Protokoll:
16036

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 36

  • date_rangeDatum: 19. Mai 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:06 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/36 Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Boris Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 7 Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) Aussage der PISA-Studie 2003 über die Chancen für Arbeiterkinder zum Besuch eines Gymnasiums der WHO; Bewertung der innovationsför- dernden oder -hemmenden Wirkung der Arzneimittelpatentierung in Bezug auf die Behandlung von HIV und anderen epide- miologisch wichtigen Erkrankungen in den ärmeren Ländern Antwort Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 3068 A 3068 B 3069 A 3069 B 3072 C 3073 A 3073 D 3074 A Deutscher B Stenografisch 36. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 3 . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde (Drucksachen 16/1466, 16/1529) . . . . . . . . . . Dringliche Frage 1 Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der PISA-Sonderauswertung zu Migration Z D K C V B I M I D p u a 3067 A 3067 B 3067 C 3067 D Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3069 D undestag er Bericht ung 19. Mai 2006 t : usatzfragen r. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ai Boris Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . ündliche Fragen 3 und 4 nge Höger-Neuling (DIE LINKE) ebatte über das Internationale Rahmen- rogramm für unverzichtbare Forschung nd Entwicklung im Gesundheitsbereich uf der 59. Weltgesundheitsversammlung 3070 B 3070 D 3071 A 3071 B 3071 D 3072 A Beteiligung der Industrie an den Kosten ei- ner Magnetschwebebahn zwischen dem II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 Münchner Hauptbahnhof und dem Flug- hafen München II Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 6 Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Eventuelle Strategie zur Markteinführung von Biogas Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 8 Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) Beweispflicht für Nachteile durch Diskri- minierung für die Betroffenen im Allge- meinen Gleichbehandlungsgesetz Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Mündliche Frage 9 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vereinbarkeit einer möglichen Tätigkeit des beamteten Staatssekretärs Pfaffenbach im Bundeswirtschaftsministerium beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit § 69 a BBG Antwort Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M J V w G u A D Z J V M J A b R s A D Z J T a b c d 3074 C 3074 C 3075 A 3075 C 3076 A 3076 B 3076 B 3077 B 3077 C 3077 C ündliche Frage 16 örg Rohde (FDP) erfassungsmäßigkeit der derzeitigen Be- ertung von unbebauten und bebauten rundstücken im Rahmen des Schenkung- nd Erbschaftsteuerrechts ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen örg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 17 örg Rohde (FDP) usgestaltung der Bewertung von unbe- auten und bebauten Grundstücken im ahmen des Schenkung- und Erbschaft- teuerrechts nach dem 30. Juni 2006 ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen örg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 2: ) Abgabe einer Erklärung durch die Bun- desregierung: Neue Impulse für Innova- tion und Wachstum durch Forschung und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ilse Aigner, Michael Kretschmer, Katherina Reiche (Potsdam), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten René Röspel, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die technolo- gische Leistungsfähigkeit mit dem 6-Mil- liarden-Euro-Programm und der High- Tech-Strategie stärken (Drucksache 16/1546) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Carsten Müller (Braunschweig), Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten René Röspel, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Innovationen für Deutschland durch das 7. For- schungsrahmenprogramm der Europäi- schen Union (Drucksache 16/1547) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Uwe Barth, weiterer 3078 A 3078 A 3078 D 3079 A 3079 B 3079 C 3079 D 3079 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 III Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Innovationen brauchen Freiheit – für mehr Arbeit und Wohlstand (Drucksache 16/1532) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zur technologischen Leistungs- fähigkeit Deutschlands 2006 und Stel- lungnahme der Bundesregierung (Drucksache 16/1245) . . . . . . . . . . . . . . . . f) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum 6-Mil- liarden-Euro-Programm für For- schung und Entwicklung – Neue Im- pulse für Innovation und Wachstum (Drucksache 16/1400) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Burchardt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt- zung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlpro- zesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 25. April 2006 (Drucksache 16/1507) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . K H D G U T Z d H b ( C U D D A P D S D L G N E T a b N F 3080 A 3080 B 3080 B 3080 C 3084 B 3085 D 3087 B 3089 B 3090 B 3092 B 3093 B 3094 A 3094 C 3096 D 3098 A 3099 B 3103 B 3102 B 3102 C 3104 A 3105 D 3107 A erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . rsula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 5: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines aushaltsbegleitgesetzes 2006 (Haushalts- egleitgesetz 2006 – HBeglG 2006) Drucksachen 16/752, 16/1369, 16/1525) . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . ydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Oskar Lafontaine, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost und der Fraktion der LINKEN: Hedgefondszulassung zurück- nehmen (Drucksachen 16/113, 16/1448) . . . . . . . . ) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/1449) . . . . . . . . . . . . . . . ina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3109 A 3110 C 3111 D 3113 A 3113 D 3114 C 3116 A 3116 B 3118 B 3119 D 3120 C 3122 C 3124 A 3126 C 3128 A 3130 A 3131 C 3133 B 3134 C 3135 D 3139 B 3139 C 3137 D 3137 D 3138 A 3141 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen vom 23. Mai 1997 über die Vorrechte und Immunitäten des Internationalen See- gerichtshofs und zu dem Abkommen vom 14. Dezember 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Internationalen Seegerichtshof über den Sitz des Gerichtshofs (Drucksache 16/1288) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll vom 27. März 1998 über die Vorrechte und Immunitä- ten der Internationalen Meeresboden- behörde (Drucksache 16/1289) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann, Dr. Konrad Schily, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ausgleich für neue Arbeitszeitmodelle in Krankenhäusern vorziehen (Drucksache 16/670) . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Patrick Döring, Horst Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Sicherheits- konzept für Nord- und Ostsee optimie- ren (Drucksache 16/1164) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Inter- nationalen Sicherheitspräsenz im Ko- sovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung der Friedensregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Internationalen Sicher- heitspräsenz (KFOR) und den Regie- rungen der Bundesrepublik Jugosla- Z a b T a b c 3142 D 3144 B 3145 C 3154 A 3154 A 3146 D 3147 A 3147 A 3147 A wien und der Republik Serbien (jetzt: Serbien und Montenegro) vom 9. Juni 1999 (Drucksache 16/1509) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ) Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP, der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlin- burg), Bärbel Höhn, Rainder Steenblock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Verbot der Einfuhr von Wildvögeln (Drucksache 16/1502) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Katja Kipping, Heidrun Bluhm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Wohnungslosigkeit vermei- den – Wiedereinführung von Beihilfen und Übernahme von Mietschulden auch für Erwerbstätige mit niedrigem Ein- kommen und Arbeitslosengeld-I-Bezie- her (Drucksache 16/1201) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Agrar- statistikgesetzes und des Rinderregis- trierungsdurchführungsgesetzes (Drucksachen 16/1023, 16/1438) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2006 (ERP-Wirt- schaftsplangesetz 2006) (Drucksachen 16/637, 16/1506) . . . . . . . . ) – Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen Nr. 146 der Internationalen Arbeitsorgani- sation vom 29. Oktober 1976 über den bezahlten Jahresurlaub der See- leute (Drucksachen 16/1001, 16/1467) . . . . – Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen Nr. 166 3147 B 3147 B 3147 C 3147 D 3147 A 3147 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 V der Internationalen Arbeitsorgani- sation vom 9. Oktober 1987 über die Heimschaffung der Seeleute (Neufassung) (Drucksache 16/1002, 16/1467) . . . . . d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2004/25/EG des Europäi- schen Parlaments und des Rates vom 21. April 2004 betreffend Übernahme- angebote (Übernahmerichtlinie-Umset- zungsgesetz) (Drucksachen 16/1003, 16/1342, 16/1541) e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung des Schuldenwesens des Bundes (Bundes- schuldenwesenmodernisierungsgesetz) (Drucksachen 16/1336, 16/1526) . . . . . . . f)–o) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 36 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44 und 45 zu Petitionen (Drucksachen 16/1423, 16/1424, 16/1425, 16/1426, 16/1427, 16/1428, 16/1429, 16/1430, 16/1431, 16/1432) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN: Beeinträchtigung der Presse- freiheit durch Aktivitäten des Bundesnach- richtendienstes Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister für besondere Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über d b ( T E U T t e z g ( U D T Z d G G n ( T a b F P J H J T a 3148 B 3148 D 3149 A 3149 B 3150 B 3151 B 3152 C 3156 A 3157 C 3158 D 3160 A 3161 A 3162 A 3163 A 3164 A 3164 D as Branntweinmonopol und von Ver- rauchsteuergesetzen Drucksachen 16/913, 16/1523, 16/1540 . . . . agesordnungspunkt 8: rste Beratung des von den Abgeordneten lrike Höfken, Birgitt Bender, Dr. Harald erpe, weiteren Abgeordneten und der Frak- ion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- es zur Änderung des Vorläufigen Tabak- esetzes Drucksache 16/1068) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Einführung der Europäischen enossenschaft und zur Änderung des Ge- ossenschaftsrechts Drucksachen 16/1025, 16/1524) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: ) Antrag der Abgeordneten Florian Toncar, Burkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Waffenembargo gegen China beibehalten (Drucksache 16/969) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Florian Toncar, Burkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für die Verurteilung des Systems der Laogai-Lager in China (Drucksache 16/855) . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Mai 2005 zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik Deutsch- 3166 3166 C 3166 C 3167 B 3168 C 3169 A 3169 B 3169 C 3170 C 3171 B 3172 A 3172 B VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 land, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, dem Großher- zogtum Luxemburg, dem Königreich der Niederlande und der Republik Österreich über die Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenar- beit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreiten- den Kriminalität und der illegalen Mi- gration (Drucksachen 16/1108, 16/1286, 16/1439) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Ver- trags vom 27. Mai 2005 zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepu- blik Deutschland, dem Königreich Spa- nien, der Französischen Republik, dem Großherzogtum Luxemburg, dem Königreich der Niederlande und der Republik Österreich über die Vertie- fung der grenzüberschreitenden Zu- sammenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität und der illegalen Migration (Drucksachen 16/1109, 16/1287, 16/1440) Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: a) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Dr. Norman Paech, Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Keine Unterstüt- zung für die indische Atomrüstung (Drucksache 16/1445) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Elke Hoff, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Indisch-amerikanisches Nuklear- abkommen substanziell nachbessern oder ablehnen (Drucksache 16/1533) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten b E V M P N A L A E C ( ü s A E F s b A E ( A ( A M M D S i e Ü A C 3173 A 3173 B 3173 C 3174 C 3175 B 3176 B 3176 B 3176 C 3177 B 3178 B Entwurfs eines Steueränderungsgesetzes 2007 (Drucksachen 16/1545) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Steuerände- rungsgesetz 2007 zurückziehen (Drucksache 16/1501) . . . . . . . . . . . . . . . duard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . anfred Grund (CDU/CSU) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . etra Ernstberger (SPD) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hristine Lambrecht und Gerold Reichenbach beide SPD) zur namentlichen Abstimmung ber den Entwurf eines Haushaltsbegleitge- etzes 2006 (Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . nlage 3 rklärung des Abgeordneten Jochen-Konrad romme (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- timmung über den Entwurf eines Haushalts- egleitgesetzes 2006 (Tagesordnungspunkt 5) nlage 4 rklärung der Abgeordneten Iris Gleicke SPD) zur namentlichen Abstimmung zu dem ntrag: Hedgefondszulassung zurücknehmen Tagesordnungspunkt 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Fragen 1 und 2 onika Lazar (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) chließung des Bundeswehrkrankenhauses n Leipzig-Wiederitzsch und Erzielung ines Veräußerungsgewinns; eventuelle bernahmeangebote für Mitarbeiter ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3179 A 3179 B 3179 C 3181 A 3181 B 3181 C 3182 C 3183 A 3183 D 3184 D 3184 D 3185 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 VII Anlage 6 Mündliche Frage 10 Veronika Bellmann (CDU/CSU) Haltung der Europäischen Kommission zur Zulässigkeit der Finanzierung des öf- fentlich-rechtlichen Rundfunks durch Rundfunkgebühren im Sinne der Art. 87 ff. des EG-Vertrags Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 11 Veronika Bellmann (CDU/CSU) Gesetzliche Regelung hinsichtlich einer Rundfunkgebührenpflicht für empfangsfä- hige Mobilfunkgeräte Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Fragen 12 und 13 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Konsequenzen aus einer fehlerhaften Film- vorführung in der Gedenkstätte Berlin-Ho- henschönhausen; Evaluierung der Gedenk- stättenarbeit durch eine wissenschaftliche Einrichtung Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 14 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abschaffung der Steuerbefreiung und -be- günstigung für die CO2-neutralen Bio- kraftstoffe und Beibehaltung der Steuerbe- günstigung für das nicht CO2-neutrale Erdgas Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 15 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) An den Staat 2005 abgeführte Gewinnsteu- ern der Mineralölkonzerne A D A M H D P B B ü B A D A M C D E R f A D A Z d d u n N E R D D C A Z d r o K J D 3185 C 3186 A 3186 A 3186 C ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Fragen 18 und 19 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) roduktion und Vermarktung von reinen iokraftstoffen außerhalb der gesetzlichen iokraftstoffquote der Mineralölkonzerne ber 2009 hinaus; Marktanteile der reinen iokraftstoffe ab 2009 ntwort r. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Frage 20 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) insatz heimischer Bioenergieträger im ahmen der geplanten Beimischungsquote ür Biokraftstoffe ntwort r. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung es Gesetzes über das Branntweinmonopol nd von Verbrauchsteuergesetzen (Tagesord- ungspunkt 7) orbert Schindler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Ände- ung des Vorläufigen Tabakgesetzes (Tages- rdnungspunkt 8) urt Segner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Anlage 15 3186 D 3187 A 3187 B 3187 C 3188 B 3189 A 3190 A 3190 D 3191 B 3192 B 3193 B 3194 A VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der Europäischen Genossenschaft und zur Änderung des Genossenschaftsrechts (Tages- ordnungspunkt 9) Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dagdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Margareta Wolf (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . der Niederlande und der Republik Öster- reich über die Vertiefung der grenzüber- schreitenden Zusammenarbeit, insbeson- dere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität und der illegalen Migration – Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Vertrags vom 27. Mai 2005 zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepu- blik Deutschland, dem Königreich Spa- nien, der Französischen Republik, dem Großherzogtum Luxemburg, dem König- reich der Niederlande und der Republik Österreich über die Vertiefung der grenz- überschreitenden Zusammenarbeit, insbe- sondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität 3194 D 3195 D 3197 C 3198 C 3199 D 3200 C Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge – EU-Waffenembargo gegen China beibe- halten – Für die Verurteilung des Systems der Laogai-Lager in China (Tagesordnungspunkt 10) Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung – Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Mai 2005 zwischen dem König- reich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, dem Groß- herzogtum Luxemburg, dem Königreich ( R F A Z d – – ( K U A A 3201 A 3202 C 3203 C und der illegalen Migration Tagesordnungspunkt 11) alf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . nlage 18 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge Keine Unterstützung für die indische Atomrüstung Indisch-amerikanisches Nuklearabkom- men substanziell nachbessern oder ableh- nen Tagesordnungspunkt 12) arl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 19 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3205 B 3206 D 3207 D 3209 A 3210 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3067 (A) ) (B) ) 36. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 8.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3183 (A) ) (B) ) steuerung von Einkommen, Gewinnen und VermögenNitzsche, Henry CDU/CSU 19.05.2006 Wir werden dem Gesetzentwurf unsere Stimmen ge- ben, obwohl wir eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für falsch halten. Die Mehrwertsteuer ist gegenüber einer direkten Be- Burkhardt Müntefering, Franz SPD 19.05.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 19.05.2006 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.05.2006 Bismarck, Carl-Eduard von CDU/CSU 19.05.2006 Blumenthal, Antje CDU/CSU 19.05.2006 Borchert, Jochen CDU/CSU 19.05.2006 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 19.05.2006* Evers-Meyer, Karin SPD 19.05.2006 Gabriel, Sigmar SPD 19.05.2006 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 19.05.2006 Gröhe, Hermann CDU/CSU 19.05.2006 Hilsberg, Stephan SPD 19.05.2006 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.05.2006 Kauch, Michael FDP 19.05.2006 Klimke, Jürgen CDU/CSU 19.05.2006 Knoche, Monika DIE LINKE 19.05.2006 Kortmann, Karin SPD 19.05.2006 Kossendey, Thomas CDU/CSU 19.05.2006 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.05.2006 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 19.05.2006 Lintner, Eduard CDU/CSU 19.05.2006* Dr. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 19.05.2006 Müller-Sönksen, FDP 19.05.2006 P R R R D D S D D U V W W D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Lambrecht und Gerold Reichenbach (beide SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Entwurf eines Haushaltsbegleitgesetzes 2006 (Tagesordnungs- punkt 5) flug, Johannes SPD 19.05.2006 eiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 19.05.2006 oth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.05.2006 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 19.05.2006* r. Schröder, Ole CDU/CSU 19.05.2006 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 19.05.2006 chily, Otto SPD 19.05.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 19.05.2006 r. Stinner, Rainer FDP 19.05.2006** lrich, Alexander DIE LINKE 19.05.2006 oßhoff, Andrea Astrid CDU/CSU 19.05.2006 eiß (Groß-Gerau), Gerald CDU/CSU 19.05.2006 immer (Neuss), Willy CDU/CSU 19.05.2006 r. Wodarg, Wolfgang SPD 19.05.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 3184 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) ungerecht. Es steht zu befürchten, dass eine Erhöhung in der aktuellen Situation der Konjunktur schaden und sie Arbeitsplätze in Handwerk, Gastronomie und Einzelhan- del gefährden wird. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent war eine unumstößliche Forderung der Union im Zuge der Verhandlungen um den Koalitionsvertrag und konnte nicht wegverhandelt werden. Für uns Sozialdemokraten war es wichtig, im Gegenzug der Union soziale Maßnah- men durchzusetzen. Dies ist uns gelungen. Im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD ist vereinbart worden, den Mehrwertsteuersatz im Jahr 2007 um drei Prozentpunkte auf 19 Prozent zu erhöhen. Davon steht dem Bund ein Prozentpunkt zur Senkung der Lohnzusatzkosten zu. Der ermäßigte Mehrwertsteu- ersatz von 7 Prozent bleibt zur Wahrung der sozialen Ba- lance unverändert. Das Wahlergebnis vom 18. September hat nun eine vollständige Umsetzung des Wahlprogramms der SPD unmöglich gemacht. Eine Regierungsbildung war fak- tisch nur in Form der großen Koalition mit den Unions- parteien möglich. Wer in einem solchen Bündnis 50 Pro- zent darstellt, kann seine Positionen nicht zu 100 Prozent durchsetzen. Wir halten eine Konsolidierung der öffent- lichen Haushalte über die Stärkung des Wachstums und den Abbau von Steuersubventionen weiterhin für richtig und realistisch. Die Mehrwertsteuererhöhung war jedoch eins der zentralen Projekte der Union und deshalb nicht verhandelbar. Mit diesem Zugeständnis an die Union waren jedoch wichtige Verhandlungserfolge im Bereich der Steuerpolitik, der Arbeitnehmerrechte und in vielen anderen Politikbereichen verbunden. Im Zusammenhang mit der Erhöhung der Mehrwert- steuer konnten wir immerhin Folgendes erreichen: Erstens. Die Erhöhung wird statt 2006 erst 2007 kom- men, um die Möglichkeit zu schaffen, die Konjunktur soweit anzukurbeln, dass die schädlichen Auswirkungen einer Mehrwertsteuererhöhung weniger zum Tragen kommen. Zweitens. Mit dem Impulsprogramm – 25 Milliarden Euro in vier Jahren – und einigen Sofortmaßnahmen werden Rahmenbedingungen für eine Erholung der Kon- junktur im nächsten Jahr geschaffen. Drittens. Der ermäßigte Steuersatz auf Lebensmittel, Personennahverkehr, Bücher und Zeitungen bleibt bei 7 Prozent und wird nicht angehoben. Viertens. Die befürchteten Auswirkungen auf das Handwerk werden durch die Möglichkeit kompensiert, Handwerkerrechnungen anteilig auf die Steuerschuld an- zurechnen. Bei der Verbesserung der Einnahmesituation von Bund und Ländern wollen wir uns nicht nur auf die Er- höhung des Mehrwertsteuersatzes beschränken. Die Las- ten einer weiteren Konsolidierung der Staatshaushalte werden vielmehr sozial ausgewogen verteilt. Wir haben weiterhin eine Reihe von positiven und für uns Sozialde- mokraten wichtigen Verhandlungsergebnissen erzielt: E B s E d b d g d d d L m l w b w l l r d g V w t A M A M (C (D Wir fördern Familien mit zusätzlichen 3 Milliarden uro. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben des undes werden um 6 Milliarden Euro steigen. Zur Förderung der privaten Haushalte als Arbeitgeber tellt der Bund 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Verkehrsinvestitionen steigen um 4,3 Milliarden uro. Speziell für den Mittelstand: Zur gezielten Förderung es Mittelstandes und zur Schaffung besserer Rahmen- edingungen für die Wirtschaft werden bis zum Ende er Legislaturperiode zusätzlich 9,4 Milliarden Euro ein- esetzt. Wir haben ein Zurückdrängen der Mitbestimmung in er Betriebsverfassung auf die Regeln von 1972 verhin- ert. Wir haben erreicht, dass den gesetzlichen Rahmenbe- ingungen bei der Verwendung und beim Schutz von angzeitarbeitszeitkonten besonderes Gewicht beige- essen wird. Langzeitarbeitszeitkonten werden gesetz- ich gesichert. Und wir haben erreicht, dass für den Bereich der Bau- irtschaft das bestehende Entsendegesetz auf die Ge- äudereinigerbranche ausgeweitet wird, ein kleiner, aber ichtiger Schritt. Wir haben erreicht, dass ein Allgemeines Gleichstel- ungsgesetz über die Europäische Gleichstellungsricht- inie hinaus die Diskriminierungsmerkmale Behinde- ung, Alter und sexuelle Identität enthält. Dies sind einige Beispiele. So wie wir erwarten, dass ie Abgeordneten der Union sich in den einzelnen Fra- en an die zwischen den Koalitionspartnern getroffenen ereinbarungen halten, muss dies auch von uns zu er- arten sein. Deshalb werden wir dem Gesetzentwurf rotz Bedenken unsere Stimmen geben. nlage 3 Erklärung des Abgeordneten Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Haushaltsbegleitgeset- zes 2006 (Tagesordnungspunkt 5) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet „Ja“. nlage 4 Erklärung der Abgeordneten Iris Gleicke (SPD) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Hedgefondszulassung zurücknehmen (Tages- ordnungspunkt 6) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet „Ja“. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3185 (A) ) (B) ) Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fra- gen der Abgeordneten Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1466, Fragen 1 und 2): Wie stellt die Bundesregierung sicher, dass bei der geplan- ten Schließung des Bundeswehrkrankenhauses in Leipzig- Wiederitzsch durch Veräußerungserlöse mindestens die inves- tierten Modernisierungs- und Fördermittel ausgeglichen wer- den und nach Möglichkeit ein Veräußerungsgewinn erzielt wird? Welche Übernahmeangebote werden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterbreitet, die angesichts der Pläne, das Bundeswehrkrankenhaus zu schließen, von Arbeitslosigkeit bedroht sind? Zu Frage 1: Infolge der Stationierungsentscheidung vom 2. No- vember 2004 wurde entschieden, die Verwertung der entbehrlichen Bundeswehrkrankenhäuser im Rahmen ei- nes durch die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH (g. e. b. b.) begleiteten Transak- tionsprozesses durchzuführen. Dabei sollen über einen Konzeptwettbewerb möglichst betriebsfähige Kranken- häuser auf Folgenutzer/Erwerber übertragen werden. Es wird derjenige Bewerber ausgewählt, dessen Angebot am besten mit den Zielen des BMVg übereinstimmt. An- gestrebt wird neben einem angemessenen Kaufpreis eine Anschlussnutzung, die es erlaubt, möglichst vielen Zivil- bediensteten eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. Im Rahmen des Konzeptwettbewerbs können für das Bundeswehrkrankenhaus Leipzig noch bis Ende Juli 2006 verbindliche Angebote abgegeben werden. An- schließend entscheidet das Bundesministerium der Ver- teidigung im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsbetrach- tung, ob die Einrichtung auf einen Folgenutzer übertragen wird oder eine reine Liegenschaftsverwer- tung stattfindet. Gemäß § 63 Abs 3 BHO darf die Liegenschaft nur zum vollen Wert verkauft werden. Sollte mangels akzep- tabler Angebote zur Folgenutzung im Sinne des Kon- zeptwettbewerbes eine reine Liegenschaftsveräußerung notwendig werden, wird der entsprechende Wert im Rahmen einer Verkaufsausschreibung oder durch Ver- kehrswertgutachten zu ermitteln sein. Zu Frage 2: Im Rahmen der Realisierung des Umgestaltungspro- zesses der Bundeswehr sind Dienststellenschließungen nicht zu vermeiden. Um die notwendigen Personalmaß- nahmen für die betroffenen Beschäftigten sozial ausge- wogen auszugestalten, ist von den Tarifvertragsparteien der „Tarifvertrag über sozialverträgliche Begleitmaßnah- men im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Bun- deswehr (TV UmBw) vom 18. Juli 2001“ vereinbart worden Vorrangiges Ziel ist die Sicherung der Arbeits- plätze. Betriebsbedingte Beendigungskündigungen sind für die Laufzeit des Tarifvertrages ausdrücklich ausge- schlossen, das heißt bedingt durch die Schließung des Bundeswehrkrankenhauses Leipzig ist kein dort be- schäftigter Bundeswehrangehöriger von Arbeitslosigkeit b s M d g d e b g A d A b p L A d A ( s p d p a i r Q w r ( A g m a o W s d s w v e B d e n D z 2 c 1 (C (D etroffen. Weitere enthaltene Regelungen bieten ver- chiedene Möglichkeiten, die anstehenden personellen aßnahmen sozialverträglich auszugestalten und damit er jeweiligen Situation des betroffenen Beschäftigten erecht zu werden. Ziel der mit der Verwertung des zu schließenden Bun- eswehrkrankenhauses Leipzig beauftragten g.e.b.b ist s, im Rahmen der Transaktion über einen Konzeptwett- ewerb einen Erwerber zu ermitteln, der einer möglichst roßen Zahl der Tarifbeschäftigten ein Angebot für eine nstellung unterbreitet. Es steht den Beschäftigten je- och frei, dieses Angebot anzunehmen oder abzulehnen. uf diesem Wege soll eine zusätzliche Alternative zur undeswehrinternen Unterbringungsplanung zum Zeit- unkt der Schließung des Bundeswehrkrankenhauses eipzig durch die Bundeswehr eröffnet werden. nlage 6 Antwort es Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage der bgeordneten Veronika Bellmann (CDU/CSU) Drucksache 16/1466, Frage 10): Wie ist der Stand des Beihilfeverfahrens der Europäischen Kommission zu der Frage, ob die Finanzierung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks durch Rundfunkgebühren eine zuläs- sige Beihilfe im Sinne der Art. 87 ff. des EG-Vertrags dar- stellt? Aufgrund von Beschwerden privater Fernsehveran- talter prüft die Generaldirektion Wettbewerb der Euro- äischen Kommission seit 2003 die Vereinbarkeit der eutschen Rundfunkgebührenfinanzierung mit dem euro- äischen Beihilferecht. Dieses Verfahren ist noch nicht bgeschlossen. Die Generaldirektion Wettbewerb möchte n diesem Verfahren feststellen, ob die Rundfunkgebüh- en von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zur uersubventionierung ihrer Produktionstöchter genutzt erden, die Produktionstöchter in anderer Weise von ih- en Muttergesellschaften bevorzugt behandelt werden Verlustübernahmen, Mitarbeiterleihe, Übernahme von ltersvorsorge), die Transparenzrichtlinie, die zu einer etrennten Buchführung für Tätigkeiten eines Unterneh- ens, für die dieses Beihilfen erhält, verpflichtet, nicht uf die öffentlich-rechtlichen Anstalten angewandt wird, bwohl diese im Bereich für Produktionen für Dritte, der erbung und im Onlinebereich rein kommerziell aktiv eien, bei den Sportrechten eine Überkompensation da- urch gegeben ist, dass Sportveranstaltungen nicht ausge- trahlt werden, obwohl die Übertragungsrechte hierfür er- orben wurden. Zur Klärung des Sachverhaltes wurden on der Kommission mehrere umfangreiche Auskunfts- rsuchen an die Bundesregierung gerichtet, die von der undesregierung in enger Zusammenarbeit mit den für iese Materie innerstaatlich zuständigen Ländern jeweils ingehend erörtert und beantwortet wurden. Darüber hi- aus wurden Gespräche mit der Kommission geführt. as letzte Auskunftsersuchen der Kommission mit 66 um Teil sehr detaillierten Fragen datiert vom 10. Februar 006. Die Bundesregierung hat dieses Auskunftsersu- hen mit einer umfangreichen Stellungnahme am 3. April 2006 beantwortet. Die Bundesregierung und die 3186 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Länder sind darüber hinaus bereit, sofern die Kommis- sion dies wünscht, mit ihr weitere Gespräche mit dem Ziel der einvernehmlichen Beendigung des Verfahrens zu führen. Anlage 7 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage der Abgeordneten Veronika Bellmann (CDU/CSU) (Drucksache 16/1466, Frage 11): Führen die Vereinbarungen von ARD und ZDF mit Mobil- funkanbietern bzw. Anbietern von Mobilfernsehen bezüglich des so genannten Handy-TVs zu einer Rundfunkgebühren- pflicht von empfangsfähigen Mobilfunkgeräten, und, wenn ja, ab wann muss mit einer entsprechenden gesetzlichen Rege- lung gerechnet werden? Vereinbarungen von ARD und ZDF mit Mobil- funkanbietern bzw. Anbietern von Mobilfernsehen be- treffen Fragen der Verbreitung der Programme dieser Rundfunkanstalten. Sie regeln nicht die Gebührenpflicht von Handys, die Rundfunkprogramme empfangen kön- nen. Anlage 8 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/1466, Fragen 12 und 13): Ist der Bundesregierung bekannt, dass in der Gedenkstätte Hohenschönhausen ein Film gezeigt wird, „der zahlreiche Fehler enthält und Vermutungen nicht als solche kennzeich- net“, und, wenn ja, welche Schlussfolgerungen wurden daraus gezogen („FAS“ vom 7. Mai 2006)? Wurde die Gedenkstättenarbeit in der ehemaligen Haft- anstalt Hohenschönhausen durch eine wissenschaftliche Ein- richtung evaluiert, und, wenn ja, zu welchen Ergebnissen ist man bei der Evaluation gekommen? Zu Frage 12: In der Berliner Stiftung „Gedenkstätte Berlin-Hohen- schönhausen“ wird der Film „Zentrale des Terrors. Das Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen“ gezeigt. Der Film wurde vom MDR produziert und am 10. November 2004 ausgestrahlt. Während des fast drei- jährigen Einsatzes dieses Films sind der Bundesregie- rung keinerlei Hinweise auf angebliche Fehler oder als solche nicht gekennzeichnete Vermutungen bekannt ge- worden. Der Vertreter des BKM im Stiftungsrat der Ge- denkstätte wird aber die in der genannten Zeitung vorge- brachte Kritik in der nächsten Sitzung des Stiftungsrates am 6. Juli zur Sprache bringen. Zu Frage 13: Die Arbeit der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhau- sen wird seit September 2000 von einem 15-köpfigen wissenschaftlichen Beirat fachlich begleitet. Dieser berät die Stiftung laufend in allen inhaltlichen und gestalteri- s l d F A d F N P g s B p s z S z E d l E b s z e s K s a s m s n v s A d F N a v n (C (D chen Fragen. Ihm gehören ausgewiesene Wissenschaft- er, Opfervertreter und Vertreter von Gedenkstätten an, ie die Arbeit evaluieren und bislang keine signifikanten ehler festgestellt haben. nlage 9 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die rage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1466, Frage 14): Wieso wird vonseiten der Bundesregierung die Steuerbe- freiung und die Steuerbegünstigung für die CO2-neutralen Bi- okraftstoffe in mehreren Schritten abgeschafft und zugleich bis 2020 an der Steuerbegünstigung für das nicht CO2-neu- trale Erdgas festgehalten? Der Einstieg in die Besteuerung bei Biodiesel und flanzenöl ist aus europarechtlichen Gründen notwendig eworden, nachdem eine Überförderung dieser Biokraft- toffe festgestellt wurde. Darüber hinaus wird bei iokraftstoffen zukünftig die ab dem 1. Januar 2007 ge- lante Quotenregelung das Hauptförderinstrument dar- tellen, das die bisherigen Steuerbegünstigungen erset- en wird. Im Interesse des Vertrauensschutzes bleibt die teuerbegünstigung für reine Biokraftstoffe, die nicht ur Erfüllung der Quote eingesetzt werden, noch bis nde 2009 bestehen. Biokraftstoffe der 2. Generation, ie derzeit in der Entwicklung stehen, sollen vorbehalt- ich einer beihilferechtlichen Genehmigung durch die U-Kommission bis 2015 degressiv steuerbegünstigt leiben. Mit der Quotenregelung und den flankierenden teuerlichen Maßnahmen liegt ein überzeugendes Kon- ept vor, das den weiteren Ausbau der Biokraftstoffe auf ine tragfähige Basis stellt, die energie- und klimapoliti- chen Ziele sichert und den vereinbarten Beitrag zur onsolidierung des Bundeshaushalts sicherstellt. Das teuerliche Förderungssystem für Erdgas ist ein anderes ls das für Biokraftstoffe. Für Erdgas gibt es einen fest- tehenden ermäßigten Steuersatz, der von der EU-Kom- ission nicht als Beihilfe angesehen wird. Für Biokraft- toffe dagegen richtet sich die Höhe des Steuersatzes ach den Überkompensationsberechnungen. Das Nicht- orliegen einer Überkompensation kann bei Biokraft- toffen zu einer Steuerbefreiung führen. nlage 10 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die rage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1466, Frage 15): Wie hoch waren die Gewinnsteuern, die die Mineralölkon- zerne letztes Jahr an den deutschen Staat abführten? Statistisches Material zu den von Mineralölkonzernen bgeführten Gewinnsteuern ist nicht verfügbar. Hierzu erweise ich auf die Bestimmungen in der Abgabenord- ung zum Steuergeheimnis. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3187 (A) ) (B) ) Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Peter Paziorek auf die Fra- gen des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1466, Fragen 18 und 19): Will die Bundesregierung gewährleisten, dass über das Jahr 2009 hinaus eine dezentrale und mittelständisch geprägte Produktion und Vermarktung von reinen Biokraftstoffen außer- halb der dann vorgesehenen gesetzlichen Biokraftstoffquote der Mineralölkonzerne und damit außerhalb deren direkten Einflussbereichs stattfinden kann, und, wenn ja, wie? Mit welchen Marktanteilen rechnet die Bundesregierung für die verschiedenen Formen der reinen Biokraftstoffe (in- klusive Biodiesel und E85) außerhalb der vorgesehenen Quote für die Jahre nach 2009? Zu Frage 18: Die vorgesehenen Regelungen zur Beimischung und Besteuerung von Biokraftstoffen sehen vor, den Bio- kraftstoffanteil am Kraftstoffabsatz bis 2010 auf 6 Pro- zent zu steigern und ermöglichen damit ein weiteres Wachstum der Biokraftstoffwirtschaft. Die Bundesregie- rung geht davon aus, dass der Biokraftstoffanteil auch über 2010 hinaus weiter gesteigert werden kann. In die- sem Rahmen eröffnen sich auch Chancen für eine dezen- trale und mittelständisch geprägte Biokraftstoffproduk- tion, die zur Sicherung von Wertschöpfung und Beschäftigung in ländlichen Räumen beitragen kann. Zu Frage 19: Die Bundesregierung hat in ihrem Eckpunktepapier beschlossen, die steuerliche Förderung der reinen Bio- kraftstoffe bis Ende 2009, dem im derzeit geltenden Mineralölsteuerrecht vorgesehenen Datum für das Aus- laufen der steuerlichen Förderung, fortzusetzen. Die Ent- wicklung des Anteils reiner Biokraftstoffe am Kraft- stoffmarkt nach Auslaufen der steuerlichen Förderung Ende 2009 ist unter anderem abhängig von der Entwick- lung der Preise fossiler Energieträger. Eine Einschätzung zum Umfang der reinen Biokraftstoffe nach 2009 ist des- halb nicht möglich. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Peter Paziorek auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/1466, Frage 20): Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass im Rahmen der geplanten Beimischungsquote für Biokraftstoffe insbeson- dere (das heißt unter voller Ausschöpfung des nachhaltig nutzbaren Potenzials) heimische Bioenergieträger eingesetzt werden sollten, und, wenn ja, wie will sie dies gewährleisten? Auch bei der jetzigen Steuerbefreiung werden Bio- kraftstoffe zum Teil importiert. Ziel der Bundesregie- rung ist es aber, im Rahmen der geplanten Bei- mischungsquote heimischen Biokraftstoffen gute Absatzchancen zu bieten und somit zu einem hohen An- teil heimischer Biokraftstoffe beizutragen. Daher sind die Quotenhöhen mit anfänglich 2 Prozent beim Otto- kraftstoff und 4,4 Prozent beim Dieselkraftstoff so be- m g B d Ö B s n d g H A n m ß n s u E B h s w i n b p e c z b Ü w t K t d g a i t i w O s (C (D essen, dass sie durch einheimische Produktionsmen- en abgedeckt werden können. Indirekt hat auch zum eispiel die auf technisch-qualitativen Anforderungen er Industrie basierende Biodieselnorm zur Folge, dass le wie zum Beispiel Soja- oder Palmöl als Basis für die iodieselerzeugung nur begrenzt Eingang in die Beimi- chung finden können. Darüber hinaus sind internatio- ale handelspolitische Rahmenbedingungen notwendig, ie sowohl dem weiteren Ausbau der Biokraftstofferzeu- ung in Deutschland und der EU als auch dem Ziel der andelsliberalisierung Rechnung tragen. nlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Branntwein- monopol und von Verbrauchsteuergesetzen (Ta- gesordnungspunkt 7) Norbert Schindler (CDU/CSU): Wir beraten nun, achdem wir vor zwei Stunden unangenehme Realitäten it der Erhöhung der Mehrwertsteuer, aber auch ein gro- es Steuerentlastungsprogramm bis hin zu den Lohn- ebenkosten beschlossen haben, ein anderes Verbrauch- teuergesetz. Vorlage für das Gesetz über das Branntweinmonopol nd von den Verbrauchsteuern war die Entscheidung der U-Kommission, dass gewerbliche Brennereien keine eihilfen mehr für Kornbranntwein erhalten sollen, die iermit umgesetzt wird. Gleichzeitig werden in dem Ge- etz die Fälligkeitsfristen bei der Branntwein-, Schaum- ein- und Kaffeesteuer angepasst. Dies alles geschieht m Konsens. Über den Gesetzesvorschlag der Bundesregierung hi- aus haben die Koalitionsfraktionen im Finanzausschuss eschlossen, den besonderen Zuschlag zum Übernahme- reis für Kornbranntwein für Abfindungsbrennereien zu rhalten. Dieser Zuschlag, der von den landwirtschaftli- hen Kornbrennern in den letzten Jahren als Maßnahme ur Gleichstellung mit den Obstabfindungsbrennereien etrachtet wurde und dessen Wegfall eine Kürzung des bernahmepreises um rund 20 Prozent bedeuten würde, ird als Zuschlag für Branntwein aus bestimmten Ge- reidearten beibehalten. Damit haben wir erreicht, dass leinbrennereien, die in Obstbaugrenzlagen und klima- isch schwierigen Regionen angesiedelt sind, weiterhin en Zuschlag für das Abliefern von Alkohol aus mehli- en Stoffen erhalten können. Diese Maßnahme unterstützt in besonderem Maße uch die Bemühungen des Deutschen Bauernverbandes m Schulterschluss mit der CDU/CSU-Bundestagsfrak- ion, die unverwechselbare bäuerliche Kulturlandschaft n Deutschland zu erhalten und zu fördern. Dies ist ein eiterer kleiner Schritt, die Existenz der Klein- und bstbrenner in Deutschland zu sichern. Gleichzeitig mit der Gesetzesänderung habe ich zu- ammen mit meinem Kollegen Reinhard Schultz den im 3188 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Anhang ersichtlichen Entschließungsantrag zum Brannt- weinmonopol initiiert, der von den Koalitionsfraktionen so in den Deutschen Bundestag zur Verabschiedung ein- gebracht worden ist. Unser Antrag enthält einen deutli- chen Appell an die Bundesregierung, dass das Brannt- weinmonopol als deutsches Sonderrecht auch über 2010 hinaus erhalten bleiben muss. Ich betone, dass wir unsere Hausaufgaben auf Bun- desebene erledigt haben und wir forcieren mit den ge- setzgeberischen Maßnahmen den deutschen Weg der Al- koholerzeugung, das heißt die Produktion auch in Nebenerwerbsbrennereien, und sichern damit die Wirt- schaftskraft im ländlichen Raum und unterstützen die Pflege der Kulturlandschaft. Dieser auf unser Land und seine Bauern zugeschnittene Weg muss konsequent wei- tergegangen werden, um rund 7 000 landwirtschaftliche Betriebe mit Verschluss- oder Abfindungsbrennereien nicht zu gefährden und der Vernichtung von weiteren Arbeitsplätzen in der Verwaltung und der regionalen ge- werblichen Wirtschaft (Apparatebauer, Landhandel und einheimische Handwerker) entgegenzutreten. Deshalb erwarte ich eine harte Positionierung der Bundesregierung, aber auch volles Engagement der Europaabgeordneten aller Couleur, für den Erhalt des Branntweinmonopols – entsprechend dem Entschlie- ßungsantrag – über das Jahr 2010 hinaus. Im Übrigen werden wir uns in heftigen Abstim- mungsgesprächen über die Vorlagen der Besteuerung von Energien in unserem Staat sowohl auf Koalitions- wie auf Gesamtparlamentsebene mit Sicherheit in der nächsten Zeit kontrovers unterhalten. Hier geht es in ers- ter Linie um die Wertschöpfung in den ländlichen Räu- men aber auch – dies ist mir sehr wichtig – um die Erfül- lung des Kioto-Protokolls, die wir unseren Kindern unbedingt schuldig sind, damit auch sie eine Zukunft ha- ben. Ich wünsche mir dabei ein ebenso gutes Verhand- lungsklima, wie in den Diskussionen zu dem jetzt zu verabschiedenden Gesetzesvorhaben, damit Deutschland auch in diesem Punkt vorbereitet ist, für die Bewältigung unserer aller Zukunft. Elvira Drobinski-Weiß (SPD): Als Abgeordnete von Baden-Württemberg – dem Bundesland in Deutschland, in welchem mit Abstand die meisten Brennereien zu fin- den sind – bin ich heute froh, verkünden zu können, dass sowohl die im Amtsdeutsch „Abfindungsbrennereien“ genannten Klein- und Obstbrennereien – davon gibt es in Baden-Württemberg über 22 000 Brennereien – als auch die landwirtschaftlichen Verschlussbrennereien eine echte Zukunftsperspektive über das Jahr 2010 hinaus ha- ben. Froh bin ich deshalb, weil es uns gelungen ist, die von der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Um- setzung der Beihilfen-Verbotsentscheidung der EU-Kom- mission für Kornbranntwein aus Verschlussbrennereien zum 1. Oktober 2006 zusätzlich vorgeschlagene Strei- chung des Rohstoffzuschlages zum Übernahmegrundpreis für Getreidealkohol aus Abfindungsbrennereien zu verhin- dern. r m d a i s r g – d d s b e h F c z l A m r m z d K a i F h B w d F z h s r 2 r d J t a s O i i w d g (C (D Abfindungsbrennereien sind kleinbäuerliche Brenne- eien mit einem jährlichen Brennkontingent von maxi- al 300 Liter reinen Alkohols. Abfindungsbrennereien, ie selbst erzeugtes Getreide zu Alkohol verarbeiten und n ungünstigen Standorten zu Hause sind (zum Beispiel m Hochschwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb), ind auf die Einnahmen aus der Brennerei zur Stütze ih- es landwirtschaftlichen Betriebes angewiesen. Im Übri- en leisten auch sie mit ihrer Flächenbewirtschaftung neben den Tausenden von Obstabfindungsbrennereien, ie Obst aus den ökologisch wertvollen Streuobstwiesen estillieren – einen Beitrag zur Pflege der Kulturland- chaft. Aber gerade diese – und nur diese – Gruppe hätte ei Umsetzung des ursprünglichen Gesetzesentwurfes inen zusätzlichen Beitrag zur Konsolidierung des Haus- altes leisten müssen. Ich bin froh, dass auch unsere inanz- und Haushaltspolitiker aus Sorge um den ländli- hen Raum bereit waren, die Beibehaltung des Rohstoff- uschlages zu akzeptieren. Natürlich dürfen im Gegensatz zu den landwirtschaft- ichen Kartoffel- oder Getreideverschlussbrennereien die bfindungsbrennereien ihre Schnäpse auch selbst ver- arkten. Von den exzellenten Destillationskünsten unse- er Klein- und Obstbrenner haben Sie sich – meine Da- en und Herren – bestimmt schon überzeugen können, um Beispiel auf der Grünen Woche hier in Berlin. Jedoch ist es bei rund 30 000 registrierten Abfin- ungsbrennereien in Deutschland und der regionalen onzentration vor allem im Süden Deutschlands völlig usgeschlossen, dass jede Abfindungsbrennerei künftig hren Alkohol in Form von Destillaten selbst vermarktet. ür die allermeisten Klein- und Obstbrennereien ist da- er die Möglichkeit, ihren Alkohol auch künftig an das ranntweinmonopol abliefern zu können, überlebens- ichtig. In unserem Entschließungsantrag fordern wir deshalb ie Bundesregierung auf, sich für den Erhalt und die unktionsfähigkeit des Branntweinmonopols einzuset- en. Das bedeutet, es muss einerseits eine ausreichend ohe finanzielle Ausstattung des Branntweinmonopols ichergestellt werden, um die mühsam erkämpfte EU- echtliche Ausnahmeregelung bis zum 31. Dezember 010 nicht auszuhöhlen. Andererseits fordern wir die Bundesregierung auf, echtzeitig zu berichten, wie und in welchem Umfang ie landwirtschaftliche Agraralkoholerzeugung über das ahr 2010 hinaus gefördert werden kann. Uns Parlamen- ariern geht es darum, an der im Jahre 2010 in Brüssel nstehenden Entscheidung über die Zukunft des deut- chen Branntweinmonopols mitzuwirken. Meine Damen und Herren, so wie ein Korn oder ein bstbrand, nämlich „konzentriert, kurz und gut“, so will ch es mit meiner Rede halten. Ich versichere Ihnen, dass ch mich weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen erde, dass die Brennereien ein wichtiger Betriebszweig er Landwirtschaft bleiben – heute haben wir dafür eine ute Grundlage geschaffen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3189 (A) ) (B) ) Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): Das deut- sche Branntweinmonopol sah sich in der Vergangenheit nicht selten der Kritik ausgesetzt, doch eigentlich eine völlig überflüssige und kostspielige Veranstaltung zu sein. Ich möchte heute noch einmal eine Lanze dafür brechen, denn nach einigen grundlegenden Änderungen stellt das Monopol heute eine sehr sinnvolle Förderung dar. Im Jahr 1999 haben wir das Branntweinmonopol grundlegend reformiert, indem wir die gewerblichen Brenner davon ausgenommen und das Monopol auf die landwirtschaftlichen Brennereien, die quasi eine Kreis- laufwirtschaft repräsentieren, reduziert haben. Dadurch haben wir den Zuschussbedarf aus dem Bundeshaushalt deutlich verringert und die ökonomische Zukunft des verbleibenden Monopols verlängert. Das Monopol steht nach dieser Reform für einen spe- zifisch deutschen Weg der Alkoholerzeugung. Die Pro- duktion erfolgt dezentral in kleinen und mittleren land- wirtschaftlichen Brennereien, die mit der Landwirtschaft eine ökonomische und ökologische Einheit bilden, eine Einheit, die sich bestens bewährt hat. In diesem Herstel- lungsprozess geht nichts verloren. Die Schlempe wird an das Vieh verfüttert, die Gülle zur Düngung der Felder verwendet und das Korn liefert den Rohstoff für den Al- kohol. Als Nebenerwerb stellt die Brennerei für den landwirtschaftlichen Betrieb ein starkes wirtschaftliches Standbein dar. Zugleich unterstützen die Brenner die Pflege der Kulturlandschaft und dienen damit dem ge- samten ländlichen Raum durch Wertschöpfung und Be- reitstellung von Arbeitsplätzen. Mit dem heutigen Gesetzentwurf kommt der Deut- sche Bundestag einer Verpflichtung nach, die ihm die EU-Kommission auferlegt hat: Im Februar 2001 legte die EU-Kommission den Ent- wurf einer Rahmenregelung für eine größere Transpa- renz des EU-Agraralkoholmarktes und der Handels- ströme zum Schutz des europäischen Alkoholmarktes gegenüber Drittländern vor. Dieser enthielt eine Bestim- mung, nach der die Beihilfevorschriften des EG-Vertrags uneingeschränkt zur Anwendung kommen sollten und folglich produktionsbezogene Beihilfezahlungen im Rahmen des Branntweinmonopols unzulässig gewesen wären. Diese Regelung hätte das „Aus“ für das deutsche Branntweinmonopol bedeutet. Im Zuge der mehr als zwei Jahre dauernden Beratungen bis zur Verabschie- dung der Verordnung am 8. April 2003 ist es der Bun- desregierung jedoch gelungen, eine Sonderregelung für das deutsche Branntweinmonopol zu erhalten. Im November 2004 hat die EU-Kommission entschie- den, dass bis zum 30. September 2006 alle Beihilfen für Kornbrenner abgeschafft sein müssen, weil Korn nicht als landwirtschaftliches Produkt, sondern als Industrie- produkt einzustufen sei. Damit fallen nicht nur die Über- nahmepreise für Kornalkohol, sondern auch die Selbst- vermarktungsbeihilfen und Ausgleichsbeträge für aus dem Branntweinmonopol ausscheidende Kornbrenne- reien. In einer gemeinsamen Anstrengung haben wir es den Kornbrennern ermöglicht, dass sie nach wie vor ih- ren Getreidebrand herstellen und ihn zur Herstellung von N d c t f d K D v B k d a h w s s e a z b n r w V c t K d d m p f d g s t d f F b l t d F s A h r w V L r s g d (C (D eutralalkohol abliefern können, wodurch wir insbeson- ere die ökonomische Basis für die vielen Brenner – etli- he davon aus meiner Heimat Westfalen –, die davon be- roffen sind, erhalten konnten. Mit dem vorliegenden Gesetz heben die Koalitions- raktionen die von der EU-Kommission 2004 beanstan- ete Beihilferegelung zugunsten der Hersteller von ornbranntwein fristgerecht zum Oktober 2006 auf. iese jetzt ausgeschöpfte Übergangszeit war seinerzeit on der Bundesregierung im Einvernehmen mit der rennereiwirtschaft ausgehandelt worden. Damit kann ünftig nur noch Alkohol aus Getreide, der an die Bun- esmonopolverwaltung für Branntwein abgeliefert und ls Neutralalkohol vermarktet wird, eine staatliche Bei- ilfe erhalten. Zwei wichtige Anpassungen haben wir im Gesetzent- urf vorgenommen: Zum einen soll der besondere Zu- chlag zum Übernahmepreis für Kornbranntwein als Zu- chlag für Branntwein aus bestimmten Getreidearten rhalten bleiben. Dieser Zuschlag wurde von den Korn- bfindungsbrennern in den letzten Jahren als Maßnahme ur Gleichstellung mit den Obstabfindungsbrennereien etrachtet; sein Wegfall hätte eine Kürzung des Über- ahmepreises um rund 20 Prozent bedeutet. Zum ande- en haben wir die Sicherheitsleistung für das Brannt- einsteuerlager von zwei auf einen Monat reduziert. Im ergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten ist diese Si- herheitsleistung zum Teil deutlich höher und beein- rächtigt damit die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber onkurrenten in anderen EU-Mitgliedstaaten. Diese Än- erung verbessert also die Wettbewerbsfähigkeit der eutschen Bioethanolproduzenten im Zusammenhang it der ab l. Januar 2007 vorgesehenen Beimischungs- flicht von Biokraftstoffen zu herkömmlichen Kraftstof- en. Eine Sicherheitsleistung für die in einem Monat aus em Branntweinsteuerlager entnommenen Alkoholmen- en erscheint noch hoch genug, um das Steuerausfallri- iko hinreichend abzusichern. Wir stellen darüber hinaus einen Entschließungsan- rag zur Zukunft der nationalen Förderung im Rahmen es Branntweinmonopolgesetzes zur Abstimmung. Wir ordern die Bundesregierung auf, den Erhalt und die unktionsfähigkeit des Branntweinmonopols zunächst is zum Auslaufen der EG-rechtlichen Ausnahmerege- ung Ende des Jahres 2010 sicherzustellen. Ferner erwar- en wir von der Bundesregierung, dem Deutschen Bun- estag über eine EG- und verfassungsrechtlich zulässige örderung zu berichten, über die im zeitlichen An- chluss die traditionelle deutsche landwirtschaftliche graralkoholerzeugung über das Jahr 2010 aufrecht er- alten werden kann. Durch den Erhalt der landwirtschaftlichen Brenne- eien werden volks- und betriebswirtschaftliche Negativ- irkungen – insbesondere der Verlust von rund 4 000 ollzeitarbeitsplätzen in der Brennereiwirtschaft und der andwirtschaft – vermieden. Darüber hinaus sichern wir und 7 000 landwirtschaftlichen Betrieben mit Ver- chluss- oder Abfindungsbrenner ihre Existenz und beu- en so der Vernichtung von weiteren Arbeitsplätzen in er Verwaltung und der regionalen gewerblichen Wirt- 3190 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) schaft – Apparatebauer, Landhandel und einheimische Handwerker – vor. Mit den aktuellen Beschlüssen wird also nicht nur die Funktionsfähigkeit des Branntweinmonopols bis Ende 2010 sichergestellt, sondern auch die angemessene Be- teiligung des Deutschen Bundestages an den kommen- den politischen Erörterungen. Dabei werden wir uns wie bisher für die landwirtschaftlichen Brennereien und ins- besondere die durch sie geschaffenen Arbeitsplätze im ländlichen Raum einsetzen. Denn das Branntweinmono- pol ist nicht nur wichtig für die Landwirtschaft, es ist auch gut für den ländlichen Raum. Dr. Volker Wissing (FDP): Es ist immer wieder spannend, zu erfahren, wie die Bundesregierung Gesetze macht. Der 5. April 2006 war wieder einmal so eine Ge- legenheit. Der Finanzausschuss hat an diesem Tag eine Anhö- rung zum vorliegenden Gesetzentwurf durchgeführt, bei dem es im Wesentlichen um die Verkürzung von Fällig- keitsfristen bei Verbrauchsteuern geht. Angeblich habe der Bundesrechnungshof Mängel an der bisherigen Re- gelung festgestellt und kürzere Fristen gefordert, heißt es in der Gesetzesbegründung. Eine durchgeführte Untersuchung habe ergeben, dass die Fälligkeitsfristen nicht den Zahlungsgepflogenheiten der betroffenen Branchen entsprächen. Das hört sich ja recht seriös an – aber nur so lange, bis man nachfragt, um welche Untersuchungen es sich dabei konkret gehan- delt hat. Die Untersuchungen des Bundesrechnungshofes be- standen nämlich in erster Linie aus Aktenstudium beim BMF und der Entsendung eines Kollegen in zwei Ham- burger Zollämter. Insgesamt wurden dort gerade mal 110 Belege überprüft. Und diese 110 gesammelten Be- lege haben dann einen Gesetzentwurf der Bundesregie- rung ausgelöst, der wieder einmal nichts anderes ist als eine Verschlechterung der Situation mittelständischer Unternehmen. Nun haben wir den Bundesrechnungshof in der Anhö- rung gefragt, wie verlässlich die Ergebnisse seiner Un- tersuchung sind. Und die Antwort war erstaunlich: Der Rechnungshof stellte fest, dass seine Untersuchungen keinesfalls repräsentativ seien. Er sei gar nicht in der Lage, solche Untersuchungen durchzuführen. Danach sollte man meinen, die Sache sei vom Tisch. Aber nein, im Gegenteil: die Äußerungen des Rechnungshofes hal- ten die Koalitionsfraktionen noch lange nicht davon ab, den Gesetzentwurf weiterzuverfolgen. Meine Damen und Herren, von Rot-Schwarz, Ihr Ge- setz steht nicht nur auf schwachen Beinen, es steht auf Krücken. Praxistaugliche Gesetze entstehen gemeinsam mit den Betroffenen und nicht gegen die Praxis. Dieser Ge- setzentwurf ist exemplarisch für die Arbeit der großen Koalition. Ihr Gesetz schadet mehr als es nützt. Und es wird den betroffenen Branchen in keiner Weise gerecht. Zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen bringen Sie damit in Bedrängnis, indem sie ihnen Liquidität ent- z Z s I d A e m m m h T h s k i r d R R s s C d l g s d v z r v s l l d ü d A R r h b s m u g d W b i B Ü b s (C (D iehen. Obwohl die Anhörung klar ergeben hat, dass die ahlungsfristen der betroffenen Branchen viel länger ind als vom Rechnungshof angenommen, halten Sie an hrem Gesetzentwurf fest. Dieser Gesetzentwurf ist wie- er einmal ein Offenbarungseid der großen Koalition. ußer neuen steuerlichen Belastungen fällt ihnen nichts in. Wir wissen alle, wie knapp Unternehmen kalkulieren üssen, um wettbewerbsfähig zu sein. Da sollte man einen, die Regierung hört irgendwann einmal auf, im- er neue Belastungen zu beschließen. Aber nein: Sie ge- en rücksichtslos ihren Weg weiter und greifen in die aschen mittelständischer Betriebe. Es mag sein, dass es ier nicht um gigantische Summen geht. Aber jede zu- ätzliche Belastung für den Mittelstand ist eben eine onkrete Gefährdung von Arbeitsplätzen. Und deshalb st das was Sie machen keine verantwortliche Politik. Und wenn Sie sich die Brennereien und Sektkelle- eien betrachten, die Sie mit Ihrer Politik treffen, dann ist as auch keine verantwortliche Politik für den ländlichen aum. Sie gehen mit diesem Gesetz Ihren Weg in die falsche ichtung weiter. Nichts von dem was Sie dem Mittel- tand vor der Wahl an Unterstützung zugesagt haben, lö- en Sie ein. Im Gegenteil. Der Gesetzentwurf, dem die DU heute zustimmen wird, ist unter Rot-Grün entstan- en. Meine Damen und Herren von der CDU: Sie haben ängst die Rolle der Grünen in der Bundesregierung ein- enommen. Barbara Höll (DIE LINKE): Die Interessen der deut- chen Alkoholwirtschaft in allen Ehren – allerdings ist ie zeitliche Behandlung dieses Themas im Plenum noch or dem Steueränderungsgesetz 2007 schieflastig. Sie eigt, welche Wertigkeit die Bundesregierung den Inte- essen der Bürgerinnen und Bürgern beimisst: Allein on der faktischen Abschaffung der Entfernungspau- chale sind 15 Millionen Berufspendler durch Höherbe- astungen betroffen. Die Verkürzung der Kindergeldzah- ung von 27 auf 25 Jahr trifft 451 000 Menschen – und ies wird erst in den Abendstunden behandelt. Zum Thema. Die Linke stimmt dem Gesetzentwurf ber das Branntweinmonopol in seiner jetzt vorliegen- en Form zu. Aus unserer Sicht wurde im Rahmen der usschussberatungen und Anhörungen eine sinnvolle egelung gefunden, die die Existenz kleiner Brenne- eien für die nächsten sechs Jahre und eventuell darüber inaus sichert. An diesen Brennereien hängen 4 000 Ar- eitsplätze in der Landwirtschaft und der Alkoholwirt- chaft. In der Anhörung und im Finanzausschuss wurde ehrfach hervorgehoben, dass die dezentralen kleinen nd mittleren Brennereien eine ökonomische und ökolo- ische Einheit mit der Landwirtschaft bilden, dass sie ie umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft stärken, die ertschöpfung im ländlichen Raum sichern und Ar- eitsplätze erhalten. Aufgrund der Ausnahmeregelungen n der EU-Alkoholmarktverordnung ist es möglich, das ranntweinmonopol und das System Kosten deckender bernahmepreise zumindest bis 2010 im Grunde beizu- ehalten. Diese Möglichkeiten werden jetzt ausge- chöpft. Diese Ausnahmeregelungen betreffen nicht nur Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3191 (A) ) (B) ) kleine Brennereien, sondern auch Obstgemeinschafts- brennereien, deren Mitglieder, die so genannten Stoffbe- sitzer, ebenfalls je 300 Liter brennen können. Je nach Qualität der Ausgangsstoffe entstehen so Trinkbrannt- weinalkohole oder Industriealkohole. Auffällig ist aller- dings, dass es in Ostdeutschland nur zwei derartiger Obstgemeinschaftsbrennereien, in NRW dagegen allein fünf gibt. Für die Stoffbesitzer in Ostdeutschland bedeu- tet dies lange Wege und höhere Kosten und konterkariert somit teilweise die Vorzüge der dezentralen Produktion. Die jetzt gefundene Regelung ist befristet – eine dauer- hafte Lösung des Problems ist sie sicher nicht. Der in der Bundesrepublik produzierte Alkohol hat „viele Gesichter“ – nur ein geringer Teil landet als Spiri- tuose im Glas. Produzenten müssen sich derzeit ent- scheiden, ob sie den Alkoholmarkt für Spirituosen, phar- mazeutische Produkte, aber auch für technische Produkte wie Lösungsmittel bedienen wollen – das geht sowohl über das Branntweinmonopol als auch im Wege selbstständiger Vermarktung – oder ob sie Bioethanol für den Kraftstoffsektor herstellen. Diese Marktaufteilung verhindert flexible Entscheidungen der Produzenten hin- sichtlich ihrer Produktionsstruktur und Mengen. Bioethanol gewinnt aufgrund hoher Rohölpreise zu- nehmend energiepolitisch an Bedeutung. Da der in den Brennereien produzierte Rohalkohol mit 81 bis 86 Pro- zent Alkoholgehalt für die Verwendung als Kraftstoff aufgrund des zu hohen Wassergehalts nicht tauglich ist, müssen Brennereien hohe Investitionsaufwendungen tä- tigen, um kraftstofffähiges Bioethanol herzustellen. Die Technologie zur Anwendung des Bioethanols als Kraft- stoff ist in Schweden, Brasilien und anderen Ländern be- reits entwickelt. Für den Ausbau einer eigenen Infra- struktur und der Motorenentwicklung sind in Ländern wie Schweden mit dem erklärten Ziel „Weg vom Öl bis 2020“, aber auch in den anderen Bioethanol erzeugen- den Ländern staatliche Bioethanolförderprogramme aufgelegt worden. Diese Programme stärken die Wirt- schaftskraft ländlicher Räume und schaffen Arbeits- plätze. Die Förderung alternativer Antriebstechniken sind ein Beitrag zum Schutz des Klimas und der Um- welt. Das deutsche Branntweinmonopol tangiert diesen zukunftsträchtigen und industriepolitisch wichtigen Perspektivisch könnte jedoch ein Bioethanolförderpro- gramm den zukunftsträchtigen Markt biogener Kraft- stoffe unterstützen und damit klima- und umweltpoli- tisch sinnvolle Investitionen fördern. Mit den damit verbundenen Fragen sollten wir uns bald beschäftigten, um mögliche Entwicklungschancen nicht zu verschen- ken. Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das Gesetz über das Branntweinmonopol regelt im Wesentli- chen den staatlichen An- und Weiterverkauf von im deutschen Monopolgebiet hergestellten Ethylalkohol. Dieses Branntweinmonopol ist alt – bereits seit 1919 gibt es in Deutschland ein Branntweinmonopol –, aber es ist kein alter Hut. Denn es wurde im Laufe der Jahr- zehnte weiterentwickelt, und zwar von einem Finanz- monopol, das der kriegsbedingten Branntweinverknap- pung entgegenwirken sollte, hin zu einer nationalen Q z w e g U d d b R w d b B g m d b z w s s B w K a P d F f z d R n e h w L s a n b g B B g f t B n z J k a a (C (D uasi-Marktordnung für Ethylalkohol mit agrar- und so- ialpolitischen Zielsetzungen (Zitat: frei nach BMF). Das ist auch der Grund, warum der Erhalt des Brannt- einmonopols – wie mir scheint, fraktionsübergreifend – in Anliegen all der Parlamentarier ist, die in diese zuge- ebenermaßen schwierige Materie eingedrungen sind. nd so geht es bei der heutigen Debatte zwar auch um en Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung es Gesetzes über das Branntweinmonopol und von Ver- rauchsteuergesetzen, aber es steht auch die Frage im aum, wie es mit dem Branntweinmonopol in Zukunft eitergeht. Zuerst zum Gesetzentwurf: Hier wird in erster Linie ie Entscheidung der EU-Kommission vom 16. Novem- er 2004 umgesetzt, nach der die im Gesetz über das ranntweinmonopol enthaltene Beihilferegelung zu- unsten der Hersteller von Kornbranntwein mit dem Ge- einsamen Markt unvereinbar ist. Die Aufhebung aller iesbezüglichen gesetzlichen Regelungen über Korn- ranntwein muss bis zum Ablauf der Übergangszeit bis um 30. September 2006 erfolgen. Außerdem sollen die Fälligkeitsfristen bei der Brannt- einsteuer, der Schaumwein- und Zwischenerzeugnis- teuer sowie der Kaffeesteuer verkürzt werden. Mit die- er Maßnahme soll einer entsprechenden Forderung des undesrechnungshofes teilweise Rechnung getragen erden. Die EU-rechtlich erforderlichen Änderungen beim ornbranntwein tragen wir grundsätzlich wohl oder übel uch mit, obwohl wir die Brüsseler Vorgaben an diesem unkt nicht gutheißen. Allerdings hat sich im Rahmen er öffentlichen Anhörung von Sachverständigen im inanzausschuss ergeben, dass Teile des Gesetzentwur- es offensichtlich EU-rechtlich nicht zwingend und über- eugend geregelt waren. Deswegen haben wir dem Än- erungsantrag der Koalitionsfraktionen, der sich auf den ohstoffzuschlag für Kornalkohol aus Abfindungsbren- ereien bezieht, zugestimmt. Mit der Klarstellung, dass s sich um Branntwein aus bestimmten Getreidearten andelt, für den der Zuschlag zum Übernahmepreis nach ie vor berechtigt ist, läuft die Kritik aus Brüssel ins eere. Bezüglich der Fristverkürzung bei den Verbrauch- teuern haben das Bundesfinanzministerium – und wohl uch der Bundesrechnungshof – eine Milchbubenrech- ung aufgemacht. Grundsätzlich stimmen wir dem Ab- au von Steuersubventionen und steuerlichen Sonderre- elungen ja zu, allerdings nicht um den Preis der etriebsaufgabe vieler kleiner landwirtschaftlicher rennereien und des Verlustes vieler ökologisch wichti- er Streuobstwiesen. Genau betrachtet ist die Verkürzung der Fälligkeits- risten fiskalisch nicht einmal zielführend. Sie bringt un- erm Strich im Jahr 2007 sogar eine Mehrbelastung des undeshaushalts von 208 Millionen Euro, die frühestens ach 30 Jahren durch die Zinseinsparung durch Verkür- ung der Fälligkeitsfristen von 7 Millionen Euro pro ahr wieder ausgeglichen und erst ab dem 31. Jahr über- ompensiert wird. Dabei sind Zinseffekte für den Steuer- usfall noch nicht einmal berücksichtigt. Dieser Steuer- usfall im Bundeshaushalt in 2007 tritt deshalb ein, weil 3192 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) infolge der Fristverkürzung auf die bisherige Vorzie- hungsregel zur Jahreswende verzichtet werden soll, das heißt eine faktische neue Fristverlängerung zur Jahres- wende der allgemeinen Fristverkürzung entgegengesetzt wird. Das führt dazu, dass im Bundeshaushalt in 2007 nur elf Monatsbeträge eingehen, ab 2008 zwar wieder in jedem Jahr zwölf Monatsbeträge, es bleibt aber aufgrund der Kassenrechnung beim einmaligen Steuerausfall von unterm Strich immerhin 208 Millionen Euro in 2007. Warum also der ganze Aufwand und die Aufregung um die Fristverkürzung? Dann kann man sie doch eigentlich auch gleich sein lassen. Denn ein Minusgeschäft für den Bund war sicherlich nicht das Anliegen des Bundesrech- nungshofs. Vor allem aus diesem Grund werden wir uns in der Gesamtbewertung zu diesem Gesetz enthalten. Hinzu kommt, dass die Verkürzung der Fälligkeits- frist die kleinen Agraralkoholbrenner belastet, da dies ihre Liquidität vermindert. Allerdings vermindern sich mit der Fälligkeitsfrist auch die zu hinterlegenden Si- cherheitsleistungen, was wiederum zu einer Liquiditäts- erhöhung führt Das bringt vor allem für die Bioethanol- hersteller eine relevante Entlastung. Sinnvoll waren daher die Änderungsanträge der Koalition, mit denen die Frist, die der Sicherheitsleistung zugrunde liegt, verkürzt worden ist. Auch diese Änderungsanträge haben wir un- terstützt. Und jetzt der Blick in die Zukunft: Der Entschlie- ßungsantrag der Koalition fordert die Bundesregierung auf, für den Erhalt und die Funktionsfähigkeit des Branntweinmonopols bis Ende 2010, dem maximalen von der EU gebilligten Geltungszeitraum, zu sorgen. Dazu soll sie im ersten Quartal 2009 einen Bericht vorle- gen, wie die „traditionelle deutsche landwirtschaftliche Alkoholerzeugung“ über 2010 hinaus gefördert werden kann. Dieser Entschließung haben wir zugestimmt, weil der dezentralen Agraralkoholerzeugung in kleinen Land- wirtschaftsbetrieben und die Erhaltung der Streuobst- wiesen ein sehr grünes agrar- und sozialpolitisches Ziel ist. Anlage 14 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Vorläufigen Tabakgeset- zes (Tagesordnungspunkt 8) Kurt Segner (CDU/CSU): Wir stehen zu dem Be- schluss der rotgrünen Bundesregierung vom 9. Septem- ber 2003, Klage beim Europäischen Gerichtshof einzu- reichen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium vertritt seit Jahren die Meinung, dass die EU mit der Tabakwer- berichtlinie die Kompetenzen aus dem EU-Vertrag über- schritten hat. Wir alle stehen für ein vereintes Europa, aber wir sind uns auch einig, dass wir nicht das Europa der Bürokraten wollen, sondern das Europa der Regionen. Oft kann we- n A o e I d s M s g g a n e n F g d O z R n G b R z h e m d d h R A a W r d u d H k S v a S t k o (C (D iger Europa mehr sein. Deshalb brauchen wir eine klare bgrenzung der Kompetenzen innerhalb Europas. Der Deutsche Bundestag ist nicht Vollstreckungs- rgan der Brüsseler Bürokratie, sondern Mitgestalter uropäischer Politik. Deshalb geht es heute nicht um den nhalt des Gesetzesentwurfs der Grünen-Fraktion, son- ern um die Frage: Hat Europa seine Kompetenz über- chritten? Sicherlich machen wir uns alle Gedanken, wie wir die enschen vor gesundheitlichen Schäden warnen und chützen können. Ganz besonders machen wir uns Sor- en über Menschen, die ihre Gesundheit durch Rauchen efährden. Wir machen uns auch Gedanken, wie wir vor llem Jugendliche vom Rauchen abhalten können. Ich kann von mir behaupten, selber noch nie in mei- em Leben geraucht zu haben. Mein Vater dagegen war in leidenschaftlicher Raucher. Und trotzdem bin ich icht zum Raucherhasser geworden. Deshalb ist die rage erlaubt: Können wir das Rauchen in der Gesellschaft verrin- ern, in dem wir Verbote erlassen? Wie zum Beispiel urch ein Werbeverbot eines Produktes, das legal ist? der haben wir durch Aufklärung mehr Erfolg? Bei uns u Hause war das Rauchen nie verboten. Und weil das auchen nie verboten war, hatten meine Brüder und ich ie das Verlangen, zu rauchen, gehabt. Aus diesem rund bin ich überzeugt, dass umfassende Aufklärung esser ist als Verbote und Gesetze, um Menschen vom auchen abzubringen und somit ihre Gesundheit nicht u gefährden. Untersuchungen haben ergeben, dass das Rauchver- alten durch Warnhinweise auf Zigarettenschachteln be- influsst wird. Durch diese Hinweise haben Raucher ehr Motivation, weniger zu rauchen oder gar ganz mit em Rauchen aufzuhören. Dies bestätigen die Studien, ie die Europäische Kommission in Auftrag gegeben at. Die überdimensionalen Warnhinweise klären die aucher über gesundheitlichen Gefahren auf; mit der ufschrift: Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit. Können wir uns eine bessere Aufklärung wünschen ls die übergroßen Hinweise auf Werbeanzeigen und erbeplakate, die über die Gefahr beim Rauchen aufklä- en? Und das alles noch kostenlos und ohne Steuergel- er? Durch ein Verbot der Tabakwerbung nehmen wir ns diese kostbare Werbefläche zur Aufklärung gegen as Rauchen weg. Die 1993 vom damaligen Bundesgesundheitsminister orst Seehofer eingeführte freiwillige Selbsteinschrän- ung von Tabakwerbung bei Jugendlichen ging einen chritt in die richtige Richtung. Die Zigarettenindustrie erpflichtete sich, ohne eine Bevormundung des Staates, uf Tabakwerbung für Jugendliche zu verzichten. Hierzu gehört unter anderem: Keine Werbung an chule und Jugendzentren; Verzicht auf öffentliche Gra- ispackungen; keine Werbung in Jugendzeitschriften; eine Werbung in Verbindung mit Leistungssportlern der Prominenten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3193 (A) ) (B) ) Ich begrüße auch die freiwillige Selbstverpflichtung, die die rot-grüne Bundesregierung am 1. März 2005 mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband zum Schutz der Passivraucher vereinbart hat. Bis zum 1. März 2007 sollen mindestens 60 Prozent aller Speise- gaststätten eine Nichtraucherzone einrichten. Wenn diese Selbstverpflichtung eingehalten wird, ist es immer noch besser als mit Gesetzen und Verordnungen. Wir wollen den mündigen und freien Bürger. Und wenn wir den mündigen und freien Bürger wollen, müssen wir ihm auch zugestehen, dass er selber entscheidet, ob er braucht oder nicht raucht. Denn jeder erwachsene Bürger weiß, dass zu viel Schokolade, zu viel Alkohol oder zu viel Nikotin seiner Gesundheit schadet. Der heutige Gesetzentwurf der Grünen würde die Rechtsposition Deutschlands schwächen. Die Grünen waren doch selber einmal der Meinung, dass die EU über ihre Kompetenzen hinausgeht. Sind Sie heute nicht mehr der Meinung, dass die EU ihre Richtlinien-Kompe- tenzen überschritten hat? Mit Ihrem Entwurf ist es ge- nauso, als wenn Sie den Verdächtigen ins Gefängnis werfen, bevor ein Urteil verkündet wird. Wir wollen aber kein Gesetz einbringen, das nach kurzer Zeit wieder geändert werden muss und somit eher Verunsicherung schafft. Wir bringen erst ein Gesetz ein, wenn der Gene- ralanwalt vom Europäischen Gerichtshof den Schlussan- trag verkündet hat. Dieser ist für den 13. Juni geplant. Um Strafzahlungen an die EU zu verhindern, werden wir dann unverzüglich unseren Gesetzesentwurf vorlegen. Jella Teuchner (SPD): Vor zwei Wochen wurde der Drogen- und Suchtbericht vorgestellt. Wir haben Erfolge erzielt; Entwarnung kann nicht gegeben werden. Der Be- richt geht davon aus, dass jedes Jahr 110 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben. Das ist ein klarer Auftrag an uns. Wir müssen uns weiterhin für eine Verringerung des Tabakkonsums einsetzen. Das Europäische Parlament und der Rat haben 2003 eine Richtlinie zur Tabakwerbung erlassen. Gegen diese Richtlinie hat Deutschland Klage vor dem Europäischen Gerichtshof erhoben, weil es fraglich ist, ob die Gemein- schaft hier überhaupt eine Regelungskompetenz hat. Ich weiß, dass es widersprüchlich aussieht, wenn wir eine Politik zur Einschränkung des Tabakkonsums wollen und gleichzeitig gegen diese Richtlinie klagen. Dieser Widerspruch löst sich aber auf, wenn wir die formale und die inhaltliche Ebene trennen. Wir haben eine festgelegte Kompetenzverteilung zwi- schen den verschiedenen politischen Akteuren. Ich halte es bei dieser Richtlinie für notwendig, die Kompetenz für diesen Regelungsbereich zu klären. Die Richtlinie von 2003 ist ja die zweite Richtlinie, die die Tabakwer- bung regeln soll. Die erste berief sich in der Begründung explizit auf den Gesundheitsschutz als Grundlage. Der EuGH hat die Kommission für diesen Bereich aber nicht für zuständig erklärt. Vor diesem Hintergrund unter- stütze ich die Bundesregierung darin, auch diese Richtli- nie überprüfen zu lassen. Es kann nicht sein, dass die Herstellung des gemeinsamen Binnenmarktes als Gene- ralkompetenz durch die Kommission betrachtet wird. Deswegen wird diese Klage weiter verfolgt. f d n 1 g l w s d v G k K K d S z d 2 D P T m W e k p s e k Z 4 v h n f a R s b s R P g t W s s a s s f M v (C (D Wir gehen weiterhin davon aus, dass unsere Klage er- olgreich sein wird. Unsere Klage ändert aber nichts an en Umsetzungsfristen und hindert die Kommission icht an einem Vertragsverletzungsverfahren. Sie hat am . Februar 2006 die Umsetzung der Werberichtlinie an- emahnt. Bei Nichtumsetzung drohen ab 2007 Strafzah- ungen in Höhe von 110 000 Euro pro Tag. Das heißt, ir müssen die Richtlinie umsetzen, um die Vertrags- trafen zu vermeiden, und wir müssen sie so umsetzen, ass wir unsere Position im Verfahren beim EuGH nicht erschlechtern. Die Bundesregierung hat hierzu einen esetzentwurf angekündigt, der per Klausel die Nichtig- eit für den Fall vorsieht, dass Deutschland mit der lage Erfolg hat. Die Klage ist formal zur Klärung der ompetenzen notwendig. Inhaltlich ist es ärgerlich, dass amit eine sinnvolle Diskussion blockiert wird. Ich habe darauf hingewiesen, dass im Drogen- und uchtbericht durchaus auch positive Ergebnisse ver- eichnet sind. Wahrscheinlich der wichtigste Erfolg ist, ass die Raucherquote der 12- bis 17-Jährigen von 8 Prozent in 2001 auf 20 Prozent in 2005 gesunken ist. as ist ein wichtiger Erfolg, der auch Ergebnis unserer olitik ist. Die Weltbank hat 2003 in ihrer Veröffentlichung „Der abakepidemie Einhalt gebieten“ verschiedene Maßnah- en zur Verringerung der Nachfrage nach Tabak auf ihre irksamkeit hin untersucht. Das Ergebnis ist, dass wir in Maßnahmenbündel brauchen, wollen wir den Tabak- onsum zurückführen. Sowohl die Weltbank als auch das Institut für Thera- ie und Gesundheitsforschung, das im Auftrag des Ge- undheitsministeriums die Auswirkungen der Tabaksteu- rerhöhung vom 1. September 2005 untersucht hat, ommen zu dem Ergebnis, dass eine Preiserhöhung für igaretten sehr wirksam ist. Die Weltbank spricht von Prozent weniger Nachfrage bei einer Preiserhöhung on 10 Prozent in Hocheinkommensländern. Menschen ören mit dem Rauchen auf, rauchen weniger, fangen icht an und werden seltener rückfällig. – Das Institut ür Therapie und Gesundheitsforschung stellt fest, dass uch durch die Tabaksteuererhöhung 2005 die Zahl der aucher zurückgegangen ist. Noch deutlich sichtbarer ind allerdings die Ausweichreaktionen: Viele sind auf illigere Marken und auf Ausweichprodukte, zum Bei- piel Sticks, ausgewichen. Gleichzeitig ist die Information über die Folgen des auchens notwendig. Insbesondere Hinweise auf den ackungen können dazu führen, dass Fehlwahrnehmun- en – die auch durch Angaben wie „mit niedrigem Niko- ingehalt“ ausgelöst werden – verhindert werden. Auch erbeverbote können zu einem verringerten Tabakkon- um führen. Voraussetzung dafür ist, dass sie so umfas- end sind, dass ein Ausweichen auf andere Medien oder ndere Werbeformate nicht möglich ist. Dazu kommen die Maßnahmen des Nichtraucher- chutzes. Den Folgen des Passivrauchens kann am wirk- amsten mit Einschränkungen des Rauchens in der Öf- entlichkeit und am Arbeitsplatz begegnet werden. Diese aßnahmen sorgen für einen niedrigeren Tabakkonsum; or allem vermeiden sie eine Gefährdung durch das Pas- 3194 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) sivrauchen. Es geht bei dieser Diskussion eben auch um die Lebensqualität und den berechtigten Schutz von Nichtrauchern. Gerade in diesem Bereich müssen wir noch mehr tun. 55 Prozent der Deutschen wollen ein Rauchverbot in Gaststätten. Andere europäische Länder haben gute Erfahrungen mit einem Rauchverbot ge- macht. Ob wir mit der Selbstverpflichtung dasselbe er- reichen, müssen wir abwarten. Sollten die Vorgaben nicht erreicht werden, sind wir als Gesetzgeber gefor- dert. Wir haben etliche Stellschrauben, mit denen wir den Tabakkonsum verringern können. Aus diesen Stell- schrauben müssen wir unsere Tabakpolitik zusammen- setzen. Der Drogen- und Suchtbericht zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg. Auf dieser Basis müssen wir weiter- machen. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Das Rauchen ist eine kulturell integrierte Droge, trotz der bekannten individuellen und gesellschaftlichen Folgen der Sucht. Denn gerade Nikotin ist alles andere als harmlos. Mit bis zu 140 000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr steht die Bundesrepublik europaweit an der Spitze. Die Folgekos- ten betragen 17 Milliarden Euro jährlich! Darüber hinaus verantworten die Aktivraucher den Tod von 3 300 Pas- sivrauchern jährlich in unserem Land! Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf: Warum muss für diese Droge auch noch geworben wer- den? Spätestens im Kino, wenn die Werbefilmchen aus Macho-Land laufen, finde ich diese Frage ausgespro- chen zwingend! Nun weiß ich aus leidvoller Erfahrung als jahrelang passivrauchende Ehefrau, wie schwer es ist, von dieser Sucht zu lassen. Ein Werbeverbot ist selbstverständlich kein Ersatz für Suchtpräventions- und -bekämpfungs- konzepte! Aber es würde sicher dazu beitragen, die ge- sellschaftliche Toleranz gegenüber dem Rauchen weiter bröckeln zu lassen. Das Tabakwerbeverbot wäre endlich mal ein Thema, bei dem eine ungewöhnliche Einigkeit zwischen Gesetzgeber, Regierung und Volk hergestellt werden könnte. Doch das scheitert am politischen Willen! Noch im März 2006 hat der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Hoppe, die Bundesregierung aufgefordert, endlich den Widerstand gegen ein nationales und EU- weites Tabakverbot aufzugeben. Pikant: Er tat das an- lässlich des Starts der Kampagne „Rauchfrei 2006“, die vom Bundesgesundheitsministerium mitgetragen wird. Die Bundesrepublik ist – neben Luxemburg – das letzte Land, in dem die EU-Richtlinie zum Tabakwerbe- verbot nicht in nationales Recht umgesetzt wurde. Das ist umso peinlicher, da sich der fachlich zuständige Mi- nister Seehofer gerade selbst zum Lebensminister er- nannt hat. Unterdessen droht auch bei dieser EU-Richtlinie ein Bußgeld. Aber diese Verweigerung hat ja eine längere Vorge- schichte, die im vorliegenden Antrag nur unvollständig dargelegt wird. Die rot-grüne Bundesregierung hat – mit G n g U B H n d b l n d u r s v n a d b h w T n t a W m b S n g A s i d r r d t G 1 (C (D roßbritannien – im Ministerrat gegen diese EU-Richtli- ie gestimmt und gegen diese mit formalrechtlichen Ar- umenten geklagt! Stellt sich natürlich die Frage: Wer profitiert davon? nbestritten die Zigaretten-Industrie! Aber: Schielt die undesregierung etwa auch auf ihren eigenen klammen aushalt und die vielleicht sinkenden Tabaksteuerein- ahmen? Das wäre nicht nur zynisch, sondern angesichts er Folgekosten ausgesprochen töricht. Aber es gibt noch mehr Argumente gegen Tabakwer- ung. Ein Beispiel: Das kleine ostafrikanische Land Ma- awi ist der zweitgrößte Tabakexporteur auf dem afrika- ischen Kontinent. Das ist das Ergebnis der Förderung es Tabakanbaus ab Mitte der 1990er-Jahre durch IWF nd Weltbank. Ziele waren Nahrungssicherheit, Steige- ung des Pro-Kopf-Einkommens und Abbau der Staats- chulden. Unterdessen ist Tabak mit Abstand der wichtigste De- isenbringer und bringt 65 Prozent, der staatlichen Ein- ahmen, und das trotz des internationalen Preisverfalls, uch aufgrund der Nichtraucherkampagnen vor allem er westlichen Welt. Das spricht nur scheinbar gegen ein Tabakwerbever- ot! Denn das Gesamtergebnis des Projekts ist eher ver- eerend: Der überwiegende Teil der Bevölkerung Mala- is ist unterdessen direkt oder indirekt abhängig vom abakanbau. Doch die Gelderlöse ersetzen bei weitem icht den Verlust, der sonst auf diesen Flächen angebau- en Grundnahrungsmittel für den eigenen Bedarf! Die Zahl der durchs Land vagabundierenden Wander- rbeiter ist groß, die Volkswirtschaft hoch verwundbar! ertvolle Wälder werden abgeholzt: Für l Kilogramm arktfähigen Tabak müssen 150 Kilogramm Holz ver- rannt werden, das sind etwa 2,4 Kilogramm pro chachtel Zigaretten! Das zeigt: Tabakförderung nutzt ur den Tabakmultis und bringt der Mehrheit nicht weni- er, sondern mehr Armut. Auch deshalb: Tabakwerbung gehört verboten. nlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gestzes zur Einführung der Europäischen Genossenschaft und zur Änderung des Genossenschaftsrechts (Tagesordnungspunkt 9) Georg Fahrenschon (CDU/CSU): Gemeinsam eine Ziele besser zu erreichen als im Alleingang – das st der Grundgedanke einer jeden Genossenschaft. Mit er heutigen Verabschiedung des Gesetzes zur Einfüh- ung der Europäischen Genossenschaft und zur Ände- ung des Genossenschaftsrechts ist es uns gelungen, iese genossenschaftliche Idee zu stärken und ihre At- raktivität weiter zu erhöhen. Mit In-Kraft-Treten des esetzes am 18. August 2006 wird das mittlerweile über 00 Jahre alte Genossenschaftsrecht modernisiert und an Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3195 (A) ) (B) ) die veränderten Realitäten im Zuge der Europäisierung und der Globalisierung angepasst. Aber lassen Sie mich zu Anfang kurz etwas über Ge- nossenschaften im Allgemeinen und ihre Bedeutung für die deutsche Wirtschaft sagen. Genossenschaften haben sich im Verlauf ihrer 150-jährigen Geschichte in den ver- schiedensten Märkten etabliert und sich dabei in Größe und Struktur ausgebildet. Sie sind ein bedeutender Pfeiler der deutschen Wirtschaft und in allen Sektoren des wirt- schaftlichen Lebens verbreitet. Unzählige kleine und mittlere Handels- und Handwerksbetriebe, aber auch mo- derne Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie praktisch jeder Landwirt sind in einer oder gar mehreren Genossenschaften organisiert. Wohnungsbaugenossen- schaften bewirtschaften etwa 10 Prozent der Mietwoh- nungen in Deutschland. Und last but not least stellen die Volks- und Raiffeisenbanken mit rund 30 Millionen Kun- den und einem Marktanteil von 17 Prozent einen wichti- gen Faktor in der deutschen Kreditwirtschaft dar. Festzuhalten bleibt jedoch auch, dass die Anzahl der Genossenschaften seit Jahren zurückgeht. Es werden mehr Genossenschaften gelöscht als gegründet. So wa- ren es 1998 noch rund 10 000 Genossenschaften in Deutschland, heute sind es weniger als 8 000. Bei der Umsetzung der EU-Verordnung zur Europäi- schen Genossenschaft in nationales Recht war es daher wichtig, die deutsche Genossenschaftsstruktur so zu mo- dernisieren, dass sie im europäischen Wettbewerb beste- hen kann, ohne dass dabei nationale Besonderheiten zer- stört werden. Dies ist meiner Meinung nach mit dem jetzt vorliegenden Gesetz gelungen. Es schafft Vereinfa- chungen bei der Gründung von Genossenschaften und enthält zahlreiche Änderungen im Bereich des Corporate Governance. Zudem überlässt der Gesetzgeber viele Re- gelungen den Satzungen der jeweiligen Genossenschaft und reguliert nicht alles im Gesetz selbst. Aus Sicht der Neugründungen und kleinen Genossen- schaften sind dabei folgende Punkte besonders hervorzu- heben. Künftig können statt bisher sieben bereits drei Personen eine eingetragene Genossenschaft gründen. Damit wird der Einstieg in eine Genossenschaft erleich- tert, Kooperationen von drei Handwerkern, Landwirten oder Genossenschaftsbanken ermöglicht und damit Sy- nergien und Energien gebündelt. Außerdem genügt bei eingetragenen Genossenschaften mit bis zu 20 Mitglie- dern nunmehr, dass lediglich nur ein Vorstand gewählt werden muss und auf den Aufsichtsrat völlig verzichtet werden kann. Damit wird Bürokratie abgebaut und wer- den die Rahmenbedingungen vor allem für kleine Ge- nossenschaften verbessert. Für Genossenschaften wiederum, die nach den inter- nationalen Rechnungslegungsstandards IAS bilanzieren wird ab August die Möglichkeit eröffnet, ihre Satzung so auszugestalten, dass die Geschäftsguthaben weiterhin als Eigenkapital ausgewiesen werden können. Und für grenzüberschreitende Kooperationen, deren Mitglieder ihren Sitz in mindestens zwei EU-Staaten haben, wird schließlich eine neue Rechtsform geschaffen: die so ge- nannte Europäische Genossenschaft oder Societas Co- operativa Europaea (SCE). n z g h N h n w m R e g w b s n g d m d g g M V C Ä t A s d z m s b g J p b D D s z n d d w a (C (D Im Laufe des parlamentarischen Verfahrens konnten och zusätzliche Änderungen vorgenommen werden, die u einer erheblichen Verbesserung der Rahmenbedin- ungen für Genossenschaften führen werden. Beispiel- aft möchte ich hier nur zwei Schwerpunkte nennen. ach der Vorschrift des ursprünglichen Gesetzentwurfs ätte nach § 43 Abs. 7 Genossenschaftsgesetz eine Ge- eralversammlung bereits einberufen werden können, enn sie von mindestens 10 Prozent der Mitglieder oder indestens 500 Mitgliedern beantragt worden wäre. Die egelung, dass bereits 500 Mitglieder genügt hätten, um ine Generalversammlung einzuberufen, hätten für roße Genossenschaften verheerende bürokratische Aus- irkungen gehabt. Außerdem wäre weit über das ange- rachte Maß des Minderheitenschutzes hinausgeschos- en. In zahlreichen Berichterstattergesprächen konnte un erreicht werden, den Halbsatz „mindestens 500 Mit- lieder“ zu streichen. Große Genossenschaften werden adurch vor unnötigen Kosten und einem unverhältnis- äßig bürokratischen Mehraufwand bewahrt, ohne dass ie Rechte von Minderheiten beschnitten werden. Das Gleiche gilt für den § 45 Abs. 1 Genossenschafts- esetz. Hier konnte ebenso erreicht werden, dass entge- en der Fassung des Regierungsentwurfs das gesetzliche indestquorum von 150 Mitgliedern gestrichen wurde. or allem dem Verhandlungsgeschick von CDU und SU ist es hier unter anderem zu verdanken, dass diese nderungen noch ins Gesetz geschrieben werden konn- en. All diese Neuregelungen sollen zu einer flexibleren npassung an das wirtschaftliche Umfeld der genossen- chaftlichen Betätigung führen, ohne die Besonderheiten er Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft zu erstören. Deshalb erlaube ich mir an dieser Stelle noch- als – wie ich es bereits in der Debatte zur ersten Le- ung des Gesetzes getan habe –, unseren verehrten Alt- undespräsidenten Roman Herzog zitieren, der 1998 esagt hat: Genossenschaften sind keine liebenswerten Remi- niszenzen an ein paar interessante Männer des ver- gangenen Jahrhunderts, sondern der Genossen- schaftsgedanke ist heute so funkelnagelneu wie vor 150 Jahren. Man müsste ihn erfinden, wenn er nicht bereits erfunden wäre. Dem ist nichts hinzuzufügen. Klaus Uwe Benneter (SPD): Ab 18. August dieses ahres tritt die EG-Verordnung zur Einführung der euro- äischen Genossenschaft in Kraft und ist damit unmittel- ar geltendes Recht. Heute erlassen wir dazu die in eutschland notwendigen Ausführungsbestimmungen. abei geben wir den künftigen europäischen Genossen- chaften weitgehende Gestaltungsfreiheit. Was Europa ulässt, wollen wir ohne zwingenden Grund bewusst icht einengen. Die EG-Verordnung lässt beispielsweise en europäischen Genossenschaften die Wahl, den Sitz er Genossenschaft unabhängig vom Ort ihrer Hauptver- altung zu wählen. Diese Wahlmöglichkeit soll künftig uch in Deutschland bestehen. Denn wir wollen, dass 3196 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Deutschland ein erstrebenswerter Verwaltungssitz für künftige europäische Genossenschaften wird. Die europäische Genossenschaft ist ein denkbar unge- eigneter Ort, um wieder einmal Ihre Vorbehalte gegen die Arbeitnehmermitbestimmung und gegen den angeb- lichen Export dieser Regelungen ins europäische Aus- land geltend zu machen. Nur so viel: Die Frage der Mit- bestimmung ist auf europäischer Ebene sinnvoll geregelt. Sowohl bei der europäischen Aktiengesell- schaft als auch bei der europäischen Genossenschaft ist die erste Option, dass über die Mitbestimmung verhan- delt wird. Das ist angesichts der unterschiedlichen euro- päischen Mitbestimmungstraditionen ausgesprochen sinnvoll und dürfte in den meisten Fällen erfolgreich sein. Erst wenn diese Verhandlungen scheitern, greift die Auffangregelung, die der europäischen Gesellschaft übri- gens nicht das deutsche Mitbestimmungsrecht über- stülpt, wie oft unterstellt wird. Denn der Anteil der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bzw. im Verwal- tungsrat der europäischen Genossenschaft richtet sich dann wohlgemerkt nicht nach dem neuen Gesamtunter- nehmen, sondern nach dem Unternehmen, das bisher den höchsten Anteil an Arbeitnehmervertretern hatte. Diese europäischen Regelungen sind gut und sie sind von deut- scher Seite mitgetragen worden. Mit dem vorliegenden Entwurf sind diese europäischen Vorgaben völlig korrekt auch auf die europäische Genossenschaft übertragen worden, die sich für das monistische System mit einem einheitlichen Leitungs- und Geschäftsführungsorgan entscheiden möchte. Die Einführung der europäischen Genossenschaft ha- ben wir zum Anlass genommen, unser deutsches Genos- senschaftsgesetz zu überarbeiten. Das war dringend notwendig. Denn wir haben in unserem Genossen- schaftswesen eine Art Demografieproblem: Es gibt viele Alte, aber zu wenig Junge. Es gibt viele gute, stabile, tra- ditionsreiche, insolvenzsichere, große Genossenschaf- ten, zum Beispiel die Genossenschaftsbanken, aber auch die vielen Wohnungsgenossenschaften, die etwa 10 Prozent des deutschen Mietwohnungsbestandes stel- len. Aber: Der Nachwuchs fehlt. Es fehlt an Neugründun- gen. Wir müssen feststellen: Die Rechtsform ist unat- traktiv geworden. Die Zahl der Genossenschaften geht Jahr für Jahr zurück. Während hierzulande jeden Monat etwa 3 000 GmbHs gegründet werden, gibt es inzwi- schen in ganz Deutschland weniger als 8 000 Genossen- schaften. Wir wollen diesen Trend umdrehen. Wir wol- len wieder mehr Genossenschaften in Deutschland; wir wollen Neugründungen erleichtern. Damit komme ich zum zentralen Punkt unserer Re- form: Die Befreiung der kleinen Genossenschaften von der Jahresabschlussprüfung. Nach der bestehenden Rechtslage sind alle Genossenschaften, auch die aller- kleinsten, gesetzlich verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse von Wirtschaftsprüfern prüfen zu lassen. Diese Prüfung erfolgt nach den gleichen Vorschriften, wie sie der Ge- setzgeber für mittelgroße und große Kapitalgesellschaf- ten vorgesehen hat. Künftig sollen kleine Genossen- schaften von diesen Prüfungspflichten befreit werden. D s u d z f s e f n S P b d G d a g Z r S K s R t G z R i z l z d s d b s M g n W d c a K n R V n a w a n P s (C (D ie Befreiung betrifft Genossenschaften, deren Bilanz- umme unter 1 Million Euro oder deren Umsatzerlöse nter 2 Millionen Euro liegen. Damit sind im Bereich er Wohnungsgenossenschaften schätzungsweise 50 Pro- ent der Genossenschaften von dieser Pflichtprüfung be- reit. Im übrigen Genossenschaftsbereich dürften – abge- ehen von den Kreditgenossenschaften – überschlägig twa 70 Prozent der Genossenschaften von dieser Be- reiung profitieren. Das ist ein deutlicher und für die ge- ossenschaftlichen Prüfverbände noch verkraftbarer chritt in die richtige Richtung. Wohlgemerkt: Bei Kapitalgesellschaften liegen die flichtprüfungsgrenzen bei circa 4 Millionen Euro und ei Umsatzerlösen von circa 8 Millionen Euro. Außer- em spielt die Zahl der Beschäftigten eine Rolle. Eine leichbehandlung der Genossenschaften – hinsichtlich er Prüfungsfreistellung – etwa mit kleinen GmbHs ist lso noch in weiter Ferne. Die heutige Gesetzesänderung ibt uns aber die Möglichkeit, nach einem gewissen eitraum die Auswirkungen der jetzt erfolgten Erleichte- ungen zu überprüfen und dann gegebenenfalls weitere chritte hin zu einer Gleichstellung mit den Regeln für apitalgesellschaften zu gehen. Wir meinen, dass die Befreiung der kleinen Genos- enschaften von dieser Prüfung der Schlüssel ist, der die echtsform Genossenschaft für Neugründer wieder at- raktiv machen kann. Denn Ursache für immer weniger enossenschaften in Deutschland ist nicht, dass es heut- utage keinen Bedarf mehr geben würde für diese echtsform. Das Gegenteil ist wahr. Die Genossenschaft st eine Rechtsform, die die Kooperation ihrer Mitglieder um Nutzen aller Mitglieder ermöglicht. Sie ist vor al- em eine Rechtsform, die ihre Mitglieder in vielen Fällen u ehrenamtlicher Mitarbeit motivieren kann und da- urch ihre Ziele zum gemeinsamen Nutzen oftmals bes- er erreichen kann als jede andere Rechtsform. Für solche Kooperationen gibt es einen großen Be- arf. Ich denke an freie Schulen, die uns geschrieben ha- en, dass sie die genossenschaftliche Rechtsform sehr chätzen, weil sie die Eltern in besonderer Weise zur itverantwortung anregt. Ich denke aber auch an die emeinschaftliche Nutzung erneuerbarer Energien, an eue Wohnformen für Senioren, überhaupt an kleine ohnungsgenossenschaften, an selbstverwaltete Behin- erteneinrichtungen, an Vermarktungs- und Verbrau- hergenossenschaften für landwirtschaftliche Produkte, n Arbeitsloseninitiativen, an kulturelle Initiativen, an ooperationen im Tourismusbereich usw. Bedarf gibt es also. Aber die Rechtsform wird den- och nicht gewählt; denn sie ist im Vergleich zu anderen echtsformen einfach zu teuer. Das gilt insbesondere im ergleich zur GmbH und im Vergleich zum eingetrage- en Verein. Obwohl die Genossenschaft als Rechtsform n sich ideal auf viele geplante und von den Bürgern ge- ünschte Kooperationen zugeschnitten wäre, wird sie us Kostengründen nicht gewählt. Und wenn sie den- och gewählt wird, werden die immer wiederkehrenden rüfungskosten zum Dauerproblem. Viele kleine Genos- enschaften haben uns in diesem Gesetzgebungsverfah- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3197 (A) ) (B) ) ren angeschrieben, weil sie sich die hohen Prüfungskos- ten eigentlich gar nicht leisten können. Deshalb sind die jetzt von uns vorgenommenen Er- leichterungen richtig, auch wenn sie den genossenschaft- lichen Prüfverbänden zunächst nicht leicht fallen wer- den. Die Genossenschaftsverbände haben niedrige Schwellenwerte vorgeschlagen. Sie haben dabei darauf hingewiesen, dass die bisherigen Prüfpflichten sowohl der Kreditwürdigkeit der Genossenschaften wie auch de- ren Insolvenzfestigkeit, außerdem dem Schutz der Ge- nossen selbst und schließlich auch dem Schutz des oft ehrenamtlichen Vorstands und Aufsichtsrats vor Haf- tungsansprüchen der Genossenschaft dienten. Ich sage erstens, dass jede Genossenschaft weiterhin ihren Jah- resabschluss freiwillig überprüfen lassen kann, wenn sie dies aus Gründen ihrer Kreditwürdigkeit für vorteilhaft hält. Außerdem bleibt es zweitens bei der im Genossen- schaftsgesetz vorgeschriebenen jährlichen bzw. zwei- jährlichen Prüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung. Die Ge- nossenschaftsverbände sind aufgerufen, hierfür gemein- sam mit ihren Mitgliedern selbst sowohl angemessene Prüfkriterien als auch einen angemessenen Prüfumfang festzulegen. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen kann. Abschließend noch ein Wort zu den Einwänden der PDS-Fraktion, die das Gesetz ablehnen möchte. Hier ist wirklich in hohem Maße die reine Ideologie zugange, die mit den wirklichen Bedürfnissen der Genossenschaf- ten nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Nur ein Bei- spiel: Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Kollegen von der PDS für die Abschaffung der bestehenden Mehr- stimmrechte plädieren. Angeblich sollen Mehrstimm- rechte eine unehrenhafte Annäherung der Genossen- schaft an die Kapitalgesellschaft sein, die dem Grundgedanken der Genossenschaft – ein Genosse, eine Stimme – widersprechen. Ich möchte darauf hinweisen, dass es für Genossenschaften bisher nur eine satzungs- rechtliche Möglichkeit gibt, Mehrstimmrechte einzuräu- men. Es ist schließlich keine Pflicht. Ich möchte weiter darauf hinweisen, dass das hehre Ideal ja nicht unbegrenzt unterlaufen werden darf. Einem Genossen dürfen nach dem Gesetz höchstens drei Stim- men eingeräumt werden und dabei soll es auch bleiben. Vor allem möchte ich aber auf folgenden Punkt hin- weisen: Gerade die landwirtschaftlichen Genossenschaf- ten, die aus den LPGs der untergegangenen DDR her- vorgegangen sind, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten, wollen die Regelung zu den Mehrstimmrechten erhalten. Das haben sie uns und auch Ihnen geschrieben. Das haben sie mir auch gesagt, als ich in Chemnitz eine fortschrittliche genossenschaftliche Landfleischerei samt dazugehöriger Biogasanlage besucht habe. Diese Agrar- genossenschaften sehen in der Einräumung von Mehr- stimmrechten eine der wenigen Möglichkeiten, ihre Mit- glieder dazu zu bewegen, mehr Kapital in den Betrieb zu stecken. Dieses Eigenkapital wird dringend benötigt. Deshalb haben gerade diese Genossenschaften das Mehrstimmrecht in vielen ihrer Satzungen verankert. Offenbar kann man aber von der PDS-/Linksfraktion im- mer noch nicht erwarten, dass die Ideologie zugunsten p l w d t b g s r – E s M a s P s t D u d s J g d d R e f g u g h b § s s s s S r 1 n i g d g d w d (C (D raktischer Bedürfnisse und im Interesse des wirtschaft- ichen Erfolgs der Genossenschaften zurückgestellt ird. Sei es, wie es sei. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, ass wir heute nach intensiven und konstruktiven Bera- ungen unter Einbeziehung der Genossenschaftsver- ände ein rundum erneuertes und von Überregulierun- en befreites Genossenschaftsgesetz zur Abstimmung tellen und beschließen werden. Mechthild Dyckmans (FDP): Hätte die Bundes- egierung uns zwei separate Gesetzentwürfe vorgelegt einen Entwurf zum Genossenschaftsgesetz und einen ntwurf zur Einführung der Europäischen Genossen- chaft –, so hätten wir heute mit einer noch breiteren ehrheit das neue deutsche Genossenschaftsgesetz ver- bschieden können. Auch die FDP-Fraktion ist froh, dass es uns gemein- am im Rechtsausschuss gelungen ist, einige kritische unkte im Regierungsentwurf zu ändern. Es wurde höchste Zeit, die Rechtsform der Genossen- chaft an die veränderten Erfordernisse in unserem heu- igen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem anzupassen. ie Erweiterung des Genossenschaftszwecks auf soziale nd kulturelle Belange, die Zulassung von investieren- en Mitgliedern, eine moderate Zulassung von Mehr- timmrechten und die schrittweise Abschaffung der ahresabschlussprüfung für Genossenschaften mit gerin- erem Jahresumsatz bzw. geringer Bilanzsumme, alles as sind Änderungen im Genossenschaftsrecht, die es en Wirtschaftsteilnehmern erleichtern sollen, sich der echtsform der Genossenschaft zu bedienen. Die damit inhergehende höhere Attraktivität dieser Gesellschafts- orm wird dazu beitragen, dass mehr Genossenschaften egründet und kleine Genossenschaften von Bürokratie nd unnötigen Regelungen befreit werden. Als einen großen Erfolg sehe ich es an, dass es uns elungen ist, die im ursprünglichen Gesetzentwurf ent- altenen festen Schwellenwerte bei den Quoren zur Ein- erufung einer Generalversammlung – § 43a Abs. 7 und 45 – die gerade von den mitgliederstarken Genossen- chaften zu Recht kritisiert wurden, zu streichen. Wir haben uns auch eingehend mit der Frage der Ab- chaffung der Jahresabschlussprüfung für kleine Genos- enschaften befasst Auch wenn die jetzt gefundene Lö- ung in § 53 Abs. 2 vielleicht nicht der Weisheit letzter chluss ist, so stellt sie doch eine erhebliche Erleichte- ung für Genossenschaften mit einer Bilanzsumme unter Million Euro oder einem Umsatzerlös unter 2 Millio- en Euro dar. Allerdings erwarten wir von der Regierung nsoweit eine Evaluierung der Auswirkungen dieser Re- elung. Dann wird sich zeigen, ob eine Angleichung an ie für kleine Kapitalgesellschaften geltenden Regelun- en des § 267 Abs. l HGB möglich und sinnvoll ist. Alles in allem habe ich die berechtigte Hoffnung, dass as neue deutsche Genossenschaftsgesetz dazu beitragen ird, die Rechtsform der Genossenschaft wieder mehr in en Fokus der Wirtschaftsteilnehmer zu rücken, und zu 3198 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Neugründungen gerade auch im kulturellen und sozialen Bereich führen wird. Ganz anders sieht es hinsichtlich der Einführung der Europäischen Genossenschaft aus. Dazu legen wir Ihnen einen entsprechenden Entschließungsantrag vor. Das Ausführungsgesetz zur Europäischen Genossenschaft und das Gesetz zur Umsetzung der ergänzenden Richtli- nie beinhalten hinsichtlich der Mitbestimmungsregelun- gen dieselben Mängel, die wir bereits bei der Einführung der Europäischen Gesellschaft – damals übrigens vehe- ment unterstützt von den Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU – gerügt haben. Der Export der deutschen Mitbestimmung in europäische Unternehmensformen stellt einen Hemmschuh für deutsche Unternehmen und damit für die Schaffung deutscher Arbeitsplätze dar. Da- her bin ich der Überzeugung, dass es – ähnlich wie bei der Europäischen Gesellschaft – kaum zu Gründungen oder Verschmelzungen zu Europäischen Genossenschaf- ten kommen wird. Dabei ist die Einführung der Europäi- schen Genossenschaft in Deutschland aus Sicht der FDP-Bundestagsfraktion ein wichtiger Schritt für die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen für Genos- senschaften im europäischen Wettbewerb. Durch die neu geschaffene Möglichkeit, für die Un- ternehmensverfassung zwischen dem monistischen und dem dualistischen System zu wählen, wird den Unter- nehmen eine größere Wahl- und Entscheidungsfreiheit im internationalen Kontext eingeräumt. Aber auch hier werden wiederum EU-Richtlinien nicht eins zu eins um- gesetzt. Vielmehr wird hinsichtlich der Mitbestimmung draufgesattelt, indem die Mitbestimmung in einer mo- nistisch strukturierten Genossenschaft auch auf das Lei- tungs- und Geschäftsführungsorgan ausgeweitet wird. Die hier umzusetzende EU-Richtlinie verlangt näm- lich lediglich, dass die Grundsätze des deutschen Mitbe- stimmungsrechts für das dualistische System auf das monistische System übertragen werden. Das heißt, dass die Beteiligung von Arbeitnehmern nicht beseitigt oder eingeschränkt werden darf. Die bisherigen Regelungen zur Mitbestimmung sollen demnach – so die EU-Vorga- ben – bestehen bleiben. Nirgendwo in den Richtlinien der EU wird jedoch verlangt, dass die Regelungen der Mitbestimmung, sofern sie nach innerstaatlichem Recht nur für das kontrollierende und beaufsichtigende Organ gelten, nunmehr auch auf das geschäftsführende Organ auszudehnen sind. Nach der Fassung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung werden aber Arbeitnehmervertreter im Verwaltungsrat einer monistisch strukturierten Ge- nossenschaft zusätzlich zu den Kontrollfunktionen auch in unternehmerische geschäftsführende Entscheidungen eingebunden. Dadurch wird das Mitbestimmungsniveau über die europäischen Vorgaben hinaus deutlich ausge- weitet. Dies wird insbesondere ausländische Investoren abschrecken, die durch die Einführung der Europäischen Genossenschaft ja gerade ins Land geholt werden soll- ten. Gründungen oder Verschmelzungen zu Europäi- schen Genossenschaften unter Beteiligung deutscher Ge- sellschaften werden so verhindert mit der Folge, dass Arbeitsplätze nicht in Deutschland, sondern im europäi- schen Ausland entstehen. E l d d a g E n g M r s u r A – m s k E K e d m G b R d w R S I t E g d G d A t s k b s l I S u K e g (C (D Wir fordern die Bundesregierung daher in unserem ntschließungsantrag auf, durch entsprechende Rege- ungen sicherzustellen, dass die in Deutschland gelten- en Grundsätze der Unternehmensmitbestimmung bei er Einführung der Europäischen Genossenschaft nicht usgeweitet, sondern qualitativ, funktional und ihrer esellschaftsrechtlichen Funktion entsprechend auf die uropäische Genossenschaft übertragen und in die mo- istisch geführte Rechtsform integriert werden. Die Re- ierung muss sicherstellen, dass eine Ausweitung der itbestimmung auf das Leitungs- und Geschäftsfüh- ungsorgan der Europäischen Genossenschaft ausge- chlossen ist. Vor dem Hintergrund, dass Sie sich, meine Damen nd Herren von der CDU/CSU-Fraktion, bei der Einfüh- ung der Europäischen Gesellschaft mit uns gegen die usdehnung der Mitbestimmung ausgesprochen haben ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an den da- als von Ihnen eingebrachten Änderungsantrag –, ist es ehr verwunderlich, dass sie sich nunmehr sang- und langlos mit der Ausdehnung der Mitbestimmung in der uropäischen Genossenschaft abfinden. Ein wenig mehr ontinuität im politischen Handeln hätte man hier wohl rwarten dürfen. Die FDP-Fraktion wird dem Gesetzentwurf wegen ieser Ausdehnung der Mitbestimmung nicht zustim- en. Sevim Dagdelen (DIE LINKE): Seit jeher nehmen enossenschaften gezielt gemeinwohldienliche Aufga- en wahr. Deshalb ist die Genossenschaft eine besondere echtsform, die weder den Personengesellschaften noch en Kapitalgesellschaften zugeordnet werden kann. Die esentlichen Grundprinzipien der 1889 konzipierten echtsform sind die Grundsätze der Selbsthilfe, der elbstverwaltung und der Selbstverantwortung, die dentität von Genosse/Genossin und „Kunden“ – Identi- ätsprinzip – und das Demokratieprinzip hinsichtlich der ntscheidungen, nämlich: ein Mitglied, eine Stimme. Für Genossenschaften gilt: bürgerliche Selbstversor- ung statt Staatshilfe und Selbstschutz statt Ausnutzung urch Marktmacht. Die vorgeschlagenen Regelungen zur europäischen enossenschaft als neu geschaffener Rechtsform werden en genannten Grundprinzipien nicht gerecht, da sie eine nnäherung an die Regelungen der Kapitalgesellschaf- en darstellen. Hierzu gehören insbesondere die begründete Zulas- ung von investierenden Mitgliedern und die Möglich- eit der Gewährung von Mehrstimmrechten per Satzung ei der europäischen Genossenschaft. Beide Regelungen ind insoweit systemfremd, als sie dem genossenschaft- ichen Grundgedanken widersprechen. Sie weichen vom dentitätsprinzip und dem Grundsatz „ein Mitglied, eine timme“ sowie dem Grundsatz der Selbstverwaltung nd Selbsthilfe ab und sind Ausdruck einer neoliberalen apitalisierungspolitik. Damit wird erreicht, dass die uropäische Genossenschaft nicht im Interesse derjeni- en Mitglieder, die die Genossenschaft tatsächlich nut- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3199 (A) ) (B) ) zen, sondern im Interesse der an hohen Dividenden inte- ressierten Mitglieder geführt wird. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass der Änderungsantrag der FDP, der die Mitbestimmungsrege- lungen bei der europäischen Genossenschaft als zu weit- gehend kritisiert, völlig an der Realität der Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vorbei geht. Kommen wir nun zu den Neuregelungen im deut- schen Genossenschaftsrecht: Lobenswert sind die Sen- kung der Mindestmitgliederzahl von sieben auf drei bei Neugründungen sowie die Öffnung der Genossenschaft für soziale und kulturelle Zwecke und die Möglichkeit, Sacheinlagen als Einzahlung auf den Geschäftsanteil zu- zulassen. Die tendenziell positiv zu bewertende Einschränkung der Prüfpflicht geht jedoch nicht weit genug. Im Vorfeld der Reform des GenG waren sich alle Vertreter aus Wis- senschaft und Praxis einig, kleine Genossenschaften von der umfassenden und daher kostenintensiven und grün- dungsfeindlichen Rechnungslegungsprüfung zu be- freien; denn viele Gründungsaktivitäten scheitern an dem viel zu hohen Prüfungsaufwand eingetragener Ge- nossenschaften. Laut PE des BMJ vom 25. Januar 2006 war erklärtes Ziel des Gesetzesentwurfs, „dass bei Un- ternehmensneugründungen vermehrt die Rechtsform der Genossenschaft gewählt wird“. Statt nun logischerweise eine Gleichbehandlung der kleineren Genossenschaften mit den Kapitalgesellschaf- ten im Hinblick auf die Jahresabschlussprüfung durch die Anlehnung an die Größenmerkmale für kleine Kapi- talgesellschaften nach § 267 Abs. 1 HGB herzustellen, hat man sich letztlich mit einer unzureichenden Vierte- lung der Werte der Umsatzerlöse und Bilanzsumme, die für kleine Kapitalgesellschaften gelten, begnügt. Einige wesentliche Vorschriften des Entwurfs bringen darüber hinaus das Gesamtkonzept der Rechtsform in Gefahr und entstellen den Sinn und Zweck der Genos- senschaft: Erstens. Die Zulassung von Mindestkapitalregel- ungen per Satzung – fakultativ – und die von investie- renden Mitgliedern widersprechen grundlegend allen Prinzipien und der Rechtsform allgemein. Zweitens. Entgegen der ursprünglichen Intention des Gesetzesentwurfs sieht der Vorschlag in geänderter Fas- sung unverständlicherweise nicht eine Einschränkung, sondern eine Erweiterung der Mehrstimmrechtsgewäh- rung vor. Dies ist ein Verstoß gegen die demokratischen Grundsätze der Genossenschaft. Drittens. Allein die Tatsache, dass in 94 (!) Fällen we- gen vermeintlich sprachlicher Anpassungen der Begriff „Genosse“ politisch motiviert durch „Mitglied“ ersetzt wird, macht uns nicht ohne Grund stutzig, meine Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen der SPD. Viertens. Letztlich kann auch nur erstaunen, dass der Entwurf in geänderter Form der Angst vor zuviel genos- senschaftlicher Mitbestimmung auch insoweit nachgibt, als die vorgesehenen Vorschläge für Informationsrechte ebenso wie für das selbstverständlich erscheinende R s l u a i e s s h g d S w „ s s Z k s c d i s w t d r d B G d s u D e n G r r e g V s s d G B (C (D ede- und Antragsrecht auf Versammlungen der Genos- en wieder in der Schublade des BMJ verschwinden sol- en. Es freut mich in diesem Zusammenhang, dass sich nsere Kritik in der Beschlussempfehlung des Rechts- usschusses – Seite 15 – wieder findet. Der Ausschuss st sich nämlich bewusst, „dass die neuen Möglichkeiten ine gewisse Abkehr von genossenschaftlichen Grund- ätzen mit sich bringen und die Rechtsform der Genos- enschaft etwas stärker an Kapitalgesellschaften annä- ern.“ Es ist somit gewollt. Das Bundesverfassungsgericht stellte 2001 zum Or- anisationsrecht sinngemäß fest, dass dieses dem Zweck iene, die Rechtsform der Genossenschaft als Mittel zur elbstverwaltung und Selbstorganisation tendenziell irtschaftlich Schwacher aufrechtzuerhalten. Wörtlich: Durch sie soll eine selbstbestimmte, vergleichsweise ri- ikolose Teilhabe breiter Bevölkerungskreise am Wirt- chaftsleben sichergestellt werden, um gleichzeitig dem iel einer gerechten Sozialordnung ein Stück näher zu ommen.“ Gerade in den heutigen Zeiten, in denen viele Men- chen wegen der zunehmenden Privatisierung öffentli- her Leistungen, wie zum Beispiel der Wohnungen, und er Verschärfung sozialer Unterschiede auf Selbsthilfe mmer mehr angewiesen sind, wird auch die Genossen- chaft in zunehmenden Maße benötigt, um lebensnot- endige Grundversorgung mit Wohnraum, Lebensmit- eln etc. zu organisieren. Die Regierungspolitik betreibt weiterhin den Abbau es Sozialstaats und vertieft die Kluft zwischen arm und eich. Sie ist damit verantwortlich für den erhöhten Be- arf einer gemeinschaftlichen Selbstorganisation in der evölkerung. Ihre Änderungen konterkarieren das Ansinnen der enossinnen und Genossen, miteinander und füreinan- er Förderleistungen zu erbringen, ohne dabei ihre Zu- ammenarbeit den Kapitalinteressen von Investoren zu nterwerfen. Endlich soll ein „Genosse“ kein Genosse mehr sein. Margareta Wolf (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): em vorliegenden Gesetzesentwurf zur Einführung der uropäischen Genossenschaft und zur Änderung des Ge- ossenschaftsrechts stimmt die Fraktion Bündnis 90/Die rünen grundsätzlich zu. Die geplanten Änderungen des Genossenschafts- echts können die Gründung von Genossenschaften ge- ade im sozialen Bereich erleichtern. Das ist besonders rfreulich. Damit wird der genossenschaftliche Grund- edanke, die solidarische Selbsthilfe, gestärkt. Aber auch die großen Genossenschaften, wie die olks- und Raiffeisenbanken und die Wohnungsgenos- enschaften, können von der Reform des Genossen- chaftsrechts profitieren: Auf die Genossenschaften wer- en Elemente der im Aktienrecht geführten Corporate- overnance-Diskussion übertragen. Dazu gehört zum eispiel die Stärkung des Aufsichtsrates. 3200 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Wir begrüßen, dass die Minderheitenrechte in den großen Genossenschaften gestärkt werden sollen. Dies geschieht dadurch, dass einer Minderheit der Genossen das Recht zugestanden werden soll, eine Generalver- sammlung einzuberufen, die die Vertreterversammlung abberufen kann. Zugleich schwächt diese Stärkung der Minderheitenrechte nicht die Wirtschaftlichkeit der Ge- nossenschaft. Das vorgesehene Einberufungsquorum von 10 Prozent der Genossen verhindert, dass das Min- derheitenrecht missbräuchlich verwendet werden könnte. Das Minderheitenrecht muss in der Praxis aber auch effektiv durchführbar sein. Es ist darauf verzichtet wor- den, im Gesetz festzuschreiben, dass jedes Mitglied, ei- nen Anspruch darauf hat, dass ihm eine Abschrift der Mitgliederliste ausgehändigt wird. Wir erachten es für sehr wichtig, dass die Genossenschaften in der Praxis Mitgliedern, die eine Generalversammlung einberufen wollen, unter Umständen auch eine Abschrift der Namen und Adressen der Mitglieder aushändigen. Nur so kann es einzelnen Mitgliedern tatsächlich gelingen, eine Ge- neralversammlung einzuberufen. Zudem ist darauf verzichtet worden, im Gesetz jedem Mitglied ein Anfechtungsrecht gegen Beschlüsse der Vertreterversammlung zuzugestehen. Wir sind damit einverstanden. Allerdings muss in Zukunft überprüft werden, ob der Vorstand und der Aufsichtsrat die Vertre- terversammlung ausreichend überprüfen und so auch die Minderheitenrechte wahren. Gegebenenfalls muss das Gesetz an diesem Punkt nachgebessert werden. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Prüfungspflichten für kleine Genossenschaften erleichtert wurden. Vorge- sehen ist nun, dass Genossenschaften nur dann ver- pflichtet sind, sich einer aufwendigen Jahresabschluss- prüfung zu unterziehen, wenn ihre Bilanzsumme 1 Million Euro und ihre Umsatzerlöse 2 Millionen Euro übersteigen. Dies ist der richtige Schritt, um die Zahl der Genossenschaftsneugründungen zu erhöhen. Viele Gruppen werden gegenwärtig nämlich nur deshalb von der Gründung einer Genossenschaft abgehalten, weil die Prüfungsgebühren so hoch sind. Auch an diesem Punkt sehen wir noch Verbesserungs- bedarf. Unser Ziel ist es, dass die Kriterien des § 267 IHGB für kleine Kapitalgesellschaften auch für kleine Genossenschaften gelten. Wir können keinen Grund er- kennen, warum kleine Genossenschaften anders als kleine Kapitalgesellschaften behandelt werden. Mittel- fristig muss das Genossenschaftsrecht deshalb so verän- dert werden, dass eine Genossenschaft nur dann der Jah- resabschlussprüfung unterliegt, wenn sie zwei der drei in § 267 I HGB genannten Kriterien überschreitet. Für eine Übergangszeit sind wir mit dem gefundenen Kompro- miss zufrieden. Wir fordern aber, dass die Bundesregie- rung in dieser Zeit evaluiert, wie viele Genossenschaften weiterhin zur Jahresabschlussprüfung verpflichtet sind und bei welchen weiteren Genossenschaften eine Befrei- ung von der Prüfung sinnvoll ist. Zum Abschluss möchte ich noch eine weitere Forde- rung zur Verbesserung der Voraussetzungen sozialer Ge- nossenschaften erheben: Genossenschaften, die im sozia- len Bereich agieren, sind auf staatliche Unterstützung a g g l n d B t d 3 n l E g s B G n w r s s d d z d a R d n d R G z t d g h d a s r v f v h K g w w (C (D ngewiesen. Das gilt vor allem für die Beschäftigungs- enossenschaften, die von Arbeitslosen zur Selbsthilfe egründet wurden. Wir brauchen deshalb Gleichbehand- ung von Genossenschaften gegenüber anderen Unter- ehmensformen, zum Beispiel bei der Vergabe von För- erkrediten. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der undesministerin der Justiz: Es ist heute am Bundes- ag, den Weg frei zu machen für die umfangreichste Än- erung des deutschen Genossenschaftsrechts seit über 0 Jahren – seit der letzten großen Novellierung des Ge- ossenschaftsgesetzes im Jahr 1973. Mit dem jetzt vor- iegenden Gesetzentwurf wird die neue Rechtsform der uropäischen Genossenschaft in das deutsche Recht ein- eführt und gleichzeitig wird das deutsche Genossen- chaftsgesetz modernisiert. Mit diesem Gesetz, an dem alle mit konstruktiven eiträgen beteiligt waren, werden wir die Gründung von enossenschaften fördern und die Rechtsform der Ge- ossenschaft attraktiver ausgestalten. Darüber hinaus ollen wir Neugründern einen guten Anlass bieten, ge- ade die Rechtsform der Genossenschaft zu wählen. Deshalb sollen viele der Gesetzesänderungen das Be- ondere an Genossenschaften betonen: Bei der Genos- enschaft steht nicht das Kapital im Vordergrund, son- ern die Mitglieder sind das Entscheidende. Es gelten er Grundsatz der Selbsthilfe und das Demokratieprin- ip: Die Mitglieder sind zu fördern; die Mitglieder haben as Sagen, und zwar grundsätzlich gleichberechtigt, un- bhängig von ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit. Der egierungsentwurf stärkt an vielen Stellen die Rechte er einzelnen Mitglieder, um diese Besonderheit der ge- ossenschaftlichen Rechtsform hervorzuheben. Bei den Diskussionen zum Regierungsentwurf wur- en allerdings Befürchtungen laut, dass die Stärkung der echte des einzelnen Mitglieds bei mitgliederstarken enossenschaften zu einem Ungleichgewicht führen und u einem missbräuchlichen Ausnutzen der Rechte verlei- en könnte. Die nunmehr vorgesehenen Änderungen in er vom Rechtsausschuss beschlossenen Fassung sind eeignet, diese Befürchtungen auszuräumen. Ich denke, ier wurden im Ergebnis angemessene Lösungen gefun- en, die sowohl die Interessen des einzelnen Mitglieds ls auch die Interessen der Genossenschaft und der Ge- amtheit der Mitglieder berücksichtigen. Die meistdiskutierte Frage im Gesetzgebungsverfah- en war, in welchem Umfang kleine Genossenschaften on der Verpflichtung zur Jahresabschlussprüfung be- reit werden sollen. Die hier in der Beschlussempfehlung orgesehene Regelung geht über den Regierungsentwurf inaus. Wir wollen uns in dieser Frage auf das Recht der apitalgesellschaften hin bewegen. Es ist für die Bundesregierung ein wichtiges Anlie- en, kleine Genossenschaften von bürokratischem Auf- and zu entlasten Ich bin daher zuversichtlich, dass dieser Gesetzent- urf und die Diskussionen darüber dazu beitragen wer- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3201 (A) ) (B) ) den, dass es wieder mehr Genossenschaften in Deutsch- land geben wird. Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge – EU-Waffenembargo gegen China beibehal- ten – Für die Verurteilung des Systems der La- ogai-Lager in China (Tagesordnungspunkt 10) Holger Haibach (CDU/CSU): Die FDP-Fraktion „beglückt“ uns heute mit zwei Anträgen zum Thema China, von denen der eine – bezüglich des Waffen- embargos der EU – eine leicht veränderte Kopie eines Antrags aus der letzten Periode ist, eine Vorgehensweise, die bei der FDP in letzter Zeit des Öfteren zu beobachten ist. Ein Schelm, wer glaubt, der FDP gingen etwa die neuen Ideen aus. Es steht dem deutschen Bundestag sicherlich zu, sich zu jeder Zeit mit jedem ihm wichtig erscheinenden Thema zu beschäftigen. Aber ob das Ob, das Wann und auch das Wie immer der Sache dienlich sind, mag dahin- gestellt sein. Jedenfalls fordert der Antrag der FDP den Deutschen Bundestag dazu auf, das zu bekräftigen, was er bereits mehrmals bekräftigt hat, nämlich dass unter den gegebe- nen Umständen eine Aufhebung des EU-Waffenembar- gos gegen China nicht im Willen und Interesse Deutsch- lands liegt und dass vor einer solchen Aufhebung die erheblichen Defizite in der Menschenrechtsbilanz der Volksrepublik China signifikant verbessert und entspre- chende Defizite beseitigt werden müssen. Um es klar zu sagen: Weder die Bundesregierung noch die sie tragenden Fraktionen von CDU/CSU und SPD haben die Absicht, unter den gegenwärtigen Bedin- gungen die Aufhebung des Waffenembargos zu betrei- ben. Dies hat nicht zuletzt Außenminister Steinmeier während seiner Asienreise betont und dies wird auch die Haltung der Bundeskanzlerin während ihrer Reise in der nächsten Woche sein. Insofern gibt es wenig Grund, ein Thema, das derzeit keines ist, zu einem solchen zu machen. Unabhängig von der Frage des Waffenembargos müs- sen wir als Politiker im Interesse Deutschlands, Europas und der Welt und nicht zuletzt in Chinas eigenem Inte- resse darauf hinarbeiten, dass rechtsstaatliche Verhält- nisse in China mehr als bisher gesichert und Menschen- rechte respektiert werden. Deutschland hat im Rahmen des deutsch-chinesi- schen Rechtsstaatsdialogs und des damit verbundenen Menschenrechtsdialogs Anstrengungen unternommen, zur Verbesserung der Situation einen wichtigen Beitrag zu leisten. t w M v p w E n Z C s z n h T l s g r c m f i w g r w n g l v d f s W u h U m d k d E E d t V g e Ü e Z d a j (C (D Das Ergebnis dieses Dialogs ist zumindest zwiespäl- ig. Wenn auch im Bereich der Rechtsstaatlichkeit ge- isse Fortschritte erzielt worden sind, kann das für die enschenrechtslage nur sehr bedingt gelten. Nach wie or sind in beinahe allen Bereichen der Menschenrechts- olitik erheblich Defizite festzustellen: Die Todesstrafe ird nach wie vor verhängt; die weitaus größte Zahl der xekutionen weltweit wird in China ausgeführt. Mei- ungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Die ensur des Internets – über 100 Millionen User machen hina zu einem der größten Internetmärkte der Welt – ist o extrem entwickelt, dass die Experten heute von einer weiten chinesischen Mauer sprechen – der „great chi- ese firewall“. Repressionen gegen ethnische Minder- eiten wie gegen die Tibeter oder das Aufrüsten gegen aiwan finden unter dem Deckmantel der Ein-China-Po- itik weiterhin statt. Die freie Religionsausübung ist tark eingeschränkt. Neben all diesen Besorgnis erregenden Tendenzen ilt es aber anzuerkennen, dass es zumindest in Teilbe- eichen auch Fortschritte gegeben hat. So hat sich die hinesische Führung dazu entschlossen, überhaupt ein- al in den Dialog in Rechtsstaats- und Menschenrechts- ragen einzutreten sowie sich internationaler Abkommen n diesem, aber auch im Bereich der Wirtschaft zu unter- erfen. Darüber hinaus ist in die Tibetfrage insoweit Bewe- ung gekommen, als die chinesische Führung in bilate- ale Kontakte mit den Vertretern des Dalai Lama einge- illigt hat. Allerdings ist man bei diesen Gesprächen och nicht einer wie auch immer gearteten Lösung näher ekommen. China ist – und das gilt nicht nur aus menschenrecht- icher Sicht – ein Teil der Weltgemeinschaft, der unsere olle Aufmerksamkeit genießen muss. Das betrifft neben en sicherheitspolitischen Aspekten, zu denen das Waf- enembargo sicherlich gehört, auch und vor allem wirt- chaftliche Fragen. Diese erstrecken sich von den engen irtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland, China nd der EU bis hin zu Fragen der globalen Handelsfrei- eit oder auch der Standortbedingungen für ausländische nternehmen in China. Schließlich ist mit der zuneh- enden Industrialisierung und dem rasanten Wachstum er chinesischen Wirtschaft eine weitere Frage hinzuge- ommen, die unserer vollen Aufmerksamkeit bedarf: die er Sicherung ausreichender Ressourcen im Bereich der nergie, aber auch bei Rohstoffen, wobei sich bei der nergie automatisch die Aufgabe anschließt, China in ie internationalen Bemühungen um den Klima- und Na- urschutz mit einzubeziehen. Insgesamt gilt es, all diese Interessen miteinander in erbindung zu bringen. Das kann nicht spannungsfrei eschehen, darf aber jedenfalls nicht dazu führen, dass twa menschenrechtliche Aspekte wirtschaftlichen berlegungen grundsätzlich untergeordnet werden, wie s so oft geschehen ist. Die Chancen aus wirtschaftlicher usammenarbeit zu nutzen und den „Wandel durch Han- el“ herbeizuführen, ist sicherlich wichtig. Aber es muss uch klar sein, dass Handel nicht im wahrsten Sinne um eden Preis stattfinden darf; vielmehr; ist es doch so, 3202 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) dass gerade der Handel von stabilen Verhältnissen ab- hängt. Stabile Verhältnisse werden sich nur durch Rechtsstaatlichkeit und die Beachtung der Menschen- rechte dauerhaft herstellen lassen. Dass die Bundesregie- rung dies weiß, beachtet und anspricht, dass es in ihrem Handeln zum Ausdruck kommt, hat sie in ihrer bisheri- gen Amtszeit bewiesen. CDU/CSU und SPD werden die Bundesregierung hierbei voll unterstützen; das gilt auch für die Frage des Waffenembargos. Anzusprechen gilt es auch das zweite Thema, das die FDP heute zum Gegenstand eines Antrags macht: das System der Laogai-Lager. Dabei handelt es sich um ein schreckliches System von Arbeits- und Umerziehungs- lagern, in denen Menschen unter absolut nicht hin- nehmbaren Bedingungen gefangen gehalten und zu Zwangsarbeit verurteilt werden, häufig unter Missach- tung sämtlicher rechtsstaatlicher Standards, was An- klage, Prozess und Verurteilung betrifft. Um auch dies klar zu sagen: Die Existenz dieser La- ger ist inakzeptabel und es ist Aufgabe von uns allen, darauf hinzuwirken, dass ihre Existenz beendet wird. Insofern ist der Antrag der FDP zu begrüßen; denn die Intention des Antrags wird sicherlich von uns allen geteilt. Die Tatsache übrigens, dass China wie Deutsch- land auch Mitglied des neu gebildeten Menschenrechts- rats der Vereinten Nationen geworden ist, bietet sicher- lich auch die Gelegenheit, im Rahmen der Aufbauarbeit für dieses Gremium im bilateralen Dialog neben vielen anderen menschenrechtlichen Fragen auch die Frage der Laogai-Lager anzusprechen. Der Antrag der FDP weist noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt der Laogai-Lager hin: nämlich darauf, dass diese Lager teilweise wie eigenständige Unterneh- men geführt werden, dass sie ihre Produkte weltweit an- deren Unternehmen als Zulieferer anbieten und dass so- mit mit dem Unrecht auch noch Profit erwirtschaftet wird. Dem muss entschieden entgegengetreten werden. Da wirtschaftliches Handeln heute ein weithin globales Thema ist, kann Abhilfe nicht alleine bilateral gesche- hen, sondern sie muss über die EU, die UN und vor al- lem auch die WTO geschehen. Ob die hierzu nötigen Schritte die sind, die der Antrag der FDP vorschlägt, muss nochmals intensiv überprüft werden. So ist unter anderem fraglich, ob von der chine- sischen Regierung tatsächlich verwertbare Informatio- nen über das Lagersystem zu erhalten sind. Aber das wird eine Frage der Ausschussberatungen sein. Der Laogai-Antrag geht im Übrigen nur das auf La- gerproblem ein. Andere Aspekte wie Administrativhaft, Religionsfreiheit, Presse- und Meinungsfreiheit sowie weitere wichtige menschenrechtliche Bereiche werden leider völlig ausgeblendet. Hier hätten wir uns mehr Substanz gewünscht. China wird von seiner Bedeutung her immer wichti- ger für die weltweite Entwicklung in allen Bereichen werden. Deshalb muss sich der Bundestag, muss sich die Bundesregierung mit vielen Fragen beschäftigen, die d h u d w b l d z s s g k g K d n e i e d w d i g n r t I a w r d g d h r s l d d d d m d e F g b h n k s t (C (D ieses Thema betreffen, auch mit denen, die die FDP ier angesprochen hat. Die Fraktionen von CDU/CSU nd SPD werden darauf achten, dass der Durchsetzung er Menschenrechte der gebührende Raum gegeben ird. Ute Berg (SPD): „EU-Waffenembargo gegen China eibehalten“, so lautet der Antrag der FDP, mit dem Sie, iebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, mal wie- er eine Thematik aufgreifen, die aktuell überhaupt nicht ur Debatte steht. Daher nur einige grundsätzliche Aus- agen zu Fragen des Exports von Kriegswaffen und onstigen Rüstungsgütern: Unser Bestreben – als Konsequenz aus der Vergan- enheit und der Rolle Deutschlands im Zweiten Welt- rieg – ist es generell, den Rüstungsexport strengen Re- eln zu unterwerfen. Wir wollen durch Begrenzung und ontrolle unseren Beitrag zur Sicherung des Friedens, er Gewaltprävention, der Menschenrechte und einer achhaltigen Entwicklung in der Welt leisten. Dabei ori- ntieren wir uns natürlich auch an den Beschlüssen der nternationalen Institutionen – wie der EU und der Ver- inten Nationen. Es gelten für uns klare Kriterien. So ürfen Rüstungsgüter nicht in Krisengebiete geliefert erden. Der Rüstungsexport verbietet sich auch in Län- er, die die Menschenrechte missachten. Dies war und st ja auch der Grund für das bestehende Waffenembargo egen die Volksrepublik China. Andere Staaten Europas legen ihrer Rüstungsindustrie icht so enge Fesseln an wie wir, zum Beispiel Frank- eich. Unser Nachbarland achtet bei seiner Exportkon- rolle sehr stark auf die nationalen Interessen der eigenen ndustrie. In Deutschland gibt es kaum noch Unternehmen, die usschließlich von der Rüstungsproduktion leben. Dies ar nicht immer so und ist natürlich auch Folge unserer estriktiven Politik. Der Umbauprozess einer Industrie, ie ehemals die Bundeswehr durch ihre Ausrüstung auf- ebaut hat, hin zu Unternehmen mit ziviler Produktion, ie nur noch kleine Anteile in der Rüstungsproduktion alten, war nicht leicht. Wir haben in Deutschland he- ausragende Waffen produziert, die überall in der Welt ehr begehrt sind. Man hätte mit diesen Waffen ein sehr ukratives Geschäft machen können. Aber für uns stan- en an erster Stelle immer die Sicherung des Friedens, ie Gewaltprävention und die Menschenrechte. Daher as Nein zu einem unbegrenzten Rüstungsexport! Und as ist nach wie vor richtig, auch wenn es immer wieder al in Frage gestellt wurde. Der Zusammenbruch des Warschauer Paktes und das amit verbundene Ende des Ost-West-Konflikts war so in Datum, das Diskussionen auslöste. Viele stellten die rage, ob man jetzt nicht großzügigere Maßstäbe anle- en sollte. Unsere Rüstungsindustrie hatte nachvollzieh- are Gründe, diese Frage zu stellen, insbesondere des- alb, weil die verkleinerte Bundeswehr als Nachfrager icht mehr umfangreiche Produktionsanlagen auslasten onnte. Für die Unternehmen bestand die Gefahr, dass ie mangels Nachfrage ihre Produktion von Rüstungsgü- ern nicht mehr aufrecht erhalten konnten, dass sie Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3203 (A) ) (B) ) schlimmstenfalls dadurch sogar ihre Fähigkeit verlieren konnten, diese Rüstungsgüter überhaupt noch herzustel- len. Das kann natürlich nicht in unserem Interesse liegen. Ohne eine eigene nationale Rüstungsindustrie müsste Deutschland den Bedarf für die Bundeswehr im Ausland einkaufen. Eine solche Situation berührt massiv unsere verteidigungspolitischen Interessen. Denn man kauft nie- mals nur eine Waffe. Man kauft zugleich das komplette System und damit auch eine strategische Ausrichtung des Waffen-Systems. Man übernimmt also einen offensiv oder defensiv ausgerichteten Einsatz dieses Waffensys- tems. Eine Alternative hat man dann nicht. Das heißt, wir haben in Deutschland durchaus ein Interesse daran, un- sere Rüstungsindustrie am Leben zu halten, insbesondere Unternehmen, die eine Systemführerschaft für ein be- stimmtes Rüstungsgut haben. Wir brauchen eine Rüs- tungsindustrie, die die Vorgaben unserer Verteidigungs- politik umsetzen kann und unsere Bundeswehr nach Maßgabe dieser strategischen Vorgaben ausrüstet. Die Existenz unserer Rüstungsindustrie kann aber nicht durch mehr Rüstungsexporte gesichert werden. Die ethische Maxime steht über jedem Gewinnstreben. Ich halte es daher für vertretbar, dass die Bundeswehr ver- einzelt über den Bedarf hinaus ausgestattet wird, wenn damit sichergestellt wird, dass der Lieferant aus der Rüs- tungsindustrie überleben kann. Damit ist dann aber auch die Bereitschaft zu einem Ausgleich gegenüber der Rüs- tungsindustrie beendet. Und noch eine Anmerkung zu Exporten von Rüs- tungsgütern in Mitgliedstaaten der NATO: Die Staaten, die mit uns in einem Militärbündnis vereint sind, teilen mit uns dieselben Werte und Ziele. Wenn man sich ge- meinsam verteidigen will, dann kann man sich auch ge- meinsam ausrüsten. Und in der Realität geschieht das ja auch. Ein gemeinsames Projekt war bzw. ist zum Bei- spiel der Eurofighter. Auch auf EU-Ebene arbeiten wir zusammen. Seit 2005 haben wir die „European Defense Agency“ (EDA). Die Europäische Verteidigungsagentur unterstützt die Kooperation in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Beschaffung und stärkt so den europäi- schen Industriestandort für Verteidigungsgüter. Abschließend noch einmal: Die FDP hebt mit ihrem Antrag am Beispiel China dieses Thema in den Deut- schen Bundestag. Sie will feststellen lassen, dass wir in Bezug auf das Embargo gegenüber China nichts zu än- dern wünschen. Noch einmal die Frage: Wer will denn etwas ändern? Das Thema spielt derzeit keine Rolle, und wir sind von daher auch nicht gewillt, uns dieses Thema überstülpen zu lassen. Und noch eins: Selbst wenn das Embargo in der Euro- päischen Union fallen sollte, würde unsere Bundesregie- rung keine Exporte genehmigen können und auch nicht genehmigen wollen. Das wäre mit unseren Grundsätzen für den Export von Kriegswaffen, die im Januar 2000 beschlossen wurden, nicht vereinbar. Natürlich diskrimi- niert ein solches Embargo die chinesische Regierung. Das war ja auch gerade der Zweck des Embargos. Aber nur die chinesische Regierung selbst kann durch eine Ä d g L w C s s w s w b F z a M s s d M G t g K d V n l k d w v S d S h n s w t r s b R u b g h c d d V t s (C (D nderung der Verhältnisse in China dafür sorgen, dass as Embargo aufgehoben wird. Christoph Strässer (SPD): Das Land der unbe- renzten Möglichkeiten waren lange Zeit die USA. Das and der unbegrenzten Chancen ist nun China. So haben ir es jedenfalls in den letzten Jahren kennen gelernt. hina ist zum Synonym für wirtschaftlichen Auf- chwung geworden. Kaum ein Unternehmen glaubt es ich leisten zu können, nicht auf den fahrenden Zug des irtschaftlichen Aufschwunges aufzuspringen. Es be- teht die begründete Gefahr, dass wir fasziniert von der irtschaftlichen Dynamik die andere Seite Chinas aus- lenden. Es ist zwar nicht falsch, wenn Francis ukuyama in seinem Buch „Das Ende der Geschichte“ u dem Schluss kommt, dass ein totalitärer Staat dann ufhört totalitär zu sein, sobald er die Entstehung der arktwirtschaft zulässt. Und gut wäre es, wenn der wirt- chaftliche Aufschwung nicht nur der chinesischen Elite, ondern dem ganzen Volk zugute käme. Es trifft zu: In den letzten Jahren ist ein Fortschritt in er Entwicklung bei den wirtschaftlichen und kulturellen enschenrechten zu beobachten. Aber es gibt keinen rund, den kritischen Blick hinter die Kulissen des Sys- ems schleifen zu lassen. Anlässe zum Hinsehen gibt es enug, da bin ich mit Ihnen einer Meinung, sehr geehrte olleginnen und Kollegen der FDP. Bei der Umsetzung er individuellen Freiheits- und Menschenrechte ist die olksrepublik noch ein gutes Stück im Rückstand. Die Geschichte zeigt, dass alle autoritären Regime ei- en Mechanismus unterhalten haben, mit dem sie die po- itische und freie Meinungsäußerung unterdrücken und ontrollieren wollen. So lange es solche Systeme gibt, ist er Weg zu Demokratie und Menschenrechten noch eit. Was der Gulag in der Sowjetunion war, sind heute erschiedene Systeme in China. So auch das Laogai- traflagersystem der Kommunistischen Partei Chinas, as auf dem Ansatz „Umerziehung durch Arbeit“ beruht. eit Jahrzehnten benutzt China harte Arbeit als Umerzie- ungsmethode für Systemabweichler jeder Art: Krimi- elle, Angehörige von Religionsgemeinschaften, Homo- exuelle und politische Kritiker. Es kommt immer ieder zu willkürliche Verhaftungen von Wanderarbei- ern, Obdachlosen und unterprivilegierten Bevölke- ungsgruppen. Aus Imagegründen verwendet die Partei eit den 90er-Jahren das Wort Laogai nicht mehr. Ar- eitslager werden jetzt offiziell als Gefängnis geführt. Das chinesische Straf- und Prozcssgesetzbuch ist die echtsgrundlage der normalen Haft, die durch Gerichts- rteil angeordnet wird oder als Umerziehung durch Ar- eit in einem Straflager verbüßt werden kann. Daneben ibt es in China auch mehrere Arten von Administrativ- aft. Verschiedene Verwaltungsbestimmungen ermögli- hen es, Menschen ohne Gerichtsbeschluss für bis zu rei Jahre in Arbeitslager einzuweisen. Die Entschei- ung wird von einem Komitee aus Vertretern der lokalen erwaltung und der Büros für öffentliche Sicherheit ge- roffen. Nach Angaben des chinesischen Justizministeriums itzen circa 200 000 Menschen in Umerziehungslagern 3204 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) ein, wobei man natürlich davon ausgehen kann, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt. Schätzungen von Amnesty International und anderen Opferorganisatio- nen gehen vielmehr von Millionen von inhaftierten Men- schen aus. Wegen der restriktiven Informationspolitik der Regie- rung ist es schwierig zu sagen, wie viele Umerziehungs- lager es tatsächlich in jeder Provinz gibt. Die Regierung hat es praktisch noch nicht zugelassen, dass das Rote Kreuz oder andere internationale Organisationen die Zu- stände in Lagern untersuchen können. Die Arbeitslager bleiben internationalen Beobachtern weitgehend ver- schlossen, weshalb verlässliche Aussagen über die Be- dingungen in den Arbeitslagern kaum möglich sind. Dass es jedoch diese Lager gibt, ist unbestritten. Viele ehemalige Inhaftierte konnten darüber berichten. Erstmals durfte im vergangenen Jahr Manfred Nowak, der UN-Sonderberichterstatter für Folter, durch China reisen. Wie nahe der Inspektor der Wahrheit dabei gekommen ist, ist ungewiss. Aber in seinen Berichten wirft er den chinesischen Behörden schwere Menschen- rechtsverletzungen vor und fordert eine Reform des Jus- tizwesens. Die chinesischen Behörden haben den Willen bekun- det, das als „Umerziehung durch Arbeit“ bekannte Sys- tem der Administrativhaft umzugestalten. Die mit dem System in der Praxis verbundenen Probleme – wie Will- kür und die Verweigerung elementarer Prozessrechte – werden zum Teil eingeräumt. Grundsätzlich allerdings will die Regierung die Administrativhaft beibehalten. Es sind jedoch ernsthafte Reformbemühungen in Aussicht gestellt, die spätestens 2008 zu einer verbindlichen ge- setzlichen Regelung führen und damit die derzeitigen Verwaltungsvorschriften ablösen sollen. Bereits im Jahr 2003 wurde, wenn auch nur auf öffentlichen Druck nach einem Todesfall, eine von mehreren Formen der willkür- lichen Festnahme, nämlich die von Obdachlosen und Bettlern, abgeschafft. Weitere Verbesserungen der Haft- bedingungen wurden in Aussicht gestellt. Das Ministe- rium für Öffentliche Sicherheit blockiert allerdings an verschiedenen Stellen. Trotzdem wollen wir die Ansätze nicht verschweigen. Der Wandel eines autoritären Sys- tems braucht Zeit. Das kann und darf aber auch kein Tot- schlagargument dafür sein, dass Kritik nicht erlaubt sei. Doch neben den Bekundungen der Regierung bleibt das Problem, dass die Umsetzung nur schwierig zu kon- trollieren ist. Die betroffenen Menschen – insbesondere auf dem Land – haben gerade unter der Willkür lokaler Bürokraten und Parteisekretäre zu kämpfen. Wir begrü- ßen die Ankündigungen der chinesischen Regierung über eine Reform der Administrativhaft, werden aber weiterhin Versäumnisse und Missstände offen anspre- chen. Ich bin insgesamt der Meinung, dass Deutschland eine ausgewogene und realistische – vor allem auch ganzheitliche – Politik gegenüber China braucht, die die wirtschaftlichen Chancen berücksichtigt, aber auf die Betonung universeller Freiheits- und Menschenrechte nicht verzichtet. Bundespräsident Köhler hat China erst kürzlich au- ßergewöhnlich deutlich zur Demokratisierung und zur H s t e s n i a w g t w d z t k A J S B n d S M s t g B s i M z v w b t g E d w p a d g q M d i r v G r t w k (C (D inhaltung der Menschenrechte ermahnt. Kein Land olle auf die Kraft verzichten, die in der freien Entfal- ung der Kreativität des Bürgers läge. Dem kann ich un- ingeschränkt zustimmen. Auch die Bundeskanzlerin ollte bei ihrer China-Reise die Problematik der Admi- istrativhaft und die Auswirkungen auf die Gefangenen n den Lagern gegenüber der chinesischen Staatsführung nsprechen. Ich bin der Auffassung, dass wir weiterhin Fehlent- icklungen kritisieren, aber auch positive Entwicklun- en unterstützen sollten. Man sollte daher mit jedem An- rag bedenken, was man mit ihm bewirken kann und zu as er nütze ist. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen er FDP, ich verstehe schon, warum Sie gerade zum jet- igen Zeitpunkt Ihre Anträge einbringen. Doch Ihr An- rag zum Waffenembargo ist schlicht überflüssig, da es eine Veranlassung oder gegenteiligen Beschlüsse zur ufhebung des Waffenembargos gibt. Erst im letzten ahr hat die damalige Koalition das bestätigt. Ich darf ie auch daran erinnern, dass die SPD in mehreren vom undestag beschlossenen Anträgen die Praxis der Admi- istrativhaft kritisiert und die Bundesregierung aufgefor- ert hat, sich für deren Abschaffung einzusetzen. Lesen ie sich ruhig die Anträge zur 59. und 60. Tagung der enschenrechtskommission durch. Auch der deutsch-chinesische Rechtsstaats- und Men- chenrechtsdialog hat gezeigt, dass Problemfelder disku- iert werden, die früher nie von einer chinesischen Re- ierung öffentlich angesprochen worden wären. Die undesregierung und die EU setzen sich für die Ab- chaffung der Administrativhaft ein. Wir tun das bereits n den politischen Gesprächen beim Rechtsstaats- und enschenrechtsdialog. Wir werden diese Politik fortset- en. Beim nächsten Treffen werden wir deshalb wieder erdeutlichen, dass solche Lager, wie sie beschrieben erden, nach rechtsstaatlichen Prinzipien nicht akzepta- el sind. Aber auch die übrigen Forderungen Ihres An- rages sind im Wesentlichen erfüllt. Die chinesische Re- ierung ist durch die WTO-Regeln bereits gebunden, xporte von Produkten aus Straflagern zu verbieten. In er Realität ist eine Überprüfung natürlich schwierig, enn Zwischenhändler eingeschaltet werden oder Vor- rodukte aus Straflagern genutzt werden. Insofern ist ber auch ein Produktsiege unrealistisch. Der deutsche Außenhandel ist bereits eine Selbstbin- ung eingegangen, keine Produkte aus chinesischen La- ern oder Gefängnissen zu vertreiben. Als Informations- uelle hierüber kann unter anderem das Laogai-Buch des enschenrechtlers Harry Wu und seiner Laogai-Stiftung ienen, das frei erhältlich ist. Sie sehen, dass Ihr Antrag n wesentlichen Punkten nicht weiterhilft oder die Forde- ungen schon umgesetzt wurden. Wir sollten daher lieber ersuchen, mit der chinesischen Regierung und unseren esprächspartnern im Rechtsstaats- und Menschen- echtsdialog auf den verschiedenen Ebenen weiter kri- isch zu verhandeln. Auch im Rahmen der Zusammenarbeit im neu ge- ählten Menschenrechtsrat besteht dazu die Möglich- eit. Mit der Wahl in den neuen Menschenrechtsrat wird Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3205 (A) ) (B) ) von China nun auch verlangt, höchste Standards zur För- derung und zum Schutz der Menschenrechte einzuhal- ten, freiwillige menschenrechtliche Verpflichtungen abzugeben und sich selbst einer periodischen Begutach- tung zu unterziehen. Wir sollten dies als Chance verste- hen und unsere Bemühungen auf Stärkung der Men- schenrechte in einem strategischen Gesamtkonzept statt in Einzelanträgen suchen. Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung – Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Mai 2005 zwischen dem Königreich Bel- gien, der Bundesrepublik Deutschland, dem Königreich Spanien, der Französischen Re- publik, dem Großherzogtum Luxemburg, dem Königreich der Niederlande und der Republik Österreich über die Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terroris- mus, der grenzüberschreitenden Kriminali- tät und der illegalen Migration – Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Vertrags vom 27. Mai 2005 zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, dem Großherzog- tum Luxemburg, dem Königreich der Nie- derlande und der Republik Österreich über die Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, insbesondere zur Be- kämpfung des Terrorismus, der grenzüber- schreitenden Kriminalität und der illegalen Migration (Tagesordnungspunkt 11) Ralf Göbel (CDU/CSU): Auf Initiative Deutschlands schlossen das Königreich Belgien, das Königreich Spa- nien, die Französische Republik, das Großherzogtum Luxemburg, das Königreich der Niederlande, die Repu- blik Österreich und die Bundesrepublik Deutschland den Vertrag von Prüm, mit dem die Vertragsstaaten den euro- päischen Raum der Sicherheit, der Freiheit und des Rechts für ihr Staatsgebiet weiterentwickeln. Die Sicher- heitsbehörden der genannten Staaten werden künftig noch enger und intensiver zusammenarbeiten können, als dies nach den Regelungen des Schengenabkommens möglich ist. Der Vertrag ist, ebenso wie das Abkommen von Schengen, eine Folge der Aufhebung der Grenzen inner- halb der Europäischen Gemeinschaft. Denn mit dem Wegfall der Grenzen und der Grenzkontrollen ist nicht nur die Bewegungsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger im Schengenraum gewachsen. Der Wegfall der Kontrol- len hat auch dazu geführt, dass grenzüberschreitende Kriminalität und illegale Migration wesentlich leichter geworden sind. e s g n G z u s M ü t E k s v s h r V a h S r t r g d m w G E s g H o s V z S s Z e D d e G t i d d s D (C (D Die Antwort darauf muss im Sicherheitsbereich eine ngere Kooperation der Sicherheitsbehörden in Europa ein. Organisierte Kriminalität, Terrorismus, illegale Mi- ration und die Kriminalität in den Grenzregionen kann ur dann erfolgreich bekämpft werden, wenn die für die efahrenabwehr und die für Verbrechensbekämpfung uständigen Behörden einen engen Austausch pflegen nd den Beamtinnen und Beamten auch grenzüber- chreitend hoheitliche Befugnisse eingeräumt werden. it den Art. 39 und 40 des Schengener Durchführungs- bereinkommens wurde ein erster Schritt in diese Rich- ung gemacht. Er geht allerdings nicht weit genug. In der uropäischen Union ist dies auch erkannt; allerdings onnten keine substanziellen Fortschritte auf europäi- cher Ebene erzielt werden. Die Gründe hierfür sind ielfältig, sie müssen heute nicht im Einzelnen darge- tellt werden. Trotz der vereinzelt geäußerten Kritik halte ich es da- er für richtig, dass die Vertragsstaaten unter Federfüh- ung der Bundesrepublik Deutschland sich mit diesem ertrag auf den Weg gemacht haben, die Zusammen- rbeit der Sicherheitsbehörden – wie ich meine, modell- aft – weiterzuentwickeln. Alle anderen europäischen taaten können diesem Vertrag beitreten, sofern sie be- eit sind, auf einen Teil ihrer Hoheitsrechte zu verzich- en. Ziel des Vertrages ist es, die Zusammenarbeit im Be- eich der Terrorismusbekämpfung zu verbessern, die renzüberschreitende Kriminalität einzudämmen und er illegalen Migration entgegenzuwirken. Hierzu wurde ein umfangreiches Handlungsinstru- entarium vereinbart, auf das ich kurz eingehen will: Gerade für die Grenzregionen ist es außerordentlich ichtig, dass die Polizeien diesseits und jenseits der renze eine enge Kooperation pflegen. Gemeinsame insatzformen, etwa gemeinsame Streifen, dienen die- em Zweck ebenso wie die Erlaubnis, Maßnahmen bei egenwärtiger Gefahr zu treffen und sich gegenseitig ilfestellung zu geben. Zum Teil gibt es das schon heute, wenn auch mehr der weniger informell und mit juristischen Stützkon- truktionen. Ich habe selber in meiner Zeit, in der ich erantwortung für eine Sicherheitsbehörde mit Grenzbe- ug zu Frankreich Verantwortung getragen habe, solche tützkonstruktionen erarbeitet. Wir alle wussten dies- eits und jenseits der Grenze, dass eine Vertiefung der usammenarbeit dringend notwendig ist, und haben auf in Vertragswerk wie das von Prüm dringend gewartet. eshalb will ich an dieser Stelle auch dem früheren Bun- esminister Otto Schily meinen Dank aussprechen, dass r die Initiative ergriffen und für eindeutige rechtliche rundlagen gesorgt hat. Ein ganz wesentliches Element und, wenn ich es rich- ig sehe, auch das umstrittenste Element dieses Vertrages st der Datenaustausch zwischen den Sicherheitsbehör- en. Im Innenausschuss haben wir dies ausführlich iskutiert und vom Bundesbeauftragten für den Daten- chutz erfahren, dass in diesem Vertrag ein „beachtliches atenschutzniveau – Schaar – sichergestellt wird. 3206 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Gleichzeitig haben wir erfahren, dass in die Vertragsver- handlungen der Bundesbeauftragte für den Datenschutz einbezogen wurde, was auch nicht selbstverständlich ist. Auf den Punkt gebracht kann man sagen: Je sensibler die Daten, desto stärker ist der Zugriff auf diese Daten reglementiert. Auf Fahrzeugregister besteht ein Onlinezugriff aus- schließlich zwecks Verfolgung und Verhinderung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten sowie zur Gefah- renabwehr. Die Fingerabdruckdatenbanken können nur zur Verfolgung und Verhinderung von Straftaten genutzt werden. DNA-Datenbanken, in denen lediglich die nicht codierenden Teile der DNA gespeichert werden dürfen, unterliegen dem Zugriff nur zum Zwecke der Strafver- folgung. Die Daten unterliegen einer strengen Zweckbestim- mung. Eine Änderung des Zweckes ist nur mit Zustim- mung des Auskunft gebenden Staates möglich. Bei DNA-Identifizierungsmustern und Fingerabdrücken ist eine Änderung des Zweckes gänzlich ausgeschlossen. Der Bundesbeauftragte hat in der Sitzung des Innenaus- schusses auf das besondere Verfahren bei der Übermitt- lung von Daten aus den DNA-Dateien und daktyloskopi- schen Dateien hingewiesen. Der abfragende Staat erhält lediglich die Auskunft, ob seine Anfrage zu einem Tref- fer geführt hat und relevante Daten vorliegen. Ist dies der Fall, dann können diese relevanten Daten im Rah- men eines förmlichen, rechtsstaatlich abgesicherten Rechtshilfeverfahrens übermittelt werden. Der Vertrag sieht ferner umfassende Protokollie- rungspflichten bei nicht automatisierten sowie bei auto- matisierten Datenübermittlungen vor. Die Kontrolle der Rechtmäßigkeit des Datenaustausches wird in der Bun- desrepublik Deutschland durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz vorgenommen. Insgesamt, so meine ich, wird Datenschutz auf einem hohen Niveau etabliert. Dies hat uns auch der Bundesbe- auftragte für den Datenschutz bestätigt. Die Regelungen über den Datenaustausch werden die Arbeit der Sicherheitsbehörden in vielen Bereichen ver- einfachen und effektiveren. Die Sicherheitsbehörden der beteiligten Länder können auf einer rechtlich gesicherten Grundlage in Zukunft zur Verhinderung terroristischer Straftaten, aber auch zur Gefahrenabwehr bei Massen- veranstaltungen intensiver als bisher zusammenarbeiten. Natürlich wäre es gut, wenn die im Vertrag vorgese- henen Möglichkeiten schon bei der Fussballweltmeister- schaft genutzt werden könnten. Dies wird angesichts der zeitlichen Dimension nicht mehr möglich sein. Aber ge- rade bei sportlichen Großereignissen werden die vorge- sehenen Möglichkeiten zum Datenaustausch und zur Einsatzunterstützung hoffentlich in Zukunft helfen, die Probleme mit gewaltbereiten Fans besser in den Griff zu bekommen. Man denke nur an die Gewalttaten bei der WM 1998 in Frankreich, bei denen dem französischen Polizeibeamten Daniel Nivel schwerste gesundheitliche Schäden zugefügt wurden. Solchen Gewalttätern muss im Interesse der anderen Teilnehmer an solchen Großer- e w a t E g w s k n i t n h g U n m g V f h z d t V A M G i h g p B w t g l d l S s r G d m v l d E t t s A (C (D ignissen sowie auch im Interesse des Sports das Hand- erk gelegt werden. Der Vertrag greift einen weiteren Komplex auf, der uf der Ebene der Europäischen Union seit Jahren strei- ig und bislang ohne greifbares Ergebnis behandelt wird. s handelt sich dabei um das vierte Kapitel des Vertra- es, das sich der Bekämpfung der illegalen Migration idmet. Wir begrüßen es sehr, dass sich die vertrags- chließenden Staaten künftig gegenseitig bei der Be- ämpfung dieses Phänomens unterstützen und koordi- ierte Maßnahmen durchführen. Dies gilt auch und nsbesondere für die Rückführung von illegalen Migran- en. Insgesamt wird also durch den Vertrag von Prüm eine eue Qualität in der Zusammenarbeit der Sicherheitsbe- örden der Vertragsstaaten erreicht. Der Vertrag ist so estaltet, dass auch andere Staaten der Europäischen nion sich anschließen können. Er soll in drei Jahren ach der Evaluierung der Regelungen in den Rechtsrah- en der Europäischen Union überführt werden. Damit eben die Vertragsstaaten einen kräftigen Impuls zur erbesserung der Sicherheit in Europa und zur Vertie- ung des europäischen Raumes des Rechts, der Sicher- eit und der Freiheit. Lassen Sie uns also diesem Vertrag und dem Umset- ungsgesetz die Zustimmung erteilen. Ich sage dies auch eshalb, weil alle Fraktionen dieses Hauses in den bera- enden Ausschüssen zumindest partiell ein positives otum gegeben haben. Die FDP hat im Auswärtigen usschuss, im Rechtsausschuss und im Ausschuss für enschenrechte der Beratungsunterlage zugestimmt. leiches hat die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen m Auswärtigen Ausschuss getan. Und auch die Linke at im Tourismusausschuss der Beratungsunterlage zu- estimmt. Bei diesem bunten Bild wäre es sicherlich ein ositives Signal an unsere Sicherheitsbehörden, an die ürgerinnen und Bürger und an unsere Vertragspartner, enn wir heute mit einem einstimmigen Votum ein wei- eres Kapitel der Sicherheitspolitik in Europa aufschla- en könnten. Frank Hofmann (Volkach) (SPD): Die Sicherheits- age in den vergangenen Jahren ist gekennzeichnet da- urch, dass immer mehr grenzüberschreitende Krimina- ität erkannt wird, dass immer öfter zwei oder mehr taaten betroffen sind und deshalb auch grenzüber- chreitende Ermittlungen dringend notwendig sind. Ter- orismus und Kriminalität machen nicht vor nationalen renzen halt. Aber das Recht der nationalen Polizei fin- et hier in der Regel seine Grenzen. Angesichts der Kri- inalitätslage kann man sich nicht vor der Erkenntnis erschließen, dass es auf europäischer und internationa- er Ebene der Kooperation von Sicherheitsbehörden be- arf. Rechtsstaatliches Vorgehen ist dabei unabdingbar. s gilt, den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit einzuhal- en und größtmögliche Transparenz zu gewährleisten. Die lang geübte Zusammenarbeit zwischen den Staa- en und deren Polizeien hielten den Erfordernissen nicht tand. Deshalb wurden unter anderem so genannte OK- bkommen, Abkommen im Bereich der organisierten Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3207 (A) ) (B) ) Kriminalität, zwischen der Bundesrepublik und vielen europäischen und außereuropäischen Staaten abge- schlossen: Litauen, Polen, Slowenien, Russische Födera- tion, Türkei, Tunesien. Deshalb sind Verbindungsbeamte von BKA, Bundespolizei, Zollkriminalinstitut in 45 Staaten eingesetzt. Deshalb leistet Deutschland Aus- stattungs-, Ausbildungs- und Beratungshilfen mit der Zielrichtung eine gemeinsame Arbeitsweise in der Kri- minalitätsbekämpfung zu erreichen. Darüber hinaus gibt es bilaterale Abkommen und über die polizeiliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Öster- reich, Polen, der Schweiz und Tschechien. Schwerpunkt- mäßig geht es hier um die polizeiliche Zusammenarbeit im jeweiligen Grenzgebiet. Einer Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusam- menarbeit und der Zusammenarbeit in strafrechtlichen Angelegenheiten mit den Niederlanden hat der Deutsche Bundestag erst vor wenigen Wochen zugestimmt. Nun- mehr beraten wir in 2./3. Lesung den am 27. Mai 2005 in Prüm/Eifel unterzeichneten Vertrag – den so genannten Prümer Vertrag –zwischen Belgien, Deutschland, Spa- nien, Frankreich, Luxemburg, Niederlande und Öster- reich über die Vertiefung der grenzüberschreitenden Zu- sammenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität und der illegalen Migration. Hier zeigt sich eine neue Qualität der Zusammenar- beit. Dieses Pilotprojekt ist zugleich ein Meilenstein in der europäischen Zusammenarbeit. Worum geht es? Es geht um den automatisierten Ab- ruf und Abgleich von DNA-Profilen zur Verfolgung von Straftaten. Es geht um den automatisierten Abruf von daktyloskopischen Daten, in der Regel Fingerabdruck- daten zum Zweck der Verhinderung und Verfolgung von Straftaten. Es geht um automatisierten Abruf von Daten aus den Fahrzeugregistern. Es geht aber auch um die Übermittlung von Informationen im Zusammenhang von Großveranstaltungen mit grenzüberschreitendem Be- zug, zum Beispiel im Bereich des Sports, aber auch von Tagungen des Europäischen Rates zum Zweck der Ver- hinderung von Straftaten und zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit. Und selbstverständlich auch um die Informationsübermittlung zur Verhinderung terroristischer Straftaten. Zur Eindämmung der illegalen Migration wird ein Netz geschaffen von Verbindungsbeamten für Einwan- derungsfragen und die Entsendung von Dokumentenbe- ratern in Staaten, die als Ausgangs- oder Transitstaaten illegaler Migration eingestuft werden. Bei dieser nicht abschließenden Aufzählung wird deutlich, dass personenbezogene Informationen vielfäl- tigster Art in den Bereich der anderen Vertragsstaaten gelangen können. Das betrifft natürlich das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Einschränkun- gen dieses Grundrechtes müssen begründet werden und gerechtfertigt sein und dürfen den Datenschutz nicht ver- letzen. Es ist deshalb klar, dass zu prüfen ist, ob der Da- tenschutz im Vertragswerk gewährleistet ist. d S B N a e U s e E Ö l h s F n n E g r V t s b p A C a w s b w s m m s o d u d (C (D Am Mittwoch dieser Woche im Innenausschuss hat er Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar dazu tellung genommen. Auch wenn nicht alle Wünsche des undesdatenschutzbeauftragten im Vertragswerk seinen iederschlag finden, so hat der Bundesdatenschutzbe- uftragte doch attestiert, dass mit dem Prümer Vertrag in beachtliches Datenschutzniveau erreicht ist. Dieses rteil war uns wichtig, denn Datenschutz ist Verfas- ungsgebot. Ein Blick über den „Zaun“ nach Österreich zeigt, dass s dort eine große Mehrheit für den Prümer Vertrag gab. s ist interessant, dass auch der Vertreter der Grünen sterreichs im Datenschutzrat keine Bedenken hinsicht- ich des Datenschutzes auf europäischer Ebene geäußert at. Die Kritiken im Einzelnen, die gerade zum Daten- chutz vorgetragen werden, können im Rahmen der ortentwicklung dieses Vertrages diskutiert und gegebe- enfalls ergänzt werden. Denn es ist geplant, spätestens ach drei Jahren auf der Grundlage einer Bewertung der rfahrungen eine Initiative für die Überführung der Re- elungen dieses Vertrages in den Rechtsrahmen der Eu- opäischen Union zu unterbreiten. Der Bundesrat hat keine Einwendungen erhoben. Die ertretung der Länder weiß, wie bedeutsam dieser Ver- rag für die Arbeit der Sicherheitsbehörden in der Praxis ein wird. In Mitteleuropa ist die Zeit vorbei, dass Ver- recher, die mit modernsten Mitteln ausgestattet sind, er Postkutsche verfolgt werden. nlage 18 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge – Keine Unterstützung für die indische Atom- rüstung – Indisch-amerikanisches Nuklearabkommen substanziell nachbessern oder ablehnen (Tagesordnungspunkt 12) Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/ SU): Das indisch-amerikanische Nuklearabkommen ist uch in der CDU/CSU einem schwierigen und verant- ortungsvollen Abwägungsprozess unterworfen. Kriti- che Einwände zu den Auswirkungen auf den Nichtver- reitungsvertrag sind nicht leicht von der Hand zu eisen. Nicht zuletzt im Kontext der Krise um das irani- che Nuklearprogramm war der Zeitpunkt des Abkom- ens sicherlich nicht der glücklichste. Es ist für uns alle eine gewichtige Wertungsfrage, ob an in diesem Abkommen im Wesentlichen eine Er- chütterung des Nichtverbreitungsvertrages sehen will der ob man das Abkommen trotz seiner unbefriedigen- en Aspekte zumindest als einen richtigen und nicht zu nterschätzenden ersten Schritt bei der Heranführung In- iens an den Nichtverbreitungsvertrag erachten kann. 3208 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Ich denke, die beste Herangehensweise an das Abkom- men und dessen durchaus ambivalenten Charakter ist die Frage, ob wir sagen können, dass es unseren rüstungskon- trollpolitischen Interessen entspricht. Aus unserer Sicht sind dies: erstens die Stärkung des internationalen Nicht- verbreitungsregimes, zweitens ein verantwortlicher Um- gang Indiens mit seinem Nukleararsenal, drittens die Annäherung Indiens an das multilaterale Nichtverbrei- tungsregime und viertens die Einbindung der De-facto- Atommacht Indien als verantwortlicher Akteur in das in- ternationale System. Wird also der Nichtverbreitungsvertrag durch das Ab- kommen geschwächt? Aus unserer Sicht stellt es sich nicht als das eigentliche Problem dar, ob der Nichtver- breitungsvertrag durch das Abkommen als solches ge- schwächt wird, sondern vielmehr, dass Indien kein Un- terzeichnerstaat ist. Das Abkommen lässt mithin die bekannten Schwächen des Nichtverbreitungsvertrages wieder sehr deutlich werden, nämlich insbesondere seine mangelnde Universalität. Bisher hat es das NV-Regime und das Exportkontrollregim der Nuclear-Suppliers- Group nicht vermocht, Indien zu einem Beitritt zu bewe- gen. Weil eine Universalität noch nicht existiert, wird der Nichtverbreitungsvertrag also diesbezüglich auch nicht geschwächt. Vielmehr stellt sich das Abkommen auf den Boden der Tatsache einer De-facto-Atommacht Indien. Es muss unser Ziel sein, Indien unter den gege- benen Umstanden so nah wie möglich an das Nichtver- breitungsregime heranzuführen. Hierbei darf man durch- aus noch etwas Kreativität einfordern. Aber wird nun der Beitritt Indiens zum NVV durch das Abkommen unwahrscheinlicher? Es ist nicht erkenn- bar, dass der Beitritt Indiens zum NVV vor dem Abkom- men wahrscheinlicher war oder unmittelbar bevorstand. Es ist andererseits nicht von der Hand zu weisen, dass das Abkommen eine Annäherung an den Nichtverbrei- tungsvertrag bedeutet. Indien lasst erstmals IAEO-Kon- trollen für Standorte zu, die bisher keinerlei Inspektio- nen unterlagen. Insofern besteht das Potenzial, das NV- Regime gegenüber Indien in Teilen sogar zu stärken und eine Lücke irn Vertrag zu schließen. Der verantwortliche Umgang Indiens mit seinem Nuklearpotenzial würde schlussendlich befördert. Das Abkommen ist somit ein Zwischenschritt zu einem wünschenswerten und von uns nachdrücklich einzufordernden Gesamtschritt. Schließlich: Erschwert das Abkommen eine Einigung mit dem Iran bzw. werden damit Iran oder Nordkorea er- mutigt, erst recht Atomwaffen anzustreben? Das ist fraglich. Das Abkommen ist für die iranischen Motive hinter dem Streben nach Atomwaffen irrelevant. Der Iran kann sich für seine Vertragstreue nur dann be- straft fühlen, wenn Teheran tatsächlich Nuklearwaffen anstrebt. Dann ist es aber mit seiner Vertragstreue nicht weit her. Und Iran und Nordkorea haben den Nichtver- breitungsvertrag zwar unterzeichnet, haben aber bisher nur Lippenbekenntnisse bezüglich ihrer Verpflichtungen abgegeben. Im Fall Nordkorea ist klar, dass gegen den Nichtverbreitungsvertrag verstoßen wurde, beim Iran bestehen erhebliche Zweifel an der Vertragstreue. R g n H I A n U d v s e w n l s d d N r l m N s P k e n a d m b l d w e U p b – g P „ f H d A e d – s t A (C (D Ich kehre zur meiner Ausgangsfrage zurück: Wird das egime der Nichtverbreitung durch das Abkommen nun eschwächt oder gestärkt? Aus unserer Sicht wird Indien äher an den Nichtverbreitungsvertrag herangeführt. ier sei auch noch einmal auf die Einschätzung von AEO-Generalsekretär al-Baradei verweisen, der das bkommen ausdrücklich als „Meilenstein“ für die An- äherung Indiens an das NV-Regime und für dessen niversalität begrüßt hat. Darüber hinaus mochte ich dafür plädieren, dass wir ie Realitäten zur Kenntnis nehmen. Idealistisch moti- iert unrealistische Ziele einzufordern, dient der Durch- etzung unserer Interessen keineswegs. Das Abkommen xistiert und wird aller Voraussicht nach abgeschlossen erden. Trotz richtiger und wichtiger Vorbehalte zeich- et sich ab, dass auch der amerikanische Kongress letzt- ich die Vereinbarung in seiner Substanz nicht infrage tellen, sondern vielmehr Ver- bzw. Nachbesserungen urchzusetzen suchen wird. Es ist richtig, dass die Bundesregierung das Ergebnis ieses Prozesses zunächst abwarten will, um dann in der uclear-Suppliers-Group gegebenenfalls an einer weite- en Optimierung des Abkommens zu arbeiten. Das Par- ament hat gleichzeitig die Verantwortung, den Diskurs it den amerikanischen Kollegen und die erwünschten achbesserungen argumentativ zu unterfüttern. Eine antiamerikanisch eingefärbte Fundamentaloppo- ition ist hierbei nicht zielführend. Zumal gerade die DS sich erneut als kritikloser Advokat iranischer Nu- learambitionen zu erkennen gibt. Der Ansatz der FDP rscheint da schon realistischer, allerdings verhält es sich icht derart, dass sich die Bundesregierung hinter den nderen Mitgliedern in der NSG „versteckt“. Auch in er NSG müssen wir die Realitäten zur Kenntnis neh- en: Russland, Frankreich und Großbritannien haben ereits ihr deutliches Interesse an solchen Sonderrege- ungen artikuliert, wie sie innerhalb der NSG für das in- isch-amerikanische Atomabkommen verabschiedet erden müssen. Es ist also keineswegs derart, um noch inmal auf den Antrag der PDS einzugehen, dass die SA im Alleingang Ausnahmeregeln für Nuklearex- orte nach Indien in der NSG durchsetzen wollen. Diese Stimmungen innerhalb der NSG müssen wir erücksichtigen. Es bringt uns nicht einen Schritt weiter und Indien nicht einen Schritt näher an das NV-Re- ime – wenn wir innerhalb der NSG eine konfrontative olitik betreiben, wie dies die FDP fordert. Ich zitiere: Deutschland muss sich an die Spitze der Nichtkernwaf- enstaaten in der NSG stellen“. Es kann angesichts der altung Russlands, Frankreichs, Großbritanniens und er USA nur darum gehen, eine möglichst weitgehende nnäherung Indiens an das Nichtverbreitungsregime zu rreichen. Was wollen wir erreichen? Anzustreben ist, dass In- ien dem Vertrag über das Verbot von Atomwaffentests Complete Test-Ban-Treaty, CTBT – beitritt. Ebenso oll Indien die Produktion von waffenfähigem Spaltma- erial einstellen und auf den weiteren Ausbau seines tomwaffenprogramms verzichten. Und: Die Kontrolle Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3209 (A) ) (B) ) des zivilen Nuklearprogramms Indiens durch die IAEO muss umfassend sein. Eine konfrontative, auf einem falsch verstandenen Idealismus basierende Politik hilft hier nicht weiter. An- gesichts des sich abzeichnenden Abstimmungsverhal- tens gewichtiger Mitglieder in der NSG ist eine realisti- sche Diplomatie gefragt, um unsere Interessen einer möglichst weiten Heranführung Indiens an das Nichtver- breitungsregime zu erreichen. Uta Zapf (SPD): Der Generalsekretär der Internatio- nalen Atomenergie-Organisation, IAEO, al-Baradei, hat bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an ihn und seine Behörde die Gefahr der Verbreitung von Nuklear- waffen als die größte Gefahr unseres Jahrhunderts be- zeichnet. Generalsekretär al-Baradei hat am 2. März 2006 das Abkommen der USA und Indiens zur Nuklear- kooperation im zivilen Bereich begrüßt als ein Abkom- men, das Indien näher an das Nonproliferationsregime heranführe und es damit stärke. Diese Spannbreite der Aussagen des obersten Hüters des Nichtverbreitungsregimes bezeichnet das ganze Di- lemma, in das eine anstehende Entscheidung zu diesem Thema uns bringt. Kritiker dieses Deals weisen mit Recht darauf hin, dass die bisher bekannten Eckpunkte des Abkommens eine Schwächung, ja ein Zusammenbrechen dieses Re- gimes befürchten lassen. Worum geht es? Indien gehört dem Atomwaffensperrvertrag, NVV, nicht an. Indien hat 1974 einen ersten Atomtest vorge- nommen. Daraufhin wurde mit der Nuclear Suppliers Group, NSG, eine Initiative gegründet, ein freiwilliger Zusammenschluss von heute 45 Staaten, die restriktive Exportrichtlinien gegenüber Nichtkernwaffenstaaten vereinbart haben. Nur solche Staaten, die dem NVV an- gehören und die ihre Nuklearanlagen der vollen Überwa- chung durch die IAEO unterwerfen, sollten zur zivilen Nutzung der Kernenergie Lieferung von Technologie und Brennstoff erhalten dürfen. Für Indien soll die NSG jetzt Ausnahmen beschließen. Die USA haben seinerzeit als Reaktion auf den indi- schen Atomtest mit dem Nuclear Energy Act und den Nuclear Nonproliferation Act eine restriktive Export- politik gesetzlich festgelegt, die der US-Kongress nach dem Willen von Präsident Bush jetzt lockern soll. Als 1998 Indien weitere Atomtests durchführte und anschließend seine nuklearen Arsenale aufbaute, waren sich alle Staaten – auch Deutschland – einig, dass die re- striktiven Exportbedingungen noch verschärft werden müssten, ja sogar Sanktionen wurden verhängt. Damals hat der Deutsche Bundestag in großer Einig- keit Indien und Pakistan, das 1998 ebenfalls Atomtests durchführte, aufgefordert, erstens auf atomare Waffen zu verzichten, zweitens sich dem Atomteststopp-Vertrag anzuschließen, drittens sich einem noch zu verabreden- den Produktionsstopp von waffenfähigem Spaltmaterial, FMCT anzuschließen, und viertens als Nicht-Nuklear- staaten dem NVV beizutreten. s d b d C r h t v P K K w d I t b n D h d S k e m d i G P d R t w r d N g t z P C s d n o i n N s t (C (D Indien – und Pakistan – haben dies nicht getan. Beide ind heute Nuklearmächte außerhalb des NVV. Würde er Deal Indien näher an das Nichtverbreitungsregime ringen? Leider muss auch das bezweifelt werden. In- ien wird nicht dem NVV beitreten. Indien wird das BT nicht unterschreiben; es wird auch kein Morato- ium über das bisher Zugesagte hinaus geben. Zugesagt at Indien, so lange nicht zu testen, wie Pakistan nicht estet. Die vage Zusage, ein FMCT zu unterstützen, ist nicht iel wert, solange Indien nicht ein Moratorium dieser roduktion zuzusagen bereit ist, wie alle offiziellen ernwaffenstaaten dies tun. Indien ist nicht bereit, einen Stopp des Aufbaus seiner ernwaffenarsenale zu akzeptieren oder zu definieren, as eine „ausreichende Abschreckungskapazität“ für In- ien darstellt. Jegliches Waffenkontrollabkommen lehnt ndien rigoros ab. Was bietet Indien an? Indien wird eine Trennung zwischen zivilen und mili- ärischen Anlagen vornehmen und 14 von 22 Reaktoren is 2024 unter Safeguards stellen. Ebenso sollen alle euen zivilen Anlagen unter Safeguards gestellt werden. ies wäre zweifelsohne ein positiver Schritt. Wie die Safeguard-Abkommen mit der IAEA ausse- en werden, ist bisher nicht bekannt; die Verhandlungen arüber sind gerade erst angelaufen. Zu fordern sind Full cope Safeguards und der Abschluss eines Zusatzproto- olls. Damit wäre zumindest gesichert, dass aus als zivil rklärten und neuen Reaktoren kein waffenfähiges Spalt- aterial dem Nuklearwaffenprogramm zugeführt wer- en kann. Dennoch bedeutet dies keinerlei Beeinträchtigung des ndischen Nuklearwaffenprogramms. Kritiker weisen im egenteil darauf hin, dass eine indirekte Förderung des rogramms durch die Lieferung von Brennstoffen für ie zivile Energieproduktion möglich ist. Indiens eigene essourcen würden damit entlastet. Welche Auswirkungen auf die regionale und interna- ionale Sicherheit würde dieses Abkommen haben und elche Wirkungen auf das Nichtverbreitungsregime wä- en zu erwarten? Indien hat sowohl mit Pakistan als auch mit China an- auernde Konflikte. Beide Länder verfügen auch über uklearwaffen. Die Gefahr eines Wettrüstens in der Re- ion ist unübersehbar. Eine regionale Sicherheitsinitia- ive wäre dringend nötig, um Vertrauen und Transparenz u schaffen; es zeigen sich aber keinerlei Ansätze dazu. akistan ruft nach Gleichbehandlung mit Indien und hina ist zu einer Unterstützung von Pakistans Wün- chen bereit. Statt eines Rüstungswettlaufs bedarf es ringend einer Abrüstungsinitiative. Eine regionale ukleare Abrüstung ist so lange völlige Illusion, wie die ffiziellen Kernwaffenstaaten ihrerseits nicht bereit sind, hren Abrüstungsverpflichtungen aus Art. VI des NVV achzukommen. Seit der Überprüfungskonferenz zum VV im Jahr 2000 hat es keinerlei Fortschritte auf die- em Gebiet gegeben. Die USA weigern sich, den Atom- eststoppvertrag zu ratifizieren, und halten sich damit die 3210 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) ) (B) ) Hintertüre offen, für neue Waffendesigns wieder testen zu können. Es gibt immer noch kein Verhandlungsmandat für ei- nen Produktionsstopp waffenfähigen Spaltmaterials, ob- wohl seit über einem Jahrzehnt darüber in der Genfer Konferenz gerungen wird. Im Übrigen macht ein FMTC ohne Verifikationsregime keinen Sinn. Die USA lehnen ein Verifikationsregime ab, was ihre Aussage, ein FMCT anzustreben, nicht besonders glaubwürdig macht. Die neuen Nukleardoktrinen, die auch präventive bzw. präemptive Schläge gegen andere Länder zulassen, müssen jedem Land den Besitz eigener Nuklearwaffen erstrebenswert erscheinen lassen. All dies zusammengenommen lässt schon verständ- lich erscheinen, dass Kritiker bei dem US-Indien-Deal vom „Todeskuss“ für das Nichtverbreitungsregime spre- chen. Wir können kein Interesse daran haben, an diesem „Todeskuss“ beteiligt zu sein. Wir haben aber den Reali- täten ins Auge zu sehen. Der Deal liegt auf dem Tisch. Keine Regierung kann ein Interesse daran haben, einen tief greifenden Konflikt mit den USA zu riskieren. Die USA haben ein geostrate- gisches Interesse, Indien als Gegengewicht zu China zu stärken und damit einen starken strategischen Partner zu haben. Ein Milliardenvolk, das wirtschaftlich und technolo- gisch eine stürmische Entwicklung macht, ist ein attrak- tiver Partner – auch für Europa. Die EU-Indienstrategie spricht eine deutliche Sprache. Auch in diesem Doku- ment ist die Rede von der Förderung und Kooperation auf dem Felde der zivilen Nutzung der Nuklearenergie, obwohl alle europäischen Länder Mitglieder in der Nu- clear Suppliers Group sind und sich zu Restriktionen beim Technologieexport an Nichtmitglieder beim Nicht- verbreitungsvertrag verpflichtet haben. Frankreich und Großbritannien, die beiden europäischen Nuklear- mächte, signalisieren Unterstützung für den Deal. Frank- reich strebt ein eigenes bilaterales Abkommen der Nu- klearkooperation mit Indien an und arbeitet zusammen mit den USA an einem Stufenplan, um die zivile Brenn- stoffversorgung international sicherzustellen. Russland und Kanada haben ebenfalls positiv reagiert. Sind also die Dämme schon gebrochen? Fakt ist, dass Indien aufgrund seiner Bedeutung als große Demokratie eingebunden werden muss in die internationalen Re- gime. Wir werden auch Indien nicht mehr zum Nicht- kernwaffenstaat machen können. Aber wir müssten von Indien mehr verlangen, als der Deal fordert und Indien bisher zuzugestehen bereit ist: Erstens muss Indien den CTBT zeichnen und ein dau- erhaftes, unkonditioniertes Moratorium einhalten. Zweitens muss Indien einen Produktionsstopp für waffenfähiges Spaltmaterial zusichern. Drittens muss Indien sein Kernwaffenarsenal nach- prüfbar auf dem heutigen Stand einfrieren und transpa- r a g E S I b t r r B L K S w G i w g s t s s s r e c U r n Ü a n a l d s v A 2 r n r g (C (D ent nachvollziehbar machen, dass das zivile Programm usschließlich der Energiesicherung dient. Viertens muss Indien mit der IAEA umfassende Safe- uards abschließen und ein Zusatzprotokoll zeichnen. Fünftens muss sich Indien verpflichten, seine eigenen xportkontrollen sensitiver Technologien dem strengen tandard der Nuclear Suppliers Group anzupassen. Nur mit diesen Maßnahmen könnte man davon reden, ndien näher an das Nonproliferationsregime herange- racht zu haben. Darüber hinaus muss es eine regionale Sicherheitsini- iative geben, die China und Pakistan einbezieht und ein egionales nukleares Wettrüsten verhindert. Eine solche egionale Sicherheitsinitiative muss sich auch auf den ereich der konventionellen Rüstung beziehen und eine ösung der regionalen Konflikte anstreben. Der US-lndien-Deal hat uns mit aller Schärfe die rise der Nichtverbreitungspolitik vor Augen geführt. pätestens seit der Überprüfungskonferenz zum Atom- affensperrvertrag im Jahr 2005 kann man von einer efahr des Scheiterns dieses Vertrages reden. Nordkorea st aus dem Vertrag ausgestiegen und behauptet, Atom- affen zu besitzen. Findet die Krise um das Atompro- ramm Irans keine Lösung, droht auch Iran mit Aus- tieg. Es muss also eine vordringliche Aufgabe der interna- ionalen Staatengemeinschaft in den kommenden Jahren ein, das Nichtverbreitungsregime wieder zu festigen; onst werden weitere Staaten Nuklearwaffen für wün- chenswert halten. Nuklearwaffen dürfen nicht den Rang von Kriegsfüh- ungswaffen erhalten, die Nukleardoktrinen müssen dies indeutig feststellen. Nicht-Nuklearwaffenstaaten brau- hen die in Aussicht gestellten Sicherheitsgarantien. nd die fünf offiziellen Atommächte müssen endlich ih- en Abrüstungsverpflichtungen aus Art. VI des NVV achkommen. Die 13 Punkte der Erklärung nach der berprüfungskonferenz von 2000 warten immer noch uf ihre Umsetzung. Eine ernsthafte Prüfung der Vorschläge zur Internatio- alisierung des Brennstoffkreislaufes gehört dringlich uf die Tagesordnung – allerdings nicht als Sonderrege- ung für einzelne Staaten, sondern für alle. Gerade die oppelten Standards, die anhand des US-Indien-Deals ichtbar werden, tragen zur Unterminierung des Nicht- erbreitungsregimes bei. nlage 19 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 16. Mai 006 mitgeteilt, dass sie den Antrag Umfassende Be- ichterstattung des Bundes zur Forschungs- und Tech- ologiepolitik sicherstellen auf Drucksache 16/266 zu- ückzieht. Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- eteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 3211 (A) ) (B) ) Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Straßenbaubericht 2005 – Drucksache 16/335 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 16/419 Nr. 2.17 Drucksache 16/419 Nr. 2.42 Drucksache 16/629 Nr. 2.25 Drucksache 16/629 Nr. 2.31 Drucksache 16/629 Nr. 2.35 Drucksache 16/901 Nr. 1.3 Drucksache 16/901 Nr. 1.4 Drucksache 16/993 Nr. 2.3 Rechtsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.84 Drucksache 16/150 Nr. 2.225 Drucksache 16/629 Nr. 2.21 Drucksache 16/629 Nr. 2.22 Drucksache 16/629 Nr. 2.27 Drucksache 16/820 Nr. 1.13 Drucksache 16/820 Nr. 1.14 Drucksache 16/820 Nr. 1.15 Finanzausschuss Drucksache 16/901 Nr. 2.13 Drucksache 16/1101 Nr. 2.6 Haushaltsausschuss Drucksache 16/722 Nr. 1.3 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/150 Nr. 2.90 Drucksache 16/150 Nr. 2.94 Drucksache 16/150 Nr. 2.97 Drucksache 16/150 Nr. 2.105 Drucksache 16/150 Nr. 2.106 Drucksache 16/150 Nr. 2.114 Drucksache 16/150 Nr. 2.115 Drucksache 16/150 Nr. 2.124 Drucksache 16/150 Nr. 2.133 Drucksache 16/150 Nr. 2.134 Drucksache 16/150 Nr. 2.162 Drucksache 16/150 Nr. 2.163 Drucksache 16/150 Nr. 2.164 Drucksache 16/150 Nr. 2.175 Drucksache 16/150 Nr. 2.176 Drucksache 16/150 Nr. 2.181 Drucksache 16/150 Nr. 2.194 Drucksache 16/150 Nr. 2.217 Drucksache 16/150 Nr. 2.251 Drucksache 16/150 Nr. 2.254 Drucksache 16/150 Nr. 2.276 Drucksache 16/288 Nr. 1.3 (C (D Drucksache 16/288 Nr. 2.14 Drucksache 16/288 Nr. 2.21 Drucksache 16/419 Nr. 2.8 Drucksache 16/419 Nr. 2.22 Drucksache 16/419 Nr. 2.25 Drucksache 16/419 Nr. 2.26 Drucksache 16/419 Nr. 2.30 Drucksache 16/419 Nr. 2.43 Drucksache 16/419 Nr. 2.44 Drucksache 16/419 Nr. 2.45 Drucksache 16/419 Nr. 2.46 Drucksache 16/419 Nr. 2.51 Drucksache 16/419 Nr. 2.57 Drucksache 16/419 Nr. 2.58 Drucksache 16/419 Nr. 2.60 Drucksache 16/419 Nr. 2.64 Drucksache 16/481 Nr. 1.6 Drucksache 16/481 Nr. 1.9 Drucksache 16/629 Nr. 2.3 Drucksache 16/629 Nr. 2.5 Drucksache 16/629 Nr. 2.23 Drucksache 16/722 Nr. 1.5 Drucksache 16/722 Nr. 1.6 Drucksache 16/722 Nr. 1.25 Drucksache 16/901 Nr. 2.16 Drucksache 16/901 Nr. 2.20 Drucksache 16/901 Nr. 2.21 Drucksache 16/993 Nr. 2.8 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/150 Nr. 1.21 Drucksache 16/150 Nr. 1.33 Drucksache 16/150 Nr. 1.53 Drucksache 16/150 Nr. 1.63 Drucksache 16/150 Nr. 2.71 Drucksache 16/150 Nr. 2.107 Drucksache 16/150 Nr. 2.169 Drucksache 16/150 Nr. 2.170 Drucksache 16/288 Nr. 2.23 Drucksache 16/288 Nr. 2.27 Drucksache 16/288 Nr. 2.28 Drucksache 16/288 Nr. 2.29 Drucksache 16/288 Nr. 2.42 Drucksache 16/419 Nr. 2.4 Drucksache 16/419 Nr. 2.6 Drucksache 16/419 Nr. 2.28 Drucksache 16/419 Nr. 2.29 Drucksache 16/419 Nr. 2.68 Drucksache 16/481 Nr. 1.4 Drucksache 16/629 Nr. 2.12 Drucksache 16/629 Nr. 2.19 Drucksache 16/629 Nr. 2.20 Drucksache 16/629 Nr. 2.29 Drucksache 16/901 Nr. 1.5 Drucksache 16/901 Nr. 2.11 Drucksache 16/993 Nr. 2.16 Drucksache 16/1101 Nr. 1.3 Drucksache 16/1101 Nr. 2.11 Drucksache 16/1101 Nr. 2.13 Drucksache 16/1101 Nr. 2.18 Drucksache 16/1101 Nr. 2.19 Drucksache 16/1207 Nr. 1.6 Drucksache 16/1207 Nr. 1.7 Drucksache 16/1207 Nr. 1.11 Drucksache 16/1207 Nr. 1.15 Drucksache 16/1207 Nr. 2.21 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/722 Nr. 1.10 Drucksache 16/722 Nr. 1.18 Drucksache 16/722 Nr. 1.24 3212 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/820 Nr. 1.45 Drucksache 16/820 Nr. 1.46 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/901 Nr. 2.24 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/150 Nr. 1.8 Drucksache 16/150 Nr. 1.14 Drucksache 16/150 Nr. 1.16 Drucksache 16/150 Nr. 1.17 Drucksache 16/150 Nr. 1.44 Drucksache 16/150 Nr. 1.46 Drucksache 16/150 Nr. 1.47 Drucksache 16/150 Nr. 2.4 Drucksache 16/150 Nr. 2.19 Drucksache 16/150 Nr. 2.52 Drucksache 16/150 Nr. 2.215 Drucksache 16/419 Nr. 1.7 Drucksache 16/419 Nr. 2.24 Drucksache 16/419 Nr. 2.61 Drucksache 16/481 Nr. 1.17 Drucksache 16/722 Nr. 1.4 Drucksache 16/901 Nr. 2.18 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 1.30 Drucksache 16/150 Nr. 2.74 Drucksache 16/150 Nr. 2.118 Drucksache 16/150 Nr. 2.130 Drucksache 16/150 Nr. 2.158 Drucksache 16/150 Nr. 2.196 Drucksache 16/150 Nr. 2.197 Drucksache 16/288 Nr. 2.34 Drucksache 16/419 Nr. 2.2 Drucksache 16/901 Nr. 2.26 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 16/820 Nr. 1.73 Drucksache 16/820 Nr. 1.74 Drucksache 16/901 Nr. 2.9 Drucksache 16/993 Nr. 2.7 36. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603600000

Die Sitzung ist eröffnet. Liebe Kolleginnen und Kol-

legen, ich begrüße Sie herzlich und wünsche uns einen
guten Tag.

