Protokoll:
16026

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 26

  • date_rangeDatum: 17. März 2006

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:13 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/26 DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2035 A Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Steffen Kampeter, Norbert Barthle, Jochen Borchert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Carsten Schneider (Erfurt), Ernst Bahr (Neuruppin), Bernhard Brinkmann (Hildesheim), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Unverzügli- che Umsetzung des Programms „Impulse für Wachstum und Beschäftigung“ sowie des Marktanreizprogramms durch die Bundesregierung (Drucksache 16/931) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . 2036 C 2038 C 2039 C 2041 A 2041 D 2043 D 2044 D 2046 A 2047 D 2048 A Deutscher B Stenografisch 26. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: Abgabe einer Erklärung durch die Bundes- regierung zum Europäischen Rat am 23./24. März 2006 in Brüssel Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kurt Bodewig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ b i 2064 B 2025 B 2028 D 2030 A 2032 A 2033 B a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines undestag er Bericht ung 17. März 2006 t : Gesetzes zur steuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäftigung Drucksachen 16/643, 16/974, 16/976) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Förderung von Wachstum und Be- schäftigung (Drucksachen 16/753, 16/974, 16/976) ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Eindämmung miss- bräuchlicher Steuergestaltungen (Drucksachen 16/634, 16/749, 16/975, 16/977) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit 2047 B 2047 C 2047 C Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . 2049 C 2051 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Mittler, Staatsminister (Rheinland-Pfalz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Nina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrü- cken), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der LINKEN: Hochschulen öffnen – BAföG ausweiten (Drucksache 16/847) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Kai Boris Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2006 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 2006) (Drucksache 16/637) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Z A C A N s s ( T A H w F d ( i Z A H u G f k ( N A L A Z d w g F D M H H A Z d – 2052 C 2053 D 2055 B 2056 C 2057 B 2058 C 2059 C 2060 A 2060 D 2062 C 2064 C 2064 C 2065 D 2067 A 2068 C 2070 A 2071 A 2072 C 2074 C 2074 D 2076 A 2077 A 2078 C 2079 B 2080 A usatztagesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Hans-Josef Fell, ornelia Behm, Dr. Reinhard Loske, weiterer bgeordneter und der Fraktion des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN: Biogaseinspei- ungsstrategie entwickeln und Biogasein- peisungsgesetz vorlegen Drucksache 16/582) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: ntrag der Abgeordneten Patrick Döring, orst Friedrich (Bayreuth), Ernst Burgbacher, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP: Buslenkzeiten anpassen – Mittelstän- ische Busunternehmen retten Drucksache 16/584) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Dr. Anton ofreiter, Winfried Hermann, Peter Hettlich nd der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE RÜNEN: Novellierung des Personenbe- örderungsgesetzes – Fernlinienbusver- ehre ermöglichen Drucksache 16/842) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Biogaseinspeisungsstrategie ent- ickeln und Biogaseinspeisungsgesetz vorle- en (Zusatztagesordnungspunkt 8) ranz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Buslenkzeiten anpassen – Mittelständi- sche Busunternehmen retten 2081 A 2081 C 2081 C 2081 D 2083 A 2084 B 2085 D 2086 C 2087 B 2087 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 III – Novellierung des Personenbeförderungs- gesetzes – Fernlinienbusverkehre ermögli- chen (Tagesordnungspunkt 23, Zusatz- tagesordnungspunkt 9) Klaus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Heidi Wright (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2089 A 2089 D 2091 A 2092 C 2093 B 2094 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2025 (A) ) (B) ) 26. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 3 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2083 (A) ) (B) ) Scheelen, Bernd SPD 17.03.2006 DIE GRÜNEN Hintze, Peter CDU/CSU 17.03.2006 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 17.03.2006 Wolfgang Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 17.03.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albach, Peter CDU/CSU 17.03.2006 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2006*** Bierwirth, Petra SPD 17.03.2006 Bismarck, Carl-Eduard von CDU/CSU 17.03.2006 Bleser, Peter CDU/CSU 17.03.2006 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2006 Dr. Botz, Gerhard SPD 17.03.2006 Brüderle, Rainer FDP 17.03.2006 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 17.03.2006 Dreibus, Werner DIE LINKE 17.03.2006 Erler, Gernot SPD 17.03.2006 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2006 Fograscher, Gabriele SPD 17.03.2006 Freitag, Dagmar SPD 17.03.2006 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 17.03.2006 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 17.03.2006 Gradistanac, Renate SPD 17.03.2006 Groneberg, Gabriele SPD 17.03.2006 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 17.03.2006 Heil, Hubertus SPD 17.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 17.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 17.03.2006 H H K K K K K L L L L L M M D N P P R R S D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten örster, Joachim CDU/CSU 17.03.2006* omburger, Birgit FDP 17.03.2006 leiminger, Christian SPD 17.03.2006 löckner, Julia CDU/CSU 17.03.2006 opp, Gudrun FDP 17.03.2006 richbaum, Gunther CDU/CSU 17.03.2006 ucharczyk, Jürgen SPD 17.03.2006 afontaine, Oskar DIE LINKE 17.03.2006 ehn, Waltraud SPD 17.03.2006 ink (Heilbronn), Michael FDP 17.03.2006 intner, Eduard CDU/CSU 17.03.2006 ips, Patricia CDU/CSU 17.03.2006 eckel, Markus SPD 17.03.2006** üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2006 r. Müller, Gerd CDU/CSU 17.03.2006 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 17.03.2006 flug, Johannes SPD 17.03.2006 ieper, Cornelia FDP 17.03.2006 oth (Heringen), Michael SPD 17.03.2006 oth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2006 chaaf, Anton SPD 17.03.2006 r. Schäuble, CDU/CSU 17.03.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 2084 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO *** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: Biogaseinspeisungs- strategie entwickeln und Biogaseinspeisungsge- setz vorlegen (Zusatztagesordnungspunkt 8) Franz Obermeier (CDU/CSU): Die Energiepreise für Strom, Wärme und Kraftstoffe sind in den letzten Jahren so regelmäßig wie erheblich angestiegen. Das hat jeder private Konsument, aber besonders auch die Indus- trie stark zu spüren bekommen. Nach einer Statistik des BDI sind die Strompreise für die deutsche Industrie seit dem Jahr 2000 von 4,38 Euro- cent/kWh auf 7,1 Eurocent/kWh im Jahr 2004 gestiegen. Danach mussten im Jahr 2004 im europäischen Ver- gleich die deutschen Unternehmen die zweithöchsten Strompreise zahlen. Die Folge ist eine oftmals vermin- derte Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Die Energiepreise werden bestimmt durch die Roh- stoffpreise, die Erzeugungskosten, die Kosten für die Netznutzung und – das ist ein weiterer wichtiger Fak- tor – durch den Einfluss der staatlichen Instrumente auf die Energiepreise. Alle diese Faktoren sind in den der jüngeren Vergangenheit erheblich angestiegen. c S E k B s s g n B v A l r s i s c e o f s G P m b P P n B M a n c s e F S d M ü g z i a T a w d s z w e d Schmidt (Nürnberg), Renate SPD 17.03.2006 Seehofer, Horst CDU/CSU 17.03.2006 Dr. Stadler, Max FDP 17.03.2006 Vogelsänger, Jörg SPD 17.03.2006 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 17.03.2006 Dr. Westerwelle, Guido FDP 17.03.2006 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 17.03.2006 Dr. Wiefelspütz, Dieter SPD 17.03.2006 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 17.03.2006 Wolf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2006 Zapf, Uta SPD 17.03.2006*** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D Nun sind wir zuständig für den Einfluss der staatli- hen Instrumente, und das sind äußerst wirkungsvolle tellschrauben, die bei falschem Gebrauch das ganze nergie- und Marktwirtschaftsgefüge auseinander reißen önnen. Also heißt unser Auftrag, vernünftig und mit lick auf das Ganze damit umzugehen. Zunächst einmal: Wir brauchen kein neues Biogasein- peisungsgesetz, und zwar deshalb nicht, weil die Ein- peisung bereits im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) eregelt ist, wenn auch in einigen Punkten sicherlich och Verbesserungsbedarf besteht. Die Einspeisung von iogas sehe ich positiv. Dort, wo Netze und Anlagen in ertretbarer Nähe liegen, ist das ein guter Ansatz. Allerdings halte ich die Absicht für völlig falsch, den usbau von Biogasanlagen durch weitere Gesetze künst- ich zu beschleunigen. Ich will Ihnen auch sagen, wa- um. Wie jeder Markteingriff führen auch Ihre Vor- chläge zu erheblichen Verwerfungen, und das bereits nnerhalb der Rohstoffbeschaffung, bei den nachwach- enden Rohstoffen. Ich kann auf einer landwirtschaftli- hen Fläche nur das eine oder das andere anbauen, also ntweder Pflanzen, die sich für die Ölerzeugung eignen, der solche für die Erzeugung von Bioethanol oder aber ür Biogas. Wer von diesen Energieerzeugern die beste taatliche Unterstützung erhält und eine gute und sichere ewinnspanne hat, hat die Nase vorn und kann die flanzen auch zu einem höheren Preis aufkaufen. Das acht sich schon jetzt bei den Preisen für Mais bemerk- ar Die Vieherzeuger bekommen Probleme, weil die reise erheblich gestiegen sind. Bei den Anbauflächen verhält es sich ähnlich. Die achtpreise für landwirtschaftliche Grünflächen in mei- em Heimatlandkreis haben sich mit der Zunahme der iogasanlagen erhöht. Das macht zum Beispiel unseren ilchbauern zu schaffen. Nun, solange sich neue Produkte und Verfahren wie uch Energieerzeugungsverfahren stetig entwickeln, ist ichts dagegen einzuwenden. Der Markt besitzt erhebli- he Selbstregulierungskräfte. Nur, wenn wir hier jetzt taatlicherseits eingreifen, kann schnell eine Unwucht ntstehen. Diese Gefahr sehe ich bei einer expliziten örderung der Biogaseinspeisungsmodalitäten, so wie ie es vorschlagen. Ich bin deshalb unbedingt dafür, bei er Energieerzeugung mit Biogas auf organisches arktwachstum zu setzen. Das Konzept ist durchaus berzeugend. Biogas ist umweltfreundlich und kann an eeigneten Standorten einen guten Beitrag leisten. Das eigt die Praxis. So steht auch im Antrag, dass sich die nstallierte Leistung von Biogasanlagen seit 1999 mehr ls verzehnfacht hat. Ich bin zuversichtlich, dass dieser rend weitergeht, also Biogas ein gesundes Wachstum uszeichnet, auch ohne Biogasgesetz. Und noch ein Einwand: Eine Subventionierung gleich elcher Art setzt immer auch Fehlanreize. Es wird auch ort investiert, wo es nicht zweckmäßig ist, allein um taatliche Förderungen mitzunehmen und nicht verfallen u lassen. Dabei sind Biogasanlagen sehr anspruchsvoll, as die Technik und das Betreiben anbelangt. Wenn also ine Biogasanlage nicht gewinnbringend betrieben wer- en kann und das Vorhaben scheitert, entsteht nicht nur Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2085 (A) ) (B) ) ein Schaden beim Unternehmer. Es entsteht letztlich ein volkswirtschaftlicher Schaden, meist höher als die fehl- investierten Fördersummen und Steuerausfälle. Wenn Sie selbst die Erzeugung von Biogas als, ich zi- tiere wörtlich aus Ihrem Antrag, „Eine besonders hoff- nungsvolle Möglichkeit …“ bezeichnen, zeigt das ganz deutlich die wahre Dimension: Biogas ist auf einem gu- ten Weg, aber es gibt auch Ungewissheiten. Man darf davon ausgehen, dass die angeführte Studie der Gas- und Biogasverbände in ihren Prognosen eher recht optimistisch die Brancheninteressen widerspie- gelt. Und auch aus ökologischer Sicht gibt es Bedenken. Wenn Sie eine hohe Biogaserzeugung anstreben, bedeu- tet dies eine sehr intensive Landwirtschaft mit allen be- kannten Nachteilen. Und mit optimierten Pflanzen, die wenig Dünge- und Schutzmittel brauchen, weil in ihnen die Forschungsergebnisse Grüner Gentechnik stecken, wollen Sie ja gemeinhin nichts zu tun haben. Also, wie soll „Fortschritt im Pflanzenbau“ eigentlich erreicht wer- den, den Sie in Ihrem Antrag als Voraussetzung für stetig fallende Erzeugerkosten nennen? Denn die, und das ge- stehen Sie damit ja ein, braucht es unbedingt noch, weil die Kosten heute noch zu hoch sind. Außerdem können größere Mengen nur über große landwirtschaftliche Flächen, also nachwachsende Pflan- zen, gedeckt werden. Hier kommen jedoch Aufwendun- gen für die Anpflanzung, Bewässerung, Düngung, Pflege, Ernte und Transporte hinzu. Ferner sind Maschi- nen mit entsprechendem Energiebedarf für alle Phasen erforderlich. Weiter dürfen wir auch nicht vergessen, dass ein Teil der Erzeugung generell auch auf Energiekosten beruht. Steigen diese, steigen auch die Preise für die Biogasträ- ger. Wegen der relativ geringen Energiedichte fallen die Transportkosten verhältnismäßig stark ins Gewicht, so wenn Herstellungssort und Biogasanlage weiter vonei- nander entfernt sind. Nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“ fordern Sie neben dem Verzicht auf die Erkenntnisse der Gentechnik auch noch, den Anbau von großflächigen Monokulturen auszuschließen. Nun ja, dazu kann ich nur sagen: Wünschen kann man sich viel, aber auch der Weihnachtsmann kann nicht jeden Wunsch erfüllen. Auch wir sind für einen Energiemix. Wenn sich er- neuerbare Energien eignen, bitte sehr. Aber bei der Ener- gieversorgung dürfen nie die zentralen Punkte aus dem Blick geraten und das sind die Versorgungssicherheit und die Wirtschaftlichkeit. Wir, unsere Volkswirtschaft, wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo wir uns entscheiden müssen. Können wir wirklich das Weltklima mit idealistischen Einspeisungsgarantien ret- ten, indem wir nicht konkurrenzfähige Energieträger aus den Taschen der Bürger und der Unternehmen subven- tionieren? Ein klares Nein ist die Antwort. Selbst wenn wir Ihren Vorstellungen nachgeben würden, die Klimawirkung wäre kaum messbar gering, der volkswirtschaftliche Schaden hingegen unermesslich. So geht es wirklich n B d A d I M d g w Ü l B a d i D u h a f i h u W T g s P e z e a e s D h m B k E n d n d g g P v s g s B u (C (D icht. Und haben Sie sich schon einmal überlegt, ob die ürgerinnen und Bürger Ihnen gerade deshalb, wegen ieser träumerischen Visionen, am Wahltag eine klare bsage erteilt und Sie abgewählt haben? Noch eine Anmerkung: Das EEG trägt leider aufgrund er vergangenen Mehrheitsverhältnisse in einigen Teilen hre grüne Handschrift. Es ist ein Preistreiber erster Güte. it dieser Bürde müssen wir zwangsweise leben, weil wir ie falschen Weichenstellungen nicht ohne weiteres rück- ängig machen können. Aber wir sind doch lernfähig. Wir iederholen doch nicht Ihre Fehler und fügen zu allen beln auch noch eins zu eins das Biogas hinzu. Für richtig halte ich, die Forschungs- und Entwick- ungsanstrengungen zur Herstellung und Nutzung von iogas zu verstärken. Jede Effizienzsteigerung fördert uch rein marktwirtschaftlich diese Technologie, und as stetig auf solidem Grund. Der Technologiefortschritt n neuen Anlagen lässt sich dann auch außerhalb eutschlands vermarkten. Fazit: Wir wollen nicht, dass unsere Volkswirtschaft nd unser Staatshaushalt weiter belastetet werden. Des- alb lehne ich eine weitere Subventionierung von Biogas b, noch dazu, wenn sie wieder in den Strompreis ein- ließen würde wie bei der Windkraft. Die Energiepreise n Deutschland sind zu hoch. Die Betriebe haben schon eute höhere Produktionskosten als ihre europäischen nd internationalen Konkurrenten und damit erhebliche ettbewerbsnachteile. Den Bürgern fehlt Geld in den aschen, für Konsum oder Altersvorsorge. Denn es stei- en nicht nur ihre eigenen Gas- und Stromrechnungen, ondern die hohen Produktionskosten werden auf die reise umgelegt. Deshalb lehne ich Ihren Antrag ab. Dr. Axel Berg (SPD): Als Erstes will ich unserem hemaligen Koalitionspartner Recht geben, da Ihr heute ur Beratung vorliegender Antrag zur Biogaseinspeisung in guter Ansatz ist, der das richtige Ziel verfolgt, aber ktuell den falschen Weg vorschlägt. Es ist richtig, dass Biogas einer der wichtigsten erneu- rbaren Energieträger ist. Er hat viele Vorteile: Beim Er- etzen von Erdgas durch Biogas würden wir uns in eutschland und am besten gleich in ganz Europa unab- ängig von Importen von Erdgas aus Nicht-EU-Staaten achen, wie Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von ündnis 90/Die Grünen, richtig in Ihrem Antrag bemer- en. Gerade im Zuge der Erfahrung mit den russischen rdgaslieferschwierigkeiten wurde diese Problematik och deutlicher. Aber ich gehe noch weiter und betone, ass auch die hohe Flexibilität beim Einsatz von Biogas ur Vorteile mit sich bringt. Ebenso richtig ist natürlich er Hinweis auf die Klimaneutralität dieses Energieträ- ers. Zusätzlich haben wir bei der Produktion von Bio- as eine entscheidende Eigenschaft: die dezentrale roduktionsmöglichkeit, ein wichtiges Argument für die on uns allen angestrebte Energiewende. Als Wirt- chaftspolitiker will ich noch ein weiteres wichtiges Ar- ument in die Diskussion bringen: Die gesamte Wert- chöpfung bei der Produktion und dem Einsatz von iogas ist in Deutschland bzw. in Europa beheimatet nd nützt damit der heimischen Wirtschaft. 2086 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) ) (B) ) Das darf freilich nicht dazu führen, dass wir Grüne Gentechnik fördern, um die Quantitäten an Biomasse zu erhöhen. Das müssen wir verhindern, wie Sie richtig bemerken. Es geht auch ohne Gentechnik. Erfreulicher- weise wollen Deutsche und sonstige Europäer gentech- nisch veränderte Organismen nicht mal im Lebensmittel- bereich haben. Dann werden wir doch nicht extra für die Biomasse diese Büchse der Pandora öffnen. Viele Forderungen, die Sie in Ihrem Antrag auffüh- ren, haben wir bereits umgesetzt oder wir sind dabei, sie umzusetzen. So haben wir das Gebäudesanierungspro- gramm im Koalitionsvertrag auf 1,5 Milliarden Euro er- höht, um im Gebäudebereich die Effizienzpotenziale in der Wärmeversorgung zu nutzen und die CO2-Emissio- nen zu verringern. Außerdem diskutieren wir intensiv verschiedene Modelle zum effektiven Einsatz von erneu- erbaren Energien im Wärmebereich. Es wird ein Wärme- gesetz für regenerative Energien kommen. Auch den Punkt der Beimischung, den Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, in Ihrem Antrag bezüglich Biogas ansprechen, haben wir auf unserer Agenda. Wir wollen alle Treib- und Heizstoffe mit einer Beimischquote durch EE-Stoffe „veredeln“, sei es nun die Beimischung von Biodiesel zu Diesel oder von Bioethanol zu Benzin oder von Bio- methan zu Erdgas. Denn wir dürfen nicht in die Situation kommen, dass wir uns vom Erdölkartell unabhängiger machen, während wir uns in eine neue Abhängigkeit ei- nes Erdgaskartells begeben. Deshalb ist die Einspeisung von Biogas als Ziel Ihres Antrages sicherlich unterstützenswert, aber Ihr vorge- schlagener Weg, dies jetzt durch ein Biogaseinspeisege- setz zu erreichen, ist in unseren Augen nicht richtig. Wir müssen darauf achten, dass es nicht zu mehrfachen oder parallelen Förderstrukturen kommt. Die rechtlichen Grundlagen der Einspeisung von Biogas sind bereits im EnWG geklärt. Die Frage der Höhe von Vergütungen ist eine andere Baustelle; die Grünen sprechen dies ja heute auch nicht an. Biogas zur Stromerzeugung wird bereits durch das EEG gefördert. Lassen Sie uns erst einmal ab- warten, was diese Privilegierung von Biogas im EEG mit sich bringt. Erst mit diesen Erfahrungen können wir eine sinnvolle und längerfristige Biogasstrategie entwer- fen. Sonst laufen wir Gefahr, die Maßnahmen, die wir bisher getroffen haben, zu konterkarieren. Das kann ja auch nicht in Ihrem Sinne sein. Wie erreichen wir also das Ziel der Erhöhung des Biogasanteils im Erdgasnetz? Es gibt einzelne Beispiele zum Beispiel in der Schweiz. Die Erdgas Zürich AG speist seit 1997 Biogas in ihr Erdgasnetz ein. Hier hat sich der Erdgasnetzbetreiber mit den Biogasproduzenten auf Qualitätsanforderungen geeinigt. Wenn dies zwi- schen Erdgasnetzbetreibern und Biogasproduzenten ohne staatlichen Eingriff funktioniert, umso besser. Das ist ein Einzelprojekt, aber in meinen Augen ein Weg, der in Deutschland funktionieren könnte. Es gibt auf diesem Gebiet noch Diskussionsbedarf, und die Erfahrungen, die wir für ein Gesetz oder sogar eine ganze Strategie brauchen, liegen noch nicht vor. Sie von den Grünen sind da auch nicht weiter als wir. Des- wegen fordern Sie ja von uns bzw. der Bundesregierung, d d d s g I g ü d e w V z g m u n b b v n s s l B b f l d t z g u d E g f k g E w n N m e E R V A b g t (C (D ass wir eine Strategie entwickeln. Der Aktionismus, en Sie mit Ihrem Antrag an den Tag legen, bringt uns eshalb nicht weiter. Letztlich hilft er niemandem, weil ich Biogas für Lösungen à la EEG schon aus technolo- ischen Gründen nicht wirklich eignet. So werden wir hren Antrag ablehnen, hoffen aber darauf, dass wir in uter Tradition des Hohen Hauses auch weiter fraktions- bergreifend gemeinsam daran basteln, eine Strategie für ie Energiewende in unserem Land zu erarbeiten. Michael Kauch (FDP): Trotz der Entwicklung der rneuerbaren Energien sind fossile Rohstoffe noch heute eltweit die zentralen Energieträger. Klimaschutz und ersorgungssicherheit verlangen aber nach Alternativen u Öl und Gas. Abnehmende Rohstoffreserven, stei- ende Preise für fossile Energieträger sowie eine zuneh- ende Konzentration auf politisch instabile Regionen ntermauern dies. Notwendig ist für die Zukunft zum ei- en die Erhöhung der Energieeffizienz, zum anderen ein reiter und technologieoffener Energiemix. Zu diesem Energiemix wird auch die Biomasse einen edeutenden Anteil leisten. Welcher Anteil dies ist und or allem in welcher Form die Biomasse energetisch ge- utzt werden soll, das muss der Markt entscheiden. Der taatlichen Förderung muss man vor allem die CO2-Ein- par-Potenziale zugrunde legen und zugleich Wirtschaft- ichkeitsaspekte berücksichtigen. Wir teilen die positive Analyse der Potenziale von iogas. Denn bei der Vergasung können neben Anbau- iomasse auch Gülle, Klärschlämme und tierische Ab- älle genutzt werden. Wir stimmen mit Ihnen, liebe Kol- eginnen und Kollegen von den Grünen, darin überein, ass wir den Ausbau weiter fördern müssen. Allerdings rennt uns einiges, wenn es um den richtigen und effi- ientesten Weg zur Ausschöpfung dieser Potenziale eht. Ihre Antwort ist klar: Viel Staat, wenig Markt. Der von Ihnen vorgeschlagene Weg über feste Preise nd Abnahmeverpflichtungen, wie wir sie beim EEG für en Stromsektor kennen, ist ideen- und konzeptionslos. rneut soll der Staat Preise festlegen und dadurch festle- en, welche Formen der Biomasse wie gefördert werden. Ich warne zudem davor, die Bioenergie gleich mehr- ach als Lösung für alle unsere Energieprobleme zu ver- ünden. Wir wecken falsche Erwartungen, wenn wir lauben, die Biomasse könnte in gleichem Maße für alle nergiebereiche eingesetzt werden. Bioenergie soll so- ohl Strom als auch Wärme liefern, sie soll darüber hi- aus noch Kraftstoff für unsere Autos sein. Es gibt aber utzungskonkurrenzen bei der Verwendung der Bio- asse, über die Sie in Ihrem Antrag hinweggehen. Und s bleiben offene Fragen bezüglich der Ökobilanzen. ntscheidend ist doch: Wo lassen sich die größten CO2- eduktionen für den Klimaschutz realisieren? Bei der erstromung, beim Heizen oder als Kraftstoff? Dieser nalyse sollten wir uns in den kommenden Ausschuss- eratungen verstärkt zuwenden. Der Grünen-Antrag da- egen gibt hierauf keine Antworten. Eine wirkliche Stra- egie müsste dazu aber Stellung beziehen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2087 (A) ) (B) ) Außer dem Ziel nachhaltiger Anbaumethoden – wie könnte man dem widersprechen – hat der Antrag dazu wenig Substanzielles zu bieten. Allein die ideologische Absage an jegliche Art der Gentechnik ist zu wenig. Vielmehr ist die Grüne Gentechnik eine Chance, weil sie die Erträge für Energiepflanzen deutlich steigern könnte. Höherer Ertrag bedeutet schließlich auch mehr einsetz- bare Biomasse und damit mehr Klimaschutz. Dann wollen Sie die planwirtschaftliche Beimi- schungspflicht auch für Biogase. Dazu sage ich nur: Ent- weder fördert man erneuerbare Energien über den Preis, über die Menge oder wie bei der Beimischungspflicht über eine Quote. Nicht nur, dass die Quote von allen Instrumenten das fragwürdigste ist, nein, sie wollen Preis und Quote parallel. Viel hilft viel, ist wohl Ihre De- vise bei den Grünen. Aber das ist nicht der Fall: das Ne- beneinander von Subvention und Quote bringt keinen zusätzlichen Effekt für die Umwelt, aber teure Mitnah- meeffekte. Diese Politik ist inkonsistent. Wenn es um effiziente CO2-Reduzierung geht, setzen wir Liberale stärker auf den Emissionshandel. Seine Ausweitung auf den Wärmebereich würde auch dem Biogas zu Heizzwecken neue Chancen geben. Sie hätte zugleich den Vorteil, dass die Form und Verwendung der Biomasse eingesetzt wird, die jeweils am kostengüns- tigsten das meiste CO2 vermeidet. Wir sollten der Weiterentwicklung dieser Konzeption stärkere Aufmerk- samkeit widmen, als das Instrumenten-Durcheinander grüner Umweltpolitik noch auszuweiten. Hans-Kurt Hill (DIE LINKE): Die Treibhausgaskon- zentration lag im vergangenen Jahr so hoch wie nie zu- vor. Der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre steigt weiter an – und das immer schneller. Aktuelle Forschungser- gebnisse belegen weltweit die Auswirkungen der Klima- veränderungen. Eine der Hauptursachen: der Energie- hunger der Industriestaaten. Dennoch setzt auch Deutschland maßgeblich weiter auf fossile Energieträ- ger, verfehlt das selbst gesteckte Klimaschutzziel und er- höht die Importabhängigkeit bei Erdöl, Erdgas und Kohle. Es wird Zeit, dass wir zur Kenntnis nehmen: Die bisherige Energiepolitik ist gescheitert. Die Antwort der Bundesregierung: ein Abendessen in erlauchtem Kreise bei der Frau Kanzlerin. Die Gästeliste sagt uns ganz deutlich, wohin die Reise geht: nach hin- ten. Ich kann nur sagen „Guten Appetit“. Über den Knackpunkt, die unverantwortliche Atomenergie, wird natürlich nicht geredet. Vielleicht liegt das daran, dass sich die Grünen und die Energiewirtschaft jetzt in Sa- chen Atom-Endlager einig geworden sind. Persönliche Konsequenzen in der Fraktion der grün Gebliebenen las- sen auf einiges schließen. Rezzo Schlauch und Jürgen Trittin wissen da sicherlich mehr. Eine echte Alternative zum bisherigen Energiedesas- ter steht heute zur Diskussion: Biogas. Als zukunftsträchtiger Energieträger lässt er sich ein- fach und zügig in die Energiestruktur einbauen – wenn man es denn will. Denn Deutschland hat ein funktionie- rendes Gasnetz. Nichts wäre einfacher, als Biogas in g g P g b s b S W s E s g E t n g V F d h s s E B r E E d v d w E l d D s E D n l Ö P k S a Z d K d n s (C (D roßem Umfang einzuspeisen. Technisch ist dies auf- rund der chemischen Verwandtschaft zum Erdgas kein roblem und das Potenzial an Biomasse ist vorhanden. Biogas bremst nicht nur den CO2-Ausstoß im Ener- iesektor. Seine Produktion schafft ganz konkret Ar- eitsplätze im ländlichen Raum. Bis zu 80 000 neue Be- chäftigungsverhältnisse können in der Biogasbranche is zum Jahr 2020 entstehen. Aber schon die kleinen tadtwerke haben Schwierigkeiten, das Erdgas ihrer ahl durch die Rohre zu bekommen. Das Gasoligopol itzt auf den Leitungen, wie fette Hennen auf ihren iern. Das ist wie beim Energiegipfel: Die Kleinen müs- en draußen bleiben. Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen: Der Re- ulierungsansatz im Gasmarkt ist ein wichtiger Schritt. r wird aber nicht viel bewirken, weil die Energiekar- elle nicht aufgebrochen werden. Bei denen wartet kei- er auf Ökogashersteller. Für die Einspeisung von Bio- as bedeutet dies: Wir müssen mehr tun, als einen orrang festzuschreiben. Das EEG hat in seiner jetzigen orm die Energiekonzerne auch nicht davon abgehalten, ie Einspeisung von Strom aus KWK und Wind zu be- indern. Ich habe Zweifel, ob ein zusätzliches Gesetz die Ein- peisebedingungen für Biogas wirksam verbessert. Hier ollte zunächst geprüft werden, ob eine Ergänzung im nergiewirtschaftsgesetz den notwendigen Vorrang für iogas festschreiben kann. Neue Paragrafenwerke füh- en in der Regel nicht zu Vereinfachungen. Das zeigt der ntwurf der Bundesregierung zum Energiesteuergesetz: r ist eine unleserliche Zumutung. Er hält sich nicht an ie Notwendigkeiten einer zukunftsgerechten Energie- ersorgung. Er spiegelt schlicht die Machtverhältnisse in er Energiewirtschaft wider. Auf lange Sicht hat Biogas nur eine Chance, wenn et- as grundlegend geändert wird: Die Gasnetze sind den nergiekartellen zu entziehen und sie sind in die öffent- iche Hand zurückzuführen. Sie müssen dem Interesse es Allgemeinwohls dienen – und nicht den Aktionären. as Interesse der Allgemeinheit ist: Schutz der Erdatmo- phäre, sozial gerechte Energiepreise und eine sichere nergieversorgung. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): as Thema Versorgungssicherheit wurde von uns Grü- en seit Jahren hervorgehoben. Wir hatten schon in der etzten Legislaturperiode eine weitreichende Weg-vom- l-Strategie entwickelt. Mittlerweile haben auch andere arteien diesen Begriff übernommen, aber leider noch eine Konzepte auf den Tisch gelegt. Die Gelben und chwarzen setzen auf Atomkraftwerke und die Roten uf den Klimakiller Kohle. Die einen reden zu diesem weck Atomkraftwerke sicherer, als sie sind, und die an- ere Träumen von Clean Coal, obwohl auch die neuen ohlekraftwerke Klimakiller sind. Beiden gemein ist, ass die Fantasie längst die Realität abgelöst hat. Von ei- er realistischen Energiepolitik ist wenige Tage vor dem o genannten Energiegipfel nichts zu sehen. 2088 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) ) (B) ) Aufhänger der jüngsten Vorstöße für Atomkraftwerke und neue Kohlekraftwerke war der russisch-ukrainische Streit um Gaslieferungen. Dieser hatte Deutschland und Westeuropa die eigene hohe Abhängigkeit von Ener- gieimporten vor Augen geführt. Es ist abzusehen, dass mit der Endlichkeit der fossilen Energierohstoffe und des Urans politische Spannungen und Konflikte zuneh- men werden. Deshalb muss es Ziel einer zukunftsfähi- gen Energiepolitik sein, die Abhängigkeiten unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft von Mineralöl, Kohle, Gas und Uran deutlich zu verringern – für eine höhere Versorgungssicherheit, aber auch aus Gründen der Ökologie und des Klimaschutzes. Die Erdgasversorgung innerhalb Europas hängt von nur wenigen Lieferländern ab. Die Abhängigkeit von Ländern außerhalb der EU wird sich zudem vergrößern, da Großbritannien und die Niederlande mittelfristig nicht mehr als Erdgasexporteure zur Verfügung stehen werden, selbst zu Importeuren werden und auch die deutsche Erdgasförderung rückläufig ist. Damit sind so- wohl Versorgungssicherheit als auch Preisstabilität in Deutschland und Europa gefährdet. Wir Grünen sehen eine Reihe von wirksamen Ansatz- punkten, mit denen die Abhängigkeit von Erdgasim- porten verringert werden könnte. Hierzu zählen insbe- sondere das Energiesparen, mehr Effizienz bei der Energieerzeugung und beim Verbrauch sowie durch ei- nen Umstieg auf erneuerbare Energien. So können zum Beispiel im Wärmesektor große Mengen an Erdgas kos- tenneutral durch die Modernisierung von Altbauten ein- gespart werden. Sonnenkollektoren, moderne Bioener- gieheizungen wie Holzpellet- oder Geothermieanlagen ermöglichen zudem einen Umstieg auf erneuerbare Energien, der sich für die Anwender heute schon rech- net. Eine besonders hoffnungsvolle Möglichkeit für den Ersatz von Erdgas stellt die Erzeugung von Biogas dar, welches weitgehend in der vorhandenen Infrastruktur eingesetzt werden kann. Biogas kann europaweit in gro- ßen Mengen erzeugt werden und damit einen relevanten Beitrag zur Verringerung der Abhängigkeit vom Erdgas leisten. Eine aktuelle Studie der Gas- und Biogasver- bände zeigt alleine für Deutschland ein Biogaspotenzial von 10 Milliarden Kubikmetern jährlich auf – das sind mehr als 10 Prozent des heutigen Erdgasverbrauchs. Die europäischen Potenziale gilt es noch zu ermitteln. Sie dürften vor allem wegen der großen landwirtschaftlichen Flächen Osteuropas deutlich höher sein als das inländi- sche Potenzial. Die installierte Leistung von Biogasanlagen wurde mehr als verzehnfacht. Mittlerweile sind rund 2 500 An- lagen in Betrieb, die vor Ort Strom und zum Teil Wärme erzeugen. Um die vorhandenen Potenziale wirksamer auszuschöpfen, muss die Einspeisung von Biogas in die Erdgasnetze ermöglicht werden. Die ersten Grundlagen hierfür hat Rot-Grün mit dem Erneuerbare-Energien-Ge- setz und dem Energiewirtschaftsgesetz gelegt. Um der Biogaseinspeisung zum Durchbruch zu ver- helfen, sind jedoch weiter gehende Schritte erforderlich: e n z B g z l a z F g w d w m s s e r A p f w s d R r l g A w s p B k i m w D E g d u a w z B u t d E s g W r P e (C (D in Biogaseinspeisungsgesetz nach dem Vorbild des Er- euerbare-Energien-Gesetzes im Strombereich. Wir set- en uns ein für eine Biogasstrategie und einen wichtigen eitrag zur nationalen und europäischen Gasversor- ungsicherheit. Biogas steht im Gegensatz zu Erdgas eitlich unbegrenzt zur Verfügung. Seine Kosten sind angfristig kalkulierbar. Es ist sogar zu erwarten, dass ufgrund der technischen Entwicklung in der Erzeugung um Beispiel bei der Ligninaufschließung sowie der ortschritte im Pflanzenbau mit stetig fallenden Erzeu- ungskosten zu rechnen ist. Eine europaweite Biogasstrategie wäre zudem ein ichtiger Beitrag für den Klimaschutz. Biogas ist da- urch, dass nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, ie in der verarbeiteten Biomasse gebunden wurde, kli- aneutral. Das bedeutet, dass durch den Ersatz klima- chädlicher fossiler Rohstoffe der Ausstoß von Klimaga- en in die Atmosphäre verringert wird. Die Umsetzung iner europäischen Biogasstrategie schafft durch die Be- eitstellung der Rohstoffe, den Bau und den Betrieb der nlagen zusätzliche Wertschöpfung und damit Arbeits- lätze in Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe. So ührt die Biogaseinspeisung in das Gasnetz letztlich zu irtschaftlicher Prosperität und ist damit in allen europäi- chen Ländern ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung er Arbeitslosigkeit und zur Entwicklung ländlicher äume. In unserem heutigen Antrag fordern wir die Bundes- egierung auf, ein Einspeisungsgesetz für Biogas vorzu- egen, das wirksame Anreize zur Einspeisung von Bio- as in das Gasnetz liefert – zudem muss die vorrangige ufnahme und Durchleitung von Biogas festgeschrieben erden; als Vorbild sollte das Erneuerbare-Energien-Ge- etz für den Strombereich dienen –; die Beimischungs- flicht für Biokraftstoffe auf Erdgas auszuweiten, damit iogas auch im Verkehrsbereich verstärkt zum Einsatz ommt; eine europäische Biogaseinspeisungsstrategie zu nitiieren und voranzutreiben. Dabei sollte insbesondere it den mittel- und osteuropäischen Ländern kooperiert erden, durch die Erdgaspipelines aus Russland führen. ie Bundesregierung sollte unter anderem auf EU- bene darauf hinwirken, die Biogaseinspeisungsstrate- ie über die Grenzen der EU hinaus auszuweiten. Auch ie zukünftigen Beitrittsländer sowie Russland, Ukraine nd Weißrussland sollten dazu eingeladen werden, sich n dieser Initiative zu beteiligen. Darüber hinaus fordern ir, die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ur Erzeugung von Biogas sowie zur Einspeisung von iogas zu verstärken sowie Demonstrationsprojekte zu nterstützen; innerhalb der Biogasstrategie auf nachhal- ige Anbaumethoden der Energiepflanzen auszurichten, ie den Anbau von großflächigen Monokulturen und den insatz von gentechnisch veränderten Organismen aus- chließen. Da wir nicht darauf warten können, bis die Bundesre- ierung aktiv wird, werden wir bereits in der nächsten oche selbst als Fraktion aktiv und führen eine Anhö- ung zur Gasversorgungssicherheit durch. Ein wichtiger unkt der Tagesordnung wird die Entwicklung einer uropäischen Biogasstrategie sein. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2089 (A) ) (B) ) Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Buslenkzeiten anpassen – Mittelständische Busunternehmen retten – Novellierung des Personenbeförderungsge- setzes – Fernlinienbusverkehre ermöglichen (Tagesordnungspunkt 23, Zusatztagesord- nungspunkt 9) Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Das Omnibusgewerbe hat in Deutschland eine herausragende Bedeutung. Seine mittelständische Struktur sichert Arbeitsplätze und trägt wesentlich zur Wertschöpfung in unserem Lande bei. Das Europäische Parlament hat nun eine neue Verord- nung zu den Lenk- und Ruhezeiten verabschiedet, nach- dem zuvor der Verkehrsministerrat seine Zustimmung si- gnalisiert hat. Es wurde die Zwölf-Tage-Regelung für den Bustourismus gestrichen. Als Gründe wurden hier- für angeführt: Man glaubt, mit der Neuregelung einer Überforde- rung der Fahrer entgegenzuwirken, um eine Erhöhung der Verkehrssicherheit zu erreichen; man geht davon aus, dass diese Maßnahme das Vertrauen in das Omni- busgewerbe stärkt und eine Belebung des Busgeschäftes bringt. Die Betroffenen selbst widersprechen diesen Argu- menten entschieden. Der Interessenverband bdo stellt fest, dass der Bus schon jetzt mit Abstand das sicherste Verkehrsmittel gegenüber allen Verkehrsträgern ist. Trotz mancher schrecklicher Unfälle ist diese Aussage auch in der politischen Diskussion unbestritten. Uns ist auch bekannt, dass das Gewerbe selbst und die Verbände einen beispielgebenden Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit leisten und vorbeugend wirken. So sind die Omnibusse nur zu l Prozent an Verkehrsun- fällen mit Personenschäden in Deutschland beteiligt. Bei den trotz alledem bedauerlichen tödlichen Unfällen sind es gerade einmal 0,3 Prozent. Ähnliche Zahlen gelten auch europaweit. Es bestreitet niemand, dass sich die bisherigen Lenk- und Ruhezeiten im Omnibusgewerbe bewährt haben. Durch den Wegfall der aktuell gültigen Regelung ist eine grundlegende Veränderung der Angebotsstruktur notwendig. Es geht damit eine Verteuerung der Preise einher, ja eine sinkende Nachfrage wird befürchtet. Dies hat erhebliche Einbußen im Omnibusgewerbe und in den touristischen Regionen zur Folge. Die schwierige Lage des Gewerbes würde sich noch einmal verschlechtern. Das Omnibusgewerbe ist schon in den letzten Jahren durch politische Entscheidungen hart getroffen worden, zum Beispiel durch steigende Energiekosten. Weitere Gesetze und Verordnungen sind in Vorbereitung, zum Beispiel bei den beabsichtigten Veränderungen der Aus- schreibungspraxis im Nahverkehr. g o E l l t E b B d f g g m B u V d n u w g m l F K w z z k d B b l s n r d r l d b u t d w d z d V R p (C (D Wir müssen uns schon überlegen, ob wir nicht das esamte mittelständische Omnibusgewerbe gefährden, bwohl es in unserer Wirtschaftsstruktur ein wichtiges lement ist: Es ist ein entscheidender Träger des öffent- ichen Personennahverkehrs insbesondere auch im länd- ichen Raum. Mit circa 750 000 mittelbaren und unmit- elbaren Arbeitsplätzen ist es ein wichtiger Faktor für die rhaltung und Stärkung des Arbeitsmarktes. Das Omni- usgewerbe investiert in Neufahrzeuge jährlich einen etrag von l Milliarde Euro. Mir ist die schwierige Verhandlungsposition der Bun- esregierung bewusst. Das Europäische Parlament hat ast einmütig der Regelung zugestimmt. Auch im Rat ab es kaum Partnerländer, die eine andere Lösung mit- etragen hätten. Ich bin nicht sicher, ob das Bundes- inisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die edenken des Bundesverbandes Deutscher Omnibus- nternehmer (bdo) entsprechend gewürdigt bzw. in die erhandlungen eingebracht hat. Bedauerlich ist weiter, dass das Parlament und auch er Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung icht rechtzeitig über die Gespräche informiert wurden nd schon gar nicht am Entscheidungsprozess beteiligt aren. In diesem Zusammenhang stellt sich erneut die rundsätzliche Frage, welche Rolle die nationalen Parla- ente bei europäischen Entscheidungsprozessen spie- en. Wegen all der Bedenken und der Bedeutung dieser rage bittet die CDU/CSU-Fraktion ein Jahr nach In- raft-Treten der neuen Lenk- und Ruhezeiten, die Aus- irkungen dieser Regelungen für das Omnibusgewerbe u prüfen und dem Deutschen Bundestag einen Bericht uzuleiten. Gegebenenfalls sollen Änderungsmöglich- eiten der Verordnung in diesem Bericht dargestellt wer- en. Wir beraten heute auch den Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen zur Novellierung des Personen- eförderungsgesetzes. Die Fraktion fordert eine Libera- isierung des Buslinienfernverkehrs. Bei genauer Durch- icht des Antrages geht er eindeutig in die Richtung, eine eue zusätzliche Belastung für das Gewerbe einzufüh- en. Dies kommt eklatant in der Formulierung zum Aus- ruck, ein Wegekostenentgelt für Omnibusse einzufüh- en. Eine solche Initiative wird abgelehnt. Diese zusätzliche Belastung wäre ein weiterer Mei- enstein, dem Omnibusgewerbe erschwerte Rahmenbe- ingungen zuzumuten. Es leistet einen wichtigen und edeutenden Beitrag zur umweltfreundlichen Mobilität nserer Bürgerinnen und Bürger. Insbesondere die mit- elständische Struktur des Gewerbes ist zu stärken und arf nicht zusätzlich belastet werden. Heidi Wright (SPD): Bisher galt für das Omnibusge- erbe, anders als für das Güterkraftverkehrsgewerbe, ie Regelung, dass Busfahrer ihre zulässigen Tageslenk- eiten an zwölf aufeinander folgenden Tagen anwenden ürfen. Diese Regelung wurde nun im Rahmen eines ermittlungsverfahrens zu den Sozialvorschriften den egelungen für das Güterkraftverkehrsgewerbe ange- asst. Das heißt, nach sechs Tagen muss ein Ruhetag 2090 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) ) (B) ) eingelegt werden. Die kalenderwöchentliche Lenkzeit wird auf 56 Stunden beschränkt. Die tägliche Ruhezeit beträgt elf Stunden, wobei eine Aufteilung in drei plus neun Stunden möglich ist. Nach den bisher geltenden Regelungen war es möglich, die täglichen Lenkzeiten und Fahrtunterbrechungen so zu planen, dass Fahrer zu lange ohne eine vollständige Fahrtunterbrechung fahren konnten. Dies führte zu Beeinträchtigungen der Straßen- verkehrssicherheit und schlechten Arbeitsbedingungen für die Fahrer. Damit bin ich schon beim Kern der für mich zentralen Aspekte der Novellierung: der Verbesse- rung der Straßenverkehrssicherheit und der Verbesse- rung der Arbeitsbedingungen des Fahrpersonals. In Ihrem Antrag, über den wir heute sprechen, wen- den Sie sich gegen eine Verschärfung der Regelungen der Lenk- und Ruhezeiten für den Personenverkehr und begründen dies damit, dass in Deutschland insbesondere mittelständische Busunternehmen in ihrer Existenz ge- fährdet seien. Diese Befürchtung teile ich nicht. Guten Busunternehmern geht es gut und sich am Rande der Le- galität bewegende Anbieter werden an die Kandare ge- nommen. Zusammen mit den anderen von Rat und Euro- päischem Parlament beschlossenen Maßnahmen werden die neuen Regelungen sogar das Vertrauen der Verbrau- cher in das Omnibusgewerbe stärken. Dies wiederum kann bei offensiver Darstellung zu einer weiteren Bele- bung des Busgeschäfts führen. Im Übrigen unterliegen alle Unternehmen in der EU den gleichen Regelungen. Negative Auswirkungen auf den Wettbewerb der Omni- busunternehmen untereinander sind deshalb nicht zu er- warten. Wir lehnen den Antrag der FDP deshalb ab und ertei- len auch den Überlegungen einer nationalen Regelung eine Absage. Sie wecken mit Ihrem Antrag falsche Hoff- nungen im Gewerbe. Zwei Gründe gab es für die Bundesregierung, im EU- Verkehrsministerrat der Neuregelung zuzustimmen. Als Berichterstatterin für Straßenverkehrssicherheit will ich vor allem diesen Aspekt kurz beleuchten: 2005 gab es auf Europas Straßen 8 000 Todesopfer weniger als 2001. Dies ist das Ergebnis einer Halbzeitbilanz der Europäi- schen Kommission, die sie im Rahmen ihres Europäi- schen Aktionsprogramms für Straßenverkehrssicherheit gezogen hat. Wie Sie alle wissen, ist das Ziel des Pro- gramms, die Zahl der tödlichen Unfälle bis 2010 um 50 Prozent zu senken. Seit 2001 hat die Europäische Union dazu beigetra- gen, dass die Straßenverkehrssicherheit Priorität in der Politik der Mitgliedstaaten genießt. Deutschland erweist sich bei der Erfüllung der Maßnahmen zwar als Spitzen- reiter; mehrere Mitgliedstaaten haben nationale Pläne zur Straßenverkehrssicherheit ausgearbeitet. Doch aus- reichend sind die Fortschritte noch nicht. Gerade Busun- fälle in den letzten Jahren alarmieren und deshalb sind bessere Maßnahmen angezeigt. Genau dies bewirken die Streichung der 12-Tage- Ausnahmemöglichkeit und die Neuregelung der Ruhe- zeiten. Sie sollen einer Überforderung der Fahrer entge- genwirken und so zu einer Erhöhung der Verkehrssicher- heit führen. Damit wird für den Straßenpersonenverkehr e v S w p g B s d n h a R R z s B r t e B s Z t k a h m g i i e d r x t z G z t d d g w r n d f d A r K D (C (D ine Angleichung an die im gewerblichen Straßengüter- erkehr bereits bestehende Regelung erreicht. Mit der treichung der bestehenden Aufteilungsmöglichkeit erden die Lenk- und Ruhezeiten vereinfacht und trans- arent. Die bisherige Regelung hat Manipulationen be- ünstigt; eine Kontrolle war schwer möglich. Der Kritik der Branchenverbände Internationaler ustouristikverband, RDA, und Bundesverband Deut- cher Omnibusunternehmen e. V., bdo, halte ich entgegen, ass durch die Neuregelung die 14-tägigen Busreisen icht unmöglich werden. Bei der Planung der Aufent- alte ist zu berücksichtigen, dass innerhalb der 14 Tage m ersten Wochenende der Busfahrer eine 24-stündige uhezeit einhält sowie am zweiten Wochenende eine uhezeit von 45 Stunden. Sollte während dieser Ruhe- eiten ein Rückgriff auf einen zweiten Busfahrer organi- atorisch erforderlich sein, so könnte dies auch positive eschäftigungseffekte zur Folge haben. Reisegruppen können auch weiterhin von einem Fah- er über einen Zeitraum von mehr als sechs Tagen be- reut werden. Der Fahrer muss nur nach sechs Tagen ine wöchentliche Ruhezeit einlegen. Insbesondere im lick auf die Durchführung der beliebten Rundreisen ollte es den Unternehmen doch möglich sein, für diesen eitraum das Programm so zu gestalten, dass eine Fahr- ätigkeit nicht notwendig ist. Ich sehe auch die Möglich- eit, einen Fahrer auf Strecken im In- und Ausland uszuwechseln. Die Vorschriften über die Lenk- und Ru- ezeiten verbieten ein solches Auswechseln nicht. Es wäre für die sachbezogene Auseinandersetzung it dem Thema förderlich, wenn nach einer recht hitzi- en Phase der Debatte jetzt mehr Ruhe und Gelassenheit n die Diskussion käme. Ich zähle darauf, dass die FDP hre alte Kamelle jetzt einpackt und auf den Boden der uropäischen Regelung zurückkommt, und ich zähle auf ie Fähigkeit der Betroffenen zu kreativen Lösungen. Das heißt: Die neuen Regelungen zur Harmonisie- ung bestimmter Sozialvorschriften enthalten genug Fle- ibilisierungspotenzial, um auch der Reisebranche wei- erhin die wirtschaftliche Ausgestaltung der Busreisen u ermöglichen. Nun zum Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die rünen „Novellierung des Personenbeförderungsgeset- es – Fernlinienbusverkehre ermöglichen“. Der Antrag hematisiert die gesetzliche Regelung im Personenbeför- erungsgesetz, die den Verkehrsunternehmen, insbeson- ere Bahn und Bus, für ihre bestehenden Verkehre einen ewissen Schutz vor Konkurrenz einräumt. Im Kern ird die Forderung erhoben, im Fernverkehr konkurrie- ende Busdienste zuzulassen, und zwar auch im Verhält- is zu bestehenden Bahnverbindungen. Aus Gründen es Wettbewerbs sollen dann auch Wegekostenentgelte ür Omnibusse eingeführt werden. Einen inhaltlich ähnlichen Antrag hatte zuvor schon ie Fraktion der FDP gestellt. Deshalb lehnen wir den ntrag ab. Die darin genannte Gesetzesregelung ist be- eits Gegenstand eines Prüfauftrages der Gemeinsamen onferenz der Verkehrs- und Straßenbauabteilungsleiter. ie Beratungen sind noch nicht abgeschlossen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2091 (A) ) (B) ) Patrick Döring (FDP): Wir behandeln heute zwei unterschiedliche Anträge, die nur eins gemeinsam ha- ben, nämlich dass die Probleme der Busreiseunterneh- mer im Falle unseres Antrags direkt und im Fall des An- trags von Bündnis 90/Die Grünen mittelbar betroffen sind. Lassen Sie mich ganz kurz etwas zu dem Antrag der Grünen sagen: Wir sind ja grundsätzlich bei Ihnen. Wir haben ja einen sinngemäß gleichen Antrag eingebracht, der hier nur noch nicht zur Beratung anstand, weil wir im Gegensatz zu den Grünen jede Woche eine Vielzahl parlamentarischer Initiativen einbringen und unseren Oppositionsauftrag ganz bewusst wahrnehmen. Sie, meine Damen und Herren Grüne, sind leider noch nicht ganz in der Opposition angekommen und trauern noch vergangenen Dienstwagen nach. Aber in der Sache sind wir uns einig: Auch die Bahn muss sich dem Wettbewerb – und dazu zählt auch der Wettbewerb auf der Straße – stellen. Vor allem dann, wenn ich sehe, wie viele Fernreiseverbindungen die Bahn in Zukunft kappen will und wie viele Interregio- Angebote sie in der Vergangenheit schon gekappt hat. Deshalb halte ich die Abschaffung dieser Regelung im Personenbeförderungsgesetz für dringend angeraten. Was mir am heutigen Tag aber viel mehr unter den Nägeln brennt, das sind die Anliegen der Busunterneh- mer, die Rundreisen anbieten. Und deshalb haben wir unseren Antrag ja auch gestellt. Eigentlich sollte am heutigen Tag der Verkehrsminis- terrat über das Vermittlungsergebnis von Parlament und Rat zu den hier in Rede stehenden Lenk- und Ruhezeiten entscheiden. Aber offenbar wurde die Entscheidung wie- der von der Tagesordnung abgesetzt. Für mich, der ich mich vehement gegen bestimmte Teile dieser Neurege- lung wende, erst mal ein Grund, noch nicht alle Hoff- nung zu begraben. Denn egal, wen sie fragen, wenn es um den Busver- kehr und insbesondere den Bustourismus geht: Die bis- herige Zwölf-Tage-Regelung ist die Grundlage dafür, dass in Deutschland die klassische Busrundreise angebo- ten wird und angeboten werden kann. Die Möglichkeit, an zwölf aufeinander folgenden Tagen – wenn auch zum Teil nur wenige Stunden – einen Bus lenken zu dürfen, ist die Voraussetzung dafür, ein sinnvolles Programm für eine Rundreise aufstellen zu können. Mit der Wochenlenkzeit hat das übrigens in keiner Weise etwas zu tun. Die Diskussion über 56 oder 65 Wo- chenstunden ist in diesem Fall überhaupt nicht das Thema. Im Schnitt sitzen die Fahrer ohnehin nur etwa 45 Stunden in der Woche während einer Rundreise hin- ter dem Steuer. Von dieser Warte her wird den Lenkzei- ten – jedenfalls im Busreisenbereich – also längst ent- sprochen. Die Wochenlenkzeiten und damit verbundene Zahlenspiele bei den Ruhezeiten lenken vom eigentli- chen Problem ab und ich glaube, das weiß die Bundesre- gierung in diesem Fall auch. Aber da sind wir beim Knackpunkt, bei den Auswir- kungen der Abschaffung der Zwölf-Tage-Regelung: Es g s Z 2 f d m d K n d N S m l k w D s s D l w t k g d S G g a t d g b d A r k g U ü G d n 1 w m g U Ö n s s (C (D eht darum, dass die Fahrer und ihre Fahrgäste nach echs Tagen und fern der Heimat einen unfreiwilligen wischenstopp einlegen müssen. Sie müssen mindestens 4 Stunden ausharren, egal wo der Bus sich gerade be- indet. Und was für die Fahrgäste im besten Fall verwun- erlich, im schlechteren Fall – also für den Busunterneh- er schlechteren – sehr ärgerlich ist, das bedeutet für en Fahrer, dass er seine Freizeit auf einem Rastplatz in aliningrad oder sonst wo absitzen muss, anstatt sie ach der Tour zu Hause bei seiner Familie zu genießen. Ich frage Sie: Wollen Sie das wirklich? Wollen Sie, ass man den Fahrgästen sagt, wir stehen jetzt hier ohne ot und ohne Panne, weil Europa das so will? Wollen ie, dass der Fahrer sich zwangsweise seine freie Zeit it den Reisegästen teilen muss und angesichts der vie- en von Ihnen verordneten Pausen sich nach der Rück- ehr sofort wieder auf den Weg machen muss? Aber enn Sie das wollen, dann müssen Sie es nur sagen. ann können Sie es den Busfahrern da draußen ver- tändlich machen, dass aus den europäischen Sozialvor- chriften Unsozialvorschriften gemacht werden sollen. ie Gewerkschaften sind übrigens in diesem Punkt völ- ig unserer Meinung – und das will für die FDP ja schon as heißen. Dabei ist die Regelung im Prinzip ja nichts Schlech- es, aber eben nur für die Lkw und den Güterkraftver- ehr und nicht für den Busreiseverkehr. Für den hat es enau aus diesen Gründen immer die Ausnahme in Form er Zwölf-Tage-Regelung gegeben. Beim Lkw macht es inn, denn da passt die Regelung auf die tatsächlichen egebenheiten. Der Brummi, der drei Tage nach Portu- al fährt und an den nächsten drei Tagen zurück, war uch sechs Tage unterwegs und soll von seinem Spedi- eur nicht ohne anständige Ruhezeit gleich wieder auf ie nächste Tour gesetzt werden. Da verbessert die Re- elung die Sicherheit auf den Autobahnen, wenn man eispielsweise nur an die Fahrer von Gefahrgutlastern enkt. Aber diese Sicherheit ist durch die gleichmachende nwendung der Regelung auch auf den Busverkehr ge- ade nicht zu steigern. In der Vergangenheit hat es nicht einen einzigen do- umentierten Fall gegeben, in dem die Zwölf-Tage-Re- elung ursächlich für einen Busunfall geworden wäre. nd das ist doch klar: Es gibt bei der Busrundreise keine bermüdeten Fahrer, weil die Rundreise mehr ist, als in ewaltetappen von A nach B zu kommen. Der Weg ist as Erlebnis und Sie können mir beim besten Willen icht verkaufen, dass der Busfahrer, der von 10 bis 5 Uhr unterwegs ist, sofort zum Verkehrsrisiko wird, enn er das an sechs Tagen nacheinander gemacht hat. Dabei ist und bleibt der Bus das sicherste Verkehrs- ittel am Boden. In zehn Jahren wurden in Deutschland anze 180 Personen als Insassen eines Busses bei einem nfall tödlich verletzt. In dieser Zahl ist der ganze PNV übrigens schon enthalten. Beim Pkw sieht es icht ganz so rosig aus. Den 180 Menschen beim Bus tehen immerhin über 63 000 getötete Bürger als Insas- en eines Pkw gegenüber. 2092 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) ) (B) ) Die Kollegin Faße von der SPD hat kürzlich eine be- merkenswerte Pressemitteilung zu diesem Thema ver- fasst: Darin geben Sie freimütig zu, dass der Bus auch jetzt schon das sicherste Landverkehrsmittel ist. Aber Sie meinen, wenn wir ihn noch ein bisschen sicherer ma- chen, dann stärken wir das Vertrauen der Bürger in die- ses Verkehrsmittel. Ich gebe dazu nur zwei Argumente zu bedenken. Ers- tens. Die Sicherheit wollen wir auch verbessern, klar. Aber wir wollen das nicht durch ein Mehr an Bürokratie, die für die Sicherheit überhaupt nicht von Relevanz ist und nur eine Scheinsicherheit vorgaukelt. Und zweitens. Worin wollen Sie das Vertrauen denn stärken? Das Vertrauen in welches Angebot? Es wird sie nämlich nicht mehr geben, die Busrundreise im klassi- schen Sinne, um das einmal ganz klar hier zu sagen. Ich habe mit vielen Unternehmern gesprochen. Die müssen aus wirtschaftlichen Erwägungen von der Rundreise Ab- stand nehmen. Der Bus hat es schon mit der Zwölf-Tage-Regelung schwer genug gehabt gegen Bahn-Tickets von Lidl und Billig-Airlines. Ein wettbewerbsfähiges Angebot der Branche wird mit den Zwangspausen oder einem weite- ren Fahrer an Bord völlig unmöglich gemacht. Wir reden hier über 6 000 Busunternehmer in Deutsch- land. Haben Sie mit denen gesprochen, bevor Sie sich für die neuen Lenkzeiten ausgesprochen haben? Ich habe das getan. Und diese Leute, das sollten Sie wenigstens einmal zur Kenntnis nehmen, sehen nicht weniger als ihre Exis- tenz bedroht. Deshalb appelliere ich eindringlich an die Bundesre- gierung: Noch ist die Gelegenheit. Halten Sie die Rege- lung auf! Bei anderen betroffenen Berufsgruppen wie Zirkus- oder Marktleuten können nationale Ausnahme- regelungen die Lösung sein. Im Fall der Busreisen geht das nicht, weil es um Reisen geht, die die Zwölf-Tage- Regelung ja nur deswegen brauchen, weil sie im Aus- land unterwegs sind. Hier braucht es eine europaweite Verständigung und die kann meiner Meinung nach nur in der bisherigen Zwölf-Tage-Regelung zu finden sein. Und dann noch ein Nachschlag an die Bundesregie- rung: Auch wenn ich hier Parlamentsneuling bin, habe ich mich schon daran gewöhnen müssen, dass die Beant- wortung unserer parlamentarischen Anfragen meistens in Gestalt von Frechheiten erfolgt. Aber was Sie meinem Kollegen Ernst Burgbacher auf seine Fragen zu diesem Thema erwidert haben, das ist wirklich von ganz beson- derer Schlichtheit. Da schlagen die Busunternehmer in Deutschland so vernehmlich Alarm, dass nicht einmal die Bundesregierung das überhören kann. Und trotzdem gehen Sie einfach davon aus – ich zitiere –, „dass das Omnibusgewerbe auch mit der Regelung in der Lage sein wird, klassische Rundreisen anzubieten.“ Ende des Zitats. Ja, sie erwarten sogar eine gestiegene Nachfrage, weil das Vertrauen der Bürger – scheinbar hat Frau Faße die Antworten auch gelesen – so deutlich ansteigen würde. l w r d s h b B A d u g b A d m n m g p r e i b b r u k s z B k b l l g g r a d a s u h f d t s d (C (D Im Ernst, ich bitte Sie! Eine Regelung, die selbst Fach- eute erst nach intensivem Studium verstehen. Manchmal issen sie auch danach noch nicht, was da jetzt genau ge- egelt wurde. Die Berechnung der zulässigen Lenk- und er vorgeschriebenen Ruhezeiten ist von einer Unüber- ichtlichkeit, wie man sie europaverdrießlicher nicht ätte machen können. Aber Sie glauben offenbar, der Ver- raucher hat nur auf diese Regelung gewartet, um den usunternehmern in Zukunft mit Reisewünschen dieser rt förmlich nachzustellen. Das ist absurd und deshalb bitte ich den Herrn Bun- esminister Tiefensee – und das ist ja auch Gegenstand nseres Antrags –, sich die Sache noch einmal zu überle- en und im Verkehrsministerrat die richtige Position zu eziehen. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): Wir beraten heute zwei nträge zum Busverkehr. Über den einen Antrag wun- ere ich mich nicht, über den anderen schon. Fangen wir it dem wunderlichen Antrag von Bündnis 90/Die Grü- en zum Fernlinienbusverkehr an. Hier geht es darum, ehr Verkehr von der Schiene auf die Straße zu verla- ern, und mehr Wettbewerb ist angesagt. Dieser Antrag ist aus drei Gründen bemerkenswert: Ersten. Die Grünen meinen, dass, nachdem die Bahn rivatisiert wurde, sie nun auch nicht mehr vor Konkur- enz geschützt werden müsse. Ich finde, man sollte dem rsten Fehler nicht den zweiten folgen lassen. Die Bahn st ein ökologisches Verkehrsmittel, welches weiterhin ei der Gewährleistung ihrer Aufgaben in der Personen- eförderung einer aktiven Unterstützung bedarf. Zweitens. Die Grünen behaupten, dass eine Novellie- ung des Personenbeförderungsgesetzes notwendig ist, m Busfernlinien dort zu ermöglichen, wo die Bahn eine adäquaten Angebote vorhält. Dass dies nicht timmt, kann man im Antrag der Grünen selbst gleich im weiten Satz nachlesen, denn eine Genehmigung für uslinienverkehre ist nur „zu versagen, wenn der Ver- ehr mit den vorhandenen Verkehrsmitteln befriedigt edient werden kann“. Wir brauchen also keine Novel- ierung des Personenbeförderungsgesetzes, um Busfern- inien in und von Orten zu ermöglichen, für die die Bahn ar keine oder keine befriedigenden Angebote bereithält. Drittens. Die Grünen haben auch die sieben Jahre Re- ierungsverantwortung nicht genutzt, um die Sonder- egelungen für den Buslinienverkehr nach Westberlin us der Zeit vor 1989 aufzuheben. Stattdessen hat sich in iesen Jahren der Buslinienverkehr von und nach Berlin uch parallel zu existierenden Angeboten der Bahn mas- iv ausgeweitet. Nun wird dieses Versäumnis benutzt, m noch mehr Verkehr auf die Straße zu bringen. Ich ätte von den Grünen eigentlich erwartet, dass sie sich ür die Aufhebung der Sonderregelungen aus der Zeit es Kalten Krieges engagieren. Mein Fazit: Bis jetzt dachte ich, dass sich Linksfrak- ion und Grüne einig sind, dass die Stärkung ökologi- cher Verkehrsmittel wie Eisenbahnen wichtiger ist, als ie Schaffung zusätzlicher Konkurrenz durch noch mehr Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2093 (A) ) (B) ) Straßenverkehr. Deshalb kann ich den Sinn dieses Antra- ges nicht erkennen. Aber vielleicht helfen die folgenden Beratungen im Ausschuss? Nicht gewundert habe ich mich über den Antrag der FDP. Da passt das Europäische Parlament die Buslenk- zeiten an heutige Erfordernisse an, aber den Liberalen gefällt das nicht. Dabei bringen immer wieder schwarze Schafe die Branche ins Gerede. Übermüdungen bei „Brummis“ und in Reisebussen führen zu oft spektaku- lären und folgenreichen Unfällen. Es geht auch anders: Als erstes Busunternehmen Sachsens erhielt aus mei- nem Wahlkreis ein Bautzener Busunternehmen vor einem Jahr das TÜV-Zertifikat „Sicherheit im Busbetrieb“. Da- für hatte das Traditionsunternehmen mit 25 Mitarbeitern und 19 Bussen knallharte Kriterien zu erfüllen. Ich finde, es ist durchaus gerechtfertigt, hier im Hohen Hause den Namen zu nennen. Inhaber Johannes Wilhelm will mit dem Zertifikat und den damit verbundenen Anforderun- gen an die Einhaltung von Buslenkzeiten und andere Qualitätskriterien mehr Sicherheit und Geborgenheit für die Fahrgäste bieten. Und die „gefühlte Sicherheit“ durch Fakten untermauern. In meinen Gesprächen mit Busunternehmen brachten diese zum Ausdruck, dass die neuen Regelungen zur Überarbeitung von Tourenplänen und Preiskalkulationen zwingen, dass man aber damit le- ben kann. Auch künftig können attraktive und bezahl- bare Busrundreisen angeboten werden – so meine Ge- sprächspartner aus der Branche. Die Anpassung der Buslenkzeiten ist aus Sicht der Linksfraktion, die sowohl die Arbeitsbedingungen der Fahrer als auch die Sicherheit der Fahrgäste im Auge hat, ein akzeptabler Kompromiss zwischen wirtschaftli- chen Erwägungen und Fragen der Sicherheit. Wettbe- werbs Verzerrungen gibt es nicht, da die Buslenkzeiten für alle Busreiseunternehmen in der EU gelten. Meines Erachtens schaffen die künftig geltenden Lenk- und Ruhezeiten ein Mehr an Sicherheit – sie die- nen den Kunden, den Beschäftigten und damit auch den vielen auf Qualität setzenden mittelständischen Busrei- seunternehmen. Es wird uns allen besser gehen, wenn es schwarzen Schafen erschwert wird, Schindluder mit ih- ren Busfahrern zu leisten. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die FDP malt jedes Mal, wenn Sozialvorschriften oder Sicherheitsvorschriften geändert werden, den Untergang des Mittelstandes an die Wand. So auch im Fall der Ver- änderung der Buslenkzeiten. Dass im Bereich der Si- cherheit im Busreiseverkehr durchaus noch einiges zu tun ist, zeigen die schweren Busunfälle unter Beteili- gung auch deutscher Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich. Die Veränderung der Lenkzeiten be- trachten wir als Verbesserung der Verkehrssicherheit. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass aus Sicht des Fahrpersonals die angedachte Regelung kein Nachteil sein dürfte. s e d d b l w b V k v w d K D k B k s n a D g a t F u S d P c li d n d D w s Z w d d Z i s s m z A k (C (D Wer etwas für die Busunternehmen tun will, der sollte ich für die Ermöglichung des Fernlinienbusverkehrs insetzen. Meine lieben Kollegen von der FDP lade ich azu ein, sich lieber im Sinne ihres eigenen Antrages in ieser Richtung dafür einzusetzen. Der geltende Rechtsrahmen sieht nach dem Personen- eförderungsgesetz die Genehmigungspflicht für Bus- inienverkehre vor. Die Genehmigung ist zu versagen, enn der Verkehr mit den vorhandenen Verkehrsmitteln efriedigend bedient werden kann oder der beantragte erkehr ohne eine wesentliche Verbesserung der Ver- ehrsbedienung Verkehrsaufgaben übernehmen soll, die orhandene Unternehmer oder Eisenbahnen bereits ahrnehmen. Im liniengebundenen Personenfernverkehr verhin- ert die gesetzliche Regelung Parallelverkehre bzw. onkurrenz zwischen Bahn und Omnibus. Innerhalb eutschlands gibt es bis auf Ausnahmen wie den Ver- ehr von und nach Berlin, der in der Zeit der Insellage erlins entstand, oder Zubringerverkehre zu Flughäfen einen Linienfernverkehr mit Omnibussen. Da die Deut- che Bahn AG bis auf nicht ins Gewicht fallende Aus- ahmen alleiniger Anbieter von Fernverkehrsleistungen uf der Schiene ist, schützt diese Regelung de facto die B vor Konkurrenz auf der Straße. Betrachtet man den esamten Fernverkehrsmarkt, schützt die Regelung aber uch andere Verkehrsleistungsanbieter wie Mitfahrzen- ralen oder Billigflieger. Die DB muss sich heute schon der Konkurrenz des lugzeugs, des Autos und des Reisebusses stellen. Ob nd wie sie das bewerkstelligt, ist eine andere Frage. Der chutz vor einem bestimmten Konkurrenten ist zumin- est unsystematisch. Im Nahverkehr verhindert die gesetzliche Regelung arallelverkehre zwischen unterschiedlichen öffentli- hen Verkehrsmitteln, die alle mehr oder weniger staat- ch direkt mitfinanziert werden. Die Regelung verhindert ie Konkurrenz um Betriebskostenzuschüsse. Die Kan- ibalisierung des Schienenpersonennahverkehrs durch en bahneigenen Busverkehr hat sie nicht verhindert. Beim Fernverkehr stellt sich die Situation anders dar. er DB-Fernverkehr soll eigenwirtschaftlich erbracht erden. Vom Bund gibt es keinen Betriebskostenzu- chuss. Im Fernbusverkehr gibt es auch keine direkten uschüsse. Wenn im Schienenpersonenfernverkehr durch Ent- icklungen auf europäischer Ebene Wettbewerb durch en Markteintritt anderer Bahnen stattfindet, verändert as die Konkurrenzsituation wesentlich stärker als die ulassung des Linienbusfernverkehrs. Wettbewerb auf der Schiene im Nah- und Fernverkehr st möglich, wenn auch bisher in unterschiedlicher Inten- ität. Die Angebotsqualität zumindest im Nahverkehr hat ich verbessert. Dies hat nicht nur damit zu tun, dass ehr Geld für den SPNV seit Beginn der Bahnreform ur Verfügung steht, sondern auch damit, dass es neue nbieter gibt. Wettbewerb mit dem Fernlinienbus önnte ansatzweise ebenfalls positive Effekte haben. 2094 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) ) (B) ) Dass die Konkurrenz des Fernlinienbusses der Bahn der- art zusetzen kann, dass die Bahn ihr Angebot zurückneh- men muss, ist nicht zwingend. Die Bahn hat auch ohne Buskonkurrenz Marktsegmente im Fernverkehr zurück- gefahren, zum Beispiel den Interregio. Wenn zukünftig der DB-Fernverkehr auch eigentums- rechtlich privatisiert wird, würde der Staat bei Aufrecht- erhaltung des faktischen Verbots des Fernbuslinienver- kehrs sogar einen privaten Anbieter vor Konkurrenz schützen. Für liniengebundenen Fernbusverkehr gibt es wahr- scheinlich einen Markt. Der DB-Fernverkehr bedient selbst Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern nicht. Viele Mittelstädte werden nicht vom DB-Fernverkehr bedient. Viele Fernverkehrshalte werden nicht umsteige- frei miteinander verbunden. Flughäfen und Flugver- kehrsangebote weisen eine noch geringere Flächende- ckung auf als der Bahnfernverkehr. Auch in preislicher Hinsicht sind andere Angebote zu erwarten. Bei der Betrachtung des DB-Fernverkehrs- angebots könnte man vermuten, dass die Angebotsquali- tät fehlendem Wettbewerb geschuldet ist. Die Ermöglichung von Konkurrenz zwischen Bus und Bahn im Bereich des Personenfernverkehrs ist aus unserer Sicht an die Aufstellung fairer Wettbewerbs- regeln zu binden. Das beinhaltet im Bereich der Wege- kostenentgelte, dafür zu sorgen, dass nicht nur die Bahn Trassenentgelte bezahlen muss, sondern dass für den Bus auch Maut zu entrichten ist. Nach dem geltenden Autobahnmautgesetz ist der Bus von der Autobahnmaut befreit. In Österreich wird für den Bus Maut gezahlt. Eine negative Auswirkung auf die Busunternehmen und den Busreiseverkehr ist mir nicht bekannt. In diesem Zu- sammenhang müssen sich meine Kollegen von der FDP aber die Frage gefallen lassen, warum in ihrem Antrag aus der letzten Wahlperiode die Busmaut steht, in dem aus der laufenden aber fehlt. Im Berlinverkehr mach sich die Deutsche Bahn mit der eigenen Busflotte Konkurrenz. Mit der Konkurrenz im eigenen Haus hat die Bahn ja reichlich Erfahrung, wie der Güterverkehrsbereich mit Schenker und Railion schön zeigt. Aus Reihen der Bahn dürfte also nicht mit qualifizierter Kritik an der Ermöglichung des bundes- weiten Fernlinienbusverkehrs zu rechnen sein. Anlage 4 Amtliche Mitteilung Der Bundesrat hat in seiner 820. Sitzung am 10. März 2006 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Bereinigung des Bundesrechts im Zu- ständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz – – – – – – – h l F (C (D Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozial- gesetzbuch und anderer Gesetze Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 172 der Inter- nationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1991 über die Arbeitsbedingungen in Hotels, Gaststät- ten und ähnlichen Betrieben Erstes Gesetz über die Bereinigung von Bundes- recht im Zuständigkeitsbereich des Bundesminis- teriums der Justiz Erstes Gesetz zur Bereinigung des Bundesrechts im Zuständigkeitsbereich des Bundesministe- riums für Wirtschaft und Technologie und im Zu- ständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Gesetz zu dem Protokoll vom 22. Oktober 1996 zum Übereinkommen Nr. 147 der Internationalen Arbeitsorganisation über Mindestnormen auf Handelsschiffen Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 180 der Inter- nationalen Arbeitsorganisation vom 22. Oktober 1996 über die Arbeitszeit der Seeleute und die Be- satzungsstärke der Schiffe Drittes Gesetz zur Änderung des Gentechnikge- setzes Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die nachste- ende Entschließung zu fassen: Bei seinem Beschluss, auf eine Anrufung des Vermitt- ungsausschusses zu verzichten, ist der Bundesrat von olgendem ausgegangen: 1. Der Bundesrat sieht angesichts der Einleitung ei- nes Zwangsgeldverfahrens durch die Kommission der Europäischen Gemeinschaften gegen die Bun- desrepublik Deutschland wegen der nicht voll- ständigen Umsetzung der Freisetzungsrichtlinie und im Interesse der deshalb notwendigen Be- schleunigung des jetzigen Gesetzgebungsverfah- rens davon ab, seine im Zusammenhang mit dem Zweiten Gesetz zur Neuordnung des Gentechnik- rechts erhobenen Forderungen nach durchgreifen- den Änderungen einzubringen. 2. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, das Gentechnikgesetz so zu novellieren, dass For- schung und Anwendung der Gentechnik gefördert werden und unter Beachtung des Vorsorgegrund- satzes eine Wahlfreiheit in der Anwendung der Gentechnik gewährleistet ist. 3. Der Bundesrat hält es für zwingend erforderlich, in einem dem Dritten Gesetz zeitlich unmittelbar folgenden Änderungsgesetz auf der Basis des Bun- desratsbeschlusses vom 29. April 2005 (Bundes- tagsdrucksache 189/05 – Beschluss) das Gentech- nikgesetz grundlegend zu überarbeiten. 4. Der Bundesrat stellt fest, dass ohne die europa- weite Festlegung von Saatgutschwellenwerten die Umsetzung der Freisetzungsrichtlinie, insbeson- dere des Artikels 26 a (Maßnahmen zur Verhinde- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 2095 (A) ) (B) ) rung des unbeabsichtigten Vorhandenseins von GVO) und des Artikels 31 (Standortregister), un- vollständig bleibt. Auf die Dringlichkeit der Festlegung der Saatgutschwellenwerte hat der Bundesrat in seiner Entschließung vom 4. November 2005 (Bundesratsdrucksache 698/05 – Beschluss) bereits hingewiesen. – Gesetz über die Reform hufbeschlagrechtlicher Regelungen und zur Änderung tierschutzrechtli- cher Vorschriften Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die folgende Entschließung zu fassen: 1. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung sicher- zustellen, dass Tierhalter und -betreuer – je nach Kenntnisstand – auch weiterhin Korrekturen an Hufen und Klauen, die nicht der Anbringung, In- standsetzung oder Entfernung eines Beschlags dienen, selbst vornehmen können. Derartige Ver- richtungen müssen auch weiterhin möglich sein, ohne dass diese sachkundigen Personen über eine staatliche Anerkennung als Hufbeschlagschmied/ Hufbeschlagschmiedin verfügen. Dies gilt auch für sachkundige Personen, welche die Hufpflege vornehmen. In der Praxis gibt es derzeit zahlreiche qualifi- zierte Hufpfleger, die die Hufpflege sachgerecht ausüben, jedoch keinen Beschlag vornehmen. Dies sollte auch künftig im bisherigen Umfang ohne staatliche Anerkennung möglich sein. 2. Der Bundesrat begrüßt die Erklärung der Bundes- regierung (Bundestagsdrucksache 16/29, Gegen- äußerung der Bundesregierung, Nr. 3), wonach sie die Auffassung des Bundesrates in Nr. 3 seiner Stellungnahme (Bundesratsrucksache 392/05 (Be- schluss)) teilt, dass bestimmte berufliche Vor- kenntnisse eine Verkürzung der Zeit der gemäß § 4 Abs. 1 des Hufbeschlaggesetzes als Vorausset- zung für die staatliche Anerkennung vorgeschrie- benen sozialversicherungspflichtigen Beschäfti- gung rechtfertigen. Er bittet die Bundesregierung, umgehend eine Verordnung auf der Grundlage von § 8 Abs. 1 des Hufbeschlaggesetzes vorzulegen, mit der eine ge- nerelle Verkürzungsmöglichkeit für solche Perso- nen eingeführt wird, die über eine Ausbildung in dienlichen Berufen, insbesondere Pferdewirte und Metallbauer (Fachrichtung Gestaltung, Kernbe- reich Hufbeschlag), verfügen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass die Ausschüsse gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: (C (D Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Interparlamentarischen Union 112. Interparlamentarische Versammlung vom 3. bis 8. April 2005 in Manila, Philippinen – Drucksachen 15/5786, 16/480 Nr. 1.9 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. April 2005 in Straßburg – Drucksachen 15/5941, 16/480 Nr. 1.18 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 20. bis 24. Juni 2005 in Straßburg – Drucksachen 15/5967, 16/480 Nr. 1.22 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der OSZE Vierzehnte Jahrestagung der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE vom 1. bis 5. Juli 2005 in Washington, USA – Drucksachen 15/5999, 16/480 Nr. 1.28 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 3. bis 7. Oktober 2005 in Straßburg und Debatte der Erweiterten Parlamentarischen Ver- sammlung über die Aktivitäten der OECD am 5. Okto- ber 2005 – Drucksachen 16/145, 16/413 Nr. 1.2 – Innenausschuss – Unterrichtung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Migrationsbericht 2003 – Drucksachen 15/2262, 16/480 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Migrationsbericht 2004 – Drucksachen 15/5090, 16/480 Nr. 1.7 – – Unterrichtung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Sechster Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland – Drucksachen 15/5826, 16/480 Nr. 1.11 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Kostentragungs- last der Bundesländer bei Zwangsgeldforderungen der Europäischen Union – Drucksachen 15/2805, 16/480 Nr. 1.3 – 2096 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. März 2006 (A) (C) (B) ) Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Verlagerungen von schwerem Lkw-Verkehr auf das nachgeordnete Straßennetz infolge der Einführung der Lkw-Maut – Drucksachen 16/298, 16/480 Nr. 1.32 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Indexierung der Verwaltungskosten- und Instandhal- tungskostenpauschalen – Drucksachen 16/329, 16/413 Nr. 1.9 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Drucksache 16/419 Nr. 2.59 Drucksache 16/629 Nr. 2.6 Drucksache 16/629 Nr. 2.14 Drucksache 16/629 Nr. 2.38 Drucksache 16/722 Nr. 1.14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/419 Nr. 2.62 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/150 Nr. 1.20 Drucksache 16/150 Nr. 1.43 Drucksache 16/150 Nr. 1.57 Drucksache 16/150 Nr. 1.58 Drucksache 16/150 Nr. 2.29 Drucksache 16/150 Nr. 2.39 Drucksache 16/150 Nr. 2.49 Drucksache 16/150 Nr. 2.55 Drucksache 16/150 Nr. 2.77 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/150 Nr. 1.68 Drucksache 16/150 Nr. 1.70 Drucksache 16/150 Nr. 2.83 Drucksache 16/150 Nr. 2.128 Drucksache 16/419 Nr. 1.3 Drucksache 16/419 Nr. 1.8 Drucksache 16/419 Nr. 1.9 Drucksache 16/419 Nr. 1.10 Drucksache 16/419 Nr. 2.1 Drucksache 16/419 Nr. 2.9 Drucksache 16/419 Nr. 2.48 Innenausschuss Drucksache 16/150 Nr. 1.59 Drucksache 16/150 Nr. 2.108 Drucksache 16/150 Nr. 2.157 Drucksache 16/150 Nr. 2.166 Drucksache 16/150 Nr. 2.186 Drucksache 16/150 Nr. 2.214 Drucksache 16/150 Nr. 2.242 Drucksache 16/288 Nr. 1.1 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/419 Nr. 2.7 Drucksache 16/419 Nr. 2.35 Drucksache 16/419 Nr. 2.55 (D Drucksache 16/150 Nr. 2.113 Drucksache 16/150 Nr. 2.119 Drucksache 16/150 Nr. 2.120 Drucksache 16/150 Nr. 2.121 Drucksache 16/150 Nr. 2.122 Drucksache 16/150 Nr. 2.123 Drucksache 16/150 Nr. 2.131 Drucksache 16/150 Nr. 2.132 Drucksache 16/150 Nr. 2.150 Drucksache 16/150 Nr. 2.152 Drucksache 16/150 Nr. 2.159 Drucksache 16/150 Nr. 2.160 Drucksache 16/150 Nr. 2.161 Drucksache 16/150 Nr. 2.184 Drucksache 16/150 Nr. 2.199 Drucksache 16/150 Nr. 2.201 Drucksache 16/150 Nr. 2.213 Drucksache 16/150 Nr. 2.219 Drucksache 16/150 Nr. 2.220 Drucksache 16/419 Nr. 1.1 Drucksache 16/419 Nr. 2.14 Drucksache 16/419 Nr. 2.37 Drucksache 16/419 Nr. 2.69 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 2.110 Drucksache 16/150 Nr. 2.236 Drucksache 16/150 Nr. 2.260 Drucksache 16/150 Nr. 2.277 Drucksache 16/419 Nr. 2.34 Drucksache 16/722 Nr. 1.15 91, 1 0, T 26. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. März 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich, wünsche Ihnen einen guten Tag und uns gute
Beratungen.

