Protokoll:
15184

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 184

  • date_rangeDatum: 30. Juni 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:55 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/184 Tagesordnungspunkt 4: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Olaf Scholz, Erika Simm, weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Offenlegung der Vorstandsvergü- tungen (Vorstandsvergütungs-Offenle- gungsgesetz – VorstOG) (Drucksachen 15/5577, 15/5860) . . . . . . . Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . Christian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Peter Paziorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Energiepolitik für mehr Wachstum und Beschäftigung (Drucksache 15/4844) . . . . . . . . . . . . . . .17306 C 17313 B 17315 B 17315 D 17317 B Deutscher B Stenografisch 184. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ursula Lietz, Dr. Dieter Thomae und Rainer Brüderle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Helmut Brandt und Dr. Michael Terwiesche . . . . . . Benennung des Abgeordneten Dr. Andreas Schockenhoff als Mitglied und der Abgeord- neten Monika Griefahn als stellvertretendes Mitglied für den Verwaltungsrat des Deutsch- Französischen Jugendwerks . . . . . . . . . . . . . . Abwicklung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 2, 10 und 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . O D D S A 17305 A 17305 B 17305 B 17305 B 17305 C 17305 C – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Rainer Funke, Rainer undestag er Bericht ung en 30. Juni 2005 t : Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Ge- setzes zur Stärkung der Eigentümer- rechte einer Aktiengesellschaft (1. Ei- gentümerrechte-Stärkungsgesetz – EigStärkG) (Drucksachen 15/5582, 15/5860) . . . . . . . laf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17306 C 17306 D 17308 B 17310 B 17311 A 17312 A b) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Karl-Josef Laumann, II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Auswir- kungen des weltweiten Energie- und Ressourcenbedarfs auf die globale Kli- maentwicklung (Drucksachen 15/3740, 15/5809) . . . . . . . c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Jah- resgutachten 2003 „Welt im Wandel – Energiewende zur Nachhaltigkeit“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundes- regierung „Globale Umweltverände- rungen“ (Drucksache 15/4155) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuorganisation der Bundesfinanzverwaltung (Drucksachen 15/5567, 15/5852) . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straf- gesetzbuchs (… StrRÄndG) (Drucksachen 15/5653, 15/5856) . . . . . . . c) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Zwanzigs- ten Gesetzes zur Änderung des Um- satzsteuergesetzes (Drucksachen 15/5444, 15/5863, 15/5864) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d e f g h i j 17317 B 17317 B 17317 C 17319 C 17322 A 17323 B 17325 A 17326 D 17328 B 17329 D 17331 C 17333 C 17333 D 17334 A – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuerge- setzes (Drucksachen 15/5558, 15/5812, 15/5863, 15/5864) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Conterganstif- tung für behinderte Menschen (Con- terganstiftungsgesetz – ContStifG) (Drucksachen 15/5654, 15/5851) . . . . . . . ) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver- trag vom 10. November und 19. Dezem- ber 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Öster- reich über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur polizeilichen Ge- fahrenabwehr und in strafrechtlichen Angelegenheiten (Drucksachen 15/5568, 15/5843) . . . . . . . ) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab- kommen vom 25. August 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Aserbaidschan zur Ver- meidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkom- men und vom Vermögen (Drucksachen 15/5518, 15/5833) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Straffung der Um- weltstatistik (Drucksachen 15/5538, 15/5848) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Dün- gemittelgesetzes und des Saatgutver- kehrsgesetzes (Drucksachen 15/5655, 15/5835) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Siebten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 15/5669, 15/5850) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs 17334 B 17334 C 17334 D 17335 A 17335 B 17335 C 17335 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 III eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Energieeinsparungsgesetzes (Drucksachen 15/5226, 15/5539, 15/5849) k) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu dem Antrag der Abgeord- neten Thomas Dörflinger, Hubert Deittert, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Energieeffizienz in Gebäuden steigern – Unbürokratische Energieausweise ent- wickeln (Drucksachen 15/4506, 15/5849) . . . . . . . l) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Finanzaus- gleichsgesetzes (Drucksachen 15/4739, 15/5615) . . . . . . . m) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Renate Gradistanac, Annette Faße, Bettina Hagedorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Familienurlaub in Deutschland zukunftsfähig gestalten (Drucksachen 15/5685, 15/5862) . . . . . . . n) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Kerstin Griese, Rita Streb-Hesse, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ekin Deligöz, Jutta Dümpe-Krüger, Irmingard Schewe-Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Die Zukunft unseres Landes sichern – Ein kindergerechtes Deutschland schaffen – zu dem Antrag der Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Angelika Graf (Rosenheim), Kerstin Griese, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- neten Ekin Deligöz, Jutta Dümpe- Krüger, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Kinderrechte in Deutschland stär- o p 17336 A 17336 B 17336 C 17336 D ken – Erklärung zur UN-Kinder- rechtskonvention zurücknehmen – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Ingrid Fischbach, Maria Eichhorn, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Nationaler Ak- tionsplan für ein kindergerechtes Deutschland 2005 bis 2010 – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Nationaler Aktions- plan für ein kindergerechtes Deutschland 2005 bis 2010 (Drucksachen 15/5341, 15/4724, 15/5348, 15/4970, 15/5806) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Die Erfolge in der Politik für behinderte Menschen nutzen – Teil- habe und Selbstbestimmung weiter stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Antje Blumenthal, Hubert Hüppe, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Teil- habe von Menschen mit Behinde- rungen am öffentlichen Leben kon- sequent sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Antje Blumenthal, Hubert Hüppe, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sexu- elle Übergriffe gegen Menschen mit Behinderung wirksam unterbinden und Hilfsangebote für Betroffene verbessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Daniel Bahr (Münster), Dr. Karl Ad- dicks, Rainer Brüderle, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Diskriminierung von Menschen mit Behinderung beim Fahrkarten- und Ticketkauf verhindern – Teilhabe ermöglichen (Drucksachen 15/5463, 15/4927, 15/4928, 15/5460, 15/5842) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- 17336 D 17337 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 nungswesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Aus- bau der Schienenwege 2004 (Drucksachen 15/4621, 15/5780) . . . . . . . q) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Geplanter Handel mit Eizellen Entschließung des Europäischen Parla- ments zu dem Handel mit menschlichen Eizellen (EuB-EP 1178) (Drucksachen 15/5513 Nr. 1.1, 15/5750) r) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft zu dem An- trag der Abgeordneten Holger Ortel, Sören Bartol, Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Die Situation der Fi- scherei durch nachhaltige Bewirtschaf- tung verbessern (Drucksachen 15/5587, 15/5760) . . . . . . . s) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Einwilligung gemäß § 12 Abs. 3 des Hochschulbauförde- rungsgesetzes in die Verwendung von Bundesmitteln für die Gemeinschafts- aufgabe Hochschulbau für die gemein- same Forschungsförderung nach Art. 91 b des Grundgesetzes (Drucksachen 15/5170, 15/5651) . . . . . . . t) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Mitteilung der Kom- mission Weiterentwicklung der Luftfahrtau- ßenpolitik der Gemeinschaft (KOM (2005) 79 endg.; Ratsdok. 7214/05 – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Mitteilung der Kom- mission an das Europäische Parla- ment und den Rat Ein Rahmen für den Ausbau der Luftverkehrsbeziehungen mit der Russischen Föderation (KOM (2005) 77 endg.; Ratsdok. 7369/05 u v w x y 17338 B 17338 C 17338 C 17338 D – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Mitteilung der Kom- mission Eine Zivilluftfahrtpolitik der Ge- meinschaft gegenüber der Volksre- publik China – Stärkung der Zu- sammenarbeit und Öffnung der Märkte KOM (2005) 78 endg.; Ratsdok. 7378/ 05 (Drucksachen 15/5297 Nr. 2.25, Nr. 2.34, Nr. 2.35, 15/5751) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung über die Verwertung von Abfällen auf Deponien über Tage und zur Änderung der Ge- werbeabfallverordnung (Drucksachen 15/5542, 15/5634 Nr. 2.5, 15/5748) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Achtundsechzigste Verord- nung zur Änderung der Außenwirt- schaftsverordnung – zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Einhundertvierte Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschafts- verordnung – (Drucksachen 15/5529, 15/5634 Nr. 2.1, 15/5530, 15/5634 Nr. 2.2, 15/5753) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Erste Verordnung zur Änderung der Altfahrzeug-Verordnung (Drucksachen 15/5541, 15/5634 Nr. 2.4, 15/5787) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Vierte Verordnung zur Änderung der Verpackungsverord- nung (Drucksachen 15/5540, 15/5634 Nr. 2.3, 15/5788) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Angelika Brunkhorst, Dr. Christel Happach-Kasan, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Landwirt- schaftliche Verwertung von Klär- schlamm sachgerecht handhaben (Drucksache 15/5590) . . . . . . . . . . . . . . . 17339 A 17339 B 17339 C 17339 D 17340 A 17340 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 V z) – zf) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 216, 217, 218, 219, 220, 221 und 222 zu Petitionen (Drucksachen 15/5739, 15/5740, 15/5741, 15/5742, 15/5743, 15/5744, 15/5745) . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Antrag der Abgeordneten Angelika Brunkhorst, Birgit Homburger, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wärmebereich für den Klimaschutz erschließen – Erneu- erbare Energien marktwirtschaftlich einbeziehen (Drucksache 15/5731) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung zu dem Antrag der Abgeordne- ten Katherina Reiche, Hubert Hüppe, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gentests in Medizin, Arbeitsleben und Versiche- rungen (Drucksachen 15/543, 15/5866) . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Erste Verordnung zur Änderung der Biomasseverordnung (Drucksachen 15/5666, 15/5761 Nr. 2.1, 15/5867) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN und der FDP: Gegen Gewalt und Vertreibungen in Simbabwe – Die Afri- kanische Union muss handeln (Drucksache 15/5830) . . . . . . . . . . . . . . . . e) – j) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 223, 224, 225, 226, 227 und 228 zu Petitionen (Drucksachen 15/5836, 15/5837, 15/5838, 15/5839, 15/5840, 15/5841) . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 3: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- b c D D A H K D T a 17340 A 17341 A 17341 A 17341 B 17341 C 17341 C SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleuni- gung der Umsetzung von öffentlich- privaten Partnerschaften und zur Ver- besserung gesetzlicher Rahmenbedin- gungen für öffentlich-private Partner- schaften (Drucksachen 15/5668, 15/5859) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Otto Fricke, Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Privatisierung und öffentlich- private Partnerschaften (Drucksachen 15/2601, 15/5859) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Hartmut Schauerte, Christian Freiherr von Stetten, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wachstumsstra- tegie für Deutschland: Public Private Partnership weiterentwickeln und nun- mehr realisieren – Infrastruktur opti- mieren, Investitionsstau auflösen (Drucksachen 15/5676, 15/5861) . . . . . . . r. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 5: ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Zusammenleben auf der Basis gemeinsamer Grundwerte – zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Kristina Köhler (Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Politischen Islamismus 17342 A 17342 B 17342 B 17342 C 17343 C 17344 D 17345 D 17346 C 17347 C VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 bekämpfen – Verfassungstreue Mus- lime unterstützen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Max Stadler, Klaus Haupt, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Kulturelle Vielfalt – Universelle Werte – Neue Wege zu einer rationalen Integra- tionspolitik (Drucksachen 15/4394, 15/4260, 15/4401, 15/5238) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer gemein- samen Datei der deutschen Sicherheits- behörden zur Beobachtung und Bekämpfung des islamistischen Extre- mismus und Terrorismus (Anti-Terror- Datei-Gesetz) (Drucksachen 15/4413, 15/5239) . . . . . . . c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Eidesleistung bei Einbürge- rungen (Drucksache 15/5020) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Eidesleistung bei Einbürgerungen (Drucksache 15/5225) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Vogt, Parl. Staatssekretärin BMI . . . . . . . Hartmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Arbeit b D D W G P T a b c 17349 C 17349 D 17349 D 17350 A 17350 A 17352 B 17354 A 17355 C 17356 C 17357 B 17358 D 17359 A schaffen – Sozialen Zusammenhalt und wirtschaftliche Dynamik im europäi- schen Binnenmarkt für Dienstleistun- gen verbessern (Drucksache 15/5832) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Vermerk des Generalsekretariats des Rates für die Gruppe „Wettbe- werbsfähigkeit und Wachstum“ Vorschlag für eine Richtlinie des Euro- päischen Parlaments und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt Ratsdok. 5161/05 (Drucksachen 15/5172 Nr. 1.10, 15/5865) r. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD) . . . . . . . . . r. Reinhard Göhner (CDU/CSU) . . . . . . . . . erner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeri- ums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2003 – Vorlage der Haushalts- und Vermögensrechnung des Bun- des (Jahresrechnung 2003) – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2004 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung (einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung des Bundes 2003) (Drucksachen 15/2884, 15/4200, 15/5781) ) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2004 – Vorlage der Haushalts- und Vermögensrech- nung des Bundes (Jahresrechnung 2004) (Drucksache 15/5206) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses 17361 C 17361 C 17361 D 17364 B 17366 D 17367 D 17368 D 17369 C 17369 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 VII – zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Dr. Michael Meister, Steffen Kampeter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Verschuldungsspirale stoppen – Nachtragshaushalt und Haushaltssicherungsgesetz umge- hend vorlegen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Andreas Pinkwart, Jürgen Koppelin, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Prekärer Haus- haltslage entgegentreten – Nach- tragshaushalt und Haushaltssiche- rungsgesetz vorlegen (Drucksachen 15/5331, 15/5477, 15/5746) Gerhard Rübenkönig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Antrag der Abgeordneten Karin Kortmann, Detlef Dzembritzki, Gabriele Groneberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Volker Beck (Köln), Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Millenniumsentwick- lungsziele der Vereinten Nationen bis 2015 beschleunigt verwirklichen – Den deutschen Beitrag zur Zielerreichung entschieden verstärken (Drucksache 15/5831) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Ralf Brauksiepe, Hartwig Fischer (Göttingen), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Vor dem G-8-Gipfel in Gleneagles und der VN-Generalversammlung zu den Mil- lenniumszielen – Millenniumsentwick- lungsziele realistisch umsetzen (Drucksache 15/5579) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Conny Mayer (Freiburg), Dr. Christian Ruck, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Ab- H A T H A M D D K K H T A D o f p F ( R K M M T a 17369 D 17370 A 17371 D 17374 A 17375 B 17376 A 17377 C 17377 C geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Effektivität und Effizienz der Ent- wicklungszusammenarbeit der Verein- ten Nationen (Drucksache 15/4917) . . . . . . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . arkus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . arin Kortmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . laus-Jürgen Hedrich (CDU/CSU) . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . agesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, irk Niebel, Gudrun Kopp, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der FDP: Vorfahrt ür Arbeit – Neue Chancen für Arbeits- lätze und Investitionen durch weniger unktionärsrechte Drucksache 15/5458) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . atthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten 17377 D 17377 D 17380 B 17381 C 17383 A 17383 B 17383 D 17384 D 17385 C 17387 A 17388 C 17389 D 17390 B 17390 C 17391 C 17394 A 17396 B VIII Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 Entwurfs eines Sechsundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordne- tengesetzes (Drucksachen 15/5671, 15/5846) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – Verhaltensregeln für Mitglie- der des Deutschen Bundestages (Drucksachen 15/5698, 15/5846) . . . . . . . Wilhelm Schmidt (Salzgitter) (SPD) . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiteren Abge- ordneten und der Fraktion der CDU/CSU ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Warndatei (Warndateigesetz – WDG) (Drucksache 15/5333) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zeitlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T a b A D J D J N T B n n P d e ( D I D K 17397 B 17397 C 17397 D 17399 A 17400 D 17401 C 17402 B 17403 A 17404 A 17404 D 17406 D 17407 A 17408 B 17409 B 17410 B 17411 B 17412 B agesordnungspunkt 12: ) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Christine Lambrecht, Hermann Bachmaier, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe- Gerigk, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Novellierung der forensischen DNA-Analyse (Drucksachen 15/5674, 15/5857) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Jörg van Essen, Gisela Piltz, Rainer Funke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: DNA-Reihentests auf sichere Rechtsgrundlage stellen (Drucksachen 15/4695, 15/5857) . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Terwiesche (FDP) . . . . . . . . . . . oachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 13: eschlussempfehlung und Bericht des Fi- anzausschusses zu dem Antrag der Abgeord- eten Michael Kretschmer, Ernst Hinsken, Dr. eter Ramsauer, weiterer Abgeordneter und er Fraktion der CDU/CSU: Mineralölsteu- rentwicklung und Tanktourismus Drucksachen 15/4387, 15/5612) . . . . . . . . . . r. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ngrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17413 D 17413 D 17414 A 17415 B 17416 C 17417 D 17419 B 17420 B 17421 D 17422 A 17423 B 17423 D 17425 B 17426 D 17427 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 IX Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Reinhard Loske, Michaele Hustedt, Winfried Hermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Industri- elle Arbeitsplätze sichern, Energieeffizienz steigern – Eine deutsche Initiative für ein europäisches Top-Runner-Programm (Drucksache 15/5469) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der projektbezo- genen Mechanismen nach dem Protokoll von Kioto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaände- rung vom 11. Dezember 1997 und zur Um- setzung der Richtlinie 2004/101/EG (Drucksachen 15/5447, 15/5844, 15/5881) . . Tagesordnungspunkt 18: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Überein- kommen der Vereinten Nationen vom 15. November 2000 gegen die grenzüber- schreitende organisierte Kriminalität sowie zu den Zusatzprotokollen gegen den Men- s M ( A S I T Z t D G s O ( ( T B s t S B u B a i w ( S G F C N A L 17428 A 17429 A 17430 A 17430 B 17431 C 17433 C 17435 A 17435 D 17436 D chenhandel und gegen die Schleusung von igranten Drucksachen 15/5150, 15/5855) . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: weite und dritte Beratung des von den Frak- ionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Errichtung einer Bundesan- talt für den Digitalfunk der Behörden und rganisationen mit Sicherheitsaufgaben BDBOS-Gesetz – BDBOSG) Drucksachen 15/5575, 15/5847, 15/5853) . . agesordnungspunkt 20: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- rag der Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele, tephan Hilsberg, Franziska Eichstädt- ohlig, Werner Kuhn (Zingst), Ulrich Adam nd weiterer Abgeordneter: Gelände um das randenburger Tor als Ort des Erinnerns n die Berliner Mauer, des Gedenkens an hre Opfer und der Freude über die Über- indung der deutschen Teilung Drucksachen 15/4795, 15/5854) . . . . . . . . . . tephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ünter Nooke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 17437 B 17437 C 17438 D 17440 D 17442 B 17442 C 17442 D 17444 D 17446 C 17447 C 17448 D 17449 A X Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 Anlage 2 Mündliche Fragen 18 und 19 Manfred Grund (CDU/CSU) Sicherheitsmangel bei Onur Air; Maßnah- men vor Widerruf der Einflugrechte Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW (183. Sitzung, Drucksache 15/5818) . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Peter Hettlich, Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, Monika Lazar, Winfried Hermann und Hans-Josef Fell (alle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung der Umsetzung von öffentlich-privaten Part- nerschaften und zur Verbesserung gesetzli- cher Rahmenbedingungen für öffentlich- private Partnerschaften (Zusatztagesord- nungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Friedrich Merz und Marco Wanderwitz (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Ent- wurfs eines Sechsundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Ta- gesordnungspunkt 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Gisela Piltz, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Sibylle Laurischk, Daniel Bahr (Münster), Michael Kauch und Markus Löning (alle FDP) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Novellierung der forensischen DNA-Analyse (Tagesordnungs- punkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Max Stadler (FDP) zur Abstimmung über d d n A Z d d d e m U g U G D F D B A Z d k v o s u g E S A Z d e B h ( 17449 A 17449 D 17450 C 17451 B en Entwurf eines Gesetzes zur Novellierung er forensischen DNA-Analyse (Tagesord- ungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung er projektbezogenen Mechanismen nach em Protokoll von Kioto zum Rahmenüber- inkommen der Vereinten Nationen über Kli- aänderung vom 11. Dezember 1997 und zur msetzung der Richtlinie 2004/101/EG (Ta- esordnungspunkt 17) lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zu dem Überein- ommen der Vereinten Nationen vom 15. No- ember 2000 gegen die grenzüberschreitende rganisierte Kriminalität sowie zu den Zu- atzprotokollen gegen den Menschenhandel nd gegen die Schleusung von Migranten (Ta- esordnungspunkt 18) rika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung iner Bundesanstalt für den Digitalfunk der ehörden und Organisationen mit Sicher- eitsaufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) Tagesordnungspunkt 19) 17452 A 17452 B 17453 A 17453 D 17454 C 17455 B 17456 B 17457 A 17457 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 XI Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Erinnerns an die Berliner Mauer, des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwindung der deutschen Teilung (Tagesordnungspunkt 20) Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17458 B 17459 D 17461 C 17462 B 17463 A 17464 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17305 (A) ) (B) ) 184. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Anlage 10 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17449 (A) ) (B) ) Zeitraum ähnliche Sicherheitsmängel festgestellt und hinaus Klarheit geschaffen, ob die vorgeschlagenen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen des Abgeordneten Manfred Grund (CDU/CSU) (183. Sit- zung, Drucksache 15/5818, Fragen 18 und 19) Seit wann war der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem kurzfristig verhängten Flugverbot für Onur Air im deutschen Luftraum bekannt, dass schwerwiegende Defizite im operationellen Bereich und im allgemeinen Sicherheits- und Qualitätsmanagement zu verzeichnen waren, und welche Maßnahmen wurden vor dem 12. Mai 2005 ergriffen, um die Fluggesellschaft zu veranlassen, die festgestellten schweren Sicherheitsmängel abzustellen? Welche Kontakte mit welchem Inhalt gab es vor diesem Hintergrund mit Onur Air bzw. der türkischen Luftfahrtbe- hörde über den geplanten Widerruf der Einflugrechte? Seit 1997 wurden vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) mehr als 50 Inspektionen an Flugzeugen des Luftfahrt- unternehmens Onur Air vorgenommen. Seit 2003/2004 nahmen sowohl die Beanstandungen durch das LBA und durch die Luftaufsichten der Bundesländer als auch Be- schwerden von Fluggästen zu. Alle Inspektionsergeb- nisse wurden Onur Air und der türkischen Luftfahrtbe- hörde zur Stellungnahme bzw. zur Information mitgeteilt und gleichzeitig in die europaweite SAFA-Datenbank eingegeben (SAFA = Safety Assessment of Foreign Aircraft). Die Kooperation mit der türkischen Luftfahrt- behörde stellte sich durch wechselnde Strukturen und Personalwechsel als sehr schwierig dar. Als zusätzlich Sicherheitsdefizite im flugbetrieblichen Bereich auftra- ten, wurde zunächst vereinzelten Flugzeugen der Einflug nach Deutschland nicht mehr genehmigt. Im November 2004 hatte das LBA Onur Air zu einem Gespräch gebe- ten, um ein drohendes generelles Einflugverbot zu ver- hindern. Die türkische Luftfahrtbehörde war über dieses Gespräch informiert. Es wurde eine Reihe von Maßnah- men vereinbart, auf die jedoch Onur Air bis Ende Januar 2005 nicht reagiert hat. Auch ein Erinnerungsschreiben des LBA blieb unbeantwortet. Im April/Mai 2005 er- brachten die Überprüfungen des LBA an Onur-Air-Flug- zeugen erhebliche Sicherheitsmängel. Ein erneuter Män- gelbericht an Onur Air und an die türkische Behörde blieb wiederum unbeantwortet. In anderen europäischen Ländern wurden im gleichen ü t 2 f h f g N f O D r s v F h m s s s m T B w m a L g i f A d – d w D h B t t P t s Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Daub, Helga FDP 30.06.2005 Scharping, Rudolf SPD 30.06.2005 Thiele, Carl-Ludwig FDP 30.06.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ber die SAFA-Datenbank als Information weitergelei- et. Die deutschen Luftfahrtbehörden haben Anfang Mai 005 die Verhängung eines generellen Einffugverbots ür Onur Air-Flugzeuge erörtert. Am 12. Mai 2005 ver- ängte die Niederlande ein vollständiges Einflugverbot ür Onur Air für alle niederländischen Flughäfen. Zeit- leich wurde der so genannte SAFA-Alarm ausgelöst. ach Auswertung der eigenen und der übermittelten In- ormationen entschied sich das LBA am 12. Mai 2005, nur Air aus Sicherheitsgründen den Einflug nach eutschland vorläufig nicht mehr zu gestatten. Frank- eich und die Schweiz schlössen sich später dieser Ent- cheidung an. Die beteiligten Behörden, die das Einflug- erbot verhängt haben, Deutschland, Niederlande, rankreich und die Schweiz, haben der türkischen Be- örde einen „Action Plan“ vorgelegt, der zwölf Ele- ente erhält, dessen Erfüllung von Onur Air mit unter- chiedlicher Terminsetzung nachgewiesen werden muss. ieben Elemente, die wesentlichen Einfluss auf die Flug- icherheit haben, sind mit „sofort“ gekennzeichnet und üssen bei Einflug nach Deutschland erfüllt sein. Die ürkei hat dem Aktionsplan zugestimmt. Die türkische ehörde führt vor jedem Flug nach Deutschland ebenso ie die Task force nach der Landung in Deutschland ge- äß dem Aktionsplan Kontrollen durch. Im Juli wird die bschließende Überprüfung der Maßnahmen durch das BA in Instanbul stattfinden. Bei Verstoß von Onur Air egen die Auflagen oder beim Auftreten neuer Defizite st aus Flugsicherheitsgründen ein sofortiges neues Ein- lugverbot vorgesehen. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Peter Hettlich, Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, Monika Lazar, Winfried Hermann und Hans-Josef Fell (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Beschleu- nigung der Umsetzung von öffentlich-privaten Partnerschaften und zur Verbesserung gesetzli- cher Rahmenbedingungen für öffentlich-pri- vate Partnerschaften (Zusatztagesordnungs- punkt 3a) Der Gesetzestext des Gesetzes zur Beschleunigung er Umsetzung von öffentlich-privaten Partnerschaften ÖPP – und zur Verbesserung gesetzlicher Rahmenbe- ingungen für ÖPP – ÖPP-Beschleunigungsgesetz – urde erst wenige Tage vor seiner Einbringung in den eutschen Bundestag vorgelegt, sodass eine vertiefte in- altliche Prüfung und eine sachgemäße parlamentarische ehandlung nicht möglich war. Angesichts der schlech- en Erfahrungen mit dem Toll-Collect-Vertrag, dem ers- en großen ÖPP-Projekt im Verkehrsbereich, wäre das arlament gut beraten gewesen, den Gesetzesentwurf in- ensiv zu diskutieren und erst dann zu verabschieden. Eine öffentliche Anhörung des federführenden Aus- chusses, wie in solchen Fällen üblich, hätte darüber 17450 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) Änderungen tatsächlich eine faire Risikoallokation zwi- schen Privaten und öffentlicher Hand gewährleisten. Unsere Kritik bezieht sich darauf, das Instrument des wettbewerblichen Dialogs in die Vergabe von ÖPP-Pro- jekten aufzunehmen. Wenn staatliche Auftraggeber nicht in der Lage sind, die technischen, rechtlichen oder finan- ziellen Bedingungen eines Projektes zu beschreiben, dann bleibt die Frage ungeklärt, wie in einem wettbe- werblichen Dialog dieses Defizit der staatlichen Auf- traggeber geheilt werden soll. Der vorgeschlagene neue § 6 a im Gesetz gegen Wett- bewerbsbeschränkungen geht von der falschen Annahme aus, dass es tatsächlich einen Anbietermarkt für der- artige Leistungen gibt, sodass im Wettbewerb die Bil- dung eines angemessenen Preises ermöglicht wird. Bei zwei oder weniger Anbietern – das dürfte bei großen Projekten eher die Realität sein – kann es jedoch keinen wettbewerblichen Dialog geben. Daher widerspricht diese gesetzliche Regelung den Interessen der öffentli- chen Hand. Das in § 6 a Abs. 3 festgelegte Verhandlungsverfah- ren birgt die Gefahr der Ungleichbehandlung und ist in- sofern ein für Verfahrensfehler sehr anfälliges Vergabe- verfahren. Das Bundeskartellamt hat bezüglich des Vergabeverfahrens zur LKW-Maut mehrfach auf die Ge- fahren eines Verstoßes gegen den Gleichbehandlungs- grundsatz hingewiesen. Es besteht dringender Klärungsbedarf, welche Risi- ken das Verfahren im Einzelnen birgt und wie diese durch Verfahrensregeln ausgeschlossen werden können. Es ist darüber hinaus notwendig, die Beteiligung von Anbietern, die vom Verfahren ausgeschlossen wurden, dagegen aber Rechtsmittel einlegen, zu regeln, um Rechtsstreitigkeiten wie bei der LKW-Maut zu verhin- dern. Wir lehnen daher die Einfügung des § 6 a „Wettbe- werblicher Dialog“ im Gesetz gegen Wettbewerbsbe- schränkungen als Teil des ÖPP-Beschleunigungsgeset- zes ab. Im Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz soll ein Optionsrecht zwischen einer öffentlich-rechtlichen Ge- bühr und einem privatrechtlichen Entgelt geschaffen werden. Ein solches Optionsrecht verschärft jedoch die Pro- bleme: Für beide juristische Wege muss eine Umset- zungriegelung entwickelt werden. Eine Vergleichbarkeit der Angebote für ein ÖPP-Projekt, wenn ein Options- recht besteht, ist nicht möglich. Eine Mauterhebungsform muß jedoch ökonomisch effizient ausgestaltet sein; dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass die nachträgliche Vereinbarung von Kos- tenzuschlagselementen eingeschränkt wird. Es muss daher eine Entscheidung für einen der beiden Wege geben. Dabei ist offen, ob die öffentlich-rechtli- chen Gebühren oder das privatrechtliche Entgelt als Mautform festgelegt werden sollte. Zu dieser Frage braucht es Vorschläge unabhängiger Experten zum Bei- spiel im Rahmen einer Anhörung, die insbesondere auch d b s b z a r t z F s C g T m A z d M R n t M g s R B r r w g s n l t g f B t d M n d b d (C (D ie wohlfahrtsökonomischen Überlegungen im Blick ha- en. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die im Ge- etz vorgesehene Mautgenehmigung durch die Landes- ehören. Eine solche Regelung ist ökonomisch ineffi- ient: Das Know-how muss in 16 Landesbaubehörden ufgebaut werden anstatt nur beim Bund. Die Zersplitte- ung der Bundesfernstraßenverwaltung durch die Auf- ragsverwaltung wird durch das ÖPP zementiert. Es sind urzeit nur drei bis fünf F-Modelle nach dem StrPrivFinG in der Diskussion. Dafür werden keine zu- ätzlichen bürokratischen Strukturen benötigt. Die Genehmigungsbehörde beim Bund sollte den harakter einer Regufierungsbehörde bekommen. Wir finden es daher falsch, die Kompetenz der Maut- enehmigung vom Bund auf die Länder zu übertragen. rotz dieser Bedenken werden wir dem Gesetz zustim- en. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Friedrich Merz und Marco Wanderwitz (beide CDU/CSU) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Sechsundzwan- zigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordne- tengesetzes (Tagesordnungspunkt 6) Ich stimme dem Gesetzentwurf und dem Antrag nicht u. Beide verstoßen nach meiner Überzeugung gegen as verfassungsrechtlich geschützte Recht der freien andatsausübung und verletzen darüberhinaus die echte Dritter. Erstens. Schon die beabsichtigte gesetzliche so ge- annte Klarstellung in dem neuen § 44 a des Abgeordne- engesetzes, dass die Wahrnehmung des Mandats „im ittelpunkt der Tätigkeit eines Mitglieds des Bundesta- es“ stehe, steht im Widerspruch zu anderen Wertent- cheidungen des Grundgesetzes und einfachgesetzlicher egelungen wie etwa der, dass Mitglieder des Deutschen undestages gleichzeitig Mitglieder der Bundesregie- ung sein können. Für die Mitglieder der Bundesregie- ung steht die Wahrnehmung des Parlamentsmandats ge- iss nicht „im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit“. Eine leichwohl getroffene Festlegung im Abgeordnetenge- etz benachteiligt alle diejenigen Abgeordneten, die icht der Bundesregierung angehören. Dies gilt vor al- em dann, wenn an diese Formulierung – wie beabsich- igt – konkrete Folgen geknüpft sind. Zweitens. Die vorgeschlagenen Änderungen des Ab- eordnetengesetzes und der Verhaltensregeln höhlen die reie Mandatsausübung der Mitglieder des Deutschen undestages weiter aus und unterwerfen die Abgeordne- en in unzulässiger Weise verschiedenen Anordnungen, ie der Bundestag mit allgemeiner Gültigkeit für seine itglieder in einem Gesetz oder in den Verhaltensregeln icht treffen darf. Die Abgeordneten sind nach Art. 38 es Grundgesetzes an Aufträge und Weisungen nicht ge- unden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Diese ein- eutige und abschließende Regelung der Stellung der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17451 (A) ) (B) ) Mitglieder des Deutschen Bundestages im Grundgesetz schließt Einschränkungen in Art und Umfang der Man- datsausübung durch das Abgeordnetengesetz oder die Verhaltensregeln ebenso aus wie eine eigenständige Ju- risdiktion des Präsidiums des Deutschen Bundestages über seine Mitglieder. Abgeordnete sind gegenüber der Öffentlichkeit politisch verpflichtet, ihre Entscheidun- gen und ihr individuelles Verständnis von der Ausübung des Mandats zu begründen. Nur von den Wählerinnen und Wählern leitet sich ihre Legitimation ab, und sie kann auch nur von den Wählerinnen und Wählern wie- der entzogen werden. Die Abgeordneten können aber niemandem und keiner Institution gegenüber rechtlich bindend verpflichtet werden zu begründen, wie sie ihr Mandat ausüben. Geradezu abwegig ist deshalb die vor- gesehene Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges für Streitigkeiten zwischen dem Präsidium des Parlaments und einzelnen Mitgliedern des Deutschen Bundestages. Drittens. Die beabsichtigte Verschärfung der Veröf- fentlichungspflicht von ausgeübten beruflichen Tätigkei- ten und der dafür erzielten Einkünfte im neuen § 44 a Absatz 4 des Abgeordnetengesetzes ist geprägt von ei- nem unbestimmten und unbestimmbaren Rechtsbegriff der „bedeutsame(n) Interessenverknüpfungen“ und ver- stößt ebenfalls gegen Rechte der Abgeordneten. Abge- ordnete, die gleichzeitig einen Beruf zum Beispiel als Rechtsanwalt oder Steuerberater ausüben, würden durch diese Bestimmung verpflichtet, ihre Rechts- und Stan- despflichten zur Verschwiegenheit zu verletzen. Viertens. Die über die bisher geltenden Regeln zur Mitteilung von Einkünften aus Tätigkeiten, die neben dem Abgeordnetenmandat ausgeübt werden, hinaus ver- schärften Veröffentlichungspflichten in den Verhaltens- regeln verletzen die Abgeordneten in ihren Persönlich- keitsrechten und verstoßen zudem gegen die Rechte der mit dem Abgeordneten steuerlich zusammenveranlagten Ehepartner. Derartig schwerwiegende Eingriffe in Per- sönlichkeitsrechte der Abgeordneten und ihrer Ehepart- ner lassen sich mit Informationsansprüchen der Öffent- lichkeit nicht begründen. Insgesamt kommt in den einzelnen Bestimmungen des Gesetzentwurfs und des Antrages sowie den jeweili- gen Begründungen dazu eine Vorstellung über das Man- dat eines Abgeordneten des Deutschen Bundestages zum Ausdruck, die ich grundsätzlich nicht teile und die mit der vom Grundgesetz vorgesehenen Stellung des Abge- ordneten im Gefüge der Verfassungsorgane nicht verein- bar ist. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Gisela Piltz, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Sibylle Laurischk, Daniel Bahr (Münster), Michael Kauch und Marlus Löning (alle FDP) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Novellie- rung der forensischen DNA-Analyse (Tagesord- nungspunkt 12) Die strafprozessuale DNA-Analyse hat sich seit ihrer Einführung 1998 als ein effektives Fahndungsmittel be- w V d v m d R b m s G d g t i B D H r P l D g g f d a u I r s A f z s i M a s g g b s R a A v c d f D d R d r (C (D ährt. Da die Feststellung, Speicherung und künftige erwendung des DNA-Identifizierungsmusters in das urch Art. 2 Abs. l in Verbindung mit Art. l Abs. l GG erbürgte Grundrecht auf informationelle Selbstbestim- ung eingreift (vergeiche BverfGE 103, 21, 33), muss ie Ausgestaltung der DNA-Analyse die Vorgaben der echtsprechung des Bundesverfassungsgerichts strikt eachten. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestim- ung gewährleistet, dass der Einzelne grundsätzlich elbst zu entscheiden hat, wann und innerhalb welcher renzen persönliche Lebenssachverhalte offenbart wer- en. Es gewährt seinen Trägern Schutz gegen unbe- renzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Wei- ergabe der auf sie bezogenen, individualisierten oder ndividualisierbaren Daten. In seinen Urteilen der Jahre 2000 und 2001 hat das undesverfassungsgericht die Verfassungsmäßigkeit der NA-Analyse zu Zwecken der Strafverfolgung nur im inblick auf die derzeitigen Voraussetzungen einer vo- angegangenen Straftat von erheblicher Bedeutung, einer rognose weiterer schwerer Straftaten und einer richter- ichen Anordnung bejaht. Der Gesetzentwurf zur Novellierung der forensischen NA-Analyse enthält Änderungen, die vor dem Hinter- rund der Rechtsprechung vertretbar sind. Es ist zu be- rüßen, dass die Einführung einer rechtlich einwand- reien gesetzlichen Grundlage für DNA-Reihentests in em Gesetzentwurf vorgenommen wird. Massive Probleme wirft der Gesetzentwurf in Bezug uf die Erweiterung der Anwendung der DNA-Analyse nd der Einschränkung des Richtervorbehalts auf. Das nteresse des Betroffenen an einem effektiven Grund- echtsschutz wird nach Auffassung des Bundesverfas- ungsgerichts durch den Richtervorbehalt gemäß § 81 g bs. 2 StPO berücksichtigt, der die Gerichte zur Einzel- allprüfung zwingt. Der Richtervorbehalt wird in dem ur Abstimmung vorgelegten Gesetzentwurf einge- chränkt. Er wird durch Änderung in § 81 f Abs. l StPO n Eilfällen abgeschafft, in denen die Anordnung der aßnahme durch die Staatsanwaltschaft oder die Polizei ngeordnet werden kann. Der Richtervorbehalt gehört tattdessen in der Praxis gestärkt, damit er seiner Auf- abe als rechtsstaatliche Hürde für Grundrechtseingriffe erecht werden kann. Zu einer sorgfältigen Gesetzge- ung würde gehören, die Erkenntnisse rechtswissen- chaftlicher Untersuchungen nach einer Stärkung des ichtervorbehaltes in der Praxis umzusetzen, statt ihn ls „formalistisch“ misszuverstehen. Der Gesetzentwurf in Drucksache 15/5674 dehnt die nwendung der DNA-Analyse durch die Neufassung on § 81 g Abs. l Satz 2 StPO-E erheblich aus. Die Strei- hung der Regelbeispiele in § 81 g Abs. l Nr. l StPO und ie Aufnahme des § 81 g Abs. l Satz 2 StPO halten wir ür falsch. Mit dem Wegfall der Regelbeispiele ist die NA-Speicherung bei Straftaten „von erheblicher Be- eutung“ möglich. Die Definition ist äußerst unklar. Die egelbeispiele boten bisher eine Orientierungshilfe. Mit dem Hinweis in § 81g Abs. l Satz 2 StPO, dass ie wiederholte Begehung sonstiger Straftaten dem Un- echtsgehalt einer Straftat von erheblicher Bedeutung 17452 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) gleichstehen kann, wird der Anwendungsgehalt für die Anordnung der DNA-Analyse ausgeweitet. Damit wird auch die Speicherung der DNA bei Wiederholungstätern von Bagatelldelikten – zum Beispiel das Schwarzfah- ren – möglich. Der Wortlaut des Gesetzes sieht eine Be- grenzung nicht vor. Das verstößt gegen den Verhältnis- mäßigkeitsgrundsatz. Die DNA-Analyse droht damit zu einer Standardmaßnahme zu werden. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts findet in dem vorliegenden Gesetzentwurf keine ausrei- chende Berücksichtigung. Wir lehnen den Gesetzentwurf aus diesen Gründen ab. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Max Stadler (FDP) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Novellierung der forensischen DNA-Ana- lyse (Tagesordnungspunkt 12) Ich lehne jede Erweiterung der Speicherung von DNA-Analysen über den vom Bundesverfassungsgericht erlaubten Umfang hinaus ab. Die DNA-Analyse ist ein sehr gutes Beweismittel. Je- doch muss bei der Speicherung der Grundsatz der Ver- hältnismäßigkeit beachtet werden. Mit jeder Aufnahme zusätzlicher Delikte, bei denen eine Speicherung zuläs- sig ist, entfernt sich der Gesetzgeber immer mehr von den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts. Diese Entwicklung muss gestoppt werden, weil sonst am Ende die Speicherung auch bei Bagatelldelikten – ohne Wie- derholungsgefahr – oder gar ohne jede strafrechtliche Vorverurteilung stehen könnte. Der heute zur Abstimmung stehende Gesetzentwurf bringt jedoch eine wichtige Neuerung, die sehr zu begrü- ßen ist. Er stellt endlich die Reihen-DNA-Tests auf eine gesetzliche Grundlage. Aufgrund eines Vorgangs aus meinem eigenen Wahlkreis lege ich besonderen Wert auf die rechtsstaatliche Absicherung der Reihentests. Wegen dieser Neuerung habe ich mich entschlossen, den Gesetzentwurf nicht gänzlich abzulehnen, sondern meine differenzierte Bewertung durch eine Stimment- haltung zum Ausdruck zu bringen. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der projektbezogenen Mechanis- men nach dem Protokoll von Kioto zum Rah- menübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderung vom 11. Dezember 1997 und zur Umsetzung der Richtlinie 2004/101/EG (Tagesordnungspunkt 17) Ulrich Kelber (SPD): Wir beraten heute zum dritten Mal die nationale Umsetzung der so genannten flexiblen M a s h P M c d s e g k E t p u d s F d n d l s d R b g c f d i w w a e Z c r l g n w s d m S g e s D e (C (D echanismen des Kioto-Protokolls. Ich begrüße dies usdrücklich, zeigt es doch, dass dem Klimaschutz heute eine angemessene Aufmerksamkeit gezollt wird. Das Kioto-Protokoll sieht im Rahmen des Emissions- andels mit der Joint Implementation – JI, gemeinsame rojektdurchführung – und dem Clean Development echanism – CDM, Mechanismus für umweltverträgli- he Entwicklung – zwei innovative Instrumente vor, die ie länderübergreifende Zusammenarbeit im Klima- chutz befördern sollen. Diese flexiblen Mechanismen röffnen Unternehmen, die die Emission von Treibhaus- asen verringern wollen oder zusätzliche CO2-Zertifi-ate erwerben wollen, eine weitere Möglichkeit, die mission von Treibhausgasen zu reduzieren und so Kos- en zu sparen. Obwohl wir uns alle darüber einig sind, dass diese rojektbezogenen Mechanismen wichtig und richtig sind nd wir sie so schnell wie möglich umsetzen sollten, ist er Versuch einer überparteilicher Einigung leider ge- cheitert. CDU/CSU wollen sich heute enthalten, die DP besteht auf ihren zusätzliche Forderungen, obwohl ie Koalition bereits zwei von drei Forderungen über- ommen hat. Mein Eindruck ist deshalb eindeutig, dass ie FDP keine Einigung wollte. Wir sind doch mit der FDP völlig einig, dass mög- ichst rasch auch nationale Ausgleichsprojekte möglich ein müssen. Es ist aber eben auch klar, dass sie erst ann umsetzbar sind, wenn es dafür klar definierte EU- egeln gibt. Das haben auch die eingeladenen Experten estätigt. Diese EU-Regeln werden nächstes Jahr vorlie- en, dann muss zügig umgesetzt werden. Abgelehnt haben wir die Forderung nach einer Strei- hung der Möglichkeit einer Umweltverträglichkeitsprü- ung und nach der Berücksichtigung von Senken. Die Ablehnung der Umweltverträglichkeitsprüfung urch FDP ist mir völlig unverständlich. Es muss doch n unser aller Interesse sein, dass der Klima- und Um- eltschutz vor Korruption geschützt wird. Wollen Sie irklich windigen Geschäftemachern und korrupten Be- mten, die es ja nun einmal in vielen Staaten noch gibt, in solches Einfalltor eröffnen? Ich denke, es ist in unser aller Sinne, dass Projekte im weifelsfall überprüfbar sein müssen. Ich bin auch si- her, dass die deutschen Unternehmen ein großes Inte- esse an dem Schutz, an der Sicherheit durch die Mög- ichkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung haben. Es eht bei der fakultativen Umweltverträglichkeitsprüfung icht um zusätzliche Bürokratie, sondern darum, dass ir der Korruption in bestimmten Ländern keinen Vor- chub leisten wollen. Dies ist erklärtes Ziel auch der eutschen Außenpolitik und der wirtschaftlichen Zusam- enarbeit. Ähnlich sehe ich das bei der FDP-Forderung, auch enken zu ermöglichen. Senkenprojekte sind! ökolo- isch höchst bedenklich, weil es sich eigentlich nur um ine Verschiebung des Problems auf später handelt. Sie ind also weder nachhaltig noch wirklich kontrollierbar. as kann keiner wollen. Durch die ablehnende Haltung der FDP und die un- ntschlossene der CDU/CSU besteht jetzt durchaus die Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17453 (A) ) (B) ) Gefahr, dass dieses Gesetz im Bundesrat vertagt wird und sich die Umsetzung damit wegen der Neuwahl um mindestens ein Jahr verzögert. Dies würde bedeuten, dass Sie für mindestens ein Jahr der deutschen Wirt- schaft mutwillig ein wichtiges Instrument zum Erwerb von CO2-Zertifikaten vorenthalten, ein Jahr, in dem an-dere europäische Unternehmen bereits erste Projekte an- gehen können. Ich kann deshalb nur noch einmal nachdrücklich an die Opposition appellieren: Blockieren sie dieses Gesetz nicht! Die deutsche Wirtschaft will dieses Gesetz. Mit- telstand und Wirtschaftsverbände haben ihre klare Un- terstützung zum Ausdruck gebracht. Mit diesem Gesetz schaffen wir klare Regeln für kos- tengünstigeren Klimaschutz. Mit diesem Gesetz schaffen wir die Möglichkeit, dass die Zertifikatspreise günstiger werden. Und mit diesem Gesetz schaffen wir die Mög- lichkeit, die Technologie zur Erzeugung von erneuerba- rer Energie, in der Deutschland Weltmarktführer ist, an wichtige Märkte heranzuführen. Das ist: Technologie- transfer, wie ihn sich die Entwicklungs- und Schwellen- länder bei der Verabschiedung des Kioto-Protokolls vor- gestellt haben. Damit sollten wir schnell beginnen. Gabriele Groneberg (SPD): Ein Teil der Debatte um den Clean Development Mechanism dreht sich um die Frage, wie und auf welche Schultern die Verantwor- tung verteilt wird, die sich aus der Produktion von Treib- hausgasen ergibt. Klar ist, die Mehrzahl der von uns Menschen in die Atmosphäre entsandten Treibhausgase stammt aus den Industrieländern. Wir selbst haben uns unzweifelhaft intensiv um die Vermeidung von Treib- hausgasen und um deren Reduzierung zu bemühen. Gleichzeitig muss man aber deutlich machen, dass das wirtschaftliche Wachstum in den Entwicklungsländern nicht bedeuten kann, hier die Emissionen erst auf den Level der Industrieländer zu bringen, bevor man dann anschließend Reduktionen fordern und auch fördern wird. Bis heute sind von den Entwicklungsländern noch keine verbindlichen Reduktionsvereinbarungen einge- gangen worden, dennoch ist das Interesse an Klima- schutzmaßnahmen sehr groß. Denn Klimaschutzmaß- nahmen haben nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt, sie sind auch für die Entwicklungsländer wirt- schaftlich sinnvoll. Man braucht hier nur die Entwick- lung des Ölpreises als Stichwort zu nennen. Wir wollen den Entwicklungsländern – aber vor allem aber auch den Schwellenländern – helfen, den Ausbau ihrer Wirtschaft so zu gestalten, dass neue Technologien wie auch Effizienzsteigerungen dazu dienen, den Anteil an Treibhausgasen erst gar nicht auf den Stand der In- dustrieländer zu bringen. Dies beinhaltet aber, dass es für diese Länder in technischer und finanzieller Hinsicht attraktiv sein muss, dieses Ziel zu erreichen und es be- deutet, dass man ihnen dabei helfen muss. Wir leisten mit unserer nachhaltigen und damit zu- kunftsfähigen Entwicklungspolitik dazu einen aktiven Beitrag. Wir nehmen Einfluss auf politischer Ebene, aber vor allem unterstützen wir mit zahlreichen prakti- schen Maßnahmen, mit konkreten Projekten in der Zu- s B U E V g b l S u d s n r P h d n a l i s c A g W h g j N f a h W I f l u M a z w d v s d d k r m d e D t (C (D ammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern eiträge zum Klimaschutz. Das reicht von finanzieller nterstützung zur Steigerung des Anteils regenerativer nergien bis hin zur Beratung unserer Partnerländer zur orbereitung auf den CDM. Eine wesentliche Aufgabe sehen wir in der Schaffung leicher Ausgangsbedingungen für den Einsatz erneuer- arer Energien. Nach wie vor werden in vielen Entwick- ungsländern fossile Energieträger zur Erzeugung von trom und Wärme oder als Kraftstoffe subventioniert nd für Anlagen der Windkraft oder Photovoltaik wer- en hohe Zölle, Steuern oder Abgaben verlangt. Hier etzen wir auf den Politdialog, um Reformen anzumah- en oder zu unterstützen. Wir helfen, neue Finanzie- ungs- und Verbreitungsmodelle unter Einbeziehung der rivatwirtschaft anzubieten, die den Nachteil der relativ ohen Anfangsinvestitionen ausgleichen können. Interessant ist dies vor allen Dingen für Unternehmen, ie im Rahmen der eigenen Erfüllungsquote Projekte utzen wollen, aber auch für Unternehmen, die Interesse n Investitionen haben. So sind Projekte in den Entwick- ungsländern denkbar, ähnlich wie die bereits geplanten n Bulgarien und Aserbaidschan. In Aserbaidschan bei- pielsweise soll ein Projekt durchgeführt werden, wel- hes die Erfassung von Methangas bei einem Ölfeld in serbaidschan nutzen soll. Dieses Begleitgas soll dann enutzt bzw. verkauft werden. In Bulgarien wird ein indpark in der Nähe von Sofia errichtet und durch den ier erzeugten Strom eine Reduzierung von Treibhaus- asemissionen erreicht. Die Zertifikate aus diesem Pro- ekt können dann erworben werden. Die Projektideen sind vielfältig, es gibt sie für die utzung von Bioenergie oder Photovoltaik ebenso wie ür die Nutzung von Wasserkraft. Nicht aus den Augen verloren werden darf, dass vor llem die Energieeffizienz zur Reduzierung von Treib- ausgasen genutzt werden muss, zum Beispiel bei der ärmeversorgung, bei der Stromproduktion oder in der ndustrie. Somit eröffnen sich durch den CDM neue Chancen ür unsere Unternehmen im Bereich der Umwelttechno- ogien und der Anlagen für die Bereitstellung von Strom nd Wärme auf dem Weltmarkt. Durch die „flexiblen echanismen“ des Kioto-Protokolls wird Klimaschutz uf hohem technischem Niveau betrieben – und zwar um gegenseitigen Nutzen. Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU): Vor enigen Tagen legte die Europäische Umweltagentur ie aktuelle Treibhausgasbilanz der EU-Mitgliedstaaten or. Einmal mehr wurde hier deutlich, dass Deutschland ein nationales Klimaschutzziel – bis 2005 die Kohlen- ioxidemissionen um 25 Prozent gegenüber 1990 zu re- uzieren – weit verfehlt hat. Noch vor wenigen Jahren ritisierten Rot und Grün das 25-Prozent-Ziel als zu ge- ing. Heute erhofften Sie sich, Herr Bundesumwelt- inister Trittin, dass Sie mit 19 Prozent erreichter Min- erung wenigstens das 21-Prozent-Ziel innerhalb der uropäischen Lastenteilung bis 2012 erreichen können. as ist eine Bankrotterklärung in der Klimaschutzpoli- ik! 17454 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) Sie setzen nun auf den Emissionshandel. Damit dieser sich zu einem brauchbaren Instrument der Klimaschutz- politik entwickeln kann, müssen auch die beiden ande- ren Instrumente des Kioto-Protokolls, Joint Implementa- tion und Clean Development Mechanism, voll zum Einsatz kommen können. Dies hat die Unionsfraktion lange genug und immer wieder bei der Bundesregierung eingefordert. Das Gesetz liegt nun endlich vor und soll auf den Weg gebracht werden. Die Zielrichtung des Gesetzes ist richtig, aber ansonsten ist es mit den üblichen Mängeln rot-grüner Gesetzgebung behaftet. Wir haben dazu konstruktive Verbesserungsvorschläge gemacht, die al- lerdings nicht alle zum Zuge kamen. Deshalb mache ich auf folgende zwei Punkte auf- merksam, die geändert werden müssen: Erstens. Auch nationale Ausgleichsprojekte sollen er- möglicht werden, bis es europarechtlich möglich ist, ih- nen EU-Zertifikate zuzuweisen. Nur weil der Umtausch der nationalen Zertifikate – Assigned Ammount Units, AAU – in EU-Berechtigungen derzeit noch nicht mög- lich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass die Zulas- sung nationaler Zertifikate – AAU – grundsätzlich abzu- lehnen ist. Mit anderen Worten: Derzeit ist es zwar durch inner- staatliche Projektmaßnahmen nicht möglich, EU-Emis- sionsrechte zu erzeugen, weil das Gemeinschaftsrecht so etwas nicht vorsieht, aber das bedeutet damit eben nicht, dass Deutschland dadurch keine staatlichen Emissions- zertifikate zulassen darf. Die Vorteile der Zulassung nationaler Zertifikate lä- gen auf der Hand: Wir könnten hier einen Markt eröff- nen, damit mehr Klimaschutzprojekte in Deutschland durchgeführt werden. Die Zulassung von nationalen Ausgleichsprojekten bedeutet auch, dem deutschen Mit- telstand die Hand zu reichen und ihn an den Klima- schutzbemühungen zu beteiligen. Viele kleine und mit- telständische Unternehmen werden allein schon aus Verständnisgründen – Sprache – eher Klimaschutzpro- jekte im Inland durchführen als anderswo. Darüber hi- naus wäre ein positiver Beschäftigungseffekt zu erwar- ten. Zweitens. Die Ausgestaltung der Prüfung muss ver- schlankt und unbürokratisch gemacht werden. Denn trotz einiger Verbesserungen gegenüber dem Ministerial- entwurf enthält der ProMechG-Entwurf noch verschie- dene bürokratische Regelungen, die weder gemein- schaftsrechtlich noch durch das Völkerrecht vorgegeben sind. Sie wirken, besonders für den Mittelstand, abschre- ckend und führen letztlich dazu, dass Projekte entweder gar nicht oder vom europäischen Ausland durchgeführt werden. Damit steht dieser Gesetzentwurf im Wider- spruch zur Aussage des Kollegen Ulrich Kelber, SPD, der in der ersten Lesung des Gesetzentwurfs – 13. Mai 2005, Bundestagsprotokoll, Seite 16616 – gesagt hat: „Wir wollen kleinen und mittelständischen Unterneh- men die Option der projektbezogenen Mechanismen er- öffnen.“ Um Bürokratie zu vermeiden, muss daher die Nach- haltigkeitsprüfung – § 8 –gestrichen werden (§ 8). Denn n d P n l g M A t g e B t s h h t s d b K m s s V w D u S b C z a n d t d a k d w d k d m p H u d l u s f (C (D ach UN-Regularien wird die Nachhaltigkeit bereits urch die Gastgeberstaaten geprüft. Eine zusätzliche rüfung durch das Umweltbundesamt, UBA, ist daher icht notwendig. Eine zusätzliche Prüfung ist nur zusätz- icher bürokratischer Aufwand, der zu zeitlichen Verzö- erungen führt und den Gastgeberstaaten unnötigerweise isstrauen signalisiert. Ein weiterer wesentlicher Punkt, der nicht aus den ugen verloren werden darf, sind die Joint-Implementa- ion-Projekte. Sie sind ohne die Möglichkeit der Verlän- erung bis 2012 begrenzt. Diese Befristung bedeutet ine massive Behinderung von Investitionen in diesem ereich, da eine Realisierung von heute ins Auge gefass- er Projekte erst in den Jahren 2009 und 2010 möglich ein wird. Trotz dieser Mängel werden wir das Gesetz nicht auf- alten. Denn wir brauchen Planungs- und Rechtssicher- eit für unsere Unternehmen. Die notwendigen Korrek- uren wird eine unionsgeführte Bundesregierung jedoch ofort in die Wege leiten. Franz Obermeier (CDU/CSU): Die Zeit läuft uns avon. Obwohl der Handel mit Emissionsrechten bereits egonnen hat, steht die uneingeschränkte Nutzung aller ioto-Instrumente, also auch der flexiblen Mechanis- en JI und CDM, noch immer nicht zur Verfügung. Die autarken Klimaschutzbemühungen der Europäi- chen Union werden die weltweiten Treibhausgasemis- ionen nicht nennenswert beeinflussen können. ielmehr würde ein weiterer Alleingang die Wettbe- erbsfähigkeit der Europäischen Union schwächen. eshalb müssen wir alles daran setzen, alle großen Ver- rsacherländer, einschließlich der Entwicklungs- und chwellenländer, in die Klimaschutzbemühungen einzu- eziehen. Dies ist auch eine der Hauptforderungen der DU/CSU-Bundestagsfraktion für den Kioto-Folgepro- ess. Dazu gehört auch die uneingeschränkte Nutzung ller Kioto-Instrumente, also auch der flexiblen Mecha- ismen JI und CDM. Es ist und bleibt leider der rot-grüne Dauerbrenner, ass keine Gelegenheit ausgelassen wird, neue Bürokra- ie aufzublähen, so auch hier. Mehr noch, hier soll jetzt eutsche Bürokratie auch noch den Export in alle Welt ntreten. Und das funktioniert dann so: Nach dem Völ- errecht wird die Nachhaltigkeit eines Projektes durch ie Gastgeberstaaten geprüft. Der rot-grüne Gesetzent- urf verlangt aber jetzt eine zusätzliche Prüfung durch en Investorstaat, in unserem Falle Deutschland. Man ann sich leicht vorstellen, dass die Gastgeberstaaten iese Doppelprüfung als Misstrauen werten dürften. Und an kann sich an den Fingern abzählen, dass eine Dop- elprüfung die Kosten für ein Unternehmen auch in die öhe treiben würden. Vielleicht sollte man den Spieß im Gegenteil einmal mdrehen und sich anschauen, wie die anderen Staaten enn so ihre Nachhaltigkeitsprüfungen vornehmen. Viel- eicht lässt sich da was abschauen in puncto Effektivität nd unnötiger Vorschriftenballast. Es ist doch ungleich schwieriger, bestehende Vor- chriften zu verschlanken, als sie gar nicht erst zu über- rachten. Das ist wie bei uns Menschen, schlanker wer- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17455 (A) ) (B) ) den ist schwieriger als von Anfang an auf die gute Linie zu achten. Also weg mit dieser Doppellast nationale Nachhaltig- keitsprüfung (§ 8). Und gleich noch ein guter Vorschlag zur Vereinfa- chung: Wenn der Gastgeberstaat eine Umweltverträg- lichkeitsprüfung für entbehrlich erklärt, sollten wir das akzeptieren und ebenso entfallen lassen. Nach Ihrem Ge- setzentwurf ist aber das Gegenteil der Fall: Wir als In- vestorland können auf UVP bestehen, das heißt in Ent- wicklungs- und Schwellenländern kann UVP verlangt werden. Bei den Kosten des Verfahrens haben wir bei den Be- ratungen noch Änderungen erreicht. Ich sage, wir müs- sen uns Umweltfreundlichkeit auch leisten können. Auf Dauer hilft es niemandem, wenn einseitig deutsche Wett- bewerbsfähigkeit leidet. Allerdings ist unser Vorschlag, Senkenprojekte wie Aufforstungsmaßnahmen mit einzubeziehen, leider nicht aufgenommen worden. Das ist im Sinne des Klimaschut- zes, der Verringerung von CO2-Emissionen, unverständ-lich. Ich bin auch enttäuscht, dass es nicht gelungen ist, die Grundlagen für nationale Ausgleichsprojekte in dieses Gesetz einzubauen. Gerade Sie, meine Damen und Her- ren von der noch amtierenden Regierungskoalition, se- hen sich doch sonst so gerne in einer Vorreiterrolle. Es wäre doch eine schöne und deutliche Signalwirkung ge- wesen, wenn sie bereits vor der Entscheidung auf euro- päischer Ebene in Deutschland zugelassen worden wä- ren und so Gutschriften für die Projektträger möglich wären. Hier hätte sofort ein neuer Markt entstehen kön- nen mit neuen Investitionen und Arbeitsplätzen und das Ganze auch noch gewinnbringend für die Umwelt. Nachvollziehen kann ich Ihre Untätigkeit in diesem Punkt wirklich nicht und stehe damit auch nicht alleine. Unser Oppositionspartner FDP hat mit seinen Ände- rungsanträgen positive Zuarbeit geleistet, die sich in Zu- kunft sicher noch nutzen lässt. Mein Fazit zu diesem Gesetzentwurf: Für unsere deutschen Unternehmen ist es wichtig, eine rechtliche Grundlage für die weiteren Arbeiten in diesem Bereich zu haben, allerdings nicht mit einem Gesetz, dass mit neuer Bürokratie überfrachtet ist und auf der anderen Seite nicht in die Zukunft orientiert ist wie der Mangel an Grundlagen für nationale Ausgleichsprojekte. Die Schwachstellen dieses Entwurfes zwingen mich zu der Entscheidung, mich bei diesem Gesetzentwurf der Stimme zu enthalten. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Auch nach dem In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls stehen wir in der Klimapolitik weiter vor gewaltigen He- rausforderungen – global, europäisch und national. Die nationale Aufgabe lautet: Deutschland muss seine Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent sen- ken. Dafür muss die erfolgreiche rot-grüne Klimaschutz- politik konsequent fortgesetzt werden: Dazu gehören vor allem der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien, d z e p d P M n U z d w m w s f E m – f k r j m e g a d C s s t e e r s h s r c w t s d v g R n m f m b l p C t v d (C (D as Energiesparen und die Verbesserung der Energieeffi- ienz in allen Bereichen: in Verkehr und Haushalten benso wie in Industrie und Energiewirtschaft. Ein Baustein der Klimapolitik ist die Nutzung der rojektbezogenen Mechanismen, über die wir heute re- en und deren Nutzung wir mit der Verabschiedung des rojekt-Mechanismen-Gesetzes auf den Weg bringen. it diesem Gesetz setzen wir sehr zeitnah die so ge- annte Linking Directive der EU in deutsches Recht um. nd die Beratungen im Umweltausschuss haben ja ge- eigt, dass es im Grundsatz einen breiten Konsens über ie Einführung dieser Mechanismen gibt. Daher haben ir uns auch bemüht, uns mit Union und FDP auf ein ge- einsames Vorgehen zu verständigen. Mit der Union ar dies offenbar auch möglich, mit der FDP leider eben o offensichtlich nicht! Das Gesetz schafft die Rechtsgrundlage zur Durch- ührung dieser Projekte und deren Nutzung im EU- missionshandel. Es ermöglicht deutschen Firmen, Kli- aschutzprojekte in mittel- und osteuropäischen Staaten JI – oder in Entwicklungsländern – CDM – durchzu- ühren und dafür Emissionsrechte zu bekommen. Damit ann die deutsche Wirtschaft ihre Kosten für die Minde- ung von Treibhausgasen senken. Die Auswahl der Pro- ekte ist zu Recht an strenge Kriterien gebunden: Sie üssen qualitative, ökologische Standards erfüllen und s müssen dauerhafte, zusätzliche Emissionsminderun- en sein. Atom- und so genannte Senkenprojekte sind usgeschlossen und das ist sehr gut so! Für große Stau- ämme gelten die verbindlichen Leitlinien der World ommission on Dams, WCD. Ökologisch problemati- che Projekte dürfen nicht zugelassen werden. Bei be- onders zweifelhaften Vorhaben kann eine Umweltver- räglichkeitsprüfung gefordert werden, für uns ist das ine Selbstverständlichkeit und ein zentraler Punkt, der igentlich noch nicht weit genug geht. Diese Anforde- ung unter dem Deckmantel der Bürokratievermeidung treichen zu wollen, wie es vor allem die FDP gefordert at, ist schon ein starkes Stück. Da fehlt jede ökologi- che Sensibilität, zumal auch die Wirtschaft kein Inte- esse hat, dass diese für sie so wichtigen flexiblen Me- hanismen durch ökologische Skandale diskreditiert erden. An dieser Stelle auch ein Wort zu den viel diskutier- en nationalen Ausgleichsprojekten: Natürlich können ie eine interessante Option sein und die Suchfunktion es Marktes zusätzlich anregen. Aber es ist doch auch ollkommen klar, dass es dafür einer europäischen Re- elung bedarf. Nur dann könnten die so erzeugten echte auch im Emissionshandel genutzt werden und ur so stellen sie eine reizvolle Option für die Unterneh- en dar. Wer diese nationalen Projekte nun zum Symbol ür eine konsequente Nutzung der flexiblen Projekte acht, baut einen Popanz auf und geht an der Sache vor- ei. Nicht mal die Wirtschaft sieht das so, sie will vor al- em ein schnelles In-Kraft-Treten dieses Gesetzes! Um es klar zu sagen: Wir sind für die Nutzung der rojektbezogenen Mechanismen! Sie bieten eine gute hance, Klimaschutz mit Kosteneffizienz, Technologie- ransfer und der Förderung nachhaltiger Entwicklung zu erbinden. Wir begrüßen daher die EU-Richtlinie und as Pro-Mech-Gesetz. 17456 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) Aber es muss auch klar sein: Es kann keine unbe- grenzte Nutzung der projektbezogenen Mechanismen geben. Es müssen tatsächliche, dauerhafte und zusätzli- che Emissionsminderungen sein und sie müssen strenge ökologische Kriterien erfüllen. Die Regelungen der EU- Richtlinie und des Pro-Mech-Gesetzes gehen hier in die richtige Richtung, und müssen in der Umsetzung auch konsequent angewendet werden. Und selbstverständlich kann die Nutzung der projekt- bezogenen Mechanismen nur eine Ergänzung zu natio- nalen Klimaschutzmaßnahmen sein: Alles andere würde dem Geist und den Verpflichtungen des Kioto-Protokolls und der Vereinbarungen der UN-Klimakonferenz von Marrakesch – COP7 – widersprechen, ich nehme an, dass dies niemand möchte. Die Industrieländer sind in der Pflicht, einen wesentlichen Anteil ihrer Klima- schutzanstrengungen zuhause zu leisten. Die Nutzung der Kiotomechanismen bietet nur die Möglichkeit für er- gänzende Maßnahmen. In diesem Sinne ist dann auch eine Obergrenze für die Nutzung von JI- und CDM-Gut- schriften innerhalb des Emissionshandels im nächsten Zuteilungsgesetz festzusetzen. Nur so bleibt auch der ökonomische Anreiz für sehr ambitionierte Klimaschutz-Innovationen erhalten. Da- von profitiert die deutsche Industrie mindestens ebenso stark wie von der Erschließung möglichst kostengünsti- ger Reduktionspotenziale. Nur wirkliche Technologie- sprünge sichern deutschen Unternehmen langfristig ihre Spitzenposition auf dem Weltmarkt für moderne Um- welttechnik. Kurz: Die projektbezogenen Mechanismen sind eine sehr sinnvolle Ergänzung des klimapolitischen Instru- mentenkastens. Sie brauchen aber qualitative Leitplan- ken und quantitative Grenzen. Dafür sorgt dieses Gesetz, das wir heute verabschieden. Wir hoffen, dass auch die Opposition dazu beiträgt, den Weg für ihre Nutzung schnell frei zu machen und das Gesetz im Bundesrat nicht blockiert. Birgit Homburger (FDP): Der Deutsche Bundestag berät heute abschließend über das Gesetz zur Integration internationaler Klimaschutzprojekte in den europäischen und in den deutschen Emissionshandel. Die FDP hat im- mer wieder auf die zentrale Bedeutung dieses Gesetzes hingewiesen. Als entscheidendes Scharnier zwischen na- tionalem und internationalem Klimaschutz gibt es die Spielregeln vor, unter denen deutsche Unternehmen die modernen Instrumente internationaler Klimapolitik nut- zen und von den damit verbundenen Kostensenkungs- potenzialen profitieren können. Das Signal, das der heute zur Schlussabstimmung vorliegende rot-grüne Gesetzentwurf an die Unterneh- men in Deutschland und an die internationale Staatenge- meinschaft aussendet, ist enttäuschend: Die Spielräume der europäischen Richtlinie werden nicht hinreichend genutzt. Desinteresse an den modernen Instrumenten interna- tionaler Klimapolitik, vertane Gelegenheiten, wenn es darum geht, Ökonomie und Ökologie zum Vorteil der Menschen zu verbinden, Fantasielosigkeit und tiefes Misstrauen gegen alles, was mit Markt und Wettbewerb z p r h P V m s s b U F d I n s d m w s H s p s d m N D a k r s h t t m w z d i w d k K n s d d d T A (C (D u tun hat, das sind die Markenzeichen grüner Umwelt- olitik unter Bundesumweltminister Trittin. Bis zur letzten Sekunde, bis in die abschließenden Be- atungen gestern im Umweltausschuss des Bundestages, at die FDP versucht, wenigstens in den wichtigsten unkten Änderungen zu erreichen – Änderungen am erfahren, die nach klarem Expertenvotum rechtlich öglich gewesen wären, erhebliche weitere Klima- chutzpotenziale erschlossen hätten und den vom Emis- ionshandel Betroffenen deutliche Erleichterungen ge- racht hätten. Erneut hat die rot-grüne Mehrheit im mweltausschuss alle konstruktiven Vorschläge der DP abgelehnt und stattdessen auf dem heute vorliegen- en Entwurf beharrt, einem Entwurf ohne Impulse, ohne deen, ohne Mut, ohne positives Signal an die internatio- ale Kioto-Gemeinschaft. Für einen modernen Klima- chutz auf nationaler und auf internationaler Ebene ist ieser Gesetzentwurf keine Hilfe und kein ernst zu neh- ender Beitrag. Aber zumindest für eines ist der Ent- urf gut, er zeigt deutlich: Es wird dringend Zeit für fri- chen Wind, auch und gerade hier, in der Umweltpolitik, err Minister Trittin. Um es klar zu sagen: Die FDP wird bei aller Enttäu- chung über die für den Klimaschutz wieder einmal ver- assten Chancen diesen Gesetzentwurf nicht ablehnen, ondern sich der Stimme enthalten. Die FDP wird sich er Stimme enthalten, weil zumindest endlich ein Mini- um erreicht wird: die Umsetzung der Möglichkeit zur utzung der flexiblen Instrumente endlich auch in eutschland. Dieser Gesetzentwurf ist immerhin besser ls überhaupt keiner, jedenfalls für eine hoffentlich urze Übergangszeit. Er steht auf der Liste der verbesse- ungsbedürftigen rot-grünen Gesetze weit oben. Wenn ich die Mehrheitsverhältnisse in diesem Hause geändert aben werden, wird die FDP alles daransetzen, dass un- er anderem auch dieses Gesetz zum Vorteil des interna- ionalen Klimaschutzes und zum Vorteil der Unterneh- en in Deutschland verbessert wird. Die konkreten und ichtigsten Vorstellungen dazu liegen mit insgesamt ehn FDP-Änderungsanträgen zu diesem Gesetz auf em Tisch. Kioto hat nur dann eine Zukunft, wenn sichergestellt st, dass für jeden eingesetzten Euro so viel Klimaschutz ie möglich erwirtschaftet wird. Um für alle Staaten ieser Welt attraktiv zu werden, muss das Kioto-Proto- oll wirtschaftlich leistungsfähig sein. Dazu müssen die ioto-Instrumente ihre Kräfte also voll entfalten kön- en. Die FDP wird sich dafür einsetzen, dass die Fes- eln, die den Kioto-Mechanismen in Deutschland mit em heutigen Tage weiter angelegt werden, gelöst wer- en und dass das tiefe Misstrauen überwunden wird, das iese Bundesregierung in Gestalt ihres Umweltministers rittin gegenüber marktlichen Mechanismen hegt. nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 15. November 2000 gegen die grenzüber- schreitende organisierte Kriminalität sowie zu Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17457 (A) ) (B) ) den Zusatzprotokollen gegen den Menschen- handel und gegen die Schleusung von Migran- ten (Tagesordnungspunkt 18) Erika Simm (SPD): Das Übereinkommen der Ver- einten Nationen gegen die grenzüberschreitende organi- sierte Kriminalität sowie die Zusatzprotokolle gegen den Menschenhandel und gegen die Schleusung von Migran- ten dienen der Vereinheitlichung der internationalen Strafverfolgungsstandards und der verbesserten grenz- übergreifenden Bekämpfung der organisierten Krimina- lität. Der Hauptteil des Übereinkommens befasst sich mit der Bekämpfung der organisierten internationalen Geld- wäsche, der Korruption und der Abschöpfung der Gewinne aus diesen Straftaten, während die Zusatzpro- tokolle den grenzüberschreitenden Menschenhandel, insbesondere den Frauen- und Kinderhandel, sowie die so genannte Schleuserkriminalität zum Gegenstand ha- ben. Mit dem vorliegende Gesetzentwurf werden die Vo- raussetzungen für die Ratifizierung des Übereinkom- mens geschaffen. Das Bundesjustizministerium hat dieses Übereinkom- men eingehend geprüft und ist zu dem Ergebnis gekom- men, dass es im Hinblick auf das deutsche Recht keinen Umsetzungsbedarf mehr gibt, weil das deutsche Recht den Strafverfolgungsbehörden bereits ausreichende Handhabe zur effektiven Bekämpfung der organisierten Kriminalität und zur grenzüberschreitenden Kooperation bei der Strafverfolgung zur Verfügung stellt. Diese Auf- fassung wird vom Rechtsausschuss mehrheitlich geteilt, weswegen auch wir über die schon bestehende Rechts- lage hinaus gegenwärtig keinen Regelungsbedarf ge- sehen haben. Allerdings wurde die Bundesregierung gebeten, über die noch in diesem Jahr anstehende Vertragsstaatenkonferenz zu diesem Übereinkommen zu berichten, auch um zu erfahren, welcher Stand der Um- setzung in den einzelnen Vertragsstaaten zu verzeichnen ist. Was den Stand in unserem Land angeht, so haben wir mit der Verabschiedung des 37. Strafrechtsänderungsge- setz, das am 19. Februar 2005 in Kraft getreten ist, und der damit erfolgten Neufassung der Strafvorschriften zum Menschenhandel unsere Hausaufgaben auch im Sinne des diesbezüglichen Zusatzprotokolls gemacht. Durch diese Strafrechtsänderung wurden der Men- schenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung (§ 232 StGB), der Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft (§ 233 StGB) sowie die Förderung des Menschenhandels (§ 233 a StGB) geson- dert unter Strafe gestellt. Außerdem wurde die Zwangs- heirat als besonders schwerer Fall der Nötigung in das Strafgesetz aufgenommen (§ 240 IV Nr. l StGB). Den wesentlichen Vorgaben des Übereinkommens im Bereich des materiellen Strafrechts wie zum Beispiel der Unterstrafestellung einer kriminellen Vereinigung, der Geldwäsche, der Korruption sowie der geforderten Schaffung der Möglichkeit, auch juristische Personen zur Verantwortung zu ziehen, ist im geltenden Recht, z e t w d f v l b h s n z R D e t g s s t d b v f w c t g V s g r B s e i z S b b g S s S s e f s i t h s (C (D um Teil durch früher schon erfolgte Rechtsänderungen, ntsprochen. Gleiches gilt, soweit das Übereinkommen die Ver- ragsstaaten verpflichtet, die Voraussetzungen für eine irksame Zusammenarbeit bei der grenzüberschreiten- en Verfolgung der organisierten Kriminalität zu schaf- en. Dem entspricht das Vorhandensein einer Vielzahl on Rechtshilfeabkommen der Bundesrepublik Deutsch- and mit anderen Staaten, sowie insbesondere auch das ei uns geltende Gesetz über die internationale Rechts- ilfe in Strafsachen (IRG). Auch das Zusatzprotokoll zur so genannten Schleu- erkriminalität, das nur Pflichten der Vertragsstaaten ormiert, nicht aber Eingriffsermächtigungen gegen Ein- elpersonen, erfordert keine Änderungen des deutschen echts. Auch diesbezüglich entspricht die Rechtslage in eutschland bereits den gestellten Anforderungen. Dem von der Bundesregierung eingebrachten Gesetz- ntwurf kann daher vorbehaltlos zugestimmt werden. Sibylle Laurischk (FDP): Globalisierung, erleich- erte Mobilität, sich öffnende Grenzen haben gerade bei roßem Wohlstandsgefälle auch Nachteile: Grenzüber- chreitende Kriminalität wie Menschenhandel, Schleu- er- und sonstige organisierte Kriminalität wird erleich- ert. Neben den enormen wirtschaftlichen Schaden, den as Bundeskriminalamt für 2002 mit 3 Milliarden Euro eziffert, tritt das große menschliche Leid, das bei den on Schleuser- und Menschenhandelskriminalität betrof- enen Menschen, meist Frauen und Kinder, angerichtet ird. In der deutschen Rechtsordnung sind die mannigfa- hen Erscheinungsformen nach Auffassung unser Frak- ion ausreichend pönalisiert, die Ratifizierung des vorlie- enden Abkommens stellt lediglich ein rein formales erfahren dar, das nach unserer Auffassung ohne prakti- che Handlungsverpflichtung an den nationalen Gesetz- eber bleibt. Hier ist insbesondere mit dem 37. Straf- echtsänderungsgesetz vom 19. Februar 2005 zur ekämpfung des Menschenhandels gute gesetzgeberi- che Arbeit geleistet worden. Die Diskussion über die ffektive Bekämpfung von Zwangsheiraten gehört auch n diesen Zusammenhang. Gesetzliche Initiativen, die ur Verdeutlichung der eingeführten ausdrücklichen trafbarkeit führen sollen, wie die aus Baden-Württem- erg, begrüße ich durchaus. Es muss ein Klima der Miss- illigung dieses gravierenden Menschenrechtsverstoßes eschaffen werden. Schwierig bleibt in allen Fällen der Vollzug; denn die trafbarkeit alleine verhindert Menschenhandel, Schleu- erkriminalität und organisierte Kriminalität noch nicht. chulung und Ausrüstung von Polizei und Staatsanwalt- chaften sind die unabdingbaren Voraussetzungen für ine erfolgreiche Bekämpfung. Ein wirkungsvoller Op- erschutz ist dringend geboten, nicht zuletzt um die Aus- agebereitschaft der Opferzeuginnen in Sicherheit vor hren Peinigern zu erhöhen. In der Denkschrift zum Zusatzprotokoll zur Verhü- ung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschen- andels, insbesondere des Frauen- und Kinderhandels, ind ganz richtig die Länder in die Verantwortung 17458 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) genommen. Insbesondere Art. 6, der sich dem Schutz und der Hilfe für die Opfer des Menschenhandels wid- met, verdient es, mit Leben erfüllt zu werden. Die Be- reitstellung von Mitteln in einem eigenen Haushaltstitel „Opferzeuginnen“ mit 100 000 Euro, wie es Rheinland- Pfalz vorsieht, begrüße ich sehr. Andere flankierende Maßnahmen wie die auskömmliche und verlässliche Fi- nanzierung von Schutzräumen, wie der Frauenhäuser und von Beratungsstellen, sind in der praktischen Um- setzung dringend erforderlich. Frauen und die oft mit be- troffenen Kinder müssen gestützt und ihnen muss aus der Opfersituation herausgeholfen werden. Wichtig wird die Durchführung von Vertragsstaaten- konferenzen sein, um die Umsetzung dieses Überein- kommens in den Vertragsstaaten zu kontrollieren und schließlich auch, um die Kommunikation zur Erleichte- rung der grenzüberschreitenden Strafverfolgung zu erhö- hen. Hier wird die zu erwartende neue Bundesregierung in die Pflicht genommen werden, an diesen Vertragsstaa- tenkonferenzen teilzunehmen und hierüber dem Parla- ment zu berichten. Mit der Ratifizierung des vorliegen- den UN-Übereinkommens ist es jedoch nicht getan. Die EU-Richtlinie hinsichtlich strafrechtlicher Sank- tionen zur Bekämpfung der Beihilfe zur unerlaubten Ein- und Durchreise und zum unerlaubten Aufenthalt aus dem Jahre 2002 wartet immer noch auf eine Umset- zung. Die zögerliche Haltung dieser Bundesregierung ist mir unerklärlich. Die Richtlinie soll die Bekämpfung il- legaler Einwanderung praxisgerechter gestalten. Folge der unterbliebenen Umsetzung ist, dass ein Großteil die- ser Handlungen in Deutschland straffrei ist, weil die zu- grunde liegenden Begriffe der unerlaubten Einreise und des unerlaubten Aufenthaltes strafrechtlich nicht hinrei- chend bestimmt erscheinen. Hierauf hat der Bundesge- richtshof in einer Entscheidung Ende April hingewiesen. Die Folge ist, dass beispielsweise das gewerbsmäßige Einschleusen von Prostituierten, die der Visumpflicht unterliegen und nur über ein Besuchsvisum verfügen, nicht geahndet werden kann. Die Bekämpfung der Schleuserkriminalität bleibt daher auf der Agenda der nächsten zu erwartenden Bundesregierung. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Bundesanstalt für den Digital- funk der Behörden und Organisationen mit Si- cherheitsaufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) (Tagesordnungspunkt 19) Gerold Reichenbach (SPD): Seit über zehn Jahren fordern Polizei- und Katastrophenschutzkräfte einmütig die Einführung des modernen Digitalfunks. Seit fünf Jahren ist dieses Projekt ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung, aber immer wieder durch die Forde- rungen und die Haltung der Länder ins Stocken geraten. Auch die selten erlebte, strikt an der Sache orientierte Einmütigkeit, mit der 2003 alle Fraktionen die rasche Einführung des Digitalfunks forderten, konnte daran nichts ändern. U t l g E j s l b s A j t r f V c m z h 2 m i L m e f a D s d d w S i B D – d R e z n W B l c w g d b t (C (D Das alte, analoge Funksystem kann problemlos von nbefugten abgehört werden. Sprachqualität und Daten- ransportkapazität sind längst nicht mehr Standard. Es eidet zunehmend an Lieferproblemen bei Ersatzteilen. Aber seit die Bundesregierung die Einführung des Di- italfunks BÖS vorantreiben will, bekommen wir einen iertanz der ganz besonderen Art vorgeführt. Das Pro- ekt kann erst beginnen, wenn die Finanzverteilung zwi- chen Bund und Ländern geklärt ist. Die Finanzvertei- ung kann erst festgelegt werden, wenn die Kostenhöhe ekannt ist. Die Kosten sind erst bekannt, wenn die Aus- chreibung des Projektes durchgeführt worden ist. Die usschreibung ist aber nur machbar, nachdem das Pro- ekt gestartet ist, was wiederum eine geklärte Finanzver- eilung voraussetzt. Kurz gesagt: Das Huhn ist die Vo- aussetzung für das Ei, das Ei wiederum Voraussetzung ür das Huhn. Am 26. Juni 2003 hat deshalb der Bundeskanzler den ersuch unternommen, zusammen mit den Regierungs- hefs der Länder den Knoten zu durchschlagen, um zu- indest über eine Dachvereinbarung zur Ausschreibung u kommen. Das Gremium war sich einig. Postwendend aben die Finanzminister aller Länder am 11. September 003 ihre Regierungschefs wieder zurückgepfiffen: Erst üsse die Finanzierung gesichert werden. Am 24. März 2004 einigten sich dennoch der Bundes- nnenminister und die Innenminister und -senatoren der änder auf die „Vereinbarung zur Regelung der Zusam- enarbeit beim Aufbau und Betrieb eines bundesweit inheitlichen digitalen Sprech- und Datenfunksystems ür alle Behörden und Organisationen mit Sicherheits- ufgaben in der Bundesrepublik Deutschland“, auch achvereinbarung genannt. § l dieser Dachvereinbarung ieht vor, dass bis zum 31. Dezember 2010 ein flächen- eckendes Gesamtnetz stehen soll. Umso schlimmer ist, ass das Huhn-und-Ei-Spiel bei der Finanzierung bald ieder von vorne losging. Es ist deshalb zu begrüßen, dass Bundesminister chily am 18. März 2005 ein weiterer Befreiungsschlag n der unendlichen Huhn-und-Ei-Debatte gelang: Der und tritt in Vorlage und wird auf eigene Kosten mit der eutschen Bahn Telematik als Partner ein Grundnetz Rumpfnetz – installieren, das etwa die Hälfte des Lan- es abdeckt. Damit geht der Bund auch finanziell einen iesenschritt auf die Länder zu, denn er zahlt 50 Prozent iner Infrastruktur, obwohl er nur weniger als zehn Pro- ent der Endnutzerstellen wird. Die Botschaft des Innenministers ist klar: Wir dürfen icht mehr warten. Wir müssen die Chance nutzen, zur M 2006 den Führungsebenen wenigstens an den rennpunkten die neue Technik zur Verfügung zu stel- en. Nur wenn wir handeln, können wir den flächende- kenden Betrieb bis 2010 sicherstellen. Trotz vereinzelter, eher politisch motivierter Kritik aren am Ende alle Länder im Boot und forderten leichzeitig, eine zentrale BOS-Stelle einzurichten, die ie gemeinsame Steuerung übernimmt und die Länder- eteiligung sicherstellt. Genau das tun wir heute mit dem Gesetz zu Errich- ung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behör- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17459 (A) ) (B) ) den und Organisationen für Sicherheitsaufgaben (BOS). Statt die Huhn-und-Ei-Debatte zu kultivieren, wollen wir mit diesem Gesetz das Vorgehen weiter beschleuni- gen. Und genauso wurde es von den Fachleuten in der Anhörung, etwa dem Vertreter der Feuerwehren, auch gesehen. Die Argumente der Kritiker reaktivieren im Kern die alte Huhn-und-Ei-Debatte: Erst wenn die Details der Verwaltungsvereinbarungen zwischen Bund und Län- dern festlägen, könne eine Bundesanstalt errichtet wer- den. Da stellt sich schon die Frage: Bund und welche Länder? Alle 16 Bundesländer? Wo doch jetzt schon klar ist, dass sie nicht alle in der ersten Runde dabei sein wer- den? Also welche? – Es ist den Menschen draußen nicht zu vermitteln, dass wir vor lauter Bund/Länder-Hick- hack und Huhn-und-Ei-Debatte die Sicherheit vernach- lässigen. Gerade weil das dem Föderalismus geschuldete Aus- tarieren der Kompetenzen zwischen Bund und Ländern so schwierig ist, ist das Errichtungsgesetz, über das wir heute beraten, als Rahmen angelegt, der die Belange der Länder sicherstellt und der durch das Verwaltungsab- kommen und die Satzung ausgestaltet werden kann. Das ist eine der wichtigen Absichten des Gesetzes und liegt ganz im Sinne der Dachvereinbarung. Das Errichtungsgesetz ist – das hat die Anhörung er- geben – sachlich und fachlich geboten. Wir waren durch- aus offen, über Einzelheiten des Gesetzentwurfs zu re- den. Einen der wesentlichen Kritikpunkte der Anhörung haben wir aufgenommen. Durch einen Änderungsantrag haben wir das parlamentarische Kontrollrecht über den Haushalt sichergestellt. In der Anhörung am vergangenen Montag hat mich schockiert, mit welchem Nachdruck sich der Staats- sekretär aus dem hessischen Finanzministerium für wei- teres Zuwarten ausgesprochen hat. Es fielen Sätze wie „ein Jahr prüfen“ und Ähnliches mehr. Noch mehr alar- miert hat mich das heftige Nicken aufseiten der Opposi- tion. Kolleginnen und Kollegen von der Opposition: Sol- len wir die Errichtung eines Bundesamtes wieder ein Jahr lang zu prüfen? Seit zehn Jahren diskutieren wir die Materie! Im Interesse der Sicherheit für die Menschen in unserem Land müssen wir den Prozess jetzt voranbrin- gen. Es ist zwar richtig, dass zur Zeit noch eine Abteilung des Innenministeriums die erforderlichen Schritte der Ausschreibung durchführt. Aber spätestens im Herbst, wenn die endgültige Systementscheidung ansteht, ist die enge Einbindung der Länder erforderlich. Deshalb muss heute schon der Weg frei gemacht werden für eine Bun- desanstalt. Wenn wir diese Entscheidung aus formalju- ristischen Gründen auf die lange Bank schieben, gefähr- den wir die reibungslose Aufgabenübertragung ohne Not. Wir brauchen die Bundesanstalt für Digitalfunk BOS aus folgenden Gründen jetzt: Erstens. Wir wollen den Sach- und Fachverstand bün- deln. Die abzuschließenden Verträge für Planung, Auf- bau und Betrieb des Digitalfunknetzes müssen optimal gemanagt werden. Immerhin planen wir das größte zu- s B s m c l b a u ü g v d V u f f i E s d B a b V O t i d u h d E l D e s s S e z t S h m A s s m A f (C (D ammenhängende Digitalfunknetz weltweit. Durch die undesanstalt kann der erforderliche technische, takti- che und betriebswirtschaftliche Sachverstand schnellst- öglich gebündelt und eine kontinuierliche Qualitätssi- herung gewährleistet werden. Zweitens. Wir benötigen eine BOS-Stelle als einheit- ichen Sachwalter der von Bund und Ländern einge- rachten Interessen und Vermögenswerte. Die Bundes- nstalt entspricht der „BOS-Stelle“, die zwischen Bund nd Ländern vereinbart wurde. Auch waren die Länder ber die Eckpunkte des Gesetzes vorher informiert. Ent- egen der Behauptungen der Opposition und ihres Sach- erständigen können die Länder gerade durch die Bun- esanstalt ihre Interessen und Anforderungen in das erfahren einbringen. Drittens. Die Wirtschaft benötigt einen einheitlichen nd kompetenten Ansprechpartner. Der Ansprechpartner ür die Wirtschaft besteht momentan in einem 100-köp- igen Lenkungsausschuss von Bund und Ländern. Das st nicht gerade übersichtlich. Die Anhörung zeigte leider ein weiteres Mal: Die inwände von Teilen der Opposition und ihres hessi- chen Sachverständigen vermitteln den Eindruck, dass as Gesetz politisch offensichtlich nicht gewollt ist. Das lockadeduo Koch/Merkel lässt grüßen! Den Kritikern, die eine GmbH-Lösung einer Bundes- nstalt vorziehen, ist klar zu sagen: Nur ein Bundesamt ietet die Möglichkeit, bei Sicherheitsproblemen und ersagen des Betreibers hoheitlich einzugreifen. Diese ption muss bei solch einem sicherheitsrelevanten Sys- em wie dem BOS-Funk gewährleistet sein. Den Kritikern der gewählten Betreiberlösung halte ch entgegen: Gerade diese Lösung bietet auch weiterhin en geforderten Wettbewerb. Mit ihr machen sich Bund nd Länder ja gerade nicht von einem Konsortium ab- ängig, das Betreiber und Lieferant zugleich ist. Siehe ie Erfahrungen mit Toll Collect! Ich appelliere an Sie: Stimmen Sie für das Gesetz! ine Fortsetzung des Eiertanzes können wir uns nicht eisten. Diese Endlosdebatte gefährdet unsere Sicherheit. Die SPD wird alles dafür tun, dass die Einführung des igitalfunks nicht weiter verzögert wird. Die Errichtung iner Bundesanstalt ist der nächste Schritt und er ist achlich und fachlich geboten. Wie einer der Sachver- tändigen treffend bemerkt hat: „Es ist ein pragmatischer chritt und damit wird der Handlungsdruck aufrecht- rhalten.“ Genau das wollen wir. Gegackert, ohne Eier u legen, wurde genug. Ralf Göbel (CDU/CSU): Die Einführung des Digi- alfunks für die Behörden und Organisationen mit icherheitsaufgaben war in dieser Legislaturperiode äufiger Gegenstand der Erörterung in diesem Parla- ent. Die CDU/CSU hat bereits im Jahre 2003 einen ntrag zu diesem Thema eingebracht. Wir waren sogar o weit, dass wir einen fraktionsübergreifenden gemein- amen Antrag erarbeitet hatten, um unserem gemeinsa- en Willen zur Einführung des abhörsicheren Funkes usdruck zu verleihen. Ich kann für mich persönlich und ür meine Fraktion auch in Anspruch nehmen, dass wir 17460 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) bei unseren, in der Zahl stetig wachsenden Bundeslän- dern für dieses Projekt geworben und auch das eine oder andere kritische Gespräch geführt haben. Ich sage dies deshalb zu Beginn meiner Ausführungen, weil ich für mich und, wie ich denke, für die meisten der mit der Ma- terie befassten Kollegen aus diesem Hohen Hause in An- spruch nehme, dass wir ernsthaft an dem Ziel der zügi- gen Einführung des Digitalfunkes gearbeitet haben. Diese Kooperationsbereitschaft hatte jedoch zu unse- rem großen Bedauern und auch zu unserer Verärgerung nicht die geringste Wirkung bei dem noch amtierenden Bundesinnenminister. Im Gegenteil: Bundesminister Schily hat, so scheint es, jede Gelegenheit gesucht, das Parlament und – für den Fortgang des Verfahrens noch schlimmer – die Länder zu brüskieren. Erst preschte er mit der Einrichtung eines Bundesrumpfnetzes vor, dann stellte er mit der eigenmächtigen, mit den Ländern nicht abgestimmten Vergabe des Betriebs des Netzes an die DB-Telematik uns alle vor vollendete Tatsachen. Am 4. Juli werden wir sehen, ob diese Vorgehensweise recht- lich haltbar sein wird. Nun wird plötzlich ein Gesetzent- wurf zur Schaffung einer neuen Behörde vorgelegt und im Schweinsgalopp durch das Parlament gepeitscht. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, machen dies auch noch mit. Sie lassen sich heute als willenloses Instrument des Bundesinnenministers gebrauchen und morgen führt sie der Bundeskanzler am Nasenring durch die Manege. Die Anhörung am Montag musste auf Druck der Re- gierungskaolition in größter Eile durchgeführt werden. Einige der Sachverständigen waren noch nicht einmal in der Lage, vorab eine schriftliche Stellungnahme abzuge- ben. Manche in der Anhörung abgegebene mündliche Stellungnahme fiel ziemlich mager aus, weil sie nur we- nig Bezug zum Thema hatte. Eine Auswertung der Er- gebnisse der Anhörung ist kaum möglich, weil bis zur jetzigen Stunde noch kein Protokoll der Anhörung vor- liegt, in dem man noch einmal die Argumentation derje- nigen Experten, die keine schriftliche Stellungnahme ab- gegeben haben, nachlesen könnte. Dennoch mussten wir gestern im Innenausschuss und müssen wir heute im Ple- num über diesen mehrfach nachgebesserten Gesetzent- wurf beraten. Dieses Vorgehen zeigt ganz deutlich, dass die Regierungskoalition sich hat zum Briefträger des Bundesinnenministers hat degradieren lassen – eine ei- gene gedankliche und inhaltliche Befassung mit den Grundproblemen, die dieser Gesetzentwurf aufzeigt, fin- det nicht mehr statt. Das ist der Aufgabe des Parlamentes nicht angemessen. Wir haben einen Gesetzentwurf vorliegen, der in fast exemplarischer Weise die Beziehungen zwischen Bund und Ländern bei einer komplexen Aufgabe zum Gegen- stand hat. Professor Heckmann hat dies in seinem Vorab- statement und dann in der Anhörung deutlich herausge- arbeitet. Ich will darauf noch einmal kurz eingehen. Es beginnt mit der Frage der Gesetzgebungskompe- tenz des Bundes. Sie kann wohl nicht alleine auf Art. 73 Ziffer 7 GG in Verbindung mit Art. 87 Abs. 3 Satz 1 GG gestützt werden. Vielmehr ist die Spezialregelung in Art. 87 f GG zu beachten; danach wäre aber die Rechtsform einer Bundesanstalt nicht möglich. Profes- sor Heckmann hat in seiner Stellungnahme und in sei- nem Beitrag bei der Anhörung deutlich und zutreffend h B p i n d r d s d H r t d b G B d m D m S m f n s s i l w n l c n m A e B s f e d m t g g e E d u F s g d w w (C (D erausgearbeitet, dass wir hier, ähnlich wie in anderen ereichen der Telekommunikation auch, eine Interde- endenz zwischen der einzurichtenden Technik und der nhaltlichen Wahrnehmung der Aufgabe feststellen kön- en. Ich will das hier aber nur anreißen, weil ich meine, ass dies am Ende nicht die entscheidende verfassungs- echtliche Frage ist, jedenfalls nicht für die Errichtung er Bundesanstalt. Vielmehr müssen wir uns mit der Frage auseinander etzen, ob der verfassungsrechtliche Grundsatz der Bun- estreue hinreichend Berücksichtigung gefunden hat. ier liegt meines Erachtens das zentrale verfassungs- echtliche Problem. Im föderalen Staat haben Bund und Länder gegensei- ig Rücksicht zu nehmen und die beiderseitig bestehen- en Handlungsbefugnisse kooperativ auszuüben. Gerade eim Projekt Digitalfunk zeigt sich, wie wichtig dieser rundsatz ist. Es ist für die Sicherheitsbedürfnisse der undesrepublik nicht denkbar, dass der Bund oder Län- er für sich alleine ein Sicherheitsnetz installieren, das it den Sicherheitsnetzen anderer nicht kompatibel ist. iese Erkenntnis hat ja gerade auch zu den gemeinsa- en Initiativen geführt. Die Gewährleistung der inneren icherheit ist eine Aufgabe, die Bund und Länder ge- einsam wahrzunehmen haben. Auch die Technik, die ür die gemeinsame Aufgabenwahrnehmung unbedingt otwendig ist, muss damit eine gemeinsame Technik ein. Die durch den Föderalismus gewährleistete Eigen- tändigkeit der Länder bleibt zwar bestehen, aber es wird n diesen Bereichen Kooperation auch verfassungsrecht- ich eingefordert. Alles andere machte auch keinen Sinn. Die Störmanöver, die ich eingangs beschrieben habe, erden den Anforderungen an bundestreues Verhalten icht gerecht. Wenn einer immer mal wieder, einer Profi- ierungssucht folgend, Schritte verkündet, ohne Abspra- he mit den anderen Beteiligten, dann verhält er sich icht bundestreu und belastet das Projekt immer wieder it unnötigen Störungen. Der Gesetzentwurf, den die Regierungskoalition im uftrag des Bundesinnenministers eingebracht hat, wird benfalls den Anforderungen, die der Grundsatz der undestreue stellt, nicht gerecht. Es wird aus dem Ge- etzentwurf nicht ersichtlich, wie und in welchem Um- ang der Ausgleich von Bundes- und Länderinteressen rfolgen soll. Vielmehr wird § 7 des Gesetzentwurfs auf ie noch zu verhandelnden Verwaltungsvereinbarungen it den Ländern verwiesen, in denen dann die wichtigs- en Fragen, die uns heute eigentlich interessieren sollten, eregelt werden. Ich wüsste aber als Bundespolitiker schon einmal erne, welche Blankovollmacht ich mit diesem Gesetz- ntwurf unterschreibe. Genau deshalb stimme ich den xperten der Anhörung zu, die die Auffassung vertreten, ass zuerst die Verwaltungsvereinbarung zu schließen ist nd dann am Ende, wenn die Beteiligungsverhältnisse, inanzanteile und andere Dinge geklärt sind, der organi- atorische Rahmen zu schaffen ist. Das sollte im Übri- en unser Anspruch als Mitglieder des Deutschen Bun- estages sein; denn diese Anstalt, so sie denn errichtet ird, kann und wird ja auch erhebliche finanzielle Aus- irkung auf den Bundeshaushalt bringen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17461 (A) ) (B) ) Die Höhe können wir jetzt noch nicht einmal ansatz- weise erkennen, weil uns jegliche Informationen über die Aufteilung der Kosten für die Investitionen und den Betrieb fehlen und keine Erkenntnisse darüber vorlie- gen, in welcher Höhe sich der Bund und die Länder da- ran beteiligen. Auch die Frage, wer welche Stimmrechte im Verwaltungsrat dieser Anstalt hat, wo der Bund al- leine entscheidet und wo die Länder ein Mitspracherecht haben – all das ist aus diesem Gesetzentwurf noch nicht einmal ansatzweise erkennbar. Das sind aber Dinge, die wir vorher wissen sollten. Zwei der in der Anhörung weiter zu Tage getretenen handwerklichen Schnitzer, die dieser Gesetzentwurf be- inhaltete, sind von Ihnen bereinigt worden, nämlich die Frage der erstmaligen Bestellung des Präsidenten und des Verwaltungsrates sowie die haushaltsrechtlichen Be- fugnisse des Parlaments. Ich will allerdings auch sagen, dass dies bereits der zweite Änderungsantrag war; der erste lag schon auf dem Tisch, da war die Tinte noch nicht trocken. Auch dies zeigt, dass hier etwas mit heißer Nadel gestrickt wurde, das nicht bis ins Letzte durch- dacht ist. Dies gilt auch für die Besoldung des Präsidenten und der beiden Vizepräsidenten. Es ist nicht ersichtlich, wo- rin die Besoldung nach B 5 begründet ist. Der Bundes- rechnungshof kommt jedenfalls mit überzeugender Be- gründung zu dem Ergebnis, dass über diese Höhe der Besoldung noch einmal nachgedacht werden muss. Prä- sidenten anderer großer Bundesbehörden werden jeden- falls niedriger besoldet. Aber wir hatten ja auch schon den Fall, dass die Besoldung eines Vizepräsidenten sich nicht an den Aufgaben, sondern an der Person ausrich- tete. Am Ende will ich auf den Einwand eingehen, die Er- richtung des Bundesanstalt sei zur Beschleunigung der Einführung des Digitalfunkes erforderlich. Hierzu zwei Bemerkungen: Erstens. Dieser Einwand kann uns nicht dazu veran- lassen, einem Gesetz zuzustimmen, dessen verfassungs- rechtliche Grundlage zweifelhaft und dessen inhaltliche Ausgestaltung unvollkommen ist. Ich teile ausdrücklich nicht die Auffassung zweier Sachverständiger, dass die rechtliche Fehlerfreiheit des Gesetzes nicht so wichtig sei. Für mich als Mitglied des Gesetzgebungsorgans ist gerade dies eine zentrale Grundlage meines Handelns – und dies sollte im Übrigen auch bei Mitarbeitern der Exekutive so sein. Deshalb würde ich heute auch dann nicht zustimmen, wenn große Eile geboten wäre. Hier muss Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen. Zweitens ist es auch nicht richtig, dass das Verfahren der Einführung des Digitalfunkes von der Errichtung der Bundesanstalt berührt wird. Das Vergabeverfahren läuft derzeit schon; es wird durch die Errichtung der Bundes- anstalt weder beschleunigt noch behindert. Keiner der Sachverständigen hat mit überzeugenden Argumenten die Auffassung des Bundesrechnungshofs, der meine Auffassung teilt, widerlegen können. Im Gegenteil, am Ende der Anhörung war ein Experte mit ursprünglich an- derer Überzeugung auch der Auffassung, dass man die Anstalt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht brauche. Im Übrigen ist auch mit den Ländern besprochen, dass die E f w a A s n S M d z S r p s u w g g s s d Z B V n R G d b n w w G r N e r u b E s p i g d d w k B e w s f d o (C (D rrichtung der Betreiberorganisation am Ende des Ver- ahrens steht, jedenfalls erst dann kommt, wenn die Ver- altungsvereinbarung steht. Ich will hier noch einmal usdrücklich betonen: Wenn die Bundesregierung der uffassung ist, dass Eilbedürftigkeit besteht, dann hätte ie auch einen Vertreter in die Anhörung schicken kön- en. Er oder sie hätte die Möglichkeit gehabt, dort den tandpunkt der Bundesregierung zu vertreten. Aber der inister hat es offensichtlich nicht für notwendig befun- en, einen Vertreter des Ministeriums in die Anhörung u entsenden. Auch daraus mag jeder seine eigenen chlüsse ziehen. Ich fasse zusammen: Es bestehen erhebliche Zweifel echtlicher Art an diesem Gesetzentwurf, den der Ex- erte Professor Heckmann als verfassungswidrig einge- tuft hat. Es ist ferner die behauptete Eilbedürftigkeit nd der verfahrensbeschleunigende Effekt nicht nachge- iesen und zuletzt verstößt dieses Vorgehen erneut ge- en die Absprachen, die Bund und Länder miteinander etroffen haben. Wir können dieses Projekt nur gemein- am mit den Ländern verwirklichen. Daher muss gegen- eitig wieder eine Basis des Vertrauens hergestellt wer- en; das will auch unsere Verfassung so. Mit der ustimmung zu diesem Gesetzentwurf würden wir den undesinnenminister beim erneuten Bruch seiner ereinbarungen unterstützen. Auch dies kann ernsthaft iemand von uns verlangen. Wir lehnen den Entwurf dieses Rumpfgesetzes für das umpfnetz ab. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Das gegenwärtige Funksystem der Behör- en und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, BOS, eruht auf der analogen Funktechnik. Diese Analogtech- ik kann wichtige Anforderungen nicht mehr erfüllen ie Abhörsicherheit, Übertragung von Daten, bundes- eite Kommunikation, einsatzbezogene dynamische ruppenbildung, direkte Einzelverbindungen mit ande- en Funkteilnehmern oder Teilnehmern im öffentlichen etz. Bund und Länder wollen deshalb ein bundesweit inheitliches digitales Sprech- und Datenfunksystem er- ichten und betreiben. Hierzu haben der Bundeskanzler nd die Regierungschefs der Länder am 26. Juni 2003 eschlossen, die Voraussetzungen für die schrittweise inführung des bundeseinheitlichen Digitalfunks zu chaffen und den Analogfunk nach einer Migrations- hase abzulösen. Dieser Prozess gestaltete sich und gestaltet sich noch mmer sehr beschwerlich. Vor allem war bislang die Re- elung der Kostenfrage ein Hemmschuh. Wir begrüßen, ass der Bundesinnenminister das Heft des Handelns in ie Hand genommen hat und ein Rumpfnetz bereitstellen ill, dem sich nach und nach die Länder anschließen önnen. Mit dem rot-grünen Gesetzesentwurf setzen wir den eschluss der IMK vom 18. März 2005 zur Gründung iner Auftraggeberkommission um. Unabhängig davon, elche Technologie gewählt wird und wie die Ausge- taltung von Verträgen mit Dritten und das Vergabever- ahren aussehen, ist es erforderlich, dass die Interessen er Nutzer des Digitalfunk BOS – Bund und Länder – rganisatorisch gebündelt wahrgenommen werden. Dies 17462 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 (A) ) (B) ) geschieht durch die Einrichtung einer Bundesanstalt. Sie fungiert als Auftraggeberin bei allen Beschaffungsvor- gängen im Zusammenhang mit Aufbau und Betrieb des Digitalfunks BOS und ist Sachwalterin des Zweckver- mögens, das im Zuge des Netzaufbaus angeschafft wird. Es ist uns wichtig, die Länderinteressen ausreichend zu berücksichtigen. Dies ist durch die Wahl der Rechtsform „Anstalt“ gewährleistet: Die Bundesanstalt übernimmt nach Maßgabe eines zu schließenden Verwaltungsab- kommens die Wahrnehmung der entsprechenden Aufga- ben für die Länder. Zugleich können die Länder über die Vizepräsidenten Einfluss nehmen auf Entscheidungsvor- gänge. Nur im Konsens mit den Ländern kann ein bun- desweites Digitalnetz mit gleicher Technik und gleichen Standards verwirklicht werden. Die Anhörung hat erge- ben, dass die Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts die sinnvollste Variante ist. Hierfür sprechen un- ter anderem steuerrechtliche und kartellrechtliche Gründe, aber auch die Möglichkeit der umfassenden Rechts-, Fach- und Dienstaufsicht. Mit einem Änderungsantrag haben wir sichergestellt, dass die Kontrolle durch das Parlament gewährleistet ist; das Haushaltsrecht des Parlamentes und die Kontrolle durch den Bundesrechnungshof wurden gestärkt. Durch Transparenz und Kontrolle wollen wir sicherstellen, dass auch im Verfahrensverlauf die Kostenentwicklung und die Gewährleistung der Leistungen jederzeit überprüft werden können. Wir begrüßen, dass nun endlich nach einer langen Zeit der föderalen Blockade die Einführung des Digital- funks vorangetrieben wird. Bis zur Fußball-WM 2006 können erste regionale Netze in Betrieb genommen wer- den. Wir bitten Sie um Zustimmung zu diesem Gesetz. Ernst Burgbacher (FDP): In Windeseile versucht die rot-grüne Koalition, den Gesetzentwurf zur Errich- tung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk durch den Bundestag zu treiben, den ein Sachverständiger in der Anhörung des Innenausschusses am Montag dieser Wo- che aufgrund seiner handwerklichen Mängel als „Rumpfgesetz“ – in Analogie zu dem von Bundesinnen- minister Schily angekündigten „Rumpfnetz“ – bezeich- net hat. Zur Erinnerung: In seiner Sitzung vom 1. Juni be- schloss das Kabinett die Errichtung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk. Der entsprechende Gesetzentwurf wurde am 2. Juni von den Regierungsfraktionen im Bun- destag eingebracht und ohne Aussprache an die Aus- schüsse verwiesen. Auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion hat der Innenausschuss des Deutschen Bundestages eine Anhörung durchgeführt. Gegen den Widerstand der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion wurde als Zeit- punkt für die Anhörung der 27. Juni festgelegt. Dieses „Durchpeitschen“ durch das parlamentarische Verfahren wird der Bedeutung und Tragweite des Themas Digital- funk für die Behörden und Organisationen mit Sicher- heitsaufgaben nicht gerecht. Es handelt sich offenkundig wieder einmal um einen Alleingang Otto Schilys in Sachen Digitalfunk. Noch bis vor kurzem war in allen Gesprächen und Diskussionen im Bundestag wie im Ausschuss nie die Notwendigkeit der Errichtung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk d r s b d d B z u K H d n h W n S p s h t n d n u r M z z s d k d n e m w f s m k a G W Z z f f n l r V e a f (C (D iskutiert worden. Jetzt, am voraussichtlichen Ende der ot-grünen Amtszeit, soll auf den letzten Metern noch chnell eine weitere Behörde installiert werden. Warum, leibt unklar – wenn man davon absieht, dass noch rasch ie lukrativen Posten eines Präsidenten und Vizepräsi- enten dieser neuen Behörde mit den Besoldungsstufen 5 und B 2 geschaffen werden. Wie wichtig es war, eine Anhörung durchzuführen, eigen die nachfolgenden Beispiele: Ohne Anhörung nd Änderungsantrag hätten Sie, liebe Kolleginnen und ollegen von Rot-Grün, die Bundesanstalt in die sichere andlungsunfähigkeit geschickt. Die Anstalt wäre we- er in der Lage gewesen, sich eine Satzung zu geben, och hätte ein Präsident bestellt werden können. Auch ätten Sie das Budgetrecht des Parlaments ausgehebelt. esentliche Bestimmungen der Bundeshaushaltsord- ung, wie die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und der parsamkeit, wären einfach ausgesetzt worden, die Ver- flichtung zur Aufstellung eines Haushalts- bzw. Wirt- chaftsplans wäre entfallen. Parlamentarische Kontrolle ätte so nicht mehr stattfinden können. Ihre jetzigen Änderungsanträge beseitigen die größ- en Schnitzer. Doch wer sagt uns, dass im Gesetzentwurf icht noch weitere Ungereimtheiten schlummern bzw. urch Ihre hastig vorgenommenen Änderungen neue hi- eingeraten sind? Ich kann im Übrigen nicht erkennen, dass die Länder nd ihre Interessen angemessen eingebunden und be- ücksichtigt worden sind, zumal dem Bundesrat die öglichkeit genommen worden ist, frühzeitig Stellung u diesem Gesetzentwurf zu beziehen, da er nicht, wie u erwarten gewesen wäre, von der Bundesregierung, ondern von den Koalitionsfraktionen eingebracht wor- en ist. Es ist auch nicht erkennbar, wie die Länder zu- ünftig einbezogen werden sollen. Geschehen soll dies urch Verwaltungsabkommen. Doch das ist im Moment och leeres Papier. Nicht einmal Eckpunkte stehen fest. Auch ist zu kritisieren, dass mögliche Alternativen zu iner Bundesanstalt, zum Beispiel eine GmbH-Lösung, it dem Gesetz ausgeschlossen werden. Unklar ist auch, ie sich die Errichtung einer Bundesanstalt auf das lau- ende Vergabeverfahren auswirken wird. Jedenfalls wird ie das Vergabeverfahren nicht beschleunigen, dafür aber it neuen Unsicherheiten befrachten. Die Vergabe- und artellrechtlichen Probleme scheinen so beachtlich, dass uf Nachfrage in der Anhörung kein Sachverständiger efahren ausschließen konnte. Schon um den sicheren eg zu gehen, sind wir gehalten, jedenfalls zum jetzigen eitpunkt auf die Errichtung der Bundesanstalt zu ver- ichten. In einer Kleinen Anfrage hat die FDP-Bundestags- raktion diese und weitere ungeklärte Fragen aufgegrif- en. Die Antwort der Bundesregierung liegt leider noch icht vor. Sollten die Pläne von Bundesminister Schily Wirk- ichkeit werden, erleben wir erneut – wie so oft in der ot-grünen Politik – einen Sieg der Bürokratie über die ernunft. Denn nach allem steht fest: Die Errichtung iner Bundesanstalt für den Digitalfunk kann allenfalls m Ende des Weges stehen, nicht jedoch an dessen An- ang. Sonst hätten wir die paradoxe Situation, dass es Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 17463 (A) ) (B) ) zwar schon eine Behörde, aber noch kein einziges Digi- talfunkgerät gibt. Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt den vorgelegten Gesetzentwurf daher ab. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Inneren: Die Bundesregierung hat mit der Einführung des Digitalfunks für Polizei, Feuerweh- ren und Rettungsdiensten begonnen: Die Abstimmung zwischen Bund und Ländern zu operativ taktischen Fra- gen ist abgeschlossen. Das Vergabeverfahren für die Systemtechnik ist in vollem Gang, eine stattliche Anzahl von Unternehmen haben ihre Teilnahmeanträge abgege- ben. Die Vertragsverhandlungen mit dem Betreiber des Digitalfunks werden in Kürze abgeschlossen sein. Die Standorte, die für die Fußballweltmeisterschaft mit dem Digitalfunk versorgt werden, sind festgelegt. Der Beginn des Netzaufbaus ist für Anfang 2006 geplant. Und: Das Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Ländern soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Der veraltete Analogfunk wird somit abgelöst. Das Gesetz, über das heute abgestimmt wird, stellt ei- nen weiteren Meilenstein dar: Ich meine damit die Grün- dung der „Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behör- den und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“. Nach der jahrelangen zeitraubenden Diskussion über die Kostenverteilung ist es durch die Initiative der Bun- desregierung Anfang des Jahres gelungen, den Durch- bruch zu erzielen. Diese Initiative des Bundes hat fol- gende Eckdaten: Der Bund übernimmt die Errichtung und den Betrieb des Digitalfunknetzes, sodass rund 50 Prozent jeder Landesfläche mit einer Grundausstat- tung abgedeckt ist. Die Bahntochter DB Telematik wird mit dem Betrieb des bundesweit einheitlichen Digital- funknetzes beauftragt. Sie verfügt über das Know-how und die Erfahrung im Umgang mit einem bundesweit flächendeckenden Hochsicherheitsnetz. Die Länder kön- nen aus den vom Bund abgeschlossenen Rahmenverträ- gen ihre Bedarfe geltend machen. Die Beteiligungs- rechte der Länder an der Auftraggeberorganisation werden angemessen ausgestaltet. Diesen Vorschlag haben die Innenminister und -sena- toren der Länder grundsätzlich angenommen. Die IMK hat dies im März beschlossen. Damit komme ich zum Gesetz über die Errichtung der Bundesanstalt: Kritiker meinen, dass es in Zeiten der Verschlankung der Verwaltung und Verwaltungsmoder- nisierung überflüssig sei, eine neue Behörde zu errich- ten. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Bundesanstalt ist ein wichtiger Eckpfeiler des Digitalfunks in Deutsch- land. Erstens. Die sofortige Gründung der Anstalt ist für den Fortgang des Projekts erforderlich. Ein Aufschub würde einen Entscheidungsstau bis Anfang nächsten Jahres verursachen. Dies ist für die Sicherheit unseres Landes schlicht unvertretbar. Zweitens. Die Bundesanstalt bildet den organisatori- schen Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern untereinander. v t m d o e t a z g g B u n u s w k w w n H m n s t d S z p s J 1 p d D d r s k w j v w T s (C (D Drittens. Sie sichert auch die Wahrung der Interessen on Bund und Ländern gegenüber den zukünftigen Auf- ragnehmern. Viertens. Sie ermöglicht, dass die Verträge schnellst- öglich – entsprechend dem Zeitplan – umgesetzt wer- en können. Selbstverständlich haben wir sehr umsichtig geprüft, b eine GmbH ausreicht oder eine Abteilung innerhalb iner vorhandenen Organisation mit den Aufgaben be- raut werden sollte. Dies wäre sicherlich schneller und uch einfacher gewesen, aber eben nach unserer Über- eugung weder angemessen noch zweckmäßig. Die Bundesanstalt übernimmt ganz wesentliche Auf- aben – unter Wahrung der Interessen und der Beteili- ungsrechte der Länder –: Sie ist Sachwalterin der vom und und den Ländern eingebrachten Vermögenswerte nd ist Sachwalterin des Vertragsmanagements. Sie über- immt die Steuerung und Koordinierung der Errichtung nd des Betriebs des Digitalfunks. Bei ihr konzentriert ich der erforderliche technische, taktische und betriebs- irtschaftliche Sachverstand. Sie gewährleistet die ontinuierliche Qualitätssicherung sowie die klare Zu- eisung von Zuständigkeiten, Kompetenzen und Verant- ortlichkeiten. Dezentral können noch die diversen analogen Funk- etze betrieben werden. Mit den Anforderungen an das eine neue bundesweite ochsicherheitsnetz lässt sich eine solche Struktur nicht ehr vereinbaren. Eine zentrale Stelle muss dies über- ehmen. Über diese Notwendigkeit wurde auch sehr chnell Einigkeit auf der Fachebene und auf der Lei- ungsebene erzielt. Ergänzend darf ich darauf hinweisen, dass die Grün- ung der Anstalt in Umsetzung der Beschlüsse der taatssekretäre von Bund und Ländern erfolgt – und war der A- wie auch B-Länder. Von daher sind die Angriffe aus den Reihen der Op- osition, die die Errichtung der Behörde kritisieren, chwer nachvollziehbar („hochgradiger Blödsinn“, MdB affke, zitiert in der „Kölnischen Rundschau“ vom 6. Juni 2005). Ich will auf einen weiteren Aspekt eingehen: Das ge- lante Digitalfunknetz für die BOS in Deutschland wird as größte weltweit sein. Für den Innovationsstandort eutschland ist es deshalb von besonderer Bedeutung, ass dieses Projekt ein Erfolg wird. Lassen Sie dieses für die Sicherheitsarchitektur unse- es Landes wichtige Thema nicht zum Spielball politi- cher Interessen werden! Wir haben jetzt die Möglich- eit, die Einführung des Digitalfunks für die BOS esentlich voranzutreiben und müssen diese Chance etzt auch nutzen. Molière hat einmal gesagt: „Wir sind nicht nur für das erantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was ir nicht tun“. Angesichts der Bedrohung durch den internationalen errorismus sind wir es den Bürgern unseres Landes owie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der (A) ) (B) ) Sicherheitsbehörden schuldig, ihnen rasch ein modernes Kommunikationssystem zur Verfügung zu stellen. Daher appelliere ich an Sie: Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht und stimmen Sie für diesen Gesetzentwurf! Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Erinnerns an die Berliner Mauer, des Gedenkens an ihre Op- fer und der Freude über die Überwindung der deutschen Teilung (Tagesordnungspunkt 20) Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU): Ich glaube, der Fall der Berliner Mauer hat uns Deutschen die glück- lichsten Stunden des 20. Jahrhunderts beschert. Mit Mut, Besonnenheit und unbändigem Willen zur Freiheit ha- ben die Menschen in der DDR dieses Werk vollbracht. Es ist letztendlich auch die historische Leistung der Union von CDU und CSU – und unseres Altbundeskanz- lers Helmut Kohl –, dass die Wiedervereinigung des Va- terlandes nie aufgegeben wurde. Für Bürger in der ehemaligen DDR war das Branden- burger Tor, das durch die menschenverachtende Mauer versperrt war, das Synonym für den Weg in die Freiheit. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Wenn wir das eine oder andere Mal mit unserem Trabbi nach Berlin gekom- men sind, dann war in der Wilhelmstraße Endstation. Wie haben das Brandenburger Tor, das mit Sichtblenden versperrt war, in der Ferne sehen können. Dann haben wir uns schon gefragt, ob dieses Tor wohl eines Tages für den Weg in die Freiheit geöffnet wird? Brandenburger Tor und Berliner Mauer sind nach meiner Überzeugung in der Betrachtung der deutschen Nachkriegsgeschichte untrennbar miteinander verbun- den. Dazu sei an folgende Ereignisse, in denen das Tor im Brennpunkt der deutschen Geschichte stand, erinnert: Kapitulation am 8. Mai 1945, Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953, Mauerbau am 13. August 1961, Zu- sammenbruch des DDR-Regimes am 9. November 1989, Wiedereröffnung des Tores nach 28-jähriger Sper- rung durch die Berliner Mauer am 22. Dezember 1989. Es war der Beitrag vieler, dass das passiert ist. Dazu waren auch der Mut, die Besonnenheit und der unbän- dige Wille zu Freiheit und Demokratie der Bürgerbewe- gung in der ehemaligen DDR wichtig. Selbst mit Frie- densgebeten, die wir gemeinsam gestaltet und durchgeführt haben, als die Mauer noch stand, war ein gewisses Risiko verbunden. Niemand wusste, wie es ausgehen würde. Doch dann war es soweit. Das DDR-Regime brach zusammen. Die Grenzen öffneten sich. Wir DDR-Bürger strömten in den Westen. Ausgelassene Menschen tanzten auf der Mauer vor dem Brandenburger Tor. Gerade hier sollte die Mauer nun fallen. Gerade hier wollte man die neu gewonnene Freiheit feiern. T E q n d D V l d E n – D e B p S s s u t s M f t d b k b e r w w s z d c A w T M a ü s f d m L t n w (C (D Das Brandenburger Tor war lange das Symbol der eilung, nun sollte es die wiedergewonnene Freiheit und inheit demonstrieren. Inzwischen wurde die Mauer nach der Wende konse- uent aus dem Berliner Stadtbild verbannt. Heute erin- ern nur noch wenige, schwer zu findende Abschnitte an ie Dimension dieses menschenverachtenden Bauwerks. amit droht die Erinnerung an die Teilung des deutschen olkes, die Teilung der Hauptstadt Berlin und Deutsch- ands zu schwinden. Insbesondere für junge Menschen, ie die Mauer und den Todesstreifen nicht aus eigener rfahrung kennen, gibt es nur wenige Gelegenheiten ei- er unmittelbaren Auseinandersetzung mit Teilung Mauer – Wiedervereinigung des deutschen Volkes und eutschlands. Doch Erinnerung und Bewahrung sind notwendig und s gibt ein großes Bedürfnis dazu. Dies zeigen die hohen esucherzahlen des privaten Mauermuseums am Check- oint Charlie und der Mauergedenkstätte Bernauer traße. Darüber hinaus haben die Menschen das Bedürfnis, ich an zentraler Stelle an die Mauer zu erinnern und ich mit ihren Folgen auseinander zu setzen. Berliner nd Touristen besuchen das Brandenburger Tor, das na- ionale und einzigartige Symbol der deutschen Ge- chichte. Denn seit seiner Fertigstellung bis zum Fall der auer spiegeln sich gleichermaßen die Höhen und Tie- en deutscher Geschichte in ihm. Und es ist zu einer na- ionalen Pilgerstätte geworden. Daher ist es auch so wichtig, dass wir darüber nach- enken, wo wir unserer Toten, die an der Mauer ihr Le- en verloren haben, letztendlich am besten gedenken önnen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Möglichkeit esteht, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor ine Tafel mit den Namen zu errichten. Dort gibt es be- eits einen „Raum der Stille“, der dafür gut geeignet äre. Die Freude darüber, dass die Mauer niedergerissen urde, wird durch die Bilder, die um die Welt gegangen ind, dokumentiert. Auf diesen Bildern sind Menschen u sehen, die am Brandenburger Tor auf der Mauer und en Panzersperren tanzen. Das ist das Sinnbild der epo- halen Veränderungen der Tage im November 1989. uch das könnte künstlerisch bearbeitet werden. Ein anderer interessanter Ort für eine Dokumentation äre die U-Bahn-Station unweit des Brandenburger ores, die sich zurzeit im Bau befindet. Dort bestünden öglichkeiten, um darzustellen, wie diese menschenver- chtende Mauer konzipiert war. Insgesamt sollte man ber entsprechende Rahmenbedingungen für eine Aus- chreibung nachdenken. Ich freue mich sehr, dass wir so viele Unterstützer ge- unden haben. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam mit em Berliner Abgeordnetenhaus und dem Senat im Rah- en eines gesamten Gedenkstättenkonzeptes eine gute ösung finden wollen. Daher bin ich froh und optimis- isch, dass uns das nach der voraussichtlich vorgezoge- en Bundestagswahl ab Oktober dieses Jahres gelingen ird. 17464 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 184. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 91, 1 0, T 184. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Juni 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518400000

