. Dabei sollte der Mindestwert möglichst niedrig an- gesetzt werden und nicht mehr als 1 000 Euro betragen. Innerhalb dieses Korridors wäre es den Mitgliedstaaten überlassen, einen niedrigen Schwellenwert festzulegen. Mit dem vorliegenden Antrag soll bei der Einführung ei- nes europäischen Verfahrens für geringfügige Forderun- gen eine effiziente und sachgerechte Lösung bei grenz- überschreitenden Rechtsstreitigkeiten gefunden werden. Der Deutsche Bundestag möchte sich hierbei einmi- schen und der Bundesregierung Unterstützung zuteil werden lassen bei dem Versuch, in Brüssel eine Rege- l g w s m e S s m z ü s r H g g i V f c d e r k q r t k d l V M m e l K h g 2 l b 6 2 d B z d d d v c (C (D ung zu erwirken, die den deutschen Rechtsinteressen erecht wird. Dass wir uns als Parlament nicht häufig genug, nicht irksam genug und nicht früh genug bei der europäi- chen Gesetzgebung einbringen, bestreitet wohl nie- and mehr in diesem Hause, der sich rechtspolitisch ngagiert. Der heutige Antrag ist insoweit ein weiterer chritt in die richtige Richtung. Wir alle sollten ihn auch als Aufforderung verstehen, ich häufiger zur europapolitischen Rechtssetzung parla- entarisch zu äußern und sie nicht als gottgegeben hin- unehmen. Dirk Manzewski (SPD): Wir debattieren hier heute ber den Vorschlag für eine Verordnung des Europäi- chen Parlaments und des Rats zur Einführung eines eu- opäischen Verfahrens für geringfügige Forderungen. iermit soll ein einfaches, schnelles und kostengünsti- es europäisches Verfahren für geringfügige Forderun- en eingeführt und darüber hinaus die Rechtsverfolgung nnerhalb der EU erleichtert werden. Ich halte das vom Grundsatz her auch für richtig. iele Mitgliedstaaten haben bereits ein national verein- achtes Zivilrechtsverfahren in so genannten Bagatellsa- hen. In grenzüberschreitenden Streitsachen ist das Be- ürfnis hiernach jedoch noch größer. Die Kosten, die mit inem Verfahren gegen einen Schuldner in einem ande- en Mitgliedstaat verbunden sind, stehen oft nämlich in einem Verhältnis mehr zur Klagesumme. Die Konse- uenz ist, dass viele Gläubiger angesichts der Verfah- enskosten und sonstiger zu erwartender Schwierigkei- en ihre Ansprüche erst gar nicht geltend machen. Dies ann jedoch von uns weder gewollt sein; noch ist dies em Gedanken eines europäischen Binnenmarktes dien- ich. Ich erkenne auch an, dass die Umsetzung solch einer erordnung nicht ganz leicht ist, da die Mehrheit der itgliedstaaten – wie gesagt – zwar für Streitigkeiten it geringen Streitwerten bereits besondere Vorschriften ingeführt haben, sich diese jedoch zum Teil noch erheb- ich unterscheiden. Ich meine gleichwohl, dass wir dort ritik anmelden sollten, wo wir Bedenken haben. Ich abe hier erhebliche Bedenken. Dies gilt insbesondere für den für das europäische Ba- atellverfahren angedachten Schwellenwert in Höhe von 000 Euro. Abgesehen davon, dass insoweit eine erheb- iche Diskrepanz zu unserem deutschen Verfahrensrecht esteht, das für Bagatellverfahren die Grenze bei 00 Euro festgesetzt hat, ist mir die Streitwertgrenze von 000 Euro einfach zu hoch, wobei sich ohnehin schon ie Frage stellt, wie man bei 2 000 Euro noch von einer agatelle sprechen kann. Zumal immerhin etwa 50 Pro- ent aller amtsgerichtlichen Verfahren in Deutschland erzeit hierunter fallen würden. Wir müssen uns zudem darüber im Klaren sein, was ies für Konsequenzen beinhalten würde, insbesondere ann, wenn der hohe Schwellenwert – wie zumindest on der Kommission angedacht – auch für innerstaatli- he Angelegenheiten gelten sollte. Während in Deutsch- 3414 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) land bei Verfahren, bei denen unsere Bagatellgrenze von 600 Euro überschritten wird, grundsätzlich eine mündli- che Verhandlung stattfindet und der so genannte Streng- beweis gilt, sieht die EU-Verordnung dies für ihr Verfah- ren nicht vor. Bei Verfahren bis zu einer Streitwertgrenze von 2 000 Euro würde dann eine mündliche Verhand- lung nur noch mit Zustimmung des Richters erfolgen können und der so genannte Freibeweis gelten. Damit würden aber weder der Grundsatz der Parteiöffentlich- keit noch die Transparenz der Rechtsprechung gewahrt bleiben. Hinzu kommt, dass die Verordnung kein weiteres or- dentliches Rechtsmittel gegen eine Rechtsmittelent- scheidung zulässt. Dies war in der Vergangenheit bei uns aber insbesondere zur Klärung grundsätzlicher Fragen und damit für eine Entlastung der Justiz sehr hilfreich. Ich glaube, wir Rechtspolitiker aller Fraktionen sind der einhelligen Auffassung, dass dies alles nicht sein darf. Die Bundesregierung hat daher meine volle Unter- stützung wenn sie sich – wie heute schon im JI-Rat – da- für einsetzt, dass sich das angedachte Verfahren allen- falls auf Angelegenheiten mit grenzüberschreitendem Bezug beschränken sollte. Nicht zuletzt den Bemühun- gen der Bundesregierung ist es auch zu verdanken, dass sich hierfür offenbar auch eine Mehrheit bei den Mit- gliedstaaten im Rat findet. Die Bundesregierung hat auch meine Unterstützung, wenn sie sich für den Fall der Nichtdurchsetzbarkeit einer Absenkung der Streitwertgrenze hilfsweise für einen fle- xiblen Schwellenwert einsetzt, um Unverträglichkeiten mit dem heimischen regulären Zivilprozess zu vermei- den. Mit unserer entsprechenden gemeinsamen Ent- schließung liegen wir auf der Position der Bundesregie- rung, die wir hiermit ausdrücklich unterstützen wollen. Möge die Entschließung dazu beitragen, die deutsche Auffassung im Hinblick auf eine vernünftige europäische Regelung zu stärken. Dieses europäische Verordnungsverfahren hat einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig die Arbeit des Un- terausschusses Europarecht mittlerweile geworden ist. Es ist nun einmal so, dass das Europäische Parlament immer stärker an Bedeutung gewinnt und immer stärker auch die nationalen Gesetzgeber beeinflusst. Umso wichtiger ist es, dass wir so frühzeitig wie möglich über den Sachstand auf europäischer Ebene informiert wer- den, um gegebenenfalls über unsere Regierung und/oder unsere dortigen Parlamentarier noch rechtzeitig unsere Interessen deutlich zu machen. Hier liegt, auch wenn der Unterausschuss Europa- recht einiges davon aufarbeiten und kompensieren kann und insbesondere die Zusammenarbeit mit dem BMJ in- soweit immer besser funktioniert, noch vieles im Argen. Ich kann mich häufig deshalb nicht des Eindrucks er- wehren, dass unsere Länderparlamente und die Lobby- istenverbände insoweit besser aufgestellt sind als wir. Das müssen wir ändern – und zwar schnell. Ich bin im Übrigen auch enttäuscht über die Zusam- menarbeit mit unseren Europaparlamentariern. Ich sage d m k g p l n l w k d a c n s h u h e Z n g d d b e b w h i f R H s K t B h d W ü S r V E P s G d d r g r u (C (D as so deutlich. Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie an auf EU-Ebene die von uns mit der Entschließung ritisierten Punkte widerspruchslos hinnehmen bzw. so- ar mittragen kann, ohne sich entsprechend rückzukop- eln. Auch wenn man im EU-Parlament sitzt – oder viel- eicht sogar gerade deshalb –, hat man die Interessen sei- es Heimatlandes zumindest nicht unberücksichtigt zu assen. Dies vermag ich hier nicht zu erkennen, zumal ir Rechtspolitiker im Bundestag ja eine einheitliche ritische Position bei diesem Thema vertreten. Die JuMiKo steht in Kürze an. Glaubt man den Me- ien, dann werden wir uns bald möglicherweise unter nderem über eine höhere Berufungssumme und ähnli- he Dinge unterhalten müssen. Erlauben Sie mir, mei- em Wunsch Ausdruck zu verleihen – und damit chließe ich –, dass der Geist Brüssels, der dem heute ier debattierten Verfahren leider innewohnt, nicht auch nsere Justizministerinnen und -minister dabei befällt. Mechthild Dyckmans (FDP): Gegenstand unserer eutigen Beratung ist ein Vorschlag der Kommission für ine EU-Verordnung aus dem Bereich der justiziellen usammenarbeit in Zivilsachen. Mit der vorgeschlage- en Verordnung soll ein einfaches, schnelles und kosten- ünstiges europäisches Verfahren für geringfügige For- erungen eingeführt und die Rechtsverfolgung innerhalb er EU erleichtert werden. Die justizielle Zusammenar- eit in Zivilsachen wurde unter anderem deswegen ver- inbart, weil dadurch die mit dem EU-Binnenmarkt ver- undene Freizügigkeit von Personen und Unternehmen eiter verbessert und der Raum der Freiheit, der Sicher- eit und des Rechts stärker unterstützt werden kann. Ziel st eine gewisse Vereinheitlichung der Zivilgerichtsver- ahren. Durch eine Harmonisierung des nationalen echts sollen die zwischen den Gerichten bestehenden indernisse abgebaut werden. Durch die zunehmende Mobilität in unserer Gesell- chaft entstehen auch immer mehr grenzüberschreitende ontakte zwischen Bürgern der einzelnen Mitgliedstaa- en. Kommt es hierbei zu rechtlichen Streitigkeiten, zum eispiel bei fehlgeschlagenen Kaufverträgen, blieb bis- er oftmals unklar, wie und nach welcher Rechtsordnung ieser Rechtsstreit zu lösen ist. Aber auch der intensive irtschaftsverkehr in Europa bringt das Risiko grenz- berschreitender Rechtsstreitigkeiten mit sich. Die chaffung von Regelungen, die auf diese Entwicklung eagieren, wird im Ergebnis auch zu einer Stärkung des ertrauens der Bürgerinnen und Bürger in ein vereintes uropa beitragen. Der Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen arlaments und des Rates „zur Einführung eines europäi- chen Verfahrens für geringfügige Forderungen“ ist ein lied in einer Kette von Richtlinien und Verordnungen, ie den Zustand der Unsicherheit über das anzuwen- ende Recht und besonders das anzuwendende Verfah- en beseitigen soll. Der Verordnungsvorschlag regelt für eringfügige Forderungen, so genannte Bagatell-Forde- ungen, ein europäisch einheitliches Verfahren in Zivil- nd Handelssachen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3415 (A) ) (B) ) Die Fraktionen des Deutschen Bundestages sind über- einstimmend zu dem Ergebnis gelangt, dass der Bundes- tag im vorliegenden Fall von seinem Recht aus Art. 23 Abs. 3 GG Gebrauch machen und der Bundesregierung eine Stellungnahme zukommen lassen muss, die die Bundesregierung in den Verhandlungen anlässlich der Rechtssetzung zu berücksichtigen hat. Nach Art. 23 GG hat der deutsche Bundestag neben der Pflicht auch ein Recht zur Mitwirkung bei Rechtssetzungsakten der Eu- ropäischen Union. Dieses Mitwirkungsrecht beinhaltet in erster Linie ein Recht auf frühzeitige und umfassende Unterrichtung über alle Angelegenheiten der Europäi- schen Union durch die Bundesregierung. Dies bedeutet, dass dem Bundestag die Gelegenheit eingeräumt werden muss, sich mit Rechtssetzungsakten eingehend zu be- schäftigen, um eventuelle Bedenken äußern zu können. Die Unterrichtung muss daher schon im Vorfeld eines Vorschlags für einen EU-Rechtsakt erfolgen, spätestens jedoch dann, wenn der Vorschlag der Bundesregierung vorliegt. Unverantwortlich und mit Art. 23 GG nicht ver- einbar ist eine Beschränkung dieser Rechte durch eine verspätete Zuleitung von EU-Rechtsakten durch die Bundesregierung an den Bundestag, was leider auch in dieser Legislaturperiode bereits wieder vorgekommen ist. Die Mitwirkung des Bundestages darf auf diese Weise nicht ausgehöhlt werden. Die FDP-Fraktion wird diese verfassungsrechtlich garantierten Rechte der Ab- geordneten des Bundestages auch in Zukunft einfordern. Auch im vorliegenden Fall war Eile geboten, da der Ver- ordnungsvorschlag bereits heute auf der Tagesordnung des Justiz- und Innenrates der EU stand. Nun zu unserer Kritik an dem Verordnungsvorschlag und dem Inhalt unseres gemeinsamen Entschließungsan- trags: Zum wiederholten Male versucht die Kommis- sion, Rechtssetzungsbefugnisse für innerstaatliche An- gelegenheiten der Mitgliedstaaten aus Art. 65 EG- Vertrag abzuleiten. Auch wenn der neueste Entwurf der Verordnung jetzt eine Beschränkung auf grenzüber- schreitende Angelegenheiten vorsieht, muss der Bundes- tag immer wieder deutlich machen, wo die Grenzen für eine gemeinschaftsrechtliche Rechtssetzungskompetenz liegen. Die FDP-Fraktion unterstützt die justizielle Zu- sammenarbeit in Zivilsachen. Wir haben aber ein sehr waches Auge darauf, dass nur das auf europäischer Ebene geregelt wird, was die Mitgliedstaaten der EU zur Regelung übertragen haben. Nicht hinnehmbar ist für uns der im Verordnungsvor- schlag vorgesehene Schwellenwert von 2 000 Euro, bis zu dem das Bagatellverfahren durchgeführt werden soll. Bei 2 000 Euro kann wahrlich nicht von einer geringfü- gigen Forderung gesprochen werden. Besonders deutlich wird dies, wenn man den vergleichbaren Wert in der deutschen Zivilprozessordnung betrachtet. Nach § 495 a ZPO liegt die Wertgrenze für Bagatellverfahren bei le- diglich 600 Euro. Der Verordnungsvorschlag wider- spricht somit deutschem Prozessrecht und auch den der ZPO zugrunde liegenden Grundsätzen wie Strengbe- weis, mündliche Verhandlung und Rechtsmittelfähig- keit; all dies ist in dem vorliegenden Verordnungs- vorschlag so nicht vorgesehen. Insbesondere das Strengbeweisverfahren soll die Verfahrensrechte der P F G Q D g R R Z a a t t S a d U m g t s h r F r m s 2 o s e d t b w k B d r n s w p w d s u A s A f a (C (D arteien stärken, indem Beweisaufnahmen, anders als im reibeweisverfahren, unmittelbar vor dem erkennenden ericht stattfinden müssen. Dadurch wird eine hohe ualität der gerichtlichen Entscheidung gewährleistet. er Verzicht auf ein weiteres ordentliches Rechtsmittel egen Rechtsmittelentscheidungen ist mit unserem echtssystem ebenfalls unvereinbar. Auch die in unserer echtsordnung enthaltenen Voraussetzungen der wangsvollstreckung dürfen nicht umgangen werden, da uch sie dem Schutz der Verfahrensbeteiligten dienen. Im Ergebnis ist daher eine Absenkung des Streitwerts uf höchstens 1 000 Euro geboten, da nur so gewährleis- et werden kann, dass wirklich nur Bagatellverfahren un- er die Verordnung fallen. Jedenfalls muss eine flexible treitwertgrenze mit einem Mindestwert von nicht mehr ls 1 000 Euro in der Verordnung festgeschrieben wer- en. Dadurch könnten für Deutschland die dargestellten nverträglichkeiten mit dem regulären Zivilprozess zu- indest abgemildert werden. Zum Schluss appelliere ich dringend an die Bundesre- ierung, die in unserem Antrag zum Ausdruck gebrach- en Bedenken bei den weiteren Beratungen zu berück- ichtigen. Sevim Dagdelen (DIE LINKE): Wir behandeln eute einen Vorschlag für eine Verordnung zur Einfüh- ung eines europäischen Verfahrens für geringfügige orderungen, der eine Einbuße an elementaren Verfah- ensprinzipien für grenzüberschreitende Sachverhalte it sich bringt, sofern deren Streitwert 2 000 Euro unter- chreitet. Dieser Vorschlag ist bereits heute von den 5 Justizministern in Luxemburg beschlossen worden, hne dass die Änderungswünsche Deutschlands Berück- ichtigung fanden. Wir waren uns im Vorfeld alle darüber einig, dass wir inen solchen Rückschritt, wie ihn der jetzt Realität wer- ende Verzicht auf Mündlichkeit der Verhandlung, Gel- ung des Strengbeweises und hinreichende Rechtsmittel edeutet, ablehnen und soweit als möglich eindämmen ollen. Deshalb sind alle Fraktionen darin übereinge- ommen, einen Antrag zu formulieren, durch den die undesregierung aufgefordert wird, alles zu tun, um die rohenden Verluste von Verfahrensrechten zu minimie- en. Ich betone: alle Fraktionen, weil sich der Name mei- er Fraktion nicht unter dem jetzt eigentlich gegen- tandslosen Antrag findet. Der Grund hierfür ist, dass ir entgegen der Verabredung im Unterausschuss Euro- arecht aus dem Antrag herausgedrängt wurden. Wir urden so für unsere „ungebührliche“ Opposition gegen ie Hartz-IV-„Gesetze“ und die diesbezüglichen Ver- chärfungen abgewatscht. Da wir uns der Sache der rechtsprechenden Gewalt nd den Betroffenen verpflichtet fühlen, hätten wir dem ntrag trotz dieses undemokratischen Gebarens zuge- timmt, sehen uns jedoch jetzt um so mehr zu einigen nmerkungen veranlasst: Realistisch gesehen, war der Antrag von Anfang an ür die Katz. Es war klar, dass sich unsere Forderungen ngesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Europäi- 3416 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) schen Union auch nicht von der Bundesregierung durch- setzen lassen würden. Deshalb ist auch keine Selbstbe- weihräucherung über unsere Einigkeit und über die steigende Wehrhaftigkeit aller Fraktionen gegen Über- griffe in innerstaatliche Kompetenzen aus Brüssel angebracht. Vielmehr ist es nötig, dass die Grundrechte, insbesondere die Menschenwürde und das Sozialstaats- prinzip in diesem Land ebenso einmütig wie staatliche Kompetenzen verteidigt werden. Doch hier zeigt sich leider die Kehrseite der viel be- schworenen Einigkeit: Die Regierungsparteien und Teile der Opposition ziehen nämlich auch an einem Strang, wenn es darum geht, weite Teile der Bevölkerung in die Armut zu treiben. Dieses Tauziehen können Sie jedoch nur verlieren; denn am anderen Ende ihres einen Strangs stehen Millionen von Menschen, deren soziale Existenz dank Ihnen am seidenen Faden hängt und deren Solidari- tät immer weiter wächst. Auf Dauer werden es sich diese Menschen nicht bie- ten lassen, dass ihre verfassungsrechtlich verbürgte Stel- lung entgegen der Verpflichtung zur Gewährleistung des Existenzminimums einvernehmlich ausgehöhlt wird und Sie ihnen zusätzlich neuerdings noch eine Art Stall- pflicht verordnen. Wer sich allerdings im Bundestag ge- gen diese soziale Ausgrenzung, diesen offenen Verfas- sungsbruch entschieden wehrt, wird – wie oben beschrieben – parlamentarisch ausgegrenzt. Die „Würde des Parlaments“ steht also anscheinend über derjenigen von nicht erwerbstätigen Menschen. Deshalb fordere ich die Parlamentarier zu einem Auf- stand der Anständigen gegen die soziale Ausgrenzung auf: Zeigen Sie einmal dort Einmütigkeit, wo es notwen- dig ist und sagen Sie: Die Würde von Menschen ist ein zu hoher Preis, um Fehler unserer Politik zu kaschieren. Sonst sagt es Ihnen wieder einmal das Bundesverfas- sungsgericht! Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nach Art. 23 Abs. 3 des Grundgesetzes hat die Bundesregie- rung dem Bundestag Gelegenheit zur Stellungnahme vor ihrer Mitwirkung an Rechtsetzungsakten der Europäi- schen Union zu geben. Die Bundesregierung hat die Stellungnahme des Bundestages bei den Verhandlungen in Brüssel zu berücksichtigen. Was bedeutet dies für unsere heutige Stellungnahme zu einem Vorschlag für eine Verordnung des Europäi- schen Parlaments und des Rates zur Einführung eines europäischen Verfahrens für geringfügige Forderungen, die wir heute am späten Abend fraktionsübergreifend be- schließen wollen? Während wir noch diskutieren, haben der Rat und die Bundesregierung heute Mittag bereits gehandelt. Der Rat hat den Vorschlag für eine Verord- nung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einführung eines europäischen Verfahrens in einer Form angenommen, die wir hier im Bundestag in wichtigen Punkten und aus guten Gründen ablehnen. Wenigstens hat die Justizministerin – im Wissen um unsere erst im Unterausschuss Europarecht und dann im Rechtsaus- schuss gründlich beratene Stellungnahme – nicht gegen unser Votum gestimmt, sondern sich der Stimme enthal- t d s z g k u s w n e s s r e A s n w e r n h n s s s h v b w t F B n M k c D n p z s B z d s s s v t b r t F d (C (D en. Aber das war nicht genug. Richtig wäre gewesen, ass Deutschland gegen den Vorschlag aus Brüssel ge- timmt hätte, statt sich nur – wieder einmal – der Stimme u enthalten. Dabei erkennen wir sehr wohl an, dass in den bisheri- en Verhandlungen einige Fortschritte erzielt werden onnten. Welche Fortschritte meine ich? Wir nehmen nsere Verantwortung bei der Befassung mit europäi- chen Rechtssetzungsakten in zunehmendem Maße ahr. Heute debattieren wir die Small-claims-Verord- ung im Plenum. Damit nutzt der Deutsche Bundestag inmal mehr das Instrument der politischen Mitbefas- ung nach Art. 23 GG, um seine Position in der politi- chen Debatte deutlich und selbstbewusst zu artikulie- en. Nicht zuletzt hat das Deutsche Parlament nun ndlich auch ein Kontaktbüro in Brüssel eingerichtet. ll diese Schritte sorgen dafür, dass die parlamentari- che Einbindung in europäische Rechtssetzungsakte zu- ehmend besser wird. Das ist gut, wenn wir auch heute ieder feststellen müssen, dass unsere Stimme zu spät rschallt, um in Brüssel noch gehört zu werden. Es wäre von Vorteil gewesen, wir Parlamentarier wä- en so rechtzeitig über die Zeitplanung im Rat in Kennt- is gesetzt worden, dass wir unsere Befassung danach ätten ausrichten können. Doch weil wir – noch immer – icht rechtzeitig vorab informiert werden, sind Befas- ungen mit Vorlagen, über die in Brüssel bereits ent- chieden wurde, nicht zu vermeiden. Wenn sich dieser trukturelle Nachteil zulasten des Bundestages nicht be- eben lässt, werden wir über einen echten Parlaments- orbehalt reden müssen, um die Rechte des Bundestages ei europäischen Rechtssetzungsakten in Zukunft zu ahren. Lassen Sie mich nun zu den inhaltlichen Kritikpunk- en der Verordnung über so genannte geringfügige orderungen kommen. Von zentraler Bedeutung ist die eschränkung des Anwendungsbereiches der Verord- ung auf grenzüberschreitende Sachverhalte. Kollege anzewski hat im Rechtsausschuss erklärt, er wolle eine Anwendung der Verordnung auf rein innerstaatli- he Sachverhalte. Ich möchte es strenger formulieren: ie Anwendung auf innerstaatliche Sachverhalte ist ach meinem Dafürhalten unzulässig, es fehlt der euro- äischen Gemeinschaft insoweit an einer Rechtsset- ungskompetenz. Ziel der Verordnung ist es, im europäi- chen Binnenmarkt die rechtliche Durchsetzung von agatellforderungen, die heute noch durch Binnengren- en erschwert sind, zu erleichtern. Es ist gut und richtig, ass die Verordnung hier für erleichterte Regelungen orgt; aber sie muss sich auch hierauf beschränken. An- onsten läuft Europa Gefahr, nationales Recht, auf das ich die Bürgerinnen und Bürger bei reinen Inlandssach- erhalten einstellen und – zu Recht – vertrauen, zu un- erlaufen. Der zweite Kritikpunkt, der uns Grünen wichtig ist, etrifft die Grenze, bis zu der eine Forderung als „ge- ingwertig“ im Sinne der Verordnung gilt. Diese Baga- ellgrenze ist von zentraler Bedeutung, weil an sie die rage der Rechtsschutzstandards geknüpft ist. Spricht ie Verordnung hier auch von „Vereinfachung“ des Ver- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3417 (A) ) (B) ) fahrens, so kann das doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit auch Beschränkungen der Verfahrensrechte, genannt seien der Mündlichkeitsgrundsatz und der Grundsatz des Strengbeweises, einhergehen. Deshalb ist es uns so wichtig, die Streitwertgrenze so niedrig wie möglich zu halten. Einen bindenden Grenzwert von 2 000 Euro, wie heute offensichtlich in Brüssel be- schlossen, halte ich für deutlich zu hoch. Mit ihm wür- den mehr als 50 Prozent aller vor deutschen Gerichten anhängigen zivilgerichtlichen Verfahren erfasst. Die Ausnahme würde zur Regel. Das kann nicht richtig sein. Wir haben daher in der Entschließung, statt bei einem „destruktiven Nein“ zu verharren, einen konstruktiven Kompromissvorschlag unterbreitet. Die Verordnung sollte einen Streitwertkorridor festschreiben, der als Mindestwert 1 000 Euro nicht überschreiten sollte. Damit würde es zum Beispiel Großbritannien ermög- licht, die dort geltende Geringwertigkeitsgrenze bei 8 000 Euro zu belassen. Gleichzeitig könnte sich Deutschland auch künftig nahe der 600-Euro-Grenze, wie sie nach § 495 a ZPO für innerstaatliche Streitigkei- ten besteht und sich bewährt hat, orientieren. Diesen Vorschlag konnte die Bundesjustizministerin, wenn sie ihn überhaupt eingebracht hat, nicht durchsetzen. Das kritisieren wir ausdrücklich, da mit der 2 000-Euro-Re- gelung essenziell in das deutsche Zivilrecht eingegriffen wird. Es bleibt zu hoffen, dass die Fehler der Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einfüh- rung eines europäischen Verfahrens bei den Beratungen des Europäischen Parlaments nunmehr behoben werden können. Anlage 22 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs: UNESCO-Überein- kommen zur kulturellen Vielfalt schnell ratifi- zieren (Tagesordnungspunkt 18) Dorothee Bär (CDU/CSU): Der Antrag der Linken fordert auf, die UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt schnell zu ratifizieren. Dazu kann ich nur sagen: Müssten wir uns heute nicht mit diesem Antrag aufhal- ten, ginge es schon ein Stück schneller. Denn dieser An- trag ist vollkommen unnötig. Wie Sie selbst schreiben, steht es bereits fest, dass die Konvention in Deutschland umgesetzt werden soll. Wir haben uns dies bereits im Koalitionsvertrag vor- genommen. Ich zitiere: Deutschland wird … die kürzlich verabschiedete UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt [um- setzen]. Bei internationalen Handelsvereinbarungen muss wie bisher der besondere Charakter von kulturellen Dienstleistungen als Kultur- und Wirtschaftsgüter berücksichtigt werden. S z e ü a d d s d f w m l s g t a d S f H l D u R d k s g 2 k B k S U z U V z d U s d d l (C (D Darin sind wir uns alle einig. Auch mir liegt der chutz beispielsweise des Deutschen Films sehr am Her- en. Fünf Prozent der Kinobesucher in Europa kaufen ine Eintrittskarte für einen deutschen Film; demgegen- ber stehen über 70 Prozent, die eine Karte für einen merikanischen Film kaufen. Da blutet einem Cineasten as Herz, das hat der Deutsche Film wirklich nicht ver- ient. Unter anderem deshalb ist die UNESCO-Konvention o wichtig. Das Übereinkommen betont die Souveränität er Vertragsparteien, ihre eigene Kulturpolitik zu de- inieren und die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Die hohe Bedeutung kultureller Vielfalt und die Not- endigkeit, auf den verschiedenen Ebenen Sicherungs- aßnahmen zu ergreifen, werden darin unterstrichen. Das ist besonders wichtig, weil so der Erhalt kulturel- er Vielfalt als eigener Wert in der internationalen politi- chen Debatte anerkannt wird. Damit sind Maßnahmen egen Gleichmacherei und Nivellierungstendenzen poli- isch legitimiert. Gleichzeitig ist das Übereinkommen uf die Zukunft ausgerichtet. Der Wert kultureller Bil- ung wird herausgestellt. Damit wird betont, dass der chutz der kulturellen Vielfalt eine Daueraufgabe auch ür die kommenden Generationen ist. Genau deshalb arbeitet die Bundesregierung mit ochdruck an der Umsetzung. Erst seit Mitte Januar iegt uns die endgültige Fassung der Konvention vor. arauf folgte die Zustimmung der Länder. Diese liegt ns seit vergangener Woche vor. Bereits im nächsten Monat soll der Entwurf für die atifizierung unter den Ressorts abgestimmt werden, so ass wir im Juli mit der Kabinettsbefassung rechnen önnen. Zeitgleich erfolgt die Abstimmung mit der europäi- chen Ebene. Sie ist besonders wichtig, wäre doch die anze Konvention ohne das gemeinsame Vorgehen der 5 EU-Mitgliedstaaten nicht möglich gewesen. Man ann an diesem Tempo erkennen, wie wichtig auch der undesregierung eine rasche Umsetzung ist. Ich frage mich also, wo die Linken hier die Möglich- eit sehen, die Umsetzung zu beschleunigen. Die chweiz rechnet beispielsweise nicht vor 2008 mit der msetzung. Es ist deshalb vollkommen unnötig, diesem Antrag uzustimmen. Er beschreibt, was bereits feststeht, die msetzung der UNESCO-Konvention zur kulturellen ielfalt, und begründet in keiner Weise, wieso er gerade u diesem Zeitpunkt notwendig ist. Ich würde mich deshalb freuen, wenn wir zu den rängenden Themen zurückkehren könnten und den msetzungsprozess der UNESCO-Konvention mit die- em Antrag nicht weiter aufhalten. Monika Grütters (CDU/CSU): „Die Letzten werden ie Ersten sein“ – diese Verheißung könnte in Bezug auf ie UNESCO-Kulturaktivitäten für Deutschland tatsäch- ich Realität werden: Bei der Ratifizierung der 3418 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) UNESCO-Konvention zum Kulturgüterschutz ist Deutschland nach fast 30 Jahren beinahe Schlusslicht gewesen. Mit dem Seufzer „Was lange währt, wird end- lich gut“ hat Staatsminister Neumann die Ratifizierung zur Priorität in seinem 100-Tage-Programm gemacht. Hier beim UNESCO-Übereinkommen zur kulturellen Vielfalt kann Deutschland in der Startergruppe sein – und das sind wir auch, Frau Jochimsen. Denn Ihr Antrag rennt offene Türen ein. Klar, Sie haben den Koalitionsvertrag nicht gelesen, sonst wüssten Sie, dass die Absicht, dem Übereinkom- men beizutreten, dort bereits verankert ist. Wir begrüßen diese Initiative der UNESCO, weil das Übereinkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt die hohe Bedeutung dieser kulturellen Vielfalt in den einzel- nen Staaten betont und die Notwendigkeit hervorhebt, sie auf den verschiedenen Ebenen auch zu sichern. So wird der Erhalt kultureller Äußerungen und die schöne Fülle unterschiedlicher Ausdrucksformen in der Kultur als eigener Wert in der internationalen Debatte aner- kannt. Vor allem werden Maßnahmen gegen Gleichma- cherei und gegen Nivellierungstendenzen im Zuge der Globalisierung und auch des europäischen Binnenmark- tes ergriffen. Wichtig dabei ist die Anerkennung, dass kulturelle Güter und Dienstleistungen einen Doppelcha- rakter haben: nämlich den als Wirtschaftsgüter einerseits und den als Ausdrucksform der individuellen nationalen, regionalen oder auch lokalen Kultur andererseits. Am 25. Oktober 2005 wurde das „Abkommen zur kulturel- len Vielfalt“ in Paris verabschiedet, das die Macht des GATS-Abkommens im Interesse eben des beschriebenen Sonderstatus der Kulturgüter beschneiden soll. Von den 191 Mitgliedstaaten hat ein deutliches Übergewicht der Initiative zugestimmt, 30 Unterzeichner werden benö- tigt, 25 haben bereits ratifiziert. Deutschland hat in dem Verhandlungsprozess eine hervorragende Rolle bei der UNESCO gespielt. In der kürzestmöglichen Zeit haben das Auswärtige Amt, der Staatsminister für Kultur und das Kabinett reagiert: Das Auswärtige Amt hat mit Hochdruck an der deutschen Fassung des Übereinkommens gearbeitet, damit dem Gesetzentwurf eine „amtliche Fassung“ des Überein- kommens beigefügt werden kann. Diese Fassung war die Grundlage für die formelle Befassung der Länder: Die Zustimmung der Länder liegt seit der vergangenen Wo- che vor. Noch im Juli soll die entsprechende Kabinetts- vorlage dort beraten werden. Sie sehen, Frau Jochimsen, Ihr voreiliger Antrag hier lässt sich recht schnell als kleine Wichtigtuerei der Opposition entlarven. Wir haben die Ratifizierung des jüngsten UNESCO- Übereinkommens auf unserer Agenda mit hoher Priorität verankert. Der Staatsminister für Kultur und das Aus- wärtige Amt sorgen dafür, dass sich Deutschland mit der Ratifizierung des Übereinkommens zum Schutz der Kul- tur bekennt. Denn eines ist den Verantwortlichen in der Kulturna- tion Deutschland besonders wichtig: dass bei Kulturgü- tern nicht der ausschließlich wirtschaftliche Charakter dieser Güter und Dienstleistungen wichtig ist, dass der Liberalisierungsdruck in der globalisierten Welt nicht d e i d s d L V l g T J h s p w F U r m d K d g d u B l f w z m b t w t C J f s g g a t S V i d d v r l (C (D ie Handlungsspielräume der nationalen Kulturpolitik inengen darf, dass die Vertragsparteien in der UNESCO hre je eigene Kulturpolitik selbst definieren wollen, ass sie also ihre eigenen kulturpolitischen Handlungs- pielräume selbstbewusst verteidigen wollen, und dass er kulturellen Vielfalt auf der Welt und im eigenen and eine hohe Bedeutung zukommt. Deutschland misst seinem kulturellen Erbe und der ielfalt kultureller Lebensäußerungen eine außerordent- ich hohe Bedeutung zu. Genau deshalb wird in der Re- ierung an dem Ratifizierungsprozess mit solch einem empo gearbeitet. In der Schweiz übrigens, Frau ochimsen, die ja bekanntlich der Kultur einen ähnlich ohen Stellenwert einräumt, rechnet man mit einem Ab- chluss des Verfahrens nicht vor dem Jahr 2008. Wir sind stolz, dass Deutschland im Verhandlungs- rozess und auch jetzt im Ratifizierungsverfahren so eit vorne liegt. Seien Sie es doch auch einfach mal. Steffen Reiche (Cottbus) (SPD): Der Antrag der raktion Die Linke zur schnellen Ratifizierung des NESCO-Übereinkommens zum Schutz und zur Förde- ung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen ist gut ge- eint, mehr aber auch nicht. Der Antrag wurde am 25. Januar dieses Jahres durch ie Fraktion Die Linke eingebracht. Erst am 17. Januar 2006 wurde seitens der UNESCO- ommission der endgültige Vertragstext vorgelegt. So- ann wurde an der deutschen Übersetzung des Textes earbeitet, wobei sinnvollerweise auf eine einheitliche eutsche Sprachfassung in Abstimmung mit Österreich nd der Schweiz Wert gelegt wurde. Nun werden die undesländer im Rahmen der Lindauer Absprache betei- igt, sodann muss ein innerstaatliches Ratifizierungsver- ahren stattfinden. Ich habe deshalb vorgeschlagen, dass ir die Kulturausschussvorsitzenden der Bundesländer u einem Gespräch in den Bundestag einladen, um ge- einsam zügig das Verfahren zu gestalten. Ich bin dank- ar, dass die Koalition und auch der Ausschuss für Kul- ur und Medien diese Anregung aufgenommen haben. Dass das Ratifizierungsverfahren schnell erfolgen ird, ist nicht irgendein Versprechen, es ist ein Koali- ionsversprechen, verhandelt und gesehen durch die DU/CSU und SPD bereits im November vergangenen ahres, wenige Tage, nachdem auf der 33. Generalkon- erenz der UNESCO am 20. Oktober 2005 das in Rede tehende Übereinkommen verabschiedet wurde. Seit Be- inn der Verhandlungen über die UNESCO-Konvention ilt Deutschland nicht nur als Miteinbringer, sondern uch als einer der stärksten Befürworter dieser Konven- ion. Genau das ist das entscheidende kulturpolitische ignal. Auch inhaltlich konnte Deutschland mit seinen orstellungen von dieser Konvention auf der wichtigsten nternationalen kulturpolitischen Bühne überzeugen. Für iesen Erfolg, insbesondere für die gemeinsame eutsch-französische Initiative zur Schaffung der Kon- ention, ist der vorigen und der jetzigen Bundesregie- ung, namentlich den Kulturstaatsministern, ausdrück- ich zu danken. Nicht zu Unrecht ist seinerzeit auch der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3419 (A) ) (B) ) Vorschlag gemacht worden, die deutschen Verhand- lungsführer mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeich- nen. Sie haben sich große Verdienste um die kulturelle Vielfalt erworben, in Zeiten, wo sich auch Kultur in den WTO- und GATS-Verhandlungen in den Markt einord- nen sollte. Kultur ist vielfältig; sie ist vor allem beides: Kulturgut und Wirtschaftsgut. Ich hätte durchaus eine Kritik an der späten Umset- zung anderer UNESCO-Konventionen in der Sache nachvollziehen können, aber ausgerechnet in Bezug auf diese Konvention zur kulturellen Vielfalt kann sich die Opposition indirekte Kritik an einer vermeintlichen Langsamkeit des Verfahrens und politische Appelle zur Verfahrensbeschleunigung sparen, denn schneller geht es nicht. Alles andere im bisherigen zeitlichen Ablauf wäre dann womöglich auch ihrerseits dem Vorwurf aus- gesetzt, es sei mit heißer Nadel gestrickt. Wir alle erwar- ten schließlich die Durchführung eines zügigen, aber dennoch geordneten parlamentarischen Verfahrens. Noch etwas soll im Zusammenhang mit der Konven- tion nicht unerwähnt bleiben: Die EU-Minister sprachen über die Konvention mit einer Stimme. Am 18. Mai 2006 ist die Gemeinschaft der Europäischen Union durch den EU-Ministerrat ermächtigt worden, dem Übereinkommen neben ihren Mitgliedstaaten beizutre- ten. Das ist ein erstes deutliches und Hoffnung gebendes Zeichen, dass sich eine europäische Kulturpolitik entwi- ckeln kann und dass sich ein innovativer europäischer Kulturraum tatsächlich formen kann. Lassen Sie uns ge- meinsam und über Fraktions- und Parteigrenzen hinweg konstruktiv an der Schaffung dieses zukunftsweisenden europäischen Kulturraums arbeiten. Genau hierin wird diese Konvention zur kulturellen Vielfalt auch mit Blick auf die Dienstleistungsrichtlinie ein erster, sozusagen fundamentaler Baustein sein, an dem Deutschland inten- siv mitgewirkt hat und auch zukünftig maßgeblich mit- wirken wird. Christoph Waitz (FDP): Nach unserer Lebenserfah- rung führt nicht alles, was gut gemeint ist, auch zu einem guten Ergebnis. Kaum jemand wird den in Art. 1 aufge- listeten Zielen der UNESCO-Konvention zum Schutz der kulturellen Vielfalt widersprechen können. Völlig unklar ist jedoch, zu welchen Konsequenzen die Ratifi- zierung des Vertragstextes führt. Wir werden den Antrag der Fraktion der Linken, die Konvention möglichst schnell zu ratifizieren, daher ablehnen. Die UNESCO-Konvention schützt insbesondere die Möglichkeiten nationaler Kulturpolitik. Die treibenden Kräfte im Verhandlungsprozess waren Kanada und Frankreich. Es war die ehemalige kanadische Kulturmi- nisterin Sheila Copps, der durch die Welthandelsorgani- sation WTO eine unterschiedliche Besteuerung kanadi- scher und amerikanischer Zeitungsmagazine untersagt wurde. Frankreich ist das Land mit der vermutlich um- fangreichsten Regulierung zugunsten der eigenen Spra- che in Fernsehen und Radio. Fernsehen und Radio wer- den als Dienstleistungen im Sinne des Handelsrechts bewertet und sind daher möglicher Gegenstand der GATS-Verhandlungen. d U t g g d z e d F U d I b d J t d z u A v z k z c e p d a W s m b K n z u v s n l I t e Z k n d s r U B R s (C (D Die Interessenlage sowohl der kanadischen als auch er französischen Delegation war daher, im Rahmen der NESCO-Konvention Regelungen einzuführen, um kul- urpolitische Instrumente, zum Beispiel zum Schutz ei- ener Sprachminderheiten, zu installieren und Quotenre- el als Mittel aktiver Kulturpolitik zu legalisieren und amit Eingriffe im Rahmen der GATS-Verhandlungen u vermeiden, Eingriffe, die durch die WTO und GATS rwartet werden, mit denen Quotenregelungen als Han- elsbeschränkungen, zum Beispiel für das Radio und ernsehen, beseitigt werden könnten. Für die Gegner des NESCO-Übereinkommens ist das schlichtweg Han- elsprotektionismus, der den freien Fluss von Ideen und nformationen hemmt. Die Fraktion der Linken hat nun einen Antrag einge- racht, mit dem eine möglichst schnelle Ratifizierung ieser Konvention in Deutschland gefordert wird. Frau ochimsen hat in ihrem Beitrag zur UNESCO-Konven- ion davon gesprochen, dass Deutschland nun die beson- ere Chance habe, unter den ersten Unterzeichnerstaaten u sein und damit ein kulturpolitisches Signal für Europa nd über die europäischen Länder hinaus zu setzen. ber, wenn wir denn wirklich wollen, dass diese Kon- ention ein Erfolg wird, dann müssen wir vor der Ratifi- ierung der Konvention sehr genau prüfen, welche Wir- ung die Konvention in Deutschland entfalten wird und u welchen Folgen dies auf den verschiedenen staatli- hen Ebenen führt. Denn andere europäische und außer- uropäische Staaten werden diese Auswirkungen genau rüfen und bewerten. Der Ratifizierungsprozess der Konvention wird von er „Bundesweiten Koalition Kulturelle Vielfalt“, die m Dienstag dieser Woche in Berlin tagte, begleitet. enn ich das Ergebnis dieser Tagung zusammenfasse, o scheinen bezüglich der Umsetzung der Konvention ehr Fragen offen als geklärt zu sein. Lassen sie mich ei so viel parteiübergreifender Begeisterung über den onventionstext also Wasser in den Wein gießen und ei- ige dieser Fragen benennen. Fraglich ist, ob die kulturpolitischen Instrumente, um Beispiel die Quotierung von Sprache im Fernsehen nd Radio, in Anbetracht des sich verändernden Nutzer- erhaltens nicht von vornherein wirkungslos sind und ich daher auch ein Instrument zum Schutz solcher Maß- ahmen erübrigt. Welchen Einfluss haben Quotenrege- ungen noch, wenn ich mein Radioprogramm aus dem nternet lade und Zugriff habe auf Sender in der gesam- en Welt? Welchen Sinn hat die „Bestandsgarantie“ für inen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn durch das usammenwachsen von Internet und Fernsehangebot ünftig jeder Nutzer sich Sendungen und Informationen ach seinen Wünschen und Bedürfnissen herunterla- en wird? Aber um noch konkreter zu werden: Worauf werden ich Bund, Länder und Kommunen nach einer Ratifizie- ung der Konvention einstellen müssen? In welchem mfang müssen Kommunen künftig prüfen müssen, ob edürfnissen von Minderheiten in der gebotenen Form echnung getragen wurde? Was passiert, wenn die Per- onen oder Gruppen meinen, dass dies in nicht ausrei- 3420 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) chender Form geschah? Welche einklagbaren Ansprüche sind zu erwarten? Wird die Umsetzung des Übereinkommens dazu füh- ren, dass künftig Theater, Opern Kinos, Fernsehen und Radio eine bestimmte Mindestquote für Minderheiten erfüllen müssen? Sind Theater und Opernhäuser künftig nur noch förderfähig, wenn sie nachweisen, den Vorga- ben der UNESCO-Konvention Rechnung getragen zu haben? Und wie müssten solche Quoten quantitativ und qualitativ aussehen? Der Text des Übereinkommens selbst beinhaltet be- trächtliche Interpretationsspielräume. Auf den ersten Blick sind die in dem Übereinkommen verwandten Be- griffe sehr vertraut. In Art. 4 des Übereinkommens wird von kultureller Vielfalt gesprochen. Doch was heißt kul- turelle Vielfalt? Sicher umfasst ist der Schutz der sorbi- schen, der dänischen und plattdeutschen Sprache und Kultur. Umfasst kulturelle Vielfalt aber auch die Gebär- densprachkultur und jede der vielfältigen Migrantenkul- turen oder Minderheitengruppen in unserer Gesell- schaft? Der Schutz der kulturellen Vielfalt ist auch aus unse- rer Sicht ein wichtiges Arbeitsziel. Die aufgeführten Fra- gen geben jedoch einen Vorgeschmack auf die Arbeit, die noch geleistet werden muss, Arbeit, die nach unserer Auffassung vor einer Ratifizierung geleistet wer- den sollte. Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Im Oktober letzten Jahres hat die Generalversammlung der UNESCO die Konvention zum Schutz der kulturellen Vielfalt verabschiedet. Die besonders von Frankreich und Kanada vorangetriebene Konvention wird auch von meiner Fraktion unterstützt. Sie sollte allerdings erst nach sorgfältiger Diskussion auf Bundes- und Länder- ebene ratifiziert werden. Meine Fraktion unterstützt die im Übereinkommen festgelegten Prinzipien: erstens, das gemeinsame Erbe der Menschheit zum Nutzen aller zu achten und zu erhal- ten; zweitens, die Kultur als strategisches Element in die nationale und internationale Entwicklungspolitik und in die internationale Entwicklungszusammenarbeit aufzu- nehmen; drittens, dass die kulturelle Vielfalt durch den freien Austausch von Ideen gestärkt wird und dass sie durch den ständigen Austausch und die Interaktion zwi- schen den Kulturen bereichert wird; viertens, dass die Gedankenfreiheit, die freie Meinungsäußerung und die Informationsfreiheit sowie die Medienvielfalt die Entfal- tung kultureller Ausdrucksformen in den Gesellschaften ermöglichen. Lassen Sie mich aber zu einzelnen Punkten ein paar Anmerkungen machen: Die Aufnahme der Kultur als strategisches Element in die internationale Entwick- lungsarbeit wurde bereits durch UNDP in seinem Be- richt über die menschliche Entwicklung 2004 vorge- schlagen. Insofern stellt die Konvention in diesem Punkt eine konsequente Weiterentwicklung dar. Allerdings – und das ist eine andere Akzentuierung – stellt der UNDP-Bericht auch klar, dass der Erhalt der kulturellen V k U r M m A t d v d t s ß w t g S k s ü o m u m o ü v d s W d S i g f a n f m d s K f t d Z w i d (C (D ielfalt kein Wert an sich ist, sondern im Dienste der ulturellen Freiheit zu stehen habe. Ich stimme mit NDP völlig überein, dass kulturelle Vielfalt die kultu- elle Freiheit zu fördern hat und somit das Leben der enschen bereichert. Genau diese Akzentuierung fehlt ir in der Konvention! Vor diesem Hintergrund begrüße ich ausdrücklich rt. 7 der Konvention zum Grundsatz des gleichberech- igten Zugangs. In diesem Artikel wird festgeschrieben, ass der gleichberechtigte Zugang zu einem reichen und ielfältigen Spektrum kultureller Ausdrucksformen aus er ganzen Welt ein wichtiges Element darstellt, um kul- urelle Vielfalt zu vergrößern und das gegenseitige Ver- tändnis zu fördern. Das ist uneingeschränkt zu begrü- en. Damit im Zusammenhang muss aber Art. 8 gesehen erden, der, wenn man ihn genau liest, gleichberechtig- en Zugang relativiert, und das bereitet mir Unbehagen! In Art. 8 wird der Grundsatz der Offenheit und Aus- ewogenheit festgelegt, in dem gesagt wird, dass die taaten, die Maßnahmen beschließen, um die Vielfalt ultureller Ausdrucksformen zu unterstützen, danach treben sollten, in geeigneter Weise die Offenheit gegen- ber anderen Kulturen der Welt zu fördern. Als Mitglied einer Partei, die immer schon für Welt- ffenheit und Interkulturalität stand, sind mir diese For- ulierungen suspekt, denn sie lassen Hintertüren offen nd die Sorge um Zensur und Abschottung beschleicht ich. Denn was heißt, Staaten sollen „danach streben“ der was heißt „in geeigneter Weise“ Offenheit gegen- ber allen Kulturen der Welt zu fördern? Ich habe selbst iel zu viele internationale Verhandlungen miterlebt, um iese Fußangeln bzw. Formulierungsweichspüler über- ehen zu können. Bei solchen Formulierungen gehen bei mir sofort die arnlampen an, denn diese Formulierungen geben doch en Mullahs im Iran, den Diktatoren in Myanmar oder yrien, den Herrscherhäusern auf der arabischen Halb- nsel der Militärregierung in Eritrea jegliche Rechtferti- ung, die eigene Bevölkerung von kulturellen Außenein- lüssen abzuschotten. Oder was bedeutet die chinesische Zensur im Internet nderes, als dass China eben „auf chinesisch“ in „geeig- eter Weise“ die Offenheit gegenüber anderen Kulturen ördert: Internet ja, aber bitte nur das den Menschen zu- uten, was durch die offizielle Zensur freigegeben wird! Lebendige Kultur entwickelt sich im immerwähren- en Austausch. Sie schöpft aus der Kraft vieler Men- chen und wechselseitiger Befruchtung. Deshalb darf die onvention nicht dazu führen, dass neue Hürden für den reien Fluss von Ideen und Informationen entstehen. Kri- iker befürworten hier – und das nicht ganz zu Unrecht – ass das Übereinkommen eben auch für kulturfremde wecke und protektionistische Maßnahmen missbraucht erden kann. Erste Stimmen wurden bei der Konferenz m Auswärtigen Amt zu diesem Thema von Vertretern er Kulturindustrie bereits laut. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3421 (A) ) (B) ) Beobachtet man in jüngster Zeit, durchaus als Folge der Globalisierung, die zunehmende Bekräftigung des jeweils eigenen, die Hervorhebung der eigene kulturel- len Identität, die Bedeutung der eigenen Überzeugung, ja selbst die Überhöhung religiöser Glaubensansätze, die sogar beleidigt werden können durch Überzeugungen oder Glaubensansätze anderer, wie zum Beispiel das Prinzip der Presse- und Meinungsfreiheit, so halte ich die mahnende Stimme von UNDP für bedenkenswert, die uns daran erinnert: Die Welt braucht sowohl Aner- kennung der Vielfalt als auch ein stärkeres Bekenntnis zu Einheit! Nicht umsonst fordert zum Beispiel auch Art. 151 des europäischen Vertrages, dass die Gemeinschaft sowohl zur nationalen und regionalen Vielfalt als auch zur Her- vorhebung des gemeinsamen kulturellen Erbes beitragen muss. Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien: Die Bundesregierung hat am 15. Februar dieses Jahres den Gesetzentwurf zur Ausführung des UNESCO-Übereinkommens vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut im Kabinett beschlossen. Damit wird nach 35 Jahren die gesetzliche Grundlage dafür gelegt, das UNESCO-Übereinkommen in deutsches Recht umzuset- zen. Das ist unbestreitbar ein Erfolg, und damit ist heute ein guter Tag für den Kulturgüterschutz in Deutschland. Über Jahrzehnte standen sich die verschiedenen Inte- ressen der von dem Gesetz Betroffenen gegenüber und eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Warum, fragt man sich heute, hat sich die Bundesrepublik damit so lange dem internationalen Standard des Kulturgüter- schutzes verweigert? Denn im Grunde handelt es sich ja auf den ersten Blick um einen einfachen Sachverhalt: Das Ziel des UNESCO-Abkommens von 1970 war es, den illegalen Handel mit Kulturgut auf internationa- ler Ebene zu bekämpfen. Die Vertragsstaaten sollten selbst alles tun, um das eigene Kulturgut vor Raubgra- bungen, Diebstahl und vor unzulässiger Ausfuhr zu schützen. Sie sollten sich außerdem verpflichten, den Kultur- gutschutz der anderen Vertragsstaaten zu respektieren. Das bedeutet, die Vertragsstaaten sollten aus einem Land illegal ausgeführtes wertvolles Kulturgut sofort zurück- geben, es sollten Export- und Importbeschränkungen er- richtet werden, und es sollte für den Handel Aufzeich- nungspflichten für bedeutsames Kulturgut geben, die es den Strafverfolgungsbehörden ermöglichen, den Weg il- legal verbrachten Kulturgutes zurückzuverfolgen. Das war der weit gesteckte Rahmen. Die Schwierig- keiten aber steckten im Detail: Ist das Kulturgut nicht bereits durch schon vorhandene Regelungen ausreichend geschützt? Welches Kulturgut sollte überhaupt geschützt werden? Und belastet man nicht übermäßig den freien Kunsthandel? Das waren politisch und auch juristisch h t h n t m f t e D f e s t d u n r B f n z n s w e g U a D d D d m g s s p S A k w u d g s d (C (D eikle Fragen, die die Umsetzung immer wieder aufhiel- en. Dass Deutschland die Konvention nicht umgesetzt at, hatte Konsequenzen. Ich will Ihnen ein Beispiel ennen: In Berlin tauchten Ende des vergangenen Jahres ägyp- ische Antiquitäten auf, darunter drei Sarkophage. Die it dem Transport betraute Spedition legte eine Aus- uhrgenehmigung des ägyptischen Staates vor und bean- ragte gleichzeitig bei der zuständigen Senatsverwaltung ine Ausfuhrgenehmigung von Deutschland in die USA. ie Berliner Beamten wurden aber misstrauisch und be- ragten Kunstsachverständige. Diese stellten klar, dass s mit der ägyptischen Ausfuhrgenehmigung unmöglich eine Richtigkeit haben konnte. Dem daraufhin alarmier- en Auswärtigen Amt blieb nun nichts anderes übrig, als ie Botschaft Ägyptens per Verbalnote zu informieren nd ihr den guten Rat zu geben, die Botschaft möge sich un an die deutschen Gerichte wenden, um ihre straf- echtlichen und zivilrechtlichen Rechte zu wahren – die undesregierung und die Senatsverwaltung Berlins ver- ügten über keine rechtliche Handhabe, die Ausfuhrge- ehmigung in die USA zu verweigern oder die Objekte u beschlagnahmen. Das ist ein absolut unbefriedigender Zustand und ei- er Kulturnation unwürdig. Ich bin froh, dass dieser Zu- tand nun ein Ende finden wird. Ich will die wichtigsten Punkte unseres Gesetzent- urfs nennen: Als wichtigste Regelung gibt es künftig inen Rückgabeanspruch für national wertvolles Kultur- ut zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den NESCO-Vertragsstaaten. Das bedeutet, dass künftig der illegal aus Ägypten usgeführte Sarkophag im dem genannten Fall in eutschland sichergestellt werden kann, da der Verdacht er illegalen Ausfuhr und der Rückgabepflicht besteht. ie Ausfuhr des Sarkophags aus Deutschland stünde ann unter Strafe und die Rückgabe an Ägypten wäre öglich. Zweitens gibt es Einfuhrregelungen, die die Verbrin- ung solcher Gegenstände nach Deutschland verhindern ollen, die kulturelles Erbe eines anderen Vertragsstaates ind und deren Ausfuhr dort verboten ist. Drittens. Der Gesetzentwurf enthält Aufzeichnungs- flichten für gewerbliche Kunsthändler und Versteigerer. ie sind so gestaltet, dass sie mit bereits vorhandenen ufzeichnungspflichten im Steuer- und Handelsrecht orrespondieren. Der vom Bundeskabinett verabschiedete Gesetzent- urf sieht hier nun Regelungen vor, die praktikabel sind nd die letztlich auch die Kritiker der Umsetzung in eutsches Recht überzeugt haben. Wir haben uns bei der Erarbeitung aller Bestimmun- en von dem Grundsatz leiten lassen: so viel Kulturgut- chutz wie möglich, so viel Praktikabilität wie nötig. Dennoch gibt es auch weiterhin Kritik an den gefun- enen Regelungen. Den Archäologen geht der Gesetz- 3422 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) entwurf nicht weit genug. Wir haben uns mit vielen Ex- perten intensiv auseinander gesetzt. Wir sind aber zu dem Schluss gekommen, dass die Kritikpunkte einer ge- naueren Prüfung nicht standhalten. Denn die kritisierten Sachverhalte werden durch die Umsetzung der UNESCO-Konvention schlicht nicht geregelt. Hier ist Kritik am Gesetzentwurf unangebracht. Dem Kunst- und Antiquitätenhandel wiederum geht der Gesetzentwurf zumindest in Teilen zu weit. Aller- dings vernehme ich nun auch immer mehr grundsätzli- che Zustimmung zu dem Gesetzentwurf von dieser Seite. Das freut mich, denn dem guten Ruf der Branche kann dieser Gesetzentwurf nur dienen. Wir haben 35 Jahre nach Unterzeichnung des UNESCO-Übereinkommens die Umsetzung in deut- sches Recht auf den Weg gebracht. Wir haben damit ein wichtiges kulturpolitisches Zeichen gesetzt. Ich würde mich freuen, wenn der Gesetzentwurf eine breite Unterstützung im Deutschen Bundestag findet. Anlage 23 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs: Grenzüberschrei- tender Zahlungsverkehr im europäischen Bin- nenmarkt (Tagesordnungspunkt 19) Georg Fahrenschon (CDU/CSU): Mit dem heute zur Abstimmung vorgelegten Antrag der Koalitionsfrak- tionen zur Regulierung des grenzüberschreitenden Zah- lungsverkehrs im Europäischen Binnenmarkt setzen CDU/CSU und SPD ihren finanzmarktpolitischen Kurs, bezogen auf die aktuellen Projekte der Rechtssetzung für den Europäischen Finanzmarkt, konsequent fort. Ausgehend von dem Beschluss des Deutschen Bun- destages „Besser regulieren, dynamisch konsolidieren – Leitlinien für die künftige EU-Finanzmarktintegration“ haben sich CDU/CSU und SPD speziell mit den Fragen des zukünftigen grenzüberschreitenden Zahlungsver- kehrs auseinander gesetzt. Im Zentrum unseres Interesses stehen dabei nicht nur die Bedingungen für die Wirtschaft, sondern insbeson- dere die Möglichkeiten der Privatkunden in ganz Eu- ropa. Für sie ist eine unkomplizierte und Kosten spa- rende Handhabung aller Systeme unserer Auffassung nach eine der wesentlichsten Voraussetzungen, damit alle Angebote, die der Europäische Binnenmarkt anbie- tet, auch genutzt werden können. Deshalb ist ein Rechts- rahmen erforderlich, der effizient, der sicher und der kundengerecht Zahlungsverfahren für alle Mitgliedstaa- ten der Europäischen Union unterstützt. Dabei allerdings auf ein vollkommen neues europaweites System zu set- zen, das die bestehenden innerstaatlichen Zahlungssys- teme ablösen und darüber hinaus auch noch zusätzlich weltweite Anforderungen aufbauen soll, halten wir für falsch. In diesem Sinn entspricht der Ende letzten Jahres von der Kommission vorgelegte Richtlinienvorschlag über Z s g P g i g f d g g w g w s s Z g c s b h R e d g g V n t L S d n m r r h I s s g w V D b V r t g s l i (C (D ahlungsdienste im Binnenmarkt nicht unserer Auffas- ung. Wir fordern die Bundesregierung mit unserem heuti- en Antrag deshalb auf, diese Vorlage in einer Reihe von unkten zu verändern. Es ist zwar zu begrüßen, dass die Kommission entge- en ihrer ursprünglichen Planung darauf verzichtet hat, n ihrem Richtlinienvorschlag auch technische Regelun- en zu europäischen Standards und Formaten zu schaf- en, denn damit akzeptiert die Kommission, dass gerade iese Arbeit von den Zahlungsdienstleistern selbst in ei- ener Verantwortung und zugeschnitten auf die jeweili- en Bedürfnisse der nationalen Märkte besser erledigt erden. Dieselben Argumente sprechen aber auch dage- en, europäische Auflagen für nationale Standardüber- eisungen zu treffen. Die nationalen Zahlungssysteme tellen kein Hemmnis für einen effizienten, grenzüber- chreitenden Zahlungsverkehr dar. Etwa 99 Prozent aller ahlungen in den Mitgliedstaaten haben heute keinen renzüberschreitenden Hintergrund. Das wird sich si- herlich auch in Zukunft nicht ändern. Verfahren für rein nationale Zahlungsvorgänge, die ich heute bewährt haben und auch kostengünstig ange- oten werden, müssen unserer Meinung nach deshalb er- alten bleiben und bedürfen keiner europaweiten neuen egulierung. Im selben Zusammenhang schlägt die Kommission ine neu zu schaffende Institutionsgruppe von Zahlungs- ienstleistern vor. In ihrer Beaufsichtigung sollen sie ge- enüber den seit langem tätigen Kreditinstituten privile- iert werden. Auch das halten wir für eine falsche orgehensweise. Eine vereinfachte Aufsicht für Unter- ehmen, die den Geldtransfer durchführen, und für Un- ernehmen, die Kreditkarten emmitieren oder alleine das astschriftverfahren anbieten, sollte es im Interesse des chutzes der Stabilität sowohl der nationalen als auch es europaweiten Zahlungsverkehrssystems nicht geben. Wenn die Europäische Kommission ihren Vorsatz ei- er so genannten better regulation ernst nimmt, dann uss sie sich in Zukunft in erster Linie auf die Anforde- ungen der Märkte konzentrieren und sollte Überregulie- ung staatlicherseits verhindern. In diesem Zusammen- ang scheint es auch geboten, auf die erfolgreichen nitiativen der europäischen Kreditwirtschaft hinzuwei- en. Das European Payments Council hat bereits Vor- chläge für europäische Standardformatprozesse für alle renzüberschreitenden Zahlungen per EC-Karte, Über- eisung oder Lastschrift ausgearbeitet und bindende ereinbarungen für alle in der Kette eingeschalteten ienstleister geschaffen, auf freiwilliger Basis und damit eispielgebend. Im Übrigen ist es auf diesem Weg auch möglich, das orhaben eines neuen europäischen Lastschriftverfah- ens zu entwickeln. Damit könnte das erfolgreiche Sys- em des deutschen Lastschriftverfahrens europaweit an- eboten werden. Wenn es in diesem Verfahren chlussendlich auch gelingt, den Widerspruch des Zah- ungsverpflichteten gegen eine Lastschrift grundsätzlich m selben Umfang zuzulassen, wie dies gegenwärtig im Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3423 (A) ) (B) ) deutschen Einzugsermächtigungsverfahren der Fall ist, wäre auch ein weiteres zentrales Problem gelöst, um den europäischen Verbraucher vor missbräuchlichen Last- schriften wirksam zu schützen. In diesem Sinne fordert der Antrag von CDU/CSU und SPD die deutsche Bundesregierung auf, die laufen- den Ratsverhandlungen kritisch zu begleiten und alle Vorschläge der Europäischen Kommission, bezogen auf den europäischen Zahlungsverkehr, genau zu prüfen. Der neue Rechtsrahmen soll innerstaatliche Zahlungs- vorgänge und -systeme nicht beeinträchtigen und die Grenzen des EU-Rechtsraumes einhalten. Ein Aufsichts- gefälle zwischen Kreditinstituten einerseits und Zah- lungsdienstleistern andererseits muss verhindert werden. Darüber hinaus gilt es, sich in der weiteren Regulierung alleine auf die Harmonisierung des unbaren Zahlungs- verkehrs zu konzentrieren und gegenüber der Verwen- dung von Bargeld stets den Grundsatz der Neutralität des Zahlungsmittels zu wahren. In diesem Sinne bitten wir um Ihre Zustimmung. Nina Hauer (SPD): Heute ist es noch mit hohen Kos- ten verbunden, eine grenzüberschreitende Überweisung in einen anderen EU-Staat zu tätigen. Eine solche Über- weisung ist aber nicht nur teurer als eine inländische, sondern dauert auch länger und ist für den Verbraucher oder das Unternehmen mit einigen Rechtsunsicherheiten verbunden. Kann der Kunde den Überweisungsauftrag bei Bedarf widerrufen? Wer haftet, wenn der überwie- sene Betrag nicht beim Empfänger ankommt? Auf EU-Ebene wird nun angestrebt, einen europäi- schen Binnenmarkt für den Zahlungsverkehr zu schaffen. Mit anderen Worten: Grenzüberschreitende Geldüberwei- sungen, Kartenzahlungen in anderen europäischen Län- dern und der grenzüberschreitende Lastschriftverkehr sol- len vereinfacht werden und auf eine vereinheitlichte rechtliche Basis gestellt werden. Diese Initiative der EU- Kommission, einen effizienten Binnenmarkt für den Zah- lungsverkehr zu realisieren, wird von der SPD-Fraktion grundsätzlich begrüßt. Jedoch sehen wir kritisch, wie die Kommission dieses Ziel erreichen will. Unser Antrag verdeutlicht, dass der Deutsche Bun- destag in einigen sehr wesentlichen Regelungsbereichen nicht den Weg der Kommission unterstützt, wie er in dem Richtlinienentwurf über Zahlungsdienste im Bin- nenmarkt vom 1. Dezember 2005 dargelegt wurde. Es wäre fahrlässig, wenn der Deutsche Bundestag ange- sichts der Bedeutung dieses Regelungsprojekts für Ver- braucherinnen und Verbraucher sowie für Unternehmen in Europa nicht gestaltend mitwirken würde. Unser An- trag zeigt daher vier Aspekte auf, die für den Deutschen Bundestag bei der Schaffung eines Binnenmarktes für den Zahlungsverkehr von zentraler Bedeutung sind: Erstens stellen wir fest, dass bewährte nationale Zah- lungssysteme kein Hindernis für einen effizienten grenz- überschreitenden Zahlungsverkehr darstellen. In Deutschland haben wir ein kostengünstiges und effizien- tes Verfahren für rein nationale Zahlungsvorgänge. Die- ses muss für die Verbraucherinnen und Verbraucher er- h a g g d t l n b P d s E a t C s n z F f t S v s l v E B k d d w d b l „ d G j l E k s l a U L v d d a o t g (C (D alten bleiben, schließlich sind heute noch 99 Prozent ller Zahlungen rein national. DerSubsidiaritätsgedanke ebietet, dass auf der EU-Ebene keine Inlandszahlungen eregelt werden und bei den Vorgaben, wie Zahlungs- ienste erbracht und genutzt werden, auf unnötige De- ails verzichtet wird. Zum zweiten sollte der Binnenmarkt für den Zah- ungsverkehr soweit möglich durch marktgestützte Maß- ahmen geschaffen werden. Mit dieser Zielsetzung ar- eiten die Banken und Finanzdienstleister im European ayments Council gemeinsam an europäischen Stan- ards, Formaten und Infrastrukturen für alle grenzüber- chreitenden Zahlungssysteme im Binnenmarkt. Erste rfolge dieses Gremiums, bindende Vereinbarungen für lle an der Zahlungskette beteiligten Zahlungsdienstleis- er zu beschließen, sind sichtbar, so zum Beispiel die redeuro-Konvention. Diese stellt sicher, dass Überwei- ungen innerhalb der EU die Bank des Empfängers in- erhalb von drei Tagen erreichen müssen. Wir unterstüt- en in unserem Antrag die Arbeit der Banken und inanzdienstleister im European Payments Council und ordern die EU-Institutionen auf, sich in ihren Rechtsak- en auf die Maßnahmen zu beschränken, die nicht durch elbstregulierung erreicht werden können und Rechts- ereinheitlichungen erfordern. Drittens führt der Richtlinienvorschlag der Kommis- ion eine neu zu schaffende Institutsgruppe der Zah- ungsdienstleister ein. Eine Abgrenzung dieser Institute on den seit langem tätigen Kreditinstituten ist in dem ntwurf jedoch nicht zufriedenstellend gelöst worden. eide Institutsgruppen haben eine deckungsgleiche Risi- osituation; daher ist eine Privilegierung der Zahlungs- ienstleister kaum zu rechtfertigen. Außerdem muss aus- rücklich dargestellt werden, dass bestimmte Aktivitäten ie Einlagen-, Kredit- und Garantiegeschäft den Kre- itinstituten vorbehalten bleiben. Im Interesse des Ver- raucherschutzes ist es wichtig, dass die Zahlungsdienst- eister mit ihrem bedeutenden Risikoprofil nicht einer Aufsicht light“ unterliegen. Der vierte wichtige Aspekt ist der Verbraucherschutz, er sich wie ein roter Faden durch unseren Antrag zieht. ut und umsichtig auf den Weg gebracht, birgt das Pro- ekt eines Binnenmarktes für Zahlungsverkehr große Er- eichterungen für Privatkunden und Unternehmen in uropa. Wir wollen, dass die Nutzer von Zahlungsver- ehrsdienstleistungen vor Betrug geschützt werden und ich wie bei nationalen Zahlungsvorgängen in Deutsch- and auf ein effizientes System verlassen können. Nichts nderes kann im Interesse der EU-Institutionen liegen. nser Antrag zeigt den Verbesserungsbedarf und die eitprinzipien für einen Binnenmarkt für den Zahlungs- erkehr auf. Frank Schäffler (FDP): Die FDP-Fraktion stimmt em vorliegenden Antrag zu. Dies tun wir insbesondere eshalb, weil er sich an den Erfordernissen des Marktes, m Subsidiaritätsprinzip und an der Selbstregulierung rientiert. Ärgerlich ist lediglich beim vorliegenden An- rag, dass er den Oppositionsfraktionen erst gestern zu- eleitet wurde. 3424 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Wie so oft gibt es im Rahmen der Fortsetzung der eu- ropäischen Finanzmarktintegration einen breiten Kon- sens der Fraktionen. Das wurde zuletzt deutlich bei der Beratung unseres gemeinsamen Antrags „Besser regulie- ren, dynamisch konsolidieren: Leitlinien für die künftige EU-Finanzmarktintegration“ am 16. März. Deshalb bit- ten wir die Koalitionsfraktionen darum, doch künftig wieder gemeinsame Berichterstattergespräche zu Fi- nanzmarktthemen durchzuführen, insbesondere weil ein Konsens bei den Beratungen im Finanzausschuss abseh- bar war. Die FDP-Fraktion ist jederzeit zur konstrukti- ven Zusammenarbeit bereit. Bei der Fortsetzung der europäischen Finanzmarktin- tegration ist der Bereich des Retail Bankings, mit dem wir es hier zu tun haben, ein wesentlicher Punkt. Wäh- rend wir es bei den Interbanken- und Großkundenmärk- ten mit weitgehend integrierten Märkten zu tun haben, sind die Privatkundenmärkte weitestgehend national or- ganisiert. Eine weitere Marktintegration ist dabei im Sinne der Kunden, die von einer breiteren Produktpalette sowie sinkenden Preisen profitieren können. Es ist wichtig, dass die Bürger auch konkret merken, wie ihnen die eu- ropäische Integration nützt. Auf der anderen Seite dürfen wir aber nicht über das Ziel hinaus schießen. Der Vorschlag der EU-Kommis- sion für eine Richtlinie über Zahlungsdienste im Binnen- markt tut dies jedoch deutlich und verletzt damit den Grundsatz der Subsidiarität. Das Hauptaugenmerk sollte auf der Schaffung eines einheitlichen Rechtsrahmens für Lastschriften liegen, da die anderen Zahlungsinstrumente bereits in anderen Richtlinien ausreichend geregelt sind. Die Finanzmarktintegration ist nicht nur ein Thema des Gesetzgebers, sondern vor allem auch der Kredit- wirtschaft über die Selbstregulierung. Die deutsche Kre- ditwirtschaft hat über ihre Beteiligung im European Payments Council, EPC, die Weichen für den Einheitli- chen Euro-Zahlungsverkehrsraum, SEPA, zum Januar 2008 gestellt. Zunächst ist der Anwendungsbereich in Art. 2 des Richtlinienvorschlags zu weit gefasst. Hier wäre es sinn- voll, den Anwendungsbereich auf Zahlungen innerhalb des EU-Binnenmarkts und des Europäischen Wirt- schaftsraumes und auf Zahlungen in EU-Währungen zu begrenzen. Des Weiteren ist bei Ausführungsfristen von Massen- zahlungen die Frage, ob es wirklich erforderlich ist, eine Frist von einem Bankarbeitstag vorzuschreiben. Nach der EU-Überweisungsrichtlinie gelten derzeit sechs Bankarbeitstage als Regellaufzeit. Ich denke, dass hier eine Frist von drei Bankarbeitstagen angemessen wäre. Diese Frist hat auch das EPC vorgeschlagen. Die Einta- gesfrist würde hingegen zusätzliche technische Anpas- sungen erfordern, die gerade auch die mittelständischen Kreditinstitute belasten würden. Angesichts des Auf- wandes, den die Umstellung von organisatorischen Ab- läufen und IT-Systemen erfordert, ist es wichtig, die K s w P s k Z w g S ü n c b g g s B m A B k s c l l ü t v d n d A s l u B s m A d r A d t V g a f U d K l w (C (D reditwirtschaft nicht übermäßig zu belasten und ihr chnellstmöglich Planungssicherheit zu gewähren. Für uns Liberale ist es gerade im Finanzmarktbereich ichtig, dass ein fairer Wettbewerb herrscht, ein Level laying Field. Deshalb lehnen wir die von der Kommis- ion vorgeschlagene Privilegierung der Zahlungsver- ehrsanbieter ohne Banklizenz, der so genannten ahlungsinstitute, ab. Statt der Schaffung von Wettbe- erbsverzerrungen muss das Prinzip „gleiche Risiken, leiche Vorschriften“ gelten. Ulla Lötzer (DIE LINKE): Die Linksfraktion hält die chaffung eines neuen Rechtsrahmens für den grenz- berschreitenden Zahlungsverkehr im Binnenmarkt für otwendig. Die derzeitige Situation ist für die Verbrau- herinnen und Verbraucher nicht durchschaubar. Die Ge- ührenpraxis der Banken ist intransparent. Wird eine renzüberschreitende Überweisung in Deutschland auf- egeben, so ist es für den Überweisenden kaum möglich, ich vorab über die Kosten zu informieren, da deutsche anken diesbezüglich weder weiterhelfen können noch üssen. Die Bank des Empfängerlandes muss keine uskunft geben, da der Überweisende kein Kunde der ank ist. Dazu kommt, dass dazwischengeschaltete Ban- en ebenfalls weitere Gebühren einbehalten können. Ob olche Banken eingeschaltet werden kann von Verbrau- herseite aus nicht beeinflusst werden. Die Gebühren iegen zudem zum Teil weit über den Gebühren im Zah- ungsverkehr im Inland. Gerade im Euroraum ist es berhaupt nicht begründbar, weshalb grenzüberschrei- ende Überweisungen mit zum Teil horrenden Kosten erbunden sind. Wir teilen die Auffassung der Koalitionsfraktionen, ass rein innerstaatliche Zahlungsvorgänge nicht von ei- er EU-Richtlinie erfasst werden, sollen. Wir teilen auch ie Auffassung der Koalition, dass es keine vereinfachte ufsicht für Unternehmen, die reine Finanztransferge- chäfte anbieten, geben darf. In Deutschland sind Zah- ungsdienstleistungen grundsätzlich ein Bankgeschäft nd die Unternehmen bedürfen dementsprechend einer ankerlaubnis. Die Unterstellung unter die Bankaufsicht owie die Ausstattung mit einem Mindesteigenkapital uss auch für Zahlungsinstitute auf EU-Ebene gelten. nsonsten tragen gerade in vorausbezahlten Systemen ie Verbraucherinnen und Verbraucher das volle Ausfall- isiko im Falle eines Konkurses. Was jedoch der grundsätzlich falsche Ansatz in Ihrem ntrag ist, ist die Beschränkung auf die Selbstregelung urch die Bankenverbände. Hier zeigt sich, dass Ihr An- rag vor allem den Interessen der Banken und nicht der erbraucherinnen und Verbraucher dienen soll. Die Ver- angenheit hat doch gezeigt, dass Empfehlungen nicht usreichen, um die Kreditwirtschaft zu verbraucher- reundlichem Verhalten zu bewegen. Wo bleibt denn die msetzung der EU-Empfehlungen für eine Neufassung er Haftungsregelungen bei Zahlungskarten durch die reditwirtschaft? Fehlanzeige! Wir brauchen klare rechtliche Vorgaben, die die Stel- ung der Verbraucherinnen und Verbraucher stärkt. Not- endig ist eine volle Transparenz bei den Gebühren und Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3425 (A) ) (B) ) eine Verkürzung der Dauer der Wertstellung. Wir brau- chen eine Rückvergütungspflicht des Anbieters von Zah- lungsdienstleistungen bei Streitigkeiten zwischen Kun- den und Händlern. Wir brauchen eine Beweispflicht des Zahlungsdienstleisters, dass eine von ihm durchgeführte Zahlung korrekt durchgeführt wurde. Und wir brauchen eine Beweislastumkehr zulasten der Anbieter im Falle des Missbrauches bei Onlinegeschäften. Dies ist schon deshalb geboten, da der Verbraucher keinen Einfluss auf die vom Anbieter verwendeten Sicherheitsstandards hat. Eine Richtlinie für den grenzüberschreitenden Zah- lungsverkehr im Binnenmarkt ist notwendig, die Aus- gestaltung muss sich ganz klar am Verbraucherschutz orientieren. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr im europäi- schen Binnenmarkt ist ein Schwerpunktvorhaben der Integration der Privatkundenmärkte gemäß dem Weiß- buch „Finanzdienstleistungspolitik 2005 – 2010“. Wir unterstützen dieses Vorhaben, einen einheitlichen EU- Zahlungsverkehr innerhalb Europas zu schaffen. Denn es ist ein wichtiges Element für einen Binnenmarkt für Fi- nanzdienstleistungen, an dem auch die Bürgerinnen und Bürger teilhaben können. Obgleich mit dem Euro eine gemeinsame Währung zumindest für einen Teil der EU-Mitgliedstaaten besteht und verstärkt grenzüberschreitende Zahlungsverkehre getätigt werden, sind die Zahlungsverkehrsmärkte noch stark national geprägt. Für Deutschland umfasst der grenzüberschreitende Verkehr nur 16 Millionen Transak- tionen, wobei hingegen der inländische Zahlungsverkehr 17 Milliarden Transaktionen umfasst. Insgesamt liegt das Volumen des grenzüberschreitenden Verkehrs in Eu- ropa bei 4 Prozent. Durch einen einheitlichen Rechtsrahmen für den eu- ropäischen Zahlungsverkehrsmarkt bieten sich Chancen, derzeit national favorisierte Produkte, wie zum Beispiel in Deutschland das Lastschriftverfahren, in unseren Nachbarländern zu stärken. Hier ist bereits das europäi- sche Lastschriftverfahren in Vorbereitung, bei dem wir die Sicherheitsaspekte in den Vordergrund stellen müs- sen. Uns ist es ein besonderes Anliegen, den europäischen Verbraucher mit ausreichend Informationen und Trans- parenz zu versorgen, um Vergleichbarkeit der Produkte für die Kunden zu gewährleisten, sichere und stabile Transaktionen anbieten zu können und einen effizienten Wettbewerb zu ermöglichen. Aus diesem Grund begrü- ßen wir die aktive Informationspflicht ausdrücklich, die die Kredit- und Zahlungsinstitute verpflichtet, die Kun- den vor und nach der Ausführung zu informieren. Der jetzt in die Diskussion gekommenen Zulassung von Zahlungsinstituten außerhalb der aufsichtsrechtli- chen Anforderungen wie den Banken stehen wir kritisch gegenüber. Zahlungsinstitute gehen die gleichen Risiken ein wie Banken und Sparkassen. Das Prinzip der Sicher- heit und Stabilität des Finanzsektors darf nicht dadurch ausgehöhlt werden, dass Zahlungsinstitute weniger Be- a a l t o z A u K h a h A A w n E d w r m D d i f r w w u a m f z d v j n s t d G W g A d (C (D chtung durch die Finanzaufsichtsbehörden finden als ndere Kreditinstitute. Kritisch sehen wir auch die in der Richtlinie festge- egte Ausführungsfrist von nur einem Arbeitstag. Beach- et werden muss der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, b die Kosten den Nutzen einer eintägigen im Vergleich u einer zweitägigen Ausführung rechtfertigen. Auch die usweitung des EU-Zahlungsverkehrs auf Drittstaaten nd die USA geht unserer Auffassung nach zu weit. Vor diesem Hintergrund können wir dem Antrag der oalitionsfraktionen zustimmen, der das Ziel eines ein- eitlichen Rechtsrahmens für den Zahlungsverkehr teilt, ber die von der Kommission vorgeschlagene Vorge- ensweise kritisch bewertet. nlage 24 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs: Für eine an- spruchsvolle und umfassende EU-Nachhaltig- keitsstrategie (Tagesordnungspunkt 20) Thomas Bareiß (CDU/CSU): Zu Beginn meiner usführungen möchte ich ausdrücklich betonen, wie ichtig eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie nicht ur auf nationaler, sondern gerade auch auf europäischer bene ist. Deutschland, die Europäische Union sind urch die Globalisierung einem immer stärkeren Wettbe- erb ausgesetzt. Unser Land steht vor einer großen He- ausforderung: dem demografischen Wandel. Es gibt im- er mehr Ältere und gleichzeitig immer weniger Kinder. ie Lasten der zwei Politikgenerationen, die oftmals in ie Zukunft verschoben wurden, müssen zukünftig von mmer weniger werdenden Schultern getragen werden. Politik war in der Vergangenheit viel zu oft von kurz- ristigem Denken geprägt und wurde von Vierjahres- hythmen bestimmt. Damit muss Schluss sein! Da sind ir uns über alle Fraktionen und alle Generationen hin- eg einig. Jede Generation muss ihre Aufgaben lösen nd darf sie nicht den nachkommenden Generationen ufbürden. Politik heute – für Politiker von morgen! Das uss alle Bereiche durchziehen. Nachhaltige Entwicklung ist das übergeordnete, lang- ristige Ziel der Europäischen Union: 2001 hat sie sich um Leitbild der nachhaltigen Entwicklung bekannt, in- em sie in Göteborg die EU-Nachhaltigkeitsstrategie erabschiedet hat. Mit der Unterzeichnung erklärt sich eder EU-Mitgliedstaat – auch Deutschland – bereit, ei- en Rahmen für die wirtschaftliche, soziale und ökologi- che Entwicklung der Union zu setzen. Ziel der EU-Stra- egie für nachhaltige Entwicklung ist die Verbesserung er Lebensqualität für alle: für heutige und für künftige enerationen. Damit soll sichergestellt werden, dass irtschaftswachstum, Umweltschutz und soziale Inte- ration Hand in Hand gehen. Auch die Bundesregierung unter Bundeskanzlerin ngela Merkel hat im Koalitionsvertrag festgeschrieben, ass die nationale Nachhaltigkeitsstrategie aufgegriffen 3426 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) und weiterentwickelt werden soll. Wir unterstützen die Bemühungen einer Revision und Prüfung der bisherigen Strategie. Dabei sind wir der Auffassung, dass sich der Prozess einer Nachhaltigkeitsstrategie auch den laufen- den Veränderungen anpassen muss. Beim Europäischen Rat am 15./16. Juni soll die überarbeitete Fassung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet werden. Des- halb ist es auch notwendig, dass darüber gesprochen wird. Eines der Schwerpunktthemen der Bundesregierung ist die Umweltpolitik: Im gemeinsamen Koalitionsver- trag haben CDU/CSU und SPD deutlich gemacht, dass Umweltschutz ein wichtiges Anliegen ist. Wichtig ist da- bei: Eine moderne Umweltpolitik und eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik sind längst kein Gegensatz mehr. Im Gegenteil: Umweltschutz und Wirtschaftswachstum sind zwei Seiten einer Medaille. Die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und neue klimafreundliche Energiereserven sind die existen- ziellen Voraussetzungen für den Wohlstand und die Le- bensqualität der Zukunft. Die Bundesregierung hat dem Megathema „Nachhaltigkeit“ die Aufmerksamkeit ver- schafft, die ihm zukommt. Ob Schadstoffreduzierung, Klimaschutz oder Energiesicherheit – wir machen in die- sem Bereich deutliche Fortschritte. Der Klimawandel und der enorme CO2-Ausstoß be- reitet jedem von uns Sorgen. Wir begrüßen deshalb den Ausbau und die Förderung erneuerbarer Energien. Wir unterstützen das Ziel, 12 Prozent der Gesamtenergie bis 2010 und bis 2015 sogar 15 Prozent durch erneuerbare Energien zu decken. Das sind unverzichtbare Bestand- teile der Nachhaltigkeitsstrategie. Auch die Potenziale einer Zielmarke von 25 Prozent bis 2020 sollte einer Analyse unterzogen werden, die wir konkret unter der deutschen Ratspräsidentschaft angehen könnten. Es ist Aufgabe von Deutschland, hier in Europa Schrittmacher zu werden. Aber auch in diesem Punkt bitte ich darum: Wir müssen erreichbare Ziele definieren und auch un- sere Politik darauf einstellen. Trotz allem: Gerade die Energiefrage muss nachhal- tig, langfristig und vor allem zuverlässig bezahlbar sein. Deshalb müssen wir ideologiefrei anerkennen, dass wir auch zukünftig auf die Nutzung der Kernkraft nicht ver- zichten können. Denn der enorme Energiebedarf muss auch zukünftig gedeckt werden. Ergänzend möchte ich nur erwähnen, dass wir nicht nur Energie als eine wichtige Ressource im Blick haben, sondern vor allem auch Wasser. Darin stimmen wir mit den Vorschlägen der Grünen überein. Neben der Frage, wie wir unseren Energiebedarf nachhaltig in Europa sichern, ist die Frage einer leis- tungsfähigen Verkehrsinfrastruktur von Bedeutung. Der Verkehrs- und Logistiksektor leistet einen positiven und wichtigen Beitrag zu Wirtschaftswachstum und Wohl- stand. Ganz nebenbei: Seine Bedeutung als Standortfak- tor, für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für die In- tegration der europäischen Volkswirtschaften ist enorm und darf nicht vergessen werden. Die Verkehrswirtschaft ist ein Innovationsmotor. Dieser Motor entfaltet einen m u l v w p s g d L b d n s b d i g s d w b V r d l t d u i t d z m s r f i s A s a z G D G m l S h k w G F e (C (D ächtigen Schub: Immer stärker hängt der Fortschritt nserer Gesellschaft von der Innovationskraft der Mobi- ität ab. Das muss unserer Auffassung nach auch noch erstärkt in der EU-Nachhaltigkeitsstrategie gewichtet erden. Ein übergreifendes und prioritäres Ziel ist die Entkop- elung der Umweltfolgen des Verkehrs von der Wirt- chaftsleistung. Die operationellen Ziele sind überwie- end auf den Straßenverkehr ausgelegt, sie sollten aber en Verkehrsbereich insgesamt abbilden. Transport und ogistik bieten mit steigender Tendenz qualifizierte Ar- eitsplätze. Heute sind 2,7 Millionen Erwerbstätige in er Logistik beschäftigt. Prognostiziert wird eine Zu- ahme um 20 Prozent. Deutschland ist heute Logistik- tandort Nummer eins in Europa. Das ist ein Vorteil, der ei der Ansiedlungsentscheidung von Unternehmen oft en Ausschlag gibt. In einem vereinten Europa wird Verkehr und Logistik mmer wichtiger. Daher muss gerade vor dem Hinter- rund der Lissabonstrategie in der EU-Nachhaltigkeits- trategie auf den positiven Beitrag hingewiesen werden, en der Verkehrs- und Logistiksektor zu Wirtschafts- achstum und Wohlstand, für die Schaffung von Ar- eitsplätzen und für die Integration der europäischen olkswirtschaften leistet. Geradezu elementar für die Zukunft der jungen Gene- ation und die Innovationsfähigkeit unseres Landes ist ie Bildung und Forschung. Sie ist die wichtigste Grund- age für die Implementierung einer Nachhaltigkeitsstra- egie. Sie tragen dazu bei, neue Lösungsansätze für die auerhafte Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen nd der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit sowie für ndividuelle Lebenschancen zu entwickeln. Deshalb tre- en wir dafür ein, die Rolle der Forschung und der Bil- ung in der EU-Nachhaltigkeitsstrategie auszubauen und u verstärken. Wenn Europa erfolgreich sein soll, dann uss es bei Bildung, Forschung und Innovation vorne ein. Das sind unsere Stärken. Unsere Bundeskanzlerin hat in ihrer Regierungserklä- ung im Mai dieses Jahres betont, dass Forschung da ge- ördert werden muss, wo Leistungen erzielt werden, die nnovativ sind und mit denen wir weltweit an der Spitze tehen. In diesem Zusammenhang bin ich dafür, dass der usbau der Biowissenschaften und der Biotechnologie owie die medizinische und pharmazeutische Forschung ls Chance definiert werden. Sie können zur Lösung ahlreicher globaler Probleme im Zusammenhang mit esundheit, Alter, Ernährung und Umwelt beitragen. abei verweise ich auch auf die Chancen der Grünen entechnik: Der Anbau genetisch veränderter Pflanzen uss auch in Deutschland möglich sein. Die Biotechno- ogie – oftmals verteufelt – kann auch neue Wege zum chutz und zur Verbesserung der Umwelt öffnen. Des- alb bin ich dafür, dass sich Deutschland an dieser zu- unftsträchtigen Forschung beteiligt. Umso mehr ver- undert es, dass der Antrag des Bündnisses 90/Die rünen zur EU-Nachhaltigkeitsstrategie den Aspekt der orschungspolitik völlig außer Acht lässt. Mit der EU-Kommission stimmen wir überein, dass ine stärkere europäische Wirtschaft entscheidend für das Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3427 (A) ) (B) ) Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung ist. Deshalb unterstützen wird die Lissabonstrategie. Es ist wichtig, Eigeninitiative und Selbstverantwortung der Wirtschaft zu stärken und damit die Voraussetzungen für unterneh- merische Innovation zu verbessern. Politik muss langfris- tig verlässliche, innovationsfreundliche Rahmenbedin- gungen dafür schaffen. Unsere Aufgabe ist es, aktiv an der Lissabonstrategie mitzuarbeiten. Der Mittelstand ist prädestiniert, nachhaltige wirt- schaftliche Prozesse zu fördern, indem er mit den einge- setzten Ressourcen effizient und schonend umgeht, Wettbewerb sichert, und einen fairen Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herstellt. Kleine und mittlere Unternehmen, KMU, sehen Nach- haltigkeit durch soziale und ökologische Verantwortung als Chance, sich langfristig wirtschaftlichen Erfolg zu si- chern, neue Marktnischen zu besetzen und flexibel auf sich wandelnde Rahmenbedingungen zu reagieren. Ge- rade in der Frage der KMU hat Deutschland eine beson- dere Verantwortung. KMU als Garant unseres wirt- schaftlichen Erfolgs müssen zukünftig verstärkt auch in der Nachhaltigkeitsstrategie und im Lissabonprozess eine Rolle spielen. Bürokratieabbau ist das Gebot der Stunde. Das hat Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Regierungserklärung deutlich gemacht. Deshalb ist es wichtig, dass Einfach- heit, Verständlichkeit und Effizienz des europäischen Regelwerks zu einer europäischen Nachhaltigkeitsstrate- gie gehören. Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass die EU-Kommission das System der Gesetzesfolgenabschät- zung in die europäische Nachhaltigkeitsstrategie hat ein- fließen lassen. Das ist ein System, das jetzt auch auf na- tionaler Ebene angegangen wird. Bürokratieabbau und Deregulierung können als Impulse der EU-Nachhaltig- keitsstrategie den Weg für eine Stärkung des europäi- schen Wirtschaftsraumes frei machen. Auch einfache, effiziente Strukturen sind Garant für eine nachhaltige, den zukünftigen Herausforderungen standhaltende Euro- papolitik. Generationengerechtigkeit ist das Schlüsselwort für eine nachhaltige Entwicklung. Gerade eine nachhaltige europäische Stabilitäts- und Finanzpolitik ist für die In- teressen der nächsten Generationen unabdingbar. Des- halb hat sich diese Bundesregierung vorgenommen, die Verfassung und den Stabilitätspakt in Europa wieder ein- zuhalten. Das muss durchgesetzt werden. Die nächste Generation hat einen Anspruch darauf, dass die Themen „Finanzen“ und „Staatshaushalt“ in einer europäischen Nachhaltigkeitsstrategie verankert werden. Die Fragen, die sich in Zukunft stellen werden, blei- ben: Es geht um eine bessere Abstimmung der Themen. Deshalb ist zu überlegen, wie die EU-Nachhaltigkeits- strategie mit der Lissabonstrategie abgestimmt und Querverbindungen hergestellt werden können. Es muss transparent sein, welche Maßnahmen unter welcher Überschrift laufen um Doppelungen zu vermeiden. Da- mit können wir mittel- und langfristige Ziele in Einklang bringen, Widersprüche erkennen und beseitigen. Die Nachhaltigkeitsstrategie stellt einen hohen An- spruch: den heutigen Bedürfnissen so nachzukommen, d B – t k a k o n n 6 d ü s d s g s k v s 6 d A s V g r g g i D r R f k l d w d R E S g d l g t v U d (C (D ass auch künftige Generationen die Option haben, ihre edürfnisse zu erfüllen. Dabei muss deutlich werden das sage ich ganz entschieden im Hinblick auf den An- rag des Bündnisses 90/Die Grünen –, dass Nachhaltig- eitsziele sowohl ökologischer als auch sozialer, aber uch ökonomischer Natur sein müssen. Es wäre extrem urzsichtig und falsch, zu behaupten, die ökologischen der die sozialen Nachhaltigkeitsziele ließen sich ohne achhaltige ökonomische Entwicklung lösen. Steffen Reiche (SPD): Die Bitte „und führe uns icht in Versuchung“ bleibt bei diesem Antrag unerhört. 8 Punkte für die Verhandlungen beim Frühjahrsgipfel er EU im Juni 2006 sind genannt. Wollte man Spott ben, könnt man sagen, dass dies ein Festplatten-Antrag ei, bei dem alles zusammengetragen worden ist, was auf er Festplatte unter dem File „Nachhaltigkeit“ je abge- peichert worden ist. Und dennoch: Die meisten der enannten Zielsetzungen werden, ja müssen, Berück- ichtigung finden, wenn die EU eine neue Nachhaltig- eitsstrategie beschließen wird. Auch wenn die Koalition diesen Antrag der Kollegen on der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen heute nicht zu- timmen kann, auch im Hinblick darauf, dass nicht alle 8 Aspekte bei den Verhandlungen einlösbar sein wer- en, habe ich festgestellt, dass bei diesem All-inclusive- ntrag ein relativ breiter Konsens in den Positionen zwi- chen SPD und Grünen, sowie der CDU besteht. Für die ertreter der Bundesregierung ist dieser Antrag sozusa- en als Merkzettel im Gepäck bestimmt äußerst hilf- eich. Indem aber so ein breites Spektrum an konsensfähi- en Punkten in einem einzigen Antrag verarbeitet wird, eht man als Fraktion aber auch das Risiko ein, dass er n seiner Umfassendheit nicht realisierbar ist und wegen issenses in einzelnen Punkten abgelehnt werden muss. Auch für meine Fraktion ist wichtig, dass die Bundes- egierung nicht im Bremserhäuschen bei Europäischen at im Juni steht, sondern die Bundeskanzlerin ihre Er- ahrungen als Umweltministerin einbringt in die Stär- ung der dritten Säule der Lissabonstrategie. Deutsch- and hat mit seinen Anstrengungen der letzten Jahre bei er Implementierung von hohen Umweltstandards eine ichtige Rolle bei der Entwicklung dieser Standards für ie gesamte EU gespielt. Die große Koalition kann auf das aufbauen, was von ot-Grün in den letzten Jahren in Deutschland und uropa gemacht wurde. Aber wir müssen die anderen taaten in der Union mitnehmen, denn ohne Verfassung ehen Prozesse der Harmonisierung von Umweltstan- ards und deren Weiterentwicklung langsamer als uns ieb ist. Gerade mit dem 25-Milliarden-Investitionspro- ramm haben die Bundesregierung und die große Koali- ion gezeigt, dass eine der tragenden Säulen bei den In- estitionen in die Zukunft der Gesellschaft die mweltpolitik ist. Die energetische Gebäudesanierung wird neue Stan- ards in Deutschland und für Europa setzen. Immer 3428 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) stärker kommt bei den Bürgern und Deutschland und Europa an, dass nur eine nachhaltige Entwicklung dauer- haft unsere Lebensgrundlage sichert. Insofern wird der Antrag zwar abgelehnt, aber nicht abgelegt. Michael Kauch (FDP): Der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung hat in der letzten Legisla- turperiode eine fraktionsübergreifende Stellungnahme zur Überprüfung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie verab- schiedet. Die Kritik, die damals zu einigen Punkten ge- äußert wurde, hat auch angesichts der aktuellen Vorlage der Kommission an den Rat weiterhin Gültigkeit. Generationengerechtigkeit als Teil einer Politik der nachhaltigen Entwicklung, dieser Aspekt kommt in der EU-Nachhaltigkeitsstrategie zu kurz. Dabei ist die Frage der Generationengerechtigkeit von großer Bedeutung für eine nachhaltige europäische Stabilitäts- und Finanzpoli- tik. Es ist daher leider nur konsequent, dass das Modell der Generationenbilanzen, in der Leistungen sowie Be- lastungen für die nachrückenden Generationen ausge- wiesen werden, in der Mitteilung der Kommission nicht einmal angedacht wird. Ein weiterer Kritikpunkt: Eine klare Absicht, die In- vestitionen in Bildung und Forschung zu verstärken, fehlt. Dabei wäre eine Schwerpunktsetzung in diesen Bereichen die Chance, europaweit den Grundstein für die Schaffung zukunftsträchtiger Arbeitsplätze für kom- mende Generationen zu legen. Die notwendige Gewich- tung der Forschungsaktivitäten findet nicht statt. Die Chancen bleiben damit ungenutzt. Es fehlen Maßnahmen zur Integration von Cardiff- prozess, EU-Nachhaltigkeitsstrategie und Lissabonstra- tegie. Diese Prozesse sollten nicht nebeneinander stehen, sondern widerspruchsfrei zu einer Zukunftsstrategie für einen nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensraum zusam- mengeführt werden. Bereits in der letzten Wahlperiode wurde dieser Umstand in einem gemeinsamen Entschlie- ßungsantrag von allen Fraktionen im Bundestag kriti- siert. Positiv in der Überarbeitung der EU-Nachhaltigkeits- strategie sind die Betonung der Gleichwertigkeit von Ökologie, Ökonomie und Sozialem sowie die Absicht der Kommission, die Gesetzesfolgenabschätzung mit Hinblick auf Langfristwirkungen in der EU und den Mit- gliedstaaten zu verbessern. Zu unterstützen ist zudem ausdrücklich das ursprüngliche Ziel der Kommission, die EU-Nachhaltigkeitsstrategie künftig auf Basis von Indikatoren zu überprüfen. Diese Erfolgskontrolle hat sich bei der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie bewährt und sollte Vorbild für die EU sein. Damit wäre auf euro- päischer Ebene die objektive Beurteilung von Forschrit- ten und Defiziten erleichtert. Leider findet sich diese Absicht im aktuellem Aktionsprogramm der Kommis- sion nicht mehr wieder. Wir Liberalen unterstützen die Absicht der EU, im Umweltschutz stärker auf marktwirtschaftliche Instru- mente zu setzen. Die FDP fühlt sich in ihrem Kurs „mehr Umweltschutz mit mehr Markt“ bestätigt. Dieser P d i s r r k i w s A p i e s w g Z a r a g E d i h B d v 2 g w d m h B Ü s ü f w n N d i b d h s A I w (C (D olitikansatz unterscheidet uns in Teilen erheblich von em, was Bündnis 90/Die Grünen – wieder einmal – in hrem Antrag fordern. Wir unterstützen allerdings grund- ätzlich das Anliegen des Antrages, der Bundesregie- ung vom Parlament aus einen Auftrag zur Nachbesse- ung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie zu erteilen. Voll onsensfähig sind die Forderungen nach einem ziel- und ndikatorenbasierten System. Wir stimmen zudem so- ohl in der grundsätzlichen Zielsetzung zum Klima- chutz als auch in der Forderung nach einem Biomasse- ktionsplan überein. Uns trennt aber vieles, wenn es um die Punkte Atom- olitik und Ökosteuer geht. Was Hartz IV für die Linke st, das ist der Atomausstieg für Bündnis 90/Die Grünen, in Symbol grüner Umweltpolitik, das immer wieder vor ich her getragen wird. Wirklich nachhaltig wäre es, enn sich die Grünen zur Frage der atomaren Entsor- ung positionieren würden. Das ist eine entscheidende ukunftsaufgabe, bei der wir alle eine gemeinsame Ver- ntwortung für kommende Generationen tragen. Nicht zu machen ist mit der FDP außerdem die Forde- ung nach einer generellen Ausweitung der Ökosteuer uf Primärrohstoffe und einer ordnungsrechtlichen Re- elung des Flottenverbrauchs von Fahrzeugen. Der Ruf nach weiteren Aktivitäten auf europäischer bene im Bereich Tabakkonsum und Ernährung zeigt, ass das grüne Verständnis von Subsidiarität ein anderes st als das der Liberalen. Es gibt keine Notwendigkeit, ier Maßnahmen der EU zu fordern. Wenn es in diesem ereich staatliche Aufgaben gibt, dann sind sie Aufgabe er Mitgliedstaaten. Leider behandeln wir diesen Antrag wenige Wochen or der entscheidenden Tagung des Rates am 16./17. Juni 006. Bei mehr Zeit wäre es aus unserer Sicht sinnvoll ewesen, einen fraktionsübergreifenden Antrag zu ent- ickeln. Nun bleibt der Appell an die Bundesregierung, ie Punkte, die unter den Fraktionen konsensfähig sind, assiv bei der abschließenden Beratung der EU-Nach- altigkeitsstrategie im Rat zu vertreten. Wir sollten zudem die Arbeit im parlamentarischen eirat dafür nutzen, uns noch einmal vertieft mit der berprüfung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie zu be- chäftigen, mit dem Ziel einer gemeinsamen fraktions- bergreifenden Stellungnahme. Denn auch die Überprü- ung der europäischen Strategie bleibt eine iederkehrende Aufgabe. Lutz Heilmann (DIE LINKE): Ich stimme den Grü- en zu, dass es eine umfassende und anspruchsvolle EU- achhaltigkeitsstrategie geben sollte. Ihr Antrag leistet azu aber keinen ausreichenden Beitrag. Außerdem: Wer m Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen! Denn ei aller berechtigten Kritik an dem Aktionsprogramm er EU unterschlagen Sie völlig, dass es um die Nach- altigkeitsstrategie in Deutschland noch schlechter be- tellt ist. Die Vorreiterrolle, die Sie Deutschland in Ihrem ntrag indirekt zuschreiben, ist leider nicht gegeben. hre Forderungen sind außerdem nicht ausreichend und, as schwerer wiegt, auch nicht ausgewogen. Richtig ist, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3429 (A) ) (B) ) dass die EU hinter ihren ursprünglichen Zielen zurück- bleibt. Richtig ist auch, dass im Aktionsplan viele Maß- nahmen aufgelistet sind, die nicht aus den Anforderun- gen an eine nachhaltige Entwicklung abgeleitet wurden. Beides trifft genauso für die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung zu. Ein Beispiel: In der Nachhaltig- keitsstrategie wurde das Ziel festgelegt, den Güterver- kehr auf der Schiene von 1997 bis 2015 zu verdoppeln. Dieses Ziel wurde in keinster Weise unter dem Gesichts- punkt der Nachhaltigkeit entwickelt, sondern aus den Verkehrsprognosen zum Bundesverkehrswegeplan über- nommen. Und nachdem die Bundesregierung in ihrem Fortschrittsbericht von 2004 noch ein Bekenntnis dazu abgelegt hat, heißt es im „Wegweiser Nachhaltigkeit 2005“ nur noch, dass „die Schiene am steigenden Güter- verkehr einen wachsenden Anteil übernehmen muss“. Das Ziel der Verdopplung des Schienengüterverkehrs bis 2015 hat die Bundesregierung also aufgegeben – all dies übrigens unter grüner Regierungsbeteiligung. Aber die alte Bundesregierung hatte sich anscheinend vom Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verabschiedet. So heißt der erste Punkt der Bilanz im Wegweiser Nach- haltigkeit 2005 „nachhaltiges Wachstum“. Dieses kann man aber nicht mit nachhaltiger Entwicklung gleichset- zen. Durch die einseitige Ausrichtung an Wachstum wer- den zwangsläufig die beiden anderen Säulen Umwelt und Soziales vernachlässigt. Die diskutierte Nachhaltigkeitsstrategie der EU ist der der Bundesregierung deshalb voraus. Sie hält erstens an nachhaltiger Entwicklung fest. Zweitens hat die Kom- mission eindeutig bekannt, dass sie die angestrebten Ziele bislang verfehlt hat. Eine solch schonungslose Bilanz wünsche ich mir auch in Deutschland. Denn die Entwicklungen bei uns sind ebenfalls nicht nachhaltig: Die soziale Ungleichheit nimmt zu und die Umwelt kommt buchstäblich unter die Räder. Es ist doch so, dass alle Anstöße im Umwelt- schutz in den letzten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, aus der EU kamen. Wie wäre es denn um den Umweltschutz bei uns bestellt, wenn es keine Vogelschutz- und FFH- Richtlinie gäbe, wenn es keine Wasserrahmenrichtlinie, keine EU-Abgasnormen und keine Luftreinhalterichtli- nien gäbe? Schlecht, ganz ganz schlecht sähe es dann aus. Gerade anlässlich der Föderalismusreform mit der weitgehenden Übertragung von Kompetenzen auf die Länder sind die EU-Richtlinien doch der einzige Hoff- nungsschimmer, dass der Abbau von Umweltstandards keine katastrophalen Ausmaße annehmen kann. Im Wegweiser Nachhaltigkeit wird zudem ein Be- kenntnis zur Agenda 2010 abgelegt. Ich möchte nicht die gesamte Kritik an dieser Agenda für Sozialabbau wie- derholen. Ein Mehr an sozialer Ungerechtigkeit aber – und das ist die Bilanz nach sieben Jahren Rot-Grün – ist eindeutig nicht nachhaltig. Nachhaltige Entwicklung zeichnet sich dadurch aus, dass eine Abwägung zwi- schen den drei Säulen Wirtschaft, Soziales und Ökologie stattfindet. Wenn nun einseitig eine Säule belastet wird, nämlich die Säule Soziales, ist das nicht nachhaltig. w P d t h a g z l W S e z n N w d ü g m w s d T L u d i f L S i V u a j n w d E z K lu R N w k i (C (D Zurück zum Antrag der Grünen. Neben vielem, dem ir in dem Antrag zustimmen können, gibt es auch unkte, die wir so nicht teilen. Problemtisch wird es ort, wo Sie wichtige Aspekte ausblenden und sogar hin- er dem Aktionsprogramm der EU zurückbleiben. So se- en Sie den Schwerpunktbereich „Soziale Ausgrenzung“ us wirtschaftlicher Perspektive – und vor allem einseiti- er als die Kommission. Während Sie nur den Zugang um Arbeitsmarkt und Bildungswesen verbessern wol- en, sieht die EU Handlungsbedarf auch beim Zugang zu ohnung, Mobilität und Kommunikation. Zudem gehen ie mit keinem Wort darauf ein, dass die Kommission in Europäisches Jahr des Kampfes gegen Armut und so- iale Ausgrenzung anregen will – dieses Thema liegt Ih- en wohl nicht besonders am Herzen. Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu ris- kieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Be- dürfnisse nicht befriedigen können. Dieser Satz der Weltkommission für Umwelt und Ent- icklung von 1987 ist heute richtiger denn je. Gerade in en letzten Tagen haben wir in den Zeitungen wieder ber die Auswirkungen von nicht nachhaltigem Handeln elesen: Der aktuelle „Klima-Risiko-Index“ von Ger- anwatch und der Deutschen Welthungerhilfe zeigte, elche Länder am stärksten vom Klimawandel betroffen ind. Dies sind nicht die reichen und entwickelten Län- er wie beispielweise die USA, die weltweit am meisten reibhausgase verursachen, sondern es sind die ärmsten änder der Welt: Somalia, die Dominikanische Republik nd Bangladesch. Der Klimawandel betrifft uns aber auch ganz direkt, ies haben uns Hurrikan „Katrina“ und das Hochwasser n Bayern im letzten Sommer abermals vor Augen ge- ührt. Solche Naturkatastrophen bedrohen nicht nur das eben vieler Menschen, sondern sie verursachen auch chäden in Milliardenhöhe. Naturkatastrophen werden mmer häufiger und gewaltiger. Deshalb ist Klimaschutz orsorge, vermeidet noch größere und teurere Schäden nd schafft wirtschaftliches Wachstum. Klimaschutz ist uch unsere Pflicht, wenn wir sicherstellen wollen, dass etzige und künftige Generationen ihre eigenen Bedürf- isse noch befriedigen können. Klimawandel ist eine Folge nicht nachhaltiger Ent- icklung. Dass wir dies dringend ändern müssen, zeigt ie EU-Kommission in ihrer aktuellen Mitteilung zur U-Nachhaltigkeitsstrategie, die auf dem EU-Gipfel in wei Wochen überarbeitet werden soll. Bündnis 90/Die Grünen begrüßen diese Mitteilung der ommission als einen wichtigen Schritt zur Fortentwick- ng der EU-Nachhaltigkeitsstrategie. Die anstehende evision ist dringend notwendig; denn die derzeitige EU- achhaltigkeitsstrategie ist wirkungslos geblieben und ar als Fragment aus verschiedenen Dokumenten kaum ommunizierbar. Widersprüchlich und unüberschaubar st auch die blockierende Diskussion über das Verhältnis 3430 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) zwischen der Lissabonstrategie und der EU-Nachhaltig- keitsstrategie. Auch ist das Zurückbleiben der EU-Hand- lungsebene in den letzten Jahren immer problematischer geworden. So wurden zum Beispiel in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie kritische Trends in der Energie- und Mobilitätspolitik angesprochen, aber um zu handeln, waren neben nationalen auch Maßnahmen auf EU-Ebene erforderlich. Die Analyse der Kommission ist in vielen Punkten richtig: Noch immer dominieren nicht nachhaltige Trends, ob bei der Verkehrsentwicklung oder beim Um- gang mit Ressourcen. Aber warum folgen dieser sehr kritischen Analyse keine angemessenen Handlungsvor- schläge? Stattdessen werden faktisch keinerlei Weiter- entwicklungen hinsichtlich der Zielvorgaben, der Indika- toren oder des Monitorings erreicht. Es fehlen Ziele und konkrete Maßnahmen im Aktionsplan. Damit fällt die Kommission sogar hinter den Stand von 2001 zurück. Gleichzeitig verstärkt die Kommission die nicht nach- haltige Entwicklung noch, indem sie ihre Politik mit der erneuerten Lissabonstrategie primär auf die Pfeiler Wett- bewerbsfähigkeit und Wachstum konzentriert und die Nachhaltigkeit dabei aushebelt. Dies passt auch wenig zusammen mit den enormen Anforderungen, die die EU-Kommission an eine revi- dierte EU-Nachhaltigkeitsstrategie stellt. Danach soll sie Antworten auf die wachsenden Umweltbeeinträchtigun- gen, auf unbefriedigte soziale und wirtschaftliche Be- dürfnisse und auf die Herausforderungen der Globalisie- rung liefern. Die nicht nachhaltigen Trends in den von der Kommission herausgearbeiteten sechs Schwerpunkt- bereichen sollen nicht weniger als umgekehrt werden. Damit wir dies aber auch können, fordert Bündnis 90/ Die Grünen dringend präzise Ziele und Umsetzungs- schritte für eine überarbeitete EU-Nachhaltigkeitsstrate- gie. Wir erwarten, dass die Bundesregierung den Verein- barungen des Koalitionsvertrags folgt und ambitionierte Nachhaltigkeitsziele bei der Revision der Strategie auf EU-Ebene fordert. Die Bundesregierung muss eine Vor- reiterrolle bei den Verhandlungen und beim EU-Gipfel in zwei Wochen übernehmen. Denn es ist die Aufgabe der entwickelten Länder, die Idee einer nachhaltigen EU zu stärken und auch die anderen Mitgliedstaaten zu er- mutigen, ambitionierte Nachhaltigkeitsziele zu verfol- gen. Die Bundesregierung muss sich für eine anspruchs- volle und umfassende Strategie mit konkreten Zielvorga- ben, Indikatoren, und einem wirksamen Monitoring ein- setzen. Die Ziele und Maßnahmen müssen besser aufeinander abgestimmt werden und hierbei müssen klare Prioritäten und Zeitpläne gesetzt werden. Die be- reits 2001 definierten Ziele müssen dabei erhalten blei- ben. Es muss sichergestellt werden, dass die Leitaktio- nen nicht nur Zusammenfassungen der bisher laufenden Vorhaben, sondern neue Handlungsvorschläge enthalten. Die wirtschafts- und arbeitspolitischen Zielsetzungen der Lissabonstrategie müssen entsprechend der Erklä- rung über die Leitprinzipien einer nachhaltigen Entwick- lung auf den übergeordneten Kontext der EU-Nachhal- tigkeitsstrategie bezogen werden. Der Cardiffprozess zur I m N E n l d n f t h Z w A B n w Z W u g S v d G t p M B B m l z z s E l r b s p A (C (D ntegration von Umweltbelangen in alle Politikbereiche uss in enger Verknüpfung mit der revidierten EU- achhaltigkeitsstrategie fortgesetzt werden. Im Schwerpunktbereich Klimawandel und saubere nergien müssen klare Vorgaben und Eckpunkte einer achhaltigen Energie- und Klimaschutzpolitik formu- iert werden. Die im Schwerpunktbereich Management er natürlichen Ressourcen dargestellte Belastung der atürlichen Umwelt und die damit einhergehende Ge- ährdung müssen durch ressourceneffizientes Wirtschaf- en auf der Basis ökoeffizienter Technologien und nach- altiger Produkte und Prozesse verringert werden. Die iele und Maßnahmen hierfür müssen konkretisiert erden. Es muss analog zum Energiebereich auch nach ntworten zur Endlichkeit von Rohstoffen wie zum eispiel von Metallen oder Phosphor gesucht und zu ei- em elementaren Bestandteil der Strategie gemacht erden. Der Schwerpunktbereich Verkehr muss an den ielen einer Entkoppelung des Verkehrswachstums vom irtschaftswachstum und einer Senkung der Umwelt- nd Gesundheitsfolgen und damit an einer nachhalti- en Mobilität für Europa ausgerichtet werden. Der chwerpunktbereich Gesundheit muss auf einen prä- entiven und ganzheitlichen Ansatz konzentriert wer- en. Die EU muss zum Katalysator einer nachhaltigen esundheitspolitik werden, die in Gesundheit inves- iert, statt nur Krankheiten zu bekämpfen. Im Schwer- unktbereich soziale Ausgrenzung, Demografie und igration muss der Grundsatz gelten, dass alle EU- ürgerinnen und Bürger die Chance zur Teilhabe an ildung und Erwerbsarbeit bekommen. Je rascher und utiger wir uns den Problemen in diesem Bereich stel- en, umso besser sind unsere Chancen, im Wettbewerb u bestehen und das europäische Sozialmodell auf eine ukunftsfähige ökonomische Basis zu stellen. Es muss ichergestellt werden, dass mit einer konsequenten EU- ntwicklungs-, Umwelt- und Handelspolitik den im etzten Schwerpunktbereich genannten globalen He- ausforderungen in Bezug auf Armut und Entwicklung egegnet wird. Die Globalisierung muss nachhaltig ge- taltet werden, damit alle von ihr auch noch morgen rofitieren können. nlage 25 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Entwürfe: – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 14. No- vember 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Ein- fuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kultur- gut – Gesetz zur Ausführung des UNESCO-Über- einkommens vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3431 (A) ) (B) ) Übereignung von Kulturgut (Ausführungs- gesetz zum Kulturgutübereinkommen – KGÜAG) (Tagesordnungspunkt 21 a und b) Monika Grütters (CDU/CSU): „Was lange währt, wird endlich gut“, heißt ein schönes deutsches Sprich- wort, und so sind wir froh, dass wir heute zumindest so weit sind, nach beinahe 36 Jahren endlich an die erste Lesung eines Gesetzes zu gehen, das Deutschland in die Gemeinschaft derjenigen Staaten aufnimmt, die sich weltweit darüber verständigt haben, Kulturgüter vor der unerlaubten Ausfuhr aus dem Stammland, vor der uner- laubten Einfuhr in andere Länder und vor dem Handel mit derartiger Hehlerware schützen zu wollen. Dass der Staatsminister für Kultur und Medien die Umsetzung dieser UNESCO-Konvention in deutsches Recht auf die Agenda seiner ersten 100 Tage im Amt ge- setzt hat, unterstreicht die Bedeutung, die die Kulturpoli- tik unter seiner Leitung hat. Auch für eine Kulturnation wie Deutschland ist es eben von herausragender Bedeu- tung, sich einer solchen internationalen Vereinbarung zum Kulturgüterschutz anzuschließen – alles andere ist unwürdig. So wurde es allerhöchste Zeit, dass Deutsch- land sich der UNESCO-Konvention anschließt, nach- dem inzwischen 109 Staaten das Abkommen unterzeich- net haben, darunter sogar Zentren des Kunsthandels wie die USA und Großbritannien. Dass es in Deutschland 36 Jahre gedauert hat, liegt unter anderem an der komplizierten Rechtsprechung hierzulande. Und so verwundert es nicht, dass wir uns nach wie vor einer Vielzahl von Interessen geradezu ge- genläufiger Art ausgesetzt sehen: Die Archäologen for- dern detaillierte Aufzeichnungspflichten mit einer Auf- bewahrungspflicht von 30 Jahren, während die Vertreter des Kunsthandels eine zusätzliche Aufzeichnungs- und Dokumentationspflicht, die über das heute hier übliche Maß hinaus geht, gänzlich ablehnen. Numismatiker sehen für ihren Berufsstand große Pro- bleme und wollen zum Beispiel massenhaft produzierte Kulturgüter wie Briefmarken, Bücher, Grafiken, Medail- len oder Münzen ganz aus dem Geltungsbereich des Ge- setzes ausschließen. Trotz einer seit Jahrzehnten immer wieder diskutier- ten Problemlage haben wir also nach wie vor Verhand- lungsbedarf, dem der Kulturausschuss mit einer Anhö- rung Rechnung tragen wird. Dabei wird es darum gehen, wie die Definition „ge- schütztes Kulturgut“ genau aussehen soll, wie sich da- raus ergebende Listen geschützter Kulturgüter – und zwar eigene, die wir vor der Ausfuhr aus Deutschland schützen wollen, wie diejenigen aus anderen Staaten – hier zusammensetzen und vor allem wie wir in Deutsch- land die Aufzeichnungsregelungen gestalten wollen. Wir werden den Staatsminister für Kultur in seinem Bemü- hen nach allen Kräften unterstützen, auch für Deutsch- land endlich eine gültige Regelung für den Kulturgüter- schutz zu schaffen, denn seriöse Kunsthändler und seriöse Sammler brauchen Rechtssicherheit. e s 2 n w m S D t n s m g s a t „ d V A v r 3 t t U E t A R J S l 1 m t U l t s w d i R u w w l s c s R t (C (D So einige Polemik der letzten Zeit kann hoffentlich ntkräftet werden: Deutschland ist sicher kein „Hehler- taat“ wie es die „Süddeutsche Zeitung“ im Dezember 005 schrieb, und ebenso sehr erübrigt sich die Frage da- ach, ob die Unterzeichnung ein Schritt nach vorn sei, ie es die „FAZ“ im Februar veröffentlichen zu müssen einte. Ganz sicher ist die jetzige Befassung ein großer chritt nach vorn, und ich bin zuversichtlich, dass eutschland sich sehr bald einreihen wird in die interna- ionale Gemeinschaft der Kulturnationen, die sich auf ei- en einheitlichen Standard im Kulturgüterschutz ver- tändigt haben. Ich hoffe sehr, dass wir hier bald nicht ehr fragen müssen, „wem gehört die Kunst, wenn sie estohlen und von ihrem nächsten Besitzer in bester Ab- icht erworben ist?“ Genau darauf wollen wir wie alle nderen 109 Staaten bald auch eine in Deutschland gül- ige Antwort finden, auf dass wir dann sagen können: Ende gut, alles gut“. Steffen Reiche (Cottbus) (SPD): Die Umsetzung es UNESCO-Übereinkommens über Maßnahmen zum erbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, usfuhr und Übereignung von Kulturgut vom 14. No- ember 1970 bedarf eines Vertragsgesetzes zur Ratifizie- ung durch die Bundesrepublik Deutschland. Nach über 0 Jahren setzt Deutschland nun endlich die Verpflich- ung zur Rückgabe von gestohlenen oder illegal expor- ierten Kulturgütern gegenüber den Vertragsstaaten des NESCO-Übereinkommens, die Verpflichtung, Im- und xporte von Kulturgütern einer Genehmigungsbedürf- igkeit zu unterstellen und eine Aufzeichnungspflicht des ntiquitätenhandels in nationales Recht um. Es ist kein uhmesblatt für die Koalitionen der drei vergangenen ahrzehnte, dass es so lange gedauert hat. Aber Kultur- taatsminister Neumann konnte auf die Vorarbeiten der etzten Regierung zurückgreifen und deshalb seine 00-Tage-Frist einhalten. Mit der Verankerung dieses UNESCO-Übereinkom- ens wird eine weitere Verabredung des Koalitionsver- rages erfüllt. Die Koalition ist sich darin einig, dass das NESCO-Übereinkommen, welches mittlerweile in vie- en Vertragsstaaten den unumstrittenen Standard des in- ernationalen Kulturgüterschutzes darstellt, das wirk- amste Mittel zum Kulturgüterschutz, und zwar national ie international, darstellt. Somit begegnen wir wirksam er Gefahr, dass Deutschland eine Drehscheibe für einen nternationalen illegalen Kulturgüterhandel wird. Ich kritisiere, dass die Überführung in nationales echt 30 Jahre gedauert hat. Dies betrifft Regierungen nterschiedlichster Zusammensetzungen. Jetzt aber, wo ir uns in allen grundsätzlichen Fragen einig sind, haben ir es in der Hand, dass es zu einer zügigen und schnel- en Umsetzung kommt. Gerade wegen der soeben be- chriebenen Gefahr muss es auch schnell gehen. Dennoch dürfen wir hierbei nichts übers Knie bre- hen. Es gab ernst zu nehmende Kritik, vereinzelt auch ehr emotional geführt, die im Wesentlichen in zwei ichtungen läuft: Einerseits wird beklagt, dass die Kul- urgutschutzkonvention für den zukünftigen Kunst- und 3432 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Antiquitätenhandel zu restriktiv sei, beispielsweise, was eine Buchführungspflicht über die gehandelten Güter be- treffe. Andererseits wird Kritik daran geübt, dass Kultur- gut, welches vor In-Kraft-Treten des Vertragsgesetzes das Herkunftsland verlassen hat, vom Schutz des Geset- zes ausgenommen werde und der Gesetzentwurf ins- gesamt den illegalen Kunsthandel eher fördere als eindämme. Einige wiederum behaupten, dass die Rege- lungen des deutschen Gesetzes weiter gehen als die Regelungen der fünf anderen nationalen Ratifizierungs- gesetze. Deshalb muss es eine Anhörung im Kulturaus- schuss geben, in der wir nach der Sommerpause prüfen, wo dieser Gesetzentwurf geändert werden muss. Einen Aspekt möchte ich besonders betonen: Die Umsetzung in nationales Recht bedeutet hier gerade nicht, dass der Kulturgutschutz eine nationale Veranstal- tung bleibt. Er ist von internationalem Interesse und in- ternationaler Bedeutung. Denn ein gut wirksamer Kul- turgutschutz schützt schließlich Kulturgüter aus Ursprungsländern, die heute noch nicht in der Lage sind, einem illegalen Kunsthandel wirksam entgegenzutreten. Ich erhoffe mir hier eine partnerschaftliche Hilfe und Zusammenarbeit. Mit der Kritik werden wir uns dezidiert in den Aus- schüssen auseinander setzen. Ergebnis der Ausschuss- diskussionen muss der Entwurf eines Vertragsgesetzes sein, der unbürokratisch praktikabel ist. Denn nur dann erreichen wir einen wirksamen Schutz. Niemandem, auch in der Opposition nicht, ist daran gelegen, einen Kunst- und Antiquitätenhandel in Bausch und Bogen zu verbieten. Aber genauso wenig sind wir bereit, einem möglicherweise expandierenden Handel unseriöser Ein- zelner, die regelmäßig auf gut organisierte Netzwerke zurückgreifen, mit aus einem öffentlichen Interesse he- raus schützenswertem Kulturgut tatenlos zuzusehen. Deshalb wird der Ausschuss für Kultur und Medien aus Gesprächen mit Experten heraus den jetzt zu überwei- senden Gesetzentwurf mit Augenmaß weiterentwickeln. Wir erhoffen uns dann in kurzer Zeit einen Gesetzent- wurf, der sowohl hier im Parlament als auch gesell- schaftlich auf breite Zustimmung stoßen wird. Christoph Waitz (FDP): In dem Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtwidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut steht die Feststellung, dass der Austausch von Kulturgut unter den Natio- nen zu wissenschaftlichen, kulturellen und erziehe- rischen Zwecken das Wissen über die menschliche Zivilisation vertieft, das kulturelle Leben aller Völ- ker bereichert und die gegenseitige Achtung und Wertschätzung unter den Nationen fördert. Die Richtigkeit dieser Feststellung kann ich nur un- terstreichen. Trotzdem stand die FDP der Ratifizierung der UNESCO-Konvention in den vergangenen 36 Jahren ablehnend gegenüber, weil die bestehende Rechtslage nach unserer Auffassung einen ausreichenden Schutz des Kulturgutes gegen rechtswidrige Ein- oder Ausfuhr und Übereignung gewährleistet. Nach wie vor ist diese UNESCO-Konvention auch von Staaten wie den Nieder- l z d d d f t u g i s e f a E s b G a t W d s B P g m A G k f z m F f R t d G B x s l s D u n D (C (D anden, Belgien, Luxemburg und Österreich nicht ratifi- iert. Aber nachdem zuletzt Staaten wie Großbritannien, ie Vereinigten Staaten von Amerika und die Schweiz ie Konvention ratifiziert und umgesetzt haben, scheint er internationale Druck auf die Bundesregierung, eben- alls dem UNESCO-Übereinkommen beizutreten, be- rächtlich gewachsen zu sein. Ich sehe die Ratifizierung der UNESCO-Konvention nd noch mehr das vorgelegte Ausführungsgesetz mit roßer Skepsis. Auf folgende Problemfelder lenke ich hre Aufmerksamkeit: Mit dem jetzt vorgelegten Ratifikationstext bindet ich Deutschland multilateral im Verhältnis zu den aktu- ll 109 Unterzeichnerstaaten. Dies führt dazu, dass Aus- uhrverbote bestimmter Staaten von deutschen Behörden ls Einfuhrverbote übernommen werden müssten. Im inzelfall folgt daraus, dass durch Rückkauf wiederbe- chaffte Kunstobjekte von Museen und privaten Kunst- esitzern zurückgegeben werden müßten, sofern ohne enehmigung staatlicher Behörden nach Deutschland usgeführt wurden. Der Umgang mit diesen Kulturgü- ern wird strafbar und kann sogar ein Haftgrund sein. ir müssen daher prüfen, ob durch bilaterale Verträge er Umfang der schützenswerten Kulturgüter nicht bes- er abgegrenzt und insbesondere auch die Thematik der eutekunst, zum Beispiel im Verhältnis zu Russland und olen, besser gelöst werden kann. Das Ausführungsgesetz wirft eine Vielzahl von Fra- en auf, die wir im Kulturausschuss, vor allen im Rah- en einer Anhörung, aber auch in den mitberatenden usschüssen klären müssen. Die Auswirkungen der im esetzentwurf verankerten Vorschriften sind vielfach aum abzuschätzen. Keinesfalls darf das Gesetz dazu ühren, dass – wie in der Schweiz in Folge der Umset- ung der UNESCO-Konvention geschehen – der Handel it Münzen vollkommen zusammenbricht. Einen besonderen Problemkomplex sehen wir in der ormulierung des letzten Satzes von § 6 Abs. 2 des Aus- ührungsgesetzes. Dort heißt es im Zusammenhang der egelungen für „besonders bedeutsame“ Kulturgüter: Lässt sich nicht klären, ob ein Gegenstand, der vor dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Vertragsgeset- zes als besonders bedeutsam im Sinne des Satzes 1 Nr. 1 bezeichnet worden ist, vor oder nach diesem Tag ins Bundesgebiet verbracht worden ist, so gilt er als nach diesem Tag ins Bundesgebiet verbracht. Diese Formulierung bewirkt durch die darin enthal- ene Beweislastumkehr eine Rückwirkung des Gesetzes, ie wir nicht akzeptieren. Der Nachweis darüber, ob ein egenstand vor oder nach einem bestimmten Tag ins undesgebiet verbracht worden ist, lässt sich in der Pra- is nur schwer führen. Ein Großteil der Kunstgegen- tände wird vererbt und ist lange im Besitz einer Fami- ie. Quittungen und Kaufbelege werden nur in den eltensten Fällen über Jahre oder Jahrzehnte aufbewahrt. amit stellt diese Formulierung alle redlichen Sammler nd Eigentümer von Kunstgegenständen unter einen Ge- eralverdacht, der faktisch kaum entkräftet werden kann. ie UNESCO-Konvention sieht übrigens eine solche Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3433 (A) ) (B) ) Beweislastumkehr nicht vor. Damit belegt die Bundesre- gierung einmal mehr, wie schwer es ihr fällt, bei den be- rühmten Eins-zu-eins-Umsetzungen zu bleiben, selbst dann, wenn sie in Regierungserklärungen angekündigt werden. Der Schutz des Kulturgutes gegen rechtswidrige Ein- fuhr, Ausfuhr und Übereignung darf keinesfalls auf Kos- ten und mit einer bürokratischen Mehrbelastung für den Kunstmarkt einhergehen. So wichtig der Schutz des Kul- turgutes auch ist, wir dürfen die Realität des Kunstmark- tes nicht außer Acht lassen. Alle Auflagen, die den Kunsthandel belasten, müssen daran gemessen werden, ob sie überhaupt geeignet sind, illegale Transaktionen zu verhindern. Wir dürfen nicht vergessen, dass Deutsch- land nicht der einzige Kunsthandelsstandort ist, sondern alle Kunstgegenstände eben auch problemlos in den Nachbarstaaten verkauft werden können. Die im Entwurf des Ausführungsgesetzes vorgesehe- nen Genehmigungs- und Aufzeichnungspflichten laufen schon ihrem Wesen nach ins Leere, da naturgemäß die rechtswidrigen Übereignungen von Kulturgut nicht aufgezeichnet werden. Wer wird schon eine Einfuhrge- nehmigung für Gegenstände beantragen, die aus Raub- grabungen stammen? Insofern helfen Aufzeichnungs- pflichten für die rechtmäßigen Geschäfte nicht weiter. Dies haben die Briten erkannt und kennen deshalb keine Aufzeichnungspflichten. Es ist zu überlegen, ob man in diesem Bereich nicht auf die Selbstregulierungskräfte des Marktes vertrauen kann. Kein seriöser Kunsthändler wird Objekte mit rechtswidriger oder zumindest unsicherer Provenienz anbieten und verkaufen. Der Herkunftsnachweis ist die Grundlage für den guten Preis eines Objektes. Schon al- lein aus diesem Grund wird der Händler die Provenienz nachweisen und keine Kunstgegenstände aus Raubgra- bungen anbieten. Den grauen Bereich der Hehlerei wird auch dieses Gesetz nicht verhindern können – ebensowenig wie die bereits bestehenden strafrechtlichen Bestimmungen dies bisher nicht gänzlich verhindern konnten. Aber den weit überwiegenden Teil der seriösen Händler mit bürokrati- schen Erschwernissen zu belasten, die den illegalen Handel nicht einmal wirksam eindämmen können, hal- ten wir für nicht richtig. Also sollten wir bei den Auf- zeichnungspflichten zumindest eine angemessene Wert- grenze in das Gesetz aufnehmen, damit nicht jede kleine Tonscherbe oder Mokkatasse davon betroffen ist. Aber nicht nur bei den Aufzeichnungs- und Genehmi- gungspflichten ist eine Konkretisierung des Ausfüh- rungsgesetzes erforderlich. Bereits bei der Definition des schützenswerten Kulturgutes sehen wir die Notwendig- keit der Anpassung an die Realität. Bei der jetzigen For- mulierung fallen unter den Schutzbereich des Gesetzes viele Gegenstände, die dieses Schutzes nicht bedürfen und nur unnötige Kosten und bürokratischen Aufwand verursachen. Daher sollten wir uns in der Anhörung im Ausschuss für Kultur und Medien intensiv damit ausei- nander setzen, wie der Gesetzentwurf in diesem Punkte konkretisiert werden kann. Meiner Ansicht ist es kontra- produktiv, wenn seriell und in großen Mengen gefertigte G d d 1 t l w w i w k f G e s h z p d h ü s u A D b w K f d n s Z g d t e u e R D w w g v l m r w w w w (C (D egenstände wie Münzen, Brief- oder Steuermarken in as Gesetz einbezogen werden. Gleiches gilt für Ge- enkmünzen, die allein schon aufgrund ihres Alters nach 00 Jahren unter diese Regelung fallen würden. Wenn in diesem Punkte die Definition des Kulturgu- es in Art. 1 der Konvention nicht konkretisiert wird, äuft angesichts des ungeheuren bürokratischen Auf- ands der Schutzzweck des Gesetzes bei den wenigen irklich schützenswerten und bedeutenden Kulturgütern n die Leere. Abschließend möchte ich stellvertretend für viele eitere Aspekte noch darauf hinweisen, dass es voll- ommen ungewiss ist, welche Auswirkungen das Aus- ührungsgesetz auf die gesetzliche Regelung des freien eleits haben wird. Es gibt viele offene Fragen bei diesen beiden Gesetz- ntwürfen, von denen ich hier nur einige im Detail an- prechen konnte. Bei den bevorstehenden Beratungen aben wir eine große Verantwortung, einen Gesetzestext u erstellen, der die aufgeworfenen Fragen klärt und zu raktikablen und unbürokratischen Lösungen für Han- el, Museen und Privatsammler führt. Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE): Wir ver- andeln heute über ein Gesetz, das seit Jahrzehnten berfällig ist, und deshalb unser Land in eine ganz be- ondere Situation gebracht hat und bringt. Weil es bei ns bisher so wenig Schutz vor rechtswidriger Einfuhr, usfuhr und Übereignung von Kulturgut gab, ist eutschland zu einem Zentrum für internationales Die- esgut und Hehlerware aus Raubgrabungen geworden, as nicht gerade unserem Ansehen als europäischer ulturnation gedient hat. Endlich soll damit nun Schluss gemacht und Schutz ür Kulturgüter wirksamer gestaltet werden. Aber leistet ies der Gesetzentwurf der Bundesregierung? Wir mei- en: Ganz und gar nicht. Man muss sich das einmal vor- tellen: Auf einer Liste im Bundesanzeiger sollen in ukunft „individuell identifizierbare“ Einzelobjekte auf- eführt werden, welche dann geschützt sind. Alles an- ere aber, insbesondere Plünderungsgut aus undokumen- ierten Raubgrabungen, die in einer solchen Liste nicht nthalten sein können, könnte man völlig legal kaufen nd verkaufen. Den Herkunftsländern wird die Frist von inem Jahr eingeräumt, in der sie „nachträglich“ die aubgrabungsfunde noch auf die Liste setzen können. as ist ein geradezu lächerliches Angebot, denn der Be- eislast, die der bestohlene Staat in diesem Fall trägt, ird in den allermeisten Fällen ja überhaupt nicht nach- ekommen werden können. Darüber hinaus ist vorgesehen, Kulturgut, welches or In-Kraft-Treten des neuen Gesetzes das Herkunfts- and verlassen hat, ausdrücklich vom Schutz auszuneh- en. Das heißt, der Nachweis, dass das Diebesgut be- eits vor diesem Stichtag illegal nach Deutschland kam, ürde genügen, um damit straffrei zu handeln. Auch enn die Bundesregierung in ihrem Gesetzesentwurf iederholt die berechtigten Interessen des Handels er- ähnt, das kann damit doch nicht gemeint sein. 3434 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) 109 Staaten haben vor uns das UNESCO-Übereinkom- men zum Kulturgutschutz ratifiziert. Die Vorstellung, dass Kunstwerke, die nach den Gesetzen der anderen Signatar- staaten als Hehlerware gelten, in Deutschland weiterhin frei gehandelt werden können, ist ziemlich unerträglich. Es ist schwer nachvollziehbar, dass in einer Zeit, in der die Plünderungen archäologischer Fundplätze im Irak eine breite Öffentlichkeit auf die Problematik und krimi- nelle Dimension des Antikenhandels aufmerksam ge- macht haben, dem Parlament ein solcher Gesetzentwurf vorgelegt wird. Wir halten eine öffentliche Anhörung im Ausschuss für Kultur und Medien für unabdingbar, ge- rade weil wir grundsätzlich für ein Gesetz zum Schutz des Kulturgutes und die überfällige Ratifizierung des UNESCO Übereinkommens mit 36jähriger Verspätung sind. In der vorgelegten Fassung lehnen wir den Gesetzent- wurf ab. Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es herrscht – und das ist überaus begrüßenswert – Konsens in diesem Haus, dass die Ratifizierung des UNESCO- Übereinkommens zum Kulturgüterschutz von 1970 von deutscher Seite überfällig ist. Deutschland kann sich als Kulturnation mit weit reichenden internationalen Bezie- hungen nicht länger den Zielen dieses Instruments ver- schließen, das inzwischen als internationaler Standard für den Schutz von Kulturgütern und den Kampf gegen illegalen Handel mit geraubten Kulturgütern gilt. Mehr als 109 Staaten, darunter nahezu alle EU-Mit- gliedstaaten, sind dem Abkommen beigetreten; zuletzt auch bedeutende Kunsthandelsländer wie etwa die Schweiz und Großbritannien. Im Namen meiner Frak- tion begrüße ich sehr, dass die Bundesregierung das un- ter Rot-Grün begonnene Gesetzgebungsverfahren zur Ratifizierung der UNESCO-Konvention fortsetzt. Dass dieser Gesetzentwurf heute vorliegt, ist auch den um- fangreichen Vorarbeiten der Vorgängerregierung zu ver- danken. Wir werden den parlamentarischen Beratungs- prozess im Sinne der Sache – nämlich die Kulturgüter der Staaten wirksam vor Diebstahl, unerlaubten Raub- grabungen und illegalem Handel zu schützen und sich zur Rückführung von Kulturgütern zu verpflichten – konstruktiv begleiten. Die Bewahrung und Erschließung des kulturellen Er- bes der Völker ist eine wichtige Aufgabe der einzelnen Staaten, aber auch der Staatengemeinschaft. Es führt kein Weg an der internationalen Ächtung von Kultur- raub, an geeigneten Schutzmaßnahmen von Kulturgut und an einer wirkungsvollen Kontrolle von Export und Import von Kulturgütern vorbei. Die Ereignisse in den letzten Jahren – ich erinnere an Irak und Afghanistan – haben uns bitter vor Augen geführt, welcher Verlust für das kulturelle Erbe der einzelnen Völker, aber auch für das kulturelle Erbe der Menschheit droht: durch die skrupellose Zerstörung und Plünderung von Kulturstät- ten und Archiven, durch illegale Raubgrabung an archäo- logischen Stätten, auch durch gezielten Diebstahl aus Kirchen und Museen und den illegalen Handel mit ge- raubten Kulturgütern. Im Sinne der UNESCO-Konven- t M h t m ü z H W m D i M m A d p f r z b a g d a L V F n a k s w t d d d m s U K z w r M J U ü r K 3 U z e (C (D ion kann dem nur entgegengewirkt werden, wenn alle itgliedstaaten, auch Deutschland, dem illegalen Kunst- andel einen Riegel vorschieben und sich hierzu auch in- ernational verpflichten. Ein zügiger Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens, it dem diese Konvention endlich in nationales Recht berführt wird, ist deshalb dringend notwendig, auch um u verhindern, dass Deutschland Umschlagplatz für den andel mit Hehlerware aus Raubgrabungsstätten wird. egen der bestehenden Rechtslücken hat sich diese alar- ierende Tendenz in der jüngsten Zeit leider verstärkt. er kulturpolitische Schaden, ja die fast rufschädigende nternationale Abseitsposition Deutschlands, die auch useen und Wissenschaftlern die internationale Zusam- enarbeit erschwert, kann nicht hingenommen werden. uch dem Kunsthandel müsste inzwischen klar gewor- en sein, dass die vorgesehenen Aufzeichnungsver- flichtungen keine unzumutbare Belastung sind, sondern ür mehr Transparenz sorgen und gerade deshalb den se- iösen Akteuren auf dem Kunstmarkt auf Dauer nur nüt- en. Trotz gebotener Eile ist Sorgfalt in Einzelfragen ange- racht. Zwei davon möchte ich erwähnen: Erstens. Vor llem im sensiblen Bereich der archäologischen Kultur- üter sehe ich Nachbesserungsbedarf. Es ist außeror- entlich schwer, noch nicht entdeckte Funde oder solche us Raubgrabungen in die von jedem Staat zu erstellende iste des national wertvollen Kulturguts aufzunehmen. orgesehen ist zwar die Ausnahme, dass archäologische unde aus Raubgrabungen noch innerhalb eines Jahres achträglich in die Verzeichnisse des Herkunftsstaates ufgenommen und somit unter Schutz gestellt werden önnen. Aber diese Frist scheint zu kurz. Zweitens. Der zeitliche Anwendungsbereich des Ge- etzes muss in den Ausschüssen sorgfältig diskutiert erden. Im Einklang mit der deutschen Rechtssystema- ik findet das Gesetz erst nach In-Kraft-Treten Anwen- ung. Das heißt aber zum Beispiel, dass nur Kulturgut, as nach dem In-Kraft-Treten des Gesetzes in das Bun- esgebiet verbracht wurde, zurückgegeben werden uss. Nur für solche Güter besteht ein Rückgabean- pruch. Dies sanktioniert eine äußerst problematische nzulänglichkeit, die der derzeitige Gesetzentwurf in auf nimmt. Meine Bitte zum Schluss: Wir sollten die Beratungen ügig durchführen, damit wir dieses international so ichtige Übereinkommen noch in diesem Jahr ratifizie- en können. Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und edien: Die Bundesregierung hat am 15. Februar dieses ahres den Gesetzentwurf zur Ausführung des NESCO-Übereinkommens vom 14. November 1970 ber Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der echtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von ulturgut im Kabinett beschlossen. Damit wird nach 5 Jahren die gesetzliche Grundlage dafür gelegt, das NESCO-Übereinkommen in deutsches Recht umzuset- en. Das ist unbestreitbar ein Erfolg, und damit ist heute in guter Tag für den Kulturgüterschutz in Deutschland. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3435 (A) ) (B) ) Über Jahrzehnte standen sich die verschiedenen Inte- ressen der von dem Gesetz Betroffenen gegenüber, und eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Warum, fragt man sich heute, hat sich die Bundesrepublik damit so lange dem internationalen Standard des Kulturgüter- schutzes verweigert? Denn im Grunde handelt es sich ja auf den ersten Blick um einen einfachen Sachverhalt: Das Ziel des UNESCO-Abkommens von 1970 war es, den illegalen Handel mit Kulturgut auf internationaler Ebene zu be- kämpfen. Die Vertragsstaaten sollten selbst alles tun, um das eigene Kulturgut vor Raubgrabungen, Diebstahl und vor unzulässiger Ausfuhr zu schützen. Sie sollten sich außerdem verpflichten, den Kulturgutschutz der anderen Vertragsstaaten zu respektieren. Das bedeutet, die Vertragsstaaten sollten aus einem Land illegal ausgeführtes wertvolles Kulturgut sofort zu- rückgeben, es sollten Export- und Importbeschränkun- gen errichtet werden, und es sollte für den Handel Auf- zeichnungspflichten für bedeutsames Kulturgut geben, die es den Strafverfolgungsbehörden ermöglichen, den Weg illegal verbrachten Kulturgutes zurückzuverfolgen. Das war der weitgesteckte Rahmen. Die Schwierigkeiten aber steckten im Detail: Ist das Kulturgut nicht bereits durch schon vorhandene Rege- lungen ausreichend geschützt? Welches Kulturgut sollte überhaupt geschützt werden? Und belastet man nicht übermäßig den freien Kunsthandel? Das waren politisch und auch juristisch heikle Fragen, die die Umsetzung immer wieder aufhielten. Dass Deutschland die Konvention nicht umgesetzt hat, hatte Konsequenzen. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: In Berlin tauchten Ende des vergangenen Jahres ägyptische Antiquitäten auf, darunter drei Sarkophage. Die mit dem Transport betraute Spedition legte eine Ausfuhrgenehmigung des ägyptischen Staates vor und beantragte gleichzeitig bei der zuständigen Senatsver- waltung eine Ausfuhrgenehmigung von Deutschland in die USA. Die Berliner Beamten wurden aber mißtrauisch und befragten Kunstsachverständige. Diese stellten klar, dass es mit der ägyptischen Ausfuhrgenehmigung unmöglich seine Richtigkeit haben konnte. Dem daraufhin alarmier- ten Auswärtigen Amt blieb nun nichts anderes übrig, als die Botschaft Ägyptens per Verbalnote zu informieren und ihr den guten Rat zu geben, die Botschaft möge sich nun an die deutschen Gerichte wenden, um ihre straf- rechtlichen und zivilrechtlichen Rechte zu wahren. Die Bundesregierung und die Senatsverwaltung Berlins ver- fügten über keine rechtliche Handhabe, die Ausfuhrge- nehmigung in die USA zu verweigern oder die Objekte zu beschlagnahmen. Das ist ein absolut unbefriedigender Zustand und einer Kulturnation unwürdig. Ich bin froh, dass dieser Zustand nun ein Ende finden wird. Ich will die wichtigsten Punkte unseres Gesetzent- wurfs nennen: Als wichtigste Regelung gibt es künftig einen Rückgabeanspruch für national wertvolles Kultur- gut zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den UNESCO-Vertragsstaaten. Das bedeutet, dass künftig d g k R a g g s s p S A k d p U g s D n g e m n w s u d d c S k U s w m s A d t u D a (C (D er illegal aus Ägypten ausgeführte Sarkophag im dem enannten Fall in Deutschland sichergestellt werden ann, da der Verdacht der illegalen Ausfuhr und der ückgabepflicht besteht. Die Ausfuhr des Sarkophags us Deutschland stünde dann unter Strafe und die Rück- abe an Ägypten wäre möglich. Zweitens gibt es Einfuhrregelungen, die die Verbrin- ung solcher Gegenstände nach Deutschland verhindern ollen, die kulturelles Erbe eines anderen Vertragsstaates ind und deren Ausfuhr dort verboten ist. Drittens. Der Gesetzentwurf enthält Aufzeichnungs- flichten für gewerbliche Kunsthändler und Versteigerer. ie sind so gestaltet, dass sie mit bereits vorhandenen ufzeichnungspflichten im Steuer- und Handelsrecht orrespondieren. Der vom Bundeskabinett verabschie- ete Gesetzentwurf sieht hier nun Regelungen vor, die raktikabel sind und die letztlich auch die Kritiker der msetzung in deutsches Recht überzeugt haben. Wir haben uns bei der Erarbeitung aller Bestimmun- en von dem Grundsatz leiten lassen: so viel Kulturgut- chutz wie möglich, so viel Praktikabilität wie nötig. ennoch gibt es auch weiterhin Kritik an den gefunde- en Regelungen. Den Archäologen geht der Gesetzentwurf nicht weit enug. Wir haben uns mit vielen Experten intensiv aus- inander gesetzt. Wir sind aber zu dem Schluss gekom- en, dass die Kritikpunkte einer genaueren Prüfung icht standhalten. Denn die kritisierten Sachverhalte erden durch die Umsetzung der UNESCO-Konvention chlicht nicht geregelt. Hier ist Kritik am Gesetzentwurf nangebracht. Dem Kunst- und Antiquitätenhandel wiederum geht er Gesetzentwurf zumindest in Teilen zu weit. Aller- ings vernehme ich nun auch immer mehr grundsätzli- he Zustimmung zu dem Gesetzentwurf von dieser eite. Das freut mich; denn dem guten Ruf der Branche ann dieser Gesetzentwurf nur dienen. Wir haben 35 Jahre nach Unterzeichnung des NESCO-Übereinkommens die Umsetzung in deut- ches Recht auf den Weg gebracht. Wir haben damit ein ichtiges kulturpolitisches Zeichen gesetzt. Ich würde ich freuen, wenn der Gesetzentwurf eine breite Unter- tützung im Deutschen Bundestag findet. nlage 26 zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Einsetzung einer En- quete-Kommision „Ethik, Recht und Finanzie- rung des Wohnens mit Assistenz (Heim-En- quete)“ (Tagesordnungspunkt 22) Hubert Hüppe (CDU/CSU): Die Absicht, die hinter em Antrag der Linken zur Einsetzung einer so genann- en Heim-Enquete-Kommission steht, halte ich zwar für nterstützenswert. Wie Sie sicherlich auch wissen, Herr r. Seifert, bin ich ein Verfechter von Integration und mbulantem Wohnen. Ich bin der Ansicht, dass Großein- 3436 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) richtungen nicht mehr zeitgemäß sind, und der Trend zu anderen Wohnformen wie dem betreuten Wohnen oder dem Wohnen in den eigenen vier Wänden mit persönli- cher Assistenz nicht mehr umkehrbar sind. Die Frage ist, wie wir diesen Wandel gestalten, nicht mehr, ob der Wandel ansteht. Vor einigen Jahren hatte ich Sympathien für die Ein- setzung einer Heim-Enquete. Aus verschiedenen Grün- den halte ich eine Heim-Enquete zum jetzigen Zeitpunkt nicht für zielführend. Ein entscheidendes Argument ge- gen die Einsetzung einer Heim-Enquete ist die Gefahr, dass die wichtigen Themen wie die Durchsetzung des Grundsatzes „ambulant vor stationär“, der Ausbau am- bulanter Dienste und von Assistenz- und Unterstüt- zungsdienstleistungen auf die lange Bank geschoben werden. Man vertröstet dann immer auf den Schlussbe- richt der Enquete-Kommission nach vier Jahren, der im Übrigen nur Empfehlungscharakter hat. Damit können wichtige Maßnahmen unterbleiben. Eine Enquete-Kom- mission zu betreiben, ist mit erheblichem Aufwand ver- bunden. Dies zieht Kräfte ab, die wir dringender für die Umsetzung dessen brauchen, was längst schon Konsens ist: die gemeindenahe Unterbringung von Menschen mit Hilfebedarf und die Schaffung gemeinsamer Lebens- räume von behinderten älteren Menschen mit den so ge- nannten Nichtbehinderten. Wir stehen kurz vor wichtigen Reformen, die auch das Wohnen mit Pflege und Assistenz entscheidend prä- gen werden. Die anstehenden Reformen der gesetzlichen Krankenkasse und der Pflegeversicherung werden we- sentlichen Einfluss auf Heimbewohnerinnen und -be- wohner und privat wohnende Menschen haben. Es muss Priorität haben, hier die Belange der Menschen mit Hilfe- bedarf zu berücksichtigen und praktisch einzubringen. Die bereits vorhandenen Grundsätze „ambulant vor statio- när“, aber auch „Prävention und Rehabilitation vor Pflege“ und „Reha bei und vor Pflege“ müssen bei die- sen Reformen gestärkt werden. Auch besteht bereits die Einsicht, dass an der Schnittstelle zwischen Kranken- und Pflegeversicherung die Präventions- und Rehabilita- tionsleistungen deutlich verbessert werden müssen. Eine Enquete-Kommission ist für eine Einflussnahme aber ein viel zu schwerfälliges Instrument. Zudem müssen wir die vorhandenen Möglichkeiten sauber umsetzen. Damit meine ich vor allem das persön- liche Budget, das auf keinen Fall scheitern darf. Ab dem 1. Januar 2008 wird es einen Rechtsanspruch auf das persönliche Budget geben. Vorher muss die wissen- schaftliche Begleitforschung zur bereits laufenden Mo- dellphase klar machen, an welchen Stellen noch Nach- besserungsbedarf besteht. Ich habe mich bereits in der Vergangenheit mehrfach dafür ausgesprochen, dass das persönliche Budget so gestaltet werden soll, dass mög- lichst viele Menschen mit unterschiedlichsten Behinde- rungen davon profitieren können. Wir bekennen uns zum Grundsatz „ambulant vor sta- tionär“, und das nicht erst seit gestern. Bereits in der ver- gangenen Legislaturperiode hat die Union die Kleine Anfrage „Vorrang ambulanter vor stationärer Hilfen für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkran- k k g V V b s e s v w g t t P u w w f t d a e z t I e f t D b g s e d z Ü n g d f s w b n H P l B d p t H r d (C (D ungen“ an die Bundesregierung gestellt, die in Fach- reisen nicht unbeachtet blieb. Wir haben dabei den Fin- er in die Wunde gelegt und uns intensiv mit den erbänden über die Problempunkte bei der ambulanten ersorgung ausgetauscht. Auch im Koalitionsvertrag sind die Grundsätze „am- ulant vor stationär“, die Verzahnung ambulanter und tationärer Dienste sowie die Leistungserbringung aus iner Hand unmissverständlich festgeschrieben. Die Zu- ammenarbeit der Sozialleistungsträger muss ebenfalls erbessert werden, da in der Regel verschiedene Träger, ie die Pflegeversicherung, das Sozialamt und das Inte- rationsamt, an der Erbringung der Unterstützungsleis- ungen beteiligt sind. Ausdrücklich ist im Koalitionsver- rag auch vorgesehen, dass bei der Reform der flegeversicherung auch alternative Wohn- und Betreu- ngsangebote und niederschwellige Angebote, beispiels- eise zur Unterstützung der häuslichen Pflege, gefördert erden sollen. All das sind wichtige Voraussetzungen ür eine bessere Anpassung an die Bedarfslage der Be- roffenen. Wir wissen also, „wo der Schuh drückt“, und müssen ies nicht erneut aufrollen. Für praktisch viel effektiver ls die Einsetzung einer Enquete-Kommission halte ich s deshalb, wenn wir uns mit konkreten Fragestellungen ur Thematik der Pflegebedürftigkeit und den ambulan- en Wohnformen beschäftigen und daraus dann konkrete nitiativen entwickeln. Tatsächlich passiert auch schon ine Menge. So hat das Land Nordrhein-Westfalen An- ang Mai eine bundesweit einmalige Initiative „Betreu- es Wohnen statt Heim“ gestartet. Das befürworten wir. ie beiden Landschaftsverbände und die Spitzenver- ände der freien Wohlfahrt haben eine Vereinbarung ab- eschlossen, nach der bis Ende 2008 circa 3 500 Men- chen mehr ein Leben zu Hause statt in einem Heim rmöglicht werden soll. Dabei wird weder die Qualität er Betreuung leiden noch sollen die Betroffenen ge- wungen werden, aus einem Heim auszuziehen. Die bergänge zwischen stationärem und ambulantem Woh- en werden flexibel gestaltet und die Rahmenbedingun- en im ambulant betreuten Wohnen verbessert. Auch urch Entbürokratisierung soll diese alternative Wohn- orm unterstützt werden. Jetzt gilt es, anzupacken und zu handeln, und zwar chnell. Markus Grübel (CDU/CSU): Wir behandeln ein sehr ichtiges Thema, das Heimrecht; denn im Wesentlichen etreffen die im Antrag von der Fraktion Die Linke ge- annten Punkte dieses Politikfeld. Keine Frage, das eimrecht ist aktuell und wir haben zugegebenermaßen robleme im Bereich der stationären als auch der ambu- anten Betreuung, die weithin bekannt sind, wie zum eispiel: Fachkräftemangel, gestiegene Bürokratie für ie Träger und Einrichtungen – Doppel- und Mehrfach- rüfungen, steigende Verwaltungs- und Dokumenta- ionspflichten – sich widersprechende Regelungen im eimgesetz, dem Pflegeversicherungsgesetz und ande- en Vorschriften für diese Einrichtungen, ganz zentral ie Tatsache, auf die Sie auch in erster Linie in Ihrem Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3437 (A) ) (B) ) Antrag abstellen, dass die in Deutschland zu erwarten- den demografischen Herausforderungen nicht mehr al- leine mit einer Verschiebung hin zur stationären Versor- gung zu lösen sind – sprich: die einseitige Orientierung an den Vorschriften für die traditionelle Versorgungs- form eines herkömmlichen Alten- und Pflegeheimes sind ergänzungsbedürftig –, neue Wohnformen – betreu- tes Wohnen zu Hause) müssen rechtlich verankert wer- den. Mit den richtigen Instrumenten kann man diese Pro- bleme aber lösen. Und es gibt bereits eine Menge von Vorschlägen und Lösungsansätzen. Dazu aber später mehr. Eine Heim-Enquete ist auf den ersten Blick sicherlich verlockend, aber wir haben diesen Freitag die Anhörung zum Heimrecht im Bundestag. Sich heute für eine Heim- Enquete auszusprechen, ohne die Ergebnisse dieser An- hörung bzw. der dann noch zu verabschiedenten Födera- lismusreform zu kennen, ist wenig zielführend. Mit der Föderalismusreform soll auch eine Verlage- rung der Zuständigkeit für das Heimgesetz vom Bund auf die Länder erfolgen. Im Koalitionsvertrag ist dies zwischen CDU, CSU und SPD vereinbart worden, siehe Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vom 11. November 2005, Seiten 108 und 109. Die Kompe- tenz für das Heimrecht soll aus dem Katalog der konkur- rierenden Gesetzgebung gestrichen werden und zukünf- tig in die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz der Länder fallen, Art. 74. Abs. 1 Nr. 7, „die öffentliche Fürsorge ohne das Heimgesetz“, Bundestagsdrucksa- che 16/813, Seite 6. Was bedeutet das konkret? Mit dieser Neuregelung soll erreicht werden, dass zukünftig die einzelnen Bun- desländer dem Heimgesetz vergleichbare Regelungen treffen können. Die entsprechende, bisher aus der Zu- ständigkeit für die öffentliche Fürsorge abgeleitete Ge- setzgebungskompetenz des Bundes und damit die Rechtsgrundlage für das Heimgesetz sowie das Heimge- setz selbst soll entfallen. Nach der Übergangvorschrift des neuen Art. 125 a Abs. 1 Grundgesetz gilt das Heim- gesetz fort, es kann aber durch Landesrecht ersetzt wer- den. Somit haben wir unter Umständen in einigen Jahren 16 verschiedene Landesheimgesetze und der Bund kann nicht mehr oder nur eingeschränkt mitreden. Die Länder treffen dann eigene Entscheidungen und es kann zu Un- terschieden bei den Standards kommen. Mit der Neufassung des Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 Grund- gesetz werden jedoch nicht sämtliche Regelungen des bisherigen Heimgesetzes in den Zuständigkeitsbereich der Länder verschoben. Für einen Teil der Bestimmun- gen des Heimgesetzes bleibt es wohl bei der Rechtsset- zungsbefugnis des Bundes. Das Heimrecht in seiner bis- herigen Form ist nicht nur Ordnungsrecht, sondern enthält auch Elemente des Zivilrechts, Heimvertrag, des Gewerberechts, Zulässigkeit des Betreibers, sowie des Verbraucherschutzrechtes, für die der Bund weiterhin die Gesetzgebungszuständigkeit haben soll. Wenn es dazu kommen sollte – ich möchte jetzt kein Prophet sein, aber unwahrscheinlich ist es nicht –, dann macht aus meiner Sicht eine Enquete-Kommission auf Bundesebene wenig Sinn. Warum sollte eine Kommis- s a d c q B o b v d g u v l l „ v d P B K d K i g b D d f H B u s n S a E s b g v u n r s s d e s H ü L e (C (D ion auf Bundesebene Empfehlungen und Vorschläge er- rbeiten, wenn die Regelungskompetenz weitgehend bei en Ländern liegt und diese ihre Heimgesetze selbst ma- hen? Adressat der Empfehlungen einer Bundestags-En- uete ist in erster Linie der Deutsche Bundestag. Für den Fall, dass die Regelungskompetenz beim und bleibt, sind wir aber auch gut gerüstet. Im Koaliti- nsvertrag vom 11. November 2006 haben wir verein- art, dass wir die Qualität in der Pflege älterer Menschen erbessern wollen. Wir haben uns dafür ausgesprochen, ie häusliche Pflege zu stärken und alle Angebote in der eriatrischen Versorgung – Ärzte, Kliniken, ambulante nd stationäre Pflegeeinrichtungen, Hospizdienste – zu ernetzen. Ganz klar: Wir bekennen uns zum Grundsatz ambu- ant vor stationär! Als Unionsfraktion haben wir in der etzten Legislaturperiode einen umfangreichen Antrag Weniger Bürokratie in Heimen“ – Drucksache 15/4932 om 22. Februar 2005 – vorgelegt, der die Thematik auf em aktuellen Kenntnisstand behandelt und auch einige unkte ihres Antrages bezüglich alternativer Wohn- und etreuungskonzepte anspricht. Zudem hat die Enquete- ommission „Demografischer Wandel“ bereits in Teilen ie Thematik behandelt, ebenso hat sich die Enquete- ommission „Leben und Recht der modernen Medizin“ n Randbereichen damit beschäftigt. Wesentliche Eckpunkte einer Novellierung des Heim- esetzes sind unter anderem: Entbürokratisierung – Ab- au von verzichtbaren Vorschriften –, Vermeidung von oppel- und Mehrfachprüfungen, Verbesserung der För- erung alternativer, innovativer Wohn- und Betreuungs- ormen, Prüfung, ob und wiefern das derzeit gültige eimgesetz neue Wohn- und Betreuungskonzepte, zum eispiel ambulante Wohngemeinschaften, ermöglicht nd gegebenenfalls entsprechende Anpassung der ge- etzlichen Regelungen. Zudem wollen wir Hospizarbeit und palliativmedizi- ische Versorgung stärken, damit den Menschen ein terben in Würde ermöglicht werden kann. Es ist daher bzuwägen, ob eine Heim-Enquete-Kommission neue rgebnisse präsentieren könnte. Zumal bis zum Ab- chlussbericht Jahre vergehen. Die Probleme sind längst ekannt, die Lösungsvorschläge vorhanden. Eines der rößten Probleme ist aber eine nachhaltige Finanzierung or dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nd auch die Reform der sozialen Pflegeversicherung. Wir wissen was zu tun ist und daher ist es zurzeit icht erforderlich, dass eine Heim-Enquete uns die be- eits vorhandene Problemanalyse und die Lösungsvor- chläge nach vier Jahren lediglich noch einmal neu prä- entiert. Wir sollten abwarten. Geht das Heimrecht an ie Länder, ist eine Heim-Enquete nicht opportun, bleibt s beim Bund, sollten wir auf Basis der bereits wissen- chaftlich unterlegten Handlungsempfehlungen, das eimrecht umfassend novellieren und uns gemeinsam berlegen, ob eine Heim-Enquete erforderlich ist. Zum Abschluss noch eine kleine Empfehlung an Die inke: Bisher war es guter Brauch, dass die Einsetzung iner Enquete-Kommission fraktionsübergreifend 3438 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) erfolgte und nicht auf Vorschlag einer Fraktion. Die par- lamentarischen Gepflogenheiten erfordern daher einen Konsens aller Fraktionen. Aber sie sind als Fraktion ja noch neu im Parlament vertreten und lernen eventuell auch noch ein wenig dazu. Angelika Graf (Rosenheim) (SPD): 33 Enquete- Kommissionen hat es in der Geschichte des Bundestages seit 1969 bisher gegeben. Sie alle sollten der Vorberei- tung von Entscheidungen über umfangreiche und bedeu- tende Sachkomplexe dienen und hatten meines Erach- tens gemeinsam, dass an dem Thema nicht bereits konkret politisch gearbeitet wurde bzw. sehr lang anhal- tende Entwicklungen beobachtet werden sollten. Ich er- innere an die Titel „Globalisierung der Weltwirtschaft“, „Recht und Ethik der modernen Medizin“ oder „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“. Oder aber an die Enquete-Kommission „Demographischer Wandel – He- rausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und an die Politik“ – eine Enquete übri- gens, die sich von der 12. bis zur 14. Legislaturperiode hinzog und die wirklich herausragende Berichte erstellt hat. Sie wurden meines Erachtens viel zu wenig und zu spät von der Öffentlichkeit und den Medien zur Kenntnis genommen und auch die Politik hätte auf viele Entwick- lungen früher und gezielter reagieren können. Weder die Veränderungen in der Alterstruktur der Gesellschaft noch der höhere Bedarf an Pflegeleistung, über den wir am Rande heute ja auch reden, ist unvermutet vom Him- mel gefallen. Heute stellt die Linke den Antrag, eine so genannte Heim-Enquete einzusetzen. Begründet wird der Antrag mit der mangelnden Attraktivität und den Qualitätsdefi- ziten von Heimen. Dem Teilhabewunsch betreuungsbe- dürftiger Personen werde oft nicht Rechnung getragen. Dazu kämen die Auswirkungen der Föderalismusreform auf die Heimgesetzgebung. Außerdem solle die Kom- mission Finanzierungsmöglichkeiten alternativer Wohn- konzepte prüfen und das Berufsbild von Helferinnen und Helfer weiterentwickeln. So gut ich verstehen kann, dass dem Kollegen Seifert – wie vielen von uns – das Thema auf den Nägeln brennt, so denke ich doch, dass die Einsetzung einer En- quete nicht die richtige Antwort auf die Problemlage ist. Ich streite wohlgemerkt nicht ab, dass es trotz der umfangreichen Bemühungen der rot-grünen Bundesre- gierung in der Vergangenheit – Stichworte „Pflegequali- tätssicherungsgesetz“ und „Heimgesetz“ – immer noch Pflegemissstände gibt. Ich bezweifle allerdings, ob im- mer „das Heim“ die Schuld daran trägt. Viele Dekubitus- fälle haben ihre Ursache im privaten Umfeld, welches mit der Pflege überfordert ist, oder auch im Kranken- haus, wo zu wenig Personalkapazität da ist. Angesichts der drängenden und konkreten Fragestellungen sollte die Frage erlaubt sein, ob ein Endbericht der Enquete-Kom- mission im Jahre 2008 oder 2009 wirklich zielführend ist? Der Koalitionsvertrag hat die von Herrn Seifert zu Recht erhobenen Forderungen nach Verbesserungen für Heimbewohnerinnen und -bewohner aufgenommen und f c u M G d d ü P u G T z L v S K H r d d n g K h H g e A S l b e f 1 d I v – t q r b L A L D D W w g w f s (C (D estgeschrieben, dass sich die große Koalition daranma- hen wird, erstens ein Gesamtkonzept der Betreuung nd Versorgung pflegebedürftiger, behinderter und alter enschen unter besonderer Berücksichtigung des rundsatzes „Reha vor Pflege“ zu erarbeiten, zweitens as Leistungssystem der Pflegeversicherung im Sinne es Grundsatzes „ambulant vor stationär“ strukturell zu berarbeiten, wobei ein Entwurf zur Finanzierung der flegeversicherung schon 2006 vorgelegt werden soll, nd drittens nicht zuletzt auch das SGB XII nach dem rundsatz „ambulant vor stationär“ zu überarbeiten. Die bereits erarbeiteten Ergebnisse des Runden ischs Pflege von BMFSFJ und BMG und all das, was ur Entbürokratisierung des Heimrechts in der letzten egislaturperiode erarbeitet wurde, wird in die Gesetzes- orhaben einfließen. Es macht meines Erachtens wenig inn, diese Themen parallel in bzw. zu einer Enquete- ommission zu bearbeiten. Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zu der von errn Seifert angesprochenen Verlagerung des Heim- echts auf die Länder sagen: Sie wollen in der Enquete ie Auswirkungen der Verlagerung dieses Rechtes auf ie Länder untersuchen. Ich sage Ihnen: Wir sollten es icht so weit kommen lassen, zumal wir, wenn die Verla- erung wirklich stattfindet, als Bundestag – Enquete- ommission hin oder her – kaum rechtliche Grundlagen aben werden, uns noch mit dem Verbraucherschutz für eimbewohner zu befassen, von der Umsetzung von Er- ebnissen einer Enquete ganz zu schweigen. Wir haben morgen bzw. heute in diesem Hohen Hause ine Anhörung zum Thema Heimrecht im Rahmen der nhörungen zur Föderalismusreform. 60 Prozent der tatements der offiziell zur Anhörung geladenen Fach- eute und 83 Prozent der vom Kollegen Grübel und mir efragten Fachverbände sprechen sich massiv gegen ine Verlagerung auf die Länder aus. Von den unaufge- ordert bei mir eingegangenen Stellungnahmen sind 00 Prozent dagegen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, ass letztendlich die guten Argumente siegen werden. ch hoffe, dass ich Sie alle an meiner Seite weiß. Sibylle Laurischk (FDP): Ein von der Interessen- ertretung Selbstbestimmtes Leben in Deutschland ISL – koordiniertes Bündnis von Behindertenorganisa- ionen hat Anfang des Jahres die Einrichtung einer En- uete-Kommission des Deutschen Bundestages „Vor- ang ambulanter Hilfen vor stationärer Versorgung ehinderter, pflegebedürftiger und älterer Menschen – eben in der Gemeinde“ gefordert. Ein sehr ähnliches nliegen wurde besonders zu Beginn der vergangenen egislaturperiode von sehr vielen Verbänden an den eutschen Bundestag herangetragen. Der Kern dieses Anliegens ist dabei sehr berechtigt. as Heim kann immer weniger den Ansprüchen und ünschen der Bewohner nach Individualität gerecht erden. Existierende Missstände müssen endlich ange- angen werden, ausufernde Bürokratie muss abgebaut erden. Ebenso gilt es, ambulante kommunale Hil- estrukturen weiterzuentwickeln und auf eine breite Ba- is zu stellen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3439 (A) ) (B) ) Stärker als bisher wird der Themenkomplex Heim, Pflege und die damit verbundenen Bereiche zu einer ge- samtgesellschaftlichen Aufgabe werden, da dem demo- grafisch bedingten Anstieg der Zahl der Hilfebedürftigen eine Abnahme der Tragfähigkeit familiärer Strukturen gegenübersteht. Hinzu kommt, dass immer weniger alte wie behinderte Hilfebedürftige bereit sind, in ein Heim zu gehen, weil sie dies für unvereinbar mit ihrem persön- lichen Lebensentwurf halten. Noch vor einigen Jahrzehnten bestand für materiell deutlich schlechter ausgestattete Heime eine erheblich größere Akzeptanz. Heute können sich 80 Prozent der Pflegebedürftigen ein Leben im Heim nicht mehr vor- stellen. Trotz der formalen Beratungspflicht der Kreise und kreisfreien Städte ist für Betroffene und Angehörige die Versorgungslandschaft unübersichtlich, erfolgt die Beratung oft unvollständig, interessenabhängig und nicht auf den konkreten Menschen bezogen. Qualitäts- kriterien der Versorgung sind für Außenstehende kaum transparent. Es fehlt insbesondere eine Vernetzung zwi- schen dem ambulanten und dem stationären Versor- gungsbereich. Hinzu kommt, dass für eine Heimunterbringung nicht nur der Grad der Pflegebedürftigkeit oder Behinderung entscheidend ist, sondern auch die Tragfähigkeit des so- zialen Netzwerkes. Aufgrund veränderter Familienstruk- turen, zunehmender Mobilität und der Vereinzelung von Menschen nimmt die Gruppe der so genannten „moder- nen Pflegebedürftigen“ zu, die in ihrem Wohnumfeld kein stabiles Unterstützungsnetz haben. Für sie und auch für die Gruppe der schwerstpflegebedürftigen alten und der schwerst- und schwerstmehrfachgeschädigten behin- derten Menschen bleibt bisher häufig nur eine Unterbrin- gung im Heim. Dies wird dazu führen, dass die Zahl der Heimplätze in den nächsten Jahren kontinuierlich stei- gen wird, wenn nicht vehement gegengesteuert wird. Länder wie Schweden zeigen, dass Menschen mit ei- nem Unterstützungsbedarf auch ohne Heime zurecht- kommen können. Dort gibt es vielfältige Unterstützungs- angebote, die den betroffenen Bürgern ein „normales“ Leben im Rahmen ihrer Verhältnisse ermöglichen. Ich will nicht bestreiten, dass ich auch diesen Weg für schwierig halte, aber die Tendenz entspricht dem, was die FDP will: Vorfahrt für ambulante Versorgung. Dies kann aber nur gelingen, wenn auf wichtige Fragen neue Antworten gefunden und diese dann auch umgesetzt werden. Die Möglichkeit, sein Leben selbstständig zu gestal- ten, ist dabei eines der wichtigsten Belange junger und alter Bürger. Hierzu gehört der Wunsch, einen eigenen Haushalt führen zu können. Wesentliche Voraussetzung hierfür ist für mobilitätseingeschränkte Personen eine barrierefreie Gestaltung des Wohnraums sowie eine ent- sprechende Anpassung des Wohnumfelds. Besonders das höhere Alter kann Einschränkungen der körperlichen und geistigen Fähigkeiten mit sich bringen, die eine selbstständige Haushaltsführung erschweren und unter Umständen unmöglich machen. Wir wollen, dass das Leben möglichst lange selbstständig möglich ist. Selbst- bestimmung und Lebensqualität dürfen auch dann nicht a n b s z d t f d H n d d z d w t r f T d G g d l S s t t B E U q A d k n s r s B n u D V d i g – e d a P a d g (C (D ufhören, wenn Hilfebedürftigkeit oder Krankheit begin- en. Mit dem Alter steigt allerdings das Risiko der Hilfs- edürftigkeit. Daher müssen die Rahmenbedingungen timmen, um eine eigenverantwortliche Lebensführung u fördern und – je nach Bedarf – die Versorgung mit en notwendigen Gütern und Dienstleistungen zu garan- ieren. Heute müssen mobilitätseingeschränkte Bürger häu- ig mit ungünstigen Wohnbedingungen zurechtkommen, ie nicht auf ihre Mobilitätseinschränkungen oder auf ilfe- und Pflegebedarf ausgerichtet sind. Die Woh- ungs- sowie die Wohnungsumfeldgestaltung müssen aher künftig auf die Bedürfnisse einer stetig wachsen- en Zahl von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ugeschnitten werden, um eine weitgehend selbststän- ige Lebensführung zu ermöglichen. Hier sind vor allem die Kommunen, aber auch andere, ie private Bauherren, Dienstleistungsgewerbe, Indus- rie etc., gefordert. Fehlende Lifte und Rampen erschwe- en nicht nur behinderten Menschen den Zugang zu öf- entlichen Gebäuden, auch vielen Älteren bereitet das reppensteigen Probleme. Gerade in unserer älter wer- enden Gesellschaft müssen die Straßen, öffentlichen ebäude, Verkehrs-, Kultur- und sonstigen Einrichtun- en barrierefrei gestaltet werden. Die Berücksichtigung er Belange behinderter Menschen im Bauwesen – mög- ichst wenige Schwellen und Kontrastoptimierung für ehbehinderte – helfen nicht nur den behinderten Men- chen, sondern allen Menschen und gerade auch den Äl- eren. Um möglichst lange ein selbstbestimmtes und ak- ives Leben führen zu können, ist die Verbesserung der arrierefreiheit daher unabdingbar. Ich bin der Überzeugung, dass es keinen Mangel an rkenntnis, sondern einen unglaublichen Rückstau der msetzung gibt. Ich habe die Befürchtung, dass eine En- uete diese Umsetzung noch weiter verschleppen würde. uch für den Pflegebereich liegen für viele der Fragen, ie im Rahmen der Heim-Enquete diskutiert werden önnten und sollen, die Vorschläge vor. Dass neben der Ausgestaltung des Übergangs in ein achhaltiges und generationengerechtes Finanzierungs- ystem bei der Reform der gesetzlichen Pflegeversiche- ung unter anderem auch über Möglichkeiten einer bes- eren Berücksichtigung des besonderen pflegerischen edarfs beispielsweise demenziell Erkrankter sowie ei- er Flexibilisierung des starren Schemas von ambulant nd stationär nachgedacht werden muss, ist Konsens. ie Wissenschaft und die Fachkreise halten seit Jahren orschläge zur Umsetzung dieser Vorhaben bereit. Dass ie Qualität der Pflege weiterhin verbesserungswürdig st und die Rolle der Heimaufsicht, insbesondere in Ab- renzung zum Medizinischen Dienst der Krankenkassen MDK –, eindeutiger konkretisiert werden muss, ist benfalls wenig strittig. Gute und bereits hinreichend iskutierte Vorschläge gibt es bereits. Zu benennen sind uch der Antrag zur Entbürokratisierung der stationären flege (Bundestagsdrucksache 16/672) der FDP, aber uch die Empfehlungen des runden Tischs Pflege aus em letzten Herbst, auch wenn diese für die FDP an eini- en Stellen nicht weitgehend genug gingen. 3440 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Alle diese Punkte sind diskutiert, viele sind Konsens, was fehlt ist die konkretere Umsetzung. Diese Sachver- halte nochmals in einer Enquete-Kommission zu disku- tieren, wird wohl nicht zu den erwünschten neuen Er- kenntnisgewinnen führen. Die Bundesregierung könnte eine neuerliche Debatte vielmehr zum Anlass nehmen, die angekündigte Reform der gesetzlichen Pflegeversi- cherung erneut zu verschieben. Damit wäre für Pflege- bedürftige und ihre Angehörigen nichts gewonnen. Zuletzt möchte ich ihr Augenmerk nochmals auf die Empfehlungen der Föderalismuskommission lenken. Das Heimrecht soll in die Länderkompetenz übergehen. Wenn ich auch persönlich diesem Vorhaben reichlich skeptisch gegenüberstehe, so halte ich wenig davon, erst – wie in Ihrem Einsetzungsbeschluss beschrieben – die- sen Übergang zu vollziehen und im Nachhinein über die Konsequenzen dieser Entscheidung zu diskutieren. Dies ist nicht die richtige Reihenfolge. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): Zu mitternächtlicher Stunde nimmt sich heute der Bundestag 30 Minuten Zeit, um in erster Lesung über den Antrag der Fraktion Die Linke auf Einsetzung einer Enquete-Kommission „Ethik, Recht und Finanzierung des Wohnens mit Assis- tenz (Heim-Enquete)“ zu beraten. Immerhin geht es hier darum, dass sich der Gesetzgeber ein kompetentes Gre- mium schaffen soll, das Vorschläge unterbreitet, wie Menschen jeden Alters in Deutschland zukünftig außer- halb stationärer Einrichtungen leben können, also ein Thema, das praktisch jede und jeden angeht. Auf Wunsch anderer Fraktionen „spart“ sich der Bun- destag diese 30 Minuten, ohne interessierten Bürgerin- nen und Bürgern die Reden zu ersparen – denn die geben wir wie andere auch eben zu Protokoll. Sollte im Ergebnis der Beratungen die beantragte Enquete-Kommission zustande kommen, fände ich diese zu Protokoll gegebenen Reden nicht dramatisch. Dann gewännen wir nämlich die erforderliche Zeit, um ge- meinsam mit Sachverständigen über die drängenden ethischen, rechtlichen und Finanzierungsfragen des Wohnens mit Assistenz zu diskutieren, vor allem in For- men außerhalb von Heimen, also mit ambulanter Assis- tenz, ob rund um die Uhr oder zu bestimmten Zeiten, ob in der Familie oder in Wohngemeinschaft oder in gänz- lich neu zu findenden Formen. Diese Diskussion und die Beförderung notwendiger Veränderungen wird nicht durch die Abgabe geschriebener Reden geleistet werden können. Das wird harte Arbeit. Es wird Zeit, damit zu beginnen. Wohnen und Leben mit Assistenz ist für viele Men- schen alltägliche Realität. Ob wegen einer Behinderung, des Alters und/oder hohen pflegerischen und/oder be- treuerischen Aufwands, wegen des Verlustes der Eltern oder aus anderen Gründen: häufig finden sich Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer jeden Alters in Hei- men. Die demografische Entwicklung kann dazu führen, dass sich dieser Trend noch verstärkt. Irgendwann in ein Heim zu müssen, ist jedoch für die übergroße Mehrheit der Menschen in unserem Land ein A ä s s i b a T f B m g p w d z p v m d G P c u v h s W w m W a g n v L d S n v s b P g b c P d a e g r (C (D lbtraum. Tatsache ist, dass sich Heime, Anstalten und hnlichen Großwohneinrichtungen sowohl im Bewusst- ein der Bevölkerung als wenig attraktiv darstellen als ie auch im praktischen Leben zunehmend die Grenzen hrer Leistungsfähigkeit hinter sich lassen. Das betrifft sowohl die ethische Zumutbarkeit des Le- ens unter dem strengen Regime einer Hausordnung als uch das häufig nur formale Recht auf ungehinderte eilhabe am gesellschaftlichen Leben. Hohe Heimkosten ühren häufig dazu, dass sich die Bewohnerinnen und ewohner von ihrem persönlichen Hab und Gut trennen üssen. Zudem sind zahlreiche Fälle ungenügender pfle- erischer Betreuung dokumentiert. Sehr häufig wird die ersonelle Ausstattung der Einrichtungen bemängelt. Das iederum führt zu unzumutbaren Arbeitsbedingungen, ie auch durch noch so großes persönliches Engagement ahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht kom- ensiert werden können. Nicht wenige – hinreichend dokumentierte – Fälle on Gewalt in der Pflege verlangen, dass sich die Politik it den Strukturen auseinander setzt, die solche Formen er Missachtung der Menschenwürde ermöglichen. leichzeitig müssen neue Konzepte der assistierenden flege bzw. pflegender Assistenz – bis hin zur persönli- hen Alltags- und Ganztagsassistenz – erörtert werden, m ihnen die erforderlichen Rahmenbedingungen, also erlässliche Finanzierung, zu schaffen. Die freie Wahl des Wohnsitzes muss auch im Falle ohen Assistenz- und/oder Pflegebedarfs gewährleistet ein. Deshalb ist zu klären, wie auch Umzüge, die dem unsch- und Wahlrecht der Bewohnerinnen und Be- ohner entsprechen, möglich bleiben bzw. werden. Ge- eint sind sowohl Wechsel zwischen unterschiedlichen ohnformen als auch des Wohnorts bzw. des Landes. Der Wunsch, auch im Falle hohen Assistenzbedarfs ußerhalb von Großeinrichtungen – möglichst in der ei- enen Wohnung inmitten der Gemeinde – zu leben, immt zu und wird auch immer lauter artikuliert. Stell- ertretend verweise ich hier auf die Forderungen auf ein eben in der Gemeinde statt in Sondereinrichtungen urch den Behindertenverband Interessenvertretung elbstbestimmt Leben in Deutschland e.V., ISL. Sowohl innerhalb der Behinderten- als auch der Se- iorenbewegung gibt es neue Konzepte, die sich mit ielfältigen Formen des Wohnens mit Assistenz befas- en, die einer kritischen Bewertung durch das Parlament edürfen. Vor allem stehen wir Parlamentarierinnen und arlamentarier in der Pflicht, gesetzgeberische Lösun- en zu finden, die die Konzepte der Betroffenen umsetz- ar werden lassen. Die Enquete-Kommission ist der Ort, an dem Wei- hen für die Zukunft so gestellt werden können, dass der ersönlichkeitsentfaltung, der Selbstbestimmung und er Teilhabeermöglichung jedes einzelnen Menschen uch dann größere Chancen eröffnet werden, wenn sie inen hohen Bedarf an Pflege, Betreuung, Beaufsichti- ung, kurz: an persönlicher Assistenz, haben. Gleichzeitig sollen die Möglichkeiten der Erweite- ung des Berufsbildes, Alltags-Assistent/in, sowie der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3441 (A) ) (B) ) Rahmenbedingungen für ambulante Betreuungsstruktu- ren ausgelotet und entsprechende Gesetze initiiert wer- den; denn auch die in den Heimen arbeitenden Men- schen brauchen eine Perspektive, damit sie keine Angst um den Arbeitsplatz haben, wenn Heime geschlossen werden. Ich bin überzeugt, dass sich für diese Menschen neue, bessere Arbeitsmöglichkeiten auftun. Und es wer- den auch mehr Arbeitskräfte benötigt. In jedem Falle sind ethische Fragen, die Würde der Bewohnerinnen und Bewohner in allen Lebensphasen und -situationen, beispielsweise im Pflegefall; Berufs- ethos der Assistentinnen und Assistenten und Ähnliches, die rechtliche Stellung und die Finanzierung – aber diese eben nicht zuerst und nicht ausschließlich – im Blick- punkt zu halten. Bewusst haben wir den Begriff „Heim- Enquete“ nur in Klammern und ethische Fragen an den Beginn gesetzt, um unter anderem einer reinen Kosten- Nutzen-Rechnung zu entgehen. Dabei soll alternativen Konzepten, die tendenziell mehr offene Wohnformen schaffen, genügend Darstellungsraum gegeben werden. Kann es eine Zukunft ohne Heime geben? Ich emp- fehle, den Blick über die Landesgrenzen zu werfen. Schauen Sie sich die Erfahrungen bei der Auflösung von Heimen in den USA und in Schweden oder Norwegen an. Hier trägt der vor 25 Jahren begonnene Kampf für das Recht behinderter Menschen auf ein Leben in der Gemeinde schmackhafte Früchte. Norwegen verfügte vor 15 Jahren die Auflösung aller Heime für Menschen mit geistiger Behinderung. Haupt- motiv war dabei die Menschenrechtsperspektive, nicht die Einsparung von Kosten. Eine Gruppe der Lebens- hilfe Baden-Württemberg war vor Ort und erlebte so manche Überraschung. So sind vor allem Menschen mit sehr hohem Hilfebedarf die Gewinner der Reform und die Kosten sind im Ganzen betrachtet durch die Ambu- lantisierung nicht stärker gestiegen als bei Beibehaltung der Heimbetreuung. Ich bin mir sicher, dass über die Zielstellung, zum ei- nem mehr Menschen durch den Ausbau ambulanter Ver- sorgungsstrukturen ein selbst bestimmtes Leben außer- halb von Heimen zu ermöglichen und andererseits das Leben in Heimen für die Betroffenen menschenwür- dig(er) zu gewährleisten, fraktionsübergreifende Einig- keit besteht. Dies hat auch die Behindertenbeauftragte der Bundes- regierung, Kollegin Evers-Meyer, in ihrer Pressemittei- lung vom 12. Mai unterstrichen: Wenn wir behinderten Menschen ein möglichst selbstständiges und vor allem selbst bestimmtes Le- ben ermöglichen wollen, dann ist der Bau großer Heime der falsche Weg. Integration und Selbstbe- stimmung können in solchen Einrichtungen nur sehr eingeschränkt stattfinden. Behinderte Men- schen müssen dort wohnen können, wo sie wollen und mit wem sie wollen, und sie müssen so die Möglichkeit bekommen, ihre sozialen, insbeson- dere familiären Netze zu erhalten. Tatsache ist aber auch, dass trotz des im Jahr 2001 im SGB IX festgeschriebenen „Paradigmenwechsels“ wei- t s z f t V f e w s E P b d s W g w H u f L m s s h v B B d s h t g m d D g K l U m s r t b r e l z M (C (D er so genannte Heime gebaut und gefördert werden, an- tatt einen verbindlichen Baustopp für neue Heimplätze u verkünden und Alternativen zum „Heim“ gezielt zu ördern. Da das oben genannte Ziel weder mit der so genann- en Föderalismusreform und den damit beabsichtigten eränderungen im Heimrecht noch durch andere kurz- ristige Maßnahmen zu erreichen ist, möchte ich noch inmal nachdrücklich für die Einsetzung der Enquete erben und hoffe, dass wir in den Ausschussberatungen ehr schnell zu einem positiven fraktionsübergreifenden rgebnis kommen. Ich danke für die Aufmerksamkeit, die Sie diesem rotokoll widmeten. Noch lieber wäre es mir, wenn die etroffenen Menschen uns Abgeordneten bald dafür anken könnten, dass wir – auch mithilfe ihres Sachver- tandes – nach gründlicher Beratung zukunftsweisende ege eröffnet haben. In diesem Sinne: Lasst uns – gemeinsam – ans Werk ehen! Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ob- ohl auch wir auf einen Ausbau von Alternativen zur eimunterbringung von Menschen mit Behinderungen nd Pflegebedürftigen fordern, lehnt die Bundestags- raktion Bündnis 90/Die Grünen den Vorschlag der inksfraktion zur Einsetzung einer Heim-Enquete-Kom- ission ab. Die Verwirklichung eines gleichberechtigten und elbstbestimmten Lebens ist für uns zentral von der Um- etzung des Grundsatzes „ambulant vor stationär“ ab- ängig. Aus diesem Grund haben wir in der Regierungs- erantwortung in den letzten Jahren mit dem Neunten uch Sozialgesetzbuch, dem SGB IX, dem Persönlichen udget und dem Vorrang ambulanter Leistungen nach em reformierten Sozialhilferecht die erforderlichen ge- etzgeberischen Schritte bereits eingeleitet. Wir sind da- er der Auffassung, dass das Hauptaugenmerk der Poli- ik im Bund nun auf der Umsetzung dieser bereits eschaffenen sozialrechtlichen Voraussetzungen liegen uss. Aus unserer Sicht würde eine Enquete-Kommission ie erforderlichen Initiativen von Bundesregierung und eutschem Bundestag zum Ausbau ambulanter Versor- ungsstrukturen eher blockieren als befördern. Enquete- ommissionen befassen sich mit politischen Fragestel- ungen in einer langfristig angelegten wissenschaftlichen ntersuchung. Sie geben dem Parlament nach einer ehrjährigen Untersuchungsperiode in einem Ab- chlussbericht Handlungsempfehlungen, die zur Vorbe- eitung von Entscheidungen dienen. Zur Schaffung ambulanter Alternativen zur Heimun- erbringung benötigen wir aber dringend Taten. Unsere egründete Befürchtung besteht darin, dass die Regie- ungskoalition die notwendige Umsetzung und Weiter- ntwicklung der gesetzlichen Grundlagen bis zur Vor- age des Abschlussberichtes dieser Enquete-Kommision urückstellen würde. Zumindest bestünde immer eine öglichkeit, Forderungen und Kritiken aus den Reihen 3442 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) der Oppositionsfraktionen mit dem Verweis auf die Ar- beit der Enquete-Kommission zu blockieren. Es gibt für die Grüne Bundestagsfraktion aber einen weiteren zentralen Grund, warum wir die Forderung der Linken nicht unterstützen: Die wissenschaftlichen Er- gebnisse, die eine solche Enquete-Kommission liefern könnte, liegen bereits vor. So hat die Pflege-Enquete- Kommission des nordrhein-westfälischen Landtages erst im vergangenen Jahr einen mehr als 600 Seiten umfas- senden Abschlussbericht vorgelegt, in dem umfangrei- che Handlungsempfehlungen zur Förderung ambulanter Leistungen enthalten sind. Die Bereiche, die diese En- quete-Kommission bearbeitet hat, decken sich weitge- hend mit den Fragestellungen, die die Linke in ihrem Antrag beschreibt. Diese Arbeitsergebnisse haben aber nicht nur für das Bundesland Nordrhein-Westfalen Gültigkeit, sondern können auch für die Entscheidungsfindung auf Bundes- ebene herangezogen werden. Es besteht daher auch aus diesem Grund für uns kein weiterer Beratungsbedarf, sondern ein Handlungsbedarf. Um diesen Handlungsbedarf deutlich zu machen, hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen heute einen eigenen Antrag eingebracht. Dieser Antrag hätte im Zusammenhang mit dem vorliegenden Antrag der Linken debattiert werden müssen, doch leider haben die zuständigen Parlamentarischen Geschäftsführer der großen Koalition den inhaltlichen Zusammenhang nicht gesehen. Mit dem Antrag fordern wir die Bundesregierung auf: Erstens. Eine umfassende Strukturreform der Einglie- derungshilfe zugunsten der Förderung ambulanter Ver- sorgungsformen ist einzuleiten. Wir schlagen vor, dass bei ambulanter Versorgung künftig vollständig auf den Einsatz von Einkommen, Vermögen und Unterhalt der Leistungsempfänger verzichtet wird. Aktuelle Musterbe- rechnungen des Landschaftsverbandes Rheinland haben gezeigt, dass die Sozialausgaben dadurch deutlich gerin- ger ausfallen. Bei diesen Berechnungen sind bereits die Fälle einbezogen, die aufgrund ihres hohen Pflege- und Assistenzbedarfs deutlich höhere Kosten bei ambulanter Versorgung verursachen als bei stationärer Unterbrin- gung. Zweitens. Das Potenzial von persönlichen Budgets als Alternative zur stationären Unterbringung ist weiter zu stärken. Mit den von der rot-grünen Vorgängerregierung eingeführten Budgets können Menschen mit Behinde- rungen ihre Sozialleistungen eigenverantwortlich ver- walten und gezielt für ihre ambulante Versorgung einset- zen. Um die Akzeptanz der Budgets zu stärken, müssen die einzelnen Sozialleistungsträger, unter anderem Sozial- hilfe, Krankenkassen, Rentenversicherungen, Bundes- agentur für Arbeit, zu einer verlässlichen Budgetkoope- ration bewegt werden. Hierzu schlagen wir konkrete gesetzgeberische Änderungen vor: Die Leistungsträger sollen verpflichtet werden, gemeinsame Widerspruchs- stellen für alle Leistungsentscheidungen im Rahmen der medizinischen Rehabilitation, der beruflichen Teilhabe und der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu bilden. B s l h K B a e v g e b A h a e t F s e m s A r z z w s c S t s d p R n p a z R t z d d L m (C (D ei Auseinandersetzungen über Budgetleistungen ent- cheidet diese Widerspruchsstelle bindend für alle betei- igten Rehabilitationsträger. Mit diesen Maßnahmen ver- indern wir, dass Unstimmigkeiten zwischen den ostenträgern zulasten der Budgetnehmerinnen und udgetnehmer gehen. Für Bündnis 90/Die Grünen ist die Implementierung mbulanter Wohnformen die vorrangige Aufgabe einer manzipativen Sozialpolitik, die sich für die Belange on Menschen mit Behinderungen und pflegebedürfti- en Menschen einsetzt. Die Probleme, die sich hierfür rgeben, sind schon seit langem detailliert bekannt, dafür rauchen wir keine neue Enquete-Kommission. nlage 27 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Unterrichtung: Tätigkeitsbe- richt 2003 und 2004 des Bundesbeauftragten für den Datenschutz – 20. Tätigkeitsbericht – (Tagesordnungspunkt 23) Beatrix Philipp (CDU/CSU): Wir beschäftigen uns eute mit dem 20. Tätigkeitsbericht des Datenschutzbe- uftragten aus den Jahren 2003 bis 2004. Auch heute soll s nur um ein Anreißen der in diesem Bericht dargestell- en Problematiken gehen, die – nach Ansicht meiner raktion – intensiver besprochen werden müssen. Dies geschieht naturgemäß nicht hier und jetzt. Es hat ich aber in den vergangenen Jahren herausgestellt, dass s dem gemeinsamen Anliegen sehr dienlich ist, wenn an gemeinsame Auffassungen im Bereich des Daten- chutzes auch so kenntlich macht und unterschiedliche uffassungen ebenfalls deutlich markiert. Ich erwähne dies deshalb am Anfang meiner Ausfüh- ungen, weil es durch die vergangene Bundestagswahl war personelle Veränderungen gegeben hat, etwa in Be- ug auf die Oppositionsrolle, aber ich bin sicher, dass ir einen Weg finden, der dem in der Vergangenheit ent- pricht und Beweis dafür sein kann, dass unterschiedli- he Auffassungen in einem guten Klima eigentlich der ache auch dienen können. Immer wieder, wenn wir in- erfraktionell über das Thema Datenschutz reden, müs- en wir feststellen, dass die Bewertung bzw. Gewichtung er in diesem Zusammenhang wesentlichen Gesichts- unkte – und das sind die Persönlichkeitsrechte wie das echt auf informationelle Selbstbestimmung auf der ei- en Seite und der immer bedeutender werdende Kom- lex der inneren Sicherheit auf der anderen Seite – stark useinander driften. Wir haben in dieser Legislatur bereits über eine Viel- ahl datenschutzrelevanter Themen gesprochen und eine eihe der im Datenschutzbericht als dringlich eingestuf- en Problematiken in Angriff genommen. Hierzu gehört um Beispiel das im 20. Datenschutzbericht immer wie- er ausdrücklich geforderte Informationsfreiheitsgesetz, as wir Mitte vergangenen Jahres verabschiedet haben. eider kam es nicht zu einem von meiner Fraktion für öglich gehaltenen Kompromiss. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3443 (A) ) (B) ) Auch wir waren für Transparenz und gegen Korrup- tion, aber eben auch für ein berechtigtes Interesse als Vo- raussetzung zum freien Zugang zu den bei der Verwal- tung vorhandenen Akten. Wir haben dem IFG grundsätzlich wegen seines weit reichenden Umfangs, wegen des hohen Verwaltungsaufwandes und ebensol- cher Kosten sehr kritisch gegenübergestanden und insbe- sondere bezüglich der Kosten ist das immer noch so, aber nun warten wir in Ruhe auf die ersten Anwendungs- ergebnisse. Auch bei der Vorbereitung der Fussball-WM hat es zahlreiche, zum Teil kontroverse Debatten für den Datenschutzbereich gegeben. Kurz: Es fehlt die Zeit, in- tensiver zurückzuschauen, aber ich möchte dennoch bei dieser Gelegenheit für die geleistete Arbeit in der Ver- gangenheit Dank sagen: Herrn Schaar und seinen Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern, über deren Arbeit wir heute auch sprechen. Ich bedanke mich für die Fairness im Umgang, auch bei unterschiedlichen Auffassungen. Und für die meist stille, ohne öffentliche Begleitmusik geleistete Arbeit, die ein solcher Bericht nur wenig wie- derspiegelt. Ein sehr wesentlicher Punkt, der im 19. wie auch im 20. Tätigkeitsbericht anklingt, leider jedoch noch immer aussteht und auch unserer Ansicht nach dringlicher Na- tur ist, ist eine umfassende Reform des Datenschutz- rechts. Vielleicht lässt sich im Zusammenhang mit dem großen Ziel des Bürokratieabbaus auch einiges im Da- tenschutz verändern. Eine solche Reform müsste bun- des- und landesgesetzliche Regelungen kompatibel ma- chen und Hemmnisse und Hindernisse, die immer wieder – übrigens oft zu Unrecht – beklagt werden, ab- bauen. Wir müssen uns dringend damit auseinander setzen, inwiefern unser jetziges Datenschutzrecht noch zeitge- mäß ist und vor allem den Anforderungen der techni- schen Entwicklungen angepasst werden muss. Auf Euro- paebene sind wir bereits einen Schritt weiter; hier sind Datenaustausch und -zusammenführung erheblich weiter fortgeschritten, als deutschlandintern. In den vergangenen Monaten wurden mehrere Be- schlüsse verabschiedet, die im Ergebnis alle den effizi- enteren Austausch von Daten zwischen den Mitglied- staaten zum Inhalt hatten. Ich nenne Ihnen nur ein Beispiel: die Richtlinie des Europäischen Parlaments und ein entsprechender Antrag der Bundesregierung zum Thema Vorratsdatenspeicherung von Telefondaten, die für mindestens sechs Monate gespeichert werden sol- len. Hiernach werden die Telekommunikationsunterneh- men künftig zur Speicherung der Kontaktdaten – ich be- tone, nicht des Inhalts! – verpflichtet, sodass bei drohender Gefahr Gespräche und Kontakte nachvollzo- gen werden können. Wir haben uns stets von einem Grundsatz leiten las- sen: Bei der Abwägung zwischen einer effektiven Ge- fahrenabwehr, zum Beispiel der Terrorismusbekämp- fung, und den Persönlichkeitsrechten von Betroffenen, wie zum Beispiel bei Passagierdaten oder der Speiche- rung von Telefondaten, stellen wir den Aspekt der Si- cherheit definitiv und ohne Einschränkungen an die erste S g c b i K Z i b g g u M w a c g – w H D e T v H i v s d m d w n a n d V F M a U f n S w t h I S h (C (D telle; wir haben das hier an dieser Stelle mehrfach be- ründet. Unser Vorgehen in den oben angesprochenen Berei- hen verdeutlicht die Notwendigkeit einer Zusammenar- eit aller betroffenen Behörden und Instanzen, die auch m vorliegenden Bericht in ihrer Dringlichkeit für die riminalitätsbekämpfung hervorgehoben wurde. Hier heißt es – ich zitiere –: „Eines der wichtigsten iele besteht darin, den ungehinderten Datenaustausch m Bereich der dritten Säule, also zwischen den Polizei- ehörden und den Organen der Strafverfolgung der Mit- liedstaaten, zu gewährleisten.“ So, wie wir derzeit auf Europaebene ein engmaschi- es Netz des Datenaustauschs aufbauen, muss dies auch nser Ziel auf nationaler Ebene sein. Da liegt eine enge Arbeit vor uns! Die neuen Technologien nehmen einen nicht mehr egzudenkenden Platz in unserem Alltag ein. Ich denke n die RFID-Chips und WLAN-Netze – ein, zwei Berei- he, die uns datenschutzrechtlich noch stark beschäfti- en werden. Zunächst zu den WLAN-Funknetzen Wireless Local Area Network – derzeit der Renner, enn es um mobile und flexible Kommunikation geht –: ier hat uns die Zeit seit Erscheinen des vorliegenden atenschutzberichts im Jahr 2004 auf gewisse Weise ingeholt; denn was vor zwei Jahren noch etwas für echnikfreaks war, ist inzwischen Alltag. Nicht nur pri- at werden viele von Ihnen ihren Internetzugang zu ause per WLAN nutzen, auch im öffentlichen Bereich st es nicht mehr wegzudenken: In fast jedem Hotel, in ielen Kaffeebars und beispielsweise auch auf dem ge- amten Ku‘damm, um konkret in Berlin zu bleiben, fin- en Sie WLAN. Durch diese drahtlose Kommunikation ist ein Maxi- um an Komfort und Flexibilität möglich, wir sind je- erzeit und überall via Internet zu erreichen und im ahrsten Sinne des Wortes mit dem Weltgeschehen ver- etzt. Dieses Plus an Mobilität hat jedoch seinen Preis. Vor llem im privaten Bereich sind die via Funk übertrage- en Daten, gerade weil es keine physikalische Verbin- ung zwischen den Medien gibt, keineswegs sicher. ielmehr ist es auch Dritten relativ leicht möglich, den unkverkehr mitzuhören oder aktiv an diesem offenen edium teilzunehmen. Funkwellen machen eben nicht n der Wohnungstür oder der Grundstücksgrenze halt. nd wenn es nun schon so ist, dass sich Dritte derartig in remden Funkverkehr einloggen können, dann ist nicht ur die Privatsphäre, sondern auch die informationelle elbstbestimmung in Gefahr. Der Rückgriff auf die Festplatten der Betroffenen ird auf diese Weise möglich und damit werden automa- isch persönliche Daten offen gelegt, an deren Geheim- altung der Verbraucher möglicherweise ein erhebliches nteresse hat, seien es seine Daten zum Onlinebanking, teuerdaten, geschäftliche Kontakte oder eben natürlich öchstpersönliche Dokumente. 3444 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) An dieser Stelle können wir uns sicherlich nicht zu- rücklehnen und auf die unzureichenden Voreinstellungen der Geräte verweisen. Vielmehr müssen wir im Sinne des Datenschutzes darüber nachdenken, ob wir auf die Hersteller dahin gehend einwirken müssen, dass die Ge- räte künftig mit deutlich höheren Sicherheitseinstellun- gen ausgestattet werden und gleichzeitig aber noch für den Normalverbraucher ohne professionelle Hilfe zu konfigurieren sind. Dies kann aber unter wettbewerbli- chen Gesichtspunkten keine einzelne, nur in Deutsch- land oder Europa anzuwendende Maßnahme sein. Hier gibt es jedenfalls Handlungsbedarf über Deutschland hi- naus. Der zweite Punkt betrifft den Bereich „Radio Fre- quenz Identification“ – RFID; eine Technologie, die mit- tels elektromagnetischer Wellen die kontaktlose Daten- übertragung zwischen einem Chip und einem speziellen Lesegerät ermöglicht. Diese Lesegeräte senden ein Erkennungssignal an die Antennen der Chips, die daraufhin ihre Daten preisge- ben. Das können zum Beispiel die Angabe des Herstel- lernamens, eine Produktionsnummer, Datum und Ort der Herstellung, Preis oder sonstige Merkmale des jeweili- gen Gegenstands sein. Einzug gehalten hat diese Technik bis dato vor allem in der Warenlogistik, so zum Beispiel durch Einbau in eine der bekanntesten Jeans-Labels, die diese Technik nicht nur deswegen befürwortet, weil damit die Origina- lität des Produkts sichergestellt werden kann. Es geht vielmehr auch um die Eindämmung bzw. Drosselung von Personalkosten in den jeweiligen Ver- kaufsflächen durch eine quasi Selbstverwaltung der Be- kleidungsstücke, die signalisieren, was, in welcher Größe und wann nachzubestellen ist. Es ist keine fern liegende Vision, dass auf Dauer RFID-Chips die Strichcodes verdrängen und die klassi- schen Kassenbereiche und Rollbänder aus den Super- märkten und Warenhäusern verschwinden. Dann wird die Bezahlung bzw. Registrierung des Warenkorbinhalts durch die automatische Übertragung der Daten der RFID-Chips erfolgen und jeder kann den Weg der Ware verfolgen. Noch spannender wird es allerdings bei einer Variante dieses Beispiels: Der Kunde bezahlt seinen Einkauf mit einer Kreditkarte, sodass seine persönlichen Daten mit den Daten des Chips gekoppelt in die Datenbanken ein- fließen. Dazu kommt die Tatsache, dass diese Waren zu- sammen mit den eingebauten Chips den Verkaufsraum verlassen und Teil unseres alltäglichen Lebens werden. Wir müssen nicht darüber streiten, dass an dieser Schnittstelle eine Gefahr für das Recht auf informatio- nelle Selbstbestimmung besteht, denn durch die Übertra- gung der Daten der einzelnen Konsumgüter – von der Bekleidung bis irgendwann auch hin zu Lebensmitteln usw. – wird der Verbraucher tatsächlich nicht nur zum optimalen Angriffspunkt für diverse gezielte Werbe- und Marketingaktionen, sondern vor allem ist er einer ständi- ger Kontrolle seines Verhaltens ausgesetzt. S m r z r l f d e n H k z s P s c F f D u A B s m ü g t d s z p H d b i s f n s k d b i t p L t r b v (C (D Man kann an dieser Stelle natürlich über diverse chutzmaßnahmen für den Verbraucher nachdenken, im- er mit Blick auf das von uns fokussierte Datenschutz- echt. Ob eine solche Maßnahme in der Verpflichtung ur Zerstörung des Chips bei Verlassen der Verkaufs- äume liegen muss oder ob sich andere Lösungen finden assen, ist offen. Wichtig sind zunächst die Sensibilität ür dieses Thema und das ernsthafte Bestreben, sich mit en dahinter stehenden Interessen und Problemen aus- inander zu setzen. Ein Thema, mit dem wir uns in den vergangenen Mo- aten zwar schon befasst haben, das aber noch großen andlungsbedarf aufweist, ist das Thema Scoring. Sie önnen meiner letzten Rede entnehmen, dass ich die jet- ige rechtliche Situation zwar für ausreichend und daten- chutzrechtlich rechtmäßig halte; jedoch gestalten sich raxis und Umsetzung dieser rechtlichen Rahmenvor- chriften als unzureichend, zweifelhaft und aus Verbrau- hersicht äußerst nachteilig. Die im Datenschutz grundsätzlich vordergründige orderung nach Transparenz und Nachvollziehbarkeit ür den Bürger über die zu seiner Person gesammelten aten, die in den Regelungen zum Recht auf Auskunft nd entsprechend auf Berichtigung unrichtiger Daten usdruck finden, werden derzeit durch die in diesem ereich gängige Praxis und das sich Berufen auf Ge- chäftsgeheimnisse der Daten verarbeitenden und sam- elnden Unternehmen faktisch ausgehöhlt. Der 20. Datenschutzbericht geht diesbezüglich noch ber die oben genannte Problematik hinaus, indem er die eplante Erweiterung der Geschäftsfelder der Auskunf- eien wie der Schufa ins Visier nimmt. Angedacht waren eine Ausweitung auf den Bereich er Wohnungswirtschaft und der Versicherungswirt- chaft, wobei auch ich diese Kumulation von Datensät- en aus verschiedensten Lebensbereichen für nicht un- roblematisch halte. Die Verweigerung eines andyvertrags ist in der Tat nicht mit der Verweigerung es Mietens einer Wohnung zu vergleichen. Auch hier leibt Diskussionsbedarf, zumal die als Vermutung noch m Bericht beschriebenen Ausweitungen längst Realität ind. Dieser abschließende Hinweis mag im Übrigen dazu ühren, dass der nächste Datenschutzbericht etwas zeit- äher, das heißt aktueller vorgelegt und beraten werden ollte. Auch dies ist eine alte Forderung. Langer Rede urzer Sinn: Wie Sie sehen, gibt es eine Menge spannen- er Themen, die zu diskutieren sind und deren Lösung isher noch nicht absehbar ist. Gerade deswegen sehe ch den kommenden Beratungsgesprächen zum 20. Da- enschutzbericht im Ausschuss erwartungsvoll und koo- erationsbereit entgegen. Jörg Tauss (SPD): Wir befassen uns heute in erster esung mit dem 20. Tätigkeitsbericht des Bundesbeauf- ragten für den Datenschutz, welcher den Berichtszeit- aum der Jahre 2003 und 2004 umfasst und dem Haus ereits seit April 2005 vorliegt. Leider war aufgrund der orgezogenen Wahlen zum 16. Deutschen Bundestag Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3445 (A) ) (B) ) eine frühere Befassung mit dem Bericht nicht möglich. Ich sage auch deshalb leider, weil der Bericht durch diese verzögerte Befassung in einigen sehr wichtigen Einzelpunkten bereits den tatsächlichen Entwicklungen hinterherhinkt. Bevor ich etwas detaillierter auf die Inhalte und For- derungen dieses 20. Tätigkeitsberichtes eingehe, möchte ich Herrn Peter Schaar und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diesen Bericht danken, den ich in bester Tradition mit denen seines Vorgängers Dr. Jacob sehe. Wenn wir nun schon bei Traditionen sind: Es ist feste Praxis in unserem Hause, dass Entschließungen zum Tä- tigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für Datenschutz in interfraktioneller Einigung gefasst werden, und ich bin sehr guter Dinge, dass uns dies auch dieses Mal ge- lingen wird. Ich bin deshalb so positiv gestimmt, weil sich die Forderungen aus dem aktuellen Tätigkeitsbe- richt in wesentlichen Teilen mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages zum 19. Tätigkeitsbericht des Bundesdatenschutzbeauftragten decken. Datenschutz ist Grundrechtsschutz und damit eine un- verzichtbare Bedingung für die Funktion eines demokra- tischen Gemeinwesens. Er ist notwendiger Bestandteil einer freiheitlichen Kommunikationsordnung. Demokra- tische Teilhabe und Teilnahme an gesellschaftlichen Kommunikationsprozessen und einem freien Wirt- schaftsverkehr sind nur zu erwarten, wenn jeder Teilneh- mer sein Handeln auf freier Willensbildung gründen kann. Diese ist nur möglich, wenn die Erhebung, Spei- cherung und Nutzung von personenbezogenen Daten grundsätzlich seiner freien Selbstbestimmung unter- liegt. Dies gilt in der sich herausbildenden Wissens- und Informationsgesellschaft für den gesamten Bereich der elektronischen Kommunikation in besonderem Maße. Hauptmerkmal der Wissens- und Informationsgesell- schaft ist, dass nahezu sämtliche Lebensbereiche von den neuen Informations- und Kommunikationstechnolo- gien durchdrungen sind und sensible Daten und Informa- tionen aus allen gesellschaftlichen Bereichen in zuneh- mendem Maße in weltweite Informations- und Kommunikationsnetze eingespeist und übermittelt wer- den. Dabei ist die Praxis der Datenverarbeitung durch eine dezentrale, vernetzte und digitalisierte Datenverar- beitung in Wirtschaft und Gesellschaft bestimmt: Bereits seit langem werden personenbezogene Daten nicht mehr auf isolierten Rechnern, sondern auf dezentralen Rech- nern verarbeitet, die immer kleiner werden, tragbar so- wie miteinander vernetzt sind und zunehmend selbst- ständig miteinander kommunizieren sollen. Dies birgt neben Vorteilen für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft allerdings auch Gefährdungspoten- ziale, insbesondere durch die Möglichkeiten heimlicher Datenerhebung oder -manipulation sowie einer Integra- tion unterschiedlicher Datenbestände zur Analyse umfassender Persönlichkeitsprofile. Diese Gefährdungs- potenziale und Risiken – die der Bundesdatenschutzbe- auftragte in seinem Bericht benennt – sind insbesondere deshalb folgenreich, weil sie die autonome Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger gefährden und damit die zentrale Voraussetzung für die gesellschaftliche Akzeptanz und Entwicklung der z f r l u – l m d k D g D r F B s v g u C r w c b s t T f s l h s G u v d u P s B r f s a a k n d t n r f k r w s (C (D ivilen Informationsgesellschaft infrage stellen. Eine ehlende Akzeptanz seitens der Nutzer wirkt sich im Üb- igen auch wirtschaftlich negativ auf die Entwick- ungschancen der Angebote aus Wirtschaft, Verwaltung nd Gesellschaft aus. Datenschutz ist in diesem Sinne das mittlerweile weltweit akzeptiert – einer der zentra- en Akzeptanzfaktoren der Informationsgesellschaft. Da- it gewinnt nicht nur der Schutz der Privatsphäre und ie Vertraulichkeit und Integrität sämtlicher Kommuni- ation zunehmend an Bedeutung, darüber hinaus wird atensicherheit zu einem integralen Baustein in einem anzheitlichen, auf mehrseitige Sicherheit basierenden atenschutzkonzept. Dieser Ausgangslage trägt das bisherige Datenschutz- echt in Deutschland nur bedingt Rechnung; auch diese eststellung bekräftigt der 20. Tätigkeitsbericht des undesdatenschutzbeauftragten. Es ist immer noch zu ehr auf das Konzept der räumlich abgegrenzten Daten- erarbeitung fixiert, nimmt neue Formen personenbezo- ener Daten und deren Verarbeitung nur ungenügend auf nd berücksichtigt unzureichend die Gefahren und hancen neuer Techniken der Datenverarbeitung. Da- über hinaus ist es in seinen Formulierungen häufig idersprüchlich und durch seine Normierung in zahlrei- hen Gesetzen unübersichtlich und schwer zu handha- en. Auf die zunehmende Konvergenz der Technik muss innvollerweise eine Konvergenz des Datenschutzrech- es folgen. Hierzu wird die anstehende Beratung des elemediengesetzes, in dem die Datenschutzvorschriften ür die elektronischen Medien zusammengeführt werden ollen, ein wichtiger erster Schritt sein. Es müssen recht- iche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die – und ier stimme ich mit dem Bundesbeauftragten für Daten- chutz völlig überein – zum einen den Umfang und die renzen zulässiger Datenverarbeitung klar definieren nd zum anderen die Rechte und Pflichten aller invol- ierten Akteure festlegen. Bedingt durch die beschriebenen sich rasant verän- ernden Entwicklungen im Bereich der Technologien nd der daraus resultierenden immer neu entstehenden roblemfelder zeigt sich, dass wirkungsvoller Daten- chutz eben kein klar definierter und abgeschlossener ereich ist. Vielmehr sehe auch ich das Datenschutz- echt als einen dynamischen, sich im stetigen Wandel be- indlichen Prozess an – mit Konsequenzen für den Ge- etzgeber, da die bereits bestehende Norm immer wieder ufs Neue aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen ngepasst werden muss. Zu Recht verweist der Tätig- eitsbericht daher an dieser Stelle darauf, dass es hierbei icht um eine bürokratische Überregulierung handelt – iese Sorge könnte man leicht haben. Die SPD-Bundes- agsfraktion vertritt vielmehr die Auffassung, dass man ur durch die Fortführung der umfassenden Modernisie- ung und Fortentwicklung des Datenschutzrechtes zu ef- izienten und unbürokratischen Lösungen gelangen ann, und sieht daher ein modernisiertes Datenschutz- echt auch als Instrument zum Bürokratieabbau. Die not- endige Überprüfung und Fortentwicklung des Daten- chutzrechtes hat daher auch Eingang in die 3446 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU/CSU gefunden. Wir streben mit der Modernisierung und Weiterent- wicklung des Datenschutzrechtes eine deutliche und kontinuierliche Vereinfachung und Integration des Da- tenschutzrechtes an, ohne das bestehende Schutzniveau abzusenken. Ein solches Ziel kann nur dann verwirklicht werden, wenn das bestehende Datenschutzrecht um neue Datenschutzinstrumente ergänzt wird – beispielsweise durch die mit der BDSG-Novellierung geschaffene Möglichkeit des Datenschutz-Audit –, wobei der Imple- mentierung eines Datenschutzes durch Technik grund- sätzlich eine große Bedeutung zukommen wird. Darüber hinaus muss es aber auch allgemeine Regelungen zur Datensicherung, zur Datenschutzorganisation, zur Da- tenschutzkontrolle und zur Selbstregulierung enthalten. Im Rahmen der im 20. Tätigkeitsbericht geforderten Modernisierung des Datenschutzrechtes stellt der Bun- desbeauftragte zu Recht die Frage: Wann endlich kommt das Auditgesetz? Wir haben es bisher versäumt, ein ent- sprechendes Durchführungsgesetz auf den Weg zu brin- gen. Ohne dieses kann aber die in § 9 a BDSG beabsich- tigte Wirkung keine Entfaltungen finden. Das Auditgesetz, als datenschutzrechtliche Innovation und wichtiges Modernisierungselement gedacht, soll zur Stärkung der Akzeptanz des Datenschutzes beitragen und eine ständige Fortentwicklung entsprechend den sich verändernden und zunehmenden Risiken ermögli- chen. Dabei ist einer möglichst unbürokratischen Lö- sung der Vorzug zu geben, die sich an den realen Interes- sen der Anbieter und Verbraucher orientiert. Daher wird mit der Möglichkeit der Auditierung den verantwortli- chen Stellen die Möglichkeit geboten, mit ihren Anstren- gungen zur Implementierung eines effektiven Daten- schutzes zu werben. Hierzu gehört insbesondere die vertrauenswürdige Auditierung von Datenschutzma- nagementsystemen. Verantwortliche Stellen, die am Da- tenschutzaudit teilnehmen, sollten von öffentlichen Stel- len bevorzugt berücksichtigt werden, wenn es um Aufträge zur Verarbeitung personenbezogener Daten geht. Darüber hinaus führt es – auch das hebt der Tätig- keitsbericht hervor – weg von Verbot, Kontrolle und Sanktion; es sollte vielmehr als Mittel des wirtschaftli- chen Wettbewerbs begriffen werden. Entsprechende Re- aktionen aus Wirtschaftskreisen auf eine solche Rege- lung – das sind auch meine Erfahrungen – stimmen uns da positiv. Ähnlich dringend gestaltet sich der Bereich der Gen- diagnostik; auch hierauf verweist der Bundesdaten- schutzbeauftragte völlig zu Recht. Der technisch-medi- zinische Fortschritt in der molekulargenetischen Forschung verläuft rasant und die sich daraus ergebende Möglichkeit von DNA-Analysen eröffnet ungeahnte Chancen, aber auch ungeahnte Risiken für das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Daher erfordern die Entschlüsselung des menschlichen Genoms und die da- mit verbundenen Anwendungsmöglichkeiten eine um- fassende gesetzliche Regelung, beispielsweise für gene- tische Untersuchungen für medizinische Zwecke, im Versicherungsbereich, im Arbeitsleben oder für Zwecke wissenschaftlicher Forschung. Ich begrüße an dieser S d D w f E o R v r K w B s d E n c h t r r h s r D S s C e p c l z i R o – n m a i Z d a m B B c i o k s p G a i w (C (D telle mit Nachdruck die Forderung aus dem vorliegen- en Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den atenschutz nach einem ausdrücklichen und strafbe- ehrten Verbot, die Genanalyse eines anderen ohne Be- ugnis durchzuführen oder durchführen zu lassen oder rgebnisse der Genanalyse eines anderen zu verarbeiten der zu nutzen. Bisher fehlen hier spezielle rechtliche egelungen und das allgemeine Datenschutzrecht reicht ielfach nicht aus, um Missbrauch entgegenzutreten, fai- en Interessenausgleich zu gewährleisten und diesen ernbereich der Persönlichkeit eines jeden Menschen irkungsvoll zu schützen. Ich plädiere dafür, die vom fD gemachten Vorschläge bei der Erarbeitung einer ge- etzlichen Regelung einzubeziehen, wie auch den Bun- esbeauftragten für den Datenschutz von Anfang an der rarbeitung eines solchen Regelwerkes zu beteiligen. Ich möchte abschließend noch einen letzten – in mei- en Augen nicht weniger wichtigen – Aspekt anspre- hen, dem auch der vorliegende Tätigkeitsbericht einen ohen Stellenwert einräumt, nicht zuletzt weil er die un- erschiedlichsten und insbesondere für den Bürger weit- eichendsten Bereiche tangiert: Biometrische Verfahren ücken nicht zuletzt auch aufgrund gestiegener Sicher- eitsanforderungen und des Wunsches nach absolut täu- chungs- oder fälschungssicherer Identifikation bzw. Ve- ifikation von Personen immer mehr in den Blickpunkt. iese hebt auch die Koalitionsvereinbarung zwischen PD und CDU/CSU hervor, wo auf den verstärkten Ein- atz von biometrischen Verfahren hingewiesen wird. Der Tätigkeitsbericht des BfD geht intensiv auf die hancen und Risiken der Biometrie ein. Er verweist zum inen auf die notwendige Beachtung der Grundprinzi- ien des Datenschutzes wie Datensparsamkeit, Datensi- herheit, Transparenz, strikte Zweckbindung, Erforder- ichkeit und Verhältnismäßigkeit, um nur die wichtigsten u nennen. Zum anderen sieht er aber auf nationaler wie nternationaler Ebene noch erheblichen Beratungs- und egelungsbedarf. Denn die politischen, finanziellen und rganisatorischen Konsequenzen sowie Nebenfolgen beispielsweise mit Blick auf das Recht auf informatio- elle Selbstbestimmung – wurden bislang – dies ist eine Meinung – erst in Ansätzen durchdacht. Dies gilt llein schon für die Kosten einer Nutzung von Biometrie n Ausweisdokumenten, aber auch für die grundsätzliche uverlässigkeit sowie die Angreifbarkeit der Systeme; ies merkt auch der Tätigkeitsbericht zu Recht kritisch n. Insbesondere bei der Zuverlässigkeit der Systeme öchte ich mich den im Tätigkeitsbericht formulierten edenken anschließen. Der Einsatz beispielsweise von iometriepässen wird nur schwerlich ein Mehr an Si- herheit bringen. Ein digitales Foto und Fingerabdrücke m Pass verraten gar nichts über mögliche kriminelle der terroristische Absichten des Passinhabers. Vielmehr ann ein solcher E-Pass schnell selbst zum Sicherheitsri- iko zu werden – beispielsweise wenn die Daten mani- uliert oder ausgelesen werden. Bei einer zehnjährigen ültigkeit von Reisepässen kann heute niemand seriös usschließen, dass die biometrischen Daten nicht doch rgendwann unbemerkt gelesen, kopiert oder verändert erden können. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3447 (A) ) (B) ) Will die Gesellschaft beim Übergang zur Wissens- und Informationsgesellschaft am Ziel eines freiheitlich- demokratischen Gemeinwesens festhalten und will sie auch die wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Potenziale nicht gefährden, kommt sie nicht umhin, auch in einer vernetzten und digitalisierten Welt das Grundrecht auf informationelle und kommunikative Selbstbestimmung zu bewahren. Das wird nur durch eine umfassende Modernisierung des bestehenden Da- tenschutzrechtes zu erreichen sein. Hierzu zählen insbe- sondere die rasche Verabschiedung eines Datenschutz- auditausführungsgesetzes, die weitere Modernisierung und Fortentwicklung des Bundesdatenschutzgesetzes, die seit langem geforderte Verabschiedung eines Arbeit- nehmerdatenschutzgesetzes, sowie das Fortsetzen der Arbeiten an einem Gendiagnostikgesetz. Dabei kommt dem Datenschutz insgesamt inzwischen zugleich eine grundlegend neue Bedeutung als Wettbe- werbs- und Standortvorteil zu, die es – auch im Hinblick auf den europäischen und internationalen Kontext und im Interesse des Datenschutzes – zu nutzen gilt. Je län- ger die notwendige Modernisierung auf sich warten lässt – hier schließe ich mich uneingeschränkt dem 20. Tätig- keitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz an – desto größer ist im Anschluss der gesetzgeberische Aufwand. Die Fraktion der SPD im Deutschen Bundes- tag wird sich dafür einsetzen, dass auch in einer weltweit vernetzten und digitalisierten Welt das Grundrecht auf informationelle und kommunikative Selbstbestimmung bewahrt bleibt. Gisela Piltz (FDP): Mit dem 20. Tätigkeitsbericht liegt uns der erste Bericht des Datenschutzbeauftragten Peter Schaar vor. Auch in dem Bericht von Peter Schaar kann man wie bei seinen Vorgängern deutlich erkennen, von welcher grundlegenden Bedeutung die kritische Be- gleitung von einer unabhängigen Stelle aus datenschutz- rechtlicher Sicht ist. Peter Schaar hat uns ebenso wie mit seinen vielen Reden und anderen Beiträgen mit diesem Bericht in der Diskussion um einen modernen Daten- schutz an vielen Stellen vorangebracht; dafür möchte ich Herrn Schaar an dieser Stelle einmal ausdrücklich dan- ken. Der Tätigkeitsbericht belegt, dass die rot-grüne Bun- desregierung dem Datenschutz und damit den Bürger- rechten keinen großen Stellenwert beigemessen hat. Ha- ben speziell die Grünen in ihren Reden zum vorhergehenden Tätigkeitsbericht noch großspurig ange- kündigt, nun die Anregungen des 19. Tätigkeitsberichts an den Gesetzgeber zum Wohle des Datenschutzes um- zusetzen, so muss sich das Urteil des 20. Tätigkeitsbe- richts für die Grünen wie eine schallende Ohrfeige an- fühlen. Ich zitiere: „Bei der Datenschutzgesetzgebung wurden während der Berichtsperiode leider kaum sicht- bare Fortschritte erzielt.“ Das ist leider nur zu wahr. Seit vielen Jahren fordert die FDP ein Datenschutz- audit. Die Grünen rühmen sich nur zu gern als Bür- gerrechtspartei und haben auch die Schaffung eines Auditierungsgesetzes, mit dem die Zertifizierung daten- schutzfreundlicher Programme auf eine gesetzliche G t f s a n a s S t s d z U A g P t r b d g D n s m s s f d u f t l i z u s v B E m e s m n B h ü r e E s (C (D rundlage gestellt wird, schon bei der Beratung des letz- en Tätigkeitsberichtes des Datenschutzbeauftragten ge- ordert und angekündigt. Sie müssen sich nun fragen las- en, warum in ihrer Zeit als Regierungspartei so wenig uf diesem Gebiet geschehen ist. Sie tragen nach dem un vorliegenden Tätigkeitsbericht mit der SPD die Ver- ntwortung für zwei verlorene Jahre beim Bürgerrechts- chutz, das sollten Sie von den Grünen bedenken, wenn ie das nächste Mal von sich selbst als Bürgerrechtspar- ei reden. Auch sonst hat die alte Bundesregierung dem Daten- chutz nur allzu wenig Beachtung geschenkt. So stellt er Tätigkeitsbericht eindrucksvoll dar, wie bei einem entralen Großprojekt der alten Bundesregierung, der mstellung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe auf das rbeitslosengeld II, elementare Datenschutzanforderun- en missachtet wurden. Dies kann man nicht einfach als anne herunterreden. Auch hier zeigt sich, dass der Da- enschutz in der Koalition der 15. Wahlperiode einen ge- ingen Stellenwert hatte. Die technologischen Innovationen und die damit ver- undenen neuen Einfallstore für den Datenschutz wer- en in dem Bericht beschrieben. Es ist nun unsere Auf- abe, auch beim Einsatz moderner Technologien den atenschutz sicherzustellen. Da kommt auf uns beispielsweise mit Blick auf die unmehr für zahlreiche Anwendungen in der Diskussion tehenden Funkchips noch eine Menge Arbeit zu. So uss beim Einsatz von mit biometrischen Daten ausge- tatteten Funkchips in Ausweispapieren sichergestellt ein, dass die sensiblen Daten nicht unautorisiert emp- angen werden. Auch andere neue Technologien erfor- ern ein Mitdenken der datenschutzrechtlichen Gefahren nd Problemstellen. So wird es auch bei der neu einzu- ührenden Gesundheitskarte darauf ankommen, das Sys- em so einzurichten, dass die Schutzmechanismen ver- ässlich und beherrschbar funktionieren. So müssen nsbesondere die Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Nut- ungsfestlegung der Daten, klare Verantwortlichkeiten nd der informierte Umgang des Bürgers mit der Karte ichergestellt sein. Doch damit nicht genug. War im Tätigkeitsbericht die erpflichtende Vorratsdatenspeicherung noch eine bloße efürchtung, so ist dieser völlig unverhältnismäßige ingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestim- ung der Bürger zu einer realen Richtlinie gereift, die uropaweit umgesetzt werden soll. Dies ist aus daten- chutzrechtlicher Sicht völlig inakzeptabel. Auch der assive Anstieg der Telekommunikationsüberwachung immt erschreckende Ausmaße an. Seit dem Ende des erichtszeitraums des vorliegenden Tätigkeitsberichts at die Zahl der Anordnungen zur Telekommunikations- berwachung um 24 Prozent zugenommen. Es gibt daher viel zu tun. Die Bürger können sich da- auf verlassen, dass sie in der FDP jetzt und in Zukunft inen Partner haben, der modernen Technologien den insatz ermöglicht und dennoch den Bürgerrechtsschutz icherstellt. 3448 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Petra Pau (DIE LINKE): Der Datenschutz ist ein Bürgerrecht. Wir diskutieren heute also über einen Be- richt, in dem der Bundesdatenschutzbeauftragte be- schreibt, inwieweit aus seiner Sicht Bürgerrechte geach- tet oder missachtet werden. Herr Dr. Schaar hat seinen Bericht höchst diplomatisch formuliert. Aber zwischen den Zeilen und unter dem Strich bleibt: Erneut wurde der Datenschutz abgebaut, zum Teil gravierend. Das ist ein schlimmes Fazit. Da es um die Jahre 2003 und 2004 geht, gilt der Negativbefund Rot-Grün. Sie können ihn auch nicht allein Otto Schily anlasten. Er betrifft die SPD und die Grünen insgesamt. Ich bedauere das sehr. Der Datenschutz wurde durch Unterlassung ge- schwächt, mit Vorsatz und mit kräftiger Unterstützung der Unionsparteien, die das Grundsatzurteil des Bundes- verfassungsgerichtes „pro Datenschutz“ nie respektiert haben. Die Unionsparteien haben den Datenschutz im- mer als Täterschutz verteufelt. Das ist natürlich völlig falsch. Denn ohne Datenschutz gibt es keine lebendige Demokratie. Das ist die Dimension, um die es geht. Umso schlimmer finde ich, dass der bisher radikalste Einbruch in die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bür- ger auf das Konto der Demokratiepartei SDP und der Bürgerrechtspartei Bündnis 90/Die Grünen geht. Ich sprach von Unterlassung und ich will das begrün- den. Datenschutz im 21. Jahrhundert ist nicht mehr mit Datenschutz vor 20 Jahren zu vergleichen. Wir leben im Computer-, Handy- und Videoalltag. Tag für Tag fallen Unmengen von Daten an, auch persönliche. Sie werden gesammelt, gespeichert, verarbeitet und verkauft. Wir brauchen heutzutage also ein viel umfassenderes Daten- schutzrecht. Genau da liegt die Unterlassung. Unser Da- tenschutzrecht ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Datenmengen und die Datenbegierde laufen dem Daten- schutz davon. Und genau das muss geändert werden. Ich sprach von Vorsatz und auch das will ich skizzie- ren. Mit Vorsatz wurde der Datenschutz in zwei Wellen angegriffen. Die erste hing mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA zusammen. Die Regierung reagierte mit neuen Sicherheitsgesetzen, den so genannten Otto-Paketen, also mit massiven Eingrif- fen, auch in den Datenschutz. Die versprochene Über- prüfung dieser Gesetze fehlt übrigens noch immer. Die zweite Welle kam mit den Hartz-Gesetzen. Wer von Hartz IV betroffen ist, weiß, wie viele persönliche und Umfelddaten amtlich gefordert und verarbeitet werden, oft auch noch mit fahrlässiger Software. Ohne Übertreibung lässt sich heute sagen: Wer arm dran ist, dem werden auch noch die Bürgerrechte be- schnitten, der wird zum Staatsbürger zweiter oder dritter Klasse degradiert, und zwar durch rot-grüne Bundesge- setze. Nehmen wir den umfassenden Datenabgleich. Eingeführt wurde er, um Terroristen aufzuspüren. Getes- tet wurde er an BAföG-Beziehern. Massenhaft kommt er nun gegen Langzeitarbeitslose zur Anwendung. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung gilt hierzulande bestenfalls noch für die Schönen und Rei- chen. Mit dem Sozialstaat bröckelt auch der Bürger- und Rechtsstaat. Beides will Die Linke nicht. H b e G B i d r a a V l I s g N D n c s d d D d d S P d d h w K W t s ü S s i f Z h ü g W D h i t T n g a (C (D Ich danke dem Bundesdatenschutzbeauftragten, errn Dr. Peter Schaar, für seinen Bericht und seine Ar- eit. Und ich schließe dabei alle Bürgerrechtsverbände in, denen der Datenschutz schwer am Herzen liegt. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Ich danke im Namen meiner Fraktion dem undesbeauftragten Peter Schaar und seinem Vorgänger m Amt, Herrn Dr. Jakob, für den 20. Tätigkeitsbericht er Jahre 2003 und 2004. Obwohl der Bericht nicht ge- ade zeitnah beraten wird, ist er in seinen Ausführungen ktuell. Der Bericht enthält zahlreiche Hinweise, Mahnungen, ber auch ganz konkrete Forderungen für weite Teile der erwaltung. Er schafft es in einer bemerkenswert gut esbaren und gut aufbereiteten Form, die Probleme der nformationsverarbeitung nichtöffentlicher Stellen anzu- prechen. In der Tat liegt hier ein nicht hinreichend auf- earbeitetes und immer drängender werdendes Problem. eue technische Verfahren führen uns die veränderten imensionen dieser Entwicklungen vor Augen. Ich enne hier nur die datenschutzrechtlich sehr bedenkli- hen Scoringverfahren, über die wir schon anlässlich un- eres Antrags gesprochen haben. Ich denke aber auch an ie unauffälligen RFID-Chips, die ohne unser Wissen rahtlos und ohne Berührung Informationen über uns an ritte weitergeben. Ich begrüße es sehr, dass hier auch ie EU-Kommission ein globales Regelwerk zum Schutz er Bürgerrechte fordert. Bei uns wird Transparenz groß geschrieben. Ich lade ie gerne ein, mit uns darüber zu sprechen, wie wir als arlament endlich mal auf Augenhöhe mit der Technik ie Dinge in Angriff nehmen können. Leider haben wir ie ungute Tradition, immer um Jahre hinter der Technik er zu hinken, ein altes Problem des Datenschutzes. Ich ürde mich freuen, wenn wir an einigen wichtigen ernbereichen nach so langen Jahren des Wägens und endens endlich weiterkommen. Neben den genannten echnischen Bereichen müssen wir endlich das Daten- chutzauditgesetz auf den Weg bringen. Ich bin davon berzeugt, dass der Weg der Selbstregulierung und der chaffung von Anreizen durch eine Zertifizierung daten- chutzfreundlicher Produkte und Verfahren der richtige st. Weiterkommen müssen wir auch beim Datenschutz ür Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der jetzige ustand ist unhaltbar. Wir können die Rechtsunsicher- eit hier nicht auf die Dauer hinnehmen. Nach meiner Überzeugung ist es auch höchste Zeit, ber eine Neukonzeption des Datenschutzes in einem änzlich neuen Gesetz nicht immer nur nachzudenken. ir müssen dieses Projekt endlich in Angriff nehmen. as Bundesdatenschutzgesetz entstammt noch einer frü- eren Epoche, in der noch die Sorge vor Großrechnern m Mittelpunkt stand. Wir sind heute technisch viel wei- er und mobiler. Wir brauchen mehr Transparenz der echnik. Was früher einen ganzen Raum in Anspruch ahm, tragen wir heute im Laptop mit uns herum. Es ibt für ein neues Gesetz wichtige Vorarbeiten, wie das uf Druck der rot-grünen Koalitionsfraktionen verfasste Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3449 (A) ) (B) ) Gutachten aus dem Jahre 2001. Es ist höchste Zeit, end- lich ein Konzept vorzulegen, wie es weitergehen soll. Von wachsender Bedeutung für den Datenschutz ist die internationale Absicherung von bestimmten Stan- dards. Wir müssen, ob bei den Sicherheitsbehörden oder im nichtöffentlichen Bereich, immer mehr international kommunizieren. Wir geraten in eine Sackgasse, wenn wir glauben, mit Übermittlungssperren und ähnlichen Maßnahmen auf Dauer leben zu können. Der Daten- schutz ist in der dritten Säule völlig unbefriedigend gere- gelt. Das ist mehr eine Litfasssäule – nach außen bunt beklebt und innen hohl. Die Bundesregierung muss hier viel mehr unternehmen, um zu einem auch international besseren Niveau des Umgangs mit personenbezogenen Daten zu kommen. Der Datenschutz liegt bei der großen Koalition nicht in guten Händen. Der Koalitionsvertrag ist hier ein kom- pletter Fehlstart. Ich räume aber gerne ein, dass sich auch der Vorgänger von Minister Schäuble nicht gerade durch Übereifer ausgezeichnet hat. Wir sollten in jedem Fall die gute parlamentarische Tradition fortsetzen, uns interfraktionell auf eine gemeinsame Entschließung zum Bericht des Bundesbeauftragten zu verständigen. Das haben wir auch beim letzten Bericht geschafft. Ich erin- nere mich noch sehr genau an die ausgesprochen guten Gespräche in der vergangenen Wahlperiode mit den Kol- leginnen Philipp von der Union und Pilz von der FDP sowie dem Bundesbeauftragten selbst. Es ist uns damals gelungen einen Antrag zu formulieren, der den Daten- schutz nachhaltig vorangebracht hat. Ich bin davon über- zeugt, dass wir auch diesmal wieder gemeinsam Akzente setzen können. Lassen Sie mich abschließend noch eine weitere An- merkung machen. Der Bundesbeauftragte für den Daten- schutz ist seit dem 1. Januar dieses Jahres zugleich Bun- desbeauftragter für die Informationsfreiheit. Der Bericht für die Jahre 2003 und 2004 konnte diese neue Entwick- lung selbstverständlich noch nicht aufgreifen. Er ist noch auf dem Stand des damaligen Beratungsverfahrens. Ich bin aber froh, dass wir an dieser wichtigen Stelle einen so großen Schritt nach vorne machen konnten. Die Zahl der Anfragen nach dem neuen Informations- freiheitsgesetz wächst stetig. Das Gesetz wirkt – und das freut mich. Leider waren aber einzelne Bundesbehörden sofort zu Stelle, die Kosten für Bürgeranfragen in ab- schreckende Höhen zu treiben. Meine Fraktion hat hier sofort reagiert und die Bundesregierung aufgefordert, ihre Kostenverordnung zu ändern. Ich hoffe sehr, dass die koalitionsinternen Beratungen endlich zum Ziel füh- ren. Sonst verhungert uns die Transparenz am ausge- streckten Arm der Bürokratie. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit hat hier die wichtige Aufgabe be- kommen, zwischen Bürger und Bürokratie zu vermitteln. Die vielen Eingaben zeigen, dass die Menschen die glei- chen Hoffnungen und Erwartungen haben, die wir als Gesetzgeber in das Gesetz geschrieben haben. Nötig ist aber, dass dem Beauftragten auch die nötigen Ressour- cen zur Verfügung gestellt werden. Da herrscht gegen- wärtig noch Fehlanzeige. Ich appelliere dringend an die B s s d A s l m T d G K t r z t t z d n g K t ü a b b A d d W b d f m R r S f H u (C (D undesregierung, diese Voraussetzungen endlich zu chaffen. Das spart uns viele gerichtliche Auseinander- etzungen sowie eine Menge Frust und Misstrauen bei en Bürgerinnen und Bürgern. nlage 28 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Recht statt Pflicht – Einschränkungen be- hinderter Menschen bei der Teilhabe am öf- fentlichen Leben entgegenwirken – Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben konsequent sichern (Tagesordnungspunkt 24 a und b) Antje Blumenthal (CDU/CSU): Dass die beiden an- tehenden Tagesordnungspunkte heute zumindest inhalt- ich bereits zum zweiten Mal debattiert werden, freut ich natürlich sehr und spricht für die Bedeutung des hemas. Ich kann es mir aber nicht verkneifen, kurz auf ie Hintergründe und auf die zwiespältige Haltung der rünen und der FDP einzugehen. Die Grünen haben in dieser Angelegenheit eine ehrtwendung vollzogen: In der vergangenen Legisla- urperiode, als sie noch in Regierungsverantwortung wa- en, haben sie unseren Antrag ohne mit der Wimper zu ucken abgelehnt. Heute nun reden wir über ihren An- rag, der im Grunde das Gleiche fordert wie unsere Ini- iative aus der 15. Wahlperiode. Wäre das Thema nicht u wichtig, sollte sich die Debatte heute eigentlich um ie Unverfrorenheit drehen, einen Antrag erst abzuleh- en und ihn dann in der neuen Legislaturperiode als ei- ene Leistung zu verkaufen. Das Gleiche gilt im Übrigen für die Kolleginnen und ollegen von der FDP. Immerhin haben sie unseren An- rag damals nicht abgelehnt, aber dass er jetzt wortgleich bernommen wird, ehrt mich als Initiatorin zwar sehr, ist ber an Einfallslosigkeit und Dreistigkeit kaum zu über- ieten. Aber lassen Sie uns zu den eigentlich wichtigen Pro- lemen kommen, die mich damals bewegen haben, den ntrag zu formulieren. Seit langem verfolgt die Politik as Ziel, die Benachteiligung von Menschen mit Behin- erungen zu beseitigen oder wenigstens abzumildern. ir arbeiten seit mehreren Jahrzehnten für eine gleich- erechtigte Teilhabe behinderter Menschen am Leben in er Gesellschaft und für eine selbstbestimmte Lebens- ührung. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich Menschen it Behinderung möglichst unabhängig im öffentlichen aum bewegen können. Durch Barrierefreiheit kann er- eicht werden, dass die Wege zum Arbeitsplatz, zur chule oder zur Universität eigenständig und ohne remde Hilfe bewältigt werden. Grundsätzlich gehören zur Selbstbestimmung alle ilfen und Techniken, die für das eigenständige Leben nd Handeln wichtig sind, zum Beispiel Parkerleichte- 3450 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) rungen, die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder die Möglichkeit, sich in unbekannten Umgebungen zu orientieren oder Assistenz in Anspruch zu nehmen. Da- bei wird das Ziel verfolgt, möglichst selbstständig und auch ohne eine Begleitperson so weit als möglich am öf- fentlichen Leben teilhaben zu können. Gerade in diesem Bereich sind aber in jüngster Zeit zunehmend Probleme zu beobachten, die auf eine missverständliche Formulie- rung in der Schwerbehindertenausweisverordnung zu- rückzuführen sind. Die Verordnung sieht vor, dass behinderte Menschen, die das Recht auf unentgeltliche Beförderung im öffent- lichen Nahverkehr haben, über einen Ausweis verfügen, auf dem das Merkzeichen B und der Satz „Die Notwen- digkeit ständiger Begleitung ist nachgewiesen“ aufge- druckt sind. Dieser Satz steht im Widerspruch zu den Zielen des Gesetzes zur Gleichstellung behinderter Men- schen sowie zur eigenständigen Lebensführung, weil er die Notwendigkeit im Gegensatz zum Recht andeutet, Begleitpersonen insbesondere im öffentlichen Nahver- kehr mitzuführen. Die Formulierung führt in der Praxis immer wieder zu Missverständnissen, sodass Betroffe- nen ohne Begleitperson die Beförderung in öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Zutritt zu Veranstaltungen zum Teil verwehrt wird. Problematisch sind dabei vor allem haftungsrechtliche Befürchtungen. Die derzeit geltende Formulierung erweckt also fälschlicherweise den Eindruck, dass in jedem Fall eine Begleitung erforderlich ist. Dies widerspricht jedoch der gängigen Rechtsauffassung, dass bei nachweislichem Bedarf ständiger Begleitung eine Begleitperson zwar re- gelmäßig, aber eben nicht zwingend immer erforderlich ist. Die selbstbestimmte Lebensführung spielt nicht nur im öffentlichen Nahverkehr sondern auch im Individual- verkehr eine wichtige Rolle. Das verstehen die Damen und Herren von der FDP sehr wohl, die Kollegen von den Grünen offenbar immer noch nicht so sehr. Nach den geltenden Bestimmungen der StVO werden Parkerleichterungen Menschen mit einer außergewöhnli- chen Gehbehinderung und Blinden gewährt. Zu diesen Erleichterungen zählt – ich darf es wiederholen – nicht nur das Parken auf ausgewiesenen Behindertenparkplät- zen, sondern auch das Parken ohne Gebühr und Zeitlimit an Parkuhren oder im eingeschränkten Halteverbot. Viele Bundesländer haben hier bereits Ausnahmerege- lungen geschaffen, die Schwerbehinderte besserstellen, die zwar nicht als außergewöhnlich gehbehindert einge- stuft werden, aber aufgrund der Schwere ihrer Behinde- rung deutliche Probleme mit der Fortbewegung ohne ihr Auto haben. Dazu zählen zum Beispiel contergangeschä- digte Ohnarmer oder Morbus-Crohn-Kranke. Die Aus- nahmereglungen berechtigen eben nicht zur Benutzung von Parkplätzen mir Rollstuhlfahrersymbol, die weiter- hin Menschen mit außergewöhnlicher Gehbehinderung vorbehalten bleiben sollen. Die Parkerleichterungen er- lauben zum Beispiel das Parken im eingeschränkten Hal- teverbot, in Fußgänger- und Lieferzonen. Damit soll auch diesen Menschen ermöglicht werden, mit ihrem Fahrzeug möglichst nahe an das jeweilige Ziel heranzu- f m h j u e e n U k a f s u h o u s h n v S m P h e C g w w M d s G d a u h e w S u g g n Z a g K d w S P (C (D ahren, sodass die Wegstrecke ohne Auto soweit wie öglich verkürzt wird. Bei den länderspezifischen Ausnahmeregelungen andelt es sich um Abweichungen vom Bundesrecht, die eweils nur im entsprechenden Bundesland gültig sind nd uneinheitliche Berechtigungskriterien aufweisen. So ntsteht die skurrile Situation, dass ein Autofahrer in inem Bundesland Parkerleichterungen in Anspruch ehmen darf, im angrenzenden Bundesland aber unter mständen nicht. Eine bundesweite gegenseitige Aner- ennung der einzelnen Regelungen konnte bislang leider uch nicht erreicht werden, sodass die in dem Antrag ge- orderte Vereinheitlichung dringend erforderlich ist. Wir ind deshalb alle hier im Hause aufgefordert, uns auch in nseren jeweiligen Ländern um eine Änderung zu bemü- en. Die Damen und Herren von der Opposition können ffenbar nicht nur keine eigenen Initiativen formulieren nd sind – wie vermutlich auch in der Schule – aufs Ab- chreiben angewiesen, sondern sie sind ihrer Zeit auch offnungslos hinterher. Der Referentenentwurf des Mi- isteriums zur Klarstellung beim Merkzeichen B wird oraussichtlich noch vor der Sommerpause eingebracht. ie sollten also in Zukunft lieber gleich ihre Zustim- ung zu vernünftigen Initiativen geben, als sich durch lagiatsaktionismus der Lächerlichkeit preiszugeben. Hubert Hüppe (CDU/CSU): Ich freue mich, dass wir eute über ein Thema sprechen, das wir vor fast genau inem Jahr hier behandelt haben, und das wir als CDU/ SU eingebracht haben: Bei der Frage nach dem Um- ang mit dem Merkzeichen B im Schwerbehindertenaus- eis für Begleitung sowie bei der Frage nach einer Aus- eitung von Parkerleichterungen auf behinderte enschen auch mit nicht außergewöhnlicher Gehbehin- erung haben wir die Initiative ergriffen. Die beiden Anträge, die heute zur Debatte stehen, las- en tief in Ihre Arbeitsweise als Opposition blicken: Die rünen haben mit ihrem Antrag eine 180-Grad-Wen- ung hingelegt – Herr Kurth, der als Erstunterzeichner uf dem heute vorliegenden Grünen-Antrag steht, hätte ns schon damals im Ausschuss zu einer Mehrheit ver- elfen können. Jetzt auf einmal kehrt ein Sinneswandel in, vermutlich, weil der politische Druck zu stark ge- orden ist. Die Kollegen von der FDP waren besonders schlau. ie haben unseren Antrag wortwörtlich übernommen nd wieder in den Bundestag eingebracht. In der vergan- enen Wahlperiode hat die FDP zwar für unseren Antrag estimmt, aber enthusiastisch war Ihre Unterstützung icht. Ich biete zwar immer die fraktionsübergreifende usammenarbeit der Union in der Behindertenpolitik an, ber dass Sie es soweit treiben, dass Sie sogar die Be- ründung übernehmen, hätte ich nicht gedacht. Herr ollege Rohde. Ich sehe Ihr Vorgehen als ein Zeichen, ass Sie unserer Arbeit Ihre Anerkennung zollen. Allerdings sollte man wenigstens verstanden haben, as man abschreibt. Ich erinnere an den Spruch aus der chulzeit „Kopiert ist nicht gleich kapiert“. In Ihrer ressemitteilung vom 8. März 2006 kündigen Sie an, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3451 (A) ) (B) ) dass der Kreis der Berechtigten, die „Parkplätze mit Rollstuhlfahrersymbol“ nutzen dürfen, ausgeweitet wer- den solle. Genau das steht aber nicht im Antrag. Dort wird nämlich nur gefordert, dass die Parkerleichterungen auf bestimmte Menschengruppen ausgedehnt werden, nicht das Parken auf so genannten Behindertenparkplät- zen. Das hat gute Gründe. Beispielsweise haben Ohn- händer, die mit ihren Füßen gleichzeitig die Funktion ih- rer Hände übernehmen, und Menschen mit einer einfachen Gehbehinderung auch erhebliche Probleme, sich außerhalb des Autos fortzubewegen. Weil aber die Anzahl der so genannten Behindertenparkplätze be- grenzt ist, und diese auch den „außergewöhnlich gehbe- hinderten“ Menschen vorbehalten bleiben sollen, haben wir nur für die Ausweitung der Parkerleichterungen plä- diert. Das bedeutet, dass man zum Beispiel im einge- schränkten Halteverbot bis zu drei Stunden oder an Park- uhren und Parkscheinautomaten ohne Gebühr und zeitlich unbegrenzt parken darf. Damit wäre ein guter Kompromiss gefunden worden, wie ich finde. Bisher gibt es bereits in einigen Bundesländern diese Parkerleichterungen auch für Gruppen, die nicht die „au- ßergewöhnliche Gehbehinderung“ vorweisen können. Wir wollten aber eine bundeseinheitliche Regelung ein- führen, um überall gleiche Verhältnisse zu haben. Außer- dem gelten diese Einzelregelungen auch nur innerhalb der Landesgrenzen des jeweiligen Bundeslandes. Das heißt, wenn ein behinderter Autofahrer aus Niedersach- sen ins benachbarte Brandenburg fährt, dann ist seine Parkerleichterung dort nicht mehr gültig. Der zweite und im Moment dringendere Punkt aus unserem Antrag der letzten Wahlperiode – und damit aus dem jetzt vorliegenden Antrag der FDP – ist die gesetzli- che Definition des Merkzeichens B. Letztendlich haben sich die Grünen dem nun auch angeschlossen, wie ihr Antrag zeigt. Dieses Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis erhalten Menschen, die für die Benutzung des öffentli- chen Verkehrs regelmäßig eine Begleitperson benötigen. Hier ist es in den letzten Jahren zu gravierenden Fehlent- wicklungen gekommen, da die gesetzlich festgeschrie- bene Formulierung falsch ausgelegt wurde. Menschen mit Merkzeichen B werden nicht mehr ohne Begleitung in Schwimmbäder gelassen oder es wird davon ausge- gangen, dass sie sich nicht mehr allein im Straßenver- kehr bewegen dürfen. Die Formulierung dazu im SGB IX lautet: „Ständige Begleitung ist bei schwerbehinderten Menschen notwen- dig, die bei Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln infolge ihrer Behinderung zur Vermeidung von Gefahren für sich oder andere regelmäßig auf fremde Hilfe ange- wiesen sind.“ (§ 146 Abs. 2 SGB IX). Dort steht „regel- mäßig“, und nicht „immer“. Außerdem ist klar auf öffentliche Verkehrsmittel Bezug genommen. Dieser Be- reich wird oft unrechtmäßig auf andere Bereiche ausge- dehnt. Auch die Schwerbehindertenausweisverordnung nor- miert ähnlich. Dort steht der Satz, der auch auf dem Schwerbehindertenausweis aufgedruckt ist: „Die Not- wendigkeit ständiger Begleitung ist nachgewiesen.“ (§ 3 A s d s W d s f B m t V g e r R k A w D u s a F t s d h p g p T n p r d ß R m d w D w r s v z s w b M d z v m (C (D bs. 2 Ziffer 1 SchwbAwV). Dieser Satz ist missver- tändlich, da oft fälschlich davon ausgegangen wird, ass die Ausweisinhaber immer eine Begleitperson mit ich führen müssen. In der Regel ist das nicht auf bösen illen zurückzuführen, sondern in der Angst vor Scha- enersatzansprüchen oder vor fehlendem Versicherungs- chutz begründet. Ich persönlich bedaure es sehr, dass es erst zur Veröf- entlichung der umstrittenen Musterbadeordnung des undesfachverbands Öffentliche Bäder (BOB) kommen usste, und dass das Amtsgericht Flensburg bei einem ragischen Verkehrsunfall zuungunsten einer behinderten erkehrsteilnehmerin entscheiden musste, um die Kolle- en der anderen Fraktionen davon zu überzeugen, dass ine gesetzliche Klarstellung dringend erforderlich ist. Der bisher gravierendste Fall ist durch das Landge- icht Flensburg im Mai 2004 bestätigt worden. In dem echtsstreit ist es zu einem tödlichen Verkehrsunfall ge- ommen, da eine behinderte Frau mit Merkzeichen B im usweis plötzlich eine Landstraße überquerte. Sie urde von einem Motorrad erfasst und kam zu Tode. er Motorradfahrer klagte daraufhin auf Schadenersatz nd Schmerzensgeld, da die behinderte Frau seiner An- icht nach nicht ohne Begleitung eines Heimmitarbeiters m Verkehr hätte teilnehmen dürfen. Das Amtsgericht lensburg befand in erster Instanz, dass die „durch Ver- rag übernommene Verpflichtung, für eine ständige Auf- icht und Begleitung … zu sorgen, auch zum Zeitpunkt es Unfalls bestanden“ habe. Weiter heißt es: „Insoweit at die Beklagte“ – also das Heim – „ihrer Aufsichts- flicht nicht genügt“. Das bedeutet, dass dem Heim we- en des Merkzeichens B eine verschärfte Aufsichts- flicht auferlegt wird. Ich möchte hier nicht der Verantwortungslosigkeit ür und Tor öffnen. Aber behinderte Menschen dürfen icht pauschal wegen des Merkzeichens B dazu ver- flichtet werden, ständig eine Begleitperson mitzufüh- en. Das scheitert in der Praxis schlichtweg daran, dass ies nicht zu organisieren und nicht zu bezahlen ist. Au- erdem hätten behinderte Menschen damit weniger echte als jedes Grundschulkind in Deutschland. Wenn an diese Entwicklung zu Ende denkt, führt das dazu, ass Heime ihre Bewohner nicht mehr herauslassen, eil sie Angst vor Haftungsansprüchen haben müssen. as darf nicht sein. Genau das Gegenteil wollen wir, ill der Gesetzgeber erreichen: Menschen mit Behinde- ung sollen so weit wie möglich selbstbestimmt und elbstständig leben können. Auch die Anstrengungen der ergangenen Jahre, die Umwelt zunehmend barrierefrei u gestalten, haben zum Ziel, dass behinderte Menschen ich möglichst selbstständig und ohne fremde Hilfe be- egen können. Denn Barrierefreiheit bedeutet, dass Ge- äude und Dienstleistungen – § 4 BGG – „für behinderte enschen in der allgemein üblichen Weise ohne beson- ere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe ugänglich und nutzbar sind.“ Wir können Menschen mit Behinderungen jetzt nicht orschreiben, dass sie immer einen Aufpasser mitneh- en sollen, sobald sie vor ihre Haustür treten. Wir 3452 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) wollen nicht Isolation von Menschen mit Behinderung, sondern Integration, oder noch besser: Inklusion. Deshalb haben wir dafür plädiert, dass die Formulie- rung im Gesetz präzisiert werden muss. Das Recht, eine Begleitperson mitzuführen, anstatt der Pflicht soll fest- geschrieben werden, damit Menschen mit Behinderung nicht mehr diskriminiert werden. Es handelt sich beim Merkzeichen B um einen Nachteilsausgleich, der sich nicht gegen die Betroffenen richten darf. Zusammenfassend ist zu sagen: Während die Opposi- tion sich noch Schaukämpfen hingibt, wird auf Regie- rungsseite längst gehandelt, nachdem wir unseren Koali- tionspartner auch von der Dringlichkeit überzeugt haben. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei den Ver- bänden und Einzelpersonen bedanken, die uns tatkräftig durch Zulieferung von Fallbeispielen und Gerichtsurtei- len unterstützt haben. Ein Referentenentwurf zur Klarstellung in Sachen Merkzeichen B ist bereits in Arbeit und wird voraus- sichtlich noch vor der Sommerpause veröffentlicht. Die Klarstellung soll zusammen mit der Verrechtlichung der Anhaltspunkte für die Ausstellung von Schwerbehinder- tenausweisen erfolgen. Die praktische Regelung für die Schwerbehinderten- ausweise wird wohl so aussehen, dass generell bei Neu- ausstellung die Schwerbehindertenausweise mit der neuen Formulierung ausgegeben werden. Außerdem können die neuen Ausweise auch auf Antrag ausgestellt werden. Diesen Antrag können zum Beispiel behinderte Menschen stellen, wenn sie bereits Probleme wegen ei- ner fehlenden Begleitperson hatten. Mit dieser prakti- schen Umsetzung kann auch der heraufbeschworene übermäßige Verwaltungsaufwand vermieden werden, den Gegner der gesetzlichen Klarstellung bisher immer ins Feld geführt haben. In diesem Sinne hoffe ich, dass in Zukunft schneller im Sinne der Sache gehandelt wird, anstatt zu warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Es bleibt zu hof- fen, dass in Zukunft das Merkzeichen B für „Beglei- tung“ steht und nicht für „Barriere“. Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD): Als Behinderten- beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion möchte ich auf die Anträge der Grünen und der FDP eingehen. Politik für behinderte Menschen ist wichtig. So leben in Deutschland etwa 6,7 Millionen schwerbehinderte Menschen. Circa 14 Prozent sind von Geburt an behin- dert, die meisten aber – 84 Prozent – als Folge von Krankheit oder altersbedingten Leiden. Zu Recht beanspruchen sie eine umfassende gesell- schaftliche Teilhabe; denn behinderte Menschen verste- hen sich schon lange nicht mehr als bloße Objekte staat- licher Fürsorge, sondern sie wollen ihren Alltag aktiv gestalten. Sie haben ein Recht auf umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Und ich bin mir sicher: Mit dem „Allgemeinen Gleichstellungsgesetz“ machen wir einen weiteren Schritt zur Verwirklichung des im Grund- g d k I u a s s d l b n d b g p c i B b F u M n d f m z e d l S M S u d w s S a H B n F d m d a G K s B s e § M s d (C (D esetz verankerten Verbots der Benachteiligung behin- erter Menschen. Die Wirtschaft und einige CDU-Ministerpräsidenten ritisieren den Kompromiss im Bundestag immer noch. ch kann an dieser Stelle nur die Wohlfahrtsverbände nd Behindertenverbände auffordern: Machen Sie Druck uf die Wirtschaftsverbände und die CDU-Ministerprä- identen in Ihren Ländern! Lassen Sie sich diesen Fort- chritt in der Behindertenpolitik nicht nehmen! Vor dem Hintergrund, dass es gerade die FDP ist, die as Gleichstellungsgesetz nicht will, freut es mich natür- ich sehr, dass sich der Antrag der FDP um die Interessen ehinderter Menschen bemüht. Aber lassen Sie mich zu- ächst auf den Antrag der Fraktion der Grünen auf Bun- estagsdrucksache 16/949 eingehen. Es geht um Pro- leme beim Merkzeichen B. Das Merkzeichen B estattet die unentgeltliche Beförderung einer Begleit- erson eines schwerbehinderten Menschen im öffentli- hen Personenverkehr. Durch die veraltete Terminologie m Gesetz kann der falsche Eindruck entstehen, dass die erechtigten verpflichtet sind, immer eine Begleitperson ei sich zu haben. Das Amtsgericht Flensburg leitete im all einer Heimbewohnerin, die einen Unfall verursachte nd das Merkzeichen B im Ausweis hatte, aus dem erkzeichen eine verschärfte Aufsichtspflicht ab. Ei- ige Einrichtungen erwogen daraufhin, Personen mit em Merkzeichen B, zu denen unter anderem Rollstuhl- ahrer, blinde und gehörlose Menschen zählen, nicht ehr allein auf die Straße zu lassen. Uns geht es darum, u ermöglichen, dass behinderte Menschen ihr Leben so igenständig wie nur irgend möglich führen können. Vor iesem Hintergrund sind in der Tat mehrere ähnlich ge- agerte Gerichtsentscheidungen und die Praxis von chwimmbadbetreibern oder Konzertveranstaltern zum erkzeichen B problematisch. So beziehen sich chwimmbadbetreiber zunehmend auf das Merkzeichen B nd verweigern behinderten Menschen ohne Begleitung en Zutritt. Damit wird der Nachteilsausgleich des Aus- eises plötzlich selbst zum Nachteil. Wenn wir Men- chen mit Behinderungen ein Leben in Teilhabe und elbstbestimmung ermöglichen wollen, brauchen sie ber die Unterstützung durch Gesetze und keine neuen ürden. Natürlich muss jeder Mensch, ob mit oder ohne ehinderung, in der Öffentlichkeit Rücksicht auf andere ehmen und für von ihm verursachte Schäden einstehen. ür die Beurteilung der Verantwortung für einen Scha- en, die in jedem Einzelfall individuell geprüft werden uss, reichen die Regeln des allgemeinen Zivilrechts je- och völlig aus. Es kann nicht sein, dass ein Landgericht lle Menschen mit dem Merkzeichen B zu „wandelnden efahrenquellen“ erklärt! Deshalb werden wir von der oalition für Klarstellung sorgen. Die Änderungsvor- chläge aus dem BMAS weisen den Weg. So wird zum eispiel im neuen § 146 SGB IX klargestellt, dass es ich um ein Recht des behinderten Menschen handelt, ine Begleitperson mitzunehmen. Ebenso wird im neuen 146 deutlich gemacht, dass Inhaber des Ausweises erkzeichen B das Recht haben, alleine unterwegs zu ein. Ich kann Ihnen also versichern, dass wir noch vor er Sommerpause klarstellen, dass das Merkzeichen B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3453 (A) ) (B) ) das Recht auf eine Begleitung bedeutet und nicht eine Pflicht zur Begleitung! Ich denke, dass das SGB IX oder auch das Behinder- tengleichstellungsgesetz Barrierefreiheit in der wirkli- chen und in der virtuellen Welt fordert. Sicherlich ist richtig, dass eine angemessene Anzahl von Parkplätzen für behinderte Menschen dazu gehört. Der Antrag der Fraktion der FDP auf Bundestagsdrucksache 16/853 will in bestimmten Fällen eine Gleichstellung behinderter Menschen, die das Merkzeichen G haben, also schwer gehbehindert sind, mit Inhabern des Merkzeichens aG, die also außergewöhnlich gehbehindert sind. Die Auf- nahme behinderter Menschen, die nicht das Merkzei- chen aG haben, in den Kreis derjenigen, die einen An- spruch auf einen Behindertenparkplatz haben, ist nachvollziehbar und sollte im Einzelfall auch erwogen werden. Die Forderung der FDP nach einer bundeseinheitli- chen Regelung im § 46 der Straßenverkehrsordnung ist aber schon deshalb nicht zielführend, weil die Länder nach § 46 Abs. 2 Satz l weiterhin die Möglichkeit hätten, Ausnahmen zu genehmigen, die das Bundesrecht nicht vorsieht. Meine Fraktion und ich sind der Ansicht, dass es sich hier um eine Aufgabe der Länder – der Landesre- gierungen und der Landesparlamente – handelt. Die Länder sollen pragmatische Lösungen für bestimmte Gruppen behinderter Menschen – seien es Contergange- schädigte oder Stomaträger – entwickeln. Die Länder sind hier, was die Parkraumbewirtschaftung betrifft, nä- her vor Ort und können in Absprache mit den Kommu- nen praktikable Entscheidungen herbeiführen. In diesem Sinne haben bereits die Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thürin- gen und Mecklenburg-Vorpommern Vereinbarungen ab- geschlossen, Parkerleichterungen für bestimmte Grup- pen gegenseitig anzuerkennen. Wenn es der FDP um die Wahrung bundeseinheitli- cher Politik für behinderte Menschen geht, schlage ich Folgendes vor: Setzen Sie sich doch – gemäß den Gut- achten der Sachverständigen Harry Fuchs und Felix Welti – im Rahmen der Föderalismusreform bei der Neufassung des Art. 84 des Grundgesetzes für einen Vorrang des Bundes beim Sozialrecht ein! Jörg Rohde (FDP): Der Kernpunkt unserer heutigen Debatte ist mittlerweile hoffentlich unstrittig: Das Merk- zeichen B im Schwerbehindertenausweis muss klarer ge- fasst werden, damit jede Form von Diskriminierung aus- geschlossen ist. „B“ steht für das Recht auf Begleitung und nicht für die Pflicht zur Begleitung. Angesichts der Einigkeit in diesem Ziel, die ich ein- mal unterstelle, ist es umso unverständlicher, dass wir heute zwei Oppositionsanträge zu diesem Missstand dis- kutieren, aber keinen der Bundesregierung. Im Hause Müntefering und Evers-Meyer hat man offensichtlich das Thema verschlafen und ist jetzt nicht mehr rechtzei- tig fertig geworden. Anders kann ich mir nicht erklären, dass „epd Sozial“ letzte Woche bereits aus einem Merk- zeichen-B-Gesetzentwurf des Sozialministeriums vom 19. Mai 2006 zitierte, das Ministerium selbst eine gute W w w z t n h R d C g A s Ä s A w S j f t d g A s F K d A g P h z G d n F w d k h t o t S a n l s b i b b g K t (C (D oche später dann aber von diesem Entwurf nichts mehr issen wollte: Es gebe gar keinen, war die lapidare Ant- ort auf meine Bitte, ihn mir zuzuleiten. Das Problem der fälschlichen Auslegung des Merk- eichens B ist seit langem bekannt. Die CDU/CSU-Frak- ion der vergangenen Wahlperiode hatte vor mehr als ei- em Jahr schon mit einem Antrag auf diesen Missstand ingewiesen. Passiert ist bis heute nichts. Stattdessen hat ot-Grün letztes Jahr mit scheinheiligen Argumenten en Unionsantrag gegen die Stimmen von FDP und DU/CSU abgelehnt. Für die zahlreichen neuen Kolle- en im Bundestag zitiere ich gerne die Begründung der blehnung im damals federführenden Gesundheitsaus- chuss – Drucksache 15/5842, S. 7 –: „… Die von der Fraktion der CDU/CSU beantragte nderung der Schwerbehindertenausweisverordnung … ei nicht erforderlich, da eine neue Formulierung im usweis an der geltenden Rechtslage nichts ändern ürde. Vielmehr würde eine solche Änderung der chwerbehindertenausweise auf das Unverständnis der- enigen stoßen, die bislang keine Probleme bei der Be- örderung gehabt hätten. Zudem entstünde ein Verwal- ungsaufwand für die Versorgungsämter, der angesichts er geringen Zahl von Beschwerden nicht zu rechtferti- en sei. Der Vorschlag, dass nur die neu ausgestellten usweise mit dem geänderten Text versehen werden ollten, sei nicht zielführend, da zwei unterschiedliche ormulierungen über Jahre hinweg zur Verwirrung beim ontrollpersonal führen würden. Der Antrag, den Kreis er Personen zu erweitern, die Parkerleichterungen in nspruch nehmen können, sei abzulehnen. Bereits nach eltendem Recht hätten die Länder die Möglichkeit, arkerleichterungen für nicht außergewöhnlich gehbe- inderte Menschen vorzusehen. Hiervon werde in ein- elnen Bundesländern in unterschiedlicher Form auch ebrauch gemacht. Eine bundeseinheitliche Regelung, ie alle Länderinteressen berücksichtigen müsste, wäre icht sinnvoll und nur schwer durchsetzbar, weil die rage der Parkerleichterungen – auch wegen der Aus- irkungen auf den in den Städten zur Verfügung stehen- en Parkraum – besser auf Landesebene geregelt werden önne. …“ Liebe Kollegen von der SPD, ich frage Sie heute: Se- en Sie das immer noch so? Lassen Sie Ihre Behinder- enbeauftragte Frau Karin Evers-Meyer im Regen stehen der kommen Sie zur Vernunft und unterstützen den An- rag heute? Und liebe Kollegen von den Grünen, was hat ie bewogen, Ihre Meinung gegenüber der Ablehnung us dem letzten Jahr zu ändern? Der CDU/CSU-Fraktion brauche ich diese Frage icht stellen; schließlich stammt der Antrag wortwört- ich aus der Feder des alten und neuen behindertenpoliti- chen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hu- ert Huppe. Schade nur, dass Sie Ihren eigenen Antrag n dieser Legislatur nicht selbst wieder eingebracht ha- en; hier hätte ich mir mehr Durchsetzungskraft gegenü- er den sozialdemokratischen Kolleginnen und Kollegen ewünscht. Aber anscheinend hat das großkoalitionäre rötenschlucken auch schon den Bereich der Behinder- enpolitik erreicht. 3454 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Sah die Behindertenbeauftragte im Februar noch drin- genden Handlungsbedarf beim Merkzeichen B, ver- schwand das Thema dann schnell wieder von der Agenda. Nach 100 Tagen rot-schwarzer Regierungsar- beit, in denen die Koalition in der Behindertenpolitik un- tätig geblieben ist – und nicht nur da –, haben wir den CDU/CSU-Antrag auf liberalem Papier im März 2006 erneut in den Bundestag eingebracht. Die Grünen sind sogleich mit einem eigenen Antrag nachgezogen und schließlich ist auch die Behindertenbe- auftragte der Bundesregierung mit einer Presseerklärung erneut auf den Zug aufgesprungen. Wie eingangs erwähnt: Ich gehe davon aus, dass wir uns beim Merkzeichen B einig sind. Gleiches würde ich mir auch bei den Parkerleichterungen wünschen. Der Antrag der Grünen nimmt diese leider nicht auf. Ich bin überzeugt, dass eine bundesweit einheitliche Regelung der Parkerleichterungen den Bedürfnissen der Betroffe- nen entgegenkommt. Einige Bundesländer gewähren diese erweiterten Parkerleichterungen schon, andere ha- ben Sondervereinbarungen mit umliegenden Ländern getroffen. Allein dies zeigt schon, dass im Sinne bundes- einheitlicher rechtlicher Sicherheit geregelt sein sollte, dass alle in unseren Antrag einbezogenen Gruppen in je- dem Bundesland die gleichen Parkerleichterungen in Anspruch nehmen können. Liebe Frau Evers-Meyer, als Behindertenbeauftragte der Bundesregierung haben Sie Anfang April angekün- digt, dass der Gesetzentwurf für die Klarstellung des Merkzeichens B noch vor der Sommerpause vorliegen soll. Bitte lassen Sie sich nicht vom Ministerium auf ei- nen späteren Zeitpunkt vertrösten. Erhöhen Sie den Druck auf Herrn Münteferings Haus, umgehend einen Gesetzentwurf vorzulegen. Ich bin mir sicher: Wenn Ihre eigene Fraktion Sie nicht unterstützt, können Sie sich in diesem Punkt auf Jamaika verlassen. Nicht nur ich, sondern circa 1,7 Millionen Menschen mit Merkzeichen B im Schwerbehindertenausweis neh- men Sie beim Wort. Wir haben – die Haushaltswoche außen vor lassend – nur noch eine Sitzungswoche bis zur Sommerpause. In diesem Sinne bitte ich alle Fraktionen um eine zügige Ausschussberatung zur schnellen Klar- stellung des Merkzeichens B. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): Sogar zwei Tagesord- nungspunkte widmen sich am 1. Juni – dem Internatio- nalen Kindertag – behindertenpolitischen Themen; beide zu später Stunde, mit der Minimalzeit von je 30 Minuten Debatte, vor leeren Bänken und Zuschauerrängen. Des- wegen wird auch diese Debattenzeit gespart – die zu Protokoll gegebenen Reden können ja nachgelesen wer- den. Ein kurzer Blick zurück. Zunehmend mehr Menschen mit Behinderungen berichteten seit 2005, dass so man- che Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis nicht beim Ausgleich behinderungsbedingter Nachteile unter- stützen, sondern zu zusätzlichen Benachteiligungen führten. Das Recht auf Begleitung, zum Beispiel im ÖPNV oder in Schwimmbädern, wurde in eine Pflicht u n S d k l K r t d i v F v L e a G d s K S r d b A i z b w e b S v m m g d m s w S c f e d M t w c (C (D minterpretiert. Dies war unter anderem in den „Kobi- et-Nachrichten“ nachzulesen. Auf meine schriftliche Anfrage dazu antwortete taatssekretär Franz Thönnes am 6. Februar: „Der Bun- esregierung ist eine Häufung solcher Fälle nicht be- annt … Die Notwendigkeit einer gesetzlichen Klarstel- ung ergibt sich daraus nicht.“ Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, ollegin Evers-Meyer – Sie arbeitet im selben Ministe- ium wie Kollege Thönnes! –, fordert in ihrer Pressemit- eilung am 14. Februar dagegen: „Nachteilsausgleich arf nicht zum Nachteil werden! Veraltete Formulierung m Gesetz führt zu Diskriminierung“. Sie kündigt an, un- erzüglich nach einer Lösung zu suchen. Am 8. März folgten ein diesbezüglicher Antrag der DP-Fraktion und eine weitere Woche später ein Antrag on den Grünen. Beide werden von der Fraktion Die inke, unterstützt, ein eigener Antrag dazu ist deswegen ntbehrlich. Am 6. April verkündete die Behindertenbe- uftragte, Kollegin Evers-Meyer, dass ein Merkzeichen-B- esetzentwurf noch vor der Sommerpause vorliegen und amit für Klarstellung sorgen soll. Heute, am 1. Juni, stehen zwei Anträge aus der Oppo- ition auf der Tagesordnung, aber kein Entwurf von der oalition. Warum, ist mir nicht bekannt. Liegt es an taatssekretär Thönnes? Sind die Regierungskreise, de- en Interessen er vertritt, so stark oder wird die Position er sich redlich bemühenden Behindertenbeauftragten ewusst geschwächt? Da es heute zu so später Stunde keine Debatte zu den nträgen gibt, hoffe ich, in wenigen Tagen eine Antwort n den nachlesbaren – zu Protokoll gegebenen – Reden u finden; nicht nur aus purer Neugier, sondern weil die etroffenen Menschen auf diese rechtliche Klarstellung arten. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aktu- ll gibt es beunruhigende Tendenzen, wonach das Recht ehinderter Menschen auf eine Begleitperson, wie es im chwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen B erknüpft ist, pauschal zur Pflicht umgedeutet wird, im- er auf allen Wegen eine Begleitperson mitführen zu üssen. Dies hat in letzter Zeit vermehrt zu Benachteili- ungen und offensichtlichen Diskriminierungen behin- erter Menschen geführt. So verweigern Schwimmbäder it Hinweis auf das Merkzeichen B behinderten Men- chen ohne Begleitung den Zutritt. In solchen Fällen ird der Nachteilsausgleich selbst zum Nachteil. Der chwerbehindertenausweis wird zu einem Makel, wel- her die Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe emp- indlich eingeschränkt. Mit einem Urteil des Amtsgerichts Flensburg im Fall iner Heimbewohnerin, die einen Unfall verursachte und as Merkzeichen B im Ausweis hatte, wurde aus dem erkzeichen eine verschärfte Aufsichtspflicht abgelei- et. Von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen ird seitdem erwogen, Personen mit einem Merkzei- hen B, zu denen unter anderem Rollstuhlfahrer, blinde Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3455 (A) ) (B) ) und gehörlose Menschen zählen, nicht mehr allein auf die Straße zu lassen. Eine zukunftsgerichtete Sozial- und Rechtspolitik muss sich dafür einsetzen, dass allen Menschen mit Be- hinderungen ein selbstbestimmtes und von umfassender Teilhabe geprägtes Leben in der Mitte der Gesellschaft ermöglicht wird. Der von der rot-grünen Bundesregie- rung eingeleitete Paradigmenwechsel hin zu einer bür- gerrechtlich orientieren Behindertenpolitik darf nicht durch solche unklare Rechtsvorschriften, die diesem Ziel entgegenstehen, behindert werden. Mit unserem hier vorliegenden Antrag fordern wir da- her die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf vor- zulegen, der im Schwerbehindertenrecht die Regelungen für Nachteilsausgleiche präziser fasst. Insbesondere muss klargestellt werden, dass Nachteilsausgleiche, wie sie beispielsweise mit dem Merkzeichen B verknüpft sind, ein Recht behinderter Menschen darstellen und nicht zu neuen Nachteilen führen dürfen. Zugleich soll die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Ver- bänden behinderter Menschen Maßnahmen der Öffent- lichkeitsarbeit ergreifen, um den Charakter der Nachteils- ausgleiche stärker ins öffentliche Bewusstsein zu tragen. Ich freue mich sehr, dass die Behindertenbeauftragte, Frau Evers-Meyer, zugesichert hat, dass es noch vor der Sommerpause einen entsprechenden Referentenentwurf geben wird. Ich hoffe doch sehr, dass die Bundesregie- rung den stark verunsicherten Menschen mit einem Merkzeichen-B-Ausweis noch in den verbleibenden vier Wochen die notwendige Rechtssicherheit verschaffen wird. Anlage 29 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Kürzungen bei der Finanzierung der Entwicklung ländlicher Räume verhindern (Tagesordnungspunkt 25) Marlene Mortler (CDU/CSU): Bei der zweiten Säule der EU-Agrarpolitik geht es um die konkrete Ausgestal- tung sehr wichtiger Programme zum Erhalt der attrakti- ven Kulturlandschaft bzw. zur Sicherung der flächende- ckenden Landbewirtschaftung. Es geht aber auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen und Investitionen auf den Bauernhöfen und im gesamten ländlichen Raum. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass junge Men- schen aus den ländlichen Räumen abwandern. Um diese Entwicklung zu stoppen, sind Fragen zu beantworten, die nahezu alle Politikbereiche berühren, angefangen bei der technischen Infrastrukturausstattung, über Fragen der sozialen Infrastruktur, über Bildungsfragen bis zur Wirtschaftsentwicklung und zum Arbeitsmarkt. Mit der Einigung der europäischen Staats- und Regie- rungschefs im Dezember 2005 auf den EU-Haushalt für die Jahre 2007 bis 2013 wurde die notwendige Finanz- perspektive für die kommenden Jahre festgelegt. Eine drohende Lähmung europäischer Politik durch jährliche H M r s B R i d n E d t s s F m g h e d a g n i g h e S n B d b r 2 h d S A n B a A m w m u s n u w (C (D aushaltsfestlegungen konnte so abgewendet werden. ein ausdrücklicher Dank gilt hier Frau Bundeskanzle- in Dr. Merkel. Ohne ihren großen Einsatz wäre der Be- chluss nicht zustande gekommen. Dieser Beschluss wird durch den Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen kritisiert. Haben die Grünen schon vergessen, dass sie in ihrer egierungszeit bis Herbst 2005 auf europäischer Ebene n der Finanzdiskussion stets abgelehnt haben, dass sich ie Nettozahlerposition Deutschlands gemäß den EU-Fi- anzierungsvorschlägen der EU-Kommission oder des U-Parlaments entwickelt? Sie haben im Gegenteil eine eutliche Einschränkung dieser Ausweitung der Bei- ragssituation von 2007 bis 2013 gefordert. In der Kon- equenz hätte das auch eine viel niedrigere Finanzaus- tattung für die zweite Säule bedeutet. Allein schon die inanzvorschläge der Kommission und des EU-Parla- ents hätten eine geringere Mittelausstattung nach sich ezogen. Unverständlich ist der Antrag der Grünen des- alb, weil die Grünen im EU-Parlament im Rahmen des ntscheidenden Trilogs in keiner Weise eine Anhebung er EU-Finanzmittel im Rahmen der finanziellen Vor- usschau für den Bereich der ländlichen Entwicklung efordert haben. Unsere Bäuerinnen und Bauern haben unter der grü- en Landwirtschaftsministerin der Vorgängerregierung n hohem Maße gelitten. Mit der Neuwahl und dem Re- ierungswechsel kam Zuversicht. Die Stimmungslage at sich wesentlich verbessert. Die große Koalition hat unsere Bäuerinnen und Bau- rn wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückgeholt. icherlich, auch unsere Landwirte wissen, dass es kein eues Geld zu verteilen gibt. Sie tragen viele politische eschlüsse mit. Sie tragen sie dann gerne mit, wenn sie amit Zukunftsperspektiven und Planungssicherheit ha- en. Der Beschluss der europäischen Staats- und Regie- ungschefs über den EU-Haushalt für die Jahre 2007 bis 013 wurde akzeptiert, weil nun endlich Planungssicher- eit für die zweite Säule gegeben ist. Er wurde akzeptiert in der Hoffnung, dass diese Gel- er in die aktiv wirtschaftenden Betriebe fließen. Als tichworte möchte ich die Kulturlandschaftprämie, die usgleichszulage oder die Investitionsförderung nen- en. In der Regierungsverantwortung hat die vormalige undesministerin, Frau Künast, mehrfach die Bundes- grarhaushaltsmittel der Gemeinschaftsaufgabe für grarstruktur und Küstenschutz – GAK – gekürzt. Da- it standen den GAK-Programmen für ländliche Ent- icklung immer weniger Mittel zur Verfügung, obwohl an zugleich der Stärkung der ländlichen Entwicklung nd der dortigen bäuerlichen Familienbetriebe als politi- ches Ziel das Wort geredet hatte. Auch die erste Säule muss bis 2013 stehen. Sie darf icht immer wieder infrage gestellt werden. Die neue nd die alte Bundesregierung haben der deutschen Land- irtschaft zugesichert, dass die mit der EU-Agrarreform 3456 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) 2003 begründeten EU-Direktzahlungen bis 2013 verläss- lich sind. Das sehe ich als Vertrauensschutz gegenüber den über 400 000 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland, die über 4 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland sichern. Deshalb darf es auch nicht zur An- wendung der zusätzlichen Modulation von bis zu 20 Prozent in Deutschland kommen. Aktive Landwirtschaft ist der wichtigste Beitrag für Natur- und Umweltschutz, der über diesen Weg nicht ge- schwächt werden darf. Die Landwirte erfahren bereits ab 2007 Kürzungen in Höhe von 5 Prozent durch die Mo- dulation. Sie müssen sich durch die Haushaltsdisziplin auf EU-Ebene auf weitere Kürzungen von bis zu 7 Prozent zusätzlich einstellen. Diese greifen, wenn die EU-Finanzobergrenze fast erreicht wird, zum Beispiel durch die Erweiterung der EU um Rumänien und Bulga- rien. Auch diese Kürzungen wären direkt einkommens- wirksam. Die Verschlechterung der deutschen Nettozahlerposi- tion im Vergleich zur Situation 2006 fällt zwar deutlich geringer aus als bei anderen großen Nettozahlern, aber eine Erhöhung des Nettobeitrags war unvermeidlich. Sie ist aber durch die gegenüber dem Vorschlag der Kom- mission erzwungenen Kürzungen im EU-Haushalt, die gerade auch die zweite Säule getroffen haben, wesent- lich geringer ausgefallen. Wenn netto 4 Milliarden Euro weniger an die EU zu leisten sind als ursprünglich ge- plant, ist das doch eine deutliche Entlastung. Beim EU- Gipfel wurde außerdem eine Absenkung des Mehrwert- steuer-Abrufsatzes beschlossen, was Deutschland eine jährliche Entlastung von circa 1 Milliarde Euro bringt. Noch ein Wort zu der von einigen Gruppierungen an- gestoßenen Neiddiskussion und dem ungerechtfertigten Aufbau von Druck auf die EU-Direktzahlungen an die Landwirte. Bundesagrarbericht und die Länderagrarbe- richte weisen die EU-Direktzahlungen für verschiedene Betriebstypen, Betriebsgrößen und Produktionsrichtun- gen aus. Hier ist bereits eine Transparenz gegeben, die aber auch immer noch die Privatsphäre von Bäuerinnen und Bauern unter datenschutzrechtlichen Aspekten schützt. In anderen Bereichen werden der Datenschutz und die Privatsphäre von den Grünen als unverrückbar hinge- stellt. Anscheinend gilt dieser Anspruch für unsere Bäu- erinnen und Bauern nicht. Wenn, dann müssen alle Be- reiche offen gelegt werden, in die staatliche Zahlungen gehen. Das Bundesfinanzministerium veröffentlicht jährlich den Subventionsbericht. Im Übrigen erhalten zum Beispiel in Bayern auch ei- nige Landschaftspflegeverbände oder der Bund Natur- schutz umfassende EU-Direktzahlungen in Form der Be- triebsprämie, da sie über die in ihrem Besitz befindlichen Flächen Zahlungsansprüche aktivieren. Die bewährten Programme der zweiten Säule sind über 2006 hinaus grundsätzlich fortzuführen. Deshalb sollten für die Achsen l, III und IV der zweiten Säule nur die EU-rechtlich vorgeschriebenen Mindestanteile zur Aufteilung der Gesamtfinanzmittel aufgewendet wer- den. s w n m u M f B d n k a n m n B F l c g d w g L k h E u z f „ a R h s l A k O i e I c E k l p l B V (C (D Die LEADER-Mittel der Achse IV sollten zur Unter- tützung der Ziele der anderen drei Achsen eingesetzt erden. Hierfür sollte von der Möglichkeit der Anrech- ung des Mindestanteils der Achse IV Gebrauch ge- acht werden. Daneben bin ich mir sicher, dass die Bundesregierung nd die Landesregierungen alles dafür tun, dass die EU- ittel für die erste Säule bis 2013 für unsere Bauern- amilien verlässlich bleiben. Auch auf die politische egründung der EU-Direktzahlungen mit diesem Para- igmenwechsel müssen die bäuerlichen Familienunter- ehmen bis 2013 als verlässlichem Rahmen vertrauen önnen. Jegliche weitere Erhöhung der Modulation wird strikt bgelehnt, da dies für die wirtschaftenden Betriebe ichts anderes als eine Kürzung der einkommenswirksa- en Direktzahlungen bedeuten würde. Aus diesen Gründen tragen wir den Antrag der Grü- en nicht mit. Im Sinne einer Vorwärtsstrategie wird undesminister Seehofer noch in diesem Jahr zu einem achkongress „Ländliche Räume und ihre Zukunft“ ein- aden. Die große Koalition wird die Politik für die ländli- hen Räume weiterentwickeln, um den Herausforderun- en entsprechende Antworten entgegenzustellen. Holger Ortel (SPD): Sie legen hier einen Antrag vor, er den Titel „Kürzungen bei der Finanzierung der Ent- icklung Ländlicher Räume verhindern“ trägt. Ich muss estehen, da hätte ich etwas mehr von Ihnen erwartet. eider kann ich auch nach mehrmaligem Lesen keine onstruktiven Vorschläge erkennen. Sie liefern hier viel eiße Luft. Sie schildern uns den Stand der europäischen inigung über die finanzielle Vorausschau 2007 bis 2013 nd fordern dann recht naiv eine Rücknahme der Kür- ungen bei den deutschen Mittelanteilen. Als Gegen- inanzierung schlagen Sie die Aufhebung so genannter ungerechtfertigter“ Steuersubventionen vor; erklären ber nicht näher, was sie damit genau meinen. Die Finanzierung der Entwicklung der ländlichen äume ist ein sehr wichtiges Thema. Das möchte ich ier an erster Stelle betonen. Meine Fraktion und ich ind uns unserer Verantwortung für die Zukunft der länd- ichen Räume sehr bewusst. Leider erkenne ich in Ihrem ntrag aber lediglich ihren bekannten Tunnelblick und eine greifbaren und zielführenden Lösungsansätze zur ptimierung des Istzustandes. Sie betonen gleich zu Anfang Ihres Antrages, dass nsbesondere die Landwirte die Leittragenden des ver- inbarten Finanzrahmens 2007 bis 2013 seien. Ich will hnen eines sagen: Unsere Verantwortung für den ländli- hen Raum gilt selbstverständlich auch den Landwirten. s sind aber doch noch viel mehr Faktoren, die die Zu- unft der ländlichen Räume bestimmen. Politik für die ändlichen Räume reicht weiter als die klassische Agrar- olitik. Gefragt ist eine Politik, die eine integrierte länd- iche Entwicklung unterstützt. Wir müssen dafür sorgen, dass es auch abseits der allungsräume eine bedarfsgerechte infrastrukturelle ersorgung und eine zukunftsorientierte Wirtschafts- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3457 (A) ) (B) ) struktur gibt. Die ländlichen Räume in unserem Land er- leben seit Jahrzehnten strukturelle Veränderungen, die von der Politik immer abgefedert und begleitet wurden. Die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft nimmt vielerorts weiter ab, alternative Arbeitsplätze ent- stehen jedoch nicht überall und sofort in ausreichendem Maße. Die Folgen stellen die Politik für die ländlichen Räume vor große Herausforderungen. Nur mit leistungs- fähigen ländlichen Räumen ist unser Land fit für die He- rausforderungen der Zukunft. Eine Politik für die ländli- chen Räume ist also auch immer eine Politik für das ganze Land. Sie kritisieren die beschlossenen Mittelverteilungen für die Jahre 2007 bis 2013 und die Auswirkungen auf die zweite Säule der europäischen Agrarpolitik. Lassen Sie mich zunächst etwas zur ersten Säule sagen: Die 2005 umgesetzte Agrarreform der Europäischen Union hat die erste Säule der europäischen Agrarpolitik grundlegend modernisiert. Dem Tier-, Umwelt- und Ver- braucherschutz wurde eine viel größere Bedeutung bei- gemessen. Mit der Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion muss die Rentabilität bei der Produk- tion in landwirtschaftlichen Unternehmen grundlegend überprüft werden. Die Entkopplung erweitert außerdem die einzelbetrieblichen Spielräume und fordert marktori- entierte Entscheidungen über die künftige Produktions- ausrichtung. Durch die Agrarreform haben wir veränderte Rah- menbedingungen. Die öffentliche Einflussnahme auf die landwirtschaftliche Produktion ist einerseits viel höher als bisher – nämlich über die Cross-Compliance-Vor- schriften zur Einhaltung von Standards der Lebens- mittelsicherheit und des Umwelt-, Tier- und Naturschut- zes. Sie ist andererseits aber auch geringer, weil die Agrarpolitik keinen direkten Einfluss mehr nimmt auf Landnutzung und Produktionsausrichtung. Umweltschä- digende Produktionsanreize werden abgebaut und Spiel- räume für innovative Agrarerzeugnisse werden eröffnet. Gleichzeitig setzt die EU mit der zweiten Säule auf die weitere Entwicklung der ländlichen Räume. Mit der Verordnung zur Förderung der Entwicklung des ländli- chen Raumes (ELER), der Verabschiedung der strategi- schen Leitlinien und – darauf aufbauend – den Nationa- len Strategieplänen für die ländliche Entwicklung werden nationale und regionale Schwerpunkte für die Entwicklung der ländlichen Räume neu definiert. Diese Politik für die ländlichen Räume hat ein aus- drückliches Ziel: nämlich die Maßnahmen der ländli- chen Entwicklung in ein Gesamtkonzept zu integrieren und mit Maßnahmen anderer Politikbereiche zu verzah- nen. Dazu gehören aber auch EFRE- und ESF-Mittel. Hier liegt Ihr Versäumnis in der Gesamtbetrachtung. Durch die Verabschiedung des Finanzrahmens bis 2013 besteht sowohl für die erste wie auch für die zweite Säule der Agrarpolitik, bei Einbeziehung aller anderen Strukturhilfen eine hohe Planungssicherheit für alle be- troffenen Akteure. Natürlich freuen auch wir uns nicht über die Mittel- kürzungen der zweite Säule. Ich habe auch Verständnis f I A d S o s d d V z g M s z h g l w E l l c e v g n s s A A L r F l L a R S s P g c w h k m g n i g (C (D ür die Kritik aus den Reihen der landwirtschaftlichen nteressenverbände und der im Naturschutz Tätigen. ber dass Sie mit Ihrem Antrag einfach nur in das Boot er Kritiker einsteigen, das enttäuscht mich doch sehr. ie gehen sogar so weit und bezeichnen die ELER-Ver- rdnung als reine Makulatur. Sie fordern die Bundeskanzlerin auf, sich auf europäi- cher Ebene für eine Rücknahme der Kürzungen bei den eutschen ELER-Mitteln einzusetzen. Dabei wissen Sie och genau, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt an der erteilung der Mittel für die erste und zweite Säule nicht u rütteln ist. Nach dem „mid-term-review“ müssen wir die Gele- enheit nutzen, über eine eventuelle Neugewichtung der ittel für eine Strukturpolitik zu beraten. Ich finde es ja ehr löblich, dass Sie sich mit den Folgen der Mittelkür- ung in der zweiten Säule auseinander setzen. Aber es ilft uns doch nicht weiter, hier unrealistische Forderun- en aufzustellen. Das Ziel der EU-Agrarreform ist die Stärkung der ändlichen Räume. Diese kann nur erreicht werden, enn sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler bene Lösungsansätze für eine abgestimmte Entwick- ung ländlicher Räume erarbeitet werden. Nationale Al- eingänge sind nicht dienlich. Die Stärkung der ländli- hen Räume können wir nur erreichen, wenn wir die rste und zweite Säule der Agrarpolitik nicht isoliert oneinander betrachten und wenn die Maßnahmen ein- eordnet werden in die gesamte Wirtschafts- und Regio- alpolitik. Die in Ihrem Antrag gestellten Forderungen sind chlichtweg unrealistisch. Ich schlage deshalb vor, die- en Antrag abzulehnen. Noch besser, ziehen sie Ihren ntrag zurück. Dr. Christel Happach-Kasan (FDP): Die EU- grarpolitik verlangt von den Landwirten in diesem and mehr Reformen, als von irgendeinem anderen Be- ufsstand in den letzten Jahren verlangt worden sind. inanzielle Rahmenbedingungen ändern sich in schnel- er Folge. Die CDU ist lange mit der Aussage durch die ande gezogen, wer Landwirt bleiben wolle, könne dies uch. Damit hat sie eine Botschaft vermittelt, die mit der ealität nicht übereinstimmt. Wir beobachten einen trukturwandel, der sich in den letzten Jahren noch be- chleunigt hat. Entscheidend für die landwirtschaftlichen Betriebe ist lanungssicherheit. Arbeitsplätze in der Landwirtschaft ehören zu den kapitalintensivsten. Die landwirtschaftli- hen Betriebe sind daher in den ländlichen Räumen die ichtigste Stütze der mittelständischen Wirtschaft. Da- er besteht die FDP-Bundestagsfraktion auf Verlässlich- eit und Planungssicherheit für die Landwirte. Deshalb uss an der Finanzierung der ersten Säule bis 2013 fest- ehalten werden. Landwirte sind mittelständische Unter- ehmer. Sie haben im Vertrauen auf politische Zusagen n ihre Betriebe investiert. Deshalb müssen diese Zusa- en eingehalten werden. 3458 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) Mit der Umsetzung der EU-Agrarreformen in natio- nales Recht 2005 gehen erhebliche finanzielle und büro- kratische Belastungen für die Landwirtschaft einher. Es sei nur an die komplizierten Regelungen zu Cross Com- pliance erinnert, die mit neuen Belastungen für die Landwirte verbunden sind. Die finanziellen Rahmenbe- dingungen dürfen nicht im Jahrestakt je nach Kassenlage und ideologischer Ausrichtung der Regierung verändert werden. Der von der Bundesregierung und maßgeblich von Bundeskanzlerin Merkel herbeigeführte Beschluss zur finanziellen Vorausschau 2007 bis 2013 der EU hat ganz massive negative Auswirkungen für die ländlichen Räume und den Umwelt- und Naturschutz in Deutsch- land. Gleichzeitig ist dieser für unsere Landwirtschaft negative Beschluss durch zusätzliche finanzielle An- strengungen in Höhe von 2 Milliarden Euro pro Jahr von der Bundeskanzlerin herbeigeführt worden. Das ist ein Kompromiss, der wesentlich von den Menschen in den ländlichen Räumen finanziert wird. In der Antwort auf die Kleine Anfrage der FDP-Bun- destagsfraktion mit dem Titel „Finanzpolitische Auswir- kungen der Einigung über die finanzielle Vorausschau 2007 bis 2013 der Europäischen Union“ beziffert die Bundesregierung die Kürzungen im Bereich der zweiten Säule für Deutschland für den Zeitraum 2007 bis 2013 auf 37 Prozent Bundestagsdrucksache Nr.: 16/566. Da- mit wird deutlich, dass insbesondere in den südlichen Ländern wie Bayern und Baden Württemberg, die stark auf die Umweltprogramme der zweiten Säule gesetzt haben, ein Kahlschlag droht. Die Kritik der Grünen an dem von Kanzlerin Merkel ausgehandelten „Kuhhan- del“ ist daher voll berechtigt. Die schwarz-rote Bundesregierung muss diesen dra- matischen Abbau der Förderung von Umweltprogram- men und des ländlichen Raumes in Deutschland verant- worten. Über 200 unterschiedliche Vertragsmuster sind nach einer Broschüre der SDW Schleswig-Holstein in den Ländern konzipiert worden, um den unterschiedli- chen regionalen Bedingungen zu genügen. Ebenfalls berechtigt ist die Kritik an den Konsequen- zen für den Ausgleich von Einschränkungen der Bewirt- schaftung in den Natura-2000-Gebieten. Nach dem EuGH-Urteil vom 10. Januar diesen Jahres muss die Bundesrepublik Deutschland das Bundesnaturschutzge- setz zur Umsetzung der FFH- und der Vogelschutzricht- linie ändern. Damit wird die bisher geltende so genannte Landwirtschaftsklausel fallen. Da der Naturschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, erwartet die FDP- Bundestagsfraktion, dass zusätzliche Aufwendungen der Betriebe in den Natura-2000-Gebieten angemessen ent- schädigt werden. Im Ergebnis haben Bundeskanzlerin Merkel und die schwarz-rote Koalition einen wahren Fehlstart für die Landwirtschaft und den Naturschutz in Deutschland hingelegt. Das hat so niemand erwartet. Die im Juni stattfindende Anhörung zur ELER-Verordnung der EU im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist daher richtig und notwendig. Die weit reichenden Konsequenzen für den gesamten ländli- chen Raum und den Umwelt- und Naturschutz müssen für die jeweiligen Bundesländer in Deutschland darge- s k B s b l e S L S g r d w r s f l i S t e m v d F t g c p f D d s a A s R v M v A d g w s l a m n c (C (D tellt werden. Zudem ist es erforderlich über Möglich- eiten zur Abfederung nachzudenken. Die schwarz-rote Bundesregierung und namentlich undeskanzlerin Merkel haben die deutsche Landwirt- chaft und den heimischen Naturschutz vor eine unlös- are Aufgabe gestellt: die Wahl zwischen Pest und Cho- era. Vor dem Hintergrund der leeren Haushaltskassen ist ine Abfederung des Kahlschlagbereichs der zweiten äule nahezu unmöglich. Gleichzeitig brauchen die andwirte Planungssicherheit im Bereich der ersten äule. Im Ergebnis wird das zur erheblichen Belastun- en der Landwirte und gravierenden Einschnitten im Be- eich des Naturschutzes führen. Vor diesem Hintergrund ist besonders unverständlich, ass die Regierungskoalition mit der Vorlage des Ent- urfs eines Energiesteuergesetzes in einem weiteren Be- eich das Vertrauen der Landwirte und der mittelständi- chen Biokraftstoffbranche missbraucht. Die FDP ordert die Bundesregierung auf, eine Politik der Ver- ässlichkeit und Planungssicherheit auch für die Betriebe n den ländlichen Räumen zu begründen. Dem Fass den Boden schlägt dann der gestern von chwarz-Rot im Agrarausschuss durchgepeitschte An- rag auf Bundestagsdrucksache 16/1547 aus. Dort heißt s in Forderung l wörtlich: „ … dass nicht mehr zeitge- äße Subventionen der EU zugunsten von Zukunftsin- estitionen in Forschung und Innovation gekürzt wer- en.“ Das ist billigster Populismus auf dem Rücken der amilien im ländlichen Raum. Schwarz-rote Agrarpoli- ik entpuppt sich immer mehr als bauernfeindlich und egen den Mittelstand gerichtet. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Die ländli- hen Räume werden immer mehr zu sozialen Brenn- unkten, das habe ich von diesem Pult aus bereits mehr- ach betont, vor allem, aber nicht nur in Ostdeutschland. aher ist es aus Sicht meiner Fraktion umso wichtiger, ieses Problem nicht nur in Sonntagsreden zu benennen, ondern etwas dagegen zu tun. Menschen brauchen eine Lebensperspektive – auch uf dem platten Land. Dazu gehören existenzsichernde rbeitsplätze. „Existenzsichernd“ muss unterdessen chon betont werden. Auch und gerade in den ländlichen äumen haben wir es nicht mehr nur mit einer hohen, erfestigten Langzeitarbeitslosigkeit zu tun. Immer mehr enschen, die arbeiten gehen dürfen, können nicht mehr on dem Verdienst leben und müssen ergänzendes LG II beantragen! Damit können wir uns nicht abfin- en. Es geht aber nicht nur um soziale Lebensbedingun- en. Linke Politik bedeutet, soziale, ökologische und irtschaftlichen Interessen nicht gegeneinander auszu- pielen, sondern gemeinsam zu denken, erst recht in den ändlichen Räumen. Zugegeben: Das sagt sich leichter, ls es dann in den sehr irdischen Interessenskonflikten anchmal ist. Aber die Mühe der Ebene dieser Span- ungsfelder müssen wir uns schon machen. Also: Eine zukunftsfähige Strukturpolitik im ländli- hen Raum ist dringender denn je und sie braucht eine Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3459 (A) ) (B) ) verlässliche finanzielle Grundlage: auf EU-, auf Bundes- und auf Landesebene. Das ist vermutlich sogar Konsens. Es ist unbestritten: die EU-Politik war in den vergan- genen Jahrzehnten durchaus eine Politik für den ländli- chen Raum. Die EU-Mittel waren und sind eine wichtige und notwendige Hilfe bei den tiefgreifenden Transfor- mationsprozessen, die vor allem in Ostdeutschland, aber auch in benachteiligten Gebieten Westdeutschlands und in den neuen Mitgliedstaaten zu bewältigen sind, ganz abgesehen von den Ländern, die als Bewerber vor der Tür stehen. Eine zukunftsfähige, flächendeckende und multifunk- tionale Landwirtschaftsstruktur ist ein tragendes Ele- ment im ländlichen Raum. Sie wird über die so genannte erste EU-Fördersäule unterstützt – die Direktzahlungen an die landwirtschaftlichen Betriebe. Aber das allein reicht nicht aus – wir brauchen auch die EU-Agrarstrukturpolitik, die über die so genannte zweite Säule finanziert wird. Aber ausgerechnet diese Gelder für den ländlichen Raum sollen im Durchschnitt um 40 Prozent gekürzt werden. Diese Konsequenz des Verhandlungsergebnisses, das medial als ein Erfolg von Bundeskanzlerin Angela Merkel dargestellt wurde, würde ein Aufgeben aktiver Politik für den ländlichen Raum bedeuten! Erst recht, da die zweite Säule ohnehin als deutlich unterfinanziert gilt. Der vorliegende Antrag von Bündnis90/Die Grünen beschreibt daher zutreffend die schwerwiegenden Kon- sequenzen, die infolge der geplanten massiven Mittel- kürzungen bei der Agrarstrukturpolitik zu erwarten sind. Denn was bedeuten diese Kürzungen? Sie bedeuten eine Reduzierung aller Bereiche, die zur Finanzierung der ar- beitsplatzwirksamen ländlichen Investitionsprogramme beitragen. Daneben steht die Finanzierung der in den vergangenen Jahren sehr erfolgreichen Agrarumweltpro- gramme infrage, die in einigen Ländern Dimensionen er- reicht haben, die für den ländlichen Raum existenziell geworden sind. Hier sind soziale, wirtschaftliche und ökologische Interessen in der Kulturlandschaft eng mit- einander verknüpft. Das „Natura 2000“-Programm lässt sich womöglich gar nicht mehr finanzieren. Die von den einzelnen Bundesländern schon jetzt unterschiedlich ge- förderten Programme zum ökologischen Landbau wer- den gegen den Markttrend weiter reduziert und auch die ambitionierten programmatischen Entwürfe für alterna- tive Einkommensquellen gehen großteils in den Papier- korb. Meine Fraktion fordert daher von der Bundesregie- rung ein belastbares, verlässliches Finanzkonzept für eine nachhaltige Infrastrukturpolitik im ländlichen Raum, ob über eine Nachverhandlung in Brüssel oder über eine Erhöhung der Mittel der Gemeinschaftsauf- gabe „Agrarstruktur und Küstenschutz“ im Bundeshaus- halt oder über andere Wege. Die Menschen im ländlichen Raum brauchen dieses Geld dringender denn je! Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Verabschiedung der EU-Verordnung über die Förderung d p l e w s c r F l i t d n d g z U m r t b D b l d d t e s a d K t r l P w m n g d L f u k e b D n f D l d s z (C (D er Entwicklung des ländlichen Raumes durch den Euro- äischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ändlichen Raumes, ELER, war ein Meilenstein in der uropäischen Agrarpolitik. Mit der ELER-Verordnung urden die Weichen für eine zukunftsfähige Landwirt- chaftspolitik gestellt, die sich in die integrierte ländli- he Entwicklung einpasst. Den Mitgliedstaaten der Eu- opäischen Union steht damit ein modernes örderinstrument zur Stärkung und Entwicklung des ändlichen Raums zur Verfügung. Doch die Freude über dieses Instrument verteilt sich n den Mitgliedstaaten der Europäischen Union sehr un- erschiedlich. Die deutsche Bundesregierung scheint je- enfalls davon überzeugt zu sein, auf einen Großteil der euen Fördermöglichkeiten verzichten zu können. An- ers ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass sie im ver- angenen Dezember bei der Einigung über die finan- ielle Vorausschau 2007 bis 2013 der Europäischen nion bereit war, auf 37 Prozent der Mittel, die im Rah- en der ELER-Verordnung Deutschland als Kofinanzie- ungsmittel zur Verfügung gestellt werden, zu verzich- en. Dank der Verhandlungsstrategie von Angela Merkel eim Rat der Staats- und Regierungschefs werden wir in eutschland in den kommenden sieben Jahren mit 400 is 450 Millionen Euro weniger an Fördermitteln für den ändlichen Raum pro Jahr auskommen müssen. Während ie ostdeutschen Bundesländer dabei nur auf 25 Prozent er bisherigen Mittel verzichten müssen, trifft es die al- en Bundesländer mit 45 Prozent besonders hart. Die rste Säule der europäischen Agrarpolitik mit ihrer Aus- tattung von 293 Milliarden Euro wurde hingegen nicht ngetastet. Vor diesem Hintergrund frage ich: Was hat iese Politik mit dem gemein, was die Koalition in ihrem oalitionsvertrag beschlossen hat? Dort steht – ich zi- iere –: „Die Finanzierung der zweiten Säule muss aus- eichend abgesichert und die gleichgewichtige Entwick- ung beider Säulen gewährleistet bleiben.“ Was hat die olitik, die die Koalition macht, mit einer „gleichge- ichtigen Entwicklung“ zu tun? Die Koalition rechtfertigt ihre Politik mit der gebets- ühlenartigen Wiederholung des Argumentes der Pla- ungssicherheit für die Landwirte, die von den Zahlun- en aus der ersten Säule profitieren. Will die Koalition amit sagen – und ich frage ganz konkret –, dass die andwirte, die Fördermittel aus der zweiten Säule emp- angen, keine Planungssicherheit brauchen? In Bayern nd Baden-Württemberg beispielsweise beträgt der Ein- ommensanteil, den die Bauern aus der zweiten Säule rhalten, bereits 40 Prozent. Wer den ländlichen Raum in Deutschland nicht aufge- en will und wer insbesondere der Landwirtschaft in eutschland auch über die kommenden sieben Jahre hi- aus eine Perspektive bieten will, muss für eine bessere inanzielle Ausstattung der zweiten Säule kämpfen. azu stehen der Bundesregierung verschiedene Mög- ichkeiten zur Verfügung. Für die beste unter ihnen ürfte es leider mittlerweile zu spät sein. Die Koalition ollte sich für eine bessere finanzielle Ausstattung der weiten Säule innerhalb der Europäischen Union einset- 3460 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) zen: Sie sollte nachverhandeln. Aber diese Chance ist wohl vertan. Eine andere Möglichkeit wäre, die ab 2007 fehlenden Mittel durch eine Aufstockung der Mittel für die Ge- meinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes, GAK, zu kompensieren. Die Koalition sollte bei der GAK nicht weiter kürzen, wie sie es für dieses Jahr vorhat, sondern den Haushaltsansatz ab dem kommenden Jahr um die fehlenden 450 Millio- nen Euro aufstocken. Wenn der Koalition das haushaltstechnisch nicht ge- lingen sollte, hat sie als Drittes die Möglichkeit, von der mit der finanziellen Vorausschau beschlossenen fakulta- tiven nationalen Modulation Gebrauch zu machen. Denn die fakultative Modulation bedeutet mitnichten, dass da- mit der Landwirtschaft in Deutschland Mittel, die ihr über die erste Säule zur Verfügung stehen, entzogen würde. Im Gegenteil: Die fakultative Modulation erlaubt den Landwirtschaftsbetrieben mit einer Umorientierung auf Maßnahmen der zweiten Säule, die gleichen Förder- mittel zurückzugewinnen. Die Gelder blieben in der Landwirtschaft – allerdings in einer, die klar auf Um- weltverträglichkeit und Zukunftsfähigkeit setzt. Wenn die Koalition die fakultative Modulation de- gressiv gestaltet und erst bei Unternehmen ansetzt, die mehr als 20 000 Euro an Direktzahlungen jährlich be- kommen, wären sogar fast 90 Prozent der landwirt- schaftlichen Betriebe in Deutschland gar nicht von Kür- zungen betroffen. Ein solcher Ansatz wäre auch unter dem Gesichtspunkt gerecht, dass nur wirklich große Be- triebe auf Agrarsubventionen verzichten müssten, Be- triebe also, die aufgrund ihrer Größe ohnehin effizienter wirtschaften. Ich fasse zusammen: Mit der ELER-Verordnung hat die Europäische Union einen Weg beschritten, ihre Landwirtschaft auf die Zukunft auszurichten und leben- dige ländliche Räume zu erhalten und zu entwickeln. Nimmt man diese Politik ernst, muss man auch die not- wendigen finanziellen Mittel zur Umsetzung dieser Poli- tik zur Verfügung stellen. Noch ist es möglich, Schaden abzuwenden. Die Koalition sollte die Gelegenheit nut- zen. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des Abgeordneten Dirk Niebel (FDP) (Drucksache 16/1645, dringliche Frage 2): Wie sieht die Bundesregierung das Risiko für weitere Haushaltsbelastungen durch den Zeitverzug, wenn weitere Nachbesserungsvorschläge bei schon jetzt erkannten Defizi- ten frühestens im Herbst vorgelegt werden sollen vor dem Hintergrund, dass die Haushaltsberatungen 2006 vor dem Ab- schluss stehen und für Hartz IV schon jetzt ein Haushaltsri- siko besteht und nur 24,4 Milliarden Euro im Haushalt einge- stellt sind (Anhörung zum SGB-II-Fortentwicklungsgesetz vom 29. Mai 2006)? Aufgrund der unterjährigen Ausgabenentwicklung im Bereich der gesamten Grundsicherung zeichnet sich n r n s m w b v s d F M z H w A d d s h H f a S t d h Z A e u i m m r B r f s N V m m J k f (C (D icht zwingend ein Haushaltsrisiko für die Grundsiche- ung insgesamt ab, sodass der Haushaltsausschuss in sei- er gestrigen Sitzung die im Regierungsentwurf veran- chlagten Ansätze nicht geändert hat. Für einen öglichen Mehrbedarf beim Ansatz Arbeitslosengeld II urde durch die Ausbringung einer qualifizierten Sperre eim Eingliederungstitel und einem Deckungsvermerk om Eingliederungstitel zum Arbeitslosengeld II Vor- orge getroffen. Im Übrigen geht die Bundesregierung avon aus, dass es mit der Verabschiedung des SGB-II- ortentwicklungsgesetzes und den hierin vorgesehenen aßnahmen zur Verbesserung der Effektivität und Effi- ienz des Systems der Grundsicherung, im Rahmen des aushaltsvollzugs zu einer rückläufigen Ausgabenent- icklung beim Arbeitslosengeld II kommen wird. nlage 31 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen es Abgeordneten Jürgen Koppelin (FDP) (Druck- ache 16/1645, dringliche Fragen 3 und 4): Welche Vorstellungen hat die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel, wenn sie erklärt, dass das Hartz-IV-Gesetz einer „grundlegenden Überholung“ bedarf („Frankfurter Allge- meine Zeitung“ vom 30. Mai 2006), und warum wird dieses Vorhaben angesichts des sich abzeichnenden Haushaltsrisikos nicht in das im Beratungsverfahren stehende SGB-II-Fortent- wicklungsgesetz einbezogen, sodass die Maßnahmen noch 2006 haushaltswirksam werden können? Wo sieht die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel den Un- terschied zwischen einer „Generalrevision“ und einer „grund- legenden Überholung“ („Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 30. Mai 2006)? Die Betreuung der arbeitsfähigen ehemaligen Bezie- er der Sozialhilfe und der Arbeitslosenhilfe aus einer and ist der richtige Weg. Ein so komplexes und um- angreiches Reformvorhaben stellt hohe Anforderungen n die Umsetzung. Mit dem schon verabschiedeten GB-II-Änderungsgesetz und dem jetzt aktuell disku- ierten SGB-II-Fortentwicklungsgesetz reagieren wir auf ie Erfahrungen in 2005 und 2006. Wir präzisieren In- alte der Gesetzgebung und verbessern die Umsetzung. iel bleibt: Wir wollen Arbeitslosigkeit bekämpfen und rbeitsuchenden auch im Bereich SGB II helfen. Und s geht darum, die knappen öffentlichen Mittel effektiv nd effizient einzusetzen. Konkret bedeutet das, dass wir n diesem Jahr rund 600 Millionen Euro und im kom- enden Jahr durch die genannten und andere Maßnah- en rund 3,8 Milliarden bis 4,0 Milliarden Euro einspa- en. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart wird die undesregierung im Herbst und in den kommenden Jah- en mit verschiedenen Maßnahmen die Arbeitsmarktre- ormen SGB II und SGB III weiter entwickeln, insbe- ondere durch die Neuregelung des so genannten iedriglohnsektors auf der Grundlage zu erarbeitender orschläge. Das berührt auch den Bereich der Arbeits- arktreform SGB II; die Neuausrichtung von Instru- enten der aktiven Arbeitsmarktpolitik im kommenden ahr auf der Grundlage einer bereits laufenden Wirksam- eitsanalyse; die Neuregelung der Kosten der Unterkunft ür 2007 und folgende und die Entscheidung über die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3461 (A) ) (B) ) langfristige Gestaltung des Arbeitsmarkts im Bereich- SGB II im Jahr 2008. Aus all dem folgt: Die Grundsätze dieser Arbeitmarktreformen sind unumstritten. Instru- mente, Verfahren und Umsetzung werden – immer orientiert am Ziel der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und dem effizienten Einsatz der Mittel – optimiert. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/1604, Frage 5): Inwieweit erwägt die Bundesregierung die Verankerung der Gebührenfreiheit der Bildung im Grundgesetz, um ihren im Rahmen des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte eingegangenen Verpflichtungen zu entsprechen (siehe dazu Art. 13, wo das Ziel einer „allmäh- lichen Einführung der Unentgeltlichkeit der Hochschulbil- dung“ genannt ist)? Der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 1966 ver- pflichtet die Vertragsstaaten gemäß Art. 13 Abs. 2 lit. c dazu, den Hochschulunterricht für jedermann gleicher- maßen entsprechend seinen Fähigkeiten zugänglich zu machen. Hierzu wird insbesondere die allmähliche Ein- führung der Unentgeltlichkeit verlangt. Entscheidend ist, dass der Zugang von der Finanzkraft des Einzelnen un- abhängig bleibt. Die Einführung von Studiengebühren ist demnach dann nicht völkerrechtswidrig, wenn durch geeignete Förderungssysteme dafür Sorge getragen wird, dass auch finanzschwachen Studienanwärtern der Zu- gang zur Hochschulausbildung ermöglicht wird (verglei- che dazu Riedel/Söllner, JZ 2006, 270). Das Bundesver- fassungsgericht hat in seinem Urteil vom 26. Januar 2005 (2 BvF 1/03) festgestellt, dass der Bund – jeden- falls gegenwärtig – nicht das Gesetzgebungsrecht hin- sichtlich der Erhebung von Studiengebühren besitzt. Es führte in der Entscheidung unter anderem aus, dass ge- mäß Art. 75 Abs. l Satz l Grundgesetz in Verbindung mit Art. 72 Abs. 2 Grundgesetz der Bund Rahmenvorschrif- ten nur erlassen dürfe, wenn und soweit die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der Rechts- oder Wirtschaftseinheit im ge- samtstaatlichen Interesse eine bundesgesetzliche Rege- lung erforderlich mache. Der Bund habe aber nicht aus- reichend dartun können, dass diese Voraussetzungen erfüllt seien. Aufgrund dieses Urteils sind die Bundes- länder für die Entscheidung zuständig, ob und inwieweit Studiengebühren an den jeweiligen Hochschulen einge- führt werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich der Bundesregierung die Frage einer Grundgesetzänderung zur Einführung einer Studiengebührenfreiheit nicht. Anlage 33 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/1604, Frage 6): b d s s ü f r A d A N 3 f u a k n e s d n u z A N d u w d w V f b s s e A d A ( (C (D Wie viele Personen sind damit beschäftigt, Umsatzsteuer- betrug aufzudecken, und wie hoch ist der jährliche finanzielle Aufwand für die Erfüllung dieser Aufgabe? Nach Art. 108 des Grundgesetzes sind für die Erhe- ung der Umsatzsteuer die Länder zuständig, was auch ie Zuständigkeit für die Umsatzsteuerkontrolle mit ein- chließt. Angaben darüber, wie viele Personen damit be- chäftigt sind, Umsatzsteuerbetrug aufzudecken und ber die Höhe der jährlichen finanziellen Aufwendungen ür die Erfüllung dieser Aufgabe liegen der Bundesregie- ung nicht vor. nlage 34 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des bgeordneten Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/1604, Frage 7): Wie beurteilt die Bundesregierung qualitativ und quantita- tiv die Werftenkapazitäten in Deutschland, die für Neubauten und Modernisierungsmaßnahmen der Binnenschifffahrt erfor- derlich wären? Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass die 5 deutschen Binnenschiffswerften auch auf dem Markt ür Binnenfrachtschiffe die notwendigen Kompetenzen nd unternehmerische Chancen besitzen, um erfolgreich n der Modernisierung der Binnenschiffe teilnehmen zu önnen. Die Bestellungen von 18 Frachtschiffen mit ei- er Ladekapazität von 24 000 Tonnen in 2005 sind eine rfreuliche Verbesserung der Auftragseingänge in die- em Marktsegment und belegen die Leistungsfähigkeit er Unternehmen. 2005 wurden bei den deutschen Bin- enschiffswerften außerdem 18 Binnenfahrgastschiffe nd 36 Arbeitsboote, Behördenschiffe und andere Spe- ialschiffe bestellt. Die Schiffbaubranche selber schätzt diese positive uftragsentwicklung noch nicht als das notwendige achfragesignal aus dem Modernisierungsbedarf der eutschen Binnenschiffsflotte ein. Ein zusätzlicher Bau- nd Modernisierungsbedarf könnte sich auch aus einer eiteren Verlagerung von Straßengütertransporten auf as Binnenschiff ergeben. Die deutschen Binnenschiffs- erften hoffen, dass sich in den kommenden Jahren eine erbesserung der Investitionsfähigkeit des Binnenschiff- ahrtsgewerbes einstellt. Die Bundesregierung teilt die Beurteilung des Schiff- auverbandes, dass die deutschen Werften in der Lage ind, dann noch stärker Aufträge für neue Binnenfracht- chiffe auch gegen die Konkurrenz vor allem in den ost- uropäischen Ländern zu akquirieren. nlage 35 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage der bgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Drucksache 16/1604, Frage 12): Wie hat die Bundesregierung auf der Sitzung des Wettbe- werbsrates am 29. und 30. Mai 2006 bei den Verhandlungen 3462 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) zur Dienstleistungsrichtlinie darauf hingewirkt, dass die be- stehenden Unklarheiten in der Abgrenzung zwischen privater und öffentlicher Bildung ausgeräumt werden, beispielsweise indem sichergestellt wurde, dass die Mitgliedstaaten festlegen können, was Dienstleistungen von allgemeinem Interesse sind, wie es unter anderem von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gefordert wird? Die Bundesregierung hat sich bei den Verhandlungen mit Nachdruck für eine klare Abgrenzung zwischen pri- vater und öffentlicher Bildung eingesetzt. Wir haben hierüber den zuständigen Ausschuss für Bildung und Forschung in den vergangenen Wochen immer wieder eingehend informiert. Wir hatten mit diesen Bemühun- gen schon im Vorfeld des Wettbewerbsfähigkeitsrates Erfolg: Der geänderte Richtlinienvorschlag gibt nun in Erwägungsgrund 16 die ständige Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes zu den einschlägigen Krite- rien wieder, anhand derer die Abgrenzung zu erfolgen hat. Aus Sicht der Bundesregierung verbleiben damit keine Unklarheiten mehr. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) (Drucksache 16/1604, Frage 13): Welche Möglichkeiten bestehen aus Sicht der Bundesre- gierung, im Falle unvorhergesehener Entwicklungen in der Demokratischen Republik Kongo gegebenenfalls die deutsche Militärpräsenz zu verstärken, und wie viele Soldaten könnten für welchen Zeitraum maximal dort eingesetzt werden? EUFOR RD CONGO hat mit der VN Resolution 1671 (2006) einen zeitlich klar begrenzten Auftrag. Die EU-Operation ist auf den Zeitraum der Wahlperiode be- grenzt. Die EU-Unterstützung wird im Kern vom Datum der Parlaments- und der ersten Runde der Präsident- schaftswahlen (vorgesehen für den 30. Juli) bis vier Mo- nate danach andauern. Hinzu kommen Zeiten für die Verlegung und Herstellung der Einsatzfähigkeit sowie für die Rückverlegung der Truppen. Durch den Befehls- haber für die ESVP-Operation EUFOR RD CONGO wurde ein Einsatzkonzept (Concept of Operations = CONOPS) erstellt. Dieses schließt eine für die militäri- sche Durchführung der festgelegten Aufgaben erforder- liche Kräfte- und Fähigkeitsforderung an die EU Mit- gliedsstaaten ein. Eine abschließende Aufstellung des multinationalen Kräftedispositivs wird zurzeit noch aus- gehandelt. Um einer Lageverschärfung adäquat begeg- nen zu können, steht zur Verstärkung der in der Demo- kratischen Republik Kongo stationierten Kräfte eine sogenannten .,On Call Force“ im Einsatzraum Gabun zur Verfügung. Darüber hinaus soll eine strategische Re- serve in Europa bereitgehalten werden, um im Bedarfs- fall innerhalb von 14 Tagen ins Einsatzgebiet zu verle- gen. Derzeit ist keine Beteiligung deutscher Kräfte an der strategischen Reserve vorgesehen. Die Gliederung von EUFOR mit Vor-Ort-Kräften in Kinshasa und On- Call-Kräften mit hoher Mobilität und rascher Verfügbar- keit in Gabun bietet sowohl dem taktischen Befehlshaber als auch dem Befehlshaber für die Gesamtoperation aus- r p A d d ( g f 7 b z g z A A d d ( e g v r a d E 2 d 2 m d t (C (D eichende Flexibilität, um den Auftrag der Lage ange- asst, flexibel und erfolgreich durchzuführen. nlage 37 Antwort es Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage es Abgeordneten Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) CDU/CSU) (Drucksache 16/1604, Frage 14): Wie teuer wird aus Sicht der Bundesregierung der derzeit geplante deutsche Militäreinsatz in der Demokratischen Re- publik Kongo, und welche finanziellen Mittel sind an welcher Stelle im Bundeshaushalt 2006 bisher zur Finanzierung einge- stellt? Die einsatzbedingten Zusatzausgaben für die Beteili- ung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-ge- ührten Operation EUFOR RD CONGO mit bis zu 80 Soldaten betragen für die Dauer von vier Monaten is zu 56 Millionen Euro. Die Finanzierung des Einsatzes erfolgt aus dem Ein- elplan 14, Kapitel 1403 Titelgruppe 08. Da für die pro- nostizierten Ausgaben dieses Einsatzes bislang im Ein- elplan 14 keine Vorsorge getroffen ist, werden die usgaben aus dem Verteidigungshaushalt erwirtschaftet. nlage 38 Antwort es Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage es Abgeordneten Dr. Rainer Stinner (FDP) Drucksache 16/1604, Frage 15): Warum ist das Bundesministerium der Verteidigung seit mehr als vier Monaten nicht in der Lage – entgegen der Ant- wort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundes- minister der Verteidigung, Dr. Friedbert Pflüger, vom 18. April 2006 auf meine schriftliche Frage 27 auf Bundestagsdrucksa- che 16/1268 „Insgesamt kann für das Bundesministerium der Verteidigung die militärische Befehlsgebung in multinationa- len Verbänden und Stäben jederzeit nachvollzogen werden“ –, zu einem endgültigen Ermittlungsstand zu kommen, ob in ei- nem bestimmten Fall eine multinationale Befehlsgebung statt- gefunden hat oder nicht (siehe Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung, Dr. Friedbert Pflüger, vom 18. Mai 2006 auf meine schriftli- che Frage „Befehlsgebung in multinationalen Verbänden und Stäben“), und liegt ein Zeitraum von über vier Monaten nach Ansicht der Bundesregierung noch innerhalb eines mit „jeder- zeit“ zu bezeichnenden Zeitrahmens? Die von Ihnen in den Mittelpunkt gestellte Frage nach iner eventuell stattgefundenen multinationalen Befehls- ebung stellt nur einen Teilaspekt der im Ermittlungs- erfahren insgesamt zu untersuchenden möglicherweise elevanten Tatbestände dar. Die sorgfältige Überprüfung ller Einzelaspekte unterstreicht die hohe Bedeutung, die as BMVg der Klärung des Sachverhaltes zumisst. Die rmittlungen des Wehrdisziplinaranwaltes wurden am 2. Mai 2006 abgeschlossen. Einzelheiten dazu wurden em Verteidigungsausschuss schriftlich bereits am 4. Mai 2006 mitgeteilt. Daher konnte Ihnen am 18. Mai it Rücksicht auf das laufende Verfahren lediglich der amalige Ermittlungsstand mitgeteilt werden. Ungeach- et dessen gibt es bis heute keinen Nachweis für die Be- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3463 (A) ) (B) ) hauptung des beschuldigten Soldaten, aufgrund einer multinationalen Befehlsgebung gehandelt zu haben. Im Übrigen verweise ich in diesem Zusammenhang auf die Antwort auf Ihre Anfrage vom 11. Mai 2006. Die von Ihnen kritisierte Bearbeitungsdauer steht nicht in Wider- spruch zu der Ihnen am 10. April 2006 erteilten Aus- kunft, dass insgesamt die militärische Befehlsgebung in multinationalen Verbänden und Stäben jederzeit nach- vollzogen werden kann. Wenn eine multinationale Be- fehlsgebung aufgrund der Ihnen bekannten Regelungen und Verfahren erfolgt, so ist jederzeit nachvollziehbar. Trotz aller Regelungen ist jedoch grundsätzlich der ,.Faktor Mensch“ als Einschränkung zu sehen. Wenn die Befehlsgebung des multinationalen Stabes durch die handelnden Akteure nicht hinreichend transparent ge- macht wird (zum Beispiel mündlicher Befehl ohne wei- tere Dokumentation oder eingeschränkter Adressaten- kreis) besteht immer die latente Gefahr, dass nicht alle relevanten Informationen lückenlos dokumentiert wer- den können. Um das ausschließen zu können, bedarf es im Einzelfall einer Überprüfung, die durchaus eine ent- sprechende Zeit in Anspruch nehmen kann. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fragen des Abgeordneten Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1604, Fragen 16 und 17): Warum hat der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, – trotz wiederholter expliziter Bitten von Seiten der Abgeordneten – bislang den Entwurf des Weißbuchs zur Sicherheitspolitik den Oppositionsfraktionen des Deutschen Bundestages und der Öffentlichkeit noch nicht vorgelegt, und wie ist dies mit der Tatsache in Übereinstim- mung zu bringen, dass der Bundesminister wiederholt eine breite sicherheitspolitische Debatte anmahnt, bei Nachfragen zu seinen öffentlichen Stellungnahmen – zum Beispiel hin- sichtlich der Änderung des Verteidigungsbegriffs und des Bundeswehreinsatzes im Innern – auf das vertrauliche Weiß- buch verweist und das Weißbuch bislang nur Pressevertretern, den beteiligten Ressorts und den Koalitionsfraktionen vor- liegt, nicht aber der Opposition und der Öffentlichkeit zur Kenntnis gegeben wird? Inwieweit und in welchen konkreten Punkten unterscheidet sich das Weißbuch zur Sicherheitspolitik von den vorliegenden Verteidigungspolitischen Richtlinien und der Europäischen Si- cherheitsstrategie, und inwieweit teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass das Weißbuch der Bundesregierung zur Sicherheitspolitik ein kohärentes, umfassendes, ressortüber- greifendes und nicht auf militärische Aufgaben und Fähigkei- ten reduziertes Grundsatzdokument sein muss, das den Primat ziviler Instrumente und Fähigkeiten widerspiegelt? Zu Frage 16: Das Weißbuch, das ja gerade eine sicherheitspoliti- sche Debatte anstoßen soll, wird den Oppositionspar- teien nicht vorenthalten. Ein Weißbuch ist ein gemeinsa- mes Dokument der Bundesregierung. Eine öffentliche Debatte kann deshalb nur über eine vom Kabinett verab- schiedete Fassung erfolgen. Der Staat hat eine Schutzfunktion für die Bürgerinnen und Bürger. Fragen wie eine mögliche Änderung des Verteidigungsbegriffs oder des Einsatzes der Bundes- w S m m b D l W d v f h ä d d Z g c E i d e z b Z I c r i H d t d A h A d F N g Z g p s g (C (D ehr im Inneren müssen diskutiert werden, wenn der taat seiner Schutzpflicht gerecht werden will. Bundes- inister Dr. Jung hat seine Meinung hierzu deutlich ge- acht. Über möglicherweise entstehenden Handlungs- edarf wird die Bundesregierung intensiv diskutieren. arüber hinaus ist auch eine Diskussion in der Öffent- ichkeit notwendig. Diese sollte auf der Grundlage des eißbuchs geführt werden, sobald dieses als Ausdruck es gemeinsamen Verständnisses der Bundesregierung om Kabinett verabschiedet wurde. Das Weißbuch be- indet sich nach wie vor im Abstimmungsprozess inner- alb der Bundesregierung. Inakzeptable Indiskretionen ndern nichts an der Tatsache, dass erst nach Verabschie- ung durch das Kabinett eine öffentliche Befassung mit em Weißbuch stattfinden kann. u Frage 17: Das Weißbuch wird in der Kontinuität der Verteidi- ungspolitischen Richtlinien und der Europäischen Si- herheitsstrategie stehen. Auf beide Dokumente wird im ntwurf ausdrücklich verwiesen. Ich verweise auf den m Koalitionsvertrag formulierten Auftrag an den Bun- esminister der Verteidigung, unter seiner Federführung in Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands und ur Zukunft der Bundeswehr vorzulegen. Dieses Weiß- uch muss auch Aussagen zu den Aufgaben und zur usammenarbeit der für Sicherheit verantwortlichen nstitutionen innerhalb einer umfassenden nationalen Si- herheitsvorsorge beinhalten. Dabei entspricht es unse- em Verständnis, dass die Bundeswehr nur ein Element n einem umfassenden Instrumentarium staatlicher andlungsmittel ist. Ziel ist es, vor dem Hintergrund ieses Verständnisses die seit der deutschen Einheit kon- inuierlich durchgeführte Weiterentwicklung der Bun- eswehr so fortzuführen, dass die Streitkräfte ihre ufgaben im sicherheitspolitischen Umfeld des 21. Jahr- underts erfolgreich wahrnehmen können. nlage 40 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die ragen der Abgeordneten Britta Haßelmann (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1604, Fra- en 18 und 19): Beabsichtigt die Bundesregierung, Ergebnisse des Runden Tisches Pflege, der am 12. September 2005 seine Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen präsen- tierte, umzusetzen, oder hat sie bereits damit begonnen? Wie steht die Bundesregierung zu den Ergebnissen des Runden Tisches Pflege, zum Beispiel bei der Frage nach der Selbstverpflichtung aller Beteiligten, wenn es um die Einhal- tung der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Men- schen geht? u Frage 18: Soweit die Bundesregierung Adressat der Empfehlun- en der Arbeitsgruppen des Runden Tisches Pflege ist, rüft sie diese derzeit auf ihre Umsetzbarkeit. Sie beab- ichtigt, die Empfehlungen bei den anstehenden gesetz- eberischen Reformvorhaben soweit wie möglich zu be- 3464 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) rücksichtigen. Darüber hinaus wurde eine Reihe von Maßnahmen zur Umsetzung und Weiterentwicklung von Qualitätsmanagementkonzepten begonnen. Zu Frage 19: Die Bundesregierung begrüßt es, dass die Arbeits- gruppen des Runden Tisches Pflege trotz großer Interes- sendivergenzen und auch angesichts der inhaltlichen und fachlichen Komplexität der Themen fundierte Ergeb- nisse vorgelegt haben. Das gilt auch für die Charta der Rechte der hilfe- und pflegebedürftiger Menschen. Die Bundesregierung wird sich für die Verbreitung der Charta, die grundlegende und selbstverständliche Rechte von Menschen, die der Unterstützung, Betreuung und Pflege bedürfen, zusammenfasst, und die darin enthalte- nen Zielsetzungen einsetzen. Anlage 41 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Fragen des Abgeordneten Jörg Rohde (FDP) (Drucksache 16/1604, Fragen 20 und 21): Welches Potenzial misst die Bundesregierung medizini- scher Rehabilitation zur Vermeidung dauerhafter Pflegebe- dürftigkeit bei und welche konkreten Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um gemäß dem Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 den Vorrang medizinischer Rehabili- tation vor der Pflege von pflegebedürftigen, alten und behin- derten Menschen zu stärken? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass derzeit für Krankenkassen ein Anreiz besteht, Leistungen auf die Pflege- versicherung zu verlagern, und wenn ja, in welcher Form wird die Bundesregierung dieser Situation bei der Reform der Krankenversicherung und der Reform der Pflegeversicherung Rechnung tragen? Zu Frage 20: Die Bundesregierung sieht einen großen Nutzen in Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation bei pfle- gebedürftigen bzw. von Pflegebedürftigkeit bedrohten Menschen. Mit dem gesetzlichen Auftrag „Rehabilitation vor und in der Pflege“, der im Fünften, Neunten und Elf- ten Buch Sozialgesetzbuch enthalten ist, wird die Reha- bilitation zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit als Auftrag der Sozialversicherungssysteme in ihrer Bedeu- tung mehrfach unterstrichen. Neben der Akutversorgung und der Pflege ist die medizinische Rehabilitation ein wichtiger Bestandteil der Versorgung. Ihr Ziel ist es, eine Behinderung einschließlich Pflegebedürftigkeit abzuwen- den, zu beseitigen, zu mindern, auszugleichen, ihre Ver- schlimmerung zu verhüten oder ihre Folgen zu mildern. Nach dem Koalitionsvertrag soll daher der Grundsatz „Rehabilitation vor und bei Pflege“ durch sachgerechte Zuordnung von Leistungen und deren Finanzierung bes- ser zur Geltung gebracht werden. Die Bundesregierung wird im Rahmen der anstehenden Reformen der gesetzli- chen Krankenversicherung und der Pflegeversicherung entsprechende Maßnahmen vorschlagen, um die Ab- stimmungs- und Schnittstellenprobleme zwischen der Kranken- und Pflegeversicherung, die von der Defini- tion der jeweiligen Bedarfstatbestände bis hin zu Finan- z ü Z p g k P r t b u Z m v T l s h f A d A N k l A D w u F B s w E w S d d z F h f d S r M h b g d (C (D ierungs- und Leistungserbringungsfragen reichen, zu berwinden. u Frage 21: Die Bundesregierung teilt die Auffassung in dieser auschalen Form nicht. Gleichwohl sieht die Bundesre- ierung die Notwendigkeit, dort, wo Fehlsteuerungen im omplexen Leistungsgeschehen zwischen Kranken- und flegeversicherung entstehen, durch richtig gesetzte An- eizstrukturen die Versorgung für die Versicherten zu op- imieren. Die Beseitigung möglicher Schnittstellenpro- leme zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung nd der sozialen Pflegeversicherung ist seit geraumer eit Gegenstand weit reichender Diskussionen. Ziel uss es sein, bestehende Probleme bei der Zuordnung on Leistungen durch verbesserte Kooperation, mehr ransparenz und ggf. auch notwendig werdende gesetz- iche Klarstellungen auszuräumen. Im Rahmen der an- tehenden Gesundheitsreform werden gegenwärtig ierzu Gespräche innerhalb der Regierungskoalition ge- ührt, deren Ergebnisse abzuwarten bleiben. nlage 42 Antwort er Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Frage des bgeordneten Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/1374, Frage 22): Welche Förderprogramme mit welchen Zielsetzungen und Fördervolumina sind vorgesehen, um die Binnenschifffahrt unter deutscher Flagge zu erhalten und die Flotte zu moderni- sieren? Die Sicherung und Erhaltung der Wettbewerbsfähig- eit der deutschen Binnenschifffahrt ist ein zentrales An- iegen der Bundesregierung und soll entsprechend den ussagen im Koalitionsvertrag weiter gestärkt werden. as Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent- icklung unterstützt die deutsche Binnenschifffahrt in nterschiedlichen Bereichen und hat im Jahr 2004 das orum Binnenschifffahrt und Logistik gegründet, um die innenschifffahrtspolitik in enger Abstimmung und Zu- ammenarbeit mit dem deutschen Binnenschifffahrtsge- erbe auch weiterhin zukunftsorientiert zu gestalten. ckpunkte der Handlungsempfehlungen des Forums urden seitens der Bundesregierung bereits umgesetzt. o wurden beispielsweise die steuerlichen Standortbe- ingungen für die deutsche Binnenschifffahrt durch Än- erung des § 6 b Einkommensteuergesetz rückwirkend um 1. Januar 2006 verbessert. Ebenfalls auf Basis der Handlungsempfehlungen des orums Binnenschifffahrt und Logistik: Werden die Bei- ilfen zur Ausbildungsförderung in der Binnenschiff- ahrt als wichtiger Beitrag zur Nachwuchssicherung in er deutschen Binnenschifffahrt und als Anreiz zur chaffung neuer Ausbildungsplätze fortgesetzt und da- über hinaus in dem dafür zur Verfügungen stehenden ittelvolumen aufgestockt. In den vergangenen Haus- altsjahren konnten circa 60 Ausbildungsplätze im Jahr ei einem Mittelvolumen von circa 1,5 Millionen Euro efördert werden. Ab dem Haushaltsjahr 2006 sollen ies 100 Ausbildungsplätze im Jahr sein. Das Mittel- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3465 (A) ) (B) ) volumen wurde dafür um 1 Million Euro erhöht. Wird derzeit ein Programm zur Flottenmodernisierung unter Umweltaspekten erarbeitet, welches auf den Austausch veralteter Antriebsmaschinen durch moderne und um- weltfreundliche Motoren- und Antriebstechnik abzielt. Die Einführung des Förderprogramms ist für das Jahr 2007 vorgesehen. Die konkreten Förderbedingungen werden zurzeit innerhalb der Bundesregierung abge- stimmt. Soll ein Förderschwerpunkt „Förderung von umweltverträglichen Binnenschiffen“ im ERP-Umwelt- und Energiesparprogramm in Absprache mit dem BML) und der KfW eingerichtet werden. Seit 2003 werden die Zinsen des Binnenschifffahrts- fonds für Weiterbildungsmaßnahmen deutscher Bin- nenschiffer verwendet. Zuwendungen werden allen Besatzungsmitgliedern gewährt, die auf deutschen Bin- nenschiffen gewerbliche Güterbeförderung betreiben. Auszubildende sind von dieser Förderung grundsätzlich ausgenommen. Die Weiterbildungsmaßnahmen dienen der Vermittlung von Kenntnissen, die beispielsweise für den Betrieb eines Binnenschiffes erforderlich sind. Im Jahr 2005 konnten dafür über 90 000 Euro zur Verfü- gung gestellt werden. Mit circa 51 000 Euro im Jahr beteiligt sich der Bund an der Einrichtung und der Auf- rechterhaltung von Schifferkinderheimen und Schiffs- jungenwohnheimen. Die Schifferkinderheime sind Ein- richtungen caritativer Verbände und stehen Kindern zur Verfügung, deren Eltern keinen festen Wohnsitz an Land haben. Die Schiffsjungenwohnheime sind eine Art Inter- nat für Jugendliche, die eine schulische Fortbildung zum Schiffsjungen durchführen. Beide Heimarten können nur durch Zuschüsse unter anderem des Bundes aufrecht- erhalten bleiben. Die Europäische Kommission hat da- rüber hinaus eine Mitteilung über ein umfangreiches Integriertes Europäisches Aktionsprogramm für die Binnenschifffahrt vorgelegt, welches Handlungsempfeh- lungen zu verschiedenen Aktionsfeldern enthält. Vorge- sehen ist unter anderem die Einrichtung eines europäi- schen Innovationsfonds. NAIADES stellt eine gute Ergänzung des Prozesses dar, der in Deutschland mit dem Handlungskonzept des Forums Binnenschifffahrt und Logistik eingeleitet wurde. Anlage 43 Antwort der Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Fragen des Abgeordneten Jan Mücke (FDP) (Drucksache 16/1604, Fragen 23 und 24): Hat die Bundesregierung Maßnahmen ergriffen, die auf eine Beschleunigung der Nachbesserungsarbeiten im Dölz- schener Autobahntunnel (Bundesautobahn 17), die bislang mit größtenteils nur einem einzigen Streckenarbeiter ausge- führt werden und so zu massiven Beeinträchtigungen des ge- samten Verkehrs in die Tschechische Republik über mehrere Wochen hinweg führen, hinwirken? Welche Umstände führten dazu, dass in westlicher Fahrt- richtung des Dölzschener Autobahntunnels umfangreiche Nachbesserungen notwendig sind, obwohl erst im vergange- nen Herbst Nachbesserungsarbeiten an gleicher Stelle ausge- führt wurden? Z s d s F w t a b d U z u g g l z M k Z H D p + t A i t A d A D Z F R t Z k F r n V (C (D u Frage 23: Bei den Arbeiten, die zurzeit in den Tunneln „Dölz- chen“ und „Coschütz“ der Autobahn A 17 Dres- en–Prag ausgeführt werden, handelt es sich um die Be- eitigung von Ausführungsmängeln der insolventen irma Walter Bau AG. Die Verpress-Arbeiten an den asserführenden Blockfugen und den Wasserdurchtrit- en durch die Innenschale werden in Ersatzvornahme usgeführt. Mit den Arbeiten wurde im September 2005 egonnen. Die Arbeiten werden im Durchlaufbetrieb, as heißt an sieben Tagen der Woche und rund um die hr ausgeführt. Es arbeiten ständig fünf Kolonnen mit je wei Mann. Weitere Arbeiter sind für Materialtransport nd Disposition im Einsatz. Eine weitere Erhöhung der leichzeitig im Tunnel tätigen Kolonnen ist technolo- isch nicht sinnvoll und zur Sicherung des Verkehrsab- aufes und der Qualität der Verpressarbeiten nicht ange- eigt. Damit wurden von der Straßenbauverwaltung alle aßnahmen ergriffen, um die unvermeidbaren Ver- ehrsbeeinträchtigungen zu minimieren. u Frage 24: Es handelt sich um die Fortsetzung der Arbeiten vom erbst des vergangenen Jahres. Die Arbeiten sind im ezember unterbrochen worden, weil die für die Ver- ressarbeiten erforderliche Bauteiltemperatur unter 5°C abgesunken war. Für die Reaktion des verwende- en Harzes ist diese Mindesttemperatur erforderlich. Seit pril 2006 werden die Arbeiten fortgesetzt. Sie sollen m Sommer dieses Jahres im Tunnel Coschütz – Rich- ungsfahrbahn Prag – abgeschlossen werden. nlage 44 Antwort er Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Fragen der bgeordneten Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/1604, Fragen 25 und 26): Warum hat Bundesminister Wolfgang Tiefensee auf den Brief des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes vom 28. Februar 2006, in dem nach der Zukunft der Sachsen-Franken- Magistrale, das heißt der Eisenbahnlinie Nürnberg– Hof–Plauen–Zwickau–Chemnitz– Dresden, gefragt wird, bis heute nicht geantwortet, und wann ist mit einer Beantwortung zu rechnen? In welcher Weise beabsichtigt die Bundesregierung, mit dem Sächsisch-Bayerischen Städtenetz zusammenzuarbeiten und sein Anliegen zu berücksichtigen? u Frage 25: Zur Beantwortung des Schreibens zur so genannten ranken-Sachsen-Magistrale ergab sich eine Reihe von ückfragen, die die Antwort verzögerten. Die Beantwor- ung wird in Kürze erfolgen. u Frage 26: Auf Einladung wird das Bundesministerium für Ver- ehr, Bau und Stadtentwicklung mit Vertretern der achebene an den Veranstaltungen des Sächsisch-Baye- ischen Städtenetzes teilnehmen. Der Ausbau der so ge- annten Franken-Sachsen-Magistrale ist Bestandteil des ordringlichen Bedarfs des Bedarfsplans für die Bun- 3466 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) desschienenwege. Die weitere Priorisierung von Investi- tionen in die Schienenwege erfolgt im Rahmen der Fünf- jahresplanung. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Fra- gen des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1604, Fra- gen 27 und 28): Trifft es zu, dass es keine gesetzliche Grundlage für die Lärmsanierung durch Lärmschutzmaßnahmen ausschließlich an bestehenden und im Sinne des Bundes-Immissionsschutz- gesetzes baulich nicht wesentlich geänderten Schienenwegen gibt und daher für bestehende Schienenwege keine gesetzli- chen Immissionsgrenzwerte festgelegt sind? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, wie sie die DB Netz AG im Schreiben vom 19. April 2006 an den Oberbür- germeister der Stadt Lahnstein, Peter Labonte, vertritt, dass Geschwindigkeitsreduzierungen aus Gründen des Schall- schutzes das Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern, konterkarieren würden, da sie die Leistungsfähigkeit und Ka- pazität des Streckennetzes herabsetzen würden, und teilt die Bundesregierung deshalb die Auffassung, dass eine Ge- schwindigkeitsreduzierung aus Gründen des Schallschutzes, wie auf der Lahnbrücke auf der Strecke Wiesbaden (Ost)–Niederlahnstein gefordert, nicht dem allgemeinen öf- fentlichen Interesse entspricht? Zu Frage 27: Für die Lärmsanierung gibt es weder im Immissions- schutzrecht noch im Eisenbahnrecht des Bundes eine ge- setzliche Grundlage. Mit den Titeln 891 05 und 682 05 des Einzelplans 12 Kapitel 1222 – Eisenbahnen des Bun- des ermächtigt allerdings der Haushaltsgesetzgeber den Bund, Maßnahmen zur Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes zu finan- zieren, wenn der Lärmpegel folgende Immissionswerte überschreitet: Krankenhäuser, Schulen, Altenheime, reine und allgemeine Wohngebiete sowie Kleinsied- lungsgebiete 70/60 dB(A) Tag/Nacht; Kerngebiete, Dorfgebiete, Mischgebiete 72/62 dB(A) Tag/Nacht; Ge- werbegebiete 75/65 dB(A) Tag/Nacht. Bei der Lärmsa- nierung besteht bundesweit ein erheblicher Nachholbe- darf. Deshalb hat der Haushaltsausschuss auf Antrag der Koalitionsfraktionen beschlossen, den Mittelansatz im Jahr 2006 von bisher rund 50 Millionen Euro um 25 Mil- lionen Euro zu erhöhen. Zu Frage 28: Die Wettbewerbsfähigkeit und das Leistungsvermö- gen der Schiene zu stärken, ist ein wesentliches Ziel der Verkehrspolitik der Bundesregierung. Die Verbesserung der Erreichbarkeit und Verbindungsqualität im öffentli- chen Personenverkehr und die Verlagerung von Güter- verkehr auf die Schiene würden durch Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung im Netz der Eisenbahnen erschwert. Bei Überlegungen zur Verbesserung des Im- missionsschutzes zählen daher aktive und passive bauli- che Lärmschutzmaßnahmen sowie die Lärmminderung an der Quelle, das heißt sowohl im Gleis als auch an den F a A d g ( Z B m d l h A a i s Z t g A d g ( Z n B k r (C (D ahrzeugen, zu den vorrangigen Handlungsfeldern, nicht ber Geschwindigkeitsreduzierungen. nlage 46 Antwort es Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Fra- en des Abgeordneten Joachim Günther (Plauen) FDP) (Drucksache 16/1604, Fragen 29 und 30): Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung, dass in Ausschreibungen der öffentlichen Hand seit einiger Zeit Leis- tungen ausgeschrieben werden, die Herstellerbindung haben, obwohl nach der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleis- tungen (VOB) bestimmte Erzeugnisse oder Verfahren sowie bestimmte Ursprungsorte und Bezugsquellen nur dann aus- drücklich vorgeschrieben werden dürfen, wenn dies durch die Art der geforderten Leistung gerechtfertigt ist? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, damit in Zukunft Lieferungen und Leistungen nur noch produktneu- tral ausgeschrieben werden, um einen Wettbewerb zuzulas- sen? u Frage 29: Ziel bei der Ausschreibung von Liefer-, Dienst- und auleistungen des Bundes ist es, im Sinne einer sparsa- en Verwendung von Steuergeldern im Wettbewerb em wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag zu ertei- en. Der Grundsatz des Wettbewerbs und der Gleichbe- andlung aller Bieter lässt sich mit produktneutralen usschreibungen verwirklichen. Die Bundesregierung chtet auf die Einhaltung der Vergaberegeln, sofern nicht m Einzelfall Ausnahmen gemäß § 9 VOB/A zulässig ind. u Frage 30: Die Bundesregierung wird auch weiterhin darauf ach- en, dass die Vergabestellen die vorgegebenen Regelun- en einhalten. nlage 47 Antwort es Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Fra- en des Abgeordneten Heinz-Peter Haustein (FDP) Drucksache 16/1604, Fragen 31 und 32): Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass größtenteils Aufträge nur an den billigsten Bieter und nicht an den Bieter mit dem wirtschaftlichsten Angebot vergeben wer- den, obwohl genau das die VOB vorsieht, und, wenn ja, wa- rum? Was wird die Bundesregierung gegebenenfalls unterneh- men, damit diejenigen Auftraggeber, die nur Aufträge an den billigsten und nicht an den Bieter mit dem wirtschaftlichsten Angebot vergeben, für die später auftretenden Mehrkosten be- langt werden? Es wird immer wieder der Vorwurf erhoben, dass der uschlag öffentlicher Auftraggeber auf das billigste und icht auf das wirtschaftlichste Angebot erteilt wird. Der undesregierung liegen indes keine belastbaren Er- enntnisse vor, die diesen Vorwurf belegen. Die Bundes- egierung achtet bei ihren Vergaben darauf, dass der Zu- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3467 (A) ) (B) ) schlag auf das Angebot mit dem annehmbarsten Verhältnis zwischen Preis und Leistung erteilt wird. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/1604, Frage 33): Wie viele Personen sind mit der Überwachung und Kon- trolle von Arbeitslosengeld-II-Empfängern beschäftigt, mit dem Ziel, Leistungsmissbrauch aufzudecken, und wie hoch ist der jährliche finanzielle Aufwand für die Erfüllung dieser Aufgabe? Im Rahmen des Personalmonitorings SGB II erhebt die Bundesagentur für Arbeit monatlich die Personal- strukturdaten in den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und Agenturen für Arbeit in getrennter Trägerschaft (GT). Nach der aktuellen Erhebung vom 20. Mai 2006 sind in den ARGEn und GT insgesamt 50 973 Mitarbei- ter/innen beschäftigt, darunter 23 477 im Bereich der Leistungsgewährung; 19 324 im Bereich Markt und In- tegration von 25-Jährigen und Älteren und 6 311 im Be- reich Markt und Integration von unter 25-Jährigen. Alle drei Bereiche beinhalten die Aufgabe „Überwa- chung und Kontrolle“ von Arbeitslosengeld II-Empfän- gern (zum Beispiel im Rahmen der Nachhaltung der Eingliederungsvereinbarung, der Vermittlung oder des Außendienstes). Eine differenzierte Darstellung des per- sonellen Aufwandes für die Aufgabe „Überwachung und Kontrolle“ von Arbeitslosengeld II-Empfängern sowie des finanziellen Aufwandes für diese Aufgabe ist des- halb nicht möglich. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des Abgeordneten Alexander Ulrich (DIE LINKE) (Drucksache 16/1604, Frage 34): Wie beurteilt die Bundesregierung den Vorgang, dass die EU-Kommission in ihren Leitlinien für die Entsendung von Arbeitnehmern im Rahmen der Erbringung von Dienstleistun- gen (KOM (2006) 159) genau diejenigen nationalen Kontroll- möglichkeiten gegenüber Lohn- und Sozialdumping, wie zum Beispiel die Anforderung einer Vorbeschäftigung von Dritt- staatsangehörigen oder die Vorhaltung einer zustellfähigen Adresse im Tätigkeitsland, wieder einschränken möchte, die das Europäische Parlament und auch die EU-Kommission aus der geänderten Fassung der Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt gestrichen hatte? Die Bundesregierung sieht Teile der Mitteilung durchaus kritisch. Deshalb hat sie die Kommission da- rauf hingewiesen, dass eine im nationalen Entsenderecht enthaltene Verpflichtung zur Bestellung eines Zustel- lungsbevollmächtigten aus ihrer Sicht keine unzulässige Vorgehensweise im Sinne der Kommissionsmitteilung darstellt. Anders ist die Situation bei der Frage der Vor- beschäftigungszeit: Auf die Anforderung einer Vorbe- schäftigung von Drittstaatsangehörigen bei dem entsen- denden Unternehmen muss bereits aufgrund des Urteils d d E V f M r A d d ( D s s a s m r A l a A d A G Z v t s s a B M v l (C (D es Europäischen Gerichtshofs vom 19. Januar 2006 in er Rechtssache C-244/04 verzichtet werden. In dieser ntscheidung wurde die bisher in Deutschland verlangte orbeschäftigung als Verstoß gegen Art. 49 EG-Vertrag ür gemeinschaftsrechtswidrig erklärt. Insoweit gibt die itteilung lediglich die neueste Rechtsprechung des Eu- opäischen Gerichtshofs wieder. nlage 50 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen es Abgeordneten Alexander Ulrich (DIE LINKE) Drucksache 16/1604, Frage 35): Welche Position vertritt die Bundesregierung hinsichtlich der Kritik von Gewerkschaften, dass mit der gegenwärtigen Fassung des Artikels 1 Abs. 6 im geänderten Vorschlag der EU-Kommission zur Dienstleistungsrichtlinie nicht gewähr- leistet ist, dass gewerkschaftliche Rechte, Arbeitskampfmaß- nahmen und das kollektive Arbeitsrecht nicht von der Richt- linie berührt werden? Die Bundesregierung teilt diese Befürchtung nicht. urch eine sprachliche Korrektur in der deutschen Fas- ung des Entwurfstextes zu Art. 1 Abs. 6 konnte inzwi- chen deutlicher als bislang klargestellt werden, dass uch das kollektive Arbeitsrecht als die Beziehung zwi- chen Gesamtheiten von Arbeitgebern und Arbeitneh- ern, zu den von der Richtlinie ausgenommenen Mate- ien zählt. Arbeitskampfmaßnahmen werden im Text des rt. 1 Abs. 7 als Ausnahmetatbestand sogar ausdrück- ich angesprochen. Weitere Klarstellungen ergeben sich us dem vorgesehenen Erwägungsgrund 6 g. nlage 51 Antwort es Parl. Staatsministers Gernot Erler auf die Fragen des bgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/1374, Fragen 36 und 37): Wie beurteilt die Bundesregierung die aktuelle Situation von Lesben und Schwulen in Russland und Polen vor dem Hintergrund aktueller Verbotsverfügungen gegen die dortigen Lesben- und Schwulenparaden? In welcher Form hat die Bundesregierung den Regierun- gen von Polen und Russland im Hinblick auf die Europäi- schen Menschenrechtskonvention deutlich gemacht, dass De- monstrationen von Lesben und Schwulen grundsätzlich zuzulassen sind und gegebenenfalls gegen gewalttätige Über- griffe von Rechtsradikalen oder religiösen Fundamentalisten zu schützen sind? u Frage 36: Grundsätzlich garantiert Russland in der Verfassung on 1993 alle Menschenrechte und bürgerliche Freihei- en. Über gezielte staatliche Diskriminierung Homo- exueller ist nichts bekannt. Der das Verbot homo- exueller Handlungen betreffende Paragraf wurde 1993 us dem Strafgesetzbuch gestrichen. Nach Kenntnis der undesregierung wurde die für den 27. Mai 2006 in oskau geplante „Gay-Parade“ mit der Begründung erboten, die Veranstaltung könne Protestaktionen aus- ösen und somit Verletzungen der öffentlichen Ordnung 3468 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) ) (B) ) nach sich ziehen. Presseberichten zufolge wurde die Klage der Veranstalter in erster Instanz abgelehnt. Sie wollen nun in Berufung gehen und sich wenn nötig an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wen- den. Nach Kenntnis der Bundesregierung besteht gegen die am 10. Juni 2006 in Warschau geplante „Parade der Toleranz“ keine Verbotsverfügung. Die Menschenrechte und bürgerlichen Freiheiten sind in der polnischen Ver- fassung garantiert. Zu Frage 37: Russland bekennt sich zu den Normen des Europarats und der Europäischen Menschenrechtskonvention. Darin sind Grundrechte wie Rede-, Meinungs- und Versamm- lungsfreiheit festgelegt. Die Bundesregierung führt sowohl bilateral als auch im Rahmen der EU sowie im Europarat einen engen Dialog mit der russischen Regierung, der Gelegenheit bietet auch schwierige Themen wie Sorgen bezüglich der Lage der Menschenrechte in Russland anzusprechen. Bereits Ende April wurden Homosexuelle in Moskau bei einer Abendveranstaltung von orthodoxen Demon- stranten angegriffen. Damals schritt die Miliz nach Kenntnis der Bundesregierung so ein, dass der Abzug der Teilnehmer gesichert werden konnte. Zu dem Vorfall am 27. Mai 2006 müssen erst die genauen Umstände aufgeklärt werden. Polen bekennt sich als Mitglied der Europäischen Union zu den zugrunde liegenden Werten der Union, die auch die Normen der Europäischen Men- schenrechtskonvention, also insbesondere ebenfalls die Grundrechte der Rede-, Meinungs- und Versammlungs- freiheit einschließen. In der Frage der für den 10. Juni 2006 in Warschau geplanten „Parade der Toleranz“ ist die Bundesregierung mit der polnischen Regierung im Gespräch und hat insbesondere die Bedeutung der Si- cherheit der Teilnehmer unterstrichen. Die polnische Re- gierung hat wiederholt versichert, dass sie der Frage der Sicherheit aller Teilnehmer besondere Aufmerksamkeit schenke. Anlage 52 Antwort des Staatsministers Gernot Erler auf die Fragen des Ab- geordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1604, Fragen 38 und 39): Kann die Bundesregierung bestätigen, dass angesichts wachsender Spannungen in der Demokratischen Republik Kongo die dortige Katholische Bischofskonferenz (CENCO), Erzbischof Laurent Monsengwo, Präsident Dr. Etienne Tshisekedi der Oppositionspartei UDPS, die Chefs Jean- Pierre Bemba und Azarias Riberwa der beiden größten ehe- maligen Rebellenbewegungen sowie andere politische Par- teien fordern, bis zum 30. Juni 2006 die für den Fall solcher Entwicklung vom „Internationalen Komitee zur Begleitung des Übergangsprozesses“ (CIAT) vorgesehene politische Dia- loggruppe einzuberufen, und ist die Bundesregierung bereit, zur Unterstützung dieser Forderung unverzüglich durch die deutsche Botschaft in Kinshasa sowie in allen zuständigen in- ternationalen Gremien eine diesbezügliche Initiative zu er- greifen und zu fördern? Z c U n K e k g l t D s s m c – m u W g s s m d g f s Ü V A w o u d d g t d s u Z m s 3 w w g o (C (D Ist der Bundesregierung bekannt, dass der bevorstehende Wahlprozess in der Demokratischen Republik Kongo insge- samt in Frage gestellt ist, weil mit der Präsidenten- und Parla- mentswahl bisher nur der erste Wahlgang terminiert wurde statt auch der zweite (Präsidentenstich-, Gouverneurs- und Provinzparlamentswahl), und wird die Bundesregierung die Beteiligung der Bundeswehr an einer EU-Militärmission in der Demokratischen Republik Kongo davon abhängig ma- chen, dass der gesamte Wahlprozess festgelegt, vorbereitet so- wie durch die einzusetzende CIAT-Dialoggruppe unterstützt wird? u Frage 38: Der Bundesregierung ist die Forderung einzelner Kir- henvertreter und der kongolesischen Oppositionspartei DPS (Union Pour la Démocratie et le Progrès Social) ach Neuauflage des „Interkongolesischen Dialogs“ zur lärung der Frage des rechtlichen Rahmens nach offizi- llem Ende der Übergangsphase am 30. Juni 2006 be- annt. Das Internationale Begleitkomitee der Über- angsphase (CIAT) und damit auch Deutschland als okale EU-Präsidentschaft und eines der Mitglieder, un- erstützen diese Forderung nicht. Alle Parteien in der emokratischen Republik Kongo hatten Gelegenheit, ich an dem Wahlprozess zu beteiligen. Das kongolesi- che Parlament hat dazu mit dem Wahlgesetz die Rah- enbedingungen geschaffen, deren Regeln für alle glei- hermaßen gelten. Die Internationale Gemeinschaft das sind CIAT, VN-Generalsekretär Annan, EU – hat ehrfach dazu aufgerufen, dass alle politischen Kräfte nter Beachtung demokratischer Spielregeln an der ahl teilnehmen sollen. Die UDPS hat sich selbst aus- eschlossen, was auch innerhalb der Partei nicht unum- tritten ist. Wir haben dies bedauert und auch über un- ere Botschaft vor Ort in Kinshasa an Versuchen itgewirkt, diese Haltung zu ändern. Allerdings wird urch eine solche Entscheidung Einzelner nicht die Le- itimität und Glaubwürdigkeit des Wahlprozesses in- rage gestellt. Entgegen der Interpretation der UDPS ent- teht zum Zeitpunkt des offiziellen Endes der bergangsphase am 30. Juni 2006 kein rechtliches akuum: Die Übergangsinstitutionen bestehen gemäß rt. 222 der neuen kongolesischen Verfassung so lange eiter, bis sie durch gewählte ersetzt werden. Mit dem ffiziellen Beginn des Wahlkampfes am 29. Juni 2006 nd dem ersten Wahlgang der Präsidentschafts- sowie en Parlamentswahlen am 30. Juli 2006 werden hierzu eutliche Schritte unternommen. Gerade um die Über- angsinstitutionen durch demokratisch gewählte Institu- ionen zu ersetzen, ist eine möglichst baldige Abhaltung er Wahlen wünschenswert. Ein breiter Interkongolesi- cher Dialog würde den Wahltermin weiter verschieben nd möglicherweise weitere Konflikte auslösen. u Frage 39: Die Vorbereitungen für die Präsidenten- und Parla- entswahlen in der Demokratischen Republik Kongo ind derzeit im Zeitplan. Die erste Wahlrunde ist für den 0. Juli 2006 vorgesehen. Für die Wahl des Präsidenten ird ein zweiter Wahlgang in Form einer Stichwahl not- endig, wenn keiner der Kandidaten im ersten Wahl- ang eine absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Für das ffizielle Ergebnis der Parlamentswahlen ist wegen des Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 3469 (A) ) (B) ) komplizierten Wahlmodus kein genauer Termin voraus- sagbar. Für die Auszählung der Stimmen der Präsident- schaftswahl werden einige Wochen veranschlagt. Die Provinz- und Lokalwahlen sollen am selben Tag stattfin- den wie der mögliche zweite Wahlgang der Präsidenten- wahl. Die Frist für die Registrierung der Kandidaten für die Provinzwahlen ist am 26. Mai 2006 abgelaufen. Der weitere Wahlkalender soll nach Vorliegen der endgülti- gen Kandidatenlisten für die Provinz- und Lokalwahlen voraussichtlich schon Mitte Juni festgelegt werden. So- wohl CIAT als auch die Unabhängige Wahlkommission (CEI) streben danach, den zweiten Wahlgang so zügig wie möglich und technisch und logistisch umsetzbar ab- zuhalten. Die EU-Operation EUFOR RD CONGO ist für einen Zeitraum von 4 Monaten ab dem ersten Wahlgang geplant. Hinzu kommt die Zeit für Verlegung und Rück- verlegung der Kräfte. Die Bundesregierung ist sich mit ihren Partnern in der Europäischen Union in der Ein- schätzung einig, dass ein Zeitraum von vier Monaten ausreichend sein wird, um den Wahlprozess zu einem Abschluss zu bringen. Dieser Zeitraum erscheint im Hinblick auf die Dauer des Auszählungsverfahrens, auch wenn ein zweiter Wahlgang zur Wahl der Präsidenten er- forderlich werden sollte, und im Hinblick auf den Zeit- bedarf bis zur Amtseinführung des Präsidenten ausrei- chend und realistisch. Dieser Zeitraum ist auch so in der Resolution 1671 (2006) des VN-Sicherheitsrats vorgese- hen. Die Europäische Union ist von den Vereinten Natio- nen gebeten worden, die laufende VN-Friedensmission MONUC in der potenziell kritischen Phase während des Wahlprozesses zu unterstützen, nicht jedoch diese Mis- sion zu übernehmen oder sie in Teilen zu ersetzen. Es obliegt dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, für die Folgezeit mögliche weitere Maßnahmen zu treffen. Anlage 53 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) (Drucksache 16/1604, Fragen 40 und 41): Mit welchen konkreten Maßnahmen beabsichtigt die Bun- desregierung, auf die im aktuellen Verfassungsschutzbericht do- kumentierte Zunahme rechtsextremistischer Gewalttaten zu rea- gieren (vergleiche Verfassungsschutzbericht 2005, Seite 25 ff.)? Was gedenkt die Bundesregierung konkret zu unterneh- men, um vorhandene so genannte national befreite Zonen zu beseitigen und deren weitere Ausbreitung zu verhindern? Zu Frage 40: Grundlage für die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung des Rechtsextremismus bildet der „Be- richt über die aktuellen und geplanten Maßnahmen und Aktivitäten der Bundesregierung gegen Rechtsextremis- mus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt“ vom 14. Mai 2002 (Bundestagsdrucksache 14/9519). Die dort aufgeführten Maßnahmen sind nach wie vor ak- tuell und werden unvermindert durchgeführt. Die Zu- nahme rechtsextremistischer Gewalttaten steht nach ers- ten Analysen im Zusammenhang mit einer deutlich erhöhten Zahl von Demonstrationen und den daraus ent- s L L s s g W k f c ü w r z k v l v g p r Z w Z v r d G c a u l A d d ( Z V n h u (C (D tehenden gewalttätigen Auseinandersetzungen mit inksextremisten. Das BfV wird zusammen mit den andesämtern im Vorfeld derartiger Veranstaltungen eine Beobachtungen noch weiter verstärken, um die zu- tändigen Sicherheitsbehörden möglichst frühzeitig über eplante Gewaltaktionen unterrichten und auf diese eise deren lageangepasstes Vorgehen gewährleisten zu önnen. Soweit Gewalttaten spontan und unter Alkoholein- luss begangen werden, ist die Prävention durch die Si- herheitsbehörden ungleich schwerer. Insofern wird zu berlegen sein, wie die Polizeipräsenz vor Ort erhöht erden kann. Auch kommt der Zivilcourage der Bürge- innen und Bürger hier eine entscheidende Bedeutung u. So hat der Bundesminister des Innern die Öffentlich- eit aufgerufen, niemals wegzusehen, wenn andere Opfer on Gewalt und Extremismus zu werden drohen. Paral- el dazu unterstützt die Bundesregierung eine Vielzahl on Projekten, die rechtsextremistischer Gewalt vorbeu- en, wie aktuell die Aufklärungs- und Informationskam- agne über Rechtsextremismus der Innenministerkonfe- enz der Länder und des Bundes, die bundesweit für die ielgruppe 13 bis 16-jähriger in Schulen durchgeführt ird. u Frage 41: „National Befreite Zone“ ist ein Propagandabegriff on Rechtsextremisten, der suggerieren soll, es gäbe Be- eiche in Deutschland, in denen Ausländer nicht gedul- et werden. Dies entspricht nicht der Realität. Solche ebiete darf und wird es bei uns nicht geben. Wie die Si- herheitsbehörden der Länder bestätigt haben, gibt es sie uch nicht. Vielmehr wird das staatliche Gewaltmonopol nseres freiheitlichen Rechtsstaats überall in Deutsch- and konsequent durchgesetzt. nlage 54 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Fragen er Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) Drucksache 16/1604, Fragen 42 und 43): Worin sieht die Bundesregierung (Verfassungsschutzbe- richt 2005, Seite 175, 176) nach den §§ 3 und 4 des Bundes- verfassungsschutzgesetzes eindeutige und ausreichende An- haltspunkte, die die Einstufung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. (VVN/BdA) als linksextreme Organisa- tion rechtfertigen? Worin sieht die Bundesregierung die Verfassungsfeind- lichkeit der VVN/BdA bei ihrem „Kampf gegen angeblichen ,Geschichtsrevisionismus‘“ begründet, und ist die Bundesre- gierung nicht der Ansicht, dass man vehement gegen die tat- sächliche Leugnung der NS-Verbrechen durch den deutschen Rechtsextremismus vorgehen muss? u Frage 42: Die grundsätzliche Bewertung, dass es sich bei der VN-BdA um eine linksextremistisch beeinflusste Orga- isation handelt, beruht auf einer Gesamtschau der vor- andenen tatsächlichen Anhaltspunkte im Sinne der §§ 3 nd 4 BVerfSchG. Das politische Orientierungsmuster 3470 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 (A) (C) (B) ) dieser Organisation ist nach wie vor die klassische ortho- doxkommunistische „Antifaschismus-Doktrin“. Danach wurzelt „Faschismus“ maßgeblich in „kapitalistischen Ordnungssystemen“. Der „Faschismus“ könne daher „mit seinen Wurzeln“ nur durch vollständige Beseitigung der marktwirtschaftlichen Ordnung überwunden werden. So bekräftigte einer der beiden Bundesvorsitzenden der VVN-BdA, Prof. s. c. Heinrich Fink – entgegen der sei- tens beeinflusster Organisationen typischerweise geübten Zurückhaltung: „Den Vorwurf, wir seien in welcher Art und Weise auch immer staatstragend, möchte ich deutlich zurückweisen. Das Gegenteil ist der Fall.“ („junge Welt“ vom 14/15. Januar 2006). Darüber hinaus solidarisiert sich die VVN-BdA mit gewaltbereiten Autonomen. Zu Frage 43: Die Bundesregierung bekämpft, ausgehend von der freiheitlich-demokratischen Ausrichtung des Grundge- setzes, jegliche Erscheinungsformen des Extremismus. Dazu gehört selbstverständlich auch das Vorgehen gegen Leugnung oder Relativierung der durch Nationalsozia- listen begangenen Verbrechen. Die VVN-BdA lehnt jed- wede Kritik am kommunistischen System als „Ge- schichtsrevisionismus“ ab. Beleg hierfür ist die Aussage Finks in der Tageszeitung „junge Welt“ vom 14./15. Ja- nuar 2006: „Parallel dazu propagieren Politiker der eta- blierten Parteien immer öfter, daß es sich sowohl bei der DDR als auch beim deutschen Faschismus um zwei ebenbürtige Diktaturen gehandelt habe. Dieser Art von Anlage 55 Amtliche Mitteilung Die Fraktion DIE LINKE hat mit Schreiben vom 24. Mai 2006 zum Antrag der Bundesregierung Fortset- zung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Unterstützung der Überwachungsmission AMIS der Afrikanischen Union (AU) in Darfur/ Sudan auf Grundlage der Resolutionen 1556 (2004) und 1564 (2004) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. September 2004 – Drucksachen 16/1508, 16/1609 – mitgeteilt: Sehr geehrter Herr Präsident, Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 18. Mai 2006 stimme ich namens der Fraktion DIE LINKE der Bitte der Bundesregierung zu, den Antrag zur Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Überwachungsmission AMIS der Afrikanischen Union (AU) in Darfur/Sudan auf Grundlage der Resolutionen 1556 (2004) und 1564 (2004) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. Septem- ber 2004 im vereinfachten Zustimmungsverfahren nach § 7 in Verbindung mit § 4 Abs. 1 S. 4 Parlamentsbeteili- gungsgesetz zu behandeln. Die Zustimmung zu diesem Verfahren ändert jedoch nichts an der Ablehnung bzw. Nichtzustimmung zum Antrag auf Fortsetzung des Einsatzes durch die Mitglie- Geschichtsrevisionismus müssen wir offensiv entgegen- treten. Unser Verband meidet daher auch den von ande- ren häufig verwandten Begriff Nationalsozialismus. Er dient einzig der Delegitimierung des Sozialismus.“ d (D er meiner Fraktion. Mit freundlichen Grüßen Dr. Gregor Gysi 37. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 1. Juni 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35 Anlage 36 Anlage 37 Anlage 38 Anlage 39 Anlage 40 Anlage 41 Anlage 42 Anlage 43 Anlage 44 Anlage 45 Anlage 46 Anlage 47 Anlage 48 Anlage 49 Anlage 50 Anlage 51 Anlage 52 Anlage 53 Anlage 54 Anlage 55
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Vor Eintritt in die Tagesordnung einige amtliche Mit-
teilungen:

Der Kollege Ruprecht Polenz feierte am 26. Mai und
der Kollege Eike Hovermann am 27. Mai seinen
60. Geburtstag. Im Namen des ganzen Hauses gratuliere
ich den beiden Kollegen nachträglich sehr herzlich.


(Beifall)


Die Kollegin Mechthild Dyckmans hat ihr Amt als
Schriftführerin niedergelegt. Als Nachfolgerin schlägt
die Fraktion der FDP die Kollegin Angelika Brunkhorst
vor. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist so beschlossen.

Die Fraktion der SPD teilt mit, dass der Kollege
Christian Lange sein Amt als Mitglied im Gremium ge-
mäß § 23 c Abs. 8 des Zollfahndungsdienstgesetzes auf-
gibt. Als Nachfolgerin wird die Kollegin Ute Berg vor-
geschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
offenkundig der Fall. Die Kollegin Ute Berg ist somit
ebenfalls gewählt.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene

Redet
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus Kurth,
Irmingard Schewe-Gerigk, Britta Haßelmann, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Alternativen zum Heim schaffen – Ambulante Angebote
für Menschen mit Behinderungen weiterentwickeln und
ausbauen
– Drucksache 16/1644 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit

ZP 2 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem E
Übereinkommen vom 6. November 2003 übe

(r – Drucksache 16/1346 – (C (D ung en 1. Juni 2006 0 Uhr Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 16/1664 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Peter Jahr
Dr. Wilhelm Priesmeier
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Bärbel Höhn

ZP 3 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD: Lage am Ausbildungsmarkt – Ausbildungs-
pakt als Chance für Unternehmen, junge Menschen und
den Arbeitsmarkt

ZP 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des In-
nenausschusses (4. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeord-
neten Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Grietje
Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Überwachung von Journalisten durch den Bundesnach-
richtendienst

– Drucksachen 16/85, 16/1656 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Clemens Binninger
Klaus Uwe Benneter
Dr. Max Stadler
Ulla Jelpke
Wolfgang Wieland

ext
Die Tagesordnungspunkte 9 und 11 sollen in der Folge
getauscht werden.

Außerdem soll statt des Tagesordnungspunkts 8 c
– Beratung eines Zwischenberichts – die mittlerweile
fertig gestellte Beschlussempfehlung des Innenausschus-
ses zu der Vorlage aufgerufen werden.

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? –
Das ist offensichtlich der Fall. Dann ist so beschlossen.

den Tagesordnungspunkt 1 auf:

nde

sachen 16/1604, 16/1645 –
uropäischen
r den Schutz
evidiert)

Ich rufe nun

Fragestu

– Druck






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Zunächst einmal behandeln wir die dringlichen Fra-
gen. Sie betreffen den Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für Arbeit und Soziales. Zur Beantwortung
steht der Parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes
zur Verfügung.

Wir kommen zur dringlichen Frage 1 des Kollegen
Dirk Niebel:

Wie stellt sich die Bundesregierung zu Absprachen zwi-
schen dem Bundesminister für Arbeit und Soziales, Franz
Müntefering, und dem Bundesminister der Finanzen, Peer
Steinbrück, zur Entlastung des Bundeshaushalts den Aussteu-

(„Financial Times Deutschland“ vom 30. Mai 2006)


F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603700100


Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Werter Kollege Niebel, nach § 46 Abs. 4 des Zweiten
Buchs Sozialgesetzbuch entspricht der Aussteuerungs-
betrag dem Zwölffachen der durchschnittlichen monatli-
chen Aufwendungen für Arbeitslosengeld II, Sozialgeld
und Beiträgen zur Sozialversicherung im vorangegange-
nen Kalendervierteljahr. Bei der Abrechnung zum
15. Mai 2006 betrug dieser Betrag rund 10 000 Euro je
Abrechnungsfall. Eine Absprache, diese Regelung zu
ändern, gibt es nicht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603700200

Nachfrage, Kollege Niebel? – Bitte.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1603700300

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, der Kollege

Kampeter von der CDU/CSU-Fraktion hat gestern in ei-
ner dpa-Meldung verlauten lassen – ich zitiere –:

Die schlechten Risiken wandern nach einem Jahr in
den Hartz-IV-Bereich. Das heißt: Während die Ar-
beitslosigkeit im Beitragsbereich (SGB III) gegen-
über dem Vorjahr erheblich abnimmt, ist im steuer-
finanzierten Hartz-IV-Bereich (SGB II) ein Zu-
wachs zu verzeichnen.

Können Sie vor diesem Hintergrund ausschließen, dass
im Verlauf dieses Jahres der Aussteuerungsbetrag in ir-
gendeiner Weise noch verändert wird?

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603700400


Herr Niebel, es ist so, dass mit der Absenkung des
Aussteuerungsbetrags der Istentwicklung nach den ers-
ten beiden Abrechnungen zum 15. Februar und 15. Mai
dieses Jahres Rechnung getragen worden ist. Ich will
mich hier überhaupt nicht irgendwelchen Spekulationen
anschließen. Die faktische Entwicklung bleibt abzuwar-
ten. Ich stelle hier fest, dass wir den Betrag der Istent-
wicklung angeglichen haben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603700500

Weitere Nachfrage? – Bitte.

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(C (D He Sie können nicht ausschließen, dass im Laufe des ahres der Aussteuerungsbetrag verändert wird. – Vor em Hintergrund dessen, dass die Bundesagentur bei der etreuung der Arbeitslosen den Schwerpunkt ihrer Interationstätigkeit offenkundig auf den Arbeitsloseneld-I-Bereich legt, um – vermeintlich – ihren eigenen aushalt gegenüber dem des Bundes zu schonen, würde ch gerne wissen, wie Sie die Haushaltsrisiken bei weiteem Fortfahren der Bundesagentur in diesem Sinne einchätzen. F Ich glaube, dass wir Haushaltsrisiken in der Form icht einzuschätzen brauchen, weil sich die Entwicklung n der Bundesagentur relativ gut darstellt. Bei der Enticklung der Ausgaben für Leistungen nach dem SGB II üssen wir uns ganz einfach vor Augen führen, dass ich das, was manchmal mit solchen Fragestellungen imliziert wird, nämlich dass es sich bei der Entwicklung ort um eine Explosion handelt, nicht durch Fakten beleen lässt. Es gibt keine explosionsartige Zunahme der Kosten. ch will Ihnen das anhand der Zahlen für die ersten vier onate dieses Jahres zu erläutern versuchen. Wir haben usgaben gehabt im Januar von 2,46 Milliarden Euro, m Februar von 2,25 Milliarden Euro, im März von ,26 Milliarden Euro und im April von 2,22 Milliarden uro. Ich glaube, dass im Haushaltsausschuss gestern ie richtigen Entscheidungen getroffen worden sind, soass ich die Risiken, die Sie beschreiben, nicht sehe. Wir sollten uns ein Stück weit mit den positiveren Areitsmarktdaten auseinander setzen, die wir seit Mai haen. Es ist gut, wenn wir im Vergleich zum Vorjahr 55 000 Arbeitslose weniger haben. Es ist gut, wenn wir ehen, dass die Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Ererbstätigkeit relativ stark zunehmen. Das ist eine er reuliche Entwicklung, die auch positive Auswirkungen aben wird, insbesondere aufgrund der verstärkten Beühungen, die in den Arbeitsgemeinschaften, in den eistungszentren und bei den Optionskommunen jetzt nlaufen, sodass Menschen, die Leistungen nach dem GB II beziehen, auch Arbeit finden werden. Eine weitere Frage, und zwar der Kollegin Kornelia öller. Vielen Dank. – Herr Thönnes, in welcher Höhe rech et die Bundesregierung mit Einsparungen von Transfereistungen durch den vermehrten Einsatz von Sofortaßnahmen zur Überprüfung der Arbeitsbereitschaft nd in welchem zusätzlichen Umfang plant die Regieung den Einsatz von Sofortmaßnahmen? F Frau Möller, es ist unsere Aufgabe, mit den Steuermitteln effektiv umzugehen. Dementsprechend ist vorgesehen – das soll jetzt im SGB-II-Fortentwicklungsgesetz so geregelt werden –, dass dort, wo dies begründet und nachvollziehbar ist, Menschen, die länger arbeitslos sind und einen Antrag auf Arbeitslosengeld II stellen, Sofortmaßnahmen angeboten werden sollen. Wir gehen davon aus, dass mit dem SGB-II-Änderungsgesetz insgesamt gut 3,8 Milliarden Euro eingespart werden können. Das wird im Jahr der vollen Wirksamkeit der Fall sein. Sie wissen, dass es aufgrund der unterschiedlichen Möglichkeiten seitens der Administration, das umzusetzen, unterschiedliche Inkraftsetzungsdaten geben wird. Ich gehe davon aus, dass das in diesem Bereich mit dazu beitragen wird, die Solidarität zu stärken, indem Direktangebote unterbreitet werden; werden diese Angebote nicht angenommen, gibt es wohl auch keinen ernsthaften Bedarf. Danke. – Eine weitere Frage hat die Kollegin Katja Kipping. Herr Thönnes, Sie haben sich gerade selber skeptisch zu dem Begriff der Kostenexplosion geäußert. In der Unterrichtung der Bundesregierung an den Ausschuss für Arbeit und Soziales gibt es die Berechnung, wie viel Geld nach dem alten Recht insgesamt für Sozialhilfeempfänger und Langzeiterwerbslose hätte ausgegeben werden müssen. Da es in den Medien weiterhin gezielt gestreute Nachrichten über angebliche Kostenexplosionen gibt, frage ich Sie: Was ist nach Meinung der Bundesregierung der Hauptgrund für diese angeblich steigenden Ausgaben? F Frau Kipping, wir sollten realistisch mit den Zahlen umgehen und angesichts bestimmter Daten nicht panisch reagieren. Man kann davon ausgehen, dass, wenn man die alte Sachlage fortgeschrieben hätte, nach der auf der einen Seite Sozialhilfe und die Kosten der Unterkunft gezahlt werden und auf der anderen Seite die Arbeitslosenhilfe als getrenntes System existiert, Aufwendungen in einer Größenordnung von 35,5 Milliarden Euro entstanden wären. Nach der Zusammenführung, also nach neuem Recht, betrugen die Istausgaben im Jahr 2005 37,3 Milliarden Euro. Das ist keine Kostenexplosion und auch kein sozialer Kahlschlag, wie das an mancher Stelle von der anderen Seite behauptet wird. Kenner der Szene wissen, dass es im alten Sozialhilferecht eine Dunkelziffer gab, dass einer von drei Menschen, die berechtigt gewesen wären, Sozialhilfe zu beziehen, diesen Anspruch nicht geltend gemacht hat. Unter dem neuen Recht machen nun auch diese Sozialhilfeberechtigten Gebrauch von ihrem Anspruch. t d r T t w d i r d Ä e i r n m E s r D c K g W d d O l B v e f G d b P v w j m n e w k (C (D Vor diesem Hintergrund sage ich deutlich: Wir wollen mit der Zusammenführung der Arbeitslosenhilfe und er Sozialhilfe eine Verbesserung für die Menschen ereichen, die gerade in der Sozialhilfe zu einem großen eil von den Angeboten der Arbeitsförderung, den Leis ungen zur Integration ausgeschlossen waren. Das haben ir mit der Reform erreicht. Von daher ergibt sich an ieser Stelle ein Anstieg der Zahl der Menschen, die von hrem Rechtsanspruch Gebrauch machen und die Fördeungsmöglichkeiten der Arbeitsverwaltung nutzen. Eine weitere Frage hat der Kollege Klaus Brandner. Herr Staatssekretär, die Praxis bei der Bekämpfung es Leistungsmissbrauchs soll jetzt durch das SGB-IInderungsgesetz aufgegriffen werden. Können Sie uns rklären, (Dirk Niebel [FDP]: Aber das hat doch mit der Ursprungsfrage gar nichts zu tun!)

Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1603700600
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603700700
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603700800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603700900
Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603701000




(A) )


(B) )

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603701100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603701200
Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603701300
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603701400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603701500
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603701600

nwiefern durch dieses Gesetz Kosteneinsparungen er-
eicht und Leistungsmissbräuche verhindert werden kön-
en?

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603701700

Herr Kollege Brandner, aus der Praxis gab es – diese

rfahrung machen alle, wenn sie die Arbeitsgemein-
chaften oder Leistungszentren besuchen – die Forde-
ung nach der Erweiterung der Abfragemöglichkeiten.
iese haben wir aufgegriffen. Die Träger der Grundsi-

herung für Arbeitsuchende können künftig Daten des
raftfahrt-Bundesamtes und der Meldebehörden abfra-
en und auch das Vorhandensein von Autos oder die
ohnsituation der Leistungsbezieher überprüfen. Außer-

em gibt es einen automatisierten Datenabgleich. Bereits
er erste Abgleich, den die Bundesagentur für Arbeit im
ktober 2005 durchgeführt hat, hat Leistungsüberzah-

ungen aufgedeckt. Es gibt eine vorläufige Schätzung der
A; sie beläuft sich auf 35 Milliarden Euro.

Ich weise darauf hin, dass nun auch im EU-Ausland
orhandenes Vermögen überprüft werden kann. Es gibt
ine Konkretisierung der Verantwortlichkeit bei der Ver-
olgung von Ordnungswidrigkeiten im Bereich der
rundsicherung. Wir haben die Zusammenarbeit mit
em Zoll gestärkt, weil wir insbesondere Leistungsmiss-
rauch und Schwarzarbeit bekämpfen wollen. In der
raxis hat sich auch gezeigt, dass die Entscheidungen
on den vor Ort Tätigen nicht allein im Büro getroffen
erden können. Deswegen haben wir vorgesehen, dass

etzt ein Außendienst zur Vermeidung von Leistungs-
issbrauch eingerichtet wird. Das alles wird in die Maß-

ahmen Eingang finden, mit denen 3,8 Milliarden Euro
ingespart werden.

Wenn durch das Aufdecken von Leistungsmissbrauch
eitere Finanzmittel eingespart werden können, dann
ann das nur im Sinne der Steuerzahler und auch im






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes
Sinne der Betroffenen sein, weil dann schlichtweg mehr
Mittel zur Integration zur Verfügung stehen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603701800

Ich mache darauf aufmerksam, dass es noch eine

ganze Reihe von Wortmeldungen gibt. Ich bitte deswe-
gen um kurze Beantwortung.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wenn das dann als unzureichend bezeichnet wird, ist das nicht in Ordnung!)


Die nächste Frage stellt der Kollege Jörg Rohde.


Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1603701900

Herr Staatssekretär, Sie haben gesagt, dass Sie nicht

denken, dass weitere Kosten im Bereich des SGB II auf
den Bundeshaushalt zukommen. Vor dem Hintergrund,
dass durch das neue Gesetz der Kreis der bisherigen
Leistungsempfänger, die die Kosten für die Unterkunft
von den Kommunen erstatten bekommen, beispielsweise
um BAföG-Empfänger erweitert wird, frage ich: Ist es
Strategie der Bundesregierung, die Kosten im Bundes-
haushalt konstant zu halten, indem sie auf die Kommu-
nen abgewälzt werden?

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603702000


Herr Kollege Rohde, in diesem Gesetz gibt es eine
klare Aufteilung: Der Bund übernimmt die Transferleis-
tungen, was zu einer erheblichen Entlastung der Kom-
munen beigetragen hat. Die Kommunen tragen die Kos-
ten für die Unterkunft. Die Beteiligung des Bundes
beträgt 29,1 Prozent. Im Herbst des letzten Jahres sind
wir in diesem Punkt noch einmal Kompromisse einge-
gangen, die zu einer Belastung des Bundes weit über
diesen Betrag in Höhe von 2,5 Milliarden Euro führen.
Im Ergebnis der gesamten gesetzlichen Neuregelungen
kann ich keine zusätzliche Belastung der Kommunen er-
kennen. Ich denke, es liegt genau die Aufgabenteilung
vor, die im Gesetz festgelegt worden ist.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist naiv!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603702100

Nächste Frage hat der Kollege Dr. Heinrich Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603702200

Herr Staatssekretär, sind Angaben in einem Artikel

des „Focus“ von Anfang der Woche zutreffend, dass
– bei gleicher Rechtslage – die Ausgaben für Hartz IV in
den ersten vier Monaten dieses Jahres um etwa
4 Milliarden Euro höher liegen als die Ausgaben im glei-
chen Zeitraum des Vorjahres? Können Sie bestätigen,
dass selbst bei einem sofortigen Greifen des SGB-II-
Fortentwicklungsgesetzes, das wir heute verabschieden
wollen, am Jahresende immer noch Mehrausgaben in
Höhe von rund 3 Milliarden Euro gegenüber dem Vor-
jahreszeitraum zu erwarten sind?

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(C (D F Ich konzentriere mich auf die Entwicklung, die durch ie Zahlen, die ich Ihnen gerade genannt habe, gekenneichnet ist. Wir gehen von einem Mehrbetrag in Höhe on circa 2,25 Milliarden Euro in den ersten vier Monaen aus. Wenn man diesen Betrag auf das Jahr hochrechet sowie die Tatsachen berücksichtigt, dass wir mit eier Reduzierung der Arbeitslosenzahl rechnen können nd dass gestern vom Haushaltsausschuss eine Sperre in öhe von 1,1 Milliarden Euro beim Eingliederungstitel eschlossen wurde, dann kann man sagen, dass Ihre geußerten Befürchtungen nicht eintreten werden. Die nächste Frage hat der Kollege Dr. Ralf rauksiepe. Herr Staatssekretär, die Fragen der FDP beziehen sich uf die finanziellen Konsequenzen der gesetzlichen aßnahmen im Bereich des SGB II. Es ist unstrittig, ass wir darauf achten müssen, dass die Haushaltsanätze eingehalten werden. In diesem Zusammenhang ird viel über Missbrauchsbekämpfung gesprochen. önnen Sie im Zusammenhang mit den geplanten finan iellen Verbesserungen dieses Haus einmal darüber inormieren, was gerade für die Förderung der Menschen m Bereich des SGB II getan wird, (Dirk Niebel [FDP]: Das hat mit der Ausgangsfrage nichts zu tun!)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603702300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603702400
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1603702500

m die finanziellen Rahmenbedingungen einzuhalten,
orauf es der FDP ebenfalls ankommt.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist ja ein Missbrauch der Fragestunde, was der Kollege da macht! – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Niebel, wenn Sie von Missbrauch sprechen, dann werde ich doch sehr stutzig! – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Machen Sie doch erst einmal eine namentliche Abstimmung, damit Ihre Leute kommen! – Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Immer peinlich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603702600

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte darum,

hre Aufmerksamkeit dem Herrn Staatssekretär für die
eantwortung der Frage zu schenken.

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603702700

Herr Kollege Brauksiepe, ich habe vorhin ausgeführt,

ass es Bestreben des Gesetzgebers war, die beiden kon-
urrierenden Transfersysteme, nämlich Arbeitslosenhilfe
nd Sozialhilfe, zusammenzuführen, um denjenigen Men-
chen eine Perspektive zu geben, die als Sozialhilfeemp-
änger bislang von den Förderleistungen ausgeschlossen
aren. Bei dieser Personengruppe war es auch nicht
öglich, aus einer Hand weitere ergänzende Leistungen
ie Suchtberatung oder Schuldnerberatung anzubieten






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes
und mit Integrationsmaßnahmen dafür zu sorgen, dass
die Hemmnisse für eine Rückkehr auf den Arbeitsmarkt
beseitigt werden. Ich glaube, dass bestehende Diskrimi-
nierungen jetzt aufgehoben worden sind.

Wir haben einen stark verbesserten Betreuungsschlüs-
sel insbesondere im Bereich der jungen Menschen einge-
führt. Im Kern ist das gesetzliche Ziel erreicht worden,
dass ein Betreuer für 75 Jugendliche zuständig ist. Er
kann sich also viel besser um deren Integration küm-
mern. Noch vor einigen Jahren bestand die Situation,
dass 250 bis 300 Menschen auf einen Betreuer kamen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das funktioniert doch nicht!)


Ich will hinzufügen, dass man dem Bericht der Bun-
desagentur für Arbeit das positive Ergebnis entnehmen
konnte, dass im letzten Jahr 1,6 Millionen erwerbsfähige
Hilfebedürftige an Maßnahmen der aktiven Arbeitsför-
derung teilgenommen haben.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist Quatsch!)


In den ersten neun Monaten des letzten Jahres war bei
den entsprechenden Anträgen ein Anstieg von 16 Pro-
zent zu verzeichnen. 7,6 Millionen Anträge sind einge-
reicht worden. Das zeigt schlichtweg, wie der Sozialstaat
an dieser Stelle greift.

Es ist sehr gut, dass es uns gelungen ist, 350 000 er-
werbsfähigen hilfebedürftigen Jugendlichen eine Maß-
nahme der aktiven Arbeitsmarktförderung anzubieten
und zur Verfügung zu stellen. Das hat mit dazu beigetra-
gen, dass im letzten Jahr im Vergleich zum Jahr 2004
156 900 Jugendliche mehr ihre Arbeitslosigkeit beenden
konnten. Das zeigt, dass dort schrittweise ein positiver
Effekt der Reformen eintritt.

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Die Arbeits-
gemeinschaften und die Leistungszentren haben ihre or-
ganisatorischen Findungsprozesse jetzt weitgehend ab-
geschlossen und es werden Qualifizierungsmaßnahmen
für die Mitarbeiter durchgeführt. Es gibt ein starkes En-
gagement. Die Reform gewinnt daher zunehmend an
Wirkung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603702800

Die nächste Frage stellt die Kollegin Inge Höger-

Neuling.


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603702900

Herr Staatssekretär, Sie haben eben gesagt, es bestehe

kein Grund, panisch zu reagieren. Sie haben gesagt, es
gebe keine Kostenexplosion und es würden nur die
Rechtsansprüche, die den Menschen zustehen, wahrge-
nommen. Es gebe also keinen massenhaften Missbrauch.
Warum reagieren Sie dann panisch und bringen zwei
Tage vor der abschließenden Beratung des Hartz-IV-
Fortentwicklungsgesetzes Änderungsanträge ein,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Die Bundesregierung bringt gar keine Änderungsanträge ein, Frau Kollegin!)


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(C (D n denen massenhafter Missbrauch unterstellt wird, und rohen den Empfängern von Arbeitslosengeld II massiv it Leistungskürzungen, um Kosten einzusparen – an eblich gibt es ja keine Kostenexplosion – und den aneblichen Missbrauch zu bekämpfen? F Frau Kollegin, ich will auf Folgendes hinweisen: Die nträge wurden von den Regierungsfraktionen eingeracht. (Zurufe von der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Es ist richtig, dass mal ein bisschen Nachhilfe gegeben wird!)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603703000

Ich will Ihnen auch sagen, dass es völlig in Ordnung
st, bei Missbrauch Sanktionen vorzunehmen. Man muss
ich darüber im Klaren sein, worüber wir hier eigentlich
prechen. Es geht auf der einen Seite um die Arbeitslo-
engeld-II-Bezieher. Der übergroße Teil dieser Men-
chen will Arbeit haben. Die Arbeitsgemeinschaften
ümmern sich darum und sind sehr engagiert dabei. Auf
er anderen Seite tragen die Steuerzahlerinnen und Steu-
rzahler mit ihren Steuergeldern dazu bei, dass Solidari-
ät gewährleistet werden kann. Wenn jemand in Not ge-
aten ist, wenn jemand keine Arbeit hat, erhält er eine
ransferzahlung und es werden ihm Eingliederungsmaß-
ahmen angeboten. Das heißt, es besteht ein sozusagen
olidarischer Rechtsanspruch darauf, dass sich alle daran
eteiligen, sich zu integrieren, sich zu engagieren. Miss-
rauch bei denjenigen, die dies nicht tun, muss bekämpft
erden.

Dies gilt ja nicht für den Fall, dass jemand erstmalig
ine Arbeitsstelle ablehnt. Es sind jetzt Sanktionsmecha-
ismen in Bezug darauf vorgesehen, dass innerhalb ei-
es Jahres dreimal Pflichtverletzungen begangen wer-
en.


(Widerspruch bei der LINKEN)


n dieser Stelle muss man auch sagen: Man kann da-
aus, dass jemand dies tut, schließen, dass er die soziale
eistung vielleicht gar nicht braucht.


(Widerspruch bei der LINKEN)


er eine solche benötigt, wird sich integrieren und be-
eiligen.

Man muss auch einmal darüber reden, wie die Leis-
ungen ausgestattet sind: Es gibt den Regelsatz. Es gibt
ie Erstattung der Kosten für die Unterkunft. Es gibt ein
chonvermögen, das besser geregelt ist als in der Sozial-
ilfe. Es gibt Hinzuverdienstzuschläge. Es gibt die Mög-
ichkeit, etwas hinzuzuverdienen. – An der Stelle wird
eutlich, dass diejenigen, die die Solidaritätsleistungen
rbringen, einen Anspruch darauf haben, dass ihre Steu-
rmittel vernünftig für die Integration verwendet wer-
en. Solidarität darf an dieser Stelle keine Einbahnstraße
ein.


(Beifall bei der SPD – Kornelia Möller [DIE LINKE]: Das ist sie aber mit Ihrem Änderungsantrag geworden!)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603703100

Die nächste Frage geht an den Kollegen Jürgen

Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1603703200

Herr Staatssekretär, darf ich Sie fragen, wann Sie

denn Ihr Haus zu diesem Gesamtkomplex so im Griff
haben werden, wie Sie jetzt in der Lage sind, die Ant-
worten auf Zusatzfragen von Koalitionsabgeordneten
vom Zettel abzulesen?


(Heiterkeit bei der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Textbaustein!)


F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603703300


Da wir auch an anderer Stelle – Sie wissen das als
Haushälter – Antworten auf ähnliche Fragen zu geben
haben, wie es sich zum Beispiel mit Sanktionen verhält,
wie es sich mit Daten verhält, welche Maßnahmen er-
griffen worden sind usw., hat man eine Sammlung ent-
sprechender Daten, auf die man zurückgreifen kann.
Diese hat man in einer solchen Fragestunde mit, Kollege
Koppelin. Das dürfte Ihnen doch bekannt sein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Setzen! Fünf!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603703400

Die nächste Frage geht an den Kollegen Rolf Stöckel.


Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1603703500

Herr Thönnes, uns allen ist bekannt, dass das SGB II

ein Gesetz ist, das in wesentlichen Grundzügen von ei-
ner Kommission vorgeschlagen worden ist, die aus Wis-
senschaftlern, Experten, Gewerkschaftsvertreterinnen und
-vertretern sowie Arbeitgebervertreterinnen und -vertre-
tern bestanden hat. Außerdem ist das Gesetz im Vermitt-
lungsausschuss unter maßgeblicher Beteiligung der Bun-
desländer beschlossen worden.

Wir haben international die Erfahrung gemacht, dass
es bei ähnlichen Systemveränderungen drei bis fünf
Jahre gedauert hat, bis sie in der Praxis optimal umge-
setzt worden sind. Es gibt überall in dieser Republik Kri-
tik an diesem Gesetz. Einige fordern, es müsse ganz
weg, andere fordern eine Generalrevision. Ist der Bun-
desregierung irgendein ganzheitlicher Ansatz als Alter-
native zu der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und
Sozialhilfe bekannt, der die Zielsetzung auch im Inte-
resse der Betroffenen eventuell besser umsetzen könnte?

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603703600


Herr Stöckel, es handelt sich hier um eine der größten
Sozialreformen in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland;


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nächster Zettel! Textbaustein!)


das war ein sehr langwieriger Prozess. Was jetzt vorliegt,
ist das Ergebnis eines parlamentarischen demokratischen

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(C (D rozesses. Es sieht etwas anders aus als das, was die daalige Bundesregierung wollte. Durch das Zusammenführen von zwei Systemen zu inem wurde die Situation vieler arbeitsloser Menschen, nsbesondere der Sozialhilfeempfänger, verbessert, und war durch die Einbeziehung in die Fördermaßnahmen er Bundesagentur für Arbeit, in die Rentenversicheung, in die Krankenversicherung und in die Pflegeversiherung. An dieser Stelle mussten für die Umsetzung otwendige Organisationsstrukturen aus Mitarbeiterinen und Mitarbeitern aus der Arbeitsverwaltung und itarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Sozialverwal ungen der Kommunen neu geschaffen werden. Das anze arbeitsfähig zu machen, ist eine weitere große erausforderung. Es hat sich gezeigt, dass die Leistungsauszahlung um 1. Januar 2005 relativ ungebrochen erfolgt ist. Wir aben die Erfahrung gemacht, dass es etwas länger geauert hat, bis die Eingliederungsmaßnahmen gegriffen aben, dass es aber zunehmend gut vorangeht. In diesem mfang, bezogen auf heute über 5 Millionen betroffene enschen, findet man so etwas in Europa kaum. Ich laube, dass das System vor diesem Hintergrund relativ ut funktioniert. Es gibt Kritiken, so wie jetzt vom Bundesrechnungsof; das ist auch in Ordnung. Es gibt Punkte, die man ufgreifen muss. Wir werden weiterhin im Verfahren ersuchen müssen, effizient zu arbeiten und den Prozess u optimieren. Deswegen sind die Kontakte zu den Akeuren vor Ort ganz wichtig. Ich glaube, es gibt keine Alternative. Diesen Weg im ern weiter zu gehen, wird auch von einer großen parlaentarischen Mehrheit getragen. Wir werden das ma hen, mit Augenmaß, mit der Beachtung der Ausgaben, ber auch mit dem festen Ziel, zu helfen, zu stützen und enschen wieder in Arbeit zu bringen. Die nächste Frage geht an den Kollegen Frank Spieth. Herr Staatssekretär, Sie sprachen vorhin in der Ant ort auf eine Frage von notwendigen Sanktionen bei issbrauch. Sind Sie der Auffassung, dass mit den Kür ungen der Unterhaltsleistungen und insbesondere den etzt vorgesehenen Kürzungen der Leistungen für die osten der Unterkunft bei nicht mit dem Berater verab edeter Abwesenheit vom Wohnort Sanktionen verbunen sein sollten, die nach unserer Auffassung verfasungswidrig sind, weil sie eindeutig gegen Art. 1 des rundgesetzes und Art. 20 des Grundgesetzes verstoen? Halten Sie nicht eine Überprüfung der Verfassungsäßigkeit dieser Regelung vor einer Entscheidung hier m Deutschen Bundestag für dringend erforderlich? F Ich denke, dass die Regelung erstens verfassungsge äß und zweitens angemessen ist. Ich glaube schon, P Wenn jemand von seinen Rechtsansprüchen Gebrauch macht, die Solidarität derjenigen, die die steuerlichen Leistungen erbringen, in Anspruch nimmt, Transferleistungen erhält und sagt, dass er einen Arbeitsplatz oder einen Ausbildungsplatz will, dann kann man erwarten, dass er sich für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt zur Verfügung hält und vor Ort erreichbar ist und sich nicht ohne Absprache entfernt. Die Regelungen sind klar. Jeder weiß, welche Folgen die Abwesenheit haben kann. Ich halte die Regelung für vertretbar. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Die Folgen sind Obdachlosigkeit!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603703700
Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603703800
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603703900




(A) )


(B) )

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603704000


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603704100

Jetzt hat sich der Kollege Jürgen Koppelin zur Ge-

schäftsordnung gemeldet.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Uns hätte auch was gefehlt! – Klaus Brandner [SPD]: Uns hätte was gefehlt, genau!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1603704200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

glaube, wir können auf die Antworten zu den nächsten
drei dringlichen Fragen verzichten, da der Herr Staatsse-
kretär nicht in der Lage ist, konkret die Fragen zu beant-
worten, die von der Opposition kommen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/ CSU und der SPD)


Er kann nur dann etwas konkreter werden, wenn Zusatz-
fragen aus den Reihen der Koalition kommen, weil ihm
zu diesen Fragen schon die schriftlichen Antworten vor-
liegen. Das reicht uns aber nicht. Deswegen beantragt
die Fraktion der Freien Demokratischen Partei heute
eine Aktuelle Stunde. Wir schlagen vor, Herr Präsident,
diese Aktuelle Stunde etwa um 12.35 Uhr aufzurufen.


(Beifall bei der FDP – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Rein spontan: 12.35 Uhr! – Klaus Brandner [SPD]: Ganz spontan! – Iris Gleicke [SPD]: Da sind wir aber überrascht! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Koppelin, der Sponti!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603704300

Die FDP-Fraktion hat beantragt, eine Aktuelle Stunde

zu dem Thema der dringlichen Frage 1 durchzuführen.
Das entspricht Nr. 1 b der Richtlinien für die Aktuelle
Stunde. Interfraktionell ist vereinbart – es ist keine Über-
raschung, weil offenkundig alle darüber vorher infor-
miert waren –,


(Heiterkeit)


dass die Aktuelle Stunde nach den Ohne-Debatte-Punk-
ten aufgerufen werden soll. Ist das einvernehmlich? – Es
gibt keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.


(Klaus Brandner [SPD]: So aktuell ist das!)


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(C (D err Kollege Koppelin und Herr Kollege Niebel, dann önnen die weiteren dringlichen Fragen schriftlich bentwortet werden. Wir kommen nun zu dem Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und ugend. Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlaentarische Staatssekretär Dr. Hermann Kues zur Verfü ung. Die Frage 1 hat die Kollegin Ekin Deligöz gestellt: Welche Kosten hat die Durchführung des Ersten Deut schen Familientages am 15. Mai 2006 in Berlin verursacht und wer kommt für diese auf? Dr Veranstalter des Ersten Deutschen Familientages war as Servicebüro „Lokale Bündnisse für Familie“, das en Ausbau und die Vernetzung der lokalen Bündnisse n Deutschland gemeinsam mit vielen gesellschaftlichen artnern vorantreibt und begleitet. Der Erste Deutsche amilientag wandte sich sowohl an ein breites Fachpulikum aus den Einzelbündnissen als auch an eine breiere Öffentlichkeit, um die Initiative bekannt zu machen. Für den Zeitraum 2003 bis Ende 2006 hat das Serviebüro aus Bundesmitteln etwa 6 Millionen Euro für iese Arbeit zur Verfügung. Daraus werden die Initiieung, die Beratung und der Aufbau der aktuell 308 lokaen Bündnisse, die über 35 Millionen Menschen erreihen, organisiert und finanziert. An über 250 weiteren tandorten werden Gründungen von lokalen Bündnissen orbereitet. Diese Summe schließt Mittel für Öffentlicheitsarbeit und die Organisation von lokalen und regioalen Veranstaltungen sowie bundesweite Großverantaltungen wie den Familientag ein. In den vergangenen ahren hat das Servicebüro jeweils eine bundesweite eranstaltung als Netzwerkkonferenz organisiert. In dieem Jahr ist dies in erweiterter Form als Familientag eschehen. Die öffentlichkeitswirksame Zentralverantaltung auf der Museumsinsel – Schirmherr war der undespräsident, ein Grußwort kam von der Bundesanzlerin – war für das Bündnis eine hervorragende Geegenheit, seine Leistung zu präsentieren und weitere itglieder zu werben. Am Familientag beteiligten sich iele wichtige Partner aus der Wirtschaft mit eigenen eiträgen auf eigene Kosten, unter anderem die Unterehmen Unilever, JAKO-O, Adidas und Douglas Holing. Das Bundesministerium steuerte keine weiteren ittel bei. Der Familientag sollte und wollte dazu beitragen, ass aktuelle Entwicklungen in der Familienpolitik, neue hemen und innovative Ideen eine Plattform finden und lle an der Familienpolitik Interessierten erreichen, Bürerinnen und Bürger eingeschlossen. Deswegen richtete ich der Familientag neben dem Fachpublikum – insgeamt waren 1 700 Fachleute aus ganz Deutschland angeeldet – auch an Familien mit Kindern und enthielt das ahmenprogramm neben dem Fachprogramm und den nformationsangeboten für Familien auch unterhaltende Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues Elemente, wie etwa den Rekordversuch „Das größte Familienfoto der Welt“. Nachfrage, Frau Kollegin Deligöz. Herr Staatssekretär, stimmen Sie mir zu, dass dieses Servicebüro im Auftrag des Familienministeriums arbeitet, weil diese Bündnisse eine Initiative des Familienministeriums sind, und dass eine Veranstaltung, die im Auftrag des Familienministeriums stattfindet, auch eine Veranstaltung des Familienministeriums ist? Dr Ich stimme Ihnen erstens zu, dass das Servicebüro im Auftrag des Familienministeriums handelt und dass das insofern natürlich auch eine Veranstaltung des Familienministeriums ist. Weitere Nachfrage. Bitte, Frau Deligöz. Können Sie beziffern, was dieser Tag gekostet hat? Dr Zu den Kosten habe ich eben Ausführungen gemacht. Ich habe deutlich gemacht, was das Servicebüro für die Leistungen, die ich eben beschrieben habe, aus dem Bundeshaushalt insgesamt erhält. Ich habe aber auch darauf hingewiesen, dass dies durch Mittel der Bündnispartner – sie sind auch entsprechend aufgetreten – ergänzt wird. Ich rufe die Frage 2 der Kollegin Deligöz auf: Was hat die Bundesregierung auf dem von ihr veranstalteten Ersten Deutschen Familientag gegen die dortige Verbreitung einer von der Frauen-Union der CDU Deutschland ausgelegten Publikation unternommen, in der der Eindruck erweckt wird, das Elterngeld sei bereits ein gesetzliches Regelwerk, ohne dass bislang ein Gesetzentwurf öffentlich vorliegt oder gar im Deutschen Bundestag debattiert worden ist? Dr Auf dem Ersten Deutschen Familientag haben sich 232 lokale Bündnisse für Familie sowie zahlreiche Bündnisfreunde präsentiert. Die Bundesregierung hat sich nicht darum gekümmert, welche Publikationen im Einzelnen ausgelegt wurden. Nachfrage. d m F e t d t P V d V B g n n D S t n d F g R d l d F B g f s r W k i g m t t t (C (D Herr Staatssekretär, wir haben vorhin festgestellt, ass dieser Veranstaltungstag im Auftrag des Familieninisteriums stattfand und damit eine Veranstaltung des amilienministeriums war. Können Sie mir erklären, wie s dazu kommt, dass die Frauen-Union als einzige Pareiorganisation auf diesem Parteitag Flugblätter verteilen urfte, während es allen anderen Fraktionen und Pareien nicht erlaubt war, sich selbst darzustellen, auf odien aufzutreten oder in irgendeiner anderen Form eröffentlichungen zu präsentieren? Das wurde lediglich er Frauen-Union erlaubt. Übrigens durften auch andere erbände kein Informationsmaterial verteilen. Dr Es ist offensichtlich richtig, dass die Frauen-Union eien Flyer ausgelegt hat. Die Frauenunion gehört geauso wie die Bundeswehr, Wirtschaftsunternehmen, der GB, der Deutsche Städteund Gemeindebund oder die ozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpoli ik zu den Bündnisfreunden. Insgesamt waren 30 Bündisfreunde, die sich als solche haben erfassen lassen, auf er Veranstaltung vertreten. Zweite Nachfrage. Herr Staatssekretär, es war den anderen Parteien und raktionen nicht erlaubt, dort ihre Flugblätter auszuleen, obwohl auch sie, da es sich um ein Programm der egierung handelt, hinter dem alle Fraktionen stehen, zu en Bündnispartnern zählen. Wie begründen Sie, dass ediglich die Frauen-Union als Parteiuntergliederung ort Werbung machen durfte, die Untergliederungen der DP, der Grünen, der SPD und der Linken aber nicht? Dr Ich habe eben versucht, zu erläutern, dass es Bündnisreunde gibt, die sich als solche haben registrieren lasen. Diese Bündnisfreunde waren alle berechtigt, Mateialien auszulegen. Das haben nicht alle in gleicher eise genutzt. Einige haben zum Beispiel Ansteckplaetten verteilt, mit denen sie aufgetreten sind. Insofern st das unterschiedlich gehandhabt worden. Spielraum ab es für alle, die Mitglied im Bündnis sind oder dort itarbeiten. Weitere Nachfrage der Kollegin Laurischk. Herr Staatssekretär, inwieweit waren Frauenorganisa ionen, die den politischen Parteien nahe stehen oder Unerorganisationen von ihnen sind, zu dieser Veranstalung eingeladen? Dr Ich habe eben gesagt, dass es eine Sache des Bündnisses für Familie ist, dass es also an der Konstruktion liegt, in der es dieses Bündnis gibt und auch die Bündnisfreunde, die sich erfassen lassen. Ich habe gesagt, dass 30 Bündnisfreunde anwesend waren. Darüber hinaus war allgemein die Öffentlichkeit eingeladen. Ich habe Ihnen eben die Zahl 1 700 genannt. Sie wissen, dass das Ganze am Berliner Dom stattgefunden hat. Es war also öffentlichkeitswirksam. Offener geht es eigentlich nicht. Frau Laurischk, eine weitere Frage kann ich Ihnen nicht gewähren. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Michael Müller zur Verfügung. Wir kommen zur Frage 3 der Kollegin Gudrun Kopp: Teilt die Bundesregierung die Einschätzung des Wissen schaftsrates, der in seiner „Wissenschaftspolitischen Stellungnahme zum Bundesamt für Strahlenschutz 19. Mai 2006 zu dem Ergebnis kommt, dass in der Vergangenheit bei der Berufung der Amtsleitung wohl nicht hinreichend auf die wissenschaftliche Kompetenz der Kandidaten geachtet wurde? Mi Sehr geehrte Frau Kollegin, vor dem Hintergrund der gesetzlich fixierten Aufgabenstellung des Amtes und vor dem Hintergrund des Lebenslaufs des Präsidenten und seiner Arbeitsleistung können wir nur mit Nein antworten. Nachfrage, Frau Kopp? Herr Staatssekretär, es geht hier nicht um den Lebens lauf des Präsidenten, sondern es geht um seine wissenschaftliche Qualifikation. Der Wissenschaftsrat hat kritisiert, dass gerade die Führung des Bundesamtes für Strahlenschutz keine naturwissenschaftliche Vorbildung hat. Das ist aber eine Voraussetzung zur Führung dieses Amtes. Würden Sie dazu bitte einmal Stellung nehmen? Mi Ich habe auf Ihre Frage geantwortet und aus meiner Sicht gehört zum Lebenslauf natürlich auch die wissenschaftliche bzw. berufliche Leistung einer Person. Insofern bleibe ich bei dieser Antwort. Aber ich will gern noch ein paar Sätze hinzufügen. Der Präsident des BfS w A d ß e l d t m k s d W m h s a l n D W g A c l a m h s B f M s (C (D ar Staatssekretär und er hat eine wissenschaftliche usbildung. Im Übrigen muss ich darauf hinweisen, ass dieses Amt zu mehr als 80 Prozent verwaltungsmäige Tätigkeiten übernimmt. Vielleicht sollten wir Ihnen ine genauere Beschreibung seiner Tätigkeit zukommen assen. Weitere Nachfrage, Frau Kopp. Der Wissenschaftsrat bemängelt unter anderem, dass as BfS so gut wie keinerlei wissenschaftliche Publikaionen und kaum Forschungsprojekte gemacht hat. Das üsste man von einem solchen Bundesamt erwarten önnen. Im Übrigen wird kritisiert, dass das Bundesamt ich im internationalen Vergleich nicht auf dem Stand er neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse befindet. ürden Sie bitte auch dazu etwas sagen? Mic Auch hier teilen wir die Kritik nicht. Es ist manchmal ehr interessant: Die Kriterien, die der Wissenschaftsrat n andere anlegt, sollte er auch an sich selbst anlegen assen. Da könnte ich Ihnen eine Menge Beispiele nenen. Aber das ist jetzt nicht der entscheidende Punkt. er entscheidende Punkt ist vielmehr – das schreibt der issenschaftsrat selbst –: Eigene wissenschaftliche Forschung selbst steht nicht im Vordergrund der Arbeit des BfS, sondern sie hat eine dienende Funktion zur sachgerechten Erledigung der vom Gesetzgeber übertragenen Verwaltungsaufgaben. In diesem Sinn erfüllt das BfS seine Aufgabenstellunen. Ich möchte darauf hinweisen, dass das BfS klare ufgaben hat, die es erfüllt, nämlich in den drei Berei hen kerntechnische Sicherheit, Strahlenschutz und Endagerforschung. In allen drei Bereichen gibt es keine derrtige Kritik. Dann kommen wir zur Frage 4 der Kollegin Kopp: Auf welche Weise stellt die Bundesregierung sicher, dass der gesetzlich formulierte Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz, auch eigene Forschungen auf dem Gebiet des Strahlenschutzes und in der Kerntechnik durchzuführen, erfüllt wird? Mic Zur Frage 4 – sie hängt mit der vorherigen zusammen – agen wir: Gemäß dem Gesetz über die Errichtung eines undesamtes für Strahlenschutz betreibt das BfS zur Er üllung seiner Aufgaben wissenschaftliche Forschung. an muss natürlich die Rahmenbedingungen sehen, die ich aus dem Haushalt und auch aus der Personalsitua Parl. Staatssekretär Michael Müller tion ergeben. In den angesprochenen Bereichen kommt das BfS den ihm übertragenen Aufgaben nach. Nachfrage? – Bitte. Herr Staatssekretär, es gibt insgesamt 582 Planstellen im BfS. Würden Sie bitte ausführen, wie viele dieser Planstellen nicht nur pro forma mit wissenschaftlichen Mitarbeitern ausgewiesen sind, sondern tatsächlich mit Wissenschaftlern der Bereiche kerntechnologische Sicherheit und Kerntechnologie besetzt sind? Mi Ich sage Ihnen, dass der Ausdruck „pro forma“ nicht akzeptabel ist. Wir haben bei den Stellenausschreibungen immer den Kriterien entsprochen, die wir in Bezug auf die Funktionsfähigkeit dieses Hauses haben. Im Übrigen muss man sehen, dass dieses Haus mit anderen Einrichtungen, die in diesem Bereich tätig sind, eng verzahnt ist. Ich wiederhole: Von uns als zuständigem Ministerium wird keine Kritik an der wissenschaftlichen Leistung des BfS geäußert. Die konkreten Zahlen werde ich Ihnen gerne nachliefern. Allerdings gehe ich davon aus, dass das Amt seine Aufgaben erfüllt. Was die Aufgabenerfüllung angeht, gibt es von uns keine Kritik. Weitere Nachfrage? – Bitte. Das habe ich in dem Bericht des Wissenschaftsrates anders gelesen. M Man muss seine Einschätzung ja nicht teilen. – Entschuldigung. Gut. Ich teile das, was Sie gesagt haben, auch nicht. – Herr Staatssekretär, ich glaube, wir sind uns einig, dass die kerntechnologische Sicherheit und insbesondere Wissenschaft und Forschung in Bezug auf neueste Sicherheitsstandards ein Kernpunkt und wichtig für unser Land sind. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie noch einmal, und zwar sehr eindringlich, ob Sie tatsächlich nicht der Meinung sind, dass es nötig ist, wie es der Wissenschaftsrat ausdrücklich fordert, diese Ressortforschung zu verbessern. Bitte antworten Sie darauf, ob es Planungen zur Verbesserung gibt, oder ob Sie der Meinung sind, dass alles prima ist. n k s m s s f d h n K w m D t d B P l L n g V U n s P h (C (D M Wie Sie wissen, überprüfen wir die Aufsicht und die erntechnische Forschung in der Bundesrepublik insgeamt und bewerten anschließend die Ergebnisse. Es gibt ehrere Institutionen, die an dieser Beratung beteiligt ind. Sollten wir die Notwendigkeit sehen, die Forchung in bestimmten Bereichen auszuweiten und die erorderlichen finanziellen Mittel dafür bereitzustellen, ann hoffen wir, dass auch die FDP hilft. Danke schön, Herr Staatssekretär. – Aber die Mehr eit im Haushaltsausschuss hat natürlich die Regierung. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmiisteriums für Bildung und Forschung. Die Frage 5 der ollegin Cornelia Hirsch soll schriftlich beantwortet erden. Nun kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums der Finanzen. Die Frage 6 der Kollegin r. Gesine Lötzsch wird ebenfalls schriftlich beantwor et. Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Zur eantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär eter Hintze zur Verfügung. Die Frage 7 des Kollegen Peter Hettlich soll schriftich beantwortet werden. Wir kommen dann zur Frage 8 der Kollegin Ulla ötzer: Welche konkreten Verhandlungsziele und Änderungsvorschläge hat die Bundesregierung auf der Sitzung des Wettbewerbsrates am 29. und 30. Mai 2006 in den Verhandlungen zum geänderten Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt verfolgt bzw. vorgelegt? P Herr Präsident, mit Ihrer Genehmigung würde ich erne die Fragen 8 und 9 wegen der engen thematischen erschränkung gemeinsam beantworten. Ja, gut. Dann rufe ich auch die Frage 9 der Kollegin lla Lötzer auf: Wie hat die Bundesregierung dabei im Einzelnen die For derungen des Bundesrates aus seiner aktuellen Entschließung Ausnahmen vom Anwendungsbereich der Richtlinie, die Daseinsvorsorge, das Subsidiaritätsprinzip, die Entscheidungsfreiheit der nationalen Gesetzgeber und weitere konkrete Änderungswünsche beziehen? P Frau Kollegin, die Bundesregierung hat den Deutchen Bundestag in der Vergangenheit intensiv über ihre osition informiert. Ich erinnere in diesem Zusammenang insbesondere an das Ihnen übersandte Eckpunkte Parl. Staatssekretär Peter Hintze papier vom 6. März 2006, an die Beantwortung der Kleinen Anfrage der Fraktion Die Linke vom 23. März 2006 und an die Berichterstattung in den einzelnen Fachausschüssen. Hinweisen möchte ich auch auf das jüngste Schreiben meiner Kollegin Frau Staatssekretärin Caspers-Merk an den Gesundheitsausschuss, in dem wir am 19. Mai 2006 unsere Verhandlungsposition speziell zum Bereich Dienstleistungen dargelegt haben. Diese von uns dargelegten Positionen haben wir auch im Rat mit Erfolg vertreten. Vor diesem Hintergrund besteht volle Klarheit über unsere Verhandlungsziele. Die geplante Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist ein zentrales Projekt im Rahmen der Lissabonstrategie der Europäischen Union, die von der Bundesregierung mitgetragen wird. Das beabsichtigte Ziel des Richtlinienvorschlags, die weitere Stärkung des Binnenmarktes für Dienstleistungen, um positive Wachstumsund Beschäftigungsanreize zu erreichen, wurde und wird von der Bundesregierung unterstützt. Zugleich hat sich die Bundesregierung entschieden dafür eingesetzt, dass auch die berechtigten sozialund gesellschaftspolitischen Anliegen berücksichtigt und eine ausgewogene Balance zwischen den Zielen erreicht werden. Die Bundesregierung hat auf dieser Grundlage eine differenzierte Verhandlungsposition entwickelt und den Deutschen Bundestag fortlaufend über die einzelnen Punkte informiert. Diese Punkte haben wir auch auf dem Wettbewerbsrat in Brüssel eingefordert. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, kurz über die Ergebnisse des Wettbewerbsrats vom letzten Montag zu berichten: Wir haben mit der politischen Einigung viel erreicht, und dies trotz schwieriger Ausgangslage. Das gemeinsame Bemühen um eine bessere Richtlinie hat sich für Deutschland gelohnt. Nach schwierigen Beratungen haben wir nun eine Lösung sowohl im Interesse der deutschen Anbieter als auch der Kunden erreicht. Das im Rat erzielte Verhandlungsergebnis trägt wichtigen deutschen Interessen Rechnung. Es basiert auf dem ökonomisch und sozial ausgewogenen Kompromiss des Europäischen Parlaments, auf dem schon die Europäische Kommission ihren geänderten Richtlinienvorschlag aufgebaut hat. Wir haben nun eine fein austarierte Balance zwischen Marktöffnung und Sozialund Umweltschutz erreicht. Um einige Eckpunkte konkret zu benennen: Wir haben durchgesetzt, dass Gesundheitsund soziale Dienstleistungen nicht unter die Richtlinie fallen, und zwar einschließlich des Pflegebereichs. Auch das Arbeitsrecht und die Rechtsvorschriften über die soziale Sicherheit bleiben endgültig aus der Richtlinie ausgenommen. Ebenso wurden Notare aus dem Anwendungsbereich der Richtlinie ausgenommen. Die Umsetzungsfrist wird auf drei Jahre verlängert – auch das war eine Forderung des Parlaments und des Bundesrates – und die Entscheidungsfreiräume des nationalen Gesetzgebers konnten nochmals erweitert werden. Das sind wichtige Erfolge, gerade für uns in Deutschland. Die Forderungen des Bundesrates konnten damit in den wesentlichen Punkten durchgesetzt werden. t g d s d h e t w g s s l E i d a z r d s v s u R D a s r e f s n t e i R S d F i d S d (C (D Nachfrage? – Bitte schön. Herr Hintze, erst einmal vielen Dank für die Informa ion. Meine Fragen beziehen sich konkret auf die Einiung im Wettbewerbsrat über weitere Änderungen an er Richtlinie, die jetzt noch zur formellen Beschlussfasung sowie dem EP zur zweiten Lesung vorgelegt weren. Ist meine Information richtig, dass Sie zwar erreicht aben, dass der Pflegebereich ausgenommen wird, dass s aber bei der Einschränkung der sozialen Dienstleisungen auf die Frage der Bedürftigkeit – was beispielseise der Bundesrat als sachlich nicht gerechtfertigt abelehnt hat – bleibt? Verschiedene Mitgliedsländer ollen im Wettbewerbsrat darauf gedrängt haben, dass ie für die Zustimmung zum Verzicht auf das Herkunftsandprinzip weitere Einschränkungen gegenüber dem ntwurf der Europäischen Kommission erhalten. Dafür st ein neuer Erwägungsgrund, 39 c, beschlossen woren, nach dem die Beschäftigungsbedingungen nur dann ls einzuhalten gelten, wenn sie aus Gründen des Schutes der Arbeitnehmer gerechtfertigt, nicht diskriminieend, notwendig und verhältnismäßig sind. Was bedeutet iese Einschränkung aus Ihrer Sicht? Wie wird das entchieden? Welche Konsequenz hat das für den Schutz or Lohnund Sozialdumping? Ferner wurden auch in Bezug auf die Daseinsvororge, ein wichtiger Punkt in der Auseinandersetzung m die Dienstleistungsrichtlinie, Einschränkungen vom at beschlossen wurden. Es ist nämlich nicht so, dass ienstleistungen von allgemeinem Interesse insgesamt usgenommen werden sollen, sondern nur die nicht wirtchaftlichen Dienstleistungen von allgemeinem Inteesse. Was heißt das? Einen solchen Rechtsbegriff gibt s bisher überhaupt nicht. Welche Konsequenzen hat das ür die Daseinsvorsorge? Das war jetzt ein Bündel von Fragen. Ich bitte Sie, sie o weit wie möglich zu beantworten. P Herr Präsident, ich versuche, sie präzise zu beantworen, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass es noch ine Große Anfrage der Fraktion Die Linke gibt, die wir m Juli beantworten werden, weil die entsprechenden echtstexte, der gemeinsame Standpunkt, erst in einer itzung des Rates im Juni förmlich verabschiedet weren; darauf haben Sie hingewiesen, Frau Kollegin. Ich will trotzdem einen kleinen Durchgang durch Ihre ragen machen: Erstens. Die Bedürftigkeitsthematik ist m Sinne des Wunsches des Bundesrates geregelt woren. Zweitens, zum Komplex des Herkunftslandprinzips. ie wissen, dass die ursprünglich vorgeschlagene Form es Herkunftslandprinzips herausgenommen worden ist. Parl. Staatssekretär Peter Hintze Sie haben gefragt, was dafür eingefügt worden ist. An die Stelle des Herkunftslandprinzips tritt jetzt ein Behinderungsverbot mit Berichtspflichten. Der Grundgedanke der Richtlinie ist ja ein Behinderungsverbot; das heißt, dass die Dienstleistungserbringung im gemeinsamen Markt nicht durch unsachgemäße Regeln und Vorschriften behindert werden soll. Deswegen ist jetzt ein Berichtsverfahren eingeführt worden, nach dem die Mitgliedstaaten verpflichtet sind, Einschränkungen und Regelungen, die für ausländische Dienstleistungserbringer gelten, der Kommission mitzuteilen, damit man einem möglichen Missbrauch frühzeitig auf die Spur kommen kann. Das Herkunftslandprinzip wird also von einem Bestimmungslandprinzip abgelöst, das aber mit einem sehr ausgeprägten Behinderungsverbot versehen wurde. Ich finde, das ist eine Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können. Es gab ja im Rat eine große Auseinandersetzung zwischen den neuen Mitgliedstaaten und den alten Mitgliedstaaten. Insbesondere die neuen Mitgliedstaaten haben auf eine wesentlich weiter gehende Liberalisierung gedrängt. Wir haben zum Schutz unseres Arbeitsrechtes, unserer Sozialstandards und zum Schutz vor Umweltoder Lohndumping die Regelungen durchgesetzt, die ich eben dargestellt habe. Beim Thema Daseinsvorsorge besteht vielleicht ein Missverständnis. Die Thematik der Daseinsvorsorge als solche – auch in weiteren Fragen wird es darum gehen – wird von der Richtlinie nicht tangiert. Es geht vielmehr um die Frage, ob es sich um eine wirtschaftliche Tätigkeit oder um eine nicht wirtschaftliche Tätigkeit handelt. Diese ist aus dem Geltungsbereich der Richtlinie herausgenommen worden. Die Fragen, die Sie gestellt haben, beziehen sich auf wirtschaftliche Tätigkeiten. Man muss das im Einzelnen betrachten. Zur Daseinsvorsorge im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse zum Beispiel zählen die Versorgung mit Strom, die Müllentsorgung und Ähnliches. Wenn in den einzelnen Mitgliedstaaten oder nach anderen einschlägigen Vorschriften eine Marktöffnung vorgesehen ist, dann müssen alle Anbieter die Chance haben, sich an diesem Markt zu beteiligen. Der Kern ist nicht, ob eine Leistung eine Leistung der Daseinsvorsorge ist, sondern, ob eine Leistung gegen Entgelt erbracht wird, also ob es eine wirtschaftliche oder eine nicht wirtschaftliche Leistung ist. Herr Präsident, ich schlage vor, über die Einzelheiten in den Fachausschüssen zu diskutieren, wenn der Rechtstext vorliegt. Sind Sie damit einverstanden, Frau Kollegin Lötzer? Ich habe eine konkrete Nachfrage, da Sie in einem Punkt nicht auf meine Frage geantwortet haben. P Ich bitte um Entschuldigung, aber Sie haben eine Fülle von Fragen gestellt. E s D c s d k t b E r c g t n h K n d w b g N n B a g u (C (D Dann stelle ich diese Frage gerne noch einmal. Bei der rgänzung, die der Wettbewerbsrat im Bereich der Daeinsvorsorge angebracht hat, geht es nicht um die ienstleistungen der Daseinsvorsorge von wirtschaftli hem Interesse, sondern um die Dienstleistungen der Daeinsvorsorge von allgemeinem Interesse. Hier schlägt er Rat nach meiner Information eine weitere Einschränung vor, welche die nicht wirtschaftlichen Dienstleisungen von allgemeinem Interesse betreffen soll. Darauf ezog sich meine Frage. Welche Konsequenzen hat das? s geht um die Daseinsvorsorge von allgemeinem Inte esse. Diesen Rechtsbegriff gibt es überhaupt nicht. Welhe Dienstleistungen sind damit gemeint und werden egenüber dem bisherigen Entwurf zusätzlich in den Gelungsbereich der Richtlinie einbezogen? P Frau Kollegin, ich werde dieser Frage gerne nachgeen und sie Ihnen schriftlich beantworten. Gut. Vielen Dank. – Wir kommen dann zur Frage 10 der ollegin Inge Höger-Neuling: Welche Position vertritt die Bundesregierung gegenüber der Forderung des Bundesrates aus seiner aktuellen Entschließung Dienstleistungen im Binnenmarkt, Leistungen der Pflege und Rehabilitation explizit vom Anwendungsbereich der Richtlinie auszunehmen, insbesondere auch in den Verhandlungen des Wettbewerbsrates? P Mit Ihrer Genehmigung, Herr Präsident, würde ich ie Fragen 10 und 11 gerne im Zusammenhang beantorten, weil sie inhaltlich eng zusammenhängen und eide das Thema zum Gegenstand haben, über das wir erade gesprochen haben. Dann rufe ich auch Frage 11 der Kollegin Inge Höger euling auf: Welche Position vertritt die Bundesregierung gegenüber der Forderung des Bundesrates aus seiner aktuellen Entschließung Dienstleistungen im Binnenmarkt, soziale Dienstleistungen vollumfänglich und demnach auch ohne Einschränkung auf das Kriterium der Bedürftigkeit aus dem Geltungsbereich der Richtlinie auszunehmen, insbesondere auch in den Verhandlungen des Wettbewerbsrates? P Ich beantworte die Fragen 10 und 11 wie folgt: Die undesregierung hat, wie ich eben zu den Fragen 8 und 9 usgeführt habe, in den Verhandlungen erfolgreich die leiche Position wie der Bundesrat vertreten. Wir haben ns dezidiert für die notwendigen Textänderungen Parl. Staatssekretär Peter Hintze sowohl bei Art. 2 als auch in den Erwägungsgründen stark gemacht. Gegen erheblichen Widerstand von anderen Mitgliedstaaten konnte die Bundesregierung damit durchsetzen, dass Gesundheitsund soziale Dienstleistungen nicht unter die Richtlinie fallen, und zwar einschließlich des Pflegebereichs. Ihre Nachfrage, bitte. Meine Nachfrage – sie steht im Zusammenhang mit dem, was schon die Kollegin Lötzer gefragt hat –: Gehören zum Pflegebereich auch Beratungsangebote für Menschen, zum Beispiel zu Themen wie Pflege und Kinderbetreuung, und die Unterstützung bedürftiger Familien und Personen? Wie ist die Definition abgefasst? Können Sie dazu schon Genaueres sagen? Die Informationen, die wir bisher dazu bekommen haben, gehen nämlich sehr durcheinander. P Die von Ihnen gestellten Fragen kann ich jeweils mit Ja beantworten. Ich schlage aber vor, die weiteren Einzelheiten im Fachausschuss zu besprechen. Nun hat die Kollegin Schwall-Düren eine Nachfrage. Herr Staatssekretär, Sie haben vorhin darauf hinge wiesen, dass das Herkunftslandprinzip durch das Bestimmungslandprinzip ersetzt wurde, verbunden mit der Auflage, regelmäßig Berichte darüber abzugeben, welche Beschränkungen ausländischen Dienstleistern auferlegt werden sollen. Es gab das Ansinnen, dass diese Berichtspflichten oder Rechtfertigungspflichten sehr intensiv genutzt werden sollen. Meiner Kenntnis nach hat sich die Bundesregierung dafür eingesetzt, dass diese intensive Rechtfertigungspflicht reduziert wird. Konnten Sie in diesem Bereich einen Erfolg erzielen? P Frau Kollegin, ich beantworte diese Frage gerne. Zu den Erfolgen der deutschen Verhandlungsführung im Rat gehört, dass wir die Berichtspflichten auf das notwendige Maß zurückführen konnten, dass es eine allgemeine Übermittlungspflicht, aber kein formales Notifizierungsverfahren gibt und dass wir bezogen auf die Auflagen für kleine und mittlere Unternehmen insbesondere den Grundsatz der Erforderlichkeit mit einführen konnten, sodass hier ein echter Beitrag zur Entbürokratisierung geleistet wurde. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Die Zeit für die Fragestunde ist abgelaufen. Damit müssen wir die Fra g F b d (C (D estunde für heute beenden. Die nicht beantworteten ragen werden schriftlich beantwortet. Wir kommen damit zu den Tagesordnungspunkten 2 a is 2 c: a)

Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603704400




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603704500
Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603704600
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603704700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603704800
Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603704900
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603705000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603705100
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603705200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603705300
Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603705400
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603705500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603705600
Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603705700
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603705800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603705900
Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1603706000




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1603706100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603706200
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603706300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603706400
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1603706500
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603706600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603706700
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1603706800
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603706900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603707000
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603707100




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603707200
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1603707300
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603707400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603707500
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1603707600
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603707700
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1603707800
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1603707900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603708000
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603708100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603708200

(Bundesratsdrucksache 325/06) berücksichtigt, die sich auf

Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603708300




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603708400
Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603708500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603708600
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603708700




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603708800
Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603708900
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603709000
Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603709100
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603709200
Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603709300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603709400
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603709500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603709600
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603709700




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603709800
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603709900
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603710000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603710100
Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD):
Rede ID: ID1603710200
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1603710300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603710400
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Steueränderungsgesetzes 2007
– Drucksache 16/1545 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Steueränderungsgesetz 2007 zurückziehen
– Drucksache 16/1501 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Volker Wissing, Dr. Hermann Otto Solms,
Carl-Ludwig Thiele, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Keine weiteren Steuererhöhungen
– Drucksache 16/1654 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

Der Antrag auf Herbeirufung des Bundesministers
er Finanzen aus der letzten Plenarsitzung, in der dieser






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Tagesordnungspunkt behandelt wurde, sollte sich durch
die Anwesenheit des Ministers erledigt haben. – Ich sehe
ihn aber nicht.


(Jan Mücke [FDP]: Er ist nicht da! – Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Er wird schon kommen!)


Können wir davon ausgehen, dass der Herr Minister bald
hier ist? – Er erscheint soeben. Damit hat sich dies erle-
digt.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Vorsitzende des Finanzausschusses, Eduard Oswald, für
die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1603710500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe heute zum zweiten Mal Gelegenheit, in erster Le-
sung zum Steueränderungsgesetz 2007 zu sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Im Interesse einer sachgerechten Behandlung erspare ich
mir, auf die Vorgänge einzugehen, die dazu geführt ha-
ben, dass diese erste Lesung noch einmal angesetzt wer-
den musste.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gut so!)


Mit dem Entwurf zum Steueränderungsgesetz 2007
wird die Haushaltssanierung konsequent fortgesetzt.
Mit ihm werden insbesondere Maßnahmen aus der Ko-
alitionsvereinbarung verwirklicht. Darüber hinaus ent-
hält er Regelungen zur Rechtsbereinigung sowie zur An-
passung an die neue Rechtsprechung. Außerdem werden
mit ihm spezifische europarechtliche Vorgaben erfüllt.
Gerade auch mit Blick auf die nachfolgenden Generatio-
nen wollen wir die Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte vorantreiben. Liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, wer bei einem Schuldenberg von 1,5 Billionen Euro
„Weiter so wie bisher“ sagt, handelt nicht verantwor-
tungsbewusst.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Bernd Scheelen [SPD])


Wir müssen verhindern, dass den künftigen Genera-
tionen zusätzlich zu den demografischen Problemen in
den sozialen Sicherungssystemen weitere Zinslasten auf-
gebürdet werden. Deshalb müssen wir gegensteuern.
Dieses Gegensteuern führt für viele Betroffene zu Ein-
schnitten, ist ohne Alternative und sind wir unseren
künftigen Generationen schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Aufgaben, vor denen wir heute stehen, sind ge-
waltig. Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, demografi-
scher Wandel und Veränderungsdruck der Globalisie-
rung verlangen große Anstrengungen, um den heutigen

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(C (D nd den künftigen Generationen ein Leben in Wohltand zu sichern. Zukunftsweisende und Wachstumsräfte fördernde Investitionen sind aufgrund der Hausaltslage aller staatlichen Ebenen aber nur dann achhaltig, wenn diese mit sinnvollen strukturellen Reormen und mit notwendigen und unausweichlichen aßnahmen zur Sanierung der öffentlichen Haushalte inhergehen. nvestieren, sanieren, reformieren – dieser Dreischritt an aßnahmen ist aus unserer Sicht ohne Alternative. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sparen!)


Diesen Weg werden wir konsequent beschreiten. Wir
ind davon überzeugt, dass diese seriöse Steuer- und Fi-
anzpolitik von der Bevölkerung anerkannt wird; denn
ie schafft letzten Endes Vertrauen in die Zukunft. Wir
lle können sehr wohl nachvollziehen, dass unsere Bür-
erinnen und Bürger, wenn sie ganz persönlich von den
parmaßnahmen betroffen sind, nicht gerade in Hurra-
ufe ausbrechen. Aber ich bin mir sicher, dass diese

aßnahmen als ein notwendiger Beitrag zur Sicherstel-
ung der langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen
inanzen akzeptiert werden. Wenn der Staat heute
00 Euro ausgibt, aber nur 80 Euro nachhaltig an Ein-
ahmen hat, so muss dies im Interesse zukünftiger Gene-
ationen verändert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn man sich etwas nicht mehr leisten kann, dann
ann man es nicht mehr machen; das ist ganz einfach.


(Otto Fricke [FDP]: Dann gibt man weniger aus!)


Der heute vorliegende Gesetzentwurf reiht sich in
ine Reihe bereits beschlossener Gesetze oder Maßnah-
en ein, die den politischen Weg der großen Koalition

erdeutlichen, auf dem wir konsequent steuerliche Aus-
ahmetatbestände und Subventionen abgebaut haben:
as Gesetz zur Beschränkung der Verlustverrechnung im
usammenhang mit Steuerstundungsmodellen, das Ge-
etz zum Einstieg in ein steuerliches Sofortprogramm,
as Gesetz zur Abschaffung der Eigenheimzulage, das
esetz zur Eindämmung missbräuchlicher Steuergestal-

ungen.

Wenn wir uns diese Gesetze einmal genauer an-
chauen, so können wir feststellen, dass es sich hierbei
m ausgewogene Maßnahmen handelt. Nehmen wir
um Beispiel das Gesetz zur Beschränkung der Verlust-
errechnung im Zusammenhang mit Steuerstundungs-
odellen. Der Ausschluss allein dieser Steuersparmo-

elle bringt bei voller Jahreswirkung Mehreinnahmen in
öhe von über 2 Milliarden Euro. Das ist eine Maß-
ahme, von der nun wahrlich nicht die kleinen Leute be-
roffen sind. Auf der anderen Seite haben wir die konse-
uente Stärkung von Wachstum und Beschäftigung im
lick.

Bei dem Gesetz zur steuerlichen Förderung von
achstum und Beschäftigung darf ich nur auf die ver-






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
besserte steuerliche Berücksichtigung von Kinderbetreu-
ungskosten und Handwerkerleistungen hinweisen. Da-
mit werden Familien und private Haushalte erheblich
entlastet und neue Arbeitsplätze in diesem Bereich ge-
schaffen. Allein das Volumen für die verbesserte steuer-
liche Berücksichtigung von Handwerkerleistungen be-
trägt bei voller Jahreswirkung über 1 Milliarde Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wer vor Ort mit den Handwerkern spricht, hört, dass die
Bürgerinnen und Bürger erheblich mehr legale Hand-
werkerleistungen nachfragen.


(Jan Mücke [FDP]: Wo denn?)


Ich nenne den Entwurf des Investitionszulagenge-
setzes 2007, der heute auf unserer Tagesordnung steht
und mit dem wir das Aufbauprogramm für die neuen
Länder konsequent fortsetzen. Das Fördervolumen von
rund 600 Millionen Euro kann sich sehen lassen. Bei ei-
nem Fördersatz von 20 Prozent sieht man, wie viel an In-
vestitionen wir damit in den neuen Ländern mobilisie-
ren.

Als einen weiteren wichtigen Punkt nenne ich die
Verbesserung der Unternehmensnachfolge durch eine
Änderung des Erbschaftsteuerrechts zum 1. Januar 2007.
Hier werden wir erhebliche Verbesserungen insbeson-
dere für unsere mittelständische Wirtschaft erreichen.
Eine verbesserte Unternehmensnachfolge ist mehr als
nur eine steuerliche Erleichterung. Sie ist vielmehr ein
Beitrag zur Erhaltung von Arbeitsplätzen. Darum geht es
uns allen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nur Unternehmen, die auch über die erforderliche finan-
zielle Ausstattung verfügen, können am Markt erfolg-
reich operieren, Arbeitsplätze sichern und neue schaffen.

Wir werden zum 1. Januar 2008 eine Reform der Un-
ternehmensbesteuerung auf den Weg bringen. Dies ha-
ben wir in der Koalition vereinbart. Noch vor der Som-
merpause werden hierzu Eckpunkte vorgelegt werden,
damit die in der Wirtschaft handelnden Personen klare
Vorgaben für ihre wichtigen unternehmerischen Ent-
scheidungen haben.

Aus dem bisher Gesagten wird deutlich, dass der
heute vorliegende Entwurf des Steueränderungsge-
setzes 2007 nicht isoliert betrachtet werden kann. Dieser
Gesetzentwurf ist einer von vielen wichtigen Bausteinen
in unserer steuerrechtlichen Gesamtkonzeption.
Selbstverständlich werden wir in den weiteren parlamen-
tarischen Beratungen alle Argumente sorgfältig abwägen
und in die Überlegungen einbeziehen. Heute werden wir
allein zu diesem Gesetzentwurf eine vierstündige öffent-
liche Anhörung durchführen. Danach werden wir inten-
siv beraten.

Wenn wir uns den Entwurf des Steueränderungsgeset-
zes genau anschauen, dann stellen wir fest, dass darin
enthaltene Maßnahmen, auch wenn sie im Einzelfall

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(C (D urchaus zu Belastungen führen können, insgesamt doch ngemessen ausgestaltet sind. Ich möchte nur zwei Punkte herausgreifen, die zurzeit ur Diskussion stehen. So ist es vorgesehen, Fernpendern, die besondere Mühen auf sich nehmen, die Entferungspauschale ab dem 21. Kilometer in der bisherigen öhe von 30 Cent zu gewähren. Damit können wir be ondere Härten für Fernpendler deutlich abmildern. Bei der Absenkung der Altersgrenze bei der Gewähung des Kindergeldes von 27 auf 25 Jahre sieht der Geetzentwurf eine moderate Übergangsregelung vor. Die etroffenen Bürgerinnen und Bürger haben also Zeit, ich auf die neue Rechtslage einzustellen. Übrigens wird er Grundwehrdienst ebenso wie der Zivildienst nicht ngerechnet, damit den Betroffenen kein Nachteil entteht. Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung zu der Einührung eines Zuschlags auf die Einkommenssteuer für pitzenverdiener. Wie Sie wissen, bedeutet eine Koali ion, dass immer wieder Kompromisse geschlossen weren müssen. Koalition heißt Geben und Nehmen. Das ar bei allen Koalitionen so, wer auch immer sie gebilet hat. iese Maßnahme, die von vielen zu Unrecht und irreührend als „Reichensteuer“ bezeichnet wird, ist im Zuammenhang mit den anderen steuerlichen Maßnahmen u sehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Rahmen er Unternehmensteuerreform einen Weg finden, der zu iner angemessenen Besteuerung der Leistungsträger in nserer Gesellschaft führt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unser Ziel ist es, die Regelgrenze des Art. 115
rundgesetz einzuhalten und die 3-Prozent-Defizit-
renze des europäischen Stabilitäts- und Wachstums-
akts zu unterschreiten. Dies zu erreichen, ist ein lobens-
ertes Ziel, für das es im Interesse der Stabilität unseres
andes zu kämpfen gilt.

Ich bin davon überzeugt, dass die Bürger die Politik
ur Sicherstellung der langfristigen Tragfähigkeit der öf-
entlichen Finanzen honorieren werden, auch wenn zur-
eit auf der einen Seite die hohen Schulden kritisiert
erden und auf der anderen Seite jede Sparmaßnahme
ebrandmarkt wird. Unsere Maßnahmen sind im Inte-
esse der Gesamtverantwortung für unser Land erforder-
ich. Es gibt keine verantwortbare Alternative zu unse-
em Gesamtkonzept.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603710600

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Volker Wissing

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1603710700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, heißt es so
schön. Für diese große Koalition gilt: Wenn zwei sich
vertragen, zahlt der Dritte. Das sind in diesem Fall die
Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.


(Beifall bei der FDP)


Was diese Regierungskoalition im Innersten zusam-
menhält, ist eine Steuererhöhung nach der anderen. Die
CDU/CSU kann die Mehrwertsteuererhöhung durchset-
zen, aber nur dann, wenn die SPD noch einen Prozent-
punkt drauflegen darf. Die CDU/CSU darf die Unterneh-
mensteuer ein bisschen reformieren, aber nur, wenn der
SPD eine Reichensteuer zugestanden wird. Die Basis
dieser Koalition ist kein Geben und Nehmen; es gibt nur
ein einseitiges Nehmen aus den Taschen der Bürgerin-
nen und Bürger.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren von der Regierungskoali-
tion, es ist schon schlimm, dass Sie den Menschen so
hemmungslos in die Taschen greifen, aber dass dieses
Abkassieren völlig ohne Konzept erfolgt, macht das
Ganze noch schlimmer.


(Beifall bei der FDP)


So bleibt für Trüffel und Gänsestopfleber der reduzierte
Mehrwertsteuersatz erhalten; für Babywindeln und Kin-
derartikel wird er demnächst um 3 Prozentpunkte erhöht.


(Gustav Herzog [SPD]: Das hat Sie noch nie interessiert!)


Das folgt keinem Konzept; das ist vielmehr Steuerirr-
sinn.

Ihre Steuererhöhungspolitik belastet vor allem die
kleinen und mittleren Einkommen. Ich will deshalb nicht
nur über die Akteure auf der Regierungsbank reden, son-
dern auch über die Opfer dieser Steuererhöhungspoli-
tik. Allein mit der Absenkung des Sparerfreibetrages,
den Sie auf 1 500 bzw. 750 Euro nahezu halbieren, tref-
fen Sie 2,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger. 15 Mil-
lionen Bürgerinnen und Bürger sind von der Änderung
der Pendlerpauschale betroffen und wen Sie mit Ihrer
Mehrwertsteuererhöhung zur Kasse bitten, interessiert
Sie nicht einmal.

Ich habe Sie, Herr Minister Steinbrück, neulich ge-
fragt, wie Sie die Auswirkungen der Mehrwertsteuerer-
höhung für BAföG-Empfänger, Familien mit Kindern,
Rentnerinnen und Rentner und ALG-II-Empfänger ein-
schätzen. Über Ihre Antwort habe ich nicht schlecht ge-
staunt. Ich zitiere: „Entsprechende Berechnungen hat die
Bundesregierung nicht durchgeführt.“ Nichts zu wissen
ist vielleicht eine gute Voraussetzung für Sie, um ein gu-
tes Gewissen zu haben. So kann man zwar auch Politik
machen, aber das sollte zumindest einer sozialdemokra-
tischen Fraktion unwürdig sein.


(Beifall bei der FDP)


Sie beschließen eine Steuererhöhung nach der anderen
und interessieren sich nicht einmal dafür, wie sich das

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(C (D uf die sozial Schwachen in unserer Gesellschaft ausirkt. Das ist ungeheuerlich. (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist reine Heuchelei! Sie heucheln schon seit fünf Minuten! Sie Heuchler!)


Herr Poß, die Einführung einer Reichensteuer kann
eiß Gott nicht die sozialpolitische Blöße der SPD in
er Finanzpolitik bedecken. Politik sollte eigentlich zum
iel haben, dass es den Menschen besser geht. Aber Ihr
nspruch beschränkt sich inzwischen darauf, dass es al-

en in unserem Land gleichermaßen schlecht geht. Ich
rage Sie: Was ist das denn für eine Politik?


(Beifall bei der FDP)


oziale Gerechtigkeit schafft man doch nicht, indem
an vielen viel nimmt, sondern indem man vielen mög-

ichst viel belässt. Das war im Übrigen auch einmal eine
rkenntnis der Union, zumindest bis zu den Koalitions-
erhandlungen. Aber während dieser Verhandlungen ist
hnen offenbar der finanzpolitische Sachverstand verlo-
en gegangen.


(Beifall bei der FDP)


n der Opposition Steuervereinfachungen und Steuersen-
ungen fordern und in der Regierung eine Steuererhö-
ung nach der anderen machen, das ist eine 180-Grad-
endung der Union in der Finanzpolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch kann verstehen, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er Union, dass vielen von Ihnen diese Politik peinlich
st.

Peinlich war ebenfalls das jähe Ende der Debatte am
orletzten Freitag. Da soll über den Entwurf Ihres Steuer-
rhöhungsgesetzes in den Abendstunden beraten werden
nd am Ende scheitert es dann daran, dass nicht mehr
enügend Abgeordnete im Saal sind. So geht es wirklich
icht! Sie können nicht erst die Bürgerinnen und Bürger
assiv belasten und sich dann nicht der Debatte stellen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ihr wart doch auch nicht da!)


as ist typisch für die Abgeordneten der großen Koali-
ion. In Berlin werden die Steuern erhöht und im Wahl-
reis will es dann niemand gewesen sein. Die Menschen
n unserem Land haben mehr Respekt verdient. Damit

eine ich auch mehr Respekt vor ihrem Eigentum. Es
eht doch letztlich darum, dass Sie mit Ihrer Steuererhö-
ungspolitik den Bürgerinnen und Bürgern Geld weg-
ehmen. Herr Oswald, Sie reden davon, dass gespart
erden soll. Aber der Staat spart nicht. Das ist doch der
ehler, den Sie machen. Sie verlangen, dass die Bürge-
innen und Bürger mehr an den Staat zahlen, und zwar
ehr von dem Geld, das sich die Menschen zuvor ehr-

ich und hart erarbeitet haben. Wir sollten vor den Leis-
ungen der Bürgerinnen und Bürger mehr Respekt ha-
en, als Sie mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zeigen.






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing

(Beifall bei der FDP)


Egal ob Sparerfreibetrag oder Pendlerpauschale, der
Staat hat den Menschen damit letztlich kein Geschenk
gemacht, sondern ihnen nur mehr von dem belassen, was
ihnen ohnehin zusteht, nämlich der Lohn für ihre Arbeit.
Das sollten wir nicht vergessen.

Meine Damen und Herren von Schwarz-Rot, der we-
sentliche Unterschied zwischen Ihnen und der FDP ist,
dass Sie glauben, dass das Geld der Bürgerinnen und
Bürger in die Hände des Staates gehört. Aber wir sagen
Ihnen: Lassen Sie es den Bürgerinnen und Bürgern! Nur
so entstehen Leistung, Wachstum und Arbeitsplätze. Das
muss doch das Ziel einer wirklich sozialen Politik sein.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603710800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gabriele Frechen von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1603710900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Kollege Wissing, es
gibt noch andere Unterschiede zwischen uns. SPD und
Grüne haben die größte Steuersenkung in der Ge-
schichte der Bundesrepublik durchgeführt. Dazu war die
FDP, solange sie in der Regierung war, nicht in der Lage.


(Beifall bei der SPD)


Sie versprechen immer nur, die Steuern zu senken. Aber
in Wirklichkeit hatten Sie in der Zeit Ihrer Regierungs-
beteiligung die höchste Steuer- und Abgabenquote in
der Geschichte der Bundesrepublik zu verantworten.


(Beifall bei der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Die Menschen wissen, wie es wirklich ist!)


„Konjunktur treibt Steuereinnahmen hoch – Experten
erwarten 14 Prozent Zuwachs bei der Körperschaft-
steuer – Kommunen freuen sich über sprudelnde Gewer-
besteuer“, so lautet die Überschrift der „Financial Times
Deutschland“ vom 12. Mai dieses Jahres. Dass ich da-
rauf erst jetzt zurückkomme, liegt weniger daran, dass
ich meine Zeitungen so spät lese, als daran, dass die
erste Lesung, die schon in der letzten Sitzungswoche
hätte stattfinden sollen, dem Kollegen Beck und seinem
Geschäftsordnungsantrag zum Opfer gefallen ist. Trotz-
dem hat diese Überschrift nichts an ihrer Gültigkeit ver-
loren.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Große, nicht vorhandene Koalition!)


Herr Kollege Wissing hat eben gesagt, wir hätten uns
der Diskussion nicht stellen wollen. Weder Herr Oswald
noch ich haben unsere Reden zu Protokoll gegeben; wir
hätten uns hierhin gestellt. Tun Sie also nicht so, als ob
wir uns dem nicht gestellt hätten!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D as für Sie gilt, gilt auch für uns. Die Überschrift zeigt, dass die Unternehmensteuereform und auch die steuerpolitischen Maßnahmen der ergangenen Jahre Früchte tragen. Das Körperschaftteueraufkommen wird trotz Absenkung des Steuersates von 40 Prozent auf 25 Prozent fast wieder so hoch ein wie 1998. Das Gewerbesteueraufkommen wird mit 4,2 Milliarden Euro nochmals eine große Steigerung rfahren. Das ist auch gut so; denn die Kommunen brauhen dieses Geld dringend, um aufgeschobene Investiionen jetzt endlich zu tätigen, damit die Handwerkerchaft, die mittelständische Wirtschaft zu stärken und so en Arbeitsmarkt sowie die Sozialversicherungssysteme u entlasten. Die Konjunktur gewinnt dadurch. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das alles sind positive Entwicklungen, die wir als
olche würdigen dürfen, ja sogar würdigen müssen. Aber
echtfertigen sie schon den Schluss, dass weitere Spar-
aßnahmen, dass weitere Schritte zum Abbau steuerli-

her Vergünstigungen überflüssig sind? Unser Finanz-
inister Peer Steinbrück hat diese Debatte bereits

orausgesehen. Er hat gesagt: Selbst wenn die Konjunk-
ur so wie jetzt läuft, wird das nicht reichen, um das
trukturelle Defizit im Staatshaushalt zu decken. Um es
infacher zu sagen: Auch nach diesen positiven Berech-
ungen klafft eine deutliche Lücke zwischen den Ein-
ahmen und den Ausgaben des Staates.

Wir wollen doch alle – die FDP vielleicht nicht – ei-
en aktiven und einen handlungsfähigen Staat,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das wollen wir alle! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber wir wollen nicht den fetten Staat!)


er Infrastruktur zur Verfügung stellt, der Sicherheit bie-
et, der in Familien, in Forschung und Bildung investiert
nd der solidarische Hilfe da leistet, wo sie benötigt
ird. Deshalb müssen wir weiterhin die undankbare
ufgabe angehen, Ausnahmetatbestände abzuschaffen,
ergünstigungen zu streichen und uns auch von lieb ge-
onnenen Dingen zu verabschieden. Leider kann man
en Haushalt ohne spürbare Einschnitte nicht konsoli-
ieren. Aber wir müssen sehen, dass es zu keiner sozia-
en Schieflage in der Steuergesetzgebung kommt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Abschaffung von Steuerstundungsmodellen oder
on Steuerumgehungsmodellen wurde von den aller-
eisten Menschen mit Kopfnicken, also mit Zustim-
ung, belohnt. Diese Menschen waren davon in der
egel nicht betroffen. Das ist bei diesem Steuerände-

ungsgesetz anders. Die meisten Menschen werden da-
on betroffen sein, aber je nach Leistungsfähigkeit mehr
der weniger.

Der Gesetzentwurf sieht zum Beispiel vor, die Alters-
renze beim Kindergeldbezug auf 25 Jahre abzusenken.
ch kann aus meiner eigenen Erfahrung Folgendes sa-
en: Meine Tochter war mit ihrem Studium mit 27 Jah-
en fertig, obwohl sie erst mit sieben eingeschult wurde,






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen
obwohl sie ein zusätzliches Schuljahr in Amerika ver-
bracht hat und obwohl sie uns ein Examens-, das heißt
zusätzliches Semester abgeschwatzt hat. Ich bin über-
zeugt: Man kann auch schneller fertig werden. Wie viele
andere junge Menschen sieht sie diese 27 Jahre als
Grenze, bis zu der das Studium abgeschlossen sein muss.

Ob die Übergangsfristen ausreichend sind, welche
sonstigen rechtlichen Verknüpfungen wie Beihilferege-
lungen betroffen sind, das wird die Anhörung zeigen. Ich
bin sicher, wir werden Antworten auf unsere gezielt ge-
stellten Fragen bekommen und wir werden zu einem gu-
ten Ergebnis kommen.

Des Weiteren sieht der Gesetzentwurf vor, die Entfer-
nungspauschale für Fahrten zwischen Wohnung und Ar-
beitsstätte unter 20 Kilometer zu streichen. Darüber wird
es eine heftige Diskussion geben; die Briefe, die uns er-
reichen, zeigen es.

Der vorgegebene Finanzrahmen muss eingehalten
werden; da gibt es keinen Zweifel. Aber wir müssen prü-
fen, ob wir dieses Ziel nicht auch auf anderem Wege er-
reichen können. Ich kann für die SPD-Bundestagsfrak-
tion sagen, dass wir uns durchaus auch andere Lösungen
vorstellen können.

Der Sparerfreibetrag ist eine der lieb gewonnenen
Ausnahmen vom Prinzip der Besteuerung nach Leis-
tungsfähigkeit. Gibt es Gründe, gerade diese Ausnahme
jetzt nicht abzuschaffen? Natürlich gibt es die! Zum ei-
nen handelt es sich um eine Vereinfachung; zum anderen
hat jeder Betroffene immer Gründe dafür, dass just die
Ausnahme, die ihn selbst betrifft, nicht abgeschafft wer-
den darf. Aber reicht das aus? Ich glaube nicht. Aber um
kleinere Sparguthaben – wir reden da bei Verheirateten
von 50 000 Euro – von der Veränderung auszunehmen,
werden wir einen – reduzierten – Sparerfreibetrag von
750 Euro bzw. 1 500 Euro für Verheiratete festlegen.

Die Kosten für ein häusliches Arbeitszimmer werden
nur noch dann anerkannt und abgesetzt werden können,
wenn dieses Arbeitszimmer den Mittelpunkt der berufli-
chen Tätigkeit darstellt. Eine weitere Ausnahmeregelung
wird gestrichen.

Schließlich werden wir den Spitzensteuersatz für
Einkommen über 250 000 bzw. 500 000 Euro von 42 auf
45 Prozent erhöhen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603711000

Frau Kollegin Frechen, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Kopp?


Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1603711100

Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603711200

Bitte schön, Frau Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1603711300

Frau Kollegin, Sie sprachen eben davon, dass sich die

Bundesregierung vorgenommen habe, Ausnahmen abzu-
schaffen, um einen Ausgleich zu erreichen. Erklären Sie

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(C (D ir bitte, weshalb die Bundesregierung im Zusammenang mit dem Steueränderungsgesetz die Frage, weshalb ie Flüssiggas nur bis 2009, Erdgas aber bis 2020 steueregünstigt behandelt, (Florian Pronold [SPD]: Das ist ein anderes Gesetz! – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Anderes Gesetz!)


ach wie vor unbeantwortet lässt.


Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1603711400

Frau Kopp, vielen Dank, für die Frage. – Zum einen

preche ich für die Koalitionsfraktionen, deren Gesetz-
ntwurf wir heute diskutieren; es geht nicht um einen
esetzentwurf der Bundesregierung.


(Jan Mücke [FDP]: Ist da ein Unterschied?)


um anderen sprechen wir über ein Thema, das in dieser
oche im Finanzausschuss behandelt wurde. Der

inanzausschuss tagt nicht öffentlich – Sie werden das
erstehen –; bitte fragen Sie Ihre Kollegen danach. Die
aren dabei. Die kennen die Überlegungen, die die
oalitionsfraktionen zu diesem Thema angestellt haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Lachen bei der FDP – Florian Pronold [SPD]: Anderes Gesetz!)


Im richtigen Gesetz sollte man schon sein. Aber das
ann mal passieren, Frau Kopp; das ist auch nicht weiter
chlimm.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nur sollte man im richtigen Film sein! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Sie waren noch nicht im Film, Herr Westerwelle!)


Ich sprach über die Erhöhung des Steuersatzes für hö-
ere Einkommen um 3 Prozentpunkte. Wir haben im
esetzentwurf – anders als im Koalitionsvertrag verein-
art – alle unternehmerischen Einkommen ausgenom-
en, um das Gesetz verfassungsfest zu machen. Im Rah-
en der Unternehmensteuerreform werden wir sehen,
ie der Koalitionsvertrag insofern endgültig umgesetzt
ird.

Wer diese Erhöhung des Spitzensteuersatzes für
ymbolik oder eine Neidsteuer hält, den kann ich nicht
erstehen. Wir sprechen im Veranlagungsjahr – jetzt
icht wieder mit dem Kassenjahr verwechseln! – 2007
ber eine Summe von 250 Millionen Euro, kassenwirk-
am wegen Vorauszahlung und Veranlagung in den Jah-
en 2007 und 2008. Darüber hinaus rechnen wir mit

ehreinnahmen von über 1 Milliarde Euro. Wer das für
ymbolik hält, der sollte mal über sein Verhältnis zu
eld nachdenken.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Wer das für eine Neidsteuer hält, dem sage ich, dass
as weit mehr bedeutet. Es ist eine Frage der sozialen
alance und Ausgewogenheit, Besserverdienende stär-
er zur Finanzierung des Staates heranzuziehen.


(Zustimmung der Abg. Iris Gleicke [SPD])







(A) )



(B) )


Gabriele Frechen
Leider bleibt mir nicht mehr die Zeit, noch ein biss-
chen auf den Antrag der FDP einzugehen, aber den Kol-
legen von den Grünen will ich noch etwas sagen. Sie,
meine Damen und Herren, fordern in Ihrem Antrag zu
unserem Entwurf die Bundesregierung zu verschiedenen
Dingen auf und übersehen dabei völlig – bei dem Thea-
terdonner, den Sie am Freitag veranstaltet haben, ist das
auch kein Wunder –, dass Sie Ihren Antrag eigentlich
zum Koalitionsentwurf hätten schreiben müssen. Den
behandeln wir heute nämlich. Solche Kleinigkeiten fal-
len bei Ihnen nicht sonderlich ins Gewicht. Ich weiß, der
Unterschied zwischen Parlament und Regierung ist Ih-
nen offensichtlich nicht so wichtig.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Übernehmen Sie sich nicht, Frau Kollegin!)


Ich muss zum Schluss kommen. – Ein Zitat für alle,
die es gern einfach hätten, von Poul Anderson:

Mir ist bis heute kein auch noch so kompliziertes
Problem begegnet, das nicht, richtig betrachtet,
noch komplizierter wurde.

In diesem Sinne freue ich mich auf interessante Bera-
tungen im Ausschuss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603711500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Barbara Höll von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603711600

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wo

steht die deutsche Sozialdemokratie?


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Frage!)


Die größte Steuersenkung aller Zeiten – jawohl. Diese
wird aber finanziert durch die größten Sozialkürzungen
aller Zeiten. Das ist die Realität.


(Beifall bei der LINKEN)


Steuerfreiheit der Veräußerungsgewinne, Senkung des
Spitzensteuersatzes um 11 Prozent – von 53 auf
42 Prozent –, Senkung der Körperschaftsteuer, das sind
die Realitäten, von denen wir hier reden.