Der Ältestenrat hat in seiner gestrigen Sitzung verein-
bart, dass in der Haushaltswoche vom 27. März, wie üb-
lich, keine Befragung der Bundesregierung, keine Frage-
stunde und keine Aktuellen Stunden stattfinden sollen.
Ich nehme an, Sie sind damit einverstanden. – Jedenfalls
höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 18 auf:

Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregierung
zum Europäischen Rat am 23./24. März 2006
in Brüssel

Ich erteile das Wort dem Bundesminister des Auswär-
tigen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn sich

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Redet
in der kommenden Woche die europäischen Staats- und
Regierungschefs zum Frühjahrsgipfel zusammenfinden,
dann geschieht das in Zeiten für Europa, die, gelinde ge-
sagt, keine ganz einfachen Zeiten sind. Es gibt – Sie wis-
sen das – bei vielen Bürgerinnen und Bürgern unseres
Landes ein diffuses Unbehagen gegenüber der EU. Die
Gründe dafür – Sie wissen es alle – sind komplex. Zu
den Ursachen dieser Vertrauenskrise gehört ganz sicher
auch die Sorge vor den negativen Folgen der Globalisie-
rung. Mehr und mehr fürchten Bürgerinnen und Bürger,
Opfer der für viele beunruhigenden Veränderungen zu
sein. Die EU wird dazu von vielen auch noch als Vehikel
angesehen, das den Druck des globalen Wettbewerbs auf
sie erhöht.

Diese Befürchtungen müssen wir ernst ne
müssen uns mit ihnen auseinander setzen. Ich
Reflexionsphase, die sich die Europäische Un

(C (D ung 17. März 2006 0 Uhr et hat, werden wir nicht nur dazu nutzen müssen, den eg für einen neuen Anlauf in der Verfassungsfrage zu bnen; wir werden vielmehr auch darüber nachzudenken aben, wie wir den Menschen wieder das Gefühl geben, n einer Gemeinschaft zu leben, die ihnen langfristig ohlstand und soziale Sicherheit garantiert. Die EU ist nicht und darf nie nur Resonanzboden und erstärker für den Druck der Globalisierung sein, sonern sie muss unsere europäische Antwort auf die weltolitischen Veränderungen sein, deren Zeugen wir sind. ie ist das Instrument, das uns am besten auf die Härten es internationalen Wettbewerbs vorbereiten kann. Die U hilft uns, auf den Weltmärkten konkurrenzfähig zu leiben, und zwar durch eine möglichst kohärente ußenpolitik, durch eine zunehmend vernetzte Innenolitik und durch eine Wirtschaftsund Sozialpolitik, die ettbewerbsfähigkeit und gesellschaftliche Solidarität u einem fairen Ausgleich bringt. as ist die feste Überzeugung dieser Bundesregierung. eshalb wird sie alles daran setzen, der Bevölkerung ereut den großen politischen und wirtschaftlichen Mehrert der Europäischen Union für unser Land zu vermit ext teln. Denn es ist entscheidend – ich sagte es zu Anfang –, das Vertrauen der Bevölkerung in das Zukunftspotenzial dieser Europäischen Union zurückzugewinnen. Die Europäische Union – das ist das Merkwürdige – ist heute ein Vorbild für viele Regionen in der Welt. Sie bringt Vorteile, die für alle spürbar sind. Ich erinnere an Bewegungs-, Reiseund Niederlassungsfreiheit. Das alles ist für uns inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Ich nenne aber auch die Zusammenarbeit bei der Verbrechensbekämpfung, bei der Kooperation der Strafverfolgungsbehörden, der Polizeien und der Staatsanwaltschaften. Hier hat die EU in den letzten Jahren n Schlagkraft gewonnen. lldem an die finanziellen Leistungen erin etwa aus dem Bereich der Strukturpolitik hmen. Wir glaube, die ion verord insgesamt viel a Ich darf bei a nern, die die EU Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier für die neuen Länder erbringen konnte und erbringen wird: 36 Milliarden Euro seit der deutschen Einheit und für die nächsten sieben Jahre – trotz der knappen Haushalte, die uns bevorstehen – immerhin noch 13 Milliarden Euro aus dem Strukturfonds für die ostdeutschen Länder. Förderung von Wachstum und Beschäftigung, das ist das zentrale Thema in der Debatte um die EU und es ist – aus meiner Sicht: Gott sei Dank – auch das zentrale Thema des kommenden Frühjahrsgipfels. Wie Sie wissen, verschreibt sich der Frühjahrsgipfel seit einigen Jahren dem Thema Lissabonstrategie. Nun will ich nicht verschweigen, dass die Ansichten über die bisherigen Erfolge der Lissabonstrategie durchaus auseinander gehen. Diese Strategie hat sicher manche Schwächen. Ganz sicher gibt es Bereiche, in denen wir uns alle schon jetzt schnellere Fortschritte gewünscht hätten. Aber niemand bezweifelt – auch das gehört zur ganzen Wahrheit – die eminente Bedeutung der Lissabonstrategie für die Zukunft Europas. Deshalb ist es aus meiner Sicht gut und wichtig, dass sich die europäischen Regierungschefs dieser Frage am 23. und 24. März in Brüssel erneut annehmen. Sie wissen es: Die neue Bundesregierung hat wenige Tage nach Amtsantritt das nationale Reformprogramm nach Brüssel übermittelt. Basierend auf der Koalitionsvereinbarung skizziert es unser Modernisierungsprogramm für eine effiziente, eine zukunftsorientierte, eine soziale Marktwirtschaft. Wir freuen uns darüber, dass dieses Zukunftsprogramm in Brüssel positiv aufgenommen worden ist. Das bestärkt uns in dem Kurs, den wir mit der Koalitionsvereinbarung eingeschlagen haben. Für uns ist völlig klar, dass der nächste Zeitabschnitt vor allen Dingen der Umsetzung dieser Strategie zu widmen ist. Wir sind froh darüber, dass der Europäische Rat vier Handlungsfelder als vorrangig identifizieren wird – so ist vorauszusehen –: erstens höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung, zweitens die Verbesserung der Rahmenbedingungen für unternehmerische Tätigkeit, vor allen Dingen für KMUs, drittens die Verbesserung der Beschäftigungschancen vorrangiger Zielgruppen, junger Menschen, Alter und Frauen, viertens die Energiepolitik. Wir können das alles vorbehaltlos begrüßen, weil all diese Themen mit dem Kernbestand der Themen in unserer Regierungsvereinbarung übereinstimmen. Wir werden – das wissen Sie – 6 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung in den nächsten Jahren zusätzlich zur Verfügung stellen. Es ist und bleibt unser Ziel, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung auszugeben. Aber es wäre zu wenig, diese Anstrengungen auf das nationale Haushaltsgebaren zu beschränken. Wir drängen auch darauf, dass die Europäische Union in der Rubrik Wettbewerbsfähigkeit für Forschung und Entwick l 5 e s b d m U d d m p d S A r 2 J d w s s v ä w k E g g w E ü – S n p r S 1 k (C (D ung in den Jahren zwischen 2007 und 2013 0 Milliarden Euro ausgibt. Ich glaube, das ist mehr als ine nur kleinliche Ergänzung unserer nationalen Antrengungen. Was den Bereich „Arbeitsmarkt, Wachstum und insesondere Verbesserung der Rahmenbedingungen für ie Wirtschaft“ angeht, haben wir erste Schritte geacht. Wir haben ein zentrales Informationssystem für nternehmensgründer auf den Weg gebracht. Wir haben ie Absetzbarkeit haushaltsnaher Dienstleistungen eutlich erweitert. Wir werden heute im Laufe der parlaentarischen Beratung der weiteren Tagesordnungs unkte noch darüber sprechen. Wir stützen gerade mit iesen Maßnahmen kleine und Kleinstunternehmen im ervicebereich. Wir haben nach dem Beschluss des Kabinetts mit dem usbau der Kinderbetreuung die Vereinbarkeit von Be uf und Familie verbessert. Wir werden bis 010 230 000 zusätzliche Plätze für Kinder unter drei ahren bereitstellen können. Die Absetzbarkeit der Kinerbetreuungskosten ist verbessert worden. Mittelfristig erden wir uns mit dem Elterngeld an sehr positiven kandinavischen Erfahrungen, insbesondere schwedichen Erfahrungen, orientieren. Konzepte für besondere Gruppen des Arbeitsmarkts, on den Beschäftigten im Niedriglohnsektor bis zu den lteren Arbeitnehmern, sind auf dem Weg. Auch darüber ird das Parlament heute im weiteren Verlauf noch disutieren. Ein Bereich ist mir besonders wichtig, der Bereich nergie. Das ist eines unserer Kernanliegen. Bei Enerieeffizienz, Energieforschung und erneuerbaren Enerien haben wir in Deutschland – ich glaube, das dürfen ir hier sagen – viel geleistet. Der Anteil erneuerbarer nergien an der Stromerzeugung liegt jetzt schon bei ber 10 Prozent. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war nicht diese Regierung! – Gegenruf der Abg. Iris Gleicke [SPD]: Es waren auch nicht allein die Grünen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie vergessen ja auch sonst das eine oder andere, was
ie entschieden haben, Frau Künast.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber da haben wir zu lange mit euch gekämpft, um das zu vergessen!)


Wir haben mit dem Energieforschungsprogramm „In-
ovation und neue Energietechnologien“ neue Schwer-
unkte gesetzt.

Frau Künast – das sage ich aber nicht nur an Sie ge-
ichtet –, wir stärken Deutschland als innovativen
tandort für Umwelttechnologien. Wir sind mit
9 Prozent am Weltmarkt bereits deutlich führend. Es
ommt vor allem darauf an, dass wir das auch bleiben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Die Botschaft, die von dem EU-Gipfel ausgehen
muss, ist: Wir brauchen Europa, um Globalisierung poli-
tisch gestalten zu können. Das heißt, dass wir innerhalb
der Europäischen Union Rahmenbedingungen schaffen
müssen, um Wachstum und Beschäftigung zu ermögli-
chen.

Das heißt aber auch – damit komme ich zu einem
nächsten Punkt –, dass wir auf die drängenden Fragen,
die sich aus der Globalisierung stellen, Antworten finden
müssen, die sozial austariert sind. Ich glaube, dass sie
nur so von der Bevölkerung tatsächlich auch akzeptiert
werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist nicht nur unser Verständnis. Ich bin froh darü-
ber, dass sich das mittlerweile auch in den europäischen
Institutionen durchsetzt, etwa am Beispiel der Dienst-
leistungsrichtlinie. Der im Europäischen Parlament ge-
fundene Kompromiss berücksichtigt sowohl soziale wie
auch wirtschaftliche Aspekte. Die Bundesregierung be-
grüßt diese Entscheidung ausdrücklich. Klar ist auch:
Ein Kompromiss im Rat zu diesem Thema wird nur
dann erzielt werden können, wenn sich sowohl die Mit-
gliedstaaten wie auch die Kommission an diesem Ergeb-
nis orientieren. Dazu kann ich allen Beteiligten nur ra-
ten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe vorhin schon angedeutet: Energie und Ener-
giesicherheit werden vermutlich nicht nur auf dem
nächsten Europäischen Rat wichtige Themen sein. Wir
sehen das in der Tat auch als ein zentrales Anliegen der
internationalen Politik. Ganz sicher geht es dabei vorran-
gig um die Versorgung Europas mit Energie, um Versor-
gungssicherheit also. Uns muss es dabei aber auch um
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit gehen.
Wir haben am vergangenen Mittwoch mit der Vorberei-
tung des Energiegipfels im Kabinett den Startschuss für
ein energiepolitisches Gesamtkonzept gegeben. Ich darf
Ihnen versprechen, dass wir dieses im kommenden Jahr
auch verabschieden werden.

Wir sind davon überzeugt: Energiepolitik und Ener-
gieproblematik sind nicht nur von größter wirtschaftli-
cher und umweltpolitischer Relevanz; sie entwickeln
sich auch weltweit zu einem zentralen Thema der
Außen- und Sicherheitspolitik. Der jüngste Gasstreit
zwischen Russland und der Ukraine hat uns ein bisschen
Vorgeschmack auf das gegeben, was uns erwarten
könnte, wenn es uns nicht gelingt, das hier schlum-
mernde Konfliktpotenzial einzuhegen und zum Gegen-
stand verantwortlicher und vor allem kooperativ ausge-
richteter Politik zu machen.

Wir müssen in der EU ganz sicher unsere gemeinsa-
men Interessen an der Energiepolitik formulieren und
überlegen, wie wir sie zukünftig nach außen vertreten.
Ich halte gleichwohl wenig von der Idee, dass wir uns zu
einer Art Zusammenschluss energiepolitischer Habe-
nichtse zusammenfinden, und zwar gegen diejenigen,
die über Energievorräte verfügen.

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(C (D us meiner Sicht geht es im Augenblick vielmehr daum, Überlegungen anzustellen, wie gemeinsame außenolitische Ansätze in Energiefragen entwickelt werden önnen. Ausgangspunkt dabei ist die bestehende gegeneitige Abhängigkeit der Förder-, Transitund, wie wir s sind, Verbraucherländer. Mit anderen Worten: Nur ein ntegrativer Ansatz, nur ein intensiver Dialog zwischen en Verbraucherländern, den Förderländern und den ransitländern – das ist ein wichtiges Anliegen, das mit nstrengungen verbunden sein wird – verspricht Erfolg. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


eshalb müssen wir den Dialog mit Russland, mit Nor-
egen, wo ich nächste Woche sein und über dieses
hema reden werde, aber auch mit den nordafrikani-
chen Lieferländern und den Golfstaaten führen.

Ich bin mir sicher und weiß das auch aus meiner frü-
eren Tätigkeit: Diese Zusammenarbeit wird auf Dauer
eine Einbahnstraße sein. Gerade Länder wie Russland
rauchen Hilfe bei der Steigerung der Energieeffizienz,
er Energieforschung und beim Ausbau erneuerbarer
nergien. Weil es dabei letztlich auch für unser Land um
xportchancen geht, benötigen wir einen intensiven Dia-

og mit unseren Unternehmen, gerade mit den Unterneh-
en des innovativen Mittelstands, ganz im Sinne der

on uns geplanten Innovationsoffensive „Energie für
eutschland“, mit der wir – ich sagte es vorhin – bei
en modernen Energietechnologien Weltspitze bleiben
ollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Letzter Satz zu diesem Thema. Der Energierat der
uropäischen Union hat am vergangenen Dienstag
chlüsselbereiche, wie es dort heißt, für eine neue euro-
äische Energiepolitik identifiziert. Sie werden jetzt dem
uropäischen Rat vorgelegt. Wir können sehr zufrieden
ein, weil unsere Kernanliegen dort sämtlich aufgenom-
en sind. Dazu gehört ausdrücklich, dass jeder Mit-

liedstaat weiterhin über seine Gestaltung des Energie-
ixes bestimmen wird. Auf der Grundlage dieser
chlüsselbereiche wird der Europäische Rat seine Ar-
eitsaufträge an die Kommission erteilen.