Die Sitzung ist eröffnet.
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich

der Kollegin Ursula Lietz sowie dem Kollegen
Dr. Dieter Thomae jeweils zum 65. Geburtstag und
dem Kollegen Rainer Brüderle zum 60. Geburtstag
nachträglich herzlich gratulieren und die besten Wün-
sche des Hauses aussprechen.


(Beifall)

Sodann teile ich mit, dass die Abgeordneten Karl-

Josef Laumann und Dr. Andreas Pinkwart am 28. Juni
2005 auf ihre Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag
verzichtet haben.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ein großer Verlust! Beide sind ein Verlust!)


Als Nachfolger haben der Abgeordnete Helmut
Brandt und der Abgeordnete Dr. Michael Terwiesche
am 28. Juni 2005 die Mitgliedschaft im Deutschen Bun-
destag erworben. Ich begrüße die beiden Kollegen sehr
herzlich.


(Beifall)


T
a
s
r
ti

s

Redet
Am 1. Juli tritt das neue Abkommen über das
Deutsch-Französische Jugendwerk in Kraft. Demnach
sind vom Deutschen Bundestag für den Verwaltungsrat
ein ordentliches und ein stellvertretendes Mitglied zu be-
nennen. Zwischen den Fraktionen der CDU/CSU und
der SPD besteht Einvernehmen, den Kollegen
Dr. Andreas Schockenhoff als ordentliches und die
Kollegin Monika Griefahn als stellvertretendes Mit-
glied vorzuschlagen. Sind Sie damit einverstanden? –
Ich höre keinen Widerspruch. Dann sind die Kollegin
und der Kollege als Mitglieder für den Verwaltungsrat
des Deutsch-Französischen Jugendwerks benannt.

Interfraktionell ist zur Tagesordnung Folgendes ver-
einbart worden: Kernzeitthemen sind Tage
punkt 4 – Vorstandsvergütungs-Offenlegun
und Tagesordnungspunkt 3 – Energiepolitik
ordnungspunkt 6 – Abgeordnetengesetz –

(C (D ung en 30. Juni 2005 0 Uhr agesordnungspunkt 9 – Chancen für Arbeitsplätze – ufgerufen werden. Die Tagesordnungspunkte 2 – Entendegesetz –, 10 – Mindestkapitalgesetz –, 15 – Fordeungssicherungsgesetz – und 16 – Versorgungsnachhalgkeitsgesetz – werden abgesetzt. Außerdem soll die Tagesordnung um die in der Zu atzpunktliste aufgeführten Punkte erweitert werden: ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNIS SES 90/DIE GRÜNEN: Steuerrechtliche Positionen der FDP vor dem Hintergrund von Berichten über eigene Finanztransaktionen ZP 2 Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a)


(siehe 183. Sitzung)


(Ergänzung zu TOP 22)

Brunkhorst, Birgit Homburger, Michael Kauch, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP: Wärmebereich für
den Klimaschutz erschließen – Erneuerbare Energien
marktwirtschaftlich einbeziehen
– Drucksache 15/5731 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-

(13. Ausschuss)

Hubert Hüppe, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU: Gentests in Medizin, Arbeitsle-
ben und Versicherungen
– Drucksachen 15/543, 15/5866 –

ext
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Wolfgang Wodarg

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-
schusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

(15. Ausschuss) zu der Verordnung der Bundesregierung:

Erste Verordnung zur Änderung der Biomasseverord-
nung
– Drucksachen 15/5666, 15/5761 Nr. 2.1, 15/5867 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Bülow
Franz Obermeier
Dr. Antje Vogel-Sperl
Angelika Brunkhorst

d) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU,
NISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Gegen
d Vertreibungen in Simbabwe – Die Afrikani-
n muss handeln
che 15/5830 –
sordnungs-
gsgesetz –
–; Tages-
soll nach

des BÜND
Gewalt un
sche Unio
– Drucksa






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses


(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 223 zu Petitionen
– Drucksache 15/5836 –

f) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 224 zu Petitionen
– Drucksache 15/5837 –

g) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 225 zu Petitionen
– Drucksache 15/5838 –

h) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 226 zu Petitionen
– Drucksache 15/5839 –

i) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 227 zu Petitionen
– Drucksache 15/5840 –

j) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 228 zu Petitionen
– Drucksache 15/5841 –

ZP 3 a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung der Umsetzung
von öffentlich-privaten Partnerschaften und zur Verbesse-
rung gesetzlicher Rahmenbedingungen für öffentlich-
private Partnerschaften
– Drucksache 15/5668 –

(Erste Beratung 181. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirt-
schaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksache 15/5859 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-
schusses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss) zu dem An-
trag der Abgeordneten Otto Fricke, Gudrun Kopp, Rainer
Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP:
Privatisierung und öffentlich-private Partnerschaften
– Drucksachen 15/2601, 15/5859 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-

(14. Ausschuss)

Lippold (Offenbach), Hartmut Schauerte, Christian Freiherr
von Stetten, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU: Wachstumsstrategie für Deutschland: Public
Private Partnership weiterentwickeln und nunmehr reali-
sieren – Infrastruktur optimieren, Investitionsstau auflö-
sen
– Drucksachen 15/5676, 15/5861 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Margrit Wetzel

ZP 4 a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Arbeit schaffen – Sozia-
len Zusammenhalt und wirtschaftliche Dynamik im euro-
päischen Binnenmarkt für Dienstleistungen verbessern
– Drucksache 15/5832 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-
schusses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss) zu der Un-
terrichtung durch die Bundesregierung: Vermerk des Gene-

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(C (D ralsekretariats des Rates für die Gruppe „Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum“ – Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt Ratsdok. 5161/05 – Drucksachen 15/5172, 15/5862 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, soeit erforderlich, abgewichen werden. Sind Sie mit dieen Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 4 auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Olaf Scholz, Erika Simm, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Jerzy Montag, Volker Beck weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Offenlegung der Vorstandsvergütungen (Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz – VorstOG)

– Drucksache 15/5577 –

(Erste Beratung 179. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Rainer Funke, Rainer Brüderle,
Daniel Bahr (Münster), weiteren Abgeordneten
und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Ersten Gesetzes zur Stärkung
der Eigentümerrechte einer Aktiengesell-

(1. Eigentümerrechte-Stärkungsgesetz – EigStärkG)

– Drucksache 15/5582 –

(Erste Beratung 179. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/5860 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Olaf Scholz
Erika Simm
Dr. Günter Krings
Jerzy Montag
Rainer Funke

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
laf Scholz, SPD-Fraktion, das Wort.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1518400100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Zunächst einmal möchte ich dem Bundes-
anzler meinen Dank aussprechen;


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wofür?)







(A) )



(B) )


Olaf Scholz

denn es wird uns die Möglichkeit eröffnet, bald eine
Neuwahl durchzuführen. Offenbar fördert das die Ge-
dankenbildung. Dabei entstehen Situationen, in denen
Vorhaben, die sonst nicht zustande gekommen wären,
plötzlich zustande kommen.


(Beifall bei der SPD)

Der Gesetzentwurf, über den wir heute reden, ist ein sol-
ches Vorhaben.

Es wurde schon lange darüber diskutiert, die Vor-
standsvergütungen offen zu legen. Immer wieder wird
von allen die Offenlegung gefordert, aber wenn es da-
rum geht, diese Forderung handfest zu machen, also in
Form von Gesetzen zu gießen, denen man nicht auswei-
chen kann, wird es schwierig. Insofern bin ich sehr froh,
dass die Tatsache, dass man wahrscheinlich in wenigen
Wochen von den Wählerinnen und Wählern gefragt
wird, welche Einstellung man zu diesem Vorhaben hat,
nun dazu führt, dass die Ankündigungen umgesetzt wer-
den.

Ich möchte eine zweite Vorbemerkung machen; sie
hat etwas mit einem anderen Gesetzentwurf zu tun, über
den wir heute diskutieren. Dabei geht es um die Trans-
parenz von Einkünften von Bundestagabgeordneten,
es geht um Nebentätigkeiten, die wir offen legen sollen.
Es war zwar nicht geplant, aber es ist doch ein ganz klu-
ger Zufall, dass wir heute über beide Gesetzentwürfe be-
raten; denn damit ist das Argument des einen oder ande-
ren, der meint, die Vorstandsvergütungen müssten
transparent sein und öffentlich gemacht werden, die Ein-
künfte der Bundestagsabgeordneten jedoch nicht, abge-
schnitten. Für die Fraktionen von SPD und Grünen, die
diesen Gesetzentwurf unterstützen werden, ist das jeden-
falls so.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Darum, meine Damen und Herren, ist heute ein guter
Tag.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie können nur eindimensional denken! Deswegen sind Sie ja auch abgetreten worden!)


Wir tun etwas für die Transparenz der Vorstände und
wir tun etwas für die Transparenz der Abgeordneten.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wer solches Zeug redet, taugt auch nicht zum SPD-Generalsekretär!)


Das passt gut zusammen.
Nun zum Inhalt des Gesetzentwurfs. Wir haben ge-

sagt: Wenn es die deutsche Wirtschaft von sich aus
schafft, eine Offenlegung von Vorstandsvergütungen zu-
stande zu bringen, dann ist das gut. Hier haben wir uns
im Einklang mit den Vorschlägen befunden, die die
Cromme-Kommission gemacht hat. Aber wir haben
auch gesagt: Wir warten ab, welchen Erfolg diese Frei-
willigkeitsoffensive haben wird.

In diesem Jahr wurde uns ein Bericht vorgelegt, in
dem wir erfahren mussten, dass Aktiengesellschaften,

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(C (D ie an Börsen notiert sind, doch nicht in ausreichendem aße zu dieser Transparenz der Vergütungen ihrer Vortände gekommen sind. Nun musste man sich entscheien, wie man mit dieser Situation umgeht. Daher wurde, achdem uns dieser Bericht vorlag, sofort ein Vorschlag rarbeitet, darum gibt es diesen Gesetzentwurf von SPD nd Grünen, und darum glaube ich, dass dieser Gesetzntwurf, den wir heute verabschieden, gut ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht – das will ich ausdrücklich sagen – nicht um
ie Befriedigung irgendeiner nicht berechtigten Neugier,
ie darin bestehen würde, dass man immer schon einmal
irgendeiner Zeitung lesen wollte, welches Vorstands-
itglied wie viel verdient. Das ist zwar interessant, aber
afür ist der Deutsche Bundestag nicht zuständig. Das
erauszufinden ist eine journalistische Aufgabe. Dabei
üssen wir nicht gesetzgeberisch nachhelfen.
Vielmehr geht es darum, einen Weg zu finden, wie die
ktionäre von Unternehmen und diejenigen, die sich
ür Aktiengesellschaften interessieren und sich an ihnen
eteiligen wollen – sei es mit einer Aktie oder mit sehr
ielen Aktien –, etwas darüber erfahren, wie die Vor-
tände der Aktiengesellschaften in Deutschland finan-
iell ausgestattet sind.
Diese Frage – das muss man ganz nüchtern sagen – ist

eute eine andere als in früheren Jahren. Wir wissen ja,
welchem Ausmaß die Gehälter von Fußballspielern
estiegen sind und welch hohe Ablösesummen in diesem
ereich gezahlt werden. Wenn man diese Summen auf
ie Verzinsung einer Kapitalanlage überträgt, kommen
abei, wenn man das umrechnet, ganz ordentliche mit-
lständische Unternehmen heraus. Einige Vorstandsein-
ommen bewegen sich in einer Größenordnung, die sich
anch hart arbeitender Unternehmer mit vielen Mitar-
eitern ganz ernsthaft als Dividende seines Unterneh-
ens wünschen würde; aber eine solch hohe Summe
ird er niemals erreichen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ja, richtig!)

ngesichts dessen ist es von zentraler wirtschaftlicher
edeutung, die Höhe der Gehälter, die gezahlt werden,
u erfahren. Daher ist es im Interesse des Wirtschafts-
latzes Bundesrepublik Deutschland, dass die Vorstands-
ehälter offen gelegt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das geschieht durch dieses Gesetz. Es geschieht auf
ine so charmante und gesetzgeberisch kluge Weise,
ass niemand etwas dagegen haben konnte. Das ist der
rund dafür, dass es letztendlich zu einer solch breiten
nterstützung gekommen ist, und das ist wohl auch der
rund dafür – das will ich lobend sagen –, dass die
DU/CSU – die FDP allerdings nicht – gesagt hat, dass
ie unseren Gesetzentwurf unterstützt.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP ist ja auch die KlientelPartei!)







(A) )



(B) )


Olaf Scholz

Wir haben folgende Opting-Out-Lösung in unseren

Gesetzentwurf aufgenommen: Wenn die Aktionäre, für
die wir das machen, mit Dreiviertelmehrheit für fünf
Jahre beschließen, dass sie die Höhe der Gehälter ihrer
Vorstandsmitglieder nicht erfahren wollen, dann soll
man sie daran nicht hindern. Weil das so ist, kann man
jedem, der meint, hier gebe es verfassungsrechtliche Be-
denken, sagen: Das ist nicht so. Es gibt keine verfas-
sungsrechtlichen Bedenken; denn diejenigen, um die es
geht, können selbst entscheiden und zu einer anderen
Lösung kommen.

Auch ist dann jedem das Argument abgeschnitten, der
sagt, hier gehe es um die Befriedigung unberechtigter
Neugier; denn derjenige, der das alles schon weiß bzw.
gar nicht genauer wissen will, kann eine andere Ent-
scheidung treffen. Darum glaube ich, dass dieser Gesetz-
entwurf, den wir heute verabschieden, gut ist. Dieses
Gesetz wird lange Zeit Bestand haben. Dadurch werden
die Bundesrepublik Deutschland und ihre Aktiengesell-
schaften an die Transparenz moderner Aktienmärkte in
anderen Ländern anschließen. Wir holen jetzt das nach,
was anderswo schon existiert, und zwar unter einer mo-
dernen rot-grünen Regierung.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518400200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Günter Krings,

CDU/CSU-Fraktion.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Günter, stell das mal richtig und sag, warum das wirklich nicht sein muss!)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1518400300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Kollegen! Vielleicht sollten wir zu Beginn mei-
ner Rede, wenn schon nicht zu Beginn der ganzen De-
batte, einmal kurz klarstellen, worum es hier heute ei-
gentlich geht, vielleicht auch für die Zuschauer zu Hause
an den Fernsehern: Es geht um die Offenlegung der
Bezüge von Vorständen von börsennotierten Aktien-
gesellschaften. Es geht nicht um die Nebeneinkünfte
von Vorständen von börsennotierten Aktiengesellschaf-
ten; genau diesen Vergleich haben Sie, Herr Scholz, aber
gerade hergestellt. Die Bezüge der Abgeordneten sind
im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Wir wollen nicht,
dass die Nebeneinkünfte der Vorstände im Bundesge-
setzblatt veröffentlicht werden, wir wollen lediglich,
dass die Haupteinkünfte veröffentlicht werden. Das ist
sozusagen die Parallelität und keine andere.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber schön konstruiert!)


Die Tagesordnungsregie, die vielleicht doch nicht
ganz zufällig ist, hat dazu geführt, dass die Offenlegung
der Vergütungen der Vorstandsmitglieder börsennotierter
Aktiengesellschaften heute während der Kernzeit des
Plenums behandelt wird. Darüber freuen wir als Union

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(C (D ns aus zwei Gründen: Zum einen gibt es uns Gelegeneit, unseren Standpunkt für Transparenz und Offenheit ier in aller Öffentlichkeit darzulegen, und zum anderen ührt unsere Debatte während der Kernzeit des Bundesages der Öffentlichkeit exemplarisch unsere an der Sahe orientierte Begleitung der Gesetzentwürfe der rotrünen Bundesregierung vor. Während die linke Seite ieses Hauses von 46 Gesetzentwürfen der Union in dieer Legislaturperiode nur ganze zwei – ganze zwei! – anenommen hat, hat die Union von den über 0 Gesetzentwürfen, die ins Vermittlungsverfahren zwichen Bundesrat und Bundestag gegangen sind, im Erebnis nur einen einzigen abgelehnt. Nach drei Jahren ieser Wahlperiode lautet das für Sie relativ ernüchernde Fazit eindeutig: Sie haben fast immer Ihre Mehreit dazu benutzt, zu blockieren; wir waren zu Komproissen in der Sache fast immer bereit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Krings, Sie haben da was verwechselt; wir sind hier nicht im Bundesrat!)


Schauen Sie sich die Zahlen an; die Zahlen belegen es.

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ie bauen Legenden auf; wir können mit Zahlen bele-
en, was wir gemacht haben. Das markiert eben den Un-
erschied zwischen Ihrer Politik und der Politik der
nion. Unsere Zustimmung, auch heute zu dem Vor-
tandsvergütungs-Offenlegungsgesetz, verweist Ihre
tändig wiederholte Unterstellung einer Blockadehal-
ung der Union endgültig in das Reich politischer Legen-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Das hätten Sie wohl gern!)


Wir lassen uns von unserer an der Sache orientierten
altung auch dann nicht abbringen, wenn sich Rot-
rün, wie heute, bei dem Zeitplan für die Beratung eines
esetzes eher von Populismus als von solider Wirt-
chaftspolitik leiten lässt. Während die SPD-Parteispitze
egen „Heuschrecken“ wetterte und der Kapitalismus als
ündenbock für die miserable Wirtschaftslage in
eutschland ausgemacht wurde, stellte die Justizminis-
erin scheinbar ganz zufällig den heute zu beratenden
esetzentwurf vor – ein sehr merkwürdiger Vorgang. Sie
aben mit der Herstellung dieses unmittelbaren zeitli-
hen Zusammenhangs dem Anliegen für mehr Transpa-
enz im Aktienrecht – das uns in diesem Hause eint –
ehr geschadet als genutzt. Wer die Forderung nach Of-
enheit als Vorwurf an die Wirtschaft formuliert, darf
ich nicht wundern, wenn die betroffenen Unternehmen
her in einer Abwehrhaltung verharren, als dass sie die-
em Ziel auch positiv gegenüberstehen.
Ich kann mir daher lebhaft vorstellen – und die Reak-

ionen haben es ja gerade gezeigt –, wie groß die Enttäu-
chung in den Reihen von Rot-Grün in den letzten Tagen
ber unsere Zustimmung zu diesem Gesetzentwurf war
nd ist. In Wahrheit sind Ihnen die Kapitalismuskritik-
hemen längst ausgegangen. Ein Klassenkampfthema
er SPD nach dem anderen hat sich in heiße Luft






(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings

aufgelöst. Diese Woche haben Sie gar noch das für heute
angesetzte Arbeitnehmer-Entsendegesetz von der Tages-
ordnung absetzen müssen. Was Ihnen bleibt, ist die
nackte Heuschreckenrhetorik. Wenn die Menschen Sie
aber fragen, was Sie politisch-inhaltlich anders machen
wollen – wozu Sie sieben Jahre Gelegenheit gehabt hät-
ten –, dann fällt Ihnen nichts mehr ein, jedenfalls nichts,
wofür Sie in Ihren jeweiligen Fraktionen auch nur annä-
hernd eine Mehrheit zusammenbekommen würden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wollen
mit unserer Zustimmung zu diesem Gesetz im In- und
Ausland das Vertrauen in unseren Aktienmarkt stär-
ken.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)

Ein logischer Beitrag hierzu ist ein möglichst hohes Maß
an Transparenz im Hinblick auf die relevanten Unter-
nehmensdaten von börsennotierten Aktiengesellschaf-
ten. Gerade viele ausländische Anleger – die wir übri-
gens anders als Herr Müntefering nicht als Schädlinge
bekämpfen wollen, sondern deren Nutzen für unsere
Wirtschaft wir anerkennen – erwarten eine individuali-
sierte Offenlegung von Vorstandsbezügen. Dort, wo wir
in einem internationalen Kapitalmarkt mit einer deut-
schen Sonderregelung von internationalen Standards
abweichen, muss man schon gute Gründe für dieses
Abweichen haben. Bei der Offenlegung von Vorstands-
vergütungen vermag ich solche Gründe nicht zu erken-
nen. Die Höhe der Vorstandsbezüge gehört zu den rele-
vanten Informationen, die Aktionäre einer Gesellschaft
oder auch solche, die es noch werden wollen, durchaus
interessieren dürfen; so weit ist im Hause wohl insge-
samt, bis hin zu FDP, Konsens. Zu einer für den Durch-
schnittsaktionär fassbaren Größe werden diese Angaben
aber erst, wenn sie auch getrennt nach den einzelnen
Vorstandsmitgliedern gemacht werden.

Bei der konkreten Ausgestaltung dieses Gesetzent-
wurfes hätten wir in der Union uns durchaus auch andere
Lösungswege vorstellen können. Nach dem von uns im
Ergebnis akzeptierten Vorschlag des Herausoptierens
können 75 Prozent des auf der Hauptversammlung er-
schienenen Kapitals eine Offenlegung verhindern. Um-
gekehrt betrachtet: 25 Prozent des Kapitals sind erfor-
derlich, um die auch von der Cromme-Kommission
geforderte Transparenz im Ergebnis tatsächlich sicherzu-
stellen. Hätte man sich darauf einigen können, dass
grundsätzlich ein positiver Beschluss der Hauptver-
sammlung notwendig ist, um die Offenlegung zu errei-
chen – ein so genanntes Opt-in –, dann hätte man dem
Minderheitenschutz meiner Meinung nach sogar noch
mehr Vorschub geleistet. Denkbar wäre hier nämlich ein
Quorum deutlich unter 25 Prozent gewesen.

Wenn man jedoch die Offenlegung als Grundfall ins
Gesetz schreibt und den besonders gelagerten Interessen
einiger Aktiengesellschaften durch ein Modell des He-
rausoptierens Rechnung trägt, dann darf dieses Heraus-
optieren nicht unnötig verkompliziert werden. Es ist
daher entscheidend, dass der Hauptversammlungsbe-
schluss, von der Offenlegung abzusehen, nicht alle zwei
Jahre oder gar jedes Jahr wiederholt werden muss. Es ist
uns wichtig, durchgesetzt zu haben, dass die Fünf-Jah-

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(C (D es-Frist im Gesetzentwurf steht. Wenn wir die Offenleung der Vorstandsvergütungen nämlich auf jeder zweien Hauptversammlung zum Streitpunkt werden ließen, äten wir weder den betroffenen Unternehmen noch dem apitalstandort Deutschland einen Gefallen. Ich erlaube ir, darauf hinzuweisen, dass es nach dem FDP-Modell ast vorprogrammiert wäre, dass wir dies jedes Jahr zum treitpunkt in den Verhandlungen der Hauptversammungen machen würden. Wie gesagt: Das würde weder en Unternehmen noch dem Wirtschaftsstandort dienen. Für die kollegiale und sehr sachliche Atmosphäre im erichterstattergespräch bedanke ich mich beim Kolleen Scholz ausdrücklich. Wir haben bei diesem espräch weitergehende gemeinsame Änderungen erareitet, durch die Schlupflöcher des ursprünglichen esetzentwurfes geschlossen werden und für eine realisische Darstellung der Pensionszusagen heutiger Vortandsmitglieder gesorgt wird. So darf sich die Offenleung nicht auf die Leistungen beschränken, die direkt an in Vorstandsmitglied erbracht werden, sondern muss uch diejenigen umfassen, die im Interesse und im Zuammenhang mit der Gesellschaft von Dritten erbracht erden. Zu einer umfassenden Offenlegung der Vergüung zählt auch die Auflistung der Leistungen für den all der Beendigung der Tätigkeit. Wir stimmen diesem Gesetzentwurf also in der Fas ung, die er durch die Beratungen im Rechtsausschuss rhalten hat, zu. Wir tun dies getreu unserer Devise für nsere Arbeit als Opposition hier im Deutschen Bundesag, wonach wir zu gemeinsamen Lösungen für unser and bereitstehen, solange die Vorteile die Nachteile berwiegen. Ich darf ergänzen: Wir erhoffen uns ab erbst eine ebenso konstruktive Opposition für unsere egierungsarbeit. (Beifall bei der CDU/CSU – Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Könnt ihr machen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will zum Schluss aber noch deutlich machen, dass
ines bei diesem Gesetzgebungsverfahren sehr auffällig
st; das sollten Sie sich sehr ernsthaft anhören. Der Deut-
che Bundestag ist beim Offenlegungsgesetz offenbar in
er Lage, eine relativ komplexe Frage in wenigen Wo-
hen einer sachdienlichen Regelung zuzuführen. Es
irft kein gutes Licht auf die Bundesregierung, dass sie
s in der gleichen Zeit nicht geschafft hat, etwas ganz
infaches zu tun, nämlich in den Gesellschafterver-
ammlungen der Unternehmen des Bundes dafür zu
orgen, dass auch dort die Vorstandsgehälter offen gelegt
erden.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist bemerkenswert!)

as ginge viel einfacher und schneller, als ein Gesetz zu
rlassen, und das griffe nicht in Rechtspositionen priva-
er Dritter ein. Jedermann leuchtet ein, dass Unterneh-
en der öffentlichen Hand auch verstärkt unter der Auf-
icht der Öffentlichkeit stehen sollten.


(Jörg van Essen [FDP]: Das gilt auch für Anstalten des öffentlichen Rechts!)







(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings

Dennoch ist alles, was wir auf ein wiederholtes Nachfra-
gen – auch gestern im Rechtsausschuss noch – zu diesem
Punkt von der Bundesregierung zu hören bekommen:
Wir beraten die Frage.

Die Bundesregierung hat hierzu offenbar sogar einen
Arbeitskreis gegründet und eingesetzt. Es ist schon fast
pharisäerhaft, wenn Sie den Unternehmen einerseits sa-
gen, die Empfehlungen einer von der Wirtschaft einge-
setzten Kommission, eines Arbeitskreises, nämlich der
Cromme-Kommission, reichten nicht aus, man bräuchte
eine verbindliche Entscheidung hierzu, während die
Bundesregierung zur gleichen Zeit andererseits erst ein-
mal einen Arbeitskreis gründet, um das Thema sozusa-
gen ohne verbindliche Entscheidungen anzugehen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie werden
nicht an den Worten, sondern an den Taten gemessen.
Gehen Sie endlich mit gutem Beispiel voran und sorgen
Sie dafür, dass Sie von den privaten Unternehmen nicht
etwas fordern, was Sie nicht bereit sind, in Ihrem eige-
nen Arbeitsbereich, bei den öffentlichen Unternehmen,
einzulösen!

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518400400

Ich erteile Kollegin Thea Dückert, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518400500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

dem Gesetz zur Offenlegung der Managergehälter, das
wir heute hier beschließen werden, holen wir etwas
nach, was in Deutschland schon längst eine Selbstver-
ständlichkeit sein sollte. In vielen anderen Marktwirt-
schaften dieser Welt ist dies bereits eine Selbstverständ-
lichkeit, weil zu einer Marktwirtschaft Transparenz
gehört, auch um die Vertrauensbildung voranzubrin-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Selbstverständlichkeit konnte sich nun auch die
Union nicht mehr entziehen. Ich bin froh, dass wir heute
gemeinsam mit diesem wichtigen Schritt das auf den
Weg bringen, was in den großen deutschen Aktiengesell-
schaften zum Regelfall werden soll. Dafür beschließen
wir heute dieses Gesetz.

Es ist schon interessant, dass sich die selbst ernannten
Herolde der freien Marktwirtschaft, nämlich die FDP, an
genau dieser Stelle sperren. Das ist interessant, aber
überhaupt nicht verwunderlich. Wir haben hier erneut
ein Beispiel dafür, dass die FDP nichts anderes als die
Verteidigerin des Lobbyismus in diesem Lande ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Das müssen gerade die Grünen sagen!)


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(C (D Sie meinen mit Freiheit die Freiheit für eine betimmte Gruppe. Wir meinen mit Freiheit, meine Damen nd Herren von der FDP, die Freiheit mit Verantwortung. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

ir meinen, dass Manager in diesem Land nicht nur ge-
enüber ihren Aktionärinnen und Aktionären, sondern
uch gegenüber der Öffentlichkeit Verantwortung tra-
en. Die heutigen und zukünftigen Aktionärinnen und
ktionäre und diejenigen, die sich überlegen, es zu wer-
en, aber auch die Öffentlichkeit haben das gute Recht,
u erfahren, warum und in welchem Maße sich Mana-
ergehälter entwickeln, wenn beispielsweise große Kon-
erne ihre Belegschaften in die Wüste schicken. Jeder
nd jede haben ein Recht, dies öffentlich zu diskutieren.
enn wir zu Recht sagen, dass Leistung in Deutschland
essbar sein muss und sich Entlohnung an Leistung
essen soll, dann darf es für die Manager keinen
chutzschild geben. Sie von der FDP wollen genau dies.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich muss auch sagen, dass diese selbstverständliche
orderung nach Transparenz und nach Schutz für Ver-
raucherinnen und Verbraucher ebenso für öffentliche
nternehmen gilt. Da bin ich mit Ihnen völlig einig. Es
st sehr einfach, diese Forderung zu erfüllen. Es wäre
ut, wenn das Finanzministerium gerade in den Unter-
ehmen, in denen wir als öffentliche Hand die Aktien-
ehrheit haben, wie beispielsweise bei der Bahn oder
er KfW, die Öffentlichkeit zügig herstellte; das ist völ-
ig richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Zur Marktwirtschaft gehört auch Transparenz; das ist
lar. Warum? Um Vertrauen zu bilden. Um Vertrauen zu
ilden, gehört es zukünftig auch dazu, Vetternwirtschaft
n großen Konzernen zu unterbinden. Deswegen müssen
ir in Zukunft dafür sorgen, dass die Zahl der Auf-
ichtsratsmandate auf maximal fünf pro Person be-
chränkt wird. Auch der Wechsel zwischen Vorstand
nd Aufsichtsrat darf nicht mehr selbstverständlich
ein, sondern muss untersagt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie sehen: Zur Herstellung von Transparenz und Ver-
rauen ist noch einiges zu tun. Heute machen wir dafür
inen wichtigen Schritt. Es wäre gut, wenn die FDP aus
hrer Ecke herausgekommen wäre. Das ist ihr nicht mög-
ich gewesen. Wie gesagt, das wundert uns nicht. Aber
ir leiten heute die entsprechenden Maßnahmen für
ehr Transparenz ein. Ähnliche Maßnahmen werden
ir heute auch für Abgeordnete beschließen. Das ist sehr
ut so.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518400600

Ich erteile das Wort Kollegin Sibylle Laurischk, FDP-

Fraktion.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1518400700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich darf

zu den Bemerkungen von Herrn Scholz vorweg eines an-
merken: Es geht hier nicht nur darum, dass wir Transpa-
renz schaffen, es geht auch darum, dass wir Eigentums-
rechte wahren.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD – Joachim Stünker [SPD]: Was haben Sie denn für einen Eigentumsbegriff?)


Dass nun gerade vonseiten der SPD eine völlig unter-
schiedliche Problemlage angeschnitten wird und die
Vorstandsvergütungen und die Abgeordnetenein-
künfte in einen Topf geworfen werden, ist bezeichnend.
Sie wissen nicht zu unterscheiden und wissen deshalb
nicht, wovon Sie reden.


(Zuruf von der SPD: Kennen Sie eigentlich Art. 14?)


Zur Sache:

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ein eigener Ord nungsruf! Sehr gut!)

Es geht um Eigentumsrechte.


(Weitere Zurufe von der SPD)

– Ich möchte Sie doch bitten, mir zuzuhören.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das tun wir ja! Sehr aufmerksam sogar!)


Seit über einem Jahr wird in der Öffentlichkeit und in
der Politik über die Offenlegung von Vorstandsvergütun-
gen diskutiert. Kurz vor der Wahl in NRW, die bekannt-
lich für die SPD katastrophal ausging, legte uns die
Bundesjustizministerin einen Gesetzentwurf vor, der in
größter Eile ganz offenbar zu Wahlkampfzwecken im
parlamentarischen Verfahren beraten wurde, und dies,
obwohl Frau Bundesjustizministerin Zypries immer und
mit Nachdruck angekündigt hatte, einen Gesetzentwurf
für einen gesetzlichen Zwang zur Offenlegung frühes-
tens im Herbst dieses Jahres vorzulegen.

Die FDP hat sich schon im letzten Herbst mit ihrem
Antrag zur Konzernmitbestimmung und zur Stärkung
von Aufsichtsräten und Eigentümerrechten deutlich
positioniert.


(Beifall bei der FDP)

Diese Position haben wir durch Einbringung eines eige-
nen Gesetzentwurfs zur Offenlegung von Vorstandsver-
gütungen noch einmal bekräftigt. Ein Gesetz zur Stär-
kung der Eigentümerrechte liegt heute ebenfalls zur
Beratung vor. Bereits dem Titel unseres Gesetzentwurfs
können Sie entnehmen, worum es bei dieser Diskussion
eigentlich gehen sollte: um die Stärkung der Rechte der
Eigentümer einer Aktiengesellschaft, also der Aktionäre.
Denn diese sind die Einzigen, die ein gerechtfertigtes In-
teresse an einer Offenlegung der Vorstandsgehälter ha-

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(C (D en können. Sie – nicht die Öffentlichkeit – sind die Aneilseigner der Aktiengesellschaft. Das Gesetz der Regierungskoalition verkennt diesen nsatz. Das Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz ieht einen gesetzlichen Zwang für börsennotierte Unernehmen zur individualisierten Offenlegung der Vortandsgehälter vor. Nach der Begründung des Entwurfs ollen damit zwar die Rechte der Aktionäre gestärkt weren, aber im Grunde geht es nur darum, die Heuschrekenund Neiddebatte noch mit einem Gesetzentwurf nzufüttern. s geht Ihnen eben um diese Neiddebatte. Wir hingegen ollen, dass die Rechte der Eigentümer, die sich entchieden haben, sich an einer Aktiengesellschaft zu beeiligen, gewahrt bleiben. Das muss hier einmal so deutich gesagt werden. Sie scheinen zwar erkannt zu haben, dass Aktionäre echte haben, die auch anerkannt werden müssen; diese echte sollten die Aktionäre jedoch ohne Bevormunung durch den Gesetzgeber ausüben können. Deswegen aben wir die einzig logische Regelung vorgeschlagen: ie Aktionäre entscheiden als mündige Anteilseigner er Mehrheitsbeschluss – wie in einer Aktiengesellchaft üblich – darüber, ob sie Offenlegung wünschen. hr Ansatz eines Opt-out mit einer Dreiviertelmehrheit ntspricht außerdem nicht den aktienrechtlich üblichen egeln. Jeder Student weiß: Es genügt im Aktienrecht ür Beschlüsse grundsätzlich eine einfache Mehrheit. ine größere Mehrheit wie zum Beispiel die Dreiviertelehrheit ist nur dann notwendig, wenn es sich um so geannte Grundlagenbeschlüsse handelt. Auch stellt Ihr Gesetzentwurf eine Entmündigung des ktionärs dar, trotz der Opt-out-Regelung; denn es wird hm ein Interesse unterstellt, welches nicht nachgewieen ist. Vielmehr wird einfach ein gesetzlicher Zwang in einem angeblichen Interesse vorgesehen und er erhält ur angeblichen Absicherung der Verfassungsfestigkeit ieses Gesetzes die Möglichkeit, die Offenlegung abzuehren. Was diese rechtliche Konstruktion mit der Wahung der Interessen und der Rechte von Aktionären wirkich zu tun hat, ist zumindest Ihrem Entwurf nicht zu ntnehmen. Der Aktionär erhält durch unseren Entwurf tatsäch ich mehr Rechte. Er kann nicht nur darüber entscheiden, b er überhaupt eine individualisierte Offenlegung der ehälter möchte, er hat auch die Möglichkeit, den Grad er Aufschlüsselung der Gehälter zu bestimmen. Damit rhält der Aktionär maximale Einflussmöglichkeiten beüglich der Offenlegung. Zusammenfassend möchte ich noch einmal eines be onen: Transparenz ist sicherlich wichtig. Aber sie sollte icht durch die Entmündigung der Aktionäre, sondern urch die Stärkung der Freiheit und Verantwortung der Sibylle Laurischk Aktionäre erreicht werden. Dieses Ziel kann nur mit unserem Gesetzentwurf erreicht werden. Ich erteile das Wort Kollegen Alfred Hartenbach, SPD-Fraktion. A Herr Präsident! Meine liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf mich an dieser Stelle auch ein bisschen als Mitglied der Bundesregierung sehr herzlich für die konstruktive Atmosphäre bei der Beratung dieses Gesetzentwurfs bedanken. Ich hätte mir gewünscht, dass bei diesem wichtigen rechtspolitischen Vorhaben alle Fraktionen an einem Strang ziehen und ihm zustimmen würden, statt dass einige wieder Transparenz predigen, aber in Wirklichkeit Klientelpolitik betreiben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518400800
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1518400900

Immerhin dürfen wir uns über die Unterstützung der
Union freuen. Damit können wir, glaube ich, auch ein-
mal die Mehrheiten im Bundesrat positiv beeinflussen.

Verehrter Kollege Krings, man hat dem ersten Teil Ih-
rer Rede ein bisschen angemerkt, dass Sie aus West-
deutschland kommen. Sie wohnen in der Nähe von
Aachen. Der erste Teil Ihrer Rede war zwar sicherlich
lustig, aber für eine Nominierung für den „Orden wider
den tierischen Ernst“ reicht sie nicht aus.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Welche Rede haben Sie denn gehört? – Ich habe gut zugehört. Was Sie hinsichtlich der Blockade gesagt haben, war völlig fehl am Platz. Ich dachte, Sie hätten das gemerkt. Das Thema ist in den Fachkreisen und in der Öffentlichkeit breit diskutiert worden. Es geht dabei nicht um Neid oder Neugier; es geht vielmehr darum, die Kontrollrechte der Aktionäre – vor allem der Kleinaktionäre – zu stärken. Diese Ansicht teilt die FDP nicht. Unser Entwurf zielt in diese Richtung und ist damit richtig, während die FDP darauf abzielt, die Großaktionäre bzw. das Großkapital zu stärken. Sie alle wissen: Vorstandsbeschlüsse regeln das Verfahren, auch in der Versammlung. Vorschläge des Vorstands werden in aller Regel umgesetzt. Aber man muss sich ganz schön anstrengen, um 25 Prozent der Kleinaktionäre zusammenzubekommen, die einen solchen Beschluss fassen. Deswegen: Eine Entmündigung der Aktionäre wollen Sie und nicht wir. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: So ist es! Verhinderungsversuch!)


Wir stärken die Eigentümerrechte und schaffen mehr
Transparenz. Vor allen Dingen kommen wir dem Deut-

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(C (D chen Corporate-Governance-Kodex in einem wichtien Punkt entgegen. In vielen anderen Bereichen werden ie Kodexempfehlungen Gott sei dank bereits nahezu ollständig befolgt. Dr. Cromme hat dies erst kürzlich in iner von ihm vorgelegten Neuauflage dieses Werkes betätigt. Die Corporate-Governance-Kommission leistet uf diese Weise einen maßgeblichen Beitrag für gute nternehmungsführung in Deutschland. Hierfür geührt ihr ausdrücklich Anerkennung. Die Kommission hat auch im Auftrag der Bundesre ierung gearbeitet. Wir hatten lange, bevor das Thema euwahlen anstand, hierzu einen Gesetzentwurf vorgeegt, verehrte Frau Kollegin Laurischk. Wenn Sie ihn leen, dann erkennen Sie, dass es sich dabei sozusagen um inen Parallelentwurf handelt, sodass wir mit den Koaliionsfraktionen übereinstimmen und einen guten Weg ehen. Ich glaube, die Union sieht das genauso. Wir haben den Gesetzentwurf bewusst schlank gehal en, um Raum für den Kodex – also für Eigenverantworung und die Stärkung der Rechte der Aktionäre – zu lasen. Wir haben davon abgesehen, den Vergütungsbericht ür die Unternehmen verpflichtend vorzuschreiben. Es ilt der Grundsatz: „So viel Regulierung wie nötig, so iel Freiheit wie möglich“. Deshalb enthält der Gesetzntwurf nur Sollvorschriften für Informationen zur Verütungsstruktur. Der Rechtsausschuss hat den Gesetzentwurf nach iskussionen mit Experten – ich habe bereits erwähnt, ass die Gespräche sehr vernünftig und gut verlaufen ind – in zwei Detailpunkten ergänzt. So wurde zum eien die Angabepflicht zu den Pensionszusagen konkretiiert – das ist ein sehr wichtiger Punkt –; um anderen sollen die Vorstände auch die Leistungen ffen legen, die ein Vorstand von dritter Seite erhält. uch das ist ein wesentlicher Punkt, um Korruption ich spreche das Wort aus, weil es einige andere verchämt verschweigen – auf diesem Gebiet vorzubeugen. uch aus diesem Grund bin ich dankbar, dass wir geeinsam daran arbeiten. Das Grundkonzept ist aber unverändert geblieben. it der gesetzlichen Offenlegungspflicht befinden wir ns im internationalen Vergleich in guter Gesellschaft. n erster Linie sind es die angloamerikanischen Länder, ie die Individualangaben bereits vorschreiben. Aber uch Unternehmen in Frankreich oder Italien, deren Geellschaftsorgane ähnlich aufgebaut sind wie bei uns, üssen ihre Vorstandsgehälter individualisiert ausweien. In diesem Zusammenhang weise ich auch auf die mpfehlung der EU-Kommission hin, die wertvolle Vorchläge für die Offenlegung der Vergütungspolitik entält. Noch sind es unverbindliche Vorgaben. Ich glaube ber, dass es verbindliche Vorschriften werden können, enn wir mit unserem Gesetz heute ein Signal setzen. Gestatten Sie mir, in der mir verbleibenden Redezeit ine Anmerkung zu machen. Herr Kollege Krings, natürich brauchen wir für die Regelung der Offenlegung von orstandsgehältern bundeseigener Unternehmungen ine Arbeitsgruppe, in der alle vertreten sind. Es sind ja Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach in der Regel keine börsennotierten Unternehmungen, für die das Aktienrecht gilt. Auch das GmbH-Recht gilt nicht. (Zuruf des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/ CSU])


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)





(A) )


(B) )


– Mein lieber Kollege Krings, Sie haben mir gestern gut
zugehört. Ich danke Ihnen dafür. – Es geht darum, dass
wir Regelungen schaffen, die auch für die Länder und
vor allem für die Kommunen – für die öffentlich-rechtli-
chen Sparkassen zum Beispiel – gelten. Es ist doch gut,
wenn wir uns sehr genau überlegen, was wir machen.
Wir machen etwas; das Gesetz wird kommen. Wir wer-
den das noch machen. Ich freue mich, dass Sie dies als
Opposition genau so sachlich und kompetent begleiten
werden, wie Sie es bisher begleitet haben.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das muss aber sehr schnell gehen!)


Vielen herzlichen Dank, meine lieben Kollegen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Günter Krings [CDU/ CSU]: Das war jetzt ein guter Scherz!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518401000

Ich erteile das Wort Kollegen Hartmut Schauerte,

CDU/CSU-Fraktion.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Jetzt wird es schauerlich!)


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1518401100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Staatssekretär Hartenbach, offensichtlich hat
Sie die Bemerkung des Kollegen Krings zur Frage, wer
in der Vergangenheit was blockiert hat, doch sehr getrof-
fen.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Nein! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Schauerlicher Gedanke!)


Deswegen möchte ich die Fakten noch einmal in aller
Ruhe und in aller Sachlichkeit benennen. Von mehr als
90 Gesetzgebungsvorhaben, die im Vermittlungsaus-
schuss gelandet sind,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Nein! Nicht schon wieder die Leier! – Barbara Wittig [SPD]: Sagen Sie doch was zur Sache!)


ist eines definitiv blockiert worden und gescheitert: Das
war das unglaublich wichtige Verfütterungsverbotsge-
setz aus dem Bereich landwirtschaftlicher Ernährungs-
fragen – ein ganz zentrales Gesetzgebungsvorhaben.
Umgekehrt haben der Bundesrat und die Bundesländer
in der zurückliegenden – man muss wohl sagen: in der
noch laufenden – Legislaturperiode über 100 Gesetzes-
anträge eingebracht, von denen mit Ihrer Mehrheit über
90 abgelehnt wurden. Seien Sie in Zukunft also vorsich-
tig mit dem Blockadevorwurf; denn die Fakten sprechen
ganz eindeutig gegen Sie. Sie haben immer wieder eine
Blockade gegen vernünftige Gesetzgebungsvorhaben
der Union praktiziert.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Damit keine falschen Legenden entstehen, eine weite Bemerkung: Wir haben von Anfang an das, was ie Kommission Deutscher Corporate-Governanceodex unter Cromme erarbeitet und entwickelt hat, ositiv begleitet und tatkräftig mitgewirkt. Wir haben iesen Prozess gewollt und wir wollen ihn immer noch. ie Frage ist jetzt, wie lange man auf Freiwilligkeit seten kann und wann der Gesetzgeber eingreifen sollte. arüber kann man ein bisschen diskutieren. Das ist nicht xistenziell, aber eine Frage des Stils. Dass dieses Geetz ausgerechnet jetzt, in einer Zeit kommt, in der Sie m Wahlkampf eine Neiddiskussion lostreten werden nd in der Müntefering Kapitalismuskritik – Stichwort Heuschreckendiskussion“ – äußert, schadet dem Anlieen. Das kritisieren wir; das finden wir nicht gut. s wäre besser, wenn wir das vermieden hätten. Deswegen lassen wir uns aber von unserem Kurs, von em, was wir mit diesem Gesetz erreichen wollen, nicht bbringen. Wir halten die Offenlegung in Publikumsgeellschaften für geboten, für notwendig, für sinnvoll und ür zielführend. Die Frage ist: Wie fasst man das? Dazu ab es ein paar Varianten. Wir haben sie bereits vorgetellt. Nach unserer Auffassung hätte man noch etwas war en können. Im Jahr 2004 hat der Cromme-Entwurf ereblich an Akzeptanz gewonnen. Über zwei Drittel der AX-Unternehmen haben ihn akzeptiert. Man hätte abarten können, ob noch mehr hinzugekommen wären. s kommt in dieser Frage nicht auf ein halbes oder ein ahr an. Das hätte man machen können. Sie sind aber en anderen Weg gegangen. Na gut! Zum Vorgehen gab es verschiedene Alternativen: Die ine Alternative – die haben Sie jetzt gewählt –, war, ass das Gesetz die Offenlegung vorschreibt und die Akionäre mit einer Mehrheit von 75 Prozent sagen können, ass sie sie nicht haben möchten. Der andere Weg wäre enau so praktikabel gewesen: Das Gesetz schreibt die ffenlegung nicht vor; aber 25 Prozent, 20 Prozent oder 0 Prozent der Aktionäre können beschließen, dass offen elegt werden muss. ber beide Wege hätte man zum Ziel kommen können. ir hatten dasselbe Ziel, und der Streit um den Weg ist icht so bedeutend und so wichtig, dass wir deswegen ein sagen. Wir können auch mit diesem Ihrem Weg leen, weil 75 Prozent der Aktionäre ihr Recht wahrnehen und Nein sagen können zu der gesetzlichen Festleung. Warum sind hier etwas andere Mehrheiten geboten ls auf normalen Hauptversammlungen von Aktiengeellschaften, auf denen eine Mehrheit von 50 Prozent usreicht? Weil wir hier eine besondere Befangenheitssiuation haben; das sage ich nachdrücklich auch noch einal an die FDP gerichtet. In den Aufsichtsräten unserer AX-Unternehmen sitzen sehr häufig Vorstände aus aneren Unternehmen. Bevor die Beratung zur Offenleung in der Aktionärsrunde geführt wird, findet sie Hartmut Schauerte zunächst einmal im Aufsichtsrat statt. In diesen Aufsichtsräten wurde eine vernünftige Offenlegungspraxis über weite Strecken bisher blockiert, weil man sich aus seiner anderen Position heraus, nämlich in einem anderen Unternehmen selber auch Vorstand zu sein, nicht frei genug gesehen hat, um über die Fragen zu entscheiden: Welche Informationen brauchen die Aktionäre? Was ist das wirkliche Interesse der Aktionäre? Deswegen ist es vernünftig, hier nicht mit Mehrheiten von nur 50 Prozent zu operieren, sondern die Quoten zu verschieben, damit wir die Offenlegung und Transparenz bekommen, die wir für sinnvoll erachten und die wir brauchen. Das ist kein besonderes Problem. Ich appelliere auch an die Wirtschaft. Wie bereits gesagt, gibt es in den entwickelten Kapitalmärkten, zum Beispiel in den USA und in England, diese Offenlegung schon lange. Dort geht man souveräner damit um, weil es nicht diesen Neiddruck gibt, den wir in der deutschen Gesellschaft immer noch haben. Deswegen bedauern wir, dass über das Thema in diesem zeitlichen Zusammenhang diskutiert wird. Wir hätten gern eine Diskussion frei von solchen Verdächtigungen geführt, weil das Gesetz dann klarer und positiver wirken könnte. Sie haben eine Parallele zur Offenlegung der Einkünfte der Abgeordneten gezogen, Frau Dückert. Das ist nicht korrekt. Was die Gehälter betrifft, haben wir in vielen Bereichen in Deutschland bereits die Offenlegung. Bei Abgeordneten haben wir eine absolute Offenlegung der Gehälter. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht der Nebentätigkeiten! Das ist doch nicht wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Sibylle Laurischk [FDP]: Ja, genau!)





(A) )


(B) )


Auch bei den Vorständen reden wir im Moment nur über
die Offenlegung der Gehälter. In der derzeitigen Diskus-
sion über die Einkünfte der Abgeordneten geht es aber
nicht um die Gehälter, sondern um ihr sonstiges Einkom-
men. Darüber reden wir bei Vorständen mitnichten. Das
ist ein sehr wesentlicher Unterschied.


(Peter Dreßen [SPD]: Sagen Sie mal, Herr Schauerte, was Sie alles haben! Das wäre eine erste Aufklärung! – Gegenruf des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das ist Ihr Niveau, Herr Kollege! Toll!)


– Entschuldigung, die Fakten müssen doch geklärt wer-
den. Das, was wir jetzt für Vorstände beschließen wol-
len, ist für die Abgeordneten schon lange gesetzlich ge-
regelt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Offenlegung der Gehälter ist nicht nur für Abgeord-
nete, sondern für den gesamten öffentlichen Dienst ge-
setzlich geregelt. Jeder Bürger in dieser Republik kann
sich danach erkundigen, was welcher Gemeindedirektor
und was welcher Studienrat und Oberstudienrat verdient.
Dadurch ist die Welt nicht zusammengebrochen. Diese
Art von Transparenz haben wir bereits.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was der Abgeordnete insgesamt verdient, ist nicht transparent!)


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(C (D iesen Teil von Transparenz übertragen wir jetzt auf Pulikumsgesellschaften. Das ist vernünftig. Das war auch mmer der Ansatz von CDU-Politik. In diesem Bereich ind wir nicht Nachzügler, sondern wir gehen voran in er Beurteilung dieses Sachverhalts. Wir können auch die beteiligte Wirtschaft nur bitten, ieses Gesetz zu akzeptieren. Cromme hat es jetzt auch och einmal vorgetragen. Auch bei ihm ging es eigentich nur um die Frage: Ist es richtig, das Experiment jetzt urch gesetzlichen Zwang abzubrechen, oder hätte man en experimentellen Prozess noch etwas länger laufen assen können? Das ist aber mehr eine Geschmacksfrage ls eine konkrete Inhaltsfrage. Eine weitere Bemerkung ist mir wichtig: Mit uns gibt s keine Neiddebatte und keine Kapitalismuskritik im usammenhang mit diesem Thema. Wir wollen in allen brigen Bereichen der Cromme-Diskussion unter allen mständen an der Freiwilligkeit festhalten. Das ist uns anz wichtig. Wir durchbrechen die ansonsten sinnvolle reiwilligkeit in dem Corporate-Governance-System an iner Stelle, weil hier eine besondere Befangenheit der eteiligten vorliegt, aber ich warne vor dem Versuch, iese Corporate-Governance-Strukturen insgesamt ins esetz zu kleiden. Das muss völlig unabhängig und frei leiben. Nur bei dieser einen Ausnahme ist für uns die esetzliche Bindung möglich. (Sibylle Laurischk [FDP]: Wir warnen vor den Anfängen!)


Ich sage noch einmal: Wegen der besonderen Befan-
enheit erscheint es uns nach gewissenhafter Prüfung
eboten, sinnvoll und vernünftig, das Gesetz jetzt in die-
er Form zu verabschieden.
Eine letzte Bemerkung. Es ist ja interessant, dass die
ebatte über das Entsendegesetz von der heutigen Ta-
esordnung genommen worden ist. Im Rahmen dieser
ebatte zum Beispiel darüber zu diskutieren, ob die Art
nd Weise, wie wir unseren Arbeitsmarkt entwickeln,
er falsche Weg ist, wäre absolut sinnvoll gewesen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten es sowieso ablehnen!)


ber Sie haben auf die Tagesordnung nur noch populis-
usverdächtige Themen gesetzt. Um die Dinge durch-
usetzen, die dieses Land wirklich braucht, haben Sie
eine Kraft mehr. Das ist nun einmal so; das wurde heute
eutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wollten Sie dem denn zustimmen?)


Ich kann Ihnen genau sagen, warum Sie die Debatte
ber das Entsendegesetz von der Tagesordnung genom-
en haben. Der Grund ist, dass die SPD in ihrem neuen
egierungsprogramm, das sie nach der Vertrauensfrage
erabschieden will, nicht mehr auf das Entsendegesetz
bheben, sondern grundsätzlich die Einführung eines
indestlohns vorsehen will. Das ist der Hintergrund die-
er Operation.






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie nun gar nichts verstanden! – Joachim Poß [SPD]: Das ist doch kein Gegensatz!)


– Doch, das ist ein großer Gegensatz; das ist ein völlig
anderes Modell. – Ich wette mit Ihnen, dass Sie in Ihrem
Programm die Einführung eines generellen Mindest-
lohns in Deutschland festlegen werden. Deswegen passt
Ihnen die bisherige Konzeption des Entsendegesetzes
nicht mehr. Wir werden es erleben. Wir halten jedenfalls
Ihren Weg für falsch und schädlich.

Dem Entwurf eines Gesetzes über die Offenlegung
der Vorstandsvergütungen werden wir zustimmen. Ich
denke, dass die Wirtschaft das akzeptieren kann. Wir
werden sehen, ob sich das Gesetz in der Praxis bewährt.
Möglicherweise kann man auch über eine Befristung re-
den und diesen Bereich von einem gesetzlichen Zwang
befreien, wenn akzeptiert worden ist, dass solche Dinge
offen gelegt werden müssen. Das werden wir dann über-
prüfen, wenn wir – hoffentlich – den klaren Auftrag un-
serer Wähler bekommen haben, Sie abzulösen. Darauf
arbeiten wir hin.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518401200

Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518401300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin

Abgeordnete der PDS.

(Zurufe von der Regierungsbank: Noch!)


Es ist schon erstaunlich, wie viel Zeit die Bundesre-
gierung den börsennotierten Unternehmen gelassen hat,
um die Vorstandsgehälter zu veröffentlichen: mehr als
drei Jahre. Im Februar 2002 wurde der Corporate-
Governance-Kodex vorgestellt. Dieser Kodex verlangt
von börsennotierten Unternehmen, dass die Vorstands-
vergütungen nicht mehr als Summe für alle Vorstands-
mitglieder, sondern dass die Vergütung jedes Einzelnen
veröffentlicht wird. Nach drei Jahren gibt es noch immer
hartnäckigen Widerstand von einigen Vorständen und
erst jetzt, kurz vor der Bundestagswahl, soll dazu ein
wahrlich zahnloses Gesetz verabschiedet werden.

Mich verwundert schon, dass sich deutsche Topmana-
ger so vehement gegen eine Veröffentlichung ihrer Ver-
gütung wehren. Man könnte annehmen, dass sie eine
Diskussion über die Höhe ihrer Gehälter fürchten. Of-
fensichtlich sind sie sich nicht sicher, ob die Höhe ihrer
Gehälter in der Öffentlichkeit gerechtfertigt werden
kann. Die Millionengehälter von Herrn Ackermann von
der Deutschen Bank oder Herrn Schrempp von Daimler-
Chrysler sind wirklich nicht zu rechtfertigen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Warum wehren sich die Bundesregierung und die

konservative Opposition eigentlich gegen eine gesetzlich
verankerte Vergütungsobergrenze für Vorstände? Seit

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(C (D anger Zeit sind Obergrenzen zwischen dem 20fachen nd dem 150fachen eines durchschnittlichen Arbeitnehergehaltes in der Diskussion. Ist es denn wirklich eine umutung, für das 150fache eines Arbeitnehmergehaltes u arbeiten? Ich glaube nicht. Eine Vergütungsoberrenze wäre nach der massiven Heuschreckenpolemik on Herrn Müntefering, meine lieben Kolleginnen und ollegen von der SPD, ein Muss für dieses Gesetz geesen. Nach dem Gesetzentwurf sollen Vorstände, die ihre ergütungen nicht veröffentlichen, mit einer Maximaltrafe in Höhe von 50 000 Euro belegt werden. Das ist in nbetracht von Vorstandsgehältern, die in die Millionen ehen, einfach lächerlich. 50 000 Euro Bußgeld zahlen ie Vorstände aus der Kaffeekasse. Ich möchte Ihnen einige weitere Kritikpunkte aus icht der PDS benennen: Erstens. Im Gesetz wird zwar die Veröffentlichung er Vorstandsgehälter gefordert, nicht aber die Veröfentlichung der Aufsichtsratsvergütung. Zweitens. Sie erklären zwar, dass Unternehmen, an enen der Bund beteiligt ist, nach dem Kodex arbeiten. ber das haben Sie im Gesetz nicht geregelt. Warum ollen die Steuerzahler nicht erfahren, wie viel zum Beipiel Herr Mehdorn von der Deutschen Bahn verdient? ch glaube, daran wären so mancher Bahnfahrer und anche Bahnfahrerin brennend interessiert. Drittens. Dann haben Sie eine Regelung eingebaut das ist hier schon angesprochen worden –, die den Akionären erlaubt, dieses Gesetz mit Dreiviertelmehrheit ieder auszuhebeln. Da fragt man sich doch: Was soll iese Hintertür? Sie werden verstehen, dass wir als PDS inem solchen zahnlosen Gesetz nicht zustimmen könen. Wir werden uns enthalten. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Christian Lange, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Im Herbst des vergangenen Jahres haben sich 0 Kolleginnen und Kollegen der SPD-Bundestagsfrakion auf den Weg gemacht, ein Gesetz zur Offenlegung on Managerbezügen zu formulieren. Wir haben dies geeinsam mit Herrn Professor Baums getan, dem ich an ieser Stelle herzlich danken möchte. Wir sind durch den ericht der Cromme-Kommission, was unseren Geetzentwurf angeht, überrollt worden. Wir alle erinnern ns: Die Cromme-Kommission musste eingestehen, dass as Versprechen der deutschen Wirtschaft, dass alle Christian Lange 30 DAX-Unternehmen die Gehälter ihrer Manager freiwillig veröffentlichen, nicht eingehalten werden konnte. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518401400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1518401500




(A) )


(B) )


Wir, die SPD-Fraktion und sicherlich auch die Grü-
nen-Fraktion, freuen uns, dass die Bundesregierung so-
fort reagiert hat. Ich will deshalb ein Wort des Dankes
auch an Sie, Frau Ministerin Zypries und Herr Staats-
sekretär Hartenbach, richten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es war für uns vom Netzwerk Berlin eine Selbstver-
ständlichkeit, dass wir unseren Gesetzentwurf zugunsten
des Gesetzentwurfs der Koalitionsfraktionen zurückzie-
hen. An dieser Stelle will ich deutlich und klar sagen:
Uns ist in der Tat wichtig, dass wir diesen Gesetzentwurf
nicht gegen die Cromme-Kommission, sondern im Ein-
vernehmen mit ihr verhandelt haben.

Ein zweiter Punkt ist mir ganz besonders wichtig
– ich erinnere an das, was Sie und auch der Kollege
Scholz angesprochen haben; wir werden das heute eben-
falls noch beraten –: die Offenlegung der Nebenein-
künfte von Abgeordneten. Das, was beide Gesetzent-
würfe, die wir heute verabschieden werden, verbindet,
ist das Thema Vertrauen: Bei den Managergehältern,
über die wir heute Vormittag diskutieren, geht es um das
Vertrauen der Anleger in ihre Aktiengesellschaften und
in deren Vorstände; es geht um Anlegerschutz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Morgen ist Vertrauen das Thema!)


Heute Mittag geht es um das Vertrauen der Wählerinnen
und Wähler in die wirtschaftliche Unabhängigkeit ihrer
Volksvertreter. Das Vertrauen ist also das verbindende
Element beider Gesetzentwürfe. Wir brauchen beide Ge-
setze und deswegen werden wir sie heute verabschieden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Herr Lange, morgen wird erst die Vertrauensfrage gestellt! Sie sind beim verkehrten Thema!)


Herr Staatssekretär, ich will Ihnen ausdrücklich dafür
danken, dass Sie mit Blick auf die öffentlichen Unter-
nehmen – wohlgemerkt: öffentlichen, nicht börsenno-
tierten; um öffentliche Unternehmen geht es in diesem
Gesetzentwurf nämlich nicht – angekündigt haben,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Angekündigt!)


dass die Vergütungen auf allen drei Ebenen – in den Län-
dern, in den Gemeinden und im Bund – veröffentlicht
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich will auch erläutern, warum wir den Gesetzentwurf

der FDP ablehnen. Ich stimme dem Kollegen Krings
ausdrücklich zu: Nach den Vorstellungen der FDP sollte

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(C (D ine Offenlegungspflicht nur dann bestehen, wenn die auptversammlung einen entsprechenden Beschluss asst. Wer vor einer Neiddebatte in Deutschland aber ngst hat, der darf Ihrem Weg nicht folgen; denn er beeutet, dass bei jeder Jahreshauptversammlung entsprehende Diskussionen geführt werden. Deshalb bitte ich ie: Ziehen Sie diesen Gesetzentwurf zurück! Seine Verbschiedung führte zum glatten Gegenteil dessen, woon Sie hier gesprochen haben. Uns ist noch Folgendes wichtig: Durch die Verab chiedung unseres Gesetzentwurfs wird eine internatioal übliche Praxis in der Bundesrepublik eingeführt. Es st in der Tat so, dass alle börsennotierten Unternehmen n den wichtigen Industrienationen diese Veröffentlihungspflichten haben. Ich will nennen, wo das so ist es ist gerade für die Zuschauerinnen und Zuschauer ichtig, das zu wissen –: in den USA, in Kanada, in roßbritannien, in Irland, in Frankreich, in den Niederanden, in Österreich, in der Schweiz, in Schweden und ehr bald auch in Deutschland. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Nur bei der deutschen FDP ist es nicht so!)


nd das ist gut so!
Deshalb sage ich an dieser Stelle in Richtung der

DP, die zu diesem Gesetzentwurf Nein sagen will: Sie
ehaupten doch sonst immer, ein Auge für die Wirtschaft
u haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Behaupten die!)

itte, sorgen Sie dafür, dass internationale Standards
uch in Deutschland gelten!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir verbinden mit diesem Gesetz das Anliegen, dass
s unbürokratisch umgesetzt werden kann. Ein Über-
lick hat uns schon klar gemacht, wie es andere Länder
achen. Großbritannien hat es beispielsweise ge-
chafft, die Pflicht, Managergehälter offen zu legen, in
iner 27-seitigen Verwaltungsschrift zu regeln. Ich will
hnen sagen: Wir schaffen das mit drei Artikeln. Das
acht deutlich, dass dieser Gesetzentwurf kurz, klar und
ntelligent ist. Wir bitten um Zustimmung.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Nur die FDP versteht mal wieder nichts!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518401600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Gesetzentwurf über die Offenlegung der
orstandsvergütungen, Drucksache 15/5577. Der Rechts-
usschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 15/5860, den Gesetzent-






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

wurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen von SPD,
CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grünen gegen die übri-
gen Stimmen angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU,
Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der FDP bei
Stimmenthaltung von zwei fraktionslosen Abgeordneten
angenommen.


(Beifall bei der SPD)

Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion

der FDP zur Stärkung der Eigentümerrechte einer
Aktiengesellschaft auf Drucksache 15/5582. Der Rechts-
ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/5860, den Gesetz-
entwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen des
Hauses gegen die Stimmen der FDP abgelehnt.

Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die
weitere Beratung.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 c auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dagmar

Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Peter Paziorek,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Energiepolitik für mehr Wachstum und Be-
schäftigung
– Drucksache 15/4844 –

b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Dr. Peter Paziorek, Karl-Josef Laumann, Dagmar
Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Auswirkungen des weltweiten Energie- und
Ressourcenbedarfs auf die globale Klimaent-
wicklung
– Drucksachen 15/3740, 15/5809 –

c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung
Bericht der Bundesregierung zum Jahresgut-
achten 2003
„Welt im Wandel – Energiewende zur Nach-
haltigkeit“ des Wissenschaftlichen Beirats der
Bundesregierung „Globale Umweltverände-
rungen“
– Drucksache 15/4155 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

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(C (D Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen oachim Pfeiffer, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Wir kommen nun zu einem weiteren Kapitel rotrünen Versagens, der Energiepolitik. (Widerspruch bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Platte, Platte, Platte!)

Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1518401700

Die Wahrheit muss auch heute Morgen noch einmal
esagt werden.
1998 sind Sie mit der vollmundigen Ankündigung ei-

er Energiewende angetreten.

(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


as ist außer Verbalakrobatik daraus geworden? Nicht
iel!


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Preiserhöhung!)

Beim Thema Energie – das müssen wir allerdings ein-

äumen – haben Sie sich wesentlich eleganter aus der
ffäre gezogen als in anderen Politikbereichen. Ihr
cheitern ist nicht so offensichtlich, deswegen aber nicht
eniger


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Dramatisch!)


klatant und nicht minder fulminant. In anderen Feldern,
twa der Arbeitsmarktpolitik, haben sich der Wirt-
chaftsminister und der Bundeskanzler Ziele gesetzt. Sie
ollten die Arbeitslosigkeit halbieren. Was daraus ge-
orden ist, sehen wir jeden Monat bei den Zahlen aus
ürnberg.
In der Energiepolitik haben Sie aus weiser Voraus-

icht und in Erwartung Ihres Scheiterns erst gar kein
rogramm auf- und vorgelegt. In sieben Jahren Rot-
rün gab und gibt es kein Energieprogramm, in dem
iele und die Instrumente zur Erreichung derselben nie-
ergelegt sind. Ihr Vorgänger, Herr Clement, der Herr
üller, räumt mittlerweile auch öffentlich und freimütig
in, man habe ein Energieprogramm einmal in der
chublade gehabt, das aber überhaupt nicht mit den Rea-
itäten in Einklang zu bringen gewesen sei; die Instru-
ente und Aktivitäten, die entwickelt worden seien, hät-
en auch überhaupt nicht zueinander gepasst, weshalb
an in weiser Voraussicht darauf verzichtet habe, dieses
nergieprogramm überhaupt vorzulegen.
Statt also mit einem konsistenten Energieprogramm

eine Hausaufgaben zu machen und dieses Programm






(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer

dann auch abzuarbeiten, kamen in sieben Jahren leider
vor allem nur ideologiegetriebenes Stückwerk und Hick-
hack: Einzelaktionen, die nicht zueinander passen, Poli-
tik mit Scheuklappen, gepaart mit einem großen Schuss
an Volksverdummung und Volksverhetzung, was insbe-
sondere der Part von Herrn Trittin war und ist.

Wo steht Deutschland heute, 2005,

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Am Ab grund!)

energiepolitisch in Europa und in der Welt? Wir haben
mittlerweile wieder die höchsten Energiepreise in Eu-
ropa. Allein in den energieintensiven Branchen sind akut
600 000 Arbeitsplätze gefährdet. Ich nenne als Stichwort
die Alu-Hütten in Nordrhein-Westfalen und Hamburg;
das ist ja täglich nachzulesen.

Ihre selbst gesteckten Klimaziele wurden klar ver-
fehlt. Das, was erreicht wurde, wurde teuer erkauft.
Viele strukturelle Probleme in der Energiewirtschaft,
beispielsweise die hohe Einfuhrabhängigkeit, wurden
von Ihnen nicht wirkungsvoll angegangen. Investitions-
stau und Planungsunsicherheit herrschen in weiten Be-
reichen der Energiewirtschaft. Entscheidungen über Mil-
liardeninvestitionen in die Netze und in die Erneuerung
des Kraftwerksparks – allein 40 000 Megawatt sind ei-
gentlich bis 2020 zu erneuern –


(Jörg Tauss [SPD]: Gerade beschlossen!)

hätten angesichts der Planungsvorlaufzeiten bzw. des
Prozedere, das wir in Deutschland haben, heute eigent-
lich schon getroffen werden müssen. Das ist aber nicht
der Fall.

Energiepolitik, meine Damen und Herren, sollte ei-
gentlich zuvörderst Standortpolitik sein. Das ist eigent-
lich ein selbstverständlicher Leitsatz, dem Sie aber nicht
gefolgt sind. Wir brauchen wettbewerbsfähige Energie-
preise im europäischen Kontext für Wirtschaft und Ver-
braucher, damit wir für Wachstum sorgen und Arbeits-
plätze schaffen,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


damit wir die Konsumentensouveränität erhalten und
stärken und damit wir die Nachfrage ankurbeln. Was ist
bei den Strompreisen passiert? 2 Milliarden Euro betru-
gen die staatlich administrierten Abgaben und Belas-
tungen bei Ihrem Regierungsantritt 1998. Was ist heute
daraus geworden? Sie belasten heute mit über 12 Mil-
liarden Euro Wirtschaft und Verbraucher und schädigen
damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes nachhal-
tig. Die Steuer- und Abgabenlast der privaten Haushalte
im Strombereich beträgt statt 25 Prozent im Jahr 1998
heute 40 Prozent.

Auch die Maßnahmen für mehr Wettbewerb, die vor
Ihrer Regierungsübernahme schon durch die schwarz-
gelbe Bundesregierung initiiert wurden und anfangs
durchaus Wirkung gezeigt haben – es wurden nämlich
Liberalisierungs- und Rationalisierungseffekte in einer
Größenordnung von 7,5 Milliarden Euro erzielt –, haben

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(C (D ie nicht weiter konsequent fortgeführt. Vielmehr haben ie die Dinge treiben lassen. m Gegenteil: Sie haben diese Rationalisierungseffekte urch die Einführung staatlicher Abgaben überkompeniert. Das Energiewirtschaftsgesetz, das jetzt novelliert ird, haben Sie nicht zum 1. Juli letzten Jahres, wie von er EU gefordert, novelliert. Wertvolle Zeit ist verstrihen. Erst durch unser Engagement im Vermittlungsauschuss st es gelungen, insbesondere den Wettbewerbsgedanken u etablieren. Im Gasbereich sind Sie auf halber Strecke tehen geblieben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Horst Kubatschka [SPD]: Keine Ahnung!)


(Widerspruch bei der SPD)


as Entry-Exit-Modell stand zwar auf der Agenda, war
ber im Gesetz nicht drin. Wesentliche Stellgrößen, wie
etznutzungsentgelte im Bereich der Regelenergien, ha-
en Sie nicht angepackt. Erst im Vermittlungsverfahren
st es gelungen, einen Kompromiss herbeizuführen und
em Wettbewerbsgedanken neue Triebkraft zu verschaf-
en.
Lassen Sie mich auch noch etwas zum Klimaschutz

agen. Sie haben sich auch hier große Ziele vorgenom-
en. In Ihrer Koalitionsvereinbarung von 1998 haben
ie das Ziel vorgegeben, den CO2-Ausstoß bis 2005 ge-enüber 1990 um 25 Prozent zu reduzieren. Was haben
ie erreicht? 19 Prozent. Dabei waren 1998 schon
3 Prozent durch die Kohl-Regierung erfüllt.


(Lachen bei der SPD – Rolf Hempelmann [SPD]: Durch wirtschaftlichen Niedergang! Tolle Leistung! – Jörg Tauss [SPD]: 19 ist mehr als 13! Da sind wir uns doch einig?)


as heißt, trotz kostspieliger Anstrengungen in Form
on Ökosteuer, EEG, Emissionshandel und KWK-G
all das sind Instrumente, die Sie eingeführt haben – ha-
en Sie Ihre Klimaschutzziele, bezogen auf die absolu-
en Zahlen, nicht erreicht. Und wie haben Sie das, was
ie erreicht haben, erreicht? Zu hohen oder gar höchsten
osten. Vor allem die erneuerbaren Energien sind näm-
ich heute noch nicht wettbewerbsfähig, weder wirt-
chaftlich in Bezug auf Stromerzeugung noch bezüglich
hrer Klimaschutzwirkung.
Lassen Sie mich das an dem Beispiel der Vermei-

ungskosten deutlich machen. Das ist ein objektiver
aßstab. Bei der Windenergie müssen mindestens
0 Euro eingesetzt werden, um eine Reduktion von
Tonne CO2 zu erreichen, bei der Photovoltaik gar00 Euro. Durch die Steigerung des Wirkungsgrades von
raftwerken oder durch Maßnahmen im Gebäudebe-
eich – auf die dort vorhandenen Potenziale werde ich
leich noch eingehen –


(Jörg Tauss [SPD]: Oh nein!)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer

können wir mit dem Einsatz von 5 bis 10 Euro den CO2-Ausstoß um 1Tonne reduzieren. Das heißt, wenn Klima-
schutz wirklich das Gebot der Stunde ist, dann müssen
wir ihn heute mit den Instrumenten betreiben, die wirk-
sam und vor allem kosteneffizient sind. Das Gegenteil
dessen haben Sie gemacht.

Wir werden eine andere Klimapolitik machen. Wir
wollen Vorfahrt für Arbeit und Arbeitsplätze, Arbeit
durch Wachstum. Bei der Schaffung von Wachstum
spielt die Energie eine große Rolle. Wir wollen keine
Denkverbote bei der Energieforschung, eine marktwirt-
schaftliche Rückbesinnung und vor allem einen nachhal-
tigen, diversifizierten Energiemix, in dem alle Energie-
träger ihren Platz haben und ihre spezifischen Vorteile
genutzt werden können. Das gilt für die fossilen Ener-
gien, die, wie beispielsweise die Braunkohle, in
Deutschland verfügbar sind, Versorgungssicherheit ga-
rantieren und deren Abbau wirtschaftlich ist. In der For-
schung müssen wir uns für die CO2-Reduktion – Stich-wort: CO2-freie Kraftwerke – einsetzen. Das gilt auchmit Blick auf die Abgase.

Auch die erneuerbaren Energien sind Bestandteil des
Energiemix. Die erneuerbaren Energien spielen eine zu-
nehmend wichtige, aber keine alleinige Rolle für den
Energiemix in Deutschland. Bis die erneuerbaren Ener-
gien wettbewerbsfähig sind und bis beispielsweise die
CO2-Reduktion bei den fossilen Energien technischmöglich und wirtschaftlich umsetzbar ist, brauchen wir
eine Brücke in die Zukunft. Diese Brücke in die Zukunft
bildet für uns die Kernenergie. Um sie zu beschreiten,
werden wir die Laufzeiten der Kernenergieanlagen, am
spezifischen Sicherheitsniveau orientiert, verlängern.
Damit werden wir auch volkswirtschaftliche Potenziale
für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands heben kön-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518401800

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen; Sie ha-

ben Ihre Redezeit bereits deutlich überschritten.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1518401900

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.
Wir werden darüber hinaus einen weiteren Schwer-

punkt im Bereich der energetischen Sanierung setzen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518402000

Herr Kollege, keinen weiteren Schwerpunkt! Sie

müssen zum Schluss kommen; Sie haben Ihre Redezeit
deutlichst überschritten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ziehen wir bei den anderen ab! Ganz einfach!)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1518402100

Bei Ihnen; da macht es nichts aus.

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(C (D Wir werden einen Schwerpunkt im Bereich der eneretischen Sanierung setzen. Damit schaffen wir eine nergiepolitik aus einem Guss, die Voraussetzung für irtschaftswachstum und damit auch für die Schaffung on Arbeitsplätzen ist. Vielen Dank. Herr Kollege Pfeiffer, Sie haben in Ihrer Rede dem undesminister Trittin „Volksverdummung und Volkserhetzung“ vorgeworfen. Ich rüge diese Ausdruckseise schärfstens; denn wir sollten uns nicht angewöhen, Kollegen Straftaten vorzuwerfen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518402200

Ich erteile das Wort dem Bundesminister Wolfgang
lement.
Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

nd Arbeit:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Union

ragt in ihrem Antrag, der dem Hohen Haus vorliegt,
ach dem energiepolitischen Konzept der Bundesregie-
ung. Herr Kollege Pfeiffer hat das gerade auf seine
eise noch einmal deutlich zu machen versucht. Ich ant-
orte ihm, dass sich das Energiekonzept der Bundesre-
ierung dadurch auszeichnet, dass es zukunftsfähig ist
nd den Unternehmen Planungssicherheit bietet; das
erde ich gleich darstellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist die Abschiedsrede!)


Nachdem ich seine Rede aufmerksam verfolgt habe,
uss ich sagen: Das Energiekonzept der Union zeichnet
ich dadurch aus, dass es keines gibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch meine, Sie sollten Ihre Energie lieber auf die Ent-
icklung eines solchen Energiekonzeptes konzentrieren.
as, was Sie mit Ihrem Antrag, den ich studiert habe,
argelegt haben und was eben hier öffentlich erörtert
orden ist, habe ich, ehrlich gesagt, als Energiever-
chwendung empfunden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Energiekonzept der Bundesregierung bedeutet
das ist bekannt – einen ausgewogenen Energiemix, zu
em die Kernenergie auf die Dauer, wie es vereinbart ist,
icht mehr gehört. Das ist einer der Unterschiede zwi-
chen uns, über den wir uns auseinander setzen werden.
ie Bilanz der Energiepolitik, die wir vorlegen können,
st meines Erachtens positiv. Der beste Beweis ist die
atsache, dass die Energieversorgungsunternehmen un-
ittelbar nach der Verabschiedung des EnWG, des Ener-
iewirtschaftsgesetzes, erklärt haben, dass sie Investitionen






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

in einer Größenordnung von rund 19 Milliarden Euro
vornehmen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Erst gestern las ich eine Meldung von Vattenfall, dass
es seine Investitionen noch einmal um 1 Milliarde Euro
erhöhen wird. Ich frage mich wirklich, wie Sie allen
Ernstes in Ihrem Antrag schreiben können, durch das,
was wir täten, insbesondere durch das EnWG, würden
Investitionen verhindert und Arbeitsplätze gefährdet.
Wenn wir einigermaßen vernünftig miteinander umge-
hen wollten, müssten Sie einen solchen Antrag sofort zu-
rückziehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das entspricht doch wirklich nicht dem, was wir verein-
bart und woran wir gemeinsam gewirkt haben.

Ich frage mich gelegentlich – das mag altersbedingt
sein –, wozu die Auseinandersetzungen, die Sie mit Be-
hauptungen führen, die nichts mehr mit der Realität zu
tun haben, dienen sollen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie haben gerade dem Energiewirtschaftsgesetz zuge-
stimmt, mit dem Investitionen in Netze und Anlagen in
Höhe von vielen Milliarden Euro ermöglicht werden.

Wir haben meines Erachtens die Weichen in Richtung
Energiemix richtig gestellt. Dazu gehören hocheffi-
ziente und klimaverträgliche fossile Energien. Dazu ge-
hört auch das CO2-arme Kraftwerk. Die Experten erwar-ten, dass es bis zum Jahr 2020 fast CO2-freie Kraftwerkegibt. Das erste Pilotkraftwerk dieser Art wird jetzt ver-
mutlich – Vattenfall hat es so angekündigt – in Deutsch-
land errichtet. Es soll im Jahr 2008 fertig gestellt sein.
Um es Ihnen klar und deutlich zu sagen: Aus meiner
Sicht ist das die Antwort, die die Bundesrepublik
Deutschland auf die Frage nach der Kernenergie geben
sollte.


(Beifall bei der SPD)

Diese Antwort ist richtig, weil die neuen Kraftwerke kli-
maverträglich sind.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518402300

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schauerte?
Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

und Arbeit:
Nein. Ich bitte um Verständnis.


(Beifall bei der SPD)

Zum anderen gehört zu einem zukunftsfähigen Ener-

giemix, dass wir im Rahmen einer vernünftigen Gesamt-
strategie die technologische Weiterentwicklung auf dem
Gebiet der erneuerbaren Energien vorantreiben. Wir
haben uns das Ziel gesetzt, bis 2020 einen Anteil von
20 Prozent der erneuerbaren Energien an der Stromver-

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(C (D orgung zu erreichen. Wir haben fast 10 Prozent erreicht. ir werden wahrscheinlich schon vor dem Jahr 2015 eien Anteil von 20 Prozent erreichen. Dass eine höhere enge an aus regenerativen Energieträgern erzeugtem trom zusätzlich in das Netz integriert werden kann, hat ie DENA-Netzstudie gezeigt. Erforderlich sind aber Inestitionen in den Netzausbau. Wir brauchen außerdem in Erzeugungsmanagement – über das wir weiter zu iskutieren haben –, damit es nicht zu Ausfällen im etz, beispielsweise aufgrund der Schwankungen bei er Stromerzeugung aus Windkraft, kommt. Die Kernenergie gehört für uns nicht zum Energieix. Das habe ich schon deutlich gemacht. Der dritte Eckpfeiler unserer Energiepolitik ist die nergieeffizienz. Wenn man über diese Frage ernsthaft iskutieren will, Herr Kollege Pfeiffer, muss man die atsache beachten, dass der hohe Ölpreis natürlich auch it Energieeffizienz und Energienachfrage zu tun hat. ie zurzeit hohe Nachfrage der USA und Chinas nach nergie trägt maßgeblich zu den unerträglich hohen Ölreisen bei. Es ist ganz unzweifelhaft, dass in den USA nd China wesentlich mehr getan werden muss, um die nergieeffizienz zu steigern und um Energie einzuspaen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


erade an die USA muss man appellieren, in einer sol-
hen Zeit endlich die notwendigen Raffineriekapazitäten
ufzubauen. Die geringen Kapazitäten sind nämlich ei-
er der wesentlichen Gründe, warum die USA die euro-
äischen Märkte leer kaufen und warum die Situation
m Ölmarkt so angespannt ist.


(Beifall bei der SPD)

Der Bundeskanzler war es, der angeregt hat, über den
lpreis auf dem G-8-Gipfel in Gleneagles zu sprechen.
as wird auch geschehen. Der Bundeskanzler ist übri-
ens auch derjenige, der die Beziehungen zu Russland
o entwickelt hat, dass es eine absolut sichere und vor al-
en Dingen ausbaufähige Energiepartnerschaft gibt – das
ilt für die Partnerschaft mit Russland insgesamt –, die
ür unsere Energieversorgung von außerordentlicher Be-
eutung ist und die wir pflegen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schließlich müssen wir mit der Strategie „Weg vom
l“ weitermachen. Ich habe wenig von Ihnen gehört,
ie Sie mit der Ölpreissituation umgehen wollen. Wir
erden aus meiner Sicht den Anteil alternativer Kraft-
toffe steigern müssen. Der Anteil der Biokraftstoffe
iegt zurzeit bei 1,8 Prozent. Wir werden hier wie auch
ei der Energieeinsparung als eines von ganz wenigen
ändern das europäische Ziel erreichen. Wir werden mit
iniger Sicherheit im Jahre 2005 einen Anteil von
Prozent erreichen. Im Jahr 2010 wird der Anteil der
iokraftstoffe bei über 5 Prozent liegen. Die deutsche
utomobilindustrie geht davon aus, dass dieser Anteil
is 2020 bei einer Größenordnung von 10 Prozent liegt.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Das ist wichtig für die Landwirtschaft wie auch für die
Sicherstellung der Energieversorgung in unserem Land.

Um es kurz und knapp zu sagen, Herr Kollege
Pfeiffer: Wir sichern die Energieversorgung am zuver-
lässigsten, wenn wir Investitionen in unseren Standort
attraktiv machen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Mit der Ökosteuer, Herr Clement?)


– Herr Kollege, ich war gerade in Ihrem Wahlkreis. Es
hat mir dort unten ausgesprochen gut gefallen. Ich habe
aber von Ihnen nichts zur Energiepolitik gehört.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie waren gar nicht in meinem Wahlkreis! Sie müssen sich erst einmal geographisch orientieren!)


– Ich war in Ihrem Wahlkreis. Mir ist gesagt worden, Sie
seien dort nicht gesehen worden.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte dort ausgesprochen nette Gesprächspartner.
Deshalb bitte ich um Entschuldigung für meine Bemer-
kung.

Attraktiv heißt jedenfalls erstklassige und stabile
Rahmenbedingungen sowie Anreize für Investitionen in
Kraftwerke und in Leitungen. Dazu haben wir mit dem
Energiewirtschaftsgesetz einen großen Schritt getan.

Ich sage ganz offen: Ich bin allen Beteiligten – auch
denen von Ihrer Seite –, die daran mitgewirkt haben,
sehr dankbar dafür, dass wir einen Kompromiss zustande
gebracht haben, sodass der Entwurf eines Energiewirt-
schaftsgesetzes noch verabschiedet werden konnte. Das
ist von großer Bedeutung.

Noch ein Wort zur Aluminiumindustrie. Sie sollten
zur Kenntnis nehmen, dass die Aluminiumindustrie in
ganz Europa unter Druck ist. Das ist kein deutsches Pro-
blem. Es ist auch nicht mit der Ökosteuer zu begründen.
Ich hätte gerne von Ihnen gehört, was Sie, wenn Sie die
Ökosteuer abschaffen wollen, stattdessen tun wollen;
aber lassen wir das jetzt.

Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass beispielsweise
Norsk Hydro, das Unternehmen, mit dem die Alumi-
niumindustrie hier viel zu tun hat, auch in Norwegen
zwei Hütten stilllegt. Wir reden hier über ein Problem,
das uns am Standort Deutschland insgesamt sehr be-
schäftigt. Wir werden alles tun, um die jetzigen Stand-
orte, soweit es irgendwie geht, zu erhalten. Wir sind mit
allen beteiligten Unternehmen sowohl auf der Stromver-
sorgungsseite als auch auf der Seite der Aluminium-
industrie im Gespräch. Ich meine, dass es – um es klar
zu sagen – im Interesse von RWE und Vattenfall sein
sollte – dabei geht es um die Standorte in Nordrhein-
Westfalen, Hamburg und Stade –, die Aluminiumindus-
trie als Kunden in unserem Land zu halten. Das sollte, so
schwierig das im Moment angesichts der Preissituation
ist, das Interesse der Stromversorgungsunternehmen
sein. Aber auch die Aluminiumindustrie sollte ab-
schlusswillig sein. Sie darf die Verantwortung nicht auf
die Politik verlagern. Da wäre sie nicht richtig.

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(C (D Deshalb führen wir, wie gesagt, Gespräche mit den eteiligten EVUs und der Aluminiumindustrie – und ies übrigens zusammen mit den Kolleginnen und Kolleen der Wirtschaftsminister der Länder, die auf diesem ektor tätig sind. Wir versuchen, diese Gespräche zu oderieren. Wir hoffen, dass wir im Interesse unseres irtschaftsstandortes Lösungen finden. Wir möchten, ass die Aluminiumindustrie wie alle stromintensiven ndustrien in Deutschland und in Europa bleiben kann. Um über das zu reden, was wirklich ist, muss ich da auf hinweisen, dass Norsk Hydro zurzeit in Katar ein eues Aluminiumwerk baut. Es wird direkt auf einer rdgasblase gebaut. Ich möchte einmal irgendeinen tandort in Europa sehen – außer in Russland –, auf dem an das konkurrenzfähig machen kann. Lassen Sie also ie Tassen im Schrank und lassen Sie uns über die wirkchen Fakten und nicht über oberflächliche Vorwürfe reen! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kurz und gut, klimaverträgliche fossile Energien plus
ine Gesamtstrategie für die erneuerbaren Energien,
ehr Energieeffizienz auch im Sinne einer höheren Un-
bhängigkeit vom Öl und erstklassige Rahmenbedingun-
en für die Energiebranche, darum geht es. Das versu-
hen wir herzustellen.
Wenn wir in diesem Zusammenhang über die Wirt-

chaftlichkeit sprechen, dann gehört dazu auch, dass den
nternehmen die Möglichkeit eröffnet wird, ihre
eduktionsverpflichtungen aus dem Emissionshan-
el möglichst kostengünstig und flexibel zu erfüllen, in-
em sie auch ihre im Ausland erzielten Minderungen an-
erechnet bekommen. Dazu hat die Bundesregierung
inen Entwurf vorgelegt; ich nehme an, mein Kollege
rittin wird dazu etwas sagen. Ich bitte Sie, diesem Ent-
urf zuzustimmen. Sie sagen, dass die Maßnahmen der
lean Development Mechanism und des Joint Imple-
entation vollkommen fehlen. Der Gesetzentwurf ist da.
timmen Sie ihm zu! Dann haben wir eine weitere Ent-
stung der Energieindustrie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nterschätzen Sie das nicht! Das sage ich nicht aus pole-
ischen Gründen. Ein ganz wichtiger Gesichtspunkt in
nseren Gesprächen mit der Aluminiumindustrie ist,
ass wir längerfristig eine Perspektive für den Umgang
it dem Emissionshandel bieten können. Auch dort sind
ie Preise durch Spekulationen inzwischen ziemlich
och.
Machen Sie den Weg frei, sodass wir die Möglichkei-
n des Joint Implementation und die Instrumente, die im
ioto-Protokoll vorgesehen sind, nutzen können! Dann
aben Sie einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die
nergiepreise in den Griff zu bekommen.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518402400

Ich erteile das Wort Kollegin Gudrun Kopp, FDP-

Fraktion.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518402500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Herr Minister Clement, in der heutigen Energie-
debatte müssen wir festhalten, dass Sie in der zurücklie-
genden Legislaturperiode den Kampf um die richtige
Energiepolitik, das heißt um Wettbewerbsfähigkeit, Ar-
beitsplätze und die Entlastung von Verbrauchern,
schlicht verloren haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Denn die richtige Energiepolitik hat auch eine wichtige
Sozialkomponente.

Wie das zusammenhängt, möchte ich Ihnen kurz dar-
stellen. Die Strompreise für Endverbraucher, also für
Haushalte und Gewerbe, liegen nach Auskunft der Bun-
desregierung – dies ist in einer Drucksache nachzulesen –
in allen Abnahmebereichen an der Spitze Europas. Ein
Beispiel eines mittelständischen Maschinenbauers in
Deutschland: Er musste im Jahr 2003 eine Stromrech-
nung von im Durchschnitt circa 9 100 Euro bezahlen
und sein Kollege in Schweden eine Stromrechnung von
nicht einmal der Hälfte, nämlich von 4 083 Euro.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Das ist ein Standortnachteil, den Sie mit Ihrer rot-grünen
Energiepolitik in den zurückliegenden Jahren verursacht
haben. An dieser Bilanz kommen Sie auch am heutigen
Morgen nicht vorbei.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir wissen, dass die Strompreise inzwischen zu

41 Prozent durch staatliche Belastungen verursacht
werden. Ich nenne die Fakten: die Stromsteuer, die Be-
lastungen durch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz und
das Erneuerbare-Energien-Gesetz.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Und die Mehrwertsteuer! Sollen wir die abschaffen?)