Wenn man den heutigen Tag in seiner Gesamtheit be-
trachtet, zeigt sich eine Offenbarung der Regierungspoli-
tik Ihrer großen Koalition: Am Vormittag sprechen wir,
zum Glück in öffentlich wahrnehmbarer Debatte, über
Steuererhöhungen, die in erster Linie zulasten der Ar-
beitnehmer und Arbeitnehmerinnen gehen. Am Nach-
mittag setzt sich das mit einer Verschärfung der Hartz-IV-
Gesetzgebung fort – so weit, dass Sie bereit sind, die
Menschenwürde auszuhebeln. Wer nicht hört, wird be-
straft; ihm werden alle Leistungen gekürzt. Das betrifft
nicht nur Essen und Trinken, sondern Sie sind bereit, die
Unterhaltskosten vollständig zu streichen. Die Leute

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(C (D önnen dann unter der Brücke schlafen. Das ist die Relität Ihrer Politik. (Beifall bei der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wie sieht es bei der PDS in Berlin aus? Sozialkürzungen pur!)


Ihre Vorschläge, die wir heute in erster Lesung bera-
en, zeigen, dass die Steuerpolitik zur Manövriermasse
es Finanzministers verkommt. Die realen Lebensver-
ältnisse zählen nicht; Steuergrundsätze werden willkür-
ich ausgehebelt.

Eine Maßnahme, die Sie vorschlagen, ist die Verände-
ung bei der steuerlichen Absetzbarkeit des Arbeitszim-
ers. Nur noch dann, wenn die berufliche Tätigkeit voll-

tändig im häuslichen Arbeitszimmer absolviert wird
nd dieses damit den Mittelpunkt der beruflichen Tätig-
eit bildet, kann man das Arbeitszimmer steuerlich gel-
end machen. Was ist aber nun mit den Lehrerinnen und
ehrern,


(Florian Pronold [SPD]: Unterrichten Lehrer zu Hause?)


it den vielen Menschen, die im Servicebereich, im Au-
endienst tätig sind? Was ist mit den Versicherungsbe-
reibern? Wir haben keine Ganztagsschulen mit Arbeits-
immern für Lehrerinnen und Lehrer; deshalb sind auch
ie Lehrer auf den häuslichen Arbeitsplatz angewiesen.
ie verschärfen nun deren Situation. 300 Millionen Euro
oll Ihnen diese Belastung der tätigen Menschen brin-
en.

Die Entfernungspauschale: 2,5 Milliarden Euro wol-
n Sie durch die neue Regelung mehr einnehmen. Herr
swald hat gesagt, das sei moderat und man solle die Fi-
anzpolitik doch bitte in ihrer Gesamtheit sehen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


ohl wahr. Abgesehen davon, dass die von Ihnen vorge-
chlagene Regelung grundgesetzwidrig sein dürfte
denn Sie übersehen dabei, dass der Weg von der Woh-

ung zur Betriebsstätte notwendigerweise bewältigt wer-
en und deshalb auch steuerlich absetzbar sein muss –,
ollten wir das in der Tat einmal in der Gesamtheit be-
rachten: Noch vor einigen Wochen ließ sich die Famili-
nministerin für die Möglichkeit der steuerlichen
bsetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten als Wer-
ungskosten bzw. Betriebsausgaben groß feiern. Gut;
ber wie ist nun die Lage der erwerbstätigen Eltern, die
inderbetreuungskosten steuerlich absetzen können, de-
en aber die Entfernungspauschale gekürzt wird? Die
bsetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten schlägt im
ndeffekt nicht bis in ihr Portemonnaie durch, sondern
ie müssen mehr Steuern zahlen als noch im vergange-
en Jahr.

Ich will Ihnen das an einem Beispiel deutlich machen:
ine Familie mit einem Jahreseinkommen von
8 000 Euro brutto, bei der der eine Ehepartner einen
rbeitsweg von 20 Kilometern hat, den er also nicht

teuerlich absetzen kann, und der andere einen Arbeits-
eg von 30 Kilometern, und mit durchschnittlichen Kin-
erbetreuungskosten, die sie steuerlich geltend machen






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
können, hat nun eine jährliche steuerliche Mehrbelas-
tung von 565 Euro. Da sprechen Sie von einer tollen Fa-
milienpolitik? Das ist familienfeindlich! Dieser Tatsache
müssten Sie sich hier stellen.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei einer weiteren Regelung können Sie sich nicht
dem Vorwurf entziehen, dass sie nur eine Placebomaß-
nahme ist. Sie schlagen die so genannte Reichensteuer
vor. Was ist denn das? Wie viele Steuerpflichtige mit ei-
nem Einkommen von über 250 000 Euro haben wir
denn? Hier kommt es nur zu einer klitzekleinen Erhö-
hung, weil Sie die Gewinneinkünfte sogar noch heraus-
nehmen. Sie geben selber zu, dass Sie im ersten Jahr
Einkünfte von unter 1 Milliarde Euro erzielen werden,
Frau Frechen.


(Gabriele Frechen [SPD]: Unter einer Milliarde ist ja gar nichts! Kennen Sie den Herrn, der von Peanuts spricht, wenn er über Millionen redet?)


Wie es dann weiter aussieht mit Ihrer Regelung und der
Verlagerung von Einkünften, bleibt abzuwarten.

Wir lehnen Ihre unsoziale Politik ab. Ringen Sie sich
zu einer ordentlichen Sozialpolitik durch, die von einer
ordentlichen Steuerpolitik flankiert wird! Wenn Sie sich
schon durch Maßnahmen hervortun wollen – bitte schön:
Erhöhen Sie den Spitzensteuersatz! Dies kann moderat,
Schritt für Schritt um 2 Prozentpunkte jedes Jahr, ge-
schehen, bis wir wieder bei einem Satz von 50 Prozent
angekommen sind. Erst dann können wir davon reden,
dass diejenigen in unserer Gesellschaft, die ein hohes
Einkommen haben, ihren Beitrag leisten.

Ihr Gesetz ist in dieser Form abzulehnen. Ich be-
fürchte auch, dass durch unsere Beratungen im Aus-
schuss, die Sie im Schweinsgalopp durchführen wollen
– bereits heute Mittag gibt es parallel zum Plenum eine
Anhörung; deswegen können wir der weiteren Debatte
nicht folgen –, leider keine große Änderungen mehr be-
wirkt werden. Wir müssen den Druck also außerparla-
mentarisch erhöhen. Was Sie machen, ist einfach unso-
zial.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603711700

Das Wort hat die Kollegin Kerstin Andreae vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603711800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Opposition!


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Das waren vergangene Zeiten!)


– Ich meine natürlich Koalition. Auf die Opposition
komme ich aber noch zu sprechen.

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(C (D Wir können dieses Gesetz heute – das ist gut so – zu iner Zeit behandeln, zu der die Öffentlichkeit diese Deatte verfolgen kann. Denn sie findet nicht abends quasi nter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Opposition nsgesamt hat gefordert, dass dieses Gesetz in einer verundenen Debatte mit dem Haushaltsbegleitgesetz und usammen mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer diskuiert wird. (Florian Pronold [SPD]: Ihr Grünen wart doch hier, als wir es beraten haben!)


amit soll deutlich werden, um welche Belastungen es
n der Summe geht. Heute diskutieren wir vor vollem
aus. Es geht doch! Stellen Sie die Tagesordnung ver-
ünftig auf, dann können wir auch anständig debattieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Der günstige Debattenzeitpunkt ändert leider nichts
m Inhalt des Gesetzes. Dieses Gesetz ist ein weiteres
eispiel dafür, welches Steuerchaos Sie verursachen. Es

st keine seriöse Finanzpolitik, die sie noch im Koali-
ionsvertrag angekündigt haben. Dieses Gesetz ist ohne
lan und Logik. Maßnahmen werden willkürlich anein-
nder gereiht. Ich kann nur sagen: Steuerchaos pur.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Alle reden von der Stärkung der privaten Altersvor-
orge. In den Reden kommt es gut an. Aber mit der Hal-
ierung des Sparerfreibetrages wenden Sie sich fron-

al gegen die Stärkung der privaten Altersvorsorge.
adurch belasten Sie vor allem die Kleinsparer.

Für die Einführung des Sparerfreibetrages gab es drei
ründe. Erstens sollte, wie gesagt, die private Altersvor-

orge gestärkt werden. Zweitens sollte Bürokratie abge-
aut werden. 80 Prozent der Kleinsparer mussten für
hre Spareinlage keine zusätzliche Steuererklärung abge-
en. Ich bin sehr gespannt, ob Sie uns einmal darlegen
önnen, welche zusätzlichen Kosten auf die Finanzver-
altung zukommen, wenn die von der Halbierung des
parerfreibetrages betroffenen Menschen zukünftig eine
teuererklärung für ihre Zinseinkünfte abgeben müssen.
rittens handelt es sich beim Sparerfreibetrag um einen
lassischen Inflationsausgleich; das wissen Sie. Wenn
ie den Sparerfreibetrag halbieren, dann belasten Sie die
leinsparer und negieren all die Ziele, die vernünftig

ind. Hören Sie mit dieser falschen Politik auf!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Trotz der vor uns liegenden Zukunftsaufgaben legen
ie einen zweiten Teil vor, mit dem Sie eine ökologisch
esehen vollkommen falsche Politik machen. Die Rege-
ung, die Sie zur Entfernungspauschale vorlegen – ein-

al abgesehen davon, dass es sich um einen fragwürdi-
en Trick handelt, sie aus den Werbungskosten
erauszunehmen –, zeugt nicht von einer ökologisch
usgerichteten Politik. Sie fördern die Stadtflucht, die
ersiedelung und den Flächenverbrauch; aber anstatt
ine klare ökologische Komponente in der Steuerpolitik
die Betonung liegt auf „steuern“ – einzuführen, ma-






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
chen Sie das Gegenteil. Gehen Sie stattdessen an die
ökologischen Steuersünden heran: Bauen Sie ökologisch
schädliche Subventionen ab! Bringen Sie endlich die
Kerosinbesteuerung auf den Weg! Bauen Sie die Öko-
steuerbefreiung im produzierenden Gewerbe ab! Das
wäre wesentlich vernünftiger als das, was Sie jetzt ma-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Am besten aber ist die Reichensteuer. Im Finanzaus-
schuss hieß es von der Union, dass diese Steuer – neues
Label – eigentlich „Leistungsfähigkeitssteuer“ heißen
sollte. Ich finde es ziemlich fragwürdig, wie Sie Leis-
tungsfähigkeit definieren. Aber ein Aufkommen von
127 Millionen Euro angesichts des Aufkommens von
23 Milliarden Euro durch die Mehrwertsteuererhöhung
ist ein Witz. Da bringt die Sektsteuer mehr ein.

Wie Sie an den Steuergesetzen herumdoktern! Mit der
Änderung des § 32 a Abs. 1 des Einkommensteuergeset-
zes führen Sie die Reichensteuer ein. Mit der Einfügung
des § 32 c führen Sie wieder eine Ausnahme ein und
nennen das Ganze „Einführung eines tariflichen Entlas-
tungsbetrages“. Mit der Reichensteuer erreichen Sie tat-
sächlich nur eine Hand voll: Arbeitnehmer mit einem
Einkommen über 250 000 Euro pro Jahr bzw. Verheira-
tete bei gemeinsamer Veranlagung mit einem Einkom-
men von über 500 000 Euro pro Jahr. Ich sage es Ihnen
klar: Diese Reichensteuer können Sie sich glatt sparen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wo bleibt überhaupt die Steuervereinfachung? Was
Sie uns in den letzten Monaten vorgelegt haben: Die Ab-
setzbarkeit der Aufwendungen für die Kinderbetreuung
ist erwähnt worden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
einer von Ihnen tatsächlich noch erklären kann, wie die
Absetzbarkeit der Kosten für die Kinderbetreuung en
détail funktioniert. Sie haben die Absetzbarkeit der Steu-
erberaterkosten eingeschränkt, aber nicht die der Kosten,
die der Steuerberater für das Ausfüllen der Anlage Kin-
der verlangt, deren Bestimmungen, wie gesagt, keiner
mehr durchschaut. Bei der Entfernungspauschale behan-
deln Sie die Menschen unterschiedlich. Beim Sparerfrei-
betrag führen Sie mehr Bürokratie ein und bewirken eine
geringere private Altersvorsorge.

Das beste Gesetz werden wir in den nächsten Sit-
zungswochen behandeln: Dabei geht es um die Besteue-
rung von Biodiesel. Es ist noch völlig unklar, was Sie da
machen wollen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Chaos!)


Es gibt keine Verlässlichkeit und keine Planbarkeit. Sie
kündigen gestern im Finanzausschuss an, dass Sie in ei-
nem Änderungsantrag zu diesem Gesetzentwurf darstel-
len werden, dass man 2007 noch einmal prüfen will, ob
man dieses Gesetz 2008 auch braucht.

Sie sind in eine Schieflage geraten. Das ist der falsche
Weg. Ziehen Sie den heute vorliegenden Gesetzentwurf
zurück! Folgen Sie unserem Antrag! Legen Sie einen
neuen Gesetzentwurf vor, in dem Sie die soziale Balance
halten und eine ökologische Politik machen!

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(C (D Danke schön. Das Wort hat jetzt der Kollege Olav Gutting von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine werten Kolleginnen und Kolle en! Das Steueränderungsgesetz 2007 steht für die konequente Fortsetzung der bereits begonnenen Haushaltsonsolidierung. Bei allem Geplänkel über die einzelnen aßnahmen dieses Gesetzes: Das zentrale Ziel, nämlich ie Stabilisierung des Haushaltes, sollten wir alle nicht us dem Auge verlieren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603711900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1603712000

Circa 1,5 Billionen Euro beträgt der aktuelle Schul-
enstand der Bundesrepublik Deutschland. Auf jeden
inzelnen Bürger entfallen damit circa 17 000 Euro –
endenz steigend. Ich würde mir wirklich wünschen,
ass wir zumindest in diesem Hause endlich parteiüber-
reifend die Einsicht durchsetzen könnten, dass es so
icht mehr weitergehen kann.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


Unser Staat ist das Opfer einer seit Jahrzehnten prak-
izierten verfehlten Ausgabenpolitik. Wir müssen schon
chulden machen, um die Zinsen für die Schulden zah-

en zu können. Finanzielle Spielräume gibt es nicht
ehr. Stellen wir uns vor, das Zinsniveau würde nur et-
as steigen. 2 Prozentpunkte mehr würden eine zusätzli-

he Belastung der öffentlichen Hand in Höhe von
0 Milliarden Euro bedeuten – und das Ganze vor dem
intergrund einer immer weiter schrumpfenden Bevöl-
erung. Wo sind denn die Generationen, die zukünftig
ll diese Lasten tragen sollen? Fakt ist: Die steigende
erschuldung ruht auf immer schmaler werdenden
chultern.

Wer politisch verantwortungsvoll handelt, muss den
enschen klar sagen: Es geht nicht nur mit Sparen.

war müssen wir bei den Ausgaben sparen, aber gleich-
eitig müssen wir eine Verbesserung auf der Einnahme-
eite herbeiführen.

Das Steueränderungsgesetz 2007 beinhaltet Ele-
ente von beidem. Ja, es gibt zum Teil schmerzhafte
inschnitte. Das ist aber beim Subventionsabbau fast

mmer so. Dass aber gerade diejenigen, die immer für
ubventionsabbau und Verwaltungsvereinfachung ein-

reten, nun so vehement gegen dieses Gesetz polemisie-
en, ist nicht nur verwunderlich, sondern auch peinlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die neue Regelung bezüglich der Abzugsfähigkeit
er Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer
tellt ebenso wie die Abschaffung der Bergmannsprämie






(A) )



(B) )


Olav Gutting
Subventionsabbau und Vereinfachung des Besteuerungs-
verfahrens in einem dar. Die Umstellung auf das Werk-
torprinzip bei der Pendlerpauschale ist richtig. Der Weg
zur Arbeit ist Privatsache und muss nicht von der Allge-
meinheit mitfinanziert werden.

Ich will an dieser Stelle gerne zugeben, dass meiner
Meinung nach konsequenterweise dann auch die Aus-
nahmeregelung für Fernpendler hätte fallen sollen. Hier
zeigt sich, dass das Bestreben nach mehr Gerechtigkeit
letztendlich eine zusätzliche Verkomplizierung des Steu-
errechts zur Folge hat. Der grundsätzliche Schritt hin
zum Werktorprinzip bleibt aber auch mit dieser Aus-
nahme richtig. Mit dieser überfälligen Klarstellung, dass
die Berufssphäre erst am Werkstor beginnt, eröffnen wir
uns im Übrigen für die Zukunft weiteren politischen
Handlungsspielraum.

Ich will zum Abschluss noch ein paar Sätze zum
Thema Absenkung des Sparerfreibetrages sagen:

Erstens. Auch beim Sparerfreibetrag handelt es sich
um eine Subvention.

Zweitens. Auch nach der Absenkung auf 750 bzw.
1 500 Euro für Verheiratete bleiben bei den heutigen
Zinssätzen immer noch Zinserträge aus einer Summe
von über 50 000 Euro steuerfrei. Wer mehr hat, muss
sich mit den Mehreinkünften eben auch an der
Finanzierung unseres Staates beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unabhängig hiervon brauchen wir endlich ein schlüs-
siges Gesamtkonzept zur Besteuerung von Kapitalanla-
gen, also von Kapitalerträgen und privaten Veräuße-
rungsgewinnen gemeinsam. Mit einem vernünftigen
Steuersatz gäbe es dann auch gute Chancen für eine
Rückkehr so mancher Fluchtgelder. Auch die problema-
tische Kontoabfrage würde sich erübrigen. In diesem
Zusammenhang kann man sich also nur die baldige Ein-
führung einer Abgeltungsteuer mit einem attraktiven
Steuersatz wünschen. Lassen Sie uns das gemeinsam an-
gehen!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603712100

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

der Kollege Florian Pronold von der SPD-Fraktion das
Wort.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1603712200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich finde die Grünen wirklich spannend.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das finden wir auch!)


Es ist geradezu unglaublich: Es war für Freitagnachmit-
tag eine öffentliche Debatte über diesen Punkt angesetzt.
Vier Grüne sind hier im Saal und die beantragen dann,
die Beschlussfähigkeit festzustellen. Welch ein Hohn!


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und, haben wir gewonnen?)


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(C (D eien Sie heute pünktlich hier und nehmen Sie Ihre Areit entsprechend wahr! Dann müssen wir diesen Unsinn eute nicht noch einmal wiederholen. Herr Kollege Pronold, erlauben Sie eine Zwischen rage des Kollegen Thiele? Ja. Der war auch nicht da, oder? Sehr geehrter Herr Kollege Pronold, Sie sprachen da on, dass die Debatte über das Steueränderungsgesetz ür den frühen Freitagnachmittag angesetzt gewesen sei. ie war für 19.45 Uhr angesetzt! alten Sie das für einen frühen Nachmittag? Noch dazu ar es ein Freitag. alten Sie es angesichts der Bedeutung dieses Gesetzes, ngesichts der Belastungen für die Steuerzahler, die mit iesem Gesetz verbunden sind, überhaupt für adäquat, iesen Punkt so weit hinten auf der Tagesordnung zu erstecken? Wäre es nicht richtig gewesen, diesen Punkt anz früh am Freitagmorgen in angemessener Präsenz es Deutschen Bundestages zu debattieren? Das ist die rage, die sich hier stellt. (Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603712300
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1603712400
Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1603712500

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: 18 Uhr!)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1603712600

Herr Kollege Thiele, erstens wissen Sie – ich glaube,

ie waren da –, dass wir in derselben Woche eine Aktu-
lle Stunde zu genau dieser Thematik gehabt haben. All
ie Dinge, die wir heute diskutieren, kamen dort – zum
eil wortgleich – zur Sprache.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat die beantragt?)


Zweitens wissen Sie sicher, dass wir derzeit eine der
rößten Grundgesetzreformen in der Geschichte der
undesrepublik diskutieren und wir deswegen den ge-

amten Sitzungsablauf in diesen Wochen umstellen.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


eswegen war es notwendig, wichtige Debatten auch zu
twas ungünstigeren Zeiten zu führen. Wer sich dafür in-
eressiert, kann da sein. Das ist niemandem verboten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Jetzt aber zu den Inhalten. Bei dem vorliegenden Ge-
etz handelt es sich um ein Steuergesetz, das Subvention
bbaut. In der politischen Debatte sprechen immer alle
avon, dass wir Steuersubventionen abbauen müssen.
enn es dann aber an die konkrete Subvention geht, ist

s plötzlich keine Subvention mehr. Nie! Dann gibt es






(A) )



(B) )


Florian Pronold
nichts Lebensnotwendigeres mehr als diesen Tatbestand
und jeder, der daran geht, ist dann ein Steuererhöher.
Diejenigen, die am meisten dieses Spiel spielen, sind Sie
von der FDP:


(Beifall bei der SPD)


Sie betreiben durchgängig Klientelpolitik. Die Steuer-
subventionen, die Ihrer Klientel zugute kommen, greifen
Sie nie an. Wenn wir aber Steuersubventionen abbauen
wollen, dann sprechen Sie von Steuererhöhung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603712700

Herr Kollege Pronold, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Westerwelle?


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1603712800

Gerne, das verlängert meine Redezeit. Das freut mich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603712900

Bitte schön, Herr Westerwelle.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1603713000

Das sei Ihnen gegönnt, Herr Kollege. – Da Sie sich

mit meiner Fraktion auseinander setzen, möchte ich
gerne eine Frage stellen. Am 7. September des Jahres
2005 sagte der Vizekanzler Franz Müntefering im Deut-
schen Bundestag wörtlich:

Wer darüber stöhnt, dass die Benzinpreise so hoch
sind, aber gleichzeitig die Erhöhung der Mehrwert-
steuer und die Kürzung der Pendlerpauschale an-
kündigt, der hat die Interessenlage der Menschen
nicht im Blick. Das ist unehrlich und geht an der
Realität dieses Landes und an dem, was für Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer zu tun ist, vorbei.

Wollen Sie uns vorwerfen, dass wir das, was Herr
Müntefering damals gesagt hat, immer noch richtig fin-
den?


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1603713100

Herr Westerwelle, ich würde Ihnen dann keinen Vor-

wurf machen, wenn Sie alles, was der Kollege
Müntefering sagt, immer richtig finden und hier entspre-
chend abstimmen würden. Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt ist: Wir als Sozialdemokraten sind
in dem Wahlkampf genau mit diesen Aussagen angetre-
ten. Das ist nicht zu bestreiten. Darüber hinaus ging es
um die Steuerfreiheit der Nacht- und Schichtarbeit, was
je nach Branche eine Summe von vier bis 17 Prozent des
Nettolohns der Betroffenen bedeutet, darüber hinaus
ging es um viele andere Fragen, zum Beispiel um Fragen
des Arbeitsrechts. Wir haben dann einen Koalitionsver-
trag abgeschlossen. Mit diesem Koalitionsvertrag haben
wir die Blockade beseitigen müssen, an der auch Sie sich
zusammen mit anderen, die damals in der Opposition
waren, im Bundesrat beteiligt haben.

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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird immer schlimmer, je länger Sie reden!)


ch rede davon, dass die Steuersubventionen, die wir seit
ahren abbauen wollten, blockiert worden sind. Das gilt
um Beispiel für die Eigenheimzulage. Wenn wir die
ubventionen früher hätten abbauen können, dann
rauchten wir über bestimmte Fragen des Haushalts gar
icht mehr zu reden.


(Beifall bei der SPD)


Sie sind ein Pharisäer und sind schon immer einer ge-
esen. Sie reden davon, Steuersubventionen abzubauen,

ber wenn es darauf ankommt, bezeichnen Sie den Ab-
au als Steuererhöhung und weigern sich, diese mit zu
ragen. In einem weiteren Schritt prangern Sie die hohe
taatsverschuldung an und verlangen Maßnahmen, diese
u reduzieren. Erst tragen Sie selber zu dieser Staatsver-
chuldung bei, wenn es aber darauf ankommt, konkrete

aßnahmen zu ergreifen, um sie abzubauen, schlagen
ie auf andere ein. Das ist doch billig.

Ich gehe gerne auf die Pendlerpauschale und auch
uf das ein, was der Kollege Gutting gesagt hat. Wir ha-
en dazu eine Anhörung. Die Frage, ob die vorgesehene
egelung verfassungsfest ist, ist eine spannende Frage.
ir wollen mit dem Steueränderungsgesetz 2007, über

as wir hier reden, ein angemessenes Einsparvolumen
rbringen. Dabei werden wir die Frage, ob es ein gerech-
eres Modell Pendlerpauschale gibt und ob wir alternativ
ielleicht lieber Steuersubventionen, die Sie so heftig
erteidigen, abbauen sollten, nach dieser Anhörung noch
inmal aufgreifen. Das wird noch eine spannende Ange-
egenheit in diesem Haus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein bisschen überrascht bin ich auch darüber, was Sie,
rau Höll, unter Kleinsparern verstehen. Wenn eine Fa-
ilie ihr Geld mit 3 Prozent Zinsen anlegt – dann hat die
amilie sehr vorsichtig angelegt –, dann muss sie
5 000 Euro auf der hohen Kante oder Aktien im Wert
on 90 000 Euro haben, bevor sie Steuern zahlen muss.
ch habe in der Sparkasse von Deggendorf gearbeitet.
ort gelten Leute, die 45 000 Euro auf der hohen Kante
aben, in der Regel nicht als Kleinsparer.

Ein zweiter Punkt betrifft die steuerliche Absetzbar-
eit der Kosten eines Arbeitszimmers. In unserem
teuerrecht gibt es den Versuch – der an manchen Stel-

en durchbrochen wird –, die Kosten der privaten Le-
ensführung von den beruflichen Aufwendungen zu
rennen. Das ist bei gemischt genutzten Dingen sehr
chwierig. Machen Sie sich einmal die Mühe, die Recht-
prechung zur steuerlichen Absetzbarkeit der Kosten für
in Arbeitszimmer anzuschauen. Sie werden dann se-
en, dass immer wieder teure Teppiche, Gemälde und
ie Größe des Arbeitszimmers eine Rolle spielen. Da
ird viel Verwaltungsaufwand getrieben. Auch Lehre-

innen und Lehrer werden weiterhin die Kosten für all
as, was sie beruflich brauchen, von der Steuer absetzen
önnen. Aber in Bezug auf das Arbeitszimmer ist es
och gerechtfertigt, eine Regelung zu treffen, nach der
ur diejenigen die Kosten steuerlich absetzen können,






(A) )



(B) )


Florian Pronold
deren Arbeitsmittelpunkt das Arbeitszimmer ist. Anders
bekommen Sie es doch nie sauber hin.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ansonsten brechen Sie einen riesigen Streit vom Zaun
und stehen vor den Gerichten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben noch nie einen Lehrer arbeiten sehen, was?)


Wir haben übrigens – das ist noch einmal in Erinne-
rung zu rufen – die größte Steuersenkung in der Ge-
schichte der Bundesrepublik Deutschland vorgenom-
men. Bei den unteren und mittleren Einkommen haben
wir in den letzten Jahren über Steuersenkungen einen
größeren Reallohnzuwachs erzielt als durch Tarifab-
schlüsse.

Beim Abbau von Steuersubventionen sind wir leider
nicht so weit gekommen, weil blockiert wurde. In der
neuen Konstellation machen wir uns jetzt gemeinsam an
diese Aufgabe. Manch einer hätte schon früher vom Sau-
lus zum Paulus werden können; aber besser spät als nie.
Das ist keine einfache Geschichte, weil wir viele Men-
schen treffen. Deswegen werden wir in der Debatte, die
auf die Anhörung folgt, an den kritischen Punkten Pend-
lerpauschale und Kinderbetreuungskosten für eine ge-
rechte und ausgewogene Lösung sorgen. Man muss die-
sen Entwurf aber im Gesamtkontext dessen, was wir hier
machen, betrachten: konsolidieren und gleichzeitig in
Richtung Zukunft investieren!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603713200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/1545, 16/1501 und 16/1654 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b
auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der EU-geführten Operation EUFOR RD
CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt-
zung der Friedensmission MONUC der Ver-
einten Nationen während des Wahlprozesses
in der Demokratischen Republik Kongo auf
Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Si-
cherheitsrates der Vereinten Nationen vom
25. April 2006

– Drucksache 16/1507 –

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(C (D aa)

Berichts des Auswärtigen Ausschusses

(3. Ausschuss)


– Drucksache 16/1649 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernd Schmidbauer
Brunhilde Irber
Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech
Kerstin Müller (Köln)



(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1698 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jürgen Koppelin
Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Michael Leutert
Alexander Bonde

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

ordneten Paul Schäfer (Köln), Dr. Norman Paech,
Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN zu dem Antrag der Bun-
desregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der EU-geführten Operation EUFOR RD
CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt-
zung der Friedensmission MONUC der Ver-
einten Nationen während des Wahlprozesses
in der Demokratischen Republik Kongo auf
Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Si-
cherheitsrates der Vereinten Nationen vom
25. April 2006

– Drucksachen 16/1507, 16/1522, 16/1650 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernd Schmidbauer
Brunhilde Irber
Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech
Kerstin Müller (Köln)


Zu dem Antrag der Bundesregierung liegen mehrere
ntschließungsanträge vor. Über die Beschlussempfeh-

ung zum Antrag der Bundesregierung werden wir später
amentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er das Wort unserem Kollegen Walter Kolbow von der
PD-Fraktion.


Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1603713300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

ieser Woche stehen im Deutschen Bundestag die Man-






(A) )



(B) )


Walter Kolbow
datierungen von drei Bundeswehreinsätzen an: die Ver-
längerung des Bundeswehreinsatzes im Kosovo, AMIS
im Sudan und die Entsendung von Bundeswehrsoldatin-
nen und -soldaten in den Kongo.

Ich denke, es ist richtig, darauf hinzuweisen, dass das
vereinfachte Verfahren gemäß Parlamentsbeteiligungs-
gesetz bei AMIS, dem sich diesmal auch die Fraktion
Die Linke angeschlossen hat, und die knappe Redezeit
von 30 Minuten beim Kosovomandat nicht darüber hin-
wegtäuschen dürfen, dass es sich hierbei, wie beim Kon-
gomandat, um ernsthafte Entscheidungen handelt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Trotzdem wiegt die Beschlussfassung zur Kongomission
besonders schwer, handelt es sich doch um den ersten
Einsatz von Bodentruppen der Bundeswehr in Afrika
seit Somalia.

Für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr
hatte es stets eine besondere Bedeutung, dass der Deut-
sche Bundestag fraktionsübergreifend und mit großer
Mehrheit, wenn möglich, den Einsätzen zugestimmt hat.
Es wäre gut, wenn dies auch heute der Fall ist. Meine
Fraktion wird ihren Beitrag dazu leisten, zumal zur Erar-
beitung unserer Position im Spannungsfeld zwischen po-
litischer Vorbereitung und verbindlicher Entscheidung
hinreichend Zeit und schlussendlich die notwendigen In-
formationen und militärischen Expertisen zur Verfügung
standen. Deshalb ist EUFOR in der Demokratischen Re-
publik Kongo ein militärisches Mittel zum Erreichen des
politischen Ziels der Stabilität dieses Landes.

Der Krieg im Kongo hat für die Menschen unsägli-
ches Leid und Tod gebracht. Im Entschließungsantrag
der Koalitionsfraktionen weisen wir noch einmal auf die
erschütternden Fakten dieses Krieges hin. Mit der heuti-
gen Entscheidung des Bundestages wird ein weiterer
wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem sich demokra-
tisch und friedlich entwickelnden Kongo versucht und,
ich denke, auch gegangen.

Es ist in den vergangenen Wochen immer wieder auf
die strategische Bedeutung des Kontinents Afrika und
des Kongo hingewiesen worden. Ich will dies heute noch
einmal hervorheben: Der Kongo ist das Schlüsselland
für die Stabilisierung nicht nur der Region der Großen
Seen. Präsident Mbeki sagt: „Der afrikanische Kontinent
wird sich nur stabilisieren lassen, wenn es gelingt, den
Kongo zu stabilisieren.“ So wird die Möglichkeit zu ei-
ner friedvollen Entwicklung in der Demokratischen Re-
publik Kongo nicht nur positive Auswirkungen für die
Menschen dort, sondern auch darüber hinaus haben kön-
nen. Die Interessenlagen der Afrikaner und der interna-
tionalen Gemeinschaft stehen dabei im Einklang.

Aus unserer Sicht bedeutet dies: Deutschland hat ein
sicherheitspolitisches Interesse an einer erfolgreichen
Stabilisierung des Kongo nach dem Grundsatz der euro-
päischen Sicherheitsstrategie. Wir müssen vor Ort die
Probleme angehen, bevor die Probleme zu uns kommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Die Vereinten Nationen sind seit 1999 mit ihrer größen Friedensmission im Kongo engagiert. Die MONUC at generell die Aufgabe der Unterstützung und Koordiierung des politischen Übergangsprozesses. Im verganenen Jahr hat MONUC dem Verfassungsreferendum im ongo zum Erfolg verholfen. Die kongolesische Bevölerung hat mit einer Zustimmung von 84 Prozent einrucksvoll unter Beweis gestellt, dass ihr an einer friedlihen und demokratischen Entwicklung liegt. Im Übrigen ird von denen, die dort waren, zu Recht immer wieder arauf hingewiesen – Kollegin Mogg, Kollege Kramer, ollege Wellmann, Kollege Schmidbauer und natürlich uch Kollege Nachtwei und Kollege Ströbele haben das n ihren eindrucksvollen Berichten getan –, dass die Konolesen wählen wollen. Dies beweist auch der Andrang uf die Wählerlisten, die ja aufgrund der Unwägbarkeit m Kongo nicht leicht zu erreichen sind. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Im Vorfeld der anstehenden Parlaments- und Präsi-
entschaftswahlen wurde die Europäische Union von
en Vereinten Nationen gebeten, einen als notwendig er-
chteten militärischen Beitrag zur Unterstützung von
ONUC bei der Absicherung des Wahlprozesses zur

erfügung zu stellen. Diese Anfrage der Vereinten Na-
ionen konnte nicht überraschen, da die Europäische
nion und die Bundesrepublik Deutschland den Befrie-
ungsprozess im Kongo seit Jahren finanziell, materiell
nd personell – auch in die Zivilgesellschaft hinein – un-
erstützen. Darüber hinaus hat die Europäische Union

it einem Afrikastrategiedokument vom Dezember
005 ihre ausdrückliche Bereitschaft bekundet, Demo-
ratisierungsprozesse in Afrika zu unterstützen. Es ist
lso falsch, zu behaupten, Deutschland sei in die militä-
ische Unterstützung von MONUC hineingeschlittert
der Europa wolle mit diesem Einsatz endlich die bisher
icht dargelegte Handlungsfähigkeit beweisen. Die Eu-
opäische Union hat bewiesen und beweist, dass sie im
ahmen ihrer Außen- und Sicherheitspolitik handlungs-

ähig ist. Ihre Missionen in Mazedonien, in Bosnien-
erzegowina – sie dauert noch an – und 2003 mit Arte-
is im Ostkongo unterstreichen das.

Die Unterstützung von MONUC durch die Europäi-
che Union und durch unsere Beteiligung steht in der
ogik des langjährigen europäischen Engagements in
ieser Region. Der Herr Außenminister hat dies in der
egründung des Antrages der Bundesregierung in der
rsten Lesung überzeugend dargelegt. Mit dem Ablauf
es militärischen Einsatzes wird sich unser politisches
ngagement im Kongo nicht erschöpfen. In Vorberei-

ung unserer Entscheidung im Parlament hat die Bundes-
egierung wiederholt bekräftigt, dass es ihr um ein nach-
altiges politisches Engagement geht, das über die
nfrage stehende Mission hinausgeht. Dies betrifft in be-
onderem Maße die entwicklungspolitische Zusammen-
rbeit mit dem Kongo. Wir unterstützen diesen Ansatz
usdrücklich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Nicht nur auf der Ebene der Bundespolitik hat
eutschland im Rahmen der europäischen Aktivitäten






(A) )



(B) )


Walter Kolbow
ein spezifisches Interesse am Kongo. Es gibt in der Eu-
ropäischen Union und in Deutschland auch vielfältige zi-
vilgesellschaftliche Kooperationen auf regionaler und
lokaler Ebene, die dem Kongo helfen. So unterstützt
zum Beispiel die Universität Würzburg seit 2003 die
kongolesische Hochschule in Kinshasa. Das ist nur ein
Beispiel von vielen. Da mag man von Kleinteiligkeit re-
den. Aber auch das ist ein Teil des Mosaiks, das für die
Förderung des dortigen Friedensprozesses von Bedeu-
tung ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Frauennetzwerke, Opfernetzwerke, Demobilisierung von
Kämpfern und Kindersoldaten sowie deren Zusammen-
führung mit ihren Familien unterstreichen diese positive
Entwicklung, wie Frau Entwicklungshilfeministerin
Heide Wieczorek-Zeul das in der ersten Lesung ebenfalls
sehr intensiv und überzeugend dargelegt hat.

Ich sage, dass es auch darauf ankommt, den schmutzi-
gen Rohstoffkrieg zu beenden. Das ist eine der Haupt-
aufgaben der künftigen demokratisch gewählten kongo-
lesischen Regierung. Es gibt nichts Wichtigeres als die
Förderung von Demokratie und Staatlichkeit, um diesem
heute stattfindenden Rohstoffkrieg ein Ende zu bereiten.
Dafür müssen wir uns gemeinsam engagieren; denn das
Einkommen aus diesen Rohstoffen muss endlich den
Menschen selbst zugute kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben die notwendige militärische Expertise
eingeholt. Wo sonst sollten wir diese Expertise, die wir
als Grundlage unserer politischen Entscheidung brau-
chen, einholen, als bei unseren Soldatinnen und Soldaten
und bei denen, die im Hauptquartier in Potsdam im Auf-
trag der Europäischen Union die militärische Arbeit ma-
chen müssen, die sie gut machen? Dort haben wir uns
überzeugt.

General Viereck hat uns gesagt: Jawohl, ich kann die-
sen Einsatz mit den militärischen Mitteln, die mir von
18 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, auch von
Deutschland, zur Verfügung gestellt werden, bewältigen.
Ich kann diesen Einsatz in militärischer Hinsicht durch-
führen, um ihm politisch zum Erfolg zu verhelfen. – Un-
sere Soldatinnen und Soldaten sind erfahren, sie sind
ausgebildet und sie können politische Aufträge einschät-
zen. Der Verteidigungsminister hat diese Auffassung
dargelegt und umgesetzt. Damit hat auch er seinen Bei-
trag geleistet.


(Beifall bei der SPD)


Die Entscheidung über den Einsatz von bewaffneten
Streitkräften gerade in diesem Zusammenhang und im
Rahmen dieser Mission fällt niemandem von uns leicht.
Ich habe Respekt vor Auffassungen, die sich nicht der
meinen anschließen können und eine andere Abwä-
gungsentscheidung getroffen haben. Bei jeder Mission
ringen Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen um
das Ja oder Nein zum Antrag der Bundesregierung, Sol-
daten ins Ausland zu schicken. Deswegen gibt es das
Parlamentsbeteiligungsgesetz. Deswegen führen wir

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(C (D iese verantwortungsvolle und von der Zeit und den Inalten her respektable Debatte. Deswegen hat meine raktion mit überzeugender Mehrheit die Entscheidung etroffen, für den Antrag zu stimmen und der Europäichen Union, den Vereinten Nationen und der internatioalen Staatengemeinschaft im Rahmen unserer Möglicheiten zu helfen. Zur Förderung der Stabilität des Kongo ollen wir die Unterstützung geben, die für den Erfolg ebraucht wird. Ich danke Ihnen für das Zuhören. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603713400

Ich erteile das Wort Kollegen Werner Hoyer, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1603713500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

eutsche Bundestag kann zu einem Antrag der Bundes-
egierung auf Entsendung von Bundeswehrsoldaten nur
a oder Nein sagen. Wir können den Antrag in seiner
ubstanz nicht ändern, wir können das Einsatzkonzept
icht ändern und wir können auch keine Änderungsan-
räge einbringen. Deswegen macht es keinen Sinn, hier
ber Alternativen zu diskutieren. Das haben wir in den
usschüssen teilweise getan und wir sind gerne bereit,
as wieder zu tun; denn wir haben Alternativen.

Hier müssen wir Ja oder Nein sagen. Das heißt, die
undesregierung muss uns davon überzeugen, dass die-

er Einsatz Sinn macht, dass er gut begründet, konzep-
ionell gut unterlegt und verantwortbar ist. Die Bundes-
egierung hat uns hiervon nicht überzeugen können.
eshalb werden wir Freien Demokraten diesen Antrag
er Bundesregierung ablehnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Frau Bundeskanzlerin, ich fürchte, Sie sind gerade
abei, Ihren ersten großen außenpolitischen Fehler zu
achen. Wir Freien Demokraten haben in den letzten
onaten Ihre neuen außenpolitischen Weichenstellun-

en immer wieder begrüßt und ausdrücklich unterstützt.
ber hier machen Sie einen Fehler. Ich vermute, gut ge-
eint – ich unterstelle das durchaus, sowohl europapoli-

isch als auch deutsch-französisch und was Afrika an-
eht –; aber am Ende ist es eben doch ein Fehler.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, vielleicht
aben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt, in kriti-
chen Situationen, wenn es darum geht, Friedenseinsätze
eltweit zu unterstützen, auch zum Instrument des Ein-

atzes der Bundeswehr zu greifen. Bisweilen scheint mir
ber aus dem Blick zu geraten, dass der Einsatz der
treitkräfte, insbesondere der deutschen Streitkräfte,
mmer nur das letzte, das allerletzte Mittel sein kann.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine Dr. Werner Hoyer Ich anerkenne selbstverständlich, dass die Vereinten Nationen, dass die Afrikanische Union, dass die Europäische Union im Kongo sehr viel getan haben, dass sehr viel auf den Weg gebracht worden ist, dass sehr viel Engagement gezeigt und sehr viel Geld aufgebracht worden ist. Aber nach meiner Auffassung sind die Strukturen noch nicht da, um jetzt mit Wahlen sozusagen das Sahnehäubchen draufzusetzen und zu glauben, damit sei die Sache erledigt. Es ist eine absurde, geradezu tieftraurige Situation, dass eines der reichsten Länder Afrikas sich durch so unvorstellbare Not auszeichnet. Aber es sind ja gerade diese enormen Ressourcen, die Bodenschätze, die dieses Land schon so lange zum Spielball von Kolonialherren, von Interessenvertretern aus aller Welt und von korrupten Machteliten im eigenen Land machen. An dieser Stelle stellt sich die Frage nach den Interessen der beteiligten Parteien, auch derjenigen, die jetzt hilfreich intervenieren wollen. Ich bezweifle, dass sich diese Interessen zur Deckung bringen lassen, erst recht mit den deutschen Interessen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )


(B) )


Am Anfang jedes internationalen Engagements ste-
hen die Hilfe für die Menschen in Not und der Aufbau
stabiler und verlässlicher staatlicher Strukturen, vor al-
lem zuverlässiger Sicherheits- und Justizstrukturen. Das
ist auch im Kongo der große Schwachpunkt. Der Auf-
bau staatlicher Strukturen, die den Menschen ein Min-
destmaß an Sicherheit und Aussicht auf Gerechtigkeit
gewährleisten könnten, steckt erst in den Kinderschuhen.
Die Menschen sehnen sich in erster Linie übrigens nicht
nach Wahlen, sie sehnen sich in erster Linie nach Sicher-
heit, nach einer aussichtsreichen Zukunft für sich selber
und ihre Kinder.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es mag mit den Regeln der so genannten Political
Correctness kollidieren, dies zu sagen, aber das Abhalten
von Wahlen – hoffentlich in einigermaßen fairer und
freier Form – allein kann die Stabilisierung nicht brin-
gen, wenn die auf diese Weise formal Legitimierten sich
nicht auf zuverlässige staatliche Strukturen abstützen
können und andererseits auf genau diese verpflichtet
sind. Mit anderen Worten: Die Freien Demokraten be-
zweifeln die Nachhaltigkeit der Wirkung dieses Einsat-
zes.


(Beifall bei der FDP – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Darum geht es!)


Ich zweifle, dass selbst bei erfolgreichem Abschluss die-
ser Mission, nach gesunder Heimkehr hoffentlich aller
unserer Soldaten, das Ergebnis ihrer Anstrengungen Be-
stand haben wird. Ich bezweifle, dass wir wirklich vor-
bereitet sind, falls die Konfliktparteien, die ihre schlag-
kräftigsten Einheiten ja keineswegs demobilisiert und in
den Friedensprozess eingebracht haben, einfach den Ab-
zug der europäischen Soldaten abwarten, um ihre Ziele
doch noch zu erreichen, sind Wahlen für sie doch, wie
die SWP es formuliert, lediglich die Fortsetzung des

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(C (D rieges mit anderen Mitteln. Kehren wir dann sofort in en Kongo zurück? Lassen wir uns dann in einen blutien Bürgerkrieg hineinziehen? Werden unsere Soldaten u Geiseln kongolesischer Warlords? Ich bezweifle übrigens auch, dass wir der Europäichen Sicherheitsund Verteidigungspolitik einen guten ienst erweisen, wenn wir einen Einsatz zum großen eu opäischen Projekt hochstilisieren, an dem sich so bechämend wenige Teilnehmer mit einem nennenswerten eitrag engagieren wollen. ls ob sie nicht wüssten, warum sie sich so zurückhalen! Ich zweifle erst recht an dem Argument, mit dem insatz im Kongo würden wir den Migrationsdruck, von frika nach Europa zu gelangen, abschwächen. Die tat ächlichen Zahlen sprechen, was den Kongo angeht, eine anz andere Sprache. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, der Antrag er Bundesregierung ist stümperhaft vorbereitet und von orn bis hinten in sich nicht schlüssig. Deshalb lehnen ir ihn ab. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der FDP)


ir tun das nach sorgfältiger Abwägung. Das ist übri-
ens die gute Tradition in allen Ländern, die mehr Erfah-
ungen mit Auslandseinsätzen haben als wir.

Über die Sinnhaftigkeit und Verantwortbarkeit von
uslandseinsätzen von Streitkräften muss man streiten.
s wäre völlig unnatürlich, wenn wir es nicht tun wür-
en angesichts der Tatsache, dass Sie für diesen Antrag
eder in der Bundeswehr noch in der Bevölkerung noch

n diesem Hause, wenn wir ehrlich sind, liebe Kollegin-
en und Kollegen, eine Mehrheit haben. Hier wird die
oalitionsräson in den Vordergrund gerückt. Hier will

iemand die Bundesregierung im Regen stehen lassen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


n diesem Hause wäre die Mehrheit nicht gegeben, wenn
ie vielen Kolleginnen und Kollegen, die mir seit Mona-
en sagen, wir sollten diesen Einsatz um Himmels willen
erhindern, heute mit Nein stimmen würden.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Meine Damen und Herren, meine letzte Bemerkung.
enn nach kritischer Debatte die Entsendeentscheidung

etroffen ist – diese respektieren wir dann selbstver-
tändlich –, können sich die Soldatinnen und Soldaten
er Bundeswehr darauf verlassen, dass wir Freien
emokraten alles dafür tun werden, damit ihnen die
öglichkeiten, die Ressourcen und die Unterstützung

egeben werden, ihren Auftrag erfolgreich zu erfüllen
nd gesund und heil nach Hause zurückzukehren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP – Rainer Arnold [SPD]: Sie verlassen sich darauf, dass wir entscheiden!)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603713600

Ich erteile das Wort Kollegen Eckart von Klaeden,

CDU/CSU-Fraktion.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1603713700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Meine

Fraktion wird dem Antrag der Bundesregierung zustim-
men. Wir teilen die Einschätzung der Bundesregierung,
dass dieser Einsatz notwendig und erforderlich ist. Wir
vertrauen der Zusicherung der Bundesregierung, insbe-
sondere nach der Beratung in den Ausschüssen, dass die
notwendigen Kräfte für die Durchführung des Auftrages
zur Verfügung stehen.

Ich will die Gelegenheit gleich nutzen und auf die
Kritik der FDP eingehen. Kritik ist immer erlaubt; das
ist, wie ich finde, selbstverständlich. Aber ich teile Ihre
Kritik nicht. Ihre Kritik wäre glaubwürdiger, wenn Sie
nicht vorher mit völlig abwegigen Ausführungen zum
Parlamentsbeteiligungsgesetz den Eindruck erweckt hät-
ten, die – erfolgreichen – Versuche der Bundesregierung,
eine größere europäische Beteiligung zu erreichen, seien
mit dem Grundgesetz und dem Parlamentsbeteiligungs-
gesetz nicht vereinbar. Wenn man Ihr Verhalten zum all-
gemeinen Maßstab machen würde, dann wäre die Folge,
dass eine Abstimmung innerhalb der Europäischen
Union nicht möglich wäre und wir alleine in den Kongo
müssten. Die Kritik, die Sie hinsichtlich des Ansatzes,
multilateral vorzugehen, vorgebracht haben, ist geradezu
abwegig gewesen. Jetzt zu erklären, es fehle am nötigen
Einsatz und an den nötigen Mitteln, ist wenig glaubwür-
dig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es ist auch falsch, hier den Eindruck zu erwecken, als
sei der Einsatz die einzige Maßnahme, die durchgeführt
wird. Wir unterstützen seit langem MONUC. Es gibt
EUSEC und EUPOL.

Sie haben den Zeitpunkt der Wahl kritisiert. Ich will
darauf hinweisen, dass der Zeitpunkt von den Kongole-
sen in ihrem Friedensvertrag selber gewählt worden ist.
Wenn wir den Vorwurf eines neokolonialen Ansatzes
vermeiden wollen, dann müssen wir den Wunsch nach
Demokratie im Kongo und den Fahrplan, der hierzu
entstanden ist, in Übereinstimmung mit der internationa-
len Gemeinschaft unterstützen und dürfen uns nicht na-
seweis davon distanzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist der Weg, den die Kongolesen selber gewählt ha-
ben, den wir unterstützen wollen.

Wir wollen eine erfolgreiche Mission und wünschen
unseren Soldatinnen und Soldaten eine sichere und un-
versehrte Rückkehr. Ich glaube, im Namen des ganzen
Hauses sprechen zu können, wenn ich sage, dass die Sol-
datinnen und Soldaten, die diesen Auftrag übernehmen,
unseren Respekt und unsere Unterstützung verdienen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist auch falsch, wenn von den Kritikern dieses Ein-
atzes immer wieder der Eindruck erweckt wird, es gehe
ei dem vorgesehenen EUFOR-Einsatz alleine darum,
en gesamten Stabilisierungs- und Demokratisierungs-
rozess im Kongo zu unterstützen. Das ist falsch. Der Sta-
ilisierungs- und Demokratisierungsprozess im Kongo ist
ine UN-Mission, die bekannte MONUC. Im Rahmen
ieser Mission sind seit dem Friedensvertrag von 2002
7 000 Soldaten im Land.

Wir sind von den Vereinten Nationen gebeten wor-
en, für einen bestimmten Zeitraum spezielle Kräfte für
pezielle Aufgaben zur Verfügung zu stellen und den
ahlprozess abzusichern. Es bleibt aber bei MONUC.
er also behauptet, man wolle den gesamten Kongo in

ier Monaten mit 2 000 Soldaten stabilisieren, der sagt
ewusst die Unwahrheit und führt die Öffentlichkeit in
ie Irre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Mission beginnt auch nicht beim Nullpunkt, sondern
s hat in dem Land bereits die erfolgreiche Operation
rtemis gegeben. EUSEC und EUPOL habe ich auch

chon angesprochen.

Der Stabilisierungsprozess ist unerwartet erfolgreich.
er Kongo ist nicht nur in geografischer Hinsicht eines
er zentralen afrikanischen Länder, deren Stabilisierung
rforderlich ist, wenn wir wollen, dass es auf dem ge-
amten afrikanischen Kontinent zu Frieden und Stabilität
ommt. Wir müssen doch auch einmal an die Alter-
ative denken. Wenn der Stabilisierungsprozess nicht
elingt, dann wird das nicht nur für Afrika Folgen haben,
ie wirklich unabsehbar sind.

Denken wir einmal an die Berichte über die Wahl in
üdafrika im Jahre 1994. Eine alte Frau wurde gefragt,
arum sie stundenlang in der Hitze ansteht, um wählen

u können. Sie hat gesagt: Ich habe mein ganzes Leben
ang auf diese Möglichkeit gewartet, dann kann ich jetzt
uch noch diesen Tag in der Hitze ertragen. – Dass die
ongolesen wählen wollen und Demokratie wollen,
urde durch die beeindruckende Beteiligung am Verfas-

ungsreferendum doch unter Beweis gestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Bei mancher Kritik an dem Einsatz klingt die Vorstel-
ung durch – Herr Kollege Hoyer, ich nehme Sie hier
usdrücklich aus –, dass man glaubt, die Kongolesen
eien prinzipiell nicht in der Lage, einen demokratischen
taat aufzubauen. Diese Geisteshaltung ist nicht nur zy-
isch, sondern auch rassistisch.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir in diesem Hause über Entwicklungshilfe
ebattiert haben, dann haben wir immer wieder zwei
unkte angesprochen und kritisiert, nämlich zum einen,






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
dass nicht ausreichend präventiv gehandelt wird, und
zum anderen, dass es hinterher an Nachhaltigkeit gefehlt
hat. Den ersten Fehler vermeiden wir mit der EUFOR-
Mission; denn auf Wunsch der Kongolesen und der in-
ternationalen Staatengemeinschaft gehen wir präventiv
in den Kongo. Aufgabe dieser Mission ist, gerade das zu
verhindern, was andere hinterher wieder tränenreich be-
klagen wollen.

Es ist natürlich unsere Verpflichtung, den Kongo auch
danach nicht zu vergessen und auch den zweiten Fehler
zu vermeiden. Wir müssen hier also über die weitere Sta-
bilisierung im Rahmen der Entwicklungshilfe usw. spre-
chen. Das ist doch selbstverständlich. Wenn sich die
FDP und die PDS daran beteiligen wollen, dann sind sie
herzlich dazu eingeladen.

Es ist aber auch falsch, zu behaupten, dass es automa-
tisch zur Destabilisierung des Kongo kommen werde,
wenn die EUFOR-Mission abgezogen sei. Dann wird
MONUC wieder die Aufgaben übernehmen können.
MONUC hat bisher eine erfolgreiche Arbeit geleistet
und ich bin mir sicher und habe das begründete Ver-
trauen, dass diese Aufgabe auch hinterher weiter durch-
geführt werden kann. Es ist aber wirklich keine glaub-
hafte Position, mit dem Hinweis auf kommende Risiken
schon jetzt die Unterstützung zu verweigern.

Wir haben Interessen in Afrika. Wir haben das Inte-
resse, dass es zu einer guten Regierungsform, zur Stabi-
lisierung und zur Einhaltung der Menschenrechte kommt.
Wir haben aber auch das Interesse, dass es in einem
Land wie dem Kongo zu einem Abbau von Rohstoffen
kommt, die der eigenen Bevölkerung zugute kommen,
dass es nicht zu einem Raubbau kommt, dass der Reich-
tum des Kongo nicht zu einem Fluch für die Bevölke-
rung wird, dass die Korruption nicht befördert wird und
dass die Menschen dort von den Reichtümern ihres Lan-
des profitieren können.

Wir haben aber auch ein Interesse daran – es gehört
auch zur Ehrlichkeit, das zu sagen –, dass die Rohstoffe
nach einem fairen Verfahren so abgebaut werden, dass
sie auch von Ländern wie der Bundesrepublik Deutsch-
land genutzt werden können. Gerade wir, die wir in ei-
nem rohstoffarmen Land leben, das Exportweltmeister
ist, haben an diesen beiden Elementen ein enormes Inte-
resse. Deswegen ist es wichtig, den Kongo und andere
rohstoffreiche Staaten in ein faires internationales Sys-
tem einzubinden, in dem die Rohstoffe, die in ihren Län-
dern abgebaut werden, auch ihrer eigenen Bevölkerung
zugute kommen können.

Ich will ein letztes Wort zur Abstimmung des Man-
dats auf europäischer Ebene sagen. Da hat es Schwierig-
keiten gegeben; das haben wir alle öffentlich verfolgen
können. Es ist in unserem Interesse und auch im Inte-
resse der Soldaten, dass der Auftritt von EUFOR und
möglichen weiteren Missionen in der Weltöffentlichkeit
überzeugend stattfindet. Deswegen müssen wir im Rah-
men der ESVP über die Frage nachdenken, wie wir Ka-
pazitäten und Fähigkeiten für solche maßgeschneiderten
Missionen zur Verfügung stellen. Neben der Diskussion
um die Frage der Battle-Groups brauchen wir auch eine
Diskussion über die reguläre und periodische Zurverfü-

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(C (D ungstellung von Fähigkeiten, damit ein solch kompliierter und in der Öffentlichkeit nicht immer überzeuender Abstimmungsprozess auf europäischer Ebene ermieden werden kann. Gleichwohl haben wir jetzt eine verantwortungsvolle nd gute Mission zustande gebracht. Die Schwierigkeien, die es auf europäischer Ebene gegeben hat, dürfen icht die Substanz des Einsatzes und die Ziele infrage tellen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er das durcheinander bringt, zeigt, dass er zu einem
irklichen politischen Urteil kaum in der Lage ist.

Wir stimmen zu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603713800

Ich erteile das Wort Kollegen Wolfgang Gehrcke,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603713900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

uss zu Beginn einen Irrtum des Kollegen Kolbow be-
ichtigen. Wir haben zugestimmt, über die Verlängerung
es Darfurmandates AMIS nicht hier im Plenum zu dis-
utieren.


(Walter Kolbow [SPD]: Das meinte ich doch!)


ir haben nicht dem Mandat selbst zugestimmt und das
egenüber dem Präsidenten des Bundestages zum Aus-
ruck gebracht.


(Beifall bei der LINKEN)


m es etwas salopp zu sagen, Kollege Kolbow: Wir sind
icht Mitglied im Klub und wir wollen auch nicht Mit-
lied in dem Klub derer werden, die Soldaten in Aus-
andseinsätze schicken.


(Beifall bei der LINKEN)


enn allerdings solche Irrtümer entstehen, dann werden
ir künftig darauf bestehen müssen, die Verlängerung

ller Mandate grundsätzlich hier im Plenum zu debattie-
en. Das ist sowieso besser, um die Mandate auf ihre
ubstanz immer wieder zu überprüfen und gegebenen-
alls zu korrigieren. Insofern sind wir lernfähig. Ich
anke Ihnen, dass Sie zu dieser Lernfähigkeit meiner
raktion und bei mir selber beigetragen haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt zum Kongo selbst. Wir lehnen den Antrag der
undesregierung zur Entsendung deutscher Soldaten in
en Kongo ab. Wir halten diese Mission selbst für poli-
isch falsch, in sich widersprüchlich und für nicht geeig-
et, den Kongo zu stabilisieren. Damit befinden wir uns
m Widerspruch zur Mehrheit im Bundestag; das
erwundert nicht. Wir befinden uns aber in Übereinstim-
ung mit weiten Teilen der Friedensbewegung,






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
entwicklungspolitischen und kirchlichen Gruppen, also
sozusagen der besseren Gesellschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entwicklungspolitische Gruppen? Das stimmt nicht! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wann waren Sie das letzte Mal in der Kirche?)


Ihnen kann ich nur raten – mein Kollege Herr Hoyer for-
muliert das immer sehr schön diplomatisch –: Verwech-
seln Sie Mehrheiten hier im Saal nicht mit Mehrheiten
im Leben. Sie haben für diesen Einsatz keine Zustim-
mung in der Gesellschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Kongo ist ein reiches Land, reich an Naturres-
sourcen wie Kupfer, Coltan, Kobalt, Gold, Diamanten,
um nur einige zu nennen. Aber dieser Reichtum ist eine
der Ursachen für das Elend der Menschen. Dieser Reich-
tum ist nie den Menschen selbst im Kongo zugute
gekommen, sondern war Gegenstand von Ausplünde-
rungen durch internationale Konzerne und korrupte
Warlords à la Mobutu.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Kongo war und ist Gegenstand geostrategischer
Auseinandersetzungen. Elend durch Reichtum – das ist
die Tragödie des Kongo.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wer über den Kongo wirklich diskutieren will – Bun-
desaußenminister Steinmeier hat in seiner Einbringungs-
rede zum Antrag der Bundesregierung auf die letzten
fünf Jahre der Geschichte der Zusammenarbeit auf-
merksam gemacht –, der muss aus meiner Sicht weiter
zurückschauen. Herr Außenminister, ich habe noch die
Bilder des ersten frei gewählten Präsidenten Kongos,
Patrice Lumumba, vor Augen: geschunden, geschlagen
und ermordet.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch habe ich die Bilder der deutschen Söldner im
Kongo vor Augen, etwa des berüchtigten Kongo-Müller.
Wenn wir über den Kongo diskutieren, dann müssen wir
auch über die Folgen einer solchen Kolonialpolitik re-
den.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer über die Verbrechen des Kolonialismus schweigt,
der kann zu der künftigen Entwicklung des Kongo nichts
Konstruktives beitragen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wer schweigt denn dazu?)


In den Debatten, die wir bereits zu diesem Thema ge-
führt haben, haben Sie, Herr Außenminister gesagt, dass
die Konsequenz darin bestehe, Soldaten in den Kongo zu
schicken. Wir hingegen sagen: Der Kongo braucht keine
Soldaten. Er braucht mehr Hilfe für den zivilen Aufbau,
den Aufbau der Verwaltung, der Kommunen, der Polizei
und einer eigenständigen Wirtschaft. Er braucht Hilfe

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(C (D ur Selbsthilfe. Wir von der Fraktion Die Linke würden ie 60 Millionen Euro, die auf Kosten der Steuerzahler ür den Militäreinsatz aufgebracht werden sollen, mit reude für den zivilen Aufbau im Kongo einsetzen. Das eld wäre für diesen Zweck besser genutzt. Aber an die er Stelle fehlen die Mittel. Die Wahlen im Kongo sind die Leistung der Bürgeinnen und Bürger des Landes selbst; ich bin froh daüber. Das sollten wir unterstreichen, statt so zu tun, als b es unsere Leistung wäre. Der Außenminister hat im uswärtigen Ausschuss argumentiert, dass die Zeit des ürgerkriegs zu Ende gehe und dass die Verfassungsab timmung friedlich verlaufen sei. Das ist eine Tatsache. nbewiesen ist aber, dass die Wahl im Kongo die Gefahr iner militärischen Auseinandersetzung mit sich bringt. ir haben Ihnen schon einige Male entsprechende Arguente vorgehalten. Die Bundesregierung hat einen Antrag vorgelegt. Es äre in diesem Zusammenhang ihre Pflicht gewesen, hn glaubhaft zu begründen. Das konnten Sie aber nicht. inzu kommt, dass Sie jede Woche eine neue Begrünung vorgelegt haben. Weil meine Redezeit knapp wird, will ich mich auf eiige Stichworte beschränken. 17 000 Soldaten sind im ahmen der Friedensmission MONUC im Kongo im insatz. Wenn Sie über militärische Einsätze diskutie en, dann frage ich mich, warum Sie einen eigenen EUinsatz für nötig halten, statt über eine verstärkte Betei igung an MONUC zu verhandeln. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sie wissen es doch! – Rainer Arnold [SPD]: Weil es der Sicherheitsrat abgelehnt hat!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist nicht mein Problem. Es wäre aber möglich ge-
esen. Hinter vorgehaltener Hand sagen Sie deutlich,
ass europäische Truppen eine höhere Abschreckungs-
irkung als Pakistaner oder andere hätten.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was ist das eigentlich für eine Abwertung der Pakistaner? – Walter Kolbow [SPD]: Das ist überheblich!)


it einer solchen Argumentation kann man vor den Ver-
inten Nationen nicht bestehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Verteidigungsminister beschwört einen Einwan-
erungs- und Flüchtlingsdruck. Ich finde dieses Argu-
ent schlimm, weil man damit Ängste in der deutschen
evölkerung weckt, die man nicht wecken sollte. Es
urde argumentiert, dass die strategischen Rohstoffe des
ongo nicht in falsche Hände fallen dürfen. In welchen
änden sind die strategischen Rohstoffe denn richtig

ufgehoben? Sie gehören in die Hände der Bevölkerung
es Kongo.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
Vielleicht können Sie noch eine weitere Frage beant-
worten – damit komme ich zum Schluss –: Sie diskutie-
ren seit Monaten über den Militäreinsatz und erstellen
entsprechende Pläne. Warum ist erst vor drei Wochen in
der Europäischen Union über den Einsatz ziviler Wahl-
beobachter gesprochen worden? Sie haben dann ganze
200 Wahlbeobachter gewinnen können. Mit einem Mili-
täreinsatz sind sie schnell bei der Hand; mit zivilen Be-
obachtern und ziviler Hilfe sind sie zögerlicher. Das ist
die Konsequenz einer falschen Politik. Die Ergebnisse
dieser Politik kann man im Irak und in Afghanistan stu-
dieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Machen Sie die Augen auf, um zu sehen, wohin Militär-
politik immer führt und führen muss!

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603714000

Ich erteile das Wort Kollegen Fritz Kuhn für die Frak-

tion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603714100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

große Mehrheit meiner Fraktion wird der Beteiligung am
EUFOR-Mandat zustimmen, und zwar nicht wegen der
Art und Weise, auf die Sie das Mandat vorbereitet haben,
Herr Verteidigungsminister,


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Trotz!)


sondern eher trotz der Art und Weise.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen das deutlich sagen, weil Sie mit Ihren
Festlegungen, Ihrem Hin und Her und Ihrem systemati-
schen Eiertanz zu einem Zeitpunkt, als Verhandlungen
notwendig gewesen wären, die Verunsicherung eher ver-
größert als abgebaut haben. Ich rate Ihnen für die Zu-
kunft zu einem offeneren und klareren Umgang mit die-
sem Parlament. Das gilt übrigens auch für das Weißbuch.
Die Zustimmung des Parlaments zu solchen schwierigen
Einsätzen hängt auch von dem Stil und der Transparenz
Ihres Agierens ab.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Es gibt viele Fragezeichen und Einwände, die auch
für diejenigen in meiner Fraktion, die der Mission nicht
zustimmen werden, wichtig sind. Dazu gehört zum Bei-
spiel die Festlegung auf vier Monate zu einem Zeit-
punkt, zu dem noch nicht bekannt ist, ob in diesen vier
Monaten der zweite Wahlgang überhaupt stattfinden
kann. Solche Fragen sind nicht ganz geklärt. Aber ich
will begründen, warum die Mehrheit meiner Fraktion
nach Abwägung der Risiken, die ein solcher Einsatz mit
sich bringt, sagt: Es ist richtig, deutsche Soldaten in den
Kongo zu schicken.

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(C (D Herr Westerwelle und Herr Hoyer, Ihr Argument, die egierung habe Sie von der Notwendigkeit des Einsates nicht überzeugt, kann ich nicht verstehen; denn diees Argument entbindet Sie doch nicht von der Pflicht, elber darüber nachzudenken, ob der Einsatz notwendig st oder nicht. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


ine Partei wie die FDP – in der Tradition von Hans-
ietrich Genscher und mit dem außenpolitischen Wis-

en, das bei ihr zumindest einmal vorhanden war – muss
ich doch die Frage stellen, was sachlich für einen Kon-
oeinsatz spricht.

Ich nenne drei Punkte. Der erste Punkt ist: Der Ein-
atz ist deswegen wichtig, weil die Stabilisierung des
ongo durch demokratische Wahlen für die Entwick-

ung sowohl im Land selber als auch im restlichen
frika elementar ist.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ngesichts der Tatsache, dass 3,8 Millionen Menschen
m Bürgerkrieg umgekommen sind und dass heute noch
äglich über 1 000 Menschen an den Folgen des Krieges
terben, können Sie doch nicht sagen, dass Herr Jung Sie
icht überzeugt habe. Vielmehr müssen Sie sich aus
ründen einer vernünftigen Afrikapolitik die Frage stel-

en, ob die Wahlen im Kongo nun durchgeführt werden
ollen, und die Verantwortung übernehmen, die hier not-
endig ist.

Der zweite Punkt ist: Ob im Herzen Afrikas ein gro-
er Failing State ohne jegliches staatliche Gewaltmono-
ol bestehen bleibt, ist eine elementare Frage für die
eilhabe der kongolesischen Bevölkerung an Entwick-

ung und ihre Möglichkeiten, aus der Armut herauszu-
ommen und Lebenschancen zu bekommen. Das ist au-
erdem für die Sicherheit nicht nur in Afrika, sondern
uf der ganzen Erde entscheidend; denn Failing States
ind immer Quellen von Terror und Terrorismus sowohl
n den betreffenden Ländern als auch auf internationaler
bene. Die bevorstehenden Wahlen im Kongo bieten
un die Chance, einen Failing State schrittweise in eine
achsende Demokratie zu verwandeln; das ist elemen-

ar. Daher können Sie nicht im Schulterschluss mit der
DS einfach sagen, die Regierung habe es Ihnen nicht
ichtig erklärt, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
DP.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


Herr Hoyer, Sie haben behauptet, die Bevölkerung im
ongo wolle gar keine Wahlen, sondern Sicherheit. Das

st wirklich unter Ihrem Niveau. Sie tun so, als gäbe es
einen Zusammenhang zwischen Demokratie und Si-
herheit. So darf man heutzutage nicht mehr argumentie-
en.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Der dritte Punkt ist: Ein weiterer Grund, warum wir
mehrheitlich dem Einsatz zustimmen, ist, dass wir nicht
das Scheitern der Vereinten Nationen etwa in Ruanda
beklagen können, dann aber der Bitte der Vereinten Na-
tionen an die EU um Unterstützung nicht nachkommen
– übrigens, Herr Gehrcke, Sie sollten einmal nach New
York fahren und sich erklären lassen, wie die Mandatie-
rung der Vereinten Nationen abläuft –


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


und sagen: Das machen wir jetzt nicht. Aber beim nächs-
ten Mal, wenn es scheitert, sind wir wieder wortreich da-
bei und machen darauf aufmerksam, wie schlimm das al-
les ist und was nicht funktioniert hat.

Für jemanden wie mich, der den Wehrdienst aus Ge-
wissensgründen verweigert hat, erfordert die Frage, ob
man dem Einsatz zustimmen sollte, ob man dorthin Sol-
daten schicken sollte, schwierige Abwägungen im De-
tail. Für viele in meiner Fraktion gilt Ähnliches. Aber
man muss sich in einer solchen Situation auch die Frage
stellen – das sage ich an die Adresse der FDP –, welche
Folgen die Unterlassung eines solchen Einsatzes, also
das Nichthandeln, praktisch haben wird.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


Herr Kollege Westerwelle und Herr Kollege Hoyer, ich
sehe zwar die Risiken. Aber nach reiflicher Abwägung
bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass die elementa-
ren Risiken einer Ablehnung des Hilfeersuchens des
Kongo größer sind. Deswegen stimmen wir nach einem
Abwägungsprozess mehrheitlich zu.

An die Adresse der FDP sage ich: Ich wünsche mir,
dass die Koalition, die sich heute zusammen mit der
PDS gebildet hat, keinen langen Bestand hat; denn sie
dient der Sache nicht und setzt Sie dem Verdacht aus,
dass Sie diese Position aus taktischen Gründen einneh-
men und nicht aufgrund der Befassung mit dem Inhalt.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Bisher regiert nur die SPD mit den Linken in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern! – Zuruf von der SPD: Wirklich, Herr Niebel!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603714200

Ich erteile das Wort Kollegen Gert Weisskirchen,

SPD-Fraktion.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1603714300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Hoyer, Sie wissen, dass ich Sie
und besonders Ihre Argumentationsfähigkeit sehr
schätze. Mit dem, was Sie hier gesagt haben, verfehlen
Sie meiner Meinung nach allerdings die Substanz des-
sen, was „freidemokratisch“ eigentlich heißt. Sie schät-
zen gering, dass Freiheit und Demokratie etwas sein

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(C (D önnen, was mithilft, dass Institutionen aufgebaut, stabiisiert und gefestigt werden, obwohl das eine der Grundedingungen dafür ist, dass der Kongo überhaupt eine sihere Perspektive haben kann. Sie stellen sich hier also hin, präsentieren sich – Entchuldigung, wenn ich das sage – unterhalb Ihrer eigenen ähigkeiten und bar Ihrer Erkenntnisse und sagen: Die eschehnisse im Kongo stellen sich aus unserer europäi chen Perspektive anders dar – hinzu kommt womöglich as, was der Kollege Gehrcke angesprochen hat – und nser Nein ist dadurch begründet, dass wir für eine besere Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland steen. (Jörg van Essen [FDP]: Wie schwach müssen Ihre Argumente sein, dass Sie so eine Rede halten?)


as mag zwar in Ihrem eigenen Denken so sein; aber Sie
ollten auch daran denken, dass es im Kongo Menschen
ibt, die selbst für eine bessere Gesellschaft kämpfen
ollen und die deswegen wählen wollen. Können Sie

uch darüber nachdenken? Nein!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht in erster Li-
ie nicht um unsere eigene europäische – enge – Per-
pektive, sondern darum, dass eine Bitte, die aus dem
ongo an uns herangetragen wird, eine Bitte, die die
ereinten Nationen bekräftigen, eine Bitte, die die Euro-
äische Union an uns richtet, eine konstruktive und ver-
ünftige Reaktion nach sich zieht. Daher bitten wir da-
um, dass dieses Mandat vom Deutschen Bundestag
nterstützt und beschlossen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt im Übrigen eine ganze Reihe von guten Grün-
en. Ich frage die FDP, die – jedenfalls nach ihrem
elbstverständnis – eine der europäischsten Parteien ist,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: In der Tat!)


as sie von dem hält, was die Europäische Union im
ezember 2005 selbst beschlossen hat.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Nicht viel!)


leich zu Beginn des Beschlusses mit der Überschrift
Die EU und Afrika: Zu einer strategischen Partner-
chaft“ heißt es:

Europa und Afrika sind miteinander verbunden
durch Geschichte, Geographie und beide teilen wir
das Bild von einer friedvollen, demokratischen und
aussichtsreichen Zukunft für alle unsere Völker.

etzt kommt es darauf an, zu dem, was wir alle für pro-
rammatisch richtig halten, zu dem, was wir gemeinsam
n der Europäischen Union beschlossen haben, also bei
iesem ersten wirklichen Lackmustest, Ja zu sagen und
itzuhelfen, den Menschen im Kongo eine neue Per-

pektive zu geben.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mitglieder des
eutschen Bundestages dazu tatsächlich Nein sagen.
enn die Europäische Union das umsetzen will, was sie






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

beschlossen hat, dann kann das nur bedeuten, dass wir
diesem Mandat zustimmen werden; denn wir wollen die
Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und
Afrika mit Leben erfüllen. Leben heißt für die Men-
schen im Kongo, dass sie jetzt die Chance haben, ihre ei-
gene Zukunft durch demokratische Entscheidungen in
die Hand zu nehmen. Deswegen bitten die sozialdemo-
kratische Bundestagsfraktion und auch ich alle Mitglie-
der dieses Hauses, diesem Antrag der Bundesregierung
zuzustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir sollten uns einen Moment vor Augen führen, was
im Kongo wirklich vor sich geht.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Sie sind der Einzige, der das weiß!)


Herr Kollege Gehrcke, Sie haben in diesem Punkt natür-
lich Recht:


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ich habe nicht immer, aber manchmal Recht!)


Das ist eine Geschichte des Elends, eine Geschichte der
Angst, eine Geschichte des Leids, eine Geschichte des
Mordens, eine Geschichte der Ausplünderung dieses un-
geheuer reichen Landes. Genau aus diesem Grund wol-
len wir jetzt mithelfen, dass das Plündern gestoppt wird


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und dass die demokratischen Institutionen des Kongo
ihre Sache in die eigene Hand nehmen.

Sollte es eines Beweises bedürfen, dass die Menschen
im Kongo und vor allem diejenigen, die politische Ver-
antwortung tragen, dazu auch die Kraft aufbringen kön-
nen, dann schauen Sie sich einmal die beiden Berichte
an, die in der Assemblée Nationale von der Lutundula-
Kommission erstellt worden sind. Die Kommission hat
nämlich genau ermittelt, welche Kontrakte in den letzten
Jahren zwischen ausländischen großen Konzernen und
verbrecherischen Banden innerhalb des Kongo selbst ge-
schlossen worden sind.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Eben!)


Das ist aufgedeckt. Das ist aufgeklärt. Fragen Sie doch
einmal den Vorsitzenden dieser Kommission, Herrn
Lutundula, der den Mut gehabt hat, solche Berichte
schonungslos zu veröffentlichen – sein Leben ist in Ge-
fahr, weil jene Banden, jene Verbrecher kein Interesse
daran haben, dass diese kriminellen Machenschaften öf-
fentlich werden –, was er von dem hält, was Sie hier sa-
gen! Fragen Sie ihn! Er wird Ihnen sagen: Wir möchten,
dass das neue Parlament gewählt wird, und wir möchten,
dass die Europäische Union dabei hilft und dass ihr uns
mit deutschen Soldaten dabei helft, das Maß an Sicher-
heit im eigenen Land zu produzieren, das wir nicht pro-
duzieren können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Deswegen wollen wir die Wahlen sichern. Deswegen ehen die Soldaten dahin. Wir wollen dem Prozess Boen geben, Festigkeit geben, damit die Menschen im ongo, die 28 Millionen, die jetzt wählen gehen wollen, ie sich in die Wählerlisten eingeschrieben haben, auch ählen können. Ich möchte darum bitten, dass wir alle erkennen, was a vor sich geht. Es ist ein erster Schritt, ein erster chritt in eine neue Zukunft. Dieser erste Schritt muss egleitet werden, weil, jedenfalls im Moment, die Siherheit im Lande dort noch nicht durch die eigenen Intitutionen hergestellt werden kann. Das können sie noch icht. Sie wollen es aber. Sie brauchen unsere Untertützung, damit dieser Prozess in Gang kommt, damit er Prozess stabil wird und gefestigt werden kann. Wenn das Mandat zu Ende sein wird, hoffentlich poitiv – davon gehen wir alle aus –, wenn die vier Monate orüber sein werden, wird die Arbeit nicht beendet sein. ann beginnt ein Prozess, in dem endlich das Realität erden kann, was Sie, Herr Außenminister, schon in Ih er letzten Rede unterstrichen haben – auch Mbeki hat as schon gesagt –: Die Stabilität Afrikas kann nur durch ie Stabilität des Kongo hergestellt werden. – Das ist in langwieriger Prozess, ein Prozess, der auf Jahre anelegt sein wird. Deshalb wird es darauf ankommen, ass wir die zivilgesellschaftlichen Prozesse unterstüten, begleiten und fördern und dass die Europäische nion nach den Wahlgängen, nach der Wahl des Präsienten, nach der Wahl des Parlaments, alles tut, damit ieser Prozess im Kongo vervollständigt werden kann. ber damit er vervollständigt werden kann, damit die ewaltökonomie von einer Friedensökonomie abgelöst erden kann, braucht der Deutsche Bundestag jetzt den ut, dem Mandat zuzustimmen. Ich bitte Sie darum, das u tun. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603714400

Ich erteile das Wort Kollegin Birgit Homburger, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1603714500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Weisskirchen, Sie haben hier gerade ge-
agt: Freiheit und Demokratie, die Sicherung freier Wah-
en und die Stabilisierung des Kongo müssen Ziele sein,
ie alle unterstützen. – Das ist richtig. Auch die FDP un-
erstützt diese Ziele. Aber Sie müssen sich fragen lassen,
err Weisskirchen, ob das vorliegende Konzept dazu

augt, diese Ziele zu erreichen. Die Welt wird nicht
urch Gutmenschen wie Sie verbessert; die Welt wird
urch durchdachte Konzepte verbessert.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Ihnen vorlesen, was der Wehrbeauf-
ragte des Deutschen Bundestages, der bekannterma-






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
ßen nicht der FDP angehört, heute Morgen gesagt hat
– ich zitiere –:

Ich behaupte, die Bundeswehr ist nicht vorbereitet
auf Afrika.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Ko-
alition, Sie sollten sich langsam einmal überlegen, ob Sie
an diesem Einsatz tatsächlich festhalten wollen. Es ist
doch kein Wunder, dass in dieser Debatte kein einziger
Vertreter der Regierung spricht, und auch die Aussage
des Wehrbeauftragten macht deutlich: Sie stehen selbst
nicht mehr hinter dem, was Sie in diesem Mandat bean-
tragt haben.


(Beifall bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das Parlament entscheidet doch heute darüber!)


Herr Weisskirchen, Sie haben hier sehr hohe morali-
sche Ansprüche formuliert. Herr Kuhn hat deutlich ge-
sagt, es gebe ein UN-Mandat und dem müsse man fol-
gen. Ich will Ihnen beiden einmal ganz klar sagen: Ein
UN-Mandat allein ist keine ausschlaggebende Begrün-
dung. Es ist ein Gesichtspunkt; aber man muss selber be-
werten und entscheiden, ob man an einem Einsatz teil-
nehmen will. Keiner von Ihnen hätte einem Einsatz
beispielsweise im Irak zugestimmt, auch wenn es ein
UN-Mandat gegeben hätte. Vor diesem Hintergrund
halte ich Ihre Argumentation für nicht legitim.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Kennen Sie eigentlich den Unterschied zwischen einem Angriffskrieg und einem Friedenseinsatz?)


Ich möchte Sie fragen, meine Damen und Herren:
Wird denn eigentlich das Ziel erreicht? Das Ziel heißt
– ich zitiere aus der Antwort der Bundesregierung auf
eine Kleine Anfrage –:

Die Aufgabe von EUFOR RD CONGO ist es, po-
tenzielle Störer abzuschrecken ...

Erreichen Sie das mit diesem Konzept wirklich? Ur-
sprünglich war von 1 500 Soldaten in Kinshasa die
Rede, die nötig sind, um eine Stabilisierung zu errei-
chen; jetzt ist von 500 Soldaten die Rede. Aber Klarheit
über die Zahl der Soldaten, die in Kinshasa vor Ort sein
werden, haben wir bis heute nicht. Sie sagen, Sie wollten
das nicht mitteilen; das sei eine Aufgabe des Operations-
plans. Ich verstehe, dass Sie keine militärischen Details
preisgeben wollen; das ist auch richtig. Aber man wird
doch wohl noch fragen können, wie viele Soldaten direkt
vor Ort sein sollen, um die Abschreckungskomponente
zu realisieren!

Ich mache darauf aufmerksam, dass der Vorsitzende
des Bundeswehr-Verbandes, Oberst Bernhard Gertz,
mehrfach öffentlich darauf hingewiesen hat, dass mit der
Anzahl der Soldaten, die jetzt für Kinshasa vorgesehen
sind, eine Stabilisierung nicht zu erreichen ist.


(Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Was versteht der denn davon?)


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(C (D s geht ja nicht um eine Präsenz von 8 bis 16 Uhr zu den blichen Arbeitszeiten, sondern es geht um eine Präsenz und um die Uhr. Wenn Sie die Soldaten abziehen, die ie für das Hauptquartier und die eigene Sicherheit brauhen, dann bleiben 50 Soldaten für eine Stadt mit ,8 Millionen Einwohnern. Angesichts dessen sagt berst Gertz zu Recht, dass das nicht für eine Abschre kungspräsenz reicht. Sie erreichen mit dem, was Sie orlegen, die Ziele nicht. Wir teilen das Ziel der Stabilisierung des Kongo. ber ich lese Ihnen einmal vor, was der Evangelische ntwicklungsdienst sagt – ich zitiere –: Es ist nicht zu erwarten, dass eine kurzfristige Militärpräsenz der Europäer zu einer langfristigen Befriedung des Landes führt. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt doch keiner! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie wissen es doch besser!)


(Beifall bei der FDP)


as ist richtig. Die Stabilisierung nach der Wahl erfor-
ert nämlich ein Gesamtkonzept. Zu einem Gesamtkon-
ept gehört, dass Sie Antworten auf die Fragen nach ei-
er weiteren Entwaffnung der Milizen, einer verstärkten
usbildung der Polizei vor Ort und dem Aufbau demo-
ratischer und rechtsstaatlicher Institutionen geben. Ein
olches Gesamtkonzept hat weder die Europäische
nion noch die Bundesregierung bisher vorgelegt.

Auch Misereor hat entsprechende Forderungen. Wir
efinden uns in guter Gesellschaft. Wir erwarten von Ih-
en Antworten, wie die Stabilisierung des Landes nach
en Wahlen erfolgen soll. Es geht nicht nur um den Zeit-
aum der Wahlen, sondern es geht darüber hinaus um ein
esamtkonzept, und dieses fehlt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Auch der frühere Planungschef des BMVg, Vize-
dmiral Ulrich Weisser, hat öffentlich mehrfach Kritik
eübt. Er hat gesagt:

Ich habe Bedenken, ob ein relativ kleines Truppen-
kontingent mehr ist als ein Signal an die Bevölke-
rung des Kongo, dass Europa an Frieden und Stabi-
lität in ihrem Land interessiert ist.

ber für ein Signal sind der Aufwand zu groß und das
isiko, das mit dem Einsatz für die Soldaten verbunden

st, zu hoch. Deswegen kann man diese Position nicht
kzeptieren.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte Ihnen ein letztes Argument nennen. Die
orbereitung dieses Einsatzes ist stümperhaft. Wir ha-
en immer wieder eine ganze Reihe unterschiedlicher
ositionen erlebt. Erst war von 500 Soldaten und jetzt ist
on 780 Soldaten die Rede. Hinsichtlich der Finanzie-
ung war erst von einer Summe in Höhe von
0 Millionen Euro die Rede und jetzt in Höhe von
6 Millionen Euro. Herr Steinmeier sagte, wir hätten






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
keine wirtschaftlichen Interessen. Herr Jung hingegen
sagte, wir hätten welche. Es geht also hin und her. Selbst
in den Ausschüssen herrschte diesbezüglich bis zum
Schluss ein einziges Durcheinander.

Der Herr Bundesverteidigungsminister hat in der vor-
hergehenden Sitzung gesagt, die Soldatinnen und Solda-
ten hätten die Unterstützung des ganzen Hauses ver-
dient. Ja, Herr Minister Jung, die Soldatinnen und
Soldaten haben die Unterstützung des Deutschen Bun-
destages verdient. Aber sie haben auch eine bessere Vor-
bereitung dieses Einsatzes durch die Bundesregierung
verdient.


(Beifall bei der FDP)


Der Einsatz ist politisch miserabel vorbereitet. Ob mit
ihm die selbst gesetzten Ziele erreicht werden, ist zwei-
felhaft. Ein politisches Gesamtkonzept fehlt. Vor diesem
Hintergrund sehen wir uns nicht in der Lage, diesem An-
trag zuzustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603714600

Ich erteile das Wort Kollegen Bernd Siebert, CDU/

CSU-Fraktion.


Bernd Siebert (CDU):
Rede ID: ID1603714700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Deutsche Bundestag entscheidet heute über die Beteili-
gung der Bundeswehr an einer militärischen Operation
im Kongo unter der Führung der Europäischen Union.
Frau Homburger hat vorhin kritisiert, dass heute kein
Minister redet. Frau Homburger, heute ist der Tag des
Parlaments.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Als die Regierung den Antrag eingebracht hat, haben
drei Minister gesprochen. Es ist daher richtig, dass heute
die Parlamentarier reden und über diesen Antrag ent-
scheiden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind froh, dass wir Herrn Jung nicht hören müssen!)


Ich glaube, dass wir eine vernünftige und richtige Ent-
scheidung treffen werden.

Ich verhehle nicht, dass viele von uns – so auch ich –
am Anfang der öffentlichen Debatte – das hat die Dis-
kussion in den letzten Monaten gezeigt – Skepsis gegen-
über einem Einsatz im Kongo gehabt haben. Mir ist nie-
mand bekannt, der heute mit Euphorie und mit
besonderer Begeisterung seine Zustimmung erteilen
wird.


(Walter Kolbow [SPD]: So ist es!)


Es sind sachliche Argumente vorgetragen worden, über
die wir lange diskutiert haben. Diese Argumente haben
die weit überwiegende Mehrheit unserer Kolleginnen

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(C (D nd Kollegen veranlasst, heute Ja zu sagen. Das finde ch gut. Ich möchte an dieser Stelle der gesamten Bundesreierung, insbesondere der Bundeskanzlerin und dem Auenminister, danken. Aber ganz besonders danke ich em Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung. Seier Beharrlichkeit in der Sache ist es zu verdanken, dass us einer anfänglichen Idee mit vielen ungeordneten Deails allmählich ein tragfähiges Konzept wurde. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Verteidigungsminister hat frühzeitig unsere Beden-
en in fünf Kriterien formuliert, deren Erfüllung uns
eute zu einer positiven Bewertung kommen lässt.

Was von Teilen der Opposition als chaotisch bezeich-
et wurde – so heute von Frau Homburger –, war zum
inen bedingt durch die mehrfache Verschiebung der
ahltermine. Man muss deutlich machen, dass die Sa-

he anders lag, als sie hier vorgetragen worden ist. Zum
nderen war zu verhindern, dass die Hauptlast der Ver-
ntwortung allein auf unsere Schultern geladen wurde.
as ist der Bundesregierung überzeugend gelungen.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wo denn?)


Deshalb war es uns erstens wichtig, dass unsere euro-
äischen Partner eine sichtbare und breit angelegte So-

idarität gegenüber dem Kongo zeigen. Nach anfängli-
hem Zögern haben inzwischen 18 Staaten ihre
ereitschaft zur Teilnahme an der Operation erklärt. Da-
it gewinnt die Gemeinsame Europäische Sicherheits-

nd Verteidigungspolitik spürbar an Profil und Glaub-
ürdigkeit.

Zweitens war ein klares Mandat der Vereinten Na-
ionen eine entscheidende Voraussetzung für unseren
insatz. Dieses Mandat liegt seit dem 25. April vor.

Darüber hinaus war aus Sicht der Bundeswehr eine
lare Aufgabenzuordnung nach Zeit und Raum anzu-
treben. Es ist der Bundesregierung drittens in zähen
erhandlungen gelungen, dass als Einsatzraum für un-
ere Soldatinnen und Soldaten der Raum Kinshasa bestä-
igt wurde.

Die zeitliche Fixierung auf vier Monate, gerechnet
om Zeitpunkt der ersten Wahlen, war das vierte Krite-
ium, an dem wir von Beginn an festgehalten haben.
uch diese Forderung wurde von der Europäischen
nion erfüllt.

Fünftens haben der kongolesische Präsident und sein
izepräsident am 19. März dem Einsatz der Europäi-

chen Union zugestimmt. Ohne dieses Einverständnis
nd ohne die Bitte der örtlichen Regierung, dort hinzu-
ommen, hätten wir einen solchen Einsatz nicht durch-
ühren können.

Die Bundeswehr wird sich aufgrund der klaren Auf-
abenzuordnung auf die mögliche Evakuierung der
ahlbeobachter und derjenigen europäischen Staatsbür-

er konzentrieren, die im Kongo leben und möglicher-
eise in Risikosituationen geraten. Evakuierungen






(A) )



(B) )


Bernd Siebert
außerhalb Kinshasas werden im Bedarfsfall von unseren
französischen Freunden vorgenommen.

Für einen Einsatz spricht, dass die Verantwortung
der Europäer für die Entwicklung in Afrika sichtbar
wird. Die Zukunft unseres Nachbarkontinentes kann
Europa nicht gleichgültig sein. Verantwortung zu über-
nehmen, bedeutet aber auch, einen angemessenen Bei-
trag zu leisten. Dies tun wir mit dem Beschluss heute.
Zudem wird die Europäische Union die Kräfte der VN-
Mission MONUC entlasten, sodass sich diese weiter auf
ihren Hauptauftrag konzentrieren kann, nämlich Stabili-
tät im Osten und Süden des Landes zu schaffen.

Schließlich erhält durch unseren Einsatz die Demo-
kratie im Kongo erstmals nach langer Zeit eine reale
Chance. Unser Einsatz hat Signalwirkung für den
Kongo, aber auch für das restliche Afrika. Das ist das
entscheidende Zeichen für die Menschen vor Ort, ver-
bunden mit einer klaren Perspektive.

Die Reputation der Bundeswehr im Kongo ist nicht
zuletzt mit der Operation Artemis im Jahre 2003 ge-
wachsen. Unsere Soldaten werden im Kongo allgemein
als Friedensstifter mit Stabilitätswirkung anerkannt. Zu-
dem ergänzt der Einsatz unserer Soldaten die bisher so
erfolgreiche deutsche Hilfe im Kongo und in Zentral-
afrika.

Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Soldatinnen
und Soldaten aufgrund ihrer fundierten Ausbildung auch
diesem Einsatz gewachsen sein werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Trotzdem bleibt ein Restrisiko, wie es bei jedem Einsatz
besteht. Ich wünsche deshalb unseren Soldatinnen und
Soldaten im Namen meiner Fraktion Fortune für ihren
schwierigen Einsatz. Ich rufe den Soldatinnen und Sol-
daten zu: Passen Sie auf sich auf, damit Sie alle gesund
nach Hause zurückkehren können!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich verkenne bei all dem nicht die Schwierigkeiten
und auch nicht das für unsere Soldatinnen und Soldaten
bestehende Risiko. Es ist unsere Aufgabe als Parlamen-
tarier, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass
sie größtmögliche Sicherheit erfahren. Das sind wir un-
seren Soldatinnen und Soldaten sowie ihren Familien
schuldig. Ich denke, dass mit der Vorbereitung dieses
Einsatzes auch diese Pflicht erfüllt wurde.

Mit der Erfüllung der genannten fünf Kriterien ist der
Einsatz, so meine ich, verantwortbar. Ich werbe deshalb
auch bei den Freunden der Freien Demokratischen Partei
dafür, dem Einsatz zuzustimmen. Ich weiß, dass Sie eine
ziemlich intensive innerparteiliche Diskussion darüber
geführt haben, ob das, was Sie heute vorgetragen haben,
auch wirklich die richtige Politik ist. Wir jedenfalls stim-
men mit einem guten Gewissen zu. Ich denke, dass das
zum Wohle der Menschen im Kongo sein wird und von
Bedeutung für die Zukunft unserer Sicherheitspolitik in
Europa ist.

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(C (D Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603714800

Ich erteile das Wort Kollegen Norman Paech, Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603714900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

undestag hatte schon über viele Auslandseinsätze zu
ntscheiden. Selten aber gab es so viele unterschiedliche
nd sich widersprechende Begründungen dafür wie in
iesem Fall. Genannt werden die Absicherung der ersten
emokratischen Wahlen, die Stabilisierung des Kongo,
nsere Verantwortung für Afrika – was auch immer das
st –, Handlungsfähigkeit der EU-Militärpolitik bewei-
en, Sicherung der Rohstoffversorgung und der Handels-
ege bis hin zur Verhinderung gigantischer Migranten-

tröme nach Europa. Da ist für jeden etwas dabei.

Die Wirkung ist aber nicht: je mehr Begründungen,
esto überzeugender. Das Gegenteil ist der Fall, wie jetzt
uch die jüngste „Stern“-Umfrage wieder gezeigt hat:
er weitaus größte Teil der deutschen Bevölkerung ist
egen diesen Einsatz im Kongo.


(Beifall bei der LINKEN – Rainer Arnold [SPD]: Das sagen Populisten!)


Wir bestreiten nicht die Ernsthaftigkeit all der
ründe, sich in Afrika zu engagieren. Auch ökonomi-

che Interessen sind legitim. Wir sind aber dagegen, dass
as Militär dabei eine Rolle spielen soll. Sie, Herr
chockenhoff, haben den Einsatz des Militärs mit den
trategischen Rohstoffen des Kongo begründet. Aus
er SPD hören wir dagegen, das sei alles Unsinn, es
ehe nicht um Rohstoffe, sondern um die Stabilisierung
es demokratischen Prozesses im Kongo. Ich frage Sie:
as haben wir denn eigentlich aus den sich rapide ver-

chlechternden Verhältnissen in Afghanistan und im Irak
elernt? Sehen Sie nicht, dass militärische Gewalt im-
er nur weitere Gewalt erzeugt und eben nicht Demo-

ratie, allenfalls eine seltsame Abart von Demokratie?


(Beifall bei der LINKEN)


Man kann mit dem Militär natürlich eine Stadt für die
ahltage und die Wochen danach in einen Ausnahmezu-

tand versetzen. Das kann das Militär leisten. Aber was
ommt dann? Bei unserer gestrigen Diskussion im Aus-
ärtigen Ausschuss glaubte kaum noch jemand an die
egrenzung dieses Einsatzes auf vier Monate. Steht uns
ier vielleicht ein Einsatz von den Ausmaßen wie dem in
fghanistan ins Haus? Das kann niemand voraussagen.

Der Kongo gehört zweifelsohne zu den rohstoff-
eichsten Regionen der Welt. Da gibt es auch keinen
inwand, wenn Sie fordern – ich zitiere Sie, Herr
chockenhoff –,

dass der Abbau dieser Ressourcen legal und nach
marktwirtschaftlichen Aspekten erfolgt.






(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech

(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Und der Bevölkerung zugute kommt!)


Wenn Sie damit aber den Einsatz des Militärs begrün-
den, fragt man doch nach der Rolle des Militärs bei der
Herstellung des freien Marktes.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Schockenhoff, meinen Sie etwa, dass das Militär
auch die Verstaatlichung der Rohstoffe zum Nutzen der
kongolesischen Bevölkerung, wie jüngst in Bolivien ge-
schehen, absichern wird?

Was kommt dann nach dem Kongo? Bundesverteidi-
gungsminister Jung möchte mithilfe der Bundeswehr die
Rohstoffversorgung weltweit sichern. Sie möchten – so
steht es in Ihrem Weißbuch, was wir bisher leider nur
aus der Presse erfahren –, dass sich die Bundeswehr we-
gen der Export- und Rohstoffabhängigkeit Deutschlands
besonders den Regionen zuwenden soll, in denen kriti-
sche Rohstoffe und Energieträger gefördert werden. Da
übernehmen Sie das, was schon 1999 in die neue NATO-
Strategie geschrieben und später, 2003, in die Europäi-
sche Sicherheitsstrategie übernommen worden ist.

Liegt es da allzu fern, wenn man den Kongoeinsatz
jetzt gleichsam als Pilotprojekt für eine neue Afrika-
strategie begreift? Kommt nach zahllosen feierlich aus-
gerufenen und gescheiterten Entwicklungsdekaden in
Afrika nun vielleicht eine Militärdekade? So wie der
völkerrechtswidrige Krieg gegen Jugoslawien seinerzeit
die humanitäre Intervention begründen sollte, ist der
Kongoeinsatz nun vielleicht ein Pilotprojekt für eine zu-
künftige Ressourcenintervention?

Man kann das auch anders ausdrücken. Hier zitiere
ich die Ihnen wohl gesonnene „Süddeutsche Zeitung“,
da kritisiert Joachim Käppner:

Sie benutzt die Bundeswehr wie eine beliebig ein-
setzbare Interventionsarmee.

Käppner warnt:

Das Abenteuer am großen Fluss könnte der Beginn
eines neuen militärpolitischen Kapitels werden,
nämlich dessen der Beliebigkeit und Bedenkenlo-
sigkeit.

Er schließt:

… gleicht der Einsatz im Kongo tatsächlich einer
Reise in die Finsternis.

Das wollen wir der kongolesischen Bevölkerung er-
sparen. Das wollen wir den Bundeswehrsoldaten erspa-
ren und das wollen wir uns selbst ersparen. Deswegen
sind wir gegen diesen Einsatz.

Danke sehr.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603715000

Ich erteile das Wort Kollegen Rainer Arnold, SPD-

Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! s ist richtig: Europa hat in Bezug auf Afrika eine Straegie. Aus dieser Strategie erwachsen Verantwortung nd Ernsthaftigkeit. Deutschland hat im Dezember zugetimmt. Wenn jetzt das wichtige und große Land Kongo ns Deutsche und uns Europäer bittet, dann gilt es nicht u kneifen. Wer ernsthaft eine europäische Sicherheitsnd Verteidigungsidentität anstrebt, muss dieses Papier it Leben erfüllen. Darum geht es eben auch. Herr Paech, wir müssen aufpassen, dass wir dieses andat nicht falsch zeichnen, was die Sicherheit und en Auftrag anbelangt. Wir Verteidigungspolitiker anaysieren sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst, elchem Risiko wir die Soldaten aussetzen. Das lassen ir uns von niemandem absprechen. Wir wissen, dass ie deutschen Soldaten hervorragend auf ihren Einsatz orbereitet werden. Wir wissen, dass in Potsdam ein exellentes Zentrum für europäische Friedensmissionen ufgebaut wird. Wir zollen allen Respekt und sagen den oldaten Dank, die ihre Beiträge leisten. Wir sollten aber auch nicht überzeichnen. Die Soldaten ehen nicht in ein feindlich gesinntes Land, sondern sie inden ein freundliches Umfeld vor, wo die Menschen die oldaten begrüßen. Alle Parteien, die bei der Wahl antre en, haben sich für die Präsenz der Europäer ausgesprohen. Dies macht deutlich, dass es für die Bevölkerung in wichtiges psychologisches Zeichen ist, wenn die Euopäer ihre Flagge im Kongo hissten. Es ist wichtig, dass uropa diesen weiteren Schritt – das ist nicht der einzige chritt, sondern nur ein Mosaikstein auf dem Weg zu eiem friedlichen Kongo – absichert und hinter dieser deokratischen Wahl steht. Das ist die eine Aufgabe. Die zweite Aufgabe ist eindeutig: Es hat eine abchreckende Wirkung, wenn europäische Soldaten miten in der Hauptstadt Flagge zeigen. So wissen auch dieenigen, die möglicherweise das Wahlergebnis nicht kzeptieren, weil sie in der Minderheit sind, dass sie eine Chance hätten, wenn sie zu zündeln versuchten. as ist eine wichtige Botschaft. Diese kommt, so wie as Mandat angelegt ist, dort an. Die dritte Aufgabe ist die Vorsorge. Falls es irendwo schwierig wird, müssen wir natürlich Beistand eisten. Wir dürfen nicht vergessen: Deutschland ist ängst im Kongo. Nicht deswegen, weil wir 80 Millionen uro für die MONUC bezahlen – das tun wir auch –, ondern es sind Zigtausende von Europäern im Kongo. s werden fast 1 000 Wahlbeobachter dort sein. Es wird ivile Unterstützung und es wird bilaterale Entwickungshilfe geleistet. Glaubt jemand im Ernst, dass es uns eutsche nichts anginge, wenn jemand in den nächsten onaten in Bedrängnis käme? Natürlich würden wir ort im Zweifelsfall militärisch Hilfe leisten müssen. arum geht es. Deshalb überrascht es mich schon ein bisschen, was ie Kollegin von der FDP hier gesagt hat. Ich habe den indruck, Kollegin Homburger, dass Sie etwas durcheiander bringen. Der Verteidigungsausschuss ist zwar ein Rainer Arnold geschlossener Ausschuss, er hindert Sie aber nicht daran, die Informationen, die Sie dort erhalten, zur eigenen Willensbildung in Ihrer Fraktion zu verwenden. Mir scheint, dass das überhaupt nicht bei Ihnen geschieht. Sonst hätten Sie nicht solche Dinge behauptet. Sie stützen sich auf einige Vertreter, die auch Lobbyisten sind und die bestimmte Interessen wahrnehmen. Hören Sie einmal zu, was Wissenschaft und Politik sagen, hören Sie einmal zu, was das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze sagt! Hören Sie vor allen Dingen den Menschen zu – das haben wir getan –, die seit Jahren im Kongo leben! Deren Rat war uns bei der Analyse und bei der Mandatsfindung sehr wichtig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1603715100

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Walter Kolbow [SPD]: Sehr wahr!)


Ich werde den Verdacht nicht los, dass die FDP mit
ihrer doch stolzen Tradition der Außenpolitik jetzt aus
eher populistischen Gründen dieses Mandat ablehnt,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist billig!)


dies aber im Wissen tut, dass die beiden Koalitionsfrak-
tionen die richtige Entscheidung treffen werden.


(Jörg van Essen [FDP]: Wie schlecht müssen Ihre Argumente sein!)


Das klang bei Herrn Hoyer ein bisschen an.

Wir werden das Richtige tun, weil wir der Auffassung
sind, dass dieses Mandat notwendig und sehr wohl gut zu
begründen ist. Es ist humanitär zu begründen. Wir ste-
hen den Menschen im Kongo bei dieser Etappe bei. Sie
dürfen nicht in das massenhafte Morden zurückfallen.

Dieses Mandat ist im deutschen und europäischen In-
teresse, weil wir ein Interesse an Stabilität nicht nur im
Kongo, sondern an der gesamten Region der südlichen
Sahara haben müssen. Deshalb dürfen keine Fehlinter-
pretationen – das sage ich an die Adresse der Kollegen
von der Linken – vorgenommen werden: Mit Rohstoff-
sicherung durch das Militär hat das nun wirklich gar
nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wahr ist aber, dass die Wirtschaft und die Bevölke-
rung nur in einem stabilen Land, wo kriminelle Ausbeu-
ter der Ressourcen zurückgedrängt werden, eine Chance
haben, an diesen Rohstoffen zu partizipieren.


(Beifall bei der SPD)


Es ist nun wirklich nicht unanständig, wenn wir Deut-
schen sagen, dass wir das unter fairen Bedingungen er-
reichen wollen.

Das Mandat hat eine dritte, in sich schlüssige Begrün-
dung: Wir tun das auch aus politischen Interessen. Wer
in Sonntagsreden immer davon spricht, dass wir die in-
ternationalen Organisationen und das internationale
Recht stärken müssen – das tut die FDP in ganz hohem
Maße bezüglich der Vereinten Nationen –, der darf das

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(C (D m nächsten Tag nicht vergessen. Nein, internationales echt und internationale Organisationen zu stärken, eißt auch, dass Deutschland nicht in eine Sonderrolle erät, sondern gemeinsam mit Partnern agiert. Herr Hoyer, es ist falsch, dass sich alle anderen Euroäer zurückhalten. Wir haben 18 Partner im Kongo. (Jörg van Essen [FDP]: Mit was denn? Mit Stabsoffizieren!)


Natürlich kann Lettland keine Hundertschaften schi-
ken. Das wissen Sie doch auch. Aber die Länder, die et-
as leisten können, nämlich Frankreich, Spanien, Polen
nd natürlich auch die Bundesrepublik, interessanter-
eise auch die Schweden, leisten auch ihren Beitrag.
arüber bin ich sehr froh.


(Jörg van Essen [FDP]: Großbritannien? Belgien? Niederlande? Italien?)


Wenn Sie Großbritannien ansprechen, lassen Sie mich
azu eines sagen: Wir sollten mit dem britischen Partner
air umgehen. Was die britische Armee für die Staaten-
emeinschaft – ich rede jetzt gar nicht vom Irak, sondern
on Afghanistan – in dieser schwierigen Situation in der
rmsten Region im Süden Afghanistans leistet, verdient
nser aller Respekt und keine Kritik.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch denke, dieses Mandat ist auch von daher sehr be-
ründet.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603715200

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1603715300

Ich komme zum Ende. – Es gibt selbstverständlich

eine Garantie – das ist immer so –, dass dieses Mandat
elingt; aber die Chancen sind gut. Eines weiß ich: Wür-
en wir jetzt Nein sagen, würde Europa jetzt wieder ein-
al, wie in den vergangenen Jahren, in Bezug auf Afrika

ur Seite schauen, würden wir in arge Bedrängnis gera-
en, wenn es im Kongo schief geht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603715400

Ich erteile das Wort Kollegen Winfried Nachtwei,

ündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603715500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

lle Vorrednerinnen und Vorredner haben betont, wie
ichtig die Unterstützung der Demokratischen Republik
ongo gerade in dieser Situation ist. Das ist sehr gut.
as ist aber auch eine Selbstverpflichtung über die Wah-

en und die EU-Mission hinaus. Das ist eine sehr wich-
ige Botschaft des Deutschen Bundestages – ich gehe da-
ei von 100 Prozent der Mitglieder des Deutschen






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Bundestages aus – gegenüber der kongolesischen Öf-
fentlichkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Selbstverständlich geht es nicht darum, die Konflikte
im Kongo militärisch zu lösen. Es hat einen mehrjähri-
gen Friedensprozess gegeben. Es gibt ihn immer noch.
Die Demobilisierung spielt dabei eine entscheidende
Rolle. Immerhin konnten von 20 000 Kindersoldaten
16 000 demobilisiert werden. Das ist ein enormer Erfolg.
Aber wie es auf Dauer keine Sicherheit ohne Entwick-
lung gibt, so gibt es auch keinen Aufbau, keine Entwick-
lung ohne Sicherheit. Diese beiden Erfordernisse als Al-
ternative gegeneinander zu stellen, ist völliger Unsinn,
widerspricht allen Erfahrungen in solchen Ländern und
widerspricht völlig den Erfahrungen der Vereinten Na-
tionen. Herr Gehrcke, das sollten Sie sich in der Tat ein-
mal zu Gemüte führen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Kongoeinsatz ist ganz offensichtlich der bei
weitem strittigste seit der Entscheidung über den Afgha-
nistaneinsatz 2001. Man muss auch sagen, dass die Bun-
desregierung, vor allem in Gestalt des Verteidigungsmi-
nisters, erheblich dazu beigetragen hat. Ginge es heute
nur darum, den Zickzackkurs der Bundesregierung zu
bewerten, dann könnte man mit Fug und Recht Nein sa-
gen. Aber es geht dabei noch um ein paar andere Sachen.
Ich will zu den einzelnen Fragen Stellung nehmen.

Ist diese Mission zwingend notwendig oder überflüs-
sig? Wer behauptet, sie sei überflüssig, ignoriert damit
die eindeutigen Positionen und Forderungen der UNO in
New York und der Blauhelmmission MONUC in Kin-
shasa; aber nicht nur diese, sondern auch die der großen
Masse der kongolesischen Zivilgesellschaft. Sie wollen
dies vor allem.

Wenn Sie hier den Evangelischen Entwicklungsdienst
zitieren, dann, Frau Kollegin Homburger, zitieren Sie
bitte korrekt. Der Vorsitzende, Konrad von Bonin, hat
festgestellt: Auch die Partner des EED im Kongo erhof-
fen sich überwiegend eine Absicherung der Wahlen
durch die MONUC und die EU-Sondertruppe und begrü-
ßen die deutsche Beteiligung.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Hört! Hört!)


Es ist in allen Gesprächen aber auch deutlich geworden,
dass für sie die Beteiligung der EUFOR im Kongo nur
ein kleiner Teil dessen ist, was sie längerfristig von der
Europäischen Union und insbesondere von Deutschland
im Rahmen der Politik der EU erwarten. Das ist völlig
richtig. Denn beides gehört zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Handelt es sich hier um eine Showveranstaltung, wie
zum Beispiel der Vorsitzende des Bundeswehr-Verban-
des sagt, oder ist es abenteuerlich? Herr Westerwelle,

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(C (D an muss es immer wieder feststellen: Seit Wochen zieen Sie durchs Land und verzerren mutwillig den Aufrag dieser Mission. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ie tun so, als sei diese Mission für die gesamte Stabili-
ierung verantwortlich. Das ist Unsinn. Wir und auch Sie
issen es besser: EUFOR ist nur ein Teil eines ganzen
tabilisierungspakets. Es geht um die Unterstützung von
ONUC in einer kritischen Phase, vor allem in der Re-

ion Kinshasa.

Zu den Risiken. Die anfänglichen Festlegungen ha-
en auch bei mir Zweifel geschürt, ob diese Mission
laubwürdig und verantwortbar ist. So, wie sie jetzt ge-
taltet ist – mit stärkeren Kräften und dem jetzigen Ein-
atzkonzept –, meine ich, ist sie glaubwürdig verant-
ortbar und richtig.


(Jörg van Essen [FDP]: Beeindruckend: „stärker“!)


an muss auch feststellen, dass alle Experten in UN-
riedensmissionen, die Sie fragen, sagen: Auch mit einer
echt kleinen, aber professionellen Truppe kann man
ine ganz erhebliche abschreckende Wirkung hinbekom-
en.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


ußerdem sollte man bei den Risiken auch bedenken,
elchen Risiken wir denn die ungeschützten Wahlbe-
bachter aussetzen. Von unseren Zivilexperten, die dort
rbeiten, wird gar nicht gesprochen.

Diese EU-Mission ist notwendig, aber keineswegs
inreichend für die friedlichen Wahlen und eine nach-
altige Stabilisierung. Die Bundesregierung und die
U müssen alles für die politische Deeskalation im Vor-
ahlkampf tun. Nach den Wahlen – das ist mehrfach

estgestellt worden; wir können es nur bekräftigen – geht
ie Arbeit allerdings erst richtig los. Dies wurde in Kin-
hasa von verschiedenen Organisationen betont, jetzt
uch richtigerweise von humanitären und Entwicklungs-
rganisationen.

Dann geht es zum Beispiel um dieses Hemd, das ich
us einem Demobilisierungscamp im Kongo mitge-
racht habe. Die Demobilisierung, die Reintegration von
ilizionären und Kindersoldaten ist ein entscheidender

unkt bei der Stabilisierung des Kongo über die Wahlen
inaus. Hier leistet die kongolesische Zivilgesellschaft
antastische Arbeit.

Ich meine, dass wir in dieser Situation die kongolesi-
che Zivilgesellschaft, die große Erwartungen an die Eu-
opäische Union und auch an die Bundesrepublik richtet,
icht enttäuschen und nicht entmutigen sollten, sondern
ach besten Kräften jetzt, im nächsten Jahr und in den
olgejahren unterstützen sollten. Deshalb bitten wir um
hre Zustimmung, auch wenn wir Gegenstimmen selbst-
erständlich respektieren.






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603715600

Ich erteile das Wort Kollegen Hans Raidel, CDU/

CSU-Fraktion.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1603715700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wer sich mit dem Kongo beschäftigt, wer die
Menschen dort ein bisschen kennt, wer Afrika ein biss-
chen kennt, weiß ganz genau, wie sehr sich der Kongo
jetzt nach Frieden sehnt, wie er diese Wahlen herbei-
wünscht. Gerade wir in Europa, gerade wir in Deutsch-
land können einen Beitrag dazu leisten. Auch das wird
ganz besonders begrüßt. Wer Afrika insgesamt helfen
will, der muss jetzt helfen, dieses Signal geben und im
Rahmen dieser Mission im Kongo präsent sein.

Wir führen eine erstaunliche Debatte. Diejenigen, die
verbal ständig die helfende Hand ausstrecken, ziehen sie
in dem Moment, in dem die helfende Hand ergriffen
werden soll, zurück. Das ist scheinheilig und wird auch
der Würde dieses Hauses nicht gerecht.


(Walter Kolbow [SPD]: Sehr wahr!)


Ich bitte Sie sehr herzlich, sich die Fakten anzusehen;
sie wurden alle schon aufgezählt. Die UNO hat die EU
darum gebeten, ein Kontingent zu stellen. Auch die Afri-
kanische Union ist dafür. Im Kongo haben sich selbst die
politisch Verantwortlichen dazu bereit erklärt, diesen
Prozess zu unterstützen, damit die Demokratisierung
voranschreiten kann. Dennoch führen wir – in ganz Eu-
ropa nur wir – diese quälende Debatte über diesen Ein-
satz. In keinem anderen Land, weder in Frankreich noch
sonst wo, wird eine derartige Debatte geführt.

Wir sollten uns schon von den positiven Vorgängen
beeindrucken lassen, die im Kongo mittlerweile gesche-
hen sind. Das ganze Land steht vor einer entscheidenden
politischen Weichenstellung. Der Kollege Kolbow hat zu
Recht den südafrikanischen Präsidenten zitiert, der fest-
gestellt hat: Der afrikanische Kontinent wird sich nur
stabilisieren lassen, wenn der Kongo stabilisiert werden
kann. Damit sind auch die Interessenlagen der interna-
tionalen Gemeinschaft prägnant beschrieben.

Diese Wahlen bieten dem Kongo endlich die Chance,
das Land in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer
Hinsicht wieder aufzubauen und für ein besseres Leben
der Bevölkerung zu sorgen. Deswegen braucht der
Kongo gerade jetzt viele helfende Hände.

Wir haben uns die Entscheidung über die Rahmenbe-
dingungen dieses Einsatzes nicht leicht gemacht. Der
Kollege Siebert hat darauf hingewiesen, dass der Vertei-
digungsminister auf europäischer Ebene dafür geworben
hat, dass nicht, wie eigentlich vorgesehen war, das
Battle-Group-Konzept reinrassig zum Einsatz kommt,
sondern dass sich Europa breit aufstellt und viele Länder
durch die Bereitstellung von Kontingenten helfen.

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(C (D Wir helfen schon jetzt – auch das sollte noch einmal rwähnt werden – mit sehr vielen Programmen. Es ist infach nicht wahr, dass wir noch ganz am Anfang steen. Vielmehr handelt es sich hier um einen Prozess, der it den bevorstehenden Wahlen seinen vorläufigen posi iven Abschluss findet, der aber auch zu einem Neubeinn beitragen soll. Wir müssen alles tun, um dafür zu orgen, dass das bisherige Engagement nicht umsonst ewesen ist. Die politischen Rahmenbedingungen für diesen Einatz sind geschaffen. Das deutsche Kontingent, das wir m Rahmen der EU stellen, ist das Beste vom Besten. ie deutsche Truppe besteht im Wesentlichen aus Fall chirmjägern, die bestens auf ihre Aufgaben vorbereitet, ut ausgebildet und gut ausgerüstet sind. Auch die mediinische Versorgung – darauf haben wir sehr großen ert gelegt – hat einen hohen Standard und ist gewähr eistet. Im Verteidigungsausschuss haben wir uns sehr genau nd im Detail mit diesen Dingen befasst. Wer sie ordentich einordnet und auch den militärischen Wert richtig eurteilt, der kann feststellen, dass die gesamte Mission owohl in strategischer als auch in einsatztaktischer Hinicht – einschließlich einer guten Notfallplanung – herorragend und sehr fürsorglich geplant worden ist, um ie Gefährdungen, die unzweifelhaft vorhanden sind, zu inimieren. Ich habe im Ausschuss dem Generalinspek eur und dem Verteidigungsminister ausdrücklich für die ürsorgliche Planung gedankt und ich habe festgestellt, ass wir diesem Einsatz bei diesen Maßgaben, bei diesen insatzplänen, mit gutem Gewissen zustimmen können. Ich möchte das zurückweisen, was Herr Gertz, der orsitzende des Bundeswehrverbandes, gesagt hat. Das arlament betreibt kein „politisches Showbusiness“ mit ilitärischen Mitteln. Wir gehen verantwortungsvoll mit nseren Soldaten um, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ei es in Afghanistan, sei es auf dem Balkan oder jetzt im
ongo. Recht hat er allerdings, wenn er feststellt, dass
ie europäische Afrikastrategie wieder mehr in den Mit-
elpunkt gestellt werden muss. Das geschieht meiner
uffassung nach mit der heutigen Abstimmung über die-

es Mandat. Es gibt objektiv kaum einen Grund, gegen
iesen Einsatz zu stimmen, es gibt aber viele Gründe für
iesen Einsatz. Wer dem Kongo wirklich helfen will, der
uss heute mit Ja stimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603715800

Ich erteile das Wort Kollegen Gert Winkelmeier.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603715900

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
eine ablehnende Haltung im Hinblick auf eine Beteili-






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
gung deutscher Streitkräfte an einem Einsatz in der De-
mokratischen Republik Kongo hatte ich bereits in der
letzten Debatte begründet. Ich möchte mich jetzt einmal
mit den fünf Bedingungen auseinander setzen, die Mi-
nister Jung in der letzten Debatte dargestellt hat. Meines
Erachtens werden diese Voraussetzungen, die er für ei-
nen robusten Einsatz nannte, in der Öffentlichkeit be-
wusst falsch dargestellt.

Erstens. Ein Votum der Vereinten Nationen gibt es.
Das erfolgte aber erst, als die Entscheidungen auf Regie-
rungsebene längst getroffen waren; das war bereits Ende
2005.

Zweite Voraussetzung war die Zustimmung der kon-
golesischen Regierung. Tatsache ist aber, dass diese so
ziemlich als letzte gefragt wurde; Herr Solana musste
Herrn Kabila regelrecht drängen. In der Europäischen
Union war zu dieser Zeit der Hauptgrund für den Einsatz
– die Demonstration eigener militärischer Handlungsfä-
higkeit – schon längst beschlossene Sache.

Die dritte Bedingung sollte eine breite europäische
Beteiligung sein. Auch da lügt man sich in die Tasche:
Von den 1 500 Soldaten der Einsatzkräfte – ich lasse hier
einmal die 280 zusätzlichen deutschen Soldaten bei-
seite – stellen Deutschland und Frankreich jeweils ein
Drittel, das letzte Drittel teilen sich 16 andere EU-Natio-
nen; das ist reine Symbolik.

Die vierte und fünfte Bedingung sollten die räumli-
che und die zeitliche Begrenzung sein. Selbst Mili-
tärangehörige sagen, dass dies, falls es zu Kampfhand-
lungen kommt, nicht einzuhaltende Bedingungen sind.

Verteidigungsminister Jung, ich stelle fest, Sie haben
mit Ihrem berühmten Vorgänger im Amt nicht nur den
Vornamen gemeinsam, sondern auch die Art und Weise,
sich die Bedingungen so hinzubiegen, wie es im Inte-
resse der großen global agierenden Konzerne gebraucht
wird. Das ist auch der Grund, warum die Bundesregie-
rung um ein Mandat für diesen Einsatz gebeten hat. Wie
es in der Rede, die Minister Jung in der letzten Sitzung
hielt, heißt – man kann es im Protokoll nachlesen –, hat
die Bundesregierung um einen solchen Einsatz gebeten.

Der Bundesregierung werfe ich vor, dass sie die Un-
terstützung von demokratischen Wahlen im Kongo von
Anfang an unter dem militärischen Aspekt diskutiert hat.
Es ist zu erfahren, dass lediglich rund 200 zivile Wahl-
beobachter aus der EU eingesetzt werden sollen – und
das in einem Land, das fast siebenmal so groß ist wie die
Bundesrepublik Deutschland, in dem es circa 50 000
Wahllokale geben wird, in dem sich fast 28 Millionen
Wähler haben registrieren lassen, in dem Bedingungen
herrschen, unter denen sogar der An- und Abtransport
der Wahlmaterialien die heimische Bevölkerung logis-
tisch vor große Probleme stellte.

Unter diesem Aspekt ist die Zahl der zivilen Wahlbe-
obachter schlicht lächerlich. Mehrere zehntausend Wahl-
begleiter wären notwendig, wie alle kirchlichen und ent-
wicklungspolitischen Organisationen sagen. Unser Land
hätte sich weltweit als helfende Nation einen guten Na-
men machen können, wenn es Initiativen ergriffen hätte,

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(C (D amit mehr Wahlhelfer und Wahlbeobachter die Wahl im ongo absichern. Stattdessen hat es die Bundesregierung zugelassen, ass im Zusammenhang mit dieser Wahl immer nur in ilitärischen Kategorien gedacht wird. Mit dem robus en Militäreinsatz im Kongo tritt die Bundesregierung in ine neue Phase der Militarisierung der Außenpolitik in. Diese Phase wird irgendwann einmal in einem Fisko enden; davon bin ich überzeugt. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Christoph Strässer, PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Bei solchen Debatten ist es nicht unüblich, dass an Kronzeugen bemüht. Ob sie einem ansonsten in das olitische Konzept passen oder nicht, ist dabei meist weitrangig. Ich möchte zwei Kronzeugen benennen, die us meiner Sicht unverdächtig sind, in ein bestimmtes olitisches Lager einsortiert zu werden. Als Ersten nenne ich Denis M. Tull. Er ist Afrika-Exerte der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin und at in Bezug auf den Bundeswehreinsatz gesagt: Man hat in die UN-Mission Milliarden investiert und in Aufbauhilfe, die nun langsam Erfolg trägt. Die Wahlen sind jetzt eine kritische Schwelle, über die das Land gehen muss. Wenn man in diesem Moment durch einen relativ kleinen Beitrag zum Erfolg beitragen kann, halte ich das für eine gute Investition. iese Aussage ist zutreffend. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603716000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1603716100

Die zweite Aussage kommt von Ross Mountain, dem
othilfekoordinator der Vereinten Nationen, der, wie ich
enke, auch unverdächtig ist, irgendeinem Lager zuge-
rdnet zu werden. Er hat am 17. Mai 2006 im ZDF Fol-
endes gesagt – ich bitte all diejenigen, besonders zuzu-
ören, die so wie der Kollege eben der Meinung sind,
ir würden das alles ausschließlich unter militärischen
spekten diskutieren –:

Die Europäische Union hat sich schon lange im
Kongo engagiert, es ist wichtig, dass sie während
der Wahlen Verantwortung zeigt … Ein paar hun-
dert Soldaten können einen großen Unterschied ma-
chen. Abschreckung ist wichtig.

eine Damen und Herren, wir sollten diese Stimmen
rnsthaft zur Kenntnis nehmen und sie in der Debatte be-
ücksichtigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Christoph Strässer
Ich möchte auf den Kollegen Hoyer eingehen, der
mehr oder weniger unterstellt hat, die Regierungsfraktio-
nen würden dem Votum der Bundesregierung folgen,
weil sie dazu gezwungen seien. Nein, lieber Kollege
Hoyer, das Gegenteil ist richtig: Wir haben in unserer
Fraktion sehr intensiv über dieses Thema diskutiert und
haben die Argumente ausgetauscht. Ich habe großen
Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen, die heute
Nein sagen werden. Wir haben aber bei uns Argumente
gehört, die tiefer gegangen sind und die zutreffender
sind als die, die hier heute von der FDP und der Links-
partei vorgebracht wurden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will drei Punkte ansprechen, von denen ich
glaube, dass sie bewusst oder unbewusst desorientierend
wirken:

Erstens. Frau Kollegin Homburger hat die Entschei-
dung der Vereinten Nationen angesprochen und ge-
sagt, man müsse nicht alles übernehmen, was von den
Vereinten Nationen komme. Richtig! Wir haben gesagt
– das ist vernünftig und soll in diesem Hohen Hause
auch so bleiben –: Ein Militäreinsatz kann unter völker-
rechtlichen Aspekten nur dann stattfinden, wenn es eine
entsprechende Entscheidung des Weltsicherheitsrates
gibt. Dies ist die Kernaussage. Ohne eine solche Ent-
scheidung würden wir die Diskussion in diesem Hohen
Hause nicht führen. Das sollten wir bedenken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Ich will etwas anführen, was deutlich
macht, dass diese Argumente schlecht sind: Auf das Be-
zug zu nehmen, was im Irak passiert ist, zeigt, dass Sie
die Dimensionen dieses Einsatzes und des Irakkrieges
völlig durcheinander bringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Irakkrieg war ein Angriffskrieg, dem wir mit guten
Gründen widerstanden haben. Das mit der Wahlbeobach-
tung und der Unterstützung von Wahlen zu verglei-
chen, ist aus meiner Sicht schon zynisch. Das möchte ich
an dieser Stelle deutlich sagen. Das kann man nicht als
politischen Grund nennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Diese Bemerkung richte ich an Sie, Herr
Kollege Gehrcke. Ich finde, es ist desorientierend und
unwahr, wenn man sagt, die Bundesrepublik Deutsch-
land hätte sich besser darauf verstanden, zu unterstützen,
dass die MONUC-Truppe aufgestockt wird. Aber Sie
wissen doch wohl – das muss der Ehrlichkeit, der Fair-
ness und der Transparenz wegen an die Kritiker gesagt
werden –: Der Weltsicherheitsrat hat die Aufstockung
des MONUC-Mandats zweimal abgelehnt und uns ge-
genüber auf der Grundlage einer MONUC-Entscheidung

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(C (D ie Bitte geäußert, das zu tun, worüber wir heute entcheiden. Das alles sollte man nicht durcheinander chmeißen und dadurch den Eindruck erwecken, es hätte lternativen gegeben. Ich möchte noch etwas sagen, was mir wirklich sehr m Herzen liegt. Hier ist schon wieder behauptet woren, wir würden diese ganze Veranstaltung ausschließich unter militärischen Aspekten sehen. Dies ist unzureffend. Ich darf nur eine Zahl nennen, damit man eine leine Vorstellung von der Dimension erhält, welche euopäische nichtmilitärische und zivile Hilfe und Untertützung in diesem Land bereits geleistet worden ist. 40 Millionen Euro wurden für Bewässerungsprojekte, ür Demobilisierungsprojekte und für viele gute zivile aßnahmen zur Verfügung gestellt, die richtig sind und ie fortgesetzt werden müssen. Dazu dient auch dieser insatz. Ein letzter Punkt: Natürlich sollten wir die zivile onfliktbewältigung präferieren. Ich sage aber: Es kann icht richtig sein, dass wir Menschen in einen Failing tate wie den Kongo schicken, die dort in Lebensgefahr eraten. Wir erleben gerade in Osttimor, dass zivile ilfsorganisationen evakuiert werden müssen, weil die icherheitslage in diesem Land so ist, dass man sie nicht ort belassen kann. Deshalb ist das, was wir dort tun, eine klare und deutiche Unterstützung für den zivilen Aufbau. Wir brauhen diese Maßnahme. Aus meiner Sicht kann ich dieem Antrag nur aus vollem Herzen und nicht gezwungen ustimmen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603716200

Ich erteile Kollegen Hartwig Fischer das Wort und

itte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich, dem
ollegen Fischer die Chance zu geben, gehört zu wer-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1603716300

Herzlichen Dank. – Herr Präsident! Ich bemühe mich

uch, die Aufmerksamkeit des Hauses zu erhalten, und
age als Erstes, dass ich es für ungeheuerlich halte, dass
ich jemand von den Linken, der niemals im Kongo ge-
esen ist – niemand aus Ihrer Fraktion war dort –, hier
instellt und von „irgendwelchen Pakistanis“ spricht, die
ort im Rahmen der UN ihren Einsatz leisten und im Os-
en des Kongo mit zur Befriedung beigetragen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

Wer hier behauptet, es gebe kein Gesamtkonzept, der
spricht wider besseres Wissen. Es war nicht allein die
Operation ARTEMIS, sondern es war die Völkergemein-
schaft, die die verfeindeten Truppen zueinander gebracht
und eine Übergangsregierung, zusammengesetzt aus den
gegensätzlichen Truppen, geschaffen hat. Durch die
Operation ARTEMIS wurde dann dafür gesorgt, dass
insbesondere im Osten des Kongo eine Grundbefrie-
dung eingetreten ist. Nach dem Zeitplan hat es dann das
Verfassungsreferendum gegeben.

Meine Damen und Herren, was ist denn eigentlich
eine nachhaltige zivile Friedenspolitik? Das ist das,
was die europäische und die deutsche Entwicklungspoli-
tik in den vergangenen Jahren im Kongo geleistet haben.
Es waren Deutsche und Europäer, die beim Aufbau der
Justiz mit dazu beigetragen haben, dass es inzwischen
auch im Ostkongo funktionierende Gerichte gibt. Durch
EUPOL – dazu gehören auch deutsche Polizisten –
wurde dazu beigetragen, dass die Polizei langsam aber
sicher wieder nach rechtstaatlichen Prinzipien arbeitet.
Im Rahmen von EUSEC wurde seit der Operation
ARTEMIS dazu beigetragen, dass die Armee demobili-
siert und neu aufgestellt wurde. Wir sind aber noch
längst nicht am Ende dieses Prozesses. Deutsche Ent-
wicklungshelfer und Organisationen haben dazu beige-
tragen, dass es inzwischen nicht mehr 30 000, sondern
weit unter 15 000 Kindersoldaten gibt. Die anderen sind
demobilisiert und zurückgeführt worden, sodass sie wie-
der eine Chance auf eine Zukunft haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aus Ihrer Fraktion waren keine Parlamentarier im
Kongo und Sie haben nicht mit den vergewaltigten
Frauen und mit den Kindern gesprochen, die dort miss-
handelt worden sind und einen Teil ihrer Identität verlo-
ren haben. Nur jemand, der das nicht erlebt hat, kann so
sprechen, wie Sie das hier im Parlament getan haben.
Das EU-Mandat im Auftrag der UN unter Führung der
deutschen Bundeswehr ist ein Friedensmandat, ein Sta-
bilisierungsmandat. Es ist eine militärische Komponente
neben der zivilen Sicherung, die wir in den vergangenen
Jahren bereits aufgebaut haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist doch eben
deutlich gemacht worden, dass es auch die europäische
und deutsche Beteiligung gewesen ist, die dazu geführt
hat, dass friedlich und mit großer Mehrheit ein Verfas-
sungsreferendum überhaupt erst einmal vorbereitet
werden konnte. Die Europäische Union, aber auch die
GTZ und die Konrad-Adenauer-Stiftung haben vor Ort
für dieses Verfassungsreferendum nicht nur geworben,
sondern es ist bis ins Detail hinein auch informiert wor-
den. Ich sage Ihnen ganz offen: Ich habe in den Gesprä-
chen mit allen Nichtregierungsorganisationen, mit Op-
position und Regierung zusammen mit meiner Kollegin
Schäfer feststellen können, dass die Menschen in vielen
Fällen nicht gewusst haben, worüber sie im Detail bei
dieser Verfassung abstimmen. Aber die Menschen haben

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(C (D ewusst, dass dies die Grundvoraussetzung für Wahlen st. Wir stehen jetzt am Vorabend von Entscheidungen, ie dazu beitragen können, dass ein zentraler Unruheerd in Afrika befriedet wird. Keiner von uns kann eine arantie geben. Aber wir können versuchen, die Kongo esen bei dieser zum ersten Mal stattfindenden freien und eheimen Wahl einen Anflug von Sicherheit spüren zu assen. Wir sind als neutrale Partner im Kongo angesehen, eil wir keine koloniale Vergangenheit haben. Dies üssen wir in die Waagschale werfen. Deshalb bitte ich lle hier im Hause, heute bei der Abstimmung daran zu enken, dass es die Völkergemeinschaft gewesen ist, die inst dem Genozid in Ruanda tatenlos zugesehen hat. Wir haben jetzt die Gelegenheit, mit einem kurzen ilitärischen Einsatz einem Volk die Chance zu geben, n freier Verantwortung seine Parlamentarier und seinen räsidenten zu wählen. Dann kommt auf uns gemeinsam ie schwierige Aufgabe zu, diesen Prozess zu begleiten, eil die Hoffnungen der Bürgerinnen und Bürger enorm ind. Deshalb bitte ich Sie ganz herzlich, nicht nach raktionszwang, sondern nach Ihrem Gewissen zu haneln und mit der blauen Karte abzustimmen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603716400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck-
ache 16/1649 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
eteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der
U-geführten Operation in der Demokratischen Repu-
lik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006)

es Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Der Aus-
chuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/1507
nzunehmen.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Bei der
timmabgabe bitte ich alle Kolleginnen und Kollegen,
orgfältig darauf zu achten, dass die Stimmkarten, die
ie verwenden, Ihren Namen tragen. Es liegen inzwi-
chen von 47 Kolleginnen und Kollegen schriftliche Er-
lärungen zur Abstimmung vor; die Zahl steigt ständig.1)
ch will zudem ausdrücklich darauf hinweisen, dass im
nschluss an die namentliche Abstimmung noch fünf
eitere Abstimmungen zu diesem Thema stattfinden.

Ich bitte nun die Schriftführerinnen und Schriftführer,
ie vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Das ist passiert.
ann eröffne ich die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
all. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-

Anlagen 6 bis 12






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
führerinnen und Schriftführer, mit dem Auszählen zu be-
ginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung
wird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, ihre Plätze
wieder einzunehmen, weil wir nun noch eine Reihe von
Abstimmungen durchführen müssen.

Wir setzen die Abstimmungen fort. Zunächst stim-
men wir über die Entschließungsanträge ab.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tionen der CDU/CSU und der SPD auf Druck-
sache 16/1658? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD gegen die
Stimmen der FDP und der Linksfraktion bei Stimment-
haltung der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen an-
genommen.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion der FDP auf Drucksache 16/1659? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag
ist mit den Stimmen der CDU/CSU, der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion
Die Linke und Zustimmung der FDP abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/1660? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
des Hauses bei Zustimmung der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/1661? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der CDU/CSU und der SPD bei Zustimmung der drei
anderen Fraktionen abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Tagesord-
nungspunkt 3 b: Beschlussempfehlung des Auswärtigen
Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke zu dem Antrag der Bundesregierung auf Be-
teiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-
geführten Operation im Kongo, Drucksachen 16/1507
und 16/1650. Der Ausschuss empfiehlt, den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 16/1522 abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der
Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Dr. Norbert Röttgen, Dr. Michael Meister,
Laurenz Meyer (Hamm), weiteren Abgeordneten
und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge-
ordneten Olaf Scholz, Ludwig Stiegler,
Dr. Rainer Wend, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines

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d1) Seite 3259 C

(C (D Gesetzes zur Einsetzung eines Nationalen Normenkontrollrates – Drucksache 16/1406 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie (9. Ausschuss)


– Drucksache 16/1665 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Rainer Wend

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Ab-
geordneten Birgit Homburger, Martin Zeil,
Christian Ahrendt und der Fraktion der FDP

Bürokratieabbau – Jetzt sind konkrete
Schritte gefragt

– Drucksachen 16/472, 16/1665 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Rainer Wend

Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie hat in
eine Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/1665 den
ntrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/472 mit
em Titel „Bürokratieabbau – Jetzt sind konkrete
chritte gefragt“ einbezogen. Über diesen Antrag soll
un ebenfalls abschließend beraten werden. – Ich sehe,
ie sind damit einverstanden. Dann ist das so beschlos-
en.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
aurenz Meyer, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1603716500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ine Reihe europäischer Länder ist bereits dem nieder-
ändischen Vorbild gefolgt und hat ein System zur Mes-
ung der Bürokratiekosten eingerichtet. Dieses System
st in den Niederlanden sehr erfolgreich. Wir wollen es
en Niederländern heute gleichtun. Das zeigt: Man sollte
ich ruhig in Europa umschauen und das, was gut funk-
ioniert, hemmungslos abkupfern. Unsere Intention ist,
n Zukunft ein solches System in ganz Europa einzurich-
en.

Die Niederlande haben sich vorgenommen, ihrer
olkswirtschaft rund 4 Milliarden Euro durch eine
enkung der Bürokratiekosten um 25 Prozent zu er-
paren. Wenn wir das auf Deutschland übertragen, dann
edeutet das, dass wir eine Entlastung in Höhe von rund
0 Milliarden Euro ins Auge fassen können. Allein das
eigt, dass wir hier in einer richtigen Win-win-Situation
ind; denn die Kosten, die hier abgebaut werden, müssen
icht zusätzlich aufgebracht werden. Mehr noch: Auch
er Staat spart Kosten ein.






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


Worum geht es? Wir wollen die Bürokratiekosten, die
bei natürlichen und juristischen Personen aufgrund von
Informations-, Berichts- und Statistikpflichten anfallen,
messen und in der Folge spürbar reduzieren. Die FDP hat
vor – genauso wie im Wirtschaftsausschuss beantragt –,
das auf weitere Bereiche des Bürokratieabbaus auszu-
dehnen. Wir sind nicht dafür, weil dies den Nachteil
hätte, dass die klare Definition, die wir nun gefunden ha-
ben, verwässert, unklarer würde. Dann gerieten wir wie-
der in politische Diskussionen, die bislang den Bürokra-
tieabbau zu guten Teilen verhindert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen, dass sich der Nationale Normenkontrollrat
sehr streng an seinen Auftrag – er ist weit genug gefasst –
hält. Wir wollen nicht, dass die gute Aufgabe des Büro-
kratieabbaus durch Versuche – auch aus der Wirtschaft –
belastet wird, unter dem Stichwort „Bürokratieabbau“
Veränderungen beispielsweise im Arbeitsrecht vorzuneh-
men. Es besteht kein Zweifel, dass darüber politisch dis-
kutiert werden muss und dass der Änderungsbedarf groß
ist. Aber das gehört nicht zur Aufgabe, die wir nun beim
Nationalen Normenkontrollrat ansiedeln.

Die Genialität des niederländischen Modells besteht
gerade in seiner Einfachheit und Beschränkung. Auf
diese Weise ist man dort wirklich große Schritte voran-
gekommen. Die niederländischen Kollegen haben uns
erzählt, dass die maximale Dauer solcher Berechnungen
bei vier Wochen liegt; manchmal gehe es sehr viel
schneller. Ich finde deshalb, wir sollten dieses Modell im
Kern in Zukunft bei allen vorliegenden Gesetzentwürfen
anwenden.

Der Normenkontrollrat soll im Bundeskanzleramt
angesiedelt werden. Wir halten das für eindeutig richtig
und wünschen insbesondere der Kollegin Müller viel Er-
folg. Sie wird sich um diese Sache intensiv bemühen
können. Durch den Druck aus dem Bundeskanzleramt
sollen die Ministerien auf Trab gebracht werden. Dass
die Bundeskanzlerin hierfür – auch persönlich – die Ver-
antwortung übernimmt, ist eine wichtige Voraussetzung
für den Bürokratieabbau in Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es wurde danach gefragt, was eigentlich geprüft wer-
den soll. Das ist im Gesetzentwurf relativ klar beschrie-
ben: In § 4 steht, dass alle Gesetzentwürfe geprüft wer-
den sollen, natürlich auch Entwürfe für Bundesgesetze.
Wenn der Normenkontrollrat es will, kann er selbstver-
ständlich auch Gesetzentwürfe aus der Mitte dieses Hau-
ses prüfen. Er sollte das meiner Meinung nach auch tun.

Wir möchten, dass zusätzlich eine Nullmessung von
Bürokratiekosten vorgenommen wird; nur so können wir
Veränderungen erkennen. Durch die Feststellung des Ist-
bestandes wird eine Ausdehnung dieses Vorgehens, zum
Beispiel auf die Bundesländer, erleichtert. Ich bin sicher,
dass es Nachahmer geben wird – dieser Ansatz wird um
sich greifen – und dass die Bundesratsinitiativen auf
Dauer einbezogen werden.

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(C (D Wir wollen, dass auch die europäischen Richtlinien ier geprüft werden, und zwar schon im Entwurfsstaium. Unsere Bundesregierung soll dagegenhalten könen, wenn dadurch zusätzliche Bürokratiekosten drohen. m besten ist, man verhindert, dass solche Richtlinien berhaupt erst entstehen. as, was aus Brüssel gekommen ist, ist mit viel zu viel ürokratie verbunden. Das muss nach unserer Meinung n dieser Form nicht sein. Darüber müssen wir hier disutieren. Ich sage hier ganz deutlich: Es wäre uns lieber geween, wenn in diesem Gesetzentwurf geregelt wäre, dass ie Gesetzentwürfe der Fraktionen schon im Vorstaium geprüft werden können. Die SPD-Fraktion, insbeondere wohl die Fraktionsführung, wollte das nicht – us welchen Gründen auch immer. Ich halte das – Entchuldigung, wenn ich das so sage – für einen Ausdruck angelnden Selbstbewusstseins. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das wird nicht entschuldigt!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Fraktionsführung sollte sich fragen, ob sie hier nicht
ine Chance vergeben hat. Unser Ziel war ja, den Frak-
ionen die Gelegenheit zu geben, von ihnen ausgearbei-
ete Gesetzentwürfe schon im Entstehungsstadium prü-
en zu lassen, damit sie vor der Einbringung wissen, ob
ie noch Änderungen vornehmen müssen. Ich bin sicher:
ie Medien und die Öffentlichkeit werden uns nicht
urchgehen lassen, dass das Parlament und die Fraktio-
en eigene Gesetzentwürfe anders behandeln als etwa
esetzentwürfe der Bundesregierung.


(Birgit Homburger [FDP]: Genau!)


eitens der Medien wird entsprechender Druck ausgeübt
erden.

Mit für manch einen sicherlich tröstlichen Worten
ill ich schließen. Einige Kollegen haben sich im Vor-

eld in den Niederlanden umgesehen. Die niederländi-
chen Kollegen haben ihnen gesagt: Ihr Deutschen
acht das immer alles so perfekt. Fangt doch erst einmal

n! Dann werdet ihr sehen, dass dieses Modell um sich
reift und dass letztlich alle Gesetzentwürfe auf diese
eise geprüft werden. – Ich glaube schon, dass dieses

erfekt-sein-Wollen ein deutsches Problem ist. Wir soll-
en deshalb anfangen. Wir sollten dieses Gesetz heute
erabschieden, damit die Arbeit aufgenommen werden
ann, und zwar möglichst schnell und mit dem nötigen
ruck. Diesen Druck wird das Parlament dem Normen-
ontrollrat machen. Ich wünsche dem neuen Gremium
iel Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603716600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Martin Zeil für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1603716700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Deutschland ist Weltmeister, zwar noch nicht im
Fußball, aber bezogen auf Regelungsdichte und Büro-
kratielasten. Das in der Koalitionsvereinbarung fest-
geschriebene Ziel, die milliardenschweren Bürokra-
tielasten abzubauen und neue zu vermeiden, ist deshalb
unbestritten richtig.

Leider haben Sie, Schwarz-Rot, in dieser Frage schon
in kurzer Zeit mehrfach schwer gesündigt, was zeigt,
dass selbst die besten Kontroll- und Messmechanismen,
Herr Kollege Meyer, versagen, wenn die Regierungspra-
xis von Regelungswut, Fantasielosigkeit und Reform-
verweigerung geprägt bleibt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auch müssen wir erkennen: Bürokratieabbau ist zwar in
aller Munde, aber im Konkreten oftmals äußerst müh-
sam, weil es auch immer um die Frage geht: Was soll
und was darf der Staat?

Unsere Fraktion hat seit Jahren Wege zum Bürokra-
tieabbau und zur Messung von Bürokratiekosten aufge-
zeigt. Wir haben auch immer gesagt: Wenn Sie hier neue
Wege beschreiten, wenn Sie mutig in die richtige Rich-
tung gehen, unterstützen wir das.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das machen wir auch!)


Leider lassen der vorliegende Gesetzentwurf und sein
Werdegang nur wenig Hoffnung aufkommen. Der Wach-
hund „Normenkontrollrat“ droht zur ausgestopften At-
trappe zu werden, noch bevor er mit der Arbeit beginnt.


(Beifall bei der FDP)


Ich darf unsere Punkte noch einmal kurz zusammen-
fassen:

Erstens. Die Unabhängigkeit des Rates und seine Be-
deutung nehmen deutlich zu, wenn er keine reine Veran-
staltung der Exekutive ist. Aus diesem Grund muss der
Normenkontrollrat beim Deutschen Bundestag, bei die-
sem Parlament, angesiedelt werden und auch von ihm
besetzt werden.


(Beifall bei der FDP)


Damit könnten wir gleichzeitig dem Bedenken Rech-
nung tragen, dass ein Gremium der Exekutive auch Ge-
setzentwürfe aus der Mitte des Parlaments würdigt.

Zweitens. Der Normenkontrollrat muss die Möglich-
keit haben, neben den Gesetzesvorhaben der Bundesre-
gierung auch Gesetzesvorhaben aus der Mitte des
Parlaments und des Bundesrates zu bewerten. Wenn
Ihr Entwurf so Gesetz wird, Herr Kollege Meyer, dann
sind weite Teile der Gesetzgebung von der vorbeugen-
den Bürokratiekostenprüfung ausgeschlossen und die
Umgehung des Normenkontrollrats durch die jeweiligen
Regierungsfraktionen ist vorgezeichnet.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D ass vor allem die SPD die einhellige Empfehlung der achverständigen hierzu in den Wind geschlagen hat, iebe Kollegen, zeigt, dass man entweder Angst vor obektivem Rat hat oder die Sache insgesamt doch nicht so rnst nimmt. Weder das eine noch das andere ist ein gues Vorzeichen für die Arbeit des Normenkontrollrats. Drittens. Der Begriff der Bürokratiekosten darf nicht uf die Kosten infolge von Informationspflichten bechränkt werden. Wir haben deshalb beantragt, dass alle dministrativen und Erfüllungskosten Gegenstand der tellungnahmen des Normenkontrollrats sein sollen. Nur ann, wenn wir als Gesetzgeber ein umfassendes Bild avon haben, welche Kosten unsere Entscheidungen uslösen, können wir spürbare Erfolge beim Abbau und ei der Vermeidung von Bürokratielasten erzielen. Die Beschränkung auf die Kosten infolge von Inforationspflichten hat eine Schwäche; das zeigen auch die rfahrungen in anderen Ländern. Dort ist zwar viel geessen und objektiv auch einiges vereinfacht worden, ber die Betroffenen haben davon zu wenig gespürt, weil ämlich die Investitionsund sonstigen Kosten unbeücksichtigt geblieben sind. Es ist von den Kollegen der SPD und auch der Linken ie Sorge geäußert worden, der Normenkontrollrat önne, wenn seine Aufgabe umfassender sei, zu einem olitischen Kampfinstrument gemacht werden. (Ute Berg [SPD]: Das haben wir wohl nie gesagt!)


ch glaube nicht, dass das von einem richtigen Verständ-
is zeugt. Wenn schon jetzt Gremien in ihren Möglich-
eiten beschnitten werden sollen – aus Angst vor objek-
iven Erkenntnissen –, dann werden dadurch nur die
orurteile bestätigt, die es gegenüber der Politik insge-
amt gibt.


(Beifall bei der FDP)


ie entwerten mit dieser Ängstlichkeit das ganze Pro-
ekt, indem Sie dem neuen Rat mit Absicht hier nur
ine abgegrenzte Spielwiese zuweisen, das Parlament
icht an der Besetzung beteiligen, sondern diese auf
egierungsebene auskungeln, und jedes Risiko, sich für
ürokratiekosten rechtfertigen zu müssen, vermeiden
ollen.

Wenn Sie diesen Gesetzentwurf unverändert lassen,
andeln Sie so wie in dieser Koalition bisher immer: zu
enig, zu zaghaft, zu ängstlich. Sie reden immer gern
on ersten Schritten – wir haben das auch im Ausschuss
ehört –; Sie müssen aber aufpassen, dass Sie vor lauter
rsten Schritten nicht dauerhaft auf der Stelle treten.

Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Im Schnecken-
empo werden wir die Probleme nicht lösen. Unser Land
at weit mehr Bewegung nötig, wenn wir es mit dem
bbau von Bürokratie wirklich ernst meinen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen) Julia Klöckner Hans Raidel Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz

(KarlsruheLand)


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz

Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum

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eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert
ranz Romer
ohannes Röring
urt J. Rossmanith

Willy Wimmer (Neuss)

Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Matthias Wissmann
Dagmar Wöhrl
Willi Zylajew
Dirk Fischer (Hamburg) Jens Koeppen Dr. Peter Ramsauer
Klaus-Peter Willsch
Vizepräsidentin Petra Pau
Bevor wir die Aussprache fo

Tagesordnungspunkt 3 a zurück
den Schriftführerinnen und
Ergebnis der namentlichen A
schlussempfehlung des Ausw

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 581;
davon

ja: 440
nein: 135
enthalten: 6

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann

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rtsetzen, komme ich zum
und gebe Ihnen das von

Schriftführern ermittelte
bstimmung über die Be-
ärtigen Ausschusses zu

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r. Reinhard Göhner

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r. Franz Josef Jung
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teffen Kampeter
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(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
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35 gestimmt, es gab sechs Ent

r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

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r. Hermann Kues
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(Heidelberg)

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r. Eva Möllring
arlene Mortler
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(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

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(C (D ung auf Beteiligung bete an der EU-geführten en Republik Kongo be1. Mit Ja haben 440 Kol immt, mit Nein haben haltungen. r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer ermann-Josef Scharf r. Wolfgang Schäuble artmut Schauerte r. Annette Schavan r. Andreas Scheuer arl Schiewerling eorg Schirmbeck ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt go Schmitt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian orst Seehofer urt Segner ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn rika Steinbach hristian Freiherr von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß erald Weiß Vizepräsidentin Petra Pau SPD Dr. Lale Akgün Niels Annen Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Ernst Bahr Doris Barnett Dr. HansPeter Bartels Klaus Barthel Sören Bartol Sabine Bätzing Dirk Becker Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Petra Bierwirth Lothar Binding Kurt Bodewig Clemens Bollen Gerd Bollmann Dr. Gerhard Botz Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Martin Burkert Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Martin Dörmann Dr. Carl-Christian Dressel Elvira Drobinski-Weiß Garrelt Duin Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Gernot Erler Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Günter Gloser Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Kerstin Griese Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann N H R R D G G G Ir F E K C L B J J J U D U C H A D W F K R A N V A D J H U D C C D W H G L C K H M P U D U D M G F D A T H H J C D F D M ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog abriele Hiller-Ohm erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert S G C W S D K M O A A B D M O S D H C O O R S E F D D R R W J D L R C D J D J J D F H R S J D H A P G G D L D H D E H U M F M M teffen Reiche erold Reichenbach hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder tto Schily ilvia Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer DP arkus Löning arina Schuster B D K M V C B G D D J K K A B P P U B T U F R U M D A J K W B C K E R S J W M N C A H N H N In S G D W P P E D M M D R D A W (C (D ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender rietje Bettin r. Thea Dückert r. Ursula Eid oseph Fischer ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ürgen Trittin olfgang Wieland argareta Wolf ein DU/CSU nke Eymer erbert Frankenhauser orbert Königshofen enry Nitzsche orbert Schindler go Wellenreuther PD regor Amann r. Peter Danckert olfgang Gunkel etra Heß etra Hinz rnst Kranz irk Manzewski arko Mühlstein aik Reichel r. Carola Reimann ene Röspel r. Margrit Spielmann ndrea Wicklein altraud Wolff Vizepräsidentin Petra Pau Horst Meierhofer Patrick Meinhardt Jan Mücke Burkhardt Müller-Sönksen D K W D Wir fahren nun in der Deba Kollege Dr. Rainer Wend für di (Beifall bei Abgeord Frau Präsidentin! Meine se Herren! Wenn ich mich nur periode erinnere, haben wir an über das Thema Bürokratieabb nicht behaupten, dass wir bei schritte erzielt hätten. Wir dürfe chen: In der Sache sind wir bi vorangekommen. Kann das heute anders werd Zwei Dinge sprechen allerding len wir heute einen neuen Ansa fung. Wir nehmen uns nicht e um Veränderungen herbeizufüh dem neuen systematischen A nach einem Standardkostenm schließend reduzieren zu könn unabhängigen Normenkontrollr r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze F D J S tte fort. Das Wort hat der e SPD-Fraktion. neten der SPD)





(A) )


(B) )


(Hildesheim)


(Wackernheim)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )

Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1603716800

hr geehrten Damen und
an die letzte Legislatur-
dieser Stelle schon häufig
au gesprochen. Ich will
diesem Thema nie Fort-
n uns aber nichts vorma-
sher nicht große Schritte

en? Wir wissen es nicht.
s dafür: Zum einen wäh-
tz der Bürokratiebekämp-
inzelne Maßnahmen vor,
ren, sondern messen mit
nsatz Bürokratiekosten

odell, um die Kosten an-
en. Das soll von einem
at überprüft werden.


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rank Spieth
r. Kirsten Tackmann

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abine Zimmermann

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Ich glaube, dass dieser Ansa
das ist der zweite Grund, der

ereits in den Niederlanden und
eich angewandt. Er vermeidet

eyer zu Recht angesprochen h
rojanisches Pferd namens B

ichkeit materielle Gesetzesä
erden; denn nach unserem G
as Standardkostenmodell aus
flichten überprüft werden.

Weil wir einen neuen system
er international erfolgreich w
eute beim Thema Bürokratiea
uch aufschlagen können und E

Die Kollegen, die bisher
eyer und Herr Zeil, haben ang
ird das gleich sicherlich auc
ass sie heute gerne noch einen
ären: Sie wollen auch Geset
es Hauses einer Prüfung durc
ugänglich machen. Ich möchte
wei Befürchtungen nennen, u
ie Sozialdemokratie das heute

(D IE GRÜNEN kin Deligöz hristine Scheel tz sinnvoll ist. Er wurde für einen Erfolg spricht – anderen Ländern erfolg etwas, was der Kollege at, nämlich dass über ein ürokratieabbau in Wirknderungen durchgesetzt esetzentwurf sollen über schließlich Informations atischen Ansatz wählen, ar, glaube ich, dass wir bbau eine neue Seite im rfolge erzielen werden. gesprochen haben, Herr edeutet – Herr Berninger h für die Grünen tun –, Schritt weitergekommen zentwürfe aus der Mitte h den Normenkontrollrat Ihnen ein Argument und m zu begründen, warum so nicht mittragen wird. Michael Link Heinz Lanfermann Sibylle Laurischk Harald Leibrecht R S D oland Claus evim Dagdelen r. Diether Dehm D D r. Herbert Schui r. Ilja Seifert S abine LeutheusserSchnarrenberger FDP Jens Ackermann Christian Ahrendt Daniel Bahr Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Dr. Edmund Peter Geisen Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß Joachim Günther Dr. Christel Happach-Kasan Heinz-Peter Haustein Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Jürgen Koppelin Dirk Niebel Hans-Joachim Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Jörg Rohde Frank Schäffler Dr. Konrad Schily Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Florian Toncar Christoph Waitz Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Hartfrid Wolff Martin Zeil DIE LINKE Hüseyin-Kenan Aydin Karin Binder Dr. Lothar Bisky Heidrun Bluhm Eva Bulling-Schröter Dr. Martina Bunge D H L H C I D U D D K J K O M U D U D K K W D P B E P V (Cr. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothee Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Matthias Berninger Alexander Bonde Hans-Josef Fell Winfried Hermann Dr. Anton Hofreiter Sylvia Kotting-Uhl Monika Lazar Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Hans-Christian Ströbele Josef Philip Winkler fraktionslos Gert Winkelmeier Enthalten CDU/CSU Veronika Bellmann Dr. Peter Jahr FDP Ina Lenke )


(Saarbrücken)


(Frankfurt)





(A) )


Dr. Rainer Wend
Zunächst das – ich gebe es zu – demokratietheoreti-
sche, aber, wie ich finde, beachtenswerte Argument: Der
Normenkontrollrat wird zwar durch Gesetz eingesetzt;
über seine personelle Zusammensetzung entscheidet je-
doch die Exekutive. Das würde bei der von einigen an-
gedachten Prüfung der Gesetzentwürfe dazu führen, dass
ein von der Exekutive besetztes Gremium die Legisla-
tive, wenn auch begrenzt auf Informationspflichten, in
ihrer Arbeit im Vorfeld ein Stück weit kontrolliert. Man
kann das in Ordnung finden, weil wir wollen, dass nicht
nur Gesetzentwürfe der Exekutive, sondern auch der Le-
gislative überprüft werden können. Das ändert aber
nichts an der Richtigkeit des demokratietheoretischen
Arguments, dass die Legislative vorsichtig sein muss,
wenn sie von einer Institution, die durch die Exekutive
bestellt wird, überprüft werden soll. Dieses sachliche Ar-
gument bitte ich ernst zu nehmen.