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe ich ein
paar Hinweise zu geben.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführ-
ten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren

(Ergänzung zu TOP 19)


a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-Michael
Goldmann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP, der Abgeordneten Eva
Bulling-Schröter, Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN sowie der
Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Bärbel Höhn,
Rainder Steenblock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Verbot der Einfuhr von Wildvögeln
– Drucksache 16/1502 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

A
a
B
d
ü
s

ü
d
o

I
s

Redet
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus Ernst, Katja

Kipping, Heidrun Bluhm, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN
Wohnungslosigkeit vermeiden – Wiedereinführung von
Beihilfen und Übernahme von Mietschulden auch für
Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen und Arbeitslo-
sengeld-I-Bezieher
– Drucksache 16/1201 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

ZP 2 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN:
Beeinträchtigung der Pressefreiheit durch Ak
Bundesnachrichtendienstes

Der Tagesordnungspunkt 3 wird abgesetzt
cherweise auf die Kernzeit folgenden Beratu

(C (D ung 19. Mai 2006 0 Uhr ussprache sollen erst nach dem Tagesordnungspunkt 6 ufgerufen werden. Von der Frist für den Beginn der eratungen soll – soweit erforderlich – abgewichen weren. Schließlich mache ich auf die geänderte Ausschussberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerkam: Der in der 35. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll nunmehr em Haushaltsausschuss nur nach § 96 der Geschäftsrdnung überwiesen werden. Gesetzentwurf der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Volker Beck weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zur Verlängerung der Ich-AG – Drucksache 16/1405 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – ch höre keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlosen. Wir kommen nun zum Tagesordnungspunkt 1: ext Fragestunde – Drucksachen 16/1466, 16/1529 – Der Ablauf der Fragestunde wurde Ihnen schriftlich mitgeteilt. Ich rufe zu Beginn der Fragestunde gemäß Nr. 10 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde die dringliche Frage der Kollegin Cornelia Hirsch auf Drucksache 16/1529 auf: Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus den Ergebnissen der PISA-Sonderauswertung zu Migration, die am Montag, dem 15. Mai 2006, der Öffentlichkeit vorge e? rtung steht der Parlamentarische Staatss Storm zur Verfügung. Bitte schön, Herr tivitäten des . Die üblingen ohne stellt wurd Zur Beantwo sekretär Andrea Staatssekretär. A Guten Morgen, Herr Präsident! Ich beantworte die Frage der Abgeordneten Hirsch wie folgt: Der vorliegende OECD-Bericht zur Frage der Bildungschancen von Migrantenkindern basiert auf der PISA-Studie aus dem Jahre 2003 und vergleicht die Ergebnisse der 17 Teilnehmerstaaten, die unter ihren Schülerinnen und Schülern einen hohen Migrantenanteil haben. Er stellt für Deutschland eine wichtige Unterstützung bei unseren Bemühungen um eine bessere Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund dar. Der Bericht zeigt, dass die Bewältigung dieser Herausforderung für zahlreiche Staaten der Welt wie auch für Deutschland ein zentrales Anliegen ist. Die Ergebnisse des Berichts ermöglichen uns, von erfolgreichen Ansätzen anderer Staaten – etwa bei der systematischen Sprachförderung – zu lernen, und er bestärkt uns in unseren Bemühungen zur Weiterentwicklung und zum Ausbau der bereits ergriffenen Initiativen. Gemeinsam mit den Ländern hat der Bund in den vergangenen Jahren ein ganzes Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um Integration durch Bildung zu fördern. Zu nennen sind hier insbesondere eine gezielte und frühzeitig beginnende Sprachförderung vom Kindergarten bis zum Übergang in die Berufsausbildung, ein verstärkter Bildungsauftrag des Kindergartens sowie eine bessere Verzahnung von Kindergarten und Grundschule. Darauf aufbauend müssen nun weitere Anstrengungen unternommen werden, um Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund einen erfolgreichen Bildungsweg zu ermöglichen. Zusatzfrage? Ja, bitte. – Ich möchte mich gerne erkundigen, ob es wegen der weiteren Anstrengungen und wegen des Ausbaus der Maßnahmen Änderungen im Haushaltsentwurf geben wird. Denn es war nicht absehbar, dass die Ergebnisse dieser Studie für die Bundesrepublik so desaströs sein würden. Es müsste hier also eindeutig nachgebessert werden. A Frau Abgeordnete Hirsch, ich muss Ihnen insofern widersprechen, als dieses Ergebnis durchaus absehbar war. Denn es handelt sich nicht um eine neue Studie, sondern um eine Sonderauswertung der Studie aus dem Jahre 2003. Es hat bereits im Vorfeld detaillierte Auswertungen dieser PISA-Studie auch im Hinblick auf die Situation von Kindern mit Migrationshintergrund gegeben. Das heißt, die grundlegenden Ergebnisse waren bekannt, wenn auch nicht in dem Detaillierungsgrad, was etwa den Vergleich mit anderen Ländern angeht. n 2 l s p d b M r d T m z c i m d d a m b o z m S m s s a s d g K d D t h s i d r b G s (C (D Die Bundesregierung hat durch eine Reihe von Maßahmen auch bei der Aufstellung des Bundeshaushalts 006 dem sich hieraus ergebenden politischen Handungsbedarf Rechnung getragen. Ich nenne einen weiteren Punkt, nämlich die Bereittellung von finanziellen Mitteln im Rahmen des Förderrogramms Jobstarter des Bundesministeriums für Bilung und Forschung für die Förderung im Bereich der eruflichen Bildung. Derzeit fließen etwa 20 Prozent der ittel aus diesem Programmpaket in Unternehmen, de en Inhaber einen Migrationshintergrund haben. Auch ies hat einen indirekten Bezug zu dem genannten hema und zeigt, dass wir an vielen Stellen Haushaltsittel bereitstellen. Weitere Zusatzfrage? Ja, bitte. – Die Förderung der beruflichen Bildung ist weifelsohne sehr wichtig. Gleichzeitig ist es aber siherlich auch wichtig, dass schon in der Vorschule und n der Schule gezielt gefördert wird. Hier interessiert ich, inwieweit die Bundesregierung sicherstellen kann, ass alle Kinder und Jugendlichen in allen Bundeslänern unabhängig von ihrem rechtlichen Status ein Recht uf Schulbesuch haben. Vor allen Dingen interessiert ich dabei, was das im Zuge der Föderalismusreform edeutet. Verbessern sich die Ausgangsbedingungen der verschlechtern sie sich und welche Konsequenzen ieht die Bundesregierung aus den Ergebnissen? A Frau Abgeordnete Hirsch, ich darf auf zahlreiche tellungnahmen verweisen, die insbesondere gemeinsam it der Kultusministerkonferenz abgegeben worden ind, weil die Zuständigkeiten hierfür natürlich ganz weentlich bei den Ländern liegen. Bei der Präsentation der Ergebnisse der OECD-Studie m Montag wurde ja gleichlautend folgende Priorität geetzt: Von Bundesbildungsministerin Schavan wurde arauf hingewiesen, dass die frühe Förderung von Mirantenkindern eine hohe Priorität haben muss. Für die ultusminister der Länder wurde von Senator Böger arauf hingewiesen, dass die Sprachkompetenz in eutsch der Schlüssel für Bildungserfolg und Integra ion ist. Die zuständige Staatsministerin Maria Böhmer at gesagt, dass eine durchgängige Sprachförderung entcheidend ist. – Das heißt, alle Beteiligten im Bund und n den Ländern legen eine sehr hohe Priorität auf eine urchgängige und frühzeitige Sprachförderung, die beeits vor der Grundschule, das heißt, im Kindergarten, eginnt und mit den Bildungsaktivitäten, die sich in der rundschule und in den weiteren Bildungsgängen an chließen, verzahnt werden muss. Zusatzfrage des Kollegen Gehring. Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich kann an die Frage meiner Kollegin nahtlos anknüpfen. Ich möchte die Bundesregierung fragen: Welche bildungspolitischen Maßnahmen zur Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund wird die Bundesregierung künftig – insbesondere ab dem Jahr 2007 – im Schulund Bildungsbereich durchführen, und zwar insbesondere für den Fall, dass die Föderalismusreform in der jetzt geplanten Fassung umgesetzt wird, und vor dem Hintergrund, dass im Zusammenhang mit der Auswertung der PISA-Studie abermals gesagt wurde, dass insbesondere eine Ganztagsförderung – wir wissen, dass die Investitionsprogramme für Ganztagsschulen nach dieser Föderalismusreform künftig nicht mehr möglich sind – besonders gut für die Förderung von Migrantinnen und Migranten ist? A Herr Abgeordneter, ich darf auf Ihre Frage in dreierlei Hinsicht antworten. Erstens. Es ist nicht richtig, dass das Ganztagsschulprogramm sozusagen auslaufen würde, sondern es ist sichergestellt, dass es in seiner vollen Größenordnung von 4 Milliarden Euro abgeschlossen wird, also auch in den Teilen, die nach Verabschiedung der Föderalismusreform realisiert werden. Zum Zweiten ändert sich die Kompetenzverteilung im Bereich der Schule nicht, weil die entsprechenden Kompetenzen im Wesentlichen auch bisher schon bei den Ländern lagen. Hier ändert sich also nichts. Zum Dritten darf ich Sie darauf hinweisen, dass auch im Gesetzentwurf bezüglich der Föderalismusreform ausdrücklich eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern im Hinblick auf die Standards unseres deutschen Bildungswesens im internationalen Vergleich vorgesehen ist. Gerade bei solchen Studien ist also ein gemeinsamer Ansatzpunkt für politische Handlungsstrategien gegeben. Weitere Zusatzfrage, Kollegin Hasselmann. Sie haben gerade da von gesprochen, dass Programme auslaufen. Können Sie uns erklären, was der Unterschied zwischen „nicht mehr weiter gefördert“ und „auslaufen“ ist? Punkt zwei: Sie haben gerade von der Gemeinschaftsaufgabe geredet und sind sehr zuversichtlich, dass in diesem Kontext solche Programme weiterhin möglich sind. Wie stellen Sie sich das angesichts des Kooperationsverbotes vor, das in der Föderalismusreform gerade für den Bildungsbereich geplant ist? m a d w n g b s M k d z r s P m g d „ t h V s B d e n s u B a d F m r s u e u s (C (D A Frau Abgeordnete, ich darf Sie darauf hinweisen, dass uch von Ihrer Fraktion in der vergangenen Wahlperiode as Ganztagsschulprogramm mit auf den Weg gebracht orden ist. Es ist vorgesehen, dass Finanzmittel in eiem Volumen von 4 Milliarden Euro für dieses Proramm bereitgestellt werden. Die große Koalition hat ei den Koalitionsverhandlungen sichergestellt, dass diees Programm vollständig abgewickelt wird. Wegen des ittelabflusses dauert das etwas länger. Daher gibt es ein wie auch immer geartetes vorzeitiges Auslaufen ieses Programms. Können Sie mir noch einmal ein Stichwort für die weite Frage geben? Das zweite Stichwort war das in der Föderalismus eform vorgesehene Kooperationsverbot. Können Sie ich vorstellen, dass der Bund noch einmal ein ähnliches rogramm auf den Weg bringt? A Frau Abgeordnete, Ihnen ist sicherlich nicht entgan en, dass die Bundesbildungsministerin gemeinsam mit en Kultusministern der Länder derzeit beim Thema Zukunft der Hochschulen“ im Hinblick auf die Ausstatung mit ausreichendem Personal wegen des bevorsteenden Anstiegs der Studentenzahl einerseits und zur erstärkung der Forschung an den Hochschulen anderereits an der Ausarbeitung eines Hochschulpaktes auf der asis der geplanten Föderalismusreform arbeitet. Genau ies wäre ein Beispiel dafür, wie eine gemeinsame Zielrreichung unter Berücksichtigung der gemeinsam defiierten Ziele und der jeweils unterschiedlichen zugewieenen verfassungsrechtlichen Kompetenzen von Bund nd Ländern möglich ist. Das, was im Moment für den ereich der Hochschulen angestrebt wird, ist natürlich uch für andere Bereiche vorstellbar. Ich rufe nun aus dem gleichen Geschäftsbereich, dem es Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die rage 7 des Kollegen Keskin auf: Welche konkreten Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus der Aussage der PISA-Studie 2003, wonach Arbeiterkinder eine viermal geringere Chance haben, ein Gymnasium zu besuchen, als Kinder aus sozial besser gestellten Schichten? Ich bitte auch hier um Beantwortung. A Die Verbesserung der frühen und individuellen Förde ung von Kindern und Jugendlichen ist ein zentraler Anatzpunkt, um dem Zusammenhang zwischen Lernerfolg nd sozialer Herkunft zu begegnen. Dazu gehört neben iner intensivierten Zusammenarbeit von Kindergarten nd Grundschule wesentlich die Verbesserung früher prachlicher Förderung der Kinder. Sie muss bereits in Parl. Staatssekretär Andreas Storm den ersten Lebensjahren einsetzen, um vor allem Sprachdefizite frühzeitig zu erkennen und ihnen gezielt entgegenzuwirken. Dem Ziel, die Stärken aller Kinder zu entwickeln und Benachteiligungen frühzeitig zu vermeiden, dient unter anderem das mit 4 Milliarden Euro ausgestattete Investitionsprogramm „Zukunft, Bildung und Betreuung“, also das angesprochene Ganztagsschulprogramm, mit dem der Bund die Länder seit 2003 beim bedarfsgerechten Aufund Ausbau von Ganztagsschulen unterstützt. Die Bundesregierung unterstützt die vielfältigen Maßnahmen in den Ländern durch Aktivitäten im Bereich der Bildungsforschung, insbesondere um die Wirksamkeit durchgeführter Maßnahmen zu überprüfen und Voraussetzungen für den Transfer der Ergebnisse zu schaffen. Darüber hinaus setzt die Bundesregierung einen Akzent bei der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Arbeit in Tageseinrichtungen für Kinder und bei deren Trägern. Weiterhin wird die Bundesregierung mit dem Aufund Ausbau von Mehrgenerationenhäusern eine neue Art familienorientierter Infrastruktur verstärken, die mithelfen soll, Kinder früh und gut zu fördern, Eltern in der Erziehungsaufgabe zu unterstützen, die Potenziale der älteren Generation zu nutzen, eine Plattform für familiennahe Dienstleistungen zu schaffen und den Zusammenhalt der Generationen auch außerhalb des Familienverbandes neu zu stiften. Generell ist darauf hinzuweisen, dass die Umsetzung von Reformen im Bereich vorschulischer und schulischer Bildung in der Zuständigkeit von Ländern, Kommunen und Trägerverbänden liegt. Zusatzfragen? Herr Staatssekretär, die PISA-Studien belegen jedoch, dass wir strukturelle Veränderungen und Verbesserungen im Bildungssystem benötigen. Sie haben zwar ein Bündel von Maßnahmen beschrieben, aber welche strukturellen Verbesserungen oder Veränderungen gedenkt die Bundesregierung, hier vorzunehmen? A Herr Abgeordneter, ich darf auf die Antwort verweisen, die ich soeben vorgetragen habe. Sie müssen Folgendes sehen: Eine Reihe dieser Maßnahmen ist zu einem Zeitpunkt beschlossen worden oder mit ihrer Realisierung ist erst begonnen worden, nachdem diese Studie abgeschlossen war. Diese Studie wurde im Jahr 2003 erstellt; das war das Jahr, in dem beispielsweise das Ganztagsschulprogramm beschlossen wurde. Ich darf ferner darauf verweisen – das ist noch einmal ein Bezug auf die Frage der Kollegin Hirsch zur Situation von Kindern mit Migrationshintergrund –, dass die Bemühungen zur Förderung der Kenntnisse der deutschen Sprache überwiegend erst in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden sind. Die Früchte dieser Be m n s F t b d l n d s m s w d n t s n E B J M n h P m b m s d d e t g t S u w o W (C (D ühungen werden wir erst bei künftigen Studien erkenen. Die Bundesregierung sieht sich aber in dem eingechlagenen Weg sehr bestärkt, insbesondere was die örderung der sprachlichen Fähigkeiten angeht. Dies be rifft gleichermaßen die Situation von Arbeiterkindern. Nächste Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, ich meinte mit strukturellen Ver esserungen zum Beispiel, ob die Bundesregierung geenkt, die Ausweitung des Angebots an Ganztagsschuen in Angriff zu nehmen bzw. darauf Einfluss zu ehmen, dass dies in den Bundesländern geschieht. Ist ie Bundesregierung der Auffassung, dass die Hauptchulen jetzt richtig reformiert werden müssen? A Herr Abgeordneter, eine Ausweitung des Ganztags chulprogrammes ist nicht geplant und die Weiterenticklung der Schulformen ist eine Angelegenheit, die in en Kompetenzbereich der Länder fällt, über die aber atürlich, wie Sie wissen, in den letzten Jahren sehr inensiv diskutiert worden ist. Zusatzfrage des Kollegen Gehring. Herr Staatssekretär, Sie haben in Ihrer Antwort einige ehr wichtige Maßnahmen zur Förderung von Schülerinen und Schülern mit Migrationshintergrund aufgezählt. s gibt noch eine weitere wichtige Maßnahme: das und-Länder-Programm „Förderung von Kindern und ugendlichen mit Migrationshintergrund“, FörMig. eine Frage lautet: Was würde aus diesem Programm ach der Umsetzung der Föderalismusreform in der biser geplanten Form werden? Denn die Laufzeit dieses rogramms ist bis 2009 vereinbart. A Herr Abgeordneter, dieses Programm ist – darauf ha en Sie zu Recht hingewiesen – in der Tat zunächst einal bis 2009 terminiert. Das heißt, es wird über die ge amte Wahlperiode weiterlaufen. Ich darf darüber hinaus arauf aufmerksam machen, dass das Thema „Situation er Migranten in unserem Land“ für die Bundesrepublik ine sehr hohe Priorität hat. Deswegen wird in der zweien Juliwoche bei der Bundeskanzlerin ein Integrationsipfel stattfinden. Dabei wird natürlich auch über weiere und zusätzliche Schwerpunkte zur Verbesserung der ituation von Migrantenfamilien und auch der Kinder nd Jugendlichen diskutiert. In diesem Zusammenhang ird dann zu entscheiden sein, in welcher Weise dieses der andere Programme gegebenenfalls über die jetzige ahlperiode hinaus fortgesetzt werden können. Frau Kollegin Hirsch. Sie haben jetzt gerade den Integrationsgipfel ange sprochen und davor in Ihrer Antwort auf die Frage des Kollegen Keskin die gemeinsame Bildungsforschung erwähnt und ausgeführt, wie sie zukünftig gestaltet werden soll. Zu beiden Punkten habe ich die Nachfrage, wie Sie sich das konkret vorstellen. Es handelt sich doch immer nur um unverbindliche Absichtserklärungen und Appelle. Aber welche Möglichkeiten stehen der Bundesregierung nach der Föderalismusreform, so wie sie in der derzeitigen Fassung geplant ist, noch zu, um Programme aufzulegen, die finanziell untersetzt sind und wirklich Auswirkungen auf die Verbesserung der Bildungssituation haben? A Frau Abgeordnete, ich darf Sie zunächst einmal darauf hinweisen, dass die Länder beim Integrationsgipfel im Juli vertreten sein werden. Von daher ist das Zusammenwirken bei diesem sehr wichtigen Thema sichergestellt. Darüber hinaus darf ich Sie darauf hinweisen, dass es gerade nicht darum geht, unverbindliche Absichtserklärungen abzugeben. Im Hinblick auf das Pilotprojekt im Hochschulbereich – ich will es einmal so nennen – ist es unser festes Ziel, zu klaren Vereinbarungen zu kommen, allerdings auf der Basis der verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten. Das bedeutet, dass derjenige, der zuständig ist, auch die finanzielle Verantwortung tragen muss. Es ist nicht vorstellbar, dass sich der Bund finanziell an Vorhaben beteiligt, für die er nicht zuständig ist. Genau das ist gegenwärtig Gegenstand der Beratungen, die wir zum Zwecke der Präzisierung im Rahmen der Föderalismusreform durchführen. Die Anhörungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen. Herr Kollege Beck. Ich möchte wissen, welche Konzeption die Bundes regierung im Zusammenhang mit dem frühkindlichen Spracherwerb bei Migranten verfolgt. Es gibt ja zwei Probleme: zum einen hinsichtlich der Qualität unserer Kindergarteneinrichtungen – hier geht es um die Frage, inwiefern sie in pädagogischer Hinsicht auf den Spracherwerb ausgerichtet sind –, zum anderen hinsichtlich des Kindergartenbesuchs. Wir wissen, dass über 10 Prozent der Kinder aus Migrantenfamilien, die sozial benachteiligten und bildungsfernen Schichten angehören, nicht in den Kindergarten gehen. Vor diesem Hintergrund würde mich interessieren, ob das Bundesbildungsministerium die Haltung der Bundesfamilienministerin unterstützt, die die Einführung eines Kindergartenpflichtjahres gefordert hat. m E w f g r E f e U F K d b g d f d s m m V m d v D e A d b I S F ü f u w (C (D A Unabhängig davon, ob man dieses Problem durch die inführung eines Kindergartenpflichtjahres lösen kann, as angesichts der Kompetenzverteilung nicht ganz ein ach ist, ist die Bundesregierung der festen Überzeuung, dass der Besuch des Kindergartens und die Fördeung der deutschen Sprachkenntnisse bereits vor dem intritt in die Grundschule wesentliche Voraussetzungen ür eine anschließende erfolgreiche Schulkarriere sind. Was die Migrantenfamilien betrifft, haben wir es mit iner Reihe von besonderen Problemen zu tun, die unter mständen zur Folge haben, dass die Kinder aus diesen amilien in dem einen oder anderen Fall nicht in den indergarten gehen. Diese Probleme gehen weit über ie schulische bzw. vorschulische Situation, wie wir sie ei anderen Gruppen vorfinden, hinaus. Dieses Thema wird sicherlich auch bei Veranstaltunen, die im Anschluss an den Integrationsgipfel stattfinen, eine Rolle spielen; denn es betrifft das soziale Umeld der Migrantenkinder. Wir müssen erreichen, dass ie Bedeutung des Kindergartenbesuchs für die spätere chulische Entwicklung der Kinder in den Migrantenfailien mehr als bisher erkannt wird. Könnten Sie jetzt wohl meine Frage beantworten? A Das war meine Antwort auf Ihre Frage. Nein. Ich wollte die Haltung Ihres Ministeriums zum orschlag der Familienministerin erfahren. A Herr Abgeordneter, ich habe deutlich gemacht, dass ie Einführung eines Kindergartenpflichtjahres auch aus erfassungsrechtlichen Gründen nicht gerade einfach ist. ie Bundesregierung hat im Moment nicht die Absicht, ine solche Regelung zu schaffen. Frau Kollegin Haßelmann. Sehr geehrter Herr Staatssekretär, Sie haben in Ihrer ntwort betont, wie wichtig das Thema Integration für ie Bundesregierung ist, auch im Hinblick auf die Vorereitung des Integrationsgipfels. Wie ist diese Aussage hrer Meinung nach damit in Einklang zu bringen, dass ie beabsichtigen, die im Bundeshaushalt 2006 für die örderung der Integration bereitgestellten Mittel um ber 60 Millionen Euro zu kürzen? Wird das nicht dazu ühren, dass wir bestimmten Gruppen von Migrantinnen nd Migranten in Zukunft nicht mehr die Möglichkeit erden geben können, an Sprachkursen teilzunehmen? Britta Haßelmann Ich denke zum Beispiel an die so genannten Bestandsausländerinnen und Bestandsausländer. A Frau Abgeordnete, zur Situation des Gesamthaushalts kann ich Ihnen im Moment keine Daten nennen, weil sie mir zur Stunde nicht vorliegen. Was den Haushalt des Bildungsministeriums angeht, kann ich Ihnen sagen, dass genügend Mittel zur Verfügung stehen, um auch in Zukunft im erforderlichen Ausmaß für eine Verbesserung der Situation der Migranten und insbesondere für eine Verstärkung unserer Integrationsbemühungen zu sorgen. An einigen Stellen werden diese Mittel, zum Beispiel im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Programmpakets Job-Starter, sogar ausgeweitet. Für den Bereich des Bildungsministeriums ist die Behauptung, es käme hier zu einer rückläufigen Entwicklung, also nicht richtig. Die nächste Frage hat Frau Kollegin Höger-Neuling, bitte. Herr Staatssekretär, Sie haben darauf hingewiesen, dass Lehrer und Lehrerinnen und Erzieher und Erzieherinnen eine besondere Verantwortung haben. Wie will die Bundesregierung in Zukunft, nach der Föderalismusreform, auf eine Reform der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern und Erzieherinnen und Erziehern Einfluss nehmen? A Frau Abgeordnete, ich darf Sie darauf hinweisen, dass dieses Problem bereits heute besteht, da die Kompetenzen hierfür bei den Ländern, den Kommunen und den Trägern der Einrichtungen liegen. In der Art und Weise, wie man gemeinsame Ziele bislang formuliert hat, wird das auch in Zukunft möglich sein; ein Anlass dazu können internationale Vergleichsstudien wie PISA sein. Weitere Zusatzfragen gibt es nicht. Dann setzen wir jetzt die Fragestunde nach Erledigung der dringlichen Frage sowie der damit verbundenen Frage in der Reihenfolge der Geschäftsbereiche der Bundesministerien, wie sie Ihnen vorliegt, fort. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung auf. Die Fragen 1 und 2 werden schriftlich beantwortet, sodass wir gleich zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit kommen. Hier steht zur Beantwortung der Parlamentarische Staatssekretär Rolf Schwanitz zur Verfügung. Ich rufe die Frage 3 der Kollegin Höger-Neuling auf: Welche Position nimmt die Bundesregierung in der De batte über die Resolution „Global framework on essential health research and development“, Internationales Rahmenprogramm für unverzichtbare Forschung und Entwicklung im m v i m r g M M b f g d m b D e v 6 g e B W n z f s ü d p g s j s P v w (C (D Gesundheitsbereich, auf der 59. Weltgesundheitsversammlung der WHO vom 22. bis 26. Mai 2006 in Genf ein, die von den Regierungen Kenias und Brasiliens eingebracht wurde, und wie wird sie abstimmen? R Frau Abgeordnete Höger-Neuling, Ihr Einverständnis orausgesetzt, würde ich die Fragen 3 und 4 wegen des nneren Zusammenhangs gerne zusammen beantworten. (Zustimmung der Abg. Inge Höger-Neuling [DIE LINKE])





(A) )


(B) )

Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603600100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603600200
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603600300
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603600400
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603600500
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603600600
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603600700
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603600800




(A) )


(B) )

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603600900
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603601000
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603601100
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603601200
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603601300
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603601400
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603601500
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603601600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603601700




(A) )


(B) )

Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603601800
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603601900
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603602000
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603602100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603602200
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603602300
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603602400
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603602500
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603602600




(A) )


(B) )

Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603602700
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603602800
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603602900
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603603000
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603603100
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603603200
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603603300
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603603400
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603603500
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603603600
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603603700
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603603800




(A) )


(B) )

Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603603900
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603604000
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603604100
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603604200
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1603604300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603604400


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1603604500

Dann rufe ich zugleich Frage 4 auf:

Wie schätzt die Bundesregierung den Bericht „Public
Health, Innovation und geistige Eigentumsrechte“ der zwei-
jährigen Expertenkommission „Geistige Eigentumsrechte, In-
novation und Public Health“ der WHO von April 2006 ein
und wie bewertet sie die innovationsfördernde oder -hem-
mende Wirkung der Arzneimittelpatentierung in Bezug auf
die Behandlung von HIV, Neglected Diseases und anderen
epidemiologisch wichtigen Erkrankungen in ärmeren Län-
dern?

R
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603604600

Ich beantworte Ihre Fragen wie folgt: Die Bundes-

egierung unterstützt grundsätzlich alle Maßnahmen, die
eeignet sind, die Versorgung mit Medikamenten für
enschen in Not oder zur Prävention zu verbessern.
an sieht auch die Notwendigkeit, die Diskussion über

ereits existierende internationale Mechanismen fortzu-
ühren, um der Dynamik des Themas Rechnung zu tra-
en. Die Bundesregierung hat daher auch sehr begrüßt,
ass die Thematik an eine unabhängige Expertenkom-
ission mit dem Auftrag eines Abschlussberichtes gege-

en wurde. Der Bericht sollte ursprünglich im
ezember 2005/Januar 2006 vorliegen. Er wurde nun

rst im April 2006, nach mehr als zweijähriger Tätigkeit,
orgelegt. Er umfasst knapp 230 Seiten und enthält etwa
0 bis 80 Einzelempfehlungen. Dieser begrüßenswert
ründliche und differenzierte Bericht erfordert eine
benso gründliche Prüfung. Die Meinungsbildung der
undesregierung sowie eines Großteils der anderen
HO-Mitgliedstaaten konnte in der Kürze der Zeit noch

icht abgeschlossen werden.

Zudem liegen bislang äußerst kontroverse Vorschläge
ur Reaktion auf den Bericht vor, sodass nach einer an-
änglichen Diskussion während der Weltgesundheitsver-
ammlung in einen umfassenden Dialog eingetreten und
ber eventuelle Forderungen aus dem Bericht entschie-
en werden kann. In diesem Dialog werden die Grund-
rinzipien des Entwurfs von Kenia und Brasilien eine
roße Rolle spielen.

Schon jetzt lässt sich allerdings sagen, dass eine Um-
etzung der Resolution von Kenia und Brasilien in der
etzt vorliegenden Form sowie die Umsetzung aller Vor-
chläge des Berichts der Commission on Intellectual
roperty Rights, Innovation and Public Health zu einem
ölkerrechtlich verpflichtenden internationalen Rahmen-
erk zur Forschungsförderung und zu einem globalen






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Rolf Schwanitz
Aktionsplan führen würde. Angesichts des Spannungs-
verhältnisses zwischen der Notwendigkeit zu weltweit
koordinierten Anstrengungen der Staatengemeinschaft
auf dem Gebiet der Pharmaforschung zur Bekämpfung
wesentlicher Krankheiten und den sehr unterschiedli-
chen nationalen Strukturen in den Gesundheits-, Finan-
zierungs- und Wirtschaftssystemen vieler WHO-
Mitgliedstaaten sowie der Forschung kann die Bundes-
regierung den vorliegenden Resolutionsentwurf nicht
uneingeschränkt unterstützen. Zum einen ist es fragwür-
dig, ob ein Prozess zur Erarbeitung eines Rahmenab-
kommens über Forschung und Entwicklung im Gesund-
heitsbereich angesichts der kontroversen Interessenlage
innerhalb der Staatengemeinschaft und des bisherigen
Ratifikationsverhaltens der USA der beste Weg ist. Zum
anderen liegt es im Interesse Deutschlands, unnötige
Doppelstrukturen zu vermeiden.

Die deutsche Delegation zur Weltgesundheitsver-
sammlung wird sich gemeinsam mit den EU-Partnern
offen und konstruktiv mit den Vorschlägen der Resolu-
tion Kenias und Brasiliens auseinander setzen. Sie wird
insbesondere darauf achten, dass dem Kernanliegen, die
Medikamentenversorgung zu verbessern, entsprochen
und dieses Ziel durch geeignete Maßnahmen weiter ver-
folgt wird.


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1603604700

Ihre Zusatzfragen, Frau Kollegin.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603604800

Vor dem Hintergrund, dass ein großer Mangel hin-

sichtlich geeigneter und erschwinglicher Medikamente
zur Behandlung vernachlässigter Krankheiten besteht
und dass laut amerikanischer Arzneimittelbehörde – Sie
sagten, es gebe nur viele Forschungsberichte, es gibt
aber auch konkrete Ergebnisse – 90 Prozent aller neu zu-
gelassenen Medikamente keinen zusätzlichen therapeuti-
schen Nutzen besitzen, was auch für unseren nationalen
Markt von Bedeutung ist, frage ich Sie: Unterstützt die
Bundesregierung den Inhalt der Resolution und damit
den Vorstoß Kenias, globale Richtlinien und Mechanis-
men für eine Arzneimittelforschung zu entwickeln, die
sich am öffentlichen Interesse ausrichtet und die tatsäch-
lich dazu beiträgt, dass dringend benötigte und gleich-
zeitig bezahlbare Medikamente auf den Markt kommen?

R
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603604900


Frau Abgeordnete, ich will auf den Kern meiner Ant-
wort verweisen und noch einmal deutlich machen, dass
wir das Ziel ausdrücklich unterstützen, die Medikamen-
tenversorgung gerade in den ärmsten Ländern und in den
Entwicklungsländern sicherzustellen, in denen trotz der
fehlenden Finanzmittel gerade auch eine Versorgung mit
patentgeschützten Medikamenten gewährleistet werden
muss. Allerdings bedarf es einer intensiven Diskussion
darüber, ob die im Resolutionsentwurf bzw. im Antrag
vorgeschlagenen Wege und Instrumente dazu geeignet
sind, dieses Ziel zu erreichen. Das muss sorgfältig ge-
prüft und diskutiert werden.

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(C (D Ihre zweite Zusatzfrage, bitte. Die WHO-Expertenkommission ist in ihrem Bericht u dem Ergebnis gekommen, dass Patente Innovationen ehindern. Wie stehen Sie zu diesem Ergebnis? Wie ollen Sie in Zukunft dazu beitragen, dass der Zugang u Forschung und Entwicklung nicht durch Patente blokiert wird? R Frau Abgeordnete, die Bundesregierung glaubt, dass atentschutz, auch internationaler Patentschutz, eine ichtige Voraussetzung für Innovationen ist, und zwar uch im medizinischen und pharmakologischen Bereich. ie Bundesregierung sieht allerdings auch, dass es eine nteressenskollision hinsichtlich der finanziellen Mögichkeiten gerade der ärmeren und ärmsten Länder in der elt gibt. Das war nicht zuletzt der Grund, weswegen ich die Bundesregierung im Zusammenhang mit den erhandlungen auf der Ebene der WTO sehr intensiv eim TRIPS-Abkommen eingesetzt hat, Zwangspatenierungen auch grenzüberschreitender Art möglich zu achen. Die letzten völkerrechtlichen Vereinbarungen ierzu sind erst im Dezember letzten Jahres verbindlich eworden. Die Europäische Union und damit auch eutschland gehören zu den Teilen der Weltgemein chaft, die diese Regelungen gefordert haben und an deen Erarbeitung intensiv beteiligt waren. Es ist aber ichtig, diese neuen Mechanismen zu erproben und zu utzen. Ich glaube, das muss der nächste Schritt sein. Das war Ihre letzte Zusatzfrage, Frau Höger-Neuling. ielen Dank. – Kollege Seifert, bitte. Herr Staatssekretär, Sie haben gerade von einem Inte essenkonflikt gesprochen und gesagt, dass sich die Bunesregierung auf internationaler Ebene einsetzen will. as klingt sehr gut. Aber auch die Pharmaindustrie in Deutschland hat ein assives Interesse an Profit. Will sich die Bundesregie ung wirklich mit diesen Unternehmen anlegen? Wir ind ständig großen Werbekampagnen ausgesetzt. Die nternehmen sagen, dass Forschung und insbesondere orschung für patentgeschützte Medikamente notwendig st, um Fortschritte bei der medizinischen Behandlung u erzielen. Wie schon in der vorangegangenen Frage um Ausdruck gekommen ist, wird nur mit 10 Prozent er neu zugelassenen Medikamente tatsächlich ein mediinischer Fortschritt erreicht. Wie will sich die Bundesegierung mit den Pharmafirmen anlegen, die nur patenieren um des Patentierens willen, ohne dass dabei ein irklicher Fortschritt erzielt wird? R Herr Abgeordneter, ich darf auf meine Antwort auf ie vorher formulierte Nachfrage verweisen. Mit den Parl. Staatssekretär Rolf Schwanitz Ergänzungen zum TRIPS-Abkommen besteht auch für ärmste und arme Entwicklungsländer die Möglichkeit, Zwangspatentierungen vorzunehmen. Wir glauben, dass das im internationalen und entwicklungspolitischen Bereich ein wichtiges neues Instrument ist. Die Europäische Union gehört mit zu den Ersten, die dieses neue Instrument grenzüberschreitender Zwangspatentierungen umgesetzt hat. Ich erinnere daran, dass wir dazu eine europäische Verordnung auf den Weg bringen konnten. Wir sehen also die Notwendigkeit, dass sich auch deutsche Firmen daran beteiligen. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür sind vorhanden. Wir hoffen sehr, dass sich viele Entwicklungsländer und Länder in Not dieser neuen Instrumentarien bedienen. Herr Seifert, eine weitere Zwischenfrage können Sie leider nicht stellen. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Es sind aber zwei Fragen gewesen!)

Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1603605000
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603605100
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603605200
Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1603605300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603605400
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603605500




(A) )


(B) )

Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1603605600

– Gut, dann wollen wir eine großzügige Interpretation
zur Grundlage des Verfahrens machen. Bitte schön, Herr
Kollege Seifert.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603605700

Vielen Dank, Herr Präsident, für Ihre Großzügigkeit. –

Herr Staatssekretär, ich habe noch eine Nachfrage in Be-
zug auf das, wie Sie es nannten, zögerliche Verhalten der
USA, internationale Vereinbarungen und Konferenzbe-
schlüsse anzuerkennen. Wie wird die Bundesregierung
auf die befreundeten USA einwirken, damit sie sich in
diesen Fragen etwas kooperativer verhalten, so wie Sie
es von der Bundesregierung behauptet haben?

R
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603605800


Herr Abgeordneter, die beiden Fragen, die Ihre Kolle-
gin gestellt hat, zielen darauf, das Vorfeld der in der
kommenden Woche stattfindenden WHO-Generalver-
sammlung zu beschreiben. Ich gehe davon aus, dass auf
dieser Versammlung auch vor dem Hintergrund des zur
Diskussion stehenden Expertenberichtes zu diesem
Thema eine intensive Debatte stattfinden wird.

Deutschland wird dort die Position, die ich beschrie-
ben habe, aktiv vertreten. Es wird allerdings sehr
schwierig oder kaum möglich sein, die Vorschläge, die
in diesem Bericht von den unterschiedlichen Interessen-
lagen thematisiert werden – dabei geht es um Grenzen
von staatlichem Dirigismus und um die Frage, ob man
über eine Gesamtorganisation überstaatlicher Art in die
Forschungsfreiheit eingreifen kann –, umzusetzen. In
diese Debatte werden wir uns einbringen.


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1603605900

Vielen Dank. – Damit sind wir am Ende dieses Ge-

schäftsbereiches.

Ich rufe nun den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf. Zur

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(C (D eantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär chim Großmann zur Verfügung. Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Anton Hofreiter uf: Darf aus der Antwort „Aus Sicht der Bundesregierung ist es entscheidend, in welchem Maß die Industrie bereit ist, bei dem Projekt weitgehende Einstandspflichten zu übernehmen, insbesondere mit Blick auf die Gestehungsund Instandhaltungskosten sowie die Verfügbarkeit des Systems“ auf Frage 6 „In welchem Maß beteiligt sich die Industrie, die die Strecke angeblich als Referenzstrecke benötigt, an den Kosten?“ in der Antwort auf die Kleine Anfrage auf Bundestagsdrucksache 16/1331 geschlossen werden, dass zum jetzigen Zeitpunkt sich die Industrie nicht an den Kosten beteiligt? A Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege ofreiter, wenn Sie damit die verlorenen Zuschüsse der ndustrie für dieses konkrete Projekt meinen: Ja. Sie haen nach dem jetzigen Zeitpunkt gefragt. Zusatzfrage? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603606000
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1603606100
Das heißt, die Bundesregierung gesteht zu, dass bei

eschätzten Gesamtkosten von 1,8 Milliarden Euro für
as Transrapidprojekt eine Finanzierungslücke von min-
estens 1 Milliarde Euro bzw. bei realistischen, intern
eschätzten Kosten von 2,5 Milliarden Euro eine Finan-
ierungslücke von 1,7 Milliarden Euro besteht?

A
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603606200


Diese Frage kann ich nicht bejahen. Diesen Schluss
önnen Sie auch nicht aus meiner Antwort auf Ihre
rage ziehen.


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1603606300

Sie können keine weitere Frage mehr stellen; denn

as waren Ihre beiden Zusatzfragen.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe erst eine Zusatzfrage gestellt!)


Entschuldigung, dann bin ich schneller als Ihre Frage.
itte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Ihre Antwort erstaunt mich. Wie denkt die Bundes-

egierung, die fehlenden 1 Milliarde bzw. 1,7 Milliarden
uro aufzubringen, oder woher soll das Geld kommen?

A
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603606400


Herr Dr. Hofreiter, ich habe auf Ihre erste Frage ge-
ntwortet: zum jetzigen Zeitpunkt ja. Das ist schon ein
inweis darauf, dass die Gespräche zur Realisierung des






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann
angesprochenen Projektes noch laufen. Sie gestehen mir
sicherlich zu, dass ich erst nach Beendigung der Gesprä-
che in der Lage sein werde, Ihnen eine umfassende Ant-
wort zu geben. Es macht jedenfalls keinen Sinn, Wasser-
standsmeldungen über laufende Gespräche zu geben.


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1603606500

Es gibt keine weiteren Zusatzfragen.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit. Zur Beantwortung steht Frau Staatssekretärin
Klug zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Cornelia Behm auf:
Verfolgt die Bundesregierung für Biogas, das nach einer

Gasreinigung als Kraftstoff ebenso eingesetzt werden kann
wie Erdgas, jedoch aufgrund der CO2-Neutralität einen erheb-
lich größeren Umweltvorteil hat, eine Markteinführungsstra-
tegie und, wenn ja, wie sieht diese aus?

Bitte, Frau Staatssekretärin.

As
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603606600


Vielen Dank, Herr Präsident. – Sehr geehrte Frau
Kollegin Behm, Ihre Frage nach einer Markteinfüh-
rungsstrategie für Biogas als Kraftstoff beantworte ich
wie folgt: Voraussetzung für die Markteinführung des
Kraftstoffs Biomethan, also auf Erdgasqualität aufberei-
tetes Biogas, sind die Verfügbarkeit von biomethantaug-
lichen Serienfahrzeugen und ein Tankstellennetz zur
Nutzung von Biomethan, entweder in reiner Form oder
dem Erdgas beigemischter Form. Biomethan und Erdgas
sind hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung
und ihrer Kraftstoffeigenschaften praktisch identisch.
Durch die vom Bundesumweltministerium bereits seit
1992 – unter anderem zur Luftreinhaltung – mit einer
Fülle von Fördermaßnahmen verfolgte Markteinführung
von Erdgasfahrzeugen und durch die vom Bundesgesetz-
geber 2002 beschlossene Mineralölsteuerbegünstigung
bis 2020 für Erdgas als Kraftstoff sind wesentliche Vor-
aussetzungen auch für die Markteinführung von Biome-
than bereits geschaffen.

Heute bietet die Mehrzahl der Fahrzeughersteller,
zum Beispiel Volkswagen, Opel, Ford, Volvo, Renault,
Peugeot, Citroën, Mercedes, Fiat, MAN und Iveco, se-
rienmäßig biomethantaugliche Fahrzeuge in zunehmend
optimierter Form an. Auch das im Aufbau befindliche
Tankstellennetz kann angesichts der Privilegierung von
Erdgas nach dem Vorbild von Schweden und der
Schweiz für Biomethan genutzt werden.

Der Markteinführung des Kraftstoffs Biomethan dient
auch die Begünstigung von Biogas beim Zugang zum
Erdgasnetz im Energiewirtschaftsgesetz und in der Gas-
netzzugangsverordnung. Nach § 2 a Mineralölsteuerge-
setz wird für Biogas eine unter Berücksichtigung der
Überkompensationsregelung stehende Steuerbegünsti-
gung – derzeit in Form einer Steuerbefreiung – gewährt.
Auch nach dem neuen Energiesteuergesetz, über das der-
zeit viel diskutiert wird und das voraussichtlich zum
1. August 2006 in Kraft treten und das Mineralölsteuer-

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(C (D esetz ablösen wird, soll es bei dieser Steuerbegünstiung bleiben. Aus der zum 1. Januar 2007 geplanten uotenregelung für Biokraftstoffe ergibt sich für Biogas benfalls keine steuerliche Änderung, da es für Biogas eine zu erfüllende Quote geben wird. Biogas bleibt ielmehr vorbehaltlich der Überkompensationsregelung ach wie vor steuerfrei. Ich will zum Schluss noch darauf hinweisen, dass die rdgaswirtschaft am 2. Mai dieses Jahres infolge des nergiegipfels eine Selbstverpflichtung abgegeben hat, ach der bis zum Jahr 2010 10 Prozent und bis zum Jahr 020 20 Prozent Biomethan bei der Nutzung von Erdgas em Kraftstoff beigemischt werden sollen. Das wird also ehr sein als das, was wir über die Beimischungsquote n den Bereichen Diesel und Benzin erreichen werden. as wird von der Bundesregierung ausdrücklich berüßt. Ich denke, damit sind wir im Bereich Biogas als raftstoff auf einem sehr guten Weg. Bitte schön, Frau Behm. Frau Staatssekretärin, ich bedanke mich für die Be ntwortung meiner Frage. Ich habe noch zwei Nachfraen. Erstens. Wie schätzen Sie die Realisierungschancen nd insbesondere den Zeitplan eines Biogaseinspeisegeetzes analog zu den Regelungen betreffend die Einspeiung von erneuerbaren Energien in das Stromnetz ein? rsprünglich wollte ich nach der Überwindung des Wierstands der Erdgaswirtschaft fragen. Da Sie aber beeits auf die Selbstverpflichtung hingewiesen haben, öchte ich fragen, wie ernst diese Selbstverpflichtung u nehmen ist. Wir haben ja schlechte Erfahrungen mit elbstverpflichtungen gemacht. Darf ich meine zweite Nachfrage gleich anschließen? Sehen Sie es als geboten an, die Kapazitäten zur Gaseinigung eilig auszubauen? Gibt es dafür eine Fördertrategie aus Ihrem Hause? A Wir nehmen die Selbstverpflichtung natürlich sehr rnst. Sie ist ein Teil des gesamten Energiekonzeptes und egenstand des Energiegipfels. Wir werden die Erdgasirtschaft – sie hat selbst ein Interesse daran, in diesen arkt einzusteigen – natürlich beim Wort nehmen. Das undesumweltministerium unterstützt, was die gesamte raftstoffqualität und die Erdgasreinigung angeht, Deonstrationsvorhaben, um in diesem Bereich einen chritt voranzukommen. Für ein Biogaseinspeisegesetz nach dem Muster des EG sehen wir zurzeit keinen Bedarf, weil sich auf dem ebiet Biogas in den letzten Jahren mit den Instrumen en, die wir derzeit schon haben, sehr viel entwickelt hat. ir sind der Auffassung, dass diese Instrumente ausrei hen. Es gibt keine weiteren Fragen zu diesem Geschäftsbe eich. Präsident Dr. Norbert Lammert Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes zur Verfügung. Ich rufe die Frage 8 des Kollegen Keskin auf: Wie gedenkt die Bundesregierung in dem angekündigten Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz hinsichtlich der Beweispflicht sicherzustellen, dass durch die Anzeige einer erfahrenen Diskriminierung der/die Betroffene keine beruflichen und/oder persönlichen Nachteile zu befürchten hat? F Werter Kollege Dr. Keskin, nach § 13 Abs. 1 des Entwurfs eines Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes steht den Beschäftigten, die sich benachteiligt fühlen, die Möglichkeit offen, sich bei den zuständigen Stellen des Betriebes, des Unternehmens oder der Dienststelle zu beschweren. Darüber hinaus kann auch der Rechtsweg beschritten werden. Um Ihre Frage zu beantworten: Es gibt das Maßregelungsverbot. In § 16 Abs. 1 dieses Gesetzentwurfs heißt es: Der Arbeitgeber darf Beschäftigte nicht wegen der Inanspruchnahme von Rechten nach diesem Abschnitt oder wegen der Weigerung, eine gegen diesen Abschnitt verstoßende Anweisung auszuführen, benachteiligen. Gleiches gilt für Personen, die den Beschäftigten hierbei unterstützen oder als Zeuginnen oder Zeugen aussagen. Bei einem Verstoß des Arbeitgebers gegen dieses gerade dargelegte Maßregelungsverbot nach § 16 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz können sich die Beschäftigten sowie Zeuginnen oder Zeugen gerichtlich zur Wehr setzen. In diesem Verfahren findet dann die Regelung über die Beweislastverteilung nach § 22 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes entsprechende Anwendung. Zusatzfrage. Her Wenn die Beweislast nicht bei dem Beschuldigten, sondern bei dem Betroffenen liegt, dann gibt es erhebliche Hemmschwellen bei den Betroffenen, gegen ihre Diskriminierung vorzugehen. Meinen Sie daher nicht, dass die Beweislast bei den Beschuldigten liegen müsste? F Nein, ganz im Gegenteil, Herr Dr. Keskin. Ich glaube, dass die geplante Regelung eine Erleichterung ist; denn damit wird an die Erfahrungen angeknüpft, die wir bereits mit § 611 a Abs. 1 Satz 3 des Bürgerlichen Gesetzbuches gemacht haben. Dementsprechend muss der Betroffene Tatsachen glaubhaft machen, die eine Benachteiligung wegen eines Diskriminierungsmerkmals v w g R m k w c g S s § A o s e g i h E a g u z K g k s e e w o J e s d l s z d ü n d s n t w w U (C (D ermuten lassen. Dann trägt die andere Partei die Beeislast dafür, dass keine ungerechtfertigte Benachteiliung vorliegt. Wir leben also bereits mit vergleichbaren egelungen und haben genügend Erfahrungen gesamelt. Da ich ein Stück weit den Hintergrund Ihrer Frage erenne – es ist zulässig, in diesem Sinne nachzufragen –, ill ich auf Folgendes verweisen: Wir alle fühlen uns si herer, wenn wir uns klar machen, dass es ähnliche Reelungen bereits in anderen Rechtsbereichen gibt. Wie ie aus Ihrer bisherigen Berufsbiografie wissen, gibt es olche Regelungen im Betriebsverfassungsgesetz. In 84 Abs. 3 dieses Gesetzes ist geregelt, dass sich ein rbeitnehmer, der sich vom Arbeitgeber benachteiligt der ungerecht behandelt fühlt, beim Betriebsrat bechweren kann und dass ihm deswegen keine Nachteile ntstehen dürfen. Ein ähnliches Benachteiligungsverbot ibt es bei den Funktionsträgern der Betriebsverfassung, m Personalvertretungsrecht und im SGB IX, Schwerbeindertenrecht. Dieses Verbot ist also bereits Praxis. Die rfahrungen, die wir damit gemacht haben, lassen es uns ls zulässig erscheinen, für eine solche Regelung im Allemeinen Gleichbehandlungsgesetz zu sorgen. Es ist völlig klar, dass wir immer aufpassen müssen nd dass der Betroffene im Zweifelsfall die Möglichkeit u einer gerichtlichen Klärung haben muss. Eine weitere Zusatzfrage sehe ich nicht. – Dann der ollege Beck, bitte. Die Beweislastregel hat im letzten Jahr zu einer der roßen Kontroversen in der Diskussion über das Antidisriminierungsgesetz geführt. Sie haben zu Recht festgetellt, dass diese Regelung – in diesem Gesetzentwurf benso wie in dem aus dem vergangenen Jahr – eins zu ins dem Wortlaut des § 611 a BGB entspricht. Dennoch urde in diesem Haus – insbesondere vonseiten der Uninsfraktion und der FDP-Fraktion im letzten Jahr; dieses ahr nur noch von der FDP-Fraktion – die Behauptung rhoben, es handele sich um eine Beweislastumkehr, wie ie von der PDS gerade ins Gespräch gebracht wird. Wie erklären Sie sich den Meinungswandel, der bei er Bewertung dieser Klausel stattgefunden hat, weil im etzten Jahr viele noch nicht in der Lage waren, die Vorchrift zu lesen, und nun feststellen, dass es dabei um die wingende Umsetzung des EU-Rechts geht? Wie will ie Bundesregierung darüber aufklären – auch gegenber den Wirtschaftsverbänden, die ebenfalls immer och solche Behauptungen verbreiten –, dass es sich bei er Beweislastverschiebung nach § 611 a BGB um eine eit 25 Jahre bewährte Regelung in unserer Rechtsordung handelt und dass sie in keiner Weise mit Dokumenationspflichten und einer Beweislastumkehr verbunden erden kann, wie es in der Debatte polemisch behauptet ird? Da Sie gute Erfahrungen damit gemacht haben, die nion zu überzeugen, Volker Beck (Jörg van Essen [FDP]: Ich hoffe, dass das nicht gelungen ist!)

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1603606700
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603606800
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603606900
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1603607000




(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603607100
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603607200
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603607300
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603607400
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603607500
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603607600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603607700




(A) )


(B) )


können Sie diese Erfahrungen vielleicht auf die FDP und
die Wirtschaftsverbände ausdehnen.

F
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603607800


Werter Herr Kollege Beck, Sie haben in Ihre Frage
genau genommen drei oder vier Unterfragen mit aufge-
nommen. Eine Frage bezog sich darauf, wie wir uns den
Meinungswandel erklären. Ich glaube, dass der demo-
kratische parlamentarische Diskurs und die Rücksprache
mit Menschen, die entsprechende Erfahrungen gemacht
haben, dazu beitragen, dass man die Dinge etwas ge-
nauer hinterfragt und die Realitäten erkennt.

Ich denke, dass dieses Verfahren der Öffentlichkeit
deutlich macht, was beabsichtigt ist und dass dies im
Kern eher eine Stärkung des Betroffenen bedeutet, so-
dass die Befürchtungen, die dagegen vorgebracht wur-
den, nicht berechtigt sind. Vor diesem Hintergrund gehe
ich für den weiteren Diskurs über dieses Gesetz, der
auch von den Verbänden geführt wird, davon aus, dass
keine zusätzlichen Belastungen auf die Betroffenen zu-
kommen, sondern dass es darum geht, ein Gesetz, das
auf europäischer Ebene gewollt ist, in der Bundesrepu-
blik umzusetzen.


Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603607900

Kollegin Enkelmann.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603608000

Wir reden gerade über Antidiskriminierung. Herr

Staatssekretär, sind Sie bereit, den Kollegen Beck da-
rüber aufzuklären, dass diese Fraktion „Die Linke“
heißt?


(Beifall bei der LINKEN)


F
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603608100


Werte Frau Kollegin Dr. Enkelmann, ich glaube, die
Beantwortung dieser Frage durch mich ist nach der Form
und dem Inhalt Ihrer Fragestellung nicht mehr notwen-
dig.


(Eberhard Gienger [CDU/CSU]: Das haben wir schon mal gehört! – Gegenruf von den Linken: Wir auch! – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Aber so ganz geklärt ist das nach den Vorgängen der WASG ja noch nicht!)



Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1603608200

Wir sind am Ende dieses Geschäftsbereiches.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Technologie. Ich rufe
die Frage 9 des Kollegen Volker Beck auf:


(„Wirtschaftswoche“ vom 10. Mai 2006)

desministerium für Wirtschaft und Technologie Dr. Bernd
Pfaffenbach neuer Hauptgeschäftsführer und Präsidiumsmit-
glied des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, BDI,

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(C (D werden soll, und, wenn ja, wie vereinbart sich die Aufnahme dieser Tätigkeit mit § 69 a des Bundesbeamtengesetzes? Zur Beantwortung hat Herr Staatssekretär Schauerte as Wort. H Entsprechende Meldungen entbehren jeglicher rundlage, Herr Beck. Die zwischenzeitliche Ankündiung der Nachbesetzung der Position belegt dies. Es hat einerlei Kontakte bezüglich eines beruflichen Wechsels wischen Herrn Staatssekretär Dr. Bernd Pfaffenbach nd dem Bundesverband der Deutschen Industrie gegeen. (Jörg van Essen [FDP]: Es ist peinlich, dass der die Frage nicht zurückgezogen hat!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603608300

Herr Dr. Pfaffenbach nimmt seine Aufgaben als
taatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft
nd Technologie sowie als persönlicher Beauftragter
er Bundeskanzlerin für die Weltwirtschaftsgipfel der
-8-Staaten sehr gerne wahr und möchte diese Tätigkeit

uch in Zukunft ausüben.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1603608400

Herr Kollege Beck.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603608500

So lernen wir doch immer wieder, dass vieles, was in

er Zeitung steht, auch falsch sein kann.


(Jörg van Essen [FDP]: Es gibt dann übrigens die Möglichkeit, solche Fragen zurückzuziehen!)


eshalb haben wir danach gefragt, ob diese Informatio-
en stimmen. Nun sind wir etwas schlauer.

Teilen Sie denn unsere Einschätzung, dass in dem
all, dass die Informationen in der „Wirtschaftswoche“
estimmt hätten, § 69 a Bundesbeamtengesetz zum Tra-
en gekommen wäre?

H
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603608600


Sehr geehrter Herr Kollege, da die Möglichkeiten, hy-
othetische Fragen zu jedem behaupteten Sachverhalt zu
tellen, unendlich groß sind, sollten wir uns aus Gründen
iner vernünftigen Disziplin darauf beschränken, uns mit
em Tatsächlichen – eben nicht mit dem Hypotheti-
chen – zu befassen.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1603608700

Es gibt keine weiteren Zusatzfragen.

Die an das Kanzleramt gestellten Fragen – das sind
ie Fragen 10 bis 13 – werden schriftlich beantwortet.

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums der Finanzen. Frau Kollegin Staats-
ekretärin Hendricks steht zur Beantwortung zur Verfü-
ung.

Die Fragen 14 und 15 werden schriftlich beantwortet.






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ich rufe die Frage 16 des Kollegen Rohde auf:
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die derzei-

tige Bewertung von unbebauten und bebauten Grundstücken
im Rahmen des Schenkung- und Erbschaftsteuerrechts nicht
verfassungsgemäß ist, da sie im Vergleich zur Bewertung von
Kapital andere Maßstäbe ansetzt?

Wenn Sie, Frau Staatssekretärin, die Frage freundli-
cherweise beantworten.

D
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603608800


Gerne, Herr Präsident. – Herr Kollege Rohde, das
Bundesverfassungsgericht hat in seiner Erbschaftsteuer-
entscheidung vom 22. Juni 1995 nicht den Ansatz der
Immobilien mit Verkehrswerten gefordert. Es hat viel-
mehr ausgeführt – ich zitiere wörtlich –: Die gleichmä-
ßige Belastung der Steuerpflichtigen hängt davon ab,
dass für die einzelnen zur Erbschaft gehörenden wirt-
schaftlichen Einheiten und Wirtschaftsgüter Bemes-
sungsgrundlagen gefunden werden, die deren Werte in
ihrer Relation realitätsgerecht abbilden. – Damit hat das
Gericht dem Gesetzgeber einen Gestaltungsfreiraum zu-
erkannt.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1603608900

Herr Kollege Rohde.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603609000

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatssekretärin,

ich bin jetzt nicht ganz schlau geworden aus Ihrer Ant-
wort, ob Sie dazu eine Änderung planen oder nicht. Des-
halb einfach die Nachfrage: Plant die Bundesregierung
unabhängig von dieser Entscheidung des Bundesverfas-
sungsgerichts eine Reform der Erbschaftsteuer?

D
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1603609100


Herr Kollege Rohde, die erste Frage, die Sie für die
Fragestunde gestellt haben, richtet sich auf das Bewer-
tungsgesetz. In der Tat, das Bewertungsgesetz läuft am
Ende des Jahres aus. Die Bundesregierung ist in Vorbe-
reitungen dafür, dem Parlament einen Vorschlag vorzu-
legen.

Was die Erbschaftsteuer anbelangt, so wissen Sie,
dass die Koalitionsfraktionen vorgesehen haben, den
Übergang des betrieblichen Vermögens mit dem Ziel der
Fortführung von Unternehmen zu erleichtern. Dies ist
parallel in Vorbereitung.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1603609200

Weitere Zusatzfrage.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603609300

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. – Welche Konse-

quenzen zieht denn die Bundesregierung aus dem Um-
stand, dass wir im europäischen Vergleich eine sehr hohe
Steuerquote bei der Erbschaftsteuer haben und andere
Länder wie Italien oder Schweizer Kantone oder auch
Portugal die Erbschaftsteuer ganz abgeschafft haben?
Man könnte jetzt gegenüberstellen: Nimmt man einmal

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(C (D rbschaftsteuer auf Vermögen ein oder hat man laufend teuereinnahmen von Kapitalerträgen aus dem Vermöen? Einige Bundesbürger könnten ja jetzt Vermögen in ie benachbarten Länder schaffen. D Herr Kollege Rohde, nicht alle in Ihrer Frage enthal enen Unterstellungen sind zutreffend. Es ist nicht so, ass die Bundesrepublik Deutschland im europäischen der gar im internationalen Vergleich hohe Erbschaftteuern vorsieht; das Gegenteil ist der Fall. Es ist zwar ichtig, dass in einzelnen Ländern mittlerweile die Erbchaftsteuern gesenkt worden sind, aber durchaus von inem deutlich höheren Niveau ausgehend, oder sogar auch das gibt es – zur Abschaffung vorgeschlagen orden sind. Das ist aber mit einer anderen Kapitaler ragsbesteuerung, mit laufender Besteuerung aus besteendem Vermögen verbunden. Was den Vergleich der Besteuerung des realen Besites der Menschen angeht, also auf welche Art und Weise esteuert wird – Vermögensteuer, Erbschaftsteuer, rundsteuer oder wie auch immer –, ist festzustellen, ass sich das im Prinzip zunächst einmal auf dieselben üter richtet, dass das aber international sehr unter chiedlich ausgeprägt ist. Insgesamt gesehen ist die Beteuerung auf die Substanz – so kann man das sagen, enn man das zusammenfasst – in der Bundesrepublik eutschland im internationalen Vergleich außerordent ich niedrig, und zwar sowohl was den Privatbesitz anbeangt als auch was das betriebliche Vermögen anbelangt. Herr Kollege Beck. Frau Stimmen Sie mit mir darin überin, dass das zumindest für eine Gruppe nicht zutrifft, ämlich für die Gruppe der Menschen, die in eingetrageen Partnerschaften leben? Da bestehen Unterhaltsverflichtungen – eine Stellung wie Ehegatten –, aber erbechtlich werden die Partner nach wie vor wie Fremde ehandelt, nämlich mit geringem Freibetrag und hoher teuerprogression bei der Erbschaftsteuer. Stimmen Sie it mir darin überein, dass hier dringend Änderungsbe arf besteht? D Herr Kollege Beck, Sie kennen meine Position dazu. ir haben in früheren Legislaturperioden auch zu die em Thema schon zusammengearbeitet. Ich persönlich in weiterhin der Auffassung, dass in der Tat aus dem echtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft mit den amit verbundenen gegenseitigen Verpflichtungen auch ie steuerrechtlichen Schlüsse gezogen werden müssen. ie wir wissen, gibt es dazu Verfahren vor dem Bundes Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks verfassungsgericht. Spätestens die Entscheidungen dieses Gerichts werden dem Bundesgesetzgeber Aufträge erteilen. Frage 17 des Kollegen Rohde: Gedenkt die Bundesregierung vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die am 1. Januar 1996 beschlossene und Ende 2001 verlängerte Anpassung der Bewertung auf 70 Prozent des Verkehrswertes am 30. Juni 2006 endgültig ausläuft, diesen Zustand zu ändern? D Herr Kollege Rohde, zum Jahresende 2006 läuft die Regelung aus, die die Ermittlung der Grundbesitzwerte nach den Wertverhältnissen des 1. Januar 1996 vorschreibt. In Zusammenarbeit mit den aufkommensberechtigten Ländern bereitet die Bundesregierung derzeit ein Gesetz vor, das notwendige Änderungen der Bedarfsbewertung enthält. Voraussichtlich wird dabei vorgeschlagen werden, diese Regelung aufzugeben. Vor grundlegenden Änderungen der Bewertungsvorschriften sollte jedoch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Vorlagebeschluss des Bundesfinanzhofs vom 22. Mai 2002 abgewartet werden. Wie Sie wissen, hat der Bundesfinanzhof dem Bundesverfassungsgericht einen Vorlagebeschluss vorgelegt, der sich auf die Erbschaftsbesteuerung und die dabei unterschiedliche Bewertung von Grundbesitz und betrieblichem Vermögen bezieht. Das Bundesverfassungsgericht hat im März in seiner Mitteilung über die voraussichtlich für dieses Jahr anstehenden Entscheidungen angekündigt, dass es hierzu eine Entscheidung noch in diesem Jahr treffen möchte. Zusatzfragen? Herr Präsident, ich habe zwei Zusatzfragen. Soll ich sie der Einfachheit halber zusammen stellen? Von mir aus gerne. Frau Staatssekretärin, wie sollen denn nach Auffas sung der Bundesregierung, wenn Sie jetzt einen Gesetzentwurf planen, bebaute oder unbebaute Grundstücke zukünftig für die Festsetzung der Erbschaftund Schenkungsteuer bewertet werden, mit wie viel Prozent des tatsächlichen Verkehrswertes? Gibt es da schon erste Tendenzen innerhalb Ihres Ministeriums? Zum Zweiten: Plant die Bundesregierung, auch Lebensversicherungen künftig nicht mehr mit zwei Dritteln der eingezahlten Prämien, sondern mit dem Rückkaufswert zu bewerten? B n d i l w s E t w o d a s d g w z (C (D D Herr Kollege, zur zweiten Frage kann ich Ihnen kei en aktuellen Stand berichten; das kann ich Ihnen aus em Kopf nicht genau sagen. Aber wir sind ja auch noch n Vorbereitungen. Wir werden dem Gesetzgeber natürich zu gegebener Zeit unsere Vorschläge machen. Dies ird spätestens relativ kurz nach der Sommerpause ge chehen; denn das Gesetzgebungsverfahren muss bis nde des Jahres abgeschlossen werden, weil das Bewer ungsgesetz zum Ende dieses Jahres ausläuft. Was die Verkehrswerte von Immobilien anbelangt, so ird sich die Bewertung natürlich am Verkehrswert rientieren. Aber selbstverständlich wird beachtet weren, dass Immobilien eine geringere Fungibilität haben ls Kapitalvermögen – also nicht so leicht verwertbar ind wie Kapitalvermögen, um das vereinfacht auszurücken –, sodass ein Abschlag vom Verkehrswert vorenommen werden wird. Wie hoch dieser Abschlag sein ird, wird Gegenstand der politischen Auseinanderset ung sein. Wir sind damit am Ende der Fragestunde. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 2 a bis 2 f auf: a)

Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1603609400
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1603609500
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603609600
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603609700
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603609800




(A) )


(B) )

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1603609900
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603610000
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1603610100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603610200
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1603610300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603610400
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1603610500
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1603610600
rung

Neue Impulse für Innovation und Wachstum
durch Forschung und Entwicklung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ilse
Aigner, Michael Kretschmer, Katherina Reiche

(Potsdam), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René
Röspel, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Die technologische Leistungsfähigkeit mit dem
6-Milliarden-Euro-Programm und der High-
Tech-Strategie stärken

– Drucksache 16/1546 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Carsten
Müller (Braunschweig), Ilse Aigner, Michael
Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Röspel, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Innovationen für Deutschland durch das
7. Forschungsrahmenprogramm der Europäi-
schen Union

– Drucksache 16/1547 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Pieper, Ulrike Flach, Uwe Barth, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der FDP

Innovationen brauchen Freiheit – Für mehr
Arbeit und Wohlstand

– Drucksache 16/1532 –
Überweisungsvorschlag:

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht zur technologischen Leistungsfähig-
keit Deutschlands 2006

und

Stellungnahme der Bundesregierung

– Drucksache 16/1245 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

f) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht der Bundesregierung zum 6-Milliar-
den-Euro-Programm für Forschung und Ent-
wicklung – Neue Impulse für Innovation und
Wachstum

– Drucksache 16/1400 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

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(C (D Die Fraktionen haben sich darauf verständigt, dass für ie Aussprache im Anschluss an die Regierungserkläung eineinviertel Stunden vorgesehen sind. – Dazu höre ch keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat ie Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau r. Schavan. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Deutschlands Stärken sind eltweit anerkannt. Sie liegen in seiner hohen politi chen und sozialen Stabilität, seiner leistungsfähigen Inrastruktur und seiner führenden Rolle in Europa. eutschland ist weltweit die drittgrößte Industrienation nd mit seinen technologiestarken Unternehmen seit ahren Exportweltmeister. Aber andere holen auf. Wer den Blick auf die Investiionen für Forschung und Entwicklung bezogen auf das eweilige Bruttoinlandsprodukt wirft, stellt fest: Japan iegt bei 3,2 Prozent, Schweden bei 4 Prozent, Israel ogar bei 4,5 Prozent. Deshalb ist die Erreichung des -Prozent-Ziels bis zum Ende dieser Legislaturperiode ür uns so zentral wichtig im internationalen Wettbeerb. ie ist auch deshalb wichtig, weil die genannten Länder ns vor Augen führen, dass neue Kraftund Wohlstandsuellen – das haben jene Länder erkannt und das gilt uch für uns – bei Forschung und Innovation zu suchen ind. Sie sind der Schlüssel für Zukunftsfähigkeit. Sie ind die Quelle für künftigen Wohlstand. Forschung und ntwicklung sind die neuen Kraftquellen für den Fortchritt einer Gesellschaft und sie sind vor allem die zenrale Kraftquelle für die Zukunftschancen künftiger Geerationen. Das gilt auch für den internationalen Dialog. Im interationalen Gespräch erweisen sich Wissenschaft und orschung als die zentralen Wettbewerbsfaktoren. Um lso Deutschland eine starke Position in der Forschung u sichern, um unsere Position auszubauen, bietet die lobalisierung mehr Chancen als Risiken. Deshalb rü ken Wissenschaft und Forschung zunehmend auf die orderen Plätze der internationalen Agenda. Deshalb ist nser Ziel, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft nd Wissenschaftsnation in Europa nicht nur seinen Beirag leistet, sondern aktiv mitgestaltet. Von den Erfolgen profitieren wir in besonderem aße; denn die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ind unsere wichtigsten Handelspartner. Wir brauchen lso einen Paradigmenwechsel in der europäischen Forchungsförderung. Die Bundesregierung hat erheblich aran mitgewirkt, die Ausgaben der EU verstärkt auf ukunftsinvestitionen auszurichten. Insbesondere die ozialund Strukturfonds werden herangezogen, um orschung und Innovationen zu finanzieren. Das Ge Bundesministerin Dr. Annette Schavan samtbudget für das 7. Forschungsrahmenprogramm mit seiner Laufzeit bis zum Jahre 2013 wurde im Vergleich zum 6. Forschungsrahmenprogramm auch auf Initiative der Bundesregierung deutlich erhöht. Die dafür bereitgestellten Mittel liegen im Jahr 2013 um drei Viertel über denen von 2006. Das ist das Fundament für die nächsten Jahre. Wir nehmen auch Einfluss auf die Art künftiger Forschungsförderung, auf die Strukturen künftiger Forschungsförderung in Europa. Zu Beginn unserer europäischen Ratspräsidentschaft wird der Europäische Forschungsrat eingesetzt werden. Erstmalig gibt es ein hochkarätiges Instrument zur Förderung exzellenter Pionierforschung unter Selbstverwaltung der Wissenschaft. Wer sich in Europa ein bisschen auskennt, weiß: Das ist nicht selbstverständlich. Dieser Forschungsrat etabliert nach dem Vorbild der Deutschen Forschungsgemeinschaft erstmals eine wirklich unabhängige Forschungsförderung in Europa. Das ist die Voraussetzung für europäische Exzellenzförderung in Wissenschaft und Forschung. So greifen also die europäische und die deutsche Forschungsund Technologiepolitik ineinander. Das Ziel dieser Bundesregierung ist es, den Aufbau des europäischen Forschungsraumes entscheidend voranzubringen. Für einen Paradigmenwechsel in der europäischen Forschungsförderung brauchen wir darüber hinaus ein solides inhaltliches Fundament. Ein Leitthema unserer Grundlagenforschung zur Stärkung von Innovationen und für mehr Wachstum und Beschäftigung. Wir suchen die bilaterale Zusammenarbeit mit interessierten Mitgliedstaaten, um unsere Pilotprojekte für die europäische Ebene reif zu machen. So haben wir gemeinsam mit Frankreich mehrere Projekte in Hightechfeldern vereinbart. Wir führen im Zeitraum unserer Präsidentschaft eine Reihe hochkarätiger Fachkonferenzen in Deutschland durch. Sie sind Thementreiber und wissenschaftlich-technologische Aushängeschilder für Deutschland. Dies gilt zum Beispiel für die Biotechnologie, die Nanotechnologie und die Sicherheitsforschung. Deutschland muss für Spitzenforscher aus der ganzen Welt attraktiver werden. Deutschland wird Leitmärkte und Innovationsräume für technologische Entwicklungen schaffen. Deshalb werden die Wissenschafts-, die Forschungsund die Technologiepolitik – die Bundeskanzlerin hat dies in ihrer Regierungserklärung angesprochen – Schwerpunkte der europäischen Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2007 sein. Wir investieren 6 Milliarden Euro zusätzlich in Schlüsselund Querschnittstechnologien sowie in Maßnahmen, die den Forschungsstandort Deutschland stärken. D h w F o A – l h r 1 Z u m s j p D c B d d s s S b k b j A u E b f h e f t F t s d t b D (C (D as heißt – diese Feststellung ist nicht übertrieben –, nie at eine Bundesregierung so viel in Forschung und Enticklung investiert, nie hat sie sich so intensiv mit der rage der Umsetzung, der Konkretisierung von Innovatinsstrategien beschäftigt! llein im Jahr 2006 – und daran ist die SPD beteiligt (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ute Kumpf [SPD]: Danke!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603610700

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na, na!)


sehen Sie, es ist gar nicht so schlimm – werden zusätz-
ich 700 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Wir ge-
en damit in Vorleistung, um das 3-Prozent-Ziel zu er-
eichen. Von diesen 3 Prozent sollen Bund und Länder
Prozent aufbringen. Das ist kein leicht zu erreichendes
iel.

Zugleich ist klar: Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit
nseres Landes gibt es dazu keine Alternative. Deshalb
üssen wir auch an die Adresse der Wirtschaft sagen,

ie soll jetzt nicht kleinmütig sein und sich nicht schon
etzt auf Kompromisse vorbereiten. Es darf keine Kom-
romisse geben. Die 3 Prozent müssen erreicht werden.
azu muss die Wirtschaft in Deutschland einen erhebli-

hen Beitrag leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen in Menschen und Talente investieren,
rücken schlagen von der Forschung zu den Märkten
er Zukunft. Deutschland soll sich deshalb wirklich von
er Bildungspolitik über die Wissenschafts-, For-
chungs- und Technologiepolitik zu einer Talent-
chmiede entwickeln, junge Talente und Exzellenz in
chule und Hochschule fördern, berufliche Bildung ver-
essern, Integration von Migranten mit einem wirklich
lar definierten Zielpaket und Zeitplan verbessern. Wir
rauchen in Deutschland jeden jungen Mann und jede
unge Frau, um unser Land zukunftsfähig zu machen.
llein 90 000 zusätzliche Ingenieure sind notwendig,
m das 3-Prozent-Ziel zu erreichen. Geld ist das eine,
xzellenz in der Förderung von Talenten ist das andere.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Exzellenzförderung beginnt nicht erst bei der verein-
arten Exzellenzinitiative, sie beginnt bei der Begabten-
örderung. Deshalb haben wir erstmals mit diesem Haus-
altsjahr die hierfür zur Verfügung stehenden Mittel
rhöht. Außerdem gilt: Wissenschaft und Grundlagen-
orschung sind die Grundpfeiler für exzellente Innova-
ionen. Ideen gedeihen am besten in einem Klima von
reiheit, Offenheit und intellektuellem Wettbewerb. Au-

onomie und Wettbewerb sind deshalb die Leitbilder un-
erer Wissenschaftspolitik. Ich finde, wir sollten uns in
en nächsten Jahren nicht so viel mit der Frage beschäf-
igen, wer was am besten regelt, sondern damit, wie am
esten Freiraum für junge Talente, für neue Ideen in
eutschland entsteht.






(A) )


)

Bundesministerin Dr. Annette Schavan

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Neben der Exzellenzinitiative leistet der Pakt für
Forschung und Innovation einen entscheidenden Bei-
trag für mehr Leistung. Im Übrigen sind die Exzellenz-
initiative einerseits und der Pakt für Forschung und In-
novation andererseits zwei exzellente Beispiele für eine
gute Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Län-
dern, in der gemeinsame strategische Ziele vereinbart
werden, in der die gemeinsame Bereitschaft zum Aus-
druck kommt, zu investieren. Ich bin davon überzeugt:
Diese beiden Initiativen sind Beispiele für die Zusam-
menarbeit des Bundes und der Länder im Bereich von
Forschungs- und Technologiepolitik auch in den nächs-
ten Jahren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Mittelzuwachs von mindestens 3 Prozent für den
Pakt für Forschung und Innovation ist auch wegen der
im internationalen Wettbewerb entstandenen ungewöhn-
lichen Dynamik wichtig. Allein in China sind im Zeit-
raum von 1997 bis 2004 mehr Forscher ausgebildet wor-
den und in ihre Arbeit eingestiegen, als die Gesamtzahl
aller in Deutschland tätigen Forscher ausmacht. Wir wis-
sen aus China, Indien und anderen Regionen der Welt,
dass dort eine Dynamik entsteht, die für uns eine große
Herausforderung ist und jedes Gefühl der Selbstzufrie-
denheit verbietet.

Deshalb darf auch nicht schon jetzt damit begonnen
werden, von einem Studentenberg zu sprechen. Mehr
Studierende in Deutschland sind eine Chance für dieses
Land, sie sind ein Glücksfall. Deshalb brauchen wir ei-
nen Hochschulpakt 2020 zwischen dem Bund und den
Ländern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Eine Politik für Wachstum und Innovation ist ein Pro-
jekt der gesamten Bundesregierung. Deshalb danke ich
meinen Kolleginnen und Kollegen für die kollegiale
und, wie ich finde, zukunftsweisende Arbeit. Wir alle
haben in den letzten Jahren, quer durch die Fraktionen,
beklagt, dass Forschungs- und Technologiepolitik zu-
nehmend über viele Häuser verteilt worden ist, wodurch
es immer schwieriger wurde, zu einer wirklich stimmi-
gen Politik, zu einer Politik aus einem Guss, zu kom-
men. Mit unserer gemeinsamen Arbeit an der Hightech-
strategie wird das verändert. Wir bearbeiten gemeinsam
17 verschiedene Innovationsfelder. Dadurch bietet sich
seit vielen Jahren erstmals wieder die Chance, zu einer
Innovationspolitik aus einem Guss zu kommen. Dafür
herzlichen Dank!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Von diesen 17 Innovationsstrategien seien drei bei-
spielhaft genannt:

Erstens. Energieforschung. Moderne Energietechno-
logien sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Energie-
wirtschaft. Das ist schon beim ersten Energiegipfel deut-
lich geworden. Die Bundesregierung wird deshalb in
dieser Legislaturperiode, im Zeitraum von 2006 bis

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(C (D 009, rund 2 Milliarden Euro in diesen Bereich investieen. Die Sicherung der deutschen Spitzenstellung bei odernen Energietechnologien ist nur durch gemein ame Anstrengungen von Staat und Wirtschaft erreichar. Bereits jetzt hat die Industrie 2 Milliarden Euro an igenen Investitionen zugesagt. Das mit der Wirtschaft konzipierte Fachprogramm ird das energieoptimierte Bauen voranbringen. Daneen gibt es Modellvorhaben für Niedrigenergiehäuser. ie Diffusion neuer Technologien in den Markt wird urch das CO2-Gebäudesanierungsprogramm flankiert nd beschleunigt. Die Brennstoffzellentechnologie soll u einer verlässlichen und preiswerten Alternative für ie unterschiedlichsten Anwendungsfelder entwickelt erden. In dem neuen nationalen Innovationsprogramm erden die Aktivitäten der Industrie, der Wissenschaft nd der Forschung von der Grundlagenforschung bis zur arkteinführung gebündelt. Wir blicken also schärfer uf die gesamte Wertschöpfungskette. Das ist im Übrien eine Strategie, die wir auch in den europäischen Diaog einbringen werden. Wir bauen die Forschung zu erneuerbaren Energien us. Mit Modellvorhaben zu Offshorewindanlagen soll er Einstieg in die Multimegawattklasse unter Hochseeedingungen getestet werden. Deutschland darf bei der Kernenergieund Fusionsorschung den Anschluss an den internationalen wissenchaftlichen Standard nicht verlieren. er Ausstiegsbeschluss ist das eine. Er kann aber nicht edeuten, dass wir jedwedes Know-how in diesem techologischen Bereich verloren gehen lassen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)


s ist deshalb richtig, dass das Bundesumweltministe-
ium und mein Haus einen Schwerpunkt auf die Förde-
ung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich
es Strahlenschutzes, der Kernenergiesicherheit sowie
er Erforschung von Schlüsseltechnologien für die euro-
äische Kernfusionsversuchsanlage ITER legen. Dazu
ehört auch die Entwicklung einer neuen Generation von
ohle- und Gaskraftwerken. Sie sollen hocheffizient ar-
eiten, das heißt, die Anlageneffizienz muss sich inner-
alb der kommenden 15 Jahre um 20 Prozent verbes-
ern, sie sollen CO2-emissionsfrei werden und damit
esentliche Beiträge zum Klimaschutz leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens. Gesundheitsforschung. Die demografi-
che Entwicklung mit einer steigenden Lebenserwartung
ird eine zunehmende Herausforderung für die medizi-
ische Forschung. Die aktuellen Debatten zur Ge-
undheitsreform machen deutlich, dass der Beitrag der
edizinischen Forschung zu einem zukunftsfähigen Ge-

undheitssystem für alle an Bedeutung gewinnt.

Medizinische Forschung soll die Vorbeugung,
iagnose und Heilung von Krankheiten verbessern. Wir
üssen die Forschung in diesem Bereich so optimieren

(B)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
– das wird der zentrale Gedanke der Innovationsstrategie
im Bereich der Gesundheitsforschung sein –, dass die
Ergebnisse dieser Forschung von der medizinischen und
pharmazeutischen Industrie rascher genutzt werden kön-
nen. Klinische Forschung wird gestärkt. An Kliniken
werden Behandlungs- und Forschungszentren ausge-
baut. Das ist das Herzstück der Gesundheitsforschung in
den nächsten Jahren. Damit wird das Know-how in un-
serem Land erhalten. Denn wer hier forscht, hat auch ei-
nen hohen Anreiz, in Deutschland zu produzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In ihr Gesundheitsforschungsprogramm investiert die
Bundesregierung jährlich rund 150 Millionen Euro, um
Krankheitsursachen zu ergründen, wirksame Behand-
lungsmethoden zu entwickeln, Prävention und Gesund-
heitsvorsorge sowie den Transfer von Forschungsergeb-
nissen ins Gesundheitswesen zu verbessern. Damit
leisten wir auch auf Forschungsebene einen wirksamen
Beitrag zu einem leistungsfähigen und finanzierbaren
Gesundheitswesen.

Drittens. Biotechnologie. Für den Durchbuch in der
Biotechnologiebranche setzen wir ein sichtbares Signal,
damit Deutschland in Europa führend wird hinsichtlich
Umsatz und Beschäftigtenzahlen. Auch hier gilt:
Deutschland muss Talentschmiede für wissenschaftli-
chen Spitzennachwuchs sein und Gründungen ausbauen.
Wir müssen in unserem Land Exzellenzcluster etablie-
ren, zum Beispiel in der Forschung mit adulten Stamm-
zellen und in der Weißen Biotechnologie. Wir müssen
den Technologietransfer beschleunigen und alle unsere
Aktivitäten immer auch auf die Beseitigung von Wachs-
tumsbremsen ausrichten.

Unser Ziel ist die Erschließung des vollen Potenzials
der Biotechnologie innerhalb vieler Industriezweige: in
der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie, in der
Energiewirtschaft und in der Landwirtschaft. Mit den
Bio-Regios haben wir in der Clusterpolitik gute Erfah-
rungen gemacht. Daran werden wir anknüpfen. Wie im
Koalitionsvertrag vereinbart, legen wir einen besonderen
Schwerpunkt auf die Herausbildung von Innovations-
clustern.

Im Hinblick auf diese 17 Innovationsfelder stellt sich
sofort die Frage: Wie erreichen wir – auch das muss und
wird Teil des Programms sein, das wir im Sommer vor-
legen –, dass es weitere Anreizsysteme für mehr Investi-
tionen der Wirtschaft in Forschung und Innovation gibt?
Es liegt eine Reihe von Vorschlägen auf dem Tisch, zum
Beispiel die Einführung einer Forschungsprämie. Ich bin
davon überzeugt: Wir müssen in den nächsten Wochen
und Monaten darüber Entscheidungen treffen; denn auch
dieser Bereich ist Voraussetzung dafür, dass das 3-Pro-
zent-Ziel in Deutschland erreicht werden kann.

Ein gutes Beispiel für eine neue Kultur der Zusam-
menarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
sind die „Partner für Innovation“. Von deren Vorschlä-
gen sind 16 Projekte bereits realisiert. 52 Projekte wer-
den derzeit hinsichtlich ihrer möglichen Umsetzungen
geprüft. Die Bundesregierung intensiviert diesen begon-
nenen Dialog weiter. Es gibt einen Dialog zum einen mit

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(C (D em Rat für Innovation und Wachstum und zum anderen it einer „Forschungsunion Wissenschaft – Wirtschaft“ eim BMBF, die am 23. Juni ihre Arbeit aufnimmt. An er Spitze stehen der Präsident der Fraunhofer-Gesellchaft, Professor Bullinger, sowie der Präsident des Stiferverbandes, Herr Dr. Oetker. Das wird den kontinuierichen Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ördern. Wirksame Umsetzung von Strategien setzt voraus, on Beginn an zu gemeinsamen Strategien zwischen irtschaft und Wissenschaft zu kommen. Ich bin den ertretern der Wissenschaft und der Wirtschaft sehr ankbar dafür, dass wir in den nächsten Monaten, wenn s um die Weichenstellungen auf den 17 Innovationsfelern gehen wird, zu einem Dialog kommen. Dieser Diaog soll kein allgemeines Gespräch über das sein, was ein müsste, sondern muss in Zielvereinbarungen über nvestitionen seitens der Wirtschaft münden. Mit Blick auf Innovationshemmnisse im Bereich des ittelstandes steigert die Bundesregierung die Förderittel für Forschung und Entwicklung im Mittelstand berproportional. Sie erleichtert kleinen und mittleren nternehmen den Zugang zu Fachprogrammen und öffet neue Wege der Innovationsfinanzierung als neue öglichkeiten, bisherige Innovationshemmnisse im ittelstand abzubauen. Wir wissen, dass das Potenzial n den kleineren und mittleren innovativen Unternehmen och nicht voll ausgeschöpft ist. Die Grundlage jeder erfolgreichen Innovationspolitik st eine Wirtschaftspolitik, die Wachstum und Wettbeerb verpflichtet ist. Auch deshalb sind die Reform der nternehmensbesteuerung und die Minderung bürokra ischer Lasten für den Innovationsstandort von herausraender Bedeutung. Wir rufen die Unternehmen dazu auf, en beginnenden Konjunkturaufschwung für neue Spieläume im Bereich der Investitionen für Innovationen zu utzen. Meine Damen und Herren, neue Wachstumsfelder erden vor allem von jungen Unternehmen erschlossen. ie brauchen eine Anschubfinanzierung und die Bereittellung von Wagniskapital. eben der Schaffung von Anreizsystemen werden in den ächsten Wochen deshalb auch Gespräche mit der inanzwirtschaft über neue Finanzierungskonzepte zur örderung von Forschung und mehr Investitionen in die orschung sowie für Innovationen stattfinden. Schließlich werden wir funktionierende internationale egeln zum Schutz geistigen Eigentums schaffen. eutschland gehört bei der Zahl der Patentanmeldungen nternational zur Spitzengruppe und ist als Exporteur on Technologiegütern in starkem Maße von Verletzunen dieser Rechte betroffen. Die Verbesserung des chutzes und der Verwertung geistigen Eigentums hat ür uns Priorität. Auch das ist eine wichtige Brücke von er Forschung in die Märkte. Bundesministerin Dr. Annette Schavan Klare Impulse für den europäischen Forschungsstandort, 17 Innovationsfelder im Rahmen einer Hightechstrategie, neue Anreizsysteme für mehr Investitionen in die Forschungsförderung, neue finanzwirtschaftliche Konzepte, Verbindung deutscher und europäischer Forschungspolitik – mit diesem Paket setzt die Bundesregierung Signale dafür, dass die Innovationspolitik wirklich der rote Faden ihrer Politik ist und dass sie davon überzeugt ist, dass das der Schlüssel für wirtschaftliche Dynamik ist. Das ist im Übrigen auch die Antwort auf die Frage, welche Chancen künftige Generationen in Deutschland haben, und das ist der Motor für soziale Entwicklungen sowie die Antwort auf die Frage, wie wir die soziale Sicherheit in Deutschland gewährleisten. Das geschieht nämlich nicht mehr vorrangig über die klassische Sozialpolitik, dazu braucht es eine dynamische Innovationspolitik. Deshalb danke ich den beiden Koalitionsfraktionen dafür, dass wir schon in den ersten Haushaltsberatungen wichtige Weichen gestellt haben, damit Deutschland einer der attraktivsten Wissenschaftsstandorte und Motor für die europäische Forschungsund Technologiepolitik werden kann. Ich danke Ihnen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst die Kollegin Cornelia Pieper für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wer möchte, dass Deutschland als Forschungsstandort in der Champions League der Industrienationen mitspielt, der muss in der Tat auf Freiheit und Wettbewerb setzen. Frau Kanzlerin, Sie haben in Ihrer ersten Regierungserklärung zu Recht gesagt, Deutschland müsse mehr Freiheit wagen und die Wachstumsbremsen müssten endlich gelöst werden. Ich frage Sie aber: Wo ist die Freiheit für die Forschung, von der Sie sprachen, in wichtigen Zukunftsfeldern geblieben? Bisher sind den großen Worten aus unserer Sicht nämlich keine Taten gefolgt. Denken Sie nur an die Grüne Gentechnik oder zum Beispiel auch an die Sicherheitsforschung im Bereich der Kerntechnik. Das sind Zukunftsfelder für die Forschungspolitik. Wer mehr Freiheit in der Forschung will, muss auf Chancen neuer Forschungsfelder und Technologien setzen und darf eben nicht allein an deren Risiken denken. Die Forschungsund Technologiepolitik muss ideologiefrei auf Zukunftsfelder und Spitzentechnologien setzen. Dazu gehören natürlich die Lebenswissenschaften, die Nanotechnologie, die optischen Technologien und die Informationstechnologie. Das sind unsere Stärken in Deutschland. S w d t g k K b D D k f t s w tu d g e F B l d s d ö s v D b s l F w r t D H A d m D f t D g C b w (C (D Die Biotechnologie ist mit der Gentechnologie eine chlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Da können ir an Fahrt gewinnen. Wir haben gesehen, dass Anfang er 90er-Jahre eine ideologische Diskussion bei der Roen Gentechnik stattgefunden hat. Dann gab es eine roße Nachfrage nach gentechnisch hergestellten Mediamenten wie dem Insulin. Seitdem ist der gordische noten durchschlagen. Wir erwarten, dass wir uns auch ei der embryonalen Stammzellforschung bewegen. iese Bundesregierung gibt den Stammzellforschern in eutschland aber keine Rechtssicherheit. Stattdessen riminalisiert sie durch deutsches Recht die Stammzellorscher im Ausland und wirbt bei den EU-Mitgliedstaaen dafür, dass die Förderprogramme in das 7. EU-Forchungsrahmenprogramm nicht mehr aufgenommen erden. Das hat nichts mit Freiheit der Forschung zu n. Nach der Lektüre der Unterrichtung durch die Bunesregierung suchte ich natürlich nach einem klaren Sinal für die grüne Biotechnologie. In der Regierungsrklärung sagte Frau Merkel: Wir müssen auf die reiheit der Entwicklungsmöglichkeiten in der Nano-, iound Informationstechnologie setzen. Aber die ideo ogischen Scheingefechte nach grünem Muster gehen in ieser Regierungskoalition weiter. Neuerdings beteiligt ich der CSU-Generalsekretär an der Debatte. Er lehnt ie Grüne Gentechnik ab mit der Begründung: Weil die kologischen Langzeitwirkungen noch nicht erforscht eien, dürfe es keine Freilandversuche mit gentechnisch eränderten Pflanzen geben. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Cornelia Pieper [FDP]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603610800

(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603610900

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


as ist ja unglaublich. Der Mann weiß nicht, dass es da-
ei genau um Sicherheitsforschung geht und dass insbe-
ondere in Bayern – wo leider durch kriminelle Hand-
ungen Mineralöl auf einem Versuchsfeld im Landkreis
ürstenfeldbruck ausgebracht worden ist – untersucht
erden sollte, welche Auswirkungen der in den Vorjah-

en erfolgte Anbau von gentechnisch veränderten Kar-
offeln auf die Bodenqualität und auf Folgefrüchte hat.
arum geht es in der Sicherheitsforschung. Ich frage
errn Söder: Wird eigentlich von Amts wegen ermittelt?
us meiner Sicht ist das eine kriminelle Handlung, die
ort vorgenommen worden ist, und hat wirklich nichts
it Freiheit von Forschung zu tun.


(Beifall bei der FDP)


as erinnert mich eher an provinziellen Populismus. Ich
ordere die Bundeskanzlerin auf, diese plumpen Debat-
en zu unterbinden, die dem Forschungsstandort
eutschland schaden.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Basta!)


Meine Damen und Herren, der Bericht zur technolo-
ischen Leistungsfähigkeit hat uns auf Stärken und
hancen hingewiesen. Sie, Frau Ministerin Schavan, ha-
en zu Recht die Stärken genannt. Ich will darauf hin-
eisen, dass in diesem Bericht zur technologischen






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
Leistungsfähigkeit auch deutlich gemacht wird, dass der
Innovationsmotor in Deutschland nachlässt. Der Bericht
zeigt zum Beispiel, dass die Innovationsbeteiligung
von kleinen und mittleren Unternehmen dringend er-
höht werden muss; das haben Sie zu Recht gesagt. Wäh-
rend 1999 noch 65 Prozent der KMU neue Produkte auf
den Markt gebracht haben, waren es 2003 nur
59 Prozent.

Dazu gehört natürlich, Anreizsysteme zu schaffen.
Die bei KfW und Hausbanken beantragten Kredite
scheitern meist, weil die kleinen und mittelständischen
Unternehmen keine Sicherheiten bieten können; in den
neuen Bundesländern haben 80 Prozent der mittelständi-
schen Unternehmen nur fünf bis zwanzig Beschäftigte.
Wir brauchen einen Gründerboom von Wissenschaftlern
mit guten Ideen. Die Tatsache, dass Deutschland bei Pa-
tentanmeldungen international Spitze und Europameister
ist, die neuen Produkte jedoch überwiegend im Ausland
gefertigt werden, ist eine unserer größten Wachstums-
bremsen. Die muss gelöst werden. Schaffen Sie einen In-
novationsfonds für Neugründungen, Frau Ministerin;
das wäre eine gute Idee. Ich nehme es gerne auf, dass Sie
mit der Finanzwirtschaft darüber reden. Wir werden
diese Idee jedenfalls vorantreiben.

