Protokoll:
15180

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 180

  • date_rangeDatum: 15. Juni 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:03 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/180 Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde (Drucksache 15/5660) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Einladungen des Bundesverteidigungs- ministeriums anlässlich des 50. Jahrestages der Schaffung der Bundeswehr an ehema- lige Angehörige der Legion Condor und der Wehrmacht Antwort Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Profile“ Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Mündliche Frage 8 Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Entführung von Menschen in folternde Länder durch US-Geheimdienste Antwort Hans Martin Bury, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . 16978 A 16978 A 16979 D 16979 D 16980 B Deutscher B Stenografisch 180. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 7 . . . . Begrüßung der Delegation des griechischen Parlaments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung eines Arzneimittel- gesetzes (Drucksache 15/5656) . . . . . . . . . . . . . . . . . . M P U B A H Z P M M A r 16977 A 16977 D 16999 C 16977 D Zusatzfragen Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 16978 C 16978 D undestag er Bericht ung n 15. Juni 2005 t : ündliche Frage 4 etra Pau (fraktionslos) mfang der Personalveränderungen in der undeswehr seit 1994 ntwort ans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 5 ichael Kretschmer (CDU/CSU) usschreibung des von der Bundesregie- ung angekündigten Programms „Inno- 16979 A 16979 B Zusatzfrage Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . 16980 B II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 Mündliche Fragen 9 und 10 Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU) Schaffung von Schneisen über den Kamm des Thüringer Waldes zur Erhöhung der Transportkapazitäten für regenerativen Strom; Prüfung von Alternativen Antwort Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . Zusatzfragen Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 11 Petra Pau (fraktionslos) Rechtsgrundlage für Eingliederungsverein- barungen mit Arbeitslosengeld-II-Empfän- gern Antwort Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . Zusatzfrage Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 23 Hellmut Königshaus (FDP) Von der Deutschen Bahn AG vorgesehenes neues Verkehrskonzept für den Raum Ber- lin Antwort Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 24 Hellmut Königshaus (FDP) Eventuelle Auswirkungen bei Lärmimmis- sionen durch das von der Deutschen Bahn AG vorgesehene neue Verkehrskonzept für den Raum Berlin Antwort Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 25 Hans-Michael Goldmann (FDP) Schaffung rechtlicher Grundlagen für die Ahndung von Fahrten ausländischer Schiffs- offiziere unter Alkoholeinfluss Antwort Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z H M H V l s A A Z H T a b i Z A R M F G ( t F p e w ( E T 16980 D 16981 A 16981 D 16982 A 16982 C 16983 A 16983 B 16983 C 16983 C usatzfrage ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . ündliche Frage 26 ans-Michael Goldmann (FDP) oraussetzungen für die rechtliche Grund- age einer Ahndung von Fahrten ausländi- cher Schiffsoffiziere unter Alkoholeinfluss ntwort ngelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 2: ) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechzehnter Bericht nach § 35 des Bun- desausbildungsförderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Freibe- träge sowie Vomhundertsätze und Höchst- beträge nach § 21 Abs. 2 (Drucksache 15/4995) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, Thomas Rachel, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Konsequenzen aus dem Stu- diengebührenurteil für die Bildungs- und Hochschulfinanzierung des Bundes (Drucksachen 15/4931, 15/5592) . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 2: ntrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter ossmann, Dieter Grasedieck, Gesine ulthaupt, weiterer Abgeordneter und der raktion der SPD sowie der Abgeordneten rietje Bettin, Monika Lazar, Volker Beck Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- ion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: ür ein integriertes EU-Bildungsrahmen- rogramm – Mobilität und Austausch für in zusammenwachsendes, innovatives und ettbewerbsfähiges Europa Drucksache 15/5675) . . . . . . . . . . . . . . . . . . delgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Rachel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 16983 D 16984 A 16984 B 16985 A 16985 B 16985 B 16985 C 16988 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 III Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vera Dominke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Marion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von den Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes zur Korrektur der Grundmandatsklausel (Grundmandatskorrekturgesetz) (Drucksachen 15/4718, 15/5664) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Uwe Küster (SPD) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Lammert, Vizepräsident (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Aufbruch und Perspektiven – Zukunftschancen für Jugendliche in Deutschland stärken (Drucksachen 15/5255, 15/5394) . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . K K T B a W T o P ( D H J D F R C T a b 16989 D 16991 A 16992 C 16993 C 16994 C 16995 B 16996 B 16997 C 16999 C 16999 D 17000 C 17001 B 17002 B 17002 C 17003 B 17004 A 17005 A 17005 B 17006 A 17006 A 17007 B 17009 C laus Haupt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 5: eschlussempfehlung und Bericht des Innen- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten olfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, homas Strobl (Heilbronn), weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der CDU/CSU: robleme mit der Türkei nicht ausblenden Drucksachen 15/4496, 15/5665) . . . . . . . . . . r. Lale Akgün (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . alf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . arl Eduard von Bismarck (CDU/CSU) . . . . agesordnungspunkt 4: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Manfred Helmut Zöllmer, Michael Müller (Düsseldorf), Waltraud Wolff (Wolmirstedt), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ulrike Höfken, Dr. Reinhard Loske, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Verbraucher- politischer Bericht 2004 – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Verbraucherpolitischer Bericht 2004 (Drucksachen 15/4865, 15/4499, 15/5611) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Gabriele Hiller-Ohm, Sören Bartol, Dr. Herta Däubler- Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abge- ordneten Ulrike Höfken, Volker Beck 17010 D 17011 C 17013 A 17013 A 17015 A 17016 C 17017 C 17019 A 17019 C 17020 D 17021 D 17022 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (Köln), Cornelia Behm, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: zu der Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregierung Eine neue Ernährungsbewegung für Deutschland – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: zu der Abgabe einer Erklärung durch die Bundes- regierung Eine neue Ernährungsbewegung für Deutschland – zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Heinen, Julia Klöckner, Peter H. Carstensen (Nordstrand), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Über-, Fehl- und Mangel- ernährung wirksam bekämpfen (Drucksachen 15/3323, 15/3324, 15/3310, 15/3987) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Bericht des Petitionsausschusses: Bitten und Beschwerden an den Deutschen Bundestag Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahr 2004 (Drucksache 15/5570) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karlheinz Guttmacher (FDP) . . . . . . . . . . Uwe Göllner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . J D G H S T B s s – – – ( 1 Z a b 17022 D 17023 B 17025 B 17027 B 17028 C 17029 A 17030 A 17031 A 17032 C 17033 A 17033 C 17034 C 17036 B 17036 B 17037 B 17038 B 17039 C 17040 D osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- en zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Klaus Brandner, Dr. Michael Bürsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Albert Schmidt (Ingolstadt), Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Investitions- kräfte stärken – Neue Impulse für Wachstum und Beschäftigung zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Dietrich Austermann, Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Notwen- dige Investitionen in die deutsche Ver- kehrsinfrastruktur bereitstellen zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther (Plauen), Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Infrastrukturinvestitionen erhöhen – Neue Wege bei Finanzierung und Be- trieb der Bundesfernstraßen Drucksachen 15/5340, 15/5325, 15/5338, 5/5650) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Hans-Ulrich Krüger, Florian Pronold, Ingrid Arndt- Brauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Jutta Krüger-Jacob, Christine Scheel, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Europäische Finanz- märkte – Integration durch Wettbe- werb und Vielfalt voranbringen (Drucksache 15/5679) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Leo Dautzenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion 17041 A 17041 B 17042 A 17043 A 17043 D 17044 A 17044 C 17045 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 V der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Volker Wissing, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP: Euro- päische Finanzmärkte – Integration durch Wettbewerb und Vielfalt voran- bringen (Drucksache 15/5677) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jutta Krüger-Jacob (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der nachhaltigen Finanzie- rung der Versorgung sowie zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Versor- gungsnachhaltigkeitsgesetz – VersorgNG) (Drucksache 15/5672) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 1 Gitta Connemann (CDU/CSU) Teilung der Abteilung „EU-Angelegenhei- ten, Internationale Angelegenheiten, Fischerei“ im Bundesministerium für Ver- braucherschutz, Ernährung und Landwirt- schaft und Bestellung eines weiteren Lei- ters in Besoldungsstufe B 9 Antwort Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 2 Gitta Connemann (CDU/CSU) Beförderung im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Land- wirtschaft im höheren Dienst nach dem 2 M A D A M D V m V r m A D A M D A b l d a A A K A M D M E A G A M D A V d s c g G A M 17045 B 17045 B 17046 D 17048 D 17049 D 17050 C 17051 C 17052 A 17053 A 17053 B 2. Mai 2005 und in den kommenden drei onaten ntwort r. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ündliche Frage 6 r. Egon Jüttner (CDU/CSU) erwendung der von Deutschland im Rah- en des Welternährungsprogramms zur erfügung gestellten Mittel zur Finanzie- ung von Nahrungsmitteln, die genetisch anipulierte Organismen enthalten ntwort r. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . nlage 5 ündliche Frage 7 r. Egon Jüttner (CDU/CSU) uswirkungen der Unabhängigkeitsbestre- ungen der somalischen Provinz Somali- and und der Auseinandersetzungen um ie somalischen Regionen Sanaag und Sool uf die regionale Sicherheit am Horn von frika ntwort erstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . nlage 6 ündliche Fragen 12 und 13 r. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) ehrausgaben in Höhe von 10 Milliarden uro aufgrund von Hartz IV ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . nlage 7 ündliche Fragen 14 und 15 r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) usschluss immatrikulierter und wegen ollendung des 30. Lebensjahres bzw. nach em 14. Fachsemester nicht mehr in der tudentischen Krankenversicherung versi- herter Studierender aus der 400-Euro-Re- elung; eventuell erforderlich werdende esetzesänderungen ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17053 D 17054 A 17054 B 17054 C 17055 A VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 Anlage 8 Mündliche Fragen 16 und 17 Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU) Äußerungen von homöopathisch tätigen Ärzten zu „Masernpartys“ und Nebenwir- kungen der Masernimpfung Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 18 Klaus Hofbauer (CDU/CSU) Unterstützung der an der Trasse der A 6 liegenden Kommunen bei der Modernisie- rung ihrer Feuerwehreinheiten Antwort Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Fragen 19 und 20 Henry Nitzsche (CDU/CSU) Neuberechnung der im Gesamtkonzept der Lärmsanierung angegebenen Sanierungs- abschnitte an bestehenden Bahnstrecken; Aufnahme einer Länderquote und bevor- zugte Abarbeitung der Sanierungsab- schnitte mit dem höchsten Emissionswert Antwort Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Fragen 21 und 22 Jörg Tauss (SPD) Eingriffe des Eisenbahn-Bundesamtes in bestehende Planungen für Lärmschutz- maßnahmen an Bahnstrecken Antwort Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 27 Michael Kretschmer (CDU/CSU) Realisierung des deutsch-polnischen Grenz- übergangs Deschka/Penzig A A A M B V d L D d w A D A M H N i v b l d d w t A D A Z d – – – ( U G R A H 17055 D 17057 A 17057 A 17057 C ntwort ngelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Fragen 28 und 29 ernhard Kaster (CDU/CSU) ertragliche Verpflichtungen gegenüber en Regierungsberatern Prof. Dr. Karl auterbach und Klaus-Peter Schmidt- eguelle; Laufzeit der Verträge und Kün- igungsmöglichkeiten im Falle einer Neu- ahl des Deutschen Bundestages ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Fragen 30 und 31 artmut Koschyk (CDU/CSU) ichtberücksichtigung von Vordienstzeiten n der Leistungsabteilung oder der Arbeits- ermittlung der Bundesagentur für Arbeit ei der Verbeamtung von zum Zoll überge- eiteten ehemaligen Angestellten der Bun- esagentur für Arbeit; Auswirkungen auf ie Tätigkeit als Hilfsbeamte der Staatsan- altschaft nach § 14 Abs. 1 Schwarzarbei- erbekämpfungsgesetz ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Investitionskräfte stärken – Neue Impulse für Wachstum und Beschäftigung Notwendige Investitionen in die deutsche Verkehrsinfrastruktur bereitstellen Infrastrukturinvestitionen erhöhen – Neue Wege bei Finanzierung und Betrieb der Bundesfernstraßen Tagesordnungspunkt 9) we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Brunnhuber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . enate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . 17058 A 17058 B 17058 C 17059 B 17060 B 17061 B 17062 B 17064 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 VII Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der nachhaltigen Finanzierung der Versorgung sowie zur Änderung dienstrechtlicher Vor- schriften (Versorgungsnachhaltigkeitsgesetz – VersorgNG) (Zusatztagesordnungspunkt 4) Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hannelore Roedel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17064 D 17065 C 17066 B 17067 C 17068 A 17068 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 16977 (A) ) (B) ) 180. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17053 (A) ) (B) ) cherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) bestehen wie folgt: drei Einweisungen in Planstellen der Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerald Thalheim auf die Frage der Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/CSU) (Drucksache 15/5660, Frage 1): Wurde im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft, BMVEL, die bisherige Abtei- lung „EU-Angelegenheiten, Internationale Angelegenheiten, Fischerei“ geteilt und ein weiterer Leiter in der Besoldungs- stufe B 9 bestellt, und wenn ja, aus welchen Gründen? Es trifft zu, dass im Bundesministerium für Verbrau- m m n A s b t s d j x i B u s s a B u D G d m g u t k a W c s A d d ( f B M O z M n n A Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 15.06.2005* Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 15.06.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2005 Heynemann, Bernd CDU/CSU 15.06.2005 Dr. Hoyer, Werner FDP 15.06.2005 Jonas, Klaus Werner SPD 15.06.2005* Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 15.06.2005 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 15.06.2005 Letzgus, Peter CDU/CSU 15.06.2005* Lintner, Eduard CDU/CSU 15.06.2005* Multhaupt, Gesine SPD 15.06.2005 Nitzsche, Henry CDU/CSU 15.06.2005 Otto (Godern), Eberhard FDP 15.06.2005 Piltz, Gisela FDP 15.06.2005 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 15.06.2005 Rauber, Helmut CDU/CSU 15.06.2005** Scheffler, Siegfried SPD 15.06.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht it Wirkung zum 15. April 2005 eine neue Abteilung it der Bezeichnung „EU-Angelegenheiten, Internatio- ale Angelegenheiten, Planung“ gebildet wurde. Diese bteilung EP setzt sich zusammen aus dem Planungs- tab und den Referaten der Unterabteilung 61 aus der isherigen Abteilung 6 ,,EU-Angelegenheiten, Interna- ionale Angelegenheiten, Fischerei“. Die organisatori- chen Maßnahmen waren insbesondere im Hinblick auf ie EU-Ratspräsidentschaft, die Deutschland im 1. Halb- ahr 2007 übernehmen wird, notwendig, um die komple- en Aufgaben effektiv wahrnehmen zu können und die nsgesamt zu erwartende hohe Arbeitsbelastung im MVEL durch effiziente organisatorische Strukturen nd Rahmenbedingungen abzufedern. Neben der ver- tärkten inhaltlichen Arbeit ist während der Präsident- chaft insbesondere mit zusätzlichem Koordinierungs- ufwand zwischen den beiden Dienststellen Bonn und erlin sowie dem Referat Verbraucherschutz, Ernährung nd Landwirtschaft bei der StäV in Brüssel zu rechnen. urch die neue Organisationsstruktur werden die Felder rundsatzarbeit, Politikplanung und -steuerung sowie ie erforderliche Koordinierung innerhalb der EU und it internationalen Organisationen in einer Abteilung ebündelt. Da nach den besoldungsrechtlichen Vorgaben Amt nd Funktion, insbesondere bei Abteilungsleitern obers- er Bundesbehörden, nicht auseinander fallen sollen, ist urz nach der Bestellung des neuen Abteilungsleiters uch seine Beförderung zum Ministerialdirektor in die ege geleitet worden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass keine zusätzli- he B-9-Stelle geschaffen, sondern eine vorher nicht be- etzte Stelle in dieser Wertigkeit besetzt wurde. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerald Thalheim auf die Frage er Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/CSU) Drucksache 15/5660, Frage 2): Welche Beförderungen erfolgten im BMVEL im höheren Dienst nach dem 22. Mai 2005 und welche sind in den nächs- ten drei Monaten im höheren Dienst geplant? Nach dem 22. Mai 2005 erfolgten Beförderungen in olgendem Umfang: drei Planstelleneinweisungen nach 3 BBesO; neun Ernennungen zu Ministerialrätinnen/ inisterialräten (A 16 BBesO); zwei Ernennungen zum berregierungsrat (A 14 BbesO) und einer Ernennung um Ministerialdirektor (B 9 BBesO) und einer zum inisterialdirigenten (B 6 BBesO) hat das Bundeskabi- ett am 8. Juni 2005 zugestimmt. Die Beförderungsmaß- ahmen sind noch nicht vollzogen. Alle genannten Maßnahmen sind bereits Ende April/ nfang Mai eingeleitet worden. Beförderungsabsichten in den nächsten drei Monaten 17054 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) Besoldungsgruppe B 3 BBesO; zwei Beförderungen zu Ministerialräten (A 16 BBesO); drei Beförderungen zur Regierungsdirektorin/zum Regierungsdirektor (A 15 BBesO) und zwei (eventuell weitere abhängig vom Er- gebnis von Beurteilungen) Beförderungen zur Ober- regierungsrätin/zum Oberregierungsrat (A 14 BBesO). Auch diese Beförderungen waren bereits vor dem 22. Mai 2005 von der Verwaltung des BMVEL vorgese- hen worden. Zudem werden in einzelnen Fällen tarif- rechtliche Höhergruppierungen geprüft. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid auf die Frage des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) (Druck- sache 15/5660, Frage 6): Welche Erfahrungen bezüglich der Steuerungsfähigkeit und realen Entscheidungsfreiheit der Entwicklungsländer wurden bis jetzt in Bezug auf die anstehende Entscheidung der Bundesregierung gewonnen, ob die mit dem Welternäh- rungsprogramm für die Jahre 2004 und 2005 befristete Ver- einbarung, dass mit den von Deutschland zur Verfügung ge- stellten Mitteln keine Nahrungsmittelhilfe finanziert werden darf, die genetisch manipulierte Organismen enthält, beibe- halten oder revidiert wird? Die Steuerungsfähigkeit und reale Entscheidungsfrei- heit der Entwicklungsländer ist durch folgende Tatsa- chen gewährleistet: Vor Transport der Nahrungsmittel in die Entwicklungsländer werden diese über die Art des Beitrages, welche Nahrungsmittel geliefert werden sol- len und woher sie stammen, informiert. Nahrungsmittel- lieferungen des Welternährungsprogrammes (WEP) un- terliegen dem Codex Alimentarius. Das WEP respektiert die nationale Entscheidungsfreiheit der Entwicklungs- länder, insbesondere nationale Regelungen zu genmodi- fizierten Nahrungsmitteln (GMO). Jede Regierung hat das Recht genmodifizierte Nahrungsmittel zu akzeptie- ren oder abzulehnen. Das WEP respektiert gleichfalls Anweisungen der Geber und setzt diese um. Anlage 5 Antwort der Staatsministerin Kerstin Müller auf die Frage des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) (Druck- sache 15/5660, Frage 7): Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen der Unabhängigkeitsbestrebungen der somalischen Provinz So- maliland und die Auseinandersetzungen um die Regionen Sanaag und Sool mit der bereits teilautonomen Provinz Punt- land auf die regionale Sicherheit am Horn von Afrika, die auf- grund der eingeschränkten Handlungsfähigkeit der somali- schen Regierung durch deren Exil in Kenia (Transitional Federal Government) gefährdet ist? Die Provinz Somaliland hat sich unter anderem ange- sichts fehlender somalischer Zentralbehörden seit 1991 zu einem quasi autonomen staatsähnlichen Gebilde ent- wickelt, das jedoch nicht völkerrechtlich anerkannt wird. Es hängt vom Willen der zukünftigen gesamtsomali- schen Institutionen ab, welchen endgültigen Status diese Provinz letztlich erhalten wird. Die Bundesregierung w p m s d p s v i n n e d Ü e w i A d A ( Z E d s E l g E B l g s s f A F w h z 2 S t Z H (C (D ird sich einem nationalen Konsens der somalischen olitischen Kräfte in dieser Frage anschließen. Die im- er wieder ausbrechenden gewaltsamen Auseinander- etzungen zwischen Puntland und Somaliland insbeson- ere in den Regionen Sanaag und Sool haben eine otenziell destabilisierende Wirkung auf die Sicherheits- ituation in Somalia und auf die Sicherheitslage am Horn on Afrika insgesamt. Die Bundesregierung weist daher n ihren Kontakten mit den somalischen Gesprächspart- ern auf die Notwendigkeit einer nationalen Versöh- ungspolitik hin, die dem Misstrauen der Volksgruppen ntgegenwirkt. Die Bundesregierung geht davon aus, ass es eine der zentralen Aufgaben des somalischen bergangsparlaments, des Übergangspräsidenten (und hemaligen Präsidenten der Provinz Puntland) Yusuf so- ie der Übergangsregierung unter Premierminister Gedi st, diesen Versöhnungsprozess in Gang zu bringen. nlage 6 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen der bgeordneten Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) Drucksache 15/5660, Fragen 12 und 13): Erwartet die Bundesregierung Mehrausgaben in Höhe von 10 Milliarden Euro aufgrund von Hartz IV (vergleiche „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 28. Mai 2005), und wenn ja, wie beurteilt sie vor diesem Hintergrund ihre ur- sprüngliche Kostenkalkulation? Welche Finanzposten verursachen diese Mehrbelastung, bzw. an wen oder was fließen diese zusätzlichen öffentlichen Ausgaben? u Frage 12: Die Bundesregierung geht aufgrund der aktuellen ntwicklung davon aus, dass die tatsächlichen Ausgaben es Bundes für die Grundsicherung für Arbeitsuchende chätzungsweise 7 Milliarden Euro bis 9 Milliarden uro über den ursprünglich veranschlagten Ausgaben iegen werden. Der Unsicherheitsbereich ergibt sich auf- rund des zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbaren rgebnisses der Revision, in deren Rahmen die Höhe der undesbeteiligung an den Kosten der Unterkunft festge- egt wird. Die absehbaren Mehrausgaben sind sowohl darin be- ründet, dass es eine höhere Zahl von Bedarfsgemein- chaften und Leistungsbeziehern als auch höhere durch- chnittliche Leistungsausgaben in der Grundsicherung ür Arbeitsuchende gibt. Diese Entwicklung war bei der ufstellung des Haushaltes für das Jahr 2005 in dieser orm nicht vorhersehbar. Bei der Haushaltsaufstellung urde auf alle zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung ste- enden Informationen – dabei handelt es sich um die So- ialhilfestatistik 2002 und die Arbeitslosenhilfestatistik 003 – zurückgegriffen. Auf dieser Basis wurde eine chätzung zur Zahl der Bedarfsgemeinschaften abgelei- et. u Frage 13: Die erwarteten Mehrbelastungen gegenüber der aushaltsaufstellung ergeben sich aufgrund der höheren Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17055 (A) ) (B) ) Ausgaben des Bundes für Arbeitslosengeld II. Dabei spielen sowohl die sich abzeichnende höhere Zahl von Bedarfsgemeinschaften in der Grundsicherung als auch die höheren durchschnittlichen Ausgaben für Arbeitslo- sengeld II pro Bedarfsgemeinschaften eine Rolle. Den Mehrbelastungen bei den unmittelbar vom Bund zu tra- genden Ausgaben für Arbeitslosengeld II stehen voraus- sichtlich Minderausgaben bei der Beteiligung des Bun- des an den Kosten der Unterkunft gegenüber. Es sind vor allem zwei Ursachen zu nennen, die dafür verantwort- lich sind, dass die Höhe der Bundesbeteiligung trotz ei- ner höheren Zahl von Bedarfsgemeinschaften vermutlich geringer als derzeit veranschlagt ist. Erstens ist der An- stieg der Leistungsbezieher in der Grundsicherung für Arbeitsuchende auch dem Anstieg der ehemaligen Sozi- alhilfebedarfsgemeinschaften geschuldet. Daher werden die Kommunen bei den Ausgaben für erwerbsfähige So- zialhilfebedarfsgemeinschaften tendenziell stärker ent- lastet als ursprünglich angenommen. Der zweite Grund ist, dass die Kosten der Unterkunft pro Bedarfsgemein- schaft in der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach den gegenwärtig vorliegenden Informationen weit unter den ursprünglichen Annahmen liegen. Anlage 7 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) (Drucksache 15/5660, Fragen 14 und 15): Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, dass der Ausschluss immatrikulierter Studierender, die wegen Vollen- dung des 30. Lebensjahres bzw. nach dem 14. Fachsemester nicht mehr in der studentischen Krankenversicherung versi- chert sind, aus der geltenden 400-Euro-Regelung zu Nachtei- len führt, und wenn ja, dass die Regelungen im Interesse der betroffenen Studierenden unverzüglich geändert werden müs- sen? Wann nimmt die Bundesregierung die entsprechenden Ge- setzesänderungen in Angriff? Studierende nach Abschluss des 14. Fachsemesters oder nach Vollendung des 30. Lebensjahres sind nur Pflichtmitglied in der studentischen Krankenversiche- rung (§ 5 Abs. 1 Nr. 9 SGB V), wenn die Art der Ausbil- dung oder familiäre sowie persönliche Gründe die Überschreitung der Altersgrenze oder eine längere Fach- studienzeit rechtfertigen. Ist dies nicht der Fall, sind sie in der Regel freiwilliges Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse oder privat krankenversichert. Für alle Studierenden gilt, dass die Aufnahme einer geringfügigen Beschäftigung als Arbeitnehmer mit einem Arbeitsentgelt bis zu 400 Euro monatlich keine Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung begründet. Studie- rende, die eine 400-Euro-Beschäftigung ausüben, wer- den daher gegenüber anderen Personen mit einer solchen Beschäftigung nicht benachteiligt. Freiwillig in der ge- setzlichen Krankenversicherung versicherte Studierende, die ausschließlich eine geringfügige Beschäftigung aus- üben, zahlen den Mindestbeitrag, der je nach Kranken- kasse zwischen circa 90 und 120 Euro monatlich beträgt. Aus dem Arbeitsentgelt der geringfügigen Beschäfti- gung ist aufgrund einer Entscheidung des Bundessozial- g v S E 4 m f A g N W h 2 D E c p w k l ü d g b e d d ä B w r E c p g t A d F C (C (D erichts vom 16. Dezember 2003 (B 12 KR 20/01 R; eröffentlicht in „Neue Zeitschrift für Sozialrecht“ 2004, eite 537) von Studierenden kein Beitrag zu entrichten. in gesetzgeberischer Handlungsbedarf bezüglich der 00-Euro-Regelung für Studierende besteht daher nicht. Die Beschäftigung eines Studierenden als Arbeitneh- er mit einem Arbeitsentgelt oberhalb von 400 Euro ührt auch für Studierende, die wegen Überschreitens der ltersgrenze oder der Fachstudienzeit nicht mehr Mit- lied der studentischen Pflichtversicherung (§ 5 Abs. 1 r. 9 SGB V) sind, zur Anwendung der so genannten erkstudentenregelung (§ 6 Abs. 1 Nr. 3 SGB V). Dies at das Bundessozialgericht in seinem Urteil vom 3. September 1999 (Az.: B12 KR 1/99 R) festgestellt. anach sind Studierende und damit auch solche nach nde ihrer Versicherungspflicht als Studierende versi- herungsfrei, die eine an und für sich versicherungs- flichtige Beschäftigung als Arbeitnehmer ausüben, enn das Studium weiterhin den Schwerpunkt der Tätig- eit bildet. Die Bundesregierung sieht für eine unverzüg- iche Rechtsänderung keine Veranlassung. Studierende ben häufig zeitlich begrenzte Beschäftigungen während es Studiums aus. Zeiten ohne und mit einer Beschäfti- ung als Arbeitnehmer wechseln daher typischerweise ei Studierenden einander ab. Die Probleme, die durch inen solch ständigen Wechsel entstehen, rechtfertigen ie Versicherungsfreiheit der Werkstudenten während er gesamten Dauer des Studiums. Eine isolierte Rechts- nderung ist daher nicht geplant. Im Rahmen einer ürgerversicherung würden aber grundsätzlich alle Ein- ohner, und damit auch alle Studierenden, versiche- ungspflichtig in der gesetzlichen Krankenversicherung. s würde daher dann nur noch um die Frage gehen, wel- hen Beitrag Studierende zahlen sollten. Dabei wäre zu rüfen, ob die beitragsrechtlichen Grundsätze einer Bür- erversicherung ohne Änderungen auf Studierende über- ragbar sind. nlage 8 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die ragen des Abgeordneten Dr. Hans Georg Faust (CDU/ SU) (Drucksache 15/5660, Fragen 16 und 17): Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus den Äuße- rungen von homöopathisch tätigen Ärzten, wie zum Beispiel die des Münchner Kinderarztes Dr. S. R., wonach „… Masern-Partys nicht generell abgelehnt würden, da eine be- wusst herbeigeführte Ansteckung im Alter zwischen etwa drei und acht Jahren, unter Abwägung der möglichen Nebenwir- kungen einer Impfung mit den Risiken einer Erkrankung, eine Überlegung wert sei“ – vergleiche hierzu dpa-Meldung vom 8. Juni 2005 –, und mit welchen gesundheitspolitischen Fol- gen solcher „Masern-Partys“ rechnet die Bundesregierung? Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung in diesem Zu- sammenhang auch aus den Äußerungen des Münchner Kin- derarztes Dr. S. R., wonach „… die Masernimpfung im Hin- blick auf Nebenwirkungen eine der problematischsten unter den empfohlenen Schutzimpfungen sei und dass die Risiken von Impfnebenwirkungen in Deutschland unzureichend erfasst würden, welches vielleicht ja auch politisch nicht ungewollt sei“ – vergleiche hierzu dpa-Meldung vom 8. Juni 2005 –, und was wird die Bundesregierung diesbezüglich unternehmen, um die Bevölkerung hierüber unverzüglich aufzuklären? 17056 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) Zu Frage 16: Weltweit sind die Masern mit jährlich 31 Millionen Erkrankungen und 614 000 Todesfällen (2002) weiterhin eine der Hauptursachen für Todesfälle im Kindesalter, die durch Impfung vermeidbar wären. Vor diesem Hin- tergrund erscheinen Aussagen wie die des in der Frage zitierten Kinderarztes zynisch und in keiner Weise dem Ernst der möglichen Komplikationen einer Maserner- krankung gerecht. Eine derartige Äußerung lässt den Schluss zu, dass immer noch der Irrglaube weit verbrei- tet ist, dass es gut sei, alle Kinderkrankheiten „auf natür- lichem Wege“ durchzumachen. Ein Vergleich der mögli- chen Komplikationen, die bei einer Impfung bzw. bei einer Masernerkrankung auftreten können, macht deut- lich, dass Impfungen sehr viel geringere Komplikations- raten aufweisen als die Erkrankungen selbst. So erkran- ken zum Beispiel nach einer Infektion mit dem Masernvirus 98 Prozent der Empfänglichen. Bei einem von 1 000 bis 2 000 der Erkrankten entwickelt sich dabei eine Enzephalitis (Gehirnentzündung), die eine Letalität (Tödlichkeit) von 20 Prozent aufweist und in 30 Prozent der Fälle mit Dauerschäden einhergeht. Im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung gegen Masern wird dagegen das Risiko, an einer Enzephalitis zu erkranken, bei unter 1 zu 1 Million beobachtet. Immer wieder treten auch in Europa, wie zuletzt in Italien, der Schweiz und in Deutschland, Masernepide- mien wegen unzureichender Durchimpfungsraten auf. Oftmals fanden diese Epidemien ihren Ursprung in Kin- dergärten und Schulen, die überwiegend von Kindern impfkritischer Eltern besucht wurden. Dabei hat sich ge- zeigt, dass die genannten, vor der Impfära ermittelten Komplikationsraten auch heute noch Gültigkeit besitzen und an sich vermeidbare Todesfälle und Dauerschäden in Kauf genommen werden müssen. Um die Zirkulation von einheimischen Masernviren dauerhaft zu unterbin- den, sind Impfraten von über 95 Prozent erforderlich. Die Impfraten sind in den vergangenen Jahren zwar lau- fend angestiegen, erreichen aber immer noch nicht die- ses für die Maserneliminierung notwendige Niveau. Es ist erklärtes Ziel der WHO Region Europa, die Masern bis zum Jahr 2010 nachhaltig durch Steigerung der Impf- raten in den einzelnen Mitgliedstaaten mit dem Ziele der Eliminierung zu bekämpfen. Die Veranstaltung und der Besuch so genannter Masernpartys und die damit ver- bundene Ablehnung von Schutzimpfungen bedeuten, dass es immer wieder zu größeren Masernausbrüchen in Deutschland kommen wird – wie kürzlich in Hessen und Bayern – und so der erfolgreiche Beitrag Deutschlands zu dem erklärten WHO-Ziel der Maserneliminierung in- frage gestellt wird. Zu Frage 17: Aus einer solchen Äußerung kann der Schluss gezo- gen werden, dass der besagte Kinderarzt nur unzurei- chend informiert ist. Schutzimpfungen sind die wirk- samste Methode, vor Infektionskrankheiten zu schützen. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass eine Impfung in sehr seltenen Fällen zu Nebenwirkungen oder Impfschä- den führen kann. Für die Bewertung des Nutzens einer Impfung ist die umgehende Klärung von Verdachtsfällen einer ungewöhnlichen Impfreaktion unverzichtbar. Be- l s k t d A l t S m M t n s F h m c g A i v § o w z p b d Ü G s e m I I g c d ( e f d t t g v N o o s g P I m w f p f s d (C (D astbare Aussagen über deren Häufigkeit und Ursache ind wichtige Argumente in der Diskussion um die Stär- ung des Impfgedankens. Mit dem am 1. Januar 2001 in Kraft getretenen Infek- ionsschutzgesetz (IfSG) ist durch § 6 Abs. 1 Nr. 3 IfSG ie Meldepflicht des Verdachts einer über das übliche usmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheit- ichen Schädigung neu eingeführt worden, um die Da- enlage über Impfschäden zu verbessern. Dass bei chutzimpfungen, im Unterschied zu sonstigen Arznei- itteln, derartige Gesundheitsschäden überhaupt in die elde- und Übermittlungspflichten einbezogen sind, rägt der gesteigerten Verantwortung des Staates Rech- ung, die er dadurch hat, dass Schutzimpfungen von taatlichen Stellen ausdrücklich gefördert und in vielen ällen öffentlich empfohlen werden. Der dem Gesund- eitsamt gemeldete Verdacht einer über das übliche Aus- aß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitli- hen Schädigung sowie der dem Gesundheitsamt emeldete Fall, bei dem der Verdacht besteht, dass ein rzneimittel (also auch ein Impfstoff) die Infektionsquelle st, sind vom Gesundheitsamt nach § 11 Abs. 2 IfSG un- erzüglich der zuständigen Landesbehörde und der nach 77 Arzneimittelgesetz jeweils zuständigen Bundes- berbehörde zu übermitteln. Die Übermittlung muss, so- eit ermittelbar, alle notwendigen Angaben, wie Be- eichnung des Produktes, Name oder Firma des harmazeutischen Unternehmers und die Chargen- ezeichnung, bei Impfungen zusätzlich den Zeitpunkt er Impfung und den Beginn der Erkrankung enthalten. ber den gemeldeten Patienten sind ausschließlich das eburtsdatum, das Geschlecht sowie der erste Buch- tabe des ersten Vornamens und der erste Buchstabe des rsten Nachnamens anzugeben. Die Ständige Impfkom- ission hat Kriterien zur Abgrenzung einer üblichen mpfreaktion von einer über das übliche Ausmaß einer mpfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädi- ung entwickelt. Die Meldeverpflichtungen nach ärztli- hem Standesrecht gemäß der Musterberufsordnung an ie Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft AkdÄ) in Köln bleiben unberührt. Die AkdÄ hat sich inverstanden erklärt, das vorliegende Berichtsblatt auch ür diese Meldeverpflichtung zu verwenden. Daneben ist er pharmazeutische Unternehmer nach § 29 Arzneimit- elgesetz gesetzlich verpflichtet, dem Paul-Ehrlich-Insti- ut ihm bekannt gewordene Verdachtsfälle schwerwie- ender Nebenwirkungen als Einzelfallbericht innerhalb on 15 Tagen anzuzeigen. Von einer schwerwiegenden ebenwirkung spricht man, wenn sie lebensbedrohend der tödlich verläuft, zu dauerhafter Arbeitsunfähigkeit der einer erheblichen Behinderung führt oder eine tationäre Behandlung erfordert bzw. eine solche verlän- ert. Die an die Gesundheitsämter und von diesen an das aul-Ehrlich-Institut gemeldeten Verdachtsfälle von mpfkomplikationen eignen sich nicht direkt für allge- einen Aufklärungskampagnen. Sie dienen aber der Be- ertung von Risiken und bilden somit eine Grundlage ür Aufklärungskampagnen. Die Meldung der Impfkom- likationen soll in erster Linie zur Verbesserung der Dif- erentialdiagnostik bei Verdachtsfällen sowie zur Unter- tützung des möglicherweise geschädigten Bürgers bei er Beantragung einer Entschädigung dienen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17057 (A) ) (B) ) Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Fra- gen des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Drucksache 15/5660, Frage 18): Welche Möglichkeiten der Förderung oder Hilfestellung bei der Finanzierung existieren für Kommunen, die an der Trasse der Bundesautobahn A 6 liegen und in Zusammenhang mit deren Fertigstellung ihre Feuerwehreinheiten modernisie- ren und an die veränderte Lage anpassen müssen, um bei Un- fällen und Katastrophen auf der Autobahn optimal und situa- tionsangepasst reagieren zu können? Der Brand- und Katastrophenschutz und damit auch die Modernisierung von Feuerwehreinheiten ist eine reine Landesaufgabe. Aus dem allgemeinen Lastenver- teilungsgrundsatz des Art. 104 a des Grundgesetzes folgt, dass Bundesaufgaben ausschließlich aus Bundes- mitteln und Landesaufgaben ausschließlich aus Landes- mitteln zu finanzieren sind. Dieser finanzverfassungs- rechtliche Grundsatz ist kein dispositives Recht, sondern von Bund, Ländern und Kommunen zwingend zu beach- ten. Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Fra- gen des Abgeordneten Henry Nitzsche (CDU/CSU) (Drucksache 15/5660, Fragen 19 und 20): Beabsichtigt die Bundesregierung, die in dem vom Bun- desministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen vor- gelegten Gesamtkonzept der Lärmsanierung angegebenen 3 034 Sanierungsabschnitte (Ortsdurchfahrten) an bestehen- den Bahnstrecken des Bundes auf der Grundlage der zurzeit gültigen Betriebsprognose 2015 neu zu berechnen und insbe- sondere Sanierungsabschnitte (Ortsdurchfahrten) mit einem Nachtemmissionswert größer als 75 dB(A) wegen des Tatbe- standes der Gesundheitsgefährdung sofort in die laufende Pla- nung und Sanierung aufzunehmen? Ist die Bundesregierung bereit, in das Gesamtkonzept zur Lärmsanierung eine Länderquote zur Gleichbehandlung der Bundesländer aufzunehmen, mit dem Ziel einer flächen- deckenden Abarbeitung – Sanierung – der Lärmbelastungs- spitzen, und werden in allen Bundesländern zuerst die Sanie- rungsabschnitte bevorzugt saniert, die den höchsten Emissionswert aufweisen? Zu Frage 19: Das Gesamtkonzept zur Lärmsanierung ist am 1. April 2005 allen Mitgliedern des Deutschen Bundes- tages vorgelegt worden und beinhaltet die aktuelle Be- standsaufnahme zur Lärmsituation an den bestehenden Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes. Eine Ak- tualisierung des Konzepts ist alle 5 Jahre vorgesehen. Bei der konkreten Planung der notwendigen Lärmsanie- rungsmaßnahmen wird die Verkehrsentwicklung berück- sichtigt. Zielsetzung des Lärmsanierungsprogramms ist zudem, Sanierungsabschnitte mit hohen Grenzwertüber- schreitungen und einer hohen Zahl betroffener Personen vorrangig zu sanieren. Z w Q d d i s f d f s r a z G e G e l A d g ( Z f g E s d e Z E s s h e z a K S w ö n b s (C (D u Frage 20: Bei der Umsetzung des Sanierungsprogrammes urde bewusst auf eine Länderquote verzichtet, da eine uotierung im Widerspruch zum tatsächlichen Bedarf er Lärmbelastung an den bestehenden Schienenwegen es Bundes steht. In diesem Zusammenhang verweise ch auf die Anlage 2 des auch Ihnen vorliegenden Ge- amtkonzepts, in der die vorhandene Lärmsituation gra- isch dargestellt ist. Das Lärmsanierungsprogramm hat as Ziel, flächendeckend sanierungsbedürftige Härte- älle zu identifizieren und abzuarbeiten. Hierfür ist ein treckenbezogenes Vorgehen erforderlich. Die Priorisie- ung erfolgt bundesweit, um dem tatsächlichen Bedarf uf der Grundlage des Verkehrsaufkommens Rechnung u tragen. Die Emission einer Strecke geht mit hohem ewicht in die Priorisierung ein. Weiteres Kriterium ist ine hohe Bevölkerungsdichte in dem Bereich, der von renzwertüberschreitungen betroffen ist. Damit wird ine hohe Wirksamkeit der eingesetzten Mittel gewähr- eistet. nlage 11 Antwort er Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Fra- en des Abgeordneten Jörg Tauss (SPD) Drucksache 15/5660, Fragen 21 und 22): Trifft es zu, dass das Eisenbahn-Bundesamt bundesweit in bestehende Planungen für Lärmschutzmaßnahmen an Bahn- strecken eingreift, und wenn ja, aufgrund welcher Veranlas- sung? Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass die Eingriffe in Planungen für Lärmschutzwände zu Mehrkosten im Bereich der passiven Lärmschutzmaßnahmen führen? u Frage 21: Das Eisenbahn-Bundesamt ist Bewilligungsbehörde ür Zuwendungen im Rahmen des Lärmsanierungspro- ramms an Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes. ine Finanzierung von Lärmsanierungsmaßnahmen der Ei- enbahnen des Bundes als Zuwendungsempfänger wird urch Zuwendungsbescheide des Eisenbahn-Bundesamtes rmöglicht. u Frage 22: Diese Unterstellung trifft nicht den Sachverhalt. Die rfahrung mit Lärmschutzmaßnahmen zeigt, dass pas- ive Lärmschutzmaßnahmen in der Regel preiswerter ind als der Bau von Lärmschutzwänden bzw. deren hö- ere Dimensionierung. Das Problem der Rechtfertigung iner teureren Maßnahme ist von der Förderrichtlinie ur Lärmsanierung erfasst: Die Abwägung zwischen ktiven und passiven Maßnahmen erfolgt nach Nutzen- osten-Gesichtspunkten, wobei die zusätzliche chutzwirkung aktiver Maßnahmen berücksichtigt ird. Unter Berücksichtigung dieser Maßstäbe und der rtlichen Situation kann das Eisenbahn-Bundesamt Fi- anzierungsanträge auch für solche Lärmschutzwände ewilligen, die in einem reinen Kostenvergleich mit ent- prechenden passiven Maßnahmen teurer sind. Die 17058 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) Angemessenheit teurerer Maßnahmen kann jedoch nur unter Berücksichtigung des konkreten Sachverhalts vor Ort geprüft werden. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Frage des Abgeordneten Michael Kretschmer (CDU/ CSU) (Drucksache 15/5660, Frage 27): Welche Schritte wurden vor dem Hintergrund der EU-Ost- erweiterung zur zügigen Realisierung des deutsch-polnischen Grenzübergangs Deschka/Penzig von der Bundesregierung in den vergangenen Monaten unternommen? Der Grenzübergang ist nach Abschluss der völker- rechtlichen Vereinbarung in die Anlage 2 zum Abkom- men zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Polen über Grenzübergänge und Arten des grenzüberschreitenden Verkehrs vom 19. November 1992 (Verzeichnis der zur Eröffnung vorgesehenen Grenzübergänge) aufgenom- men. Die deutsch-polnischen Abstimmungen in der Frage der Errichtung eines Straßengrenzüberganges für den Personenverkehr (Fußgänger, Radfahrer) in der Nähe des vorgesehenen Grenzübergangs Deschka/ Penzig sowie der Notenwechsel sind seit kurzem abge- schlossen. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Bernhard Kaster (CDU/ CSU) (Drucksache 15/5660, Fragen 28 und 29): Welche vertraglichen Verpflichtungen unterhält die Bun- desregierung mit den Regierungsberatern Prof. Dr. Karl Lauterbach und Klaus-Peter Schmidt-Deguelle? Welche Laufzeit haben die geschlossenen Verträge, und welche Kündigungsmöglichkeiten sehen die Verträge bei ei- ner von Bundeskanzler Gerhard Schröder bereits angekündig- ten, möglichen Neuwahl im Herbst dieses Jahres vor? Zu Frage 28: Staatssekretär a. D. Herr Schmidt-Deguelle ist – wie Ihnen bekannt und im Haushaltsausschuss bereits mehr- fach erläutert wurde – im Rahmen eines Beratervertrages für Bundesfinanzminister Hans Eichel tätig. Herr Prof. Dr. Lauterbach ist auf Basis eines Werkvertrages Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen auf der Grundlage des § 142 SGB V. Zu Frage 29: Das Beratungsverhältnis mit Herrn Schmidt-Deguelle ist bis 31. August 2005 befristet. Der laufende Vertrag mit dem Sachverständigenrat – der regelmäßig für vier Jahre von der Bundesregierung berufen wird – gilt vom 1. Juli 2003 bis zum 30. Juni 2007. Gesonderte Kündi- gungsregelungen für einzelne Mitglieder sind im Vertrag nicht vorgesehen. A d F C Z e g § d w s Z i R ( t s b Z 2 D B s d L le i § d k d A D d D Z Z k g d v d t (C (D nlage 14 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die ragen des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/ SU) (Drucksache 15/5660, Fragen 30 und 31): Trifft es zu, dass bei der Verbeamtung von zum Zoll über- geleiteten ehemaligen Angestellten der Bundesagentur für Ar- beit (BA) bei der Würdigung der Lebens- und Berufserfah- rung im Sinne des § 38 Abs. 1 der Bundeslaufbahnverordnung als zu berücksichtigende Vordienstzeiten nur Zeiten in der Ar- beitsmarktinspektion und in der allgemeinen Verwaltung, nicht aber Zeiten in der Leistungsabteilung oder der Arbeits- vermittlung, berücksichtigt werden, und welche Gründe wa- ren gegebenenfalls hierfür ausschlaggebend? In welchem Umfang können insoweit ehemalige Ange- stellte der BA nicht als Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft nach § 14 Abs. 1 des Schwarzarbeiterbekämpfungsgesetzes tätig werden und inwieweit behindert dies die effektive Arbeit der Schwarzarbeitsbekämpfung durch den Zoll? u Frage 30: Bei der Verbeamtung von zum Zoll übergeleiteten hemaligen Angestellten der Bundesanstalt für Arbeit elten als berücksichtigungsfähige Vordienstzeiten für 38 Bundeslaufbahnverordnung einerseits die Zeiten in er Zollverwaltung seit 1. Januar 2004. Andererseits erden auch Zeiten von Tätigkeiten bei der Bundesan- talt für Arbeit anerkannt, die mit Tätigkeiten in der iellaufbahn – also mittlerer und gehobener Zolldienst – nhaltlich vergleichbar sind. Dies sind in begrenztem ahmen Tätigkeiten in der allgemeinen Verwaltung < 50 Prozent der gesamt anzurechnenden Zeit) und Tä- igkeiten aus der Leistungsabteilung bei der BA, sofern ie im Betätigungsfeld der Bekämpfung von Schwarzar- eit bzw. illegaler Beschäftigung verübt wurden. Über eiten in den Arbeitsmarktinspektionen, die erst seit 002 existieren, wird damit deutlich hinausgegangen. ies kann bis in das Jahr 1982 zurückreichen, wo die A unter der Bezeichnung BillBG schon illegale Be- chäftigung bekämpfte. Dass die anrechenbaren Vor- ienstzeiten inhaltlich vergleichbar mit der angestrebten aufbahn sein müssen, ist Bestandteil der Entscheidungs- itlinien des Bundespersonalausschusses. Der Ausschuss st für die Zuerkennung der Laufbahnbefähigung nach 38 Bundeslaufbahnverordnung zuständig. Für die Vor- ienstzeiten fordert er eine langjährige berufliche Tätig- eit, die nicht nur der beabsichtigten Verwendung, son- ern auch in Fachrichtung, Breite und Wertigkeit dem ufgabenspektrum der künftigen Laufbahn entspricht. ieses Erfordernis ist bei Vortätigkeiten zum Beispiel in er BA-Abteilung Arbeitsvermittlung nicht gegeben. ie dort auszuführenden Tätigkeiten sind mit denen im olldienst nicht zu vergleichen. u Frage 31: § 14 Abs. 1 des Gesetzes zur Intensivierung der Be- ämpfung der Schwarzarbeit und damit zusammenhän- ender Steuerhinterziehung ist gesetzliche Grundlage für ie Wahrnehmung von Polizeivollzugsbefugnissen durch on der BA übergeleitete Angestellte. Nach dieser Norm ürfen diese Angestellten im Bereich der Finanzkon- rolle Schwarzarbeit Vollzugsbefugnisse ausüben, wenn Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17059 (A) ) (B) ) sie mindestens 21 Jahre alt sind, am 31. Dezember 2003 im Dienst der BA gestanden haben und dort mindestens zwei Jahre lang zur Bekämpfung der Schwarzarbeit oder der illegalen Beschäftigung eingesetzt waren. Die zuletzt genannte Voraussetzung wird von etwas mehr als 200 übergeleiteten, an sich vollzugstauglichen, Angestellten nicht erfüllt. In Anbetracht der sehr geringen Anzahl an betroffenen Personen wird die effektive Arbeit bei der Schwarzarbeitsbekämpfung durch die Zollverwaltung hierdurch nicht behindert. Das Aufgabengebiet der FKS der Zollverwaltung umfasst nicht nur solche Aufgaben, die die Beschäftigten als Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft wahrnehmen. Darüber hinaus steht gerade solchen Beschäftigten die Möglichkeit einer Ver- beamtung offen, nach der sie wiederum Tätigkeiten, die hoheitsrechtliche Befugnisse voraussetzen, durchführen dürfen. Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Investitionskräfte stärken – Neue Impulse für Wachstum und Beschäftigung – Notwendige Investitionen in die deutsche Verkehrsinfrastruktur bereitstellen – Infrastrukturinvestitionen erhöhen – Neue Wege bei Finanzierung und Betrieb der Bundesverkehrsstraßen (Tagesordnungspunkt 9) Uwe Beckmeyer (SPD): Wir machen den Weg frei – für mehr Wachstum und Beschäftigung. Den Reformprozess, den Bundeskanzler Gerhard Schröder vor zwei Jahren mit der Agenda 2010 angesto- ßen hat, wollen wir entschlossen fortsetzen, mit einem Handlungspaket, das die Investitionskräfte in unserem Land fordert und die Wettbewerbsfähigkeit des Standor- tes Deutschland stärkt: 20 Maßnahmen zur Fortsetzung der Agenda 2010 – 20 Maßnahmen, die Deutschland vo- ranbringen! Und das im Wortsinne: Wir wollen den Infrastruktur- bereich aus seinem Schattendasein herausholen. Ver- kehrsinfrastruktur meint mehr als nur Asphalt, Gleise und Brücken. Verkehrsinfrastruktur, das heißt vor allem Mobilität, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze. Wir müssen deutlich machen, welche Wachstumspotenziale, welche enormen Perspektiven und Entwicklungen für unsere Wirtschaft darin stecken. Mobilität ist lebens- wichtig für unser Land, für den Export ebenso wie für die Binnenwirtschaft. Nur wenn wir über leistungsfähige Verkehrswege verfügen, können wir den Austausch von Personen und Waren organisieren. Die Infrastruktur bil- det das Rückgrat unseres Verkehrs- und damit auch un- seres Wirtschaftssystems. Doch wir stehen vor neuen Aufgaben: durch die euro- päische Integration und die EU-Osterweiterung, den S m D D d V t d w N w t f a V W n ö E v d L f w k h H E ß k t i t d b I a v n P B A i t Z w l e l b f d (C (D trukturwandel und das wachsende Verkehrsaufkom- en. Bis zum Jahr 2015 wird allein der Güterverkehr in eutschland um 64 Prozent wachsen. Das bedeutet für eutschland Chance und Herausforderung zugleich. Wir ürfen den Anschluss nicht verlieren. Die Qualität der erkehrsinfrastruktur ist ein Schlüsselfaktor im interna- ionalen Standortwettbewerb. Was wir brauchen, sind aher Investitionen auf hohem Niveau. Nur so können ir baureife Projekte ohne Verzögerung fertig stellen. ur so können wir Baustopps vermeiden. Nur so können ir unser Verkehrssystem zukunftsfest machen. Wer bei der Infrastruktur spart, schadet dem Wachs- um und der Beschäftigung von morgen. Die SPD-ge- ührte Bundesregierung steht zu ihrer Infrastrukturver- ntwortung: mit dem Milliardenprogramm für mehr erkehrsinfrastruktur, das 82 Straßen-, Schienen- und asserstraßenprojekte neu ermöglicht oder beschleu- igt; mit der Gesetzesinitiative zur Beschleunigung von ffentlich-privaten Partnerschaften, das eine stärkere inbindung der Privatwirtschaft bei öffentlichen Bau- orhaben ermöglicht. Teltowkanal, Rhein-Ruhr-Express, Farger Straße – rei Verkehrsprojekte in verschiedenen Ecken unseres andes, ein Gedanke: Die zusätzlichen Mittel sorgen da- ür, dass sich die Auftragsbücher der Bauunternehmen ieder füllen. Mit dem Sofortprogramm Infrastruktur urbeln wir die Binnennachfrage an. Entscheidend ist, dass das Geld nun rasch fließt. Des- alb stellt die Bundesregierung schon im laufenden aushaltsjahr 2005 die erste Tranche von 500 Millionen uro bereit. Die Mittel sollen in großem Umfang in Stra- enbau und Schienenwege gehen. Aber auch der Ver- ehrsträger Wasserstraße wird angemessen berücksich- igt. Ich bin mir sicher, dass die Milliardeninvestitionen hre stimulierende Wirkung auf Wachstum und Beschäf- igung nicht verfehlen werden. Das Sofortprogramm ist as richtige Signal. Doch der Staat kann nicht alles alleine regeln. Er raucht Kooperationspartner. Will er auch künftig seine nfrastrukturaufgabe erfüllen, muss er stärker als bisher uf privates Kapital und Know-how zurückgreifen. Pri- ate Finanzierungsmodelle im Verkehrssektor sind ichts wirklich Neues. Bereits seit zehn Jahren können rivate Brücken, Tunnel oder Gebirgspässe im Zuge von undesfernstraßen bauen, betreiben und finanzieren. ber seinen europäischen Nachbarn hinkte Deutschland n Sachen öffentlich-private Partnerschaften bislang hin- erher. Die rot-grüne Koalition ist nun entschlossen auf den ug aufgesprungen. Mit dem vorliegenden Gesetzent- urf beseitigen wir Investitionshemmnisse bei der Rea- isierung von ÖPP-Projekten. Das ÖPP-Programm ist in wesentlicher Schritt hin zu einer neuen Arbeitstei- ung zwischen Staat und Wirtschaft im Verkehrswege- au. Mit dem Einstieg in die LKW-Maut haben wir An- ang des Jahres einen Paradigmenwechsel eingeleitet: ie Abkehr von der alleinigen Finanzierung über Steuer 17060 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) und Eurovignette und der Übergang zu einer ergänzen- den Nutzerfinanzierung. Diesen Weg müssen wir konse- quent fortsetzen. Es gilt zu prüfen, ob wir durch Finanzierungen über private Gesellschaften zu einer Verstetigung der Infra- strukturinvestitionen kommen. Das Beispiel Österreich zeigt, dass ein solches Modell grundsätzlich möglich ist. Eines muss allerdings klar sein: Wo, wann und welche Autobahnen gebaut werden, entscheidet der Bund. Diese Aufgabenverteilung ist politisch gewollt. Nur so lassen sich gleiche Lebensbedingungen im ganzen Land garan- tieren. Andernfalls würden weniger gut ausgestattete Landstriche abgehängt. Das kann nicht unser Ziel sein. Nur wenn wir unsere Verkehrsinfrastruktur auf eine solide Basis stellen, kann Deutschland auch weiterhin seine Rolle als zentraler Mobilitätsstandort in Europa spielen. Schon bisher hat Rot-Grün die Weichen dafür gestellt, die Infrastrukturen ebenso wie die Verkehrsträger zu mo- dernisieren und leistungsfähig für die Zukunft zu ma- chen: mit der Einführung der LKW-Maut als Einstieg in die Nutzerfinanzierung; mit der konsequenten Fortset- zung der Bahnreform, um die Schiene gegenüber der Straße wettbewerbsfähig zu machen; mit dem „Mariti- men Bündnis“, um die maritime Verbundwirtschaft zu fördern und den Verkehrsträger Schiff unter deutscher Flagge als echte Alternative zu etablieren. Politik für die Mobilität der Zukunft bedeutet, die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für einen leistungsfähigen Verkehr zu schaffen. Im Interesse des Standortes Deutschland! Georg Brunnhuber (CDU/CSU): Schon oft haben wir hier gestanden und über Verkehrsinfrastrukturfinan- zierung gesprochen. Eines ist allerdings neu: Früher als erwartet können wir eine Bilanz der scheidenden rot- grünen Bundesregierung in Sachen Verkehrspolitik zie- hen. Unter dem Strich bleibt dabei leider nicht viel Brauchbares übrig. Was wurde von Ihnen nicht alles an- gekündigt! Noch im Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2002 haben Sie Ihre hehren Ziele wortgewaltig festge- schrieben. Mit Ihrer Erlaubnis Herr Präsident, darf ich aus diesem Werk einmal ein paar Beispiele dieser „Ver- sprochen-Gebrochen-Liste“ zitieren: „Investitionen des Bundes in Straße, Schiene, Wasserstraße werden auf dem erreichten hohen Niveau beschäftigungswirksam fortgesetzt.“ Wie sieht die Realität aus: Nur durch die noch von der unionsgeführten Bundesregierung erzielten Erlöse aus der UMTS-Versteigerung konnte bis 2003 ein relativ ho- hes – wenngleich nicht ausreichendes – Investitionsni- veau gehalten werden. Ab 2004 hat Rot-Grün die Inves- titionen – trotz zusätzlicher Mauteinnahmen – dann schonungslos heruntergefahren. So standen 2004 statt der geplanten 9,5 Milliarden Euro nach Abzug der Ein- sparauflagen lediglich noch rund 8,8 Milliarden Euro für den Erhalt und Neubau von Verkehrswegen zur Verfü- gung. t M E m d d 4 ( d d 0 V F a D B n m A w S d E d l g g e w s F W m d D k m f h z w t d z n J li S b S i (C (D Im Haushaltsjahr 2005 sind die Verkehrsinvestitionen rotz erwarteter zusätzlicher Einnahmen aus der LKW- aut in Höhe von 3 Milliarden Euro um 600 Millionen uro gegenüber dem Vorjahr gekürzt worden. Die dra- atischen Folgen für die Verkehrsinfrastruktur werden urch die Mittelfristplanung offenbart. Demnach sinken ie investiven Ausgaben: für die Bundesfernstraßen von ,8 Milliarden Euro (Soll 2004) auf 4,3 Milliarden Euro 2008); für die Eisenbahnen des Bundes von 4,0 Milliar- en Euro (Soll 2004) auf 2,2 Milliarden Euro (2008); für ie Bundeswasserstraßen von 0,6 Milliarden Euro auf ,5 Milliarden Euro. Dies alles ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die erkehrsminister der Länder – auch die Ihren – noch im rühjahr dieses Jahres gefordert haben, die Finanzmittel b 2005 auf ein bedarfsgerechtes Niveau anzuheben. ieses wurde übrigens mit 5,8 Milliarden Euro für die undesfernstraßen und 4 Milliarden Euro für die Schie- enwege beziffert. Da ich gerade die LKW-Maut angesprochen habe, öchte ich auch dazu Ihren Koalitionsvertrag zitieren. n der entsprechenden Stelle heißt es: „Die LKW-Maut erden wir 2003 einführen, um Güterverkehr von der traße auf die Schiene und Wasserstraße zu verlagern, ie Umwelt zu entlasten und Staus zu verhindern. Die innahmen aus der LKW-Maut werden überwiegend in ie Verkehrsinfrastruktur reinvestiert.“ In Wirklichkeit ist die Mauteinführung in Deutsch- and zu einem signifikanten Beispiel Ihrer Chaospolitik eworden. Der wegen der Bundestagswahl 2002 voreilig eschlossene Vertrag hat Sie – wie sich gezeigt hat – in norme Schwierigkeiten gebracht. Die Folge: Statt 2003 urde die Mauteinführung erst zum 1. Januar 2005 reali- iert, und dann auch nur in einer abgespeckten Version. ür die Bundesrepublik Deutschland entstand durch den egfall der erwarteten Mauteinnahmen ein immenser aterieller Schaden. Darüber hinaus ging der Mautskan- al zulasten des Ansehens des Technologiestandorts eutschland. Der größte rot-grüne Vertrauensbruch in der Ver- ehrspolitik ist und bleibt aber die Mautlüge. Im Ver- ittlungsverfahren wurde in § 11 ABMG ausdrücklich estgelegt, dass die Mauteinnahmen zusätzlich zu beste- enden Haushaltsansätzen für die Verkehrsinfrastruktur ur Verfügung stehen sollten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Verkehrshaushalt urde voreilig ab Ende 2003 im Hinblick auf die erwar- eten Mauteinnahmen abgesenkt. Unter dem Strich ist ies ein klarer Rechtsbruch und ein Nullsummenspiel ulasten der Verkehrswege in Deutschland. Das hat Sie aber nicht davon abgehalten, mit immer euen Programmen den Menschen in den vergangenen ahren Sand in die Augen zu streuen: „Mit einem 90-Mil- arden-,Zukunftsprogramm Mobilität’ werden wir die teigerung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur ei allen Bundesverkehrswegen verstetigen.“ Das haben ie im Jahr 2002 noch großartig verkündet. Dazu kann ch nur sagen: Außer Spesen nichts gewesen! Außer in Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17061 (A) ) (B) ) der Koalitionsvereinbarung findet sich davon keine Spur. Man kann inzwischen förmlich darauf warten: Pünkt- lich vor Wahlen kommt von Ihnen ein neues Programm. Seit 1998 gab es: ein Investitionsprogramm, ein Zu- kunftsinvestitionsprogramm, ein Anti-Stau-Programm, ein Programm „Bauen jetzt“ und nun aktuell ein 2-Mil- liarden-Programm. Keines dieser Programme wurde bis- her tatsächlich komplett realisiert. Im Gegenteil, Pro- jekte wurden von dem einen Programm in das nächste verlagert, ganz nach dem Motto „Alter Wein in neuen Schläuchen“. Im Gegensatz zu Ihren Verlautbarungen haben Sie für all die Programme auch keine neuen oder zusätzlichen Gelder zur Verfügung gestellt, sondern lediglich nicht abgerufene beziehungsweise nicht verbaute Bundesmit- tel umgeschichtet. Das jetzt verkündete 2-Milliarden- Programm macht dies mehr als deutlich. Zunächst wur- den im Haushalt 2005 die Mittel um 600 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr abgesenkt und nun verkaufen Sie eine Aufstockung um 500 Millionen Euro als Erfolg. Dabei stellen Sie nicht einmal die ursprünglichen Haus- haltsansätze wieder her. Das Geld dafür stammt – und das dürfte besonders den Kollegen Albert Schmidt be- sonders betrüben – aus in 2004 nicht verbauten Schie- nenmitteln. Für die Folgejahre sind die Aufstockungen um 500 Millionen Euro noch nicht einmal vom Haushalt gedeckt; denn bisher haben Sie noch keinen rechtskräfti- gen Haushaltsplan für 2006 vorgelegt. Es fehlt bei Ihrer Verkehrsinvestitionspolitik schlicht an der angekündigten und notwendigen Verstetigung der Mittel. Im Ergebnis bedeutet das: keine Planungssicher- heit für Straße, Schiene und Wasserstraße. Auf eine sys- tematische und nachhaltige Zukunftsplanung für die Ver- kehrsinfrastruktur wartet Deutschland heute noch. Eines kann ich aber schon jetzt versprechen: Das Warten hat bald ein Ende. Nach der Regierungsüber- nahme im Herbst werden wir die aufgezeigten Probleme zügig angehen und die Verkehrsinfrastrukturfinanzie- rung wieder auf eine solide Grundlage stellen. Als einen der ersten Schritte werden wir die VIFG endlich zu einer unabhängigen Finanzierungsgesellschaft umbauen und ihr die LKW-Mauteinnahmen zweckgebunden zuleiten. Damit werden wir den von Rot-Grün chronisch unterfi- nanzierten Bundesverkehrswegeplan zügig und kontinu- ierlich abarbeiten. Rot-Grün hatte seine Chance. Sie haben Sie nicht ge- nutzt. Nun lassen Sie es uns besser machen. Renate Blank (CDU/CSU): Rot-Grün hat Deutsch- land verkehrspolitisch – aber nicht nur verkehrspolitisch, sondern in allen Bereichen – an die Wand gefahren. Die geplanten Neuwahlen sind dringend notwendig; denn je- der Tag, an dem Rot-Grün regiert, ist ein verlorener Tag für die Menschen in Deutschland. Die Probleme sind doch offenkundig: Einer massiven Verkehrszunahme steht eine restriktive Investitionspoli- tik gegenüber. Die Diskrepanz zwischen Verkehrsauf- k n B b V s d d v v v u b w h t s s K t o s d t W c O s N h d b A j g h f s f s k s w d – i t r s i s s N (C (D ommen und der finanziellen Absicherung der Ausbau- otwendigkeiten kann doch nur als verkehrspolitische ankrotterklärung dieser rot-grünen Bundesregierung ezeichnet werden. Ursachen sind letztlich die in der erkehrspolitik gemachten Fehler, ein Beispiel: das Ver- agen bei der Mauteinführung – Controlling –, außerdem ie verfehlte Wirtschafts- und Finanzpolitik. Sie haben ie Haushaltsprobleme nicht im Griff und sparen im in- estiven Bereich, weil sie im konsumtiven Bereich zu- iel ausgeben. Die Situation hat sich inzwischen doch dramatisch erschlechtert und die Bevölkerung ist zunehmend ver- nsichert. Sie können doch nicht länger die unbestreit- are Wechselwirkung zwischen Mobilität, Wirtschafts- achstum und Beschäftigung außer Acht lassen. Sie aben sich in Ihrer Regierungszeit nur als Bremser betä- igt und nie den Zusammenhang erkannt, dass eine ge- amtwirtschaftliche Produktivität und damit das Wert- chöpfungspotenzial wesentlich von der Qualität und apazität der Verkehrsinfrastrukturen abhängen. Wann lernen Sie endlich, dass Mobilität eine elemen- are Voraussetzung unserer arbeitsteiligen Wirtschafts- rdnung und ein Schlüsselfaktor für Wachstum und Be- chäftigung ist und es deshalb eine originäre Aufgabe es Staates ist, für die Bereitstellung moderner, leis- ungsfähiger Verkehrsinfrastrukturen zu sorgen, um ohlstand und Zukunftsfähigkeit unseres Landes zu si- hern? Denken Sie vielleicht einmal ab September in der pposition über die Wechselwirkung zwischen Wirt- chaftswachstum und Verkehrsleistungen nach. Nun zu Ihrem Antrag „Investitionskräfte stärken – eue Impulse für Wachstum und Beschäftigung“. Unab- ängig davon, dass er nach unserem Antrag „Notwen- ige Investitionen in die deutsche Verkehrsinfrastruktur ereitstellen“ eingebracht wurde, bin ich über einige ussagen in Ihrem Antrag doch sehr verwundert. Sie tun a gerade so, als wären Sie nicht sieben Jahre an der Re- ierung bzw. in der Regierungskoalition. Sie stellen in Ihrem Antrag fest, dass eine leistungsfä- ige integrierte Verkehrsinfrastruktur die Voraussetzung ür Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Wohl- tand sei und unsere Binnenwirtschaft auf die Leistungs- ähigkeit einer gut ausgebauten Infrastruktur angewiesen ei. Ja, warum haben Sie denn nicht gehandelt? Sie haben doch die Verkehrswege in Deutschland ver- ommen lassen. Wenn Sie das nicht wahrhaben wollen, ehen Sie sich doch auf Straßen, Schienen und Wasser- egen um. Aus den Straßen sind „Hoppelpisten“ gewor- en, in das Schienennetz wird immer weniger investiert die Haushaltszahlen belegen dies – und die Schleusen n den Kanälen brauchen dringend eine Sanierung. Ferner stellen Sie fest, dass gerade für eine nachhal- ige Mobilität und die wirtschaftliche Entwicklung unse- er Volkswirtschaft die Transitkorridore von Bedeutung ind. Ein sehr gutes Beispiel Ihrer Handlungsunfähigkeit st hier die ICE-Trasse Nürnberg–Erfurt, die ein Teil- tück der Magistrale von Kopenhagen bis Rom ist und ich zum wahren Trauerspiel entwickelt hat. Zuerst ein, dann nach einem Ja des Bundeskanzlers im Jahre 17062 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) 2002 führen Sie aus, dass diese Verbindung dringend notwendig sei, und jetzt sind Sie bei einem „vielleicht“ gelandet. Das ist keine glaubwürdige Verkehrspolitik. Sie sprechen in Ihrem Antrag davon, dass in Deutsch- land die Zeiträume von der Planung bis zur Realisierung von Verkehrsprojekten vielfach zu lang sei – wie wahr. Und das merken Sie erst jetzt nach sieben langen Jahren Regierungszeit. Aber der wahre Grund für Ihr Nicht- handeln ist doch, dass Sie sich innerhalb der Koalition nicht auf eine Planungsbeschleunigung einigen konnten. Hier sind die Grünen die großen Bremser. Es wird doch endlich Zeit, dass Stellungnahmen von Vereinen künftig innerhalb der Frist vorgelegt werden müssen, die für Ei- gentümer gelten. Gleichbehandlung von Bund, Natur- schutz und Eigentümern. Sie haben in den vergangenen Jahren nur von An- kündigungen gelebt. Ich denke hier an die Vielfalt Ihrer Programme, die vor Wahlen großartig angekündigt wur- den. Das Anti-Stau-Programm, das Zukunftsinvesti- tionsprogramm und das Programm „Bauen jetzt – In- vestitionen beschleunigen“ – alles Luftschlösser und Wunschträume; denn wenn man die Wirklichkeit be- trachtet, dann ist sehr wenig davon umgesetzt worden. Reden und Handeln sind bei Ihnen diametral entgegen- gesetzt. Auch die Ankündigung – rechtzeitig zur NRW- Wahl –, 2 Milliarden Euro mehr für die Verkehrsinfra- struktur zur Verfügung zu stellen, ist wieder eine Null- nummer; denn zuerst kürzen Sie den Verkehrsetat um rund 600 Millionen Euro und jetzt verkaufen Sie 500 Millionen Euro per annum als großen Erfolg – kein Erfolg für die Infrastruktur, sondern ein riesiges „Täu- schungsmanöver“. Auch der Bundesverkehrswegeplan ist Makulatur. Im Zeitraum 2001 bis 2015 wird ein jährliches Investitions- volumen von 10 Milliarden Euro für erforderlich gehal- ten. Die mittelfristige Finanzplanung sieht jedoch für die Jahre 2004 bis 2008 nur einen durchschnittlichen Mit- telansatz von 7,7 Milliarden Euro vor. Auch Sie müssten rechnen und erkennen können, dass sich hier eine Fi- nanzlücke von jährlich 2,3 Milliarden Euro ergibt. Wir brauchen dringend eine investitionspolitische Kurskorrektur; mit Ihrem Antrag schaffen Sie das nie. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN): Für das von Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigte 2-Milliarden-Euro-Programm zur Verstärkung der Verkehrsinvestitionen sind mittler- weile vom Bundesverkehrsministerium die einzelnen Projekte benannt worden. Dies zeigt: Wir reden nicht nur von mehr Verkehrsinvestitionen, wir handeln. Die in dem Zusatzprogramm aufgeführten Projekte bringen den Verkehrswegebau spürbar voran. Es war auch notwendig und überfällig, durch dieses Zusatzprogramm den großkoalitionären Fehler aus dem Bundesrat – ich meine die Koch/Steinbrück-Kürzungen – zu korrigieren, durch die Investitionen in die Verkehrsin- frastruktur fatalerweise zu Subventionen erklärt und zusammengestrichen worden waren. Die eigentlichen S p r l l s w k w t a b u S u M F B d n t 8 d a g w t 2 l a s v s i G k k m s t s V i g M k a z a z s u R R s v (C (D ubventionen, nämlich Eigenheimzulage und Pendler- auschale, hat die Union dagegen weitgehend ungescho- en gelassen, um jetzt im Vorwahlkampf durchblicken zu assen, man werde sie doch abschaffen. Das hätten wir ängst machen können. Dadurch hätten wir Milliarden an taatlichen Subventionen einsparen können. Geld, das ir an anderer Stelle viel nutzbringender einsetzen önnten, wenn sich die Union nicht bis heute stur ver- eigert hätte. Durch das 2-Milliarden-Programm werden die Inves- itionen des Bundes in die Verkehrsinfrastruktur wieder uf das unter Rot-Grün erreichte Rekordniveau angeho- en, und zwar bei investiver Gleichstellung von Straße nd Schiene! Gerade diese Gleichbehandlung von chiene und Straße bei den Investitionen unterscheidet ns fundamental von dem, was die Opposition vorhat. it dankenswerter Offenheit haben das die Herren Dirk ischer und Horst Friedrich ja mehrfach mitgeteilt, zum eispiel in der „Financial Times Deutschland“. Wenn ie FDP will, dass die Verteilung der Bundesinvestitio- en die aktuellen Marktanteile der einzelnen Verkehrs- räger widerspiegelt, dann heißt das doch im Klartext: 0 Prozent des Geldes für die Straße. Das bedeutet, dass ie Bahn noch nicht mal genug Geld erhalten soll, um uch nur das Bestandsnetz zu erhalten, ganz zu schwei- en von Neu- und Ausbau. Und warum die FDP das ill, sagt Herr Friedrich dann auch gleich dazu. Ich zi- iere die „Financial Times Deutschland“ vom 14. Mai 005: „Es ist reines Wunschdenken und rot-grüne Ideo- ogie zu glauben, dass eine nennenswerte Verlagerung uf die Schiene möglich ist.“ Was heißt das in der Kon- equenz? Dass die Bahn in den Augen der FDP ein Rest- erkehrsmittel ist und bleibt, das man durch Investitions- topp getrost austrocknen und abwickeln kann. Da kann ch nur sagen: Gute Nacht, moderne Bahn, aber auch ute Nacht, flüssiger Straßenverkehr. Denn ohne Ver- ehrsverlagerung zum Beispiel im Gütertransport be- ommen wir auch den Dauerstau auf der Autobahn, weil ehr LKW nicht nur die rechte Spur verstopfen. Die Privilegierung der Straße bei Union und FDP teht übrigens auch in eklatantem Widerspruch zur Poli- ik der Europäischen Union, die bei den transeuropäi- chen Netzen eindeutig und sehr bewusst der Schiene orrang einräumt, gerade weil die erwarteten Zuwächse m grenzüberschreitenden Güterverkehr auf die Schiene ehen sollen. Zudem ist es schlichtweg falsch, dass die Bahn keine arktanteile gewinnen könne. Der Schienengüterver- ehr hat im Jahr 2004 um 8 Prozent zugelegt, weit mehr ls der LKW-Verkehr. Private Güterbahnen schreiben urzeit zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz wie uch bei der Verkehrsleistung. Ohne die Bahn würde um Beispiel der Hinterlandverkehr der Seehäfen zu- ammenbrechen. Das zeigt: Wenn das Schienennetz wieder chronisch nterfinanziert ist, wie in den letzten Jahren der Kohl- egierung durch Waigel und Wissmann, dann wird die ede von der leistungsschwachen Schiene zu einer sich elbst erfüllenden Prophezeiung. Wenn man das Netz erkommen lässt und wenn man die Wettbewerbsbedin- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17063 (A) ) (B) ) gungen im Vergleich mit der Straße und dem Flugver- kehr nicht angleicht, dann wird natürlich auch der Schie- nenverkehr auf dem Netz schrumpfen. Da waren wir schon mal, dahin wollen wir nicht zurück. Das werden wir übrigens auch im Wahlkampf sehr deutlich machen. An dem 2-Milliarden-Programm ist für die Bahn je- denfalls besonders erfreulich, dass wichtige Verbindun- gen nach Mittel- und Osteuropa verstärkt ausgebaut werden. Dies schafft die Voraussetzung dafür, Güterver- kehrsströme von der Straße auf die Bahn zu holen. Aber auch das Sonderprogramm zur beschleunigten Moderni- sierung von Bahnhöfen in kleinen und mittleren Städten durch 50 Millionen Euro an Zuschussmitteln verbessert die Leistungsfähigkeit des Systems Schiene: Werden die Bahnhöfe attraktiver, nützt das nicht nur der Bahn, son- dern auch der Stadt oder Gemeinde, die eine städtebau- liche Aufwertung im Innenbereich erfährt. In der jetzt erreichten Aufstockung der Investivmittel besteht übrigens die eigentliche Beschleunigung für den Verkehrswegebau. Unser Hauptproblem ist nicht, dass Planungen zu lange dauern, sondern dass fertig geplante und baureife Projekte wegen fehlender Finanzmittel in der Warteschlange hängen bleiben. Dennoch sind wir sehr für eine Straffung des Planungsrechtes, und zwar unter klar festgelegten Bedingungen. In unserem Antrag zur Planungsvereinfachung und -beschleunigung, heißt es: Wir fordern die Bundesregierung auf, „das Planungs- recht zu straffen und zu vereinfachen, … ohne die Be- lange der betroffenen Bürgerinnen und Bürger und der natürlichen Umwelt zu beschneiden.“ Soweit der Koali- tionsantrag. Wenn dann plötzlich die Einschränkung der Klagerechte für Bürgerinnen und Bürger bei einer will- kürlichen Anzahl von Projekten als eigentliches Be- schleunigungsinstrument hochstilisiert wird, ist das ein- fach falsch. Die Verkürzung des möglichen Klageweges auf nur noch eine Instanz, nämlich auf die bisherige Re- visionsinstanz Bundesverwaltungsgericht Leipzig, hätte – darauf haben der Präsident eben dieses Gerichtes und die Präsidenten aller Oberverwaltungsgerichte mit be- merkenswerter Klarheit hingewiesen –, den gegenteili- gen Effekt: Anstatt die ortsnahen Oberverwaltungsge- richte entscheiden zu lassen und lediglich für diejenigen 2,5 Promille aller Verkehrsplanungen, gegen die über- haupt eine zweite Instanz angerufen wird, müsste das Bundesverwaltungsgericht als neue und alleinige Tatsa- cheninstanz von Leipzig aus quer durchs ganze Land 100 Prozent aller Streitfälle durch Ortstermine bearbei- ten. Im Ergebnis würde das zu einer Verlangsamung statt zu einer Beschleunigung der Klageverfahren führen, ganz abgesehen von den verfassungsrechtlichen Beden- ken gegen die Beschränkung von Rechten Betroffener. Also ein klassisches Eigentor, das wir vermeiden sollten. Im Vollzug blockiert werden viele Bauvorhaben übri- gens von ganz anderer Seite: Immer mehr öffentliche Bauvorhaben landen mittlerweile vor der Vergabekam- mer, weil unterlegene Bieter die Vergabe beklagen. Das kostet richtig Zeit. Hier sollte mal über Beschleunigung nachgedacht werden. Mit dem in unserem Antrag angekündigten und in diesen Tagen vorgelegten Gesetz zur beschleunigten N s v b d d w l d d r n d l t e l d d C e p s C e W d 6 s s b b e s m w a E b f a g s s in D r h v s t r l 2 e f (C (D utzung des Instrumentes öffentlicher-privater Partner- chaften im Bau dokumentieren wir: Wir sind für den erstärkten Einsatz von Public Private Partnership, sei es eim Bau von Schulen, Kitas, Krankenhäusern oder an- eren öffentlichen Einrichtungen oder auch bei Bauten er Verkehrsinfrastruktur. Es muss dabei sichergestellt erden, dass die öffentlichen Haushalte dadurch tatsäch- ich entlastet und nicht einfach Finanzierungslasten in ie Zukunft verschoben werden. Das jetzt vorgelegte Gesetz ist aufgrund des Zeit- rucks mit sehr heißer Nadel genäht worden. Das Hau- uckverfahren, das dazu jetzt vorgeschlagen wurde, erin- ert mich ein wenig an die Last-Minute-Unterzeichnung es Mautvertrags mit Toll Collect, wenige Tage vor der etzten Bundestagswahl. Die Mängel des Vertrages stell- en sich bekanntlich später heraus. Daher unser Rat: Bei inem derart umfangreichen Artikelgesetz muss Gründ- ichkeit vor Schnelligkeit gehen, und zwar im Interesse er Sache. ÖPP wird nur dann zu einem Erfolg, wenn er gesetzliche Rahmen stimmt und die Risiken wie die hancen zwischen privaten Investoren und Betreibern inerseits und der öffentlichen Hand andererseits trans- arent und fair aufgeteilt sind. Es gibt ein weiteres positives Signal für die Bauwirt- chaft: Wir begrüßen ausdrücklich die Fortführung des O2-Gebäudesanierungsprogramms. Wir sagen aberbenso deutlich, dass wir uns mehr gewünscht hätten. ir Grünen wollen das Programm weiterentwickeln und eutlich verstärken. Denn damit können wir jedes Jahr 0 000 Arbeitsplätze in der mittelständischen Bauwirt- chaft und im Handwerk sichern. Und wir wollen, dass pätestens 2006 Energieausweise für mehr Transparenz ei den Energiekosten von Wohngebäuden sorgen. Der edarfsbasierte Energieausweis wird Investitionen in die nergetische Sanierung des Wohnungsbestandes be- chleunigen und dadurch zusätzliche Arbeitsplätze in der ittelständischen Bauwirtschaft schaffen. Davon sind ir überzeugt. Wir warnen daher die Opposition davor, us wahltaktischen Gründen mit der Verabschiedung des nergieeinspargesetzes ein Verzögerungsspielchen zu etreiben. Sie tun damit der Baukonjunktur keinen Ge- allen und machen dadurch ihre Beteuerungen, sich für rbeitsplatzschaffende Maßnahmen einzusetzen, nicht laubwürdiger. Die Bauwirtschaft steckt in der Krise. Dies gilt insbe- ondere für den Wohnungsneubau. Eine alternative Per- pektive dazu liegt für die mittelständische Bauwirtschaft der Gebäudesanierung. Das Potenzial ist riesig. In eutschland gelten 24 Millionen Wohneinheiten als sanie- ungsbedürftig. Davon werden aber nur 600 000 Wohnein- eiten oder 2,5 Prozent pro Jahr tatsächlich saniert. Da- on werden nur 200 000 Wohnungen auch energetisch aniert. Um die Rahmenbedingungen für diese Investi- ionen zu verbessern, haben wir das CO2-Gebäudesanie-ungsprogramm aufgelegt. Die Bilanz kann sich sehen assen. Investitionen in Höhe von 2 Milliarden Euro und 30 000 komplett energetisch sanierte Wohnungen sind in großer Erfolg. Diesen Weg werden wir konsequent ortsetzen und intensivieren. 17064 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Die FDP legt heute einen Antrag vor, mit dessen Hilfe die dringend notwendige Verstetigung der Infrastrukturmaßnahmen, das heißt der zeit- und bedarfsgerechte Ausbau der Ver- kehrswege aller Verkehrsträger, besser gestaltet werden kann als bei der bisherigen Politik von Rot-Grün. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, haben es trotz eklatant gestiegener Abgaben aus dem Straßenver- kehr seit 1998 um insgesamt 15 Milliarden Euro mit Einführung der Maut offensichtlich nicht verstanden, für eine Verstetigung der Verkehrsinvestitionen zu sorgen. Von dem Sondereffekt der zusätzlichen Mittel aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen abgesehen, sind Ihre Investitionsansätze im Schnitt nicht höher als die der Re- gierung der CDU/CSU und der FDP in den Jahren bis 1998. Anstatt die große Chance der Maut zu nutzen und den § 11 des Mautgesetzes tatsächlich umzusetzen, haben Sie es zugelassen, dass der Finanzminister den bisheri- gen Haushaltsansatz entgegen den gesetzlichen Vor- schriften genau um den Umfang reduziert hat, wie er Mauteinnahmen netto erwartet. Das führt bezeichnen- derweise im Jahre 2005 ausweislich Ihrer Haushaltspla- nungen zu einem Ansatz, der um rund 600 Millionen Euro unter dem Haushaltsansatz für das Jahr 2004 – da allerdings noch ohne Mauteinnahmen – liegt. Diese Si- tuation wird jetzt auch nicht dadurch besser, dass Sie mit großem Getöse die Feststellung aus der Regierungser- klärung des Bundeskanzlers vom März dieses Jahres öf- fentlich bejubeln, dass für eine Zeit von vier Jahren ins- gesamt 2 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Die Jahresscheibe von 500 Millionen Euro, die Sie – wenn sie denn finanziert werden kann – zur Verfügung stellen, reicht gerade einmal aus, die bis- herigen Kürzungen auszugleichen. Von einer Versteti- gung der Investitionen, gar von einem Signal an die Bau- wirtschaft kann aus unserer Sicht deswegen nicht geredet werden. Das gilt im Übrigen auch für die Monstranz ÖPP, die Sie derzeit vor sich her tragen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die FDP ist nicht gegen öffentlich-pri- vate Partnerschaften. So wie Sie sie allerdings auf das Gleis setzen, wird es nicht zu dem erhofften Investitions- schub und schon gar nicht zu der von Ihnen angedachten Sicherung von Arbeitsplätzen im Baubereich kommen. Sie bleiben nach wie vor die Antwort schuldig, wie Sie es denn tatsächlich umsetzen wollen. Die so genannten A-Modelle, also der Anbau weiterer Spuren an beste- hende Autobahnen, die Sie bis zu 50 Prozent der Bau- kosten durch die Abtretung der LKW-Maut finanzieren und zu den restlichen 50 Prozent durch die klassische Fi- nanzierung aus dem Staatshaushalt, werden zumindest den Beschäftigungseffekt nicht bringen, den Sie sich vorstellen. Es kann bestenfalls zu einer kurzfristigen An- reizsituation bei den Baufirmen kommen, weil jetzt Auf- träge vergeben werden können, die ansonsten noch län- gere Zeit in Wartestellung liegen müssten. Mittelfristig bedeutet das aber lediglich eine Verschiebung von Inves- titionen. Wenn Sie also die Finanzierung nicht versteti- gen, bricht Ihnen die Baukonjunktur am Ende dieser Phase genauso wieder weg, wie sie jetzt unsicher wird. E z d P d A r ß li G V D ö D M e s z u A d s w A ü c g d g D R w r g B L f z V v k b (C (D rgebnis der ganzen Operation: Viel Lärm, ohne ein ein- iges Problem wirklich zu lösen, und Sie drücken sich arüber hinaus auch noch um eine klare Aussage zur KW-Maut. Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung as Beispiel der ASFINAG in Österreich genannt. Die SFINAG verlangt von PKW-Fahrern Gebühren. In Ih- em Antrag 15/5340 vom 20. April dieses Jahres begrü- en Sie die Bereitschaft der Bundesregierung, die Mög- chkeit zu prüfen, durch Finanzierungen über private esellschaften, wie zum Beispiel in Österreich, zu einer erstetigung der Infrastrukturinvestitionen zu kommen. er Bundesverkehrsminister erklärt am laufenden Band ffentlich, eine PKW-Maut sei mit ihm nicht zu machen. as genau ist Ihr Problem! Oder frei nach Valentin: ögen hätten wir schon wollen, aber können haben wir s nicht! Wir haben Ihnen in unserem Antrag unter Druck- achennummer 15/5338 die notwendigen Schritte aufge- eigt. Es wird Sie deshalb nicht überraschen, wenn wir nseren Antrag hier mit Nachdruck vertreten und Ihrem ntrag die Zustimmung verweigern. Da auch der Antrag er Union auf Drucksache 15/5325 „völlig überra- chend“ die gleiche Zielrichtung wie der der FDP hat, erden wir diesen Antrag natürlich mittragen. nlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der nachhaltigen Finanzierung der Versorgung sowie zur Änderung dienstrechtli- cher Vorschriften (Versorgungsnachhaltigkeits- gesetz – VersorgNG) (Tagesordnungspunkt 4) Siegmund Ehrmann (SPD): Der Gesetzentwurf berträgt die wesentlichen Regelungen des Rentenversi- herungsnachhaltigkeitsgesetzes auf die Beamtenversor- ung und die tarifvertraglichen Einmalzahlungen auf en Beamtenbereich des Bundes. Ich komme zunächst auf die beabsichtigten Änderun- en im Beamtenversorgungsrecht zu sprechen: Richtschnur dabei ist der grundlegende Beschluss des eutschen Bundestages, Reformen in der gesetzlichen entenversicherung in engem zeitlichen Zusammenhang irkungsgleich auf öffentlich finanzierte Alterssiche- ungssysteme wie die Beamtenversorgung zu übertra- en. An diesem Leitgedanken orientiert, ist dies bei der eamtenversorgung seit 1992 stets geschehen: So wurden 1998 Versorgungsrücklagen bei Bund und ändern vorgeschrieben, Elemente der Kapitaldeckung lossen in die Beamtenversorgung ein. Mit dem Versorgungsänderungsgesetz 2001 wurde um Beispiel parallel zur Rentenreform der Anstieg der ersorgungsbezüge ab dem Jahre 2003 abgeflacht, akti- en Beamten die gesetzliche Förderung einer privaten apitalgedeckten Altersvorsorge eröffnet, die Hinterblie- enenversorgung bei gleichzeitiger Einführung eines Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17065 (A) ) (B) ) Kindergeldzuschlages zum Witwengeld abgesenkt, die Versorgungsrücklage weiter ausgebaut. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf überträgt den Nachhaltigkeitsfaktor des Rentenversicherungsnachhal- tigkeitsgesetzes auf die Versorgung mit der Folge, dass der 2001 als Zielwert angestrebte Höchstruhegehaltssatz nach dem In-Kraft-Treten des Gesetzes in fünf Schritten auf 71,13 Prozent sinkt, begrenzt die Hochschulausbil- dungszeiten von jetzt 1095 Tage auf künftig 855 Tage. Wenn wir uns an die Diskussionen aus dem Jahre 2001 erinnern – so sah Herr Kollege Stadier die Rege- lungen zum Witwengeld „mindestens an der Grenze zur Verfassungswidrigkeit“: Verletzung der Alimentations- pflicht –, taucht der Einwand „erheblicher verfassungs- rechtlicher Bedenken“ über den Antrag des Freistaates Bayern an den Innenausschuss des Deutschen Bundesra- tes aktuell wieder auf. Man wendet eine überproportio- nale Belastung der Versorgungsempfänger ein, lehnt die eingeschänkte Berücksichtung der Studienzeiten als ru- hegehaltsfähige Dienstzeiten ab und reklamiert, der Auf- bau der Versorgungsrücklage erfolge nicht nachhaltig. Argumente, die uns heute im Plenum wieder begegnen. Doch wo liegt Ihr Gegenentwurf? Fehlanzeige, nichts wird von Ihnen angeboten! Schauen Sie einfach mal in den Versorgungsbericht 2005, Ende Mai veröffentlicht. Die Versorgungsausga- ben werden je nach Berechnungsvariante von heute rund 25 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050 auf 74,6 bis 137,1 Milliarden Euro ansteigen und weit über die heu- tige Quote hinaus öffentliche Mittel binden. Nicht nur die „vergleichende Gerechtigkeit“ zwischen den Alters- sicherungssystemen, sondern auch die Gestaltungsprin- zipien der Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit gebieten unser Handeln. In Ordnung; diese Überlegungen sind zu sehr an der Sache orientiert und wahrscheinlich in Ihren Handlungs- parametern kaum „wahlkampftauglich“. Ähnliches wiederholt sich bei den Einmalzahlungen für die Jahre 2005 bis 2007. Bund und Kommunen ha- ben sich tarifrechtlich mit ihrem Gegenüber vereinbart. Der Bund ist verpflichtet, der Verantwortung gegenüber seinen Beamtinnen und Beamten nachzukommen. Wenn die Länder als öffentliche Arbeitgeber sich durch den Tarifabschluss nicht haben präjudizieren lassen, wieso soll dann das Handeln des Bundesgesetzgebers die Län- der präjudizierend beeindrucken? Dieser Einwand läuft von seiner Logik her ins Leere. Und wenn dann gesagt wird, „eine undifferenzierte Übertragung des Tarifergeb- nisses für den Bereich des Bundes auf die Länder wird grundsätzlich abgelehnt“, hätte ich gerne den Hinweis auf die Norm, die die Länder in Zugzwang setzt. Alles in allem: Der beamtenversorgungsrechtliche Teil des Gesetzentwurfes ist in sich schlüssig und konse- quent. Die Regelung der Einmalzahlungen ist auch ein Gebot der Fairness gegenüber den Bundesbeamtinnen und -beamten. Ich würde mich freuen, wenn wir in der knappen ver- bleibenden Zeit bei diesem Gesetzgebungsverfahren noch eine gemeinsame Linie finden würden. Gemessen a o r N i B R b g u d s k t b b t k E s z l v v a a G u c t b w d c w m D e S d r R w A s 1 m g w Ü n g (C (D n der seit Jahren gegebenen Debattenlage ist dies aber ffenkundig mehr als illusorisch. Clemens Binninger (CDU/CSU): Was die Bundes- egierung als „wirkungsgleiche Übertragung des RV- achhaltigkeitsgesetzes auf die Beamten“ bezeichnet, st in Wahrheit ein überproportionaler Einschnitt in der eamtenversorgung; von Nachhaltigkeit kann keine ede sein, und schließlich werden die Länderhaushalte is zum Jahr 2010 zusätzlich belastet. Um es kurz zu sa- en: Das Gesetz ist miserabel gemacht, dürftig im Inhalt nd katastrophal in der Wirkung. Deshalb lehnen wir ieses Gesetz ab. Aber im Einzelnen: Rot-Grün versucht, den in der ge- etzlichen Rentenversicherung eingeführten Nachhaltig- eitsfaktor auf die Alterssicherung bei Beamten zu über- ragen, und scheitert prompt: Diese Maßnahme würde is 2010 zu einer Minderung des Versorgungsniveaus ei gleichzeitiger Einfügung einer gesetzlichen Evalua- ionsklausel mit dem Ziel der Fortführung der Absen- ung des Versorgungsniveaus bis zum Jahr 2030 führen. in Irrsinn! Die gesetzliche Rente stellt nur eine Säule der Alters- icherung für Arbeitnehmer dar, die zunehmend durch usätzliche – in der Regel betriebliche – Versorgungs- eistungen ergänzt wird. Diese Ergänzungen der Alters- ersorgung sind für Beamte nicht eröffnet. Die Beamten- ersorgung muss deshalb so bemessen sein, dass ein mtsangemessener Lebensunterhalt der Ruhestandsbe- mten sichergestellt wird. Sie vereint Elemente der rundsicherung und einer betrieblichen Altersvorsorge nd unterscheidet sich von ihrer Funktion und ihrem Si- herungsziel her signifikant von der gesetzlichen Ren- enversicherung. Die Anpassung der gesetzlichen Rente orientierte sich is einschließlich des Jahres 2000 an der Bruttolohnent- icklung unter Berücksichtigung der Veränderungen bei er Einkommensteuerbelastung und bei den Sozialversi- herungsbeiträgen. Mit Wirkung ab dem Jahr 2003 urde der so genannte Altersvorsorgeanteil eingeführt, it dem das Rentenniveau bis 2011 abgesenkt wird. iese Absenkung soll von den Versicherten durch steu- rlich geförderte private Vorsorge ausgeglichen werden, tichwort „Riester-Rente“. Die künftige Entwicklung er Rente wird weiter durch die Beitragssatz-Verände- ung und durch den