Zu den zwei Befürchtungen. Die eine Befürchtung ist,
dass wir immer mehr zu einer Expertokratie werden,
das heißt, dass weniger das Parlament die Entscheidun-
gen trifft, weil diese in Sachverständigengremien verla-
gert werden und die Sachverständigen es mit ihren geäu-
ßerten Auffassungen und Positionen der Legislative
nicht immer leicht machen, da sie, auch im Zusammen-
hang mit Medienarbeit, Druck erzeugen. Ich glaube,
dass das für diesen Normenkontrollrat nicht zutreffen
muss, weil er keine allgemeine politische Kontrolle vor-
nimmt, sondern sich – ich betone es noch einmal – auf
die Überprüfung der mit Informationspflichten einherge-
henden Kosten beschränkt.

Die zweite Befürchtung ist schwerwiegender. Es wird
nämlich befürchtet, dass Bürokratieabbau – gleichsam
einem Trojanischen Pferd – nur vorgeschoben wird, aber
der Inhalt von Gesetzen geprüft werden soll. Diese Be-
fürchtung lässt sich aber aus dem Gesetz nicht ableiten.
In § 2 Abs. 1 unseres Gesetzentwurfs heißt es nämlich:

Bürokratiekosten

– diese sollen reduziert werden –

im Sinne dieses Gesetzes sind solche, die natürli-
chen oder juristischen Personen durch Informa-
tionspflichten entstehen. … Andere … entstehende
Kosten sind nicht umfasst.

Im Gesetzentwurf findet sich also kein Grund für diese
Befürchtung.

Aufgrund der politischen Debatte ist diese Befürch-
tung aber sehr wohl berechtigt. Ich erinnere an unsere
Anhörung, auf der ein Vertreter einer Mittelstandsverei-
nigung erklärt hat, dass beispielsweise das Antidiskrimi-
nierungsgesetz vom Tisch wäre, wenn wir erst einen
Normenkontrollrat hätten. Nun kann man über dieses
Gesetz bekanntlich diskutieren, aber an geeigneter
Stelle. Wenn schon Sachverständige, die nicht wissen,
was in diesem Gesetz steht und was dessen Grundlage
ist, die politische Debatte nutzen, um ihnen offensicht-
lich nicht gefallende Gesetzentwürfe über den Umweg
Bürokratieabbau zu verhindern, dann muss man die von
mir angesprochene Befürchtung verstehen.

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(C (D Das sind die Argumente, die die SPD bewegt haben, n dieser Stelle heute noch nicht weiter zu gehen. Ich sage aber auch: Dieser Normenkontrollrat hat eine roßartige Chance. Er kann uns einerseits beweisen, dass r kein Gremium von Klugscheißern ist, sondern ein remium, das hart arbeitet, um uns zu helfen, Bürokra iekosten zu reduzieren. Er kann andererseits und vor alen Dingen im Rahmen seiner praktischen Arbeit zeigen, ass alle Befürchtungen, er könne als politisches Intrument missbraucht werden, unberechtigt sind. Daher erstehe ich das Gesetz, das wir heute verabschieden, als en Beginn eines offenen Prozesses. Wir wollen einen unabhängigen Normenkontrollrat, er Bürokratiekostenmessungen macht mit dem Ziel, iese Kosten zu reduzieren. Wir gehen heute einen ersen ganz wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Wir erden auswerten, wie der Normenkontrollrat arbeitet. ch bin optimistisch, dass er eine ganz hervorragende rbeit leisten wird. Wir werden zu prüfen haben, wie ich dieser offene Prozess, den wir heute in Gang setzen, ntwickelt. Ich bin froh, dass wir heute zu einer solchen Entscheiung kommen. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen eg. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat die Kollegin Sabine Zimmermann für ie Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Zunächst möchte ich den ollegen Wend korrigieren: Der Normenkontrollrat soll eine Messungen durchführen; das sollen die Ministeien selber machen. Im Koalitionsvertrag haben die beiden Regierungsarteien eine Entlastung der Bürger und der Wirtschaft on Bürokratiekosten angekündigt. Dies ist ein gutes orhaben, solange mit Bürokratieabbau nicht ein Abbau on sozialen Rechten und ökologischen Standards geeint ist. Hier beginnt eigentlich das Problem. Zunächst einmal muss man feststellen, dass der Bürer bei Ihren Plänen überhaupt nicht mehr vorkommt. m Gegenteil: Mit der Verschärfung von Hartz IV weren die Arbeitslosen drangsaliert, in Armut gestürzt und ie Menschenwürde wird einfach mit Füßen getreten. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sprechen Sie mal zum Thema!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603716900

(Beifall bei der LINKEN)

Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603717000

is zu 45 Minuten braucht ein erfahrener Sachbearbei-
er, um komplizierte Anträge zu bearbeiten. Wofür? Da-
ür, dass 90 Prozent der Anträge abgelehnt werden, um
en Menschen ein menschenwürdiges Leben vorzuent-
alten. Unter dieser Bürokratie leiden die Arbeitslosen

(B)







(A) )



(B) )


Sabine Zimmermann
und die Sachbearbeiter der Arbeitsagenturen und der Ar-
beitsgemeinschaften.

Die Koalition – das wird deutlich – vertritt eine ein-
seitige Ansicht von Bürokratieabbau. Aber wen wundert
das? Der Vorkämpfer der Union für Bürokratieabbau,
Herr Norbert Röttgen, wird künftig als Hauptgeschäfts-
führer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie sei-
nen Dienst antreten. Ich muss sagen: Wir werden doch
keine Freunde mehr, Herr Röttgen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ein echter Verlust! – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist ein Lob!)


– Hören Sie mir bitte zu! – In dieser Funktion und als
Abgeordneter können Sie dafür sorgen, dass Bürokratie-
abbau im richtigen Interesse betrieben wird, nämlich im
Interesse der Wirtschaft und nicht der Menschen in die-
sem Land.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Nun zu Ihrem Gesetzesvorschlag, den Sie heute ver-
abschieden wollen. Sie meinen, wir haben in Deutsch-
land zu viel Bürokratie, die die Wirtschaft fesselt. Ein
wenig wundert mich das schon. Gerade die Union und
die SPD tragen doch die Verantwortung für den derzeiti-
gen Wulst an Bürokratie; denn sie waren in den letzten
zehn Jahren an der Regierung. Nun wollen Sie einen so
genannten Normenkontrollrat einrichten. Dessen Auf-
gabe soll es sein, die Kosten zu bewerten, die den Unter-
nehmen durch staatliche Informationspflichten entste-
hen. Er soll Vorschläge machen, wie sie reduziert
werden können.

Die Regierung verweist mit ihrem geplanten Vorha-
ben auf die Erfahrungen in den Niederlanden. Danach ist
dort der Bürokratieabbau äußerst erfolgreich. Deshalb
will sie dieses Modell in Deutschland umsetzen. Einige
Abgeordnete durften deswegen in der letzten Woche
– Herr Wend hat es schon erwähnt – in die Niederlande
reisen. Ich war dabei und muss sagen: Es läuft dort kei-
neswegs so toll und erfolgreich, wie uns die Bundesre-
gierung glauben machen will.

Meine Kollegin Frau Berg von der SPD hat gestern
im Ausschuss beklagt, dass die Unternehmen dort den
Bürokratieabbau nicht honorieren, sondern mehr for-
dern. Dazu kommen kritische Stimmen, die beklagen,
dass dem Bürokratieabbau der Umweltschutz oder sogar
Frauenrechte zum Opfer gefallen sind. Nimmt man dies
alles auf, dann muss man, vorsichtig gesagt, zu einer
skeptischen Einschätzung des niederländischen Modells
kommen.

Union und SPD haben versucht, die Debatte um die
Einrichtung eines Normenkontrollrates und die Frage
des Bürokratieabbaus zu entpolitisieren, frei nach dem
Motto: Es geht nur darum, einige überflüssige Vorschrif-
ten zu streichen. Erst auf Druck der Opposition hat dann
eine Anhörung stattgefunden.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist mir aber neu!)


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(C (D ort hat unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsund die Sorge geäußert, dass hier möglicherweise echte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, bei pielsweise beim Arbeitsschutz und beim Datenschutz, bgebaut werden können. Einige Wirtschaftsvertreter aben das erschreckend deutlich bestätigt, als sie das ntidiskriminierungsgesetz oder das Betriebsverfas ungsgesetz – Herr Wend, Sie waren dabei – als ein Proekt für den Bürokratieabbau benannten. Interessant ist, dass dieses Problem auch in der SPD ahrgenommen wird. Herr Wend, Sie räumen ehrlich in, dass solche Äußerungen das Misstrauen nähren, ass es im Hinblick auf den Normenkontrollrat nicht nur arum geht, Informationsund Dokumentationspflichten u nennen, sondern auch darum, mit politischer Absicht esetze zu verhindern. In den letzten Jahren ergriffen eiige Bundesländer verschiedene Initiativen zum Büroratieabbau. Stets hieß es: Soziale Rechte, Umweltchutzvorschriften und die Bürgerbeteiligung fallen dem ürokratieabbau nicht zum Opfer. Oftmals stiegen jeoch Umweltverbände und Gewerkschaften aus diesen orhaben aus, weil genau das passierte. Kollege Wend meint, dass dies mit dem Gesetzenturf nicht beabsichtigt ist. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Steht vor allem nicht drin!)


r weiß aber, dass diese Begehrlichkeiten existieren.
elche Schlussfolgerungen ziehen Sie denn daraus?
ieses Problem hätte sich im Gesetzentwurf zumindest
iderspiegeln müssen. Aber es war davon leider nichts

u lesen.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Zum Glück nichts zu lesen!)


uch nach einer Antwort auf die Frage, warum Verbrau-
herverbände, Gewerkschaften und Sozialverbände nicht
inbezogen werden sollen, sucht man vergeblich. Die
inke hat grundsätzliche Zweifel an dem geplanten Bü-

okratieabbau. Wenn davon gesprochen wird, ist meist
eregulierung gemeint.

Wir sind dafür, die Verwaltung effektiver zu organi-
ieren. Auch die Erfüllung von Informationspflichten
ann sicherlich effektiver gestaltet werden. Aber das
arf eben nicht bedeuten, gesellschaftlich notwendige
egelungen abzubauen. Wir schlagen deshalb vor, statt
ines Normenkontrollrates eine interministerielle Ar-
eitsgruppe für eine rationelle Verwaltung einzurichten.
iese soll die Informationsgewinnung effektiver ma-

hen, aber keinen einseitigen Abbau vorschlagen.

Zum Schluss muss ich feststellen, dass Sie alle beim
ürokratieabbau das Lied des Neoliberalismus singen.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: So ein Unfug!)


ir werden unsere Partner am kommenden Samstag in
erlin außerhalb des Parlaments treffen, wenn Arbeits-

ose, Gewerkschafter und viele andere gegen die asoziale
eformpolitik der großen Koalition auf die Straße gehen
erden.






(A) )



(B) )


Sabine Zimmermann
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und lade
Sie herzlich ein, am Sonnabend dabei zu sein.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603717100

Der Kollege Matthias Berninger hat für die Fraktion

des Bündnisses 90/Die Grünen das Wort.


Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603717200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Kollegin Zimmermann, so einfach kann man es sich
nicht machen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Wenn ein Handwerker zu einer Bank geht – wo auch im-
mer in Deutschland – und sich Geld leihen möchte, weil
er vielleicht investieren will, möglicherweise sogar Ar-
beitsplätze sichern oder schaffen will, infolge von Geset-
zen und Verordnungen durch seine Bank mit einem Wust
von entsprechenden Informationspflichten belastet wird,
weil man an einer anderen Stelle gedacht hat, eine ver-
nünftige Finanzaufsicht brauche diese Informationen,
und dann möglicherweise den Kredit nicht bekommt, ist
den vielen Arbeitslosen in Deutschland überhaupt nicht
gedient. Das ist Bürokratie, die Arbeitsplätze abbaut
bzw. deren Schaffung verhindert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das hat nichts mit Neoliberalismus, sondern sehr viel
mit gesundem Menschenverstand zu tun.

Dem sozialen, ökologischen Anliegen oder dem Gen-
der Mainstreaming wird man auch nicht dadurch ge-
recht, dass man jedes Gesetz, weil es eben ein Gesetz für
einen bestimmten Bereich ist, pauschal für gut hält. Ge-
rade die Bereiche, die uns wichtig sind, wie Bürger-
rechte, Datenschutz, Umweltschutz und soziale Stan-
dards, werden nur dann dauerhaft Bestand haben, wenn
sie in modernen Gesetzen abgesichert sind. Von daher
halte ich es für falsch, dass die Opposition versucht, den
Bürokratieabbau in einer pauschalen Art und Weise zu
diffamieren, wie Sie das nicht nur heute versuchen. Ich
glaube, dass Bürokratieabbau dringend Not tut.

Ich glaube auch, dass sowohl der Regierung als auch
der Opposition in diesem Haus klar ist, dass die Bundes-
republik Deutschland mit den bisherigen Instrumenten
nicht die notwendigen Fortschritte gemacht hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insofern ist es nur richtig, dass wir uns in den Ländern
der Europäischen Union umschauen. Es ist auch folge-
richtig, dass wir dabei in den Niederlanden angekom-
men sind. Diese haben zwei Dinge gemacht: Sie haben
erstens etwas Neues gemacht und zweitens – auch das ist
deutlich geworden – damit durchaus Erfolge gehabt.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Richtig!)


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(C (D Jetzt wird gesagt: Die Unternehmen aber sind vom tamme Nimm und hätten gern immer noch mehr. Wir achen den Bürokratieabbau aber nicht, damit uns Un ernehmer oder Unternehmensinteressenverbände zufrieen loben. Wenn irgendjemand in diesem Hause seine olitik darauf ausrichten würde, dass die Unternehmer m Ende des Tages zufrieden sind und nicht noch mehr ordern, könnte er nach Hause gehen. Wir würden nie lücklich und zufrieden werden. In der Sache sind die Kosten für Bürokratie in den iederlanden reduziert worden, und zwar durch drei lemente: Erstens. Man versucht, die Kosten für Bürokratie zu rmitteln, vergleichbar zu machen, um im Gesetzgeungsverfahren sagen zu können: Dieses Gesetz führt uf der einen Seite zu folgenden Informationen und verrsacht auf der anderen Seite folgende Kosten. – Ich enke, es ist notwendig, den Bürokratieabbau auf diese bene zu bringen und – vergleichbar mit der Haushaltsolitik – für eine Kostenreduzierung Sorge zu tragen. Zweitens. Ein weiteres Element des niederländischen orgehens ist Konsens. Konsens bedeutet, dass das nieerländische Parlament das Vorgehen mit großer Mehreit unterstützt hat. Unsere letzte politische Debatte ging a auch in diese Richtung. Es gab Redner – ich zitiere sie it Rücksicht auf die Kollegen nicht; der Kollege öttgen ist heute schon ausreichend bedacht worden –, ie angeboten haben, Änderungsvorschläge der Opposiion aufzunehmen. Die Änderungsvorschläge, die im esentlichen von der FDP und dem Bündnis 90/Die rünen stammen, decken sich mit den Vorschlägen, die n der Anhörung unterbreitet wurden, decken sich mit em, was die Wirtschaftsexperten der Unionsfraktion ordern, und mit dem, was die Wirtschaftsexperten der PD-Fraktion fordern. Dummerweise decken sie sich nicht mit dem, was der raktionsvorsitzende Struck darüber denkt, und zwar aus wei Gründen: Der eine Grund ist die Angst, dass der Normenkonrollrat übermächtig wird. Meine Güte! Die große Koaliion hat eine breite Mehrheit und angeblich ein breites reuz. Ihre Nerven müssen ja sehr blank liegen, wenn an eine solche Angst vor einem solchen Gremium hat. enn ein Wirtschaftssachverständiger, der – wie er das mmer macht – das Antidiskriminierungsgesetz, das inwischen auch die Union für sinnvoll hält, für falsch ält, da seine alten Thesen vertritt, muss man sich nicht ngstlich verstecken. Der zweite Grund ist, dass man in der SPD mit dem ürokratieabbau nicht ganz so ernst macht, wie manche as hier gesagt haben. Das größte Problem des Bürokraieabbaus und der Strategie der Bundesregierung ist, ass die beteiligten Ressorts nicht unbedingt gemeinsam nd in dieselbe Richtung arbeiten. Ich habe die Ressortgoismen selber erlebt. Ich habe diesen Krieg um die artenzwerge in den Vorgärten selber mitgemacht. Ich laube, wir müssen da herauskommen. Es bedarf eines entalitätswechsels, wenn wir die Bürokratie erfolg eich abbauen wollen. Das funktioniert nur dann, wenn Matthias Berninger man mit Mut und Entschlossenheit und nicht mit Hasenfüßigkeit herangeht. Herr Struck hat sich für etwas anderes entschieden. Das ist ein schlechtes Omen für die weitere Arbeit des Normenkontrollrats. Was hat er abgelehnt? Er hat erstens abgelehnt, dass auch Vorschläge aus dem Parlament in die Arbeit einbezogen werden. Dieses Parlament ist der Gesetzgeber und nicht der Gesetzentgegennehmer. Ich finde, es steht diesem Parlament sehr gut an, dass auch seine Vorschläge einer solchen Prüfung unterzogen werden. Nur dann ergibt es wirklich einen Sinn. Das ist aber nicht gewollt worden. Das ist nicht nur eine demokratietheoretische Frage, sondern auch eine demokratiepraktische Frage. Natürlich hätte man, indem man das Parlament an der Auswahl der Sachverständigen im Normenkontrollrat beteiligt, auch das Problem lösen können, dass jemand anderer sozusagen die Schiedsrichter über uns bestimmt. Das wäre überhaupt kein Problem gewesen, wenn man es gewollt hätte. Das Zweite, was abgelehnt wurde, ist die Ausweitung des Tätigkeitsbereichs. Der Kollege Wend hat die Enge des Gartens, in dem der Normenkontrollrat grasen darf, angesprochen. Das ist gemessen an der gesamten Wiese Bürokratie schon viel. Davon kann man als Kuh gut satt werden. Ich habe Expertisen, was Kühe angeht. Das Grundproblem aber ist: Wenn der Normenkontrollrat getreu dem chinesischen Sprichwort, dass jede lange Reise mit einem ersten Schritt beginnt, in diesem Bereich erfolgreich ist, dann müsste anschließend dieses Parlament ein Gesetzgebungsverfahren starten, damit der Normenkontrollrat mehr machen kann. Das halte ich für aberwitzig und irrsinnig. Ein selbstbewusstes Parlament hätte gesagt: Der Normenkontrollrat soll damit anfangen und wenn er noch weitere Punkte findet, bei denen Bürokratiekosten zu reduzieren sind, dann soll er auch links und rechts neben dem Zaun grasen dürfen. – Das hat die SPD verhindert. Das bedauern wir als Grüne sehr, weil wir glauben, dass am Ende des Tages hier eine Chance vertan worden sein wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Martin Zeil [FDP]: So ist es!)


(Beifall des Abg. Martin Zeil [FDP])


Ich will noch einen dritten Punkt nennen. Die Nieder-
länder haben dem Normenkontrollrat ein parlamentari-
sches Gremium zur Seite gestellt. Wir haben in der
Haushaltspolitik den Haushaltsausschuss. Die Kollegen
können gerade nicht hier sein, weil sie in einer Bereini-
gungssitzung darüber brüten, ob all die Vorschläge der
verschiedenen Experten finanzierbar sind. Das ist ein
schwieriger Job. Haushälter sind nicht sehr beliebt, vor
allem dann nicht, wenn sie Geld streichen müssen. Die
Erfahrung lehrt aber, dass es eines Gremiums bedarf, das
das Gesamtinteresse im Auge hat und nicht die jeweili-
gen Fachgebiete isoliert betrachtet.

So verhält es sich auch mit dem Bürokratieabbau.
Dieses Parlament braucht – das ist unsere feste Überzeu-

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(C (D ung – einen eigenen Ausschuss für Bürokratieabbau, amit nicht das passiert, was diese Woche passiert ist. m Montag hatten wir eine Anhörung zum Thema ürokratieabbau. Am Dienstag gab es eine Anhörung im inanzausschuss, an deren Ende was stand? Die Vorchriften für Banken, die Informationspflichten für leine Unternehmen, die Kredite haben wollen, enthalen und diese belasten, sind von 80 Seiten auf 150 Seiten ngewachsen, weil das Bundesfinanzministerium das ine macht und andere Ministerien das andere machen. o verhindern wir nicht nur Bürokratieabbau, sondern achen wir uns auch unglaubwürdig. So belasten wir ie Unternehmen und am Ende die Menschen mit Kosen, die vermeidbar wären, wenn die eine Hand wüsste, as die andere macht. Dazu kann dieses Parlament mehr eitragen als mit der heutigen Entscheidung zu einem, ie ich finde, unzureichenden Normenkontrollrat. Ich danke Ihnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: War eigentlich nicht schlecht, die Rede!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603717300

Für die Bundesregierung erhält der Parlamentarische

taatssekretär Hartmut Schauerte das Wort.

H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1603717400


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen
nd Kollegen! Deutschland muss besser sein, wo es teu-
er als andere ist, und es muss schneller sein. Nichts
ann so effizient, ohne dass Haushaltsmittel erforderlich
ind, bei der Verfolgung dieses Programms eingesetzt
erden wie wirkungsvoller Bürokratieabbau. Bürokratie

st teuer und verlangsamt und genau diese beiden Ele-
ente wollen wir bekämpfen.

Wir tun mit der Einrichtung dieses Normenkontroll-
ats und mit dem ersten Mittelstandsentlastungsgesetz
es wird ein zweites Mittelstandsentlastungsgesetz

ommen – das, was wir im Koalitionsvertrag festge-
chrieben haben, konsequenter als jemals zuvor, höher-
angiger als jemals zuvor und gründlicher als jemals zu-
or. Wir gehen systematisch vor, wie wir es noch nie
etan haben. Eigentlich müssen wir uns als Parlament
nd Regierung fragen, warum wir das eigentlich nicht
chon immer gemacht haben. Wir tun etwas, was absolut
ormal und notwendig ist. Deswegen kann ich überhaupt
icht verstehen, wenn bei einem solchen normalen Vor-
ehen gegen eine Geißel, die unsere ganze Gesellschaft
ähmt, die überbordende Bürokratie, sofort Bedenken
eäußert werden. Eigentlich kann man das doch nur
ositiv annehmen und sagen: Nun lasst uns vorangehen
nd es probieren! Man kann doch nicht gleich wieder sa-
en: Ihr wollt über die Hintertür alle Inhalte verändern.
ch habe, auch im Namen der Bundesregierung, immer
ieder erklärt: Wir wissen sehr wohl, dass wir nur dann
laubwürdig und effektiv sind, wenn wir nicht durch die
intertür, unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus,

nhalte verändern wollen, die in die politische Debatte






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
und nicht in die Bürokratiedebatte gehören. Das ist nicht
unser Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wenn wir uns darüber verständigt haben, brauchen
wir auch keine Angst vor einer Expertokratie zu haben;
Herr Wend, Sie haben das Argument erwähnt. Es gehört
zu den vornehmen Rechten und Pflichten des Gesetzge-
bers, alles Fachwissen zusammenzutragen, um eine ver-
nünftige Entscheidung treffen zu können. Dazu gehört
auch das Fachwissen darüber, wie wir bei neuen und be-
stehenden Gesetzen unnötige Bürokratie vermeiden. Es
ist doch völlig normal, dass man sich diesem Prozess un-
terwirft.

Wenn wir das jetzt beschlossen haben, werden wir ei-
nen Standard bekommen – das werden wir erleben –,
den wir in der Gesetzgebungsarbeit gar nicht mehr weg-
denken können. Es ist das gute Recht einer jeden Frak-
tion, die Regierung zu bitten, ihr mitzuteilen, welcher
Bürokratieaufwand mit einer Gesetzesinitiative verbun-
den ist. Die Regierung müsste antworten. Wenn sie einen
Normenkontrollrat hat, wird sie sich bemühen, das Fach-
wissen des Normenkontrollrats bei der Beantwortung
dieser Frage heranzuziehen. Stellen Sie sich doch den
Wettbewerb der Fraktionen vor! Eine Fraktion sagt: Ich
habe da einen Gesetzentwurf, möchte ihn aber nicht auf
den Bürokratieaufwand hin überprüfen lassen. – Diese
Fraktion ist durch diese Vorgehensweise doch öffentlich
gebrandmarkt, weil die Menschen wollen, dass wir mög-
lichst jeden Weg nutzen, um das, was wir politisch wol-
len, mit so wenig Bürokratie umzusetzen, wie es eben
geht.

Wir haben keine Angst vor Fachleuten. Es wird Ent-
scheidungen geben, bei denen uns der Normenkontroll-
rat sagt: Das ist zu viel Bürokratie. Wir werden mögli-
cherweise sagen, dass wir es aus anderen, politischen
Gründen dennoch machen. Was erreicht werden muss,
ist Transparenz. Wir müssen endlich wissen, wie viel
Bürokratieaufwand mit den Gesetzen, die wir beschlie-
ßen, verbunden ist. Diesen Aspekt haben wir in der Ver-
gangenheit alle miteinander sträflich vernachlässigt. Un-
ter unseren Gesetzentwürfen stand: Kosten: Keine.
Bürokratie: Keine. – Keiner hat wirklich hingeschaut.

Insofern machen wir uns die Gesetzgebungsarbeit be-
wusst schwerer. Das ist nur vernünftig.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Richtig!)


Ich warne davor, zu sagen: Die fangen gleich wieder mit
ein paar Bürokraten an, die das zu steuern und zu ver-
walten haben. Es bleibt dabei: Gegen Bürokraten helfen
am Ende nur Bürokraten, so wie man gegen Soldaten
schließlich hin und wieder auch Soldaten einsetzen
muss. Es geht nicht anders.

Wir wollen die Bürokratie schon bei uns bekämpfen.
Wir wollen vermeiden, dass sie überhaupt beim Bürger
ankommt und dann in einem mühsamen Prozess wieder
auf die Politikebene zurückgespült wird. Wir wollen sie
im Entstehungsprozess bekämpfen. Das macht Gesetz-
gebungsarbeit schwerer und an der einen oder anderen
Stelle sogar etwas bürokratischer. Ich denke aber, eine

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(C (D erlangsamung und eine Erhöhung der Gründlichkeit nserer Gesetzgebungsarbeit mit Blick auf die Frage der ürokratie sind vernünftig und geboten. Das ist besser, ls wenn wir die Bürokratie beim Bürger ankommen lasen, weil wir Gesetzesvorhaben nicht entsprechend gerüft haben. Das ist die Vorgehensweise. Ich bin sehr zuversichtich, dass wir mit diesem Gesetz in die Gänge kommen, ass das jetzt schnell passiert, dass es eine große Akzepanz erfahren wird und wir alle miteinander erleben weren, wie nützlich es für die Gesetzgebungsarbeit ist. enn dieser erste Test bestanden ist, sehe ich keinen rund, warum wir es nicht ausweiten sollten. Immer so ort alles machen zu wollen, ist möglicherweise nicht lug. Lasst uns jetzt diese Schneise schlagen, die ersten chritte des Weges gehen! Ich bin sicher, dass wir ganz chnell sehr erfolgreich an dem Thema arbeiten können. as wird eine Daueraufgabe bleiben. Es wird immer ieder Unzufriedenheiten geben. Es wird nie den Zu tand der Seligkeit geben. Wenn wir aber die Nulllinie estimmt haben, wenn wir ein geschnürtes Paket auf den isch legen und sagen: „Davon wollen wir 20 oder 5 Prozent abbauen!“, dann haben wir uns den Erfolg ins tammbuch geschrieben und haben uns sozusagen die ute vor den Hintern gebunden. Dann müssen wir bei em Thema erfolgreich sein. Das wollen wir. Es lohnt ich. Lieber Michael Fuchs, wir werden sorgfältig darauf chten. Wenn es zu wenig wird, legen wir nach. Wir lasen uns vom Parlament gerne daran erinnern, dass man in bisschen mutiger vorgehen kann. Herzlichen Dank. Für die FDP-Fraktion erhält die Kollegin Birgit omburger das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ürokratie ist die Pest des modernen Staates und sie uss konsequent bekämpft werden. Die Bürokratiekos en in Deutschland haben 46 Milliarden Euro erreicht. atsächlich bedeutet das eine ganz massive Belastung er kleinen und mittleren Betriebe, des Mittelstandes, er Betriebe, die insbesondere die Arbeitsund Ausbilungsplätze in diesem Land schaffen. Denn das Institut ür Mittelstandsforschung hat errechnet, dass für ein Unernehmen, das diesen Bürokratiewust bewältigen muss, ro Arbeitsplatz in einem Großbetrieb 350 Euro und in inem Kleinbetrieb 4 500 Euro pro Jahr an Belastung anallen. Das ist eine Ungleichbehandlung der kleinen und ittleren Betriebe, die nicht länger hingenommen wer en kann. Birgit Homburger Deshalb ist der Bürokratieabbau gerade für Handwerk, Mittelstand und freie Berufe zu einer Überlebensfrage geworden. Die FDP hat deshalb schon lange einen Bürokratiekosten-TÜV in diesem Hause gefordert. Das ist allerdings nur ein erster Schritt. Heute diskutieren wir über einen Gesetzentwurf zur Einsetzung eines Normenkontrollrats. Ich finde es außerordentlich bedauerlich, dass dies wieder nur halbherzig angegangen wird. Herr Kollege Schauerte, die Rede, die Sie hier gehalten haben, lässt wirklich nichts Gutes ahnen. Sie haben über die Besetzung des Normenkontrollrats gesprochen und erklärt, Bürokratie könne man nur mit Bürokraten begegnen. Das ist das Prinzip: Wir trocknen den Sumpf mit den Fröschen aus, die drin sitzen. Das funktioniert doch nicht. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir bei der Zusammensetzung des Normenkontrollrats darauf achten, dass externer Sachverstand einbezogen wird. Das ist eigentlich so vorgesehen. Ich hoffe, dass es so passiert und die entsprechenden Persönlichkeiten ausgewählt werden. Die Bürokratiekosten, die durch den Normenkontrollrat überprüft werden dürfen, sind auf solche beschränkt, die sich aufgrund von Informationspflichten ergeben. Das heißt, so kostenträchtige Beschlüsse wie die Vorverlegung der Fälligkeit der Sozialversicherungsabgaben, die dazu führt, dass die Betriebe jetzt regelmäßig zwei Abrechnungen machen müssen – eine am Ende des Monats und eine am Beginn des nächsten Monats –, was zu geschätzten Kostenbelastungen in Höhe von 3 bis 5 Milliarden Euro jährlich für Betriebe und Krankenkassen führt, hätten mit diesem Gesetz zum Normenkontrollrat gar nicht erst überprüft werden können. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Sie, Herr Schauerte, sagen: Aber es entsteht ein politischer Druck und wenn ein politischer Druck entsteht, kann man auch etwas anderes überprüfen lassen als das, was das Gesetz vorsieht. Dann frage ich mich: Warum schreiben Sie das, wenn Sie es denn wollen, nicht einfach gleich ins Gesetz? Dann hätten Sie es doch gleich richtig machen können; dann hätte man einen richtigen Schritt in Richtung Bürokratieabbau gemacht. Wir haben, wie das Institut für Mittelstandsforschung sagt, fünf große Kostenblöcke: zu kompliziertes Steuerbzw. Abgabenrecht, zu kompliziertes Sozialversicherungsrecht, zu kompliziertes Arbeitsrecht, zu kompliziertes Umweltrecht und zu viele Statistiken. Für einen Großteil dieser Kostenblöcke werden Sie mit diesem Gesetz keine Überprüfung erreichen. Deswegen ist die Konzeption, die Sie hier vorlegen, alles andere als richtig. (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Das stimmt! Das muss man auch anders machen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603717500

(Beifall bei der FDP)

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1603717600

(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Gudrun Kopp [FDP]: Katastrophal!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


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(C (D amit wird der Normenkontrollrat zu einem zahnlosen iger. Das wird den Betrieben nicht helfen. (Beifall bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Sie haben es nicht verstanden!)


Ich komme zum Schluss. Ich möchte sehr deutlich sa-
en, dass wir mit dem Normenkontrollrat vielleicht ei-
en ersten Schritt in die richtige Richtung machen. Aber
ie von den Koalitionsfraktionen haben keinerlei Grund,
ich selbstzufrieden zurückzulehnen. Es bleibt viel zu
un. Der Normenkontrollrat hat nicht das Recht, alles zu
rüfen, was er für richtig hält. Er bekommt sogar vorge-
chrieben, wie er zu prüfen hat. Das alles bleibt weit hin-
er den Erwartungen zurück.

Deshalb werden wir vonseiten der FDP-Bundestags-
raktion diesem Gesetzentwurf leider nicht zustimmen
önnen. Weil wir aber deutlich machen wollen, dass wir
ine solche Einrichtung grundsätzlich befürworten, wer-
en wir uns der Stimme enthalten.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist aber anständig!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603717700

Für die SPD-Fraktion erhält das Wort die Kollegin

te Berg.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1603717800

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Frau Präsi-

entin! Herr Röttgen, Sie haben neulich den Normen-
ontrollrat als Wachhund bezeichnet, der dann bellen
oll, wenn zu hohe Bürokratiekosten drohen. Nun haben
ir gerade gehört, dass dieser so genannte Wachhund
on einigen, zum Beispiel von Ihnen, Frau Homburger,
ls zahnloser Tiger bezeichnet wird. Von anderen wird er
ls gefährlicher Pitbull an die Wand gemalt.

Ich würde vorschlagen, wir einigen uns auf einen an-
eren Vergleich, der den Skeptikern vielleicht eher die
öglichkeit gibt, ihre Angst zu überwinden: Einigen wir

ns auf einen Vergleich mit der Gans. Sie ist bekanntlich
er beste Wächter. Mit heftigen Flügelschlägen und lau-
em Geschnatter reagiert sie auf Bedrohungen, aber sie
reift niemanden an, der sich ihr nähert.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ein schönes Bild! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Aber sie ist doch virusgefährlich! – Martin Zeil [FDP]: In Zeiten der Vogelgrippe ist das aber ein gefährliches Bild, Frau Kollegin!)


Die Vorbehalte gegenüber dem Normenkontrollrat,
ie teilweise bestehen, sind, jedenfalls aus meiner Sicht,
nbegründet. Das geplante Gremium hat zwar einen, wie
ch finde, durchaus abschreckenden Namen, ist aber dem
rprobten und bewährten Modell Actal der Niederlande
achempfunden.

Mit einigen Kolleginnen und Kollegen – das wurde
chon erwähnt – waren wir kürzlich in Den Haag, um
ns dieses Modell direkt vor Ort anzuschauen. Die Nie-
erlande haben mit ihrem Kontrollrat, dem Actal, der
as Standardkostenmodell anwendet, bemerkenswerte






(A) )



(B) )


Ute Berg
Erfolge erzielt, und alle Fraktionen unterstützen Actal
einmütig.

Noch einmal kurz zur Erinnerung: Die Niederlande
haben gemessen, dass ihrer Wirtschaft jährlich allein
durch Informationspflichten Kosten von mehr als
3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entstehen. Das
entspricht einem Volumen von gut 16 Milliarden Euro
jährlich. Bei uns wären das hochgerechnet bis zu
80 Milliarden Euro, so die Schätzung von Experten bei
der Anhörung am Montag.

Die niederländische Regierung hat nun beschlossen,
bis zum Jahr 2007 25 Prozent der Belastungen, also etwa
4 Milliarden Euro pro Jahr, abzubauen. Nach ersten
Schätzungen wirtschaftswissenschaftlicher Institute sind
bereits 20 Prozent erreicht. Das heißt aber mitnichten
– auch das wurde hier schon erwähnt –, dass sich die
Wirtschaft sehr zufrieden gezeigt hätte. Ganz im Gegen-
teil – das haben unsere holländischen Kolleginnen und
Kollegen im Übrigen übereinstimmend berichtet –, es
gab die üblichen Kommentare: nicht schnell genug,
nicht umfassend genug usw. Aber das kennen wir ja:
Verbesserungen werden kommentarlos abgehakt, Folge-
forderungen hingegen lautstark erhoben. Davon sollten
wir uns aber nicht demotivieren lassen.

Der Erfolg der Niederlande hat in der Europäischen
Union bereits viele Nachahmer gefunden: Dänemark,
Großbritannien, Schweden, Norwegen und Belgien ha-
ben schon mit der Messung von Bürokratiekosten auf
Basis des Standardkostenmodells begonnen. Die
OECD empfiehlt das Modell nachdrücklich.

Auch bei uns soll es nun angewendet werden. Dabei
– das betone ich – werden nur die Kosten gemessen, die
Unternehmen durch Informationspflichten entstehen, die
bundesgesetzlich vorgeschrieben sind, also zum Beispiel
die Kosten, die durch das Erstellen von Berichten, das
Ausfüllen von Anträgen oder das Beibringen von Nach-
weisen und Belegen entstehen.

Das Messverfahren selbst ist standardisiert, damit
man mit angemessenem Aufwand zu eindeutig zure-
chenbaren Daten kommen kann. Dadurch wird transpa-
rent, wie hoch tatsächlich die Kosten sind, die durch in
Bundesgesetzen und -regelungen enthaltene Informa-
tionspflichten entstehen – eine wichtige Voraussetzung,
um wirklich überbordender Bürokratie entgegenwirken
zu können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind uns alle ei-
nig: Es ist gut, überflüssige Bürokratie abzubauen. Noch
besser ist es aber, von vornherein zu vermeiden, dass
überhaupt erst unnötige Bürokratie entsteht. Auch dazu
kann der Normenkontrollrat beitragen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich betone, dass wirklich nur überflüssige Bürokratie
gemeint ist. Es gibt natürlich auch Informationspflich-
ten, die den Unternehmen in der Praxis zwar Umstände
bereiten, die aber notwendig sind und nicht einfach zum
Zweck der Arbeitsentlastung und der Kosteneinsparung
abgeschafft werden sollten. Auch hier wurden schon die
Ängste geäußert, dass zum Beispiel Arbeitsschutzbe-

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(C (D timmungen und soziale oder ökologische Regelungen eeinträchtigt werden könnten. Diese Furcht ist meines Erachtens unbegründet. Der ormenkontrollrat hat sich nämlich nicht zu inhaltlichen spekten und zu politischen Fragen zu äußern, sondern usschließlich zu überprüfen, welche Belastungen durch nformationspflichten entstehen. Damit zwingt er die egierung, darüber nachzudenken, ob sie ein Gesetzesiel nicht effizienter erreichen kann als ursprünglich gelant. Das ist ausdrücklich gewollt. Noch einmal: Der Normenkontrollrat ist definitiv ein politisches Entscheidungs-, sondern ein unabhängies Beratungsgremium. Die politische Entscheidung, ob ntstehende Kosten notwendig und gerechtfertigt sind, ällt nach wie vor das Parlament; da sollten wir auch elbstbewusst an die Sache herangehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Unsere Absicht ist s, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen von ürokratiekosten zu entlasten, und zwar mit dem Ziel, ehr Raum für Investitionen, Wachstum und Arbeits lätze zu schaffen. Mit dem Normenkontrollrat, wie er etzt angelegt ist, haben wir ein Instrument dafür. Ich wende mich abschließend noch einmal an die, deen das, was wir jetzt beschließen wollen, nicht weit geug geht. Herr Berninger, dass Sie daraus den Schluss iehen wollen, jetzt komplett gegen die Einrichtung diees Gremiums zu stimmen, kann ich absolut nicht nachmpfinden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja!)


alten Sie es doch mit den Holländern, die die Diskus-
ion in Deutschland nicht begreifen und die auf dem
tandpunkt stehen, dass es wichtig ist, überhaupt anzu-
angen. Dann kann man peu à peu – durch Erfolg – über-
eugen. Weiterentwickeln kann man ein solches System
chließlich immer noch. Packen wir es also einfach an!

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Zeil [FDP])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603717900

Für die Unionsfraktion erhält das Wort der Kollege

ranz Obermeier.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1603718000

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Es ist

ieles Richtige gesagt worden; nur einiges von der lin-
en Seite ist wenig akzeptabel. „Kosten: keine“ steht in
en meisten Gesetzentwürfen, über die wir in diesem
ohen Hause beraten, und wenn Kostenermittlungen
der -aussagen im Gesetzgebungsverfahren gemacht
erden, dann geht es in aller Regel um verwaltungsin-

erne Kosten, etwa Kosten der Vollzugsbehörden, aber
enig bis gar nicht um die Kosten derjenigen, die die
esetze zu vollziehen haben.






(A) )



(B) )


Franz Obermeier
Nun wollen wir heute den Normenkontrollrat instal-
lieren. Ich bin überzeugt, dass dieser Normenkontrollrat
allen Unkenrufen zum Trotz substanzielle Wirkung ha-
ben kann. Ich möchte mit ein paar Worten auf das einge-
hen, was Herr Zeil gesagt hat. Herr Zeil, dieses Haus
sollte eigentlich dankbar sein, dass wir diesen Schritt
jetzt gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Martin Zeil [FDP]: Ich bin ein durch und durch dankbarer Mensch!)


Denn wenn man irgendwohin geht, ist es entscheidend,
in welche Richtung man geht, und wir sind uns doch ei-
nig, dass die Richtung eindeutig stimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie uns jetzt bitte nicht darüber streiten, wie wir
den Normenkontrollrat besetzen. Frau Homburger, das
Beispiel mit den Fröschen passt hier nicht so ganz – es
muss so nicht kommen. Herr Zeil, natürlich hätte man
sich einige Dinge klarer wünschen können, aber ent-
scheidend ist immer noch, was wir hier im Parlament aus
der Arbeit des Normenkontrollrats machen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: NorbertKontrollrat!)


Natürlich wissen wir genau, dass die Bürokratie neben
den Kosten, die sie in den zurückliegenden Jahren und
Jahrzehnten verursacht hat, auch eine psychologische
Wirkung auf die Betriebe, auf die Unternehmen, auf die
Entscheidungsträger hat. Wenn junge Absolventen sich
überlegen, ob sie sich mit ihrer Idee selbstständig ma-
chen sollen, und sich mit der Bürokratie, die ihnen hier
bevorsteht, vertraut machen, schrecken sie in aller Regel
zurück und arbeiten lieber weiter dort, wo sie bisher ge-
arbeitet haben; so weit zum Wissenschaftsstandort.

Herr Berninger, was Sie hier ausgeführt haben, das ist
schon toll.


(Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke! – Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich erinnere mich an Ihre Zeit als Regierungsmitglied:
Was Sie in Ihrem Funktionsbereich im Ministerium an
Bürokratiesünden begangen haben, spottet jeder Be-
schreibung


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Martin Zeil [FDP]: Ihr aber auch!)


und lässt Sie persönlich höchst unglaubwürdig erschei-
nen, wenn Sie Verbesserungsvorschläge zu diesem Nor-
menkontrollrat machen. Wenn ich Sie sehe, hier im Par-
lament und draußen,


(Margareta Wolf [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: „Hier im Parlament und draußen“!)


dann muss ich immer denken: Draufsatteln! Sie stehen
als Synonym dafür, dass europäische Richtlinien bei der
Umsetzung in deutsche Gesetze mit zusätzlichem Ballast

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(C (D ersehen werden – und jetzt kommen ausgerechnet Sie aher und machen uns Vorschläge zur Deregulierung. Lassen Sie mich noch etwas zur Europapolitik sagen. elbstverständlich ist es zwingend notwendig, dass wir ns frühzeitig in die Rechtsetzungsverfahren der Euroäischen Union einbringen und schon frühzeitig auf die nhalte der Richtlinien Einfluss nehmen. Der Normenkontrollrat wird seine Aufgabe wahrnehen. Ich hege nicht die Besorgnis, dass es zu einer Über teuerung kommen wird. Wichtig ist, dass der Normenontrollrat bei seiner Prüfung, ob die Gesetze, die von undestag und Bundesregierung eingebracht werden, achteilige Wirkungen haben, konkret nachvollziehbare ussagen macht, die als richtig anerkannt werden könen. Die Qualität seiner Arbeit ist meiner Auffassung ach ganz entscheidend. Mit der Entbürokratisierung zielen wir natürlich beonders auf die Entlastung der kleinen und mittelstänischen Betriebe. Ich als Vertreter der CDU/CSU-Bunestagsfraktion möchte ausdrücklich darauf hinweisen, ass wir bei diesem Gesetz und bei allen folgenden Geetzen besonders die Belange der kleinen und mittelstänischen Unternehmen im Blick haben; denn vor allem iese leiden darunter, dass sie mit zusätzlichen Kosten elastet werden. Sie können nämlich die ihnen übertraenen Aufgaben oft nicht selbst erledigen und müssen ie an Dritte vergeben. Der Normenkontrollrat sollte beonders die Auswirkungen der Gesetze, die die kleinen nd mittelständischen Unternehmen betreffen, im Auge aben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich wünsche dem Normenkontrollrat eine gute Ar-
eitsaufnahme und hoffe, dass wir hier im Parlament
eine Arbeit positiv begleiten werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603718100

Als letzter Redner in dieser Debatte erhält das Wort

er Kollege Dr. Carl-Christian Dressel für die SPD-
raktion.


Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1603718200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Ich freue mich, zu Beginn meiner Rede feststellen
u können, dass wir alle im Ziel übereinstimmen: Wir
lle wollen, dass Bürokratie in unserem Land reduziert
ird.

Da Verwaltung, wie schon Max Weber feststellte, ent-
eder bürokratisch oder dilettantisch ist, hat die Verwal-

ung nur dann die Gelegenheit, effizient zu sein, wenn
ir als Gesetzgeber bereits unsere Gesetze auf die Verur-

achung von Bürokratie hin überprüfen lassen. Die






(A) )



(B) )


Dr. Carl-Christian Dressel
Verursachung von Bürokratie muss rechtfertigungsbe-
dürftig werden.

Dabei gehen wir mit der Einrichtung eines Normen-
kontrollrates den richtigen Weg. Er prüft, ob das von der
Regierung eingebrachte Gesetz bei der Verwirklichung
des politisch angestrebten Ziels zu viel Bürokratie her-
vorruft. Überprüft wird also nicht das politische Ziel,
sondern die Auswirkung des Mittels.

Frau Kollegin Homburger von der FDP, niemand hat
bislang deutlicher gemacht als Sie in Ihrer Rede vorhin,
dass Ihre Zielrichtung nicht die Überprüfung des Mittels
ist, sondern die Überprüfung des politischen Ziels. Sie
wollen eine zwar neutrale, aber nichtsdestoweniger poli-
tisch arbeitende Behörde, die die politische Tätigkeit
von Parlament und Regierung überprüft. Das darf es
nicht sein. Für mich ist klar: Was Sie unter Bürokratie-
abbau verstehen, ist und bleibt der Abbau von Schutz-
rechten, von Beteiligungsrechten und damit der Abbau
des Sozialstaats insgesamt.


(Beifall bei der SPD – Birgit Homburger [FDP]: So ein Quatsch! Ich will nur gesunden Menschenverstand! – Martin Zeil [FDP]: Nicht wieder die alte Leier!)


– Es tut mir Leid, wenn es Sie stört. So, wie Sie stets
denselben Antrag stellen, muss man auf den Antrag im-
mer wieder dieselben Worte entgegnen.


(Martin Zeil [FDP]: Der war neu!)


Kollege Berninger, es wäre wenig hilfreich, wenn wir
jetzt an die Stelle von Bürokratie eine Bürokratieabbau-
behörde oder eine ganze Bürokratieabbaubürokratie
setzten. Das wäre nicht zielführend.

Ebenso wenig zielführend ist es, jetzt einige Fallen
aufzustellen:

Meine Damen und Herren, in der Diskussion über den
Gesetzentwurf zur Einsetzung eines Nationalen Nor-
menkontrollrates haben wir ausreichend über verfas-
sungsrechtliche Probleme gesprochen. Ich sage – ich
denke, als Mitglied des Rechtsausschusses muss ich
dazu berufen sein –: Dieser Gesetzentwurf ist und bleibt
verfassungsgemäß; denn die Gewaltenteilung zwischen
der Exekutive und der Legislative und die Organisa-
tionsgewalt der Bundesregierung werden nicht einge-
schränkt und der Normenkontrollrat ist ausreichend
demokratisch legitimiert, was sich aus § 3 des Gesetz-
entwurfs ergibt. Wenn wir allerdings, wie teilweise aus
der Opposition gefordert, auch die Gesetzentwürfe aus
den Reihen der Fraktionen dieses Hauses obligatorisch
durch den Nationalen Normenkontrollrat überprüfen lie-
ßen, so wären Sie die Ersten – diese Prognose erlaube
ich mir –, die beim Bundesverfassungsgericht wegen ei-
ner verfassungswidrigen Einschränkung des Gesetzes-
initiativrechts anklopfen würden.

Das Ziel, das wir verfolgen, sollte uns gemeinsam
dazu bringen, diesem Gesetzentwurf zur Einsetzung ei-
nes Nationalen Normenkontrollrates zuzustimmen. Da-
bei geht es nicht um den Abbau von Schutz- und Beteili-
gungsrechten, sondern um die Einführung einer
Behörde, die aufgrund eines anerkannt erfolgreichen

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(C (D erfahrens Gesetze hinsichtlich ihrer bürokratischen uswirkungen überprüft und damit eine reale Chance ietet, die Bürokratie in unserem Land zu mindern. Meine Damen und Herren des Hohen Hauses, lassen ie uns diese gemeinsame Chance nutzen und stimmen ie dem Gesetzentwurf bitte zu. Ich danke Ihnen. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen nun zur Abstimmung über den von den raktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten esetzentwurf zur Einsetzung eines Nationalen Norenkontrollrats. Dieser Gesetzentwurf findet sich auf er Drucksache 16/1406. Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie empiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/1665, den Gesetzentwurf anzunehmen. ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen ollen, um ihr Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist damit in zwei er Beratung gegen die Stimmen der Fraktionen Die inke und des Bündnisses 90/Die Grünen und bei Entaltung der FDP-Fraktion angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Wer möchte sich enthalten? – amit ist der Gesetzentwurf mit dem gleichen Abstimungsergebnis angenommen. Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung empiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der raktion der FDP auf Drucksache 16/472 mit dem Titel Bürokratieabbau – Jetzt sind konkrete Schritte gefragt“. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Wer möchte sich enthalten? – Die eschlussempfehlung ist bei Enthaltung der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen und bei Ablehnung der An ragsteller angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 26 a bis 26 q sowie en Zusatzpunkt 1 auf: 26 a)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603718300
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An-
spruchsberechtigung von Ausländern wegen
Kindergeld, Erziehungsgeld und Unterhalts-
vorschuss
– Drucksache 16/1368 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Bärbel
Höhn, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, weite-
ren Abgeordneten und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung
des Teledienstegesetzes (Anti-Spam-Gesetz)


– Drucksache 16/1436 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Federführung strittig

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 8. Juni 2005 zwischen der Regie-
rung der Bundesrepublik Deutschland und
dem Schweizerischen Bundesrat, handelnd im
Namen des Kantons Schaffhausen, über die
Erhaltung einer Straßenbrücke über die

(BadenWürttemberg)

sen)

– Drucksache 16/1611 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 8. Juni 2005 zwischen der Regie-
rung der Bundesrepublik Deutschland und
dem Schweizerischen Bundesrat, handelnd im
Namen des Kantons Aargau, über Bau und
Erhaltung einer Rheinbrücke zwischen Lau-
fenburg (Baden-Württemberg) und Laufen-
burg (Aargau)


– Drucksache 16/1612 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 28. Juni 2004 zwischen der Bun-
desrepublik Deutschland und der Republik
Singapur zur Vermeidung der Doppelbesteu-
erung auf dem Gebiet der Steuern vom Ein-
kommen und vom Vermögen

– Drucksache 16/1619 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss

f) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes
über die Bereinigung von Bundesrecht im Zu-
ständigkeitsbereich des Bundesministeriums
des Innern

– Drucksache 16/1620 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss

g) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, Winfried
Hermann, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-

(C (D brachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Wasserverbandsgesetzes – Drucksache 16/1642 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Rechtsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit h)

Kurth (Quedlinburg), Bärbel Höhn, Ulrike
Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Einfuhrverbot für Katzen- und Hundefelle

– Drucksache 16/841 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

i) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann, Peter
Hettlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Öffentlicher Personennahverkehr – Wettbe-
werb transparent und fair ordnen

– Drucksache 16/1065 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

j) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Behm, Hans-Josef Fell, Winfried Hermann, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Verbrennung von Halmgut als Biobrennstoff
in Kleinfeuerungsanlagen neu regeln

– Drucksache 16/1149 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

k) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Ulrike
Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

UN-Moratorium für die Grundschleppnetzfi-
scherei auf der Hohen See durchsetzen

– Drucksache 16/1151 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

l) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Patrick Döring, Horst
Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Defizite im Kampf gegen Trunkenheitsfahrten
in der Seeschifffahrt beseitigen

– Drucksache 16/1158 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

m)Beratung des Antrags der Abgeordneten Ina
Lenke, Miriam Gruß, Cornelia Pieper, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Flexible Konzepte für die Familie – Kinder-
betreuung und frühkindliche Bildung zu-
kunftsfähig machen

– Drucksache 16/1168 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

n) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan,
Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der FDP

BSE-Testpflichtaltersgrenze anheben

– Drucksache 16/1170 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

o) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sevim
Dagdelen, Karin Binder, Ulla Jelpke, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Für einen Schutz der Opfer von Zwangsver-
heiratungen, für die Stärkung ihrer Rechte
und die längerfristige Bekämpfung der Ursa-
chen patriarchaler Gewalt

– Drucksache 16/1564 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

p) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ingbert

(Hamburg)

der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Margrit Wetzel, Uwe Beckmeyer, Sören

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(C (D Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Notschleppkonzept den veränderten Bedingungen der Seeschifffahrt anpassen – Drucksache 16/1647 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Innenausschuss Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss q)

Friedrich (Bayreuth), Jan Mücke, Patrick Döring,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP


(EGVO 1191/69, Ratsdok. 11508/05)

gleichheit für mittelständische Unternehmen
sichern

– Drucksache 16/1652 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

P 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus
Kurth, Irmingard Schewe-Gerigk, Britta
Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Alternativen zum Heim schaffen – Ambulante
Angebote für Menschen mit Behinderungen
weiterentwickeln und ausbauen

– Drucksache 16/1644 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Allerdings ist die Federführung zur Vorlage
uf Drucksache 16/1436 – Tagesordnungspunkt 26 b –
trittig. Die Fraktionen der CDU/CSU, der SPD und der
DP wünschen, die Federführung beim Ausschuss für
irtschaft und Technologie, die Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen wünscht, die Federführung
eim Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
raucherschutz anzusiedeln.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
raktion des Bündnisses 90/Die Grünen abstimmen. Wer
timmt für den Vorschlag zur federführenden Überwei-
ung in den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft
nd Verbraucherschutz? – Wer stimmt dagegen? – Wer
öchte sich enthalten? – Der Überweisungsvorschlag ist

amit abgelehnt.

Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der
oalitionsfraktionen und der FDP abstimmen. Wer

timmt dafür, den Gesetzentwurf federführend in den
usschuss für Wirtschaft und Technologie zu überwei-

en? – Wer stimmt dagegen? – Wer möchte sich enthal-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
ten? – Damit liegt die Federführung beim Ausschuss für
Wirtschaft und Technologie.

Die Vorlage auf Drucksache 16/1642 zu
Tagesordnungspunkt 26 g soll zusätzlich in den Rechts-
ausschuss überwiesen werden. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisun-
gen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 27 a bis 27 k sowie
den Zusatzpunkt 2 auf. Es handelt sich hierbei um
Beschlussfassungen zu Vorlagen, zu denen keine Aus-
sprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 27 a:

a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes über die Bereinigung von Bundes-
recht im Zuständigkeitsbereich des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent-
wicklung

– Drucksache 16/1290 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

(15. Ausschuss)


– Drucksache 16/1633 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Hettlich

Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
lung empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/1633, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um ihr Handzeichen. – Gibt es Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Dann ist der Gesetzentwurf in zweiter
Beratung einstimmig angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetz-
entwurf auch in dritter Beratung einstimmig angenom-
men.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 b auf:

b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur
Änderung der Bundesnotarordnung

– Drucksache 16/1340 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/1606 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andrea Astrid Voßhoff
Christine Lambrecht
Mechthild Dyckmans
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

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(C (D Der Rechtsausschuss empfiehlt auf Drucksache 16/ 606, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenien, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um ihr andzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist in zweiter Beratung einstimmig angeommen. Wir kommen zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – ibt es Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Das ist nicht er Fall. Damit ist auch dieser Gesetzentwurf in dritter eratung einstimmig angenommen. Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 27 c: c)

eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung von Vorschriften des Personenbe-
förderungsrechts

– Drucksache 16/517 –

– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Personenbeförderungsgeset-
zes und des Allgemeinen Eisenbahngesetzes

– Drucksache 16/1039 –

– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Personenbeförderungsgeset-
zes

– Drucksache 16/1341 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(15. Ausschuss)


– Drucksache 16/1685 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus Hofbauer
Heinz Paula

Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
ung empfiehlt unter Punkt I seiner Beschlussempfeh-
ung auf Drucksache 16/1685, den Gesetzentwurf in der
usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Be-
atung gegen die Stimmen der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der
esetzentwurf in dritter Beratung gegen die Stimmen
er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen angenom-
en.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung zu dem vom Bundesrat eingebrachten
Gesetzentwurf zur Änderung des Personenbeförderungs-
gesetzes und des Allgemeinen Eisenbahngesetzes auf
Drucksache 16/1685. Der Ausschuss empfiehlt unter
Punkt II seiner Beschlussempfehlung, den Gesetzent-
wurf auf Drucksache 16/1039 für erledigt zu erklären.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
probe! – Gibt es Enthaltungen? – Dann ist die Beschluss-
empfehlung angenommen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu dem
vom Bundesrat eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung des Personenbeförderungsgesetzes. Der Ausschuss
empfiehlt unter Punkt III seiner Beschlussempfehlung,
den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/1341 für erledigt
zu erklären. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung?
– Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 27 d:

d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Einführung einer Grundqualifikation und
Weiterbildung der Fahrer im Güterkraft- oder
Personenverkehr

– Drucksachen 16/1365, 16/1613 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

(15. Ausschuss)


– Drucksache 16/1655 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Patrick Döring

Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
lung empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/1655, den Gesetzentwurf anzunehmen.
Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gibt es Gegenstimmen?
– Enthaltungen? – Dann ist der Gesetzentwurf in zweiter
Beratung einstimmig angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? – Dann ist die-
ser Gesetzentwurf einstimmig angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 e auf:

e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Bereinigung von Bundesrecht im Zu-
ständigkeitsbereich des Bundesministeriums

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(C (D für Arbeit und Soziales und des Bundesministeriums für Gesundheit – Drucksache 16/1293 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – Drucksache 16/1663 – Berichterstattung: Abgeordneter Max Straubinger Der Ausschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt in einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/1663, en Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeihen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist in zweiter Beratung bei einigen Gegenstimen und einigen Enthaltungen aus der Fraktion Die inke angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st in dritter Beratung angenommen, wobei sich das Abtimmungsverhalten der Fraktion Die Linke noch einmal nwesentlich geändert hat. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir wollen es genau wissen, Frau Präsidentin!)


Sollten Sie die Auszählung verlangen, dann wieder-
ole ich natürlich die Abstimmung.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Nein!)


Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe-
itionsausschusses. Ich rufe zunächst den Tagesord-
ungspunkt 27 f auf:

f) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 46 zu Petitionen

– Drucksache 16/1512 –

Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Peti-
ionsausschusses? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
ann ist die Sammelübersicht 46 einstimmig angenom-
en.

Tagesordnungspunkt 27 g:

g) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 47 zu Petitionen

– Drucksache 16/1513 –

Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Peti-
ionsausschusses? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Dann ist die Sammelübersicht gegen die Stimmen
er Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Tagesordnungspunkt 27 h:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 48 zu Petitionen

– Drucksache 16/1514 –

Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Dann ist die Sammelübersicht 48 einstimmig an-
genommen.

Tagesordnungspunkt 27 i:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 49 zu Petitionen

– Drucksache 16/1515

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es
Enthaltungen? – Dann ist die Sammelübersicht 49 gegen
die Stimmen der Fraktionen Die Linke, des Bündnis-
ses 90/Die Grünen und der FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 27 j:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 50 zu Petitionen

– Drucksache 16/1516 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es
Enthaltungen? – Dann ist die Sammelübersicht 50 gegen
die Stimmen der Fraktion Die Linke und der Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen angenommen.

Tagesordnungspunkt 27 k:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 51 zu Petitionen

– Drucksache 16/1517 –

Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Dann ist die Sammelübersicht 51 bei Enthaltung
der Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 2 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Europäischen Übereinkommen vom
6. November 2003 über den Schutz von Tieren
beim internationalen Transport (revidiert)


– Drucksache 16/1346 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 16/1664 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Peter Jahr
Dr. Wilhelm Priesmeier
Hans-Michael Goldmann

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(C (D Dr. Kirsten Tackmann Bärbel Höhn Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfeh ung auf Drucksache 16/1664, den Gesetzentwurf anzuehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf ustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zwei er Beratung angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Möchte sich jemand enthalten? – ann ist der Gesetzentwurf einstimmig angenommen. Gemäß I 1 b der Richtlinien für Aussprachen zu Theen von allgemeinem aktuellen Interesse hat die Frak ion der FDP im Zusammenhang mit der Antwort der undesregierung auf die dringliche Frage 1 auf Druck ache 16/1645 eine Aktuelle Stunde verlangt. Ich rufe daher Zusatzpunkt 3 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP zu den Antworten der Bundesregierung auf die dringliche Frage 1 auf Drucksache 16/1645 Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege iebel für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Bundesregierung war während der Fragetunde leider nicht in der Lage, auf die Fragen der Oppoition ausreichend Auskunft zu geben. as verwundert nicht; denn wer in den letzten Wochen ur die Überschriften in den Zeitungen gelesen hat, hat emerkt, dass sich die Mitglieder dieser Regierung inern wie die Kesselflicker streiten. Das ist auch kein under; denn eine Regierung, die kleine Schritte und en Kompromiss als Wert an sich definiert hat, kann ich, wenn überhaupt, nur auf den kleinsten gemeinsaen Nenner einigen. Allein der Versuch, das so ge annte Hartz-IV-Fortentwicklungsgesetz einigermaßen PD-konform zu gestalten, ist der Grund für den Streit nnerhalb der Regierung darüber, ob die Formulierung on Frau Bundeskanzlerin Merkel, man wolle eine rundlegende Überholung durchführen, oder die Formuierung von anderen, man wolle eine Generalrevision urchführen, der gängige Sprachgebrauch der Regierung st. Der CSU-Vorsitzende, Herr Stoiber, bettelt bei seinen PD-Kollegen geradezu, doch wenigstens auf den von er SPD gestellten Finanzminister, Herrn Steinbrück, zu ören, der gesagt hat, ebendiese Hartz-Gesetzgebung sei ür den Haushalt von großer Sprengkraft. Diese Aussage acht natürlich Sinn; denn im Jahre 2005 sind für das Dirk Niebel Arbeitslosengeld II 10,4 Milliarden Euro mehr als geplant ausgegeben worden. Wenn sich die Entwicklung bis April fortsetzt, dann müssen wir im Jahre 2006 mit 3,2 Milliarden Euro Mehrausgaben rechnen. Der SPDVorsitzende Beck kann bei Hartz IV überhaupt keine finanziellen Probleme erkennen. Der Bürger und unsereins müssen sich schon wundern, warum der Realitätsverlust bei SPD-Vorsitzenden in letzter Zeit so häufig eintritt. Die Hartz-Gesetzgebung litt von Anfang an an einem dramatischen Konstruktionsfehler: Er besteht darin, dass man bei der Trägerschaft keine einheitliche Zuständigkeit gewählt hat, dass man nicht – wie es die Union im Vermittlungsverfahren gefordert und im Wahlkampf versprochen hat – allein die Kommunen in die Zuständigkeit der Betreuung der Langzeitarbeitslosen überführt. Das hat übrigens auch der Vorsitzende der ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft erst heute wieder in einem Interview mit der „Thüringer Allgemeinen“ gefordert. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn, auch nur auf den Gedanken zu kommen, man könne irgendwelche Kosten sparen, wenn man zwei Behörden um eine dritte ergänzt. Der gesunde Menschenverstand sagt jedem Menschen: Wenn sich zu zwei Behörden eine dritte dazugesellt, dann wird es teurer und nicht billiger. Das nicht erkannt zu haben, war der Kardinalfehler Ihrer Regierung. Eine weitere Konsequenz dieses Kardinalfehlers sind die Verschiebebahnhöfe in den öffentlichen Haushalten. Dem Bürger kann es vordergründig erst einmal egal sein, ob aus der Kasse der Bundesagentur oder aus der Kasse von Herrn Steinbrück gezahlt wird; denn im Endeffekt hat sowieso er alles zu finanzieren. Das Ergebnis ist, dass sich die Bundesagentur aufgrund dieses unsäglichen Aussteuerungsbetrags vornehmlich auf die Integration von arbeitsmarktnahen Arbeitslosengeld-I-Empfängern konzentriert. Sie spart vermeintlich dadurch Geld, dass diese Personen keine Arbeitslosengeld-II-Empfänger werden, übersieht aber, dass die fiskalischen Belastungen für die Gesamtheit dadurch größer werden. Diese Fehlentwicklung kostet alle tatsächlich bares Geld. Ein weiteres Problem, das Sie trotz Ihres Streits nicht lösen, ist, dass nicht zügig gehandelt wird. Herr Müntefering, Trippelschritte sind das Prinzip dieser Regierung. Die Zeitverluste kosten uns alle Geld. Von Anfang an, schon im Vermittlungsverfahren, ist es doch selbstverständlich gewesen, dass man auch eine Gegenleistung erwarten kann – sei es nur, sich möglichst schnell um die Beendigung des Hilfebezugs zu kümmern –, wenn der Steuerzahler eine Leistung finanziert. Was getan werden muss, bringen Sie erst jetzt auf den Weg. Genauso bringen Sie erst jetzt ein Sofortangebot auf den Weg, obwohl wir das schon im Vermittlungsverfahren gefordert haben. Natürlich muss jeder, der zum Arbeitsamt, zur Bundesagentur oder zu welcher zuständigen Stelle auch immer kommt, sofort ein Angebot b l z e s z h d S e h z P M s r r w E D A s R f H F v g a z z d g E g d s w g ü K h s s (C (D ekommen – idealerweise einen Arbeitsplatz, eine Quaifizierungsmaßnahme oder wenigstens eine gemeinnütige Tätigkeit –, damit er sich ans Nichtstun gar nicht rst gewöhnt. Sie streiten und zetern. Herr Heil „glosiert“ die Wirtchaftspolitik der Bundesregierung, woraufhin die CSU ur vorzeitigen „Hubertus-Jagd“ bläst. Die Unionsseite at beim Antidiskriminierungsgesetz im Endeffekt all as gemacht, was sie im Wahlkampf verteufelt hat. Die PD-Seite hat bei der Mehrwertsteuererhöhung im Endffekt all das gemacht, was sie im Wahlkampf verteufelt at. Diese große Koalition ist vielleicht groß bei der Anahl der Mandate, die sie hat, aber nicht groß bei der roblemlösungskompetenz, um die Lebenssituation der enschen in diesem Land zu verbessern. Die Bürgerinnen und Bürger werden auch eine chwarz-rote Regierung am Erfolg messen. Jede Regieung bekommt irgendwann ein Etikett. Bei der Regieung Kohl war es das Etikett „Aussitzen“, bei Rot-Grün ar es das Etikett „Nachbessern“, bei Ihnen wird es das tikett „Abkassieren“ sein. Das nützt den Menschen in eutschland nicht. Das verhindert die Schaffung von rbeitsplätzen und sorgt dafür, dass noch mehr Men chen zu Leistungsbeziehern werden und dass Sie, die egierung, scheitern – das aber besser heute als morgen. Das Wort erhält die Kollegin Ilse Falk für die Unions raktion. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1603718400

(Andrea Nahles [SPD]: Vorwand!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603718500


Ilse Falk (CDU):
Rede ID: ID1603718600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Niebel, ich glaube nicht, dass es in diesem
all darum geht, abzukassieren; bei Hartz IV geht es
ielmehr darum, welche Leistungen der Staat denjenigen
ewährt, die staatliche Leistungen benötigen, und zwar
us Gründen, die er sicherlich nicht in allen Einzelheiten
u bewerten hat.

Wir haben heute viele Gelegenheiten, über Hartz IV
u diskutieren. Am späten Nachmittag steht der Entwurf
es so genannten Fortentwicklungsgesetzes auf der Ta-
esordnung. Deswegen will ich darauf jetzt nicht im
inzelnen eingehen, auch wenn Sie viele Probleme an-
esprochen haben, die durch dieses Gesetz gelöst wer-
en sollen. Sie haben gefordert, etwas über unsere Vor-
tellungen über die Zukunft von Hartz IV zu hören. Das
ill ich ernst nehmen.

Bei einem so großen Projekt wie der Zusammenle-
ung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe war – das ist
berhaupt nicht anders zu erwarten gewesen – nicht jede
onsequenz vorherzusehen, auch wenn die FDP da sehr
ellsichtig gewesen ist oder jedenfalls glaubt, es gewe-
en zu sein. Fortentwicklungen werden immer nötig
ein. Auch ein Nachsteuern wird von Zeit zu Zeit nötig






(A) )



(B) )


Ilse Falk
sein. Nach 15 Monaten mit Hartz IV müssen wir die Er-
fahrungen aufgreifen und darauf reagieren.

Ein Nachsteuern wird auch weiter nötig sein. Deswe-
gen wissen wir, dass wir mit dem Schritt, den wir heute
mit dem Fortentwicklungsgesetz tun, nicht den letzten
Schritt getan haben werden. Wir müssen das, was im Be-
reich ALG II/Hartz IV zu beobachten ist, zum Anlass
nehmen, uns sehr gründlich mit bestimmten Entwicklun-
gen und vor allem mit deren Ursachen zu befassen.

Weil wir die Kürzung von Regelleistungen nicht zur
Debatte stellen wollen, müssen wir die Kostenentwick-
lung an sich analysieren. Der Grundsatz, den wir immer
wieder vertreten, ist: Wirklich Bedürftige müssen sich
auf die Hilfe der Solidargemeinschaft verlassen können.
Aber es kann nicht sein, dass manch einer über staatliche
Leistungen mehr erhält, als er auf dem Arbeitsmarkt
durch Arbeit erzielen würde. Dass dann, wenn zum Bei-
spiel ein Paar mit zwei Kindern eine Nettotransferleis-
tung von 1 643 Euro erhält,


(Zurufe von der LINKEN)


der Anreiz, Arbeit aufzunehmen, wesentlich reduziert
ist, ist, denke ich, jedem einsichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Andrea Nahles [SPD])


Wir müssen also über das Lohnabstandsgebot und die
Verpflichtung zur Arbeit bei Leistungsbezug reden, aber
wir müssen auch darüber reden, was die Ursachen für
die dramatisch gestiegene Zahl von Leistungsbeziehern
sein können, darüber, was in der Gesellschaft möglicher-
weise falsch läuft. Wir müssen uns fragen, ob der Staat
durch seine Anmaßung, alles für seine Bürger regeln zu
wollen, weil er es – angeblich – besser kann, seine Bür-
ger nicht entmündigt. Wenn das so ist, dann dürfen wir
uns nicht wundern, wenn die Menschen ihre Verantwor-
tung nicht mehr wahrnehmen, weil sie sich nicht als Teil
des Staates sehen, sondern den Staat sogar als ihren Geg-
ner ansehen. Sie beobachten, dass ihnen der Staat immer
mehr nimmt, was sie viel zu oft schon nicht mehr durch-
schauen können. Sie trachten danach, sich möglichst viel
zurückzuholen. Die Grenze zur Ausnutzung und zum
Missbrauch kann dabei schon mal schnell übersehen
werden. Man beginnt dann tatsächlich, über den Verfall
von Anstand und Moral in der Gesellschaft zu grübeln.


(Zurufe von der LINKEN)


Dabei werden genau diejenigen in Misskredit ge-
bracht, die sich redlich um Arbeit bemühen und die es für
selbstverständlich halten, dass man sich zunächst in den
natürlichen Verantwortungsbezügen – Ehe, Partnerschaft,
Familie – gegenseitig stützt. Da müssen wir differenzie-
ren – zum Schutz genau derjenigen, die redlich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


In den Gesamtzusammenhang gehört auch die Kom-
bilohndebatte. Die Entwicklung im Bereich der Auf-
stock- und Ergänzungsleistungen beim ALG II muss in
diese Debatte einfließen. Wir haben im Grunde schon
heute eine Vielfalt von Kombilohnmodellen; das muss
klar gesehen werden.

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(C (D Die Debatte, die fortzusetzen ist, darf auch die eigentiche Zielsetzung des Förderns und Forderns nicht aus em Auge verlieren. Dafür brauchen wir starke Partner n der Wirtschaft. Diese Partner – auch das gehört in den esamtzusammenhang – brauchen gute Rahmenbedinungen. Es gibt also nach der Verabschiedung des Fortenticklungsgesetzes heute Nachmittag noch viel zu tun. as sind wir auch denjenigen schuldig, finde ich, die mit hrer Arbeit, mit ihren Steuern und Abgaben unseren Soialstaat finanzieren. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603718700

Das Wort hat der Kollege Oskar Lafontaine für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603718800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Der Herr Kollege Ramsauer von der CDU/CSU-
raktion hat das Gesetz, über das wir jetzt reden, den
rößten sozialpolitischen Flop der Nachkriegsgeschichte
enannt. Diese Bezeichnung ist sicherlich so gemeint
ewesen, dass zu viel Geld ausgegeben werde. Für die
raktion der Linken möchte ich sagen: Wir reden hier
ber den größten sozialpolitischen Kahlschlag der Nach-
riegsgeschichte, der gegen die Mehrheit der Bevölke-
ung in Szene und ins Werk gesetzt worden ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist bedauerlich, dass dieses Parlament auf die vie-
en Demonstrationen, die gegen dieses Gesetz stattge-
unden haben, nicht reagiert hat, als hätten wir es aus
em Auge verloren, dass dieses Parlament den Auftrag
at, die Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten und ent-
prechende Gesetze zu machen. Zwei Drittel der Bevöl-
erung haben diese Gesetze abgelehnt. Heute, nach gut
inem Jahr, können wir sagen, dass diese Gesetze alle
iele verfehlt haben, die mit ihnen verbunden waren.
ergessen Sie nicht das Versprechen, dass 2 Millionen
eue Arbeitsplätze entstehen und die Arbeitslosigkeit
rastisch sinkt. Nichts davon ist erreicht worden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die ganze Philosophie ist auf zweierlei zu reduzieren:
uf der einen Seite kürzen wir massiv die Leistungen für
ie sozial Schwächeren, auf der anderen Seite senken
ir massiv die Steuern für Unternehmen und Reiche,
as zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führen soll.
ieser hat aber nicht stattgefunden. Es ist an der Zeit,
ass die Mehrheit dieses Hauses ihre Politik grundle-
end revidiert.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Ich will nicht, dass in Vergessenheit gerät, dass dieses
Gesetz von Anfang an auf einem grundlegenden Strick-
fehler beruhte, nämlich dem Zusammenlegen von Ar-
beitslosenhilfe und Sozialhilfe. Es darf nicht in Verges-
senheit geraten, dass dieses Gesetz auch zu einer
brutalen Enteignung der älteren Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer führt. Dazu wird leider nichts mehr ge-
sagt; aber das ist der schlimmste Skandal, der mit diesem
Gesetz verbunden ist. Ich sage es noch einmal: Ein
53 Jahre alter Durchschnittsverdiener hat 60 000 Euro in
die Arbeitslosenkassen eingezahlt. Wenn er arbeitslos
wird, bekommt er ein Jahr Arbeitslosengeld und damit
10 000 Euro zurück. Arbeitslosengeld II bekommt er nur
dann, wenn er vorher seine Versicherung verscherbelt,
sein Vermögen angreift, vielleicht sein Haus verkauft
usw. Das ist und bleibt ein ungeheuerlicher Skandal, der
niemals akzeptiert werden kann.


(Beifall bei der LINKEN – Rolf Stöckel [SPD]: Weil das eine Umlage ist und keine Kapitalversicherung!)


Wenn es irgendeine Berufsgruppe gibt, bei der man
sich eine solche Enteignung vorstellen kann, dann bitte
ich darum, dass jemand aufsteht und diese Berufsgruppe
nennt. Kann sich irgendjemand vorstellen, dass bei-
spielsweise mit Unternehmen so verfahren würde und
dann in diesem Hause eine Mehrheit aufrechtzuerhalten
wäre?

Dann gab es noch das klägliche Argument, das ich
jetzt wieder höre, man habe das Prinzip einer Versiche-
rung nicht verstanden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Nennen Sie mir eine einzige Versicherung – Feuerversi-
cherung, Sachversicherung oder eine sonstige –, bei der
man, wie bei der Arbeitslosenversicherung, 60 000 Euro
einbezahlt, aber nur 10 000 Euro zurückbekommt! Sie
können sich noch so sehr herausreden; das ist kein so-
zialpolitischer Flop, sondern das ist und bleibt eine ein-
zige sozialpolitische Sauerei, um das einmal in aller
Deutlichkeit zu sagen.


(Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So viel Blödsinn habe ich noch nie gehört!)


Meine Damen und Herren, auch bei der wiederholten
Beschwörung der Formel „Fördern und Fordern“ ist ei-
nes aus den Augen verloren worden. Ein amerikanischer
Nobelpreisträger, Bob Solow, hat einmal gesagt, die
Hartz-Gesetze hätten vielleicht dann einen Sinn gehabt,
wenn zuerst die Konjunktur in Gang gekommen und
massiv neue Arbeitsplätze entstanden wären und an-
schließend diese Politik ins Werk gesetzt worden wäre.
Er hat gesagt, es sei ein Grundfehler, Druck auf die Ar-
beitslosen auszuüben, bevor überhaupt neue Arbeits-
plätze geschaffen worden seien. Das gilt nach wie vor:
Die neuen Arbeitsplätze fehlen in weiten Bereichen un-
serer Gesellschaft; aber der Druck auf die Arbeitslosen
wird immer weiter verstärkt.


(Beifall bei der LINKEN)



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(C (D Sie benutzen in diesem Zusammenhang den Begriff Redlichkeit“; Sie sagen, man müsse redlich sein gegenber denen, die Arbeit suchen, und die bestrafen, die ich nicht in ausreichendem Umfang darum bemühen. ngesichts des Begriffes der Redlichkeit will ich Sie an ines erinnern: (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Lafontaine und Redlichkeit, hahaha!)


s ist wahr, dass diejenigen, die Arbeit haben und sehr
ering bezahlt werden, Ressentiments gegenüber denje-
igen entwickeln, die keine Arbeit haben und trotzdem
oziale Leistungen beziehen. Jeder, der sich in Wirtshäu-
ern oder sonst wo mit Leuten unterhält, die davon be-
roffen sind, weiß das. Es ist aber nicht redlich, diese
essentiments auszunutzen und zulasten der Arbeitslo-

en, die keine Arbeit finden, auszuschlachten.


(Beifall bei der LINKEN)


ichts anderes tun Sie mit dieser Gesetzgebung und mit
er ganzen Diskussion, es gehe um Kostenexplosion
sw.

Zur Unredlichkeit gehört ebenso, Frau Kollegin, dass
ie es versäumt haben, die gesamten Ausgaben im sozia-

en Bereich immer wieder zu saldieren. Es ist unredlich,
uf der einen Seite darauf hinzuweisen, dass die Ausga-
en für das Arbeitslosengeld II gestiegen sind, auf der
nderen Seite aber zu verschweigen, dass in demselben
esetzesrahmen die Ausgaben für das Arbeitslosengeld I
assiv gesunken sind. Das ist in höchstem Maße unred-

ich. Sie benutzen diese Unredlichkeit, um immer weite-
en Druck auf die Arbeitslosen auszuüben.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass das Ganze ein unredliches Unterfangen ist, sieht
an schon an den Überschriften. Da ist von „Fortent-
icklung“ und von „Optimierung“ die Rede. Aber die
ahrheit ist doch die, dass Sie nach wie vor Ihre ge-

cheiterte Politik fortsetzen und weiterhin Druck auf die
rbeitslosen ausüben, statt – wie es Ihre Pflicht wäre –
eue Arbeitsplätze zu schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603718900

Für die Bundesregierung hat Franz Müntefering das

ort.

Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und
oziales:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hatte mir

in DIN-A4-Blatt hingelegt, um das aufzuschreiben, was
iejenigen, die diese Aktuelle Stunde beantragt haben,
u sagen haben. Herr Niebel, ich habe mir nichts auf-
chreiben können, weil Sie nichts Neues gesagt haben.
iese Debatte hätten wir uns also gut und gerne sparen
önnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Oskar Lafontaines Rede habe ich schon zum zehnten
al gehört. Sie wird dadurch, dass er sie so oft hält, aber






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering
nicht wahrer. In Sachen Agitation war er auch schon ein-
mal besser.

Ich will versuchen, die Dinge wieder auf die Beine zu
stellen und deutlich zu machen, um was es in dieser De-
batte geht. Eine der zentralen Aufgaben der Politik in
Deutschland ist es, dafür zu sorgen, dass die Arbeitslo-
sigkeit reduziert wird und dass mehr Menschen Arbeit
haben.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Dafür steht diese Koalition; da versuchen wir voranzu-
kommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben ein Programm mit einem Volumen von
25 Milliarden Euro aufgelegt. Das hilft offensichtlich,
dem Wachstum, das wir im Moment haben, zusätzlichen
Rückenwind zu geben.

Was ist die Situation im Augenblick? Wir merken,
dass am Arbeitsmarkt die Dinge in Bewegung sind.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


Ich wundere mich da wirklich über Herrn Niebel. Er be-
schwert sich darüber, dass sich die Bundesagentur darum
bemüht, die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I
zu reduzieren, indem die Arbeitslosen schnell wieder
vermittelt werden. Die Bundesagentur hat doch Anfang
des Jahres gesagt, dass es in diesem Jahr einen Über-
schuss von 1,8 Milliarden Euro gibt. Jetzt wissen wir,
dass dieser Überschuss 4,5 oder sogar 5 Milliarden Euro
betragen wird. Vielleicht sind es sogar 6 Milliarden
Euro.

Wieso ist das so? Die Bundesagentur nimmt mehr
Geld ein, weil wieder mehr Beiträge in die Arbeitslosen-
versicherung gezahlt werden. Das ist dann der Fall,
wenn mehr Menschen arbeiten, sei es auch mit mehr
Überstunden. Mit anderen Worten: Es fallen immer we-
niger Menschen in den Bereich des Arbeitslosengeldes I
und die, die in diesem Bereich sind, kommen schneller
wieder heraus. Das wollen wir. Es ist gut, dass es eine
Bewegung am Arbeitsmarkt gibt; denn das wirkt sich
positiv auch auf den Bereich des Arbeitslosengelds II
aus.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Im SGB II ist der Auftrag enthalten, zu vermitteln, zu
qualifizieren und zu betreuen. Eines müssen alle die, die
wollen, dass die Intention des Gesetzes verwirklicht
wird, im Blick behalten: Hartz IV ist etwas anderes als
Sozialhilfe. Es geht nicht darum, dass sich die Menschen
dauerhaft in der Sozialhilfe einrichten. Es geht vielmehr
darum, Wege zu suchen, die Menschen zu qualifizieren
und in Beschäftigung zu bringen. An diesem Ziel arbei-
ten wir. Dass man dafür Zeit braucht, ist völlig unbestrit-
ten. Man braucht natürlich auch Arbeitsplätze, um die
Menschen vermitteln zu können. Aber auch da sind wir
ein gutes Stück vorangekommen.

Es war richtig, dieses SGB II auf den Weg zu bringen
und dafür zu sorgen, dass Arbeitslosenhilfe und Sozial-

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(C (D ilfe zum Arbeitslosengeld II zusammengelegt werden. ir sind uns aber alle einig darin, dass es Probleme gab, ls es um die Frage ging, wie man diese komplexe Opeation umsetzt. Mit den Regelungen für Argen und für ptierende Gemeinden sind Konstruktionen entstanden, ie hoch labil sind. Das darf man aber nicht denen vor ie Tür kippen, die täglich damit zu tun haben. Die Poliik muss vielmehr versuchen, die Schwachstellen zu rearieren. Daran arbeiten wir. Wir müssen ohne Zweifel afür sorgen, dass wir an dieser Stelle besser werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was machen wir im Augenblick? Wir haben mit dem
GB-II-Änderungsgesetz und dem SGB-II-Fortentwick-

ungsgesetz das erreicht, was wir innerhalb der Koalition
ereinbart haben, nämlich im nächsten Jahr 3,8 bis
Milliarden Euro zu sparen. Ich sage: verantwortbar zu

paren.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Davon ist der Regelsatz des Arbeitslosengelds II nicht
etroffen. Er bleibt bei 345 Euro für die erste Person und
0 Prozent davon für die zweite Person. Für Kinder gibt
s 207 Euro. Wohnkosten werden erstattet. Das Auto
nd die angesparten Beiträge für die Riesterrente werden
icht berücksichtigt. Diese Größenordnung lässt sich
ehr wohl verantworten. Das soll auch in Zukunft so
leiben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie gesagt: Wir werden im nächsten Jahr 3,8 Milliarden
is 4 Milliarden Euro an dieser Stelle sparen.

Wir werden in diesem Herbst die Debatte über den
iedriglohnbereich zu führen haben. Es geht um die
rage: Was kann mit Kombilohn oder mit Mindestlohn
esetzlicher oder tariflicher Art eigentlich bewirkt wer-
en? Wie wirken eigentlich Mini- und Midijobs? Was ist
n diesem Bereich eigentlich los? Wir wollen nicht, dass
ie Menschen in Niedriglöhne bzw. in sittenwidrige
öhne durchrutschen. Wir wollen, dass hier Stabilität
errscht.

Bei dieser Gelegenheit werden wir in der Koalition
uch darüber sprechen und Vorschläge dazu machen, wie
ich das Ganze zum SGB II bzw. zum gesamten Hartz-IV-
ereich verhält. Man kann den Niedriglohnbereich nicht
ernünftig regeln, ohne zu überlegen: Welchen Bezug
at das eigentlich zu Hartz IV bzw. zum SGB II? Welche
inge sind an dieser Stelle zu entscheiden? Das regeln
ir miteinander in diesem Herbst.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir werden – auch das ist vereinbart – einen neuen
nlauf machen, in Bezug auf die Argen für eine klare
ituation zu sorgen. Der Bund ist Leistungsträger. Wir
eben 10 Milliarden Euro an die Argen, mit denen sie
hre Verwaltungskosten und Eingliederungshilfen finan-
ieren. Deshalb muss der Leistungsträger Bund über den
ewährleistungsträger Bundesagentur für Arbeit Ein-

luss darauf nehmen, dass die Gelder, die bei den Argen
nkommen, vernünftig und effizient eingesetzt werden,






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering
sodass möglichst vielen Menschen geholfen werden
kann. Das ist das Ziel, das wir damit verbinden. Da müs-
sen wir besser werden.

Ich sage hier vorweg: Es kann nicht im Interesse der
Menschen sein, wenn das eine oder andere Land glaubt,
mit Bundesmitteln seinen Ruhm mehren zu können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir als Bundesregierung und Sie als Bundestagsabge-
ordnete sind verantwortlich dafür, dass die 10 Milliarden
Euro, die wir für Verwaltungskosten und Eingliede-
rungshilfen an die Argen geben, nach den Modalitäten,
die wir bestimmt haben, ausgegeben werden. Wir müs-
sen den Geschäftsführern in den Argen und den optie-
renden Gemeinden helfen und dafür sorgen, dass das so
abgewickelt werden kann, dass es zu vernünftigen Er-
gebnissen führt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Darüber werden wir miteinander zu sprechen haben.

Wir werden im Jahre 2007 – auch das steht im Koali-
tionsvertrag – die Instrumente des Arbeitsmarktes neu
schärfen. Als wir den Koalitionsvertrag vorbereitet ha-
ben, haben wir festgestellt – alle anderen wissen das –:
Es gibt auf dem Arbeitsmarkt zwar eine große Zahl an
Instrumenten. Aber nicht alle sind kompatibel und wirk-
lich aufeinander abgestimmt. Deshalb müssen wir an
dieser Stelle besser werden. Das steht nach gemeinsamer
Vereinbarung im Koalitionsvertrag auf dem Prüfstand.
Im nächsten Jahr werden wir aus einer Wirkungsanalyse
die nötigen Konsequenzen ziehen.

Es wurde zudem festgelegt, dass im Jahre 2008 die
Evaluierung zu Hartz IV – Argen oder optierende Ge-
meinden? – abgeschlossen wird. Dann wird entschieden,
wie diese Dinge auf dem langen Weg zu regeln sind. An
dieser Stelle ist keinerlei Hektik nötig. Alle Schritte sind
vereinbart worden. Sie sollten einmal den Koalitionsver-
trag lesen. Das haben Sie offensichtlich nicht getan;
sonst wüssten Sie, dass wir ein Konzept bzw. einen Plan
haben, wie wir das Ganze angehen, und uns in unserem
Zeitplan befinden. Es gibt keinen Grund, uns voranzu-
treiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN)


Die letzte Minute meiner Redezeit möchte ich dazu
nutzen, etwas zu der angeblichen Kostenexplosion zu
sagen. Im Dezember letzten Jahres haben wir in einer
Größenordnung von etwa 1,75 Milliarden Euro Arbeits-
losengeld II gezahlt. Im Januar waren es etwa 2,4 Mil-
liarden. Offensichtlich ist das bei einigen zu einem Miss-
verständnis geraten. Wenn Sie sich die Entwicklung des
zweiten Halbjahres 2005 ansehen, erkennen Sie, dass in
diesem Halbjahr Arbeitslosengeld II in einer Größenord-
nung von durchschnittlich 2,15 Milliarden Euro pro Mo-
nat gezahlt wurde. Im Januar waren es 2,45 Milliarden,
weil die Ausgaben zuvor im Dezember zum Jahres-
abschluss stark gesunken sind. Im Februar waren es
2,25 Milliarden. Im März waren es 2,25 Milliarden. Im
April waren es 2,25 Milliarden und nicht mehr.

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(C (D All die Geschichten, die im Moment erzählt werden ach dem Motto „Das Ding explodiert“, können nur daon kommen, dass irgendjemand nicht genau hinschaut. s ist nicht so, dass die Kosten an dieser Stelle explodie en. Es gibt eine leichte Anhebung; aber das bewegt sich n der Größenordnung von 5 Prozent. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dem Stoiber sagen!)


Ich spreche hier zu allen und natürlich in ganz beson-
erer Weise zu Herrn Westerwelle.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sagen Sie es lieber Herrn Stoiber und nicht mir!)


Ich will damit nur klarstellen: Was die Entwicklung
er Kosten im Bereich des Arbeitslosengeldes II angeht,
o ist auch dies unter Kontrolle. An dieser Stelle findet
eine Kostenexplosion statt.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ir werden darauf zu achten haben, dass die Gelder, die
ur Verfügung stehen, so eingesetzt werden, dass mög-
ichst viele Menschen über die Vermittlung und die Qua-
ifizierung davon profitieren und letztlich Arbeit bekom-

en. Es täte uns allen miteinander gut, wenn wir die
ntwicklung, dass sich am Arbeitsmarkt etwas bewegt
nd viele Leute in diesem Lande Zuversicht gewinnen,
icht kaputtreden, sondern den Leuten sagen: Es gibt
ine Chance. Es wird besser. Ihr werdet sehen, in diesem
ahr gibt es am Arbeitsmarkt eine gehörige Bewegung.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich stelle fest: Die Union verteidigt nicht Herrn Stoiber! Das gibt einen Eintrag ins Klassenbuch!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603719000

Das Wort hat der Kollege Fritz Kuhn für die Fraktion

es Bündnisses 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603719100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

an im Land genau hinschaut und hört, wie im Zusam-
enhang mit Hartz IV auf der einen Seite von einer rie-

igen Missbrauchskultur und auf der anderen Seite von
rmut per Gesetz gesprochen wird, muss man sich die
rage stellen, ob dabei nicht vielleicht mit ideologischen
ositionen argumentiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Bisher war es richtig!)


Zu dem, was Oskar Lafontaine gesagt hat, will ich nur
ine Bemerkung machen: Wenn Sie sich hierhin stellen
nd sagen, alle würden jetzt schlechter gestellt,


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Wer hat denn das gesagt? Hören Sie doch mal zu!)


aben Sie offenbar den alten Sozialstaat nicht gekannt.
iele Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger, vor






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
allem Frauen, werden durch das Zusammenlegen von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe massiv besser gestellt, vor
allem weil sie plötzlich Zugangsrechte zu Qualifika-
tionsmaßnahmen am Erwerbsarbeitsmarkt haben. Aber
das stört Sie offensichtlich bei der Kultivierung Ihres ei-
genen einfachen Weltbilds.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Dirk Niebel [FDP])


An die Union gerichtet möchte ich eines sagen: Sie
demonstrieren hier jetzt den Schulterschluss in der Ko-
alition.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Bisher war alles richtig!)


Tatsächlich aber findet etwas anderes statt: Stoiber,
Laumann, Koch und wie sie alle heißen führen eine
Missbrauchsdebatte,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Alles gute Leute!)


tun so, als hätten sie von Hartz IV nichts gewusst. Im
Vermittlungsausschuss jedoch waren alle vorne mit da-
bei, auch Ihr Fraktionsvorsitzender, Herr Kauder. Jetzt
versuchen Sie, alles, was schief läuft, auf die Seite des
Koalitionspartners zu schieben und sich einen schlanken
Fuß zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Ich finde daran eines unerträglich: Was Sie in Ihrer
Koalition veranstalten, könnte mir ja egal sein. Sie tun
dies aber zulasten der Dauerarbeitslosen; denn Sie spie-
len ein unredliches politisches Spiel mit den Behauptun-
gen, dass die Dauerarbeitslosen das soziale Sicherungs-
system missbrauchen würden. Ich fordere Sie auf, diese
Kampagne sein zu lassen, sonst werden Leute wie
Stoiber zum Problem in dieser Diskussion.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier halten Sie beson-
nene Reden, tatsächlich aber greifen Sie auf der Ebene
der Länder zulasten der Arbeitslosen an.

Jetzt will ich einmal sagen, was okay ist und was noch
schief läuft. Hierüber müssen wir klar reden, Herr
Müntefering. Gut und richtig war die Zusammenlegung
der beiden sozialen Sicherungssysteme Arbeitslosen-
und Sozialhilfe. Das ist keine Armut nach Gesetz, son-
dern die Voraussetzung für eine vernünftige Grundsiche-
rung in Deutschland. Was aber noch nicht funktioniert,
ist das Fördern. Die Förderhilfen für die Arbeitslosen-
geld-II-Empfänger wurden im letzten Jahr nur zur Hälfte
ausgeschöpft. In diesem Jahr wird es wieder so sein. Es
gibt zu wenig konkrete Maßnahmen für die Langzeit-
arbeitslosen; die Vermittlung über die Arbeitsagenturen
– egal nach welchem Modell – funktioniert noch nicht
richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D enn ein Arbeitsloser auch nach Monaten noch keinen allmanager gesehen hat, also auch kein Angebot beommen konnte, kann man nicht sagen, dass sich die örderkultur, die elementarer Bestandteil der Hartz-Geetzgebung ist, in Deutschland bereits entfaltet hat. (Rolf Stöckel [SPD]: Bitte etwas differenzierter!)


Herr Müntefering, deshalb fordere ich Sie auf, die
ittel für die Durchführung der Fördermaßnahmen, die

m Etat vorgesehen sind – zum Beispiel, um Menschen,
ie dauerhaft gehandikapt sind, wieder in Arbeit zu brin-
en –, tatsächlich auszuschöpfen. Die Bundesagentur für
rbeit hockt auf diesen Mitteln und versucht sie einzu-

paren. Sie können mir nicht erzählen, dass dies nicht ein
erdecktes Spiel ist, bei dem Sie nicht mitmachen. Sie
üssen das Fördern jetzt endlich auf den Weg bringen,

onst wird aus dieser Geschichte nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Des Weiteren müssen wir an die zu hohen Lohnne-
enkosten ran, vor allem im Niedriglohnsektor. Wir ha-
en ein Progressivmodell vorgeschlagen, also die Lohn-
ebenkosten bis zu einer bestimmten Grenze massiv zu
enken. Wenn Sie wirklich einen Schub in Richtung der
erringerung der Arbeitslosenzahlen leisten wollen,
üssen Sie die Lohnnebenkosten im nächsten Jahr sen-

en. Statt mit der Mehrwertsteuererhöhung Haushalts-
öcher zu stopfen, sollten Sie in diesem Bereich tätig
erden – damit Leute mit geringerem Einkommen ins-
esamt wieder eine Chance bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun zu der Frage „Kommunen oder Arbeitsgemein-
chaften?“. Hier muss man schauen, wer im Wettbewerb
er Systeme besser ist, aber nicht mehr allzu lange. Ich
telle die Frage, ob der Zeitplan – 2008 – wirklich noch
umutbar ist. Ich will auch noch einmal an die Union sa-
en: Es war die Union, die im Vermittlungsausschuss
ieses Kuddelmuddel mit den verschiedenen Systemen
usgelöst hat.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber Sie wollten nichts für die Kommunen tun! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nur Option wäre richtig, aber das ging mit den Grünen nicht!)


iese Uneinheitlichkeit macht es heute so schwer, zu der
esten Lösung insgesamt zu kommen.

Ich möchte zusammenfassen: Es ist richtig, dass wir
ns endlich in Richtung einer Grundsicherung in
eutschland bewegt haben. Es gibt viele Defizite vor al-

em beim Fördern. Wir müssen auch den Menschen, die
uf Dauer arbeitslos sind und mehrere Handicaps haben,
ine zusätzliche, neue Chance geben. Deswegen sage
ch: Es gibt keine Missbrauchskultur, sondern es gibt ge-
enwärtig vor allem ein massives Defizit beim Fördern.
s ist Ihre Aufgabe, Herr Müntefering, nicht nur zu
chauen, nachzudenken und zu diskutieren, sondern vor
llem dieses Defizit beim Fördern jetzt endlich zu behe-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603719200

Das Wort hat der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1603719300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die FDP hat aus der Fragestunde heraus nach zweitägi-
gem Überlegen „spontan“ diese Debatte entwickelt. Das
ist legitim. Sie können uns in der Tat einen Vorwurf ma-
chen: Wir als große Koalition lösen nicht alle Probleme
gleichzeitig. Wir lösen sie vielmehr Schritt für Schritt.
Wir haben das SGB-II-Änderungsgesetz mit umfangrei-
chen Maßnahmen vorgelegt und wir legen heute das
SGB-II-Fortentwicklungsgesetz mit rund 70 weiteren
Maßnahmen vor. Wir erledigen damit all das, was wir
uns im Koalitionsvertrag zur Verbesserung von Hartz IV
vorgenommen haben. Das machen wir Schritt für Schritt
und wir sind im Plan.

Sehr wohl nehmen wir zur Kenntnis, welche Entwick-
lungen sich vollziehen. Wir nehmen natürlich zur Kennt-
nis, dass der Bundesfinanzminister erklärt hat, dass das
SGB II ein Haushaltsrisiko sei und man weiter darüber
reden müsse. Deswegen werden wir das tun. Diese De-
batte findet statt. Gleichzeitig lösen wir aber Schritt für
Schritt die Probleme, die sich stellen, so wie wir uns das
vorgenommen haben. Deswegen haben wir heute mit
dem SGB-II-Fortentwicklungsgesetz eine Menge auf
den Weg zu bringen. Wir werden weiter daran arbeiten.
Seien Sie ganz entspannt.

Der Kollege Kolb hat einmal gesagt, wir säßen an ein-
zelnen Gesetzen länger, als er angemessen finde, und ge-
fragt, wie das erst werden solle, wenn die Materie
schwieriger werde. – Seien Sie unbesorgt. Wir haben das
SGB-II-Fortentwicklungsgesetz zustande gebracht
– dies wird zu erheblichen Verbesserungen führen – und
wir werden auch die anderen Probleme lösen. Der Bun-
desfinanzminister kann sich auf die CDU/CSU-Fraktion
verlassen, wenn es darum geht, den Haushalt aufzustel-
len. Seien Sie ganz unbesorgt, Herr Kollege.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Klatscht mal, Genossen! Helft ihm, wenn er schon so einen Stuss erzählen muss!)


Nun wird heute das eine Thema mit dem anderen ver-
mengt. Mehrere Vorredner haben so geredet, als wären
wir schon mitten in der Debatte über das SGB-II-Fort-
entwicklungsgesetz. Ich will hier auf einige Fakten hin-
weisen, um einen Teil dessen zurechtzurücken, was Herr
Lafontaine hier fälschlicherweise gesagt hat. Wir haben
für Leistungen an die ehemaligen Arbeitslosenhilfe- und
Sozialhilfeempfänger im Jahr 2005 im Vergleich zum
Jahr 2004 – das war das Jahr vor Hartz IV – 7 Mil-
liarden Euro mehr ausgegeben.


(Zuruf von der LINKEN)


Deswegen leben die Menschen nicht in Saus und Braus.
Das ist wahr. Aber wie man erzählen kann, 7 Milliarden
Euro mehr für die Menschen bedeuteten den sozialen

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(C (D ahlschlag, ist mir unverständlich. Das muss marxistiche Dialektik sein, die sich seriösen Menschen nicht erchließen kann. Wir haben an Leistungen im SGB II neben dem häuig zitierten Regelsatz die Kosten der Unterkunft, den efristeten Zuschlag und die Hinzuverdienstmöglichkeien berücksichtigt. Wir haben ein Schonvermögen, das m Gegensatz zu dem, was Herr Lafontaine gesagt hat, atürlich Lebensversicherungen – auch Riesterrentenrodukte – umfasst, genauso wie selbst genutztes angeessenes Wohneigentum. Herr Lafontaine, Sie dürfen icht davon ausgehen, dass jeder wie Sie in einem Palast ebt. Das normale angemessene Wohneigentum, das die enschen haben, ist auch bei Hartz IV, im SGB II, gechützt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ir haben im Gegensatz zum früheren System der Sozi-
lhilfe die Menschen in die Renten-, Kranken- und Pfle-
eversicherung einbezogen. Daran wird nicht gerüttelt.
ll diese Ansprüche bleiben durch das SGB-II-Fortent-
icklungsgesetz vollkommen unangetastet.

Was passiert nun tatsächlich? Im Bericht des Bundes-
echnungshofes heißt es:

Mit Blick auf die unbefriedigende Abschlusspraxis
von Eingliederungsvereinbarungen ... sollte der Ge-
setzgeber die rechtlichen Möglichkeiten für den
Eintritt einer leistungsrechtlichen Sanktion bei ei-
nem ungenehmigten Aufenthalt außerhalb des zeit-
und ortsnahen Bereichs erleichtern und die Rolle
der Grundsicherungsstellen stärken.

enau das, was uns der mit Steuergeldern finanzierte
undesrechnungshof empfiehlt, tun wir. Der Rech-
ungshof ist dafür da, dass er uns Empfehlungen gibt.
ir als Gesetzgeber dürfen diese nicht einfach abheften,

ondern wir müssen die Empfehlungen umsetzen. Das
achen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as hat nichts damit zu tun, dass die Leute ihren Aufent-
altsort nicht verändern dürfen. Aber wer sich arbeitslos
eldet, erklärt damit, dass er dem Arbeitsmarkt zur Ver-

ügung steht und er arbeiten will. Das heißt nicht, dass er
eden Tag rund um die Uhr da sein muss. Es kann aber
icht angehen, dass er drei Viertel des Jahres nicht er-
eichbar ist. Das ist Missbrauch von Geldern und das
achen wir nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte noch einen Punkt anführen. Es ist wahr,
ass wir in Deutschland immer noch zu wenig Arbeit ha-
en, obwohl es jetzt den höchsten Rückgang der Arbeits-
osigkeit in einem Mai seit der Wiedervereinigung gab.
llerdings ist die Lage nach wie vor regional sehr unter-

chiedlich. In dem Land, das von Edmund Stoiber regiert






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
wird, wie auch in Baden-Württemberg haben wir in wei-
ten Regionen annähernd Vollbeschäftigung.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


Ganz anders sieht es da aus, wo Sie die Verantwortung
tragen, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern. Das
ist wahr.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mit der SPD zusammen! Noch regiert die Linkspartei nicht allein!)


Worum geht es bei den Sanktionen, von denen wir
sprechen? Wir müssen dafür sorgen, dass mehr Men-
schen Arbeit haben. Deshalb: Wer dreimal im Jahr ein
Angebot bekommt und dreimal sagt: „Nein, Arbeit will
ich nicht! Ich lebe lieber von dem, was andere erarbei-
ten!“, und das in einer Zeit, in der Millionen Menschen
keine Arbeit haben, der bedarf der Hilfe offenbar nicht
und der kann, um das ganz deutlich zu sagen, nicht ge-
schützt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Kornelia Möller [DIE LINKE]: Sie sind ein Populist!)


– Wofür treten Sie denn ein? Jedenfalls nicht für die Ar-
beitnehmer, nicht für die Arbeitslosen und nicht für die
Hilfsbedürftigen. Mit denen machen Sie sich hier nicht
gemein. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
für die sozial Schwachen, für die Hilfsbedürftigen und
für die Arbeitslosen machen wir Politik. Das werden wir
weiterhin betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der LINKEN: Schämen Sie sich!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603719400

Das Wort hat der Kollege Peter Haustein für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1603719500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Werbeslogan der sächsischen FDP war
„Herz statt Hartz“. Wir haben das Problem aufgegriffen
und sind erstaunlicherweise mit vier Sachsen in den
Bundestag gekommen.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


In der letzten Legislaturperiode haben wir diesem Re-
gelwerk – mit Ausnahme der Optierung – zugestimmt.
Wir halten das Gesetz nur in den Teilen für richtig, in de-
nen es um die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe
und Sozialhilfe geht. Der Gedanke des Förderns und
Forderns kommt zu kurz. Derjenige, der arbeitet, muss
mehr verdienen, als derjenige, der zu Hause bleibt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben damals gesagt: Das ist ein erster Schritt;
dabei kann es nicht bleiben. Leider ist aber wieder ein-
mal das eingetreten, worunter dieses Land stöhnt und
worunter wir alle leiden: Es wird mit alchimistischen

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(C (D ethoden an einem Gesetz herumexperimentiert, anstatt it einem mutigen Schritt umzusteuern, solange der taat überhaupt noch Zeit dazu hat. Das, was einmal als „Mutter aller Reformen“ – von olfgang Clement so genannt – gestartet war, hat bei en Menschen eine Unsicherheit ausgelöst, von der ich hnen erzählen will. Ich bin Bürgermeister von Deutscheudorf im Erzgebirge. Wenn die Menschen zu mir komen, erlebe ich, dass die Leute verunsichert sind, Angst aben und nicht weiter wissen. Sie fühlen sich, obwohl ir Milliarden ausgeben, ungerecht behandelt – und das u Recht; denn wir nehmen den Arbeitnehmern das Erparte weg, was sie fürs Alter brauchen. So sieht es doch us. Kommen Sie einmal aufs Land. Kommen Sie einal an die Basis. Schauen Sie sich an, was dieses Gesetz emacht hat! Das grundlegende Problem ist: Wir brauchen einen olitikwechsel und eine durchgreifende Steuerreform, nstatt die Verwaltung der Arbeitslosigkeit mit Milliarenbeträgen zu finanzieren. nstatt mit mutigen Schritten umzusteuern, um die Proleme an der Wurzel zu bekämpfen, geben wir einen aufen Geld aus, um die Arbeitslosigkeit einfach nur zu erwalten. Wir brauchen mehr Arbeitsplätze. Was haben ir aber getan? Wir haben eine Ökosteuer eingeführt, ie dazu geführt hat, dass die Betriebe ins Ausland abgeauen sind. Zudem gehen die Investitionen der Städte nd Gemeinden drastisch zurück. Auch das verhindert, ass Arbeitsplätze entstehen. Die Kosten bei Hartz IV xplodieren. Auf der anderen Seite zahlen wir über 0 Milliarden Euro an das Arbeitsamt, was jetzt BA eißt. Sie verwalten die Arbeitslosigkeit, schaffen aber eine Arbeitsplätze. Daran krankt unsere Politik. Die FDP ist der Überzeugung, dass die Probleme nur ezentral und regional zu lösen sind, nicht in einer zenralistischen Mammutbehörde. as Übel scheint eher die Staatsgläubigkeit zu sein, der laube, man könne totale soziale Sicherheit mit absolu er Einzelfallgerechtigkeit erzeugen. Dabei verzettelt an sich im Klein-Klein, ohne es zu merken. Wir müs en uns Gedanken darüber machen, wie wir Synergien ur Schaffung von Arbeitsplätzen freisetzen. ir diskutieren darüber, ob arbeitslose Jugendliche mit 5 eine Wohnung bezahlt bekommen, anstatt uns zu fraen, wieso diese Jugendlichen überhaupt arbeitslos sind. as ist das Problem. Von der Lehrstellenproblematik öchte ich gar nicht sprechen. Hartz IV produziert Angst vor dem sozialen Abstieg. ch erlebe das täglich bei Gesprächen in meinem Ort. as kann so nicht richtig sein. Wir geben auf der einen eite Milliarden Euro aus und auf der anderen Seite Heinz-Peter Haustein haben die Menschen Angst vor der Zukunft. Das kleine Pflänzchen Konjunkturerholung werden wir nächstes Jahr mit der Mehrwertsteuererhöhung zusammenkloppen. Auch das ist nicht richtig. Die ganze Verunsicherung der Menschen in dieser Weise ist nicht richtig. „Herz statt Hartz“ – das war unser Werbeslogan. Das halte ich für richtig. Wir könnten Milliarden Euro mit einer Dezentralisierung des Arbeitsamtes einsparen (Zuruf von der SPD: Das ist eine Luftnummer!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


und das Geld investieren. Das würde Arbeitsplätze
schaffen. Dann würden die Probleme vor Ort gelöst und
nicht in einer zentralen Mammutbehörde.

In diesem Sinne ein herzliches Glückauf und verges-
sen Sie nicht: Hartz mit Herz.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603719600

Das Wort hat der Kollege Klaus Brandner für die

SPD-Fraktion.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603719700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Die FDP bringt uns heute Morgen in
den Genuss, ein ganz besonderes Thema, das SGB-II-
Änderungsgesetz und die Veränderungen der Arbeits-
marktpolitik, zu besprechen. Ich will mich dafür bedan-
ken, weil uns das hier die Gelegenheit gibt, auf manche
Diffamierungen und Verunglimpfungen einzugehen. Sie
verlängern ja damit die Debattenzeit, die wir zu diesem
Thema für heute Nachmittag vorgesehen haben.

Sie haben dabei, glaube ich, schnell festgestellt, dass
sich die Regierung in den politischen Ansichten sehr ei-
nig ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Unter den Sozialdemokraten wächst der Unmut über die Union!)


Vizekanzler Müntefering hat das in seiner Rede hier
deutlich gemacht. Wie ich mich erinnern kann, liebe
Kollegen von der FDP, sind die Herren Rüttgers und
Stoiber immer noch nicht in der Regierung, und deshalb
sind sie auch keine geeigneten Personen, die Sie zitieren
können, um die Regierungspolitik zu kritisieren.


(Dirk Niebel [FDP]: Sozialdemokraten!)


Wir haben natürlich im Auge, dass die Arbeitslosigkeit
systematisch zurückgeführt wird.


(Dirk Niebel [FDP]: „Süddeutsche Zeitung“ von heute!)


Die Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen zeigt sich po-
sitiver, als manche Debattenredner es hier darstellen
wollen. 255 000 Arbeitslose weniger! Wir sind auf gu-
tem Weg.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Ich habe davon gesprochen, dass diese Aktuelle tunde die Gelegenheit bietet, Verunsicherung abzuauen. Kollege Lafontaine hat, wie ich finde, das Soliarsystem in einer Art und Weise in Misskredit gebracht, ie man es hier so nicht einfach stehen lassen kann. (Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


enn er davon spricht, die Enteignung der älteren Ar-
eitnehmer im Rahmen der Arbeitslosenversicherung sei
orangetrieben worden, dann zeigt er, dass er die Situa-
ion nicht verstanden hat, die über Jahrzehnte auf dem
olidargedanken aufgebaut worden ist, dass diejenigen,
ie in Arbeit sind, Beiträge für diejenigen leisten, die aus
em Arbeitsprozess heraus sind. Es geht hier nicht um
ine Sparkasse.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


hr Gedankengang ist der Gedankengang der FDP. Ihr
edankengang ist der, ein Sparkonto anzulegen und aus
em Sparkonto die eingezahlten Leistungen abzurufen.
er so etwas will, der braucht keine Sozialgesetzge-

ung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dirk Niebel [FDP]: Ich kann versichern, wir denken ganz anders als Lafontaine!)


Ich sage ganz deutlich: Das ist Stammtischpolitik nie-
erster Güte. Wer eine solche Neidkampagne im Lande
etreibt, der sorgt dafür, dass das, was wir an sozialstaat-
ichen Aktivitäten aufgebaut haben, nicht nur in Miss-
redit gebracht wird, sondern auch wegen dieser Diffa-
ierungskampagne systematisch abgebaut wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich ganz deutlich sagen: Wenn ich davon
preche, wer hier verunglimpft, dann will ich mich
urchaus auch an die rechte Seite wenden und sagen,
ass man mit einer Faulheits- und einer Missbrauchsde-
atte, also indem man Arbeitslose generell unter den
erdacht des Missbrauchs stellt, in unverantwortlicher
eise Verunsicherung und Angst in diesem Lande

chürt. Damit sind Sie auf der rechten Seite


(Dirk Niebel [FDP]: Meinen Sie diese rechte Seite oder die dort?)


berhaupt nicht besser als die linke Seite des Hauses.

Dort wird behauptet: Hartz IV sei der Angriff auf die
enschenwürde. Hartz IV sei eine Kriegserklärung ge-

en den sozialen Frieden im Land.


(Zuruf von der LINKEN: So ist es!)


rbeitslose würden ins soziale Elend getrieben, wir wür-
en den Menschen die Mindestvoraussetzungen für ein
enschenwürdiges Dasein entziehen. Quasi über Nacht,

lso anschlagartig, würde das Sozialstaatsgebot des
rundgesetzes ausgehebelt.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

(Kornelia Möller [DIE LINKE]: Genau das tun Sie auch!)


Es fehle nur noch die elektronische Fessel, die man an-
sonsten nur bei Schwerkriminellen anwendet. Dieses Ni-
veau, auf dem Sie Ihrer Verantwortung als Parlamenta-
rier nachkommen wollen, kann ich in keiner Weise
teilen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie betreiben gefährliche Hetze. Was Sie machen, ist
unverantwortlich, weil Sie Falschheiten verbreiten und
bewusst Irreführung betreiben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will ganz deutlich sagen, was Sie damit erreichen
wollen: Sie wollen die Regierung treffen, Sozialdemo-
kraten und Christdemokraten, und all diejenigen, die
sich für einen engagierten Sozialstaat einsetzen.


(Lachen bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Also uns!)


Was Sie aber tatsächlich machen, ist: Sie verunsichern
gerade diejenigen Menschen, die Sie eigentlich vertreten
wollen. Das ist das Schlimme an dem, was Sie tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Man mag – ganz nebenbei – politisch fragen, ob Sie
damit von der pragmatischen Politik, die Sie im Berliner
Senat oder in Mecklenburg-Vorpommern betreiben und
die nicht so gut ankommt, ablenken wollen; in dieser
Debatte muss einmal gesagt werden, dass Sie mit Ihren
Verunglimpfungen eigentlich nur von Ihren innerpartei-
lichen Auseinandersetzungen ablenken wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich will in diesem Zusammenhang klipp und klar fest-
stellen: Niemand bleibt in diesem Land ohne Leistung
und niemand wird verhungern.


(Andrea Nahles [SPD]: Jawohl! – Kornelia Möller [DIE LINKE]: Lebensmittelgutscheine sind eine Kann-Leistung! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


– Ja, natürlich. Haben Sie denn auch bis zum Ende gele-
sen oder sind Sie noch bei der Verunglimpfung?


(Kornelia Möller [DIE LINKE]: Das ist eine Kann-Leistung!)


Erstens kann erst bei der dritten Verweigerung der
Annahme einer zumutbaren Tätigkeit der Fall eintreten,
dass es theoretisch zu einem hundertprozentigen Leis-
tungsentzug kommen kann. Der Fallmanager kann eine
100-Prozent-Sanktion aber sofort auf eine 60-prozentige
Kürzung reduzieren, wenn jemand eine Arbeit annimmt
und er sich dem Verstoß stellt, den er begangen hat, in-
dem er sich beharrlich einer Aktivität verweigert hat.

Der zweite Punkt ist:

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(C (D Herr Kollege, der zweite muss der letzte sein. (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das ist schon richtig und gut so, Frau Präsidentin!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603719800


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603719900

Ich komme zum Ende. – Sobald eine Sanktion ver-

ängt wurde, die in einer Kürzung um mehr als
0 Prozent besteht, kann der Fallmanager ergänzende
achleistungen zur Verfügung stellen oder geldwerte
eistungen erbringen.


(Kornelia Möller [DIE LINKE]: Kann er, muss er aber nicht!)


s muss also niemand, auch nicht im Falle wiederholter
erweigerung der Annahme einer Tätigkeit, mit einer
ichtunterstützung rechnen.

Zum Schluss: Der Fallmanager soll, ja er muss ergän-
ende Sachleistungen oder geldwerte Leistungen erbrin-
en, wenn minderjährige Kinder in einer Bedarfsge-
einschaft leben und jemand, der beharrlich die Arbeit

erweigert, sagt: Ich will von dieser Gesellschaft keine
nterstützung bekommen und habe deshalb, weil ich
ich einer zumutbaren solidarstaatlichen Aktivität ver-
eigere, auch keinen Anspruch darauf, dass die Solidar-
emeinschaft Leistungen für diejenigen erbringt, die
urch eigene Aktivitäten selbst Leistungen erbringen
önnten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603720000

Das Wort hat der Kollege Hans-Joachim Fuchtel,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt aber ehrlich bleiben, was das Geld angeht, Herr Fuchtel! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was kostet es denn, Herr Fuchtel?)



Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1603720100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
it der grundlegenden Überholung des Sozialgesetz-

uchs II sind die Regierung und die Regierungskoalition
anz sicher auf dem richtigen Weg.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was habt ihr da denn schon gemacht?)


enn die Kosten höher sind als geplant,


(Dirk Niebel [FDP]: Aber die Kosten sind doch gar nicht höher, sagt der Minister! Es ist doch alles gut! Oder etwa doch nicht? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da hat er Recht! Was gilt denn jetzt?)


ann ist es geradezu eine Vorsorgemaßnahme der Regie-
ung und der Koalition, über die Kosten zu sprechen und
ie Kosten an den Stellen zu senken, an denen sie zu Un-
echt entstanden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel
Deswegen geht es uns darum, zum einen die vorhan-
denen Instrumente treffsicherer zu gestalten und zum an-
deren die Mitnahmeeffekte aus dem System zu eliminie-
ren. Wie wir aus dem Rechnungsprüfungsbericht vom
19. Mai dieses Jahres wissen, gibt es davon noch eine
große Zahl. Unsere Arbeit besteht darin, sowohl die ge-
rade in der Beratung befindlichen Gesetzgebungsvorha-
ben durchzuziehen als auch die Erkenntnisse, die sich
aus dem Bericht des Bundesrechnungshofes ergeben,
umzusetzen.


(Dirk Niebel [FDP]: Aber zügig!)


Herr Kollege Niebel, in einem muss ich Ihnen sehr
widersprechen:


(Dirk Niebel [FDP]: Das kann doch gar nicht sein!)


Diese Koalition macht nicht das, was wir früher im
Übermaß erlebt haben: den Verschiebebahnhof zu benut-
zen, um die Probleme zu bewältigen. Auch Sie waren an
vielen Maßnahmen beteiligt, an die Sie sich heute nicht
mehr erinnern können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Oh nein!)


Deswegen sollten Sie ganz ruhig sein, wenn wir hier
über Verschiebebahnhöfe sprechen.

Es geht darum: Wir haben in der aktuellen Beratung
sichergestellt, dass die Mehrkosten im Bereich des
SGB II aufgefangen werden und Überschüsse bei den
Einnahmen aus Beiträgen nicht im Bereich des ALG II
vervespert werden. Das ist etwas ganz Wichtiges, das
man in den letzten Tagen in der öffentlichen Debatte
sehr oft vermissen musste; deswegen sage ich es als
Haushälter noch einmal so deutlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu gehört auch, dass wir jetzt den Bericht des Bundes-
rechnungshofs in die Hand nehmen und feststellen, dass
manches anders werden muss.


(Dirk Niebel [FDP]: Es würde besser sein!)


Ich gebe dem Kollegen Kuhn völlig Recht, dass die Stra-
tegie nicht heißen kann: Erst einmal die Leistung be-
schreiben und bezahlen, dann fünf Monate nichts tun,
langsam eine Zielvereinbarung treffen, was schließlich
nach sieben, acht Monaten in einer Maßnahme mündet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So läuft es doch!)


Das wollen wir nicht und das hat der Gesetzgeber zu kei-
ner Zeit gewollt, als er das Gesetz gemacht hat. So etwas
muss beendet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es muss so sein, dass als Allererstes geprüft wird, was
man an Beratung leisten kann. Dann muss die Maß-
nahme kommen und dann müssen die Leistungen erfol-
gen, aber nur so lange, wie sie auch wirklich notwendig
sind.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wo steht das im Gesetz?)


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(C (D enn wir dies beherzigen und es umsetzen, dann wird as sehr viel Geld sparen, (Dirk Niebel [FDP]: Dann macht es doch! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann müssen Sie einen Änderungsantrag zum Fortentwicklungsgesetz vorlegen!)


hne dass irgendwem die Leistung gekürzt werden
uss. Genau dieses Vorgehen ist unser strategisches
iel.

Was die 1-Euro-Jobs betrifft: Auch hier muss man
ine Analyse vornehmen. Im Rechnungshofbericht kann
an lesen, dass selbst ein Orchester mit 46 Mitgliedern

ls 1-Euro-Job hochgezogen worden ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Ändern!)


ier fängt es also schon an, dass man sich fragen muss,
b nicht Leistungen in eine ganz falsche Richtung ge-
enkt werden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer regiert eigentlich?)


uch hier muss man sich auf den eigentlichen Zweck
esinnen und Leistungen nur dort gewähren, wo ein ent-
prechender 1-Euro-Job infrage kommt,


(Dirk Niebel [FDP]: Ändern!)


ie aber nicht in jede Richtung ausbreiten. Hier sind wir
nzufrieden mit dem, was bis jetzt geleistet wurde.


(Dirk Niebel [FDP]: Ihr habt doch eine große Mehrheit, dann macht es doch! Wir würden sogar zustimmen!)


So hat jeder seine Aufgabe auf diesem Feld. Wir pro-
nostizieren, dass in diesem Bereich, ohne dass man an
en Leistungen weitere Einschnitte vornehmen müsste,
och sehr viel Geld steckt. Wenn wir es richtig verwen-
en, wird uns dieses Geld helfen, mit den Haushaltsan-
ätzen zurechtzukommen; das ist die Bemühung, die wir
n den nächsten Monaten in der Koalition gemeinsam
it der Regierung Stück für Stück umsetzen werden.
ie, Herr Minister, haben dafür unsere volle Unterstüt-
ung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Das lief doch unter der Überschrift „Fuchtel mit Arbeit der Regierung nicht zufrieden“! – Gegenruf von der SPD: Wer wollte denn die Debatte?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603720200

Das Wort hat die Kollegin Krüger-Leißner von der

PD-Fraktion.


Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1603720300

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich

unächst einmal sagen, wie betroffen mich die Debatte,
ie wir in den letzten Wochen im Parlament geführt ha-
en, macht. Ich bin eigentlich entsetzt, welches Bild wir
n der Öffentlichkeit abgeben. Ich frage mich, was die

enschen in diesem Land davon halten sollen, wenn sie
ören, dass wir am Montag in einer Anhörung viele Ex-






(A) )



(B) )


Angelika Krüger-Leißner
perten, Sachverständige da hatten, um sie zu unserem
Gesetzentwurf zu befragen, und bei dieser Gelegenheit
ein Spektakel organisiert wurde,


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Unmöglich!)


das zu einer Störung und Verunglimpfung der Experten
führt,


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ein Skandal!)


an dem sich Abgeordnete einer Fraktion durch ihr Ver-
halten beteiligt haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das hat für mich mit Ernsthaftigkeit überhaupt nichts zu
tun.


(Kornelia Möller [DIE LINKE]: Das müssen Sie den Betroffenen sagen!)


– Das müssen Sie sich anhören! – Übrigens hat sich die
gleiche Fraktion gestern aus einer sachlichen Debatte im
Ausschuss gestohlen,


(Zuruf von der LINKEN: Sachliche Debatte?)


obwohl es doch gerade im Ausschuss wirklich um Argu-
mente geht, um die Beratung von Änderungsanträgen als
Ergebnis dieser Anhörung.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Da muss man sich doch fragen: Wie wichtig ist Ihnen die
parlamentarische Arbeit und die Vertretung von Men-
schen, die in diesem Land Arbeit suchen, überhaupt?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Ich glaube, wir alle haben an dem Redebeitrag Ihres Ver-
treters gemerkt: So wichtig ist es Ihnen nicht. Wir haben
flotte Sprüche gehört, althergebrachte Dinge, die wieder-
gekäut werden, fernab der Realität in diesem Land.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Ich glaube, wir haben gemerkt, und ich hoffe, dass auch
die Menschen draußen, die Arbeit suchen, merken, dass
sie sich eigentlich verhöhnt fühlen müssen von dem, was
Sie hier machen.


(Widerspruch bei der LINKEN – Kornelia Möller [DIE LINKE]: Verhöhnt, ja, aber von Ihnen!)


Wenn man auf die rechte Seite schaut, muss man fest-
stellen: Heute Morgen war es auch nicht besser: Die In-
szenierung dieser Aktuellen Stunde war doch ein
Krampf!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Alles, was Sie gefragt haben, ist bereits beantwortet wor-
den, und nicht nur einmal; Sie können das in den Proto-
kollen nachlesen.

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(C (D (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig! Sogar schriftlich!)


Fazit: Die Art von parlamentarischer Arbeit, die ich in
ieser Woche erlebt habe, war für mich neu. Dies hatte
ür mich mit ehrlichem Bemühen um neue, bessere ge-
etzliche Regelungen zur Fortentwicklung eines sehr
chwierigen Gesetzes nichts, aber auch gar nichts zu tun.


(Kornelia Möller [DIE LINKE]: Sie verhöhnen die Menschen, wenn Sie auf Null herunterkürzen! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


Ich möchte gerne in meiner Rede fortfahren.

Meiner Meinung nach war in dieser Debatte in der
etzten Zeit zu viel über die Themen Missbrauch und
ostenexplosion zu hören, und zwar nicht nur von der
resse, auch von einigen Abgeordneten und Landesfürs-

en; die Namen sind bekannt.


(Dirk Niebel [FDP]: Wiederholen Sie sie doch einmal!)


ch halte das für überzogen und skandalierend.

Ich möchte in diesem Zusammenhang Missbrauch
icht negieren, es gibt ihn. Aber um welche Größenord-
ung handelt es sich? Anfang des Jahres gab es
,6 Millionen Leistungsempfänger. Ich denke, nur bei ei-
em kleinen Teil besteht der Verdacht auf Missbrauch,
as wir aber sehr ernst nehmen müssen und wogegen
ir etwas tun müssen.

Das sind wir vor allem allen ehrlichen Menschen
chuldig. Der überwiegende Teil der Hartz-IV-Empfän-
er und -Antragsteller will eine Förderung, um wieder in
rbeit und Beschäftigung zu kommen. Die Menschen
ollen unabhängig vom Staat werden und ein eigenes
inkommen für sich und ihre Familien haben. Das
timmt mit der Zielsetzung unseres Gesetzes, nämlich
ördern und Fordern, überein. Ich bin überzeugt, dass
ir den Bereich Fördern in diesem Jahr durch eine bes-

ere Betreuung und Begleitung der Arbeitsuchenden und
urch eine bessere Vermittlung noch mehr stärken kön-
en.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt aber einmal zur Sache kommen!)


Woher nehme ich den Optimismus? Erstens. Die Ein-
ührung des Gesetzes zum Arbeitslosengeld II hat einen
omplizierten und gewaltigen sozialpolitischen Verände-
ungsprozess ausgelöst. Es braucht Zeit, damit dieser
eine Wirkung entfalten kann. Ich frage Sie: Woher neh-
en wir in Deutschland eigentlich die Arroganz, zu

lauben, dass wir diesen Prozess schon nach einem Jahr
m Griff haben, also schneller als andere Länder, die die-
en Prozess schon hinter sich haben? Wir sprechen von
inem Zeitraum von fünf Jahren.

Zweitens. Zum ersten Mal begleiten wir ein Gesetz
ontinuierlich durch Evaluierung und entwickeln es fort.
as gab es bei keinem Gesetz vorher. Ich denke, dass
ir alle von unserer hohen Erwartungshaltung etwas

ufgeben und zur Normalität und zu den Tatsachen zu-
ückkommen müssen.






(A) )



(B) )


Angelika Krüger-Leißner
Drittens. Auch der Blick heute Morgen in die Zeitung
hat mich optimistisch gestimmt. Einige haben das wohl
nicht getan.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Dort waren einige Fakten zu lesen, die man einfach zur
Kenntnis nehmen muss. Wir haben den stärksten Rück-
gang der Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung.
Das ist eine sehr positive Entwicklung. Das dürfen wir
nicht kleinreden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist noch keine große Erleichterung; das weiß ich.
Aber es ist ein erstes gutes Ergebnis für Hartz IV. Lassen
Sie uns also mit sehr kritischem Blick – den dürfen wir
nicht verlieren, den brauchen wir – die Entwicklung ver-
folgen. Aber wir dürfen die positiven Signale nicht zer-
reden.

Das sage ich auch mit Blick auf unseren Partner, die
Wirtschaft. Diesen Partner brauchen wir. Hartz IV kann
uns nur gelingen, wenn wir die Wirtschaft an unserer
Seite haben. Sie muss nämlich Arbeitsplätze schaffen.
Dann schaffen wir auch eine gute Integration.

Danke fürs Zuhören.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603720400

Das Wort hat der Kollege Stefan Müller, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1603720500

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben heute Mittag schon vieles gehört, unter ande-
rem von der FDP, die diese Aktuelle Stunde beantragt
hat.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: „Unter anderem“! – Jörg Rohde [FDP]: Viel Gutes!)


Herr Kollege Kolb, wir haben von Ihnen vor allem ge-
hört, wogegen Sie sind. Wofür Sie sind, haben Sie uns
bislang tunlichst verschwiegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Zum Beispiel für die Kommunalisierung, die Sie gefordert haben!)


– Vielen Dank, Herr Niebel, dass Sie das zugerufen ha-
ben. Ich komme auf die Kommunalisierung noch zu
sprechen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie zum Beispiel
gestern im Ausschuss Änderungsanträge zum Fortent-
wicklungsgesetz eingebracht haben. Man muss ehrli-
cherweise sagen, dass sich Ihre neuen Freunde in der
Opposition zumindest die Mühe gemacht haben, An-
träge zu schreiben. Dem sind Sie jedenfalls nicht nach-
gekommen. Ich dachte, wir würden heute Nachmittag
von Ihnen vielleicht etwas mehr erfahren. Vielleicht
kommt das noch, wenn es um das Fortentwicklungsge-
setz geht. Darüber würde ich mich freuen.

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(C (D In der Vorbereitung auf diese Aktuelle Stunde habe ch versucht, gewissermaßen eine liberale Erleuchtung u bekommen, weshalb ich mir das Internetangebot Ihrer raktion einmal angesehen habe. Weil dort nicht sehr iel zum Thema Hartz IV steht, habe ich ein wenig läner dafür gebraucht. (Dirk Niebel [FDP]: Das kann nicht sein! Dann waren Sie auf der falschen Seite! Wir erklären Ihnen das!)


ch bin dann aber doch fündig geworden. Das letzte
ositionspapier der FDP zum Thema Hartz IV datiert in
er Tat vom 2. April 2004. Es ist also über zwei Jahre
lt.


(Klaus Brandner [SPD]: Wer ist denn da Generalsekretär? Nicht besonders fleißig!)


u aktuellen Vorhaben habe ich dort zumindest nicht be-
onders viel gefunden.

Nach einer weiteren Recherche habe ich allerdings
estgestellt, dass Sie immerhin eine Kurzbewertung der
oalitionsvereinbarung zwischen der CDU/CSU und der
PD vorgenommen haben.


(Klaus Brandner [SPD]: Das ist eine Schlafmützenpartei geworden! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


as ehrt Sie ja. Ich darf aus dieser Kurzbewertung zum
hema Hartz IV zitieren:

Die derzeitige Ausgestaltung des Hartz-IV-Geset-
zes … weist viele Mängel auf.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Richtig!)


Daher ist der Ansatz der Koalition richtig, dass Än-
derungen an der Hartz-IV-Reform kurzfristig vor-
genommen werden sollen, z. B. durch Bekämpfung
von Leistungsmissbrauch.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Koalition beseitigt damit Fehler, die zu den
drastischen Mehrausgaben geführt haben.

ielen Dank für Ihre Unterstützung.


(Dirk Niebel [FDP]: „Kurzfristig“ heißt nicht „im Herbst“!)


s würde mich freuen, wenn Sie das auch durch Ihr Ab-
timmungsverhalten heute Nachmittag noch einmal ein-
rucksvoll unter Beweis stellen würden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


mmerhin klingt das auf dem Papier schon einmal kon-
truktiver als das, was wir bisher gehört haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie ist das denn jetzt mit Stoiber, Müntefering und dem Haushalt?)


Niemand wird bestreiten, dass es Probleme gibt, und
ur wenige bestreiten, dass es Fehlentwicklungen und
issbrauch gibt. Genau deswegen gehen wir ja an diese
esetze heran und haben wir schon vor zwei Monaten

in SGB-II-Änderungsgesetz auf den Weg gebracht. Ge-






(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

nau deswegen werden wir heute auch das SGB-II-Fort-
entwicklungsgesetz auf den Weg bringen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das sollte erst optimiert werden!)


Wir wollen nämlich das Leistungsrecht fortentwickeln,
die Verwaltungspraxis verbessern und natürlich auch
Maßnahmen ergreifen, um Missbrauch zu verhindern.

Wir tun das im Übrigen auch gegen erhebliche Wider-
stände. Ich blicke einmal auf die linke Seite des Hauses.


(Dirk Niebel [FDP]: Na ja, durch den Koalitionspartner!)


Wir tun das aber vor allem deswegen, weil wir uns dazu
verpflichtet fühlen und weil wir denen gegenüber eine
Verantwortung haben, die die ganze Veranstaltung be-
zahlen müssen, nämlich den Steuerzahlern. Genau des-
wegen werden wir dieses Gesetz heute Nachmittag be-
schließen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Kommt dann die Generalrevision?)


Dass das SGB-II-Fortentwicklungsgesetz im Übrigen
in die richtige Richtung geht, hat die Anhörung am
Montag ja bewiesen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die von der FDP benannte Sachverständige, die von mir
sehr geschätzte Bürgermeisterin meiner Heimatstadt Er-
langen, meines Wahlkreises, hat ja bestätigt, dass es in
die richtige Richtung geht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Auch dafür bin ich ihr und auch Ihnen selbstverständlich
sehr dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nun kann man sich ja auf den Standpunkt stellen,
dass das alles, was wir tun, noch nicht ausreichend ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Jawohl!)


Ich würde mir dann allerdings wünschen, dass Sie uns
einmal sagen, wie es denn geschehen sollte. Sie kommen
mit der Kommunalisierung. Richtig ist, dass wir als
Union seinerzeit vorgeschlagen haben, die Betreuung
der Langzeitarbeitslosen durch die Kommunen zu über-
nehmen.


(Dirk Niebel [FDP]: Sogar heute noch!)


Richtig ist, dass wir uns in einem Vermittlungsverfahren
nicht durchsetzen konnten. Herr Kollege Kuhn, den
Kuddelmuddel, den Sie ansprechen, können Sie natür-
lich nicht nur uns zuschreiben, sondern der ist in diesem
Vermittlungsverfahren entstanden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Kuhn hat auch mitgekuddelt!)


Sie waren seinerzeit ja ebenfalls nicht bereit, auf unsere
Vorschläge einzugehen.

Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass
das richtig ist. Der Vollständigkeit halber möchte ich

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(C (D ber eines hinzufügen: Die Kommunen, um die es ging, aben uns seinerzeit auch im Stich gelassen. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es! – Dirk Niebel [FDP]: Weil ihr ihnen das Geld nicht geben wolltet!)


ie Kommunen sollten auch die Betreuung der Lang-
eitarbeitslosen übernehmen. Insbesondere die großen
tädte waren dazu nicht bereit. Die Landkreise wären
azu bereit gewesen. Die fehlende Unterstützung hat es
ns wiederum sehr schwer gemacht, hier ein Ergebnis zu
rreichen.

Wir werden der Frage nachgehen, inwieweit wir al-
ein mit dem Ändern von Gesetzen etwas erreichen.
urch den Bericht des Bundesrechnungshofes wurde zu-
indest eindrucksvoll bestätigt, dass wir hier beschlie-

en können, was wir wollen: Wenn die Umsetzung vor
rt nicht funktioniert, dann hilft das alles im Endeffekt
ichts.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


as heißt, wir werden sehr viel mehr darauf achten müs-
en, dass die Umsetzung in den Arbeitsgemeinschaften
or Ort und in den Optionskommunen wirklich funktio-
iert.


(Dirk Niebel [FDP]: Leben wir denn in einem rechtsfreien Raum?)


Über alles, was darüber hinausgehen soll, werden wir
eiter beraten.


(Dirk Niebel [FDP]: Ihr seid doch Rechtsaufsicht! Setzt es doch durch!)


ie sind herzlich eingeladen, sich an dieser Debatte zu
eteiligen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Was ist denn das für ein Minister, der sich auf der Nase herumtanzen lässt? Er muss das Gesetz durchsetzen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603720600

Jetzt hat der Kollege Rolf Stöckel, SPD-Fraktion, das

ort.


Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1603720700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wäh-

end ich diese Debatte verfolgt habe, ist mir die Frage
urch den Kopf gegangen, was eigentlich die Tausenden
on Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Argen und
n den Optionskommunen sowie die Betroffenen, die seit
ineinhalb Jahren konkret von der Umsetzung des
GB II betroffen sind, über diese Debatte denken. Sie
üssen sich verhöhnt fühlen. Sie haben nicht nur Über-

tunden geleistet, weil es schwierig war, die Systeme zu
ransformieren, sondern auch, damit die Gelder pünktlich
ezahlt werden. Sie haben sich bemüht, die Eingliede-
ungstitel umzusetzen. Sie haben das bis Ende 2005 nur
ur Hälfte geschafft. Ich könnte noch viele Beispiele von
ngagierten Arbeitsvermittlerinnen und Arbeitsvermitt-
ern, Jobmanagern, Fallmanagerinnen und Mitarbeitern






(A) )



(B) )


Rolf Stöckel
der Sozialverwaltung nennen, die sich in der Tat um die
Betroffenen kümmern und das Fördern verbessern wol-
len. Wer behauptet, das Fördern funktioniere nicht, der
redet an der Realität vorbei.


(Dirk Niebel [FDP]: Der Bundesrechnungshof zum Beispiel!)


Das reicht nicht aus. Damit können wir noch nicht zu-
frieden sein. Internationale Erfahrungen haben gezeigt,
dass die Umsetzung eines solch anspruchsvollen Pro-
gramms in aktive Sozialstaatspolitik drei bis fünf Jahre
dauert. Anderthalb Jahre nach In-Kraft-Treten des Ge-
setzes sind wir dabei, von „Generalrevision“ und
„Hartz IV muss weg“ zu reden. Mittlerweile werden die
Begriffe von rechts und links beliebig gebraucht; das ha-
ben wir gerade bei der Rede des Kollegen Lafontaine ge-
merkt. Er fordert die Generalrevision. Ähnlich sehen das
einige Ministerpräsidenten etwa in Bayern und Nord-
rhein-Westfalen, die zwar den Kompromiss des Vermitt-
lungsausschusses unterschrieben, sich aber dann vom
Acker gemacht haben und jetzt aus rein oberflächlichen,
durchsichtigen und parteipolitischen Gründen gegen die
Politik der großen Koalition agitieren, wie die Aktuelle
Stunde im Düsseldorfer Landtag – wahrscheinlich ist sie
jetzt schon vorbei – zeigt.

Wer das Ziel, den Betroffenen zu helfen und den akti-
vierenden Sozialstaat umzusetzen, wirklich verfolgt, der
ist dazu verpflichtet, den Geist des Gesetzes, unter ande-
rem auch den Charakter des Gesetzes als werdende Ge-
setzgebung, offensiv zu unterstützen und sich hier wie-
der zu einer sachlichen Debatte bereit zu finden. Was die
gestrige Ausschusssitzung angeht, so muss man der Lin-
ken sagen, dass man sich überhaupt erst einmal zu einer
Debatte bereit finden sollte.

Hier ist mehrmals von Redlichkeit gesprochen wor-
den. Ich will darauf noch einmal zurückkommen. Kol-
lege Lafontaine, als Sie noch SPD-Vorsitzender waren,
haben wir gemeinsam ein Wahlprogramm verabschiedet,
in dem die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeits-
losenhilfe oberhalb des damaligen Sozialhilfeniveaus
vorgesehen war.


(Widerspruch des Abg. Oskar Lafontaine LINKE)


Wenn Sie heute sagen, dass dieses System, das man kri-
tisieren und im Detail auch noch verbessern kann, der
Sozialabbau schlechthin ist, dann haben Sie ein Beispiel
für Unredlichkeit geliefert, das nicht zu überbieten ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden heute – ich muss mich beschränken, weil
ich nur noch anderthalb Minuten Redezeit habe – noch
über Mindestlöhne debattieren. In der Tat steht die De-
batte, wie das der Minister gesagt hat, über den Niedrig-
lohnbereich, über Kombilöhne und existenzsichernde
Mindestlöhne im Zusammenhang mit Hartz IV und dem
SGB II. Warum? Das muss ich einmal den Fachpoliti-
kerinnen und Fachpolitikern der CDU/CSU sagen: Wir
haben mit den Hartz-IV-Gesetzen, dem SGB II und dem
Arbeitslosengeld II einen flächendeckenden Kombilohn

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(C (D eschaffen. Wir haben mit den Regelungen zum rbeitslosengeld II im SGB II faktisch ein gesetzliches indesteinkommen beschlossen. Die Frage, wie hoch, in welcher Form und wer demächst Mindestlöhne beschließen wird, hat direkt etwas amit zu tun, wie hoch die ergänzende Kombileistung es Staates für entlohnte Arbeit ist, um die Existenzicherung zu erreichen. Dabei ist es – das ist jetzt meine ersönliche Meinung; wir arbeiten in meiner Fraktion nd auch in der Koalition daran und werden im Herbst rgebnisse vorlegen – gerade für die Bereiche, die tarif ich nicht mehr gebunden sind, absolut notwendig, geetzliche Mindestlöhne einzuführen, die allerdings nicht azu führen dürfen, dass in bestimmten Branchen Areitsplätze wegfallen. Dieses Argument muss berückichtigt werden. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sagen Sie einmal eine Zahl!)


(Dirk Niebel [FDP]: Ja!)


Ich kann Ihnen eine Zahl nennen, weil ich mich auf die
rfahrungen in Großbritannien stützen kann. Der Min-
estlohn muss auf jeden Fall unter 7,50 Euro liegen, weil
twa im Bereich Nahrung und Gaststätten die Tarife we-
entlich niedriger liegen. Das ist aber an sich kein Pro-
lem, weil wir faktisch mit dem ALG II ein Mindestein-
ommen geschaffen haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja, von ungefähr 12 Euro!)


Wenn wir von Mehrkosten oder sogar einer Kosten-
xplosion sprechen, dann müssen wir Folgendes regis-
rieren: Wir haben in der Tat die vielen Tausenden von
rwerbsfähigen Arbeitslosen in der Bundesrepublik, die
m Schatten waren, ans Licht geholt.

Das verursacht anfangs höhere Kosten. Wir werden
mso mehr Geld einsparen, je besser wir gemeinsam an
er aktiven Förderung und vor allen Dingen an der Qua-
ifizierung der Langzeitarbeitslosen arbeiten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Als letzte Rednerin dieser Debatte spricht die Kolle-

in Andrea Nahles, SPD-Fraktion.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1603720800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich komme aus der Vulkaneifel und kenne
ich mit Explosionen aus. Was hier als Kostenexplosion

ezeichnet wird, entbehrt jeder Grundlage.


(Dirk Niebel [FDP]: Das hat der Kollege aus der Koalition gerade ganz anders dargestellt! Und auch Herr Meyer und Herr Stoiber haben das getan!)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles
Was Ihnen am 2. Mai als Bundestagsdrucksache zuge-
gangen ist, hat keine Kostenexplosion zur Folge. Vor der
Änderung des Hartz-IV-Gesetzes haben wir insgesamt
43,5 Milliarden Euro für Maßnahmen der Arbeitsmarkt-
politik – zum Beispiel im Rahmen des SGB II und der
Arbeitslosenhilfe – ausgegeben. Wenn wir jetzt unter
dem neuen Hartz-IV-Gesetz 44,5 Milliarden Euro ausge-
ben,


(Dirk Niebel [FDP]: Dann hat Lafontaine doch Recht!)


dann ist das keine Kostenexplosion, sondern eine nor-
male Schwankung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen bitte ich, davon Abstand zu nehmen, solche
Märchen in die Welt zu setzen.

Ich komme zu einem weiteren Punkt. Ich bekenne
mich dazu, dass ich es für notwendig erachte, bei der Ge-
währung von bedarfsorientierten Leistungen darauf zu
achten, was damit passiert. Mein Vater hat 45 Jahre auf
dem Bau gearbeitet. Er hat sein Brot durch harte Arbeit
verdient und er hat Steuern gezahlt. Ich stehe voll und
ganz dahinter, danach zu fragen, wofür diese Steuermit-
tel ausgegeben werden, und sage klar, dass einem Miss-
brauch mit Sanktionen begegnet werden muss.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Insoweit bitte ich aber auch, präzise zu sein. Ich bitte
diejenigen, die alles, was in den letzten Jahren passiert
ist, pauschal als Missbrauch diffamieren, um Zurückhal-
tung. Denn es trifft nicht zu, dass diejenigen, die Be-
darfsgemeinschaften gegründet haben – wie wir es
schließlich im Gesetz vorgesehen haben –, Leistungen
missbrauchen; vielmehr haben wir gesetzliche Regelun-
gen geschaffen, die wir aufgrund der Erfahrungen in der
Praxis jetzt teilweise korrigieren müssen. Deswegen
stehe ich klipp und klar dazu, die Beweislastumkehr ein-
zuführen; das heißt, wir wollen bundeseinheitlich klären,
was eine Bedarfsgemeinschaft ist. Dafür sollten wir
rechtliche Kriterien festlegen, statt eine Sippenhaft zu
praktizieren, wie Sie es polemisch gefordert haben. Die
Betroffenen bekommen eine klarere Rechtsgrundlage.
Denn bisher kann jede Arge und jeder Arbeitsvermittler
vor Ort nach seinem Ermessen entscheiden. Ich meine,
dass wir mehr Rechtssicherheit schaffen und eine bun-
deseinheitliche Regelung einführen sollten. Das würde
keine Verschlechterung, sondern eine Verbesserung für
die Menschen bedeuten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Warum sagen Sie keinen Ton, wie das funktioniert?)


Im Übrigen müssen wir an dieser Stelle deutlich ma-
chen, dass es zu wenig gute Beschäftigungsangebote für
arbeitslose Menschen in diesem Land gibt. Ich verwahre
mich deswegen sehr dringend gegen die polemische Be-

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(C (D auptung, dass die Arbeitslosen in diesem Land in der ängematte liegen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf eine Unersuchung des IAT bzw. des Bundesarbeitsministeriums us dem vergangenen Jahr über das Verhalten von Menchen in unteren Einkommensgruppen. Es gibt eine chwemme von Bewerbern gerade für einfache und iedrig bezahlte Tätigkeiten. 2,6 Millionen Menschen in iesem Land arbeiten Vollzeit für Armutslöhne. Sie häten vielleicht mehr in der Tasche, wenn sie zu Hause leiben und Transferleistungen erhalten würden; sie ollen aber arbeiten, weil sie Anstand haben und in der rbeit einen Sinn und eine Aufgabe für ihr Leben sehen. Deswegen bitte ich dringend darum, in der Öffentichkeit nicht den Eindruck zu vermitteln, die Arbeitsloen in diesem Land lägen in der Hängematte. Das ist ämlich Quatsch. Es geht vielmehr darum, dass sie mehr ute Arbeitsangebote brauchen. Da müssen wir anseten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wer macht denn das Gesetz? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sag mal was zu Oskar!)


Ich möchte darüber hinaus anmerken – das ist mir
ehr wichtig –, dass es hier eine Verunsicherung ersten
anges gab, als behauptet wurde, in diesem Lande wür-
en Menschen verhungern, weil wir im Falle von Sank-
ionen die Leistungen auf maximal null reduzieren. Das
st Quatsch. In Deutschland kann niemand unter die
renze der Existenzsicherung fallen. Das hat das Bun-
esverfassungsgericht eindeutig festgestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as wurde schon mehrfach gerichtlich bestätigt, weiland
brigens bei den Asylbewerbern. Daher gibt es keine
hance, dieses Gesetz verfassungswidrig zu machen,
as seine Ausführungsbestimmungen angeht. Es wird in
ukunft in bestimmten Fällen zwar keine Geldleistungen
ehr geben, wohl aber Sachleistungen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


m Irritationen zu vermeiden: Lasst euch nicht aufhet-
en! In diesem Land erhält jeder das für sein Existenz-
inimum Notwendige; das garantieren wir.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bei den Grünen bedanke ich mich für die Versachli-
hung der Debatte; das hat gut getan. Bei aller berechtig-
en Kritik an den noch vorhandenen Schwächen im Be-
eich der Förderung sind die Grünen mit diesem Thema
o umgegangen, wie es parlamentarisch angemessen ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603720900

Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Werner
Dreibus, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Mindestlohnregelung einführen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte
Pothmer, Irmingard Schewe-Gerigk, Markus
Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Mindestarbeitsbedingungen mit regional
und branchenspezifisch differenzierten Min-
destlohnregelungen sichern

– Drucksachen 16/398, 16/656, 16/989 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Paul Lehrieder

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Heinrich L. Kolb, Dirk Niebel, Christian
Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Gesetzliche Mindestlöhne ablehnen

– Drucksache 16/1653 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für
Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Fraktion Die
Linke werden wir später namentlich abstimmen. Ich
bitte Sie, darauf zu achten, dass auf Ihren Stimmkarten
Ihr eigener Name steht.


(Dirk Niebel [FDP]: Nicht wie Göhner! Die Göhner-Karte wieder abgeben!)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Ich gebe als erster Redne-
rin der Kollegin Anette Kramme, SPD-Fraktion, das
Wort.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich möchte Andrea Nahles hören!)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1603721000

Das alles macht Frau Nahles doch hervorragend, nicht

wahr, Herr Niebel?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Kramme, man kann auch nach fünf Minuten gehen, ohne etwas gesagt zu haben! – Dirk Niebel [FDP]: Das schafft sie auch, wenn sie redet!)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und
Kolleginnen! Wir haben in der Bundesrepublik Deutsch-
land kein Problem mit zu hohen Löhnen im unteren Tä-

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(C (D igkeitssegment, sondern ein Problem mit zu niedrigen öhnen. Ein Wachmann erhält einen Stundenlohn von Euro. Eine Kassiererin kommt bei einer 38-Stundenoche auf einen Monatsverdienst von 800 Euro. Ein riseur in Thüringen arbeitet für einen Stundenlohn von ,18 Euro. Beispiele lassen sich wie Sand am Meer finen. Die „Geiz ist geil“-Philosophie hat in widerwärtiger eise auf den Arbeitsmarkt übergegriffen. In zahlrei hen Branchen gibt es das sprichwörtliche Fass ohne Boen. Dabei sind die Schutzregelungen im deutschen echt schlichtweg unzureichend. § 138 des Bürgerlichen esetzbuchs, der Wucher verbietet, gewährt nur dann inen Anspruch auf zusätzliche Bezahlung, wenn die ergütung mindestens 25 bis 30 Prozent unter der ortsblichen bzw. tariflichen liegt. Der Arbeitnehmer trägt arüber hinaus die Beweislast dafür, dass die Lohnbrede unter Ausbeutung seiner Zwangslage zustande ekommen ist. Prozesschancen hat er nur, wenn er beim instellungsgespräch seine Notlage offenbart hat. Zullerletzt: Jede richterliche Überprüfung setzt den Gang ur Arbeitsgerichtsbarkeit voraus. Viele Menschen klaen nicht, weil sie schlichtweg Angst vor Repressalien hrer Arbeitgeber haben. Die Situation ist: 7,7 Millionen vollzeitbeschäftigte rbeitnehmer verfügen lediglich über 50 bis 75 Prozent es Durchschnittseinkommens von 2 884 Euro. Rund ,5 Millionen Menschen haben sogar weniger als 0 Prozent dieses Betrages. Internationale Organisatioen bezeichnen das ganz klar als Armutslöhne. Woring Poor – da müssen wir Farbe bekennen – gibt es icht nur in den USA, sondern auch in der Bundesrepulik Deutschland. Die Tarifbindung ist seit den 90er-Jahren spürbar zuückgegangen. Laut IAB-Panel sank die Tarifbindung er Beschäftigten im Zeitraum bis 2003 im Westen von 6 auf 70 Prozent und im Osten von 63 auf 54 Prozent. ir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es nicht mehr usreicht, Löhne tariflich abzusichern oder einzelne Taifverträge für allgemein verbindlich zu erklären. Die älfte aller Arbeitnehmer im Osten bliebe schlichtweg uf der Strecke. Fakt ist, dass es auch unakzeptable Tarifverträge gibt. ie Aufstellung des Bundesarbeitsministeriums aus dem ahr 2003 weist nach, dass es 670 Tarifvereinbarungen it weniger als 6 Euro brutto Stundenlohn gibt. Das ist nsere Ausgangsposition. Wir stehen deshalb vor der ufgabe, dafür zu sorgen, dass auch Geringqualifizierte n Deutschland wieder Chancen auf Arbeit haben und afür einen Lohn bekommen, mit dem sie leben können. ir nehmen diese Aufgabe ernst. Ich sage dennoch, dass wir uns unüberlegte und popuistische Schnellschüsse, wie den vorliegenden Antrag er Linken, nicht leisten können. it Ihrer Forderung nach einem einheitlichen Mindestohn von pauschal 8 Euro machen Sie es sich zu leicht. ir brauchen beispielsweise Klarheit darüber, wie das erhältnis zum Sozialrecht sein soll. Haben Sie einmal Anette Kramme ausgerechnet, wie viel jemand verdienen muss, damit er so viel hat wie ein ALG-II-Empfänger? Ein Alleinverdiener mit zwei oder drei Kindern brauchte 10,50 Euro in der Stunde. Ein Single ohne Kinder muss hingegen nur zwischen 4,80 Euro und 5 Euro verdienen. Wir müssen uns über die Höhe eines Mindestlohns klar werden. Ist der Mindestlohn zu hoch angesetzt, wird er zum Einstellungshindernis, gerade für Ältere und Jugendliche. Wird er zu niedrig festgesetzt, haben wir den ungewollten staatlich legitimierten Niedriglohnbereich. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie ist denn Ihre Antwort, Frau Kramme?! Fragen über Fragen!)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Na, na, na!)





(A) )


(B) )


Wir müssen überlegen, ob wir mit branchenspezifischen
Lösungen arbeiten oder mit einer einheitlichen Regelung
mit Übergangsfristen. Wie setzen wir die genauen Maß-
stäbe bei branchenspezifischen Lösungen oder wie lang
bemessen wir Übergangsfristen? Treffen wir selber die
Entscheidung über die Höhe einer Mindestsicherung
oder greifen wir auf die Tarifvertragsparteien oder auf
einen Sachverständigenrat zurück? Es gibt eine Vielzahl
von Fragen, deren Beantwortung genauerer Überlegung
bedarf.