Meine Damen und Herren, so weit mit einigen weni-
en Anstrichen zu dem, was auf dem Frühjahrsgipfel im
ereich Binnenmarkt vor der Tür steht. Wir, auch die
egierungschefs, werden uns natürlich nicht allein auf
iese Themen beschränken können. Die vielen interna-
ionalen Krisen, über die wir miteinander zu reden ha-
en, werden ebenfalls die Tagesordnung des Frühjahrs-
ipfels bestimmen, naturgemäß beginnend mit der
rößten Sorge, die uns umtreibt: dem iranischen Nukle-
rprogramm, das eine Herausforderung nicht nur für
as Nichtverbreitungsregime ist, sondern auch für die
icherheit und Stabilität des gesamten Nahen und Mitt-

eren Ostens. Wir werden innerhalb der Europäischen
nion ganz sicher gemeinsam weiterhin darauf setzen,
ier tatkräftig und kreativ an diplomatischen Lösungen
u arbeiten.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Das nächste Thema, das auf dem Frühjahrsgipfel
noch nicht zur Entscheidung ansteht, aber kurz nach der
Regierungsbildung in den palästinensischen Gebie-
ten, ist die Lage nach der Wahl dort. Ich darf Ihnen
sagen, dass wir mit Präsident Abbas und der israelischen
Führung in engstem Kontakt stehen. In den letzten Ta-
gen haben wir, nachdem auch die EU sich dazu geäußert
hat, beide Seiten dazu aufgerufen, Deeskalation zu be-
treiben und die Gewalt ruhen zu lassen. Das ist die Vo-
raussetzung dafür, dass der Friedensprozess überhaupt
eine Chance hat. Aber angesichts des Wahlergebnisses
werden wir nach der jetzt abzusehenden Regierungsbil-
dung und der Vorstellung des Regierungsprogramms na-
türlich eine Neubewertung unseres künftigen Verhältnis-
ses zur palästinensischen Regierung vorzunehmen
haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will nicht verheimlichen, dass wir von unseren Vo-
raussetzungen, die wir in den letzten Tagen und Wochen
immer wieder genannt haben, kaum werden Abstand
nehmen können. Dazu gehört als zentrale Bedingung der
Gewaltverzicht. Keine Regierung der Welt darf sich eine
Option auf den Terror offen halten.


(Beifall im ganzen Hause)


Wir erwarten ebenfalls, dass die Grundlagen, die in
den letzten Jahren zwischen der palästinensischen Seite
und der israelischen Regierung für die Überwindung des
Konfliktes geschaffen wurden, auch von der zukünftigen
palästinensischen Regierung respektiert werden. Es ist
völlig klar, dass das Existenzrecht Israels nicht infrage
gestellt werden darf.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich komme zu einem letzten Punkt der internationalen
Politik, der uns gestern in einer gemeinsamen Sitzung
von Auswärtigem Ausschuss und Verteidigungsaus-
schuss beschäftigt hat. Die mögliche europäische Ope-
ration im Kongo beschäftigt die Öffentlichkeit; sie be-
schäftigt die Regierung und sie wird auch das Parlament
beschäftigen. Ich darf sagen, dass die Europäische Union
innerhalb des Kongo in den vergangenen Jahren stark an
Profil gewonnen hat, weil sie der wichtigste Partner in
dieser schwierigen Phase des Übergangs geworden ist.
Ich will hinzufügen, dass uns der Kongo schon deshalb
nicht gleichgültig sein kann, weil die Entwicklung in der
Region der Großen Seen – neben dem Kongo gehören
dazu auch Burundi, Ruanda und andere Länder, die in
den letzten Jahren schon Stabilisierungsprozesse hinter
sich gebracht haben – für Afrika insgesamt entscheidend
sein wird.

Ich kann verstehen, dass viele sagen, der Friedenspro-
zess im Kongo sei zu langsam verlaufen. Trotzdem muss
man feststellen, dass er stattgefunden hat: das Referen-
dum über die Verfassung, die Verabschiedung des Wahl-
gesetzes und die Aufstellung der Wahllisten. Nach
45 Jahren wird es jetzt zum ersten Mal im Kongo eine
Wahl geben. Das ist der Hintergrund für die Anfrage der
Vereinten Nationen, ob die Europäische Union hier
durch militärische Präsenz helfen kann, diesen Stabili-
sierungsprozess abzusichern.

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(C (D Wir haben unsere Voraussetzungen dafür genannt: ein lares Mandat der Vereinten Nationen, eine ausreihende Beteiligung der anderen europäischen Partner soie eine klare zeitliche und räumliche Begrenzung. Wir aben gestern festgestellt, dass die Bereitschaft anderer uropäischer Staaten für eine Beteiligung – jedenfalls inormell – bei Solana angezeigt worden ist. Kollege Jung ird kommenden Montag die Partner zu einer Planungsonferenz einladen. Ich darf sagen: Wenn dort eine faire astenverteilung vereinbart wird, dann steht der Weg für undesregierung und Bundestag offen, zu entscheiden, b und in welcher Form wir uns an diesem Einsatz beteiigen werden. Ich will meine Meinung nicht verheimlihen, dass wir uns einer solchen gemeinsamen, arbeitseiligen europäischen Anstrengung nicht verweigern önnen, wenn die Voraussetzungen, die wir genannt haen, erfüllt sind. Abschließend möchte ich sagen, dass die Vorbereiung auf unsere europäische Ratspräsidentschaft läuft. angsam wird absehbar, welche Aufgaben uns die Vorängerpräsidentschaften hinterlassen. Wir werden für iese Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 eigene kzente vorbereiten. Am 25. März 2007 – also unter deutschem Ratsvor itz; deshalb erwähne ich dieses Datum – jährt sich zum 0. Mal die Unterzeichnung der Römischen Verträge, er Geburtsurkunden der Europäischen Union. Ich laube, dass uns dieses Datum Anlass bieten wird, die nbestrittene Erfolgsgeschichte der politischen und wirtchaftlichen Zusammenarbeit in Europa Revue passieren u lassen. Ich darf daran erinnern, dass diese Zusammenrbeit uns allen 50 Jahre Stabilität, Wohlstand und Frieen garantiert hat. Deutschland wird sich dafür einseten, dass dies auch in den nächsten 50 Jahren so bleibt. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Liebe Kolleginnen und Kollegen, für die folgende ussprache sind nach einer interfraktionellen Vereinbaung eineinhalb Stunden vorgesehen. Ich gehe davon us, dass Sie damit einverstanden sind. – Dann ist es so eschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Markus Löning für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr ußenminister, lassen Sie mich mit einem Thema beginen, das Sie – ich finde, zu Recht und glücklicherweise – icht erwähnt haben – es ist im Vorfeld von europäichen Räten oft ein Thema gewesen –: die Aufhebung es Waffenembargos gegenüber China. Ich muss saen: Ich begrüße es im Namen meiner Fraktion außerrdentlich, dass die Bundesregierung hier die Linie ihrer orgängerregierung verlassen hat und Sie, Herr Außeninister, im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger deutliche nsagen gemacht haben. Es ist wichtig, dass das affenembargo gegenüber China bestehen bleibt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602600100
Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1602600200






(A) )



(B) )


Markus Löning
Wir hatten gerade gestern eine Kollegin aus Taiwan
– sie ist Mitglied des taiwanesischen Parlamentes – zu
Gast. Sie hat geschildert, was es für die Menschen in
Taiwan, die für Demokratie in ihrem Land gekämpft ha-
ben, bedeutet, dass das Waffenembargo gegenüber China
bestehen bleibt. An dieser Stelle haben Sie immer die
Unterstützung der FDP-Fraktion.

Einen weiteren Punkt möchte ich als Vorbemerkung
kurz ansprechen: Wenn ich mit unseren europäischen
Freunden gerade aus den kleinen Ländern der EU spre-
che, dann ist festzustellen, dass es auch hier eine Korrek-
tur der Politik der Bundesregierung im Vergleich zu ihrer
Vorgängerregierung gibt: Der Ton gegenüber den Part-
nern hat sich geändert. Der Ton ist anders geworden. Er
ist moderater geworden. Es wird nicht mehr von Achsen,
sondern von Partnerschaften geredet. Es wird von Offen-
heit gesprochen und es wird mit den kleinen Ländern ge-
redet. Das halten wir für richtig. Wir unterstützen aus-
drücklich, dass hier die Fehler der Vorgängerregierung
korrigiert worden sind.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich zum Thema Lissabonstrategie, dem
Hauptpunkt des Frühjahrsgipfels, einiges sagen. Wenn
man sich den Entwurf des Schlussdokuments an-
schaut, kommt man zu dem Ergebnis: Darin steht sehr
viel Richtiges. Aber mir stellen sich in diesem Zusam-
menhang folgende Fragen: Ist es richtig, dass dies auf
dieser Ebene gemacht wird? Ist es richtig, wenn die EU
in dieser Detailtiefe Vorgaben für die Wirtschaftspolitik
macht? Wäre es nicht sinnvoller, dass die EU sich erst
einmal auf das konzentriert, was wichtig für sie ist und
wofür sie die originäre Zuständigkeit hat? Wäre es nicht
richtig, dass sie sich auf Fragen des Wettbewerbs im
Binnenmarkt konzentriert? Da sind wir erfolgreich ge-
wesen, weil die EU entsprechende Regelungen durchge-
setzt hat.

Wäre es nicht wichtiger, dass die nationalen Regie-
rungen ihre Hausaufgaben machen? Denn wir können
zwar viele Programme auf EU-Ebene verabschieden. Es
sind schöne Programme. Das meiste, was darin steht, ist
richtig und wichtig und wird von mir unterstützt. Aber
die Frage ist: Wann setzt diese Bundesregierung sie um?
Wann wird das umgesetzt, was von den Partnern ange-
mahnt wird? Ich würde mir wünschen, dass mehr auf na-
tionaler Ebene gehandelt wird und nicht auf internatio-
naler Ebene große Ankündigungen gemacht werden.

Wenn ich mit unseren Partnern rede, werde ich ge-
fragt: Was ist mit der Mehrwertsteuererhöhung? Bei
unseren europäischen Partnern gibt es erhebliche Beden-
ken. Sie fragen uns: Was macht diese Bundesregierung
mit der Mehrwertsteuererhöhung? Es gibt Bedenken,
dass eine solche Erhöhung die Geschwindigkeit des
Wachstums in Deutschland und damit in der Eurozone
erheblich verlangsamen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Deutschland ist schon jetzt der Bremsklotz, was das
Wachstum in der Eurozone angeht. Wir werden es nach
der Erhöhung der Mehrwertsteuer umso mehr sein.

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(C (D Herr Steinmeier, leider muss ich Ihnen widersprehen. Die Wirtschaftspolitik, die Sie skizziert haben, ist un wahrlich nicht das, was man sich unter einer wachsumsorientierten Wirtschaftspolitik vorstellt. Es waen schöne Aspekte dabei, aber nicht das, was wir brauhen, um dieses Land auf Wachstumskurs zu bringen. ie haben weder die Steuerreform noch die Reformen er Sozialsysteme oder die Reform auf dem Arbeitsarkt angesprochen. Dies sind die großen Themen, die ir angehen müssen, damit Deutschland wieder ein höeres Wachstum erfährt und wieder Motor des Wachsums in Europa sein kann. Diese Themen haben Sie umchifft. Von diesen Themen habe ich nichts gehört. Das st es, was die Bundesregierung anpacken muss. Dann önnen wir auch auf europäischer Ebene Erfolg haben. Ich fürchte mich vor einer Situation, in der auf euroäischer Ebene Großes beschlossen, auf nationaler bene nicht gehandelt und anschließend mit dem Finger ach Brüssel gezeigt und gesagt wird: Seht, die Dinge in rüssel nützen nichts! – Das führt zu Euroskeptizismus. andeln Sie hier! Dann klappt es auch mit Europa wieer besser. Wir brauchen hier, in Deutschland, Wachsum. Sie haben die Verfassung und die Zustimmung zu uropa angesprochen. Ich glaube, Europa braucht Er olge. Wir können lange über die Verfassung diskutieren; iese Diskussionen sind teilweise sehr technisch. Was ir brauchen, ist: Wir müssen zeigen, dass Europa hand ungsfähig ist, dass Europa, wenn seine Mitgliedstaaten emeinsam handeln, Erfolg haben kann. Wir müssen eigen, dass wir gemeinsam mehr erreichen können als inzeln. Das vermisse ich. Ich möchte, dass sich die EU uf das konzentriert, was sie wirklich kann. Dazu würde ine gemeinsame Außenpolitik gehören, zu der schon ute Schritte unternommen wurden. Für den Bereich der Wirtschaftspolitik wäre zu nenen: Die EU sollte sich auf die Ermöglichung von Wettewerb konzentrieren. Ich habe vermisst, dass Sie klare orte zu der Diskussion um nationale Champions sagen. s ist eine Kernaufgabe auf europäischer Ebene, dass ir in diesen Fragen klar Stellung beziehen, bevor wir ns zu Dingen äußern, die auf nationaler Ebene umgeetzt werden. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie an dieser telle die Rolle der Kommission und der EU insgesamt esentlich deutlicher anmahnen. Da können wir Erfolge rzielen; da ist Europa immer erfolgreich für seine Bürer gewesen. Es erhöht die Akzeptanz Europas, wenn ir an dieser Stelle Erfolge vorweisen können. Wir brauchen ohne Zweifel mehr politische Integraion; wir brauchen mehr Vertiefung. Aber wir müssen ie Vertiefung dort zum Tragen bringen, wo sie Erfolg ringt. Eines dürfen wir in dieser Diskussion nicht aus den ugen verlieren: Europa hat immer davon profitiert, ass es Unterschiede gibt. In Europa hat sich Fortschritt ft daraus ergeben, dass es zwischen Modellen oder deen einen Wettbewerb gegeben hat, dass es auf dem Markus Löning Gebiet von Forschung und Entwicklung Wettbewerb gegeben hat, dass es aber auch dann, wenn es um politische Ideen oder Konzepte geht, Wettbewerb gegeben hat. Das dürfen wir bei der Diskussion über solche Dinge wie die Lissabonstrategie nicht vergessen. Wenn wir zu einer Nivellierung, zu einer Vereinheitlichung der Politiken kommen, gibt es diesen Wettbewerb nicht mehr. Dieser Wettbewerb innerhalb Europas ist immer ein Motor des Fortschritts gewesen; er muss aufrechterhalten werden. Nur so werden wir in Europa nach vorn kommen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Michael Stübgen für die CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zum sechsten Mal in Folge steht die Frühjahrstagung des Europäischen Rates am 23. und 24. März dieses Jahres unter dem Zeichen der so genannten Lissabonstrategie. Die Europäische Union stellt damit klar, dass sie Wachstum und Beschäftigung in das Zentrum ihrer Politik stellen will. Ich denke, das ist ein richtiger, ja ein entscheidender Ansatz für die Europäische Union. In diesem Jahr hat der erwähnte Europäische Rat eine besondere Bedeutung, denn vor fast genau einem Jahr wurde die Lissabonstrategie neu gestartet. Ein Neustart war dringend geboten, weil die Lissabonstrategie der EU auf dem besten Wege war, zu scheitern. Der bisherige so genannte Lissabonprozess war nämlich alles andere als ein Ruhmesblatt für die Europäische Union. Erinnern wir uns: Im Jahr 2000 beschlossen die Staatsund Regierungschefs ein Programm mit vielen Superlativen. Ich zitiere: Die Europäische Union soll bis zum Jahr 2010 zur „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten“ Wirtschaft der Welt werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in China, den USA, in Asien und wo auch immer solche Sätze, die von europäischen Regierungschefs beschlossen worden sind, nicht einmal mehr als arrogant, sondern einfach nur als lächerlich aufgefasst werden. Es war eine überzogene Forderung, die nicht einlösbar war. Was dieser Erklärung folgte, war: Familienfotos der Staatsund Regierungschefs wurden gemacht, unzählige Fensterreden europäischer Politiker wurden gehalten und es wurde unsäglich viel Papier beschrieben. Allein, passiert ist fast nichts. Im Jahr 2004 wurde unter Leitung von Wim Kok, dem ehemaligen niederländischen Ministerpräsidenten, eine Expertengruppe eingerichtet, die die Lissabonstrategie auf ihre Erfolge hin analysieren sollte. Das Ergebnis dieser Analyse war erschütternd: Wirtschaft und Wachstum in der Europäischen Union waren im Betrachtungszeitraum eher rückläufig. Die Probleme auf dem Arbeitsmarkt wuchsen, insbesondere bei jungen und älteren Menschen sowie Frauen und die Popularität d n d c F u s w e U t W u d c b M n l M P b z K r n e t – – g g n v t h D a w t g d d s G v u d e a h (C (D er europäischen Politik bei der Bevölkerung hat abgeommen. In seiner Analyse des bisherigen Lissabonprozesses efinierte Wim Kok im Wesentlichen zwei Kernursahen für das Scheitern: erstens das fehlende, auf jeden all nicht ausreichende Engagement der Mitgliedstaaten nd zweitens eine unübersehbare Vielzahl sich widerprechender, auf verschiedenen Ratstagungen immer iederholter und neu beschlossener Zieldefinitionen. Wir müssen aus dieser Entwicklung zunächst eine ntscheidende Erkenntnis ableiten: Die Europäische nion darf bei den Bürgern keine überzogenen Erwar ungen wecken. So entscheidend es auch ist, dass achstum und Beschäftigung auf europäischer Ebene nd auf allen nationalen Ebenen oberste Priorität haben, arf die Europäische Union nicht den Eindruck erweken, als könne sie quasi wie eine Märchenfee alle Proleme wegzaubern. Die überwiegende Mehrheit der enschen in der Europäischen Union glaubt übrigens icht an Märchen. Solche Aktionen führen dazu – und das ist das eigentich Schlimme –, dass bei den Menschen in Europa das isstrauen und die Skepsis gegenüber europäischer olitik eher zunehmen als dass das entsteht, was wir rauchen, nämlich mehr Vertrauen und mehr Unterstütung in Europa. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602600300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Michael Stübgen (CDU):
Rede ID: ID1602600400

Es war völlig richtig und entscheidend, dass die neue
ommission unter José Manuel Barroso im Jahr 2005

asch und energisch das Ruder herumgerissen hat. Die
eu ausgerichtete Lissabonstrategie hat gute Chancen,
inen zentralen Beitrag zu mehr Wachstum und Beschäf-
igung in Europa zu leisten. Nun liegt es nachprüfbar
das ist wichtig – in den Händen der Mitgliedstaaten
auch Deutschlands –, durch die Umsetzung der Strate-

ie ihren eigenen Beitrag zu leisten.

Unsere Bundesregierung hat dazu einen ersten wichti-
en Schritt getan. Die Bundesregierung hat das natio-
ale Reformprogramm für den Zeitraum 2005 bis 2008
orgelegt. Dabei hat sie drei Schwerpunkte gesetzt. Ers-
ens: der Ausbau der Wissensgesellschaft und die Erhö-
ung der Dynamik des europäischen Binnenmarktes.
as ist eine wichtige Grundlage, um die Globalisierung

ktiv als Chance nutzen zu können. Zweitens: die Aus-
eitung der Förderung von Innovation und Bildung, um

echnologischen Fortschritt in Deutschland voranzubrin-
en. Drittens: die Bewältigung des Problems der großen
emografischen Veränderungen – auch ein entscheiden-
er Punkt, der uns im Übrigen noch viele Jahrzehnte be-
chäftigen wird – durch die zunehmende Alterung der
esellschaft gerade auch bei uns in Deutschland. Damit
erbunden ist die Abwendung der drohenden Verödung
nserer ländlichen Räume. Gerade hierfür ist und bleibt
ie europäische Regional- und Strukturpolitik von ganz
ntscheidender Bedeutung.

Darüber hinaus hat – als deutsche Aufgabe – natürlich
uch die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen eine
erausragende Bedeutung. Wir werden sicherstellen,






(A) )



(B) )


Michael Stübgen
dass Deutschland im Jahr 2007 das Dreiprozentkriterium
des Stabilitätspakts bei der Neuverschuldung wieder ein-
hält und damit mittelfristig mehr haushaltspolitischer
Spielraum für Wachstum und Beschäftigung zur Verfü-
gung steht.

Der neue Ansatz der Lissabonstrategie ist vernünftig
gewählt. Mittelfristig – davon bin ich überzeugt – wird
dies substanzielle Verbesserungen für die Menschen in
Europa bringen.

Trotzdem möchte ich die Aufmerksamkeit auf einige
wachsende Konfliktpotenziale bei der Durchführung der
Lissabonstrategie lenken. Der Europäische Rat wird in
der nächsten Woche vier prioritäre Handlungsfelder
für die Lissabonpolitik beschließen. Dazu zählen erstens
höhere Investitionen für Forschung und Entwicklung
– ein Anliegen, das wir mit der deutschen Politik voran-
treiben –; zweitens Verbesserung der Rahmenbedingun-
gen für unternehmerische Tätigkeit insbesondere – das
ist ganz entscheidend – für kleine und mittlere Unterneh-
men, die es verstärkt in strukturschwachen Gegenden so-
wie im ländlichen Raum gibt; drittens Verbesserung der
Beschäftigungschancen insbesondere für junge und äl-
tere Arbeitnehmer sowie für Frauen; viertens die Ener-
giepolitik.

Diese vier prioritären Ziele sind völlig richtig ge-
wählt. Sie müssen aber auch im richtigen Kontext umge-
setzt werden. Derzeit herrscht bei der Europäischen
Kommission die Tendenz vor, das bisher vielfach man-
gelnde Engagement der Mitgliedstaaten durch zentrale
Kontrolle zu fördern, geradezu durch Bevormundung zu
ersetzen. Das ist nach meiner Überzeugung der falsche
Weg.

Für die konsequente und richtige Umsetzung ist es
von entscheidender Bedeutung, dass die Kommission
die notwendige Weichenstellung vornimmt, um dadurch
die Mitgliedstaaten anzuregen, die jeweilige nationale
Politik auf die Ziele Wachstum und Beschäftigung aus-
zurichten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Beispiel für die Gefahr von Fehlentwicklungen
sehe ich in den gegenwärtigen Verhandlungen zu den
Strukturfondsverordnungen. Der Europäische Rat hat im
Dezember 2005 völlig zu Recht gefordert, den Einsatz
der Strukturmittel in der kommenden Finanzierungs-
periode stärker an den Lissabonzielen zu orientieren. Die
Europäische Kommission ist aber im Moment dabei,
diese grundsätzlich richtige Zielstellung zu nutzen, um
– quasi durch die Hintertür – die Handlungsspielräume
der Mitgliedstaaten in zahlreichen Bereichen der Wirt-
schaftspolitik in unzulässiger Art und Weise einzu-
schränken. So ist die Kommission zum Beispiel der Auf-
fassung, dass die klassische Unternehmensförderung
durch Investitionszuschüsse in den Ziel-2-Gebieten an-
geblich nicht dem Ziel Wachstum und Beschäftigung
dienen soll, also ausgeschlossen werden soll, wohinge-
gen in den Ziel-1-Gebieten dasselbe Modell für die
Durchführung der Lissabonstrategie nützlich sein soll.

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(C (D Ich denke, das ist der falsche Weg. Ich halte das Beühen der Bundesregierung für richtig, zu erreichen, ass auch für die Ziel-2-Gebiete – das sind vor allen ingen strukturschwache Gebiete in den alten Mitglied taaten, in Deutschland also in den westdeutschen Länern – die Möglichkeit von Investitionsförderungen betehen bleiben soll. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


nwiefern davon Gebrauch gemacht wird, sollen die Mit-
liedsländer und deren Gebietskörperschaften eigenver-
ntwortlich entscheiden.

Auch besteht bei diesem so genannten Earmarking
ie Gefahr – der Beschluss des Europäischen Rates vom
ezember letzten Jahres war gut gemeint –, dass die bis-
erige Strategie der Europäischen Kommission zu einer
usätzlichen Bürokratisierung der Ausreichung von
trukturfondsmitteln führt. Die Europäische Kommis-
ion hat vor, zusätzlich zu allen Prüfmechanismen, die
ngewandt werden, bevor Strukturfondsmittel an die
itgliedsländer ausgereicht werden, eine Prüfinstanz

inzurichten, die einen so genannten Kennungsprozess
inleitet, in dem geprüft wird, inwieweit bestimmte Mit-
el der Erreichung des Lissabonziels dienen.

Wenn das so genannte Earmarking – es ist gut ge-
eint und dem Grunde nach auch richtig – zu mehr Bü-

okratie, Komplexität und Kompliziertheit beim Einsatz
uropäischer Fördermittel im Bereich der Infrastruktur
der Sozialpolitik führt, dann erreichen wir genau das
egenteil von dem, was wir brauchen. Wir brauchen
ämlich weniger Bürokratie und mehr Eigenverantwor-
ung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen eine Lissabonstrategie, die erreichbare
iele klar definiert und diese Ziele engagiert verfolgt.
ir werden Wachstum und Beschäftigung nur erreichen,
enn alle Akteure der nationalen und der europäischen
olitik an einem Strang ziehen. Dabei ist es wichtig, dass
ir auch das Forum des Deutschen Bundestages nutzen,
m die Verzahnung von europäischer und nationaler
olitik deutlich zu machen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


erade vor dem Hintergrund der Globalisierung der
eltwirtschaft und dem rasanten Wirtschaftswachstum,

um Beispiel in Indien und in China, müssen wir mehr
enn je deutlich machen, dass die Völker und Staaten
uropas nur gemeinsam erfolgreich sein werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Fraktion von CDU und CSU wird die Reformini-
iativen der Bundesregierung im Rahmen der Lissa-
onstrategie aktiv begleiten und unterstützen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602600500

Ich erteile nun das Wort der Kollegin Monika Knoche

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602600600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Herren und Damen! Herr Außenminister Steinmeier, Sie
haben Ihre Rede zur Lissabonstrategie und dem EU-Gip-
fel damit begonnen, dass Sie gesagt haben: Die Men-
schen haben ein diffuses Unbehagen, was Lissabon an-
geht. Ich bin nicht der Meinung, dass die Menschen von
ihrem Gefühl her dagegen sind. Aber sie haben mit der
Lissabonner Strategie Erfahrungen gesammelt. Deshalb
lehnen sie sie ab. Diese Ablehnung ist richtig.


(Beifall bei der LINKEN)


Man kann den Menschen doch nicht vorenthalten,
dass es sich in Gesamteuropa um ein konzertiertes Vor-
gehen handelt, wenn überall Arbeitsrechte und soziale
Sicherungsstandards abgebaut werden. Das Ziel ist
doch die Privatisierung aller sozialen Sicherungssys-
teme, um börsennotierten Aktienunternehmen Zuwächse
zu verschaffen, die sich dann im Ergebnis als Arbeits-
platzabbau niederschlagen. Das ist doch die Realität, die
die Menschen erfahren.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Ablehnung der Lissabonner Strategie zeigt doch
– genauso wie die Arbeitskämpfe, die wir derzeit in
Deutschland erleben –, dass der Abbau der sozialen
Standards nichts mit Zugewinn an Freiheiten zu tun hat.
Wir wollen ein freiheitliches Europa und für ein freiheit-
liches Europa ist es existenziell wichtig, dass die Men-
schen soziale Sicherheit haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn kollektive Rechte sind die Ausgangsbasis für indi-
viduelle, freie Entscheidungen im Blick auf die Lebens-
gestaltung. Alle diese Prozesse muss man doch zusam-
menfügen. Die Menschen sind nicht gefühlig dagegen,
sondern sie haben ein politisches Bewusstsein,


(Zuruf von der CDU/CSU: Freiheit für Kuba!)


das Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Hätten Sie es
zur Kenntnis genommen, dann hätten Sie eine Abstim-
mung über die europäische Verfassung zugelassen. Doch
das haben Sie nicht gemacht.


(Beifall bei der LINKEN)


In der europäischen Verfassung sind sowohl das Lis-
sabonner Konzept – in zusammengefasster Weise – als
auch eine Militarisierung der europäischen Außenpolitik
enthalten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unfug! – Zuruf von der SPD: Unsinn!)


Bevor ich darauf zu sprechen komme, noch einen Satz:
Ich habe sehr wohl verfolgt, dass Frau Bundeskanzlerin
Merkel gesagt hat: Es kommt darauf an, demnächst eine
Debatte über unser Verständnis von Freiheitsbegriff zu

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(C (D ühren. Ich sehe das in einem sehr engen Zusammenang mit dem Abbau der Sozialsysteme und meine, eine efinition der Marktwirtschaft, die hinter die Definition er sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards zurückällt, kann doch nicht die Zukunft sein. Der zweite Tagesordnungspunkt des Gipfels ist die nergiepolitik. Ich möchte in diesem Zusammenhang ewusst über die deutsche und europäische Außenpolitik prechen. Wir haben uns vorgestern zu Beratungen im uswärtigen Ausschuss und im Verteidigungsausschuss usammengefunden. Wir haben dort erfahren, dass es atsächlich das ernste Vorhaben Europas ist, im Kongo ilitärisch präsent zu sein. Niemand im Kongo will eine uropäische Präsenz. Womöglich muss Solana noch hinahren, um Kabila davon zu überzeugen, dass er europäiche Hilfe braucht. ichts braucht der Kongo so wenig wie deutsche Soldaen. Die Menschen dort brauchen eine gute, unabhängige olizei, sie brauchen eine Besoldung für ihr eigenes Mi itär und vor allen Dingen einen sehr langen Atem für riedensbildungsund Aussöhnungsprozesse. Aber sie rauchen keinesfalls deutsches und europäisches Militär or Ort. Warum tut Europa das? Bislang hieß es immer, die ündnisverpflichtungen und die Ausrichtung der NATO owie die transatlantischen Beziehungen seien für uns aßgeblich. Plötzlich spielt die NATO gar keine Rolle ehr. Es geht um eine europäische militarisierte Außen olitik. Aber wenn es in diesem Fall zum Konflikt ommt, sollen die Truppen wieder zurückgezogen weren. Warum soll das Militär dann überhaupt dorthin? Die ragen für mich lauten: Welche strategischen Absichten ind damit verbunden? Welche Gewöhnungseffekte für ie Bevölkerung sollen bereits jetzt erzielt werden? Ein weiterer Aspekt: Gestern Abend sah ich zu Hause n den Nachrichten, dass im Irak wieder gebombt wird. as muss doch einen deutschen Außenminister veranlas en, dieses Geschehen in seiner Regierungserklärung mit inigen Worten zu verurteilen. ort findet ein Krieg um Ressourcen, ein Krieg um Öl tatt. Es war von vornherein klar – jedenfalls für alle, die iesen Krieg abgelehnt haben –, dass es niemals zu einer efriedung dieses Landes kommen kann, weil man mit ilitärischen Mitteln keinen Frieden schaffen und keine emokratie herstellen kann. So sieht derzeit die Situa ion im Irak aus. Dann muss ich auch noch hinsichtlich des hochseniblen Bereichs der Iranpolitik beobachten, dass die U 3 jetzt sozusagen eine Vortruppe gebildet haben, um s den US-Amerikanern zu ermöglichen, ihre Droh Monika Knoche kulisse gegen den Iran aufzubauen. Das ist nicht die deutsche Beteiligung an einer europäischen konzertierten Außenpolitik, wie wir sie uns als Friedenspolitikerinnen und -politiker vorstellen. Das ist nicht das, was Deutschland in der Welt zeigen muss. Bei aller Kritik am iranischen Staatspräsidenten ist doch offenkundig, dass der Iran nicht gegen den Atomwaffensperrvertrag verstößt. Aber sein Nachbarland Indien, das massiv dagegen verstoßen hat, kommt zu Vertragsabschlüssen mit den USA. Warum das Ganze? Steht das nicht doch im Zusammenhang damit, dass die einen die „Have“ und die anderen die „Have not“ sind? (Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir sind in Germany, please! Wir sind ein deutsches Parlament! Da sollte man auch deutsch sprechen! Von mir aus auch bayerisch!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Markus Löning [FDP]: So ein Quatsch!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Geht es nicht vielleicht darum, dass die Staaten, die ei-
nen großen Energiehunger zu befriedigen haben, sowohl
über Atomkraftwerke als auch über Atombomben verfü-
gen dürfen, während die Staaten, die produzieren und
exportieren müssen, nicht die Souveränität über ihre
Ressourcen behalten sollen?


(Beifall bei der LINKEN)


Ist das nicht die eigentliche Energiefrage, um die es
geht?

Ich will, dass die neue Regierung im Deutschen Bun-
destag – nicht für uns Abgeordnete, sondern für die Be-
völkerung – deutlich macht, wie sie die Interessen
Deutschlands definiert. Gehört die Energie – ähnlich wie
in Polen, wo schon von einer Energie-NATO die Rede
ist – zu unseren neuen Interessen, die in der Welt gesi-
chert werden sollen? Wir müssen in Deutschland drin-
gend eine Debatte darüber führen, worin die Interessen
Deutschlands bestehen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602600700

Das Wort hat nun der Kollege Kurt Bodewig, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Kurt Bodewig (SPD):
Rede ID: ID1602600800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

letzte Redebeitrag verführt zu einer Anmerkung. Frau
Kollegin Knoche, Zerrbilder, wie Sie sie gerade gezeich-
net haben, leisten weder einen Beitrag zur politischen
Kultur in Deutschland noch schaffen sie Sicherheit und
Vertrauen bei den Menschen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Sie haben wohl Angst vor der Wahrheit!)


Eines will ich ganz klar sagen: Der Außenminister
dieser Regierung hat in Kontinuität zur Vorgängerregie-
rung immer deutlich gemacht, dass wir an friedlichen

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(C (D ösungen interessiert sind: sowohl was den Irak betrifft ls auch mit Blick auf das Bemühen der europäischen taaten angesichts der atomaren Entwicklung im Iran. as können Sie nicht leugnen. Hier stehen Sie übrigens n einer sehr unguten Tradition. Ich erinnere nur an den esuch Ihres Parteivorsitzenden bei Milošević. Sie könen nicht einfach die realen Veränderungen in der Welt egieren und gleichzeitig diejenigen diffamieren, die ersuchen, in einem internationalen Kontext friedliche ösungen zu entwickeln. Das ist nicht seriös. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will auf das Thema dieser Debatte zu sprechen
ommen, die Lissabonstrategie. Der Philosoph Fried-
ich Nietzsche – ich stimme ihm nicht in allem und erst
echt nicht per se zu; aber an diesem Satz ist viel Wahres
hat einmal gesagt: „Wir leben in einem System, in dem
an entweder Rad sein muss oder unter die Räder ge-

ät.“ Wir befinden uns in einem globalen Wettbewerb.
ie Entwicklungen in der Welt haben große Bedeutung

ür unsere eigene Ökonomie und damit auch für die Zu-
unftschancen der Menschen, die in unserem Land und
n ganz Europa leben.

In Staaten wie Indien, China oder Brasilien hat sich
ine große Dynamik entwickelt. Diese Dynamik muss
ür uns und für ganz Europa als ein Zentrum der globa-
en Welt Ansporn sein. Es handelt sich hierbei aber auch
m bedrohliche Entwicklungen – ich denke zum Bei-
piel an den Aufbau der Energiereserven in China und
as Leerkaufen der Stahlmärkte –, die unbedingt europä-
scher Antworten bedürfen. Ich bin dem Außenminister
ehr dankbar, dass er die Themen Versorgungssicherheit,
nergieeffizienz und erneuerbare Energien sowie die
öglichkeiten, unsere Abhängigkeit von bestimmten

nergieträgern zu beenden, angesprochen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch glaube, dass diese Aspekte wichtig sind und dass wir
n diesem Bereich vorankommen müssen.

Gleichzeitig will ich aber auch sagen: Es macht kei-
en Sinn, in Panik zu verfallen. Deutschland ist die Ex-
ortnation Nummer eins. In den Bereichen Wissenschaft
nd Wirtschaftsentwicklung haben wir große Kapazitä-
en. Es täte uns gut, wenn wir unser Land wieder etwas
elbstbewusster betrachten würden, als es in manchen
erzerrten Darstellungen und Auseinandersetzungen,
uch und vor allem im Wahlkampf, geschieht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich fand es richtig, dass Wim Kok die Lissabonstrate-
ie genau analysiert und sie sozusagen vom Kopf auf die
üße gestellt hat. Sie ist ein wichtiges, großes und ehr-
eiziges europäisches Projekt.

Es hat Rückschläge gegeben – unter anderem hat der
1. September 2001 zu einer veränderten internationalen
age geführt –, aber darauf stellen wir uns ein.

An einer Stelle, lieber Michael Stübgen, möchte ich
idersprechen: Ich glaube nach wie vor, dass es richtig






(A) )



(B) )


Kurt Bodewig
ist, dass wir uns in Europa das Ziel setzen, der wissens-
basierte Wirtschaftsraum, der wir sind, zu bleiben und
ihn weiterzuentwickeln. Ich finde, dabei haben wir eine
ganze Menge erreichen können. Wir müssen unsere An-
strengungen aber weiter verstärken, wie die nationalen
Reformprogramme, die jetzt als Konsequenz aus dem
Kok-Bericht gefordert sind, sehr deutlich machen. Wir
sind dabei, die Reformschritte, die für unsere internatio-
nale Wettbewerbsfähigkeit notwendig sind – ich erinnere
an die Agenda 2010 –, zu realisieren, und man kann
mittlerweile erkennen, dass die ersten Veränderungen
wirksam werden. Ich kann allen nur empfehlen, den
neuen OECD-Bericht zu lesen, in dem – das wissen wir
aus Vorabveröffentlichungen – deutlich stehen wird,
dass Deutschland einen Aufholprozess begonnen und
große Fortschritte gemacht hat. Für die nahe Zukunft
wird eine gute Aufstellung Europas prognostiziert. Das
ist doch etwas.

Der Koalitionsvertrag dieser Koalition steht in Konti-
nuität mit den Reformen der Vergangenheit. Die Refor-
men zeigen jetzt Wirkung und sind von der Europäi-
schen Kommission zu Recht positiv eingeschätzt
worden. Ich finde, das lässt sich sehen und das sollten
wir auch thematisieren.


(Beifall bei der SPD)


Das Ziel der Lissabonstrategie, den Gesichtspunkt der
Nachhaltigkeit zu betonen, ist richtig. Dies muss auf al-
len Entwicklungsfeldern und Handlungsfeldern gesche-
hen: Energiepolitik, Innovation, Technologieförderung,
stärkere Förderung von kleinen und mittleren Unterneh-
men und vieles mehr. Mit dem nationalen Reformpro-
gramm geben wir hierauf die richtigen Antworten. So
stellen wir für die Bildung bis 2009 13 Milliarden Euro
zusätzlich bereit. Das ist wichtig und wird die Erfolge
bringen, die wir brauchen. Gleichzeitig müssen wir die
Qualität von Beschäftigung den demografischen Erfor-
dernissen anpassen. Das ist eine große Aufgabe, die
nicht immer einfach ist, der wir uns aber bewusst stellen.
Populismus ist leicht, aber ernsthafte Politik auf diesem
Gebiet ist eine ganz entscheidende Voraussetzung für
unsere Zukunftsfähigkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will aber auch sagen, Herr Löning: Wir werden
Europa nicht nur über den Markt machen. Europa kön-
nen wir nur mit den Menschen machen; wir müssen sie
mitnehmen. Ich glaube, ein Grund für unseren Erfolg ist
der soziale Frieden, die Gewissheit, teilzuhaben an den
Erfolgen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Da-
mit sind in Europa bestimmte Projekte verbunden. Ich
nenne an dieser Stelle die Dienstleistungsrichtlinie. Es
war ein großer Erfolg, dass die SPE und die EVP im
Europäischen Parlament einen Kompromiss gefunden
haben und das Herkunftslandprinzip als eine Bedrohung
aus der Dienstleistungsrichtlinie herausgenommen
wurde. Auch jetzt sollen fremde Anbieter Zugang zu den
Dienstleistungsmärkten haben, aber nicht um den Preis
des Sozialdumpings, der Absenkung von Standards. Der
Wettbewerb muss vielmehr auf der Ebene innovativer
Produkte stattfinden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Deswegen habe ich Erwartungen an den Frühjahrsipfel. „Flexicurity“, das Zusammenfügen der Flexibiliät, die wir den Menschen abfordern, und der Gewissheit er Menschen, sozial abgesichert zu sein, wird ein hema sein. Mobilität der Einzelnen darf kein Gegenatz zu sozialer Sicherheit sein. Beides muss miteinander erbunden werden. Aber auch für die sozialen Sicheungssysteme gilt, dass wir in einer flexibleren Welt leben. Für mich ist wichtig, dass wir Investitionen thematiieren, zum Beispiel Investitionen in Bildung, in Weiterildung, in lebenslanges Lernen, in Kinderbetreuung und hancengleichheit, in erneuerbare Energien und Enerieeffizienz, und den Fokus der Forschung auf die groen Zukunftsthemen richten. Europas Licht unter den cheffel zu stellen, ist falsch. Es gibt große europäische rojekte: die transeuropäischen Netze oder das Techno ogieprojekt „Galileo“, das nur in Europa in dieser Konequenz möglich war. Das zeigt: Europa hat Wirkung, enn wir Europa ernst nehmen, wenn wir es fördern und enn wir Europa als Entwicklungschance nicht nur für nser Land, sondern im Kontext aller Mitgliedstaaten er Europäischen Union sehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen Zukunftsprojekte auf die Tagesordnung
etzen und die nationalen Reformprogramme der einzel-
en Mitgliedstaaten mit den Schwerpunkten der europäi-
chen Politik abstimmen. Die Energiepolitik ist ein Bei-
piel dafür. Wir brauchen keine Vergemeinschaftung der
inzelnen Subjekte von Politik in der EU. Wir können
uf europäischer Ebene die nationalen Anstrengungen
m Bereich Energie miteinander koordinieren, wobei je-
es Land seinen eigenen Energiemix entwickeln muss.
s war richtig, dass wir die erneuerbaren Energien ge-

ördert haben. Zurzeit werden sie weltweit nachgefragt.
s war aber genauso wichtig, dass wir auch Technolo-
ieprozesse auf den Weg gebracht haben; denn diese zei-
en jetzt Wirkung.


(Beifall bei der SPD)


Abschließend möchte ich noch etwas sagen. Europa
ird nicht funktionieren, wenn nur der wirtschaftslibe-

ale Grundsatz gilt: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle
edacht. Europa wird nur funktionieren, wenn wir in
leichen Werten, aber auch in gleichen politischen Kon-
exten denken. Wenn uns das gelingt, dann kann Europa
ieder ein Schwungrad werden für eine Entwicklung,
ie uns nach vorne bringt.

Wir haben guten Grund, der deutschen Regierung für
en Wirtschaftsgipfel Vertrauen entgegenzubringen. Da-
it muss natürlich die Aufforderung verbunden sein, die
erstellung von Wettbewerbsfähigkeit als Sicherung der
ukunft zukünftiger Generationen nicht aus dem Blick
u verlieren, aber gleichzeitig den Erhalt des Sozialmo-
ells Europa sicherzustellen; denn das unterscheidet uns
on anderen Zentren in der Welt. Das bedeutet Stärke
nd zugleich eine Chance für die Zukunft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602600900

Das Wort erhält nun die Kollegin Renate Künast,

Bündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602601000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auf dem

Regierungsgipfel in der nächsten Woche wird es um den
Lissabonprozess gehen und damit um die Zukunft Euro-
pas. Wir hören aus der Bevölkerung häufig die Frage,
was unter dem Lissabonprozess eigentlich zu verstehen
ist. Man kann das ganz einfach formulieren. In einfaches
Deutsch übersetzt, geht es um die Frage: In welchem Eu-
ropa wollen wir leben?

Wie wir beim Scheitern der Abstimmung über den
Verfassungsvertrag sehen konnten, stellen die Bürgerin-
nen und Bürger viele Fragen: Was tut die EU für mich
und mein Leben? Schadet sie mir nur? Ist sie nur Antrei-
ber in einem globalen Wettbewerb? – Dieses Gefühl ha-
ben viele im Augenblick. – Welche Zukunftschancen er-
öffnet die Europäische Union mir und meinen Kindern
oder zahlen wir nur drauf? Wie und was produzieren wir
eigentlich in Deutschland? Welche Dienstleistungen bie-
ten wir an? Welche und wie viele Arbeitsplätze entste-
hen hier?

Das ist der Kern des Ganzen. Damit beschäftigen wir
uns nicht nur heute in dieser Debatte, sondern das ganze
Jahr über, und damit befasst sich die Regierung in der
nächsten Woche auf dem Regierungsgipfel.

Ich glaube, dass die Bundesregierung nicht in allen
Bereichen nur Positives dazu beiträgt. Die Mehrwert-
steuererhöhung in der größten Volkswirtschaft in Eu-
ropa zum Beispiel ist nicht gerade ein Beitrag, um bei
der Verfolgung dieser Strategie weiterzukommen und
die Konjunktur anzukurbeln.

Aber auch mit der Lissabonstrategie an sich haben
wir, so wie sie gegenwärtig ausgestaltet ist, ein Problem.
Ich hoffe, dass die Regierungschefinnen und -chefs sich
dem in der nächsten Woche annehmen. Mit der Überar-
beitung der Lissabonstrategie hat das Wachstumsziel
– dabei geht es um Wachstum und Arbeit – Vorrang vor
anderen Zielen bekommen. Die EU-Nachhaltigkeits-
strategie ist quasi abgetrennt worden und wird auf ei-
nem eigenen Gipfel im Juni dieses Jahres diskutiert. Bei
der Nachhaltigkeitsstrategie handelt es sich zudem um
eine Strategie, die nicht einmal klare Ziele enthält, deren
Einhaltung man kontrollieren kann. Eine solche Strate-
gie ist meines Erachtens nicht hinreichend; denn eigent-
lich gehören beide Prozesse zusammen. Man kann doch
nicht ernsthaft der Meinung sein, man wolle in dieser
Republik ein Wachstum, durch das mehr Ressourcen
verbraucht werden. Eine Chance für Wachstum in Eu-
ropa gibt es nur dann, wenn man sagt: Wir schaffen neue
Arbeitsplätze, indem wir ganz gezielt in Umwelttechno-
logien, in Energieeinsparung und in Energieeffizienz in-
vestieren. – Damit könnte Europa weltweit führend sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die Antwort auf die Frage, wie wir leben wollen
und welche Arbeitsplätze wir wollen. In diesem Bereich
sind Arbeitsplätze zu halten bzw. im Rahmen der Um-

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(C (D trukturierungsprozesse sind neue Arbeitsplätze zu chaffen. Ich will als Beispiel den Bereich Windkraft nennen, er bisher, wenn wir darüber diskutiert haben, liebend ern veralbert wurde. Zurzeit besteht weltweit eine nappheit an Windturbinen. Aufgrund der Auftragslage ind Windkraftwerke bis Ende 2007 quasi ausverkauft. ie sehen also: Deutschland und Europa müssen dort ein rä haben; sie müssen in diesem Bereich technologisch orne sein, weil das ein Zukunftsmarkt ist. An solchen tellen gilt es weiterzudenken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


nserer Auffassung nach muss sich die Regierung bei
er Kommission dafür einsetzen, dass es eine integrierte
trategie für die Erreichung wirtschaftlicher, ökologi-
cher und sozialer Ziele gibt. Das muss die deutsche
olle sein.

Weil ich Herrn Kauder bis hier vorne höre, der beim
hema Windkraft schon wieder die Subventionen an-
pricht, sage ich Ihnen eines ganz klar: In dieser Repu-
lik und in ganz Europa werden so viele Subventionen
ezahlt, an deren Sinn man ernsthaft zweifeln kann. Las-
en Sie Deutschland eine treibende Kraft sein, die den
ut hat, Subventionen, die in die falsche Richtung ge-

en, infrage zu stellen und sich nach vorne zu bewegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch erinnere nur daran, dass Frau Merkel in Anlehnung
n die Worte von Herrn Blair einmal gesagt hat, dass
ier zu viel Agrar und zu wenig Zukunft ist. Ich glaube,
ass man die Haushalte und den Finanzrahmen – dabei
eht es um die Frage, wie er für die Zukunft ausgestaltet
ird – wirklich dahin gehend durchkämmen muss, dass
ur zukunftsorientierte, wenn auch degressive Subven-
ionen gezahlt werden. Wir haben an dieser Stelle nichts
u verschenken und wir haben gerade in der europäi-
chen Finanzpolitik jede Menge Gründe, nicht ständig
en alten Lobbys anzuhängen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gerade mit Blick auf die Energie, die in der nächsten
oche ein Kernthema sein wird, haben wir an Sie die

orderung, ambitionierter vorzugehen, als dies im
rünbuch der Europäischen Kommission zur Ener-

ie vorgesehen ist. Was im Grünbuch steht, ist definitiv
icht ambitioniert genug. Es enthält keine konkreten
iele und Handlungsschritte. Es fehlen konkrete Aus-
auziele im Bereich der erneuerbaren Energien, der
nergieeffizienz und der Energieeinsparung. Es wird
chlicht und einfach alles gleichberechtigt nebeneinan-
er gestellt. Wir meinen, dass es bei der Strategie „Weg
om Öl“ nicht reicht, alles nebeneinander zu stellen. Wir
üssen inhaltlich überlegen, ob die einzelnen Energie-

ereiche überhaupt eine Zukunft haben und ob sie uns
ls Exportweltmeister weiterhelfen können. Wir setzen
uf die drei E: erneuerbare Energien, Effizienz und Ein-
paren. Hier sind die Arbeitsplätze Europas.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Mich stimmt es ehrlich gesagt nachdenklich, dass uns
beim Energiegipfel nicht das Bundesumweltministe-
rium vertreten hat, sondern das Wirtschaftsministerium.
Wir wissen ja, dass viele in diesem Lande sagen: Das
Problem der deutschen Wirtschaft hat einen Namen; er
lautet Glos. Mich stimmt es noch frustrierter, dass uns
dort ein NRW-Kohle-Lobbyist vertreten hat. Ich glaube
nicht, dass wir so weiterkommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich meine, dass Deutschland die Möglichkeit hat, bei
einer Art dritten industriellen Revolution in Europa eine
Führungsrolle einzunehmen; das hat diese Regierung
aber noch nicht aufgegriffen, Frau Merkel. Man muss
dies für viele Arbeitsbereiche durchdeklinieren. Wir
brauchen eine Vorreiterrolle Deutschlands. Wir benöti-
gen einen nationalen Energieplan, der auch nach
Europa ausstrahlt und mit dem konkrete Ziele gesetzt
werden, die in Europa umgesetzt werden können. Dabei
geht es bis hin zur Frage, wie wir den 7. Forschungsrah-
menplan nutzen können. So wird Zukunft gesetzt. Wir
wollen aufhören mit den Investitionen in rückwärts
gewandte Forschungsprojekte wie zum Beispiel die
Euratom. Wir brauchen Investitionen in die erneuerbaren
Energien und für die Steigerung der Energieeffizienz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, als Letztes zum Thema Energiemarkt
möchte ich noch eine Bitte äußern: Setzen Sie dem
Handkuss von Jacques Chirac klare Worte entgegen und
sorgen Sie dafür, dass es keine neue Art von Protektio-
nismus und Monopolstellung für einzelne Unternehmen
in Europa gibt!


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie wären froh, wenn er Ihnen die Hand küssen würde!)