– Die Mehrwertsteuer ist natürlich ebenso dabei wie die
Konzessionsabgaben.

Die Belastungen auf den Energiepreisen haben sich
seit Ihrem Regierungsantritt versechsfacht, Herr Kollege
Hempelmann.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Auch das gehört zu der Bilanz Ihrer Energiepolitik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Über 7 Milliarden Euro betragen die Zusatzkosten


(Jörg Tauss [SPD]: Wo haben Sie die Zahl her?)


für die Zwangseinspeisung nach dem Erneuerbare-Ener-
gien-Gesetz, wenn man diese mit den Strompreisen an
der Leipziger Börse vergleicht.

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(C (D Herr Minister Clement, Sie sagen, wir müssen über as Erzeugungsmanagement, beispielsweise über die wangsverpflichtung, Strom aus Windenergieanlagen inzuspeisen, reden. Nein, Sie hätten längst handeln üssen. Die Zwangsverpflichtung belastet den Energietandort Deutschland, und zwar ganz erheblich. Wirtschaftlichkeit, günstige Preise und Versorgungs icherheit sind während Ihrer Regierungszeit aus dem ot geraten. Wir wissen sehr wohl, Herr Minister lement, dass durch die Aufsplittung der Zuständigkeien für die Energiepolitik zwischen Wirtschaftsministeium einerseits und Umweltministerium andererseits anche Turbulenzen entstanden sind. Diesen Turbulenen mussten Sie viel zu häufig hilflos zusehen. Was will die FDP-Bundestagsfraktion? ir waren die erste und sind bislang auch die einzige undestagsfraktion, die ein rundum schlüssiges Energieonzept vorgelegt hat. (Lachen bei der SPD – Rolf Hempelmann [SPD]: Rundum sorglos!)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Gute Frage!)


ch möchte Ihnen daher erklären, worum es uns geht.
ir möchten, dass Markt und Wettbewerb wieder Raum
reifen, dass Vernunft zurückkehrt und Ideologie sich
icht ausbreiten kann. Wir legen Wert auf einen Ener-
iemix, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Wir wollen
inen ausgewogenen Energiemix, der nicht politisch be-
timmt wird, sondern sich nach Markt- und Wettbe-
erbsgegebenheiten richtet.
In unserem energiepolitischen Programm sind die fos-

ilen Energien genauso wie die erneuerbaren Energien
orgesehen. Die erneuerbaren Energien dürfen nicht
eiter überfördert werden, sondern müssen sich im
ettbewerb bewähren. Es darf nicht sein, dass sie Über-

örderung zulasten der Steuerzahler und der Stromkun-
en genießen.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wie bei der Kernkraft!)


Ganz richtig, Herr Kollege Tauss.
Sie haben die Laufzeiten der Kernkraftwerke

wangsweise beschlossen.

(Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist doch ein Vertrag! Daran wollen wir festhalten!)

ns ist wichtig, dass daran nicht so einfach festgehalten
ird. Ich nenne Ihnen dafür ein Beispiel. Wenn die Lauf-
eiten der bestehenden Kernkraftwerke ausgenutzt wür-
en –


(Jörg Tauss [SPD]: Dann würde nicht investiert!)


chnisch und sicherheitstechnisch sind im Schnitt
0 Jahre vorgesehen –, dann könnten wir 500 Millionen
onnen CO2 einsparen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Wir könnten damit enorme volkswirtschaftliche Ge-
winne erzielen. Auch dieser Punkt muss hier einmal ge-
nannt werden.

Das Energiewirtschaftsgesetz haben wir inzwischen
gemeinsam im Vermittlungsverfahren auf den Weg ge-
bracht. Mir liegt daran, zu sagen: Auch wir wollten ein
Zeichen dafür setzen, dass ein Rahmenprogramm und
Rechtssicherheit für die Energieunternehmen in
Deutschland gegeben werden und sie nicht länger auf die
nötigen Beschlüsse warten müssen. Ich bin ganz beson-
ders froh darüber, dass es uns im Rahmen des Vermitt-
lungsverfahrens auch gelungen ist, die bürokratischen
Lasten, nämlich über 130 Berichts- und Veröffentli-
chungspflichten, um 75 Prozent zu senken. Das war sehr
gut.

Wir möchten einen Neustart. In Nordrhein-Westfalen
haben wir, CDU und FDP, ihn bereits eingeleitet. Bei der
Subventionierung der Steinkohle haben wir Fakten ge-
schaffen. Auch beim Thema Windenergie sind wir vo-
rangegangen und haben Abstandsflächen zur Wohnbe-
bauung eingezogen,


(Jörg Tauss [SPD]: Verhinderungsbestimmungen!)


nämlich 1 500 Meter, weil es uns in erster Linie um die
Menschen und nicht um Ideologie geht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Wir legen Wert auf Forschung und Entwicklung, und
zwar in allen Bereichen. Wir möchten keine Denk- und
Forschungsverbote. Deshalb verfolgen wir auch das
Ziel, in der Fusionsforschung voranzukommen. Wie Sie
wissen, wird in Frankreich von hoch qualifizierten Wis-
senschaftlern der erste ITER-Forschungsreaktor gebaut.
Wir möchten, dass sich daran auch deutsche Wissen-
schaftler beteiligen und das Know-how, das sie haben,
einbringen können.

Ich glaube, dass ab morgen, nachdem sich auch Rot-
Grün zur Vertrauensfrage geäußert hat, neue Zeiten an-
brechen – nicht nur neue energiepolitische Zeiten, son-
dern auch ein Neustart,


(Jörg Tauss [SPD]: Rolle rückwärts!)

der im Interesse unseres Landes, seiner Menschen, der
Schaffung von Arbeitsplätzen und eines besseren Wirt-
schaftens in Deutschland dringend notwendig ist.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518402600

Ich erteile der Kollegin Michaele Hustedt, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518402700

Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Herr Pfeiffer, wenn Sie sagen, wir hätten keine Ener-
giewende durchgesetzt und wir hätten kein Energiekon-
zept, kann ich nur mit den Worten von Minister Clement

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(C (D ntworten: Wir haben den Emissionshandel durchgesetzt nd das KWK-Gesetz für Energieeffizienz verabschieet, wir sind mit dem EEG mit Siebenmeilenstiefeln den eg ins Solarzeitalter gegangen, wir haben mit dem O2-Sanierungsprogramm zur Energieeinsparung imebäudebereich einen ordentlichen Schritt getan und wir aben mit dem Energiewirtschaftsgesetz einen wettbeerblichen Rahmen gesetzt. So viele Aktivitäten, um ine Energiewende durchzuführen, gab es in einer Legisaturperiode noch nie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as Ergebnis ist, dass die Stromkonzerne zugesagt ha-
en, 20 Milliarden Euro zu investieren; das ist das größte
nvestitionsprogramm, das in der Bundesrepublik zurzeit
eplant ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben unser Konzept umgesetzt. Sie allerdings
aben gar keines. Sie selbst sagen, dass Sie Ihr Konzept
m Jahre 2007 – man höre: im Jahre 2007 – vorlegen
ollen. Wofür haben Sie eigentlich Ihre Oppositionszeit
enutzt?


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Für nichts!)


arum haben Sie nicht schon seit langem ein gemeinsa-
es Konzept erarbeitet, das Sie jetzt vorlegen könnten,
amit der Wähler weiß, was von Ihnen zu erwarten ist?


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Sie sind sich nicht einig. Beim Thema erneuerbare
nergien zum Beispiel vertreten Sie unterschiedliche
uffassungen. Die Positionen von Herrn Lamp und
errn Pfeiffer stehen sich diametral gegenüber.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das ist doch bei euch auch so! Stellen Sie sich einmal vor, was wäre, wenn Herr Trittin seine Meinung sagen würde! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Genau! Ihr liegt zwischen Clement und Trittin!)


Ich sage Ihnen: Unter der Überschrift „Angleichung
er Instrumente“ spekulieren Sie auf die Abschaffung
es EEG, sagen es aber nicht offen. Wenn man dann ge-
au hinsieht, was Sie in Nordrhein-Westfalen tun, stellt
an fest, dass Sie dort, zum Beispiel durch das Ab-
tandsgebot, eine Windkraftinvestitionsverhinderungs-
olitik betreiben. Das ist die Realität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


aher fordere ich Sie auf: Lassen Sie, was die junge
ranche der erneuerbaren Energien betrifft, die Katze
us dem Sack. Sagen Sie vor und nicht erst nach der
ahl, ob die erneuerbaren Energien bei Ihnen eine
hance haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Sie haben keine Chance! Das sehen Sie doch jetzt schon!)







(A) )


)

Michaele Hustedt

Beim Thema Verlängerung der Laufzeiten der

Atomkraftwerke verhalten Sie sich eindeutiger. Dazu
muss ich sagen: Laufzeitverlängerungen führen erstens
dazu, dass das Investitionsprogramm, das jetzt auf den
Weg gebracht werden soll, gefährdet wird. Zweitens
erhöhen sie die Sicherheitsgefahren; denn Kraftwerke
werden, je länger sie in Betrieb sind – vor allem in der
Endphase –, immer unsicherer. Drittens gefährden sie
die Integration der erneuerbaren Energien ins Netz; denn
Atomkraftwerke sind am unflexibelsten; der von ihnen
produzierte Strom kann am wenigsten mit den erneuer-
baren Energien gemixt werden. Viertens gefährden sie
die Versorgungssicherheit.

Frankreich hat aktuell angekündigt, keinen Strom
mehr nach Deutschland liefern zu können; denn dort
müssen Atomkraftwerke in absehbarer Zeit wahrschein-
lich wieder vom Netz genommen werden, weil die Küh-
lung wegen der großen Hitze nicht mehr organisiert wer-
den kann. Das ist ein Fakt. Deswegen sage ich Ihnen:
Eine Kombination aus Energieeinsparung, Energieeffi-
zienz, erneuerbaren Energien und Atomausstieg ist eine
bessere Klimaschutz- und eine bessere ökonomische
Strategie als das, was Sie hier vorlegen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Das ist doch keine Strategie! Die trägt doch gar nicht!)


Mir liegt am Herzen, noch etwas zur Debatte über die
Kosten zu sagen; denn die Art und Weise, wie sie – ins-
besondere von der CDU/CSU – geführt wird, ist verlo-
gen bis zum Abwinken. Sie sprechen von staatlichen
Auflagen, aber die Konzessionsabgabe wollen Sie nicht
abschaffen; jedenfalls habe ich nichts Derartiges gehört.
Sie schimpfen über die Ökosteuer, aber Frau Merkel hat
auf der VDEW-Jahrestagung klipp und klar gesagt: Die
Ökosteuer wird beibehalten, wir brauchen sie zur Ge-
genfinanzierung der Renten. Ich sage Ihnen eines: Ihre
Strategie, die sozialen Sicherungssysteme verstärkt
durch Mehrwertsteuer, also durch indirekte Steuern zu
finanzieren, ist genau die Strategie, die wir mit der Öko-
steuer eingeschlagen haben. Der Unterschied liegt nur
darin, ob das über die Mehrwertsteuer oder eine Öko-
steuer erfolgen soll. Nebenbei gesagt: Eine Erhöhung
der Mehrwertsteuer um 3 bis 4 Prozentpunkte würde na-
türlich auch die Energiepreise erhöhen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die Ökosteuer ist volkswirtschaftlich wirklich schädlich!)


Also lassen Sie die Kirche bitte im Dorf.
Zum nächsten Punkt, zur Förderung der erneuerba-

ren Energien: Was denn nun? Entweder Sie wollen die
Förderung der erneuerbaren Energien – dann wird das
auch weiterhin etwas kosten – oder Sie wollen sie nicht.
Damit bin ich wieder beim Thema: Lassen Sie bitte die
Katze aus dem Sack, und zwar vor der Wahl und nicht
hinterher!


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – s W s n d s w s e n s b w N T b – l i m a b w Z d g W g g h s I w (C (D Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Im Unterschied zu Ihnen werden wir das tun! Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns! Ihr habt doch noch nie vor der Wahl reinen Wein eingeschenkt!)


Es geht nicht nur um die heute entstehenden Kosten,
ondern es geht auch um die Kosten in der Zukunft.
enn Sie sich die Entwicklung des Ölpreises an-
chauen – dieses Thema kommt in Ihren Gedanken noch
icht einmal vor, weder im Antrag noch in Ihren Reden;
a hat Minister Clement Recht –, müssen Sie doch fest-
tellen: Da droht ein Problem für die wirtschaftliche Ent-
icklung. Denn wenn der Förderhöhepunkt einmal über-
chritten ist – ob das nun in den nächsten Jahren ist oder
rst in zehn Jahren –, wird der Ölpreis gegebenenfalls
icht mehr bei 60 Dollar pro Barrel liegen, was die wirt-
chaftliche Entwicklung schon jetzt gefährdet, sondern
ei 100 oder 200 Dollar pro Barrel. Was sind Ihre Ant-
orten auf diese Frage?


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ersetzt alles die Windkraft!)


ichts! Gar nichts! Wir haben unsere Antworten auf den
isch gelegt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir machen nicht so viel Wind wie ihr!)


Abschließend möchte ich mich noch ganz herzlich
edanken.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ihre Antwort, Frau Hustedt, kennt nur der Wind!)


Herr Schauerte, die Anzeige blinkt schon; deswegen
assen Sie mich das noch kurz sagen. – Sie wissen, dies
st meine letzte Rede im Bundestag; ich werde nicht
ehr kandidieren. Ich möchte mich bei allen Kollegen
ller Parteien ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit
edanken. Ich weiß, dass es für alle Mitglieder des Um-
eltausschusses nicht immer einfach ist, in diesen harten
eiten ihre Anliegen durchzusetzen. Ich wünsche mir,
ass die Kollegen aller Parteien da in Zukunft noch en-
er zusammenarbeiten. Ich danke auch den Kollegen im
irtschaftsausschuss, insbesondere natürlich den ener-
iepolitischen Sprechern. Ich glaube, es war immer eine
ute Zusammenarbeit. Es war nicht immer bierernst, wir
aben auch mal zusammen gelacht. Gerade im Wirt-
chaftsausschuss ging es manchmal ganz lustig zu.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Daher Wirtschafts-Ausschuss!)


Ich wünsche Ihnen allen eine gute Zukunft.

(Beifall im ganzen Hause)


ch wünsche Ihnen einen fairen Wahlkampf und ich
ünsche, dass die richtige Politik gewinnt.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(B)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518402800

Ich erteile das Wort Kollegen Peter Paziorek, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1518402900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Heute debattieren wir auch über das Jahresgutachten des
Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Glo-
bale Umweltveränderungen“, und zwar zu dem Thema
„Welt im Wandel – Energiewende zur Nachhaltigkeit“.
Im Namen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion möchte
ich zunächst den Sachverständigen für dieses Gutachten
ausdrücklich danken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Mit vielen Handlungsempfehlungen des Sachverständi-
genrats über eine in sich schlüssige und konsistente Um-
welt- und Energiepolitik stimmen wir überein, auch
wenn wir nicht alle Ziele im Detail teilen. Ich will be-
wusst die Übereinstimmungen aufzählen: zum Beispiel
die Erhöhung der Energieproduktivität, der Ausbau der
erneuerbaren Energien, die Beseitigung der globalen
Energiearmut, die Verbesserung der Entwicklungszu-
sammenarbeit oder die Erhöhung der Anstrengungen im
Bereich Forschung und Entwicklung.

Frau Hustedt, Sie haben gerade die erneuerbaren
Energien angesprochen. Ich hatte gesagt, dass wir mit
den Forderungen des Sachverständigenrats übereinstim-
men. Auf Ihre politischen Vorwürfe bezogen auf die an-
gebliche Bandbreite der Meinungen in der Union sage
ich Ihnen ganz deutlich: Sie werden niemanden in mei-
ner Fraktion finden, der nicht zu dem Ziel steht, den An-
teil der erneuerbaren Energien in Deutschland bis zum
Jahr 2010 auf 12,5 Prozent zu erhöhen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Warum leugnen Sie das? Wir waren immer dafür.

Wenn Sie als Beispiel anführen, dass in Nordrhein-
Westfalen durch die neue Koalition von CDU und FDP
jetzt ein Erlass in Vorbereitung ist, der die Windradan-
siedlung erschwert, muss ich Ihnen für die CDU/CSU-
Bundestagsfraktion klar und deutlich sagen: Erneuerbare
Energien sind mehr als Windenergie. Es gibt auch an-
dere Bereiche, die wir fördern wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Diese Konzentration auf die Windenergie ist fachlich
und sachlich falsch.

Ich sage den Anhängern der Windenergie aber auch:
Wir werden uns im Bereich Offshore – Nordsee, Ostsee –
nicht von der Diskussion verabschieden.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie! Aber ob Sie sich durchsetzen werden?)


Wir werden uns auch nicht von der Diskussion darüber
verabschieden, wie bestehende Windparks repowered
– das ist der Fachausdruck –, also erneuert werden kön-
nen. Aber wir müssen neue Akzente setzen; in den Be-

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(C (D eichen Biomasse, Geothermie und Solar gibt es noch hancen. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! Es war hre Abschlussrede; daher tut es mir Leid, dass ich Ihnen n diesem Punkt so massiv widersprechen muss. Aber ier haben Sie ein Zerrbild einer Position wiedergegeen, die es bei uns glücklicherweise so nicht gibt. Ich muss in diesem Zusammenhang einen Punkt erähnen, in dem wir nicht mit dem Sachverständigenrat bereinstimmen. Es geht um die Forderung, weltweit bis um Jahre 2050 aus der Nutzung der Kernenergie aususteigen. Ich glaube, in dieser Form kann man den Anpruch nicht erheben. Ich sage hier für unsere Fraktion anz deutlich: Das, was gerade auch von einigen Vorredern aufgebaut worden ist, ist völlig falsch. Es geht hier icht um eine so genannte Renaissance der Kernenergie nd den Neubau von Kernkraftwerken. Es geht um die rage, ob die Laufzeit der aus unserer Sicht sicheren ernkraftwerke verlängert werden kann, um es im Rahen eines Energiekonzeptes zu schaffen, einerseits den nergieund Strompreis endlich unter Kontrolle zu beommen und andererseits gleichzeitig Chancen für ereuerbare Energien zu entwickeln. Das wäre ein interesanter Aspekt. Sie können ja gar nicht an eine inhaltliche Verbindung wischen der Verlängerung der Laufzeit der Kernkrafterke und den erneuerbaren Energien denken, weil Sie er se für einen kurzfristigen Atomausstieg sind. Unser Ansatz ist ganzheitlich; er ist richtig. Mit unse em Antrag verbinden wir für eine Übergangszeit – Kolege Pfeiffer hat von der „Brücke“ gesprochen – die Voreile der Nutzung der friedlichen Kernenergie mit der usgestaltung eines neuen Energiemixes. Das ist ein eg in die Zukunft; er ist attraktiv und modern. Sie geen ihn aus ideologischen Gründen nicht. Auf eines muss aus unserer Sicht noch hingewiesen erden: Wir haben uns in diesem Hause immer gemeinam zu einer anspruchsvollen internationalen Klimachutzpolitik bekannt. Wir als Union haben jetzt einen ntrag eingebracht, mit dem wir bewusst die Fortsetung von Kioto, nämlich Kioto plus, fordern. Stehen Sie m rot-grünen Regierungslager wirklich geschlossen zu ieser Haltung? Mit Erlaubnis des Präsidenten will ich inen Presseartikel aus dem „Tagesspiegel“ vom 25. Juni 005 zitieren. Dort heißt es: Doch nun also kurz vor den Verhandlungen in Schottland – scheint ausgerechnet den Deutschen, die bei Verhandlungen zum Schutz des Klimas stets eine wichtige Rolle gespielt haben, der Atem auszugehen. In Kreisen der britischen G-8-Präsidentschaft gibt es wegen des Zerwürfnisses zwischen Blair und Bundeskanzler Schröder um die EU-Finanzen leichte Zweifel an den Deutschen. Dazu kommt, dass der deutsche Sherpa, Wirtschaftsstaatssekretär Bernd Pfaffenbach, nach dem gescheiterten EU-Gipfel zwar eine „konstruktive Rolle“ beim G-8-Gipfel Dr. Peter Paziorek versprochen hat. Allerdings hat er offenbar einen Vorschlag Frankreichs nicht unterstützt, das von der EU bereits beschlossene langfristige Klimaschutzziel – die Erde darf sich nicht mehr als zwei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung erwärmen – in das Gipfelpapier einzuarbeiten. Das sagt ein Staatssekretär der deutschen Regierung. In der Zeitung heißt es weiter – das will ich abschlie ßend zitieren –: Eine Stellungnahme aus dem Wirtschaftsministerium ist dazu allerdings nicht zu erhalten. Bis jetzt haben wir dazu auch keine Stellungnahme des Umweltministeriums erhalten. Wo ist denn hier die abgestimmte Meinung zur internationalen Klimaschutzpolitik bei Rot-Grün? (Wolfgang Clement, Bundesminister: Die ist in den Kreisen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


– Der Herr Bundeswirtschaftsminister ruft dazwischen.
Vielleicht hat er ja noch die Möglichkeit, einige Sätze
dazu zu sagen.

Herr Minister Trittin, Sie werden hier gleich noch re-
den. Die Fragen der Opposition lauten: Stimmt es, dass
Deutschland im Vorfeld des Gipfels beim Klimaschutz
bremst? Gibt es in der rot-grünen Bundesregierung un-
terschiedliche Vorstellungen zur internationalen Klima-
schutzpolitik?


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ja, klar! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Offensichtlich!)


Herr Minister Trittin, warum haben Sie die seit langem
angekündigte Neufassung des Klimaschutzprogramms
aus dem Jahre 2000 noch nicht vorgelegt?

Ich weiß, was Sie gleich sagen werden. Sie werden
sagen, dass Sie das Klimaschutzprogramm in der Kabi-
nettsitzung am 6. Juli 2005 verabschieden werden. Hier
geht es Ihnen genauso wie bei der Vorlage Ihres Konzep-
tes zur Endlagersuche: Jetzt, da politisch das Ende der
Legislaturperiode zu erkennen ist, dürfen Sie wieder mit
Vorschlägen, zum Beispiel zur Endlagerpolitik, heraus-
kommen. Jetzt auf einmal dürfen Sie auch ein Klima-
schutzprogramm vorlegen, das Sie schon seit Anfang
dieses Jahres angekündigt haben. Aber so können wir in-
ternational im Vorfeld einer wichtigen Konferenz keine
Glaubwürdigkeit erreichen. Deshalb müssen wir wissen,
was Sie in dieser Frage überhaupt wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein Hinweis von uns: Mit einer solchen Bilanz brau-

chen Sie, Herr Minister, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der rot-grünen Koalition, nicht in den Wahlkampf zu
ziehen. Unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes
sind all die hehren Ziele, die Sie in der Koalitionsverein-
barung festgelegt haben, nicht erreicht worden.

Unsere Aufgabe ist es – das kann man nicht so vom
Tisch wischen, wie es der Wirtschaftsminister getan hat –,
den Spagat zu bewältigen, den Energiemix in Deutsch-
land neu auszurichten und die dadurch entstehende Kos-

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(C (D enbelastung – in der Tat kostet die Anfangsförderung er erneuerbaren Energien Geld und belastet den Preis – o zu gestalten, dass wir auch kurzfristig in der Indusriestruktur unseres Landes keine Einbrüche haben. Vor ieser spannenden Aufgabe stehen wir. Es stimmt natürlich, dass auch andere Kriterien dafür usschlaggebend sind, eine Standortverlagerung vorzuehmen. Aber darauf, dass der Energiepreis in Deutschand im Vergleich zu den europäischen Nachbarn im runde genommen zu hoch ist und dass vor allen Dinen Mittelständler, die vor Ort riesige Probleme haben nd zu Recht über den hohen Industriepreis stöhnen, ber darauf nicht so öffentlichkeitswirksam hinweisen önnen wie große Anbieter im Energieund Industriebeeich, haben Sie in den letzten Monaten keine positive ntwort geben können. Diesen Vorwurf müssen wir Ihen machen. Wir brauchen deshalb ein Klimaschutzprogramm und in energiepolitisches Gesamtkonzept, das diese unkte zusammenfasst. Aktuell brauchen wir zum Beipiel ganz schnell eine neue Härtefallregelung, gerade ür den mittelständischen Bereich. Aber wir brauchen uch die belastbare Perspektive, wie es in der Klimachutzund Energiepolitik weitergeht. Die Bilanz, die ie vorlegen, ist negativ. Ich komme zu der Antwort auf unsere Große Anfrage das ist mein abschließender Gedanke – zur augenblickichen Klimaschutzpolitik. Auf unsere Frage 62, in der ir nach dem zusätzlichen Ausstoß von CO2 in Deutsch-and durch den Ausstieg aus der Kernenergie gefragt haen, antworten Sie – das will ich abschließend zitieren –: Im marktwirtschaftlich organisierten Energiesektor liegt die Entscheidung, ob, wann und in welchem Umfang Ersatzinvestitionen für stillgelegte Kernkraftwerke … getätigt werden, bei den Unternehmen. Da diese Entscheidungen noch nicht getroffen sind, kann die Frage nicht beantwortet werden. ie steigen aus der Kernenergie aus und sagen nicht, wie ine CO2-Reduktion in Deutschland bewältigt werdenoll. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


aran sieht man doch, dass Sie die Augen vor den Pro-
lemen, die wir lösen müssen, verschließen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518403000

Ich erteile das Wort Kollegen Rolf Hempelmann,

PD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1518403100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Herr Dr. Pfeiffer – Pfeiffer mit






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

drei f –, anscheinend hat es auf einem der vielen Som-
merfeste auch Feuerzangenbowle gegeben. Anders kann
ich mir das, was Sie heute vom Stapel gelassen haben,
nicht erklären. Wir arbeiten ja seit Jahren im Wirt-
schaftsausschuss zusammen. Ich glaube, so weit kann
man sich von der Realität nicht mehr entfernen, wie Sie
das gerade in Ihrem Beitrag gemacht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu der Forderung, ein Energieprogramm vorzule-
gen, die Sie immer gestellt haben, der Sie aber selber in
Ihrer Regierungszeit über die gesamten 90er-Jahre hin-
weg nicht nachgekommen sind, ist zu sagen, dass in Zei-
ten einer liberalisierten Energiewirtschaft die Zeit der
Programme mehr oder weniger vorbei ist. Wir können
doch keine Energieprogramme auflegen und dann erwar-
ten, dass sie sozusagen von Dritten abgearbeitet werden.
Was wir entwickeln können – darüber ist hier heute ge-
sprochen worden –, sind Konzepte. Diese können wir
dann überzeugend abarbeiten.

Wir haben in dieser Legislaturperiode beispielsweise
eine Energieagenda abgearbeitet, und zwar mit großem
Erfolg, mit großer positiver öffentlicher Resonanz. Neh-
men wir nur das EEG, das Sie gerade wieder gescholten
haben. Gleichzeitig versuchen Sie aber, in Nebensätzen
immer einzuflechten, dass Sie natürlich zu den erneuer-
baren Energien stehen


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das stimmt auch!)


– das nehme ich Ihnen persönlich auch ab, Herr Paziorek –
und dass Sie einen Anteil der erneuerbaren Energien von
12,5 Prozent im Jahre 2010 erreichen wollen. Wenn
dann aber einige in Ihrer Fraktion, wenn auch nicht Sie
persönlich, die erneuerbaren Energien diffamieren, in-
dem sie so tun, als könne die Bedeutung der erneuerba-
ren Energien ausschließlich an ihrem Beitrag zur Sen-
kung der CO2-Emissionen gemessen werden, dann istvöllig klar, dass viele von Ihnen die erneuerbaren Ener-
gien nicht wirklich wollen. Sie müssen sie aber schon
deswegen wollen, weil die fossilen Ressourcen irgend-
wann zu Ende gehen. Wir müssen heute handeln, um
morgen vorbereitet zu sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben das EEG novelliert. Wir haben dabei die
zum Teil berechtigten Kritikpunkte aufgenommen und
insbesondere dafür gesorgt, dass die Kosteneffizienz
des EEG gesteigert worden ist. Da ist immer noch Luft
und da gibt es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten;
das will ich überhaupt nicht in Abrede stellen. Auch bei
der Windenergie wird man sich sicherlich weiter darüber
verständigen müssen, wie man die Netzintegration von
Windenergie verbessert, um auch die ökonomischen Ef-
fekte, von denen Sie gesprochen haben, zu erzielen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Das ist in Ordnung so. Sie sollten aber auch anerkennen,
dass wir auf diesem Weg schon erheblich weitergekom-
men sind. Die Degression der Förderung gerade der

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(C (D indenergie ist deutlich verschärft worden. Das wird on der Windbranche nicht nur mit einem lachenden uge gesehen; sie ist vielmehr ganz erheblich unter Effiienzdruck geraten. Das ist auch richtig so. Der von Ihnen geforderte Schwerpunktwechsel in ichtung der Bioenergien ist vorgenommen worden. ir haben Ankündigungen von Investitionen in Biogasnd Biomassekraftwerke. Das ist auf die veränderten örderbedingungen in diesem Bereich zurückzuführen. erade Ihre Klientel, die Landwirte, hat das sehr berüßt. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Stimmt! Da stimme ich Ihnen zu!)


ch glaube, dass man auch das der Ehrlichkeit halber of-
en ansprechen sollte.


(Beifall bei der SPD)

ir haben also das EEG durchaus erfolgreich weiterent-
ickelt, was arbeitsmarktpolitische Effekte hatte und zu
nkündigungen von Investitionen führte.
Genauso verhält es sich mit dem Emissionshandel.

s ist richtig, dass der erste Entwurf, der damals vom fe-
erführenden Ministerium vorgelegt worden ist, auch bei
ns zum Teil kritisch gesehen wurde. Wir haben ihn aber
eiterentwickelt und dafür gesorgt, dass durch den
missionshandel der Energiemix nicht gefährdet, son-
ern befördert wird. Wir haben in diesem Bereich auf-
rund unserer Regelungen Ankündigungen aus der Ener-
iewirtschaft, dass es umfangreiche Investitionen in
askraftwerke, in Braunkohlekraftwerke und in Stein-
ohlekraftwerke geben wird. Das ist gut so. Das schafft
ertschöpfung in Deutschland. Das schafft Unabhän-
igkeit, jedenfalls in dem Umfang, den wir als vom
nergieimport abhängiges Land erreichen können. Ich
enke, das ist zu würdigen. Diese Investitionen schaffen
uch Arbeitsplätze. Insofern haben wir ein Instrument
eschaffen, das erfolgreich für Beschäftigung und für In-
estitionen am Standort Deutschland sorgt.
Gleichzeitig hatten wir auf die energieintensiven

ndustrien zu achten. Wir haben zahlreiche Ausnahme-
nd Sonderregelungen für diejenigen geschaffen, die
trom sozusagen als Rohstoff für ihre Produktion benut-
en. Das ist von denen anerkannt worden.
Richtig ist auch, dass wir, wenn wir in die zweite
andelsperiode gehen, dieses Instrument überprüfen
üssen. Natürlich zeigt sich, dass, wenn Zertifikate kos-
enlos vergeben werden, die aber, wie es sein muss,
erthaltig in die Bilanzen eingestellt werden, das am
nde zu Preiserhöhungen führt, zum Beispiel für die In-
ustrie. Darüber werden wir nachdenken müssen. Wir
üssen überlegen, ob wir diesen Mechanismus mögli-
herweise in einer zweiten Handelsperiode verändern
üssen. Aber klar ist: Wir haben beide im Auge gehabt,
owohl die Industrie als auch die Energiewirtschaft.
Genauso sieht es beim Energiewirtschaftsgesetz aus.

chon der erste Entwurf, der vom Bundestag verabschie-
et worden ist, ist von allen Akteuren – sowohl von der
erbraucherseite als auch von der Energiewirtschaft –
ls ein vernünftiger Kompromiss gelobt worden. Wir






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

haben das dann im Vermittlungsausschuss weiterentwi-
ckelt. Herr Dr. Pfeiffer, man sollte doch nicht versuchen,
dort mit uns gemeinsam zu Lösungen zu kommen, und
sagen, es sei ein vernünftiges Verhandlungsklima gewe-
sen,


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Ich sage: Es war zu spät!)


und sich anschließend hier hinstellen und so tun, als
habe dieses Gesetz nur durch Sie – wahrscheinlich auch
noch durch Sie persönlich – zu einem vernünftigen Er-
gebnis geführt. Das ist doch unglaubwürdig. Tun Sie
einfach einmal Folgendes: Loben Sie uns ab und zu! Das
steigert Ihre persönliche Glaubwürdigkeit.


(Beifall bei der SPD)

Auch dieses Energiewirtschaftsgesetz sorgt nicht nur

dafür, dass wir mehr Wettbewerb haben und dass es
Preissenkungsspielräume geben wird – ich sage ganz
klar: sie sind sehr begrenzt durch eine Kostensteigerung
am anderen Ende, etwa bei den Primärenergiekosten –,
sondern es sorgt auch für mehr Investitionen. Diese sind
von der gesamten betroffenen Wirtschaft angekündigt.
Es handelt sich um zahlreiche Investitionen in die Netze.

Insgesamt kann man also zu unserer Energiepolitik
sagen: Es gibt große Akzeptanz in der Bevölkerung. Da-
rum sollten Sie sich auch einmal bei Ihrer Atompolitik
kümmern. Es gibt große wirtschaftliche Effekte, gerade
auch in der Energiewirtschaft selbst.

Was die Industrie angeht, so haben wir durch entspre-
chende Sonderregelungen dafür gesorgt, dass auch in
unserem Hochlohn- und Hochpreisland Industrie weiter
möglich ist. Trotzdem ist dies eine Daueraufgabe, an der
wir weiter arbeiten müssen. Sie sind herzlich eingeladen,
daran mitzuwirken.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518403200

Ich erteile das Wort Bundesminister Jürgen Trittin.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/
CSU hat in ihrem Antrag die Vorlage eines energiepoliti-
schen Konzepts gefordert. Ich kann Ihnen nur einen Rat
geben, der unter Juristen üblich ist:


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Der Jurist Trittin! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Eine ganz neue Rolle!)


Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung.
Alle Eckpunkte der energiepolitischen Konzeption

dieser Koalition sind bereits im Bundesgesetzblatt veröf-
fentlicht worden. Dabei handelt es sich um das Gesetz
zum Atomausstieg, das Erneuerbare-Energien-Gesetz,
das Gesetz zur Einführung des Emissionshandels und
das Energiewirtschaftsgesetz. Diese politischen Rah-

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(C (D enbedingungen – der Kollege Clement hat darauf hinewiesen – haben dazu geführt, dass nach zehn Jahren eit gehender Abstinenz bei Investitionen im Energieektor, sieht man einmal von den erneuerbaren Energien b, in Deutschland wieder in neue Kraftwerke, in Enerie, in Leitungen investiert wird. Sie haben ein Bild gezeichnet, das der Realität nicht ntspricht. RWE investiert allein 5,6 Milliarden Euro, ie STEAG investiert 3,6 Milliarden Euro. Die Investiionen fließen in neue, hochmoderne Kraftwerkstechnoogie. Sie aber versuchen, ein Bild zu zeichnen, als würen in Deutschland die Lichter ausgehen. Nein, meine Damen und Herren, wenn wir ernsthaft ber die von Ihnen genannten Probleme reden wollen, ann sollten wir darüber reden, warum in Deutschland ie Netzdurchleitungskosten im Verhältnis zur Euroäischen Union 40 Prozent über dem Durchschnitt lieen. Wenn Sie jetzt mehr Marktwirtschaft in den Netzen ordern, dann sollten Sie das in den Verhandlungen zum nergiewirtschaftsgesetz erzielte Ergebnis zur Kenntnis ehmen. Es war der Wunsch Ihrer Länderchefs, dass die nreizregulierung nicht unmittelbar wirkt, sondern stattessen erst eine Verordnung erlassen werden muss. Was heißt das? (Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Rechtssicherheit heißt das!)


as heißt: mehr Bürokratie. Das heißt vor allen Dingen
ber auch, lieber Herr Pfeiffer: Die Anreizregulierung
ommt ein bis zwei Jahre später. Damit wird die Sen-
ung der zu hohen Netzkosten erst ein bis zwei Jahre
päter wirksam. Das war Ihr Verdienst im Vermittlungs-
erfahren. Jetzt aber vergießen Sie Krokodilstränen da-
über, dass die Preise zu hoch sind. Dabei haben Sie sel-
er dafür gesorgt, dass die Netzpreise nicht so schnell
inken, wie wir es wollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich bin gerne bereit, dem Kollegen Paziorek abzuneh-
en, dass auch er möchte, dass es noch ein bisschen
rneuerbare Energien gibt. Sie haben aber schon mit
hrer Koalitionsvereinbarung in Nordrhein-Westfalen
ewiesen, Herr Paziorek, dass das nichts taugt. Die Ko-
litionsvereinbarung in NRW sieht nicht nur die Ab-
tandsregel, sondern auch die Änderung des Bundesbau-
esetzes vor. Danach werden Sie in diesem Land kein
epowering und keinen Ausbau von Energieanlagen
das gilt übrigens auch für Biomasseanlagen – mehr
urchführen können.
Die FDP in Ihrer Koalition sagt auch genau, wo es

anggehen soll: Wir wollen nicht mehr, dass die erneuer-
aren Energien weiter wachsen. Das ist die Realpolitik,
enn CDU und FDP regieren,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


nd Sie dürfen das umweltpolitische Feigenblatt dazu
iefern. Das ist das Problem.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Wenn wir über Pragmatismus in diesem Lande reden,
dann tun Sie so, als wollten Sie nur ein paar Laufzeiten
verlängern.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Regen Sie sich doch nicht künstlich auf!)


Sie verschweigen dabei zwei Punkte: Die Verlängerung
der Laufzeiten vergrößert den Umfang eines Problems,
nämlich die Menge des einzulagernden Atommülls.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aber Sie lösen noch nicht einmal die Probleme der Vergangenheit!)


Die letzten Gebote, die ich aus Ihren Reihen, den Reihen
der Union und der FDP, gehört habe, lauteten: Laufzeit-
verlängerung auf 60 Jahre. Dies bedeutet eine Verdoppe-
lung der Atommüllmenge, die eingelagert werden muss.
So sieht Ihre nachhaltige Energiepolitik aus!

Das ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. In
dem von Ihnen produzierten Papier zur Endlagerpolitik
wird der Frage nachgegangen,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch geheim!)


wie man in Gorleben weiter enteignen kann, obwohl es
noch nicht einmal eine atomrechtliche Genehmigung
gibt.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sie blockieren doch nur!)


Enteignen müssen Sie nur, wenn Sie solche zusätzlichen
Mengen von Atommüll dorthin schaffen. Das heißt, Sie
haben in Ihrem eigenen Konzept zur Endlagerung zuge-
geben, worum es Ihnen bei der Diskussion um Laufzeit-
verlängerung wirklich geht: auch und gerade um eine
Renaissance von, den Wiedereinstieg in und den Neubau
von Atomanlagen. Verstecken Sie sich an dieser Stelle
nicht so feige, meine Damen und Herren!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Nein! Stimmt doch überhaupt nicht! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Dann sagen Sie uns auch, bei welchen technischen
Meisterwerken Sie die Laufzeit verlängern wollen. Es
handelt sich um ganz konkrete Kraftwerke wie Bruns-
büttel und Biblis.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr! Sie kennen doch gar nicht das Konzept! Wer sagt das denn?)


Diese beiden Kraftwerke haben auf jeder unserer Stör-
falllisten einen Stammplatz. Wenn Sie das Atomgesetz
ändern, dann verhindern Sie, dass diese Kraftwerke wie
vorgesehen endlich vom Netz gehen.

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(C (D (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Nicht so laut! Das wird dadurch nicht besser!)


Eine Schlussbemerkung zu einem Punkt, auf den Frau
ustedt bereits hingewiesen hat: Frau Merkel hat selber
esagt, sie wolle an der Ökosteuer festhalten. Hören Sie
lso auf, hier solche Reden zu halten! Ich will Sie nur
anz diskret auf das von Herrn Paziorek schon angespro-
hene Klimaschutzprogramm hinweisen. Deutschland
t nicht nur der größte Einsparer von Treibhausgasen in
er Europäischen Union – zwei Drittel sind allein hier
rwirtschaftet worden –,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Zu unserer Zeit, bis 1998!)


eutschland ist auch das einzige Land in ganz Europa,
n dem die Verkehrsemissionen sinken, während sie in
llen anderen Ländern steigen. Allein im Verkehrsbe-
eich haben wir – übrigens dank der Ökosteuer – 15 Mil-
ionen Tonnen CO2 eingespart.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, dies belegt, dass sich
nergiepolitik in Zeiten steigender Ölpreise und wach-
ender Nachfrage nach Rohstoffen nur auf mehr Ener-
ieeffizienz, mehr Energieeinsparung und den Ausbau
rneuerbarer Energien konzentrieren kann. All dies wol-
en Sie zugunsten einer Energiepolitik rückgängig ma-
hen, die nichts anderes als „Vorwärts, zurück in die
0er-Jahre“ heißt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

as ist das Gegenteil von Zukunftsbewältigung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518403300

Ich erteile das Wort Kollegen Kurt-Dieter Grill, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1518403400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Mi-

ister Trittin, zu Ihrer Rede fällt mir eigentlich nur eines
in: Lautstärke ersetzt nicht die richtigen Argumente.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

enn Sie meinen, in dieser Art und Weise über Energie-
olitik und Standortfragen in Deutschland diskutieren zu
üssen, dann ist das Ihre Wahl.
Dass der Kollege Pfeiffer mit dem, was er vorhin zu

er Art, wie Sie Politik machen, geäußert hat, nicht ganz
nrecht hat, beweise ich an einem Beispiel: Sie haben
ier gerade vorgetragen, dass in unserem Papier irgend-
twas über Enteignung stehe, und damit wohl gemeint,
ass dies die Vorbereitung des Ganzen sei, 60 Jahre, und
as Sie wahrscheinlich draußen im Wahlkampf noch
rzählen werden. Sie haben aber in Ihrem jetzt






(A) )



(B) )


Kurt-Dieter Grill

vorliegenden Gesetzentwurf – dazu hat eine Zeitung in
Niedersachsen geschrieben, dieses Gesetz sei für die
Endlagerung bestimmt, weil es diesen Bundestag gar
nicht mehr erreichen wird, also eine reine Showveran-
staltung ist – mit denselben Ziffern wie Angela Merkel
Enteignungsparagraphen für dieses Land vorgeschlagen.
Sie schreiben also die Enteignungsparagraphen in Ihren
Gesetzentwurf.


(Zuruf des Bundesministers Jürgen Trittin – Gegenruf des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Natürlich!)


Nun können Sie selber von dieser Stelle aus sagen, ob
Ihre Enteignung eine andere ist als unsere Enteignung.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gegenruf des Abg. Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja, sicher! Steht doch in seinem Gesetz!)


Sie haben damals von einer Lex Bernstorff gesprochen.
Nun frage ich Sie: Wozu brauchen Sie eine Enteignung?

Im Übrigen reicht das Volumen des Salzstockes Gor-
leben in dem Teil, der nicht enteignet werden muss, weil
die Rechte vorliegen – das wissen Sie genau so gut wie
ich –, für die Mengen, über die Sie hier diskutieren, alle-
mal aus.

Nun wende ich mich der Energiepolitik insgesamt zu.
Hier war von Energieeffizienz und von „weg vom Öl“
die Rede, Herr Minister Clement. Was Sie heute vorge-
tragen haben, war weder eine schlüssige Konzeption im
Sinne von „weg vom Öl“ noch hat es den darüber liegen-
den problematischen Teil der Rohstoffpolitik auch nur
ansatzweise erwähnt, nämlich die Frage, wie dieses
Land in dieser Situation überhaupt zu einer Sicherung
seiner Energieversorgung kommt und was Versorgungs-
sicherheit bedeutet.

Hier an diesem Pult haben Frau Hustedt und andere
Vertreter von Rot-Grün noch zu Beginn Ihrer Regie-
rungszeit eine Vision von Gaskraftwerken vorgestellt,
als ob es nur der Gaskraftwerke bedürfte, um die beste-
henden Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke im Sinne
Ihrer Klimapolitik zu ersetzen. Bis heute ist kein einzi-
ges angekündigtes Kraftwerk gebaut worden. Deswegen
glauben wir nicht, dass Sie eine Strategie hatten; das be-
weise ich Ihnen anhand der Papiere des Nachhaltigkeits-
rates. Wir reden heute über die Situation nach immerhin
sieben Jahren Ihrer Regierungsverantwortung. Sie haben
bisher kein Offshorewindkraftwerk gebaut, sodass man
es hätte testen können.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Genau das ist es!)


Sie haben das CO2-freie Kohlekraftwerk in der Enquete-Kommission abgelehnt. Jetzt geben Sie, die Vertreter
von Rot-Grün, mit einem 35-Megawatt-Kraftwerk an,
das eine private Firma baut.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Und jetzt wollen Sie das angeblich! Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln!)


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(C (D Sie, lieber Herr Clement, erklären Deutschland zu eier kernenergiefreien Zone. Das stimmt schlicht und infach nicht. Soll ich Ihnen die Zahlen zum ITER, zum omplex Lubmin vortragen? Soll ich Ihnen sagen, mit ie vielen hundert Millionen Deutschland sich an der ernfusionsforschung beteiligt? (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


hre Projekte sind nicht kernenergiefrei und Sie ver-
chweigen der Bevölkerung genau dieses Faktum. Ganz
bgesehen davon gibt es ja durchaus Signale, dass diese
undesregierung nicht aufschreien würde, wenn sich die
eutschen EVUs am französischen EPR in Flamanville
eteiligten.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Ich denke, wir dürfen im Zusammenhang mit Ener-
iepreisen nicht allein über Aluminiumwerke diskutie-
en. Die Energiepreise haben nicht nur einen Aspekt, der
ie energieintensive Industrie betrifft. Vielmehr bewir-
en sie auch eine Abschöpfung der Kaufkraft. Durch
ohe Energiepreise und durch die 40-prozentige Verteu-
rung der staatlichen Abgaben auf Energie während Ih-
er Regierungszeit wurden Kaufkraft und damit auch
achstumskräfte abgeschöpft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Im Übrigen will ich auch deutlich sagen, dass Sie an
einer Stelle den Beweis für die Behauptung antreten
onnten, wir wollten ein Ende der erneuerbaren Ener-
ien. Ich will Ihnen einen Satz, den ich persönlich mit
erfasst habe und den ich deshalb hier mit Nachdruck
ortrage, noch einmal vorlesen, damit Sie ihn verinnerli-
hen können:

CDU und CSU sind davon überzeugt, dass die
Kernenergie als Brücke in den zukunftsfähigen
Energiemix mit einem wachsenden Anteil erneuer-
barer Energien fungieren kann.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Genau so ist es!)


enau das ist der Punkt, meine Damen und Herren, und
icht das, was Sie die Bevölkerung glauben machen
ollen.
Die von Ihnen hier zitierten Investitionen in Höhe von

0 Milliarden tragen nun weiß Gott nicht dazu bei, die
ernenergie zu ersetzen. Sie haben bis heute kein Papier
orgelegt, dem man entnehmen könnte, wie die
0 000 Megawatt Energie, die in Deutschland durch
ernkraft produziert werden, ersetzt werden sollen. Im
brigen steht in dem Vertrag, den Sie, Herr Trittin, mit
nterschrieben haben, dass die deutschen Kernkraft-
erke gemäß einem hohen internationalen Sicherheits-
tandard gebaut worden sind und betrieben werden. Sie
aben zwar großspurig angekündigt, Sie würden eine
eue Risikobewertung vornehmen, aber bis heute liegt
ie nicht vor. Sie haben in diesem Vertrag, den man auch






(A) )



(B) )


Kurt-Dieter Grill

ganz anders nennen könnte als Ausstiegsvertrag, bestä-
tigt, dass Gorleben eignungsfähig ist. In Ihrer Regie-
rungszeit wurden die Pilotkonditionierungsanlage in
Gorleben und das Endlager Konrad genehmigt. Wo ist
also das Problem? Was werfen Sie uns eigentlich vor?

Diese Fragen müssen Sie sich gefallen lassen. Alles
das, was Sie noch 1998/99 in diesem Hause kritisiert
hatten, haben Sie hinterher genutzt. Ich fasse das in dem
Satz zusammen, den wir ab dem 19. September in
Deutschland sicher wieder hören werden: grüner Castor –
guter Castor, schwarzer Castor – schlechter Castor. Das
ist das, was wir mit Ihnen erleben werden.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Viel Spaß dabei!)


Nun will ich Ihnen noch einige Zitate aus dem Papier
des Nachhaltigkeitsrates vortragen. Es heißt dort:

… dabei wird in dieser Empfehlung vornehmlich
auf bislang vernachlässigte Felder abgehoben:
1. Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz
im Bereich der Energienutzung, des Verkehrs und
des Materialeinsatzes.
2. Entwicklung einer Strategie, um Klimaschutz
und Wettbewerbsfähigkeit, gegebenenfalls auch un-
abhängig von internationalen Vereinbarungen, zu
verbinden.

Das sagt der Nachhaltigkeitsrat. Dann kommt er zu ent-
scheidenden Bemerkungen und damit zu genau dem
Punkt, über den wir heute diskutieren. Er spricht von der
Notwendigkeit einer konsistenten Strategie. Der Rat
schreibt:

Das letzte, gegenwärtig noch gültige Energie-
programm aus dem Jahr 1996 und auch der Ener-
giedialog 2000 haben letztlich nicht zu einem neuen
Energiekonzept geführt. … Die genannten Hand-
lungsfelder der Energiepolitik sind bislang noch
nicht unter eine neue einheitliche Strategie und eine
durchdachte Entwicklung von Energienutzung und
-umwandlung gestellt worden. Das Credo der Bun-
desregierung, die Versorgung mit einem „ausgewo-
genen Energiemix“ bereitstellen zu wollen, bei dem
die Anforderungen kostengünstige Energiedienst-
leistungen … berücksichtigt werden, ist noch un-
ausgefüllt geblieben. …
Diese

– Ihre Maßnahmen –
sind einzeln stets erklärbar … Durch fehlende Ori-
entierung entwickeln sich jedoch Ergebnisse, die
nicht zielkongruent, teilweise widersprüchlich, zu-
mindest aber ohne ausreichende Begründung blei-
ben und hier – beispielhaft – aufgeführt sind.

Das ist die Realität Ihrer Energiepolitik.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Nachhaltigkeitsrat schreibt weiter:

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(C (D Ein schlüssiges Konzept zur Vermeidung der zusätzlichen CO2-Emissionen durch den Wegfall derKernkraftkapazitäten ist gegenwärtig nicht sichtbar. Sie haben sieben Jahre Zeit gehabt, ein entsprechenes Konzept vorzulegen. Aber das Einzige, was wir in er Hand haben, ist ein Bericht des ehemaligen Bundesirtschaftsministers Müller, in dem steht, dass ein CO2-reier Ausstieg aus der Kernenergie dieses Land 50 Milliarden Euro kosten wird. Das heißt, Ihre Politik erteuert den Standort Deutschland und kostet Arbeitslätze und Wachstum. Wenn wir im Übrigen das Wachsum hätten, von dem Sie träumen und das dieses Land raucht, dann hätten wir heute mehr CO2-Emissionennd nicht weniger. Das ist das Ergebnis rot-grüner Poliik nach sieben Jahren. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Michael Müller von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir fin en es richtig, dass die Energiepolitik in das Zentrum es Wahlkampfes rückt; denn nirgendwo sonst sind die nterschiede so klar wie auf diesem Feld. Es geht nämich nicht, wie Sie behaupten, um „kein Konzept oder ein onzept“, sondern um die Frage, ob man endlich auf die rkennbaren, unbestrittenen Zukunftsherausforderungen it einer Neuordnung der Energiepolitik reagiert oder b man an alten, überholten Strukturen festhält. Das ist ie Grundauseinandersetzung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518403500
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1518403600

Wenn man die Situation betrachtet, dann stellt man
est: Die Opposition steht beispielhaft für ein antiquier-
es Denken in der Energiepolitik, das vor allem zuneh-
end größere Kapazitäten und mehr Wachstum in der
nergieversorgung kennt, das aber nicht den entschei-
enden Weg sucht, Energieeinsparungen, Effizienzstei-
erungen und die Solarenergie mit aller Kraft voranzu-
ringen. Das ist der Unterschied. Diesen werden wir
uch im Wahlkampf herausstellen; denn hier geht es um
ie Zukunftsfähigkeit unseres Landes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für uns ist völlig klar: Eine moderne Energiepolitik
arf nicht mehr in der alten Logik der grenzenlosen Nut-
ung von Energieressourcen stehen. Vielmehr muss sie
n der Logik der Sicherung der notwendigen Leistungen
urch zunehmend geringeren Energieeinsatz stehen. Das
st eine ganz andere Philosophie als diejenige, die Sie
ertreten. In Ihren Papieren heißt es, dass Sie ein Bünd-
is aus Atomkraft und erneuerbaren Energieträgern
ollen. Ich stelle fest, dass dieses Bündnis real nicht
öglich ist; denn die Atomkraft ist auf einen zunehmend






(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


höheren, und zwar sehr extensiven, Energieverbrauch
ausgerichtet. Sonst rechnet sie sich wirtschaftlich nicht.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Deshalb wollen wir ja keine neuen!)


– Herr Paziorek, Sie haben die Logik noch immer nicht
begriffen. Ich verstehe Sie wirklich nicht. Die Enquete-
Kommission schreibt mit Zustimmung der CDU/CSU in
ihrem Bericht: Eine Energiepolitik, die glaubt, die Kli-
maprobleme mit der Atomkraft zu lösen, geht ins Leere.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das wollen wir ja nicht!)


Aber hier sagen Sie das genaue Gegenteil. Das passt
doch nicht zusammen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In dem Bericht der Enquete-Kommission steht völlig
zu Recht: Die entscheidende Frage ist, wie man so
schnell und so umfassend wie möglich die Sparpoten-
ziale mobilisieren kann.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Auch das stimmt!)


Wie wollen Sie aber mit einer Energietechnik, die im
Grunde genommen über einen Wirkungsgrad von etwa
30 Prozent nicht hinauskommt, dieses Problem lösen?


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Es gibt aber kaum CO2-Ausstoß dabei!)


Ihre Philosophie kreist um den Austausch von Energie-
trägern. Darum geht es aber nicht. Vielmehr geht es um
eine andere Grundlogik in der Energiepolitik. Das haben
Sie bis heute nicht begriffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Es geht um CO2-Freiheit!)


Auch wenn Sie noch so viel mit dem Kopf schütteln:
Es geht einfach nicht an, über Nachhaltigkeit zwar zu
sprechen, aber im Grunde genommen die alte Strategie
weiterhin zu verfolgen. Immer wenn es darauf ankam,
haben Sie an den alten Strukturen festgehalten. Sie reden
über erneuerbare Energien und wenn es ernst wird, blo-
ckieren Sie. Genau das und nichts anderes ist es, was wir
überall erleben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Neuordnung der Energieversorgung ist kein
Selbstzweck. Auch wir wissen, dass das zum Teil mit
Umstrukturierungen und höheren Kosten verbunden ist.
Das ist richtig; wir streiten das überhaupt nicht ab. Aber
was ist denn die Alternative? Die Alternative ist, weiter
an einem Energiesystem festzuhalten, von dem wir wis-
sen, dass es nicht zukunftsfähig ist. Es ist leider so: Inno-
vationen kosten Geld. Aber Innovationen zahlen sich
auch aus. Mittelfristig ist es immer besser, auf die Erneu-
erung des Energiesystems zu setzen, als unter Zwang
Kraftakte vorzunehmen, die uns alle, auch finanziell,
überfordern. Diesen Weg wollen wir nicht.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Ausgangssituation ist klar: Unser heutiges Ener-
iesystem wird zu Dreivierteln von etwa 1,2 Milliarden
enschen genutzt. Schon jetzt überfordern wir mit die-
em Energiesystem die natürliche Tragfähigkeit unseres
laneten. Was passiert aber – das wird in wenigen Jahr-
ehnten so sein –, wenn diese Energieressourcen von
bis 4 Milliarden Menschen unter industriellen Bedin-
ungen genutzt werden? Sagen wir dann: „Ihr dürft das
icht“? Oder werden wir unserer Verantwortung gerecht,
ndem wir zeigen, dass es auch eine andere, eine effizi-
nte Energieversorgung gibt – nämlich die Versorgung
nter anderem mit Solarenergie –, die auf die ganze Welt
bertragbar ist? Wir sind immer für den zweiten Weg,
enn es ist der richtige.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


angfristig ist das Ganze für die Welt nicht nur eine öko-
omische Frage, sondern auch eine Frage von friedens-
olitischer Bedeutung.
Man muss auch Folgendes sehen: Es geht nicht an,

ei jeder Gelegenheit über Klimaänderungen zu reden
nd das Ziel, dass die globale Erwärmung um nicht mehr
ls 2 Grad Celsius steigen soll, festzulegen – wir müssen
ns schon ziemlich anstrengen, um dieses Ziel zu errei-
hen –, dann aber, wenn es um konkrete Einsparungen
eht, zu sagen: Nein, das würde uns so sehr belasten,
ass wir es nicht wollen. – Wir müssen uns hier entschei-
en. Sie kommen nicht darum herum, eine Entscheidung
u treffen. Wenn es zu keiner gemeinsamen Entschei-
ung kommt, dann werden wir natürlich klarstellen, wer
afür die Verantwortung trägt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Politik muss mehr sein als die Reaktion auf Krisen.
olitik muss sich vor allem dadurch auszeichnen, dass
ie erkennbaren Gefahren früh genug vorgreift und Wei-
hen anders stellt. Das tun wir in der Energiepolitik. Wir
aben nicht etwa kein Konzept, sondern wir haben ein
nderes Konzept als Sie. Ich glaube, es ist das richtige
onzept. Darum geht es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte auch noch auf die Entwicklung der Infor-
ations- und Kommunikationstechnologien zu sprechen
ommen. Vor dem Hintergrund der Unsicherheiten in
er Nachfrage nach Energie sind im letzten Jahrhundert
roße Kapazitäten mit entsprechend hohen Reserveleis-
ungen geschaffen worden. Die Energiepolitik der Zu-
unft kann auf die Bedarfe sehr viel flexibler reagieren.
ch bin zutiefst überzeugt: Diejenige Volkswirtschaft,
ie effiziente bzw. solare Technologien im großen Stil
nbietet, wird auch die Märkte der Zukunft bestimmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







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Michael Müller (Düsseldorf)


Das ist ein ökonomisch brisantes Feld. Ich sage Ih-

nen: Wir befinden uns in einem Wettbewerb mit anderen
Ländern um die Vorreiterrolle. Auch hier ist das Bild
klar: Aufseiten der Opposition sitzen die Bremser, auf-
seiten der Koalition gibt es Abgeordnete, die mutig
Schritte nach vorn machen. Wir wollen diese Schritte
nach vorn machen; denn das wird eine neue und lange
Phase ökonomischer Stabilität nach sich ziehen. Wir
wollen Vorreiter bei der ökologischen Modernisierung
der Energie- und Ressourcenbasis in der Welt werden.
Es lohnt sich, dort an der Spitze zu stehen. Dies wäre
eine Leistung, auf die wir stolz sein könnten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wissen, dass dieser Umbau nicht leicht ist. Wir
wissen, dass er natürlich auch etwas kostet. Aber wir
versprechen, alles zu tun, ihn sozial- und wirtschaftsver-
träglich durchzuführen. Das heißt, dieser Umbau wird
sich sowohl sozial, nämlich in einer höheren Beschäfti-
gung, als auch zum Vorteil der Wirtschaft auswirken. Es
ist klar: Energiesparen und Solarenergie sind auch Job-
motoren. Wir wollen diese Jobmotoren. Wir wollen
mehr Beschäftigung in diesen Bereichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen keinen Rückfall in alte Strukturen.
Wir stehen für diesen Richtungswechsel. Sie wollen

an alten Strukturen festhalten. Die Verlängerung der
Laufzeiten von Atomkraftwerken macht nur einen Sinn,
wenn Sie zur alten Atomtechnologie zurückwollen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ein Innovationsverhinderungsprogramm ist das!)


Sie müssten aber wissen, dass Sie schnell an Grenzen
stoßen, nicht nur in Bezug auf die Entsorgung, sondern
auch hinsichtlich der Verfügbarkeit von Uran.

Die Atomtechnologie hat in den 70er-Jahren unser
Land tief gespalten. Wir haben diese Spaltung überwun-
den. Die Bürger müssen wissen: Wer zur Atomtechnolo-
gie zurück will, wird dieses Land erneut spalten. Wir
wollen das nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518403700

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der

Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4844 mit
dem Titel „Energiepolitik für mehr Wachstum und Be-
schäftigung“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion abge-
lehnt.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/4155 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-

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(C (D erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a bis 22 z sowie usatzpunkte 2 a bis 2 j auf. Es handelt sich um die Bechlussfassung zu Vorlagen, zu denen keine Aussprahe vorgesehen ist. Tagesordnungspunkt 22 a: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuorganisation der Bundesfinanzverwaltung – Drucksache 15/5567 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/5852 – Berichterstattung: Abgeordnete Bernd Scheelen Leo Dautzenberg Der Finanzausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/5852, en Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der usschussfassung zustimmen wollen, um ihr Handzeihen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist in zweiter Beratung einstimmig angenomen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zutimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angeommen. Tagesordnungspunkt 22 b: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuchs (… StrRÄndG)


(Erste Beratung 181. Sitzung)

– Drucksache 15/5653 –

(Erste Beratung 181. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/5856 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Simm
Daniela Raab
Jerzy Montag
Jörg van Essen

Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 15/5856, den Gesetzent-
urf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegen-
timmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist da-
it in zweiter Beratung mit den Stimmen der






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Enthal-
tung der CDU/CSU-Fraktion angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit dem gleichen Stimmenverhältnis angenommen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 22 c. Der
Finanzausschuss hat in seiner Beschlussempfehlung den
Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen zur Änderung des Umsatz-
steuergesetzes mit einbezogen, über den jetzt ebenfalls
abgestimmt werden soll. Sind Sie damit einverstanden?
– Das ist der Fall. Dann ist so beschlossen.

Ich rufe also Tagesordnungspunkt 22 c auf:
– Zweite und dritte Beratung des von den Frak-

tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zwan-
zigsten Gesetzes zur Änderung des Umsatz-
steuergesetzes
– Drucksache 15/5444 –

(Erste Beratung 175. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Zwanzigs-
ten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuer-
gesetzes
– Drucksachen 15/5558, 15/5812 –

(Erste Beratung 178. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi-

nanzausschusses (7. Ausschuss)

– Drucksache 15/5863 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Frechen
Peter Rzepka


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/5864 –
Berichterstattung:
Abgeornete Steffen Kampeter
Walter Schöler
Anja Hajduk
Otto Fricke

Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/5863, die genannten Ge-
setzentwürfe zusammenzuführen und als Entwurf eines
Zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuer-
gesetzes und zur Änderung des Einkommensteuergeset-
zes in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte die-
jenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zwei-
ter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen

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(C (D nd der FDP-Fraktion bei Enthaltung der CDU/CSUraktion angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zutimmen wollen, sich zu erheben. Gegenstimmen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit dem gleichen timmenverhältnis angenommen. Tagesordnungspunkt 22 d: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Conterganstiftung für behinderte Menschen (Conterganstiftungsgesetz – ContStifG)

– Drucksache 15/5654 –

(Erste Beratung 181. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(12. Ausschuss)

– Drucksache 15/5851 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Marlene Rupprecht (Tuchenbach)

Antje Blumenthal
Irmingard Schewe-Gerigk
Ina Lenke

Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
end empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 15/5851, den Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
instimmig angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zu-
timmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig ange-
ommen.
Tagesordnungspunkt 22 e:

Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. Novem-
ber und 19. Dezember 2003 zwischen der Bun-
desrepublik Deutschland und der Republik
Österreich über die grenzüberschreitende Zu-
sammenarbeit zur polizeilichen Gefahrenab-
wehr und in strafrechtlichen Angelegenheiten
– Drucksache 15/5568 –

(Erste Beratung 181. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/5843 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Frank Hofmann (Volkach)







(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Clemens Binninger
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/5843, den Gesetzent-
wurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die zustimmen
wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 22 f:
Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 25. Au-
gust 2004 zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der Republik Aserbaidschan
zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf
dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und
vom Vermögen
– Drucksache 15/5518 –

(Erste Beratung 181. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)

– Drucksache 15/5833 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Lydia Westrich

Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/5833, den Gesetzent-
wurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetz-
entwurf einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 22 g:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Straffung der Umweltstatistik
– Drucksache 15/5538 –

(Erste Beratung 178. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (15. Ausschuss)

– Drucksache 15/5848 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Petra Bierwirth
Dr. Maria Flachsbarth
Winfried Hermann
Birgit Homburger

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 15/5848, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Enthal-

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(C (D ung der Fraktionen von CDU/CSU und FDP angenomen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Wer zustimmen will, möge ich bitte erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – er Gesetzentwurf ist mit gleichem Stimmenverhältnis ngenommen. Tagesordnungspunkt 22 h: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Düngemittelgesetzes und des Saatgutverkehrsgesetzes – Drucksache 15/5655 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksache 15/5835 – Berichterstattung: Abgeordnete Gustav Herzog Helmut Heiderich Friedrich Ostendorff Dr. Christel Happach-Kasan Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft empfiehlt in seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 15/5835, den Gesetzentwurf in der usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen ollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung it den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Enthalung der CDU/CSU und der FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zutimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit dem gleichen timmenverhältnis angenommen. Tagesordnungspunkt 22 i: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Siebten Buches Sozialgesetzbuch – Drucksache 15/5669 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – Drucksache 15/5850 – Berichterstattung: Abgeordneter Peter Dreßen Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5850, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Lesung einstimmig angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 22 j: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Energieeinsparungsgesetzes – Drucksachen 15/5226, 15/5539 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen – Drucksache 15/5849 – Berichterstattung: Abgeordnete Gabriele Groneberg Thomas Dörflinger Der Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5849, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung einstimmig angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 22 k: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen der Abgeordneten Thomas Dörflinger, Hubert Deittert, Dirk Fischer ordneter und der Fraktion der CDU/CSU Energieeffizienz in Gebäuden steigern – Unbürokratische Energieausweise entwickeln – Drucksachen 15/4506, 15/5849 – Berichterstattung: Abgeordnete Gabriele Groneberg Thomas Dörflinger Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags auf D e B t d e w e G i f d G 1 e B t F (C (D rucksache 15/4506. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koaliionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSUund er FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 l: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes – Drucksache 15/4739 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/5615 – Berichterstattung: Abgeordnete Horst Schild Georg Fahrenschon Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 15/5615, den Gesetzenturf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzntwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsraktionen bei Zustimmung der CDU/CSU-Fraktion und er FDP-Fraktion abgelehnt. Damit entfällt nach unserer eschäftsordnung die weitere Beratung. Tagesordnungspunkt 22 m: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Tourismus (19. Ausschuss)


(Erste Beratung 181. Sitzung)


(Erste Beratung 181. Sitzung)


(13. Ausschuss)





(A) )


(B) )


(Erste Beratung 169. Sitzung)


(14. Ausschuss)


(Erste Beratung 160. Sitzung)

Gradistanac, Annette Faße, Bettina Hagedorn,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

(Quedlinburg)


(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Familienurlaub in Deutschland zukunftsfähig
gestalten
– Drucksachen 15/5685, 15/5862 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Wilhelm Josef Sebastian

Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache
5/5685 anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-
ionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU- und
DP-Fraktion angenommen.
Tagesordnungspunkt 22 n:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (12. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Marlene
Rupprecht (Tuchenbach), Kerstin Griese, Rita
Streb-Hesse, weiterer Abgeordneter und der






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten
Ekin Deligöz, Jutta Dümpe-Krüger, Irmingard
Schewe-Gerigk, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Die Zukunft unseres Landes sichern – Ein
kindergerechtes Deutschland schaffen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Marlene
Rupprecht (Tuchenbach), Angelika Graf (Ro-
senheim), Kerstin Griese, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der SPD sowie der Abge-
ordneten Ekin Deligöz, Jutta Dümpe-Krüger,
Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Kinderrechte in Deutschland stärken – Er-
klärung zur UN-Kinderrechtskonvention
zurücknehmen

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Ingrid Fischbach, Maria Eichhorn,
Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung
Nationaler Aktionsplan für ein kinderge-
rechtes Deutschland 2005 bis 2010

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Nationaler Aktionsplan für ein kinderge-
rechtes Deutschland 2005 bis 2010

– Drucksachen 15/5341, 15/4724, 15/5348,
15/4970, 15/5806 –
Berichterstattung:
Abgeordnete. Marlene Rupprecht (Tuchenbach)

Ingrid Fischbach
Ekin Deligöz
Klaus Haupt

Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung in Kenntnis der genannten Unter-
richtung die Annahme des Antrags der Fraktionen der
SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache
15/5341 mit dem Titel „Die Zukunft unseres Landes
sichern – Ein kindergerechtes Deutschland schaffen“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion ange-
nommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss in Kenntnis der genannten Unterrichtung
die Annahme des Antrags der Fraktionen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/4724
mit dem Titel „Kinderrechte in Deutschland stärken –
Erklärung zur UN-Kinderrechtskonvention zurückneh-
men“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und Enthaltung der
CDU/CSU-Fraktion angenommen.

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(C (D Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 3 seiner Bechlussempfehlung in Kenntnis der genannten Unterichtung die Ablehnung des Entschließungsantrags der raktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/5348 zu dieer Unterrichtung. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koaliionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Gegenstimen der CDU/CSU-Fraktion angenommen. Wir stimmen nun ab über den Entschließungsantrag er Fraktion der FDP auf Drucksache 15/5868. Wer timmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag st mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der DU/CSU-Fraktion bei Zustimmung der FDP-Fraktion bgelehnt. Tagesordnungspunkt 22 o: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Die Erfolge in der Politik für behinderte Menschen nutzen – Teilhabe und Selbstbestimmung weiter stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Antje Blumenthal, Hubert Hüppe, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben konsequent sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Antje Blumenthal, Hubert Hüppe, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Sexuelle Übergriffe gegen Menschen mit Behinderung wirksam unterbinden und Hilfsangebote für Betroffene verbessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Daniel Bahr weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Diskriminierung von Menschen mit Behinderung beim Fahrkartenund Ticketkauf verhindern – Teilhabe ermöglichen – Drucksachen 15/5463, 15/4927, 15/4928, 15/5460, 15/5842 – Berichterstattung: Abgeordnete Silvia Schmidt Der Ausschuss hat in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 15/5842 den Antrag der Fraktion der FDP uf Drucksache 15/5460 mit einbezogen, über den ebenalls beschlossen werden soll. Der Bericht der Bundesegierung auf Drucksache 15/4575 über die Lage behinerter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe ist Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms – abweichend von der Tagesordnung – nicht Bestandteil der Beschlussempfehlung. Sind Sie mit diesen Änderungen einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist es so beschlossen. Unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die Annahme des Antrags der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/5463 mit dem Titel „Die Erfolge in der Politik für behinderte Menschen nutzen – Teilhabe und Selbstbestimmung weiter stärken“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSUund der FDP-Fraktion angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4927 mit dem Titel „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben konsequent sichern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/ CSUund FDP-Fraktion angenommen. Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4928 mit dem Titel „Sexuelle Übergriffe gegen Menschen mit Behinderung wirksam unterbinden und Hilfsangebote für Betroffene verbessern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSUund FDP-Fraktion angenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 4 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/5460 mit dem Titel „Diskriminierung von Menschen mit Behinderung beim Fahrkartenund Ticketkauf verhindern – Teilhabe ermöglichen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSUund FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 p: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen richtung durch die Bundesregierung Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2004 – Drucksachen 15/4621, 15/5780 – Berichterstattung: Abgeordneter Eduard Lintner Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis des Berichts auf Drucksache 15/4621 eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen d n t d h a l W s i S n (C (D ie Stimmen von CDU/CSUund FDP-Fraktion angeommen. Tagesordnungspunkt 22 q: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung tung durch die Bundesregierung Geplanter Handel mit Eizellen Entschließung des Europäischen Parlaments zu dem Handel mit menschlichen Eizellen – Drucksachen 15/5513 Nr. 1.1, 15/5750 – Berichterstattung: Abgeordneter Hubert Hüppe Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig ngenommen. Tagesordnungspunkt 22 r: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Holger Ortel, Sören Bartol, Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Die Situation der Fischerei durch nachhaltige Bewirtschaftung verbessern – Drucksachen 15/5587, 15/5760 – Berichterstattung: Abgeordnete Holger Ortel Gitta Connemann Cornelia Behm Dr. Christel Happach-Kasan Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung, den Antrag auf Drucksache 15/5587 anzunehmen. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegentimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die timmen der CDU/CSUund der FDP-Fraktion angeommen. Tagesordnungspunkt 22 s: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einwilligung gemäß § 12 Abs. 3 des Hochschulbauförderungsgesetzes in die Verwendung von Bundesmitteln für die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau für die gemeinsame Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Forschungsförderung nach Art. 91 b des Grundgesetzes – Drucksachen 15/5170, 15/5651 – Berichterstattung: Abgeordnete Carsten Schneider Klaus-Peter Willsch Anna Lührmann Otto Fricke Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung, den Antrag auf Drucksache 15/5170 anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 22 t: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission Weiterentwicklung der Luftfahrtaußenpolitik der Gemeinschaft KOM – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat Ein Rahmen für den Ausbau der Luftverkehrsbeziehungen mit der Russischen Föderation KOM – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission Eine Zivilluftfahrtpolitik der Gemeinschaft gegenüber der Volksrepublik China – Stärkung der Zusammenarbeit und Öffnung der Märkte KOM – Drucksachen 15/5297 Nr. 2.25, Nr. 2.34, Nr. 2.35, 15/5751 – Berichterstattung: Abgeordneter Horst Friedrich Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtungen durch die Bundesregierung über die Mitteilungen der EU-Kommission eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 22 u: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz l A B g d b l D W s i (C (D und Reaktorsicherheit Verordnung der Bundesregierung Verordnung über die Verwertung von Abfällen auf Deponien über Tage und zur Änderung der Gewerbeabfallverordnung – Drucksachen 15/5542, 15/5634 Nr. 2.5, 15/5748 – Berichterstattung: Abgeordnete Petra Bierwirth Werner Wittlich Dr. Antje Vogel-Sperl Birgit Homburger Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung, der Verordnung auf Drucksache 15/5542 in der usschussfassung zuzustimmen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion ei Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 v: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu der Verordnung der Bundesregierung Achtundsechzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung – zu der Verordnung der Bundesregierung Einhundertvierte Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – – Drucksachen 15/5529, 15/5634 Nr. 2.1, 15/5530, 15/5634 Nr. 2.2, 15/5753 – Berichterstattung: Abgeordneter Erich G. Fritz Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung, die Aufhebung der Verordnungen auf den rucksachen 15/5529 und 15/5530 nicht zu verlangen. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegentimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 22 w: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Verordnung der Bundesregierung Erste Verordnung zur Änderung der Altfahrzeug-Verordnung – Drucksachen 15/5541, 15/5634 Nr. 2.4, 15/5787 – Berichterstattung: Abgeordnete Gerd Friedrich Bollmann Werner Wittlich Dr. Antje Vogel-Sperl Birgit Homburger Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh lung, der Verordnung auf Drucksache 15/5541 zuzustimmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 22 x: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Verordnung der Bundesregierung Vierte Verordnung zur Änderung der Verpackungsverordnung – Drucksachen 15/5540, 15/5634 Nr. 2.3, 15/5788 – Berichterstattung: Abgeordnete Gerd Friedrich Bollmann Werner Wittlich Dr. Antje Vogel-Sperl Birgit Homburger Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung, der Verordnung auf Drucksache 15/5540 zuzustimmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSUund der FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 y: Beratung des Antrags der Abgeordneten Angelika Brunkhorst, Dr. Christel HappachKasan, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm sachgerecht handhaben – Drucksache 15/5590 – Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung der FDP-Fraktion und Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt. Jetzt haben wir das Alphabet gleich durch. Wir kommen nun zu den Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 22 z: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 216 zu Petitionen – Drucksache 15/5739 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Sammelübersicht 216 ist einstimmig angenommen. t a t n g m t K C t K G (C (D Tagesordnungspunkt 22 za: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 217 zu Petitionen – Drucksache 15/5740 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 217 ist ebenfalls einstimmig ngenommen. Tagesordnungspunkt 22 zb: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 218 zu Petitionen – Drucksache 15/5741 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 218 ist einstimmig angeommen. Tagesordnungspunkt 22 zc: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 219 zu Petitionen – Drucksache 15/5742 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 219 ist einstimmig angenomen. Tagesordnungspunkt 22 zd: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 220 zu Petitionen – Drucksache 15/5743 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 220 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/ SUund FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 ze: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 221 zu Petitionen – Drucksache 15/5744 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 221 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion bei egenstimmen der FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 zf: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 222 zu Petitionen – Drucksache 15/5745 – Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent hält sich? – Sammelübersicht 222 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion angenommen. Wir kommen jetzt zu Zusatzpunkt 2 a: Beratung des Antrags der Abgeordneten Angelika Brunkhorst, Birgit Homburger, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Wärmebereich für den Klimaschutz erschließen – Erneuerbare Energien marktwirtschaftlich einbeziehen – Drucksache 15/5731 – Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung der FDP-Fraktion und der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt. Zusatzpunkt 2 b: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung der Abgeordneten Katherina Reiche, Hubert Hüppe, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Gentests in Medizin, Arbeitsleben und Versicherungen – Drucksachen 15/543, 15/5866 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Wolfgang Wodarg Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/543 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/ CSU-Fraktion bei Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen. Zusatzpunkt 2 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Verordnung der Bundesregierung Erste Verordnung zur Änderung der Biomasseverordnung – Drucksachen 15/5666, 15/5761 Nr. 2.1, 15/5867 – Berichterstattung: Abgeordnete Marco Bülow Franz Obermeier Dr. Antje Vogel-Sperl Angelika Brunkhorst Der Ausschuss empfiehlt, der Verordnung auf Drucksache 15/5666 zuzustimmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen d b E m g t n t n t n t K u (C (D er Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion ei Gegenstimmen der FDP-Fraktion angenommen. Zusatzpunkt 2 d: Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP Gegen Gewalt und Vertreibungen in Simbabwe – Die Afrikanische Union muss handeln – Drucksache 15/5830 – Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Antrag ist einstimmig angenomen. Wir kommen nun zu weiteren Beschlussempfehlun en des Petitionsausschusses. Zusatzpunkt 2 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 223 zu Petitionen – Drucksache 15/5836 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 223 ist einstimmig angeommen. Zusatzpunkt 2 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 224 zu Petitionen – Drucksache 15/5837 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 224 ist einstimmig angeommen. Zusatzpunkt 2 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 225 zu Petitionen – Drucksache 15/5838 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 225 ist einstimmig angeommen. Zusatzpunkt 2 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 226 zu Petitionen – Drucksache 15/5839 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 226 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSUnd der FDP-Fraktion angenommen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Zusatzpunkt 2 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 227 zu Petitionen – Drucksache 15/5840 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Sammelübersicht 227 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion gegen die Stimmen der FDP-Fraktion angenommen. Zusatzpunkt 2 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 228 zu Petitionen – Drucksache 15/5841 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Sammelübersicht 228 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der CDU/CSU-Fraktion angenommen. Ich rufe die Zusatzpunkte 3 a bis 3 c auf: a)


(Münster), Dr. Karl Addicks, Rainer Brüderle,





(A) )


(B) )


(EuB-EP 1178)


(Quedlinburg), Volker Beck (Köln), weiterer





(A) )


(B) )


(9. Ausschuss)





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )


tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Beschleunigung der Umsetzung von öf-
fentlich-privaten Partnerschaften und zur
Verbesserung gesetzlicher Rahmenbedingun-
gen für öffentlich-private Partnerschaften
– Drucksache 15/5668 –

(Erste Beratung 181. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksache 15/5859 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Otto Fricke, Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Privatisierung und öffentlich-private Partner-
schaften
– Drucksachen 15/2601, 15/5859 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu dem Antrag

(Offenbach)


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(C (D Stetten, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Wachstumsstrategie für Deutschland: Public Private Partnership weiterentwickeln und nunmehr realisieren – Infrastruktur optimieren, Investitionsstau auflösen – Drucksachen 15/5676, 15/5861 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Margrit Wetzel Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Als ersten Redner rufe ich den Kollegen Dr. Michael ürsch von der SPD-Fraktion auf. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte olleginnen und Kollegen! Ich stelle am heutigen Tag it Freude fest, dass wir uns beim Thema öffentlich-priate Partnerschaften und ihre Förderung weitgehend eiig sind. Auf jeden Fall sind wir uns in der Zielsetzung inig, dass diese Partnerschaften in Deutschland geförert werden sollen. Auch über die Maßnahmen, um die s jetzt geht, sind wir uns im Wesentlichen einig. Diese ustimmung kommt nicht nur von allen Fraktionen des arlaments, sondern auch von wichtigen Verbänden wie em BDI und der Deutschen Industrieund Handelsammer. Wir sind mit diesem Projekt in diesen schwierien Zeiten auf einem guten Wege. Lassen Sie mich zum Grundverständnis von öffent ich-privaten Partnerschaften Folgendes sagen – denn ch muss feststellen, dass dieses Grundverständnis noch icht überall vorhanden ist –: Im Kern geht es um eine eue Aufgabenund Risikoverteilung zwischen öffentliher Hand und Privatwirtschaft. Es gibt grundsätzlich wei Möglichkeiten, wie man öffentliche Aufgaben ahrnehmen und Infrastruktur bauen und betreiben ann: rein öffentlich oder rein privat. Mit den öffentlichrivaten Partnerschaften gehen wir einen dritten Weg. An dieser Stelle sage ich an die Adresse der FDP: Wir aben auch Ihren Antrag mit Interesse gelesen. Einige spekte halten wir durchaus für richtig. An einer Stelle ind wir allerdings anderer Meinung als Sie; denn in hrem Antrag setzen Sie eine deutliche Priorität bei Priatisierungen. Für uns sind die öffentlich-privaten Parterschaften dann eine Möglichkeit, wenn ein Wirtchaftlichkeitsvergleich zu dem Ergebnis kommt, dass ie tatsächlich der günstigere, der effizientere und auch on den Zahlen her beste Weg sind. Das ist in England is jetzt bekanntlich schon in 20 Prozent der Fälle so. ieses Ziel sollten wir auch für Deutschland anstreben. ber ich sage sehr deutlich: Die Koalition setzt ein deutiches Zeichen für öffentlich-private Partnerschaften, enn sie denn infrage kommen. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1518403800






(A) )



(B) )


Dr. Michael Bürsch

Wir halten Privatisierungen – auch angesichts der Ergeb-
nisse, zu denen es zum Beispiel in England zur Zeit von
„Maggie“ Thatcher gekommen ist – nicht für den Kö-
nigsweg.

Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur Einordnung
unseres Gesetzentwurfes sagen – denn das ist von Ver-
bänden und anderen außerhalb des Parlaments kritisch
angemerkt worden –: Der DIHK schreibt, dass sich die
Diskussion über ÖPP nicht nur auf die Beseitigung
rechtlicher Hemmnisse beschränken darf. Erforderlich
ist eine offene Auseinandersetzung darüber, welche poli-
tischen Rahmenbedingungen nötig sind. An der Stelle
stimme ich dem DIHK vollkommen zu: Wir brauchen in
Deutschland einen Bewusstseinswandel, die Bereitschaft
dazu, sich diesen öffentlich-privaten Partnerschaften
wirklich zu öffnen. Die Bereitschaft, das in aller Sorgfalt
und Offenheit zu prüfen, muss auf öffentlicher, aber
auch auf privater Seite vorhanden sein.

Was wir hier vorlegen, ist, wenn man so will, solides
Handwerk. Wir haben uns einige Punkte vorgenommen,
denen in der Tat in Deutschland rechtliche Hemmnisse
entgegenstehen. Diese wollen wir mit diesem Gesetzes-
werk beseitigen. Wir sind uns alle einig, dass wir noch
einiges auf der Agenda haben; da kann ich auch ganz
zwanglos aus dem Antrag der CDU/CSU zitieren. Natür-
lich sind wir auch für ein bundesweit einheitliches Ver-
fahren für den Wirtschaftlichkeitsvergleich. Wir sind
auch dafür, dass standardisierte Vertragsstrukturen ent-
wickelt und die Ausschreibungs- und Vergabebedingun-
gen standardisiert werden. Auch privates Kapital zum
Abbau des öffentlichen Investitionsstaus wollen wir
akquirieren.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Heuschrecken!)


Insbesondere sind wir uns mit der CDU/CSU und
auch der FDP darüber einig, dass der Mittelstand bei
den öffentlich-privaten Partnerschaften eine herausra-
gende Rolle spielen soll. Weil der Mittelstand 70 Prozent
unserer Wirtschaft ausmacht, brauchen wir natürlich An-
gebote, die auch für die Mittelstandswirtschaft geeignet
sind; darüber sind wir uns einig. Ich kann insofern aus
dem Katalog, den die CDU/CSU vorgelegt hat, etliches
unterschreiben. Wir werden daraus, wenn wir an diesem
Thema weiterarbeiten wollen, die entsprechenden Agen-
dapunkte herausfiltern. Ich stelle mir vor, dass wir dieses
in den nächsten Monaten bzw. in den nächsten Jahren in
Ruhe weiterentwickeln.

Wir brauchen in der Tat einen Bewusstseinswandel
auf der öffentlichen und der privaten Seite – vielleicht
auch noch bei den Haushältern – dahin gehend, dass die
Bundeshaushaltsordnung kein heiliger Katechismus
ist. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es absolut
verboten ist, an die Bundeshaushaltsordnung überhaupt
Hand anzulegen. Aber wir wollen ja nur eine kleine Aus-
nahme schaffen, nämlich die Veräußerung von öffentli-
chem Eigentum dann erlauben, wenn die Aufgaben des
Bundes auf diese Weise nachweislich wirtschaftlicher
erfüllt werden können. Wir wollen eine minimale Öff-
nung. Das ist das, was im 21. Jahrhundert, meine ich, der
moderne Weg ist. Da braucht niemand zu befürchten,

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(C (D ass damit ein zusätzlicher Kreditrahmen eröffnet wird der dass es negative Auswirkungen auf die Haushaltsage hat. Ich komme zum Schluss und danke denen, die an die em Werk mitgearbeitet haben und weiter mitarbeiten ollen, sehr herzlich. Ich glaube, dass wir gemeinsam inen Weg finden können, dieses wichtige Werk frakionsübergreifend voranzubringen. Ich werbe sehr dafür, ieses gemeinsam zu tun und vielleicht auch im Bundesat, bei den Ländern, über dieses Werk Einigkeit zu rzielen. Das bringt uns voran und das ist ein erster ichtiger Schritt, um bei den öffentlich-privaten Partnerchaften voranzukommen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518403900

Das Wort hat der Kollege Dr. Klaus Lippold von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1518404000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich knüpfe an das
n, was der Kollege Dr. Bürsch gerade gesagt hat: dass
ir die Dinge gemeinschaftlich vorantreiben sollen. Ich
alte das für richtig, Herr Kollege Bürsch. Aber Sie hät-
en dies ja realisieren können, nachdem Sie dieses schon
ährend der letzten Sitzung angesprochen haben und ich
arauf gesagt habe, dass wir zu konstruktiver Zusam-
enarbeit bereit sind. Wir hätten hier und heute einen
emeinschaftlichen Entwurf verabschieden können
nd hätten dieses Vorhaben nicht weiter verschieben
üssen.
Ich sage das – das ist besonders wichtig – deshalb,
eil Sie davon gesprochen haben, dass jetzt die „Ruhe
er nächsten Monate“ kommt. Ich sehe keine „Ruhe der
ächsten Monate“, Herr Bürsch: Wir haben eine Arbeits-
osigkeit auf Rekordniveau, wir haben eine Jugendar-
eitslosigkeit, die überhaupt nicht mehr zu überbieten
st, wir haben einen Rekord an Unternehmenspleiten.


(Ute Kumpf [SPD]: Sie haben das falsche Manuskript aus der Tasche gezogen! Für die Ausbildung sind die Unternehmen zuständig!)


ir haben ein Haushaltsloch, das in der deutschen Ge-
chichte einen Rekord darstellt, und das, obgleich wir
urzeit noch nicht einmal eine Sondersituation wie die
iedervereinigung zu bewältigen haben. Das heißt, wir
tehen unter der rot-grünen Koalition vor einer katastro-
halen Entwicklung. Und Sie sagen, wir können das in
uhe in den nächsten Monaten angehen! Nein, das muss
etzt, also umgehend passieren, sonst kommen wir ange-
ichts des katastrophalen Versagens der Bundesregie-
ung nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])







(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


Ich will auch noch einmal sehr deutlich machen: Ich

glaube, dass – was Sie auch angesprochen haben – die
Frage der Privatisierung nach wie vor ganz zentral ist.
Ich meine, dass dort, wo sinnvoll privatisiert werden
kann, die Privatisierung auch als Instrument genutzt
werden muss, weil wir damit entscheidend weiterkom-
men. Vor diesem Hintergrund ist die öffentlich-private
Partnerschaft ein weiteres Instrument, das ich ebenfalls
positiv bewerte. Es ist jedoch kein Allheilmittel, um das
noch einmal ganz deutlich hinzuzufügen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


Mit diesem Mittel können wir unter Umständen aber das
bewerkstelligen, was der Staat, die Länder und die Kom-
munen ansonsten nicht könnten.

Herr Dr. Bürsch, man muss sehen, dass das katastro-
phale Versagen der Regierung natürlich auch dazu
geführt hat, dass die anderen staatlichen Ebenen in der
Republik – Länder und kommunale Gebietskörper-
schaften – nicht über die Investitionsmittel verfügen,
über die sie verfügen könnten, wenn Sie eine konse-
quente Wachstumspolitik betrieben hätten.


(Anton Schaaf [SPD]: Steuervergünstigungsabbaugesetz! Sie haben sich aktiv daran beteiligt, dass die Kommunen 6 Milliarden Euro nicht erhalten haben!)


Das haben Sie nicht getan. Deshalb sind wir der Mei-
nung, dass die Chancen für Public Private Partnership
verbessert werden müssen. Vor diesem Hintergrund ist
der vorliegende Gesetzentwurf ein Schritt in die richtige
Richtung. Sie haben gerade schon angesprochen, dass er
weiter verbessert werden muss. Hätten Sie unsere Vor-
schläge direkt aufgegriffen, dann müsste das nicht erst in
Zukunft geschehen.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: In der Kürze der Zeit war das nicht möglich!)


Ich sage noch einmal ganz deutlich: Es gibt in den
Passagen zum Vergaberecht Mängel. Die Mittelstands-
problematik ist absolut unzureichend berücksichtigt, um
nicht deutlich von völlig vernachlässigt zu sprechen. Das
können wir so nicht durchgehen lassen. Der nächste
Punkt ist: Trotz der schlechten Erfahrungen mit der
LKW-Maut ist Controlling in diesem Gesetzentwurf
kein Thema. Auch das kann nicht sein. Ich meine, des-
halb werden wir hier sofort weiterarbeiten müssen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie nichts beantragt?)


Auch auf dem defizitären Feld der Verkehrsin-
frastruktur – Ausbau des Fernstraßenbauprivatfinan-
zierungsgesetzes, um weitere Projekte im Straßenbau
realisieren zu können, und Ausgestaltung der
Verkehrswegeinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft als
eine Managementgesellschaft – ist bei Ihnen Fehlan-
zeige; hier tut sich bei Ihnen nichts. Ich bin dafür, dass
wir dies alles möglichst bald ändern.

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(C (D Weil die Situation in der Bundesrepublik so katastrohal ist, Herr Bürsch, werden wir im Gegensatz zu Ihnen icht kleinkariert handeln, sondern den Gesetzentwurf assieren lassen. Das ist aus unserer Sicht auch ein Zeihen an die Länder für die weiteren Beratungen. Deshalb itte ich ganz einfach, das ernst zu nehmen. Wie gesagt: enn wir unsere Möglichkeiten total ausschöpfen würen, wäre eine Chance auf Vermehrung der Beschäftiung nicht gegeben. Ich bedaure nochmals, dass Sie nicht willens und in er Lage waren, mit uns so konstruktiv zusammenzuareiten, wie das im ersten Durchgang hier diskutiert woren ist. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das waren die Grünen, die das verhindert haben!)


ir jedenfalls werden bei unserer Linie bleiben. Was für
achstum und Beschäftigung spricht, werden wir
kzeptieren und vorantreiben. Deshalb lassen wir diesen
esetzentwurf trotz großer Bedenken passieren.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518404100

Das Wort hat die Kollegin Anja Margarete Hajduk

om Bündnis 90/Die Grünen.

(Zurufe von der CDU/CSU: Oh, „Margarete“!)



Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518404200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Liebe Kollegen! Es ist sicherlich notwendig und
ichtig, unseren Staat Deutschland weiter zu moderni-
ieren sowie ihn effizienter und mit Sicherheit teilweise
uch schlanker zu machen. Dies ist jedenfalls die Posi-
ion von Bündnis 90/Die Grünen.
Wir sind durchaus für Wettbewerb, wenn öffentliche
ufgaben dadurch besser erledigt werden können, als
enn der Staat das alleine macht.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Aber nicht, wenn es konkret wird!)


n vielen Bereichen ist es sinnvoll, wenn sich der Staat
her auf eine Gewährleisterrolle beschränkt; das will ich
ier ganz deutlich sagen. Der Staat muss die Erfüllung
er öffentlichen Aufgaben sicherstellen, die konkrete Er-
ringung der Leistungen kann man aber auch auf Unter-
ehmen übertragen.
Wir haben heute und in dieser Wahlperiode überhaupt

ine ganze Menge für den Wettbewerb erreicht. Bei den
etzgebundenen Infrastrukturen sorgen wir mit dem
nergiewirtschaftsgesetz und dem Telekommunikations-
esetz wirklich für mehr Wettbewerb. Auch ÖPP meint
ichts anderes: Der Staat soll einen bestimmten Teil der
ffentlichen Aufgaben definieren, aber in einem wettbe-
erblichen Verfahren die Aufgabe selbst auf Private
bertragen.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

Wir Grünen wollen auch gerne bei der Bahn weiter-

kommen. Hier geht es um die Trennung des Schienen-
weges und des Bahnbetriebs.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das hat mit ÖPP nichts zu tun!)


Eine Privatisierung von Netz und dem früheren Mono-
polisten in einem Unternehmen dagegen führte eher zu
neuen Verkrustungen.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist eine ordnungspolitische Entscheidung und hat nichts mit PPP zu tun!)


– Das hat im engeren Sinne nichts mit ÖPP zu tun. Ich
will nur im Zusammenhang mit dem Wettbewerb dieses
sehr heiße Thema trotzdem ansprechen.

Da der FDP-Kollege hier dazwischenruft, will ich
noch etwas anderes sagen: Wir sind gegen ein einseitiges
Primat der Privatisierung. Diese Tendenz ist bei Ihnen
stark ausgeprägt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dagegen spricht auch die Erfahrung. Das muss nicht
sein. Insofern gibt es auch beim Thema ÖPP Differen-
zen, wenn auch keine grundsätzlichen.

Die Effizienzgewinne durch die Einbeziehung von
Privaten sind das entscheidende Kriterium für ÖPP; das
hat auch der Kollege Dr. Bürsch deutlich gemacht. In ei-
ner Zeit, in der der Bedarf an der Modernisierung der öf-
fentlichen Infrastruktur – das betrifft nicht nur den Stra-
ßenbau, sondern zum Beispiel auch öffentliche Gebäude
und Schulen – sehr hoch ist, aber die Finanzierungsmög-
lichkeiten der öffentlichen Hand beschränkt sind, ermög-
licht es ÖPP, die Kooperation zwischen Staat und Privat-
wirtschaft zu fördern. Ich sage aber auch: Eine verdeckte
Erhöhung von Schulden durch ÖPP, wenn man sie nur
als eine privatrechtliche Konstruktion nutzt und anwen-
det, sollten wir aus haushaltsrechtlichen Gründen ver-
meiden. Es kommt dabei sehr auf den Einzelfall an; das
finde ich wichtig.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das haben Sie doch gewollt!)


Unter der Begrifflichkeit ÖPP werden oft unterschiedli-
che Dinge gefasst. Ich unterstelle niemandem Böses,
sondern formuliere das als einen Anspruch, hier sorgsam
abzuwägen, Herr Fuchs.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Für Bündnis 90/Die Grünen, aber auch für die ande-
ren kommt es entscheidend darauf an, Chancen und Risi-
ken zwischen Staat und Privaten fair zu teilen. Deswe-
gen passen wir eine Reihe von rechtlichen Regelungen
im Bereich des Vergabe-, Gebühren-, Haushalts- und
Steuerrechts an, damit sie öffentlich-privaten Partner-
schaften nicht entgegenstehen. Uns war wichtig, von
einer generellen Öffnung von geschlossenen Immobi-

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(C (D ienfonds für ÖPP-Projekte aus Gründen des Anlegerchutzes abzusehen. Vor dem Hintergrund der Anträge on Union und Bündnis 90/Die Grünen ist hier eine leine Differenz festzustellen. Einen anderen Weg zur inanzierung von ÖPP öffnen wir hingegen: Offene Imobilienfonds können bis zu 10 Prozent die Finanzieung des Nießbrauchsrechts von ÖPP-Projekten nutzen. Ich möchte zum Abschluss noch etwas sagen, Herr r. Lippold, weil Sie kritisiert haben, dass wir nicht vollnds zusammenkommen konnten, obgleich in der ersten esung und auch in der Tendenz der Diskussion Geeinsamkeiten deutlich wurden. Das ist auch ein Prolem der knappen Zeit gewesen. Sie selber haben gesagt, ass wir hier weiterkommen müssen und wir uns in einer chwierigen Situation befinden. Sie haben das ein bisshen drastischer formuliert und uns dabei angegriffen. uf einen Gegenangriff verzichte ich selbstverständlich; ch möchte nur sagen: Eine Anhörung – dazu wären wir ereit gewesen – war in der Tat nicht verabredet. Zudem atten wir für die Einbeziehung Ihrer Anliegen, um diese it unseren Positionen zu vereinbaren, in einer ausführichen Diskussion keine Zeit. Sie haben eine sehr starke Ausweitung der Fernstra enbauprivatisierung vorgeschlagen. Da sind wir eben icht zu 100 Prozent d’accord. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Da kommt dann die Ideologie!)


as ist aber nur ein Teil des ganzen Reigens. Ursächlich
ar nicht mangelnder Wille unsererseits, fair mit Ihnen
mzugehen; vielmehr gab es bei den Akzenten, die Sie
etzen wollten – das betraf auch das Steuerrecht –,
chlicht Differenzen. Ich finde es gut, dass Sie mit Blick
uf den Bundesrat dennoch weiterkommen wollen. Des-
egen beschließen wir hier – ich hoffe, ohne Gegen-
timmen von Ihrer Seite – unser Gesetz. Den weiteren
eratungen im Bundesrat sehen wir hoffnungsvoll ent-
egen.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518404300

Das Wort hat der Kollege Horst Friedrich von der

DP-Fraktion.

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1518404400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

au da, liebe Kollegin Hajduk, ist das Problem: Sie
öchten ÖPP nach Ihren Kriterien definieren. Sie ver-
essen dabei, dass ÖPP nur funktioniert, wenn es insge-
amt ein gesellschaftliches Klima gibt, in dem überhaupt
kzeptiert wird, dass sich Private stärker beteiligen. Die-
es Klima müssen Sie aber zunächst schaffen; denn das,
as Sie wollen, ist auch jetzt schon möglich, nämlich
it Gesetzen, die im Übrigen aus den Jahren 1993 und
994 stammen und die damals gegen Ihre Stimmen ver-
bschiedet wurden. Mit dem, was Sie jetzt vorgelegt ha-
en, schaffen Sie bestenfalls eine Arbeitsgrundlage für
ie beiden Leuchttürme – in Rostock und bei der






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


Querung der Trave in Lübeck –, die zwei Unternehmer
gesetzt haben. Das ist das, was hier drinsteht.

Das, was Sie machen und wie Sie es machen, ist aller-
dings einer parlamentarischen Beratung von Gesetzen
nicht angemessen; denn Sie treiben das im Schweinsga-
lopp voran. Die Opposition wird im Prinzip nicht betei-
ligt, es gibt kaum Chancen, sich einzubringen, und Sie
haben offensichtlich noch nicht einmal Ihren Koalitions-
partner so informiert, dass er weiß, wie er in den Aus-
schüssen abstimmen muss.

Sie führen hier neue Rechtsbegriffe ein und verwen-
den diese zum Teil sogar noch unterschiedlich. Sie reden
im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen von „öf-
fentlichen Auftraggebern“, in der Vergabeverordnung
hingegen auf einmal von „staatlichen Auftraggebern“.
Das mag ein Flüchtigkeitsfehler sein, aber man müsste
die Begriffe zumindest definieren.

Tatsächlich neu ist allerdings, dass Sie neben den
schon bekannten Begriffen „offene Verfahren“, „nicht
offene Verfahren“ und „Verhandlungsverfahren“ in der
Vergabeverordnung den so genannten wettbewerblichen
Dialog einführen – einen Begriff, den es in Deutschland
im Vergaberecht noch gar nicht gibt. Derartiges ist in der
EU zwar angedacht, aber noch keineswegs umgesetzt.
Es ist auch nicht verpflichtend, dies umzusetzen; tat-
sächlich weiß niemand, was „wettbewerblicher Dialog“
heißt.

Dies führt uns zu der Frage: Wer schützt denn den
Mittelstand? Denn die Konsequenz Ihrer Gesetzesvorga-
ben ist, dass der Auftraggeber aus dem wettbewerb-
lichen Dialog heraus – nach Zustimmung der anderen
Vorschläge – berechtigt sein soll, technische Lösungen
und innovative Ansätze mit anderen zu erarbeiten. Das
kann es aus meiner Sicht nicht sein.


(Beifall bei der FDP)

Die hoch innovativen Mittelstandsfirmen, die konse-
quente Vorschläge machen, dann aber vielleicht nicht in
der Lage sind, die Finanzierung zu realisieren, liefern die
Technik, aber ein anderer produziert und benutzt diese
Firmen als Subunternehmer. Das kann aus unserer Sicht
nicht sein. Deswegen wäre es gut gewesen, diesen Be-
griff überhaupt einmal zu definieren und deutlich zu ma-
chen, was das Ganze soll.

In der Summe sagen wir: Was Sie vorlegen, ist im
Grunde nicht falsch; es geht uns aber nicht weit genug.
Sicherlich ist das nicht das richtige Zeichen: Sie wollen
ÖPP ausschließlich dann nutzen, wenn der Staat bei der
Finanzierung nicht mehr weiter weiß und ein Loch ge-
stopft werden muss. Genau das kann es nicht sein. Das
ist ein völlig falsches Signal. Deswegen werden wir uns
bei der weiteren Beratung enthalten. Sollte es am
18. September Neuwahlen geben, dann muss dieses Ge-
setz als allererstes auf den Prüfstand und dann muss das
Thema richtig angefasst werden, hoffentlich unter ande-
ren Mehrheitsverhältnissen.

Danke sehr.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Klaus Brandner von der PD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Ich freue mich auch, dass wir trotz er schwierigen Debattenlage vor Beginn eines Wahlampfes – Dr. Lippold hat einen kleinen Beitrag dazu m Anfang seiner Rede geliefert – (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Es kommt noch mehr! – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Gleich kommt der Fuchs!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518404500
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1518404600

ber den vorliegenden Gesetzentwurf so sachlich und
onstruktiv debattieren können, wie es dem Thema an-
emessen ist. Ich hoffe nur, dass sich dieser Wille zum
onsens von heute auch auf die Beratungen des Bundes-
ates am 8. Juli erstrecken wird. Dann nämlich hätten
ir alle einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Wirt-
chaftsstandortes Deutschland geleistet.
Im Übrigen muss ich Ihnen klar sagen, Herr
r. Lippold: Wir warten nicht ab, wir sitzen auch nicht
us, sondern wir haben schnell gearbeitet und sehr früh
azu eine Arbeitsgruppe installiert. Wir haben mit Prak-
ikern geredet und insofern ein Gesetz vorgelegt, das an-
endungstauglich ist. Wir hoffen wirklich, dass es im
undesrat recht bald Zustimmung erfahren wird, damit
er Segen dieses Gesetzes von allen am Wirtschafts-
tandort Deutschland genutzt werden kann.
Über die Einzelheiten des Gesetzes ist von meinen

orrednerinnen und Vorrednern schon ausführlich ge-
prochen worden. Ich möchte auf einen Aspekt zu spre-
hen kommen, der in der öffentlichen Debatte bisher, so
eine ich, zu kurz gekommen ist. Das Konzept ÖPP
eht weit über die Frage neuer Finanzierungsmodelle öf-
entlicher Leistungen hinaus. Es handelt sich auch nicht
llein um eine neue öffentlich-private Form des Entwer-
ens, des Bauens und des Betreibens bisher in Eigenrea-
isierung des Staates erbrachter Leistungen. ÖPP kann
u einem Effizienztreiber und Modernisierungsmotor für
taat und Gesellschaft schlechthin werden. Allein die
ebenszyklusbetrachtung und der Wirtschaftlichkeits-
ergleich werden eine Debatte über den besten und kos-
engünstigsten Weg öffentlicher Leistungserstellung er-
wingen. Darauf werden zukünftig nicht nur die
inanzminister und die Kämmerer, sondern auch die
teuerzahler und die Öffentlichkeit bestehen müssen.
Richtig ist: Es gibt keinen Automatismus zugunsten

on ÖPP. Richtig ist aber auch: Es darf keinen Automa-
ismus mehr für die Eigenrealisierung durch die öffentli-
he Hand geben. Beide Beschaffungsvarianten sind zu
interfragen; beide haben sich im Wettbewerb zu legiti-
ieren. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft jede öffent-
iche Investition mit einem Volumen von mehr als
Millionen Euro darauf überprüft werden wird, ob eine
PP-Variante nicht besser und kostengünstiger wäre.
llein eine solche Debatte wird zu einem Modernisie-
ungsschub in den Verwaltungen führen, der unserem
and gut tun wird.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Wir alle wissen, dass bei herkömmlichen Bauvorha-

ben des Staates Kosten- und Zeitüberschreitungen an der
Tagesordnung sind. Bei öffentlich-privaten Partnerschaf-
ten sind Kosten- und Zeitüberschreitungen dagegen die
Ausnahme. Wir wissen aus anderen Ländern, dass mit
ÖPP gegenüber der Eigenrealisierung des Staates eine
durchschnittliche Kostenunterschreitung von bis zu
20 Prozent möglich ist. Auch bei den – wenigen – ÖPP,
die zurzeit in Deutschland verwirklicht werden, ver-
zeichnen wir Kostenvorteile von bis zu 19 Prozent; dies
belegen zum Beispiel die Schulprojekte im Landkreis
Offenbach. Auch in meinem Wahlkreis Gütersloh gibt es
solche Projekte. Insofern gibt es schon diese „Leucht-
türme“, für die wir werbend tätig werden sollten und de-
nen wir durch die Verabschiedung des ÖPP-Gesetzes
eine noch schnellere Verwirklichung ermöglichen.

Mithilfe von ÖPP können und sollen sich der Staat
und die öffentliche Hand auf die Vorgaben und die Kon-
trolle der von den politischen Gremien gewünschten
Projekte zurückziehen. Damit wird der Weg auch für ein
modernes Staatsverständnis geebnet. Der Staat sieht sich
nicht mehr in der Verantwortung, öffentliche Leistungen
selbst zu erstellen; er sieht sich vielmehr in der Verant-
wortung, öffentliche Leistungen für die Bürgerinnen und
Bürger in ausreichender Qualität und Quantität zu ge-
währleisten.

Rolf Böhme, der frühere Oberbürgermeister von Frei-
burg, hat neulich in einem Zeitungsbeitrag dazu ge-
schrieben:

Die Entwicklung zu einer Gewährleistungsge-
meinde, die nicht mehr selbst über ihre Ämter plant,
ausführt und bewirtschaftet, sondern nur noch die
Inhalte bestimmt und ihre Gewährleistung gegen-
über der Bürgerschaft überwacht, ist vorgezeichnet.

Die ÖPP-Modelle würden daher nicht nur Investitionen
im öffentlichen Bereich, sondern auch Innovationen für
die Struktur der öffentlichen Verwaltung insgesamt aus-
lösen. Dieser Prozess wird sich langsam vollziehen, aber
ÖPP ist ein erster Schritt in die richtige Richtung; damit
wird der richtige Weg eingeschlagen. So weit Rolf
Böhme, der sich sehr engagiert mit diesem Themenkom-
plex befasst hat.