(Dirk Niebel [FDP]: Aha!)


Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Wir brauchen
eine untere Auffanglinie. Da sind wir uns in diesem
Hause – lassen wir einmal die FDP beiseite – einig. Und
das ist gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie nennen wir denn dieses Kind?)


Wir brauchen eine relativ kurzfristige Lösung. Auch da-
rüber sind wir uns einig. Und auch das ist gut so.

Wir haben im Koalitionsvertrag festgelegt, das Ar-
beitnehmer-Entsendegesetz auf das Gebäudereiniger-
handwerk auszudehnen. Wir werden im Herbst einen
Vorschlag zu Kombilöhnen und Mindestlöhnen vorle-
gen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung
finden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein allerletzter Satz. Ian Brinkley, Chefökonom des
britischen Gewerkschaftsbundes TUC, bringt es auf den
Punkt:

Heute sagen auch die Arbeitgeber in Großbritan-
nien, dass der Mindestlohn ein Erfolgsmodell ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Aber mit anderen Konditionen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603721100

Als Nächster hat das Wort der Kollege Dr. Heinrich

Kolb, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU]: Na endlich mal der Kolb!)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch freue mich über die freundliche Begrüßung, Herr ollege Brauksiepe. Frau Kollegin Kramme, ich möchte n Ihre Adresse sagen: Sie haben hier Fragen über Fraen aufgeworfen; aber außer einem imaginären Hinweis uf eine untere Auffanglinie haben wir von Ihnen nicht ehört, wie eine Lösung aussehen könnte. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Schwacher Beifall!)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603721200

Da ein gesetzlicher Mindestlohn, wie er von den Lin-
en heute hier in einem Antrag gefordert wird, einen
icht unerheblichen Eingriff in den Arbeitsmarkt dar-
tellt, möchte ich zunächst einmal eines festhalten: Der
ohn eines Arbeitnehmers und der Wert der von ihm
roduzierten Güter oder Dienstleistungen stehen in ei-
em engen und auch unauflöslichen Zusammenhang;
ein Unternehmen kann einem Arbeitnehmer auf Dauer
inen Lohn zahlen, der durch den Wert der Gegenleis-
ung nicht gedeckt ist. Verstöße gegen diese Grundregel
er Marktwirtschaft, Herr Kollege Stöckel, werden im
ettbewerb ganz unweigerlich und ausnahmslos mit der

nsolvenz des Unternehmens bestraft. Das ist so; das
uss man sehen.


(Rolf Stöckel [SPD]: Das habe ich ja vorhin auch gesagt!)


Ja, Sie haben das vorhin in gewisser Weise sogar ein-
eräumt.

Vor diesem Hintergrund stößt die Forderung nach ei-
em gesetzlichen Mindestlohn – das will ich hier deut-
ich sagen – auf den entschiedenen Widerspruch der
DP-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der FDP)


rbeitnehmer, die nach dem, was ich gesagt habe, über
ine nur geringe Produktivität verfügen – das ist oft mit
iner geringen Qualifikation gleichbedeutend –, werden
urch die Einführung eines Mindestlohns vom ersten Ar-
eitsmarkt faktisch ausgeschlossen.


(Andrea Nahles [SPD]: Das ist eine Behauptung, die nicht stimmt!)


chon heute sind aber fast 40 Prozent der 4,6 Millionen
rbeitslosen ohne eine abgeschlossene Berufsausbil-
ung. In den alten Bundesländern liegt der Anteil sogar
och höher. Diese Menschen wären nicht etwa Begüns-
igte, sondern Opfer der Einführung von Mindestlöhnen,
rau Kollegin Nahles, weil ihr Wunsch nach einem
euen Arbeitsplatz mit einem gesetzlichen Mindestlohn
ndgültig in unerreichbare Ferne rückt.


(Beifall bei der FDP – Andrea Nahles [SPD]: Dafür gibt es keine Belege!)


Aber es werden nicht nur Arbeitslose ausgeschlossen,
ondern es werden auch viele bestehende Arbeitsplätze
efährdet.


(Abg. Andrea Nahles [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
– Frau Präsidentin! – Nach einer Studie des DIHK ver-
dienen hierzulande derzeit 1,3 Millionen Vollzeitbe-
schäftigte weniger als 6 Euro pro Stunde. Legt man die
DGB-Forderung von 7,50 Euro pro Stunde zugrunde,
dürften sogar mehr als 2,6 Millionen Menschen betrof-
fen sein, das heißt bei Einführung eines Mindestlohns
ganz konkret von Arbeitslosigkeit bedroht sein.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603721300

Herr Kolb, möchten Sie eine Zwischenfrage der Kol-

legin Nahles zulassen?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603721400

Sehr gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603721500

Bitte schön.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: „Sehr gern“!)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603721600

– Ja, ich freue mich.


(Dirk Niebel [FDP]: Ein Fleißkärtchen für Frau Nahles!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1603721700

So geht das bei uns von „Arbeit und Soziales“ mit

dem Freuen.


(Zuruf: Wenn alle da sind!)


– Wenn alle da sind, wenn alle da bleiben.

Sie behaupten indirekt immer wieder: Sobald ein
Mindestlohn eingeführt wird, wird das Arbeitsplätze
kosten. – Haben Sie zur Kenntnis genommen, dass es
dazu ausführliche Studien gibt, allein zehn Untersuchun-
gen der wichtigen Wirtschaftsinstitute in Deutschland,
und acht von diesen zehn klipp und klar besagen, dass es
nachweislich keine positiven, aber auch keine negativen
Arbeitsmarkteffekte in den betreffenden Ländern – das
sind 18 von 25 in Europa; aber auch in den USA wurde
untersucht – gibt?


(Dirk Niebel [FDP]: Aber wenn es nichts nützt, warum machen Sie es dann?)


Haben Sie also zur Kenntnis genommen, dass es für Ihre
Aussage – Mindestlöhne kosten Arbeitsplätze – keiner-
lei empirischen Belege gibt?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603721800

Frau Kollegin Nahles, ich habe Kenntnis von der

Aussage eines Sachverständigen der Bundesregierung,
der das Ganze auf die schöne Formel gebracht hat, ein
Mindestlohn sei maximaler ökonomischer Unsinn. Bes-
ser kann ich es auch nicht ausdrücken.


(Beifall bei der FDP – Rolf Stöckel [SPD]: Das wird durch Wiederholen auch nicht richtiger!)


Frau Kollegin Nahles – bleiben Sie noch stehen! –,
das Grundgesetz der Marktwirtschaft – ich habe das ein-

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(C (D angs gesagt – können Sie nicht außer Kraft setzen. Ein nternehmer kann vielleicht für eine bestimmte Zeit eien Lohn zahlen, der über der Produktivität liegt, aber uf Dauer geht das eben nicht. Mit einem bestimmten imelag wird – davon bin ich fest überzeugt – ein Ver ust von Arbeitsplätzen eintreten. Diese Arbeitsplatzvernichtung droht übrigens beonders in den neuen Bundesländern, weil dort die öhne nur etwa 80 Prozent des Westniveaus betragen. ie Linken als Regionalpartei Ost leisten den Menschen ort mit ihrem Antrag einen Bärendienst – der Meinung in ich –, weil die Verlierer eines Mindestlohns zwichen Rostock und Sonneberg, zwischen Eisenach und ottbus wohnen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun ist ein Stundenlohn von 4,60 Euro, wie er etwa in
achsen für eine Friseuse tarifvertraglich vereinbart
urde – mit Unterschrift der Arbeitgeber und Gewerk-

chaften –, alles andere als auskömmlich – das sehen wir
atürlich auch –, aber die Formel des Bundesarbeitsmi-
isters „Wer Vollzeit arbeitet, muss auch davon leben
önnen“ nützt denen, die Vollzeit arbeitslos sind oder
erden, überhaupt nichts. Deswegen kann die Lösung
icht darin bestehen, den Lohn per Gesetz nach oben zu
efinieren. Die Lösung liegt darin, denen, deren Bedarf
urch eigenes Arbeitseinkommen nicht ausreichend ge-
eckt wird, einen Transfer zu gewähren, der die beste-
ende Lücke schließt. Die FDP hat dazu mit ihrem
onzept eines Bürgergeldes einen ganz konkreten Vor-

chlag gemacht. Eine negative Einkommensteuer, also
ine Steuergutschrift, soll denen zugute kommen, die be-
eit sind, auch für einen geringeren Stundenlohn zu ar-
eiten.


(Beifall bei der FDP)


Es wäre also falsch, den Niedriglohnsektor zu elimi-
ieren. Das Gegenteil ist richtig, Frau Nahles. Deutsch-
and braucht dringend einen wirklich funktionierenden
iedriglohnsektor, einen Niedriglohnsektor, in dem die
ufnahme einer nur gering entlohnten Beschäftigung at-

raktiver ist als die ausschließliche Inanspruchnahme
taatlicher Transferleistungen.

Das ist im Grunde auch die Frage, vor der wir bei
artz IV stehen.


(Rolf Stöckel [SPD]: Da bekämpfen Sie das doch!)


an mag ja über die Höhe der Regelsätze streiten – der
err Kollege Stöckel hat es ja gesagt –, aber darüber,
ass sie am Ende praktisch wie ein Mindestlohn wirken,
ollte in diesem Hause Konsens herrschen.


(Beifall bei der FDP)


Anders als der DGB ist der CGB, der Christliche Ge-
erkschaftsbund Deutschlands, wie die FDP ein ent-

chiedener Gegner gesetzlicher Mindestlöhne.


(Dirk Niebel [FDP]: Hört euch das gut an!)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Der CGB ist auch – das sage ich an die Adresse der Kol-
legen der Union – gegen eine Ausdehnung des Entsende-
gesetzes auf andere Branchen. Sie wissen, dass dieses
Ziel speziell für die Zeitarbeitsbranche vom DGB zurzeit
mit Nachdruck verfolgt wird. Aber – das muss man hier
klar sagen – eine solche Ausdehnung wäre eine Vernich-
tung quasi durch die Hintertür der derzeit bestehenden
Tarifvertragspluralität, für die der Christliche Gewerk-
schaftsbund in der Vergangenheit hart gekämpft hat.


(Beifall bei der FDP)


Ich bin mir sicher, dass der Antrag der Linken heute
hier keine Mehrheit finden wird.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Aber ich bin gespannt, wie die Koalition, insbesondere
die Union, sich in dieser Frage verhalten wird. Noch vor
einem Jahr war die Haltung der CDU klar. Frau Merkel,
die damalige und auch jetzige Bundesvorsitzende der
Union, hat gesagt: Wir wollen keinen gesetzlichen Min-
destlohn. – Herr Kauder, Herr Laumann und Herr
Pofalla haben zugestimmt und gesagt: Mit der Union auf
keinen Fall.

Das ist zwar erst knapp ein Jahr her; aber heute klingt
das anders und das macht mich sehr hellhörig: Man stehe
diesem Thema grundsätzlich offen gegenüber, heißt es
nun.


(Dirk Niebel [FDP]: Umfaller!)


Das lässt bei mir in der Tat alle Alarmglocken schrillen.

Ich sage insbesondere an die Adresse der Union: Fin-
ger weg vom Mindestlohn! Wir brauchen in Deutschland
nicht mehr, sondern weniger staatliche Eingriffe, nicht
mehr, sondern weniger Bürokratie, nicht mehr Planwirt-
schaft, sondern mehr Marktwirtschaft.

Ich habe – das sage ich zum Schluss – die Vorstel-
lung, dass in Wahlkampfzeiten ein gesetzlicher Mindest-
lohn politisch instrumentalisiert werden wird, ganz nach
dem Motto: Wer bietet mehr? Wenn es einen Mindest-
lohn von 7,50 Euro gibt und sich mit 8 oder 9 Euro Wäh-
ler mobilisieren lassen, wird genau das auch geschehen.
Die Politik aus der Lohnfindung herauszuhalten, war
eine sehr kluge Idee der Väter des Grundgesetzes, wie
ich finde. Wir sollten deren Rat auch heute beherzigen


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und der Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn
ebenso wie der Forderung nach einer Ausdehnung des
Entsendegesetzes eine klare Absage erteilen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Rolf Stöckel [SPD]: Tarifautonomie! Danke, Herr Kolb! – Andrea Nahles [SPD]: Darauf kommen wir noch zurück!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603721900

Ich erteile das Wort der Kollegin Gitta Connemann,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Welchen ert hat Arbeit? Das ist die eigentliche Kernfrage der eutigen Debatte. Für die Damen und Herren von den inken liegt die Antwort ausschließlich in dem Wert eier Arbeitsstunde: 8 Euro sollen es nach Ihrem Antrag ein. Arbeit dient natürlich dem Lebensunterhalt, gar keine rage. Aber sie gibt auch mehr: Beschäftigung, Sinn, ufgabe und Würde. Das ist eine alte Weisheit. Ich zi iere insoweit den verstorbenen Präsidenten Harry . Truman: Wir wissen, dass die Begriffe Arbeit und Menschenwürde nicht sentimentale Utopien sind, eitle Hoffnungen oder rhetorische Schnörkel. Sie sind die stärksten und schöpferischsten Kräfte der ganzen Welt. Arbeit und Würde hängen untrennbar zusammen. ies erleben schmerzhaft alle, die vom Arbeitsmarkt usgeschlossen sind. Mehr als die Hälfte davon sind angzeitarbeitslose und Geringqualifizierte, Menschen hne Schulabschluss, ohne Ausbildung, ohne Perspekive. Nicht alle Menschen sind gleich leistungsfähig. Dies ässt sich nun einmal nicht ignorieren. Es gibt nicht nur ie Starken, die Klugen, die Gesunden. Wenn wir den chwächeren wirklich helfen wollen, müssen wir ihnen ine Chance auf dem Arbeitsmarkt bieten. Das ist mögich. ch habe vor kurzem ein Berufsbildungswerk in meinem ahlkreis besucht. Dort werden Sonderausbildungsforen für Lernbehinderte angeboten, unter anderem die so enannte Helferausbildung. Mehr als 50 Prozent der Juendlichen werden nach dieser Ausbildung vermittelt, llerdings wegen geringerer Qualifikation zu niedrigeren öhnen. Meine Damen und Herren von den Linken, bei einem esetzlichen Mindestlohn von 8 Euro hätten diese Juendlichen eines nicht: Arbeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rolf Stöckel [SPD] – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das stimmt gar nicht!)

Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1603722000

(Beifall bei der CDU/CSU)


a kann Ihr Kollege Herr Gysi in der letzten Debatte
iel von Mindestanforderungen sprechen, die Sie an Ar-
eitgeber stellen. Sie zeigen mit dieser Forderung aber
ur eines: vollständige Unkenntnis der Lage gerade der
leinen und mittelständischen Betriebe.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: So ist das!)


Wissen Sie eigentlich, was zum Beispiel einem Hand-
erkerbetrieb bei einem Stundenverrechnungssatz von
4 Euro bleibt? Genau 1,20 Euro.


(Kornelia Möller [DIE LINKE]: Schauen Sie doch einmal über den Tellerrand, zum Beispiel nach England!)







(A) )



(B) )


Gitta Connemann
Da bleiben einem kleinen oder mittelständischen Unter-
nehmen keine Spielräume mehr. Mir ist natürlich klar,
dass Sie das aufregt, dass diese Realität nicht in Ihr ideo-
logisches Weltbild passt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich zitiere aus dem neuesten Jahresgutachten des
Sachverständigenrates:

Die überproportional angehobenen oder gar gänz-
lich gestrichenen unteren Tariflohngruppen haben
in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht unwe-
sentlich zu dem dramatischen Anstieg der Arbeits-
losigkeit gering qualifizierter Arbeit beigetragen …
Ein gesetzlicher Mindestlohn … wiese ähnliche Ef-
fekte auf. Ein Verlust von Arbeitsplätzen wäre die
Folge.

Dies ist nicht nur bei gering Qualifizierten der Fall,
sondern insbesondere auch bei Menschen in den neuen
Bundesländern. Der Kollege Carsten Schneider von der
SPD hatte Recht, als er jetzt in der „Leipziger Volkszei-
tung“ warnte:

Es bringt nichts, in München einen Lohn festzule-
gen, der im Osten alle Arbeit platt macht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ein Mindestlohn von 8 Euro wäre für die Menschen
in Thüringen und Sachsen eine reine Jobvernichtungsak-
tion. Eine Kfz-Werkstatt in Görlitz muss mit einer Werk-
statt im polnischen Zgorzelec konkurrieren. Die beiden
Städte trennt nur ein Fluss. In Polen gibt es einen Min-
destlohn; dieser liegt aber bei 1,15 Euro pro Stunde. In
Tschechien beträgt er 1,24 Euro pro Stunde. Diese Län-
der sind unsere direkten Nachbarn. Wir wollen solche
Löhne nicht. Aber nur wenn wir besser und produktiver
sind, können wir höhere Löhne zahlen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich weiß, was jetzt kommt, nämlich der Hinweis auf
die höheren Mindestlöhne in Frankreich und Großbri-
tannien. Aber genau dieser Hinweis greift nicht. Denn
empirische Studien belegen – auch diese werden im Jah-
resgutachten des Sachverständigenrates zitiert –, dass
der Salaire minimum in Frankreich mitverantwortlich
für den Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit war.


(Andrea Nahles [SPD]: Die Auszubildenden sind in Frankreich ausgenommen!)


– Liebe Frau Nahles, regen Sie sich nicht auf, sondern
lesen Sie einfach im Jahresgutachten des Sachverständi-
genrates nach!


(Andrea Nahles [SPD]: Entschuldigung, es ist falsch!)


– Ich verstehe aufgrund Ihres vulkanischen Tempera-
ments Ihren Zuruf. Aber trotzdem mein Rat an Sie, in
diesem Gutachten einmal nachzulesen.


(Andrea Nahles [SPD]: Das ist trotzdem falsch!)


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(C (D Ich komme jetzt auf Großbritannien zu sprechen. Dort bernimmt der Mindestlohn die Funktion einer Minesteinkommensregelung. Ein Engländer ohne Arbeit uss mit 669 Euro auskommen. Dies ist in Deutschland nders. Denn wir haben durch ALG II und weitere eränzende Sozialleistungen schon einen Quasimindestohn. Laut IW Köln beläuft sich der ALG-II-Anspruch ei einem Singlehaushalt auf 850 Euro brutto, bei einem ierpersonenhaushalt auf rund 2 000 Euro brutto. Bundesminister Franz Müntefering hat deshalb auf em DGB-Kongress in der vergangenen Woche zu Recht or einem gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 oder 8 Euro ewarnt. Ich erlaube mir, ihn zu zitieren: Wenn das kommt, geht der Familienvater als Alleinverdiener mit weniger Geld nach Hause als der, der ALG II bekommt. Frau Kollegin, möchten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Kolb zulassen? Immer. Frau Kollegin Connemann, ich habe Ihnen aufmerk am zugehört. Ich bin mir aber nicht ganz schlüssig, ob ie generell gegen einen gesetzlichen Mindestlohn sind der ob Sie nur gegen einen gesetzlichen Mindestlohn in er Höhe von 8 oder 8,50 Euro sind. Vielleicht können ie es am Schluss Ihrer Rede einmal klipp und klar saen. Lassen Sie sich überraschen. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Muss ich stehen bleiben?)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603722100
Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1603722200

(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603722300
Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1603722400

Nein. Die Antwort werde ich Ihnen am Ende dieser
ede geben. Das wird die reine Offenbarung werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann setze ich mich wieder hin!)


Ich war bei dem Zitat des Bundesministers Franz
üntefering stehen geblieben, der auf die Problematik

ezüglich des Mindestlohns hingewiesen hatte.

Ein Einkommen unterhalb des Mindestlohns bietet
igentlich keinen Anreiz mehr zur Arbeitsaufnahme. Ei-
entlich. Denn wissen Sie, was mich wirklich beein-
ruckt? Dass trotzdem sehr viele Menschen in diesem
and lieber für weniger arbeiten, als staatliche Transfer-

eistungen in Anspruch zu nehmen und davon abhängig
u werden. Leider arbeiten diese Menschen manchmal
ür einen viel zu geringen Lohn. Etwa 1,3 Millionen
eschäftigte verdienen in Deutschland weniger als
000 Euro bzw. 6 Euro pro Stunde – übrigens auch in






(A) )



(B) )


Gitta Connemann
tarifgebundenen Branchen. Einige Beispiele sind von
der Kollegin Kramme schon genannt worden.

Es ist keine Frage, dass man von solchen Löhnen
nicht leben kann. Der Beschäftigte muss aber von sei-
nem Lohn leben können; alles andere wäre mit seiner
Würde unvereinbar. Mit der CDU/CSU-Bundestagsfrak-
tion sind Hungerlöhne nicht zu machen. Missbrauch und
Lohndumping werden wir nicht tatenlos zusehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rolf Stöckel [SPD])


Aber wenn es einen Markt für gering bezahlte Tätig-
keit gibt, dann müssen wir darüber nachdenken, wie man
sie durch staatliche Hilfen attraktiver machen kann.

Kombilohn, Ausweitung des Entsendegesetzes – das
sind nur einige Stichworte. Wir sind in der Diskussion.
Die Bundesregierung wird im Herbst einen Vorschlag
unterbreiten. Was uns sicherlich nicht hilft, sind Schnell-
schüsse wie ein Nacht-und-Nebel-Antrag der FDP-Frak-
tion,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


wie er jetzt unterbreitet wurde, oder aber ein kaum
durchdachter Antrag der Grünen.

Ich bin froh, dass diese Diskussion in der großen Ko-
alition offen und ohne ideologische Scheuklappen ge-
führt wird. Am Ende dieser Diskussion muss eines ste-
hen: nicht weniger Arbeit, sondern mehr. Zuerst kommt
das Ziel, dann die Instrumente. Der Maßstab bleibt die
Würde des Einzelnen. Diese ist für uns unantastbar.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603722500

Für den Bundesrat erhält das Wort der Kollege Harald

Wolf, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Berlin.


(Beifall bei der LINKEN)



Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603722600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir

brauchen in Deutschland dringend einen Mindestlohn.
Beispiele dafür, dass tarifgebundene Beschäftigungen
keine existenzsichernden Einkommen mehr gewährleis-
ten, sind genannt worden. Im Wachschutzgewerbe in
Berlin gibt es einen Stundenlohn von 5,30 Euro und bei
Friseurinnen und Friseuren in Ostdeutschland einen
Stundenlohn von gerade 3 Euro. Das sind Löhne, die
nicht akzeptabel sind. Das ist Arbeit, bei der die Vollzeit-
beschäftigung arm macht. Eine Existenzsicherung in
Würde, Frau Kollegin, wird damit nicht gewährleistet.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In den letzten Tagen und Wochen ist viel über die Re-
vision von Hartz IV diskutiert worden. Unter anderem
hat Herr Stoiber aus Bayern erklärt, es sei nicht hin-
nehmbar, dass manche Vollzeitbeschäftigungen nur ein

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(C (D ettoeinkommen ermöglichen, das unterhalb des Nieaus von Hartz IV liegt. Ich bin da mit Herrn Stoiber eiig. Auch ich halte das für einen nicht hinnehmbaren ustand. Nur, meine Konsequenz ist eine völlig andere. eine Konsequenz ist nämlich nicht, dass die Transfer eistung gesenkt werden muss. Meine Konsequenz ist ielmehr: Die Löhne müssen auf ein existenzsicherndes iveau angehoben werden. Hartz IV ist mehr und mehr – auch das ist in der Deatte bereits gesagt worden – zu einem flächendeckenen Kombilohn geworden. Wenn es richtig ist, dass wir ittlerweile fast 1 Million Aufstocker haben – diese ahl hat sich aus einer Umfrage ergeben –, das heißt enschen, die ihr nicht existenzsicherndes Einkommen it Leistungen aus Hartz IV aufstocken, dann – so muss ch sagen – haben wir an dieser Stelle in der Tat eine ostenexplosion zu verzeichnen, nämlich eine flächeneckende Subventionierung von nicht existenzsichernen Löhnen. Das muss verändert werden. Deshalb wäre die Einführung eines Mindestlohnes ine wirklich sinnvolle Maßnahme der Kostendeckung nd Kostendämpfung. Denn ein Mindestlohn würde beeuten, dass die Differenz zwischen den nicht existenzichernden Löhnen und dem existenzsichernden Niveau on den Unternehmen und nicht vom Steuerzahler geahlt wird. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Nun kommt das Argument – das ist in der Diskussion eute wieder genannt worden –, dass die Einführung eies Mindestlohnes Arbeitsplätze im Bereich der niedrien Einkommen vernichten würde. n meiner Eigenschaft als Wirtschaftssenator in Berlin ede ich täglich mit Unternehmerinnen und Unternehern, zum Beispiel mit Unternehmen aus der Gebäude einigerinnung in Berlin oder dem Vorstand von Securitas, em größten deutschen Wachschutzunternehmen. Sie lle erklären mir, sie seien für einen gesetzlichen Minestlohn. enn diese Unternehmen wissen, liebe Kolleginnen und ollegen von der FDP, dass sich Ihr Marktradikalismus nd Ihre Lehrbuchweisheit über den Markt nicht mit der ealität decken. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sind nur die großen Unternehmen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


(Zuruf von der LINKEN: Aha!)


Ja. Aber es sind die großen, die nach Tarif zahlen. Es
ind die großen, die ausbilden und die qualifizierte Leute
insetzen. – Diese sagen mir: Mit Dumpingpreisen und
er Schmutzkonkurrenz, die es in diesen Sektoren teil-
eise gibt, werden Arbeitsplätze vernichtet, wird tarif-
ebundene Beschäftigung vom Markt verdrängt und






(A) )



(B) )


Senator Harald Wolf (Berlin)

werden Möglichkeiten der Ausbildung und der Qualifi-
zierung vernichtet. Das kann nicht der Weg sein, den wir
gehen sollten.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603722700

Herr Senator, möchten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Rohde zulassen?


Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603722800

Bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603722900

Bitte schön.


Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1603723000

Können Sie mir vielleicht erklären, wie Sie zu einem

Mindestlohn mit einem Betrag X – es können 8 Euro
sein – stehen und welche Strategie Sie entwickeln, um
Schwarzarbeit in Deutschland zu bekämpfen?


Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723100

Schwarzarbeit in Deutschland bekämpft man nicht

durch Dumpinglöhne, was ja die Auffassung der FDP
ist.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schwarzarbeit bekämpft man, indem man klare Repres-
sionsmaßnahmen durchführt und


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


dafür sorgt, dass Unternehmer, die Schwarzarbeiter be-
schäftigen, die Strafen und Ordnungsgelder nicht aus der
Portokasse zahlen können, und dass das tatsächlich als
sozial schädliches Verhalten gilt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist seit Jahren ohne Erfolg versucht worden! Das können Sie getrost vergessen! Das funktioniert nicht!)


Ich habe Beispiele von Unternehmern genannt, die
aus wirtschaftlicher Rationalität dafür eintreten, einen
Mindestlohn einzuführen. Ich kann noch hinzufügen:
Michael Knieper vom Hauptverband der Deutschen
Bauindustrie hat darauf hingewiesen, dass ohne einen
Mindestlohn in der Bauindustrie noch 250 000 weitere
Arbeitsplätze vernichtet worden wären


(Beifall bei der LINKEN)


und dass Mindestlöhne durchaus ein arbeitsmarktstabili-
sierender Faktor sein können.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist keine Erfolgsstory!)


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(C (D Vorhin ist schon die Einführung des Mindestlohnes in roßbritannien angeführt worden. Dazu kamen auch och andere Beispiele. Die Mehrheit der EU-Länder hat inen gesetzlichen Mindestlohn. Die Mehrheit dieser änder hat auch eine bessere Arbeitsmarktsituation und inen höheren Beschäftigungsgrad, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das liegt aber an der Politik dieser Bundesregierung!)


eil sie eben nicht den Weg gegangen sind, die Löhne
ach unten zu nivellieren und damit die Binnenkaufkraft
nd Unternehmensstrukturen zu zerstören, sondern weil
ie einen Mindeststandard eingeführt und damit für Sta-
ilität gesorgt und Wachstum ermöglicht haben. Das ist
er Weg, den wir in der Bundesrepublik Deutschland ge-
en müssen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sollten nicht immer als Einzige in Europa versu-
hen, den falschen Weg zu gehen, sondern wir sollten
ns an positiven Beispielen aus anderen europäischen
ändern orientieren.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb sage ich: Der gesetzliche Mindestlohn ist
eine spinnerte Idee der politischen Linken oder von
erantwortungslosen Gewerkschaften, sondern er ist ers-
ens ein Gebot der wirtschaftspolitischen Vernunft und
weitens sozial- und arbeitsmarktpolitisch notwendig.
m Übrigen ist er angesichts der Tatsache, dass von den
iedriglohnbezieherinnen und -beziehern 70 Prozent
rauen sind, auch noch frauen- und gleichstellungspoli-

isch geboten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723200

Das Wort hat Brigitte Pothmer, Bündnis 90/Die Grü-

en.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
üntefering, Sie betonen immer wieder, dass Sie der
uffassung sind, dass Löhne von 4,50 Euro und weniger
Sie wissen, es ist oft noch deutlich weniger – sitten-
idrig sind.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sind Tariflöhne!)


Ja. Herr Kolb, wir reden heute auch deshalb über die-
es Problem, weil die Gewerkschaften das wollen


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Warum unterschreiben sie denn solche Tarifverträge? Das verstehe ich nicht!)


nd merken, dass die Kräfteverhältnisse in diesem Land
nzwischen so sind, dass ein Eingreifen des Staates not-
endig ist.






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Deswegen muss man noch lange nicht unterschreiben, wenn man das für Quatsch hält!)


– Herr Kolb, ich schlage vor, dass Sie sich einfach ein-
mal bei Verdi bewerben mit dem Argument, Sie würden
alles besser machen. Ich fürchte nur, Sie würden nie ge-
wählt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe eine bessere Lebensplanung!)


Ich komme noch einmal auf Herrn Müntefering zu-
rück. Herr Müntefering, Sie sagen auch, dass ein Mann,
der den ganzen Tag ordentliche Arbeit leistet, von dem
so verdienten Geld auch sich und seine Familie ernähren
können soll. Abgesehen davon, dass das ein überkom-
menes und patriarchales Bild ist, stimme ich Ihnen in der
Sache ausdrücklich zu.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Im Sauerland läuft das noch so!)


Sie fordern auch immer wieder, dass Deutschland ein
Hochlohnland bleiben soll. Gut so, sage ich. Meine
Frage an Sie als Arbeitsminister ist aber: Was tun Sie da-
für? Bei der Einbringung des Antrages hatte ich tatsäch-
lich den Eindruck, wir wären weiter. Das ist jetzt ein hal-
bes Jahr her. Damals wurde ein Gesetzentwurf
angekündigt. Jetzt hören wir, dass das ganze Projekt auf
den Herbst verschoben worden ist. Ganz offensichtlich
hat das auch etwas mit den Koalitionsquerelen zu tun.

Inzwischen weiß jeder hier im Lande, der sich dafür
interessiert, was die SPD nicht will und was die CDU/
CSU nicht will; aber was Sie in Sachen Mindestlohn
konkret wollen, ist immer noch nicht klar. Dabei ist Han-
deln – das betonen alle Rednerinnen und Redner immer –
dringender und notwendiger denn je; denn das Lohn-
dumping geht weiter und das Unterschreiten sozialer
Standards auf dem Arbeitsmarkt muss dringend gestoppt
werden. All das haben Sie hier beschworen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir merken das auch in der SGB-II-Debatte. Da ver-
stehe ich gerade die Scharfmacher aus der CDU und aus
der CSU nicht mehr. Sie beschreien eine so genannte
Kostenexplosion, obwohl sie haargenau wissen, dass
ein Großteil der Kosten deswegen entsteht, weil Men-
schen, auch wenn sie in Vollzeit sozialversicherungs-
pflichtig arbeiten, von ihren Löhnen nicht mehr leben
können. Es handelt sich um 500 000 Menschen. Hinzu
kommen 500 000 Menschen, die geringfügig beschäftigt
sind. Herr Kolb, genau die bekommen die Aufstockung
im Rahmen des ALG II.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Debatte haben wir nachher noch!)


– Herr Kolb, erklären Sie mir bitte einmal, was der ge-
naue strukturelle Unterschied zwischen der Aufstockung
durch ALG II und Ihrem Vorschlag der negativen Ein-
kommensteuer ist.

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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ein ganz wesentlicher Unterschied!)


lle Berechnungen zeigen uns, dass das erstens ein un-
eheuer teures Projekt ist und dass zweitens mit diesem
rojekt ausdrücklich Druck auf die Löhne ausgeübt
ird. So einfach, wie Sie sich das vorstellen, ist es eben
icht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich würde mir sehr wünschen, dass sich insbesondere
ie CDU/CSU dem Projekt des Mindestlohns stärker an-
immt, statt hier hysterische Debatten über Missbrauch
ei Hartz IV zu führen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Seit geraumer Zeit verweist die Koalition – ich habe
s schon erwähnt – auf den Herbst. Offenbar kommt
ann die arbeitsmarktpolitische Offenbarung. Die soll
hnen dann wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen. Las-
en Sie mich etwas als Bauerstochter sagen. Eine alte
auernweisheit ist: Wer im Frühjahr nicht sät, wird im
erbst nicht ernten. Deswegen schlage ich Ihnen vor,

ehr schnell in die Strümpfe zu kommen. Wir haben Ih-
en mit unserem sehr differenzierten und an der gesell-
chaftlichen Wirklichkeit ausgerichteten Konzept eine
ute Arbeitsgrundlage geliefert. Dieses meistert genau
ie Gratwanderung, die darin besteht, auf der einen Seite
ohndumping zu verhindern, auf der anderen Seite aber
uch zu vermeiden, dass Arbeitsplätze, für die jetzt nicht
ehr hohe Löhne gezahlt werden, wegbrechen und wir
ann zwar einen hohen Mindestlohn haben, aber ein gro-
er Teil der Arbeitsfelder, die wir dringend brauchen,
icht mehr existiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir schlagen vor, das Arbeitnehmer-Entsendegesetz
uszuweiten. Das findet auch bei der SPD Zustimmung.
ir schlagen weiterhin die Reform der Allgemeinver-

indlichkeitserklärung im Tarifvertragsgesetz und die
eform des Mindestarbeitsbedingungengesetzes von
952 vor. Diesem überlegten Dreischritt können auch
ie von der SPD – ich spreche besonders Frau Kramme
n – zustimmen nach dem, was Sie heute hier vorgetra-
en haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Rot-Grün hat doch gar keine Mehrheit mehr, Frau Pothmer!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723400

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723500

Frau Connemann, auch Sie können diesen Antrag ei-

entlich nicht ablehnen, weil er genau Ihre Bedingung
rfüllt. Danach ist es nämlich nicht so, dass Löhne, die in
ünchen festgelegt werden, auch bei Ihnen an der Un-

erweser gelten. Geben Sie sich einmal einen Schubs und
ringen Sie die Sache voran! Stimmen Sie unserem An-
rag zu! Das wäre eine gute Arbeitsgrundlage für Minis-
er Müntefering.






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich bin für eine Mindestredezeit von zehn Minuten!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723600

Das Wort hat die Kollegin Andrea Nahles, SPD-Frak-

tion.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt stimm mal zu, Andrea!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1603723700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Frage ist: Warum brauchen wir einen
Mindestlohn? Heute haben viele darauf hingewiesen,
dass wir die Ausnahme von der Regel in Europa sind,
dass also die Mehrheit der europäischen Länder einen
Mindestlohn hat. Deswegen habe ich mir einmal ange-
schaut, welche Regelungen es in den Staaten, die keinen
Mindestlohn haben, gibt, um ein Abrutschen der Löhne
in den nicht mehr menschenwürdigen Bereich zu verhin-
dern.

Interessant ist das Beispiel Österreich – das schlage
ich der FDP, wenn sie keinen Mindestlohn will, als Al-
ternative vor, wo es eine Pflichtmitgliedschaft der Ar-
beitgeber in der Wirtschaftskammer gibt. Die Italiener
haben de facto eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung
für tarifliche Löhne per Gesetz. Wenn Sie darin eine Al-
ternative sehen, dann können wir gerne darüber reden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich sehe beides nicht als zielführend an!)


Beispiel Skandinavien: Dort gibt es keinen Mindestlohn,
dort liegt der Organisationsgrad der Gewerkschaften
aber bei über 80 Prozent.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber Pflicht wird es nicht, oder?)


Die Gewerkschaften haben daher natürlich auch in den
Bereichen, die in Deutschland besonders problematisch
sind – NGG und andere –, eine ganz andere Verhand-
lungsmacht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eine Pflichtmitgliedschaft in den Gewerkschaften wollen Sie doch aber nicht, Frau Nahles?)


Wenn Sie auch der Meinung sind, dass Armutslöhne
in diesem Land mit der Menschenwürde nicht vereinbar
sind, Sie einen Mindestlohn aber nicht mittragen wollen,
dann schlage ich Ihnen alternativ das vor, was die Öster-
reicher, die Italiener und die Schweden gemacht haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe Ihnen doch unser Konzept vorgeschlagen!)


Aber auch dazu sind Sie nicht bereit, weil Sie in Wirk-
lichkeit nicht die Interessen der Menschen im Auge ha-
ben, sondern nur verhindern wollen, dass ein bisschen
mehr Ordnung und ein bisschen mehr Recht auf dem Ar-
beitsmarkt geschaffen wird.



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(C (D (Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Nein, jetzt nicht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603723800

Jetzt nicht.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1603723900

Wenn wir schon die internationale Perspektive auf-

ehmen – das ist für mich ein ganz zentraler Punkt –,
üssen wir feststellen, dass Deutschland das einzige
and in Europa mit neun Ländergrenzen ist. Wir wollen
in offenes Europa. Wir wollen Schritt für Schritt – mit
er Dienstleistungsrichtlinie, aber auch mit der Freizü-
igkeit, die 2011 wahrscheinlich endgültig kommt – eine
ituation schaffen, die es uns ermöglicht, hier in
eutschland unsere Hausaufgaben zu machen. Wir ha-
en in Deutschland unsere Hausaufgaben noch nicht ge-
acht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das Entsendegesetz muss aus unserer Sicht auf alle
ranchen ausgedehnt werden, damit wir in einem offe-
en Europa den Arbeitnehmern, die ihre Arbeit in
eutschland anbieten, auch Mindestregeln mit auf den
eg geben. Sie müssen sich in Deutschland dann an
indeststandards halten. Das ist dringend erforderlich.
eswegen muss der Geltungsbereich des Entsendege-

etzes ausgedehnt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Freier Markt zu Ihren Bedingungen!)


Die Ausgestaltung der Mindestlöhne in Europa ist
nteressant. Frau Connemann, ich bitte Sie an dieser
telle, sich das wirklich einmal anzuschauen. In den al-

ermeisten Ländern gibt es selbstverständlich Sonderre-
elungen für Behinderte und Auszubildende. Sie sind
on den Mindestlöhnen ausgenommen.

Sie beziehen sich auf einen Brief des Beirates des
irtschaftsministeriums, in dem versucht wird, dem
indestlohn die Schuld für 25 Prozent Jugendarbeits-

osigkeit in Frankreich zuzuschieben.

Ich sage Ihnen dazu Folgendes: Das hat mit dem
MIC – so heißt der Mindestlohn in Frankreich – nichts
u tun. Das hat damit zu tun, dass die konservative Re-
ierung in Frankreich das Programm gegen Jugendar-
eitslosigkeit – „Emplois Jeunes“ – seit 2001 massiv
eruntergefahren hat. Das haben wir nicht getan. Wir ha-
en investiert. Wir haben mit den Programmen „JUMP“,
JUMP plus“ und anderen das Gegenteil gemacht. Des-
egen stehen wir bei der Jugendarbeitslosigkeit auch
eutlich besser da.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as hat mit dem Mindestlohn in Frankreich überhaupt
ichts zu tun.






(A) )



(B) )


Andrea Nahles

(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das müssen Sie dem Beirat sagen, nicht mir!)


Was sollen wir machen?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Stimmen Sie jetzt dem Antrag der Linken zu?)


Wir Sozialdemokraten nehmen die Tarifautonomie in
diesem Land sehr ernst. Deswegen wollen wir den Tarif-
parteien im Rahmen des Entsendegesetzes zunächst die
Möglichkeit geben, branchenspezifische Vereinbarun-
gen zu treffen. In dieser Woche hat es eine branchenspe-
zifische Vereinbarung gegeben. Die Zeitarbeitsfirmen
haben 7 Euro Mindestlohn in Deutschland vereinbart.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir lesen auch Zeitung, Frau Nahles!)


– Herr Kolb, das muss man Ihnen doch einmal vorhal-
ten: 7 Euro in einer unter hohem Wettbewerbsdruck ste-
henden Branche wie der Zeitarbeit.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Den Wettbewerbsdruck wollen wir mindern!)


Diese Vereinbarung ist auch auf Wunsch der Arbeitge-
berverbände zustande gekommen. Das sollte die FDP
doch einmal zum Nachdenken bringen. Es kann doch
nicht sein, dass Sie das nicht zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie müssen die Motive genau erforschen!)


Darüber hinaus sage ich für meine Fraktion klipp und
klar: Wir wissen, dass wir eine Vielzahl von branchen-
spezifischen Absprachen und Tarifverträgen haben. Wir
haben inklusive Hausverträgen sage und schreibe
46 000 Tarifverträge in Deutschland. Ich glaube, es wird
uns nicht gelingen, allein über das Instrument des Ent-
sendegesetzes tatsächlich in allen Branchen zu verbindli-
chen Lösungen zu kommen. Deswegen brauchen wir als
zweiten Schritt einen gesetzlichen Mindestlohn. Das
muss aus meiner Sicht klar gesagt werden.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Also doch! Wie ist es mit der Tarifautonomie?)


– Ich habe ein Zweistufenverfahren vorgeschlagen; das
haben Sie nur nicht mitbekommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Bei der zweiten Stufe ist Schluss mit der Tarifautonomie!)


Zur Höhe des Mindestlohns. Die Linkspartei haut uns
das Thema immer vor die Füße: 8 Euro, 9 Euro, könnte
es nicht noch ein bisschen mehr sein? Ich sage dazu: Ich
halte dieses Vorgehen für falsch. Da stimme ich Ihnen,
Herr Kolb, ausdrücklich zu. Die Frage, wie hoch der
Mindestlohn in Deutschland ist, darf nicht zu Plenarde-
batten – ein bisschen mehr vor den Wahlen, ein bisschen
weniger nach Wahlen – führen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen eine unabhängige Kommission,

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(C (D ie es die Briten vorgemacht haben. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir könnten auch die Diäten der Abgeordneten so festlegen!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)


eswegen sage ich an dieser Stelle, dass wir uns nicht
uf eine Höhe festlegen werden und uns dann in den
ächsten Jahren mit Ihnen über 20 Cent mehr oder weni-
er streiten. Aus meiner Sicht ist der britische Weg mit
iner unabhängigen Kommission der richtige. Wir wer-
en dazu im September Vorschläge vorlegen.

Heute haben wir eine namentliche Abstimmung – es
st spannend – über einen Antrag, hinter dem die Links-
artei nicht mehr steht. Herr Dreibus – dort hinten sitzt
r – hat doch allen Ernstes am 19. Mai dieses Jahres ei-
en Rundbrief an die Linksfraktion und die Gäste einer
nhörung geschickt, in dem steht, dass bereits ein zwei-

er Antrag in der Pipeline sei, weil der, der heute zur na-
entlichen Abstimmung stehe, leider qualitative Mängel

abe. Man darf vermuten, dass ihn die Linkspartei gar
icht mehr ernst nimmt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das macht ihr nachher mit dem Hartz-IV-Fortentwicklungsgesetz doch auch!)


ch frage mich: Warum führen wir hier eine namentliche
bstimmung über einen Antrag durch, den Sie selber gar
icht mehr wollen? Das ist alles nur Show. Mehr ist das
n diesem Hohen Haus nicht.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen fordere ich Sie auf: Beteiligen Sie sich,
ber machen Sie es seriös. Ich rufe alle dazu auf, dass
ir trotz aller Scharmützel, die wir in den nächsten Mo-
aten noch haben werden, eines nicht vergessen: Voll-
eitarbeit muss am Ende das bringen, was ein Mensch
raucht. Wenn das, was wir mit Mindestlöhnen machen,
icht hilft – ich sage nicht, dass das Problem damit ge-
öst wird –, dann weiß ich wirklich nicht, was noch hel-
en soll.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603724000

Es ist ja zu begrüßen, dass wir ein sehr kommunikati-

es Haus sind. Aber ich fände es sehr gut, wenn wir die
ommunikation in den nächsten sieben Minuten darauf
eschränken könnten, den Redner zu unterstützen oder
hn mit Zwischenrufen zu unterbrechen. Aber den ande-
en Geräuschpegel sollten wir etwas herunterfahren.

Ich gebe das Wort dem Kollegen Paul Lehrieder,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1603724100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Zunächst zu Frau Kollegin Pothmer
und ihren biologischen Erkenntnissen. Liebe Frau
Pothmer, ich habe auch ein bisschen mit der Landwirt-
schaft zu tun und ich kann Ihnen sagen: Die besten
Früchte reifen nun einmal im Herbst.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber erst säen!)


Das heißt, wenn wir unseren Kombilohn im Herbst vor-
stellen, können Sie davon ausgehen, dass etwas Vernünf-
tiges dabei herauskommt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie säen nicht, sie ernten nicht und der Herrgott ernährt sie doch!)


– Genau, sie säen nicht, sie ernten nicht und der Herrgott
ernährt sie doch. Ich stelle fest, Herr Kolb, Sie sind bi-
belfest. Das ist für einen Freien Demokraten schon sehr
beachtlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein!)


Rund um die Hartz-IV-Debatte begegnet uns naturge-
mäß immer wieder auch das Thema Mindestlohn, leider
auch immer wieder in unangenehmer Form von Aktio-
nen, mit denen sich die Linke selbst disqualifiziert hat.
Ihre Anbiederung an die Gewerkschaften nimmt sie
wohl selbst nicht ernst. Eine sachorientierte Debatte ist
ihr anscheinend zu riskant. Populismus ist viel billiger.

Mir ist bekannt, dass die Linkspartei mittlerweile ei-
nen Napoleon hat. Ich wusste allerdings nicht, dass sie
auch noch eine Jeanne d’Arc hat. Nachdem gestern die
Kollegin Katja Kipping mit wehenden Fahnen aus dem
Ausschuss für Arbeit und Soziales ausgezogen ist,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


weil sie sich einer inhaltlichen Diskussion verweigern
wollte, weiß ich jetzt, was Aktionismus bei der Links-
partei bedeutet.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Gerade die Gewerkschaften waren es, die die Min-
destlohndebatte angestoßen haben. Dieses Thema ver-
dient diese Debatte auch. Vom Grundsatz her wird sich
unsere Partei einer Diskussion über den Sinn und die
Höhe eines möglichen Mindestlohnes nicht entziehen.
Ein gesetzlicher Mindestlohn in der geforderten Höhe
von 8 Euro pro Stunde, was bei einer 38-Stunden-Woche
einem Monatslohn von über 1 250 Euro entspricht, kann
unsere Probleme auf dem Arbeitsmarkt aber nicht lösen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Diese Ablehnung hätte ich gerne ein bisschen entschiedener gehabt!)


In der „Welt“ vom heutigen Tag – die meisten von Ih-
nen haben es gelesen – steht ausdrücklich: Wir haben es
geschafft, die Arbeitslosenzahlen deutlich zu senken.

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(C (D ir haben jetzt immerhin 349 000 Arbeitslose weniger ls noch vor Jahresfrist. Gleichzeitig ist aber auch festustellen: Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass ei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungserhältnissen immer noch ein leichter Rückgang zu vereichnen ist. Die Gewerkschaften sollten im Auge behalten, dass as, worin sich die Koalitionsfraktionen einig sind, auch hnen am Herzen liegen sollte: Tarifliche Lösungen sind esetzlichen Lösungen immer vorzuziehen. Hochinteressant ist, dass die Gewerkschaften in uncto Mindestlohn selbst nicht an einem Strang ziehen. ogar der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergau, Chemie, Energie, Hubertus Schmoldt, hat vor Folen wie Schwarzarbeit, Abwanderung von Arbeitspläten, Aushöhlung der Tarifautonomie und wachsender taatlicher Einflussnahme gewarnt. Er hat Recht. Völlig unverständlich ist mir hingegen, dass IG-Meall-Chef Peters in einem Interview mit der „Welt am onntag“ vom 28. Mai 2006 bürokratische Neuschöpungen fordert, indem er – Zitat – „die Behörden konrollieren lassen will, ob der gesetzliche Mindestlohn tatächlich eingehalten wird“. Dass dies so kommen würde, ill ich nicht bestreiten. Dass aber ein Gewerkschafter ies so ernsthaft wie freudig in Kauf nimmt, muss zu enken geben. Im Niedriglohnsektor, also bei einem Jahreseinkomen von weniger als 20 000 Euro, gibt es schon genug robleme. Das gilt auch für Branchen, in denen ein tarif icher Mindestlohn eingeführt wurde. In den Tarifverandlungen der Vergangenheit sind die Löhne für einfahe Arbeiten so stark angehoben worden, bis sie für iele Unternehmen schlicht zu teuer wurden. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha! So ist das! Und was lernen wir daraus?)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In der niedersächsischen Chemieindustrie zum Bei-
piel werden in der untersten Tarifgruppe 11,10 Euro pro
tunde gezahlt. In der Metall- und Elektroindustrie in
aden-Württemberg beträgt der niedrigste Stundenlohn
0,42 Euro. Im Baugewerbe – das beste Beispiel für ta-
ifliche Mindestlöhne – kommt ein ungelernter Arbeiter
m Zeitraum von September 2005 bis August 2006 auf
inen tariflichen Mindestlohn von 10,20 Euro. Oft blei-
en die niedrigsten Tarifgruppen gerade deshalb unbe-
etzt. In den vergangenen Jahren wurden in diesen Bran-
hen stattdessen sogar Hunderttausende Arbeitsplätze
estrichen oder ins Ausland verlagert,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sollte euch zu denken geben!)


on der Schaffung neuer Stellen ganz zu schweigen.

Dasselbe würde in größerem Umfang auch dann ge-
chehen, wenn wir einen gesetzlichen Mindestlohn auf
ohem Niveau einführen würden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Nahles, hören Sie jetzt gut zu!)







(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
Er würde zwar ausländische Billigarbeitskräfte von un-
serem Arbeitsmarkt fernhalten, aber auch die Beschäfti-
gungschancen für gering Qualifizierte verringern. Wenn
ein Mindestlohn höher ist, als es der Arbeitsmarkt ei-
gentlich hergibt, dann sperrt er gerade diese Menschen
vom Arbeitsmarkt aus.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Soll ein Unternehmer zwischen den Alternativen
wählen, bei hohem Mindestlohn einen gering Qualifi-
zierten einzustellen oder die Produktion in Länder mit
niedrigem Lohnniveau zu verlagern? Man braucht nicht
viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, wofür er
sich entscheidet.

Von dieser Möglichkeit kann ein Globalplayer natür-
lich ungleich stärker Gebrauch machen als ein kleiner
mittelständischer Handwerksbetrieb. Kein Unterneh-
men kann es sich angesichts des Wettbewerbs auf Dauer
leisten, Löhne zu zahlen, die nicht von der Produktivität
gedeckt sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Arbeit, die heute bezahlbar ist, würde sich verteu-
ern, insbesondere in den Sparten mit geringen tariflichen
Stundenlöhnen. Die entsprechenden Beispiele sind
schon genannt worden: das Friseurhandwerk in Sachsen
mit 3,06 Euro, die Floristikbranche in Brandenburg mit
4,58 Euro oder der Einzelhandel in Hamburg mit
7,28 Euro. Die gesetzlich verteuerte Arbeit könnten die
Betriebe nur über höhere Preise ausgleichen. Aber die
Preise können nicht endlos steigen,


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Stimmt! Das können nur die Steuern!)


ohne dass man dadurch die Kunden vergrault und das
Geschäft schädigt.

Wenn es einen Mindestlohn geben soll, dann muss er
so niedrig angesetzt werden, dass Arbeitskräfte, deren
heutige Produktivität unterhalb der Löhne der Flächenta-
rifverträge liegt, wieder eine Chance haben. Kleine und
mittlere Unternehmen, die 75 Prozent der Arbeits- und
Ausbildungsplätze schaffen, sind demgegenüber benach-
teiligt. Aber sie sind es, die nachhaltig für mehr sozial-
versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse sor-
gen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eine solche Entwicklung kann im Übrigen nicht im
Interesse der Tarifvertragsparteien sein. Es kann nicht
darum gehen, durch die Einführung eines gesetzlichen
Mindestlohns das untere Lohnniveau anzuheben und als
unerwünschten Nebeneffekt weite Teile unseres Arbeits-
marktes von unten stillzulegen. Gefährdet werden letzt-
lich 2,4 Millionen Arbeitsplätze.

So viele Stellen gibt es derzeit im Lohnsegment unter
der von den Gewerkschaften geforderten 7,50-Euro-
Schwelle. Bei einem Mindestlohn von 6 Euro sind es im-
merhin noch 1,3 Millionen Arbeitsplätze, die durch ein
entsprechendes Mindestlohnniveau gefährdet würden.

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(C (D Vorhin wurde mehrfach angesprochen, Frankreich ei ein Paradebeispiel für gute Erfahrungen mit einem indestlohn. Dazu will ich Ihnen sagen: Frankreich hat 980 mit einem Mindestlohn experimentiert. Er ist von rsprünglich 2,04 Euro auf heute 8,03 Euro angestiegen ein möglicher Grund für die hohe Jugendarbeitslosigeit; es wurde bereits darauf hingewiesen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hängt auch mit der 35-Stunden-Woche zusammen!)


Da auch Großbritannien glorifiziert wurde, müssen
ie wissen, dass in Großbritannien wegen etlicher Aus-
ahmen tatsächlich weniger als 3 Prozent der Arbeits-
erhältnisse unter die Mindestlohnregelung fallen. Von
aher eignet sich auch Großbritannien nicht als Präjudiz
ür Deutschland.

Wie soll es weitergehen? Die Einführung eines Min-
estlohnstandards macht ohne die Einbeziehung der
ombilohndiskussion keinen Sinn. Wir wollen deshalb
hne Aufgeregtheit die Einführung eines Kombilohnmo-
ells prüfen und ob – und, wenn ja, in welcher Höhe –
in Mindestlohn eingeführt werden kann. Hier muss ge-
au durchgerechnet werden – wir wollen eine unlieb-
ame Überraschung wie bei Hartz IV nicht noch einmal
rleben. Deshalb lassen Sie uns auf den Herbst warten!
ir werden mit unseren neuen Freunden von der SPD

ersuchen, einen vernünftigen Kompromiss aus Min-
estlohn- und Kombilohnmodell vorzulegen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603724200

Damit schließe ich die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales auf
rucksache 16/989. Der Ausschuss empfiehlt unter
uchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung
es Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/
98 mit dem Titel „Mindestlohnregelung einführen“.

Die Fraktion Die Linke hat namentliche Abstimmung
erlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftfüh-
er, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Ich bitte die
olleginnen und Kollegen Abgeordneten, auf ihre
timmkarten zu schauen und zu überprüfen, ob der
ame auf der Stimmkarte mit dem Namen des Trägers
der der Trägerin der Stimmkarte übereinstimmt.

Sind alle Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Damit er-
ffne ich die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
all. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
chriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-

ung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird
hnen später bekannt gegeben.1)

Seite 3308






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Wir setzen die Abstimmungen fort:

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/989 empfiehlt der Ausschuss für Arbeit
und Soziales die Ablehnung des Antrags der Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/656
mit dem Titel „Mindestarbeitsbedingungen mit regional
und branchenspezifisch differenzierten Mindestlohnre-
gelungen sichern“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist
die Beschlussempfehlung mit den Stimmen der Fraktio-
nen der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der Linken
gegen die Stimmen vom Bündnis 90/Die Grünen ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 5 b: Interfraktionell wird vorge-
schlagen, die Vorlage auf Drucksache 16/1653 zur feder-
führenden Beratung an den Ausschuss für Arbeit und
Soziales und zur Mitberatung an den Ausschuss für
Wirtschaft und Technologie zu überweisen. – Dazu gibt
es offensichtlich keine anderweitigen Vorschläge. Dann
ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a bis 6 e auf: –

6 a) Balkandebatte

Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht der Bundesregierung über die Ergeb-
nisse ihrer Bemühungen um die Weiterent-
wicklung der politischen und ökonomischen
Gesamtstrategie für die Balkanstaaten und
ganz Südosteuropa für das Jahr 2005

– Drucksache 16/778 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Rainer Stinner, Dr. Karl Addicks, Christian
Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Kosovo-Statusverhandlungen noch 2006 zu er-
folgreichem Abschluss bringen

– Drucksache 16/588 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln),

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(C (D Dr. Uschi Eid, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Das Abkommen von Dayton weiterentwickeln und überwinden – Drucksache 16/877 – d)

richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus-
schuss) zu dem Antrag der Abgeordneten
Dr. Norman Paech, Paul Schäfer (Köln), Monika
Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Beendigung der Operation „ALTHEA“ und
Einrichtung einer internationalen nicht-mili-
tärischen Polizeimission in Bosnien und Her-
zegowina

– Drucksachen 16/217, 16/861 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Detlef Dzembritzki
Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech
Marieluise Beck (Bremen)


e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Dr. Rainer Stinner, Daniel Bahr (Münster),
Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Eigenverantwortung von Bosnien und Herze-
gowina stärken – Verfassungsprozess unter-
stützen und "Bonn Powers" des Hohen Reprä-
sentanten abschaffen

– Drucksachen 16/228, 16/862 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Detlef Dzembritzki
Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech
Marieluise Beck (Bremen)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Dazu höre

ch keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich möchte nun die Aussprache eröffnen und bitte die
olleginnen und Kollegen, die dieser Debatte nicht fol-
en möchten, den Saal zu verlassen, damit sich die ande-
en auf den ersten Redner konzentrieren können.

Ich erteile das Wort dem Kollegen Gernot Erler für
ie Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1603724300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Bundesregierung hat am 24. Februar dieses Jahres






(A) )



(B) )


Staatsminister Gernot Erler
ihren Bericht über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um
die Weiterentwicklung der politischen und ökonomi-
schen Gesamtstrategie für die Balkanstaaten und ganz
Südosteuropa für das Jahr 2005 vorgelegt. Dieser Be-
richt stellt fest, dass es sieben Jahre nach dem Ende des
letzten der vier blutigen Balkankriege der 90er-Jahre des
letzten Jahrhunderts, des Kosovokrieges, in dieser Re-
gion signifikante Fortschritte bei der politischen Stabili-
tät, bei der gesellschaftlichen Transformation in Rich-
tung Rechtsstaatlichkeit und Demokratie und bei der
weiteren wirtschaftlichen Konsolidierung gibt.

Diese Entwicklungen sind nicht zuletzt einer zentra-
len politischen Entscheidung zu verdanken, nämlich
dem Angebot an die Länder des westlichen Balkans, sich
in die euroatlantischen Strukturen zu integrieren. Heute
befinden sich die Staaten alle auf diesem Weg, wenn
auch in unterschiedlicher Ausprägung. EU- und NATO-
Mitgliedschaft sind für sie nicht nur eine ermutigende
Perspektive, sondern auch ein Ansporn, auf dem genann-
ten Weg fortzuschreiten.

Diese Perspektive stellt auch den unverzichtbaren
Rahmen für die Lösung nach wie vor ungelöster Pro-
bleme und Konflikte der Westbalkanregion dar. Die
den Ländern des westlichen Balkans 2003 in Thessalo-
niki zugesagte europäische Perspektive hat daher für
die Bundesregierung nach wie vor Bestand.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP])


Deutschland und die EU werden den Prozess der Inte-
gration sämtlicher Länder der Region weiterhin unter-
stützen. Gerade weil es zunehmend nötig wird, die Auf-
rechterhaltung der Beitrittsperspektive öffentlich zu
erklären und offensiv gegen Zweifel zu vertreten, muss
weiter gelten: Entscheidendes Kriterium für die Beitritts-
chance jedes einzelnen Landes muss die Erfüllung der
Kriterien des Acquis communautaire bleiben. Die von
der Kommission im November 2005 hierzu verabschie-
dete Roadmap ist ein gutes Instrument für diese kondi-
tionierte Heranführung.

Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusam-
menhang der grenzüberschreitenden regionalen Zusam-
menarbeit zu. In deren Zentrum steht nach wie vor der
Stabilitätspakt für Südosteuropa, der vor sieben Jah-
ren unter deutscher EU-Präsidentschaft initiiert wurde.
Unter seinem Dach hat sich ein dichtes Netzwerk von re-
gionalen Abkommen entwickelt, deren engagiertestes
die geplante Schaffung einer regionalen Freihandelszone
in Südosteuropa ist. Aber auch der unerlässliche Kampf
gegen organisierte Kriminalität und Korruption kann nur
über eine verstärkte regionale Zusammenarbeit erfolg-
reich sein.

Es gibt also Fortschritte, aber nach wie vor auch
ernsthafte Herausforderungen. An erster Stelle muss da-
bei die Statusfrage für das Kosovo genannt werden.
Eine Nichtklärung des Kosovostatus birgt sowohl im
Hinblick auf die Sicherheit als auch bei der wirtschaftli-
chen Entwicklung große Risiken. Deswegen hat sich der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Oktober letzten

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(C (D ahres für die Einleitung des Statusprozesses ausgesprohen, der dann im November unter Leitung des ehemalien finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari formell beonnen wurde. Bei ihrem Treffen mit Martti Ahtisaari nde Januar in London haben sich die Außenminister er Kontaktgruppe für eine Statuslösung noch in diesem ahr ausgesprochen. Grundlage des Statusprozesses bleiben die vom Siherheitsrat gebilligten Leitlinien der Kontaktgruppe, or allem die bekannten drei Neins: keine Rückkehr zu en Bedingungen von vor 1999, keine Vereinigung des osovo mit einem Drittstaat oder Teilen davon und eine Teilung des Kosovo. Daneben sollte jegliche Stauslösung die folgenden Kriterien erfüllen: den Willen er Bevölkerung respektieren, dem Schutzbedürfnis der inderheit vollständig Rechnung tragen und die Stabili ät in der gesamten Region erhöhen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir machen uns keine Illusionen: Auch nach der Be-
ntwortung der Statusfrage wird die internationale zi-
ile und militärische Präsenz noch für einen beträchtli-
hen Zeitraum erforderlich sein, das heißt: KFOR bleibt
nerlässlich. Darüber wird der Bundestag direkt im An-
chluss hieran eine Beschlussfassung treffen.

Lassen Sie mich wegen der Bedeutung der Koso-
ofrage für den Erfolg der Stabilisierung der Region
üdosteuropa noch einige Worte zum Verlauf sagen: Seit
ebruar finden in Wien unter der Leitung von Martti
htisaari Direktverhandlungen zwischen Belgrad und
ristina statt. Auch nach nunmehr insgesamt sechs Ver-
andlungen liegen die Positionen der Parteien leider
mmer noch weit auseinander. Da sind die Kosovo-
lbaner, die für eine rasche und unkonditionierte Unab-
ängigkeit eintreten, dort ist Belgrad, das für einen Sta-
us plädiert, bei dem – Zitat – mehr als Autonomie, aber
eniger als Unabhängigkeit vorgesehen ist, und nicht

uletzt sind dort die Kosovo-Serben, die mit Recht auf
arantien für ihre Zukunft dringen. Es ist völlig klar:
ine Lösung der Statusfrage kann ohne eine Beachtung
er Rechte auf Sicherheit, auf Bewegungsfreiheit, auf
lüchtlingsrückkehr und auf Schutz gefährdeter religiö-
er Stätten nicht funktionieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu hat Außenminister Steinmeier auch entspre-
hende Gespräche mit dem neuen kosovarischen Pre-
ierminister Ceku geführt. Wir sind im Übrigen auch

er Meinung, dass es nicht hilfreich war, dass die serbi-
che Führung die kosovarischen Serben aufgefordert und
inen entsprechenden Druck ausgeübt hat, sich aus den
nstitutionen vor Ort zurückzuziehen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


uch darüber hat der deutsche Außenminister mit Pre-
ierminister Koštunica gesprochen, wobei er unsere Po-

ition sehr deutlich gemacht hat.






(A) )



(B) )


Staatsminister Gernot Erler
Die Bundesregierung begrüßt, dass das Referendum
in Montenegro am 21. Mai dieses Jahres friedlich und
ohne Zwischenfälle verlaufen ist. Sie begrüßt auch, dass
das inzwischen amtlich bestätigte Ergebnis von
55,5 Prozent Zustimmung bei einer Wahlbeteiligung von
mehr als 85 Prozent Klarheit geschaffen hat. Die OSZE
hat bescheinigt, dass hierbei alle internationalen Stan-
dards eingehalten worden sind.

Entscheidend ist jetzt, dass dieses Ergebnis definitiv
von allen Seiten akzeptiert wird. Wir begrüßen, dass
hierzu konstruktive Reaktionen aus Belgrad zu verzeich-
nen waren. Die EU hat in ihren Verlautbarungen bereits
deutlich gemacht, dass sie diesem Ergebnis Rechnung
tragen wird. Wir unterstützen diese Position. Belgrad
und Podgorica sollten nunmehr unverzüglich in einen
Dialog über die Ausgestaltung ihres künftigen Verhält-
nisses treten und dabei ihre Beziehung auf eine gutnach-
barschaftliche Basis stellen.

Im Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate
kann man feststellen, dass sich das Stufenmodell bei
den Integrationsprozessen dynamisch entwickelt. Slo-
wenien ist schon seit zwei Jahren Mitglied der EU und
schickt sich an, 2007 der Eurozone beizutreten. Wir se-
hen dem Beitritt von Bulgarien und Rumänien zum
1. Januar 2007 entgegen. Mit Kroatien wurden im Okto-
ber 2005 Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Alba-
nien schaut voller Zuversicht auf die nächste Sitzung des
Europäischen Rates, damit das SAA-Abkommen unter-
zeichnet werden kann. Mit Bosnien und Herzegowina
sind Verhandlungen über ein solches Abkommen bereits
letztes Jahr aufgenommen worden und können wahr-
scheinlich im ersten Halbjahr 2007 abgeschlossen wer-
den.

Mit Serbien und Montenegro laufen ebenfalls Ver-
handlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungs-
abkommen, nachdem Mazedonien schon den Status ei-
nes Kandidaten erreicht hat. Allerdings sind die
Verhandlungen mit Serbien und Montenegro im Augen-
blick wegen der fehlenden Zusammenarbeit mit dem In-
ternationalen Strafgerichtshof in Sachen Jugoslawien
unterbrochen. Wir müssen darauf bestehen, dass die
mutmaßlichen Täter von Srebrenica einschließlich Ge-
neral Mladic zur Verantwortung gezogen werden. Daran
führt kein Weg vorbei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Um den Überblick über das Stufenmodell abzuschlie-
ßen: Moldova ist inzwischen ein aktiver Partner der EU-
Nachbarschaftspolitik geworden. So weit zum aktuellen
Sachstand bei der aktiven Umsetzung unserer Südosteu-
ropa-Gesamtstrategie.

Ich möchte abschließend Folgendes betonen: Wir sind
davon überzeugt, dass die gemachten Zusagen des Euro-
päischen Rates – von der Sitzung in Thessaloniki im
Juni 2003 bis zur Salzburger Erklärung der EU-Außen-
minister am 12. März 2006 – zur europäischen Perspek-
tive weiterhin den verlässlichen politischen Rahmen für
die Länder Südosteuropas und des Westbalkans darstel-
len müssen. Wir sind auch davon überzeugt, dass die Lö-

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(C (D ung der nach wie vor vorhandenen Konflikte und Proleme in dieser Region ohne eine solche verlässliche uropäische Perspektive nicht möglich ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ir sind ebenso davon überzeugt, dass trotz aller
chwierigkeiten beim europäischen Verfassungsprozess
ie friedenspolitische und stabilitätswirksame Erfolgsge-
chichte der Integrationspolitik nicht infrage gestellt
erden darf.

Nur wenn die EU auf diesem Weg weiter vorangeht,
erde ich im nächsten Jahr in der Lage sein, Ihnen er-
eut einen Bericht mit positiven Ergebnissen über die
msetzung der Gesamtstrategie vorzulegen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603724400

Das Wort hat der Kollege Dr. Rainer Stinner, FDP-

raktion.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1603724500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich stimme
er Einschätzung des Herrn Staatsministers zu. Es hat im
etzten Jahr in der Region Balkan/Südosteuropa Licht
nd Schatten gegeben. Aber wir können zum Glück fest-
tellen, dass in den letzten zwölf Monaten in der Ge-
amtbetrachtung eher das Licht überwogen hat. Es gibt
atsächlich eine ganze Reihe von positiven Entwicklun-
en.

Im Kosovo haben endlich die Statusverhandlungen
egonnen. Wir begrüßen das sehr; denn wir haben schon
mmer auf den Beginn dieser Verhandlungen gedrängt.
azu haben wir einen Antrag vorgelegt, in dem wir
eutlich machen, dass diese Verhandlungen möglichst
ügig abgeschlossen werden sollen. Inzwischen sind
uch die internationale Gemeinschaft, die Kontakt-
ruppe und andere unserer Meinung, dass wir zügig zum
nde kommen sollen. Wir werden in der nächsten De-
atte ausführlich darauf eingehen können.

Nach dem erfolgreichen und friedlichen Referendum
n Montenegro kann die dortige Regierung nun bewei-
en, dass sie in der Lage und willens ist, die friedliche
ntwicklung ihres Landes zu fördern. Ich bin sehr ge-
pannt auf die Erfolge. Wir werden die Regierung dabei
nterstützen, aber wir werden sie auch an ihren früheren
ussagen messen. Auch das gehört zu unserer Rolle als
uropäer.

Wir Europäer – und damit auch die Bundesregierung –
aben aber auch sehr viel Glück gehabt. Glücklicher-
eise hat das Referendum ein punktgenaues Ergebnis

rbracht. Stellen Sie sich bitte vor: Hätten 53,7 Prozent
er Wähler zugestimmt, dann wäre das eine politische
atastrophe gewesen. Deshalb habe ich es nie verstan-
en, Herr Staatsminister, warum die Europäische Union
nd auch die Bundesregierung der Hürde von 55 Prozent






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
zugestimmt haben. Das war sehr gefährlich. Sie haben
diesmal noch Glück gehabt.


(Beifall bei der FDP)


Serbien stellt nach wie vor ein Problem dar. Wir müs-
sen bedauerlicherweise feststellen, dass sich Serbien
selbst im Weg steht. Das Land ist sehr wichtig. Das ist
uns bekannt und wir möchten Serbien gerne helfen. Aber
solange Serbien nicht in der Lage ist, mit seiner Vergan-
genheit umzugehen, wird das Land es schwer haben, in
Zukunft in Europa seinen Platz zu finden. Das müssen
wir so deutlich feststellen.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich als Beauftragter des Deutschen Bun-
destages für Bosnien-Herzegowina nunmehr auf dieses
Land eingehen. Leider ist in den letzten Wochen der Ver-
such einer Verfassungsreform im Parlament gescheitert.
Ich bedauere das sehr. Sie wäre keine endgültige Lösung
gewesen, aber sie hätte einen Schritt in die richtige Rich-
tung bedeutet.

Ich mache mir auch einige Sorgen über die Einstel-
lung und Verhaltensweise der kroatischen Ethnie in Bos-
nien-Herzegowina gegenüber dem Gesamtstaat. Ich
möchte alle bitten, wo auch immer wir Einfluss haben
– in den Parteien, aber auch bei den Kirchen –, auf die
Kroaten innerhalb und außerhalb Bosnien-Herzegowinas
entsprechend einzuwirken. Dass auch der Anteil der
Kroaten am Zustandekommen einer friedlichen Ent-
wicklung dieses Landes berücksichtigt wird, ist für mich
sehr wichtig. Darauf sollten wir, wie gesagt, gemeinsam
hinwirken, wo immer wir das können.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nach dem Scheitern des Versuchs einer Verfassungs-
reform wäre es eine Versuchung für den Hohen Reprä-
sentanten in Bosnien-Herzegowina, Schwarz-Schilling,
gewesen, die „Bonn Powers“ einzusetzen. Er hat zwar
noch die dafür notwendige Machtbefugnis, aber klug,
wie er ist, hat er darauf verzichtet. Er weiß nämlich ge-
nau, dass es heutzutage keinen Sinn macht, zu versu-
chen, von außen mithilfe der „Bonn Powers“ dafür zu
sorgen, dass sich Bosnien-Herzegowina in die richtige
Richtung bewegt. Ihm ist nämlich klar – das hat er am
23. Mai in einer wegweisenden Rede im Parlament sehr
deutlich zum Ausdruck gebracht –, dass es Aufgabe der
Politiker und Repräsentanten in diesem Lande ist, selber
Verantwortung zu übernehmen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kein Mensch, keine Organisation und kein OHR kann
sie davon abhalten und ihnen diese Aufgabe abnehmen.
Wir müssen die Politiker und andere Verantwortliche in
diesem Lande dazu bringen, diese Verantwortung wahr-
zunehmen. Das macht Herr Schwarz-Schilling in ausge-
zeichneter Weise.


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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grunde haben wir gefordert, dass die
Bonn Powers“ abgeschafft werden. Denn sie sind nicht
ehr zeitgemäß. Wir möchten das Land selbst auffor-

ern und dazu ermächtigen, seine Angelegenheiten
elbst in die Hand zu nehmen. Das haben wir auch in un-
erem Antrag formuliert.

Alles in allem kann ich – hoffentlich mit Ihrer aller
ustimmung – feststellen, dass die Art und Weise, in der
err Schwarz-Schilling sein Amt ausübt, und der riesige
ersönliche Einsatz unseren Dank verdienen. Wir kön-
en stolz darauf sein, dass wir diesen Vertreter in Bos-
ien-Herzegowina haben.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden heute dem Antrag der Grünen zu Bos-
ien-Herzegowina zustimmen. Das ist der richtige An-
atz. Wir haben schon 2004 ähnliche Ansätze vorge-
chlagen. Wir sind dabei völlig d’accord und von daher
ollten wir dem Antrag zustimmen. Auch wenn wir ver-
chiedenen Parteien angehören, sind wir in dieser Sache
iner Meinung.

In Bosnien-Herzegowina ist das drittgrößte Kontin-
ent deutscher Soldaten im Einsatz. Es ist richtig, dass
as Kontingent in der Vergangenheit bereits abge-
chmolzen wurde. Wir stehen vor der neuen Weichen-
tellung, nach und nach den Anteil des Militärs zu sen-
en und den der Polizei zu erhöhen. Das ist eine richtige
nd sinnvolle Entwicklung, die wir uneingeschränkt be-
ürworten.

Aber, meine lieben Kolleginnen und Kollegen von
en Linken, heute ist leider noch nicht der richtige Zeit-
unkt, vollständig auf das militärische Potenzial verzich-
en zu können. Ich verstehe zwar die Richtung, aber Ihr
ntrag kommt zur Unzeit. Deshalb werden wir ihn heute

blehnen müssen, aber die Richtung ist sicherlich vorge-
eben.

Die gesamte Region Südosteuropa eint eines, nämlich
ie Vision auf dem Weg zu Europa. Wir haben in Thes-
aloniki ein starkes politisches Commitment abgegeben,
u dem wir auch stehen. Herr Staatsminister, ich unter-
tütze Ihre Ausführungen dazu voll.

Wir müssen aus eigenem, aus innereuropäischem In-
eresse einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Re-
ion leisten; das wollen wir tun. Unsere Versprechen
üssen gelten. Die Länder der Region sind aufgefordert,

as Ihre zu einer positiven Entwicklung beizutragen und
afür zu sorgen, dass wir unsere politischen Versprechen
alten können. Darauf sollten wir diese Länder einmal
inweisen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Enak Ferlemann
Hartwig Fischer (Göttingen)


Volker Kauder
Eckart von Klaeden

Daniela Raab
Thomas Rachel

Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch

(KarlsruheLand)


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser

Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen

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r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert

Elisabeth Winkelmeier-
Becker

Matthias Wissmann
Dagmar Wöhrl
Willi Zylajew
Dirk Fischer (Hamburg) Jürgen Klimke Hans Raidel Willy Wimmer (Neuss)
Vizepräsidentin Katrin Gö
Ich komme zurück zu Tage

gebe das von den Schriftführern
namentlichen Abstimmung üb
lung des Ausschusses für Arbei

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 571;
davon

ja: 520
nein: 50
enthalten: 1

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Anke Eymer (Lübeck)

Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust

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er die Beschlussempfeh-

t und Soziales zu dem An-

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r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


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ürgen Herrmann
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oachim Hörster
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(VillingenSchwenningen)


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ekannt: Abgegebene Stimmen
timmt 520, mit Nein haben gest
altung. Damit ist die Beschlusse

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r. Günter Krings
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(Braunschweig)


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(C (D dem Titel „Mindestlohnhen 16/398 und 16/989, 571. Mit Ja haben geimmt 50. Es gab eine Entmpfehlung angenommen. ranz Romer ohannes Röring urt J. Rossmanith r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer ermann-Josef Scharf r. Wolfgang Schäuble artmut Schauerte r. Annette Schavan arl Schiewerling orbert Schindler eorg Schirmbeck ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt go Schmitt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian orst Seehofer urt Segner ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn rika Steinbach hristian Freiherr von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ntje Tillmann rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß erald Weiß go Wellenreuther Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt SPD Dr. Lale Akgün Gregor Amann Niels Annen Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Ernst Bahr Doris Barnett Dr. HansPeter Bartels Klaus Barthel Sören Bartol Sabine Bätzing Dirk Becker Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Petra Bierwirth Lothar Binding Kurt Bodewig Clemens Bollen Gerd Bollmann Dr. Gerhard Botz Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Martin Burkert Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Martin Dörmann Dr. Carl-Christian Dressel Elvira Drobinski-Weiß Garrelt Duin Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Gernot Erler Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Günter Gloser Angelika Graf Dieter Grasedieck Kerstin Griese Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach M N H R R D G P G P G Ir F E K C B J J J U D U C H A D W F K R A E N V A D J H U D C C D W H G D L C K H M P U D U M D G F D A T H H ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß abriele Hiller-Ohm etra Hinz erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula J C D F D M S M G D C W S R D K M O A A B D M O S D H C O R S E F D D R R W D J D L R C D J D J J D J F H R S J D H A P G G D L oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ene Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder tto Schily ilvia Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h.c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich D A E W H U M F J C D U R A E P M J U O P D D H M J D H E B D M D H G J H S H In S M M H P J B D H D C G J F D M D D D C F C D (C (D r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ngelbert Wistuba altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer DP ens Ackermann hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann iriam Gruß oachim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Zuruf des Abg. Dr. Rain Eckart von Klaeden (CDU Frau Präsidentin! Meine D gen! Wenn wir über die Gesc Union und über deren Zukunft ner Ansicht nach zu wenig ge die Europäische Union in Koop den Jahren von 1989 bis 2004 e Fall des Eisernen Vorhangs hät und Osteuropas zu potenzielle können. Es hat dort viele ethn Die Transformation ist schwier spektive, zuerst NATO-Mitglie Europäischen Union werden zu gen Demokratien in diesen Län tät zu gewinnen und auf dem und Marktwirtschaft – jedenfa zen – erfolgreich zu sein. (Beifall bei Abgeordnet Aus dieser Lehre für die Sta pas sollten wir Konsequenzen hen. Bei allen Konflikten, die e Schwierigkeiten, die die Europ muss völlig klar sein, dass di trittsperspektive behalten müs er Stinner [FDP])





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(Hildesheim)


(Wackernheim)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


/CSU):
amen und Herren Kolle-
hichte der Europäischen
sprechen, dann wird mei-
würdigt, welchen Erfolg
eration mit der NATO in
rzielt hat; denn nach dem
ten ja die Staaten Mittel-
n Failing States werden
ische Konflikte gegeben.
ig gewesen. Aber die Per-
d und dann Mitglied der
können, hat es den jun-
dern ermöglicht, Stabili-
Weg hin zu Demokratie
lls im Großen und Gan-

en der CDU/CSU)

aten Mittel- und Osteuro-
für die Balkanregion zie-
s dort gibt, und bei allen
äische Union selber hat,

e Balkanstaaten die Bei-
sen.

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chwierige Transformationspro
hre Völker zu überzeugen. W
ive entfällt, dann wird es für di
och schwer oder gar nicht
ransformationsprozess in R

ie, Rechtsstaatlichkeit und M
ändern zu meistern. Dann dro

m Status quo, sondern sogar
chließlich auch Konsequenze
age und unsere wirtschaftliche


(Beifall bei der CDU/CSU neten der S Klar ist ebenfalls – das ist so er Medaille –, dass die betref eitrittsperspektive mit Lebe eudeutsch: Es muss „perform änder müssen also die Vorau unehmend selber erfüllen, u uropäische Union herangefüh üssen ihre Verantwortung wa en nutzen. Dieser europäische ere die Chance, zu erkennen thnische Konflikte, die teilwe ehen, an Bedeutung verlieren gibt den europafreundlidort die Möglichkeit, zesse durchzuführen und enn die Beitrittsperspekese politischen Eliten nur mehr möglich sein, den ichtung mehr Demokraarktwirtschaft in ihren ht nicht nur ein Verharren ein Rückfall. Das hätte n für unsere Sicherheits Entwicklung. sowie bei AbgeordPD)


zusagen die andere Seite
fenden Länder selber die
n erfüllen müssen. Auf

ance driven“ sein. Die
ssetzungen und Kriterien
m immer näher an die
rt werden zu können. Sie
hrnehmen und ihre Chan-
Prozess bietet insbeson-
, dass Grenzfragen und
ise Jahrhunderte zurück-
bzw. gelöst werden kön-
gen Eckart von Klaeden, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. neten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Martin Zeil

BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Dr. Thea Dückert
Dr. Ursula Eid
Hans-Josef Fell
Joseph Fischer (Frankfurt)

Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Winfried Hermann
Peter Hettlich
Priska Hinz (Herborn)

Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Thilo Hoppe

Ute Koczy
Sylvia Kotting-Uhl
Fritz Kuhn
Renate Künast
Undine Kurth (Quedlinburg)

Markus Kurth
Monika Lazar
Dr. Reinhard Loske
Anna Lührmann
Jerzy Montag
Kerstin Müller (Köln)

Winfried Nachtwei
Brigitte Pothmer
Claudia Roth (Augsburg)

Krista Sager
Elisabeth Scharfenberg
Christine Scheel
Irmingard Schewe-Gerigk
Dr. Gerhard Schick
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Hans-Christian Ströbele
Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Josef Philip Winkler
Margareta Wolf (Frankfurt)


Nein

SPD

Lothar Ibrügger

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Ich komme zurück zur Redeliste und gebe dem Kolle-

(C (D IE LINKE üseyin-Kenan Aydin arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dagdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch Ulrich Maurer Dorothee Menzner Kornelia Möller Kersten Naumann Wolfgang Nešković Dr. Norman Paech Petra Pau Bodo Ramelow Elke Reinke Paul Schäfer Volker Schneider Dr. Herbert Schui Dr. Ilja Seifert Dr. Petra Sitte Frank Spieth Dr. Kirsten Tackmann Jörn Wunderlich Sabine Zimmermann fraktionslos Gert Winkelmeier Enthalten SPD Ottmar Schreiner (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord Eckart von Klaeden nen, wenn schließlich die Möglichkeit einer gemeinsamen Mitgliedschaft in der Europäischen Union besteht. Ich finde, wir müssen die Beitrittsperspektive aufrechterhalten, auch wenn es immer wieder Schwierigkeiten in der Umsetzung gibt, wie wir gerade in Wien erlebt haben. Dort ist die sechste Verhandlungsrunde zum Status des Kosovo genauso erfolglos zu Ende gegangen wie die fünf Verhandlungsrunden zuvor. Ein westlicher Diplomat hat die Verhandlungen als Gespräche von Gehörlosen bezeichnet. Ich finde, diese Bezeichnung ist ungerecht gegenüber Gehörlosen. Hier geht es vielmehr darum, dass die Verhandlungsparteien sich die Ohren bewusst zuhalten und die Probleme der anderen nicht sehen wollen. Wir müssen deswegen immer wieder darauf aufmerksam machen, dass auf beiden Seiten noch viel Flexibilität und viel Kompromissbereitschaft erforderlich sind. Auch der jüngste Vorschlag der serbischen Regierung zur Zukunft des Kosovo ist nicht geeignet, die Verhandlungen erfolgreich fortzusetzen. Herr Erler hat es gerade schon betont: Wir unterstützen die Bemühungen des Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen, Martti Ahtisaari, zu einer Verhandlungslösung zu kommen. Es ist richtig, dass für die Lösung der Statusfrage ein gewisser Zeitdruck vorhanden sein muss. Insofern hat die FDP mit ihrem Antrag Recht. Ich finde bloß, dass der in Ihrem Antrag zum Ausdruck kommende Wunsch, die Statusfrage in diesem Jahr auf jeden Fall zu lösen, nicht richtig ist. Deswegen werden wir Ihren Antrag ablehnen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


Die innenpolitische Situation Serbiens muss uns al-
len Anlass zur Sorge geben. Ich verweise auf das Refe-
rendum in Montenegro, das zwar offiziell akzeptiert
wird, die politische Klasse in Serbien dennoch tief ver-
letzt hat. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls bei mei-
nem Besuch in Serbien und auch im Kosovo in der letz-
ten Woche gewinnen können. Beide Seiten, Serbien und
Montenegro, sind aufgefordert, für eine friedliche und
einvernehmliche Trennung zu sorgen und gutnachbarli-
che Beziehungen herzustellen. Ein erster Schritt – das
will ich hier deutlich sagen – ist sicherlich die gestrige
Entscheidung Belgrads gewesen, Serbien zum alleinigen
Rechtsnachfolger des bisherigen Staatenbundes zu erklä-
ren und damit das offiziell bestätigte Referendumsergeb-
nis anzuerkennen. Beide Staaten – noch Teilstaaten,
dann unabhängige Staaten – müssen in den Bereichen
Justiz, Verwaltungsreform, Demokratisierung, Krimina-
litätsbekämpfung und Wirtschaftsreformen noch erhebli-
che Anstrengungen unternehmen.

Insbesondere was die Belgrader Regierung angeht,
muss man immer wieder darauf hinweisen, dass die Aus-
lieferung von Mladić an den Internationalen Gerichtshof
in Den Haag eine wesentliche und nicht wegzudenkende
Voraussetzung dafür ist, dass die Beitrittsverhandlungen
mit der Europäischen Union weitergehen. Hier darf es

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(C (D on unserer Seite keine Kompromisse geben. Serbien uss klar gemacht werden, dass es in diesem Punkt kein ackeln und kein Verhandeln geben kann. Es liegt allein n der Verantwortung Belgrads, dafür zu sorgen, dass es ort weitergehen kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Über die Perspektive des Westbalkans und seine
rundsätzliche politische Bedeutung habe ich schon ge-
prochen, auch darüber, dass die Europäische Union
iese europäische Perspektive in Thessaloniki im
uni 2003 betont hat. Die Bundesregierung stellt in ih-
em Bericht zur Gesamtstrategie für die Balkanstaaten
nd ganz Südosteuropa bemerkenswerte Fortschritte
est.

Blicken wir zum Beispiel nach Kroatien: Im Oktober
005 konnte schließlich bestätigt werden, dass die Zu-
ammenarbeit mit dem Internationalen Gerichtshof in
iner Weise funktioniert, die es ermöglicht, die Beitritts-
erhandlungen aufzunehmen. Mazedonien erhielt im
ovember 2005 den Status eines Beitrittskandidaten.
ie entsprechenden Verhandlungen können aufgenom-
en werden, sobald die noch offenen Bedingungen er-

üllt werden, vor allem die Überbrückung der Kluft
wischen den ethnischen Gruppen. Insbesondere das Er-
ebnis der Parlamentswahlen am 5. Juli wird interessant
ein.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Bedauerlicherweise ist der Prozess in Bosnien und
erzegowina ins Stocken geraten. Das Repräsentanten-
aus in Bosnien-Herzegowina hat im April ein Verfas-
ungsreferendum abgelehnt, mittels dessen funktionalere
trukturen entsprechend den europäischen Standards ge-
chaffen werden sollten.

Herr Kollege Stinner hat zu Recht auf die bemerkens-
erte und von unserer Seite besonders zu lobende Arbeit
on Christian Schwarz-Schilling hingewiesen.


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


r hat bei seinem Amtsantritt deutlich gemacht, dass er
icht vorhat, die „Bonn Powers“ einzusetzen. Die Ent-
icklung zu mehr Demokratie und zu mehr Rechtsstaat-

ichkeit soll ihren Ursprung in der Bevölkerung Bosnien-
erzegowinas selber haben. Daraus sollte man aber, wie

ch finde, nicht die Konsequenz ziehen, die „Bonn
owers“ abzuschaffen. Die Entscheidung, mit dem Ein-
atz dieser Kräfte sehr zurückhaltend zu sein, ist meiner

einung nach sehr weise. Gerade die Initiative aus der
epublika Srpska, nach dem Referendum in Montenegro
in ähnliches Referendum in dieser serbisch-bosnischen
eilrepublik durchzuführen und auf diese Weise den
taatenverbund infrage zu stellen, zeigt, dass es für die
bschaffung der „Bonn Powers“ einfach noch zu früh

st. Deswegen sind wir hier auch unterschiedlicher An-
icht, Herr Kollege Stinner.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])







(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Eine besonders wichtige Rolle spielt weiterhin die
Althea-Mission, über die wir voraussichtlich Ende No-
vember im Bundestag erneut debattieren werden. Althea
ist ein beeindruckendes Beispiel. Ich habe vorhin schon
von der Kooperation zwischen NATO und Europäischer
Union gesprochen. Deswegen finde ich es besonders be-
dauerlich, dass die „Berlin Plus“-Vereinbarungen ins-
besondere von der Türkei immer wieder gestört werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wenn die Türkei Mitglied der Europäischen Union wer-
den will, dann muss sie vorher zeigen, dass sie den euro-
päischen Geist unterstützen und weitertragen will. „Ber-
lin Plus“ ist ein Zeichen dafür. Deswegen ist von der
Türkei zu verlangen, dass sie „Berlin Plus“ unterstützt
und nicht weiter behindert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603724600

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1603724700

Ich komme zum Schluss und will dann auch mit mei-

nem Fazit enden: Es liegt weiterhin viel Arbeit vor uns.
Wir sollten bei allen täglichen Schwierigkeiten in den
Verhandlungen und in den Entwicklungsprozessen in
den einzelnen Ländern nicht den Erfolg der letzten
Jahre, seit 1989 insbesondere, aus den Augen verlieren.
Wir brauchen einen langen Atem. Dann werden wir – da
bin ich mir sicher – mit den nötigen Anstrengungen auch
zum Erfolg kommen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603724800

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege

Dr. Norman Paech von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603724900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

anspruchsvolle Thema heißt: Gesamtstrategie für die
Balkanstaaten und ganz Südosteuropa. Wir haben insge-
samt 30 Minuten dafür. Mir bleiben vier Minuten. Was
mache ich?


(Uta Zapf [SPD]: Aufhören! – Weitere Zurufe)


Ich konzentriere mich auf das, was sich bei näherem
Hinsehen auf die Beseitigung der Folgen eines beispiel-
losen Zerfalls- und Zerschlagungsprozesses eines Lan-
des reduziert. Da bin ich mit Ihnen, Herr von Klaeden,
über die Leistung der NATO-Staaten gar nicht einer
Meinung; die NATO hat nicht einmal vor einem völker-
rechtswidrigen Krieg zurückgeschreckt. Daran ist immer
wieder zu erinnern; denn die Wunden dieses Krieges
sind noch heute zu spüren.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Fangen Sie mit Ihrer Erinnerung mal etwas früher an, Herr Kollege!)


Jetzt soll der Kosovo von Serbien getrennt werden.
as ist nicht nur das eindeutige Ziel der Kosovo-Alba-
er, sondern das ist auch das Ziel der NATO-Staaten.
abei spielt die Ausgangsresolution 1244 des UNO-
icherheitsrats gar keine Rolle mehr. Diese Resolution
pricht noch von der – ich zitiere – Erhaltung der Souve-
änität und territorialen Unversehrtheit Serbiens und ei-
er substanziellen Autonomie und tatsächlichen Selbst-
erwaltung des Kosovo innerhalb der Grenzen Serbiens.
as ist auch das Angebot Belgrads. Von dort wird ge-

agt: Gebt uns 20 Jahre, um den endgültigen Status die-
er Provinz zu finden. – Das ist ein faires Angebot.
eide Seiten müssen sich gemeinsam über die neuen
renzen und die eventuelle Teilung einigen. Die Ent-

cheidung zwischen Trennung und Autonomie mag noch
eit erfordern, aber jede Teilung von außen – durch die
U oder sogar durch die NATO – ist nicht nur völker-

echtswidrig, sondern wird mit Sicherheit neue Gewalt
rzeugen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der EU und der Bundesregierung – das wissen wir
etzt – sind 20 Jahre allzu lang und sie drängen auf eine
ösung noch in diesem Jahr. Aber anders als in Monte-
egro hilft hier kein Referendum; denn es geht um eine
eitere Teilung Serbiens, der auch die serbische Regie-

ung zustimmen muss. Das Recht auf Selbstbestim-
ung, auf das man sich so oft beruft, gibt in diesem Fall

ein einseitiges Recht auf Sezession. Das ist genauso
ie zum Beispiel bei den Völkern Abchasiens, Transnis-

riens, Kurdistans und des Baskenlandes. Deswegen for-
ern wir von der Bundesregierung – da sind wir, Herr
on Klaeden, wieder zusammen –: Unterlassen Sie alles,
as eine einseitige und gewaltsame Trennung des Ko-

ovo herbeiführt! Bleiben Sie bei dem Verhandlungspro-
ess, auch über das Jahr 2006 hinaus!


(Beifall bei der LINKEN)


Schauen wir dann noch kurz auf Bosnien-Herzego-
ina, wo drei Völker in einem Protektorat zusammen-
ehalten werden. Hier ist von Separation keine Rede,
ondern nur von Demokratiedefizit, Kriminalität, Prosti-
ution und Drogenhandel, sozusagen den üblichen und
otwendigen Konsequenzen aus den Schwierigkeiten
es Zusammenlebens solcher Völker im Alltag. Hier
ird der Aufbau eines neuen multiethnischen Staates
ersucht. – Serbien hingegen soll in weitgehend mono-
thnische Teile getrennt werden. Ein Narr, wer einer sol-
hen Gesamtstrategie der Widersprüche nicht misstraut.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir – damit komme ich zum Ende – unterstützen al-
erdings alle Versuche, aus dem Protektorat Bosnien-
erzegowina einen eigenständigen und souveränen Staat

u machen und die spätfeudalen Eingriffsrechte eines
ohen Repräsentanten, auch wenn er ein Deutscher ist,

bzuschaffen. Aber das ist nur ein Schritt auf dem Weg
u einem richtigen Staat und zu einer richtigen Gesell-
chaft.






(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech
– Deswegen unsere Forderung: Ziehen Sie – Herr
Stinner, das ist überfällig – die deutschen Truppen der
Althea-Mission jetzt ab;


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Nein, unter keinen Umständen! Das machen wir nicht!)


denn diese haben nur noch polizeiliche Aufgaben zu ver-
richten; das ist nachgewiesen. Das kann auch eine Poli-
zei machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ziehen Sie sie ab,


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Nein, mache ich nicht!)


ersetzen Sie sie durch polizeiliche Kräfte und stärken Sie
die immer noch schwachen institutionellen Kräfte des
Staates! Dabei werden wir Sie immer unterstützen.

Danke sehr.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603725000

Als nächste Rednerin hat das Wort die Kollegin

Marieluise Beck vom Bündnis 90/Die Grünen.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Es könnte in der Tat keinen größeren Wider-
spruch zwischen der zeitlichen Kürze der Debatte und
der Komplexität der Verhältnisse auf dem Balkan geben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)


Der Zerfall Jugoslawiens mit den Schrecken des Krie-
ges dauert eigentlich immer noch an und wird die inter-
nationale Gemeinschaft sicherlich auf lange Zeit als Mo-
derator, Begleiter und auf einige Zeit mit militärischer
Präsenz zur Friedenssicherung brauchen. Bei aller Un-
vollkommenheit und Mühseligkeit des Prozesses muss
man sagen: Es gibt keine Alternative zu diesem Engage-
ment, das das vereinigte Europa sowohl aus ethischen
Gründen als auch aus eigenen Interessen aufrechterhal-
ten muss.

Zu Bosnien. Der Vertrag von Dayton war unvollkom-
men und bleibt eine Hypothek für die junge Republik
Bosnien, die, nach wie vor faktisch zweigeteilt, damit
schlechte Rahmenbedingungen sowohl für die ökonomi-
sche Entwicklung als auch für die politische Stabilisie-
rung hat. Das Land hat 180 Minister, wie wir inzwischen
wissen; das ist aberwitzig.

Der Verfassungsentwurf ist aus unterschiedlichen
Motiven heraus abgelehnt worden, und zwar aus gegen-
sätzlichen: von einigen politischen Kräften, weil sie
fürchten, dass mit diesem Verfassungsentwurf die Zwei-
teilung fortgeschrieben würde, von anderen, weil sie ein
geeintes Bosnien nicht wollen. Das ist das Dilemma bei
der Ablehnung des Verfassungsentwurfes.

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(C (D Nun kommt die nächste Etappe, die zeigt, wie gefährich die Situation in Bosnien noch ist. Der Ministerpräsient der Republik Srpska, Dodik, ein Hoffnungsträger ür einige Zeit, hat nun vorgeschlagen, dass es für die epublik Srpska ein Referendum geben müsse, ähnlich ie für Montenegro. Das ist aberwitzig; denn wir alle issen, dass die serbische Mehrheit in der Republik rpska nur durch Krieg, Vertreibung und Mord hergetellt worden ist. Das kann keine Grundlage für ein Refeendum sein. Das ist noch einmal die Stunde für die Bonn Powers“, die unmissverständlich deutlich machen üssen, dass die Entitäten kein Recht haben, sich aus em bosnischen Gesamtstaat herauszulösen, sondern nur ie UN Änderungen vornehmen könnte. Über Montenegro ist hier gesprochen worden. Ich offe, dass es einen möglichst konsensualen Weg der rennung und Entflechtung der beiden Länder gibt. Am schwierigsten ist derzeit sicherlich die Situation ei den Statusverhandlungen im Kosovo. Ahtisaari steht ast vor einer Quadratur des Kreises. Ich glaube, dass es lug ist, zunächst einmal die Eckpunkte zu definieren nd zu sagen, was nicht akzeptabel ist. Das sind die drei eins, die wir alle kennen. Man hat den Eindruck, dass weite Teile der serbichen Bevölkerung und auch weite Teile der politischen lite in Serbien immer noch nicht die volle Tragweite ih es Handelns begriffen haben, nämlich dass der Krieg nd die Aggression, die von serbischem Boden ausgeangen sind, Folgen für das eigene Land haben. Das üssen wir den Serben immer wieder sagen. Dennoch kann durch eine Strategie, den Status vor tabilität zu stellen, der Balkan wieder zu einem Pulverass werden. Wir müssen daher den Prozess sehr deutlich m Auge behalten, der neben der Regelung der Statusrage vor allen Dingen die Forderung an die Kosovo-Alaner enthält, eine Politik zu machen, mit der die Minerheiten tatsächlich geschützt werden, und ein trafrechtssystem aufzubauen, das dem eines Rechtstaates gleicht. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


n dem neuen Bericht von Human Rights Watch über das
echtswesen im Kosovo wird festgestellt, dass auch
ach sieben Jahren viele Unzulänglichkeiten gerade im
trafrechtssystem zu finden sind und dass es eine straf-
echtliche Verfolgung der Übergriffe insbesondere des
ahres 2004, die im großen Maßstab stattgefunden ha-
en, kaum gegeben hat.

Es gilt also jetzt, diesen Prozess in kluger Weise fort-
uführen. Ob er in diesem Jahr beendet werden kann,
önnen wir nicht wissen. Aber es ist gut, zeitlich Druck
uszuüben. Es ist auch klar, dass während dieser schwie-
igen Phase die militärische Präsenz notwendig bleiben
ird. Wir werden innerhalb des nächsten Tagesord-
ungspunktes im Einzelnen darüber sprechen.

Trotz aller Schwierigkeiten muss man sagen: Zu Be-
inn des Krieges vor mehr als zehn Jahren gab es von
rnst zu nehmenden Politikern die These, man müsse






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

den Konflikt auf dem Balkan ausbluten lassen. Im Ver-
gleich zu einer solch grausamen Perspektive ist der Weg,
den die internationale Gemeinschaft eingeschlagen hat
– bei aller Unvollkommenheit –, doch der bessere gewe-
sen und er bleibt der einzig vertretbare.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603725100

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/778 und 16/588 an die in der Tages-
ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind
Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind
die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache
16/877 mit dem Titel „Das Abkommen von Dayton wei-
terentwickeln und überwinden“. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der An-
trag ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und der Fraktion der Linken gegen die Stimmen von
FDP und Grünen abgelehnt.

Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses
auf Drucksache 16/861 zu dem Antrag der Fraktion Die
Linke mit dem Titel „Beendigung der Operation
,ALTHEA‘ und Einrichtung einer internationalen nicht-
militärischen Polizeimission in Bosnien und Herzego-
wina“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-
sache 16/217 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
aller Fraktionen bei Gegenstimmen der Fraktion Die
Linke angenommen.

Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses
auf Drucksache 16/862 zu dem Antrag der Fraktion der
FDP mit dem Titel „Eigenverantwortung von Bosnien
und Herzegowina stärken – Verfassungsprozess unter-
stützen und ,Bonn Powers‘ des Hohen Repräsentanten
abschaffen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 16/228 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
aller Fraktionen gegen die Stimmen der FDP-Fraktion
angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der
Internationalen Sicherheitspräsenz im Ko-
sovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfel-
des für die Flüchtlingsrückkehr und zur mili-
tärischen Absicherung der Friedensregelung
für das Kosovo auf der Grundlage der Resolu-
tion 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Ver-

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(C (D einten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Internationalen Sicherheitspräsenz publik Jugoslawien und der Republik Serbien 1999 – Drucksachen 16/1509, 16/1651 – Berichterstattung: Abgeordnete Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg Detlef Dzembritzki Dr. Werner Hoyer Wolfgang Gehrcke Marieluise Beck b)


(KFOR) und den Regierungen der Bundesre-


(jetzt: Serbien und Montenegro) vom 9. Juni

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/1699 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jürgen Koppelin
Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Michael Leutert
Alexander Bonde

Über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Aus-
chusses werden wir später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
nd sehe keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
erin das Wort der Kollegin Uta Zapf von der SPD-Frak-
ion.


Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1603725200

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Es hat eine gewisse Logik, dass wir die Verlänge-
ung des Kosovoeinsatzes in den Zusammenhang der
esamtstrategie für die Balkanstaaten stellen. Ich hätte

s nur noch klüger gefunden, wir hätten darüber gemein-
am diskutiert und ein bisschen mehr Zeit darauf ver-
endet. Denn die vorhergehende Diskussion hat gezeigt,
ass noch sehr viele Probleme bestehen.

Ich möchte auch feststellen: Wie wir mit den Anträ-
en umgehen, die die Grünen zum Daytonabkommen
nd die FDP vorgelegt haben, drückt sich nicht in der
blehnung dieser Anträge aus. Wir müssen noch eine in-

ensivere Diskussion über eine wirklich tragfähige Ge-
amtstrategie führen. Ich denke, das sollten wir in naher
ukunft tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist richtig: Die Lösung der Kosovofrage ist die
ernfrage für die Zukunft der Balkanregion. Noch brau-

hen wir die internationale Sicherheitspräsenz; das
ind immerhin 16 000 NATO-Soldaten, davon 2 500 aus
eutschland. Noch brauchen wir die internationale Poli-






(A) )



(B) )


Uta Zapf
zei; das sind 2 186 Polizisten, davon 239 aus Deutsch-
land. Noch müssen wir mit dieser internationalen Sicher-
heitspräsenz dafür sorgen, dass die ehemaligen Krieg
führenden Parteien und andere bewaffnete Gruppen von
der Aufnahme erneuter Feindseligkeiten und Gewaltta-
ten abgehalten werden.

Der Einsatz ist auch nötig, um die laufenden Verhand-
lungen um den Status Kosovos abzusichern. Diese Ver-
handlungen sind extrem schwierig und weit von einer
konsensualen Lösung entfernt. Serbiens Position „mehr
Autonomie“ und Kosovos Position der Unabhängigkeit
sind bisher nicht in Übereinstimmung gebracht worden,
auch nicht durch den neuen Vorschlag Serbiens – ich
halte ihn für ausgesprochen gefährlich –, innerhalb einer
20-Jahre-Frist Kosovo als Bestandteil Serbiens festzu-
schreiben, bestimmte Befugnisse bei Serbien zu belassen
und andere der internationalen Sicherheitspräsenz zu
übertragen. Das kann keine akzeptable Lösung für die
Kosovaren sein. Ich hoffe, dies wird in einer ohnehin an-
gespannten Situation nicht noch ein bisschen mehr Öl
ins Feuer schütten.

„Konditionierte“ oder „eingeschränkte Unabhängig-
keit“ sind Zauberworte, die im Zusammenhang mit einer
Lösung für Kosovo immer genannt werden. Das wäre
für die Kosovaren akzeptabel, wenn ein gewisses Maß
an Verantwortung, vor allen Dingen im Bereich der Si-
cherheitspräsenz, bei der internationalen Staatengemein-
schaft bliebe. Dabei sollte vorzugsweise die EU mehr
Verantwortung übernehmen. Aber ich sage hier aus-
drücklich: Dies alles kann nur unter der Prämisse funkti-
onieren, dass der gesamte Prozess in eine Integration in
die Europäische Union mündet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Auch Serbien sieht seine Zukunft in der EU. Trotz-
dem sind die Statusverhandlungen im Moment festge-
fahren, weil eine Hürde nicht zu überwinden ist. Das hat
auch damit zu tun, dass Serbien in keiner besonders gu-
ten Verfassung ist; dies wurde schon erwähnt. Die Ab-
stimmung in Montenegro war gewissermaßen ein
Trauma und wirkt sich natürlich auf die Befindlichkeit
im Hinblick auf eine Lösung für Kosovo aus.

Es wird auf der einen Seite befürchtet, dass die radi-
kalen Kräfte in Serbien erstarken; wir brauchen uns nur
die entsprechenden Umfragen anzusehen. Auf der ande-
ren Seite gelingt es nicht, dass sich die demokratischen
Kräfte Koštunica und Tadić in ein Boot setzen und den
Tendenzen der nationalistischen Parteien etwas entge-
gensetzen, obwohl Tadić dies angeboten hat.

Dann ist da noch die Sache mit Mladić und dem da-
durch bedingten Aussetzen des SAA, des Stabilitäts- und
Assoziationsabkommens. Die USA haben ihre Finanz-
hilfen für Serbien gesperrt. – Das heißt, dass wir auf Ser-
bien in gewisser Weise Rücksicht nehmen müssen, dass
wir Serbien in diesem Prozess mitnehmen müssen, weil
es sonst zu Instabilitäten kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Bezüglich der Zukunft Serbiens in der EU werden wei Versionen diskutiert. Die eine ist die Forderung ach einer schnellen Entscheidung des Sicherheitsrates och vor Ende 2006, Herr Stinner, und einer Lösung, die erbien notfalls aufgezwungen wird. Die anderen pläieren dafür, Serbien mehr Zeit zu geben. Ich sage: Vor dem Hintergrund, dass sich für den Koovo eine gefährliche Situation ergibt, wenn sich der rozess zu lange hinzieht, und dass sich auch für Serbien ine schwierige Situation ergibt, wenn ihm etwas aufgerückt wird, müssen wir die Perspektive eines Beitritts ur Europäischen Union für Serbien verstärken und nser Wort halten, das wir der ganzen Region gegeben aben. Wir müssen Serbien in diesem Prozess mit deutlihen Signalen unterstützen. Es kann nicht nur Prügel für erbien geben, so schwierig die Situation auch ist. Wir üssen in dieser Situation mit ein wenig mehr Finger pitzengefühl agieren. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP])


Ich möchte noch einmal ganz allgemein auf die Ge-
amtstrategie für die Balkanstaaten eingehen. Es wurde
rwähnt, dass die Irritationen, die auch durch die Krise
m Kontext mit der europäischen Verfassung und durch
ie Fragen, ob wir uns durch weitere Erweiterungen
bernehmen, ausgelöst worden sind, natürlich auch Aus-
irkungen auf die Balkanländer gehabt haben. Ich emp-

ehle, dass wir uns die Mahnung der Balkan Commis-
ion, die diese vor einiger Zeit herausgegeben hat, nicht
on dem europäischen Versprechen einer Beitrittsper-
pektive für diese Region abzuweichen, wirklich zu Her-
en nehmen und nicht aufgrund von Egoismen verges-
en, was Europa eigentlich ist, nämlich ein Raum für
rieden, Stabilität und Sicherheit in ganz Europa.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603725300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Rainer Stinner von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1603725400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

DP-Fraktion wird heute der Verlängerung des KFOR-
andats zustimmen. Wir sehen das genauso wie die
undesregierung. Es wäre völlig destruktiv, das zu die-

em Zeitpunkt, in dieser kritischen Phase nicht zu tun.
ie Begründung der Bundesregierung ist sehr plausibel.
ir haben ihr nichts hinzuzufügen, werden also zustim-
en.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Danke! Gute Rede!)


Endlich beginnt der politische Prozess im Kosovo,
uf den wir gedrängt haben, mit Statusverhandlungen.
as ist ganz wichtig. Wir haben unseren Antrag bewusst






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)

Dr. Rainer Stinner
gestellt. Herr von Klaeden, ich bedauere, dass Ihre Frak-
tionsreferenten Ihren Antragsentwurf verändert haben.
In unserem Antrag steht nichts von „Biegen und Bre-
chen“. Bei uns steht: Wir wollen zügig verhandeln, und
zwar bis Ende 2006. – Natürlich habe ich kein Problem
damit, wenn wir es im ersten Quartal 2007 schaffen. Ich
befinde mich da in bester Gesellschaft mit Herrn
Athisaari und Herrn Rohan, die genau dasselbe sagen.

Ich will auch sagen, warum wir das so sehen. Ich bin
der festen Überzeugung, dass es – egal, wie lange Sie
verhandeln, ob zwei Monate, 20 Jahre oder 200 Jahre –
kein gemeinsames Papier geben wird, von dem beide
Seiten freudestrahlend sagen: Jawohl, das ist die Lösung. –
Da wir wissen, dass es auch am Schluss der Verhandlun-
gen ein Gap, einen Unterschied, geben wird, halten wir
es für besser, die Entscheidung in absehbarer Zeit zu fäl-
len, nicht auf Biegen und weiß Gott nicht auf Brechen,
aber nicht erst im Jahre 2025. Athisaari und Rohan sehen
das ganz genauso. Da es, wie wir glauben, in dem Pro-
zess, egal, wie lange wir ihn führen, kein gemeinsames
Papier geben wird, weil die Positionen unvereinbar sind,
muss es jemanden geben, der entscheidet. Das sind im
Augenblick noch die Vereinten Nationen. Das ist völker-
rechtlich ganz klar so definiert. Die Vereinten Nationen
müssen also entweder Ende dieses Jahres oder spätestens
im ersten Quartal des nächsten Jahres eine Entscheidung
fällen.

Jetzt stellt sich die Frage, wie die Lösung aussehen
kann. Ich warne hier vor falschen Hoffnungen, speziell
gegenüber den Kosovaren.

Es wird immer gesagt, die konditionierte Unabhän-
gigkeit könne nicht funktionieren. In Wirklichkeit be-
deuten diese drei Neins, die eigentlich vier Neins sind,
schon eine Kondition; denn das Kosovo ist nicht ein
Land wie Island, Dänemark oder Neuseeland. Aus die-
sem Grunde hat die internationale Gemeinschaft diese
drei bzw. vier Neins hineingeschrieben. Das ist eine
Konditionierung; das ist keine Frage. Das Kosovo
könnte nicht, selbst wenn wir ihm die Unabhängigkeit
gäben, beschließen, sich mit Albanien zu vereinigen
oder die Menschenrechte so oder so zu handhaben. Nein,
wir konditionieren durch die Politik, die wir betreiben,
die eventuell infrage kommende Unabhängigkeit des
Kosovos. Deshalb warne ich davor, unerfüllbare Hoff-
nungen bei den Kosovaren zu wecken. Das kann nur ge-
fährlich sein. Das können wir nicht zulassen.

Es gibt diese drei bzw. vier Neins. Diese sind be-
kannt: kein Zurückgehen zu der Situation vor 1999,
keine Vereinigung mit Albanien etc., aber auch keine un-
konditionierte Unabhängigkeit. Wir brauchen nach wie
vor eine internationale Präsenz im Kosovo.

Meine Damen und Herren, Sie lehnen immer wieder
mit großer Freude unsere Anträge ab. Sie haben unseren
Antrag, der auf eine europäische Perspektive für das Ko-
sovo zielte, vor zwei Jahren abgelehnt. Heute erleben
wir, dass uns die Entwicklung Recht gegeben hat. Wir
hatten schon vor zwei Jahren die Realität erkannt. Herz-
lichen Glückwunsch an alle, die in der Realität ange-
kommen sind.

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(C (D owohl die Balkankommission als auch die Eide-Komission und die Kontaktgruppe denken in die Richtung, ie wir schon vor zwei Jahren vorgeschlagen haben. Ich ermute, dass sich in zwei oder drei Jahren – falls ich ann noch im Bundestag bin – herausstellen wird, dass nträge, die wir heute gestellt haben, realistisch waren. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Von der FDP lernen heißt siegen lernen!)


(Beifall bei der FDP)


Ich warne vor uneinlösbaren Versprechen. Ich warne
uch vor dem Satz: Die Kosovaren akzeptieren nur die
neingeschränkte Unabhängigkeit, sonst knallt es. – Das
st etwas ganz Gefährliches.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


ch werfe das niemandem vor. Wir dürfen es nicht zulas-
en, dass so etwas gesagt wird. Wir müssen deutlich ma-
hen, dass wir nicht akzeptieren – dafür haben wir un-
ere Soldaten dorthin geschickt –, dass es dort knallt,
anz egal, was die Vereinten Nationen entscheiden. Das
st unsere Aufgabe. Dafür schicken wir unsere Soldaten
n diesen gefährlichen Einsatz.

Wir haben meines Erachtens vier Aufgaben. Die erste
ufgabe ist, die Verhandlungen kritisch zu begleiten und

n den Verhandlungen dafür zu sorgen, dass keine faulen
ompromisse gemacht werden und vor allen Dingen
eine weiteren dysfunktionalen Strukturen auf dem Bal-
an entstehen. Dysfunktionale Strukturen gab es auf
em Balkan in den letzten Jahren weiß Gott genug. Das
arf im Kosovo jedenfalls nicht auch noch passieren.

Wir müssen zweitens sowohl Serben als auch Koso-
aren auf schmerzhafte Kompromisse vorbereiten. Wir
ürfen keiner Seite sagen, sie werde hundertprozentig
er Gewinner sein. Es wird nach meinem Dafürhalten
einen hundertprozentigen Gewinner geben. Das müs-
en wir heute schon deutlich machen. Zu einer europäi-
chen politischen Ordnung gehört auch Kompromissfä-
igkeit. Das müssen wir deutlich sagen.

Wir müssen drittens an verantwortliche Serben und
osovaren appellieren, dass sie bei ihrer Bevölkerung
afür werben und um Verständnis dafür bitten, dass es
m Ende für die jeweilige Bevölkerungsgruppe schmerz-
afte Kompromisse geben wird. Sowohl im Kosovo als
uch in Belgrad haben noch die Leute die Überhand, die
ür sich 100 Prozent verlangen und der anderen Seite
Prozent zugestehen wollen. Das wird meines Erach-

ens nicht gehen.

Wir Europäer müssen viertens zu unserem Commit-
ent stehen. Wir dürfen nicht nur mit dem Wort, son-

ern wir müssen auch mit der Tat dafür sorgen, dass sich
ie ganze Region positiv entwickelt. Dazu müssen wir
nseren Beitrag leisten. Wenn wir das tun, dann habe ich
ie gute Hoffnung, dass wir hoffentlich in einem Jahr
ber ein anderes Mandat sprechen können, mit wesent-
ich weniger Soldaten und einer völlig anderen Vertei-
ung zwischen Militär und Polizei. Das wäre ein Fort-
chritt, für den es sich zu arbeiten lohnt.

(B)







(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603725500

Das Wort hat jetzt der Bundesminister Dr. Franz Josef

Jung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Vertei-
digung:

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich bitte Sie namens der Bundesregierung, dem Antrag
zur Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der inter-
nationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zuzustimmen.
Es wurde schon erwähnt und es ist wichtig, darauf hin-
zuweisen, dass, seitdem die NATO die Aufgabe über-
nommen hat, Sicherheit im Kosovo herzustellen, eine
weit reichende Verbesserung der Sicherheitslage im Ko-
sovo erreicht werden konnte. Es gibt aber noch keine
dauerhafte, sich selbst tragende Stabilität. Die gesell-
schaftliche und politische Entwicklung im Kosovo ist
weiterhin gefährdet. Die Gründe sind vielschichtig, an-
gefangen von der wirtschaftlichen Entwicklung über
Spannungen zwischen den Ethnien bis hin zu Kriminali-
tät und teilweise politischem Extremismus. Es steht aber
fest, dass gerade der laufende politische Prozess zur Zu-
kunft des Kosovo in einem stabilen, in einem sicheren
Umfeld stattfinden muss, wenn er zum Erfolg führen
soll.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb ist es das Ziel der internationalen Gemeinschaft,
zu einer zukunftsweisenden Lösung der Statusfragen
beizutragen und damit eine Grundlage für Stabilität so-
wie für demokratische Entwicklungen im Kosovo zu
schaffen. Nur durch die Lösung der Statusfragen kann
die Unsicherheit beseitigt und eine positive Perspektive
für die Region in Gang gesetzt werden. Um dieses Ziel
langfristig zu erreichen, ist es auch notwendig, eine eu-
ropäische Perspektive aufzuzeigen.

Die Übernahme der militärischen Verantwortung
sollte aber zunächst weiterhin bei der NATO verbleiben.
Nach einer positiven Entwicklung sollte man dann eine
Reduzierung vornehmen. Der erfolgreiche Abschluss
der Statusgespräche, wozu wir alle politisch verantwort-
lichen Akteure im Kosovo auffordern müssen, zieht den
Transfer der Aufgaben an nationale und internationale
Organisationen nach sich. Gerade wenn unsere langjäh-
rigen Anstrengungen und die Ergebnisse, die wir er-
reicht haben, nicht aufs Spiel gesetzt werden sollen, ist
jetzt die Verlängerung des KFOR-Mandates durch den
Deutschen Bundestag erforderlich.

Lassen Sie mich noch auf eines hinweisen: Seit Be-
ginn der Operation sind wir der größte Truppensteller.
Wir haben einen großen Anteil an der Stabilisierung der
Region. Wir haben damit auch eine herausgehobene Ver-
antwortung zur Aufrechterhaltung eines stabilen und si-
cheren Umfeldes für den Prozess, der im Rahmen der
Statusverhandlungen jetzt hoffentlich zu einer positiven

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(C (D ntwicklung führt. Deshalb bitte ich Sie, der Fortsetzung es deutschen Beitrages zu KFOR auf dem bisherigen iveau zuzustimmen. Besten Dank. Das Wort hat der Kollege Paul Schäfer von der Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! otemkin baut in Orahovac. Das geht so: 40 Häuser, die ei den Märzunruhen 2004 zerstört worden sind, werden etzt – wie sich die Mitglieder des Verteidigungsauschusses vor kurzem vor Ort überzeugen konnten – wieer aufgebaut. Die Verkaufsverhandlungen mit Kosooalbanern sind praktisch bereits im Gange. Die für die osovarischen Familienverhältnisse zu kleinen Häuser erden dann abgerissen werden. Darin drückt sich leider in Trend aus: Die jungen Serbinnen und Serben gehen, in Teil der älteren bleibt. Der Antrag der Bundesregierung ist überschrieben it „Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Inter ationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewähreistung eines sicheren Umfeldes für die Flüchtlingsückkehr“ – das ist Teil eins der Überschrift. In den hren der weit über 200 000 Flüchtlinge und Vertriebeen – Serben, Sinti und Roma – muss das wie Hohn klinen. Das passierte bekanntlich unter den Augen der ATO-Truppen. Das Beispiel Orahovac zeigt, wie weiter an der Leende gestrickt wird, dass der KFOR-Einsatz für ein ultiethnisches Kosovo sorgen werde. Ich weiß, dass ie Soldatinnen und Soldaten – wir haben es gesehen: ie deutschen, die schweizerischen, die österreichischen – ehr bemüht sind, diesen Auftrag zu erfüllen. Es geht ber um das Versagen der Politik. Das Kriegsziel „multiethnisches Kosovo“ ist spätesens mit den Luftangriffen der NATO an der Seite der CK verspielt worden. Die International Commission n the Balkans, der Carl Bildt und Richard von eizsäcker angehörten, hat im letzten Jahr festgestellt: Die Situation der serbischen Minderheit in Kosovo ist die größte Anklage gegen den Willen und die Fähigkeit Europas, seine eigenen proklamierten Werte zu verteidigen. Der zum Staatsmann gewendete Kriegsherr Agim eku redet – ich habe genau mitgeschrieben – vom Ausleich zwischen den Kommunitäten. Derweil rappt die osovarische Jugend zu heroischen Bildern von „Albaia“, so der Titel des Videoclips, den uns die KFOR geeigt hat und der in den Diskotheken der Hit ist, und räumt den großalbanischen Traum. Paul Schäfer Ich will das nicht überdramatisieren, aber bereits heute stellt sich die Frage: Was kommt nach der Unabhängigkeit des Kosovo? Die Lostrennung des Kosovo ist – Kollege Paech hat es gesagt – ausgesprochene Politik der NATO. Ahtisaari wird sich dem anschließen. Auch in dieser Hinsicht entspricht der Antrag der Bundesregierung längst nicht mehr den Realitäten. Es geht nicht um die Durchsetzung der Resolution 1244, sondern um eine weitgreifende Änderung. Natürlich kann über diese Änderung des Status verhandelt werden. Aber es muss eine einvernehmliche Lösung zwischen den Beteiligten geben, kein Oktroi. Denn sonst kommen wir in Teufels Küche. Krieg produziert Folgezwänge, denen man sich realpolitisch kaum entziehen kann. Ich weiß, es gibt Gründe dafür, zu sagen: Wir müssen jetzt die Minderheiten im Kosovo durch die KFOR schützen. Aber wir wollen eine andere Logik der internationalen Politik durchsetzen. Für uns ist Krieg kein Mittel der Politik. Gerade Kosovo hat gezeigt, dass Krieg eine immense Eskalation von Gewalt und Hass mit sich bringt. Sehen Sie sich die Zahlen der Vertriebenen und der Todesopfer an! Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Deshalb stimmen wir gegen den Antrag der Bundesregierung. Wir wollen jetzt, da sich die jugoslawische Tragödie dem Ende nähert, deutlich sagen: Politik muss sich strikt ans Völkerrecht halten. Das fordern wir von dieser und von jeder künftigen Bundesregierung. Der NATO-Krieg war und bleibt ein eklatanter Bruch des Völkerrechts. Die NATO muss deshalb, wenn sie im nächsten Jahr ihre Strategie überarbeitet, definitiv auf selbstmandatierte Militäreinsätze verzichten. Schließlich: Ohne eine genauere Schuldzumessung für die verschiedenen Beteiligten der Balkankriege hier vornehmen zu können oder zu wollen, finde ich, dass es an der Zeit ist, Gerechtigkeit für Serbien zu fordern. Da dieses Land – nicht zuletzt durch äußere Einflüsse – um viele Jahrzehnte zurückgeworfen worden ist, geht es jetzt um Hilfe, um Unterstützung, um Integration und nicht um Demütigung und Pression. (Uta Zapf [SPD]: Die haben sich doch erst mal selbst kaputt gemacht, Paul!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603725600

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603725700

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Der schlimme Ausdruck „Die Serben in die Knie zwin-
gen“ – das hat ein bundesdeutscher Außenminister ge-
sagt, liebe Kollegin – klingt mir noch in den Ohren. Ich
finde, es ist an der Zeit, den Serben jetzt wieder auf die
Beine zu helfen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Uta Zapf [SPD]: Das haben wir ja vor!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603725800

Das Wort hat der Kollege Winfried Nachtwei von

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ollege Schäfer, es ist die Frage, ob man den serbischen inderheiten dadurch hilft, dass man jetzt zum Beispiel ie KFOR von den Enklaven abzieht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603725900

Vor sieben Jahren ging der Kosovo-Luftkrieg der
ATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien zu Ende.
ieser Krieg war zu Recht sehr umstritten. Es hat da-
ach, so finde ich, viel zu wenig offene, selbstkritische
uswertungen dieses Krieges gegeben. Es überwogen
erdrängung einerseits und Kriegsschuldvorwürfe ande-

erseits. Aber es sind tatsächlich einige Konsequenzen
ezogen und Lehren umgesetzt worden: der Stabilitäts-
akt, die neuen Fähigkeiten der zivilen Krisenprävention
nd Friedenskonsolidierung,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie zwei Säulen der Europäischen Sicherheits- und Ver-
eidigungspolitik und nicht zuletzt die verstärkte UNO-
reue und Verlässlichkeit der Bundesrepublik Deutsch-

and. Das alles sind wesentliche, tatsächliche Konse-
uenzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Vor drei Wochen begann im Kosovo der Einsatz des
4. Kontingents der Bundeswehr. Manche Soldaten sind
chon zum dritten Mal oder sogar noch öfter dabei. Da
tellt sich selbstverständlich die Frage – diese Frage stel-
en sich auch die Soldaten, die gerade im Saal sind –:
oll das etwa eine unendliche Geschichte werden?

Als Obleute des Verteidigungsausschusses waren wir
or knapp zwei Wochen im Kosovo. Dort haben wir Ver-
chiedenes festgestellt. Vor zwei Jahren – Sie erinnern
ich – waren die schlimmen Märzunruhen. Da hatten wir
ie Befürchtung, dass die bis dahin geleistete mühsamste
ufbauarbeit völlig zusammengebrochen wäre. Schauen
ir genauer hin: Einiges hat sich inzwischen sehr gut

ntwickelt. Die Kosovo Police Force, von der man an-
ahm, dass sie sich erst einmal gar nicht entwickeln
ürde, ist jetzt weitestgehend selbstständig und arbeitet

nsgesamt recht gut und verlässlich. Die UN-Polizei ist
ur noch in beratender Funktion tätig. Das ist ein sehr
ichtiger Fortschritt. Die KFOR ist jetzt eindeutig auf
onsequenten Minderheitenschutz und auch auf Wieder-
olungen der Märzunruhen vorbereitet.

Zugleich gehen sie mit den „Liaison and Monitoring
eams“ jetzt viel dichter an die kosovarische Gesell-
chaft heran. Das sind eindeutige Fortschritte, ebenso
ie die Beschäftigungserfolge privatisierter Firmen, in
enen etliche Hunderte bis Tausende neuer Arbeitsplätze
eschaffen wurden. Das sind die positiven Veränderun-
en.

Zugleich ist die Situation aber auch sehr ernüchternd.
enn die latente, hoch organisierte Gewalt ist im Ko-

ovo weiterhin enorm und die organisierte Kriminalität






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
sehr verbreitet. Es wurde schon darauf hingewiesen, wie
mangelhaft die Strafjustiz noch immer arbeitet, insbe-
sondere bei der Aufarbeitung der Verbrechen, die im
Rahmen der Märzunruhen verübt wurden. Schließlich ist
auch die Situation der Minderheiten weiterhin eine
Schande, obwohl es einzelne Gebiete gibt, Orahovac
zum Beispiel, in denen sie zumindest einigermaßen gut
nebeneinander leben können.

Welche Konsequenzen sind am heutigen Tag zu zie-
hen? Die jüngsten Statusgespräche markieren eine poli-
tisch besonders heikle Phase; denn die Konfliktparteien
halten sich jetzt einigermaßen zurück. Aber es gibt ver-
stärkte Anzeichen dafür, dass die Welle der Gewalt,
wenn es zu nicht zufrieden stellenden Ergebnissen
kommt, sehr hoch schlagen könnte. Hier muss die Bot-
schaft der internationalen Gemeinschaft völlig klar sein
– Kollege Stinner, Sie haben das zu Recht angespro-
chen –: Gewalt darf keine „Lösung“ mehr sein


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


und Gewalt darf sich nicht mehr lohnen.

Darauf nicht hinreichend zu achten, dieser Fehler ist
in der Vergangenheit immer wieder gemacht worden.
Deshalb ist die Verlängerung des KFOR-Mandats jetzt
– ich wiederhole: jetzt – notwendig und unverzichtbar.
Denn jetzt abzuziehen – ich sage wieder: jetzt; vielleicht
stellt sich die Situation in einem Jahr schon anders dar;
das wäre am besten –, hieße, die Enklaven den in den
Startlöchern stehenden Gewalttätern zu überlassen. Das
wäre unverantwortlich.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603726000

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Hans-Peter Bartels

von der SPD-Fraktion.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1603726100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute be-

schließen wir eine weitere Verlängerung des Kosovo-
mandats. Das scheint schon fast Routine zu sein. Nach
unserer Zustimmung zur Bereitstellung eines ersten
deutschen KFOR-Kontingents im Sommer 1999 liegt
uns heute der siebte Verlängerungsantrag der Bundes-
regierung vor.

Ich möchte deshalb an dieser Stelle vor einer öffentli-
chen Fehlwahrnehmung warnen: Dass der Einsatz im
Kosovo genauso wie die Einsätze in Bosnien-Herzego-
wina und in Afghanistan immer wieder verlängert wer-
den muss, liegt nicht daran, dass etwas, was schnell zu
erledigen gewesen wäre, deshalb länger dauert, weil im-
mer alles schief geht. Manchmal wird das in den Medien
nach dem Motto dargestellt: Sie kriegen es einfach nicht

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(C (D in; jetzt müssen wir das Mandat schon wieder verlänern. – Aber das ist die falsche Wahrnehmung. Richtig ist: Wir brauchen von vornherein einen lanen Atem, Geduld und Entschlossenheit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


uf dem Balkan ist der Fortschritt eine Schnecke. Damit
ie sich in die richtige Richtung bewegt, müssen wir ihr
en Rückweg versperren. Das dauert gewiss länger als
in Jahr; ich glaube: viel länger.

Dass wir aber jedes Jahr aufs Neue darüber beraten,
at nichts mit dem Erfolg oder Misserfolg des Einsatzes
u tun, sondern mit unseren Rechten als Parlament. Wir
ollen von der Bundesregierung nach jeweils einem

ahr erneut gefragt werden. Genau deshalb haben wir da-
als das Parlamentsbeteiligungsgesetz beschlossen. Die
undeswehr bleibt eine Parlamentsarmee.

Dass die Präsenz der internationalen Truppen im Ko-
ovo seit 1999 alles andere als erfolglos war, lässt sich
um Beispiel daran ablesen, dass wir die Sicherheit in
er Provinz heute mit deutlich weniger Soldaten als zu
eginn der KFOR-Mission gewährleisten können. Zur-
eit sind 2 600 Soldaten der Bundeswehr im KFOR-Ein-
atz, vor sieben Jahren, 1999, waren es fast 6 500. Das
amalige Bundestagsmandat, das durch die Mandatsver-
ängerung in diesem Punkt übrigens nicht geändert
urde, lässt nach wie vor den Einsatz von bis zu
500 Soldaten zu.

Was für das deutsche Kontingent gilt, gilt auch für die
esamtmission der NATO: Betrug ihre Gesamtstärke im

ahre 1999 noch 45 000 Soldaten, so sind es gegenwär-
ig 16 500. Es ist übrigens einer Erwähnung wert, dass

FOR wirklich im besten Sinne multinational zusam-
engesetzt ist: Über 35 Staaten sind derzeit dabei, da-

unter sogar ferne Länder wie Argentinien und die Mon-
olei. Die NATO-Staaten sind fast vollzählig vertreten,
ie es sich gehört und wie wir das auch bei anderen Ak-

ionen erwarten.

Mit der heutigen Zustimmung zur Mandatsverlänge-
ung bekräftigen wir unser Interesse an einem dauerhaft
tabilen und demokratischen Kosovo. Nur weil die Pro-
inz nicht mehr die Nachrichten bestimmt – man möchte
agen: Gott sei Dank! –, lassen wir in unserem Engage-
ent nicht nach. Das gilt für die vielfältigen zivilen Hil-

en – Deutschland stellt etwa einen wesentlichen Beitrag
ür die UNO-Polizei im Kosovo – wie auch für die mili-
ärische Absicherung der Entwicklung. Wann der letzte
FOR-Soldat die Provinz verlassen wird, kann heute
iemand sagen. Denn das lehrt uns die Erfahrung aus
iesem wie aus anderen Einsätzen: Wenn unsere Politik
ine dauerhafte Befriedung und Entwicklung der Region
ewirken soll, dann müssen wir einen langen Atem ha-
en.

Ich bitte um Zustimmung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603726200

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich das Wort dem Kollegen Karl-Theodor Frei-
herr zu Guttenberg.


(Unruhe)


– Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie doch,
auch dem letzten Redner Ihre Aufmerksamkeit zu schen-
ken, bevor wir zur namentlichen Abstimmung kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



(CDU/ CSU)


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Die CDU/CSU-Fraktion teilt die Auffassung der
Bundesregierung und wird einer Verlängerung des
KFOR-Mandats zustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dieser Einsatz ist für uns ohne Alternative. Alles andere,
verehrte Kolleginnen und Kollegen aus der Linkspartei,
was Sie vorgetragen haben, ist in unseren Augen eher
ein Beitrag zur Destabilisierung der Region – man fragt
sich, welchen Interessen Sie eigentlich dienen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Verehrter Herr Dr. Paech, Sie haben vorhin den Bezug
hergestellt, dass die Wunden in dieser Region auf die
NATO zurückzuführen seien, ohne dabei den Namen
Milošević überhaupt in den Mund zu nehmen. Das ist
schlichtweg unglaublich, das ist wirklich unter Ihrer
Würde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Herr Kollege Bartels, trotz
allem ist es richtig: Mandatsverlängerungen dürfen
nicht zur Routine werden. Von daher ist es unsere Auf-
gabe, dieses Mandat stets aufs Neue dahin gehend zu
überprüfen, ob es aus sich selbst weiterhin erklärbar ist
und erklärbar bleibt, dahin gehend auch, ob die innen-
und die sicherheitspolitischen Gegebenheiten vor Ort
Neubewertungen erfordern; und dahin gehend, ob für
ausreichenden Schutz, für entsprechende Ausrüstung
und auch für klare Strukturen für unsere Soldatinnen und
Soldaten vor Ort gesorgt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dies entspricht zu Recht der Erwartung unserer Solda-
ten, denen von unserer Seite – ich glaube, das kann man
für das ganze Haus sagen – einmal gedankt sein soll da-
für, dass sie vor Ort ihren Auftrag erfüllen und ihren
Dienst versehen, und für den nimmermüden Einsatz, den
sie dort leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Meine Damen und Herren von der Linkspartei, dass ie noch nicht einmal in der Lage sind, unseren Soldaten ür ihren Einsatz vor Ort, der gerade den Interessen der on Ihnen benannten Minderheiten dient, Dank zu zolen, ist in meinen Augen beschämend. Ein Applaus für nsere Soldaten (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


äre auch einmal von Ihrer Seite angebracht; das kann
an auch dann machen, wenn man dem Mandat wider-

prechen möchte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


leichwohl gibt eine Mandatsverlängerung immer
rund zur Überprüfung, ob die Bundesregierung und ob
as Parlament die nötige Sorgfalt mit Blick auf den Auf-
rag walten lassen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603726300

Herr Kollege Freiherr zu Guttenberg, erlauben Sie

ine Zwischenfrage des Kollegen Schäfer?


(CDU/ SU)

Aber selbstverständlich.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber nur, wenn er etwas lernen will!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603726400

Bitte schön, Herr Schäfer.


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603726500

Lieber Kollege von Guttenberg, wären Sie bereit, im

rotokoll nachzulesen, was ich an dieser Stelle gesagt
abe, auch was das Engagement deutscher, schweizer
nd österreichischer Soldaten betrifft, und dies hier im
lenum noch einmal zu sagen?


(CDU/ SU)

Ich bin gern bereit, das nachzulesen, Herr Kollege

chäfer. Ich darf aber auch noch einmal daran erinnern,
ass man, wenn sich das Haus bei unseren Soldaten für
en Einsatz bedankt und sich bei Ihnen diesbezüglich
icht einmal eine Hand rührt, den Eindruck bekommt,
ass Sie Ihre ablehnende Haltung auf unsere Soldaten
rojizieren. Aber unsere Soldaten leisten ihren Dienst
or Ort und haben allein deswegen Applaus verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Dem Überprüfungsauftrag, der uns alle betrifft, liebe
olleginnen und Kollegen, ist dieses Haus in den letzten

ahren mit großer Verantwortung und mit großer Ernst-
aftigkeit nachgekommen. Gelegentlich wurde natür-
ich auch kontrovers diskutiert, wie man das heute Mor-
en wieder sehen konnte.






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Warum diese romantische Floskel von meiner Seite?
Dies hat folgenden Hintergrund: Gestern durften wir die
Behauptung eines Spitzenvertreters eines großen Ver-
bandes lesen, die Politik rede sich manchmal die Ver-
hältnisse schön, das habe man insbesondere im Kosovo
gesehen. Derselbe Herr sprach im Zusammenhang mit
den Vorgängen im Kongo von politischem Showbusi-
ness mit militärischen Mitteln.

Für mich sind diese Äußerungen nur schwer erträg-
lich;


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


denn sie tragen dazu bei, dass zwischen dem Parlament
und unseren Soldaten eine Kluft aufgerissen wird. Wir
müssen aufpassen, dass das nicht geschieht. Fehlein-
schätzungen gab es immer und wird es immer geben.
Natürlich gab es gelegentlich Versäumnisse; auch die
wird es immer wieder geben. Aber mit Schönrednerei
hat dies nichts zu tun. Damit lassen wir uns nicht abspei-
sen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In gewisser Weise besteht natürlich immer Nachbesse-
rungsbedarf.

Unsere Bevölkerung hat – auch das darf einmal er-
wähnt werden – die bisherigen Auslandseinsätze mit viel
Verständnis und mit Selbstverständlichkeit mitgetragen.
Das ist ein hohes Gut und muss gepflegt werden, wenn
dieses Niveau gehalten werden soll. Von denjenigen, die
über die Arbeit der Regierung zu urteilen haben, wird
man gottlob nie eine Routine erwarten dürfen, was die
Auslandseinsätze angeht.

Die Aufgaben für unsere Soldaten sind in immer
komplexeren Zusammenhängen zu sehen, die Einsätze
werden – siehe Afghanistan, Herr Bundesminister – im-
mer gefährlicher. Umso deutlicher, vielleicht noch deut-
licher als bisher, muss der Sinn einer jeden Streife, einer
jeden Sicherung, einer jeden militärischen Maßnahme
erkennbar und erklärbar sein, auch vonseiten des Parla-
mentes.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Botschaften, die wir unseren Soldaten und allen
Menschen in unserem Land mitgeben, müssen kohärent,
verständlich und schlüssig sein. Dem wird möglicher-
weise das Weißbuch gerecht, das Weißbuch, das für ei-
nen gewöhnlichen Unionsabgeordneten natürlich nicht
in irgendeiner Weise bekannt ist.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte ich auch gern! Kennen Sie das, Herr von Guttenberg?)


– Ob ich das Weißbuch kenne? Ich kenne es nicht. Aber
möglicherweise haben wir die Chance, der Forderung
nachzukommen, dass sich die Auslandseinsätze auf den
Interessen unseres Landes gründen.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603726600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswär-
igen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregie-
ung zur Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der
nternationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo, Druck-
ache 16/1651. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 16/1509 anzunehmen. Es ist namentliche
bstimmung verlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen
nd Schriftführer, ihre Plätze einzunehmen.

Ich sehe, die Plätze sind besetzt. Dann eröffne ich die
bstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme noch nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht
er Fall zu sein. Ich schließe die Abstimmung und bitte
ie Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Aus-
ählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung
ird Ihnen später bekannt gegeben. Wir setzen die Bera-

ungen fort.

Kolleginnen und Kollegen, ich bitte, Platz zu nehmen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a und 8 b sowie
usatzpunkt 4 auf:

8 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Christian Ströbele, Volker Beck (Köln),
Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN

Für eine wirksamere Kontrolle der Geheim-
dienste

– Drucksache 16/843 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Kontrollgremium-
gesetzes

– Drucksache 16/1163 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Rechtsausschuss

P 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Hans-Christian
Ströbele, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Überwachung von Journalisten durch den
Bundesnachrichtendienst

– Drucksachen 16/85, 16/1656 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Clemens Binninger
Klaus Uwe Benneter
Dr. Max Stadler
Ulla Jelpke
Wolfgang Wieland

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten
erhalten soll. Gibt es Widerspruch dagegen? – Das ist
nicht der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Hans-Christian Ströbele vom Bünd-
nis 90/Die Grünen das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Der Bundesnachrichtendienst, die Geheimdienste und
die Kontrolle der Geheimdienste sind Dauerbrenner ge-
worden. In fast jeder Sitzungswoche gibt es neue Ereig-
nisse, sodass wir eigentlich immer neue Aktuelle Stun-
den beantragen könnten. Auch heute hat uns dieser
Trend nicht verlassen.

Wir sind heute Mittag von der Mitteilung des Bundes-
nachrichtendienstes überrascht worden, dass einer seiner
Mitarbeiter doch bereits sehr früh von dem Vorgang ge-
wusst hat, dass der deutsche Staatsbürger el-Masri zum
Jahreswechsel 2003/2004 entführt, an die Amerikaner
übergeben und von den Amerikanern verschleppt wor-
den ist. Das wundert uns; denn seit einem halben Jahr
betonen die Bundesregierung und der Bundesnachrich-
tendienst in vielen Verlautbarungen immer wieder, dass
sie von einer Entführung des el-Masri zum ersten Mal
Kenntnis erlangt haben, nachdem dieser Mann von den
Amerikanern bereits wieder entlassen worden war – das
war Ende Mai 2004 – und als ein Gespräch zwischen
dem damaligen Bundesinnenminister Schily und dem
US-Botschafter Coats stattgefunden hat.

Nun hören wir plötzlich: In einem Kantinengespräch
in Mazedonien, wo die Entführung ihren Anfang genom-
men hat, soll bereits darüber gesprochen worden sein. In
diesem Gespräch erfährt der Geheimdienstmann des
Bundesnachrichtendienstes davon, dass ein deutscher
Staatsbürger festgenommen und an die Amerikaner
übergeben worden ist. Er verschließt das aber in seinem
Herzen und erzählt niemandem etwas davon. Deshalb
wussten der Bundesnachrichtendienst und auch die Bun-
desregierung angeblich nichts davon. Das können wir
nicht glauben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Uns fehlt die nötige Fantasie dafür, zu glauben, dass ein
Mann, der in einem Geheimdienst tätig ist und Informa-
tionen aus Mazedonien beschaffen soll, keine Informa-

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(C (D ionen über einen solch wichtigen Sachverhalt weiteribt. Was uns noch mehr wundert: Seit einem guten halben ahr diskutiert die Republik über die Frage, ob es denn ein kann, dass der Bundesnachrichtendienst nichts daon gewusst hat. Auch in all dieser Zeit hält der betrefende Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes, der all iese Meldungen mitbekommen haben muss, nichts daon, seinem Bundesnachrichtendienst nun Meldung zu rstatten und zu sagen: Ich wusste aber schon, dass daals was passiert ist. Vielmehr behauptet er nach wie or, das sei ihm entfallen und er hätte sich erst daran ernnert, als der Untersuchungsausschuss nachfragte, ob er etzt nicht vor dem Untersuchungsausschuss gehört weren müsse. Das ist eine Verheimlichungsstrategie, die wir dem undesnachrichtendienst und der Bundesregierung nicht urchgehen lassen. Wir glauben das nicht. Wir fordern ufklärung. Wir fordern, dass erstens diejenigen, die daals davon unterrichtet gewesen sind, zur Rechenschaft ezogen werden, aber auch diejenigen, die eine Organiation des Bundesnachrichtendienstes verhindert haben, ie solche Geheimnistuerei unmöglich gemacht hätte. Wir haben heute eigentlich das Spezialthema: Wie ann der Bundesnachrichtendienst, wie können die deutchen Geheimdienste besser überwacht werden? Wir aben dazu eine Reihe von Vorschlägen gemacht. Wir agen: Wenn es uns schon nicht gelingt, den Geheimiensten das Geheime zu nehmen, dann sollten wir mögichst alles dafür tun, dass wir wenigstens dem Kontrollrgan, dem Parlamentarischen Kontrollgremium, das iese Geheimdienste kontrolliert, das Geheime nehmen. ir müssen mehr Transparenz herstellen und ermögli hen, dass die Mitglieder des Parlamentarischen Konrollgremiums wenigstens die Vorsitzenden darüber unerrichten dürfen, was dort besprochen und diskutiert ird und was dort an Skandalen ans Licht kommt. Das st an sich eine Selbstverständlichkeit; aber bis heute ürfen wir das nicht, sondern müssen die Bundesregieung fragen, ob wir solche Mitteilungen machen können. o kann das nicht weitergehen. Wir fordern darüber hinaus, dass die Mitglieder des arlamentarischen Kontrollgremiums in Zukunft weiter as tun dürfen, was sie jetzt tun, ohne dass es bisher im esetz verankert ist: Sie müssen nach der Aufdeckung on Skandalen an die Öffentlichkeit gehen können und icht nur Bewertungen abgeben dürfen, sondern auch ie Fakten mitteilen dürfen, die sie in dem Gremium erahren haben, damit sich die Bürgerinnen und Bürger nd damit sich der Deutsche Bundestag ein Bild davon achen kann. Wir fordern auch, dass die Voraussetzungen dafür gechaffen werden, dass dieses Gremium besser arbeiten ann. Es muss möglich sein, dass wir Mitarbeiter mit in as Gremium nehmen, dass dort protokolliert wird und ass die Arbeitsweise des Gremiums insgesamt besser nterstützt wird. Das Wichtigste ist: Wir wollen die Bun Hans-Christian Ströbele Clemens Binninger Peter Götz Dr. Rolf Koschorrek Ulrich Petzold Jochen Borchert Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Georg Fahrenschon Ilse Falk Michael Grosse-Brömer Markus Grübel Manfred Grund Monika Grütters Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg Olav Gutting Holger Haibach Gerda Hasselfeldt Michael Hennrich Jürgen Herrmann Bernd Heynemann Ernst Hinsken Robert Hochbaum Klaus Hofbauer Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster D D J D D A K D P I E D D S W r. Günter Krings r. Martina Krogmann ohann-Henrich Krummacher r. Hermann Kues r. Karl A. Lamers ndreas G. Lämmel atharina Landgraf r. Max Lehmer aul Lehrieder ngbert Liebing duard Lintner r. Klaus W. Lippold r. Michael Luther tephan Mayer olfgang Meckelburg Ruprecht Polenz Daniela Raab Thomas Rachel Hans Raidel Dr. Peter Ramsauer Peter Rauen Eckhardt Rehberg Katherina Reiche Klaus Riegert Dr. Heinz Riesenhuber Franz Romer Johannes Röring Kurt J. Rossmanith Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck Albert Rupprecht Peter Rzepka Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer U R H te Granold einhard Grindel ermann Gröhe T M G homas Kossendey ichael Kretschmer unther Krichbaum D B R r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp onald Pofalla Renate Blank Dr. Wolfgang Götzer Hartmut Koschyk Dr. Joachim Pfeiffer desregierung verpflichten, dass kunft von sich aus über beson und dass es nicht darauf warte Zeitung steht. Das heißt, wir kern, dass die Fälle, bei denen e gelegenheiten, um besondere V definiert sind. Es müssen etwa Präsidentenlage im Bundeskan und alle Vorfälle, über die der C tendienstes informiert wird, schen Kontrollgremium zur D fung und zur Kontrolle vorgele es schaffen, dass wenigstens di transparent arbeiten kann, errei kerung dem Parlament wieder same Kontrolle stattfindet und e ben gestimmt 54, Enthaltungen keine. Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 570; davon ja: 516 nein: 54 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt D E H D A D K H D E J D H D N E M R D J sie dem Gremium in Zudere Vorgänge berichtet n muss, bis etwas in der wollen im Gesetz verans sich um besondere An orfälle handelt, im Gesetz alle Vorfälle, die in der zleramt erörtert werden, hef des Bundesnachrich auch dem Parlamentariiskussion, zur Überprügt werden. Nur wenn wir eses Gremium offen und chen wir, dass die Bevölvertraut, dass eine wirks im Bundesnachrichten d k „ i e ü s z S S r. Hans Georg Faust nak Ferlemann artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Heidelberg)


(Reutlingen)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner

osef Göppel

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ienst und in anderen Geheim
ommt, was meine Fraktionsv
Sauladen“ bezeichnet hat.


(Beifall beim BÜNDNIS Vizepräsident Dr. Herman Bevor ich dem nächsten Red ch das von den Schriftführer rmittelte Ergebnis der nam ber die Beschlussempfehlung chusses zum Antrag der Bun ung der deutschen Beteiligun icherheitspräsenz im Kosov timmen 570, mit Ja haben ges nette Hübinger ubert Hüppe usanne Jaffke r. Peter Jahr r. Hans-Heinrich Jordan ndreas Jung r. Franz Josef Jung artholomäus Kalb ans-Werner Kammer teffen Kampeter lois Karl ernhard Kaster iegfried Kauder (VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
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ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen

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(C (D diensten nicht zu dem orsitzende zu Recht als 90/DIE GRÜNEN)


n Otto Solms:
ner das Wort erteile, gebe
innen und Schriftführern
entlichen Abstimmung
des Auswärtigen Aus-

desregierung zur Fortset-
g an der Internationalen
o bekannt: Abgegebene
timmt 516, mit Nein ha-

r. Michael Meister
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
ans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arlene Mortler
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)

enry Nitzsche
ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
ita Pawelski
r. Peter Paziorek






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Matthias Wissmann
Dagmar Wöhrl
Willi Zylajew

SPD

Dr. Lale Akgün
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans- Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg

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etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
ernot Erler
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster
is Gleicke
ünter Gloser
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
erstin Griese
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

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einhold Hemker
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r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

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is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

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ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
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ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
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nette Kramme
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olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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elga Lopez
abriele Lösekrug-Möller
irk Manzewski
othar Mark
aren Marks
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ilde Mattheis
arkus Meckel

etra Merkel (Berlin)

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r. Matthias Miersch
rsula Mogg
arko Mühlstein
etlef Müller (Chemnitz)

ichael Müller (Düsseldorf)

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r. Rolf Mützenich
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hristoph Pries
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert

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r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
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(C (D rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen arianne Schieder tto Schily ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h.c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer DP ens Ackermann aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Sabine LeutheusserHans-Josef Fell Joseph Fischer Schnarrenberger Michael Link Markus Löning Horst Meierhofer Patrick Meinhardt Jan Mücke Burkhardt Müller-Sönksen Dirk Niebel Hans-Joachim Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Jörg Rohde Frank Schäffler Dr. Konrad Schily Marina Schuster Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner K K A B W P P U D B T U F R U M M D A J Das Wort hat jetzt der Kol von der CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der C Clemens Binninger (CDU Herr Präsident! Meine ver Kollegen! Wenn wir über den zur gesetzlichen Neuregelung tarischen Kontrollgremiums d wir auch mit einigen Sätzen würfe eingehen. Es ist unbestr gangenen Wochen und Monate gegeben hat. Bei aller Kritikwürdigkeit, – das Wort „Sauladen“ kam Ih gnügen über die Lippen –, mö stellen: Die große Mehrheit der ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag S G F J D H K D H E D R S D W D K lege Clemens Binninger DU/CSU)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


(Frankfurt)


/CSU):
ehrten Kolleginnen und
Gesetzentwurf der FDP
der Arbeit des Parlamen-
ebattieren, dann müssen
auf die zahlreichen Vor-
itten, dass es in den ver-
n kritikwürdige Vorfälle

Herr Kollege Ströbele
nen mit sichtlichem Ver-
chte ich aber eines klar-
Beschäftigten in unseren

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PD

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üseyin-Kenan Aydin
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r. Lothar Bisky
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r. Martina Bunge
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r. Diether Dehm
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chwierigsten Bedingungen her
chutz der Sicherheit dieses
avor hüten, unsere Sicherhe
arzustellen, als ob es dort nur S
ervorragende Arbeit. Das sollt


(Beifall bei der CDU/CSU neten der SPD un enn es ist niemandem damit icherheitsbehörden pauschal s (Hans-Christian Ströbele GRÜNEN]: Die tun Wenn es um Veränderungen unächst nach den Fehlerquel en vergangenen Monaten frag wei Fehlerquellen. Die eine eise beseitigen oder zumind (D lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN ylvia Kotting-Uhl ans-Christian Ströbele aktionslos ert Winkelmeier nd Ländern leistet unter vorragende Arbeit zum Landes. Wir sollten uns itsbehörden pauschal so kandale gäbe. Sie leisten en wir auch betonen. sowie bei Abgeordd der FDP)


(Saarbrücken)


gedient, wenn wir unsere
chlecht reden.

[BÜNDNIS 90/DIE
alles dafür!)

geht, dann müssen wir
len für die Verstöße aus
en. Es gibt offensichtlich
können wir möglicher-
est eindämmen. Für die
Mechthild Dyckmans
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)

Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke

Carl-Ludwig Thiele
Florian Toncar
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Martin Zeil

BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Dr. Thea Dückert
Dr. Ursula Eid

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(Cerstin Müller infried Nachtwei laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel rmingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler argareta Wolf ein DU/CSU r. Wolf Bauer olfgang Börnsen illy Wimmer Wolfgang Gehrcke Diana Golze Dr. Gregor Gysi Heike Hänsel Lutz Heilmann Hans-Kurt Hill Cornelia Hirsch Dr. Barbara Höll Ulla Jelpke Dr. Lukrezia Jochimsen Katja Kipping Jan Korte Katrin Kunert Oskar Lafontaine Michael Leutert Ulla Lötzer Dr. Gesine Lötzsch Ulrich Maurer Dorothee Menzner Kornelia Möller Kersten Naumann Wolfgang Nešković Dr. Norman Paech Clemens Binninger zweite gilt das vielleicht auch; es ist aber sehr viel schwieriger. Die erste Fehlerquelle liegt – das hat auch der Bundesrichter a. D. Schäfer festgestellt – in den Informationsregeln innerhalb des BND, die durchaus verbesserungsfähig sind und durch verschiedene Maßnahmen auch in Bezug auf die BND-Spitze und den Austausch zwischen BND und Kanzleramt geändert werden müssen. Das wird von niemandem – auch nicht vom Kanzleramt – bestritten. An der Stelle besteht sicherlich Handlungsbedarf, weil das PKGr nur dann frühzeitig über bedeutende Vorgänge informiert werden kann, wenn sie dem Kanzleramt und der BND-Spitze bekannt sind. Die zweite Fehlerquelle ist schwieriger zu beheben; sie ist aber vielleicht die Hauptursache der Vorfälle. Sie liegt in dem persönlichen Fehlverhalten einzelner Beschäftigter, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganze Abteilungen!)


(Bönstrup)





(A) )


(B) )


einiger weniger Journalisten, die aus Sensationsgier,
Wichtigtuerei oder was auch immer handeln, bis hin zum
Fehlverhalten von Mitgliedern aus dem PKGr oder des-
sen Umfeld – ich sage das bewusst so vorsichtig –, wo
jemand Geheimnisverrat begangen hat


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seien Sie vorsichtig! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ja auch er sein!)


und den Schäfer-Bericht sehr früh – bevor er veröffent-
licht wurde – an die Medien durchgestochen hat.

Wenn es um Konsequenzen geht, dann hilft es nicht,
etwas flapsig von einem „Sauladen“ zu reden. Wir müs-
sen vielmehr fragen, wie wir diese Fehlerquellen beseiti-
gen können.

Eines dürfen wir aber nicht vergessen: Geheimdienst-
arbeit muss geheim bleiben, genauso wie in notwendi-
gem Maße die Kontrolle dieser Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir würden dem Vertrauensbruch Tür und Tor öffnen,
wenn wir verlangten, alles auf dem freien Markt auszu-
tragen. Ein Nachrichtendienst, der davon ausgehen
muss, dass die sensiblen Maßnahmen, die er durchführt,
und die Informationen, die er erhält, anschließend bei je-
der Gelegenheit öffentlich seziert werden, ist kein Nach-
richtendienst mehr und kann für die Sicherheit dieses
Landes nichts mehr tun. Die Geheimhaltung muss eine
Vorbedingung sein. Erst dann können wir über konkrete
Maßnahmen reden.

Nun haben Sie von der FDP den Entwurf eines Geset-
zes zur Änderung des Kontrollgremiumgesetzes vorge-
legt. Ich weiß nicht so recht, ob Sie hier einen Schnell-
schuss gemacht haben, um als Erste etwas vorzulegen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Nein! Wir haben ihn sorgfältig erarbeitet!)