Sprechen Sie klare Worte in Europa! Wir brauchen mehr
Wettbewerb und mehr Wettbewerbskontrolle in Europa.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben also Erwartungen an den Gipfel in der
nächsten Woche. In der nächsten Woche muss eine Ant-
wort auf die Frage gegeben werden, in welchem Europa
wir leben wollen. Die Antwort kann nur sein, dass wir
das Soziale und das Ökologische in Europa im wahrsten
Sinne des Wortes miteinander verbinden.

Noch ein Satz zum Thema Kongo, das hier eine Rolle
gespielt hat. Wir wissen, Deutschland und ganz Europa
haben hier eine große politische Verantwortung. Aber
lassen Sie uns nicht nur über zeitliche Begrenzungen und
klare Aufträge diskutieren. Lassen Sie uns auch die Pro-
blemfelder benennen. Die Frage ist: Welche Verantwor-
tung haben wir hinsichtlich der Rohstoffsituation und
des Raubbaus, der dort betrieben wird? Auch müssen
wir die Frage klären: Was würden deutsche Soldaten ma-
chen, wenn sie einem Kindersoldaten gegenüberstün-
den? Hier besteht Anlass zur Diskussion. Wir wissen um
unsere Verantwortung. Wir wissen aber auch um die
zeitlichen Probleme.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was sagt Uschi Eid dazu?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602601100

Das Wort erhält nun der Kollege Laurenz Meyer für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1602601200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Ungefähr die Hälfte der Zeit
ür die Umsetzung des Lissabonprozesses ist verstri-
hen, aber vom Erreichen der Ziele sind wir noch weit
ntfernt. Das ist leider das Ergebnis der Analyse.

Wir begrüßen, dass sich die EU neu ausrichtet. Das ist
esser als die vorherige Situation. Das geht uns aber
icht weit genug und es ist auch noch nicht klar genug.
ie EU muss sich nicht um alles kümmern. Sie soll sich

uf die Kernbereiche konzentrieren, in denen sie wirk-
ich handlungsfähig ist und Schwerpunkte setzen kann.
ie Bundesregierung hat – das haben wir hier häufig
iskutiert – in vielen Bereichen eigene Akzente gesetzt:
m Bereich Forschung und Entwicklung, im Bereich der
echtlichen Rahmenbedingungen insbesondere für die
leineren und mittleren Unternehmen und schwerpunkt-
äßig im Energiebereich.

Ich will noch einen Punkt hinzufügen, der heute Mor-
en ein bisschen zu kurz gekommen ist: Wir fordern die
undesregierung auf, bei dem Abschluss der Welthan-
elskonferenz eine klare Position zu beziehen. Es kann
icht sein, dass nur in den Bereichen Entwicklungshilfe
nd Landwirtschaft Regelungen beschlossen werden.
ir brauchen ebenso klare Rahmenbedingungen für un-

ere Industrie und unsere Dienstleistungsunternehmen
nd für den Schutz des geistigen Eigentums.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben die Forschungs- und Entwicklungspolitik
owie die Technologiepolitik in den Mittelpunkt gestellt.

ir haben beschlossen, dass wir dafür die Haushaltsmit-
el erhöhen wollen. Wir appellieren noch einmal an die
undesregierung, die Weichen dafür zu stellen, dass
iese Mittel noch vor Verabschiedung des Haushalts ver-
usgabt werden können, sodass die Handlungsfähigkeit
er Bundesregierung sichergestellt ist.

Das Thema Energiepolitik hat hier schon eine große
olle gespielt; Frau Künast hat es in den Mittelpunkt ih-

er Ausführungen gestellt. Ich möchte zunächst einmal
ür meine Fraktion klarstellen: Wir finden es gut, dass
ie Energiepolitik deutlich weniger ideologisch betrie-
en wird


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Der Loske macht das jetzt!)


nd sich stärker an den drei Vorgaben konzentriert, Ener-
ie sicher, preisgünstig sowie verbraucher- und umwelt-
reundlich bereitzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Die neue Ausrichtung der Energiepolitik ist hinsichtlich
der Zahl der Arbeitsplätze und damit der Beschäftigung
sicherlich ein wichtiger Grundsatz. Das Grünbuch der
EU enthält in diesem Zusammenhang gute Akzente, die
wir unterstützen.

Ich möchte hinzufügen, Herr Außenminister – Sie ha-
ben das vorhin angesprochen –, dass wir Ihre Auffas-
sung bezüglich des Themas Energiesicherheit im Kern
teilen. Die Energiesicherheit ist heute in Europa keine
nationale Angelegenheit mehr. Ein Ziel der EU muss
sein, im Bereich der strategischen Energiesicherheit ge-
meinsame Aktivitäten zu entwickeln. Wir dürfen nicht
vergessen, dass 60 Prozent unserer Energie aus Gas und
Öl gewonnen werden. Aber wir beschäftigen uns über-
wiegend mit den restlichen 40 Prozent der Energiever-
sorgung. Wir sollten die strategische Bedeutung Euro-
pas, diese Quellen zu sichern und die Versorgung der
Bevölkerung und der Unternehmen zu gewährleisten,
nicht aus den Augen verlieren. Dazu muss jedes Land
seinen Beitrag leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Kurt Bodewig [SPD])


Ich sage Ihnen ganz offen, Frau Künast – ich hoffe,
dass wir in diesem Punkt hier im Parlament eine breite
Übereinstimmung erzielen –: Ich bin gerade im Nach-
hinein froh darüber, dass der bewährte Energiemix in
Deutschland trotz aller Schwierigkeiten erhalten worden
ist. Ich möchte keine ausschließliche Konzentration auf
die Kernenergie, von der man dann abhängig ist, wie es
in Frankreich der Fall ist. Ich möchte keine Situation wie
in England, das nach einer Umsteuerung in der Energie-
politik voll auf Gas gesetzt hat und damit jetzt vor die
Wand läuft. Unser Energiemix aus Öl, Gas, Kernenergie,
Braun- und Steinkohle und den regenerativen Energien
ist eine gute, verlässliche Grundlage. Wir sollten darauf
hinwirken, ihn zu erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu begrüßen ist, dass der Aspekt, die Kosten niedrig
zu halten, berücksichtigt wird.


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Liebe Frau Künast, in dieser Hinsicht gibt es sicherlich
Unterschiede zwischen uns. Wir wollen nicht an den
Produktionsmengen, etwa bei den regenerativen Ener-
gien, herumdrehen. Aber wenn schon Mengen festgelegt
werden müssen, dann sollten wir wenigstens das Ziel
verfolgen, diese Mengen so effizient und kostengünstig
wie möglich zu produzieren. Dass das Finanzierungssys-
tem im Bereich Windenergie, die Sie in Ihrer Antwort
auf den Zwischenruf des Kollegen Kauder angesprochen
haben, etwas mit Zukunft zu tun hat, kann ich nicht er-
kennen. Es ist ein Programm für Kapitalanleger, nicht
für die Ökologie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf einen
weiteren Punkt zu sprechen kommen, der vielleicht auch
die Kollegen von der SPD freuen wird. In der Diskus-
sion geht es auch darum, dass die Steinkohlesubven-

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(C (D ionen gesenkt werden müssen. Sie haben in diesem Zuammenhang festgestellt, Frau Künast: Wind ist ukunft, Steinkohle ist Vergangenheit. Darauf kann ich ur erwidern: Verglichen mit den Subventionen für die indenergie sind die Steinkohlesubventionen geradezu irtschaftlich. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen Sie eigentlich aus NRW?)


Die Frau Bundeskanzlerin hat sich entschuldigt; sie
ann vorübergehend nicht an der Debatte teilnehmen.
ch will ihr für den Energiegipfel trotzdem Folgendes
it auf den Weg geben – auch Sie, Herr Steinmeier, neh-
en daran teil –: Es muss eine Abkehr von dem kurzfris-

igen Denken in der Energieversorgung erfolgen, das
urzeit bei den Energieunternehmen verbreitet ist; das
üssen Sie den Energieunternehmen beim Energiegipfel

bermitteln. In der Energieversorgung geht es – nicht an-
ers als in vielen viel weniger von langfristigen Investi-
ionen abhängigen Bereichen – um kurzfristige Optimie-
ung: Da werden Kernkraftwerke für eine bestimmte
eit nicht mehr für wirtschaftlich gehalten. Dann wird
erstärkt auf Gaskraftwerke gesetzt. Die Entwicklung,
as Gas in der Grundlast zu verbrennen, statt es in Haus-
alten, Autos usw. einzusetzen, halte ich für verheerend.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


etzt, da die Gaspreise steigen, werden auf einmal die
askraftwerke wieder zurückgefahren. – Die Unterneh-
en, die von der Politik eine Langfriststrategie verlan-

en, agieren in ihrem eigenen Bereich so kurzfristig, wie
s nicht schlimmer geht. Das muss man ihnen – auch bei
em Energiegipfel – ins Stammbuch schreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir müssen vor allen Dingen dafür Sorge tragen, dass
ie stromintensiven Unternehmen in Deutschland erhal-
en bleiben. Ich sage ganz deutlich: Wenn wir nicht jetzt
ktiv werden – das ist auch eine Aufforderung an den
mweltminister und den Wirtschaftsminister für die an-

tehenden Fragen, seien es die Emissionszertifikate oder
ndere –, dann wird es in zwei Jahren keine NE-Metall-
ndustrie in Deutschland mehr geben. Deshalb müssen
ir die Bedingungen schnellstmöglich ändern, damit in
eutschland die Arbeitsplätze in diesem Bereich erhal-

en werden können und eine Zukunft haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Für den Gipfel ist des Weiteren wichtig, dass die
ärkte sich zunehmend abzuschotten drohen. Das zeigt

er Vorgang im Zusammenhang mit Eon. Wir wollen
ettbewerb und grenzüberschreitende Möglichkeiten.
as im Grünbuch bis 2007 geplant ist, ist völlig richtig

nd wird von uns unterstützt. Mehr Wettbewerb kann
ns nur helfen. Dazu gehört aber auch, der in Europa
orhandenen Tendenz einer nationalen Abschottung der
ärkte entgegenzuwirken. Eon ist aus unserer Sicht ein

utes Beispiel, weil es Ergänzungen in den Märkten vor-
immt. Notwendig sind auch internationale Player, wenn
uropa seine strategische Bedeutung beibehalten will.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Ein weiterer wichtiger Bereich, der ebenfalls bereits
angesprochen wurde, sind die kleinen und mittleren
Unternehmen. Dass hier ein Schwerpunkt gesetzt wird,
ist absolut richtig und wird von uns in jeder Weise unter-
stützt; denn ehrlicherweise ist festzustellen, dass die gro-
ßen DAX-Unternehmen tendenziell eher Arbeitsplätze
in Deutschland abbauen werden, als weitere zu schaffen.
Wir müssen deshalb auf die kleinen und mittleren Unter-
nehmen setzen und uns vor Augen halten, dass ein Ma-
schinenbau- oder Chemieunternehmen in Deutschland
durchschnittlich 300 Beschäftigte hat. Das sind zum Teil
Weltmarktführer. Diese gilt es zu unterstützen.


(Zuruf von der LINKEN: Mehrwertsteuererhöhung!)


Das geplante Mittelstandsentlastungsgesetz soll hier wir-
ken und zum Abbau von Bürokratie, der Buchführungs-,
der Nachweis- und der Dokumentationspflichten, sowie
zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren beitra-
gen. Insbesondere diese Unternehmen sind darauf ange-
wiesen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Auch über Steuern und Abgaben müssen wir im Zusam-
menhang mit der für 2008 geplanten Unternehmensteu-
erreform reden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Markus Löning [FDP]: Wie wäre es denn mit der Mehrwertsteuer?)


Die angesprochenen Unternehmen sind in erster Linie
darauf angewiesen, dass die Lohnnebenkosten gesenkt
werden. Schauen wir einmal, welchen sinnvollen Beitrag
die FDP dazu leisten kann. Wir werden jedenfalls dafür
kämpfen und Sie sollten mitkämpfen. Die Erhöhung der
Mehrwertsteuer spielt in diesem Zusammenhang keine
entscheidende Rolle. Vielmehr muss es uns gelingen, die
Lohnnebenkosten zu senken; denn das ist der entschei-
dende Ansatzpunkt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deutschland ist das größte Land in der EU. Die EU
wird ihre Ziele nicht erreichen, wenn Deutschland seine
Ziele nicht erreicht. Ich füge für alle, die das noch nicht
kapiert haben, ausdrücklich hinzu: Deutschland wird
seine Ziele nicht erreichen, wenn der Osten Deutsch-
lands die vorgegebenen Ziele nicht erreicht. So weit
muss man das herunterbrechen. Nur wenn wir in den
neuen Bundesländern große Erfolge erzielen, werden
wir in den nächsten sechs bis acht Jahren unsere Ziele in
Deutschland insgesamt erreichen. In diesem Zeitraum
können wir wieder unter den ersten drei Ländern Euro-
pas sein, wenn wir uns anstrengen. Damit würden wir
den größten Beitrag zur Umsetzung des hier zur Rede
stehenden Konzeptes leisten, wonach Europa zum füh-
renden Wirtschaftsraum in der Welt werden soll.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602601300

Ich erteile nun dem Kollegen Christian Ahrendt das

Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Mi ister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die undesregierung fährt in der nächsten Woche mit chwerem Gepäck zum Europäischen Rat; der Kollege öning hat das schon angesprochen. Zu diesem Gepäck ehört die geplante Mehrwertsteuererhöhung. Es ist zu rwarten, dass wir im nächsten Jahr beim Wirtschaftsachstum 0,5 bis 0,7 Prozent als Folge dieser Steuereröhung einbüßen werden. ein Vorredner hat darauf hingewiesen, dass Deutschand die größte Volkswirtschaft in der EU ist. Wenn uner Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr zurückgeht, ann wird das auch Folgen für die anderen Volkswirtchaften in Europa haben. Dementsprechend kritisch tehen die europäischen Finanzminister der geplanten ehrwertsteuererhöhung in Deutschland gegenüber. as hat die letzte Sitzung des Ecofin-Rates gezeigt. Ich sage ganz klar, dass wir eine Mehrwertsteuererhöung nicht brauchen, um die Maastrichtkriterien zu erüllen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1602601400

(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


as Haushaltsdefizit lag 2005 bei 3,3 Prozent. Für 2006
ird ein gleich hohes Defizit prognostiziert. 0,1 Prozent
efizit entsprechen rund 2,5 Milliarden Euro. Wir müs-

en also 7,5 Milliarden Euro einsparen, um schon 2006
ie vorgegebene Defizitgrenze zu erreichen. Ich glaube,
as ist zu schaffen.


(Beifall bei der FDP)


an muss außerdem sehen, dass das Sparen leichter ge-
orden ist; denn in Deutschland steigen die Steuerein-
ahmen wieder. Wir haben im Februar dieses Jahres
9,7 Milliarden Euro mehr Steuern eingenommen als im
ebruar 2005. Im Januar 2006 erhöhten sich die Steuer-
innahmen um 6 Prozent im Vergleich zum Januar 2005.

Wir können also festhalten: Wir stehen nicht vor ei-
em Wirtschaftsboom, den wir bremsen müssten. Des-
egen brauchen wir keine Mehrwertsteuererhöhung als
achstumsbremse. Vor diesem Hintergrund sollten Sie

och einmal darüber nachdenken, ob wir die geplante
ehrwertsteuererhöhung brauchen; denn rückläufiges
irtschaftswachstum hat letztendlich weniger Steuer-

innahmen zur Folge.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Mehrwertsteuererhöhung ist ein schweres Ge-
äckstück. Übrigens ist bislang in den Reden auf die
leinen und mittelständischen Unternehmen relativ we-
ig eingegangen worden. Das andere schwere Gepäck-
tück für die deutsche Regierungsdelegation ist Folgen-
es: Wir alle wissen, dass nachhaltiges wirtschaftliches
achstum in Europa nur möglich ist, wenn wir einen

reien und fairen Wettbewerb haben. 25 verschiedene
örperschaftsteuergesetze im europäischen Binnen-
arkt verhindern diesen freien und fairen Wettbewerb






(A) )



(B) )


Christian Ahrendt
gerade für kleine und mittelständische Unternehmen.
Wir brauchen eine Initiative, um zu einer schnellen Har-
monisierung im Steuerrecht zu kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die Kommission hat im Dezember 2005 mit der Sitz-
landbesteuerung einen sehr konkreten Vorschlag ge-
macht, um den kleinen und mittelständischen Unterneh-
men den Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu
ermöglichen. Es gilt, vor allen Dingen zwei Hindernisse
abzubauen: Die kleinen und mittelständischen Unterneh-
men müssen erstens vor den hohen Befolgungskosten,
die sie haben, geschützt werden und zum zweiten muss
es gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen
möglich sein, bei Investitionen im Ausland grenzüber-
schreitend Verluste mit Gewinnen, die im Inland entste-
hen, zu verrechnen.


(Beifall bei der FDP)


Die kleinen und mittelständischen Unternehmen haben
nämlich nicht die steuerlichen Optimierungsmöglichkei-
ten, die Großunternehmen zur Verfügung haben. Inso-
fern ist es sehr befremdlich, wenn die Bundesregierung
den Vorschlag der Sitzlandbesteuerung, die gerade die-
sen Unternehmen weiterhelfen soll, schlichtweg ablehnt
und dabei auf ein Konzept abhebt, das kurzfristig und
auch mittelfristig in Europa nach dem derzeitigen Stand
nicht zu erreichen ist.

Ich will dazu drei Punkte vortragen: Erstens. Wenn
wir eine Steuerharmonisierung bei den Bemessungs-
grundlagen der Körperschaftsteuer in Europa erreichen
wollen, dann brauchen wir die Zustimmung aller europä-
ischen Staaten. Wir haben hier das Einstimmigkeitsprin-
zip. Wer in den letzten Tagen die Zeitung gelesen hat,
der weiß, dass bereits fünf Staaten ihr Veto dagegen an-
gekündigt haben.

Zweitens. Die Arbeitsgruppen, die im Rahmen der
Harmonisierung des Steuerrechts die Körperschaft-
steuer auf europäischer Ebene behandeln, haben sich
bisher ausschließlich mit den Problemen beschäftigt, die
Großunternehmen und Großkonzerne haben. Die Fra-
gen, die kleine und mittelständische Unternehmen be-
treffen, sind nicht einmal in die Arbeitsgrundlagen auf-
genommen worden. Ein weiteres Problem ist, dass
Verbände, die wesentlich zur Aufklärung beitragen kön-
nen, nicht in die Arbeiten einbezogen sind.

Drittens. Wenn man zur Erreichung des Lissabonziels
in der Zukunft mehr tun will, als das in der Vergangen-
heit der Fall war, dann gilt: Wir erreichen nachhaltiges
wirtschaftliches Wachstum in Europa nur, wenn den
kleinen und mittelständischen Unternehmen der Binnen-
markt in Europa geöffnet wird. Deswegen brauchen wir
eine deutliche Verbesserung des freien Zugangs zum
Binnenmarkt. Das heißt, wir brauchen eine zügige Har-
monisierung des Körperschaftsteuerrechts.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Wir haben
heute Freitag. In sechs Tagen reisen Sie zum Europäi-
schen Rat nach Brüssel. Sie haben also die Gelegenheit,
die Koffer neu zu packen und die Probleme Mehrwert-

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(C (D teuererhöhung und Sitzlandbesteuerung anders zu löen. Ich danke Ihnen. Herr Kollege Ahrendt, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer rsten Rede im Deutschen Bundestag und verbinde das it allen guten Wünschen für die weitere parlamentari che Arbeit. Nächster Redner ist der Kollege Ulrich Kelber für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Der Ruf Europas ist außerhalb unseres Kontinents esentlich besser als in Europa selbst. Viele Menschen eltweit setzen Hoffnungen auf das europäische Gesell chafts-, Sozialund Wirtschaftsmodell. Sie setzen daauf, dass wir unser Versprechen eines nachhaltigen achstums mit Leben erfüllen, in den globalen Verhandungen, in unseren Zielsetzungen, aber auch in der euroäischen Tagespolitik. Der US-amerikanische Autor und konom Jeremy Rifkin bringt es in seinem Buch „Der uropäische Traum“ zum Ausdruck. Europas sozialökoogische Marktwirtschaft, sein Bekenntnis zur Nachhaligkeit, zu seiner kulturellen Vielfalt und zur internaionalen Zusammenarbeit hat für ihn weltweit orbildcharakter. Wir haben eine große Verantwortung. In Asien, in frika und in Lateinamerika haben Länder begonnen, ich zu Organisationen zusammenzufinden, die die rundideen der Europäischen Union aufnehmen. Desegen wird unser Erfolg in Europa entscheiden, ob anere Regionen den Mut finden, von einem reinen Konurrenzkampf oder einem Brutalkapitalismus, wie ifkin ihn nennt, zu einer Kultur der Kooperation und achhaltigkeit zu finden. Es war übrigens ein deutscher Forstwissenschaftler, eorg Ludwig Hartig, der 1804 den Begriff der Nachaltigkeit prägte. Ich darf zitieren: Es läßt sich keine dauerhafte Forstwirtschaft denken und erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist. Jede weise Forstdirektion muss daher die Waldungen ... so hoch als möglich, doch so zu benutzen suchen, daß die Nachkommenschaft wenigstens ebensoviel Vorteil daraus ziehen kann, ... Hartig hat nicht von möglichst hohen Quartalsgewinen gesprochen. Hartig hat auch nicht davon gesprochen das ist anders als bei der Ausführung von EU-Komissionspräsident Barroso zur Rolle der Nachhaltigkeit n der Lissabonstrategie –, dass man jetzt eben ein paar äume mehr fällen müsse, weil man gerade Geld brauhe. Er wusste vielmehr, dass ohne Nachhaltigkeit irtschaftswachstum geringer ausfällt, dass bald die chäden den wirtschaftlichen Nutzen übersteigen. Ulrich Kelber An diese Erkenntnis muss sich die Europäische Union erinnern. Das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit aus dem Vertrag von Amsterdam 1999, aus dem Vertrag von Nizza 2001 oder aus dem Verfassungsentwurf 2003 beginnt, in der Tagespolitik hohl zu klingen. Mein Eindruck ist: Zumindest große Teile der EU-Kommission haben den Pfad der Nachhaltigkeit leichtfertig verlassen. In der Fortschreibung der Lissabonstrategie werden die guten Ansätze zur Nachhaltigkeit vernachlässigt. Ein Beispiel ist das Grünbuch der EU zur Energieversorgung. Ich behaupte nicht, dass es nur Falsches enthält. Aber: Man setzt auf nicht nachhaltige Mechanismen. Die nachhaltigen Optionen wie Energieeffizienz und erneuerbare Energien werden unterbewertet. (Beifall des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602601500

(Beifall)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1602601600




(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dabei muss doch jedem klar sein, dass ein Mehr an den-
jenigen Verhaltensweisen, die die Probleme verursacht
haben, niemals die Lösung der Probleme sein kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Man muss auf neue Methoden setzen.

Die EU-Kommission macht einen schweren Fehler,
wenn sie nicht begreift, dass diese Politik auf ein fal-
sches Gleis führt, auf ein totes Gleis, also auf ein Gleis,
das nicht weiterführt. Da nützt es nichts, das Tempo zu
erhöhen, eine zweite Lok vorzuspannen, den Ticketver-
kauf zu liberalisieren oder die Signaltechnik zu erneu-
ern. Der Zug muss zurück auf das richtige Gleis, auf eine
nachhaltige Streckenführung; denn Nachhaltigkeit ist die
große wirtschaftliche Chance Europas. Es geht nicht um
den Wettlauf um niedrige soziale und ökologische Stan-
dards, sondern um den Wettbewerb um die besten Ideen,
um die anspruchsvollsten Qualitätsstandards und um die
höchste Lebensqualität.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin nun einmal Energiepolitiker. Daher möchte
ich Beispiele aus dem Bereich der Energiepolitik nen-
nen. Bisher hat die Weltwirtschaft etwa 1 Milliarde
Menschen Wohlstand gegeben. Weitere 3 Milliarden
Menschen aus den aufstrebenden Staaten klopfen an die
Tür des Wohlstands. Für unsere Art der Energieversor-
gung, der Rohstoffverwendung und der Mobilität hat das
immense Folgen. Die Preisanstiege der letzten beiden
Jahre auf allen Rohstoffmärkten waren darauf nur ein
Vorgeschmack.

In dieser energiehungrigen Welt entstehen immense
Märkte für neue Energie- und Effizienztechnologien,
für Klimaschutztechnologien und für neue Mobilitäts-
technologien. Die Welt braucht zusätzlich Solarzellen
für die Elektrifizierung dort, wo noch überhaupt keine
Netze vorhanden sind. Die Welt braucht Windenergie für
die Wasserstoffproduktion. China, Australien, Indien
und auch die USA – auch deren Kraftwerkswerte sind
erschreckend – brauchen effiziente und saubere Kohle-
kraftwerke. Außerdem braucht die Welt das 1- oder 2-Li-
ter-Auto, um von Erdöl auf Biokraftstoffe umsteigen zu

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(C (D önnen. Alle diese Produkte könnten aus Europa komen. Das ist möglich, wenn wir zu Hause, hier in Eu opa, den Markt dafür schaffen, wenn wir zeigen, dass achhaltigkeit das richtige Zukunftsmodell ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Diese Märkte wären nicht nur wegen des Exports im
ohlverstandenen Eigeninteresse: Da die Preise für
ohstoffe und Energie weiter deutlich anziehen werden
nd ihrer Verfügbarkeit Grenzen gesetzt sind, müssen
ir unsere Nutzung verringern, um einer Kostenexplo-

ion zu entgehen. Das müssen wir jetzt tun. Die Volks-
irtschaften, die dabei den größten Erfolg haben, wer-
en für sich die besten Wettbewerbsvorteile finden
önnen. Darüber hinaus werden wir über eine solche
trategie den aufstrebenden Ländern in Asien, in Afrika
nd in Lateinamerika zeigen, dass es ein Zukunftsmodell
ibt, das Nachhaltigkeit mit Wohlstand optimal verbin-
en kann.

Ich stelle fest, dass die EU in dieser Frage leider nicht
utig genug vorangeht, dass in den Mitgliedsländern zu

iele Bremser sitzen, dass wir ein Forschungsprogramm
ntwerfen, durch das zweieinhalbmal so viel für die Nu-
learforschung wie für die Erforschung aller erneuerba-
en Energien zusammen ausgegeben wird. Der Anteil
er Mittel für erneuerbare Energien an den Mitteln für
ie Energieforschung insgesamt soll unter dem heutigen
nteil an der Energieerzeugung liegen, obwohl wir die

rneuerbaren Energien doch massiv ausbauen wollen.
ie Hälfte der Mitgliedstaaten nutzt die Atomenergie
ar nicht; weitere Mitgliedstaaten wollen aussteigen.

Auch für die strategische Ausrichtung des Grünbuchs
ur Effizienzrichtlinie gilt: zu wenig, zu mutlos, nicht
uf die Konsequenzen ausgerichtet, die wir ziehen müs-
en. Das ist die EU-Realität des Jahres 2006. Deswegen
st einer meiner Wünsche, Herr Außenminister: Nach-
altigkeit muss einer der Schwerpunkte in unserer EU-
atspräsidentschaft 2007 werden.

Wenn man kritisiert, muss man auch loben können.
ie EU kann auch anders. Sie kann konsequent sein. Das
acht Hoffnung. Wer nicht schon immer von der Idee
uropa überzeugt war, braucht sich nur die Konferenz
er Klimarahmenkonvention in Montreal anzusehen:
5 Staaten mit einer Stimme pro Innovation, pro Klima-
chutz, pro Nachhaltigkeit. Das hat der Konferenz auch
en Ausschlag gegeben. Ohne die Stimme der Europäi-
chen Union wäre Montreal kein Erfolg geworden. Das
önnen wir uns auf jeden Fall zuordnen. Diese Konse-
uenz möchte ich gern auf die gesamte Lissabonstrategie
ngewandt sehen, aus Eigennutz und als weltweites Vor-
ild.

Georg Ludwig Hartig hatte Recht: Die gesamte Wirt-
chaft kann von der Forstwirtschaft lernen, was Nach-
altigkeit bedeutet. – In dieser Frage ist der Holzweg ein
uter Weg.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602601700

Ich erteile das Wort nun dem Abgeordneten Dr. Hakki

Keskin für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602601800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Sehr geehrter Herr Außenminister – er ist gerade
noch hier im Saal –,


(Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier begibt sich zurück zur Regierungsbank)


Sie haben von der Erfolgsgeschichte Europas gespro-
chen. Ich würde Ihnen sicherlich Recht geben, wenn Sie
gesagt hätten: Europa war lange Zeit nicht nur für die
Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union eine
Hoffnung, und zwar eine Hoffnung auf Sicherung des
Friedens, des Wohlstands, der Demokratie und des So-
zialstaats.

Seit rund einem Jahrzehnt wird die Hoffnung
Europa jedoch leider immer mehr erschüttert. Wir sehen
täglich, dass Millionen Menschen hier bei uns, aber auch
in anderen Staaten tief beunruhigt sind. Sie haben Angst
um die eigene Zukunft, aber auch um die Zukunft ihrer
Kinder. Es ist nicht allein die anhaltend hohe Arbeitslo-
sigkeit, die die Menschen sorgt, sondern vor allem die
längst verlorene Balance zwischen den Großunterneh-
men und der arbeitenden Bevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir erfahren fast täglich von hemmungslosem Agieren
mancher Unternehmen, nämlich von Verlagerung der
Arbeitsplätze in das Ausland oder von Lohnkürzung und
Arbeitszeitverlängerung für die Beschäftigten. Wie
Recht hatte Mahatma Gandhi mit seiner Feststellung:

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,
aber nicht für jedermanns Gier.


(Beifall bei der LINKEN)


Die EU darf nicht lediglich zu einem Freiraum für die
Interessen der mächtigen Wirtschaftskreise degradiert
werden. Wir, die linke Fraktion, akzeptieren nicht, dass
manche Unternehmen ihre Milliardengewinne in
Deutschland erwirtschaften, aber hier bei uns kaum
Steuern zahlen.


(Beifall bei der LINKEN)


Daher fordere ich die Bundesregierung auf, sich konse-
quent für die europaweite Angleichung von Steuer-
und Zinssätzen stark zu machen.

Wir akzeptieren nicht, dass die großen Erdöl- und
Erdgaskonzerne ihre marktbeherrschende Stellung aus-
nutzen und ihre Preise allein im letzten Jahr um nahezu
20 Prozent und damit völlig unangemessen erhöhten.
Die Gewinne der drei größten Erdölkonzerne Exxon,
Shell und BP stiegen im letzten Jahr im Durchschnitt um
37 Prozent. Wir akzeptieren also nicht, dass die politisch
Verantwortlichen hierbei tatenlos zusehen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, spätestens nach der blehnung der EU-Verfassung in Frankreich und in den iederlanden sollten die Alarmglocken geläutet haben. ie EU-Bürgerinnen und -Bürger haben ein Recht auf in soziales und ihre sozialen Rechte sicherndes Europa. ie haben ein Recht darauf, dass durch eine Politik der ozialen Gerechtigkeit die Zunahme der Kluft zwischen rm und Reich gestoppt wird. ie haben ein Recht darauf, dass die EU nicht nur für die nteressen der Wirtschaft und Großkonzerne da ist, sonern auch für die Belange und Interessen aller Menchen. ie haben ein Recht darauf, dass sich die EU gemäß iher Gründungsidee als eine Friedensgemeinschaft welteit aktiv engagiert, jedoch nicht mit militärischen Mit eln. Kurzum: Sie haben ein Recht auf Arbeit, soziale erechtigkeit, Sicherheit und Frieden in der Welt. Die Fraktion Die Linke fordert daher einen Paradigenwechsel in der Politik. Gemeinsam mit den Geerkschaften, Verbänden, Vereinen und der Friedensbeegung sagen wir Ja zur „Hoffnung soziales Europa“ nd Nein zu Neoliberalismus und Sozialabbau. Ich danke Ihnen. Herr Kollege Keskin, ich gratuliere auch Ihnen herz ich zu Ihrer ersten Rede im Deutschen Bundestag, verunden mit allen guten Wünschen für die weitere parlaentarische Arbeit. Nächster Redner ist der Kollege Thomas Silberhorn ür die CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wir stecken in der europäischen Politik in einer ertrauenskrise, die nach meiner Einschätzung weit iefer reicht, als das in dem Scheitern des Verfassungsertrages in Frankreich und den Niederlanden zum Ausruck kommt. Wir können das daran erkennen, dass uch die Briten und die Polen mit diesem Verfassungsertrag ihre liebe Not haben. (Kurt Bodewig [SPD]: Nicht die Polen, sondern die polnische Regierung!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602601900

(Beifall)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1602602000

Deswegen, glaube ich, ist es wichtig, dass wir nicht
in Signal des „Weiter so“ aussenden und dass wir er-
ennen, dass es sich hier nicht nur um ein Kommunika-
ionsproblem handelt. Ich hielte es für einen völlig fal-
chen Ansatz, wenn wir jetzt in der Öffentlichkeit den
indruck erweckten, die Leute in Frankreich und den






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
Niederlanden hätten das nur nicht verstanden oder den
Vertrag vielleicht nicht genau gelesen, wir müssten ih-
nen das lediglich noch einmal erklären und dann würden
sie schon richtig abstimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das wäre ein völlig falsches Signal. Wir müssen ganz
im Gegenteil deutlich machen, dass wir Respekt vor dem
Votum der Wähler haben. Deshalb dürfen wir nicht nur
eine neue Kommunikationsstrategie entwerfen, wie das
die Europäische Kommission getan hat, sondern müssen
uns sehr genau überlegen, wie wir weiter vorgehen wol-
len.

Ich kann, nach allem, was wir von dort hören, nach-
vollziehen, dass man in Frankreich und den Niederlan-
den wohl kaum denselben Verfassungsvertrag ein
zweites Mal zur Abstimmung vorlegen kann. Die Tatsa-
che, dass die Vorstellungen in diesen Ländern nicht in
die Richtung gehen, die wir einmal angedacht hatten,
nämlich einen Verfassungsvertrag plus X zur Abstim-
mung zu stellen, sondern dass man dort eher über das
Modell eines Verfassungsvertrages minus X nachdenkt,
ist ebenfalls ein Ausdruck der Akzeptanzkrise, vor der
wir stehen.

Ich glaube, dass wir gut beraten sind, wenn wir zu-
nächst versuchen, Zeit zu gewinnen; denn es macht vor
den Wahlen in Frankreich Mitte 2007 wohl keinen Sinn,
das Projekt des Verfassungsvertrages zu forcieren. Wir
haben aber auch ein Interesse daran, dass dieser Vertrag
jetzt nicht atomisiert wird. Ich denke, dass wir spätestens
nach den nächsten Beitritten zur EU, nämlich Bulgariens
und Rumäniens, zu einer institutionellen Reform kom-
men müssen. Ich glaube aber, dass es jetzt notwendig ist,
dieses Projekt der institutionellen Reform ein Stück zu-
rückzustellen. Wir haben lange darüber diskutiert. Wir
sind nicht so weit gekommen, wie wir wollten; aber wir
müssen uns jetzt auch den wirtschaftlichen Herausforde-
rungen wieder stärker zuwenden, vor denen die Unter-
nehmen und die Arbeitnehmer in unserem Land stehen,


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


vor denen wir auch im Rahmen der Globalisierung und
im Zuge der Osterweiterung stehen. Auf dem Gipfel, der
nächste Woche stattfindet, bietet sich die Gelegenheit,
die eher technokratisch ausgerichteten Fragen institutio-
neller Reformen ein bisschen in den Hintergrund zu rü-
cken – da besteht ja auch kein Zeitdruck – und sich den
wirtschaftlichen Fragen zu stellen.


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


Ich darf daran erinnern, dass man vorhatte, den Bin-
nenmarkt zum 31. Dezember 1992 zu vollenden. Wir ha-
ben dies bis heute nicht geschafft. Das wäre ein Projekt,
über das wir anlässlich des Frühjahrsgipfels und in der
Zeit danach einmal ausführlicher diskutieren sollten.
Wenn man bedenkt, dass Tendenzen eines ökonomi-
schen Patriotismus sichtbar werden, dann kann man er-
kennen, dass wir uns nicht unbedingt in Richtung Voll-
endung des Binnenmarktes bewegen.

Es ist notwendig, dafür zu sorgen, dass von diesem
Frühjahrsgipfel keine falschen Signale ausgehen. Ich

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(C (D eine damit, dass wir in der Europäischen Union von er Überregulierung Abstand nehmen müssen, die in ielen Details zum Ausdruck kommt. uch mit Blick auf die Lissabonstrategie ist Vorsicht geoten. Wenn Ziele vorgegeben werden, die zu einer chleichenden Kompetenzausweitung der Europäischen nion führen würden, dann wäre das eine Entwicklung, ie für die Umsetzung der Lissabonstrategie nicht hilfeich ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Markus Löning [FDP])


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


Wenn sich die Kommission unter der Überschrift bes-
ere Rechtsetzung von dem Konzept einer Mindesthar-
onisierung weiter verabschiedet und eher das Konzept

iner Maximalharmonisierung verfolgt, was darauf hi-
ausläuft, viel mehr und viel genauer in Brüssel zu regu-
ieren, dann wäre auch das kein Schritt zu mehr Deregu-
ierung und zur Vollendung des Binnenmarktes.

Es gibt in den Vorlagen, über die der europäische Gip-
el nächste Woche diskutieren wird, einen weiteren
unkt, den ich kritisieren möchte. Es ist notwendig, dass
ir nicht ständig neue Einrichtungen und Behörden in
er Europäischen Union schaffen. Aus einer Art Funk-
ionärsdenkweise heraus wird aber versucht, den wirt-
chaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen,
it neuen Institutionen und Einrichtungen zu begegnen.
s kann doch nicht sein, dass nächste Woche der euro-
äische Gipfel kreißt und ein europäisches Technolo-
ieinstitut gebiert. Ich habe nichts dagegen, dass wir
orschung fördern und dass man schon existierende eu-
opäische Institute miteinander vernetzt. Aber ich halte
ichts davon, dass man neue Einrichtungen schafft. Die
ntwort der Europäischen Union auf die Herausforde-

ungen des 21. Jahrhunderts kann nicht sein, dass man
m Rahmen der Lissabonstrategie auf dem anstehenden
uropäischen Gipfel ein Technologieinstitut oder andere
inrichtungen gründet.

Aus meiner Sicht wäre das Signal wichtig, dass die
taats- und Regierungschefs die Dienstleistungsrichtli-
ie verabschieden wollen. Das wäre ein Anreiz für mehr
achstum und Beschäftigung. Mir liegt daran, darauf

inzuweisen, dass mehr Beschäftigung und mehr Wachs-
um vor allem für kleine und mittlere Betriebe wichtig
st. Denn wir wissen, dass insbesondere dort neue Ar-
eitsplätze und neue Ausbildungsplätze geschaffen wer-
en. Es ist daher notwendig, in den kommenden
ochen, in denen über die Dienstleistungsrichtlinie dis-

utiert wird, darauf hinzuwirken, dass gerade die Inte-
essen der kleinen und mittleren Betriebe besondere Be-
ücksichtigung finden.

Ich will dies konkretisieren. Dazu gehört, dass das
auterkeitsrecht durch die Dienstleistungsrichtlinie nicht
usgehebelt wird. Gerade kleine und mittlere Unterneh-
en sind auf einen fairen Wettbewerb angewiesen. Dazu

ehört zum Beispiel auch das Detail, dass man das Ver-
ot von Verkäufen unter Einstandspreisen aufrechterhält,
eil dadurch kleine und mittlere Unternehmen vor






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
Verdrängungspraktiken marktstarker Konzerne ge-
schützt werden.

Ich möchte einen weiteren Vorschlag machen, was
auf diesem Frühjahrsgipfel angestoßen werden könnte.
Ich würde es begrüßen, wenn wir den Vorschlag des
Europäischen Parlaments aufgriffen und einen neuen
Anlauf zum Schutz des geistigen Eigentums unterneh-
men würden. Wir haben viele Jahre darüber diskutiert,
sind dabei aber nicht sehr weit gekommen. Das Gemein-
schaftspatent ist gescheitert und das Europäische Pa-
tentübereinkommen steht nach wie vor außerhalb des
Binnenmarkts. Es wäre jetzt an der Zeit, einen neuen
Anlauf zum Schutz des geistigen Eigentums zu unter-
nehmen, gerade auch deshalb, weil uns diese Frage im
Hinblick auf die Welthandelsorganisation beschäftigt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen,
nämlich die Verlagerung von Arbeitsplätzen. Wir müs-
sen erkennen, dass diese Tendenz ein Ausdruck des
freien Handels ist, den wir gefördert haben und der neue
wirtschaftliche Dynamik gebracht hat. Ich rate uns, nicht
allzu hohe Erwartungen zu wecken, weil wir als Politi-
ker es nicht verhindern werden, dass Unternehmen im
Ausland investieren und dort neue Märkte erschließen,
mit denen sie ihr Geschäft auch im Heimatland stützen
können.

Deswegen ist es meines Erachtens wichtig, zu sehen:
Die Verlagerung von Arbeitsplätzen ist keine Folge der
Osterweiterung der Europäischen Union,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


sie begann schon vorher. Diese Verlagerung erfolgt nicht
nur in die neuen Mitgliedstaaten, sondern weit darüber
hinaus, sodass uns dieses Problem noch Jahre beschäfti-
gen wird.

Allerdings gibt es in der Europäischen Union einen
besonderen Ansatz. Wir betreiben Strukturpolitik mit
europäischen Mitteln und müssen deshalb sehr darauf
achten, dass diese Fördergelder so eingesetzt werden,
dass das bestehende Fördergefälle nicht den Wettbewerb
verzerrt. Ich halte wenig von dem Ansatz, die Steuer-
sätze in Europa zu harmonisieren. Denn wir werden se-
hen, dass andere Mitgliedstaaten nicht mitmachen wer-
den. Gerade die Staaten, die niedrige Steuersätze haben,
sehen darin einen Wettbewerbsvorteil und haben über-
haupt keinen Grund, diesen Wettbewerbsvorteil zu ihren
Lasten und zu unseren Gunsten aufzugeben.

Aber wir können dort, wo wir Gelder ausgeben, die
Vergabe von Strukturfördermitteln und von nationalen
Beihilfen, die unter der Aufsicht der Kommission steht,
an bestimmte Kriterien knüpfen. Eines dieser Kriterien
muss sein, dass mit diesen Geldern neue Arbeitsplätze
geschaffen und nicht nur Arbeitsplätze verlagert werden.
Denn das Schlimme ist doch, dass wir Gelder für Inves-
titionen in anderen Staaten ausgeben, ohne dass damit
neue Arbeitsplätze geschaffen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D s ist doch nachvollziehbar, dass kein Arbeitnehmer es ittragen kann, wenn wir mehrfach zahlen. Als Deut che bezahlen wir ja erstens zu einem Viertel die Strukurförderung. Zweitens zahlen wir dadurch, dass wir innahmen aus Unternehmensteuern verlieren, wenn nternehmen ins Ausland gehen. Wir zahlen drittens daurch, dass wir auch Einnahmen aus der Erhebung der inkommensteuer bei denjenigen Arbeitnehmern verlie en, denen gekündigt wird, und wir diesen dann auch och Arbeitslosengeld zahlen. Wir zahlen also dreimal. Deswegen ist es eine Frage der europäischen Solidariät und des fairen Wettbewerbs, dass Strukturförderung nd nationale Beihilfen nicht missbraucht werden, um en Wettbewerb zu verzerren. (Ulrich Kelber [SPD]: Da muss der Wirtschaftsminister einmal einen Vorschlag erarbeiten!)


ir müssen die Fairness des Wettbewerbs vielmehr
adurch sicherstellen, dass wir die Vergabe von Mitteln
n die Schaffung neuer Arbeitsplätze knüpfen und Mit-
el, die zweckwidrig verwendet werden, zurückfordern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


Das ist der richtige Weg. Wir müssen den fairen Wett-
ewerb fördern und Missbrauch unterbinden. Dann wer-
en wir auch in der Europäischen Union eine Wirt-
chaftspolitik verfolgen können, die wieder die
ustimmung der Bürger, der Arbeitnehmer und des Mit-

elstandes findet.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602602100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Rainder Steen-

lock, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

as, was wir in dieser Debatte heute von der Regierung
nd den Regierungsfraktionen über die Zukunft Europas
nd insbesondere über die Lissabonstrategie gehört ha-
en, ist in hohem Maße widersprüchlich; das muss man
chon sagen. Die Ausführungen des Kollegen Kelber zur
kologischen Bedeutung und zur Nachhaltigkeit der
nergiepolitik kann ich zumindest in weiten Teilen un-

erstützen. Aber, Kollege Kelber, Sie können doch nicht
amit zufrieden sein, dass Sie zwar für eine fortschrittli-
he Rhetorik verantwortlich sind, Kollege Steinmeier
eute Morgen aber kein einziges Mal in seiner Regie-
ungserklärung das Wort „Nachhaltigkeit“ im Zusam-
enhang mit der Lissabonstrategie erwähnt hat. Das

ann doch nicht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Das müssen Sie aber mal nachlesen!)







(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
Die Zielsetzung einer nachhaltigen Entwicklung – das
sollte man auch der Regierung sagen – ist nach Art. 6
des EG-Vertrages ein globales Ziel dieser Verträge. Die
Nichtberücksichtigung im Rahmen der Lissabonstrategie
verstößt gegen Art. 6. Denn die nachhaltige Entwicklung
ist das allen Gemeinschaftspolitiken übergeordnete Ziel.
Ökologische Gründe stehen bei der Regierung nicht im
Vordergrund. Aber weil wir wissen, dass eine gesunde
Umwelt, ein schonender Umgang mit Ressourcen und
die Förderung von Innovationstechnologien im ökologi-
schen Bereich ökologisch wichtig sind, aber auch öko-
nomisch die Zukunft der Europäischen Union prägen
müssen, ist für uns Bündnisgrüne die Nachhaltigkeit ein
zentraler Punkt der Lissabonstrategie. Das sollte diese
Regierung im Interesse unserer ökonomischen Struktur
in sehr viel stärkerem Maße berücksichtigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kelber, auch das, was Sie zur Energiepolitik ge-
sagt haben, ist richtig. Aber wenn man sich das Regie-
rungshandeln konkret anschaut, stellt man fest: Einer-
seits steht in der deutsch-französischen Vereinbarung die
Energiepolitik ganz vorne. Man spricht sich dafür aus,
sie zu einem europäischen Thema machen zu wollen.
Andererseits stehen in anderen Reden Deutschland und
Frankreich Seit’ an Seit’ bei der Verhinderung der Euro-
päisierung dieses Bereiches. Frau Merkel hat sich auch
heute Morgen im Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union dahin gehend geäußert. Das sei na-
tionale Politik. Deutschland will Schutzmauern errichtet
haben, eventuell sogar ausbauen.

Wenn man sich die Situation, wie sie sich gerade nach
diesem Winter darstellt, anschaut, kommt man zu dem
Schluss: Wir brauchen eine Europäisierung; wir brau-
chen den Wettbewerb in der Energiepolitik, um voranzu-
kommen. Wir brauchen keine nationalen Schutzmauern
in diesem Bereich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An anderer Stelle gibt es dann Ihre Rhetorik über
Wettbewerbsfähigkeit. Das Einzige, was in Hinsicht auf
Wachstum und Beschäftigung für diese Regierung cha-
rakteristisch ist, ist doch die Rhetorik und keine realen
Taten. Überall, wo Sie die Chance haben, nationale
Strukturen zu erhalten, tun Sie das auch. Ich nenne als
Stichwort die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Fast alle EU-
Mitgliedstaaten, sogar Frankreich, begeben sich auf den
Weg, die Grenzen für Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen zu öffnen. Es gibt eine Europäisierung dieses
Politikbereichs. Nur die deutsche Bundesregierung steht
fest dazu, an dieser Stelle Mauern hochzuziehen, und das
möglichst bis 2011. Das kann nicht die Zukunft der
Europäischen Union sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Markus Löning [FDP])


Ich will noch einen weiteren Punkt nennen, bei dem
die Politik widersprüchlich ist, und zwar den Bildungs-
bereich. Sie haben zu Recht gesagt: Da liegt die Zukunft
der Europäischen Union. – Ja. Wir unterstützen Sie bei
Ihrem Bemühen, bei den nationalen Zielen im For-
schungs- und Bildungsbereich weiterzukommen. Auf

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(C (D er anderen Seite muss man sich vor Augen halten, was ie im Rahmen der Föderalismusreform machen wollen: ie übertragen die absolute und alleinige Verantwortung ür diesen Bereich den Ländern. Wenn ich das in den etzten 20 Jahren richtig beobachtet habe, dann ist es so, ass die Länder sich bei dem Bereich, für den sie allein uständig waren, nicht gerade mit Ruhm bekleckert haen, so auch, als es darum ging, die deutsche Bildungsolitik europaweit wettbewerbsfähig zu machen. Dagegen ist doch festzuhalten: Die einzigen Innovaionen, die es in den letzten Jahren in der Bildungspolitik ab, sind doch vom Bund angestoßen worden. Sie wolen an dieser Stelle alles wieder zurücknehmen. So weren wir nicht wettbewerbsfähiger; so verschleudern wir ie Ressourcen, auch die Bildungsressourcen, die wir in er Zukunft benötigen. Nein, liebe Kolleginnen und Kolegen von der SPD, an dieser Stelle würde ich mir wünchen, dass Sie den Geist, den Fortschrittsund Reformeist der rot-grünen Koalition, in die große Koalition ineintragen und sich an dieser Stelle nicht ständig von er CDU und der CSU ausbremsen lassen. Der Fortchritt ist manchmal eine Schnecke. Aber wenn man mit ezug auf das, was Sie in der EU-Politik geleistet haben, avon sprechen wollte, dass der Fortschritt eine Schneke ist, dann wäre das noch geprahlt. Sie sollten in Zuunft etwas dynamischer werden, und zwar nicht nur in er Rhetorik, sondern auch in den Taten. Vielen Dank. Ich erteile das Wort dem Kollegen Gert Weisskirchen ür die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Der geschätzte Vorredner, den ich ehr mag, hört jetzt leider nicht zu. Vielleicht sagen Sie ihm noch einmal, dass Sie ihn ögen. Das erhöht vielleicht die Neigung, zuzuhören. Vielleicht hört er jetzt noch ein bisschen genauer zu. ieber Rainder, ich mag dich ja. u hast möglicherweise nicht zugehört, als der Außeninister gesprochen hat. Ich habe hier den Text seiner ede und ich möchte einfach nur zitieren, um ein möglihes Missverständnis auszuräumen: (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Vielleicht hat er das nicht gesprochen, was ihm aufgeschrieben wurde!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602602200

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1602602300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602602400
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1602602500

(Heiterkeit)


m Bereich Energie und gerade bei unserem Kernanlie-
en Energieeffizienz, Energieforschung und erneuer-






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

bare Energien haben wir viel geleistet. – Das bezieht
sich auch auf die rot-grüne Koalition. Dann hat er ge-
sagt: Der Anteil erneuerbarer Energien an unserer
Stromerzeugung beträgt bereits über 10 Prozent.