Wir verabschieden heute das erste ÖPP-Gesetz in
Deutschland. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte sein.
Nach wie vor ungelöst ist die Umsatzsteuerdiskriminie-
rung von ÖPP gegenüber der Eigenrealisierung durch
die öffentliche Hand. Schnelle und einfache Lösungen,
wie sie in anderen Ländern mit so genannten Umsatz-
steuerrefundsystemen möglich sind, sind in unserem fö-
deralen System nicht realisierbar.

Wir haben mit dem vorliegenden Gesetzentwurf nur
einen ersten Einstieg in eine ÖPP-freundliche Ausgestal-
tung des Investmentgesetzes geschafft. Die Frage der
Beimischung von ÖPP-Projektgesellschaften in Port-
folios offener Immobilienfonds und die Schaffung von
ÖPP-Infrastrukturfonds müssen wir in Zukunft angehen.
Wir müssen wahrscheinlich auch das Dienstrecht noch
einmal genauer betrachten. Des Weiteren werden wir die
Ausweitung des Fernstraßenbauprivatfinanzierungsge-
setzes auf Bundesautobahnen zu thematisieren haben.

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(C (D Kommen Sie bitte zum Schluss. Mit dem ÖPP-Beschleunigungsgesetz, das wir heute n diesem Hohen Hause noch verabschieden können, erden wir einen wichtigen Schritt in die ÖPP-Zukunft eutschlands tun. Dafür haben sich die Mühe und die nstrengungen der vergangenen Monate gelohnt. Ich offe, dass der Gesetzentwurf in diesem Hohen Hause reite Zustimmung finden wird. Danke sehr. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518404700
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1518404800


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518404900

Das Wort hat der Kollege Dr. Michael Fuchs von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1518405000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Lieber
ollege Brandner, Sie haben das Ganze heute sehr
taatstragend vorgetragen. Allerdings wäre es mir viel
ieber gewesen, wenn Sie dieses staatstragende Verhal-
en schon eher hinbekommen hätten; dann hätten wir
ielleicht die Punkte, die wir zwar gemeinsam diskutiert
aben, die uns aber trennen, auch noch in diesen Gesetz-
ntwurf aufnehmen können. Genau dies wäre unsere
ufgabe gewesen. Es tut mir Leid; ich weiß, dass Sie,
err Bürsch, viel Herzblut hineingesteckt haben, um
ies hinzubekommen. Aber es ist eben nicht so weit. Ich
erde gleich noch die Punkte aufzählen, warum es nicht
er Fall ist.
Zuerst mache ich deutlich, warum ÖPP für uns so
ichtig ist: Wir haben einen riesigen Investitionsstau in
nserem Land. Dieser Investitionsstau ist Ihr Investi-
ionsstau.


(Ute Kumpf [SPD]: Na, na, na! Sie machen es sich ganz schön einfach!)


r kommt schlicht und ergreifend daher, dass der Bun-
eshaushalt ein strukturelles Defizit von über 60 Milliar-
en Euro ausweist. Das ist der Erfolg Ihrer Politik: ein
trukturelles Defizit von über 60 Milliarden Euro. Sie
erden in diesem Jahr die Maastricht-Kriterien zum
ierten Mal verfehlen.


(Zurufe von der SPD)

Ich weiß, dass Ihnen das weh tut. – Sie haben in den
etzten Jahren eine Strukturpolitik gemacht, die dazu ge-
ührt hat, dass die Investitionen in Deutschland ständig
eiter zurückgegangen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Haben Sie vergessen, welchen Schuldenberg Sie uns hinterlassen haben?)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

Ein weiterer Indikator für die Schieflage des Bundes-

haushalts ist die Tatsache, dass 2005 erstmals die Sozial-,
Versorgungs-, Zins- und Personalausgaben in Höhe von
207 Milliarden Euro die Einnahmen um über 20 Milliar-
den Euro übersteigen werden. Nach der letzten Kor-
rektur, die Herr Eichel vornehmen musste, werden die
Einnahmen in diesem Jahr nur 187 Milliarden Euro be-
tragen.

Schauen Sie einmal nach, was Sie aus Investitionen
gemacht haben! Sie werden feststellen, dass die Investi-
tionsquote von 12,5 Prozent im Jahre 1998 auf heute
8,3 Prozent abgesackt ist. Alle Ihre Haushalte sind nicht
mehr verfassungsgemäß. Die Investitionen, die letztend-
lich Arbeitsplätze in Deutschland bedeuten, haben Sie
kaputtgemacht; dies sage ich ganz deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Saarland, Hessen!)


Herr Brandner, ich sage Ihnen dies an einem Tag, an
dem Sie alle wirklich mit Asche auf dem Haupt in die-
sem Haus sitzen müssten: 4,7 Millionen Arbeitslose im
arbeitsstärksten Monat Juni! Diese Zahl wurde heute in
Nürnberg verkündet.


(Klaus Brandner [SPD]: Davon 380 000 durch Hartz IV! 1998 hatten wir die höchste Arbeitslosigkeit!)


– 471 000 mehr als im Juni letzten Jahres. Das ist die
Folge Ihrer Politik, die Folge der Tatsache, dass wir in
diesem Land keine Investitionen mehr haben, weil sich
die Unternehmen nicht zu investieren trauen und weil
Sie staatliche Investitionen derart erschwert haben. Ge-
nau das ist das Problem und das sollten wir hier ganz
deutlich benennen.


(Klaus Brandner [SPD]: Jetzt reden Sie doch mal zu ÖPP!)


Deswegen halte ich es für richtig, dass wir heute hier
gemeinsam ÖPP nach vorne bringen wollen. Nun wird
ÖPP nicht das gesamte Problem lösen.


(Klaus Brandner [SPD]: Das hat auch keiner behauptet!)


Wir sollten uns auch davor hüten, zu glauben, dass wir
– für mich ist es eine Second-best-Lösung – mit dieser
Second-best-Lösung Privatisierungen verhindern könn-
ten. Wir brauchen genauso die Privatisierungen. An die-
sem Thema sollten wir dran bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


Ich freue mich dennoch, dass wir gemeinsam – vor al-
len Dingen mit Ihnen, Kollege Bürsch – nach Lösungen
gesucht haben. Allerdings will ich auch die Punkte an-
sprechen, die wir nicht gemeinsam hinbekommen haben.
Wir werden mit dem ÖPP-Gesetz leben können, aber wir
werden es so schnell wie möglich – das wird nach dem
18. September ziemlich zügig gehen – reformieren müs-
sen, weil es uns zu viele großvolumige Projekte fördert.
Deswegen hatten wir auch eine Revisionsklausel ver-
langt, um nachprüfen zu können, ob wir nicht unter Um-

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(C (D tänden mehr Großprojekte fördern und den Mittelstand ußen vor lassen. Unsere Aufgabe muss es sein, in dieem Hause dafür zu sorgen, dass gerade der Mittelstand efördert wird, weil dort, wie Sie wissen, die meisten rbeitsplätze entstehen. Zugleich werden wir uns dafür einsetzen, dass die otenziale des Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetes – auch wieder so ein wunderschönes Wort – für ÖPP esser ausgenutzt werden. Ich weiß, Frau Kollegin ajduk, dass dies nicht unbedingt Ihre Vorstellung ist. ch weiß auch, dass Sie gerade da blockiert haben und ass dies wahrscheinlich die Klippe war, weswegen wir icht zueinander gefunden haben, Herr Bürsch. (Zuruf der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ieses Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz
uss besser eingebaut werden. Es kann nicht sein, dass
ir da nur über so genannte Ingenieurbauten sprechen.
s muss auch für gesamte Autobahnen gelten. Ich denke
ier zum Beispiel an die A 20, die dringend notwendige
üstenautobahn. Könnten wir sie über ÖPP finanzieren,
ann sollten wir es auch tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir lehnen auch ganz massiv die geplante Veräuße-

ung unbeweglichen Vermögens dann ab, wenn das Ver-
ögen immer noch zur Aufgabenerfüllung des Bundes
enötigt wird.
Art. 4 Abs. 2 Ihres Gesetzentwurfs hat aber den
achteil, dass kurzfristige Veräußerungserlöse erzielt
nd zur Haushaltsfinanzierung verwandt werden kön-
en. Wir brauchen aber keine zusätzlichen Schattenhaus-
alte und auch keine Ausweitung des Kreditrahmens auf
iese Art. Wir haben schon viel zu hohe inakzeptable
erdeckte Kreditaufnahmen. Wenn wir jetzt immobiles
ermögen des Bundes, der Länder und der Kommunen
erkaufen, das in einem Sale-and-lease-back-Verfahren
nschließend wieder zurückgemietet wird, verschieben
ir wieder einmal die Verantwortung in die Zukunft, ge-
äß dem Motto „Was kümmern mich meine Schulden
on morgen?“


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen doch die Länder auch!)


ch will es anders ausdrücken: Sie machen damit Politik
ach dem Motto „Kinder haften für ihre Eltern“. Das
achen wir nicht mehr mit. Auf die Verschiebung von
ufgaben in die Zukunft zulasten einer anderen Genera-
ion sollten wir verzichten. Das haben wir lange genug
emacht.


(Klaus Brandner [SPD]: So ist es! Aber was haben Sie bis 1998 gemacht?)


ch glaube, in diesem Punkt muss das Gesetz geändert
erden. Wir werden das so bald wie möglich tun.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518405100

Ich schließe die Aussprache. Es liegen einige Erklä-

rungen nach § 31 der Geschäftsordnung vor, die ich zu
Protokoll nehme.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Von wem?)

– Einige Kollegen aus der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen haben eine Erklärung abgegeben.1)


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wollen die nicht einmal ihrem eigenen Antrag zustimmen?)


Zusatzpunkt 3 a: Abstimmung über den von den Frak-
tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen ein-
gebrachten Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Um-
setzung von öffentlich-privaten Partnerschaften und zur
Verbesserung gesetzlicher Rahmenbedingungen für öf-
fentlich-private Partnerschaften, Drucksache 15/5668.

Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt
unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 15/5859, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Enthal-
tung von CDU/CSU- und FDP-Fraktion angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit dem gleichen Stimmenverhältnis angenommen.

Zusatzpunkt 3 b: Unter Buchstabe b seiner Beschluss-
empfehlung empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/2601
mit dem Titel „Privatisierung und öffentlich-private
Partnerschaften“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen von FDP- und CDU/
CSU-Fraktion angenommen.

Zusatzpunkt 3 c: Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf
Drucksache 15/5861 zu dem Antrag der Fraktion der
CDU/CSU mit dem Titel „Wachstumsstrategie für
Deutschland: Public Private Partnership weiterentwi-
ckeln und nunmehr realisieren – Infrastruktur optimie-
ren, Investitionsstau auflösen“. Der Ausschuss emp-
fiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/5676 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen von CDU/CSU- und FDP-Fraktion angenom-
men.
1) Anlage 3

(C (D Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a bis 5 d auf: a)


richts des Innenausschusses (4. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Zusammenleben auf der Basis gemeinsamer
Grundwerte

– zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Kristina Köhler

(Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der CDU/CSU
Politischen Islamismus bekämpfen – Verfas-
sungstreue Muslime unterstützen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Max
Stadler, Klaus Haupt, Ernst Burgbacher, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Kulturelle Vielfalt – Universelle Werte –
Neue Wege zu einer rationalen Integrations-
politik

– Drucksachen 15/4394, 15/4260, 15/4401,
15/5238 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Rüdiger Veit
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Josef Philip Winkler
Dr. Max Stadler

b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Er-
richtung einer gemeinsamen Datei der deut-
schen Sicherheitsbehörden zur Beobachtung
und Bekämpfung des islamistischen Extremis-

(Anti-Terror-Datei-Gesetz)

– Drucksache 15/4413 –

(Erste Beratung 157. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/5239 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Frank Hofmann (Volkach)

Dr. Ole Schröder
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

c) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas
Strobl (Heilbronn), weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes über die Eidesleistung bei
Einbürgerungen
– Drucksache 15/5020 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes über die Eidesleistung
bei Einbürgerungen
– Drucksache 15/5225 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Rüdiger Veit von der SPD-Fraktion
das Wort.


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1518405200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten
heute unter diesem Tagesordnungspunkt über drei The-
men, die inhaltlich nur sehr bedingt etwas miteinander
zu tun haben – so ist es nun einmal –, und wir werden
dazu getrennt Stellung nehmen müssen. Ich beginne mit
dem vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Geset-
zes zur Errichtung einer Antiterrordatei, den sich die
CDU/CSU-Fraktion zu Eigen gemacht hat. Wir sind der
Auffassung, dass dieser Gesetzentwurf als unausgegoren
und fachlich unzureichend abzulehnen ist. Er wird ja be-
zeichnenderweise im Bundesrat noch nicht einmal von
allen unionsgeführten Bundesländern unterstützt.

Wir haben völlige Einigkeit in der Zielsetzung: Wirk-
same Terrorbekämpfung, und zwar jedweden Terrors,
egal von wem und wo er ausgeübt wird, bedarf einer
möglichst guten Zusammenarbeit aller Sicherheitsbehör-
den – national und international –, natürlich mithilfe der
elektronischen Datenverarbeitung. Der Parlamentarische
Staatssekretär Fritz Rudolf Körper und mein Kollege
Frank Hofmann haben bereits in der ersten Lesung die-
ses Gesetzentwurfs am 17. Februar dieses Jahres deut-
lich gemacht, dass er gerade dazu nicht geeignet ist, und
zwar nicht nur, weil er sich unverständlicherweise ledig-
lich auf islamistischen Terrorismus und Extremismus be-
schränkt, sondern auch, weil er sich um die notwendigen
flankierenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen
nicht kümmert.

Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU,
haben zudem geglaubt, uns von der Koalition und dem
Bundesinnenminister in Fragen der wirksamen Terrorbe-
kämpfung Nachhilfe geben zu müssen. Aber es ist um-
gekehrt: Seit dem Dezember 2004 arbeiten in Berlin-
Treptow 37 verschiedene Sicherheitsbehörden des Bun-
des und der Länder in einem gemeinsamen Zentrum zur
Bekämpfung des Terrors intensiv zusammen. Davon ha-
ben wir uns von der SPD-Arbeitsgruppe „Innenpolitik“
einen Eindruck verschafft. Auch Sie von der Union sol-
len dort gewesen sein und waren wohl einigermaßen an-
getan.

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(C (D Gestützt auf diese Erfahrungen hat das BMI nunmehr inen eigenen Gesetzentwurf vorbereitet. Er dient dem rreichen der Ziele einer wirksamen Terrorismusabwehr nd eines verbesserten Austausches der wirklich releanten Daten. Vom Grundsatz her handelt es sich dabei m eine so genannte Indexdatei, die nur die Analysen im olltext darstellt, um Datenfriedhöfe zu vermeiden. Aufrund der nunmehr möglicherweise vorzeitig zu Ende ehenden Legislaturperiode wird es wohl aber nicht ehr möglich sein, diesen Gesetzentwurf zu verabschieen. Sie sehen aber: Wir waren und wir sind tätig. Ich komme zum zweiten Thema. Nach den inhalts leichen Gesetzentwürfen sowohl des Bundesrates als uch der CDU/CSU-Fraktion soll eine Verpflichtung zur idesleistung bei Einbürgerungen nach dem Staatsürgerschaftsrecht gesetzlich neu geregelt werden. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Überflüssig!)


Genau. – Schon der Begründung des Gesetzentwurfs
er Union kann man entnehmen, dass es einer zusätzli-
hen gesetzlichen Regelung nicht bedarf. Einerseits
chwebt Ihnen vor, die Bedeutung der Einbürgerung
urch die Schaffung eines feierlichen Rahmens hervor-
uheben. Dagegen ist nichts zu sagen. Einige Einbürge-
ungsbehörden praktizieren schon die Aushändigung der
ntsprechenden Urkunden im Rahmen einer Feierstunde.
olche löblichen Beispiele könnte man durchaus beför-
ern, wenn man die ohnehin zur Änderung anstehenden
llgemeinen Verwaltungsvorschriften zum Staatsange-
örigkeitsrecht entsprechend ergänzte.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein guter Vorschlag!)


Zum andern versprechen Sie sich von einer Eidesleis-
ng wohl eine bessere Bindung des Einzubürgernden an
ie staatliche Gemeinschaft in der Bundesrepublik
eutschland. Sie verkennen dabei aber völlig, dass
chon die bestehende so genannte Loyalitätserklärung
er Betreffenden gemäß § 10 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des
taatsangehörigkeitsgesetzes als Einbürgerungsvoraus-
etzung wesentlich weiter geht als die von Ihnen vorge-
chlagene Eidesformel.
Gegen Ihren Vorstoß einer – wie gesagt: unnötigen –

esetzlichen Regelung muss aber auch eingewandt wer-
en, dass nach deutschem Recht und unserer langjähri-
en Tradition eine Eidesleistung ausschließlich von
mtsträgern verlangt wird, während sie uns beim „einfa-
hen“ Staatsbürger völlig fremd ist. Wenn man einmal
aran denkt, dass der Landtag des Freistaates Bayern be-
anntlich im Jahr 1949 unser Grundgesetz abgelehnt hat,
üsste man mit der gleichen Logik, wie sie Ihrem Ge-
etzentwurf zugrunde liegt, alle bayerischen Staatsbür-
er zur sofortigen Eidesleistung auf unsere bundesdeut-
che Verfassung antreten lassen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ha, ha! Zum Ende der Legislaturperiode werden Ihre Sprüche immer geistreicher!)


Ich komme zum dritten Thema, das wir unter dem
berbegriff „Integration“ hier und in den Ausschüssen






(A) )



(B) )


Rüdiger Veit

behandelt haben. Der Titel „Politischen Islamismus be-
kämpfen – Verfassungstreue Muslime unterstützen“ des
CDU/CSU-Antrags zeigt bereits, dass die Union einen
viel zu engen Teilaspekt beleuchtet. Außerdem wandelt
sie – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – auf dem sehr
schmalen Grat von durchaus berechtigten Anliegen ei-
nerseits und der stets vorhandenen Gefahr andererseits,
gegenüber allen Anhängern des Islams in Deutschland
unterschwellig fremdenfeindliche Gefühle in der Bevöl-
kerung anzusprechen.

Statt der gut sieben Seiten Text hätte Ihrerseits fol-
gende Feststellung ausgereicht: Volksverhetzung, verfas-
sungsfeindlicher Extremismus und Straftaten werden in
Deutschland auch dann nicht toleriert, wenn der Täter
versucht, sie mit religiösen Motiven zu begründen. So
besagt es das Gesetz, so handeln unsere Sicherheitsbe-
hörden und so urteilen unsere Gerichte. Darüber sind wir
uns alle hier eigentlich einig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Schließlich waren es, wenn ich daran erinnern darf,
die rot-grüne Bundesregierung und die sie tragende Ko-
alition, die dafür Sorge getragen haben, dass die religiö-
sen Tarnvereine verboten werden können und dass ge-
gen ihre Anhänger konsequent vorgegangen werden
kann.

Der FDP-Antrag „Kulturelle Vielfalt – Universelle
Werte – Neue Wege zu einer rationalen Integrationspoli-
tik“ enthält insbesondere in den Punkten 14 und 15 aus
meiner Sicht nachhaltig zu begrüßende Feststellungen
und Forderungen, auf die ich im Zusammenhang auch
mit Ihren Ausführungen, Herr Kollege Dr. Stadler, in der
ersten Lesung gern zurückkommen werde. Gleichwohl
bitte ich um Verständnis, wenn ich Ihnen hier und heute
den Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit
dem Titel „Zusammenleben auf der Basis gemeinsamer
Grundwerte“ zur Verabschiedung empfehle.

Mit dem von uns auf den Weg gebrachten Zuwande-
rungsgesetz bekennt sich unser Staat nach jahrzehnte-
langen Versäumnissen zu seiner Mitverantwortung für
die Integration von Zuwanderern. Wir, gerade die Innen-
politiker der Koalition, können auf dieses Gesetz und im
Übrigen auch auf die Staatsbürgerschaftsreform des
Jahres 1999 stolz sein, auch wenn leider viele, zum Teil
sehr schmerzhafte Kompromisse und Abstriche in Bezug
auf unsere Vorstellungen im Gesetzgebungsverfahren
der CDU/CSU und ihrer Mehrheit im Bundesrat ge-
schuldet waren.

Nach unseren Vorstellungen ist Integration ein Pro-
zess, der sowohl von den Zugewanderten oder Zuwan-
dernden als auch von den Menschen der aufnehmenden
Gesellschaft wechselseitig Anerkennung, ein Aufeinan-
derzugehen und die Übernahme von Verantwortung mit
dem Ziel der Achtung und des im Grundgesetz beschrie-
benen Wertesystems verlangt.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D elbstverständlich gehört hierzu auch die Bekämpfung on Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Sie t dabei gesellschaftlich und politisch unabdingbar. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ziel der Integration ist die gleichberechtigte Teil-
abe am ökonomischen, sozialen, politischen und kultu-
ellen Leben. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Auf-
abe aller staatlichen Ebenen und nicht staatlichen
rganisationen, die gemeinsam mit der Bevölkerung zu
rfüllen ist. Unser Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe
er Migranten und ihrer Familien. Der vielleicht wich-
gste Schlüssel hierzu ist die Vermittlung ausreichender
prachkenntnisse. Wir haben die Koordinierung dieser
ufgabe beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
usammengefasst. Für alle Migrantengruppen stehen
ort Haushaltsmittel in Höhe von 208 Millionen Euro
hrlich zur Verfügung.
Auch wir von Bündnis 90/Die Grünen und SPD hät-
n gern nicht nur die Ansprüche von Neuzuwanderern
egründet, sondern auch für alle bereits bei uns lebenden
usländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger noch mehr
ngebote gemacht. Aber Sie von der anderen Seite des
auses haben sich bei der Beratung des Zuwanderungs-
esetzes auch mit entsprechenden Forderungen geradezu
berschlagen. Sie wollten dabei vergessen machen, dass
ie verstärkten gegenwärtigen Anstrengungen aus den
hrzehntelangen Versäumnissen Ihrer Regierungszeit
esultieren. Sie müssen sich außerdem mit dem Wider-
pruch auseinander setzen, dass Sie hier zwar mehr for-
ern, dass andererseits gerade unionsgeführte Bundes-
nder ihre Haushaltsmittel – beispielsweise bei der
usländersozialberatung – auf null gesetzt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Unter unserer Verantwortung wird der Bund seiner
erantwortung jedenfalls mehr als gerecht. Das belegen
brigens auch die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für
igration und Flüchtlinge. Ich kann hier sagen, dass
ich dies wesentlich besser entwickelt hat, als wir ge-
laubt haben. Nach heutigem Stand sind 3 842 Integra-
ionskurse für zusammen 117 232 Teilnehmer bewilligt.
on diesen 117 232 Teilnehmern leben bereits fast
0 000 länger in Deutschland. Wir sind ursprünglich von
0 000 pro Jahr ausgegangen. Diese Zahl ist also bereits
ach einem halben Jahr mehr als deutlich überschritten.
Für uns ist im Übrigen selbstverständlich: Religion ist

eil der Kultur. Jeder hat in Deutschland das Recht, im
ahmen unserer Verfassung entsprechend seinem Glau-
en zu leben und seinen Glauben auszuüben. Aber wir
hnen es ab – wie Sie es in Ihrem Antrag getan haben –,
ie Zahlen und die Ereignisse zu dramatisieren.
Meine Redezeit läuft ab. Wie versprochen, möchte
h noch auf die Punkte 14 und 15 des FDP-Antrags und
uf Herrn Kollegen Dr. Stadler eingehen. Mindestens
wei Baustellen werden wohl dann, wenn die Legislatur-
eriode jetzt vorzeitig zu Ende geht, leider nicht abge-
chlossen werden können; auch sie haben mit Integration
u tun.






(A) )



(B) )


Rüdiger Veit

Zum einen meine ich unsere gemeinsamen Bestre-

bungen, alle diejenigen straffrei zu stellen, die aus rein
humanitären Gründen den illegal in Deutschland sich
aufhaltenden Menschen Hilfe leisten, namentlich also
Ärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Kirchenver-
treter, Lehrer und Vertreter ähnlicher Berufsgruppen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Zum anderen meine ich eine so genannte Altfall- oder
Bleiberechtsregelung, die wir trotz entsprechender Be-
mühungen im Zuwanderungsgesetz leider nicht veran-
kern konnten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518405300

Herr Kollege Veit, ich bin sehr großzügig, aber auch

das hat seine Grenzen.

Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1518405400

Ich bin sofort am Ende. – Ich jedenfalls kann es bis

zum heutigen Tage niemandem erklären, dass wir einer-
seits die zu niedrige Geburtenrate in Deutschland bekla-
gen und uns um die Integration von Neuzuwanderern
Gedanken machen, dafür Geld ausgeben, andererseits
aber Familien mit in Deutschland geborenen und hier
aufgewachsenen Kindern, die bestens integriert sind, des
Landes verweisen oder verweisen wollen.

In diesem Zusammenhang bin ich froh über den Vor-
stoß des Innensenators von Berlin auf der letzten Innenmi-
nisterkonferenz und auch – das will ich hier ausdrücklich
sagen – über die Unterstützung durch Bundesminister
Otto Schily. Ich habe kein Verständnis für die Innenmi-
nister der CDU- und CSU-regierten Länder, die ihrer
christlichen Gesinnung nun gar nicht entsprochen haben
und diesen Vorstoß in, wie ich finde, völlig unvernünfti-
ger Weise ausgebremst haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, wir werden daran in der
nächsten Legislaturperiode – ich hoffe, mit noch breite-
ren Mehrheiten – weiter arbeiten müssen.

Ich bedanke mich.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518405500

Das Wort hat der Kollege Hartmut Koschyk von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1518405600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Niemand, Herr Veit, kann doch ernsthaft bestreiten, dass
Fragen der Zuwanderung und Fragen der inneren Sicher-
heit zu den größten Herausforderungen der deutschen In-
nenpolitik gehören. Im Gegensatz zu Ihnen, lieber Kol-
lege Veit, legen wir hierbei einen ganzheitlichen Ansatz

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(C (D ugrunde. Für uns besteht zwischen Zuwanderung nach eutschland und innerer Sicherheit ein untrennbarer Zuammenhang. Angesichts der aktuellen Herausforderungen durch en islamistischen Terrorismus, von denen auch Bunesinnenminister Schily zu Recht immer wieder in sehr rastischen Worten spricht, stellt sich dieser Zusammenang heute mehr denn je. Wer das leugnet, Herr Veit, der erweigert den Blick auf die Wirklichkeit. (Beifall des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass
ich aus mangelnder Integration und wachsenden Paral-
elgesellschaften auch religiöser Fundamentalismus und
slamistischer Extremismus speisen. Hiergegen gilt es
rühzeitig anzugehen. Es hilft nichts, den Blick an den
akten vorbei zu lenken.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tut ja keiner!)


Ohne eine Gleichsetzung vorzunehmen, sage ich: Es
st eine Tatsache, dass der extremistische und politische
slamismus seine vermeintliche Legitimation letztlich
us dem Islam herleitet.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus einem vermeintlichen Islam! Das ist das Problem!)


as mag zu Unrecht geschehen, aber es geschieht. Des-
alb müssen wir bei der Bekämpfung von politischem
slamismus und islamistischem Extremismus auf verfas-
ungstreue Muslime in Deutschland setzen.
Sicherlich müssen wir dort ansetzen, wo die Deu-

ungshoheit bezüglich des Islam liegt. Wir müssen er-
ennen: Sie liegt nicht bei der Politik. Unsere Aufgabe
ls Politik ist es, eindeutig und unmissverständlich klar-
ustellen, was in unserem freiheitlichen demokratischen
echts- und Verfassungsstaat die Anforderungen an die-
enigen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland
ind, die sich zum Islam bekennen. Dabei beziehe ich
usdrücklich die Grundlagen unserer abendländischen
ert- und Gesellschaftsordnung sowie unser christ-

ich-jüdisches Menschenbild ein; denn darauf gründet
ich unser Grundgesetz.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat der letzte CDU-Parteitag anders beschlossen!)


Hierzu zählen die Anerkennung der Gleichberechti-
ung von Mann und Frau, die Trennung von Staat und
irche, aber auch die Achtung der Religionsfreiheit und
er Würde des anderen. Der notwendige interreligiöse
ialog muss deshalb auf einer klaren Grundlage geführt
erden. Es kann nicht hingenommen werden, wenn
enschen anderen Glaubens von Muslimen als Ungläu-
ige diffamiert und damit in ihren religiösen Gefühlen
erletzt werden.






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,

Kardinal Lehmann, hat dies deutlich gemacht, als er
jüngst ausführte, dass im Dialog mit dem Islam die ge-
genseitige Anerkennung von Grundrechten gewährleis-
tet sein müsse. Zu Recht hat Kardinal Lehmann diesbe-
züglich auch skeptisch geäußert, dass der Islam sehr
stark kämpferische, sieghafte Elemente fast absolut
setzt. Gerade deshalb darf sich die Politik nicht einen
verklärenden Blick auf die Herausforderungen des Zu-
sammenlebens von Menschen unterschiedlicher Reli-
gion in Deutschland leisten. Der Vorsitzende des Rates
der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof
Huber, hat es auf den Punkt gebracht, als er kritisierte
– ich darf das zitieren –: Manche hingen

noch einer idealisierenden Multi-Kulti-Stimmung
nach, obwohl offenkundig geworden ist, dass inter-
religiöse Schummelei nicht mehr funktioniert …

So zu Recht der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof
Huber.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagt der denn zum Bleiberecht?)


Genau diese Mahnungen, Herr Kollege Winkler, spie-
geln sich in unserem Antrag wider. Ihm liegt eben ein
unvoreingenommener Blick auf die Realität zugrunde,
der weder dramatisiert noch beschönigt. Deshalb sind
die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen sachgemäß
und dienen der effektiven Bekämpfung des politischen
Islamismus, der leider traurige Realität in unserem Land
ist. Auch dürfen wir uns nicht einer falschen Toleranz
hingeben. Hier möchte ich Bundespräsident Köhler zi-
tieren:

Toleranz ist deshalb nicht zu verwechseln mit
Gleichgültigkeit, auch nicht mit Ignoranz. Toleranz
fordert meinen Respekt vor dem Anderssein des an-
deren, aber sie fordert auch den Respekt des ande-
ren vor meiner Haltung und Lebensweise. Nur so
wird sich Toleranz letzten Endes nicht als Schwä-
che, sondern als zivilisatorische Stärke erweisen.

Darum geht es: Toleranz muss sich als zivilisatorische
Stärke erweisen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wer widerspricht dem?)


Deshalb betrachten wir auch die Herausforderungen des
politischen Islamismus nicht eindimensional; vielmehr
müssen wir die Probleme umfassend angehen.

So wie die Bekämpfung des politischen und extremis-
tischen Islamismus in Deutschland eben nicht ohne die
Unterstützung, auch die deutliche Unterstützung, verfas-
sungstreuer Muslime denkbar ist, so gehört für uns zur
Lösung von Integrationsproblemen auch die Unterstüt-
zung erfolgreicher Integration. Wir meinen, am Ende er-
folgreicher Integration kann die Verleihung der deut-
schen Staatsangehörigkeit an den einbürgerungswilligen
Ausländer stehen. Wir meinen, dass die derzeitige Praxis
der Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit die-
sem wichtigen Ereignis in keiner Weise gerecht wird.

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(C (D Deshalb wollen wir – darum geht es in dem zweiten ntrag, den wir hier heute zur Abstimmung stellen –, ass mit einem feierlichen Eid bei der Einbürgerung dem inbürgerungsereignis ein würdevoller Rahmen verlieen wird und der zukünftige Staatsbürger auch die Geleenheit hat, sich eindeutig zu unserer Wertund Verfasungsordnung zu bekennen. Mit der Eidesleistung wird nämlich die dauerhafte indung an unser Land, seine Verfassungsund Werterdnung unterstrichen. Deshalb ist es unzweifelhaft, dass erjenige, der deutscher Staatsbürger werden will, auch urch eine solche Eidesleistung die verfassungsmäßige rdnung unseres Grundgesetzes in ihrer umfassenden edeutung klar anerkennt. Ich verstehe gar nicht, warum ie sich gegen einen solchen förmlichen Akt einer Eiesleistung bei der Verleihung der deutschen Staatsangeörigkeit wehren. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat der Herr Veit klar gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das hat er nicht sehr überzeugend darlegen können.

(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Purer Formalis mus!)

Ach, Sie sehen Eidesleistung als Formalismus?


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: In diesem Fall, ja!)


ieber Herr Kollege Hacker, ich finde, die Verleihung
er deutschen Staatsangehörigkeit an jemanden, der als
usländer diese erwerben will, mit einer Eidesleistung
u verbinden, ist alles andere als bloßer Formalismus.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Die Art und Weise, wie Sie das betreiben!)


Zu unserem ganzheitlichen Ansatz in diesem Zusam-
enhang zählt neben der Bekämpfung der Ursachen von
undamentalismus, Extremismus und Terrorismus auch,
ass der Staat über die notwendigen Instrumente verfü-
en muss, um seine Bürger effektiv zu schützen. Eines
ieser Instrumente ist die vom Land Niedersachsen und
nderen Bundesländern über den Bundesrat, aber auch
on uns im Bundestag vorgeschlagene Antiterrordatei.
ie haben die Einrichtung einer solchen Datei bislang
bgelehnt. Bundesinnenminister Schily hat zwar immer
ieder Unzulänglichkeiten des niedersächsischen Uni-
nsentwurfes kritisiert; aber jetzt hat er nach langen Mü-
en endlich einen eigenen Gesetzentwurf zu dieser Pro-
lematik vorgelegt. Das ist zwar ein Schritt in die
ichtige Richtung; aber wie so oft genügen die Anforde-
ungen des Bundesinnenministers nicht der Praxis. So
einhaltet der Vorschlag, dass es sich um eine geschlos-
ene Datei handelt. In Wirklichkeit handelt es sich aber
ur um eine Reihe von zeitlich befristeten Projektda-
eien. Diese Zersplitterung wichtiger Informationen, auf
ie unsere Sicherheitsbehörden angewiesen sind, in
ehrere Dateien ist völlig unsachgemäß und wird auch
urch die Errichtung einer Indexdatei nicht aufgefangen.
ir meinen, es bedarf hier einer umfassenden






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

Volltextdatei, um den raschen Informationsfluss von den
Sicherheitsbehörden an wichtige politische Entschei-
dungsstellen zu gewährleisten.

Der Bundesinnenminister hat auch bei der Innenmi-
nisterkonferenz deutlich gemacht, dass der Entwurf, den
er vorgelegt hat, zwischen den Ressorts abgestimmt ist.
Das ist bei dieser Bundesregierung schon ein großer
Fortschritt. Aber wir haben den Eindruck, dass er mögli-
cherweise noch nicht mit dem grünen Koalitionspartner
abgestimmt ist. Wir sind gerne bereit – es ist gut, dass
die Innenministerkonferenz das beschlossen hat –, eine
Arbeitsgruppe einzusetzen, damit an diesem Thema wei-
tergearbeitet wird, auch wenn es zu einer vorzeitigen
Auflösung des Bundestages kommt. Wir halten eine sol-
che Datei für wichtig und unverzichtbar und wir sind
gerne bereit, mit Ihnen gemeinsam nach Lösungen für
bessere Informationsmöglichkeiten der Sicherheitsbe-
hörden in unserem Land zu suchen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518405700

Das Wort hat der Kollege Josef Winkler, Bündnis 90/

Die Grünen.

Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518405800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich gehe ganz kurz auf die Frage der Eidesleis-
tung bei der Einbürgerung ein. Herr Kollege Koschyk,
Sie waren es doch, der im Vermittlungsverfahren zum
Zuwanderungsgesetz dafür gesorgt hat, dass ein Antrag
von der Union eingebracht wurde, mit dem die Reform
des Staatsbürgerschaftsrechtes, die wir 1999 vorgenom-
men haben, in einem wesentlichen Punkt zurückgedreht
werden sollte, indem nicht mehr die Kinder, sondern erst
die Enkelkinder von Migranten sich einbürgern lassen
können.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Aha, Herr Koschyk!)


Sie bauen hier einen gewissen Popanz auf: Erst wollen
Sie die Einbürgerung so schwer wie möglich machen;
wenn aber Einbürgerung verlangt wird, dann wollen Sie
auch noch den Eid einführen, weil sich der Eingebür-
gerte sonst nicht an unsere Grundwerte und unsere Ver-
fassung halte.

Das sehen wir anders. Wir haben da mehr Zutrauen zu
unseren Migrantinnen und Migranten, vor allem zu de-
nen, die unsere deutsche Staatsbürgerschaft annehmen
und sich dazu bekennen wollen. Wir wollen, dass diese
Urkunde nicht mehr in den Hinterzimmern der Rathäu-
ser ausgehändigt wird, sondern feierlich. Da sind wir da-
bei. Aber die Eidesleistung ist überflüssig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zum Thema Integration. Bei diesem Thema werden
heute mehrere Punkte zusammengefasst debattiert. Mei-
ner Meinung nach reduzieren Sie in Ihrem Antrag zum
Thema Integration die Debatte einseitig auf die Bekämp-

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(C (D ung des Islamismus. Das ist auch in Ihrem Redebeitrag eutlich geworden. Wir haben da einen etwas anderen Blickwinkel. Wir ekennen uns zu einer Kultur der gegenseitigen Repektierung. Man sollte auch von diesem Pult aus noch inmal sagen: Zuwanderer und Flüchtlinge haben in der ergangenheit viel Positives zur Entwicklung der Bunesrepublik Deutschland beigetragen. Wir erkennen dies n und wollen es weiter fördern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Das bestreitet doch niemand!)


Sie bestreiten das heute nicht. Aber gestern im Innen-
usschuss hat der Kollege Grindel eindeutig gesagt, dass
uwanderung in die Bundesrepublik Deutschland sich
adurch auszeichne, dass – das hat er ohne irgendwelche
inschränkungen gesagt – eine Zuwanderung in die So-
ialsysteme stattgefunden habe.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Auch Zuwanderung in die Sozialsysteme!)


o reden Sie im Ausschuss. Im Plenum sind Sie dann
ielleicht etwas konzilianter; das will ich noch zugeste-
en.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Da zitieren Sie Herrn Grindel aber falsch! Das ist nicht ganz fair!)


Das ist seine Sache, wenn er anderes zu tun hat und
ich dieser Debatte im Plenum nicht stellt.
Die Bekenntnisse der Union, wie wichtig ihr das

hema Integration ist, erweisen sich als leere Worthül-
en, und das in schöner Regelmäßigkeit. Der Kollege
eit hat das eben angesprochen. Die Vorkommnisse auf
er Innenministerkonferenz in der letzten Woche ha-
en noch einmal deutlich gezeigt, dass Sie, wenn es
irklich einmal hart auf hart kommt und eine Bevölke-
ungsgruppe hier integriert werden soll, indem ihr ein
auerhaftes Bleiberecht gewährt wird, das ablehnen und
s bei der Kettenduldung belassen wollen, dass Sie kein
leiberecht für Kinder und Jugendliche, die hier inte-
riert sind, wollen. Der Bundesinnenminister hat einen
ehr guten Vorschlag unterbreitet, der sich an der huma-
itären und an der christlichen Ausrichtung unseres
rundgesetzes orientiert und besagt: Wir wollen inte-
rieren. Aber die Innenminister aller unionsregierten
undesländer haben diesen Vorschlag abgelehnt. Ich
alte dies für einen Skandal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Weil Sie vorhin Kardinal Lehmann und Bischof
uber zitiert haben, möchte ich sagen: Ihre Haltung
iderspricht genau dem, was die evangelische Kirche
eschlossen hat und was die Deutsche Bischofskonfe-
enz in verschiedenen Stellungnahmen schon gefordert
at. Wenn Sie hier einzelne Äußerungen der Eminenzen
us dem Zusammenhang reißen und sich auf die Fahne
chreiben wollen, dann sollten Sie auch einmal die Kri-
k der katholischen und der evangelischen Kirche an






(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

Ihrer Integrations- und Ausländerpolitik zur Kenntnis
nehmen und in praktisches Handeln umsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nun zum Thema Zwangsheirat. Ich will gleich Ih-
rem Vorwurf entgegentreten, wir würden dieses Thema
unter dem Deckmantel der multikulturellen Identität
nicht offensiv angehen. Dem ist nicht so. Die Innenmi-
nisterkonferenz hat vorgeschlagen, dass man Zwangs-
ehen dadurch verhindern solle, dass man die Alters-
grenze für den Ehegattennachzug auf 21 Jahre
heraufsetzt. Die Intention ist natürlich lobenswert. Aller-
dings hat das Bundesverfassungsgericht in einem gleich
gelagerten Fall vor einigen Jahren eindeutig entschieden,
dass Wartezeiten beim Ehegattennachzug verfassungs-
widrig sind. Insofern kann meine Fraktion diesen Vor-
schlag nicht unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dieser Vorschlag hätte auch gar nicht den Erfolg, den

man sich davon verspricht. Denn die Frauen würden in
ihrem Heimatland warten und dann eben mit 21 Jahren
nachziehen. Mir erschließt sich nicht, worin da der inte-
grationspolitische Fortschritt sein soll. Keine einzige
Zwangsheirat wird dadurch verhindert werden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir brauchen andere Maßnahmen, nämlich niedrig-

schwellige Integrationsangebote und einen Opferschutz,
der mit Nachdruck ausgebaut werden muss und nicht,
wie es in vielen unionsregierten Bundesländern der Fall
ist, abgebaut wird. Wir brauchen außerdem eine Stär-
kung der Rechte der Opfer und eine langfristig angelegte
Präventionsarbeit, und zwar innerhalb und außerhalb der
Migranten-Communities.

Schließlich benötigen Zwangsverheiratete ein eigen-
ständiges Aufenthaltsrecht, um ihrer Situation entfliehen
zu können. Frauen mit einem unsicheren Aufenthaltssta-
tus müssen sich ohne Furcht vor Abschiebung aus einer
Zwangsehe befreien können. Wurden Frauen ins Aus-
land zwangsverheiratet, dann – so ist die bisherige Rege-
lung – konnten sie, wenn sie länger als sechs Monate im
Ausland waren, nicht mehr zurückkehren. Unser konkre-
ter Vorschlag ist, diese Regelung zu ändern. Auch wenn
die Frauen sich länger im Ausland aufgehalten haben,
sollten sie ein eigenständiges Recht auf Rückkehr nach
Deutschland haben. Diese Frist muss weg. Das wäre eine
sinnvolle Regelung gegen die Zwangsheirat. Aber wo ist
da die Union?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will zum Schluss betonen: Integration erfordert
von allen Seiten kontinuierliches Engagement, Kompro-
missbereitschaft und Geduld. Natürlich gibt es keine To-
leranz gegenüber Menschen, die Verbrechen unter dem
Deckmantel irgendwelcher Ehrgefühle begehen. Es ist
aber falsch, Menschen den Willen zur Integration gene-
rell abzusprechen. Wer dies tut, bewirkt das Gegenteil
dessen, was er zu erreichen vorgibt.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518405900

Das Wort hat der Kollege Dr. Max Stadler von der

DP-Fraktion.

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1518406000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Fast auf den Tag genau vor einem Jahr, nämlich am
. Juli 2004, fand in diesem Hohen Haus die große ab-
chließende Debatte über das neue Zuwanderungsge-
etz statt. Ich erwähne dies, weil man daran sieht, wie
chnelllebig unsere Zeit ist. Mittlerweile stehen längst
ndere Themen im Vordergrund der politischen Ausei-
andersetzung. Es wird im bevorstehenden Wahlkampf
ntscheidend darum gehen, wer die besseren Konzepte
at, mit denen der Abbau von Arbeitsplätzen in Deutsch-
and verhindert werden kann und mit denen neue Ar-
eitsplätze in Deutschland entstehen können.
Anscheinend ist bei manchen im letzten Jahr der ge-

aue Inhalt des gemeinsam beschlossenen Zuwande-
ungsgesetzes in Vergessenheit geraten. Ich darf daran
rinnern, dass gerade wegen der hohen Arbeitslosigkeit
n Deutschland die Regelungen zur Zuwanderung sehr
ng gefasst worden sind. Es gilt beispielsweise der Vor-
ang für Inländer bei der Bewerbung auf freie Arbeits-
lätze und es gilt im Zuwanderungsgesetz das Verbot
on Dumpinglöhnen. Dennoch hat Bayerns Innenminis-
er Günther Beckstein in der letzten Woche vor massen-
after Zuwanderung, wie er sich ausgedrückt hat, ge-
arnt. Er kann damit jedenfalls nicht das von der FDP
itgetragene Zuwanderungsgesetz gemeint haben; denn
ieses Gesetz verhindert ja gerade eine umfängliche Zu-
anderung in unser Land.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch meine, wir sollten trotz des Wahlkampfes um eine
orgfältige Wortwahl bemüht sein.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Debatte gibt aber auch Anlass, auf Folgendes
inzuweisen – es wäre eigentlich besser, sich mit diesem
errn ansonsten nicht zu befassen –: Völlig unerträglich
st die Art und Weise, wie Oskar Lafontaine bei diesen
hemen im Trüben zu fischen versucht.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nstatt Ängste in der Bevölkerung zu instrumentalisie-
en, sollten wir uns gemeinsam darauf konzentrieren,
ndlich die ungelösten Probleme der Integration von Zu-
anderern zu lösen. Aus Zeitgründen kann ich aus dem
ündel von Anträgen nur zu diesem Thema noch spre-
hen.
Die FDP hat auf Initiative unseres Kollegen Klaus
aupt im November 2004 ein umfangreiches Gesamt-
onzept zur Integration vorgelegt. Ich fand es sehr fair,
ass uns die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung,






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Marieluise Beck, in ihrem Jahresbericht 2005 ausdrück-
lich differenzierte Lösungsvorschläge attestiert hat.


(Beifall bei der FDP)

Wir haben unser Konzept immer als einen Beitrag zur
Versachlichung der Debatte empfunden, legen aber auch
Wert darauf, dass es jetzt Schritt für Schritt umgesetzt
wird.

Unser Integrationskonzept enthält drei zentrale Aus-
sagen, die wir aus der Verfassung ableiten:

Erstens. Das Grundgesetz sichert jedem Einzelnen die
persönliche Freiheit zu, gemäß den eigenen kulturellen
Wurzeln sein Leben zu gestalten.

Zweitens. Das Grundgesetz kennt aber auch Pflich-
ten. Kulturelle Eigenheiten finden ihre Grenze in der
Wahrung der Rechte anderer. Deswegen finde ich zum
Beispiel die Initiative von Justizminister Ulrich Goll von
der FDP in Baden-Württemberg, Zwangsverheiratungen
als eigenen Tatbestand in das Strafgesetzbuch aufzuneh-
men und unter Strafe zu stellen, sehr richtig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir halten es auch für richtig, wenn die Rechtsprechung
ein klares Signal gegen so genannte Ehrenmorde setzt,
die in Wahrheit natürlich unehrenhafte Morde sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Drittens. Ein weiteres Anliegen des Grundgesetzes ist

das Recht auf aktive Teilhabe an politischen Entschei-
dungen. Als Liberale verstehen wir daher nicht, warum
Menschen, die schon länger als fünf Jahre rechtmäßig in
Deutschland leben, in kommunalen Angelegenheiten,
also im eigenen unmittelbaren Lebensbereich, nicht mit-
bestimmen dürfen. Das muss dringend geändert werden.


(Beifall bei der FDP)

Auch wir halten übrigens die Argumente der Innen-

ministerkonferenz gegen ein Bleiberecht für Kinder und
Jugendliche, die schon lange in Deutschland leben, für
nicht stichhaltig. Wir meinen, die Innenministerkonfe-
renz hat den alten Fehler gemacht, gerade denjenigen,
die schon integriert sind, eine Zukunftsperspektive zu
verweigern.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dabei hätten wir ohnehin noch viel zu tun bei der Inte-
gration vieler anderer Ausländer.

In diesem Zusammenhang begrüße ich ausdrücklich
den Vorstoß der CDU/FDP-Landesregierung Nieder-
sachsens, Sprachkurse verpflichtend auch für solche
Ausländer anzubieten, die schon längere Zeit in
Deutschland leben. Früher nannte man das etwas hoch-
gestochen „nachholende Integration“. Dabei gilt das
Prinzip des Forderns und Förderns. Integration setzt An-
gebote durch unsere Gesellschaft voraus, verlangt aber
auch Anstrengungen von denjenigen, die in Deutschland
leben und hier bleiben wollen. Ich glaube, das ist selbst-
verständlich.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die parlamentarische Arbeit bringt es mit sich, dass
ber bestimmte Themen einmal im Jahr diskutiert wird
nd dann wieder der Alltag einzieht. Ich glaube, bei der
entral wichtigen Aufgabe der Integration können wir so
icht verfahren. Deswegen schlägt die FDP die Einrich-
ung einer ständigen Berichterstattergruppe des Innen-
usschusses vor, um die Migrationsbeauftragte und alle,
ie sich um dieses Thema bemühen, bei der Umsetzung
er Integrationskonzepte zu unterstützen.
Wir bitten Sie, dem realistischen und konkreten

5-Punkte-Programm der FDP „Kulturelle Vielfalt –
niverselle Werte – Neue Wege zu einer rationalen Inte-
rationspolitik“ zuzustimmen und bei der Umsetzung
atkräftig mitzuwirken.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518406100

Das Wort hat jetzt die Parlamentarische Staatssekretä-

in Ute Vogt.

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Ute Vogt (SPD):
Rede ID: ID1518406200

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Ich bin dem Kollegen Stadler außeror-
entlich dankbar, dass er gleich zu Beginn seiner Rede
aran erinnert hat, dass wir in der Tat hier im Haus be-
üglich des Themas Integration schon ein bisschen wei-
er waren und mehr an Übereinstimmung gefunden hat-
en, als bei manchem Antrag, insbesondere aus der
nion, heute deutlich wird.
Ich gebe Ihnen Recht, Herr Kollege Koschyk, wenn

ie darauf hinweisen, dass mangelnde Integration tat-
ächlich eine der Quellen ist, aus denen sich Fundamen-
alismus und Extremismus speisen können. Es ist auch
ichtig, dass wir uns in unserem Land stärker als in frü-
eren Jahrzehnten dazu bekennen müssen, Anforde-
ungen an Integration zu stellen. Wir haben die Ver-
flichtung zur Integration gesetzlich verankert. Diese
erpflichtung besteht sowohl für uns, die wir Integra-
ionskurse anbieten, als auch für diejenigen, die in unser
and kommen. Ich halte das für einen großen Fortschritt,
uf den wir stolz sein sollten, den wir aber auch offensiv
ach außen vermitteln müssen.
Wir müssen deutlich machen, dass bestimmte Dinge
ie beispielsweise die Zwangsheirat nicht geduldet wer-
en. Wir müssen klar machen, dass wir dafür eintreten,
ass Mädchen an der Gesellschaft teilhaben können,
ass sie beim Sportunterricht und bei gesellschaftlichen
eranstaltungen dabei sein können und dass wir Macho-
ehabe in der Erziehung nicht gutheißen. Dass wir ihm
m Bildungswesen und in öffentlichen Äußerungen ent-
egentreten, halte ich für einen wichtigen Bestandteil
nserer Politik.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Ute Vogt

Die Zwangsheirat ist nach dem deutschen Gesetz

strafbar. Nach meiner persönlichen Auffassung können
wir durchaus darüber reden, ob wir nicht einen eigenen
Paragraphen ins Gesetz aufnehmen sollten, um unsere
Ablehnung der Zwangsheirat – gleichsam als ein
Signal – noch einmal zu verdeutlichen. Ich bin in dieser
Hinsicht diskussionsbereit.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Wir müssen uns bewusst machen, dass es beim

Thema Integration nicht nur darum geht, was wir an Ge-
setzen haben, sondern dass es jetzt vor allem darauf an-
kommt, die gemeinsam beschlossenen Gesetze auch tat-
sächlich anzuwenden. Ich sehe schon einen Unterschied
zwischen der Innenpolitik von Herrn Kanther und dem,
was wir in unserer Regierungszeit machen konnten und
machen können.


(Zuruf von der CDU/CSU: Konnten!)

– Nein, können. Ich meine das, was wir bisher konnten
und weiterhin können werden. – Der Hauptunterschied
besteht darin, dass Sie immer versucht haben, mit
Bedrohungsszenarien zu arbeiten. Sie haben immer
wilde Geschichten hochgezogen und Anlässe gesucht,
um darauf hinzuweisen, welch schlimme Bedrohungen
und schwierige Situationen auf uns zukommen können.
Sie müssen nun aber zur Kenntnis nehmen, dass das, was
Sie zu Recht fordern, nämlich das Zurückdrängen der in-
terreligiösen Tarnerei über Vereine, von unserer Bundes-
regierung vorangebracht worden ist. Sie war nämlich im
Gegensatz zu Ihnen in der Lage, das Vereinsverbot
durchzusetzen und damit die notwendigen Grundlagen
zu schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518406300

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Abgeordneten Koschyk?
Ut
Ute Vogt (SPD):
Rede ID: ID1518406400

Ja.

Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1518406500

Frau Staatssekretärin, stimmen Sie mir erstens zu,

dass der Bundesinnenminister zu Recht von der Bedro-
hung durch islamistisch gespeisten Terrorismus als von
der größten Bedrohung für die innere Sicherheit unseres
Landes spricht? Stimmen Sie mir zweitens zu, dass CDU
und CSU alle Maßnahmen im Zusammenhang mit den
Antiterrorpaketen I und II im Bundestag und im Bundes-
rat unterstützt haben und dass das, was der Bundesinnen-
minister jetzt noch an notwendigen Gesetzeserfordernis-
sen unter dem Stichwort Antiterrorpaket III beschrieben
hat, auch inhaltlich von der Union unterstützt wird?

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Ute Vogt (SPD):
Rede ID: ID1518406600


Sehr geehrter Herr Kollege Koschyk, selbstverständ-
lich stimme ich Ihnen zu, dass der Herr Innenminister

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(C (D it seiner Beschreibung der Bedrohungslage vollkomen Recht hat. uch stimmt es, dass Sie die Gesetzentwürfe, die er vorelegt hat, mitgetragen haben. Der entscheidende Unterchied ist aber, dass unser Innenminister nicht nur die edrohungen benennt, sondern auch Lösungswege aufeigt. Bereits in Ihrer Regierungszeit war eine Vielzahl von hemen in der Diskussion. Das Vereinsverbot, das Herr eit schon angeführt hat, ist ein Beispiel dafür; darüber urde auch in Ihrer Regierungszeit immer wieder diskuert. Der Unterschied zum Kollegen Kanther ist allerings, dass Otto Schily gehandelt und das, was notwenig war, auch durchgesetzt hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außerdem ging der CDU das alles doch nicht weit genug!)


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Sehr gut!)


as ist ein entscheidender Punkt, der unsere Regierung
o glaubwürdig macht und Ihnen so große Schwierigkei-
n bereitet, beim Thema innere Sicherheit überhaupt
och ein eigenes Profil zu entfalten.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen den Erfolg des von

ns gemeinsam verabschiedeten Zuwanderungsgesetzes
orhalten; denn ich glaube, dass es wirklich notwendig
t, sich seiner Umsetzung zu widmen. Als wir das
uwanderungsgesetz beschlossen haben, hatten wir die
rwartung, dass mehr neue Zuwanderer zu uns kommen
erden, die Integrationskurse benötigen, und dass die
ahl der Bestandsausländer, die an ihnen teilnehmen
önnen, geringer sein wird.
Bis heute verlief die Entwicklung allerdings anders:

twa 20 000 neu Zugewanderte nehmen die Sprach-
nd Integrationskurse in Anspruch. Dadurch, dass wir
ie Entwicklung mit diesem Gesetz steuern, sind weni-
er Zuwanderer zu uns gekommen. Aber 72 000 Auslän-
er, die heute in Deutschland leben und schon vorher
ier gelebt haben, haben jetzt die Chance, an einem Inte-
rationskurs teilzunehmen.
Was ich besonders wichtig finde, ist: Zwei Drittel da-

on sind Frauen. 64 Prozent der Teilnehmer sind Teil-
ehmerinnen. Das ist der Baustein dafür, dass die Kinder
uch zu Hause Unterstützung finden, dass die deutsche
prache daheim gelernt werden kann und dass man die
ntegration so gestaltet, dass die Kleinen schon früh ler-
en können. Ich glaube, das ist ein wichtiger Schlüssel.
as ist uns gelungen. Wir sollten nicht durch immer
ehr Aktionismus verdecken, was wir an diesem Punkt
tsächlich schon erreicht haben, sondern uns darauf
onzentrieren, dafür zu werben, dass diese Angebote
uch weiterhin angenommen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Rahmen der Sozialberatung werden inzwischen
30 hauptamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von
eratungsstellen mit Bundesmitteln finanziert. Das sage






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Ute Vogt

ich vor dem Hintergrund, dass wir hier eine Aufgabe
übernommen haben, aus der sich Länder wie Baden-
Württemberg und Hessen völlig zurückgezogen haben.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hamburg und Niedersachsen auch!)


Diese Länder haben ihre eigentlich originäre Pflicht und
Aufgabe, für Integration zu sorgen, nicht wahrgenom-
men. Jetzt entsteht an 660 Standorten ein bundesweites
Netz von Erstberatungsstellen. Statt sich immer nur zu
überlegen, welche Forderung Sie als Nächstes aufstellen
können, bitte ich Sie: Arbeiten Sie in den Ländern, in de-
nen Sie die Regierung stellen, daran, dass dort die Auf-
gabe, die Integration zu verbessern, gelöst wird.

Ich wünsche mir, dass wir im Deutschen Bundestag
erkennen, dass es nicht immer darum geht, eine Ent-
schließung nach der anderen, einen Gesetzentwurf nach
dem anderen und einen Antrag nach dem anderen zu ver-
abschieden, sondern dass es unsere ureigene Aufgabe ist,
auch dafür zu sorgen, dass diese Gesetze ins Bewusst-
sein der Bürgerinnen und Bürger gelangen; denn nur
dann können sie tatsächlich ihre Wirkung entfalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch ein Zweites ansprechen: ihren
Wunsch in Bezug auf die Antiterrordatei. Wir brauchen
gemeinsame Dateien von Polizei und Nachrichtendiens-
ten; hier sind wir uns einig. Aber die Vorschläge, die Sie
in Ihrem Bundesratsentwurf machen, beschränken sich
auf den islamistischen Extremismus. Diese Perspektive
ist aus unserer Sicht viel zu eng. In unserem Entwurf, in
dem wir eine Indexdatei vorschlagen, nehmen wir den
gesamten internationalen Terrorismus in den Blick, und
zwar überall, wo er Bezüge zu Deutschland aufweist.

In dieser Indexdatei werden sämtliche Erkenntnisse
zu Personen aus diesem Bereich zusammengefasst. Vor
allem werden sie rasch auffindbar sein, weil nicht per-
manent der Volltext Arbeitsgrundlage ist, wobei ein Da-
tenfriedhof erstellt würde; denn je mehr Text man sam-
melt, desto schwieriger werden die Zuordnungen. Mit
der Indexdatei wird das Ziel verfolgt, rasch zugreifen zu
können und den Zugriff dann, wenn es notwendig ist, zu
vertiefen. Also nicht blinde Vernetzung aller Daten, de-
rer man überhaupt habhaft werden kann, sondern tat-
sächlich die Chance nutzen, vor allem schnell zu Infor-
mationen zu kommen!

Sie übersehen bei Ihrem Antrag auch, dass bei einer
Volltextdatei das Risiko besteht, dass wir bestimmte
Texte und Zuarbeit nicht mehr bekommen: Material, das
uns zum Beispiel von ausländischen Geheimdiensten an
Informationen und Nachrichten zugeliefert wird. Des-
halb sollten wir gut bedenken, ob wir diesen Weg wirk-
lich gehen – auf die Gefahr hin, dass Partnerdienste be-
stimmte Informationen nicht mehr an uns weitergeben,
weil sie aus Quellen- und Geheimhaltungsschutzgründen
nicht damit einverstanden sind, in diesem Bereich Voll-
texte zu liefern.

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(C (D Ich denke, dass wir versuchen sollten, an dieser Stelle ur Gemeinsamkeit, die in der Innenpolitik ja zuweilen otwendig ist, zurückzufinden. Lassen Sie uns in der Areitsgruppe der Innenministerkonferenz die Chance nuten, nicht nur überschwängliche Zusatzanträge zu prouzieren, um so zu tun, als würde man immer noch ein isschen mehr an Sicherheit schaffen, indem man mehr n eine Datei packt! Es ist viel effizienter, eine Indexatei für raschen Zugriff zu organisieren als eine Superatei, in der überhaupt nicht mehr zu übersehen ist, wo ich alles sammelt. Insofern hoffe ich, dass wir bei diesem Thema jen eits aller Wahlkampfauseinandersetzungen zusammeninden. Ich glaube, dass die Themen innere Sicherheit nd Zuwanderung – Herr Stadler hat es erwähnt – von anchen missbraucht und gerade im Wahlkampf chlimm genutzt werden, um billigen Populismus zu chüren. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir, die wir n der Innenpolitik Verantwortung haben, wissen, was ir für den Frieden im Land anrichten, wenn wir dieses hema missbrauchen, und welche Verantwortung wir aben, bei diesem Thema in der gebotenen Sachlichkeit nd interessiert an praktischen Lösungen zusammenzurbeiten. In diesem Sinne, so kann ich sagen, bin ich ankbar, dass diese Debatte im Großen und Ganzen in iner Sachlichkeit laufen konnte, wie ich sie mir manchal auch in den Beratungen im Innenausschuss geünscht hätte. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518406700

Danke schön. – Das Wort hat jetzt die Abgeordnete

etra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518406800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
as Thema dieser Diskussion heißt „Integration“. Das
st ein wichtiges Thema, ein überfälliges und auch ein
ehr komplexes Thema; jedenfalls ist das die Auffassung
er PDS im Bundestag. Laut Tagesordnung sind dafür
eschlagene 45 Minuten vorgesehen. Allein das spricht
ände, wie ernst wir uns hier mit diesem Thema aus-
inander setzen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


nders gesagt: Wir führen hier am voraussichtlichen
nde dieser Legislaturperiode eine Kehrausdebatte.
Noch toller wird es, wenn man sich die einzelnen An-

äge zu diesem Thema ansieht, insbesondere die der
DU/CSU. Noch einmal: Die Überschrift heißt „Inte-
ration ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger“.
as fällt der CDU/CSU dazu ein? Eine Warndatei, in
er die Daten verdächtiger Ausländer zentral erfasst
erden sollen; ein Eid, den Migrantinnen und Migranten
ufs deutsche Grundgesetz schwören sollen; eine Isla-
istendatei, mit der Extremisten und Terroristen enttarnt
erden sollen, kurzum: Der CDU/CSU fällt zum Thema






(A) )



(B) )


Petra Pau

Integration offenbar nichts anderes ein als erfassen, ver-
folgen und kriminalisieren. An einer solchen Debatte
wird sich die PDS im Bundestag nicht beteiligen. Wir
wollen Integration. Ich denke, wir brauchen dazu kluge
Analysen, und wir wollen dafür gute Konzepte. Für gif-
tige Wahlkampfschlachten, noch dazu auf dem Rücken
Betroffener, sind wir nicht zu haben.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sehr interessant, Frau Pau, mit Ihrem Populismus und Ihrer Kameradschaft! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Kümmern Sie sich um Oskar; da haben Sie genug zu tun! Die zahlen dem ja den Wahlkampf, habe ich gehört!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518406900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Friedbert Pflüger.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1518407000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Kollege Veit hat eben eine Unterstellung ge-
macht, die ich doch zurückweisen möchte: wir würden
bewusst oder unbewusst am Islam nur den engen Teil-
aspekt Islamismus betrachten und in Kauf nehmen, dass
mit unserer Kritik am Islamismus eine ganze Glaubens-
gemeinschaft diskreditiert wird.

Ich möchte für meine Fraktion ganz klar sagen – das
gilt auch für den Antrag über den Islamismus, den wir
eingebracht haben –: Wir unterscheiden sehr wohl und
ganz genau zwischen dem Islam als einer der großen Re-
ligionen der Welt und dem Islamismus als einer totalitä-
ren Religionsideologie, die Teile dieses Islam instrumen-
talisiert und gewalttätig wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP] – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie das mal immer so sagen würden!)


Der Islam ist eine große Religion. Ich bin beim Wali
in Fes gewesen; das ist eine Art Gouverneur in Fes. Er
hat in seinem Wohnzimmer die Koransure 2/256 aufge-
hängt: Es soll kein Zwang herrschen in Glaubensdingen.
Er hat mir von der großen Zeit des Islam vor etwa
1 000 Jahren im Kalifat von Córdoba in Andalusien be-
richtet, wo es ein im Großen und Ganzen sehr fruchtba-
res Zusammenleben von Muslimen, Christen und Ju-
den gab. Die Juden sprechen heute noch von der
Goldenen Diaspora dieser Zeit.

Wir wissen, dass es damals, als es in Mitteleuropa
etwa 95 Prozent Analphabeten gab, in den Ländern, in
denen der Islam herrschte, eine Schulpflicht gab und
dass man dort Krankenhäuser hatte. Die Mathematik,
vor allem die Algebra, kommt ganz wesentlich aus der
arabischen Welt. Man hat damals die großen Philoso-
phen der Antike übersetzt und las sie. Privatmänner hat-
ten große Bibliotheken. Ich glaube, niemand will dem Is-
lam seine große Geschichte und zivilisatorische
Leistung, ja, auch einen Einfluss auf unsere europäische
abendländische Kultur absprechen.

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(C (D Ist es aber nicht so, dass der Islam damals eher aufgelärter erschien, als er sich heute vielfach gibt? (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Im Gegensatz zum damaligen Christentum!)


in führender islamischer Wissenschaftler, Mohammed
rkoun, der Ideengeschichte des Islam in Paris lehrt,
agt: Wenn die heutigen Muslime an die philosophische
imension des aufgeklärten arabischen Denkens, wie
ie im Mittelalter vorherrschend war, anknüpfen würden,
ann würden sie in die Kultur des Westens eintreten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Es ist doch nicht irgendein Unionspolitiker, der jetzt

en Islamismus dämonisiert und sagt, das sei eine große
efahr, sondern es ist Annemarie Schimmel, der man
un wirklich viel vorwerfen kann, aber bestimmt nicht,
ass sie den Islam per se in eine Ecke stellen will, die
agt:

In einer Kultur, deren traditioneller Gruß salam
„Frieden“ heißt …, findet zurzeit eine erschre-
ckende Verengung und Verhärtung dogmatischer
und legalistischer Positionen statt. … Wir stehen
weithin einem Ausdruck reiner Machtpolitik gegen-
über, Ideologien, die sich des Islam als eines
Schlagwortes bedienen und mit seinen religiösen
Grundlagen kaum noch etwas gemein haben.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Das müssen wir doch zur Kenntnis nehmen. Natürlich
ersteht die überwältigende Mehrheit der Muslime unter
em Islam auch heute und auch in Deutschland eine Re-
gion der Barmherzigkeit und sie sympathisiert nicht
it dem Terror. Dass es weltweit das Phänomen des Isla-
ismus und der Dschihadisten gibt, die den „heiligen
rieg“ in die Städte der Ungläubigen tragen wollen, die
ie Scharia, das islamische Recht, weltweit etablieren
ollen und ein weltweites Kalifat errichten wollen, kann
an aber doch nicht übersehen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tut ja auch keiner!)


ch glaube, das wird bei uns zu sehr übersehen und ver-
rängt.
Kofi Annan zum Beispiel – nicht George Bush – hat

m 12. März 2005 im Berliner „Tagesspiegel“ gesagt:
uklearterrorismus ist keine Science Fiction mehr. – Er
at vor der Gefahr des biologischen Terrorismus ge-
arnt. Ich glaube, wir müssen es ernst nehmen, dass wir
einer globalen Auseinandersetzung mit einem – das
ann man ja sagen – völlig verfehlten Verständnis vom
slam stehen.
Wie ist das mit den Muslimen bei uns? Ich habe sehr

iele positive Erfahrungen gemacht. In der letzten Wo-
he war ich bei einer Diskussion mit vielleicht 100 bis
50 Türken hier in Berlin in der Sehitlik-Moschee am
olumbiadamm in Neukölln. Dort haben wir eine sehr
ute und sehr vernünftige Diskussion geführt. Beim Fas-
nbrechen in Hannover, in meinem Wahlkreis, habe ich






(A) )



(B) )


Dr. Friedbert Pflüger

großartige Leute kennen gelernt, die sich fantastisch für
unser Gemeinwesen und unseren Staat einsetzen. Aber
es gibt noch etwas anderes, was nicht irgendein Unions-
politiker, sondern Bischof Huber wie folgt anspricht:

Bei aller Dialogbereitschaft darf es keine Verharm-
losung geben.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer verharmlost denn?)

Man muss sich fragen, ob die Gefahren, die vom Is-
lamismus ausgehen, bisher realistisch gesehen wor-
den sind.

Das ist ein Zitat von Bischof Huber. Das sollten Sie ernst
nehmen und nicht jedes Mal, wenn wir vor dem Islamis-
mus warnen, nur über Integration reden. Integration und
Dialog sind gut, aber es muss neben der ausgestreckten
Hand auch eine Faust, eine klare Absage an den politi-
schen Islamismus in unserem Land geben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Frau Kollegin Vogt, von uns werden keine Szenarien

hochgezogen, wie Sie gesagt haben, sondern Ehren-
morde, Zwangsverheiratung und Unterdrückung der
Frau sind auch in unseren Gesellschaften eine Realität,
wenige Meter von hier entfernt. Das sollten Sie nicht
verharmlosen.


(Peter Dreßen [SPD]: Das tut doch keiner!)

– Die Kollegin Vogt hat eben gesagt, wenn wir über so
was sprächen, würden wir Bedrohungsszenarien hoch-
ziehen. – Es geht nicht um Bedrohungsszenarien, son-
dern um die Beschreibung der Realität in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Das ist aber eine freie Interpretation!)


Wenn Sie mir nicht glauben, dann glauben Sie viel-
leicht Ayaan Hirsi Ali, einer Muslimin aus Mogadischu.
Sie sagt:

Frauen im Islam werden unterdrückt.

(Peter Dreßen [SPD]: Das ist eine Tatsache, die keiner bestreitet!)

Und diese Frauen sind überall. Und in liberalen Ge-
sellschaften ignorieren wir sie, anstatt ihnen zu hel-
fen.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir nicht!)

Nehmen Sie doch solche Leute ernst! Helfen wir ihnen
genug? Ist es wahr, dass wir, wenn wir von Integration
sprechen, wirklich Integration meinen? Zur Integration
gehört auch ein klarer Standpunkt der eigenen Kultur.
Diese eigene Kultur sagt Ja zur Gleichberechtigung.
Das müssen wir klarer und deutlicher machen und sol-
chen Frauen, wenn sie bedroht und angegriffen werden,
den Rücken stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Das tun wir doch alle! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stär – S g s b K E s A w w s D ic h s u w G h w g d h s d k G n in d r d W W b s d e (C (D ken Sie den Frauen den Rücken mal mit einem Bleiberecht!)


Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so erregen. Wenn
ie mir zustimmen, ist das doch gut. – Ich darf Ihnen sa-
en, was mich zum Beispiel in den letzten Wochen ge-
tört hat. Wir alle miteinander haben uns zu Recht darü-
er aufgeregt, dass es in Guantanamo zu
oranschändungen gekommen ist. Das hat weltweit
mpörung hervorgerufen. Diese Vorgänge werden unter-
ucht und abgestellt. Ich vermisse manchmal die gleiche
rt der Empörung, wenn auf der Welt Bibeln geschändet
erden,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

enn Menschen inhaftiert werden, nur weil sie Christen
ind.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür können doch die Muslime nichts!)


arüber regen wir uns nicht genug auf. Deswegen finde
h schon, dass wir dann, wenn wir über Religionsfrei-
eit und die Achtung der Würde einer anderen Religion
prechen, ein bisschen über die Achtung unserer Werte
nd unserer Religion sprechen müssen. Das tun wir zu
enig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann wurden denn in Deutschland Bibeln geschändet? – Peter Dreßen [SPD]: Sie bauen etwas auf, was es gar nicht gibt!)


Es ist ganz wichtig, dass wir den Muslimen in unserer
esellschaft deutlich machen, dass es uns allen, die wir
ier sitzen, bei all den Meinungsverschiedenheiten, die
ir haben, nicht um eine Frontstellung Christentum ge-
en Islam geht. Vielmehr muss es zu einer Frontstellung
ahin gehend kommen, dass die überwältigende Mehr-
eit der Christen, der Menschen, die bei uns leben, zu-
ammen mit der überwältigenden Mehrheit der Muslime
ie Aufgabe haben, den extremen Islamismus zu be-
ämpfen, und dass klar wird, dass die Islamisten, die
ewalt, Hass und Intoleranz in unsere Gesellschaft hi-
eintragen, am meisten den Muslimen selbst schaden,
dem sie mit ihren Gewaltakten und ihrer Intoleranz
azu beitragen, dass der Islam unter Generalverdacht ge-
ät.
Wir müssen klar machen, dass es die Islamisten sind,

ie mit ihrem rückwärts gewandten Talibandenken in
ahrheit den Muslimen und dem Islam im Ganzen den
eg in die Moderne verstellen.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518407100

Herr Kollege, bitte denken Sie an Ihre Redezeit.

Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1518407200

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Die Tali-

anisierung, die wir in manchen Teilen der muslimi-
chen Welt erleben, ist das, was die Muslime daran hin-
ert, in die moderne Welt so einzutreten, wie sie das
igentlich tun müssten.






(A) )



(B) )


Dr. Friedbert Pflüger

Es ist sehr wichtig, dass wir bei allem, was uns unter-

scheidet, die gemeinsame Botschaft auch in diesem
Wahlkampf beherzigen, dass wir nichts verharmlosen
und nichts überdrehen, sondern dass wir die Dinge beim
Namen nennen. Das haben wir mit unserem Antrag ge-
tan.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Thema verfehlt! Integration steht auf der Tagesordnung!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518407300

Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Innenaus-

schusses auf Drucksache 15/5238. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Nummer 1 seiner Beschlussempfehlung die
Annahme des Antrags der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen, Drucksache 15/4394, mit
dem Titel „Zusammenleben auf der Basis gemeinsamer
Grundwerte“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der
CDU/CSU bei Enthaltung der FDP angenommen.

Unter Nummer 2 empfiehlt der Ausschuss die Ableh-
nung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/4260 mit dem Titel „Politischen Islamis-
mus bekämpfen – Verfassungstreue Muslime unterstüt-
zen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung des
Ausschusses? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Auch diese Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die
Stimmen der CDU/CSU und bei Enthaltung der FDP an-
genommen worden.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nummer 3
seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/4401 mit dem
Titel „Kulturelle Vielfalt – Universelle Werte – Neue
Wege zu einer rationalen Integrationspolitik“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der SPD und des Bündnisses 90/Die
Grünen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der
CDU/CSU und der Abgeordneten Lötzsch und Pau, de-
ren Abstimmungsverhalten ich eben nicht gesehen habe,
angenommen.

Frau Pau, wie haben Sie vorher abgestimmt?

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Was soll denn das jetzt? Sie hat doch kein Rederecht!)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518407400

Wir haben für die Beschlussempfehlung zur Ableh-

nung des Antrages der Union gestimmt.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518407500

Okay, also mit Ja. Danke schön.
Abstimmung über den Gesetzentwurf des Bundesra-

tes auf Drucksache 15/4413 zur Errichtung einer ge-

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(C (D einsamen Datei der deutschen Sicherheitsbehörden zur eobachtung und Bekämpfung des islamistischen Extreismus und Terrorismus. Der Ausschuss empfiehlt auf rucksache 15/5239, den Gesetzentwurf abzulehnen. ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beraung mit den Stimmen des Hauses bis auf die der CDU/ SU abgelehnt worden. Damit entfällt nach unserer Gechäftsordnung die weitere Beratung. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 15/5020 und 15/5225 an die in der Taesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Zusatzpunkte 4 a und 4 b auf: a)


und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Arbeit schaffen – Sozialen Zusammenhalt und
wirtschaftliche Dynamik im europäischen Bin-
nenmarkt für Dienstleistungen verbessern
– Drucksache 15/5832 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu der Unterrichtung durch die

Bundesregierung
Vermerk des Generalsekretariats des Rates
für die Gruppe „Wettbewerbsfähigkeit und
Wachstum“
Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates über Dienstleistun-
gen im Binnenmarkt
Ratsdok. 5161/05
– Drucksachen 15/5172 Nr. 1.10, 15/5865 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
pruch höre ich keinen. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

ie Abgeordnete Sigrid Skarpelis-Sperk.

Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1518407600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die EU-
ienstleistungsrichtlinie, zu der wir heute eine Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und
rbeit diskutieren und beschließen, ist keine Richtlinie
ie jede andere in der Geschichte der europäischen Ge-
etzgebung. Mit ihr hat der ausgeschiedene EU-Kom-
issar Frits Bolkestein seinen Nachfolgern das wohl bri-
anteste politische Projekt der EU-Kommission ins Rohr
eschoben. Wird dieser Entwurf Gesetz, dann heißt es
bschied nehmen von der Idee eines gemeinsamen
uropäischen Sozialstaatsmodells. Vor der Tür steht
ann ein Europa, das nur etwas mehr ist als eine Freihan-
elszone, nämlich eine große Wirtschaftszone.






(A) )



(B) )


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk

Selten ist ein Vorschlag der Kommission bei Rechts-

experten, Gewerkschaften, kleinen und mittleren Unter-
nehmen, den Sozialverbänden, den Krankenkassen, den
freien Berufen und den Kulturschaffenden auf so einhel-
lige Ablehnung gestoßen. Nur die Großindustrie und der
Groß- und Außenhandel sind dafür, aber selbst die ver-
langen Änderungen.

Es war diese Richtlinie und die damit verbundene
Angst breiter Schichten vor dem sozialen und ökonomi-
schen Abstieg, die in Frankreich, aber auch in den Nie-
derlanden zu einem Nein zu der europäischen Verfas-
sung geführt haben. Nach unserer Meinung war das ein
schwerer politischer Fehler.


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Das stimmt!)

Aber die Dickfelligkeit und Arroganz der Brüsseler Bü-
rokratiespitzen waren daran weiß Gott nicht unschuldig.

Die EU-Kommission sagt, dass sie einen gemeinsa-
men Binnenmarkt für Dienstleistungen anstrebt und
alle bestehenden Hindernisse im grenzüberschreitenden
Dienstleistungsverkehr beseitigen will. Aber der Gel-
tungsbereich der Richtlinie umfasst entgegen dem land-
läufigen Sprachgebrauch nicht nur Dienstleistungsunter-
nehmen, sondern auch Produktionsunternehmen, soweit
sie Dienstleistungen erbringen oder über Leiharbeit und
Outsourcing einkaufen. Das heißt, große Teile des pro-
duzierenden Gewerbes, der Landwirtschaft und weiterer
Branchen können durch Outsourcing mit einem Feder-
strich in Dienstleistungen verwandelt werden, wie man
in der Fleischverarbeitung, der Bauwirtschaft und im
Metallbereich schon heute sehen kann.

Die Richtlinie erstreckt sich auch auf Tätigkeiten, die
nicht der Gewinnerzielung dienen und in Deutschland
im Wesentlichen von den Kommunen, der freien Wohl-
fahrtspflege oder sonstigen gemeinnützigen Trägern er-
bracht werden. Auch Bereiche, in denen der Staat direkt
oder indirekt Zuschüsse gewährt – das heißt, alle Leis-
tungen der öffentlichen Daseinsvorsorge wie Gesund-
heitsdienstleistungen, soziale und kommunale Dienste,
aber auch Kultur- und Weiterbildung –, sind von der
Richtlinie erfasst.

Worauf gründet sich die von mir schon erwähnte
breite Ablehnung in so vielen Teilen der Gesellschaft?

Erstens. Die Bolkestein-Richtlinie ist die komple-
xeste, komplizierteste und zu dem europäischen Recht
und erst recht zu der geplanten europäischen Verfassung
am stärksten in Widerspruch stehende Vorlage in der Ge-
schichte der Europäischen Union.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Keine Regierung, auch unsere nicht, konnte bisher ange-
ben, welche nationalen Gesetze und Verordnungen von
der Richtlinie betroffen sind und welche geändert wer-
den müssen; die Bundesregierung hat ein Gutachten
dazu in Auftrag gegeben.

Zweitens. Der Vorschlag wendet sich radikal von dem
Bild Europas als einem gemeinsamen Wirtschafts- und
Sozialraum und damit von dem seit Gründung der EG
gültigen Konsens ab, dies auf dem Weg einer schrittwei-

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(C (D en Harmonisierung des Rechts und der administrativen orschriften zu erreichen. Stattdessen setzt die Kommission auf die Idee eines mfassenden mehrjährigen Prozesses der Deregulierung, iberalisierung und Privatisierung. Einige in der Komission – ich beschuldige nicht die gesamte Kommision – erhoffen davon die Schleifung angemessener öhne, Arbeitsstandards und der hohen Sozial-, Umeltund Qualitätsstandards über einen so erzeugten euopäischen Wettlauf nach unten. Sie erhoffen möglichst eringe Unternehmensteuern und Auflagen, gleich welher Art. Armutslöhne sind auf diesem Weg nicht ausgechlossen, vielleicht sogar geplant. Alle staatlichen Vorchriften – egal, ob überholt oder notwendig – sollen öglichst verschwinden, so der ausgeschiedene Komissar Frits Bolkestein. Das hat Herr Bolkestein offen gesagt, liebe Frau Kollein. Das kann man nachlesen. (Gudrun Kopp [FDP]: Und Herr Clement hat geklatscht! – Dr. Reinhard Göhner [CDU/ CSU]: Und der Bundeskanzler!)


(Gudrun Kopp [FDP]: Welch ein Horrorbild!)


Zum Bundeskanzler kommen wir noch.
Die Kommission greift tief und umfassend wie nie in

ie nationale Souveränität der Mitgliedstaaten ein.
egen den Wortlaut der EG-Verträge setzt sie sich über
ie ausschließlichen Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten
zum Beispiel für Kultur und Gesundheit – hinweg.
arüber hinaus verlangt sie in den Art. 14 und 15 der
ichtlinie, dass neue Gesetze und Vorschriften faktisch
ur noch unter Prüfvorbehalt oder mit Zustimmung der
rüsseler Bürokratie beschlossen werden dürfen. Ein-
pruchsmöglichkeiten bzw. geregelte Einspruchsverfah-
en werden dagegen in dieser Richtlinie nicht behandelt.
klatant sichtbar wird der Eingriff in die nationale Sou-
eränität durch den weitgehenden Wegfall der Kontroll-
echte des heimischen Staates gegenüber ausländischen
nternehmen, die auf seinem Boden tätig werden.
Die Kommission will dies durch die Einführung des
erkunftslandprinzips erreichen. Das bedeutet prak-
isch, dass zum Beispiel auf deutschem Boden parallel
5 verschiedene Rechtssysteme in 20 Sprachen gültig
ein und in Konkurrenz treten werden.


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Babylon!)

on Betrieb zu Betrieb, von Person zu Person und je
ach Dienstleistung ist dann das Recht je nach Her-
unftsland des Unternehmens verschieden.


(Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Das ist doch Unfug! Das wissen Sie doch besser! Das stimmt doch nicht!)


Doch, dies ist richtig, Herr Kollege. Wenn Sie bei den
nhörungen dabei gewesen wären, hätten Sie es von den
ntsprechenden Rechtsprofessoren auch erläutert be-
ommen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Ich war dabei! Ich habe was anderes gehört!)







(A) )



(B) )


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk

Eine solche Situation hat es in der Geschichte noch

nicht gegeben: Selbst beim Turmbau zu Babel hat es nur
eine babylonische Sprachverwirrung durch die Arbeiter
aus vielen Völkern gegeben; aber auch dort galt das
Recht des Königreiches Babylon.

Absehbare Folgen dieser 25 parallelen Rechtssys-
teme auf dem Boden des jeweiligen Landes werden eine
weitgehende Intransparenz für alle Teilnehmer am Wirt-
schaftsprozess und vor allem für diejenigen, die die
Dienstleistungen in Anspruch nehmen, eine allgemeine
Rechtsunsicherheit, welches Recht anzuwenden ist, und
Unwägbarkeiten in der Rechtsprechung sein, weil zum
Beispiel deutsche Richter von heute auf morgen nach
25 Rechtssystemen Recht sprechen müssen. Es droht
eine babylonische Rechtsverwirrung in Europa.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Nur im Kopf von manchem! – Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Worüber reden Sie bloß?)


Dies wird nicht zu mehr Wachstum, Dynamik und Be-
schäftigung, sondern zu mehr Chaos führen.

Ich kann und will die Fülle der Rechtsprobleme hier
nicht schildern; Sie können sie in den Protokollen der
Anhörungen in den sechs Ausschüssen des Bundestages,
geäußert von verschiedenen Rechtsprofessoren, nachle-
sen.

Schlimm ist aber auch, dass nach diesen Regeln deut-
sche Unternehmen benachteiligt werden, weil sie gege-
benenfalls strengere Vorschriften befolgen müssten,
während ausländische Unternehmen nach den Regeln ih-
res Heimatlandes vorgehen könnten. Dies würde zu dem
Ergebnis führen, dass sich deutsche Unternehmen be-
nachteiligt fühlen und offen mit Ausflaggung drohen
werden. Sie würden sagen: Wenn ich es woanders mit
leichter einzuhaltenden Vorschriften zu tun habe, dann
verlege ich halt meinen Firmensitz zum Beispiel nach
Riga oder Gibraltar, um von den einschlägigen deut-
schen Belastungen befreit zu sein.

Die Verlagerung wesentlicher Teile der öffentlichen
Kontrolle der ausländischen Betriebe durch die Heimat-
länder führt zu einer weiteren Benachteiligung der hei-
mischen Betriebe. Wie soll auch eine Behörde in Kra-
kau, Riga oder Palermo den Willen oder die Möglichkeit
haben, ihren Firmen im fernen Ausland auf die Finger zu
schauen? Da wird es nach dem Motto gehen: Der Zar ist
groß und Moskau ist weit; schauen wir mal nicht so ge-
nau hin.

Dies bedeutet, dass die soziale Dimension Europas
auf der Strecke bleibt. Es bedeutet auch, dass sich die
Richtlinie gegen das Gleichheitsgebot der europäischen
Verfassung und der Mitgliedstaaten richtet; denn der
Grundsatz der Gleichbehandlung wird unter Berufung
auf die Dienstleistungsfreiheit offen missachtet. In
Art. 50 Abs. 3 des EG-Vertrages wird verbindlich festge-
legt, dass die Person, die ihre Dienstleistung in einem
anderen Land erbringt, dies „unter denselben Bedingun-
gen“ tun muss, die der betreffende Staat „seinen eigenen
Staatsangehörigen auferlegt“.

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(C (D Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, es hat lange ebraucht, bis sich die deutsche Öffentlichkeit mit dieser ichtlinie befasst hat. (Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Das mag vielleicht für die Koalition gelten, für uns nicht!)


ritiker wurden abgetan. Erst das Machtwort von Bun-
eskanzler Schröder und Präsident Chirac gegen Lohn-
nd Sozialdumping und deren Forderung nach einer
rundlegenden Überarbeitung der Richtlinie hat die
eutsche Öffentlichkeit aufhorchen lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ber eine umfassende Analyse und Diskussion der
ichtlinie hat es bisher in Deutschland im Gegensatz zu
rankreich und Belgien nicht gegeben.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ver-

angen mit unserem Koalitionspartner, dass die Kom-
ission ihre Hausaufgaben macht: Sie muss die Richt-

inie zurückziehen, grundlegend überarbeiten und dabei
on Widersprüchen befreien und sodann einen ordentli-
hen Entwurf vorlegen, der die Fülle der Bedenken auf-
reift. Wir sind nämlich für und nicht gegen eine Dienst-
eistungsrichtlinie, Herr Kollege, aber für eine völlig
ndere,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd zwar für eine Richtlinie, die sozial vom Kopf auf die
üße gestellt wird, damit sie für die Menschen und für
ie Masse der Unternehmen akzeptabel wird.
Die EU-Kommission muss einsehen, dass ein Binnen-
arkt für Waren nicht dasselbe ist wie ein Markt für
ienstleistungen; denn der Mensch ist keine Ware wie
ede andere, wenn die Würde des Menschen geachtet
erden soll.


(Beifall bei der SPD)

artoffelchips, Autos und Cassislikör sind nicht das-
elbe wie die Leistungen einer Krankenschwester, eines
auarbeiters, eines Mechanikers, eines Softwareinge-
ieurs oder einer Reinigungskraft und sie müssen recht-
ich anders behandelt werden.


(Beifall bei der SPD – Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


s darf auf keinen Fall zu Sozialdumping oder zu einem
umping bei der Entlohnung und den Arbeitsbedingun-
en kommen und die fundamentalen Rechte der Arbeit-
ehmer dürfen auf keinen Fall durch eine Richtlinie be-
inträchtigt werden.
Wir sind für einen zügigen Abbau bürokratischer EU-
emmnisse und wir sind gegen zusätzliche bürokrati-
che Strukturen. Aber, meine Damen und Herren, die
undamente für ein gemeinsames Haus Europa dürfen
icht von der EU-Kommission mit der Begründung des
bbaus von Hindernissen mit der vorgelegten Dienst-
eistungsrichtlinie politisch in die Luft gesprengt wer-
en.






(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518407700

Frau Kollegin, wissen Sie, dass die Zeit abgelaufen

ist?

Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1518407800

Ich komme zu meinem letzten Satz. – Deshalb müs-

sen wir in Europa weiter den mühsamen Weg der syste-
matischen Harmonisierung des Binnenmarktes bei
gleichzeitiger ökonomischer Harmonisierung und sozia-
lem Fortschritt gehen. Solange viele Menschen glauben,
Europa sei weniger und nicht mehr – –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518407900

Frau Kollegin, das war aber ein Satz.

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist ihre letzte Rede im Bundestag; da müssen wir großzügig sein!)



Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1518408000

Das ist meine letzte Rede.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518408100

Dann schließen Sie Ihren letzten Satz ab.

Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1518408200

Solange viele Menschen glauben, Europa sei weniger

und nicht mehr Wohlstand, weniger und nicht mehr so-
ziale Gerechtigkeit, werden sie sich diesem Europa zu-
nehmend verweigern. Es ist unser aller Verantwortung,
gemeinsam ein anderes, ein soziales Europa nicht nur als
Leitbild zu malen, sondern Stück für Stück umzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518408300

Liebe Frau Kollegin Skarpelis-Sperk, wenn es – was

wir ja alle nicht so ganz genau wissen – Ihre letzte Rede
war, dann möchte ich Ihnen für Ihre Arbeit danken und
Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute wünschen. Natürlich
wollte ich Sie in Ihrer letzten Rede nicht unterbrechen,
aber das hängt ja nun über uns allen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Reinhard Göhner.

(Peter Dreßen [SPD]: Es wäre gut, wenn das auch seine letzte Rede wäre!)


Dr. Reinhard Göhner (CDU):
Rede ID: ID1518408400

Frau Präsidentin! Es tut mir gerade angesichts dieser

möglicherweise letzten Rede der Frau Kollegin etwas
Leid, meine Damen und Herren, dass ich sagen muss:
Sie haben zu der Richtlinie ein Horrorgemälde gezeich-
net, das nun gar nichts mit der Realität zu tun hat.


(Beifall bei der FDP – Gudrun Kopp [FDP]: Absolut gar nichts! – Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Das Gemälde hat Herr Bolkestein gezeichnet!)


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(C (D Von einem echten Binnenmarkt für Dienstleistungen würden allein in Deutschland Millionen Unternehmen profitieren. Schon jetzt werden 70 Prozent der Arbeitsplätze in der EU dem Dienstleistungssektor zugerechnet. Der von der Kommission gemachte Vorschlag für eine Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist der logisch richtige und konsequente Schritt, diese Ziele zu erreichen. as ist nicht meine Meinung, sondern die des amtierenen Bundeskanzlers und das glatte Gegenteil von dem, as Sie, Frau Skarpelis-Skerp, hier vorgetragen haben, nd das glatte, extreme Gegenteil von dem, was Sie mit em Entschließungsantrag hier heute zur Abstimmung tellen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Und warum war er dann für eine grundlegende Überarbeitung?)


ogisch richtig und ein konsequenter Schritt sei diese
ichtlinie, sagt der Bundeskanzler. Sie sagen: Es ist alles
nfug. – Wenn der Bundeskanzler für morgen früh noch
ine Begründung dafür braucht, dass die Koalition seiner
olitik nicht mehr folgt – Ihre Rede ist ein Beleg dafür.


(Gudrun Kopp [FDP]: So ist es!)

er Entschließungsantrag, den die Koalition hier zur
bstimmung stellt, ist ein Beleg dafür, dass sie der Bun-
esregierung nicht mehr folgt.


(Beifall bei der FDP – Dr. Sigrid SkarpelisSperk [SPD]: Absurd! – Dr. Angelica SchwallDüren [SPD]: Lächerlich! – Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Sie leiden unter selektiver Wahrnehmung!)


rau Skarpelis-Sperk – das sage ich jetzt wirklich so,
ie ich es meine –: parlamentarisches Kompliment da-
ür, dass Sie die Position der Bundesregierung, jeden-
alls die der Koalition, ins Gegenteil verkehren.


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Das Kompliment können wir zurückgeben! – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Sie sollten die Regierungserklärung des Bundeskanzlers nachlesen!)


as ist eine beachtliche Leistung. Sie waren schon im-
er gegen die Agenda 2010 sowie gegen die Politik des
undeskanzlers und des Bundeswirtschaftsministers.


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Sie waren am 17. März wahrscheinlich nicht hier!)


ber Sie müssen sich darüber im Klaren sein, was Sie
ollen: Wollen Sie dem Antrag von Rot-Grün mit der
ernichtenden Bewertung des Richtlinienentwurfs oder
er positiven Haltung der Bundesregierung gegenüber
iesem Entwurf folgen?
Wir sind uns ja darin einig, dass der von der EU-
ommission vorgelegte Entwurf einer Dienstleistungs-
ichtlinie viele problematische Seiten aufweist.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Gott sei Dank!)







(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Göhner

Korrekturen sind sicherlich notwendig. Aber was Sie mit
Ihrem Antrag vorlegen und was Sie vorgetragen haben,
ist – das muss ich deutlich sagen – von einer peinlichen
Einseitigkeit, und zwar ohne jede Rücksicht auf die wirt-
schaftlichen Fakten und den tatsächlichen Inhalt der
Dienstleistungsrichtlinie.


(Gudrun Kopp [FDP]: Und auf die modernen Zeiten!)


Uns geht es um
die zügige Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie
der Europäischen Union, die eine Liberalisierung,
eine Öffnung des Dienstleistungsmarktes in der
Union beabsichtigt – mit dem Herkunftslandprinzip
und allem, was dazugehört – einer deutlichen Be-
grenzung der Regulierungen … Und es kommt da-
rauf an, … diese Dienstleistungsrichtlinie zu unter-
stützen, ihre Durchsetzung zu unterstützen.

Das ist nicht meine Meinung, sondern ein wörtliches Zi-
tat aus einem Vortrag von Bundeswirtschaftsminister
Clement vor wenigen Wochen in München. Das ist die
Auffassung der Bundesregierung. Ich könnte Ihnen noch
eine Reihe ähnlicher Zitate – ich habe alles dabei – vor-
tragen. Frau Skarpelis-Sperk, was Sie hier vorgetragen
haben und was die Koalition heute zur Abstimmung
stellt, ist aber das Gegenteil dessen, was die Bundesre-
gierung noch vor wenigen Wochen in Brüssel in dieser
Sache öffentlich vertreten hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Das stimmt nicht!)


Die Öffnung der europäischen Dienstleistungs-
märkte bietet auch nach unserer Überzeugung tatsäch-
lich große Chancen für mehr Wachstum und Arbeits-
plätze in Deutschland. Darin stimmen wir dem
Bundeskanzler und dem Bundeswirtschaftsminister zu
und deshalb nicht Ihrem Antrag. Die hochmoderne und
leistungsfähige deutsche Dienstleistungsbranche kann
und wird von der Marktöffnung profitieren. Wir sind
Weltmeister beim Export von Waren. Wir können auch
einen Spitzenplatz im Handel mit Dienstleistungen ein-
nehmen. Dazu muss die Richtlinie allerdings so gestaltet
werden, dass deutsche Unternehmen tatsächlich die
Chance erhalten, deutlich leichter als bisher Aufträge in
anderen europäischen Ländern wahrzunehmen.

Das Herkunftslandprinzip wird dabei helfen, öffent-
lich-rechtliche Genehmigungshindernisse in anderen eu-
ropäischen Ländern abzubauen. Freilich kann das Her-
kunftslandprinzip nicht unbegrenzt gelten; darin sind wir
uns völlig einig. Entgegen Ihren Behauptungen sieht das
der Richtlinienentwurf auch nicht vor. Er nimmt zum
Beispiel alle Angelegenheiten aus, die der Entsende-
richtlinie unterliegen.

Dies bedeutet, dass alle in der Entsenderichtlinie
genannten materiellen Arbeitsbedingungen am Ar-
beitsort weiterhin auf entsandte Arbeitnehmer an-
zuwenden sind.

(Zuruf der Abg. Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD])



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(C (D Frau Skarpelis-Sperk, das war wieder ein Zitat von lement. Seien Sie etwas vorsichtiger! Ich habe noch ehr davon auf Lager. Das ist wiederum die Auffassung er Bundesregierung. Was wir in der Richtlinie klarstellen müssen – das uss entsprechend geändert werden –, ist, dass auch die ontrolle und das Verwaltungsverfahren zur Durchsetung der auf der Entsenderichtlinie beruhenden Rechtskte, zum Beispiel der deutschen Arbeitsgesetze, den ehörden am Arbeitsort obliegen und nicht dem Herunftslandprinzip unterliegen. Darin sind wir uns völlig inig. Zusammen mit der Bundesregierung und im Gegen atz zu dem Antrag von SPD und Grünen halten wir das erkunftslandprinzip im Grundsatz für vernünftig. Alrdings muss der Anwendungsbereich an vielen Stelen eingeschränkt werden. ie Daseinsvorsorge, die staatliche Gesundheitsversorung, der Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordung, die staatliche Kulturförderung, Zeitarbeit, all das uss in der Tat vom Herkunftslandprinzip ausgenomen bleiben. Übrigens gilt das auch für die Steuerung er Arbeitsmigration; das muss auf nationaler Ebene öglich bleiben. Das ist übrigens ein Punkt, der in Ihem Antrag bemerkenswerterweise fehlt. Sie wollen ofenbar, dass ausgerechnet dort das Herkunftslandprinzip ilt. Wir wollen aber weiterhin eine nationale Steuerung. (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Nein! Wir lehnen das generell ab! Entschuldigung, das ist eine unerhörte Unterstellung!)


(Gudrun Kopp [FDP]: Richtig!)


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Aha!)


Heute wollten Sie eigentlich – das war Ihre ursprüng-
iche Absicht – einen Entwurf eines Gesetz zur Ände-
ung des Entsendegesetzes verabschieden. Das sollte
er erste Stein sein, mit dem Sie der Dienstleistungsfrei-
eit entgegenwirken wollten. Davon haben Sie zu Recht
bstand genommen. Noch am Dienstag dieser Woche
ieß es, am kommenden Donnerstag solle dieser Gesetz-
ntwurf verabschiedet werden. Aber bereits nach der
achverständigenanhörung am letzten Montag war klar:
hr Gesetzentwurf war gesetzestechnisch und handwerk-
ch schlecht gemacht; die vorgegebenen Zielsetzungen
ürden damit nicht erreicht. Er war verfassungsrechtlich
iskant und umstritten.
Die Sachverständigenanhörung hat eindeutig ergeben:

ie wollten in einer rechtswidrigen Weise über das Ent-
endegesetz tarifliche Mindestlöhne auch in Branchen
rlassen, in denen gar keine Entsendearbeitnehmer tätig
ind. Sie wollten mit der beabsichtigten Ausdehnung des
ntsendegesetzes auf alle Branchen im Grunde genom-
en einen verkappten tariflichen Mindestlohn für alle.
enau das – das haben Sie erkannt – geht nicht.
Sie haben vorgetragen, Sie stellten die entsprechende

orlage heute nicht zur Abstimmung, weil der Bundesrat
icht zustimme. Das ist natürlich ein Vorwand:






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Göhner

Erstens. Sie hätten diese Vorlage leicht zustimmungs-

frei ausgestalten können.
Zweitens. Ich habe Ihnen hier namens der CDU/CSU-

Fraktion bei der ersten Lesung zum Entsendegesetz aus-
drücklich angeboten, gemeinsam über eine begrenzte
und konkrete Ausdehnung dieses Gesetzes nachzuden-
ken. Als Beispiel habe ich Ihnen die Gebäudereiniger-
branche genannt, in Bezug auf die auch wir uns das vor-
stellen können, aber eben nicht in der von Ihnen
gewollten Form: mit einem Blankoscheck für die Aus-
dehnung auf alle Branchen.

In der Sachverständigenanhörung am Montag ist das
sehr deutlich geworden, als es um das Hotel- und Gast-
stättengewerbe ging. Sie wollten die Anwendung des
Entsendegesetzes auf diese Branche ausdehnen. Tatsäch-
lich gibt es in dieser Branche – das blieb unwiderspro-
chen – überhaupt keine Entsendearbeitnehmer. Alle
Sachverständigen in dieser Anhörung – es gab keine ein-
zige Gegenstimme – haben gesagt: Nein, es geht nicht,
die Anwendung des Entsendegesetzes auf eine Branche
auszudehnen, in der es gar keine Entsendearbeitnehmer
gibt, um auf diese Weise tarifliche Mindestlöhne für alle
zu schaffen.

Fazit: Sie wollten mit dem Entsendegesetz tarifliche
Mindestlöhne in allen Branchen – also auch in Bran-
chen, in denen es gar keine Entsendearbeitnehmer gibt –
einführen und damit die Dienstleistungsfreiheit be-
grenzen, Beispiel Hotel- und Gaststättengewerbe. Sie
mussten einsehen, dass Ihre eigentliche Absicht – ich
wiederhole: die Ausdehnung auf alle Branchen – nicht
geht. Ihr Gesetzentwurf war ein Schnellschuss genauso
wie Ihr heutiger Antrag.

Man muss über die Missstände, die es bei der Inan-
spruchnahme der Dienstleistungsfreiheit derzeit gibt,
sehr wohl reden. Ich will Ihnen einmal ganz klar sagen:
Alle uns bisher bekannt gewordenen Missbrauchsfälle
und – wie wir einer Antwort der Bundesregierung auf
eine von uns gestellte Anfrage entnehmen – auch alle der
Bundesregierung bekannten Missbrauchsfälle beim Ein-
satz von Entsendearbeitnehmern, zum Beispiel in der
Fleischindustrie oder bei Fliesenlegern, sind bereits nach
geltendem Recht zu unterbinden.

Wir haben es in Deutschland mit einem Vollzugsdefi-
zit zu tun. Frau Skarpelis-Sperk hat vorhin mit dem Hin-
weis darauf, dass es solche Missbräuche heutzutage
gebe, den Finger in die Wunde gelegt: Nach dem beste-
henden Entsendegesetz gilt weitgehend das deutsche Ar-
beitsrecht, zum Beispiel das Arbeitszeitgesetz, sämtliche
Arbeitsschutzgesetze – das ist ganz selbstverständlich –
und das Gesetz über die Zeitarbeit.

Wenn polnische Unternehmen oder Unternehmen aus
anderen europäischen Ländern in Deutschland Zeitar-
beitsverhältnisse eingehen – also Arbeitnehmer verlei-
hen –, ohne dafür im Besitz der notwendigen Genehmi-
gung der Agentur für Arbeit zu sein, dann ist das nach
dem bestehenden Entsendegesetz eindeutig und ohne je-
den Zweifel rechtswidrig und kann und muss unterbun-
den werden.

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(C (D Wir erwarten, dass diejenigen Anforderungen, die ach unserem Arbeitsrecht für deutsche Unternehmen elten, ganz selbstverständlich auch von Werkvertragsnternehmen eingehalten werden, die Entsendearbeitehmer aus ihrem Land hier in Deutschland einstellen, nd das ohne Wenn und Aber. Doch dazu braucht man ein neues Gesetz und auch keine Einschränkung der ünftigen Dienstleistungsrichtlinie; denn das ist bereits orgesehen. Das jetzige Vollzugsdefizit macht deutlich: as Ganze ist eine Frage der Kontrolle und der Durchetzung. (Beifall des Abg. Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU] – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Öffentliche Kontrolle soll an den Entsendestaat gehen! Das ist doch nicht richtig!)


Frau Skarpelis-Sperk, wir sind uns darin einig, dass es
auch wenn in Zukunft eine neue Dienstleistungsrichtli-
ie gilt – dabei bleiben muss, dass die deutschen Behör-
en die Einhaltung des geltenden Rechts – Beispiel Zeit-
rbeitsgesetz – hier überprüfen müssen. Bei der
ontrolle und beim Verwaltungsverfahren sollte das
erkunftslandprinzip also nicht gelten. Eine solche For-
erung gegenüber der Europäischen Union ist aber nur
ann glaubwürdig, wenn wir wenigstens in unserem ei-
enen Land entsprechend handeln, und das haben wir
ine erhebliche Zeit lang nicht getan. Neue Gesetze zu
ordern, das geht allerdings in die falsche Richtung; wir
enden nicht einmal das bestehende Recht an.
Wir müssen auf etwas aufpassen – das will ich zum

chluss sagen –: Wir sind ein exportabhängiges Land.
nsere Wirtschaft lebt vom Export. Unsere Arbeits-
lätze hängen davon ab. Wir müssen uns vor einer neuen
iskussion des Protektionismus hüten. Deshalb ist es im
rundsatz sehr wohl richtig, den Binnenmarkt auch für
en Bereich der Dienstleistungen zu öffnen. Da unter-
tützen wir die Bundesregierung auch in Zukunft, selbst
enn Sie sich davon abgewandt haben.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Haben wir nicht! Sie verbreiten Legenden, Herr Göhner! – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Jetzt ist er plötzlich auch für Recht und Ordnung und öffentliche Kontrolle hier, obwohl in der Richtlinie anderes steht!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518408500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Werner Schulz.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kollege
öhner, wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind auch
ie der Meinung, dass der von der Kommission mit dem
iel der Harmonisierung vorgelegte Entwurf der Dienst-
eistungsrichtlinie über das Ziel hinausschießt – das ha-
en wir an sich im Ausschuss bzw. bei den Anhörungen
m Deutschen Bundestag festgestellt –; denn mit diesem
ntwurf soll praktisch auf einen Schlag der Binnenmarkt






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


für Dienstleistungen hergestellt werden, sollen vor allem
Hindernisse für Niederlassung und grenzüberschreitende
Tätigkeit von EU-Dienstleistern beseitigt werden.

Das soll hauptsächlich durch den Abbau von Geneh-
migungserfordernissen und durch die Einführung des
umfassenden Herkunftslandprinzips erreicht werden.
Danach soll ein Dienstleister nur den Gesetzen des Lan-
des unterliegen, in dem er niedergelassen ist, auch wenn
er Dienstleistungen in einem anderen Mitgliedstaat er-
bringt. Eine Verpflichtung, im Zielland geltende Anfor-
derungen zu erfüllen, soll es nur für wenige Ausnahmen
geben. Der Herkunftsstaat ist gemäß dem Entwurf sogar
für die Kontrolle des Dienstleisters im Zielland verant-
wortlich.

Damit vollzieht die Kommission einen Richtungs-
wechsel; Sie entfernt sich von dem Ziel der schrittweisen
Annäherung durch Mindeststandards. Das zwingt die
Mitgliedstaaten in einen Standortwettbewerb, bei dem
sich – das ist zu befürchten – das niedrigste Niveau
durchsetzt.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Sehr richtig!)


Wir sind durchaus für eine zügige Harmonisierung
bei den Dienstleistungen – das haben wir auch immer
wieder betont –, aber bitte schön mit dem notwendigen
Augenmaß. Es sei daran erinnert, dass der Entwurf etwa
in Frankreich im Vorfeld der Volksabstimmung zu gro-
ßer Empörung geführt hat. Das sollte sich die Kommis-
sion zu Herzen nehmen. Die Einschätzung von Binnen-
marktkommissar McCreevy, das Verfahren um die
Dienstleistungsrichtlinie werde durch das französische
Plebiszit nicht berührt, ist trügerisch. Gerade nach den
Abstimmungen über den Verfassungsentwurf in Frank-
reich und den Niederlanden muss die Kommission die
Dienstleistungsrichtlinie zurücknehmen, um weiteren
Schaden zu vermeiden.