Nachhaltigkeitsfaktor, der mit dem entenversicherungsnachhaltigkeitsgesetz eingeführt urde, beeinflusst. Der voraussichtliche Umfang der bflachung der gesetzlichen Rente wird nach wissen- chaftlichen Schätzungen – Rürup-Kommission – bei 5 Prozent bis zum Jahre 2030 liegen. Berücksichtigt man die bereits getroffenen Maßnah- en zur Kürzung der Beamtenversorgung in den Versor- ungsänderungsgesetzen aus den Jahren 1998 und 2001, ürde das Versorgungsniveau mit der angekündigten bertragung des Nachhaltigkeitsfaktors bis 2030 in ei- er Größenordnung von bis zu 18 Prozent abgesenkt. Die angekündigte Absenkung der Beamtenversor- ung geht damit schon bei einer nominalen Betrachtung 17066 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) deutlich über die Leistungseinschränkungen in der ge- setzlichen Rentenversicherung hinaus. Das geht so nicht. Zudem wird in der Beamtenversorgung im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung – jedenfalls bisher – auch deutlich schneller abgesenkt. Aufgrund der „zu übertragenden Maßnahmen“ aus der Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung ist das Ni- veau der Beamtenversorgung bis heute schon um rund 2,22 Prozent gemindert. In der gesetzlichen Rentenversi- cherung haben die Maßnahmen dagegen erst mit rund 0,61 Prozent gegriffen. Damit wird deutlich, dass der vorliegende Gesetzentwurf über das Ziel hinausschießt. Im Gegensatz zur Darstellung in der Gesetzbegrün- dung wird es keine Ausgabenminderung geben. Viel- mehr kommt es anstelle der ausgeführten Entlastung von ca. 600 Millionen. Euro zu Mehrbelastungen der Länder- haushalte von rund 2,8 Milliarden Euro! Rot-Grün hat hier weder sorgfältig noch gewissenhaft gerechnet! Denn der Unterschiedsbetrag aus den Absen- kungen der Besoldungsanpassungen soll ebenso wie der Unterschiedsbetrag aus der Absenkung des Versorgungs- niveaus künftig in voller Höhe in das Sondervermögen „Versorgungsrücklage“ fließen; früher flossen nur 50 Prozent dieses Betrages in die Versorgungsrücklage. Dem Gesetzentwurf kann nicht zugestimmt werden. Er stellt gerade keine wirkungsgleiche Übertragung der Rentenreform dar, sondern führt zu überproportionalen Belastungen der Versorgungsempfänger. Er entzieht außerdem den Haushalten der Länder zunächst in erheb- lichem Umfang Mittel. Mit dem Gesetzentwurf wird we- der eine langfristige Stabilisierung der Versorgung noch Verlässlichkeit für die betroffenen Versorgungsempfän- ger geschaffen. Hannelore Roedel (CDU/CSU): Die alarmierende Situation des überproportionalen Anstiegs der Versor- gungsausgaben in den nächsten Jahrzehnten ist nicht von den Beamtinnen und Beamten „verschuldet“ worden, auch wenn sich einem dieser Eindruck bei Ihrem Gesetz- entwurf aufdrängen kann. Vielmehr liegt die Ursache hierfür in der personellen Ausweitung des öffentlichen Dienstes seit den 70er-Jahren. Die Beamtinnen und Be- amten haben sich in dem Vertrauen auf eine angemes- sene Alimentierung im Ruhestand in ein lebenslanges Dienst- und Treueverhältnis begeben. Dies ist bei der Reform der Beamtenversorgung stets zu berücksichti- gen, Herr Schily! Aufgrund der demographischen Entwicklung stehen sowohl die überwiegend beitragsfinanzierte gesetzliche Rentenversicherung als auch das steuerfinanzierte Sys- tem der Beamtenversorgung vor der gleichen Aufgabe, die Finanzierung der Altersversorgung auf eine verlässli- che und langfristig sichere Grundlage zu stellen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion bestreitet keineswegs die Notwendigkeit, die durchgeführten Reformen der ge- setzlichen Rentenversicherung wirkungsgleich auf die Beamten-, Richter- und Soldatenversorgung zu übertra- gen. Unser Grundsatz lautet dabei: Keine Privilegierung der Beamten gegenüber Rentnern, aber auch keine Be- nachteiligung. b g w t A v d B t d D i s b c n R s e s g g n s E i s z n a b H l H d s k s c V u d b R S v A s l r z 5 (C (D Aristoteles hat die Frage nach der Gerechtigkeit damit eantwortet, dass „Gleiches gleich und Ungleiches un- leich behandelt“ werden müsse. Diesem Grundsatz ird in Ihrem Entwurf nicht ausreichend Rechnung ge- ragen, sodass sich letztlich unterschiedliche finanzielle uswirkungen auf die Betroffenen ergeben. Denn die on Ihnen vorgesehenen Maßnahmen schießen weit über as Ziel hinaus und führen zu einer überproportionalen elastung der Versorgungsempfänger. So stellt die gesetzliche Rente nur eine Säule der Al- ersversorgung für Arbeitnehmer dar, die zunehmend urch die betriebliche Altersversorgung ergänzt wird. iese bewegt sich beispielsweise im öffentlichen Dienst n einer Größenordnung von rund einem Drittel der Ge- amtversorgung. Ähnliches gilt auch für den Anteil der etrieblichen Altersversorgung bei Banken und Versi- herungen. Da die betriebliche Altersversorgung jedoch icht von den Niveauabsenkungen in der gesetzlichen entenversicherung betroffen ist, gewinnt sie relativ ge- ehen in Zukunft stärker an Gewicht. Die Situation bei den Beamtinnen und Beamten ist ine völlig andere. Deren Versorgung stellt eine Vollver- orgung dar. Wenn Sie planen, Einschränkungen in der esetzlichen Rentenversicherung in die Beamtenversor- ung zu übertragen, dann können sie nicht die Bifunktio- alität der Beamtenversorgung, das heißt Regel- und Zu- atzversicherung in einem System, und das Gebot der inheitlichkeit von Besoldung und Versorgung einfach gnorieren. Unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten ist tets zu beachten, dass die Verpflichtung des Dienstherrn ur Alimentation die Gewährleistung eines angemesse- en Lebensunterhalts für den Beamten und seine Familie uch im Ruhestand umfasst. Besoldung und Versorgung asieren auf einheitlichen Grundlagen, sodass sich die öhe der Versorgung vorrangig an den Bezügen des zu- etzt ausgeübten Amtes orientiert. Daher unterliegt die öhe der Alimentation nicht der Beliebigkeit, die Lage er öffentlichen Haushalte darf nicht der einzige Maß- tab sein. Bei der Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors kann einesfalls von einer wirkungsgleichen Übertragung ge- prochen werden. Denn in der gesetzlichen Rentenversi- herung werden mithilfe des Nachhaltigkeitsfaktors das erhältnis von Rentnern und Beitragszahlern ermittelt nd das Ausmaß der Dämpfung und der aktuelle Wert je- es Jahr neu ermittelt. Die Entwicklung auf dem Ar- eitsmarkt hat somit jeweils auch Auswirkungen auf die enten. Mit dem vorgelegten Gesetzentwurf schreiben ie die Absenkung des Versorgungsniveaus unabhängig on der wirtschaftlichen Entwicklung bereits fest. Wie fällt aber nun konkret der Vergleich über das usmaß der Absenkung des Versorgungsniveaus aus? Der voraussichtliche Umfang der Abflachung der ge- etzlichen Rente hängt von der langfristigen Entwick- ung ab und ist daher nicht exakt zu prognostizieren. Be- ücksichtigt man die Annahme der Rürup-Kommission ur Entwicklung des Rentnerquotienten von derzeit 2 auf 67 Prozent im Jahr 2030 und das Ziel der Bundes- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17067 (A) ) (B) ) regierung, die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversiche- rung bis zum Jahr 2030 nicht über 22 Prozent anzuheben, ergibt sich in etwa eine Absenkung des Rentenniveaus von etwa 15 Prozent. Um diese Absenkung wirkungsgleich auf die Beam- tenversorgung zu übertragen, dürfte diese höchstens im Umfang von zwei Dritteln der prozentualen Lohnabsen- kung der gesetzlichen Rentenversicherung vorgenom- men werden. Denn schließlich steht den Beamtinnen und Beamten keine zweite Säule der Altersversorgung zur Verfügung. Das Versorgungsnachhaltigkeitsgesetz führt jedoch zu viel weiter gehenden Einschnitten, da Ihr Gesetzentwurf unzulässigerweise sämtliche versorgungsverschlechtern- den Änderungen der Vergangenheit ausblendet: die Kür- zung der Bemessungsgrundlage durch das Versorgungs- reformgesetz 1998, die bereits erfolgte Niveauabsenkung durch das Versorgungsänderungsgesetz 2001 sowie die Kürzung der Versorgung durch teilweisen Wegfall der Sonderzahlung. Unter Berücksichtigung der bereits getroffenen Maß- namen mit dem Versorgungsreformgesetz und dem Ver- sorgungsänderungsgesetz würde die geplante Übertra- gung des Nachhaltigkeitsfaktors das Versorgungsniveau bis 2030 um etwa 11,5 Prozent absenken. Bezieht man hierbei noch die Verminderung der jährlichen Sonder- zahlung mit ein, so würde dies je nach Ausgestaltung der Regelungen beim Bund und den jeweiligen Ländern so- gar zu einem Volumen von rund 13,5 bis 18 Prozent füh- ren. Ihr erklärtes Ziel einer wirkungsgleichen Übertra- gung des Nachhaltigkeitsfaktors wird zulasten der Beamtinnen und Beamten eindeutig verfehlt. Auch die Verringerung der Berücksichtigung von Zei- ten einer Hochschulausbildung als ruhegehaltfähige Dienstzeit auf 855 Tage ist äußerst fragwürdig. Denn es werden ohnehin nur Ausbildungszeiten berücksichtigt, die für eine Übernahme in das Beamtenverhältnis zwin- gend vorgeschrieben sind. Es macht schlichtweg keinen Sinn, die aufgrund des beamtenrechtlichen Laufbahn- rechts geforderte Qualifikation im Nachhinein zu bestra- fen. Auch aus haushaltspolitischen Gesichtspunkten leh- nen wir den vorgelegten Gesetzentwurf ab. Mit der nun- mehr geforderten 100-prozentigen Zuführung der Er- sparnisse zum Sondervermögen „Versorgungsrücklage“ werden die Länderhaushalte in den kommenden Jahren über Gebühr belastet. Nach Zahlen des Bayerischen Fi- nanzministeriums würde dies in den nächsten fünf Jah- ren den Landeshaushalt in Bayern mit rund 282 Millio- nen Euro belasten. Hochgerechnet auf alle Bundesländer ergeben sich für diesen Zeitraum zusätzliche Aufwen- dungen von rund 2,8 Milliarden Euro. Was dies in einer Zeit bedeutet, in der rund die Hälfte aller Bundesländer keinen verfassungsgemäßen Haushalt aufstellen können, müsste jedem hier im Hause eigentlich klar sein. Ich fasse zusammen: Die CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion lehnt den Gesetzentwurf ab, da er weder eine lang- fristige Stabilisierung der Versorgung noch Verlässlich- keit für die betroffenen Versorgungsempfänger schafft. D t L i z f s f m l a d ü b ß K G r a g g n d V a A 0 H r A b u D B B G B n R s a l d n w s w r B (C (D as Ziel einer wirkungsgleichen Übertragung der Ren- enreform wird eindeutig verfehlt. Außerdem werden die änderhaushalte bis 2010 wegen der höheren Zuführung n einer schwierigen finanzpolitischen Gesamtsituation usätzlich belastet. Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass auch der öf- entliche Dienst vor weit reichenden Veränderungen teht, die auch die Alterversorgung betreffen. Dabei dür- en wir aber nicht vergessen, dass unsere arbeitsteilige, oderne Gesellschaft auf einen leistungsfähigen öffent- ichen Dienst angewiesen ist, für den wir motivierte Be- mtinnen und Beamten brauchen. Daher dürfen wir nicht as Kind mit dem Bade ausschütten und die in ihrer berwiegenden Anzahl leistungsfähigen und leistungs- ereiten Beamtinnen und Beamten mit unverhältnismä- igen Einschnitten bei deren Altersversorgung vor den opf stoßen. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Bei Verabschiedung des Rentenversiche- ungsnachhaltigkeitsgesetzes haben wir angekündigt, lle Maßnahmen, soweit sie übertragbar sind, wirkungs- leich auf das Beamtenversorgungssystem zu übertra- en. Dies tun wir mit dem vorliegenden Gesetzentwurf. Lassen Sie mich die beiden wichtigsten Punkte nen- en: Erstens. Wir übertragen den Nachhaltigkeitsfaktor es Rentenversicherungsnachhaltigkeitsgesetzes auf die ersorgung. Über den bereits abgeflachten Versorgungs- nstieg hinaus sollen jetzt noch bei den nächsten fünf npassungen der Versorgungsbezüge Kürzungen um je ,2 Prozentpunkte pro Anpassungsschritt erfolgen. Der öchstruhegehaltssatz wird danach im Jahre 2010 vo- aussichtlich nur noch 71,13 vom Hundert betragen. Zweitens begrenzen wir die Berücksichtigung von usbildungszeiten als ruhegehaltfähige Dienstzeiten von isher drei Jahren auf nur noch 855 Tage. Dass dies Unwillen bei den Betroffenen hervorruft, ist ns bewusst. Wir kennen die Argumente der Verbände. ennoch sind wir der Meinung: Genauso wie wir zum eispiel mit der Übertragung des Tarifvertrages auf die eamtenbesoldung versuchen, ein Höchstmaß an leichbehandlung zwischen Arbeitnehmerschaft und eamtentum zu gewährleisten, genauso wollen wir ei- en annähernd finanziellen Gleichklang zwischen den enten- und Versorgungsbelastungen herstellen. Wir mussten den Rentnerinnen und Rentnern Ein- chnitte abverlangen. Die Entwicklung der Versorgungs- usgaben – das zeigt der Versorgungsbericht – ist ähn- ich denen der Rente. Es ist also nicht einsichtig, warum iese Einschnitte nicht auch den pensionierten Beamtin- en und Beamten abverlangt werden könnten. Als letzten Punkt möchte ich die Einmalzahlungen er- ähnen. Ich habe es anfangs schon erwähnt, dass wir tets um einen Gleichklang bemüht sind. Deshalb wollen ir ausgehend vom Tarifergebnis, das für die Empfänge- innen und Empfänger von Dienst- und Amtsbezügen im ereich des Bundes in den Jahren 2005, 2006 und 2007 17068 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 (A) ) (B) ) Einmalzahlungen in Höhe von jeweils 300 Euro vor- sieht, dies jetzt auch auf die Versorgungsempfänger übertragen. Die Länder bekommen die Möglichkeit, über die Gewährung von Einmalzahlungen in diesen Jahren selbst zu entscheiden. Dr. Max Stadler (FDP): Dass die Einsparungen in der Rentenversicherung auf die Beamtenversorgung zu übertragen sind, wird von niemandem ernsthaft in Ab- rede gestellt. Hierbei handelt es sich um ein Gebot sozia- ler Symmetrie. Alles andere entfachte eine neue Neid- Debatte, an der die Beamtinnen und Beamten, die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger am allerwenigsten Interesse haben dürften; wäre sie doch Wasser auf die Mühlen jener, denen das Berufsbe- amtentum seit langem ein Dorn im Auge ist und die es am liebsten abgeschafft sähen. Erfreulicherweise hat die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf für derartige Überlegungen der von ihr eingesetzten Bull-Kommis- sion nunmehr die Quittung erhalten. Der rot-grünen Bundesregierung ist zumindest zuzu- gestehen, dass sie sich die Sache nicht einfach macht. Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen wird die Frage der Wirkungsgleichheit der Übertragungsmaßnah- men sein. Diese Frage ist zum einen nominal und zum anderen unter Rückgriff auf die Besonderheiten der Be- amtenversorgung zu beantworten. Wir alle kennen die Empfehlung des federführenden Ausschusses für Innere Angelegenheiten des Bundesrates. Der Ausschuss kommt zu dem Ergebnis, dass es schon nominal in der Beamtenversorgung im Vergleich zu der gesetzlichen Rentenversicherung aktuell keinen Nachholbedarf gibt. Das Niveau der Beamtenversorgung sei seit 1999 um 4,31 Prozent gesunken. Mittelfristig betrage die Niveau- absenkung gut sieben Prozent. Hingegen belaufe sich die Niveauabsenkung in der Rentenversicherung auf maxi- mal sechs Prozent. Die weiteren Beratungen werden zei- gen müssen, ob diese Zahlen belastbar sind oder ob es sich hierbei um politische Zahlen handelt, um im Wahl- kampf zu punkten. Neben der rein nominalen Betrachtung darf die Be- sonderheit der Beamtenversorgung nicht aus dem Blick geraten. Die Beamtenversorgung ist Grundsicherung und Zusatzsicherung zugleich. Sie ist bifunktional. Der An- teil der Pensionen, der der Zusatzversicherung dient und hierin der betrieblichen Altersversorgung vergleichbar ist, muss daher grundsätzlich von Übertragungsmaßnah- men ausgenommen bleiben. Auch kann ich Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, an dieser Stelle einen grundsätzlichen Vorwurf nicht ersparen: Ihre Politik im Bereich der Be- amtenversorgung war eine Politik der tausend Nadel- stiche: Hier eine Maßnahme, dort eine Maßnahme; eine Gesamtschau unterblieb. Die FDP hat daher stets gefor- dert, Umfang und Wirkung aller Maßnahmen aus versor- gungsrelevanten Reformen differenziert und im Zusam- menhang darzustellen sowie in ihren Auswirkungen vorauszuberechnen. Dies wäre Aufgabe des Dritten Ver- sorgungsberichts gewesen. Leider ist der Dritte Versor- gungsbericht trotz mannigfacher Erinnerungen und ent- g B d l D t c b g b A d d S D d D t f t Q f a e d A d s e e s d F d d V – f h r b d d r C s s E H r r (C (D egen anders lautenden Zusagen dem Deutschen undestag bis heute nicht zur Beratung zugeleitet wor- en. Aus liberaler Sicht ebenfalls zu kritisieren ist das Feh- en des nachhaltigen Aufbaus der Versorgungsrücklage. ie FDP hat sich stets dafür ausgesprochen, zur langfris- igen Sicherung der Beamtenversorgung die Kapitalde- kung der Versorgungskosten auszubauen und für neu erufene Beamtinnen und Beamte Versorgungsrückla- en nach versicherungsmathematischen Grundsätzen zu ilden, die generationengerecht und haushaltsfest sind. ußerdem hat sich die FDP stets für eine Erweiterung es Anlagespektrums ausgesprochen. Eine weitere For- erung ist die Ausschreibung der Verwaltung und die chaffung der Möglichkeit, die Verwaltung privaten ritten zu übertragen. Weitere Fragwürdigkeiten des Gesetzentwurfes wer- en in der parlamentarischen Beratung zu erörtern sein. ies gilt für die Auswirkungen einer nur eingeschränk- en Berücksichtigung von Studienzeiten als ruhegehalt- ähigen Dienstzeiten auf den gesellschaftlich erwünsch- en und wirtschaftlich notwendigen Erwerb von ualifikationen in einer Wissensgesellschaft. Dies gilt ür die vorgesehene Gewährung von Einmalzahlungen n Bundesbeamte und eine sich hieraus möglicherweise rgebende Präjudizwirkung für die Tarifverhandlungen er Länder. Das gilt schließlich für die Einbeziehung des ltersgeldes nach dem Gesetz über die Alterssicherung er Landwirte in die Ruhensregelung des Beamtenver- orgungsgesetzes. Die FDP wird sich konstruktiven Beratungen nicht ntziehen. Wir sind daher auf die Gegenäußerung zur zu rwartenden Stellungnahme des Bundesrates sehr ge- pannt. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister der Inneren: Mit dem Gesetzentwurf der raktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen wer- en die Maßnahmen der Rentenreform 2004, insbeson- ere der Nachhaltigkeitsfaktor, wirkungsgleich auf die ersorgung übertragen. Ziel des Gesetzentwurfs ist wie in der gesetzlichen Rentenversicherung – die lang- ristige Stabilisierung der Versorgung. Es ist schwer verständlich, dass sich die Unionsmehr- eit der Länder im Bundesratsverfahren zum Regie- ungsentwurf den vorgesehenen Maßnahmen zur Ausga- endämpfung verweigert, zumal gerade die Länder in er Zukunft die größten Probleme bei der Finanzierung er Versorgung haben werden. Ich sehe darin ein weite- es Beispiel für die absurde Blockadepolitik der CDU/ SU; denn die Ablehnung steht offenkundig im Wider- pruch zu den eigenen Interessen der Länder. Ich kann daher nur an die Union appellieren, ihre Ent- cheidung vor dem Hintergrund der demographischen ntwicklung und der schwierigen Lage der öffentlichen aushalte noch einmal sorgfältig zu überdenken. Die Daten und Vorausberechnungen der Bundesregie- ung zeigen, dass der Gesetzentwurf vor allem im Inte- esse der Länder und Gemeinden liegt. Die Zahl der Ver- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 180. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 17069 (A) (C) (B) ) sorgungsempfänger wird bei den Ländern bis 2030 um rund 600 000 steigen und sich damit verdoppeln. Dem- gegenüber geht die Zahl der Versorgungsempfänger beim Bund unter Einschluss von Bahn und Post langfris- tig auf die Hälfte zurück. Die Versorgungsausgaben wer- den gerade bei den Ländern stark ansteigen und einen wachsenden Teil der Steuereinnahmen in Anspruch neh- men. Eine nachhaltige Finanzierung der Beamtenversor- gung ist vor allem im Länderbereich nach Auffassung namhafter Experten nicht gesichert. Der Sachverständi- genrat spricht von einer verdeckten Staatsschuld, die auf die nachfolgenden Generationen verschoben werde. Im Bereich der gesetzlichen Rentenversicherung ist die Nachhaltigkeitslücke mit dem Rentenversicherungs- gesetz 2004 weitgehend geschlossen worden. Hinsicht- lich der Zusatzversorgung für die Arbeitnehmer des öf- fentlichen Dienstes haben sich die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes schon im Jahre 2002 auf eine grundlegende Reform mit vergleichbaren Leistungsein- schränkungen verständigt. Mit dem Entwurf des Versorgungsnachhaltigkeitsge- setzes wird für die Beamtenversorgung nur nachvollzo- gen, was für die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes mit den Leistungsanpassungen in der gesetzlichen Ren- tenversicherung und der Zusatzversorgung des öffentli- schen Kollegen nicht, wie heute in der „FAZ“ zu lesen war. Auch die Daten und Fakten sprechen eine andere Sprache. Von 1990 bis heute sind die Pensionen um 31 Prozent gestiegen, die Renten um 29 Prozent. Dabei ist die Kür- zung der Sonderzahlung durch Bund und Länder berück- sichtigt. Es trifft somit offensichtlich nicht zu, dass die Beamten schon in der Vergangenheit stärker belastet worden sind als die Rentner. Eine überproportionale Belastung sieht der Gesetz- entwurf auch für die nächsten fünf Anpassungen nicht vor. Mithilfe einer Evaluationsklausel werden überpro- portionale Belastungen der Beamten ausgeschlossen. Der Gesetzentwurf sieht im Übrigen vor, dass die ein- gesparten Mittel den Versorgungsrücklagen zufließen; damit wird Vorsorge für künftige Generationen getrof- fen. Es reicht nicht aus, nur über die Herausforderungen der demographischen Entwicklung zu reden. Wir alle müssen Einsicht in die Notwendigkeiten zeigen und – was noch viel wichtiger ist – auch dementsprechend handeln. Ich fordere die Oppositionsfraktionen auf, den mit der vorliegenden Fraktionsinitiative beschleunigten chen Dienstes bereits auf den Weg gebracht worden ist. Wie bei den Renten soll auch der Anstieg der Pensionen künftig geringfügig gedämpft werden. Pensionskürzun- gen sind ebenso wenig vorgesehen wie Rentenkürzun- gen. Wenn jetzt behauptet wird, die Beamten würden über- proportional belastet, sie hätten bereits Vorleistungen er- bracht, die nicht angemessen berücksichtigt würden, so trifft das nicht zu. Der sächsische Finanzminister teilt übrigens die entsprechende Auffassung seines bayeri- W A v t S s d A (D eg mitzugehen. Ohne Einbeziehung der Beamten in die Reform der lterssicherungssysteme würde die Akzeptanz der Be- ölkerung für eine eigenständige und vergleichsweise at- raktive Beamtenversorgung aufs Spiel gesetzt. Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht und stimmen ie dem Gesetzentwurf zu! Es geht darum, dass die Pen- ionen finanzierbar bleiben und Beamte sich ebenso wie ie Rentner auf einen gesicherten Lebensunterhalt im lter verlassen können. 180. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 15. Juni 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518000000