Hochschulen sind Keimzellen für Innovationen. Die
Hochschulen brauchen mehr Freiheit. Die Studierenden
müssen sich zukünftig ihre Hochschulen selbst aus-
suchen können – auch das ist Freiheit. Wer den Zentra-
lismus im Bund nicht will, kann ihn nicht durch den
Zentralismus in den Ländern ersetzen. Kapazitätsverord-
nungen, zentrale Vergabe von Studienplätzen – all das
sind Hemmschuhe für die Autonomie und den Wettbe-
werb der Hochschulen. Deshalb fordern wir Liberale seit
langem die grundgesetzliche Verankerung der Autono-
mie, damit die Freiheit von Hochschulen in diesem Land
tatsächlich verwirklicht wird.


(Beifall bei der FDP)


Kluge Köpfe sind unser wichtigstes Kapital. Vor al-
lem in unseren Schulen und Hochschulen entscheidet
sich die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit unserer Ge-
sellschaft. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir uns
bewusst machen, dass wir in bestimmten Branchen
Nachwuchsprobleme und Fachkräftemangel haben. Wer
von Ihnen auf der Internationalen Luft- und Raumfahrt-
ausstellung war, weiß, dass gerade die Luft- und Raum-
fahrtindustrie deutlich gemacht hat, dass Tausende von
Ingenieuren fehlen. Auch darüber muss dieses Land
nachdenken.

Dass der Bund sich beim Hochschulbau aus der Ver-
antwortung zieht, das ist Ihre Politik. Aber ich weise
darauf hin, dass bei der Verteilung der Mittel für den
Hochschulbau ein Schlüssel herangezogen wird, der
letztendlich eine Wettbewerbsverzerrung für die nord-
und ostdeutschen Bundesländer nach sich zieht. Wir
wollen Wettbewerb, aber zu fairen Bedingungen. Des-
wegen heißt Wettbewerb für uns, dass die finanzschwa-
chen Länder bei der Verteilung von Hochschulbaumit-
teln gegenüber den finanzstarken Ländern nicht
benachteiligt sind; dafür müssen Sie sorgen.

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(C (D Wir fordern eine Zukunftsinitiative für die neuen undesländer. Die Hochschulen und Universitäten in en neuen Bundesländern sind Keimzellen für innovaive Cluster. Darauf müssen wir setzen. Deswegen forern wir seit letztem Wochenende, die Solidarpaktmittel ukünftig auch für Investitionen in die Hochschulen, in en Hochschulbau und nicht nur in Beton zuzulassen. as wäre eine wegweisende Maßnahme für die neuen undesländer. Frau Kollegin Pieper, bitte denken Sie an Ihre Rede eit. Sehr verehrte Frau Ministerin, Innovationen brauchen or allem mehr Freiheit. Das ist die Voraussetzung für auerhaften Wohlstand und mehr Arbeit in Deutschland. ber wer mehr Freiheit will, muss auch mehr Freiheit agen. Sie, Frau Ministerin, stehen noch zu sehr auf der remse. Lösen Sie sie und wir gewinnen an Fahrt. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war der BastaLiberalismus!)

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1603611000
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603611100


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1603611200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulla Burchardt für

ie SPD-Fraktion.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603611300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Die Aus-
ührungen von Frau Pieper reizen eigentlich zu einer et-
as längeren Replik. Wenn Sie über Freiheit und Ideolo-
iefreiheit reden, dann denke ich an Ihren Minister in
ordrhein-Westfalen, der gerade auf dem Altar marktli-
eraler Ideologie die Freiheit der Wissenschaft opfert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ber das ist nicht das heutige Thema. Darüber können
ir sicherlich noch an anderer Stelle diskutieren.

Mit dem 6-Milliarden-Euro-Programm hält die
oalition Wort. Der Bund leistet seinen Beitrag zur Er-

eichung des Lissabonziels. Er geht in Vorleistung. Frau
chavan, Sie werden verstehen, dass ich noch eine An-
erkung zu Ihren Ausführungen machen muss und

azu, was diese Bundesregierung jetzt endlich leistet.
ieses Land hat leider Jahre verloren, weil dieses 6-Mil-

iarden-Euro-Programm von der Union im Bundesrat in
en letzten Jahren blockiert worden ist. Aber wir freuen
ns, dass es mit Ihnen in der großen Koalition jetzt die-
en Fortschritt gibt.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt wird es besser!)







(A) )



(B) )


Ulla Burchardt
Wir bringen Nachhaltigkeit in das erfolgreich
Begonnene: bei der Exzellenzinitiative, beim Pakt für
Forschung und bei der Förderung von Schlüsseltechno-
logien. Wir als Sozialdemokraten sehen in der Hightech-
strategie durchaus den richtigen Ansatz, privates Kapital
für mehr Investitionen in Innovationen zu mobilisieren.
Aber jetzt muss auch die Wirtschaft kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir warten noch auf die sichtbaren, verbindlichen
Zusagen und Zeichen, dass das auch so sein wird. Die
Wirtschaft muss sich vom kurzfristigen Denken der
letzten Jahre lösen. Das ist angesichts der stagnierenden
F-und-E-Aufwendungen und vor allen Dingen der Redu-
zierung des F-und-E-Personalstamms in der Wirtschaft
deutlich geworden. Das muss sich ändern.

Wir freuen uns, dass der Löwenanteil des 6-Milliar-
den-Euro-Programms beim Forschungsministerium
liegt. Wir freuen uns auch, dass die Federführung bei Ih-
nen, Frau Schavan, bei der Forschungsministerin, liegt.
An dieser Stelle sagen wir: Respekt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit
verweist auf die Vorteile des Innovationssystems. Sie
liegen in der exzellenten Forschungsinfrastruktur, in der
Vernetzung, in den bestehenden Clustern und auch in der
Umsetzung von Innovationen im Bereich des Exports
von Technologiegütern. Das alles ist gut. Doch es ist le-
diglich eine Momentaufnahme. Der Film läuft weiter
und bei genauem Hinsehen zeigen sich Risse im Funda-
ment, wie der Bericht das so bildhaft darstellt. Das Bil-
dungssystem ist das Fundament für Innovation und
Wachstum. Es ist eindeutig nicht leistungsfähig genug
und scheint zum Handicap für Innovation und Wachstum
zu werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dass Deutschland beim internationalen Innova-
tions-Benchmark noch im Mittelfeld liegt, ist der Bil-
dungsexpansion der 70er-Jahre zu verdanken. Doch seit
anderthalb Jahrzehnten – die OECD hat es uns ins
Stammbuch geschrieben – stagniert das Qualifikations-
niveau der Bevölkerung ebenso wie die Bildungsausga-
ben. Deutschland ist vom internationalen Trend der
Höherqualifizierung abgekoppelt. Um den damit ver-
bundenen Abwärtstrend abzuwenden und eine nachhal-
tige Förderung von Wachstum und Innovation zu betrei-
ben, ist das 6-Milliarden-Euro-Programm eine
notwendige, aber keine hinreichende Bedingung.


(Beifall bei der SPD)


Not tut eine Bildungsoffensive zur Sicherung des
Nachwuchses des Innovationssystems. Wir als Sozialde-
mokraten sagen dazu: Bildung für alle, von Anfang an,
ein Leben lang. Es braucht Mut zur Veränderung, konse-
quentes Handeln und Bereitschaft zur Kooperation.

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(C (D Ich will das gerne anhand von drei Stichworten und or aktuellem Hintergrund konkretisieren: Mein erstes Stichwort: Die Weiterbildung muss sysematisch zur vierten Säule des Bildungssystems ausgeaut werden. Das Entscheidende haben wir im Koaliionsvertrag vereinbart. Wie Frau Schavan jüngst nlässlich des VDI-Jubiläums sagte, ist all das nicht neu; as ist richtig. Jetzt muss bei der Umsetzung der Vorchläge, die auf dem Tisch liegen, Tempo gemacht weren. Wir brauchen keine neuen Gesprächskreise. Es ist war immer gut, miteinander zu reden, aber Innovation edeutet, Wissen anzuwenden. Das Wissen, was zu tun st, um eine Innovationsoffensive im Weiterbildungsbeeich auf den Weg zu bringen, liegt schon auf dem Tisch. azu haben die Ergebnisse der Arbeit der Expertenkomission und das Forum Bildung beigetragen. Nun ommt es darauf an, dieses Wissen schneller in Anwenung zu bringen. Wir unterstützen die Arbeiten, die im Ministerium um Thema Bildungssparen angelaufen sind. Aber das ann nicht alles sein. Denn Talente und Begabungen gibt s nicht nur in jungen Jahren, sondern auch im Erwachenenalter. Sie dürfen aber nicht an das materielle Einommen gekoppelt sein, also daran, ob es sich jemand eisten kann, für seine Weiterbildung Geld zur Seite zu egen. Die Förderung der „zweiten Chance“ ist genauso otwendig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Zweites Stichwort: das Innovationshandicap Schul-
ystem. Es ist für zu viele Rutschbahn und nicht Start-
ahn. Nahezu wöchentlich werden neue Belege dafür
eliefert. Ökonomisch formuliert ist das der Engpassfak-
or für das Humankapital. Länger gemeinsam lernen, das
äre die dringendste soziale Innovation. Mit den Struk-

uren des 19. Jahrhunderts ist angesichts des globalen
ettbewerbs allenfalls die rote Laterne, aber nun wirk-

ich kein Spitzenplatz zu erreichen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frau Schavan, ich habe gelesen, dass Sie den Ländern
espräche über eine zweite Phase des Ganztagsschul-
rogramms angeboten haben. Wir wären sehr interes-
iert, mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen, wie
an dieses Programm möglicherweise fortführen

önnte.

Hier gibt es aber – damit bin ich bei meinem dritten
tichwort – ein kleines Problem: die anstehende Födera-
smusreform mit ihrem Finanzhilfe- und Kooperations-
erbot. Damit wären dem Bund jegliche Möglichkeiten
enommen, zum Kitten der Risse im Innovationsfunda-
ent beizutragen. Das könnte er nur noch in informa-

iver Hinsicht tun, zum Beispiel über das Berichtswesen
nd in Form von Studien und Forschung, aber nicht
ehr in instrumenteller. Darauf käme es allerdings ent-

cheidend an.






(A) )



(B) )


Ulla Burchardt

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Urteil der Fachwelt ist erdrückend: Diese Reform
gefährdet den Hochschul- und Forschungsstandort
Deutschland. Der Hochschulpakt wäre total legal nicht
mehr möglich, so wichtig er unserer Meinung nach auch
ist.

Noch ein Satz zur Gesundheitsforschung – denn Sie,
Frau Schavan, haben hier einen Schwerpunkt gesetzt –:
Das Auslaufen der Hochschulbauförderung, von der zu
fast 40 Prozent die Unikliniken profitieren, bedeutet,
dass es in Deutschland mittelfristig zum Ende der Ge-
sundheitsforschung kommt. Denn die Unikliniken sind
die Hauptträger der Gesundheitsforschung.

Deswegen kann man an dieser Stelle aus vielerlei
Gründen nur sagen, dass das Gebot der Stunde lautet:
Wer wirklich Innovation und Wachstum fördern will, der
muss heute Mut zu Korrekturen an der Föderalismus-
reform haben. Wir Sozialdemokraten streiten dafür.
Mittlerweile tut das auch der erste Landesbildungsminis-
ter der Union; wir haben für Sie alle noch einen Platz an
unserer Seite.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1603611400

Für die Fraktion Die Linke erhält die Kollegin Petra

Sitte das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603611500

Danke schön, Herr Präsident. – Meine Damen und

Herren!

Trotz anhaltender Exporterfolge hat sich die tech-
nologische Leistungsfähigkeit Deutschlands auf
längere Sicht nicht gut entwickelt. Die Bedingun-
gen für eine dynamische technologische Erneue-
rung und einen nachhaltigen Strukturwandel in
Richtung Wissenswirtschaft müssen deutlich ver-
bessert werden.

Das sind die ersten beiden Sätze des Berichtes zur tech-
nologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands.

Jetzt zitiere ich den Kernsatz aus der Pressemitteilung
der SPD-Kollegen Tauss und Röspel dazu:


(Jörg Tauss [SPD]: Guter Satz!)


– Ja, ja, Herr Tauss. Sie erinnern mich immer an Faust I,
Vers 2086: „des Basses Grundgewalt“. – In Ihrer Presse-
mitteilung heißt es:

Der … Bericht zur technologischen Leistungsfähig-
keit 2006 ist zugleich ein wichtiger Beleg dafür,
dass es uns in den vergangenen Jahren gelungen ist,
Deutschland wieder zu einem führenden For-
schungs-, Wissenschafts- und Innovationsstandort
in der Welt zu machen.


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(C (D (René Röspel [SPD]: Sie müssen auch einmal weiter lesen! Über den ersten Satz hinaus!)


Um diesen Kernsatz überhaupt zu finden, musste man
lles gelesen haben.

Ob diese Pressemitteilung einer getrübten Wahrneh-
ung oder einer Fehleinschätzung entspringt, sei einmal

ahingestellt. Sie ist allerdings ein lehrhaftes Beispiel
afür, wie sinnvoll das Studium von Originalquellen ist.
m Falle dieses Technologieberichtes lohnt sich das Le-
en ganz außerordentlich. Dieser Bericht selbst basiert
ämlich auf der Arbeit von neun außeruniversitären For-
chungsinstituten und er ist ein beredtes Beispiel dafür,
ie wissenschaftliche Kompetenz zur Reflexion gesell-

chaftlicher Problemlagen eingesetzt werden kann. Bei
em Bericht handelt es sich um einen Auftrag aus der
olitik. Gerade durch solche Beauftragungen aus der
olitik muss sich Wissenschaft den Problemen der Ge-
ellschaft öffnen.

Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft wer-
ete in seiner Rede vor dem Wissenschaftlichen Rat posi-
iv – ich zitiere –,

dass Wissenschaft und Forschung sich heute einer
großen Unterstützung aus Politik und Öffentlichkeit
erfreuen können.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


r wies aber zugleich auch auf die gestiegenen Erwar-
ungen hin:

Die Gesellschaft erwartet von der Wissenschaft Lö-
sungen oder zumindest Hilfestellungen, um ange-
sichts der großen globalen Herausforderungen zu
bestehen … Natürlich ist Wissenschaft nicht
zweckfrei, sondern einem allgemeinen humanen
Zweck verpflichtet.

eiter heißt es:

Und Wissenschaft wirkt sich auf die Gesellschaft
aus, weil ihre Ergebnisse Anwendung finden und
damit für jeden erfahrbar werden. Wichtig ist, dass
sich jeder einzelne Wissenschaftler um eine sorgfäl-
tige Arbeit bemüht. Ist das nicht der Fall, leidet
– verständlicherweise – das Vertrauen in die Wis-
senschaft als Ganze.

o weit der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Skepsis gegenüber der Wissenschaft wächst vor allem
ann, wenn diese nur eindimensional nach Zielvorgaben
on Politik arbeitet. Wenn beispielsweise die Menschen
achverständige in Kommissionen wie zum Beispiel in
er zu Hartz IV als Kronzeugen für nachhaltige Ver-
chlechterungen der eigenen Lebenssituation erfahren,
ann ist das ebenjener Vertrauensverlust.


(Beifall bei der LINKEN)


In der Verantwortung der Wissenschaft steht es
ber, eine Bandbreite an Handlungsalternativen aufzu-
achen und öffentlich zur Diskussion zu stellen. Dabei
üssen jene Experten auch Sensibilität für die Zumut-

arkeit und für Grenzen des gesellschaftlichen Friedens
aben. Politik wiederum darf sich umgekehrt nicht






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
hinter der Objektivität von Vorschlägen aus der Wissen-
schaft verstecken; denn für die Wahl des konkreten Lö-
sungsansatzes ist immer noch sie selbst verantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Ministerin Schavan Forschung als „Teil der in-
tellektuellen Kultur des Landes“ bewertet, dann gehört
der eben skizzierte Ansatz, nämlich Wissenschaft und
Forschung in gesellschaftlicher Verantwortung zu den-
ken, dazu – und das ist keine Ideologielastigkeit, Frau
Pieper.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Sie also, wie im Antrag gefordert, sehr bald den
Rat für Innovation und Wachstum einsetzen, dann doch
genau mit der Zielrichtung, zu fordern, dass Wissen-
schaft mehrdimensional ist.

Die vorliegenden Anträge und die Stellungnahme der
Bundesregierung sind demgegenüber ausgesprochen
technologielastig. Stärker in den Mittelpunkt rücken
müssten unserer Meinung nach die Forschung zum ge-
sellschaftlichen Wandel, zum Erkennen und Verstehen
sozialer Entwicklungsprozesse, das generative Verhalten
der Menschen, die Alterung der Bevölkerung, Bildungs-
und Kommunikationsforschung – und auch Koordina-
tion und Wirksamkeit von Fiskal- und Steuerpolitik.
Schließlich soll Politik sensitiv und frühzeitig Steue-
rungsoptionen entwickeln und öffentlich zur Diskussion
stellen. Leider laufen diese Felder in dem viele Seiten
umfassenden Koalitionsantrag zum 6-Milliarden-Euro-
Programm in einem Dreizeiler unter Punkt 15 – das ist
deutlich unter „ferner liefen“. Im Antrag zum 7. For-
schungsrahmenprogramm der EU dagegen wird diesen
Feldern ein wenig mehr Raum eingeräumt. Die EU misst
diesen Feldern offensichtlich ein größeres Gewicht bei.

Lassen Sie mich an dieser Stelle gleich einem Miss-
verständnis vorbeugen: Wir werfen Ihnen Technolo-
gielastigkeit nur deshalb vor, weil Sie nicht in ver-
gleichbarem Umfang und Tiefgang die Förderung von
Wissenschaft und Forschung in den anderen Disziplinen
fordern.

Soweit es um technologische Forschung und Ent-
wicklung geht, werden im Bericht der Bundesregierung,
in der Regierungserklärung selbst und, mit einigen Ab-
strichen, in den vorliegenden Anträgen sowohl hinsicht-
lich der Systematik als auch des Inhalts die wichtigsten
Problemkreise erkannt. Das war – das wissen Sie so gut
wie ich – längst fällig. Im Technologiebericht ist zu le-
sen – Zitat –:

Die Bedingungen für eine dynamische technologi-
sche Erneuerung und einen nachhaltigen Struktur-
wandel in Richtung Wissenswirtschaft müssen
deutlich besser werden.

Es ist auch zu lesen, dass andere Länder bei der Förde-
rung von Bildung und Wissenschaft sowie von For-
schung und Technologie seit Jahren deutlich weiter sind.

Die aufgeführten Schwerpunkte, die in diesem Be-
richt bzw. auch in der Regierungserklärung zum Aus-
druck gekommen sind, wie die Bio- und Nanotechnolo-

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(C (D ie, Informationstechnologie und Raumfahrt, scheinen ns durchaus richtig gesetzt zu sein. Es wird jedoch eine innendifferenzierung innerhalb dieser Felder geben üssen; denn jedes ist in der Breite nicht abzudecken nd zu finanzieren. Deshalb sagen wir an dieser Stelle: Sich in diesem usammenhang auf die Gesundheitsforschung zu konentrieren, halten wir für richtig. Allerdings sollte sich ie Bundesregierung darauf vorbereiten, dass die Forchungsergebnisse aus den Bereichen Medizintechnik, iagnostik und Therapie Erwartungen wecken werden, eren Erfüllung die Leistungsfähigkeit unseres gegenärtigen Gesundheitssystems aber bei weitem übersteien würde. Zu der Förderung der so wichtigen Gesundeitsforschung gibt es leider keinen vergleichbaren nsatz in der Gesundheitspolitik, der darauf zielt, dass ie Anwendung der Forschungsergebnisse allen zugute ommen kann, und zwar unabhängig von der Zahlungsähigkeit des Einzelnen. Meine Damen und Herren, die Bundesregierung will is 2006 eine ressortübergreifende Strategie zur natioalen Sicherheitsforschung erarbeiten. Das 7. Forchungsrahmenprogramm der EU wird erstmals den Beeich Sicherheitsforschung einschließen. Wir teilen aber usdrücklich nicht die Position der EU-Kommission, onach die Trennung zwischen militärischer und ziviler orschung ein Hemmnis darstellt. Ein europäisches Proramm für Sicherheitsforschung ab 2007 sollte keinesalls dazu dienen, die ohnehin vorhandenen Grauzonen uszuweiten. ir nehmen daher sehr aufmerksam zur Kenntnis, was ie in Ihren Programmen und in Ihren Anträgen gechrieben haben, nämlich mit dem Sicherheitsforchungsprogramm keine Forschung für unmittelbar miliärische Zwecke zu unterstützen. Es bleibt Raum für nterpretationen; das ist mir klar. Aber wir werden am nde sehen, wie es wirklich aussieht. Dagegen teilen wir ollständig Ihre Zielstellung, dass Forschung zur Konliktvermeidung und zur Friedenssicherung verstärkt erden muss. Meine Damen und Herren, alle vorliegenden Berichte nd Anträge gehen auf den gravierenden Widerspruch icht ein, dass durch den Einsatz von Wissenschaft und orschung in den letzten Jahren auch Tausende von Areitsplätzen verloren gegangen sind. Diese destruktiven ozialen Wirkungen müssen ebenfalls zum Gegenstand er Untersuchung, zum Gegenstand unseres politischen enkens und Handelns gemacht werden. as heißt, es geht auch darum, innovative Wege aus der assenarbeitslosigkeit zu finden. 6 Milliarden Euro für orschung und Entwicklung sind ein Anfang, aber nicht ie Lösung. Dr. Petra Sitte Dass in diesem Zusammenhang die kleinen und mittelständischen Unternehmen ins Zentrum Ihrer Politik gerückt werden, halten wir für ausgesprochen wichtig; denn es sind vor allem diese Unternehmen, die die Masse an Ausbildungsplätzen und Arbeitsplätzen zur Verfügung stellen und über eine besondere Innovationsfähigkeit verfügen. Hier besteht ein besonderes Potenzial für die Entwicklung in Ostdeutschland, damit dort innovative und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze entstehen. Das ist eine Strategie gegen Niedriglohnarbeitsplätze. Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit. Das mache ich gern. Ich will abschließend noch einen Hinweis geben: Es ist dramatisch, was im Bericht zum Bereich Weiterbildung steht; dieses Thema hat schon vorhin eine Rolle gespielt. Darauf werden wir im Rahmen der Haushaltsdebatte zurückkommen müssen. Innovation ist kein Naturereignis, das einfach so über uns kommt. Sie ist ein Prozess, den es zu gestalten gilt, und zwar innovativ in Inhalt, in Form und natürlich in den Ergebnissen. Danke schön. Das Wort erhält nun die Kollegin Ilse Aigner für die CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin nen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Bundesregierung hat vor ungefähr sechs Wochen den Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit vorgelegt. Er kommt gleich am Anfang auf den Punkt: Trotz anhaltender Exporterfolge hat sich die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands auf längere Sicht nicht gut entwickelt. Von Rissen im Fundament, von geringer Neigung zu investiven Anstrengungen und zum Strukturwandel sowie von einer schlechteren Position, wenn es um Spitzentechnologie geht, ist die Rede. Längst spielen wir nicht mehr in den Medaillenrängen. Lagen wir Ende der 80er-Jahre noch auf Platz drei, so sind wir jetzt auf Rang neun abgerutscht. So heißt die Quintessenz des Berichts: Abstieg vermeiden, Anschluss gewinnen. Noch haben wir alle Chancen. Wir dürfen nur nicht mehr so weitermachen wie bisher. Wir haben uns in den vergangenen Jahren zu sehr auf die Bewahrung des vermeintlich Erreichten konzentriert und hatten k k s w E n D n u t n d m r P R s f f n d s B i W f d k D g h S h K p G i W e V S g s a i g S d S m (C (D eine Antennen und Sensoren für die Signale der Zuunft. Die Signale für die Zukunft kommen aus Forchung und Entwicklung. Genau deshalb investieren ir in diesem Bereich bis 2009 zusätzlich 6 Milliarden uro. Das ist die größte Steigerung seit der Wiedervereiigung. as ist unsere Zukunftsantenne. Allerdings wirkt die beste Antenne nicht, wenn sie icht auf die Sender ausgerichtet ist. Die Sender sind in nserem Fall die Hochschulen, die Forschungseinrichungen und die innovative Wirtschaft. Ausrichtung, Sigalbündelung und Verstärkung – genau das ist das Ziel er Hightechstrategie. „Zielgenau ausrichten“ heißt: Wir üssen uns jede Branche und jeden innovativen Be eich genau ansehen. Wir brauchen Konzepte: für die harmaindustrie, für die Gentechnologie, die Luftund aumfahrt, die Informationstechnologie usw. Unser Ziel ind schlüssige Innovationsstrategien. Zur Forschungsörderung in der Biotechnologie gehört zum Beispiel ein orschungsfreundliches Gentechnikgesetz. Damit sich eue Entwicklungen in der Informationstechnologie urchsetzen, muss eine gut ausgebaute digitale Infratruktur vorhanden sein. Mit unserer Antenne müssen wir uns ebenso auf neue ereiche und Herausforderungen ausrichten. Sicherheit n einer offenen und leider auch terroristisch bedrohten elt ist ein großes Forschungsthema. Von der Ursachen orschung bis zu den Frühwarnsystemen, von der Schaensvorbeugung bis zu den Handlungsstrategien im konreten Krisenfall – das ist ein riesiges Forschungsgebiet. eshalb werden wir in dieser Legislaturperiode ein strinentes und zukunftsweisendes Konzept für die Sichereitsforschung entwickeln. Ein weiteres lohnendes Feld ist im umfassenden inne auch die Alternsforschung. Gemeint ist Gesundeitsforschung mit dem Fokus auf Ältere. Gemeint sind onzepte, die die Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer ositiv zur Geltung bringen. emeint ist auch Technik, die auf Ältere zugeschnitten st. Wer da die Nase vorn hat, wird den demografischen andel nicht nur leichter bewältigen, sondern hat auch inen Fuß im Markt der Zukunft. Wesentlich an einer guten Antenne sind aber auch die erstärkerelemente; denn sie machen mehr aus einem ignal. Wir müssen mehr aus unseren Forschungserebnissen machen. Unsere Grundlagenforschung ist ehr gut und liefert viele Ergebnisse. Aus ihnen müssen ber auch Innovationen werden. Noch klafft eine Lücke n unserem Fördersystem. Zwischen dem Forschungserebnis und der vermarktbaren Entwicklung fehlt uns ein tück. Die Entwicklung von Prototypen oder die Phase I er Medikamentenentwicklung bezahlt niemand. chlimmer noch: Manchmal kümmert sich auch nieand darum. Wir wollen das ändern. Ilse Aigner (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603611600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603611700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603611800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603611900

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)





(A) )


(B) )


Ich freue mich, dass die Forschung selbst die Initia-
tive ergreift und Ideen entwickelt. So hat die Max-
Planck-Gesellschaft das Modell eines Innovations-
fonds vorgestellt. Um Hightechgründungen zu realisie-
ren, brauche ich nicht nur Ideen, sondern auch Geld. Um
Geld zu bekommen, brauche ich Ideen, die schon ein
Stück weiter sind als die Grundlagenforschung. Genau
hier besteht eine Lücke; diese soll der Innovationsfonds
schließen. Ich finde, wir sollten diesen Vorschlag inten-
siv prüfen.

Wir brauchen neuen Schwung für die Forschung im
Mittelstand. Das Rückgrat unserer Wirtschaft muss
wieder die Speerspitze der Innovation sein. Unsere euro-
päischen Wettbewerber setzen auf viele verschiedene In-
strumente. Der Plan „Innovation“ in Frankreich setzt auf
Sonderkonditionen im Steuerrecht. Die Niederländer ge-
ben kleinen und mittleren Unternehmen Innovationsgut-
scheine; sie können diese Gutscheine bei Forschungsein-
richtungen direkt einlösen. Für Deutschland fordern der
BDI und andere seit langem eine Forschungsprämie.
Forschungseinrichtungen und Hochschulen sollen sie er-
halten, wenn sie mit Unternehmen zusammenarbeiten
und dementsprechend Drittmittel einwerben.

Der Charme all dieser Vorschläge und Modelle ist,
dass sie auf Freiheit und Wettbewerb, auf Unternehmer-
tum und Zusammenarbeit setzen. Gleichwohl gibt es
auch Risiken. Zum Beispiel könnte es zu Mitnahme-
effekten oder – noch schlimmer – zu Wettbewerbsver-
zerrungen kommen. Deshalb müssen wir genau hinse-
hen. Ich bin dafür, dass wir Schritt für Schritt vorgehen
und mit Pilotprojekten und Modellvorhaben anfangen,
das allerdings schnell. Wir dürfen keine Zeit mehr ver-
lieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Antenne steht. Wir sind gerade dabei, sie zielge-
nau auszurichten. Das 6-Milliarden-Euro-Programm und
die Hightechstrategie sind sehr starke Signale. Nun müs-
sen wir auch die Adressaten auf Empfang stellen. Ich ap-
pelliere deshalb an die Wirtschaft, die Wissenschaft und
die Bundesländer, die Signale nicht nur aufzunehmen,
sondern mit eigenem Engagement zu verstärken. Wenn
wir unsere Kräfte bündeln, können wir erfolgreich sein.
Wir können vielleicht mit gemeinsamer Kraftanstren-
gung ein sehr kleines Eingangssignal in ein klangvolles
und kraftvolles Zukunftskonzert für Deutschland ver-
wandeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1603612000

Das Wort hat nun die Kollegin Krista Sager für die

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603612100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dass

unser geschätzter ehemaliger Koalitionspartner nun in
der großen Koalition eine neue Regierungsheimat gefun-
den hat, hat immerhin die kleine angenehme Nebenwir-

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(C (D ung, dass die große Koalition in ihrem Antrag eingesteen muss, dass unter Rot-Grün in der Forschungspolitik ehr viel gemacht wurde, um die Defizite aus den 90erahren ansatzweise auszugleichen und Versäumtes nachuholen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD)


Genau darauf sind wir stolz. – Dass dem so ist, sieht
an daran, dass das 6-Milliarden-Euro-Programm nur

,8 Milliarden Euro für neue Maßnahmen vorsieht. An-
onsten werden die Programme und Initiativen der Vor-
ängerregierung fortgesetzt.

Wir sind in der Nanoforschung in der Tat weiterge-
ommen. In der Medizintechnik sind wir sogar Spitze.
ber es ist auch richtig: Jede Atempause bedeutet einen
assiven Rückschritt, weil die internationale Dynamik

n Forschung und Entwicklung enorm zugenommen hat.
n anderen Ländern wird nicht gekleckert, sondern ge-
lotzt. Umso wichtiger ist es daher, dass die jetzige Re-
ierung an dem 3-Prozent-Ziel der Lissabonstrategie
esthält und es weiterverfolgt. Aber wenn wir dieses Ziel
rreichen wollen, dann müssen wir sowohl auf der EU-
bene als auch auf der nationalen Ebene uns noch kon-
equenter von alten Subventionen in überholte Struktu-
en verabschieden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


as wird uns nicht erspart bleiben, wenn wir mehr Res-
ourcen für Forschung und Entwicklung freisetzen wol-
en. Umweltschädliche Subventionen können wir uns
ann erst recht nicht mehr leisten. Das alte Spiel „Die
ine Volkspartei klammert sich an die Eigenheimzulage
nd die andere Volkspartei klammert sich an die Stein-
ohleförderung“ werden wir in Zukunft nicht mehr spie-
en können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir können uns auch nicht erlauben, dass der Bund
eine Anstrengungen im Bereich Forschung und Ent-
icklung erhöht, während die Länder und die Wirtschaft

hre Anstrengungen reduzieren. Frau Bundesministerin,
ie sind jetzt wirklich gefordert, mit den Ländern ver-
indliche Vereinbarungen über deren Beitrag zum staat-
ichen Anteil zu treffen. Die Bundeskanzlerin ist – ich
erweise auf den bei ihr angesiedelten Rat für Innova-
ion und Wachstum – ebenfalls gefordert, verbindliche
ereinbarungen mit der Wirtschaft zu treffen, durch die
erhindert wird, dass diese ihre Forschungs- und Ent-
icklungstätigkeit verringert oder ins Ausland verlagert
nd dann die privaten Hände für Leistungen der öffentli-
hen Hand aufhält.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


onst kommen wir dem 3-Prozent-Ziel nicht näher.

Wenn wir die Rahmenbedingungen für Innovationen
erbessern wollen, dann müssen wir hier – Frau






(A) )



(B) )


Krista Sager
Burchardt hat es zu Recht getan – leider auch wieder
über die Föderalismusreform sprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Uns bleiben nur wenige Wochen, um eine falsche Wei-
chenstellung zu verhindern.

Frau Bundesministerin, wenn Sie glauben, Sie könn-
ten als Innovationsministerin glänzen, sich aber als Bil-
dungsministerin verabschieden, indem Sie sich über die
Föderalismusreform selber kaltstellen, dann irren Sie
sich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Kein Land der Welt kann bei Forschung und Innovation
dauerhaft in der ersten Liga spielen und bei Bildung
dauerhaft schlecht sein. Diese Rechnung wird nicht auf-
gehen. Innovation beginnt nun einmal in den Köpfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Die neuesten Ergebnisse über die schlechten Bil-
dungschancen von jungen Menschen mit Migrationshin-
tergrund sind wirklich alarmierend. Diese jungen
Menschen könnten einen Beitrag zu unserer Wohlstands-
entwicklung leisten. Perspektivisch werden sie aber
Kosten für unsere Sozialsysteme verursachen, weil sie in
und an unserem Bildungssystem scheitern. Angesichts
dessen darf sich der Bund kein Kooperationsverbot auf-
erlegen. Das geht einfach nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Das ist eine Vergeudung von menschlichen und finan-
ziellen Ressourcen. Das ist schlichtweg nicht verant-
wortlich.

Angesichts des demografischen Wandels können wir
es auch nicht zulassen, dass die Länder und die Hoch-
schulen Studienplätze abbauen, obwohl wir mehr Stu-
dienbewerber bekommen, und dass der Bund sagt: Na ja,
mal sehen, wie es geht. – Sie denken jetzt darüber nach,
wie Sie im Rahmen des Hochschulpaktes den Murks,
den Sie geplant haben, umgehen können. Dazu sage ich:
Dann lassen Sie den Murks lieber gleich und sorgen Sie
dafür, dass der Bund hier weiterhin eine aktive Rolle
spielt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Auch was die Finanzierungsregelung bei der Auflö-
sung der Gemeinschaftsaufgabe „Hochschulbau“ an-
geht, gilt: Wenn Sie es mit der regionalen Clusterbildung
– gerade in den neuen Bundesländern – ernst meinen,
dann werden Sie nicht so, wie geplant, vorgehen können.
Wir brauchen nämlich eine leistungsfähige wissen-
schaftliche Infrastruktur. Frau Burchardt hat Recht: Es
gibt keinen Bereich, dessen Zukunft so unsicher ist wie

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(C (D en der klinischen Forschung. Dennoch haben Sie dieen Bereich gerade zu einer Art Leuchtturm erklärt. enn Sie das wirklich so sehen, dann müssen Sie die ukunft dieses Bereichs sichern. Innovation braucht Leitbilder für Gesellschaft, Wisenschaft, Forschung und Unternehmen. Ein zentrales eitbild für Innovation ist die Unabhängigkeit von end ichen Ressourcen. Ziel muss Ressourceneffizienz, Resourceneinsparung, die Abkehr vom Öl und die Zuwenung zu regenerativen Energien und zu nachwachsenden ohstoffen sein. Ein solches Leitbild kann in der Tat eien großen innovativen Schub im Baubereich, im Verehrsbereich, im Energiebereich, im Bereich der indusriellen Produktion, im Bereich der Logistik und im ereich der Materialforschung bringen. Auf diesen gloalen Märkten der Zukunft haben wir wirklich große hancen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für uns als Grüne ist es völlig unstrittig, dass die Na-
otechnologie und die Weiße Biotechnologie in ge-
chlossenen Systemen einen sehr großen Beitrag zur

aterialeffizienz leisten können. Wer zu diesem Beitrag
a sagt, der muss aber auch die notwendige Begleitfor-
chung bejahen, die frühzeitig Risiken aufdeckt und für
kzeptanz und Sicherheit sorgt. Auch da nehme ich Sie

n die Pflicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Ich finde es richtig, dass Sie das Innovationspoten-
ial kleiner und mittlerer Unternehmen stärker einbe-
iehen wollen. Dabei haben Sie uns an Ihrer Seite. Aber
ann hören Sie bitte auf, ständig aus ideologischen Moti-
en gerade die kleinen und mittleren Unternehmen zu
erunsichern, die in innovative Unternehmensgründun-
en investiert haben und Arbeitsplätze in den Bereichen
egenerative Energien, nachwachsende Rohstoffe, aber
uch im Bereich der Biokraftstoffe geschaffen haben.
iese Unternehmen brauchen Planungssicherheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Ministerin, Sie können sich darauf verlassen,
ass wir Sie gegen jeden Angriff unterstützen werden,
enn Sie bei Ihrer Position in den bioethischen Fragen
zum Beispiel hinsichtlich der embryonalen Stammzel-

enforschung – bleiben. Aber wenn Sie da im guten
inne konservativ sind und für den Lebensschutz eintre-

en, dann verträgt sich das nicht damit, dass Sie zukünfti-
en Generationen die strahlende Fracht einer Rolle rück-
ärts in der Atomtechnik aufbürden wollen. Das passt
icht zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist uns nicht entgangen, dass Sie die Atomtechno-
ogie gewissermaßen von hinten durch die kalte Küche
ber die Atomforschung im Energiebereich wieder hof-
ähig machen wollen. Das ist und bleibt ein Irrweg.





)


(B) )


Krista Sager

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das zeigt sich auch an Ihrem Haushalt, der schon jetzt
bis 2007 mit Kosten von über einer halben Milliarde
Euro für den notwendigen Rückbau von Kernfor-
schungsanlagen belastet ist. Dieses Geld hätten wir gut
für Zukunftsentwicklungen gebrauchen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung in Ihre Rich-
tung, Frau Pieper. Bei der Grünen Gentechnik stehen
Risiken und der geringe ökonomische Nutzen in keinem
Verhältnis. Gerade im Heimatland unserer Bundesminis-
terin haben die Landwirte zu Recht gegen eine weitere
Liberalisierung protestiert. Aber wenn Sie als Vertreterin
einer freiheitlichen Partei von der Bundeskanzlerin ver-
langen, dass die Diskussion unterbunden werden soll,
bringen Sie damit eine Form von Basta-Liberalismus
zum Ausdruck, den ich bei einer freiheitlichen Partei ge-
radezu sensationell finde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: LDPD!)



Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603612200

Das Wort hat nun die Kollegin Ute Berg für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603612300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Geht ein deutscher Techniker mit ein paar Konser-
vendosen in den Urwald, kommt er mit einer Loko-
motive heraus.

Das hat Felix Wankel, der Erfinder des Wankelmotors,
einmal gesagt, um die Kreativität deutscher Ingenieure
zu beschreiben. Deutsche Erfinder sind nach wie vor
Spitze und als Kooperationspartner weltweiß heiß be-
gehrt. Das unterstreicht auch der neue Bericht zur tech-
nologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands.

Deutschland ist unter den großen Volkswirtschaften
hinter Japan das patentintensivste Land weltweit.
12 Prozent aller weltmarktrelevanten Patente stammen
von Erfindern aus Deutschland. Deutsche Produkte sind
weltweit gefragt. Nicht zuletzt deshalb wurde Deutsch-
land letztes Jahr zum dritten Mal hintereinander Export-
weltmeister.

Allerdings hat das hier – das ist sehr bedauerlich – in
den letzten Jahren weder zu einem starken Wirtschafts-
wachstum noch zu einem spürbaren Abbau der hohen
Arbeitslosigkeit geführt. Wie kommt das? Bei genauerer
Betrachtung der Lage stellt man fest, dass wir auf dem
Gebiet der hochwertigen Gebrauchstechnologie mit dem
Automobilbau und dem Maschinenbau an der Spitze
sehr stark sind. Bei Spitzentechnologien hingegen
– Biotechnologie, Luft- und Raumfahrt, Computer und
Elektronik – müssen wir noch deutlich stärker werden.
Gerade diese Branchen haben überdurchschnittliche

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(C (D achstumschancen. Weil sie stark expandieren, schaffen ie auch neue Beschäftigung. Deutschland muss daher ie Potenziale, die die Spitzentechnologien bieten, noch tärker nutzen. Gleiches gilt für den Bereich der wisensintensiven Dienstleistungen, also der Dienstleisungen, die vor allem Informationen und Wissen verareiten und damit zu neuen Produkten führen und neue ärkte erschließen. ie Spannbreite reicht hierbei von der intelligenten Beutzerführung im Internet bis zu neuartigen Verfahren es Lernens. Für die Erschließung dieser neuen Wachstumsfelder uss der Staat aber Anreize geben. Es ist deshalb gut, ass die Bundesregierung in den nächsten Jahren Milliarden Euro zusätzlich in Forschung und Entwick ung investiert. s ist auch gut, dass sie einen Schwerpunkt darauf legt, ie Innovationskraft der kleinen und mittleren Unternehen zu stärken; enn diese Unternehmen beteiligen sich laut Bericht zur echnologischen Leistungsfähigkeit zunehmend an der pitzenforschung und bei wissensintensiven Dienstleis ungen. Wie wichtig der innovative Mittelstand insgesamt für en Standort Deutschland ist, wird daran deutlich, dass und 95 Prozent der innovativen Unternehmen weniger ls 500 Beschäftigte haben, also zum Mittelstand gehöen. Die bewährten Programme des Wirtschaftsministeiums – Frau Sager wies schon darauf hin –, zum Beipiel Pro Inno, die Industrielle Gemeinschaftsforschung nd Inno-Net, stärken gezielt Vernetzungen und Koopeationen zwischen diesen Unternehmen und Wissenchaft und Forschung. Sie werden natürlich weitergeührt. Bei kleinen und jungen Unternehmen bestehen häufig uch Defizite im systematischen Management von nnovationen. Hier muss auf vielfältige Weise geholfen erden, zum Beispiel durch Innovationscoaches, die aus nwendungsorientierten Forschungseinrichtungen in nternehmen gehen und dort maßgeschneiderte innova ive technologische Konzepte entwickeln und damit Akeptanz für Neues schaffen. mgekehrt sollten Wissenschaftler, die in der Industrie ätig sind, verstärkt in Forschungseinrichtungen gehen. ufgrund ihrer Kenntnis des Marktes ist es für sie näm ich leichter, Ergebnisse der Grundlagenforschung zu arktreifen Produkten und letztlich zur Erschließung on Märkten zu bringen. Das ist für unsere Volkswirtchaft immens wichtig. Forschungsergebnisse werden ei uns zu selten zu einem Reifegrad gebracht, an den ie Industrie dann nahtlos anknüpfen kann, um daraus eue und innovative Produkte für die Menschen zu mahen. Ute Berg Die Garching Innovation GmbH, eine Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft für den Technologietransfer, hat die Situation kürzlich wie folgt umschrieben: Es ist oft so, als würde man für viel Geld ein neues Auto entwickeln und am Ende feststellen, dass das Geld für die Räder nicht mehr reicht, und nun versuchen, es ohne Räder zu verkaufen. – Das funktioniert natürlich nicht besonders gut. Ein wesentliches Handicap für innovative risikobereite Unternehmer und Wissenschaftler ist die Schwäche des Wagniskapitalmarkts. Die Mehrheit der forschenden Unternehmen in Deutschland klagt über Probleme bei der Kreditbeschaffung. Das gilt in besonderem Maße für Existenzgründer. Daher werden das Programm „Exist“ weitergeführt, der Hightechgründerfonds ausgebaut und weitere Möglichkeiten geschaffen, etwa über Beteiligungskapital oder langfristige günstige Darlehen, innovative Unternehmen zu stützen. Abschließend noch eine Bemerkung zur Rolle der Regierung und der sie tragenden Koalitionsfraktionen. Wir werden daran gemessen werden, ob es uns gelingt, die 6 Milliarden Euro auch tatsächlich für Forschung und Entwicklung zu mobilisieren und die Hightechinitiative zum Erfolg zu führen. Lippenbekenntnisse reichen nicht. „Es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun“, hat schon Goethe einmal gesagt. Lassen Sie uns also gemeinsam dafür sorgen, dass es auch wirklich getan wird! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist wohl wahr!)


(Beifall bei der SPD)


(A)





(A) )


(B) )


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1603612400

Nun hat das Wort die Kollegin Ulrike Flach für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603612500

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Gleich zu Beginn: Die FDP hat nie etwas gegen High-
techstrategien gehabt, weder in der Vergangenheit bei
dem Masterplan von Herrn Clement noch jetzt bei dem
schavanschen Strategieansatz. Aber man muss sehr deut-
lich und klar sagen: Diese Strategie ist bisher nur in den
kleinsten Anfängen zu erkennen, Frau Schavan. Das ist
unser Problem.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben schon bei der letzten Rede hier feststellen
müssen, was es eigentlich heißt, wenn in einem Ministe-
rium etwas umgesetzt wird. So haben wir voll Erstaunen
feststellen müssen, dass die Leuchtturmprojekte, die Sie
uns hier vorstellen – wie Biotechnologie, Gesundheit
und Medizin, System Erde, Mikrosystemtechnik –, ge-
nau die Projekte waren, an denen Herr Eichel im letzten
Jahr gespart hat. Das ist nicht das, was wir unter High-
techstrategie verstehen, Frau Schavan.

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(C (D Damals gab es die Sparbüchse 2005, jetzt gibt es die achfolgesparbüchse 2006. Schon aus haushalterischen ründen – da sind wir völlig der Meinung unserer Hausälterkollegen von der SPD und der CDU/CSU – werden ie die Exzellenzinitiative in diesem Jahr nicht auf den eg bringen können. Die globale Minderausgabe erfasst enau dieses Topprojekt Ihrer Initiative. (Klaus Hagemann [SPD]: Sie haben doch zugestimmt!)


(Beifall bei der FDP)


Ich sage doch: Sie werden sie schon aus haushalteri-
chen Gründen nicht umsetzen können. Das heißt doch
n der Praxis – Herr Riesenhuber weiß das genauso gut
ie ich –, dass das Projekt gar nicht ans Laufen kommt.

Schauen Sie sich die Leuchttürme doch bitte schön
inmal an! Als wir vor zwei Tagen in Ihrem Ministerium
achgefragt haben, hat man uns gesagt, die Leitungs-
bene habe noch über keinen dieser Leuchttürme ab-
chließend entschieden. Was ist das für eine Strategie,
eine Damen und Herren? Da fehlt einfach ein Ansatz,

n dem man erkennen könnte, dass hier das Jahr 2006
ielführend angegangen wird und wir zu dem Ergebnis
ommen, das wir alle wollen, nämlich zu Innovation in
iesem Lande.

Zweiter Punkt: die eigenständige Handschrift. Sie ha-
en mir im Haushaltsausschuss gesagt, Sie wollten das
icht mehr hören. Sie werden es sich aber anhören müs-
en, Frau Schavan. Sie setzen Programme von
delgard Bulmahn in diesem Jahr um, nicht mehr und
icht weniger.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Klaus Hagemann [SPD]: Das ist doch gut!)


ie setzen nur überall ein kleines Hütchen drauf. Aber
as muss man Ihnen lassen: Sie haben eine deutlich pro-
aischere Art als Edelgard Bulmahn.


(Lachen bei der SPD)


ie Programme werden jetzt nicht mehr mit Anglizis-
en benannt, sondern mit wunderschönen Bezeichnun-

en wie – das ist mein Lieblingsprogramm –: „Nano
eht in die Produktion“. Ich finde, das hört sich eher
ach einem DDR-Spielfilm an als nach einem neuen In-
ovationsansatz.

Neu ist – danach werden Sie sich fragen lassen müs-
en, Frau Schavan – zum Beispiel der Ansatz, den Sie in
er Hightechstrategie vortragen, dass der Bund sich of-
ensichtlich – ich bitte um Aufklärung, wenn es nicht so
st – finanziell am Bau eines Demonstrationskraft-
erkes und an Offshoretestfields beteiligen möchte. Da
öchte ich schon wissen – ich vermute, Kollege
agemann ebenfalls –: Was versteckt sich dahinter? Ers-

ens ist das ein merkwürdiger ökonomischer Ansatz und
weitens ist es ein merkwürdiger finanzieller Ansatz. Da
rauchen wir schon Aufklärung.

Abschließend: Sie sind hier heute angetreten, um uns
u sagen, dass Sie die Federführung für die Hightech-
trategie haben. Wir haben, Frau Bulmahn






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

(Heiterkeit bei der FDP – Lachen bei der SPD)


– Entschuldigung, Frau Schavan; man sieht, das mit den
Hüten ist offensichtlich wahr –, Herrn Glos gefragt, was
er denn davon hält. Herr Glos hat uns auch geantwortet;
er ist ja ein höflicher Mensch. Er hat mir klipp und klar
mündlich gesagt, die Koordinierungsaufgaben blieben
im Wirtschaftsministerium; wenn sich das nicht bewäh-
ren sollte, könne man darüber ja noch einmal nachden-
ken. Schriftlich hat er uns mitgeteilt, die F-und-E-Vorha-
ben der Bundesregierung würden unter der – man achte
auf das Wort – redaktionellen Federführung des BMBF
abgestimmt und gebündelt dargestellt.

Frau Sager, ich vermute, auch Sie werden sich erin-
nern: Ähnliche Probleme hatte Frau Bulmahn in der letz-
ten Legislaturperiode. Das ist nichts Neues, Frau
Schavan; das ist ganz offensichtlich das Gleiche, was
Frau Bulmahn erlebt hat. Die Abstimmung ist eben nicht
so, wie sie sein sollte. Ich setze sehr darauf, dass wir in
den nächsten Monaten etwas Besseres sehen als im Au-
genblick.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603612600

Das Wort hat nun der Kollege Professor Dr. Heinz

Riesenhuber für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603612700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Flach, ich bewundere es, mit welch fröhli-
cher Leidenschaft Sie an die Sache herangehen. Aber et-
was mehr Muße, bitte! Frau Schavan ist gerade gestartet.
Sie hat einige Punkte geregelt, die überzeugend sind; ich
gehe gleich darauf ein. Sie aber gehen mit dem Glauben
heran, es habe sich nichts geändert. Stattdessen gibt es
Schwung und Begeisterung. Selbst unter der Regierung
unseres hoch verehrten Koalitionspartners, der SPD, ist
trotz deren hervorragender Leistung


(Beifall bei der SPD)


nicht alles vollkommen gewesen. Die Grünen, Frau
Sager, haben mitregiert. Das war natürlich eine echte
Schwierigkeit für unsere Freunde von der SPD. Deshalb
war die Situation für den Mittelstand nicht ganz so be-
geisternd, wie Sie es dargestellt haben.

Frau Flach, die globale Minderausgabe ist so angelegt
– das ist vom Haushaltsausschuss sorgfältig überprüft
worden –, dass die Exzellenzinitiative innerhalb der
vorgesehenen Zeitpläne trotz der geplanten Einschrän-
kungen ohne finanzielle Behinderung durchgeführt wer-
den kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich muss mich überhaupt im Namen des Ressorts For-
schung mit besonderer Herzlichkeit für die konstruktive
Einstellung des Haushaltsausschusses und des Finanz-
ministers bedanken. Die vorfristige Freigabe der Mittel
für 2006 ist eine ausgezeichnete Sache. Wir bedanken
uns dafür; denn wir brauchen diese Mittel.

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(C (D Frau Berg hat davon gesprochen, dass die Gelder trotz er globalen Minderausgabe so fließen sollten, wie dies estgelegt worden ist. Auch da bauen wir auf die freundchaftliche Hilfe des Haushaltsauschusses, darauf, dass er gesamte vorgesehene Betrag wirklich für Forschung usgegeben wird. 6 Milliarden Euro wurden versprohen; 6 Milliarden Euro müssen es sein. Herr Finanzinister, Sie schauen her zu mir: Danke für Ihre zustimende Begrüßung! Sie werden daran mitarbeiten, dass ir das Geld wirklich so erhalten, wie wir es benötigen. Die Regierung – wir vertrauen auf den Finanzminiser – hat 6 Milliarden Euro versprochen. Die werden wir uch bekommen. Herr Kollege Riesenhuber, gestatten Sie eine Zwi chenfrage der Kollegin Flach? Frau Kollegin, herzlich willkommen. (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Ulrike Flach [FDP]: In welchem Kreis?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1603612800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603612900


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1603613000

Herr Riesenhuber, Sie werden mir sicherlich zustim-

en, dass eine globale Minderausgabe natürlich erst ein-
al erwirtschaftet werden muss. Wenn wir uns

nschauen, was im Augenblick im zuständigen Ministe-
ium geschieht, dann kommt man zu dem Ergebnis – Sie
erden mir zustimmen müssen; ich frage Sie ausdrück-

ich danach –: Derzeit muss erst einmal der alte Teil der
rojekte abgearbeitet werden. Die Mittel, die wir für die
xzellenzinitiative brauchen, benötigen wir nämlich im
ugenblick nicht; sie ist ja noch nicht gestartet. Deswe-
en ist dieses Geld erst einmal herausgenommen wor-
en. Sie werden ja wohl nicht unterstellen, dass irgendje-
and die für die Forschung vorgesehenen 6 Milliarden
uro nicht einstellen will. Aber die für dieses Jahr vor-
esehenen Mittel werden nicht abfließen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Das war von vornherein so!)


as ist meine Aussage.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603613100

Liebe Frau Flach, der erste Punkt ist: Die Exzellenz-

nitiative bleibt – das ist klar – in dem geplanten Rah-
en. Sie wird starten. Die für diese Initiative vorgesehe-

en 1,9 Milliarden Euro werden ausgegeben werden.

Der zweite Punkt ist: Dies läuft nach sachlichen Ge-
etzen. Dann, wenn die Ausschreibungen beendet wor-
en sind, werden die Gelder zur Verfügung stehen.


(Ulrike Flach [FDP]: Im Herbst!)


ch bedanke mich für das herzliche Nicken des Finanz-
inisters.

Der dritte Punkt ist: Ich halte eine globale Minder-
usgabe für eine wirklich schwierige Angelegenheit.






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber
Wir bedanken uns auch hier dafür, dass uns der Finanz-
minister bestätigt hat, dass die für die Forschung vorge-
sehenen 6 Milliarden Euro davon verschont bleiben. Das
ist eine großartige Sache.

Wir haben auch in diesem Jahr eine globale Minder-
ausgabe zu erwirtschaften; Sie haben völlig Recht. Diese
wird in einem Haushalt, der eine Steigerungsrate hatte,
wie er sie in den vergangenen Jahren nie gehabt hatte,
schrittweise erwirtschaftet werden. Es gab bei den Pro-
jekten einen Stau, der darauf hinauslief, dass wir eine
staatlich organisierte Innovationsverhinderungsma-
schine bezahlt haben. Das lief darauf hinaus, dass für Pro
Inno 600 Projekte bestätigt worden waren – sie waren
gut und hätten dem Mittelstand geholfen –, aber nicht
bewilligt werden konnten. Jetzt sehe ich mit Stolz und
Vergnügen, dass Frau Schavan innerhalb des Aprils die
Durchführung dieser 600 Projekte bewilligt hat. Ich sehe
mit Freude und Begeisterung, wie der Mittelstand unter
dieser Koalition voller Unternehmungsgeist aufblüht
und neue Entschlüsse fasst.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich sehe mit Zuversicht, dass Sie von der FDP uns dabei
unterstützen werden.


(Lachen bei der FDP)


Frau Schavan hat uns für den Sommer die Vorlage ei-
ner Hightechstrategie versprochen. Wir sehen mit Neu-
gier, was hier kommen wird. Sie haben exzellente Vo-
raussetzungen. Sie haben ein bisschen mehr Geld, was ja
hilfreich ist. Jetzt bauen wir auf die kreative Intelligenz
unserer Bundesregierung. Da sieht die Sache so aus: Sie
sagen, die Hightechstrategie integriert nicht nur die un-
terschiedlichen Forschungsbereiche, sondern umfasst
auch die Normen und Standards, die Infrastruktur, die
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Es ist eine Strate-
gie, die die unterschiedlichen Elemente, vom Patent-
wesen bis zur innovativen öffentlichen Beschaffung, in-
tegriert. Das ist ziemlich anspruchsvoll.

Der Wirtschaftsminister sitzt hier in Gestalt des Kol-
legen Schauerte.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


– Ich finde es toll, dass er hier ist. Ich bin dankbar und
glücklich. Es ist immer eine Belebung. – Das Wirt-
schaftsministerium verfolgt eine anspruchsvolle Strate-
gie. Wir haben die Ressorts, die einzelnen Fachabteilun-
gen und Unterabteilungen mit Forschungsreferaten
angereichert. Das ist anspruchsvoller, als wenn wir nur
einen „Forschungsblock“ gemacht hätten. Die Integra-
tion innerhalb der Bundesregierung ist genau Ausdruck
dieser integrierten Strategie. Frau Schavan, in einer idea-
len Welt hätten wir für Forschung ein eigenes Ministe-
rium, zu dem vielleicht auch noch das Bundespatentamt
und die Bundesanstalt für Geowissenschaften sowie
noch viele andere Einrichtungen gehören könnten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Das ist in der Weisheit dieser großen Koalition, die ir alle respektieren, bewundern und tragen, anders ent chieden worden. (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


etzt ist eine kraftvolle Koordination hin zu einer einzi-
en integrierten Strategie notwendig, die so mitreißend
st, dass sich das ganze deutsche Volk freut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


An einigen Stellen werden durchaus neue Fragen auf-
auchen. Ich finde es ausgezeichnet, dass Sie die For-
chungsprämie mit einem erheblichen Maß an Sympa-
hie angesprochen haben. Dieses Instrument verbindet
ie kleinen und mittleren Unternehmen sowie die wis-
enschaftlichen Institutionen zum Nutzen beider, ist un-
ürokratisch und schnell und kann Dynamik entfalten.
b wir es nur auf kleine und mittlere Unternehmen oder

uch auf größere anwenden, darüber muss man noch
prechen. Das Prinzip ist prima.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesregierung
utig genug ist, auch einmal eine Diskussion über die
ax-Credits zu führen. Das heißt, dass mehr als
00 Prozent der Forschungskosten abgeschrieben wer-
en können, wobei durchaus zwischen großen und klei-
en Unternehmen unterschieden werden muss. Diese
ifferenzierung gibt es auch in anderen Ländern. Wir
aben hier ein schnelles und unbürokratisches Instru-
ent, das auch die Mehrzahl der OECD-Länder nutzt.
s wäre reizvoll, hierüber zu reden, wobei in diesem
oment der Herr Finanzminister seine Akten liest, was

ch verstehe.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die einschlägigen!)


rotzdem kann man die Sachdiskussion hier doch mit
röhlichkeit angehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen noch einige neue Gebiete angehen, so
twa die Alternsforschung, die vor 15 Jahren schon ein-
al ein Thema war – Sie sind noch nicht so alt, als dass
ie das hier am eigenen Leib hätten erfahren können –,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie aber doch auch nicht!)


ann aber ein bisschen versackt ist. Wir müssen uns auch
it der klinischen Forschung befassen. Für jede Univer-

ität sind in den Haushalten der Länder viele Dutzende
illionen eingestellt und trotzdem ist die Forschung ru-

imentär. Wenn alles für klinische Forschung ausgege-
en würde, was in den Länderhaushalten eingestellt ist,
ürden wir das NIH in den USA mit Fröhlichkeit über-
olen. Wir müssen die Frage angehen, was wir mit der
icherheitsforschung als einer integrierten Querschnitts-

echnologie machen können. Wir müssen noch einmal
ie sinkende Zahl der Unternehmensgründungen ange-
en. Wir haben Fonds der Bundesregierung, die stärker
ind als in irgendeinem anderen Land: EIF/ERP, den
ightechgründerfonds. Ich kann noch mehr aufzählen.






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber
Der Punkt ist nicht, dass wir im Gespräch mit dem
Finanzminister einige Fragen zum Verlustvortrag kleiner
und mittlerer Unternehmen stellen. Das ist auch wichtig.
Wichtiger aber ist eine andere Frage: Wo können wir an-
setzen? Die Zahl der Unternehmensgründungen im
Hightechbereich in Deutschland war im vergangenen
Jahr rückläufig. Das können wir uns nicht leisten. Auf
diesem Gebiet haben wir den schnellsten und engagier-
testen Transfer: Wenn jemand ein Unternehmen gründet,
kämpft er für seinen eigenen Kopf und sein eigenes
Geld. Der feste Glaube, dass die 38-Stunden-Woche das
Höchste in der Welt sei, relativiert sich dann sehr
schnell.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Es hat mir gefallen, dass Sie beiläufig – dieses Wort
wird eine ziemlich zentrale Rolle einnehmen – vom
Wettbewerb gesprochen haben. Im Kern wird es darum
gehen, ob wir den Wettbewerb so organisieren können,
dass sich jeder seinen eigenen Erfolg zuschreiben kann
und Lust an der eigenen Leistung hat.

Frau Sager, Sie haben einige skeptische Bemerkun-
gen zu den Ländern und zur Föderalismusreform ge-
macht. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt, wenn
jedes Land für das verantwortlich ist, was in seiner
Schul- und Hochschulpolitik passiert, wenn die Länder
miteinander konkurrieren und wenn jedes Land zeigen
muss, wie gut es ist. Schauen wir einmal, was dabei he-
rauskommt, wenn die Länder gefordert sind, in eigener
und voller Verantwortung zu zeigen, wie ihre Systeme
funktionieren.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Schule ist das doch schon seit Jahrzehnten so! – Nicolette Kressl [SPD]: Das ist doch schon so!)


Möglicherweise entwickelt sich dadurch eine größere
Dynamik, als dies bei unklaren Kompetenzen, langsa-
men Entscheidungen, einem vermuteten Zentralismus
und einer übergeordneten Präponderanz der Weisheit der
Bundesregierung möglich ist. Dann haben wir eine an-
dere Situation. Glauben Sie an den Wettbewerb und die
Begeisterung der Menschen dafür!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Volker Kröning [SPD])



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1603613200

Herr Kollege, ich muss Ihren Redeeifer leider etwas

bremsen. Ihre Redezeit ist überschritten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603613300

Also gehe ich jetzt beiläufig in die Schlussrunde.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1603613400

Sie müssen zum Schluss kommen.

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(C (D Frau Präsidentin, das tue ich wirklich. roße Koalitionen stehen gelegentlich in dem Verdacht iner gewissen Trägheit. s ist nun an uns, dieses zu widerlegen. Wer, wenn nicht ir? Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht in der echnologie und in der Forschung? Lassen Sie uns die euen Kräfte fröhlich entfalten! (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603613500

(Heiterkeit)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben Frau Schavan als Forschungsministerin
nd Michael Glos als Wirtschaftsminister. Das ist schon
roßartig!


(Nicolette Kressl [SPD]: Und Peer Steinbrück als Finanzminister!)


ir haben die riesengroße Zahl der kreativen Köpfe der
wei größten Fraktionen dieses Parlaments – das ist ein
eichtum – zur Verfügung.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Kabarett!)


reunde, das muss uns doch befeuern, zu einem anste-
kenden Unternehmensgeist, zu einer Freude an der ge-
einsamen Gestaltung der Wissensgesellschaft in
eutschland und einer kraftvollen Gestaltung der Zu-
unft!

Wir hoffen, dass uns die Opposition, zur Linken und
ur Rechten, mit Liebe, Verständnis und konstruktiven
eiträgen begleitet.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1603613600

Nun hat das Wort der Kollege Klaus Hagemann für

ie SPD-Fraktion.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603613700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Kollege Riesenhuber, Sie sprachen von der
reativität der Frau Ministerin und des Herrn Glos. Der
ollständigkeit halber muss man natürlich auch die
reativität unseres Finanzministers erwähnen, der es er-
öglicht, dass wir dieses Programm, von dem wir die

anze Zeit reden, auch realisieren und finanzieren kön-
en.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


eider kann ich als Haushälter die Situation nicht in
olch lyrischen Breiten, wie Sie es eben getan haben
Kompliment, Herr Riesenhuber –, besprechen.

In dem schon öfter genannten Bericht zur technologi-
chen Leistungsfähigkeit heißt es – ich zitiere –:






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
Deutschlands Wirtschaft zählt zu den forschungs-
intensivsten in der Welt, hat aber das F-und-E-Wachs-
tumstempo der wichtigsten Konkurrenten nicht im-
mer halten können.

Ich glaube, dass dies der Schlüsselsatz ist. In Zahlen aus-
gedrückt heißt das, dass ein Anteil von FuE am Brutto-
inlandsprodukt von zweieinhalb Prozent nicht ausreicht,
um Forschung und Entwicklung zu finanzieren. Wir
brauchen 3 Prozent. Diese Erhöhung hat – Frau Flach,
Sie haben völlig Recht – auch die Vorgängerregierung
angestrebt. Deswegen wurden in den zurückliegenden
Legislaturperioden immer mehr Mittel für Forschung
und Entwicklung zur Verfügung gestellt. Ein Hinweis an
den geschätzten Koalitionspartner: Hätten wir die Mit-
telumschichtung von der Eigenheimzulage zum Bereich
Forschung und Bildung schon vor drei Jahren vorge-
nommen, hätten wir heute mehr Mittel zur Verfügung.


(Beifall bei der SPD)


6 Milliarden Euro mehr in vier Jahren – das ist der
richtige Weg. Für dieses Jahr sind das, auf Einzelpläne
verteilt, 700 Millionen Euro. Als Haushälter stelle ich
fest, dass der Bund in diesem Jahr insgesamt 7,2 Milliar-
den Euro für die Förderung von Forschung und Entwick-
lung ausgeben wird. Die Planung sieht eine Steigerung
auf 8,1 Milliarden Euro bis zum Jahre 2009 vor. Dieses
sehr ehrgeizige Ziel ist aus Sicht des Haushälters eine
große Herausforderung. Ich danke dem Finanzminister
für seinen Beitrag dazu, dass wir diesen Weg gehen kön-
nen.


(Beifall bei der SPD)


Eigentlich stehen Haushaltskonsolidierung und Ein-
sparungen im Mittelpunkt. Aber im Bereich Forschung
und Entwicklung legen wir in diesem Jahr – ich sage es
noch einmal – 700 Millionen Euro obendrauf. Das zeigt,
wie wichtig für die Koalition dieser Bereich ist. Investi-
tionen in die Zukunft – das ist der richtige Weg, den wir
hier gehen müssen.


(Beifall bei der SPD)


Wir erwarten natürlich auch, dass sich die Wirtschaft
verstärkt engagiert. Das wurde schon mehrfach deutlich
gesagt. Wir investieren viel Geld. Die 7 Milliarden Euro
müssen natürlich zu einem gesellschaftlichen Return of
Invest führen. Arbeitsplätze in vielen Bereichen müssen
geschaffen werden, Produkte müssen hier entwickelt und
auf den Markt gebracht werden. Auch neue Märkte müs-
sen erschlossen werden. Diese Punkte sind sicherlich
von großer Bedeutung.


(Beifall bei der SPD)


Dazu gehört natürlich auch, dass ein Wissens- und Tech-
nologietransfer erfolgen muss.

Die SPD-Fraktion steht hinter diesem Programm. Wir
haben aber einige Forderungen, Frau Ministerin
Schavan, an die Bundesregierung; wir haben sie im
Haushaltsausschuss deutlich angesprochen. Es sollte
kein Flickenteppich von Projekten gefördert werden,
vielmehr sollte das Geld gezielt in wichtige Projekte flie-
ßen. Es soll ein zwischen den Ministerien abgestimmtes

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(C (D onzept vorgelegt werden; dabei sollte man sich nicht ur auf redaktionelle Punkte beschränken, Frau Flach. ielmehr soll im Rahmen eines abgestimmten Proramms ein roter Faden erarbeitet werden. Sie haben das m Haushaltsausschuss deutlich gemacht. Unsere Bitte, die ich an dieser Stelle wiederhole, ist: er Haushaltsausschuss und damit das Parlament sollten inbezogen werden. Wir sind hier schon auf einem guten ege, was die Koordinierung betrifft. Wir sollten auch eine Konzentration der Mittel vorehmen, sehr geehrte Frau Ministerin. Clusterbildung ist er Fachausdruck, über den hier schon gesprochen urde. Die bereitgestellten Mittel sollten schnell abflieen; denn wir wissen, dass öffentliche Mittel eine Hebelirkung haben. 1 Euro, der staatlicherseits investiert ird, bringt 1 Euro zusätzlich an Investitionen seitens er Wirtschaft. Wir haben deswegen dazu beigetragen, ass trotz vorläufiger Haushaltsführung die Mittel für en Einzelplan 09, Wirtschaft, und für den Einzellan 30, Forschung und Bildung, freigegeben worden ind. Wichtig ist, dass sich die Wirtschaft jetzt an die Zuagen hält. Die Frau Bundeskanzlerin hat gestern im aushaltsausschuss zugesagt – ich bedanke mich dafür –, ass sie mit der deutschen Wirtschaft auf der Konferenz, ie nächste Woche stattfindet, über diese Forderung pricht. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die nvestitionen seitens der Wirtschaft rückläufig sind. Hier uss die Entwicklung umgedreht werden: Es müssen ehr Mittel seitens der Wirtschaft und – das sei hier benfalls erwähnt – auch seitens der Länder aufgebracht erden. ie deutsche Wirtschaft sollte sich ein Beispiel an der irtschaft in anderen Ländern nehmen und entspre hend handeln. Wir haben in der letzten Legislaturperiode große chritte nach vorne gemacht. Wir werden mit diesem rogramm in Höhe von 6 Milliarden Euro einen weiteen Schritt tun. Wir sind auf dem richtigen Weg und ich offe, dass die Maßnahmen entsprechend umgesetzt erden und dass Produkte, die hier entwickelt wurden, uf den Markt kommen. Es darf nicht noch einmal so sein, wie beim MP3layer geschehen: Die Technologie wurde von der raunhofer-Gesellschaft, mit staatlichen Mitteln geförert, entwickelt. Aber es fand sich kein deutsches Unterehmen, das diese Entwicklung in marktfähige Produkte mgesetzt hätte. Jetzt werden diese Geräte in den USA ebaut. Die Fraunhofer-Gesellschaft bekommt zwar Lienzgebühren; aber die Arbeitsplätze sind in den USA eschaffen worden. Das ist nicht der richtige Weg. Wir üssen gemeinsam vorgehen, um hier zu Veränderungen u kommen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1603613800

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege

Carsten Müller das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603613900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Forschung, Innovation und Bildung – das
sind die Themen unserer Zeit. Wir wollen bei der Jugend
und beim Nachwuchs wieder Begeisterung dafür wecken
und es ist an uns, die notwendigen Voraussetzungen und
Perspektiven zu schaffen; denn die Nachwuchsausbil-
dung spielt hierbei die entscheidende Rolle.

Exzellenz ist das maßgebliche Kriterium für Lehre
und Wissenschaft. International ist dieses Bewusstsein
schon lange vorhanden. Deswegen ist auch die Exzel-
lenzinitiative der Bundesregierung genau richtig. Die
Förderung technologischer Innovationen ist eine ent-
scheidende Grundlage für Wachstum und Wettbewerbs-
fähigkeit und gleichzeitig Markenzeichen dieser großen
Koalition. Initiativen für leistungsfähige europäische
Programme müssen wie beim 7. Forschungsrahmenpro-
gramm wieder häufiger aus Deutschland kommen; denn
nur so gelingt es uns, unsere Interessen auf die Tagesord-
nung der EU zu setzen und die Bürger in Deutschland
und in Europa hinter unserer Politik zu versammeln.

Deutschland braucht Europa, um gemeinsam ein Ge-
gengewicht zu konkurrierenden Wirtschaftsregionen zu
bilden. Europa braucht allerdings auch ein starkes und
innovatives Deutschland. Es kann nicht sein, dass wir als
wirtschaftsstärkste Nation in vielen Bereichen noch hin-
terherhinken. Wir müssen wieder zum Motor der EU
werden. Geht es Deutschland gut, läuft es auch in der EU
gut.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Beispiel für die Initiative der neuen Regierungs-
koalition ist das 6-Milliarden-Euro-Programm für die
Forschungsförderung. Hiermit kommen wir dem 3-Pro-
zent-Ziel der Lissabonstrategie einen großen Schritt
näher. In diesem Zusammenhang sehe ich auch die flan-
kierenden Anträge der Koalitionsfraktionen zur techno-
logischen Leistungsfähigkeit und zum 7. Forschungsrah-
menprogramm.

Innovation und Forschung werden in Deutschland lei-
der noch zu häufig ideologisch betrachtet. Hierbei denke
ich an den Bereich der Kernforschung. Deutsche Unter-
nehmen, Institutionen, Universitäten und Forschungsein-
richtungen waren beispielsweise bei der Sicherheitsfor-
schung weltweit führend. Heute sind dies andere
Nationen. Unsere Spitzenposition wurde leichtfertig ver-
spielt.


(Lachen des Abg. Jürgen Trittin NIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Ziel muss es sein, wieder zur Spitzengruppe auf-
zuschließen. Das Motto „Deutschland – Land der Ideen“
muss allgemeine Geltung haben.

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(C (D Meine Damen und Herren, der Bereich der Enerieforschung ist beispielhaft für die Entwicklung der eutschen Position in den letzten Jahren. Das führte beipielsweise auch die Kollegin Künast am letzten Donerstag hier im Plenum aus. Ich zitiere: Die EU will weltweit zu einer der wettbewerbsfähigsten Regionen werden. Aber im Energiebereich sind wir davon meilenweit entfernt. Überall auf der Welt dreht sich alles um Energie. In Russland, China, Indien oder auch in Südamerika hat man entweder die entsprechenden Rohstoffe oder sichert sie sich mit Verträgen auf Jahrzehnte hinaus. In diesem Punkt hat Frau Künast Recht. Leider sieht ies bei uns tatsächlich anders aus. Die Fraktion, für die rau Künast spricht, ist hierfür ganz wesentlich mitverntwortlich. Bündnis 90/Die Grünen waren Reiseführer uf dem energiepolitischen Irrweg der vergangenen ahre. ch finde es übrigens sehr interessant, dass alle von Frau ünast angeführten Staaten die friedliche Kernenergie utzen. Auf dem Irrweg befanden sich die Grünen lange Zeit brigens auch beim Thema nachwachsende Rohstoffe. azu haben wir heute einiges gehört. Noch im ahre 1995 hielt Ihre heutige Sprecherin für Verbrauherschutz und Agrarpolitik, Frau Kollegin Höfken, die örderung nachwachsender Rohstoffe für einen struktuellen Missgriff. Das muss man sich heute einmal vortellen! Von einer langfristigen Strategie, die diese Beeichnung auch nur annähernd verdient, kann bei ündnis 90/Die Grünen leider keine Rede sein. Unbestritten ist, dass ein gesunder Energiemix notendig ist. Erneuerbare Energien sind dabei unverzichtar. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Wahlkampf waren Sie aber dagegen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


eswegen freut es mich auch, dass die EU dieses Thema
m 7. Forschungsrahmenprogramm aufgenommen hat
nd sich im Übrigen auch eindeutig zur Unterstützung
er Fusionsforschung bekennt.

Eine weitere große Chance der Forschung und Inno-
ation sind die Potenziale der Nanotechnologie. Gerade
n diesem Jahr gestatten Sie mir einen Vergleich bezüg-
ich dieser faszinierenden Technologie: Man muss sich
inmal vorstellen, dass das Größenverhältnis eines Na-
oteilchens zu einem Fußball genau das gleiche ist wie
as Größenverhältnis dieses Fußballs zu unserem Plane-
en Erde. Wir können an diesem Beispiel erahnen, wel-
he Potenziale dort schlummern. Die unermesslichen
öglichkeiten dieser Technologie müssen wir anwen-

ungsorientiert erforschen. Hier liegen riesige Poten-
iale für unsere Forscher und für unsere Wirtschaft.
uch die Nanotechnologie wird im 7. Forschungsrah-
enprogramm prominent herausgestellt.






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

Zukunftsweisende Forschungsbereiche sind unser
Kapital. Wir müssen sie auf nationaler Ebene flankie-
rend zum 7. Forschungsrahmenprogramm vorantreiben.
Diese Aufforderung richtet sich insbesondere auch an
die Privatwirtschaft. Wir werden das Lissabonziel nur
dann erreichen, wenn öffentliche Hand und private Hand
hier gemeinsam tätig werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Union legt besonderen Wert auf die Freisetzung
innovativer Kräfte bei kleinen und mittelständischen Un-
ternehmen. Wir brauchen eine neue Aufbruchstimmung
in diesem Land; denn nur wenn es uns gelingt, eine sol-
che Aufbruchstimmung zu transportieren, dann gelingt
es uns, Forschungs- und Technologieförderung in Ar-
beitsplätze umzusetzen.

Meine Damen und Herren, Forschung und Innovation
sind unsere Zukunft. Wir müssen alles daransetzen, die
besten Voraussetzungen hierfür zu schaffen. Diesem Ziel
fühlt sich die große Koalition verpflichtet.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Carsten Müller (CDU):
Rede ID: ID1603614000

Nun hat das Wort der Kollege René Röspel für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603614100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir diskutieren heute zwei Anträge der Regie-
rungskoalition, einen Antrag der Fraktion der FDP sowie
den Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit
Deutschlands 2006.

Seit 1984 gibt es Forschungsrahmenprogramme
auf der europäischen Ebene, die – das haben wir schon
gehört – unter anderem dazu dienen, Forschung in
Europa koordiniert zu fördern und neue Technologien zu
entwickeln. Das 7. Forschungsrahmenprogramm ist mit
einem Budget von wahrscheinlich etwa 50 Milliarden
Euro bis 2013 das bisher größte seiner Art. Damit
kommt die EU dem in der Lissabonstrategie festgelegten
Ziel näher, den Anteil der Aufwendungen für Forschung
und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt auf 3 Prozent
zu erhöhen. Das ist ein Ziel, das wir mit unserem Antrag
ausdrücklich unterstützen, genauso wie zum Beispiel das
Vorhaben, einen europäischen Forschungsrat einzurich-
ten, der etwa der Deutschen Forschungsgemeinschaft
entspricht und der Geld für ausgewählte Forschungspro-
jekte bewilligen kann, die nach dem Exzellenzprinzip
ausgewählt werden. Mit dem 7. Forschungsrahmenpro-
gramm macht Europa einen Schritt mehr zur Wissensge-
sellschaft.

Wie aber sieht die Situation in Deutschland aus? Dazu
gibt der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit,
der von unabhängigen Instituten erarbeitet worden ist, in
der Tat einiges an Auskunft. Der erste Satz lautet – Frau
Sitte, auch Sie haben ihn zitiert –:

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(C (D Trotz anhaltender Exporterfolge hat sich die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands auf längere Sicht nicht gut entwickelt. it Erlaubnis der Präsidentin werde ich noch ein paar eitere Zitate bringen; denn auch auf diese Zitate ommt es an: Wissenschaft und Forschung haben in Deutschland eine hohe Qualität … Die Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung wurden von der Wirtschaft in Deutschland nicht kräftig genug erhöht … Der Anteil von innovierenden Unternehmen hat wieder zugenommen … Deutschlands Industrie zeigt auf den Exportgütermärkten eine außerordentlich hohe Präsenz. Ausschlaggebend ist man höre – eine hohe Qualität der Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen … Notwendig ist ein schnellerer Strukturwandel hin zu Spitzentechnologien und wissensintensiven Dienstleistungen. … Die Umsetzung von F-und-E-Ergebnissen in breite technologische Anwendungen funktioniert gut. Deutschland ist unter den großen Volkswirtschaften hinter Japan das patentintensivste Land … Deutschlands Wirtschaft zählt zu den forschungsintensivsten in der Welt … Das ist eine Reihe von Zitaten aus ebendiesem Beicht. Sie zeigen, glaube ich, sehr gut auf: Es gibt einige unkte, in denen wir gut sind, und es gibt einige Punkte, n denen wir mindestens Defizite haben oder schlecht ind. Dieser Bericht zeigt auch auf: Wir können nicht nur ine Antwort liefern, sondern wir müssen ganz viele unerschiedliche Antworten auf das, was uns der Bericht eigt, geben. Genau das tun wir mit abgestimmten Maßahmen und mit einer abgestimmten Strategie. Das hat err Riesenhuber viel besser erläutert, als ich das hier önnte. Wir machen auf nationaler Ebene, was wir auch auf uropäischer Ebene unterstützen: Wir koordinieren Forchung; wir bündeln die Initiativen nicht über einzelne änder – wie in der EU –, sondern über die unterschied ichen Ministerien. Vor allem investieren wir in die Menchen und in Forschung und Entwicklung zusätzliche Milliarden Euro im Zeitraum von 2006 bis 2009. Wir etzen damit einen Kurs fort, der 1998 mit SPD-Forchungsministerin Edelgard Bulmahn begonnen wurde. ber dazu hat Klaus Hagemann als Haushaltspolitiker chon eine Menge gesagt. Zusätzliche 6 Milliarden Euro werden also in den ächsten drei Jahren in Deutschland investiert, und zwar n moderne Informationsund Kommunikationstechnoogien, in Gesundheitsforschung und Medizintechnik, in Bereich, in dem wir mit nur zwei anderen Ländern eltweit führend sind. Wir wollen Volkskrankheiten wie René Röspel Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforschen, aber auch so genannte vernachlässigte Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose, von denen wir hier glauben, dass sie uns nicht berühren. In vielen anderen Teilen der Welt werden sie immer bedeutender und stellen ein immer größeres Problem dar. Wir wollen stärker in die Energieforschung einsteigen. Das ist in der Tat aus meiner Sicht der zentrale Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für Klimaschutz und für Innovationen. Wir wollen moderne Kraftwerkstechnologien, das moderne Null-EmissionsKraftwerk, die Wasserstoffund Brennstoffzellentechnologie fördern. Wir wollen noch stärker in effiziente Energienutzung und – das haben wir mit dem damaligen grünen Koalitionspartner begonnen – in erneuerbare Energien investieren. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])





(A) )


(B) )


Union und SDP haben sich auf gemeinsame Anträge
zur Forschungspolitik geeinigt. Ich will offen bekennen:
Das war in einigen Punkten nicht einfach; es gibt Mei-
nungsunterschiede und das wird sicherlich weiterhin so
bleiben. Diese Positionen müssen wir auch benennen,
Herr Müller. Ich glaube, das gehört dazu.

Der erste Punkt. Bei der Agrogentechnik, bei der so
genannten Grünen Gentechnik bleiben wir dabei, dass
das Vorsorge- und Nachhaltigkeitsprinzip angewandt
werden muss. Wir erleben gerade eine sehr interessante
Entwicklung in Bayern. CSU-Generalsekretär Söder hat
offenbar erkannt, dass es auch in Bayern Landwirte gibt,
die den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen skep-
tisch sehen. Wir werden uns anschauen, was bei dieser
Diskussion herauskommt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der zweite Punkt, der uns viel Mühe bei der Beratung
der Anträge gemacht hat, betraf Fragen der Sicherheits-
forschung. Sicherheitsforschung bedeutet für Sozialde-
mokraten eben nicht die Reduzierung der Politik auf Mi-
litär, Soldaten, Terrorismus und Kriminalität; vielmehr
ist sie für uns ein viel weiterer Begriff, und zwar im
Sinne des UN-Begriffs der Human Security, bei dem es
um das Sicherheitsbedürfnis von Menschen geht, den
Schutz vor Naturkatastrophen, aber auch die tägliche Si-
cherheit. Ich glaube, dass wir uns in dieser Frage in den
nächsten Debatten annähern werden. Das ist keine
Frage.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Sagen wir doch genauso! Wir wollen das selber! Das verstehen Sie nur nicht!)


Der dritte Punkt. Es existieren sehr große Unter-
schiede – das hat auch Herr Müller gerade angespro-
chen – zwischen CDU/CSU und SPD in der Frage der
Nutzung der Atomkraft. Die SPD hält am Ausstieg aus
der Atomenergie fest. Bei der Erforschung der Kernfu-
sion bleibt es bei der Einhaltung der bestehenden inter-
nationalen Verträge. Für die Sozialdemokraten ist die
Kernfusion eine Forschungsoption, also ein interessantes

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(C (D orschungsgebiet, aber keine Lösung der Energiefragen er künftigen Jahre. Wir haben in den letzten anderthalb Stunden eine eientlich ideologiefreie Debatte über Technik geführt. as fand ich sehr gut, weil es unserem Ziel dient. Es gab ine Ausnahme: Frau Pieper, Sie haben – ich habe es wie blich mitgezählt – in Ihrer Rede dreimal den Begriff Ideologie“ benutzt, im Antrag der FDP steht mindesens fünfmal „Ideologie“. mmer, wenn der FDP die Argumente ausgehen, machen ie den Vorwurf – das ist Ihre Methode –: Jeder, der icht die Position der FDP teilt, ist offenbar Ideologe. (Cornelia Pieper [FDP]: Die Idee der Freiheit! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein! Das kann man nicht sagen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Cornelia Pieper [FDP]: Weil das wichtig ist!)


er den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen kri-
isch sieht, ist ideologieverdächtig und wer die Atom-
nergie beenden möchte, ebenfalls.

Nun möchte ich das an einem anderen Beispiel klar
achen. Oben auf der Besuchertribüne sitzen etwa hun-

ert junge Menschen. Das ist die zukünftige Generation,
ie in unserem Land irgendwann Verantwortung tragen
ird. Der Spruch ist vielleicht abgenutzt, aber ich sage

s trotzdem: Sie sind die Zukunft unseres Landes. Denen
ollen wir eine lebenswerte Umwelt und Welt hinterlas-

en. Wir produzieren aber jeden Tag Hunderte Tonnen
adioaktiven Mülls. Plutonium – das ist einer der giftigs-
en chemischen Stoffe, die die Menschheit kennt – hat
ine Halbwertszeit von 24 000 Jahren. Nach 24 000 Jah-
en strahlt 1 Kilogramm Plutonium – 1 Kilogramm reicht
brigens aus, um 1 Million Menschen zu vergiften und
ödlich zu verstrahlen – immer noch so stark wie ein hal-
es Kilogramm Plutonium. Ist das Ideologie? Nein. Das
st Physik. Herr Barth, Sie können das bestätigen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Kinder dieser Jugendlichen dort oben und deren
indeskinder und Kindeskindeskinder werden diesen
tommüll zeit ihres Lebens als bittere Hinterlassen-

chaft unserer Generation haben und damit nicht umge-
en können, weil es noch keine Lösung gibt.

Ist es Ideologie, wenn wir als SPD – die Grünen tun
as übrigens auch – sagen, dass wir jede Tonne Atom-
üll, die heute anfällt, vermeiden und so schnell wie
öglich raus aus der Kernkraft und rein in die erneuer-

aren Energien wollen?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch finde, das ist verantwortungsvoller und nachhaltiger
mgang mit unserer Umwelt und den uns nachfolgen-
en Generationen.

Wenn man in 20 oder 30 Jahren von Windkraftwerken
ie Nase voll hat, kann man sie einfach abbauen und den
tahl verschrotten. Dann ist von ihnen nichts mehr zu se-






(A) )



(B) )


René Röspel
hen und zu spüren. Das ist also unproblematisch. Bei der
Atomenergie geht das nicht. Deswegen sagen wir: Wir
müssen so schnell wie möglich raus aus der Atomener-
gie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit
Deutschlands ist uns ein wesentlicher Kritikpunkt ins
Stammbuch geschrieben worden: Was Bildung und
Ausbildung angeht, gibt es Risse im Fundament. Wer
also über technologische Leistungsfähigkeit redet, darf
ihre Grundvoraussetzungen nicht vergessen; das ist un-
sere Überzeugung.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1603614200

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603614300

Ich komme zum Schluss und halte mich noch kürzer

als Herr Riesenhuber.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen ein Bildungssystem, das leistungsfähig
ist, in dem jeder die Chance hat, unabhängig vom Geld-
beutel seiner Eltern zu studieren und sich Bildung anzu-
eignen, in dem niemand vergessen wird und in dem kein
Talent ungenutzt bleibt. Auch auf diese Erfordernisse
haben wir im Antrag der Koalition reagiert. Wir wollen
eine Bildungsoffensive zur Sicherung des Nachwuchses
starten. Hier müssen alle an einem Strang ziehen: die
Wirtschaft, die Bundesländer und der Bund. In den
nächsten Wochen werden wir sehen, inwieweit das in
Zukunft möglich ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1603614400

Als letzter Redner in dieser Debatte hat nun der Kol-

lege Axel Fischer für die Unionsfraktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Vor wenigen Ta-
gen hat die Deutsche Bank Research festgestellt, dass
Deutschland, was das Wohlstandsniveau angeht, inner-
halb Europas zurückfällt. Derzeit belegen wir Rang 11
von 15. Wenn sich nichts ändert, werden wir im europäi-
schen Vergleich des Wohlstandsniveaus im Jahr 2020
wohl Drittletzter sein. Ich glaube, wir sind uns einig,
dass das nicht so kommen darf. Wenn wir nicht handeln,
dann wird es aber so kommen. Natürlich kann man sich,
wenn es bergab geht, wie auf einem Fahrrad gemütlich
zurücklehnen – das Fahrrad rollt ja von selbst – und die
Beine hochlegen.

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(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Wenn es bergab geht, kann man das machen! Aber nur auf dem Fahrrad!)


itzt man aber auf dem Fahrrad und es geht bergauf,
ann muss man in die Pedale treten und etwas tun. Das
at die Bundesregierung vor.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir wollen in die Riege der Länder zurück, in denen
ohlstand herrscht, und uns zum Wohlstand unserer Ge-

ellschaft bekennen. Das ist unser Ziel. Das heißt, dass
ir besser sein müssen als bisher und dass wir in unserer
esellschaft wieder klar zum Ausdruck bringen müssen,
ass wirtschaftliches Wachstum etwas Positives ist.
ir wollen in wirtschaftlicher Hinsicht vorankommen.
ir wollen, dass es durch Technik zu Innovationen

ommt und dass dadurch neue Arbeitsplätze bei uns ge-
chaffen werden. Das ist unser Ziel; denn wir brauchen
n unserem Land Arbeitsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dazu sind wir – das geht gar nicht anders – auf eine
echnikfreundliche Stimmung in der Gesellschaft ange-
iesen. Wir müssen der Technik positiv und aufge-

chlossen gegenüberstehen. Wir müssen mehr über die
hancen der Technik, die wir ergreifen wollen, diskutie-

en, statt endlose Debatten über ihre Risiken zu führen,
ie uns nur aufhalten und verhindern, dass wir in unse-
em Land vorankommen.

Das will ich Ihnen anhand eines Beispiels vor Augen
ühren: Eine ältere Dame, die in ihrem Leben noch nie
ufzug gefahren ist, steht vor einem Aufzug. Ein ameri-
anischer Unternehmer möchte sie in den Aufzug be-
leiten. Sie fragt ihn, ob das nicht vielleicht gefährlich
st. Dann erklärt er der Dame, dass eigentlich nichts pas-
ieren kann und dass man von ganz oben, aus dem
0. Stockwerk, einen wunderbaren Ausblick über die
tadt hat, dass sie von dort sehen kann, wo sie wohnt
nd wo der Wald ist, und dass das wirklich ein schönes
rlebnis ist.

Stellen Sie sich einmal vor, diese Dame würde einen
eutschen fragen, ob es gefährlich ist, mit dem Aufzug

u fahren. Er würde ihr vermutlich sagen, dass der Auf-
ug stecken bleiben könnte, dass die Seile reißen könn-
en und dass der Alarmknopf nicht funktioniert könnte.
o ist heutzutage die Stimmung in unserem Land. Davon
üssen wir weg. Insbesondere an die Mitte und an die

inke Seite dieses Hauses gerichtet sage ich: Wir brau-
hen ein Bekenntnis zur Technik und wir müssen wirt-
chaftlich vorankommen wollen; das ist entscheidend.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dafür brauchen wir – Frau Pieper hat das zu Recht
esagt – Freiheit und Wettbewerb in der Forschung.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein sehr vereinfachtes Bild!)







(A) )



(B) )


Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)

Hierfür tut die Bundesregierung etwas. Frau Schavan hat
das 6-Milliarden-Euro-Programm vorgestellt. Für kleine
und mittlere Unternehmen bietet es die Chance – darauf
hat auch Herr Riesenhuber hingewiesen –, aus den Er-
gebnissen wissenschaftlicher Forschung wirtschaftliche
Erfolge zu erzielen und die Forschungsergebnisse in
neue Produkte umzusetzen. Das sichert Arbeitsplätze bei
uns im Land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Forschung heißt Fortschritt. „Made in Germany“ hieß
es einmal – da wollen wir wieder hin. Mit ihrer High-
techstrategie macht diese Bundesregierung die ersten
Schritte in die richtige Richtung.

Frau Kollegin Sager, das möchte ich Ihnen schon
noch sagen: Wenn Sie hier erklären, dass im Wesentli-
chen das fortgeführt wurde, was unter Rot-Grün auf den
Weg gebracht worden sei, wie können Sie sich dann un-
heimlich darüber aufregen – auch, was die Lautstärke Ih-
rer Stimme angeht –, was alles falsch sei?


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was meinen Sie, wie Ihre Stimme ist?!)


Ich stelle fest, dass die Bundesregierung doch einiges
anders gemacht hat, als es in sieben Jahren Rot-Grün ge-
macht worden ist; ich glaube, das ist auch besser so. Wir
sind auf dem richtigen Weg und ich bitte um Ihre Unter-
stützung dafür.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603614500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/1546, 16/1547, 16/1532, 16/1245
und 16/1400 an die in der Tagesordnung aufgeführten
Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der EU-geführten Operation EUFOR RD
CONGO zur zeitlich befristeten Unterstüt-
zung der Friedensmission MONUC der Ver-
einten Nationen während des Wahlprozesses
in der Demokratischen Republik Kongo auf
Grundlage der Resolution 1671 (2006) des
Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom
25. April 2006

– Drucksache 16/1507 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

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(C (D Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion Die inke vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem undesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abge-

rdneten! Ja, wir reden hier heute über einen deutschen
eitrag zu einer Militärmission. Worauf es mir aber an-
ommt – das wird sich in der Debatte hoffentlich wider-
piegeln –: Wir reden auch über einen fünfjährigen Sta-
ilisierungsprozess im Kongo selbst.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr wichtig!)


ir müssen uns entscheiden, ob wir ihn in der weiteren
ukunft sich selbst überlassen oder ob wir helfen, ihn zu
ichern.

In zwei Monaten werden im Kongo nach mehr als
0 Jahren zum ersten Mal wieder Wahlen stattfinden.
an muss sich vorstellen: Das sind für 95 Prozent der

ongolesischen Bevölkerung die allerersten Wahlen ih-
es Lebens überhaupt. Nun will ich nicht sagen, dass das
ine Leichtigkeit ist. Ganz im Gegenteil, die Durchfüh-
ung dieser Wahlen stellt auch die internationale Staaten-
emeinschaft vor hohe, vor höchste Herausforderungen.
ch weiß nicht, ob Sie wissen, dass allein die Wahlzettel,
ie gegenwärtig in Südafrika gedruckt werden, mit Flug-
eugen in den Kongo gebracht werden und dort mit Hub-
chraubern der Vereinten Nationen in die über
0 000 Wahllokale transportiert werden. Unzählige Hel-
erinnen und Helfer tragen sie dorthin. Das ist, wie Sie
anz ohne Zweifel nachvollziehen können, logistisch
ine ungeheure Herausforderung. Noch größer ist die
erausforderung für die Menschen im Kongo selbst: Sie
aben in den letzten Jahren einen für viele durchaus
chmerzhaften Prozess der Transformation hinter sich
ebracht. Rund um die Großen Seen haben noch in den
0er-Jahren Kriege und Bürgerkriege, an denen insge-
amt 8 Staaten beteiligt waren, insgesamt 4 Millionen
pfer gefordert. In der afrikanischen Presse wird das
eschehen der 90er-Jahre als Weltkrieg beschrieben; das

ollten wir immer vor Augen haben, wenn wir die Grö-
enordnung der Konflikte – bei denen uns in der Vergan-
enheit eine gewisse Beruhigung gelungen ist – kom-
entieren.

Die Vereinten Nationen befinden sich nicht erst seit
eute, sondern seit vielen Jahren in einer der wahrlich
rößten Missionen ihrer Geschichte: Im Kongo sind mit
ONUC 17 000 Soldaten stationiert; sie helfen seit vie-

en Jahren, Frieden zu sichern und Stabilität zu garantie-
en. Die westeuropäischen Geberstaaten unterstützen
iesen Prozess durch eigene Leistungen schon seit Jah-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
ren. Denn es ist uns klar – das war es für uns auch in der
Vergangenheit –: Nur ein stabiler Kongo kann verhin-
dern, dass es in ganz Zentralafrika erneut zu Zerstörung
und Krieg kommt. Nur ein stabiler Kongo kann verhin-
dern, dass erneut humanitäre Katastrophen ausbrechen.
Nur ein stabiler Kongo kann verhindern, dass sich die
Menschen entscheiden, aufzubrechen und ihr Heil in
Flucht und Migration zu suchen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das sind für uns entscheidende Gründe gewesen, da-
rüber nachzudenken, ob wir der Bitte der Vereinten Na-
tionen nachkommen, die Wahl am 30. Juli zu sichern.
Vor dem Hintergrund dessen, was ich eben geschildert
habe, sage ich ganz deutlich: Die Wahlen müssen ein Er-
folg werden. Ich glaube auch, dass wir zu diesem Erfolg
beitragen müssen. Wir sollten bei der Absicherung der
Wahlen helfen und so dazu beitragen, dass sie möglichst
frei, möglichst fair und möglichst friedlich ablaufen kön-
nen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe am Anfang meiner Rede gesagt, dass wir
heute nicht nur über eine militärische Mission sprechen,
sondern dass es um mehr geht. Ich habe darauf hinge-
wiesen, dass wir Deutschen, dass wir Europäer uns im
Kongo schon über viele Jahre hinweg – es sind mindes-
tens fünfeinhalb Jahre – engagieren. Ich glaube also,
dass wir diesen Prozess, der, jedenfalls aus meiner Sicht,
bis heute ein erfolgreicher ist, absichern helfen müssen.