Vor allem die umfassende Anwendung des Herkunfts-
landprinzips ist nicht akzeptabel. Hierdurch drohen
Rechtsverwirrung und ein Absinken des Qualitäts- und
Verbraucherschutzniveaus.


(Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auch das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung, das
momentan im Binnenmarktausschuss des Europaparla-
ments diskutiert wird, ist nicht geeignet. Es ist mehr oder
weniger bedeutungsgleich mit dem Herkunftslandprin-
zip.

Diskussionswürdig erscheint eine Anwendung des
Herkunftslandprinzips allein für die Aufnahme der Tä-
tigkeit, also bei den beruflichen Qualifikationen von
Dienstleistern. Hier könnten die zu Recht kritisierten bü-
rokratischen Hürden abgebaut werden. Die Sicherstel-
lung der Dienstleistungsqualität müsste dann in den Ziel-
ländern mit den dort bestehenden Rechtsvorschriften
erfolgen. Auch für bereits harmonisierte Dienstleis-
tungssektoren ist die Anwendung des Herkunftsland-
prinzips in bestimmten Fällen möglich, dann nämlich,

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(C (D enn bereits ein demokratisches Abstimmungsverfahren Europäischen Parlament durchlaufen wurde. Grüne und SPD haben im Ausschuss einen besonders diesen Tagen, aber auch sonst bedeutsamen gemeinsaen Entschließungsantrag vorgelegt. In diesem ist festehalten, dass wir für Dienstleistungsfreiheit im Binenmarkt eintreten. Der jetzige Entwurf der Richtlinie t aber trotz aller kosmetischen Veränderungen nicht akeptabel. Viele Auswirkungen der Richtlinie, vor allem den Bereichen von Wirtschaft und Arbeit, Verbrauherschutz oder Umwelt, sind überhaupt noch nicht abchätzbar. Die Vollendung des Binnenmarkts im Dienstleisngsbereich und der unbestritten notwendige Abbau büokratischer Hemmnisse dürfen nicht zum Einfallstor für ohnund Sozialdumping werden. (Beifall der Abg. Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD])


Der unregulierte Wettbewerb darf auch nicht zur Be-
rohung der sozialstaatlichen Systeme in den Mitglied-
taaten führen. Die EU-Kommission soll die Dienstleis-
ngsrichtlinie zurückziehen, grundlegend überarbeiten
nd eine geänderte Fassung vorlegen.
Die Debatte um die Dienstleistungsrichtlinie mag in

en Ohren mancher überzogen klingen; sie ist aber
ymptomatisch für die Situation der Europäischen
nion. Das Unbehagen über „die da in Brüssel“, über
ie Abgehobenheit der Eurokraten und über die geringe
ransparenz vieler Vorgänge der EU sollte ernst genom-
en werden.


(Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Menschen wollen ein gemeinsames Europa. Sie
ollen kein Europa der bürokratischen Auswüchse und
ein Europa des schrankenlosen Wettbewerbs. Sie wol-
en ein Europa, das seine Zukunft friedlich, zum Nutzen
ller Europäer und mit sozialer Verantwortung gestaltet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518408600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gudrun Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518408700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und
amen! Wir, die Mitglieder der FDP-Bundestagsfrak-
ion, sind zutiefst davon überzeugt, dass Deutschland
nd Europa Wettbewerb im Dienstleistungssektor brau-
hen.


(Peter Dreßen [SPD]: Aber nicht so!)

s geht nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-
rün, um zügellosen Wettbewerb, sondern um faire Be-
ingungen für den Wettbewerb, und zwar einen geregel-
en Wettbewerb.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Richtig!)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Da bitte ich Sie, hier kein Horrorgemälde zu malen, liebe
Kollegin Skarpelis-Sperk.


(Peter Dreßen [SPD]: Na, na, Frau Kollegin!)

Um einen Abschied vom europäischen Sozialstaat, wie
hier gerade gesagt wurde, geht es natürlich nicht.

Ich erinnere mich, dass auf einer Veranstaltung in
Herford Herr Bundeswirtschaftsminister Clement vor
dem Deutschen Schaustellerbund nach Vorstellung die-
ser Dienstleistungsrichtlinie in seiner Rede die Opposi-
tion, CDU/CSU und FDP, aufforderte, sie möge doch für
die Dienstleistungsrichtlinie votieren und die darin ent-
haltenen Chancen sehen, nämlich die Chancen für den
Markt, für Arbeitsplätze, aber auch für die Menschen im
gemeinsamen Europa.


(Beifall bei der FDP)

Das fand ich sehr bemerkenswert. Wir müssen aber lei-
der zur Kenntnis nehmen, dass Herr Clement auch in
diesem Punkt von der SPD-Fraktion ziemlich allein ge-
lassen wird.


(Beifall bei der FDP)

Es kann nicht sein, dass der Dienstleistungssektor, der

in vielen anderen Mitgliedstaaten etwa 70 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes ausmacht, in Deutschland, das ja
Exportweltmeister ist, nur gerade 12 Prozent hierzu bei-
trägt. Wir haben natürlich allen Grund, weitere Schritte
zur Liberalisierung und zur Deregulierung zu unterneh-
men.


(Peter Dreßen [SPD]: Na, na!)

Von daher ist die in der Dienstleistungsrichtlinie vorge-
sehene Liberalisierung vom Grundsatz her wirklich zu
begrüßen.

Ich sage noch einmal an die Adresse der Kollegen, die
immer auf dem Herkunftslandprinzip herumreiten und
es abschaffen möchten: Es gibt heute schon rechtliche
Regelungen, um illegale Arbeitnehmerüberlassung,
Scheinselbstständigkeit und andere Missbräuche, die
eben schon genannt wurden, zu unterbinden. In der Tat
ist hier der Vollzug defizitär. Das heißt, es müsste kon-
trolliert und entsprechend sanktioniert werden. Das hat
aber mit dem Herkunftslandprinzip überhaupt nichts zu
tun. Das möchte ich noch einmal sehr deutlich sagen.


(Beifall bei der FDP)

Auch wir wissen, dass die im Entwurf vorliegende

Richtlinie nachgebessert werden muss.

(Peter Dreßen [SPD]: Kategorisch!)


Auch uns gefällt sie nicht hundertprozentig. Wir sind na-
türlich für Entbürokratisierung, Verfahrensvereinfa-
chung, Anerkennung von Dokumenten in allen 25 Mit-
gliedsländern. All das ist positiv. Zugleich sagen wir
ganz deutlich, dass die öffentliche Kontrolle und die
Sanktionsmöglichkeiten nach wie vor dem jeweiligen
Nationalstaat obliegen sollten.


(Fritz Schösser [SPD]: Das ist doch alles Bürokratismus!)


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(C (D as ist ein ganz wichtiger Aspekt, auf den wir unbedingt chten müssen. Es kann auch sein, dass wir an der einen oder anderen telle mit Übergangsfristen arbeiten müssen, bis eine ngleichung bzw. Harmonisierung beim Austausch von rbeitnehmern erreicht wird, um kein Mitgliedsland zu berfordern. Wir haben allerdings den Weg nach vorne u gehen und nicht zurück. Wir sind ein freies, ein interational geprägtes Land, das vom Export lebt. Wir profieren davon. Da wäre Abschottung wirklich der falsche eg. (Beifall bei der FDP – Dr. Sigrid SkarpelisSperk [SPD]: Wer verlangt denn die? So ein Märchen!)


Lassen Sie mich zum Ende sagen: Wer bestimmt ei-
entlich, welche Standards die richtigen sind? Wer sagt
igentlich, wo ein Sozialdumping EU-weit beginnt und
wiefern die Standards, auch Qualitätsstandards, gege-
en sind?


(Fritz Schösser [SPD]: Genau das ist das Problem!)


ir haben eigene; aber die Frage ist, ob es möglich ist,
EU-Konzert der 25 zu Standards und Qualitäten zu

ommen, zu denen wir alle Ja sagen können, statt nach
em Motto zu verfahren: Am deutschen Wesen soll Eu-
opa genesen.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Lettisches Landrecht und portugiesische Sozialstandards!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518408800

Liebe Kollegen, lassen Sie die Kollegin bitte zum

chluss kommen – und Sie tun das bitte auch.

Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518408900

Ja, ich tue es auch. – Ich halte es für sehr arrogant,
enn dieser Anspruch erhoben wird.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518409000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518409100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s gibt den Entwurf einer Dienstleistungsrichtlinie der
U. Sie soll ermöglichen, dass Unternehmen, Firmen,
ittelständler ihre Dienstleistungen EU-weit anbieten
nd realisieren können. Das ist gut für Europa, das ist
ut für den Wettbewerb und das ist gut für die Bürger.
as verspricht jedenfalls der Titel, das behaupten die
efürworter dieser Richtlinie und das suggerieren leider
uch fast alle Medien.
Die PDS hat immer dagegen gesprochen; denn die

U-Dienstleistungsrichtlinie ist eine gezielte Katastro-
he. Sie führt zu Sozial-, Lohn- und Umweltdumping.






(A) )



(B) )


Petra Pau

Das muss verhindert werden und dagegen kämpfen zahl-
reiche Initiativen seit langem.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Nun gibt es einen gemeinsamen Antrag der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen. Punkt I dieses Antrages
mündet in dem Satz:

Die EU-Kommission wird aufgefordert, die EU-
Dienstleistungsrichtlinie zurückzuziehen, grundle-
gend zu überarbeiten und einen geänderten Entwurf
vorzulegen.

Das unterstützt die PDS im Bundestag ganz ausdrück-
lich. Aber ich habe ein paar nahe liegende Fragen: Wa-
rum kommt der Antrag der SPD und der Grünen jetzt –
erst jetzt?


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Nach den Anhörungen! Ganz einfach!)


Warum konnte es auf EU-Ebene überhaupt zu einer sol-
chen Richtlinie kommen?

Und ich habe noch eine dritte Frage. Die EU-Dienst-
leistungsrichtlinie befördert Niedrig-, ja sie befördert
Dumpinglöhne. Das lehnt die PDS aus sozialen und aus
wirtschaftlichen Gründen ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Deshalb hätten wir heute sogar dem rot-grünen Ent-
sendegesetz zugestimmt. Auch das sollte der zunehmen-
den Ausbeutung einen Riegel vorschieben – keinen aus-
reichenden, aber immerhin. Aber Rot-Grün hat das
Entsendegesetz von der Tagesordnung genommen, sehr
zur Freude der CDU/CSU.

Genau das, liebe Kolleginnen und Kollegen, entwer-
tet Ihren Appell an die EU. Denn dort, wo Sie konkret
entscheiden könnten, versagt Rot-Grün. Stattdessen er-
finden Sie, auch mit dieser Entschließung, ein Verspre-
chen nach dem anderen für die Zeit nach der Wahl. Nach
der Wahl wird wohl die CDU/CSU Tabula rasa machen.
Noch aber hätte Rot-Grün Mehrheiten, um dagegen Pfei-
ler zu setzen. Genau das tun Sie jedoch nicht. Sie ver-
sprechen, kneifen aber, wenn es ernst wird.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Dasselbe Spiel erleben wir übrigens derzeit im Streit
um Hartz IV. Es ist ein grundsätzlich falsches und unge-
rechtes Gesetz. Wir werden es ändern, sagt die SPD, al-
lerdings erst nach der Wahl. Aber nach Lage der Dinge
werden Sie nach der Wahl überhaupt nichts mehr ändern
können. Also ändern Sie doch jetzt! Noch haben Sie
Mehrheiten; noch haben Sie drei Stimmen im Plus.
Wenn es um gute Lösungen für die Betroffenen geht,
dann haben Sie sogar noch zwei PDS-Stimmen dazu.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


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(C (D Ich schließe damit die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen uf Drucksache 15/5832 mit dem Titel „Arbeit schaffen – ozialen Zusammenhalt und wirtschaftliche Dynamik m europäischen Binnenmarkt für Dienstleistungen veressern“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen on SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der Abgeordneten ötzsch und Pau gegen die Stimmen von CDU/CSU und DP angenommen worden. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft nd Arbeit auf Drucksache 15/5865 zu der Unterrichung durch die Bundesregierung über einen „Vorschlag ür eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des ates über Dienstleistungen im Binnenmarkt“. Der Auschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung eine ntschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD nd Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von DU/CSU und FDP angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 7 a bis 7 c auf: a)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518409200

richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

– zu dem Antrag des Bundesministeriums der Fi-
nanzen
Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2003 – Vorlage der Haus-
halts- und Vermögensrechnung des Bundes

(Jahresrechnung 2003)


– zu der der Unterrichtung durch den Bundes-
rechnungshof
Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2004 zur Haushalts- und Wirtschaftsfüh-

(einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung des Bundes 2003)


– Drucksachen 15/2884, 15/4200, 15/5781 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Gerhard Rübenkönig

b) Beratung des Antrags des Bundesministeriums
der Finanzen
Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2004 – Vorlage der Haushalts-

(Jahresrechnung 2004)

– Drucksache 15/5206 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich
Austermann, Dr. Michael Meister, Steffen






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Kampeter, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Verschuldungsspirale stoppen – Nachtrags-
haushalt und Haushaltssicherungsgesetz
umgehend vorlegen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Andreas
Pinkwart, Jürgen Koppelin, Otto Fricke, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Prekärer Haushaltslage entgegentreten –
Nachtragshaushalt und Haushaltssiche-
rungsgesetz vorlegen

– Drucksachen 15/5331, 15/5477, 15/5746 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Walter Schöler
Anja Hajduk
Steffen Kampeter
Otto Fricke

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Gerhard Rübenkönig.


Gerhard Rübenkönig (SPD):
Rede ID: ID1518409300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Entlastung der Bundesregierung ist auf den ersten
Blick ein Routinevorgang, der in der Öffentlichkeit wenig
zur Kenntnis genommen wird. Dies ist bedauerlich; denn
es geht um die wirtschaftliche und ordnungsgemäße Ver-
wendung der Einnahmen und Ausgaben des Bundes. Wir
reden hier immerhin über 256,7 Milliarden Euro, die der
Bund im Jahr 2003 ausgegeben hat.

Der RPA hat sich unter meinem Vorsitz in fünf Sit-
zungen sehr ausführlich mit den Bemerkungen des Bun-
desrechnungshofes über das Haushaltsjahr 2003 ausei-
nander gesetzt. Dies gilt auch für die Feststellungen zur
Haushalts- und Vermögensrechnung des Bundes, zur
finanzwirtschaftlichen Entwicklung und zu den struktu-
rellen Problemen des Bundeshaushalts. Die Bemerkun-
gen 2004 zeigen leider, dass betriebswirtschaftliches
Denken und Handeln immer noch nicht flächendeckend
zu bestimmenden Faktoren und Grundlagen exekutiven
Handelns geworden sind.

Nach den Berechnungen des Bundesrechnungshofes
belaufen sich die einmaligen Ausgabenminderungen und
Einnahmesteigerungen, die in den 57 Bemerkungen be-
schrieben werden, auf knapp 2,4 Milliarden Euro, zu-
züglich eines jährlich realisierbaren Potenzials von
800 Millionen Euro. Dies ist eine Größenordnung, die
sich im Rahmen dessen bewegt, was in den letzten Jah-
ren, auch zu Zeiten anderer Regierungen, festgestellt
wurde.

Ein fachlicher Schwerpunkt des Bundesrechnungsho-
fes in den Bemerkungen 2004 ist die Einhaltung des
europäischen Vergaberechts. Hier hat es in der Vergan-
genheit unter allen Regierungen erhebliche Fehler gege-
ben. Ich werbe deshalb mit Nachdruck für die von der

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(C (D ollegin Brigitte Schulte – sie hat sich im Rechnungsrüfungsausschuss besonders dafür eingesetzt – beanragte und im Rechnungsprüfungsausschuss fraktionsbergreifend beschlossene Aufforderung an die egierung zur Vereinfachung dieser EU-Richtlinie. Wie in der Vergangenheit konnten über weite Berei he einvernehmliche Beschlüsse gefasst werden. Ich bin avon überzeugt, dass wir mit den Beschlüssen des echnungsprüfungsausschusses sachgerechte Antworten efunden und Positionen formuliert haben, zumal ihnen mmer ausgiebige Beratungen der jeweiligen Berichtrstatter mit den Ministerien und mit dem Bundesrechungshof vorausgingen. In den Bemerkungen 2004 des Bundesrechnungsho es wird – wie schon in den Vorjahren – die dramatische inanzlage des Bundes hervorgehoben. In der Tat ist die aushaltsund Verschuldungssituation des Bundes nd der Länder sehr angespannt. Die Gründe liegen icht nur in der enttäuschenden wirtschaftlichen Enticklung, sondern auch in den strukturellen Fehlenticklungen, die zum Teil weit in die Vergangenheit zuückreichen. Lassen Sie mich nur kurz einige wenige ausführen. u nennen ist zum einen der hohe Anteil der Sozialausaben und der Zinsausgaben. Auf sie entfallen im Hausaltsjahr 2004 etwa 62 Prozent der Gesamtausgaben des undeshaushalts und 86 Prozent der Steuereinnahmen es Bundes. Dagegen ist der Anteil der für Investitionen erwendeten Haushaltsmittel rückläufig. Er beträgt nur och 10 Prozent der Gesamtausgaben bzw. 13 Prozent er Steuereinnahmen. Zu nennen sind ferner die Zinsbelastungen und die ukünftigen Belastungen durch die Beamtenpensionen, ie finanziellen Aufwendungen für die deutsche Einheit owie die Globalisierung mit ihrer ökonomischen Konurrenz und ihrem Steuerwettbewerb. Völlig unbefriedigend ist auch die Neuverschuldung es Jahres 2003. Sie ist weit höher ausgefallen, als eineplant und erhofft. Die Regierung und die Koalitionsraktionen haben sie ausschließlich wegen der sehr chwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen, also egen der Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichewichts, akzeptiert. Unbestritten besteht ein massiver Handlungsdruck, en Haushalt zu konsolidieren. Die Neuverschuldung uss gravierend zurückgeführt werden. Wir müssen eine reite gesellschaftliche Aufgabenkritik führen und die taatlichen Leistungen auf die wesentlichen und zuunftsfähigen Aufgabenfelder konzentrieren. Nur, so ichtig dieser Satz ist, so zutreffend ist leider auch die eststellung, dass es bisher keine Fraktion geschafft hat, ieser Herausforderung zu entsprechen, deren Bewältiung eigentlich dringend notwendig ist. Zu verlockend das sage ich in aller Deutlichkeit – war immer wieder as Schielen auf Wahltermine, die Wählerklientel und ehrheiten. Zu stark waren der politische Gegendruck nd die Angst vor der eigenen Courage; das sage ich elbstkritisch auch gegenüber meiner eigenen Fraktion. Gerhard Rübenkönig Auch Ihre angekündigte Ablehnung der Haushaltsent lastung ist unter dieser Rubrik zu subsumieren. Der Haushalt und seine Ausführung waren das unter den sachwaltenden Umständen, den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Verweigerung von Bundesrat und Vermittlungsausschuss beim Abbau von Subventionen und Steuervergünstigungen Mögliche und Machbare. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ihr wollt doch neue Subventionen!)





(A) )


(B) )


Aber es ist selbstverständlich Ihr legitimes Recht, eine
andere Bewertung vorzunehmen und der Regierung die
Haushaltsentlastung zu verweigern.

Lassen Sie mich noch zwei Bemerkungen zu den An-
trägen, die Sie heute erneut vorlegen, machen. Das sind
die Anträge auf den Drucksachen 15/5331 und 15/5477.
Hierzu brauche ich keine großen Ausführungen zu ma-
chen. Die Regierung hat am 2. Juni in diesem Hause
dazu Stellung genommen. Wir werden diese beiden An-
träge ablehnen, nicht deswegen, weil wir die Zustands-
beschreibungen nicht teilen, sondern deswegen, weil Sie
konkrete Maßnahmen dazu, wie die Haushaltssituation
nachhaltig verbessert werden kann, schuldig bleiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, da ich mich ent-
schieden habe, bei der möglicherweise im Herbst statt-
findenden Neuwahl nicht wieder für den Bundestag zu
kandidieren, erlaube ich mir, ein paar persönliche und
grundsätzliche Bemerkungen zu machen. Es ist, egal
welche Parteien die kommende Bundestagswahl gewin-
nen werden, für unsere Zukunft unerlässlich


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Sie haben schon in die richtige Richtung geschaut!)


– wenn Sie zuhören würden, würden Sie etwas Positives
aus meinen Ausführungen ziehen –,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

dass es gelingt, die strukturellen Belastungen des Haus-
halts aufzufangen und auszugleichen. Dies kann nur mit-
tel- und langfristig gelingen und ist zwingend notwen-
dig, wenn wir die staatliche Handlungsfähigkeit und die
gesellschaftliche Zustimmung zu unserer Demokratie
nicht verlieren wollen.

Nach meiner festen Überzeugung werden wir dazu
auf der Ausgabenseite an deutlichen Einschnitten bei
den Subventionen und an Einschnitten bei den Steuer-
vergünstigungen nicht vorbeikommen. Ebenso wenig
werden wir aber darauf verzichten können, die Einnah-
meseite des Staates zu sichern. Denn nur dann, wenn es
gelingt, unsere fachpolitischen Sichtweisen zugunsten
einer gesamtgesellschaftlichen Handlungsverantwortung
zusammenzuführen, ist die Handlungsfähigkeit des Staa-
tes gewährleistet. Ich bin mir sicher, dass die Menschen
eine solche Politik unterstützen würden, wenn sie denn
sozial gerecht und ausgewogen ist. Vor diesem Hinter-
grund scheint mir auch der Vorschlag des Präsidenten
des Bundesrechnungshofes richtig zu sein, über eine ver-
fassungsrechtliche Regelung zur Kreditbegrenzung mit
wirklichem Biss nachzudenken.

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(C (D Für die vom Bundesrechnungshof in der Vergangeneit geleistete Arbeit darf ich mich beim Präsidenten des undesrechnungshofs, Herrn Professor Dr. Dieter ngels, der heute hier vom Vizepräsidenten, unserem hemaligen Kollegen Norbert Hauser, vertreten wird ich begrüße ihn ganz herzlich –, und bei allen Mitareiterinnen und Mitarbeitern herzlich bedanken. Der undesrechnungshof hat seine Leistungsfähigkeit und eratungskompetenz immer wieder eindrucksvoll voreführt. Bei meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Rech ungsprüfungsausschuss, insbesondere bei meinem Verreter, Hans-Joachim Fuchtel, möchte ich mich für die onsensorientierte und vertrauensvolle Kooperation, die mmer gewährte Fairness und Kollegialität auch über die raktionsgrenzen hinweg bedanken. Dank schulde ich ebenfalls den Mitarbeiterinnen und itarbeitern des Sekretariats des Rechnungsprüfungsusschusses für die stets gute Zusammenarbeit, die Unerstützung und den weit über das übliche Maß hinausgeenden Einsatz. Zuletzt gestatten Sie mir Folgendes: Vor dem Hinter rund, dass es wahrscheinlich bald zur Neuwahl kommt nd ich hier nicht mehr reden kann, möchte ich mich bei hnen allen und ganz besonders bei Ihnen, Frau Präsientin, ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit beanken. Danke schön. Das mag ich nicht unerwidert lassen, lieber Herr übenkönig. Auch ich möchte mich bei Ihnen für Ihre rbeit bedanken. Sie haben gesagt, alles steht unter dem enn, das wir alle morgen vor uns haben. Von Ihnen eiß ich allerdings, dass Sie an einen schönen Ort zuückkehren: Kassel und der Bergpark warten auf Sie. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Fuchtel. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Ta esordnung ist ein wenig verschoben worden. Deswegen ind die Mitglieder der Haushaltsgruppe gerade bei der rau Vorsitzenden und bereiten sich auf (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schwierige Zeiten!)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518409400
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1518409500

ie Haushaltspolitik vor. Insoweit bitte ich um Verständ-
is, dass sie hier nicht anwesend sein können.
Das erste Wort bei der Entlastungsdebatte gehört na-

ürlich dem Bundesrechnungshof. Wir schließen uns
em Dank, der durch den Vorsitzenden des Rechnungs-
rüfungsausschusses ausgesprochen wurde, an. Der
undesrechnungshof gehört sicher zu den Institutionen,
m die wir im internationalen Rahmen nach wie vor be-
eidet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel

Der Umgang unter Demokraten gebietet es, Gerd

Rübenkönig mit Respekt und Anerkennung für die faire,
menschlich immer sehr souveräne und gute Zusammen-
arbeit zu danken. Ich wünsche dir, lieber Gerd, alles
Gute für die Zukunft.


(Beifall im ganzen Hause)

Da wir Schwaben Lob gern etwas verpacken, sage

ich: Gerd, es hätte statt deiner auch etwas Schlimmeres
kommen können.

Leider gilt dies nicht für den Bundeshaushalt. Um die
Bundesfinanzen ist es objektiv schlimm bestellt. In die-
sem Jahr fressen erstmals die Zuschüsse zu den sozialen
Sicherungssystemen, die Personalausgaben und die Zin-
sen mit insgesamt 188,6 Milliarden Euro die gesamten
Steuereinnahmen in Höhe von 187,2 Milliarden Euro
auf. Alles andere muss weitgehend auf Pump finanziert
werden. Das ist keine Haushaltsmisere, das ist eine
Haushaltskatastrophe.


(Beifall bei der CDU/CSU – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Unverantwortlich!)


Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es die Öffentlich-
keit wirklich vollständig wahrgenommen hat: Die Lage
ist noch schlechter als die Stimmung. Noch nie hat ein
Präsident des Bundesrechnungshofes öffentlich formu-
lieren müssen – ich zitiere –:

Wir machen Schulden in Rekordhöhe, ohne finanz-
politische Spielräume zurückzugewinnen. Mit
38 Milliarden Euro an Zinsausgaben ist der Bun-
deshaushalt längst in die Schuldenfalle geraten.

Demjenigen, dem das nicht genügt, möchte ich noch
ein Zitat aus dem „Spiegel“ vorhalten. Dort hat es un-
längst von einem Parteifreund der SPD geheißen, dass
ihm sogar schwindelig werde, wenn er an den Haushalt
denke, der hier praktiziert werde. Es ist fast nicht auszu-
denken, Herr Staatssekretär, wenn zum Beispiel die
Zinslast durch eine Zinserhöhung noch einmal belastet
würde. Bereits im Jahr 2003 hätte eine Zinserhöhung um
1 Prozent zur Folge gehabt, dass wir 8 Milliarden Euro
mehr hätten schultern müssen. In der Zwischenzeit ist
die Lage noch schlechter geworden. Ein halbes Prozent
würde ausreichen, um den gesamten Titel für den Bun-
desfernstraßenbau auf null zurückzuführen. So drama-
tisch ist die Situation.

Heute wurden sie zwar nicht erwähnt, aber oftmals ist
das der Fall. Deshalb sage ich: Hören Sie auf mit den
Storys über Vorbelastungen, wie sie der Staatssekretär
Diller gern erzählt! Die Vorbelastungen kannten Sie vor-
her. Trotzdem haben Sie dem deutschen Volk verspro-
chen, die Nettoneuverschuldung bis zum Jahre 2006 auf
null zu senken. Von dieser Politik ist nichts übrig geblie-
ben.

Meine Damen und Herren, auch Subventionsabbau
ist ein Wort, von dem heute nichts zu hören war. Viel-
leicht hat der Kollege versucht, mit sehr guter Stimmung
durch diese Veranstaltung zu kommen. Aber dazu muss
ich noch etwas sagen: Es heißt immer, Sie hätten auf-
grund unserer Blockade im Bundesrat nicht handeln

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(C (D önnen. Dazu möchte ich feststellen: Rot-Grün selbst eichnet verantwortlich für den größten Subventionsaufau in der jüngeren Geschichte unseres Landes. Ganz ebenbei hat der Bundeskanzler auf einer Veranstaltung, em so genannten Steinkohlentag, versprochen, die ohlehilfe noch einmal um 17 Milliarden Euro zu erhöen und sie bis 2012 fortzuführen. Das belastet uns zuätzlich. Eines ist klar: Im Vermittlungsausschuss haben wir in en Jahren 2003 und 2004 sehr viele Ihrer Entscheidunen mitgetragen. Mehr als zwei Drittel aller vorgeseheen Maßnahmen haben wir als Opposition unterstützt. as mittelfristige Einsparvolumen betrug 16,5 Milliaren Euro. Davon haben wir immerhin Maßnahmen in öhe von mehr als 10 Milliarden Euro mitgetragen. Eine olche Opposition hätten wir uns von 1996 bis 1998 geünscht. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber damals war es ganz anders.
Eines ist allerdings auch zutreffend: Wir waren ange-

ichts der derzeitigen Lage nicht bereit, die Eigenheim-
ulage zu opfern, und zwar aus zwei Gründen: Erstens
st sie für Familien nach wie vor etwas Gutes. Zweitens
äre es angesichts Ihrer Haushaltspolitik, die wie ein
ass ohne Boden erscheint, der falsche Weg gewesen,
em guten Geld noch weiteres hinterher zu werfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

afür lassen wir uns vorläufig auch gerne von Ihnen be-
chimpfen. Die junge Generation wird uns allerdings
anken, dass wir in diesem Punkt beharrlich geblieben
ind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

b nun 10 oder 16 Milliarden Euro eingespart werden,
arauf kommt es angesichts eines strukturellen Defizits
on 60 Milliarden Euro jährlich nicht mehr an.
Auf der einen Seite ist überall dort, wo es haushalts-

olitisch wehtut – bei der Rente, dem Arbeitsmarkt und
en Zinsausgaben –, Aufwuchs zu verzeichnen. Das
öchte ich gar nicht im Einzelnen vortragen; denn das
ann man überall nachlesen. Dann wird man sehen:
berall dort, wo es wehtut, bestehen strukturelle Defi-
ite, die sich weiter vergrößern, ohne dass sich diese
chere schließt. Das ist unser Problem.
Auf der anderen Seite brechen auf der Einnahme-

zw. der Investitionsseite, wo es uns auch wehtut, die
teuereinnahmen und die investiven Ausgaben weg. An-
esichts solcher Zahlen müssten Sie von Rot-Grün ei-
entlich blass werden. Von wegen Nachhaltigkeit!


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ja!)

ach uns die Sintflut, das ist Ihr haushaltspolitisches
otto.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)

Hans-Joachim Fuchtel

Hören Sie mit Ihren Ablenkungsstorys auf. Wer

Typen wie Richard Kimble von der Saar zum Bundes-
finanzminister beruft,


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ja!)

wer mit einer Politik der ruhigen Hand auf besseres
Wetter wartet, statt zu handeln, und wer Versprechungen
macht statt Strukturreformen durchzuführen, der
schleicht auch im Ernstfall nur um den Schuldenberg he-
rum wie die Katze um den heißen Brei. So muss man das
sehen. Das ist die Wahrheit.

Jetzt ist strukturelles Handeln gefragt. Die Schulden-
spirale muss gestoppt werden.


(Lothar Mark [SPD]: Die ihr in massiver Weise begonnen habt!)


Die Nachtragshaushalte müssen frühzeitig vorgelegt und
zur Korrektur eingesetzt werden. Das ist die Antwort der
Opposition auf die Haushaltskatastrophe von Rot-Grün.

Lieber Herr Diller, Sie wollen heute ernsthaft eine
Entlastung für 2003 und legen den Abschluss 2004 zur
Beratung vor. Die CDU/CSU konnte Sie schon 2002
nicht entlasten. Mein Kollege Konrad Fromme hat da-
mals überzeugende Gründe dafür vorgetragen, vor allem
die Verfassungswidrigkeit des Haushalts 2002. Sie ha-
ben 2003 nichts, aber auch gar nichts dazu gelernt; denn
dieser Haushalt ist wieder verfassungswidrig. Wenn man
sich anschaut, was Sie tun, um den Haushalt auszuglei-
chen, dann stellt man fest, dass Ihr Vorgehen mit der
Verschleuderung von Bundesvermögen einhergeht. Das
können wir nicht akzeptieren. Vor allem können wir
nicht akzeptieren,


(Lothar Mark [SPD]: Da ist Widerspruch einzulegen! Ihr habt doch das ganze Tafelsilber schon verkauft!)


dass 2003, als man in einem frühen Stadium gesehen hat,
dass der Haushalt aus dem Ruder läuft, nicht zu den
klassischen Instrumenten der Haushaltspolitik gegriffen
wurde, nämlich der Haushaltssperre und dem Nach-
tragshaushalt.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: So ist es!)

Das haben Sie versäumt.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Grobe Nachlässigkeit!)


Hier haben Sie fachlich versagt.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Minister Eichel kommt einem deswegen nicht wie ein
Steuermann auf der Haushaltsbrücke vor, sondern wie
ein Buchhalter, der sich hinter dem Schreibtisch verkro-
chen hat. Das ist Versagen in höchster Potenz; anders
kann man das gar nicht nennen. Dafür tragen Sie die
Verantwortung. Nun haben Sie wiederum einen verfas-
sungswidrigen Haushalt fabriziert; schlimmer geht es
gar nicht.


(Lothar Mark [SPD]: Durch Wiederholung wird es nicht wahrer!)



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(C (D Richtig, wenn man es viermal tut, sollte man langsam erken, Herr Kollege, dass es so ist. Wir haben desween das Bundesverfassungsgericht bemühen müssen. ir von der Union reichen Ihnen für ein solch miserales Verfassungsverständnis nicht die Hand. Deswegen erden wir die Entlastung ablehnen. Sie versuchen mit Tricks, mit Restkreditermächtigun en, die Sie aufgetürmt haben, über die Runden zu komen. Formal ist das korrekt, aber letztlich haben Sie mit ieser Politik der Unsolidität Vorschub geleistet. So icht, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün! ir haben eine miserable finanzwirtschaftliche Enticklung. Wir haben viele noch nicht genannte Proleme in Europa, die sehr viele Risiken darstellen und ber die in Deutschland gar nicht gesprochen wird. Wir aben hier erleben müssen, wie das Tafelsilber Stück für tück verscherbelt wird. Insgesamt sind in den letzten ahren – das sage ich einmal pauschal – Anteilsveräußeungen, Forderungsverkäufe und Aktienplatzierungen it einem Volumen von 42,2 Milliarden Euro vorgeommen worden. Und mit wem haben Sie das Geschäft emacht? Ganz überwiegend mit Investitionsbanken und eteiligungsgesellschaften, die Sie ansonsten „Heuchrecken“ zu nennen pflegen. as ist Glaubwürdigkeit à la Rot-Grün. Das ist Glaubürdigkeit à la Schröder, à la Müntefering, à la Fischer, ber das ist keine richtige Glaubwürdigkeit. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in die Verlegen eit komme, zum Schluss einer Rede auf den „Spiegel“ u verweisen und mich mit ihm in Übereinstimmung zu efinden. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Tja! – Lothar Mark [SPD]: Lesen Sie sonst nur die „Bild“Zeitung?)


(Lothar Mark [SPD]: Was heißt hier „Sie“?)


ie hätten heute allen Grund, der Regierung durch
ichtzustimmung zu ihrer Entlastung das Misstrauen
uszusprechen. Entweder tun Sie es auch heute oder Sie
assen es morgen bleiben. Ansonsten verfahren Sie nach
em Motto „Business as usual“ und vollführen morgen
ie Sondernummer. Das ist Glaubwürdigkeit à la Rot-
rün; das ist nicht unsere Politik. Das tut dem Staat
icht gut. Wer mehr darüber lesen will, kann das gerne
un: im „Spiegel“, Ausgabe 26, Seite 22 f. Was dort
teht, ist zutreffend; dem ist nichts hinzuzufügen.
In diesem Sinne können wir Ihnen keine Entlastung

usichern. Wir bitten dafür um Verständnis; denn wir
ollen eine bessere Haushaltspolitik machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lothar Mark [SPD]: Wie eure Haushaltspolitik aussieht, das habt ihr 16 Jahre lang bewiesen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518409600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Franziska

ichstädt-Bohlig.

(B)







(A) )



(B) )



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Als Erstes möchte auch ich mich ganz herz-
lich beim Rechnungshof für seine Bemerkungen bedan-
ken. Ich fand es sehr korrekt, dass der Kollege
Rübenkönig diese Arbeit auch selbstkritisch bewertet
hat. Ich glaube, es ist sehr wichtig, die Dinge hier nicht
schönzureden, sondern ehrlich darzustellen, welche Pro-
bleme wir haben. Ich wünsche dem Kollegen
Rübenkönig alles Gute für den weiteren Weg. Ich bin
ganz sicher, dass es auch außerhalb des Parlaments ein
gutes Leben gibt, auch ein politisches.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Als Zweites möchte ich ein Stück weit auf den Kolle-
gen Fuchtel eingehen. Zunächst habe ich gedacht, dass
wir es endlich schaffen, hier eine Debatte so zu führen,
wie ich es mir schon für die letzten Jahre gewünscht
habe. Ich dachte, der ewige Schlagabtausch – ihr seid die
Bösen, die alles falsch machen, und wir sind die Guten,
die die Patentrezepte haben und wissen, wie alles besser
gemacht wird – sei jetzt vorbei.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das sagen die Leute, die selbst am Ende sind!)


Ich glaube, dieser Schlagabtausch ist sowohl angesichts
der gegenwärtigen Haushaltslage als auch angesichts der
geschichtlichen Entwicklung der Verschuldung nicht an-
gemessen.

Ich werbe dafür, dass wir endlich alle so ehrlich sind
– genau das war die Qualität des Beitrags des Kollegen
Rübenkönig –, zu sagen, dass wir alle für die Entwick-
lung der Haushaltslage mit verantwortlich sind und dass
sich dieses Problem über Jahre entwickelt hat.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Wohl wahr!)


Seit den 70er-Jahren hatten wir keinen Haushalt ohne
Neuverschuldung mehr. Der Schuldenberg ist immer
weiter angewachsen, besonders dramatisch nach der
deutschen Wiedervereinigung. Das sage ich nicht mit ei-
ner Schuldzuweisung, sondern das ist ein objektives Pro-
blem. Insofern appelliere ich an uns alle, endlich mit die-
sem Schlagabtausch und diesem Pingpongspiel
aufzuhören und unsere gemeinsame Verantwortung hier
– wer auch immer wann wie regiert – und auf der Ebene
des Bundesrats ernst zu nehmen.

Zurzeit wird viel an Rot-Grün kritisiert. Die Kritik
geht in die Richtung, dass dem Bürger zu viel wegge-
nommen worden sei. Sie muss aber auch in die andere
Richtung gehen, nämlich dass viele Reformen nicht weit
genug gegriffen haben. Insofern müssen wir uns aufsei-
ten der Koalition dieser Debatte stellen. Auf der anderen
Seite können Sie sich aber nicht der Tatsache entziehen,
dass gerade die Opposition und der Bundesrat permanent
den Lafontaine gemacht haben, indem sie ganz wichtige
Entscheidungen, die wir hier getroffen haben, blockiert
haben.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Mark [SPD])


ch nenne die Eigenheimzulage, das Steuervergünsti-
ungsabbaugesetz usw. Ihr Problem ist, dass Sie bis zur
tunde blockiert haben und jetzt zum ersten Mal ins
rübeln kommen, ob Sie weiter blockieren sollen, da Sie
ielleicht sogar selbst regieren wollen.
Ich nenne noch ein aktuelles Beispiel für diese Blo-

kade, nämlich das Versorgungsnachhaltigkeitsge-
etz, bei dem es darum geht, die Beamtenpensionen an-
upassen. Was macht der Bundesrat? Er blockiert wieder
rst einmal, obwohl er ganz genau weiß, dass die Pen-
ionslasten nicht so sehr den Bund, sondern die Länder
nd Kommunen drücken und dass wir auch diese Maß-
ahmen ergreifen müssen, um unsere Haushalte auf der
bene von Bund, Ländern und Kommunen Schritt für
chritt wieder in Ordnung zu bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lothar Mark [SPD]: Das ist die Scheinheiligkeit!)


Deswegen sage ich ganz klar: Erstens. Es muss end-
ich zu einem konsequenten Abbau aller überflüssigen
nd zukunftsschädlichen Subventionen kommen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Frau Kollegin, hören Sie bitte auf, vom Abbau der Subventionen zu reden! Ihr habt gestern eine neue Subvention beschlossen! Das gibt es doch nicht! Das darf nicht wahr sein!)


as Sie eben zur Eigenheimzulage gesagt haben, Kol-
ege Fuchtel, war wirklich scheinheilig.
Zweitens. In Richtung der FDP sage ich – der Kollege
erz hat seinen „Bierdeckel“ mittlerweile hoffentlich in
en Mülleimer geschmissen –: Versprechen Sie nicht
eitere Steuersenkungen! Steuervereinfachungen sind
n Ordnung, sie müssen aber solide gegenfinanziert wer-
en. Alles andere ist Betrug am Wähler und am Bürger
nd trägt nicht zur Lösung des Verschuldungsproblems
ei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In Richtung der PDS und der neuen SED möchte ich
agen:


(Markus Löning [FDP]: Das war jetzt schön gesagt!)


achen Sie keine falschen Versprechungen, die Sie
icht einhalten können, indem Sie sagen, man könne den
eichen praktisch unendlich viel wegnehmen und es den
rmen geben.


(Otto Fricke [FDP]: Das war die SPD!)

as sind falsche Versprechungen; solche Versprechun-
en kann man nicht machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Heinz Seiffert [CDU/CSU] und des Abg. Otto Fricke [FDP])







(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

Wir wissen es. In den 90er-Jahren hatten wir ja die Ver-
mögensteuer. Das Geld, das dadurch hereinkommt, löst
die Probleme, die wir haben, nicht.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr richtig!)

In diesem Zusammenhang nenne ich auch die Erhö-

hung der Erbschaftsteuer. Meinetwegen sollen die Län-
der das in die Hand nehmen, auch eine Erhöhung der
Grundsteuer. Wer aber verspricht, dass man mit diesen
Steuern, die insgesamt – wenn es hoch kommt; ich
glaube aber nicht daran – vielleicht ein Volumen von
5 Milliarden Euro umfassen, das strukturelle Defizit auf
den Ebenen Bund, Länder und Kommunen allein aus
2004 in Höhe von insgesamt 80 Milliarden ausgleichen
kann, der lügt sich und dem Bürger etwas in die Tasche.
Das dürfen wir alle gemeinsam nicht machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Von daher möchte ich noch eine letzte Bitte ausspre-
chen. Ich unterstütze die Forderung, dass wir eine Kre-
ditbegrenzung brauchen. Wir müssen aber auch anders
an die Haushaltsaufstellung herangehen. Die Haushalte
auf Basis von Wachstumsprognosen und Prognosen über
die Steuereinnahmen aufzustellen, halte ich für struktu-
rell falsch. Es muss auf solide Zahlen zurückgegriffen
werden, das heißt Zahlen, die einen Durchschnitt aus den
vergangenen Jahren bilden und nicht auf Kaffeesatzlese-
rei beruhen, wie es offenbar seit Jahr und Tag Methode
ist. Auch da gibt es viel zu tun.

In diesem Sinne wünsche ich mir, dass nicht ständig
Streit um die Haushalte geführt wird, sondern dass hier,
wie auch immer die Konstellationen sind, alle Parlamen-
tarier konstruktiv zusammenarbeiten. Ich hätte mir ge-
wünscht, dies wäre noch in dieser Legislaturperiode
möglich gewesen. Das wird nun leider nicht der Fall
sein. Ich wünsche mir, dass dies in der nächsten Legisla-
turperiode konstruktiver angegangen wird, und zwar
ohne gegenseitige Barrieren und Blockaden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518409700

Auch Ihnen, liebe Frau Kollegin Eichstädt-Bohlig,

möchte ich für den Fall der Fälle im Namen des ganzen
Hauses einen Vorratsdank für Ihre Arbeit aussprechen
und alles Gute wünschen.


(Beifall – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)


– Der Applaus war einstimmig.
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jürgen Koppelin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1518409800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich will es kurz machen. Ich hoffe, in drei Minuten mei-
nen Beitrag beendet zu haben, damit wir danach sofort
zur Abstimmung kommen können.

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(C (D Wir sprechen über die Entlastung der Bundesregieung und natürlich auch über das Thema Nachtragshausalte. Ich will mit dem beginnen, was die Kollegin ichstädt-Bohlig gesagt hat. Den letzten Teil ihrer Rede ann ich voll unterstützen: Wir sollten auch in der Zuunft, wer auch immer wo auf welchen Stühlen sitzt, zuammenarbeiten. Was ich allerdings nicht akzeptieren ann, liebe Kollegin, ist, dass Sie immer mit Blick auf ie FDP erklären, das, was wir im Zusammenhang mit er Steuerreform vorgeschlagen haben, sei unsolide. Ich in gerne bereit, mich mit Ihnen zusammenzusetzen und hnen noch einmal alles zu erklären. Sie sind uns die ntwort schuldig geblieben – Sie hatten im Haushaltsusschuss Gelegenheit, darauf zu antworten –, warum ie alle Anträge der FDP zu diesem Haushaltsjahr – Sie ennen die Zahl; es waren 437 – (Jörg Tauss [SPD]: Wie lange haben Sie denn regiert?)


it einem Einsparvolumen von 12,7 Milliarden Euro ab-
elehnt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lothar Mark [SPD]: Die Verschuldung ist doch permanent in eurer Regierungszeit gestiegen! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Lothar, jetzt sei doch einmal ruhig!)


ie haben hier um Zusammenarbeit gebeten. Ich frage
ich: Wo war denn Ihr Angebot zur Zusammenarbeit?
a Sie wissen, dass die Stimmen von FDP und Union im
undesrat in der Mehrheit sind, müssen Sie auf diese
arteien zugehen, um beim Haushalt zusammenzuarbei-
n.


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr habt doch alles blockiert!)


azu waren Sie nicht in der Lage.
Der Bundesminister der Finanzen hat einen Bericht

ur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen heraus-
egeben. Darin stehen unglaublich viele Wahrheiten.
as Traurige ist, dass Sie sich nicht danach richten. Ein
eispiel – Zitat –:

Konsolidierung bedeutet in der Regel, gegen den
Widerstand organisierter Gruppeninteressen und
Besitzstandswahrer angehen zu müssen.

(Jörg Tauss [SPD]: Das sagt der Richtige! Ausgerechnet!)

azu waren Sie niemals in der Lage. Das ist das Pro-
lem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518409900

Herr Kollege Koppelin, gestatten Sie eine Zwischen-

rage?






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1518410000

Ja, natürlich.

Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1518410100

Herr Kollege Koppelin, wir sind ja beide Mitglied des

Haushaltsausschusses. Sie haben erklärt, dass Sie bereit
gewesen wären, in großem Umfang Einsparungen mit-
zutragen. Wissen Sie, dass insbesondere in den vergan-
genen Jahren das bereinigte Ausgabenwachstum im
Schnitt bei nur 1 Prozent lag? Das heißt, wir haben wirk-
lich massiv gespart. Wir hatten eine Steigerung des Ge-
samtplafonds unterhalb der Inflationsgrenze. Unser Pro-
blem war, dass uns die Steuereinnahmen weggebrochen
sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Fragen Sie doch mal!)


Herr Kollege Koppelin, stimmen Sie mit mir überein,
dass gerade die Maßnahmen, die 2003 unter dem Begriff
Steuervergünstigungsabbaugesetz


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein Steuererhöhungsgesetz war das!)


zusammengefasst wurden, mit einem Volumen von
25,7 Milliarden Euro für die öffentlichen Haushalte – ein
sehr großer Brocken dieser Einnahmen war für den Bun-
deshaushalt vorgesehen; ich nenne hier nur exemplarisch
die Einnahmen aus dem Wegfall der Eigenheimzulage –,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

im Bundesrat von den Regierungen der Länder, an denen
Sie noch beteiligt sind, blockiert wurden?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1518410200

Lieber Herr Carsten Schneider! Erstens. Ich merke

den großen Einfluss, den du in deiner Fraktion hast. Als
du deine Frage gestellt hast, sind auf einmal alle ruhig
geworden.


(Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dafür bin ich schon einmal sehr dankbar.
Zweitens. Normalerweise bin ich auch für Zwischen-

fragen dankbar, weil sie meine Redezeit verlängern.
Aber nun merke ich, dass sich eure Geschäftsführerin
bemüht, ihre Truppen zusammenzutrommeln.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU]: Für euch reicht das immer! – Weitere Zurufe von der SPD)


Ich habe zum Schluss meiner Rede noch einen Tipp.
Kollege Tauss kann sich wieder beruhigen.


(Jörg Tauss [SPD]: Drei Figuren bei der FDP! Ist doch nicht zu fassen! Also reden Sie nicht von Truppen!)


Kommen wir jetzt zu den Steuermindereinnahmen.

(Jörg Tauss [SPD]: Die da drüben passen in eine Telefonzelle!)


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(C (D s ist tatsächlich so, wie der Kollege Schneider gesagt at. Aber wer trägt dafür die Verantwortung? Es ist eure esetzgebung. Ihr habt regiert. Steuermindereinnahmen ab es, weil ihr die Wirtschaft und speziell den Mitteltand drangsaliert habt. hr wolltet die Milchkuh schlachten, statt sie zu füttern. as ist doch das Problem gewesen. (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ihr habt im Bundesrat mit blockiert! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zum Abschied sollten Sie etwas wahrhaftiger sein, Frau Kollegin!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ch glaube, eure Politik – darüber werden wir morgen
bstimmen – ist das Ergebnis dieser Haushalte gewesen.
Ich will nicht verkennen, dass auch wir Verantwor-
ng für den hohen Schuldenstand hatten.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Lothar Mark [SPD]: Herr Koppelin, 80 Milliarden Mark Zinsen haben wir von euch übernommen!)


ber Hans Eichel hat einmal ganz anders angefangen.

(Unruhe)


Frau Präsidentin, könnten Sie für etwas Ruhe bei den
rakeelern sorgen? Ich komme sonst mit meiner Rede-
eit nicht hin.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518410300

Es ist immer so lebhaft, wenn so viele Abgeordnete

m Hause sind.

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1518410400

Ich will ein Beispiel eurer soliden Haushaltspolitik

ennen.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein paar Beispiele von der FDP!)

as sage ich auch in Richtung der Grünen. Da werden
nsere Forderungen gegenüber Russland in Höhe von
,35 Milliarden Euro – das war der Bestand –


(Otto Fricke [FDP]: Verscherbelt!)

al eben für 4,9 Milliarden Euro verkauft. Wer zahlt
ohl die Differenz? Der Steuerzahler. Das ist eure solide
aushaltspolitik gewesen!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Furchtbar, kann man da nur sagen!)


ußerdem schaltet die Bundesregierung teure Anzeigen,
etzt, da jeder weiß, dass der Wahlkampf begonnen hat. –
ie haben den Haushalt gegen die Wand gefahren und
orgen wollen Sie Fahrerflucht begehen. Das ist die
age.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Nun komme ich – das sage ich auch in Richtung der
eschäftsführerin der SPD – zu dem versprochenen






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin

Tipp: Ich habe in den Medien gelesen, dass Franz
Müntefering an die SPD appelliert hat, sich morgen bei
der Vertrauensfrage des Bundeskanzlers zu enthalten.
Sie könnten sich jetzt schon beim Finanzminister enthal-
ten. Der hat es genauso verdient.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518410500

Vielen Dank. – Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Haus-

haltsausschusses auf der Drucksache 15/5781 zu dem
Antrag des Bundesministeriums der Finanzen zur Ent-
lastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2003
und zu den Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2004, Drucksachen 15/2884 und 15/4200. Wer stimmt
für Nr. 1 der Beschlussempfehlung, „Erteilung der Ent-
lastung für das Haushaltsjahr 2003“? – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen
die Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen
worden.

Wer stimmt für Nr. 2 der Beschlussempfehlung, „Be-
merkungen des Bundesrechnungshofs und die darin ent-
haltenen Aufforderungen an die Bundesregierung“? –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Nr. 2 der Beschluss-
empfehlung ist einstimmig mit den Stimmen der vielen
anwesenden Abgeordneten angenommen worden.


(Mehrere Abgeordnete der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen betreten den Saal – Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herzlich willkommen! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir wollen nur mal zeigen, wozu wir fähig sind!)


– Biblisch heißt das: Herr, halt ein mit deinem Segen! –
Wir sind aber in der Abstimmung.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/5206 an den Haushaltsausschuss vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Haus-
haltsauschusses auf Drucksache 15/5746. Der Ausschuss
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfeh-
lung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/
CSU auf Drucksache 15/5331 mit dem Titel „Verschul-
dungsspirale stoppen – Nachtragshaushalt und Haus-
haltssicherungsgesetz umgehend vorlegen“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenom-
men mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/
Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU und
FDP.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/5477 mit dem Titel „Prekärer Haushalts-
lage entgegentreten – Nachtragshaushalt und Haushalts-

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(C (D icherungsgesetz vorlegen“. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung des Ausschusses? – Gegenstimmen? Enthaltungen? – Diese Beschlussempfehlung ist ebenalls angenommen mit den Stimmen von SPD und ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/ SU und FDP. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis c auf: a)


Kortmann, Detlef Dzembritzki, Gabriele
Groneberg, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Volker Beck (Köln), Alexander Bonde,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten
Nationen bis 2015 beschleunigt verwirkli-
chen – Den deutschen Beitrag zur Zielerrei-
chung entschieden verstärken
– Drucksache 15/5831 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Christian Ruck, Dr. Ralf Brauksiepe, Hartwig
Fischer (Göttingen), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU
Vor dem G-8-Gipfel in Gleneagles und der
VN-Generalversammlung zu den Millenniums-
zielen – Millenniumsentwicklungsziele realis-
tisch umsetzen
– Drucksache 15/5579 –

c) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Dr. Conny Mayer (Freiburg), Dr. Christian Ruck,
Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU
Effektivität und Effizienz der Entwicklungszu-
sammenarbeit der Vereinten Nationen
– Drucksache 15/4917 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist auch so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

ie Frau Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Jahr 2005 ist

as Jahr der Entwicklungspolitik. Ich möchte die Gele-
enheit nutzen, all denjenigen in der Zivilgesellschaft zu
anken, die sich gemeinsam gegen globale Armut und
ngerechtigkeit engagieren. Das gilt für die Initiative
Deine Stimme gegen Armut“ wie auch für die Künstle-
innen und Künstler, die am Samstag mit dem großen
ive-8-Konzert in Berlin, aber auch weltweit ihre
timme erheben. Das gilt auch für das Engagement der
irchen. Sie alle zeigen, dass es eine Globalisierung der
itmenschlichkeit gibt. Das ist ein wunderbares Zei-
hen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Bisher wird dieses Jahr 2005 seinen Herausforderun-

gen gerecht. Die EU hat maßgeblich auch durch unseren
Einfluss den Stufenplan zur Steigerung der Mittel für die
Entwicklungszusammenarbeit auf 0,7 Prozent bis 2015
verabschiedet und die G-7-Finanzminister haben sich
darauf geeinigt, den ärmsten Entwicklungsländern ihre
multilateralen Schulden zu 100 Prozent zu erlassen und
bilateral dafür einzustehen. Damit haben wir bewiesen,
dass wir unsere Versprechen halten. Mit diesen Entschei-
dungen können wir dazu beitragen, dass Millionen von
Menschenleben gerettet werden und Millionen von Kin-
dern eine Zukunft und Perspektiven haben. Das ist ein
wunderbares Ergebnis der Arbeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese strukturell und langfristig prägenden Entschei-
dungen waren nur möglich, weil Deutschland in der Ent-
wicklungszusammenarbeit Führungsstärke gezeigt hat.
Das wiederum war nur möglich, weil wir konsequent
eine eigenständige Entwicklungspolitik verfolgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir haben die Instrumente der deutschen Entwicklungs-
zusammenarbeit reformiert und ihr Profil geschärft. Wir
haben gleichzeitig den Einfluss in multilateralen Institu-
tionen genutzt, um weltweit moderne Entwicklungspoli-
tik und globale Strukturpolitik durchzusetzen. Ich
möchte an dieser Stelle beispielhaft 15 Bereiche nennen,
in denen durchgreifende Erfolge erzielt worden sind, die
es weiterzuentwickeln gilt.

Erstens ist der Stufenplan zur Steigerung der Official
Development Assistance auf 0,33 Prozent zum Jahr
2006, auf 0,51 Prozent zum Jahr 2010 und auf 0,7 Pro-
zent für das Jahr 2015 zu nennen. Dabei handelt es sich
um eine der wichtigsten Strukturentscheidungen, die in
den vergangenen Jahrzehnten in der Entwicklungszu-
sammenarbeit gefällt worden sind. Denn als diese Stei-
gerung in den 70er-Jahren beschlossen worden ist,
wurde kein Zeitziel gesetzt. Jetzt haben wir ein Zeitziel,
das wir auch gemeinsam erreichen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Deshalb legt ihr keinen Haushalt mehr vor!)


Das ist eine der wichtigsten Entscheidungen.
Zweitens haben wir die Entschuldung vorange-

bracht. Wir haben zunächst den im Jahr 1999 beschlos-
senen Schuldenerlass umgesetzt und ihn jetzt durch den
multilateralen Schuldenerlass ergänzt. Dies bedeutet,
dass die betroffenen Länder in den Jahren zwischen
1999 und 2004 ihre Ausgaben für Gesundheit und Bil-
dung auf 8 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts steigern
konnten. Auch dies ist ein Erfolg.


(Markus Löning [FDP]: Die sind inzwischen höher verschuldet als vorher!)


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(C (D Drittens haben wir die Politik der Weltbank veränert und dazu beigetragen, dass sie sich von den unsäglihen Strukturanpassungsprogrammen verabschiedet hat. ir haben sie auf die Einhaltung der Kernarbeitsormen, auf die Bekämpfung von HIV/Aids und auf die örderung erneuerbarer Energien verpflichtet. Ein Erolg, den wir fortsetzen wollen! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Viertens. Wir haben wichtige Schritte – ich nenne nur
ie Initiative zur Beendigung der EU-Baumwollsub-
ention – in Richtung auf gerechtere Gestaltung der
lobalisierung vorangebracht. Dies werden wir bei der
oha-Entwicklungsrunde auch in anderen Bereichen
inlösen, zum Beispiel durch die Beendigung der Agrar-
xportsubventionen, die einen unfairen Wettbewerb ge-
enüber den Entwicklungsländer bedeuten.

(Beifall bei der SPD – Dr. Christian Ruck [CDU/ CSU]: Es leben die Zuckerbarone!)

Fünftens haben wir Afrika zu unserem besonderen

chwerpunkt gemacht. Wir fördern Afrika zurzeit bilate-
al und multilateral mit circa einem Drittel unserer ge-
amten Mittel. Wir setzen auf Friedenssicherung, auf
tärkung der afrikanischen Eigenverantwortung im Rah-
en von NEPAD, auf Armutsbekämpfung, auf Wasser-
ersorgung und auf HIV/Aids-Bekämpfung.
Wenn ich darf, liebe Kolleginnen und Kollegen,

omme ich an dieser Stelle auf die Regierung in Sim-
abwe und den Diktator Mugabe zu sprechen.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist keine Regierung!)

ie brechen seit vielen Jahren die Menschenrechte. Es ist
öllig unerträglich, wie die simbabwische Regierung
un auch noch den Ärmsten der Armen im eigenen
ande die Lebensgrundlage raubt.


(Beifall im ganzen Hause)

ie Afrikanische Union und die afrikanischen Nachbarn
ürfen dies nicht länger hinnehmen. Ihnen kommt die
ntscheidende Rolle bei der Einflussnahme auf dieses
and und seine Regierung zu.
In diesem Zusammenhang noch eine wichtige Infor-
ation: Wir haben seit Jahren die Entwicklungszusam-
enarbeit mit diesem Land eingestellt und fördern nur
och Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen und
irchliche Einrichtungen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sechstens. Wir haben die Versöhnung mit Namibia
orangebracht. Diese Bundesregierung hatte den Mut,
ür die Gräueltaten der deutschen Kolonialherren um
ergebung zu bitten. Nun können wir gemeinsam den
eg der Aussöhnung beschreiten; diesen Weg wollen
nd werden wir fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

Siebtens. Wir haben den Kampf gegen HIV/Aids zur

Priorität gemacht und die Mittel von vorgefundenen
20 Millionen Euro auf 300 Millionen Euro aufgestockt.

Wir haben achtens den Kampf gegen die weibliche
Genitalverstümmelung zu einer wichtigen Aufgabe un-
serer Zusammenarbeit gemacht. Sie können sich vorstel-
len, liebe Kolleginnen und Kollegen, wie bewegend es
war, dass wir in einem Land wie Benin erreicht haben,
dass nicht nur ein Gesetz gegen die Genitalverstümme-
lung verabschiedet wurde, sondern mittlerweile auch all
die, die diese Praktiken dort betrieben hatten, ihnen ab-
geschworen haben. Dies ist ein wunderbarer Erfolg für
Hunderttausende von Frauen. Auch dies wollen wir fort-
setzen und weiterentwickeln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Neuntens. Wir haben die erneuerbaren Energien und
eine Energiewende vorangebracht. Allein durch unsere
Entwicklungszusammenarbeit haben 41 Millionen Men-
schen in den Jahren 2003 und 2004 Zugang zu Strom er-
halten. Dies ist konkrete Armutsbekämpfung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dagegen planen CDU und CSU, wie ich sagen muss, ei-
nen Rückfall in die veraltete und gefährliche Technolo-
gie der Atomkraft. Das sind Vorstellungen, die vielleicht
den Wünschen der Atomlobby entsprechen; sie sind aber
nicht vom Bewusstsein getragen, eine sichere und nach-
haltige Energieversorgung zu gewährleisten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben zehntens gezeigt – hier danke ich allen, die
sich daran beteiligt haben –, dass wir in schrecklichen
Situationen wie der Tsunami-Katastrophe schnell hel-
fen können. Dank der internationalen Anstrengungen ist
es jedenfalls gelungen, dass nach der Flut keine Seuchen
weitere Menschenleben hinweggerafft haben. Es ist
wunderbar, wie sich die Bevölkerung beteiligt hat. Wir
werden diesen Wiederaufbau schon in diesem Jahr mit
125 Millionen Euro voranbringen und haben für die
nächsten Jahre insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfü-
gung gestellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Elftens. In Afghanistan haben wir im Rahmen der
Entwicklungspolitik unseren Beitrag zur Friedenssiche-
rung geleistet. Ich möchte darauf hinweisen, dass im ge-
samten Afghanistan weit über 100 000 Frauen und Kin-
der nachhaltig von Maßnahmen zur Gesundheit, zur
Alphabetisierung, zur Ernährung und zur Schaffung von
Einkommensmöglichkeiten profitieren. Das ist ein wun-
derbarer Erfolg für die Menschen in diesem Land. Wir
sind froh, dass wir ihn mit voranbringen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zwölftens. Wir haben langfristige Aufgaben – man-
chen sind sie vielleicht schon gar nicht mehr präsent –

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(C (D ur Friedenssicherung in Südosteuropa. Wir leisten dort inen Beitrag zur Stabilisierung der Region. Aufgabe der eutschen Entwicklungszusammenarbeit ist die Untertützung hin zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. An ieser Aufgabe müssen wir weiter arbeiten. Dreizehntens. Wir haben den zivilen Friedensdienst ls Gemeinschaftsaufgabe zwischen kirchlichen Frieensdiensten und der Entwicklungszusammenarbeit aufebaut und werden ihn in Zukunft weiter ausweiten. enn Menschen vor Ort dazu beitragen können, Kon likte und Krisen zu verhindern, aus denen sich sonst roße Krisen und Konflikte entwickeln könnten, ist das ine wunderbare Leistung, für die ich danke. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vierzehntens. Wir haben neue Partner gewonnen. Wir
aben die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorgani-
ationen als wichtige Partner verstärkt; das geht in der
ffentlichen Diskussion manchmal unter. Die Mittel für
ie Unterstützung der wunderbaren Arbeit der Nichtre-
ierungsorganisationen haben wir von 1998 bis heute
m 20 Prozent erhöht. Das ist eine Anerkennung der Ar-
eit dieser Nichtregierungsorganisationen, die aus unse-
er Sicht ein Partner bei der gerechten Gestaltung der
lobalisierung sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Fünfzehntens. Wir haben die Entwicklungszusam-
enarbeit mit der Wirtschaft begonnen. Für Public-Pri-
ate-Partnership-Projekte wurden von 1999 bis 2004
nsgesamt 8,2 Milliarden Euro aufgebracht. Zwei Drittel
ieser Gelder sind private Gelder, ein Drittel öffentliche.
ir haben also mit 1 Euro öffentlicher Gelder 2 Euro
rivate Gelder mobilisiert. Ich bin dankbar für diese Ini-
iativen, die wir ausweiten und fortsetzen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aus allem, was ich bisher gesagt habe, ergibt sich,
ass die Aufgaben weiter bestehen und die Arbeiten fort-
esetzt werden müssen. Wir haben uns für dieses Jahr
nd bei den langfristigen Aufgaben auch für die kom-
enden Jahre viel vorgenommen. Es geht darum,
ntwicklungspolitik aus einem Guss durch Reformen
ei den deutschen Institutionen weiter voranzubringen,
en Stufenplan für die Steigerung der Entwicklungszu-
ammenarbeit praktisch umzusetzen, die Millenniums-
ntwicklungsziele zu erreichen, die Runde der Welthan-
elsorganisation zu einem konkreten Ergebnis für die
ntwicklungsländer zu führen, innovative Finanzie-
ungsinstrumente voranzubringen, die Aidsbekämpfung
uszubauen und die Aussöhnung mit Namibia fortzuset-
en.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich weiß, dass es

anz viel zu tun gibt und dass die Probleme in der Welt,
erade was die globale Armut anlangt, belastend sind.
ber wir haben Erfolge erreicht. Wir konnten allerdings






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

nur deshalb so erfolgreich sein, weil wir die Entwick-
lungspolitik ernst nehmen. Das zeigt sich am glaubwür-
digsten darin, dass das BMZ ein eigenständiges Ministe-
rium ist. Darum werden wir weltweit beneidet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Ein Ministerium von sinkender Bedeutung!)


Für uns ist klar: Entwicklungspolitik ist zu wichtig,
als dass sie den Interessen anderer untergeordnet werden
dürfte. Deshalb stehen wir für die Eigenständigkeit des
Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung. Das haben wir in unserem SPD-Manifest
auch deutlich verankert.

Wir werden gemeinsam die Aufgaben der globalen
Armutsbekämpfung, der gerechten Gestaltung der Glo-
balisierung und der Friedenssicherung voranbringen. Ich
bedanke mich bei allen, die dabei mitgeholfen haben und
auch in Zukunft mithelfen wollen.

Danke sehr.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das war der Abgesang der Ministerin!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518410600

Das Wort hat nun der Kollege Arnold Vaatz, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1518410700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Mi-

nisterin, das hörte sich ja bereits sehr stark nach einer
Abschlussbilanz an.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das war schon ein Abgesang! – Zuruf von der SPD: Das war eine Halbzeitbilanz!)


Ich habe nicht die Absicht, Ihre lobenden Worte über
Ihre eigene Arbeit allzu sehr zu verwässern.


(Karin Kortmann [SPD]: Das können Sie auch gar nicht!)


Ich möchte aber einen Punkt ansprechen, der meines Er-
achtens für die Zukunft der deutschen Entwicklungszu-
sammenarbeit von überragender Bedeutung ist. Wir wer-
den in der nächsten Zeit vor enorme Herausforderungen
gestellt sein. Allein das Erreichen der Millenniumsziele
fordert unserem Haushalt enorme Aufwendungen ab. Es
ist fraglich, ob die von Ihnen genannten 15 Punkte tat-
sächlich hinreichend sind, um gegenüber anderen politi-
schen Disziplinen zu begründen, warum wir so viel Geld
für die Entwicklungszusammenarbeit und die Armutsbe-
kämpfung brauchen. Das ist meines Erachtens eine
wichtige Frage.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lothar Mark [SPD]: Sie haben das doch in Ihrer Zeit massiv abgesenkt!)


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(C (D Wir stehen unmittelbar vor dem G-8-Gipfel im schotischen Gleneagles. Tony Blair hat die Hilfe für Afrika u einem Kernziel erklärt, um dessen Erreichung er sich ährend seines Doppelvorsitzes bei EU und G 8 besoners kümmern will. In Gleneagles soll ein erster Schritt ur Entschuldung etlicher afrikanischer Staaten geganen werden. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass wir frika Unterstützung von außen zukommen lassen müsen; denn die durchschnittliche Lebenserwartung liegt ort bei 46 Jahren und rund die Hälfte der Afrikaner lebt n absoluter Armut. Die von Tony Blair eingesetzte Kommission hat für frika einen zusätzlichen jährlichen Bedarf in Höhe von nsgesamt 25 Milliarden US-Dollar ermittelt. Dabei uss man wissen, dass die augenblicklichen jährlichen uwendungen an Afrika ungefähr 25 Milliarden USollar betragen. Wollte man also den zusätzlichen Bearf decken, dann entspräche das einer Verdoppelung er jährlichen Summe bis 2015. An diesem Punkt sollten ir einen Moment innehalten und uns darüber klar weren, dass wir, wenn wir zunehmend größere Summen für ie Entwicklungszusammenarbeit fordern – das ist urchaus berechtigt –, gleichzeitig erklären müssen, wie ir die Effizienz und die Nachhaltigkeit der Entwickungszusammenarbeit langfristig garantieren wollen. enn wir das unterlassen, dann führen wir die Entwick ungszusammenarbeit in eine Legitimationskrise. Das arf nicht geschehen; denn das schadet den Ärmsten der rmen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir müssen in Deutschland dafür sorgen, dass sich
eispielsweise ALG-II-Empfänger oder arbeitsunfähige
ozialhilfeempfänger mit unserer Entwicklungszusam-
enarbeit identifizieren können, dass auch sie unsere
olitik als eigenes Anliegen betrachten. Das ist die
chwierigkeit in der nächsten Zeit; denn wir haben au-
enblicklich ein strukturelles Staatsdefizit in Höhe von
0 Milliarden Euro. Angesichts dessen ist das, was bis-
er zur Begründung einer konsistenten Entwicklungszu-
ammenarbeit angeführt worden ist, unzureichend.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Ist Friedenssicherung keine Begründung?)


Das beginnt im Übrigen bei einfachen Sachen; auch
arauf muss man einmal hinweisen. Die entwicklungs-
olitische Community hat sich eine Sprache angewöhnt,
ie der Mann auf der Straße gelegentlich gar nicht mehr
ersteht. Wir müssen von dieser blutleeren Designer-
prache unbedingt wegkommen und stattdessen mit den
ürgern über die Möglichkeiten und die Grenzen von
ntwicklungszusammenarbeit wesentlich klarer und ver-
tändlicher reden. Auch in dieser Hinsicht haben wir
eines Erachtens Nachholbedarf.
Ich möchte noch einmal auf das Thema Afrika zu

prechen kommen. Frau Wieczorek-Zeul, Sie sind da-
auf besonders eingegangen; unter anderem haben Sie
uf die Situation in Simbabwe hingewiesen. Ich möchte
twas hinzufügen. Für die Entwicklungspolitik ist, was






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

Simbabwe angeht, eigentlich Folgendes am relevantes-
ten: In dieses Land ist aus Deutschland seit 1980 nahezu
1 Milliarde Euro geflossen.


(Brigitte Wimmer [Karlsruhe] [SPD]: Das war aber unter Ihrer Regierung!)


Wir müssen erleben, dass die dortige Regierung diese
Entwicklungshilfe


(Brigitte Wimmer [Karlsruhe] [SPD]: Das war überwiegend unter Ihrer Regierung! – Gegenruf des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Da hat keiner die Unschuld gepachtet!)


seit etwa fünf Jahren mutwillig und provokativ in den
Sand setzt. Nun stellt sich die Frage: Wie geht man da-
mit um? Frau Wieczorek-Zeul, Sie haben gesagt: Unter
diesen Umständen beenden wir die Zusammenarbeit; wir
fordern eine Veränderung der politischen Rahmenbedin-
gungen. Sie haben also die richtigen Schlussfolgerungen
gezogen.

Was ich allerdings nicht verstehe, Frau
Wieczorek-Zeul, ist, dass Sie gleichzeitig eine Studie in
Auftrag gegeben haben. Diese Studie ist im Ministerium
im Mai ergänzt worden. Den Tenor dieser Studie enthält
ein 50-seitiger Bericht mit dem Titel: „Exploration von
Möglichkeiten der Entwicklungspolitik zum Umgang
mit dem ‚difficult partner‘ Simbabwe“. Man kann im
Übrigen nicht mehr „schwieriger Partner“ sagen; es
muss „difficult“ heißen. Dieser Tenor besagt, dass es
keine ausformulierte entwicklungspolitische Strategie
gegenüber Simbabwe gibt. Diese Studie rät zu pragmati-
schen Ansätzen, zu einem graduellen Umsteuern des bis-
her verfolgten Kurses und zur Strategie des Wandels
durch Annäherung.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das kennen wir doch!)


Dazu kann ich nur sagen: Das ist genau der falsche
Weg. Ich halte es für wichtig, die Kernfragen dieses The-
mas schnörkellos zur Sprache zu bringen. Das bedeutet
eben nicht Wandel durch Annäherung oder Kapitulation
vor Autokraten, sondern zum Beispiel, die Nachbarstaa-
ten aufzufordern, nicht länger stillzuhalten und sich
nicht dem Verdacht auszusetzen,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


am Ende auch in anderen Ländern für dieselben gefährli-
chen Verhältnisse wie die, die augenblicklich nur in Sim-
babwe zu beobachten sind, verantwortlich zu sein. Auch
in denjenigen Regionen, wo gleichermaßen instabile
Verhältnisse vorherrschen, kann jederzeit das passieren,
was in Simbabwe eingetreten ist – dort wurde 1 Mil-
liarde Euro in den Sand gesetzt –, wenn die dortigen Re-
gierungen erklären, dass sie das, was in Simbabwe pas-
siert, für normal halten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518410800

Herr Kollege!

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(C (D Herr Präsident, es gibt eine positive Botschaft, die ich ern noch loswerden möchte. Wir haben gestern erfahen, dass unser Parlamentskollege Roy Bennett – er war in imbabwe über eine längere Zeit eingesperrt; ich hatte vor iniger Zeit Gelegenheit, seine Familie zu besuchen – vorestern freigekommen ist. Er hat mich über einen reund, David Coltart, gebeten, allen, die mit ihm soliarisch gewesen sind, seinen herzlichen Dank auszurichen. Er hat die Haftzeit gesund überstanden. Er hat aber 0 Kilogramm Körpergewicht verloren. Er sagt, dass er eine Zeit in Freiheit dafür nutzen wird, um sich für enschenrechte und Stabilität in seinem Land einzuseten. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Thilo Hoppe, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Vaatz, ich glaube, das war schon ein leichtes Zuückrudern hinsichtlich Positionen, die Sie hier bisher mmer vertreten haben, auch bezüglich der Finanzieung. Aber damit wollte ich eigentlich gar nicht anfanen. Diesmal möchte ich die Rede ganz anders, nämlich it einem Fingerschnippen beginnen – alle drei Sekunen stirbt auf dieser Welt ein Kind an Unterernährung, n verseuchtem Wasser oder an einer vermeidbaren rankheit. Kennen Sie diesen TV-Werbespot mit dem reimaligen Schnippen? Ich finde diesen Spot sehr gut, ehr beeindruckend. Ich finde besonders gut, dass so unerschiedliche Menschen wie Herbert Grönemeyer, ukas Podolski, Claudia Schiffer und Bischof Huber itschnippen. Übermorgen ist der erste White Band Day, Tag der eißen Bänder. (Markus Löning [FDP]: 23 Cent kriegen die Frauen, die das herstellen!)

Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1518410900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518411000
Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518411100

iele Handgelenke bekommen ein weißes Band; das
ird auch zumindest bei drei Fraktionen zu sehen sein.
as Brandenburger Tor, die Gedächtniskirche und wei-
ere berühmte Bauwerke überall in der Welt bekommen
in großes weißes Band. Übermorgen gibt es rund um
en Globus Konzerte: Das geht von Pink Floyd in Lon-
on, Deep Purple in Philadelphia,


(Markus Löning [FDP]: Alles „white bands“, die da spielen!)


is zu Green Day und den Toten Hosen in Berlin. Mit
eißen Bändern, mit Postkarten, mit viel Musik: eine
eltweite Demonstration für größere Anstrengungen zur
rreichung der Millenniumsziele.
Ich finde es sehr gut, dass es bei dem Live-Aid-Kon-

ert diesmal nicht wie beim ersten Mal allein um das






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe

Sammeln von Spenden geht. Unter dem Motto „Deine
Stimme gegen Armut“ wird weltweit – in Deutschland
von VENRO, dem Dachverband der NGOs in der Ent-
wicklungsszene – zu einem entwicklungspolitischen
Dreiklang aufgerufen. Es geht erstens um mehr Mittel
für die Entwicklungszusammenarbeit, es geht zweitens
um Entschuldung, und zwar Entschuldung, die noch
über das hinausgeht, was bei der G-8-Finanzminister-
konferenz beschlossen wurde, und es geht drittens
– ganz wichtig – um mehr Gerechtigkeit; damit sind Re-
formen gemeint, Reformen im Welthandel und vor allem
auch Reformen in den Entwicklungsländern selbst.

Wir Grüne begrüßen die Live-Aid-Konzerte. Wir be-
grüßen die Aktionen am White Band Day und schließen
uns ausdrücklich diesen drei politischen Forderungen an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser entwicklungspolitische Dreiklang – mehr Ent-
wicklungszusammenarbeit, mehr Entschuldung und
mehr Gerechtigkeit durch umfassende Reformen –
durchzieht den Antrag, den wir gemeinsam mit der SPD
zur heutigen Sitzung vorgelegt haben und beschließen
werden.

Wir befinden uns, wie Kofi Annan sagt, in einem
Schicksalsjahr der Vereinten Nationen. Drei große wich-
tige Konferenzen stehen an: in wenigen Tagen der G-8-
Gipfel in Gleneagles, im September die Sondergeneral-
versammlung der Vereinten Nationen und Ende des Jah-
res die Welthandelskonferenz in Hongkong.

Es ist eine wirklich historische Herausforderung. Ent-
weder es gelingt, auf dem Weg zur Erreichung der Mil-
lenniumsziele jetzt wirklich noch einmal alle Kräfte zu
mobilisieren, kräftig zuzulegen und beherzte Reformen
anzupacken, oder es gelingt nicht; dann erweist sich die
internationale Gemeinschaft als unfähig, die Zahl der
Hungernden und extrem Armen bis 2015 zu halbieren,
die Ausbreitung von Aids zu stoppen und die globale
Umweltzerstörung einzudämmen. Dann drohen Frust
und Enttäuschung in Wut umzuschlagen. Dann nehmen
die Spannungen weltweit zu und der Raubbau an der Na-
tur führt zu einem Kampf um die knapper werdenden
Ressourcen.

Auch Kofi Annan hat in seinem Bericht den entwick-
lungspolitischen Dreiklang benannt, auf dem unser Antrag
aufbaut. Der Generalsekretär folgt in seinen Empfehlungen
der Einschätzung nahezu aller Entwicklungsexperten, näm-
lich dass die Mittel für die weltweite Entwicklungszu-
sammenarbeit in relativ kurzer Zeit mindestens verdop-
pelt werden müssen, wenn die Millenniumsziele bis
2015 wirklich erreicht werden sollen, dass wir eine um-
fassende Entschuldung brauchen und dass es nicht zu-
letzt auf Reformen ankommt, und zwar auf Reformen,
die auf mehr Gerechtigkeit und Effizienz zielen – in der
Entwicklungszusammenarbeit, in den Entwicklungslän-
dern selbst und im Welthandelssystem.

All das wird in unserem Antrag entfaltet und konkre-
tisiert: Erhöhung der ODA-Quote auf 0,51 Prozent bis
2010 und auf 0,7 Prozent bis 2015. Dazu hat sich diese
Regierung verpflichtet. Mit der konkreten Erhöhung des

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(C (D tats im Einzelplan 23 und des Etats des Auswärtigen mtes – ich erinnere an die Debatte zum Haushalt 2005 – ehen wir bereits in die richtige Richtung. (Otto Fricke [FDP]: Wie bei der Verschuldung!)


Der Stufenplan zur Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels
uss nun strikt eingehalten werden.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

ir sagen auch, woher das Geld kommen soll: Um-
chichtungen im Haushalt, Ausweitung des Gewährleis-
ungsrahmens für KfW-Kredite, Subventionsabbau, be-
onders bei den Exportsubventionen im Agrarbereich,


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Der ist einer von uns!)


nd schließlich innovative Finanzierungsinstrumente;
tichworte: Kerosinsteuer und Tobin Tax.
Wir bekennen uns zur Entschuldung des Südens, an

er kein Weg vorbeigeht, und wir stehen für Reformpart-
erschaften mit den Entwicklungsländern, für einen Dia-
og auf gleicher Augenhöhe mit reformorientierten Part-
ern zum Beispiel im Rahmen der NEPAD-Initiative. Im
ahmen unserer Entwicklungszusammenarbeit werden
frikanische Staaten darin unterstützt, funktionierende
taatliche Institutionen aufzubauen, ein solidarisches, so-
ial gestaffeltes Steuersystem einzuführen und Landre-
ormen durchzuführen. All das sind wichtige Vorausset-
ungen dafür, dass zusätzlich zur Verfügung gestellte
elder für Entwicklungszusammenarbeit nicht verpuf-
en, sondern nachhaltig der Erreichung der Millenniums-
iele dienen. Natürlich geht es auch um mehr Fairness
uf dem Weltmarkt.
Liebe Kollegen von der Opposition, ganz besonders

on der FDP, bitte konstruieren Sie hier nicht einen Wi-
erspruch zwischen Quantität und Qualität! Wir brau-
hen wirklich beides: mehr Geld für die Entwicklungs-
usammenarbeit und Reformen, die zu mehr Effizienz in
er konkreten Entwicklungszusammenarbeit führen.


(Otto Fricke [FDP]: Gleichzeitig oder nacheinander?)


Das brauchen wir gleichzeitig.

(Otto Fricke [FDP]: Dann geht es schief!)


ir dürfen nicht das eine gegen das andere ausspielen.
er bestreitet, dass mehr Geld für die Ärmsten notwen-
ig ist, und gleichzeitig die Entschuldung für falsch und
berflüssig hält, der folgt einer „Geiz ist geil“-Logik.
nd das ist angesichts der enormen globalen Herausfor-
erungen brandgefährlich. Eine „Geiz ist geil“-Politik
ürde uns über kurz oder lang alle ärmer machen.


(Ulrich Heinrich [FDP]: Schaut doch einmal den Haushalt an!)


as wir brauchen, ist Großzügigkeit und vor allem
rnsthaftes, konsequentes und beharrliches Streben nach






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe

Gerechtigkeit. Dafür lassen Sie uns heute stimmen und
morgen demonstrieren und übermorgen auf den Konzer-
ten vielleicht auch gemeinsam singen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518411200

Zu einer Kurzintervention erhält das Wort die Abge-

ordnete Wieczorek-Zeul.

Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD):
Rede ID: ID1518411300

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will ausdrück-

lich noch einmal das betonen – Herr Vaatz sprach das ja
an –, was ich vorhin gesagt habe. Die Linie unseres Mi-
nisteriums ist, dazu beizutragen, dass keinerlei staatliche
Entwicklungszusammenarbeit gegenüber Simbabwe ge-
leistet wird. Diese Haltung vertreten wir auch innerhalb
der Gebergemeinschaft.

Ich lege darauf Wert, dass es unsere Regierung gewe-
sen ist, die seit Jahren die offizielle Entwicklungszusam-
menarbeit gegenüber Mugabe und Simbabwe gestoppt
hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Zahlen, die Sie genannt haben – es ist wichtig, das
noch einmal zu betonen –, beziehen sich jedenfalls
mehrheitlich auf Jahre, in denen CDU/CSU und FDP re-
gierten.

Ich will auch darauf hinweisen, dass wir kirchliche
Initiativen, Nichtregierungsorganisationen und das Zur-
Verfügung-Stellen von Nahrungsmittelhilfen unterstüt-
zen. Diese Linie vertrete ich; diese Linie vertritt mein
Haus. Ich glaube, dass jeder – dabei ist es egal, welche
Positionen die CDU/CSU oder die FDP früher in diesen
Fragen vertraten – diese mit vertreten kann. In dieser
Frage sollten wir also gemeinsam diese Position vertre-
ten.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518411400

Zur Erwiderung Herr Kollege Vaatz.

Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1518411500

Frau Ministerin, wir sind in dem Punkt überhaupt

nicht auseinander, dass demokratische Parteien gegen-
über solchen Regimes so viel wie möglich zusammen-
wirken sollten. Das ist überhaupt keine Frage. Meine
Anmerkung bezog sich auf etwas anderes. Ich wollte le-
diglich hervorheben, dass wir sprechfähig sein müssen,
wenn wir Kontinuität von Entwicklungszusammenarbeit
erreichen wollen.

Im Übrigen möchte ich noch zu Ihrer Eingangsbemer-
kung sagen, dass es jeder Regierung widerfahren kann,
dass sich die Verhältnisse in einem Land, in dem sie Ent-
wicklungshilfe leistet, später ändern.

Ich höre es ebenfalls mit Interesse, dass Sie, wie Sie
sagten, dort hauptsächlich Nichtregierungsorganisation,

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(C (D irchen usw. unterstützen. Etwas anderes will ich Ihnen uch gar nicht unterstellen. Probleme habe ich nur mit er Studie, von der ich sprach. In ihr wird eine Reihe von anz konkreten Empfehlungen gegeben. Diese Empfehungen sind leider, wie ich nach sorgfältiger Lektüre eststellen musste – ich habe mich wirklich in die Sache ineingekniet –, ausschließlich am grünen Tisch in eutschland entstanden. Es wurde überhaupt keine ücksprache mit der dortigen Opposition genommen. (Zuruf von der SPD: Eine Studie ist doch keine Regierungspolitik!)


ch bedauere, feststellen zu müssen, dass somit die darin
emachten Vorschläge kontraproduktiv sind.
Ich habe ferner erfahren, dass gerade in dieser Zeit ein
eferent Ihres Hauses – ich glaube, gestern ist er wieder-
ekommen – Simbabwe besucht hat. Im Allgemeinen ist
s ja so, dass sich offizielle Vertreter der Verwaltung mit
ertretern von Regierungsstellen treffen. Mich würde
chon interessieren, ob er dort die Empfehlungen dieser
tudie befolgt hat, ob er die Politik „Wandel durch An-
äherung“ betrieben hat oder ob er unsere Position als
emokraten zu solchen Dingen klar gemacht und daran
uch keinen Zweifel gelassen hat.
Vielen Dank.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518411600

Ich erteile nun das Wort dem Kollegen Markus

öning für die FDP-Fraktion.


Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1518411700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen! Liebe Kollegen! Frau Ministerin, Sie ha-
en eine Schlussbilanz Ihrer Amtszeit gezogen. Ich
öchte zwei Dinge erwähnen, die ich an Ihrer Arbeit
usdrücklich anerkenne. Das ist zum einen die Entschul-
igung, die Sie in Namibia gegenüber den Herero vorge-
ragen haben. Das fand ich einen persönlich und poli-
isch mutigen und richtigen Schritt. Dafür gebührt Ihnen
nerkennung.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der zweite Punkt betrifft den Sudan. In meinen Dank
öchte ich ausdrücklich auch die Staatsministerin
üller einschließen. Sie haben Ihre Bekanntheit und Ihr
mt genutzt, um das Augenmerk der Welt auf humani-
äre Katastrophen zu richten. Das ist Ihre Aufgabe als
inisterin; aber ich möchte trotzdem ausdrücklich aner-
ennen, dass Sie das getan haben.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darüber hinaus gibt es aber leider nicht sehr viel an-
uerkennen.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Lothar Mark [SPD]: Hätten Sie mal so weitergemacht!)







(A) )



(B) )


Markus Löning

Das hat auch Ihre Rede hier wieder deutlich gemacht;
das muss man leider sagen. Sie verwechseln Armutsbe-
kämpfung durch Wohlstandsmehrung, durch die Ent-
wicklung von Marktwirtschaft mit einer Weltsozialpoli-
tik. Das ist es, was Sie die letzten Jahre getrieben haben
und was Sie Weltstrukturpolitik nennen. Sie planen
nichts anderes als eine Umverteilung aus den reichen
Ländern des Nordens in die armen Länder des Südens.
Das reicht nicht.

Wenn wir Armut bekämpfen wollen, dann müssen wir
den Weg gehen, der sich als erfolgreich erwiesen hat. In
den Ländern, die erfolgreich gewesen sind, gab es immer
dasselbe Strickmuster: Die Entwicklung der Kräfte vor
Ort, die Entwicklung der Marktwirtschaft, die schritt-
weise Integration in die Weltmärkte – das ist es, was er-
folgreich gewesen ist, und eben nicht die sinnlose Ent-
schuldung oder das sinnlose Verteilen von Geld.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage das ausdrücklich vor dem Hintergrund der
jetzt geplanten Entschuldung. Frau Ministerin, Sie ha-
ben in einer ersten Runde verschiedene Länder entschul-
det: Bolivien, Burkina Faso, Mosambik und andere. Alle
diese Länder sind jetzt höher verschuldet, als sie es vor-
her gewesen sind. Ich verstehe nicht, warum Sie da nicht
die Notbremse ziehen, sondern einfach weitermachen
auf diesem Weg, der ganz offensichtlich falsch ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es ist anzuerkennen, wenn sich in Ruanda und Tansania
die Situation in einzelnen Bereichen verbessert hat. Aber
man kann doch nicht die Augen vor der Tatsache ver-
schließen, dass diese Länder jetzt mehr Schulden aufge-
nommen haben, als sie zum Zeitpunkt ihrer Entschul-
dung durch uns hatten!

Ich verstehe es nicht, wenn die Bundesregierung auf
dem G-8-Gipfel dem britischen Vorschlag zur Entschul-
dung folgen will. Ich verstehe es nicht, wenn man ein
Land wie Ruanda, das im Nachbarland Ostkongo einen
Krieg anfacht, entschuldet, Frau Ministerin. Ich verstehe
es nicht, wenn Sie hier so tun, als hätten Sie immer nur
mit gut regierten Ländern zusammengearbeitet. Das ist
mitnichten der Fall. Ihr hoher moralischer Anspruch an
dieser Stelle ist gescheitert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Karin Kortmann [SPD]: Dürftiges Klatschen bei der FDP!)


Ähnliches gilt, wenn Sie hier mehr Geld für die Ent-
wicklungshilfe einfordern. Ich wünschte mir, Sie würden
endlich einmal den Ländern die Entwicklungshilfe strei-
chen, die ihre Schulden jetzt vorzeitig zurückzahlen wol-
len. Warum bekommt Nigeria weiterhin Entwicklungs-
hilfe, wenn Nigeria selbst sagt, es sei in der Lage,
30 Milliarden US-Dollar vor Fälligkeit zurückzuzahlen?
Warum bekommt solch ein Land weiterhin deutsche Ent-
wicklungshilfe?


(Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: So ist es!)


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(C (D usammenarbeit ja, aber doch kein Geld! Das gilt auch ür andere Öl exportierende Länder. Ich finde es, auch oralisch, nicht in Ordnung, dass wir uns verschulden, m diese Länder zu entschulden oder diesen Ländern ntwicklungshilfe zu zahlen, Frau Ministerin. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Du bist doch sonst vernünftig!)


Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Bemerkung
achen. Ich hätte mir gewünscht, dass – das habe ich in
hrer Amtszeit am stärksten vermisst, Frau Wieczorek-
eul – Sie mehr dem Weg gefolgt wären, den Ihre
taatssekretärin ab und zu, so auch in den letzten Tagen
ieder in der Zeitung, sehr gut aufgezeigt hat. Wo bleibt
as Einfordern der Verantwortung der afrikanischen
artner, die nicht verantwortungsvoll mit unserem Geld
mgehen und die sich nicht verantwortungsvoll um ihre
änder und um ihre Bürger kümmern? Frau Ministerin,
ch habe sehr vermisst, dass Sie sich hier entsprechend
ositionieren und dies deutlicher einfordern. Stattdessen
ird die Entwicklungszusammenarbeit mit diesen Län-
ern fortgesetzt, stattdessen werden sie entschuldet. Das
ann nicht der richtige Weg sein.


(Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich hätte mir gewünscht, dass Sie die Größe gehabt
ätten, das zu tun, was der Bundeskanzler getan hat, als
r Neuwahlen in Aussicht gestellt hat. Er hat damit deut-
ich gemacht, dass er gescheitert ist. Das gilt auch für die
ntwicklungspolitik dieser Bundesregierung.
Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Karin Kortmann [SPD]: Jetzt aber keine Übertreibung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518411800

Ich muss darauf aufmerksam machen, dass ich Zwi-

chenfragen nach Ablauf der Redezeit schwerlich zulas-
en kann. Das gilt auch für den Fall, dass sie kurz vor
blauf der Redezeit angemeldet werden. Jeder kann für
ich die Frage schlüssig beantworten, auf welche Rede-
eiten wir im Hause kämen, wenn sich die amtierenden
räsidenten dazu hinreißen ließen, auch nach Abschluss
er Redezeit noch Zwischenfragen zuzulassen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Die beiden sind ja ganz vernünftig und gehen jetzt einen Kaffee trinken!)


Nächster Redner ist der Kollege Detlef Dzembritzki,
PD-Fraktion.


Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1518411900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Redezeit reicht im Grunde genommen nur für
ine Kurzintervention.
Lieber Markus Löning, was Sie gesagt haben, war

chon hart. Es ist bedenklich, wenn der Versuch unter-
ommen wird, auf billige und populistische Weise den






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki

Eindruck zu erwecken, als wenn die finanziellen Pro-
bleme unseres Landes im direkten Zusammenhang mit
der weltweiten Entwicklungszusammenarbeit stehen
würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

So hoch die materiellen Herausforderungen sind, die

wir mit den Millenniumszielen eingegangen sind, so
hoch sind auch die ideellen Herausforderungen. Wir
müssen nämlich in unserer Bevölkerung ein Bewusstsein
für die notwendige Verantwortung, die wir in dieser Welt
tragen, heranbilden.


(Beifall bei der SPD)

Ihre Rede und Ihre Argumentation – ich gebe zu, dass

Ihre Redezeit nur sehr kurz war – lassen jegliche Diffe-
renzierung vermissen. Sie sind überhaupt nicht bereit,
zur Kenntnis zu nehmen, dass die Strukturveränderun-
gen gerade im Bereich der wirtschaftlichen Zusam-
menarbeit maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die
Effektivität dieser Zusammenarbeit größer geworden ist.

Ich möchte auch noch kurz auf eine Bemerkung von
Herrn Vaatz eingehen. Herr Kollege, Sie müssen sich
einmal das Vergnügen machen, Ihre Rede nachzulesen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist doch kein Vergnügen!)


Mich hat Folgendes amüsiert: Auf der einen Seite spre-
chen Sie zum Beispiel von der Community und von der
Designersprache. Auf der anderen Seite beklagen Sie
sich, dass uns die Öffentlichkeit nicht mehr versteht.


(Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: Was heißt denn das?)


– Ich wollte ihn provozieren, eine Antwort zu geben, in-
dem ich diese Widersprüchlichkeit aufzeige.

Sie zitieren ferner Studien über Simbabwe. Sie nen-
nen aber die Quelle nicht. Damit erwecken Sie den Ein-
druck, dass diese Studien von der Regierung oder von
der Koalition stammen. Diese Darstellung hilft uns in
der Diskussion überhaupt nicht weiter.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Anscheinend wollen Sie den Eindruck erwecken, dass
wir nicht entschieden genug das gemeinsame Projekt
von uns Parlamentariern unterstützen, mit dem wir die
oppositionellen Kräfte in Simbabwe stärken wollen, die
die Demokratie retten, die Humanität durchsetzen wol-
len und die unserer Unterstützung bedürfen.

Wir waren doch gemeinsam der festen Überzeugung
– das ist nur ein Beispiel –, dass wir unsere Stiftung un-
terstützen müssen, die versucht, sich in einer schwieri-
gen Situation vor Ort zu behaupten. Ich finde es schäbig,
wenn der Eindruck erweckt wird, als fühle sich die Re-
gierung dafür nicht verantwortlich. Wir müssen der Ver-
antwortung, die wir haben, gerecht werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Kollege Dzembritzki, der einzige, der sich hier nständig verhält, ist der amtierende Präsident, der in ieser Debatte grundsätzlich jede Überschreitung der edezeit klaglos hinnimmt. (Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Detlef Dzembritzki [SPD]: Sie sind ein liebenswerter Präsident!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518412000

Nun erteile ich dem Kollegen Christian Ruck das
ort.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1518412100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Zunächst in der vermutlich letzten entwick-
ungspolitischen Debatte in dieser Legislaturperiode
einen herzlichen Dank für die gute und kollegiale Zu-
ammenarbeit im AWZ und die vielen kompetenten Rat-
chläge, die wir von den Durchführungsorganisationen
nd sogar aus dem BMZ erhalten haben, und alles Gute
ür alle diejenigen, die freiwillig oder unfreiwillig aus-
cheiden und vielleicht mit uns in Kontakt bleiben wol-
en!
Die entwicklungspolitische Bilanz der Bundesregie-

ung – da teile ich das, was Herr Löning gesagt hat – fällt
llerdings weniger freundlich aus. Rot-Grün hat vor sie-
en Jahren die entwicklungspolitische Bilanz mit großen
ersprechen eröffnet und hohe Erwartungen geweckt.
rotz der Selbstbeweihräucherung der Ministerin muss
an nach sieben Jahren konstatieren, dass es sieben ma-
ere Jahre für die Entwicklungspolitik waren, dass Ver-
prechen gebrochen und Erwartungen enttäuscht wur-
en.
Finanziell ging es bergab und nicht bergauf. Die
DA-Quote kann nur noch durch die Entschuldungs-
olitik eingehalten werden. Aber auch die Entschuldung
teht vor ihrem Scheitern; da gebe ich Herrn Löning
ollkommen Recht. Die Entschuldungspolitik gegenüber
em Irak ist nichts anderes als ein entwicklungspoliti-
cher Etikettenschwindel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Da Sie von Ihrem Stufenplan, das 0,7-Prozent-Ziel
u erreichen, gesprochen haben, sage ich Ihnen: Auch
ir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Bruttonatio-
aleinkommens für Entwicklungshilfe auszugeben. Aber
ie Sie mit Ihrem Stufenplan umgehen, ist nichts ande-
es als das Ausstellen eines ungedeckten Schecks auf die
ukunft und Ihre Nachfolger. Der einzig seriöse Finan-
ierungsvorschlag, zumindest 0,33 Prozent des Brutto-
ationaleinkommens für die Entwicklungspolitik auszu-
eben, kommt von uns. Diesen hätten Sie sich ruhig an
hre Fahnen heften können.
Die deutsche bilaterale EZ befindet sich am Rande

er Handlungsunfähigkeit. Die Konzentration, die Sie
ornehmen wollten, ist misslungen, und zwar sowohl
ektoral als auch regional. Sie haben neue Themen ein-
eführt; das ist im Prinzip richtig. Aber Sie haben
chlüsselsektoren der Armutsbekämpfung, wie zum






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck

Beispiel die ländliche Entwicklung, Bildung und Ausbil-
dung sowie den Ressourcenschutz, in den Keller gefah-
ren. Frau Ministerin, ich finde es sehr traurig, dass Sie
die überfraktionellen, einstimmig angenommenen An-
träge des AWZ, die an Sie herangetragen wurden, so ab-
tropfen ließen, als ginge Sie das alles nichts an.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Detlef Dzembritzki [SPD]: Eine glatte Lüge!)


Auch konzeptionell sind Sie nicht weitergekommen.
Es gibt nach wie vor kein Islamkonzept. Es gibt nach
wie vor kein schlüssiges Konzept zu Lateinamerika und
auch in Afrika – das haben wir heute gehört – treten wir
auf der Stelle. Die Arbeitsteilung zwischen dem BMZ,
den Durchführungsorganisationen, Stiftungen und Kir-
chen ist verbesserungswürdig. Das gilt noch viel mehr
für die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts. Alle
Ressorts haben ihre internationale Abteilung hochgefah-
ren; aber die Zusammenarbeit zwischen diesen Abteilun-
gen war noch nie so schlecht wie unter Ihrer Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das schadet vor allem dem BMZ.
Im Hinblick auf den Welthandel haben Sie eine

durchaus richtige Initiative gestartet: die Baumwollini-
tiative. Die Wahrheit ist aber, dass die Karawane weiter-
gezogen ist und Sie bis jetzt nichts Substanzielles für die
Armen erreicht haben. Es geht ja nicht nur um die Län-
der, sondern um die Armen in den Ländern. Da ist bisher
nichts Substanzielles rübergekommen.

Wir bedauern besonders, dass Sie bereit sind, die
Flaggschiffe der deutschen Entwicklungspolitik, näm-
lich die finanzielle Zusammenarbeit und die techni-
sche Zusammenarbeit, auf dem Altar des Internationa-
lismus zu opfern. Das ist in weiten Teilen verlorenes
Geld. Die internationale Szene ist zersplittert. Die EU-
Entwicklungspolitik ist zum Teil peinlich und die UN
sind kraftlos; das geht auch aus der Anfrage unserer Kol-
legin Conny Mayer hervor. Auch hier sind Sie keinen
Schritt weitergekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren von der Koalition, vor die-
sem Hintergrund ist Ihr Antrag zu den Millennium-De-
velopment-Zielen nicht zielführend. Es geht vieles in die
falsche Richtung, zum Beispiel die Budgetfinanzierung,
die Sie plötzlich massiv fordern. Viele Schlüsselfragen,
zum Beispiel die Eigenverantwortung der Empfänger,
sind nicht angesprochen worden. Das gilt auch für
Afrika. Afrika ist ein reicher Kontinent: reich an Boden-
schätzen, reich an menschlichen Talenten, aber leider
arm an Good Governance.


(Markus Löning [FDP]: Reich an Entwicklungsgeldern!)


Die fehlende Eigenverantwortung ist der eigentliche
Grund, warum Afrika nicht vorankommt.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie fragen auch gar nicht mehr nach dem Umset-
ungsplan für die MDGs, der uns seit drei Jahren ver-
prochen wurde. Es ist klar: Auch Sie rechnen nicht
ehr mit diesem Umsetzungsplan; denn nur 1 Prozent
er Ressourcen des BMZ werden für diesen Umset-
ungsplan verwandt. Wir haben es hier mit potemkin-
chen Dörfern zu tun.
Wir wollen uns im Falle eines Regierungswechsels

uf die Schlüsselsektoren konzentrieren. Wir wollen
wischen Good Governance – mit einem Zuschlag – und
ad Governance – wo wir uns neue Dinge einfallen las-
en müssen – unterscheiden.


(Karin Kortmann [SPD]: Wie lange brauchen Sie dafür, um darüber nachzudenken?)


Stellen Sie mir eine Zwischenfrage, Frau Kortmann!
afür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Dann kann ich Ihnen
as erklären.


(Heiterkeit bei der SPD)

Wir wollen eine klare internationale Arbeitsteilung,

um Beispiel auch mit der EU. Wir wollen eine lücken-
ose Verzahnung von Außen-, Sicherheits- und Entwick-
ungspolitik.
Wir wollen in Krisen viel schneller reagieren können.

um Beispiel hat es fünf Monate vom Tsunami bis zur
rsten Haushaltsvorlage für Aufbauarbeit gedauert. Das
st doch einfach antiquiert. Da kann man nicht davon
prechen, eine erfolgreiche Tsunamipolitik gemacht zu
aben.
Wir wollen auch eine strategische Zusammenarbeit

wischen Außen- und Entwicklungspolitik. Entwick-
ungspolitik ist jedenfalls für uns wichtiger als je zuvor:
us christlicher Verantwortung, als Gefahrenabwehr,
ber auch zur Stärkung unserer Position und unseres An-
ehens in der Welt, auch zur Sicherung von Arbeitsplät-
en. Der Erfolg wird sich nur dann einstellen, auch für
ie MDGs, wenn wir Eigenverantwortung besser stimu-
ieren, wenn wir negative politische Strukturen überwin-
en, –

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518412200

Herr Kollege!

Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1518412300

– wenn wir das internationale Chaos in der Entwick-

ungspolitik endlich ordnen. Sie sind daran gescheitert.
ir wollen und werden für einen neuen Aufschwung
orgen.
Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518412400

Das Wort erhält nun die Kollegin Karin Kortmann,

PD-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )



Karin Kortmann (SPD):
Rede ID: ID1518412500

Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Herr Ruck, Sie

sind immer wieder für Überraschungen gut. Wir haben
fünf Jahre gewartet, bis Sie sich in irgendeiner Form zu
den von den Vereinten Nationen verabschiedeten Millen-
niumszielen äußern. Fünf Jahre haben Sie für Ihren Plan
benötigt. Heute legen Sie einen Antrag vor, in dem Sie
zum ersten Mal zu den MDGs Stellung beziehen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Wo waren Sie denn die ganzen fünf Jahre, Frau Kortmann?)


Ein Fünfjahresplan – ich gratuliere Ihnen dazu, dass Sie
es geschafft haben.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Sie waren doch da, Frau Kortmann!)


Nächster Punkt: Ich mache mir Sorgen darüber, dass
Sie glauben, in diesem Schneckentempo regieren zu
können.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das lassen Sie unsere Sorge sein!)


Dann können wir nicht bis zum Jahre 2015 die Bilanz
über die MDGs erstellen, sondern dann werden wir uns
wahrscheinlich erst im nächsten Jahrhundert wieder tref-
fen,


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie müssen erst einmal wiederkommen!)


um zu gucken, ob Sie endlich zu Papieren gekommen
sind.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das kriegen wir schon hin!)


Den Antrag zu lesen, kann ich nur jedem empfehlen.
Zunächst schreiben Sie über eine Seite den Sachs-Be-
richt ab, um dann zu sagen, wir müssten stärker auf den
Bereich Good Governance Acht geben. Wunderbar! Ich
unterstütze alles, was in Ihrem Antrag steht.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Vielen Dank!)


Erstaunlich ist nur, dass Sie dazu ganze Textbausteine
aus dem „BMZ-Spezial“ abschreiben, das die Ministerin
verabschiedet hat.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Umgekehrt, Frau Kortmann!)


– Es macht mir echt Freude. Leider habe ich heute nicht
so viel Zeit. Es war nicht umgekehrt. Sie sind seit 1998
im BMZ nicht mehr federführend. Sie müssen nach-
schauen, wann das Ganze veröffentlicht worden ist.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Wir waren früher dran!)


Dann kommen wir auf andere Zeiten. Geben Sie ruhig
zu, dass Ihre Referenten nicht ganz so sauber arbeiten
und sich gerne dieser Papiere bedienen!

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(C (D Sie bedienen sich ebenfalls der Geschäftsführer mit DU-Parteibuch, die in den staatlichen Vorfeldorganisaionen tätig sind. (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Entschuldigung, das ist eine Schlammschlacht!)


Wenn Sie eine Zwischenfrage stellen wollen, Herr
uck, stehen Sie bitte auf! Das verlängert meine Rede-
eit.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Es ist in Ordnung, wenn Sie sich dieser Geschäftsfüh-

er bedienen, keine Frage.

(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das könnte Ihnen auch nicht schaden!)

edenklich wird es nur, wenn Sie nach Cadenabbia ins
erienhäuschen von Konrad Adenauer fahren und dann
abei nicht mehr herauskommt als „man müsste“, „man
önnte“, „man sollte“, wenn also kein konkreter Vor-
chlag da ist, den Sie als Schattenminister – so sind Sie
a vorletzte Woche betitelt worden – umsetzen wollen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Sie haben die falschen Papiere bekommen, Frau Kortmann! Das tut mir Leid für Sie!)


ch habe Ihnen in der vorletzten Woche gesagt: Es ist
chlecht, Schattenminister zu sein; denn die Sonne geht
inmal unter und dann ist kein Schatten mehr da und
uch kein Minister.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Gestern Abend haben Sie, Herr Ruck, etwas viel
chöneres gesagt: Sie seien der Tarzan des Bundestages.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Und Sie die Liane, was?)


as fand ich viel angemessener. Denn wenn man sich
on einer Liane zur anderen schwingt, verliert man
chnell die Bodenhaftung. Das scheint mir im EZ-Be-
eich der Fall zu sein.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Willst du Jane sein? Wer ist Jane?)


Jetzt komme ich auf einen ernsten Punkt zu sprechen
man kann sich zwar auf diese Weise unterhalten, man
ann es aber auch lassen –: Wir alle wissen, dass die De-
atte über den multilateralen Schuldenerlass im Jahre
999 in Köln von Bundeskanzler Gerhard Schröder er-
ffnet worden ist. In der Tat können wir uns über viele
spekte unterhalten, die nicht ordnungsgemäß bzw. an-
ers als von uns geplant verlaufen sind. Aber nennen Sie
ir einmal allen Ernstes eine Alternative zu dem, was
ir getan haben. Wir haben einen länderspezifischen,
artizipativen und partnerschaftlichen Ansatz gewählt
nd die zivilgesellschaftlichen Kräfte, diejenigen, die in
er Regierungsverantwortung stehen, und diejenigen,
ie parlamentarische Verantwortung haben, einbezogen,
m mit ihnen gemeinsam voranzukommen.