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(C (D edenfalls möchte ich etwas zur Eignung der drei von Ihen vorgeschlagenen Maßnahmen sagen. Erster Vorchlag. Sie beklagen, dass das PKGr häufig zu spät inormiert wird und die Dinge erst aus der Zeitung erfährt. ier kann man durchaus Kritikwürdiges erkennen. Aber hren Ansatz, wonach eine schuldhafte Verletzung der nterrichtungspflicht ein Dienstvergehen darstellt, halte ch für sehr bürokratisch. Er ist in der Praxis kaum anzuenden. Zweiter Vorschlag. Sie wollen den Mitarbeitern des ND die Möglichkeit geben, sich zukünftig unter Umehung der BND-Spitze direkt an das Parlamentarische ontrollgremium zu wenden. Schon heute dürfen sie ich an das Parlamentarische Kontrollgremium wenden, üssen aber zuvor versucht haben, bei der BND-Spitze ehör zu finden. Wenn das abgeschafft wird, hält eine isstrauenskultur beim BND Einzug. Das wird zu ichts führen. Die bestehende Möglichkeit, sich an das KGr zu wenden, reicht allemal aus. Ich halte es für ontraproduktiv, den BND-Mitarbeitern die Möglichkeit u geben, sich unter Umgehung der BND-Spitze – Sie elber sagen, diese sei nicht gut informiert – an das Paramentarische Kontrollgremium zu wenden. Das würde ie bestehenden Probleme vielleicht eher verschärfen als ösen. Der dritte Vorschlag zeigt vielleicht – das haben Sie ereits angesprochen, Herr Kollege Ströbele –, was Sie ich eigentlich wünschen. Wie vorhin beschrieben haben ir das Problem, dass offensichtlich im PKGr oder in essen Umfeld Geheimnisverrat begangen wurde. Bisang gehören dem Parlamentarischen Kontrollgremium eun Mitglieder, neun Geheimnisträger an. Herr tröbele, Sie schlagen nun – genauso wie die FDP – vor, ass jedes der neun Mitglieder einen Stellvertreter beommt. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genauso wie in allen anderen Ausschüssen!)


ußerdem sollen ausgewählte Mitarbeiter der Fraktio-
en einbezogen werden, genauso wie die Fraktionsspit-
en. Dann gäbe es statt neun 25 Geheimnisträger. Wie
ie mit 25 Geheimnisträgern die Geheimhaltung besser
ahren wollen als mit neun, ist mir schleierhaft. Das ist

ür mich eher der Versuch, quasi eine organisierte Un-
erantwortlichkeit entstehen zu lassen, die dazu führt,
ass anschließend niemand mehr weiß, wo eine Informa-
ion durchgesickert ist. Darum geht es Ihnen offensicht-
ich mehr als um die Geheimhaltung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wieder die Stunde des Parlaments, was!)


Wir sind durchaus bereit, über eine Änderung der Ar-
eitsweise des Parlamentarischen Kontrollgremiums zu
iskutieren. Aber wir sollten uns dabei an dem von Bun-
esrichter a. D. Schäfer vorgelegten Bericht orientie-
en. Er schreibt auf Seite 176, gesetzgeberische Maßnah-
en seien nicht notwendig und das PKGr habe im

onkreten Fall, also bei der Überwachung von Journalis-
en, alle Befugnisse gehabt. Dennoch skizziert er, wie






(A) )



(B) )


Clemens Binninger
die Rolle des PKGr zukünftig aussehen könnte. Er sagt
– ich formuliere es in eigenen Worten –: Das PKGr hat
eine Zwischenfunktion zwischen einem „normalen“
Ausschuss und einem Untersuchungsausschuss. Eine
sinngemäße Anwendung der StPO könnte die Rechte
dieses Gremiums stärken. Das halte ich für überlegens-
wert. Weil dies heute eher eine Hilfskonstruktion ist,
fügt Herr Schäfer hinzu: Man müsste die Herausgabe
von Akten und ihre Einsicht verpflichtend machen, also
mehr als Amtshilfe. Auch ich halte es für überlegens-
wert, die Befugnisse des Parlamentarischen Kontroll-
gremiums zu stärken und sich so eher einem Untersu-
chungsausschuss anstatt einem „normalen“ Ausschuss
zu nähern.

Wer nun argumentiert, die Fülle an Informationen, die
auf das PKGr einstürzen, sei so groß, dass man sie kaum
bewerten könne, dem sei gesagt: Vielleicht macht es
Sinn, neben dem Parlamentarischen Kontrollgremium
jemanden aus der Mitte des Parlaments, einen Geheim-
dienstbeauftragten, zu haben, der sich ständig – quasi als
Frühwarnsystem – mit dieser Thematik befasst. Ich wie-
derhole: Man kann darüber diskutieren.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ströbele!)


– An Herrn Ströbele habe ich dabei zuletzt gedacht.

Diese drei Punkte sind durchaus überlegenswert. Wir
können die Arbeit des Parlamentarischen Kontrollgremi-
ums stärken: bei der Beweiserhebung und bei der Befra-
gung von Zeugen durch eine Annäherung an die Vor-
schriften der StPO, durch eine Verpflichtung zur
Beiziehung und Herausgabe von Akten und schließlich
– darüber sollten wir diskutieren – durch eine Person aus
dem Parlament, die die Arbeit dieses Gremiums unter-
stützt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603726700

Herr Kollege Binninger, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Ströbele?


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1603726800

Ja.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, der Vorschlag, dem PKGr die Befug-
nisse eines Untersuchungsausschusses zu geben, hört
sich zunächst einmal ganz sachdienlich an. Widerspricht
er nicht Ihrer eigenen Argumentation? Wenn dieses Gre-
mium die gleichen Befugnisse wie ein Untersuchungs-
ausschuss hat – das ist nach dem Grundgesetz zum Bei-
spiel beim Verteidigungsausschuss vorgesehen –, muss
dann für die Behandlung von solche Befugnisse erfor-
dernden Fällen nicht auch ein ähnlicher Apparat wie der
zur Verfügung gestellt werden, der einem Untersu-
chungsausschuss heute zur Verfügung steht? Ich habe im
Augenblick die Ehre, dem PKGr und gleichzeitig einem
Untersuchungsausschuss anzugehören. Ich sehe, dass in
einem Untersuchungsausschuss fünf- oder zehnmal so
viel Personen wie im Parlamentarischen Kontrollgre-

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(C (D ium mit einer Sache befasst sind. Inwiefern ist Ihr Vorchlag mit Ihrer Forderung vereinbar, es solle bei neun KGr-Mitgliedern bleiben? Ich will diese Frage gern beantworten, Herr Kollege. ch habe nicht gesagt: identisch mit einem Untersuhungsausschuss. Vielmehr habe ich gesagt: Annäheung an dessen Befugnisse und Kompetenzen. Wie viel ersonal man dafür braucht, das kann niemand von uns eute einschätzen. Wir diskutieren über die Frage, wie wir die Stellung es parlamentarischen Kontrollgremiums verbessern önnen. Ich empfehle: Lassen Sie uns all die Kollegen eranziehen, die in den letzten Jahren, Jahrzehnten lange eit in diesem Gremium gearbeitet haben. Das sind die igentlichen Praktiker, die uns mitteilen können, welche erbesserungen notwendig sind und welche nicht. Diese ollegen heranzuziehen und dann ergebnisoffen zu disutieren, das macht Sinn. Wenn man das täte, dann gäbe s auch keinen Widerspruch zu meiner Argumentation, err Ströbele. Am Ende würde man sehen, ob man wirk ich mehr Personal brauchte; die Zahl der zu behandelnen Fälle wäre vielleicht gar nicht so groß. Ich glaube, dass wir in dieser ganzen Debatte in sehr iel höherem Maße beide Aspekte im Blick behalten üssen: die Kontrolle der Geheimdienste – sie muss ein –, aber auch das Eintreten gegen die pauschale Verrteilung der Geheimdienste. Tun wir das nicht, erweien wir der Sicherheit unseres Landes einen Bärendienst. ir sind für die Kontrolle und auch für die Stärkung unerer Sicherheitsbehörden. Damit sind wir auf dem richigen Weg. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Max Stadler von er FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Die Forderung nach mehr und besserer Kontrolle ichtet sich nicht gegen die Geheimdienste; Kontrolle ist ielmehr ein wesentlicher Teil der Legitimation der Areit von Geheimdiensten in einer Demokratie. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1603726900

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603727000

(Beifall bei der FDP)

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603727100

Leider müssen wir feststellen, dass es mit der Kon-
rolle der Arbeit der Geheimdienste, zuletzt des Bun-
esnachrichtendienstes, schon ein rechtes Kreuz ist. Die
undesregierung hat vor einigen Wochen einen sehr um-

angreichen Bericht über verschiedene in der Öffentlich-
eit diskutierte Vorgänge über die Entführung und Ver-
chleppung eines deutschen Staatsangehörigen, über
ernehmungen auf Guantanamo und in Syrien unter

ragwürdigen Umständen und über andere Vorgänge






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
vorgelegt. Nach der Vorstellung dieses Berichts meinte
der Kollege Olaf Scholz – ich habe es noch im Ohr –,
von diesem Zeitpunkt an sei alles aufgeklärt, es blieben
keine Fragen mehr unbeantwortet. Wir von der Opposi-
tion haben diesem Frieden nicht getraut und entschieden,
einen Untersuchungsausschuss einzurichten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr wohl!)


Heute hat sich etwas höchst Ungewöhnliches ereig-
net. Noch ehe dieser Untersuchungsausschuss den ersten
Zeugen vernommen hat, stellte sich heraus, dass die
Bundesregierung ihren umfangreichen Bericht an einer
wichtigen Stelle in einem wichtigen Punkt korrigieren
muss. Ein Geheimdienstmitarbeiter hat, weil er vor sich
sah, im Untersuchungsausschuss unter Wahrheits-
pflicht aussagen zu müssen, von sich aus jetzt sein Wis-
sen über die Verhaftung el-Masris in Mazedonien offen-
bart, das er bisher für sich behalten hat. Ich werte das so:
Der Untersuchungsausschuss entfaltet bereits Wirkung.
Er war und ist deshalb dringend notwendig.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Nešković [DIE LINKE])


Nun sagt Herr Ströbele, dass hier ein Einzelner etwas
über die Vernehmung el-Masris gewusst habe, sei nicht
glaubhaft. Wir haben da auch Zweifel. Geheimdienstar-
beit bedeutet ja nicht, dass man eine Information geheim
für sich behält. Das Normale ist, dass man sie dem Vor-
gesetzten mitteilt. Das werden wir klären.

Die Argumentation, da handele es sich um das Versa-
gen eines Einzelnen, haben wir schon bei der Frage der
rechtswidrigen Observation von Journalisten erlebt.
Auch da wird es so dargestellt, dass sich eine bestimmte
Abteilung verselbstständigt habe. Aber wenn das so sein
sollte, meine Damen und Herren, dann wäre das immer-
hin ein Zeichen dafür, dass es höchste Zeit ist, Ordnung
im eigenen Haus zu schaffen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Geheimdienstkontrolle bedeutet in erster Linie zu-
nächst einmal interne Kontrolle. Ich stehe nicht an, zu
sagen: Die organisatorischen Sofortmaßnahmen, die
Herr Fritsche und Herr de Maizière vorgesehen haben,
finden die Unterstützung der FDP. – Aber wir dürfen da-
bei nicht stehen bleiben. Wir brauchen natürlich auch
eine effektivere parlamentarische Kontrolle der Nach-
richtendienste. Ich sagte schon: Das dient der Legitima-
tion der Arbeit unserer Sicherheitsbehörden.

Herr Kollege Binninger, Sie haben Recht: Die FDP
hat als erste Fraktion einen Gesetzentwurf dazu vorge-
legt, über den wir jetzt in erster Lesung beraten. Wir
wollen, dass wir vom Allgemeinen zum Konkreten kom-
men. Ich höre überall, eine Reform sei notwendig, aber
einen konkreten Gesetzentwurf vermisse ich bisher von
der CDU/CSU genauso wie von der SPD.

Wir haben diesen Entwurf mit einer internen Sach-
verständigenanhörung sorgfältig vorbereitet und genau
Ihre Forderung erfüllt, nämlich Parlamentarier, die frü-

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(C (D er in dem Gremium tätig waren, zu Rate gezogen. Daei hat sich ergeben: Der Hauptfehler in der jetzigen onstruktion liegt darin, dass das Parlamentarische ontrollgremium oft zu spät und unvollständig, jeden alls so, dass es seine Arbeit nicht richtig machen onnte, informiert worden ist. Das ist der Grund dafür, ass wir in unserem Gesetzentwurf noch einmal klarstelen: Es ist eine Bringschuld der Bundesregierung, die arlamentarier zu unterrichten, damit die Kontrolle irksam ausgeübt werden kann. Aber wir halten das noch nicht für ausreichend. Wir einen – auf den Rat von Sachverständigen hin; Herr erthebach ist ein profilierter CDU-Politiker, der uns ankenswerterweise auch beraten hat –, dass es heilsam ein kann, wenn Mitarbeiter der Dienste das Recht erhalen, sich unmittelbar, ohne den Dienstweg einzuhalten, n die Parlamentarier zu wenden, um Missstände aufzueigen. as könnte dazu führen, dass wir künftig eher von Fehlntwicklungen erfahren und dass das Kontrollgremium icht immer nur nachträglich eingreift, sondern auch in aufende Prozesse eingreift. (Dr. Peter Struck [SPD]: Das kann doch nicht sein, Herr Stadler! Sie können doch nicht in laufende Verfahren eingreifen! Das ist unmöglich!)


(Beifall bei der FDP)


Ein Aufsichtsrat in der freien Wirtschaft, der erst infor-
iert wird, wenn die Firma schon pleite ist, ist offenkun-

ig überflüssig.


(Beifall bei der FDP)


n laufende Prozesse muss man eingreifen können.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Was meinen Sie mit „laufende Prozesse“?)


Dazu haben wir eine Reihe von Vorschlägen gemacht,
err Struck; ich hoffe, Sie haben das alles gelesen. Im
usschuss können wir gern darüber diskutieren.

Ich greife nur einen Punkt auf, nämlich den Geheim-
ienstbeauftragten des Parlaments.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603727200

Herr Kollege Stadler, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Struck?


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603727300

Sehr gern; denn sonst wäre meine Redezeit zu Ende

nd so kann ich noch antworten.


(Heiterkeit bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603727400

Herr Kollege Struck, bitte schön.


Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1603727500

Ich helfe Ihnen ja gern, Herr Kollege Stadler. Für die

öte kleiner Fraktionen bin ich immer offen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Sie sagen: in laufende Prozesse eingreifen. Ich
möchte Sie fragen: Heißt das, dass sich nach Ihrer Vor-
stellung Mitarbeiter des BND an das PKGr wenden kön-
nen, wenn eine Operation läuft, und sagen können: „Herr
Stadler, was mein Vorgesetzter da macht, das geht nicht;
das akzeptiere ich nicht“? Das kann doch nicht Ihr Ernst
sein, Herr Stadler;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


denn das würde die Funktionsfähigkeit eines Dienstes
nachhaltig beeinträchtigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603727600

Verehrter Herr Kollege Struck, es kann nicht Ihr Ernst

sein, dass es richtig sein soll, dass Journalisten über
Jahre hinweg in rechtswidriger Weise ausspioniert wer-
den,


(Iris Gleicke [SPD]: Was soll das jetzt?)


wie ein neutraler Gutachter feststellt, unter Verletzung
des Prinzips der Verhältnismäßigkeit, das dafür zustän-
dige Kontrollgremium nach Jahren erstmals davon er-
fährt und erst dann Gelegenheit hat, sich dazu zu äußern.
Wenn es solche offenkundigen Fehltendenzen in einzel-
nen Abteilungen eines Dienstes gibt, dann habe ich das
Vertrauen, dass es Mitarbeiter gibt, die eine derartige
Entwicklung mit Sorge sehen und uns informieren, da-
mit wir an die Bundesregierung die richtigen Fragen
stellen, nämlich: Was läuft da in Bezug auf Eigensiche-
rung? Mit welchen Methoden wird hier versucht – was
an sich legitim ist –, undichte Stellen im eigenen Appa-
rat aufzudecken? Ist das, was da geschieht, noch im Rah-
men des gesetzlich Zulässigen? – Dann mag uns die
Bundesregierung die richtigen Antworten oder die rich-
tige Sachverhaltsdarstellung geben. Die Schwierigkeit,
die wir im Kontrollgremium haben, ist, dass wir gar
nicht zu den richtigen Fragen kommen. Manchmal ist es
schwieriger, die richtige Frage zu wissen als die richtige
Antwort.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen, Herr Kollege Struck, laden wir alle Frak-
tionen dazu ein, die Vorschläge, die wir gemacht haben,
zu erörtern. Ich möchte einen Vorschlag noch ganz kurz
erwähnen –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603727700

Herr Kollege, bitte!


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603727800

– in einem Satz –: Ein Geheimdienstbeauftragter des

Parlaments darf nicht an die Stelle des Kontrollgremi-
ums treten, sondern soll ihm zuarbeiten; denn die Kon-
trolle der Dienste ist und bleibt eine Aufgabe aller Frak-
tionen des Bundestages.

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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selber vernehmen!)


ass sie besser erfüllt wird als bisher, dazu soll unser
esetzentwurf beitragen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603727900

Das Wort hat der Kollege Klaus Uwe Benneter von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1603728000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kollegin-

en und Kollegen! Wir dürfen unsere Arbeit als Parla-
entarier nicht als absurd erscheinen lassen, indem wir

rei oder vier Gremien nebeneinander für Aufklärung
orgen lassen.

Was hier vorgefallen ist, war – der Kollege Binninger
at zu Recht darauf hingewiesen – nicht alles in Ord-
ung; das wissen wir jetzt.


(Zuruf des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Natürlich wissen wir das.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, es kommt jeden Tag etwas Neues!)


as ist ja schon zusammengeführt worden. Sowohl die
mtsspitze des BND als auch die Bundesregierung ha-
en das sofort erkannt und entsprechende Sofortmaßnah-
en ergriffen. Aber Sie wollen das Thema zum Dauer-

renner machen und dadurch wird es natürlich zum
auerbrenner.

Wir stehen vor dem Problem: Welche Rolle sollen die
eheimdienste bei uns denn einnehmen? Wir brauchen

ur Aufklärung, gerade im internationalen Bereich, diese
eheimdienstarbeit. Die Geheimdienste müssen in der
age sein, auch in der internationalen Zusammenarbeit

nformationen zu bekommen, wenn es um unsere Si-
herheit geht. Deshalb ist es notwendig, dass die Ge-
eimdienste geheim, aber eben auch sauber arbeiten
önnen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603728100

Herr Kollege Benneter, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Ströbele?


Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1603728200

Herr Ströbele.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603728300

Bitte.






(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Benneter, Sie sagen, es sei alles aufge-
klärt und wir bräuchten nicht weiter aufzuklären, schon
gar nicht in mehreren parlamentarischen Gremien.


(Iris Gleicke [SPD]: Das hat er gar nicht gesagt!)


Wollen Sie zur Kenntnis nehmen, dass das Bundeskanz-
leramt und der Bundesnachrichtendienst am heutigen
Tag eine Erklärung herausgegeben haben, nach der sie
ihren eigenen Bericht korrigiert haben, weil festgestellt
wurde, dass ganz offensichtlich die Angaben, die in dem
Bericht der Bundesregierung zum Fall el-Masri gestan-
den haben und von denen die parlamentarischen Gre-
mien bisher ausgegangen sind, nicht vollständig waren,
sondern unvollständig, und dass das – der Kollege
Stadler hat darauf hingewiesen – nur deshalb herausge-
kommen ist, weil sich nun ein Parlamentarischer Unter-
suchungsausschuss mit diesem Thema befasst und in
diesem Zusammenhang Zeugen angefordert hat, die da-
rauf hingewiesen wurden, dass sie bei ihren Aussagen
vor dem Ausschuss zur Wahrheit verpflichtet sind, wor-
aufhin offenbar einem Zeugen eingefallen ist, dass er be-
reits seit Januar 2004 davon unterrichtet war, dass Herr
el-Masri an die Amerikaner ausgeliefert worden ist?


Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1603728400

Herr Ströbele, wollen Sie bitte zur Kenntnis nehmen,

dass ich nicht davon gesprochen habe, dass alles aufge-
klärt ist? Ich habe vielmehr davon gesprochen, dass Feh-
ler vorgekommen sind, die jetzt aufgeklärt werden müs-
sen. Dazu haben wir einen Untersuchungsausschuss
eingerichtet, den Sie wollten. Wir hätten es für ausrei-
chend gehalten, wenn im Parlamentarischen Kontroll-
gremium diese Aufklärung weiter betrieben worden
wäre. Jetzt haben wir also zusätzlich einen Untersu-
chungsausschuss. Ich denke, diese beiden Gremien ha-
ben die weitere Aufklärungsarbeit zu leisten.

Hinsichtlich des neuesten Falls muss man sagen, dass
die Bundesregierung sofort reagiert hat. Der Schäfer-Be-
richt befindet sich in vollem Einklang mit dem Zwi-
schenbericht der Bundesregierung vom November letz-
ten Jahres. Die Bundesregierung hat in ihrem Bericht
klargestellt, dass sie nur das kundtut, was ihr bekannt
war. Ihre Behauptung und die eines jetzt aufgetauchten
Mitarbeiters, die Entführung sei der Bundesregierung
oder der Amtsspitze des BND bekannt gewesen, trifft of-
fensichtlich nicht zu.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissen Sie das?)


Wenn Sie behaupten, es sei der Einrichtung des Untersu-
chungsausschusses zu verdanken, dass sich dieser Mitar-
beiter offenbart habe, dann kann ich nur sagen: Es ist Ihr
gutes Recht, dieser Meinung zu sein.

Der Tatsache, dass hier Fehler passiert sind, hat die
Bundesregierung dadurch Rechnung getragen, dass sie
in dem Zwischenbericht dargelegt hat, wie die Abläufe
nach ihrer Kenntnis waren.

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(C (D Jetzt sind wir am entscheidenden Punkt. Auch wir ind der Auffassung, dass wir eine wirksame Kontrolle er Geheimdienste brauchen. Deshalb hat das Parlamenarische Kontrollgremium sofort reagiert, als ruchbar urde, dass Journalisten weit über das Maß hinaus, das m Zusammenhang mit einer Eigensicherung zulässig st, observiert worden sein sollen. Die Bundesregierung hat dies alles offen gelegt. Es ist lso nicht so gewesen, wie Sie uns hier glauben machen ollen, nämlich dass die Kenntnisse allein beim Parlaentarischen Kontrollgremium geblieben wären. Die undesregierung und auch wir haben uns sofort dafür ingesetzt, diese Erkenntnisse öffentlich zu machen – so ie wir jetzt sofort dafür waren, dass der Schäfer-Be icht öffentlich gemacht wird. Wir wären noch froher, enn dies in vollem Umfang geschehen könnte. Denn ann wär uns auch der Inhalt der weißen Seiten bekannt. amit hätten wir die Möglichkeit einer besseren Kon rolle. Das Parlament hat die Stellung des Parlamentarischen ontrollgremiums 1999 dadurch gestärkt, dass es die telle eines Sachverständigen eingerichtet hat – nicht antelle des Kontrollgremiums, aber zur Unterstützung des ontrollgremiums. Wir sehen an dem Schäfer-Bericht, ass dieser Sachverständige eine wertvolle Hilfe ist. Was die Bringschuld angeht, Herr Stadler, von der Sie esprochen haben, verweise ich darauf, dass es in § 2 es Kontrollgremiumgesetzes heißt: Die Bundesregierung unterrichtet das Parlamentarische Kontrollgremium umfassend über die allgemeine Tätigkeit … und über die Vorgänge von besonderer Bedeutung. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber sie hält sich nicht daran!)


(Beifall bei der SPD)


as Wort „Bringschuld“ ist zwar nicht direkt formuliert,
ber im übertragenen Sinne schon enthalten.

Jetzt stellen wir fest, dass es offensichtlich Tätigkei-
en des Bundesnachrichtendienstes gegeben hat, von de-
en weder die Amtsleitung des BND noch die Bundesre-
ierung Kenntnis hatten. Darauf müssen wir unser
ugenmerk richten. Es kommt jetzt darauf an, dass wir

ine bessere Kontrolle durchsetzen können. Dass wir auf
em richtigen Weg sind, erkennt man, wie gesagt, daran,
ass der Schäfer-Bericht nahezu deckungsgleich mit
em BND-Bericht der Bundesregierung aus dem letzten
ahr ist.

Durch den Schäfer-Bericht wird deutlich – auch das
onnten wir nachlesen –, dass die Kontakte zwischen
ournalisten und dem Geheimdienst von sehr unter-
chiedlicher Qualität waren. Es gab vier Kategorien: Es
ab Journalisten, die normale Hintergrundgespräche ge-
ührt haben. Dann gab es Journalisten, die, weil sie sich
iner gewissen Sorgfalt verpflichtet fühlten, mit dem
ND gesprochen haben. Darüber hinaus gab es sehr um-

ängliche Informationsgespräche, in denen beide Seiten
nformationen lieferten. Und letztlich gab es diejenigen,
ei denen ich mich frage, ob wir die überhaupt als Jour-






(A) )



(B) )


Klaus Uwe Benneter
nalisten bezeichnen dürfen oder können, diejenigen, die
sich als Nachrichtenhändler und V-Leute betätigt haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das sind diejenigen, die sich als angebliche Journalisten
auf andere Journalisten haben ansetzen lassen.

Eigentlich hat diese Sache mit Pressefreiheit nichts zu
tun. In einem anderen Zusammenhang wurde angespro-
chen, dass wir etwas für die Journalisten tun müssten,
um deren Pressefreiheit zu sichern. Wenn es aber um sol-
che Nachrichtenhändler geht, dann ist es Sache der Jour-
nalisten, in ihrem Kreise selbst darauf zu achten, solche
Fehlentwicklungen einzudämmen und solche Typen in
ihren Reihen auszuschalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Herr Ströbele, ich denke, Ihr diesbezüglicher Antrag
ist überholt. Es war ja beantragt worden, die Erkennt-
nisse über die Überwachung von Journalisten öffentlich
zu machen. Das alles ist jetzt passiert.

Das Parlamentarische Kontrollgremium hat den
Schäfer-Bericht bisher noch überhaupt nicht ausgewertet
oder bewertet.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt!)


Er ist im Innenausschuss behandelt worden, aber auch
dort ist keine Be- oder Auswertung erfolgt. Vielmehr
ging es darum, zusätzliche Informationen zu erhalten,
die sicher hilfreich für das Verständnis dieses Berichtes
waren.

Herr Ströbele, Sie sind ja Mitglied des Parlamentari-
schen Kontrollgremiums. Ich finde, Sie sollten daran in-
teressiert sein, dass dieses Kontrollgremium seine Auf-
gabe auch erfüllen kann und die Arbeitsweise dieses
Gremiums nicht dadurch in die Absurdität geführt wird,
dass all das, was in diesem geheim tagenden Kontroll-
gremium verlautbart wurde, am nächsten Tag in der
„Süddeutschen Zeitung“ nachzulesen ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das ein Ermittlungsauftrag?)


Wenn dies weiter geschieht, Herr Ströbele, dann wird
das künftig kein Kontrollgremium mehr sein können und
dann besteht die Gefahr, dass sich bei den Geheimdiens-
ten solche Verfahrensweisen, wie wir sie hier teilweise
feststellen können, weiter breit machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Täter liefern, oder was?)


Ich denke, dass es sicher richtig ist, darüber nachzu-
denken, ob wir die Kontrolle der Geheimdienste nicht
sinnvoll ausweiten können. Die Bundesregierung selbst
hat klar und deutlich adäquate Sofortmaßnahmen ergrif-
fen; das hat sie uns gestern im Innenausschuss dargelegt.
Sie hat disziplinarrechtliche und arbeitsrechtliche
Schritte in die Wege geleitet, um, wenn es um persönli-
che Verfehlungen geht, diese entsprechend zu ahnden.

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(C (D Die Frage allerdings, wie der Gesetzentwurf der FDP erbessert werden könnte, können wir erst beantworten, enn uns der Untersuchungsausschuss Ergebnisse vor egt, (Dr. Max Stadler [FDP]: So lange warten wir nicht!)


enn wir festgestellt haben, welche Tatsachen, welche
aßnahmen und welche Vorgänge zu diesen Fehlent-
icklungen geführt haben,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist doch alles schon aufgeklärt!)


nd wenn klar ist, woran es lag, dass die Amtsleitung
icht rechtzeitig informiert wurde und die Bundesregie-
ung nicht Bescheid wusste, und wie es möglich war,
ass die Eigensicherung innerhalb des BND so abge-
chottet durchgeführt wurde, dass diejenigen, die dafür
olitisch verantwortlich sind, nichts davon mitbekom-
en haben. Das sind Dinge, die wir erst dann bewerten

önnen, wenn die Ergebnisse des Untersuchungsaus-
chusses vorliegen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich denke, es ist alles aufgeklärt!)


eshalb ist es verfrüht – und der Antrag der Grünen ist
berholt –, schon jetzt in dieser Art und Weise Verbesse-
ungen zu fordern. Das können wir dann erledigen, wenn
ie Ergebnisse des Untersuchungsausschusses vorliegen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Max Stadler [FDP]: Das war die Entdeckung der Langsamkeit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603728500

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Nešković von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603728600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Der britische Philosoph und Mathe-
atiker Isaac Newton sagte einmal:

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wis-
sen, ein Ozean.

ie werden erahnen, warum ich diesen Einstieg wähle.
ch meine, das Zitat klingt heute wie eine treffende Be-
tandsaufnahme in Hinblick auf den Kenntnisstand des
arlamentarischen Kontrollgremiums bei den Aktivitä-

en der Nachrichtendienste in den letzten Jahren. Auf die
ötige Spitze getrieben lässt sich sagen: Wenn wir im
remium überhaupt etwas wissen, haben wir es in aller-

rster Hinsicht einer investigativen Presse, in allerletz-
er Hinsicht unserem Privileg, im Parlamentarischen
ontrollgremium vom Dienst persönlich und direkt in-

ormiert zu werden, zu verdanken.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das glaube ich gern!)


Die wichtigste Informationsquelle eines Mitgliedes
es PKGr ist – Herr Körper hat es neulich selbst im






(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
„Spiegel“ gesagt – die Tages- und Wochenpresse, so wie
sie jedem Bürger dieses Landes zur Verfügung steht.
Wenn Sie also etwas über die momentane Kontrolldichte
beim Parlamentarischen Kontrollgremium erfahren wol-
len, müssen Sie eigentlich nur Zeitung lesen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dann können Sie sich ausmalen, ob die Mitglieder des
PKGr gerade etwas nachzufragen haben oder im Augen-
blick eher zu einer gemächlichen Arbeitsatmosphäre
verurteilt sind. Selbst wenn wir etwas nachzufragen ha-
ben, beginnt eine Irrfahrt wirkungsloser Kontrolle.

Dead reckoning – zu deutsch: unsicheres Schätzen –
nannte man zu Lebzeiten Newtons eine Methode der Be-
stimmung der Position auf den Weiten des Ozeans, weil
sie in der Regel nutzlos war und nicht selten böse endete.
Unsicheres Schätzen vollzieht sich heute, wenn ein
neunköpfiges Gremium der Regierung bei der Überwa-
chung von etwa 10 000 Mitarbeitern hinterhernavigiert.
Wir wissen in der Regel nicht, was diese 10 000 Mitar-
beiter gerade tun. Wir wissen viel zu wenig über die Ar-
beitsweise der Geheimdienste, über ihre innere Struktur.
Durch die bloße Wahl in das Parlamentarische Kontroll-
gremium wird der Abgeordnete nicht automatisch zu ei-
nem Geheimdienstexperten.


(Beifall bei der LINKEN – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sie sicher nicht! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt auch Ausnahmen, Herr Nešković!)


Dennoch segelt er ohne Mannschaft und zudem ohne
Stellvertreter.

Die Kontrolle des Gremiums erstreckt sich nur auf
das Material, das man ihm zur Verfügung stellt. Mit an-
deren Worten: Der zu Kontrollierende bestimmt das
Ausmaß der Kontrolle.


(Beifall bei der LINKEN)


Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wis-
sen, ein Ozean.

Dummerweise sind wir als Parlamentarier – ob wir wol-
len oder nicht – für den ganzen Ozean zuständig; denn
im Bereich geheimdienstlicher Tätigkeit darf es keine
kontrollfreien Räume geben. Darum geht es. Die De-
mokratie darf keine kontrollfreien Räume dulden.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit unserer Wahl zum Abgeordneten ist uns zugleich
die Verpflichtung übertragen, das Handeln der Exekutive
und damit auch die Tätigkeit der Geheimdienste dauer-
haft, umfassend und effektiv zu kontrollieren.

Für die Erfüllung dieser Aufgabe ist das bestehende
Kontrollgremiumsgesetz eine völlig unzureichende
Grundlage. Wir brauchen – ich sage das im Ernst – eine
ernsthafte, aufrichtige, informierte und gutwillige Dis-
kussion darüber, also das, was ich insbesondere im
Rechtsausschuss schmerzlich vermisse: einen Diskurs
im habermasschen Sinne. Der Gesetzesantrag der FDP
bildet hierfür eine Grundlage. Er geht allerdings nicht
weit genug. Eine sichere Navigation in den Untiefen ge-
heimdienstlicher Tätigkeit erfordert weit mehr.

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(C (D Ich nenne Ihnen die wichtigsten Forderungen. Nötig ür eine wirksame politische Kontrolle ist stets die Mögichkeit der Sanktion. Kontrolle ohne Sanktion ist wie in Mast ohne Segel; sie bringt nichts. ine wirkungsvolle Sanktion wäre zum Beispiel die Beechtigung jedes Gremiumsmitgliedes, zumindest Rechtsrüche öffentlich zu machen. Rechtsbrüche sind nie geeimhaltungsbedürftig! Zum anderen meinen wir, dass sich die Kontrollbeugnis auch auf solche Vorgänge beziehen muss, die die artnerschaftliche Zusammenarbeit betreffen. Wenn in Partnerdienst dem BND Informationen zur Verfüung stellt, dann stellt er sie, um in der Sprache des § 2 b u bleiben, auch dem Parlamentarischen Kontrollgreium zur Verfügung. Es widerspricht jeder demokrati chen Legitimierung, dass 6 500 Bedienstete des BND ber mehr sensible Informationen verfügen dürfen als in unmittelbar vom Volk gewählter, zur Geheimhaltung erpflichteter Parlamentarier, der zudem von der absoluen Mehrheit des Bundestages in das Gremium entsandt urde. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Jetzt wird es aber bitter!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603728700

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603728800

Ich bin am Schluss. – Ich habe Ihnen zwei Positions-

estimmungen genannt. Ich werde in der parlamentari-
chen Beratung weitere benennen, damit wir endlich ei-
en sicheren Kurs setzen können, zu einer effektiven
ontrolle der Geheimdienste.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603728900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/843 und 16/1163 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Beschlussempfehlung des Innenausschusses auf
rucksache 16/1656 zu dem Antrag der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Überwachung
on Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst“:
er Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache
6/85 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
ehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-

ionsfraktionen bei Gegenstimmen der Oppositionsfrak-
ionen und einer Enthaltung aus der CDU/CSU-Fraktion
ngenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 11 a und 11 b auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung
der Grundsicherung für Arbeitssuchende

– Drucksache 16/1410 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Brigitte Pothmer, Volker Beck (Köln),
Birgitt Bender, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver-
längerung der Ich-AG

– Drucksache 16/1405 –

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

(11. Ausschuss)


– Drucksache 16/1696 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Klaus Brandner


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1697 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk
Waltraud Lehn
Hans-Joachim Fuchtel

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Fraktion der LINKEN

Für Selbstbestimmung und soziale Sicherheit
– Strategie zur Überwindung von Hartz IV

– zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte
Pothmer, Markus Kurth, Irmingard Schewe-
Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Hartz IV weiterentwickeln – Existenzsichernd,
individuell, passgenau

– zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst,
Katja Kipping, Heidrun Bluhm, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der LINKEN

Wohnungslosigkeit vermeiden – Wiederein-
führung von Beihilfen und Übernahme von
Mietschulden auch für Erwerbstätige mit nied-
rigem Einkommen und Arbeitslosengeld-I-Be-
zieher

– Drucksachen 16/997, 16/1124, 16/1201, 16/1696 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Klaus Brandner

Über den Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD werden wir später namentlich abstim-

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(C (D en. Zu dem Gesetzentwurf liegt ein Entschließungsanrag der Fraktion Die Linke vor. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hat in seine eschlussempfehlung auf Drucksache 16/1696 den von er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebrachten Geetzentwurf zur Verlängerung der Ich-AG auf Drucksahe 16/1405 sowie den Antrag der Fraktion Die Linke uf Drucksache 16/1201 mit dem Titel „Wohnungslosigeit vermeiden – Wiedereinführung von Beihilfen und bernahme von Mietschulden auch für Erwerbstätige it niedrigem Einkommen und Arbeitslosengeld-I-Be ieher“ einbezogen. Über diese Vorlagen soll jetzt ebenalls abschließend beraten werden. – Ich sehe, Sie sind amit einverstanden. Dann ist so beschlossen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es iderspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Bevor ich die Aussprache eröffne, erteile ich Frau ollegin Dr. Enkelmann, Fraktion Die Linke, das Wort ur Begründung Ihres Antrages. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Frak ion Die Linke beantragt die Rücküberweisung des voriegenden Gesetzentwurfes und der entsprechenden Änerungsanträge an die Ausschüsse. Die Fragestunde eute früh und auch die Aktuelle Stunde haben offenart, dass es nach wie vor eine ganze Reihe von offenen ragen gibt, die auch in der Aktuellen Stunde nicht bentwortet wurden. Wir haben heute festgestellt, dass in einem überstürzen Verfahren ein so genanntes Optimierungsbzw. Fortntwicklungsgesetz in Sachen Hartz IV durch den Bunestag gepeitscht werden soll. Wer möglicherweise eint, es gehe hier wirklich um eine Optimierung oder ortentwicklung in Sachen Hartz IV, der sieht sich allerings getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Noch am ienstagabend sind mehrere Änderungsanträge der Ko litionsfraktionen an die Fraktionen gegangen. Das war in ganzer Packen. Es war aus unserer Sicht nicht mögich, sich sachgerecht mit diesen Anträgen zu befassen. (Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben es gar nicht versucht!)

Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603729000

(Beifall bei der LINKEN)


ie sind dennoch gestern durch die Ausschüsse ge-
eitscht worden.

Meine Damen und Herren, es gibt Fragen, die Sie mit
u beantworten haben, wenn Sie entscheiden: Sind Sie
icher, dass Sie wirklich alles gründlich geprüft haben?
ind Sie sicher, dass es vor dem Verfassungsgericht Be-
tand haben wird, wenn Menschen die Existenzgrund-
age genommen wird?


(Beifall bei der LINKEN)


mmerhin garantiert unser Grundgesetz ausdrücklich die
enschenwürde. Sind Sie sicher, dass das, was Sie hier

orhaben, mit der UN-Menschenrechtskonvention ver-
inbar ist? Sind Sie sicher, dass es vor dem Verfassungs-






(A) )



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann
gericht Bestand hat, wenn das Aufenthaltsrecht von Ar-
beitslosen derart beschränkt wird?


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Was bauen Sie für einen Popanz auf?)


Heute früh hat der zuständige Staatssekretär – er sitzt
hier – auf eine Frage geantwortet, er glaube, dass das al-
les funktioniere. Ich denke, für einen Glauben reicht ein
solcher Gesetzentwurf weiß Gott nicht aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Sind Sie sicher, dass Sie wirklich alle Auswirkungen
des Gesetzes auf die Betroffenen, den Haushalt des Bun-
des – da haben wir in den letzten Monaten denkbar
schlechte Erfahrungen gemacht – oder die Kommunen
geprüft haben? Wollen Sie wirklich verantworten, dass,
wenn Betroffenen selbst die Unterkunftsleistungen ge-
strichen werden, die Kommunen für Obdachlosenheime,
für die Sicherung der Tafeln usw. aufkommen müssen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, ich will
mich ausdrücklich an Sie wenden: Lassen Sie nicht alles
mit sich machen!


(Beifall bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Ich habe noch nie alles mitgemacht!)


Merken Sie denn nicht, dass Sie als Ausputzer benutzt
werden?

Meine Damen und Herren, wenn Sie diese Fragen
nicht guten Gewissens und vollen Herzens mit Ja beant-
worten können, wenn Sie also nicht sagen können: „Ja,
es soll so sein und es ist alles rechtens, so wie wir es ha-
ben!“, dann wäre es sehr vernünftig, unserem Antrag auf
Rücküberweisung zuzustimmen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603729100

Im Ältestenrat ist heute vereinbart worden, dass ohne

Gegenrede und ohne Aussprache über diesen Antrag ent-
schieden wird. Wer stimmt für den Antrag auf Rücküber-
weisung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-
nen und der Fraktion der FDP gegen die Stimmen der
Fraktionen der Linken und des Bündnisses 90/Die Grü-
nen abgelehnt.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wobei die meisten Grünen peinlich berührt waren über das eigene Abstimmungsverhalten!)


Ich eröffne jetzt die Aussprache. Als erster Redner
spricht für die Bundesregierung der Parlamentarische
Staatssekretär Franz Thönnes.

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Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603729200


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und
Kollegen! Die große Koalition hat verabredet, die Ar-
beitsmarktreformen, die eingeleitet worden sind, zum
Erfolg zu bringen. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass
ein solch umfangreiches Reformwerk nicht auf einen
Schlag umgesetzt werden kann, sondern es weiterer

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(C (D ichtiger Schritte bedarf, um das System, in dem wir die rbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammengeführt aben, richtig ins Laufen zu bringen. Wir müssen deutich sagen, dass damit Hunderttausenden von Menschen eholfen wurde, die in der Sozialhilfe bislang von Mögichkeiten der Förderung im Bereich der Arbeitsmarktolitik ausgeschlossen gewesen sind. Die Veränderungen, die zum 1. Januar 2005 in Kraft etreten sind, die waren, die sind und die bleiben richtig. s ist gut, dass es eine breite parlamentarische Mehrheit afür gab; denn diese breite parlamentarische Mehrheit teht auch heute gemeinsam in der Verantwortung und orgt dafür, dass diese Reform ein Erfolg wird. Einer dieser wichtigen Schritte, die wir machen müsen, ist die Entscheidung über das SGB-II-Fortentwickungsgesetz, welches wir heute in zweiter und dritter esung beraten. Mit ihm werden Klarstellungen vorgeommen und Entscheidungen getroffen, die die Leisungsfähigkeit und Effizienz des Systems erhöhen ollen. Das mit dem SGB II neu eingeführte Arbeitsosengeld II ist eine steuerfinanzierte und bedürftigkeitsrientierte Leistung. Diejenigen, die einen Anspruch haen, sollen ihn auch durchsetzen können. Ich sage sogar: ie haben das Recht, dies zu bekommen. Das gilt aber ben nur für diejenigen, die sich auch an dem anderen eil des Prozesses „Fördern und Fordern“ beteiligen, die ich selbst einbringen und aus eigener Kraft versuchen, it der Unterstützung, die ihnen gegeben wird, ihre Situ tion zu verbessern. Deswegen sage ich auch: Bei denen, die berechtigt ind, geht es überhaupt nicht um die Kürzung von Leisungen. Es geht darum, genau hinzuschauen, wer bedürfig ist und wem die Leistungen zustehen. Wir müssen da, o das Gesetz gedehnt worden ist, etwas zurückschneien. Das muss präziser und treffgenauer werden. Wir üssen aber auch deutlich darauf hinarbeiten, dass die teuerzahlerinnen und Steuerzahler, von denen wir Soliarität erwarten, auch bereit sind, solidarisch zu sein. Im egenzug muss die Bereitschaft vorhanden sein, diese olidarleistung anzuerkennen; denn die sozialen Leis ungen werden aus Steuern finanziert und sind nicht irendeine Transferleistung. Das bedeutet, dass das SGB-II-Fortentwicklungsgeetz auch Maßnahmen beinhaltet, die das Leistungsecht optimieren, zur Verbesserung der Verwaltungsraxis beitragen und Leistungsmissbrauch verhindern ollen. Ich will einige der wichtigen Maßnahmen nennen. er innerhalb der letzten zwei Jahre keine Leistungen us dem Arbeitslosengeld I oder dem Arbeitsloseneld II bezogen hat und erstmals einen Antrag auf rbeitslosengeld II stellt, dem soll sofort ein Angebot ür eine Eingliederungsmaßnahme unterbreitet weren. Wir wollen nicht, dass erst ein längerer Zeitraum ntsteht, bis der Antrag beschieden wird, und dann gerüft wird, ob Arbeitsbereitschaft vorhanden ist, ob die Parl. Staatssekretär Franz Thönnes Arbeitsaufnahme erfolgen kann. Nein, das soll sofort passieren. Bei der Frage, ob eine eheähnliche oder eine lebenspartnerschaftsähnliche Gemeinschaft vorliegt, wird die Beweislast umgekehrt. Ich glaube, dass das eher zum Vorteil der Betroffenen ist, weil dann die Kriterien, nach denen das erfolgt, klar definiert sind. Mit automatisierten Datenabgleichen und -abfragen soll ermittelt werden, ob einige Personen Arbeitslosengeld II zu Unrecht beziehen. Auch das hat damit zu tun, darauf zu achten, dass die Gelder sorgsam verwendet werden. Vieles andere kommt hinzu. So ist auch vereinbart worden, dass derjenige, der drei Mal in einem Jahr ohne guten Grund ein Angebot ablehnt, die ihm zugewiesenen Leistungen gekürzt bekommen kann, und zwar in vollem Umfang. Das ist eine Entscheidung, die dazu beitragen soll, dass die Angebote wirklich angenommen werden, dass die Zahl der Fortbildungs-, Weiterbildungs-, Jobund Förderangebote steigt. Diejenigen, die das kritisieren, will ich auf Folgendes hinweisen: Für den Arbeitslosen ist diese Situation sofort veränderbar, indem er sagt: Ich nehme die Angebote an, ich will raus aus der Arbeitslosigkeit, ich will wieder eine Unterhaltsversorgung, die ich mir selbst erarbeitet habe. Deswegen haben wir viele Anregungen aus der Praxis aufgegriffen, die die Abläufe effizienter machen. Einiges kam in der parlamentarischen Debatte dazu, zum Beispiel wird jetzt die Möglichkeit geschaffen, dass die Argen und die Optionskommunen auch die BA mit der Ausbildungsvermittlung beauftragen können. Die Aufsicht über die Argen ist im Prinzip rechtlich geregelt. Da bedarf es vielleicht noch einiger Klarstellungen. Das werden wir mit den Ländern bereden. Der neue Gründungszuschuss, der im Verfahren besprochen worden ist und zum 1. August dieses Jahres in Kraft tritt, setzt das Prinzip fort, dass wir die guten Erfahrungen – im Jahr 2005 sind über das Instrument der so genannten Ich-AG 250 000 Menschen aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit gegangen – jetzt in einer Förderleistung fortsetzen, weil wir schlichtweg kein Nebeneinander von zwei Förderinstrumenten haben wollen. Alles in allem geht es im Kern darum, dass mit dem SGB-II-Änderungsgesetz und jetzt auch mit dem Fortentwicklungsgesetz Einsparungen in Höhe von gut 3,8 Milliarden Euro – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – zustande kommen. Es geht eben nicht nur um Kosten, wie das hier teilweise diskutiert wurde – das ist wichtig; wir dürfen das nicht vergessen –, aber wir brauchen auch mehr Chancen auf Arbeit, mehr Möglichkeiten, dass Menschen aus Arbeitslosigkeit herauskommen. Die letzten Arbeitsmarktzahlen sind wirklich ein guter Hoffnungsschimmer. v n o h d d 5 z i l f r u m s l n 9 b z s I g w A s n d g A d d n Ü a j l a ü F n t d e (C (D Es ist gut, dass wir gegenüber April einen Rückgang on 5,3 Prozent haben, um 255 000. Aber das reicht och nicht. Immer noch sind 4,5 Millionen Menschen hne Arbeit. Sie brauchen Chancen auf Arbeit, auf Teilabe und auf Integration. Das ist die große Aufgabe, vor er wir stehen. Deswegen stehen weiterhin – auch nach er gestrigen Entscheidung im Haushaltsausschuss – gut ,4 Milliarden Euro in diesem Jahr für die Eingliederung ur Verfügung. Das sind gut 2 Milliarden Euro mehr, als m letzten Jahr effektiv ausgegeben worden ist. Wir wolen damit und mit dem 25-Milliarden-Euro-Programm ür Wachstum, für Innovation und für Beschäftigung ereichen, dass die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnt nd dass die Menschen schneller Beschäftigung bekomen. Die Arbeitsmarktreformen sollen dabei helfen. Ich will deutlich sagen: Es reicht nicht, wenn wir festtellen, dass sich sozusagen der Abgang aus der Arbeitsosigkeit in die Erwerbstätigkeit in den ersten fünf Moaten um 1,35 Millionen bewegt hat. Das sind plus ,3 Prozent. Arbeit zu schaffen, der Kampf gegen Areitslosigkeit, diesen Kampf hat nicht allein die Politik u leisten. Das ist eine Aufgabe für die ganze Gesellchaft. Alle sind gefragt, sich hier einzubringen und deen zu entwickeln. Ich appelliere von dieser Stelle aus anz stark an die Wirtschaft: Kommen Sie mit ins Boot, enn es darum geht, Wirtschaft, Wachstum, Arbeit und usbildung anzukurbeln, damit die Zuversicht in unsere ozialen Sicherungssysteme in Deutschland wieder zuehmen kann und deren Stabilität gestärkt wird. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Heinrich Kolb von er FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Die heute zu beratende Vorlage ist nach unserer uffassung Ausdruck von Halbherzigkeit, von mangelnem Mut und von mangelnder Entschlossenheit seitens er großen Koalition. Dass es sich dabei wohl nur um eien Trippelzwischenschritt handelt, wird schon an der berschrift des Gesetzentwurfs deutlich. Ursprünglich ls Hartz-IV-Optimierungsgesetz angekündigt, kommt er etzt wesentlich nüchterner als Hartz-IV-Fortentwickungsgesetz daher. Das regt natürlich schon die Fantasie n, was uns auf dem Weg von „Hartz IV – das Gesetz“ ber „Hartz IV – die Änderung“ und „Hartz IV – die ortentwicklung“ bis irgendwann zu „Hartz IV – die fiale Optimierung“ noch alles erwarten wird. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Warten Sie einmal ab!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Lachen bei der LINKEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603729300

(Beifall bei der FDP)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603729400

Heike Göbel von der „Frankfurter Allgemeinen Zei-
ung“ hat es in einem Kommentar vom heutigen Tag auf
en Punkt gebracht, indem sie von „unzulänglichen Ver-
inbarungen“ spricht, mit denen die Ausgaben für die






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Langzeitarbeitslosen eingedämmt werden sollen. Sie
verweist darauf, dass die große Koalition trotz ihrer brei-
ten Mehrheit nicht zum Kern des Problems vordringen
wolle, der darin bestehe, dass sich mit staatlichen Hilfen
durchaus ein Grundeinkommen erzielen lasse, das in der
Nähe des Einkommens aus gering entlohnter tariflicher
Beschäftigung liege. Göbel schreibt wörtlich: „In Kom-
bination mit Schwarzarbeit oder erlaubtem Zuverdienst
ist das ein Anreiz, sich in der Hilfe einzurichten.“ Die
Ausblendung dieses Kernproblems durch die große Ko-
alition ist der Grund – zusammen mit anderen Gründen,
die ich gleich anführen werde –, warum wir den Entwurf
eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Grundsicherung
für Arbeitsuchende ablehnen.


(Beifall bei der FDP)


Zwar enthält der Gesetzentwurf Korrekturen, die
durchaus in die richtige Richtung weisen. Wir dürfen
– hier sind wir uns einig – keinen Leistungsmissbrauch
zulasten der Steuerzahler zulassen. Aber wenn ein weite-
res Kernproblem, die ungeklärte Kompetenzverteilung
zwischen Bundesagentur, Kommunen und Arbeitsge-
meinschaften, mit dem Gesetzentwurf nicht behoben
wird, dann reicht das aus unserer Sicht nicht aus. Dann
können wir ihm unsere Zustimmung nicht geben.


(Beifall bei der FDP – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sagen Sie doch auch einmal Ihre Alternative!)


Herr Weiß, die Verschiebebahnhöfe, die wir damals
bei der Sozialhilfe und der Arbeitslosenhilfe festgestellt
und auch beklagt haben, sind nicht beseitigt. Die er-
zwungene Kooperation von Bundesagentur für Arbeit
und Kommunen in den Argen funktioniert nicht rei-
bungslos.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Die organisatorischen Mängel und unklaren Verantwort-
lichkeiten drücken sich in einem Kompetenzgerangel
aus. Zeitverzögerungen durch nicht abgestimmte und zu
wenig flexible Software sowie mangelnde Transparenz
beim Datenaustausch verbessern die Situation der Ar-
beitslosen nicht, sondern verschärfen sie aus unserer
Sicht eher.

Wenn die ehemalige DGB-Vizechefin Ursula
Engelen-Kefer,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Oh, eine alte Freundin von Herrn Kolb!)


mit der ich nicht oft übereinstimme, kritisiert, die Zu-
sammenarbeit in den Arbeitsgemeinschaften sei von
Chaoszuständen geprägt, dann hat sie Recht. Wenn sie
sagt, die Bundesregierung setze auf verschärfte Kontrol-
len und Kürzungen, ohne die Arbeitsförderung zu ver-
bessern, dann hat sie leider ebenfalls Recht.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir brauchen und wir fordern klare Zuständigkeiten
und Verantwortlichkeiten. Es war ein Fehler, im Grund-
satz die Bundesagentur für Arbeit mit der Betreuung der

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(C (D LG-II-Empfänger zu beauftragen. Sie ist für die Wahrehmung der Aufgabe der Betreuung schon aufgrund iher zentralistischen Struktur nicht geeignet und mit der raktischen Umsetzung – das muss man feststellen – chlicht überfordert. Eine kommunale Trägerschaft und ie damit verbundene Dezentralisierung wäre der effizintere Weg. Das fordern wir. Wir wollen und fordern auch eine Steigerung der Effiienz der Beratung und Vermittlung. Wenn die jüngste ntersuchung des Bundesrechnungshofes zeigt, dass ie Vermittlung nach wie vor nicht erfolgreich ist und rwerbslose monatelang auf Vermittlungsgespräche arten, dann wird die Arbeitslosigkeit dieser Menschen nzumutbar und unnötig verlängert. Mit einem Drittel er überprüften ALG-II-Empfänger, so sagt der Bundesechnungshof, wurden keine strategischen Gespräche eführt, obwohl die Betroffenen bereits seit durchchnittlich siebeneinhalb Monaten Leistungen bezogen atten. Nur in etwa der Hälfte aller Fälle gibt es überaupt eine Eingliederungsvereinbarung. Das ist aus unerer Sicht nicht akzeptabel. Auch mit dem Gesetzenturf, der heute vorliegt, wird an dieser Stelle nicht für bhilfe gesorgt. Ich will stichwortartig weitere Kritikpunkte anführen: ie Bundesagenturen prüfen aus unserer Sicht nicht aus eichend, ob Langzeitarbeitslose tatsächlich Anspruch uf staatliche Hilfen haben. Die Telefonbefragungen, die nter ALG-II-Beziehern durchgeführt wurden, ergeben in vernichtendes Zeugnis. Wir fordern eine Pflicht zur eilnahme an Telefonbefragungen, und zwar für Leis ungsempfänger und für die Argen, die Arbeitsgemeinchaften, gleichermaßen. Ein weiterer wichtiger Punkt: In Ihrem Gesetzentwurf indet sich trotz der Leistungsausweitungen zulasten der ommunen, zum Beispiel bei den Kosten der Unterunft von BAföG-Beziehern, kein Wort zur Aufteilung er Kostentragungspflicht zwischen Bund und Kommuen. Die ursprünglich vereinbarte Revisionsklausel hat ich als undurchführbar erwiesen. Die jetzt bestehende estschreibung auf eine Beteiligung des Bundes von 9,1 Prozent ist befristet bis Ende 2006. Was kommt daach? Wir fordern und vermissen in dem Gesetzentwurf, ass Planungssicherheit für die Kommunen geschafen wird. Wie in der Anhörung am Montag deutlich wurde – man ann es hier ja leider nur stichwortartig anführen –, ist ine rechtzeitige Anpassung der Software „A2LL“ bis um beabsichtigten In-Kraft-Treten des Gesetzes nicht u gewährleisten. Herr Alt hat gesagt, es soll Umgeungsmöglichkeiten geben. Aber damit ist wieder persoeller, bürokratischer und auch finanzieller Mehraufand verbunden, zu dem die BA überhaupt keine ngaben machen konnte. Wir vermuten und befürchten, ass die Zeit der Mitarbeiter wieder einmal durch Büroratie gebunden wird und somit nicht im Interesse der Dr. Heinrich L. Kolb Arbeitslosen für deren Förderung und Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt eingesetzt werden kann. All das macht deutlich: Mit einer – noch dazu halbherzigen – Fortentwicklung von Hartz IV ist es nicht getan. Wir fordern eine Generalrevision der Reform. (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Bringen Sie doch einen Gesetzentwurf ein!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Die Steuerzahler, die durch die Mehrwertsteuererhöhung
zum Stopfen von Haushaltslöchern herangezogen wer-
den, werden nicht verstehen, dass die Koalition die
Dinge sehenden Auges laufen lässt.

Ich will mit einem weiteren Zitat schließen. Stefan
von Borsl hat heute in der „Welt“ geschrieben:

Die Koalitionäre seien davor gewarnt, sich bequem
zurückzulehnen und auf die Konjunktur zu hoffen.
Mit 70 Minikorrekturen bei Hartz IV ist es nicht ge-
tan. Der große Wurf am Arbeitsmarkt steht noch
aus.

Für Halbherzigkeiten heben wir unsere Hand heute
nicht: Ihr Gesetzentwurf kann unsere Zustimmung nicht
finden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603729500

Das Wort hat der Kollege Karl Schiewerling, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1603729600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Zu-

sammenlegung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe
ist 2004 von allen Parteien gefordert worden. Es ging
und es geht darum, Menschen, die arbeiten können, auch
in Erwerbsarbeit zu bringen. Bundesrat und Bundestag
haben dem zugestimmt. Entgegen den Aussagen des
Kollegen Kuhn von heute Mittag stiehlt sich die CDU/
CSU nicht aus ihrer Verantwortung, sie steht zu diesem
gemeinsam beschlossenen Gesetz.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch Herr Wulff? Auch Herr Koch?)


Sie steht deswegen dazu, weil es eine Frage der Men-
schenwürde ist: Jeder, der die Möglichkeit hat, sich mit
seiner Hände Arbeit den Lebensunterhalt zu verdienen,
hat auch die Pflicht dazu, seine Familie damit zu ernäh-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Damit die Menschen das auch tun können, fördern
wir sie. Trainingsmaßnahmen, Maßnahmen zur Arbeits-
förderung, Strukturanpassungsmaßnahmen, alle diese
Initiativen und diese Instrumente aus dem Leistungsan-
gebot des SGB III stehen auch denen zur Verfügung, die
unter das SGB II fallen. Dafür stehen im Bundeshaushalt
über 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Zusätzliche

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(C (D ,3 Milliarden Euro sind zunächst blockiert. Dennoch in ich sicher, dass wir mit diesem Budget erfolgreich ntegrationsleistungen erbringen können; es spricht ales dafür, dass diese Mittel auch ausreichen. An der Beeitschaft des Bundes, sinnvolle und passgenaue Maßahmen zur Eingliederung zu fördern, wird es nicht cheitern. Ich appelliere ausdrücklich an die Bundesagentur für rbeit, die örtlichen Arbeitsgemeinschaften und die Op ionskommunen, die zur Verfügung stehenden Gelder für ingliederungsund Qualifizierungsmaßnahmen auch u nutzen. Von diesen Mitteln sind bisher erst 1,5 Millirden Euro abgerufen worden. (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das Problem!)


Aber auch das Folgende gehört zur Systematik des
esetzes. Wenn ein Angebot zur Arbeit oder zur Teil-
ahme an einer Trainingsmaßnahme oder eine Arbeits-
elegenheit nicht angenommen wird, dann greifen Sank-
ionen. Wer dreimal ein solches Angebot ausschlägt,

uss mit Kürzungen rechnen.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: „Kürzungen“?)


ie im SGB II beschriebene Grundsicherung ist dabei
as staatlich finanzierte Auffangnetz. Hartz IV war im-
er konzipiert als Grundsicherung, nicht mehr und nicht
eniger.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ieses Gesetz ist seit nunmehr 18 Monaten in Kraft und
s stellt sich heraus, dass Veränderungen notwendig
ind, um das eigentliche Ziel des Gesetzes zu erreichen.
n dem Fortentwicklungsgesetz greifen wir in unzähli-
en Punkten den Änderungsbedarf auf; dabei werden
uch Punkte aufgegriffen, die im Bericht des Bundes-
echnungshofs stehen. Ich bin sicher, Herr Kollege Kolb,
ass das, was wir im Augenblick an Änderungen in dem
esetzentwurf untergebracht haben, viel mehr ist, als Sie
ielleicht vermuten.

Vorgesehen sind unter anderem die Erweiterung des
utomatischen Datenabgleichs und die Überprüfung von
aten in Verdachtsfällen bei Leistungsmissbrauch. Des
eiteren sollen Außendienste in allen Arbeitsgemein-

chaften eingerichtet werden. Es wird die rechtliche
rundlage für telefonische Befragungen geschaffen.
anktionen werden greifen, wenn sich Menschen nicht
it Motivation und Bereitschaft bei der Arbeitsuche ein-

ringen. Bei Ablehnung einer angebotenen Arbeit oder
ingliederungsmaßnahme wird es zu den Sanktionen
ommen. Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass die
ontroll- sowie die Sanktionsmöglichkeiten mit der jet-

igen Gesetzesnovelle erneuert und verschärft werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich in Erinnerung
ufen: Das SGB II kann und will keine Arbeitsplätze
chaffen. Das gilt auch für die 1-Euro-Jobs. Die 1-Euro-
obs sind von Anfang an so ausgestaltet worden, um
angzeitarbeitslose wieder an einen geregelten Arbeits-

ag heranzuführen. Die Regelungen des SGB II waren
icht als Regelungen zum Kombilohn konzipiert. Aus






(A) )



(B) )


Karl Schiewerling
der Praxis wird mir zugetragen, dass Leiter von Arbeits-
gemeinschaften Anrufe erhalten, in denen manche ALG-II-
Empfänger nachfragen, wie viel sie dazuverdienen kön-
nen, ohne den Anspruch auf Hartz IV zu verlieren.

Hier läuft etwas schief: Statt aus der Grundsicherung
herauskommen zu wollen und auf eigenen Beinen zu ste-
hen, verharren einige lieber in der Grundsicherung und
verdienen sich ein paar Euro dazu. Es muss ein Umden-
ken in den Köpfen der Menschen einsetzen. Es müssen
Anreize geschaffen werden, damit die Menschen wieder
arbeiten gehen. Aber es muss sichergestellt sein, dass
derjenige, der arbeiten geht, am Ende auch mehr in der
Tasche hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603729700

Herr Kollege, lassen Sie eine Zwischenfrage des Kol-

legen Kurth zu?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1603729800

Nein. – Ich räume ein, dass die Situation in manchen

Regionen in Deutschland trotz der sehr erfreulichen ak-
tuellen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt momentan
schwierig ist. Ich sehe auch, wie sich viele Menschen be-
mühen, eine Arbeit zu finden, aber keinen Arbeitsplatz
bekommen, weil zu wenige Arbeitsplätze vorhanden
sind. Wir kennen die regionalen Unterschiede in unse-
rem Land und die damit einhergehenden Probleme. Ich
beobachte auch, dass viele ältere Arbeitnehmer ohne ei-
gene Schuld arbeitslos werden, nicht mehr unterkommen
und fürchten, ihr angespartes Vermögen aufbrauchen zu
müssen, und Angst haben, in Altersarmut zu geraten.

Die Lebenssituation der Menschen ist vielfältig. Das
schlägt sich auch in dem Gesetzgebungsverfahren nie-
der. Ich sehe aber auch, dass es Menschen gibt, die sich
in der Grundsicherung einrichten wollen und ziemlich
anreizresistent sind. Ihnen wollen wir mit den nun zu be-
schließenden Sanktionen auf die Sprünge helfen. Miss-
brauch und ungewollte Mitnahmeeffekte wollen wir
mit diesem Gesetz so weit wie möglich einschränken.
Dies ist auch eine Frage der Gerechtigkeit gerade denje-
nigen gegenüber, die diesen Sozialstaat durch ihre Er-
werbsarbeit erst ermöglichen.

In deren Ohren muss es wie Hohn klingen, wenn Sie
von der Linken fordern, dass Empfänger von SGB-II-
Leistungen bei Beibehaltung aller Transferleistungen
frei entscheiden können, ob sie arbeiten wollen oder
nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Unglaublich! Das ist erschütternd!)


Wer die von Ihnen organisierte Demonstration bei der
Anhörung erlebt hat, hat einen Vorgeschmack bekom-
men, wie Sie dabei sind, Menschen für Ihre Partei- und
Fraktionsinteressen aus parteipolitischen Zielen heraus
zu instrumentalisieren.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603729900

Lassen Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Maurer

u?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1603730000

Er kann sich gleich melden. – Sie versprechen den
enschen in den neuen Ländern eine Rundumversor-

ung und tun so, als sei dieser freie demokratische Staat
n der Lage, allen Bürgerinnen und Bürgern eine Rund-
mversorgung zu ermöglichen. Das geht nicht. Das ent-
ündigt und führt zu weniger Freiheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603730100

Lassen Sie die Zwischenfrage des Kollegen Maurer

etzt zu?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1603730200

Ja, ich lasse eine Frage zu.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603730300

Herr Kollege Maurer, bitte.


Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603730400

Herr Kollege, da Sie zu denjenigen gehören, die diese

nderungsanträge in letzter Minute ersonnen haben,
itte ich Sie in Form einer Frage um eine Rechtsaus-
unft. Wir haben folgenden Fall: Sie entziehen einem
LG-II-Bezieher, verheiratet, zwei Kinder, gemäß Ihren
oraussetzungen seine Unterstützung und die Unterstüt-
ung für den Wohnbereich. Was wird mit dieser Familie
eschehen? Können Sie mir bitte die Frage beantworten,
as mit dieser Familie geschehen wird?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1603730500

Dieser Familie wird die Unterstützung im Wohnbe-

eich nicht entzogen werden. Diese Regelung gilt für die
ugendlichen und nicht für die Erwachsenen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Herr Maurer, Sie müssen einmal lesen! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Die Linke stimmt über Gesetze ab, die sie gar nicht liest! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Man müsste im Ausschuss mitarbeiten, dann wüsste man auch etwas! – Zuruf von der LINKEN: Das ist eine Lüge! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


Lassen Sie einmal die Luft ab! Sie erhalten von mir
ine Antwort, die sich darauf stützt, wie ich das Gesetz
ese. Sie müssen sie aushalten. Sie können aber auch
erne wieder ausziehen, wenn Sie wollen.

Dieses Problem betrifft junge Menschen. Selbst dann
esteht aber die Möglichkeit – zum Beispiel, wenn sie
ich dem widersetzen –, dass die Miete für die jungen

enschen nicht mehr ausgezahlt wird, sondern dass sie






(A) )



(B) )


Karl Schiewerling
direkt an den Vermieter geht und dass Naturalien gezahlt
werden. Für Familien ist die Sanktion in der Form, wie
Sie sie beschreiben, nicht vorgesehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Setzen, sechs!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603730600

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1603730700

In dem Gesetz zur Fortentwicklung der Grundsiche-

rung für Arbeitsuchende, das wir heute beschließen,
wird der Veränderungsbedarf insgesamt aufgegriffen.
Wir wissen, dass das nicht die letzte Änderung sein wird;
denn das Leben der Menschen ist vielfältig und dyna-
misch. Die Fortentwicklung der Grundsicherung ist not-
wendig, richtig und richtungweisend. Wir werden diesen
Reformprozess im Herbst gründlich und grundsätzlich
weiterführen. Das heute zu verabschiedende Gesetz ist
ein weiterer Schritt zu einer nachhaltigen Reform.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Ein Abgeordneter, der die Gesetzentwürfe auch liest!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603730800

Das Wort hat der Kollege Klaus Ernst, Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603730900

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Präsi-

dentin! Ich nehme schon mit Verwunderung zur Kennt-
nis, welchen nachhaltigen Eindruck diese Anhörung auf
Sie gemacht hat. Offensichtlich reicht der normale Kon-
takt mit der Bevölkerung so lange, dass Sie drei Tage
lang darüber lamentieren müssen.


(Beifall bei der LINKEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Die normale Bevölkerung wäre entsetzt, wenn sie gesehen hätte, was ihr veranstaltet habt!)


Ich kann Ihnen nur sagen: Hätten Sie auch sonst Kontakt
mit dem normalen Bürger dieses Landes, dann müssten
Sie sich nach der Anhörung nicht so aufregen. Das ist
doch die Realität in diesem Land.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, gestern lässt sich der Fi-
nanzminister dieses Landes mit den Worten zitieren: Es
kann jetzt nicht um Leistungskürzungen gehen. Vor-
gestern haben Sie einen Änderungsantrag ins parlamen-
tarische Geschehen eingebracht, in dem genau das steht.
Beziehern von Arbeitslosengeld II wird das Arbeits-
losengeld und auch das, was sie für ihre Wohnung erhal-
ten, letztlich auf Null gekürzt. Die Residenzpflicht wird
eingeführt und wer sich nicht daran hält, erhält kein Ar-
beitslosengeld. Wenn das keine Kürzung ist, dann weiß

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(C (D ch nicht, was Kürzungen sein sollen. Kürzungen liegen ei Ihnen dann vor, wenn man als Arbeitsloser noch eld mitbringen muss. Das ist die Realität in diesem and. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sie wissen doch nicht, was Residenzpflicht ist! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sagen Sie doch einmal, wann gekürzt wird!)


Warum regen Sie sich denn so über die Wahrheit auf?
aben Sie sonst keine Gelegenheit, die Wahrheit zu hö-

en? Seien Sie froh, dass Sie im Parlament sitzen kön-
en; denn da Sie das selbst nicht mehr wahrnehmen,
ann ich es Ihnen sagen. Das freut mich.


(Beifall bei der LINKEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sie schwätzen daher, ohne das gelesen zu haben!)


Sie wollen 5 Milliarden Euro einsparen. Wo wollen
ie sie hernehmen? Natürlich wollen Sie sie von den Ar-
eitslosen nehmen. Das ist doch eine Einsparung in die-
em Bereich. Sie stellen Langzeitarbeitslose unter den
eneralverdacht des Leistungsmissbrauchs. Das hat das
orschungsinstitut der Bundesanstalt für Arbeit, das In-
titut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, festgestellt.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Was haben sie festgestellt?)


as tun Sie, obwohl es keinen einzigen empirischen Be-
eis dafür gibt, dass ein Missbrauch stattfindet.

Ich kann Ihnen aber sagen, wo es Missbrauch gibt.
esen Sie vielleicht einmal den Bericht des Rech-
ungshofes. Wenn Sie ihn lesen, dann stellen Sie fest,
ass dort steht:

Bei fast einem Viertel der geprüften Maßnahmen
mit Arbeitsgelegenheiten lagen die Förderungsvor-
aussetzungen nicht vor.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Haben Sie ihn auch so intensiv gelesen wie den Gesetzentwurf?)


ei weiteren knapp 50 Prozent der geprüften Fälle hat-
en die Grundsicherungsstellen keine verlässlichen
enntnisse über die Inhalte der Maßnahmen, sodass

uch hier Zweifel an der Förderungsfähigkeit bestanden.


(Beifall bei der LINKEN)


enn Sie Kontrolleure einsetzen wollen, dann schicken
ie sie an die Arbeitsplätze der Arbeitslosengeld-I-Be-
ieher. Dort und nicht bei diesen Leuten hier wird be-
chissen und betrogen. Das ist die Realität.


(Beifall bei der LINKEN)


ir fordern aus diesem Grunde, dass die Aufnahme von
-Euro-Jobs für Arbeitslosengeld-II-Bezieher freiwillig
st. Wir wollen in dieser Frage keinen Zwang, weil wir
issen, dass geschummelt wird und tatsächlich Kontrol-

eure notwendig wären.

Künftig sollen Menschen, die länger als ein Jahr mit
inem Arbeitslosengeld-II-Bezieher zusammenwohnen,






(A) )



(B) )


Klaus Ernst
beweisen, dass sie nicht bereit sind, Verantwortung für
den anderen, der mit ihnen zusammen lebt, zu überneh-
men. Das ist Ihre Umkehr der Beweislast. Das ist Ihre
Aufforderung zur Entsolidarisierung. Sie wollen, dass
der, der für den anderen einsteht, von einem Kontrolleur
besucht wird. Sie wollen letztendlich, dass die Menschen
in diesem Land nicht mehr solidarisch sind, sondern sich
anderen gegenüber zum Schwein entwickeln. Das wol-
len wir nicht, meine Damen und Herren. Deshalb lehnen
wir Ihr Gesetz ab.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Unerträglich!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603731000

Lieber Kollege Ernst, würden Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Nahles zulassen?


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603731100

Ja, gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603731200

Bitte schön.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1603731300

Herr Ernst, ich möchte Sie fragen, ob Ihnen aufgefal-

len ist, dass das, was Sie da gerade argumentativ vorge-
tragen haben, in sich völlig unlogisch ist,


(Lachen bei der LINKEN)


weil wir gerade durch die Beweislastumkehr die von Ih-
nen nicht ganz zu Unrecht kritisierten so genannten
Schnüffelaktionen verhindern werden.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Ist Ihnen das schon aufgefallen? Es wird zum ersten Mal
eine bundeseinheitliche Regelung aufgelegt, wonach
nicht mehr jede Arge vor Ort und nicht mehr jeder ein-
zelne Arbeitsvermittler einfach entscheidet, wie das ge-
handhabt wird, sondern auf der Basis von gerichtlichen
Kriterien entschieden wird, ob eine Bedarfsgemeinschaft
vermutet wird. Diese Vermutung kann dann in einem
normalen Widerspruchsverfahren – bis hin zu einem
Sozialgerichtsverfahren – widerlegt werden.


(Zurufe von der LINKEN)


– Entschuldigung, krakeelen Sie bitte nicht so. – Neh-
men Sie bitte zur Kenntnis, dass es sich hier um eine
Verbesserung der Rechtslage für die Betroffenen handelt
und nicht um eine Verschlechterung.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603731400

Liebe Kollegin Nahles, über diese Frage freue ich

mich sehr. Sie gibt mir nämlich Gelegenheit, darauf hin-
zuweisen, dass wir im deutschen Strafrecht die Umkehr
der Beweislast insbesondere bei der organisierten Krimi-
nalität haben.


(Zuruf von der SPD: Oh! Nebelkerzen!)


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(C (D enau diese Umkehr der Beweislast führen Sie bei den rbeitslosengeld-II-Empfängern ein. Diese Umkehr der eweislast führt dazu, dass jemand, der mit einem ande en in einer Wohngemeinschaft lebt, künftig nachweisen uss, dass er nicht für ihn einsteht und sich nicht solida isch mit ihm verhält. Das führt dazu, dass Leute in solhen Gemeinschaften künftig ausziehen werden müssen, enn in ihrer Gemeinschaft ein Arbeitslosengeld-IImpfänger wohnt. Das ist Ihre Politik und das ist Unfug, rau Nahles. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch auf inen Punkt hinweisen, der mir sehr wichtig ist. Ihre anze Begründung stellt unter anderem darauf ab, dass er Abstand zwischen Arbeitslosengeld II und Arbeitsinkommen zu gering wäre. Wissen Sie, was ich Ihnen azu sage? Wir haben das Problem, dass wir Löhne haen, die so gering geworden sind, dass man von diesen öhnen nicht mehr leben kann. Das müssen wir ändern nd nicht auf die Arbeitslosengeld-II-Bezieher einprüeln, sie kriminalisieren und ihnen das Geld wegnehen. Wir müssen für vernünftige Löhne in diesem Land orgen, dann stimmt auch der Abstand wieder. Lassen Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Schaaf u? Ich bin bereit. Bitte schön, Herr Kollege. Herr Kollege Ernst, würden Sie mir Recht geben nur diese eine Frage möchte ich beantwortet haben –, ass für die Frage der Löhne in diesem Lande in erster inie die Tarifparteien, insbesondere auch unsere Geerkschaften, zuständig sind und nicht die Politik? Selbstverständlich. Ich weise aber darauf hin, Herr ollege, dass es aufgrund der Tatsache, dass auch unter en Gewerkschaftsmitgliedern die große Befürchtung esteht, dass das Arbeitslosengeld II zu zunehmender rbeitslosigkeit führen wird, für die Gewerkschaften zuehmend schwieriger geworden ist, vernünftige Löhne urchzusetzen. Das müssten Sie als Gewerkschaftsfunkionär auch gemerkt haben. Insbesondere die Residenzpflicht führt dazu, dass rbeitslosen eine Fußfessel angelegt wird. (Abg. Katja Kipping [DIE LINKE] bringt dem Redner eine Fußfessel zum Pult – Beifall bei Klaus Ernst der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU]: Ist die aus dem Stasiarchiv?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603731500
Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603731600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603731700
Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1603731800

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603731900

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Sie müssen um Erlaubnis fragen, wenn sie ihren Wohn-
raum verlassen wollen. Das können Sie sich sicherlich
nicht vorstellen. Damit Sie sich das vorstellen können,
werde ich nun diese Fußfessel auf der Regierungsbank
abstellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732000

Herr Kollege, ich muss Sie darauf hinweisen, dass

erstens Ihre Redezeit abgelaufen ist und dass wir zwei-
tens hier keine Demonstration veranstalten. Ich bitte Sie
sehr, das Gerät wieder mitzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Auf dem Rücken der Menschen ein solches Schmierentheater zu veranstalten! – Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE] bringt die Fußfessel zur Regierungsbank)


Herr Kollege Ernst, ich erteile Ihnen hiermit einen
Ordnungsruf. Dieses Verhalten hat nichts mit der Würde
des Hauses zu tun. Insofern müssen Sie das bitte zur
Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben 40 Jahre lang die Leute eingemauert und spielen sich hier auf! Das ist unglaublich! – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Welcher Stasioffizier hat Ihnen das Ding ausgeliehen?)


Wir setzen unsere Beratungen fort und ich erteile der
Kollegin Brigitte Pothmer das Wort.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

glaube, es lässt sich hier eine Kritik an der Sache formu-
lieren, ohne ununterbrochen mit Kraftausdrücken zu ar-
beiten und sich unparlamentarisch zu verhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es lässt sich aber nicht leugnen – wir alle wissen es –,
dass die Hartz-Gesetze unter Beschuss stehen. Es gibt in
der Tat auch Mängel.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die habt ihr zu verantworten! Ihr habt das Gesetz gemacht!)


In den letzten Wochen ist deutlich geworden, dass es
vor allem um Änderungen bei der Umsetzung der Re-
gelungen geht, und zwar sowohl bei den Vermittlungs-
aktivitäten als auch bei der Überprüfung der Leistungs-
berechtigung.

Herr Kolb hat eine Menge Beispiele genannt, die rich-
tig sind. Sie sind im Bericht des Bundesrechnungshofs
aufgeführt. Ich will sie an dieser Stelle nicht wiederho-
len. Aber der Bundesrechnungshof stellt ausdrücklich
fest, dass nicht die gesetzlichen Regelungen das Problem
darstellen, sondern deren unzureichende Umsetzung.


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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Weil die Agenturen vor lauter Bürokratie zu nichts kommen!)


Herr Kolb, können Sie sich zu Wort melden, wenn Sie
twas fragen wollen?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gerne!)


erhalten Sie sich nicht immer wie ein ungezogener
chüler!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732200

Frau Kollegin, möchten Sie denn eine Zwischenfrage

on Herrn Kolb zulassen?


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732300

Nein, Herr Kolb muss jetzt erst einmal Ruhe bewah-

en.

Der Bundesrechnungshof fordert das Bundesministe-
ium ausdrücklich auf – ich bringe das an dieser Stelle
tellvertretend vor –, seine Möglichkeiten der Fach- und
echtsaufsicht zu nutzen, um die Umsetzung der Rege-

ungen zu optimieren und die Aufgabenerledigung zu
ewährleisten. Ich verstehe deswegen nicht, dass Sie in
er großen Koalition nach einer völlig anderen Logik
erfahren. Sie verfahren nach der Logik: Wenn gesetzli-
he Regelungen nicht oder nur mangelhaft umgesetzt
erden, dann müssen einfach neue oder zusätzliche Re-
elungen her. Was versetzt Sie eigentlich in die Hoff-
ung, dass diese Regelungen dann umgesetzt werden?
as geht gänzlich an dem vollständig identifizierten Pro-
lem vorbei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das so genannte Fortentwicklungsgesetz und auch die
nderungsanträge zeigen, dass Sie nicht wissen, wo das
roblem eigentlich liegt. Sie drohen den Arbeitslosen
it Sanktionen, wenn sie nicht schnell genug bei ihrem
allmanager auflaufen. Umgekehrt wird aber ein Schuh
araus: Die Fallmanager nehmen doch nicht Kontakt zu
en Arbeitslosen auf, um sie zu einem Gespräch einzula-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie drohen den Arbeitslosen mit Sanktionen, wenn sie
in zumutbares Angebot ablehnen. Wo ist denn das An-
ebot, das sie ablehnen könnten?


(Zuruf von der CDU/CSU: Auf unseren Spargelfeldern!)


as Problem besteht doch nicht darin, dass immer wie-
er Angebote abgelehnt werden; es fehlt vielmehr an
ngeboten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie führen zusätzliche Kontrollen ein, sorgen aber nicht
inmal dafür, dass die vorhandenen Kontrollmöglichkeiten






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
genutzt werden. Damit verplempern Sie Geld und Perso-
nal, das an anderer Stelle dringend gebraucht wird.

Ich sage Ihnen ausdrücklich: Es sind nicht die Ar-
beitslosen, die die Vereinbarung nicht einhalten. Es ist
vielmehr die Bundesregierung, die das gegebene Ver-
sprechen, dass dem Fordern auch ein Fördern gegen-
übersteht, nicht einhält. Hier liegt das Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind es, die nicht vertragstreu sind. Sie sind es, die
die Mittel für die Eingliederung von Arbeitslosen zu-
sammenstreichen. Ich will es einmal ein bisschen zuspit-
zen: In Sachen Förderung sind Sie die Faulenzer und
nicht die Arbeitslosen. Sie liegen in der großkoalitionä-
ren Hängematte und tun nichts anderes, als sich gegen-
seitig anzunörgeln. Um vom eigenen Versagen abzulen-
ken, kommt es zu hysterischen Attacken. Aber diese
Attacken fallen zunehmend auf Sie selber zurück.

Mein Kollege Kuhn hat gesagt, dass Sie von der
CDU/CSU sich nicht einfach vom Acker machen kön-
nen. Die Ministerpräsidenten der Union, die nun am ra-
dikalsten gegen die Hartz-Gesetze argumentieren, waren
es doch, die all die krummen Kompromisse geboren ha-
ben, die uns jetzt die allergrößten Probleme bereiten.
Auf einmal reden Sie von einer Kostenexplosion. Wenn
man aber etwas genauer hinschaut und die Ausgaben mit
den Kosten vergleicht, die die alten Regelungen verur-
sacht hätten, dann stellt man fest: Die Kostenexplosion
ist verschwunden. Es gibt nur vereinzelt Mehrausgaben,
beispielsweise für die Arbeitslosen in der Renten- und
der Krankenversicherung und dort, wo es uns gelungen
ist – das wollten wir so –, die verschämte Armut zu be-
kämpfen. Was ist daran falsch? Das war schließlich un-
ser Ziel. Wir sind froh, dass wir es erreicht haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732400

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732500

Ich komme zum Schluss.

Lassen Sie mich noch etwas zur Missbrauchspropa-
ganda sagen. Es ist von einer Missbrauchsquote von 20
bis 25 Prozent die Rede. Aber das sind nur gefühlte
Werte; denn empirisch gesehen geht es nur um 2 bis
3 Prozent. Daher ist die Propaganda mehr als unange-
messen.

Ein letztes Wort an die Freunde von der Sozialdemo-
kratie.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732600

Nein, Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kom-

men.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732700

Ihr habt das Gesetz damals genauso gewollt wie wir.

Lasst es nicht zu, dass es jetzt auf diese Weise verkrüp-
pelt wird! Knickt vor der Propaganda von der rechten
Seite nicht so erbärmlich ein!

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(C (D Ich danke euch. Ich gebe nun dem Kollegen Kolb das Wort zu einer urzintervention. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch möchte zuerst auf Sie eingehen, Herr Kollege Ernst. ir halten die Politik der Bundesregierung auf diesem eld ebenfalls für falsch. Aber wir halten Klamauk für ie falsche Reaktion auf diese falsche Politik. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603732800
Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1603732900

ch bin mir sicher, dass Sie von dem, was Sie hier ge-
acht haben, letztlich nicht profitieren werden, sondern

ass Sie uns sowie der Politik und der Demokratie in un-
erem Lande insgesamt schaden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kollegin Pothmer, da ich immer bereit bin, zu lernen,
asse ich mich gerne als Schüler bezeichnen. Aber ich
ätte von Ihnen erwartet, dass Sie – entsprechend den
arlamentarischen Gepflogenheiten – in einer Debatte
ine Zwischenfrage zulassen. Weil Sie das nicht getan
aben, will ich Ihnen Folgendes vorhalten: Sie haben ge-
agt, nicht der Gesetzgeber, sondern die Agenturen vor
rt seien schuld, weil sie die Gesetze nicht richtig um-

etzten. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen das
itieren, was Herr Dr. Fogt von der Bundesvereinigung
er Kommunalen Spitzenverbände ausweislich des Pro-
okolls in einer Anhörung des Ausschusses für Arbeit
nd Soziales gesagt hat:

Wir sehen auch das Problem, die Organisationen,
insbesondere die Arbeitsgemeinschaften, in den
Stand zu versetzen, dass die vom Gesetz gewünsch-
ten Eingliederungsmaßnahmen auch zügig und um-
fassend erfolgen können. Dabei gibt es eine Reihe
von Hindernissen, was die Organisation in den Ar-
beitsgemeinschaften angeht. Sie sind ja auch allge-
mein bekannt. Ich weise zum wiederholten Male
auf das Computer-System hin, was in den Arbeits-
gemeinschaften zum Einsatz kommt, was einen
ganz unverhältnismäßigen Arbeitsaufwand in den
Arbeitsgemeinschaften auslöst. Ich weise auch da-
rauf hin, dass es einen nicht unerheblichen Teil an
Bürokratie mittlerweile in diesen Arbeitsgemein-
schaften gibt, mit Statistik und Berichtspflichten,
die für sich genommen begründet sein mögen, die
aber in der konkreten Umsetzung einen enormen
Arbeitsaufwand darstellen und Kräfte binden.

as sind Dinge, die Herr Dr. Fogt angesprochen hat. Sie
üssen sie sich vorhalten lassen, da Ihre Fraktion da-
als Regierungsfraktion war. Sie haben die bürokrati-

che Ausgestaltung dieser Gesetze selbst mitbeschlos-
en. Das bitte ich Sie zur Kenntnis zu nehmen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603733000

Frau Pothmer, Sie möchten erwidern.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603733100

Herr Kollege Kolb, ist Ihnen bekannt, dass dieses Ge-

setz das Ergebnis von Verhandlungen im Vermittlungs-
ausschuss war?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und dass wir gegen das Optionsgesetz gestimmt haben, das ist mir bekannt!)


Ist Ihnen bekannt, dass es – jedenfalls bis jetzt – nicht
üblich war, dass eine Fraktion des Bundestages, selbst
wenn sie die Regierung mitträgt, die Entscheidung über
einzelne Computersysteme trifft?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das rettet Sie nicht! Mitgegangen, mitgehangen!)


Ist Ihnen bekannt, dass ich auf dieses Problem seit länge-
rem, unter anderen in mehreren Pressemitteilungen, hin-
gewiesen habe und dass ich die Regierung immer wieder
auffordere, dieses Problem nicht noch dadurch zu ver-
schärfen, dass sie ständig neue Regelungen einführt, die
sozusagen händisch umgesetzt werden müssen? Wenn
Sie noch weitere Fragen haben, Herr Kollege Kolb: je-
derzeit und gerne; Sie können sie auch schriftlich an
mich richten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603733200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Klaus Brandner,

SPD-Fraktion.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603733300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Wir verabschieden heute das
SGB-II-Fortentwicklungsgesetz. Dabei geht es nicht nur
um Sparen, sondern insbesondere um schnellere und
bessere Leistungen für die Langzeitarbeitslosen. Genau
dieser Personenkreis hat es aus meiner Sicht nicht ver-
dient, dass eine Diffamierungsdebatte stattfindet wie die,
die wir hier teilweise erlebt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Linke, die PDS, stellt es so dar, als wenn der So-
zialstaat über Nacht aus den Angeln gehoben wird, als
wenn ein Angriff auf den sozialen Frieden gestartet und
damit eine Kriegserklärung an das Land ausgerufen wird.
Ich bitte darum – das will ich ganz deutlich sagen –, den
Langzeitarbeitslosen mit Falschheiten und Täuschungen,
die man in die Welt setzt, nicht noch mehr Pein zuzufü-
gen, als sie aufgrund ihres Schicksals ohnehin schon ha-
ben müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich will das ganz konkret erläutern. Hier ist gerade
eine Fußangel überbracht worden. Dies sollte darstellen,

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(C (D ass Langzeitarbeitslose mit der Erreichbarkeitsanordung quasi gefesselt sind. Hier wird etwas dramatisiert, as für die Arbeitslosen in diesem Land gang und gäbe st: (Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es nämlich!)


iejenigen, die Leistungen nach der Arbeitslosengeld-I-
egelung beziehen, müssen sich auf die Erreichbar-
eitsanordnung der Bundesagentur für Arbeit verweisen
assen. Diese Erreichbarkeitsanordnung haben Gewerk-
chafter, Arbeitgeber und die öffentliche Hand einver-
ehmlich begrüßt. Genau darauf beziehen wir uns. Keine
egelung im künftigen Sozialversicherungsrecht bedeu-

et für die Arbeitslosen, auch für die Langzeitarbeitslo-
en, eine Schlechterstellung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Kollege Ernst, ich will ganz offen sagen: Diese De-
onstration war eine Schande. Ich verstehe nicht, dass

u als jemand, der sich auskennen muss, dich für so et-
as hergibst. Das tut mir Leid. Kolleginnen und Kolle-
en in dieser Koalition haben sich dafür ausgesprochen,
rbeitslosen, auch Langzeitarbeitslosen, Urlaub zu er-
öglichen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Mir ist in dieser Debatte viel zu viel über Sanktionen
nd auch über die Folgen von Sanktionen geredet wor-
en.


(Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Entschuldigen Sie mal! – Sanktionen kommen doch
ohl nur zustande, wenn es Angebote gibt. Der Staat
immt sich in die Pflicht. Wir reden über Sanktionen.
ir müssen aber darüber reden, was für Angebote wir

rganisieren. Ohne zumutbare Angebote gibt es keine
anktionen. Das muss hier herausgestellt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


abei wird dramatisiert und so getan, als müssten in die-
em Land Menschen verhungern, weil diese Sanktionen
reifen.

Stärke und Wirkung der Sanktionen sind – das sage
ch ganz deutlich – unterschiedlich: Je beharrlicher die

eigerung ist, eine zumutbare Arbeit anzunehmen,
esto ausgeprägter greifen diese Sanktionen. Keiner
uss in diesem Land verhungern. Wenn es die Situation

rfordert, erhält niemand in diesem Land nur passive
eistungen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as wird durch das Gesetz ganz klar geregelt. Der Fall-
anager kann auch Sachleistungen oder ergänzende

eldwerte Leistungen zusagen, wenn dies notwendig ist.

Aber bei jemandem, der vermögend ist und sich zu-
utbaren Angeboten widersetzt, muss die Gemeinschaft






(A) )



(B) )


Klaus Brandner
auch das Recht haben, einen aktiven Leistungsentzug
durchzusetzen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603733400

Herr Kollege Brandner, möchten Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Höll zulassen?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603733500

Nein, ich möchte keine Zwischenfragen beantworten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ CSU – Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Die Überschrift „Generalrevision“, unter die viele die
Änderungen im SGB II stellen, dient aus meiner Sicht
der Diffamierung eines Gesetzgebungsverfahrens, das
notwendigerweise Korrekturen und Anpassungen im
Umsetzungsprozess erfordert. Wir, insbesondere wir
Sozialdemokraten, wollen mehr als nur sparen. Ein Fort-
entwicklungsgesetz ist für uns mehr als ein Spargesetz.
Wir wollen eine verbesserte Eingliederung und Optimie-
rung des Leistungsrechts. Wir wollen eine Verbesserung
der Verwaltungspraxis und wir wollen die Vermeidung
von Leistungsansprüchen, die so nicht gewollt sind.

Schnellere Aktivierung der Arbeitsuchenden, So-
fortangebote – das ist ein Schritt, der zur Optimierung
des Leistungsrechts beiträgt. Die Unterstützung junger
Menschen, die Vollfinanzierung der Aktivierungshilfen
für erwerbsfähige hilfebedürftige Jugendliche, ist eine
Ergänzung der Leistungen. Weiter ist die bedarfsge-
rechte Ausgestaltung von Leistungen, zum Beispiel für
BAföG-Empfänger, zu nennen; auch sie erhalten jetzt
Leistungen, wenn über das BAföG die Wohnkosten nicht
völlig abgedeckt sind. Das sind nur drei Beispiele, an de-
nen deutlich wird: Es geht nicht nur ums Sparen; es geht
auch darum, sachgerechte Leistungen zur Verfügung zu
stellen. Darüber haben wir bisher viel zu wenig geredet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es wird nur darauf geschaut, wie eigentlich bestraft wer-
den kann, wofür überhaupt keine Notwendigkeit besteht.

Deshalb sage ich: Es geht nicht nur ums Sparen. Wir
müssen mehr und bessere Leistungen gewähren. Wir
müssen weniger Bürokratie erreichen. Wir müssen durch
eine effizientere Leistungserbringung mehr Beratungs-
zeit für die Einzelnen zur Verfügung stellen. Das ist der
Sinn des Gesetzes.

Kürzen ohne Sinn und Verstand haben wir immer ab-
gelehnt. Durch Leistungskürzungen werden wir der Ar-
beitslosigkeit nicht Herr werden, werden wir die Arbeits-
losigkeit nicht bekämpfen können. Weniger Arbeitslose
– das sage ich ganz deutlich – gibt es nur durch eine er-
folgreiche Beschäftigungspolitik und erfolgreiche För-
derpolitik. Das ist der Ansatz, für den wir antreten und
für den wir einstehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Was in all diesen Debatten um Sanktionen und Verchlechterungen völlig aus dem Blick geraten ist, ist, ass wir den Menschen helfen, auf eigenen Füßen zu steen, indem wir Existenzgründungen systematisch voanbringen. as ist eine Antwort, die wir in der arbeitsmarktpolitichen Debatte geben. Mit dem Gründungszuschuss wird ines der erfolgreichsten Instrumente der Hartz-Reforen fortgesetzt. Wir helfen den Menschen dabei, sich elbstständig zu machen. Wir aktivieren die Menschen. ir fördern die Eigeninitiative für Gründungsaktivitäten urch systematische Zuschüsse und Unterstützungsleisungen sowie durch Beratung und tragen so dazu bei, ass der Arbeitsmarkt auch durch Selbstständigkeit Entastung erfährt. Zum Bild des modernen Sozialstaats passt, dass wir nterstützen, indem wir Hilfe zur Selbsthilfe organisieen. Das ist in der Vergangenheit positiv gewesen. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und jetzt machen Sie es ihnen schwerer!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


005 haben sich 250 000 Gründer – ich hoffe auch
benso viele 2006 – aus der Arbeitslosigkeit heraus in
ie Selbstständigkeit hineingewagt und ein neues Ge-
chäft aufgemacht.

Wir haben bei der Neuregelung auch auf die Erfahrun-
en mit der Ich-AG und dem Überbrückungsgeld zurück-
egriffen. Gerade heute hat in einem fraktionsinternen
orkshop der Vertreter des IAB, der dort zuständig ist,

och einmal ganz deutlich gesagt: Hier ist aus zwei guten
nstrumenten ein noch besseres gemacht worden. – Von
er Wissenschaft wird dieser Reformansatz ausdrücklich
elobt, weil wir uns durchgesetzt haben. Wir haben die
ntscheidung getroffen, dass der Gründungszuschuss
nspruchsleistung für diejenigen bleibt, die in eine Exis-

enzgründung hineingehen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir sind dafür, diesen Prozess insgesamt weiterzuentwi-
keln und damit mehr Menschen Chancen auf dem Ar-
eitsmarkt zu geben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603733600

Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603733700

Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Hartz IV ist

icht gescheitert, auch wenn sich das die Populisten von
echts und links immer wieder wünschen, um sich auf
osten der Arbeitsuchenden und der Menschen in den
rbeitsgemeinschaften und Kommunen zu profilieren.
afür reichen wir nicht die Hand. Wir reichen die Hand

u Chancen. Dafür stehen wir.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603733800

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort der

Kollegin Dr. Barbara Höll.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die war doch gar nicht direkt angesprochen!)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603733900

Herr Kollege, Sie haben eben versucht, etwas schön-

zureden, was nur abzulehnen ist und bei dem vor allem
Sie selbst nicht einmal wissen, was im Gesetz steht.
Oder können Sie mir heute erklären, was gestern bei der
Beratung im Finanzausschuss niemand, nicht einmal der
Vertreter des Ministeriums, erklären konnte, nämlich
warum Sie die zur Erhaltung des Kinderzuschlages – et-
was, was laut der Synopse des Ministeriums unmittelbar
zur Verbesserung der Lebenssituation von etwa
195 000 Kindern in der Bundesrepublik Deutschland ge-
führt hätte – ursprünglich geplante Flexibilisierung der
Mindesteinkommensgrenze aus dem Gesetzentwurf he-
rausgenommen haben? Könnte das eventuell damit zu-
sammenhängen, dass auch das Ministerium hinter dieser
Zahl den Vermerk gemacht hatte, dass sie bitte vertrau-
lich zu behandeln sei? Ich hätte gern hier eine Antwort,
warum Sie diese vorgesehene Regelung zurückgenom-
men haben und ob Sie das überhaupt wissen.


(Beifall bei der LINKEN)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1603734000

Sehr geehrte Abgeordnete, wir haben bei der Frage

des Kinderzuschusses ganz bewusst die Regelung einer
Wahlleistungsmöglichkeit gesetzt und uns vorgenom-
men, diesen Kinderzuschuss weiterzuentwickeln.

Aber ich will Ihnen klar sagen: Sie stellen hier eine
Frage, die sich auf eine Debatte im Finanzausschuss be-
zieht. Im Arbeits- und Sozialausschuss haben Sie sich
dieser Debatte völlig entzogen. Sie haben überhaupt
nicht daran teilgenommen und damit Ihre inhaltliche
Teilnahme an diesem Thema verwirkt. Nun erwarten Sie
bitte nicht, dass Sie hier im Parlament Nachhilfeunter-
richt bekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603734100

Zum Abschluss der Debatte erteile ich das Wort dem

Kollegen Max Straubinger, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1603734200

Werte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kol-

legen! Wir haben im Zusammenhang mit der Verab-
schiedung des SGB–II-Fortentwicklungsgesetzes eine
sehr erregte Debatte miterlebt. Ich glaube, dass es hier
durchaus angebracht ist, darzustellen, dass dieses Gesetz
sehr erfolgreich in die Zukunft hineinwirken wird. Es
bietet 70 neue Maßnahmen zur effizienteren Gestaltung
des Arbeitsmarktes und zur Einschränkung von mögli-

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(C (D hem Leistungsmissbrauch, aber darüber hinaus vor alen Dingen Chancen für die Menschen, in Arbeit zu ommen. Dies ist letztendlich der prägende Gedanke ieses Gesetzes. Man kann sich sicherlich nicht immer über alle Frakionen hinweg einig sein. Die Regierung und die sie ragenden Bundestagsfraktionen sind aufgefordert, Bechlüsse herbeizuführen. Wir tun dies in großer Gechlossenheit. Ziel dieser großen Koalition ist es, die hancen für die Menschen in Deutschland, wieder in rbeit zu kommen, zu verbessern und den Menschen vor llen Dingen mehr Zutrauen in die Zukunft zu vermiteln. (Beifall des Abg. Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dabei ist gerade für uns als CDU/CSU-Bundestags-
raktion entscheidend, dass die soziale Absicherung der

enschen weiterhin in höchstem Maße gewährleistet ist.
erte Damen und Herren, gerade von der linken Seite

ieses Hauses, in Deutschland werden die umfangreichs-
en und besten sozialen Leistungen für Menschen, die
ilfsbedürftig sind oder denen es noch schlechter geht,
rbracht. Viele Menschen in Europa würden sich danach
ehnen, überhaupt an solchen Leistungen teilhaben zu
önnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


iese Leistungen sind letztendlich Ausdruck eines her-
orragenden Sozialstaates, den wir haben und den es
eiterzuentwickeln gilt.

Man kann ihn aber nur mit Diskussionen weiterentwi-
keln. Der Kollege Brandner hat vorhin bereits darauf
ingewiesen: Gerade diejenigen, die die ganze Zeit die
eiste Kritik an diesem Gesetzesvorhaben anbringen,

aben sich der parlamentarischen Auseinandersetzung,
er parlamentarischen Diskussion entzogen. Sie haben
ier keinen Beitrag geleistet, indem Sie ausgezogen sind
nd sozusagen nur auf der Straße Politik gemacht haben.
afür werden Sie letztendlich keine große Zustimmung
ei den Menschen erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte noch einmal Folgendes klarstellen: Kla-
auk ist dieses Hauses und der Diskussionskultur insge-

amt höchst unwürdig. Werter Kollege Ernst, angesichts
er Tatsache, dass Sie mit einer Eisenkugelattrappe in
ichtung Regierungsbank gegangen sind, muss ich Sie

ragen: Ist das der Geist der Vergangenheit von SED,
tacheldraht und sonstigen Zwangsmaßnahmen, den Sie
ier weitertragen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


hr Verhalten ist einer solchen Diskussion nicht ange-
essen.






(A) )



(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603734300

Herr Straubinger, möchten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Ernst zulassen?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1603734400

Nein, denn er hat sich der parlamentarischen Diskus-

sion entzogen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Er hat sich schon genug danebenbenommen!)


Mit diesem SGB-II-Fortentwicklungsgesetz werden
wir dem Grundsatz „Fördern und Fordern“ beson-
ders Rechnung tragen. Meine Vorredner haben in vielfäl-
tigster Weise bereits auf einzelne Maßnahmen hingewie-
sen. Der entscheidende Punkt ist, dass erwerbsfähige
Hilfebedürftige besser unterstützt werden, damit sie
schneller in Lohn und Brot gebracht werden können.
Dass diese Entwicklung derzeit gut verläuft, belegen die
neuesten Zahlen vom Arbeitsmarkt: Im Monat Mai gab
es 250 000 weniger Arbeitslose im Vergleich zum Vor-
monat. Dies zeigt sehr deutlich, dass vor allen Dingen
die Rahmenbedingungen durch die Bundesregierung, an
der Spitze die Bundeskanzlerin und die sie tatkräftig un-
terstützenden Ministerinnen und Minister, verbessert
wurden. Das trägt, wie gesagt, dazu bei, dass die Men-
schen schneller in Lohn und Brot kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein entscheidendes Kriterium ist natürlich auch, dass
die Verwaltungspraxis in vielen Bereichen verändert
und verbessert wird. Das ist eine Konsequenz aus dem
Bericht des Bundesrechnungshofes. Hieran werden wir
selbstverständlich arbeiten.

Ich bin davon überzeugt, dass die an uns gerichteten
Forderungen des Präsidenten des Deutschen Städtetages,
Ude, und auch führender Vertreter von Wohlfahrtsver-
bänden, zielgerichtetere Maßnahmen zu ergreifen und fi-
nanzielle Mittel effizienter einzusetzen, in einem ersten
Schritt mit diesem Gesetz erfüllt werden und dass wir da-
mit den an uns gestellten Anforderungen gerecht werden.


(Beifall des Abg. Rolf Stöckel [SPD])


Entscheidend ist natürlich auch, die Selbstständig-
keit in unserem Land zu fördern. Es gab in der Vergan-
genheit dazu mehrere Instrumente. Ich nenne Überbrü-
ckungsgeld und Ich-AG. Diese Instrumente waren
sicherlich in einzelnen Bereichen erfolgreich, aber sie
haben auch Mitnahmeeffekte bewirkt. Die Grünen wol-
len nun eine Verlängerung der Förderung der Ich-AG.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist ein sehr erfolgreiches Instrument!)


Ich glaube aber, die Neuregelung, die am 1. August in
Kraft tritt, ist besser. Denn diejenigen, die sich aus der
Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit wagen, bekom-
men einerseits die notwendige Unterstützung. Anderer-
seits wird nach neun Monaten die Tragfähigkeit ihres
Unternehmens überprüft. Dies führt nicht nur zur Ein-

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(C (D parung von Mitteln, sondern hat darüber hinaus auch ine Schutzfunktion. Denn es kann ja sein, dass sich jeand verkalkuliert hat und zu lange in der Selbstständig eit verharrt, was möglicherweise dazu führen kann, ass er hinterher mit einem Haufen Schulden der soziaen Unterstützung bedarf. nter diesem Gesichtspunkt haben wir ein gutes Instruent gefunden. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Ja, Frau Präsidentin. Es wird oft kritisiert, dass in diesem Bereich gespart ird. Natürlich ist es wichtig, mit den begrenzten finan iellen Ressourcen sparsam umzugehen. Unter diesem esichtspunkt ist es absolut vertretbar, dass wir einzelne ereiche auf den Prüfstand gestellt haben. Ich bin davon berzeugt, dass wir mit diesem Gesetz, das wir heute in weiter und dritter Lesung beraten und dann verabschieen, einen großen Schritt weiterkommen. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Rolf Stöckel [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603734500
Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1603734600


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603734700

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

ollegen Klaus Ernst.


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603734800

Herr Kollege Straubinger, ich habe an Ihrem Dialekt

rkannt, dass Sie eher aus meiner Gegend und nicht aus
en neuen Bundesländern stammen. Ich habe des Öfte-
en wie eben auch bei Ihrer Rede zur Kenntnis nehmen
üssen, dass man mich sehr gern mit der SED in Verbin-

ung bringt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mitgegangen, mitgefangen!)


s ist mir in den 30 Jahren, in denen ich in Bayern Mit-
lied der SPD war, immer so gegangen, dass die CSU
esagt hat: Das ist die SED. Jetzt passiert mir das hier
ieder. Ich stelle daher die Frage: Haben Sie da etwas
erwechselt, Herr Straubinger? Wenn es die SED in
ayern tatsächlich gab, wo war die denn? Ich habe sie da
icht finden können.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603734900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
raktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
ntwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Grund-
icherung für Arbeitsuchende, Drucksache 16/1410. Zur
)






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Abstimmung liegt eine Erklärung nach § 31 der Ge-
schäftsordnung der Kollegin Silvia Schmidt1) (Eisleben)

von der SPD vor.

Der Ausschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt un-
ter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/1696, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter
Beratung angenommen mit den Stimmen der CDU/
CSU-Fraktion, mit der großen Mehrheit der Stimmen
der SPD-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktionen der
Linken, der FDP und des Bündnisses 90/Die Grünen bei
drei Enthaltungen aus der SPD-Fraktion.

Es ist eine weitere Erklärung zur Abstimmung nach
§ 31 der Geschäftsordnung von Frau Reinke2) von der
Linksfraktion eingegangen.

Wir kommen jetzt zur

dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Es ist namentliche Abstim-
mung verlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
Sind die Urnen besetzt? – Das scheint der Fall zu sein.
Dann eröffne ich hiermit die Abstimmung.

Ist noch jemand im Hause, der seine Stimme nicht ab-
gegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich
die Abstimmung.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstim-
mung wird Ihnen später bekannt gegeben.3)

Es gibt eine weitere persönliche Erklärung zur Ab-
stimmung nach § 31 GO der Kollegin Hiller-Ohm, SPD-
Fraktion.4)

Wir setzen die Abstimmungen fort. Zunächst stim-
men wir über den Entschließungsantrag der Fraktion Die
Linke ab. Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf
Drucksache 16/1702? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Damit ist der Entschließungsantrag mit den
Stimmen der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen des
Rests des Hauses abgelehnt.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir enthalten uns!)


Wir kommen zur Abstimmung über den Entwurf ei-
nes Gesetzes zur Verlängerung der Ich-AG der Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen, Drucksache 16/1405.
Der Ausschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt unter
Buchstabe e seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 16/1696, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stim-

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1) Anlage 10
2) Anlage 13
3) Seite 3351 B
4) Anlage 14

(C (D en der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der raktion Die Linke gegen die Stimmen der Koalition bei nthaltung der FDP abgelehnt. Damit entfällt nach unse er Geschäftsordnung eine weitere Beratung. Tagesordnungspunkt 11 b: Der Ausschuss empfiehlt nter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung die Abehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druckache 16/997 mit dem Titel „Für Selbstbestimmung und oziale Sicherheit – Strategie zur Überwindung von artz IV“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – egenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh ung ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen er Fraktion Die Linke angenommen. Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung empiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der raktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 6/1124 mit dem Titel „Hartz IV weiterentwickeln – xistenzsichernd, individuell, passgenau“. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist gegen die timmen des Bündnisses 90/Die Grünen mit den Stimen des übrigen Hauses angenommen. Unter Buchstabe d empfiehlt der Ausschuss die Abehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druckache 16/1201 mit dem Titel „Wohnungslosigkeit vereiden – Wiedereinführung von Beihilfen und bernahme von Mietschulden auch für Erwerbstätige it niedrigem Einkommen und Arbeitslosengeld-I-Be ieher“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – egenstimmen? – Enthaltungen? – Diese Beschluss mpfehlung ist mit den Stimmen der Koalition und der DP gegen die Stimmen der Linksfraktion und des ündnisses 90/Die Grünen angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 10 a und 10 b auf: a)

Dr. Konrad Schily, Cornelia Pieper, Uwe Barth,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Hochschulbaumittel gerecht verteilen

– Drucksache 16/1166 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Kai Boris Gehring, Priska Hinz (Herborn),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Für eine starke Wissenschaftsinfrastruktur im
gemeinsamen Interesse von Bund und Län-
dern

– Drucksache 16/1643 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss

Zwischen den Fraktionen ist verabredet, eine halbe
tunde zu debattieren. – Ich höre keinen Widerspruch.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Uwe Barth, FDP-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1603735000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ziel des von der FDP-Fraktion vorgelegten Antrags ist
es, die Situation der chronisch unterfinanzierten deut-
schen Hochschulen zu verbessern und sie damit in die
Lage zu versetzen, im internationalen Wettbewerb wie-
der mithalten zu können. Dass dazu Maßnahmen nötig
sind, ist unstreitig. Auch der Antrag der Grünen geht in
diese Richtung. Diverse Formulierungen aus dem Koali-
tionsvertrag und den verschiedenen Regierungserklärun-
gen belegen im Übrigen, dass dies im Grunde in der Ko-
alition genauso gesehen wird.

Wie aber sieht die Wirklichkeit aus? Seit Jahren sind
unsere Hochschulen und vor allem die Hochschullehre
dramatisch unterfinanziert. Wir haben die Zahlen alle
parat. Ich erspare Ihnen und mir eine langwierige Auf-
zählung. Nur auf eines will ich hinweisen: Es geht nicht
allein um Quantität, die berühmten 40 Prozent eines
Jahrganges. Es geht vor allem um die Qualität. Wir brau-
chen vielleicht mehr Studierende, vor allem aber brau-
chen wir mehr erfolgreiche Hochschulabsolventen.


(Beifall bei der FDP)


An dieser Stelle sind wir erneut beim internationalen
Wettbewerb. Wenn man im Wettbewerb standhalten,
ihn sogar gewinnen will, muss man zunächst in der Lage
sein, überhaupt teilnehmen zu können. Mit einem Fuß-
ballvergleich gesprochen heißt das: Wenn man die
Champions League gewinnen will, muss man sich zu-
nächst qualifizieren. Teams, die das schaffen können, hat
man nur, wenn man daheim in der eigenen Liga eine aus-
reichende Leistungsbreite und eine hochwertige Leis-
tungsspitze hat. Der Gesamtverband ist dabei nicht
Schiedsrichter, sondern Ausrichter. Seine Aufgabe ist es
vor allem, für Chancengleichheit zu sorgen und die an-
gemessene Förderung der Leistungsspitze sicherzustel-
len. Bezogen auf unser Thema bedeutet das, dass der Ge-
samtstaat die Sicherung der Chancengleichheit für alle
deutschen Hochschulen im Wettbewerb um internatio-
nale Spitzenplätze sicherstellen muss.

In diesen Tagen und Wochen diskutieren wir ausführ-
lich über ein Reformvorhaben, welches genau diesem
Anspruch sehr dienlich sein könnte. Statt jedoch die Fö-
deralismusreform für Regelungen zu nutzen, die den Be-
darf der Gesellschaft an gut ausgebildeten Köpfen decken
helfen, verliert man sich in filigranen Überlegungen, wie
man den Bund aus der Finanzierung der Hochschullehre
heraushalten könnte. Statt mittels der Föderalismusre-
form optimale Studienbedingungen zu ermöglichen, ver-
bringen die Studierenden viel wertvolle Zeit in semester-
langen Warteschleifen für die notwendigen Seminare.

Unterdessen will die Koalition die Mittel für Hoch-
schulbauten langfristig einfrieren. Auch Sonntagsreden
und wohlfeile Forderungen können darüber nicht hin-
wegtäuschen.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Haben Sie sich mit Herrn Burgbacher abgestimmt?)


Herr Beck hat sich am Sonntag den Beifall der Jusos
esichert, als er kostenlose Kindergärten, ein flächen-
eckendes Angebot an Ganztagsschulen und gebühren-
reie Hochschulen forderte. Wunderbar. Die Uni Mainz
at derzeit 35 000 Studierende. Ausgelegt ist sie für
8 000. Dementsprechend wird sie auch finanziert. Herr
eck hat gesagt, er erwarte einen Anstieg um ein weite-

es Drittel auf circa 46 000. Wo sollen die Bauten und
ie Professoren herkommen?

Sehr verehrte Kollegin Aigner, in Bayern ist die Si-
uation kaum besser. Ein Vergleich der TU München mit
er unmittelbar konkurrierenden Eidgenössischen Tech-
ischen Hochschule Zürich zeigt: Die ETH hat dreimal
o viel Mittel pro Student wie die TU München. Bei
olch krasser Unterfinanzierung kann man auf Dauer
elbst in Bayern, so fürchte ich, im internationalen Wett-
ewerb nicht mithalten.

Mit unserem Antrag wollen wir eine Dynamik errei-
hen, die sich an entwicklungs- und leistungsbezogenen
riterien orientiert. Wir wollen auch den finanzschwa-

hen Bundesländern eine Chance geben, ihre Hochschu-
en so zu entwickeln, dass sie im internationalen Wettbe-
erb mithalten können. Wir wollen, dass die
ochschulen nicht zu einer künstlichen Unterscheidung

wischen Forschung und Lehre gezwungen werden. Das
st völlig sachfremd; denn Kern des Hochschulgedan-
ens ist ja gerade die Einheit von Forschung und Lehre.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der im Rahmen der Föderalismusreform vorgeschla-
ene Entwurf verbietet dem Bund aber gerade Hoch-
chulprogramme zur Förderung der Hochschullehre.
ast alle Experten halten dies für groben Unfug. Selbst
err Biedenkopf hat hier, bei der Anhörung vor drei Ta-
en, als Experte des Bundesrates im Hinblick auf die
ünftige Hochschulfinanzierung großes Unbehagen ge-
ußert.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt!)


Ich weiß, dass viele Kolleginnen und Kollegen von
er Koalition dieses Problem erfreulicherweise ebenso
ehen. Deswegen hoffe ich wirklich sehr, dass wir im
erlauf der weiteren Beratungen im Sinne unserer Hoch-
chulen zu konstruktiven und sachgerechten Lösungen
ommen.

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemein-
chaft, Professor Winnacker, hat auf der gestrigen Jah-
estagung die Föderalismusreform und den Wettbewerb
ngesprochen. Er sagte, dass aufgrund der grundsätzlich
nterschiedlichen finanziellen Ausgangslage zwischen
en Ländern ein wirklicher Wettbewerb um Ressourcen
ller Art gar nicht entstehen könne. Aus seiner Sicht
ird sich dies erst dann ändern, wenn wir in Deutsch-

and auch zu einer Gebietsreform kommen. Dies, so Pro-
essor Winnacker, seien wir dem Föderalismus im






(A) )



(B) )


Uwe Barth
Grunde schuldig, wenn wir ihn ernst nehmen und ihn
nicht auf dem Altar des Regionalismus opfern wollen.

Ich persönlich stimme dem ausdrücklich zu. Wenn
wir nicht den Mut zu wirklichen Reformen haben, zu ei-
ner Reform, die die Länderneuordnung ebenso ein-
schließt wie die Neuregelung der Finanzbeziehungen,
wird jeder Reformversuch Stückwerk bleiben und wir
werden uns auf dem Weg an die Spitze in Europa und
der Welt auch weiterhin vor allem selbst im Wege ste-
hen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603735100

Das Wort hat der Kollege Markus Weinberg, CDU/

CSU-Fraktion.


Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1603735200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen! Sehr geehrte

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr
Kollege Barth, eines überrascht mich schon: Wir führen
eine Anhörung zur Föderalismuskommission durch, die
Sie gewollt und befürwortet haben, und die FDP schafft
es, die Erkenntnisse dieser Anhörung bereits zwei Mo-
nate vor dieser Anhörung in einem Antrag zu formulie-
ren. Das ist sehr überraschend, Herr Barth. Sie sollten so
eine Anhörung ernster nehmen und reagieren, wenn die
Anhörung abgeschlossen ist, und nicht vorher.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da sehen Sie einmal, wie wir vorausdenken! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abgeordnete können auch denken!)


Ich nehme Ihre Argumentation aber gerne auf, insbe-
sondere im Zusammenhang mit der Frage, welche Pro-
bleme und Defizite wir haben. Für den Bildungsbereich
und somit auch für den Hochschulbereich lässt sich,
glaube ich, festhalten, dass Verflechtungen und Verwi-
schungen von Verantwortlichkeiten, Entparlamentarisie-
rung und die damit verbundene Schwächung der direk-
ten Demokratie genauso wie strukturell bedingte
Reformschwäche das Problem der Bildungslandschaft
darstellen. In der Vergangenheit mussten wir uns immer
auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Innova-
tion und Wettbewerb blieben dabei auf der Strecke. Das
ist eines der negativen Ergebnisse im Bildungsbereich.
Das heißt, unüberschaubare Kompetenzverflechtungen
und der Versuch, durch Novellierung von Leistung Ein-
heitlichkeit herzustellen, schwächen das System.

Roman Herzog hat das so formuliert – ich glaube, je-
der hier hat vor zwei Tagen seinen Bericht in der „Süd-
deutschen Zeitung“ gelesen –: Einheitlichkeit als sol-
ches ist kein Wert an sich. Die Vielfalt ist der Leitwert in
einem freiheitlichen Gemeinwesen. Vielfalt ist in höchs-
tem Maße produktiv und kann dann auch paradoxer-
weise zu einer Einheitlichkeit führen.

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(C (D Das – und das soll unser Ziel sein – sollte auch komen; allerdings auf einem höheren Niveau als heute. Wenn man das analysiert, dann muss man gewisse onsequenzen ziehen. Das hat die Anhörung ja auch ereben. Dann muss ich als Bundestagsabgeordneter mögicherweise darüber nachdenken, Kompetenzen abzugeen. Dann muss ich einsehen, dass die Verantwortung orthin soll, wo sie liegt, nämlich in den Ländern – das etrifft nicht nur den Schulbereich, sondern insbesonere auch den Hochschulbereich –, ass die direkt Verantwortlichen – das heißt, auch die andesparlamente – darüber entscheiden, wo und wann as gebaut wird. Dass diese Reform dann unter dem trich nicht alle Menschen glücklich machen kann, das at Roman Herzog auch beschrieben. Aber er sagt auch: m übergeordneten Interesse ist es sicherlich auch hinehmbar, dass einige bei der Komplexität dieser Reform öglicherweise ihr Glücksgefühl etwas reduzieren müs en. Aber es gibt keine Alternative. Das müssen diejenigen, die jetzt darüber diskutieren, mmer wissen. Die Föderalismusreform muss beweisen, ass dieses Land noch reformfähig ist. Man muss ganz lar sagen: Diejenigen, die jetzt möglicherweise das cheitern dieser Reform in Kauf nehmen, nehmen auch n Kauf, dass dieses Land nicht mehr reformfähig ist. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Nun mal halblang!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Uwe Barth [FDP]: Eben nicht!)


as muss man wissen. Das ist, insbesondere wenn man
nüberlegt und unabgestimmt Vorschläge unterbreitet, in
iner gewissen Art und Weise ein Tanz auf dem Vulkan,
err Rossmann. Denn nicht zuletzt sind wir nicht die

inzigen, die bei dieser Reform involviert sind. Wir
ind vielmehr genauso wie die Länder ein Teil.

Apropos Länder: Als Kollege Barth darüber sprach,
en Ländern die Verantwortung zu geben, schwang un-
erschwellig mit, dass die Länder das alles nicht so rich-
ig können. Da kann man nur sagen: Genau das Gegen-
eil ist der Fall. Gerade unter dem Gesichtspunkt der
chulpolitik haben die Länder bewiesen – Beispiel Thü-
ingen und Sachsen-Anhalt –, was sie leisten können. Ei-
ige Länder haben sich auf den Weg gemacht, einige
uch nicht. Zum Beispiel Sachsen-Anhalt, ein kleines,
chwaches Land, hat es durch eine gezielte Reform ge-
chafft, bereits in wenigen Jahren die ersten kleinen Er-
olge zu erzielen. Also muss man Abstand von gewissen
llusionen nehmen, dass Gemeinschaftsaufgaben so, wie
ie zurzeit angelegt sind, gewisse Aufgaben der Bil-
ungspolitik lösen können. Auch die Gemeinschaftsauf-
abe „Bildungsplanung“ – das hat man in der Anhörung
lar herausgearbeitet – war überflüssig und hat nicht die
ewünschten Ergebnisse gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jetzt komme ich zu den beiden Anträgen, zuerst zu
em der FDP. Sie haben es genau wie die Grünen formu-
iert. Es geht zunächst einmal um die Frage – Hoch-






(A) )



(B) )


Marcus Weinberg
schulpakt 2020 ist ein besonderer Punkt –, wie denn der
Hochschulbau finanziert werden soll. Die Grünen ha-
ben in ihrem Antrag – ich darf zitieren; denn es freut
mich immer, die Grünen zu zitieren – das Richtige zur
Gemeinschaftsaufgabe „Hochschulbau“ dargestellt:

Die Finanzierungsmechanismen der GA Hoch-
schulbau stehen seit vielen Jahren in der Kritik: Die
komplizierten Verfahren mit mehrstufigen, stets
überbuchten Rahmenplänen werden nur noch von
Spezialisten durchschaut. Den Landesparlamenten
ist eine angemessene Mitwirkung bei der Entschei-
dung über Hochschulbaumaßnahmen kaum noch
möglich.

Damit haben Sie vollkommen Recht.

Ihre zweite Forderung ist auch richtig. Dort schreiben
Sie: Die Landesparlamente sollen in Zukunft besser an
der Prioritätenentscheidung eines jeweiligen Bundeslan-
des mitwirken können. Auch das ist richtig. Doch dann
kommt genau das Inkonsequente, was Sie in Ihrer Politik
stringent durchziehen; denn im Zuge Ihres Antrages
richten Sie sofort wieder Auflagen an die Länder. Seien
Sie doch einmal konsequent! Geben Sie doch einmal ins-
gesamt den Ländern die Verantwortung! Reichen Sie die
Verantwortung nach unten durch! Denn die Länder wer-
den mit der Verantwortung richtig und gut umgehen kön-
nen.

Grundsätzlich widersprechen Gemeinschaftsaufga-
ben dem verfassungsrechtlichen Trennungsgebot.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So, wie Sie das mit dem Hochschulpakt machen wollen?)


Sie produzieren – das wissen Sie ganz genau – einen ho-
hen Abstimmungs- und Verwaltungsaufwand. Sie ma-
chen Entscheidungsprozesse schwerer durchschaubar,
verwischen politische Verantwortlichkeiten zwischen
Bund und Ländern, aber auch zwischen Exekutive und
Legislative. Das ist übrigens nicht nur die Position der
CDU/CSU, sondern das war auch die Position eines Ex-
perten bei der Anhörung. Herr Barth, wir nehmen ja von
der Anhörung das mit, was uns dort dargelegt wurde.


(Zuruf von der SPD: Fragt sich nur, was!)


Insoweit ist Ihr Antrag mit Ihrer Schlussfolgerung,
was die Finanzierung des Hochschulbaus betrifft, leider
falsch. Im ursprünglichen Koalitionsentwurf wurde die
Anknüpfung an den Bedarfsbezug gewählt, also kein
Gießkannenprinzip. Die Hochschulbauförderung ist kein
Element des Finanzausgleichs. Finanzkraft, Einwohner
oder Studierende waren nicht der Verteilungsmaßstab
und können es auch nicht sein.

Während der Debatte im Ausschuss hat Frau Pieper
dargestellt, wie sich das für die ostdeutschen Länder ent-
wickeln würde. Das haben wir natürlich nachgerechnet.
Dazu kann ich nur eines sagen: Es wäre fatal, wenn wir
Ihren Schlüssel zugrunde legen würden. Man kann na-
türlich mehrere Schlüssel wählen, zum Beispiel den
Königsteiner Schlüssel oder eine Mischform.

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(C (D Frau Pieper hat damals im Ausschuss gesagt, die osteutschen Länder würden verlieren. Genau das Gegeneil ist aber der Fall. Wenn ich Ihren Ansatz, die Anzahl er Studierenden zugrunde zu legen, mit dem Ansatz, er im Koalitionsvertrag enthalten ist, vergleiche, omme ich auf der Grundlage des Ansatzes im Koaliionsvertrag zu dem Ergebnis: Brandenburg 9 Millionen uro plus, Thüringen 12,6 Millionen Euro plus, Meck enburg-Vorpommern 13,3 Millionen Euro plus, Sachen-Anhalt 20,4 Millionen Euro plus und Sachsen 2,4 Millionen Euro als plus. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Sie von der FDP sind der richtige Anwalt des Ostens!)


Im Hinblick auf die Verteilung gibt es folgendes
rundproblem: Es wird, egal welchen Schlüssel Sie
ählen – das ist ein Problem der gesamten Föderalis-
usreform –, immer wieder Verlierer geben. Ich glaube,

ass der Ansatz, der zu dieser Verteilung führt, falsch ist,
eil hier andere Finanzhilfen einen Ausgleich schaffen

ollen.

Sie haben Kurt Biedenkopf erwähnt. Ihm kann ich
uch nur zustimmen. Wenn man die Kompetenzen neu
erteilt, dann bedarf es natürlich auch einer Neuvertei-
ung der finanziellen Ressourcen. Er hat mit seiner Aus-
age Recht, dass erst eine echte Finanzreform alle Län-
er in die Lage versetzen wird, ihren Aufgaben im
ildungsbereich gerecht zu werden. An diesem Prozess
eteilige ich mich gerne, soweit ich das mitentscheiden
ann, um den Ländern diese finanziellen Möglichkeiten
u geben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Richtig ist Ihre Analyse bezüglich des
ochschulpaktes 2020. Hier sind Bund und Länder auf-
efordert, die möglicherweise bis zu 500 000 neuen Stu-
ienplätze zu schaffen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603735300

Möchten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Barth

ulassen?


Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1603735400

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603735500

Bitte schön, Herr Barth.


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1603735600

Lieber Kollege Weinberg, ich möchte Sie fragen, ob

ie bereit sind, zur Kenntnis zu nehmen, dass Sie bei Ih-
en Berechnungen und Gegenüberstellungen möglicher-
eise übersehen haben, dass in Punkt 5 unseres Antra-
es hinsichtlich der Bewertung der Situation in den
euen Ländern ein differenzierter Vergabeschlüssel he-
angezogen werden soll, und eben nicht der, der sich nur
ach den Studierendenzahlen richtet.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Was soll denn das wieder? Jetzt wird das ja noch verwirrender!)







(A) )



(B) (D)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 559;
davon

ja: 393
nein: 152
enthalten: 14

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Renate Blank
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach

Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Anke Eymer (Lübeck)

Georg Fahrenschon
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb

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orbert Geis
berhard Gienger
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner

osef Göppel
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r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
arl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke

Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)


(CDU/C Herr Barth, das nehme ich z ich auch gelesen. Trotzdem sa Aufgabe der Finanzhilfen mus den. Sie vermischen wieder v schafft Unklarheiten und ist ein wäre auch für die ostdeutschen die Regelung der Finanzhilfen ordinieren würde. (Beifall bei der C Nun will ich noch auf den sprechen kommen. Wenn es G bzw. hoffentlich 25 Prozent n 300 000 bis 500 000 zusätzli dann ist das eine gemeinsame sich zunächst einmal die Frage antwortung? In Ihrem Antrag w Mittel für den Hochschulbau hang gesetzt mit dem Hochschu wartenden Steigerungen der S auch mit dem sehr großen Sani Erachtens das eigentliche Probl wird kommen. Es wird geschn Ergebnissen führen. Unter dem Strich bleibt festz lismusreform nur ein Komprom glaube, es ist richtig – das hat a tigt –, dass die Föderalismusref SU)

ur Kenntnis und das habe
ge ich noch einmal: Die
s anders gegliedert wer-
erschiedene Dinge. Das
unsauberes Vorgehen. Es
Länder besser, wenn man
sauber und ordentlich ko-

DU/CSU)

Hochschulpakt 2020 zu
ott sei Dank tatsächlich
eue Studienplätze, also

che Plätze, geben wird,
Aufgabe. Auch hier stellt
: Wer trägt dafür die Ver-
ird die Neuaufteilung der
zum Teil in Zusammen-
lpakt bzw. mit den zu er-
tudentenzahlen, übrigens
erungsbedarf, der meines
em ist. Nein, dieses Paket
ürt werden und zu guten

uhalten, dass die Födera-
iss sein kann. Aber ich

uch die Anhörung bestä-
orm so kommen wird wie

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1)
eplant. Mit Blick auf all dieje
der andere Änderung auf den
emerkt, sie mögen immer auc
en Handlungen bedenken. Die
orgesehen ist, gut. Auf jeden
ung im Vergleich zum jetzigen
en wir sie weiterhin mittragen

Vielen Dank.


(Beifall bei der C Vizepräsidentin Katrin Gö Ich komme zurück zum T unächst teile ich mit, dass ein lärung nach § 31 GO des Kol raktion, vorliegt.1)


Ich gebe das von den Schrif
ührern ermittelte Ergebnis de
ung über den Gesetzentwurf
SU und SPD zur Fortentwick

ür Arbeitsuchende, Drucksach
ekannt. Es wurden 557 Stimm
en gestimmt 393 Abgeordne
timmt 150, es hat 14 Enthaltu
er Gesetzentwurf angenomme

Anlage 16

(Cnigen, die noch die eine Weg bringen wollen, sei h das Ende ihrer jeweilise Reform ist so, wie sie Fall ist sie eine Verbesse Zustand. Deswegen wer. DU/CSU)


ring-Eckardt:
agesordnungspunkt 11 a.
e weitere persönliche Er-
legen Lothar Mark, SPD-

tführerinnen und Schrift-
r namentlichen Abstim-
der Fraktionen der CDU/
lung der Grundsicherung
en 16/1410 und 16/1696,
en abgegeben. Mit Ja ha-
te, mit Nein haben ge-
ngen gegeben. Damit ist
n.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernward Müller (Gera)

Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Henry Nitzsche
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte

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ohannes Singhammer
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hristian Freiherr von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger

homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
illy Wimmer (Neuss)


lisabeth Winkelmeier-
Becker
atthias Wissmann
agmar Wöhrl
illi Zylajew

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r. Lale Akgün
regor Amann
iels Annen
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans- Peter Bartels
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abine Bätzing
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we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
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etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
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(Hildesheim)


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r. Michael Bürsch

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r. Herta Däubler-Gmelin
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r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
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etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
eter Friedrich
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
erstin Griese
chim Großmann
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ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
etra Hinz (Essen)

erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
strid Klug
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger

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(C (D ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski aren Marks atja Mast arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder tto Schily ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Jella Teuchner Hellmut Königshaus Dr. Lukrezia Jochimsen Fritz Kuhn Jörn Thießen Franz Thönnes Simone Violka Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Andreas Weigel Petra Weis Gunter Weißgerber Gert Weisskirchen Dr. Rainer Wend Lydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Heidi Wright Manfred Zöllmer Nein SPD Lothar Mark Ottmar Schreiner FDP Jens Ackermann Christian Ahrendt Daniel Bahr Uwe Barth Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Dr. Edmund Peter Geisen Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß J H S H In S M H J B D H D G J F D M D D D C F C D D D H D H K D H E D R S W D K W D Ich komme zurück zu punkten 10 a und 10 b und erte gen Volker Schneider, Die Link (Beifall bei Abgeordneten d Oppermann [SPD]: Sachli ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link orst Meierhofer an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff IE LINKE üseyin-Kenan Aydin arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dagdelen erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze J K O M U D U D K K W D B E P V D D D F D J S B D K M V C B M G A E D D H J K K A B W den Tagesordnungsile das Wort dem Kollee. er LINKEN – Thomas ch, Herr Schneider!)


(Everswinkel)





(A) )


(B) )


(Wiesloch)


(Frankfurt)


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(Saarbrücken)

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r. Ilja Seifert
r. Petra Sitte
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r. Kirsten Tackmann

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arieluise Beck (Bremen)


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(Saarbrü Schauen wir mal! Frau Präs en und Kollegen! Als ich vor ine Universität in unmittelbar uf den Weg zur Eliteuniversit ugegebenermaßen gestutzt. Ic (D ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele ürgen Trittin osef Philip Winkler aktionslos ert Winkelmeier nthalten PD laus Barthel illi Brase artin Burkert olfgang Gunkel abriele Hiller-Ohm r. Bärbel Kofler elga Lopez ilde Mattheis ene Röspel olfgang Spanier hristoph Strässer üdiger Veit altraud Wolff ta Zapf cken)


(Wolmirstedt)

identin! Liebe Kollegin-
einiger Zeit las, dass sich
er Nähe des Bundestages
ät machen will, habe ich
h fragte mich: Wie soll,
Dr. h. c. Wolfgang Thierse Gudrun Kopp Katja Kipping Renate Künast
Dr. Ditmar Staffelt
Andreas Steppuhn
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Dr. Rainer Tabillion
Jörg Tauss

Joachim Günther (Plauen)

Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb

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(Cr. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke Peter Hettlich Priska Hinz Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Volker Schneider wie kann in diesem heruntergekommenen Gemäuer Exzellenz entstehen? (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Da kennen Sie die HU aber schlecht!)





(A) )


(B) )


Jenen unter Ihnen, die nicht ganz so glücklich mit ihren
Büroräumen hier im Bundestag sind, empfehle ich einen
kurzen Fußmarsch dorthin.


(René Röspel [SPD]: Hat sich nicht die PDS über die Büroräume beschwert?)


– Ich habe „Unter den Linden“ hervorragende Büro-
räume; ich habe keine Veranlassung, mich zu beschwe-
ren. – Wie gesagt, ich empfehle Ihnen den Fußmarsch,
um sich dort einige Räume anzuschauen. Es würde mich
sehr wundern, wenn Sie danach auf die Idee kämen,
diese Räume gegen Ihre zu tauschen. Es würde mich
noch mehr wundern, wenn Sie zu dem Ergebnis kämen,
dass Sie in einem solchen Umfeld optimal, kreativ und
produktiv arbeiten könnten. Diese Universität ist leider
kein Einzelfall; insoweit greifen beide hier vorliegenden
Anträge eine zentrale Herausforderung künftiger Hoch-
schulbildung auf.

Auch wenn es langsam zu einer abgegriffenen Floskel
wird: Bildung ist die wichtigste Ressource und damit
eine zentrale Herausforderung für die Zukunft unseres
Landes. Wir brauchen – Herr Barth, Sie haben es ähnlich
formuliert – nicht länger Sonntagsreden, sondern endlich
entschlossenes, konkretes Handeln. Die kreativen und
intellektuellen Potenziale unseres Landes erschließen
sich nicht in einer trostlosen Lernumgebung, in Lehrsä-
len, in denen sich seit Ewigkeiten wenig bis überhaupt
nichts getan hat, wo ein simpler Anstrich unschätzbar
lange zurückliegt und an ein paar wohnliche Accessoires
schon überhaupt nicht zu denken ist. So verkümmern die
geistigen Potenziale dieses Landes in trostloser Öde. Das
können und das dürfen wir uns nicht leisten.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Hochschulfi-
nanzierung auch in den Anhörungen zur Föderalismusre-
form immer wieder eine Rolle gespielt hat. Auch vor
dem Hintergrund, dass, wie ein Sachverständiger drama-
tisch formuliert hat, ein „Studierenden-Tsunami“ bevor-
steht, steht doch die drängende Frage im Raum: Wie
schafft Politik verlässliche Rahmenbedingungen? Die
Kolleginnen und Kollegen der FDP hat dabei anschei-
nend die Zuversicht verlassen, dass die nötigen Wei-
chenstellungen noch im Rahmen der Föderalismusre-
form möglich sein könnten. Wie wenig man bereit sein
kann, Ergebnisse der Anhörung auch nur wahrzunehmen
– geschweige denn, daraus auch noch Schlüsse zu ziehen –,
hat der Kollege Weinberg gestern im Bildungsausschuss
demonstriert; Herr Weinberg, Sie haben es eben ein-
drucksvoll wiederholt. Dem Gesicht von Herrn Barth
habe ich entnommen, dass er ähnlich wie ich wahr-
scheinlich den Eindruck gehabt hat, auf einer anderen
Veranstaltung gewesen zu sein.


(Uwe Barth [FDP]: Kann ich nicht gänzlich bestreiten!)


Ich muss hinzufügen: Bei den Ausführungen im Bil-
dungsausschuss haben auch in den Reihen des kleineren

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(C (D oalitionspartners einige sichtlich schlucken müssen. nsoweit kann ich die Zweifel der FDP an der Einsichtsnd Lernfähigkeit der Bundesregierung durchaus versteen. Es gibt innerhalb der CDU/CSU aber auch andere timmen. So hat sich etwa der Ministerpräsident meines andes, Herr Müller, deutlich anders geäußert als Sie, err Weinberg. Wir danken der FDP und natürlich auch den Grünen ennoch für die Vorlagen, bieten sie doch einen Einstieg, inige wesentliche Fragen der zukünftigen Hochschulfianzierung in den Ausschüssen vertiefend zu diskutieen. Dazu nur einige Stichworte. Auch aus der Sicht der inken benachteiligen die von der Bundesregierung voreschlagenen Übergangsregelungen insbesondere strukurschwache Bundesländer. Was uns in den Anträgen ehlt, ist eine klare Forderung nach einer Erhöhung der ittel für den Hochschulbau. Gerade angesichts des zu rwartenden Studierendenbergs und des Sanierungsbearfs wird eine Finanzierung auf dem jetzigen Niveau icht ausreichen. Kritisch wird es ab 2013, wenn nach en derzeitigen Planungen die Zweckbindung der Bunesmittel entfällt. Abschließend: Wenn Sie nicht wollen, dass in Zuunft Abertausenden von Studierwilligen aus Platzmanel ein Studienplatz verwehrt bleibt, wenn Sie nicht wolen, dass große Teile der Studierendenschaft nur noch uf Treppen Platz finden, wenn Sie nicht wollen, dass tudierende demnächst bei Regen massenhaft mit dem chirm ihre Hörsäle aufsuchen müssen, dann lassen Sie ns Mittel und Wege finden, um den Hochschulbau berall in Deutschland auf eine stabile und ausreichende inanzierungsbasis zu stellen. Danke schön. Das Wort hat der Kollege Thomas Oppermann, SPD raktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! FDP nd Grüne wollen mit ihren Anträgen die wissenschaftlihe Infrastruktur stärken und die Bundesmittel für den ochschulbau gerechter verteilen. Beides sind vernünf ige, wichtige Anliegen und in beiden Anträgen gibt es urchaus konstruktive Vorschläge. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke schön, Herr Oppermann!)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603735700
Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1603735800

Das muss man einmal sagen: Die Opposition ist nicht
ur destruktiv.

Im Rahmen der Föderalismusreform sollen das Hoch-
chulbaufinanzierungsgesetz aufgehoben und die Ge-
einschaftsaufgabe „Hochschulbau“ abgeschafft wer-

en. Ich glaube, diesem Gesetz muss niemand eine
räne nachweinen. Dadurch wurden den Ländern und






(A) )



(B) )


Thomas Oppermann
Hochschulen bürokratische und intransparente Verfahren
aufgenötigt, es hatte endlose Planungs- und Bauzeiten
zur Folge und hat den Hochschulbau unnötig verteuert.

Wenn es um die Gemeinschaftsaufgabe „Hochschul-
bau“ geht, muss man einen sehr differenzierten Blick
wählen. Immerhin: Diese Gemeinschaftsaufgabe hat die
erste große Koalition auf den Weg gebracht. Ihr war be-
wusst, dass eine so gewaltige Aufgabe weder die Länder
noch der Bund allein bewerkstelligen konnten. Mit der
Gemeinschaftsaufgabe sind seit 1970 60 Milliarden
Euro mobilisiert worden.

Das ist nicht folgenlos geblieben, sondern hat unser
Land verändert: Vor 1960 haben 10 Prozent eines Jahr-
gangs studiert, also eine kleine privilegierte Gruppe. Im
letzten Jahr waren es 36,7 Prozent eines Jahrgangs, die
ein Studium aufgenommen haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist ein großer Fortschritt. Ohne diesen Fortschritt
wäre unser Land heute wirtschaftlich nicht so stark.
Wenn wir so stark bleiben wollen, dann müssen wir uns
der Herausforderung stellen, die heute ähnlich groß ist
wie 1970, als die Gemeinschaftsaufgabe eingeführt
wurde.

Deswegen sollten wir eines klarstellen: Wenn der
Bund 300 Millionen Euro für Forschungsinvestitionen in
Hochschulen zur Verfügung stellt und den Anteil von
700 Millionen Euro auf die Länder überträgt, dann darf
das nicht dazu führen, dass die Länder den Anteil, den
sie bisher schon aufgebracht haben, mindern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Länder schultern eine gewaltige Aufgabe, wenn
sie den Bereich Hochschulbau übernehmen wollen. Wir
brauchen in Zukunft nicht weniger, sondern mehr Mittel
für den Hochschulbau. Die Gründe sind bekannt: Zum
einen werden wir im kommenden Jahrzehnt mindestens
500 000 Studierende zusätzlich haben, die gut unterge-
bracht werden müssen. Zum anderen sind die Gebäude,
die vor 30 Jahren schnell hochgezogen wurden, heute sa-
nierungsbedürftig. Es besteht ein gewaltiger Sanie-
rungsbedarf. Er wird mit mehr als 10 Milliarden Euro
beziffert. Der Sanierungsaufwand ist auch deshalb so
groß, weil die Länder in den letzten Jahren die Hoch-
schulbauunterhaltungsmittel kontinuierlich gekürzt ha-
ben. Wenn die Länder den Bereich Hochschulbau über-
nehmen wollen, dann wäre eine vertrauensbildende
Maßnahme die Verdopplung der Hochschulbauunterhal-
tungsmittel, damit der Sanierungsaufwand nicht noch
größer wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Davon kann ich in den Haushaltsplanungen der Länder
leider nichts entdecken.

Zur Verteilung der Mittel; dieses Thema ist schon
angesprochen worden. Es hat sich im Laufe der Jahr-

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(C (D ehnte ein enormes Nord-Süd-Gefälle ergeben. Das kann atürlich nicht so bleiben. Das ist nicht gerechtfertigt. ordrhein-Westfalen hat seit 1970 Bundesmittel in Höhe on 1 Milliarde Euro zu wenig bekommen, Niedersachen 620 Millionen Euro. Bayern, wie immer sehr tüchtig, at 1,5 Milliarden Euro mehr Mittel an Land gezogen, aden-Württemberg sogar 2 Milliarden Euro. Diese Ver eilung kann so nicht bestehen bleiben. Wir sind für Wettbewerb der Länder untereinander nd der Hochschulen miteinander. Für Wettbewerb ist ber eine faire Verteilung der Investitionsmittel des Bunes Voraussetzung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


er meint, dass diejenigen, die sich bis jetzt die größten
tücke aus dem Kuchen herausgeschnitten haben, An-
prüche auf Besitzwahrung anmelden könnten, der irrt.
as würde eher zu einer Wettbewerbsverzerrung führen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Zahl der Studierenden als Verteilungskriterium
st sinnvoll. Dabei werden wir aber einen Schlüssel
inden müssen, der die berechtigten Interessen der ost-
eutschen Länder berücksichtigt. Diese bekommen
berproportional viele Hochschulbaumittel, weil sie ent-
prechenden Nachholbedarf haben. Das ist also vernünf-
ig.

Meine Damen und Herren, nächste Woche wird die
ußballweltmeisterschaft eröffnet.


(Zurufe: Ach!)


ir werden unseren Gästen die schönsten Stadien auf
er ganzen Welt und eine perfekte Infrastruktur bieten.
irgendwo besteht die Gefahr, dass es durchregnet.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Frankfurt ist das so eine Sache!)


Zumindest außerhalb von Frankfurt. – Meine Vorstel-
ung ist: Das sollte uns auch bei den Hochschulen gelin-
en.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn wir sie in einen Zustand bringen, der dem der Sta-
ien entspricht, dann werden wir in Zukunft vielleicht
ogar wieder Wissenschaftsweltmeister.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603735900

Das Wort hat die Kollegin Krista Sager, Bündnis 90/

ie Grünen.






(A) )



(B) )


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603736000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Einige

der Sachverständigen aus dem Bildungs- und Wissen-
schaftsbereich haben am Montag auf einen Widerspruch
hingewiesen, den Sie, Herr Weinberg, mit der starken
Betonung der Notwendigkeit einer klaren Trennung von
Verantwortlichkeiten nicht auflösen können, und zwar
auf den Widerspruch, dass die Förderung der wirtschaft-
lichen Leistungsfähigkeit selbst nach Ihrer Föderalis-
musreform weiterhin eine gesamtstaatliche Dimension
behält. Selbst nach Ihrer Föderalismusreform bleibt ein
Zusammenwirken von Bund und Ländern zum Beispiel
in der Agrarpolitik möglich. Aber ausgerechnet dann,
wenn es um leistungsfähige Hochschulstrukturen geht,
wollen Sie diese gesamtstaatliche Dimension negieren
und soll ein Zusammenwirken nicht mehr möglich sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da Sie die gesamtstaatliche Dimension in diesem Be-
reich praktisch völlig außer Acht lassen, frage ich Sie
schon, wie ernst Sie es eigentlich nehmen, dass wir uns
in einer Diskussion über den Transformationsprozess hin
zu einer wissensbasierten Ökonomie befinden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Zumindest die Sachverständigen aus dem Bildungs-
und Wissenschaftsbereich haben aus meiner Sicht deut-
lich gemacht, dass wir bei der Föderalismusreform für
Bildung und Wissenschaft Korrekturen brauchen. Herr
Weinberg, es geht nicht um die Nivellierung der Infra-
struktur im Wissenschaftsbereich, sondern es geht um
die Leistungsfähigkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Barth hat Recht: Die notwendige Leistungsfähig-
keit werden wir nicht erreichen, wenn wir die Förderung
von Forschung, wo man zusammenwirken darf, und die
Förderung von Lehre, wo man nicht zusammenwirken
darf, künstlich trennen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Uwe Barth [FDP])


Genauso unsinnig ist es, die Trennung zwischen der
Förderung von Forschung im außeruniversitären Bereich
und der Förderung von Forschung im Hochschulbereich
in der Verfassung festzuschreiben. Auch darüber wollen
wir hinaus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD] und des Abg. Uwe Barth [FDP])


Wir brauchen eine klare Rechtsgrundlage, durch die die
gemeinsame Förderung der Wissenschaft durch den
Bund und die Länder möglich, nicht erzwungen wird.
Diese muss eine Befristungsregelung und die Möglich-
keit beinhalten, sowohl Investitions- als auch Personal-
mittel bereitzustellen. Auf der Basis einer solchen klaren

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(C (D echtsgrundlage benötigt man auch gerechte Verteiungsregelungen. Es ist doch einfach ein Armutszeugnis, dass einige änder jetzt erst merken, dass sie nach den alten Spiel egeln – fortgeschrieben bis 2019 – die eigentlichen Verierer dieser Reform sind, dass ihre Hochschulkliniken ukünftig nicht gesichert sind nd dass die Bagatellgrenze von 5 Millionen Euro für roßgeräte nicht in Ihrem Interesse liegt. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Machen Sie sich doch erst einmal schlau!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ieses traurige Licht, das auf die Haltung der Länder be-
üglich der Wissenschaft geworfen wird, lässt für die
rage, was eigentlich geschieht, wenn die Zusammen-
irkungsmöglichkeiten jetzt praktisch sang- und klang-

os aufgelöst werden, Schlimmes befürchten. Die Länder
aben sich eben nicht selbst verpflichtet. Der Bund soll
eiter bezahlen, aber die Länder haben sich nicht selbst
erpflichtet. Die Länder wollen das Geld des Bundes ab
013 absurderweise auch noch für völlig andere Zwecke
usgeben. Das ist wirklich ein Stück aus Absurdistan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Natürlich können wir mit der Gemeinschaftsaufgabe
Hochschulbau“ und den alten Spielregeln der GA nicht
eitermachen. Das haben Sie richtig zitiert. Deswegen
ill ich das hier auch nicht wiederholen. Das ist unsere

este Überzeugung, Herr Weinberg. Das Verrückte und
as Ungerechte an der alten GA ist, dass die starken
änder stärker gefördert werden als die schwachen Län-
er und dass es für das, was für uns besonders wichtig
st, nämlich die Studienkapazitäten auszubauen, in den
erteilungsmechanismen der alten GA überhaupt keine
nreize gibt. Diese wollen Sie aber sogar noch bis 2019
erlängern. Welchen Sinn soll das eigentlich machen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


ir brauchen gerade jetzt doch Regelungen, die Anreize
afür schaffen, dass die Länder zusammen mit dem
und wieder Kapazitäten ausbauen.

Herr Weinberg, ich hatte es Ihnen schon im Aus-
chuss gesagt und ich sage es Ihnen hier zum Schluss
och einmal: Sie betonen immer, dass die Verantwortung
indeutig bei den Ländern liegen muss. Wenn wir in
5 Jahren feststellen, dass wir zu wenige Hochschulab-
olventen und zu wenige Fachkräfte haben, international
icht wettbewerbsfähig sind und eine Innovationsschwä-
he mit negativen Effekten auf Beschäftigung und Wohl-
tandsentwicklung haben, dann werden Sie dafür kein
and in die Verantwortung nehmen können. Ausbaden
üssen es alle Menschen in diesem Lande, vor allen
ingen die nächsten Generationen.

Deswegen mein Plädoyer: Einigung muss sein bei ei-
er Verfassungsreform, aber bitte kein Denkverbot,






(A) )



(B) )


Krista Sager
wenn es um sachgerechte Lösungen für solch ein Zu-
kunftsthema geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603736100

Das Wort hat der Kollege Swen Schulz, SPD-Frak-

tion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1603736200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! In dieser De-
batte ist in der Tat schon eine ganze Menge Richtiges ge-
sagt worden. Auch in den Anträgen von FDP und Grünen
steht einiges Richtiges. Ich möchte zum Thema Zukunft
des Hochschulbaus noch ein paar Gedanken anfügen.

Wir müssen vor allem auf zwei Aspekte achten. Ers-
tens muss genügend, muss mehr Geld zur Verfügung ge-
stellt werden, weil wir einen enormen Investitionsbe-
darf an den Hochschulen haben. Das ist am Montag in
der Anhörung auch sehr gut und plastisch ausgedrückt
worden. Bei den Hochschulbauten im Westen aus den
70er-Jahren tropft es inzwischen durch die Dächer und
im Osten wachsen teilweise noch Bäume in den Kriegs-
ruinen. Außerdem erwarten wir – Gott sei Dank – mehr
Studierende. Wir brauchen also mehr Geld für den
Hochschulbau.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Zweitens muss dieses Geld so verteilt werden, dass
die Studierenden überall in Deutschland davon profitie-
ren und dass sich alle Bundesländer in Zukunft Hoch-
schulen leisten können.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Alles andere wäre ungerecht. Es wäre außerdem für ganz
Deutschland ein Problem, wenn die Hochschulen in Tei-
len des Landes vernachlässigt würden.

Vor diesem Hintergrund scheint mir die vorgeschla-
gene Föderalismusreform noch nicht ganz ausgereift zu
sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Wenn die Gemeinschaftsaufgabe abgeschafft wird, wird
wohl im Resultat insgesamt weniger Geld für den Hoch-
schulbau zur Verfügung gestellt; denn die Länder müs-
sen dann die Bundesmittel nicht mehr kofinanzieren und
werden angesichts ihrer Sparzwänge den Hochschulbau
an der einen oder anderen Stelle sicherlich herunterfah-
ren. Außerdem soll die Zweckbindung der Bundesmittel
für den Hochschulbau im Jahr 2013 auslaufen. Dann er-
halten die Länder zwar Geld, müssen aber gar nicht
mehr in die Hochschulen investieren.

Diese Struktur dürfte auch eine deutliche Vertei-
lungswirkung haben. Die finanzschwachen Länder

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(C (D ürden in besonderem Maße versucht sein, ihre Mittel ür den Hochschulbau zu kürzen – nicht weil sie mögliherweise nicht wollen, Herr Weinberg, sondern weil sie ar nicht anders können. Es besteht also die Gefahr, dass rstens künftig noch weniger Geld in den Hochschulbau ließt und dass zweitens die Entwicklung der Hochschulandschaft in einer Art und Weise auseinander geht, dass ie Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse massiv inrage gestellt ist. Ich fürchte, dass die vorgeschlagene Föderalismusreorm auf einen Wettbewerb zwischen den Ländern abielt, der schlechte Ergebnisse hat. Wettbewerb ist nur innvoll, wenn die Teilnehmer auch wettbewerbsfähig ind und wenn er die richtige Zielsetzung hat. Bisher ibt es jedoch für die Länder zu wenig Anreize, in die ochschulen und in die Lehre zu investieren. Als aktuelles Beispiel möchte ich Berlin nennen. Die auptstadt finanziert Lehre weit über den eigenen Bearf hinaus. (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


enn das alle Bundesländer täten, bräuchten wir uns gar
eine Gedanken über möglicherweise fehlende Studien-
apazitäten machen.


(Beifall des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


s ist aber doch klar, dass angesichts der Haushaltsnot-
age in Berlin natürlich Überlegungen angestellt werden,
n welchen Ecken und Enden im Bereich der Hochschu-
en gespart werden kann. Wir müssen diese Logik aber
mdrehen und einen Wettbewerb um und für die Studie-
enden bewirken, damit sich Lehre lohnt, anstatt einfach
ur eine Kostenlast zu sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das schaffen wir aber nicht, indem wir den Bund als
nterstützende und koordinierende Kraft ausschalten.
ir benötigen klügere Lösungen, als den Ländern Geld

n die Hand zu drücken und ihnen ansonsten eine gute
eise zu wünschen. Man kann die Gemeinschaftsauf-
abe „Hochschulbau“ beenden; dafür gibt es gute Argu-
ente, die auch vorgetragen worden sind. Dann müssen
ir das aber verbinden mit einer Stärkung der Zusam-
enarbeit von Bund und Ländern an den Stellen, an de-

en es sinnvoll ist. Dann kann man aber nicht im Grund-
esetz festschreiben, dass der Bund nichts mit der Lehre
u tun hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir brauchen eine vernünftige Änderung des Grundge-
etzes, die einen ordentlichen Hochschulpakt zwischen
und und Ländern unterstützt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603736300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/1166 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Vorlage auf
Drucksache 16/1643 soll federführend an den Ausschuss
für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
und zur Mitberatung an den Rechtsausschuss überwiesen
werden. – Damit sind Sie offensichtlich einverstanden.
Dann ist so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 9 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Investitionszulagengesetzes
2007 (InvZulG 2007)


– Drucksache 16/1409 –

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi-
nanzausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/1539 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Manfred Kolbe
Dr. Barbara Höll


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1543 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen vor. Nach einer interfraktio-
nellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Drei-
viertelstunde vorgesehen. – Dazu höre ich keinen Wider-
spruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
Simone Violka, SPD-Fraktion, das Wort.