Meiner Meinung nach ist es folgerichtig, dass dieser
Prozess der Stabilisierung nach den Anstrengungen, die
wir dort geleistet haben, nun durch Wahlen flankiert
wird. Ich bin froh, dass die Vereinten Nationen diese
Einschätzung teilen und das durch einstimmigen Be-
schluss im Sicherheitsrat unterstrichen haben. Die Zu-
stimmung der kongolesischen Regierung liegt vor; das
wissen Sie. Das gilt auch für die Afrikanische Union, die
diese Mission ausdrücklich erbittet.

Warum soll der Einsatz vornehmlich im Raum
Kinshasa erfolgen? Der Grund ist, dass die Vereinten
Nationen gesehen haben, dass die Truppen der MONUC
vor allen Dingen in den etwas unsichereren Ostprovin-
zen gebraucht werden und dass es kein gutes Signal
wäre, wenn man zu den Wahlen Truppen von dort abge-
zogen hätte. Deshalb gab es die ausdrückliche Bitte,
Kontingente zur Verfügung zu stellen, die vornehmlich
im Raum Kinshasa, wo die Regierungsinstitutionen und
die wichtigsten Medien ihren Sitz haben, die Wahlen ab-
sichern sollen. Dort soll der Schwerpunkt der Operation
sein. Die europäischen Truppen sollen potenzielle Störer
des Wahlprozesses abschrecken und auf diese Weise den
ordnungsgemäßen Verlauf der Wahlen sicherstellen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich haben wir uns so wie Sie viele Male die
Frage gestellt, ob der Einsatz vor dem Hintergrund der

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(C (D icherheitslage zu verantworten ist. Wir haben alle Inormationen, die wir bekommen konnten, in unsere Berteilung einbezogen. Wir konnten sehen, dass die Siherheitslage seit einiger Zeit im Raum Kinshasa stabil nd ruhig ist. Natürlich können wir nicht sagen, dass ine solche Mission völlig ohne Risiko ist, aber nach alen uns bekannten Informationen ist sie zu verantworten. Ich glaube, dass wir die Vereinten Nationen und die evölkerung im Kongo in dieser anstehenden sehr wich igen Phase nicht im Stich lassen dürfen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Menschen dort wollen einen Neuanfang und eine
erbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situa-

ion. Darüber hinaus müssen wir bedenken, dass dieser
rozess, wenn er uns gelingen wird, wegen der Bedeu-

ung und der Größenordnung des Kongo weit über den
ongo hinaus Ausstrahlung haben und für ganz Afrika
edeutung haben wird.

Denjenigen, die in den letzten Jahren im Parlament
nd außerhalb des Parlaments die Frage gestellt haben,
as wir dort eigentlich sollen, sage ich: Die schöne alte
rdnung, in der jede Region sozusagen ihre eigenen
interhöfe hatte, gibt es so nicht mehr. Als Mitglied der
ereinten Nationen und aufgrund des Prozesses der mul-

ilateralen Verantwortung können wir nicht mehr sa-
en: In Afrika haben wir nichts zu suchen. – Wir haben
uf dem Nachbarkontinent einen Teil unserer Verantwor-
ung wahrzunehmen, wenn nach ordnungsgemäßen
bstimmungs- und Willensbildungsprozessen in den
ereinten Nationen entsprechende Vorentscheidungen
efallen sind. Wenn Anfragen kommen, haben wir diese
m Deutschen Bundestag abzuwägen und zu beantwor-
en.

Wir haben signalisiert, dass wir es uns in der Tat vor-
tellen können, unter mehreren Voraussetzungen einen
eutschen Beitrag zu leisten. Eine der ganz wichtigen
oraussetzungen war, dass dies kein ausschließlich
eutsch geprägter Einsatz wird. Deshalb haben wir – der
erteidigungsminister hat sich hier intensiv bemüht –
on vornherein gesagt, dass dieser Einsatz nur dann ge-
echtfertigt sein kann, wenn dies ein europäischer Ein-
atz wird, in dem die europäische Verantwortung auf
iele Schultern verteilt wird. Die Situation ist jetzt so,
ass neben Deutschland 17 weitere Staaten, Herr Vertei-
igungsminister, diese Verantwortung mittragen.

Dass wir Deutschen dabei sind, ist ein entscheidender
aktor – das will ich ruhig sagen –, weil die Deutschen

m Kongo nach wie vor als neutral und unparteiisch
ahrgenommen werden. Was den Einsatz der deutschen
oldaten angeht, so wird der Verteidigungsminister dazu
leich noch mehr und Genaueres sagen. Sie wissen, dass
ie Hauptkontingente in Kinshasa zum Einsatz kommen
erden und weitere Kontingente in Gabun und in
uropa für den Bedarfsfall auf Abruf bereit stehen.

Vom Deutschen Bundestag wünsche ich mir eine
öglichst breite Unterstützung, sodass wir das Signal

ussenden: Wir sind bereit, den Menschen im Kongo






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
beizustehen. Wir sind bereit, gemeinsam mit ihnen dafür
zu arbeiten, dass diese Wahlen ein Erfolg werden. Wir
sind auch bereit, für diesen Prozess gemeinsam Verant-
wortung zu tragen.

Abschließend möchte ich einen Satz des südafrikani-
schen Präsidenten Mbeki zitieren: Der afrikanische Kon-
tinent wird sich nur stabilisieren lassen, wenn es gelingt,
den Kongo zu stabilisieren. – Ich füge hinzu: Ein Erfolg
der anstehenden Wahlen wird ein entscheidender Schritt
zu einer demokratischen Republik im Kongo sein. Es ist
wichtig und aus meiner Sicht auch richtig, dass wir dazu
unseren Teil beitragen. Ich bitte Sie ganz herzlich um
Ihre Zustimmung zu diesem Beitrag.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603614600

Das Wort hat nun die Kollegin Birgit Homburger für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603614700

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Ent-

wicklung eines Staates hin zur Demokratie ist immer
und uneingeschränkt zu unterstützen. Bei Vorbereitung
und Durchführung von freien, gleichen und geheimen
Wahlen zu helfen, ist ebenso selbstverständlich wie de-
ren Beobachtung. Deshalb ist die Mission der Vereinten
Nationen in der Demokratischen Republik Kongo, ge-
nannt MONUC, von großer Bedeutung und verdient
unsere Unterstützung. Die Sicherung der anstehenden
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen ist im Wesentli-
chen Aufgabe dieser 17 000 Soldaten.

Europa und Afrika sind durch die Geschichte, durch
ihre geografische Lage und durch das gemeinsame Ziel
einer friedlichen und demokratischen Zukunft miteinan-
der verbunden. Deshalb ist es zweifelsfrei richtig und
begrüßenswert, dass sich die EU darüber hinaus im
Kongo mit einer zivilen ESVP-Mission engagiert, deren
Schwerpunkt auf der Ausbildung von kongolesischen
Polizeieinheiten, der Reform des Sicherheitssektors und
der Verbesserung der Soldzahlung an die Streitkräfte
liegt. Ohne jeden Zweifel sind alle drei Felder von größ-
ter Bedeutung.


(Beifall bei der FDP)


Deutschland hat bilateral 10 Millionen Euro für die
Wahlen zur Verfügung gestellt. Der deutsche Beitrag für
MONUC beläuft sich auf etwa 50 Millionen Euro pro
Jahr. Über den Europäischen Entwicklungsfonds und die
Weltbank unterstützen wir den Kongo mit rund 200 Mil-
lionen Euro. Die finanzielle Unterstützung suggeriert,
es gäbe ein politisches Gesamtkonzept. Zwar hat der
Europäische Rat ständig die Bedeutung der Beziehungen
zwischen der EU und Afrika betont, zuletzt auf einem
Treffen im Dezember 2005. Es ist jedoch bislang bei der
Prosa geblieben. Ein gemeinsames abgestimmtes

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(C (D frikakonzept mit operationalisierten Zielen zur Stabiisierung Afrikas fehlt nach wie vor. Noch schlimmer: Es fehlt ein deutsches Konzept. Die DP ist sich der Verantwortung Deutschlands für den frikanischen Kontinent immer bewusst gewesen. Der ehemalige Außenminister Kinkel steht geradezu eispielhaft als Person dafür. (Zuruf des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf von der SPD: Na?)


Wiederholt wurde von uns die rot-grüne Bundesregie-
ung aufgefordert, ein Afrikakonzept vorzulegen. Ich
age deutlich: Wir erwarten von der Bundesregierung
ine klare Strategie zur Stabilisierung des afrikanischen
ontinents, die nicht mit militärischen Operationen be-
innt. Da, Herr Außenminister Steinmeier, sind Sie ge-
ordert.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Es gibt ein EU-Afrikakonzept, und Sie wissen das!)


Wo stehen wir heute? Wir debattieren im Deutschen
undestag über einen Antrag der Bundesregierung, in
em die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
n einer EU-geführten Operation in der Demokratischen
epublik Kongo gefordert wird. Der Außenminister hat
esagt, das sei folgerichtig. Es stellt sich jedoch die
rage, ob mit diesem Einsatz wirklich ein Beitrag zur
bsicherung freier und geheimer Wahlen geleistet
erden kann.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Genau das!)


Genau deswegen möchte ich einige Punkte aus den
etzten Wochen in Erinnerung rufen. Folgerichtig wäre
ewesen, die bereits vorhandene Mission MONUC per-
onell aufzustocken. Das war allerdings im UN-Sicher-
eitsrat nicht zu erreichen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Eben!)


un gibt es zwei unterschiedliche Operationen mit allen
roblemen der Abgrenzung. Das wird mit Sicherheit
icht zur Klarheit der Mission beitragen.


(Beifall bei der FDP)


Bis in den März hat Bundesverteidigungsminister
ung ständig erklärt, Deutschland werde nur logistisch
nterstützung und Lufttransportunterstützung, auf kei-
en Fall aber Kampftruppen anbieten oder in irgend-
iner Form die Führungsfunktion übernehmen. Das Er-
ebnis ist: Deutschland stellt sowohl Kampftruppen als
uch den Führungsstab. Selbst die lange Zeit vertretene
rittelung des Personals der EU-Truppe, nach der
eutschland und Frankreich jeweils 500 Soldaten und
ie anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen nochmals
00 Soldaten stellen sollten, wurde mittlerweile über
ord geworfen. Die Konferenz der Verteidigungs- und
ußenminister zu Beginn der Woche in Brüssel spricht






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
doch Bände. Nur weil Frankreich und Deutschland be-
reit waren, zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung zu
stellen, kam es überhaupt zu einer Einigung. Da stellt
sich die Frage, warum Länder, die sehr viel Erfahrung
mit Afrika haben, hier so zögerlich gewesen sind. Es gab
viel politische Unterstützung, nicht aber die Bereitschaft,
sich militärisch zu engagieren. Das sollte uns zu denken
geben.


(Beifall bei der FDP – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie die Belgier dorthin schicken?)


Es war ständig die Rede davon, dass wir 500 Soldaten
in diesen Einsatz schicken. Nun fordert die Bundesregie-
rung in ihrem Antrag 500 Einsatzkräfte und 280 Unter-
stützungskräfte. Ich finde, das ist ein Rechentrick, mit
dem die Bundesregierung versucht, die Zahl zu halten,
von der sie selbst lange Zeit gesprochen hat. Ich bin der
Meinung, dass das kein seriöses Vorgehen ist.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir stellen nicht nur 40 Prozent der Truppen für den
EU-Einsatz. Vielmehr zahlt Deutschland seinen Teil
auch selbst. Es wird derzeit von 56 Millionen Euro ge-
sprochen. Ich finde, es ist nicht richtig, dass Sie, meine
Damen und Herren von der Bundesregierung, zuerst er-
läutern, solche Missionen würden aus dem allgemeinen
Haushalt bezahlt, und nun im vorliegenden Antrag fest-
stellen, das für diese Mission notwendige Geld werde
aus dem Verteidigungshaushalt aufgebracht. Das wird
zulasten der Betriebskosten und der Ausrüstung der Sol-
daten der Bundeswehr gehen. Das ist unverantwortlich.


(Beifall bei der FDP)


Der vorliegende Antrag der Bundesregierung lässt ein
politisches Gesamtkonzept vermissen. Eine Vielzahl von
Fragen bleibt weiterhin offen. Schlimmer noch: Mit dem
Antrag werden weitere Fragen aufgeworfen. Zu Beginn
hieß es, es seien 1 500 Soldaten in Kinshasa notwendig,
um einen tatsächlichen Effekt bei der Absicherung zu er-
zielen. Jetzt ist die Rede von 200 bis 300 Soldaten in
Kinshasa und weiteren, die den Flughafen sichern sollen.

Es stellt sich die Frage: Kann damit wirklich eine Ab-
schreckungswirkung erzielt werden?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ursprünglich war die Rede davon, dass der Einsatz deut-
scher Soldaten auf Kinshasa-Stadt begrenzt wird.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissen Sie, wie da die Stadtgrenzen aussehen? Ferndiagnose!)


Im Antrag der Bundesregierung steht jetzt „Raum
Kinshasa“. Wie ist das eigentlich definiert? Was ist denn,
wenn 50 Kilometer außerhalb der Stadt etwas passiert?
Gehört das noch zum „Raum Kinshasa“? Fällt das unter
dieses Mandat oder nicht? Das sind Unklarheiten, die so
nicht bestehen bleiben dürfen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Offen bleibt eine klare Abgrenzung zwischen den insätzen von EUFOR RD CONGO und MONUC. raglich ist, ob der geplante Einsatzzeitraum von vier onaten eingehalten werden kann oder ob für uns da aus ein neuer dauerhafter Einsatz wird. Was passiert eientlich, wenn bei der Präsidentschaftswahl ein zweiter ahlgang nötig wird? Was passiert, wenn sich die Lage urz vor Ablauf des Mandats zuspitzt, weil demokratiche Ergebnisse nicht akzeptiert werden? Wird die EUission dann einfach beendet? Ist das dann die Lösung? s ist eben nicht so einfach, wie mancher glauben mahen will: Wir gehen jetzt hin, bleiben vier Monate dort nd gehen dann wieder zurück. Es gibt Risiken, die icht abzuschätzen sind. Auch die damit verbundenen ragen müssen beantwortet werden. Es zeigt sich, dass dieser Einsatz von der Bundesreierung sprunghaft und unprofessionell vorbereitet urde. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


usgangspunkt war das Treffen am 23. Januar von Bun-
eskanzlerin Merkel und Jacques Chirac. Es ist der Ein-
ruck entstanden, dass die Bundesregierung nicht nach
ogischen Notwendigkeiten, sondern nach politischen

ünschen zur Verbesserung des deutsch-französischen
erhältnisses handelt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ein Schmarren! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Na so was!)


eshalb fordert die FDP die Klärung all der offenen Fra-
en im parlamentarischen Verfahren, und wir fordern
on der Bundesregierung ein klares politisches Konzept
ur Stabilisierung des afrikanischen Kontinents.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das war viel Unkenntnis in einer Rede! – Gegenruf von der FDP: Junge, so klug wie du ist ja auch keiner!)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1603614800

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Andreas

chockenhoff für die CDU/CSU-Fraktion.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603614900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Zum ersten Mal geht die Bundeswehr in größe-
em Umfang mit einem robusten Mandat in einen Mili-
äreinsatz nach Afrika. Wir nehmen deshalb die Be-
enken derjenigen sehr ernst, die zu Recht fragen, ob
eutsche Streitkräfte nicht nur auf dem Balkan und am
indukusch eingesetzt werden, sondern ob sie durch
iesen Einsatz künftig auch tief nach Afrika hineingezo-
en werden könnten. Es war richtig, dass wir die Beteili-
ung an EUFOR an die Erfüllung von Voraussetzungen
eknüpft haben. Notwendig ist auch, zu begründen, wa-
um ein solcher Einsatz im deutschen Interesse liegt. Wir






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
haben für eine Zustimmung zu diesem Einsatz fünf
Voraussetzungen formuliert. Sie sind alle erfüllt:

Erstens. Die kongolesische Regierung hat dem EU-
Einsatz zugestimmt. Es wäre nicht zu vertreten gewesen,
unsere Soldaten dorthin zu schicken, wenn es nicht die
breite Zustimmung durch den Präsidenten, die Vizeprä-
sidenten und den Verteidigungsrat gäbe, also vor allem
durch diejenigen, die bei den Wahlen gegeneinander an-
treten und das Ergebnis auch im Falle einer Wahlnieder-
lage akzeptieren müssen.

Zweitens. Es gibt eine breite Beteiligung der EU-Mit-
gliedstaaten an dieser Mission. Frau Homburger, Sie ha-
ben Recht: Zu Anfang hatte es den Anschein, dass diese
Mission nur auf den Schultern weniger Mitgliedstaaten
ruht. Jetzt sind aber 18 Staaten daran beteiligt. Das ist
ein großartiger Erfolg unseres Verteidigungsministers.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


Drittens. Ja, Frau Homburger, es gibt ein robustes
Mandat des VN-Sicherheitsrats. Das war für uns die Vo-
raussetzung für eine Zustimmung. Wenn EUFOR den
Auftrag hat, einen Beitrag zur Schaffung eines sicheren
Umfelds zu leisten, dann muss es auch möglich sein,
dies, wenn erforderlich, mit einem angemessenen Ein-
satz von Gewalt durchzusetzen.

Viertens. Der Einsatz ist durch die VN-Resolution auf
bis zu vier Monate zeitlich begrenzt: zur Durchführung
der Wahlen bis zur Amtseinführung des Präsidenten. Da-
mit steht fest: Der Einsatz sichert ausschließlich den
Wahlprozess. Es geht nicht, wie behauptet, um einen län-
gerfristigen Beitrag zur Unterstützung der Friedens-
truppe MONUC.

Fünftens. Der Einsatz der Bundeswehr ist auf den
Raum Kinshasa begrenzt. Das unterstreicht den klaren
Abschreckungsauftrag von EUFOR. Wer das Wahl-
ergebnis infrage stellen will – wie der Außenminister be-
reits dargestellt hat, ist das nur in der Hauptstadt
Kinshasa möglich –, der muss wissen, dass er es dann
mit EUFOR zu tun bekommt.

Unsere Position in dieser Frage ist überhaupt nicht
unklar, Frau Homburger. Insofern sage ich deutlich:
Wenn es einen Fall akuter Nothilfe außerhalb des Rau-
mes Kinshasa geben sollte, dann kann ich mir nicht vor-
stellen, dass in diesem Hause eine Fraktion den Nothilfe-
einsatz deutscher Soldaten verweigern würde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dazu gibt es im Parlamentsbeteiligungsgesetz eindeutige
Verfahrensregeln.

Lassen Sie mich im Kontext der räumlichen Begren-
zung auch auf ein anderes, häufig vorgebrachtes Argu-
ment eingehen. Von den 25 000 Kindersoldaten sind
– auch durch die Unterstützung der Bundesregierung –
18 000 demobilisiert worden. Die verbleibenden Kinder-
soldaten sind hauptsächlich im Osten des Landes zu fin-
den. Deswegen ist es äußerst unwahrscheinlich, dass

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(C (D eutsche Soldaten im Raum Kinshasa mit Kindersoldaen konfrontiert werden. Ich habe eingangs gesagt, wir müssen sehr genau beründen, warum wir deutsche Soldaten nach Afrika entenden. Der Außenminister hat den südafrikanischen räsidenten Mbeki zitiert und dargestellt, dass ein Schei ern der Stabilisierungsbemühungen im Kongo auf dem anzen Kontinent gravierende Auswirkungen hätte. Ziel der internationalen Stabilisierungsbemühungen st es, den Kongo in die Lage zu versetzen, sein Staatsgeiet zu kontrollieren. Sollte dies nicht gelingen, dann ntstünden dort wieder unkontrollierbare rechtsfreie äume und damit ideale Rückzugsgebiete für organi ierte Kriminelle und Terroristen. Wenn wir verhindern ollen, dass auch der Kongo organisierte Kriminalität nd Flüchtlingsströme nach Europa exportiert, dann uss sich die EU in unserem eigenen Sicherheitsinte esse aktiv an der Befriedung und Stabilisierung beteilien. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Hans Raidel [CDU/CSU])


ir müssen an die Lösung der Probleme dort herange-
en, wo sie bestehen; sonst kommen sie zu uns.

Der Kongo ist eines der ressourcenreichsten Länder
er Welt und verfügt vor allem über strategische Roh-
toffe, die für Europa wichtig sind.


(Zurufe von den Linken: Aha!)


Ja. Ich nenne sie Ihnen: Wolfram, Mangan, Chrom-
rze, Kobalt, Uran, Erdöl, Beryllium und Industriedia-
anten. Im Kongo liegt ein Drittel aller Kupfervorkom-
en der Welt. In Bezug auf Coltan, ohne das kein
obiltelefon funktioniert, sind es 80 Prozent.

Europa und Deutschland haben deshalb ein Interesse
aran, dass der Abbau dieser Ressourcen legal und nach
arktwirtschaftlichen Aspekten erfolgt.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und vor allem zum Nutzen der kongolesischen Bevölkerung!)


Genau das: Vor allem haben wir ein Interesse daran,
ass die Reichtümer des Landes der Bevölkerung zugute
ommen statt wenigen Kriminellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enau das können wir verhindern, wenn wir mithelfen,
en Kongo wieder zu stabilisieren.

Nicht zuletzt hat Deutschland mit seiner bilateralen
nd multilateralen Entwicklungshilfe, mit seinen Beiträ-
en zur MONUC-Mission, zur zivilen EU-Mission und
um Wahlprozess erhebliche Gelder in die Stabilisierung
es Kongos investiert. Jetzt besteht die Chance, bei der
tabilisierung des Kongos mit der Absicherung der
ahlen einen entscheidenden Schritt weiterzukommen.

s stehen Milliardenbeiträge der Gebergemeinschaft






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
zum Aufbau der Infrastruktur des Landes bereit, die bis-
her nicht abgerufen werden konnten. Wir wollen, dass
diese Investitionen jetzt zu substanziellen Erfolgen füh-
ren.

Verehrte Frau Kollegin Homburger, Sie haben eine
Strategie zur Stabilisierung des Kongos gefordert.


(Birgit Homburger [FDP]: Afrikas!)


Im nächsten Schritt stellen Sie aber fest, dass Sie für die
dafür notwendigen Mittel nicht stimmen werden. Das
geht nicht. Wir sind der Meinung, dass wir mit der Betei-
ligung der Bundeswehr an EUFOR diese Chance der
Stabilisierung des Kongos und Afrikas in unserem eige-
nen Interesse nutzen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1603615000

Das Wort hat nun der Kollege Paul Schäfer für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603615100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Die Kongolesen wollen
wählen und endlich eine friedliche Entwicklung ihres
Landes.


(Walter Kolbow [SPD]: So ist es!)


Die UNO, die EU und Deutschland – darin sind wir uns
einig – müssen diesen Prozess unterstützen. Wir haben
in unserem Entschließungsantrag eine Reihe von Vor-
schlägen dafür entwickelt, wie diese Unterstützung aus-
sehen könnte. Zu dem vorgesehenen EU-Militäreinsatz
aber sagt die Fraktion Die Linke Nein.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir befinden uns dabei im Einklang mit der Mehrheit
der Deutschen, wie es Umfragen zeigen. Es gibt auch
nennenswerte Nichtregierungsorganisationen, die ihn
kritisieren.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die dort arbeiten, sind dafür!)


Der Internationale Christliche Friedensdienst „Eirene“
kritisiert, dass der Kostenaufwand für den Militäreinsatz
in keinerlei Verhältnis zum Ertrag stehen wird. Pax
Christi, auch eine wichtige Einrichtung, mahnt langfris-
tige Aufbauarbeit anstatt militärischem Aktionismus an.
Das hören die Grünen heute vielleicht nicht mehr so
gern.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Vorsitzende des Bundeswehr-Verbands spricht da-
von, dass es sich eher um politisches Showbusiness als
um nachhaltige Politik handelt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hast du einen Kronzeugen! PDS und Bundeswehr Seite an Seite!)




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(C (D Einen Moment! Das führt mich zu den Gründen unserer Ablehnung. er Militäreinsatz konnte nach meiner Überzeugung zu einem Zeitpunkt stringent begründet werden. Er ist ales andere als zwingend erforderlich. Darum geht es, err Minister. Es geht nicht nur um die Frage, ob er ver ntwortbar ist, sondern auch um die Frage, ob er zwinend notwendig ist. Diese Frage muss beantwortet weren. Die UN-Militärmission MONUC, die von der EU mit ufgebauten kongolesischen Sicherheitskräfte, eine tarke internationale Öffentlichkeit und das Gewicht der U als diplomatische und wirtschaftliche Macht reichen ach meiner Auffassung us, um Putschversuche in Kinshasa zu verhindern. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Waren Sie einmal da?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Nicht!)


ir haben immer gehört: Dort spielt die Musik.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Problem der Privatarmeen in Kivu und Katanga,
ie dort die Rohstoffvorkommen ausplündern, wird in-
erhalb der nächsten vier Monate nicht gelöst werden
nd schon gar nicht durch eine 300 Mann starke Ab-
chreckungstruppe in Kinshasa.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Bundesregierung hat auf eine Kleine Anfrage der
rünen – lieber Kollege Nachtwei, zuhören! – jüngst ge-

ntwortet, es gebe keine Hinweise, dass es bei den Wah-
en zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommen
önnte. Ich darf zitieren: Beobachter gehen mehrheitlich
avon aus, dass diese Wahlen friedlich verlaufen wer-
en. Weiteres Zitat gefällig? „Es liegen zurzeit keine
onkreten Erkenntnisse darüber vor, dass es im Umfeld
er Wahlen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen
ommen wird, die von den kongolesischen Ordnungs-
räften nicht bewältigt werden können.“


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wissen Sie, was Prävention ist? – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und was bedeutet das jetzt?)


Auf welch wackligen Beinen die Begründung des Mi-
itäreinsatzes – darum geht es schließlich in dieser De-
atte – steht, zeigen die Versuche, die gestartet werden
üssen, um das Parlament und die deutsche Öffentlich-

eit zu überzeugen. Herr Minister Jung hat gesagt: Wenn
ir Kongo nicht hinbekommen – ich zitiere –, werden
ir einen enormen Einwanderungs- und Flüchtlings-
ruck bekommen. Herr Minister, ich habe mir daraufhin
ie Zahlen noch einmal angesehen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So viel Blödsinn!)


ie Mehrheit der Kongolesen flüchten im eigenen Land,
n zweiter Linie flüchten sie in die Nachbarstaaten. 2005






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

haben 6 500 Kongolesen hier einen Asylantrag gestellt.
Daran sieht man, wie hier Stimmung für diesen Militär-
einsatz gemacht werden muss. Das finden wir nicht in
Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich bin dem Kollegen Schockenhoff dankbar dafür,
dass er klar gemacht hat: Es geht nicht nur um eine phi-
lanthropische Veranstaltung. Er hat auch einen Brief an
seine Fraktionskollegen geschrieben und gesagt: Die
strategisch wichtigen Rohstoffe des Kongos dürfen
nicht in falsche Hände fallen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Richtig!)


Wenn Sie das einmal zu Mobutus Zeiten oder zu der
Zeit, als Ruanda, Burundi und Uganda das Nachbarland
überfallen haben, gesagt hätten!

Mir ist schon klar, dass es bei diesem Militäreinsatz
nicht vordergründig um Kupfer, Beryllium und Coltan
geht. Aber interessant ist doch, dass diese Argumente
überhaupt herangezogen werden, um Militäreinsätze zu
begründen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist eine Realität!)


– Ich fürchte, dass wir diese Gründe in Zukunft noch öf-
ter zu hören bekommen und dass es dann auch um diese
Sache geht.

An dieser Stelle sei auch gesagt: Die kongolesischen
Reichtümer sollten in erster Linie den Kongolesen und
niemandem sonst zugute kommen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


Wenn der konkrete Militäreinsatz schon nicht plausi-
bel begründet werden kann, dann liegt es nahe, davon
auszugehen, dass anderes im Vordergrund steht.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Jetzt kommt es!)


Mit dem Militäreinsatz soll nicht zuletzt die außenpoliti-
sche Handlungsfähigkeit der EU demonstriert werden.
Eine militärisch starke EU, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, ist für uns aber kein hehres Ziel an sich; im Gegen-
teil.


(Beifall bei der LINKEN – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Auch bei uns nicht!)


Das Gerangel um die Truppenstellung für den Kongo
wird dahin gehend interpretiert werden, wie dringend
wir doch jetzt die European Battle-Groups brauchen, mit
denen man künftig das gesamte Spektrum von Evakuie-
rung bis Kampfeinsatz abdecken will. Diese Kräfte müs-
sen entsprechend ausgerüstet sein. Das kostet. Es glaube
doch niemand, dass in Zeiten leerer Kassen unter dieser
Voraussetzung ohne weiteres ein Quantensprung bei den
Mitteln für zivile Krisenprävention erreichbar sein wird.

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(C (D enau über diesen Punkt mogeln sich unsere militärisch ainstreamig gewendeten Grünen allzu gerne hinweg. Die Linke bleibt dabei: Die allein für den Bundesehranteil an der EU-Mission aufzubringenden 0 Millionen Euro könnten sinnvoller eingesetzt weren, um die friedliche und demokratische Entwicklung es Kongo zu unterstützen. Lassen Sie mich noch eine Bemerkung machen. Wir ören in jüngerer Zeit, dass im Kongo Streiks von Stuierenden, Ärzten und Angestellten sowie Proteste von ewohnern gegen die undurchsichtige Vergabe von onzessionen an private Investoren im Bergbau zunehen. Darin drückt sich aus: Es gibt eine lebendige Zivil esellschaft im Kongo. Ebenso wird deutlich, dass sich ie Menschen gegen eine korrupte Oberschicht selbst tark behaupten müssen. (Beifall bei der LINKEN – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und diese Menschen wollen wir stärken!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Moment, Kollege Weisskirchen! – In diesem Zusam-
enhang müssen wir uns die Frage stellen: Wie sicher

ind wir eigentlich, dass die EU-Truppe, die eine ord-
ungsgemäße Durchführung der Wahlen gewährleisten
oll, wirklich Demokratie bringen hilft? Könnte es auch
ein, dass sie damit zugleich die Herrschaft einer kriege-
ischen und kleptokratischen Elite stabilisieren hilft,


(Beifall bei der LINKEN)


iner Elite, die ihre Geschäfte jetzt in einem etwas zivi-
eren Gewand betreiben will? Dieser Frage können wir
icht ausweichen.

Ich glaube also, zusammenfassen zu können: Der Mi-
itäreinsatz der EU ist nicht sinnvoll. Er trägt starke Züge
iner symbolischen Machtdemonstration, lenkt aber von
er Frage ab, was wirklich für eine nachhaltige und de-
okratische Entwicklung des Kongo getan werden
üsste. Dazu sagen wir Nein.

Wir sagen aber entschieden Ja zu der Verstärkung des
nternationalen Engagements für Frieden und Demokra-
ie in der Demokratischen Republik Kongo. Ich finde, es
st nicht angemessen, wenn immer das Argument be-
utzt wird, wer nicht für die Soldaten sei, wolle die Ent-
icklung im Kongo sich selbst überlassen. Das halte ich

ür ein Totschlagargument.

Wir haben viele Vorschläge gemacht, wie man diesen
rozess sehr konkret und politisch-diplomatisch unter-
tützen sollte. Genau das sollten wir tun.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603615200

Das Wort hat nun die Kollegin Kerstin Müller für die

raktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt
in der Tat viele gute Gründe, warum sich deutsche Sol-
daten an dem EU-Einsatz im Kongo beteiligen sollten.
Aber – das will ich hier zu Beginn wirklich einmal
loswerden –, meine Damen und Herren von der Bundes-
regierung – ich spreche vor allen Dingen Sie an, Herr
Verteidigungsminister –, Sie machen es einem wirklich
nicht leicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben in den letzten Monaten einen richtigen Eier-
tanz veranstaltet, wo von Ablehnung des Einsatzes bis
zur jetzigen Führungsrolle über fast alles diskutiert
wurde. Ich glaube, damit haben Sie in der deutschen Öf-
fentlichkeit leider nicht für mehr Akzeptanz für diesen
Afrikaeinsatz gesorgt, sondern der ganzen Geschichte
eher einen Bärendienst erwiesen. Das finde ich sehr be-
dauerlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Fraktion wird dem Antrag der Bundesregie-
rung dennoch und voraussichtlich mit großer Mehrheit
zustimmen. Allerdings will ich auch deutlich unsere Be-
denken nennen. Wir sind für ein klares und ehrliches
Mandat, übrigens auch im Interesse unserer Soldaten.
Das heißt, zumindest der Fall der Nothilfe außerhalb
Kinshasas sollte, wie wir das bei den vergangenen Man-
daten gehandhabt haben, explizit aufgenommen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was uns fehlt, ist ein politisches Gesamtkonzept zur
langfristigen Stabilisierung des Kongos und der Region
der Großen Seen; denn der Einsatz der 1 500 Soldaten
wird diese sicherlich nicht gewährleisten können. Die
entscheidende Frage ist: Wie geht es im Kongo nach den
Wahlen weiter? Wie werden die Milizen entwaffnet und
eine demokratische Polizei und Armee aufgebaut? Wie
kann Korruption bekämpft werden? Vor allem – es ist
angesprochen worden –: Wie kann es gelingen, dass die
Bevölkerung endlich vom Ressourcenreichtum des Lan-
des profitiert? Denn die Ressourcen sind bisher in der
Geschichte des Kongos eher Fluch als Segen gewesen.
Das muss eine der zentralen Aufgaben für die Zukunft
sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da müssen sich Europäer und Deutsche engagieren
und diesen Aufbau langfristig unterstützen. Ich wüsste
gern von der Bundesregierung, was sie bereit ist, hierzu
zu tun, und würde gern hören, dass sie bereit ist, mehr
als in der Vergangenheit zu tun. Wir haben dazu einen
entsprechenden Entschließungsantrag vorgelegt.

Warum also sollen sich deutsche Soldaten am Kongo-
einsatz der EU beteiligen? Zunächst einmal: Der Bür-
gerkrieg im Kongo ist nicht irgendein Krisenherd in der
Welt; dieses Argument hört man öfter. Er war der erste
Weltkrieg Afrikas und kostete mehr als 3,8 Millionen
Menschen das Leben. Er war der opferreichste Krieg
nach dem Zweiten Weltkrieg. Noch heute sterben täglich
1 200 Menschen an den Folgen. Das ist so – das haben

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(C (D ie Vereinten Nationen dieser Tage betont –, als ob das and alle sechs Monate Opfer eines Tsunami wäre. Die ereinten Nationen sprechen daher neben der Krise in arfur im Sudan von der schwersten humanitären Krise eltweit und haben im Kongo mit 17 000 Soldaten ihre rößte Peacekeeping-Mission, MONUC, eingesetzt. Trotz dieser wirklich schwierigen Lage haben sich die ongolesen selber ganz mutig auf den Weg zur Demoratie gemacht. Schauen Sie sich nur das beeindrukende Verfassungsreferendum vom Dezember an! ehr als 84 Prozent der Bevölkerung haben die neue deokratische Verfassung angenommen. Das war ein berwältigendes Votum, mit dessen Höhe übrigens nieand in der internationalen Gemeinschaft gerechnet atte. Jetzt richten sich die Hoffnungen auf die Wahlen nde Juli. Es sind die ersten seit 1960. Seit zwei Jahren ereiten die Vereinten Nationen diese Wahlen intensiv nd unter hohen Kosten vor. Das Land steht am Scheideweg: Verlaufen die Wahlen riedlich, frei und glaubwürdig? Werden die Wahlverlieer das Ergebnis respektieren und ihre Macht abgeben? as wäre wirklich ein Meilenstein beim Wiederaufbau es Landes und vor allen Dingen eine Chance auf Frieen und Stabilität in der gesamten Region. Oder versuhen die Wahlverlierer, das Ergebnis gewaltsam infrage u stellen? Dieses Risiko gibt es; das sollte man in der ffentlichen Diskussion offen sagen. In diesem Fall roht ein Wiederabgleiten ins Chaos, und zwar nicht nur m Kongo – auch das muss uns klar sein –, sondern voaussichtlich in der gesamten Region. Das bisher Ereichte wäre verspielt und die große Hoffnung der Konolesen bitter enttäuscht. Nun haben die Vereinten Nationen und die Kongoleen uns, die Europäer, gebeten, sie in dieser entscheidenen Phase zu unterstützen. Mit einem Nein zu diesem insatz würden wir bei aller Kritik im Detail, die man ußern kann, nicht nur die Kongolesen bitter enttäuchen. Ich bin auf meinen Reisen im Kongo einer sehr ebendigen Zivilgesellschaft begegnet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


uch meine Kollegen Winnie Nachtwei und Hans-
hristian Ströbele haben wahrgenommen, welch große
offnung gerade in die Europäer und übrigens auch in
ie Deutschen


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denn wir haben dort keine koloniale Vergangenheit –
esetzt wird. Diese Menschen wären wirklich bitter ent-
äuscht. Vor allem aber: Ein Nein zu diesem Einsatz
äre auch ein Schlag in das Gesicht der Vereinten Natio-
en.

Natürlich ist dieser Einsatz nicht ohne Risiko. Natür-
ich gilt es, abzuwägen, ob wir der Bundeswehr weitere
elastungen zumuten können. Aber, meine Damen und
erren – ich spreche die Abgeordneten aller Fraktionen

n –, es geht hier um eine zentrale friedenspolitische
eichenstellung für die gesamte Region. Wir können






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

nicht ständig in den Debatten fraktionsübergreifend die
Stärkung der Vereinten Nationen als einer der zentralen
Säulen der deutschen Außenpolitik beschwören, ihr Ver-
sagen in Ruanda beklagen und sie dann bei dieser Her-
kulesaufgabe im Stich lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Das ist UN-politisch völlig unverantwortlich.

Ich möchte Sie, meine Damen und Herren von der
FDP, ansprechen. Sie beteiligen sich nicht nur an der
derzeitigen verantwortungslosen Stimmungsmache ge-
gen den Kongoeinsatz.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ja!)


Ihr Nein zu diesem Einsatz ist auch aus internationaler
und afrikapolitischer Perspektive völlig verantwortungs-
los und ignorant.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch bei der FDP)


– Natürlich machen Sie Stimmungsmache. Sie erzählen
der Öffentlichkeit, die vorgesehenen 1 500 Soldaten
seien für die Stabilisierung dieses riesigen Landes zu-
ständig. Das ist falsch. Das wissen Sie. Dafür ist die
Mission MONUC zuständig und wir unterstützen
MONUC. Sie betreiben Stimmungsmache.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der FDP)


– Doch, Ihr Chef, Herr Westerwelle, hat das gestern ge-
sagt.

Ich will es klar sagen: Der Erfolg von MONUC ist
nichts Geringeres als der Lackmustest der Vereinten Na-
tionen nach dem Völkermord in Ruanda. Ein Scheitern
würde die Vereinten Nationen nachhaltig beschädigen.
Deshalb ist es nicht zuletzt für uns und die Europäer eine
zentrale Frage der Glaubwürdigkeit, die Vereinten Na-
tionen in ihrer Mission zu unterstützen und nicht abseits
zu stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Einen letzten Punkt will ich ansprechen. Erst im De-
zember haben wir, die EU, eine strategische Partner-
schaft mit Afrika und vor allem der Afrikanischen
Union beschlossen. Wir haben den Afrikanern zuge-
sichert, dass wir sie bei der Befriedung der Krisen auf ih-
rem Kontinent unterstützen. Jetzt, beim ersten Realitäts-
test, sagen wir möglicherweise: Fehlanzeige! Wenn wir
das tun, dann ist das Konzept das Papier nicht wert, auf
dem es steht.

Nehmen wir die EU-Afrika-Partnerschaft ernst, dann
wird dies nicht der letzte Peacekeeping-Einsatz deut-
scher Soldaten in Afrika sein. Deshalb – ich weiß, dass
das einige Abgeordnete der Regierungsfraktionen nicht
so gerne hören, will das aber ganz klar sagen – brauchen
wir jetzt eine offene Debatte darüber, warum es im deut-

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(C (D chen und europäischen Interesse liegt, sich an friedensichernden Einsätzen in Afrika zu beteiligen. Wir haben afür nicht viel Zeit, denn die Vereinten Nationen bereien bereits ihren nächsten Einsatz vor. Es soll der größte insatz in der Geschichte der Vereinten Nationen weren. Es geht um Darfur, Sudan. Dort geht es anders als m Kongo um einen schleichenden Völkermord. Da weren wir uns fragen müssen: Wollen und können wir da ls Deutsche abseits stehen? Ich meine, nein. Deshalb rauchen wir jetzt eine ehrliche und offene Debatte daüber. Ich habe die Argumente genannt. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603615300

Das Wort hat nun die Bundesministerin für wirt-

chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,
eidemarie Wieczorek-Zeul.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Frage „Wo ist denn das deutsche Interesse an einem
erartigen Vorgehen in Afrika?“ wird sowohl in dieser
iskussion als auch außerhalb in Bezug auf die heutige
ebatte immer wieder gestellt. Da klingt immer ein biss-

hen die Vorstellung an, als läge Afrika ganz weit weg
m Nirgendwo. Afrika ist aber unser Nachbarkontinent,
ür den wir Mitverantwortung tragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir gebeten werden, zu helfen, und wir haben
ie Chance und die Möglichkeit dazu, dann müssen wir
as tun. Diese Hilfe ist übrigens unabhängig von der
autfarbe der Menschen. Das sage ich sehr deutlich, ins-
esondere mit Blick auf manche Untertöne in dieser De-
atte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich gibt es keine hundertprozentige Garantie
ür den 100-prozentigen Erfolg der europäischen Solda-
en. Aber garantiert falsch wäre es, nicht alles für den Er-
olg zu tun. Der Einsatz, über den wir diskutieren, hilft
en Menschen im Kongo und er liegt in unserem eigenen
nteresse. Der Konflikt strahlt aus. Wenn es gelingt, die
ituation in der Region der Großen Seen zu stabilisieren
nd den größten Konflikt im Herzen Afrikas friedlich zu
ösen, ist für die Zukunft des ganzen afrikanischen Kon-
inents viel bewirkt. Deshalb müssen wir uns hier und
eute klar und deutlich dazu bekennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Manche Mitglieder der Linkspartei behaupten unter-
chwellig, der Militäreinsatz diene der „Sicherung“ von
ohstoffen. Denen sage ich: Heute findet im Kongo ein

chmutziger Rohstoffkrieg statt,






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

(Rainer Arnold [SPD]: So ist es!)


in dem Gewaltherrscher bestimmte Rohstoffe illegal
ausbeuten. Es gibt nichts Wichtigeres als die Förderung
von Demokratie und Staatlichkeit, um diesem heute
stattfindenden Rohstoffkrieg ein Ende zu bereiten. Des-
halb müssen wir uns gemeinsam engagieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht gleichzeitig darum, sicherzustellen – das ist
für mich das Wichtigste –, dass den Menschen im
Kongo, in der Region der Großen Seen das Einkommen
aus den Rohstoffen selbst zugute kommt. Es ist wichtig
– es wird immer gefragt: Wo ist das Afrikakonzept? –,
dazu beizutragen, dass Transparenz bei der Nutzung von
Rohstoffen geschaffen wird. Dazu gibt es die wunder-
bare Initiative von Peter Eigen, die wir unterstützen.
Diese soll die Finanzierung der Unternehmen sowie das
offen legen, was sie an Regierungen und Gruppen zah-
len. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um der illega-
len Ausbeutung von Rohstoffen ein Ende zu setzen. Das
aber setzt Sicherheit im Lande voraus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


Manche diskutieren hier über dieses Thema, als habe
es bisher noch keine Arbeit und Unterstützung für die
Menschen im Kongo gegeben. Seit dem Jahr 2000 unter-
stützen wir im Rahmen der Entwicklungszusammen-
arbeit die Zivilgesellschaft. Ich habe Vertreter der Frau-
ennetzwerke und Opfernetzwerke getroffen, die durch
unsere Unterstützung und Finanzierung ihre Arbeit leis-
ten können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind vorzügliche Projekte!)


– Das ist wunderbar. Die Frauen, die Opfer von Gewalt
geworden sind, hoffen auf uns und darauf, dass wir dazu
beitragen, dieser Gewalt ein Ende zu machen. Bitte ent-
täuschen wir sie nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was tun wir? Wir haben geholfen, Kämpfer zu demo-
bilisieren, und Hilfe bei der Wahlvorbereitung geleistet.
Wir fördern Mikrofinanzinstrumente, damit insbeson-
dere Frauen ein Einkommen erwirtschaften und dadurch
ihre Zukunft gestalten können. Außerdem leisten wir
einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der vielfältigen
natürlichen Ressourcen des Kongos. Diese Ressourcen
wären bereits zerstört, wenn nicht Helfer, auch aus
Deutschland, dazu beigetragen hätten, diese Ressourcen
zu sichern.

Ich will an dieser Stelle all denen, die in den letzten
Jahren in diesem Land an der Seite der Menschen eine
Unterstützungsleistung erbracht haben, ein herzliches
Dankeschön sagen.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie haben vieles riskiert. Ich will ein Beispiel anführen
wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, könnte ich Ih-

en davon nicht berichten –: Eine Firma im Osten des
ongos, mit einem deutschen Besitzer, entwickelt mit
nserer finanziellen Unterstützung Projekte und Medika-
ente zur Aidsbekämpfung. Diese Medikamente kön-

en als Generika in andere Teile Afrikas exportiert wer-
en.

Die internationale Gemeinschaft engagiert sich be-
eits heute in großem Maße. Dieses Engagement wollen
ir – Frau Müller hat das angesprochen – ausweiten.
atürlich wird eine große Konferenz der Geberländer

tattfinden, auf der über die Sicherheit in Bezug auf Poli-
ei und Militär und den staatlichen Aufbau diskutiert
erden wird. Wir werden bereit sein, weitere finanzielle
ilfe und Unterstützung zuzusagen.

In den Jahren 2005 und 2006 haben wir 15 Millionen
uro Nothilfe geleistet. Ich selbst habe im Jahre 2005 für
en Wiederaufbau noch einmal rund 24 Millionen Euro
ugesagt.


(Dirk Niebel [FDP]: Aus Ihrer eigenen Tasche?)


António Guterres hat uns in den letzten Tagen daran
rinnert – Kerstin Müller hat es angesprochen –, dass im
ongo in jedem der letzten Jahre so viele Menschen Op-

er wurden, als hätte es zweimal jährlich einen Tsunami
egeben. Ich bin der festen Überzeugung, dass niemand
n diesem Haus sein Gewissen damit belasten will, dazu
eigetragen zu haben, dass diese Situation fortbesteht.
eshalb sage ich: Lassen Sie uns dazu beitragen, dass
ieser humanitären Katastrophe ein Ende gesetzt wird!
uch aus entwicklungspolitischen Gründen werbe ich

ür den Einsatz, über den wir heute diskutieren.

Ich bedanke mich sehr herzlich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603615400

Nun hat das Wort der Bundesminister für Verteidi-

ung, Franz Josef Jung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach rund
5 Jahren gibt es im Kongo, wo durch bürgerkriegsähn-
iche Auseinandersetzungen zwischenzeitlich fast 4 Mil-
ionen Menschen umgekommen sind, erstmals wieder
ie Chance auf Demokratie, Stabilität, wirtschaftliche
rosperität und Frieden. Mit unserer Mission wollen wir
iesen Prozess unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Es ist auf die Bereiche hingewiesen worden, in denen
die Bundesrepublik Deutschland ihren Beitrag zur Un-
terstützung schon geleistet hat. Jetzt geht es darum, den
demokratischen Prozess abzusichern. Der Ausgangs-
punkt für dieses Mandat – ich will noch einmal darauf
hinweisen – war die Bitte der Vereinten Nationen gegen-
über der Europäischen Union, diese demokratischen
Wahlen abzusichern.

Liebe Frau Kollegin Müller, es ist unbestritten, dass
der Prozess in Europa nicht ganz einfach war. Ich will
darauf nicht näher eingehen, Ihnen dazu aber eines sa-
gen: Der Blick war zunächst darauf gerichtet, dass un-
sere Battle-Group mit 1 500 Soldatinnen und Soldaten
diesen Prozess zu bewältigen hat. Auch das ist die Wahr-
heit. Ich glaube aber nicht, dass es eine Aufgabe der
Europäischen Union gewesen wäre. Deswegen halte ich
es für gut, dass wir erreichen konnten, dass sich
18 Nationen an dieser europäischen Operation beteili-
gen. Das ist für eine erfolgreiche Durchführung der Mis-
sion notwendig und richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Wir stellen rund 500 Einsatzkräfte und – ich komme
noch darauf zurück – 280 Unterstützungskräfte. Für
diese europäische Mission unter Führung des Hohen Re-
präsentanten Solana stellen wir das Operationshaupt-
quartier in Potsdam und mit General Viereck den Kom-
mandeur dieser Operation.

Ich will in diesem Zusammenhang auch sagen, dass
von den Vereinten Nationen die Erfüllung von Aufgaben
in drei Bereichen angefordert wurde: erstens die Unter-
stützung der MONUC-Truppen bei einer krisenhaften
Situation – ich will hinzufügen, dass von uns zwischen-
zeitlich circa 4 500 Polizeibeamte dort ausgebildet wor-
den sind, die ebenfalls für die Sicherheit vor Ort
sorgen –, zweitens die Evakuierung und drittens die Si-
cherung des Flughafens.


(Vorsitz: Vizepräsident Wolfgang Thierse)


Da wir im Rahmen der Aufstellung der Battle-Group
schon angezeigt hatten, die Aufgabe der Evakuierung
wahrzunehmen, haben wir diese Aufgabe – die Battle-
Group ist in fünf Tagen einsatzfähig – jetzt übernom-
men. Denn wir können auf gut ausgebildete, gut ausge-
rüstete und gut vorbereitete Soldatinnen und Soldaten
für eine solche Mission zurückgreifen. Es ist daher ver-
antwortbar, einen solchen Auftrag zu übernehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die französischen Freunde leisten die Unterstützung der
MONUC-Truppen und die anderen europäischen Natio-
nen sorgen für die Sicherung des Flughafens.

Bezüglich des Prozesses will ich noch hinzufügen,
dass wir die Erfüllung von fünf Bedingungen als
Voraussetzung für die Mission gestellt hatten:

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(C (D Erste Bedingung war ein klares Mandat der Vereinten ationen. Dieses wurde am 25. April von den Vereinten ationen mit all den notwendigen Komponenten, insbe ondere im Hinblick auf ein robustes Mandat, erteilt. Zweite Bedingung war die Zustimmung der kongoleischen Regierung. Hier gab es einen gewissen Diskusionsprozess. Ich bin dem Hohen Repräsentanten Solana ankbar, dass er in Kinshasa war und nicht nur die Zutimmung von Präsident Kabila eingeholt hat, sondern uch die Zustimmung der Vizepräsidenten und der Verreter anderer Organisationen. Denn ich halte es für klug nd richtig, dass wir mit Blick auf eine derartige Mission ine breite Zustimmung der Betroffenen vor Ort für iese Operation haben. Die dritte Bedingung war eine breite europäische Beeiligung und die vierte Bedingung war eine räumliche egrenzung auf Kinshasa, auf die ich noch zurückomme. Fünfte Bedingung war schließlich die zeitliche egrenzung der Mission auf vier Monate. All diese Bedingungen sind erfüllt worden und die undesregierung hat sich dafür entschieden, um ein andat für diesen Einsatz zu bitten. Nun wirken 8 Nationen an dieser Operation mit. Wir sind gut vorereitet und deshalb trete ich jetzt vor den Deutschen undestag und werbe um die Unterstützung für dieses andat. Wir stellen wie unsere französischen Freunde etwas ber ein Drittel des Kontingents. Andere europäische änder stellen rund 400 Soldatinnen und Soldaten für iesen Einsatz bereit. Ich bin Ländern wie beispielseise Spanien, Polen, Belgien und Schweden sehr dankar dafür, dass sie größere Kontingente für diesen Einatz stellen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Weil dieser Punkt kritisch angesprochen wurde, will
ch wiederholen: Es handelt sich um 500 Einsatzkräfte
nd 280 Unterstützungskräfte. Für die Sicherheit unserer
oldatinnen und Soldaten brauchen wir diese Unterstüt-
ungskräfte. Für mich ist es wichtig, dass wir bei dieser
peration die Sicherheit unserer Soldatinnen und Sol-
aten zentral im Blickfeld haben. Deshalb halte ich es
ür notwendig, bestmögliche Rahmenbedingungen hin-
ichtlich der Logistik und des Sanitätswesens zu schaf-
en. Dafür tragen wir Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603615500

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Bonde von der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en?

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Bitte.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603615600

Herr Verteidigungsminister, Sie haben soeben ausge-

führt, dass Sie die Soldaten für dieses Mandat in Ein-
greifkräfte und Unterstützungskräfte einteilen. Können
Sie mir und der Öffentlichkeit erklären, warum Sie erst-
mals bei einem Mandat des Deutschen Bundestages für
einen Einsatz diese Aufteilung vornehmen? Können Sie
mir erklären, warum sämtliche beteiligten europäischen
Partnernationen keine Unterteilung der Soldaten in un-
terschiedliche Kategorien vornehmen? Können Sie uns
erklären, warum Sie jenseits der magischen Zahl 500 an
dieser Stelle diesen völlig neuen Weg, diesen Sonder-
weg innerhalb der EU-Missionen beschreiten?


(Dirk Niebel [FDP]: Er hat sich verzählt! Das kann ja mal vorkommen!)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Ich sage Ihnen klar und deutlich: Wir haben immer
eindeutig gesagt, dass wir bis zu 500 Einsatzkräfte be-
reitstellen, und ich habe immer hinzugefügt, dass wir da-
für noch die entsprechenden Unterstützungskräfte brau-
chen.

Ich sage noch einmal: Ich halte es im Interesse der Si-
cherheit und des Schutzes unserer Soldatinnen und Sol-
daten für notwendig, dass wir vor Ort optimale Rah-
menbedingungen haben. Sie wissen, dass dort teilweise
andere Rahmenbedingungen gelten. Dafür brauchen wir
eine medizinische und eine logistische Unterstützung
unserer Soldatinnen und Soldaten. Deshalb ist es im In-
teresse unserer Soldaten, diese Unterstützungskräfte be-
reitzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich darauf
hinweisen, dass die Einsatzkräfte für Evakuierungen im
Raum Kinshasa vorgesehen sind. Dafür stellen wir gut
ausgebildete und gut ausgerüstete Infanteriekräfte und
die notwendigen Lufttransportmittel zur Verfügung, wo-
bei ich hinzufügen will, dass sich der überwiegende Teil
in Gabun in Reserve hält.

Liebe Frau Kollegin Homburger, Sie wissen doch,
dass eine Erkundungsmission im europäischen Auftrag
im Kongo gewesen ist, dass sie damals unter Führung ei-
nes deutschen Generals drei Optionen ermittelt hat, dass
im Rahmen dieser drei Optionen klare Kontingentierun-
gen vorgesehen waren und dass man sich im Rahmen der
Europäischen Union entschieden hat, die Option 2 in
Anspruch zu nehmen. Sie beinhaltete, 400 bis 450 Sol-
daten vor Ort und den Rest in Reserve bereitzustellen.
Das ist der Ausgangspunkt für das Mandat gewesen. Ich
glaube, von daher ist es richtig, dass das in dieser Art
und Weise jetzt umgesetzt wird.

Ich füge hinzu: Hier müssen wir uns auch auf unsere
militärischen Berater verlassen können, die vor Ort wa-
ren, die die Mission vorab erkundet haben und die die
Voraussetzungen für einen verantwortlichen Einsatz
festgestellt haben. Ich denke, die Rahmenbedingungen

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(C (D ind jetzt so, dass dieser verantwortliche Einsatz geährleistet werden kann. Hinzu kommt, dass wir im Rahmen des Mandates etzt natürlich auch deutlich machen müssen, mit bis zu elchen Kosten wir bezogen auf den Gesamtumfang echnen. Kosten von bis zu 56 Millionen Euro wurden on uns ermittelt. Ich sage aber auch hier vor dem Deutchen Bundestag: Natürlich ist es ein Unterschied, ob nsere Soldaten letztlich in Reserve bleiben oder ob wir ie in Einsatz bringen müssen. Im Hinblick auf das Manat haben wir aber alle Eventualitäten eingerechnet – so einen die Experten –, sodass der Kostenrahmen timmt. Natürlich ist es auch wahr, dass wir das nicht im inzelplan 14 vorgesehen hatten, aber wir versuchen, as zu finanzieren. Ich denke, mit dem Finanzminister esteht Einigkeit, dass er uns hilft, auch die finanziellen oraussetzungen zu schaffen, wenn der Rahmen nicht eichen sollte. Eines füge ich allerdings hinzu: Vom Jahr 2003 bis eute – Frau Kollegin Wieczorek-Zeul hat das gerade uch angedeutet – haben wir über die anderen Institutioen bereits rund 500 Millionen Euro im Kongo invesiert. Ich denke, es ist klug und richtig, nicht nur diese nvestitionen, sondern letztlich auch den humanitären uftrag, den Auftrag für Demokratie abzusichern und ie Voraussetzungen für eine positive Entwicklung im ongo zu schaffen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mit diesem Einsatz gehen wir zugegebenermaßen
ine, wenn Sie so wollen, neue europäische Verpflich-
ung in Afrika ein, aber es gehört zu unserer Strategie,
iesen Nachbarkontinent Europas in einer positiven Art
nd Weise zu entwickeln. Der Kongo ist 6,6-mal so groß
ie die Bundesrepublik Deutschland und die Entwick-

ung im Kongo wird – der Kollege Steinmeier hat auf
as Zitat des südafrikanischen Präsidenten hingewiesen –
uswirkungen auf die Entwicklung in Afrika haben.
eshalb ist es notwendig, hier einen positiven Prozess

u gewährleisten.

Ich möchte Sie daher unter verteidigungspolitischen
spekten sehr herzlich bitten, diesem Mandat zuzustim-
en – im Interesse der friedenssichernden Funktion, im

nteresse der Sicherheit bei den Wahlen und schließlich
m Interesse unserer Soldatinnen und Soldaten, die für
hre schwierige Aufgabe, wie ich finde, eine breite Un-
erstützung dieses Parlamentes verdient haben.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603615700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Gert Winkelmeier.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603615800

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir

eraten über die Beteiligung deutscher Streitkräfte an ei-
em Einsatz in der Demokratischen Republik Kongo. Es






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
sollen Wahlen abgesichert werden; das klingt natürlich
immer gut. Tatsächlich stimmten im Dezember 2005
rund 25 Millionen Wahlberechtigte friedlich über eine
neue Verfassung ab. 84,3 Prozent stimmten für die neue
Verfassung. Zwischenfälle sind nicht bekannt.

Wir wissen, dass seit längerer Zeit bereits 16 700 UN-
Soldaten, die mit einem so genannten robusten Mandat
ausgestattet sind, im Kongo im Einsatz sind. Wenn diese
Truppe zur militärischen Absicherung der Wahlen nicht
ausreicht, warum wird sie dann nicht verstärkt?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil der Sicherheitsrat das verweigert hat! Die Südafrikaner haben das angeboten. Wozu wird das europäische Militär benötigt? Warum müssen 1 500 europäische Soldaten, darunter circa 780 deutsche, mit einem robusten Mandat in den Kongo? Machen wir uns nichts vor: Ein robustes Mandat ist ein Kriegseinsatz, daran gibt es nichts zu verniedlichen. Militärisch macht das überhaupt keinen Sinn; das sagen im Übrigen auch die Militärs. Also müssen andere Gründe ausschlaggebend sein. Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, General Naumann, erklärte, es gäbe nur einen Grund für den Kongoeinsatz: Die EU müsse ihre sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit beweisen. Entsprechend handelt auch Herr Solana, dem es um eine Demonstration geht, dass die EU auch ohne die NATO und die USA weltweit militärisch auftreten kann. In aller Offenheit bestätigte Verteidigungsminister Jung, dass Stabilität in dieser rohstoffreichen Region der deutschen Wirtschaft nützt. Eine deutsche Firma benötigt die Stabilität, weil sie im Kongo aus einem Erz Niob gewinnen will. Dieser Rohstoff ist extrem hitzebeständig und aus der modernen Waffenund Raumfahrttechnologie nicht mehr wegzudenken. Das Erz gibt es außer im Kongo nur in zwei anderen Ländern auf dieser Welt. Mit dem Militäreinsatz verfolgt die Bundesregierung vor allem das Ziel, die EU als entscheidenden Akteur in Afrika zu etablieren. Freie demokratische Wahlen werden durch eine Militarisierung des Wahlvorganges diskreditiert. Die Bundesregierung sollte stattdessen gemeinsam mit anderen EU-Regierungen für ausreichend internationale Wahlbeobachter und Wahlhelfer sorgen, damit auch in den entlegenen Gebieten über den demokratischen Ablauf der Wahlen gewacht werden kann. Bei der Militärbeteiligung fehlt eine Gesamtkonzeption über den Wahltag hinaus. Das geht nur mit zivilen Organisationen. Was passiert denn nach vier Monaten? Wie ist die Zusammenarbeit mit den zivilen Organisationen geplant? Dazu ist nichts zu hören. Noch ein Wort zur FDP: Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sie sich gegen den Einsatz ausspricht. Ich stelle mir aber auch vor, welche Argumente die FDP für e s s T c B W F d P d e k d g m f S m k r p E d r D h B n A m r l Z g (C (D inen Militäreinsatz anführen würde, wenn es heute eine chwarz-gelbe Koalition gäbe. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Mein Eindruck ist, dass die Wahlen nur der vorge-
chobene Grund für den geplanten Kongoeinsatz sind.
atsächlich geht es nur um die Absicherung wirtschaftli-
her Interessen. Damit wird der gesamte Einsatz der
undeswehr zu einem Instrument kapitalorientierter
irtschaftspolitik.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603615900

Ich erteile das Wort der Kollegin Ursula Mogg, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603616000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

ieser Debatte, der ersten Lesung, wurden schon viele
unkte genannt, die deutlich machen, warum es notwen-
ig ist, dass wir als Bundesrepublik Deutschland uns im
uropäischen Kontext an dieser Mission für die Demo-
ratische Republik Kongo beteiligen wollen. Ich möchte
eshalb nur noch einige Aspekte herausarbeiten.

Ich möchte zunächst einmal auf die Opposition ein-
ehen. Herr Kollege Schäfer, Sie wiederholen gebets-
ühlenartig, dass die 60 Millionen Euro sinnvollerweise

ür Entwicklungsprojekte ausgegeben werden sollten.
ie wissen ganz genau, dass es Situationen gibt, in denen
an dieses Geld gar nicht einsetzen kann, wenn man

eine militärische Flankierung vornimmt. Das ist im Üb-
igen meine sehr persönliche Erkenntnis und mein Lern-
rozess aus den Jahren im Verteidigungsausschuss.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!)


s ist aber auch das Ergebnis des Lernprozesses, den
ieses Haus in seiner Gesamtheit in den letzten zehn Jah-
en durchlebt hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


eshalb haben wir ein Konzept von Außen- und Sicher-
eitspolitik entwickelt, das das Militärische als einen
austein betrachtet, wenn auch hoffentlich immer als ei-
en sehr kleinen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Frau Kollegin Homburger, das Ärgerliche an Ihren
usführungen war, dass man den Eindruck gewinnen
usste, dass Sie an vielen Stellen wirklich gegen besse-

es Wissen argumentiert haben. Sie sprachen vom feh-
enden EU-Konzept. Die Ministerin für wirtschaftliche
usammenarbeit und Entwicklung hat dazu Eindeutiges
esagt.


(Birgit Homburger [FDP]: Sie müssen zuhören!)







(A) )



(B) )


Ursula Mogg
Sie, Frau Kollegin Homburger, wissen, dass im Rahmen
der EU-Ratspräsidentschaft der Briten ein Gesamtkon-
zept vorgelegt wurde. Daran hat sich die Bundesrepublik
Deutschland beteiligt.


(Zuruf der Abg. Birgit Homburger [FDP])



Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1603616100

Frau Kollegin Mogg, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Schäfer?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603616200

Ich möchte bitte zunächst meine Ausführungen im

Gesamtzusammenhang machen. – Frau Kollegin
Homburger, ich kann Ihnen als Mitglied im Verteidi-
gungsausschuss nur raten: Informieren Sie sich in Pots-
dam. General Viereck, der zurzeit in einem europäischen
Kommando steht, hat hohes Interesse daran, mit uns al-
len darüber zu diskutieren, was er da tut. Dort sind jetzt
Soldaten aus den Einsatzländern; sie sehen sich nicht
zum ersten Mal. Sie haben für solche Einsätze geübt. Ich
kann Ihnen nur dringend raten: Fahren Sie nach Potsdam
und lassen Sie sich informieren. Dann werden Sie als
Mitglied des Verteidigungsausschusses nachvollziehen
können, was dort militärisch passiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Richtig, Frau Kollegin Homburger, ist – da möchte
ich Ihnen ausdrücklich Recht geben –, dass unser Dis-
kussionsprozess seit dem berühmten Brief von New
York nach Brüssel holprig verlaufen ist. Aber zur Ehren-
rettung dieses Diskussionsprozesses sollte man sich viel-
leicht einmal in Erinnerung rufen, dass verschiedene
Prozesse nebeneinander herlaufen mussten: der politi-
sche und der militärische Abstimmungsprozess. Das hat
dazu beigetragen, dass in der jetzigen Diskussion der
Eindruck entstehen kann, dass das Thema sehr schwierig
ist, was zweifelsohne stimmt, und immer wieder neue
Fragen gestellt werden. Wir haben kritische Fragen zu
beantworten.

Aber einen Punkt aus Ihrem Beitrag, Frau Kollegin
Homburger, möchte ich noch einmal herausarbeiten.
Denn Sie wissen, wenn Sie von „Raum Kinshasa“ spre-
chen, dass wir in allen Beschlüssen des Deutschen Bun-
destages zu Einsätzen Formulierungen gefunden haben,
die den Soldaten ihre Arbeit vor Ort nicht erschwert,
sondern sie ihnen leichter gemacht haben. Deshalb wäre
es sicher dumm, zu sagen: Der Einsatz endet am Ortsein-
gang Kinshasa, dort, wo das Ortsschild steht. Das
möchte ich erwähnen.


(Birgit Homburger [FDP]: Das ist leider nicht der Fall!)


Viel wichtiger ist es mir, auf die Stimmen hinzuwei-
sen, die wir zu diesem Einsatz zur Kenntnis nehmen.
Gestern hat im Deutschen Bundestag eine Expertenan-
hörung zu diesem Thema stattgefunden. Aus der Wis-
senschaft bekommen wir eine ganz klare Ansage: Die
Wahlen sind notwendig und sollten nicht infrage gestellt
werden; darüber hinaus ist die militärische Begleitung

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(C (D ieser Wahlen notwendig. Wir bekommen ganz klare, achdenkliche Formulierungen aus der Wissenschaft. Es gibt eindringliche und manchmal fast leidenschaftiche Diskussionen im Bereich der Entwicklungszusamenarbeit. Kollege Kramer und ich hatten in Kinshasa ie Gelegenheit, mit deutschen Entwicklungshelfern zu iskutieren. Sie haben sehr eindringlich und emotional on der Arbeit, die sie im Prozess der Wahlvorbereitung eisten, berichtet. 25 Millionen Menschen haben sich in ie Wahllisten einschreiben lassen. Das ist eine Art Pleiszit für diese Wahlen. Daran sollten wir uns beteiligen. Wir sollten uns auch einmal vergewissern, welche iskussion die Kongolesen selbst führen. Mein Einruck aus Kinshasa ist der eindringliche Appell: Euroäer, ihr müsst euch beteiligen, lasst uns in diesem Proess nicht allein. Wir wollen nach 45 Jahren endlich emokratisch wählen. Wir müssen im Rahmen dieser Debatte auch die kritichen Stimmen, die in der deutschen Öffentlichkeit zu ören sind, berücksichtigen. Ich sage Ihnen: Ich stehe och unter dem Eindruck eines Gesprächs mit Hörern es WDR, das ich heute Vormittag geführt habe und in em mir von den unterschiedlichsten Menschen sehr iele kritische und nachdenkliche Fragen gestellt worden ind. Dazu möchte ich sagen: Wir haben noch sehr viel u leisten, und zwar nicht nur im Hinblick auf den Konoeinsatz im Speziellen, sondern auch, was die allgeeine Vermittlung der neuen deutschen Außenund icherheitspolitik betrifft. Vieles davon ist in der brei en Öffentlichkeit nämlich noch nicht bekannt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


ielleicht bietet das Weißbuch, über das wir jetzt zu dis-
utieren beginnen, eine Gelegenheit, das nachzuholen.

Es ist spekuliert worden, worüber die Soldaten disku-
ieren; natürlich – das ist gar keine Frage – diskutieren
uch sie kritisch über diesen Einsatz. Ich hatte die Gele-
enheit, mich darüber bei Soldaten zu informieren, die
issen, dass sie in diesen Einsatz geschickt werden. Sie

ind wissbegierig und motiviert, sie wollen möglichst
iel sowohl über die Politik als auch über das Land, in
as sie gehen, erfahren. Ich denke, dabei sollten wir sie
nterstützen.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1603616300

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603616400

Ja.

Meine letzte Bemerkung: Was ist nun zu tun? Wir alle
die internationale Gemeinschaft, die Bundeswehr, die
U, MONUC, die Vereinten Nationen und die Wahl-
eobachter, die im Kongo sind – müssen uns bemühen,
ine Vertrauensbasis zu schaffen, damit die Kongolesen
en Eindruck gewinnen, dass sie die Chance haben, fair
nd frei zu wählen.






(A) )



(B) )


Ursula Mogg

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1603616500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/1507 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschließungs-
antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/1522
soll zur federführenden Beratung an den Auswärtigen
Ausschuss und zur Mitberatung an den Verteidigungs-
ausschuss überwiesen werden. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisun-
gen so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 5 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Haus-

(Haushaltsbegleitgesetz 2006 – HBeglG 2006)


– Drucksachen 16/752, 16/1369 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1525 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)

Ulrike Flach
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Es liegen ein Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke sowie je ein Entschließungsantrag der Fraktionen
der FDP, der Linken und des Bündnisses 90/Die Grünen
vor.

Über den Gesetzentwurf werden wir später nament-
lich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Carsten Schneider, SPD-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603616600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu

einem guten Ende gehört zunächst ein guter Anfang. Seit
Gerhard Schröder wissen wir, dass entscheidend ist, was
am Ende herauskommt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie bitte? Gerhard Schröder? Das hat doch Helmut Kohl immer gesagt! Das ist ja schon fast Geschichtsfälschung, was Sie da machen! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war Helmut Kohl! – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D ach unserem Willen soll es ein konsolidierter Bundesaushalt sein. Daher brauchen wir einen guten Anfang. r wurde mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2006 gemacht. Die öffentlichen Haushalte befinden sich in einer sehr ramatischen Lage. Die laufenden Ausgaben übersteien die regelmäßigen Einnahmen bei weitem. Für den undeshaushalt, aber auch für die Haushalte der Länder nd der Kommunen, ergibt sich aus dieser Situation truktureller Handlungsbedarf. Im Jahr 2006 – wir befinen uns gerade in der Beratung des Haushalts, die wir in er nächsten Sitzungswoche abschließen werden – berägt die Nettokreditaufnahme laut Entwurf des Kabietts 38 Milliarden Euro. Darüber hinaus sind zusätzlihe Risiken erkennbar. Wir müssen darüber nachdenken, ie wir diese Probleme lösen können. Ich gehe davon us, dass die Koalition diese 38 Milliarden Euro in den aushalt einstellen wird. Hinzu kommen Privatisierungserlöse in Höhe von ,6 Milliarden Euro. Das strukturelle Defizit des Buneshaushalts liegt also in etwa bei 20 Prozent. Die Geamtverschuldung der öffentlichen Haushalte beträgt ,5 Billionen Euro. Die große Koalition ist angetreten, as Problem der Unterfinanzierung der öffentlichen aushalte anzugehen und für die Sicherung der Zukunft nd der Handlungsfähigkeit des Staates zu sorgen. Diese erkulesaufgabe ist einer der Kernpunkte, denen sich ie Koalition in dieser Legislaturperiode zuwendet. Gleichzeitig müssen wir die Tragfähigkeit der öffentichen Finanzen im Bereich unserer Sozialversicheungssysteme gewährleisten und die Basis für Wachstum urch Innovationen und Investitionen, Wachstumsimulse und verbesserte Rahmenbedingungen stärken. Wir aben, gerade was die Impulse betrifft, in 2006 schon eiige Gesetze beschlossen. Nun müssen wir für die Einahmen sorgen. Für die Beschlüsse hinsichtlich der Ausaben waren auch die meisten von der Opposition. Ich offe, Sie stimmen uns auch bei den Einnahmen zu. Für die SPD ist die Konsolidierung des Haushaltes ein neues Thema: Seit 1998 haben wir uns bemüht, die ffentlichen Haushalte, insbesondere den des Bundes, zu onsolidieren. Wenn ich mir die Ausgabenseite ansehe, ann muss ich feststellen: Von 1999 bis 2004 (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind doch jetzt Freunde!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ind die Bundesausgaben um knapp 0,4 Prozent gestie-
en, und das trotz Mehrausgaben für Rente und Arbeits-
arkt. Das heißt, bei den Ausgaben haben wir schon auf

er Bremse gestanden. Die Staatsquote ist von 48 Pro-
ent 1998 auf mittlerweile 46,8 Prozent gesunken. Nach
er mittelfristigen Planung des Finanzministers landen
ir wahrscheinlich bei 43,6 Prozent. Das ist eine große
erausforderung; aber es ist wichtig, dass die Menschen

n unserem Land klare Perspektiven haben. Deswegen
ind die Verabredungen, die wir in der Koalitionsverein-
arung getroffen haben, gut und wir stehen dazu. Dazu
ehören insbesondere die Maßnahmen des Haushaltsbe-
leitgesetzes, das Ihnen heute zur Abstimmung vorliegt.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Im Jahr 2006 – ich habe darauf hingewiesen – werden
wir noch einmal von der Ausnahmeregelung des
Art. 115 GG Gebrauch machen. 2007 wird dies nicht
mehr möglich sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Ich glaube, dass auch die Opposition mit uns darin über-
einstimmt, dass wir 2007 – das ist unser Ziel – sowohl
den Art. 115 als auch das Maastrichtkriterium einhalten
müssen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Schon dieses Jahr!)


Unabdingbar dafür ist neben der Ausgabenkürzung, wie
wir sie im Haushaltsbegleitgesetz vorsehen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ha, ha!)


die Verbesserung der Einnahmeseite. Wir haben eine
Steuerquote von knapp 20 Prozent, was im internationa-
len Vergleich absolut niedrig ist: In Europa hat nur die
Slowakei eine noch niedrigere Steuerquote.


(Dirk Niebel [FDP]: Das hören wir jeden Tag!)


Deshalb kann Haushaltskonsolidierung unserer Auffas-
sung nach nur in einem Mix von Einnahmeverbesse-
rung und Ausgabenkürzung bestehen.


(Dirk Niebel [FDP]: Ist ja alles gut!)


Genau dieser Linie folgen wir mit dem Haushaltsbegleit-
gesetz.

Nachher reden ja noch Kollegen von der Opposition.
Vielleicht können dann auch die Vertreter der FDP auf
die Struktur des Bundeshaushaltes eingehen. Ich möchte
nur kurz etwas dazu sagen: Wir zahlen allein
40 Milliarden Euro für Zinsen – dieser Betrag steigt bis
2009 auf 43 Milliarden Euro –; das ist in etwa der Betrag
der diesjährigen Nettokreditaufnahme. Nun werden Sie
sich vielleicht fragen: Wo kommen diese 40 Milliarden
Euro eigentlich her? Ich habe vorhin die Zahlen genannt:
Die Gesamtverschuldung des Bundes betrug 2005
868 Milliarden Euro. In der Regierungszeit der FDP, die
von 1969 bis 1998 angedauert hat, sind 711 Milliarden
Euro aufgelaufen. In der Zeit unter Rot-Grün sind insge-
samt rund 144 Milliarden Euro dazugekommen. Es ist
nicht so, dass ich sonderlich stolz darauf bin, ich will nur
die Verantwortlichkeiten klar machen. Ich denke, Sie
müssen erklären, wie Sie dieses Problem lösen wollen.
In den Beratungen, die derzeit im Haushaltsausschuss
geführt werden, fordert die Opposition in ihren Anträgen
Kürzungen, die niemals das Volumen erreichen würden,
das wir brauchen, um unter 30 Milliarden Euro Netto-
kreditaufnahme zu kommen. Abgesehen davon sind die
meisten Anträge reine Symbolanträge, etwa der Vor-
schlag, bei der Steinkohle zu kürzen, obwohl doch ganz
klar ist, dass es da rechtliche Verpflichtungen gibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Uns werfen Sie vor, wir würden das Grundgesetz in die-
sem Jahr brechen. Dabei werden wir bei den Investitio-
nen über den 22 Milliarden Euro liegen; das ist deutlich
erkennbar. Wir werden uns hier in der zweiten und drit-
ten Lesung wiedersehen.

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(C (D ür mich ist nicht erkennbar, wie man auf der Grundlage hrer Vorschläge die strukturellen Probleme lösen kann. on daher ist all Ihr öffentliches Getöse, wir würden das rundgesetz brechen, ziemlich verantwortungslos. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Liberaler Populismus! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Unseriös!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Ich will mich um die schwierigen Punkte aber nicht
erumdrücken: Die größte Einnahmeverbesserung
acht natürlich die Erhöhung der Mehrwertsteuer aus.
ir haben in der vorvorigen Woche eine Anhörung im
aushaltsausschuss gehabt, bei der eine ganze Reihe
on Sachverständigen eingeladen war, zum Beispiel
err Professor Dr. Rürup, Dr. Heise, Chefvolkswirt der
llianz. Vor allem Professor Engels, der Präsident des
undesrechnungshofs, hat sehr deutlich gemacht, dass
s sowohl aus politischen als auch aus ökonomischen
nd ethischen Gründen kurzfristige Erfolge braucht, die
usschließlich auf der Ausgabenseite nicht zu erreichen
ind.

Von daher brauchen wir eine deutliche Verbesserung
uf der Einnahmeseite, um die staatlichen Leistungen,
ie wir wollen, finanzieren zu können. Das ist für mich
ine Frage von sozialer Gerechtigkeit, sozialem Aus-
leich und Chancengerechtigkeit. Wenn wir zum Bei-
piel im Rahmen des Investitionsprogramms 6 Milliar-
en Euro in Forschung und Bildung stecken wollen
Frau Flach, Sie sind beim Ausgeben immer fleißig mit

abei –, dann müssen wir auch für die Finanzierung sor-
en und müssen den Bürgerinnen und Bürgern sagen,
ass sie dafür Steuern zahlen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich denke, dass die für mich zum Teil unerwartete Zu-
timmung der Sachverständigen zu unserem Kurs Be-
ründung genug ist, um Ihnen die Annahme des Geset-
es zu empfehlen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ich glaube, ich war in einer anderen Anhörung!)


Für Waren des täglichen Bedarfs gilt der ermäßigte
ehrwertsteuersatz von 7 Prozent. Dieser Satz wird

icht verändert. Ich finde, das sozial vertretbar.

Ich will auf einige ausgewählte Maßnahmen zu spre-
hen kommen. Die SPD hat sich dafür eingesetzt, dass
ie jährliche Sonderzahlung für Besoldungs- und Versor-
ungsempfänger des Bundes, kurz: Weihnachtsgeld, die
m Rahmen dieses Maßnahmenpakets halbiert wird – das
t ein Beitrag zur Konsolidierung auf der Ausgabenseite –,

ür die Bezieher der niedrigen Besoldungsgruppen von
2 bis A 8 um 25 Euro erhöht wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


es Weiteren haben die Mitglieder der Bundesregierung
nd die Parlamentarischen Staatssekretäre auf die jähr-
iche Sonderzahlung verzichtet.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Ein weiterer wichtiger Konsolidierungsbeitrag wird
bei den Mitteln aus dem Regionalisierungsgesetz vor-
genommen. Wir haben den Revisionstermin vorgezogen.
Das ist eine Verabredung aus den Koalitionsverhandlun-
gen, die im Koalitionsvertrag steht, der auch die Minis-
terpräsidenten der Länder in ihrer Eigenschaft als Mit-
glieder der Parteien zugestimmt haben. Ich will ganz
deutlich sagen, dass ich fest davon ausgehe, dass im
Bundesrat die Änderungen im Regionalisierungsgesetz
mitgetragen werden. Alles andere wäre für die Koalition
sehr kritisch. Bund und Länder wollen gemeinsam für
die Konsolidierung der Haushalte sorgen wollen. Die
Länder bekommen schließlich einen Punkt der Mehr-
wertsteuererhöhung. Beim Bund selbst bleibt auch nur
ein Punkt. Einen Punkt nehmen wir, um die Arbeitslo-
senversicherungsbeiträge zu senken und so Arbeit billi-
ger zu machen. Ich hoffe, dass die Bundesländer, denen
wir mit dem vorgezogenen Revisionstermin entgegenge-
kommen sind, zu ihren Zusagen stehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mein letzter Punkt, den ich ansprechen möchte, be-
trifft die Deutsche Bundesbank. Wir haben in diesem
Gesetzentwurf eine Kürzung der Bundesbankzulage vor-
gesehen. Das bringt im Ergebnis bei voller Wirksamkeit
einen Konsolidierungsbeitrag von 42 Millionen Euro.
Der Präsident der Bundesbank, Herr Weber, hat in der
Bilanzpressekonferenz ausgeführt, dass zusätzlich noch
1 000 Stellen gestrichen werden. Ich halte diesen Um-
strukturierungsprozess der Bundesbank für richtig. Wir
im Deutschen Bundestag sollten uns aber sobald wie
möglich mit einer Novelle des Bundesbankgesetzes be-
schäftigen. Denn es kann nicht sein, dass die einfachen
Angestellten entlassen werden und deren Aufgaben weg-
fallen, es beim Wasserkopf des Vorstandes aber bei der
gleichen Anzahl von Vorstandsmitgliedern bleibt. Des-
wegen sage ich für die SPD-Fraktion ausdrücklich, dass
es nach dem Ausscheiden von zwei Mitgliedern im
nächsten Jahr zu keiner Neubesetzung ihrer Posten
kommt, solange nicht eine Novelle des Bundesbankge-
setzes vorgenommen wurde. Ich glaube, dass dies die
Arbeitsfähigkeit nicht einschränken wird, für uns aber
die Handlungsmöglichkeiten offen hält, dort maßgeblich
einzugreifen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1603616700

Ich erteile das Wort Kollegin Ulrike Flach, FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603616800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das vor-

liegende Haushaltsbegleitgesetz ist ein schlichter Etiket-
tenschwindel.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D s handelt sich in Wirklichkeit um ein reines Steuererhöungsgesetz und um nicht anderes. Die Menschen in dieem Lande müssen wissen, was auf sie zukommt, nämich Belastungen, die vor allen Dingen die kleinen Leute reffen werden, die Rentner und die Arbeitnehmer, die icht ausweichen können. Genau diese Gruppe wird geroffen, genau die Gruppe, die Sie rhetorisch immer in chutz nehmen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben das Gesetz nicht genau gelesen!)


Gleichzeitig ist bekannt geworden, dass der Staat über
ehn Jahre hinweg Mehrausgaben von 20 Milliarden
uro getätigt hat und Mehreinnahmen hatte. Herr
teinbrück, Sie sagen immer, wir müssten zu Einnah-
esteigerungen kommen, nehmen aber trotzdem für sich

n Anspruch, mehr Geld auszugeben. Den Menschen
ürden Sie weitere Steuererhöhungen auf. Das ist etwas,
err Schneider, was eine liberale Partei nie mitmachen
ird.


(Beifall bei der FDP)


Damit sind wir auch schon bei der Anhörung zu den
teuerplänen. Sie haben eben zur Unterstützung Ihrer
olitik zwei Experten angeführt. Diese beiden Experten
aren die Einzigen, die Ihrer Meinung waren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Der eine kam gar nicht!)


esonders interessant war, dass der hoch gelobte Profes-
or Rürup gar nicht anwesend war.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ber die Medien ließ er uns mitteilen, was wir glauben
ollten. Vier Wochen vorher hat er in den Medien jedoch
enau das Gegenteil erzählt. So viel zu der Konsistenz
hrer Experten. Darauf können wir uns einfach nicht ver-
assen.


(Beifall bei der FDP)


Ein Wort zu Professor Engels. Natürlich hat er gesagt,
an könne ad hoc nur in einem gewissen Umfang spa-

en. Aber er hat auf unsere Frage, wann dies denn mög-
ich sei, geantwortet, dies sei möglich, wenn Sie die
eformen anpackten, die Sie offensichtlich so eisern vor

ich herschieben.


(Joachim Poß [SPD]: Ach!)


uch dies hat er in der Anhörung erklärt. In dem Augen-
lick, in dem Sie zu Reformen bereit sind, sind Sie in der
age, die erforderlichen Einsparungen vorzunehmen.
as hat Ihnen selbst dieser Experte bestätigt.


(Beifall bei der FDP)


Heute wollen wir uns vordringlich mit der Inkonsis-
enz Ihrer Politik befassen. Sie haben eben auf das
5-Milliarden-Euro-Ausgabenprogramm abgehoben,
err Schneider, in dem sich noch viele alte Subventions-

öpfchen befinden. Ich will an dieser Stelle betonen:
leichzeitig wird den Bürgern ein Vielfaches davon aus
er Tasche gezogen. 115 Milliarden Euro in vier Jahren






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
verlieren die Menschen in diesem Lande, während Sie
mit einem kleinen Ausgabenpaketchen von 25 Milliar-
den Euro dagegensetzen.


(Beifall bei der FDP)


Über den Verschiebebahnhof Sozialkassen werden
der Rentenversicherung über drei Jahre 6,6 Milliarden
Euro entzogen. Die Krankenkassen verlieren 11,1 Mil-
liarden Euro an Bundeszuschüssen. Gleichzeitig geben
die Rentenschätzer am heutigen Tag bekannt: 2008 wird
es im Rentensystem zu einem Fehlbetrag von 2,5 Mil-
liarden Euro kommen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wo ist die Alternative?)


Bei einem Ausgleich über die Beitragszahler müsste der
Beitragssatz auf über 20 Prozent steigen. Ich wundere
mich darüber, Herr Steinbrück, weil Sie das sonst uns
immer vorwerfen. Aber genau dies passiert unter Ihrer
Ägide. Sie haben nichts in der Hand, um das zu verhin-
dern.


(Beifall bei der FDP)


Was wir kritisieren, ist, dass Sie an dem richtig er-
kannten Ziel einer nachhaltigen Konsolidierung des
Haushaltes offensichtlich nicht wirklich interessiert sind.
Sie konsolidieren fast ausschließlich über die Einnah-
meseite.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Damit werden Sie zwar 2007 – unserer Meinung nach
wird Ihnen das sogar schon dieses Jahr gelingen – die
Maastrichtkriterien und auch die Verfassung einhalten.
Aber die Kernprobleme packen Sie nicht an. Sie selbst
haben in Ihrer berühmten Rede gesagt, Herr Minister:
Wir müssen weg von den konsumtiven Ausgaben und
hin zu den investiven. Wir müssen unsere sozialen Si-
cherungssysteme von der fatalen Logik des Arbeits-
marktes entkoppeln. Wenn wir bei hoher Arbeitslosig-
keit Geld zum Gegensteuern brauchen, geraten auch die
sozialen Systeme unter Druck. Das wäre die historische
Rolle der großen Koalition.

Das sage ich auch ausdrücklich Frau Merkel, die ges-
tern im Haushaltsausschuss versucht hat, dieses unsin-
nige Vorgehen zu verteidigen. Das ist Ihre Aufgabe: Sie
haben die nötige breite Mehrheit, um genau an dieser
Stelle Reformen anzusetzen und die Menschen nicht
einseitig zu belasten, während Sie selbst sich nur mit
Trippelschrittchen fortbewegen.


(Beifall bei der FDP)


Beispiele dafür sind die Gesundheitsreform oder die Re-
form des Arbeitsmarktes. Ich bin froh, Herr Kampeter,
dass Sie bei der Reform des Arbeitsmarktes ganz unserer
Meinung sind. Es wäre aber schön, wenn Sie sich damit
in der Koalition durchsetzen könnten. Ein anderes Bei-
spiel ist die Unternehmensteuerreform.


(Beifall bei der FDP)


Im Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsinstitute wird
deutlich, dass nicht nur die FDP diese Meinung vertritt.

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(C (D lipp und klar wird Ihnen dort ins Stammbuch geschrieen: Der unstete Kurs der Finanzpolitik destabilisiert zudem die Konjunktur. as ist kein gutes Markenzeichen für die große Koaliion. Die Bewährungsprobe, Herr Steinbrück, steht Ihnen n den nächsten Monaten bevor. Bei steigenden Steuerinnahmen werden Sie jede Menge Wünsche Ihrer Kabiettskollegen abwehren und verweigern müssen. Wie ir gerade bei Herrn Jung gehört haben, will er „mal ben so“ weitere Mittel für den Kongoeinsatz. Das geht ben nicht „mal eben so“, sondern diese Mittel müssen m Haushalt umgeschichtet werden. Das aber tun Sie icht. Herr Schneider hat eben darauf verwiesen, dass Ihnen ie FDP Sparvorschläge vorgelegt hat. In ein paar Wohen wird es dann zu der üblichen Debatte kommen. Unere Sparvorschläge haben schon jetzt ein Volumen von ngefähr 7 Milliarden Euro. Das sind die Vorschläge der pposition. Wenn wir an der Macht wären, hätten wir ie entsprechenden Reformen durchgeführt, um so weentlich mehr Mittel hereinzuholen. Das ist der Punkt. enn ich Ihnen einmal einen kleinen Ratschlag auf den eg geben darf: Gehen Sie doch auf Kollegen Kampeter in! Gehen Sie auf die Vorschläge der Union zur Areitsmarktreform ein! Folgen Sie beispielsweise unseren orschlägen zu den Eingliederungshilfen auf dem Areitsmarkt! Allein das sind 3 Milliarden Euro. So viel erst einmal als Einstieg. Wir werden noch viel elegenheit haben, uns darüber auszutauschen. (Beifall bei der FDP – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Ihr habt das jahrzehntelang nicht hingekriegt!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD)


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603616900

Ich erteile das Wort Kollegen Michael Meister, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603617000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir bera-

en heute abschließend über den Entwurf eines Haus-
altsbegleitgesetzes 2006. Wir legen mit diesem Gesetz
as Fundament für die Sanierung der öffentlichen Haus-
alte. Wir werden die Verschuldungsgrenze unseres
rundgesetzes wieder im eigentlichen Sinne einhalten,
enauso wie den europäischen Stabilitäts- und Wachs-
umspakt. Wir werden einen Schlusspunkt unter die stän-
ig steigende Staatsverschuldung setzen. Schluss mit
iner Politik, die – wie in der Vergangenheit geschehen –
erteilungskonflikte auf dem Rücken künftiger Genera-






(A) )



(B)


Dr. Michael Meister
tionen löst und ihnen damit die Freiheit nimmt, selbstbe-
stimmt zu entscheiden, was sie für richtig halten.

Politik ist kein Wunschkonzert. Es beginnt mit einem
Blick auf die Realitäten. Politik muss manchmal Ent-
scheidungen treffen, die dem Lande und den Menschen
zugute kommen, und zwar mittel- und langfristig, die da-
für sorgen, dass der Wohlstand gemehrt wird, die aber an
dem Tag, an dem sie getroffen werden, unangenehm
sind.

Das ist wie mit der Medizin bei einem Kranken: Sie
schmeckt manchmal bitter, hilft ihm jedoch, zu gesun-
den, sein Wohlbefinden zurückzuerlangen und wieder
das Leben zu genießen.

Wir werden heute die notwendigen Entscheidungen
für die Zukunft treffen. Ich glaube, mit dem Haushalts-
begleitgesetz legen wir ein klares Bekenntnis zu mehr
Freiheit für die Menschen ab, Frau Flach. Wir geben
künftigen Generationen Entscheidungsoptionen zurück,
die diesen Generationen durch eine steigende Staatsver-
schuldung genommen würden. Das ist liberale Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir schaffen damit die Voraussetzungen für bessere
strukturelle Wachstumschancen in unserem Lande. Hans
Eichel hat gesagt: Die Schulden von heute sind die Steu-
ern und Abgaben von morgen. Jeder weiß, dass er künf-
tig mit nicht zu beziffernden Steuer- und Abgabenerhö-
hungen rechnen muss, wenn der Staat nicht haushaltet.
Dies belastet die Entwicklung der Wirtschaft und der
Beschäftigung. Wir leisten nun einen positiven struktu-
rellen Beitrag für die Entwicklung unseres Landes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Frau Flach, täuschen Sie bitte nicht die Öffent-
lichkeit. Sie haben zu Beginn Ihrer Rede dargelegt, wir
müssten das über Ausgabenkürzungen leisten, um we-
nig später die Ausgabenkürzungen, die wir heute be-
schließen, zu kritisieren und zu fordern, diese Ausgaben-
kürzungen dürfte es nicht geben. Sie täuschen die
Öffentlichkeit, wenn Sie sagen, die im Haushaltsbegleit-
gesetz vorgesehenen Ausgabenkürzungen in Höhe von
6 Milliarden Euro seien falsch, anschließend erklären, es
müssten 7 Milliarden Euro auf der Ausgabenseite ge-
kürzt werden, und gleichzeitig behaupten, damit sei eine
Lücke im Bundeshaushalt in Höhe von über
60 Milliarden Euro zu schließen. Das hat nichts mehr
mit der Realität zu tun. Das ist Wunschdenken und
Populismus, aber kein Lösungsansatz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich gebe gerne zu: Wir sind zu spät. Wir hätten die
jetzige Kurskorrektur um Jahre früher einleiten sollen.
Dann hätten wir es leichter.


(Ulrike Flach [FDP]: Ja!)


– Frau Flach, Sie sagen zwar Ja. Aber ich glaube, es gibt
niemanden in diesem Saal, der sich dieser Kritik ernst-
haft entziehen kann. Alle sind gemeint, auch Ihre Frak-
tion.

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(C (D Kollege Meister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Koppelin? Gerne, Herr Koppelin. Bitte, Herr Koppelin. Herr Kollege, da ich das nicht ganz verstanden habe, rage ich nach: (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das kommt vor!)

Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1603617100
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603617200
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1603617300
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603617400

erstehen Sie unter Ausgabenkürzungen, dass Sie den
enschen in die Tasche greifen und sie abkassieren?


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1603617500

Ich erkläre Ihnen das gerne, Herr Koppelin. Das

aushaltsbegleitgesetz 2006, das als Entwurf vorliegt,
ieht vor, die Sonderzahlungen an unsere Bediensteten
u halbieren sowie die Subventionen, beispielsweise die
egionalisierungsmittel, und die Ausgaben des Bundes

ür die Sozialversicherung – Ihre Kollegin Flach hat be-
eits darauf hingewiesen – zurückzufahren. Damit be-
irken wir, dass die Finanzpolitik Druck ausübt und so

trukturelle Reformen zustande kommen. Es ist ein Wi-
erspruch, einerseits Ausgabenkürzungen zu fordern,
nd andererseits zu kritisieren, dass sie nach Verabschie-
ung des heute zu beratenden Gesetzentwurfs vorge-
ommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


esen Sie bitte den Gesetzestext! Ich sorge auch gern für
ufklärung.

Da ich gerade über Strukturen rede: Es geht hier nicht
ur um das Ausgabenniveau, sondern wirklich um
trukturveränderungen, zum Beispiel bei der Bundes-
gentur für Arbeit. Ihr wird kein Geld weggenommen.
urch die Ankündigung, dass sie in Zukunft keine Zu-

chüsse mehr bekommt, sondern höchstens noch Liqui-
itätshilfen, wird ein Druck erzeugt, der bewirkt, dass
uch dort Strukturen verändert werden und dass die
rbeitsmarktpolitik in Deutschland effektiver wird. Die
inanzpolitik muss diesen Druck machen, damit es zu
trukturreformen in unserem Land kommt.

Sie haben die Themen „Mehrwertsteuer“ und „Ver-
icherungssteuer“ angesprochen. Es ist richtig: Wir erhö-
en die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Wir
erden damit Mehreinnahmen in einer Höhe von etwa
4 Milliarden Euro generieren. Man mag das als Steuer-
rhöhung geißeln. Ich wünsche mir, dass diejenigen, die
on den größten Steuererhöhungen in der Geschichte der
undesrepublik Deutschland sprechen, auch einmal er-
lären, dass wir gleichzeitg die größte Senkung der
ohnnebenkosten in der Geschichte dieser Republik
urchführen: Wir senken nämlich den Arbeitslosenversi-
)






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
cherungsbeitrag um 2 Prozentpunkte. Das ist ein Beitrag
zu mehr Beschäftigung und Wirtschaftswachstum.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Albern!)


Wer hier historische Dimensionen bemüht, der möge alle
historischen Dimensionen benennen und nicht nur dieje-
nigen, die ihm gefallen.

Als wir im November hier über die Regierungspolitik
diskutiert haben, habe ich die Oppositionsfraktionen ge-
beten, uns Alternativvorschläge vorzulegen, wie wir im
Jahre 2007 kassenwirksam dafür sorgen können, dass
Art. 115 des Grundgesetzes und der Vertrag von
Maastricht in ihrem Regelgehalt eingehalten werden. Ich
habe dazu aufgefordert.

Frau Flach, Sie haben angekündigt, dass durch die
Verabschiedung Ihres Entschließungsantrags 7 Milliar-
den Euro zur Verfügung stehen.


(Ulrike Flach [FDP]: Bisher!)


Um zu leisten, was wir leisten wollen, brauchen wir aber
ein Volumen von mehr als 30 Milliarden Euro. Sie haben
mit Ihrem Entschließungsantrag deutlich gemacht, dass
Sie kein Alternativkonzept haben. Sie sind bis zum heu-
tigen Tage schuldig geblieben, eine Alternative zu unse-
rer Vorgehensweise vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie haben zu Recht Herrn Professor Rürup zitiert. Er
schreibt in seiner Stellungnahme:

Über die ökonomisch sinnvolle Konsolidierungs-
strategie – Streichen von steuerlichen Ausnahme-
tatbeständen und Ausgabenkürzungen – lässt sich
ein verfassungsgemäßer Bundeshaushalt im Jahr
2007 nicht realisieren, denn diese Strategie erfor-
dert Zeit.