(A) )



(B) )


Karin Kortmann

Herr Löning, Sie sagen, es gehe nicht, dass von den

Reichen zu den Armen umverteilt wird. Natürlich han-
delt es sich um eine Verteilungspolitik, die – das ist das
achte Ziel der Millennium Development Goals – zum
Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft bei-
tragen soll. Wie bitte rechtfertigen Sie, dass Sie, was die
Ticketabgabe oder die Kerosinsteuer betrifft, nach wie
vor behaupten, es sei nicht zu verantworten, dass 3 oder
5 Euro pro Ticket für die Entwicklungszusammenarbeit
ausgegeben werden?


(Markus Löning [FDP]: 30 Euro!)

– Nein.


(Markus Löning [FDP]: Doch! Das hat Herr Koch-Weser bei uns im Ausschuss gesagt! 30 Euro! – Gegenruf der Abg. Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich Blödsinn, was Sie da sagen!)


– Nein, das war ein Rechenbeispiel. Wir gehen von
3 oder 5 Euro aus. Sie haben gesagt, das sei nicht verant-
wortbar. Damit negieren Sie die MDGs. Ich gebe Ihnen
gerne diese Karte mit, damit Sie das zu Hause nachlesen
können; denn unter EZ verkaufen Sie Ihren reinen
Marktklientelismus, indem Sie sagen, dass große Länder
wie Indien oder China, die tatsächlich Entwick-
lungschancen haben, keine Entwicklungsgelder mehr
bekommen dürfen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518412600

Frau Kollegin.

Karin Kortmann (SPD):
Rede ID: ID1518412700

Ich komme sofort zum Ende.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518412800

Wie schön.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Karin Kortmann (SPD):
Rede ID: ID1518412900

Sie wissen, wie fragil diese Staaten sind und wie viel

Unterstützung sie brauchen. Deswegen würde ich mich
wirklich freuen, wenn Sie sich alle der Kampagne
„Deine Stimme zählt“ anschließen und wir ein großes
Netzwerk gegen Armut bilden würden. – Herr Präsident,
Ihnen überreiche ich ein weißes Band „Deine Stimme
gegen Armut“, Herrn Löning die MDGs. Ich freue mich,
dass wir auf kompetente Weise weiter regieren werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518413000

Was alles in diesem Hohen Hause innerhalb und au-

ßerhalb der Redezeiten möglich ist, ist immer wieder
Anlass zum Erstaunen. Ich will auch darauf hinweisen,
Frau Kollegin Kortmann, dass mir die Planstelle eines
Tarzans in einer Stellenbeschreibung des Deutschen
Bundestages bisher nicht geläufig war. Ich erwarte mit
Spannung entsprechende Initiativen zu Beginn der
nächsten Legislaturperiode.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
laus-Jürgen Hedrich für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus-Jürgen Hedrich (CDU):
Rede ID: ID1518413100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Wenn ich das so persönlich sagen darf:
iebe Karin, du hast mir eine ganz neue Facette meines
reundes Christian Ruck eröffnet. Der Frage mit dem
arzan sollte man noch einmal nachgehen.
Die Ministerin hat zu Beginn ihrer heutigen Rede da-

auf verwiesen, dass die Entwicklungspolitik in diesem
ahr und auch in den letzten Tagen erfreulicherweise be-
ondere Aufmerksamkeit genossen hat. Wenn man zum
eispiel die deutsche Presse verfolgt hat, so konnte man
orgestern in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ le-
en, dass Ihre Parlamentarische Staatssekretärin in einem
nterview Bedenken gegen Blairs Afrikapolitik geäu-
ert hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch kann mich ihrer Aussage in diesem Zusammenhang
ur anschließen. Frau Eid hat – ich gehe davon aus: im
amen der Bundesregierung – gesagt: Wenn wir allein
oppelt so viel Geld auf den Tisch legen, lösen wir die
robleme nicht.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Da hat sie Recht!)

ch glaube, das ist der entscheidende Punkt. Es geht
irklich darum, ob es uns gelingt, die politischen Struk-
ren in unseren Partnerländern zu verändern.
Heute empfehle ich Ihnen, einen interessanten Essay

n der „Welt“ mit der Überschrift „Vom Stamme
aBenzi“ zu lesen, in dem auf die korrupten Strukturen
icht zuletzt in Afrika – man kann sie allerdings auf
iele andere Länder übertragen – hingewiesen wird.
ort steht folgende nette Formulierung über die Zeit seit
er Unabhängigkeit in Afrika:

Im selben Moment, als der „Wind der Verände-
rung“ über Afrika wehte, produzierte Mercedes den
Pullman 600, einen sechstürigen Riesen. Für Afri-
kas Leittiere war es Liebe auf den ersten Blick.

olche Dinge können Sie Tag für Tag verfolgen.
Wir müssen einfach feststellen, dass es uns in vielen

ändern nicht gelungen ist, die politischen Strukturen
achhaltig zu verändern. Wir waren zum Beispiel über
ine erste im Großen und Ganzen demokratische Wahl in
thiopien erfreut. Aber wenn Sie die „Neue Zürcher
eitung“ in den letzten Tagen verfolgt haben, konnten
ie Überschriften lesen wie „Verhaftungswelle in Äthio-
ien“ usw.


(Markus Löning [FDP]: Die sollen auch entschuldet werden!)







(A) )



(B) )


Klaus-Jürgen Hedrich

Vor diesem Hintergrund kann man in der Tat festhal-

ten: Das, was Markus Löning angesprochen hat, kann
ich hier voll unterstreichen – ich sage das in aller
Deutlichkeit –: Die Entschuldungsinitiativen waren im
wahrsten Sinne des Wortes ein echter Flop.


(Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] sowie des Abg. Markus Löning [FDP])


Sie waren deshalb ein echter Flop, weil wir, internatio-
nale Organisationen, besonders internationale Finanzin-
stitutionen, aber auch EU und andere, nicht in der Lage
waren – das ist jetzt kein persönlicher Vorwurf an die
Ministerin oder an die Bundesregierung oder an
Deutschland alleine –, dafür zu sorgen, dass die Ent-
schuldung wirklich zum Nutzen der Menschen in diesen
Ländern erfolgte. Insbesondere waren wir nicht in der
Lage, zu verhindern, dass diese Länder sich wieder ver-
schuldet haben,


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das ist der Hauptgrund!)


was ausschließlich den Reichen und den Cliquen in die-
sen Ländern zugute gekommen ist. Hier müssen wir
doch gemeinsam nüchtern festhalten, dass das ein Versa-
gen der internationalen EZ gewesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Daraus müssen wir meines Erachtens Konsequenzen
ziehen. Die entscheidende Konsequenz, die ich persön-
lich und die wir daraus ziehen, ist: Wir brauchen in den
nächsten Jahren, ganz egal wer das Land regiert – es
wäre allerdings besser, wenn wir regieren würden –,


(Beifall bei der CDU/CSU)

eine Kurskorrektur in dem Sinne, dass wir uns wirk-
lich darauf konzentrieren, die Strukturen in unseren Part-
nerländern zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang
kommt zum Beispiel den politischen Stiftungen eine
ganz entscheidende Aufgabe zu. Das Deutsche Institut
für Entwicklungspolitik etwa verweist auf die ganz ent-
scheidende Bedeutung der politischen Parteien. Wenn
Sie verfolgen, wie heute in Lateinamerika die institutio-
nelle Demokratie zu einer so genannten partizipativen
Demokratie ausgehöhlt wird – dass politische Parteien
bewusst ausgeschaltet werden, dass die Rechtsstaatlich-
keit ausgehöhlt wird, indem die Rechtsprechung nicht
mehr gewährleistet wird –, dann können Sie feststellen,
dass es im Interesse der Menschen liegen muss, dass wir
die politischen Strukturen wieder so aufbauen, dass
wirklich alle Menschen an einer Entwicklung partizipie-
ren können.

Herr Präsident, wenn Sie das noch gestatten? – Nein?
Dann darf ich aber noch eine Schlussbemerkung ma-
chen?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518413200

Wenn es schnell geht.


Klaus-Jürgen Hedrich (CDU):
Rede ID: ID1518413300

Gut. Bei den anderen waren Sie aber großzügig.

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(C (D Ich darf mit dem Hinweis schließen: Ich glaube, die ntwicklungspolitik muss gegenüber unseren Partnerändern ehrlicher werden. Ich möchte aus eigener, perönlicher Erfahrung sagen: Wir dürfen zum Beispiel icht bloß einen Unterabteilungsleiter in die Regierungserhandlungen mit dem Hinweis schicken, er solle geenüber seinem Gesprächspartner einmal Rechtsstaatichkeit, Demokratie usw. ansprechen, während wir uns leichzeitig – ich weiß, wovon ich rede; da ist auch ein chuss Selbstkritik drin – auf großen Banketts internaionaler Treffen gegenseitig bestätigen, was für nette enschen wir eigentlich sind. Nein, wir müssen die inge deutlich beim Namen nennen und hier sind eine eihe von Punkten angesprochen worden. Wir müssen um Beispiel Herrn Mbeki – Herr Kollege, für weitere Beispiele ist jetzt wirklich eine Zeit. – und Herrn Lula in die Verpflichtung nehmen, dass ie ihre Nachbarn, ie Diktatoren und Menschenrechtsverletzer sind, zur rdnung rufen, sonst wird sich auf dieser Erde nichts änern. Herr Kollege Hedrich, die angekündigte Schlussbeerkung muss nicht notwendigerweise die Dauer der edezeit erreichen. Nun hat die Ministerin zu einer Erklärung zur Aus prache nach § 30 GO um das Wort gebeten. Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich infach gegen Ihren Vorwurf verwahren. Herr Hedrich, ie wissen es besser. Die Entschuldungsinitiative ist it der Verpflichtung der Länder verkoppelt, eigene Arutsbekämpfungspläne und -konzepte vorzulegen und amit in Bildung und Gesundheit zu investieren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518413400
Klaus-Jürgen Hedrich (CDU):
Rede ID: ID1518413500

(Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518413600

as zeigen ja auch die Zahlen.
Ich halte es nun wirklich für unakzeptabel, dass die

orgängerregierung, an der Sie beteiligt waren, einen
ilateralen Schuldenerlass ohne Konditionen durch-
eführt hat


(Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


nd Sie sich hier hinstellen und uns vorwerfen, dass wir
onditionen für die Entschuldung und damit zur Ar-
utsbekämpfung durchgesetzt haben.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/ CSU]: Das ist falsch! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Ihr habt neue Schulden gemacht – ohne Konditionen! – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Sie haben keine Ahnung!)


Ich sage Ihnen: Das ist wirklich unakzeptabel.
Nehmen Sie doch einfach zur Kenntnis: Die Ent-

schuldungsinitiative wirkt,

(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Unsinn!)


sie holt Menschen aus der Armut, sie hilft Kindern und
sie trägt dazu bei, dass weniger Kinder und Frauen ster-
ben. Das ist gut und das sollten wir alle gemeinsam ver-
folgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Die neue Entschuldungsinitiative ist ohne Konditionen! – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Dilettantisch!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518413700

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der

Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
auf der Drucksache 15/5831 mit dem Titel „Millen-
niums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bis
2015 beschleunigt verwirklichen – Den deutschen Bei-
trag zur Zielerreichung entschieden verstärken“. Wer
stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich der Stimme? – Der Antrag ist mit der Mehr-
heit des Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 8 b. Hier geht es um die Abstim-
mung über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/5579 mit dem Titel „Vor dem G-8-Gipfel
in Gleneagles und der VN-Generalversammlung zu den
Millenniumszielen – Millenniumsentwicklungsziele rea-
listisch umsetzen“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Der
Antrag ist mit Mehrheit abgelehnt.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 9 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer
Brüderle, Dirk Niebel, Gudrun Kopp, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Vorfahrt für Arbeit – Neue Chancen für Ar-
beitsplätze und Investitionen durch weniger
Funktionärsrechte
– Drucksache 15/5458 –

Hierfür ist nach einer interfraktionellen Vereinbarung
eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die FDP fünf Mi-
nuten erhalten soll. – Dazu höre ich keinen Widerspruch.
Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Rainer Brüderle für die FDP-Frak-
tion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Rekordar eitslosigkeit, Miniwachstum, Rekordverschuldung, ente nach Kassenlage – die Schlussbilanz von Grünot ist verheerend. Das grün-rote Projekt ist an ideologichen Scheuklappen, an Unentschlossenheit, an Zaudeei und an der Wirklichkeit gescheitert. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1518413800

ie sieben grün-roten Jahre waren magere Jahre. Es
ird Zeit, durch eine bessere Politik wieder fettere Jahre
n Deutschland zu ermöglichen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Er ist auch nicht schlank dabei geworden!)


Wir wollen Vorfahrt für Arbeit und die Grundachsen
er Wirtschaftspolitik wieder richtig justieren. Ein
ernthema wird das Aufbrechen der verkrusteten Struk-
uren am Arbeitsmarkt sein. Wir wollen gesetzliche
ffnungsklauseln für betriebliche Bündnisse für Arbeit
nd wir wollen den Flächentarifvertrag in den Wettbe-
erb mit betrieblichen Lösungen stellen. Das Tarifkar-
ell aus Arbeitgebern und Gewerkschaften muss endlich
eöffnet werden.


(Beifall bei der FDP)

as gibt Belegschaften und Unternehmensleitungen die
öglichkeit, maßgeschneiderte Lösungen für ihren Be-

rieb zu finden. Was für Porsche und Daimler-Chrysler
ielleicht ertragbar ist, ist es für viele mittelständische
ulieferbetriebe noch lange nicht.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es nämlich!)

ie Beteiligten vor Ort wissen in der Regel am besten,
as gut für ihren Betrieb und für ihre Arbeitsplätze ist
nd wie sie zu sichern und zu vermehren sind. Wir sa-
en: Wenn 75 Prozent der Mitarbeiter eines Betriebes in
reier und geheimer Abstimmung Abweichungen vom
arifvertrag wollen – die Juristen nennen dies das Güns-
igkeitsprinzip –, müssen sie das Recht haben, ihren ei-
enen Weg zu gehen.


(Beifall bei der FDP)

Wir haben in den letzten Tagen erlebt, wie sich der
GB-Chef, Herr Sommer, geradezu erdreistete, für den
all, dass der Gesetzgeber diese Regelung mit einer an-
eren Mehrheit beschließen sollte, mit einem Häuser-
ampf zu drohen. Es ist schon ein tolles Stück, auf un-
iebsame Entscheidungen des Parlaments mit der
rohung eines Häuserkampfs zu antworten. Es muss
lar sein: Regiert wird dieses Land vom Parlament, das
ich aus den gewählten Vertretern des Volkes zusam-
ensetzt, und nicht von Herrn Sommer vom DGB.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch kann an die modernen Verbandsvertreter nur appel-
ieren, diesen Weg der Öffnung, der Flexibilisierung und
uch der Stärkung der Mitarbeiterrechte im Betrieb zu-
asten von Funktionärsrechten mitzugehen; sonst laufen
hnen weiterhin die Mitglieder weg. Der DGB verliert
edes Jahr 400 000 bis 500 000 Mitglieder. Das ist eine
bstimmung mit den Füßen.






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Es hat sich auch gezeigt, dass der Sonderweg der

deutschen paritätischen Mitbestimmung, den kein an-
deres Land der Europäischen Union mitgegangen ist, ein
falscher Weg war. Ich kann mich gut daran erinnern, wie
seinerzeit – das war in meiner Studien- und Jugendzeit –
ein „dritter Weg“ progagiert wurde; doch der Glaube, ein
Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus sei
möglich, hat sich als Illusion erwiesen. Die Praxis zeigt
nicht nur in konkreten Fällen wie bei Mannesmann, wo
eben nicht nur der damalige Vorstandsvorsitzende, son-
dern auch der damalige Gewerkschaftschef auf der An-
klagebank saß, dass dieser Weg dazu führt, dass Kom-
promisse zu früh geschlossen werden und die klare
Ausrichtung der Betriebe auf neue Herausforderungen
nicht erfolgt.

Deshalb wäre es konsequent und richtig, auf eine
Drittelparität zu setzen, anstatt den Standort mit einer
Politik zu schwächen, in deren Zuge sich die Führungs-
spitzen zunehmend umorientieren oder ausländische
Rechtsformen wählen – inzwischen ist es möglich, ein
deutsches Unternehmen nach einer englischen Limited
zu gründen, die keine Mitbestimmung vorsieht –, um
handlungsfähig zu bleiben.

Wir sehen es exemplarisch bei Verdi-Chef Bsirske: Er
ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Luft-
hansa und hat nach dem Aktiengesetz das Wohl des Un-
ternehmens und seiner Mitarbeiter zu mehren. Gleich-
zeitig vereint er in seiner Person den Streikführer gegen
das Unternehmen, dessen Interessen er wahrnehmen
soll. Diese Kollisionen in der Unternehmensverfassung
müssen korrigiert werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das gilt auch für die Bankenvertreter in der alten

Deutschland AG, die sich vielfach genauso in Interes-
senskollisionen befinden: Depotstimmrecht, Kreditge-
ber, Anteilseigner. Deshalb habe ich immer gesagt:
Wenn eine Bank an einem Unternehmen einen maßgeb-
lichen Anteil hält, dann darf es bei wichtigen Kreditent-
scheidungen nicht mitstimmen, so wie es in Frankreich
die Rechtslage ist. Wir müssen in der Tat Interessenkolli-
sionen verhindern und die Aufsichtsräte – auch von Grö-
ßenordnung und Ausstattung her – handlungsfähiger ma-
chen, damit sie als Gegengewicht zu den Vorständen ihre
Aufgabe entsprechend wahrnehmen können.

Wenn wir nicht die Kraft haben, dies zu korrigieren,
werden Unternehmenszentralen ihren Sitz zunehmend
woandershin verlegen. Es zeigt sich: Wenn Arbeitsplätze
abgebaut werden, sind zuerst die verlängerten Werk-
bänke und nicht die Standorte der Holdings, der Head-
quarters und der Führungssitze an der Reihe.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518413900

Herr Kollege, auch Sie schauen gelegentlich auf die

Uhr?


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1518414000

Nur.


(Heiterkeit bei der FDP)


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(C (D Dann muss ich das schon fast für Sturheit halten. Herr Präsident, durch Ihre Großzügigkeit haben Sie as Parlament entwaffnet. Ich möchte den Gedanken och abschließen. Herr Breuer von der Deutschen Bank wurde in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ befragt: enn die Deutsche Bank mit einer ausländischen Bank usammengeht: Wo wird sie ihren Sitz haben? Die Antort lautete: Mit Sicherheit nicht in Deutschland, und war aus zwei Gründen: wegen der Besteuerung in eutschland und wegen der deutschen paritätischen Mitestimmung. – Wir sollten deshalb die Kraft haben, die eichen so zu stellen, dass die Arbeitsplätze in Deutsch and, wo wir sie dringend brauchen, erhalten, vermehrt nd ausgebaut werden. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Klaus Brandner für die PD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Es ist schon bemerkenswert, Herr rüderle, welche arbeitsmarktpolitischen Vorstellungen ie FDP hat: Um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, muss an die Arbeitnehmerrechte ordentlich beschneiden, en Gewerkschaften endlich den Boden unter den Füßen egziehen und schon haben wir wieder Vollbeschäftiung. Einfach genial. (Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär: Märchen!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518414100
Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1518414200

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518414300
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1518414400

ei den Maßnahmen, die Sie vorschlagen, ist die Stoß-
ichtung klar. Vorrangig sollen die Gewerkschaften ge-
chwächt werden. Aber es geht um weit mehr. Ziel ist es,
ie sozialen Schutzrechte der Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer einzukassieren:


(Otto Fricke [FDP]: Immer diese Märchenstunden!)


rbeitnehmer als Freiwild, weniger Entgelt, länger ar-
eiten, heuern und feuern nach Lust und Laune. Das ist
as Credo, welches lautet: Marktwirtschaft pur statt so-
ialer Marktwirtschaft, für die die SPD und die Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Land stehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie, meine Damen und Herren, betrachten die Interes-
envertretungen als Wirtschaftsgüter. Sie schreiben sie
infach als Wirtschaftsgüter ab. Für uns sind sie unver-
ichtbarer Bestandteil eines Sozialstaats.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Damit nicht genug: Sie wollen nicht nur die seit Jahr-

zehnten bewährte Mitbestimmung in Unternehmen ab-
schaffen, Sie wollen auch unser Tarifvertragssystem
zerstören. Ich muss klar und deutlich sagen, dass wir als
Sozialdemokraten diesen Plänen mit aller Entschieden-
heit entgegentreten werden. Für uns ist sozialer Friede
ein hohes Gut. Nur wenn sich die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer nicht täglich mit existenziellen Sor-
gen auseinander setzen müssen, ist ein friedvolles Mit-
einander möglich.


(Ulrich Heinrich [FDP]: Wer hat denn den Karren in den Dreck gefahren?)


– Wissen Sie, welchen Schuldenstand Sie hinterlassen
haben? Sie waren am längsten an der Regierung. Sie
wissen doch, was zu dieser Zeit war: die höchsten Steu-
ern, die höchsten Abgaben und der höchste Schulden-
stand. Da sollten Sie ein bisschen ruhiger sein und nicht
so auf den Busch hauen, junger Mann. Sonst melden Sie
sich zu Wort! Dann dürfen Sie eine Frage stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für uns gilt jedenfalls, dass Tarifverträge die existen-
zielle Grundlage für Millionen von Menschen und ihre
Familien sichern. Tarifverträge sind Eckpfeiler unserer
Rechts- und Wirtschaftsordnung und daran halten wir
fest.


(Otto Fricke [FDP]: Auch wenn wir dabei untergehen!)


Die Arbeitswelt als eines der wichtigsten Felder mensch-
lichen Zusammenlebens kann in einem demokratischen
Rechtsstaat kein ordnungsfreier Raum sein. Diese Ord-
nungsaufgabe hat der Staat weitgehend den Tarifver-
tragsparteien überlassen. Der Tarifvertrag ist Ausdruck
dieser Ordnungsmacht. Er schützt nicht nur die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern auch die Un-
ternehmen;


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


denn die Friedenspflicht schafft Kalkulations- und Pro-
duktionssicherheit für Unternehmen. Deutschland gehört
weltweit zu den Ländern mit den geringsten Arbeitsaus-
fällen durch Arbeitskämpfe. Um es deutlich zu sagen:
von nichts kommt nichts!


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lernen die nie! Das sagen wir jedes Mal!)


Unser dringendstes Problem bleibt die bedrückende Ar-
beitslosigkeit. Wir alle wissen, dass es dagegen kein Pa-
tentrezept gibt.


(Zurufe von der FDP: Ach!)

– Schreien Sie doch nicht so herum. Sie wissen doch,
dass wir 1998 die höchste Arbeitslosigkeit hatten. Nun
tun Sie so, als wäre die Arbeitslosigkeit jetzt auf dem
höchsten Stand.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Retrograde Amnesie nennt man das!)


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(C (D Es stimmt, dass nur die Unternehmen Arbeitsplätze chaffen können. Ich weiß aber aus vielen Gesprächen nd aus eigenem Erleben – ich sage bewusst: auch aus igenem Hinzutun –, dass es oft gerade die Gewerkchaften waren, die mit viel Engagement und Ideen geolfen haben, Unternehmen zu retten und wieder fit zu achen. So beweisen unter anderem die Vereinbarungen ei Siemens, Daimler-Chrysler, Karstadt-Quelle, Opel, elekom und Volkswagen, dass die Gewerkschaften Zuunftssicherung für Unternehmen und Arbeitsplätze bereiben. Moderne und kraftvolle Gewerkschaften tragen aßgeblich dazu bei, dass die gesellschaftliche und wirtchaftliche Erneuerung unseres Landes gelingen kann. as geschieht im Übrigen nicht nur in Großunternehen, sondern auch und ganz besonders in kleinen Unterehmen. Bei mir beispielsweise, im Kreis Gütersloh, ind in über 40 Unternehmen Standortsicherungsvereinarungen auf der Grundlage von Tarifverträgen entstanen. Das ist Ausdruck einer lebendigen Tarifautonomie, ie sich der Beschäftigungssicherung widmet und die ur mit starken und handlungsfähigen Gewerkschaften öglich ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man muss sich die Forderungen der FDP wirklich
inmal ansehen: Abschaffung der paritätischen Mitbe-
timmung, Abschaffung von Flächentarifverträgen, Ein-
chränkung des Günstigkeitsprinzips. Mit tariflichen
ffnungsklauseln soll die Tarifautonomie unterlaufen
der gar aufgehoben werden. Sie verdrängen, dass be-
eits in 75 Prozent der Betriebe – schauen Sie sich dazu
ie heutigen Tickermeldungen an – tarifliche Öffnungs-
lauseln angewendet werden. Noch einmal zum Mit-
chreiben: bei 75 Prozent der Unternehmen!


(Otto Fricke [FDP]: Also, dann machen wir es bei den anderen 25 Prozent auch noch! Das ist doch kein Problem!)


ie viel mehr an Flexibilität wollen Sie eigentlich noch?

(Otto Fricke [FDP]: 100 Prozent!)


Herr Brüderle, warum haben Sie nicht den Mut aufge-
racht, deutlich zu sagen, worum es der FDP wirklich
eht? Ich muss das für Sie übernehmen und in diesem
usammenhang Ihren Vorsitzenden Guido Westerwelle
itieren, der die Gewerkschaften vor kurzem mehrfach
ls „wahre Plage in Deutschland“ und „Verräter der Ar-
eitnehmerinteressen“ bezeichnet hat.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das vergessen wir nicht!)


ch halte eine solche Aussage eines Parteivorsitzenden
iner liberalen Partei für einen Skandal.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s geht Ihnen um die Abschaffung der Gewerkschafts-
unktionäre – das ist klar geworden – und um die Ver-
chiebung der gesellschaftlichen Machtverhältnisse zu-
asten der Beschäftigten. Das ist für Sozialdemokraten






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

nicht hinnehmbar. Deshalb werden Sie in diesem Punkt
unseren entschiedenen Widerstand erleben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Was sagt die CDU/CSU zu den Forderungen ihres

Bündnispartners? Wir werden sicherlich gleich in der
Rede von Herrn Strebl hören, dass auch die CDU/CSU
für starke Gewerkschaften ist.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wie wir!)

Ich gehe davon aus, dass Sie die positiven Erfahrungen
loben werden. Aber ich denke in diesem Zusammenhang
auch daran, was Herr Merz, der seit dem 22. Mai wieder
häufiger hier im Parlament zu sehen ist, gerade über die
Gewerkschaften schon alles gesagt und was er ihnen zu-
gemutet hat. Ich erinnere mich noch gut an seinen
Spruch, als es darum ging, dass man die Gewerkschaften
entmachten will: Wenn man einen Sumpf trockenlegen
will, dann darf man nicht die Frösche fragen. – Das ist
eine ähnliche Diffamierung, wie sie die FDP durch ihren
Vorsitzenden geäußert hat. Es wäre schön, Herr Strebl,
wenn Sie dazu Position beziehen würden: Wenn Sie mit
den Gewerkschaften zusammenarbeiten wollen, sollten
Sie das heute auch klarstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Um herauszufinden, was die CDU/CSU wirklich will,

lohnt sich im Übrigen ein Blick in ihr Zehn-Punkte-Pa-
pier vom Februar dieses Jahres. Der Kündigungsschutz
soll erst in Betrieben mit mehr als 20 Arbeitnehmern gel-
ten, und zwar erst nach einer Probezeit von drei Jahren.
Die Tarifautonomie wird nur noch als Floskel hochge-
halten. Der Rechtsanspruch auf Teilzeit soll fallen. Die
derzeitigen Steuerentlastungen für Sonn-, Feiertags- und
Nachtzuschläge sind wie die Pendlerpauschale zum
Spielball für neue Steuerkonzepte geworden, wie Minis-
terpräsident Stoiber vor kurzem verkündete.

Ich bin sehr froh, dass wir heute noch einmal die Ge-
legenheit haben, die Unterschiede zwischen der CDU/
CSU und der FDP einerseits und der SPD andererseits
aufzuzeigen. „Vorfahrt für Arbeit“ heißt für Sie: Be-
schneidung von Arbeitnehmerrechten. „Vorfahrt für Ar-
beit“ heißt für uns: besseres Nutzen der Potenziale der
Mitarbeiter. Mitarbeiter sind nicht nur Kostenfaktoren.
Sie sind vor allem Menschen und die wichtigste Res-
source in den Unternehmen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Produktionsfaktoren!)


Haben Sie schon einmal etwas von einer Win-Win-Si-
tuation gehört, meine Damen und Herren von der Oppo-
sition? Für mich sind das Strategien mit den Beschäftig-
ten und nicht gegen sie. Das Leitbild unserer
Wirtschaftspolitik ist ein modernes Menschenbild, das
sich an der Teilhabe und der Mitwirkung ausrichtet. Ich
will das an zwei Beispielen zeigen: der Mitbestimmung
und der Tarifautonomie.

Meine Damen und Herren von der Opposition, für uns
ist die Mitbestimmung ein Standortvorteil, der uns be-
sonders positiv von anderen Standorten abgrenzt. Herr
Brüderle hat eben mit seinen großen Worten deutlich

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(C (D achen wollen, wie nationale und auch internationale nternehmen den Standort Deutschland meiden. Gerade n diesen Tagen wurde die Studie „Kennzeichen D: tandort-Analyse 2004 – Attraktivität Deutschlands als nvestitionsstandort“ der Unternehmensberatung Ernst Young vorgestellt. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Was steht denn darin über Mitbestimmung?)

on Weltuntergangsstimmung kann darin keine Rede
ein. Ich bin deshalb darüber betrübt, dass man nicht zur
enntnis nimmt, dass Deutschland der zweitbeliebteste
tandort für Direktinvestitionen innerhalb der EU ist.
emessen an der Höhe der Direktinvestitionen liegt
eutschland weltweit auf dem fünften Platz – und das
lles trotz Gewerkschaften und Mitbestimmung! Ich
ürde sagen: gerade wegen der Mitbestimmung.


(Beifall bei der SPD)

Mitbestimmung steht für Selbstverantwortung, Inno-

ation und Kreativität des Menschen. Mitbestimmung
at vor allem auch ökonomische Vorteile für die Unter-
ehmen. Wir haben innerhalb der EU die geringste Zahl
on Streiktagen. Das ist gut für den Standort Deutsch-
and.
Meine Damen und Herren, wir wollen nicht, dass Be-

riebsräte zu Bittstellern werden. Für uns sind Betriebs-
äte Partner. Wir stehen für den aufrechten Gang von
enschen, die sich engagieren. Deshalb wollen wir auch
tarke Gewerkschaften, deshalb wollen wir mit unserer
olitik Bedingungen schaffen, durch die die Arbeitneh-
errechte erhalten bleiben, deshalb haben wir das Be-
riebsverfassungsgesetz gestärkt und deshalb haben wir
uf europäischer Ebene dafür gesorgt, dass die Europäi-
che Aktiengesellschaft möglich ist und die Mitbestim-
ung erhalten bleibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Des Weiteren haben wir dafür gesorgt, dass das
rbeitnehmer-Entsendegesetz eingebracht wird. Wir
ollen Mindeststandards in Deutschland sichern. Sie
on der Opposition haben noch eine Chance, mitzuma-
hen und Ihre vollmundigen Worte zur Bekämpfung von
ohndumping endlich in die Tat umzusetzen.
Lassen Sie mich zum Schluss aufzeigen, wie unter-

chiedlich die Strategien für mehr Arbeitsplätze sind:
ie Senkung der Arbeitskosten ist sicherlich eine der
roßen politischen Herausforderungen, um im Wettbe-
erb mit China, Indien, Bulgarien und anderen bestehen
u können. Wir haben ja schließlich etwas zu verteidi-
en, nämlich unsere Position als Exportweltmeister.
ber die Kosten sind nur eine Seite der Medaille. Das
ohnniveau von Tschechien oder Weißrussland kann
icht unser Ziel sein. Mindestens genau so wichtig und
ach vorne schauend ist es, Strategien zu entwickeln, mit
enen unsere technologische Leistungsfähigkeit weiter
estärkt wird. Ich sage bewusst „weiter gestärkt wird“,
enn in vielen Bereichen ist unser Technologievorsprung
anz hervorragend.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Deshalb, meine Damen und Herren, mein Appell an

Sie: Kommen Sie in der modernen Wirtschaftswelt an,
unterliegen Sie nicht der Illusion, dass man nur durch
Kostensenkung seine Position verbessern könne. Es ist
eine Illusion, zu glauben, ein Pferd werde schneller lau-
fen, wenn man ihm weniger Hafer gibt. Diese alte Bau-
ernregel sollten Sie zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Kommt darauf an!)


Werfen Sie Ihre alten Feindbilder über Bord und betrei-
ben Sie eine Politik, bei der Teilhabe und Mitbestim-
mung erhalten bleiben.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518414500

Nächster Redner ist der Kollege Strebl, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Jetzt kommt der richtige Gewerkschafter!)



Matthäus Strebl (CSU):
Rede ID: ID1518414600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lieber Kollege Brandner, zu Ihrem Hinweis auf
die Gewerkschaften im Zusammenhang mit den Äuße-
rungen des Kollegen Brüderle muss ich Folgendes sa-
gen: Die Kanzlerkandidatin Frau Merkel und der bayeri-
sche Ministerpräsident Stoiber haben sich immer zu den
Gewerkschaften bekannt. Deshalb suchen vor allen Din-
gen auch die DGB-Gewerkschaften das Gespräch mit
beiden. Dies ist ein Beweis dafür, dass wir, die beiden
großen Volksparteien CDU und CSU, hier eine intensive
und sachliche Auseinandersetzung um die Zukunft unse-
res Landes führen.

Man braucht kein Arbeitsmarktexperte zu sein, werte
Damen und Herren, um zu erkennen, dass sich der
Arbeitsmarkt in Deutschland in einer der schwierigsten
Situationen seit Kriegsende befindet. Fünf Millionen
Menschen sind offiziell ohne Job. Realistischerweise
sind es mehr; aber durch gesetzestechnische Maßnah-
men haben Sie es fertig gebracht, dass es nur fünf Mil-
lionen sind. Besonders dramatisch ist die Lage bei der
Jugendarbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Mai 2004 ist
die Zahl jugendlicher Arbeitsloser um 111 000 gestie-
gen. Das Statistische Bundesamt gibt die Jugendarbeits-
losigkeit nach internationaler Zählweise für April sogar
mit 17,3 Prozent an. Das heißt, im April waren faktisch
eine Million Jugendliche arbeitslos. Das ist Ihre Politik
der letzten sieben Jahre gewesen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist ja Unfug!)

Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in

Deutschland heißt dies konkret: Täglich müssen neue
Belegschaften mit Stellenstreichungen zurechtkommen,
täglich droht die Verlagerung von Betriebsteilen, täglich
drohen neue Unternehmensinsolvenzen. Tag für Tag
müssen die Arbeitslosen hilflos zusehen, dass die Bun-

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(C (D esregierung ihre Vermittlungsarbeit immer noch nicht erbessert hat. Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Bun esregierung hat sieben Jahre lang die Chance gehabt, nser Land voranzubringen, zu gestalten und die Proleme anzugehen. Es waren sieben verlorene Jahre. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie haben vergessen, was in dieser Zeit alles reformiert wurde! Und den Reformstau haben Sie auch vergessen!)


tattdessen hat diese Bundesregierung resigniert. Es gab
eine durchgreifenden Reformen, sondern nur Flick-
chusterei und rot-grüne Ideologie.


(Beifall bei der CDU/CSU)

n diesem Sinne ist auch die morgen von Kanzler
chröder zu stellende Vertrauensfrage ein Spiegelbild
einer Amtszeit.


(Klaus Brandner [SPD]: Denken Sie an das, was wir gemeinsam beschlossen haben, zum Beispiel die Hartz-Gesetzgebung!)


ot-Grün, Herr Kollege Brandner, hat vor den Proble-
en kapituliert und die Flucht in Neuwahlen angetreten.
amit hat sich Rot-Grün selber aufgegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Folgen sind schwerwiegend. Allein in den letzten

ier Jahren gingen 1,4 Millionen Arbeitsplätze verloren.
eit Schröders Amtsantritt ging die Zahl der sozialversi-
herungspflichtig Beschäftigten um 2,6 Prozent zu-
ück. Das heißt im Klartext: Fast 700 000 Steuer- und
eitragszahler sind in dieser Zeit verloren gegangen.
ie Sie wissen, hat das Auswirkungen auf den gesamten
ozialversicherungsbereich: auf Kranken-, Pflege- und
entenversicherung. Ich erinnere mich noch an die
orte von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der 1998 in
einer ersten Regierungserklärung sagte, er wolle sich
m Abbau der Arbeitslosigkeit messen lassen und wenn
er Abbau nicht gelinge, habe Rot-Grün es nicht ver-
ient, wiedergewählt zu werden.
Er sagte aber auch: Wir machen nicht alles anders,

ber vieles besser. – Das Ergebnis sieht man nach sieben
ahren rot-grüner Bundesregierung. Keine einzige Rege-
ung, die Rot-Grün initiiert hat, konnte etwas zum Abbau
er Arbeitslosigkeit beitragen, waren die Namen auch
och so schön. Ich erinnere an die 1-Euro-Jobs, an die
ersonal-Service-Agenturen oder an den Jobfloater. Wer
enkt heute noch daran?


(Rolf Stöckel [SPD]: Das haben Sie doch alles mit beschlossen!)


eine sehr verehrten Damen und Herren, mit diesen
ingen wollten Sie die Arbeitslosigkeit bekämpfen und
rbeitsplätze schaffen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie wissen genau, dass das auch Ihre Unterschrift trägt! Ganz ruhig bleiben dabei!)







(A) )



(B) )


Matthäus Strebl

Genau das ist der sozialdemokratische Rumpelstilzchen-
effekt: Man sucht einen anderen Namen für ein altes
Problem.

Man hat den Eindruck, die Aufgabe von Rot-Grün be-
stand darin, Werbebroschüren zu erstellen, statt zu regie-
ren. Es geht aber genau darum, eine effiziente Arbeits-
markt- und Wirtschaftspolitik zu betreiben. Deshalb
sagen wir: Stopp! Dazu ist am 18. September – sollte
sich dies morgen ergeben – ein neuer Bundestag zu wäh-
len.

Werte Kollegen von Rot-Grün, da Politik die Gestal-
tung von Gegenwart und Zukunft bedeutet, reichen
Pragmatismus und Tagespolitik allein nicht aus. Die im-
mer komplizierter werdenden Vorgänge in einer hoch-
technisierten Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft
werden für den Einzelnen immer weniger durchschau-
bar. Dadurch wächst die Angst der Menschen vor der
Zukunft. Der Einzelne erwartet von der Politik schlüs-
sige Antworten für die Bewältigung der Probleme. Das
wird von Rot-Grün nicht gewährleistet.

Wir müssen weg von oberflächlichen Kataloganprei-
sungen arbeitsmarktpolitischer Ziele.


(Rolf Stöckel [SPD]: Wohin denn?)

Schließlich müssen wir neue Arbeitsplätze schaffen und
die vorhandenen Arbeitsplätze sichern. Das kann nur ge-
lingen, wenn soziale Verantwortung und soziale Sicher-
heit Hand in Hand gehen. Angesichts der dramatischen
Situation sind einseitige Rechts- und Leistungskürzun-
gen meines Erachtens und nach Meinung von CDU/CSU
nicht das Patentrezept.


(Rolf Stöckel [SPD]: Was ist es denn? Sie haben doch nicht einen Vorschlag gemacht!)


Tatsache ist, dass die Unternehmen in Deutschland an
zu viel Bürokratie, an zu hohen Steuerbelastungen und
an einer schwindenden Kapitaldecke leiden. Gerade für
den Mittelstand sind die Auswirkungen der rot-grünen
Politik verheerend.


(Klaus Brandner [SPD]: Die längste Zeit haben Sie in Deutschland regiert! Das wissen Sie doch!)


– Herr Kollege Brandner, lassen Sie sich sagen: Ludwig
Erhard, der Vater der sozialen Marktwirtschaft, nannte
für eine funktionierende soziale Marktwirtschaft drei
elementare Voraussetzungen: Freiheit, Wettbewerb,
Wachstum. Leider müssen wir feststellen, dass nach sie-
ben Jahren Schröder-Regierung keine dieser Vorausset-
zungen mehr wirklich gegeben ist.


(Erika Lotz [SPD]: Das darf doch nicht wahr sein!)


Beispiel Freiheit. Von Freiheit kann keine Rede mehr
sein. Es hat sich ein Wust an Verordnungen und Geset-
zen angesammelt. Bürokratieabbau sucht man bei Ihrer
Politik vergebens. Allein für den Mittelstand könnte ich
hier 14 Statistiken aufzählen, ich nenne nur drei Bei-
spiele:

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(C (D (Klaus Brandner [SPD]: Zählen Sie auch die, die Sie eingeführt haben und die wir abgeschafft haben!)


ie vierteljährliche Produktionserhebung, die Dienstleis-
ungsstatistik und die Erhebung der Investitionen für den
mweltschutz.


(Erika Lotz [SPD]: Machen Sie doch mal einen konkreten Vorschlag!)


iese Statistiken kosten wertvolle Arbeitszeit und teures
eld. Unternehmen werden für ihre Produktivität noch
rangsaliert und bestraft.
Beispiel Wettbewerb. Gerade die EU-Osterweite-

ung und die zunehmende Globalisierung haben die
ettbewerbsbedingungen verzerrt. Dies macht sich in
nserem Land besonders bemerkbar, denn die Kluft zwi-
chen den Arbeitskosten der Unternehmen und den Net-
oeinkommen der Arbeitnehmer ist zu groß. Gerade die
rbeitskosten sind in den letzten Jahren enorm gestie-
en.
Hinzu kommen überhöhte Energiekosten als Folge

ot-grüner Ideologie,

(Rolf Stöckel [SPD]: Der Ölpreis ist auch rot-grün!)

elastungen durch Zuwanderung, Steuerbelastungen
nd erhöhte Transportkosten.
Beispiel Wachstum. Die aktuelle Wachstumsrate von

,4 Prozent ist geradezu lächerlich im Vergleich zum
eltweiten Wachstum von 5 Prozent. Das ist eine
chande für Deutschland, die wir der rot-grünen Bun-
esregierung zu verdanken haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, für uns hat die Bekämp-
ung der Arbeitslosigkeit höchste Priorität.


(Rolf Stöckel [SPD]: Sie haben doch Angst, etwas Konkretes zu sagen! Das könnte den Menschen ja die Augen öffnen!)


Noch ein Wort an die Kolleginnen und Kollegen von
er FDP. Einzelne Maßnahmen in den Bereichen Ar-
eitsmarkt und Tarifrecht, wie Sie sie in Ihrem Antrag
orschlagen, reichen nicht aus. Wir brauchen vielmehr
mfassende strukturelle Änderungen. Investitionen müs-
en in Deutschland erleichtert werden. Das wirtschaftli-
he Klima und das Vertrauen in den Standort Deutsch-
and müssen verbessert werden. Das Wachstum muss
estärkt werden. Der Dienstleistungssektor muss geför-
ert werden; denn gerade für Geringqualifizierte ist die-
er ein gutes Arbeitsfeld.
CDU/CSU haben auf dem so genannten Jobgipfel am

7. März dieses Jahres 32 Vorschläge eingebracht. Einen
eil davon wollte der Kanzler aufgreifen, wie zum Bei-
piel: keine Gefährdung von Betrieben durch Erbschaft-
teuer auf Betriebsvermögen, eine verbesserte Gewerbe-
teueranrechnung, ein geringerer Körperschaftsteuersatz
19 statt 25 Prozent sind möglich, wenn das aufkom-
ensneutral gestaltet wird – oder Entbürokratisierung






(A) )



(B) )


Matthäus Strebl

und schnellere Planung bei Großprojekten. Dies alles ha-
ben CDU/CSU vorgeschlagen und der Kanzler hat ver-
sprochen, es aufzugreifen. Aber bis dato ist nichts pas-
siert. Das ist wieder die Politik der ruhigen Hand. Die
Umsetzung scheiterte wie so vieles bei dieser Bundesre-
gierung.

Deutschland hat vor allem ein großes Problem: die
Unsicherheit. Unsicherheit geht wegen Ihrer Politik im
Land um. Ehemals starke Wirtschaftsbereiche straucheln
angesichts der schlechten Konjunktur. Herr Kollege
Brandner, daher wollen wir, dass die Menschen wissen,
wo es langgeht. Wir wollen eine ehrliche Bestandsauf-
nahme bekommen. Mehr Wahrhaftigkeit in der Politik,
das verlangen die Menschen in der Bundesrepublik
Deutschland. Wir wollen, dass das Arbeitsrecht entrüm-
pelt und entbürokratisiert wird, dass das Steuerrecht ver-
einfacht, gerechter und transparent wird und dass die So-
zialsysteme an die Herausforderungen der Zukunft
angepasst werden. Ich sage dazu: das neue soziale Den-
ken. Dies sind die Voraussetzungen, damit wieder mehr
Arbeitsplätze entstehen.

Eine leistungsstarke Gesellschaft ist eine soziale Ge-
sellschaft. Ich sage auch: Mit Sozialabbau kann
Deutschland nicht zukunftsfähig gemacht werden. Dazu
wird die CDU/CSU nicht die Hand reichen; denn nur mit
einer flexiblen sozialen Marktwirtschaft kann unser
Land den Anschluss an die Weltwirtschaft zurücker-
obern und vom Schlusslicht zum Leuchtturm, vom
Bremser zum Zugpferd in der EU werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518414700

Zum Schluss dieses Tagesordnungspunktes erhält der

Kollege Markus Kurth, Bündnis 90/Die Grünen, das
Wort.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518414800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Herr Strebl, Sie haben zwar
über alles Mögliche geredet, aber keinen Satz über den
eigentlichen Anlass dieser Debatte verloren, nämlich
den FDP-Antrag, der auf die Abschaffung der Mitbe-
stimmung und die Zerschlagung der Tarifautonomie
durch Öffnungsklauseln abzielt. Wahrscheinlich sagen
Sie aus gutem Grund nichts dazu. Ich mutmaße, dass Sie
als Mitglied der Sozialausschüsse der CDU, wenn Sie
Ihrer Überzeugung gefolgt wären, hätten sagen müssen,
dass dieser Antrag blanker Unsinn ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Klaus Brandner [SPD]: So viel zur Ehrlichkeit!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte einmal
mit einer guten Nachricht beginnen. Nach einer vorges-
tern veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung
Ernst & Young ist Deutschland aus Sicht international
tätiger Unternehmen der attraktivste Standort in West-
europa. Das hat eine Umfrage unter knapp 700 interna-
tional tätigen Unternehmen ergeben. Diese Unternehmen

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(C (D aben ihre Entscheidung für Deutschland gut begründet. ie entscheiden sich für Deutschland aufgrund unserer ervorragenden Infrastruktur, der Leistungsfähigkeit unerer Forschung und Entwicklung sowie der guten Ausildung unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. (Matthäus Strebl [CDU/CSU]: Warum werden täglich Tausende Arbeitsplätze vernichtet? Weil wir so gut sind?)


Für diese Unternehmen, die einem harten internatio-
alen Wettbewerb ausgesetzt sind und daher ebenso hart
alkulierte Investitionsentscheidungen treffen müssen,
ind Standortbedingungen wie der soziale Frieden in ei-
em Land, die geringe Zahl der Streiktage, Lebensquali-
ät und Rechtssicherheit wichtige Standortfaktoren. Na-
ürlich wären diese Unternehmer keine Unternehmer,
enn sie nicht die hohen Arbeitskosten als hinderlich
ezeichnen und über das Arbeitsrecht jammern würden.
ber diese Faktoren spielen bei Investitionsentscheidun-
en – das sieht man an dieser Umfrage – nur eine unter-
eordnete Rolle. Sichere, weil regulierte Arbeitsbezie-
ungen sind hier weitaus entscheidender.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich frage die Kollegen von der FDP-Fraktion, ob Sie
irklich immer wieder alle drei Monate mit Ihrem alten
eierkasten und der Melodie von der vermeintlich ana-
hronistischen Mitbestimmung kommen müssen und ob
ie immer wieder die Platte von der mangelnden Flexi-
ilität und der Überregulierung auflegen müssen. Wenn
s im Deutschen Bundestag einen Preis für das Anzetteln
berflüssiger Debatten und für das Wiederholen von De-
atten gäbe, dann würden Sie ihn gewinnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch hier weisen wir Ihren Angriff auf die Tarifauto-
omie und auf die Mitbestimmung entschieden zurück.
m möglicherweise – wir wissen es ja noch nicht – anste-
enden Bundestagswahlkampf werden wir dann auch
elegenheit haben, den Bürgerinnen und Bürgern und
en Beschäftigten Ihre Konzepte vorzulegen und sie mit
enen der Bündnisgrünen zu vergleichen. Wer die Unter-
ehmensmitbestimmung und den Flächentarifvertrag
aktisch abschaffen will und wer Gewerkschaften als die
ahre Plage in Deutschland bezeichnet, der führt nichts
nderes im Schilde, als die Menschen ihrer Interessen-
ertretung zu berauben, um dann das Lohnniveau ohne
eden Widerstand nach unten drücken zu können.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Wirklich grotesk ist auch, dass Sie ständig behaupten,
in niedriges Lohnniveau führe zu besseren Entwick-
ungschancen von Unternehmen. Ich rede zum Bei-
piel mit Handwerkern. Sie sagen mir: Wer gute Leistun-
en will, der muss auch vernünftig bezahlen. Sie wollen
ür drei Sterne schmausen, aber den Koch wie einen Bu-
ettenbrater bezahlen. Das kann nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Markus Kurth

Abschließend möchte ich noch zu bedenken geben,

dass gerade in den Zeiten, in denen sich die Arbeitswelt
drastisch wandelt, in denen unternehmerische Umstruk-
turierungen anstehen – es stimmt, dabei gehen Arbeits-
plätze verloren –, die Mitbestimmung ein wichtiges In-
strument ist, um die damit verbundenen Prozesse
sozialverträglich und mit der Akzeptanz der Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter zu gestalten. In Zeiten der
Globalisierung und des zunehmenden Verlusts von
staatlichen, aber auch von betrieblichen Handlungsspiel-
räumen muss es uns doch darum gehen, den Stellenwert
von Instrumenten kooperativer Steuerung zu erhalten
und auszubauen. Für die Menschen in unserem Land ist
doch gerade die Globalisierung, die sie als ungezügelt
und unkontrollierbar empfinden, die Bedrohung. Die
Mitbestimmung bietet unter anderem mit Instrumenten
kooperativer Steuerung die Möglichkeit, negative Folge-
wirkungen aufzufangen.

Wer wie die FDP auf diese Entwicklung mit einem
forcierten Abbau von Arbeitnehmerrechten reagieren
will und Steuerungsmöglichkeiten einfach abschaffen
will, der kann die Menschen in diesen Umstrukturie-
rungsprozessen nicht mitnehmen. Wir sehen es vollstän-
dig anders: Wir wollen die Menschen beteiligen. Dazu
setzen wir auf die bewährten Instrumente. Wir können
darüber reden, sie weiterzuentwickeln. Wir wollen sie
zur Substanz und zum Fundament unserer Volkswirt-
schaft machen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518414900

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der

Fraktion der FDP auf Drucksache 15/5458 mit dem Titel
„Vorfahrt für Arbeit – Neue Chancen für Arbeitsplätze
und Investitionen durch weniger Funktionärsrechte“.
Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Der Antrag ist mit großer Mehrheit
abgelehnt.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b
auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Sechs-
undzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des
Abgeordnetengesetzes
– Drucksache 15/5671 –

(Erste Beratung 182. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäfts-
ordnung (1. Ausschuss)

– Drucksache 15/5846 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Wilhelm Schmidt (Salzgitter)


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(C (D Peter Altmaier Volker Beck Jörg van Essen b)

richts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immu-
nität und Geschäftsordnung (1. Ausschuss) zu
dem Antrag der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Änderung der Geschäftsordnung des Deut-
schen Bundestages – Verhaltensregeln für Mit-
glieder des Deutschen Bundestages
– Drucksachen 15/5698, 15/5846 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Wilhelm Schmidt (Salzgitter)

Peter Altmaier
Volker Beck (Köln)

Jörg van Essen

Zum Gesetzentwurf zur Änderung des Abgeordneten-
esetzes liegt ein Entschließungsantrag der FDP vor.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu stelle
ch Einvernehmen fest. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Ich erteile das Wort zu-

ächst dem Kollegen Wilhelm Schmidt für die SPD-
raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Wilhelm Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1518415000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Ähnlich wie bei der Offenle-
ung von Managergehältern, die wir in diesem Hause
eute Morgen beschlossen haben, haben wir in der Ko-
lition in den hinter uns liegenden Monaten die Rege-
ung der Belange der Abgeordneten, also unsere eigenen
elange, nicht nur sehr ernsthaft bearbeitet, sondern
uch zu einem Abschluss gebracht. Ich hätte nicht erle-
en mögen, was passiert wäre, auch draußen in der Öf-
entlichkeit, wenn wir nach sechsmonatigen Debatten,
ffentlich und hinter den Kulissen, hierbei nicht zu ei-
em Ergebnis gekommen wären. Wir sind es. Wir stellen
s Ihnen heute vor und bitten alle im Hause, dem zuzu-
timmen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Auf keinen Fall!)

ch richte diesen Appell gleich an dieser Stelle noch ein-
al an die Oppositionsfraktionen, obwohl wir Signale
afür haben, dass sie dazu offensichtlich nicht in der
age sind. Das bedauere ich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir decken damit einen Regelungsbedarf, von dem
ielleicht vor zwei, drei oder fünf Jahren noch niemand
o recht geglaubt hätte, dass er besteht. Da sind nicht nur
ie Fälle Laurenz Meyer, Hermann-Josef Arentz und ei-
ige in der SPD-Fraktion in Niedersachsen oder an-
erswo zu nennen.






(A) )



(B) )


Wilhelm Schmidt (Salzgitter)



(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Vor allem! – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Vor allem aus Wolfsburg!)


Das Entscheidende ist: Wir alle spüren, dass wir unab-
hängig von diesen Einzelfällen die gesellschaftspoliti-
sche Entwicklung auf diesem Sektor und auch die damit
verbundene Erwartungshaltung registrieren und aufneh-
men sollten. Es ist doch nicht so, als wenn es zum Abge-
ordnetenmandat nicht auch Veränderungen im Bewusst-
sein der Öffentlichkeit oder bei uns selbst gäbe. Wir
tragen dieser Entwicklung Rechnung.

Ich finde, dass wir jetzt durchaus mit Recht Regelun-
gen finden, mit denen Transparenz über die Tatsache
hergestellt und vertieft wird, dass Abgeordnete auch Ne-
bentätigkeiten wahrnehmen. Wir stellen in unserem Ge-
setzentwurf allerdings fest, dass im Mittelpunkt der Tä-
tigkeit eines Abgeordneten die Ausübung des Mandats
zu stehen hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dass Abgeordnete daneben andere Tätigkeiten wahrneh-
men dürfen, ist ihnen vom Verfassungsgericht schon
1975 zugebilligt worden.

Wir sollten aber bekräftigen – das ist das Entschei-
dende –, dass der Mittelpunkt die Tätigkeit im Parlament
und in den Wahlkreisen ist. Das sollten wir gemeinsam
auch zu beherzigen versuchen. Die Bürgerinnen und
Bürger draußen haben ein Anrecht darauf, dass diese
Reihenfolge gewahrt wird. Damit räumen wir ein, dass
dies an der einen oder anderen Stelle bisher vielleicht
nicht ganz so deutlich geregelt gewesen ist, wie wir uns
das inzwischen vorstellen.

Ein weiterer Punkt ist, dass wir alle Tätigkeiten, die
ein Abgeordneter wahrnimmt, für meldepflichtig halten.
Der Bundestagspräsident soll über alles Bescheid wis-
sen, und zwar nicht deswegen, weil wir so etwas wie öf-
fentliche Transparenz haben wollen, damit sich die Men-
schen draußen im Lande irgendwo vielleicht neiderfüllt
über das Abgeordnetendasein auslassen können – viel-
leicht auch einige Medien, die das in den vergangenen
Monaten in genussvoller Weise immer wieder praktiziert
haben –, sondern deswegen, weil klargestellt werden
muss, ob Interessenkonflikte eintreten können.

Der Ausgangspunkt für allen Regelungsbedarf ist
also: Es muss erkennbar werden, ob ein Abgeordneter
durch die Nebentätigkeit Interessenkonflikten unterlie-
gen kann. Es geht nicht um andere Dinge wie das Bedie-
nen von Neidgefühlen oder ähnliche Geschichten. Auch
das ist schon heute Morgen bei der Debatte über die Of-
fenlegung der Managergehälter mit Recht gesagt wor-
den.

Das Entscheidende ist: Das alles darf nicht sanktions-
los bleiben. Dass Abgeordnete eine Nebentätigkeit
wahrnehmen, die vielleicht noch nicht einmal durch Ar-
beit unterlegt ist, und dafür Geld beziehen, ist für unsere
Begriffe unmöglich. Wir stellen deswegen fest: Bezah-
lung ohne Gegenleistung darf es schon gar nicht geben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D ir stellen außerdem fest: Wenn denn schon Nebentätigeit und Bezahlung, dann in angemessener Form, aber uch so, dass es transparent ist, dass es bekannt wird, ass damit auch klar wird, der Abgeordnete könnte etas tun, weil er vielleicht irgendwelche Interessen beient, die möglicherweise mit seiner Abgeordnetentätigeit in Konflikt stehen. Das ist genau der Hintergrund. Für den Fall, dass Abgeordnete dem nicht nachkomen, führen wir zusätzlich ein Sanktionensystem ein, u dem wir stehen. Wir finden, dass das, was bisher im undestag galt, nämlich vage Regelungen, aber ohne ede Folge, zu Ende sein muss. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben deswegen auch ein Ordnungswidrigkeiten-
echt bis hin zur Rückzahlungspflicht eingebaut.
Damit haben wir, glaube ich, eine gute Regelung ge-

roffen.
Ich will aber auch – das will ich hinzufügen; es ist

ämlich wahrscheinlich meine letzte Rede vor diesem
ohen Haus – betonen, meine Damen und Herren, liebe
olleginnen und Kollegen, dass es mir schon Sorge
acht, wie insbesondere in der Medienöffentlichkeit
icht selten mit dem Status und der Arbeit der Abgeord-
eten umgegangen wird. Wir wollen dies nicht dadurch
edienen, dass wir jetzt alles verschärfen, sondern wir
ollen dem eine Grenze setzen, indem wir unsere eige-
en Pflichten betonen. Wir machen damit klar, dass Ab-
eordnete nicht der Spielball der Medien in diesem
ande sein wollen und dürfen, und bitten gleichzeitig
arum: Respektieren Sie uns auf der Grundlage unserer
rbeit, die wir hier im Hause und draußen in den Wahl-
reisen leisten!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s gibt, wie ich finde, nichts Schlimmeres, als wenn mit
auschalverurteilungen auf der Grundlage von Einzel-
ällen der gesamte Stand der Abgeordneten erst einmal
röhlich niedergemacht wird. Das ist leider oft so ge-
chehen. Das hat diesem Lande, wie ich finde, nicht gut
etan.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darum appelliere ich an uns alle:
Erstens. Lassen Sie uns saubere und klare Regelungen

reffen! Dafür bieten wir Ihnen mit dem vorliegenden
esetz und den vorgeschlagenen Verhaltensregeln eine
ute Grundlage.
Zweitens. Lassen Sie uns alle gemeinsam, indem wir

as auf den Weg bringen, dafür sorgen, dass die Bedeu-
ung des Status der Abgeordneten in diesem Lande zur
eltung kommt und auch entsprechend wahrgenommen
ird; das halten wir ja alle für wichtig!
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518415100

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Norbert Röttgen

für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1518415200

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! In dieser Debatte wie auch in den nachfolgenden
Abstimmungen geht es um die Rechtstellung von Parla-
mentariern, von Mitgliedern des Deutschen Bundesta-
ges. Es sollen Anzeige- und Veröffentlichungspflichten,
Sanktionsmöglichkeiten und ein Ordnungsrecht gegen
Abgeordnete begründet werden. Allein wenn man sich
vor Augen führt, worum es geht, wird einem klar, dass in
dieser Debatte und den nachfolgenden Abstimmungen
grundsätzliche und wichtige Fragen des Parlamentaris-
mus und des Parlamentsverständnisses berührt werden.

Ich möchte erneut an dieser Stelle festhalten: Unsere
Fraktion, die CDU/CSU-Fraktion, hält die geltenden Re-
gelungen nicht für ausreichend. Das haben wir immer
betont. Wir waren es auch, die gesagt haben, dass eine
vernünftige Regelung gefunden werden muss, die vom
Hause getragen wird. Es geht aber eben um angemes-
sene Regelungen, die sich durchaus in dem Spannungs-
feld bewegen, das Sie, Herr Kollege Schmidt, beschrie-
ben haben. Wenn man da so herangeht, sieht man auch,
dass sich diese Diskussion in ihrem Verlauf geändert hat:
von einer hysterischen, von Parteitaktik geprägten De-
batte ganz zu Beginn des Jahres hin zu einer sehr sach-
orientierten, auch die komplizierten Diskussionen, die in
der Rechtstellungskommission geführt wurden, aufneh-
menden Debatte.

Im Zentrum stand immer die Abwägung, wie wir Be-
rufstätigkeit neben dem parlamentarischen Mandat be-
werten. Hier tut sich ein Spannungsfeld auf, das deut-
lich macht, wie kompliziert die Fragen werden, wenn
man nicht versucht, sie parteitaktisch zu beantworten
oder aus ihnen einen kleinen parteitaktischen Vorteil zu
ziehen, sondern sich der Verantwortung, die wir alle tra-
gen, gegenüber dem Parlament und dem Parlamentaris-
mus stellt.

In dem Gesetzentwurf und in den Verhaltensrege-
lungsvorschlägen der Koalition wird Berufstätigkeit ne-
ben der parlamentarischen Tätigkeit insbesondere als
Gefahr für die Unabhängigkeit von Abgeordneten ange-
sehen. Sie wird als Gefährdungstatbestand wahrgenom-
men, den man kontrollieren muss.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Völliger Quatsch!)

Unsere Fraktion ist der Auffassung, dass mindestens so
sehr oder sogar noch mehr die Berufsfähigkeit eines Ab-
geordneten neben und außerhalb des Parlamentes, also
die Frage, ob er auch ohne politisches Mandat in der
Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, eine Rolle
dabei spielt, wie unabhängig man in der Politik ist und
als wie unabhängig Politik wahrgenommen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es gibt nicht nur die Abhängigkeit – –


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(C (D (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da ist doch gar kein Widerspruch zu uns!)


Ich will das doch nur betonen. Ich suche gar nicht den
iderspruch.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)


ch will nur verdeutlichen, wo die Schwierigkeiten lie-
en.
Es gibt sowohl die Gefahr der Abhängigkeit in der

olitik als auch die Gefahr der Abhängigkeit von der Po-
itik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

arum wäre, glaube ich, das Wissen um die Ausbildung
ines Abgeordneten mindestens genauso interessant
ie das um seine Einkünfte. Sind die Abgeordneten in
er Lage, außerhalb des Mandates einen Beruf auszu-
ben,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


der sind sie abhängig davon, in der Politik Geld zu ver-
ienen? Ich glaube, dass das die Bürger sehr interessiert
nd dass es angesichts der nebulösen Berufsangaben bei
anchen Kollegen interessant wäre, Näheres zu erfah-
en.
Der Grund, dass wir heute nicht gemeinsam über die

erhaltensregeln abstimmen können, ist, dass die Koali-
ion – das ist mein Vorwurf an sie – mit einer Tradition
ebrochen hat. Die Tradition dieses Hauses war nämlich,
ass wir über diese Fragen des Parlamentarismus nicht
anach entscheiden, wer gerade zufällig die Mehrheit im
ause hat und sich gegenüber der Minderheit durchset-
en kann. In der Vergangenheit war es gute Tradition,
ber diese Fragen betreffend das Parlament auf der
rundlage eines breiten Konsenses im Hause zu ent-
cheiden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben sich doch sechs Monate verweigert, Herr Röttgen!)


Wir haben lange daran gearbeitet, aber wir haben die
robleme noch nicht zur Entscheidungsreife gebracht.
un haben Sie in der aktuellen politischen Situation die
ntscheidung getroffen: Wir wollen jetzt unsere Vor-
chläge einbringen. Wir glauben, wir können daraus par-
eipolitisch etwas machen. Wir sind in Bedrängnis; also
uchen wir den parteipolitischen Vorteil und kalkulieren
iesen Traditionsbruch. Wir sind bereit, den Konsens,
en Kompromiss im Hause aufzugeben.
Das ist Ihre politische Entscheidung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

or diesem Hintergrund haben Sie die Konsenssuche ab-
ebrochen. Sie sind auf keinen einzigen Vorschlag, den
ir gemacht haben, mehr eingegangen, sondern machen
un in der Hektik der politischen Situation Vorschläge
nd schlagen eine Neuregelung vor.






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen

Dass das sachwidrig ist, beweist Ihr Vorschlag selber;

denn in Kraft treten soll diese Regelung nicht ab sofort
– was möglich wäre –, sondern erst in der nächsten Le-
gislaturperiode.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stellen Sie doch den Antrag „ab sofort“!)


Sie selber wissen aber, dass Sie mit einer Geschäftsord-
nung für diesen Bundestag den nächsten Bundestag
überhaupt nicht binden können, sondern in der neuen
Legislaturperiode eine neue Entscheidung getroffen wer-
den muss. Daran zeigt sich, dass Ihr Vorgehen parteipoli-
tisch motiviert ist. Ich glaube, der Preis, den Sie zu zah-
len bereit sind, ist zu hoch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will in der Kürze der Zeit zwei Argumente brin-

gen, die verdeutlichen, dass die Sache nicht reif ist. Wir
sind dafür, dass geregelt wird: Wenn ein Abgeordneter
eine Leistung erhält, dann muss er dafür eine Gegenleis-
tung erbringen. Das ist das normale Verständnis aller
Menschen: Eine Gegenleistung muss auch verdient wer-
den.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist auch schon geltende Rechtslage!)


Das ist aber nicht der Vorschlag der Koalition. Sie sagen:
Leistung darf nur bei angemessener Gegenleistung ent-
gegengenommen werden. Nun frage ich Sie: Wer be-
stimmt diesen Angemessenheitsmaßstab dort, wo es ihn
nicht gibt? Das ist ein offenes Problem aus der Diskus-
sion der Rechtstellungskommission. Sie können diese
Frage auch nicht beantworten. Sie berührt die Frage des
Verständnisses der Funktion des Parlamentspräsidenten.
Sind wir der Auffassung, der Parlamentspräsident ist im
Wesentlichen ein Kollege, ein hervorgehobener, ein Pri-
mus inter Pares, oder ist er für uns ein Vorgesetzter, der
dem Einzelnen sagt, was angemessen, gerade noch ange-
messen oder nicht mehr angemessen ist?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So weit kommt es noch!)


Das sind ganz grundsätzliche Fragen, die Sie in der Sa-
che nicht geklärt haben, bei denen Sie aber jetzt nach au-
ßen so tun, als sei das geklärt.

Eine letzte Bemerkung. Die Stufenregelung, die Sie
bei den Einkünften vorschlagen – Sie sind davon wegge-
kommen, dass die Einkünfte präzise angegeben werden
sollen –, erreicht ihr Ziel nicht. Sie erreichen mit diesem
Vorschlag keinen Gewinn an Transparenz für die Bürger;
denn die Bürger können aus der Eingruppierung in die
Stufen nichts erkennen. Hinzu kommt, dass diese Stu-
fenregelung verfassungsrechtlich problematisch ist. Das
wissen auch Sie. Aber Sie ignorieren die verfassungs-
rechtlichen Bedenken.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nein!)

Darum kündige ich für unsere Fraktion an: Wir wer-

den in der nächsten Legislaturperiode versuchen, erneut
einen Konsens zu erreichen. Wir werden den Faden wie-
der aufnehmen und versuchen, einen Kompromiss zu er-

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(C (D ielen. Wir werden eine Initiative ergreifen, um ein auf ransparenz und Offenheit ausgerichtetes Abgeordneengesetz und entsprechende Verhaltensregeln zu realiieren. Aber wir werden das verfassungskonform gestalen, so, dass die Bürger wirklich etwas davon haben und ass Gefahren für die Unabhängigkeit von Abgeordneen erkannt werden. Ein wirksames Abgeordnetenrecht nd nicht ein parteipolitisch günstiges Abgeordnetenecht wollen wir. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch Quatsch! Das wissen Sie doch, Herr Röttgen! Das ist die Sache wahrlich nicht wert!)


ir wollen die Verantwortung für das Parlament wahr-
ehmen.
Eine allerletzte Bemerkung. Mit Ihnen, Herr Kollege

chmidt, hätte unsere Fraktion eine solche Regelung er-
eichen können.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe!)

ass diese nicht erreicht worden ist, bedauern wir in der
ache. Wir wollen in der für Sie vielleicht letzten De-
atte damit gleichzeitig unsere Wertschätzung Ihrer Per-
on gegenüber gerne zum Ausdruck bringen.
Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518415300

Das Wort hat nun der Kollege Volker Beck,
ündnis 90/Die Grünen.

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518415400

Herr Kollege Röttgen, ich muss Ihre Vorwürfe, was

owohl das Verfahren als auch den Inhalt angeht, zu-
ückweisen. Wir hatten die Diskussion über die Neben-
inkünfte von Abgeordneten zur Jahreswende. Wir ha-
en sechs Monate in unterschiedlichen Gremien dieses
auses – in der Geschäftsführerrunde, in der Rechtstel-
ungskommission, im Geschäftsordnungsausschuss –
nter Heranziehung von Verfassungsrechtlern über diese
rage intensiv diskutiert. Wir haben wirklich versucht,
it Ihnen zusammen zu einer Reform zu kommen.
Es ist ganz offensichtlich, dass es in diesem Haus un-

erschiedliche Haltungen zu dieser Thematik gibt. Im
ntrag der FDP wird davon gesprochen, die heutige
echtslage sei ausreichend. Ich gestehe zwar zu, dass
ie zu dieser Frage eine andere Haltung haben. Aber ich
abe bis heute noch nicht verstanden, welche Haltung
ie eigentlich einnehmen.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist Ihr Problem, dass Sie nichts verstehen!)


ie halten ein bisschen mehr Transparenz für notwendig.
ber Sie haben kein Konzept für die Verhaltensregeln
orgelegt, in denen nach unserer gesetzlichen Regelung
ie wesentlichen Pflichten und die Veröffentlichungsmo-
alitäten, die jetzt neu geschaffen werden, niedergelegt






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)


sind. Mit dem Abgeordnetengesetz ermächtigen wir uns
im Wesentlichen selber, diese Pflichten im Detail im
Rahmen der Verhaltensregeln zu konkretisieren.

Ich kann nicht erkennen, wie Sie mehr Transparenz
über das heute bestehende Recht hinaus herstellen wol-
len. Ich habe nur verstanden, dass Sie damit einverstan-
den sind, dass zu Unrecht erlangte Vermögensvorteile an
den Bundestagspräsidenten abgeführt werden müssen.
Aber dann hört es mit der Gemeinsamkeit schon auf.

Nach der Diskussion, die wir um die Jahreswende
hatten und die dem Ansehen des Hohen Hauses bei den
Menschen draußen enorm geschadet hat, sind wir in der
Pflicht, die Unabhängigkeit des Mandates durch Trans-
parenz zu sichern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist nicht anrüchig, wenn jemand neben dem Mandat
Geld verdient. Er soll es aber sagen und der Bürger soll
es erfahren. Ende der Durchsage. Wer sein Geld wert ist,
der braucht das Licht der Öffentlichkeit nicht zu fürch-
ten. Denn wir schützen die Abgeordneten sowie ihr Le-
bens- und Arbeitsumfeld mit der stufenweisen Veröf-
fentlichung.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Nicht die absoluten Zahlen, wie sich das viele von uns
gewünscht hätten, sondern nur drei Stufen werden veröf-
fentlicht.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie schützen alles: von der Fledermaus bis zum letzten Verbrecher! Nur die Abgeordneten nicht!)


Daran können die Bürgerinnen und Bürger ablesen, wel-
che ökonomische Bedeutung die Wahrnehmung des
Mandates für den Abgeordneten hat und welche ökono-
mische Bedeutung die Tätigkeit neben dem Mandat für
ihn hat. Daraus können sich die Bürgerinnen und Bürger
je nach Einzelfall – es wird ja auch veröffentlicht, woher
die Einnahmen des Abgeordneten kommen – ein Bild
darüber machen, ob in bestimmten Debatten die Mei-
nung dieses Abgeordneten womöglich durch seine wirt-
schaftliche Tätigkeit beeinflusst ist oder ob sein Handeln
im Wesentlichen dem Auftrag seiner Wählerinnen und
Wähler entspricht. Es können Nachfragen gestellt wer-
den, die der Abgeordnete beantworten darf.

Ich stelle für unsere Fraktion klar: Niemand will die
Nebentätigkeit von Abgeordneten als Freiberufler, als
Unternehmer oder im Rahmen eines Autorenvertrages
ins schiefe Licht rücken. Das ist völlig okay. Deshalb
müssen diese Tätigkeiten nicht verheimlicht werden.
Man muss auch nicht so tun, als ob diese Tätigkeiten et-
was Anrüchiges seien, was niemand erfahren dürfe.

Ich denke, wir sollten darüber eine ehrliche Debatte
führen. Wir sollten den Bürgern sagen, was wir nebenher
tun. Wir müssen womöglich manchmal auch die Frage
beantworten, wofür wir noch Zeit haben. Ich finde, die
Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch darauf,
dies zu erfahren. Sie schicken uns in dieses Parlament

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(C (D nd beauftragen uns, nach bestem Wissen und Gewissen as Beste für unser Land zu tun. Sie erwarten natürlich uch, dass wir im Wesentlichen unsere gesamte Kraft für as Mandat aufwenden, um dem Wählerauftrag zu entprechen. (Widerspruch des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU])


Das müssen Sie schon aushalten. – Ich bin der Auffas-
ung, dass das Mandat in der Tat im Mittelpunkt der Tä-
gkeit des Abgeordneten stehen sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


a bin ich in bester Gesellschaft mit dem Bundesverfas-
ungsgericht.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518415500

Herr Kollege Beck, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Fricke?

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518415600

Mit Vergnügen.

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1518415700

Herr Kollege Beck, Sie haben gerade die Äußerung

emacht, dass der Bürger wissen muss, wie viel Zeit der
bgeordnete für sein Mandat verwendet.


(Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Stechuhr!)

eißt das, dass eine Familienmutter oder ein Familien-
ater, die bzw. der schlicht mehr Zeit für seine Kinder
ufbringt als jemand, der keine Kinder hat, Ihrer Mei-
ung nach ein schlechterer Abgeordneter ist?


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


err Beck, sind Sie der Meinung, dass die Frage der Zeit
ie Frage der Qualität ersetzt?

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518415800

Herr Kollege Fricke, das will ich Ihnen gerne beant-
orten.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Da bin ich gespannt!)


n diesem Punkt geht es nicht um Quantität, sondern um
ualität,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP und der CDU/CSU)


arum, ob im Mittelpunkt der Tätigkeit des Abgeordne-
en tatsächlich sein Mandat steht.


(Zuruf der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])

Gestehen Sie mir zu, dass jetzt überwiegend ich das
ort zur Beantwortung der Zwischenfrage Ihres Kolle-
en habe, Frau Laurischk.
Ich bin der Meinung, dass im Mittelpunkt die Tätig-

eit des Abgeordneten stehen muss, es daneben weitere






(A) )



(B)


Volker Beck (Köln)


Tätigkeiten geben kann und dass seine privaten Ver-
pflichtungen außer Frage stehen. Ein guter Familienva-
ter bzw. eine gute Familienmutter ist sicher ein Ausweis
von Verantwortlichkeit und Vorbildlichkeit, was das
Mandat eher ziert, als dass es zum Nachteil gereicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Abg. Otto Fricke [FDP] nimmt wieder Platz)


– Bleiben Sie bitte bis zum Ende der Beantwortung ste-
hen!

Ich finde schon, dass sich die Bürgerinnen und Bürger
ein Bild darüber machen sollen, wie viel Zeit Abgeord-
nete für ihr Mandat verwenden. Mir ist im Ausschuss
schon passiert, dass mir Abgeordnete sagten: Am
Montag einer Sitzungswoche ist mit mir keine Aus-
schussanhörung zu vereinbaren, weil ich irgendwann ja
auch Geld verdienen muss. – Diese Nebentätigkeitsab-
geordneten sind mir ein Dorn im Auge,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Özdemir oder wer?)


weil sie die parlamentarische Beratung und die Qualität
der Arbeit dieses Hauses beeinträchtigen. Wenn sich die
Bürgerinnen und Bürger von dem Handeln der Abgeord-
neten ein Bild machen können, dann ist dies kein Scha-
den für dieses Haus und diese Demokratie, sondern ein
Gewinn.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518415900

Das Wort hat nun der Kollege Jörg van Essen, FDP-

Fraktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1518416000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Kollege Beck, dass Ihnen Kollegen, die einen Beruf
haben, ein Dorn im Auge sind, dafür habe ich bei Ihrem
beruflichen Vorleben, das, wenn ich richtig gelesen
habe, im Wesentlichen aus einem nicht abgeschlossenen
Studium besteht, Verständnis.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Gut, dass das gesagt wird! Berufsloser Grüner!)


Genau damit ist nämlich der Finger in die Wunde ge-
legt. Kollege Röttgen hat zu Recht darauf hingewiesen,
dass die größte Bedrohung für die Unabhängigkeit eines
Abgeordneten die Frage seiner Berufsfähigkeit ist. Wer
nämlich nichts anderes als Politik gelernt hat, wer direkt
nach dem abgebrochenen Studium in die Politik gegan-
gen ist, wird sich an das Mandat klammern. Er wird alles
mitmachen, was ihm insbesondere von der Fraktionsfüh-
rung zugemutet wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Genau das ist der Abgeordnete, den wir nicht brauchen.

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(C (D Wir sehen die beruflichen Erfahrungen der Kollegen ls Chance. Wir sehen die beruflichen Erfahrungen der ollegen als Bereicherung der Debatte im Deutschen undestag. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir von alen Fraktionen den höchsten Anteil an Handwerkern, en höchsten Anteil an Selbstständigen und den höchsen Anteil an Freiberuflern haben. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit Frau Flach?)


ir lassen auch diejenigen, die den Mittelstand vertre-
en, in den parlamentarischen Beratungen zu Worte kom-
en und bringen damit deren Erfahrungen in die Debatte
it ein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Fast alle derjenigen Kollegen, die aus diesem Bereich

ommen, haben gesagt: Offenlegungspflichten führen
azu, dass wir unserer wirtschaftlichen Tätigkeit – denn
ir haben auch eine soziale Verantwortung gegenüber
nseren Mitarbeitern – nicht gerecht werden können,
eil unsere Konkurrenten ablesen können, wie unsere
irtschaftliche Situation ist. Damit haben wir erhebliche
irtschaftliche Nachteile. – Ich erinnere daran, dass das
uch die soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbei-
ern, die von diesen Kolleginnen und Kollegen beschäf-
igt werden, berührt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da kommen einem die Tränen!)


Wir sind offen in die Beratungen gegangen. Wir ha-
en das auch deutlich gemacht. Wir haben gesagt, dass
ir die Regeln, die wir haben, grundsätzlich gut finden.
ir haben mit eigenen Beiträgen, zum Beispiel beim
anktionenrecht, deutlich gemacht, dass wir durchaus
ehen, wo nachgebessert werden kann.
Was Sie ursprünglich vorgeschlagen haben, wird

icht einmal den Mindeststandards eines rechtlich
urchgreifenden Verfahrens gerecht. Beispielsweise hat
er Aspekt der Verjährung bei Ihnen überhaupt keine
olle gespielt. Auch das hat deutlich gemacht, dass zu-
rifft, was der Kollege Röttgen gesagt hat: dass Sie popu-
istisch etwas erreichen wollen, aber keine Lösung, die
iner rechtlichen Nachprüfung standhält.
Den wesentlichen Grund, weshalb wir nicht zustim-
en können, hat Professor Waldhoff in einem wirklich
eeindruckenden Gutachten deutlich gemacht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Falsch!)

hr Sachverständiger, Professor Meyer, hat gesagt, Ab-
eordnete könnten sich in ihrem Amtsverhältnis nicht
uf Grundrechte berufen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


ie haben deutlich gemacht, dass Sie dessen Meinung
icht teilen, aber bis heute nicht klar gemacht, wie Sie
ie verfassungsrechtlichen Bedenken von Professor
aldhoff widerlegen wollen. Er hat uns gesagt – das ist
uch die Auffassung meiner Fraktion –, dass unüber-
indbare verfassungsrechtliche Hindernisse insbeson-
)






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

dere aus dem informationellen Selbstbestimmungsrecht,
aber auch aus Art. 12, sowohl hinsichtlich der Abgeord-
neten wie auch dritter Personen, etwa steuerlich gemein-
sam veranlagter Ehegatten und Geschäftspartner, dage-
gen sprechen, diese Offenlegungsregeln so umzusetzen,
wie Sie es tun.

Es gibt bei uns eine Bereitschaft zur Transparenz. Sie
ist in der Politik wichtig. Aber es gibt bei uns keine Be-
reitschaft, Grundrechte von Abgeordneten nicht zu wah-
ren.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben aber nicht erkennen lassen, wo Ihre Bereitschaft endet!)


Diese Grenze haben wir gesehen. Deshalb können und
werden wir nicht zustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/ CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nichts Bemerkenswertes von der FDP!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518416100

Das Wort hat die Kollegin Erika Simm, SPD-Frak-

tion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Erika Simm (SPD):
Rede ID: ID1518416200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe meinen vorbereiteten Redetext beiseite gelegt
und will mich, um nicht endlos immer dieselben Dinge
zu wiederholen – was schon in der ersten Lesung gesagt
worden ist, was der Inhalt des Gesetzes ist –, darauf be-
schränken, auf ein paar Dinge einzugehen, die hier ge-
sagt worden sind.

Herr Röttgen hat sich zwar dagegen verwahrt, aber
letztlich hat er doch einen Widerspruch zu uns aufge-
baut, indem er die Notwendigkeit der Berufsfähigkeit
des Abgeordneten betont hat. Herr Röttgen, da sind wir
uns völlig einig. Gerade wenn man so lange hier ist, wie
ich das bin, lernt man im Laufe der Zeit, welchen Unter-
schied es macht, ob jemand mit einer gestandenen Be-
rufserfahrung oder sozusagen als Lernender in jeder Be-
ziehung hier anfängt. Wer beruflichen Erfolg und eine
gewisse Vororientierung mitbringt, hat auch ein gewis-
ses Selbstbewusstsein, was die Sachentscheidungen an-
geht. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Da sind
wir uns einig. Das kann eigentlich niemand vernünfti-
gerweise anders sehen. Natürlich sollen auch junge Ab-
geordnete in den Bundestag. Bei der Diskussion sollte
aber bedacht werden, unter welchen Voraussetzungen sie
hier schwerste Entscheidungen zu treffen haben.

Sie haben uns vorgeworfen, wir hätten die Konsens-
suche abgebrochen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ja!)

Ich sehe das nicht so.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie waren gar nicht dabei!)


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(C (D ir haben lange miteinander diskutiert. Der Prozess hat ich auch dadurch ein Stück weit in die Länge gezogen, ass wir den Eindruck hatten – ich denke, er war gar icht so falsch, aber er hat sich dann nicht bestätigt –, ass bei Teilen Ihrer Seite die Bereitschaft vorhanden ei, zu einer gemeinsamen Regelung zu kommen. Faktum ist, dass wir unter Zeitdruck geraten sind und or dem möglicherweise alsbald drohenden Ende der egislaturperiode zu einem Ergebnis kommen wollten. ch meine, das ist in der Sache auch berechtigt. Die Kolegen, die sich jetzt um ein Bundestagsmandat beweren, sollen wissen, unter welchen rechtlichen Voraussetungen und mit welchen rechtlichen Verpflichtungen sie as tun. Deshalb halte ich es für sachlich vertretbar, dass ir den Beratungsprozess beschleunigt haben. Von daher ag nach außen hin ein gewisser Zeitdruck entstanden ein. Aber ich denke, es war noch ein geordneter Beraungsprozess. Dafür bedanke ich mich als Vorsitzende des Aus chusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordung ausdrücklich, insbesondere bei den Kollegen der pposition, die zum Beispiel durch ihren Fristverzicht nd durch ihre Bereitschaft, eine Sondersitzung durchuführen, die heutige zweite und dritte Lesung der beien Gesetzentwürfe ermöglicht haben. Herr van Essen, ich bin nicht der Meinung, dass un ere Regelungen verfassungsrechtlich nicht in Ordnung eien. Faktum ist ganz schlicht und einfach: Wir haben s in der Rechtstellungskommission mit zwei Sachvertändigen zu tun gehabt, die sehr unterschiedliche echtspositionen vertreten haben, sodass sich nun jede eite sozusagen auf „ihren“ Sachverständigen berufen ann. Das ist unter Juristen nicht selten der Fall; das wisen wir. Ich denke, hier müssen wir selbst eine Entscheidung reffen, wie wir es auch sonst als Politiker und Abgeordete tun. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


etztlich müssen wir entscheiden, wie weit wir uns in
nsere Karten schauen lassen wollen, ob wir bereit sind,
nsere Verhältnisse teilweise bis ins Persönliche gehend
ffen zu legen, und wo wir, von den persönlichen Be-
ürfnissen ausgehend, die Grenze ziehen und sagen:
iese Sphäre ist grundgesetzlich geschützt.
Ich denke, das ist uns mit diesen beiden Gesetzent-
ürfen gelungen. Wir haben vernünftig und richtig ent-
chieden. Mit unserer Entscheidung kann jede Seite le-
en: sowohl die Bürger, die ein Informationsinteresse
aben, als auch die Abgeordneten, denen einige Offenle-
ungspflichten zugemutet werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bevor meine Redezeit abgelaufen ist, möchte ich
ich gerne bei Ihnen bedanken. Es könnte sein, dass
ies meine letzte Rede in diesem Hause war. Daher
öchte ich, insbesondere aus Anlass dieses Gesetzge-
ungsverfahrens, die Gelegenheit wahrnehmen, mich






(A) )



(B) )


Erika Simm

ganz herzlich – sowohl grundsätzlich als auch in diesem
Zusammenhang – zu bedanken für die durchaus kontro-
verse Diskussion und die dennoch kollegiale Zusam-
menarbeit, die es uns ermöglicht hat, heute die abschlie-
ßende Beratung durchzuführen. Ich wünsche Ihnen für
Ihr weiteres politisches Leben, aber auch für die Ent-
scheidungen, die Sie treffen werden, weiterhin alles
Gute.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518416300

Das Wort hat Dr. Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518416400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und

Herren! Ich bin Abgeordnete der PDS.
Der vorliegende Gesetzentwurf schafft mitnichten

den gläsernen Abgeordneten. Er ist eher so etwas wie ein
Milchglasgesetzentwurf. Die Abgeordneten sollen ihre
monatlichen Einkünfte in drei Einkommensstufen ver-
öffentlichen: Die erste Stufe betrifft Einkommen von
1 000 Euro bis 3 500 Euro monatlich, die zweite Stufe
Einkommen bis 7 000 Euro monatlich und die dritte
Stufe Einkommen über 7 000 Euro monatlich.

Ein Beispiel: Wenn diese Regelung für Vorstände von
börsennotierten Unternehmen gelten würde, dann käme
Herr Ackermann mit einem Gehalt von über
10 Millionen Euro in die dritte Stufe: Einkünfte über
7 000 Euro. Wir sind uns doch hoffentlich alle einig: In
diesem Haus lässt sich niemand für 7 000 Euro be-
stechen. Herr Pfahls von der CDU hat diese Latte bei
seinen Gefälligkeiten im Rahmen der Panzerexportge-
schäfte schon vor Jahren, als er noch Rüstungsstaats-
sekretär war, viel höher gelegt.

Aber warum in die Vergangenheit sehen?

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Genau! Denn dann müssten wir auch in eurer kommunistischen Vergangenheit wühlen!)


Ich habe gelesen, dass der Abgeordnete Riesenhuber von
der CDU in acht Aufsichtsräten sitzt: Beim Pharmakon-
zern Altana bekommt er 75 000 Euro, bei Vodafone
60 000 Euro und bei Henkel rund 50 000 Euro im Jahr.
Auch er kommt diesem Gesetzentwurf zufolge in die
dritte Stufe: Einkünfte über 7 000 Euro.


(Jörg van Essen [FDP]: Die Zahlen sind scheinbar doch alle bekannt!)


Warum kann man diese Angaben nicht eins zu eins im
Handbuch des Deutschen Bundestages und im Internet
veröffentlichen?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So einfach ist das alles nicht, wie Sie, Frau Kollegin, sich das immer stricken!)


Wenn es zum Beispiel um den Anteil der Pharmaindus-
trie an der Finanzierung der Gesundheitsreform geht,
wäre es doch gut, wenn die Öffentlichkeit wüsste, wie

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(C (D ich Herr Riesenhuber, Abgeordneter und Aufsichtsrat eim Pharmakonzern Altana, verhält. Meine Damen und Herren, eigentlich hätten Sie sich, as Sie häufig und gerne tun, ein bisschen an den USA rientieren können. In der Steuererklärung von Senatorin illary Clinton kann man zum Beispiel nachlesen, dass hr Ehemann Bill für seine Rede in Baden-Baden 50 000 Dollar bekommen hat. Das ist kein Geheimnis: eder amerikanische Politiker muss seine Steuererkläung veröffentlichen. Warum sollte das nicht auch bei ns gehen? (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ausgerechnet Sie! Wo Sie sonst so viel mit den Amerikanern am Hut haben!)


eine Kollegin Petra Pau und ich haben alle unsere Ein-
ünfte veröffentlicht. Wir haben abgeschlossene Stu-
ien, wir haben Berufserfahrung. Wir haben trotzdem
eine Nebenjobs und wir werden auch in Zukunft keine
ebenjobs annehmen. Denn wir sind der Meinung, dass
in Bundestagsabgeordneter – im Landtag mag das viel-
eicht anders sein – seine ganze Kraft braucht, um die
egierung zu kontrollieren und den Auftrag seiner Wäh-
er zu erfüllen. Wer meint, dass er auch als Minijobber
en Wählerauftrag erfüllen kann, sollte das seinen Wäh-
erinnen und Wählern vor der Wahl recht deutlich sagen
nd mit den Reaktionen leben.
Vielen Dank.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518416500

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Ramsauer, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518416600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch glaube, man sollte in dieser Debatte noch einmal an
en Ausgangspunkt erinnern, warum wir uns seit einem
alben Jahr mit dieser Materie befassen: Auslöser war
as Verhalten von mehreren Landtagsabgeordneten in
iedersachsen und in Nordrhein-Westfalen – deren Ver-
alten wäre schon nach den Regeln, die wir bisher beim
eutschen Bundestag haben, nicht möglich gewesen –
nd das Fehlverhalten eines SPD-Bundestagsabgeordne-
en, der hinreichend abgestraft worden ist: Er musste
ein Mandat niederlegen.
Es stimmt nicht, was der Kollege Wilhelm Schmidt

esagt hat: dass wir bisher kein Sanktionssystem gehabt
ätten. Deswegen muss man an dieser Stelle sagen, dass
ir schon bisher ein sehr weitgehendes Regelinstrument
n den Fragen der Nebentätigkeiten und der Anzeige von
ebeneinkünften hatten. Im Übrigen – daran sei auch
och einmal erinnert – haben wir erst vor knapp drei Jah-
en die Regeln dramatisch verschärft, im Zusammen-
ang mit der Hunzinger-Affäre, die nicht von irgendei-
em Oppositionspolitiker ausgelöst worden war, sondern
on einem grünen Bundestagsabgeordneten und einem
PD-Bundesminister.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Genau!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer

Das waren doch nicht wir, es waren Rot und Grün, die
die Hunzinger-Affäre ausgelöst haben, die auch zu
Rücktritten geführt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


Aber wo man etwas verbessern kann, wollen wir nicht
im Wege stehen. Deswegen haben wir uns in den letzten
Monaten konstruktiv daran beteiligt, zu noch besseren
Regeln zu kommen. Ich möchte für meine Fraktion noch
einmal sagen: Ich bin froh um jeden, der neben dem
Mandat auch noch den Kontakt zum Beruf hält. Ich sage
das deshalb, weil gerade wir in der CDU/CSU-Fraktion
eine Reihe von ganz jungen Abgeordneten haben. Wenn
wir denen die Möglichkeit verbauen würden, noch neben
dem Mandat im Deutschen Bundestag beruflich tätig zu
sein, würden wir diesen jungen Abgeordneten ein riesi-
ges Stück Lebensperspektive wegnehmen, was wir nicht
wollen und was wir nicht können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie wissen doch ganz genau, dass das niemand will! Sie bauen da einen Popanz auf!)


Für mich waren bei irgendwelchen Neuregelungen
immer drei Kriterien wichtig: erstens die rechtlichen
Schranken einer Neuregelung, zweitens die Frage, ob die
Neuregelung ehrlich ist und mehr Transparenz bringt,
und drittens die Frage, ob sie auch praktizierbar ist.

Zum ersten Kriterium, zu den rechtlichen Schranken,
möchte ich ein Wort aufgreifen, das der rechtsberatende
Professor Meyer, der für Rot-Grün tätig war, uns immer
gesagt hat


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meinen Sie Laurenz Meyer?)


und was jetzt die Grundlage dieser Neuregelung gewor-
den ist: dass Abgeordnete grundrechtslose Staatsfunk-
tionäre sein sollen. Ich sehe mich nicht als grundrechts-
losen Staatsfunktionär und keiner in meiner Fraktion
will sich so sehen. Aber Sie sehen sich offensichtlich so
und das ist die Grundlage dieser Neuregelung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da erübrigt sich jeder Kommentar!)


Ich wehre mich auch dagegen, dass in dieser Weise in
die Rechte Dritter eingegriffen wird. Denn das, was
durch die Veröffentlichungsregeln an minimaler, schein-
barer zusätzlicher Transparenz gewonnen wird, rechtfer-
tigt noch lange nicht derart massive Eingriffe in das
Recht Dritter auf informationelle Selbstbestimmung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich fand es auch entlarvend und beschämend, dass auf
entsprechende Fragen in der Rechtstellungskommission
von Ihnen – von SPD und Grünen und Ihren Beratern –
die Antwort kam: Wenn jemand in einer Personengesell-
schaft nicht will, dass sein Name in der Nähe dessen ei-
nes Abgeordneten steht und in sein Recht auf informa-
tionelle Selbstbestimmung eingegriffen wird, dann

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(C (D önne man ja eine solche Familiengesellschaft, einen amilienbetrieb, eine Personengesellschaft auflösen, der wenn ein Ehepartner dies nicht will, könne er sich a scheiden lassen. Das steht zweimal in den Protokollen er Rechtsstellungskommission. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Unerhört! Das ist Rot-Grün! Deshalb müssen die weg!)


ei einem solchen Verständnis ist man weit in Absurdis-
an und der Spaß hört auf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist aber doch nicht der tragende Gesichtspunkt unseres Gesetzes! – Gegenruf der Abg. Daniela Raab [CDU/CSU]: Aber die Konsequenz daraus!)


Kollege Schmidt, Sie wissen, dass es genau so war. Sie
chütteln wahrheitswidrig den Kopf. Es war genau so
nd ist in den Protokollen entsprechend nachzulesen.
Zum zweiten Kriterium. Diese Neuregelungen sind

nehrlich, weil sie nur Scheinaktivitäten gegenüber
er Öffentlichkeit darstellen und kein bisschen zusätzli-
he Transparenz induzieren. Diese Klassen- bzw. Kate-
orieeinteilung ist völlig irreführend und ohne jede Aus-
agekraft. Was soll das über irgendwelche
bhängigkeiten aussagen? Prägungen und Interessenge-
eigtheiten kommen überwiegend aus ganz anderen Be-
eichen: dem Beruf, der Erziehung, der Familie, den Tra-
itionen und vor allen Dingen auch den Ehrenämtern,
ie mit einer Bezahlung von irgendwelchen Honoraren
der Gehältern nun wirklich überhaupt nichts zu tun ha-
en. Das hat in vielen Fällen bis jetzt schon dazu ge-
ührt, dass manche ihre Ehrenämter niedergelegt haben.
ir singen hier das Hohelied der Ehrenämter und dann
ergällen Sie sie unseren Kolleginnen und Kollegen,
eil jeder damit in den Verdacht gerückt wird, dass er
urch das Ehrenamt derartig interessengeneigt ist, dass
r im Parlament nicht mehr unabhängig abstimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich weiß ja nicht, was Sie für Ehrenämter haben! – Gegenruf der Abg. Daniela Raab [CDU/CSU]: Bessere als Sie!)


Wer Abgeordnete will, die keine Prägungen mehr ha-
en, der muss sich einen geklonten Retortenparlamenta-
ier schaffen, der vom Hörsaal direkt in den Plenarsaal
echselt und dort wieder unter Quarantäne gestellt wird,
amit er ja keinen praktischen Bezug mehr zum realen
eben hat. Diesen wollen wir doch alle miteinander
icht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zum dritten Kriterium, der Frage, ob es praktikabel

st. Wir haben in der Rechtsstellungskommission eine
ülle von Fragen im Hinblick auf die Praktikabilität
icht zu Ende diskutiert. Es ist nicht zu Ende diskutiert
orden, welches Einkommen angegeben werden soll.
eine einfache Frage an SPD und Grüne sowie an den
echtsberater lautet: Welches Einkommen soll






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer

beispielsweise ein Landwirt angeben? Ein Landwirt hat
nicht einmal nach dem Erntedankfest des laufenden Jah-
res Sicherheit darüber, welches Einkommen er hat. Er
weiß es selbst dann noch nicht.

Dann hat es geheißen, die Einkommensteuererklärung
solle man hilfsweise heranziehen.


(Zurufe von der SPD)

– Frau Präsidentin, könnten Sie diese heulende Meute
bitte mal zur Ruhe bringen, damit sie aufmerksam ist?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518416700

Herr Kollege Ramsauer, ich wollte Sie eigentlich auf

die Zeit aufmerksam machen. Sie haben überzogen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ausgerechnet von Ramsauer!)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518416800

Ich bin auch gleich am Schluss meiner Argumenta-

tion.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518416900

Nein, Sie müssen wirklich zum Schluss kommen,

Herr Ramsauer.

Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518417000

Eine Einkommensteuererklärung hilfsweise heranzu-

ziehen, ist deshalb unsinnig, weil die letzte rechtskräf-
tige, nicht angefochtene und nicht mehr vorläufige Er-
klärung womöglich zehn bis 15 Jahre alt sein kann.
Welchen Informationswert soll das dann noch haben?


(Zurufe von der SPD)

– Doch, da sieht man mal wieder die mangelnde Sach-
kenntnis bei Ihnen. – Was ist etwa mit einem Unterneh-
mer, der seinem Unternehmen nichts entnimmt? Ich
könnte noch vieles mehr anführen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518417100

Herr Kollege Ramsauer.

Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518417200

Meine Damen und Herren, Sie spannen unzählige

neue Fallstricke für unsere Kolleginnen und Kollegen
auf, wenn dieses Regelwerk in Kraft tritt. Es ist kein gu-
ter, sondern ein miserabler Gesetzentwurf. Es ist keine,
wie der Kollege Schmidt gesagt hat, klare und saubere
Neuregelung. Deshalb können wir diesen beiden Pake-
ten auf gar keinen Fall zustimmen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518417300

Ich schließe die Aussprache.

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(C (D Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen ingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Abgerdnetengesetzes, Drucksache 15/5671. Dazu liegt mir ine Erklärung zur Abstimmung nach § 31 Abs. 1 der eschäftsordnung des Deutschen Bundestages vor, und war von den Kollegen Friedrich Merz (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Typisch! Sehr interessant!)


nd Marco Wanderwitz.1)
Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-

chäftsordnung empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 15/5846, den Ge-
etzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
hen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
timmen der Koalition bei Gegenstimmen der FDP, eini-
en Gegenstimmen aus der CDU/CSU und Enthaltungen
on Kollegen der CDU/CSU angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
urf ist damit in der dritten Beratung mit demselben
timmenverhältnis wie in der zweiten Beratung ange-
ommen.
Abstimmung über den Entschließungsantrag der

raktion der FDP auf Drucksache 15/5869. Wer stimmt
ür diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dage-
en? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit
en Stimmen der Koalition bei Enthaltung der CDU/
SU, Gegenstimmen der FDP und einigen Gegenstim-
en aus der Union abgelehnt.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsord-
ung auf Drucksache 15/5846 zu dem Antrag der Frak-
ionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen mit
em Titel „Änderung der Geschäftsordnung des Deut-
chen Bundestages – Verhaltensregeln für Mitglieder des
eutschen Bundestages“. Der Ausschuss empfiehlt un-
er Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung, den An-
rag auf Drucksache 15/5698 in der Ausschussfassung
nzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss-
mpfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Ge-
enstimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas
Strobl (Heilbronn), weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Ent-

Anlage 4






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

wurfs eines Gesetzes über die Warndatei

(Warndateigesetz – WDG)

– Drucksache 15/5333 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Clemens Binninger, CDU/CSU-Fraktion.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1518417400

Frau Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Meine Damen und Herren!

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Präsidentin!)

Bei dem Thema Warndatei, über das wir heute sprechen,
geht es um eine wirkungsvolle Maßnahme zur
Bekämpfung schwerwiegender Verbrechen. Es geht
um die Bekämpfung des Menschenhandels, der Zwangs-
prostitution und der illegalen Schleusung in großem
Ausmaß. Bei all diesen Deliktsformen machen sich or-
ganisierte Tätergruppen das Nichthandeln einer Regie-
rung, schlechte Gesetze und schlechte Erlasse in hohem
Maße zunutze, indem sie die Delikte unmittelbar bege-
hen und so in diesem Land in einem hohen Maße krimi-
nelle Energie verbreiten.

Angesichts dessen, was diese Bundesregierung zur
Bekämpfung dieser Delikte bisher getan hat, muss man
sagen: Das ist erschreckend wenig. Ganz im Gegenteil:
Sie hat mit einer schlechten Erlasslage, der Verweige-
rung von sinnvollen Maßnahmen und anderen Dingen
sogar eher dazu beigetragen, dass die Zahl dieser Delikte
zunimmt. Das ist keine verantwortliche Sicherheitspoli-
tik. Das ist zum Nachteil der Sicherheit unseres Landes
und verantwortungslos.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Um ins Detail zu gehen, muss man mit der Erlasslage

von Außenminister Fischer beginnen. Er hat dazu bei-
getragen, dass Touristenvisa quasi nicht mehr geprüft
wurden oder die Prüfung so lasch war, dass jeder, der
hierher kommen wollte, ins Land gelangen konnte. Da-
mit verbunden sind eine hohe Kriminalitätsrate, eine
enorme Anzahl von illegal Eingeschleusten und – das
sind die Opfer – eine beträchtliche Zahl von jungen
Frauen, die zur Prostitution gezwungen wurden. Diese
grüne Erlasslage war ein Weckruf für die organisierte
Kriminalität.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür gibt es nicht den geringsten Beleg, lieber Kollege!)


– Herr Kollege Montag, da Sie dazwischenrufen, muss
ich Ihnen sagen: Alle Sicherheitsbehörden dieses Landes
beschreiben dieses Phänomen genau so und bestätigen

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(C (D inen Zusammenhang zwischen grüner Erlasslage und en Auswirkungen in diesen Kriminalitätsfeldern. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht eine einzige Vorlage dieser Art!)


Hinzu kommt, dass alle sinnvollen Anregungen zur
inrichtung einer Warndatei abgebügelt wurden.
Ich will einige Beispiele nennen: Da meldet sich die
otschaft aus Minsk, Weißrussland, und sagt: Wir brau-
hen dringend eine Datei, um erkennen zu können, wo
ersonen immer wieder als Einlader auftreten, die offen-
ichtlich keine Touristen im Blick haben, sondern ganz
ndere Dinge erreichen wollen. Wir können diese Perso-
en aber nicht erfassen, weil es uns verboten wird, eine
atei zu führen. – Dann sagt die Botschaft in Minsk in
inem wirklichen Hilfeschrei: Wenn wir das nicht dür-
en, dann fragen wir uns, warum wir uns überhaupt Vi-
astellen leisten. – Was haben Sie nach diesem Hilferuf
er Botschaft aus Minsk getan? Nichts.
Der Botschafter aus Bangkok schreibt, er könne Si-

herheitsbehörden bei Anfragen nach so genannten Viel-
inladern, die immer wieder junge Frauen unter dem
orwand einladen, Tänzerinnen, Künstlerinnen oder
en auch immer beschäftigen zu wollen, diese dann aber
ier zur Prostitution zwingen, keine Hinweise geben,
eil er keinen Überblick habe, da er diese Personen
icht speichern dürfe und gar nicht erkennen könne, wer
ls Schleuser und Vieleinlader agiere. Der Botschafter
us Bangkok schreibt an das Außenministerium: Wenn
ir keine Datei bekommen, dann wäre es besser, wir
ürden die Visapflicht aufheben. – Was haben Sie ge-
an? Nichts.
Die gleichen Hilferufe gibt es aus dem Generalkonsu-

at in Sankt Petersburg und aus den Botschaften in Kiew
nd in Moskau. Das Ergebnis sind fünf Jahre Nichtstun,
ine Mischung aus Ideologie, Arroganz und Ignoranz,
it der Sie die Sicherheitsinteressen unseres Landes,
ber auch der jungen Menschen, die hier herkommen
ollen, mit Füßen getreten haben. Das ist die Bilanz Ih-
er Einreisepolitik und Ihrer Verhinderungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Jetzt haben wir im Aufenthaltsgesetz eine Bestim-
ung, die Sie Visadatei nennen. Die ist an und für sich
icht schlecht.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)


Das bestreite ich nicht. Kollege Montag, Sie kennen
ich. Wenn ich etwas zugeben kann, dann tue ich das.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie etwas zugeben müssen! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Es gibt ja nur wenig!)


Aber ernsthaft zu sagen, dass diese Visadatei das Pro-
lem lösen würde, ist wirklich grüne Selbsthypnose. Mit
ieser Visadatei darf eine Botschaft lediglich in ihrem ei-
enen Bereich die Einlader speichern. Sie ist aber nicht
it anderen Botschaften vernetzt, geschweige denn, dass






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

Sicherheitsbehörden eine Abfrage machen dürften. Es
handelt sich quasi um einen isolierten elektronischen
Zettelkasten einer Botschaft, ohne Möglichkeit für die
Polizei in Deutschland, ohne Möglichkeit für die Aus-
länderbehörden, ohne Möglichkeit für andere Botschaf-
ten, abzugleichen, wo immer wieder dieselben Personen
als Einlader auftreten. Die Datei ist ein Placebo. Sie ist
wirkungslos. Deshalb bringen wir unseren eigenen An-
trag zur Errichtung einer Warndatei ein.

Was wir damit bezwecken wollen, ist im Prinzip ganz
einfach. Wir sagen: Wir werden diese Kriminalitätsfor-
men nur dann wirkungsvoll bekämpfen und den Kampf
gegen dieses Verbrechen nur dann gewinnen können,
wenn wir in der Lage sind, die Erkenntnisse und die In-
formationen, die vor Ort in einer Botschaft gewonnen
werden, weil immer dieselben Firmen und Personen als
Einlader auftreten – nahezu im Vierwochentakt –,
schnell allen beteiligten Stellen zur Verfügung zu stellen,
und zwar den Sicherheitsbehörden in Deutschland ge-
nauso wie allen anderen Botschaften im Ausland. Denn
eines ist doch klar: Wenn eine Person, ein Straftäter oder
eine Organisation das Gefühl hat oder merkt, dass sie er-
kannt wird, dann weicht sie als Einlader natürlich auf
eine andere Botschaft aus. Dort aber weiß man nichts
von ihr, weil die Datenbank nicht vorhanden ist, und sie
kann ungestört ihrem Treiben weiter frönen.