Grüß Gott, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.
Interfraktionell wurde vereinbart, die heutige Tages-

ordnung zu erweitern. Die Punkte sind in der Ihnen vor-
liegenden Zusatzpunktliste aufgeführt:
ZP 1 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten

Entwurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des
Arzneimittelgesetzes
– Drucksache 15/5656 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter
Rossmann, Dieter Grasedieck, Gesine Multhaupt, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord-
neten Grietje Bettin, Monika Lazar, Volker Beck (Köln), wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN: Für ein integriertes EU-Bildungsrahmen-
programm – Mobilität und Austausch für ein zusammen-
wachsendes, innovatives und wettbewerbsfähiges Europa
– Drucksache 15/5675 –

ZP 3 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hans-Ulrich

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Redet
Krüger, Florian Pronold, Ingrid Arndt-Brauer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abge-
ordneten Jutta Krüger-Jacob, Christine Scheel, Kerstin
Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Europäische
Finanzmärkte – Integration durch Wettbewerb und
Vielfalt voranbringen
– Drucksache 15/5679 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Michael
Meister, Heinz Seiffert, Leo Dautzenberg, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge-
ordneten Dr. Volker Wissing, Dr. Hermann Otto Solms,
Carl-Ludwig Thiele, Dr. Wolfgang Gerhardt und der
Fraktion der FDP: Europäische Finanzmärkte – Inte-
gration durch Wettbewerb und Vielfalt voranbringen
– Drucksache 15/5677 –

ZP 4 Erste Beratung des von den Fraktionen der S
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten
nes Gesetzes zur Sicherung der nachhaltigen F

(C (D ung n 15. Juni 2005 0 Uhr der Versorgung sowie zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Versorgungsnachhaltigkeitsgesetz – VersorgNG)

– Drucksache 15/5672 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Von der Frist für die Beratung soll, soweit erforder-
ich, abgewichen werden.
Weiterhin wurde vereinbart, die heutige Fragestunde

uf eine Stunde zu beschränken sowie die Tages-
rdnungspunkte 4 – Verbraucherpolitischer Bericht –
nd 6 – Zukunftschancen für Jugendliche – zu tauschen.
ußerdem soll Tagesordnungspunkt 7 – EU-Waffenem-
argo gegenüber China – abgesetzt werden. Sind Sie mit
iesen Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.
Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-

ung um die Beratung eines Gesetzentwurfs zur Ände-
ung des Arzneimittelgesetzes zu erweitern und diesen
etzt gleich als Zusatzpunkt 1 ohne Aussprache aufzuru-
en. Sind Sie damit einverstanden? – Dann ist das so be-

ext
schlossen.
Ich rufe den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 1 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Vierzehnten Geset-
zes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes
– Drucksache 15/5656 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Bildung, Forschung und

genabschätzung
ell wird Überweisung des Gesetzent-
ksache 15/5656 an die in der Tagesord-
ten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
PD und des
Entwurfs ei-
inanzierung

Technikfol
Interfraktion

wurfs auf Druc
nung aufgeführ






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Fragestunde
– Drucksache 15/5660 –

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
schaft auf.

Die Fragen 1 und 2 der Kollegin Gitta Connemann
werden schriftlich beantwortet.

Deshalb rufe ich den Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung auf. Die Fragen beant-
wortet Herr Parlamentarischer Staatssekretär Hans
Georg Wagner.

Ich rufe die Frage 3 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch
auf:

Warum hat der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Peter
Struck, anlässlich des 50. Jahrestages der Bundeswehr auch
ehemalige Angehörige der im spanischen Bürgerkrieg einge-
setzten Legion Condor eingeladen – vergleiche die „Welt“
vom 7. Juni 2005 – und wie viele eingeladene Gäste waren
ehemalige Angehörige der Wehrmacht?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518000100


Frau Präsidentin! Liebe Kollegin Lötzsch, am
7. Juni 2005 begann mit einer Auftaktveranstaltung der
offizielle Jubiläumszeitraum zum 50. Geburtstag der
Bundeswehr. Zu dieser Veranstaltung wurden durch den
Bundesminister der Verteidigung, Dr. Peter Struck,
1 123 Repräsentanten aus Staat und Gesellschaft einge-
laden, darunter selbstverständlich auch die ehemaligen
Generalinspekteure der Bundeswehr.

Der inzwischen 97-jährige General a. D. Heinz
Trettner gehört zu den Gründervätern der Bundeswehr.
Er wurde, wie alle Offiziere der Bundeswehr mit Vor-
dienstzeiten in der Wehrmacht vom Dienstgrad Oberst
an aufwärts, durch den so genannten Personalgutachter-
ausschuss auf seine persönliche Eignung geprüft. Damit
besteht für das Bundesministerium der Verteidigung
keine Veranlassung, an der Integrität dieser Personen-
gruppe zu zweifeln. Es ist eine Selbstverständlichkeit,
eine Persönlichkeit, die sich um den Aufbau unseres
freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates in besonderer
Weise verdient gemacht hat, zu einer solchen Feier ein-
zuladen.

Die Frage nach der Anzahl eingeladener Gäste, die
ehemals Angehörige der Wehrmacht waren, kann nicht
beantwortet werden, da die Vita der Eingeladenen nicht
eigens abgeprüft wurde. Es ist davon auszugehen, dass
ein Großteil der vor 1931 in Deutschland geborenen
männlichen Bevölkerung – in welcher Form auch im-
mer – Angehöriger der Wehrmacht war.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518000200

Ihre Zusatzfragen, bitte.

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(C (D Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, urden vom Bundesminister der Verteidigung auch enschen eingeladen, die in den alliierten Armeen oder ei den spanischen Interbrigadisten gegen den Faschisus und die Wehrmacht gekämpft haben und, wenn ja, ie viele? H Das ist mir im Einzelnen nicht bekannt. Unabhängig avon haben wir natürlich auch Offiziere der ehemaligen ationalen Volksarmee der DDR eingeladen, (Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos]: Das war nicht meine Frage!)

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518000300
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518000400

ofern sie zu dem eingeladenen Kreis gehören durften.
ier ist keine Unterscheidung getroffen worden.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518000500

Eine weitere Zusatzfrage.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518000600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich habe aber nicht

ach den Offizieren der Nationalen Volksarmee gefragt.
Herr Staatssekretär, Sie wissen wahrscheinlich ge-

auso gut wie ich, dass der Bundeskanzler anlässlich des
0. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Nor-
andie in seiner Begleitung auch ehemalige Wehr-
achtsangehörige hatte und dass Menschen, die auf-
eiten der französischen Résistance gekämpft haben, von
er französischen Regierung eingeladen werden muss-
en, weil sie im Tross des Bundeskanzlers nicht eingela-
en waren. Haben Sie keinen Anlass gesehen, aus diesen
rfahrungen des vergangenen Jahres zu lernen und Men-
chen, die gegen die faschistische Wehrmacht gekämpft
aben, offiziell einzuladen?
H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518000700

Wir haben dies nicht zum Kriterium gemacht. Wie der
err Bundeskanzler seine Delegation zusammenstellt,
st Sache des Bundeskanzlers. Wir haben das nicht zu
ritisieren. Wir selber haben nach bestem Wissen und
ewissen die Einladungen zusammengestellt. Das trifft
uch für diejenigen zu, die eingeladen worden sind. In-
ofern haben wir da souverän gehandelt. Wir waren nicht
er Auffassung, man sollte zusätzliche Einladungen aus-
prechen.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518000800

Eine Zusatzfrage des Kollegen Koppelin.