An dieser Stelle hat der Vorsitzende des Sachverständi-
genrats also deutlich gemacht, dass das Ziel allein auf
diesem Weg nicht erreicht werden kann. Man muss also
erklären, dass man den Bundeshaushalt in dieser Zeit
nicht konsolidieren will oder dass man kein Konzept hat,
das eine Alternative zu dem darstellt, was wir hier vorle-
gen. Dann muss man sich auf den von uns eingeschlage-
nen Weg begeben.

Wir nehmen im Übrigen auch Strukturreformen vor.
Über die Sozialsysteme habe ich gesprochen. Der Büro-
kratieabbau ist auf den Weg gebracht. Über das Thema
Föderalismusreform haben wir heute Morgen gespro-
chen; außerdem haben dazu in dieser Woche Anhörun-
gen stattgefunden. Heute früh haben wir auch über For-
schung und Entwicklung diskutiert. Das heißt, wir reden
nicht nur über die Quantitäten im Bundeshaushalt, son-
dern auch über massive Strukturveränderungen in unse-
rem Land. Angesichts dessen können Sie hier doch nicht
behaupten, es würden keine strukturellen Änderungen
vorgenommen. Ich wiederhole: Wir nehmen auch Struk-
turreformen vor.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


eien Sie gewiss: Wir werden Veränderungen vorneh-
en. Wir bitten Sie und laden Sie ganz herzlich dazu

in, mitzumachen. Diese Strukturveränderungen sind für
nser Land zwingend notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will noch auf Folgendes hinweisen: Wir haben
eine Zeit zu verlieren; wir sind schon spät dran. Wel-
hes Beispiel geben wir den Staaten Mittelosteuropas,
enn wir die Maastrichtkriterien seit Jahren nicht ein-
alten und diesen Ländern gleichzeitig abverlangen, ge-
au diese Kriterien einzuhalten. So sind wir doch kein
ernünftiges Vorbild. Noch einmal: Wir haben nicht be-
iebig viel Zeit. Wir müssen hier und heute mit der Haus-
altskonsolidierung, aber auch mit den strukturellen Ver-
nderungen beginnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte an dieser Stelle die Frage aufgreifen: Gibt
s eine andere Möglichkeit? Nein! Wir haben an dieser
telle zwischen zwei Übeln zu wählen: zwischen dem
bel einer wachsenden Staatsverschuldung und dem
bel Steuererhöhungen. Ich darf noch einmal Herrn
ürup zitieren:

Wer in soliden, sich in verfassungskonformen
Haushalten dokumentierenden Staatsfinanzen ein …
erstrebenswertes Ziel erachtet, der wird in der vor-
gesehenen Verwendung der Mittel aus der erhöhten
Umsatzsteuer zu Konsolidierungszwecken das klei-
nere Übel sehen.

er Vorschlag der Koalition – die Sachverständigen un-
erstützen ihn eindeutig – macht dem Streit über die Ver-
endung der Mehrwertsteuer ein Ende. Er wird auch
on Sachverständigen eindeutig befürwortet.

Zu der Frage, ob uns das Vorhaben belasten oder beim
achstum helfen wird, verweise ich auf das, was EU-
eneraldirektor Regling zum Wachstum gesagt hat.
elbstverständlich wird sich die Erhöhung der Mehr-
ertsteuer und der Versicherungsteuer zunächst auf die
onjunktur auswirken. Aber in diesem Land steht nicht
ie konjunkturelle Entwicklung infrage – damit haben
ie völlig Recht, Frau Flach; sie ist glücklicherweise
urzeit positiv –; unser zentrales Problem sind vielmehr
ie Strukturen. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass
ine strukturell bedingte geringere Staatsverschuldung
u besseren Wachstumschancen führen wird.

Sie sollten diesem Argument folgen, statt hier ein
ild zu zeichnen, das auf Dauer nicht ernst genommen
erden kann. Vielmehr sollten Sie in Ihren Beiträgen
ersuchen, die wirklichen Probleme des Landes zu lö-
en. Eine massive Aufgabe ist die Reduzierung der
taatsverschuldung. Diese Koalition stellt sich dieser
erausforderung.

Die wirtschaftliche Entwicklung gewinnt glücklicher-
eise an Fahrt. Wir werden diese positive konjunkturelle
ntwicklung nutzen, um die notwendigen Entscheidun-
en in unserem Land anzugehen und umzusetzen. Wir






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
haben schon einiges dafür getan – auch das sollten wir
nicht ausblenden –, um die binnenwirtschaftlichen
Wachstumskräfte zu fördern. Forschung und Entwick-
lung habe ich bereits angesprochen. Es geht aber auch
um die Stärkung der Infrastrukturausgaben und um die
Frage, in welchen Bereichen in unserem Land neue
Arbeitsplätze entstehen können. Ich nenne in diesem
Zusammenhang nur die privaten Haushalte oder das
Handwerk. Die Koalition hat bereits begleitende Maß-
nahmen durchgeführt, um die Entwicklung in den Berei-
chen Beschäftigung und Wirtschaft wieder auf den rich-
tigen Weg zu bringen. Ich glaube, die Menschen in
unserem Lande fassen mittlerweile wieder Vertrauen und
glauben, dass die Politik Veränderungen bewirken kann,
die mittel- und langfristig zu einem besseren Umfeld
führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte aber auch deutlich machen, dass über
strukturelle Reformen nicht nur diskutiert wird; sie sind
– das habe ich bereits ausgeführt – zum Teil bereits auf
den Weg gebracht worden. Sie haben völlig Recht: Wir
müssen weitere Strukturreformen durchführen. So ist die
Abkopplung der Sozialabgaben vom Faktor Arbeit
eine wichtige Aufgabe, der wir uns bereits widmen.


([Zuruf von der CDU/CSU]: Wohl wahr!)


Derzeit wird eine Konzeption zur Gesundheitsreform
entwickelt.


(Lachen bei der FDP)


Wir diskutieren über die Frage der Unternehmensteu-
erreform und haben vereinbart, uns noch vor der Som-
merpause über die Eckpunkte dieser Reform zu einigen.
Das heißt, wir werden den von uns vorgegebenen Zeit-
rahmen einhalten und für eine Verbesserung der Rah-
menbedingungen sorgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Insofern lade ich Sie ein, sich bei der Lösung dieser
zentralen Probleme konstruktiv einzubringen, statt ledig-
lich den Neinsager zu spielen und die Vorhaben als nicht
notwendig zu bezeichnen. Wir diskutieren sehr gerne mit
Ihnen über Ihre Alternativen und sind erfreut, wenn Sie
eigene Vorschläge vorlegen. Aber sie müssen auch zur
Lösung der Probleme beitragen.

In diesem Sinne möchte ich alle Kollegen einladen,
einen Beitrag zu leisten, indem sie dem vorliegenden
Gesetzentwurf zustimmen. Ich hoffe auf ein gutes Gelin-
gen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1603617600

Ich erteile das Wort Kollegen Gregor Gysi, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Re ierungskoalition erklärt zu Recht, dass dem Bund, den ändern und den Kommunen Geld fehlt, weil die Ausgaen höher sind als die Einnahmen. Sie erklären allerings nicht, woran das liegt. Sie gehen mit keinem Wort uf die Ursachen ein. Ich darf daran erinnern, dass die vorherige Regierung us SPD und Grünen die größten Steuersenkungen in er Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bechlossen hat und dass deshalb jetzt die Einnahmen fehen. abei ist der Körperschaftsteuersatz von 40 auf 5 Prozent gesenkt worden. Ich darf Sie auch an etwas erinnern, was Sie längst ergessen haben. Es gab früher eine Steuer, die Unterehmen auf Verkaufserlöse zahlen mussten. Damals usste zum Beispiel die Deutsche Bank als Kapitalge ellschaft den vollen Steuersatz und der Bäckermeister en halben Steuersatz zahlen. Sie haben das geändert: etzt muss der Bäckermeister den vollen Steuersatz zahen und die Deutsche Bank gar nichts mehr. Das war die ntscheidung der Regierung aus SPD und Grünen. Sie haben zusammen mit der Union und der FDP den pitzensteuersatz bei der Einkommensteuer von 53 auf 2 Prozent – also um 11 Prozentpunkte – gesenkt. Rechen Sie sich einmal aus, was Herr Ackermann dadurch n Steuern spart! Das würde mancher in dieser Gesellchaft gerne verdienen. Nachdem Sie das alles gemacht haben und die SPD ntgegen ihren Versprechungen natürlich keine Vermöensteuer eingeführt hat, haben wir jetzt ein Einnahmeefizit. Nun ist die interessante Frage: Wie decken Sie ieses Defizit? Was haben die Konzerne gemacht? Ihr Versprechen ar: Die Senkung der Körperschaftsteuer und alle ande en Senkungen führen zu einer Fülle von Arbeitspläten. – Die Konzernleitungen verhöhnen die Politik. 0 DAX-Konzerne haben im letzten Jahr einen Gewinnuwachs um 36 Prozent erzielt. Sie machen Pressekonerenzen, bedanken sich bei der Politik für die wunderaren Steuersenkungen, geben Riesengewinne bekannt nd erklären: Das nutzen wir, um noch einmal 8 000 der 10 000 Leute zu entlassen. Wenn man so verhöhnt wird, kann man doch wenigsens die Kraft haben, zu sagen: Wenn ihr riesige Geinne habt und noch zusätzlich Leute entlasst, statt wel he einzustellen, verlangen wir von euch wieder erechte Steuern. Aber auf diese Idee kommt niemand in er SPD und in der Union schon gar nicht; Sie machen änzlich andere Vorschläge. Dr. Gregor Gysi Die Defizite, die Sie selber verursacht haben, wollen Sie dadurch decken, dass Sie den Mehrwertsteuersatz um 3 Prozentpunkte erhöhen. Aber die Mehrwertsteuer bezahlen Arbeitslose, Rentnerinnen und Rentner, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das heißt, was Sie den Konzernen, den Bestund Besserverdienenden geschenkt haben, holen Sie sich jetzt von der normalen Bevölkerung zurück, und zwar ohne jeden Ausgleich. Das ist sozial unerträglich. (Beifall bei der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ausatmen!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603617700

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Wir können gern über Tatsachen reden. 10 Prozent der
Haushalte in Deutschland besitzen 57 Prozent des Ei-
gentums und Vermögens.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Einschließlich der PDS!)


Die unteren 50 Prozent der Haushalte besitzen 4 Prozent
des Eigentums und Vermögens. Diese 50 Prozent müs-
sen die Erhöhung der Mehrwertsteuer genauso mittragen
wie alle anderen, aber es fällt ihnen sichtbar sehr schwer.
Deshalb ist es so unerträglich, die Mehrwertsteuer zu er-
höhen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Versicherungsteuer erhöhen Sie auch gleich um
3 Prozentpunkte. Das ist spannend. Sie reden immer da-
von, dass die gesetzliche Rente nicht mehr reicht und
sich die Leute privat versichern müssen. Was machen
Sie aber als Nächstes? Sie erhöhen die Versicherung-
steuer, damit sie es sich nicht leisten können.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Auf Altersvorsorge wird keine Steuer gezahlt, Herr Gysi! Nur in der Sachversicherung! Was reden Sie! Keine Ahnung!)


Dann sage ich noch etwas zu den kleinen und mittle-
ren Unternehmen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist kein Marktplatz!)


Es gibt sehr viele kleine und mittlere Unternehmen, die
gerade am Rande ihrer Existenz sind. Wenn die ihre Pro-
dukte mit der um 3 Prozentpunkte erhöhten Mehrwert-
steuer verkaufen müssen, verkaufen sie weniger. Dann
kommt es zu Insolvenzen und in der Folge wieder zu
mehr Arbeitslosen. Ich höre schon, wie Sie dann wieder
versuchen, die Sätze beim ALG II zu reduzieren. Der
Weg, den Sie hier gehen, ist der falsche Weg.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Wie läuft das in Berlin? Erklären Sie mal, wie das in Berlin läuft!)


Heute Abend – Sie trennen das so schön – soll noch
so ein Gesetz der Koalition beschlossen werden. Sie ma-
chen das nicht einmal am Tag, Sie machen das mehrfach,
wenn Sie die Leute schröpfen wollen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Holen Sie mal Luft!)


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(C (D eute Abend geht es zum Beispiel um die Senkung der endlerpauschale. Das bedeutet, dass man erst ab einem eg von 21 Kilometern etwas geltend machen kann. as heißt, 51 Prozent derjenigen, die heute in den Geuss der Pendlerpauschale kommen, sollen anschließend ichts mehr erhalten und 49 Prozent werden deutlich eniger erhalten – und das in einer Zeit, in der die Union tändig vom flexiblen Arbeitsmarkt redet. Der flexible rbeitsmarkt ist familienzerstörend. Sie sagen aber: Die eute müssen für einen Arbeitsplatz oder Ausbildungslatz weit fahren. Aber die Pendlerpauschale, also die rstattung der damit verbundenen Kosten, reduzieren ie. In der Föderalismusdebatte sagen Sie auch noch: Wir achen 16 verschiedene Bildungssysteme in Deutsch and. Dann handeln eben die Eltern verantwortungslos, enn sie mit schulpflichtigen Kindern das Bundesland echseln, um einer neuen Arbeit nachgehen zu können. ie müssen doch wenigstens Logik in Ihre Politik brinen! Das eine muss zu dem anderen passen! (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Dabei belassen Sie es nicht. Sie senken den Sparer-
reibetrag. Sie halbieren ihn, damit auch die Leute mit
leinen Sparguthaben endlich Steuern bezahlen müssen.


(Zuruf von der SPD: Über 100 000 Mark!)


Sie senken die Ausgaben beim Kindergeld, indem
ie festlegen: Auszubildende junge Erwachsene bekom-
en es nicht mehr.

Dann führen Sie noch – sehr sozialdemokratisch –
ine Reichensteuer ein. Lassen Sie uns kurz über die
eichensteuer reden! Einkommen von Unternehmen und
elbstständigen zählen da gar nicht. Es muss sich also
m jemanden handeln, der fest angestellt ist und mehr
ls 250 000 Euro im Jahr verdient; falls es um Verheira-
ete geht, müssen beide zusammen mehr als
00 000 Euro verdienen, und zwar nach Abzug von
teuerfreibeträgen etc.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: „Zu versteuerndes Einkommen“ heißt das!)


azu muss man den Leuten Folgendes sagen:


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das kann man ganz einfach ausdrücken! Keine Ahnung!)


enn ein Einzelner nach Abzug der Steuerfreibeträge
us einem festen Anstellungsverhältnis meinetwegen
60 000 Euro im Jahr verdient, dann verlangen Sie nur
ür 10 000 Euro eine um 3 Prozentpunkte höhere Steuer.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Gysi muss einen Steuergrundkurs machen! Und Lafontaine! Alle beide!)


s gibt eine Art der Verhöhnung, die die Bevölkerung
icht verdient hat.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Entweder Sie machen eine richtige Reichensteuer oder
Sie lassen es bleiben.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603617800

Ich erteile das Wort Kollegin Anja Hajduk, Fraktion

des Bündnisses 90/Die Grünen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603617900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Herr Meister hat in seiner Rede gesagt: „Die Schul-
den von heute sind die Steuern von morgen“ und damit
Herrn Eichel zitiert. Lieber Herr Meister, das war eine
Mahnung; das war nicht als Programm gemeint. Aber
die große Koalition will dieses Jahr mindestens
38 Milliarden Euro Schulden aufnehmen, damit sie 2007
die dickste Steuererhöhung vornehmen kann. Das ist ein
grobes Missverständnis; wachen Sie auf!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Wir reden heute hier über das Haushaltsbegleitgesetz
2006, das einen großen Anteil an dem, wie ich finde,
komplett missverstandenen Programm hat. Ich will zu
Beginn aber eines sagen – zumal ich weiß, dass Herr
Steinbrück immer genau aufpasst, was die Opposition
vorschlägt, und nachher, um es salopp zu sagen, gerne
Noten verteilt –: Es ist nicht alles falsch, was in diesem
Haushaltsbegleitgesetz steht.


(Lachen des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


Es gibt auch Einsparvorschläge, die wir von der Grünen-
fraktion ausdrücklich mittragen. Dass die Zulage bei der
Deutschen Bundesbank abgeschmolzen wird, halte ich
in dieser Situation für angemessen. Es gibt auch Einspa-
rungen bei den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, die
sicherlich schwer, aber angemessen sind. Da werden wir
uns nicht, wie man das so sagt, vom Acker machen.

Dieses Haushaltsbegleitgesetz soll, wenn man Sie an
Ihren eigenen Ansprüchen misst, Grundlage für eine
Konsolidierungspolitik sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich kann allerdings nur feststellen: Erstens. In diesem
Jahr, 2006, wollen Sie 38 Milliarden Euro neue Schul-
den machen. Herr Kampeter hat sogar Sorge, dass die
40-Milliarden-Euro-Grenze dieses Jahr gesprengt wird.
Das ist keine Konsolidierungspolitik; da nützen auch
keine schönen Worte etwas. Und das wirtschaftliche
Umfeld ist gut. Sie haben die Prognose für die Wachs-
tumsentwicklung selber heraufgesetzt. Es ist wirklich
eine Katastrophe und ein Offenbarungseid, dass Sie in
diesem Jahr so hohe Schulden aufnehmen wollen. Aber
das ist leider die aktuelle Situation.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Zweitens. Im Jahr 2007 wird – davon gehen Sie selber
aus – ein deutlich schwächeres Wachstum zu erwarten

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(C (D ein. Sie garnieren diese Erwartung mit einer massiven ehrwertsteuererhöhung. Das ist wirtschaftsund inanzpolitischer Unsinn. Den Haushalt 2006 rechtserum und den Haushalt 2007 linksherum zu stricken, ist eine konsistente Politik. Das ist der Politik unwürdig, nsbesondere bei einer großen Koalition. Vielleicht müsen wir lernen, dass solche Widersprüche typisch für die roße Koalition sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


Ich möchte auch noch etwas zu dem Argument des
U-Defizitverfahrens und des Maastrichtkriteriums
agen. Einige Minister sagen zurzeit im Haushaltsaus-
chuss, wir bräuchten die Mehrwertsteuererhöhung, da-
it wir nächstes Jahr nicht im Defizitverfahren in Ver-

ug gesetzt werden und eine milliardenschwere Einlage
eisten müssen. Ich glaube – im Einklang mit vielen Ex-
erten –, es verhält sich eher so: Schon dieses Jahr könn-
en wir das Maastrichtkriterium durchaus einhalten,
enn wir nicht eine so hohe Verschuldung einplanen
ürden. Wenn wir dieses Jahr die 3-Prozent-Marke nicht
berschreiten würden, könnte für das nächste Jahr eine
treckung erreicht werden.

Wir schlagen vor, durch Steuervergünstigungsabbau
is zu 5 Milliarden Euro einzusparen. Wenn wir das
aastrichtkriterium in diesem Jahr einhalten, dann sind
ir im nächsten Jahr in der Lage, eine weitere Absen-
ung um einen halben Prozentpunkt vorzunehmen.


(Unruhe)


Ich wäre dankbar, wenn die große Koalition nicht auch
och während einer Rede von der Opposition in der De-
atte meinte, in Zwiegespräche mit der Ministerbank
intreten zu müssen. Ich finde, das gehört sich in dieser
ituation nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das habe ich Herrn Fischer auch immer gesagt!)


Herr Steinbrück, Sie planen, das Haushaltsdefizit
toßweise abzubauen; dieses Jahr solle die Grenze von
Prozent nicht eingehalten werden, aber nächstes Jahr

olle man gleich unter 2 Prozent bleiben. Das ist eine ab-
upte Politik, die eine gesunde finanzpolitische und wirt-
chaftliche Entwicklung nicht zulässt. Wenn Sie dieses
ahr unter 3 Prozent bleiben, können Sie im nächsten
ahr eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte vornehmen.
ann können Sie auf den Schock der Mehrwertsteuerer-
öhung verzichten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte auf einen weiteren Punkt hinweisen. Der
räsident des Bundesrechnungshofes, der als Experte zu
nserer Anhörung eingeladen war, hat gesagt, man
önne den Haushalt nicht nur auf der Ausgabenseite
onsolidieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Das ist richtig und das erkennen wir Grüne auch an. Wir
waren gewiss nicht diejenigen, die hinter der CDU/CSU
zurückstanden, als gesagt wurde: Der Haushalt braucht
mehr steuerliche Einnahmen. Wie gesagt, wir halten
– das sehen Sie auch an unserem Antrag – mehr steuerli-
che Einnahmen durch einen Vergünstigungsabbau für
möglich.

Aber der Präsident des Bundesrechnungshofs hat
auch gesagt: Man kann auf der Ausgabenseite mit Si-
cherheit Einsparungen in einer Größenordnung von jähr-
lich 2 Milliarden Euro durchsetzen.


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


Wir Grüne werden in den nächsten vier Wochen ein kon-
kretes Konzept für eine Ausgabenkürzung in der Grö-
ßenordnung von 2 Milliarden Euro


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir brauchen nur 30 Milliarden, Frau Kollegin!)


und für einen Steuervergünstigungsabbau in der Größen-
ordnung von mindestens 1,5 Milliarden Euro vorlegen.
Ich bin gespannt, wie Sie sich dazu verhalten wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu meinem Hauptpunkt. Ich habe es vor-
hin schon angedeutet: Das Problem der großen Koalition
ist die Maximierung der Widersprüche. Wenn man einen
Haushalt konsolidieren will, dann geht das nur dadurch,
dass man die Beschäftigungssituation verbessert. Herr
Meister hat vorhin gesagt, man solle alle Dimensionen
betrachten. Sie rechtfertigen Ihre Mehrwertsteuererhö-
hung damit, dass Sie parallel dazu die Beitragspunkte
zur Arbeitslosenversicherung senken wollen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine gute Nachricht ist das!)


Ich kann nur sagen: Hören Sie auf, den Menschen Sand
in die Augen zu streuen; denn das wird schief gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Folgendes findet hier nämlich statt – das ist bekannt
und ist auch in der Expertenanhörung deutlich
geworden –: Die 3 Prozentpunkte der Mehrwertsteuer-
erhöhung landen komplett in den Haushaltslöchern.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich werde Ihnen sagen, warum. Hören Sie also auf, die
Öffentlichkeit an dieser Stelle zu täuschen!


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


1 Prozentpunkt des Beitrages zur Arbeitslosenversi-
cherung wird wegen der alten rot-grünen Reformen ge-
senkt. Diese ermöglichen es der Bundesagentur heute, zu
sagen: Wir können den Beitrag im nächsten Jahr um
1 Prozentpunkt senken. – Das hat nichts, aber auch gar
nichts mit der Mehrwertsteuererhöhung zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Prozentpunkt, um den Sie den Beitrag zur
Arbeitslosenversicherung senken wollen – das könnte
man ja machen –,

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das tun wir ja auch!)


ird mit einer Steuerfinanzierung ausgeglichen.


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


ber das wirkt doch nur, wenn man diese nicht an einer
nderen Stelle aufhebt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es ist etwas anderes, ob man Arbeit oder Konsum besteuert! Das wissen Sie doch genau, Frau Hajduk!)


Betrachten wir einmal alle Dimensionen: die Arbeits-
osenversicherung, die Rentenversicherung, die Pflege-
ersicherung und die Krankenversicherung. Um 1 Pro-
entpunkt soll der Beitrag zu Arbeitslosenversicherung
esenkt werden. Schon jetzt steht aber fest: Der Beitrag
ur Rentenversicherung wird nächstes Jahr um 0,4 Pro-
entpunkte erhöht. Die Rentenexperten sagen: Das wird
ahrscheinlich nicht reichen. Möglicherweise braucht
an sogar 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte.


(Dirk Niebel [FDP]: Die Medikamente werden durch die Mehrwertsteuererhöhung teurer!)


Zur Krankenversicherung. Sie streichen den Steuer-
uschuss an die Krankenversicherung in einer Summe
on über 4 Milliarden Euro. Daneben erhöhen Sie die
ehrwertsteuer, was die Krankenversicherung noch ein-
al mit knapp 1 Milliarde Euro belastet. Das heißt, die
rankenversicherung wird durch Ihre Politik, die sich

m Haushaltbegleitgesetz niederschlägt, mit 5 Milliarden
uro belastet. Das entspricht einem Beitragssatzrisiko
on 0,5 Prozent. Bei der Pflegeversicherung passiert
ichts. Ich habe zudem noch nicht von der Verhärtung
esprochen, Frau Merkel, die sowieso im Hinblick auf
ie Gesundheitsreform besteht. Mit all dem ist also min-
estens 1 Prozentpunkt der Senkung des Beitrages zur
rbeitslosenversicherung wieder aufgehoben.

Wenn Sie das nicht glauben oder nicht nachvollziehen
önnen, so sollten Sie von einem ausgehen: Die Arbeit-
eber und die Arbeitnehmer können rechnen. Die
Prozentpunkte, die sich durch die Mehrwertsteuererhö-

ung ergeben, gehen schwarz auf weiß komplett in die
ffentlichen Haushalte. Ihre Darstellung ist eine grobe
äuschung. Das ist wirtschaftspolitisch fatal für dieses
and.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte noch darauf eingehen, dass Herr
teinbrück Druck auf die Gesundheitsreform in dem
inne ausüben möchte, dass dieser Bereich effizienter
ird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


agegen haben wir nichts. Wir haben dieses Ziel auch
ei unseren politischen Maßnahmen stets verfolgt. Man
uss Geduld haben. Ich sehe ein, dass man da einen lan-

en Weg vor sich hat.

Ich will Ihnen aber eines sagen: Die Milliarden, die
ie der Krankenversicherung durch die Kürzung des






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Bundeszuschusses wegnehmen, sind eigentlich dazu da,
das Mutterschaftsgeld bei einer Schwangerschaft und
das Krankengeld für Eltern bei Erkrankung eines Kindes
zu finanzieren. Bei diesen Leistungen kann es nicht um
Effizienzen gehen. Wollen Sie weniger Schwangerschaf-
ten, weniger kranke Kinder? Das sind doch die versiche-
rungsfremden Leistungen der Krankenversicherungen,
auf denen gerade kein Effizienzsteigerungsdruck liegt.
Einen solchen Druck muss es in ganz anderen Bereichen
geben, wie etwa im Arzneimittelbereich. Dort ist er ziel-
genau. Die Rücknahme der Steuerfinanzierung versiche-
rungsfremder Leistungen ist ein politischer Rückschritt
in diesem Land. Herr Steinbrück, das haben Sie zu ver-
antworten. Das ist für Sie als Finanzminister, aber noch
mehr für den Wirtschaftsminister, Herrn Glos, eine fatale
Politikrichtung. Wir werden das leider auf dem Arbeits-
markt und auch beim Beitragssatz in der Krankenversi-
cherung spüren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte von daher noch einmal deutlich sagen:
Verkaufen Sie die Öffentlichkeit nicht für dumm! Nach
Ihrer Planung sollen die Menschen ab dem 1. Januar
2007 die höchste Mehrwertsteuererhöhung, die es in die-
sem Land je gegeben hat, akzeptieren. Angesichts des-
sen haben die Menschen auch ein Anrecht auf eine
Lösungsperspektive. Die Menschen werden diese Mehr-
belastung direkt am 1. Januar spüren, jedoch keine Ent-
lastung bei den Lohnnebenkosten haben. Diese werden
nicht unter 40 Prozent sinken. Insofern wird der positive
Effekt dieser Politik verpuffen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie bei der Ökosteuer! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: In den letzten Jahren haben Sie wesentlich positiver geklungen!)


Diese große Anstrengung bleibt also ohne Effekt. Die
Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, Erhöhungen
hinzunehmen – das ist meine größte Sorge –, wird also
mit einer solch schlechten Arbeitsmarktpolitik belohnt.

Ihr Mix, den Sie uns in Ihrem Haushaltsbegleitgesetz
vorschlagen, ist in sich widersprüchlich. Der Politikmix
in Deutschland muss in eine andere Richtung gehen:
mehr und höhere Steuern zugunsten des Faktors Arbeit,
Senkung der Abgaben, Steuerfinanzierung versiche-
rungsfremder Leistungen. Das ist ein schwerer Weg. Wir
haben aber keine Zeit mehr, diesen Gang aufzuschieben.
Wir haben auch keine Zeit mehr, an dieser Stelle den
Rückwärtsgang einzulegen.

Kehren Sie also an dieser Stelle um, ansonsten ist Ihre
Politik eine schwere Hypothek für die Zukunft dieses
Landes!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603618000

Ich erteile das Wort dem Bundesminister der Finan-

zen, Peer Steinbrück.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Ohne Mehr r w d r – J T u d m d s d H F S m D – s h s d z w g m k e s v a d e o K d m m (C (D wertsteuerlüge wäre der gar nicht Minister! – Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603618100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Dieses Haushaltsbegleitgesetz setzt genau das um,
as die Koalition über den Koalitionsvertrag angekün-
igt hat. Daran ist nichts Neues. Es ist absolut transpa-
ent.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlimm genug! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja, ich setze an den Anfang, dass wir seit einem halben
ahr wissen, dass dieses Haushaltsbegleitgesetz eines
ages kommt, und zwar als ein wichtiger Bestandteil,
m eine ausgesprochen problematische Haushaltslage in
en Griff zu bekommen. Wir wollen auf der einen Seite
it unserer Strategie Wachstum und Beschäftigung för-

ern, den rechtlichen Rahmen gerade auch für die mittel-
tändische Industrie verbessern, strukturelle Reformen
urchsetzen und auf der anderen Seite die öffentlichen
aushalte konsolidieren.

Der Begriff „Etikettenschwindel“, mit dem Sie, Frau
lach, Ihre Rede begonnen haben, wirkt auf Sie zurück.
ie glauben, dem Publikum weismachen zu können, dass
an eine Diät ohne Anstrengungen durchziehen könne.
as läuft aber nicht.


(Widerspruch der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Nein, Sie als FDP glauben sogar, dass Sie den Men-
chen versprechen können, trotz der angespannten Haus-
altslage könne man darüber hinaus noch Steuern
enken, man könne die öffentlichen Haushalte konsoli-
ieren, ohne Maßnahmen auf der Einnahmeseite durch-
uführen. Dies ist zumindest eine Selbsttäuschung. So
eit, zu sagen, dass Sie die anderen täuschen, will ich
ar nicht gehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie versuchen, den Menschen weiszumachen, dass
an den Kuchen essen und ihn gleichzeitig behalten

ann. Das funktioniert nicht. Die in Ihren Vorschlägen
nthaltenen Zahlen sind übrigens ein schlagendes Bei-
piel dafür. Die in Ihrem Vorschlag enthaltene Summe
on 7 Milliarden Euro macht gerade ein Fünftel dessen
us, was wir zur nachhaltigen strukturellen Verbesserung
es Bundeshaushaltes brauchen.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber Sie fangen doch gar nicht an!)


Ein selbst anklagendes Beispiel haben Sie innerhalb
iner halben Stunde bei zwei unterschiedlichen Tages-
rdnungspunkten gebracht: Als es um den Einsatz im
ongo ging, hat Ihre Fraktionskollegin davon geredet,
ass die 56 Millionen Euro, die dafür etatisiert werden
üssen, auf den Einzelplan oben draufgelegt werden
üssen.


(Widerspruch bei der FDP)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
In Ihrem Beitrag zum Haushaltsbegleitgesetz werfen Sie
mir nun vor, wie ich das, was der Kollege Jung zusätz-
lich schultern muss, finanzpolitisch umsetze. Das lässt
sich an Doppelbödigkeit nicht übertreffen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Herr Gysi, ich will Sie – vermutlich erfolglos – noch
einmal darauf hinweisen, dass Steuersysteme inzwi-
schen international miteinander konkurrieren. Das
werde ich Ihnen wahrscheinlich nie vermitteln können.
Ich will damit sagen: Ihre Partei, meine Partei, die Union
oder die FDP können zehnmal beschließen, dass deut-
sche Unternehmen in Deutschland Steuern zahlen sollen
und Steuerverluste in Deutschland nicht steuermindernd
zur Geltung bringen sollen. Darüber entscheiden wir gar
nicht. Darüber entscheidet allein ein attraktives, kluges,
in sich schlüssiges Steuersystem.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Ich bin darauf angewiesen, dass ich in Deutschland
im Bereich der Unternehmensbesteuerung ein Steuersys-
tem zustande bringe, das sich im Vergleich zu dem in
Österreich, in den Niederlanden oder in England sehen
lassen kann. Die Steuereinnahmen dürfen selbstver-
ständlich nicht, im Sinne eines negativen Wettbewerbs,
auf null gedreht werden. Das Steuersystem muss aber in
der Tat attraktiv genug sein, damit deutsche Unterneh-
men ihre Gewinne hier versteuern und ihre Verluste hier
nicht steuermindernd zur Geltung bringen. Das ist meine
Aufgabe.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mit populistischen Hinweisen, wie Sie sie vortragen,
komme ich nicht weiter. Das gleiche gilt für Ihren Hin-
weis auf die Vermögenssituation in Deutschland:
10 Prozent besitzen 50 Prozent; das stelle ich gar nicht in
Abrede. Ihr Bild wäre aber vollständiger, wenn Sie da-
rauf hinweisen würden, dass 10 bzw. 15 Prozent der
Steuerzahler 50 bis 60 Prozent des Steueraufkommens in
Deutschland erbringen. Das haben Sie in Ihrem Beitrag
vergessen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Was Sie in Ihrem Beitrag nicht vergessen, sondern de-
finitiv falsch dargestellt haben, ist der Hinweis, dass die
Beiträge zur Altersversorgung versicherungssteuer-
pflichtig sind. Das ist ein absoluter Irrtum. Ich hoffe, Sie
korrigieren ihn; denn er könnte zu einer maßgeblichen
Irritation vieler beitragen. Auf Beiträge zur Altersversor-
gung ist keine Versicherungssteuer zu leisten.

Frau Hajduk, Sie wissen genau – wir haben schon
mehrere Male darüber gesprochen; ich habe manchmal
den Eindruck, dass diese Diskussionen letztlich doch er-
müdend, weil ergebnislos sind –, warum die große Koa-
lition in diesem Jahr eine Nettokreditaufnahme in
Höhe von 38 Milliarden Euro vornimmt: weil wir den
sich aufhellenden Konjunkturhimmel unterstützen wol-
len. Wenn wir schon in diesem Jahr die Nettokreditauf-
nahme auf die Regelgrenze, die bei ungefähr 22 oder
23 Milliarden Euro liegt, beschränken würden, müssten
wir dem Kreislauf 16 Milliarden Euro entziehen, was au-
tomatisch Auswirkungen auf das hätte, was Sie und ich

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(C (D ür richtig halten, nämlich die Konjunktur zu unterstüten. Diese einfache volkswirtschaftliche Logik wird im aushaltsausschuss gleichermaßen häufig von beiden eiten ausgetauscht, im Plenum erstaunlicherweise icht. Ich kriege es nicht zusammen, warum sich der Erenntnisfortschritt im Haushaltsausschuss so stark von em in plenaren Debatten unterscheidet. Dasselbe gilt für die Frage, warum wir es 2007 anders achen: 2007 machen wir es anders, weil wir nicht zum echsten Mal das Stabilitätskriterium nach dem aastrichtvertrag verletzen können und weil wir glau en, die Regelgrenze des Art. 115 im Sinne der Vertraunsbildung einhalten zu müssen. Vertrauensbildung hat brigens auch Auswirkungen auf das Ausgabeverhalten er Bürgerinnen und Bürger. Das bedeutet, dass wir die ettokreditaufnahme im nächsten Jahr von 38 Milliaren Euro um 16 bis 17 Milliarden Euro reduzieren müsen. Das schaffe ich allein durch Ausgabenkürzungen icht, sondern nur durch zusätzliche Einnahmen. (Ulrike Flach [FDP]: Durch Reformen, Herr Steinbrück!)


ch kenne bisher kein anderes Muster, das weniger
achteile hätte, das schmerzfrei wäre. Es gibt keine

chmerzfreie Operation in diesem Zusammenhang. Das
u behaupten, ist Populismus.

Diesem Populismus geben viele Politiker erkennbar
ie Hand. In meinen ersten sechs, sieben Monaten als
inanzminister habe ich die Erfahrung gemacht – das
age ich ganz freimütig –, dass alle über das Konsolidie-
ungsziel reden, aber niemand bereit ist, dies in der Pra-
is umzusetzen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In der Öffentlichkeit wird, auch mit Blick auf die
achfolgenden Generationen – viele jüngere Besucher
ind heute anwesend –, die Konsolidierung der öffentli-
hen Haushalte gefordert. Es wird gesagt, es wäre rich-
ig, das Verschuldenstempo zu reduzieren, die Schulden
ines Tages vielleicht sogar abzubauen, weil der Kapital-
ienst bei den jungen Menschen liegt. Tatsächlich gilt
ber, dass jede Maßnahme, die wir in diesem Zusam-
enhang ergreifen, öffentlich genauso umstritten ist.

Daher gibt es in ein und derselben Berichterstattung,
n ein und derselben politischen Auseinandersetzung

idersprüche. Allein am heutigen Tage habe ich gehört:
Steinbrück soll das Rentenloch stopfen!“ – so ein Ver-
andsvertreter aus dem Bereich der Rentenversicherung.
eine Antwort ist: Wieso kommt er nicht auf die Idee,

inen eigenen Vorschlag zu machen, wie man das Ren-
enloch stopfen könnte?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


arum also führen wir keine Diskussion über die Ein-
parungsvorschläge, die uns die jeweiligen Sozialversi-
herungsträger mitgeben? Als ob das eine irrwitzige Ar-
eitsteilung ist: namentlich der Finanzminister ist alleine
afür verantwortlich!






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Eine weitere Überschrift von heute: „Steinbrück droht
neues Milliardenloch“. In derselben Zeitung wird jede
meiner Maßnahmen kritisiert, mit der das Milliardenloch
gestopft werden soll.


(Dirk Niebel [FDP]: Fragen Sie die Sozialpolitiker, was die davon halten!)


Das ist nicht sehr glaubwürdig.

Jede Opposition – lieber Herr Westerwelle, Sie wer-
den nach mir sprechen – kann mich immer nach Art ei-
nes Hase-und-Igel-Rennens überbieten. Man kann im-
mer sagen, was man noch obendrauf legen und was man
unten wegnehmen könnte. Allein, Sie müssen nicht die
Beweislast übernehmen. Das muss derjenige tun, der in
der Regierung ist.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603618200

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ramelow, Fraktion Die Linke?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603618300

Ja, gerne.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: „Gerne“ muss nicht sein!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603618400

Herr Minister, Sie sprechen von der Glaubwürdigkeit

der Politik und mahnen diese Glaubwürdigkeit an. Ich
möchte Sie gerne ganz persönlich fragen, wie Ihre Posi-
tion und die Ihrer Partei zum Thema Mehrwertsteuerer-
höhung im Wahlkampf war.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)



Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603618500

Wenn Sie glauben, mich mit dieser Frage in Verlegen-

heit bringen zu können, dann täuschen Sie sich. Ich habe
im Wahlkampf gesagt, dass ich eine Mehrwertsteuerer-
höhung in dieser Phase für konjunkturpolitisch schädlich
halte. Ich sehe aber, dass dieser Nachteil abzuwägen ist
gegen andere Nachteile.


(Lachen bei der FDP)


– Ich wusste gar nicht, dass Sie so viel Humor haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Umfaller!)


Der jetzige Nachteil ist, dass ohne eine solche Maß-
nahme die öffentlichen Haushalte in der Bundesrepublik
Deutschland – nicht nur der Bundeshaushalt, sondern
auch die Länderhaushalte und die kommunalen Haus-
halte – zerrissen werden. Wir laufen in eine Schulden-
falle hinein, aus der wir ohne solche Maßnahmen auf der
Einnahmeseite nicht mehr herauskommen können.


(Dirk Niebel [FDP]: Wer hat denn vorher regiert?)


Eine der entscheidenden Maßnahmen auf der Einnah-
meseite ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Diese Debatte, die zwischen Montag und Freitag tattfindet, mache ich nicht mehr mit. Am Montag wird ir von den Grünen gesagt, ich müsse mit der Verschul ung herunter. Am Dienstag sagen mir einige, ich müsse uch mit den Steuern herunter. Das sagt vor allem die DP. Sie sind aber schnell zu begeistern. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


Wie gesagt: Am Montag sagen mir alle, ich solle mit
er Neuverschuldung heruntergehen. Am Dienstag sagt
ie FDP, man könne mit den Steuern heruntergehen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir sind so leicht zu begeistern!)


as ist natürlich unmöglich. Am Mittwoch sagt mir ins-
esondere Herr Lafontaine, ich müsse mit den Steuern
eraufgehen. Am Donnerstag sagt mir jemand, ich
üsse mit den Ausgaben heruntergehen. Am Freitag

agt mir jemand, ich müsse in bestimmten Bereichen mit
en Ausgaben hochgehen.


(Zurufe von der Fraktion DIE LINKE)


m Samstag schließlich wird mir gesagt, es gebe kein
räzises haushaltspolitisches Konzept. – So läuft die De-
atte nicht mehr. So funktioniert das nicht mehr.


(Dirk Niebel [FDP]: Es zwingt Sie doch keiner, Minister zu sein! Gehen Sie doch nach Hause!)


Wir sind angewiesen auf die Umsetzung dieses Haus-
altsbegleitgesetzes, um insbesondere im nächsten Jahr
ie Regelgrenze des Art. 115 Grundgesetz und das
aastrichtkriterium einzuhalten. Ich halte daran fest.
ies ist von konstitutiver Bedeutung für die Haushalts-
olitik der Bundesregierung. Ich bin mir ziemlich sicher:
enn wir diese beiden Ziele nicht erreichen sollten, sind

iejenigen, die heute das Haushaltsbegleitgesetz kritisie-
en, die Ersten, die uns ans Kreuz nageln, weil wir die
renzen des Art. 115 und das Maastricht-Kriterium
icht einhalten – Sie von der Opposition an erster Stelle!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich glaube, dass in den Beratungen des Haushaltsaus-
chusses, insbesondere durch die Stellungnahmen einer
eihe von Professoren in der Anhörung, sehr deutlich
eworden ist, dass wir im Bundeshaushalt nicht allein
urch ausgabenseitige Maßnahmen vorankommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Leider wahr!)


hre Leichtfüßigkeit in diesem Punkt ist schon erstaun-
ich. Denn in Ihren Beiträgen spielt die Tatsache keine
olle, dass die Bundesbank in Bestätigung des Kurses
eines Vorgängers darauf hinweist, dass wir auf der Ein-

ahmeseite ein strukturelles Problem haben. Was wir
etzt tun, soll ein Beitrag sein, aus dieser strukturellen
nterfinanzierung herauszukommen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ich weiß, dass die Menschen durch viele Meldungen
verwirrt werden. Sie lesen in der Zeitung, dass mir die
Steuermehreinnahmen im Augenblick wie Sterntaler in
die Schürze fallen. Alle haben das Gefühl, wenn man
8 Milliarden Euro mehr einnimmt, dass man dann auf
die Erhöhung der Mehrwertsteuer verzichten kann. Da-
mit es denjenigen, die uns zusehen und zuhören, klar
wird, sage ich: Bei den 8 Milliarden Euro handelt es sich
um eine Mehreinnahme aufgrund einer Steuerschätzung
für alle Gebietskörperschaften in der Bundesrepublik
Deutschland, also für Bund, Länder und Kommunen.
Der tatsächliche Mehrbetrag für den Bundeshaushalt ge-
genüber dem, was wir unseren Haushaltsplanungen bis-
her zugrunde gelegt haben, beträgt 1,5 Milliarden Euro.
Das ist weit von dem entfernt, was ich auf der Einnah-
meseite brauche, und wird durch erhebliche Haushaltsri-
siken begleitet. Von diesen Haushaltsrisiken, auf die
ich mich einstellen muss, ist nur gelegentlich die Rede.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)


Das größte Haushaltsrisiko, mit dem ich es zu tun
habe, ist die Dynamik von Hartz IV.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Die zweite große Schwierigkeit, mit der ich es zu tun
habe, ist die Entwicklung in der Rentenversicherung.
Das heißt, ein Haushalts- und Finanzminister, der diese
1,5 Milliarden Euro zum Anlass nehmen würde, eine
Entwarnung auszurufen, der würde mit Blick auf die Ri-
siken, die wir haben, unverantwortlich handeln.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Frau Hajduk, was Sie in Ihrem Beitrag zur Kranken-
versicherung ausgeführt haben, ist selten so stark struk-
turkonservierend gewesen. Das, was Sie gesagt haben,
war ein Plädoyer dafür, dass man alles so lassen solle,
wie es ist.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das haben Sie missverstanden!)


– Aber selbstverständlich: Man darf den Zuschuss zur
gesetzlichen Krankenversicherung nicht kürzen, am
liebsten soll man ihn sogar erhöhen. Ich vermute einmal,
dass Sie dasselbe auch über die Zuschüsse zur Renten-
versicherung sagen. Folgte man dem, was Sie hier dar-
stellen, würde der Haushalt nur immer weiter verkarsten,
immer weniger zukunftsorientiert und müsste immer
stärker auf die Problematik, die wir bei den sozialen Si-
cherungssystemen haben, zentriert werden.

Ich bin dafür, dass wir uns vor dem Hintergrund der
Demografie und der Tatsache, dass uns die Finanzie-
rungsgrundlagen wegbrechen, der Problematik mit den
sozialen Sicherungssystemen stellen. Insofern ist die er-
kennbare Tendenz – die Erhöhung der Mehrwertsteuer
erlaubt eine Absenkung des Beitrags zur Arbeitslosen-
versicherung; damit sinken die Bruttoarbeitskosten in
Deutschland um 2 Prozentpunkte – sicher anders zu be-
werten, als Sie das getan haben. Diese Entwicklung ist
zumindest ein Einstieg in die schrittweise Absenkung
der Bruttoarbeitskosten in Deutschland; ganz abgesehen
davon, dass auch die Verteilungswirkungen ganz andere
sind, wenn die Arbeit in Deutschland preiswerter wird.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Wunschdenken!)


Zum Schluss will ich zwei Dinge der vorgenomme-
en Änderungen herausstellen. Ich bitte Sie sehr stark,
ie Bundesregierung zu unterstützen, Regionalisie-
ungsmittel in der veranschlagten Höhe einzusparen.
er Revisionszeitpunkt ist verschoben worden, aber ich
äre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nicht erneut versu-

hen würden, die Beträge, die dort in Rede stehen, zu re-
uzieren. Ich wiederhole sehr vorsichtig: Wir haben
iele Anhaltspunkte dafür, dass diese Regionalisierungs-
ittel von den Ländern nicht entsprechend dem, was im
egionalisierungsgesetz vorgesehen ist, weitergereicht
der eingesetzt werden. Damit drücke ich mich sehr zu-
ückhaltend aus. Ich halte das, was wir dort festgelegt
aben, für absolut zumutbar.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Meine weitere Bitte ist – dieser Appell richtet sich an
ie Koalitionsfraktionen –, dass wir auch in den weiteren
eratungen über andere steuerpolitische Gesetze sehr
arauf achten, dass das Finanztableau, das wir einmal
erabredet haben, nicht weiter erodiert. Je mehr es einer
rosion preisgegeben wird, um an der einen oder ande-

en Stelle einen Konsens herzustellen, desto größer wird
ie Problematik für 2007, den Haushalt endlich inner-
alb der Regelgrenzen des Art. 115 Grundgesetz zu hal-
en.

An der einen oder anderen Stelle habe ich, auch als
rgebnis eines Lernprozesses, gesagt: Man wird das so
icht halten können. – Ich bitte aber darum, dass auch
on denjenigen, die nicht im Haushalts- und Finanzaus-
chuss sitzen, sehr konstruktiv darauf geachtet wird, dass
ieser Rahmen nicht völlig aufgelöst wird, weil diese
oalition ihre Nagelprobe, den Haushalt 2007 den Re-
elgrenzen der Verfassung und den Maastrichtauflagen
ntsprechend vorzulegen, sonst nicht wird erfüllen kön-
en.

Abschließend will ich auf Folgendes hinweisen: Das,
as wir mit diesem Haushaltsbegleitgesetz und übrigens

uch mit anderen steuerpolitischen Maßnahmen tun, ist
icht nur für die Einnahmeseite des Bundes, sondern
uch für die anderen Gebietskörperschaften wichtig.
urch das, was wir beschlossen haben und beschließen
erden, werden die Länder und die Kommunen über
8 Milliarden Euro mehr zur Verfügung haben. Dies ist
ür die Lage der kommunalen Haushalte von entschei-
ender Bedeutung. Auch die Länder werden dies drin-
end brauchen; denn elf von 16 Ländern sind inzwi-
chen ebenfalls nicht mehr in der Lage, ihre Haushalte
en jeweiligen Landesverfassungen entsprechend und
hne Beschädigung der Regelgrenze aufzustellen.

Deshalb ist mein Appell an die weitestgehend abwe-
enden Mitglieder der Bundesratsbank – sehr geehrter
err Minister Breuer, immerhin ist der Vertreter von
ordrhein-Westfalen da –, dass man dort nicht doppel-
ödig auftritt, nach dem Motto: Im Bundesrat werde ich
ielleicht gegen das Haushaltsbegleitgesetz stimmen, die






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
damit verbundenen Mehreinnahmen hätte ich aber
gerne. – So läuft das nicht.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das beobachte ich sehr genau und ich werde meine dies-
bezüglichen Ausführungen im Bundesrat noch etwas
klarer halten, als ich dies in meinem Schlussappell im
Rahmen dieser Haushaltsdebatte getan habe.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603618600

Ich erteile das Wort Kollegen Guido Westerwelle,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603618700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Finanzminister,
Sie haben hier wortgewaltig und mit heftigen Attacken
gegen die Opposition zunächst einmal erzählt, dass Sie
gar keine Alternative zu einer Steuererhöhung hätten.
Sie haben das hier alles begründet.

Wir wollen einmal eines festhalten: Die Tatsache,
dass Sie in diesem Hause überhaupt Steuererhöhungen
begründen können, ist ausschließlich darauf zurückzu-
führen, dass Sie vor der Wahl das glatte Gegenteil von
dem gesagt hatten, was Sie jetzt hier am Pult von sich
gaben – das glatte Gegenteil.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie behaupten, die FDP, die Opposition hätte, wenn
sie sagt, Steuererhöhungen könne man vermeiden, kein
stringentes Konzept.


(Der Abgeordnete hält ein Schriftstück hoch)


Das sind die Flugblätter, die Sie überall in Deutsch-
land verteilt haben. „Mehrwertsteuerpläne der CDU ge-
fährden Konjunktur“ – SPD. „CDU/CSU-Pläne sind Gift
für die Beschäftigung“ – SPD.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


„Merkel Steuergefahr für Konjunkturerholung“ – SPD.
„Nein zur Erhöhung der Mehrwertsteuer“.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


„Verhindern Sie“ – so schreiben Sie wörtlich – „die Er-
höhung der Mehrwertsteuer. Wählen Sie am
18. September SPD“.

Jeden, der SPD gewählt hat, betrügen Sie am heutigen
Tage. Das muss an dieser Stelle klar ausgesprochen wer-
den.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Sie sollten nicht so tun, als hätten Sie nichts gewusst. ie waren Ministerpräsident, Sie kannten die Staatsinanzen. ie SPD hat regiert, Sie kannten die Staatsfinanzen. Sie ind doch nicht im Stadium der Unwissenheit plötzlich uf der Regierungsbank gelandet! Wenn Sie hier allen rnstes von denen, die in der Opposition sitzen, sagen, as sei keine politische Kultur, dann muss ich Sie fragen: as ist es denn für eine politische Kultur, einen Wahlbe rug am heutigen Tage zu begehen? (Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Zurufe von der FDP: Jawohl! – Sehr richtig!)


ie sind das doch gewesen.

Frau Merkel im Wahlkampf:

Steuererhöhungen zum Stopfen von Haushaltslö-
chern schaden der Konjunktur. Das ist mit uns nicht
zu machen.

enau das machen Sie heute.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Müntefering:

Wer in dieser Situation die Mehrwertsteuer erhöhen
will, vernichtet zusätzliche Arbeitsplätze in unse-
rem Land.

Wenn Sie am heutigen Tage Arbeitsplätze vernichten,
ann müssten Sie die Erhöhung sein lassen. Kehren Sie
m, verhindern Sie diesen Steuerirrsinn, der heute im
undestag beschlossen werden soll!


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Sie schauen hier bedröppelt drein – Herr Eichel
rinst, klar. So viele Abgeordnete der SPD, wie hier sit-
en, gäbe es im Deutschen Bundestag gar nicht, wenn
ie vor der Wahl angekündigt hätten, die Mehrwert-
teuer um 3 Prozentpunkte zu erhöhen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dann kommt so eine lässige Begründung von dem
inanzminister, man müsse jetzt abwägen


(Zuruf von der SPD: Hände aus der Hosentasche!)


wischen Worthalten und Steuererhöhen. „In der jetzi-
en Lage konjunkturpolitisch kontraproduktiv“ – Peer
teinbrück.

Daraus, meine sehr geehrten Damen und Herren, wer-
en wir Sie nicht entlassen. Das werden Sie von uns die
esamte Legislaturperiode lang immer und immer wie-
er hören. Wenn Sie dann das Lied singen, Sie hätten
eine Alternativen: Hunderte von Anträgen haben wir
m Haushaltsausschuss bereits gestellt, die Sie nicht be-
chließen wollen.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

(Beifall bei der FDP – Lachen bei der CDU/ CSU und der SPD)


Es gibt eine Alternative in Deutschland zur größten
Steuererhöhung in der Geschichte der Republik.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Wer schreit und brüllt, ist unsicher! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)


– Es ist mir schon klar, dass Ihnen das unangenehm ist –
die ertappten Sünder.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Immer den Ball flachhalten! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)


Oder mit anderen Worten: Die Konvertiten sind immer
die Schlimmsten – um das noch einmal auf den Punkt zu
bringen. Ich sehe genügend von der Union, die sich noch
an die Auseinandersetzungen im Wahlkampf erinnern.
Jetzt dürfen Sie das alles gar nicht mehr sagen.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Alles Frust!)


Wir haben ein Alternativkonzept vorgelegt. Ich sage
Ihnen, was die Alternative zur größten Steuererhöhung
in der Geschichte der Republik ist: ein niedrigeres, ein-
facheres und gerechteres Steuersystem, das bewirkt, dass
Leistung sich lohnt und dass Unternehmen und Bürger
entlastet werden, damit die Konjunktur anspringt. Denn
nur wenn die Konjunktur anspringt, gibt es Arbeits-
plätze. Es kann nur Steuern zahlen, wer Arbeit hat. Aber
Sie ignorieren die einfachsten Zusammenhänge.


(Beifall bei der FDP)


Die Staatsfinanzen werden nicht durch Steuererhö-
hungen gesund. Die Staatsfinanzen werden gesund durch
neue Arbeitsplätze. Arbeitsplätze werden vernichtet,
wenn Sie die Steuern erhöhen. 5 400 Unternehmen sind
in letzter Zeit nach Österreich abgewandert. Herr
Steinbrück sagte zu Herrn Grasser: Das ist aber
gemein. – Was ist das überhaupt für eine Art und Weise,
auf den internationalen Wettbewerb einzugehen? Absurd
ist das, was Sie hier betreiben. Sie müssen die einfachs-
ten ökonomischen Gesetze wieder beachten. Das heißt,
es muss in Deutschland investiert werden, wenn hier Ar-
beitsplätze entstehen sollen. Die Konsolidierung der
Staatsfinanzen wird nur durch eine wirtschaftliche Erho-
lung erreicht. Genau diese machen Sie am heutigen Tage
nachhaltig kaputt. Was für ein Unfug, den Sie hier heute
beschließen!


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1603618800

Ich erteile das Wort Kollegen Steffen Kampeter,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich hatte neben mich einen Zettel gelegt, auf den ch die konstruktiven Vorschläge der FDP-Fraktion zur anierung des Bundeshaushalts aufschreiben wollte. en Zettel habe ich liegen lassen, weil er leer geblieben t. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603618900

Herr Westerwelle, mit einer solchen Rede mögen Sie
en Adrenalinspiegel Ihrer Fraktion heben, aber damit
eisten Sie keinen ernsthaften Beitrag zur Lösung der tat-
ächlichen Probleme in diesem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der FDP)


Was ist eigentlich von dem Liberalismus unter dem
berbegriff „Freiheit und Verantwortung“, den ich

chätze, geblieben? Nach Ihrer Rede habe ich den Ein-
ruck: Populismus und Verantwortungslosigkeit, das ist
er Kern, auf den sich ein solcher Beitrag reduzieren
ässt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Ziel der großen Koalition hingegen ist es, wieder
olide Finanzen zu erreichen. So haben wir es – Peer
teinbrück hat darauf hingewiesen – im Koalitionsver-

rag festgehalten. Ab dem nächsten Jahr wollen wir die
orgaben des europäischen Stabilitätspakts und die Re-
elgrenze unserer Verfassung zur Haushaltspolitik ein-
alten.


(Dirk Niebel [FDP]: Und ich wollte fliegen!)


In den letzten Jahren hat Deutschland dies nicht ge-
chafft. Wir haben regelmäßig dagegen verstoßen. Wir
aben über unsere Verhältnisse gelebt und dies mit höhe-
en Schulden finanziert, als es eigentlich erlaubt ist. So
ann es nach Auffassung derjenigen, die den Koalitions-
ertrag verhandelt haben, nicht weitergehen. Das haben
ie Vernünftigen von uns in allen Fraktionen längst er-
annt. Wir berauben uns doch der Handlungsspielräume
n den künftigen Jahren. Wir treiben die Zinsen in die
öhe und vor allen Dingen leben wir damit zulasten
ünftiger Generationen. Eine solche Politik ist unmora-
isch. Eine solche Politik kann nicht unsere Politik sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit dem Haushaltsbegleitgesetz leiten wir eine zen-
rale Wende ein. Dieses Gesetz ist in dieser Legislatur-
eriode der Eckpfeiler der Konsolidierung. Es besteht
us einem Bündel von Maßnahmen und es hilft nicht
ur, die Konsolidierung des Bundeshaushaltes voranzu-
reiben, sondern es ist auch der Eckpfeiler zur Wieder-
erstellung der verfassungskonformen Haushalte in den
undesländern.

Diese Ausgangslage muss sich jeder heute in dieser
ebatte in Erinnerung rufen. Sie kann man nicht unge-

chehen machen. Deswegen ist dieses strukturelle Defi-
it von Bedeutung.






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Ich will mit einem Zitat beschreiben, in welcher
Situation wir uns befunden haben, als wir die letzte Bun-
destagswahl vorbereitet haben:

Unser Land steht vor gewaltigen Aufgaben. Unsere
Zukunft und die unserer Kinder stehen auf dem
Spiel. Millionen von Menschen sind arbeitslos,
viele seit Jahren. Die Haushalte des Bundes und der
Länder sind in einer nie da gewesenen, kritischen
Lage. Die bestehende föderale Ordnung ist über-
holt. Wir haben zu wenig Kinder, und wir werden
immer älter. Und wir müssen uns im weltweiten,
scharfen Wettbewerb behaupten.

Das sagte Horst Köhler am 21. Juli 2005 in seiner
Fernsehansprache zur Auflösung des 15. Deutschen
Bundestags und zur Ansetzung von Neuwahlen. Dieser
Lage müssen wir mit einem entschiedenen Reformpro-
gramm begegnen, zu dem die Haushaltskonsolidierung
und auch das Haushaltsbegleitgesetz 2006 gehören.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit dem vorliegenden Haushaltsbegleitgesetz haben
wir uns übrigens entschieden, nicht nur auf der Ebene
der Konsolidierung tätig zu sein. Kollege Meister hat
schon darauf hingewiesen, dass wir mit diesem Gesetz
die größte Senkung von Sozialversicherungsbeiträgen
beschließen, die jemals in einem Einzelschritt in der Ge-
schichte der Bundesrepublik Deutschland stattgefunden
hat. Das ist eine gute Botschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer beklagt, dass Arbeit in Deutschland zu teuer ist
und dass immer mehr Arbeitsplätze ins Ausland abwan-
dern, der muss diesem Schritt seine entschiedene Unter-
stützung zuteil werden lassen. Die bestehende Situation
zu ändern, ist eines der Kernanliegen dieses Gesetzes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Angesichts des strukturellen Defizits ist es uns
schwer gefallen, die Mehrwertsteueranpassung zu be-
schließen.


(Ulrike Flach [FDP]: Ihr habt wenigstens vorher gesagt, was ihr vorhabt!)


Aber ich sage: Wir haben dieses Vorhaben im Rahmen
einer Anhörung mit vielen Experten und schlauen Pro-
fessoren intensiv erörtert. Die Botschaft war relativ klar:
Niemand ist von der Mehrwertsteuererhöhung begeis-
tert.


(Ulrike Flach [FDP]: Allerdings! Genauso ist es!)


Aber alternative Vorschläge, wie wir es sonst schaffen
können, die Verfassung im Jahre 2007 nicht zu brechen,
hat niemand gemacht. Herr Engels, der Präsident des
Bundesrechnungshofes, hat offen und klar gesagt, dass
es für das Jahr 2007 keine Alternative zur Mehrwertsteu-
ererhöhung gibt. Herzlich willkommen in der Wirklich-

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(C (D eit! Wir müssen ehrliche und anständige Politik mahen und klare Aussagen treffen. Wir dürfen uns nicht urchwursteln. Die große Koalition handelt mit diesem esetz richtig. Der Berufspopulist Gysi hat uns vorhin vorgeweint, ass die Steuersenkungspolitik der Vorgängerregierung insbesondere hat er ihr die Regelung zur Besteuerung on Veräußerungsgewinnen vorgeworfen – dazu geführt abe, dass wir jetzt die Mehrwertsteueranpassung vorehmen müssten. Herr Gysi, ich teile Ihre Analyse nicht. ines darf in diesem Zusammenhang nämlich nicht veressen werden: Es waren die Stimmen der mecklenburgorpommerschen Regierung, die – wenn ich mich recht ntsinne – im Jahre 2000 den Ausschlag gegeben haben, ls im Bundesrat über diese Steuersenkung abgestimmt urde. hre Partei ist an der mecklenburg-vorpommerschen Reierung beteiligt. Sie haben diese Steuersenkung also rst ermöglicht. Ich finde es unanständig, wenn Sie jetzt agen, sie sei die Ursache für die Haushaltsmisere. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch einige Gedanken zu der Frage
ortragen, ob es tatsächlich, wie von den Liberalpopulis-
en


(Zurufe von der FDP: Oh, jetzt geht es aber los! – Na, na!)


nd den Linkspopulisten behauptet worden ist, eine
lternative zur Mehrwertsteuererhöhung gibt. Wenn
ie sich das Volumen des strukturellen Defizits und die
rößenordnung der zu schulternden Aufgaben vor
ugen führen, dann stellen Sie fest, dass wir auf der
usgabenseite schon relativ schnell mit unserem Latein

m Ende wären.

Wollen sich Herr Gysi und Herr Westerwelle für die
ürzung der Bestandsrenten, für die Halbierung bzw.
och stärkere Senkung der Kindergeldleistungen oder
ür die Kürzung anderer Sozialleistungen aussprechen?

eine sehr verehrten Damen und Herren, wer gegen die
ehrwertsteuererhöhung polemisiert, gleichzeitig aber

erschweigt, welche Ausgaben er konkret senken will
Ausgabensenkungen werden allerdings gefordert –,

er handelt unanständig und erschüttert das Vertrauen in
ie Politik. Durch Populismus ist noch kein Haushalt sa-
iert worden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben einen schwierigen Weg vor uns. Wir sind
ereit, die Haushaltskonsolidierung auch gegen den Wi-
erstand der organisierten Interessen in unserem Land
urchzusetzen. Es ist schon einigermaßen erstaunlich,
ass die Arbeitgeber zwar die Senkung des Beitragssat-
es zur Arbeitslosenversicherung begrüßen, gleichzeitig
ber gegen die Mehrwertsteuererhöhung Sturm laufen.






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Man kann nicht das eine haben wollen, wenn man nicht
bereit ist, das andere zu akzeptieren.

Wir sagen: Auch die Angehörigen des öffentlichen
Dienstes, die im Vergleich zu den sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten eine etwas stärkere soziale Absi-
cherung haben, müssen ihren Beitrag leisten. Wir gehen
hier keinen einfachen Weg. Aber wir halten diesen Weg
für verantwortbar, für richtig und für notwendig; deswe-
gen werbe ich herzlich um Unterstützung dafür.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wird erwartet, dass die Steuerschätzung positiv
ausfällt – als ob das alle unsere Probleme lösen würde.
Ich bin dem Bundesfinanzminister dankbar, dass er vor
diesem Hintergrund deutlich gesagt hat, dass wir trotz
unserer entschlossenen Maßnahmen eine Reihe von
Risiken auf der Ausgabenseite haben. Herr Bundes-
finanzminister, Sie haben als Beispiel die Hartz-Gesetze
angeführt. Viele von Ihnen wissen, dass ich mich hierzu
in letzter Zeit gelegentlich zu Wort gemeldet habe. Wir
haben vor sechs Monaten, als der Koalitionsvertrag ge-
schlossen wurde, die Situation günstiger eingeschätzt;
insofern ist das SGB-II-Fortentwicklungsgesetz, über
das wir hier bald diskutieren werden, richtig. Es macht
deutlich: Konsolidierung ist eine Daueraufgabe. Sie ist
nicht mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2006 beendet, son-
dern wir müssen eine Reihe von Maßnahmen voranbrin-
gen, um die Konsolidierung abzusichern. So ist es das
gemeinsame Bemühen der großen Koalition, die Konso-
lidierung durch Reformwerke – beispielsweise im Ge-
sundheitsbereich – auf der Angebotsseite abzusichern.
Auch das wird kein leichter Gang: Jeder, der sich mit
dem Gesundheitswesen beschäftigt, weiß, wie vermint
dieses Gelände ist. Aber auch hier scheuen wir uns nicht
vor dem Verbände- und Interessenstaat, dem die FDP ge-
legentlich anheim gefallen ist.


(Zurufe der Abg. Ulrike Flach [FDP] und des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Zur Absicherung der notwendigen Konsolidierung – des
Dreiklangs, den die Bundeskanzlerin hier schon gele-
gentlich erläutert hat – brauchen wir eine flankierende
Strategie. Dies bleibt eine Daueraufgabe, die ganze Le-
gislaturperiode über. Die Unionsfraktion wird aktiv da-
ran mitwirken.

Heute geht es um einen wichtigen Baustein, einen
Eckpfeiler davon; wir sollten ihn deshalb beschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1603619000

Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603619100

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Damen und

Herren! Auch wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der SPD-Fraktion, es nicht mehr hören wollen: Die-

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(C (D es Haushaltsbegleitgesetz dokumentiert den Bruch eies großen Wahlversprechens von Ihnen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir alle – ich denke, auch die Besucher auf den Tribü-
en – können uns noch gut an die Plakate erinnern, auf
enen stand: „Keine Merkelsteuer!“ Viele haben Ihnen
eglaubt und vielleicht auch deshalb noch einmal das
reuz bei Ihnen gemacht. Wenn Sie, liebe Kolleginnen
nd Kollegen von der SPD-Fraktion, glauben, dass Sie
ich für das unflätige Verhalten von Altkanzler Schröder
m Wahlabend bei Frau Merkel entschuldigen müssen,
ann ist das richtig. Aber bitte entschuldigen Sie sich
icht auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger in diesem
and, die das bezahlen müssen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, die Bundesregierung be-
ründet die größte Steuererhöhung in der Geschichte der
undesrepublik mit der „außerordentlich ernsten Lage“
er öffentlichen Haushalte. Es ist richtig: Die Lage ist
rnst. Aber Sie versuchen über die Frage hinwegzuhu-
chen, warum die Lage denn so ernst ist. Diese Frage
tellen Sie bewusst nicht; denn die Löcher im Haushalt
ind das Ergebnis der Politik, die SPD, CDU/CSU und
ie Grünen in den letzten Jahren betrieben haben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wie steht es denn um Berlin, Frau Kollegin?)


Wenn es um die Lage der Unternehmen geht, darf
ch eine Zeitung zitieren, die uns als Linkspartei nicht
esonders nahe steht und bestimmt nicht unser Sprach-
ohr ist: die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.
iner ihrer Beiträge vom 23. April 2006 trug die Über-
chrift: „Die Unternehmen verschmähen Kredite und
üllen die Kassen“. In diesem Artikel wird sehr deutlich
eschildert, wie die Sparquote der Unternehmen in den
-7-Staaten in den letzten Jahren nach oben gegangen

st. Die DAX-Unternehmen zahlen üppige Dividenden,
aufen ihre Aktien zurück und horten Barvermögen.
leichzeitig werden sie nicht müde, immer wieder die
enkung der Unternehmensteuer zu fordern – sie können
en Hals einfach nicht voll kriegen. Da machen wir nicht
it!


(Beifall bei der LINKEN)


Die rot-grüne Bundesregierung hat zusammen mit
DU und CSU alles getan, um die Unternehmen zu ent-

asten. Was Herr Steinbrück hier über verschiedene Steu-
rsysteme erzählt hat, ist quasi eine Bankrotterklärung:
ie wollten uns weismachen, dass die Politik eigentlich
ichts anderes machen könne, als den Unternehmen die
üße zu küssen. Das ist nicht wahr, wie man erkennen
ann, wenn man sich die Situation in anderen Ländern
nsieht. Wir haben als Beispiel schon oft die skandinavi-
chen Länder angeführt. Aber man kann auch andere
eispiele bringen: Wenn Sie einmal vergleichen, Herr
teinbrück, wie hoch die Steuern auf Eigentum sind – in
rozent bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt –, dann
erden Sie feststellen, dass dies in den USA 3,1 Prozent,






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
in Japan 4,8 Prozent, hier in Deutschland aber nur
0,8 Prozent sind. Sie können uns nicht weismachen, dass
die Unternehmen aus den USA und aus Japan fliehen
und die Unternehmen in Deutschland bleiben. Ganz so
machtlos kann die Politik ja wohl nicht sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Steuerlöcher sollen vor allem von den Menschen
gestopft werden, die in den letzten Jahren immer wieder
zur Kasse gebeten wurden: von den Arbeitslosen, den
Kranken, den Rentnern und den Menschen, die zwar
noch Arbeit haben, aber für einen minimalen Lohn ar-
beiten müssen.

Die Bundesregierung behauptet immer, dass sie mit
der Steuererhöhung nicht nur die von ihr aufgerissenen
Haushaltslöcher stopfen, sondern auch die Lohnneben-
kosten senken wolle. Die Zeit wird aber zeigen, dass das
schlicht und einfach nicht wahr ist. Denn diese Entlas-
tungen werden von den geplanten Mehrbelastungen bei
der Renten- und der Krankenversicherung wieder aufge-
fressen und wahrscheinlich noch übertroffen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603619200

Frau Kollegin, einen Moment. Ich bitte alle diejeni-

gen, die der Debatte nicht folgen wollen, den Saal zu
verlassen, damit die Rednerin gehört werden kann.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603619300

Herr Präsident, vielen Dank für die Unterstützung. –

Der Anstieg der Renten- und Krankenkassenbeiträge hat
weniger etwas mit dem demografischen Faktor zu tun als
vielmehr mit der Politik der Regierung aus CDU, CSU
und SPD.

Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich
noch auf die Kürzung der Regionalisierungsmittel einge-
hen. Wir haben Ihnen dazu einen Antrag vorgelegt. In-
dem Sie ihm zustimmen, haben Sie die Chance, dass es
nicht zu dieser falschen Kürzung kommt.

Im Haushaltsbegleitgesetz werden die Zuschüsse für
den öffentlichen Nahverkehr an die Bundesländer ge-
kürzt. Bereits in den Jahren 1997 und 1998 wurden die
Zuschüsse um 51 Millionen Euro und in den Jahren
2001 und 2002 unter der rot-grünen Regierung, die sich
für den öffentlichen Nahverkehr einsetzen wollte, um
121 Millionen Euro gekürzt. Das Ergebnis solcher Kür-
zungen war immer eindeutig: Sinken die Zuschüsse für
den öffentlichen Nahverkehr, dann sinkt die Zahl der
Nutzer und die Zahl der Autofahrer steigt.

Nach dem vorliegenden Gesetzentwurf sollen die Re-
gionalisierungsmittel, also die Zuschüsse für den öffent-
lichen Nahverkehr, noch einmal drastisch gemindert
werden. Stimmen Sie unserem Antrag zu, dann können
Sie diesen entscheidenden Fehler abwenden.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Meine Damen und Herren, die Linke sagt deutlich, ass das Haushaltsbegleitgesetz sozial, ökonomisch und kologisch unsinnig ist. Wir wollen etwas anderes. Wir ollen mit einer höheren Besteuerung der Vermögenden n unserem Land wieder Steuergerechtigkeit herstellen. as deutsche Steuersystem ist nicht auf sozialen Ausleich angelegt, sondern auf Umverteilung von unten ach oben. Das muss endlich umgekehrt werden. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegin Lydia Westrich, SPD raktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eute Morgen habe ich mit 17und 18-jährigen Schüern eine Diskussion geführt. Als Erstes haben sie nach em Schuldenstand gefragt und danach, was wir tun, um ie Schulden abzubauen; denn sie wollten auch in 0 Jahren noch Gestaltungsmöglichkeiten haben. Ich inde, das ist nicht zu viel verlangt. Dieses Gesetz ist ein rster Baustein, um dieses Versprechen zu erfüllen. Im Jahr 2003 haben wir einen Gesetzentwurf eingeracht, der den Abbau vieler Steuervergünstigungen zum egenstand hatte. Es hätten 26 Milliarden Euro pro Jahr ingespart werden können. Dieses Gesetz ist im Bundesat gescheitert und durch das Koch/Steinbrück-Papier eretzt worden, wodurch immerhin 7 bis 8 Milliarden Euro rlöst werden konnten. Mit dem ursprünglichen Gesetz ätten wir schon damals die Maastrichtkriterien erfüllen önnen. Wir sprechen ständig von Subventionsabbau. Wenn s aber konkret um einzelne Maßnahmen geht, Frau lach, dann gibt es viele Begründungen, warum diese der jene Vergünstigung gerade nicht gestrichen werden arf, sondern lebensnotwendig ist. Ich will mich selbst avon gar nicht ausnehmen. An jeden von uns werden in einem Wahlkreis Wünsche und Sorgen herangetragen, ie in Berlin natürlich immer auch in die Diskussion einließen. Davon kann unser Finanzminister ein Lied sinen. Wenn wir unter eine bestimmte Vergünstigung endich einen Strich ziehen können und sie streichen, dann ann man aufgrund von Vertrauensschutz und Überangsregeln in der Staatskasse lange Zeit noch nichts on Mehreinnahmen spüren. Dass bei der Gewerbeteuer und anderen Steuerarten ein Einnahmeplus zu erzeichnen ist, haben wir den Steuergesetzen zu veranken, die wir schon vor Jahren gemacht haben. Aber rst jetzt stellen sich langsam die beabsichtigten Erfolge in. Sie alle wissen, dass der Abbau von Subventionen nd Steuervergünstigungen zwar notwendig, aber ein ehr mühsames Geschäft ist, das erst mittelfristig Wirung zeigt. Lydia Westrich Wir als Koalition stellen uns dieser Aufgabe, wie die bereits auf den Weg gebrachten Gesetze zeigen, die bei den Menschen zwar wenig Begeisterung auslösen, aber notwendig sind. Ich bin sehr gespannt, wie Sie als Opposition darauf reagieren werden, wenn wir die Steuerbasis wieder ein Stück verbreitern. Vielleicht wollen Sie Ihren schönen Worten wirklich Taten folgen lassen. Aber Sie alle wissen, dass das im Grunde nicht reicht. Wir als Koalition wollen und werden den Bundeshaushalt nachhaltig konsolidieren und dafür die Mehrwertsteuer und die Versicherungsteuer – das gilt auch für die Sachversicherung, Herr Gysi – erhöhen. Das gibt dem Haushalt die benötigte sichere Basis, mit der wir die Aufgaben der kommenden Jahre erfüllen können, ohne ständig eine Hypothek auf die Zukunft aufnehmen zu müssen, die die jungen Leute später belasten wird. Regelmäßig fließende Einnahmen sind das Gerüst eines jeden Haushalts. Jeder von uns will, dass die Ausgaben und die Einnahmen einander entsprechen. Mit der sparsamen Haushaltspolitik, die Finanzminister Hans Eichel schon begonnen hat und jetzt von Peer Steinbrück fortgesetzt wird, haben wir eine Chance, in absehbarer Zeit das richtige Einnahmenund Ausgabenverhältnis zu erreichen, um den jungen Leuten tatsächlich eine Zukunft zu eröffnen. Das gibt uns auch den Spielraum, damit Bund, Länder und Gemeinden höhere Investitionen in Bildung und Forschung tätigen, eine dauerhafte Gesundheitsreform auf den Weg bringen und die Wirtschaft durch Wachstumsimpulse stützen können. Sicher wird die Mehrwertsteuererhöhung für manche wirtschaftlichen Branchen schwer zu verkraften sein. Aber in Zeiten wirtschaftlicher Erholung kann diese Belastung besser als in stagnierenden Phasen überwunden werden. Diese Auffassung vertreten die EU-Kommission und verschiedene Wirtschaftsinstitute, deren Meinung Sie sonst immer so hochhalten. Eines darf dabei nicht vergessen werden: Fünf von sieben Mehrwertsteuererhöhungen in den vergangenen Jahren haben Sie, Kolleginnen und Kollegen von der FDP-Fraktion, mit auf den Weg gebracht und zu verantworten. Nun aber starten Sie zusammen mit dem Bund der Steuerzahler eine konzertierte Aktion in Form eines offenen Briefes an die Kolleginnen und Kollegen, in dem dazu aufgerufen wird, diesen Erhöhungen nicht zuzustimmen. Darin wird aber nicht erwähnt, dass Sie selbst bereits fünf Mehrwertsteuererhöhungen zugestimmt haben. Unter Ihrem neuen Fraktionsvorsitzenden scheinen Sie Ihr Verantwortungsbewusstsein für eine wirtschaftliche Haushaltsführung in der Opposition verloren zu haben. Das tut mir sehr Leid. Bei den Sachverständigenanhörungen zu diesem Gesetz konnte man Interessantes erleben. Viele Sachver s M a w r e w v r m n d s w w g f a Z A t t C K u W l h K H a g P l 2 E (C (D tändige waren gar nicht direkt gegen die Erhöhung der ehrwertsteuer, sondern sie waren dagegen, die Mittel us dieser Erhöhung für die Haushaltssanierung zu verenden. Der eine wollte das Geld für die Gesundheits eform, der andere wollte es zur Senkung der Steuern insetzen. Überall schwang mit durch: Die Millionen aren schon eingerechnet und sollten auf ihre Weise erteilt werden. Die öffentlichen Haushalte waren in ihen Augen nicht der geeignete Platz für die Mehreinnahen. Nun ist aber das Haushaltsrecht wirklich die vor ehmste Aufgabe des Parlaments. Wir entscheiden, wie ie Steuergelder eingesetzt werden. Das kann den Wünchen anderer entsprechen, es kann ihnen aber auch zuiderlaufen. Wir werden die Lohnnebenkosten senken; das ist ichtig. Wir haben ein Wachstumspaket auf den Weg ebracht, von dem Handwerk und Familien sowie die Inrastruktur unseres Landes profitieren. Das Wichtigste ber ist, die Handlungsfähigkeit des Bundes weit in die ukunft hinein zu sichern, damit wir Schulklassen die ntwort geben können: Ja, ihr habt weiterhin Gestal ungsspielräume. – Das ist die richtige und sozialpoliisch fairste Entscheidung. Danke schön. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603619400

(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603619500




(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1603619600

Ich erteile das Wort Kollegen Georg Fahrenschon,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603619700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

ollegen! Der Rückblick, sei er auch noch so spannend
nd interessant, hilft uns nicht weiter.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


ir stehen jetzt in der Pflicht, ausgehend von der aktuel-
en Lage ein Konzept zu erarbeiten, wie wir die Haus-
alte der öffentlichen Hand in Deutschland wieder vom
opf auf die Füße stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Niemand beschreibt die Situation der öffentlichen
aushalte in der Bundesrepublik Deutschland treffender

ls der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Be-
utachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung,
rofessor Bert Rürup, in seiner sehr lesenswerten Stel-

ungnahme zur Anhörung zum Haushaltsbegleitgesetz
006.


(Dirk Niebel [FDP]: Schade, dass er nicht gekommen ist!)


r schreibt:

Die Situation der öffentlichen Haushalte in der
Bundesrepublik ist prekär: Die Defizitbegrenzung
des EG-Vertrags in Höhe von 3 v. H. in Relation






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
zum nominalen Bruttoinlandsprodukt wurde in den
Jahren 2002 bis 2005 durchgängig und meist in er-
heblichem Umfang überschritten. Der Schulden-
stand des Gesamtstaats belief sich Ende des Jahres
2005 auf 67 v. H. in Relation zum nominalen Brut-
toinlandsprodukt und lag damit ebenfalls deutlich
über dem vorgegebenen Referenzwert in Höhe von
60 v. H. … Die von Artikel 115 Grundgesetz vorge-
gebene Obergrenze für die Nettokreditaufnahme
des Bundes wurde in den Jahren 2002 bis 2004
nicht eingehalten …

Professor Rürup fährt fort:

Die Befolgung der europarechtlichen Verschul-
dungsvorgaben auf gesamtstaatlicher Ebene und
eine entschlossene Konsolidierung des Bundes-
haushalts sind vor diesem Hintergrund unvermeid-
bar.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Dabei ist der Umfang der notwendigen Konsolidie-
rung, gemessen am Ausmaß der strukturellen Haus-
haltsprobleme, erheblich.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Vor diesem Hintergrund und im Bewusstsein eines
strukturellen Defizits im Bundeshaushalt in Höhe von
über 60 Milliarden Euro handelte die große Koalition
schnell und zügig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bereits im ersten halben Jahr konnten maßgebliche Ge-
setze zum Abbau von Steuerschlupflöchern verab-
schiedet werden. Auch das muss im Gesamtzusammen-
hang mit der heutigen Abstimmung dargestellt werden.
Beispielhaft zu nennen sind das Gesetz zur Beschrän-
kung der Verlustverrechnung im Zusammenhang mit
Steuerstundungsmodellen, das Gesetz zum Einstieg in
ein steuerliches Sofortprogramm, das Gesetz zur Ein-
dämmung missbräuchlicher Steuergestaltung sowie das
Gesetz zur steuerlichen Förderung von Wachstum und
Beschäftigung. Diese Beispiele verdeutlichen, dass die
große Koalition zielgerichtet konsolidiert und die Aus-
gaben reduziert. Sie verdeutlichen aber genauso, dass
wir nicht nach der Rasenmähermethode vorgehen und
wahllos kürzen. Vielmehr gehen wir mit Augenmaß und
der richtigen Schwerpunktsetzung vor, um einerseits zu
konsolidieren und um andererseits – Stichwort: Gesetz
zur steuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäf-
tigung – das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Haushaltsbegleitgesetz 2006 steht erstens in der
Kontinuität der bereits verabschiedeten Gesetze und der
Strategie der großen Koalition und beschreibt zweitens
den wichtigsten und größten Schritt auf dem Weg zu so-
liden Staatsfinanzen. Dieser Weg ist aufgrund der
finanzpolitischen Realitäten ohne jegliche Alternative.
Eine Alternative ist uns zumindest nicht aufgezeigt wor-
den. Vor dem Hintergrund sowohl europäischer als auch

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(C (D erfassungsmäßiger Vorgaben ist dieser Schritt, so chwer er uns fällt, unumgänglich. Wir haben der uropäischen Kommission zugesagt, im nächsten Jahr ie 3-Prozent-Defizitquote des Maastrichtvertrags wieer einzuhalten. Wir müssen unser Defizit 2007 deutlich eduzieren, damit die Nettokreditaufnahme dem Grundesetz entsprechend nicht mehr die Summe der Investiionen überschreitet. Mit dem Haushaltsbegleitgesetz leisten wir den entcheidenden Beitrag zur Sanierung der Finanzen von und, Ländern und Kommunen. Dabei sind die Kürzunen auf der Ausgabenseite erheblich. Wir müssen notgerungen eine Anhebung des allgemeinen Mehrwertsteursatzes von 16 auf 19 Prozent vornehmen. Dass diese ehrwertsteuererhöhung unumgänglich und der Zeit unkt dafür richtig ist, haben uns verschiedene Sachvertändige in der Anhörung bestätigt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich zitiere noch einmal Professor Rürup, der es in der
usgabe des „Handelsblatts“ vom 3. Mai 2006 wie folgt

uf den Punkt bringt:

Wenn man die Bindungswirkung des Artikels 115
nicht weiter abschwächen und damit die Verschul-
dungsgrenze einreißen will, ist die Mehrwertsteuer
der Preis, den man zahlen muss.

as ist die bittere, aber deutliche Wahrheit, nach der wir
ns richten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Folgendes darf nicht vergessen werden – in diesem
usammenhang muss man es noch einmal herausstel-

en –: Wir lassen den ermäßigten Mehrwertsteuersatz
on 7 Prozent im Sinne der sozialen Balance unangetas-
et. Die Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel,
indernahrung, Zeitungen, Bücher, Busfahrscheine wer-
en nicht erhöht besteuert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch einige Worte zu den Ergebnissen der
aisteuerschätzung verlieren. Abweichend von dem

onst üblichen Verfahren, lediglich geltendes Recht in
ie Steuerschätzung einzubeziehen, sind in der Maisteu-
rschätzung 2006 die finanziellen Auswirkungen der
och nicht in Kraft getretenen Anhebung der Mehrwert-
teuer und der Versicherungsteuer ab dem 1. Januar 2007
ereits berücksichtigt. Die positiven Ergebnisse dieser
teuerschätzung sind also schon ein Erfolg der Handlun-
en der großen Koalition, also der Pakete und der Geset-
esinitiativen, die wir eingebracht haben.

Dennoch darf nicht der Eindruck entstehen, dass wir
eshalb in Geld schwimmen bzw. dass wir bei den
taatsfinanzen schon wieder Oberwasser melden kön-
en. Im Gegenteil: Der Konsolidierungsdruck bleibt
och. Einsparungen bleiben notwendig, um die struktu-
elle Lücke dauerhaft zu schließen.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1603619800

Herr Kollege, wir müssen die Debatte an anderer

Stelle vertiefen. Sie sind schon über Ihre Redezeit.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603619900

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss.

Ich möchte noch auf Folgendes hinweisen: Unser Ziel
bleibt, mittelfristig einen ausgeglichenen Haushalt vor-
zulegen. Wer sein Geld nur noch für Zinsen und Ver-
pflichtungen ausgibt, der kann seinen politischen Auf-
trag nicht mehr erfüllen. Wer sich bei einem Stand von
über 1,5 Billionen Euro Schulden weiter verschuldet, der
handelt moralisch unverantwortlich. Es muss verhindert
werden, dass der künftigen Generation zusätzlich zu den
demografischen Problemen in den sozialen Sicherungs-
systemen weitere Zinslasten aufgebürdet werden. Vor
diesem Hintergrund bitte ich Sie um Zustimmung zum
Haushaltsbegleitgesetz 2006.


Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1603620000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Haushalts-
begleitgesetzes 2006, Drucksachen 16/752 und 16/1369.
Mir liegen zwei Erklärungen zur Abstimmung nach § 31
der Geschäftsordnung vor. Sie stammen von der Kolle-
gin Christine Lambrecht und dem Kollegen Gerold
Reichenbach.1)

Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/1525, den Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Dazu
liegt uns ein Änderungsantrag der Fraktion Die Linke
vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für den
Änderungsantrag auf Drucksache 16/1537? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsan-
trag ist gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei
Enthaltung der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung gegen die
Stimmen der Fraktionen der FDP, des Bündnisses 90/Die
Grünen und der Linken angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Hierzu ist namentliche Ab-
stimmung verlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. –
Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall.
Ich eröffne die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der

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1) Anlage 2

(C (D all. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftührerinnen und Schriftführer, mit dem Auszählen zu beinnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung ird Ihnen später bekannt gegeben. Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen zur bstimmung über die Entschließungsanträge. Ich bitte ie deshalb, Ihre Plätze wieder einzunehmen und die espräche, sofern diese notwendig sind, nach draußen u verlagern. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, es zu rmöglichen, dass diejenigen, die an der Abstimmung eilnehmen wollen, den Vorgängen auch folgen können. Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlieungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag er Fraktion der FDP auf Drucksache 16/1534? – Geenstimmen? – Enthaltungen? – Gibt es von der Fraktion er Grünen ein Votum? (Dr. Uwe Küster [SPD]: Keine Meinung! – Zuruf von der CDU/CSU: Keine Meinung!)


(Unruhe)


er Entschließungsantrag der FDP ist mit den Stimmen
er Unionsfraktion, der SPD und der Linken abgelehnt.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und der Grünen!)


Und der Grünen. Er ist also vom übrigen Haus abge-
ehnt.

Wir kommen nun zum Entschließungsantrag der
raktion Die Linke auf Drucksache 16/1535. Wer
timmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegenstim-
en? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag der
raktion Die Linke ist gegen ihre Stimmen mit den Stim-
en des übrigen Hauses abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion
es Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1536? –
egenprobe! – Enthaltungen? – Der Entschließungsan-

rag ist mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU,
er SPD, der Linken und der FDP abgelehnt.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 6 auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Oskar Lafontaine,
Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost und der Frak-
tion DIE LINKE

Hedgefondszulassung zurücknehmen

– Drucksachen 16/113, 16/1448 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Leo Dautzenberg
Dr. Axel Troost

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/1449 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Steffen Kampeter






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Carsten Schneider (Erfurt)

Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Über die Beschlussempfehlung des Finanzausschus-
ses werden wir später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Das Wort hat die Kollegin Nina Hauer von der SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603620100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Uns liegt ein Antrag der PDS vor, in dem Sie for-
dern, die Hedgefonds abzuschaffen. Es freut Sozial-
demokraten natürlich, dass Sie nicht aufhören, sich an
uns zu orientieren und unseren ehemaligen Parteivorsit-
zenden Franz Müntefering zitieren. Mehr als dieses Zitat
gibt Ihr Antrag aber leider nicht her, weshalb er viel-
leicht viel dazu taugt, diskutiert zu werden, aber wenig
dazu, in der Abstimmung angenommen zu werden. Des-
wegen werden wir ihn auch ablehnen.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der LINKEN)


Wir haben die Hedgefonds vor einigen Jahren in
Deutschland zugelassen, weil wir deren Funktion für
den Finanzmarkt kennen. Wir brauchen diese Fonds
nicht nur im internationalen Vergleich und Wettbewerb,
sondern auch, weil sie eine Rolle erfüllen, die kein ande-
res Finanzprodukt übernehmen kann. Sie sind in der
Lage, Währungsrisiken und Spekulationsrisiken aufzu-
fangen, aber – da treffen wir uns zumindest in der Argu-
mentation wieder – sie sind natürlich auch selbst risiko-
behaftet. Der Hedgefonds ist ein Instrument, welches
darauf setzt, ein Geschäft abzusichern. Das kann zum
absoluten Gewinn führen. Das kann aber auch dazu füh-
ren, dass der Anleger oder der Investor alles verliert, was
er eingesetzt hat.


(Unruhe)



Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1603620200

Kollegin Hauer, entschuldigen Sie die Unterbre-

chung. – Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben so
viel Achtung vor jedem Redner und jeder Rednerin,
denke ich, dass wir hier auch die nötige Atmosphäre her-
stellen. Ich bitte Sie also, die Gespräche nach draußen zu
verlagern.


(Beifall)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603620300

Deshalb haben wir im Gesetz die Hedgefonds auch

mit einer Warnung versehen. Hedgefondsanteile dürfen
nicht am Schalter und nicht an Personen oder Institutio-
nen verkauft werden, die nicht wissen, dass es sich dabei

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(C (D m ein Produkt handelt, bei dem man sein ganzes Geld erlieren kann. Natürlich ist es auch aus Sicht der SPD-Fraktion notendig, zu beobachten, zu wissen und nachvollziehbar eststellen zu können, an welchen Geschäften sich edgefonds beteiligen. Der Finanzmarkt braucht Hedge onds; aber sie sind mit Risiken verbunden. Es gilt, diese isiken zu kontrollieren, transparent zu machen und dait umzugehen. Wir hatten in der Debatte im Ausschuss den wunderollen Vorschlag von der FDP, die Hedgefonds – das ist ann das andere Extrem – auch für normale Anleger zuulassen, und zwar für alle Produkte, die es im Fondsereich gibt, auch für die Altersversorgung. Das äre aber so, als würde man einen Fahranfänger auf eine 00-PS-Maschine setzen, ihm den Helm wegnehmen nd sagen: Gute Reise! enn es auch so ist, dass ich diesen Aspekt lustig finde Ihre Vorschläge machen ja immer auch Spaß –, ist iese Debatte aber doch eine ernsthafte Angelegenheit. mmerhin geht es um Millionen, die Arbeitnehmer und rbeitnehmerinnen für ihre Altersversorgung anlegen. n dieser Altersversorgung haben solche Produkte, die u einem hohen Verlust führen können, nichts zu suchen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen, dass die Fonds, die wir haben, nachvoll-
iehbar sind. Es gab in Deutschland einige Fälle, unter
nderem den Fall der Deutschen Börse AG, in denen
ine Übernahme durch kleinere Hedgefonds erfolgt ist.
ie hatten zwar letztlich in irgendeiner Weise ein ge-
einsames Interesse; aber niemand konnte verhindern,

ass sie die Anteilsmehrheit erlangen. Die deutschen
auptversammlungen sind nicht so gut besucht; da kön-
en auch kleine Anlegergruppen schnell die Mehrheit
aben.

Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden. Aber wir
üssen natürlich wissen – das gilt für die Anleger, für

ie Anteilseigner, die Aktionäre, aber auch für die Be-
chäftigten von Unternehmen –, was jemand im Schilde
ührt, der ein Unternehmen übernimmt. Deshalb gilt es,
uf diese besondere Fondsform ein Auge zu haben.

Wir begrüßen aus diesem Grunde, dass die Bundes-
egierung einen Forschungsauftrag bezüglich Private-
quity-Fonds und Hedgefonds vergeben hat. Wir wer-
en bei der Umsetzung der Transparenzrichtlinie da-
auf achten, dass die Meldeschwelle, das heißt die
chwelle, ab der ein Unternehmen angeben muss, dass
s durch entsprechenden Kauf von Aktien Anteilseigner
n einem anderen Unternehmen ist, gesenkt wird. Wenn
as schon im Fall der Deutschen Börse AG umgesetzt
ewesen wäre, dann hätten wir eher gewusst, wem die
eutsche Börse zu einem kleinen Teil zu diesem Zeit-
unkt schon gehört hat.

Mit dem Übernahmegesetz erweitern wir die Auf-
ichtsbefugnisse der BaFin. Wir schaffen mehr Möglich-
eiten, herauszufinden, ob zum Beispiel eine Absprache






(A) )



(B) (D)


Nina Hauer
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 542;
davon

ja: 393
nein: 146
enthalten: 3

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)


Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Anke Eymer (Lübeck)

Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel

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r. Peter Gauweiler
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner

osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
arl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe

Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Dr. Michael Luther
zwischen den Fonds vorliegt. D
in Concert ist eines der größt
verschiedene Investoren auf ei
ren. Wir ermöglichen der BaFi
untersuchen. Diese Befugnisse,
gen Rechtslage nicht hatten, sin

Sie sehen: Wir nehmen die P
die Chancen. Aber vor allen Di
die Risiken hin. Wir tragen a
dass die Risiken abgesichert w
parenz geschaffen wird.