Deshalb ist diese Einladerdatei, die in Ihrem Aufent-
haltsgesetz enthalten ist, überhaupt nicht wirksam. Des-
halb brauchen wir eine Warndatei. Wir wissen – Staats-
sekretär Körper wird sicher gleich stark darauf
abheben –, dass auf europäischer Ebene die Dinge vo-
rangetrieben werden. Wir sagen aber: Wir können nicht
länger zuwarten. Es macht Sinn, hinterher die beiden In-
strumente zusammenzuführen, aber man sollte nicht län-
ger warten. Sicherheitspolitik macht man entweder ganz
oder gar nicht. Sie, meine Damen und Herren von Rot-
Grün, haben sich offensichtlich für „gar nicht“ entschie-
den.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518417500

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

beim Bundesminister des Innern, Fritz Rudolf Körper.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1518417600


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich be-
danke mich für den Vorabapplaus


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Fulminant!)

und will gleich einmal einen Hinweis machen. Das, was
von der CDU/CSU-Fraktion vorgelegt worden ist, ist
eine alte Geschichte.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Traurig genug, wenn man das immer wieder vorlegen muss!)


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(C (D s ist nichts Neues. Am allerschönsten ist, lieber Herr inninger: Bereits im Jahre 1998 haben Sie versucht, eien solchen Antrag vorzulegen. Sie haben es noch nicht inmal geschafft, ihn in den parlamentarischen Beraungsgang zu bekommen, geschweige denn dafür eine ehrheit zu erreichen. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das wäre doch Ihre Aufgabe gewesen!)


as zeigt, dass Ihr Ansatz ein völlig falscher ist.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

as sage ich noch einmal ganz deutlich und das erkläre
ch Ihnen auch. Das haben Sie in der vorletzten Legisla-
urperiode vorgelegt und es ist seinerzeit mit der breiten
ehrheit des Hauses – übrigens mit den Stimmen der
DP – abgelehnt worden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ändert sich, Herr Staatssekretär!)


er sich mit diesem Vorschlag näher befasst, muss auch
um dritten Mal zu einer Ablehnung kommen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Warum denn?)


Das denke ich, weil der von Ihnen gewählte nationale
nsatz im Grunde genommen falsch ist.
Ich habe erhebliche Zweifel, ob eine isolierte natio-

ale Lösung, wie Sie sie propagieren, ihr Ziel erreichen
ann. Ich meine nämlich, dass dieses Ziel nicht erreicht
erden kann.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sie haben nur eine lokale Lösung!)


as heißt nicht, dass die Bundesregierung in diesen Fäl-
en nicht gehandelt hat. Sie hat bereits mit dem Terroris-
usbekämpfungsgesetz Maßnahmen eingeführt, die
er verbesserten Bekämpfung der illegalen Einreise und
es Visummissbrauchs dienen. Von besonderer Bedeu-
ung ist dabei die Umgestaltung der Visadatei des Aus-
änderzentralregisters zu einer personenbezogenen Visa-
rteilungsdatei, in der alle Visumanträge einer Person
nd alle hierzu ergangenen Entscheidungen in einem
atensatz gespeichert werden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Aber nicht der Einlader!)


ußerdem werden neben der Tatsache des Vorhan-
enseins einer Verpflichtungserklärung und der Angabe,
o sich diese befindet, bei Vorlage gefälschter Doku-
ente auch Angaben zu diesen gespeichert.
Ergänzend zu dem Maßnahmenkatalog ist im Zuwan-

erungsgesetz die Rechtsgrundlage für die Schaffung
on lokalen Einladerdateien in den Auslandsvertretun-
en geschaffen worden, in die unter anderem das Vorlie-
en einer Verpflichtungserklärung sowie Name und An-
chrift der Referenzpersonen aufgenommen werden.
abei können wir insbesondere vor dem Hintergrund der
chengener Zusammenarbeit nicht bei den bereits er-
olgten Maßnahmen stehen bleiben. Wie Sie wissen,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

können die Auslandsvertretungen der Schengen-Staaten
Visa für kurzfristige Aufenthalte erteilen. Diese Schen-
gen-Visa sind im Bereich aller Schengen-Staaten gültig
und berechtigen zur Einreise in alle Schengen-Staaten.
Ein Drittausländer kann also etwa mit einem italieni-
schen Schengen-Visum nach Deutschland einreisen und
umgekehrt. Das zeigt deutlich, dass eine isolierte natio-
nale Warndatei diese Probleme nicht lösen kann.

Die Bundesregierung hat sich daher unmittelbar nach
den Anschlägen des 11. September 2001 für eine euro-
päische Lösung eingesetzt, die auch hier angesprochen
worden ist. Der nicht zuletzt aufgrund dieser Forderun-
gen Ende letzten Jahres vorgelegte Entwurf der Europäi-
schen Kommission für das europäische Visainforma-
tionssystem sieht daher neben der Speicherung der
Daten der Visumantragsteller unter anderem ausdrück-
lich die Speicherung von Einladerdateien vor. Ich gebe
zu, dass dieser Entwurf noch hinter den Schlussfolgerun-
gen des Rates der Justiz- und Innenminister der Europäi-
schen Union vom Februar 2004 zurückbleibt und noch
weiter bearbeitet werden muss. Es sind noch einige Er-
gänzungen notwendig, um das Visainformationssystem
auch zu einer Warndatei auszubauen. Daher setzt sich
die Bundesregierung in den gegenwärtigen Verhandlun-
gen zum Visainformationssystem aktiv dafür ein, den
Umfang der zu speichernden Daten auszuweiten, um
Vieleinlader- und Missbrauchsfälle auch schengenweit
erkennbar zu machen und eine eigenständige Recherche
nach diesen Daten zu ermöglichen. Dieser Ansatz ist
richtig. Wir werden ihn auch weiterhin verfolgen und
wir lassen uns von Ihnen erst recht keine Handlungsun-
fähigkeit nachweisen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Schon passiert!)


Wir haben in der richtigen Art und Weise gehandelt und
das werden wir auch weiterhin tun – vielleicht viel län-
ger, als es Ihnen recht ist.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518417700

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz, FDP-Fraktion.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Frau Piltz, haben Sie Datenschutzbedenken?)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1518417800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Illegale Einreise, Menschenhandel und Schleuserkrimi-
nalität im derzeitigen Umfang sind aus unserer Sicht
– mittlerweile ist es allgemein bekannt – vor allen Din-
gen auf den so genannten Fischer-Erlass und seine Fol-
gen in den Jahren 1999 bis 2004 zurückzuführen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


Ich möchte jetzt gar nicht dem Untersuchungsausschuss
vorgreifen,

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(C (D (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Im Unterschied zu Herrn Binninger!)


er Gott sei Dank noch weiter tagen darf. Vielen Dank
n das Bundesverfassungsgericht und herzliches Beileid
u Ihrer völlig verkehrten Einschätzung!


(Beifall bei der FDP)

ber das Parlament muss aus meiner Sicht hier Konse-
uenzen ziehen. Unabhängig von Neuwahlen sollten wir
ns heute damit beschäftigen. Ganz klar ist für die FDP,
ass wir hier notwendige Maßnahmen einleiten müssen.
Die rot-grüne Visavergabepraxis zog Menschen-

echtsverletzungen nach sich, die uns als Bürgerrechts-
artei


(Zurufe von der SPD: Oh, oh!)

irklich über die Hutschnur gehen. Wir verurteilen dies
ufs Schärfste. An dieser Stelle erinnere ich an Frau
öhn, die den berühmten Satz sagte: Frauen, insbeson-
ere Prostituierte, befinden sich häufig in einer viel
chlimmeren Situation, wenn sie illegal hier sind, als
enn sie ein gültiges Visum besitzen. An die Adresse
er Grünen kann ich dazu nur sagen, dass es gut ist, dass
ie nicht mehr Ministerin ist.


(Beifall bei der FDP)

ch weiß nur nicht, ob es mit meinem Verständnis von
ürgerrechten vereinbar ist, wenn sie demnächst Kolle-
in werden sollte. Mal sehen, was passiert.
Eine wichtige Konsequenz für uns ist die Überlegung,

ine internationale Warndatei, eine europäische Lö-
ung in Angriff zu nehmen. Nach dem, was wir wissen,
ird dies allgemein erst zum 1. Januar 2008 umgesetzt
erden.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Nein!)


eil es bis dahin noch eine lange Zeit ist, glauben wir,
ass man schon heute handeln sollte. Angesichts der
uantität und Qualität der hier in Rede stehenden Pro-
lematik könnte die Einrichtung einer nationalen Datei
urchaus helfen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das hört sich ja gut an!)


Ich weiß, dass Sie sich freuen. Das ist mein Abschieds-
eschenk an die Union zur Sommerpause.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir nehmen Sie in die Sommerpause mit!)


llerdings sehen wir dies nicht kritiklos – machen Sie
ich keine Sorgen –; anderenfalls stünde ich nicht hier.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war zu befürchten!)


Wir sehen Einzelheiten Ihres Gesetzentwurfs kritisch.
o wollen Sie den Personenkreis, über den dort Angaben
espeichert werden sollen, sehr weit fassen. Wenn Per-
onen im Rahmen des Visaverfahrens mit gefälschtem
atum oder gefälschten Unterlagen einreisen, gehören
nformationen über sie sicherlich in eine solche Datei.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz

Wir sind aber dagegen, dass Angaben über einen Einla-
der, der hier für die Bonität eines Eingeladenen garan-
tiert, schon dann in eine solche Datei gehören, wenn der
Antrag falsch ausgefüllt worden ist,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es geht um die Vieleinlader!)


oder dass Angaben über jemanden, der eingeladen hat, in
eine solche Datei gehören, wenn der Eingeladene sein
Vertrauen missbraucht. Darüber werden wir jedenfalls
reden müssen.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: War wieder nichts!)


Im Übrigen sind wir erst recht dagegen, dass Angaben
über solche Leute fünf Jahre lang in einer solchen Datei
gespeichert sind. Von daher werden wir Ihren Gesetzent-
wurf kritisch begleiten. Aber wir halten ihn für eine
mögliche richtige Richtung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Clemens Binninger [CDU/CSU] – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Immerhin! Das lässt uns hoffen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518417900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Silke Stokar,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Vertreterin der Bürgerrechtspartei! – Gegenruf des Abg. Clemens Binninger [CDU/CSU]: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Beim
Redebeitrag von Herrn Binninger ist deutlich geworden,
worum es heute Abend gehen soll: Sie versuchen hier
ganz nebenbei, mit falschen Unterstellungen eine Visa-
Auschuss-Debatte zu führen.

Ich gehe in der Geschichte der Warndatei noch ein
Stück weiter zurück, als es bisher gemacht wurde. Be-
reits in der 13. Wahlperiode scheiterte Ihr damaliger
Bundesinnenminister Kanther – sein weiteres Schicksal
ist hier allgemein bekannt – mit dem ersten Entwurf ei-
ner Warndatei an seinem eigenen Justizressort. Ich gehe
in diese Zeit zurück,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das merken wir!)


weil nach einer Aussage des Vizepräsidenten des BKA
zur Wahrheit gehört, dass es in jener Zeit, als Herr
Kanther Bundesinnenminister war, nach der Kriminal-
statistik des Bundeskriminalamtes die höchsten Zahlen
im Bereich der Schleuserkriminalität und auch im Be-
reich der Prostitution aus der Ukraine gab.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


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(C (D eine Damen und Herren, Sie haben sicherlich auch chon gemerkt, dass Ihre Propaganda mit diesen falchen Zahlen überhaupt nicht mehr verfängt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Fragen Sie mal das BKA!)


Sie sprechen hier dennoch ein Thema an, mit dem
ich Rot-Grün seit 1980 durchgängig befasst hat.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was habt ihr denn getan?)


iejenigen, die diese Geschichte ein bisschen mit ver-
olgt haben, wissen, dass wir nicht nur damals im Zu-
anderungsgesetz die Zusage gemacht haben, eine Visa-
atei einzurichten, sondern dass darüber hinaus genau
iese Einrichtung im Terrorismusbekämpfungsgesetz,
ämlich in den Sicherheitsgesetzen von Rot-Grün, ver-
nkert worden ist. All das verschweigen Sie hier. Sie tun
o, als wäre in diesem Bereich nicht gehandelt worden.
Es gibt einen Unterschied zwischen den Vorschlägen

on Rot-Grün und dem, worauf sich Schwarz-Gelb jetzt
anz offensichtlich verständigen kann. Ich möchte die
DP-Fraktion einfach bitten, die Einwände des damali-
en Bundesbeauftragten für den Datenschutz,
r. Joachim Jacob, gegen eine zentrale Einladerdatei,
n der Millionen von Datensätzen gespeichert werden, zu
erücksichtigen. Er hat damals Kritik an einer solchen
entralen Einladerdatei geübt, in die Angaben über jeden
ufgenommen werden, der irgendjemanden einlädt, der
en Wunsch hat, Deutschland zu besuchen. Das würde
edeuten: Jeder, der einen Nichtdeutschen in seinem
ause zu Gast hat, ist verdächtig.


(Otto Fricke [FDP]: Wir haben inzwischen die Europäische Union!)


enn Sie diesen Weg mitgehen wollen

(Gisela Piltz [FDP]: Haben Sie meine Rede nicht gehört?)

danke schön, FDP –, dann haben Sie schon jetzt Ihren
nspruch als Bürgerrechtspartei aufgegeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sie haben den Anspruch an jedes Niveau aufgegeben!)


Es steht völlig außer Frage, dass illegale Einreise und
isaerschleichung bekämpft werden müssen. Deswegen
st die Einrichtung einer Ortsdatei, mit der an den jewei-
igen Auslandsvertretungen vernünftig gearbeitet wird,
ichtig. Es ist aber nicht richtig, dass wir auf europäi-
cher Ebene in einem luftleeren Raum auf irgendetwas
arten. Wir haben neben dem Schengen-Informations-
ystem längst ein funktionierendes Visainformationssys-
em.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Bitte?)

isa 1 arbeitet seit vielen Jahren; Visa 2 ist der Ausbau
u einer weiteren Vernetzung. Insofern stimmen auch
hre Zahlen nicht. Sie sollten zumindest auch die
uropäischen Berichte lesen; ich habe das getan. Die






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

EU-Kommission hat inzwischen einen Entwurf für eine
Verordnung vorgelegt, die 2006, also nicht irgendwann,
in Kraft treten soll.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist ja schmerzensgeldpflichtig!)


Meine Damen und Herren, Rot-Grün war in diesem
Bereich nicht untätig.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Da lachen ja die Hühner!)


Wir haben das gemacht, was geeignet, erforderlich und
nach datenschutzrechtlichen Gegebenheiten verhältnis-
mäßig ist. So wollen wir auch weitermachen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wer denn?)

Über ein europäisches Visainformationssystem wird die
Sicherheit im gesamten Schengen-Raum gewährleistet;
das hat Rot-Grün zugesagt. An Ihren innenpolitischen
Beiträgen merkt man immer, dass Europa an Ihnen gänz-
lich vorbeigeht.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: An Ihnen gehen die Nationalinteressen vorbei!)


Wir werden auf europäischer Ebene in dieser Richtung
verhandeln. Ihr Antrag geht in eine völlig falsche Rich-
tung. Ihre Vorschläge bedeuten Datensammelwut ohne
Sicherheitsgewinn. Das ist reiner Populismus und so et-
was machen wir nicht mit.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Das sagen Sie aber erst, seitdem Sie wissen, dass Sie keine Zukunft mehr haben in der Regierung!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518418000

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Zeitlmann, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Wolfgang Zeitlmann (CSU):
Rede ID: ID1518418100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die Vorredner haben die Situation im Zusam-
menhang mit der Warndatei schon deutlich beschrieben.
Es gibt alte Anträge der Union, die bisher immer abge-
lehnt wurden. Ich erinnere mich an eine Debatte in die-
sem Hause, in der der Bundesinnenminister gemahnt hat
– wohl mehr in die Richtung seiner Fraktion –, der An-
satz, man könne den Visamissbrauch über eine Datei be-
kämpfen, müsse zumindest geprüft werden. Da gab es
ziemliche Unruhe in seinen eigenen Reihen.

Es kann doch überhaupt keinen Zweifel daran geben,
Herr Staatssekretär Körper, dass man sich nach dem
Missbrauch, der jetzt durch den Untersuchungsaus-
schuss so deutlich geworden ist, nicht darauf hinausre-
den kann. Wir haben nach dem 11. September 2001 eine
europäische Initiative auf den Weg gebracht, die irgend-
wann zu Ergebnissen führen soll. – Sie selber haben er-
klärt, im Februar 2004 habe es den letzten Austausch ge-
geben. Nun schreiben wir schon 2005. Einem vor Ort

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(C (D rbeitenden Vertreter einer Ausländerbehörde oder einer olizeibehörde zu sagen: „Auf nationaler Ebene treffen ir, obwohl wir es könnten, keine Entscheidungen, weil rgendwann eine europäische Regelung kommt“, scheint ir wenig überzeugend zu sein. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, Sie cheinen sich – das ist jedenfalls mein Eindruck – sofort ufzuregen, wenn es um die Einrichtung einer Datei eht. Sie würden wahrscheinlich viele Straftaten eher traffrei stellen, bevor Sie eine neue Datei einrichten. an sollte aber bedenken, worum es im Kern geht. Nach 2 unseres Gesetzentwurfs ist die Speicherung der Daen in der Warndatei bei Personen zulässig, die Visa erchleichen, gefälschte Dokumente vorlegen, falsche Anaben machen oder die wegen einer Straftat verurteilt ind. Kein vernünftiger und denkender Mensch kann etas dagegen haben, dass die Daten solcher Personen für lle am Visaverfahren Beteiligten erkennbar registriert erden. Frau Kollegin Piltz, ich teile Ihre Auffassung, ass bestimmte Vorschriften des § 3 unseres Gesetzenturfs im Einzelfall durchaus diskussionswürdig sind. (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das ist konziliant! – Gegenruf des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist er, der Kollege!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn es Sie beruhigt, dann bin ich konziliant.
Gehen wir einmal von einem konkreten Einzelfall

us. Wenn ich einen Ukrainer oder einen Weißrussen
inlade, der anschließend in Deutschland einen Asyl-
ntrag stellt, dann ist es für mich nicht sonderlich be-
chwerlich, wenn meine Daten als Einladender – das
ieht § 3 vor – gespeichert werden. Man muss doch ver-
tehen, dass es durchaus berechtigt ist, Daten zu spei-
hern, wenn hundertmal eingeladen und anschließend
in Asylantrag gestellt wird. Beim ersten Mal mag noch
ine kurze Löschungsfrist gelten. Wenn aber jemand
ausenlos einlädt und gefälschte Unterlagen vorlegt und
nschließend jedes Mal ein Asylantrag gestellt wird,
ann wird deutlich – spätestens ab dem zehnten Mal –,
ass es sich um etwas Organisiertes handeln muss. Wir
ollten der deutschen Öffentlichkeit klar machen: In die-
em Haus gibt es politisch Handelnde, die unseren staat-
ichen Organen die benötigten Informationen nicht ge-
en wollen. Das ist der Kernpunkt. Dabei komme ich
ir so vor, als ob ich einen Polizisten, der einen Gangs-
er verfolgen soll, auf das Fahrrad verweisen und ihm sa-
en müsste: Strampel schön, dann wirst du es schon
chaffen.
Wenn man die Errichtung einer solchen Warndatei so-
ieso irgendwann einmal auf europäischer Ebene regeln
ill, dann kann man schon jetzt vernünftige nationale
egelungen verabschieden. Diese können später ver-
etzt werden. Aber ich bleibe dabei: In diesem Haus gibt
s Menschen, für die Datenerfassung das oberste
chreckgespenst ist. Es ist wirklich absurd: Die Datei
ach dem Aufenthaltsgesetz, die vor Ort in Kiew – oder
o auch immer – geführt wird, hilft natürlich nicht wei-
er, wenn jemand in der Ausländerbehörde in Buxtehude






(A) )



(B) )


Wolfgang Zeitlmann

bei der fünfzehnten Anfrage der gleichen Person wissen
muss, ob die vorherigen vierzehn Anträge missbräuch-
lich gestellt worden sind oder nicht.

Man kann unseren Gesetzentwurf sicherlich in Nuan-
cen ändern. Aber man kann nicht leugnen, dass es Miss-
brauch gibt, den wir auf nationaler Ebene bekämpfen
müssen. Ich stehe dazu, dass wir eine europäische Rege-
lung anstreben sollten. Aber bis dahin nichts zu tun und
auf einen großen Wurf auf europäischer Ebene zu warten
ist nach meinem Dafürhalten der falsche Weg. Deswe-
gen plädiere ich mit Nachdruck dafür, unseren Gesetz-
entwurf zu prüfen und nicht von vornherein zu verdam-
men.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum kommen Sie eigentlich erst jetzt damit? Dazu haben Sie gar nichts gesagt! – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Wann tagt der Innenausschuss denn wieder?)


– Beim Einbringen dieses Gesetzentwurfs war nicht ab-
sehbar, dass der Innenausschuss dank Ihrer Entschei-
dung, die Sie morgen zu treffen haben, vorläufig nicht
mehr tagen wird. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.

Wenn ich mir Ihre Aktivitäten in den letzten Tagen
anschaue, die angeblich auf Basis einer nicht mehr vor-
handenen Handlungsfähigkeit der Regierung beruhten,
und daran denke, welche Gesetze Sie gerade heute
durchgepaukt haben, wie zum Beispiel das geänderte
Abgeordnetengesetz, dann muss ich sagen, dass Sie viel-
leicht auch eine Idee für eine schnelle Regelung betref-
fend Sicherheit und Missbrauchsbekämpfung bei der
Visaerteilung hätten haben können.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518418200

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Michael Hartmann, SPD-Fraktion.


Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1518418300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Schleuserkriminalität, Menschenhandel und
Zwangsprostitution sind widerliche und verwerfliche
Straftaten, keine Frage. Sie gehen oft einher – wir wissen
das – mit Visamissbrauch, mit Visaerschleichungen und
mit Visafälschungen. Auch deshalb muss der Staat sie
mit all seinen Mitteln hart und konsequent bekämpfen.
Der Aufbau einer Warndatei kann dabei eines von meh-
reren probaten Mitteln sein, wenn das Ganze richtig ge-
macht wird und wenn Datenschutz und rechtsstaatliche
Liberalität dabei gewährleistet bleiben. Genau deshalb
ist der Vorschlag der Union aus unserer Sicht untauglich.
Ich möchte das hier gern im Lichte der heutigen Debatte
begründen:

Erstens. Nach unserem gemeinsamen Willen – Herr
Zeitlmann, da hat auch Ihr Lavieren eben nichts mehr
genützt – werden wir diese Legislaturperiode infolge des
morgigen Beschlusses beenden. Jetzt sind wir in der ers-
ten Lesung dieses Entwurfs. Was soll eigentlich daraus

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(C (D erden, wenn das, was wir gemeinsam wollen, ab moren Realität ist? Wenn Ihnen dieses Thema wirklich so ichtig ist – es sollte uns allen wichtig sein –: War es lug und richtig, das jetzt, am vorletzten Tag, auf die Taesordnung des Plenums zu setzen? (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Schauen Sie mal auf das Einbringungsdatum! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Den haben wir vorher eingebracht!)


Man kann Vorlagen auf die Tagesordnung setzen und
an kann sie auch von der Tagesordnung herunterneh-
en. Herr Binninger, Sie werden staunen. – Wollen Sie
atsächlich etwas bewirken oder wollen Sie mit Blick auf
en kommenden Wahlkampf einfach nur Fensterreden
alten? Ich bin jedenfalls der Meinung, dass dieses
hema zu wichtig und zu ernst ist, als dass man es hier
ls Spielmaterial behandeln darf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Der Versuch, den 2. Untersuchungsaus-
chuss schon jetzt, während er noch tagt, zu bewerten
in den Worten von Herrn Binninger ist das sehr deut-
ich geworden; darüber freuen Sie sich wie die Kinder;
ach Ihrem Wunsch soll dieser Ausschuss noch weiter
agen –, ist ungut. Herr Binninger, wenn Sie schon wis-
en, was erst noch festgestellt werden muss, dann hätten
ir den Ausschuss beenden können. Also: entweder so
der so, meine Damen und Herren.
Drittens. Dadurch, dass Sie dieses Gesetz hier erneut

uf die Tagesordnung bringen, verhalten Sie sich abspra-
hewidrig. Wir haben uns bei den Verhandlungen über
as Zuwanderungsgesetz nämlich geeinigt, dass Sie Ihre
nitiativen zurückstellen,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wie bitte?)


eil wir gemeinsam auf eine europäische Initiative
arten wollen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist eine glatte Lüge!)


uch nach unserem Willen soll es eine Warndatei geben;
innvoll ist ein Einsatz dieser Datei unserer Meinung
ach aber nur im Schengen-Raum. Alles andere ist näm-
ich kriminaltechnisch sinnlos. Wie Sie wissen, gibt es
nitiativen des Bundesinnenministers, auf die der Staats-
ekretär zum Teil bereits hingewiesen hat. Beispiels-
eise gibt es Bestrebungen, ein Visainformationssystem
inzurichten – ich erinnere an all die Ziele, die wir ge-
einsam zu erreichen versuchen –,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ankündigungen!)


nd dieses System soll bis Ende 2006 angewandt wer-
en.
Ihr nationales Modell könnte nicht früher angewendet
erden und würde uns wegen der damit verbundenen
egrenzung – Herr Kollege Binninger, wir wissen es
och beide durch den Untersuchungsausschuss – rein gar






(A) )



(B) )


Michael Hartmann (Wackernheim)


nichts nützen. Deshalb ist nur ein Datenabgleich im
Schengen-Raum sinnvoll und deshalb muss es – hören
Sie zu; vielleicht ist das für Sie ganz interessant – eine
Antragsteller- und Einladerdatei geben. Eine Warndatei
ist sinnvoll. Das Visashopping muss bekämpft werden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Viele Worte, keine Taten! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Otto, der Ankündigungsminister!)


Bundesinnenminister Schily hat übrigens bereits einen
Brief in diesem Sinne an Frattini gerichtet, der Ihnen
ebenfalls bekannt sein dürfte.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Unser Briefeschreiber!)


Neu und originell ist Ihr Vorschlag ohnehin nicht. Es ist
der dritte Aufguss. Der schmeckt wirklich nicht mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir sollten deshalb versuchen, das zu bewerten vor dem
wahren Hintergrund, vor dem Sie das betreiben, und vor
allem vor dem Hintergrund dessen, was Sie anstreben.

Frau Piltz hat freundlicherweise schon eine kleine
Morgengabe der FDP avisiert, eine halbe, ein Viertel
oder ein Achtel Zustimmung – so klar ist mir das nicht
geworden – zu dem, was Sie jetzt wieder eingebracht ha-
ben, was Sie 1997 eingebracht haben und was innerhalb
der Regierung abgelehnt wurde, was Sie 1999 vorgelegt
haben und wieder abgelehnt wurde. Sie haben keine
wahren Partner für das, was Sie wollen.

Aus der Debatte, die 2000 geführt wurde, will ich je-
manden zitieren, der unverdächtig ist, sozialdemokrati-
sches Gedankengut besonders zu forcieren, nämlich
Guido Westerwelle. Frau Piltz, Herr Westerwelle hat am
11. Mai 2000 gesagt:

Sie haben einen außergewöhnlich schlechten Vor-
schlag gemacht. Er war in der alten Legislatur-
periode schlecht und seine Umsetzung ist deswegen
damals vom Bundesjustizministerium und vom
Bundesdatenschutzbeauftragten verhindert wor-
den. Sie wird auch hier, soweit ich das sehe, von al-
len Fraktionen, mit Ausnahme der CDU/CSU-Frak-
tion, verhindert werden und das ist gut so. Sie sind
mit diesem Entwurf ziemlich alleine.

Herr Westerwelle hat weiter gesagt:
Sie müssen endlich in der modernisierten, globali-
sierten Welt ankommen. Sie können mit solchen
wirtschaftsfeindlichen Gesetzesinitiativen keinen
Hund mehr hinterm Ofen hervorlocken.

Wo er Recht hat, hat er Recht.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Auch der Herr Westerwelle wird die Frau Piltz nicht daran hindern, jeden Tag klüger zu werden! – Gegenruf der Abg. Gisela Piltz [FDP]: Das entscheide ich lieber selber!)


– Warten wir doch einmal ab, wie das Spiel weitergeht!

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(C (D Sie sehen: Erstens. Für Ihre Initiative gibt es keinen esonanzboden. Zweitens. Der Bundesinnenminister tto Schily hat gehandelt, wird weiter handeln, wird das uropäisch Notwendige durchsetzen. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wo auch immer!)


hr Problem ist: Sie haben keine Themen in der Innenpo-
itik, weil wir das Richtige und Notwendige schon ma-
hen.


(Lachen bei der CDU/CSU)

as haben wir bisher getan und das werden wir auch
eiter tun.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Viel Spaß in der Opposition!)


s gibt keinen Änderungsbedarf in der Innenpolitik und
s gibt keinen Änderungsbedarf in der Bundespolitik
berhaupt.
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Narhallamarsch!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518418400

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/5333 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-

neten Joachim Stünker, Christine Lambrecht,
Hermann Bachmaier, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten
Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), Irmingard
Schewe-Gerigk, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur No-
vellierung der forensischen DNA-Analyse
– Drucksache 15/5674 –

(Erste Beratung 182. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/5857 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Joachim Stünker
Dr. Jürgen Gehb
Jerzy Montag
Jörg van Essen

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Jörg van Essen,






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Gisela Piltz, Rainer Funke, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der FDP
DNA-Reihentests auf sichere Rechtsgrund-
lage stellen
– Drucksachen 15/4695, 15/5857 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Joachim Stünker
Dr. Jürgen Gehb
Jerzy Montag
Jörg van Essen

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parla-
mentarische Staatssekretär der Justiz, Alfred
Hartenbach.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1518418500


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-
gen! Die DNA-Analyse ist ein bewährtes und äußerst er-
folgreiches Ermittlungsinstrument. Wir haben in
Deutschland schon heute eine hohe Aufklärungsquote,
die wir zu einem nicht geringen Teil der DNA-Analyse
verdanken. Das gilt gerade für Kapitalverbrechen wie
Mord und Totschlag mit einer Aufklärungsquote von
96 Prozent und für Sexualdelikte mit einer Aufklärungs-
quote von 83 Prozent. Gerade in diesen Fällen können
die Täter häufig aufgrund der genetischen Spuren über-
führt werden.

Mit unserem Gesetzentwurf werden wir das Instru-
mentarium der DNA-Analyse weiter verbessern. Wir
werden Rechtsunsicherheiten, die in der Praxis aufgetre-
ten sind, beseitigen und den Ermittlungsbehörden klare
und übersichtliche Regelungen an die Hand geben. Dazu
gehören ein sachlich abgestuftes System der Richtervor-
behalte, aber auch die Erweiterung des Einsatzspektrums
der DNA-Analyse.

Wir werden heute die parlamentarischen Beratungen
mit großer Mehrheit für unseren Entwurf abschließen
können. Ich begrüße es sehr, auch deshalb, weil sich die
Opposition hier einmal ihrer Verantwortung stellt


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Einmal?)

– einmal! – und sich pragmatisch verhält. An Ihrem Ab-
stimmungsverhalten will ich Sie heute messen, lieber
Norbert Geis, besser nicht an Ihren Reden.


(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])

Was bringen die neuen Regelungen? Erstens. Wir

werden den Richtervorbehalt für die molekulargeneti-
sche Untersuchung von Spuren streichen und damit der
Praxis die Arbeit erleichtern.

Zweitens. Auch bei der Einwilligung der betroffenen
Personen wird keine gerichtliche Entscheidung mehr er-
forderlich sein. Außerdem wurde das bisher von den Ge-
richten sehr unterschiedlich gehandhabt. Auch hier wer-
den wir für Rechtsklarheit und Rechtssicherheit sorgen.

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(C (D Drittens. Wir schaffen eine gesetzliche Regelung für eihengentests auf der Basis einer freiwilligen Mitwirung der betroffenen Personen nach einer vorherigen ichterlichen Anordnung. Auch hier waren in der Praxis mmer wieder Unsicherheiten und Zweifel aufgetreten. ir brauchen die Reihengentests für die Fälle, in denen ie Ermittler anders nicht weiterkommen, und müssen eshalb auch eine tragfähige Rechtsgrundlage dafür beeitstellen. Klar muss indes auch sein: Wer sich einem olchen freiwilligen Test verweigert, darf nicht schon aleine und automatisch deswegen als Beschuldigter einestuft werden. – Jetzt erwarte ich euren Beifall, Leute. (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD] sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Gut gemacht, sehr schön. Man muss ja ab und zu ein-
al die eigenen Leute aufwecken.
Viertens. Schon heute kann bei jeder Straftat eine
NA-Analyse vorgenommen werden. Es dürfen Spuren
m Tatort analysiert werden und es darf die DNA des
eschuldigten untersucht werden. Nicht ganz so einfach
st es, wenn es darum geht, ob das DNA-Identifizie-
ungsmuster eines Beschuldigten abgespeichert werden
arf, damit es Polizei und Staatsanwaltschaft auch für
ukünftige Verfahren zur Verfügung steht. Wir werden
ier die Möglichkeiten für die Ermittlungsbehörden
aßvoll erweitern. Die Speicherung ist zukünftig auch
ei Beschuldigten zulässig, die wiederholt Straftaten
auch von jeweils nicht erheblicher Bedeutung – began-
en haben oder diese voraussichtlich begehen werden.
Damit bleiben der einfache Ladendieb und der

chwarzfahrer bei der Speicherung außen vor. Aber wir
ragen kriminologischen Erkenntnissen Rechnung. Die
agen uns, dass in massiver Weise vorgehende Sexual-
traftäter ihre kriminelle Karriere oftmals mit einem
treifzug quer durch das Strafgesetzbuch begonnen ha-
en. Insoweit gleichen wir das Recht der DNA-Analyse
n die Praxis der erkennungsdienstlichen Behandlung
n. Denn beim Ladendieb oder Schwarzfahrer wird in al-
er Regel auch kein Fingerabdruck genommen. Nur in
nsgesamt circa 12 Prozent aller Ermittlungsverfahren
ird diese daktyloskopische Ermittlungsmethode ange-
andt.
Ich weiß, dieser Gesetzentwurf geht der Union nicht
eit genug. Sie fordern immer noch die Gleichstellung
on DNA-Analyse und daktyloskopischem Fingerab-
ruck. Damit hatte die Union nicht einmal in dem von
hr dominierten Bundesrat Erfolg. Sie wissen genau,
ass eine schwarz-gelbe Regierung hier genauso wenig
twas zustande bringen würde wie anderswo in der
echtspolitik, weil Sie meilenweit auseinander liegen
nd nicht handlungsfähig wären.


(Beifall bei der SPD)

s ist schön, meine lieben Kollegen von der CDU/CSU,
ass Sie aus Ihrer eigenen Not nunmehr eine Tugend
achen und diesem Gesetz zustimmen.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach

Jetzt liegt es am Bundesrat, den erfolgreichen Ab-

schluss des Gesetzgebungsverfahrens nicht zu torpedie-
ren. Angesichts der heutigen Beschlüsse der Justizminis-
terkonferenz sage ich jedoch sehr eindringlich: Sie
– Komma –, die Länder, brauchen dieses Gesetz.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Jetzt liest er schon die Kommata mit!)


– Nein, das Komma habe ich deinetwegen diktiert, damit
du einmal etwas zu lachen hast. – Sie brauchen dieses Ge-
setz, denn die Polizei und die Justiz müssen damit arbei-
ten. Deshalb rufe ich den Justizministerinnen und -minis-
tern zu


(Dirk Manzewski [SPD]: Der Länder!)

– der Länder, natürlich –: Reizen Sie nicht zu hoch!
Noch einmal solch ein Entgegenkommen wie beim
Lauschangriff erscheint mir eher unwahrscheinlich. Was
dann im nächsten Jahr sein wird, das wissen nicht einmal
die Götter.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518418600

Das Wort hat der Kollege Dr. Jürgen Gehb, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Manzewski [SPD]: Nicht lateinisch anfangen!)


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1518418700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach

den fulminanten Lesebeiträgen vom Kollegen
Hartenbach steht so ein bescheidener Mensch wie ich
immer mit zittrigen Knien an diesem Pult. Am Anfang
musste der Kollege Hartenbach ja fast um Beifall bet-
teln, am Ende hat er in seinem Redemanuskript sogar die
Kommata mit vorgelesen.

Wer hätte am Anfang des Jahres gedacht, dass wir
heute, am 30. Juni, die vermutlich letzte rechtspolitische
Debatte in dieser Legislaturperiode führen würden?


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Eine haben wir noch!)


Nun will ich heute nicht Bilanz ziehen. Auch sie wird
kommen und sie wird auch auf dem Gebiet der Rechts-
politik jämmerlich ausfallen. Aber heute wollen wir uns
mit der forensischen DNA-Analyse beschäftigen. Deren
Verlauf und Debatte steht beispielhaft – um es lateinisch
zu sagen: pars pro toto –


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieder Latein! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was ist das denn für eine Schweinerei?)


für Ihre übrigen rechtspolitischen Maßnahmen. Es ist
einmal wieder eine Last-Minute-Aktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ä c w d g w b h m e s D L n D A O h w s R r n h w b M p w d s A iu W e m D m m D h (C (D Eine dritte Sprache! Und dann auch noch Englisch!)


hnlich wie bei den Themen Graffiti und der nachträgli-
hen Sicherungsverwahrung wird jahrelang – nicht
ahr, Herr Montag – unsere Auffassung verteufelt, um
ann ganz zum Schluss schnell auf den Zug aufzusprin-
en,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie springen auf!)


obei trotzdem hinter den guten Lösungen zurückge-
lieben wird.
Der DNA-Analyse, Herr Staatssekretär, werden wir

eute in der Tat zustimmen, aber nicht, weil wir das
ental vollkommen schätzen würden. Mich rief gestern
in Journalist an und war ganz verwundert, dass wir zu-
timmen wollen.


(Dirk Manzewski [SPD]: Ja, genau!)

em habe ich erklärt: Warum sollen wir einer halbguten
ösung die Zustimmung verweigern, wenn sie immer
och besser ist als das, was wir im Moment haben?


(Joachim Stünker [SPD]: Aber die Erkenntnis kommt spät!)


ennoch werden wir die optimale Lösung nicht aus dem
uge verlieren. Kein Polizist, kein Staatsanwalt, kein
pfer, kein Angehöriger eines Opfers könnte es verste-
en, wenn wir ihm jetzt diesen Spatz in der Hand ver-
eigern wollten, weil wir auf die Taube auf dem Dach
chauen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, ein paar Einzelheiten. Den
ichtervorbehalt für die Überprüfung anonymen Mate-
ials, den Sie erst vor wenigen Jahren gegen jede Ver-
unft eingebracht haben – wir haben uns hier wie so
äufig, Herr Montag, gestritten –, heben Sie endlich auf,
eil kein Richter dieser Welt wüsste, unter welchen Vor-
ehalt er eine Untersuchung von anonym gefundenem
aterial stellen sollte. Das ist ja der Grundrechtsschutz
ro anonymis. Das wäre vollkommen abwegig. Zu Recht
ird das nach langen Jahren geändert; es ist ein Luxus,
en wir uns nicht mehr leisten können.
Dafür führen Sie jetzt den Richtervorbehalt bei Mas-

entests wieder ein, obwohl das freiwillig geschieht.
uch dazu wieder etwas Lateinisches: Volenti non fit in-
ria. Dem Freiwilligen geschieht doch gar kein Unrecht.
as soll, wenn sich jemand freiwillig speichern lässt,
in Richter anordnen? Welcher Vorbehalt soll da Sinn
achen?
Schließlich zur DNA-Informationsspeicherung.
iese wiederum machen Sie jetzt von Tatbestandsmerk-
alen abhängig, die mir erst einmal jemand erklären
uss.


(Joachim Stünker [SPD]: Mache ich!)

as Bundesverfassungsgericht hat gesagt: bei einer er-
eblichen Vortat.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)







(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

Herr Montag hat das hier immer vollmundig betont. Nun
sagt er: Wiederholte nicht erhebliche Vortaten könnten
bei der Gesamtschau einer erheblichen Vortat gleichge-
stellt werden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt haben Sie es verstanden!)


Das wird jetzt noch mit einer Prognoseentscheidung des
Richters gepaart, ob diese Person in Zukunft vielleicht
noch 24-mal schwarzfahren wird.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, jetzt haben Sie es nicht verstanden!)


So ein Unfug.
Da ist unsere Regel doch ganz einfach: Der geneti-

sche Fingerabdruck soll dem klassischen gleichgestellt
werden. Sie selber, Herr Staatssekretär, lieber Alfred, ha-
ben eben gesagt, dass wir nur in 12 Prozent aller Fälle
erkennungsdienstliche Maßnahmen haben. Wir wollen
doch nicht von jedem Ladendieb den Fingerabdruck
nehmen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber von jedem Schwarzfahrer, haben Sie gerade gesagt!)


Das geschieht auch jetzt nicht. Da gibt es doch gar kei-
nen Unterschied.

Wie eine Monstranz trägt man immer die schreckliche
Vision vom gläsernen Menschen vor sich her. Aber diese
DNA-Analyse gibt doch keine Aufschlüsse über irgend-
welche Erbkrankheiten oder schlechte Veranlagungen,
sondern dient lediglich der Identifikation. Jede Blut-
probe bei einer Trunkenheitsfahrt könnte bei böswilliger
Ausnutzung der forensischen Mediziner zu viel schlim-
meren Dingen missbraucht werden. Also malen Sie doch
nicht immer eine solche Horrorvision an die Wand!


(Karsten Schönfeld [SPD]: Von Genetik keine Ahnung!)


– Da bin ich sprachlos. Das ist selten bei mir. Sich einen
so intelligenten Zwischenruf von einem so intelligenten
Abgeordneten – ausgerechnet von Ihnen den Begriff Ge-
netik – anhören zu müssen, das ist schon wirklich
schmerzensgeldbewehrt.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Sie sollten mal gucken, was ich studiert habe!)


Lieber Herr Staatssekretär, zum Schluss noch eine
versöhnliche Note. Wir wollen eine suboptimale Lösung
nicht verhindern; denn sie ist immer noch besser als das,
was vorher war. Wir werden aber dennoch nicht müde
werden, dafür zu kämpfen, dass sich die besseren Rege-
lungen durchsetzen werden. Sie wissen ja: Das Bessere
ist der Feind des Guten.


(Joachim Stünker [SPD]: Strampeln Sie mal noch ein bisschen!)


– Herr Stünker, Sie haben nachher Gelegenheit, darauf
zu antworten. Es wird für Sie aber schwierig werden;
denn Sie können Ihr vorgeschriebenes Redemanuskript

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(C (D icht benutzen, wenn Sie auf meine Äußerungen sinnoll replizieren wollen. Fazit ist: Wir möchten heute einem Gesetz den Weg ffnen, von dem wir wissen, dass es dem wissenschaftlihen Quantensprung in der Verbrechensbekämpfung, geadezu dem Glücksfall in der Verbrechensbekämpfung in bisschen zum Erfolg verhilft. Die Angehörigen von pfern schwerer Straftaten werden dies begrüßen. Man arf aber auch nicht vergessen, dass zu Unrecht Beschuligte durch diese Maßnahme exkulpiert werden können. Ich weiß, dass es einigen mehr um den Täterschutz als m den Opferschutz geht. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Um den Unschuldigenschutz, habe ich gesagt!)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


aher will ich auch sagen: Diese Methode dient nicht
ur dazu, Täter zu überführen, sondern auch dazu, un-
chuldig Verdächtige zu entlasten.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518418800

Nächster Redner ist der Kollege Jerzy Montag, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518418900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Herr Kollege Gehb, wieder einmal haben Sie mit
hrem Beitrag ein Wechselbad der Gefühle bei mir aus-
elöst. Ich freue mich immer, wenn Sie frei reden. Das
elustigt, das erfrischt und erfreut uns alle. Bei einem
atz dachte ich: Jetzt hat er es verstanden.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Schon wieder nicht!)


eim nächsten Satz dachte ich: Jetzt fällt alles wieder
usammen. Ich werde also versuchen, es Ihnen noch ein-
al zu erklären.
Wir haben vor zwei Jahren mit der Reform hinsicht-

ich der DNA-Analyse im Strafprozess begonnen.

(Norbert Geis [CDU/CSU]: Schon 1997!)


enn wir haben vor zwei Jahren die DNA-Analyse im
trafverfahren ausgeweitet, indem wir sie einerseits zur
estimmung des Geschlechts erlaubt haben und indem
ir sie andererseits bei allen Straftaten gegen die sexu-
lle Selbstbestimmung ermöglicht haben.
Wir haben aber gleichzeitig den Richtervorbehalt,

ie richterliche Überprüfung dieses wichtigen Eingriffs
n das informationelle Selbstbestimmungsrecht ausge-
eitet, indem wir im Gesetz festgehalten haben, welche
onkreten Prüfungsschritte der Richter zu unternehmen
at, wenn er eine solche Analyse und Speicherung der
aten anordnet.
Nach zwei Jahren setzen wir die Reform in der richti-

en Weise fort. Herr Gehb, Sie haben völlig Recht






(A) )



(B) )


Jerzy Montag

– auch der Herr Staatssekretär Hartenbach hat dies be-
tont; ich schließe mich im Namen der Grünen dieser
Position ausdrücklich an –: Die DNA-Analyse und die
Speicherung der digitalisierten Merkmale, die zur Auf-
klärung zukünftiger Straftaten genutzt werden können,
sind ein modernes, effektives und zielsicheres Werkzeug
in den Händen der Ermittlungsbehörden. Dieses Mittel
ist geeignet, sowohl Schuldige zu überführen als auch
Unschuldige in Verdachtssituationen zu entlasten.

Aber auch wenn man erkennt, dass es sich um ein
sehr effektives und modernes Instrument in den Händen
der Polizei handelt, darf man nicht vergessen, dass es
nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsge-
richts und nach unserer festen Überzeugung immer noch
ein tief greifender Eingriff in das informationelle
Selbstbestimmungsrecht ist.


(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])

Deswegen muss es bei allem Fortschritt und bei aller
Modernität rechtsstaatlich begrenzt und in rechtsstaatli-
chen Grenzen eingeführt werden. Eine dieser Grenzen
ist, dass es grundsätzlich beim Richtervorbehalt bleiben
muss. Deswegen verbietet sich jede populistische Forde-
rung nach einer Gleichstellung des genetischen Finger-
abdrucks mit dem herkömmlichen Fingerabdruck.


(Beifall des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine Gleichstellung würde nichts anderes bedeuten, als
dass man auf den Richtervorbehalt verzichten würde.
Das wollen wir nicht und das werden wir auch nicht tun,
weil es nicht verfassungsgemäß wäre.

Wir wollen allerdings in den Fällen, in denen die Be-
schuldigten in eine solche Speicherung einwilligen – da
haben Sie Recht –, keine richterliche Überprüfung. Man
braucht sie auch nicht bei einer Hausdurchsuchung und
einer Beschlagnahme, wenn eine Einwilligung des Be-
schuldigten erfolgt.

Herr Kollege Gehb, es ist aber ein Unterschied, ob Sie
so etwas bei einem Beschuldigten machen oder ob Sie
ein Massenscreening, eine Reihenuntersuchung, durch-
führen, in die alle Betroffenen, und zwar Hunderte und
manchmal sogar Tausende, einbezogen werden. Wir
meinen allerdings – und ich bin froh, dass Sie dem Ge-
setzentwurf trotz Ihres verbalen Widerspruchs zustim-
men –, dass wir da einen Richtervorbehalt brauchen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)


Deswegen haben wir ihn hier auch eingeführt. Wir haben
ganz klar geregelt, nach welchen Kriterien eine Reihen-
untersuchung zu geschehen hat. Ich glaube, die Praxis
wird uns dankbar sein, dass wir das geregelt haben, weil
damit die Rechte und die Pflichten aller Betroffenen ge-
klärt sind.

Wir haben – da gebe ich Ihnen unumwunden Recht –
eine Sache rückgängig gemacht, die im Jahre 2001 aus
mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen eingeführt
worden ist. Der Richtervorbehalt bei der Untersuchung
anonymer Spuren geht deswegen ins Leere, weil sich die

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(C (D rundrechtsschutzfrage im Nichts verliert, solange man einen konkreten Beschuldigten hat. Aber sehen Sie, wir ind in der Lage, auf einen gemeinsamen Nenner zu ommen. Dies ist bei Ihnen schwer, aber nicht unmögch. Dafür danke ich Ihnen. Alles in allem finde ich, dass dieses Gesetz gelungen t, nicht zuletzt deswegen, weil Sie, meine Damen und erren von der Union, ihm zustimmen. Ich kann an ieser Stelle nur die Warnung wiederholen, die auch taatssekretär Hartenbach geäußert hat: Heute haben ich die Landesjustizministerinnen und -minister gegen ie grundlegenden Regelungen in diesem Gesetzentwurf estellt. Einerseits wollen sie die gesetzliche Regelung er Reihengentests nicht; andererseits wollen sie die ollständige Gleichstellung mit dem herkömmlichen ingerabdruck doch. Ich bitte Sie – damit schließe ich -, dass Sie an dieje ige Mehrheit im Bundesrat, die auf Ihre Stimme hört, ppellieren, damit das Gesetz, das hier mit sehr großer ehrheit zustande kommt, nicht im Bundesrat scheitert. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518419000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael

erwiesche, FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Michael Terwiesche (FDP):
Rede ID: ID1518419100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Staatssekretär Hartenbach, lassen Sie mich
urz auf einen Satz von Ihnen eingehen. Sie haben eben
n Ihrer Rede die Handlungsfähigkeit einer zukünftigen
ürgerlichen Koalition im Bereich der Strafverfolgung
it den Worten bezweifelt, dass es hier wahrscheinlich
eine Handlungsfähigkeit geben werde. Dass das mög-
ich sein wird, werden wir Ihnen ab Oktober demonstrie-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht nur um den Preis des Umfallens!)


Herr Montag, immer schön mit der Ruhe.
Ich stelle für die FDP-Fraktion fest, dass die DNA-
nalyse im Strafverfahren ein Erfolgsmodell ist und
eute zur Bekämpfung der Kriminalität leider unver-
ichtbar ist. Denn jeder Täter muss damit rechnen, dass
r früher oder später aufgrund einer DNA-Analyse über-
ührt wird. Aus Sicht der FDP ist es daher legitim, da-
über nachzudenken, ob es angezeigt ist, eine Erweite-
ung der DNA-Analyse vorzunehmen. Denn in allen
iskussionen zu diesem Thema hat die FDP deutlich
arauf hingewiesen, dass sich die Vorschläge zur Erwei-
erung der DNA-Analyse im Rahmen dessen halten müs-
en, was verfassungsrechtlich zulässig ist,


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Terwiesche

und zwar aus folgendem Grund – Herr Montag, Sie ha-
ben es eben schon betont –: Das Bundesverfassungsge-
richt hat in ständiger Rechtsprechung entschieden, dass
die Feststellung, die Speicherung und die künftige Ver-
wendung des DNA-Identifizierungsmusters in das vom
Grundgesetz verbürgte Grundrecht auf informationelle
Selbstbestimmung eingreifen.


(Joachim Stünker [SPD]: Das sagen Sie mal Herrn Gehb! Da müssen Sie uns nicht angucken!)


Zu Recht sieht daher die Strafprozessordnung hohe Hür-
den für die Speicherung genetischer Daten vor. Des-
wegen sagt das Bundesverfassungsgericht, dass bislang
nur Daten von denjenigen Personen erfasst werden dür-
fen, die eine Straftat von erheblicher Bedeutung began-
gen haben.

Die Koalition schlägt nun in ihrem Gesetzentwurf
vor, dass auch die Speicherung von Wiederholungs-
taten zuzulassen ist, wenn sich aus der Gesamtschau der
Taten eine erhebliche Bedeutung für die Strafbarkeit er-
gibt. Diese Aufnahme von Wiederholungsstraftaten geht
uns zu weit.


(Dirk Manzewski [SPD], zur CDU/CSU gewandt: Viel Spaß! Die wollen nämlich noch mehr!)


Wenn man sich den Wortlaut genau anschaut – sehen Sie
sich das bitte einmal an –, dann kommt man zu dem Er-
gebnis, dass damit auch Bagatellstraftaten umfasst wer-
den, wenn sie wiederholt begangen werden. Herr Staats-
sekretär Hartenbach, darunter fallen, wenn man den
Wortlaut ernst nimmt, auch die von Ihnen erwähnten ein-
fachen Ladendiebstähle. Das wollen wir als FDP nicht.
Ich sage das ganz deutlich.


(Beifall bei der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Das ist doch bei dem normalen Fingerabdruck auch nicht so! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die verstehen das nicht!)


Meine Damen und Herren, der Wortlaut sieht eine
derartige Begrenzung ausdrücklich nicht vor.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da steht „Unrechtsgehalt“, Herr Kollege! Gucken Sie mal rein!)


– Unrechtsgehalt kann auch durch die Wiederholung der
Straftaten begründet werden; erstes Semester Strafrecht.


(Beifall bei der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber der Unrechtsgehalt muss „von erheblicher Bedeutung“ sein!)


– Erstes Semester. Bitte aufpassen im Studium!

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist damit mehr als fraglich, ob eine solch weit-
gehende Regelung dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
entspricht. Denn dieser Grundsatz – ich habe es eben
ausgeführt – muss aufgrund der Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichtes gewahrt werden.

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(C (D Ich möchte in diesem Zusammenhang auch ausdrückich darauf hinweisen, dass nach herrschender Meinung Straftaten von erheblicher Bedeutung“ bereits im Beeich der mittleren Kriminalität beginnen. Ich zitiere die egründung zu § 2 Abs. 1 des BKA-Gesetzes: Nach Lage des Einzelfalles können auch Eigentumsoder Vermögensdelikte mittlerer Kriminalität die genannten Voraussetzungen erfüllen, … wenn es sich um Straftaten mit Seriencharakter und entsprechend erheblichem (Gesamt-)Schaden … handelt. m Hinblick auf diese gesetzliche Normierung vertreten ir die Meinung, dass ein Großteil dessen, was mit der esetzlichen Neuregelung gewollt ist, bereits durch das eltende Recht abgedeckt ist. Das heißt auf Deutsch: Die etzige Neuregelung ist in diesem Bereich nicht notwenig. Meine Damen und Herren, alle diese Fragen, die uns ehr wichtig sind, müssen in einer Anhörung sorgfältig rörtert werden. Ein solches geordnetes parlamentariches Verfahren ist im Hinblick auf die möglicherweise orgezogene Neuwahl des Bundestages nicht mehr mögich. Ich erkläre daher für die FDP klar und deutlich, ass eine Gesetzesinitiative von solch großer Bedeutung icht im Schnellverfahren durch die Gremien gepeitscht erden kann. Wir dürfen hier keinen Schnellschuss aus er Hüfte zulassen. Wir werden daher dem Gesetzenturf der Koalition heute nicht zustimmen können. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass dieser Ge etzentwurf durchaus auch positive Elemente enthält. ir begrüßen ausdrücklich, dass künftig der Richterorbehalt für die molekulargenetische Untersuchung on anonymen Tatortspuren gestrichen wird. Die Entahme von Körperzellen durch den Staatsanwalt und die olizei ist daher auch bei Gefahr im Verzug zulässig. ir begrüßen diese Gesetzesänderung ausdrücklich. Zuletzt möchte ich die gesetzliche Regelung der so enannten DNA-Reihentests positiv hervorheben. Wir ls FDP-Bundestagsfraktion haben bereits seit längerer eit eine sichere Rechtsgrundlage gefordert. Denn es eht im Strafprozess auch um den Grundsatz der Rechtsicherheit, und zwar aus folgendem Grund: Mit der urchführung einer solchen DNA-Reihentestanalyse ird ein nicht unerheblicher Druck erzeugt, sich der eilnahme nicht zu entziehen. Das ist von Ihnen, Herr ontag, eben schon richtigerweise dargelegt worden. Herr Kollege, ich muss Sie ein bisschen an die Zeit rinnern. Ja, ich komme gleich zum Schluss. (Heiterkeit – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Souverän!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518419200
Michael Terwiesche (FDP):
Rede ID: ID1518419300

s ist meine erste Rede.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518419400

Herr Kollege, wenn jeder Kollege im Deutschen Bun-

destag seine Redezeit verdoppeln würde, würde es ein
bisschen viel.


Michael Terwiesche (FDP):
Rede ID: ID1518419500

Frau Präsidentin, ich komme gleich zum Schluss.
Der frühere, gesetzlich nicht geregelte Zustand war

aus unserer Sicht unerträglich. Daher haben wir bereits
zu Beginn des Jahres einen entsprechenden Antrag vor-
gelegt, in dem wir konkrete Forderungen aufgestellt ha-
ben: die Forderung nach einer richterlichen Anordnung;
die Forderung, dass zu löschen ist, wenn die Daten für
das Anlassstrafverfahren nicht mehr notwendig sind.
Dies ist auch im Gesetzentwurf enthalten.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusam-
menfassen: Für die FDP-Fraktion enthält dieser Gesetz-
entwurf sowohl positive als auch negative Elemente. Wir
werden uns daher der Stimme enthalten.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518419600

Herr Kollege Terwiesche, Sie haben selber schon da-

rauf hingewiesen: Sie sind für den Kollegen Pinkwart
nachgerückt. Es war Ihre erste Rede im Deutschen Bun-
destag. Ich gratuliere Ihnen recht herzlich und wünsche
Ihnen noch viele Reden in diesem Hohen Hause, aber
mit der herzlichen Bitte verbunden, sich dann an die Re-
dezeit zu halten. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall im ganzen Hause)

Das Wort hat der Kollege Joachim Stünker, SPD-

Fraktion.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1518419700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dem jungen Kollegen von der FDP-Fraktion kann ich
nur sagen: Gut gebrüllt, Löwe. Es würde Spaß machen,
mit Ihnen Rechtspolitik zu betreiben. Bleiben Sie also
hier. Sollte ich Ihnen heute allerdings etwas Böses wün-
schen, wäre dies, dass Sie in der nächsten Legislatur-
periode zusammen mit Ihrem Kollegen Gehb in einer
Koalition Rechtspolitik machen müssen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie Sie das auf die Reihe kriegen wollen, kann ich mir
nämlich nicht vorstellen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wir kriegen das schon hin! Wir helfen ihnen dabei!)


– Ja, Sie helfen dann und die FDP fällt wieder um; das
kennen wir ja schon.


(Zurufe von der FDP: Oh!)


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(C (D Das Zweite ist: Es ist schon darauf hingewiesen woren – nun komme ich zum Thema Umfallen –, dass sich ie Justizministerkonferenz heute in Dortmund massiv egen den Gesetzentwurf, wie wir ihn vorgelegt haben, usgesprochen hat. Ich frage mich, wie das in den Länern möglich ist, in denen die FDP den Justizminister tellt. Das ist, wenn ich das richtig sehe, in Badenürttemberg und Rheinland-Pfalz noch immer der Fall. ie Sie von der Rechtsstaatspartei FDP dort eine solche ösung mittragen können, kriege ich nicht zusammen. as tut mir Leid. Lieber Herr Kollege Gehb, Sie sind ja vielsprachig nd haben von Last-Minute-Aktionen gesprochen. Alerdings habe ich in diesen Tagen wirklich den Eindruck seien Sie mir nicht böse, aber das ist langsam schon ein isschen skurril –, dass nur die CDU/CSU-Fraktion ast-Minute-Aktionen macht. Verzweifelt verabschieen Sie gemeinsam mit uns noch all die Gesetzentwürfe, on denen Sie genau wissen, dass Sie sie mit einem öglichen Koalitionspartner FDP nicht auf die Reihe riegen würden. Genau das ist der Hintergrund. (Beifall bei der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Das ist doch auch ein guter Trick!)


(Beifall bei der SPD)


Nun noch etwas anderes: Beim vorletzten Tagesord-
ungspunkt, über den wir diskutiert haben – unserer De-
atte über die Offenlegung der Nebentätigkeiten von
undestagsabgeordneten –, hat das informationelle
elbstbestimmungsrecht des Einzelnen aus Art. 2 des
rundgesetzes eine große Rolle gespielt. Herr Kollege
ehb, ich hätte mir gewünscht, dass Sie die Sensibilität,
ie die Redner aus Ihren Reihen bei diesem Thema ein-
rucksvoll bewiesen haben, auch hinsichtlich des infor-
ationellen Selbstbestimmungsrechts des Einzelnen,
enn es um die einzelnen Mitglieder der Zivilgesell-
chaft geht, an den Tag gelegt hätten und dass Sie aufhö-
en, die Ordnung der Freiheit – das ist für Sie ja mittler-
eile schon ein Begriff geworden – immer nur
konomisch, letztlich aber nicht im Sinne der Zivilge-
ellschaft zu definieren.


(Beifall bei der SPD)

Lassen Sie mich, da zum vorliegenden Gesetzentwurf

as meiste schon gesagt worden ist, noch etwas zur
leichstellung mit dem so genannten normalen Finger-
bdruck, den jeder kennt, sagen. Ich habe ein bisschen
en Eindruck, dass all diejenigen den Gesetzentwurf,
en sie bekämpfen und den wir heute verabschieden
ollen, nicht richtig oder nicht zu Ende gelesen haben.
ie ist das denn mit dem ganz normalen biologischen
ingerabdruck, den wir kennen? Zu dieser Frage haben
ir uns eine Auskunft des Bundeskriminalamts einge-
olt. Nun wissen wir, dass die Polizei bei 12,7 Prozent
ller Tatverdächtigen in der Bundesrepublik Deutsch-
and anordnet, diesen Abdruck zu nehmen. Wenn es sich
lso um 12,7 Prozent handelt, bedeutet das, dass bei al-
en straftatverdächtigen Personen eine Prognoseent-
cheidung getroffen wird, ob dieser Fingerabdruck not-
endig ist oder nicht.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Ja, eine Negativprognose!)







(A) )



(B) )


Joachim Stünker

Diese Prognoseentscheidung – das kann man in ein-

zelnen Handbüchern nachlesen – lernt ein Polizist in der
Ausbildung. Die Maßnahme muss zulässig, notwendig
und verhältnismäßig sein. Hier spielen Überlegungen
eine Rolle, ob es sich um gewerbs- oder gewohnheitsmä-
ßige Täter handelt, ob Rückfallgefahr besteht, wie oft ein
Täter bereits polizeilich in Erscheinung getreten ist und
wie schwer die zugrunde liegende Straftat war.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das soll auch so bleiben!)


Somit ist ersichtlich, dass diese Anordnung nicht in je-
dem Fall und nicht bei jedem Ersttäter erfolgt.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

Wenn wir die Prognoseentscheidung angesichts der

Gewichtigkeit des Eingriffes in die DNA-Struktur per
Gesetz regeln – mehr haben wir nicht getan – und die
wiederholte Begehung einfacher Straftaten mit einer er-
heblichen Straftat gleichstellen, dann haben wir im Er-
gebnis nichts anderes getan – denken Sie einmal darüber
nach –, als diese Regelung umzusetzen. Das Einzige,
was uns dabei noch unterscheidet – darum verstehe ich
die Justizminister der Länder nicht mehr –, ist: Wir sa-
gen, dass es im Regelfall bei der richterlichen Anord-
nung bleiben muss. Dazu kann ich nur sagen: So viel
Rechtsstaat muss sein und so viel Rechtsstaat muss blei-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das können Sie ja wohl nicht ernsthaft anders wollen.
Von daher kann ich nur hoffen, dass die Länder die Re-
gelung, die wir hier gemeinsam verabschieden werden,
nicht wieder im Bundesrat blockieren; denn das wäre
schlecht für Deutschland.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Wir haben kein einziges Gesetz blockiert!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518419800

Das Wort hat der Kollege Norbert Geis, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1518419900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! In der Tat, Herr Montag, wir werden Herrn
Stünker zustimmen. Das ist, wenn ich die Reihen über-
blicke, auch Ihr Glück; denn sonst hätten Sie heute eine
Niederlage zu erwarten.


(Joachim Stünker [SPD]: Herr Geis, wir hätten das schon geschafft! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was denken Sie, was wir noch mobilisiert hätten!)


Aber das wäre ja vielleicht mit Blick auf morgen gar
nicht so schlecht.

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(C (D Wir stimmen alle darin überein, dass die DNA-Anayse ein exzellentes Mittel zur Identifizierung des Täters ür die Strafverfolgung und für die Verbrechensbekämpung ist. Durch die revolutionären wissenschaftlichen orschungen der letzten Jahre ist es gelungen, schon aus leinsten Partikelchen die Identität herauszulesen. Wenn ine entsprechende Speicherung erfolgt ist, ist es auch ehr schnell möglich, den Täter auszumachen. Das war eispielsweise im Fall Moshammer so; da ist es ja ganz chnell gelungen, den Täter festzustellen, wenngleich essen Identitätsmuster noch nicht gespeichert war. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war gespeichert, Herr Kollege, sonst hätten sie ihn ja nicht festgestellt! – Joachim Stünker [SPD]: Es war nur unzulässigerweise gespeichert! Das ist das Problem!)


Gut, das ist ja noch besser; dann stimmt meine An-
ahme ganz und gar.


(Florian Pronold [SPD]: Bei Pfahls haben wir keine DNA gebraucht!)


Das Beispiel Moshammer zeigt, dass wir ganz schnell
u einer Feststellung des Täters kommen können, und
as ist wichtig für eine effektive Strafverfolgung: Der
rozess kann schneller beginnen und das Urteil kann
ach einem Zeitraum gesprochen werden, in dem die
evölkerung noch Kenntnis von der Tat hat. Das ist wie-
erum wichtig für das Ansehen der Strafjustiz. Es ist
ber auch wichtig für die allgemeine präventive Ab-
chreckungswirkung des Strafrechtes.
Zugleich ist es von großer Bedeutung für den poten-

iellen Täter selbst; das ist heute überhaupt noch nicht
orgetragen worden. Denn in dem Augenblick, wo der
äter annehmen muss, dass er irgendeine Spur hinter-
ässt – und das muss er immer annehmen; wahrschein-
ich ist es völlig ausgeschlossen, den Tatort ohne eine
pur zu verlassen –, und wenn er weiß, dass sein Identi-
ätsmuster gespeichert ist, dann muss er eigentlich davon
usgehen, dass er entdeckt werden wird. Der Täter küm-
ert sich nicht um Normen, die im Strafgesetzbuch ste-
en. Für ihn ist allein von entscheidender Bedeutung:
erde ich entdeckt? Das Entdeckungsrisiko hält ihn
ielleicht davon ab, ein Verbrechen zu begehen. Deswe-
en sind die DNA-Analyse und eine größtmögliche An-
ahl von Speicherungen in der Zentraldatei ein hervorra-
endes Verbrechensbekämpfungsmittel. Es hält davon
b, ein Verbrechen zu begehen. Es hat eine große prä-
entive Bedeutung, die man meines Erachtens nicht
bersehen darf: Wenn der Täter Gefahr läuft, seine Tat
ewissermaßen im Scheinwerferlicht zu begehen, dann
ird er sie vielleicht unterlassen, wenn er noch einiger-
aßen bei Verstand ist.
Nun stellt sich die Frage, warum es in diesem Gesetz-

ntwurf immer noch so hohe Hürden gibt. Es ist schon
orgetragen worden: aus Furcht vor der völligen Durch-
euchtung des Probanden, aus Angst davor, es könne
um gläsernen Menschen kommen. Diese Furcht ist
ber nicht begründet;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Norbert Geis

denn wir haben inzwischen ganz klare technische Mög-
lichkeiten, um lediglich die Identifizierungsmerkmale
herauszufiltern und in Form einer simplen Zahlenreihe
zu speichern. Aus dieser Zahlenreihe einen Rückschluss
zu ziehen auf die Erbanlagen des Betroffenen oder po-
tenzielle Krankheiten ist völlig unmöglich. Deswegen ist
der genetische Fingerabdruck nichts anderes als der tra-
ditionelle Fingerabdruck, der daktyloskopische Finger-
abdruck, wie es fachmännisch heißt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aus diesem Grund haben wir kein Verständnis dafür

– das können wir auch nicht haben –, dass Sie angesichts
der Tatsache, dass dies eines unserer besten Verbre-
chensbekämpfungsmittel überhaupt ist, so zögerlich da-
mit umgehen. Das muss ich auch der FDP vorwerfen.
Das Verfassungsgericht hat sein Urteil zu einem Zeit-
punkt gefällt, als die Sicherheit, dass nur eine simple
Zahlenreihe gespeichert wird, noch nicht gegeben war.


(Jörg van Essen [FDP]: Aber sicher!)

– Nein, diese Sicherheit war noch nicht in dem Umfang
gegeben. – Wenn diese Sicherheit nicht gegeben wäre,
dann müsste ich Ihnen Recht geben, dann wäre dies
wirklich ein tiefer Eingriff in das Recht auf informatio-
nelle Selbstbestimmung. Da aber der genetische Fin-
gerabdruck nach meiner festen Überzeugung kein größe-
rer Eingriff ist als der traditionelle Fingerabdruck,


(Joachim Stünker [SPD]: Das stimmt aber nicht!)


kann ich Ihr Verhalten und Ihre Argumentation nicht
verstehen. Das Lichtbild, das bei erkennungsdienstlichen
Maßnahmen traditioneller Art gemacht wird, sagt viel
mehr über den Charakter aus als der genetische Finger-
abdruck.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist das!)


Deswegen meine ich, dass es von entscheidender Be-
deutung ist, die Möglichkeiten, die die DNA-Analyse
zur Verbrechensbekämpfung bietet, eines Tages besser
auszuschöpfen, als dies derzeit und auch nach dieser Ge-
setzesvorlage der Fall ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518420000

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1518420100

Ich komme zum Ende. – Wir haben drei Schritte ge-

macht: 1997 haben wir die DNA-Analyse eingeführt.
2002 haben wir sie erweitert. Jetzt werden wir sie noch-
mals erweitern; deswegen stimmen wir auch zu. Ich
denke, in einem letzten, vierten Schritt werden wir die
Gleichstellung erreichen, die die JUMIKO heute gefor-
dert hat. Das ist unser Ziel.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen ingebrachten Gesetzentwurf zur Novellierung der foensischen DNA-Analyse, Drucksache 15/5674. Zu ieser Abstimmung liegen mir mehrere Erklärungen ach § 31 unserer Geschäftsordnung vor, und zwar von en Kolleginnen und Kollegen Gisela Piltz, Sabine eutheusser-Schnarrenberger, Sibylle Laurischk, Daniel ahr ax Stadler.1)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518420200
Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a sei-

er Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5857, den
esetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
hen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stim-
en von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU
ei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen aus
er FDP angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
urf ist damit in dritter Beratung mit demselben Ergeb-
is wie in zweiter Beratung angenommen.
Tagesordnungspunkt 12 b: Beschlussempfehlung des
echtsausschusses auf Drucksache 15/5857 zu dem
ntrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „DNA-Rei-
entests auf sichere Rechtsgrundlage stellen“. Der Aus-
chuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschluss-
mpfehlung, den Antrag auf Drucksache 15/4695
bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss-
mpfehlung ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/
ie Grünen und CDU/CSU bei Gegenstimmen der FDP
ngenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Michael
Kretschmer, Ernst Hinsken, Dr. Peter Ramsauer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Mineralölsteuerentwicklung und Tanktouris-
mus
– Drucksachen 15/4387, 15/5612 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Ingrid Arndt-Brauer
Otto Bernhardt

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Anlagen 5 und 6






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege

Dr. Peter Ramsauer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518420300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Kolleginnen und Kollegen! Der Tanktourismus ist ein
mustergültiges Beispiel dafür, wohin es führt und zu
welchen ökonomischen Deformationen es kommt, wenn
grüne ideologische Verbohrtheit zur Grundlage von Poli-
tik gemacht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz langsam!)


Man muss sich schon der Folgen bewusst sein, die
man mit seiner Politik herbeiführt. Mir liegt ein handge-
schriebener Hilferuf eines Tankstellenbetreibers vor, der
für sich spricht und den ich Ihnen nicht vorenthalten
möchte. Die Vertreterin der Bundesregierung – gerade
kommt die Frau Staatssekretärin beim Bundesfinanzmi-
nisterium herein – sollte sich das ganz genau anhören.
Hier heißt es:

Der Tanktourismus wird immer dramatischer. So
kann es nicht weitergehen. Die heimischen Tank-
stellen gehen kaputt und niemand kümmert sich da-
rum. 20 bis 25 Cent pro Liter ist der Sprit in Öster-
reich billiger. Wir haben seit dem 1. Januar 2003
80 Prozent und mehr an Kunden verloren. So darf
und kann es einfach nicht weitergehen. Deshalb
meine Bitte an die CDU/CSU: Lasst uns nicht im
Stich!

Angesichts dieses Briefes – er steht stellvertretend für
eine Vielzahl von mittelständischen Existenzen – ist es
mehr als zynisch, dass eine SPD-Bundestagsabgeordnete
aus Bayern gesagt hat, sie könne das Gejammere nicht
mehr hören. Sie hat hinzugefügt: Diese Diskussion ist
kleinkariert. – Wer diese Entwicklung so charakterisiert,
geht mit dem Schicksal der Menschen in verantwor-
tungsloser Weise um.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist auch nicht gerade glaubwürdig, dass nachge-

wiesenermaßen eine Reihe von SPD- und Grünen-Kom-
munalpolitikern, beispielsweise in meinem Wahlkreis,
dadurch Steuerflucht betreiben, dass sie nach Salzburg,
nach Österreich zum Tanken herüberfahren. Liebe Frau
Staatssekretärin Hendricks, Sie sollten sich einmal mit
dieser Art von Steuerflucht Ihrer Koalitionsfreunde aus-
einander setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist so was von billig!)


Die Preisdifferenz liegt bei Superbenzin bei 20 bis
25 Cent pro Liter. Wir als CDU/CSU warnen seit vielen
Jahren vor dieser Entwicklung. In der ersten Zeit hat uns
die Bundesregierung nicht folgen wollen. Dann ist das
eingetreten, was ich in 15 Jahren Parlamentsmitglied-
schaft noch nicht erlebt habe: Die Bundesregierung hat

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(C (D tück für Stück die Folgen ihrer verheerenden Vernichungspolitik zugegeben. Es ist uns bei all unseren parlaentarischen Initiativen zugestanden worden: Jawohl, s geht ein riesiges Volumen an Tankumsatz verloren. (Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: 2,5 Milliarden!)


awohl, es ist richtig, dass nicht nur Tankumsatz verlo-
en geht, sondern damit einhergehend auch der Umsatz
n den Tankshops.
Es kommt noch schlimmer: Je größer die Preisdiffe-

enz geworden ist, desto mehr ist die Kaufkraft im Ein-
elhandelsbereich abgeflossen. Ganze Kaufkraftströme
erden seit Jahren umgelenkt,


(Beifall des Abg. Dr. Andreas Scheuer [CDU/ CSU])


odass sich nicht nur der traditionelle deutsche grenz-
ahe Einzelhandel, sondern auch die Großhandelsfor-
en des Einzelhandels bis in den Nonfoodbereich hinein
aut darüber beklagen. Jawohl – so hat diese Bundesre-
ierung gesagt –, wir wissen, dass wir Existenzen ver-
ichtet haben und vernichten. Jawohl – so hat sie erklärt –,
ir wissen, dass damit der Verlust Zehntausender von
rbeitsplätzen einhergeht. Jawohl, wir wissen, dass in-
wischen Milliarden an Steuergeldern – Körperschaft-
teuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer und Umsatz-
teuer – verloren gehen. Auf unsere Frage „Warum
ndert ihr nichts?“ kam immer die Antwort: weil wir aus
deologischer Überzeugung an der Ökosteuer festhal-
en.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Unerhört!)

Wir als Opposition haben alle parlamentarischen Mit-

el, die eine Opposition hat, restlos ausgeschöpft.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr wahr! – Jörg-Otto Spiller [SPD]: Was sagt Herr Kampeter dazu? Herr Kampeter will doch alles erhalten!)


as antworte ich auch immer den Petenten, die sich hil-
erufend an uns wenden. Wenn man alles ausschöpft und
ine Regierung sich so verbohrt jeder Änderung verwei-
ert, dann liegt die Schuld an diesem Vernichtungsfeld-
ug eindeutig bei der Bundesregierung und bei der rot-
rünen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ch mache Ihnen den Vorwurf und klage Sie an: Ihnen ist
as wirtschaftliche und soziale Schicksal der betroffenen
rbeitnehmer und Unternehmer vollkommen egal.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch blanker Unsinn! So können Sie Ihre Wahlkampfreden halten! – Weitere Zurufe von der SPD)


Frau Präsidentin, schon wieder diese heulende rot-
rüne Meute! Ein solches Durcheinander! Es wäre wirk-
ich lohnend, sie zur Ruhe zu bringen, um mir die Mög-
ichkeit des Weiterredens zu eröffnen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Etwas vorsichtiger in der Wortwahl! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin nicht bereit, mich so betiteln zu lassen!)


Das wirtschaftliche Schicksal ist Ihnen egal. Wenn
Sie jetzt mit irgendwelchen Änderungsvorschlägen kom-
men, dann ist das nichts anderes als ein ganz billiges
Wahlkampfmanöver. Was den Vorschlag von Wirt-
schaftsminister Clement betrifft, jetzt Gegenmaßnah-
men zu ergreifen, den er vor acht Tagen in Furth im
Wald gemacht hat, so musste er kurze Zeit später einräu-
men, dass dieser mit Brüssel nicht abgestimmt war.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518420400

Herr Kollege Ramsauer, Ihre Redezeit ist abgelaufen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ihm ist eine Minute gestohlen worden!)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518420500

Frau Hendricks, Sie haben selbst bestätigt, dass eine

solche Initiative im Bundesfinanzministerium nicht ge-
plant ist.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sagen Sie doch, was Sie wollen! Ihr Antrag ist ein Nullum! Da steht überhaupt nichts drin!)


Im Übrigen findet sich selbst auf der Homepage des
Wirtschaftsministeriums kein einziger Hinweis.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518420600

Herr Kollege Ramsauer, ich sage es Ihnen noch ein-

mal: Ihre Redezeit ist abgelaufen.


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1518420700

Diese Ersatzmaßnahmen dürfen den Blick auf das

Grundübel nicht verstellen. Das Grundübel heißt Öko-
steuer. Diese Ökosteuer gehört weg. Dann ist das Grund-
übel beseitigt und viele Existenzen sind gerettet.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks [SPD])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518420800

Ich bitte die Staatssekretärin auf der Regierungsbank,

sich mit ihren Äußerungen zurückzuhalten.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Wort hat die Kollegin Ingrid Arndt-Brauer, SPD-
Fraktion.


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518420900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, wir
sollten versuchen, die ganze Diskussion ein wenig sach-
licher zu führen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as fällt sehr schwer bei diesem Antrag; denn er ist ei-
entlich relativ nichtssagend.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Was war denn falsch, Frau Kollegin?)


Herr Ramsauer, ich sage es Ihnen gleich. Ich möchte
erne zu dem Antrag reden.
In diesem Antrag werden Apokalypsen aufgebaut.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wo kommen Sie denn überhaupt her?)


s wird davon geredet, die Mineralölsteuerentwicklung
ei durch die Ökosteuer so gravierend gewesen, dass
000 Tankstellen und 5 000 Beschäftigte in ihrer Exis-
enz bedroht seien. Das steht hier als Behauptung drin.
inen Beleg dafür gibt es nicht. Sie sagen ganz klar, die
kosteuer müsse weg. Ich habe bei Ihnen vermisst
vielleicht habe ich es auch nur überhört –, was Sie den
entnern im Gegenzug als Gegenfinanzierung anbieten.
s gibt doch da ein kleines Problem. Es sind schließlich
inige Milliarden, die über diesen Umweg – das wissen
ir alle – in die Rentenkasse überführt werden. Dazu ha-
en Sie nichts gesagt, aber vielleicht kommt das noch.
Stattdessen haben Sie von einem Vernichtungsfeldzug

esprochen; ich halte diesen Ausdruck eigentlich für
ehr unparlamentarisch, aber ich kenne die Regeln nicht
o genau. Ich denke, ein Vernichtungsfeldzug ist etwas
nderes, als wenn man Leuten ermöglicht, im benach-
arten Ausland einzukaufen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist freie Marktwirtschaft!)


ch möchte Sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass die
ankstellen nicht gerade Billigläden sind. Wer dort billig
nkt, kann nicht gleichzeitig billig einkaufen; da ist es
elativ teuer.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Diese Logik erschließt sich mir nicht!)


s wird keiner zum Einkaufen an die Tankstelle fahren.
an nimmt vielleicht etwas mit – das gebe ich gerne
u –, aber ansonsten ist das Blödsinn.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie sind ehrlich praxisfern! Sie haben wirklich keine Ahnung von der Praxis!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518421000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Scheuer?


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518421100

Ja.


Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1518421200

Erstens. Frau Kollegin, wissen Sie, was sich über-

aupt hinter dem Modell, das Bundeswirtschaftsminister






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Scheuer

Clement in Furth im Wald vor acht Tagen vorgestellt hat,
verbirgt?

Zweitens. Wissen Sie, dass bei einer zweistufigen
Ökosteuerreduzierung – es gibt dazu ein Gutachten der
Uni Leipzig – der Steuerrückfluss so hoch ist, dass durch
Steuerflucht verursachte Verluste im Bundeshaushalt
ausgeglichen werden?


(Florian Pronold [SPD]: Glauben Sie auch an den Weihnachtsmann?)


Was Ihren Zwischenruf angeht, Herr Kollege, dass die
Österreicher auch bei uns einkaufen: Wenn Sie so üble
Theorien über irgendwelche Läden aufstellen, die etwas
teurer verkaufen als andere, dann sollten Sie zur Kennt-
nis nehmen, dass sich die Zeiten schon lange geändert
haben und die Österreicher für die Einkäufe deutscher
Touristen einen sehr guten Markt bieten.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir auf diese bei-
den Fragen – hinsichtlich des Gutachtens der Uni Leip-
zig und des Modells zum Tanktourismus – eine Antwort
geben könnten. Das Finanzministerium weiß nichts von
dieser Ankündigung. Was das Wirtschaftsministerium
angeht, so hat gestern der Staatssekretär Andres eine la-
pidare Auskunft gegeben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518421300

Herr Kollege, ich glaube, Sie haben Ihre Zwischen-

frage gestellt.


Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1518421400

Danke, Frau Präsidentin. – Ich wäre Ihnen sehr dank-

bar, wenn Sie das Modell noch einmal kurz beleuchten
würden.


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518421500

Das Modell haben Sie nicht näher angesprochen.

Wahrscheinlich kam es für Sie auch recht überraschend.
Es ist Ihnen auch nicht eingefallen.

Unser Wirtschaftsminister hatte vor – das ist richtig -,
für die Grenzregionen Lösungsmöglichkeiten anzubie-
ten, die EU-tauglich sind. Das ist sein gutes Recht und
vielleicht sogar seine Pflicht in diesem Job. Das Modell
funktioniert jedoch bisher nirgendwo auf der Welt. Es ist
noch eine Idee und es wird ausgiebig geprüft.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Das hat aber der Wirtschaftsminister anders gesagt! Stiftungsmodell!)


– Moment! Es gibt aber nirgendwo auf der Welt ein sol-
ches Stiftungsmodell, bei dem sich die Mineralöl-
konzerne verpflichten, einen Fonds aufzulegen und
diejenigen, die in den Grenzregionen tanken, quasi zu
bezuschussen. Das gibt es noch nicht. Das muss geprüft
werden und es wird auch geprüft. Ich denke, darüber
müssen wir heute nicht reden; denn das ist nicht die
Grundlage Ihres Antrags.

Zum nächsten Punkt: Hier wurde ausgeführt, dass die
ganze Kaufkraft abfließt, weil die Leute dort einkaufen,
wo sie tanken. Ich behaupte hingegen, dass normaler-

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(C (D eise niemand an der Tankstelle seinen Großeinkauf acht. Das ist doch irrwitzig, weil die Tankstellen noralerweise nicht zu den Billigläden gehören. Das ist meine Lebenserfahrung. Wenn Sie eine andere aben, dann komme ich gerne auf Ihren Antrag zurück. ch denke, Sie können sich wieder setzen. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Kommen Sie mich mal besuchen! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Können wir das Ganze vielleicht mal ein bisschen abkürzen?)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Eben nicht!)


Wir waren dabei, über die Abschaffung oder die Sen-
ung der Ökosteuer zu diskutieren. Ich weiß nicht, ob
ie die Standpunkte der Vorsitzenden der Ihnen freund-
chaftlich verbundenen Partei kennen.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Ja, ich kenne Frau Merkel!)


ie hat sich eindeutig gegen die Abschaffung der Öko-
teuer ausgesprochen. Herr Seiffert ist zurückgerudert.
err Hinsken hält die Senkung immer noch für die sau-
erste Lösung; er sagt aber mit keinem Wort, wie er das
adurch entstehende Loch in der Rentenkasse stopfen
ill.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518421600

Frau Kollegin, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

rage des Kollegen Dr. Addicks?

Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518421700

Nein, ich möchte jetzt fortfahren,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Möglichst weit weg!)


onst werde ich heute nicht mehr fertig.
Ich denke, wir haben eben Populismus erlebt. Diesen

opulismus hätte man noch toppen können, indem man
rwähnt hätte, was Sie wirklich vorhaben, statt dies zu
erschweigen. Sie haben vor, die Mehrwertsteuer zu
rhöhen. Bedenken Sie bitte, was das für die Bürgerin-
en und Bürger bedeutet, die bei uns einkaufen, tanken
nd ihr Leben bestreiten! Ich denke, das ist viel gravie-
ender als das, was zurzeit in den Grenzregionen pas-
iert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir haben europäische Erfahrungen mit dem Pro-

lem abgestufter Preise beim Tanken. Das italienische
odell läuft bekanntlich 2006 aus. Weil es von Nicht-
U-Ländern umzingelt war, galt für Italien eine Sonder-
egelung. Des Weiteren gibt es ein französisches Modell,
as unterschiedliche Bezuschussungspreise vorsieht.
ber auch diese sind nicht grenzlandbezogen, sondern
erfolgen ganz andere Intentionen, die eher in Richtung
irtschaftsförderung gehen.
Ich komme aus der Region Münsterland an der
renze zu den Niederlanden. Dort kommen die Nieder-
nder zu uns, um Superbenzin zu tanken, das am ver-
angenen Dienstag bei uns 1,239 Euro und in den






(A) )



(B) )


Ingrid Arndt-Brauer

Niederlanden 1,385 Euro kostete. Die Niederländer sind
also zu uns gekommen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tanktourismus!)


Vielleicht haben sie auch bei uns eingekauft. Ich weiß es
nicht.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was kostet denn bitte schön Diesel in den Niederlanden?)


Die Deutschen sind wiederum in die Niederlande gefah-
ren, um Diesel zu tanken. Der Dieselkraftstoff kostete
bei uns 1,089 Euro und in den Niederlanden 1,009 Euro.
Es gibt also einen regen Grenzverkehr in beide Richtun-
gen.

Ich habe mir sagen lassen, dass im Vergleich zu
Österreich der Preisunterschied beim Sprit ungefähr bei
7 bis 8 Cent liegt. Für 7 bis 8 Cent kann man sicherlich
mal eben über die Grenze fahren. Aber dass auch weiter
von der Grenze entfernt liegende Regionen zum Tanken
aufgesucht werden, wie Sie Ihrem Antrag schreiben,
lohnt sich ab einer bestimmten Entfernung nicht mehr.


(Peter Dreßen [SPD]: Brötchentourismus!)

Ich denke, das ist wirklich Blödsinn. Wir fahren aus vie-
len Gründen – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518421800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Hinsken?

(Zurufe von der SPD: Nein!)



Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518421900

Ja, okay, er steht ja schon.


(Heiterkeit bei der SPD)


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1518422000

Verehrte Frau Kollegin Arndt-Brauer, wann waren Sie

denn zum letzten Mal an der Grenze zu einem der osteu-
ropäischen Staaten, die neu in die EU gekommen sind,
bzw. an der österreichischen Grenze? Das interessiert
mich besonders.

Außerdem bitte ich Sie, auf die Frage meines Kolle-
gen Scheuer einzugehen, der Sie nach dem Chipkarten-
modell gefragt hat. Wer hat denn nun Recht, Clement
oder Eichel? Ist Ihnen bekannt, ob sich die beiden auf ei-
nen Nenner zubewegt haben oder ob sie als Vertreter der
Bundesregierung unterschiedlicher Meinung sind?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das kann doch nicht wahr sein, dass Sie uns mit diesem Unsinn so lange beschäftigen! Das ist wirklich verrückt!)



Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518422100

Das Clement-Modell ist nicht Grundlage Ihres An-

trags; aber natürlich können Sie mich dazu fragen. Ich
sage Ihnen jetzt noch einmal, dass es sich hier um eine
Idee des Wirtschaftsministers handelt, die im Finanzmi-
nisterium geprüft wird.


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(C (D (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wie lange wollen Sie denn prüfen?)


Er hat sie in der letzten Woche geäußert. Nach meiner
uffassung sollte man dies schon prüfen. Es gibt näm-
ich eine ganze Menge Prüfenswertes: Machen die Mine-
alölkonzerne mit? Haben sie ein Interesse daran? So-
eit ich weiß, ist es den Mineralölkonzernen völlig egal,
ie die Spritpreise in den Grenzregionen variieren; da
ird immer eine Mischkalkulation gemacht. Es muss
lso geprüft werden, ob diese Idee überhaupt durchsetz-
ar ist.
Dann muss auch folgender Fall geprüft werden: Ich

abe mein Büro in der Grenzstadt, wohne aber 30 Kilo-
eter entfernt. Bekomme ich dann als Büromieterin ver-
illigten Treibstoff oder bekomme ich ihn aufgrund mei-
es Wohnsitzes nicht? All diese Fragen müssen geklärt
erden. Dafür muss man sich Zeit lassen. Es können
eine Schnellschüsse sein.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Der Bundeswirtschaftsminister hat gesagt, es sei geklärt! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die hat keine Ahnung!)


Ich bitte Sie, noch eines zu bedenken: Wenn wir die-
es Modell umsetzen, müssen wir ebenso dafür sorgen,
ass auch andere Produkte nicht so stark im Preis
chwanken. Würden Sie jetzt nach Dänemark fahren und
ort eine Schachtel Zigaretten kaufen, müssten Sie um-
erechnet acht Euro bezahlen. Wie begründen Sie das
enn? Sagen Sie dann auch, die Dänen dürften nicht
ehr nach Deutschland kommen und billigen Alkohol
nd billige Zigaretten kaufen? Auch dies müssten wir re-
eln.
Wir haben in der EU Gott sei Dank keine Grenzen
ehr; wir können hin und her fahren und einkaufen, wo
ir wollen. Dies sollte beibehalten werden, weil es ein
ert an sich ist.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ich möchte Sie bitten, sich in Zukunft besser zu informieren!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518422200

Herr Kollege Hinsken, Sie haben keine Zwischen-

rage mehr. – Bitte, Frau Kollegin.

Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1518422300

Ich habe mich nach den aktuellen Preisen an der
renze zu Österreich erkundigt. Es hieß, dort gebe es
eim Spritpreis eine Differenz von 7 bis 8 Cent. Das ist
as Aktuellste, was ich bekommen konnte.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Das war eine schlechte Auskunft!)


Das müssen Sie jetzt so akzeptieren.
Ihr Antrag gibt aber wesentlich weniger her als das,
as Sie von mir als Information einfordern. Sie hätten
lso einen Antrag stellen müssen, in dem Sie fordern,
as Stiftungsmodell nach Clement sofort einzuführen.
arüber hätten wir dann ausgiebig reden können. Das
aben Sie aber nicht gefordert.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Haben Sie den Eichel gefragt, was er darüber denkt?)







(A) )



(B) )


Ingrid Arndt-Brauer

Sie haben gefordert, „Maßnahmen gegen die im euro-

päischen Vergleich viel zu hohe Energiebesteuerung in
Deutschland zu ergreifen“. Das ist „alles oder nichts“.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

Sie haben es ein bisschen deutlicher gesagt: Öko-

steuer abschaffen! Ich frage mich, warum Sie das nicht
in Ihr Parteiprogramm oder Ihr Wahlprogramm schrei-
ben. Dann käme ganz Europa zu uns zum Tanken. Aber
den Rentnern müssten Sie natürlich erklären, wovon sie
leben sollen. Dazu sagen Sie gar nichts. Als Opposition
machen Sie sich das hier sehr einfach, muss ich schon
sagen.

In Ihrer zweiten Forderung verlangen Sie, „den enor-
men Steuerabfluss durch den von ihr verursachten Tank-
tourismus in die Nachbarstaaten durch entschiedenes
und rasches Handeln auf EU-Ebene einzudämmen“. Sie
werfen uns vor, dass wir uns für eine EU-weite einheit-
liche Regelung einsetzten, fordern eine solche aber von
uns ein. Sie wissen selbst, dass wir dies auf EU-Ebene
nicht rasch umsetzen können, wenn die anderen Mit-
gliedstaaten daran kein Interesse haben.

Ich habe Ihnen eben erklärt, dass es ein Hin und Her
beim Wareneinkauf gibt und dass rege hin und her ge-
fahren wird. Dies ist zwar schlecht für die Umwelt; aber
das haben Sie nicht bemängelt, das halten Sie wohl für
okay. Nach Ihrer Behauptung fahren die alle unheimlich
weit. Ich behaupte, dass das nicht so ist. Wohnte ich in
Berlin, führe ich zum Tanken nicht nach Polen. Ich
glaube, Sie werden auch kaum einen finden, der dies tut.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Wir müssen uns hier schon ein bisschen an dem orientie-
ren, was wirklich feststeht.

Dann fordern Sie von uns – das ist die einzige Forde-
rung, die ich unterstütze –, „die Harmonisierung der Mi-
neralölsteuer in Europa voranzutreiben“. Da sind wir auf
dem Weg. Das versucht unser Minister Eichel immer
wieder. Sie wissen, dass eines unserer Ziele ist, Preise
und Löhne zu harmonisieren. Auch da sind wir auf ei-
nem guten Weg.

Ansonsten möchte ich Sie einfach bitten, solche
populistischen Anträge zu unterlassen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist doch nicht populistisch! Haben Sie denn die Rede des Kollegen Ramsauer nicht verstanden? – Gegenruf des Abg. Peter Dreßen [SPD]: Das ist nur populistisch! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist radikal!)


– Ich habe die Rede von Herrn Ramsauer verstanden.
Wenn man von Vernichtungsfeldzug redet, Herr
Hinsken, ist das der reine Populismus. Niemand hat vor,
irgendwelche Existenzen gezielt zu vernichten.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das sagen Sie mal den Betreibern der Tankstellen!)


Aber das unterstellen Sie hier. Wir haben es hier mit ei-
ner Wettbewerbssituation zu tun, wie es sie auch inner-

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(C (D alb von Städten und innerhalb von Tankstellenketten ibt. Das akzeptieren Sie doch auch. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist Wettbewerb! Aber das, was hier geschieht, ist unlauterer Wettbewerb!)


ort gibt es teilweise Preissprünge von 4 Cent an einem
ag von morgens bis abends. Da sagen Sie doch auch
icht, der Preis müsse festgelegt werden, sondern akzep-
ieren das als Wettbewerbssituation. Diese Wettbewerbs-
ituation gibt es auch grenzübergreifend. Damit leben
ir auch bei anderen Gütern, damit leben wir gut und
amit werden wir auch in Zukunft gut leben können.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Ohne Tankstellen!)


ch bin mir ganz sicher, dass es in Wirklichkeit Ihre
etzte Maßnahme wäre, die Ökosteuer abzuschaffen.
eswegen sollten Sie das hier auch nicht von uns verlan-
en.
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine so lange Rede hast du schon lange nicht gehalten!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518422400

Vielen Dank, Frau Kollegin, dass Sie die Unruhe in

en Reihen der Kollegen ohne Kritik an der Präsidentin
rtragen haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Eine schwache Retourkutsche! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter)

arme, kleine Ramsauer konnte sich gar nicht
mehr helfen! – Florian Pronold [SPD]:
Weichei!)

Der nächste Redner ist der Kollege Dr. Volker
issing, FDP-Fraktion.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1518422500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Kollegin Arndt-Brauer, natürlich haben wir Wett-
ewerb. Dagegen ist auch gar nichts einzuwenden. Nur
orgt Rot-Grün dafür, dass die Deutschen den Wettbe-
erb im Vergleich zu den europäischen Nachbarn immer
erlieren. Das ist das Problem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie haben Deutschland mobil gemacht: Die Arbeits-

lätze gehen ins Ausland, die Investitionen gehen ins
usland und zum Tanken fährt man jetzt auch ins Aus-
and.


(Simone Violka [SPD]: Und die Schweizer kommen nach Deutschland zum Einkaufen!)


nd was fällt Ihnen ein? – Nichts fällt Ihnen als Lösung
in. Herr Clement schlägt mehr Bürokratie vor. Immer
enn bei Rot-Grün ein Problem auftaucht, steht am






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing

Ende entweder eine neue Behörde oder ein schönes bü-
rokratisches Konzept.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Ja, wenn man Ausnahmeregelungen will!)


Bei Ihnen steht am Ende immer eine falsche Lösung.
Clements Lösungsvorschlag für den Tanktourismus ist
wirklich kein Konzept. Da will die Bundesregierung al-
len Ernstes den Autobesitzern in den Grenzregionen mit-
hilfe von Chipkarten den verbilligten Bezug von Benzin
ermöglichen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Das wollen wir doch gar nicht!)


Dann führen Sie doch auch für das verbilligte Einkaufen
von Zigaretten die Chipkarte ein.

Ich sage Ihnen: Das ist allenfalls eine drittklassige
Lösung.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: So sind sie halt!)


Diese Vorschläge sind Ausdruck der Reformunfähigkeit
von Rot-Grün. Was wir brauchen, sind niedrige, konkur-
renzfähige Steuersätze, damit wir im internationalen
Wettbewerb wieder bestehen können. Dazu hört man
nichts von Ihnen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ökologie ist für euch echt ein Fremdwort!)


Man hört nichts von Ihnen, Frau Kollegin Andreae, au-
ßer der Forderung, die Steuersätze innerhalb der EU zu
harmonisieren.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nach oben!)

Sie hätten es am liebsten, wenn auch alle anderen die
Steuern erhöhten.

Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine
Anfrage der Opposition stimmt einen schon nachdenk-
lich: Anzahl der grenznahen Tankstellen – die Bundesre-
gierung hat keine Ahnung; Arbeitsplätze bei den Tank-
stellen – das weiß doch diese Bundesregierung nicht;
Schließung von Tankstellen in Grenzregionen – auch
darüber liegen der Bundesregierung keine statistischen
Angaben vor. Der Kopf der Bundesregierung steckt fest
im Sand. Nichts sehen, nichts wissen, nichts machen –
das ist Ihr Motto, meine Damen und Herren. Wenn der
Liter Benzin in Polen 33 Cent, in Tschechien 28 Cent
und in Österreich 24 Cent billiger ist,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

dann ist das nicht Ausdruck eines ruinösen Steuerwett-
bewerbs, nein,


(Florian Pronold [SPD]: Und was kostet der Liter in China? – Gegenruf des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Da schicken wir den Pronold hin!)


das ist die Folge Ihrer ideologiegeprägten Energiepoli-
tik.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D as ist die Ursache des Problems. Sie haben das Prolem verursacht und sind nicht in der Lage, mit dem Prolem zurechtzukommen. Meine Kollegen von den Grünen, die Bürgerinnen nd Bürger in Deutschland haben nicht vergessen, dass ie als Preis für den Liter Benzin 5 DM gefordert haben. ie nähern sich diesem Ziel mit Konsequenz, ganz leich, wie viele Arbeitsplätze es kostet. Meine Damen und Herren, die Arbeitslosen in eutschland brauchen keine rot-grünen Konzepte mehr nd keine Flickschusterei von Rot-Grün. Wir brauchen etzt eine Politik, die Arbeitsplätze schafft, Arbeitsplätze chafft, Arbeitsplätze schafft. Darum geht es in dieser epublik. ie sind dazu nicht in der Lage; deswegen müssen das ndere machen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Auch wieder nichts zur Finanzierung der Vorschläge! Sehr solide! – Ulrich Kelber [SPD]: Es gehört wahrscheinlich zur Ausbildung bei der FDP, nichts zur Finanzierung zu sagen!)


(Beifall bei der FDP)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518422600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Kerstin Andreae.

Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518422700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Es ist unglaublich, wie wenig Sie anerkennen
ollen – das halte ich für Ideologie –, dass die Öko-
teuer, so wie wir sie konzipiert haben und so wie sie
eute ist, ein Erfolg ist. Ich will Ihnen das an zwei Punk-
en deutlich machen. Die Ökosteuer hat einen eindeuti-
en klimapolitischen Erfolg gezeitigt. Das mag zwar der
DP nicht wichtig sein. Aber uns Grünen ist das sehr
ichtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


s gibt eine klare Trendwende bei den verkehrsbeding-
en CO2-Emissionen. Das ist ein Erfolg in der Klimapo-itik.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Oh mein Gott!)


Nun komme ich auf die von Ihnen erwähnten
000 Tankstellen und 5 000 Arbeitsplätze zu sprechen.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Die tanken doch alle im Ausland! Die sind in Ihren Statistiken doch gar nicht drin!)


issen Sie, wie hoch heute der Rentenversicherungsbei-
rag wäre, wenn wir die Ökosteuereinnahmen nicht hät-
en?






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Weil Sie unsere Rentenreform zurückgenommen haben! Das war ein entscheidender Fehler! Deswegen ist der Lafontaine auch zurückgetreten! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Seien Sie froh, dass wir die Rentenreform zurückgenommen haben!)


Er läge bei 21,2 Prozent. Tatsächlich liegt er bei
19,5 Prozent. Ich möchte gern einmal sehen, was los
wäre, wenn die von Ihnen erwähnten Tankstellenbesitzer
einen Rentenversicherungsbeitrag von 21,2 Prozent zah-
len müssten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518422800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kalb?


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518422900

Ja.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518423000

Bitte, Herr Kalb.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1518423100

Frau Kollegin, wären Sie zumindest bereit, die Dinge

einigermaßen sachlich zu betrachten und zur Kenntnis
nehmen,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist eine unsachliche Vorbemerkung!)


dass im BMF-Bericht vom April dieses Jahres festge-
stellt wird, dass genau in den Bereichen, in denen die
Steuersätze drastisch gestiegen sind, nämlich bei der
Mineralöl- bzw. der Ökosteuer und der Tabaksteuer, die
Einnahmen drastisch zurückgegangen sind und weit hin-
ter den Erwartungen zurückbleiben, weil sich die Deut-
schen, die ja jetzt nicht um so viel weniger rauchen und
tanken, im Ausland bedienen?


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518423200

Meines Wissens reden wir heute nicht über den Ziga-

rettentourismus.

(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang!)

Ich erkläre es Ihnen noch einmal: Die Einnahmen aus

der Ökosteuer dienen der Senkung der Lohnnebenkos-
ten; das ist klar miteinander verknüpft. Arbeit billiger
und Energie teurer zu machen, das ist ein grünes Kon-
zept, das hier gewirkt hat. Es hat sowohl einen klimapo-
litischen als auch einen arbeitsmarktpolitischen Effekt;
dazu stehe ich. Dieses Projekt ist richtig.

Im Übrigen habe ich nicht mitbekommen, dass die
Union auch nur angedeutet hätte, dass sie die Ökosteuer
zurückfahren will. Ich bin mir sehr sicher, dass Sie,
wenn Sie an die Regierung kommen, das auch nicht tun
werden. Auch wenn Sie mir heute etwas anderes weis-

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(C (D achen wollen, glaube ich Ihnen nicht. Die Ökosteuer st auf jeden Fall ein Erfolgskonzept, das sicherlich fortesetzt wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Aber über die Ursachen für die Mindereinnahmen wird man noch nachdenken dürfen!)


Ich möchte noch einen anderen Punkt ansprechen.
nter ordnungspolitischen Aspekten ist die Überle-
ung, grenznahe Gebiete in irgendeiner Form zu subven-
ionieren, irre; denn man hätte dann den Effekt, dass man
ich quasi ständig im grenznahen Bereich befände. Der
renznahe Bereich würde sich in die Mitte Deutschlands
erschieben.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben die Konzepte nicht gelesen!)


elchen bürokratischen Aufwand das zur Folge hätte!
as hieße, dass Sie administrieren müssten. Ob Chip,
tiftung oder ein anderes Modell – das müssten Sie ir-
endwann einmal darlegen –,


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Wir wollen keine rot-grünen Konzepte!)


ie Folge wäre auf jeden Fall immer, dass sich die Gren-
en verschieben würden. Das ist doch logisch. Jedes Mo-
ell zur Einrichtung einer Sonderzone bedeutet nämlich,
ass in den an diese Zone grenzenden Gebieten die glei-
he Diskussion von vorne beginnt. Ein solches Modell
st in ordnungspolitischer Hinsicht absoluter Unfug;
enn es bedeutet zum Beispiel – das muss man sich ein-
al vorstellen –, dass ein Tankstellenbesitzer darüber
achdenken muss, ob er sein Geschäft 200 oder
00 Meter verlagern soll, um in den Genuss der Chips
der der ausgestellten Gutscheine der Nutzer, die sich in
er Sonderzone konzentrieren, zu kommen. Es wäre
ann überlegenswert, ob die Kosten für eine solche Be-
riebsverlagerung steuerlich absetzbar sein sollten – das
äre hochinteressant – oder ob der Abzug der Kosten für
en Umzug vom Abzug für den Bezug von verbilligtem
enzin nicht steuerlich absetzbar sein sollte. Auch dafür
erden Sie sich sicherlich noch ein Modell ausdenken.
Das Skurrile ist, dass Sie in Ihrem Antrag letztlich

ichts vorschlagen, außer dass man die Harmonisierung
uf europäischer Ebene vorantreiben müsste.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist es ja, was wir wollen!)


nsere Maßnahmen jedenfalls greifen und haben Erfolg.
ch gebe Ihnen übrigens völlig Recht, dass eine Harmo-
isierung im Bereich der Kerosinbesteuerung auf euro-
äischer Ebene dringend notwendig ist. Wenn Sie hier
itmachten, wäre das wunderbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Was haben Sie jetzt in sieben Jahren gemacht? Nichts!)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518423300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Otto Bernhardt.


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1518423400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Der Grund, weshalb wir uns heute mit dem
Tanktourismus beschäftigen, liegt in dem Umstand, dass
wir in Deutschland deutlich höhere Benzin- und Diesel-
preise als in allen vergleichbaren Ländern der EU haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Bei Super stimmt das nicht!)


Als Sie die Ökosteuer eingeführt haben – ich habe da-
mals dazu gesprochen –, habe ich sehr deutlich gesagt:
Wir haben im Grundsatz nichts gegen eine Ökosteuer;
aber sie muss europaeinheitlich eingeführt werden und
sie darf nicht zu einer Wettbewerbsverzerrung – dazu ist
es mittlerweile gekommen – führen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich sage Ihnen sehr deutlich: Diese Steuer mag in ei-

nigen Bereichen des Umweltschutzes – die Kollegin hat
es eben gesagt – etwas gebracht haben.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Aber sie hat Zehntausende von Arbeitsplätzen vernich-
tet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Das ist für uns der gewichtigere Punkt.
Sie haben Recht: Wir brauchen die Ökosteuereinnah-

men heute für die Rentenversicherung. Wenn die Ar-
beitsplätze in Deutschland allerdings nicht vernichtet
worden wären, dann hätten wir mehr Beitragszahler,
mehr Beiträge und dann würden wir heute nicht über
dieses Thema diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Als Ordnungspolitiker sage ich – das habe ich schon
beim letzten Mal gesagt –: Benzinscheine an der Grenze
usw. sind keine Lösung. Ich warne davor; schließlich
wollen wir Bürokratie abbauen. Unser Antrag enthält
nichts, was in diese Richtung geht. Wir fordern viel-
mehr: Macht etwas, damit die Benzinpreise in Deutsch-
land nicht so hoch sind! Macht etwas, damit die Verein-
heitlichung auf EU-Ebene schneller vorankommt! Das
sind die Ansatzpunkte in unserem Antrag.

Wir müssen nun einmal zur Kenntnis nehmen – die
Zahlen, die wir nennen, stammen von den Verbänden –,
dass mehrere hundert Tankstellen in den Grenzregionen
schon geschlossen haben, dass viele hundert vor dem
Aus stehen und dass es um ein paar tausend Arbeits-
plätze geht.