Ich will damit nur sagen: Bei diesem Punkt gibt es,
lieber Kollege Steenblock, eine Kontinuität zwischen der
rot-grünen und der schwarz-roten Koalition, eine Konti-
nuität, die genau auf jener Leistung fußt, die wir beide
gemeinsam vorangetrieben haben. Ich bitte, dass dieses
nicht dementiert, sondern fortgesetzt und verstärkt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will jetzt an einen Punkt anknüpfen, den nicht nur
Sie, sondern auch andere Redner in vergleichbarer Weise
angesprochen haben. Zum Beispiel Herr Silberhorn hat
es getan. Er hat den Begriff „ökonomischer Patriotis-
mus“ benutzt. Ich glaube, wir sind in einer noch dramati-
scheren Situation. Die Europäische Union bewegt sich
gegenwärtig weg von einem integralen Konzeptansatz
und hin zu der Versuchung – dort drüben haben wir sol-
che Stimmen schon gehört; anderswo, zum Beispiel in
Italien, gibt es sie auch – des Populismus.


(Beifall des Abg. Kurt Bodewig [SPD])


Der Populismus aber ist die Vorstufe zur Wiederkehr des
Nationalismus. Das muss man sehr genau im Blick ha-
ben. Wenn ich meinen ehemaligen Parteifreund Oskar
Lafontaine an der einen oder anderen Stelle höre, muss
ich sagen: Das ist Populismus pur,


(Kurt Bodewig [SPD]: Rechtspopulismus!)


da wird schon Rechtspopulismus mit aufgesogen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das hilft Europa überhaupt nicht. Das gefährdet im Ge-
genteil den Fortschritt,


(Zuruf des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


den wir in den letzten 50 Jahren, lieber Kollege Dehm,
quer durch dieses Parlament gemeinsam erarbeitet ha-
ben. Der jedoch darf nicht aufs Spiel gesetzt werden,
schon gar nicht von Populismus pur, um das ganz deut-
lich zu sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Warum ist das nötig? Die Europäische Union darf we-
der zur Fortress, wie die Engländer sagen, zu einer Burg,
auf der man sich protektionistisch, nationalistisch ver-
schanzt, noch – das sehen wir jetzt auf den Kanarischen
Inseln – zur Fluchtburg derer werden, die aus den zentra-
len Regionen Afrikas flüchten, die nur noch eine einzige
Hoffnung im Kopf und im Herzen haben, nämlich end-
lich nach Europa zu kommen. Deswegen kommt es da-
rauf an, den Demokratieansatz, den wir in der Europäi-
schen Union seit vielen Jahren erarbeitet haben, der ein
anderer als der der Weltmacht USA ist, zu unterstützen,
zu fördern, zu verstärken. Wir verstehen Demokratisie-
rung, Förderung der Demokratie nicht als ein militäri-
sches Draufsetzen, wie wir das im Irak gesehen haben,

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(C (D o man glaubte, Demokratie durch Bomben durchsetzen u können. Das wollen wir nicht. Wir wollen Demokratie dort fördern, wo Menschen ereit sind, sich Demokratie selbst zu Eigen zu machen. ier liegt ganz klar der Unterschied zwischen der Euroäischen Union und anderen auf der Erde. Dieser Unterchied muss verdeutlicht werden. Es geht darum, was uch der Außenminister am Schluss seiner Rede gesagt at, Kollege Schockenhoff, dass wir den Menschen im ongo, die jetzt auf dem Weg sind, sich die eigene Deokratie von innen und von unten durch einen demokra ischen Wahlakt selbst zu erkämpfen, helfen, und zwar icht durch eine Militarisierung des Denkens, sondern ndem wir die Sicherheit bieten, die das Land nicht elbst von innen und von unten produzieren kann. Dann, enn sie es wollen und wenn uns die Vereinten Nationen azu beauftragen, müssen wir ihnen dabei helfen, dass ie Demokratie endlich an Boden gewinnt, damit sie ich ihre Freiheit selbst erarbeiten können. Darum und m nichts anderes geht es im Kongo. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zurufe von der LINKEN)


Ich bin froh und dankbar, dass wir nun im Auswärti-
en Ausschuss darüber eine intensive Diskussion führen
nd endlich dazu kommen, auch den Menschen in die-
em Teil der Erde, der in den letzten Jahrzehnten in blu-
igen Bürgerkriegen versunken war, eine Chance zu
eben, mit ihnen gemeinsam die Demokratie zu entwi-
keln, zu fördern und zu gestalten. 45 Jahre lebt dieses
and Demokratische Republik Kongo ohne eigenen
ahlakt, ohne die Legitimationsgrundlage für das ei-

ene staatliche Handeln zu produzieren. Jetzt haben sich
5 Millionen Männer und Frauen – das muss man sich
inmal überlegen – registrieren lassen, in Wählerver-
eichnisse eingeschrieben. Manche sind Dutzende von
ilometern – das haben wir von Kolleginnen und Kolle-
en gehört, die dort waren; Uschi Mogg und Rolf Kra-
er waren in den letzten Tagen dort und haben das be-

chrieben – gelaufen, um sich in Wählerverzeichnisse
inzuschreiben. Was ist das für ein ungeheurer Qualitäts-
prung! Mitten im Herzen Afrikas sind Menschen bereit,
ählen zu gehen, den Präsidenten selbst zu bestimmen,
achdem sie die Verfassung in einer wirklich demokrati-
chen Volksentscheidung selbst bestimmt haben. Warum
ollen wir denn diesen Menschen, wenn sie uns darum
itten, nicht die Chance geben, das zu tun, was nötig ist,
m ihre eigenen demokratischen Institutionen weiterzu-
ntwickeln?


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Darum gehen wir, wenn es der Bundestag will, mit
500 Soldatinnen und Soldaten – 500 davon kommen

us der Bundesrepublik Deutschland – in diese Region.
önnen wir uns diesem Wunsch ernsthaft verschließen?
oll die Bundesrepublik Deutschland Nein sagen, wenn
ie Menschen im Kongo den Aufbruch in die Demokra-
ie selbst wollen? – Nein. Liebe Kolleginnen und Kolle-
en, wir sind verpflichtet, multilateral effektiv zu handeln,






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

die internationale Verantwortung der Europäischen
Union wahrzunehmen und die Europäische Union mit
ihren Instrumenten ESVP und GASP zu stärken und zu
stützen. Darum geht es, nicht um Populismus, sondern
darum, den Menschen in Afrika eine Chance zu geben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602602600

Das Wort hat die Kollegin Doris Barnett von der

SPD-Fraktion.


Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1602602700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

War die Lissabonstrategie von 2000 wirklich nur ein
Griff nach den Sternen mit viel zu kurzen Armen? Hat
sie nicht vielmehr Europa aufgeweckt und endlich auf
den Erfolgsweg geschickt? In der Tat ist heute schwer
vorstellbar, dass wir binnen der nächsten vier Jahre zum
wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasier-
ten Wirtschaftsraum der Welt werden. Wenn wir uns in
der Politik aber keine Ziele mehr setzen würden, keine
Träume mehr verwirklichen wollten, wenn wir nur noch
in Routine verfielen, dann müsste man fragen: Wozu das
alles?

Die Lissabonstrategie des Jahres 2000 hat natürlich
etwas mit dem Millennium und mit der Aufbruchstim-
mung zu tun, die wir damals auch in Deutschland woll-
ten und politisch auch erfolgreich umsetzen konnten.
Aber, zugegeben, die Welt richtet sich weder nach
Deutschland noch nach Europa. Deshalb hat Europa
seine Visionen im vergangenen Jahr ein Stück weit ange-
passt. Die Ziele wurden dabei nicht aus den Augen ver-
loren: Wir brauchen mehr und bessere Arbeitsplätze; wir
müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit durch Innovatio-
nen erhöhen; der Binnenmarkt muss vollendet werden;
wir brauchen nachhaltiges ökologisches Wachstum und
– ganz wichtig – der soziale Zusammenhalt in Europa
muss gestärkt werden.

Lissabon wird zwangsläufig scheitern, wenn die Men-
schen das Gefühl haben, sie seien nur Schachfiguren im
Spiel um Wettbewerbsfähigkeit. Unser Vizekanzler
brachte es auf den Punkt: „Die Wirtschaft ist für die
Menschen da – nicht umgekehrt.“


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist das viel beschworene europäische So-
zialmodell von so großer Bedeutung. Für die Menschen
ist Lissabon ein Projekt, das den Wohlstand mehren, die
sozialen Rahmenbedingungen wahren, ein Leben in
Würde ermöglichen, Beschäftigung schaffen und soziale
Sicherheit für die Jungen und die Alten sichern soll. Nur
wenn das klar ist, werden sie akzeptieren, dass der not-
wendige Wandel in Europa ihnen viel abverlangt.

Flexicurity ist keine Einbahnstraße. Auch wenn der
Rat die Lissabonstrategie neu ausgerichtet und deren
Schwerpunkte auf Wachstum und Beschäftigung gelegt
hat, dürfen wir den sozialen Dialog als Schlüsselfunktion
nicht außen vor lassen; denn die so genannten weichen
Faktoren bestimmen den Erfolg der Implementierungs-
bemühungen um Bürokratieabbau, um Investitionen in

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(C (D issen und Innovation, um die Erschließung des Unterehmenspotenzials usw. Weiche Faktoren – das bedeut, dass wir in Europa glaubwürdige Antworten brauchen: ine altersgerechte Arbeitszeitgestaltung, die Anpasungsfähigkeit von Arbeitnehmern und Unternehmen, in verändertes System der sozialen Sicherheit bei hoher obilität, die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf nd Familie und – siehe Frankreich – die Integration Juendlicher in den Arbeitsmarkt. Die Menschen fragen sich zunehmend – und das zu echt –, welches Gesellschaftsmodell sich in Europa bzeichnet. Sie wollen die Standards kennen, die ihnen uropa zugesteht. An diesem Punkt kommen wir sehr chnell zu der seit langem heiß diskutieren Dienstleisungsrichtlinie. Als die vorgelegt wurde, konnte man ich beim besten Willen nicht des Eindrucks erwehren, ass es hierbei um niedrige Löhne und niedrigere Stanards bei freiem Marktzugang geht, dass das alte gegen as neue Europa ausgespielt werden sollte, und zwar it dem kleinen Nebeneffekt, dass unliebsame Stanards, die manche als Ballast empfinden, geschleift erden können. Plötzlich war von Harmonisierung icht mehr die Rede. Glaubte Brüssel wirklich, durch ine 180-Grad-Drehung schneller zu mehr Wachstum nd Beschäftigung zu gelangen? Zugegeben, in Sachen Dienstleistungen haben wir in eutschland noch einiges nachzuholen. Wir haben uns ja ns Zeug gelegt, um den Anteil an Dienstleistern, insbeondere an Selbstständigen, massiv zu erhöhen, unter anerem durch die nicht von allen geliebte Ich-AG, die wir n diesem Jahr mit dem Überbrückungsgeld zu einer euen Form des unterstützten Weges in die Selbststänigkeit umwandeln werden. Aber die Dienstleistungsichtlinie kann und darf nicht als Einfalltor verstanden erden, um soziale Errungenschaften zu schleifen. Areitsschutz und Arbeitssicherheit haben bei uns einen ohen Stand erreicht. In der letzten Woche haben wir um Beispiel den Arbeitsschutzbericht der Bundesregieung zur Kenntnis genommen. Es gibt bei uns große ortschritte: Wir haben weniger Todesfälle, weniger Weeunfälle, weniger Verrentungen und weniger Rehaaßnahmen. Das alles würden wir aufs Spiel setzen, enn wir einem umfassenden Herkunftslandprinzip zu timmen würden. Es ist schon verwunderlich, dass wir europaweit bei er Chemiekalienpolitik, beim Pflanzenschutz die Stanards ohne Rücksicht auf Arbeitsplatzverluste hochchrauben. Aber da, wo es um die arbeitenden Menschen eht, scheinen diese Mechanismen nichts mehr zu gelen. Aber was sonst soll das europäische Sozialmodell usmachen, wenn nicht den Schutzmechanismus für die rbeitnehmer? Deshalb ist es vom europäischen Parlaent richtig, am Ursprungstext der Dienstleistungsricht inie und seiner Ausrichtung massive Korrekturen vorzuehmen. Ich danke der Bundesregierung ausdrücklich afür, dass die Ablehnung des Herkunftslandprinzips icht nur eine Textstelle im Koalitionsvertrag ist, sonern auch ihre erklärte Position bei den anstehenden inisterrunden. Doris Barnett Zu Recht verweist sie in ihrer Positionierung für die Gespräche darauf, dass der ursprüngliche Richtlinientext einen Verlust an Rechtssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen bedeuten würde, was nicht absehbare Effizienzverluste auslösen und uns gerade jetzt in der Erholungsphase unnötig zurückwerfen könnte. Nein, hier hat die Kommission keinen Weitblick gehabt und sogar ihr erklärtes Ziel des europäischen Sozialmodells aus den Augen verloren. Es ist gut, dass jetzt nochmals nachgedacht wird. Ich kann unsere Minister nur ganz kräftig ermuntern, hierbei standfest zu bleiben, weil es letztlich allen Menschen in Europa zugute kommt, selbst denen, die im Augenblick noch einen Vorteil für sich sehen. Denn Mindestlöhne um die 3 Euro pro Stunde können niemals ein Wachstum in Europa auslösen. Allerdings gebe ich zu, dass wir selbst unsere Hausaufgaben noch machen müssen. Während in 18 von 25 EU-Staaten bereits ein Mindestlohn eingeführt wurde und damit auch für Dienstleistungen eine Einkommensuntergrenze besteht, stehen wir erst am Anfang einer dringend notwendigen Debatte. Wir müssen uns schon anstrengen, um bis zum Herbst zu einem Ergebnis zu kommen. Gerade hier halte ich es mit unserem verstorbenen Bundespräsidenten Rau, der nie müde wurde, zu fordern, dass es in unserer deregulierten Welt eine Schutzmacht für die kleinen Leute geben muss. Denn im weltweiten Wettbewerb arrangieren sich die Multis; das ist richtig. Das europäische Sozialmodell, die Schutzhülle für die Arbeitnehmer, muss allerdings von uns Parlamentariern hier in Deutschland und auf europäischer Ebene immer wieder erstritten und durchgesetzt werden. Bleiben wir wachsam! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602602800

Ich schließe die Aussprache.

Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b
sowie Zusatzpunkt 7 auf:

19 a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der CDU/CSU und der SPD einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuer-
lichen Förderung von Wachstum und
Beschäftigung

– Drucksache 16/643 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur steuerlichen Förderung von
Wachstum und Beschäftigung

– Drucksache 16/753 –

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi-
nanzausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/974 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Olav Gutting

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(C (D Ortwin Runde Carl-Ludwig Thiele Dr. Barbara Höll Kerstin Andreae bb)Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/976 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Roland Claus
Anja Hajduk

b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Eindämmung missbräuchlicher Steuerge-
staltungen

– Drucksachen 16/634, 16/749 –

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi-
nanzausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/975 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Olav Gutting
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Barbara Höll
Christine Scheel


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/977 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Roland Claus
Anja Hajduk

P 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Steffen
Kampeter, Norbert Barthle, Jochen Borchert,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU sowie der Abgeordneten Carsten
Schneider (Erfurt), Ernst Bahr (Neuruppin),
Bernhard Brinkmann (Hildesheim), weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der SPD

Unverzügliche Umsetzung des Programms
„Impulse für Wachstum und Beschäftigung“
sowie des Marktanreizprogramms durch die
Bundesregierung

– Drucksache 16/931 –

Zu dem Gesetzentwurf zur steuerlichen Förderung
on Wachstum und Beschäftigung liegen ein Ände-
ungsantrag der Fraktion Die Linke sowie ein Entschlie-
ungsantrag der Fraktion der FDP vor.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Es
gibt keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin das Wort der Parlamentarischen Staatssekretärin
Dr. Barbara Hendricks.

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Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1602602900


Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen! Die größte Herausforderung der kommenden Jahre
und zugleich die zentrale Aufgabe einer verantwortungs-
vollen Finanzpolitik wird es sein, die Verschuldung der
öffentlichen Haushalte nachhaltig zu begrenzen. Dabei
geht es nicht nur darum, den rechtlichen nationalen und
europäischen Vorgaben Rechnung zu tragen. Nein, viel-
mehr gilt es auch, wieder finanzielle Handlungsspiel-
räume zur Bewältigung von zentralen Zukunftsaufgaben
zu gewinnen. Entscheidend ist, diese Ziele miteinander
zu kombinieren, damit beides gelingt: die Wachstums-
kräfte zu stärken und die Staatsfinanzen nachhaltig zu
konsolidieren.

Dieses finanzpolitische Zweisäulenmodell bestimmt
auch die Leitlinien der Steuerpolitik der nächsten Jahre.
Danach muss das vorrangige steuerpolitische Ziel die
Weiterentwicklung unseres Steuersystems sein:

Erstens muss es dem Staat auf allen Ebenen – der
Bundes-, der Länder- und der Gemeindeebene – dauer-
haft sichere Einnahmen garantieren und damit zur erfor-
derlichen Stabilisierung des Haushalts beitragen; dieses
erste Ziel der Steuerpolitik gerät manchmal in Verges-
senheit.

Zweitens muss das Steuersystem wirtschaftsfördernde
Impulse geben und somit auch die Attraktivität des Wirt-
schaftsstandortes Deutschland im internationalen Wett-
bewerb spürbar steigern.

Drittens brauchen wir eine gerechte, gleichmäßige
und transparente Besteuerung sowie eine sozial ausge-
wogene Verteilung der Lasten zur Finanzierung der
staatlichen Aufgaben.

In diesem Zusammenhang freue ich mich, dass das
Bundesverfassungsgericht klargestellt hat, dass die et-
was seltsame Idee von Herrn Professor Kirchhof aus
dem Jahr 1995, der so genannte Halbteilungsgrundsatz,
tatsächlich nicht mit unserer Verfassung in Einklang zu
bringen ist.


(Beifall bei der SPD)


Die ehrgeizige Zielsetzung, die wir insgesamt verfol-
gen, ist nicht zuletzt im Interesse einer für den Bürger
berechenbaren und verlässlichen Regierungspolitik.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl! Sehr gut!)


Das ist allerdings nicht von heute auf morgen und nur
mit einem umfassenden Bündel aufeinander abgestimm-
ter steuerlicher Maßnahmen zu verwirklichen.

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(C (D Bereits im Dezember letzten Jahres sind deshalb leich mehrere Steuergesetze in Kraft getreten, die als lares politisches Signal für die Reformfähigkeit der undesregierung verstanden werden sollten und von den ürgerinnen und Bürgern auch so verstanden werden. (Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU] – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Oh! Vereinzelter Beifall des Ausschussvorsitzenden!)


Um es klar zu sagen: Für mich gibt es zu dem einge-
chlagenen strikten Sparkurs der öffentlichen Haushalte
eine Alternative. Mit einer Ausgabenkürzung allein ist
s nämlich nicht getan. Es darf kein Zweifel daran beste-
en, dass die Gesetzentwürfe, die aktuell auf der Agenda
er Bundesregierung stehen, nur einen weiteren Schritt
m Rahmen unseres steuerlichen Gesamtkonzeptes für
ie nächsten Jahre darstellen können.

Ich weiß, dass gleich wieder jemand von der FDP den
großen Wurf“ fordern wird.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Stimmt!)


ber „große Würfe“ machen normalerweise nur Hunde
n Zäunen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [FDP]: Also, Frau Staatssekretärin, das konnten Sie aber auch schon einmal besser!)


Mit dem Gesetz zur Eindämmung missbräuchlicher
teuergestaltungen, das, wie die bereits eingeleiteten
aßnahmen, im laufenden Jahr, also 2006, greifen soll,
ollen wir dem Gestaltungsmissbrauch und der nicht ge-

echtfertigten Ausnutzung von Gesetzeslücken im Steu-
rrecht entgegenwirken. Vorgesehen sind unter anderem
ie Beschränkung der Anwendung der 1-Prozent-Rege-
ung auf Fahrzeuge des notwendigen Betriebsvermö-
ens, die Steuerpflicht für Umsätze zugelassener öffent-
icher Spielbanken und die Möglichkeit der Ahndung der
issbräuchlichen Weitergabe von Tankbelegen und an-

eren Belegen an Dritte. Auch diese Maßnahmen sollen
icht nur direkt oder indirekt zur Konsolidierung der
ffentlichen Haushalte beitragen, sondern auch der
teuergerechtigkeit dienen.

Eingangs hatte ich darauf hingewiesen, dass die Sa-
ierung der öffentlichen Haushalte zwar ein wichtiges
iel der Bundesregierung, nicht aber ihr einziges ist.
indestens ebenso bedeutsam ist es, mit geeigneten
aßnahmen entscheidende Impulse für einen wirt-

chaftlichen Aufschwung zu geben.
Daher haben wir im Januar dieses Jahres ein umfas-

endes Programm zur Förderung von Wachstum und Be-
chäftigung auf den Weg gebracht, das, wie Sie wissen,
in beeindruckendes Gesamtvolumen von 25 Milliarden
uro hat. Zur kurzfristig erforderlichen Stärkung der
achstumskräfte sind unter anderem eine gezielte Wie-

erbelebung der Investitionstätigkeit und die steuerliche
ewährung von Liquiditätsvorteilen für kleine und mit-

elständische Unternehmen notwendig. Darüber hinaus
uss der private Haushalt als Feld für neue Beschäfti-

ungsmöglichkeiten steuerlich besser erschlossen wer-
en. Dadurch wird zugleich die Vereinbarkeit von Fami-
ie und Beruf verbessert.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
Nicht zuletzt im Interesse dieser besseren Vereinbar-
keit von Familie und Beruf ist im vorliegenden Ent-
wurf eines Gesetzes zur steuerlichen Förderung von
Wachstum und Beschäftigung – die begünstigenden
Teile dieses Gesetzes sollen weitgehend rückwirkend ab
Januar 2006 gelten – vorgesehen, die steuerliche Be-
rücksichtigung von Kinderbetreuungskosten spürbar
auszuweiten. Außerdem wird die degressive AfA für be-
wegliche Wirtschaftsgüter für zwei Jahre befristet wie-
der auf 30 Prozent – maximal auf das Dreifache der line-
aren AfA – angehoben sowie verstärkt der Abzug von
Handwerkerrechnungen für Renovierungs-, Erhaltungs-
und Modernisierungsmaßnahmen von der Steuerschuld
ermöglicht. Dies wird insbesondere dem Handwerk und
anderen mittelständischen Gewerben Impulse geben.
Zur Stärkung der Liquidität mittelständischer Unterneh-
men schlagen wir darüber hinaus vor, die Umsatzgren-
zen bei der Istversteuerung in den alten Bundesländern
zu verdoppeln und die für die neuen Bundesländer be-
reits geltende Sonderregelung zu verlängern.

Es ist verschiedentlich, insbesondere von den Opposi-
tionsparteien, moniert worden, dass das, was die Bun-
desregierung bislang vorgelegt hat, keinesfalls der große
Wurf sei.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat auch keiner behauptet!)


Für diesen Vorwurf fehlt mir, ehrlich gesagt, jegliches
Verständnis. Die Bundesregierung kann sich mit ihrer
100-Tage-Bilanz wirklich sehen lassen. Für die An-
fangsphase der 16. Legislaturperiode hat die große Ko-
alition bereits Beachtliches geleistet, nicht zuletzt im
steuerlichen Bereich.


(Zuruf von der FDP: Na ja!)


Entscheidend ist aber, dass die Bundesregierung sich mit
Vernunft an die sorgsam ausgehandelte Agenda des Ko-
alitionsvertrages hält. In einem ersten Schritt geht es da-
rum, durch rasch wirksame Maßnahmen auf eine Konso-
lidierung der öffentlichen Haushalte und eine Belebung
der Konjunktur hinzuwirken. In einer zweiten Phase sol-
len grundlegende strukturelle Reformen in Angriff ge-
nommen werden, die sorgfältiger Vorbereitung bedürfen,
zum Beispiel die Unternehmensteuerreform. Schnell-
schüsse können und wollen wir uns nicht leisten.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Ich denke, mit den bereits umgesetzten und noch an-
stehenden Maßnahmen unter dem Motto „Sanieren, In-
vestieren, Reformieren“ sind wir auf einem viel verspre-
chenden Weg.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602603000

Das Wort hat jetzt der Kollege Carl-Ludwig Thiele

von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten olleginnen und Kollegen! Für die FDP begrüße ich die ielrichtung des vorliegenden Gesetzentwurfes. Denn uch wir sind der Auffassung, dass die Rahmenbedinungen für zusätzliches Wachstum und Beschäftiung dringend verbessert werden müssen. Auch als pposition freuen wir uns darüber, dass sich die Stimung in unserem Land verbessert und die Leute mehr raft erhalten, die Zukunft selbst zu gestalten. Es ist al erdings nicht automatisch so, dass, nur weil die CDU it in der Regierung ist, nach sieben mageren Jahren un er Rot-Grün sieben fette Jahre unter Schwarz-Rot käen. Wir brauchen mehr Wachstum: Durch ein höheres irtschaftswachstum entstehen dauerhaft mehr Arbeits lätze, die Ausgaben für den Arbeitsmarkt sinken und as Steueraufkommen steigt. Die Überschrift des Geetzes der Koalitionsfraktionen wird durch seinen Inhalt ber nicht gedeckt. Die vorgesehenen Maßnahmen sind m Gesamtzusammenhang zu sehen: Parallel zu diesem teuergesetz planen Sie mit der Anhebung der Mehrertsteuer und der Versicherungsteuer um 3 Prozent ie größte Steuererhöhung, die es in der Geschichte der undesrepublik Deutschland je gegeben hat. Ab dem ächsten Jahr werden den Bürgern 25 Milliarden Euro ro Jahr mehr abgenommen. Dieses Geld wird den Menchen fehlen, um in anderen Bereichen gewünschte achfrage zu tätigen und damit Beschäftigungseffekte uszulösen. Wir als FDP halten diese Steuererhöhungsrgie für grundfalsch und werden ihr im Bundesrat auf einen Fall zustimmen. er Finanzminister und der Wirtschaftsminister kennen iesen Zusammenhang und wissen deshalb, dass dieses esetz die gewünschte Wirkung nicht entfalten wird; sie issen, hier werden Placebos verteilt, aber nicht die eichen für eine bessere Zukunft unseres Landes ge tellt. Das ist vermutlich der Grund, warum sie bei der bschließenden Beratung dieses Gesetzes im Bundestag icht anwesend sind. Die FDP hat die Sorge, dass die größte Steuererhöung in der Geschichte Deutschlands den Aufschwung remsen wird. Der Euroraum ist nicht der Wachstumsotor der Welt. Das für 2006 prognostizierte Wachstum er Weltwirtschaft ist mit 4,5 Prozent enorm. Das achstum in Europa liegt mit 2,4 Prozent deutlich nied iger. Die Bundesregierung hat das Wachstum in eutschland für dieses Jahr auf 1,4 Prozent geschätzt. eshalb sind wir der Auffassung, dass Deutschland eine Verschlechterung der Stimmung vertragen kann, nd wir appellieren noch einmal an die Koalition, diese ehrwertsteuererhöhung ernsthaft zu überdenken, weil ie schädlichen Folgen jedem klar sind, sogar der Koaliion. Carl-Ludwig Thiele Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, durch die Feststellungen der PISA-Studie wissen wir alle, dass die Bildung in unserem Land dringend verbessert werden muss. Wir wissen allerdings auch, dass das in den Elternhäusern anfängt. Wenn in der Frage der Mehrwertsteuererhöhung zwei plus null gleich drei ist, dann fängt PISA hier im Deutschen Bundestag, bei der Koalition und der Bundesregierung an. (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Sehr originell!)

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1602603100

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Wegen der Steuererhöhungen sind die vorgesehenen
Maßnahmen nicht geeignet, in Deutschland dauerhaft
Wachstum anzuregen. Viele Regelungen verkomplizie-
ren das Steuerrecht weiter und lassen jedes steuerpoliti-
sche Konzept vermissen. Die Gesetzentwürfe sind damit
weder Ausdruck eines klaren steuer- und wirtschaftspo-
litischen Konzeptes, noch tragen sie der Tatsache Rech-
nung, dass die öffentlichen Haushalte insbesondere
durch Einsparmaßnahmen, Subventionsabbau und die
Überprüfung von Leistungsgesetzen zu sanieren sind.

Wer sich mit unserem Steuerrecht beschäftigt und
sich längere Zeit damit auseinander setzt – Sie, Frau
Staatssekretärin, gehörten sieben Jahre einer anderen
Bundesregierung als Staatssekretärin an –, der weiß,
dass Trippelschritte nicht ausreichen. Trippelschritte
wurden reichlich gegangen, auch damals, unter Ihrer
Führung. Wir brauchen einen größeren Wurf. Diesen in
der Form rhetorisch zu brandmarken, wie Sie das vorhin
in Ihrer Rede getan haben, ist ziemlich daneben.


(Beifall bei der FDP)


Das Steuerrecht muss einfacher und verständlicher
werden. In der gestrigen Debatte im Deutschen Bundes-
tag zu diesem Thema hat die FDP einen ausformulierten
Gesetzentwurf vorgelegt. Ich appelliere an Sie, sich die-
sen genau anzusehen. Er kann modifiziert werden. Er
kann nach einer Anhörung verändert werden. Aber wir
können doch nicht bis zum Jahr 2008 warten, ohne zu
wissen, ob etwas kommt und wenn, was. Es besteht Un-
sicherheit allerorten. Das ist das Gegenteil dessen, was
unser Staat an wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
braucht.


(Beifall bei der FDP)


Angesichts dessen, dass hier häufig gesagt wird, die
Durchschnittssteuerbelastung in Deutschland sei nied-
rig, kann ich Sie nur auffordern, einmal zum Finanzamt
zu gehen und zu erklären, Sie wollten nach der Durch-
schnittsbelastung besteuert werden. Das wird Ihnen
nicht gelingen. Für Investitionen und die Schaffung von
Arbeitsplätzen sind die Durchschnitts- und die Spitzen-
steuersätze von entscheidender Bedeutung.

Sie müssen erkennen – die SPD bitte ich, in diesem
Punkt endlich aus ihren ideologischen Schützengräben
herauszukommen –, dass sich andere Länder mit uns in
einem internationalen Wettbewerb befinden und dass
sie ihre Positionen schon verbessert haben. Wir müssen
dringend die Wettbewerbsposition Deutschlands verbes-
sern. Bei der Steuerbelastung durch Unternehmensteu-
ern liegen wir in Europa an der Spitze. Das führt dazu,

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(C (D ass in unserem Land nicht entsprechend investiert wird nd dass eine entsprechende Zahl von Arbeitsplätzen icht geschaffen wird. Deshalb muss das angegangen erden. (Beifall bei der FDP – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Dann können Sie ja bei der Unternehmensteuerreform mitmachen, Herr Kollege!)


Das ist durchaus denkbar. Sie, Herr Kollege, können
ber schon bei unserer Steuerreform mitmachen. Dann
ätten wir das Ganze ein Jahr früher geschafft.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Einen Schritt nach dem anderen, Herr Kollege!)


Das ist richtig. Aber die Zielrichtung muss stimmen.
ch höre, zumindest vonseiten der SPD, dass nicht alle
ielrichtungen geteilt werden.

Zum Thema Kinderbetreuung: Wir finden es gut,
ass die ideologischen Grabenkämpfe endlich ausge-
tanden sind, dass private Haushalte als Arbeitgeber an-
rkannt werden und dass das nicht mehr als Dienstmäd-
henprivileg abgetan wird, so wie Sie das früher häufig
etan haben. Die Regelungen hierzu sind aber ausge-
prochen kompliziert. Sie sind in ihrer Kompliziertheit
uch nach der Anhörung und der Beratung im Finanz-
usschuss schwer zu übertreffen: Ein Teil der Familien
oll einen Teil der Kosten für einen Teil der Kinder für
inen Teil der Aufwendungen absetzen dürfen. Es gibt
in Nebeneinander von Betriebsausgaben bzw. Wer-
ungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnlichen Be-
astungen, Steuerbefreiungen und Steuervergünstigun-
en. Das versteht kein Mensch. Dazu braucht jeder
teuerpflichtige einen Steuerberater, und dabei können
ie Beratungskosten steuerlich nicht einmal mehr be-
ücksichtigt werden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Doch, als Werbungskosten!)


as ist absurd, meine verehrten Kollegen.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich bitte Sie, unseren Gesetzentwurf in diesem Punkt
u prüfen, der einen Abzug von bis zu 1 000 Euro im
onat vorsieht. Diese Regelung ist ganz klar. Sie könn-

en sie jederzeit isoliert aus unserem Gesetzentwurf
bernehmen.

Die Dienstwagenbesteuerung ist ausweislich der
nhörungen des Finanzausschusses nicht geeignet, mehr
achstum in unserem Lande zu ermöglichen. Hierzu
üssen Sie, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen

on der Koalition, Ihre Einstellung aus meiner Sicht än-
ern. Denken Sie nicht nur an die Bürger, die diese Au-
os fahren und denen Sie neue Belastungen zumuten,
enken Sie doch bitte auch an die Bürger, die diese Au-
os in Deutschland bauen, und deren Familien, die auf
en Erhalt der Arbeitsplätze angewiesen sind.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Wenn wir
nicht begreifen, dass wir alle mehr arbeiten müssen, um
unseren Lebensstandard zu halten, wenn wir nicht be-
greifen, dass wir die Probleme unseres Landes nur lösen
können, wenn wir den Bürgern mehr zutrauen als dem
Staat, und wenn der Bürger nicht endlich mehr Freihei-
ten bekommt, damit er selbst Verantwortung überneh-
men kann, dann befinden wir uns leider auf dem fal-
schen Weg.

Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, die FDP
ist jederzeit zu konstruktiver Zusammenarbeit bereit.


(Zuruf von der SPD: Zum Glück sind wir nicht darauf angewiesen! – Weitere Zurufe von der SPD)


Unsere Konzepte liegen auf dem Tisch und die von Ih-
nen geplanten Steuererhöhungen machen wir auf keinen
Fall mit – weder hier im Deutschen Bundestag noch im
Bundesrat.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Dann müsste Herr Beck im Bundesrat ja dagegen stimmen!)


Fangen Sie deshalb an, auf der Ausgabenseite des
Staates zu sparen, wie es von der Union vor der Wahl
auch propagiert wurde, und verzichten Sie auf diese
Steuererhöhungen. Sie helfen unserem Land nicht, Sie
schaden ihm.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602603200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Katherina Reiche von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1602603300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

beraten heute in zweiter und dritter Lesung einen wichti-
gen Baustein zur Zukunftssicherung unseres Landes,
nämlich den Gesetzentwurf zur steuerlichen Förderung
von Wachstum und Beschäftigung.

Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes wird sich daran
entscheiden, in welchem Maße unser Land die Fähigkeit
besitzt, sich selbst zu verändern und zu modernisieren.
In diesem Zusammenhang stehen zwei zentrale Themen
ganz oben auf der Tagesordnung, nämlich das Thema In-
novation und das Thema Energie und Umwelt.

Innovationen sind für unser Land von zentraler Be-
deutung; denn die wirtschaftliche Entwicklung stützt
sich in zunehmendem Maße auf Wissenschaft, auf Wis-
sen und auf Innovation. Kostensenkungen allein werden
in Zukunft nicht ausreichen. Das Wort unseres Bundes-
präsidenten Horst Köhler, dass wir um das Maß besser
sein müssen, um das wir teurer sind, ist mittlerweile ja
zu einem geflügelten Wort geworden.

Es geht also darum, neue Produkte und Dienstleistun-
gen zu entwickeln, mit denen wir uns auf den Weltmärk-
ten von den Wettbewerbern absetzen können. Deutsch-
land muss zu einer Innovationswerkstatt werden. Wir
brauchen ein besseres Reizklima für Spitzenforschung

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(C (D nd Technologie. Wir müssen uns also so aufstellen, ass neue Ideen eine Chance zur Umsetzung haben und araus möglichst schnell marktreife Produkte werden. Die Bundesregierung hat dies erkannt und die richtien Schlüsse daraus gezogen, indem wir in dieser Legisaturperiode zusätzlich 6 Milliarden Euro in Forschung nd Entwicklung investieren werden. Mit diesen Mitteln erden unter anderem der Pakt für Forschung und Innoation, die Exzellenzinitiative und auch der Pakt für ochschulen finanziert. Wir wollen aber auch ausgewählte innovative Leuchturmprojekte fördern, um den Technologiestandort eutschland zu stärken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


eispiele hierfür sind das Satellitennavigationssystem
alileo, die Weiterentwicklung von konventionellen
raftwerken mit dem Ziel der Nullemission und auch
ie Entwicklung der Brennstoffzelle.

Angesichts der schwierigen Haushaltslage ist die Mo-
ilisierung dieser 6 Milliarden Euro wirklich ein Kraft-
kt. Es ist zugleich aber auch ein Signal an die Länder
nd die Wirtschaft, diesem Beispiel zu folgen und auch
n ihrem Bereich die Investitionen zu steigern. Vor allem
oll es aber auch Forschern, Wissenschaftlern und jun-
en Talenten weltweit zeigen, dass wir es mit der Inno-
ationswerkstatt Deutschland ernst meinen.

Die Förderung von Wissenschaft und Forschung
chafft Investitionen und Arbeitsplätze in der Lasertech-
ik, in der Informationstechnologie, in der Nanotechno-
ogie und im Maschinen- und Anlagenbau. Aber auch
ei den erneuerbaren Energien sind wir Weltspitze. Mil-
iarden wurden investiert und Hunderttausende von Ar-
eitsplätzen geschaffen. Aber – auch das gehört zur
ahrheit dazu –: Geld ist das eine, innovationsfreundli-

he Rahmenbedingungen sind mindestens ebenso wich-
ig, damit sich Ideen überhaupt entfalten und neue Tech-
ologien entwickelt werden können. Deshalb müssen
ir besser werden, zum Beispiel bei der Grünen Gen-

echnik und bei der Telekommunikation.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie Innovationskraft des Landes zu stärken, ist für uns
ine ökonomische und eine soziale Frage zugleich. Hier
ollen wir in den nächsten Jahren Fortschritte machen.

Die Fähigkeit unseres Landes, sich zu verändern, be-
isst sich auch daran, wie wir mit unseren Rohstoffen,
essourcen und der Energie umgehen. Die Entwicklung
er Rohstoff- und Energiepreise sowie der steigende Be-
arf von Energie weltweit zeigen uns, dass wir Energie
nd Rohstoffe besser nutzen müssen, um unseren Wohl-
tand zu sichern.

Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang kurz ein
aar Worte zu dem erst kürzlich veröffentlichten Grün-
uch der Europäischen Kommission zur Energiepolitik.
as Grünbuch ist zu Recht nicht ohne Kritik geblieben.
ber es unterstreicht deutlich eine wichtige Strategie:






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

weg vom Öl, hin zu mehr Energieeffizienz und zu erneu-
erbaren Energien. Wenn wir unsere Energieerzeugung
nicht wettbewerbs- und zukunftsfähiger gestalten, dann
wird der Energiebedarf der Europäischen Union in den
nächsten 20 bis 30 Jahren zu 70 Prozent durch Importe
gedeckt werden müssen; derzeit sind es 50 Prozent. Also
sind die effiziente Nutzung von Energie und die Vermei-
dung von Energieverschwendung zentrale Punkte unse-
res Regierungshandelns.

Eine wichtige Säule ist das Gebäudesanierungspro-
gramm. Der Wohnungsbestand in Deutschland beträgt
derzeit rund 39 Millionen Wohnungen, davon sind
80 Prozent aus energetischer Sicht sanierungsbedürftig.
Das ist der Grund dafür, warum wir den Gebäudebestand
in den nächsten Jahren sanieren wollen, zum Beispiel
durch das Absetzbarmachen eines Teils der Handwerker-
rechnungen von der Steuer. Wir wollen aber auch die
Mittel in diesem Bereich beträchtlich aufstocken. Jähr-
lich werden 1,4 Milliarden Euro zur energetischen Ge-
bäudesanierung zur Verfügung stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist eine lohnenswerte Investition in die Zukunft. Wir
werden damit Anreize für Investitionen von insgesamt
circa 28 Milliarden Euro schaffen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sehr schön, aber was hat das mit dem Tagesordnungspunkt zu tun?)


Vor allem wollen wir ein wichtiges Zukunftsfeld be-
setzen, nämlich den Umweltschutz als Arbeitgeber. In
der vorherigen Debatte hat Frau Künast behauptet, die
Regierung habe es verpasst, auf diesen Zug aufzusprin-
gen. Dazu kann ich nur sagen: Wahrscheinlich hat Frau
Künast das schnelle Regierungshandeln verpasst, sonst
hätte sie gemerkt, dass wir in diesem Bereich sehr viel
tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Vor allem wird dieses Programm in einem sehr wichti-
gen Arbeitsfeld helfen, nämlich der Stärkung des Hand-
werks und des Mittelstandes, was uns als Union beson-
ders wichtig ist.


(Frank Schäffler [FDP]: Jetzt kommen wir zur Sache!)


Die Energieforschung ist ein weiteres wichtiges Feld
der Zukunft und muss in unserer Forschungspolitik ein
höheres Gewicht bekommen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was hat das mit dem Gesetz zu tun?)


Die Energieforschung ist eine der zentralen Säulen der
Energiepolitik. Sie eröffnet eine Perspektive für eine si-
chere, umweltfreundliche und auch bezahlbare Energie-
versorgung der Zukunft.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist aber ein anderer Tagesordnungspunkt!)


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(C (D ir brauchen diese Innovation im Energiebereich, um mweltbelastungen zu minimieren und die Versorungssicherheit und die wirtschaftliche Produktivität zu rhöhen. Deutschland zu modernisieren und zu einer Innovaionswerkstatt zu machen, darin liegt eine ganz zentrale ufgabe dieser Legislaturperiode. Die Bundesregierung nd die sie tragenden Fraktionen aus CDU/CSU und PD haben hierfür die entscheidenden Pflöcke eingechlagen. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Barbara Höll von er Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die orliegenden Gesetzentwürfe, über die wir heute debatieren, sollen der ganz große Wurf werden. Wir sprechen ber den Entwurf eines Gesetzes zur steuerlichen Fördeung von Wachstum und Beschäftigung und zu dem Enturf eines Gesetzes zur Eindämmung missbräuchlicher teuergestaltungen. Das sind in dieser Legislaturperiode bereits die Steurgesetze Nummer drei und vier. Der große Wurf waren ie bisher alle nicht. Man hat den Eindruck, Sie bemühen ich in dem Wettbewerb: Wie denke ich mir eine schöne berschrift aus und halte dabei den Inhalt möglichst lein? Das sieht man auch am Finanztableau und zudem aran, worüber wir bei der Behandlung dieser Gesetze in er Öffentlichkeit am meisten diskutiert haben. Mit dem Entwurf eines Gesetzes zur steuerlichen Förerung von Wachstum und Beschäftigung wollen Sie mit em steuerlichen Teil dafür sorgen, dass es mit der wirtchaftlichen Entwicklung jetzt richtig vorwärts geht. ie soll es denn vorwärts gehen? Die umfangreichste aßnahme in Ihrem Programm ist die Verbesserung er Abschreibungsbedingungen, mit der Sie die Abetzung für Abnutzung von 20 auf 30 Prozent heraufseten. Vor fünf Jahren sind Sie von der SPD, die Sie auch amals an der Regierung waren, den umgekehrten Weg egangen. Damals hat die Maßnahme nicht richtig geriffen. Nun soll sie richtig greifen? Es fragt sich – vor llem vor dem Hintergrund, dass Sie im nächsten Jahr ie Mehrwertsteuer erhöhen wollen –, ob das Erfolg haen kann. Hinsichtlich der steuerlichen Geltendmachung von andwerkerleistungen ist interessant, dass Sie zum ei en auch bei den Handwerksdienstleistungen die Mehrertsteuer von 16 auf 19 Prozent erhöhen und zum aneren eine Steuererstattung von 20 Prozent der rbeitskosten ermöglichen wollen. Das heißt de facto ichts anderes, als dass Sie bei den haushaltsnahen andwerkerleistungen nicht nur die Mehrwertsteuereröhung zurücknehmen, sondern der Kunde bekommt Dr. Barbara Höll gleich die ganze Mehrwertsteuer wieder zurück. Damit wollen Sie 50 000 Arbeitsplätze schaffen. Erstens glaube ich, dass wir mit 50 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen nicht das Problem der über 5 Millionen Arbeitslosen in der Bundesrepublik Deutschland lösen werden. Zweitens sollten Sie sich besser zu ernst zu nehmenden Maßnahmen aufschwingen. Im Zusammenhang mit dem Gesetzentwurf wurde in der Öffentlichkeit die Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten am heißesten diskutiert. Richtig wäre es gewesen, wenn der Bund den Weg zu einer elternbeitragsfreien Kinderbetreuung für alle Kinder geebnet hätte. Dann müssten wir nicht darüber diskutieren, welches steuerliche Modell am besten greift. Wir haben im Bundestag einen entsprechenden Vorschlag eingebracht. Sie haben klar signalisiert, dass Sie sich nicht entschließen konnten, diesem Weg zu folgen. Sie haben zwar einen Gesetzentwurf vorgelegt, aber Ihr Vorhaben ist sozial ungerecht. Ich glaube, es lohnt sich, Ihnen das deutlich zu machen. In sehr vielen Kommunen sind – sofern überhaupt Kindertagesbetreuung möglich ist – die Beiträge gleich hoch, wenn die Eltern über ein Einkommen verfügen, egal ob es 36 000 oder 70 000 Euro im Jahr beträgt. Die Eltern zahlen trotz unterschiedlicher Einkommen gleich hohe Beiträge. Ausgehend von etwa 3 600 Euro Kinderbetreuungskosten im Jahr heißt das auf Ihr Modell bezogen, dass eine Familie mit einem Einkommen von 36 000 Euro eine steuerliche Entlastung in Höhe von 640 Euro erfährt. Das ist zunächst einmal gut und wir unterstützen das auch. Aber eine Familie mit einem Einkommen von 70 000 Euro wird bei gleicher Beitragszahlung um 830 Euro entlastet. Das halte ich für sozial ungerecht. Deshalb haben wir einen Änderungsantrag vorgelegt, mit dem wir das heilen wollen, was möglich ist. Wir sehen eine steuerliche Rückerstattung für alle in gleichem Maße vor; ohne Progressionsvorbehalt kann wenigstens bei dieser Regelung soziale Gerechtigkeit erreicht werden, auch wenn sie dann immer noch nicht unseren Vorstellungen entspricht. In dem zweiten Gesetzesvorhaben, das heute beraten wird, geht es um die Eindämmung missbräuchlicher Steuergestaltungen. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass das meiste, was Sie damit angehen, nur der Klarstellung dient, dass die legale Steuerumgehung nicht mehr möglich sein soll. Aber das bezieht sich nur auf einen sehr kleinen Bereich. Ich frage Sie ernsthaft: Warum sind Sie auch hier nicht mutig genug, die richtigen Steuerumgehungsmöglichkeiten anzugehen? Warum ist es möglich, dass in Deutschland internationale Konzerne Gewinne erwirtschaften und dadurch, dass sie ihre Bemessungsgrundlage über Lizenzgebüh r h b g d r d b b n t L s d d b r B e s s w s n B D u s t R j V w 2 D r s s K d r w (C (D en und Schuldzinsen ins Ausland verlagern können, ier de facto keine Steuern zahlen? Das ist doch das Prolem. Hier geht es um Größenordnungen, die ein Heranehen lohnen. Dazu sollten Sie den Mut aufbringen. Wir als Linksfraktion schlagen Ihnen vor: Gehen Sie as an! Stellen Sie sich den Erfordernissen im Steuerecht. Im Einkommensteuerbereich ist eine Anhebung es steuerfreien Existenzminimums notwendig. Wir rauchen endlich eine Modernisierung des Steuerrechts ezüglich der Steuerklassen und eine Reform der Unterehmensbesteuerung, die sicherstellt, dass auch bei Unernehmen eine Besteuerung nach der wirtschaftlichen eistungsfähigkeit erfolgt, so wie es im Einkommenteuerrecht gelten müsste. Gerade nach der gestrigen Debatte mit der Forderung er FDP und der Erwiderung durch die CDU/CSU forern wir Sie auf: Lassen Sie die Finger von der Geweresteuer! Sie ist die einzige halbwegs stabile Finanzieungsgrundlage für die Kommunen und bietet zum eispiel die Basis für die öffentliche Kinderbetreuung, inen wesentlichen Aufgabenbereich der Kommunen. Dem Problem der über 5 Millionen Arbeitslosen müsen Sie sich auf andere Weise stellen, nicht mit einem olchen Klein-Klein. Legen Sie endlich Vorschläge vor, ie Sie das Problem sozial gerecht und vorwärts wei end angehen wollen! Wenn Sie nicht weiterwissen, könen Sie gerne in unserem Steuerkonzept nachlesen. Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt die Kollegin Christine Scheel vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! as Gesetz zur steuerlichen Förderung von Wachstum nd Beschäftigung, dessen Entwurf zur Abstimmung teht, kann bestimmt ein Stück weit gute Laune verbreien. Es enthält durchaus Ansätze, die in die richtige ichtung gehen. Aber es macht noch längst keinen kon unkturellen Sommer. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der Frühling reicht auch schon!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602603400

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602603500




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602603600
Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602603700

erehrte Kolleginnen und Kollegen von Union und SPD,
ir brauchen konjunkturelle Impulse. Diese dürfen aber
007 nicht durch Steuererhöhungen aufgehoben werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Versiche-
ungsteuer um jeweils 3 Prozentpunkte ist kein Pappen-
tiel. Sie kann das verfügbare Einkommen – je nach Um-
etzung – um 1 Prozent verringern. Wir haben bereits ein
aufkraftproblem in der Bundesrepublik Deutschland;

arauf wird ständig hingewiesen. Aber Sie konterkarie-
en mit dem, was Sie im nächsten Jahr tun wollen, das,
as Sie heute beschließen. Sie geben zwar in diesem






(A) )



(B) )


Christine Scheel
Jahr mit den 6 Milliarden Euro einen Impuls für mehr
Innovation – darauf hat Katherina Reiche bereits hinge-
wiesen – und damit auch für mehr Wachstum und Be-
schäftigung, setzen aber im nächsten Jahr Steuererhö-
hungen mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro
dagegen. Sie werden so den positiven Impuls dämpfen
und leider nicht das erreichen, was Sie sich vorgenom-
men haben. Das erinnert mich ein bisschen an die Ech-
ternacher Springprozession, bei der man einen Schritt
vor- und dann drei Schritte zurückgeht. Anschließend
wundert man sich, dass man nicht vorwärts kommt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein, umgekehrt! So würde man in Echternach nie ankommen! Das ist wohl die grüne Variante? – Karl Diller [SPD]: Keine Ahnung!)