Die Kontrolle der Hedgefond
nicht auf Deutschland beschrä
schen Börse haben die Fonds
agiert. Wenn wir ehrlich sind,
hen, dass das in der Mehrheit d
es für uns wichtig, dass wir gem
regierung dafür sorgen, dass a
Regeln geschaffen werden,


(Beifall bei Abgeordnete CDU/CS und zwar hinsichtlich der T schwellen und natürlich der W Risikobehaftung dieses Produ Zusammenarbeit gefordert. E grundsätzlich abzulehnen. Selb der Linken annähmen, könnte ieses so genannte Acting en Probleme, wenn sich n Unternehmen orientien, diese Fälle genauer zu die wir nach der bisherid dringend notwendig. roblemlage ernst, ebenso ngen weisen wir auch auf ls Gesetzgeber dazu bei, erden können und Trans s darf sich aber natürlich nken. Im Fall der Deut von Großbritannien aus müssen wir davon ausgeer Fälle so ist. Deshalb ist einsam mit der Bundesuch international bessere n der SPD und der U)


ransparenz, der Melde-
arnungen bezüglich der

kts. Da ist europäische
s hilft nicht, Hedgefonds
st wenn wir den Antrag

n deutsche Unternehmen

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1)
on Fonds angegriffen werden,
enn wir Ihren Antrag zur Ge
ürden, könnten wir dagegen n

Deshalb ist es vernünftiger
esetz zu kontrollieren und daf
einsam auf europäischer Ebe

ionaler Ebene zu besseren Re
eiten wir. In diesem Sinne
rodukt umgehen. Dann wird e
inanzmarkt erfüllen und wir k

ieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowi der CDU/C Vizepräsidentin Petra Pau Ich komme zurück zum Ta ebe Ihnen das von den Schrif ührern ermittelte Ergebnis de ung über den Entwurf esetzes 2006 der Bundesregi ene Stimmen 545. Mit Ja hab ollegen gestimmt, mit Nein estimmt und drei haben sich e urf ist damit angenommen. Anlage 3 (C ohne dass wir es wissen. setzesgrundlage machen icht vorgehen. , das mit einem eigenen ür zu sorgen, dass wir gene und auch auf internageln kommen. Daran arwollen wir mit diesem s seine Funktion für den önnen das Risiko kontrol e bei Abgeordneten SU)


:
gesordnungspunkt 5 und
tführerinnen und Schrift-
r namentlichen Abstim-
eines Haushaltsbegleit-
erung bekannt: Abgege-
en 396 Kolleginnen und

haben 146 Abgeordnete
nthalten.1) Der Gesetzent-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernward Müller (Gera)

Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Richard Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Christian Freiherr von Stetten

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ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger

homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
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r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
atthias Wissmann
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
regor Amann
erd Andres
iels Annen
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans- Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
abine Bätzing
irk Becker
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

olker Blumentritt
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)

arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
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etra Ernstberger
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
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agmar Freitag
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
altraud Lehn
elga Lopez

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(Everswinkel)





(A) )


(B) )


(Frankfurt)

Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1603620400
örg Rohde
rank Schäffler
r. Konrad Schily
arina Schuster
r. Hermann Otto Solms
r. Max Stadler
arl-Ludwig Thiele
lorian Toncar
hristoph Waitz
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)

artin Zeil

IE LINKE
üseyin-Kenan Aydin
r. Dietmar Bartsch
arin Binder
r. Lothar Bisky
eidrun Bluhm
va Bulling-Schröter
r. Martina Bunge
oland Claus
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r. Diether Dehm
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ordnungspunkt 6 zurück.
Frank Schäffler von der

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hr geehrten Damen und
rlament vorgelegt haben,

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pruch bei der LIN-

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orothee Menzner
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aul Schäfer (Köln)

olker Schneider

(Saarbrücken)

r. Herbert Schui
r. Ilja Seifert
r. Petra Sitte
r. Kirsten Tackmann
r. Axel Troost

örn Wunderlich
abine Zimmermann

ÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN
erstin Andreae
olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
atthias Berninger
rietje Bettin
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ies zeigt, dass Sie in der Wirk
lik Deutschland noch nicht an


(Zurufe von der LI ie schießen in Ihrem Antrag m ie wollen die Hedgefonds au treichen, (Beifall bei Abgeordne bwohl die Hedgefonds in De olle spielen. (Lachen bei der (D infried Nachtwei rigitte Pothmer rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler argareta Wolf aktionslos ert Winkelmeier nthalten PD illi Brase ilde Mattheis ndreas Steppuhn lichkeit der Bundesrepugekommen sind. NKEN: Oh!)


it Kanonen auf Spatzen.
s dem Investmentgesetz

ten der LINKEN)

utschland faktisch keine

LINKEN)
Gisela Piltz Ulrich Maurer Jerzy Montag
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Engelbert Wistuba
Waltraud Wollf


(Wolmirstedt)

Heidi Wright

Dr. Werner Hoyer
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)

Markus Löning
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Dirk Niebel

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(Cr. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping an Korte atrin Kunert skar Lafontaine Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Dr. Ursula Eid Hans Josef Fell Anja Hajduk Britta Haßelmann Winfried Hermann Peter Hettlich Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Renate Künast Markus Kurth Frank Schäffler – Warten Sie einmal ab! Die Umsetzung des Investmentmodernisierungsgesetzes ist, was die Hedgefonds betrifft, bislang noch enttäuschend. Die wenigen Hedgefonds, die in Deutschland aufgelegt und vertrieben wurden, haben ein Volumen von 2 Milliarden Euro. Weltweit haben Hedgefonds inzwischen ein Volumen von 1,2 Billionen US-Dollar. Die Erde ist keine Scheibe und Hedgefonds sind keine abstrakten Gebilde. Dahinter stehen Menschen, Menschen im Übrigen, die Ihnen von der Linken nahe stehen sollten. Anleger sind Gewerkschaften, Versicherungen, Pensionsfonds. Dahinter steckt der kleine Mann. Dies gilt insbesondere in den USA und in England. So sind die Angestellten des Bundesstaates Kalifornien zum Beispiel mit annähernd 6 Milliarden Dollar in einem Hedgefonds investiert. Die Metallarbeitergewerkschaft in den USA ist mit 180 Millionen US-Dollar in Hedgefonds investiert, die LKW-Fahrergewerkschaft mit 242 Millionen US-Dollar und die Einzelhandelsgewerkschaft mit 72 Millionen US-Dollar. Sie alle sind also in Hedgefonds investiert. (Florian Pronold [SPD]: Die FDP, die beste Partei der Gewerkschaften!)





(A) )


(B) )


Warum, muss man sich fragen, ist das so? Ganz einfach:
Es geht um deren Altersvorsorge und eine vernünftige
Anlage der Mitgliedsbeiträge. Da kann auch die Investi-
tion in Hedgefonds zur Beimischung eines Anlageporte-
feuilles durchaus Sinn machen.


(Beifall bei der FDP)


Sie sollten mit Ihrer Polemik gegen die Hedgefonds
den deutschen Investitionsstandort nicht in Misskredit
bringen.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Sie nehmen auch billigend in Kauf, dass damit keine
neuen Arbeitsplätze in diesem Land entstehen.

In Richtung SPD sage ich: Sie haben die Heuschre-
ckendiskussion in diesem Land angezettelt. Das Ergeb-
nis dieser Anzettelung ist beispielsweise der Antrag, der
uns vorliegt.


(Beifall bei der FDP – Florian Pronold [SPD]: Das Ergebnis ist Grohe, ist die Deutsche Börse und all solche Dinge! Nehmen Sie doch mal die Realität zur Kenntnis!)


Bei der Einführung von REITs, Herr Pronold, befinden
Sie sich zum Schaden unseres Landes in der gleichen
Ecke.

Dennoch sage ich: Jede Kapitalanlage hat auch ihre
Risiken. Je größer das Gesamtvolumen des Marktes ist,
umso größer sind die Risiken dieser Anlageform für die
Finanzmärkte und die Weltwirtschaft.


(Florian Pronold [SPD]: Das kommt auf die Konstruktion des Produkts an!)


Der Markt hat die bisherigen Probleme der Hedgefonds
jedoch ohne staatliche Hilfe beseitigt. Der bislang ein-

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(C (D ige Fall 1998 wurde von den Akteuren auf den Finanzärkten selbst gelöst. Schauen Sie sich dagegen staatliches Handeln in dieem Bereich, zum Beispiel bei der Bankgesellschaft Berin und der West-LB, an. Milliarden an Steuergeldern ussten für staatliches Fehlverhalten herangezogen wer en. Ich glaube nicht, dass die Vorschläge, die bislang uf dem Tisch liegen, um Hedgefonds zu regulieren die Bundesbank hat aktuell einen Vorschlag dazu geacht –, wirklich Aussicht auf Erfolg haben. Dagegen führt eine stärkere Investition von Pensionsonds und Versicherungen weltweit eher zu Transparenz, enn diese sind ihren Kleinanlegern verpflichtet. Schon eshalb werden sie Druck auf die Hedgefonds hinsichtich der Transparenz ausüben. Also treiben Sie von der Linken nicht jede Sitzungsoche eine neue Sau durchs Dorf, sondern beteiligen Sie ich konstruktiv an einer Stärkung des Finanzstandortes eutschland! Nur das bringt Arbeitsplätze. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU])



Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1603620500

Das Wort hat der Kollege Leo Dautzenberg von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603620600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Die Beschlussempfehlung
es Finanzausschusses und die Stellungnahmen der mit-
eratenden Ausschüsse sprechen eine eindeutige Spra-
he: Mit nur einer Ausnahme in einem einzigen Aus-
chuss haben alle Fraktionen – im federführenden
inanzausschuss sowieso und auch in den mitberatenden
usschüssen – Ihren Antrag zum Verbot der Hedge-

onds, meine Damen und Herren der Fraktion Die Linke,
inhellig abgelehnt.

In Ihrem Antrag fordern Sie, die Möglichkeit der Auf-
age und Zulassung von Hedgefonds in Deutschland, die
ir gerade erst mit dem Investmentmodernisierungsge-

etz im Jahr 2003 geschaffen haben, wieder aufzuheben.
ieser magere, gerade einmal eineinhalb Seiten umfas-

ende Antrag ist nicht nur Zeichen Ihres blinden Aktio-
ismus im Finanzausschuss, sondern vor allem Ausweis
hres tiefen Misstrauens gegenüber der Finanzmarktpoli-
ik und ihrer Fähigkeit, Finanzmärkte zu gestalten.

Als Nachfolgeorganisation und damit Eigentümerin
es SED-Vermögens sollten Sie es durchaus einmal da-
aufhin kontrollieren, ob unter den Anlagen nicht auch
edgefonds sind und Ihr Antrag in diesem Parlament
on daher etwa kontraproduktiv wäre.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der LINKEN: Wie witzig!)







(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
Sie fürchten – so die Problembeschreibung in Ihrem
Antrag –, dass von Hedgefonds zunehmend Probleme
für die Stabilität der Finanzmärkte ausgehen. Welche
Schlussfolgerung ziehen Sie geradezu reflexartig da-
raus? Ganz klar: Hedgefonds verbieten – als lebten wir
in einer abgeschotteten Welt ohne internationale Finanz-
ströme, in der wir durch die Abschaffung eines Finanz-
marktproduktes irgendetwas für die Stabilität des
Finanzmarktes erreichen könnten.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Meine Fraktion
leugnet keinesfalls, dass von Hedgefonds Risiken ausge-
hen können.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Doch die Antwort der Fraktion Die Linke darauf,
Hedgefonds einfach zu verbieten, geht völlig an der Sa-
che vorbei. Ich bin froh, dass darüber in diesem Haus
Einigkeit besteht.

Meine Damen und Herren der Fraktion Die Linke, Sie
haben im Finanzausschuss Ihre Hoffnung zum Ausdruck
gebracht, dass von Ihrem Antrag eine Anstoßwirkung
für weitergehende Diskussionen ausgehe. Leider muss
ich Ihnen sagen, dass Sie mit Ihrem kategorischen Nein
zum Produkt Hedgefonds sachorientierten und konstruk-
tiven Diskussionen geradezu eine Absage erteilt haben.
Dennoch möchte ich versuchen – ich denke, das verdie-
nen Debatten in diesem Haus –, das Thema, das Sie mit
Ihrem Antrag auf die heutige Tagesordnung gesetzt ha-
ben, sachlich zu beleuchten.

Vor knapp drei Jahren haben wir im Finanzausschuss
die Verabschiedung des Investmentmodernisierungsge-
setzes diskutiert und durch gute interfraktionelle Zusam-
menarbeit Regelungen zur Zulassung und Regulierung
von Hedgefonds auf den Weg gebracht. Gerade vor dem
Hintergrund eines intensiven Wettbewerbs mit anderen
europäischen Finanzplätzen waren wir uns damals einig,
dass eine Zulassung von Hedgefonds auch in Deutsch-
land möglich sein muss. Auch die Tatsache, dass Hedge-
fonds Eigenschaften besitzen, die zu einer Stärkung der
Finanzmärkte führen, hat uns fraktionsübergreifend rich-
tigerweise zur Zulassung von Hedgefonds bewogen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Seit dem 1. Januar 2004 gibt es also nun auch in
Deutschland Hedgefonds, und zwar sowohl die so ge-
nannten Single-Hedgefonds als auch Dach-Hedgefonds,
die in Anteile von Hedgefonds investieren. Aus Gründen
des Anlegerschutzes schreibt das Gesetz vor, dass nur
Dach-Hedgefonds in Deutschland öffentlich vertrieben
werden dürfen.

Wie wir alle wissen, war das Angebot an Hedgefonds
nach In-Kraft-Treten des Investmentmodernisierungsge-
setzes zunächst etwas zurückhaltend. Dies lag vielleicht
auch daran, dass wir mit diesem Gesetz weltweit einzig-
artige Transparenzanforderungen verbunden haben. In-
ternational ist die Hedgefonds-Branche in den vergange-
nen Jahren stark gewachsen. Die Zahl der Hedgefonds
stieg von 5 000 Fonds im Jahre 1995 auf weltweit

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(C (D 600 Fonds am Jahresende 2005. Die Hedgefondsranche verwaltet insgesamt mehr als 1 Billion US-Dol ar. Meine Damen und Herren der Fraktion Die Linke, in hrem Antrag bringen Sie die gesamte Branche in Missredit. Sie wollen dieses Instrument in Deutschland wieer abschaffen. Ihre Begründung dafür ist sehr mager. ie sagen zum einen, dass die Möglichkeit der Hedgeonds, Leerverkäufe zu tätigen, ein erhöhtes Risikootenzial berge, und zum anderen, dass bei Hedgefonds ie Tendenz zum spekulativen Aufkauf von Firmenteilen unehme. Sie verschweigen komplett, welchen positiven Beirag Hedgefonds für die Finanzmärkte leisten. Selbst kteure, die sich öffentlich für eine weltweit stärkere egulierung von Hedgefonds aussprechen, geben offen u, dass Hedgefonds zu mehr Effizienz im Finanzmarkt eitragen. Gerne zitiere ich an dieser Stelle Herrn r. Meister von der Deutschen Bundesbank, der sich vor urzem für ein freiwilliges Kontrollsystem von Ratinggenturen für Hedgefonds ausgesprochen hat: Hedgefonds machen die Märkte effizienter; sie stellen Liquidität bereit, fördern die Preisbildung und übernehmen Risiken, die andere Akteure nicht tragen können oder wollen. Meine Damen und Herren der Fraktion die Linke, elbstverständlich kenne ich auch die kritischen Stimen der Bundesbank zu möglichen Risiken von Hedge onds. Schließlich hatten wir in der letzten Woche die elegenheit, gemeinsam eine sachkundige Diskussion it Vertretern der Deutschen Bundesbank zu diesem hema zu führen. Ich kenne auch die Äußerung von Herrn Sanio von er BaFin, Hedgefonds seien in Bezug auf Kontrolle und nlegerschutz ein schwarzes Loch. Ich fürchte aber, ich uss Sie enttäuschen: Sie werden auch Herrn Sanio icht zum Verbündeten Ihres Antrages machen können; enn Herr Sanio spricht sich nicht nur nicht für ein Verot von Hedgefonds aus; er plant auch keine nationalen lleingänge. Immer, wenn er seine Stimme zur Regulie ung von Hedgefonds erhebt – manchmal vielleicht etas zu laut –, mahnt er ein Vorgehen auf internationaler bene, innerhalb der IOSCO, an. Das sollten Sie künftig airerweise hinzufügen, wenn Sie seine Ausführungen itieren. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion betrachtet die rage der notwendigen Transparenz von Hedgefonds icht als nationales Thema. Die Regulierung von Hedgeonds hat nicht einmal eine europäische Dimension, sonern ist vielmehr eine internationale Herausforderung. b es dabei zu staatlichen Vereinbarungen oder zu einer reiwilligen Verpflichtung von Hedgefonds kommt, ist weitrangig. Wichtig ist, dass die Transparenz von edgefonds weltweit erhöht wird. Die Mittel dazu müs en auf internationaler Ebene klug gewählt werden. Das heißt allerdings keinesfalls, dass Deutschland eine Verantwortung für das Thema abgibt. Das hat die undesregierung im Übrigen bereits im Koalitionsver rag sehr deutlich gemacht. Darin hat sie sich dezidiert Leo Dautzenberg dazu verpflichtet, sich auf internationaler Ebene – Zitat – „für eine angemessene Aufsicht und Transparenz von Hedgefonds“ einzusetzen. Sie hat sich nicht nur dazu verpflichtet: In internationalen Gremien, wie dem Forum für Finanzstabilität oder der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden, macht sich diese Bundesregierung aktuell für eine verbesserte Transparenz von Hedgefonds stark. Im Jahre 1998 kam es zum Zusammenbruch von LTCM. Auf dieser Grundlage können Sie in Ihrem Antrag aber nicht fordern, die Hedgefonds in Deutschland zu verbieten. In Deutschland wurde die Diskussion über Hedgefonds im letzten Jahr neu entfacht, als der Versuch der Übernahme der Londoner Börse durch die Deutsche Börse scheiterte. In diesem Zusammenhang trat bei einigen Hedgefonds ein verändertes Rollenverständnis zutage. Frau Kollegin Hauer hat zu diesem Phänomen etwas gesagt. Man muss sich vielleicht darauf verständigen, wie da die Transparenz verbessert werden kann, wie die Informationspflicht gegenüber dem Markt ab einer bestimmten Beteiligungshöhe sichergestellt werden kann. Die am Markt agierenden Hedgefonds arbeiten mit zum Teil sehr unterschiedlichen Strategien. Einige davon mögen für die Stabilität des Finanzmarktes risikoreich sein. Wenn man aber die Gesamtheit der Hedgefonds betrachtet, stellt man fest, dass es eine Risikoverteilung gibt. Das Entscheidende ist die Offenlegungspflicht, weil dadurch die Präferenz zum Ausdruck kommt. Wir werden die Diskussion über diese Problematik weiterführen. Wir werden nach adäquaten Begleitmaßnahmen suchen, die aber nur international vereinbart werden können. Heute müssen wir der Beschlussempfehlung des Finanzausschusses zustimmen und damit den Antrag der Linken leider ablehnen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1603620700

Das Wort hat der Kollege Oskar Lafontaine.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603620800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Der Deutsche Bundestag beschäftigt sich heute
mit Heuschrecken. Wenn Sie sich erinnern: Dies war vor
einem Jahr eine lebendige Debatte in Deutschland. Viele
haben aufmerksam zugehört, als der heutige Vizekanzler
Franz Müntefering vor einer Wahl das Thema der Heu-
schrecken zu einem zentralen Anliegen des Wahlkamp-
fes machte.

Das Argument war, dass diese Fonds wie Heuschre-
cken, die über Wiesen herfallen, abgrasen und dann wie-

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(C (D er verschwinden, agieren. Dieses Argument war nicht anz falsch. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es ist und bleibt falsch!)


iele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben die
offnung gehabt, dass mit dieser Intervention einmal die
rage aufgeworfen würde, ob der gegenwärtige Weg auf
en internationalen Finanzmärkten richtig sei, um
achstum, Beschäftigung sowie eine stetige und stabile

ntwicklung der Weltwirtschaft zu garantieren.


(Beifall bei der LINKEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das hat mit der Realität null zu tun!)


Unabhängig von dem, was von den bisherigen Red-
ern vorgetragen worden ist, ist weltweit unbestritten,
ass die Hedgefonds erstens die Finanzmärkte destabili-
ieren,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ach!)


weitens die Wechselkurse destabilisieren und drittens
uch die Unternehmen destabilisieren. Diese internatio-
al festgestellte Entwicklung sollte doch Veranlassung
ein, über Hedgefonds nachzudenken.

Ich komme zunächst auf die Finanzmärkte zu spre-
hen. Es ist vorhin schon Herr Sanio, der Chef der
aFin, zitiert worden, der immer wieder darauf hinweist,
ass die Hedgefonds die schwarzen Löcher des Welt-
inanzsystems sind.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Links reden und rechts leben! – Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: Richtig zitieren!)


ch möchte ihn weiter zitieren, was mein Vorredner vor-
in versäumt hat: Die Frage ist nicht, ob, sondern wann
in Hedgefonds ein Desaster verursacht.


(Beifall bei der LINKEN)


enn ein Fachmann eine solche Feststellung trifft, dann
üsste doch Veranlassung bestehen, auf irgendeine
eise tätig zu werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben vorhin darauf hingewiesen, dass im
ahre 1998 durch den Zusammenbruch von LTCM ein
usammensturz des Weltfinanzsystems drohte. Viel
lück und das konsequente Handeln der amerikanischen
otenbank verhinderten, dass damals das Weltfinanzsys-

em zusammenbrach. Schon damals wurde der Ruf nach
egulierung laut. Heute sind es die Deutsche Bundes-
ank, die Europäische Zentralbank, die BaFin, die US-
örsenaufsicht und die großen Hedgefonds selber, die
er Meinung sind, dass es auf diese Art und Weise nicht
ehr weitergehen kann.

Es genügt eben nicht, einfach nur darauf zu verwei-
en, die Hedgefonds würden irgendetwas Positives leis-
en. Es genügt auch nicht der Hinweis, es könne, wenn
berhaupt, dann nur im internationalen Rahmen reguliert
erden. Nein, wir sind selbst gehalten, unsere Verant-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
wortung wahrzunehmen und einen Beitrag zu leisten,
dass es nicht zu einem internationalen Desaster kommt.


(Beifall bei der LINKEN)

Wenn argumentiert wird, das, was hier von unserer

Fraktion vorgeschlagen wird, sei nicht akzeptabel, dann
muss ich darauf hinweisen, dass wir schlicht und einfach
vorschlagen, eine Zulassung, die 2004 erfolgt ist und
über die öffentlich gar nicht diskutiert worden ist, jetzt
wieder zurückzunehmen.


(Beifall bei der LINKEN)

Deutschland hat auch funktioniert vor dem

Jahre 2004. Deutschland hat auch funktioniert, ohne
dass die Hedgefonds zugelassen waren. Der Kollege von
der FDP hat richtigerweise darauf hingewiesen, dass die
Hegdefonds in Deutschland noch kein großes Finanz-
volumen haben.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wenn Sie so weiterreden, wird es noch weniger werden!)


Es geht um die prinzipielle Frage, ob wir tatenlos zuse-
hen sollen, dass die Finanzmärkte mit solchen Risiken
leben müssen. Wenn eines Tages wieder eine solche
Krise geschieht wie die bei LTCM und wenn die interna-
tionalen Finanzmärkte zusammenbrechen, dann genügt
es nicht, mit offenem Mund dazustehen, sondern dann
muss man sich zur eigenen Verantwortung bekennen.
Die wahrzunehmen, lehnen Sie derzeit ab.


(Beifall bei der LINKEN)

Zur Stabilität der Wechselkurse will ich aus Zeitgrün-

den nichts sagen. Dass die Wechselkursstabilität ein gro-
ßes Problem der Weltwirtschaft ist und dass die Hedge-
fonds hier eine sehr negative Rolle spielen, merke ich
nur an.

Ich komme auf die Unternehmen zu sprechen. Es geht
hier nicht nur um Anlegerschutz, wie der eine oder an-
dere sagt. Es geht hier um den Schutz der Arbeitsplätze
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,


(Beifall bei der LINKEN)

die immer dann wegfallen, wenn sich Hedgefonds auf
diese Art und Weise bedienen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Völliger Unsinn!)


Ich lese Ihnen einmal vor, was Herr Seifert, der etwas
mehr als der Zwischenrufer in der ersten Reihe von der
Sache versteht – leider ist mir sein Name nicht präsent –,
sagt:

Machen wir uns nichts vor. Die erfolgreiche deut-
sche Industrie entstand, weil gute Ingenieure gute
Qualitätsprodukte gemacht und die Firmen Sicher-
heitspolster gebildet haben. Durch diese neue Ent-
wicklung am Kapitalmarkt raubt man den Unter-
nehmen die Zukunft. Denn zuerst wird bei den
Investitionen gespart. Ich habe noch die Mails der
Hegdefonds, die genau das gefordert haben.

Es wird also an Investitionen gespart, um eine ordentli-
che Rendite zu erwirtschaften. Das ist doch auch für die
deutschen Unternehmen und für die deutsche Volkswirt-
schaft ein falscher Weg.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Frank Schäffler [FDP]: Ihre Rente ist sicher!)


Ihr Verhalten hier erinnert an Mediziner, die zuerst ei-
en Virus in die Welt setzen und dann sagen, dass sie ir-
endwie einen Impfstoff entwickeln müssen.


Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603620900

Kollege Lafontaine, es tut mir Leid, aber Sie müssen

um Schluss kommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621000

Ja, vielen Dank, Frau Präsidentin, ich komme zum

chluss. – Die Hedgefonds sind ein Kernelement des in-
ernationalen Finanzkapitalismus. Eine Weltwirtschafts-
rdnung, die auf den internationalen Finanzkapitalismus
n der gegenwärtigen Prägung setzt, wird keinen Bestand
aben. Es ist an der Zeit, dass große Industrienationen
arangehen, diesem Treiben ein Ende zu machen.
eutschland könnte mit gutem Beispiel vorangehen.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Völker, hört die Signale!)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621100

Nun hat der Kollege Schick vom Bündnis 90/Die

rünen das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

laube, es ist gut, dass nach diesem Beitrag noch jemand
edet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Die Mikrofonanlage fällt kurzfristig aus – Lachen bei der LINKEN – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Das war der liebe Gott!)


Vorsicht. – Wo Oskar Lafontaine Recht hat, da hat er
ber Recht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich bin der Linkspartei dankbar, dass wir diese Sache
ier diskutieren. Wenn international von allen Fi-
anzaufsehern und Zentralbankern massiv vor den Ge-
ahren der Hedgefonds gewarnt wird, dann müssen auch
ir hier im Bundestag uns damit beschäftigen und das

ollten wir sachlich tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Aufgrund der massiven Anlagesteigerung auf 1,2 Bil-
ionen Dollar, mit denen man jetzt in weniger liquide
nlagen hineingeht, und im Kontext der Zinserhöhung,
ie es in absehbarer Zeit geben wird, ist der Hebeleffekt,
er sich dadurch ergibt, dass Hedgefonds Fremdkapital
insetzen, natürlich eine gefährliche Sache für die
inanzmärkte. Das darf man nicht auf die leichte Schul-

er nehmen. Auch in der Debatte zu Basel II haben wir
indeutig klargestellt – wir waren uns darin einig –, dass
ute und stabile Finanzmärkte existenziell für eine gute
irtschaftliche Entwicklung sind.






(A) )



(B) )


Dr. Gerhard Schick
Heute ist der Zustand völlig intransparent. 87 Prozent
der größeren Unternehmen in Deutschland haben
Hedgefonds unter ihren Aktionären, aber sie wissen
nicht, wer das ist und was sie tun. Damit müssen wir uns
auseinander setzen. Es gefährdet Arbeitsplätze in
Deutschland und hat mit der von uns gewollten nachhal-
tigen Entwicklung überhaupt nichts zu tun, auf kurzfris-
tige Renditeorientierung anstatt auf langfristige Wert-
schöpfung zu setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Man muss festhalten: Angesichts dieser Situation ist es
beschämend, dass heute, acht Jahre, nachdem der erste
Hedgefonds massive, milliardenschwere Schäden verur-
sacht hat, international immer noch nichts geschehen ist.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Ich komme zum Antrag der Linkspartei. Sie haben
von „schlicht und einfach“ gesprochen. Genau so ist lei-
der auch Ihr Antrag gestrickt: schlicht und einfach. Ich
frage Sie: Was bringt es denn, wenn wir in Deutschland
die Hedgefonds abschaffen? Es geht um 43 von interna-
tional 9 000 Hedgefonds. Was bringt das für die zusätzli-
che Finanzmarktstabilität? – Gar nichts bringt das.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich frage Sie, ob es mehr Transparenz zum Beispiel für
die deutschen Anleger bringt, wenn wir sie hier in
Deutschland abschaffen. Natürlich sind sie über die Le-
bensversicherungen und über die Pensionsfonds längst
an den internationalen Hedgefonds beteiligt. Der Schutz,
den Sie hier anstreben, wird durch Ihren Antrag nicht er-
reicht. Auch hier gilt: Es bringt nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Sie sagen, Sie wollen die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in den Unternehmen davor schützen,
dass Hedgefonds kurzfristig in diese Unternehmen hi-
neingehen und Übernahmen, Fusionen und Abspaltun-
gen durchsetzen, die vielleicht gar nicht im langfristigen
Interesse des Unternehmens liegen. Auch deshalb muss
ich Sie fragen, ob das, was Sie hier fordern, etwas bringt.
– Nein, es bringt nichts, weil die Hedgefonds von woan-
ders aus agieren können. Angesichts der vorhandenen
Risiken und Schwierigkeiten bin ich dafür, etwas zu tun,
was etwas bringt. Was Sie liefern, ist nur eine schwache
Show.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Frau Hauer, ich muss aber auch sagen, dass ein For-
schungsauftrag vielleicht auch nicht reicht. Der Vor-
schlag von der Bundesbank, den ich richtig finde – die
Hedgefonds sollten sich freiwillig durch Ratingagentu-
ren kontrollieren lassen –, wird ebenfalls bei weitem
nicht ausreichen. Das ist nicht das, was wir uns unter ei-

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(C (D er guten Finanzaufsicht vorstellen. Richtig ist, dass wir n der Europäischen Union und mit starker deutscher Beeiligung eine Regulierung im Rahmen der Fondsrichtliie durchsetzen müssen. In dem Zusammenhang habe ich eine Frage an die roße Koalition. Vor wenigen Wochen haben Sie angeündigt, dass Sie die Regulierung von Hedgefonds in eutschland erleichtern und die Meldepflichten herab etzen wollen. Das passt doch wie die Faust aufs Auge. ie wollen Sie international eine schärfere Regulierung urchsetzen, wenn Sie national Erleichterungen schafen? Wer so widersprüchlich aufgestellt ist, wird wenig rfolg haben. eswegen überzeugt uns Ihre Aufstellung genauso weig wie der schmalbrüstige Antrag der Linkspartei. Danke schön. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Finanzusschusses auf Drucksache 16/1448 zum Antrag der raktion Die Linke mit dem Titel „Hedgefondszulassung urücknehmen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag uf Drucksache 16/113 abzulehnen. Über die Beschlussempfehlung ist namentliche Abtimmung verlangt. Ich bitte deshalb die Schriftführerinen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzuehmen. Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist er Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das biser seine Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht er Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftfüherinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später ekannt gegeben. Wir setzen die Beratungen fort. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a bis 19 e sowie ie Zusatzpunkte 1 a und 1 b auf: 19 a)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621200
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen vom 23. Mai 1997 über die
Vorrechte und Immunitäten des Internationa-
len Seegerichtshofs und zu dem Abkommen
vom 14. Dezember 2004 zwischen der Bundes-
republik Deutschland und dem Internationa-
len Seegerichtshof über den Sitz des Gerichts-
hofs

– Drucksache 16/1288 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Pro-
tokoll vom 27. März 1998 über die Vorrechte
und Immunitäten der Internationalen Meeres-
bodenbehörde

– Drucksache 16/1289 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Daniel
Bahr (Münster), Heinz Lanfermann, Dr. Konrad
Schily, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Ausgleich für neue Arbeitszeitmodelle in
Krankenhäusern vorziehen

– Drucksache 16/670 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Patrick Döring, Horst
Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Sicherheitskonzept für Nord- und Ostsee opti-
mieren

– Drucksache 16/1164 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

e) Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der
Internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo
zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes
für die Flüchtlingsrückkehr und zur militäri-
schen Absicherung der Friedensregelung für
das Kosovo auf der Grundlage der Resolution
1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militä-
risch-Technischen Abkommens zwischen der
Internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR)

und den Regierungen der Bundesrepublik

(jetzt: Serbien und Montenegro)


– Drucksache 16/1509 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

ZP 1 a)Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Dr. Karl Addicks, Christian
Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP, der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter,
Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN so-

(Quedlin t d ü F P d g u D H 2 g (C (D burg)

Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN
Verbot der Einfuhr von Wildvögeln
– Drucksache 16/1502 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus
Ernst, Katja Kipping, Heidrun Bluhm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Wohnungslosigkeit vermeiden – Wiederein-
führung von Beihilfen und Übernahme von
Mietschulden auch für Erwerbstätige mit
niedrigem Einkommen und Arbeitslosengeld-
I-Bezieher
– Drucksache 16/1201 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, Ihre
lätze wieder einzunehmen und Gespräche möglichst
raußen fortzusetzen, sodass die Kolleginnen und Kolle-
en, die das wünschen, den Beratungen weiter folgen
nd sich auch an den Abstimmungen beteiligen können.
as gilt sowohl für die rechte wie für die linke Seite des
auses, liebe Kollegen.
Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 20 a bis

0 o. Es handelt sich um die Beschlussfassung zu Vorla-
en, zu denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 20 a:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Agrarstatistikgesetzes und
des Rinderregistrierungsdurchführungsgeset-
zes
– Drucksache 16/1023 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)

– Drucksache 16/1438 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Franz-Josef Holzenkamp
Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/1438, den Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Gibt es Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in
zweiter Beratung einstimmig angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 b:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Feststellung des Wirtschaftsplans des
ERP-Sondervermögens für das Jahr 2006

(ERP-Wirtschaftsplangesetz 2006)


– Drucksache 16/637 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/1506 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Matthias Berninger

Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/
1506, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das
Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung eben-
falls einstimmig angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
stimmt dagegen? – Möchte sich jemand enthalten? – Der
Gesetzentwurf ist damit einstimmig angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 c auf:

– Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Übereinkommen
Nr. 146 der Internationalen Arbeitsorganisa-
tion vom 29. Oktober 1976 über den bezahlten
Jahresurlaub der Seeleute

– Drucksache 16/1001 –

– Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Übereinkommen
Nr. 166 der Internationalen Arbeitsorganisa-
tion vom 9. Oktober 1987 über die Heimschaf-
fung der Seeleute (Neufassung)


– Drucksache 16/1002 –

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(C (D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – Drucksache 16/1467 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Heinrich L. Kolb Der Ausschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt unter uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 16/1467, den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/1001 nzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzenturf zustimmen wollen, sich zu erheben. er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist damit einmütig angenommen. Da wir alle uns ja im Prozess der Arbeit weiterbilden, ollege Körper: Das ist ein Vertragsgesetz und deshalb ntfällt die zweite Lesung. (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Handzeichen!)


Wir sind immer noch bei Tagesordnungspunkt 20 c.

Der Ausschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt un-
er Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 16/1467, den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/1002
nzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzent-
urf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt
agegen? – Gibt es Enthaltungen? – Das ist offensicht-
ich nicht der Fall. Damit ist auch dieser Gesetzentwurf
instimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 d:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Umsetzung der Richtlinie 2004/25/EG des
Europäischen Parlaments und des Rates vom
21. April 2004 betreffend Übernahmeangebote

(Übernahmerichtlinie-Umsetzungsgesetz)


– Drucksachen 16/1003, 16/1342 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/1541 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Georg Fahrenschon
Nina Hauer

Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 16/1541, den Gesetzent-
urf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzent-
urf ist damit in zweiter Beratung bei Enthaltung der
raktion Die Linke und der Fraktion des Bündnisses 90/
ie Grünen angenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetz-
entwurf bei Enthaltung der Fraktion Die Linke und der
Fraktion der Grünen angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 e:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Modernisierung des Schuldenwesens des

(Bundesschuldenwesenmodernisierungsgesetz)


– Drucksache 16/1336 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1526 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/1526 die An-
nahme des Gesetzentwurfes. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um ihr Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung gegen die
Stimmen der Fraktion Die Linke angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
stimmt dagegen? – Wer möchte sich enthalten? – Der
Gesetzentwurf ist damit angenommen.

Wir kommen nun zu den Beschlussempfehlungen des
Petitionsausschusses.

Tagesordnungspunkt 20 f:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 36 zu Petitionen

– Drucksache 16/1423 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Damit ist die Sammelübersicht 36 einmütig
angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 g:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 37 zu Petitionen

– Drucksache 16/1424 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 37 ist gegen die Stim-
men der Fraktion Die Linke und bei Enthaltung der
Fraktion der Grünen angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 h:

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(C (D Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 38 zu Petitionen – Drucksache 16/1425 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Damit ist die Sammelübersicht 38 einstimmig ngenommen. Tagesordnungspunkt 20 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 39 zu Petitionen – Drucksache 16/1426 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Damit ist die Sammelübersicht 39 gegen die timmen der FDP, der Linken und der Grünen angenomen. Tagesordnungspunkt 20 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 40 zu Petitionen – Drucksache 16/1427 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es nthaltungen? – Damit ist die Sammelübersicht 40 geen die Stimmen der Fraktion Die Linke und der Frakion der Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 20 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 41 zu Petitionen – Drucksache 16/1428 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer öchte sich enthalten? – Damit ist die Sammelüber icht 41 bei Gegenstimmen der Fraktion der Grünen anenommen. Tagesordnungspunkt 20 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 42 zu Petitionen – Drucksache 16/1429 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer öchte sich enthalten? – Die Sammelübersicht 42 ist ge en die Stimmen der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 20 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 43 zu Petitionen – Drucksache 16/1430 – Vizepräsidentin Petra Pau Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Dann ist die Sammelübersicht 43 gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 20 n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 44 zu Petitionen – Drucksache 16/1431 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer möchte sich enthalten? – Damit ist die Sammelübersicht 44 gegen die Stimmen der Grünen und bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 20 o: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 45 zu Petitionen – Drucksache 16/1432 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer möchte sich enthalten? – Die Sammelübersicht 45 ist gegen die Stimmen der Fraktionen Die Linke und Die Grünen und bei Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen. Ich rufe damit den Zusatzpunkt 2 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE Beeinträchtigung der Pressefreiheit durch Aktivitäten des Bundesnachrichtendienstes Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege Ulrich Maurer. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol legen! Seit Wochen erreichen uns täglich neue Meldungen, Enthüllungen, Bezichtigungen aus dem Schattenreich der Nachrichtendienste. Das Parlament befindet sich bisher in der Rolle des fassungslosen Zuschauers; das ist ein Zustand, den wir mit den deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern teilen. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Fragen Sie einmal Kollegen Nešković!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621300

Das Parlament ist aber eigentlich dazu berufen, diese
Dinge zu debattieren, zu diskutieren, die Verantwortung
zu klären und Stellungnahmen der Regierung einzuho-
len. Mit der Rolle des fassungslosen Zuschauens kann es
sich nicht abfinden.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben zur Kenntnis zu nehmen: Der deutsche
Auslandsgeheimdienst hat über einen langen Zeitraum
– bis in die jüngste Zeit, wenn man den Meldungen der
Medien glauben darf; und die „Süddeutsche Zeitung“ ist
ja kein Revolverblatt – Journalisten im Inland bespitzelt,
ausgeforscht, ihre Einkünfte kontrolliert, ihr Privatleben

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(C (D urchleuchtet, ihre Konten geklärt, angeblich sogar, wie ch heute lese, eine Steuerprüfung veranlasst oder, wie anche schreiben, sogar Telefone abgehört. Liebe Kol eginnen und Kollegen, wenn davon auch nur 80 Prozent timmen, ist das der schwerste Angriff auf die Pressereiheit in Deutschland seit Erlangung der deutschen inheit. Wir sind in diesem Zusammenhang bei Vergleichen it der Staatssicherheit äußerst zurückhaltend – andere aren da weniger zurückhaltend. Deshalb füge ich, dait da keine Missverständnisse aufkommen, hinzu: och unterhält der BND keine Gefängnisse in der Bunesrepublik nd noch gibt es die Chance, Abgeordneter zu werden, elbst wenn man der Gegenstand von Überprüfungen ist. ber die Art und Weise, wie informelle Mitarbeiter aneworben werden und wie sie geführt werden, das hat chon verblüffende Parallelen; das anzumerken, muss eraubt sein. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der SPD: Genauer! Was meinen Sie denn?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der LINKEN: Noch!)


Die Art und Weise, wie in diesem Zusammenhang mit
em Parlamentarischen Kontrollgremium umgegangen
urde, ist im Übrigen geeignet, dieses Gremium der Lä-

herlichkeit preiszugeben; ich will das deutlich sagen.

Es ist abzusehen, dass die Legende gebildet werden
ird – das ist schon zu riechen –, die ganze Operation
äre nur durch eine wild gewordene Unterabteilung des
ND zustande gekommen. Vielleicht hätte das auch je-
and geglaubt, wenn wir nicht den verehrten Kollegen
chmidbauer – Codename 008 – in unseren Reihen hät-

en. Er hat uns immerhin mitgeteilt, dass er in seiner Ei-
enschaft als Koordinator der Nachrichtendienste davon
ehört habe. Zunächst hatte er sogar geglaubt zu wissen,
ass der Chef des BND diese Unternehmungen angeord-
et habe. Jetzt erinnert er sich immerhin daran, dass er
avon gehört habe. Das, finde ich, ist ein bemerkenswer-
es Eingeständnis. Nun höre ich vom Kollegen Struck,
er immerhin, im Gegensatz zum Kollegen Scholz, per-
onelle Konsequenzen fordert, 1998 sei dieses Vorgehen
chlagartig beendet worden. Ich überlege mir immer,
ie die Amtsübergabe von dem Kollegen Schmidbauer

n seinen Nachfolger vor sich gegangen ist.

Die Fragen, die man sich heute stellen muss, lauten:
erden im BND solche Rechtsbrüche von Abteilungen

hne Wissen der Führung begangen? Hat der Koordina-
or der Nachrichtendienste mehr gewusst als der Präsi-
ent? Ist das alles vorstellbar? Wenn es so wäre, dann
ürde das bedeuten, dass beim BND rechtswidrige Ope-

ationen an dessen Führung und an der politischen Ebene
orbei gemacht werden. Allein das wäre unglaublich.
an muss sich das einmal vorstellen: Ein Nachrichten-

ienst verselbstständigt sich so, dass er Rechtsbrüche be-
eht, und zwar größten Ausmaßes, und seine Führung






(A) )



(B) )


Ulrich Maurer
weiß nichts davon. Allein das wäre Grund genug, die
Dinge grundlegend infrage zu stellen.

Wie ist es aber, wenn die Koordinatoren alles oder zu-
mindest ein wenig davon gewusst haben? Die Bundesre-
gierung hat gesagt, sie unterbinde solche Maßnahmen ab
sofort. Wie aber schätzt die Bundesregierung die Maß-
nahmen aus der ganzen Zeit davor ein? Wie beurteilt sie
das? Welche Konsequenzen zieht sie?

Ich glaube, man muss das alles vor dem Hintergrund
sehen, dass es in Deutschland leider üblich geworden ist,
alle Grenzen zu verwischen, die im demokratischen
Rechtsstaat aufgebaut sind.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621400

Kollege Maurer, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

men.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621500

Ich komme zum Schluss. – Es werden die Grenzen

zwischen den Aufgaben der Armee, der Polizei und der
Nachrichtendienste verwischt: Jeder macht alles; alles
vollzieht sich in einer Grauzone.

Wir wollen, dass die demokratische Kontrolle durch
das Parlament wieder hergestellt wird. Wir wollen, dass
die parlamentarischen Kontrollgremien nicht mehr Mär-
chenstunden absitzen müssen, sondern Zugriffsrechte
auf Akten und Informationen haben, sodass sie wirklich
Kontrolle ausüben können.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben sie schon!)


Das ist das mindeste Bekenntnis, das wir heute von Ih-
nen erwarten.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621600

Das Wort hat der Kollege Röttgen für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als was spricht er jetzt? Für den BDI, oder?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! In dieser Debatte geht es im Kern – das war der
Ausgangspunkt – um den Vorwurf der rechtswidrigen
Überwachung von Journalisten. Das ist eine ernste Sa-
che, ein gravierender Vorwurf. Dieser Vorwurf muss al-
lerdings noch geprüft werden: Gab es diese Vorfälle?
Wenn ja, in welchem Umfang? In welchen Fällen? Was
waren die Umstände?

Wenn wir nach einer Prüfung feststellen sollten, dass
dieser Vorwurf wahr ist, dann sind Kritik, Konsequen-
zen, vielleicht auch Empörung angemessen. Aber ich bin
mir ganz sicher – das möchte ich in dieser Debatte
sagen –, dass wir mit dem reinen Empörungsgestus, mit
der parteipolitischen Profitsuche bei diesen Vorfällen un-

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(C (D erer parlamentarischen Verantwortung ganz sicher nicht erecht werden. o gravierend dieser Fall ist, so ernst müssen wir die rage nehmen, wie wir als Parlament mit diesem Fall nd mit der parlamentarischen Kontrolle, die uns obiegt, umgehen. Ich kann, wie ich glaube, sagen, dass die Vertreter aler Fraktionen im Parlamentarischen Kontrollgremium is zu einem bestimmten Ereignis übereinstimmende uffassungen hatten. Schon in der letzten Legislaturperiode – da gehörte ch diesem Gremium noch gar nicht an – ist zur Aufkläung dieses Falles ein Sonderermittler eingesetzt woren. Das heißt, das Parlament wollte Klarheit haben und at daher von der Möglichkeit des Sonderermittlers Gerauch gemacht. Herr Dr. Schäfer, ehemaliger Vorsitzener Richter am Bundesgerichtshof, ist damit beauftragt orden. Mein Eindruck ist: Wir alle haben Grund, ihm ür die exzellente Arbeit, die er geleistet hat, dankbar zu ein. Diesen Dank möchte ich ihm hier ausdrücklich abtatten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Bericht ist nach einem halben Jahr vorgelegt wor-
en. Das ist für einen 170 Seiten starken Bericht eine
ngemessene Zeit. Er ist von Herrn Dr. Schäfer im Kon-
rollgremium vorgestellt worden. Es hat eine Sachver-
altsdarstellung gegeben, eine rechtliche Bewertung
urde vorgenommen und Konsequenzen wurden vorge-

chlagen. Wir alle haben einvernehmlich beschlossen,
iesen Bericht genau zu studieren, zu erörtern und in der
ächsten Sitzung – möglicherweise kontrovers – über
ie Konsequenzen zu debattieren. Ich behaupte, dass das
arlament mit diesem Verfahren seiner Verantwortung
erecht wird.

Das hat sich in dem Augenblick geändert


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Als es in der Zeitung stand!)


ich will es präziser sagen, das war nicht in dem Augen-
lick, in dem es in der Zeitung stand –, in dem es zu ei-
er Straftat gekommen ist, nämlich zu Geheimnisverrat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ielleicht war es jemand aus der Mitte des Parlaments,
ielleicht lag es an den zwei Exemplaren, die die Regie-
ung erhalten hat. Ich weiß nicht, wer der Täter war. Ich
eiß nur, dass es einen strafbaren Geheimnisverrat gege-
en hat.

Ich stelle heute als Parlamentarier mit großem Bedau-
rn fest: Diese Straftat war bislang sehr erfolgreich. Sie
estimmt nämlich in einem weiten Umfang unseren Um-
ang mit dieser Thematik. Auf einmal findet dazu eine
ktuelle Stunde statt, auf einmal gibt es eine Parteipoli-

isierung eines ernsten staatlichen Vorgangs. Auf einmal
ibt es die Informationsherrschaft von einigen wenigen.
ir gehen davon aus, dass das komplette Exemplar






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
irgendwo – vielleicht in mehrfacher Ausführung – liegt.
Das heißt, einige wenige haben Informationsherrschaft.
Davon haben sie bereits manipulativen Gebrauch ge-
macht.


(Zuruf von der SPD: Herrschaftswissen!)


– Das ist Herrschaftswissen, das manipulativ eingesetzt
wird.


(Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Der Verrat ist ein Problem, weil er eine Straftat ist, ver-
ehrte Frau Künast.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da muss ja vorher einiges passiert sein!)


Ich will Ihnen sagen, was das Problem ist. Wir als CDU/
CSU-Fraktion und, wie ich glaube, die große Mehrheit
dieses Hauses – wenn Sie das nicht so sehen, dann haben
wir offensichtlich eine unterschiedliche Betrachtungs-
weise – stellen zweierlei fest: Wir halten sowohl die
Existenz effektiver rechtsstaatlich agierender Geheim-
dienste als auch eine effektive parlamentarische Kon-
trolle für notwendig. Wir wollen beides.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Täter, der die Möglichkeit effektiver parlamenta-
rischer Kontrolle durch strafbaren Geheimnisverrat be-
einträchtigt, beschädigt das Parlament und dessen
Rechte. Das muss einmal ausgesprochen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Darum bin ich der Auffassung, dass wir über das Verfah-
ren der parlamentarischen Kontrolle einmal grundsätz-
lich reden müssen. Diese Selbstbeschädigung können
wir nicht einfach weiter hinnehmen. Wir müssen sie zu-
mindest einmal beim Namen nennen.

Ich will einen allerletzten Punkt ansprechen. Das Par-
lament ist durch den Geheimnisverrat in eine Notlage
gekommen, und zwar in der Frage der Veröffentlichung.
Wir können nicht mehr darüber entscheiden, ob wir den
Bericht veröffentlichen oder nicht, ob die Geheimhal-
tung eingehalten wird oder nicht. Durch den Geheimnis-
verrat ist Öffentlichkeit hergestellt worden. Darum
spricht viel dafür, dass wir nicht weiterhin einseitige, in-
teressengeleitete, manipulationsanfällige Öffentlichkeit
zulassen, sondern unter Wahrung der Persönlichkeits-
rechte von Betroffenen allgemeine Öffentlichkeit her-
stellen.


(Beifall des Abg. Clemens Binninger [CDU/ CSU])


Dabei sind wir gerade. Ich glaube, dass diese Balance
eingehalten wird und dass dies ein Teil des verantwor-
tungsvollen Umgangs mit diesem Vorfall ist.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1603621800

Kollege Röttgen, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

men.

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(C (D Ich komme zum Schluss. – Ich möchte an uns alle ap ellieren: Es wird wahrscheinlich immer wieder rechtsidriges staatliches Verhalten geben. Ebenso wird es uch von Bürgern immer wieder rechtswidriges Verhalen geben. Wir müssen uns daran messen lassen, wie wir it einem solchen Verhalten umgehen. Effektiv aufkläen, das ist das Gebot der Stunde – und daraus Konseuenzen ziehen, um rechtswidriges Verhalten zu erchweren! Im Umgang mit diesen Vorfällen wird sich rweisen, ob das Parlament seiner Verantwortung geecht wird. Wir alle sollten uns bemühen, dieser Verantortung gerecht zu werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603621900


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1603622000

Das Wort hat der Kollege Dr. Max Stadler.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603622100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Lieber Herr Kollege Röttgen, ich beziehe mich
icht auf den noch nicht veröffentlichten Schäfer-
ericht, sondern nur auf die Vorgänge, die schon im No-
ember und Dezember letzten Jahres bekannt geworden
ind und zur Beauftragung von Herrn Schäfer mit Er-
ittlungen geführt haben, nämlich auf die unzulässigen,

chon damals bekannten Oberservierungen von einzel-
en Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst.
as führte immerhin dazu, dass sich der ehemalige
ND-Präsident bei Betroffenen entschuldigt hat und
iese Vorgänge als rechtswidrig bezeichnet hat. Das
ann man als Ausgangspunkt der Debatte nehmen. Von
a ist es nur ein kurzer Weg zu der Aussage: Man fühlt
ich schon sehr an die „Spiegel“-Affäre des Jahres 1962
rinnert.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei aller Unterschiedlichkeit der Vorgänge gibt es ei-
en gemeinsamen Punkt. Auch damals wurde versucht,
ine kritische Berichterstattung mundtot zu machen; das
ar der Kern der „Spiegel“-Affäre. Es hat dagegen mas-

iven Widerstand gegeben. Die FDP hat den Rücktritt
on Franz Josef Strauß erzwungen. Die Bürger haben
rotestiert. Das Zusammenwirken von Bürgergesell-
chaft und Liberalen hat dazu geführt, dass heute im
ückblick gesagt wird: Erst nachdem die „Spiegel“-Af-

äre durchgestanden war, hat sich das Bewusstsein für
ie Pressefreiheit in der noch jungen Bundesrepublik
eutschland so richtig entwickelt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ieses Bewusstsein ist aber offenbar im Laufe der Zeit
ieder verloren gegangen. Der Stellenwert der Presse-

reiheit wird heute vielfach geringer angesetzt. Wir ha-
en das bei der Durchsuchung der Zeitschrift „Cicero“






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
feststellen müssen. Auch da haben Sicherheitsbehörden
Durchsuchungen bei Journalisten durchgeführt, um In-
formanten aufzudecken, obwohl der Schutz der Infor-
manten ein wesentlicher Bestandteil der Pressefreiheit
ist.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP-Bundestagsfraktion ist schon damals initia-
tiv geworden und hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, auf
den ich gleich zu sprechen komme. Aber wir haben uns
im letzten Herbst nicht vorstellen können, dass die An-
zahl der Observierungen und Beobachtungen von Jour-
nalisten durch den Bundesnachrichtendienst über Jahre
hinweg so groß ist. Während es für die Durchsuchung
bei „Cicero“ immerhin einen richterlichen Beschluss
gab, hat der Bundesnachrichtendienst nun offenbar in ei-
gener Machtvollkommenheit gehandelt; er hat rechts-
widrig gehandelt. Wir, die FDP, wollen einen gut funk-
tionierenden Bundesnachrichtendienst, aber einen, der
sich strikt an Recht und Gesetz hält.


(Beifall bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wer will das nicht?)


Wir schlagen dem Parlament drei Sofortmaßnahmen
vor, damit hier nicht nur Empörungsdebatten laufen,
sondern etwas Konkretes geschieht. Erstens. Die Vor-
würfe müssen sofort und umfassend aufgeklärt werden
mit dem Ziel, Wiederholungen zu verhindern. Wir, die
FDP, sind der Meinung, dass es nicht ausreicht, auf den
Schäfer-Bericht zu warten. Wer weiß schon, was genau
veröffentlicht werden kann. Schließlich muss der Per-
sönlichkeitsschutz gewahrt werden. Aber wer hindert die
Bundesregierung daran, ihr eigenes Wissen der Bevölke-
rung mitzuteilen und aufzuklären, ob die in der Öffent-
lichkeit erhobenen Vorwürfe zutreffen oder nicht?


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Die Bundesregierung hat sich schließlich nicht daran ge-
hindert gesehen, die Meldung zu dementieren, bei der
„Berliner Zeitung“ habe es eine Telefonüberwachung
gegeben. Dann kann die Bundesregierung – meinetwe-
gen ohne Namensnennung; unter Wahrung des Persön-
lichkeitsschutzes – doch auch sagen: Diese oder jene
Vorgänge haben sich sehr wohl zugetragen. – Ich ver-
stehe nicht, warum man Tag für Tag darauf warten muss.
Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt ist: Die FDP hat den Entwurf eines
Gesetzes zum Schutz der Pressefreiheit eingebracht. Der
Schutz des Vertrauensverhältnisses zwischen Journalist
und Informant – auf dessen Informationen ist der Journa-
list angewiesen –, das ähnlich schützenswert ist wie das
Verhältnis zwischen Arzt und Patient oder zwischen An-
walt und Mandant, darf nicht beeinträchtigt werden. Um
das sicherzustellen, haben wir einen Gesetzentwurf ein-
gebracht, der in der nächsten Sitzungswoche im Innen-
ausschuss debattiert wird. Ich bitte die große Koalition,
sich unseren Vorstellungen anzuschließen, damit wir als
Gesetzgeber das Unsere für einen besseren Schutz der
Pressefreiheit tun.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Drittens. Die Reform der Geheimdienstkontrolle ereist sich immer mehr als dringend notwendig. Darüber errscht allmählich Einigkeit. Wir haben gehandelt. Uner Gesetzentwurf zur Reform der Arbeit des Kontrollremiums steht in der nächsten Sitzungswoche auf der agesordnung dieses Plenums. Auch hier fordern wir die oalition auf, unseren Vorstellungen zu folgen, damit iese Kontrolle endlich effektiver wird. Damit ist es aber nicht getan. Für mich hat diese ND-Affäre zwar nicht die Züge einer Krise des Rechts taats, aber deutliche Anzeichen einer Krise des Grundertebewusstseins in unserem Land. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir erleben immer wieder – genau das nehmen diejeni-
en beim BND für sich in Anspruch, die gehandelt ha-
en –, dass Sicherheitsbedürfnisse formuliert werden –
ier sind es die der „Eigensicherung“, wie es im Gesetz
eißt – und dass es bei der Wahrung dieser Sicherheitsin-
eressen zu rechtswidrigen und unverhältnismäßigen
ingriffen in Grund- und Freiheitsrechte kommt.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603622200

Herr Kollege Stadler, Sie müssen zum Schluss kom-

en.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603622300

Ich möchte meinen Gedanken noch zu Ende bringen. –

as ist der eigentliche Kern der Auseinandersetzung,
ber die Verantwortlichkeit beim BND, über die even-
uelle Verantwortlichkeit im Kanzleramt, die wir noch
lären müssen, hinaus.

Wir müssen diese Debatte dazu nutzen, dass der Wert
undamentaler Grundrechte und Verfassungsprinzipien


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das steht doch gar nicht infrage!)


m Parlament wieder eindeutig befürwortet wird.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ach! Wer bestreitet das denn?)


uch in diesem Parlament sind mit großer Mehrheit lei-
er Entscheidungen getroffen worden – Stichwort „Luft-
icherheitsgesetz“ –, die das Bundesverfassungsgericht
ufheben musste.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603622400

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603622500

Wir sollten diese Debatte zum Anlass nehmen, den

ert der Grundrechte wieder zu betonen. Wenn wir
wie am Ende der „Spiegel“-Affäre – dazu gekommen

ein sollten, dass die Pressefreiheit wieder den Stellen-
ert hat, der ihr zukommt, dann hätte das Ganze wenigs-

ens einen Nutzen gehabt.

Vielen Dank.






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Dr. Hans Georg Faust Eckart von Klaeden Franz Romer Dr. Lale Akgün
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser

Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum

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urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

artmut Schauerte
r. Annette Schavan

Gerd Andres
Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans- Peter Bartels
Klaus Barthel
Enak Ferlemann Julia Klöckner Johannes Röring Gregor Amann

(Beifall bei der FDP un Vizepräsidentin Petra Pau Ich komme zurück zum Ta gebe das von den Schriftführer ermittelte Ergebnis der nam über die Beschlussempfehlung Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 520; davon ja: 462 nein: 54 enthalten: 4 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Peter Bleser Dr. Maria Böhmer Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Anke Eymer Georg Fahrenschon Ilse Falk D E J D H D N E R J P D U R M M M K H G U U M J B P R K F J H S D D D B H S A B S V d der LINKEN)


(Reutlingen)


:
gesordnungspunkt 6 und
innen und Schriftführern
entlichen Abstimmung
des Finanzausschusses zu

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1)

r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
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berhard Gienger
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osef Göppel
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r. Wolfgang Götzer
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einhard Grindel
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onika Grütters
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Guttenberg
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
r. Franz Josef Jung
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ans-Werner Kammer
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ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder

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em Antrag der Fraktion Di
Hedgefondszulassung zurück
egebene Stimmen 523. Mit J
nd Kollegen gestimmt, mit
ier.1) Die Beschlussempfehlun

Anlage 4

r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
ngbert Liebing
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aurenz Meyer (Hamm)

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ans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
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ernd Neumann (Bremen)

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r. Georg Nüßlein
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lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
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uprecht Polenz
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r. Peter Ramsauer
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(C (D e Linke mit dem Titel nehmen“ bekannt: Aba haben 463 Kolleginnen Nein 56, Enthaltungen g ist damit angenommen. r. Andreas Scheuer arl Richard Schiewerling orbert Schindler eorg Schirmbeck ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt go Schmitt r. Andreas Schockenhoff ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn hristian Freiherr von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel erhard Wächter arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß go Wellenreuther arl-Georg Wellmann nette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch lisabeth WinkelmeierBecker atthias Wissmann agmar Wöhrl olfgang Zöller illi Zylajew PD Vizepräsidentin Petra Pau Sören Bartol Sabine Bätzing Dirk Becker Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Lothar Binding Volker Blumentritt Clemens Bollen Gerd Bollmann Dr. Gerhard Botz Willi Brase Bernhard Brinkmann Marco Bülow Martin Burkert Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Karl Diller Martin Dörmann Dr. Carl-Christian Dressel Elvira Drobinski-Weiß Garrelt Duin Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Hans Eichel Gernot Erler Petra Ernstberger Annette Faße Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Sigmar Gabriel Martin Gerster Günter Gloser Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Gabriele Groneberg Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Brunhilde Irber J J J U D U C H A D W F R A E N V A D J H D C C D W H G D L C K H M P U D U M D M G F D T H H J C D F D M S M G D C W S R D K M O A ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich homas Oppermann olger Ortel einz Paula oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ene Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf A B D M U S R D H C O O S E F D D R W J D A C D J D J W J F H R S J D H A G G D L D A E W H U M B F J D D U E P M J U O P H D J xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz olfgang Spanier örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ndreas Steppuhn hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion ella Teuchner olfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ngelbert Wistuba altraud Wollf eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ens Ackermann r. Karl Addicks aniel Bahr we Barth rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Wolfgang Gerhardt oachim Günther H E B D D H G J H S H In S M M P J D H D G J F M D D C F C D D D H M B G K V C B M G A E D H A B W B S F R M D A J K W B K E C D (C (D einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link arkus Löning atrick Meinhardt an Mücke irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr isela Piltz örg Rohde rank Schäffler arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert ans Josef Fell nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann ärbel Höhn ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei rigitte Pothmer rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick Vizepräsidentin Petra Pau würdigt wird, das aber eine ganz zentrale Funktion hat. drücklich sagen: Unser Gesetz sche Kontrollgremium ist für gewesen; dieses Gesetz ist we sehr fortschrittliches Gesetz. (Beifall bei der SPD sow der CDU/CSU und des BÜ GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Hildesheim)


(Wackernheim)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


Wir brauchen Pressefreiheit
cherchieren, zum Beispiel – da
kratie und zu einem freien St
macht und ganz selbstverständ
richtendienste tun.

Pressefreiheit schließt Info
über die Nachrichtendienste un
Das ist ein Teil der effektiven
tendiensten. Deshalb muss si
spielt eine zentrale Rolle.
über das Parlamentari-
viele Länder ein Vorbild
ltweit einmalig und ein

ie bei Abgeordneten
NDNISSES 90/DIE

, die Möglichkeit, zu re-
s gehört zu einer Demo-

aat – was die Regierung
lich auch was ihre Nach-

rmation und Recherche
d ihre Tätigkeit mit ein.
Kontrolle von Nachrich-
e geschützt werden; sie

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ienstes und des Parlamentari
urch strafbare Indiskretionen
as deshalb hervor, weil es seh
ffenbar herrscht das Gefühl v

bfinden und vielleicht sogar
ie eigentliche Idee – das Ge
onsfähigkeit des Parlamentaris
esteht darin, dass wir als Mitg
en und auch tatsächlich alles
her ist, dass nichts herauskomm
ie Veröffentlichung für notw
iese. Das heißt, dass es Abge
en, für die notwendige Öffen
leichzeitig die notwendige V
on Nachrichtendiensten gewah

Deshalb bitte ich alle – da
öttgen bereits getan –, die An

eichte Schulter zu nehmen, so
schen Kontrollgremiums
gefährdet wird. Ich hebe
r leicht genommen wird.
or, dass man sich damit
daran gewöhnen müsse.

heimnis hinter der Funk-
chen Kontrollgremiums –
lieder alles erfahren dür-
erfahren, weil absolut si-

t, es sei denn, wir halten
endig und veranlassen

ordnete in der Hand ha-
tlichkeit zu sorgen, aber
ertraulichkeit der Arbeit
rt werden kann.

s hat auch der Kollege
gelegenheit nicht auf die
ndern zu bestätigen, dass
Bei allen Diskussionen über Reformen will ich aus- Es geht nicht an, dass die Arbeit des Nachrichten-
Rainder Steenblock
Silke Stokar von Neuforn
Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Josef Philip Winkler
Margareta Wolf (Frankfurt)


Nein

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dagdelen

Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Inge Höger-Neuling
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert

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Wir kehren zur Aktuellen Stunde zurück. Das Wort
hat der Kollege Olaf Scholz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1603622600

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!

Wir verhandeln hier ein ernstes Thema. Ich will deshalb
ein paar Dinge ansprechen, von denen ich glaube, dass
wir sie brauchen, und ein paar, von denen ich glaube,
dass wir sie nicht brauchen.

Wir brauchen in unserem Land selbstverständlich
funktionierende Nachrichtendienste, die rechtsstaatlich
im Inland oder im Ausland – je nachdem, wo ihr Aufga-
bengebiet ist – agieren.

Wir brauchen – das gehört dazu – eine rechtsstaatli-
che, demokratische Kontrolle dieser Nachrichtendienste.
Dazu dient insbesondere das Parlamentarische Kontroll-
gremium, das aus meiner Sicht nicht immer genug ge-

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(C (D lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothee Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Neskovic etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost örn Wunderlich abine Zimmermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Peter Hettlich Dr. Anton Hofreiter Monika Lazar Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe fraktionslose Gert Winkelmeier Enthalten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ulrike Höfken Thilo Hoppe Ute Koczy Irmingard Schewe-Gerigk (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das haben schon die Verfassungsväter erkannt!)


(Saarbrücken)


Wir brauchen aber kein Milieu von Schlapphüten,
eder beim BND noch bei Journalisten, die zwar kei-
em Nachrichtendienst angehören, sich aber fast so füh-
en und als Nachrichtenhändler agieren.


(Beifall bei der SPD)


s gibt eine Gruppe von Leuten, die eine Art Gemein-
amkeit entwickeln, sich gegenseitig beobachten und
ich in einer Weise verhalten, die wir für unzulässig hal-
en. Deshalb geht es, um mehr als um eine Schlapphut-
rise, eine Krise des BND oder des Journalismus – nach
er Veröffentlichung des Berichts wird das sicherlich
ehr viel klarer werden, als derzeit vermutet wird –, weil
s auf beiden Seiten zu unzulässigen Grenzüberschrei-
ungen gekommen ist.


(Beifall bei der SPD)


as ist die gegenwärtige Situation.






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
es sich um einen ernsthaften Vorgang handelt, wenn mit
der Weitergabe von geheimen Dokumenten versucht
wird, manipulative Wirkung auszuüben. Denn dadurch
wird die demokratische und rechtsstaatliche Kontrolle
von Nachrichtendiensten gefährdet. Das darf nicht sein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mancher dieser Vorgänge ist herausgekommen und
wird jetzt mit anderen Informationen verrührt, die zwar
nicht bestätigt wurden, aber für wahr gehalten werden,
weil sie in denselben Texten enthalten sind. Insofern ist
es klar, dass es nur einen Weg gibt, eine vernünftige öf-
fentliche Debatte über die Frage des weiteren Vorgehens
zu ermöglichen, nämlich für eine maximale Öffentlich-
keit zu sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssen dazu beitragen, dass alles, was es über diese
Angelegenheit zu wissen gibt, allen zugänglich gemacht
wird.

In Kenntnis des Berichts von Richter Schäfer stelle
ich fest: Meiner Ansicht nach kann jeder darin enthal-
tene Satz die Öffentlichkeit erreichen und überall disku-
tiert werden.


(Beifall bei der SPD)


Bisher haben mich jedenfalls noch keine rechtlichen Be-
denken von der Notwendigkeit überzeugt, zu verhindern,
dass die Öffentlichkeit über den kompletten Bericht in-
formiert wird. Auch deshalb halte ich die Veröffentli-
chung für erforderlich.


(Beifall bei der SPD)


Erlauben Sie mir noch eine abschließende Bemer-
kung. Als sehr komisch, kaum nachvollziehbar und fast
schon verlogen


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Ja, das ist wohl wahr!)


habe ich das Agieren der PDS-Linkspartei in dieser
Frage empfunden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dass Sie auf der einen Seite die komplette Veröffentli-
chung verlangen, und zwar – damit es jeder erfährt –
nicht mit einer normalen Pressemeldung, sondern als be-
zahlte Tickermeldung über OTS,


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: So ist es!)


sich aber auf der anderen Seite im Kontrollgremium ge-
gen die Veröffentlichung aussprechen, ist nicht in Ord-
nung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist Verlogenheit!)


Die Schlapphutkrise muss mit der Veröffentlichung
des Berichts ein Ende finden. In dem Bericht ist Ernstes,
aber auch ziemlich viel Komisches enthalten. Das soll-
ten wir gemeinsam lesen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])



Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1603622700

Kollege Scholz, ich hoffe, Sie haben jetzt kein Ge-

eimnis verraten, sondern jemand anders hat das schon
orweg klar gemacht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur die Indemnität schützt ihn! – Abg. Wolfgang Nešković [DIE LINKE] meldet sich zu Wort)


Kollege Nešković, das geht leider nicht. In der Aktuel-
en Stunde gibt es weder Zwischenfragen noch Kurzin-
erventionen.

Deshalb hat das Wort jetzt Hans-Christian Ströbele
on der Fraktion der Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Ich möchte mit etwas Positivem anfangen. In der
at hat sich das Parlamentarische Kontrollgremium die-
es Hauses bereits am 21. November vergangenen Jahres
it der Journalistenbeobachtung und -bespitzelung be-

asst. Es hat nicht nur Aufklärungsbedarf gesehen und
inen Auftrag an Herrn Schäfer vergeben, sondern be-
eits damals festgestellt – insofern hat man durchaus et-
as, über das man diskutieren kann –, dass der Geheim-
ienst, also der Bundesnachrichtendienst – jetzt zitiere
ch –, „die eingeräumten Befugnisse überschritten hat“.
ann man eigentlich etwas Böseres über einen Nach-

ichtendienst sagen, als dass er seine Befugnisse über-
chritten hat? Das steht also seit dem 21. November ver-
angenen Jahres fest.

Jetzt diskutieren wir auf der Grundlage des vom
KGr in Auftrag gegebenen Sachverständigengutach-

ens, das uns vorliegt. Das heißt, wir haben in diesem
unkt unsere Arbeit ziemlich gut erledigt.

Nun gibt es einige – wie den Kollegen Röttgen heute
ieder –, die die Indiskretion, die hier ganz offensicht-

ich stattgefunden hat,


(Otto Fricke [FDP]: Straftat?)


n den Mittelpunkt ihrer Rede und ihrer Kritik stellen. Es
st richtig, dass das ärgerlich war.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ärgerlich? – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Strafbar!)


s ist richtig, dass das unsere Arbeit gestört hat, sie nicht
efördert, sondern sie sogar beeinträchtigt hat.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist doch gravierend!)


b das strafbar ist, soll die Staatsanwaltschaft klären;
ie Diskussion brauchen wir hier heute nicht zu führen.

Herr Kollege Röttgen, wir können uns aber nicht so
erhalten wie damals – der Kollege hat bereits die Paral-
ele zur „Spiegel“-Affäre gezogen –, als versucht wurde,






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele
das eigentliche Problem mit dem Vorwurf zu überde-
cken, da sei ein Abgrund von Landesverrat festzustellen
gewesen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das hat aber doch keiner getan!)


Man kann darüber hier diskutieren, man kann das hin
und her diskutieren und sagen, das war nicht in Ordnung
– das ist völlig klar –; ob es strafbar ist, wollen wir klä-
ren. Aber der Abgrund, in den wir schauen, der hier zu
klären ist, ist der Abgrund von Bespitzelung, der Ab-
grund von Beobachtung, der Abgrund von Verrat, der in
Journalistenkreisen und um sie herum festgestellt wor-
den ist;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


schon damals, schon im vergangenen Jahr und jetzt nach
den Presseveröffentlichungen, die wir gelesen haben, in
verstärktem Maße offenbar bis in die 2000er-Jahre hi-
nein.

Mich rufen Bürgerinnen und Bürger oder auch Jour-
nalisten an und sagen: Ich habe da mit dem und dem
Journalisten gesprochen. Muss ich jetzt davon ausgehen,
dass das auch beim Bundesnachrichtendienst und viel-
leicht bei anderen Diensten gelandet ist? Ich kann ihnen
darüber natürlich keine Auskunft geben. Das zeigt, dass
die Pressefreiheit nicht nur in Gefahr ist, sondern dass
das Gift des Misstrauens bereits jetzt so verbreitet ist,
dass die wirksame Arbeit von Journalisten nachhaltig
beeinträchtigt ist.

Heute diskutieren wir in den Medien darüber: Wann
ist ein Journalist eigentlich ein Journalist und wann ist
ein Journalist ein Schlapphut oder ein V-Mann des Bun-
desnachrichtendienstes? Ist er das bereits dann, wenn
ihm ein Tarnname gegeben worden ist oder wenn ihm
zwei Tarnnamen gegeben worden sind? Ist er das erst,
wenn er Geld genommen hat, wenn er einen größeren
Geldbetrag genommen hat? Ist er das erst, wenn er Auf-
träge des Bundesnachrichtendienstes übernommen hat?
Diese Diskussion muss doch dazu führen, dass sich der
Bürger bzw. die Bürgerin, der bzw. die etwas Wichtiges
mitzuteilen hat, in Zukunft dreimal überlegt: Gehe ich
damit zu einem Journalisten und teile ihm das mit, wenn
ich nicht sicher sein kann – wie will man da sicher
sein? –, dass er nicht auf zwei Schultern trägt und das
nicht dem Nachrichtendienst, dem Geheimdienst mit-
teilt?

Gegen dieses Gift, das sich schleichend ausbreitet und
die journalistische Arbeit in der Tat erheblich beein-
trächtigt, müssen wir angehen. Wir müssen uns überle-
gen, was wir im Einzelnen dagegen tun können.

Der Kollege Stadler hat ja den einen oder anderen
Vorschlag gemacht. Auch wir haben Vorschläge dazu
unterbreitet. Ich meine, wir müssen zunächst einmal mit
der Aufklärung fortfahren. Wir müssen es uns jetzt zur
Aufgabe machen, festzustellen, wer was wusste in der
Spitze des Bundesnachrichtendienstes und im Aufsicht
führenden Kanzleramt, und zwar in den 90er-Jahren und
danach.


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(C (D (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Und davor?)


Über die Zeit davor haben wir bisher keine Erkennt-
isse. – Dann müssen wir Schlussfolgerungen ziehen,
nd zwar organisatorische und personelle, um solche
orkommnisse in Zukunft zu verhindern. In dem Zu-
ammenhang müssen wir überprüfen, wie die Weisung,
ie die Bundesregierung jetzt zu erlassen für nötig gehal-
en hat, so effektiv zu gestalten ist, dass das in Zukunft
icht wieder geschieht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603622800

Kollege Ströbele, die weiterführenden Vorschläge

üssen Sie leider zu einer anderen Gelegenheit vortra-
en.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Wir haben eine ganze Reihe von Vorschlägen ge-

acht. Lassen Sie mich nur einen hinzufügen, der in der
ffentlichkeit bisher zu wenig erörtert worden ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603622900

Kollege Ströbele, ich meinte das ziemlich ernst.


(Heiterkeit)


hre Redezeit ist wirklich schon sehr großzügig ausge-
egt worden.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Mein Schlusssatz ist: Wir müssen Konsequenzen zie-

en. Wir müssen den Bundesnachrichtendienst organisa-
orisch an Haupt und Gliedern verändern und erneuern,
öglicherweise auch die Aufsicht im Kanzleramt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603623000

Über Weiterführendes sprechen wir bei anderer Gele-

enheit.

Das Wort für die Bundesregierung hat Bundesminis-
er de Maizière.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Jetzt wird endlich mal die Wahrheit gesagt!)


Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister für be-
ondere Aufgaben:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Lassen Sie mich nüchtern und knapp den Sach-
erhalt und die bisherigen Konsequenzen aus meiner
icht darstellen. Es trifft auch nach meiner Auffassung
u, dass Mitarbeiter im Bundesnachrichtendienst bei den
n Rede stehenden Aktivitäten gegenüber Journalisten in
inigen Fällen nicht korrekt gearbeitet haben. Ich lege






(A) )



(B) )


Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister für besondere Aufgaben
Wert auf die Feststellung: Es handelt sich um Fälle der
Vergangenheit.

Die Bundesregierung bedauert diese Vorfälle. Sie hat
nach Bekanntwerden der Fälle Maßnahmen zur Verhin-
derung ähnlicher Fälle in der Zukunft eingeleitet. So
habe ich unter anderem Anfang dieser Woche entschie-
den, dass der Bundesnachrichtendienst in Zukunft zum
Zwecke der Eigensicherung auf operative Maßnahmen
gegen Journalisten verzichtet. Das bedeutet insbeson-
dere, dass in diesem Zusammenhang künftig keine Jour-
nalisten als nachrichtendienstliche Quellen geführt wer-
den.

Für den Bereich des Bundesamtes für Verfassungs-
schutz und den Militärischen Abschirmdienst haben sich
die zuständigen Minister dieser Meinung angeschlossen.

Diese Entscheidung, die ich getroffen habe, ist – ich
werde das gleich begründen – rechtlich nicht zwingend
geboten. Ich hielt und halte sie aber aus Respekt vor dem
hohen Gut der Pressefreiheit in unserer Demokratie für
politisch geboten und politisch richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich aber zur Einordnung dennoch ein
paar Bemerkungen machen. Zum Zwecke der Eigensi-
cherung – dazu gehört auch die Aufklärung von Indis-
kretionen – ist der BND gesetzlich befugt, auch im In-
land nachrichtendienstliche Mittel anzuwenden; das ist
unstreitig. Dazu können auch Maßnahmen gegen Jour-
nalisten gehören. Es gibt keinen Anspruch unbegrenzter
Freiheit der Medien. Das entspricht gesicherter Recht-
sprechung des Bundesverfassungsgerichts. Der BND ist
jedoch stets gehalten, die Verhältnismäßigkeit der einge-
setzten Mittel zu prüfen. In einigen der jetzt diskutierten
Fälle hat sich der Bundesnachrichtendienst nach meiner
Auffassung an diese gesetzlichen Vorgaben gehalten.
Rechtlich ist dem BND in diesen Fällen in der Vergan-
genheit nichts vorzuwerfen. Auch wenn ich wiederhole,
dass solche Fälle für die Zukunft politisch und rechtlich
durch Weisungslage ausgeschlossen sind.

Es hat allerdings auch Fälle gegeben, in denen das
Gebot der Verhältnismäßigkeit nicht beachtet worden ist.
Die Bundesregierung nimmt diese Rechtsverstöße sehr
ernst. Dass sie ermittelt wurden, ist ein Ergebnis des Zu-
sammenwirkens von Medien, Parlament und auch der
Bundesregierung. Dies ist ein Beispiel funktionierender
Kontrolle in der Demokratie.

Herr Stadler, Sie wissen ganz genau, dass die Bundes-
regierung vom Parlamentarischen Kontrollgremium auf-
gefordert worden ist, eine entsprechende Bewertung vor-
zulegen. Sie wird das rechtzeitig zur nächsten Sitzung
des PKGr tun. Einer erneuten Aufforderung von diesem
Pult aus hätte es nicht bedurft.

Eine umfassende Gefährdung unserer Pressefreiheit
sehe ich in diesen Fällen der Vergangenheit allerdings
nicht. Ich bin sicher, dass auch viele andere das so sehen
werden, wenn der Bericht des Sachverständigen in der

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(C (D ächsten Woche in geeigneter Weise veröffentlicht weren kann. Mit Rechten korrespondieren aber auch Pflichten. Ich ürde mich deshalb darüber freuen, wenn innerhalb der edien eine Debatte auch darüber geführt würde, was ich für Journalisten gehört und was nicht. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ach allem, was mir bekannt geworden ist, wurde keiner
er Journalisten zu einer Zusammenarbeit gezwungen.
ndere Motive spielten wohl eine Rolle. Ich kann und
ill das an dieser Stelle nicht vertiefen. Aber Selbstkri-

ik ist etwas, was sowohl dem Journalismus als auch uns
llen gut zu Gesicht steht.

Zwei kurze Schlussbemerkungen. Erstens. Die Bun-
esregierung hat erklärt, dass sie in diesem Fall ihre Be-
enken in Bezug auf den Geheimschutz zurückstellt und
ich im Sinne einer Versachlichung der Diskussion nach-
altig für eine Veröffentlichung des Berichts des Sonder-
rmittlers ausspricht. Dass dabei Persönlichkeitsrechte
u schützen sind, ist selbstverständlich. Die Entschei-
ung darüber hat nicht die Bundesregierung, sondern das
arlamentarische Kontrollgremium zu treffen.

Zweitens. In den letzten Tagen ist von Leuten, die da-
on viel, und von Leuten, die davon wenig verstehen,
iel Kritik am Bundesnachrichtendienst geäußert wor-
en.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


is zu einem gewissen Grade muss man das ertragen,
enn man im und für den BND Verantwortung trägt.
icht jede Kritik war unberechtigt. Aber ich will hier
auch in Richtung des Abgeordneten Maurer – klar und

eutlich sagen: Ein Vergleich des Auslandsnachrichten-
ienstes in unserem freiheitlichen Rechtsstaat mit dem
eheimdienst einer Diktatur geht zu weit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ch verwahre mich gegen diesen Vergleich und möchte
amit unser Land und die Institutionen des Bundesnach-
ichtendienstes schützen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Richtig!)


Der Bundesnachrichtendienst, Frau Abgeordnete
ünast, ist auch kein „Sauladen“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


r leistet für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutsch-
and eine unverzichtbare Arbeit. Überall dort, wo Solda-
en im Auslandseinsatz sind – heute Morgen ist darüber
esprochen worden –, tragen auch BND-Mitarbeiter
azu bei, deren Sicherheit zu gewährleisten.

Der BND befindet sich seit dem Ende des Kalten
rieges in einem gewaltigen, keineswegs abgeschlosse-
en Transformationsprozess. Er ist ein geachteter Dienst
m Kreise unserer Partner. Er braucht natürlich Kontrolle






(A) )



(B) )


Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister für besondere Aufgaben
wie jede Institution in einer Demokratie. Aber er ver-
dient auch Vertrauen und unseren Schutz.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603623100

Das Wort hat der Kollege Ramelow von der Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603623200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

und Kollegen! Ich möchte es präzise klarstellen, Herr
de Maizière: Herr Maurer hat ausdrücklich keinen Ver-
gleich angestellt. Ich bitte, das im Protokoll nachzulesen.
Er hat gesagt, er habe diesen Vergleich in den letzten Ta-
gen mehrfach gelesen, dieser Vergleich sei aber falsch.
Er hat hinzugefügt, dass der BND noch keine Gefäng-
nisse unterhalte. Aus dem Hohen Haus erschall der Zu-
ruf: „Noch!“

Mir fielen in diesem Zusammenhang das Zusammen-
wirken zwischen unseren Diensten und dem CIA in
Bezug auf Guantanamo und andere Geschichten ein.
Deswegen wurde ja ein Untersuchungsausschuss einge-
richtet. Wir sind dabei, Folgendes zu klären: Welche Ge-
heimdienstaktivitäten spielen sich auf deutschem Boden
ab? Was spielt sich zum Beispiel in Ramstein ab? Wel-
che Folterflüge hat es von Deutschland aus gegeben
bzw. sind über Deutschland abgewickelt worden? Was
hat das zuständige Gremium im Bundeskanzleramt da-
von gewusst? Diese Fragen hat Kollege Maurer gemeint.

Man sollte ansprechen, dass wir im Moment über
etwas reden, was seine Ursache in einem „Spiegel“-
Artikel über eine Schlapphutaktion findet, bei der man
angereichertes Uran nach Deutschland einschmuggeln
wollte, um daraus eine Staatsaffäre zu machen, die im
Prinzip nichts weiter als ein großes Schauspiel war. Hin-
terher hat man Journalisten den Marsch geblasen, um he-
rauszufinden, wer alles als Schauspieler beteiligt war.

Ich finde, wir haben allen Grund, zwischen dem MfS
und dem BND sauber abzugrenzen. Das eine kann man
mit dem anderen nicht vergleichen. Ich will Ihnen auch
sagen, warum: Das Landesamt und das Bundesamt für
Verfassungsschutz beschnüffeln mich seit Jahren. Mit
meiner Akte – ich klage zurzeit in Köln auf Aktenein-
sicht – hätte ich es in der DDR bis in die Volkskammer
nie geschafft. Ich kenne sehr genau den Unterschied.
Das eine ist einfach lästig und eklig. Ich als Bürger
möchte wissen, warum ich überhaupt beschnüffelt
werde, warum die Akte über meine Tätigkeit als Frak-
tionsvorsitzender im Thüringer Landtag abgeheftet wird.
Aktuell kann man beim Weimarer Verwaltungsgericht
nachprüfen, was das alles soll. Das andere jedoch ist ein
Geheimdienst in einem totalitären System. Ich empfehle
dazu den Film „Das Leben der Anderen“, der das ein-
drucksvoll deutlich macht. Deshalb sind solche Verglei-
che unzulässig.

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(C (D Es ist aber auch unzulässig, dass ein Bundesnachrichendienst, der für Auslandsaufklärung zuständig ist, im nland tätig ist. Es reicht mir einfach nicht, dass man ich dann einfach so wie Herr Röttgen hier hinstellt und agt: Haltet den Dieb! Herr Röttgen, Ihr Beitrag vorhin at mich an Folgendes erinnert: Ein Bankräuber flüchtet ach dem Überfall, die Polizei ist hinter ihm her und in em Moment, in dem die Polizei über die rote Ampel ährt, schreit er auf einmal: Die Polizei muss eingreifen nd die Polizei verhaften! Entschuldigung, aber wir reen hier über den BND, der im Inland gearbeitet und ofenkundig eine Menge Aktivitäten in Gang gesetzt hat, ie völlig inakzeptabel sind. Gestern Abend hat sich in 3sat jemand hingesetzt und esagt – ich gehöre dem PKGr nicht an und bin nur ernsehzuschauer –, er habe 600 000 DM bekommen, m freihändig Quellen in der ganzen Welt aufzubauen. en Rest habe er munter beim Abendessen erzählt. Wo ind wir denn? Sind wir denn in einem Kabarettland? ie ist das mit der Kontrolle? Herr de Maizière, ich ätte mir gewünscht, von Ihnen zu hören, wie die Konrolle in Ihrem Zuständigkeitsbereich ausgeübt wird. azu ist nichts zu hören und sich ein bisschen entschuligen reicht auch nicht. Kollege Scholz, das, was Sie gemacht haben, finde ch völlig inakzeptabel. Dass Sie sich hier hinstellen, mit em Finger auf ein Mitglied des PKGr zeigen und von iesem Pult aus verkünden, wie er sich angeblich in der eheimen Sitzung verhalten hat, ist genauso ein Geheimisverrat wie das, was Herr Röttgen hier kritisiert hat. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist eine Unverschämtheit!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ja, es ist in der Tat eine Unverschämtheit. Sie haben
echt. Das, was Herr Scholz hier tut, ist eine Unver-

chämtheit. Der Kollege Nešković hat keine Möglich-
eit, sich hinsichtlich dessen zu rechtfertigen, was er
ffenkundig in dem PKGr gesagt hat, welche rechtspoli-
ischen Probleme er darin gesehen hat, einen abgeschlos-
enen Bericht zuzuleiten. Er hat dazu öffentlich erklärt,
ass er eine geeignete Form der Information wünscht.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sind Sie jetzt gegen oder für die Veröffentlichung?)


Wir sind für die Veröffentlichung, aber nicht über das
KGr, sondern über die zuständige mögliche Quelle,
ämlich das Bundeskanzleramt, das für das Chaos Ver-
ntwortung trägt.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: So ein Unsinn!)


Deswegen halte ich es für eine Unverschämtheit, Herr
cholz, wie Sie den Kollegen hier angreifen. Damit ver-
alten Sie sich genauso wie Herr Röttgen. Sie rufen
Haltet den Dieb!“, um davon abzulenken, was eigent-
ich los ist, nämlich dass die Geheimdienste nicht mehr






(A) )



(B) )


Bodo Ramelow
zu kontrollieren sind und offenkundig tun, was sie wol-
len.

Deswegen sagen wir: Der beste Verfassungsschutz ist
eine aktive Bürgergesellschaft, die die Verfassung
schützt.


(Beifall bei der LINKEN)


Das, was Sie machen, ist das Zulassen von Machen-
schaften. Da erzählt jemand im Fernsehen irgendwelche
Geschichten. Auch seitdem Richter Schäfer die Ermitt-
lungen geleitet hat, ist das Treiben fortgesetzt worden,
wenn man den öffentlichen Erklärungen Glauben schen-
ken darf. Wenn dem so ist, dann sind eben auch Konse-
quenzen zu ziehen, auch in Bezug auf Herrn Uhrlau und
Herrn Hanning.

Meine Damen und Herren, eines will ich auch noch
sagen. Was Herr Schmidbauer noch im PKGr sucht,
weiß ich nicht.


(Beifall bei der LINKEN)



Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603623300

Der Kollege Hans-Peter Uhl von der CDU/CSU-

Fraktion hat das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603623400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine verehrten Kol-

leginnen und Kollegen! Die Linke hat diese Aktuelle
Stunde zur Behandlung der „Beeinträchtigung der Pres-
sefreiheit durch Aktivitäten des Bundesnachrichten-
dienstes“ beantragt. Wer dies hier ernsthaft in öffentli-
cher Sitzung und vor laufender Kamera tun will, muss
wissen, dass er dadurch einen Straftatbestand erfüllt;


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Mein Gott, jetzt kriegen wir das schon vom dritten Redner zu hören!)


denn der Bericht des Richters Schäfer in der Form, in der
er uns jetzt vorliegt, ist geheim und wird geheim bleiben
müssen.

Die Berichterstattung in den Medien ist derart hys-
terisch, fast paranoid, dass schon von einer Krise des
Rechtsstaats gesprochen wird. Es werden allerlei Dinge
in Umlauf gesetzt, die zum Teil ihre Rechtfertigung in
dem Bericht finden, zum Teil aber auch frei erfunden
sind.

Was ist zu tun? Wir sollten die Lage in Ruhe sondie-
ren. Eines müssen wir schon jetzt feststellen: Eine platte
Aufteilung in Opfer und Täter wird es bei diesem Thema
nicht geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD])


Das Bild eines orwellschen Überwachungsstaates, der
ahnungslose, schutzlose Journalisten bespitzelt hat, wo-
durch sie zum Opfer wurden, trifft nie und nimmer das,
was wir in dem Bericht nachlesen können.

Es ist nicht zu leugnen, dass beim Bundesnachrich-
tendienst Fehler gemacht worden sind, obwohl der da-

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(C (D alige Präsident des BND, Dr. Hanning, 1999 eine ienstanweisung erlassen hat, in der er den Umgang mit ournalisten geregelt hat. Es wird also zu prüfen sein, elcher Beamte gegen diese Regelung verstoßen hat. Es ird zu prüfen sein, ob es in der Hierarchie nach oben itwisser gegeben hat. Es wird zu prüfen sein, ob es im pparat, vielleicht bis hinauf ins Kanzleramt, ein Orgaisationsverschulden gegeben hat. All dies werden wir u prüfen haben. Wir müssen natürlich auch klären, wer im BND welhes Recht hat. Ich meine, wir sollten Folgendes festhalen: Der BND muss mit Journalisten zusammenarbeiten önnen. Journalisten sammeln ebenso wie Mitarbeiter es Bundesnachrichtendienstes Nachrichten. Sie verweren diese zu anderen Zwecken als der Bundesnachrichendienst. Es wird aber immer einen Austausch von achrichten zwischen Mitarbeitern des BND und Jouralisten geben können. Nur, ob zur Eigensicherung Jouralisten zum Zwecke der Bespitzelung anderer Journaisten angeworben werden dürfen, darüber wird im etail zu reden sein. Hier gelten die Grenzen des Presse echts, die Grenzen des Art. 5 Grundgesetz. Das Bundesverfassungsgericht hat im August 1966 in er so genannten „Spiegel“-Entscheidung festgestellt: Deshalb gehört zur Pressefreiheit auch ein gewisser Schutz des Vertrauensverhältnisses zwischen Presse und privaten Informanten. er Informant muss sich „grundsätzlich darauf verlasen“ können, „dass das ‚Redaktionsgeheimnis‘ gewahrt leibt.“ Das ist der Kern des Themas, um das es hier eht. Herr Stadler, andererseits stellt aber auch die Funkionsfähigkeit des BND ein Schutzgut dar. Sie muss eralten bleiben. Wenn es zu Informationsabflüssen ommt, muss sich der BND wehren können – im Rahen der Möglichkeiten, die uns die Pressefreiheit lässt. eswegen müssen wir in jedem Einzelfall prüfen, was rlaubt und was verboten ist. Es hilft gar nichts, wenn iese Prüfung durch eine Medienberichterstattung voller ysterie, Unterstellungen und falscher Behauptungen estört wird. Es gibt nur einen Ort, an dem diese Prüfung rechtmäigerweise erfolgen kann: hinter den verschlossenen üren des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Ein achrichtendienst muss geheim arbeiten können. Ein achrichtendienst muss von uns aber kontrolliert weren. Diese Kontrolle wiederum muss geheim sein. Alles ndere macht keinen Sinn. Darum geht es. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, am
nde der Kontrolle und Überprüfung zu erfahren, wo
ehler gemacht wurden und ob Konsequenzen daraus
ezogen wurden. Am Ende können wir im Kontrollgre-
ium mit Zweidrittelmehrheit beschließen, wie unser
erturteil aussieht. Das können wir öffentlich machen.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Herr Stadler, wir sollten Nervenstärke bewahren und
nicht von einer Krise des Staates reden. Wir sollten ein-
fach unsere Arbeit machen, die Kontrolle fortsetzen, die
Fälle durchleuchten. Dann kommen wir auch zu ver-
nünftigen Ergebnissen.

Wer den Datenschutz ernst nimmt, sollte von dem
Vorhaben, den Bericht jetzt zu veröffentlichen, Abstand
nehmen. Ich habe allergrößte Bedenken. Im Laufe der
nächsten Wochen werden wir darüber noch zu reden ha-
ben. Dann werden wir sehen, was an Öffentlichkeitsar-
beit möglich ist, zu welchem Zeitpunkt und was rechts-
widrig ist.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1603623500

Das Wort hat der Kollege Klaus Uwe Benneter, SPD-

Fraktion.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603623600

Herr Kollege Uhl, in einem Punkt muss ich Ihnen wi-

dersprechen: Die Art und Weise, mit der wir hier offen
über das Problem, das sich in den letzten Tagen aufgetan
hat, debattieren, gehört zu unserer parlamentarischen
Verantwortung, die wir wahrnehmen müssen. Durch
diese Offenheit machen wir deutlich, wie in einem de-
mokratischen Staat Geheimdienste zu kontrollieren sind.
Es ist unser gutes Recht, diese Kontrolle wahrzunehmen,
und das hat nichts mit dem zu tun, was ansonsten hier
angeprangert worden ist.

Es tut sich kein Abgrund auf; es ist kein Fall von Lan-
desverrat zu erkennen. Herr Stadler, dass Sie an die für
Sie sehr glorreiche, aber doch schon historisch zu nen-
nende „Spiegel“-Affäre erinnern wollen, ist nachzuvoll-
ziehen. Aber Sie sind nicht die Einzigen im Parlament,
die die Pressefreiheit verteidigen. Auch wir von der gro-
ßen Koalition tun dies.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Max Stadler [FDP]: Herzlich willkommen!)


Neben der Wahrung des für die Demokratie konstitu-
tiv wichtigen Grundrechts der Pressefreiheit müssen wir
aber auch darauf achten, dass die demokratische Institu-
tion, die der BND ist, nicht beschädigt wird. Wir brau-
chen einen Auslandsgeheimdienst, zumal so viele deut-
sche Soldaten im Ausland eingesetzt sind. Sie werden
diese Notwendigkeit doch nicht bestreiten wollen. Sie
selbst arbeiten im Parlamentarischen Kontrollgremium
mit.

Wir brauchen einen Geheimdienst, aber auch eine ef-
fektive Kontrolle darüber. Diese effektive Kontrolle, die
natürlich geheim sein muss, wird durch das Parlamenta-
rische Kontrollgremium ausgeübt. Herr Röttgen hat in
diesem Zusammenhang Recht, auf Folgendes hinzuwei-

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(C (D en: Wenn über Berichte sofort in der Öffentlichkeit Beauptungen aufgestellt werden, dann ist es für die Regieung aufgrund der Notwendigkeit der Geheimhaltung icht möglich, diese Behauptungen – ob sie nun zutrefen oder nicht – zu dementieren. Wir müssen daher Wert arauf legen, dass dieser Bericht uns allen originär zur enntnis kommt und nicht nur rudimentär, wie es der ine oder andere Journalist bzw. die eine oder andere ournalistin gerne haben möchte. Wenn mit Gerüchten gearbeitet wird und wenn viele erkwürdige Behauptungen aufgestellt werden, wird as Gift des Misstrauens erzeugt, von dem in dieser Deatte schon die Rede war, Herr Ströbele. Es sind ja nicht ur die Schlapphüte, von denen hier immer die Rede ist. n diesem trüben Gemisch aus Nachrichtenhändlern und eheimdienstlern baden offensichtlich auch etliche ournalisten. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Journalisten sind eben auch Menschen!)


as ist das Ergebnis dieses Geschäfts auf Gegenseitig-
eit.

Der journalistische Kampf um die besondere Ge-
chichte treibt immer größere Blüten. Die harte Konkur-
enz führt zu Eifersüchteleien. Aber sie rechtfertigt keine
iesen und miesen Spitzeldienste, die da offensichtlich
ang und gäbe sind.

Kurt Kister schreibt in dieser Woche in der „Süddeut-
chen Zeitung“:

Der durchschnittliche BND-Judas mit Presseaus-
weis denunziert nicht wegen des meist kärglichen
Soldes, sondern weil er an Decknamen, Konspira-
tion und an der Zugehörigkeit zu einer vermeintli-
chen Elite pubertäre Lust empfindet.

ieser Fall zeigt, dass die Journalisten innerhalb ihres
ereichs selbst für eine ethische Ordnung sorgen müs-

en, die Derartiges für die Zukunft verhindert.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie Pressefreiheit wird in diesem Fall nicht nur durch
en ungesetzlich arbeitenden Geheimdienst gefährdet,
ondern offensichtlich auch durch sehr pflichtvergessene
ournalisten.

Herr Stadler, Sie haben Ihren Antrag angesprochen.
ch sage: Informantenschutz für saubere Quellen – ja,
ber keinen Informantenschutz, wenn es um dieses trübe
emisch geht. Keiner kann in einem demokratischen
echtsstaat verlangen, dass Journalisten, die solcherma-
en im Trüben arbeiten, Informantenschutz genießen.
a werden wir Regelungen finden müssen, mit denen
ie Pressefreiheit geschützt wird, mit denen aber auch
erhindert wird, dass die miese Zusammenarbeit auf Ge-
enseitigkeit zwischen Geheimdienstlern und Journalis-
enschlapphüten abgesegnet wird. Ich denke, das dürfen
ir nicht tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1603623700

Als Nächstem erteile ich dem Kollegen Reinhard

Grindel, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Jetzt spricht endlich einmal ein Journalist!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603623800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Als jemand, der selbst in den Medien gearbeitet hat, will
ich gerne an das anknüpfen, was der Kollege Benneter,
wie ich finde, hier zu Recht angesprochen hat.