Wir haben uns mit diesem Thema am 1. Juni im
Finanzausschuss beschäftigt. Da ist uns klar gesagt wor-
den: Die Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf –

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(C (D hema beendet. Als der Wirtschaftsminister ein paar age später sagte: „Doch, da ist Handlungsbedarf“ und twas vorschlug, was ich hier nicht würdigen möchte das Presseecho war vernichtend; aber darum geht es ir nicht –, fühlte ich mich ziemlich auf den Arm geommen. Während der Finanzminister „Es besteht kein andlungsbedarf“ gesagt hat, hat der Wirtschaftsminiser ein Modell angeboten. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: An der tschechischen Grenze war das!)


umindest aus der Sicht eines Teils der Bundesregierung
uss also doch Handlungsbedarf bestehen. Das stimmt
ns natürlich nachdenklich: War das vielleicht nur Wahl-
ampf,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

eil der Minister begriffen hat, dass es da ein Problem
ibt, zu dem er sich äußern sollte?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1518423500

ie beurteilt eigentlich das Finanzministerium den Vor-
chlag des Wirtschaftsministeriums? Die diplomatische
ntwort lautete: Wir prüfen diesen Vorschlag. – Okay!
as heißt, der Finanzminister hält von diesem Vorschlag
ichts. Prüfen muss er natürlich.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die prüfen schon zwei Jahre lang!)


Auf der einen Seite müssen wir die Probleme der Be-
roffenen in diesem Hause wirklich ernst nehmen. Wir
aben hier von einem Brief gehört; wir wissen, was dort
os ist. Ich wiederhole: Wir müssen die Dinge hier in die-
em Hause ernst nehmen. Auf der anderen Seite dürfen
ir nichts versprechen, was wir nicht halten können. Wir
ollen nicht mehr Bürokratie. Sie fragen natürlich völlig
u Recht, wo die Grenze für die Sonderzone sein soll:
ei 30 Kilometern, 40 Kilometern oder 50 Kilometern?

(Beifall der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])

Ich kann nur darum bitten, unserem Antrag zuzustim-
en, denn er zeigt den einzig richtigen Weg auf: die Be-
chleunigung der Harmonisierung in Europa. Die neue
undesregierung wird sich dafür mit Sicherheit einset-
en; denn wir nehmen das Schicksal der Betroffenen
ehr ernst.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Das ist ein guter Vorschlag! Das ist ein langfristiger Vorschlag! Aber Hinsken will dennoch lieber Gutscheine verteilen, auf der CSUGeschäftstelle!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518423600

Danke schön. – Ich schließe die Aussprache zu die-

em Punkt.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Finanzausschusses auf Druck-
ache 15/5612 zu dem Antrag der Fraktion der CDU/
SU mit dem Titel „Mineralölsteuerentwicklung und
anktourismus“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

auf Drucksache 15/4387 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung des Ausschusses? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen
gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenom-
men.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Pronold, das sage ich meinen Wählern! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich bitte darum, damit mit diesem Unsinn endlich aufgehört wird! – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Und ich rede mit meinen Rentnern!)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrich
Kelber, Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ulrike
Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Reinhard
Loske, Michaele Hustedt, Winfried Hermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Industrielle Arbeitsplätze sichern, Energieeffi-
zienz steigern – Eine deutsche Initiative für ein
europäisches Top-Runner-Programm
– Drucksache 15/5469 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich keinen. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Ulrich Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1518423700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die vorherige Debatte ist wirklich spannend ab-
gelaufen. Herr Ramsauer und Herr Hinsken haben sich
hier hingestellt und mit einer Lautstärke, die eigentlich
nur mir mit meinem Resonanzkörper zustehen würde,
gebrüllt, welche Steuern alle gesenkt werden müssen.
Am Ende kam dann der Abgesandte von Frau Merkel
und sagte: Es geht eigentlich nur um die Harmonisie-
rung. Wir senken gar nicht. Das geht alles nicht. – Das
war superinteressant. Daran sieht man, wie man sich auf
Ihre Anträge verlassen kann.

Wir versuchen, das bei den Anträgen, die wir heute
stellen, ein bisschen anders zu machen. Ich finde es gut,
dass wir es noch vor der anzustrebenden Neuwahl schaf-
fen, eine Debatte über unseren Top-Runner-Antrag zu
führen. Vielleicht eine gute Nachricht vornweg: Das
Thema ist hochaktuell. Das EU-Parlament hat die Be-
richterstattung angenommen, nach der innerhalb der
Öko-Design-Richtlinie der Top-Runner-Ansatz gewählt
werden soll. Der Bericht stammt übrigens von einer
deutschen Sozialdemokratin. In anderen EU-Mitglied-
staaten warten die sozialdemokratischen Fraktionen da-
rauf, dass wir heute die deutsche Initiative für einen eu-
ropäischen Top-Runner-Ansatz beschließen, und werden
jeweils ähnliche Anträge einbringen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Das Ziel von Top Runner kann man ganz einfach bechreiben: In Zukunft soll das jeweils energieeffizienste Gerät einer Art den Standard setzen. Den müssen ie anderen nach einigen Jahren erreichen. Man weiß ja: iese Technologie ist vorhanden; das kann jeder erreihen. Wir wollen damit eine neue Dynamik für eine höhere nergieeffizienz entfalten. Damit führen wir ein hoch irksames wettbewerbliches Instrument gegen die Verchwendung von Energie ein, statt mit dem Ordnungsecht zu arbeiten, wie es ansonsten im Rahmen der Ökoesign-Richtlinie angedacht war. Es geht um eine einfahe Sache: Lassen wir doch die pfiffigen Ingenieure für en Klimaschutz arbeiten! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Experten schätzen, dass wir etwa 25 Prozent un-
erer Klimaschutzverpflichtungen allein mit dem Top-
unner-Ansatz erfüllen könnten, wenn wir im Bereich
er Konsumgeräte – Wärmepumpen, Klimaanlagen, also
eräte, die einen hohen Energiebedarf haben, deren Ver-
reitung zunimmt, die einem schnellen Austausch unter-
iegen – in Zukunft mit einem Best-Ansatz statt mit ei-
em Durchschnittsansatz arbeiten.
Der Klimaschutz kann sich wegen einer anstehenden
euwahl keine Pause leisten. Für Energieeffizienz zu
orgen ist ein ganz wichtiger Bestandteil von Energiepo-
itik. Wir haben heute sehr viele Wahlkampfreden ge-
ört. Da müssen Sie mir erlauben, auch einmal über die
nterschiede in der Energiepolitik zu sprechen. CDU
nd CSU haben sich bisher nicht in vielen Bereichen
estgelegt, aber in der Energiepolitik – ich sehe Herrn
feiffer an – haben wir ganz klare Unterschiede.
Auf der einen Seite steht eine Opposition, die zurück
ill zu der hochgefährlichen Dinosauriertechnologie
tomenergie, die die Förderung der erneuerbaren Ener-
ien reduzieren will und die – das war eine Aussage von
rau Merkel vor etwa eineinhalb Wochen – die Schritt-
acherrolle Deutschlands im Klimaschutz aufgeben
ill. Diese drei Punkte kennzeichnen Ihre Energiepoli-
ik.
Auf der anderen Seite steht die Energiepolitik der
oalition mit einem klaren energiewirtschaftlichen Kon-
ept, mit einer Förderung der erneuerbaren Energien
weltweit anerkannt –, die uns quasi von null in nur
ünf Jahren zur Weltmarktführerschaft gebracht hat und
ereits dafür sorgt, dass 70 Millionen Tonnen CO2 proahr in Deutschland nicht mehr emittiert werden, mit
iner Erhöhung der Effizienz in der Energieerzeugung
Kraft-Wärme-Kopplung; die neuen Kraftwerke Hürth
nd Hagen, aber auch die neuen Braunkohlekraftwerke;
as ist eine Technologie, die wir weltweit verkaufen
önnen –


(Gudrun Kopp [FDP]: Und erst die Effizienz der Windenergie!)


nd mit einer Erhöhung der Effizienz der Energienut-
ung mit der Energieeinsparverordnung, mit dem Ener-
iepass und jetzt mit Top Runner.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Wir wollen von einer Erhöhung der Energieeffizienz

pro Jahr von knapp über 1 Prozent wieder auf eine Rate
von etwa 3 Prozent kommen, um unsere klimapoli-
tischen Ziele zu erreichen, aber auch um wirtschaftspoli-
tisch etwas zu erreichen. Die Situation heute ist, dass die
Umweltverbände, die Gewerkschaften und die mittel-
ständische Wirtschaft unseren Ansatz Top Runner unter-
stützen, weil er unbürokratisch ist und weil man in dem
Land, das diese Systematik eingeführt hat, nämlich Ja-
pan 1998, sieht, welche wettbewerblichen Vorteile damit
verbunden sind. Schon heute sind die japanischen Kon-
sumgeräte im Schnitt um 10 Prozent energieeffizienter
als die europäischen. Um einmal ein Beispiel zu nennen:
Jetzt hat eine große japanische Firma einen Kühlschrank
angekündigt, der um den Faktor sieben energieeffizien-
ter ist als die Geräte, die die Europäer anbieten. Wer,
glauben Sie, wird sich auf dem Weltmarkt durchsetzen?
Das ist doch ganz eindeutig.

Auch woanders gibt es riesige Potenziale: Bei PC mit
gleicher Leistung gibt es heute Unterschiede von
83 Prozent bezüglich der Energieeffizienz, bei Wärme-
pumpen von 63 Prozent, bei DVD-Rekordern von
58 Prozent. Schauen Sie einmal in einem Testbericht
nach, wie viel Watt Drucker, die ausgeschaltet sind, al-
lein dann noch ziehen, wenn nur der Stecker steckt; ich
rede jetzt gar nicht vom Stand-by-Modus. Um den Fak-
tor 40 bis 50 unterscheiden sich hier die Geräte. Hier
einzugreifen ist ganz wichtig.


(Beifall bei der SPD)

Nämlich nur der, der die energieeffizientesten Geräte an-
bietet, setzt sich am Weltmarkt durch. Der Grund hierfür
sind die steigenden Energiepreise, die durch die zusätzli-
che Nachfrage von Schwellenländern wie Indien und
China sowie durch die Anforderungen an den Klima-
schutz hervorgerufen werden.

Etwas anderes ist auch klar: Billige Geräte mit Null-
achtfünfzehn-Technologie, die Energie verschwenden,
können überall auf der Welt hergestellt werden. Mit den
woanders gezahlten Stundenlöhnen können wir nicht
mithalten. Wenn wir aber durchsetzen können, dass
weltweit nur die energieeffizientesten Geräte verwendet
werden, dann werden Geräte mit moderner Technologie
nachgefragt. Die Produktion solcher Geräte können wir
in Deutschland halten, wenn wir wie bisher weiterhin
mit Innovationen auf dem Weltmarkt auftreten. Das
heißt, Energieeffizienz sichert und schafft Arbeitsplätze
in Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das gilt insbesondere für unsere Premiummarken in
diesen Bereichen, sei es im Bereich der weißen Ware,
der Haushaltsware, oder bei Autos. Unsere Premium-
marken sind besser verarbeitet und effizienter als Null-
achtfünfzehn-Produkte. Das heißt, gerade wir Deutschen
haben ein Interesse daran, dass es einen europäischen
Top-Runner-Ansatz gibt. Das schafft nämlich Arbeits-
plätze bei Herstellern von Premiumprodukten hier in
Deutschland. Deswegen bitte ich auch um die Zustim-

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(C (D ung aller Fraktionen zu diesem Antrag. Das liegt im eutschen Interesse und im Interesse des Umweltschutes. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518423800

Jetzt hat der Kollege Joachim Pfeiffer das Wort.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1518423900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Zunächst möchte ich sagen, dass Ihr Vorschlag,
err Kelber, sich mit dem Thema Energieeffizienz aus-
inander zu setzen, in der Tat absolut richtig ist und in
ie richtige Richtung weist. Dieses Thema haben wir lei-
er in den vergangenen Jahren vernachlässigt. Man hat
s zwar häufig im Mund geführt, aber nicht richtig um-
esetzt. In der Tat lassen sich das CO2-Problem und dierage der Energieversorgung nicht nur über die Ange-
otsseite lösen, sondern wir müssen auch nach Lösungs-
öglichkeiten auf der Nachfrageseite suchen. Insofern
eht Ihr Vorschlag, sich der Energieeffizienz zu widmen,
bsolut in die richtige Richtung.
Jetzt möchte ich aber doch das eine oder andere, was

ie angesprochen haben, aufgreifen, weil Sie es zumin-
est aus meiner Sicht etwas durcheinander gebracht ha-
en. So sagten Sie, wir würden uns gegen die Fortfüh-
ung von Klimaschutzmaßnahmen aussprechen. Das
rifft mit Sicherheit auf Frau Merkel nicht zu. Sie hat im
brigen, um auch das einmal deutlich zu machen, das
ioto-Protokoll entscheidend mitverhandelt. Ich glaube
ber, wir alle in diesem Hause wissen, dass wir mit dem
ioto-Protokoll allein nicht reüssieren werden. Ich
enne einfach einmal die Zahlen für das Treibhausgas
O2. Durch Energieerzeugung bedingt haben wir heuteO2-Emissionen in Höhe von 25 Milliarden Tonnen proahr; dazu kommen noch einmal 10 Milliarden, die an-
hropogen verursacht sind. Wir haben also 35 Milliarden
onnen CO2-Emissionen pro Jahr.
Wenn wir jetzt den Klimaschutz wirklich ernst neh-
en, dürfen wir Maßnahmen nicht auf die Zukunft ver-
chieben, sondern wir müssen heute Klimaschutz mög-
ichst effizient betreiben. In diesem Punkt sind wir
ffensichtlich gleicher Meinung; das freut mich. Aller-
ings betreiben wir bisher den Klimaschutz nicht mög-
ichst effizient. Laut Kioto-Protokoll – Sie kennen die
ahlen genauso gut wie ich, Herr Kelber – soll die EU
50 Millionen Tonnen im Zeitraum von 1990 bis 2012
insparen. Das heißt, in 22 Jahren sparen wir 350 Millio-
en Tonnen ein. Ich will nicht behaupten, dass das nichts
äre, aber durch diese Maßnahme werden wir das welt-
eite Klimaproblem nicht lösen. Demgegenüber hatte
ämlich China allein im Jahr 2002 CO2-Emissionen von00 Millionen Tonnen. Das, was wir durch das Kioto-
rotokoll in Europa in 22 Jahren einsparen, entspricht
lso quasi dem Ausstoß von China in einem halben Jahr.
as sind die Realitäten; das ist Fakt.






(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU] – Ulrich Kelber [SPD]: Nein, das sind nicht die Realitäten!)


Jetzt geht es aber darum: Wie gehen wir die Dinge
an? Auf der einen Seite müssen wir uns um die Ange-
botsseite kümmern. Sie haben, wenn wir das einmal
ganz nüchtern, rational und nicht ideologisch betrachten,
Klimaschutzmaßnahmen getroffen, auch durch den Aus-
bau der erneuerbaren Energien, die aber nicht die effi-
zientesten sind. Natürlich ist dadurch eine Wirkung
erzielt worden. Sie haben sich 1998 in Ihrem Koalitions-
vertrag vorgenommen, den CO2-Ausstoß bis 2005 ge-genüber 1990 um 25 Prozent zu reduzieren. Erreicht sind
heute 19 Prozent. 1998 waren es bereits 13 Prozent; das
heißt, 6 Prozent sind dazugekommen.

Aber wie sind sie dazugekommen? Mengenmäßig ist
das Ziel natürlich nicht erreicht; hinzu kommt, dass
diese Art der CO2-Vermeidung nicht besonders effektivist. Die Vermeidungskosten beispielsweise durch die
Windenergie betragen für die Angebotsseite zwischen
50 Euro je Tonne im untersten Bereich und 110 Euro je
Tonne. Die Vermeidungskosten durch die Photovoltaik
betragen heute – ich rede vom Jahr 2005; in ein paar Jah-
ren ist das hoffentlich anders – 500 Euro je Tonne.

Wir treten im Gegensatz dazu für einen nachhaltigen
diversifizierten Energiemix ein.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


Das haben Sie vorhin angesprochen und das ist unser
Ansatz. Wir lassen uns hier nicht in die Ecke stellen. Wir
sind nicht von gestern oder gar von vorgestern. Ich
denke, das sollten wir deutlich machen, heute hier und
auch im bevorstehenden Wahlkampf. Bei diesem Ener-
giemix nutzen wir nicht nur die erneuerbaren Energien,
sondern durch eine Verlängerung der Laufzeit der Kraft-
werke auch die Kernkraft als Brücke in die Zukunft, um
den CO2-Ausstoß wie vorgesehen zu reduzieren.

Wie wollen Sie das machen? Sie haben bisher nie dar-
gelegt – weder heute Morgen, als wir über das
Energieprogramm diskutiert haben, noch in den letzten
sieben Jahren –, wie Sie das CO2-Problem auf der Ange-bots- oder auf der Nachfrageseite mit Ihrem Ansatz an-
gehen wollen.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])

Ihre Politik ist an dieser Stelle leider nur Stückwerk und
kein Gesamtkonzept.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig! Nur Stückwerk, kein Gesamtkonzept! – Gegenruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Herr Hinsken, Sie müssen es einmal lesen! Lesen!)


– Ich will mich jetzt gar nicht mit Ihnen streiten. Lassen
Sie mich – ich habe Sie vorhin auch ausreden lassen –
meinen Gedankengang darzulegen versuchen.

Wir wollen das CO2-Problem auf der Angebotsseite– ich gehe nachher noch im Einzelnen auf die Nachfra-
geseite und den Top-Runner-Ansatz ein – durch einen
nachhaltigen diversifizierten Energiemix lösen, bei dem

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(C (D lle Energiearten eine Rolle spielen, auch die fossilen. ir wollen beispielsweise – da sind wir zumindest mit em Wirtschaftsministerium einig; beim Umweltminiserium bin ich mir nicht so sicher – im Bereich der ohle, der Braunkohle oder Steinkohle, verstärkt daran orschen, eine CO2-Abscheidung, eine CO2-Trennung zurreichen und diese technisch umzusetzen, damit wir irtschaftlich sein können. – Damit will ich die Angeotsseite abschließen. Im Zusammenhang mit der Nachfrageseite haben Sie as Thema Geräte angesprochen. Viel wichtiger sind um Beispiel – da können Sie bei uns ein Gesamtkonept erkennen: nachhaltiger Energiemix auf der einen eite, Schwerpunkt bei der Nachfrage auf der anderen eite – Anreizprogramme, zum Beispiel in Bezug auf en Gebäudebestand. Dadurch können wir schon mit O2-Vermeidungskosten in Höhe von 5 bis 10 Euro jeonne – also nicht 50 oder 500 Euro – etwas erreichen. arüber haben wir in den letzten sieben Jahren zwar chon geredet, aber wir haben leider nichts umgesetzt. as wird ein Punkt sein, den wir angehen. Das heißt, wir können sowohl wirtschaftliche Ziele rreichen, indem wir die Wettbewerbsfähigkeit der Eneriepreise im europäischen Kontext erhöhen und Wirtchaft und Verbraucher entsprechend entlasten. Durch ie Wettbewerbsfähigkeit würden Wachstum und damit rbeit geschaffen; das war auch schon beim vorherigen agesordnungspunkt ein Thema. Auf der anderen Seite önnen wir auch die Umweltziele effizient erreichen. as müsste auch in Ihrem Interesse sein. Lassen Sie mich noch auf das Thema Top-Runnernsatz eingehen. Sie haben auf die EU verwiesen und ie Nutzung der Potenziale angesprochen. Da sind wir, laube ich, was die Richtung angeht, gleicher Meinung. as Grünbuch der EU schätzt, dass wir im EU-Raum auf er Nachfrageseite ungefähr 20 Prozent des gegenwärtien Energiebedarfs einsparen können, wenn wir das effiienter angehen als heute. Das ist ungefähr der gegenärtige Energieverbrauch von Deutschland und innland zusammen und entspricht 60 Milliarden Euro ro Jahr. Das sind die Potenziale, die man in der Tat auf er Nachfrageseite heben kann. Ich habe Ihnen gerade gesagt, wie wir diese Poten iale heben wollen, was das Thema Gebäude anbelangt. s stellt sich aber auch die Frage, wie man diese Poteniale bei Haushaltsgeräten und bei elektronischen Gerän heben kann. Dazu gehört auch das Thema Stand-by, ber das seit 20 Jahren gesprochen wird. Es wird aber enig getan, um dieses Problem zu lösen. Ob der Top-Runner-Ansatz richtig ist, vermag ich bschließend nicht zu beurteilen. Ich stelle dazu einige ragen. Ihre Redner können mir vielleicht die eine oder ndere Frage noch beantworten. Ich bin einmal gespannt uf den Diskurs. Eine Frage ist – Herr Kelber, Sie haben es vorhin an esprochen –, inwieweit dieser Ansatz EU-konform umetzbar ist. Wir haben die Ökodesign-Richtlinie, die Effiienz-Richtlinie und die Energie-Richtlinie. Es gibt also Dr. Joachim Pfeiffer unterschiedliche Instrumente. Wenn diese wirklich aufeinander abgestimmt sind, sind sie sinnvoll. Ich habe bis jetzt aber noch nicht feststellen können, dass diese Instrumente kumulativ wirken. Sie gehen vielmehr ineinander über. Wenn es so ist, wie Sie es gerade dargestellt haben, dann mag es in die richtige Richtung gehen. Es stellt sich außerdem die Frage – diese Frage hat Herr Staffelt aus dem Wirtschaftsministerium offenbar aufgeworfen; zumindest liegt mir ein Schreiben des Herrn Adamowitsch vor –, wie es sich mit der WTOKonsistenz verhält. Wenn ich es richtig verstanden habe, wollen Sie keinen nationalen Alleingang, sondern Sie wollen diese Punkte im europäischen Kontext regeln. Das ist zwar ein richtiger Ansatz. Aber ich stelle schon die Frage – ich habe deutlich gemacht, dass mir dieses Thema wichtig ist –, ob Energieeffizienz das alleinige Kriterium ist. Wir müssen schon darauf achten, ob nicht auch andere Fragen noch eine Rolle spielen und wie die Energieeffizienz einzuordnen ist. Das geht aus dem Antrag nicht eindeutig hervor. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben Ihre Schularbeiten wohl nicht gemacht!)


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])





(A) )


(B) )


– Ich bin ja deshalb hier, um von Ihnen Nachhilfe zu be-
kommen. Es ist schön, wenn ich intelligenter von dannen
gehe, als ich gekommen bin. Sie sehen, ich bin noch
lernfähig.

Auch die sicherheitsrelevanten und umweltpoliti-
schen Aspekte müssen wir mit einbeziehen. In dem
Grünbuch wird die Frage aufgeworfen, ob hier die
grundlegenden marktwirtschaftlichen und wettbewerbli-
chen Prämissen entsprechend berücksichtigt werden. Ich
beziehe mich, wie gesagt, auf das aktuelle Grünbuch der
EU, in dem diese Fragen aufgeworfen werden.

Ich sehe, dass meine Redezeit langsam zu Ende geht.
Ich habe einige Fragen gestellt. Wir sind uns in der
grundlegenden Richtung einig, nämlich dass wir die
Nachfrageseite engagiert angehen müssen. Ich sehe da-
rin ein mögliches Instrument. Aufgrund zahlreicher noch
offener Fragen können wir dem heute mit Sicherheit
noch nicht zustimmen. Wir können aber klar signalisie-
ren, dass wir bereit sind, diesen Weg entsprechend ge-
meinsam weiter zu beschreiten und ein mögliches Instru-
ment daraus zu entwickeln.

Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, dass
es nicht nur mit einem Instrument getan ist. Ich habe
schon versucht, diese Position auch auf Ihre Bemerkung
hin, Herr Kelber, deutlich zu machen. Man muss viel-
mehr eine Energiepolitik aus einem Guss entwickeln.
Diese gab es in den letzten sieben Jahren nicht. Es gab
nur Stückwerk; es gab Instrumente, die zum Teil gut ge-
meint waren, deren Wirkungen aber verheerend waren.
Denn diese Instrumente haben weder die umweltpoliti-
schen Anforderungen erfüllt noch waren sie energie- und
kosteneffizient. Das Ergebnis ist – dieses konnten wir
schon heute Morgen in der Debatte feststellen; wie es
ausschaut, ist es in dieser Legislaturperiode die letzte
Debatte zu diesem Thema –, dass Rot-Grün auch in der
Energiepolitik versagt hat.


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(C (D (Lachen des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


Das ist so. Ich habe versucht, die Probleme sachlich
arzulegen. Sie können meine Einwände ja widerlegen.
ch habe die Zahlen genannt. Sollten die von mir ge-
annten Zahlen nicht stimmen, dann lasse ich mich gern
ines Besseren belehren. Aber da sie stimmen, muss ich
iese Schlussfolgerung leider ziehen.
Wir werden uns dann – vielleicht nicht Sie, Herr

chmidt, aber die meisten von uns – in der neuen Legis-
aturperiode wiedersehen. Dann können wir über die
esseren Instrumente streiten, vielleicht in umgekehrter
unktion. Schauen wir einmal.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Das haben Sie 2002 auch gesagt!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518424000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Reinhard Loske.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

u dem sachlichen Vortrag von Herrn Pfeiffer und auf
eine Fragen vielleicht einige Antworten, sofern ich das
ann. Zum Ersten haben Sie darüber geklagt, dass das
5-Prozent-Ziel im Jahr 2005 verfehlt worden sei und
ir eine Minderung der Emissionen um nur 19 Prozent
rreicht hätten. Es wirkt etwas paradox, dass Sie das mo-
ieren – so würde ich einmal sagen –, weil Sie alle Ge-
etze, die wir beschlossen haben, angefangen beim
missionshandel über die Ökosteuer, das Kraft-Wärme-
opplungsgesetz bis hin zum Erneuerbare-Energien-Ge-
etz, abgelehnt haben, weil sie Ihnen zu weit gingen. Für
ines sollten Sie sich schon entscheiden. Das passt ein-
eutig nicht zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zum Zweiten zur Atomkraftdebatte. Auch ich will
ersuchen, sachlich und nüchtern darauf einzugehen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518424100

Wollen Sie gleich eine Zwischenfrage von Herrn

feiffer zulassen?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Ich habe doch gerade erst angefangen. Lassen Sie
ich noch ein bisschen reden! Vielleicht später.
Über die Atomkraft, den zusätzlichen Atommüll usw.

ann man auf verschiedenerlei Weise diskutieren. Herr
feiffer, ich will jetzt ausschließlich wirtschaftlich argu-
entieren: Es ist so, dass in Deutschland das Fenster der
öglichkeiten für neue Investitionen im Strombereich

n den nächsten 15, 20 Jahren sperrangelweit offen steht.






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Viele Leute sitzen jetzt in den Startlöchern und wollen
mit neuen Technologien, mit modernen Gas- und Dampf-
turbinenkraftwerken, mit Kraft-Wärme-Kopplungsanla-
gen, mit Blockheizkraftwerken, mit Brennstoffzellen,
mit erneuerbaren Energien und mit moderner Kraft-
werkstechnologie insgesamt, in diesen Bereich. Wenn
Sie die Laufzeit der Atomkraftwerke bis zum Sankt-
Nimmerleins-Tag verlängern und diese Leute gegen ab-
geschriebene Atomkraftwerke konkurrieren müssen, die
am goldenen Ende laufen, dann ist das das größte Inves-
titionsverhinderungsprogramm, das Deutschland je er-
lebt hat. Das werden wir im Wahlkampf so sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Zum Schutz von drei Monopolisten!)


Das war das Zweite, was ich sagen wollte.
Zum Dritten. Herr Clement hat heute Morgen gesagt,

dass unsere Energiepolitik aus den drei „E“ besteht
– das fand ich ganz interessant –: den erneuerbaren
Energien, der Energieeffizienz und der Energieeinspa-
rung. Wir müssen – darüber besteht auf der abstrakten
Ebene Einvernehmen – eine Art Zangenpolitik hinbe-
kommen. Wir müssen sehen, dass wir durch eine effi-
ziente Nutzung weniger Energie verbrauchen. Dann kön-
nen wir den Anteil der erneuerbaren Energien viel
einfacher erhöhen. Es ist viel leichter, 20 oder 50 Pro-
zent von weniger zu erreichen. Wenn uns der Energie-
verbrauch hingegen davonläuft, dann haben wir das
Problem, die erneuerbaren Energien in einer relevanten
Größenordnung einzusetzen.

Deswegen haben wir den vorliegenden Antrag einge-
bracht. Ich glaube in der Tat, dass man sagen kann:
Diese Koalition hat auf der Angebotsseite eine ganze
Menge getan. Wir haben das Erneuerbare-Energien-Ge-
setz beschlossen. Als wir an die Regierung kamen, lag
der Anteil der erneuerbaren Energien bei 5 bzw.
6 Prozent. Jetzt liegt er bei 10 Prozent. Er soll bis 2020
auf 20 Prozent erhöht werden. Das ist ein klarer Korri-
dor, eine klare Wachstumsorientierung.

Wir haben beim Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz ge-
sagt – dies stellt sich ein bisschen schwieriger dar –: Wir
wollen den Anteil des KWK-Stroms verdoppeln. Wir
haben dafür ein Gesetz und einen Monitoringmechanis-
mus eingeführt. Dies müsste jetzt überprüft werden. Im
Moment ist das angesichts der komplexen Lage – so
sage ich einmal – schwierig. Daran muss aber weiter ge-
arbeitet werden. Auch bei der Kraft-Wärme-Kopplung
muss es einen Aufwuchs geben.

Wir haben den Emissionshandel geregelt, indem wir
die Menge der CO2-Emissionen für die Industrie definie-ren. Wir haben das Energiewirtschaftsgesetz beschlos-
sen, indem wir gesagt haben: Wir brauchen einen fairen
Wettbewerb und einen Schiedsrichter, der darauf schaut,
dass ein diskriminierungsfreier Netzzugang für alle
möglich ist. Das heißt, auf der Angebotsseite haben wir
eine ganze Menge guter Sachen gemacht. Schade, dass
Sie nicht zugestimmt haben! Das will ich hier nur einmal
festhalten.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auf der Nutzungsseite – so würde ich sagen – ist ins-
esamt zu wenig getan worden. Im Wärmebereich ist
iniges geschehen. Wir haben das Altbausanierungspro-
ramm eingeführt. Es wird hoffentlich bald der Gebäu-
epass eingeführt. Wir haben als Grundlage das Energie-
pargesetz verabschiedet; aber da kann noch mehr
eschehen.
Wenig geschehen ist insgesamt – das muss man

agen – im Strombereich. Wir haben die Stromsteuer
ingeführt und damit durchaus einen Anreiz zur
tromeinsparung gegeben; das ist keine Frage. Der An-
rag, den wir heute vorlegen, zielt genau darauf, dass
an, wie Uli Kelber gesagt hat, den Ingenieursverstand
arauf lenkt, auf der Nutzungsseite weniger Strom zu
erbrauchen. Da bestehen riesige Potenziale. Die sind
brigens auch kostengünstig erschließbar. Die EU
chätzt, dass 30 Prozent des Stromverbrauchs kosten-
ünstig erschlossen werden können, weil die Durch-
chnittskosten pro Kilowattstunde Strom, die bei einem
euen Kraftwerk anfallen, höher liegen als die Durch-
chnittskosten für die Kilowattstunde, die gespart wer-
en muss. Diese Potenziale wollen und müssen wir aus-
utzen. Deswegen haben wir diesen Antrag gestellt.
Die Grundidee ist im Grunde genommen ganz ein-

ach: Wir schreiben nicht im Detail bürokratisch vor, wie
och der Verbrauch sein soll, sondern sagen: Das jeweils
arktbeste Gerät setzt den Standard. Jeder Produzent
uss innerhalb eines bestimmten Zeitraums – das heißt
n drei bis fünf Jahren – diesen Standard erreichen; an-
onsten verschwindet er vom Markt. Das wäre natürlich
ine sehr weitgehende Position. Ich wäre dafür. Aber zu-
indest soll er ein Label bekommen, dass er ein strom-
ressendes Gerät verkauft. Die Kunden können dann
utonom entscheiden, ob sie so ein Gerät noch kaufen
ollen. Ich gehe fest davon aus, dass, wenn man das mit
iner klaren Kennzeichnung kombiniert, die Kunden
arauf sehr stark achten werden, wie sie das schon heute
ei Elektrogeräten, zum Beispiel bei Fernsehgeräten,
ühlschränken usw., machen.
Wir stehen bei diesem Thema nicht allein. Das ant-
orte ich auf Ihre Frage – die kann ich jetzt nicht mehr
m Detail beantworten, weil meine Zeit zu Ende geht –,
b unser Vorschlag EU-kompatibel ist. Es gibt im Mo-
ent – Kollege Kelber hat darüber gesprochen – die
kodesign-Richtlinie. Sie ist im Wesentlichen beschlos-
en. Es gibt darüber hinaus die Endenergieeffizienz-
ichtlinie. Darüber wird im Moment noch gestritten.
as Parlament will, dass bis 2015 der Stromverbrauch in
er EU um 11,5 Prozent reduziert wird. Die Kommission
nd der Rat sind da zurückhaltender. Aber beides geht in
ie gleiche Richtung, sodass wir ganz klar sagen müs-
en: Stromeinsparung auf eine intelligente Art und
eise, nämlich mit dem Top-Runner-Ansatz – es sollen
lso nicht bürokratisch im Einzelnen Vorschriften vorge-
eben werden, sondern es soll einen Wettbewerb um die
esten Standards geben –, verbirgt sich hinter der Idee,






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

mehr Ökologie mit weniger Bürokratie zu verbinden. Es
wäre gut, wenn Sie dem zustimmen würden.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518424200

Jetzt hat die Kollegin Gudrun Kopp das Wort. – Sie

müssen heute auch mehrmals auftreten.

Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518424300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

Damen! Energieeffizienz muss sich im Wettbewerb
entwickeln. Ich glaube, dass diese Lektion in dem vorlie-
genden Antrag nicht zum Vorschein kommt. Wo kom-
men wir hin, wenn wir marktwirtschaftliche Mechanis-
men außer Kraft setzen, bestimmte Vorgaben machen
und Unternehmen dann vorschreiben, auf welche Weise
sie ihre Produkte zu entwickeln haben!


(Horst Kubatschka [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


Warum vertrauen Sie in diesem Fall nicht auf den Markt,
auf den Sachverstand der Ingenieure? Der beste Anreiz
für den Kauf durchdachter Technologien sind natürlich
Preise.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518424400

Wollen Sie dem Kollegen Kelber eine Zwischenfrage

erlauben?

Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518424500

Nein, ich möchte jetzt weiter vortragen.
Sie sagen, Sie würden einen bestimmten Standard

vorgeben. Nehmen wir einmal an, jemand stellt einen
Videorekorder her, zu dem eine besonders bedienungs-
freundliche Fernbedienung gehört, die aber etwas mehr
Strom frisst. Wie wollen Sie, wenn Sie einen bestimmten
Standard vorgeben wollen, auf dieser Ebene differenzie-
ren? Das ist sehr schwierig. Sie müssen sagen, welche
Funktionen und welchen Energieverbrauch bestimmte
Geräte haben und dies dann gegeneinander abwägen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Alles falsch verstanden!)


Wie gehen Sie zum Beispiel bei den Patenten vor?
Eine Firma entwickelt ein Superpatent, eine hervorra-
gende Erfindung, wie Energieeinsparung in besonderer
Weise erfolgen kann. Wenn Sie sagen: „Das ist der Stan-
dard; das ist top“, dann heißt das natürlich, dass Sie an-
deren Firmen, die diesen Standard in kürzester Zeit über-
nehmen müssen, enorme Kosten aufbürden, indem sie
quasi Patentgebühren bezahlen müssen.

Ich sage Ihnen noch etwas: Wenn Sie diesen Top-
Runner-Ansatz marktwirtschaftlich formulieren, finde
ich das hervorragend; denn wir brauchen mehr Energie-
effizienz. Aber dies darf auf gar keinen Fall zu mehr Bü-
rokratie führen.

Herr Kelber, ich lese einmal aus Ihrem Antrag vor:

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(C (D Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass ein Hersteller alle technischen, energetischen, sicherheitsrelevanten, funktionellen, wirtschaftlichen und umweltbezogenen Aspekte sowie die gesundheitlichen Auswirkungen – z. B. Lärm, elektromagnetische Felder – berücksichtigt, um letztlich das Optimum für das Produkt zu finden. as ist ein riesiger Ansatz. Da wollen Sie vorgeben, welher Standard künftig zu setzen ist. Ich finde diesen Anatz hoch bürokratisch. ch finde nicht, dass dies ein wettbewerblicher Ansatz st. Ein Wettbewerb um die beste Effizienz zu den günsigsten Preisen wäre der richtige Ansatz. Blicken Sie noch einmal auf die gesamte Energiepoli ik! Ich erinnere Sie an den Effizienzverlust, den wir bei er Nutzung der Windenergie de facto haben. Ich habe erade ein Beschwerdeschreiben von der Chemieindusrie in Sachsen-Anhalt auf dem Tisch liegen. Da wird gechildert, wie eine eigene KWK-Anlage auf dem Beriebsgelände aufgrund einer Einspeiseverpflichtung für ie Windenergie abgeschaltet werden muss und diesem nternehmen dadurch – weil Sie Vorgaben zum Erzeuungsmanagement machen – enorme Kosten entstehen. (Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie dürfen nicht alles glauben!)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der FDP)


Energie wirklich ideologiefrei und effizient herzustel-
en und zu vertreiben, das ist der Ansatz, aber nicht Vor-
aben zu machen und staatlicherseits regulierend einzu-
reifen. Das hat mit Effizienz sehr wenig zu tun.


(Beifall bei der FDP)

Insofern bitte ich Sie –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518424600

Frau Kollegin.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518424700

– ich komme zum Schluss –, ein Modell, das wirklich

nergieeffizient und kostengünstig ist, zu entwickeln und
s in einen Antrag zu gießen. Das wäre sinnvoll.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518424800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Axel Berg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1518424900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
amen und Herren! Ich freue mich, dass wir am Ende
ieser Legislaturperiode noch einen wichtigen, zukunfts-
eisenden Antrag beraten, in dem es um eines der wich-
igsten Themen geht, mit denen wir uns in den nächsten






(A) )



(B) )


Dr. Axel Berg

Jahrzehnten beschäftigen müssen. Es geht um Effizienz,
diesmal aber nicht um Effizienz bei Arbeitsplätzen.

Ganz im Gegenteil: Es ist unerlässlich, dass wir mit
den Ressourcen unserer Erde sparsamer umgehen, ob
mit Wasser, mit Kohle, Öl oder Gas, mit Land, Natur
oder sauberer Luft. Die technologischen Entwicklungen
der letzten 200 Jahre und die damit verbundene unglaub-
liche Steigerung der Arbeitsproduktivität hat uns in Mit-
teleuropa auf der einen Seite zu Wachstum und Wohl-
stand verholfen. Auf der anderen Seite ist damit auch
eine eigentlich beschämende Verschwendung einherge-
gangen, beschämend deshalb, weil wir eine große Party
der Verschwendung auf Kosten der Armen und der Um-
welt feiern.

Wir müssen uns endlich verstärkt mit der Effizienz
beschäftigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Denn allerorts wird augenscheinlich, dass man sich mit
der Verschwendungswirtschaft auch wirtschaftlich ins
Abseits begibt. Von den Umweltfolgen will ich gar nicht
sprechen, weil ich ganz gezielt auf die ökonomische
Notwendigkeit von Effizienz hinweisen möchte.

Das Zauberwort heißt Ressourcenproduktivität. Im
Grunde hätte man schon während der ersten Ölkrise in
den 70er-Jahren begreifen müssen, dass Öl viel zu wert-
voll ist, um es ineffizient zu nutzen. Jetzt müssen wir re-
agieren; denn wir stehen bereits mit dem Rücken zur
Wand. Durch die rasante wirtschaftliche Entwicklung in
Asien und dem damit einhergehenden riesigen Energie-
hunger wurden dort inzwischen Rahmenbedingungen
geschaffen, die eine verbesserte Ressourceneffizienz er-
zwingen, seien es gesetzliche Grenzwerte für den Sprit-
verbrauch von Autos oder genau dieser Top-Runner-An-
satz.

Durch das Top-Runner-Programm wird eine 100-pro-
zentige Marktdurchdringung mit der jeweils energieeffi-
zientesten Technologie erreicht. Wir schaffen damit
technischen Fortschritt und einen dynamischen Wettbe-
werb. Darüber hinaus können wir auf diese Weise mit
den Entwicklungen auf anderen Märkten mithalten. Der
Top-Runner passt übrigens geradezu prototypisch in die
Lissabon-Strategie, die anstrebt – ich zitiere –,

die Union zum wettbewerbsfähigsten und dyna-
mischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der
Welt zu machen – einem Wirtschaftsraum, der fähig
ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr
und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren
sozialen Zusammenhalt zu erzielen.

Um dies zu erreichen, müssen wir jetzt Entschlossen-
heit zeigen. Wir dürfen nicht aus Angst oder aufgrund
von Protektionismus mutige Schritte verweigern. Die
„Pfeiffer-CDU“ – so nenne ich sie einmal – flüchtet auf
die Nachfrageseite. Okay, das kann man so sehen. Aber
der Hebel ist der Preis. Warum wollen Sie dann ständig
billige Energie? Das passt, wie ich finde, überhaupt nicht
zusammen. Wir haben in Deutschland gerade vorgeführt
bekommen, wie sich der vermeintliche Schutz der deut-
schen Unternehmen ruck, zuck in sein Gegenteil verkeh-

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(C (D en kann. Stichwort: Rußfilter. Deutsche Autobauer ehrten sich erfolgreich dagegen mit dem Ergebnis, ass die französische Konkurrenz inzwischen das Gechäft macht. Wir wollen in Deutschland mehr Arbeitsplätze. Das rreichen wir aber nur, wenn wir an bestimmten Punkten ntschlossen neue Wege beschreiten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


it dem Top-Runner gewinnen wir qualifizierte Arbeits-
lätze. Wir bringen unsere Unternehmen in eine chan-
enreiche Wettbewerbsposition. Wir bringen uns für den
xport in Stellung. Wir schöpfen riesige Energieeinspar-
otenziale aus. Wir werden einen Innovationsschub erle-
en und – last, not least – machen wir natürlich auch
och einen Riesensprung beim Umweltschutz. Wir
chaffen jetzt den politischen Rahmen – die Umsetzung
t dann Aufgabe der Industrie.
Lassen Sie mich zum Schluss aus der „Süddeutschen

eitung“ von heute zitieren. Es gab ein Interview mit
effrey Immelt, dem Chef des Industriegiganten GE, der
och viel größer als Siemens ist. Die Frage von der
Süddeutschen Zeitung“ war:

Herr Immelt, Sie verordnen Ihrem Unternehmen
neue, höhere Umweltstandards … Veruntreuen Sie
das Geld Ihrer Aktionäre?

ie Antwort von Immelt:
Nein. Investitionen in grüne Technologien sind ja
kein teueres Hobby entrückter Manager. Wir haben
mit der Initiative vor allem ein Ziel: Geld verdie-
nen.

o macht man auch Politik, liebe CDU/CSU und liebe
DP!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518425000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
uf Drucksache 15/5469 mit dem Titel „Industrielle Ar-
eitsplätze sichern, Energieeffizienz steigern – Eine
eutsche Initiative für ein europäisches Top-Runner-Pro-
ramm“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt
agegen? –


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nichts gelernt!)


nthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen von
PD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen
on CDU/CSU und FDP angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Einführung der projektbezogenen






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Mechanismen nach dem Protokoll von Kioto
zum Rahmenübereinkommen der Vereinten
Nationen über Klimaänderung vom 11. De-
zember 1997 und zur Umsetzung der Richt-
linie 2004/101/EG
– Drucksache 15/5447 –

(Erste Beratung 176. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (15. Ausschuss)

– Drucksachen 15/5844, 15/5881 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Ulrich Kelber
Marie-Luise Dött
Dr. Reinhard Loske
Birgit Homburger

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
der FDP vor.

Die Kollegen Kelber, Groneberg, Lippold,
Obermeier, Loske und Homburger haben gebeten, ihre
Reden zu Protokoll geben zu dürfen.1) – Sie sind, glaube
ich, einverstanden. Dann verfahren wir auch so und
kommen gleich zur Abstimmung über den eben genann-
ten Gesetzentwurf. Der Ausschuss für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen; das sind die Druck-
sachen 15/5844 und 15/5881. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
tung mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die
Grünen bei Enthaltung von CDU/CSU und FDP und kei-
ner Gegenstimme angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben,
wenn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
in dritter Beratung mit dem eben festgestellten Stimm-
verhältnis angenommen worden.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/5870. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthal-
tungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stim-
men von CDU/CSU und FDP abgelehnt.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:
Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Übereinkommen der
Vereinten Nationen vom 15. November 2000
gegen die grenzüberschreitende organisierte
Kriminalität sowie zu den Zusatzprotokollen

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d1) Anlage 7

(C (D gegen den Menschenhandel und gegen die Schleusung von Migranten – Drucksache 15/5150 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/5855 – Berichterstattung: Abgeordnete Erika Simm Joachim Stünker Siegfried Kauder Jerzy Montag Sibylle Laurischk Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Ausprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist auch so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Parlamentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach. A Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe ollegen! Ich freue mich, dass ihr noch so heiter seid; ch lade euch alle nachher in die Parlamentarische Geellschaft ein. Die international organisierte Kriminalität hat er chreckende Dimensionen angenommen. Nach Schätungen der Vereinten Nationen werden damit inzwichen jährlich mehrere 100 Milliarden US-Dollar mgesetzt. Täter und Hintermänner nutzen ganz bewusst nd ganz gezielt die Möglichkeiten einer globalisierten eltwirtschaft. Sie profitieren von offenen oder durch ässigen Grenzen, wenn sie Rauschgift, Waffen und getohlene Autos schmuggeln, und sie wissen das Internet, -Mail und Mobiltelefone für ihre weltumspannenden achenschaften einzusetzen. Die Strafverfolgung wird eute dagegen noch viel zu oft durch Staatsgrenzen geremst oder sogar gestoppt. Die internationale Staatenemeinschaft muss deshalb in Zukunft noch enger zuammenarbeiten. Die weltweit agierende organisierte Kriminalität ist ine ernste Bedrohung für die internationale Sichereit und Stabilität, wobei besonders die jungen, sich uf dem Weg zur Demokratie befindlichen Staaten anfälig und betroffen sind. Aber auch die Auswirkungen auf eutschland sind enorm. Allein in Deutschland reden ir von Schäden, die jährlich im Milliardenbereich lieen. So weist der Lagebericht des Bundeskriminalamtes ur organisierten Kriminalität allein für das Jahr 2002 eien Schaden von mehr als 3 Milliarden Euro aus. In über 0 Prozent der Delikte der organisierten Kriminalität aren grenzüberschreitende Bezüge festzustellen. Eine ffektive Bekämpfung dieser Art von Kriminalität ist nur urch ein abgestimmtes internationales Vorgehen Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach möglich. Dafür hat sich diese Bundesregierung stets eingesetzt. Wir werden uns auf internationaler Ebene auch weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Erste Beratung 169. Sitzung)


(Zuruf von der SPD: Alfred, auf geht’s!)

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1518425100

(Horst Kubatschka [SPD]: Auf deine Kosten!)





(A) )


(B) )


Mit dem Übereinkommen von Palermo und den da-
zugehörigen Protokollen gegen den Menschenhandel
und gegen die Schleusung von Migranten


(Zuruf des Abg. Helmut Heiderich [CDU/ CSU])


– bei Palermo wird der Herr Heiderich wach –

(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: War er auch vorher schon! Er passt auf!)

hat die internationale Staatengemeinschaft erstmals in
ihrer Geschichte ein umfassendes Vertragswerk zur Be-
kämpfung der organisierten Kriminalität geschaffen. Un-
ser nationales Recht erfüllt schon alle Bedingungen die-
ses Übereinkommens und seiner Zusatzprotokolle. Wir
stehen bei der Bekämpfung der organisierten Kriminali-
tät international gut da.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist nicht zuletzt ein Erfolg dieser Bundesregierung
und der Koalitionsfraktionen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die umsichtige rot-grüne Politik!)


Durch das Prostitutionsgesetz haben wir die Position
der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution
gestärkt,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


indem wir ihnen Wege aus der Kriminalität in die Lega-
lität aufgezeigt haben.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Wenn man es abliest, wird es nicht besser!)


– Herr Kauder, außerdem haben wir mit dem 37. Straf-
rechtsänderungsgesetz die Definition des Menschenhan-
dels im Strafgesetzbuch erweitert und die hierfür gelten-
den Strafvorschriften neu gefasst. Wir ermöglichen so
eine konsequente Strafverfolgung der Täter und einen
wirksamen Schutz für die Opfer.

Der entscheidende Mehrwert des Übereinkommens
und seiner Zusatzprotokolle, über die wir heute debattie-
ren, besteht darin, dass zukünftig alle 147 Zeichnerstaa-
ten der Vereinten Nationen die dort vorgesehenen Maß-
nahmen anwenden. Ich sage: anwenden müssen. Auf das
globalisierte Verbrechen müssen wir mit einer grenz-
überschreitenden Kriminalitätsbekämpfung antwor-
ten.

Das Palermo-Übereinkommen enthält gemeinsame
Definitionen und schafft somit begriffliche Standards. Es
verpflichtet die Zeichnerstaaten, bestimmte Formen von

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(C (D riminalität unter Strafe zu stellen, führt also zu einer armonisierung des materiellen Strafrechts. Das bereinkommen verpflichtet seine Mitglieder, den Straferfolgungsbehörden ein effektives Handwerkszeug zur ufklärung, aber auch zur Verhinderung von Straftaten er organisierten Kriminalität zur Verfügung zu stellen. ugleich verpflichtet das Übereinkommen seine Mitglieer nachdrücklich zur größtmöglichen internationalen usammenarbeit auf den Gebieten der Auslieferung und er Rechtshilfe. Mit dem Palermo-Übereinkommen und seinen Zu atzprotokollen steht ein äußerst wichtiges Rechtsinstruent der Völkergemeinschaft vor seiner nationalen Umetzung. Ich bitte um Ihre Zustimmung zu dem Ihnen orliegenden Vertragsgesetz. Lassen Sie uns gemeinsam in Zeichen gegen die organisierte Kriminalität setzen. Ich bedanke mich übrigens bei den Berichterstatterin en und Berichterstattern für die ausgiebige und gute orbereitung. Wenn die Union, die CDU/CSU, etwas mittelstands reundlicher wäre und die Beratung zu unserem Minestkapitalgesetz nicht durch eine wenig sinnvolle Vereisung auf eine Anhörung von der heutigen agesordnung abgesetzt hätte, könnten Sie mir jetzt zu einer 50. Rede in dieser Legislaturperiode gratulieren. o ist es nur meine 49. Rede. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Stephan Hilsberg [SPD]: Herzlichen Glückwunsch!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518425200

Ich sage es ja immer: ein fleißiges Parlament.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Und eine Regierung, mit Verlaub!)


Die Regierung auch.
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Siegfried Kauder.


(Beifall des Abg. Helmut Heiderich [CDU/ CSU])


Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/
SU):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Seit dem Jahr 1975 bemühen sich die Vereinten
ationen um internationale Standards zur Bekämpfung
es organisierten Verbrechens. Die 8. Strafrechtskonfe-
enz auf UN-Ebene fand im Jahr 1990 statt. Sie stand
ieder unter dem Thema: Bekämpfung des organisierten
erbrechens. Es wurde heftig diskutiert, ob sich eine in-
ernationale Organisation in die innere Sicherheit der
itgliedstaaten einmischen solle.
Die Diskussion hielt bis zum Jahr 1998 an. Dann war

uf einmal dringender Handlungsbedarf angesagt. Die
N setzte eine Ad-hoc-Kommission ein, die beauftragt
ar, ein Übereinkommen zur internationalen Bekämp-
ung des organisierten Verbrechens aufzuarbeiten. Es
auerte exakt zwei Jahre, bis dieses Übereinkommen
orlag. Aber es blieb nicht bei diesem einen Überein-






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen)


kommen zur Bekämpfung des organisierten Verbre-
chens; es gab Zusatzprotokolle. So gab es ein Zusatz-
protokoll zur Schleuserkriminalität. Wenn nun die
Meinung vorherrschen sollte, dieses Zusatzprotokoll sei
von irgendeinem fernen Staat in Südamerika oder sonst
wo entwickelt worden, dann irrt man sich. Dieses Zu-
satzprotokoll zur Schleuserkriminalität wurde von einem
Nachbarstaat initiiert, nämlich von Österreich. Öster-
reich hatte schon 1998 erkannt, dass die Schleuserkrimi-
nalität zugenommen hat und dass man dieser Kriminali-
tät mit allem, was einem zur Verfügung steht,
entgegentreten muss.

In diesem internationalen Klima verabschiedete man
in Deutschland am 3. März 2000 den so genannten
Volmer-Erlass, der inzwischen Fischer-Erlass heißt,
nachdem sich der Außenminister dazu bekannt hat, dass
er schuld ist.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So musste das ja wieder enden, Herr Kauder!)


Das läuft jeder internationalen Richtung entgegen.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Auf internationaler Ebene ist man sich einig gewesen,
dass Schleuserkriminalität und Menschenhandel be-
kämpft werden müssen. Wir in Deutschland hingegen
machen die Grenzen für Kriminalität auf.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sagt denn das?)


– Den Einwand „Wer sagt das denn?“ und dass sich das
statistisch nicht belegen lasse, habe ich erwartet. Ich
empfehle denen, die es interessiert und die davon offen-
sichtlich zu wenig Ahnung haben, das Vernehmungspro-
tokoll des Vizepräsidenten des Bundeskriminalamts,
Bernhard Falk, das dem Untersuchungsausschuss vor-
liegt, nachzulesen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Habe ich schon!)


Schleuserkriminalität ist ein Kontrolldelikt. Kontrol-
lieren Sie auf den Autobahnen eine Geschwindigkeits-
überschreitung nicht mehr, taucht dieses Delikt in der
Statistik mit null auf. Das heißt also, wenn die statisti-
schen Fallzahlen für Schleuserkriminalität zurückgehen,
dann ist das kein deutliches Indiz dafür, dass es diese
Kriminalität nicht mehr gibt, sondern es zeigt, dass man
die Schleusen geöffnet hat und zu wenig kontrolliert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat auch gesagt, dass sich Ihre Behauptung nicht belegen lässt!)


Schauen wir uns einmal die Zusatzprotokolle zu dem
Übereinkommen, das heute zur Verabschiedung steht,
an. Art. 11 des Zusatzprotokolls zur Schleusungskrimi-
nalität wäre ein guter Fahrplan für den Außenminister
Joschka Fischer. Er brauchte ihn nur abzuschreiben und
könnte seine unsäglichen Erlasse in den Müll werfen. Da
heißt es unter Art. 11 Abs. 1, dass die Vertragsstaaten
aufgefordert sind, so weit wie möglich die Grenzkontrol-

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(C (D en, die zur Verhütung und Aufdeckung der Schleusung on Migranten erforderlich sind, zu verstärken. Sie solen die Grenzkontrollen verstärken, nicht abbauen! In Abs. 5 des Art. 11 heißt es, die Vertragsstaaten erägen, Maßnahmen zu treffen, Schleusern die Einreise u verweigern oder ihre Visa für ungültig zu erklären. Es eißt dort nicht, man solle legendierte Schleusungen zuassen, die Probleme nicht nur für Deutschland, sondern uch für die anderen EU-Staaten geschaffen haben. s handelt sich also um einen klaren Verstoß nicht nur egen Schengen-Recht, sondern auch gegen den Inhalt ieses internationalen Übereinkommens. Schauen wir uns nun noch das Zusatzprotokoll über en Menschenhandel an. Da heißt es Art. 9 Abs. 5: Die Vertragsstaaten treffen gesetzgeberische oder sonstige Maßnahmen, um auf der Nachfrageseite dem Menschenhandel entgegenzuwirken. Merken Sie etwas? (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es geht nicht nur darum, auf der Angebotsseite etwas

egen Menschenhandel zu tun; es geht auch darum, auf
er Nachfrageseite Zwangsprostitution zu verhindern.
s war nicht Rot-Grün, die hier Vorreiter waren. Wir, die
DU/CSU-Bundestagsfraktion, haben einen ausformu-
ierten Gesetzentwurf zur Freierstrafbarkeit vorgelegt.
on Ihnen kam nur heiße Luft: Im Prinzip hätten wir
echt, aber das sei alles viel zu kompliziert. Auf diesem
tand sind Sie stehen geblieben; damit stellen Sie sich
egen den Inhalt dieses Übereinkommens, das wir heute
invernehmlich verabschieden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie hätten die das belegen sollen? Das war doch windelweich!)


Aber ich möchte Ihnen auch die Begründung der
undesregierung zu dieser Aufforderung, die Freier, die
enschenhandel ausnützen, zu bestrafen, nicht vorent-
alten. In der Begründung der Bundesregierung heißt es
azu, das in Abs. 5 benannte Ziel, Menschenhandel auch
uf der Nachfrageseite zu bekämpfen, habe die Bundes-
egierung bereits im Aktionsplan „Bekämpfung von
ewalt gegen Frauen“ als Ziel festgesetzt und dies
erde auch in der Fortschreibung Berücksichtigung fin-
en.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Bravo!)


ktionspläne – das ist es, was Sie auflegen können. Ein
esetz ist gefragt und nicht ein Aktionsplan.
Art. 7 dieses Zusatzabkommens über Menschenhan-

el gibt uns etwas Weiteres vor, nämlich dass die Ver-
ragsstaaten erwägen sollen, geeignete Maßnahmen zu
reffen, die es den Opfern des Menschenhandels ge-
tatten, in geeigneten Fällen vorübergehend oder auf






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen)


Dauer im Hoheitsgebiet des ersuchten Staates zu blei-
ben.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


– Herr Winkler, ich gebe Ihnen mit Ihrem „Aha!“ Recht:
Da sind wir in der Tat alle aufgerufen. Ich habe eigent-
lich Ihre Äußerung zu unserem Gesetzentwurf zur Frei-
erstrafbarkeit so verstanden, dass da ein bisschen von Ih-
nen kommt.

Aber auch da möchte ich Ihnen die Begründung der
Bundesregierung nicht vorenthalten. Denn dazu heißt es,

die bestehenden deutschen ausländerrechtlichen
Regelungen ließen bereits jetzt einen Aufenthalt für
die Dauer des Strafverfahrens gegen Menschen-
händler oder zur Stabilisierung des Opfers zu.

Das meint diese Vertragsvorschrift nicht: Es geht
nicht darum, die Opfer bis zum Abschluss des Strafver-
fahrens gegen die Menschenhändler hier zu lassen, son-
dern sich dafür einzusetzen, dass dies dauerhaft der Fall
ist. Genau das ist im deutschen Recht nicht umgesetzt.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es wäre schön, wenn ihr von der CDU/CSU das umsetzen würdet!)


Da sind alle aufgerufen mitzuarbeiten.
Dieses Übereinkommen erwähnt – das ist gut so –

nicht nur die Täterseite und die Seite der Gesetzgebung;
dieses Übereinkommen erwähnt auch das strafbare Ver-
halten aus der Sicht eines Opfers. Art. 6 des Zusatzpro-
tokolls über Menschenhandel gibt jedem Vertragsstaat
auf, dafür Sorge zu tragen, dass Gerichtsverfahren im
Zusammenhang mit Menschenhandel nicht öffentlich
sind.


(Zuruf von der SPD: Mein Gott!)

– „Mein Gott“ kann man dazu sagen, wenn man zu we-
nig Ahnung von den Befindlichkeiten von Opfern von
Straftaten hat. Ich will Ihnen auch hier nicht vorenthal-
ten, was die Bundesregierung zur Umsetzung in deut-
sches Recht vorträgt: Das hätten wir ja alles schon. Die
nicht öffentliche Hauptverhandlung bei Opfern gebe es
schon. – Das ist schlicht und ergreifend falsch. Wer
§ 171 b GVG liest, der merkt sehr schnell, dass die Ver-
nehmung des Opfers nicht öffentlich ist. Die Verlesung
der Anklageschrift, der nachfolgende Teil der Hauptver-
handlung und die Urteilsbegründung sind öffentlich.
Auch das meint der Gesetzestext nicht. Deswegen sind
alle aufgerufen, an diesem Ziel des Übereinkommens
mitzuarbeiten, damit in der Tat im entsprechenden Straf-
verfahren das Opfer hinreichend geschützt wird, was
nun einmal heißt, nicht nur Verfahrensteile nicht öffent-
lich auszugestalten, sondern das gesamte Verfahren mit
Ausnahme der Verkündigung des Urteilstenors. Auch da
bitte ich Sie um Ihre Mithilfe.

Warum sage ich das alles? Herr Staatssekretär
Hartenbach stellt sich hier hin und sagt: Wir werden die-
ses Vertragsgesetz unterzeichnen und bitten, dass alle
zustimmen. Das heißt nichts anderes als: Im deutschen

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(C (D echt ist nicht mehr zu tun. Alle Voraussetzungen dieses ertragsgesetzes haben wir erfüllt. – (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Das hat er gar nicht so gesagt!)

issen Sie, Herr Staatssekretär, welche Botschaft von
ieser Äußerung ausgeht? Wir können uns gemächlich
m Lehnstuhl zurücklehnen. Es ist doch alles schon ge-
ichtet. Nein, dieses Übereinkommen gibt uns Hausauf-
aben auf. Wir sollen mitarbeiten, damit die internatio-
ale Kriminalität bekämpft werden kann.
Deswegen haben wir von der CDU/CSU-Bundestags-

raktion dafür gesorgt, dass eine Unterrichtungspflicht
er Bundesregierung über die Konferenz der Vertrags-
taaten, die in diesem Jahr stattfindet, in die Sitzungspro-
okolle des Rechtsausschusses aufgenommen wird.


(Peter Dreßen [SPD]: Da wird aber die Welt bewegt, Herr Kauder!)


ir möchten wissen, mit welcher Position die Bundesre-
ierung das nationale Recht auf internationaler Ebene
ertritt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir wollen auch wissen, welche Position andere Staaten

n dieser Frage vertreten, ob sie uns voraus sind oder ob
ir – wie von Österreich – von ihnen etwas lernen kön-
en. Ich wiederhole: Von diesem Land kam der Anstoß
u dem Zusatzabkommen zur Schleuserkriminalität. Da-
on könnten wir etwas lernen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Diese Bundesregierung lernt nichts mehr!)


Dessen unbeschadet werden wir dem Gesetzentwurf
ustimmen; wir werden aber an diesem Thema dranblei-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518425300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Irmingard

chewe-Gerigk.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Kauder, ich habe mir die Frage gestellt, warum wir
eute – kurz vor der morgen früh stattfindenden Vertrau-
nsfrage – über ein Thema diskutieren, das eigentlich
lar ist und zu dem alles umgesetzt worden ist. Sie haben
ie Antwort darauf gegeben: Es ging Ihnen wieder ein-
al um die Diffamierung des Außenministers. Dies ist
hnen aber nicht gelungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Über den vorliegenden Gesetzentwurf zum Überein-
ommen der Vereinten Nationen vom 15. November
000 gegen die grenzüberschreitende organisierte Kri-
inalität mit seinen Zusatzprotokollen gegen Menschen-
andel und Schleusung von Migranten zu sprechen, ist
ir heute in der vermeintlich vorletzten Rede in dieser






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk

Legislaturperiode vor der Vertrauensfrage ein besonde-
res Vergnügen. Wir haben nämlich die Regelungen des
Übereinkommens in den vergangenen Jahren umfassend
im deutschen Recht verwirklicht und damit den Schutz
der Opfer entscheidend verbessert und die Verfolgung
der Täter erleichtert. Heute geht es deshalb nur noch um
die formale Ratifizierung.

Das Übereinkommen hat einige Neuerungen für die
Bekämpfung des Menschenhandels gebracht, über die
i
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1518425400
Es ging zunächst einmal um eine neue De-
finition des Menschenhandels, die seinen heutigen Aus-
prägungen weitaus besser entspricht. Der Begriff ist nun
nicht mehr auf die Ausbeutung in der Prostitution be-
schränkt. Menschenhandel ist heute der Handel von
Menschen zur Ausbeutung in all ihren Facetten: zur Ar-
beit, oft in Verhältnissen von Sklaverei und Leibeigen-
schaft – das hört sich zwar im 21. Jahrhundert etwas
merkwürdig an, aber es gibt sie immer noch –, zur Pros-
titution, zur Pornografie und sogar zur Entnahme von
Körperorganen. So haben wir die Definition Menschen-
handel im Rahmen der Strafrechtsreform in das Strafge-
setzbuch übernommen.

Das Übereinkommen nimmt noch eine andere wich-
tige Klarstellung vor. Es verdeutlicht, dass Schleusung
und Menschenhandel zwei unterschiedliche – wenn auch
oft ineinander greifende – Handlungen sind. Denn nicht
alle illegal außerhalb ihres Herkunftslandes arbeitenden
Menschen werden von Menschenhändlern dazu gezwun-
gen, Herr Kauder. Wir befinden uns in einer Welt, in der
Geld, Waren und Dienstleistungen frei fließen können,
in der aber nicht alle Länder davon profitieren. Extre-
mem Reichtum steht eine krasse Armut gegenüber, die
oft so unerträglich ist, dass sich Menschen freiwillig be-
reit erklären, ihre Arbeitskraft auf der wohlhabenden
Seite der Welt zu meist ausbeuterischen Bedingungen zu
verkaufen. Dabei geraten sie häufig in die Hände organi-
sierter Schleuserkriminalität.

Diese Unterscheidung möchte ich Ihnen mitgeben,
Herr Kauder. Denn in den vergangenen Monaten schien
mir, Sie hätten das nicht richtig verstanden, wenn Sie
uns – wie auch heute wieder – im Zusammenhang mit
dem Visa-Untersuchungsausschuss gleich massenhafte,
nirgends nachweisbare Verbringung in die Prostitution
vorgeworfen haben.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er will das nicht verstehen! – Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Sie wollen es nicht begreifen! – Gegenruf des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen es nicht begreifen!)


Aber kommen wir zu dem, was wir getan haben. Ge-
rade im Zusatzprotokoll geht es vor allem um den Schutz
der Opfer. Diesen Punkt halten wir Grünen neben der
Verbrechensbekämpfung für besonders wichtig. Auch
mit der Strafrechtsreform haben wir unter anderem die
Strafen für den Handel mit Kindern und den Anreiz für
die Opfer erhöht, gegen ihre Täter auszusagen.

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(C (D (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir alles gemacht!)


Wir haben auch erweiterte Mitwirkungsrechte der
pfer am Prozess vorgesehen. Im Zuwanderungsgesetz
urde zudem die Möglichkeit geschaffen, den Betroffe-
en ein befristetes Aufenthaltsrecht zu gewähren. Denn
ir halten die Duldung mit ihren Leistungen nach dem
sylbewerberleistungsgesetz für eine Form des Aufent-
alts, die der Situation der Opfer von Menschenhandel
icht gerecht wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Union war erst dagegen!)


Genau, die Union war dagegen. – Denn die Opfer hel-
en dem Staat mit ihrer Aussage, die Täter zu ermitteln.
Mithilfe eines Runderlasses aus dem Wirtschafts-
inisterium haben wir außerdem dafür Sorge getragen,
ass die Frauen während ihres Aufenthalts einer Arbeit
achgehen können. Wir haben den Opfern eine Bedenk-
rist eingeräumt, in der sie sich ohne drohende Abschie-
ung von den oft traumatischen Bedingungen zumindest
nsatzweise erholen können, bevor sie sich für oder ge-
en eine Aussage entscheiden. Herr Kauder, Sie haben
erade wieder darauf hingewiesen, dass in dem Zusatz-
rotokoll von einem Daueraufenthalt die Rede sei. Des-
alb mache ich darauf aufmerksam, dass das Bundesland
ayern noch nicht einmal diese vierwöchige Bedenkfrist
ewährt; dort werden die Opfer direkt in ein Flugzeug
esetzt und abgeschoben. Sie aber verlangen hier ein
auerhaftes Bleiberecht. Sie werfen einfach Nebelker-
en: Hier tun Sie das eine und dort sagen Sie das andere.


(Ute Kumpf [SPD]: Sie kauderwelschen, Herr Kauder! – Siegfried Kauder [VillingenSchwenningen] [CDU/CSU]: Ich bin nicht aus Bayern!)


Wir haben uns im Bereich der Verhütung des Men-
chenhandels durch die Bekämpfung der Armut stark
ngagiert und für Programme eingesetzt, die Frauen über
ie Realität der Emigration aufklären und sie bei der Su-
he nach alternativen Einkommensmöglichkeiten unter-
tützen.
Das Übereinkommen enthält aber nicht nur Bestim-
ungen für den Bund, sondern auch für die Länder. In
ielen Ländern sind Sie ja gefragt. Manche Länder erfül-
en diese Bestimmungen sehr gut, andere wie Bayern
darauf habe ich gerade hingewiesen – behandeln die
pfer nach wie vor wie Straftäterinnen und haben nur im
inn, wie sie die Frauen schnellstmöglich wieder los-
erden können. Das sind oft die Länder, die sich am lau-
esten für Strafverschärfungen einsetzen. Dies ist zy-
isch und hilft den Opfern überhaupt nicht. Ich richte an
iese Länder die dringende Aufforderung, das Zusatz-
rotokoll zu lesen. Verstehen Sie, dass es zum Kampf
egen den Menschenhandel vor allem einer Stärkung der
pfer bedarf!
Ich danke Ihnen.






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Nicht immer nach den anderen rufen, selbst etwas machen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518425500

Ich danke auch. – Dies war die letzte Rednerin in der

Debatte, denn die Abgeordneten Laurischk und Simm
haben gebeten, ihre Reden zu Protokoll geben zu dürfen.
– Sie sind damit einverstanden.1)

Dann kommen wir zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zu dem
Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 15. No-
vember 2000 gegen die grenzüberschreitende organi-
sierte Kriminalität sowie zu den Zusatzprotokollen
gegen den Menschenhandel und gegen die Schleusung
von Migranten. Der Rechtsausschuss empfiehlt auf
Drucksache 15/5855, den Gesetzentwurf anzunehmen.
Ich bitte Sie, sich jetzt zu erheben, wenn Sie dem Ge-
setzentwurf zustimmen wollen. –


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ist das ein beschleunigtes Abstimmungsverfahren?)


Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist damit einstimmig angenommen.

Dies war kein beschleunigtes Abstimmungsverfahren.
Wir verfahren hier immer ganz korrekt nach unserer Ge-
schäftsordnung. Da es sich um ein Vertragsgesetz han-
delt, gibt es nur eine zweite Lesung.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 19 auf:
Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Errichtung einer Bundesanstalt
für den Digitalfunk der Behörden und Organi-

(BDBOSGesetz – BDBOSG)

– Drucksache 15/5575 –

(Erste Beratung 178. Sitzung)


a) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/5847 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gerold Reichenbach
Ralf Göbel
Silke Stokar von Neuforn
Ernst Burgbacher

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/5853 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Susanne Jaffke

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1) Anlage 8 2)

(C (D Klaus Hagemann Alexander Bonde Otto Fricke Hier haben – dies beschleunigt unser Verfahren atsächlich – die Abgeordneten Reichenbach, Göbel, tokar und Burgbacher sowie der Parlamentarische taatssekretär Körper gebeten, ihre Reden zu Protokoll u nehmen.2)

ahren wir so.
Ich komme zur Abstimmung. Der Innenausschuss

mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 15/5847, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung
it den Stimmen von SPD und Grünen gegen die Stim-
en von CDU/CSU und FDP angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung: Ich bitte Sie, sich zu erheben,
enn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grü-
en gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP ange-
ommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(21. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Carl-Ludwig Thiele, Stephan Hilsberg, Franziska
Eichstädt-Bohlig, Werner Kuhn (Zingst), Ulrich
Adam und weiterer Abgeordneter
Gelände um das Brandenburger Tor als Ort
des Erinnerns an die Berliner Mauer, des Ge-
denkens an ihre Opfer und der Freude über
die Überwindung der deutschen Teilung
– Drucksachen 15/4795, 15/5854 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Eckhardt Barthel (Berlin)

Günter Nooke
Ursula Sowa
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
pruch höre ich nicht; dann ist es so beschlossen.
Das Wort hat als erster Redner der Abgeordnete

tephan Hilsberg.

Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1518425600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Die letzte Debatte des heutigen Tages, ange-
ichts der Erwartung der verkürzten Legislaturperiode
ermutlich eine der letzten Sachdebatten hier im Hohen
ause, führt uns heraus aus diesem Plenarsaal und vor

Anlage 9






(A) )



(B) )


Stephan Hilsberg

die Stufen des Reichstages. Wenn man über den Platz
zur Parlamentarischen Gesellschaft geht, dann quert man
einen etwa einen halben Meter breiten Streifen etwas
weißeren Gesteins. Die wenigsten wissen, was das ist.
Wenn man diesen Streifen weiter verfolgt in Richtung
Brandenburger Tor, dann wird er abgelöst durch einen
Streifen von zwei Katzenkopfsteinen, der quer durch
Berlin verläuft. Erst dann wird einem langsam deutlich:
Auf dieser Linie stand einmal die alte Berliner Mauer,
die die Stadt Berlin auf eine fürchterliche Art und Weise
geteilt hat. Dass diese Mauer 16 Jahre nachdem sie von
den Ostdeutschen in einer friedlichen Revolution frei-
heitlich geöffnet wurde, fast nicht mehr sichtbar wäre,
dass sie fast völlig aus dem Stadtbild von Berlin ver-
schwunden wäre, hätte ich mir früher nicht vorstellen
können, meine lieben Kolleginnen und Kollegen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt!)

Es geht dabei auch um einen anderen Punkt. Es ist

eine Herausforderung, wie eine Stadt, wie ein Land mit
einem solchen Schandmal, wie es die Berliner Mauer ja
war – sie war ein Wundmal und ein Schandmal –, um-
geht. Dass es schwierig ist, auf diese Frage eine Antwort
zu finden, ist völlig klar. Die Antwort kann aber nicht
ihre Verdrängung aus dem öffentlichen Bewusstsein und
ihre Zurückstufung auf ganz kleine Reste, die noch eine
gewisse Rolle spielen, sein, so als ob das schlechte Ge-
wissen eine Rolle gespielt hätte.

Diese Überlegungen waren für die Initiatoren, zu de-
nen auch ich mich zähle, Grund und Anlass für diesen
Gruppenantrag, der jetzt in zweiter und dritter Lesung
hier beraten wird. Sie haben gesagt: Dieses Defizit muss
man aufnehmen. Es war für mich eine große Freude, als
sich nach relativ kurzer Zeit herausstellte, dass sich die-
sem Antrag über 200 Mitglieder dieses Hauses – einige
von ihnen, wenn auch nicht sehr viele, darf ich herzlich
begrüßen – spontan anschlossen. Das zeigt, dass das
nicht nur mein Problem oder das Problem einiger weni-
ger ist, sondern dass viele andere dieses Defizit ganz ge-
nauso sehen und deshalb sagen: Das kann so nicht beste-
hen bleiben.

Im November letzten Jahres haben wir den Antrag
eingebracht. In der Beschlussempfehlung, über die wir
jetzt abzustimmen haben, wird Ihnen vorgeschlagen,
dem Gruppenantrag insgesamt zuzustimmen. Es gab
einen Änderungsantrag der Union, der abgelehnt wurde.
Herr Nooke wird die näheren Beweggründe dazu be-
stimmt noch darstellen; das ist meine Sache nicht. Es
gab allerdings ein unterschiedliches Abstimmungsver-
halten. Jede Partei hat ihre eigene Meinung dazu.

Entscheidend ist, dass dieser Gruppenantrag ein ge-
meinsames demokratisches Anliegen auf den Punkt ge-
bracht hat. Dass der Bundestag dem Antrag heute zu-
stimmen wird, finde ich sehr schön. Der Antrag macht
nicht viel her; er steht auf nur einer Seite, aber er hat es
in sich. Wir fordern in dem Antrag dazu auf, im Gelände
um das Brandenburger Tor herum einen zentralen Ort
– es geht nicht um eine zentrale Gedenkstätte – zu schaf-
fen: zum Gedenken an die Mauer selbst, zum Gedenken
derer, die dort zu Tode gekommen sind, und natürlich
zum Gedenken an die Freude über die Überwindung die-

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(C (D er Mauer und der Teilung Deutschlands. Diese drei inge gehören zusammen. Was also war die Mauer? Sie war ein Schandmal und in Wundmal gleichermaßen. Sie war nicht nur das Symol eines Nachkriegsdeutschlands, einer geteilten Stadt, ie wir uns eigentlich in Europa so nie hätten vorstellen önnen. Sie war Realität, war Absurdität. Das Absurde st zur Normalität geworden. 28 Jahre bestand die auer. Junge und ältere Menschen sind dort zu Tode geommen, sie sind an Land oder im Wasser erschossen orden, wenn sie bei Wind und Wetter die Flucht wagen. Obwohl sie die Gefahr kannten, sind sie das Risiko ingegangen. Eltern mussten um ihre Kinder weinen, eschwister um ihre Brüder oder Schwestern. Das war ie Realität: eine Mauer, die Angst gemacht hat. Sie war in Zeichen der deutschen Teilung, ein Zeichen der euroäischen Spaltung, ja, sie war ein Zeichen des ganzen alten Krieges. Ein Zeichen der Angst, das war die erliner Mauer. Dass sie von Leuten von unten aus eigener Kraft berwunden wurde, die sich damit genauso wenig wie it der großen Politik – auch wenn hier bestimmte Rahenbedingungen durchaus eine Rolle gespielt haben – aben abfinden können und gesagt haben: „Schluss dait; wir geben uns damit nicht zufrieden“, das kann und oll einen stolz machen. Ich finde, dass wir allen Grund azu haben. Die entscheidende Frage ist aber: Wo in Berlin kann an eigentlich dieses Stolzes gedenken? Man braucht och einen Ort, an dem das im öffentlichen Bewusstsein in Stück weit zum Ausdruck kommen kann. Es geht icht um einen Kranzabwurfplatz. Aber wo wird das ichtig deutlich? An der sehr schön gestalteten Gedenktätte „Berliner Mauer“ in der Bernauer Straße, die unter issenschaftlichen Kriterien vorzüglich ist, kann man as nicht machen. Am Checkpoint Charlie wird ebenalls versucht, dieses Defizit zu beheben, wenn auch ein tück weit unter kommerziellen Gesichtspunkten. Aber b das zulänglich ist, ist eine ganz andere Frage. Ich abe dazu – genauso wie viele von uns – eine eigene einung. In diesem Zusammenhang gibt es sicherlich iele offene Fragen. Für meine Begriffe kann man es ier allerdings ebenfalls nicht richtig. Wir brauchen aber inen Ort, an dem dieses Stolzes gedacht werden kann. Als ich mir diese Rede überlegt habe, gingen mir so iele Gedanken und Erinnerungen durch den Kopf. Ich abe mich gefragt, welche Bedeutung die Mauer – ich in schließlich mit ihr aufgewachsen; als sie 1961 gebaut urde, war ich fünf Jahre alt – für mich und meine Failie hatte. Wenn man die Gedenkstätte an der Bernauer traße besucht, kann man noch Fotos von damals sehen. n der Bernauer Straße haben einmal Häuser gestanden, ie es heute nicht mehr gibt, genauso wie eine Kirche, ie weggesprengt wurde, damit ein freies Schussfeld ntstand und die Menschen erschossen werden konnten, ie die Mauer überwinden wollten. Auch das ist ein chandmal. Diese Bilder müssen irgendwo auftauchen. ie können sich sicherlich an das Bild erinnern, auf dem in Grenzer zu sehen ist, der seinen ganzen Mut Stephan Hilsberg zusammengenommen hat und mit der Waffe in der Hand über einen Stacheldrahtzaun springt. Das geht einem nicht aus dem Kopf, wenn man es einmal gesehen hat. Andere Bilder zeigen Häuser, die in den Augusttagen 1961 gerade zugemauert wurden, und Frauen, wie sie den Tod in Kauf nehmend von einem Balkon im zweiten Stock herunterspringen – manche sind auch zu Tode gekommen –, weil sie nicht eingemauert werden wollten. Diese Bilder müssen irgendwo sichtbar werden. Willy Brandt hat einmal gesagt: „Die Mauer steht gegen den Strom der Geschichte.“ Er hat Recht gehabt. Dieser Satz stammt übrigens aus einer Rede, die er selber als eine seiner schwierigsten bezeichnet hat. Er hatte nämlich die schwierige Aufgabe, Menschen, die in einem Demonstrationszug aus Westberlin gegen die im Bau befindliche Mauer anrannten, von unvernünftigen Handlungen abzuhalten. Es sei sehr schwer gewesen, so sagte Willy Brandt, die Gefühle dieser Menschen auf den Punkt zu bringen. Er hat es geschafft, indem er ihnen deutlich gemacht hat, dass diese Mauer keinen Bestand haben wird, dass sie gegen den Strom der Geschichte steht, dass dieser Strom sie wegspülen wird. Das ist wohl wahr; das ist auch passiert. Das Leid der Menschen muss aber zum Ausdruck kommen. Ein Beispiel: Eine unserer Nachbarinnen in den 60erJahren war eine alte Frau; sie lebte alleine. Für sie war der Schrebergarten ihr Ein und Alles. Nach der Mauerschließung hat man ihr gesagt: Du kannst gerne hier bleiben, so lange du willst, auch für immer; wenn du aber den Schrebergarten gen Westen verlässt, dann kommst du nicht mehr zurück. Was bedeutete das für diese Frau? Was bedeutete es für die Menschen, die damals demonstriert haben? Welche Bedeutung hatte die Mauer für die vielen Mauerflüchtlinge, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um sie zu überwinden? Ich finde, ihrer muss gedacht werden, und zwar nicht nur trocken, sachlich und wissenschaftlich korrekt – das alles ist natürlich sehr wichtig –, sondern auch emotionalisierend und packend. Hier müssen emotionale Antworten gegeben werden; denn die Menschen, die gegen die Mauer waren, waren nicht nur einfach gegen dieses Gefängnissymbol, sondern auch gegen die Diktatur. Sie traten für Freiheit ein und haben das dokumentiert. Das sind die Werte, auf denen unsere Demokratie beruht, die die Demokratie leistungsfähig und handlungsfähig machen und die den Menschen einen Raum geben, in dem sie kreativ und leistungsfähig sein können. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das die wichtigsten und wertvollsten Eigenschaften der Menschen sind, ohne die wir unsere Probleme nicht lösen können. Das ist mit Demokratie untrennbar verbunden. Das haben die Leute gewollt, als sie gegen die Mauer aufgestanden sind. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )


(B) )


– Ich finde, das ist diesen Beifall wert.
Wir machen es den Menschen heutzutage nicht ganz

einfach, sich mit Demokratie zu identifizieren. Sicher-
lich ist es so, dass viele Menschen von uns endgültige
Lösungen erwarten, die wir gar nicht liefern können.

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(C (D arteien liefern immer nur Teile von Lösungen. Sie sind ine Reflexion auf das, was in der Gesellschaft diskutiert ird. Es gibt zurzeit keine endgültigen Lösungen. Es ird darum richtig gerungen. Es gibt Probleme ohne nde. Umso wichtiger ist es, dass wir uns hier fraktions bergreifend darüber im Klaren sind, dass diese Demoratie trotz ihrer Unzulänglichkeiten der Garant für Freieit, für Unabhängigkeit, für Selbstständigkeit und für manzipation ist. Demokratie ist ein viel besserer arant zur Lösung der Probleme, als es die Diktatuen, die zur Teilung Deutschlands geführt haben, je häten sein können. Das gilt auch für die Zukunft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Man soll sich nichts vormachen: Die Gefahr, dass
räfte wieder zur Geltung kommen, die ihr Heil in Lö-
ungen von vorgestern, in mittelalterlichen Strukturen
uchen – sei es die NPD oder seien es Linksextremisten;
as alles gibt es –, ist nicht gebannt. Umso wichtiger ist
s, dass wir auch durch Zeichen deutlich machen, dass
reiheit und Demokratie, Leistungsfähigkeit und Eman-
ipation zusammengehören, dass das mehrere Seiten ein
nd derselben Medaille sind. Unter anderem darum geht
s bei diesem Mauerdenkmal. Gar keine Frage: Es ist
ine schwierige Aufgabe.
Ich darf mich für die große Unterstützung, die diese
ufgabe hier gefunden hat, bedanken. Ganz besonders
öchte ich mich bei Frau Christina Weiss bedanken, die
eute leider nicht hier sein kann. Sie war für Anregun-
en sehr offen. Ich glaube, sie hat sie in ihr eigenes Kon-
ept aufgenommen. Ich darf mich bei unseren Kultur-
olitikern ganz herzlich bedanken, die die Probleme
ederzeit sehr konstruktiv und offen diskutiert haben.
Ich finde, es ist eine runde Sache geworden. Dass

ber diesen Antrag heute Einigkeit besteht, ist eine Leis-
ung. Einer der Vorzüge des Deutschen Bundestages ist,
ass man gerade in schwierigen Zeiten parteiübergrei-
end gestalten und artikulieren kann. Er braucht sich sei-
er Leistungen nicht zu schämen.
Ich darf mich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Günter Nooke.


Günter Nooke (CDU):
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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kultur zuletzt“, das ist ein Schlagwort, das den Um-
tand, die Kulturpolitik sei das fünfte Rad am Wagen,
eschreiben sollte. Mir geht es wie Stephan Hilsberg:
ir haben durch die zahlreichen Debatten im Bundestag
ewiesen, dass dies nicht zutrifft. So will ich es auch
eute positiv sehen: Der Deutsche Bundestag kann nicht
n diese besondere Sommerpause gehen, ohne dass in






(A) )



(B) )


Günter Nooke

der vorletzten parlamentarischen Debatte ein Thema aus
dem Ausschuss für Kultur und Medien behandelt wird.


(Monika Griefahn [SPD]: Sie sehen, es hat sich bewährt!)


Ich finde das angemessen. Noch wichtiger als die Kul-
turpolitik ist dem Deutschen Bundestag vor dieser Som-
merpause nur noch seine Existenz, aber dazu morgen
mehr.

Unsere letzte Debatte über den Umgang mit unserer
Geschichte fand an einem historischen Datum statt,
nämlich am 18. März. Die friedliche Revolution vom
Herbst 1989 fand am 18. März 1990, also vor 15 Jahren,
in den Wahlen zur Volkskammer der DDR – das war die
einzige freie Wahl in der DDR überhaupt; daran sollte in
diesem Haus auch heute erinnert werden – ihren erfolg-
reichen Abschluss.

Der heutige Antrag betrifft die Teilung Deutschlands
nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich in dieser Stadt
durch Mauer, Stacheldraht und Todesstreifen in beson-
ders perfider Weise manifestierte. Es geht um das Erin-
nern an die Zeit der deutschen Teilung und an die Opfer
der Berliner Mauer. Wir sollten das nationale Erinnern
und Gedenken in diesem Hause in Zukunft aber nicht
von Gelegenheit zu Gelegenheit und von Ort zu Ort se-
parat verhandeln. Aus diesem Grund bestand bei einigen
Kolleginnen und Kollegen ein Vorbehalt gegenüber dem
Gruppenantrag.

Inzwischen haben wir eine öffentliche Anhörung zu
diesem Antrag im Ausschuss für Kultur und Medien
durchgeführt. Der zuständige Senator in Berlin hat uns
bei dieser Gelegenheit ein Konzept vorgestellt, in das
das Anliegen dieses Antrages einfließen kann. Ich unter-
stütze das ausdrücklich. Die Einbindung in ein gemein-
sam zu beratendes Gedenkstättenkonzept des Landes
Berlin und des Bundes ist richtig und notwendig. Anzu-
merken ist, dass es sich hierbei nur um einen Teil, näm-
lich um das so genannte Mauerkonzept, handelt.

In der Anhörung haben wir im Konsens festgestellt:
Uns ist an einer umfassenden Darstellung der Teilungs-
geschichte Berlins und einer angemessenen Art und
Weise des Gedenkens an die Opfer gelegen. Dabei soll-
ten wir nicht jeweils separate Entscheidungen auf ver-
schiedenen politischen Ebenen herbeiführen, sondern für
ein tragfähiges Konzept streiten, in das die Bedürfnisse
und Anforderungen aller eingebunden werden können.

Nach der Anhörung sehe ich uns da auf dem richtigen
Weg. Deshalb sollten wir uns im Wissen um die Ergeb-
nisse unserer Anhörung dem Anliegen des Gruppenan-
trags über die Fraktionen hinweg anschließen.

Mit dem Antrag verbinden sich möglicherweise un-
terschiedliche Auffassungen über die Gestaltung und die
Form eines Gedenkortes am Brandenburger Tor.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


Die kulturpolitischen und im engeren Sinne gedenkstät-
tenbezogenen Aspekte müssen mit den Erfordernissen
eines Ortes, der zu den zentralsten der Republik gehört,

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(C (D n Einklang gebracht werden. Er hat eine vielfältige Gechichte und er ist aus sehr verschiedenen Gründen von esonderer historischer Bedeutung. Ich bin davon übereugt, dass viele Berlinerinnen und Berliner sowie die eisten Touristen Stadtraum und Architektur erleben ollen und nicht zuerst daran interessiert sind, dass die esamte Stadt mit Gedenktafeln zugestellt wird. Trotzem kann man an diesem Ort sicherlich etwas tun. (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Die Mischung ist es!)


Was hier wirklich gewollt ist, muss also noch geklärt
erden – das schaffen wir heute Abend nicht mehr –, na-
ürlich auch gemeinsam mit dem Land Berlin. Die Frage
er Gestaltung ist in dem Antrag aus gutem Grund zu-
ückhaltend – man könnte auch sagen: unklar – formu-
iert. Die Bilder, die Stephan Hilsberg gerade angespro-
hen hat, sind nicht vom Brandenburger Tor, sondern
on der Bernauer Straße. Deshalb ist die Aufwertung
er Bernauer Straße auch ein Punkt in dem Antrag. Es ist
ämlich gar nicht so einfach, das Brandenburger Tor mit
er Teilungsgeschichte zu verbinden.
Eine weitere Frage bedarf der Klärung, nämlich die

er Finanzierung. Darüber muss mit dem Land Berlin
m Rahmen des genannten Mauerkonzepts geredet wer-
en. Wir sollten mit der heutigen Abstimmung nicht den
indruck erwecken, der Bund mache hier einen Allein-
ang. Wir sollten nicht hinter die in der öffentlichen An-
örung gewonnenen Erkenntnisse zurückgehen.
Aus diesem Grund haben wir uns als CDU/CSU-

raktion im Ausschuss für Kultur und Medien dafür aus-
esprochen, den Antrag mit einer entsprechenden Ergän-
ung zur Annahme zu empfehlen – leider erfolglos.
och ich will noch einmal zitieren, wie es in dem Ände-
ungsantrag hieß:

Der Ausschuss betont, dass das Anliegen in Ab-
stimmung mit dem Land Berlin in ein vom Land
Berlin vorzulegendes Konzept zur Darstellung der
Teilungsgeschichte in Berlin Eingang finden und
präzisiert werden soll. Fragen der Ausgestaltung
des Konzeptes wie der Finanzierung sind dabei
zwischen dem Bund und dem Land Berlin abschlie-
ßend zu klären.

er Mehrheit im Ausschuss für Kultur und Medien er-
chien dies selbstverständlich, also verzichtbar. Ich halte
iese Feststellung ebenfalls für selbstverständlich.
Erlauben Sie mir noch einen Einschub. Auch der
ntrag meiner Fraktion zum Gedenkort im Marie-
lisabeth-Lüders-Haus sollte in das Konzept von Ber-
in und Bund einbezogen werden. Es handelt sich um ei-
en bestehenden authentischen Mauergedenkort in unse-
em eigenen Hause. Auch hier sollten wir als Parlament
einen Alleingang unternehmen. Wir Abgeordnete soll-
en ein Interesse daran haben, dass dieser Gedenkraum
m Zuge der Übergabe der nördlichen Spreeuferprome-
ade an die Öffentlichkeit auch tatsächlich öffentlich zu-
änglich wird. Das war schon einmal für Mai vorgese-
en. Aber hier baut eben der rot-rote Berliner Senat mit
einer Verwaltung. Es dauert also noch etwas.






(A) )



(B) )


Günter Nooke

In diesem Raum sollte mit einem Totenbuch an die

Opfer der Mauer erinnert werden. Damit verbunden ist
eine würdige Gestaltung als Gedenkraum. – Dies war ein
Zusatz in der Sache. Dieser Antrag – ich weiß das – ist
heute nicht Gegenstand der Beschlussfassung.


(Stephan Hilsberg [SPD]: Richtig!)

Noch eine grundsätzliche Anmerkung. Der Staat ist in

der Verantwortung für das Gedenken, ist nicht Eigentü-
mer des Gedenkens. Geschichte wird unter Historikern
und in der Gesellschaft immer umstritten bleiben. Mir ist
diese Feststellung wichtig. Wir sollten uns auch weiter-
hin darauf verständigen können.

Ich möchte abschließend betonen, dass der Konsens
im Ausschuss für Kultur und Medien, den wir in vielen
Fragen in der Sache erreicht haben – abgesehen von ei-
ner unrühmlichen und auch verletzenden Ausnahme
beim Erinnern –, immer ein wichtiges Signal für uns ge-
wesen ist. Eine große Errungenschaft parlamentarischer
Diskussion ist nicht nur der Streit, sondern auch das kon-
struktive Gespräch und das Sich-Zusammenraufen. Wir
haben in den vergangenen Jahren im Ausschuss für Kul-
tur und Medien über viele Themen gestritten und wir ha-
ben sogar um einzelne Formulierungen gerungen. Dabei
hatten wir immer vor Augen, für wen wir hier Politik
machen, für wen wir Gestaltungsräume eröffnen wollen.

Vielleicht gibt es keinen anderen Ausschuss im Parla-
ment, dem die gemeinsame Nähe zum Gegenstand im-
mer wichtiger war als die Formulierung möglichst gro-
ßer Unterschiede.


(Horst Kubatschka [SPD]: Deswegen muss er erhalten bleiben!)


– Der Satz kommt noch, Herr Kubatschka. – Für partei-
politische Profilierung mag dieser Ausschuss also nicht
geschaffen sein. Das ist keine Schwäche, sondern das ist
in einer funktionierenden Demokratie eine Stärke. Schon
aus diesem Grunde sollten wir uns auch nach der Som-
merpause im Ausschuss für Kultur und Medien wieder
treffen.

Zum Schluss ein Zitat, nicht von Schiller oder Ein-
stein, deren Jubeljahre wir ja schon begehen, sondern,
vorausschauend, ein Wort von Heinrich Heine, dessen
150. Todestag wir im Februar 2006 begehen und geden-
ken werden. In der „Harzreise“ heißt es:

Das ist schön bei uns Deutschen: Keiner ist so ver-
rückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände,
der ihn versteht.

Vielleicht haben wir uns im Ausschuss für Kultur und
Medien deshalb immer so gut verstanden.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518425900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Franziska

Eichstädt-Bohlig.

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(C (D Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s hat schon etwas Eigenartiges, dass sich die voraus-
ichtlich letzte Debatte in dieser Legislaturperiode die-
em Thema und damit tatsächlich auch noch einmal ein
tück weit Kultur- und Identitätsfragen letztlich nationa-
er Art widmet. Wahrscheinlich ist das gar nicht so
chlecht.
Zur Sache. Meiner Meinung nach ist das Anliegen

igentlich ein ganz bescheidenes und ein ganz natürli-
hes. Das Brandenburger Tor ist wieder restauriert, der
ariser Platz ist jetzt wieder ein Stück weit zur guten
tube geworden, zurzeit wird gerade westlich des Bran-
enburger Tores der Platz des 18. März neu gestaltet. In-
ofern stellt sich schon die Frage: Wo und wie klar sind
ie Erinnerungszeichen gerade an diesem Ort, der
etztlich doch weltweit das Symbol des Kalten Krieges
ar, für nicht nur die Mauer, sondern auch die deutsche
nd europäische Teilung, den weltweiten Kalten Krieg
nd die Unrechtsdiktatur der DDR? Das muss man, wie
ch glaube, schon eng zusammen sehen. Insofern ist der
egriff „Mauer“ ein Symbol nicht nur für die Opfer,
ondern gerade auch für Diktatur und Kalten Krieg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Weil ja eben Günter Nooke danach gefragt hat,
öchte ich deutlich betonen, dass es mir schon sehr
ichtig ist – Stephan Hilsberg hat ja eben geschildert,
ass es zwar kleine Zeichen der Erinnerung gibt, sie aber
o alle diskret angeordnet sind, dass sie fast nicht zu fin-
en sind –, dass nicht ein abgegrenzter Gedenkort ge-
chaffen wird – das ist zumindest meine Position –, son-
ern so etwas wie Denkzeichen, die die Menschen
arauf aufmerksam machen, was hier geschehen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


ir wissen auch, dass es schwer ist, der Erwartung ge-
echt zu werden, dass dort zum einen der Teilung durch
ie Mauer gedacht wird und zum anderen auch die
reude der Überwindung dargestellt wird. Ich gestehe,
ass sowohl wir Initiatoren als auch alle anderen, die mit
ns darüber diskutiert haben, nicht genau wissen, wie
as gehen kann.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Freiheitsdenkmal!)


ielleicht sollte man auch zwei Denkzeichen schaffen,
ie dann irgendwie zueinander in Beziehung gebracht
erden. Wir wissen noch nicht, was wir konkret machen
ollen. Ich finde es auch gut, wenn das in einem Verfah-
en von Künstlern herausgearbeitet wird.
Ich glaube aber, das Anliegen als solches ist sehr
ichtig. Inzwischen erfahren wir da auch mehr Zustim-
ung. Damals gab es zwei Hauptbedenken:
Der eine Kritikpunkt lautete, das sei ja nur für Touris-

en. Darauf habe ich schon bei der ersten Lesung entgeg-
et, Touristen sind auch Menschen, die an diesem Ort
hre Erinnerung suchen. Wenn sie aus Japan kommen,






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

sind für sie die Teilung der Welt und der Kalte Krieg
auch ein Stück ihrer Geschichte. Insofern sollen alle
Menschen, die an diesem Ort die Erinnerung suchen, wo
auch immer sie herkommen, das Recht dazu haben. Ich
finde es sehr wichtig, dass diesem Anspruch Genüge ge-
tan wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der zweite Kritikpunkt beinhaltete die Sorge, der Ort
stehe zu sehr in Konkurrenz zum Holocaust-Mahnmal
auf der einen Seite und zur Gedenkstätte Bernauer
Straße auf der anderen Seite. Ich betone noch einmal:
Eine solche Konkurrenz ist nicht das Ziel. Es geht da-
rum, am Pariser Platz und am Platz des 18. März für die
alltägliche Nutzung Denkzeichen zu setzen, die unserer
Erinnerung dienen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Das wird auch gelingen, wenn man dieses Ziel in den
Vordergrund rückt. Es geht nicht um eine Konkurrenz.
Im Gegenteil, wir wollten deutlich machen, dass es uns
sehr wichtig ist, die Bernauer Straße als zentrale Ge-
denkstätte und Dokumentationszentrum weiter zu stär-
ken und das von unserer Seite aus zu unterstützen.

Der Bund muss – im nächsten Kulturausschuss –
überlegen, was von seiner Seite getan werden kann, um
das Dokumentationszentrum an der Bernauer Straße zu
unterstützen. Auf der anderen Seite halte ich es für recht
und billig, wenn auch bei einem solchen Denkzeichen
wie am Brandenburger Tor der Bund den Hut aufhat und
Berlin sich um die berlinspezifischen Orte kümmert. Das
Brandenburger Tor ist nun einmal ein weltweit bekann-
tes Symbol.

Zum Schluss will ich auf das eingehen, was bei der
Anhörung als Wichtigstes herausgekommen ist. Das eine
war, die Freude über die Überwindung der deutschen
Teilung deutlich herauszuarbeiten, weil sie an keinem
anderen Ort so mitgedacht wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Das war eine sehr gute Anregung. Das andere war das,
was uns Marianne Birthler als Bundesbeauftragte mit auf
den Weg gegeben hat. Sie hat gesagt: Stellt an diesem
Ort nicht das Gedenken an die Opfer in den Mittelpunkt,
sondern den Zusammenhang von Diktatur, Teilung, Un-
freiheit und Freiheit. Denn es geht nicht nur – auch wenn
das sehr wichtig ist; das hat Stephan Hilsberg herausge-
arbeitet – um die an der Mauer Gestorbenen, sondern es
geht auch um eine lange und harte Phase einer kommu-
nistischen Diktatur. Insofern muss auch dieser Gesichts-
punkt herausgestellt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Ich glaube, es ist sehr gut, das am Brandenburger Tor zu
machen.

Nunmehr ist es so, dass auch Berlin eine Gesamtkon-
zeption ausgearbeitet hat, die inzwischen viel Anerken-

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(C (D ung gefunden hat. Alle Ziele sind miteinander vereinar. Wir bewegen uns also nicht in einem Raum mit nvereinbaren Widersprüchen. In diesem Sinne wünsche ch uns allen, dass das in Zukunft konkret umgesetzt erden kann, was jetzt sinnvoll erdacht und erarbeitet orden ist. Dazu wünsche ich uns breite Zustimmung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518426000

Jetzt hat als letzter Redner in dieser Debatte der Ab-

eordnete Carl-Ludwig Thiele das Wort.

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1518426100

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! Sie haben es

chon angesprochen: Es ist der letzte Tagesordnungs-
unkt vor der morgigen Vertrauensfrage. Ich glaube, es
st ein gutes Zeichen, dass hier trotz allen politischen
treites, der notwendigerweise auch über die Fragen der
ukunft unseres Landes geführt werden muss, ein Kon-
ens der Demokraten besteht, dass dieses Anliegen eines
st, welches uns alle in diesem Hause eint, und dass wir
ieses Thema alle als eine Aufgabe sehen, der wir uns
tellen müssen. Ich glaube, es ist auch ein Anliegen, das
em Volk zeigt, dass wir uns in solchen national wichti-
en Punkten nicht nur streiten, sondern durchaus Ge-
einsamkeiten erkennen und uns entsprechend verhal-
en.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich in den drei
inuten, die mir zur Verfügung stehen, das Thema nicht
bschließend behandeln kann.


(Jörg Tauss [SPD]: Zwischenfrage!)

Herr Tauss, wenn Sie so nett wären, hätte ich nichts da-
egen; aber warten Sie erst einmal.


(Heiterkeit)

Ich hätte aber drei Punkte, die ich herausstellen
öchte, weil sie mir besonders wichtig sind.
Der erste Punkt: Die Mauer, die Deutschland teilte,
ar nicht nur eine Mauer, sondern sie war ein kompletter
odesstreifen. Dieser Todesstreifen war unüberwindbar.
unge Leute, die heute Mauerreste in Berlin sehen, fra-
en sich oft: Und da konnten die Menschen nicht drüber-
ommen? Diese Mauer konnte die Welt teilen? Insofern
st es wichtig, dass außer der Mauer auch der Todesstrei-
en als Bestandteil der Unfreiheit eines Teiles unseres
andes behandelt wird.
Der zweite Punkt – Sie hatten ihn schon angespro-

hen, Frau Eichstädt-Bohlig –: die Unfreiheit von Mil-
ionen Menschen. Hier möchte ich mich auf eine Stel-
ungnahme von Frau Birthler in der Anhörung des
usschusses für Kultur und Medien beziehen. Ich zi-
iere:

Aber mir kommt in der Debatte häufig zu kurz, dass
es Millionen von Opfern der Mauer gab, nämlich
ein ganzes gefangen genommenes Volk, einschließ-
lich der zivilgesellschaftlichen Schäden, die durch
40 Jahre Isolation entstanden sind, die menschli-






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

chen Tragödien, auch in den Familien, die zerrissen
waren, auch wenn sie keine Opfer zu beklagen ha-
ben, also die Abschottung eines Volkes …

(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der dritte Punkt. Freiheit ist notwendig. Wir gewöh-

nen uns an die Freiheit, weil wir sie als selbstverständ-
lich erleben. Ich habe sie früher als Bürger der alten
Bundesrepublik immer erlebt. Aber die 28 Jahre Teilung
von 1961 bis 1989 zeigten, dass Freiheit nicht selbstver-
ständlich ist. Die Bedeutung der Freiheit erschließt sich
häufig erst, wenn man die Unfreiheit erlebt hat und sie
erkennen kann. Erst daraus wird der Wert der Freiheit als
solcher deutlich.

Es ist daher wichtig, dass hier an die Unfreiheit erin-
nert wird. Es ist aus heutiger Sicht ein unvorstellbarer
Vorgang – auch Frau Birthler hat dies angesprochen –,
dass eine Partei, die SED, ein ganzes Volk im Grunde
genommen eingesperrt hat. Diese unwirkliche Vorstel-
lung war 28 Jahre lang Wirklichkeit in unserem Land.
Auch darauf muss hingewiesen werden.

Ich bin froh, dass durch die Debatte über diesen
Antrag eine öffentliche Diskussion in Gang gekom-
men ist und dass schon einiges angestoßen wurde. Ich
freue mich, wenn es gelingt, dass die Passerelle vor
der U-Bahnstation Adlon möglicherweise als Ausstel-
lungsraum zur Verfügung gestellt wird. Dort könnte man
auch die 180-Grad-Ausstellung zeigen. Es ist unsere
Aufgabe, Geschichte zu vermitteln.

Anlass für meine Überlegungen waren auch meine
Kinder. Ich habe mich gefragt, wie ich ihnen diese Zeit
der Teilung Deutschlands und der Welt erklären soll. Ich
habe sie erlebt. Aber wie sollen unsere Kinder das erfas-
sen, was uns alle politisch prägte? Wie sollen wir ent-
sprechende Zeichen setzen? Es ist daher richtig, dass in-
zwischen erkannt wurde, dass Zeichen gesetzt werden
müssen. Die Details können noch besprochen werden.
Aber wesentliche Punkte sind schon auf den Weg ge-
bracht worden.

Abschließend möchte ich mich noch bei den Mitini-
tiatoren bedanken. Dass auch in dieser Wahlperiode über
alle Fraktionsgrenzen hinweg solche Gemeinsamkeiten
in einen Antrag eingebracht werden können, freut mich
und macht mich auch als Oppositionsabgeordneten ein-
fach glücklich. Vielleicht macht es auch einige glück-
lich, die zurzeit in der Regierung sind.

Ich möchte noch den Mitgliedern des Kulturausschus-
ses und seiner Vorsitzenden meinen Dank aussprechen,
die sich engagiert mit diesem Thema auseinander gesetzt
haben. Danken möchte ich auch der Frau Staatsministe-
rin Weiss, die heute entschuldigt ist und mit der es viele
Gespräche gegeben hat.

Ich glaube, wir haben hier einen Diskussionsprozess
angestoßen, der nicht nur durch die Kreuze von Frau
Hildebrandt in Gang gesetzt wurde. Es handelt sich hier
nicht um eine Einzelaktion, sondern um eine Aktion aus
der Mitte des Hauses, getragen von der Mehrheit des
Deutschen Bundestages. Das sollte Anlass für alle sein,
auch in der nächsten Legislaturperiode den Bundestag in
dieses Thema weiter einzubeziehen. Denn hier muss na-

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(C (D onale Identität sichtbar werden. Ich hoffe, das wird gechehen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518426200

Der Abgeordnete Werner Kuhn hat gebeten, seine
ede zu Protokoll zu nehmen.1) Das machen wir mit Ih-
er Zustimmung.
Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Kultur und Medien auf Drucksache 15/5854
u dem Antrag der Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele,
tephan Hilsberg, Franziska Eichstädt-Bohlig, Werner
uhn, Ulrich Adam und weiterer Abgeordneter mit dem
itel „Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Er-
nnerns an die Berliner Mauer, des Gedenkens an ihre
pfer und der Freude über die Überwindung der deut-
chen Teilung“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag
uf Drucksache 15/4795 anzunehmen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Gibt es Gegenstimmen
der Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Die Be-
chlussempfehlung ist einstimmig angenommen.
Bei so viel Einstimmigkeit kann ich als Präsidentin

agen, dass es ein Stück Zauberregie ist, dass ich die
hance hatte, bei dieser letzten Debatte zum Thema
ulturpolitik und so viel Einigkeit die Sitzung zu leiten.
ch möchte mich aus tiefster Überzeugung der Feststel-
ung anschließen, dass es wichtig ist, dass der Kulturaus-
chuss im nächsten Bundestag, wenn er denn zustande
ommt, bestehen bleibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Das werden wir mit Mehrheit beschließen! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sonst machen wir einen Gruppenantrag!)


Außerdem möchte ich Ihnen für eine wirklich gute
ebatte zu diesem Thema danken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ch glaube, bei solchen Debatten sieht man die Qualität
ieses Bundestages.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf morgen, Freitag, den 1. Juli 2005, 10 Uhr,
in.
Die Sitzung ist geschlossen.
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen an die-

em doch etwas besonderen Vorabend einen schönen
bend, soweit er schön sein kann, und dasselbe auch den
esucherinnen und Besuchern auf den Tribünen.