Simone Violka (SPD):
Rede ID: ID1603736400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wie wir alle wissen, läuft das
Investitionszulagengesetz 2005 zum Ende des Jahres
2006 aus. Wir haben aber bereits im Koalitionsvertrag
festgeschrieben, dass der Aufbau Ost weitergeführt
werden muss, der weiterhin eine Gemeinschaftsaufgabe
ist und im Interesse des ganzen Landes liegt.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Inves-
titionszulage ein wirksames Instrument für den Aufbau
Ost ist. Der heute in zweiter und dritter Beratung zur Ab-
stimmung stehende Gesetzentwurf dient der Schaffung
einer Nachfolgeregelung. Das Gesetz soll die Investi-
tionszulage auf hohem Niveau über 2006 hinaus bis
Ende 2009 festschreiben. Damit schaffen wir Planungs-
sicherheit für einen nicht unerheblichen Zeitraum und

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(C (D tellen sicher, dass Investitionen in den neuen Ländern eiter fortgeführt werden. Obwohl bereits viel erreicht wurde und viele Unterehmen auf gesunden Beinen stehen, dürfen wir aber icht vergessen, dass es auch Unternehmen gibt, die war innovativ und zukunftsfähig sind, aber aufgrund ehlender Eigenmittel nicht recht vorwärts kommen. eider – das betrifft das gesamte Land – sind die Banen zurzeit nur sehr schwer für Investitionen zu begeis ern. Das gilt vor allem dann, wenn die Unternehmen lein und noch nicht lange am Markt sind. Da gerade in den neuen Ländern schon aus historicher Sicht viele Unternehmen auf kein langes Bestehen urückblicken können und in dieser kurzen Zeit keine ohen Rücklagen für Investitionen bilden konnten, trifft ie die Finanzierungszurückhaltung der Banken überproortional. An dieser Stelle wollen wir mit dem Gesetz nterstützung leisten, ohne damit das Investitionsveralten der Geldinstitute zu tolerieren oder gar unwiderprochen zu akzeptieren und zu unterstützen. Ich weiß aber, dass es vonseiten der Opposition Kritik ibt, weil Unternehmen, die in den neuen Ländern invesieren, auf die Leistungen des Investitionszulagengesetes einen Rechtsanspruch haben. Als Begründung für ie Kritik werden immer wieder die mit dem Rechtsanpruch verbunden Mitnahmeeffekte angeführt. Ich will icht abstreiten, dass es Mitnahmeeffekte gegeben hat. ber wie kann man Mitnahmeeffekte hundertprozentig erhindern? Auch bei der GA-Zulage, die ebenfalls zum Aufbau st gehört, sind Mitnahmeeffekte nicht auszuschließen. uch bei vielen anderen Leistungen des Staates – ob im ozialen, im wirtschaftlichen oder in einem anderen Beeich – sind Mitnahmeeffekte zwar nicht gewollt, aber eider auch nicht zu verhindern, ohne diejenigen, die redich mit diesen Förderungen umgehen, ungerecht in Mitaftung zu nehmen. Hier bleibt uns immer nur, an die oral und Redlichkeit der Nutznießer zu appellieren. ch möchte das an dieser Stelle tun, wo es um die finaniellen Mittel aus der Investitionszulage geht. Wir alle erinnern uns an die großen Anstrengungen nserer Regierung, um in Brüssel die Fortführung dieses esetzes durchzusetzen. Die Verantwortlichen in Brüs el – davon konnte ich mich selbst vor Ort in Gesprähen überzeugen – wollten kein Nachfolgegesetz. Sie ussten erst in zähen Verhandlungen und mit guten Ar umenten überzeugt werden, dass der Osten unseres andes weiterhin auf solche Maßnahmen und Gesetze ngewiesen ist, wenn er langsam den Anschluss an anere Gebiete in Deutschland finden soll. Ich bin froh, dass wir jetzt in Abstimmung mit Brüsel die Möglichkeit zu diesem Gesetz haben, das den getiegenen Anforderungen der Europäischen Union an die eihilferegelungen gerecht wird. Deshalb appelliere ich ier noch einmal an die Investoren, mit den Steuermiteln, die von der gesamten Gesellschaft erwirtschaftet erden, so effektiv wie möglich umzugehen, damit eine Mitnahmeeffekte eintreten können. Denn was äre die Konsequenz, wenn die Unternehmen keinen Simone Violka Rechtsanspruch hätten? Dann würden wir aus diesem auch für kleine Unternehmen leicht anzuwendenden Gesetz wieder ein bürokratisches Monster machen. Aber jedes Formular, das die Unternehmen beantragen, begründen, mehrfach unterzeichnen usw. und schließlich einreichen müssen, ist ein Formular zu viel. Umso weniger können sich gerade kleine und mittelständische Unternehmen dieses Instrumentes bedienen, weil sie gar nicht die Kapazitäten für diesen bürokratischen Aufwand haben. Genau das wollen wir nicht; denn das würde gerade die Unternehmer und Unternehmen bestrafen, die nicht in Verdacht stehen, Mitnahmeeffekte zu erzeugen. Entgegen unserem Gesetzestext bei der Einbringung hat sich das Fördergebiet – darüber stimmen wir heute ebenfalls ab – verändert. Da die neue Fördergebietskarte 2007 bis 2013 noch nicht von der EU-Kommission genehmigt wurde, wurde ganz Berlin wieder im Investitionszulagengesetz berücksichtigt. Aufgrund deutscher Bemühungen konnte mit Brüssel vereinbart werden, dass nicht erst ab 2007, sondern bereits 2006, ab dem Tag nach Verkündung des Gesetzes, Investitionen in den festgelegten Fördergebieten wieder förderfähig sind. Deshalb können wir nicht warten, bis die Fördergebietskarte feststeht. Vielmehr wollen wir den Gesetzentwurf so schnell wie möglich verabschieden. Damit dennoch auch in Berlin Planungssicherheit besteht, ist Berlin nach dem Tag der Gesetzesverkündung bis zum Feststehen der neuen Fördergebietskarte der EU-Kommission wieder voll förderfähig. Sollte die Kommission dann Teile von Berlin nicht mehr als förderwürdig erachten, sind die bis dahin getätigten Investitionen von dieser Entscheidung nicht negativ betroffen. Das ist im Sinne von Planungssicherheit und Vertrauensschutz ein unbedingt erforderlicher Punkt. Beides wollen wir mit unserem Gesetz erreichen. Auch wenn sich in den letzten 16 Jahren in den neuen Bundesländern Erstaunliches entwickelt hat und sich weiterentwickelt, müssen wir darauf achten, dass die Entwicklungsdynamik nicht stoppt. Leider ist sie schon langsamer geworden; denn noch gibt es trotz vieler Unternehmensansiedlungen zu wenige Arbeitsplätze. Es gibt außerdem zu viele Arbeitsplätze, mit denen die Menschen nicht genügend verdienen. Das hat zur Folge, dass viele Menschen an den Angeboten in ihrer Region aus wirtschaftlichen Gründen nicht oder nur ungenügend teilhaben können. Da, wo keine Käufer sind, kann man auch nichts verkaufen. Also müssen wir weiterhin die Wirtschaft beim Schaffen von Arbeitsplätzen unterstützen, damit mehr Menschen wieder eine Perspektive in ihrer Region haben. Oft wird gefordert – jeder, der in seinem Wahlkreis unterwegs ist, hört das immer wieder –, die Politik solle mehr Arbeitsplätze schaffen. Aber jedem Mitglied dieses Hohen Hauses ist klar, dass die Politik keine Arbeitsplätze schaffen kann, sondern die Schaffung von Arbeitsplätzen nur durch die Rahmenbedingungen unterstützen kann. O s w s s D d a s M k d F d I A D i S t d u l s G l n e E D d c p D b l n m V i d g B t e f D s u k (C (D ft werde ich dann nach Beispielen für die Schaffung olcher Rahmenbedingungen gefragt. Neben Beispielen ie die Senkung der Lohnnebenkosten, eine gute Infra truktur und ein international konkurrenzfähiges Steuerystem nenne ich immer das Investitionszulagengesetz. as verstehen die Menschen auch; denn alle wissen, ass wir einen Anschluss der neuen Bundesländer an die nderen Gebiete nur erreichen können, wenn weiterhin ichere Arbeitsplätze entstehen. Erst dann haben die enschen in ihrer Region wieder eine Perspektive und önnen in ihrer Heimat bleiben. Wenn das geschieht, ann wird die Region attraktiver. So genannte weiche aktoren müssen dann ausgeweitet werden. Sie machen ie Gebiete zusätzlich attraktiv. Das zieht häufig weitere nvestoren an. Natürlich geschieht das nicht von heute auf morgen. ber die Menschen müssen sehen, dass sich etwas tut. abei sind auch wir als Politiker gefordert. Damit meine ch alle Politiker, egal ob auf Bundes-, Landes-, Kreis-, tadtoder Gemeindeebene. Wir alle haben Verantwor ung. Jeder muss in seinem Zuständigkeitsbereich alles afür tun, dass Gelder möglichst zielführend, effektiv nd verantwortungsvoll eingesetzt werden; denn das ales sind Steuergelder, die von der Gemeinschaft erwirtchaftet wurden und die möglichst mit Gewinn für die esellschaft wieder investiert werden müssen. Wenig effektiv für die Gesellschaft sind Betriebsveragerungen, bei denen lediglich Arbeitsplätze von A ach B verlagert und dabei möglichst noch Arbeitsplätze ingespart werden. Bei einer ständig größer werdenden uropäischen Gemeinschaft ist diese Gefahr sehr groß. aher müssen wir einen europäischen Wettlauf verhinern, bei dem es nur noch um das Angebot größtmögliher staatlicher Beihilfen bei der Schaffung von Arbeitslätzen geht. enn das schafft keine Arbeitsplätze; im Gegenteil. Wir rauchen ein starkes Europa, das einer solchen Entwickung entgegensteht; denn Deutschland allein kann das icht leisten. Deshalb ist es richtig, dass die EU-Komission die Beihilferegelungen verschärft hat. Mit unserer heutigen Abstimmung schaffen wir gute oraussetzungen dafür, dass der wirtschaftliche Aufbau n den neuen Ländern weitergeht und dass die Menschen ringend benötigte Arbeitsplätze erhalten. Das käme anz Deutschland zugute: Unsere Kassen und auch der undeshaushalt würden entlastet. Die Regionen bräuch en künftig weniger staatliche Gelder, um sich weiterzuntwickeln, und der Aufbau setzte sich automatisch ort. – Ich denke, es lohnt sich, dieses Ziel zu erreichen. eshalb bitte ich um große Zustimmung zu diesem Ge etz, welches Investitionen in den neuen Ländern fördert nd diese Gebiete uneingeschränkt leistungsfähiger und onkurrenzfähiger macht. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





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(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)







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Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603736500

Ich erteile das Wort dem Kollegen Christian Ahrendt,

FDP-Fraktion.


Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1603736600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Die erste Lesung des Investitionszu-
lagengesetzes hat bereits gezeigt, dass die konkrete Aus-
gestaltung einer Investitionsförderung in diesem Haus
auf eine breite Zustimmung stößt.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Ich will die wichtigen Ziele, die mit diesem Gesetz ver-
folgt werden, hervorheben:

Erstens. Wie meine Vorrednerin schon angemerkt hat,
wird die Investitionskraft der Klein- und Kleinstunter-
nehmen – sie gibt es in den neuen Bundesländern nach
wie vor – gestärkt. Diese Betriebe prägen dort noch im-
mer die unternehmerische Landschaft. Ihnen fehlt nach
wie vor Eigenkapital, um Investitionen tätigen zu kön-
nen.

Zweitens wird mit der Aufnahme des Beherbergungs-
gewerbes in den Förderkatalog des Investitionszulagen-
gesetzes – das freut mich als Abgeordneten aus Meck-
lenburg-Vorpommern besonders – der Wirtschaftszweig
Tourismus gefördert: Gerade die Tourismusbranche hat
in den letzten Jahren gezeigt, dass sie ein nachhaltiger
Wirtschaftsfaktor in den neuen Bundesländern ist.


(Beifall bei der FDP)


Diese Debatte hat Anfang der Woche allerdings eine
Begleitmusik erhalten, auf die man an dieser Stelle
durchaus einmal eingehen sollte. Wir kennen das Thema
„Fehlverwendung der Mittel aus dem Solidarpakt II“.
Mit Ausnahme von Sachsen, das keine Fehlverwendung
praktiziert hat, müssen sich die neuen Länder vorhalten
lassen, dass letztendlich jeder zweite Euro aus dem
Solidarpakt II nicht zweckentsprechend verwendet wird.

Ich möchte das anhand von Zahlen einmal deutlich
machen: Im Korb I sind Fördermittel in Höhe von
105 Milliarden Euro. Von diesem Geld werden zunächst
rund 20 Prozent benötigt, um die unterproportionale Fi-
nanzkraft in den Kommunen auszugleichen. 80 Prozent
– das sind rund 84 Milliarden Euro – stehen zur Verfü-
gung, um die infrastrukturellen Lücken, die in den neuen
Bundesländern nach wie vor bestehen, zu schließen.
Dieser Ansatz entspricht dem finanziellen Bedarf, den
das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung zur Be-
wältigung dieser Aufgabe errechnet hat.

Die Fehlverwendungsquoten sind nicht nur drama-
tisch, weil es nicht sein kann, dass Länder 50 Prozent der
zweckgebundenen Gelder zweckwidrig verwenden
– Unternehmen dürfen das längst nicht –, sondern auch,
weil die Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen
im Solidarpakt II in fallenden Raten zur Verfügung ge-
stellt werden: Im Jahr 2005 haben die neuen Bundeslän-
der 10,5 Milliarden Euro erhalten, in diesem Jahr erhal-
ten sie noch 10,45 Milliarden Euro und im Jahr 2019
sind es dann nur noch 2,09 Milliarden Euro.

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(C (D Rechnet man mit einer Fehlverwendungsquote von 0 Prozent bis 2010, kommt man zu dem Ergebnis, dass und 25 Prozent der Gesamtförderung schlichtweg weckwidrig verwendet werden. Dies entspricht immerin 25 Milliarden Euro bzw. einem Viertel der Gesamtörderung. Man mag sich fragen, wie man bei einer so rheblichen Fehlverwendung von Mitteln den eigentlihen Auftrag, den Aufbau Ost, noch erfüllen kann. Man kann sich – das ist das Spannende, wenn man ber das Investitionszulagengesetz diskutiert – die Frage tellen: Wozu braucht man ein Investitionszulagengeetz, durch das letztendlich Investitionen in Maschinen efördert werden, wenn man nachher zwar modern ausestattete Unternehmen hat, die Unternehmen aber nicht ber die notwendigen Transportwege verfügen, weil die nfrastruktur nicht in Ordnung ist und sie deswegen nicht ettbewerbsfähig sind? Es gibt eine ganz einfache Lösung dieses Problems wir kennen sie; sie ist in ähnlicher Form in dem Gesetz nthalten, das wir heute beraten –: Wie Sie alle wissen, uss man bei der Beantragung der Investitionsförderung eim Finanzamt erklären, dass der Gegenstand der Förerung fünf Jahre in den neuen Bundesländern verbleibt. enn Sie diese Auflage nicht erfüllen, dann hat das ört iche Finanzamt die Möglichkeit, den Investitionszulaenbescheid aufzuheben und die Zulage zu widerrufen. Das kann man auch mit den Mitteln des Solidarakts II, genauer: mit den Mitteln aus dem Korb I, mahen. Man möge hier überlegen – ein Teil ist ja noch achzuverhandeln –, dass der Bund das Recht erhält, weckwidrig verwendete Gelder zurückzufordern, woei es allerdings nicht sein kann, dass diese Gelder dann ozusagen in allgemeinen Haushaltslöchern des Bundes erschwinden. Die Gelder sollten in einen eigenen onds eingestellt werden, um sie am Ende wieder für ufgaben im Bereich „Aufbau Ost“ zur Verfügung zu aben, damit sie letztlich dem Ziel zugute kommen, für as sie ursprünglich eingeplant waren. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


An dieser Stelle muss man ansetzen, wenn man sich
ie geschilderte Dramatik vor Augen führt. Die Aufgabe
st, die neuen Bundesländer letztlich wirtschaftlich so
ufzustellen, dass sie selbstständig und eigenständig
onkurrieren können. Die Erfüllung dieser Aufgabe darf
icht dadurch verfehlt werden, dass die Mittel, die für sie
ur Verfügung gestellt werden, zweckwidrig verwendet
erden. Dieses Thema darf man nicht auf die lange
ank schieben. Es passt auch gut zur Investitionszulage,
eil letztlich auch die Investitionszulage nur eine flan-
ierende Maßnahme zu dem ist, was man im Korb I ge-
egelt hat. In diesem Sinne geht die Aufforderung an die
oalitionsfraktionen und die Bundesregierung, sich die-

es Themas anzunehmen und es nicht auf die lange Bank
der in die Arbeitsebene zu schieben.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603736700

Nächster Redner ist der Kollege Manfred Kolbe,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1603736800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir stehen heute vor dem Abschluss eines kurzen, knap-
pen und hoffentlich auch erfolgreichen Gesetzgebungs-
vorhabens. Vor exakt drei Wochen, am 11. Mai 2006, ha-
ben wir dieses Gesetz in erster Lesung eingebracht. Am
17. Mai fand bereits die Ausschussberatung statt. Heute,
nach drei Wochen, wollen wir das Gesetz in zweiter und
dritter Lesung beraten und verabschieden. Es war eine
zügige Beratung. Ich darf mich bei allen bedanken, die
daran mitgewirkt haben: beim Bundesministerium der
Finanzen, das den Entwurf erarbeitet hat, beim Aus-
schusssekretariat und bei Ihnen, liebe Kolleginnen und
Kollegen. Nach unserem Gesetzesbeschluss ist der Bun-
desrat am Zug. Er wird voraussichtlich am 7. Juli
entscheiden. Dann kann dieses Investitionszulagenge-
setz 2007 Mitte Juli in Kraft treten und im Bundesge-
setzblatt verkündet werden.

Die Grundlage dafür hat der Koalitionsvertrag gelegt,
in dem sich CDU, CSU und SPD auf die Fortführung der
Investitionszulage verständigt haben. Das ist gut so,
auch wenn der Aufschwung mittlerweile den deutschen
Arbeitsmarkt erreicht hat. Wir haben gestern die Zahlen
gehört. Es sind erfreuliche Zahlen: 250 000 Arbeitslose
weniger als im April, 350 000 Arbeitslose weniger als
im Vorjahresmonat. Die neue Bundesregierung unter
Angela Merkel ist also nicht nur in Washington, Moskau
und Peking erfolgreich; sie ist auch am deutschen Ar-
beitsmarkt erfolgreich.


(Simone Violka [SPD]: Die Bäume hat jemand anders gepflanzt!)


Liebe Fraktionskollegen, da können Sie mal klatschen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dennoch bleibt noch viel zu tun. Mit diesem
Investitionszulagengesetz 2007 legen wir heute einen
weiteren Grundstein. Dieses Investitionszulagengesetz
wird zu Investitionszulagen in Höhe von 350 Millio-
nen Euro im Jahr 2008, knapp 600 Millionen Euro in
2009, knapp 600 Millionen Euro in 2010 und noch ein-
mal 250 Millionen Euro in 2011 führen. Bei einer
20-prozentigen Investitionszulage wird das Investitionen
in Höhe von etwa 10 Milliarden Euro generieren, die ei-
nen weiteren Impuls für den Aufbau Ost geben.

Die Investitionszulage – über sie und über die Mit-
nahmeeffekte wird vielfach diskutiert – ist ein sehr be-
liebtes Förderinstrumentarium, das vom Handwerk und
vom Mittelstand sehr gern angenommen wird, weil sie
eine Rechtssicherheit bietet, wie sie kein anderes För-
derinstrumentarium gewährt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auch deshalb setzen wir die Gewährung der Investi-
tionszulage fort. Sie ist unbürokratisch. Sie ist nicht mit

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(C (D angen Genehmigungsverfahren verbunden. Die Missrauchsdebatte, die wir auch in dieser Woche wieder haten, erstreckt sich nicht nur in Sachsen, sondern auch in en anderen vier neuen Bundesländern – Thüringen, achsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorommern – nicht auf die Investitionszulage. Das Investitionszulagengesetz selber habe ich bereits n der ersten Lesung dargestellt. In den Ausschussberaungen hat sich an dem Gesetzentwurf nichts geändert. ie Vorgabe kommt aus Europa. Art. 87 des EU-Vertraes verbietet grundsätzlich regionale Investitionsbeihilen, es sei denn, sie sind ausnahmsweise zulässig. Diese ereinbarkeit ist in den „Leitlinien für staatliche Beihil en mit regionaler Zielsetzung 2007–2013“ geregelt. iese Leitlinien müssen wir einhalten. Ganz kurz noch einmal die wichtigsten fünf Punkte: Erstens. Fördergebiet sind die fünf östlichen Länder. Zweitens. Begünstigte Investitionen sind Erstinvestiionen, die mindestens fünf Jahre zum Anlagevermögen ines Betriebs des verarbeitenden Gewerbes, der prouktionsnahen Dienstleistungen oder des Beherberungsgewerbes gehören. Erstinvestitionen sind die Erichtung einer neuen Betriebsstätte, die Erweiterung iner bestehenden Betriebsstätte, die Diversifizierung er Produktion und die Vornahme einer grundlegenden nderung des gesamten Produktionsverfahrens. Drittens. Begünstigte Wirtschaftszweige sind wie biser das verarbeitende Gewerbe und die produktionsnaen Dienstleistungen. Neu hinzugekommen ist das Beerbergungsgewerbe. Viertens. Investitionszeitraum ist die Zeit nach der erkündung des Gesetzes, also hoffentlich Mitte Juli, bis nde 2009, also knapp dreieinhalb Jahre. Fünftens. Der Fördersatz beträgt 12,5 Prozent der Beessungsgrundlage bzw. bei kleinen und mittleren Un ernehmen 25 Prozent. Kurz zu den Ausschussberatungen. Wir haben uns im usschuss mit drei Punkten dieses Gesetzes befasst. Der erste war die vorläufige Streichung der Einchränkung des Fördergebiets Berlin ab 2007 in § 1 bs. 2 Satz 2 des Gesetzentwurfs. Das Land Berlin ird ab 2007 möglicherweise nicht mehr vollständig ördergebiet sein; einige Teile fallen heraus. Heute steht och nicht fest, welche Teile des Landes Berlin das sind; as wird noch verhandelt. Damit wir das Gesetz heute erabschieden können, haben wir diesen Satz erst einmal erausgenommen. Wir werden uns im Herbst dieses Jahes noch einmal mit dem Investitionszulagengesetz bechäftigen müssen, wenn die exakte Fördergebietskarte 007 bis 2013 feststeht. Wir haben zweitens eine kleine Änderung in der Form orgenommen, dass wir die vollständigen Anschafungsund Herstellungskosten 2006 bei Betrieben des eherbergungsgewerbes in die Bemessungsgrundlage 007 einbeziehen. Das Beherbergungsgewerbe wird ja rst ab 2007 gefördert. Investiert werden kann aber ab erkündung, also ab Mitte 2006. Die Investitionskosten, Manfred Kolbe die 2006 entstanden sind, können in die Bemessungsgrundlage 2007 aufgenommen werden. Diskussionen hat es – das ist der dritte Punkt – allein um die weggefallene Förderung des Leasings gegeben. Nach Ansicht des Bundesministeriums der Finanzen ist nach den neuen EU-Leitlinien eine Investitionszulage für die Überlassung beweglicher Wirtschaftsgüter, die am Ende der Laufzeit des Nutzungsüberlassungsvertrages nicht in das Eigentum des Nutzenden übergehen, nicht mehr zulässig. Die Leasingwirtschaft bestreitet dies energisch. Hier werden wir noch sorgfältig prüfen, inwieweit die EU-Leitlinien tatsächlich die Investitionszulage bei Leasing untersagen. So weit das Gesetzgebungsverfahren. Lassen Sie mich ganz kurz noch einmal ausdrücklich auf die Förderlücke hinweisen, die in der Natur des Gesetzes liegt; es ist keine von uns verursachte Förderlücke. Damit sich niemand durch vorschnelles Investieren der Möglichkeit der Förderung begibt – nicht immer im Leben gilt Michail Gorbatschows berühmter Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ –, ist darauf hinzuweisen, dass es hier drei Möglichkeiten gibt: Erstens. Wer dieses Jahr investiert und in diesem Jahr sein Investitionsvorhaben abschließt, wird nach dem Investitionszulagengesetz 2005 gefördert; da gibt es kein Problem mit Michail Gorbatschow. Zweitens. Wer erst nach der Verkündung des Gesetzes, also ab circa Mitte 2006, sein Investitionsvorhaben beginnt, wird mit den noch 2006 beendeten Investitionen nach dem Investitionszulagengesetz 2005 und mit den ab 2006 beendeten Investitionen nach dem neuen Investitionszulagengesetz 2007 gefördert; auch hier gibt es kein Problem mit Michail Gorbatschow. Drittens. Nur demjenigen, der vor Mitte Juli, also vor dem Tag der Verkündung des Gesetzes, investiert – das sind vielleicht besonders investitionsfreudige Unternehmer, die uns allen am Herzen liegen –, sei gesagt, dass er diese Investition 2006 abgeschlossen haben muss. Wenn dies erst 2007 der Fall ist, dann plumpst er sozusagen in die Förderlücke. Nur für diesen einen Fall gilt der „umgekehrte Gorbatschow“: Wer zu früh startet, den bestraft das Investitionszulagengesetz. Davor sollten wir ihn bewahren. Herr Kollege, auch Sie müssen mit Ihrer Rede zum Schluss kommen. Damit bin ich am Schluss meiner Rede. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Diese Erklärung war schon wichtig!)





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(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Manfred Kolbe (CDU):
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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Barbara Höll, raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Debatte über das jetzt zu beschließende Gesetz zeigt ie erfreuliche Situation auf, dass im Plenum eine relaive Einigkeit hinsichtlich der Bewertung dieses Gesetes existiert. Auch wir werden diesem Gesetz zustimen; enn wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Förderpoliik für die neuen Bundesländer fortgesetzt wird. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Dafür wird das PDS-Vermögen eingesetzt!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603737200

(Beifall der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


Bitte stellen Sie mir eine richtige Frage; dann können
ir darüber gerne weiter diskutieren.

Wir begrüßen die Fortsetzung der Förderpolitik des-
egen ausdrücklich, weil hiermit Rechtssicherheit für
ie nächsten drei Jahre geschaffen wird. Es ist gelungen,
ie notwendige Nachfolgeregelung auf den Weg zu brin-
en, in der die Auflagen der Europäischen Kommission
insichtlich der Beihilferegelung beachtet werden. Mit
iesem Gesetz wird der Situation in den neuen Bundes-
ändern Rechnung getragen. Wir müssen leider konsta-
ieren, dass es mit dem wirtschaftlichen Aufschwung
icht so geklappt hat, wie man es sich gewünscht hat.
as betrifft leider alle neuen Bundesländer, also auch
as Land Sachsen, aus dem ich komme und das sich
erne damit schmückt, dass alle Investitionen en gros er-
olgreich waren.

In meiner Heimatstadt Leipzig, die mit der Ansied-
ung von Porsche und BMW sehr gut dasteht, gibt es die
weithöchste Arbeitslosigkeit in Sachsen, die – offene
nd verdeckte Arbeitslosigkeit zusammengenommen –
ei über 20 Prozent liegt. Deshalb ist es richtig und not-
endig, dass mittels einer Förderung von Erstinvestitio-
en versucht wird, Arbeitsplätze zu schaffen. Damit soll
er Abwanderung insbesondere von Fachkräften und
on jungen Menschen, die wir in den neuen Bundeslän-
ern vorfinden, entgegengewirkt werden.

Wir begrüßen es nachdrücklich, dass es erstmals mit-
ilfe dieses Gesetzes gelungen ist, die Tourismusbran-
he einzubeziehen. Das betrifft Betriebe der Hotellerie,
ugendherbergen und Hütten, Campingplätze sowie Er-
olungs- und Ferienheime. Die Entwicklung des Touris-
us eröffnet in Gegenden, in denen es keine Industrie,

ber dafür eine schöne Landschaft gibt, neue Chancen.
ch denke beispielsweise an Gegenden in Mecklenburg-
orpommern, in denen es durch eine solche Politik zu
ositiven Effekten kommen kann.

Die vorgenommene Ausgestaltung ist differenziert.
s gibt einen Unterschied hinsichtlich der Fördersätze

ür normale Gebiete und für Randgebiete. Wir als Linke
ehen die Rechtssicherheit – in dem Entschließungsan-






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
trag des Bündnisses 90/Die Grünen wird sie als unzurei-
chend kritisiert –, die mit dem Investitionszulagengesetz
geschaffen wird, als einen unschlagbaren Vorteil an.

Gerade für Kleinst-, kleine und mittelständische Be-
triebe ist es äußerst schwierig, an Mittel für Investitionen
heranzukommen. Es existieren entsprechende Programme
in einer solchen Vielzahl, dass es diesen Betrieben oft-
mals nicht möglich ist, durch den Förderdschungel durch-
zublicken. Die Fraktion der PDS im Sächsischen Landtag
hat bereits vor drei Jahren eine Fördermitteldatenbank
erstellt. Das ist eigentlich nicht unbedingt Aufgabe einer
Parlamentsfraktion, sondern des Wirtschaftsministeriums
des betreffenden Landes. Eine solche Datenbank ist not-
wendig; denn die Unternehmen schauen nicht durch, wel-
che Mittel zur Verfügung stehen.

Wenn man als Kleinstunternehmerin mit einer Bank
in Verhandlungen um einen Kredit tritt, wird man oft-
mals gleich abgewiesen, weil die Summen, die man be-
antragt, zu gering sind oder weil es sich für die großen
Kreditinstitute gar nicht lohnt, sich mit den vorgelegten
Konzepten auseinander zu setzen.

Mit dem Investitionszulagengesetz gibt es einen
Rechtsanspruch. Deshalb werden in den Förderjahren
2007/2008 die zur Verfügung stehenden 580 Millionen
Euro hoffentlich fließen. Es ist wirklich gut angelegtes
Geld; die Förderung beträgt im Durchschnitt nur
20 Prozent der Investitionskosten.

Wir begrüßen auch, dass bezogen auf die jetzt etwas
unklare Situation für das Land Berlin eine Regelung ge-
funden wurde. Im Finanzausschuss wurde uns versi-
chert, dass in Berlin Sicherheit für alle Investitionen, die
noch in diesem Jahr angeschoben werden, besteht, so-
dass auch da die Zeichen auf Grün stehen.

Wir hoffen, dass es nach Verabschiedung dieses Ge-
setzes möglich sein wird, mit der Fortführung der Ge-
meinschaftsaufgabe einen Beitrag dazu zu leisten, in der
wirtschaftlichen Entwicklung der neuen Bundesländer
ein Stück gemeinschaftlich voranzukommen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Karin Kortmann [SPD])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603737300

Das Wort hat der Kollege Peter Hettlich, Bündnis 90/

Die Grünen.


Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603737400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Situa-
tion in Ostdeutschland ist 15 Jahre nach der Wiederver-
einigung immer noch von hoher Arbeitslosigkeit ge-
prägt; Kollegin Höll hat eben die entsprechenden Zahlen
aus Leipzig genannt. Wir sind nach wie vor sehr stark
von Transferleistungen abhängig. Es gibt nach wie vor
eine dramatische Verschuldung in den ostdeutschen
Bundesländern. Hinzu kommt das Problem des demo-
grafischen Wandels.

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(C (D Wir haben schon zu verschiedenen Gelegenheiten, um Beispiel in der Debatte über den Bericht zum Stand er deutschen Einheit, über diese Problematik diskutiert. n diesen Zusammenhang müssen wir heute die Debatte ber die Frage, ob es eine Investitionszulage geben soll der nicht, stellen. Ein Lösungsansatz für die Probleme, die ich eben bechrieben habe, liegt darin, dass sie sich gegenseitig beingen. Wenn ich zunächst sage, dass wir erst einmal die irtschaftskraft der neuen Bundesländer stärken, ann muss das nicht unbedingt heißen, dass die nächsten unkte unwichtiger sind. Denn aus der Stärkung der irtschaftskraft der neuen Bundesländer entsteht natür ich eine Verbesserung der Einnahmesituation der neuen undesländer. Aufgrund einer Verbesserung der Einnahesituation werden wir weniger abhängig von Transfer eistungen. Natürlich ist es auch so: Wenn wir in Osteutschland erfolgreich wirtschaften, dann schaffen wir rbeitsplätze. Das passt zusammen. Dies muss auch so ein. Aus all dem, worüber wir hier diskutieren, wird ein chuh. Darin sind wir uns, glaube ich, einig. Wir sind uns auch einig darin, dass wir eine Investiionsförderung brauchen, und zwar aus unserer Sicht in wei Bereichen; das haben wir in unserem Entschlieungsantrag deutlich gemacht. Der erste Bereich betrifft die direkte Investitionsförerung der Unternehmen. Wir haben in Ostdeutsch and zum einen das Problem, dass wir zu wenige Unterehmen haben. Wir haben eine Unternehmenslücke von twa 100 000 in Ostdeutschland. Zum anderen sind die nternehmen viel zu klein. Die Kleinund Kleinstunterehmen, von denen auch Frau Höll gerade sprach, sind n Ostdeutschland überproportional stark vertreten. leinoder Kleinstbetriebe sind automatisch finanz chwach. Wenn sie finanzschwach sind, dann kommen ie, egal was sie machen wollen, beispielsweise wenn sie n die Weiterentwicklung investieren wollen, sehr chwer an entsprechende Mittel. Wenn sie klein sind, haen sie zudem das Problem, dass sie mit ihren innovatien Produkten, die man möglicherweise in einer kleinen irma entwickeln kann, keinen Zugang zum Markt chaffen. Das heißt, es geht auch um Marktchancen. Das alles sind Probleme, über die wir in diesem Zuammenhang sprechen. Wir sagen an dieser Stelle ganz lar: Wir wollen hier weiterhin stark fördern. Über die nstrumente dazu spreche ich gleich. Der zweite Bereich, den wir angehen wollen, betrifft olgendes: Wir müssen uns stärker mit dem Bereich orschung und Entwicklung, mit Investitionen in Bilung und Hochschulen beschäftigen. enken wir einmal daran, dass wir es uns in Ostdeutschand erlauben, dass zwischen 10 und 15 Prozent der auptschüler eines jeden Jahrgangs ohne Abschluss die chule verlassen. Denken Sie daran, welch dramatischen emografischen Wandel wir in Ostdeutschland haben. Dazu muss ich sagen: An dieser Stelle ist jede Einspaung falsch. Wir müssen noch viel stärkere Akzente bei Peter Hettlich den Investitionen setzen. Deswegen müssen wir darüber sprechen, ob der Investitionsbegriff, über den wir hier diskutieren, überhaupt richtig ist. Das würde zu weit führen; das will ich heute nicht mehr ausführen. Für uns ist ganz klar: Die Instrumente zur Investitionsförderung sind vielfältig. Kollegin Höll hatte es angesprochen: Die Investitionszulage lehnen wir nicht deswegen ab, weil es um Rechtssicherheit geht, sondern um einen Rechtsanspruch. Das Problem sind nicht die Kleinund Kleinstunternehmen. Kollegin Höll, ich kann Ihnen nur sagen: Wenn Sie mit einem Unternehmen einen Neustart machen und Sie noch nicht einmal einen ersten Kredit bekommen, dann bekommen Sie auch keine Investitionszulage. Ohne Eigenkapital und ohne anderes Geld können Sie keine Investitionszulage erhalten. Mein Problem ist, dass es viel zu viele Unternehmen gibt, die mit den Geldern Investitionen tätigen, die sie sowieso getätigt hätten. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Das produzierende Gewerbe in Ostdeutschland, wo es Wachstumsraten von 10 Prozent gibt, und ähnliche Bereiche müssen wir nicht weiter fördern. (Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


– Nein, tut mir Leid. Ich habe wirklich wenig Zeit. Ich
muss gleich wieder zur Anhörung zum Thema „Bahn“.
Ich bin stellvertretender Ausschussvorsitzender und
muss gleich von Herrn Lippold den Vorsitz übernehmen.
Ich bin wirklich in Eile.

Wir sind ganz klar für die Förderung, die Unterstüt-
zung und die weitere Ausgestaltung der Gemeinschafts-
aufgabe „Ost“. Die Kolleginnen und Kollegen haben
gesagt, dass sie unsere Einwände, gerade was die Frage
der Mitnahmeeffekte angeht, ernst nehmen. Deswegen
sagen wir ganz deutlich: Wir müssen uns mit Program-
men beschäftigen, bei denen Mitnahmeeffekte vermie-
den werden, und gezielt die Bereiche fördern, über die
wir gesprochen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dazu gehören neben der GA eben die gesamten Projekte
aus dem Forschungsbereich. Kollegin Wicklein weiß,
wovon ich rede: Inno-Regio, NEMO, Inno-Watt. Alle
diese Programme müssen gesichert werden. Jedes Jahr
droht da Ungemach.

Last but not least: Der Kollege Ahrendt hat auf den
Solidarpakt II verwiesen. Jedes Jahr – ich sage immer:
Jährlich grüßt das Murmeltier – gibt es im Bundestag die
gleiche Debatte über die Fehlverwendung. Es geht hier
nicht um Missbrauch, sondern um Fehlverwendung. Die
Mittel in Höhe von 5 Milliarden Euro, die im letzten
Jahr nicht richtig verwendet worden sind, sind nicht in-
vestiert worden. Das ist, verglichen mit der Investitions-
zulage, ein richtig dickes Ding. Ich sage Ihnen ganz ehr-
lich: Es wäre gut, wenn die Länder diese Mittel in Höhe
von 5 Milliarden Euro investierten, unter anderem im
Bereich der direkten Unternehmensförderungen. Diese
Investitionen schönen außerdem die Bilanz; denn die
durchgereichten Investitionsförderungsmittel werden

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(C (D on den Instituten, die die Untersuchungen dazu durchühren, als Investitionen der Länder gerechnet. An dieser telle müssen wir den Hebel ansetzen. Wir haben vor zwei Jahren gefordert: Wir müssen uch über Sanktionen sprechen. – Dafür sind wir geprüelt worden. Ich werde diese Forderung aufrechterhalen. Wir müssen – auch in dieser Form – über den olidarpakt II sprechen. Herr Kollege! Wir können nicht einfach sagen: Die Investitionszu age ist toll, aber der Solidarpakt ist uns egal. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Ich muss os. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603737500
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603737600


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603737700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Andrea Wicklein,

PD-Fraktion.


Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1603737800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Herr Hettlich, schade, dass Sie
etzt gehen müssen. Dann können Sie meine Einwände
ar nicht mehr mitverfolgen. Ich werde sie trotzdem vor-
ringen.

Als ostdeutsche Abgeordnete bin sehr froh, dass wir
eute im Bundestag abschließend über die Verlängerung
er Investitionszulage diskutieren und dass wir im Zeit-
lan liegen, dass wir die Investitionszulage noch vor der
ommerpause auf den Weg bringen können. Damit kön-
en wir – das wurde schon gesagt – die Förderlücke ent-
cheidend verkleinern; denn ab Verkündung des Geset-
es kann die Investitionszulage in Anspruch genommen
erden.

Die Verlängerung der Investitionszulage bis 2009 ist
m Übrigen nicht nur ein Zeichen für die weitere Unter-
tützung von Investitionen in Ostdeutschland, sondern
uch ein deutliches Zeichen für eine gesamtdeutsche
olidarität. Das muss man an dieser Stelle einmal sa-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir alle wissen, dass der Bund und die alten Länder die
inanzielle Hauptlast tragen, weil alle erkannt haben,
ass die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Osten
m gesamtdeutschen Interesse ist. Deswegen möchte ich

ich an dieser Stelle für die breite Unterstützung hier im
ause bedanken. Nicht nur die Regierungskoalition,

ondern auch die FDP und die Fraktion Die Linke unter-
tützen dieses Gesetz. Das halte ich für ein sehr gutes
ignal in die Richtung der ostdeutschen Bundesländer.






(A) )



(B) )


Andrea Wicklein
Mit der Investitionszulage gleichen wir die Eigenka-
pitalschwäche aus; das ist gerade für die KMU beson-
ders wichtig. Wir schaffen mit einem unbürokratischen
Verfahren sehr wichtige Anreize für Investitionen. Des-
halb ist es richtig, dass wir die Verlängerung auf den
Weg bringen. Daran gibt es nichts zu rütteln.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wenn wir uns die Investitionsentscheidungen in den
neuen Ländern genau anschauen, erkennen wir, dass die
Summe der unterschiedlichen Standortqualitäten aus-
schlaggebend für Investitionen ist.

Deshalb setzt die Bundesregierung auf einen Förder-
mix, der in erster Linie die regionalen Stärken und die
Standortqualitäten insgesamt entwickelt. Die Investi-
tionszulage ist ein zentrales Element in diesem Instru-
mentenmix. Sie wird durch ein Gesamtpaket von staatli-
chen Fördermaßnahmen flankiert. Ich will einige
nennen. Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur“ wurde heute schon ge-
nannt. Es gibt aber auch die Programmfamilie „Unter-
nehmen Region“. Herr Hettlich hat den Bereich der For-
schung angesprochen. Die Vernetzung von Wissenschaft
und Forschung mit der Wirtschaft fördern wir genauso
wie Programme zur Erhöhung der technologischen
Kompetenz, zum Beispiel Inno-Watt. Das sind Pro-
gramme, die deutlich im Haushalt aufgestockt wurden.
Da gehen wir in der Gesamtheit der Förderpolitik den
richtigen Weg.


(Beifall bei der SPD)


Diese Maßnahmen greifen dort am besten, wo sie in
branchenbezogene regionale Entwicklungskonzepte und
Schwerpunktsetzungen eingebettet werden. Wenn diese
Potenziale erkannt und zielgerichtet gefördert werden,
dann wird das Wachstum nachhaltig sein und dann wer-
den wir von der unsäglichen Verschwendungsdebatte
wegkommen und sachlich diskutieren. Dazu könnte ich
viel sagen, aber die Zeit reicht leider nicht aus.

Es ist ein großer Erfolg, dass künftig auch touristi-
sche Betriebe wie Hotels und Jugendherbergen geför-
dert werden können. Dabei geht es uns nicht um das
zehnte Hotel am Marktplatz; vielmehr müssen auch im
Bereich des Tourismus intelligente regionale Konzepte
entwickelt werden. Dann kann Tourismus zu einem der
entscheidenden Wirtschaftszweige im Osten werden. An
einigen Stellen funktioniert das schon heute. Es ist rich-
tig, dass gerade die Tourismusbranche überwiegend von
kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt ist,
die in der Region fest verankert sind und ihre Arbeits-
plätze nicht exportieren können. Deshalb ist es richtig,
dass wir diesen Bereich unterstützen.

Osten ist nicht gleich Osten. Wir haben in der Debatte
über den Stand der deutschen Einheit darüber gespro-
chen, wie differenziert die Wirtschaftsstruktur in den
neuen Bundesländern ist. Wir stellen fest, wenn wir uns
die Gesamtentwicklung ansehen, dass wir noch viel zu
tun haben. Wir können mit dem Erreichten noch nicht
zufrieden sein. Das verarbeitende Gewerbe ist aber in
den letzten Jahren hier zwischen 6 und 8 Prozent ge-
wachsen. Das ist ein Verdienst der Investitionszulage.

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(C (D Ich hoffe, dass es mir in der kurzen Zeit ein Stück eit gelungen ist, deutlich zu machen, dass die Investi ionszulage ein wesentlicher Baustein im Mosaik der esamtförderkulisse für den Aufbau Ost ist und dass wir m Zusammenspiel der unterschiedlichen Instrumente nd Maßnahmen gute Voraussetzungen haben, den Aufolprozess in Ostdeutschland voranzubringen. Unser Sinal von heute sollte deshalb lauten: Investitionen in stdeutschland lohnen sich nicht nur, aber auch wegen er Investitionszulage. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603737900

Das Wort hat die Kollegin Antje Tillmann, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1603738000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrte Damen und Herren! Heute beenden wir die
iskussion über das Investitionszulagengesetz 2007 und
eben damit als Bundestag 1,74 Milliarden Euro Investi-
ionsförderung an Unternehmen frei, die damit mög-
ichst viele Arbeitsplätze in den neuen Ländern schaffen
der erhalten.

Wir haben in der ersten Lesung sehr intensiv über die
erschiedenen Fördermittel diskutiert und haben die Un-
erschiede zwischen Gemeinschaftsaufgabe und Investi-
ionszulage teilweise kontrovers, aber sehr sachlich an-
esprochen. Die Mehrheit dieses Hauses hat sich dafür
ntschieden, die Investitionszulage bis 2009 aus folgen-
en Gründen zu verlängern: Die Vorteile gegenüber der
emeinschaftsaufgabe sind völlig klar. Die Gemein-

chaftsaufgabe steht unter Haushaltsvorbehalt und die
rfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass der
parzwang sehr leicht dazu führt, dass die Mittel einge-
chränkt werden. Die Gemeinschaftsaufgabe wird hälf-
ig von Bund und Ländern getragen, was dazu führt, dass
erade finanzschwache Länder, die sich bemühen, ihren
aushalt in Ordnung zu bringen, diese Fördermittel
icht abrufen und damit nicht nur der Länder-, sondern
uch der Bundesanteil für die Unternehmen wegfällt.
ie Gemeinschaftsaufgabe kann nur unter Haushaltsvor-
ehalt genehmigt werden. Die Verpflichtungsermächti-
ungen würden, sobald sie ausgeschöpft wären, keine
icherheit für die Unternehmen bieten. All das sind Vor-

eile der Investitionszulage, die wir heute, wie schon in
er ersten Lesung, genannt haben. Hier gibt es Rechtssi-
herheit für die Unternehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Seit dieser Woche kommt ein weiteres Argument
inzu, welches ich gar nicht unter den Tisch fallen lassen
öchte – Herr Ahrendt, Sie haben sehr intensiv darauf

ingewiesen –: die Fehlverwendung der Mittel aus dem
olidarpakt I. Sie wird uns in den neuen Ländern zu
echt vorgeworfen. Diese Fehlverwendung kann nur die
onsequenz haben, dass wir sehr genau aufpassen, dass






(A) )



(B) )


Antje Tillmann
die Mittel aus dem Solidarpakt II wie vorgesehen ver-
wendet werden. Genau das ist bei der Investitionszulage
gewährleistet. Sie kann systemimmanent nur für Investi-
tionen ausgegeben werden, sodass von diesen 1,74 Mil-
liarden Euro zwingend Investitionen in Höhe von fast
10 Milliarden Euro finanziert werden können.

Lieber Kollege Ahrendt, Sie haben die Fehlverwen-
dung zu sehr kritisiert. Ich teile Ihre Auffassung, dass
wir als Deutscher Bundestag darauf achten müssen, dass
die Länder mit den Mitteln sorgfältig umgehen. Ihre Kri-
tik an den Fehlverwendungen klang aber so, als würden
die neuen Länder dieses Geld einfach verbrennen. Das
tun sie natürlich nicht. Wenn ich mir zum Beispiel mein
Land ansehe, dann stelle ich fest, dass dort mit diesen
Geldern sehr viel Vernünftiges getan wird. Es werden
damit Kindergartenplätze und Hortbetreuung bezahlt
– die Personalkosten sind hoch –, was nicht dem Gesetz
entspricht, was aber auch keine Verschwendung ist, wie
es manchmal in den Zeitungen dargestellt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das sind zwar sinnvolle Investitionen; das Gesetz war
aber für Investitionen in Werte vorgesehen. Darüber
müssen wir bei Gelegenheit noch einmal sprechen. Ich
teile die Auffassung, dass die Investitionszulage gerade
in diesem Bereich eine sehr große Sicherheit gegen die
Zweckentfremdung bietet.

Der Kollege Hettlich ist leider nicht mehr anwesend.
Ich sage einmal lachend: Es kann passieren, dass man in
Eile ist. Es kann auch passieren, dass man mehrere Ter-
mine gleichzeitig hat. Bei einem so wichtigen Gesetz,
wenn man fordert, für die neuen Länder 1,74 Milliarden
Euro nicht auszugeben, sollte man sich aber vielleicht
doch die Zeit nehmen. Vielleicht hätte ein anderer Red-
ner aus der Fraktion das übernehmen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, leider
haben Sie nur den ersten Schritt dessen getan, was Sie
angekündigt haben. Herr Hettlich hat in der ersten Le-
sung den Eindruck vermittelt, als würde er die Mittel, die
wir für Investitionszulagen ausgeben, für die Gemein-
schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt-
schaftsstruktur“ verwenden. Den zweiten Schritt haben
Sie leider vergessen. Im Moment finden die Bereini-
gungssitzungen des Haushaltsausschusses statt. Dort ha-
ben Sie Ihren Antrag nicht eingebracht, sodass ganz klar
ist: Sie wollen weder die Investitionsförderung noch ma-
chen Sie sich die Mühe, im Haushaltsausschuss einen
Ergänzungsantrag für die Gemeinschaftsaufgabe zu stel-
len. Dazu kann ich nur sagen: Sie haben offensichtlich
keine Zeit für die neuen Länder. Das kann man Ihnen
schon vorwerfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Auch Ihr Vorschlag, die neuen Länder sollten den ein-
gesparten Anteil an der Einkommensteuer zur Refinan-
zierung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der re-
gionalen Wirtschaftsstruktur“ verwenden, geht einfach
nicht weit genug. Offensichtlich haben Sie nicht ausge-

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(C (D echnet, dass der Anteil eines durchschnittlichen neuen andes an 1 000 Euro Investitionszulage genau 113 Euro eträgt. Mit diesen 113 Euro können Sie bei weitem nicht as leisten, was das Investitionszulagengesetz bis 2009 it Investitionen in Höhe von insgesamt fast 10 Milliar en Euro schafft. Es war gut, dass wir uns in den Ausschussberatungen ie Zeit genommen haben, das Gesetz noch einmal sehr ntensiv anzuschauen. Zwei Fehler konnten ausgemerzt erden, die nicht beabsichtigt waren: Bei dem Beherberungsgewerbe – der Kollege Kolbe hat darauf hingewieen – war nicht gewollt, dass Investitionen, die 2006 vorenommen werden, nicht förderfähig sind. Das zweite roblem bezog sich auf das Land Berlin; es wird hofentlich noch im Sinne Berlins gelöst werden. Wir sollten nach dem heutigen Tag aber keineswegs ufatmen. Wir haben jetzt Zeit bis 2009. Bis dahin errscht Sicherheit für die Unternehmen in den neuen ändern, dass Investitionen gefördert werden können. ir alle wissen, das Jahr 2009 ist sehr schnell da. Die rfahrungen, die wir in dieser Debatte über die Investiionszulage mit der EU gemacht haben – Frau Violka, ie haben zu Recht darauf hingewiesen –, waren schon chlecht. In drei Jahren werden wir mit Sicherheit noch chlechtere Erfahrungen machen. Daher bitte ich Sie, gemeinsam zu überlegen, wie wir is zum Jahre 2009 eine andere Art der Förderung unseer Unternehmen finden. Dafür bietet sich die Föderaismuskommission II an; da müssen wir über Geld und eldverteilung sprechen. Liebe Kollegen und Kolleginen von den Grünen, ich würde an dieser Stelle eigentich noch weiter gehen: Über die regionale Wirtschaftsörderung sollte regional entschieden werden. Die änder sollen sagen, wie sie die Mittel einsetzen wollen. m Gegenzug werden sie dazu verpflichtet, uns Rechenchaft darüber abzulegen, dass die Mittel ordentlich verendet werden. Dazu fordere ich Sie auf. Aber ich gebe zu: Heute bin ch erst einmal froh, dass wir diesen Schritt geschafft haen. Ich glaube, darüber sind die Unternehmen und die ürgerinnen und Bürger in den neuen Ländern ebenso roh. Danke schön. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Enturf eines Investitionszulagengesetzes 2007 auf Druck ache 16/1409. Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 16/1539, den Ge etzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st damit in zweiter Beratung mit den Stimmen von SPD, Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner CDU/CSU, FDP und der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der Fraktion der Grünen angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in dritter Beratung mit demselben Stimmergebnis wie in zweiter Beratung angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1662. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Fraktionen SPD, CDU/CSU, FDP und der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der Grünen abgelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 12 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frank Spieth, Dr. Martina Bunge, Inge Höger-Neuling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Erlass der Rechtsverordnung zum morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich gemäß § 268 Abs. 2 SGB V – Drucksache 16/1511 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die Fraktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Frank Spieth, Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es en det fast die 13. Stunde der heutigen parlamentarischen Beratungen. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für die Gesundheitspolitik in diesem Land. Vielleicht hängt die Abwesenheit vieler Kollegen damit zusammen, dass einige entweder erschöpft oder im Geschäft mit den Lobbygruppen verschwunden sind und deshalb keine Zeit haben, gerade dann, wenn es um die wesentlichen gesundheitspolitischen Themen geht, hier in diesem Hohen Hause anwesend zu sein. Ich bedauere das sehr. Ich freue mich aber, dass immerhin der Staatssekretär des zuständigen Ministeriums heute anwesend ist. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603738100




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(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603738200

Der in der gesetzlichen Krankenversicherung 1994
eingeführte Risikostrukturausgleich ist eine unver-
zichtbare Voraussetzung für die Umsetzung des Versor-
gungsauftrags der Krankenkassen und für einen funk-
tionsfähigen Kassenwettbewerb. Um das einmal klar in
Zahlen auszudrücken: Würden wir diesen Risikostruk-

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(C (D urausgleich zwischen den Krankenkassen in Deutschand nicht haben, hätten einige Krankenkassen einen eitrag von 25 Prozent und andere einen Beitrag von Prozent. Dies würde überhaupt keine Wettbewerbsfä igkeit mehr garantieren und zu einem Vernichtungsettbewerb führen. Der bisherige Risikostrukturausgleich ist aber unzueichend. Die großen Kassen mit vielen Kranken tragen eiterhin die Hauptlast in diesem Wettbewerb, während ie kleinen Kassen mit überwiegend gesunden Versiherten die großen Nutznießer sind. Sinnvoller Wettbeerb aber setzt gleiche Bedingungen für die Wettbewerer voraus. Wenn die einen Lasten zu tragen haben und ndere nicht, dann kann man nicht von gleichen Bedinungen sprechen. Das kommt einem so vor, als wollte an einigen Beteiligten bei einem 1 000-Meter-Lauf ei en Vorsprung von 100, 200 und 300 Metern einräumen. ann zu behaupten, dies seien gleiche Wettbewerbsbeingungen, ist allergrößter Unsinn. Die Notwendigkeit einer Reform des Risikostrukturusgleichs hat das Bundesverfassungsgericht in seinem eschluss vom 18. Juli 2005 noch einmal ausdrücklich estätigt. Hier hat das Bundesverfassungsgericht ausrücklich festgestellt, dass die unscharfe Abbildung des esundheitszustands der Versicherten im gegenwärtigen usgleich die Erreichung der gesetzlichen Hauptziele efährdet. Dadurch werden logischerweise Tendenzen ur Risikoselektion zwischen den Kassen begünstigt. Wir stellen deshalb fest: Die Rechtsverordnung des undesministeriums für Gesundheit, die nach dem Ge etz bis zum 30. Juni 2004 hätte erlassen werden müssen nd die die Einführung dieses krankheitsbezogenen Ausleiches hätte regeln sollen, liegt bis heute nicht vor, ach meiner Auffassung unter Missachtung dessen, was ier im Deutschen Bundestag beschlossen wurde. Das ist in gültiges Gesetz. Wenn Sie, wie in der Debatte über die Gesundheitsreorm zu hören ist, wohlfeil auf die Ärzteproteste reagieen – hier ist auch ein gehöriger Schuss Populismus mit abei – (Nicolette Kressl [SPD]: Das sagen die Richtigen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


nd die Ärztevergütungen jetzt neu regeln – vom Grund-
atz her bin ich dafür –, gleichzeitig aber die Regelung
es Risikostrukturausgleichs für die krankheitsbezoge-
en Ursachen quasi auf den Sankt-Nimmerleins-Tag ver-
agen, dann schaffen Sie für die Krankenkassen, die mit
esonderen Krankheitsrisiken zu kämpfen haben, Bedin-
ungen, die es unmöglich machen, dass sie eine neue
ergütung für Ärzte finanzieren. Das ist das Problem.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Gesundheitspolitiker der großen Koalition be-
ommen immer glänzende Augen, wenn vom neuen Ge-
undheitssystem in den Niederlanden die Rede ist. Das






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Frank Spieth
haben wir dieser Tage auch beim Besuch des holländi-
schen Gesundheitsministers Hoogervorst im Gesund-
heitsausschuss beobachten können.

Aber ich rate Ihnen, genauer hinzuschauen: In Hol-
land besteht für die gesamte Bevölkerung eine Versiche-
rungspflicht. Für alle Teilnehmer am Wettbewerb gelten
die gleichen Bedingungen. In den Niederlanden gibt es
einen krankheitsorientierten Risikostrukturausgleich, in
den schon vor der jetzigen Reform gesetzliche und pri-
vate Krankenkassen – bei uns ist es ein Sakrileg, das nur
zu sagen – eingebunden waren und der über Alter und
Geschlecht deutlich hinausgeht. Dort sind chronisch
Kranke jetzt eine für alle Kassen interessante Gruppe.
Das, meine ich, muss unser Ziel sein.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ein anderes Bild zeigt sich beim Vergleich mit der
Schweiz. Dort wurde der Wettbewerb zwischen den
Krankenkassen ohne einen krankheitsbezogenen Aus-
gleich herbeigeführt, mit der Folge, dass dies zulasten
der Kranken geht. In der Schweiz wurde ein Fehler ge-
macht, den wir in Deutschland jetzt möglicherweise
auch machen: Wir werden die notwendigen finanziellen
Anpassungen ohne Ausgleichssysteme vornehmen, mit
der Folge, dass sich der Wettbewerb um Junge und Ge-
sunde – und nicht der Wettbewerb um Kranke – weiter
verstärkt.

Frau Präsidentin, ich komme zum Ende. – Wer Soli-
darität und Gerechtigkeit will, muss diese Rechtsverord-
nung erlassen. Verwirklichen Sie endlich den krankheits-
bezogenen Risikostrukturausgleich zwischen den
Kassen, wie er längst im Gesetz steht! Dann ist auch die
Einführung einer gerechten Ärztevergütung möglich.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603738300

Die Kollegen Dr. Hans Georg Faust, Dr. Karl

Lauterbach, Daniel Bahr (Münster), die Kollegin
Elisabeth Scharfenberg und der Parlamentarische
Staatssekretär Rolf Schwanitz haben ihre Reden zu Pro-
tokoll gegeben1). Deshalb schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/1511 an den Ausschuss für Gesundheit
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 13 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Errichtung einer Bundesanstalt für
den Digitalfunk der Behörden und Organisa-

(BDBOS-Gesetz – BDBOSG)


– Drucksachen 16/1364, 16/1610 –

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d1) Anlage 17

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ausschusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/1683 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Gerold Reichenbach
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Ulla Jelpke
Silke Stokar von Neuforn


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1701 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Hagedorn
Dr. Michael Luther
Jürgen Koppelin
Roland Claus
Alexander Bonde

Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der
DP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parla-
entarische Staatssekretär Peter Altmaier.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1603738400


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach
ancherlei Irrungen, Wirrungen und Rückschlägen in

er Vergangenheit sind wir dem Ziel der Einführung des
igitalfunks in unserem Land einen wichtigen, vielleicht

ogar den entscheidenden Schritt näher gekommen. Wir
önnen heute zuversichtlich sagen, dass wir in absehba-
er Zeit den Polizeien, den Feuerwehren, den Rettungs-
iensten und den übrigen Sicherheitsbehörden einen
undesweit einheitlichen Digitalfunk zur Verfügung stel-
en werden und dass wir weltweit das größte Land mit
inem solchen funktionierenden Digitalfunk sein wer-
en. Wir haben in den zurückliegenden Wochen ent-
cheidende Etappenziele erreicht: Das Verwaltungsab-
ommen zur Zusammenarbeit von Bund und Ländern
nd zur Kostenverteilung ist paraphiert. Die Vertragsver-
andlungen mit dem künftigen Betreiber des Digital-
unks werden in Kürze ihren Abschluss finden. Das Ver-
abeverfahren für die Systemtechnik befindet sich in der
ndphase und die vorläufige Satzung der einzurichten-
en Bundesanstalt ist zwischen Bund und Ländern abge-
timmt. In dem vorliegenden Gesetzentwurf geht es um
ie Einrichtung genau dieser Bundesanstalt.

Es hat in den vergangenen Monaten eine Diskussion
ber die richtige Rechtsform für die Wahrnehmung die-
er Aufgabe gegeben; diese Diskussion ist auf beiden
eiten mit guten Argumenten geführt worden. Dass wir
ns am Ende dafür entschieden haben, die Rechtsform
iner Bundesanstalt zu wählen, liegt darin begründet,
ass wir keine Zeit verlieren wollen, dass wir möglichst






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Peter Altmaier
schnell vorangehen wollen. Schließlich gibt es, wie ich
meine, auch gute Argumente in der Sache. Die Gewähr-
leistung der Sicherheit – in diesem Fall mithilfe der Si-
cherheitsinfrastruktur – ist eine der vornehmsten Aufga-
ben des Staates überhaupt. Es spricht deshalb einiges
dafür, dass der Staat die Überwachung und die Sicher-
stellung der Funktionsfähigkeit des Digitalfunknetzes
selbst wahrnimmt. Genau dieses Ziel wollen wir mit der
Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Or-
ganisationen mit Sicherheitsaufgaben erreichen, indem
wir auch hoheitliches Handeln ermöglichen. Wir neh-
men aber auch die Anregungen auf, die es im Hinblick
auf schlanke und effiziente Organisationsstrukturen ge-
geben hat: Wir werden die Bundesanstalt mit einer kauf-
männischen Buchhaltung und mit einem ständigen Con-
trolling ausstatten.

Wir haben in der gesamten Phase der Planung und
Durchführung dafür gesorgt, dass ein hohes Maß an
Kostentransparenz gewährleistet ist. Die Bundesregie-
rung hat die Kosten für die Bundesanstalt im Vorblatt
zum Gesetzentwurf ausführlich dargelegt. Sie sind über-
schaubar: Sie belaufen sich auf etwa 10 Millionen Euro
jährlich. Wir haben auch die Folgekosten von Systemlie-
ferung und privatem Betreiber berechnet und diese Zah-
len auch veröffentlicht. Die endgültigen Folgekosten
können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht berech-
nen, weil sie natürlich vom Vergabeverfahren für die Be-
schaffung der Systemtechnik und vom Abschluss des
Betreibervertrages abhängen; wir werden auch diese
Zahlen vorlegen, sobald sie feststehen.

Es ist wichtig, bei einem derart großen Projekt dafür
zu sorgen, dass das Vergabeverfahren einwandfrei ab-
läuft und allen Anfechtungen standhält. Wir sind davon
überzeugt, dass dies gelungen ist und dass das Verfahren
allen rechtlichen Überprüfungen standhalten wird.

Die Einführung des Digitalfunks bedeutet für unser
Land einen großen Zugewinn an innerer Sicherheit. Sie
ist ein herausragendes Beispiel für die technologische
Leistungsfähigkeit unserer Industrie und sie ist auch ein
Beispiel für die Leistungsfähigkeit unserer öffentlichen
Verwaltung. Ich glaube, dass wir es den Bürgerinnen und
Bürgern unseres Landes nach langen Jahren der Diskus-
sion schuldig sind, ihnen nun endlich rasch ein moder-
nes, vielleicht sogar das modernste Kommunikationssys-
tem überhaupt zur Verfügung zu stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603738500

Nächster Redner ist der Kollege Hartfrid Wolff, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Die unterschiedliche Berichterstattung in den Medien,
unter anderem kürzlich im „Spiegel“, hat deutlich ge-
macht: Die Einführung des BOS-Digitalfunks ist tech-
nisch, wirtschaftlich und nun auch politisch in ein uner-
freuliches Fahrwasser geraten. Dieses Projekt ist aber zu

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(C (D ichtig, als dass es auf Dauer riskiert werden dürfte. Wir rauchen den Digitalfunk in Deutschland schnellstmögich, doch ich bezweifle, dass der von der Bundesregieung eingeschlagene Weg wirklich zum Ziel führt. Der usschluss sämtlicher Mitbewerber von EADS durch as Beschaffungsamt hat mehr als ein Geschmäckle. Die aut „Spiegel“ von einem Mitbewerber aufgeworfene rage, ob nicht auch EADS aufgrund strafrechtlich releanter Handlungen im Vergabeverfahren auszuschlieen gewesen wäre, ist bislang nicht überzeugend beantortet worden. Dass alle anderen Mitbewerber, die ja ämtlich keine Nullachtfünfzehn-Unternehmen sind, usgeschlossen wurden, zeigt, dass die Ausschreibungsedingungen nicht nachvollziehbar waren. Obwohl die Bundesregierung immer wieder das Geenteil behauptet: Der Eindruck ist unabweisbar, dass ie Kosten für den Steuerzahler als eine zu vernachlässiende Größe angesehen werden. Im Jahr der größten teuererhöhung in der deutschen Geschichte spielt Geld ffensichtlich keine Rolle. Der Bürger wird einfach weier geschröpft, privilegierte Konzerne können Monopolreise für nicht garantierte Leistungen verlangen. Was für das Vergabeverfahren als Ganzes gilt, gilt im etail auch für die geplante Einrichtung der Bundesan talt für den Digitalfunk. Es ist nicht ersichtlich, waum die im Gesetzentwurf der Bundesanstalt zugewieseen Aufgaben nicht ebenso von einem entsprechenden tab im Bundesinnenministerium erledigt werden könen. Wir brauchen keine Vielzahl neuer Dienstposten, ondern eine effiziente Ausgestaltung der Digitalfunkinführung. Die Kosten für eine Bundesanstalt von wenigstens Millionen Euro jährlich sind überflüssig. Auch teilen ir nicht den Optimismus, dass die zusätzlichen Persoalkosten über den Wegfall von Planstellen im BMI fianziert werden können. Die Erfahrung mit der Grünung neuer Behörden spricht eindeutig dagegen. ie Steuerung der Digitalfunkeinführung kann sehr gut n Zusammenarbeit mit Privatunternehmen erfolgen. as geht besser als durch jede neue Behörde. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die neue Bundesreierung nimmt die dringend notwendige Einführung der igitalfunktechnik für die BOS zum Anlass, mit nachaltiger Wirkung das Geld der Steuerzahler zum Fenster inauszuwerfen. Zudem werden die Länder mit unzuutbaren Kosten belastet. Neben der Finanzierung des om Bundesrumpfnetz nicht abgedeckten Flächennetes, das erheblich teurer als das Netz der DB Telematik erden wird, kommt auf die Länder aber noch der ampf bei der Errichtung der zusätzlichen Sendemasten u. Schon gegenüber der Errichtung der normalen Moilfunkmasten sind die Bürgerinnen und Bürger sehr kriisch eingestellt. Der Widerstand wird bei den noch gröer dimensionierten BOS-Digitalfunkmasten sicher icht geringer werden. Hartfrid Wolff Die FDP hat erhebliche Bedenken gegen die Gründung der Bundesanstalt und vor allem gegen die Art und Weise, wie die Bundesregierung hinsichtlich der schnellstmöglichen Einführung des Digitalfunks durch mögliches Missmanagement und ein fragwürdiges Vergabeverfahren insgesamt Risiken eingeht. Da nach all dem, was man in der Öffentlichkeit erfährt, dies rechtlich bedenklich ist – das ist nur vorsichtig ausgedrückt –, wächst mein Verständnis für diejenigen, die nach einem sicheren Neustart für das Projekt rufen. Durch eine neue Ausschreibung können nicht nur die Kosten für den BOS-Digitalfunk reduziert werden, sondern auch die technische Verlässlichkeit und die baldige Einführung sichergestellt und gegebenenfalls sogar noch beschleunigt werden. Dabei muss im Rahmen einer größeren Technikoffenheit ausdrücklich auch der GSMStandard als Möglichkeit einbezogen und eine Vorfestlegung vermieden werden können. Wir sollten im Interesse der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger und vor dem Hintergrund der Haushaltslage schnellstmöglich die beste, aber auch preiswerteste und wirtschaftlichste Technik in Deutschland umsetzen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Gerold Reichenbach, SPD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kol legen! Die Errichtung der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, ein Herzstück unseres Sicherheitsbereichs, nämlich die Kommunikation und den Datenaustausch, zu modernisieren. Das ist, was Umfang, Organisation und Kosten betrifft, eine große Aufgabe; denn anders als in den übrigen europäischen Ländern wollen wir in Deutschland ein bereits bestehendes flächendeckendes und integriertes Funksystem von der alten analogen auf die neue Digitaltechnik umstellen. Das ist bisher einmalig. Zwar hat man in vielen Ländern Europas den Digitalfunk inzwischen eingeführt – darauf wird in der Debatte immer wieder süffisant verwiesen –, aber bisher nur als Insellösung oder als Teilfunknetze. Unsere europäischen Nachbarländer sind erst dabei, auf dieser Basis integrierte Gesamtlösungen zu planen und umzusetzen. Die Einführung des flächendeckenden Digitalfunks ist aber nicht nur vom Umfang her, sondern auch in ihrer Komplexität eine gewaltige Aufgabe. An diesem Prozess sind entsprechend unserer föderalen Struktur im Sicherheitsbereich mehrere Aufgabenträger beteiligt. Dies sind der Bund und die Länder in der polizeilichen Gefahrenabwehr und in der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr kommen die Gemeinden und Hilfsorganisationen hinzu. Bereits jetzt gibt es einen Lenkungsausschuss mit über 100 Mitgliedern. Wer glaubt, diese Aufgabe mit e d u b l m p w d m H w m w h r s w w d n 2 b K z u E d w e G G w w g w w g e h w m i i d v l k H s V (C (D iner Stabsstelle im Ministerium bewältigen zu können, er irrt. Die Notwendigkeit, ein digitales Netz einzuführen, ist nter Sicherheitsexperten unumstritten. Der Digitalfunk ietet gegenüber dem analogen System vor allem die seit angem geforderte Abhörsicherheit, einen höheren Komunikationskomfort, die Möglichkeit des Datentrans orts und damit die Möglichkeit neuer zusätzlicher Anendungen. Mit einem Wort: Er bietet die Möglichkeit er besseren Organisation und des effektiveren Manageents in unserem Sicherheitsbereich. Dies ist gerade im inblick auf Katastrophen oder Großschadenslagen ein esentlicher Punkt. Dass dieser Prozess bisweilen ins Stocken geraten ist, ag zu bedauern sein. Das ist aber auch nicht ganz verunderlich. Es geht um die Finanzierung – wir sprechen ier von einem Investitionsvolumen von insgesamt meheren Milliarden Euro – und um Zuständigkeiten. Nicht elten hängt das eine mit dem anderen zusammen, wie ir ja auch bei der Föderalismusreform gelernt haben. Seit März letzten Jahres hat das Großprojekt aber ieder Fahrt aufgenommen; denn das Angebot des Bunes an die Länder, 50 Prozent der Gesamtkosten zu überehmen, obwohl sein Nutzervolumen nur knapp 0 Prozent beträgt, hat wieder Schwung in die Sache geracht. An dieser Stelle darüber zu reden, dass der Bund osten auf die Länder abwälzt, scheint mir nur möglich u sein, wenn man das deutsche Gefahrenabwehrsystem nd seine Beteiligten nicht sehr gut kennt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





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(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603738600
Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1603738700

Dass wir heute hier stehen und den Weg für die
rrichtung einer Bundesanstalt frei machen, zeigt,
ass alle Akteure die gewonnene Dynamik beibehalten
ollen, auch wenn es, um im Bild zu bleiben, genau vor

inem Jahr etwas überflüssige Bremsspuren bei diesem
esetz gab, als nämlich ein im Grundsatz identisches
esetz der rot-grünen Koalition im Bundesrat abgelehnt
urde.

Gut ist, dass sich die Länder inzwischen auf ein Ver-
altungsabkommen zu dem vorliegenden Gesetzentwurf
eeinigt haben, mit dem die Bundesanstalt operativ tätig
erden kann. Mit unserem Änderungsantrag kommen
ir auch den Bedenken der Länder im Bundesrat entge-
en, indem wir klarstellen, dass die Anstalt nicht kredit-
rmächtigt sein wird. Dies dient auch der Haushaltsklar-
eit und -wahrheit. Als positiv empfinde ich es
eiterhin, dass die Organisationsform als Bundesanstalt
it hoheitlichem Charakter außer vielleicht bei der FDP

nzwischen nicht mehr wirklich streitig ist. Bei ihr habe
ch aber ohnehin den Eindruck, dass sie erst dann zufrie-
en sein wird, wenn wir auch das Bundeskanzleramt pri-
atisiert haben.

Auch der hessische Staatssekretär Lemke, der in der
etzten Legislaturperiode noch einer der heftigsten Kriti-
er des Gesetzes und der Bundesanstalt war, hört sich zu
ause inzwischen anders an. Ausweislich des „Darm-

tädter Echos“ erklärte Staatssekretär Lemke gegenüber
ertretern von Feuerwehr und Rettungsdiensten im






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Gerold Reichenbach
Landkreis Bergstraße, dass das Projekt einen Betreiber
erfordere, der aus Sicherheitsgründen unter staatlicher
Aufsicht stehen müsse. – Dem ist nichts hinzuzufügen.
Das war schon immer unsere Sichtweise: Nur eine Bun-
desanstalt mit hoheitlichen Befugnissen besitzt auch die
Eingriffsrechte, um den Betrieb des Netzes jederzeit
überwachen oder notfalls per Ersatzvornahme sicherstel-
len zu können. Es ist richtig, dass wir einen solchen zen-
tralen Sicherheitsbereich nicht allein dem Wirtschafts-
recht überlassen dürfen.

Mit der Errichtung der Bundesanstalt haben wir zu-
dem eine einheitliche Anlaufstelle für die Wirtschaft
geschaffen. Wir erhalten damit die organisatorischen
Voraussetzungen dafür, die Interessen aller Nutzer des
Digitalfunks gegenüber seinen Auftragnehmern zu bün-
deln. Außerdem wird es die Aufgabe der Bundesanstalt
sein, die technische Weiterentwicklung in den kommen-
den Jahren und Jahrzehnten zu begleiten, und sie garan-
tiert die angemessene Beteiligung der Länder nicht nur
bei der Einführung, sondern auch bei der Weiterentwick-
lung der Technik und des Netzes.

Auch das Vergabeverfahren zur Auswahl desjenigen
Unternehmens, das das Netz mit der notwendigen Sys-
temtechnik ausstatten wird, läuft nach meinem Kennt-
nisstand allen Unkenrufen zum Trotz planmäßig. Die in
der Presse aufgetauchten Gerüchte kann und will ich
nicht kommentieren. Ich will mich hier auch nicht zum
Fürsprecher einzelner Bieter oder unterlegener Bieter
machen. Ich denke, sie alle haben auch noch eine rechtli-
che Möglichkeit. Das sollten wir im Parlament nicht tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben uns im Interesse der Sache mit Fakten und
nicht mit Gerüchten zu beschäftigen. Das Ministerium
hat dafür zu sorgen – ich habe keinen Zweifel daran,
dass es das tut –, dass das Verfahren korrekt umgesetzt
wird. Dafür ist es dem Parlament gegenüber verantwort-
lich, und zwar auch, um mögliche Verzögerungen durch
langwierige Konkurrentenklagen auszuschließen. Natür-
lich steht in einem Rechtsstaat jedem in einem Vergabe-
verfahren Unterlegenen der Weg der rechtlichen Über-
prüfung frei. Daran ist auch nichts Ehrenrühriges oder
Skandalöses. Bislang wurde die korrekte Durchführung
des Verfahrens durch das Ministerium aber noch nir-
gendwo angezweifelt.

Vergleiche mit den Problemen, wie sie bei der Einfüh-
rung des Mautsystems entstanden sind, halte ich übri-
gens für unangebracht. Wir werden nicht in eine Sicher-
heitslücke laufen. Wir haben nach wie vor einen
funktionstüchtigen integrierten Analogfunk für die Be-
hörden und Organisationen im Sicherheitsbereich. Die-
ser Analogfunk wird nicht zu einem festen Zeitpunkt ab-
geschaltet. Er wird nur in dem Maße zurückgefahren,
wie der moderne Digitalfunk in die einzelnen Ebenen
migriert.

Nichtsdestotrotz ist es unsere Aufgabe, weitere unnö-
tige Verzögerungen bei der Umsetzung des neuen Funk-
systems auszuschließen; denn mit der neuen Technik
sind auch qualitative Verbesserungen für die innere Si-

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(C (D herheit zu erreichen, und dies natürlich möglichst früh. ir werden alles tun, was in unserer Verantwortung iegt, um den vorgegebenen Zeitplan einzuhalten und as BOS-Netz bis 2010 einzuführen. Entscheidend für den endgültigen Aufbau und die ünftige Weiterentwicklung des neuen Funknetzes ist einer Meinung nach auch, dass wir einen breiten Wettewerb bei den Endgeräten gewährleisten. Deshalb ist s richtig, Netzund Systembetrieb getrennt zu vergeben nd dafür zu sorgen, dass die Schnittstelle zu den Endgeäten offen bleibt. Genau durch dieses Konstrukt erhalen wir einen Wettbewerb der Preise und einen Wettbeerb bei der Weiterentwicklung, was nicht zuletzt den ommunen und Hilfsorganisationen bei der Beschaf ung zugute kommt. Das Bundesministerium hat mehrach betont, dass es diesen Wettbewerb bei den Endgeräen befürwortet und deshalb auch bei der Vergabe icherstellen wird. Im Aufbau und in der Weiterentwicklung des Digitalunks in Deutschland sowie in den Milliardeninvestitioen, die in den nächsten Jahren gemeinsam von Bund, ändern und den anderen Trägern geleistet werden, sehe ch auch eine gute Chance für den Mittelstand und die rbeitsplätze dort. Auch das sollte ruhig einmal an die er Stelle gesagt werden. Mit der heutigen Verabschiedung des Gesetzentwurfs erden wir wieder im Tritt sein. Darum halten wir an em Ziel fest, bis zum Jahre 2010 das digitale integrierte OS-Netz vollständig ausgebaut zu haben. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das letzte Mal haben Sie 2006 gesagt!)


(Beifall bei der SPD)


amit werden wir die Sicherheit in unserem Lande wei-
er verbessern.

Der hier vorliegende Gesetzentwurf ist der nächste
ällige Schritt, damit das digitale BOS-Netz für Deutsch-
and ein Erfolg wird. Darum bitte ich um Ihre Zustim-
ung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603738800

Das Wort hat die Kollegin Silke Stokar von Neuforn,

ündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

ereits in meiner Rede zur Einbringung des Gesetzent-
urfs gesagt, dass wir diesem Gesetzentwurf der Bun-
esregierung zustimmen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich halte nach wie vor – es wurde hier bereits richtig
esagt, dass die Grundlagen unter Rot-Grün erarbeitet
urden – die Rechtsform einer Bundesanstalt für die

ichtige Lösung. Es ist eine staatliche, hoheitliche






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Silke Stokar von Neuforn
Aufgabe, den Funkverkehr der Sicherheitsbehörden zu
gewährleisten. Aus diesem Grunde lehnen wir den An-
trag der FDP ab. Wir wollen nach den jahrelangen Que-
relen zwischen Bund und Ländern nicht erneut in die Su-
che nach Alternativen zur Gründung einer Anstalt
einsteigen. Hier ist schon viel zu viel Zeit verloren wor-
den. Ich habe gelacht, Herr Kollege Reichenbach, weil
Sie in Ihrer letzten Rede zum Digitalfunk gesagt haben,
dass Sie sicher seien, dass er 2006 eingeführt werde.
Jetzt sind wir bei 2010. Ich meine aber, dass wir alle ge-
meinsam zur Fußball-WM 2006 Anstrengungen unter-
nehmen müssen, das Sicherheitsdefizit des analogen
Funkverkehrs tatsächlich abzubauen.

Wir unterstützen die Rechtsform einer Bundesanstalt
auch, weil wir die Kooperation mit den Ländern wollen.
Herr Kollege Wolff von der FDP, ich fand Ihre Rede po-
pulistisch,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


auch angesichts der Zustimmung aller FDP-mitregierten
Länder, die dem Verwaltungsabkommen mittlerweile
beigetreten sind und die auch dieser Rechtsform zustim-
men werden.

Im Gesetzentwurf steht nichts zu den laufenden Ver-
tragsverhandlungen. Ich habe es bereits im Innenaus-
schuss sehr deutlich gesagt: Wir als grüne Fraktion ge-
hen nicht in Mithaftung für das damals sehr eigensinnige
und eigenwillige Verhandeln des Bundesinnenministers
Schily. Ich erinnere mich noch sehr gut an die gemein-
same Pressekonferenz, die eine Farce war. Es gab einen
öffentlichen Händedruck zwischen Bundesinnenminis-
ter Schily und Bahnchef Mehdorn. Zwischen ihnen lag
ein Papier, in das niemand einen Blick werfen durfte. Ich
fand es interessant, was ich im Nachhinein über diesen
Handschlag gelernt habe: Der öffentliche Handschlag
des Bundesinnenministers war nichts anderes als eine
visualisierte Absichtserklärung ohne juristische Bin-
dung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Heute weiß ich: Damit wurden Nebelkerzen gegenüber
dem Parlament geworfen und ein unangemessener
Druck auf die Länder ausgeübt.

Wir unterstützen Punkt 2 des FDP-Antrages. Auch
wir haben im Innenausschuss ausdrücklich eine stärkere
Transparenz hinsichtlich der Folgekosten gefordert. Der
Finanzausschuss des Bundesrates hat dazu Aufklärungs-
bedarf angemeldet.

Die Bundesregierung wird nicht erneut mit dem Par-
lament so umgehen können wie bei dem Toll-Collect-
Vertrag bei der Einführung der Maut. Wir verlangen als
Abgeordnete, dass wir – bevor wir bei der Haushaltspla-
nung die Hand für Investitionen in Milliardenhöhe
heben – vor dem Abschluss von Verträgen Einblick in
die Verträge nehmen können und dass keine Vertrags-
klauseln zulässig sind, die Transparenz und Offenheit
gegenüber dem Parlament verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir wollen genauso wie die FDP saubere Ausschreiungsund Vergabeverfahren. Dann kommen wir geeinsam dem Ziel einer höheren Sicherheit durch den igitalen Polizeifunk näher. Hier unterstützen wir Ihre orderungen. Aber wegen ihrer Privatisierungsbestreungen und wegen ihres Populismus lehnen wir den Anrag der FDP ab. Danke. Das Wort hat der Kollege Ralf Göbel, CDU/CSU raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eute reden wir in diesem Hohen Hause zum wiederholen Male seit dem Jahre 2002 über den Digitalfunk. Ich in froh, dass wir hinsichtlich der inneren Sicherheit und er Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten nserer Sicherheitsbehörden endlich einen Schritt weiter ommen. Dies war dringend notwendig. Herr Wolff, wenn man danach ginge, was Sie an Beenken und Einwänden vorgetragen haben, müssten wir ieses Verfahren eigentlich nicht weiterverfolgen. Wir önnten uns freuen, wenn wir vielleicht bis zur überächsten Fußball-WM in Deutschland den Digitalfunk ingeführt hätten. Die Gründung der Bundesanstalt ist eine wichtige Voaussetzung, um dieses Verfahren weiterzuverfolgen. azu ist schon viel gesagt worden. Die Realisierung des rojekts ist längst überfällig. Ich will ohne Schuldzuweiung feststellen, dass das keine Sternstunde des Föderaismus in Deutschland war, was die innere Sicherheit berifft. Wer dieses Verfahren seit zehn Jahren beobachtet, ommt nicht umhin, alles, was in diesen Jahren passiert st, zumindest mit einem Stirnrunzeln zu betrachten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603738900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1603739000

Ich will nicht weiter in die Vergangenheit zurückbli-
ken; ich will vielmehr darauf eingehen, wie weit wir
ekommen sind und was wir in Zukunft tun wollen.
ber die Vergabe der Systemtechnik und des Betrie-
es wird in den kommenden Wochen entschieden.

Wir haben es bereits im Innenausschuss erörtert, Herr
taatssekretär: Ich bin sehr froh darüber, dass uns das
undesinnenministerium eine sehr große Transparenz
ugesagt hat. Das ist neu; das kannten wir in der Vergan-
enheit nicht. Wir werden das Verfahren konstruktiv und
ritisch begleiten.

Übrigens, Herr Wolff, ich war auf der CeBIT bei allen
igitalfunkanbietern. Aber kein einziger Anbieter hat
ie Qualität der Ausschreibungsunterlagen infrage ge-
tellt. Alle Anbieter haben gesagt, dass das Bundes-
nnenministerium und das zuständige Beschaffungsamt






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(B) )


Ralf Göbel
die Unterlagen mit großer Professionalität erstellt haben.
Insoweit geht die von Ihnen geäußerte Kritik ins Leere.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Bundestag wird demnächst die finanziellen Vo-
raussetzungen beschließen. Die Haushaltsmittel sind be-
reitgestellt. Bund und Länder haben am 11. Mai dieses
Jahres ein Verwaltungsabkommen paraphiert, das die
Zusammenarbeit bei Aufbau und Betrieb des Digital-
funks regelt. Wir brauchen eine zentrale Stelle; denn wir
bekommen ein hochkomplexes Netz mit einer unglaubli-
chen Vielzahl an Nutzern. Wenn das stimmt, was uns
alle Anbieter sagen, dann ist es das komplexeste und
größte Netz weltweit. Wenn es uns gelingt, dieses pro-
fessionell zu errichten, dann wird es nicht nur einen
positiven Impuls für die Sicherheitsbehörden haben,
sondern auch einen positiven industriepolitischen Im-
puls, der die daran beteiligten Unternehmen auf ganz an-
dere Weise qualifiziert.

Die Innenministerkonferenz hat ebenfalls angeregt,
eine BOS-Stelle einzurichten. Nun lässt sich über die
Organisationsform trefflich streiten. Ich persönlich hätte
nicht eine Stabsstelle beim Bundesinnenministerium,
sondern eine privatrechtliche Organisationsform bevor-
zugt, weil dann flexibleres Handeln möglich gewesen
wäre. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass die zu
errichtende Bundesanstalt hoheitlich tätig werden soll.
Wir brauchen einen hoheitlichen Zugriff auf die Netze.
Insofern ist die Bundesanstalt geeignet.

Herr Kollege Reichenbach, der nun vorliegende Ge-
setzentwurf ist nicht mit dem identisch, mit dem wir uns
im letzten Jahr befasst haben. Der entscheidende Unter-
schied ist – das ist bei der Anhörung im letzten Jahr
deutlich geworden –, dass wir mit dem nun abgeschlos-
senen Verwaltungsabkommen eine genaue Definition
der Rechte und Pflichten der Länder haben. Wenn wir
schon damals, als es dieses Abkommen noch nicht gab,
die Errichtung einer Bundesanstalt beschlossen hätten,
hätten wir gar nicht gewusst, wie diese hätte verfasst und
strukturiert sein sollen. Insoweit sind die Bedenken der
damaligen Sachverständigen ausgeräumt.

Herr Wolff, Sie kritisieren das paraphierte Verwal-
tungsabkommen und sagen, es gebe so viele Probleme
mit dem Verfahren, dass wir eigentlich sofort abbrechen
müssten. Aber Ihr Innenminister in Nordrhein-Westfalen
hat dieses Abkommen paraphiert, hält es für rechtlich
völlig bedenkenlos und ist froh, dass nun der Digitalfunk
auch in Nordrhein-Westfalen eingeführt wird. Insoweit
hat Frau Stokar Recht: Ihre Kritik ist nichts anderes als
eine populistische Äußerung. Wenn Sie von der FDP
schon einmal für die innere Sicherheit in einem Bundes-
land zuständig sind, sollten Sie auch für einen Informa-
tionsaustausch zwischen Bundestagsfraktion und Landes-
innenminister sorgen. Dann könnten wir auf gleicher
Ebene miteinander sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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1)

(C (D Ich möchte zum Schluss meiner Redezeit noch einen ank loswerden. Er gilt dem Bundesinnenminister und ll denjenigen, die das Verwaltungsabkommen erarbeitet aben. Ich habe den Eindruck, dass auf der Innenminiserkonferenz und in das Verhältnis zwischen Bund und ändern ein neuer Klang Einzug gehalten hat. Das Verältnis ist nicht mehr so sehr von Konfrontation, sondern on Kooperation geprägt. Der Bundesinnenminister immt auf der Innenministerkonferenz wieder die Stelung ein, die er eigentlich innehaben sollte – Herr Kollege, das ist ein langer Dank. Schauen Sie uf die Uhr. – ich komme sofort zum Ende –, nämlich die Stellung ines Gastes, der Impulse gibt und alles vorantreibt, was er inneren Sicherheit dient, so auch den Digitalfunk. Herzlichen Dank. Die Kollegin Ulla Jelpke von der Fraktion Die Linke at ihre Rede zu Protokoll gegeben. Deshalb schließe ich ie Aussprache.1)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603739100
Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1603739200

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603739300

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über
ie Errichtung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk
er Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufga-
en, Drucksachen 16/1364 und 16/1610. Der Innenaus-
chuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/1683, den Gesetzentwurf in der Aus-

chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthal-

ungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
ung mit den Stimmen der SPD, des Bündnisses 90/Die
rünen und der CDU/CSU bei Gegenstimmen der Frak-

ionen der Linken und der FDP angenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
urf ist mit demselben Stimmenergebnis wie in der

weiten Beratung angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache
6/1703. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? –
egenprobe! – Enthaltungen? – Der Entschließungsan-

rag ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grü-
en und CDU/CSU bei Gegenstimmen der FDP und der
raktion Die Linke abgelehnt.

Anlage 18






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Christine Scheel, Kerstin Andreae, Dr. Gerhard
Schick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Individualbesteuerung mit übertragbarem
Höchstbetrag von 10 000 Euro

– Drucksache 16/1152 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

Die Kolleginnen Patricia Lips, Petra Hinz (Essen),
Dr. Barbara Höll und Christine Scheel sowie der Kollege
Carl-Ludwig Thiele haben ihre Reden zu Protokoll gege-
ben.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/1152 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf:

Vereinbarte Debatte

Zu den Fortschrittsberichten zu Bulgarien
und Rumänien sowie zur aktuellen Entwick-
lung auf europäischer Ebene

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Staats-
minister Günter Gloser.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1603739400

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Der Beitritt Rumäniens und Bulgariens bildet den
Abschluss der fünften Erweiterungsrunde der Euro-
päischen Union. Er stellt damit – das muss immer wieder
betont werden – in historischer Perspektive einen konse-
quenten Schritt hin zum Zusammenwachsen Europas
nach der überwundenen Teilung in Ost und West dar.
Auch wenn es manchmal in Vergessenheit geraten ist:
Die Beitrittsländer haben unter großen Anstrengungen in
den Jahren nach der Zeitenwende von 1989 ihre politi-
sche, wirtschaftliche und rechtliche Entwicklung an dem
Standard der Europäischen Union ausgerichtet.

Die Bundesregierung hat den Beitritt der mittel- und
osteuropäischen Staaten zur Europäischen Union von
Anfang an unterstützt und gefördert. Dieser Politik liegt
die Erkenntnis zugrunde, dass es eine historische Verant-
wortung Deutschlands gibt, zur Überwindung der Tei-
lung Europas beizutragen, die das Ergebnis des vom na-

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H1) Anlage 19

(C (D ionalsozialistischen Deutschland ausgehenden Zweiten eltkrieges war. Die Einigung Europas liegt aber gerade im Interesse eutschlands, dessen Mittellage in Europa oft tragische uswirkungen gehabt hat, und das sich jetzt erstmals in einer Geschichte nur noch von Staaten umgeben findet, it denen es freundschaftlich verbunden ist. Für den eitritt sprechen aber auch politische und wirtschaftliche orteile in beide Richtungen. Die Aufnahme von Bulga ien und Rumänien erhöht die Sicherheit in der Region nd in Europa, erschließt neue Märkte und Handelsbeiehungen, wiederum in beide Richtungen. Ich füge inzu: Sie stärkt, ergänzt und bereichert aber auch die ulturelle Vielfalt in Europa. Voraussetzung für einen Beitritt aber ist und bleibt: ie Beitrittsländer müssen die 1993 in Kopenhagen aufestellten politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen riterien erfüllen. Nur so kann der Beitritt für beide Sei en zum gemeinsamen Vorteil gereichen. Die Bundesegierung wird darauf bestehen, dass dies von der Komission konstant überwacht wird. Ich glaube aber auch an dieser Stelle sagen zu könen: Die von der Europäischen Kommission am 16. Mai orgelegten Monitoring-Berichte sind eine objektive und hrliche Bestandsaufnahme der Beitrittsvorbereitunen von Bulgarien und Rumänien. Gegenüber dem letzen Jahr haben beide Länder erhebliche Fortschritte bei hren Vorbereitungen auf den EU-Beitritt erzielt. Besonders weit ist dabei Rumänien, das die Bereiche, n denen, wie es definiert wird, „ernste Besorgnis“ hinichtlich der Beitrittsreife besteht, von 14 auf vier deutich reduzieren konnte. Verstärkte rumänische Anstrenungen sind noch in Teilbereichen der Landwirtschaft nd bei der Umsetzung des EU-Mehrwertsteuersystems rforderlich. Dabei handelt es sich aber vorwiegend auch das sollte unterstrichen werden – um technische ragen. Diese können nach Auffassung der Bundesregieung bis zum 1. Januar 2007 mit vermehrten Anstrenungen geregelt werden. Bulgarien, das andere Land, hat die Zahl der Bereihe, in denen die ernste Besorgnis hinsichtlich der Beirittsreife bestand, ebenfalls deutlich von 16 auf sechs eduziert. Neben Defiziten in Teilbereichen der Landirtschaft geben allerdings besonders die fehlenden ortschritte im Bereich Justiz und Inneres, bei der Beämpfung von Korruption, organisierter Kriminalität nd Geldwäsche, Anlass zur Sorge. Notwendige Rechtsorschriften sind bereits erlassen worden, doch es fehlen ie vorzeigbaren Resultate bei ihrer Umsetzung. Auch as ist ein Punkt, den wir in vorangegangenen Beitrittshasen erlebt haben. Insofern ist der Appell an beide änder richtig und wichtig, allen Nachdruck darauf zu egen, dass die Vorschriften auch umgesetzt werden. Die erreichten Fortschritte zeigen, dass das Monitoing-Verfahren der Kommission die gewünschten Reultate erzielt. Die Europäische Kommission hat ihre mpfehlungen für den Beitritt zum 1. Januar 2007 mit er Bedingung verbunden, dass beide Länder bis zum erbst konkrete Fortschritte in den Bereichen mit Defi Staatsminister Günter Gloser ziten erzielen. Damit werden zum einen die bereits erreichten Fortschritte der Beitrittsländer anerkannt – das ist wichtig –, zum anderen bleibt aber der Druck auf die Beitrittsländer aufrechterhalten, ihre Reformbemühungen fortzusetzen und auch substanziell zu verstärken. Darüber hinaus behält sich die Kommission das Recht vor, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass negative Auswirkungen noch verbleibender Defizite, zum Beispiel auf den Binnenmarkt, verhindert werden. Diese Maßnahmen können bis zu drei Jahre nach dem Beitritt ergriffen werden und auch noch darüber hinaus angewandt werden. Es kann zum Beispiel – das ist gelegentlich auch bei uns in der öffentlichen Debatte ums Geld schon deutlich geworden – die Auszahlung von EU-Geldern gesperrt werden, wenn die Voraussetzungen für eine Kontrolle der Verwendung dieser Gelder in den Beitrittsländern nicht sichergestellt ist, oder es können steuerliche Grenzkontrollen aufrechterhalten werden, wenn die Mehrwertsteuererhebung in den Beitrittsländern eben nicht EU-konform ist. Wir begrüßen, dass der Beitritt beider Länder in greifbare Nähe gerückt ist. Wir sehen aber noch erheblichen Reformbedarf in beiden Ländern. Die verbleibende Zeit bis zum Beitritt und darüber hinaus muss für weitere substanzielle und nachhaltige Reformen genutzt werden. Es darf nicht bei politischen Willensbekundungen bleiben, vielmehr müssen die gesetzlichen Maßnahmen auch verabschiedet und umgesetzt werden. Die Bundesregierung hat mit der Weiterleitung des Entwurfs des Vertragsgesetzes an den Bundesrat alles Erforderliche getan, um die rechtzeitige Ratifizierung des Beitrittsvertrages zu ermöglichen. Das Verfahren liegt nun in den Händen von Bundesrat und Bundestag. Es ist gewährleistet, dass beide, Bundestag wie Bundesrat, die abschließende Entscheidung auch in Kenntnis des Monitoring-Berichtes, dessen Vorlage für den Herbst vorgesehen ist, wie wir es auch in der Koalitionsvereinbarung ausgedrückt haben, treffen können. Wir sind daher zuversichtlich, dass Deutschland die Ratifizierung rechtzeitig bis zum Jahresende abschließen kann. Beim informellen Treffen der Außenminister am vergangenen Wochenende in Österreich war man sich darüber einig, dass eine grundsätzliche Debatte über die Erweiterung notwendig ist. Aus unserer Sicht soll diese Debatte spätestens während der finnischen Präsidentschaft zum Abschluss gebracht werden. Die österreichische Präsidentschaft wird ihrerseits die Kommission bitten, zusammen mit dem Erweiterungspaket im Herbst einen umfassenden Bericht zur Aufnahmefähigkeit der EU vorzulegen. Auf der Grundlage dieses Berichts soll der Europäische Rat im Dezember die Grundsatzdebatte über die Erweiterung fortführen und mit seinen Schlussfolgerungen Ergebnisse produzieren. Die Bundesregierung unterstützt diesen Fahrplan. Aus unserer Sicht ist die Grundsatzdebatte notwendig und kommt zum rechten Zeitpunkt. Wir brauchen für die Erweiterung einen erneuerten Ansatz, der eine Fortsetzung des Erweiterungsprozesses mit Augenmaß ermöglicht. Der zu erwartende Bericht der Kommission zur Aufnahmefähigkeit ist deshalb willkommen. k u A r d g s g F K k d s b p l w G d d m W G k a A l r K n D s p n f i D f o (C (D In der nationalen Debatte – ich komme zum Schluss – ommt zunehmend ein deutliches Maß an Unsicherheit nd Besorgnis der Bürger über die Zukunft Europas zum usdruck. Es ist klar: Wir werden stärker als bisher da über nachdenken müssen, wie wir den Menschen wieer das Gefühl geben, in einer Union zu leben, die ihnen erade im Zeitalter der Globalisierung langfristig Wohltand und soziale Sicherheit garantiert. Das ist unsere emeinsame Verantwortung. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603739500

Nächster Redner ist der Kollege Markus Löning,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1603739600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

ollegen! Bevor ich zu Bulgarien und Rumänien
omme, möchte ich ein anderes Thema kurz ansprechen,
as auf dem Rat in zwei Wochen ebenfalls eine Rolle
pielen wird: Der Rat plant, eine weitere Behörde ins Le-
en zu rufen. Wir hatten dieses Thema gestern im Euro-
aausschuss und waren uns unter den Fraktionen eigent-
ich einig, dass wir das nicht wollen. Wir brauchen keine
eitere EU-Behörde, und sei es eine, die sich um die
rundrechte kümmert. Da sollen 29 Millionen Euro in
ie Hand genommen werden. Wofür? Es kann nicht sein,
ass die Österreicher meinen, sich ihre Präsidentschaft
it einer eigenen Behörde in Wien krönen zu müssen.
ir haben den Europarat, der sich sehr gut um die
rundrechte, um die Einhaltung der Menschenrechte
ümmert. Es wäre schlauer, den Europarat zu stärken,
ls eine eigene Agentur zu gründen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ußerdem haben wir in unseren Ländern selbstverständ-
ich die Gerichte, die sich um die Einhaltung der Grund-
echte kümmern. Diese Behörde ist überflüssig wie ein
ropf. Herr Gloser, bitte geben Sie das an den Außenmi-
ister und die Kanzlerin weiter. Wir brauchen dieses
ing nicht und die Bundesregierung kann es verhindern;

ie muss es einfach nur ablehnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich glaube, das ist etwas, woran wir uns in der Euro-
apolitik generell stärker orientieren sollten: Wir sollten
icht so sehr auf Bürokratie setzen, sondern mehr auf Er-
olge.

Ich werde das hier immer wieder sagen, auch wenn es
n Deutschland in der öffentlichen Debatte unpopulär ist:
ie Osterweiterung ist ein Erfolg gewesen, ein Erfolg

ür Deutschland und für Europa. Das können wir nicht
ft genug wiederholen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist falsch, wenn Stimmung gemacht wird aufgrund
von Bildern, die zeigen, dass jemand seinen Arbeitsplatz
verliert, weil dieser nach Polen verlagert wird; denn es
wird nie der Arbeitsplatz gezeigt, der durch den Handel
mit unseren neuen Mitgliedsländern entstanden ist.
Durch den Handel, den die Osterweiterung nach sich
zieht, sind unzählige Arbeitsplätze mehr entstanden. Der
deutsche Groß- und Einzelhandel spricht von 50 000 Ar-
beitsplätzen, die durch die Osterweiterung und den Han-
del mit den neuen Ländern jedes Jahr entstehen.

Das ist die Botschaft, die wir immer wiederholen
müssen, wider Europamüdigkeit und den Widerstand
derjenigen, die sagen, wir bräuchten die Erweiterung
nicht, sie schade Deutschland. Das ist falsch. Die Erwei-
terung hat Deutschland genutzt. Sie hat uns wirtschaft-
lich genutzt und sie hat Arbeitsplätze nach Deutschland
gebracht.

Außerdem haben wir es mit der EU geschafft – Herr
Gloser, Sie haben es angesprochen; wir vergessen das zu
oft –, in den osteuropäischen Ländern in den letzten
15 Jahren eine Entwicklung in Gang zu setzen, die in der
Geschichte Europas beispielhaft ist. Es ist außerordent-
lich, wie sich Länder aus der Diktatur befreit haben, wie
sie zu Rechtsstaaten geworden sind und Marktwirtschaft
eingeführt haben, wie sie stabile Demokratien installiert
haben. Wir als Deutsche liegen mittendrin. Deshalb
müssen wir, wenn irgendjemand über Europa meckert,
das zurückweisen – wieder und wieder und wieder.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte das jetzt ausdrücklich auch auf die Dis-
kussion über Bulgarien und Rumänien beziehen. Olli
Rehn hat einen sehr guten, ehrlichen Fortschrittsbe-
richt vorgelegt. Er hat gezeigt, wo die Probleme sind. Es
gibt eindeutig Probleme, insbesondere in Bulgarien, die
sehr ernst genommen werden müssen. Es gibt aber auch
– das muss ebenfalls gesagt werden – einen enormen
Fortschritt in den beiden Ländern. Sie werden sicher ver-
stehen, dass ich das als Liberaler mit einem gewissen
Stolz sage. Bulgarien hat in den Jahren, in denen
Simeon II. als Premierminister einer liberalen Regierung
das Land geführt hat, enorme Fortschritte gemacht. Es
hat sich an die europäischen Standards angenährt. Erst in
der neuen Koalitionsregierung unter Beteiligung der
Sozialisten geht es leider nicht mehr so gut vorwärts. Ich
sage ungern, dass es nicht mehr so gut vorwärts geht.
Aber ich sage mit Stolz, dass es die Liberalen in diesen
Regierungen sind, die die Länder deutlich nach vorne
gebracht haben.

Das Gleiche gilt im Übrigen für unsere rumänischen
Freunde, die seit dem Regierungsantritt von Ministerprä-
sident Popescu-Tăriceanu eine enorme Dynamik an den
Tag gelegt und einen enormen politischen Willen gezeigt
haben, die Probleme anzupacken und ihr Land nach
vorne zu bringen und an die europäischen Standards an-
zugleichen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Meine Damen und Herren, wir wollen, dass die beien Länder zum 1. Januar 2007 Mitglieder der Europäichen Union werden. Es gibt aber noch die berühmten oten Fahnen – Herr Gloser, Sie haben sie genannt –, ie teilweise technischer Natur sind. Wenn die Auszahungsagentur der Rumänen für Landwirte nicht zum . Januar, sondern erst zum 1. März arbeitsfähig ist – die umänen sind aber mit voller Kraft dabei, den Termin inzuhalten –, dann ist es nicht unser Schaden, sondern s ist der Schaden der Rumänen selber, weil dann das eld nicht fließen wird. Man muss in der Debatte deut ich machen, dass es bei der Bewertung der roten Fahen, die da gesteckt werden, Unterschiede gibt. Man muss an dieser Stelle ebenfalls deutlich machen, ass es in Rumänen, aber insbesondere in Bulgarien roße Defizite im Bereich der Korruptionsbekämpfung ibt. Wir sollten in allen unseren Gesprächen mit unseen bulgarischen Kollegen klar sagen: Es ist enorm ichtig, dass Bulgarien hier vom Fleck kommt. Was die echtsstaatlichkeit angeht und was die Bekämpfung von orruption unter Führungskadern und unter führenden ersönlichkeiten angeht, muss sich Bulgarien ein Beipiel an Rumänien nehmen, wo inzwischen ein ehemalier Ministerpräsident auf der Anklagebank sitzt. Von uneren bulgarischen Freunden müssen hier größere nstrengungen unternommen werden. Das sollten wir hnen immer wieder deutlich sagen. Ich möchte Bezug nehmen auf das, was Sie zur Ratifiation gesagt haben. Ich denke nicht, dass wir die Ratifiation von dem, was ich eben ausgeführt habe, abhängig achen sollten. Es ist wichtig, klar zu sagen: Wir ratifi ieren bis Jahresende. Wir sind ja auch völkerrechtlich erpflichtet, das zu tun. Ob der Beitritt 2007 oder 2008 tattfindet, hängt nicht davon ab, dass wir ratifizieren. Ich glaube, dass wir uns aufgrund des von Olli Rehn etzt vorgelegten Berichts, der durch Ehrlichkeit und larheit überzeugt, auf seinen Bericht im September erlassen können. Dann können wir ratifizieren und ann ist bis zum Jahresende alles durch. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603739700

Das Wort hat der Kollege Gunther Krichbaum, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gunther Krichbaum (CDU):
Rede ID: ID1603739800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Stim-
ung in Europa heute Abend besser als meine Stimme.
assen Sie sich also bitte nicht irritieren, dass ich etwas
eiser bin.

Rückblende auf Weihnachten 1989. Diese Bilder gin-
en um die Welt: Der kommunistische Diktator
eauşescu und seine Frau wurden von einem Militärge-

icht verurteilt und hingerichtet. Man kann sagen, dass in






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Rumänien und Bulgarien der letzte Teil des Eisernen
Vorhangs in Europa fiel. Heute, fast 17 Jahre später, hat
die Welt ihr Gesicht verändert. Wir haben die Teilung
Deutschlands und die Teilung Europas überwunden. Die
Teilung Deutschlands konnte aber nur deswegen über-
wunden werden, weil wir in einem gefestigten Europa
leben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie es damals der Traum der Deutschen war, die Tei-
lung ihres Landes zu überwinden, war es der Traum der
Rumänen und der Bulgaren, die europäische Teilung zu
überwinden. Spätestens ab 1. Januar 2007 sind beide
Länder fest in Europa integriert. Das ist ein Zugewinn,
von dem alle profitieren. Für die Rumänen und für die
Bulgaren bedeutet der Beitritt Stabilität in ihren Län-
dern. Angesichts der Ereignisse auf dem Balkan können
auch wir kein größeres Interesse an einer Stabilität in
diesen Ländern haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Europa zu einen, in dem Frieden, Freiheit, Wohl-
stand und Demokratie garantiert sind, war stets das große
Ziel von Staatsmännern wie de Gaulle und Adenauer
und im späteren Verlauf von Helmut Schmidt, Giscard
d'Estaing, Helmut Kohl und François Mitterrand. Ich bin
mir ganz sicher, dass diese Politik von unserer Bundes-
kanzlerin Angela Merkel fortgeführt wird. Ich denke,
das ist der Kontext, in dem die europäische Erweiterung
stattfinden wird. Das ist das Fundament, auf dem die Er-
weiterung um Bulgarien und Rumänien stehen wird.

Die Fortschritte, die beide Länder in den letzten Jah-
ren gemacht haben – das wurde richtigerweise angespro-
chen –, sind enorm. Wir vergessen es leider noch allzu
häufig bei den Alltagsproblemen, die natürlich zu Recht
auch erwähnt werden müssen. Aber wenn man die Län-
der betrachtet, in Zeitabschnitten, also fünf Jahre, zehn
Jahre und 15 Jahre, zurückgeht und diese Bilder neben-
einander hält, dann erkennt man umso deutlicher den
Kontrast, wie sich beide Länder zu ihrem Vorteil verän-
dert haben. Das dürfen wir bei den Alltagsproblemen,
die sicherlich in diesen Ländern noch bestehen, nicht
vergessen.

Es bleibt eine Menge zu tun; das wurde richtigerweise
von Ihnen, Herr Löning, aber auch von Ihnen, Herr
Staatsminister Gloser, angesprochen. Insbesondere der
Kampf gegen die Korruption steht in beiden Ländern
ganz oben auf der Agenda. Wir brauchen in beiden Län-
dern ein besser funktionierendes Justizwesen. Hier beste-
hen noch große Probleme. Die Kollegin Frau
Leutheusser-Schnarrenberger hat sich in diesen Themen,
gerade was Rumänien und Bulgarien angeht, sehr enga-
giert.

Eines der ganz großen Probleme insbesondere im
Hinblick auf Bulgarien ist natürlich die organisierte
Kriminalität. Dies muss man so deutlich ansprechen,
wie sich das darstellt, und wir sollten hier unsere klaren

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(C (D rwartungen an die Regierung bzw. an die Staatsführung ormulieren. Wir erwarten hier null Toleranz. Denn letztich werden Investoren gebraucht, um beide Länder weier aufzubauen. Diese Investoren müssen sich auf verässliche Rahmenbedingungen stützen können. Es ist aber auch so, dass wir unseren Bürgern gegenber garantieren müssen, dass ihre Steuergelder, die eien großen Umfang einnehmen – Deutschland trägt zum U-Haushalt circa 22 Prozent bei –, zweckentsprechend erwendet werden und nicht irgendwo in dunklen Kanäen versanden. Ich denke, wir sind es unseren Menschen ier im Land schuldig, Sorge dafür zu tragen, dass in iesen Ländern weiterhin Rechtssicherheit aufgebaut ird. Wir erwarten zudem entsprechende Anstrengunen in den Ländern. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


In diesem Zusammenhang ein Satz dazu, was das
erfahren angeht. Ich glaube, wir alle sind nicht glück-

ich über den Umstand, dass man gesagt hat: Ein Beitritt
rfolgt 2007, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind;
enn sie nicht erfüllt sind, dann automatisch 2008. –
iese Formulierung war mehr als kontraproduktiv, wie
ir heute wissen. Aber ich denke auch, man sollte die
ritik an diesem Verfahren nicht mit der Kritik an den
etroffenen Ländern verwechseln. Man darf diese Kritik
icht einseitig bei den Ländern abladen.

Die Frage, ob ein Beitritt 2007 oder 2008 erfolgt, stellt
ich auch nicht. Für eine solche Verschiebung wäre im
alle Bulgariens Einstimmigkeit erforderlich. Diese Ein-
timmigkeit ist nicht zu erzielen. Es haben schon heute
änder wie Großbritannien, aber auch Österreich und Po-

en angekündigt, dass sie da nicht mitmachen werden.
uch im Falle von Rumänien, wo bereits eine qualifi-

ierte Mehrheit ausreichen würde, stellt sich diese Frage
icht, weil die Reformanstrengungen in Rumänien heute
eiter vorangekommen sind. Auch das hatten Sie, Herr
taatsminister Gloser, richtigerweise hervorgehoben.

Wir haben andere Möglichkeiten. Wir haben Schutz-
lauseln, zu denen wir greifen können und sicherlich
ann greifen müssen, wenn nach der Vorlage eines wei-
eren Monitoringberichts so genannte rote Flaggen er-
ichtlich bleiben. Denn hier muss schon um der Glaub-
ürdigkeit willen, was künftige Beitritte und künftige
rweiterungen angeht, reagiert werden. Denn wir müs-
en die Menschen bei allen späteren Erweiterungsschrit-
en mitnehmen.

Deswegen ist es wichtig, dass der Fortschrittsbericht
is Ende Oktober, wenn wir eine weitere Debatte zu die-
em Thema führen werden, rechtzeitig vorliegt. Die
ommission hat bereits entsprechende Zusicherungen
emacht. Es muss in diesem Fortschrittsbericht genauso
lartext gesprochen werden, wie dies im Zwischenbe-

icht der Fall war.

Sicherlich wird es erforderlich sein, dass der Monito-
ingprozess, der sich sehr bewährt hat, fortgesetzt wird.
as wird – mir ist das völlig klar – nicht immer den Re-
ierungen in den Ländern schmecken. Das größte Inte-
esse daran, dass die Reformen weitergehen, haben die






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Menschen in den Ländern. Sie sind die eigentlichen Ge-
winner. Wir müssen natürlich auch an die Bürger unseres
Landes denken, weil es sonst zunehmend zu einem Ak-
zeptanzproblem kommen kann.

Ich persönlich und wir alle hier im Hause können uns
freuen, dass mit dem Beitritt von Bulgarien und Rumä-
nien endgültig die Teilung Europas überwunden ist, dass
wir hier in Frieden, in Sicherheit, in Stabilität leben kön-
nen. Wenn man in andere Ecken dieser Welt blickt, er-
kennt man: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das
kann Mut machen und Ansporn für manche Auseinan-
dersetzung bei uns sein. Ich denke, man darf wirklich
einmal zur Kenntnis nehmen, dass die Europäische
Union von außen viel stärker eingeschätzt wird als von
uns im Inneren. Es sollte uns ermutigen und dafür sor-
gen, dass wir eventuell bei mancher Diskussion gelasse-
ner bleiben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603739900

Das Wort hat der Kollege Dr. Hakki Keskin, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603740000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Im Monitoringbericht der EU-Kommission über
den Stand der Beitrittsvorbereitungen Bulgariens und
Rumäniens vom Mai 2006 wird bestätigt, dass beide
Länder die politischen Kriterien für einen EU-Beitritt er-
füllen. Bulgarien und Rumänien haben seit dem Beginn
der EU-Beitrittsverhandlungen im politischen, sozialen
und gesellschaftspolitischen Bereich ganz erhebliche Er-
folge erzielt. Zwar werden, wie wir bereits gehört haben,
für einige Bereiche noch Defizite benannt; doch beide
Länder sind fest entschlossen, die restlichen Mängel bis
zu ihrem geplanten Beitritt am 1. Januar 2007 zu behe-
ben.

Hierbei muss Rumänien – auf den bisherigen Erfol-
gen aufbauend – die Rechtsstaatlichkeit voll zur Gel-
tung bringen und den Kampf gegen Korruption entschie-
den fortführen. Bulgarien muss in erster Linie seine
Justizreform konsequent vollenden. Vor allem Korrup-
tion und Kriminalität müssen weiter und weitaus ent-
schiedener bekämpft werden. Trotz dieser Schwierigkei-
ten ist es wichtig, hier festzustellen, dass die Perspektive
eines EU-Beitritts bei diesen Ländern zu einem großen
Schub im Gesamtreformprozess und bei der Demokrati-
sierung geführt hat. In beiden Ländern fand ein tief grei-
fender Wandel statt.

Wir brauchen auch in Südosteuropa politisch stabile,
wirtschaftlich dynamische, gleichzeitig aber voll funk-
tionsfähige sozialstaatliche Sicherungssysteme. Dies
liegt zweifellos im Interesse der Europäischen Union,
aber auch Deutschlands. Ich bin selbstverständlich der
Meinung, dass die EU-Aufnahmekriterien erfüllt werden
müssen. Allerdings darf es wegen der anhaltenden

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(C (D chwierigkeiten in der EU nicht zu einer Blockadehalung hinsichtlich des EU-Beitritts kommen. Es wäre uch nicht akzeptabel, den Beitrittsländern höhere Hüren für ihre EU-Mitgliedschaft aufzustellen. Es ist unbestritten, dass sich die EU in einer tiefen ertrauenskrise bzw. Akzeptanzkrise befindet. Es wäre ber falsch, die Ursache des fehlenden Vertrauens in der U-Erweiterung zu sehen. Sie hängt vielmehr mit der eoliberalen Grundorientierung der EU-Politik zusamen, die unsere Staatengemeinschaft als einen Wirt chaftsraum für ihre expansiven Kapitalinteressen berachtet. Der Abbau des Sozialstaates und der sozialen Sicheungssysteme löst nicht zu Unrecht Ängste aus. Daher üssen wir die Menschen mit einer sozial gerechten olitik wieder davon überzeugen, wofür ein vereintes nd gemeinsames Europa steht, nämlich für Menschenechte, für Demokratie, für Rechtsstaatlichkeit und für en Sozialstaat, aber vor allem auch für die Sicherung es Friedens. n diesem Kontext ist jeder weitere Beitrittskandidat, der iese Werte eines friedlich-demokratischen Systems erüllt und den Menschen eine soziale Grundsicherung gaantieren will und kann, ein Gewinn für die Europäische nion. Ich danke Ihnen. Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock, ündnis 90/Die Grünen. Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603740100
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

assen Sie mich zwei Vorbemerkungen zu der Debatte
achen, bevor ich nachher keine Zeit mehr habe.

Erstens. Der Kollege Löning hat die Grundrechte-
gentur angesprochen. Ich will dem nur eines hinzufü-
en. Wenn wir über die Verteidigung von Menschen-
echten in Europa ernsthaft diskutieren wollen – wir
aben schon darüber diskutiert; bei der Grundrechte-
gentur sind wir uns einig –, dann ist eine Forderung
ichtig, die bisher fehlte. Mir ist sehr wichtig, dass die
uropäische Union endlich in dem großen Europa an-
ommt, in dem Europaratseuropa, in dem die Menschen-
echte geschützt werden. Deshalb ist es wichtig, dass
uch die EU endlich dem Europarat beitritt und die

enschenrechtskonvention ratifiziert. Das würde die
enschenrechtssituation und die Wahrnehmung von
enschenrechten vor dem Europäischen Gerichtshof

eutlich verbessern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Lassen Sie uns uns dafür gemeinsam einsetzen; denn das
ist ein wichtiges Ziel.

Zweitens. Wenn man sich die Debatten, die es jetzt in
Europa gibt – Kollege Keskin hat es gerade unter dem
Stichwort Vertrauenskrise angesprochen –, anschaut,
dann stellt man fest, dass wir in der Gefahr sind, einige
Tendenzen deutlich zu überhöhen. Es hat immer Debat-
ten über Europa gegeben. Das ist überhaupt keine Frage.
Es gibt Eurobarometerumfragen, wonach bestimmte In-
stitutionen in Europa, gerade bürokratische Organisatio-
nen, von der Bevölkerung hart kritisiert werden. Das
finde ich richtig. Das ist überhaupt kein Grund, nervös
zu werden, sondern es ist ein völlig gesunder demokrati-
scher Mechanismus, dass die Bevölkerung staatliche In-
stitutionen erst einmal kritisiert.

Wenn man sich diese Eurobarometerumfragen an-
schaut und sie mit Umfragen über nationalstaatliche In-
stitutionen vergleicht, dann sieht man sehr deutlich, dass
das Kritikbedürfnis gegenüber nationalstaatlichen Insti-
tutionen genauso hoch ist wie gegenüber europäischen
bürokratischen Strukturen. Deshalb ist es sehr gefähr-
lich, diese europakritische Tendenz überzubewerten und
zu glauben, dass daraus eine Stimmung gegen die euro-
päische Idee in Europa resultiert. Das halte ich für völ-
lig falsch. Die Strukturen, die wir in Europa geschaffen
haben, sind auch in der Bevölkerung fest verankert; das
Projekt an sich ist ein riesiger Erfolg. Das Management
wird zum Teil kritisiert, aber die Idee, gemeinsam die
europäische Integration voranzutreiben, und dieses Frie-
densprojekt, das wir in Europa aufgebaut haben, das den
Menschen in Europa Wohlstand gebracht hat, das Demo-
kratie stabilisiert hat, das die Menschenrechte in Europa
gefestigt hat und das dem Rechtsstaat in Europa den
Durchbruch dauerhaft gesichert hat, sind tief in der Be-
völkerung verankert. Wir sollten ein bisschen Vertrauen
haben. Das ist etwas, was wir weiter unterstützen und
worauf wir unsere Politik aufbauen müssen.


(Beifall bei der SPD)


Ich halte es für hoch gefährlich – ich sage das in Rich-
tung der Linken –, wenn in dieser Debatte unter dem
Stichwort „Neoliberalismus“ eine Sozialstaatsdebatte
auf europäischer Ebene aufgemacht wird.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Auch ich halte vieles, was die Kommission macht, für
falsch und kritikwürdig. Wenn Sie das aber benutzen,
leisten Sie einem antieuropäischen Populismus Vor-
schub.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Sie müssen sich einmal anschauen, was man in Europa
mit Integration gemeint hat und welche Bereiche der Po-
litik vergesellschaftet sind. Viele, die über die Frage ei-
ner Grundversorgung oder Grundsicherheit auf europäi-
scher Ebene diskutieren, wissen nicht, wovon sie reden.
Mich ärgert das total, weil diese Frage von allen Regie-
rungen – ausdrücklich gewollt – auf die nationale Ebene
geschoben wurde. Sie reden doch immer über Subsidia-
rität. Sie müssen aufpassen, dass der Populismus, den

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(C (D ie an dieser Stelle verbreiten, nicht sehr nationalistisch efärbt werden kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Bulgarien und Rumänien haben viel geleistet. In die-
em Zusammenhang stimme ich mit all dem überein
ich will das nicht wiederholen –, was die Kollegen

orher gesagt haben. Wir haben ein Beitrittsdatum, das
ingehalten werden muss. Ich bin dafür, dass das der
. Januar 2007 ist. Alles andere wäre unter pragmati-
chen Gesichtspunkten, was die Folgen angeht – das an-
ere Datum könnte nur der 1. Januar 2008 sein –, viel
efährlicher und kontraproduktiv.

Die Anstrengungen in diesen Ländern müssen ver-
tärkt werden. Das ist überhaupt keine Frage.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603740200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Keskin?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Aber gerne, es laufen nämlich schon die letzten Se-

unden meiner Redezeit.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603740300

Bitte.


Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603740400

Lieber Kollege, Sie wissen, ich schätze Sie. Soll ich

hre Bemerkung so verstehen, dass wir ein Europa ohne
en Sozialstaat und ohne soziale Sicherungssysteme ha-
en wollen? Die Tendenz ging gerade in den letzten Jah-
en in diese Richtung.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Nein, da haben Sie mich sicherlich etwas falsch ver-

tanden. Europa und die europäische Integration basie-
en auf den sozialen Grundwerten, die wir alle vertreten.
arin sind wir uns immer alle einig gewesen. Es wäre

alsch, hierbei zu polarisieren. Auf diese Werte haben
ir Europa immer verpflichtet.

Ich habe nur sehr deutlich gemacht, dass es unter dem
tichwort „Neoliberalismus“ eine bestimmte Kritik gibt,
ie sich sehr leicht – ich will das noch einmal zuspitzen,
eil mich das immer ärgert – mit der Verteidigung der
rrungenschaften der Arbeiterklasse in einem Land ver-
inden lässt. Ich selbst habe genug Marxismusschulun-
en hinter mir und kenne darum die ganzen Debatten.
ch halte es für außerordentlich gefährlich und kontra-
roduktiv, wenn ein bestimmtes soziales Gefühl – das
ir ja teilen –, wenn ein soziales Sicherungssystem in-

trumentalisiert wird, um antieuropäische, nationale Ge-
anken zu verbreiten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich habe nicht gesagt, dass Sie das tun. Ich habe gesagt:
Mit einer solchen Argumentation leistet man dem Vor-
schub. Das ist die große Gefahr, die ich in dieser Argu-
mentation sehe. Ich will das sehr deutlich sagen, weil ich
glaube, dass das eine ernste Angelegenheit ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Gestatten Sie mir zum Abschluss noch zwei Sätze.
Ich glaube, wir müssen aus den Schwierigkeiten, die es
beim Beitritt von Bulgarien und Rumänien gegeben hat,
Konsequenzen ziehen: Es darf nicht wieder eine Kopp-
lung von Staaten geben – ich denke an Kroatien und die
Türkei – und es darf nicht wieder eine klare Jahreszahl
geben, an der sich Wohl und Wehe entscheidet. Es darf
nicht mehr so sein, dass Kapitel einstimmig abgeschlos-
sen werden und zwei Jahre später alle feststellen, dass es
doch noch große Probleme gibt. Die Verhandlungen
müssen in Zukunft neu strukturiert werden.

Ich glaube aber, dass der europäische Integrationspro-
zess, der politisch, kulturell, demokratisch und ökono-
misch so viele Erfolge aufzuweisen hat – die Erweite-
rung macht den Erfolg aus –, mit Rumänien und
Bulgarien noch nicht zu Ende sein kann. Wir brauchen
neue Spielregeln, aber die Europäische Union muss für
alle Länder, die in Europa liegen, offen sein. Lassen Sie
uns dafür streiten. Die Spielregeln müssen hart sein; aber
die Offenheit brauchen wir.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603740500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Lale Akgün,

SPD-Fraktion.


Dr. Lale Akgün (SPD):
Rede ID: ID1603740600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich möchte erst einmal Kollegen Steenblock
und Kollegen Keskin danken, denn sie haben die Müdig-
keit zu der späten Stunde unserer Debatte aus diesem
Raum vertrieben. Ich wünschte mir, sie würden auch die
Erweiterungsmüdigkeit vertreiben, die sich in der EU
in der letzten Zeit breit macht. Deswegen bin ich sehr
froh, dass wir immer noch so heftig und breit in der Dis-
kussion über die EU streiten können. Das zeigt, wie le-
bendig die EU ist und dass sie eigentlich gar nicht so
langweilig ist, wie manche es gern in der Öffentlichkeit
darstellen.

Ich bin auch sehr froh über die offenen und entschlos-
senen Worte, die Erweiterungskommissar Rehn in dieser
Woche im Europaausschuss zum Beitritt Bulgariens und
Rumäniens gefunden hat. Olli Rehn hat vor den Europa-
politikern dieses Hauses die politische Botschaft wieder-
holt, die bereits von den Fortschrittsberichten der Kom-
mission im Mai ausging, nämlich das bedingte Ja zum
Beitritt der beiden Länder zum 1. Januar 2007.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


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(C (D Wir Sozialdemokraten begrüßen dieses Ja, denn wir ind uns seiner historischen Bedeutung vollends beusst. Wir teilen auch die Bedenken, die sich in dem ber ausdrücken, und wir kennen die Ängste in der evölkerung. Diese Ängste sind begründet, aber, ich enke, sie sind genau in der Art und Weise zu verstehen ie der Erweiterungsblues der politischen Klasse. Beheen können wir beides nur durch eine Politik, die zum inen Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Areitsplätzen hervorruft und zum anderen die Missvertändnisse im Zusammenhang mit den Erweiterungen ufklärt. Aber zurück zu den Fortschrittsberichten der Komission: Lassen Sie mich zunächst zu dem Ja einige unkte ausführen. Die sicherheitspolitische Bedeutung ulgariens und Rumäniens hat mein Kollege Gloser be eits erwähnt. Ich möchte noch einmal betonen – auch arauf hat Staatsminister Gloser bereits hingewiesen –, ass der Beitritt Bulgariens und Rumäniens eine Art achholende Integration – das ist ein Begriff, den wir eientlich eher im innenpolitischen Kontext benutzen – arstellt. Der Beitritt Bulgariens und Rumäniens stellt en verspäteten Abschluss der historischen Osterweiteung und damit der Wiedervereinigung Europas dar, icht mehr und nicht weniger. Das vorweggeschickt. Jetzt möchte ich zu dem Aber der Kommission einies ausführen. Sowohl Bulgarien als auch Rumänien haen seit Beginn der Beitrittsverhandlungen im Jahr 2000 rhebliches geleistet. Dazu möchte ich beiden Ländern ratulieren. Die Fortschrittsberichte bescheinigen besoners Rumänien erhebliche Fortschritte. Es bestehen nur och Bedenken in vier Bereichen und nicht mehr wie uvor in 14. Auch Bulgarien ist der vollen Erfüllung der openhagener Kriterien näher gekommen. Hier sind es och sechs Bereiche – vor allem Landwirtschaft, Justiz, nneres und Korruption –, die Sorgen bereiten. Genau iese Bedenken rechtfertigen das politische Signal, das onditionierte Ja zu dem Beitritt der beiden Länder zum . Januar 2007. Allerdings hat die Kommission gewichtige Bedenken eäußert, ob es den beiden Ländern noch möglich sein ird, die bestehenden Mängel bis zum Ende dieses Jah es auszuräumen. Daher ist es richtig, dass die Entscheiung über den Beitritt erst im Herbst fallen wird. Von uropäischer Seite aus müssen wir den Druck auf die änder aufrechterhalten. Die Länder müssen ihre Hausufgaben machen und ihre Anstrengungen noch einmal ntensivieren. Aber die Zielmarge „Beitritt zum 1. Januar 007“ bleibt bestehen. Uns allen ist bewusst: Es geht nicht um die Frage des b, sondern um die Frage des Wann. Es muss erlaubt ein, zu fragen, was sich durch eine Verschiebung des eitritts tatsächlich ändern würde. Es muss auch erlaubt ein, auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit hinzueisen. Vor allem Bulgarien muss Fortschritte im Be eich der Korruptionsbekämpfung machen. Das ist ichtig. Aber bitte halten wir uns immer wieder vor Auen, dass Korruption überall existiert. Letztens in der usschusssitzung wurde sogar von einem Kollegen aus Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner geführt, in meiner Heimatstadt Köln solle es Korruption geben. Das weise ich hiermit entschieden zurück. (Heiterkeit bei der SPD und der FDP – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Soll ich eine Zwischenfrage stellen?)





(A) )


(B) )


Transparency International sieht Bulgarien, was das
Ausmaß der Korruption betrifft, im internationalen Ver-
gleich auf Platz 55 von 153 Staaten. Es gibt durchaus
EU-Mitgliedstaaten, die auf vergleichbaren bzw. hinte-
ren Plätzen anzutreffen sind.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Lassen Sie uns also die Dimensionen wahren. Seien
wir ehrlich, was die Möglichkeiten der Bewältigung be-
stimmter Probleme in einer kurzen Zeitspanne anbe-
langt. Viele der Problemlagen in den Ländern des ehe-
maligen Ostblocks sind tief gehend mit der Geschichte
der Länder und ihrer staatssozialistischen Vergangenheit
verbunden. Sie werden sich nicht in einem Jahr lösen
lassen.

Das gilt auch für die Minderheitenrechte der Roma.
Eine volle Gleichberechtigung der Roma kann nicht
durch Gesetzestexte allein erreicht werden. Hier braucht
es gesellschaftlicher Umwandlungsprozesse, die lang-
wierig sind.

Seien wir ehrlich: Die Bewältigung von so mancher
Aufgabe wird noch Zeit brauchen. Das gilt auch für die
Vergangenheitsbewältigung, die heute in der „Süddeut-
schen Zeitung“ thematisiert wurde. Aber auch hier dür-
fen wir nicht mit zweierlei Maß messen. Auch andere
neue EU-Länder tun sich da noch schwer.

Wir müssen nicht nur die Verhältnismäßigkeit wah-
ren, sondern uns auch die Frage stellen, was eine Ver-
schiebung politisch bedeuten würde. Eine Verzögerung
des Beitritts wäre Wasser auf die Mühlen der antieuro-
päischen Kräfte wie der rechtsradikalen „Ataka“ und der
Bewegung „Wappen“ in Bulgarien. Sie würden die Ver-
schiebung instrumentalisieren und in der Bevölkerung
Zulauf gewinnen. Es bestünde die Gefahr, dass der
Schuss nach hinten losgeht.

Aus all diesen Gründen ist es richtig und wichtig, am
Beitritt zum 1. Januar 2007 festzuhalten. Allerdings sage
ich noch einmal, dass hierfür in Bulgarien und in Rumä-
nien noch weitere Anstrengungen notwendig sind. Auch
die im Beitrittsvertrag vorhandenen Schutzklauseln in
den Bereichen Wirtschaft, Binnenmarkt sowie Justiz und
Inneres müssen sinnvoll angewandt werden.

Die Schutzklauseln und das vorgeschlagene Post-Bei-
tritts-Mentoring sind weitaus sinnvoller als eine Ver-
schiebung des Beitritts. Lassen Sie mich anfügen: Wir
brauchen dafür keine neuen vertraglichen Grundlagen.
Die bestehenden Verträge enthalten die notwendigen
Vorkehrungen bereits.

Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass
auch wir unsere Hausaufgaben machen müssen und da-
für sorgen müssen, dass das Ratifikationsverfahren in
Deutschland nach Plan und zügig fortgeführt wird.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


assen Sie uns endlich die Erweiterungsmüdigkeit über-
inden. Wer müde ist, droht einzunicken und die Zei-

hen der Zeit zu verschlafen. Erweiterungen waren in
er Vergangenheit der Motor für die Dynamik der EU.
ie werden es auch in Zukunft sein. Nur so können wir
afür sorgen, dass die EU ihre Mission als Friedenspro-
ekt in einer globalisierten Welt erfüllen kann.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603740700

Das Wort hat der Kollege Thomas Silberhorn für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1603740800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will

n dieser Debatte zunächst die Gelegenheit nutzen, etwas
u tun, wozu ich bisher selten Veranlassung hatte, näm-
ich der Europäischen Kommission ausdrücklich ein
ompliment für die Vorlage des Fortschrittsberichts zu
ulgarien und Rumänien zu machen. Die Fortschritte,
ie diese beiden Länder in den letzten Monaten gemacht
aben, sind ausdrücklich gewürdigt worden. Ebenso klar
ind die noch bestehenden Defizite benannt worden. Die
ommission hat manchem politischen Druck widerstan-
en, die Lage zu beschönigen. Sie hat sich nicht an Er-
artungen orientiert, die man insbesondere in Bulgarien
nd Rumänien gehegt hat, sondern sie hat die Fakten vor
rt zur Grundlage ihres Berichts gemacht und ihrerseits
rwartungen an Bulgarien und Rumänien formuliert. Ich
enke, das ist begrüßenswert. Dieser Bericht ermöglicht
s, neues Vertrauen in die Unabhängigkeit der Kommis-
ion zu fassen. Das ist, meine ich, viel wert.

Die Europäische Kommission hat ganz bewusst keine
mpfehlung für einen Beitritt zum 1. Januar 2007 ausge-
prochen, was für Bulgarien und Rumänien, aber durch-
us auch für andere in der Europäischen Union sicher-
ich ernüchternd sein mag. Das ist eine klare Ansage,
ass bislang weder Bulgarien noch Rumänien reif ist für
inen Beitritt und dass weitere Fortschritte notwendig
ind. Deswegen muss die Linie jetzt sein, die Motivation
icht nur aufrechtzuerhalten, sondern sie zu verstärken,
ass es in Bulgarien und Rumänien zu Reformen
ommt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


eide Länder haben dabei unsere volle Unterstützung.
öllig klar ist aber auch, dass beide Länder Hausaufga-
en machen müssen. Niemand von uns hat ein Interesse
aran, den noch möglichen Beitritt zum 1. Januar 2007
nfrage zu stellen. Aber es ist eben Sache Bulgariens und
umäniens, einen Beitritt zu diesem Termin möglich zu
achen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Wir haben anhand des Berichts der Kommission ei-
nen klaren Fahrplan. Es liegt auf der Hand, dass die
Priorität nun in den Bereichen liegen muss, in denen die
Kommission eine rote Karte gezogen hat. Wir müssen
deutlich machen, dass in genau diesen Bereichen noch
substanzielle Fortschritte erzielt werden müssen. Das
heißt, es müssen die Strukturen in Bulgarien und Rumä-
nien verändert werden, zum Beispiel in der Verwaltung
und in der Justiz. Reformen dürfen nicht nur auf dem
Papier stattfinden, sondern müssen in der Praxis umge-
setzt werden. Was mir besonders wichtig ist: Der politi-
sche Wille der Regierungen in Bulgarien und Rumänien,
durchzugreifen, muss deutlich werden. Wir müssen den
Regierungen klar machen, dass wir es damit wirklich
ernst meinen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte zwei praktische Beispiele nennen. Zu-
nächst zum Thema Auftragsmorde in Bulgarien: Bei
Auftragsmorden handelt es sich um die schwersten Ver-
brechen, die eine Rechtsordnung kennt. Wenn in Bulga-
rien noch nicht einmal bei den schwersten Verbrechen,
die wir kennen, ausreichende Ermittlungsarbeit geleistet
wird, es weder zu Anklagen noch zu Verurteilungen
kommt, wie muss die Situation dann erst bei weniger
schweren Verbrechen oder Vergehen aussehen? Ich sage
das nicht, um den Zeigefinger zu heben, sondern ich
glaube, es ist insbesondere für die Bevölkerungen in
Bulgarien und Rumänien wichtig, dass diese Themen
angegangen werden. Auch auf uns lastet ein hoher Er-
wartungsdruck der Gesellschaften Bulgariens und Ru-
mäniens, auf diese kritischen Punkte zu schauen und den
Druck auf die dortigen Regierungen zu erhöhen, diese
Probleme zu lösen.

Lassen Sie mich ein zweites Beispiel nennen: In dem
Fortschrittsbericht ist die Tierkörperbeseitigung ange-
sprochen worden. Dahinter steckt die Sorge, dass, wenn
die Tierkörperbeseitigung in diesen Ländern nicht zurei-
chend gelöst werden kann, die BSE-Risiken erhöht wer-
den könnten, sie mit einem Beitritt möglicherweise im-
portiert werden. Auch da wird deutlich, dass Probleme,
die noch nationale Probleme Bulgariens und Rumäniens
sind, nach einem Beitritt europäische Probleme und da-
mit unsere Probleme werden. Deshalb liegt es im wohl-
verstandenen Eigeninteresse der Europäischen Union
und namentlich auch Deutschlands, genau hinzuschauen,
dass die nötigen Fortschritte dort möglichst zügig bis
Ende des Jahres erzielt werden.

Ich glaube, wir tun gut daran, wenn wir den angekün-
digten nächsten Monitoringbericht abwarten und unsere
zweite Lesung, in der wir entscheiden, wie wir weiter
vorgehen, erst danach durchführen. Wir müssen die Zeit
dafür nutzen, uns auch darüber zu unterhalten, was wir
im Herbst dieses Jahres tun, falls im nächsten Fort-
schrittsbericht wieder solche Defizite benannt sein soll-
ten, wie wir sie in dem jetzigen Fortschrittsbericht fin-
den.

Es zeichnet sich ab, dass wir ein Monitoring auch
nach dem Beitritt fortführen müssen. Es zeichnet sich

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(C (D uch ab, dass wir Schutzklauseln aktivieren müssen. as bedeutet aus meiner Sicht, dass wir Fragen beantorten müssen, die sich dann ganz konkret stellen, etwa: önnen wir angesichts des Zustands des Justizsystems n Bulgarien und Rumänien Urteile von dortigen Gerichen bei uns überhaupt anerkennen? Ich würde da ein Fraezeichen setzen. Können wir die Regelungen über den uropäischen Haftbefehl anwenden? Da hätte ich allerrößte Zweifel. Können wir den Verwaltungen, den Polieien dieser Länder Zugang zu den Datenbanken von uropol gewähren? Nach dem, was in den jetzigen Fortchrittsberichten steht: unter keinen Umständen. Mit solhen ganz konkreten Fragen müssen wir uns befassen. Deshalb glaube ich, dass schon jetzt erkennbar ist, ass wir Schutzklauseln werden aktivieren müssen. Wir erden insbesondere auf die sensiblen Bereiche achten üssen, in denen es ums Geld geht. Auch da ist das erste nteresse doch das Interesse des bulgarischen und des ruänischen Volkes. Sie wollen doch wissen, dass die Gel er, die Europa zur Verfügung stellt – in der Agrarpoliik, in den Strukturfonds, Kohäsionsfonds; überall, wo es m Geld geht –, nicht in dunklen Kanälen verschwinden, ondern dort ankommen, wo sie tatsächlich helfen solen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Abchluss meiner Rede noch einige Punkte stichwortartig ormulieren. Kollege Silberhorn, das wird Ihnen nicht mehr gelin en. Sie haben Ihre Redezeit schon überschritten. Neue hemen können Sie nun wirklich nicht mehr ansprehen. Es handelt sich nicht um neue Themen. Ich möchte ur abschließend etwas sagen. Sie müssten den letzten Satz bilden. Der abschließende Satz lautet: Erstens müssen wir eutlich machen, dass wir Unterschiede zwischen Bularien und Rumänien machen werden, wenn es um die ortschritte hinsichtlich der Frage der Schutzklauseln eht; zweitens werden wir nicht wiederholen, was wir etzt gemacht haben, und keine Beitrittstermine mehr estlegen, bevor nicht klar ist, dass die Kriterien erfüllt ind; drittens müssen wir jeden Kandidatenstaat einzeln ewerten; viertens und abschließend müssen wir darauf chten, dass unsere Beitrittsstrategie berechenbar bleibt, enn nur wenn wir selber in der Europäischen Union laubwürdig sind, werden wir auch in unserer Bevölkeung auf Akzeptanz stoßen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603740900
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1603741000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603741100
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1603741200






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603741300

Ich denke, wir werden noch Gelegenheit haben, die-

ses Thema zu vertiefen und über Ihren letzten Satz etwas
ausführlicher zu debattieren.

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-
nung um die Beratung der Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung zu einem Antrag auf Genehmigung zur
Durchführung eines Strafverfahrens zu erweitern und
diese sofort als Zusatzpunkt 6 ohne Aussprache aufzuru-
fen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist das so beschlossen.

Dann rufe ich Zusatzpunkt 6 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung (1. Ausschuss)


Antrag auf Genehmigung zur Durchführung
eines Strafverfahrens

– Drucksache 16/1718 –

Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/1718 – das ist die Beschluss-
empfehlung, die Sie gerade empfangen haben –, die
Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens
zu erteilen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gibt es Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen?
– Das ist nicht der Fall. Dann ist das einstimmig so be-
schlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 16 a bis 16 c auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth),
Jan Mücke, Patrick Döring, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der FDP

Sonderprogramm „Kommunale Brückenbau-
werke“ auflegen

– Drucksachen 16/261, 16/1008 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Renate Blank

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Winfried Hermann, Peter
Hettlich, Dr. Anton Hofreiter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Bestandssanierung der Verkehrsinfrastruktur
ausweiten und effektive Sanierungsstrategie
vorlegen

– Drucksachen 16/553, 16/1090 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordneter Uwe Beckmeyer c)

Bluhm, Katrin Kunert, Dorothee Menzner, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Freistellung der Kommunen von der Mitfinan-
zierung bei Baumaßnahmen im Kreuzungsbe-
reich von Eisenbahnen und Straßen

– Drucksache 16/1657 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

Die Kolleginnen und Kollegen Renate Blank für die
nionsfraktion, Rita Schwarzelühr-Sutter für die SPD-
raktion, Jan Mücke für die FDP-Fraktion, Heidrun
luhm für die Fraktion Die Linke und Dr. Anton
ofreiter für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen haben

hre Reden zu Protokoll gegeben.1)

Ich schließe damit die Aussprache.

Wir kommen zu den Abstimmungen.

Tagesordnungspunkt 16 a. Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau
nd Stadtentwicklung auf Drucksache 16/1008 zu dem
ntrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Sonderpro-
ramm ‚Kommunale Brückenbauwerke’ auflegen“. Der
usschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/261

bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD-Frak-
ion und der Unionsfraktion angenommen.

Tagesordnungspunkt 16 b. Beschlussempfehlung des
usschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf
rucksache 16/1090 zu dem Antrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Bestandssanie-

ung der Verkehrsinfrastruktur ausweiten und effektive
anierungsstrategie vorlegen“. Der Ausschuss emp-
iehlt, den Antrag auf Drucksache 16/553 abzulehnen.

er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
timmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und der
raktion des Bündnisses 90/Die Grünen bei Enthaltung
er Fraktion der FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 16 c. Interfraktionell wird vor-
eschlagen, die Vorlage auf Drucksache 16/1657 zu
berweisen, und zwar zur federführenden Beratung an
en Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
nd zur Mitberatung an den Innenausschuss, den Rechts-
usschuss, den Ausschuss für Wirtschaft und Technolo-
ie und den Haushaltsausschuss. Gibt es zu diesen Über-
eisungen anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der
all. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Anlage 20






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
der Unterrichtung durch die Bundesregierung

Vorschlag für eine Verordnung des Europäi-
schen Parlaments und des Rates zur Einfüh-
rung eines europäischen Verfahrens für ge-
ringfügige Forderungen Ratsdok. 15954/05

– Drucksachen 16/901 Nr. 2.2, 16/1684 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Grosse-Brömer
Dirk Manzewski
Mechthild Dyckmans
Sevim Dagdelen
Jerzy Montag

Dazu liegen mir zu Protokoll gegebene Reden von
den Kolleginnen und Kollegen Michael Grosse-Brömer
von der Unionsfraktion, Dirk Manzewski von der SPD-
Fraktion, Mechthild Dyckmans von der FDP-Fraktion,
Sevim Dagdelen von der Fraktion Die Linke und Jerzy
Montag von der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
vor.1) Das heißt, wir können auch hier die Aussprache
schließen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung
durch die Bundesregierung über einen Vorschlag für eine
Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates
zur Einführung eines europäischen Verfahrens für gering-
fügige Forderungen. Dies finden Sie auf der Druck-
sache 16/1684. Der Ausschuss empfiehlt in Kenntnis der
Unterrichtung, eine Entschließung anzunehmen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gibt es Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Dann ist diese Be-
schlussempfehlung bei Enthaltung des Kollegen
Wunderlich aus der Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Petra Sitte,
Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

UNESCO-Übereinkommen zur kulturellen
Vielfalt schnell ratifizieren

– Drucksache 16/457 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Auch dazu liegt mir eine Reihe von zu Protokoll ge-
gebener Reden vor. Von der Unionsfraktion haben die
Kolleginnen Dorothee Bär und Professorin Monika
Grütters ihre Reden zu Protokoll gegeben. Für die SPD-
Fraktion hat der Kollege Steffen Reiche seine Rede zu
Protokoll gegeben. Von der FDP-Fraktion hat der Kol-

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1) Anlage 21 2)

(C (D ege Christoph Waitz seinen Redebeitrag zu Protokoll egeben.2)


Ich eröffne die Aussprache und rufe jetzt die Kollegin
ukrezia Jochimsen für die Fraktion Die Linke auf. Sie
at das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603741400

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Es tut

ir sehr Leid und ich bitte um Entschuldigung, dass ich
eute Abend hier noch die Gelegenheit zu einer Rede er-
reife.


(Zuruf von den Linken: Wieso?)


ch habe die Ehre, heute vor dem Hohen Haus zwei Re-
en zur Kultur zu halten, und zwar im späten Abend-
nd Nachtghetto, wie man bei Fernsehsendern sagen
ürde.


(Iris Gleicke [SPD]: Interessant!)


o ist das eben mit der Kultur und wir alle machen das
it.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist das mit den Journalisten!)


nteressanterweise beziehen sich beide Reden – keine
ngst: Die für nach Mitternacht vorgesehene Rede gebe

ch zu Protokoll –


(Beifall des Abg. Markus Löning uf die Auswirkungen von UNESCO-Konventionen auf nser Land. Im Fall des UNESCO-Übereinkommens zum Kulturüterschutz handeln wir mit 36-jähriger Verspätung, was nserem Ansehen als Kulturnation nicht gerade Glanz erleiht. Im Fall des völkerrechtlichen Übereinkommens ur kulturellen Vielfalt könnten wir Trendsetter und Vorild für andere Staaten sein. Ist kulturelle Vielfalt ein bestimmendes Merkmal der enschheit? Ist sie eine Hauptantriebskraft für die nach altige Entwicklung von Gemeinschaften, Völkern und ationen? Ist sie unabdingbar für Frieden und Sicherheit uf lokaler, nationaler und internationaler Ebene? Ist sie eil der Verwirklichung von Menschenrechten und rundfreiheiten? In dem „Übereinkommen über den chutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausrucksformen“ der UNESCO, das vor acht Monaten mit berwältigender Mehrheit von 148 Staaten beschlossen urde – darunter allen 25 Mitgliedstaaten der Europäi chen Union –, wird diese Überzeugung vertreten. Sie ält für uns nicht nur schöne erhebende Worte parat, sonern sie trifft auch den Nerv unserer Zeit. Denn gerade n den Wochen und Monaten heftiger Kritik an der euroäischen Verfassung und von Millionen von Menschen um Ausdruck gebrachten Misstrauens gegenüber euroäischen Strukturen gab es unter den europäischen Staaen genauso wie in den über 100 Ländern der ganzen Anlage 22 Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Welt eine erstaunliche Gegenbewegung: das Setzen auf die gemeinsame vielfältige Kultur, ihr Erbe und ihre Zukunftsfähigkeit, die es zu fördern und zu schützen gilt. Worum geht es im Kern? Es geht um das Recht auf eigene Kultur, um eigenständige kulturelle Werte in der sich globalisierenden Welt, um Handlungsspielraum und Handlungsfreiheit für Kulturpolitik. Der beeindruckende weltweite Einsatz für die kulturelle Vielfalt, an dem die Bundesrepublik Deutschland einen großen Anteil hat – wo Lob angebracht ist, lobt auch die Opposition –, ist zu begreifen als ein Teil des globalen Kampfes gegen die Kommerzialisierung aller Dinge und Werte, auch der Kultur. Da diese Kommerzialisierung ein rasantes Tempo vorlegt, muss die Gegenbewegung ebenso dynamisch sein, um das Gleichgewicht zwischen Handelsfreiheit und Kultur zu erhalten. Vorgestern hat hier in Berlin eine große Konsultation der deutschen UNESCO-Kommission stattgefunden. Da wurde immer wieder die dringliche Bitte geäußert, jetzt schnell mit der Umsetzung zu beginnen. Deshalb sind wir als Parlament aufgerufen, den weltweiten Einsatz für die UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt zu unterstützen. Daher fordern wir die Bundesrepublik heute auf, unverzüglich ein Gesetz zur Ratifizierung des UNESCO-Übereinkommens vorzulegen. Alle 25 europäischen Mitgliedstaaten haben sich bereit erklärt, die Konvention zu ratifizieren. Wenn 30 Mitgliedstaaten das völkerrechtliche Übereinkommen anerkannt haben, tritt es in allen Signatarstaaten in Kraft. Schon jetzt haben Kanada, Mauritius, Mexiko und Burkina Faso ratifiziert. In deren globaler Mitte könnte Deutschland, wie ich finde, ein gutes Zeichen setzen. Ich bitte Sie deshalb, den Antrag der Linksfraktion zur Vorlage eines Gesetzes zur alsbaldigen Ratifizierung auch in Deutschland zu unterstützen. Herzlichen Dank. Mir liegen zum Tagesordnungspunkt 18 weitere Re den zu Protokoll vor. Die Kollegin Uschi Eid für Bündnis 90/Die Grünen und der Staatsminister Bernd Neumann haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.1)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603741500

Damit schließe ich die Aussprache. Interfraktionell
wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/457
an die an der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Otto Bernhardt, Eduard

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1) Anlage 22
2)

3)

(C (D Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Nina Hauer, Ingrid Arndt-Brauer, Lothar Binding (Heidelberg)

der SPD

Grenzüberschreitender Zahlungsverkehr im
europäischen Binnenmarkt

– Drucksache 16/1646 –

Auch hier haben die Kolleginnen und Kollegen ihre
eden zu Protokoll gegeben. Wir nehmen die Reden des
ollegen Georg Fahrenschon für die Unionsfraktion, der
ollegin Nina Hauer für die SPD, des Kollegen Frank
chäffler für die FDP, der Kollegin Ulla Lötzer für die
inken und des Kollegen Dr. Gerhard Schick für
ündnis 90/Die Grünen zu Protokoll und können damit
ie Aussprache schließen.2)

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen der CDU/CSU und der SPD auf
rucksache 16/1646 mit dem Titel „Grenzüberschreiten-
er Zahlungsverkehr im europäischen Binnenmarkt“.
er stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Ent-

altungen? – Dann ist der Antrag gegen die Stimmen der
raktion Die Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried
Hermann, Rainder Steenblock, Marieluise Beck

(Bremen), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Für eine anspruchsvolle und umfassende EU-
Nachhaltigkeitstrategie

– Drucksache 16/1437 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Auch hier werden die Reden zu Protokoll gegeben.
ie Kollegen Thomas Bareiß für die Unionsfraktion,
teffen Reiche für die SPD, Michael Kauch für die FDP,
utz Heilmann für die Linke und Rainder Steenblock für
as Bündnis 90/Die Grünen haben ihre Reden zu Pro-
okoll gegeben3). Wir können die Aussprache damit be-
nden.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/1437 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Anlage 23
Anlage 24






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a und 21 b auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen vom 14. November 1970 über
Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung
der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und
Übereignung von Kulturgut

– Drucksache 16/1372 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausfüh-
rung des UNESCO-Übereinkommens vom
14. November 1970 über Maßnahmen zum
Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen
Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kul-

(Ausführungsgesetz zum Kulturgutübereinkommen – KGÜAG)


– Drucksache 16/1371 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Auch hier werden die Reden zu Protokoll gegeben. Das
gilt für die Redebeiträge der Kolleginnen und Kollegen
Professor Monika Grütters für die Unionsfraktion, Steffen
Reiche für die SPD, Christoph Waitz für die FDP, Luc
Jochimsen für die Linke, Uschi Eid für das Bündnis 90/
Die Grünen und des Staatsministers Bernd Neumann.1) Wir
können auch hier die Aussprache beenden.

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 16/1372 und 16/1371 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Gibt es dazu andere Vorschläge? – Das ist
nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 22:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ilja
Seifert, Karin Binder, Dr. Lothar Bisky, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Einsetzung einer Enquete-Kommission „Ethik,
Recht und Finanzierung des Wohnens mit
Assistenz (Heim-Enquete)

– Drucksache 16/1267 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Auch zu diesem Tagesordnungspunkt werden die Re-
den zu Protokoll gegeben. Es liegen vor die Beiträge der

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2

1) Anlage 25
2)

3)

(C (D ollegen Hubert Hüppe und Markus Grübel für die nionsfraktion, der Kolleginnen Angelika Graf für die PD, Sibylle Laurischk für die FDP, des Kollegen r. Ilja Seifert für die Linken und des Kollegen Markus urth für das Bündnis 90/Die Grünen.2)


ch die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/1267 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Erhebt sich dagegen
iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist auch

iese Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 23:

Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz

Tätigkeitsbericht 2003 und 2004 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz – 20. Tätig-
keitsbericht –

– Drucksache 15/5252 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

Hier werden die Beiträge der Kolleginnen und Kolle-
en Beatrix Philipp für die Unionsfraktion, Jörg Tauss
ür die SPD, Gisela Piltz für die FDP, Petra Pau für die
inke und Silke Stokar für das Bündnis 90/Die Grünen
u Protokoll gegeben.3) Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird auch hier die Überweisung der
orlage auf Drucksache 15/5252 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie
amit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist auch
iese Überweisung so beschlossen.

Wir kommen damit zu den Tagesordnungspunkten
4 a und b:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus
Kurth, Katrin Göring-Eckardt, Britta Haßelmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Recht statt Pflicht – Einschränkungen behin-
derter Menschen bei der Teilhabe am öffentli-
chen Leben entgegenwirken

– Drucksache 16/949 –

Anlage 26
Anlage 27






(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg
Rohde, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
am öffentlichen Leben konsequent sichern

– Drucksache 16/853 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Auch hier nehmen wir die Debattenbeiträge zu Pro-
tokoll. Es liegen vor die Beiträge der Kolleginnen und
Kollegen Hubert Hüppe, Antje Blumenthal, Silvia
Schmidt, Jörg Rohde, Dr. Ilja Seifert und Markus Kurth.1)
Damit ist die Aussprache beendet.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 16/949 und 16/853 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Auch hier haben alle Rednerinnen und Redner ihre
Reden zu Protokoll gegeben. Es handelt sich um die Re-
debeiträge der Kollegin Marlene Mortler von der Unions-
fraktion, von Holger Ortel von der SPD, Dr. Christel
Happach-Kasan von der FDP-Fraktion, der Kollegin
Dr. Kirsten Tackmann für die Fraktion Die Linke und
der Kollegin Cornelia Behm vom Bündnis 90/Die
Grünen.2) Ich kann damit die Aussprache schließen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/952 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss der heutigen Tagesordnung.
Gibt es weitergehende Vorschläge? – Das ist nicht der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Behm, Alexander Bonde, Hans-Josef Fell, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN
Kürzungen bei der Finanzierung der Entwick-
lung ländlicher Räume verhindern
– Drucksache 16/952 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)


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1) Anlage 28 2)
(D

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Dienstag, den 20. Juni 2006, 10.30 Uhr, ein.

Der Ältestenrat hat in seiner heutigen Sitzung verein-
art, dass während der Haushaltsberatungen ab dem
0. Juni 2006 keine Befragung der Bundesregierung,
eine Fragestunde und keine Aktuellen Stunden stattfin-
en sollen. Sind Sie mit dieser Vereinbarung einverstan-
en? – Mir wird kein Widerspruch angezeigt. Dann ver-
ahren wir so.

Ich wünsche Ihnen einen sehr schönen Feierabend.

Die Sitzung ist geschlossen.