Neben dem Verhalten einiger Verantwortlicher des
BND empört mich in dieser Affäre in der Tat auch das
Verhalten einiger – wohlgemerkt, Kollege Benneter –
weniger Journalisten. Ich finde es schäbig, wie hier ganz
offenbar aus Geldgier oder merkwürdigen Rachegefüh-
len heraus Berufskollegen beim BND angeschwärzt
wurden. Damit ist dem Journalismus und im Ergebnis
auch unserer demokratischen Grundordnung Schaden
zugefügt worden. Ich finde in der Tat: Über Konsequen-
zen aus dieser Affäre muss man nicht nur in der Politik,
sondern auch in den Medien nachdenken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wer als Journalist seine Kollegen im Auftrag eines
Geheimdienstes bespitzelt, der vergiftet das Klima in
Redaktionsstuben und er missbraucht das Privileg der
Pressefreiheit. Die Pressefreiheit soll den Menschen er-
möglichen, umfassend informiert zu werden. Sie soll
nicht als Deckmantel missbraucht werden, um Erkennt-
nisse über Redaktionskollegen an wen auch immer
– aber eben auch an Geheimdienste – zu verkaufen.

Das eigentliche Problem ist aber – das will ich hier
hervorheben –, dass offensichtlich nicht allen Verant-
wortlichen in unseren Sicherheitsbehörden bewusst ist,
dass das Grundrecht der Pressefreiheit eben nicht ir-
gendein Grundrecht ist.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


Es ist für unseren Rechtsstaat schlechthin konstituierend.
Die Observierung und Ausforschung von Journalisten
bis in den privaten Bereich hinein bedeutet eine völlig
inakzeptable Überschreitung dessen, was bei Maßnah-
men der Eigensicherung erlaubt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist beim Kampf
gegen undichte Stellen im BND von den Verantwortli-
chen nicht so beachtet worden, wie wir als Parlament das
erwarten können.

Man kann hier klare Grenzen ziehen und Unterschei-
dungen treffen. Die Maßnahmen der Eigensicherung ha-
ben sich vor allen Dingen gegen BND-Mitarbeiter selbst
zu richten, die in Verdacht stehen, Geheimnisse verraten
zu haben. Sie dürfen observiert werden. Wenn im Rah-
men solcher Observierungen beobachtet wird, dass diese
Verdächtigen Kontakt mit Journalisten haben, dann ist
das in Ordnung. Jeder Journalist weiß, dass das möglich

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(C (D st. Es darf aber eben nicht umgekehrt sein, dass man urch die Überwachung eines Journalisten an einen nicht efinierten untreuen BND-Mitarbeiter herankommt. iesen Unterschied muss man machen. Hier heiligt der weck eben nicht jedes Mittel. Das Kernproblem, dass es beim BND zu viele unichte Stellen gibt, besteht ja weiterhin. Das ist ja auch er Ausgangspunkt unserer Debatte. Auch dabei gilt estzuhalten, dass nicht nur der Verrat von Geheimnissen us dem Parlamentarischen Kontrollgremium heraus ine Straftat ist, sondern dass auch der Verrat von Geeimnissen aus dem BND heraus kein Kavaliersdelikt st. Dies muss effektiver unterbunden werden. Um das anz klar zu sagen: Das ist auch eine Aufgabe der Fühung des BND. Zur möglichen Veröffentlichung des Schäfer-Berichts öchte ich einen Gedanken hinzufügen: Die Veröffentli hung ist ja in Betracht gezogen worden, weil der Beicht durchgestochen wurde und einzelne Medien bereits us ihm zitiert haben. Ich finde es sehr wohl verständich, dass jetzt die Forderung erhoben wird, dass die Öfentlichkeit nicht gefiltert informiert wird, sondern dass ie sich einen eigenen vollständigen Eindruck von dieem Bericht verschaffen können sollte. Ich kann auch erstehen, dass einzelne Journalisten von Magazinen nd Zeitungen sich dagegen wehren, dass unter Bruch on Redaktionsgeheimnissen beschaffte Informationen etzt veröffentlicht werden sollen. Besonders glaubwürig ist das aber natürlich dann nicht, wenn Journalisten enau dieser Publikationen Teile eben dieses Berichtes utzen und daraus berichten, um angebliche politische kandale offen zu legen. Hierbei ist an die eigenen jouralistischen Kollegen offenbar nicht gedacht worden. Zum Schluss möchte ich gerne etwas sagen, was, wie ch glaube, über die Berichterstattung über Geheimienste hinausgeht und was vieles betrifft, das wir hier in erlin erleben, wenn zum Beispiel irgendwelche Vorentürfe, Non-Papers oder Gedankenskizzen aus den Miisterien oder aus den Parteiapparaten durchgestochen erden: Im Konkurrenzkampf um angebliche Exklusiveschichten bleiben eben manchmal Genauigkeit, Ausewogenheit und auch die Wahrung von Persönlichkeitsechten auf der Strecke. Gerade im Umgang mit Geheimdienstinformationen abe ich bei meiner Arbeit die Erfahrung gemacht: Verntwortlicher Journalismus kann auch daran erkannt erden und auch darin bestehen, dass man nicht immer lles veröffentlicht, was man weiß. Herzlichen Dank. Dr. Carl-Christian Dressel erhält das Wort für die PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe großen Respekt vor der politischen Dimension dieser Debatte. Es geht um die Pressefreiheit und damit um ein elementares Grundrecht unseres demokratischen Staatswesens. Umso weniger Respekt habe ich aber vor der gezielten politischen Instrumentalisierung dieses in seiner Bedeutsamkeit so hoch einzuschätzenden Themas, so wie sie von Teilen des Hauses, insbesondere von Ihnen von der PDS-Fraktion, bewusst betrieben wird. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Was meint der Spezialdemokrat?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1603623900




(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603624000

Meine Damen und Herren von der PDS, Sie unterstel-
len – bevor eine Aufklärung des tatsächlichen Sachver-
halts stattgefunden hat – laut Pressemitteilung von Frau
Pau vom 15. Mai einen „Verfassungsbruch“, der „ganz
oben“ beginnt. Wie kommen Sie dazu, zu einem solch
frühen Zeitpunkt eine derartige Behauptung aufzustel-
len?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Solche Schnellschüsse sind voreilig und verantwor-
tungslos; sie erschweren eine sachorientierte Analyse;
sie wirken der seriösen Aufklärung der Vorfälle entge-
gen.

Die Pressefreiheit ist ein wesentliches Fundament der
Demokratie. Dieses Grundrecht gilt es zu schützen.
Presse- und Meinungsfreiheit waren in unserer wechsel-
vollen Geschichte immer hart umkämpft und mussten
immer wieder erkämpft werden. Noch vor wenigen Jah-
ren demonstrierten die Menschen in der damaligen DDR
unter Einsatz ihres Lebens für freie Meinungsäußerung
und Pressefreiheit. Sie hatten es satt, sich nicht frei äu-
ßern zu dürfen und darüber hinaus noch bespitzelt zu
werden. Vor diesem historischen Hintergrund heißt es
– insbesondere auch für uns hier im Plenum –, verant-
wortungsvoll mit diesem Grundrecht umzugehen.

Es ist nicht verantwortungsvoll, wenn der Partei- und
Fraktionsvorsitzende der FDP erklärt, es sei völlig „aus-
geschlossen“, dass der Bundesnachrichtendienst ohne
Wissen seiner Führung und ohne politische Rückende-
ckung gearbeitet habe. Meine Damen und Herren von
der FDP, tragen Sie doch bitte dazu bei, dass wir ge-
meinsam zu einem Ergebnis in der Sache, zu einer Auf-
klärung kommen.

Zu einer Versachlichung des Themas trage ich gerne
einige Punkte bei.

Erstens. Der frühere BND-Präsident Hanning hat be-
reits im Herbst eingestanden, dass der BND Journalisten
bespitzelt hat. Deshalb wurde der Untersuchungsbericht
– wie Kollege Ströbele vorhin ausgeführt hat – über-
haupt erst erstellt.

Zweitens. Nach jetzigem Kenntnisstand gab es an-
scheinend nicht nur ein einseitiges Handeln des BND.
Vielmehr war das eine unheilvolle Symbiose von Nach-
richtendienst und einigen Journalisten, die aus unter-

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(C (D chiedlichsten Motiven bereitwillig Spitzeldienste leisteen. (Dr. Max Stadler [FDP]: Ich denke, Sie wollten das Ergebnis der Untersuchung abwarten!)


Ich zitiere aus der aktuellen Presseberichterstattung,
nd zwar aus dem „Tagesspiegel“ vom 16. Mai:

Doch das, was jetzt bekannt wird, ist eine Schande.
Für den BND, der seine Befugnisse als Auslands-
nachrichtendienst mit der Spitzelei im Inland eis-
kalt überschritten hat. Und eine Schande für die
Journalisten, die beim BND Kollegen angeschwärzt
haben. Sei es aus Neid, Geldgier, Rache oder einem
anderen Motiv – es gibt eine rote Linie, die Journa-
listen nicht überschreiten dürfen.

Drittens. Herr Stadler, um auf Ihren Zwischenruf zu-
ückzukommen: Jetzt muss lückenlos aufgeklärt werden,
elche Aktionen in den letzten Jahren gegenüber Jour-
alisten veranlasst wurden. Ebenso ist offen zu legen,
elche Journalisten Berufskollegen bespitzelt haben.

Richtlinie 6.2 des Pressekodex sagt aus, dass nach-
ichtendienstliche Tätigkeiten von Journalisten und Ver-
egern mit den Pflichten aus dem Berufsgeheimnis und
em Ansehen der Presse nicht vereinbar sind. Das muss
an an dieser Stelle deutlich sagen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


azu gehört die vollständige Veröffentlichung des Be-
ichts von Gerhard Schäfer.

Wir als Deutscher Bundestag haben durch diese Vor-
älle eine Chance für die Demokratie, eine Chance, über
ournalistische Ethik kritisch zu diskutieren. Die Chance
esteht aber auch darin, die Grenzen der Arbeit unseres
uslandsnachrichtendienstes zu definieren, dessen Kon-

rolle zu problematisieren und die Verantwortlichen zur
echenschaft zu ziehen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1603624100

Stephan Mayer von der CDU/CSU-Fraktion erhält

as Wort.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603624200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine verehrten Kol-

eginnen! Sehr geehrte Kollegen! Ich möchte zunächst
inmal festhalten, dass es ganz entscheidend ist, dass wir
erade angesichts der derzeitigen sicherheitspolitischen
age und auch angesichts der Bedrohungen durch den

slamistischen internationalen Terrorismus einen funk-
ionsfähigen Bundesnachrichtendienst in Deutschland
aben.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


s ist ebenso wichtig und, glaube ich, in unser aller Inte-
esse – insbesondere im Interesse des BND –, dass der
ND nicht ständig und unablässig Gegenstand öffentli-
her Diskussionen und Debatten ist.






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran hat er selber Schuld!)


Wir brauchen einen Bundesnachrichtendienst, der mit
der notwendigen Ruhe und Sachlichkeit, aber auch mit
der erforderlichen politischen Rückendeckung, Herr
Kollege Ströbele, seiner Arbeit nachgehen kann.

Selbstverständlich muss eines klar sein: Es muss dem
BND möglich sein, zur Eigensicherung Maßnahmen zu
ergreifen. Zu dieser Eigensicherung ist es an sich zuläs-
sig, Kontakt zu Journalisten zu haben. Es muss dem
BND möglich sein, undichte Stellen aufzuspüren, und
Lecks, die sich aufgetan haben, zu eruieren und Maßnah-
men zu ergreifen, um diese Lecks zu schließen.

Aber natürlich – deswegen, Kollege Stadler, haben
wir keine Krise der Grundwerte in Deutschland – besteht
hier im Haus Konsens, dass sich diese Maßnahmen an
die Grundsätze des Rechtsstaates und die Gebote von
Recht und Gesetz halten müssen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


Offenbar haben einige wenige Mitarbeiter des Bundes-
nachrichtendienstes diese rechtlichen Grenzen in der
Vergangenheit weit ausgedehnt, überinterpretiert und
– wohlgemerkt im kollusiven Zusammenwirken mit ei-
nigen wenigen Journalisten – so zum Entstehen einer
Grauzone beigetragen, die mit Sicherheit nicht in unse-
rem Interesse und daher nicht hinnehmbar ist. Dies muss
uns allen klar sein. Es hat sich eine ungute, nicht akzep-
table Praxis des Nehmens und des Gebens ergeben, des
Durchführens von Geschäften auf Gegenseitigkeit, die
offenbar – ich sage „offenbar“, weil der Sachverhalt
noch nicht gänzlich aufgeklärt ist – zu schwerwiegenden
Verletzungen der Persönlichkeitsrechte geführt hat.

Ich möchte aber ebenso darauf hinweisen, dass Jour-
nalisten nicht nur Opfer waren, sondern auch Täter, die
diese zumindest sehr fragwürdigen, eventuell sogar
rechtswidrigen Methoden angewandt haben.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sehr wahr!)


Es ist mit Sicherheit auch klar, dass die Maßnahmen, die
von Journalisten ergriffen wurden, moralisch ebenso
fragwürdig sind wie die mancher BND-Mitarbeiter. Da-
bei ist es egal, ob sie sich aus Wichtigtuerei, aus Raffgier
oder aus Rache zu diesen Maßnahmen und zu diesen
Schuldzuweisungen haben hinreißen lassen.

Gerade vor diesem Hintergrund halte ich es für außer-
ordentlich begrüßenswert, dass die Bundesregierung ent-
schieden und zügig gehandelt hat, nachdem erste
Erkenntnisse über die Ausmaße dieser Bespitzelungs-
aktionen und vor allem über die Rechtswidrigkeit dieser
Maßnahmen an die Öffentlichkeit geraten sind. Hinsicht-
lich der Wahrung des wichtigen und unabdingbaren
Grundrechtes der Meinungs- und der Pressefreiheit ist es
ebenso zu begrüßen, dass mittlerweile festgelegt wurde,
dass Journalisten weder zu Werkzeugen noch zu Objek-
ten der Geheimdienste werden dürfen.

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(C (D Ich möchte in aller Form positiv zum Ausdruck brinen, dass meines Erachtens die parlamentarische Demoratie ihre Wachsamkeit, aber auch ihre Schlagkraft uner Beweis gestellt hat, indem das zuständige Gremium, as Parlamentarische Kontrollgremium, seiner Aufkläungsund Nachforschungspflicht konsequent und effiient nachgekommen ist. ch hielte es für richtig, wenn dieses Gremium, das beipielhaft vorgegangen ist und um das uns viele Nationen n Europa und sogar weltweit beneiden, uch in Zukunft die Aufklärung betreiben würde. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich kann nur eindringlich davor warnen, sich, solange
ie Aufklärung und die Nachforschungen nicht abge-
chlossen sind, zu voreiligen Äußerungen oder Anschul-
igungen, möglicherweise sogar zur Forderung nach
ersonellen Konsequenzen, hinreißen zu lassen. Das
arlamentarische Kontrollgremium ist der richtige Ort, an
em diese Nachforschungen erfolgen sollten. Mit der Be-
uftragung des ehemaligen Bundesrichters Dr. Schäfer ist
as in hervorragender Art und Weise vonstatten gegan-
en.

Was die Veröffentlichung des Berichts anbelangt,
öchte ich Folgendes zu bedenken geben: Natürlich be-

teht ein Interesse der Öffentlichkeit an dem Bericht und
atürlich gilt das Gebot der Transparenz. Deswegen
ollte der Bericht auch veröffentlicht werden. Ich
öchte aber ebenfalls zu bedenken geben, dass auch die

öchstpersönlichen Rechte der Betroffenen zu wahren
ind. Wenn darüber entschieden wird, welche Informa-
ionen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden,
ind die Sicherheitsbedürfnisse der Bundesrepublik
eutschland, somit von uns allen, dabei zu berücksichti-
en. Daher möchte ich vor einer vorschnellen und weit-
ehenden Veröffentlichung des Berichts – diese Forde-
ung wurde ja erhoben – warnen.

Trotz aller Kritik, die derzeit geäußert wird, können
ir auf unseren Bundesnachrichtendienst stolz sein. Er

st mit Sicherheit alles andere als ein „Sauladen“, als der
r von der Kollegin Renate Künast in meines Erachtens
nverschämter und unanständiger Weise kritisiert wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


öglicherweise müssen wir die Tätigkeit unseres Bun-
esnachrichtendienstes und seine parlamentarische Kon-
rolle in Zukunft neu justieren – dazu sind wir alle
ufgefordert –, wohlgemerkt aber erst dann, wenn alle
akten auf dem Tisch liegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das war eine sehr überzeugende, sachliche und gute Rede!)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1603624300

Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich rufe Tagesordnungspunkt 7 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Gesetzes über das Brannt-
weinmonopol und von Verbrauchsteuergeset-
zen

– Drucksache 16/913 –

a)Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz-
ausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/1523 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Schindler
Reinhard Schultz (Everswinkel)

Dr. Volker Wissing


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/1540 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Interfraktionell war eine Aussprache von einer halben
Stunde vereinbart worden. Folgende Kolleginnen und
Kollegen geben ihre Reden zu diesem Tagesordnungs-
punkt zu Protokoll: Elvira Drobinski-Weiß, Dr. Volker
Wissing, Norbert Schindler, Dr. Barbara Höll, Cornelia
Behm und Reinhard Schultz (Everswinkel).1)

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes
zur Änderung des Gesetzes über das Branntweinmono-
pol und von Verbrauchsteuergesetzen auf Druck-
sache 16/913.

Der Finanzausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/1523, den Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzent-
wurf in zweiter Beratung angenommen mit den Stimmen
der Koalition und der Linksfraktion gegen die Stimmen
der FDP bei Enthaltung des Bündnisses 90/Die Grünen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, aufzustehen. – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzent-
wurf in dritter Lesung mit dem gleichen Stimmenver-
hältnis wie vorher angenommen worden.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/1523 empfiehlt der Ausschuss, eine Entschlie-
ßung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist

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R1) Anlage 13

(C (D ie Entschließung mit den Stimmen der Koalition und er Linksfraktion bei Enthaltung der FDP und des ündnisses 90/Die Grünen angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf: Erste Beratung des von den Abgeordneten Ulrike Höfken, Birgitt Bender, Dr. Harald Terpe, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Vorläufigen Tabakgesetzes – Drucksache 16/1068 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Kultur und Medien Interfraktionell ist eine Aussprache von einer halben tunde vereinbart worden, wobei die Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten Redezeit erhal en soll. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Ulrike Höfken, Bündnis 90/Die Grünen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Bündnis 90/Die Grünen bringen eute einen Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Taakwerberichtlinie erneut ein, der in der vergangenen egislaturperiode bereits beschlossen war, von Schwarzot aber sofort gestoppt wurde. Die jetzige Bundesregie ung weigert sich, die EU-Richtlinie umzusetzen, obohl klar ist, dass das laufende Einspruchsverfahren, inter dem Sie sich verstecken, keinesfalls von der Verflichtung zur Umsetzung der Richtlinie entbindet. Nun rohen Strafzahlungen, möglicherweise in Millionenöhe – aber man hat’s ja! –, und Exbundesgesundheitsinister Seehofer macht sich wieder einmal unglaubürdig. Man spielt auf Zeit, um der Tabakindustrie ein eiteres Jahr zu geben, neue Raucher anzuwerben. Die mit der Umsetzung der Werberichtlinie verbunene Beschränkung der Tabakwerbung ist überfällig. Taakwerbung ist nämlich mit verantwortlich für die Steierung des Absatzes und die Ausweitung des Marktes ür Tabakerzeugnisse. Jährlich sterben in der EU eine albe Million Menschen an den Folgen des Tabakkonums, allein über 100 000 in Deutschland, und man rechet mit etwa 3 300 Toten durch Passivrauchen. Die Folekosten für die Gesellschaft, für das Gesundheitswesen elaufen sich auf etwa 17 Milliarden Euro. Man wird mit einem Werbeverbot selbstverständlich icht erwachsene Raucher erreichen oder solche mit eier 20-jährigen Suchtkarriere. Zweifellos lassen sich urch ein Werbeverbot aber die auf Rauchernachwuchs ielenden Strategien der Tabakindustrie durchkreuzen. ine Studie des Instituts für Therapieund Gesundheits orschung in Kiel ergab, dass potenzielle Raucher das isiko weitaus geringer einschätzen, solange Werbung Ulrike Höfken erlaubt ist. Eine Studie der Weltbank belegt, dass mit gezielter Werbung immer neue Bevölkerungsgruppen zum Rauchen verführt werden. Mit einem umfassenden Werbeverbot in Industrieländern jedoch, so eine WHO-Studie, kann der Anteil der Raucher um 7 Prozent gesenkt werden. Die Beeinflussbarkeit insbesondere junger Menschen durch entsprechende Bilder ist eingehend dokumentiert. Wenn die Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen merken, dass sie auf klischeehafte Vorstellungen von Abenteuer und Freiheit hereingefallen sind, dann ist es zu spät. Nikotin macht nämlich in kürzester Zeit süchtig. Nur ein Viertel der Raucher hört später wieder auf, zu qualmen. Die Bundesregierung kann und darf sich an dieser Stelle nicht mit dem Verweis auf die Werbefreiheit oder auf Interessen der Wirtschaft aus ihrer Verantwortung für die besonders schutzbedürftigen Gruppen und die gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung stehlen. Der Umsetzung der Richtlinie, bei der es auch um die Schaffung gleicher Bedingungen auf dem immer enger zusammenwachsenden Binnenmarkt geht, kann sich Deutschland nicht ohne Gesichtsverlust verweigern. 22 Mitgliedstaaten haben diese Werberichtlinie inzwischen umgesetzt und darüber hinaus umfassende Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor den gesundheitlichen Gefährdungen durch Tabakrauch ergriffen. Deutschland gilt beim Schutz vor dem Passivrauchen – der übrigens auch die Raucher betrifft – schon als Entwicklungsland. Gegen diese Bedienung von Lobbyinteressen der Tabakund der Werbeindustrie, zum Schaden von Hunderttausenden von Menschen, werden wir mit allen Mitteln vorgehen. Ich glaube, dass wir eine große Mehrheit der Bevölkerung hinter uns haben, wenn es darum geht, endlich einen Strich unter diesen massiven Angriff auf die Gesundheit der Menschen zu ziehen. Wir fordern Minister Seehofer auf, für seine Verweigerung wirksamer Schutzmaßnahmen dann auch die Haftung zu übernehmen. Danke schön. Der Kollege Kurt Segner von der CDU/CSU-Fraktion gibt seine Rede zu Protokoll.1)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603624400




(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603624500

Das Wort hat der Kollege Volker Wissing, FDP-Frak-
tion.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603624600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch ich hätte meine Rede zu Protokoll geben können.
Eine Einigung hierzu war mit den Grünen bis zum Be-

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M1) Anlage 14

(C (D inn der Debatte aber nicht möglich. Also reden wir über as Thema Werbeverbot für Tabak. Man stößt unweigerlich auf die Grundsatzfrage, was ir noch alles gesetzlich regeln sollen. Dabei geht es na ürlich auch darum, wie ernst wir das Subsidiaritätsrinzip auf europäischer Ebene nehmen. Es gibt kaum och einen Lebensbereich, den die Kommission nicht in hren Zuständigkeitsbereich gezogen hat. Ich kann nicht rkennen, warum nicht der Deutsche Bundestag entcheiden können soll, (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er kann das nicht entscheiden!)


b wir ein Verbot des Werbens für Tabakprodukte in un-
erem Land brauchen oder nicht.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine gültige Richtlinie!)


ch kann nicht erkennen, warum die Kommission in die-
em Fall tätig werden muss. Die Europaverdrossenheit
n unserem Land hängt mit Sicherheit damit zusammen,
ass Brüssel vor allem mit Regelungswut und wuchern-
er Bürokratie in Verbindung gebracht wird. Es wäre
ut, wenn man sich dort etwas mehr Selbstbeschränkung
uferlegen würde.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, die Bürgerinnen und Bür-
er in unserem Land flehen die Politik an – das kennen
ir alle aus Gesprächen mit Bürgern in unseren Wahl-
reisen –, mit dem Bürokratieabbau endlich Ernst zu
achen. Und was macht die Politik? Sie denkt sich mun-

er einen Gesetzentwurf nach dem anderen aus.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist doch schon Jahre alt!)


o kann das doch nicht funktionieren.

Eine freiheitliche Gesellschaft fordert von jedem Ein-
elnen Verantwortung für sich und für andere. Es ist
icht Aufgabe der Politik, diese Verantwortung Schritt
ür Schritt zu verstaatlichen, indem wir alle Bereiche des
rivaten Lebens bis ins Kleinste durchregulieren.


(Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kosten trägt die Allgemeinheit!)


m Ende wundern wir uns dann, dass keiner mehr
urchblickt, was man in unserem Land noch darf und
as nicht.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freiheit ist die Freiheit der anderen!)


Der nächste Schritt nach einem Tabakwerbeverbot
önnte nach Vorstellungen von Ihnen, Frau Höfken, viel-
eicht ein Verbot für Süßigkeitenwerbung sein; denn
üßigkeiten machen bekanntlich dick.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber sie schädigen nicht die anderen!)


an könnte auch die Automobilwerbung verbieten, weil
s auf deutschen Straßen immer wieder Unfälle gibt.
an könnte Schokoriegel mit Warnhinweisen versehen:






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
Dieser Riegel macht dick. Man könnte auf jedes Auto
zwangsweise einen Aufkleber aufbringen lassen mit dem
Hinweis: Autofahren kann zu Unfällen führen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beim Autofahren gibt es eine Straßenverkehrs-Ordnung! Wollen Sie diese auch abschaffen?)


Ich bin mir sicher, dass Sie, Frau Kollegin Höfken, ohne
schlechtes Gewissen in Ihren Wahlkreis fahren und
schwermütig „Ja, ja!“ seufzen würden, wenn die Men-
schen Sie auffordern, endlich mit der Regelungswut auf-
zuhören.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, wir
brauchen nicht für alles ein Gesetz.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen wir die Straßenverkehrs-Ordnung abschaffen?)


Was haben denn die Aufkleber auf den Zigaretten-
schachteln gebracht? Doch bestenfalls nichts. Inzwi-
schen ist es ein regelrechter Kult geworden, ganze Se-
rien von Warnhinweisen zu sammeln. Das führt zu
keinem Ergebnis. Das offenbart das ganze Dilemma Ih-
rer Politik: Diejenigen, die Sie erreichen müssten, errei-
chen Sie nicht und diejenigen, die Sie erreichen, rauchen
sowieso nicht.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht wahr! In anderen europäischen Ländern wird viel weniger geraucht! Bloß in Deutschland nicht!)


Die grüne Vorstellung, den Menschen die Verantwor-
tung für das eigene Leben Schritt für Schritt abzuneh-
men, führt vor allem zu einem: zu mehr Bürokratie. Und
nicht nur das: Sie halten die Bürgerinnen und Bürger da-
von ab, Verantwortung für sich zu übernehmen. Ihre
Politik führt dazu, dass die Menschen denken: Wenn es
gefährlich wäre, dann hätte es die Politik sicher längst
verboten.

Sie hebeln mit Ihrer Regelungswut den wichtigsten
Präventionsmechanismus aus, nämlich die Eigenverant-
wortung. Nichts schützt die Bürgerinnen und Bürger
besser als ein gesundes Misstrauen und ein wachsames
Auge.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn man in der Kneipe sitzt und zugequalmt wird!)


Die Menschen sind nicht so leichtgläubig, wie Sie glau-
ben, Frau Höfken. Ich traue es den Menschen im Gegen-
satz zu Ihnen zu, dass sie in der Lage sind, ein von der
Werbung erdachtes fiktives Bild von der Realität zu un-
terscheiden. Ich traue es unseren Bürgerinnen und Bür-
gern zu, dass sie mit ihrer Freiheit verantwortungsbe-
wusst umgehen können.


(Beifall bei der FDP – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freiheit dem Lungenkrebs!)


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(C (D ch traue es den Bürgerinnen und Bürgern zu, dass sie ie Mündigkeit besitzen, Gefahren im alltäglichen Leen zu erkennen und für sich auszuschließen, wenn sie s wollen. All das geht ohne Ihren staatlichen Interventionismus. ur mündige Bürgerinnen und Bürger sind in der Lage, erantwortung zu übernehmen, für sich und für die Geellschaft insgesamt. Wir haben mündige Bürger. Wir ollten uns trauen, ihnen etwas zuzutrauen. Vielen Dank. Die Kollegin Jella Teuchner, SPD-Fraktion, und die ollegin Dr. Kirsten Tackmann, Fraktion Die Linke, geen ihre Reden zu Protokoll.1)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1603624700

Damit ist die Aussprache zu diesem Tagesordnungs-
unkt geschlossen.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/1068 an die Ausschüsse vorge-

chlagen, die in der Tagesordnung aufgeführt werden,
nd zusätzlich an den Ausschuss für Kultur und Medien.
ibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Da das nicht
er Fall ist, ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Einführung der Europäischen Genossen-
schaft und zur Änderung des Genossenschafts-
rechts

– Drucksache 16/1025 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/1524 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Friedrich Merz
Klaus Uwe Benneter
Mechthild Dyckmans
Sevim Dagdelen
Jerzy Montag

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der FDP-Frak-
ion vor.

Interfraktionell ist eine Aussprache von einer halben
tunde vorgeschlagen worden. – Dazu höre ich keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.

Alle Kollegen haben ihre Reden zu Protokoll gege-
en. Ich lese ihre Namen trotzdem vor: Alfred
artenbach, Mechthild Dyckmans, Georg Fahrenschon,
evim Dagdelen, Margareta Wolf und Klaus Uwe
enneter.2)

Anlage 14
Anlage 15






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
Einführung der Europäischen Genossenschaft und zur
Änderung des Genossenschaftsrechts auf Druck-
sache 16/1025. Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/1524, den Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der
Gesetzentwurf mit den Stimmen der Koalition und des
Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der übri-
gen Opposition angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Entwurf zustimmen wollen, aufzustehen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in
dritter Lesung mit den Stimmen der Koalition und des
Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen von FDP
und Linksfraktion angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der FDP auf Druck-
sache 16/1538. Wer stimmt für diesen Entschließungs-
antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist
der Entschließungsantrag mit den Stimmen des Hauses
gegen die Stimmen der FDP abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 10 a und 10 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Florian
Toncar, Burkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner
Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

EU-Waffenembargo gegen China beibehalten

– Drucksache 16/969 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Auswärtiger Ausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Florian
Toncar, Burkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner
Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Für die Verurteilung des Systems der Laogai-
Lager in China

– Drucksache 16/855 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Hier ist interfraktionell vorgesehen, eine halbe Stunde
zu debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch.
Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort dem
Kollegen Florian Toncar, FDP-Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Bundeskanzlerin wird Anfang nächster Woche ihre eise nach China antreten. Allein schon das wäre Anlass enug gewesen, heute eine umfassende Chinadebatte ber die verschiedensten Aspekte, die der strategischen, irtschaftlichen und auch menschenrechtlichen Dimen ion dieses Besuchs Rechnung tragen, zu führen. Wir haen heute zwei Anträge zu der Menschenrechtslage in hina eingebracht. Ich bin froh, dass wir noch vor der eise am heutigen Tag hier im Bundestag die Gelegeneit haben, zumindest über diesen Einzelaspekt der Chiapolitik Deutschlands zu debattieren. Lassen Sie mich vorausschicken: Diese Bundesregieung hat eine positive Entwicklung herbeigeführt, dass ie nämlich bei entsprechenden Besuchen die Menschenechtsfragen nicht ausgeblendet hat, sondern diese sind n den USA, in Russland und auch anderswo offen anesprochen worden. Gerade in Russland haben wir geseen, dass die Kanzlerin klare Signale gesetzt hat. Sie hat ezeigt, dass man nicht nur mit der Regierungsseite prechen muss – das muss man natürlich auch tun –, sonern dass man auch mit Oppositionsvertretern, der Zivilesellschaft und anderen kritischen Stimmen aus diesem and Gespräche führen muss. Es war ausgesprochen anenehm, das zu registrieren. Aber das, was in Russland richtig war, kann in China icht falsch sein. China ist im Grunde mehr als Russland in Land, in dem trotz aller Potenziale und aller Perspekiven für die deutsche Politik die Menschenrechtslage als ußerst kritisch zu bewerten ist und wo deutliche Worte icht fehlen dürfen. nsbesondere die Debatte über das Waffenembargo haen wir hier im Bundestag auch im Zusammenhang mit er Menschenrechtssituation in China schon ein paar al geführt. Auch Bundeskanzler Schröder hat dies vor inem Jahr in einen Zusammenhang gestellt. Er hat daei unter anderem gesagt: Die chinesische Gesellschaft ird offener und pluraler, wenn auch nicht mit der Ge chwindigkeit und in dem Ausmaß, wie ich es mir wünche. Nun kann man sicherlich nicht bestreiten, dass es ortschritte in China gibt. Aber auch in diesem Jahr sind eutliche Rückschritte in entscheidenden Bereichen in hina festzustellen. Allein diese Woche hatten wir das roblem, wie China gegen Dissidenten und freie Meiungsäußerung im Internet vorgeht. Es gab einen Proess gegen Yang Tianshui. Er hat allein dafür, dass er auf einer Homepage freie Wahlen gefordert hatte und sich leichzeitig zur Gewaltlosigkeit bekannt hatte, eine Geängnisstrafe von zwölf Jahren erhalten. Wir merken, ass die chinesische Regierung in den letzten Monaten hre Bemühungen, die freie Meinungsäußerung im Interet zu unterdrücken, erheblich intensiviert hat. Das sind nbestreitbare Rückschritte. Deswegen kann man nicht auschal sagen, dass die chinesische Gesellschaft offeer und pluraler wird. Florian Toncar (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603624800

(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Das Waffenembargo wurde unter anderem wegen des
Verhältnisses Chinas zu Taiwan verhängt. Dort kann
sich schnell eine explosive Gemengelage entwickeln.
Solange dieses Problem nicht gelöst ist, darf es Lieferun-
gen von Waffentechnologien nicht geben. Wir haben des
Weiteren das Problem, dass in China Minderheiten un-
terdrückt werden, dass beispielsweise die tibetische Kul-
tur systematisch geschwächt werden soll. Wir wissen,
dass die Zeit gegen die Tibeter läuft und dass die Chine-
sen zynisch kalkulieren. Solange Minderheiten in China
nicht sicher sind und ihre Rechte missachtet werden,
darf das Waffenembargo gegen China nicht beendet wer-
den.

Ich finde, es ist bedauerlich, dass die frühere Bundes-
regierung – im Grunde ohne Notwendigkeit – diese Posi-
tion aufgegeben hat. Ich möchte daran erinnern, was die
Bundeskanzlerin Frau Merkel vor einem Jahr zum
Thema Waffenembargo gesagt hat: Die Frage der Aufhe-
bung muss sich doch danach ausrichten, ob das, was sie
sich selbst als Bedingungen gestellt haben, nun als er-
füllt gilt. Dazu kann ich nur sagen: Ich kann nicht erken-
nen, dass die Bedingungen schon erfüllt sind. Wenn Frau
Merkel dies nächste Woche in China in dieser Sachlich-
keit und Ehrlichkeit sagt, wäre einiges erreicht.


(Beifall bei der FDP)


Neben dem Waffenembargo haben wir noch ein wei-
teres Thema auf die heutige Tagesordnung gesetzt, weil
auch hier im Grunde ein Wahrnehmungsdefizit in
Europa besteht. Es handelt sich um das System der so
genannten Laogai-Lager, ein Netz von über 1 000 Ein-
richtungen, zum Teil als offene Arbeitslager, Gefäng-
nisse oder psychiatrische Kliniken getarnt. In diesen La-
gern halten sich mehr als 3 Millionen Häftlinge auf. Dort
herrschen katastrophale Zustände. Der Aufenthalt ist
häufig mit Zwangsarbeit verbunden. Es gibt Kinderar-
beit. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal. Arbeits-
schutz gibt es dort praktisch nicht. In diesen Lagern wer-
den Menschen, die missliebige Meinungen vertreten und
äußern, einer Gehirnwäsche unterzogen. Sie sollen poli-
tisch umerzogen werden. Die Brutalität und die Zu-
stände in diesen Lagern sind nicht hinnehmbar. Der US-
amerikanische Kongress hat die Zustände in diesen La-
gern, die auch der bekannte chinesische Dissident Harry
Wu ständig anprangert, unlängst in einer Resolution mit
deutlichen Worten verurteilt. Ich glaube, dass sich der
Bundestag damit intensiver und häufiger beschäftigen
muss.

Im Übrigen gibt es noch ein Folgeproblem. Die Pro-
dukte, die in diesen Lagern in Zwangsarbeit hergestellt
werden, gelangen oft ohne jede Kontrolle und unerkannt
auf unsere Märkte. Wir müssen darüber nachdenken, in
welcher Form wir dem begegnen können. Wir machen
dazu in unserem Antrag eine Reihe von Vorschlägen. Ich
nehme an, dass die anderen Fraktionen das eine oder an-
dere Konstruktive dazu beitragen werden.

All diese Fragen sollten im Rechtsstaatsdialog mit
China, der demnächst beginnt, angesprochen werden.

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(C (D ieser Dialog sollte umfassend sein. So wichtig Fragen etreffend das Urheberrecht und den Schutz des Eigenums im Hinblick auf unsere Investitionen in China sind, o eindeutig muss man sagen: Der Rechtsstaatsdialog ollte sich nicht allein auf wirtschaftsnahe Fragen bechränken. Wenn die Grundrechte in China nicht geachet werden und es dort kein funktionierendes Gerichtsystem gibt, dann sollte dies als Erstes im Rahmen des echtsstaatsdialogs thematisiert werden. Wir brauchen im Umgang mit China keinen undiffeenzierten Jubel, sondern eine nüchterne Analyse der hancen und der Perspektiven sowie klare Worte und rinzipientreue, wenn es darum geht, Kritik an nicht hinehmbaren Zuständen in diesem Land zu äußern. Zu Protokoll geht die Rede des Kollegen Holger aibach, CDU/CSU-Fraktion.1)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1603624900

Jetzt spricht der Kollege Paul Schäfer, Linksfraktion.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch möchte mich in der gebotenen Kürze nur zum FDP-
ntrag „EU-Waffenembargo gegen China beibehalten“

ußern. Wir stimmen diesem Antrag zu. Gerade im Vor-
eld der Chinareise der Bundeskanzlerin ist es wichtig,
aran zu erinnern, dass Menschenrechtspolitik nicht auf
em Altar rüstungswirtschaftlicher Interessen geopfert
erden darf. Natürlich ist die Menschenrechtslage dort
ehr als bedenklich. Problematisch finden wir auch die

ngebrochene Aufrüstung Chinas.

In zwei Punkten möchten wir über den FDP-Antrag
inausgehen.

Erstens. Ich glaube, dass das Waffenembargo gegen-
ber China in verschiedener Hinsicht eher löchrig ist.
as heißt, die EU muss noch einiges tun, um die Glaub-
ürdigkeit dieses Waffenembargos zu stärken. Allen
U-Staaten steht es ohnehin frei, die Art und Weise der
msetzung zu bestimmen. Der entscheidende Punkt ist:
hina hat nach meiner Einschätzung wenig Interesse am
auf kompletter und teurer Waffensysteme. Es ist vor al-

em interessiert am Erwerb von Dual-use-Schlüssel-
omponenten für Hightechwaffen, die man selber ent-
ickelt.

Man müsste sich das bestehende EU-Waffenembargo
och einmal genau ansehen, um zu erkennen, wo in die-
er Hinsicht Lücken sind. Nach Angaben von SIPRI in
tockholm liefert zum Beispiel Frankreich Boden-Luft-
aketen sowie Hubschrauber und Großbritannien liefert
in Radarsystem. Auch Deutschland ist an dem lukrati-
en chinesischen Rüstungsmarkt natürlich interessiert.
ch könnte jetzt noch einige Zahlen nennen, was die Lie-

Anlage 16






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

ferung von Dual-Use-Gütern und -Technologien in den
letzten Jahren betrifft. Darauf verzichte ich aber. In der
weiteren Debatte sollten wir also darauf achten, inwie-
weit dieses Waffenembargo eher löchrig wie ein Käse ist
und wo man nachbessern müsste.

Zweitens. Für uns, die Fraktion Die Linke, ist eine
Gleichbehandlung wesentlich: Wir wollen, dass an an-
dere Länder die gleichen Maßstäbe angelegt werden.
Natürlich muss man einen intensiven Menschenrechts-
dialog mit China führen. Wir müssen auch mit den
Vereinigten Staaten von Amerika einen Menschenrechts-
dialog führen. Wir wollen eine Rüstungsexportkontroll-
politik auf einem restriktiven, hohen Niveau durchset-
zen, und zwar nicht nur gegenüber China. Mit anderen
Worten: Wir wollen nicht nur eine Lex China; wir wol-
len, dass auch solchen Staaten keine Waffen geliefert
werden, in denen Menschenrechte verletzt werden, in
denen es Krisen und Spannungen gibt, in denen Hoch-
rüstung stattfindet. Ich verweise in diesem Zusammen-
hang auf die Problematik der Lieferung des Eurofighters
nach Saudi-Arabien, des Panzers Leopard nach Chile
und von U-Booten nach Israel.

Die Bundesregierung hat an dieser Stelle ein grundle-
gendes Problem mit der Glaubwürdigkeit. Es geht dabei
um mehr als nur um die Frage eines Waffenembargos ge-
genüber China. Das sollten wir im weiteren Verlauf der
Debatte berücksichtigen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603625100

Zu Protokoll geht die Rede der Kollegin Ute Berg.1)

Das Wort hat Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Erler, der Antrag der FDP steht im Geiste dessen,
was der Bundestag der letzten Wahlperiode zu diesem
Thema beschlossen hat. Dieser – richtige – Beschluss
kam nicht ohne Konflikte mit der damaligen Bundesre-
gierung zustande. Ich finde, dieser Antrag wäre für die
Bundesregierung eigentlich eine Chance gewesen, hier
die außenpolitische Linie dieser Bundesregierung zu er-
läutern, zwei Tage bevor die Bundeskanzlerin ihren ers-
ten offiziellen Besuch in China macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Ich will an dieser Stelle sagen: Es zeugt nicht von
großem Respekt gegenüber diesem Parlament, wenn die
Bundesregierung bei einer solchen Debatte einfach
schweigt. Dass die Koalitionsfraktionen dazu nichts zu
sagen haben und ihre Reden deswegen zu Protokoll ge-
ben, ist eine andere Sache. Ich finde, Sie, die Bundesre-
gierung, hätten an dieser Stelle anders handeln müssen.

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S1) Anlage 16

(C (D (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


enn es wäre auch für die Menschen in diesem Lande
nteressant gewesen, zu hören, wie die Bundesregierung
it einem Land umgehen will, das zwar in wirtschaftli-

her Hinsicht auch für uns als Exportweltmeister – wir
iefern uns dabei mit den Chinesen ein heftiges Rennen –
inen interessanten Markt bedeutet, deren Regierung
ber die Marktwirtschaft in Kombination mit einer auto-
itären Einparteienherrschaft dauerhaft als Modell für
ie Schwellenländer sieht. So tritt die chinesische Regie-
ung jedenfalls auf.

Es wäre auch interessant, zu erfahren, wie die Bun-
esregierung mit dem Widerspruch umgehen möchte,
ass sie im Internetzeitalter mit einer Regierung in einen
ialog eintritt, die der Firma Microsoft, die sich hin-

ichtlich der chinesischen Zensurbestimmungen sehr op-
ortunistisch verhalten hat, einfach den Mailverkehr
bgeschaltet hat. Wie will die Regierung mit einem Re-
ime umgehen, das nach wie vor nicht nur eine unge-
euer hohe Zahl von Todesurteilen zu verantworten hat,
ondern auch in den Bereichen, in denen deutsche Fir-
en investieren wollen, katastrophale Arbeitsbedin-

ungen zulässt?

China hat sozusagen zwei Klassen von Bürgern dezi-
iert im Gesetz festgeschrieben: die Städter, die an den
egnungen der Globalisierung teilhaben können, und die
andbewohner, die nur noch die Chance haben sollen,
ls Tagelöhner zu erbärmlichsten Bedingungen – auch
hre Gesundheit betreffend – in den Städten schuften zu
üssen.

Zu all diesen Punkten hätten wir gerne gehört, wie
ich die Bundesregierung ihre Politik vorstellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


ir haben nämlich ein Interesse daran, ein Verhältnis zu
hina zu entwickeln, bei dem solche Fragen thematisiert
erden, das aber kraftvoll genug ist, um auf Zusam-
enarbeit zu setzen. Denn nicht nur die Debatte um die
eustrukturierung des Sicherheitsrates, sondern auch
er Konflikt im Sudan, das Verhalten Chinas bei der Be-
chaffung und dem Zugriff auf Ressourcen wie das
rdöl in Asien wie auch der Umgang mit dem iranischen
tomprogramm haben gezeigt, dass wir keines der Pro-
leme der internationalen Politik, die zurzeit auf der Ta-
esordnung stehen, ohne China werden lösen können.
nsofern haben Sie eine Chance versiebt.

Ich füge abschließend eines hinzu. Sie hätten wenigs-
ens erklären müssen, dass die Aufhebung des Waffen-
mbargos, das ohnehin so löchrig ist, dass es beispiels-
eise zulässt, dass deutsche Firmen Dieselmotoren für
-Boote der chinesischen Marine liefern, nicht befür-
ortet werden kann, solange das Verhalten Chinas ge-
enüber Taiwan und seinen Nachbarn unverändert
leibt. Ich sehe an dieser Stelle eher Nachholbedarf, statt
azu zu schweigen. Ich wünsche mir, dass Sie Ihr
chweigen überwinden können.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie waren doch in der Regierung und hatten früher die Verantwortung! Sie haben die ganze Zeit geschwiegen, als Sie in der Regierung waren! Sie haben sieben Jahre geschwiegen!)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625300

Ich erteile dem Kollegen Holger Haibach das Wort zu

einer Kurzintervention.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625400

Frau Präsidentin! Herr Kollege Trittin, das Stichwort

„Schweigen“ veranlasst mich zu der Nachfrage, wer in
welcher vorherigen Regierung geschwiegen hat. Ich er-
innere daran, dass es die Bundeskanzlerin war, die als
Erste die Menschenrechtsverletzungen angesprochen
hat. Es war auch die Bundeskanzlerin, die sich zu Guan-
tanamo und Tschetschenien geäußert hat. Bundesaußen-
minister Steinmeier wiederum hat auf seiner Nahostreise
deutlich gemacht, dass unter den gegenwärtigen Um-
ständen eine Aufhebung des Waffenembargos gegenüber
China nicht in Frage kommt. Mit Verlaub: Von Ihrem
Außenminister habe ich seinerzeit nie solche Äußerun-
gen gehört.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir können gerne das Protokoll der letzten Rede des
damaligen Bundesaußenministers Fischer zu diesem
Thema heraussuchen. Dann können Sie mir alle Stellen
zeigen, die belegen, dass das alles ausgesprochen kri-
tisch gesehen worden ist.

Ich will nur eines deutlich machen: Wir brauchen von
Ihnen garantiert keine Belehrungen darüber, wie wir mit
Menschenrechten umgehen sollen. Wir brauchen von Ih-
nen auch keine Belehrungen darüber, wie wir das Thema
angehen sollen. Die Bundeskanzlerin und auch der Bun-
desaußenminister haben in dieser Sache stilbildend ge-
wirkt. Die Bundeskanzlerin, denke ich, wird bei ihrer
Chinareise in der nächsten Woche das Thema offensiv
ansprechen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1603625500

Zur Reaktion der Kollege Jürgen Trittin.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Der frühere Schweiger spricht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Kollege, ich freue mich darüber, dass Sie wenigstens
Ihre Kurzintervention nicht zu Protokoll gegeben haben;
da hat die Rede offensichtlich etwas bewirkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was das Schweigen angeht, würde ich Ihnen empfeh-
len, einmal nachzuschauen, was der Bundestag gerade

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(C (D um Thema China gegen den Widerstand des damaligen undeskanzlers beschlossen hat. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Bestimmt nicht „gegen den Widerstand“!)


Lieber Uwe, ich weiß, was er dazu gesagt hat, was er
avon gehalten hat und dass er das bei der Abstimmung
icht gern gesehen hat; darüber brauchen wir an dieser
telle nicht zu streiten. – Ich brauche von Ihnen hier also
berhaupt keine Belehrung darüber,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Doch, jede Menge brauchen Sie!)


ie man sich zu der Frage der Menschenrechte in China
erhalten sollte.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich kann das auch noch an einer weiteren Stelle erläu-
ern. Sie erinnern sich daran, dass die damalige Bundes-
egierung im November 2005 in China am Platz des
immlischen Friedens zusammen mit der chinesischen
egierung eine Konferenz über die Frage veranstaltet
at: Wie organisiert man Zusammenarbeit auf dem Ge-
iet der erneuerbaren Energien? Bevor wir diese Konfe-
enz durchgeführt haben, haben wir mit der chinesi-
chen Regierung Klartext geredet.


(Zurufe von der CDU/CSU: Wo denn?)


Hören Sie zu, bevor Sie johlen! – Wir haben durchge-
etzt,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wo denn? Im Hinterzimmer?)


ass auf dieser Konferenz Nichtregierungsorganisatio-
en wie Greenpeace und andere, auch chinesische Nicht-
egierungsorganisationen, reden konnten wie in Bonn.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Die Scheinheiligkeit ist unerträglich!)


Angesichts dieser Fakten, der Tatsache, dass wir diese
onferenz gegen den Widerstand der chinesischen Re-
ierung durchgesetzt haben


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


das ging bis dahin, dass der Greenpeace-Vertreter ge-
agt hat: Vor vier Jahren habe ich auf diesem Platz nicht
inmal sitzen dürfen; heute werde ich von der chinesi-
chen Regierung aufgefordert, hier zu reden –, brauche
ch gerade mit Blick auf China von Ihnen in dieser Frage
eine Belehrung.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Jede Menge Belehrung!)


Letzte Bemerkung: Wenn es denn so ist, dass Frau
erkel


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Frau Bundeskanzlerin!)


n dieser Stelle Klartext reden will – wir sind übrigens
iejenigen gewesen, die Frau Merkel für ihre Haltung in
ussland gelobt haben;






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das klang hier anders!)


ich habe gar keine Scheu, die Regierung da, wo sie etwas
Richtiges macht, zu loben –, dann ist es umso verwun-
derlicher, dass in der Frage der Politik gegenüber China
die gesamte Bundesregierung hier schweigt


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Warten Sie doch mal ab!)


und Sie sich auf Kurzinterventionen beschränken. Das
macht misstrauisch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Holger Haibach [CDU/CSU]: Alles zu seiner Zeit, Herr Kollege!)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625700

Zu Protokoll geht die Rede des Kollegen Christoph

Strässer, SPD-Fraktion.1)

Interfraktionell ist verabredet, die Vorlagen auf den
Drucksachen 16/969 und 16/855 an die Ausschüsse zu
überweisen, die in der Tagesordnung dafür vorgesehen
sind. – Damit sind Sie offensichtlich einverstanden.
Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 11 a und 11 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Vertrag vom 27. Mai 2005 zwischen
dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik
Deutschland, dem Königreich Spanien, der
Französischen Republik, dem Großherzog-
tum Luxemburg, dem Königreich der Nieder-
lande und der Republik Österreich über die
Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusam-
menarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des
Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kri-
minalität und der illegalen Migration
– Drucksachen 16/1108, 16/1286 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/1439 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Frank Hofmann (Volkach)

Dr. Max Stadler
Ulla Jelpke
Silke Stokar von Neuforn

b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Umsetzung des Vertrags vom 27. Mai 2005
zwischen dem Königreich Belgien, der Bun-
desrepublik Deutschland, dem Königreich
Spanien, der Französischen Republik, dem
Großherzogtum Luxemburg, dem Königreich
der Niederlande und der Republik Österreich
über die Vertiefung der grenzüberschreiten-

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1) Anlage 16 2)

(C (D den Zusammenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität und der illegalen Migration – Drucksachen 16/1109, 16/1287 – Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – Drucksache 16/1440 – Berichterstattung: Abgeordnete Ralf Göbel Frank Hofmann Dr. Max Stadler Ulla Jelpke Silke Stokar von Neuforn Es ist vorgesehen, hierzu eine halbe Stunde zu debatieren. – Dazu gibt es keinen Widerspruch. Ich eröffne die Aussprache. Die Rede des Kollegen Ralf Göbel, CDU/CSU-Frakion, geht zu Protokoll.2)


Ich rufe die Kollegin Gisela Piltz, FDP-Fraktion, auf.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603625800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

as Hauptziel des so genannten Prümer Vertrages – ein
ffizienterer Informationsaustausch zum Zwecke der
efahrenabwehr und der Kriminalitätsbekämpfung in ei-
em Raum ohne Binnengrenzen – ist ein wichtiges und
innvolles Anliegen, dessen Verfolgung auch von der
DP ausdrücklich unterstützt wird. Wir haben jedoch
edenken im Hinblick auf die europapolitischen sowie
ie grund-, bürger- und datenschutzrechtlichen Aspekte
ieser Vereinbarung.

Der Vertrag steht für ein Europa der verschiedenen
eschwindigkeiten: Von 25 EU-Staaten dürfen sieben
itmachen; 18 bleiben außen vor. Ein EU-weiter, ein-
eitlicher Raum der Freiheit, der Sicherheit und des
echts sieht unserer Meinung nach völlig anders aus.
amit es nicht zu einer Fragmentierung der EU in der

nnen- und Rechtspolitik kommt, müssen die Regelun-
en des Prümer Vertrages alsbald in das europäische
ertragswerk überführt werden. Dies ist auch aus Grün-
en der rechtlichen und parlamentarischen Kontrolle
ichtig; denn solange dieser Vertrag ein völkerrechtli-

her Vertrag ist, bestehen keinerlei Möglichkeiten zur
ontrolle durch die europäischen Gerichte und das Eu-

opäische Parlament.

In grund-, bürger- und datenschutzrechtlicher Hin-
icht enthält dieser Vertrag Licht und Schatten. Erneut
efinden wir uns im Spannungsverhältnis von innerer Si-
herheit und bürgerlichen Freiheitsrechten. In einer Op-
imierung des Datenaustausches liegt – wir würden das
ie bestreiten – ein großes Potenzial zur Begrenzung der
renzüberschreitenden Kriminalität und des internatio-
alen Terrorismus. Die berechtigten Anliegen der Poli-
ei und der Strafverfolgungsbehörden, Informationen zu

Anlage 17






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
gewinnen, dürfen jedoch nicht einseitig zulasten der
Bürger und ihrer legitimen Datenschutzinteressen gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Der Prümer Vertrag setzt sich mit Fragen des Daten-
schutzes intensiv auseinander. Das ist erfreulich. Positiv
zu beurteilen sind die umfassenden Protokollierungs-
pflichten, die strenge Zweckbindung der Datenübermitt-
lung sowie die präzisen Vorschriften zur Dauer der
Datenaufbewahrung. Problematisch ist hingegen der Da-
tenaustausch im Zusammenhang mit grenzüberschrei-
tenden Großveranstaltungen. Besonders problematisch
ist aus unserer Sicht die Kooperation im Bereich der
DNA-Daten. Zwar darf nur zum Zweck der Strafverfol-
gung auf DNA-Daten zugegriffen werden; dieser Vertrag
legt aber keinerlei materielle Schwelle für den Zugriff
fest. Dies ist ein Grund dafür, dass Italien bisher eine Zu-
sammenarbeit ablehnt.

Deutschland hätte aus unserer Sicht dem Beispiel Ös-
terreichs folgen sollen. Ein Zugriff auf die österreichi-
sche DNA-Datenbank ist nur bei der Verfolgung solcher
Straftaten, die die Voraussetzung für den Erlass eines
Europäischen Haftbefehls erfüllen, zulässig. Leider
zeigt die Bundesregierung keinerlei Bereitschaft, hier zu
reden – das wurde schon eben bemängelt – oder anläss-
lich der Ratifizierung materielle Hürden für den Zugriff
auf DNA-Datenbanken festzulegen. Ich finde, in diesem
Fall sollten wir wirklich nicht hinter Österreich zurück-
bleiben. Das wäre Deutschland nicht angemessen.


(Beifall bei der FDP)


Gerade die Frage der DNA-Daten hätte auch den
Koalitionsfraktionen eine grund- und bürgerrechtlich in-
spirierte Debatte wert sein sollen. Hierzu ist es leider
nicht gekommen. Wie beim vorhergehenden Tagesord-
nungspunkt können wir hier feststellen, dass die Kolle-
gen von den Koalitionsfraktionen ihre Reden zu Proto-
koll geben. Während sich die frühere und die jetzige
Bundesregierung ein ganzes Jahr Zeit genommen haben,
über diesen Vertrag zu beraten bzw. sich zu überlegen,
wann sie ihn ins Parlament einbringt, bleiben uns gerade
einmal zwei Wochen Zeit. Ich halte das im Hinblick auf
den Umgang mit dem Parlament für einen Skandal und
appelliere an die Bundesregierung, sich diese Kritik zu
Herzen zu nehmen. Ich glaube nicht, dass das ein ange-
messener Umgang mit dem Parlament ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Deutschland läuft Gefahr, die Fehler, die bereits im
Verfahren zur Umsetzung des Europäischen Haftbefehls
passiert sind, zu wiederholen. Dies ist umso unverständ-
licher, weil allen Beteiligten die Kritik des Bundesver-
fassungsgerichts noch in den Ohren klingen müsste. Das,
was das Bundesverfassungsgericht uns, den Parlamenta-
riern, gesagt hat, war für jeden von uns eine Ohrfeige.
Wir sollten in Zukunft die Urteile des Bundesverfas-
sungsgerichts wirklich ernst nehmen. Wir, die FDP-
Fraktion, tun das: Wir reden hier heute, wir schweigen
nicht, wir geben unsere Reden nicht zu Protokoll. Ich
nehme zur Kenntnis, dass die Koalitionsfraktionen of-
fensichtlich keinerlei Interesse daran haben, den Vertrag

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(C (D on Prüm in den größeren Zusammenhang der Entwickung der europäischen Integration der Innenund Justizolitik zu stellen. Das Verfahren und insbesondere die unbefriedigenen Regelungen im Zusammenhang mit dem Zugriff auf NA-Daten stehen unserer Zustimmung entgegen. Daer werden wir uns enthalten. Vielen Dank. Die Rede des Kollegen Frank Hofmann geht zu Pro okoll.1)


(Beifall bei der FDP)

Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1603625900

Ich gebe Ulla Jelpke, Linksfraktion, das Wort.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
it einer irren Geschwindigkeit soll heute der Vertrag

on Prüm durch das Parlament gejagt werden. Während
ie Bevölkerung bis heute kaum ahnt, welche Bedrohun-
en für Freiheit und Sicherheit sich hinter diesem Ver-
ragswerk verbergen, will die Bundesregierung Fakten
chaffen. Union und SPD scheuen offenbar eine breite
esellschaftliche Debatte.

Was dem Parlament hier vorliegt, ist ein Vorstoß jener
leinen Gruppe der EU-Staaten, die sich gerne als Kern-
uropa bezeichnen lassen. Diese Staaten wollen Maß-
täbe für die europäische Integration setzen, eine Inte-
ration, die auf Abschreckung und Zwang beruht. Das
ehnen wir ab.

Ich habe von Bedrohungen für Freiheit und Rechtssi-
herheit gesprochen. Ich will das auch belegen: Der Ver-
rag regelt den automatisierten Abgleich von DNA-Pro-
ilen, Fingerabdrücken und Fahrzeugregisterdaten. Jede
ertragspartei kann direkt auf die zentralen Datenbanken
er anderen Partner zugreifen und bei einem Treffer die
azugehörigen Daten anfordern. Das gilt auch für DNA-
rofile zu offenen Spuren. Damit nicht genug: Bei Groß-
reignissen wie etwa den EU-Gipfeln sollen auch unge-
ragt Daten übermittelt werden können.

Es ist also geplant, einen weitgehend unkontrollierten
atenaustausch in Europa einzurichten. Dafür soll

chon ausreichen, eine Person im Verdacht zu haben, sie
önne die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden.
as ist schon heute eine Standardformulierung für all
as, was den Herrschenden nicht passt. Das sind Gum-
iparagrafen, die aus demokratischer Sicht nicht hin-

ehmbar sind.

Wir wissen von zahlreichen Fällen der letzten Jahre,
n denen Menschen nicht zu EU-Gipfeln oder Treffen
er G-8-Staaten reisen durften, weil ihr Name in irgend-
elchen Dateien gelandet war. Ihre Einstufung als Gefahr

ür die Sicherheit und Ordnung hatte keinen Grund –
ußer dem einen: Die Herrschenden in der EU wollen
ich kritische Demonstranten vom Leib halten. Dafür

Anlage 17






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
treten sie das Grundrecht auf informationelle Selbstbe-
stimmung und das Versammlungsrecht mit Füßen.

Ein anderer Aspekt des Vertrages ist nicht minder be-
drohlich. Beamte des einen Staates sollen mit Einwilli-
gung eines anderen Staates Exekutivbefugnisse auf
fremdem Territorium erhalten. Schon bei gemeinsamen
Einsätzen zur Strafverfolgung bringt dies zahlreiche
Schwierigkeiten wegen des unterschiedlichen Polizei-
rechts mit sich. Aber was soll sich erst bei Großereignis-
sen abspielen? Von Beamten begangene Straftaten bei-
spielsweise müssen in dem Land verfolgt werden, wo
der Einsatzort war. Faktisch bedeutet das, dass der
Rechtsschutz ausgehöhlt wird. Praktisch erprobt wurde
das Verfahren vor drei Jahren, als 750 deutsche Polizis-
ten beim G-8-Gipfel im schweizerischen Evian einge-
setzt waren und Demonstranten durch die Straßen jag-
ten.


(Zuruf von der LINKEN: Pfui! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Bitte? Das stimmt doch gar nicht, was Sie erzählen!)


Verstärkte Kooperation ist auch bei Abschiebungen vor-
gesehen. Sammelabschiebungen sollen diese menschen-
feindliche Vorgehensweise kosteneffizienter machen.

Der Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts,
von dem die EU-Ministerriege gerne spricht, entpuppt
sich mit diesem Vertragswerk ein weiteres Mal als eine
Verhöhnung elementarer Menschenrechte. Innerhalb der
EU wird der Repressionsapparat gestärkt, um gegen Kri-
tiker und Verlierer des Kapitalismus vorzugehen. Gegen
die Opfer außerhalb der EU wird die Mauer weiter hoch
gezogen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603626100

Das Wort hat die Kollegin Silke Stokar, Bündnis 90/

Die Grünen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Silke, du auch?)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auf
dem Weg zum Mikrofon habe ich sehr wohl die Unmuts-
äußerungen dazu gehört, dass auch ich noch meine Rede
halte. Ich frage zurück: Welches Selbstverständnis hat
die große Koalition eigentlich in Fragen der Europapoli-
tik? Welches Selbstverständnis hat der Deutsche Bun-
destag in Fragen der Beteiligungsrechte? Hier werden
zwar große europapolitische Erklärungen abgegeben.
Gleichzeitig möchten Sie aber – auch im Innenausschuss
war das so –, dass Staatsverträge mit weitreichenden
Eingriffen in Bürgerrechte und den Datenschutz mög-
lichst nur zur Kenntnis genommen werden. Wir haben
dazu ein anderes Verständnis. Wir sind der Meinung,
dass sich vor der Ratifizierung eines solchen Vertrages
Fachausschüsse und Parlament intensiv mit den Auswir-
kungen auseinander setzen müssen.

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(C (D Einige kritische Punkte sind hier bereits angesprohen worden. Ich möchte hier jedoch noch einmal deutich auf die Gefahr der Fraktionierung gerade in der Inenund Rechtspolitik in Europa hinweisen. Nach der -5-Zusammenarbeit ist jetzt erneut ein Siebenstaatenertrag nach Schengen geschlossen worden, der bewusst icht den Weg der demokratischen europäischen Strukuren wählt. Hier setzen sich vielmehr ein paar Staaten usammen, schalten das Europäische Parlament, das sich n diesem Bereich mühsam einige Mitentscheidungsechte erkämpft hat, aus und möchten auch noch, dass ich der Bundestag möglichst nicht damit befasst. Wir haben andere Vorstellungen von einem europäichen Raum der Sicherheit, der Freiheit und des Rechts; reiheit und Recht gehören auch mit dazu, werte Kolleen aus der Union. Wir haben das Rahmenwerk zum Datenschutz grundätzlich sehr wohl begrüßt. Einerseits wird in diesem erbund der sieben Staaten der Onlinezugriff auf so senible Daten wie DNA-Profile, Fingerabdrücke, Kfz-Halerdaten und Telekommunikationsdaten vereinbart, anererseits haben wir in diesen sieben Staaten ein sehr nterschiedliches Datenschutzniveau. Außerdem – das erfe ich der Bundesregierung vor – wurde noch nicht inmal erwogen, die Möglichkeit zu diskutieren, auf naionaler Ebene Grenzen zu setzen, insbesondere im Beeich der Weitergabe von DNA-Daten unserer Bürgerinen und Bürger an andere Staaten. Ich meine, dass die roße Koalition verantwortungslos mit diesen sensiblen aten der Bürgerinnen und Bürger umgeht. Wir werden uns bei der Abstimmung über diesen Verrag enthalten. Die grundsätzliche Regelung eines notendigen Informationsaustausches wird auch von uns ositiv bewertet. Wir möchten aber, dass dies innerhalb on Regeln und Grenzen sowie transparent geschieht. Danke schön. Damit schließe ich die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bunesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zu dem Verrag zwischen Belgien, Deutschland, Spanien, Frankeich, Luxemburg, den Niederlanden und Österreich ber die Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusamenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terro ismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität und der llegalen Migration auf den Drucksachen 16/1108 und 6/1286. Der Innenausschuss empfiehlt auf der Druckache 16/1439, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wolen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthalungen? – Der Gesetzentwurf ist in der zweiten Lesung it den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der raktion Die Linke bei Enthaltung von FDP und ündnis 90/Die Grünen angenommen. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Wer dem Gesetzentwurf zustimmen will, möge bitte aufstehen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen eines Großteils der Fraktion Die Linke bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen und der FDP angenommen. Ich komme zur Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Umsetzung des Vertrags zu dem soeben abgestimmten Gesetz auf den Drucksachen 16/1109 und 16/1287. Der Innenausschuss empfiehlt auf Drucksache 16/1440, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen und FDP angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf mit dem gleichen Stimmverhältnis wie zuvor angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b auf: a)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626200




(A) )


(B) )


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Eines Großteils?)

Schäfer (Köln), Dr. Norman Paech, Monika
Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Keine Unterstützung für die indische Atom-
rüstung

– Drucksache 16/1445 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Elke
Hoff, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Indisch-amerikanisches Nuklearabkommen
substanziell nachbessern oder ablehnen

– Drucksache 16/1533 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss

Hierzu ist zwischen den Fraktionen eine halbe Stunde
Debatte vereinbart worden. – Dazu höre ich keinen Wi-
derspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache, um das Wort dem Kolle-
gen Norman Paech, Linksfraktion, zu geben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha en zu diesem Thema einen Antrag vorgelegt. In diesem Haus herrscht in einem Punkt Übereinstimung, nämlich dass es auf gar keinen Fall eine Weiter erbreitung von Atomwaffen geben soll. Einige Staaten ind bereit, zu diesem Zweck politische Sanktionen, konomische Sanktionen, die politische Isolierung des rans, sogar militärische Maßnahmen – sie sind noch icht vom Tisch – einzusetzen. Bislang hat das alles nichts gefruchtet. Man sollte sich inmal überlegen, ob das nicht vielleicht daran liegt, ass man gegenüber jenen Atommächten, die sich dem tomwaffensperrvertrag nicht angeschlossen haben, ämlich Pakistan, Indien und Israel, inkonsequent ist. rasilien hat jüngst angekündigt, die Urananreicherung ufzunehmen. Auch dazu habe ich nirgends irgendeine ritische Anmerkung oder gar eine Sanktionsandrohung ernommen. Das ist eine offensichtlich inkonsequente olitik. Jetzt droht ein weiterer Schritt der Selbstdemontage. nwieweit sind wir eigentlich noch glaubwürdig, wenn er Lieferungsstopp für Nuklearmaterial und Nuklearechnologie zugunsten Indiens außer Kraft gesetzt wird? ie USA haben die Formel des Lieferstopps seinerzeit elbst in die Regeln der Nuclear Suppliers Group einesetzt. Jetzt wollen sie sie zugunsten Indiens zurückehmen. Deutschland ist Mitglied dieser Gruppe, die arüber entscheidet. Deutschland hat hier eine überaus ntscheidende Position und kann diese zugunsten der ichtweiterverbreitung durchsetzen. Vor allen Dingen: Wenn es eine Ausnahme für Indien eben sollte, dann wage ich nicht vorauszusagen, was eschieht, wenn Pakistan und Israel demnächst ebenfalls inen Antrag stellen und an diese Länder dann ebenfalls ukleartechnologie und -material geliefert werden soll. ch möchte nicht den Eiertanz erleben, wenn auch Israel as, eventuell angesichts der Bedrohung durch den Iran, infordert. Wie soll dann entschieden werden? Das ist ine gefährliche Sache. Kommt diese Ausnahme, dann önnen wir den Atomwaffensperrvertrag auf den Müllaufen der Geschichte werfen. Wo bleiben eigentlich – auch daran ist zu erinnern – ie Initiativen der Regierung zur Abrüstung der Atomächte? Bisher haben Sie nichts anderes getan als aufzu üsten, umzurüsten und immer neue Generationen von tomwaffen hervorzubringen. Damit verletzen Sie peranent den Atomwaffensperrvertrag. Wenn jetzt auch och die strikten Regeln für die Lieferbeschränkung ußer Kraft gesetzt werden, dann ist unsere Glaubwürigkeit in dieser Sache vollkommen dahin. Dann könnte man den Staaten, die keine Atomwaffen aben, nur noch raten: Macht es genau so wie die Atomächte, trickst, täuscht oder verlasst den Atomwaffen perrvertrag, damit ihr endlich auf den gleichen Status ie Indien, Pakistan oder Israel kommt, damit ihr gleicherechtigt seid. Was das für die neue Weltordnung beeuten würde, müsste Ihnen eigentlich klar sein: Dann Dr. Norman Paech wäre die Bremse eines Vertragswerks unwiederbringlich dahin. Daher gibt es, gleich ob Indien strategischer Partner ist oder nicht, nur eine Botschaft: Die Bundesregierung darf sich an diesem gefährlichen Spiel nicht beteiligen. Auch wenn das nur eine kleine Entscheidung zu sein scheint, sie hat immense Auswirkungen. Selbst wenn die USA die Entscheidung über eine Anpassung der Exportrichtlinien im Juni noch gar nicht auf die Tagesordnung der Nuclear Suppliers Group setzen wollen, muss die Regierung schon jetzt ihre Ablehnung in Washington sehr deutlich machen. Denn ist das Vertragswerk erst einmal im Kongress durchgesetzt worden, dann wird es umso schwieriger, die Umsetzung zu verhindern. Deswegen haben wir unseren Antrag eingebracht. Wir appellieren an Sie, diesem Antrag zuzustimmen und klar zu sagen: Nein, keine Ausnahme von diesen Regeln! Danke sehr. Die Rede des Kollegen Guttenberg, CDU/CSU, geht zu Protokoll.1)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626300

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603626400

Ich gebe jetzt das Wort dem Kollegen Dr. Werner
Hoyer, FDP-Fraktion.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es geht bei diesem Thema um mehr als nur um eine
mögliche Unterstützung der indischen Atomrüstung, wie
es im Antrag der Linken formuliert ist. Es geht um mehr
als um ein einfaches Nein, um eine Ablehnung zu dem
indisch-amerikanischen Nuklearabkommen in der
Nuclear Suppliers Group. Es geht um die Glaubwürdig-
keit des internationalen Nichtverbreitungsregimes.

Condoleezza Rice hat keinen Hehl daraus gemacht,
dass die Zielsetzungen des Abkommens eindeutig geo-
strategischer Natur sind. Das kann man nachvollziehen.
Das Abkommen dient dem Zweck, eine enge Beziehung
mit dem aufstrebenden asiatischen Giganten zustande zu
bringen. Die Auswirkungen für die internationale nukle-
are Nichtverbreitungspolitik sind dabei von sekundärer
Bedeutung. Die mittelbaren Auswirkungen sind jedoch
sehr unerfreulich. Das Nichtverbreitungsregime und des-
sen Herzstück, nämlich der Nichtverbreitungsvertrag,
befinden sich nicht erst seit der gescheiterten Überprü-
fungskonferenz 2005 in einer existenziellen Krise.

Mit dem indisch-amerikanischen Abkommen erhält
Indien die globale Anerkennung als Kernwaffenstaat,
Zugang zu modernster Nukleartechnologie und zu spalt-
barem Material eingeschlossen, obwohl Indien nie dem
Nichtverbreitungsvertrag beigetreten ist und sein Kern-

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I1) Anlage 18

(C (D affenprogramm in den 70er-Jahren im Geheimen und um Schrecken der Weltgemeinschaft entwickelt hat. or dem Hintergrund der sich zuspitzenden Debatte über as iranische Nuklearwaffenprogramm erweckt dieses orgehen den Eindruck, die internationale Gemeinschaft esse mit zweierlei Maß. Damit wird die Verhandlungs osition der P 5 und Deutschlands gegenüber dem Iran achhaltig geschwächt. Dem nuklearen Nichtverbreiungsregime droht ein endgültiger Glaubwürdigkeitsverust. Das bilaterale Nuklearabkommen konnte aber nur zu iner so schweren Belastung für das Nichtverbreitungsegime werden, weil die internationale Gemeinschaft iel zu lange die Problematik der außerhalb des NVV tehenden Staaten Indien, Pakistan und Israel unterchätzt hat. Die Forderung, sie sollten dem NVV beitreen, ist schon seit längerer Zeit unrealistisch. Die internaionale Gemeinschaft hat es versäumt, Schritte inzuleiten, die diese drei Kernwaffenstaaten näher an en NVV herangeführt und in den multilateralen Dialog ingebunden hätten, ohne dass sie möglicherweise dem ertrag vollständig beitreten. Der Bundesregierung liegt bislang noch kein abchließender Text des Nuklearabkommens vor. Aber die ereits jetzt bekannten Punkte sind unter dem Aspekt der uklearen Abrüstung und Nichtverbreitung völlig unzueichend. Es ist keine abrüstungspolitische Errungenchaft, dass sich der Kernwaffenstaat Indien bereit erlärt, das Zusatzprotokoll des NVV zu unterzeichnen. as Zusatzprotokoll richtet sich an Nichtkernwaffen taaten und soll durch spontane IAEO-Kontrollen die ufdeckung eines möglichen Atomprogramms ermögli hen. Für den Nuklearwaffenstaat Indien sind diese unkte mittlerweile irrelevant geworden. Das Nuklearabkommen liegt hoffentlich bald in komletter Textform auf dem Tisch. Ein Zurück wird es für ie internationale Anerkennung Indiens als Nuklearacht kaum geben. Das wird auch kein Nein in der uclear Suppliers Group verhindern. Genau an diesem unkt greift Ihr Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen on den Linken, zu kurz. (Beifall bei der FDP – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Haben Sie einen besseren Vorschlag?)


Ja, den werden wir Ihnen vorlegen, Herr Seifert.

Wir müssen den Kernwaffenstaat Indien jetzt in die
erantwortung nehmen. Es müssen für Indien die glei-
hen abrüstungspolitischen Verpflichtungen gelten wie
ür die Kernwaffenstaaten USA, Frankreich, Großbritan-
ien, Russland und China. Diese Verpflichtungen müs-
en bei den Verhandlungen in der NSG eingefordert wer-
en, im Übrigen nicht zuletzt deswegen, um den sehr
ritischen Kollegen im amerikanischen Kongress den
ücken zu stärken.


(Beifall bei der LINKEN)


orher darf es auch nicht die Privilegien des Transfers
iviler Nukleartechnologie oder spaltbaren Materials für
ndien geben.






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Deutschland muss hier Verantwortung übernehmen
und wird sich nicht hinter anderen Mitgliedern der Nu-
clear Suppliers Group verstecken können. Von daher bin
ich etwas enttäuscht, dass die Bundeskanzlerin das of-
fensichtlich harmonische Klima, das jetzt zwischen ihr
und Präsident Bush herrscht, nicht genutzt hat, um sich
zum indisch-amerikanischen Nuklearabkommen zu äu-
ßern. Es wäre die Chance gewesen – und sie besteht
noch immer –, wichtige Nachbesserungen einzufor-
dern: die Unterzeichnung des Abkommens über das um-
fassende Verbot von Nuklearversuchen und ein Morato-
rium für die Produktion von spaltbarem Material.

Ich würde mich freuen, wenn die Bundesregierung an
die Spitze der Habenichtse treten würden; denn bei der
gegenwärtigen Entwicklung in dieser Welt wird es bei
der weiteren Proliferation kein Halten mehr geben, wenn
es Indien und dem Iran gelingt, ihre Atomwaffen dauer-
haft hoffähig zu machen. Wenn man nicht gerade diplo-
matischen Schaden anrichten würde, könnte man hier
und jetzt eine ganze Reihe von Ländern nennen, die
demnächst dabei sein werden.

Bei einigen dieser Länder gibt es sogar die Auffas-
sung, dass man in den Vereinten Nationen sein Wort of-
fensichtlich nur dann mit Aussicht auf Erfolg zur Gel-
tung bringen kann, wenn man über Atomwaffen verfügt.
Deutschland hat ein für alle Mal auf eigene Atomwaffen
verzichtet und ist in dieser Frage glaubwürdig. Das sollte
auch anderen Staaten in dieser Welt deutlich machen: Es
gibt auch ohne Nuklearwaffen eine Perspektive für eine
gute Zukunft in dieser Welt.

Deswegen wünsche ich mir, dass die Bundesregie-
rung bei einem Wiederaufleben einer Initiative für die
Abrüstungspolitik eine wesentliche und führende Rolle
spielt.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1603626600

Die Rede der Kollegin Uta Zapf wurde zu Protokoll

gegeben.1)

Das Wort hat der Kollege Jürgen Trittin.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

ben es hier in der Tat mit einem ganz zentralen Angriff
auf einen Konsens zu tun, der dieses Haus einmal ge-
prägt hat, nämlich auf die Politik der Nichtverbreitung,
wie sie unter den Außenministern Genscher, Kinkel und
Fischer von der ganzen Breite des Parlaments getragen
worden ist.

Diese Politik der Nichtverbreitung beruht auf drei
Säulen: keine Weiterverbreitung von Atomwaffen über
die Länder hinaus, die sie besitzen, das Recht auf die
friedliche zivile Nutzung der Atomenergie sowie – oft
vergessen – die Pflicht der Atomwaffen besitzenden
Staaten, abzurüsten.

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N1) Anlage 18

(C (D an kann schon heute sagen, dass die dritte Säule nie rnst genommen worden ist. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Das ist eine Sauerei!)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Richtig!)


Was bedeutet nun dieser Deal zwischen Indien und
en USA? Er ist das Signal, dass auch die anderen bei-
en Säulen nicht mehr tragfähig sind. Ich werde das be-
ründen. Diese Einschätzung habe ich aber eigentlich
on allen erwartet.

Was war die Reaktion der Bundesregierung darauf?
er Bundesaußenminister hat gesagt: Der Zeitpunkt war
erkehrt. Damit hat er Recht. Der Zeitpunkt war ziem-
ich verkehrt, weil die Beilegung der Auseinanderset-
ung mit dem Iran durch dieses Abkommen extrem er-
chwert wird. Es geht aber nicht nur um den Zeitpunkt,
ondern es geht auch um den Inhalt dieser Vereinbarung;
enn gerade das, was für diejenigen in besonderer Weise
nteressant ist, die zu nuklearer Technik und nuklearen

affen drängen, wurde aus dieser Vereinbarung heraus-
enommen. Bei der letzten Debatte ist hier gesagt wor-
en, dass die IAEO das gar nicht so schlecht findet. Ich
age Ihnen: Ich finde es sehr schlecht, dass alle Anlagen
ur Wiederaufbereitung und zur Anreicherung aus die-
en Vereinbarungen zwischen den USA und Indien he-
ausgenommen worden sind. Das hat nicht nur für frag-
ürdige verbrecherische Regimes wie das des Iran eine

alsche Vorbildwirkung, das hat auch eine Vorbildwir-
ung für Länder wie Brasilien und Südafrika, die eben-
iesen Weg beschreiten wollen. Damit ist klar: Auch die
rste Säule – keine Weiterverbreitung von Atomwaffen –
roht mit diesem Deal endgültig untergraben zu werden.

Deswegen finde ich es bezeichnend, dass sich die
undesregierung zu der Sache selbst überhaupt nicht
ußert, obwohl mittlerweile ein Antrag der Grünen, ein
ntrag der Linksfraktion und ein Antrag der FDP hierzu
orliegen und obwohl es hierüber offensichtlich eine
arlamentarische Debatte gibt. Lediglich Frank
teinmeier hat sich, wie gesagt, mannhaft hingestellt und
en Zeitplan kritisiert, während Frau Merkel bei ihrem
espräch mit ihrem neuen Duzfreund George W. in
ashington zu diesem Thema vollends geschwiegen hat.

Schauen Sie sich einmal die Antwort auf die Kleine
nfrage an, die wir dazu gestellt haben: So etwas
ichtssagendes haben wir noch nie gesehen. Ich weiß ja

us Regierungserfahrung, was dahintersteckt: Da kön-
en sich zwei Ressorts oder zwei Abteilungen eines Res-
orts nicht einigen. Dabei kommt so etwas heraus. Das
eißt aber nicht, dass die Bundesregierung nicht hand-
ungsfähig ist.

Ich habe mit großer Empörung – das muss ich Ihnen
irklich sagen – zur Kenntnis genommen, dass der Bot-

chafter der Bundesrepublik Deutschland in Indien, Herr
ützelburg, offensichtlich schon weiß, wie der Streit in-

erhalb der Bundesregierung – ob man nun an der Poli-
ik der Nichtverbreitung festhalten will oder ob man zu
em Deal zwischen den USA und Indien Ja sagen will –
usgehen wird. Er hat nämlich verkündet, selbstver-
tändlich werde die Bundesrepublik Deutschland in der
uclear Suppliers Group einer Aufhebung des Liefer-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
stopps von Nuklearmaterial zustimmen. Meine Damen
und Herren, das finde ich skandalös:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Zu einem Zeitpunkt, zu dem dieses Parlament darüber
diskutiert, wie mit dem Problem umgegangen wird,
schafft ein Botschafter Fakten. Da hätte ich von Ihnen,
lieber Herr Erler, in der Tat erwartet, entweder zu sagen:
„Der Mann hatte nicht unser Mandat, er hat eigenmäch-
tig gehandelt“, oder hier klarzustellen, dass das, was
Herr Mützelburg sagt, offensichtlich die Meinung der
großen Koalition ist und dass sich diese große Koalition
von der Tradition der Nichtverbreitungspolitik, über die
über Jahre hinweg Konsens hier im Hause bestand, ver-
abschiedet hat. Diese Klarheit hätten Sie heute hier
schaffen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626800

Damit schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/1445 und 16/1533 an die Aus-
schüsse vorgeschlagen, die in der Tagesordnung vorge-
sehen sind. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Dann
ist das so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 13 a und 13 b auf:

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Steueränderungsgesetzes 2007
– Drucksache 16/1545 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Steueränderungsgesetz 2007 zurückziehen

– Drucksache 16/1501 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

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(C (D Hierfür ist eine halbe Stunde Aussprache vorgeehen. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Dann ist so eschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Eduard Oswald, CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603626900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
it der ersten Lesung des Entwurfs zum Steuerände-

ungsgesetz 2007 werden heute die in der Koalition ver-
inbarten Veränderungen in den parlamentarischen Pro-
ess eingebracht. Das heute vorliegende Gesetz ist ein
eiterer Baustein unserer seriösen Steuer- und Finanz-
olitik, wie sie im Koalitionsvertrag niedergelegt ist.

Unser Land steht vor großen Herausforderungen,
ie es zu bewältigen gilt. Arbeitslosigkeit, Staatsver-
chuldung, demografischer Wandel und der Verände-
ungsdruck der Globalisierung verlangen Entscheidun-
en, um heutigen und künftigen Generationen ein Leben
n Wohlstand zu sichern. Auf der einen Seite müssen wir
otwendige und unausweichliche Maßnahmen zur Sa-
ierung der öffentlichen Haushalte beschließen und auf
er anderen Seite brauchen wir zukunftsweisende und
achstumskräfte fördernde Investitionen sowie sinn-

olle strukturelle Reformen, um unser Land zukunftsfä-
ig zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn durch Veröffentlichung bekannt wird, dass der
chuldenberg unseres Staats jetzt 1,5 Billionen Euro
eträgt, dann gibt uns jeder auch in der Öffentlichkeit
en Ratschlag, zu sparen. Wenn dann aber einzelne
aßnahmen vorgeschlagen werden, wird jede Sparmaß-

ahme des Staates bejammert. Jede Kürzung wird als so-
ialer Kahlschlag gebrandmarkt. Jeder sagt: Wir müssen
ringend sparen. – Wenn er persönlich betroffen ist,
ann wird wie selbstverständlich diese Maßnahme kriti-
iert. Wenn der Staat heute 100 Euro ausgibt, aber nur
0 Euro an nachhaltigen Einnahmen hat, so muss dies im
nteresse zukünftiger Generationen verändert werden.

Das heutige Gesetz reiht sich in eine ganze Reihe be-
eits beschlossener Gesetze oder Maßnahmen ein, die
en politischen Weg der großen Koalition verdeutli-
hen.

Einerseits betreiben wir den konsequenten Abbau von
teuerlichen Ausnahmetatbeständen und steuerlichen
ubventionen: Ich nenne das Gesetz zur Beschränkung
er Verlustverrechnung im Zusammenhang mit Steuer-
tundungsmodellen. Ich nenne das Gesetz zum Einstieg
n ein steuerliches Sofortprogramm. Ich nenne das Ge-
etz zur Abschaffung der Eigenheimzulage. Ich nenne
as Gesetz zur Eindämmung missbräuchlicher Steuerge-
taltungen.

Andererseits betreiben wir die konsequente Stärkung
on Wachstum und Beschäftigung: Hier nenne ich unser
esetz zur steuerlichen Förderung von Wachstum und






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
Beschäftigung. Mit der verbesserten steuerlichen Be-
rücksichtigung von Kinderbetreuungskosten und von
Handwerkerleistungen werden Familien und der private
Haushalt erheblich entlastet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch wird dies zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in die-
sem Bereich beitragen. Wir spüren dies ja schon jetzt.

Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen zu nennen,
mit denen Wachstum und Beschäftigung gesichert wer-
den. Wir beraten das Investitionszulagengesetz 2007 für
die neuen Länder. Wir werden eine Verbesserung der
Unternehmensnachfolge durch eine Änderung des Erb-
schaftsteuerrechts zum 1. Januar 2007 erarbeiten und wir
werden eine durchgreifende Reform der Unternehmens-
besteuerung zum 1. Januar 2008 umsetzen.

In diesem Gesamtzusammenhang steuerrechtlicher
Maßnahmen – und nicht isoliert – ist nun das heute vor-
liegende Steueränderungsgesetz 2007 zu sehen. Deshalb
werden wir das Steueränderungsgesetz 2007 natürlich
nicht zurückziehen, wie dies hier und heute gefordert
wird.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


Klar ist aber auch, dass wir alle Maßnahmen im Finanz-
ausschuss durch eine Anhörung und eine intensive Dis-
kussion beraten und durchleuchten. Vielleicht finden wir
in dem einen oder anderen Bereich noch Möglichkeiten,
ohne das erwartete Aufkommen für den Haushalt zu
schmälern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unser Ziel ist klar: Angesichts einer massiven struk-
turellen Unterdeckung der laufenden Ausgaben im Bun-
deshaushalt sind erhebliche Konsolidierungsanstren-
gungen unausweichlich. Der Konsolidierungsdruck
bleibt hoch und weitere Einsparungen im ganzen Haus-
halt bleiben weiter notwendig. Unser Ziel ist es, 2007 die
beiden zentralen finanzpolitischen Ziele der großen
Koalition zu erreichen: die Einhaltung der Regelgrenze
des Art. 115 Grundgesetz und die Unterschreitung der
3-Prozent-Defizitgrenze des europäischen Stabilitäts-
und Wachstumspaktes. Die Haushaltskonsolidierung ist
nicht ohne spürbare Einschnitte erreichbar. Gleichwohl
sind die belastenden Maßnahmen an den Gesichtspunk-
ten der individuellen Leistungsfähigkeit und der Vertei-
lungsgerechtigkeit ausgerichtet und im Ergebnis zumut-
bar ausgestaltet.

Dementsprechend enthält das Steueränderungsge-
setz 2007 Maßnahmen, die einen weiteren spürbaren
Beitrag zur Stabilisierung des Steueraufkommens leisten
sollen, zugleich der Steuervereinfachung dienen und
auch das Streitpotenzial im Verwaltungsvollzug be-
grenzen.

Ich nenne acht Stichpunkte: erstens die stufenweise
Abschaffung der schon seit langem arbeitsmarktpolitisch

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(C (D berholten Bergmannsprämie, zweitens eine angemesene Absenkung der Altersgrenze für die Gewährung on Kindergeld, drittens die Beschränkung der Entferungspauschale unter Beibehaltung einer besonderen egünstigung für Fernpendler, viertens die Absenkung es Sparerfreibetrages, fünftens die Einführung eines uschlags auf die Einkommensteuer für Spitzenverdieer, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen. Sie wissen, in iner Koalition trägt der Partner auch das mit, was er eientlich verhindern wollte. In einer Koalition herrscht in Geben und Nehmen. Koalition heißt immer, Komromisse zu schließen. Das war früher auch mit der FDP chon so. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der FDP)


Ich weiß, wovon ich spreche.

Ich nenne sechstens die Beschränkung der steuerli-
hen Abzugsfähigkeit von Aufwendungen für ein häusli-
hes Arbeitszimmer auf Fälle, in denen es den Mittel-
unkt der gesamten betrieblichen und beruflichen
ätigkeit bildet, siebtens die Schließung bestehender Be-
teuerungslücken im Bereich der beschränkten Steuer-
flicht und achtens weitere Änderungen wie beispiels-
eise die Änderung des Gesetzes über Steuerstatistiken.

Diese Maßnahmen – das kann nicht oft genug gesagt
erden – sind nicht isoliert zu sehen, sondern sind erfor-
erlich, um einerseits die notwendige Haushaltskonsoli-
ierung zu unterstützen und andererseits zukunftsfähige
nvestitionen zu ermöglichen.

Ich bin davon überzeugt – wir sind in der Koalition
nsgesamt dieser Auffassung –, dass der Bürger unsere
olitik zur Sicherstellung der langfristigen Tragfähigkeit
er öffentlichen Finanzen honorieren wird. Auch wenn
r im Augenblick auf der einen Seite die hohen Schulden
ritisiert und auf der anderen Seite jede Sparmaßnahme
randmarkt, sind diese Maßnahmen erforderlich.

Wir müssen und werden die Herausforderungen der
emografischen Entwicklung und der Globalisierung
eistern. Die Menschen spüren: Wir machen Deutsch-

and fit für die Zukunft. Die Zuversicht der Verbraucher
nd Unternehmer wächst. Die deutsche Wirtschaft
ommt voran und die Menschen gewinnen das Aller-
ichtigste zurück: das Vertrauen in die Politik. Das ist
er zentrale Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wollen Erfolg und eine gute Zukunft für unser
and. Deshalb werden wir Schritt für Schritt das abar-
eiten, was wir im Koalitionsvertrag gemeinsam verein-
art haben. Dazu gibt es keine Alternative. Die Koalition
st auf dem richtigen Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1603627000

Das Wort zu einem Geschäftsordnungsantrag hat der

ollege Volker Beck, Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603627100

Meine Damen und Herren! Ich finde, dieser Gesetz-

entwurf ist sehr wichtig und hoch kontrovers. Er hat uns
dazu gebracht, die Bundesregierung in einem Antrag
aufzufordern, ihren Gesetzentwurf zurückzuziehen, und
zwar aufgrund der verfassungsrechtlichen Mängel im
Hinblick auf die Reichensteuer


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


und angesichts der sozialen Belastungen für die Bürge-
rinnen und Bürger, die in anderen Punkten enthalten
sind.


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Auch wenn es bald 18 Uhr ist, bin ich der Meinung:
Da es um ein sehr wichtiges Reformwerk geht, hätten
wir es verdient, dass uns der zuständige Minister Rede
und Antwort steht.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was soll das denn jetzt? Es sind gerade einmal vier Abgeordnete von den Grünen da! – Zuruf von der SPD: Ja, genau! Es sind doch nur vier Abgeordnete der Grünen anwesend!)


Daher, Frau Präsidentin, beantragen wir die Zitierung
des Bundesministers der Finanzen und verbinden diesen
Antrag nach § 45 Abs. 2 der Geschäftsordnung des
Deutschen Bundestages mit der Feststellung der Be-
schlussfähigkeit.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: So etwas! Mit nur vier Abgeordneten der Grünen! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Mensch, jetzt wirst du ja richtig fies!)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603627200

Das Wort hat der Kollege Manfred Grund.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603627300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

möchte diesem Antrag im Namen der CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion ausdrücklich widersprechen, wenn ich
ihn dadurch auch nicht aufhalten kann. Ich finde es be-
merkenswert, dass bei der Diskussion über dieses für Sie
angeblich so wichtige Thema gerade einmal vier Abge-
ordnete von der Fraktion der Grünen hier „herumlüm-
meln“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Genau! Das ist eine Frechheit!)


Die Steueränderungsgesetze, die wir beraten und die
uns allen schwer fallen, sind Ergebnis dessen, was in den
letzten sieben Jahren auch von der grünen Fraktion „her-
beiregiert“ worden ist. Wir versuchen nun, Schadensbe-
grenzung vorzunehmen. Bei dieser Schadensbegren-
zung, Herr Kollege Beck, sollten Sie uns nicht im Wege
stehen, sondern uns helfen. Ihr Antrag ist kontraproduk-
tiv und er hält das Parlament eher auf. Für eine solche

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(C (D elbstdarstellung sollten Sie sich eigentlich zu schade ein. Gibt es noch weitere Wortmeldungen? – Frau rnstberger, bitte schön. Natürlich ist Ihr Antrag nicht aufzuhalten; hier gebe ch dem Kollegen von der Union Recht. Wir werden ihn ittragen müssen. Aber Sie als Grüne wissen genau, wa um die Steueränderungsgesetze, um die es jetzt geht, otwendig sind. Deswegen ist Ihr Antrag eigentlich icht akzeptabel. Ihnen ist bekannt, dass wir gemeinsam ür eine Verbesserung der derzeitigen Haushaltssituation orgen müssen. Ihrem Antrag werden wir nicht zustimen. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Genau! Das hat wohl mit der Faulheit von Herrn Beck zu tun! Der will wohl nach Hause! – Gegenruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Der ist doch gar nicht faul!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1603627400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603627500


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1603627600

Mir liegen also zwei Geschäftsordnungsanträge vor.

evor ich über die Zitierung des Bundesfinanzministers
bstimmen lassen kann, muss die Beschlussfähigkeit des
undestages festgestellt werden.

Die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen bezwei-
elt die Beschlussfähigkeit des Bundestages. Sie kann
uch vom Sitzungsvorstand nicht einmütig bejaht wer-
en. Daher ist die Beschlussfähigkeit in Verbindung mit
er Abstimmung über den von der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Geschäftsord-
ungsantrag festzustellen.

Ich bitte Sie, den Saal zu verlassen und die Türen zu
chließen.

Ich will darauf aufmerksam machen: Wir haben eine
erbundene Abstimmung. Durch die Anzahl der Abge-
rdneten, die durch die drei Türen gehen, wird festge-
tellt, ob der Bundestag beschlussfähig ist. Gleichzeitig
timmen wir über die Frage der Herbeizitierung des Mi-
isters ab. Sie stimmen dafür, indem Sie durch die Tür
it der Aufschrift „Ja“ gehen, dagegen, indem Sie durch

ie Tür mit der Aufschrift „Nein“ gehen, und enthalten
ich, indem Sie durch die Tür mit der Aufschrift „Ent-
altung“ gehen. Durch einen Gang stimmen Sie also
ber diese beiden Fragen ab.

Sind die Türen mit Schriftführerinnen und Schriftfüh-
ern besetzt? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann er-
ffne ich die Abstimmung.

Ich würde die Abstimmung gern schließen. Gibt es
enn Abgeordnete, die noch nicht durch die Türen ge-
angen sind? – Es gibt hier drin zwar keine Sandwichs.
ber möglicherweise lassen sich andere Anspornmetho-
en finden.






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

Noch einmal für die Kolleginnen und Kollegen, die
draußen sind: Ich habe den Eindruck, dass es nicht mehr
so viele sind, die sich an den Türen drängeln.


(Dr. h. c. Susanne Kastner, [SPD]: Doch! Es sind noch ganz viele! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man sieht keine!)


Vielleicht können die übrigen ganz langsam hereinkom-
men. Das wäre gut, weil ich dann die Abstimmung
schließen könnte.

Das Signal ist gegeben worden. Die Abstimmung ist
geschlossen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, darf ich Sie darauf hinweisen, dass von den Grünen, die dies beantragt haben, nur acht den Weg in den Saal gefunden haben?)


Zu diesem Zeitpunkt befinden sich in diesem Saal
148 Abgeordnete.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Davon acht Grüne!)


Damit ist die Beschlussunfähigkeit festgestellt.

Ich hebe die Sitzung auf.

Ich weise Sie darauf hin, dass der Antrag auf Herbei-
zitierung des Ministers bestehen bleibt und in der nächs-
ten Sitzung wieder aufgerufen wird.


(Heiterkeit)


Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Donnerstag, 1. Juni 2006, 8 Uhr, ein.

Ich wünsche viel Freude mit den gewonnenen Ein-
sichten und einen schönen Abend.

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603627700