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1518000900

Herr Staatssekretär, haben Sie die gleichen Kennt-

isse wie ich, dass beim Aufbau der Nationalen Volksar-
ee ebenfalls ehemalige Soldaten der deutschen Wehr-
acht dabei waren?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr richtig!)







(A) )



(B) )


Ha
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518001000

Das ist nicht auszuschließen, Herr Kollege Koppelin;

denn solche waren sowohl bei uns dabei als auch auf der
Seite der ehemaligen DDR.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518001100

Ich rufe die Frage 4 der Kollegin Petra Pau auf:

Welchen Umfang hatten bundesweit Personalveränderun-
gen in der Bundeswehr an den Standorten seit 1994 und wie
viele Arbeitsplätze wurden aufgrund des jeweiligen nachfol-
genden Stationierungskonzeptes – bitte nach Ländern auf-
schlüsseln – neu geschaffen?

H
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518001200


Frau Kollegin Pau, im April des Jahres 1994 beschäf-
tigte die Bundeswehr insgesamt rund 174 800 zivile Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Wehrverwaltung des
Bundes befand sich zu dieser Zeit in dem Anfang der
90er-Jahre begonnenen Prozess der personellen Umset-
zung der Strukturveränderungen im Rahmen der Anpas-
sung an die neuen Streitkräftestrukturen und des Auf-
baus einer Wehrverwaltung in den neuen Bundesländern.
Mitte 2000 wurden die Strukturveränderungen durch die
Maßnahmen im Rahmen der Neuausrichtung der Bun-
deswehr und Ende 2003 mit den neuen Entscheidungen
zur Transformation der Bundeswehr fortgesetzt.

In diesem Rahmen soll der zivile Bereich der Bundes-
wehr bis zum Ende des Jahres 2010 auf 75 000 Haus-
haltsstellen und Dienstposten bzw. Arbeitsplätze redu-
ziert werden. Da Auszubildende, Beamte auf Widerruf
und Teilzeitbeschäftigte keine oder keine ganze Haus-
haltsstelle in Anspruch nehmen, können mit der Ziel-
größe von 75 000 Haushaltsstellen voraussichtlich über
80 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt
werden. Derzeit sind rund 122 000 zivile Beschäftigte
bei der Bundeswehr tätig. Dies bedeutet eine weitere Re-
duzierung des gesamten Personalbestandes im zivilen
Bereich um bis zu 40 000 Menschen. Diese personelle
Entwicklung beruht auf organisatorischen Maßnahmen
mit entsprechenden Arbeitsplatz- und Dienstpostenan-
passungen. Die Reduzierung wird sozial verträglich und
ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Ein An-
stieg beim Zivilpersonal der Bundeswehr erfolgte nur in
Berlin und Sachsen-Anhalt, nämlich um 570 bzw.
306 Personen. Eine Darstellung der Entwicklung des
Personalbestandes in den Bundesländern im Zeitraum
von 1994 bis 2005 kann zur Verfügung gestellt werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518001300

Ihre Zusatzfragen, bitte.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518001400

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Diese Übersicht

würde ich gern erhalten.
Ich hätte eine Nachfrage: Gibt es einen Überblick,

wie viele Arbeitsplätze – bei all den Abbaumaßnahmen,
die Sie beschrieben haben – neu entstanden sind, bei-
spielsweise durch die Stationierung des Eurofighters in
Rostock-Laage?

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(C (D H Eine solche Übersicht gibt es nicht, da die im Rahmen er Konversion weggefallenen Dienstposten bei der undeswehr durch Ländermaßnahmen ersetzt werden üssen. Sie wissen, Konversion ist Sache der Bundesänder. Man müsste bei den einzelnen Bundesländern abragen, wie groß der Nettozuwachs an zivilen Arbeitslätzen gewesen ist. Diese Zahlen sind uns nicht ekannt. Danke schön. Dann würde ich gern, wie gesagt, die ngekündigte Übersicht nachträglich erhalten. H Diese bekommen Sie. Keine weiteren Zusatzfragen? Wir sind damit am nde dieses Geschäftsbereichs. Vielen Dank für die Bentwortung der Fragen, Herr Staatssekretär. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe iums für Bildung und Forschung auf. Die Fragen beantortet Herr Parlamentarischer Staatssekretär Ulrich asparick. Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Michael retschmer auf: Wann ist mit der Ausschreibung des von der Bundesregierung angekündigten Programms „Inno-Profile“, die laut Aussage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung noch vor der Sommerpause 2005 erfolgen soll, zu rechnen? U Herr Kollege Kretschmer, Sie fragen danach, wann as neue Programm für Ostdeutschland, das wir auschreiben, im Bundesanzeiger veröffentlicht werden ird. Das wird am 17. Juni der Fall sein. Es wird vom erfahren her wieder so sein wie bei den anderen Projeken auch: Man kann zunächst eine Projektskizze einreihen; das ist bis zum 8. September möglich. Ihre Zusatzfragen, bitte. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Sie hatten angekün igt, dass die Anträge schon vor der Sommerpause getellt werden können. Wann ist damit zu rechnen, dass ie ersten Anträge bewilligt werden und tatsächlich mit er Arbeit begonnen werden kann? Ul Ich hatte Ihnen die Daten genannt. Die Ausschreibung ird am 17. Juni 2005 im Bundesanzeiger veröffenticht. Die Projektskizzen können bis zum 8. Sepember 2005 eingereicht werden. Von unserer Seite aus Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick sind alle Vorbereitungen dafür getroffen worden, dass zügig gearbeitet werden kann. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Gibt es für dieses Programm einen Projektträger und wenn ja, wer ist das? Ul Wir werden die Außenstelle der PTJ Jülich hier in Berlin damit beauftragen. Es gibt keine weiteren Fragen mehr dazu. Damit sind wir auch am Ende dieses Geschäftsbereichs. Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf. Die Frage 6 des Kollegen Dr. Egon Jüttner wird schriftlich beantwortet. Ich rufe jetzt den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes auf. Die Fragen beantwortet Herr Staatsminister Hans Martin Bury. Die Frage 7 des Kollegen Dr. Egon Jüttner wird ebenfalls schriftlich beantwortet. Deshalb rufe ich jetzt die Frage 8 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch auf: Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass USGeheimdienste Menschen in Länder entführen, in denen unter Folter Geständnisse erpresst werden, wie zum Beispiel den deutschen Staatsbürger Khaled el-Masri – vergleiche „Neues Deutschland“ vom 7. Juni 2005 –, und wenn ja, was hat die Bundesregierung gegen dieses Vorgehen der US-Geheimdienste unternommen? Frau Kollegin Lötzsch, in dem von Ihnen angespro chenen Fall hat die Staatsanwaltschaft München ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Verschleppung eingeleitet. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Im Zusammenhang mit diesem Verfahren hat die bayerische Justiz ein Rechtshilfeersuchen an die US-Regierung gestellt. Die Bundesregierung unterstützt dieses Rechtshilfeersuchen. Weitere Fälle mit deutschen Staatsangehörigen sind der Bundesregierung nicht bekannt. Ihre Zusatzfragen, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatsminister, was hat die Bundesregierung über das, was Sie gerade b v h L A S t B d S g f r w r w A V m g s (C (D eschrieben haben, hinaus unternommen, um die Folter on deutschen Staatsbürgern durch amerikanische Geeimdienste zu unterbinden? Gibt es zwischen beiden ändern Regelungen bezüglich dieser Frage? Frau Kollegin Lötzsch, ich habe Ihnen eben in meiner ntwort dargelegt, dass mir weitere Fälle mit deutschen taatsangehörigen nicht bekannt sind, sodass ich die Unerstellung in Ihrer Frage zurückweisen muss. Zum konkreten Fall, nach dem Sie gefragt haben: Die undesregierung hat die US-Regierung um Aufklärung er Vorwürfe gebeten. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Vielen Dank. – Wie hat die Regierung der Vereinigten taaten auf das Ersuchen, aufzuklären, reagiert? Frau Kollegin Lötzsch, die Kontakte mit der US-Re ierung waren vertraulicher Natur und lassen eine öfentliche Erörterung nicht zu. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das überrascht!)

Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518001500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518001600
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1518001700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518001800
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1518001900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518002000
Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1518002100
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1518002200




(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518002300
Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1518002400
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1518002500
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518002600
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1518002700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518002800
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518002900
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1518003000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518003100
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518003200
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1518003300


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518003400

Wir sind damit auch am Ende dieses Geschäftsbe-

eichs. Vielen Dank, Herr Staatsminister, für die Beant-
ortung der Fragen.
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-

iums für Wirtschaft und Arbeit auf. Die Fragen beant-
ortet Herr Parlamentarischer Staatssekretär Gerd
ndres.
Ich rufe die Frage 9 des Kollegen Volkmar Uwe

ogel auf:
Trifft es zu, dass zum Transport von diskontinuierlich an-

fallendem regenerativen Strom die Transportkapazitäten
durch den Neubau von 380-Kilovolt-Hochspannungsleitun-
gen erhöht werden und deswegen Schneisen von etwa 75 m
Breite bei einem Flächenverbrauch von circa 1 200 ha über
den Kamm des Thüringer Waldes geschlagen werden sollen,
und wenn ja, hält die Bundesregierung dies für ökologisch
sinnvoll?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518003500

Frau Präsidentin, ich würde die Fragen 9 und 10

erne gemeinsam beantworten, wenn Herr Vogel einver-
tanden ist.

Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1518003600

Ja, das bin ich.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518003700

Dann rufe ich zusätzlich die Frage 10 auf:

Welche Alternativen zu dieser Trassenführung prüfen die
Bundesregierung bzw. die beteiligten Einrichtungen?






(A) )



(B) )


Ge
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518003800

In der dena-Studie „Energiewirtschaftliche Planung

für die Netzintegration von Windenergie in Deutschland
an Land und Offshore“ vom Februar 2005 wurde das
Konzept zur Netzintegration von Windkraftanlagen in
das elektrische Versorgungssystem vorgelegt. Die für
den Zeitraum 2007 bis 2010 erforderlichen Netzverstär-
kungen bzw. Netzausbaumaßnahmen sehen eine neue,
140 Kilometer lange 380-Kilovolt-Leitung von Viesel-
bach nach Redwitz vor.

Aussagen zur Trassenführung sowie zur Technologie
des Leitungsbaus und zum Flächenverbrauch können
von der Bundesregierung nicht getroffen werden.

Die Frage 10 beantworte ich wie folgt: Über die Tras-
senführung von Hochspannungsleitungen wird im Rah-
men der Planungs- und Genehmigungsverfahren ent-
schieden. Diese Verfahren liegen in der Zuständigkeit
der Bundesländer. Antragsteller für solche Leitungen
sind die jeweiligen Netzbetreiber.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518003900

Sie haben jetzt vier Zusatzfragen.


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1518004000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

besonders in Bezug auf Frage 9 habe ich eine Zusatz-
frage: Gelten für den Transport von erneuerbaren Ener-
gien andere Umweltverträglichkeitskriterien bei den not-
wendigen Untersuchungen als zum Beispiel in dem Fall,
in dem es um die Errichtung von Schienentrassen durch
den Thüringer Wald ging? Das betrifft ja gerade auch die
Kammlagen des Thüringer Waldes.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518004100


Das ist mir nicht bekannt. Die Frage kann ich Ihnen
nicht beantworten. Ich glaube aber, nicht.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518004200

Bitte.


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1518004300

Danke. – Eine weitere Frage in diese Richtung. Hal-

ten Sie bzw. die Bundesregierung es für das ökologische
Gleichgewicht der Kammlagen des Thüringer Waldes
für sinnvoll, solche Schneisen oder Trassen zu schlagen,
oder ist unter Umständen die Errichtung von Tunnelbau-
werken, wie es auch bei anderen Bahn- und Verkehrs-
trägern gemacht wird, ökologisch sinnvoller?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sehr richtig!)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518004400


Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über
die ökologische Situation der Kammlagen des Thüringer
Waldes vor.


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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das glaube ich nicht!)


Mir liegen keine vor. Einen Vergleich zwischen Strom-
eitungen, Autobahnen oder Schifffahrtskanälen will ich
ier nicht anstellen. Ich finde, ich habe Ihre Fragen or-
entlich beantwortet. Die letzte Frage kann ich nicht be-
ntworten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518004500

Sie haben noch zwei Zusatzfragen.


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1518004600

Sie sprachen davon, dass die Trassenführung und

uch mögliche Alternativen einzig und allein in der Ver-
ntwortung der Länder bzw. der zuständigen Einrichtun-
en liegen. Trotz alledem haben Sie die Möglichkeit,
ier Einfluss zu nehmen. Haben Sie diese Möglichkeit
nter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit, sprich: der
utzung möglicher Synergieeffekte, geprüft und haben
ie Empfehlungen ausgesprochen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518004700

Ich weiß von keiner Möglichkeit, Einfluss zu neh-
en. Ich habe Ihnen auf Ihre Frage 10 geantwortet, dass
ber mögliche Trassen in den Bundesländern entschie-
en wird. Die Netzbetreiber entscheiden. Sie müssen das
eantragen. Die Landesregierung ist für die Trassenfüh-
ung zuständig. Wo wir ansonsten was wie beeinflussen,
eiß ich nicht. Damit ist Ihre Frage ordentlich und kor-
ekt beantwortet.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518004800

Noch eine Zusatzfrage?


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1518004900

Nein, danke.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518005000

Dann hat der Kollege Grund eine Zusatzfrage.


Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1518005100

Herr Staatssekretär, die Notwendigkeit für den Neu-

au der 380 000-Volt-Leitung ergibt sich aus dem Ener-
ieaufkommen von Windkraftanlagen in Norddeutsch-
and und dem Verbrauch in Süddeutschland bzw. einer
öglichen Speicherung, weil Energie aus Windkraft
icht kontinuierlich entsteht und eine Speicherung in
asserkraftanlagen nötig ist.
Mich interessieren nun die Kosten. Geht die Bun-

esregierung davon aus, dass die Kosten für eine
80 000-Volt-Leitung, die sicherlich im zwei- oder drei-
telligen Millionenbereich liegen werden – allein in Thü-
ingen geht es um eine Trasse von 140 Kilometern –,
uch die Kosten beinhalten, die nach dem ehemaligen
nergieeinspeisungsgesetz, heute EEG, für den Aufkauf
iner Kilowattstunde aufgewendet werden müssen, oder
erden diese Kosten für die Ableitung der Energie noch
usätzlich auf den Verbraucher umgelegt werden?






(A) )



(B) )


Ge
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518005200

Wie die Betreiber den Bau einer Trasse oder einer

Leitung finanzieren, weiß ich nicht. Das ist deren Ange-
legenheit.


(Zuruf des Abg. Volkmar Uwe Vogel [CDU/ CSU])


– Ich gehe von nichts aus. Ich habe Ihnen doch gesagt:
Ob eine Trasse gebaut wird, ist zunächst Angelegenheit
der Betreiber; sie müssen das finanzieren. Ob sie eine
Trasse aus Atomkraft, aus Wasserkraft, Windkraft oder
dem, was sie sonst an Geschäften betreiben, finanzieren,
entzieht sich meiner Kenntnis.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aus den Erträgen! Eine Atomkrafttrasse ist schwierig!)


Ich finde, ich habe Ihre Frage beantwortet. Aber Sie kön-
nen gerne noch einmal fragen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518005300

Ich rufe die Frage 11 der Kollegin Petra Pau auf:

Auf welcher Rechtsgrundlage versuchen Arbeitsgemein-
schaften im Zusammenhang mit der Hartz-IV-Gesetzgebung,
Arbeitslosengeld-II-Empfänger dazu zu verpflichten, Einglie-
derungsvereinbarungen zu unterschreiben, die es ihnen ver-
bieten, zeitlich und räumlich ihren Wohnort zu verlassen, und
wo ist dies genau geregelt?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518005400


Der Bundesregierung ist nicht bekannt, dass die Ar-
beitsgemeinschaften versuchen, Empfänger von Arbeits-
losengeld II dazu zu verpflichten, Eingliederungsver-
einbarungen zu unterschreiben, die es ihnen verbieten,
zeitlich und räumlich ihren Wohnort zu verlassen. Auch
die aus einer Vielzahl von Besuchen in den Arbeitsge-
meinschaften gewonnenen Informationen des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Arbeit über die Arbeits-
weise der Arbeitsgemeinschaften lassen ein derartiges
Verfahren nicht erkennen. Eine solche Vorgehensweise
würde auch nicht der Rechtslage entsprechen.

Im Rahmen der Grundsicherung für Arbeitsuchende
findet eine umfassende Unterstützung der erwerbsfähi-
gen Hilfebedürftigen mit dem Ziel der Integration in Ar-
beit statt. Insbesondere benennt die Arbeitsgemeinschaft
bzw. der zugelassene kommunale Träger jedem erwerbs-
fähigen Hilfebedürftigen einen persönlichen Ansprech-
partner, der ihn bei der Eingliederung in den Arbeits-
markt umfassend unterstützt. Zu diesem Zweck wird mit
dem persönlichen Ansprechpartner eine Eingliederungs-
vereinbarung abgeschlossen, die das Sozialrechtsver-
hältnis zwischen dem erwerbsfähigen Hilfebedürftigen
und den Trägern der Grundsicherung konkretisiert. Sie
enthält verbindliche Aussagen zum Fördern und Fordern
des erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, legt also beidersei-
tige Rechte und Pflichten fest.

Die Umsetzung der Integrationsanstrengung erfor-
dert es, dass der erwerbstätige Hilfebedürftige in der Re-
gel jeden Werktag für den persönlichen Ansprechpartner
erreichbar ist. Aus diesem Grund enthält die Eingliede-

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(C (D ungsvereinbarung unter anderem die Verpflichtung des rbeitslosengeld-II-Empfängers, werktäglich für den uständigen SGB-II-Leistungsträger persönlich an seiem Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort ereichbar zu sein und sich nur nach Absprache und mit ustimmung des persönlichen Ansprechpartners außeralb des zeitund ortsnahen Bereiches aufzuhalten. Die rundlagen für die angesprochenen Pflichten finden sich n den Mitwirkungsobliegenheiten des ArbeitslosengeldI-Empfängers nach § 2 SGB II. Ihre Zusatzfragen, bitte. Danke. – Herr Staatssekretär, finden Sie nicht auch, ass sich in Ihrer Antwort ein Widerspruch befand, da ie im ersten Teil ausführten, dass es eine solche Verflichtung nach dem Gesetz nicht gibt, Sie aber gleicheitig wörtlich die Eingliederungsvereinbarung zitierten, ie mir auch von einem Arbeitsuchenden übermittelt urde, nämlich dass er sich schriftlich verpflichten ollte, sich nur nach Absprache und mit Zustimmung des ersönlichen Ansprechpartners außerhalb des zeitund rtsnahen Bereichs aufzuhalten – Ortsabwesenheit? Ge Nein. Dann wüsste ich gern, wo es im Gesetz geregelt ist, ass es eine solche Verpflichtung gibt, und wie die Einaltung dieser Verpflichtung kontrolliert wird. Ge Ich habe Ihnen die Obliegenheitspflicht nach § 2 mit eteilt. Dieser § 2 macht es notwendig, dass derjenige, er gefördert werden soll, werktäglich für den persönlihen Fallmanager erreichbar und ansprechbar ist. Ich ill Ihnen gleich dazu sagen: Ich halte das auch für völig richtig, damit wir uns überhaupt nicht missverstehen. nsofern habe ich auch keinen Widerspruch gesehen, rau Kollegin: § 2 SGB II, Obliegenheitspflichten des ilfebedürftigen. Die Fragen 12 und 13 der Kollegin Dr. Maria lachsbarth werden schriftlich beantwortet. Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereiches. ielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwortung er Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe iums für Gesundheit und Soziale Sicherung auf. Die ragen 14 und 15 der Kollegin Dr. Herta Däublermelin werden schriftlich beantwortet, ebenso die ragen 16 und 17 des Kollegen Dr. Hans Georg Faust. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe iums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen auf. Die Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Fragen beantwortet Frau Parlamentarische Staatssekretärin Angelika Mertens. Die Frage 18 des Kollegen Klaus Hofbauer und die Fragen 19 und 20 des Kollegen Henry Nitzsche werden schriftlich beantwortet. Die Fragen 21 und 22 des Kollegen Jörg Tauss werden ebenfalls schriftlich beantwortet. Ich rufe die Frage 23 des Kollegen Hellmut Königshaus auf: Trifft es zu, dass das von der Deutschen Bahn AG vorgesehene neue Verkehrskonzept für den Raum Berlin nicht nur in Abweichung vom bisher mit dem Land Berlin vereinbarten „Pilzkonzept“ die Streichung der Verkehrshalte am Bahnhof Zoo und am Ostbahnhof vorsieht, sondern zudem die Verlagerung der Ost-West-Fernverbindungen von der Stadtbahn auf den neuen Nord-Süd-Tunnel, und wenn ja, welche zusätzlichen Zugbewegungen sind dann auf der Anhalter Bahn – bitte aufgliedern: vor und nach einer Inbetriebnahme der Dresdner Bahn – zu erwarten? A Herr Kollege Königshaus, die Deutsche Bahn AG hat mitgeteilt, dass sie nach wie vor zu dem „Pilzkonzept“ steht. Ihre Zusatzfragen, bitte. Wie erklärt sich die Bundesregierung dann anders lautende Presseberichte? A Wir schreiben diese Presseberichte nicht. Daher müssten Sie vielleicht bei der Zeitung nachfragen oder andere Quellen in Anspruch nehmen. Ich kann Ihnen nur das sagen, was uns die Bahn mitgeteilt hat. Soweit ich die Presse verfolgt habe, hat auch der Berliner Senat das bestätigt. Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass der Senat kritisiert hat, dass Bahnchef Mehdorn ein solches Konzept in Aussicht gestellt habe? A Davon weiß ich nichts. Ich rufe die Frage 24 des Kollegen Hellmut Königshaus auf: Welche Informationen liegen der Bundesregierung über mögliche Auswirkungen der zusätzlichen Zugbewegungen hinsichtlich der zu erwartenden Lärmimmissionen an der Anhalter Bahn vor und wo genau werden die maßgeblichen Grenzwerte, etwa die für die Nachtzeit maßgeblichen A)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518005500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518005600
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518005700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518005800
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518005900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518006000