Vor dem Hintergrund steigender Kapitalmarktzinsen
seitens der Europäischen Zentralbank, des inflationären
Effekts der geplanten Mehrwertsteuererhöhung sowie
steigender Energiepreise schlagen Sie einen riskanten
Weg ein. Ich kann Ihnen nur raten: Kehren Sie um!
Wenn Sie etwas für die konjunkturelle Belebung tun
wollen, dann sollten Sie nicht ein solches Stückwerk wie
den vorliegenden Gesetzentwurf, sondern ein gescheites
Konzept vorlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Alle Fragen, die im Zusammenhang mit der Zukunft
der sozialen Sicherungssysteme von zentraler Bedeu-
tung sind, sind nicht beantwortet. In den Koalitionsfrak-
tionen gibt es schon wieder Streit über das zukünftige
Vorgehen bei der Kranken- und der Pflegeversicherung.
Ich bedauere sehr, dass Sie dazu noch keinen Vorschlag
gemacht haben. Sicher hat das etwas mit den bevorste-
henden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rhein-
land-Pfalz und Sachsen-Anhalt zu tun. Aber, Herr
Müntefering, wir wären sehr froh, wenn endlich Kon-
zepte vorgelegt würden. Vielleicht sind Sie in der Lage,
konkret zu sagen, was geplant ist. Die Kanzlerin
schweigt jedenfalls.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber unsere Kritik ist nicht nur grundsätzlicher Art,
sondern betrifft auch die einzelnen Regelungen – und
das ist, wie wir finden, durchaus berechtigt.

Da ist zum einen Ihr landauf, landab gelobtes Vorha-
ben zur Ausweitung der steuerlichen Absetzbarkeit er-
werbsbedingter Kinderbetreuungskosten, um die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Das ist
ein wunderbares Ziel, aber Ihre Lösung ist enorm kom-
pliziert. Um das deutlich zu machen, zitiere ich aus ei-
nem Schreiben des Bundesfinanzministeriums zu den
betreffenden Regelungen:

Zur besseren Vereinbarkeit von Kinderbetreuung
und Beruf können erwerbsbedingte Kinderbetreu-
ungskosten für Kinder bis zur Vollendung des
14. Lebensjahres in Höhe von zwei Dritteln der
Aufwendungen, höchstens 4 000 Euro je Kind, wie
Betriebsausgaben oder Werbungskosten berück-
sichtigt werden.

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(C (D o weit ist es noch einigermaßen verständlich. Weiter eißt es: Dies gilt für erwerbstätige Alleinerziehende und im Falle des Zusammenlebens beider Elternteile, wenn beide Elternteile erwerbstätig sind. Eine entsprechende Regelung gilt auch, wenn nur ein Elternteil erwerbstätig und der andere Elternteil behindert, dauerhaft krank oder in Ausbildung ist. Ist nur ein Elternteil erwerbstätig und der andere Elternteil nicht behindert, dauerhaft krank oder in Ausbildung, dann können für alle Kinder, die das dritte Lebensjahr vollendet, das sechste Lebensjahr aber noch nicht vollendet haben, Kinderbetreuungskosten in Höhe von zwei Dritteln der Aufwendungen, höchstens 4 000 Euro je Kind, als Sonderausgaben geltend gemacht werden. ahinter steht in Klammern der genaue Paragraf und ann heißt es: § 35 a EStG soll nur noch für solche Aufwendungen zur Kinderbetreuung in Anspruch genommen werden können, die nicht unter die vorgenannten Regelungen fallen. ie haben wohl gemerkt, dass das alles ein bisschen koisch ist, und deshalb etwas Wunderbares gemacht, um as Ganze zu verbessern, nämlich einen Antrag nachgechoben. In dem Schreiben heißt es weiter: Klarstellend wurde durch einen Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen aufgenommen, dass Aufwendungen für Unterricht, die Vermittlung besonderer Fähigkeiten sowie für sportliche und andere Freizeittätigkeiten auch durch § 10 Abs. 1 Nr. 5 EStG nicht begünstigt sind. Zudem wird durch eine Ergänzung von § 26 a EStG eine Regelung zur Aufteilung der Kinderbetreuungskosten für den Fall aufgenommen, dass grundsätzlich nach § 26 EStG zusammen zu veranlagende Ehegatten eine getrennte Veranlagung nach § 26 a EStG beantragen. ch frage Sie, meine Damen und Herren, mit allem Ernst: ersteht das irgendjemand von denen, die nicht im Fianzausschuss sitzen, nicht aus der Finanzverwaltung ommen und nicht Steuerberater oder Steuerberaterin ind? Versteht das jemand aus der normalen Bevölkeung? Ich glaube nicht. Sie haben etwas vorgelegt, was gedanklich in die ichtige Richtung geht, aber in der praktischen Umsetung völlig unmöglich ist. Aus diesem Grunde haben ir vom Bündnis 90/Die Grünen den Vorschlag geacht, dass einfach ein fester Betrag von der Steuer chuld abgezogen wird, wobei völlig egal ist, ob jemand llein erziehend ist, ob es sich um Verheiratete handelt der ob eine Person oder beide Personen erwerbstätig ind. Es wird schlicht ein fester Betrag in Abzug geracht. Alle Kinder der Steuerpflichtigen sind gleichviel ert. Damit hätten wir eine klare Regelung, die jeder ensch in dieser Republik verstehen würde. Ich ver tehe nicht, warum Sie sich unserem Begehren nicht anchließen können, sondern an Ihrer hochkomplizierten Christine Scheel Regelung festhalten, obwohl Sie immer sagen, das Steuerrecht solle einfacher und transparenter werden. Hier haben Sie genau das Gegenteil gemacht. Zu den Handwerkerleistungen: Wir unterstützen, dass die Abzugsfähigkeit haushaltsnaher Dienstleistungen auf alle Handwerkerleistungen ausgeweitet wird. Aber auch hier bleibt unklar, ob tatsächlich alle Handwerkerleistungen gemeint sind, also unabhängig davon, ob die Handwerker in der Handwerksrolle eingetragen sind oder nicht. Wir haben dazu einen sehr konstruktiven Vorschlag gemacht, der dahin geht, dass man die Streitanfälligkeit im Vollzug des Steuergesetzes vermeidet. Wir sagen: Schreiben Sie in das Gesetz hinein, wie es gemeint ist! – Aber nein, Sie schreiben es nicht in den Gesetzestext, sondern Sie verweisen auf die Gesetzesbegründung und darauf, dass es ein Anwendungsschreiben der Finanzverwaltung zu diesem Thema gibt. Wahrscheinlich dauert es wieder Monate, bis es da ankommt, wo es ankommen soll. Kein Mensch versteht es und letztendlich werden sich wieder die Finanzgerichte mit Streitfällen beschäftigen. Sie bauen neue Bürokratie auf, statt Bürokratie abzubauen, was Sie in hehren Texten immer so schön formulieren. In der Praxis halten Sie das aber nie ein. Das ist die Kritik, die wir an diesem Punkt haben. Sie sorgen dafür, dass einige unerwünschte Umgehungsstrategien für Steuersparkünstler nicht länger möglich sind. Das halten wir für richtig. Wir halten es allerdings nicht für richtig, dass Sie die Regelung über die Besteuerung von Dienstwagen verkompliziert haben, sodass viel Streit vor den Finanzgerichten vorprogrammiert ist. Wir wollen eine Regelung, die nicht zu einer Ungleichbehandlung zulasten der kleinen Selbstständigen – genau das bewirken Sie nämlich – führt. Die vorgeschlagenen Regelungen sind willkürliches Stückwerk. Sie verkomplizieren das Steuerrecht, statt es zu vereinfachen. Sie bauen neue Bürokratien auf, statt diese abzubauen. Sie lassen keine Linie erkennen. Politischer Anspruch und Wirklichkeit klaffen eklatant auseinander. Das ist nicht der richtige Weg. Machen Sie Ihre Hausaufgaben gescheit! Tun Sie etwas für das Land! Dazu muss die Umsetzung stimmen und es genügt nicht, dass nur die Worte schön klingen. Das Wort hat jetzt der Finanzminister von Rheinland Pfalz, Herr Staatsminister Gernot Mittler. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem ursprünglichen Gesetzentwurf zur Eindämmung missbräuchlicher Steuergestaltungen hat die Bundesregierung auch eine Ergänzung von § 13 b des Umsatzsteuergesetzes vorgesehen, mit der für bestimmte Leistungen, nämlich für Gebäudereinigungen, die Steuerschuldnerschaft des Leistungsempfängers begründet w – s C d s w g A l d r n k i d g s 1 i l s d s g g 1 d t h W M d s U M s t K l g l e n u T V (C (D erden sollte. In der Gesetzesbegründung dazu hieß es ich zitiere –: Da in diesem Bereich typischerweise nicht sichergestellt werden kann, dass entsprechende Umsätze von den leistenden Unternehmern vollständig im allgemeinen Besteuerungsverfahren erfasst werden bzw. der Fiskus den Steueranspruch beim Leistenden realisieren kann, dient diese Maßnahme der Verhinderung von Umsatzsteuerausfällen. Diese Konstruktion der Umkehrung der Steuerchuldnerschaft, die von der Fachwelt als Reverseharge-Verfahren bezeichnet wird, hat im Bundesrat nur eshalb keine Mehrheit gefunden, weil sie in der vorgechlagenen Form praktisch kaum vollziehbar gewesen äre und zu teilweise nicht sachgerechten Ergebnissen eführt hätte. Deshalb wurde sie für diesen begrenzten nwendungsbereich als nicht tauglich angesehen. Im Übrigen wollte der Bundesrat eine weitere Inselösung für einen so eng begrenzten Markt vermeiden in er Sorge, dass jede weitere Insellösung eine Verzögeung oder gar Behinderung einer bei der Umsatzsteuer otwendigen Systemmodifikation zur Folge haben önnte. Eine solche grundlegende Verfahrensänderung st jedoch im Hinblick auf die enormen Steuerausfälle, ie wir bei der Umsatzsteuer festzustellen und zu beklaen haben, unabwendbar und unaufschiebbar. Was die Größenordnung angeht: Das Ifo-Institut chätzt, dass dem deutschen Fiskus jährlich circa 7 Milliarden Euro verloren gehen. Zum Vergleich: Das st ziemlich genau so viel, wie die Gesamteinnahmen aler Länder aus der Kfz-, der Grunderwerbund der Erbchaftsteuer zusammengenommen. Wir erleben seit fünf Jahren eine unerhörte Erosion es Umsatzsteueraufkommens. Seit 2000 ist der Konum in Deutschland, also die eigentliche Bemessungsrundlage für die Umsatzsteuer, um rund 9 Prozent ewachsen, das Umsatzsteueraufkommen hingegen um Prozent gesunken. Eine steuersystematische Begründung afür gibt es nicht. Wir wissen aber, dass es Steuerhinerziehung und bandenmäßig organisierte Umsatzsteuerinterziehung insbesondere im grenzüberschreitenden irtschaftsverkehr gibt, den wir mit administrativen öglichkeiten niemals beherrschen werden. Unser Mehrwertsteuersystem ist geradezu eine Einlaung zu Betrug und Hinterziehung. Auch hierzu ein Beipiel: 2003 hat der Bundesstaat 137 Milliarden Euro an msatzsteuer eingenommen, 103 Milliarden Euro aus ehrwertsteuer, 34 Milliarden Euro Einfuhrumsatz teuer. Die Gesamtsumme der in Deutschland fakturieren Mehrwertsteuer betrug 548 Milliarden Euro. In der asse des Fiskus verblieben davon, wie gesagt, 103 Mil iarden Euro, also weniger als ein Fünftel. Die übrigen ut vier Fünftel oder 445 Milliarden Euro sind, fiskaisch gesehen, ein Nullsummenspiel und wurden in inem gigantischen Zahlungs-, Berechnungs-, Verrechungsund Erstattungsverfahren zwischen Unternehmen nd Finanzämtern hinund hergeschoben. In diesem opf von 445 Milliarden Euro – das ist das rund 1,8fache olumen des Bundeshaushalts – matschen allmonatlich Staatsminister Gernot Mittler bzw. vierteljährlich 4,8 Millionen Unternehmer – nicht alle sind ehrenwerte Kaufleute – herum, sozusagen in einem gewaltigen Selbstbedienungsladen. Doch wird der Fiskus nicht allein durch Steuerhinterziehung und kriminelle Machenschaften geschädigt. Es gibt auch systemimmanente Steuerverluste, zum Beispiel im Insolvenzfalle. Im Zuge eines Planspiels, das im vergangenen Jahr im Auftrag der Finanzminister von Bund und Ländern zum Zwecke der Erprobung eines Systemwechsels durchgeführt wurde, wurde der Steuerausfall durch Insolvenzen auf jährlich 5,7 Milliarden Euro geschätzt. Schließlich sind bei keiner anderen Steuer die Niederschlagungsbeträge in den Finanzämtern so hoch wie bei der Umsatzsteuer: Im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2004 waren dies jährlich 3,3 Milliarden Euro. Das sind rund 3 Prozent des gesamten Steuersolls. Das ist das 3,3-fache des Niederschlagungswerts bei der Lohnund Einkommensteuer. Aus alldem ergibt sich: Wir brauchen eine Reform des Umsatzsteuersystems in der Weise, dass die Umsatzsteuer auf Rechnungen zwischen Unternehmen nicht mehr ausgewiesen wird. Diesem Ansatz liegt eine einfache Logik zugrunde. Wo die Steuer in Rechnungen nicht offen ausgewiesen wird, also nicht bezahlt werden muss, kann sie auch nicht hinterzogen werden. Die Finanzminister der Länder setzen sich seit einigen Jahren vehement und einmütig für einen solchen Systemwechsel ein. Er ist auch Bestandteil der Koalitionsvereinbarung vom November vergangenen Jahres. Der Bundesfinanzminister wird nunmehr auf europäischer Ebene, auf die es ankommt, den Systemwechsel durch einen Ausnahmeantrag für Deutschland nach Art. 27 der EG-Richtlinie betreiben. Das bereits erwähnte Planspiel führt im Ergebnis zu einer positiven Einschätzung der Einführung des Reverse-Charge-Verfahrens. Der Sachverständigenrat befürwortet diese Maßnahme in seinem jüngsten Gutachten ebenfalls. Aber nicht nur der deutsche Fiskus ist betroffen. Auch aus Untersuchungen in anderen Ländern, zum Beispiel in Frankreich und Großbritannien, wissen wir, dass die dortigen Fisken ebenfalls unter immensen Umsatzsteuerverlusten leiden. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass in der EU insgesamt den Staaten jährlich zwischen 60 und 80 Milliarden Euro verloren gehen. Das sind rund zwei Drittel des Gesamthaushalts der Europäischen Union. Wenn diese Dimension des Einnahmeverlusts bei der Umsatzsteuer in den Köpfen der Verantwortlichen in Brüssel und in den Mitgliedstaaten einmal realisiert sein wird, ist der Systemwechsel nur noch eine Frage von kurzer Zeit. Es ist gut, dass die Bundesregierung im Sinne der Verkürzung dieser Zeit in Europa tätig wird. Ich bin ganz sicher, dass europaweit die Umsatzsteuer längst zur Achillesferse der öffentlichen Haushalte geworden ist. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. k R s z i I L a d K t b c k a a M r s T v M z 3 E D s s t u n S k t d s M H m d L (C (D (Anhaltender Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602603800

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602603900




(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602604000

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das war ein Uni-

um. Das war nämlich zugleich die erste und die letzte
ede des Kollegen Mittler hier im Hause; denn er wird

ich auf eigenen Wunsch aus der politischen Tagesarbeit
urückziehen und kandidiert nicht mehr für den Landtag
n Rheinland-Pfalz. Herr Mittler, ich bedanke mich für
hren Beitrag und wünsche Ihnen für Ihren persönlichen
ebensweg im Namen des Hauses und auch persönlich
lles Gute.


(Beifall)


Das Wort hat jetzt der Kollege Frank Schäffler von
er FDP-Fraktion.


Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1602604100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

ollegen! Bei den Überschriften ist diese große Koali-
ion wirklich groß. „Gesetz zur Eindämmung miss-
räuchlicher Steuergestaltungen“, „Gesetz zur steuerli-
hen Förderung von Wachstum und Beschäftigung“, das
lingt nach Konzept und Strategie. In Wirklichkeit ist es
ber Flickschusterei.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt leider!)


Bei Ihrer Politik stehen das weitere Abkassieren und
nschließende Verteilen von kleinen Geschenken im
ittelpunkt. Sie glauben, dass der väterliche Staat es

ichten wird. Das ist der fundamentale Unterschied zwi-
chen Ihnen und uns.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1602604200
Mit
ollen Hosen lässt sich gut stinken. – Sie wollen eine
ehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte durchset-

en. Sie wollen eine Versicherungsteuererhöhung um
Prozentpunkte durchsetzen. Sie wollen 20 Milliarden
uro Liquiditätsentzug beim Mittelstand durchsetzen.
as haben Sie schon beschlossen. In diesem Jahr müs-

en 13-mal Sozialversicherungsbeiträge durch den deut-
chen Mittelstand bezahlt werden. Zum 1. Januar nächs-
en Jahres wollen Sie die Rentenversicherungsbeiträge
m 0,4 Prozentpunkte anheben. Außerdem wollen Sie
ach der Landtagswahl einen Gesundheitssoli einführen.
agen Sie der Bevölkerung doch die Wahrheit!

Gleichzeitig können jetzt alle ein bisschen Handwer-
errechnungen und ein bisschen Kinderbetreuungskos-
en absetzen. Das ist wirklich sehr beeindruckend.

In Ihrem großen Gesetzeswerk beschäftigen Sie sich
ann auch mit den wirklich wichtigen Themen, zum Bei-
piel der Versteigerung von Tankquittungen im Internet.
orgen sind Sie wahrscheinlich der Meinung, dass wir
andyrechnungen oder Taxiquittungen gesetzlich regeln
üssen. Dieses wichtige Thema wird nicht dazu führen,

ass die Staatsfinanzen in Deutschland tatsächlich ins
ot gebracht werden.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Frank Schäffler
Ich dachte auch, dass die Steuerstundungsmodelle mit
Ihrem Gesetz zum Einstieg in ein steuerliches Sofortpro-
gramm bereits im Dezember abgeschafft worden seien.
Jetzt hat die Regierung wieder eins gefunden. Morgen
findet sie vielleicht wieder eins und übermorgen wieder.
Sie meinen sogar, dass Sie damit mittelfristig
500 Millionen Euro Steuermehreinnahmen erzielen kön-
nen. Gut, dass das in unserem Steuersystem keiner nach-
prüfen kann.

Sie werden es nicht schaffen, Gestaltungsmodelle zu
verhindern, wenn Sie nicht an die grundlegende Reform
der direkten Steuern herangehen.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben Ihnen in dieser Woche ein Steuerkonzept
dazu vorgelegt. Wir brauchen jetzt ein einfacheres und
gerechteres Steuerrecht mit niedrigeren Steuersätzen. Sie
verschieben die notwendigen Reformen auf den Sankt-
Nimmerleins-Tag. Hören Sie auf, diesem Parlament
ständig Flickwerk zu präsentieren! Dieses Land hat es
besser verdient.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602604300

Das Wort hat jetzt der Kollege Olav Gutting von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1602604400

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Mit

den zwei vorgelegten Gesetzentwürfen gehen wir wei-
tere Schritte in die richtige Richtung. Von dem Gesetz
zur steuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäf-
tigung gehen positive Impulse für mehr Investitionen
und mehr Beschäftigung aus. Nur durch höheres Wirt-
schaftswachstum entstehen dauerhaft mehr Arbeitsplätze
in diesem Land. Nur durch mehr Wachstum sinken die
Ausgaben für den Arbeitsmarkt und steigt das Steuerauf-
kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Neben Ausgabenkürzungen und Subventionsabbau ist
ein steigendes Steueraufkommen durch mehr Wirt-
schaftswachstum ein wesentlicher Bestandteil der Kon-
solidierung der öffentlichen Haushalte. Gerade als jun-
ger Mensch sehe ich mich hier mit in der Verantwortung,
die steigende Verschuldung zulasten zukünftiger Gene-
rationen endlich zu stoppen. Wir müssen mit dem Abtra-
gen des riesigen Schuldenberges noch in dieser Genera-
tion beginnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es geht um die Verbesserung der Rahmenbedingun-
gen für mehr Arbeitsplätze, gerade im Mittelstand und
bei Haushalten als Arbeitgeber. Der Mittelstand und das
Handwerk profitieren von diesem Gesetz. Zur Förderung
kleiner und mittlerer Unternehmen wird die Umsatz-
grenze bei der Istversteuerung bei der Umsatzsteuer in
den alten Bundesländern auf 250 000 Euro angehoben;

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(C (D n den neuen Bundesländern wird diese Regelung bis nde 2009 verlängert. Das bringt mehr Liquidität in die etriebe. Für die Handwerker bedeutet die Abziehbarkeit von rhaltungsund Modernisierungsaufwendungen im rivaten Haushalt eine erhebliche Verbesserung der Si uation in ihrem Kampf gegen die Schwarzarbeit. Die öglichkeit der Abziehbarkeit von Erhaltungsund Mo ernisierungsaufwendungen schätze ich in ihrer Wirung höher ein als die oftmals gerade vom Handwerk eforderte Absenkung der Mehrwertsteuer auf Handwererleistungen. Wer die Deutschen kennt, der weiß, dass ie Steuersparmodelle lieben. Wer die Menschen in dieem Land kennt, der weiß, dass sie viel lieber zu einem odell greifen, mit dem man Steuern sparen kann, als ine vielleicht insgesamt günstigere Handwerkerrechung zu haben. Mit dieser Regelung ist sichergestellt, dass die Fördeung ankommt. Bei einer Senkung der Mehrwertsteuer uf Handwerkerleistungen hingegen wäre nicht sicherestellt, dass dieser ermäßigte Mehrwertsteuersatz tatächlich die Endkunden erreicht. Impulse für das Handerk, wie wir sie ja wollen, lassen sich also viel besser it der jetzt vorgeschlagenen Regelung erzielen. Neben dem Gesetz zur steuerlichen Förderung von achstum und Beschäftigung ist das Gesetz zur Ein ämmung missbräuchlicher Steuergestaltungen ein weierer Baustein zur Stabilisierung der öffentlichen Hausalte insgesamt. Mit den vorliegenden Maßnahmen ommen wir dem Ziel einer gerechten, gleichmäßigen nd transparenten Besteuerung näher. Zwar lautet der Tiel des Gesetzentwurfs „Gesetz zur Eindämmung missräuchlicher Steuergestaltungen“, gemeint ist aber die indämmung legaler Möglichkeiten zur Steuergestal ung. Das sollte man in diesem Zusammenhang erwähen; denn diejenigen, die bisher diese Möglichkeiten geutzt und von ihnen profitiert haben, haben zu einem berwiegenden Teil nichts Illegales getan. Wir haben es uns nicht einfach gemacht. Es ist ein pagat zwischen bürokratischem Mehraufwand für Veraltung und einige Steuerpflichtige auf der einen Seite nd einer gleichmäßigeren und gerechteren Besteuerung uf der anderen Seite. Da sich in den letzten Jahren ein Steuerstundungsmoell bei gewerblich geprägten Einnahme-Überschussechnern entwickelt hat, das zu Steuerausfällen von ber 500 Millionen Euro führt, muss hier selbstverständich gegengesteuert werden. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as Argument, dass es dann hierbei zu einer teilweisen
ücknahme der Vereinfachungsregelungen bei Ein-
ahme-Überschuss-Rechnern komme, kann unter diesen
oraussetzungen nicht gelten. Die geringfügige adminis-
ative Mehrbelastung bei einigen Anwendern dieser ver-
infachten Gewinnermittlungsvorschriften steht in






(A) )



(B) )


Olav Gutting
keinem Verhältnis zu weiteren Steuerausfällen, die bei
einer Beibehaltung der jetzigen Regelung entstehen wür-
den.

Auch die Änderung der 1-Prozent-Regelung bei der
Dienstwagenbesteuerung ist sicherlich kein Beitrag zur
Entbürokratisierung.


(Ortwin Runde [SPD]: Richtig!)


Sie ist vielmehr das typische Beispiel dafür, dass größere
Steuergerechtigkeit nicht immer ohne eine Verkompli-
zierung des Steuerrechts zu haben ist. Wer das Ziel einer
gerechten und gleichmäßigen Besteuerung erreichen will,
muss im vorliegenden Fall die Beschränkung der 1-Pro-
zent-Regelung auf die Fälle, in denen das Fahrzeug über-
wiegend betrieblich genutzt wird, hinnehmen.

Vereinfachung und Pauschalierung bedeuten regelmä-
ßig weniger Gerechtigkeit im klassischen Sinn. Man
muss sich klar machen, dass sich die radikale Vereinfa-
chung des Steuerrechts auf der einen Seite und eine
gleichmäßige und gerechte Besteuerung auf der anderen
Seite in den Köpfen der meisten Menschen letztendlich
gegenseitig ausschließen. Verstehen Sie mich nicht
falsch! Ich sage nicht, dass wir das Ziel eines einfachen
und verständlichen Steuerrechts aufgeben sollten – nein,
ganz und gar nicht. Es bleibt aber in diesem Land noch
eine ganz erhebliche Überzeugungsarbeit zu leisten, dass
nur ein verständliches und damit einfaches Steuerrecht
auch ein gerechtes Steuerrecht sein kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da machen Sie das Gegenteil!)


Bis wir so weit sind, wollen wir versuchen, den admi-
nistrativen Aufwand für den Steuerpflichtigen und die
Verwaltung so gering wie möglich zu halten. Im Gesetz
ist klargestellt, dass zum Nachweis der Höhe des Anteils
der betrieblichen Nutzung kein Fahrtenbuch im klassi-
schen Sinne geführt werden muss. Die Ergebnisse der
Länderarbeitsgruppe mit den Vorschlägen zur Vereinfa-
chung der Nachweispflicht sind dem Bericht des Finanz-
ausschusses beigefügt. Hierzu gehört zum Beispiel die
Möglichkeit, dass für bestimmte Berufsgruppen die
überwiegend betriebliche Nutzung des Fahrzeuges un-
terstellt werden kann und dass formlose Aufzeichnungen
über einen repräsentativen Zeitraum von einem bis drei
Monaten als Nachweis ausreichen sollen.

Dass wir mit Augenmaß gearbeitet haben, zeigt im
Übrigen auch die Herausnahme der geplanten Änderun-
gen bei den Gebäudereinigern aus dem Gesetzentwurf.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das war grober Unfug!)


In diesem Fall war das Ergebnis der Abwägung, Mehr-
aufwand auf der einen Seite und mehr Steuergerechtig-
keit und Mehreinnahmen auf der anderen Seite, der Ver-
zicht auf diese Änderung.

Was sich Menschen inzwischen alles einfallen lassen,
um Steuern zu verkürzen, zeigt im Übrigen das Beispiel

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(C (D er an Dritte veräußerten Tankbelege. Mit dem Internet urde die Möglichkeit geschaffen, in großem Stil Tankelege zu verkaufen, die dann von den Erwerbern zum achweis angeblicher Betriebsausgaben oder Werungskosten missbraucht werden. Die bereits besteende Möglichkeit der Bestrafung wegen Beihilfe zur teuerverkürzung oder -hinterziehung reicht für diesen all nicht aus. Vor diesem Hintergrund schafft jetzt die rgänzung der Abgabenordnung mit der Strafbewehrung er Weitergabe der Belege endlich die Möglichkeit, dieem Treiben wirksam Einhalt zu gebieten. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


chon die öffentliche Diskussion über diesen Bereich
ird dazu beitragen.

Insgesamt dienen die beiden Entwürfe zum einen der
erbesserung der Investitionstätigkeit und der Stärkung
er Wachstumskräfte und zum anderen der Annäherung
n das verfassungsrechtlich gebotene Prinzip der Gleich-
äßigkeit der Besteuerung. Stimmen Sie deshalb zu!


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602604500

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Axel Troost von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602604600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Frak-

ion Die Linke wird das Gesetz zur steuerlichen Förde-
ung von Wachstum und Beschäftigung ablehnen. Neben
er in der vorgesehenen Form abzulehnenden Berück-
ichtigung der Kinderbetreuungskosten entfällt der über-
roße Teil der Vorhaben auf Maßnahmen, die konjunk-
urpolitisch und wachstumspolitisch außerordentlich
ragwürdig sind. Insgesamt entfallen durch die verbes-
erten Abschreibungsbedingungen auf die Investitions-
örderung über 12,5 Milliarden Euro. Das ist weit mehr
ls die gesamte Hälfte der Mittel für dieses Programm.

Die Schwerpunktsetzung in diese Richtung basiert
uf der folgenden wirtschaftspolitischen und -theoreti-
chen Überlegung: Verbesserte Abschreibungsbedingun-
en führen zu Steuererleichterungen der Unternehmen.
ies führt zu einer verbesserten Liquidität und zu gerin-
eren Kosten der Unternehmen und damit zu höheren
ewinnmargen zukünftiger Investitionen. Dies wie-
erum soll die Investitionstätigkeit der Unternehmen
ergrößern und damit die Zahl der gesamten wirtschaft-
ichen Aktivitäten erhöhen.

Die Investitionstätigkeit der Unternehmen wird aber
icht nur durch die erwartete Ertragsrate beeinflusst,
ondern insbesondere auch durch die Absatzerwartun-
en. Um die erwartete Ertragslage wirklich zu realisie-
en, müssen die entsprechenden Produkte auch abgesetzt
erden. Das Problem der bundesdeutschen Wirtschaft

st derzeit gerade nicht, dass die Gewinnmargen zu klein
ind und die Unternehmen deswegen nicht investieren.
as Problem ist und bleibt, dass die Erwartungen über






(A) )



(B) )


Dr. Axel Troost
den Absatz auf dem Binnenmarkt relativ pessimistisch
sind, unter anderem hervorgerufen durch die Entwick-
lung der Einkommen der abhängig Beschäftigten und im
nächsten Jahr hervorgerufen durch die angekündigte
Umsatzsteuererhöhung.

Insofern erwarten wir von diesen verbesserten Ab-
schreibungsmöglichkeiten dauerhaft keine zusätzlichen
Investitionen. Wohl gemerkt, dies kostet aber insgesamt
über 12,5 Milliarden Euro. Diese Maßnahme bleibt Teil
einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, deren Ef-
fekte wir in den letzten Jahren gesehen haben und die
eben nicht zu dem geführt haben, was erwartet wurde.


(Beifall bei der LINKEN)


Dem vorgesehen Gesetz stellen wir ein Zukunftsin-
vestitionsprogramm von mindestens 30 Milliarden Euro
jährlich entgegen, das für den Ausbau der öffentlichen In-
frastruktur, für Schulen und Hochschulen, Einrichtungen
für Kinder und Jugendliche oder für Krankenhäuser bzw.
Pflegeheime, vorgesehen ist.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ihr habt es ja!)


Das heißt, wir wollen klotzen statt kleckern. Ein Pro-
gramm in dieser Größenordnung schafft Hunderttau-
sende Arbeitsplätze.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gelddruckmaschine im Keller, oder wie?)


– Sie verschwenden ja gerade 12,5 Milliarden Euro.


(Beifall bei der LINKEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich doch nicht!)


– Nein, diejenigen, die diesem Gesetz zustimmen wer-
den.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wenn Sie das PDS-Vermögen dafür einsetzen würden, wäre das ein wichtiger Beitrag!)


Wir verbessern die sozialen und ökologischen Le-
bensbedingungen nachhaltig und werden demokratisch
ermittelte gesellschaftliche Bedürfnisse befriedigen, statt
die Entscheidungen, in welche Bereiche investiert wird,
ausschließlich der Wirtschaft zu überlassen.

Uns ist völlig klar: Um dies durchzusetzen, müssen
wir weiter Druck von unten machen. Wir werden zusam-
men mit anderen, die ebenfalls eine andere Wachstums-
politik wollen, das heißt mit Gewerkschafterinnen und
Gewerkschaftern, mit kritischen Wirtschaftswissen-
schaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftlern sowie
mit ökologischen und Stadtteilinitiativen, versuchen, in
diese Richtung weiter Druck zu machen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der bunte Kaufhausladen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602604700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Nina Hauer von der

SPD-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das hema Familien beschäftigt trotz aller Anstrengungen, ie wir in den letzten Jahren unternommen haben, die ungen Leute, vielleicht auch, weil wir sie noch immer or eine Weggabelung schieben. Sie müssen noch immer ie Entscheidung treffen: Gehe ich nach links, entcheide ich mich für die Familie, oder gehe ich nach echts, konzentriere ich mich auf meinen Beruf? Wir ollen dafür sorgen, dass sie diese Entscheidung nicht ehr treffen müssen, dass sie die Freiheit haben, ihr Le en so zu gestalten, wie sie es selber wünschen. Wir wissen, dass sich 40 Prozent der Akademikerinen meiner Generation gegen Kinder entscheiden. Dabei önnen wir von vielen anderen europäischen Ländern ernen, dass natürlich beides, Beruf und Familie, zuleich möglich ist. Wir können dort auch sehen: Je höher ie Erwerbstätigkeitsquote bei den Frauen ist, desto höer ist die Geburtenrate. Wir wollen den jungen Paaren die Freiheit geben, ihr eben selber zu gestalten. Es ist klar, dass nicht alles, as berufstätige Eltern leisten, allein mit einem Steueresetz abgegolten werden kann. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das stimmt auch!)

Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1602604800

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


lle Eltern, die berufstätig sind, verstehen: Es bleibt ein
eben auf einem Bein, eine Auseinandersetzung zwi-
chen Herz und Kopf, bei der man eine Entscheidung
reffen muss. Wir haben vielleicht wenig Möglichkeit, in
ebenssituationen, in denen die Autopanne oder die
rippe der Tagesmutter bzw. der Kinderfrau dazu führt,
ass ein ganzer Tagesablauf platzt, Unterstützung zu ge-
en. Wir können aber anerkennen, dass berufstätige El-
ern nicht nur für sich selber, sondern auch für die Kin-
er und damit letztendlich für uns alle und für die
ukunft unserer Gesellschaft eine Leistung erbringen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU])


Das wollen wir tun, indem wir im Steuerrecht einfüh-
en, dass das, was beim Geschäftsessen üblich ist – dass
an es als Werbungskosten abziehen kann –, auch für

ie Kinderbetreuungskosten, die bei berufstätigen Eltern
ufkommen, gilt, und zwar in der Höhe von zwei Drit-
eln der entstandenen Kosten, vom ersten Euro an bis zu
iner Höhe von 4 000 Euro pro Kind.

Frau Höll, Sie mögen der Meinung sein, dass wir bei
ieser Frage auf einmal die Progressionswirkung im
teuerrecht außen vor lassen sollten. Dieser Meinung
in ich nicht. Natürlich kann durch die Progressionswir-
ung eine Entlastung in den höheren Einkommensberei-
hen entstehen. Aber Ihr Vorschlag, die Kosten am Ende
on der Steuerschuld abzuziehen, würde bedeuten, dass
ir mit dem Deckel, den wir gesetzt haben – wir haben

uch eine haushaltspolitische Verantwortung –, für alle
ltern viel weniger leisten könnten, als wir es jetzt tun.
eswegen meine ich, dass die Lösung, die wir gefunden
aben – egal ob Sie, Frau Scheel, sie nachvollziehen






(A) )



(B) )


Nina Hauer
wollen oder nicht –, vielen berufstätigen Eltern eine Er-
leichterung bringt und deutlich macht, dass wir in der
Politik verstanden haben, dass berufstätige Eltern nicht
nur unseren Dank, sondern auch eine Erleichterung in
ihrer ganz normalen Lebenspraxis – auch bei der finan-
ziellen Belastung, die sie durch die Steuern, aber auch
aufgrund der Betreuungskosten haben – brauchen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602604900

Frau Kollegin Hauer, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Dr. Höll?


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1602605000

Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602605100

Bitte schön.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602605200

Frau Kollegin Hauer, wir beide haben uns persönlich

anders entschieden und versuchen den Spagat. Da Sie
hier ein doch sehr allgemeines Statement abgegeben ha-
ben, möchte ich Sie fragen: Stimmen Sie mir zu, dass die
von Ihnen vorgeschlagene Regelung in diesem Kontext
als minimal zu betrachten ist? Stimmen Sie mir zu, dass
es an und für sich eine Katastrophe ist, dass Sie durch
die Abschreibungsmöglichkeiten auf viel Geld verzich-
ten wollen – dort können Sie keinen Deckel einziehen –,
aber bei der Kinderbetreuung einen Deckel bei
460 Millionen Euro einziehen? Das ist der erste Skandal.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wie kann man so etwas Doofes fragen?)


Zweitens. Würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen,
dass die Regelung an der Realität in den Kommunen
vorbeigeht? Es ist nämlich in vielen Kommunen so, dass
die Eltern, wenn sie Einkommen haben, gleich hohe Bei-
träge zahlen müssen. Deshalb meinen nicht nur wir, son-
dern auch Bündnis 90/Die Grünen, dass andere Regelun-
gen gefunden werden müssen. Das, was man macht,
sollte man wenigstens sozial gerecht gestalten. Ich finde,
das ist ein Anspruch, der auch Ihnen als Sozialdemokra-
tin wichtig sein sollte.


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1602605300

Sie müssen doch einmal zur Kenntnis nehmen, dass

wir hier im Bundestag nicht die Finanzierungswege der
Kommunen klären können. Es gibt Kommunen, die kop-
peln die Beiträge an die Einkommen der Eltern. Es gibt
aber auch viele, die das nicht tun. Es gibt aber in jeder
Kommune einen Ausgleich für diejenigen, die die Be-
treuungskosten etwa für Kindergarten oder Ähnliches
gar nicht tragen können.

Das können wir aber nicht über ein Steuergesetz re-
geln. Wir treffen eine Regelung für diejenigen, die Steu-
ern zahlen, also diejenigen, die jeden Tag arbeiten ge-
hen, Sozialabgaben zahlen und Kinder erziehen. Diese
können einen größeren Betrag ihrer Betreuungskosten
als Werbungskosten steuerlich geltend machen. Sie wis-
sen, dass das einer steuerrechtlichen Revolution gleich-

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(C (D ommt. Das gilt ab dem ersten Euro bis zu einer Höhe on zwei Drittel aller entstandenen Kosten bei einer bergrenze von 4 000 Euro pro Kind und Jahr. Besoners für eine Familie mit zwei Kindern ist das eine erebliche Erleichterung. Ihre schönen Ideen, dass man alle Kosten übernehen kann und dann auch noch Steuerfreibeträge schafft, önnen wir an dieser Stelle nicht durchsetzen. Wir könen das den Menschen auch nicht dauernd versprechen, ie Sie das machen, und am Ende sagen: Wir haben für ichts die Verantwortung, deswegen interessieren wir ns nicht dafür, was wir noch letzte Woche versprochen aben. Ich will auch für meine Fraktion sagen, dass wir froh ind, erreicht zu haben, dass Betreuungskosten vom ersen Euro an geltend gemacht werden können und Eltern icht wie bisher oder ursprünglich angedacht erst eine ürde von 1 000 oder 1 500 Euro überwinden müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ielmehr können sie nun ihre Kosten vom ersten Euro
n geltend machen. Damit wird eine größere Gerechtig-
eit erreicht, vor allem für diejenigen, die kleinere Ein-
ommen haben. Auch die Krankenschwester, die Be-
reuungsbedarf hat, zahlt Steuern, nicht nur diejenigen

it großen Einkommen.


(Frank Schäffler [FDP]: Die zahlt aber auch Mehrwertsteuer!)


on der Regelung profitieren auch die Alleinerziehen-
en, die ja immer nur die Hälfte der Kosten geltend ma-
hen können. Dass es uns gelungen ist, auch diese einzu-
eziehen, darauf sind wir Sozialdemokratinnen und
ozialdemokraten stolz.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602605400

Das Wort hat jetzt der Kollege Georg Fahrenschon

on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Er fasst jetzt alles Gesagte zusammen!)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1602605500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

ollegen! In den ersten 100 Tagen ist es der großen Ko-
lition gelungen, mit gezielten Impulsen und vertrauens-
ildenden Maßnahmen neuen Schwung in den Wirt-
chaftsstandort Deutschland zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Seit Jahreswechsel deutet sich ein Stimmungsum-
chwung in Deutschland an. Die Prognosen für die wirt-
chaftliche Entwicklung werden deutlich besser. Die






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Zuversicht bei den Verbrauchern und den Unternehmern
wächst. Die Menschen gewinnen wieder mehr Vertrauen
in die Politik. Wir schaffen es langsam, aber sicher, ver-
lorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Das ist ei-
ner der zentralen Hebel, die wir bezogen auf die Binnen-
konjunktur und die Investitionen in Deutschland in der
Hand haben.

CDU und CSU nehmen gemeinsam mit unseren Kol-
legen von der SPD diese positiven Meldungen jedoch
nicht zum Anlass, sich auf den Anfangslorbeeren auszu-
ruhen. Im Gegenteil: Mit dem vorliegenden Gesetz zur
steuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäfti-
gung schaltet die Regierung Angela Merkel einen weite-
ren Gang hoch


(Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wow! Schumi lässt grüßen! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind beeindruckt!)


und setzt damit nur knapp zwei Monate nach der ersten
Klausur des neuen Bundeskabinetts in Genshagen zen-
trale Beschlüsse um.

Wir setzen die Signale auf mehr Investitionen, mehr
Wachstum und eine weitere, stärkere Belebung der mit-
telständischen Wirtschaft. Der deutsche Mittelstand ist
zugleich Rückgrat und Lokomotive der deutschen Volks-
wirtschaft.


(Frank Schäffler [FDP]: Das stimmt!)


Er steht nach den aktuellen Daten des Statistischen
Bundesamtes für 99,7 Prozent aller Unternehmen, für
78,6 Prozent aller Arbeitsplätze


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl!)


und für 81,9 Prozent aller Ausbildungsplätze in Deutsch-
land. Das ist der Grund, warum es angesichts eines inter-
national immer härter werdenden Wettbewerbs dringend
nötig ist, den Mittelstand durch vernünftige Rahmenbe-
dingungen zu stützen und weiter voranzubringen. Vor
dem Hintergrund des immer stärker werdenden Windes
der Globalisierung und des internationalen Wettbewerbs
ist es daher das zentrale Vorhaben der Bundesregierung,
die Standortbedingungen in Deutschland für deutsche
Unternehmen und für den deutschen Mittelstand im Be-
sonderen zu stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wer im Wind steht, darf nicht nur der Naturgewalt
trotzen, um – was schwierig genug ist – stehen zu blei-
ben, sondern muss lernen, mit dem Wind zu segeln und
die Verhältnisse für sich und sein Boot optimal zu nut-
zen. Das ist der Grund, warum wir – gerade im Interesse
des Mittelstandes – die in Jahren und Jahrzehnten ge-
wachsenen Mängel und Schwächen bei der Besteuerung
von Unternehmen in Deutschland mit gezielten Eingrif-
fen und einer umfangreichen Steuerreform beseitigen
wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Doch für eine vernünftige, langfristig angelegte und auber gearbeitete Reform der Unternehmensbesteueung braucht man Zeit – Zeit, die wir nicht haben, Zeit, ie wir uns aufgrund der Gefahr des Verlustes weiterer rbeitsplätze und Potenziale nicht leisten können. Wir rauchen eine pragmatische Übergangslösung, um das iel einer sauberen Unternehmensteuerreform zu erreihen und um die Investitionstätigkeit und Liquidität der eutschen mittelständischen Wirtschaft wieder zu veressern; (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn nur durch Investitionen kann es uns gelingen, den
onjunkturmotor weiter in Fahrt zu bringen.

Dieser Übergang trägt, ausgehend vom Koalitionsver-
rag – insbesondere an dem Punkt verbesserte Abschrei-
ungsbedingungen –, die Handschrift der CSU.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es! Das muss auch einmal gesagt werden!)


ir leisten einen wichtigen und wirksamen Beitrag zur
iederbelebung der Investitionstätigkeit.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Tut Gutes und sprecht darüber!)


it der Anhebung der degressiven AfA erhöhen wir den
ulässigen Höchstsatz für Abschreibungen auf Maschi-
en und Anlagen von derzeit 20 auf 30 Prozent. Diese
is Ende des Jahres 2007 befristete Maßnahme bringt
en Unternehmern bereits im Jahr 2006 eine Entlastung
n Höhe von 6,5 Milliarden Euro und wirkt in diesem
inne insbesondere für den Mittelstand und die Indus-

rie, die wieder in Anlagen investieren kann, als kleines
onjunkturprogramm.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die höheren Abschreibungssätze, die wir mit dieser
orlage ermöglichen, erhöhen die Rendite einer Inves-

ition, und zwar – das ist ein ganz wichtiger Hebel –
mso mehr, je mehr die Betriebe investieren. Hinzu
ommt, dass die höheren Abschreibungen den technolo-
ischen Wandel unterstützen und damit die Wettbe-
erbsfähigkeit fördern. Den Unternehmen wird es da-
urch erleichtert, ihren Maschinenpark schneller auf den
eweils neuesten Stand der Technik zu bringen. Mit die-
em minimalen Eingriff erreichen wir maximale Wir-
ung.

Gleichzeitig starten wir einen positiven Kreislauf:
öhere Abschreibungssätze erhöhen die Liquidität der
nternehmen und eröffnen ihnen einen finanziellen
pielraum für weitere Investitionen. Gleichzeitig erhö-
en wir den technischen Standard in Deutschland, was
iederum den Unternehmen hilft, sich im internationa-

en Wettbewerb durchzusetzen. Das ist angewandte
irtschafts- und Finanzpolitik der CSU und der großen
oalition.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

(Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der CSU vor allen Dingen!)


Das wurde uns in der Anhörung übrigens von allen
Experten einhellig bestätigt.

Durch die Erhöhung der degressiven AfA revidiert
die große Koalition außerdem – das sei nebenbei be-
merkt – eine Entscheidung der Vorgängerregierung, die
im Rahmen ihrer Steuerreform Anfang 2001 die Ab-
schreibungssätze von 30 auf 20 Prozent gekürzt hatte.

Ein wichtiger Punkt konnte auch im Bereich der Ab-
setzbarkeit von Handwerkerleistungen erreicht werden.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es! Gute Leistung!)


Erhaltungs- und Modernisierungsaufwendungen im
privaten Haushalt können in Zukunft mit 20 Prozent
der Aufwendungen, höchstens 600 Euro, bei der Ein-
kommensteuer geltend gemacht werden, soweit es sich
um Arbeitskosten handelt. Dieser Abzug soll zusätzlich
zu der bisher schon bestehenden Steuerermäßigung für
haushaltsnahe Dienstleistungen, zum Beispiel Woh-
nungsreinigungen oder Betreuung von Familienangehö-
rigen, und für alle handwerklich Tätigen gewährt wer-
den. Das gilt für Wohnungen, Häuser und Grundstücke,
und zwar unabhängig davon, ob die Maßnahmen vom
Eigentümer oder vom Mieter durchgeführt werden. Bei
Inanspruchnahme beider Fördertatbestände kann damit
jeder Haushalt in Deutschland in Zukunft bis zu
1 200 Euro von seiner Steuerschuld in Abzug bringen.

Außerdem wird die bisherige, komplizierte Unter-
scheidung zwischen Arbeiten, die nur ein Fachmann er-
ledigen kann, und denen, die ein Privatmann erledigen
kann, überflüssig. Die im Laufe des Verfahrens erreichte
definitorische Klarstellung des Begriffs der handwerkli-
chen Leistung trägt erheblich dazu bei, den privaten
Haushalt als Arbeitgeber zu öffnen. Auch diese Verände-
rung ist nicht hoch genug zu bewerten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gehört in den Gesetzestext und nicht in die Begründung!)


Denn die privaten Haushalte im Grundsatz als Arbeitge-
ber anzuerkennen, ist ein zentraler Schritt, der uns jetzt
gelungen ist. Jeder, der den politischen Streit der vergan-
genen Jahrzehnte verfolgt hat, weiß, dass hier eine lange,
teilweise ideologisch geprägte Auseinandersetzung ihr
Ende gefunden hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Gesetz zur Förderung von Wachstum und Be-
schäftigung kann nun sowohl für die Abrechnungen von
handwerklichen Leistungen als auch für die Kinderbe-
treuungskosten und für andere haushaltsnahe Dienstleis-
tungen der private Haushalt als Arbeitgeber installiert
werden. Das Gesetz signalisiert damit ein zentrales Um-
denken in Richtung einer neuen Dienstleistungsgesell-
schaft in Deutschland. Wir eröffnen in Zukunft endlich

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(C (D iesen Bereich für den Arbeitsmarkt und schöpfen das iesige Potenzial aus, das hier schlummert. Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Vor dem intergrund der aktuellen Diskussionen über einen rmäßigten Mehrwertsteuersatz auf so genannte areitsintensive Dienstleistungen auf europäischer Ebene alte ich übrigens den Weg der großen Koalition mit dieem Gesetz für vernünftiger, für gangbarer und für langristig sinnvoller, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ls einer bereits ausgelaufenen und als nicht sachgerecht
eurteilten Ausnahmeregelung hinterherzutrauern.

Generell kann man am Ende des ersten Vierteljahres
eststellen, dass der Wirtschaftsmotor in Deutschland
nter der Regierung Angela Merkel wieder angesprun-
en ist. Das heute zu verabschiedende Gesetz wird ihm
eitere Schubkraft geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602605600

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Ulrich Krüger

on der SPD-Fraktion.


Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD):
Rede ID: ID1602605700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ei-

er der Leitgedanken unserer Politik ist die Schaffung
on Steuergerechtigkeit. Wir wissen, dass gerade in den
etzten Jahren immer mehr und vor allen Dingen sehr
ohlhabende Steuerpflichtige sich ihrer Steuerbelas-

ung durch Steuerstundungs- und -sparmodelle entzo-
en haben. Ich erinnere hier nur an die verschiedenen
edienfonds und an die New-Energy-Fonds, die allein
egen ihrer steuerlichen Vorteile konzipiert wurden und
en Anlegern in der Anfangsphase hohe Verluste be-
cherten, mit denen sie die Steuerlast senken konnten,
hne dass eine sinnvolle Renditeperspektive mit diesen
ondszeichnungen verbunden war. Quintessenz für das
llgemeinwesen war, dass diese Regelungen zu milliar-
enschweren Steuerausfällen führten, die letztlich von
en Bürgerinnen und Bürgern zu tragen waren. Dies war
ngerecht. Wir haben diese Ungerechtigkeit beseitigt.

Mit dem heute zu beschließenden Gesetzentwurf zur
indämmung steuerlicher Missbräuche schließen wir
eitere Steuerschlupflöcher. Das ist ein guter Beitrag für
ehr Steuerfairness zum Wohle der Bürgerinnen und
ürger, die zu Recht einen handlungsfähigen Staat er-
arten und nicht wollen, dass sie durch Steuertricks be-
achteiligt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich zwei Punkte aus dem Gesetzentwurf
erausgreifen und ein wenig näher erläutern: zum einen
ie heute schon mehrfach angesprochene so genannte
ienstwagenbesteuerung, zum anderen die Anpassung
er Gewinnermittlung nach § 4 Einkommensteuergesetz.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Ulrich Krüger
Hintergrund der Änderung der 1-Prozent-Regelung
bei der Dienstwagenbesteuerung sind Steuerausfälle in
Höhe von aktuell 255 Millionen Euro pro Jahr. Diese
Ausfälle kamen dadurch zustande, dass durch die Ände-
rung der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes zum
gewillkürten Betriebsvermögen die 1-Prozent-Regelung
auch dann zur Anwendung kam, wenn die betriebliche
Nutzung eines Kfz lediglich zwischen 10 und 50 Prozent
lag, die private Nutzung also eindeutig überwog. Bei der
1-Prozent-Regelung ging der Gesetzgeber allerdings sei-
nerzeit davon aus, dass die private Nutzung der betriebli-
chen nachrangig war. Mithin kam es durch diese Ausge-
staltung bei höherer privater Nutzung zu Steuervorteilen
und damit zu Nachteilen für die Allgemeinheit. Diese
Steuerlücke haben wir geschlossen. In Zukunft wird die
1-Prozent-Regelung – Kollege Gutting sprach es an –
nur auf Fahrzeuge angewandt, die zu mehr als
50 Prozent betrieblich genutzt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Befürchtung, diese Regelung würde zu unverhält-
nismäßiger Bürokratie führen, teile ich nicht. Wenn man
die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe der Länder Bayern,
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein zugrunde
legt, weiß man, wie man das Problem in den Griff be-
kommt. Alles in allem ist das also ein weiterer Schritt
zur Schaffung von mehr Steuergerechtigkeit.

Eine andere Lücke, die heute geschlossen wird, be-
trifft den § 4. Damit wollen wir den Zustand beenden,
dass es pro Jahr zu Steuerausfällen in Höhe von mehre-
ren 100 Millionen Euro kommt. Aktuell können nämlich
gewerblich geprägte Personengesellschaften Wertpa-
piere und Grundstücke im Rahmen des Umlaufvermö-
gens führen und Anschaffungskosten in voller Höhe ab-
setzen, ohne dass klar ist, wann hieraus letztlich eine
Steuerlast für die betroffenen Unternehmen resultiert.

In Zukunft wird das nicht mehr möglich sein. Dann
können Anschaffungs- und Herstellungskosten für Wert-
papiere und Grundstücke nicht mehr sofort, sondern erst
zum Zeitpunkt des Zuflusses des Veräußerungserlöses
berücksichtigt werden. Das ist für alle Beteiligten, die
sich korrekt verhalten wollen, eine insgesamt sehr ge-
rechte und sehr faire Regelung.


(Beifall des Abg. Ortwin Runde [SPD])


Des Weiteren haben wir folgende wirksame Maßnah-
men ergriffen: Entsprechend dem Urteil des Europäi-
schen Gerichtshofes führen wir die Besteuerung des
Umsatzes öffentlicher Spielbanken ein. Somit können
wir – das macht 200 Millionen Euro pro Jahr aus und ist
noch sehr viel wichtiger – die gewerblichen Glücks-
spielanbieter, für die aktuell keine diesbezügliche Steu-
erpflicht besteht, wieder mit Umsatzsteuer belegen.

Die missbräuchliche Weitergabe von Tankbelegen
ist bereits angesprochen worden; sie wird zukünftig als
Steuerordnungswidrigkeit geahndet. Ferner stellen wir
klar, dass die handelsrechtliche Praxis zur Bildung von
Bewertungseinheiten bei so genannten Grund- und
Sicherungsgeschäften weiterhin das Maß aller Dinge
bleibt. Steuermehreinnahmen in Höhe von 620 Millio-
nen Euro im Jahre 2007 bzw. von mehr als 800 Millio-

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(C (D en Euro im Jahre 2008 werden die Folge sein – eine olge, die ich persönlich begrüße. Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit diesem Gesetzntwurf haben wir die Weichen dafür gestellt, unser teuersystem in den angesprochenen Bereichen auf der inen Seite gerechter zu gestalten und auf der anderen eite die dringend benötigten finanziellen Mehreinnahen des Staates zu garantieren. Damit erfüllen wir die rwartung der Menschen an einen handlungsfähigen taat. Herr Kollege Fahrenschon, eine Bemerkung sei mir och gestattet: Wenn der Sieg viele Väter hat, dann stört ich das nicht. Hauptsache, es nutzt unserem Staat und ns allen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mütter habt ihr also nicht? Gibt es bei euch keine Mütter?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602605800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
raktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
ntwurf eines Gesetzes zur steuerlichen Förderung von
achstum und Beschäftigung, Drucksache 16/643. Der

inanzausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 16/974, den Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Hierzu
iegt ein Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf
rucksache 16/978 vor, über den wir zuerst abstimmen.
er stimmt für diesen Änderungsantrag? – Gegenstim-
en? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit

en Stimmen aller Fraktionen bei Zustimmung der Frak-
ion Die Linke abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
eichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen
it den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
timmen der Fraktionen der FDP, der Linken und des
ündnisses 90/Die Grünen. –

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenstimmen? – Wollen Sie nicht aufstehen?


(Heiterkeit – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh ja! Völlig korrekt! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, richtig! – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Es ist Freitagmittag, Herr Präsident! – Zuruf von der LINKEN: Gut, dass es einen Präsidenten gibt!)


nthaltungen? – Da ihr bei der zweiten Lesung dagegen
estimmt habt, bin ich davon ausgegangen, dass ihr auch
ei der dritten Lesung dagegen stimmen wollt. – Der Ge-
etzentwurf ist also mit dem gleichen Stimmverhältnis
ngenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion der FDP auf Drucksache 16/979. Wer stimmt
dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der
Entschließungsantrag ist mit den Stimmen aller Fraktio-
nen bei Zustimmung der FDP-Fraktion abgelehnt.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Finanzausschuss, den Gesetzentwurf der Bun-
desregierung zur steuerlichen Förderung von Wachstum
und Beschäftigung, Drucksache 16/753, für erledigt zu
erklären. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 19 b. Abstimmung über den von
der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Ge-
setzes zur Eindämmung missbräuchlicher Steuergestal-
tungen, Drucksachen 16/634 und 16/749. Der Finanz-
ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/975, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
angenommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und Enthaltung der
Fraktionen Die Linke und des Bündnisses 90/Die Grü-
nen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zu-
stimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit dem gleichen
Stimmenverhältnis angenommen.

Zusatzpunkt 7. Wir kommen zur Abstimmung über
den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD auf
Drucksache 16/931 mit dem Titel: Unverzügliche Um-
setzung des Programms „Impulse für Wachstum und Be-
schäftigung“ sowie des Marktanreizprogramms durch
die Bundesregierung.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die Bundesregierung überhaupt? – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, wo ist die Bundesregierung? – Gegenruf des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Beim Regieren!)


Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Der Antrag ist angenommen mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen al-
ler anderen Fraktionen.

Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe,
komme ich zurück zu Zusatzpunkt 2. Es handelt sich um
den bereits gestern an die Ausschüsse überwiesenen Ent-
wurf eines Gesetzes des Bundesrates zur Änderung des
Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes und des Telekom-
munikationsgesetzes auf Drucksache 16/521. Es ist in-
terfraktionell vereinbart, dass dieser Gesetzentwurf
nachträglich an den Ausschuss für Tourismus überwie-
sen werden soll. Sind Sie damit einverstanden? – Das
scheint der Fall zu sein. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

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(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken)

tion der LINKEN

Hochschulen öffnen – BAföG ausweiten

– Drucksache 16/847 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und bitte diejenigen Kol-
eginnen und Kollegen, die an der Aussprache nicht teil-
ehmen wollen, den Plenarsaal zu verlassen.

Als erster Rednerin erteile ich das Wort der Kollegin
ornelia Hirsch von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602605900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

nserem heutigen Antrag fordern wir allem voran kurz-
ristige Anpassungen beim BAföG. Lassen Sie mich aus
em Antrag zwei Kernpunkte herausgreifen und diese
m Folgenden mit Ihnen diskutieren. Der erste ist der
npassungsbedarf bei den Bedarfssätzen und bei den
reibeträgen des BAföG. Man muss ja festhalten, dass

ede Nichtanpassung der Bedarfssätze wegen der Infla-
ion und der Steigerung der Lebenshaltungskosten eine
erringerung der Förderung bedeutet. Die Nichtanpas-
ung der Freibeträge für das anzurechnende Elternein-
ommen hat eine Verringerung des Kreises der BAföG-
mpfängerinnen und -Empfänger zur Folge. Zwar be-
teht nach § 35 BAföG bereits die Pflicht, die Sätze re-
elmäßig anzupassen und einen entsprechenden Bericht
u erstellen. Trotzdem wird die Anpassung, die eigent-
ich notwendig wäre, immer wieder verschleppt, so auch
ktuell: Die letzte Anpassung liegt mittlerweile rund
ünf Jahre zurück.

Wir schlagen deshalb vor, im Bundesausbildungsför-
erungsgesetz zu verankern, dass diese Anpassung auto-
atisch erfolgt. Dadurch könnte man eine Verschlep-

ung, wie es sie in der Vergangenheit immer wieder
egeben hat, zukünftig ausschließen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ls Zweites schlagen wir mehrere Einzelmaßnahmen
or, die sich am besten darunter zusammenfassen lassen,
ass wir das BAföG an die aktuellen Studienrealitäten
npassen wollen. Es geht dabei um Punkte, die wir aus
er Beratungspraxis zusammengetragen haben. Wir hof-
en, dass wir in den Ausschussberatungen zu gemeinsa-
en Lösungen kommen können, um diese Anpassung

ntsprechend vorzunehmen.

Wir sind der festen Auffassung, dass diese beiden
ernpunkte, wenn die Vereinbarung im Koalitionsver-






(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
trag, man wolle das BAföG erhalten, ernst zu nehmen
ist, auf jeden Fall die Zustimmung von SPD und CDU/
CSU finden müssten. Wenn keine Anpassung vorgenom-
men wird, dann ist aus unserer Sicht ganz offensichtlich,
dass das BAföG nicht erhalten, sondern eingeschränkt
werden soll.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir dürfen es aber nicht bei dieser Novelle belassen,
die kurzfristig wirken soll, sondern müssen darüber
diskutieren, wie wir das BAföG grundlegend weiterent-
wickeln können. Unser Ansatz ist, dass die Studienfinan-
zierung ein wichtiges Instrument für mehr Chancen-
gleichheit im Studium sein kann und auch sein sollte.

Man muss, wenn es um eine neue Ausgestaltung des
BAföG geht, zwei empirische Erkenntnisse berücksich-
tigen, die man in der Zeit seit der Einführung des BAföG
gewinnen konnte:

Erstens. Man muss die Wirkung von Verschuldung
bedenken. Es ist klar, dass, wenn den Absolventinnen
und Absolventen nach dem Studium ein Schuldenberg
droht, Personen aus finanziell schlechter gestellten
Haushalten von der Aufnahme eines Studiums abge-
schreckt werden. Das ist der falsche Weg. Von daher war
die Verschuldungsdeckelung durch Rot-Grün in Höhe
von 10 000 Euro ein Schritt in die richtige Richtung.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD] sowie des Abg. Kai Boris Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Daran sollten wir anknüpfen und zu einem Vollzuschuss
kommen, so wie das in den 70er-Jahren der Fall war.

Zweitens. Wir müssen das BAföG auf die Bereiche
Schule und Weiterbildung ausdehnen. Auch in diesem
Fall können wir an die Erfahrungen aus den 70er-Jahren
anknüpfen, vor allem was das BAföG für Schülerinnen
und Schüler angeht. Es hat sich klar gezeigt, dass Schü-
lerinnen und Schülern der Zugang zur Hochschule er-
leichtert wird, wenn ihnen ein umfassendes BAföG zur
Verfügung steht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir stellen diesen Antrag auch vor allem vor folgen-
dem Hintergrund: Wir halten die Politik des BMBF der
letzten Monate in diesem Punkt für sehr bedenklich.
Zum kurzfristigen Reformbedarf haben Sie, Andreas
Storm, auf unsere Frage in der Fragestunde der vergan-
genen Woche geantwortet, dass keine Anpassung der
Bedarfssätze und Freibeträge vorgesehen sei. Ich glaube,
ich habe eben deutlich gemacht, dass gerade das notwen-
dig und wichtig ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch zur mittelfristigen Perspektive stimmt uns be-
denklich, dass es eine der ersten Amtshandlungen der
neuen Bildungsministerin war, den Auftrag für ein Stu-
dienkreditmodell der KfW zu erteilen. Der Trend geht
somit zu einer Kreditfinanzierung des Studiums. Ich
habe deutlich gemacht, dass wir gerade von einer stärke-
ren Verschuldung wegkommen müssten.

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(C (D Wenn man bedenkt, dass es diese Bildungsministerin ar, die, damals noch in einer anderen Funktion, vor gut inem Jahr die komplette Abschaffung des BAföG geordert hatte – viele von Ihnen werden sich noch daran rinnern –, dann zeigt das aus unserer Sicht sehr deutich, dass das BAföG in der großen Koalition offensichtich nicht die Bedeutung hat, die es aus unserer Sicht erdient. (Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Dafür sind wir doch da, wir!)


Wir wollen nicht, dass das BAföG quasi durch die
intertür ausgehöhlt wird und sich die soziale Ungleich-
eit verschärft. Wir hoffen, über unseren Antrag so dis-
utieren zu können, dass wir uns zumindest auf den
urzfristigen Anpassungsbedarf, der zwingend erforder-
ich ist, verständigen können. Darüber hinaus hoffen wir,
ass wir Zeit und Muße finden, ausgerichtet an den bei-
en Kernpunkten Verschuldungswirkung und Auswei-
ung des Geltungsbereiches, zu einer grundlegenden Re-
orm des BAföG zu kommen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602606000

Das Wort hat die Kollegin Dorothee Bär von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1602606100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr
taatssekretär! Wir müssen heute über den Antrag der
inksfraktion, das BAföG auszuweiten, debattieren. Ich
erstehe nicht, weshalb die PDS über dieses Thema zum
etzigen Zeitpunkt sprechen möchte.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Fraktion Die Linke!)


Der Name ist geändert, das Programm leider nicht.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Sie heißen auch nicht mehr CDU!)


Mir ist es unverständlich, wie man haushaltspolitisch
o unrealistische Forderungen aufstellen kann wie bei-
pielsweise die Forderung nach einer elternunabhängi-
en und bedarfsdeckenden Grundsicherung mit Vollzu-
chuss


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Das ist langfristig! Wir brauchen etwas Kurzfristiges!)


der die Forderung nach einer Erleichterung der Ausbil-
ungsförderung wegen vorheriger Erwerbstätigkeit.
ber wenn man keine Regierungsverantwortung trägt,
ann kann man ruhig unrealistische Forderungen stellen,
ie in keiner Weise finanzierbar sind.

Das BAföG wird offiziell erst wieder zum Jahresende
om BMBF überprüft. Dabei werden die BAföG-Leis-
ngen nach geltendem Recht an die Lebenshaltungskosten






(A) )



(B) )


Dorothee Bär
und die Einkommensentwicklung angepasst. Es ist also
völlig unnötig, das jetzt erneut zu fordern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Was ist denn die Realität?)


– Sie schreien „Realität“. Das ist sehr spaßig. Ich habe
hier noch nie irgendeinen Wortbeitrag von Ihnen gehört,
der in irgendeiner Weise etwas mit Realität zu tun hatte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602606200

Frau Kollegin Bär, erlauben Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Hirsch?


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1602606300

Nein. – In § 35 des BAföG ist als zusätzliches Krite-

rium außerdem die Anpassung an die finanzwirtschaft-
liche Entwicklung vorgesehen. Deshalb wurde das
BAföG in den Jahren seit 2001 nicht angepasst, was
vollkommen richtig war.

Ohne eine neue Datenlage rufen Sie jetzt plötzlich
nach einer Anhebung der Freibeträge und sogar der Be-
darfssätze. Das ist in unseren Augen unverantwortlich,
zumal andere Bevölkerungsteile aufgrund der wirt-
schaftlichen Lage auch Nullrunden oder gar Kürzungen
in Kauf nehmen müssen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


Zudem werfen Sie uns vor, dass das BAföG seinem An-
spruch nicht gerecht werde. Das müssen wir entschieden
zurückweisen. Ich darf Sie auf offizielle Zahlen des
BMBF verweisen, die zeigen, dass die Zahl der BAföG-
Geförderten momentan kontinuierlich steigt. Der Mo-
natsdurchschnitt liegt nun bei über 532 000 Personen,
wovon 340 000 Studierende sind. Auch die Quote der
geförderten Studierenden liegt derzeit konstant bei über
25 Prozent.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Das heißt, es besteht augenblicklich überhaupt kein An-
lass, die Ausweitung des BAföG zu fordern.

Ich nehme aber einmal an, dass die Linksfraktion
auch aus folgendem Grund über die Ausweitung des
BAföG reden möchte: Die Linke unterstellt den Koali-
tionsfraktionen in ihrem Antrag, das BAföG mithilfe des
neuen Studienkredits der KfW untergraben zu wollen.
Das ist jedoch kompletter Unsinn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Das stimmt!)


Der Studienkredit ist nur ein ergänzendes Finanzierungs-
instrument. Das sage nicht nur ich, das hat auch unsere
Bundesbildungsministerin Annette Schavan wiederholt
betont. Durch ihn soll die Sozialleistung BAföG nicht
teilweise oder schleichend ersetzt werden, wie Sie das
vorhin hier fälschlicherweise behauptet haben.

Andere Finanzierungsinstrumente müssen aber disku-
tiert werden, weil das BAföG in seiner jetzigen Form
weder für alle Studieninteressenten gilt noch allen hilft.

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(C (D eswegen ist es für uns auch wichtig, dass wir das jetige BAföG nur als eine von vielen Studienfinanzieungsmöglichkeiten sehen. Wir wollen durch das BAföG rreichen, dass mehr Schülern in Deutschland der Zuang zur Hochschulbildung ermöglicht wird. Das weren wir realistischerweise aber nur dann verwirklichen önnen, wenn sich wirklich alle, die von der deutschen ochschulbildung profitieren, auch an deren Finanzie ung beteiligen. Das schließt für uns die Studenten benso wie den deutschen Staat mit ein. Deswegen sind tudiengebühren und Altersgrenzen für Förderansprühe ebenso wichtig wie eine Verknüpfung der staatlichen ittel mit den Regelstudienzeiten. (Jörg Tauss [SPD]: Das haben Sie für die CDU/CSU gesagt und nicht für die Koalition! Damit das klar ist!)


Herr Tauss, in folgendem Punkt sind wir uns aber wie-
er einig: Wenn man den Antrag der Linken durchliest,
ann kann man erkennen, dass die Linke ganz bewusst
in schleppendes Studienverhalten und Bummelstuden-
en fördern will.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist doch schlicht falsch!)


as ist natürlich genau Ihre Meinung, weil Sie Ihre un-
otivierte Klientel mit diesem Antrag unterstützen wol-

en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ei mir ist das Studium noch nicht so lange her,


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Bei mir auch nicht!)


ls dass ich nicht wüsste, wen Sie mit diesem Antrag un-
erstützen wollen, und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich
öchte nicht, dass der Staat für diese Art von Studenten

usätzlich Geld ausgibt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der LINKEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wiederholen Sie das an der Uni!)


ie Höchstdauer der Förderung an der tatsächlichen Stu-
iendauer der Studenten zu orientieren, wie Sie das in
hrem Antrag fordern, hieße ja, die Studenten bis zur
ente zu fördern. Bei aller Liebe: Das können Sie vom
eutschen Staat nicht erwarten.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Die Beweispflicht liegt bei den Hochschulen! Lesen!)


Fördern und Fordern heißt unsere Devise, um den
tudenten nicht das Gefühl zu vermitteln, dass das, was
ichts kostet, auch nichts wert ist. Deshalb plädiere ich
ür ein umfassendes Studienfinanzierungsmodell mit
nterschiedlichen Instrumenten, wie beispielsweise Stu-
iendarlehen, steuerbegünstigten Bildungskonten und
en bereits erwähnten KfW-Studienkrediten. Eine will-
ürliche Ausweitung des BAföG, wie es Ihre Fraktion
ill, ist unserer Meinung nach überhaupt nicht gerecht-

ertigt. Das BAföG kann von seiner Grundidee und sei-
er Ausgestaltung her nur ein Instrument von vielen






(A) )



(B) )


Dorothee Bär
sein, durch das die Chancengleichheit der Studierenden
und der Zugang zur Hochschulbildung ermöglicht wer-
den.

Ich bitte Sie daher, Ihren unsinnigen Antrag zurück-
zuziehen und die Öffentlichkeit damit auch nicht zu be-
lästigen, damit wir uns hier im Bundestag mit sinnvollen
Themen und nicht mit Ihren unrealistischen Forderun-
gen, die in keiner Weise finanzierbar sind, auseinander
setzen können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602606400

Das Wort hat jetzt der Kollege Uwe Barth von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1602606500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Wenn als Tenor des Antrages festgestellt
wird, dass die Ausbildungsförderung reformbedürftig
ist, dann ist das richtig.


(Beifall bei der LINKEN)


Tatsache ist, dass die BAföG-Sätze in den letzten Jahren
nicht erhöht worden sind und deshalb real erheblich ge-
sunken sind. Zutreffend ist ebenfalls, dass wir weniger
Studenten aus sozial schwächeren Schichten an den Uni-
versitäten haben als aus solchen, die gut situiert sind.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: „Weniger“ ist gut!)


Die Vorschläge, die im vorliegenden Antrag zur Lö-
sung dieses Problems unterbreitet werden, sind aller-
dings von Sozialromantik und Verteilungsmentalität
geprägt und lassen vor allem jeden Gedanken an Eigen-
verantwortung und insbesondere an Leistungsanreiz
völlig vermissen.


(Beifall bei der FDP)


Gerade unsere Hochschulen sollten aber die Zentren von
Leistung und Eigenverantwortung und deshalb auch
Zentren von Leistungswillen und Leistungsanreiz sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


BAföG für alle, möglichst hoch und solange man will
– Kollegin Bär hat darauf zu Recht hingewiesen –, das
ist nicht nur unbezahlbar, sondern das ist in einem leis-
tungsorientierten Bildungssystem auch der grundsätzlich
falsche Weg. Wenn das Ihre Vorstellung von lebenslan-
gem Lernen ist, liebe Kollegin Hirsch, dann kann ich Ih-
nen bereits heute sagen, dass wir auch auf diesem Gebiet
relativ wenig Gemeinsamkeiten feststellen werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wohl wahr! Gott sei Dank!)


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(C (D Sie behaupten, dass die Einführung von Studiengeühren zur Benachteiligung von Menschen aus sozial chwachen Verhältnissen beim Zugang zum Studium ührt. Einen Beweis für diese Behauptung bleiben Sie chuldig. Ich sage: Die Einführung von Studiengebühen kann ein geeignetes Mittel nicht nur zur Verbesseung der finanziellen Situation der Hochschulen sein, ondern auch und insbesondere zur Erhöhung der Motiation der Studenten. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch perfekter Quatsch! Das wissen Sie doch selber!)


Zum Beweis dieser Behauptung führe ich das Bei-
piel Österreich an. Dort hat man im Jahr 2001 Studien-
ebühren eingeführt.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Rückläufige Studierendenquote! – Jörg Tauss [SPD]: Dann sind die sozial Schwachen endgültig weg!)


timmte nun Ihre Theorie, müsste man heute feststellen,
ass in Österreich nur noch Reiche studieren. Das ge-
aue Gegenteil ist der Fall: Der Anteil von Studierenden
us Elternhäusern mit Pflichtschulabschluss – das ist un-
er Hauptschulabschluss – liegt in Österreich mit 33 Pro-
ent wesentlich höher als bei uns, wo es gerade
1 Prozent sind.


(Beifall bei der FDP – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Sie sollten sich die Entwicklung angucken!)


ie Zahl der Absolventen, Frau Kollegin, ist in Öster-
eich hingegen in den letzten Jahren um 20 Prozent ge-
tiegen. Im Gegenzug ist die Zahl derer, die während ih-
es Studiums nicht eine einzige Prüfung absolviert
aben, um die Hälfte gesunken.


(Vorsitz: Vizepräsident Wolfgang Thierse)


Das zeigt: Studiengebühren vermögen sehr wohl eine
uslese zu bewirken, allerdings eine Leistungsauslese.
as würde ich mir auch für deutsche Hochschulen wün-

chen.


(Beifall bei der FDP – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Wir nicht!)


erade einmal 20 Prozent eines Jahrganges schließen in
eutschland ihr Studium erfolgreich ab. Diese Quote zu
erdoppeln, wäre ein Ziel. Aber dazu braucht man Leis-
ungsanreize, Eigenverantwortung und auch Leistungs-
uslese.


(Beifall des Abg. Martin Zeil [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Die Steuererhöhungspartei FDP! Studentensteuer! Richtig Klasse! Studentenabgabe!)


Die Ursachen für den geringen Anteil Studierender
us sozial schwachem Milieu sind nicht im BAföG oder
n den Studiengebühren zu suchen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602606600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Hirsch?






(A) )



(B) )


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1602606700

Nein. – Zu viele dieser Jugendlichen kommen schon

in ihrer Schullaufbahn – das ist der entscheidende Punkt –
überhaupt nicht in die Nähe der Hochschulreife. Deswe-
gen stellt sich schon im Schulsystem die Aufgabe, die
Integration in das Bildungswesen zu fördern.


(Beifall bei der FDP)


Es geht um das Herausbilden von Leistungsmotivation,
von der Freude am Lernen. Es geht auch um die Er-
kenntnis des Wertes von Bildung.


(Kai Boris Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um individuelle Förderung!)


Die Verbesserungen des BAföG sind deswegen trotz-
dem nötig. Die FDP hat ihr langfristiges Modell des Bür-
gergeldes vorgestellt. Das ist sehr umfangreich. Wir ha-
ben deshalb vor einigen Jahren das so genannte
Dreikörbemodell in die Diskussion eingeführt. In dem
ersten Korb werden die bisherigen Sozialleistungen für
alle Studierenden zusammengefasst. Der zweite Korb
besteht aus einer bedarfsabhängigen staatlichen Zusatz-
leistung für sozial Schwächere. Der dritte Korb soll
letztlich eine Darlehenskomponente enthalten, die allen
zugänglich ist. Darüber muss man sicherlich noch im
Detail reden.


(Zuruf von der FDP: Aber ein Supermodell!)


Wichtig ist aber, dass mit diesem Ansatz der Leistungs-
gedanke mit den sozialen und finanziellen Aspekten in
Einklang gebracht wird. Das ist aus unserer Sicht wich-
tig. So können wir erreichen, dass die Sicherung des Le-
bensunterhaltes und angemessener Studienbedingungen
für Studierende, unabhängig von ihrer sozialen Her-
kunft, nicht infrage gestellt wird


(Jörg Tauss [SPD]: Deshalb Studiengebühren! – Kai Boris Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Widerspruch zu dem, was sie vorher gesagt haben!)


und dass wir ein unbürokratisches, den tatsächlichen Le-
benshaltungskosten angepasstes Finanzierungs- und För-
dersystem bekommen, das Leistung – auch im familiä-
ren Bereich – belohnt.

Herr Tauss, die SPD hat bereits 1998 in ihrem Wahl-
programm ein ähnliches Modell angekündigt. Sie hatten
aber in den sieben Jahren gemeinsamer Regierung mit
den Grünen nicht die Kraft, dieses Modell umzusetzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Weil wir den Eltern nicht das Kindergeld wegnehmen können! Das hat das Bundesverfassungsgericht gesagt! Mal nachgucken!)


Wenn Sie sich im Sinne der genannten Ziele jetzt in der
Koalition dazu bereit finden könnten, ein System zu ent-
wickeln, das die genannten Anforderungen erfüllt, dann
kann ich Ihnen unsere konstruktive Mitarbeit zusagen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegen Ernst Dieter Rossmann, PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die inkspartei hat en gros und en détail einen großen Bogen eschlagen, was die BAföG-Diskussion angeht. Wir sind afür, uns an der BAföG-Debatte zu orientieren. Wir freuen uns als Sozialdemokraten, dass sich das, ofür wir gekämpft haben, im Koalitionsvertrag wider piegelt, nämlich die klare Aussage: Das BAföG als Soialleistung bleibt in seiner jetzigen Struktur erhalten. er Zuschuss wird nicht reduziert. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602606800

(Beifall bei der SPD)

Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1602606900

Da Äußerungen der Ministerin aus der Vergangenheit
ngesprochen worden sind, haben wir eine Bitte: Sorgen
ie in der CDU dafür, dass dieses gute Fördergesetz
icht wieder vonseiten der Länder infrage gestellt wird.
ch war erschrocken, aus Schleswig-Holstein zu hören,
ass der dortige Finanzminister auch das BAföG auf den
rüfstand stellen will.


(Ulla Burchardt [SPD]: Aber der ist auch gegen die Föderalismusreform!)


ir wollen gemeinsam – das haben Frau Bär und andere
ereits angesprochen – den über 560 000 jungen Men-
chen, die nach dem BAföG als Studierende oder Schü-
er gefördert werden, ein gutes Signal geben.

Ihrer Sorge, Frau Hirsch, dass das BAföG durch die
tudienkredite infrage gestellt werden könnte, möchte

ch entgegenhalten: Gerade weil wir Sozialdemokraten
n dieser Koalition auf gleicher Augenhöhe so stark sind,
ürfen Sie sicher sein, dass die Studienkredite nur addi-
iv, nicht alternativ eingeführt werden können.


(Beifall bei der SPD)


Wenn Sie das nicht überzeugt, dann können wir uns
ei einem Blick in den Haushaltsplanentwurf 2006 da-
über freuen, dass beim BAföG eine Steigerung von
,24 Prozent vorgesehen ist. Das entspricht 70 Millio-
en Euro zusätzlich. Diese Maßnahme wäre nicht vorge-
ehen, wenn man an der Stelle Einsparungen vornehmen
ollte.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Es gibt aber keine Anpassung der Bedarfssätze!)


Wenn Sie noch etwas Geduld haben, dann werde ich
och darauf zu sprechen kommen.

Die Koalition schafft es sogar, Zuwächse beim
AföG zu finanzieren. Das müssen wir allerdings auch

ür die Zukunft einhalten. Denn bei aller Freude über die
aushaltszahlen 2006, Kollege Kretschmer, müssen wir

eststellen: Es sind für die Jahre 2007, 2008 und 2009
ieder geringere Beträge veranschlagt. Das wird aber
icht in der Form greifen können, weil wir das BAföG
rhalten wollen.






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
Wenn in diesem Parlament Anträge debattiert werden,
dann können wir von der großen Koalition Ihre Vor-
schläge entweder ignorieren bzw. majorisieren oder wir
gehen argumentativ auf die Sachfragen ein. In diesem
Sinne will ich die Spiegelstriche in Ihrem Antrag aus un-
serer Sicht differenziert bewerten.

Ihren Vorschlag einer gesetzlich verankerten Anpas-
sung der Bedarfssätze an die Entwicklung von Lebens-
haltungskosten, Einkommen und des Mietniveaus im
Sinne des italienischen Modells der Rolltreppe werden
wir nicht mittragen. Das wäre systemwidrig zu allen an-
deren bestehen Sozialleistungen; denn in keinem Be-
reich gibt es eine gesetzlich verankerte automatische An-
passung. Vielmehr erfolgt eine Anpassung immer
infolge einer politisch souveränen Entscheidung, die die
komplexen Zusammenhänge berücksichtigt. Insofern
sage ich Ihnen deutlich: Das können wir uns nicht vor-
stellen.

Was Ihren Vorschlag der Anhebung des Freibetrags
bei eigenem Vermögen und die Anrechnungsgrenze bei
eigenem Jahreseinkommen angeht, sollte man vielleicht
die jungen Menschen, die sich Sorgen machen, dass sie
kein eigenes Vermögen haben dürfen, darauf hinweisen,
dass es im BAföG bereits jetzt für eigenes Vermögen ei-
nen Freibetrag von 5 200 Euro gibt. Diesen Freibetrag
wollen Sie auf 10 000 Euro anheben. Das ist bei aller
Großzügigkeit zu viel und lässt sich nicht realisieren.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] – Dorothee Bär [CDU/ CSU]: Die Linke hat zu viel Geld!)


Bei einem eigenen Monatseinkommen von 112 bis
215 Euro, das nach den bestehenden BAföG-Regelun-
gen nicht mit angerechnet wird, ist eine Anhebung auf
mindestens 400 Euro monatlich etwas zu freigiebig und
erklärt sich daraus, dass es in der Opposition keine Gren-
zen der Freigiebigkeit gibt. Auch diesem Vorschlag kön-
nen wir uns nicht annähern.

Mehr als skeptisch sind wir auch in Bezug auf die von
Ihnen vorgeschlagene gesetzliche Anpassung der Re-
gelstudienzeit entsprechend den Studienbedingungen.
Hier soll die Beweislast zulasten der Hochschulen umge-
kehrt werden. Wenn nicht so zügig studiert wird, dass
die Regelstudienzeit eingehalten wird, dann soll nach Ih-
rem Vorschlag der Anspruchszeitraum automatisch ver-
längert werden. Wir lehnen das ab. Wir nehmen das zwar
als Problem zur Kenntnis. Aber dazu gibt es schon Ein-
zelfallentscheidungen im Bereich des BAföG. Wir müs-
sen vielmehr dafür sorgen – Stichworte „Hochschul-
pakt“ und „gemeinschaftliche Anstrengungen für mehr
Kapazitäten an den Hochschulen“ –, dass sich die Stu-
dienbedingungen insgesamt so verbessern, dass das Stu-
dium trotz wachsender Studentenzahlen innerhalb der
Regelstudienzeit absolviert werden kann.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie haben außerdem eine Anpassung der Fördersätze
vorgeschlagen. Aber auch hier gilt: Es ist wichtiger, in
die Strukturen zu investieren als in den Transfer. Wir
sollten die Strukturen so verbessern, dass die Regelstu-
dienzeit eingehalten werden kann. Ich glaube, dazu kön-

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(C (D en auch die Hochschulen beitragen. Ich erinnere Sie in iesem Zusammenhang – gerade im Hinblick auf Ihre orderung, den Förderanspruch zwischen zwei Ausbilungsabschnitten zeitlich auszuweiten – daran, dass die ochschulen selber in der Lage sind, eigene Modelle zu ntwickeln. Es gibt bereits gute Ansätze. Sehen Sie sich n, was die Humboldt-Universität in Berlin Beispielhafes geleistet hat! Sie hat den Übergang vom Bachelorum Masterstudiengang so organisiert, dass keine förerfreien Fehlzeiten entstehen. An die Adresse des Koalitionspartners – schließlich üssen wir gemeinsam eine Lösung erarbeiten – richte ch die Frage, ob man nicht ernsthaft über die Frage der ltersgrenze von 30 Jahren nachdenken sollte. Frau är, Sie haben polemisch gefragt, ob die einen nicht geauso engagiert studierten wie die anderen. Diese parteiolitische Zuteilung – quasi mit kleinster Münze – fand ch nicht in Ordnung. Aber wir wollen, dass mehr Menchen mit beruflicher Qualifikation studieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


n diesem Zusammenhang sollte man darüber nachden-
en, welche Bedeutung einer Altersgrenze zukommt, bis
u der man BAföG erhält. Sie haben uns vorgehalten,
ass das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz mit dem
o genannten Meister-BAföG zu einer Disparität im Ver-
leich zu den Promotionen führt. Es darf nicht sein, dass
enschen mit beruflicher Qualifikation, die aufgrund

nseres Werbens eine Hochschule besuchen, keine För-
erung erfahren, wenn sie älter sind. Nach dem AFBG
st keine Hochschulförderung möglich, genauso wenig
ie nach dem BAföG, wenn man nicht vor 30 mit einem
asterstudium begonnen hat. Darüber sollten wir in der
oalition noch einmal nachdenken.

Das Gleiche gilt in Bezug auf die Fremdsprachen-
örderung im Rahmen des BAföG. Natürlich hat derje-
ige, der direkt nach seiner schulischen Laufbahn ein
tudium aufnimmt, in der Regel zwei Fremdsprachen
rlernt. Derjenige, der nach einem beruflichen Bildungs-
eg ein Studium an einer Hochschule bzw. Fachhoch-

chule aufnimmt, muss nicht automatisch zwei Fremd-
prachen beherrschen. Deshalb sollte man darüber
achdenken, ob die bisher geltende enge Regelung nicht
rweitert werden sollte.

Ich wünsche mir, dass dies alles in den 17. BAföG-
ericht, der im Übrigen nicht von der Regierung allein,

ondern zusammen mit unabhängigen Sachverständigen
rarbeitet wird – das macht seinen Charme aus; dadurch
ann er uns besondere Hinweise geben –, aufgenommen
ird.

Letzter Punkt. Die Linkspartei macht einen großen
immel auf, wenn sie – so will ich es einmal ausdrü-

ken – ein Bildungsgeld für alle fordert, und zwar ohne
erücksichtigung von Einkommen und Familienverant-
ortlichkeit. Ich kann Ihnen dazu nur sagen: Das wird
eine Priorität haben. Priorität muss vielmehr sein, dass
ir in dieser Legislaturperiode einen Vorschlag zur An-
assung der Höchstsätze und der Freibeträge im Rahmen
nserer Möglichkeiten erarbeiten sowie Möglichkeiten






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
für strukturelle Änderungen – diese sind in einzelnen
Punkten durchaus diskussionswürdig – aufzeigen.

Auch im Hochschulbereich gilt: Die Verbesserung der
Strukturen und der Kapazitäten hat absolute Priorität vor
der Verbesserung des Transfers. Wir dürfen aber den
Transfer nicht vergessen, damit das BAföG für über
600 000 junge Menschen, die es in absehbarer Zeit in
Deutschland in Anspruch nehmen werden, leistungsfä-
hig bleibt.

Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602607000

Ich erteile das Wort Kollegen Kai Gehring, Fraktion

des Bündnisses 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602607100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum Ende der Ära Kohl war das BAföG ein Patient im
Koma. Rot-Grün hat die Ausbildungsfinanzierung wie-
der zum Leben erweckt. Durch unsere Reform ist die
Zahl der BAföG-Geförderten von 1998 bis zum
Jahr 2004 um über 50 Prozent gestiegen. Die Studienan-
fängerquote stieg unter Rot-Grün um fast
10 Prozentpunkte auf 38 Prozent.


(Uwe Barth [FDP]: Und die Zahl der Absolventen?)


Das waren Schritte hin zu einem solidarischen und zu-
kunftsfähigen Bildungssystem, wie wir es dringender
denn je benötigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Derzeit entstehen Rahmenbedingungen, die eine
BAföG-Debatte erforderlich machen. Schließlich müs-
sen wir erleben, wie Landesregierungen aus Union und
FDP reihenweise allgemeine Studiengebühren einfüh-
ren, zuletzt gestern in Nordrhein-Westfalen. Auch BAföG-
Empfänger werden hier, anders als im Wahlkampf ver-
sprochen, zur Kasse gebeten.

Eine solche Politik konterkariert die Ziele des BAföG.
Sie setzt neue soziale Hürden, belastet Studierende, das
BAföG und den Bundeshaushalt. Dann ist die eine Mög-
lichkeit: Die Studierenden nehmen ein Darlehen auf, um
die Gebühren zu begleichen. Dann aber gesellen sich bei
vielen Absolventen die Gebührenschulden zu den BAföG-
Schulden hinzu. Nicht jeder junge Akademiker hat die
Möglichkeit, problemlos zwei Schuldenberge abzutra-
gen. Die Folge wird sein: Bei der Rückzahlung des
BAföG ist mit größeren Ausfällen als bisher zu rechnen.
Die zweite Möglichkeit ist: Die Betroffenen verzichten
aus den genannten Gründen auf ein Darlehen und versu-
chen, die Studiengebühren aus ihrem eigenen Portemon-
naie zu begleichen. Dann aber steigen ihre Lebenshal-
tungskosten und damit der erforderliche BAföG-Bedarf.
Sie können es also drehen und wenden, wie Sie mögen.
Der Murks, den Ihre Parteikolleginnen und Parteikolle-

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(C (D en in den Ländern mit Studiengebühren anrichten, fällt uf Sie und die BAföG-Politik im Bund zurück. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Pfui! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wir regieren wenigstens noch in einigen Ländern!)


Nun hat die große Koalition Studienkredite einge-
ührt. Dies hat natürlich nichts mit Studiengebühren oder
ar dem BAföG zu tun. Die Studienkredite sollen nicht
ie Ausgaben für Studiengebühren der Länder finan-
ieren. Dies habe auch keinerlei Auswirkungen auf das
AföG. Natürlich nicht! Ich möchte hier die Bildungs-
inisterin zitieren; denn ich finde es schon merkwürdig,

ass sie diese Verbindung in der Vergangenheit gezogen
at. Ich zitiere aus der „Welt“ vom 4. April 2005:

... Studiengebühren und Studienfinanzierung müs-
sen zusammen gesehen werden. Allerdings muß
das BAföG noch so lange erhalten bleiben, bis es
einen tatsächlich attraktiven Markt der Bildungs-
finanzierung gibt.

enau darüber müssen wir reden. Was will eigentliche
ie neue Bundesregierung in Sachen BAföG und Bil-
ungsfinanzierung auf den Weg bringen?


(Zuruf von der FDP: Das ist eine interessante Frage! Das stimmt!)


ir Grüne meinen: Es geht um eine verbesserte Lebens-
nterhalts- und Bildungsfinanzierung für Studierende.
erumlaborieren am BAföG allein löst das Problem im
brigen nicht.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Richtig!)


s kann und darf nicht Aufgabe des Bundes sein, die
tudiengebühren der Länder zu finanzieren, und zwar
eder durch das BAföG noch durch Studienkredite.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Allerdings ist es auch nicht so einfach, wie es sich die
inkspartei vorstellt. Ein Punkt hat mich dabei ganz be-
onders verblüfft. Sie wollen Erwachsene bei Weiterbil-
ungsmaßnahmen mit einer bedarfsdeckenden Grundsi-
herung mit Vollzuschuss unterstützen. Heißt das, dass
in Spitzenmanager während seines Führungskräftetrai-
ings staatliche Unterstützung bekommt? Eine solidari-
che Bildungsfinanzierung sieht aus meiner Sicht anders
us.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as Gleiche gilt für nicht konsekutive Masterstudien-
änge. Wollen Sie wirklich einen Abteilungsleiter mit
ollzuschuss unterstützen, der jetzt seinen Master of
usiness-Administration nachholt? An diesen Stellen

and ich Ihren Antrag sozial ungerecht und alles andere
ls überzeugend, auf alle Fälle aber unpräzise.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])







(A) )



(B) )


Kai Boris Gehring
Richtig ist: Wir dürfen nicht alleine auf das Alter gu-
cken, sondern wir müssen generell bei der Unterhalts-
und Bildungsfinanzierung auf die unterschiedlichen Le-
bens- und Lernphasen der Menschen in diesem Land
Rücksicht nehmen und stärker an der Flexibilisierung
von Bildungsbiografien arbeiten. Für uns Grüne steht
fest: Wir brauchen eine zukunftsfähige und solidarische
Ausbildungsförderung, eine öffentlich finanzierte Förde-
rung, die Zugänge und Teilhabe sichert und alle bedürfti-
gen Studierenden unterstützt und nicht als Quersubven-
tionierung für die Gebührenpläne der Länder herhalten
muss.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602607200

Ich erteile das Wort Kollegen Michael Kretschmer,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1602607300

Die Hochschulen sind unsere Talentschmieden. Sie

bilden den wissenschaftlichen Nachwuchs von morgen
aus und sie sind die Basis für das, was Deutschland ist:
das Land der Ideen, in dem Einfallsreichtum und Schöp-
ferkraft zu Hause sind.

Wir wissen, dass große Herausforderungen auf die
deutschen Hochschulen zukommen. Die Zahl der Studie-
renden wird deutlich steigen. Eine Prognose der Kultus-
ministerkonferenz besagt, dass wir im Jahr 2011 mit
445 000 Studienanfängern rechnen können. Das sind
60 000 mehr als heute. Das ist eine gute Nachricht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Denn diese große Zahl an Studierenden ist ein großer
Vorteil für unser Land. Es ist die Basis dafür, dass wir
den Standortwettbewerb für uns entscheiden können.

Deshalb steht außer Frage, dass auch in Zukunft jeder
studieren kann, der das Zeug dazu hat, unabhängig vom
Geldbeutel der Eltern. Kein Talent darf verloren gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Deshalb Studiengebühren?!)


Dazu haben wir im Koalitionsvertrag eine klare Aussage
getroffen. Wir haben uns auch klar zum BAföG bekannt.
Der Haushaltsansatz für dieses Jahr zeigt mit weit über
einer halben Milliarde Euro deutlich, dass wir das auch
ernst nehmen. Im Übrigen: Es gibt auch in den kommen-
den Jahren einen Rechtsanspruch und das ist gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wenn die Zahl der BAföG-Berechtigten steigt, wird
auch das BAföG erhöht.

Aber das BAföG ist nur ein Instrument der Studien-
finanzierung. In einer Debatte wie dieser reicht es nicht
aus, nur auf diesen Aspekt zu fokussieren. BAföG ist für

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(C (D edürftige. Niemand darf auf der Strecke bleiben, weil eine Eltern nicht vermögend sind. Das ist ein Grundatz, der in unserem Sozialstaat gilt. Er soll helfen, diejeigen zu unterstützen, die sich selbst nicht helfen könen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wo Familiensolidarität und Eigenverantwortung
öglich sind, fordern wir sie auch ein.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


er studiert, investiert in sich selbst. Daher ist es richtig,
tudierende auch an den Kosten ihrer Ausbildung zu be-

eiligen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das müsste eigentlich auch im Interesse der PDS sein,
enn ihr Ruf nach sozialer Gerechtigkeit mehr wäre als

in Lippenbekenntnis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


arum soll ein Arbeiter mit kleinem Gehalt über seine
teuern BAföG für ein Akademikerkind aus gut betuch-

em Haus bezahlen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ies ist nicht sozial gerecht.


(Kai Boris Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht will der Sohn des Arbeiters studieren! – Jörg Tauss [SPD]: Das ist aber eine Neiddiskussion!)


as hat eine elternunabhängige und bedarfsdeckende
rundsicherung für alle und ohne Rückzahlung mit so-

ialer Gerechtigkeit zu tun? Das, was Sie in Ihrem An-
rag fordern, ist ein Rundum-sorglos-Paket, das nicht zu
inanzieren ist und das den Studierenden in der Tat jeg-
iche Eigenverantwortung abnehmen soll. So etwas
önnen wir nicht zulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist absurd, BAföG für alle zu fordern. Einmal an-
enommen, jeder der 2 Millionen Studierenden würde
atsächlich den BAföG-Höchstsatz bekommen: Das
ürde 14 Milliarden Euro im Jahr kosten. Das sind
3,5 Milliarden Euro mehr als heute. Die Summe von
4 Milliarden Euro ist zweimal so hoch wie der Gesamt-
tat des Bundesforschungsministeriums. Solche Forde-
ungen sind Hirngespinste von Leuten, die hoffen, nie zu
egieren und nie Haushaltsverantwortung übernehmen
u müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dieter Grasedieck [SPD] – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das hoffen wir auch!)


Wenn wir über Studienfinanzierung ehrlich sprechen,
ann müssen wir uns neuen Wegen öffnen. Ihre Rezepte
on gestern taugen nicht für die Zukunft. Es ist Zeit,
ass wir die Studienfinanzierung mit einer Kombination
us BAföG, Stipendien, Bildungssparen, Bildungsdarlehen






(A) )



(B) )


Michael Kretschmer
und Studienbeiträgen auf sichere Füße stellen. Dazu ha-
ben Sie in Ihrem Antrag kein Wort verloren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Stattdessen wollen Sie BAföG jenseits der Alters-
grenze von 30 Jahren. Wie ahnungslos! An deutschen
Hochschulen wird schon heute viel zu lange studiert.
Studierende treten im Durchschnitt mit 28 oder 29 Jah-
ren ins Berufsleben ein. Das ist viel zu spät im interna-
tionalen Vergleich. Unser Ziel muss eine Ersteinstellung
mit ungefähr 25 Jahren sein. Denn je früher ein Akade-
miker in den Beruf einsteigt, desto höher ist seine per-
sönliche Bildungsrendite, desto höher ist aber auch der
Nutzen für die Gemeinschaft, die auch in Zukunft einen
großen Teil der Ausbildungskosten finanzieren wird.

Das sind die wirklichen Herausforderungen der Zu-
kunft. Wir wollen, dass 40 Prozent eines Altersjahrgangs
ein Studium beginnen und es auch beenden. Heute lie-
gen wir bei 30 Prozent. Heute hört ein Viertel der Uni-
Erstsemester vor dem Abschluss auf. Dieser Wert muss
sich verbessern. Wir brauchen mehr Studierende und wir
brauchen vor allen Dingen Studierende, die ihr Studium
auch abschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der Linken)


– Frau Kollegin, auch ich habe neben meinem Studium
gearbeitet und habe es beendet.

Dazu benötigen die Hochschulen mehr Freiheit. Die
Forderung, die von diesem Haus an die Länder gehen
kann, ist: Die Bundesländer müssen ihren Hochschulen
mehr Freiheit geben.


(Beifall des Abg. Uwe Barth [FDP])


Sie müssen ihnen in der Frage der Finanz-, aber auch der
Personalautonomie mehr zutrauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie, meine Damen und Herren von der PDS, machen
davor die Augen zu. Sie sträuben sich gegen Studienbei-
träge, die die Lehre verbessern könnten. Sie geißeln den
KfW- Studienkredit, statt anzuerkennen, dass es ein inte-
ressantes Angebot ist, diejenigen zu unterstützen, die
heute keine Unterstützung erhalten. Sie gaukeln vor,
eine Politik mit dem Füllhorn betreiben zu können, ohne
zu sagen, wie das Wünsch-dir-was-Programm, das Sie
aufgeschrieben haben, finanziert werden soll. Es wäre
ein Zeichen von Seriosität gewesen, von Ihnen auch ei-
nen Vorschlag zur Gegenfinanzierung zu hören.

Klar ist: Die Studienfinanzierung wird sich in den
kommenden Jahren verändern. Bildungssparen muss in
unserem Land so selbstverständlich werden wie ein Bau-
sparvertrag. Die Einführung von Studienbeiträgen wird
eine Qualitätsoffensive einläuten. Studierende werden
das Studium viel stärker als bisher als Investition begrei-
fen. Sie werden genau hinschauen und sich fragen: Wo
bekomme ich die beste Ausbildung für mein Geld?

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(C (D Verändern muss sich selbstverständlich auch die Kulur des Stipendienwesens. Studienbeiträge ohne ein auseklügeltes Stipendiensystem in Deutschland wird es icht geben, weil wir wollen, dass auch in Zukunft jeder in Studium aufnehmen kann, der das Zeug dazu hat. Diese Koalition von CDU, CSU und SPD setzt so klar uf Innovation wie keine andere Bundesregierung in der ergangenheit. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch des Abg. Uwe Barth [FDP] – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Na, na! Nachdem Sie erst blockiert haben!)


eine Bundesregierung hat so viel Geld in die Hand ge-
ommen, um Forschung und Entwicklung und Wissen-
chaft voranzubringen. Deswegen brauchen wir nicht
olche Anträge wie den Antrag von Ihnen, sondern ein
lares Konzept. Ich denke, das hat diese Koalition.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Uwe Barth [FDP]: Widerspruch beim Koalitionspartner! „Wer koaliert hier mit wem?“, fragt man sich!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602607400

Ich erteile das Wort Kollegen Swen Schulz, SPD-

raktion.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1602607500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auch
uf den Tribünen! Eine Vorbemerkung, Herr Kretsch-
er. Es ist richtig, dass diese große Koalition sehr viel
eld in die Hand nimmt, um zu investieren und etwas

ür Innovation zu tun.

(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: So viel wie noch nie in der Geschichte!)

er Redlichkeit halber muss man festhalten, dass es die
orgängerregierung durch die Blockade im Bundesrat
uch ein bisschen schwer hatte.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Die SPD hat sich selbst blockiert! Eigenes Verschulden! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Eigenheimzulage! – Uwe Barth [FDP]: Gut, dass wir das noch einmal gehört haben!)


iese Blockade ist jetzt zum Glück weggefallen. Wir ar-
eiten zusammen.

Ich habe mich über den Antrag der Fraktion der Lin-
en nicht so geärgert wie einige derjenigen, die vor mir
eredet haben. Wir sollten ihn als einen weiteren Anstoß
ehmen, darüber nachzudenken, welche Maßnahmen
ir zugunsten der Studierenden ergreifen sollten.
Da ist zunächst einmal wichtig, festzuhalten, dass wir

eim BAföG einen guten Stand haben. Nach einer lan-
en Zeit der Einschränkungen hat die rot-grüne Regie-
ungskoalition das BAföG reformiert und entscheidend
erbessert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Die Ausbildungsförderung ist dadurch viel attraktiver
geworden und es profitieren wesentlich mehr Studie-
rende davon. Die Quote von Studierenden gerade aus so-
zial nicht so starken Schichten konnten wir dadurch er-
heblich erhöhen. Darauf können wir auch stolz sein,
liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An die Adresse der Linken und auch der Grünen sage
ich: Wir Sozialdemokraten werden das BAföG in dieser
Form auch für die nächsten Jahre sichern, obwohl es bei
einigen hier im Haus dazu durchaus andere Vorstellun-
gen gab oder vielleicht auch noch gibt. Es ist ganz klar:
Das BAföG in dieser Form muss mindestens bleiben.
Dafür stehen wir Sozialdemokraten.


(Beifall bei der SPD)


Natürlich stellt sich die Frage, ob wir beim BAföG
noch mehr tun sollten. Es gibt dafür gute Argumente. Im
Grunde ist das eine Art Daueraufgabe. Der Kollege
Rossmann ist im Einzelnen auf die Vorschläge der Lin-
ken eingegangen. Für das Thema des Antrags „Hoch-
schulen öffnen“ – so steht es im Titel – ist die Verbesse-
rung des Angebots an den Hochschulen mindestens
genauso wichtig.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Die Studierenden müssen schnell den gewünschten Stu-
dienplatz bekommen und in der Regelstudienzeit ein
hochwertiges, gut betreutes Studium absolvieren kön-
nen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Michael Kretschmer [CDU/CSU])


Wir haben in den letzten zwei Jahren viel für die Spit-
zenförderung getan. Das war und ist richtig. Die Exzel-
lenzinitiative ist ein starkes Stück Zusammenarbeit von
Bund und Ländern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie bringt den Wissenschaftsstandort Deutschland nach
vorn. Das wollen und werden wir fortsetzen.

Gleichzeitig macht das den Blick für die weiteren He-
rausforderungen in unserem Hochschulsystem frei. Wir
müssen uns verstärkt der Lehre und dem Studienangebot
zuwenden; denn wir interessieren uns nicht nur für die
Nobelpreisträger, sondern auch für all die anderen, die
eine akademische Ausbildung anstreben und deren
Kompetenz Deutschland dringend benötigt.


(Beifall bei der SPD)


Ich füge hinzu: Das ist auch der Nährboden für Weltklas-
seforschung. Nur wenn wir ein sehr gutes Angebot in der
Breite und eine exzellente Lehre haben, kann sich daraus
auch eine starke Spitze entwickeln.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen – da sind wir uns wohl alle einig – mehr
Akademiker. Mehr Studierende sind nicht etwa eine Be-

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(C (D astung, kein bedrohlicher Berg am Horizont, sondern ine tolle Chance für unser Land. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir wollen die Menschen fürs Studium gewinnen, sie
avon überzeugen, dass der Weg an die Hochschule rich-
ig ist und Perspektiven bietet. Darum müssen wir auch
afür sorgen, dass die Studienbedingungen optimal sind,
nd zwar für alle.


(Beifall bei der SPD)


Auf diese politische Einstellung kommt es an. Wir
onnten in den letzten Jahren die Studienanfängerquote
eutlich steigern. Das ist gerade ein Erfolg der angespro-
henen BAföG-Refom. Allerdings, muss man sagen, hat
ieser Aufschwung jüngst eine leichte Delle bekommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Durch die blöde Studiengebührendiskussion!)


as liegt jedoch nicht am BAföG, sondern vielmehr an
er abschreckenden Wirkung der geplanten Studienge-
ühren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch sage das noch einmal ganz klar, auch an meine Vor-
edner, Frau Bär und Herrn Kretschmer: Bildung zu ver-
euern, ist deutlich der falsche Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir sehen natürlich auch, dass einige Bundesländer in
er Vergangenheit Studienplätze abgebaut haben.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Reden Sie von Berlin?)


ch könnte das jetzt im Einzelnen ausführen und aufzei-
en, dass etwa Baden-Württemberg und Bayern zu we-
ig für die Lehre machen,


(Beifall der Abg. Grietje Bettin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ährend zum Beispiel Rheinland-Pfalz da eine ganze
enge tut und wirklich vorbildlich ist.


(Beifall bei der SPD – Dorothee Bär [CDU/ CSU]: Das ist jetzt vor den Landtagswahlen sehr billig!)


ch will es aber einfach dabei belassen, zu sagen, dass
ie Bundesländer ganz offenkundig Hilfe bei den not-
endigen Investitionen in die Hochschulen benötigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch des Abg. Michael Kretschmer [CDU/ CSU])


Herr Kretschmer, Sie schütteln den Kopf. Ich denke,
ass die Initiative der Bundesministerin Dr. Schavan da
irklich sehr zu begrüßen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Sie strebt einen Hochschulpakt von Bund und Län-
dern an. Ich hoffe, Sie unterstützen das, Herr Kollege.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen; aber
eines sollte schon heute klar sein: Es darf nicht so laufen,
dass der Bund den Ländern einfach mehr Geld für die
Forschung gibt in der bloßen Hoffnung, dass sie dann
mehr für die Lehre tun. Damit würde der Bund seiner
Verantwortung nicht gerecht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Uwe Barth [FDP])


Außerdem hätte das eine falsche Mittelverteilung zur
Folge; denn dann würden diejenigen zusätzlich bedacht,
die forschungsstark sind, während diejenigen, die sich
besonders um die Lehre kümmern – das ist ja unser
Thema an der Stelle –, alleine gelassen würden. Das dür-
fen wir nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Uwe Barth [FDP])


Zum Hochschulpakt gehört ganz wesentlich, dass er
erstens verbindlich für den quantitativen Ausbau der Ka-
pazitäten an den Hochschulen sorgt und zweitens da-
rüber hinaus die Qualität im Blick hat, damit die Lehre
verbessert wird. Der Pakt muss neben der Exzellenzinitia-
tive ein eigenständiges Instrument sein, das die Schaf-
fung von Studienplätzen und ausgezeichnete Lehre un-
terstützt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die beiden Länder Rheinland-Pfalz und Sachsen ha-
ben dafür ein interessantes Modell nach Schweizer Vor-
bild vorgestellt. Sein Charme besteht darin, dass die
Bundesländer endlich die Verantwortung für ihre Lan-
deskinder übernehmen


(Beifall bei der SPD)


und deren Studium, auch wenn es in anderen Bundeslän-
dern durchgeführt wird, finanziell unterstützen. Die Län-
der können sich dann nicht länger wegducken und die
Leute einfach zum Studieren in ein anderes Bundesland
schicken.

Das trifft eines der zentralen Probleme, die wir heute
haben: Es gibt kaum einen Anreiz für die Länder, in die
Lehre zu investieren. Mit dem vorgeschlagenen neuen
System der Studienfinanzierung würde aber ein Wettbe-
werb um die attraktivsten Studienplätze eröffnet.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist doch wirk-
lich eine echte Vision für die Hochschulpolitik: Die
Lehre wird von der finanziellen Last zur Lust der Län-
der, die sich dann um die Studierenden reißen.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


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(C (D er Bund könnte sich über die Finanzierung ausländicher Studierender an diesem Modell wesentlich beteilien. Wir haben also auf verschiedenen Ebenen viel zu tun. eutlich ist auch, dass der Bund Handlungsmöglichkei en benötigt, nicht um den Ländern etwas zu diktieren, ondern um sie zu unterstützen, damit sie ein gutes Anebot machen können. Bei einer solchen Initiative verient – vielleicht können Sie, meine Herren Staatssekreäre, das ausrichten – Ministerin Dr. Schavan unsere olle Unterstützung. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/847 an die in der Tagesordnung aufge ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit inverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweiung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERPSondervermögens für das Jahr 2006 (ERPWirtschaftsplangesetz 2006)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602607600

– Drucksache 16/637 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Parlamen-
arischen Staatssekretär Hartmut Schauerte das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1602607700


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
en! Wir beraten heute über ein Gesetz, in dem es um die
ittelstands- und wirtschaftsfördernden Elemente des
RP-Sondervermögens geht. Bei dieser Gelegenheit
öchte ich daran erinnern, dass ERP für European Re-

overy Program steht.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sehr gut ausgesprochen!)


arunter versteht man das Geld, das nach dem Kriege
on den Amerikanern für den Wiederaufbau Europas
nd insbesondere des zerstörten Deutschlands zur Verfü-
ung gestellt wurde. Man kann dieses Vorgehen als ei-
en entfernten Vorläufer der Lissabonstrategie ansehen,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
die wir hoffentlich zügig aus eigener Kraft umsetzen
können.

Das Bundeskabinett hat erst Ende 2005 über die ERP-
Wirtschaftsförderung im Jahr 2006 entschieden. Der
späte Zeitpunkt ergab sich aufgrund des Wahlkampfes.
Wir haben noch keine grundsätzlichen Entscheidungen
getroffen, wie in Zukunft die ERP-Wirtschaftsförderung
aussehen soll, wie sie strukturiert wird und was daran zu
ändern ist. Jetzt geht es darum, für das laufende Haus-
haltsjahr 2006 schnell die notwendigen Entscheidungen
zu treffen. Wie der Bundeshaushalt unterliegt auch das
ERP-Sondervermögen derzeit einer vorläufigen Haus-
haltsführung. Deswegen müssen wir jetzt Tempo ma-
chen; denn sonst ist das Jahr vorbei, bevor die Beteilig-
ten wissen, was passieren soll.

Dieser Wirtschaftsplan umfasst ein Fördervolumen
von rund 4 Milliarden Euro in Form von langfristigen
und zinsgünstigen Krediten, insbesondere an mittelstän-
dische Unternehmen. Dabei werden die Ansätze zur Ge-
währung von Nachrangdarlehen und Beteiligungskapital
aufgrund neuer Förderansätze verstärkt, um der Eigen-
kapitalschwäche bei Gründern und mittelständischen
Unternehmen in Deutschland entgegenzuwirken.

Um den Förderwert für den Mittelstand zu ermessen,
verweise ich darauf, dass die ERP-Mittel eine besondere
Zinskomponente und eine besondere Konditionen-
komponente enthalten. Die wesentlichen Gestaltungse-
lemente sind also die Zeitschiene und die Förderungs-
höhe. Unterstellt man ein jährliches revolvierendes
Neukreditvolumen von 4 Milliarden Euro für den Mittel-
stand und die Wirtschaft, so werden über das ERP-Son-
dervermögen allein über die Zinsvergünstigung rund
320 bis 350 Millionen Euro an Subventionen für den
Mittelstand geleistet. Das ist also sozusagen der Haus-
haltsabfluss.

Gleichzeitig sind die ERP-Mittel mit Konditionen
ausgestattet, die der Markt in dieser Form nicht bietet.
Die Konditionen sind also – wir werden immer wieder
einmal schauen müssen, ob das noch der Fall ist – beson-
ders mittelstandsfreundlich und daher für den Mittel-
stand von großer Bedeutung. Die Gestaltungsmöglich-
keiten dieses Instruments sind: sehr lange Laufzeiten,
lange tilgungsfreie und zum Teil zinsfreie Zeiten oder
der Verzicht auf sonst übliche Sicherheiten.

Der Wert dieser Subventionen für den Mittelstand ist
in Euro und Cent nur schwer zu berechnen. Er ist deut-
lich größer, als die relevanten Haushaltsmittel für diesen
Bereich zunächst vermuten lassen. Die Multiplikator-
oder Hebelwirkung ist also enorm. Es ist Aufgabe von
uns allen, sie weiter zu verbessern, damit wir mit einem
relativ sparsamen Mitteleinsatz möglichst schnell unsere
Ziele erreichen.

Die Schwerpunkte der ERP-Finanzierungshilfen in
2006 sind: die Förderung von Existenzgründungen und
Wachstumsfinanzierungen, der Aufbau und die Moder-
nisierung bestehender Unternehmen im Osten – etwa die
Hälfte der Förderung geht in den Osten –,


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist auch gut so!)


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(C (D ie Innovationsförderung, die Förderung von Umweltchutzinvestitionen und die Förderung von Beteiligungsapital. Für das Jahr 2006 ist davon auszugehen, dass das beeitgestellte Volumen von rund 4 Milliarden Euro ausreihen wird, um die Nachfrage nach Förderdarlehen zu beienen. Der Förderansatz liegt damit auf dem Niveau des ahres 2005. Im Wirtschaftsplan 2006 sind rund die älfte der Mittel, also rund 2 Milliarden Euro – ich habe s bereits erwähnt –, für die Förderung von Investitionen n den neuen Bundesländern vorgesehen. Damit bleiben ort die Förderungsmöglichkeiten überproportional gut. In den rund 4 Milliarden Euro sind rund 1,3 Milliaren Euro für Mezzanin-Produkte der Programme „ERPapital für Gründung“ und „ERP-Kapital für Wachs um“ vorgesehen. Mit der verstärkten Gewährung von igenkapitalähnlichen Nachrangdarlehen, die bei den nternehmen zwischen Eigenkapital und Fremdkapital ilanziert werden, erlangt die ERP-Förderung insgesamt ine neue Qualität: Die Eigenkapitalschwäche der Grüner und der kleinen Unternehmen in Deutschland wird adurch ein wenig verbessert. In die gleiche Richtung wirkt die vorgesehene Vertärkung des Ansatzes für Beteiligungskapital. Wir erarten, dass über den ERP/EIF-Fonds, der mit einem usagevolumen von 100 Millionen Euro dotiert ist, und en ERP-Startfonds, für den ein Zusagevolumen von 0 Millionen Euro veranschlagt ist, gemeinsam mit priaten Investoren und über Beteiligungsfonds frisches apital in einer Größenordnung von 860 Millionen Euro obilisiert wird. Da sehen Sie wieder die Hebelwirkung. er ERP-Wirtschaftsplan 2006 leistet mit diesen Förder nsätzen einen wichtigen Beitrag. Besonders erwähnenswert ist, dass das neue ERP-Inovationsprogramm finanziell abgesichert wird. Mit dieem Programm stellen ERP-SV und Bund in den komenden fünf Jahren Zinszuschüsse für Förderkredite zur erfügung, die ein Antragsvolumen von circa 3 Milliaren Euro auslösen sollen. Wie es endgültig mit dem ERP-Sondervermögen weiergeht, darauf erlaubt mir meine Redezeit nicht einzuehen. Das interessiert natürlich am meisten. Wir sind itten in der Arbeit. Zur groben Richtung: Wir werden echtzeitig zum Verfahren der Aufstellung des aushalts 2007, das noch vor der Sommerpause abge chlossen sein soll, die Grundsatzentscheidung getroffen aben, wie es mit dem ERP-Sondervermögen in ukunft weitergeht. Wir wollen im Förderbereich Effiienzund Volumensteigerungen sicherstellen. Bei eiem Grundkapital von 12,7 Milliarden Euro nur über ein ördervolumen zwischen 350 und 400 Millionen Euro ährlich zu verfügen, verleitet dazu, einmal zu überlegen, b man dieses Kapital nicht effizienter und intelligenter insetzen kann, um aus den Erträgen eine bessere und mfangreichere Förderung zu organisieren. Das wird die ufgabe sein, die wir jetzt leisten müssen. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Martin Zeil, FDP-Frak tion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie Herr Schauerte ausgeführt hat, handelt es sich beim ERP-Sondervermögen in der Tat um eines der ältesten und bewährtesten Förderinstrumente gerade für den Mittelstand. Es ist kein Zufall, dass wir darüber erst am Freitagmittag beraten. Denn es ist möglicherweise das letzte Mal, dass wir über das ERP-Sondervermögen in dieser Form diskutieren. War im Koalitionsvertrag noch von der vollständigen Erhaltung die Rede, so hat es seither mehrere Szenarien gegeben: Unter anderem sollen 2 Milliarden Euro an den Haushalt abgeführt werden. Weitere Dinge erscheinen möglich. Um es von unserer Seite sehr deutlich zu sagen: Im Jahreswirtschaftsbericht der Regierung wird von der „Neuordnung des ERP-Sondervermögens“ gesprochen. Die Sprache ist verräterisch. Damit soll übertüncht werden, dass Sie planen, diese Mittelstandsgelder an den Haushalt abzuführen. Seit der Gründung der ERP-Fonds wurden aufgrund des Sondervermögens Kredite in Höhe von rund 120 Milliarden Euro zur Unterstützung der mittelständischen Wirtschaft vergeben. Bis heute sind aus der ERPFörderung 8 Millionen Arbeitsplätze entstanden. Ohne diese Förderung wäre beispielsweise nach der deutschen Einheit der Aufbau des praktisch nicht mehr existenten Mittelstandes in den neuen Bundesländern kaum gelungen. In den letzten 16 Jahren gab es dort fast 460 000 Kreditzusagen in einem Gesamtvolumen von 44 Milliarden Euro. 200 000 Existenzgründungen sind hinzugekommen. Dies ist eine hervorragende Leistung. Gerade deshalb möchte ich den zuständigen Minister, der bisher leider auch in dieser Frage nicht durch sehr große Durchsetzungsfähigkeit aufgefallen ist, dringend auffordern: Reden Sie nicht nur über bessere Rahmenbedingungen für den deutschen Mittelstand, sondern handeln Sie auch danach und stellen Sie sich den Plänen des Finanzministers in den Weg! Besonders brisant ist, dass ein sozialdemokratischer Minister die Forderungen, die der ERP-Fonds gegenüber den Mittelständlern auf dem Kapitalmarkt hat, möglicherweise an solche Firmen verkaufen will, die sein Kollege noch im letzten Jahr als Heuschrecken gebrandmarkt hat. Widersprüchlicher geht es nun wirklich nicht. Das schlechte Gewissen steht Ihnen von der Koalition ins Gesicht geschrieben. Sie haben daher gesagt, ein neues Gutachten müsse her, und haben es in Auftrag gegeben. a H b p e a r w D v s r ß B b g d e s n s d s F c J n z t d t a v g t F (C (D Durch die geplante Abführung von 2 Milliarden Euro us dem ERP-Sondervermögen wird das in diesem ause seit 50 Jahren unstrittige Substanzerhaltungsgeot erstmals verletzt. Auch der zweite Grundsatz, die arlamentarische Kontrolle, steht zur Disposition. Wer ntscheidet bei einer möglichen Übertragung der Mittel n die KfW über die Vergabe? Wie kann die parlamentaische Kontrolle bei der Mittelvergabe sichergestellt erden? Die Not der Regierung beim Haushalt mag groß sein. ies rechtfertigt aber nicht, dass Sie einfach das uns om amerikanischen Volk als Treuhänder für den Mitteltand anvertraute Geld als Steinbruch für die Lösung Iher Haushaltsprobleme nutzen und dabei auch noch auenpolitisches Porzellan zerschlagen. Der amerikanische otschafter musste Sie mit einem persönlichen Schreien daran erinnern, dass die USA großen Wert darauf leen, in den Entscheidungsprozess eingebunden zu weren. Nach Auskunft von Völkerrechtsexperten wäre für ine Übertragung in den Bundeshaushalt sogar eine Zutimmung des Kongresses erforderlich. Es ist ein Armutszeugnis für Ihre Haushaltsund Fianzpolitik und schlichtweg peinlich, wenn Deutschland eine Haushaltsprobleme unter Schwarz-Rot nur dann in en Griff bekommt, wenn es das für den Mittelstand betimmte Geld zweckentfremdet und damit alle mögliche inanzakrobatik betreibt. Ich möchte zitieren, was der finanzpolitische Spreher der CDU/CSU-Fraktion, Herr Bernhardt, im letzten ahr in der Debatte geäußert hat: Wir wollen das Signal setzen: Finger weg vom ERP-Sondervermögen! Wir brauchen dieses Vermögen ungeschmälert für die Mittelstandsförderung in Deutschland. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. HansKurt Hill [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602607800

(Beifall bei der FDP)

Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1602607900

(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich abschließend sagen, liebe Kollegin-
en und Kollegen: Setzen wir heute mit der Zustimmung
u diesem Gesetz ein klares Zeichen. Der deutsche Mit-
elstand hat seit Jahrzehnten in erheblichem Maße von
er Förderung durch das ERP-Sondervermögen profi-
iert. Die heutige Botschaft des gesamten Hohen Hauses
n die Bundesregierung muss daher sein: Hände weg
om ERP-Sondervermögen! Machen Sie Ihre Hausauf-
aben beim Haushalt, aber nicht mit dem Geld des Mit-
elstandes!


(Beifall bei der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Würden wir Ihrem Steuerkonzept zustimmen, hätten wir gar kein Geld mehr im Haushalt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602608000

Ich erteile das Wort Kollegen Christian Lange, SPD-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1602608100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! In der Tat, Herr Kollege Zeil, wir bringen heute das
ERP-Wirtschaftsplangesetz 2006 in den Bundestag ein
und stellen die besagten Mittel von rund 4 Milliarden
Euro zur Verfügung. Zumindest seitdem ich hier Abge-
ordneter bin – seit fast acht Jahren –, diskutieren wir zu
einer ungünstigen Zeit über dieses Thema. Werten Sie es
also nicht als Missachtung gegenüber dem Mittelstand,
sondern als eine übliche Verfahrensweise.

Die Neuordnung der ERP-Wirtschaftsförderung,
die ausdrücklich nichts mit dem ERP-Wirtschaftsplange-
setz, über das wir eigentlich zu diskutieren haben, zu tun
hat, bestimmt unsere Debatte und bestimmte sie auch am
Mittwoch im Ausschuss. In der letzten Legislaturperiode
haben wir schon verschiedene Erfahrungen damit ge-
sammelt, welche Widerstände es gegen das damals be-
schlossene Gesetz zur Neuordnung im Bundesrat, bei
den USA, aber auch bei uns, den Kolleginnen und Kolle-
gen im Bundestag, gab. Herr Staatssekretär, die Bundes-
regierung steht also vor der Aufgabe, eine Lösung zu
finden, bei der die verschiedenen Interessen berücksich-
tigt werden und möglichst miteinander in Einklang ge-
bracht werden.

Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass Sie ein
Gutachten in Auftrag gegeben haben. Wir, die SPD-
Fraktion, hoffen und erwarten, dass das ERP-Sonderver-
mögen im Einflussbereich des Parlaments bleibt. Auch
wenn der Kollege Zeil den Eindruck erweckt hat, es
gäbe eine Kontroverse, waren wir uns eigentlich darüber
einig. Ich möchte ausdrücklich sagen: Zumindest bis
Mittwoch waren sich alle Fraktionen im Deutschen Bun-
destag in diesem Punkt einig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Zeil, die Begehrlichkeiten des Bundesfi-
nanzministers sind nichts Neues. Ganz im Gegenteil! Ich
erinnere mich an eine jahrzehntelange Auseinanderset-
zung: egal ob Schwarz, ob Rot, ob Gelb, der Finanz-
minister schaut, wo er das Geld bekommt. Daher bitte
ich Sie, im Sinne dieser Einigkeit nicht zu versuchen,
eine politische Kontroverse aufzutun. Wir sollten im Ge-
genteil fest zusammenstehen.

Für uns, die SPD-Fraktion, steht fest, dass wir das
umsetzen, was im Koalitionsvertrag steht: Die Förde-
rung auf Grundlage des ERP-Programms, das auf den
Marshallplan zurückgeht, muss vollständig erhalten blei-
ben. Dies setzen wir 2006 ohne Zweifel um.

Der Mittelstand, insbesondere Existenzgründer, wird
weiterhin vom ERP-Sondervermögen profitieren. So ste-
hen laut Produktangebot der KfW-Mittelstandsbank
Gründern die Programme „Unternehmerkredit“, „Unter-
nehmerkapital“ und für entsprechende Beteiligungen im
Innovationsbereich beispielsweise der Hightech-Grün-
derfonds, der ERP-Startfonds und die EIF/ERP-
Dachfonds zur Verfügung. Damit fördern wir technolo-
gieorientierte Gründer und innovative kleine Technolo-
gieunternehmen und sichern den Finanzierungsbedarf

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(C (D ür die Entwicklung und Markteinführung neuer und esentlich verbesserter Produkte, Verfahren und Dienst eistungen. Hinzu kommen maßgeschneiderte Förderenster der Kreditanstalt für Wiederaufbau für Kleinründungen. Diese Förderkulisse ist übrigens auf gute Resonanz estoßen. Die aktuelle Studie des Global Entrepreneurhip Monitor unterstreicht einerseits die Bedeutung des RP-Sondervermögens, andererseits attestiert sie eutschland bei der öffentlichen Förderinfrastruktur für xistenzgründer international Platz eins. as macht deutlich, dass wir ein Interesse daran haben, ass das ERP-Sondervermögen erhalten bleibt. Das acht aber auch deutlich, dass wir gut sind. Wichtig ist, dass das ERP-Sondervermögen weiterhin er parlamentarischen Kontrolle unterliegt. Es hat ich schon gewundert, was Sie, Herr Zeil, gerade gesagt aben. Wir haben am Mittwoch im Ausschuss für Wirtchaft und Technologie in Ihrer Anwesenheit einen ersen Schritt dafür getan. Wir haben nämlich einstimmig eschlossen, dass am 29. März dieses Jahres erneut der RP-Unterausschuss eingesetzt wird. Damit wird unse em gemeinsamen Anliegen nach einer parlamentarichen Kontrolle Rechnung getragen werden. Wir als Kolitionsfraktion werten das als einen Schritt in die ichtige Richtung. Bitte erwecken Sie keinen falschen indruck. Die SPD-Fraktion betrachtet die Wirtschaftsfördeung aus dem ERP-Sondervermögen als einen wichtigen austein zur Unterstützung von Gründern und mittel tändischen Unternehmen. Wir sind stolz auf die 50-jähige Tradition. Der ERP-Unterausschuss, der Ausschuss ür Wirtschaft und Technologie sowie der gesamte Bunestag haben sich in den vergangenen Jahren immer für ie ERP-Förderung sehr stark gemacht. So gesehen ist iese Einigkeit auch keine Neuerung, sondern gute Traition. Wir müssen nun das ERP-Wirtschaftsplangesetz nach er heutigen ersten Lesung – der Herr Staatssekretär hat arauf hingewiesen – zügig beraten, damit es noch seine ntsprechende Wirksamkeit entfalten kann. In den mehr ls 50 Jahren haben sich die Schwerpunkte der Wirtchaftsförderung verändert. Aber trotz der gewandelten edingungen und neuer gewaltiger Herausforderungen ie der deutschen Einheit ist das Grundprinzip des ERPondervermögens immer gleich geblieben. Das ERPondervermögen gibt Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt, die ür kleine Unternehmen deutlich höheren Zinsen bei den anken werden mithilfe des ERP-Sondervermögens subentioniert. Außerdem werden auch Haftungsfreistellunen gewährt, um fehlendes Eigenkapital zu ersetzen oder u ergänzen bzw. eine Kreditgewährung überhaupt erst öglich zu machen. So manches mittelständische Unter ehmen und so mancher Existenzgründer konnte erst ufgrund dieser Unterstützung das für Investitionen Christian Lange notwendige Kapital überhaupt erbringen. Bei den geförderten Unternehmen entstehen hierfür keine zusätzlichen Kosten. Sie werden im Gegenteil durch die zinsgünstigen Darlehen entlastet. Das Besondere am ERP-Sondervermögen ist, dass das Kapital in aller Regel wieder zurückfließt und damit erneut für die Förderung mittelständischer Unternehmen und Gründer eingesetzt werden kann. Seit Bestehen des Vermögens sind mittlerweile mehr als 115 Milliarden Euro an Krediten zur Unterstützung der mittelständischen Wirtschaft bei uns in Deutschland geflossen und mehr als 8 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen oder bestehende erhalten worden. Das ERP-Sondervermögen lag uns also schon immer am Herzen, nicht nur wegen seiner besonderen Bedeutung für die Mittelstandsförderung, sondern auch wegen der besonderen Umstände, wie es zur Entstehung des ERP-Sondervermögens kam. Es war der Marshallplan der USA für den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Europas und vor allem Deutschlands, der zur Entstehung dieses Sondervermögens führte. Das ERP-Sondervermögen ist für uns Deutsche gleichzeitig immer auch ein Symbol für unsere Verbundenheit mit unseren amerikanischen Freunden. Heute können wir feststellen, dass das Förderprinzip des ERP-Sondervermögens von großer Weitsicht geprägt war. Nach dem Krieg bestanden die Amerikaner darauf, dass diese Gelder nicht einfach ausgegeben, sondern immer wieder revolvierend eingesetzt werden müssen. Dieser revolvierende Mitteleinsatz hat sich in jedem Fall als Schlüssel für den Erfolg dieses Programms und damit auch für unser Land herausgestellt. Auf diese Weise konnte das Vermögen erhalten und nach dem Rückfluss der Mittel einer neuen Fördergeneration zur Verfügung gestellt werden. Dieses Prinzip ist schon im deutsch-amerikanischen Abkommen des Jahres 1949/50 niedergelegt und seit 1953 auch im ERP-Verwaltungsgesetz verankert. Es gibt nur ein anderes Land, das mit dem gleichen Prinzip ebenso erfolgreich arbeitet, nämlich Österreich. Auch dort wirkt der ERP-Fonds dauerhaft positiv. Andere Länder beneiden uns und Österreich um ein solches Instrument. So manches Empfängerland bedauert, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zu solchen Marshallplanmitteln greifen konnte. Auch deshalb treten wir nachträglich dafür ein, dass dieses wichtige Instrument in seiner ganzen Förderkraft erhalten bleibt und weiterhin der parlamentarischen Kontrolle unterliegt. Mit zunehmender Konjunkturerholung wird freilich die Nachfrage nach einem solchen Programm weiter anziehen. Dem kann allerdings nur nachgekommen werden, wenn sich die deutschen Banken ihrer Aufgabe und hohen Verantwortung für die Finanzierung des Mittelstandes bewusst sind; denn staatliche Mittel – das will ich ausdrücklich sagen – können eine bewusste Zurückhaltung bei der Kreditvergabe nicht ausgleichen. Deswegen richte ich zum Schluss einen kleinen Appell an die Kreditwirtschaft: Gerade die Geschäftsbanken dürfen sich der Verantwortung für die Entwicklung d c n d F M v e d i B r l H k E d W E G d W I s d h C n N s u E H d i d M ü M b g (C (D er Gründungsaktivitäten in Deutschland und für die Siherung eines starken und innovativen Mittelstandes icht entziehen. Sie dürfen sich nicht auf das ERP-Sonervermögen verlassen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort dem Kollegen Hans-Kurt Hill, raktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Wie Kollege Zeil sagte, ist es ielleicht das letzte Mal, dass wir uns in diesem Haus ine Debatte über den ERP-Wirtschaftsplan leisten. Geht es nach dem Willen des Finanzministers, wird es as ERP-Sondervermögen in der gegenwärtigen Form m nächsten Jahr nicht mehr geben. Es ist eindeutig: Die undesregierung drückt sich um eine klare Haltung he um. Aufseiten der Bundesregierung gibt es die Begehrichkeit, Mittel aus dem ERP-Sondervermögen zur aushaltskonsolidierung heranzuziehen. Dagegen be undet der Bundeswirtschaftsminister halbherzig, das RP-Sondermögen erhalten zu wollen. Allein, es fehlen ie Taten. Nun soll es ein gemeinsames Gutachten von irtschaftsund Finanzministerium zur Zukunft des RP-Sondervermögens geben. Die Frage ist: Wozu ein utachten, wenn es einer politischen Entscheidung bearf? er den Auftrag erteilt, ist fraglich, und mit welchem nhalt ebenso. Das ERP-Sondervermögen soll aus rein fiskalpolitichen Gründen dem Haushalt geopfert werden. Wir weren die Politik der Plünderung der öffentlichen Hausalte zugunsten des Großkapitals, wie sie von SPD, DU/CSU, FDP und den Grünen betrieben wurde und och heute betrieben wird, nicht mitmachen. ach den Arbeitnehmerinnen und den Arbeitnehmern oll nun auch der Mittelstand, die kleinen Handwerker nd Dienstleister, dafür bezahlen. Gerade für sie ist das RP-Sondervermögen gedacht. Sie wollen damit nur aushaltslöcher stopfen. So geht es nicht. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sie haben ein ganzes Land ausgeplündert!)


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





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(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602608200
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602608300

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Im Wirtschaftsausschuss erzählt man uns, dass sich
ie Koalition mit dem Finanzminister einigen will. Was
st davon zu erwarten? Bestenfalls gehen nur 2 Milliar-
en Euro verloren, schlimmstenfalls werden weitere
illiarden Euro an die KfW oder gar dem freien Markt

bertragen. Dem Parlament würden die demokratischen
itwirkungsrechte entzogen. Die jährliche Plenumsde-

atte, Herr Kollege Lange, wird es in dieser Form, so
lauben wir, in Zukunft nicht mehr geben.






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(B) )


Hans-Kurt Hill
Die Haltung der Linken ist klar: Wir machen da nicht
mit. Wir wollen das ERP-Sondervermögen in der jetzi-
gen Form erhalten, damit es den kleinen und mittleren
Betrieben zugute kommt.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wir fordern Sie auf, auch
über die Förderpraxis der letzten Jahre zu reden und zu
hinterfragen, was hierbei zu ändern ist. Der Anteil der
ERP-Kredite an Großbetriebe stieg von 2,1 Prozent im
Jahr 2004 auf 6,6 Prozent im Jahr 2005. Das ist der fal-
sche Weg. Der Mittelstand ist hinsichtlich Ausbildung
und Beschäftigung die Stütze der Gesellschaft und muss
gefördert werden. Angesichts der Tatsache, dass viele
Klein- und Kleinstunternehmer in existenziellen Proble-
men stecken, kann es nicht sein, dass sich die Förder-
summe für Großbetriebe mehr als verdreifacht hat. Von
Herrn Minister Glos haben wir dazu noch gar nichts ge-
hört.

Zum Schluss noch eine Bemerkung – ich nutze meine
Redezeit nicht ganz aus; denn es ist Freitag –: Die Erhö-
hung der Mehrwertsteuer und Ihre Leistungskürzung bei
Arbeitslosen und Rentnern machen Deutschland nicht
nur unsozialer, sondern stellen auch ein Konjunkturver-
nichtungsprogramm dar. Das sind schlechte Aussichten,
nicht nur für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
sondern auch für den Mittelstand und die kleinen Hand-
werks- und Dienstleistungsbetriebe.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602608400

Ich erteile das Wort Hans-Josef Fell.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602608500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Hill, ich will mit einer ungewöhn-
lichen Zurückweisung beginnen; denn Ihre Aussage,
dass SPD, Union, FDP und Grüne in den letzten Jahren
für eine Plünderung des ERP-Sondervermögens verant-
wortlich gewesen seien, ist absurd und falsch. Wir waren
die Garanten und haben in den letzten Jahren fraktions-
übergreifend den Substanzerhalt des ERP-Sondervermö-
gens durchgesetzt.


(Beifall bei der SPD und der FDP)


Die Gründe dafür sind klar: Das ERP-Sondervermö-
gen ist das wichtigste Instrument der Innovations-, Mit-
telstands- und Umwelttechnologieförderung. Allein in
dem der heutigen Debatte zugrunde liegenden ERP-
Wirtschaftsplan 2006 sind 5 Milliarden Euro dafür vor-
gesehen. Unzählige mittelständische Unternehmen ha-
ben in der Vergangenheit davon profitiert und werden
dies auch zukünftig tun. Das ERP-Sondervermögen ist
aber vor allem ein Innovationsprogramm. Es ist das
wichtigste Instrument, das der Bundesregierung für ihre
Innovationsoffensive zur Verfügung steht; denn es stellt
genau dort Kapital zur Verfügung, wo andere das Risiko
scheuen. Ohne das ERP-Sondervermögen mit Mut zu In-

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(C (D estitionen wäre jede Innovationsoffensive zum Scheiern verurteilt. Das ERP-Sondervermögen ist darüber hinaus ein mweltprogramm. In den letzten elf Jahren wurden örderkredite in Höhe von circa 20 Milliarden Euro al ein für die ERP-Umweltschutzförderung zugesagt, zum eispiel für Abfallwirtschaft, Abwasserreinigung, Luft einhaltung oder Energieeinsparung. Mit ihrer Hilfe ist ie Markteinführung einer Vielzahl von Umwelttechnoogien gelungen. Hiervon haben sowohl die Umwelt als uch der Arbeitsmarkt in erheblichem Maße profitiert. Der Deutsche Bundestag hat mit dem ERP-Sonderermögen nicht nur mutig in die Zukunft investiert; er at dabei auch das Vermögen erhalten, und das über ahrzehnte hinweg. Mit diesem Vermögen konnten Dutende Milliarden Euro in die Zukunft des Landes invesiert werden. Der Deutsche Bundestag war sich der besonderen Beeutung des ERP-Sondervermögens immer bewusst und at dieses Finanzierungsinstrument über viele Jahrehnte verteidigt. Auch jetzt ist wieder der Mut des ganen Hauses gefragt, da das Finanzministerium das ERPondermögen kürzen und an die KfW verschenken will. s ist daher ein ebenso richtiges wie wichtiges Zeichen es Deutschen Bundestages – da stimme ich Herrn Kolegen Lange durchaus zu –, dass der ERP-Unterauschuss wieder eingerichtet wird. Er wird die Interessen es Bundestages erneut vertreten. Da der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung ine große Verantwortung für das ERP-Sondervermögen nd damit auch für die Zukunft unseres Landes tragen, üssen beide großen Wert darauf legen, wie das Geld ngelegt wird. Auch in der Zukunft muss selbstverständich das Substanzerhaltungsgebot gelten. Ansonsten iefen wir Gefahr, in eine Innovationsdefensive zu geraen. Die Regierungsfraktionen haben diese Woche zwar nseren Antrag zur Erhaltung des ERP-Sondervermöens abgelehnt, aber dabei zu erkennen gegeben, dass sie em Ziel des Substanzerhaltungsgebotes grundsätzlich ustimmen. Die Ablehnung wurde damit begründet, dass rst Gutachten vergeben werden müssen, bevor weit reihende Entscheidungen getroffen werden. Wir begrüßen rundsätzlich, dass möglichst viel Sachverstand heranezogen wird. Es wird eine der wichtigsten Aufgaben es ERP-Unterausschusses zu sein, darauf zu achten, ass die Interessen des Parlamentes bei der Gutachtenergabe umfassend berücksichtigt werden. Die Interesen des Parlamentes sollten sich vor allem in dieser Fraestellung widerspiegeln. Es trifft sich sehr gut, dass ich der ERP-Unterausschuss in der nächsten Sitzungsoche konstituiert. Es sollte für die Bundesregierung, err Schauerte, selbstverständlich sein, die Auftragsverabe so lange zurückzustellen, bis der ERP-Unterauschuss die Interessen des Parlamentes formuliert hat. ch bitte die Bundesregierung, schon zur konstituierenen Sitzung einen Bericht über die geplante Gutachtenergabe vorzulegen. Hans-Josef Fell Heute beraten wir den ERP-Wirtschaftsplan. Er zeigt erneut in der Mittelverteilung auf, wie wichtig die ERPMittelstandsförderung ist. Wir Grüne haben die Hoffnung, dass das gesamte Parlament weiterhin bereit sein wird, seine politische Verantwortung zu übernehmen, und dass auch zukünftig ERP-Wirtschaftspläne beraten werden. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im ERP-Unterausschuss, ganz in der Tradition der letzten Jahre. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall des Abg. Martin Zeil [FDP])





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Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602608600

Ich erteile das Wort Kollegen Michael Fuchs, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1602608700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Lieber
Herr Kollege Zeil, ich denke, die Ausführungen des Kol-
legen Hill haben gezeigt, dass Sie vorsichtig sein müs-
sen, mit wem Sie in diesem Hohen Hause fraternisieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Martin Zeil [FDP]: Dieses Problem sehe ich allerdings auch bei anderen, Herr Kollege!)


Sie wissen ganz genau, was wir vorhaben. Wie Kol-
lege Lange deutlich gemacht hat, haben wir alle ein gro-
ßes Interesse daran, dass das ERP-Sondervermögen auch
in Zukunft im Haushalt des Bundeswirtschaftsministe-
riums angesiedelt ist.


(Martin Zeil [FDP]: Ja! Das können wir doch auch so machen!)


Damit das Parlament einen Zugriff darauf hat, setzen wir
in der nächsten Sitzungswoche den ERP-Unteraus-
schuss ein. So können wir unsere Verantwortung für das
ERP-Sondervermögen wahren; das halte ich für drin-
gend notwendig und sehr wichtig. Machen Sie sich also
keine Sorgen; die große Koalition sieht das in großer
Eintracht so. Das konnte man an der Debatte, die wir am
vergangenen Mittwoch im Wirtschaftsausschuss geführt
haben, sehr deutlich spüren.

Wir stehen auch in der Verantwortung gegenüber un-
seren amerikanischen Freunden. Schließlich haben uns
die Amerikaner dieses Vermögen schlicht und ergreifend
geschenkt und es so überhaupt ermöglicht, dass wir
heute über diese 12 Milliarden Euro verfügen können.

Für mich ist das ERP-Sondervermögen das Mittel-
standsförderungsinstrument in Deutschland. Deswe-
gen muss es ein von der KfW getrenntes Vermögen blei-
ben.


(Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D afür gibt es verschiedene Gründe: Würde das ERPermögen auf die KfW übertragen, wäre es der parlaentarischen Kontrolle mehr oder weniger entzogen. ann stünde es unter der Kontrolle des Bundesfinanzinisters. (Zuruf von der CDU/CSU: Genau! Das darf nicht sein!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch ich habe Bedenken, dass die Fiskalisten dann
anchmal zu sehr auf dieses Geld schauen könnten. Im
brigen gilt nach wie vor das ERP-Verwaltungsgesetz
on 1953 auf der Grundlage des deutsch-amerikanischen
bkommens von 1949. An diesem Zustand wollen wir

uch nichts ändern.

In diesem Zusammenhang möchte ich ein weiteres
rgument ansprechen: Die ERP-Mittel sollen eingesetzt
erden, um insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit
leiner und mittelständischer Unternehmen sowie der
reien Berufe zu steigern. Durch die Konzentration auf
leine und mittelständische Unternehmen – es ist eine
msatzhöhe von 50 Millionen Euro festgelegt – gelten
ie Finanzhilfen nach den EU-Beihilferegeln als echte
ittelstandsförderung und werden mit einem hohen För-

ergehalt ausgestattet. Aber die KfW-Programme zur
ittelstandsförderung sind auf Unternehmen mit einem
msatz von bis zu 500 Millionen Euro ausgelegt. Würde

lso das ERP-Sondervermögen auf die KfW überführt,
äre eine so umfangreiche Förderung wie bisher nicht
ehr möglich. Allein deshalb haben wir kein Interesse

aran, dass dies geschieht.

Darüber hinaus sollte das ERP-Sondervermögen nach
öglichkeit in einer Summe erhalten bleiben. Wir ken-

en die Situation, in der sich der Bundeshaushalt befin-
et. Dafür haben wir alle eine Mitverantwortung. Nun
üssen wir gemeinsam überlegen, wie wir die Abzwei-

ung der 2 Milliarden Euro so organisieren können, dass
as Vermögen an sich nicht geschmälert bzw. zumindest
ie Förderung nicht gekürzt wird. Deswegen betrachte
ch eine Übertragung dieses Vermögens an den Bundes-
inanzminister mit einer gewissen Skepsis, verehrter
ollege Schauerte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist sehr zu begrüßen, dass der Wirtschaftsaus-
chuss den ERP-Unterausschuss einsetzt. Ich denke,
ass wir uns darin alle dafür einsetzen werden, die Mittel
u erhalten. Denn es geht darum, den Mittelständlern zu
elfen. Das soll auch so etwas wie ein Nachteilsaus-
leich für die Mittelständler sein, da sie Kredite natür-
ich nicht zu den gleichen Konditionen bekommen wie
roßunternehmen.

Durch erhöhte Ansätze für Beteiligungskapital wer-
en wir sicherlich auch auf dem regulären Kapitalmarkt
usätzliche Gelder mobilisieren können. Wir rechnen
das steht auch in dem entsprechenden Haushalts-

nsatz – mit 860 Millionen Euro zusätzlichem Beteili-
ungskapital.






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Dr. Michael Fuchs
Meine Damen und Herren, alte Besen kehren gut. Das
gilt mit ziemlicher Sicherheit auch für das ERP-Vermö-
gen. Es hat sich über Jahrzehnte bewährt, weil es unter
parlamentarischer Kontrolle stand. Dabei wollen wir es
belassen. Es soll weiterhin unter dem Einfluss des Bun-
desministers für Wirtschaft stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602608800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/637 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 8 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-Jo-
sef Fell, Cornelia Behm, Dr. Reinhard Loske,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Biogaseinspeisungsstrategie entwickeln und
Biogaseinspeisungsgesetz vorlegen

– Drucksache 16/582 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Federführung strittig

Die Kollegen Franz Obermeier, Axel Berg, Michael
Kauch, Hans-Kurt Hill und Hans-Josef Fell haben ihre
Reden zu Protokoll gegeben.1) Wir kommen also sofort
zur Abstimmung.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/582 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Federführung ist
jedoch strittig. Die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grü-
nen und die Fraktion Die Linke wünschen Federführung
beim Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit. Die Fraktionen der CDU/CSU, der SPD und
der FDP wünschen Federführung beim Ausschuss für
Wirtschaft und Technologie.

Ich lasse zunächst über den Überweisungsvorschlag
der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der
Fraktion Die Linke, also Federführung beim Umwelt-
ausschuss, abstimmen. Wer stimmt für diesen Überwei-
sungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den Stimmen

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1) Anlage 2 2)

(C (D on CDU/CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen von inkspartei und Grünen abgelehnt. Wer stimmt für den Überweisungsvorschlag der raktionen der CDU/CSU, der SPD und der FDP, also ederführung beim Ausschuss für Wirtschaft und Techologie? – Wer stimmt dagegen? – Der Überweisungsorschlag ist mit derselben Mehrheit wie soeben angeommen. Die Federführung liegt also beim Ausschuss ür Wirtschaft und Technologie. Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 23 sowie den usatzpunkt 9 auf: 23 Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick Döring, Horst Friedrich Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Buslenkzeiten anpassen – Mittelständische Busunternehmen retten – Drucksache 16/584 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union P 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann, Peter Hettlich und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes – Fernlinienbusverkehre ermöglichen – Drucksache 16/842 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Tourismus Die Kollegen Klaus Hofbauer, Heidi Wright, Patrick öring, Ilja Seifert und Anton Hofreiter haben ihre Reen zu Protokoll gegeben.2)

bstimmung.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/584 und 16/842 an die in der Tages-
rdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind
ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind
ie Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Dienstag, den 28. März 2006, 10 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein
reundliches Wochenende.