(A) )


(B) )

Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518006100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518006200
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518006300
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518006400
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518006500
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518006600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518006700

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(C (D A Das ist eine ganz kurze Antwort: Keine. Danke schön. Ich rufe die Frage 25 des Kollegen Hans-Michael oldmann auf: Ist es nach Auffassung der Bundesregierung zutreffend, dass auch künftig nach der Annahme der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen auf Bundestagsdrucksache 15/5514 am 2. Juni 2005 durch den Deutschen Bundestag keine rechtliche Handhabe besteht, bei festgestellten Alkoholfahrten ausländischer Schiffsoffiziere ein vorläufiges Fahrverbot auszusprechen, und falls nein, worin wird hierfür die Rechtsgrundlage gesehen? A Lieber Kollege Goldmann, die Antwort ist Nein. Wie n der Plenardebatte von der Bundesregierung ausgeührt, können die Behörden der Wasserund Schiffahrtsverwaltung des Bundes bzw. die Wasserschutzpolieibehörden der Länder im Rahmen der Vereinbarung ber die Ausübung der schifffahrtspolizeilichen Vollugsaufgaben auf den Seeschifffahrtsstraßen im Rahmen er Gefahrenabwehr nach § 3 Abs. 1 des Seeaufgabenesetzes in Verbindung mit § 55 der Seeschifffahrtsstraen-Ordnung gegenüber ausländischen Schiffsoffizieen ein sofort vollziehbares Fahrverbot aussprechen. Ihre Zusatzfragen bitte, Kollege Goldmann. Herzlichen Dank für die Antwort, Frau Staatssekretä in. Sie ist aber falsch. Sie können das gerne mit Experen erörtern. Ich will noch einmal nachfragen. Es geht darum, dass inem betrunkenen ausländischen Kapitän nicht der Seeührerschein entzogen werden kann. Habe ich Sie richtig erstanden, dass Sie der Auffassung sind, dass nach dem eeaufgabengesetz einem ausländischen Kapitän die ahrerlaubnis entzogen werden kann, wie es auch im traßenverkehr gegebenenfalls möglich ist? Kann diese aßnahme sofort vollzogen werden? A Ja, im Rahmen der Gefahrenabwehr. Darüber werden wir uns nicht einigen. Es ist nach einer Auffassung verkehrt. Ich habe noch eine Zusatzfrage, Frau Staatssekretärin. enn das der Fall ist, frage ich Sie: Warum haben Sie as nicht in den Beschluss aufgenommen, den wir im eutschen Bundestag diskutiert haben? Warum haben Hans-Michael Goldmann Sie in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf verwiesen, dass zur Klärung dieses Sachverhalts weitere Regelungen notwendig sind? A Der Beschluss ist nicht von der Bundesregierung, sondern vom Bundestag gefasst worden. Wir haben diese Beschlussfassung begrüßt. Aber vielleicht trägt die Beantwortung der nächsten Frage zur Klärung bei. Dann rufe ich die Frage 26 des Kollegen Hans Michael Goldmann auf: Ist es nach Auffassung der Bundesregierung zutreffend, dass nur durch eine Änderung des Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetzes oder des Seeaufgabengesetzes eine rechtliche Grundlage geschaffen werden könnte, um vorläufige Fahrverbote gegen ausländische Schiffsoffiziere aussprechen zu können, und wenn ja, warum hat die Bundesregierung noch keinen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt? A Die Bundesregierung prüft auf der Grundlage des genannten Beschlusses des Deutschen Bundestages, inwieweit durch Änderung des Seeaufgabengesetzes über das Fahrverbot nach § 31 Abs. 4 in Verbindung mit Abs. 1 Satz 1 des Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetzes hinaus bei folgenlosen Trunkenheitsfahrten den Schifffahrtspolizeibehörden die Befugnis eingeräumt werden soll, ein Fahrverbot als Nebenfolge einer Bußgeldentscheidung zu verhängen. Die Bundesregierung prüft ferner die Möglichkeit, im Seeverkehr in Anlehnung an entsprechende Regelungen im Bereich der Binnenschifffahrt vorläufige Maßnahmen wie die vorläufige Sicherstellung von Fahrerlaubnissen im Rahmen des völkerrechtlich Zulässigen einzuführen. Diese Maßnahmen sollen auch für Schiffsoffiziere gelten, die nicht deutsche Staatsangehörige sind. Ihre Zusatzfragen, bitte. Geschätzte Frau Staatssekretärin, stimmen Sie mit mir überein, dass Sie meine Kritik eben bestätigt haben? Sie haben nämlich sehr richtig den Unterschied angeführt, der sich aus dem Begriff „folgenlos“ zwischen dem Seeverkehr und dem Straßenverkehr ergibt. Im Klartext bedeutet das, dass das, was im Straßenverkehr erlaubt ist – nämlich einem betrunkenen Autofahrer den Führerschein zu entziehen, obwohl er folgenlos durch die Gegend gefahren ist –, im Schiffsverkehr nicht zulässig ist. Sie müssen jetzt zu einer Regelung kommen, die den Entzug der Fahrerlaubnis ermöglicht, wenn ein Kapitän oder ein anderes Mitglied der Führungsmannschaft betrunken seinen Dienst verrichtet. d s d i g t v l e e b c g h u W d d b z d m d n – e V t (C (D A Herr Goldmann, wenn Sie den Antrag gründlich gele en haben – davon gehe ich aus –, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich habe mir Mühe gegeben!)

Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518006800
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518006900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518007000
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518007100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518007200
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1518007300
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518007400
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1518007500




(A) )


(B) )

Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518007600

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Gut!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518007700
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518007800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518007900
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1518008000
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518008100
ann wissen Sie, dass es uns nicht nur um ein Sanktions-
nstrument, sondern auch um ein Präventionsinstrument
eht. Insofern müssen auch folgenlose Trunkenheitsfahr-
en sanktioniert werden können. Das sieht der Beschluss
or und wir prüfen, inwiefern eine entsprechende Rege-
ung möglich ist.
Ich glaube aber, dass unsere Auffassungen nicht aus-

inander liegen. In der geltenden Fassung des SUG geht
s um Trunkenheitsfahrten, bei denen etwas passiert
zw. der Betrunkene erwischt wird. Uns allen liegt si-
herlich an einer präventiven Regelung, damit auch fol-
enlose Trunkenheitsfahrten geahndet werden können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518008200

Sie haben noch eine Zusatzfrage.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1518008300

Das ist richtig. Unsere Positionen weichen nur des-

alb voneinander ab, weil das SUG durch Sie geändert
nd damit diese Möglichkeit genommen worden ist.
ann gedenken Sie, den Rechtsrahmen so abzustecken,
ass auch bei der folgenlosen Trunkenheitsfahrt entwe-
er durch eine Änderung des SUG oder des Seeaufga-
engesetzes die Sanktionsmöglichkeit des Sofortvoll-
ugs gegenüber dem ausländischen Kapitän besteht?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518008400

Wir sind schon dabei.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Jetzt habe ich keine Zusatzfrage mehr!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518008500

Richtig, Herr Kollege, Sie haben keine Zusatzfrage
ehr, tut mir Leid.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1518008600

Aber wir gehen im Guten auseinander. Wir können

och telefonieren, Herr Goldmann.

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir greifen ab September auf Ihr Material zurück!)

Darin bin ich mir nicht so sicher.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518008700

Die Frage 27 des Kollegen Michael Kretschmer wird

benfalls schriftlich beantwortet.
Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereichs.
ielen Dank, Frau Staatssekretärin, für die Beantwor-
ung der Fragen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums der Finanzen. Die Fragen 28 und 29 des
Kollegen Bernhard Kaster werden schriftlich beantwor-
tet, ebenso wie die Fragen 30 und 31 des Kollegen
Hartmut Koschyk.

Wir sind damit am Ende der Fragestunde. Ich unter-
breche die Sitzung bis zum Beginn der Plenardebatte um
14 Uhr.


(Unterbrechung von 13.30 bis 14.00 Uhr)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518008800

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 2 a und 2 b sowie

Zusatzpunkt 2 auf:
2 a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-

gierung
Sechzehnter Bericht nach § 35 des Bundesaus-
bildungsförderungsgesetzes zur Überprüfung
der Bedarfssätze, Freibeträge sowie Vomhun-
dertsätze und Höchstbeträge nach § 21 Abs. 2
– Drucksache 15/4995 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina
Reiche, Dr. Maria Böhmer, Thomas Rachel, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU
Konsequenzen aus dem Studiengebührenurteil
für die Bildungs- und Hochschulfinanzierung
des Bundes
– Drucksachen 15/4931, 15/5592 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Ute Berg
Katherina Reiche
Monika Lazar
Ulrike Flach

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ernst
Dieter Rossmann, Dieter Grasedieck, Gesine
Multhaupt, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Grietje
Bettin, Monika Lazar, Volker Beck (Köln), weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN
Für ein integriertes EU-Bildungsrahmenpro-
gramm – Mobilität und Austausch für ein zu-
sammenwachsendes, innovatives und wettbe-
werbsfähiges Europa
– Drucksache 15/5675 –

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Bundesinisterin Edelgard Bulmahn. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Die letzte Rede!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
erren und Damen! Es ist ungefähr zwei Monate her,
ass wir hier im Bundestag über den unsäglichen Schlin-
erkurs der CDU/CSU in Sachen BAföG diskutiert ha-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Heute wird alles klar! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Haben Sie Wahrnehmungsprobleme?)


s ist mir eine ausgesprochene Freude, Ihnen heute noch
inmal schwarz auf weiß Zahl um Zahl belegen zu kön-
en, welch erfreuliche Entwicklung das von uns refor-
ierte BAföG genommen hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei unserer Regierungsübernahme, liebe Kolleginnen
nd Kollegen, fanden wir eine wirklich katastrophale Si-
uation vor.


(Jörg Tauss [SPD]: Überall! – Lachen des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU])


Wenn Sie darüber lachen, Herr Mayer, ist das erschre-
kend. Wenn Sie, meine Herren und Damen, es lächer-
ich finden, dass unter Ihrer Regierungsverantwortung
ie Zahl der Studienanfänger dramatisch zurückgegan-
en war, und zwar insbesondere aus Familien mit niedri-
em Einkommen, dann sitzen Sie hier am falschen Platz,
err Mayer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Man muss einmal Ihren Armutsbericht lesen! Da steht alles drin!)


enn das typisch ist für die CDU/CSU, dann kann ich
ur sagen: Gnade Gott!


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Darauf sollten Sie sich in dem Zusammenhang nicht beziehen!)


Wir haben eine katastrophale Situation vorgefunden,
eil Sie das BAföG wirklich systematisch in Grund und
oden gewirtschaftet haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist eine Wahlkampfrede!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Das haben wir alle hier erlebt. Sie haben das BAföG
über viele Jahre gekürzt und die Mittel für andere Dinge
eingesetzt.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Reden wir über den zehnten oder über den sechzehnten Bericht?)


Das hatte Konsequenzen. Ich sage es noch einmal
ausdrücklich: Die Zahl der Studienanfänger – besonders
aus einkommensschwächeren Familien – war dramatisch
zurückgegangen, und zwar gerade in den Bereichen In-
genieurwissenschaften und Naturwissenschaften, wo wir
dringend Nachwuchs brauchen.

Wir haben deshalb, als wir 1998 gewählt wurden und
die Bundesregierung stellten, gesagt: Da müssen wir
wirklich umkehren. Wir brauchen einen Kurswechsel.
Wir müssen jungen Leuten wieder bessere Bildungs-
und Studienmöglichkeiten schaffen.


(Beifall bei der SPD)

Deshalb haben wir das BAföG grundlegend verbessert.
Wir haben eine grundlegende Reform durchgeführt, die
Ergebnisse zeigt, wie wir heute schwarz auf weiß nach-
weisen können.

Wir haben ein zweites, mir ebenfalls ganz wichtiges
Ziel erreicht: Wir haben das Vertrauen der Familien und
der jungen Leute in diese Unterstützung der Studienfi-
nanzierung, in diese Förderung wieder zurückgewonnen.
Sie vertrauen wieder darauf, dass sie Hilfe bekommen,
dass sie finanzielle Förderung erhalten. Das ist ein ganz
wichtiger Punkt, auf den ich stolz bin. Daraus will ich
gar keinen Hehl machen.

Im Berichtsraum 2002/2003 – darüber reden wir –
konnte der Kreis der Geförderten nochmals um
23 Prozent ausgeweitet werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


Er liegt nunmehr bei mehr als einer halben Million im
Jahresdurchschnitt. Das bedeutet einen Zuwachs von
fast 50 Prozent seit 1998. Es zeigt, dass es uns wirklich
gelungen ist, Familien zu überzeugen und Jugendliche
an ein Studium heranzuführen und für ein Studium zu
gewinnen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


die vorher schon aufgegeben hatten und gesagt haben:
Ein Studium kann ich mir einfach nicht leisten.

Das wieder gewonnene Vertrauen in die staatliche
Ausbildungsförderung schlägt sich in einem deutlichen
Anstieg der Studienanfängerzahlen nieder. 1998 began-
nen knapp 260 000 junge Menschen ein Studium; im
letzten Jahr waren es rund 340 000. Mit 37,5 Prozent lag
die Studienanfängerquote im Jahr 2004 damit so hoch
wie nie zuvor. Aus der 17. Sozialerhebung wissen wir,
dass mehr als zwei Drittel aller BAföG-Geförderten
nach eigenen Angaben ohne BAföG nicht hätten studie-
ren können.

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(C (D nders gesagt: Diese Jugendlichen – zwei Drittel aller AföG-Empfänger – hätten keine Chance auf ein Stuium gehabt, wenn wir nicht eine grundlegende Reform es BAföG durchgeführt hätten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist die Wahrheit!)


Ich freue mich ganz besonders, dass gerade Kinder
us den so genannten – wie es soziologisch so schön
eißt – bildungsfernen Schichten vermehrt ein Studium
ufnehmen. Der Anteil der Studierenden, deren Väter
ber einen Hauptschulabschluss verfügen, hat sich im
eitraum von 2000 bis 2003 um 5 Prozentpunkte erhöht.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Und was ist mit den Müttern?)


ie Verbesserung der Chancengleichheit in der Bil-
ung ist also kein frommer Wunsch geblieben, sondern
st ein konkretes Ergebnis unserer Politik.


(Beifall bei der SPD)

Insbesondere die mit der BAföG-Reform geschaffene
arantie, dass auch bei einer Vollförderung, also bei ei-
er Höchstförderung, keiner mehr als 10 000 Euro vom
taatsdarlehen zurückzahlen muss – das BAföG wird ja
ur Hälfte als Zuschuss gezahlt und zur Hälfte als Darle-
en gewährt –, hat ganz offensichtlich erheblich zur Ak-
eptanz des Förderungsinstruments BAföG beigetragen.
Gleichzeitig allerdings – das sehe ich mit großer

orge – hat der Anteil der Studierenden aus Familien mit
inem mittleren Einkommen abgenommen. Das heißt
lso, dass es auch Familien mit einem mittleren Einkom-
en nicht leicht fällt, die Kosten für ein Studium aufzu-
ringen. Das gilt besonders, wenn mehrere Kinder stu-
ieren. Hier bleibt das BAföG in seiner gegenwärtigen
truktur als Sozialleistung für diese Familien das wich-
igste Instrument der Unterstützung.


(Beifall bei der SPD)

Umso unverständlicher ist es mir da, wie die Opposi-

ion – CDU/CSU und auch die FDP – es verantworten
ill, die von ihr entfesselte Diskussion über Studienge-
ühren nun auch noch mit der Forderung zu verknüp-
en, das BAföG abzuschaffen;


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Das ist doch die Unwahrheit!)


enn nichts anderes ist es, wenn man darüber diskutiert,
b man das BAföG auf Vollkredit umstellt. Das ist nichts
nderes als eine Abschaffung des BAföG.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist doch überhaupt nicht wahr! BAföG wird doch von unseren Ländern mitfinanziert, Frau Bulmahn! Nehmen Sie das mal zur Kenntnis!)


enn man Jugendlichen zumutet, ihr Studium voll mit
rediten zu finanzieren, dann stehen sie am Ende vor ei-
em Schuldenberg von mindestens 50 000 bis
0 000 Euro.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Vera Dominke [CDU/CSU]: Und wer will das?)


Da kann ich Ihnen nur sagen: Wenn einige Ihrer Kolle-
gen dann auch noch sagen, man würde die Erhebung von
Studiengebühren sozialverträglich abfedern,


(Jörg Tauss [SPD]: Unglaublich!)

dann finde ich, dass das wirklich unehrlich ist. Diese
Haltung gegenüber den jungen Leuten kann ich eigent-
lich gar nicht beschreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn sie am Ende ihres Studiums 50 000, 60 000 oder
sogar 90 000 Euro – so viel ist es bei einer Vollförde-
rung – Schulden hätten,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sie träumen! Das sind Ihre Berechnungen! Das hat aber mit dem, was die Union macht, nichts zu tun!)


dann würden alle Erfolge, die wir in den letzten Jahren
erreicht haben, wieder zunichte gemacht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb sage ich hier an dieser Stelle noch einmal
ganz klar und unmissverständlich: Das BAföG mit sei-
ner jetzigen Struktur – zur Hälfte als Zuschuss und nur
zur Hälfte als Kredit sowie mit der Schuldenobergrenze
von 10 000 Euro – wird mit dieser Bundesregierung er-
halten bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Sozialdemokratische Partei und Bündnis 90/Die
Grünen – für die kann ich das auch sagen – werden da-
ran nicht rütteln lassen.

Im Übrigen haben wir zwar Erfolg: Wir sind jetzt mit
37,5 Prozent endlich ein ganzes Stück näher an unserem
Ziel, dass 40 Prozent eines Jahrgangs ein Studium auf-
nehmen. Wir liegen damit aber immer noch unter dem
OECD-Durchschnitt von 51 Prozent. Wir alle wissen
doch, dass wir nicht weniger sehr gut qualifizierte junge
Menschen brauchen, sondern dass wir mehr qualifizierte
junge Menschen brauchen, wenn wir unsere Zukunfts-
chancen wahren wollen und wenn vor allem die jungen
Menschen ihre Zukunftschancen wahren wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ohne eine gute Qualifikation geht es nicht; das ist die
wichtigste Voraussetzung dafür, dass man ein selbstbe-
stimmtes Leben führen kann. Das galt für meine Genera-
tion genauso, wie es für die jungen Menschen heute gilt.
Deshalb sage ich noch einmal ausdrücklich: Meine sehr
geehrten Damen und Herren von der Opposition, Sie
sind auf dem falschen Weg. Mit der Einführung von Stu-
diengebühren kann man Studienbedingungen nicht ver-
bessern. Vielmehr laden Sie jungen Leuten da etwas auf,
was sie nicht tragen können.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Vera Dominke [CDU/ CSU]: Jetzt trägt es der Steuerzahler!)


ie sagen, Sie hätten mit nachlaufenden Studiengebüh-
en ein sozialverträgliches Instrument. Das ist aber
ichts anderes als ein Riesenkredit. Das ist wirklich eine
erhöhnung der jungen Leute.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dass inzwischen auch Ihre Länderkollegen gemerkt
aben, dass man so etwas nicht mal einfach so beschlie-
en kann und sich das alles irgendwie von alleine löst,
ann man daran sehen, dass die KMK seit gut einem
ahr immer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen ist.
on Ihnen wird zwar immer wieder gesagt: „Ja, wir füh-
en Studiengebühren ein“, aber niemand von Ihnen hat
isher wirklich ein umfassendes Stipendiensystem auf
en Tisch gelegt.


(Beifall bei der SPD – Vera Dominke [CDU/ CSU]: Wir arbeiten langfristiger und konzeptionell, nicht hau ruck, heute so und morgen so!)


Kredite sind keine Stipendien. Wenn Sie immer wie-
er anderes behaupten, dann ist das – das sage ich Ihnen
anz ausdrücklich – eine Verhöhnung der Leute.


(Beifall bei der SPD – Marion Seib [CDU/ CSU]: Einen Popanz bauen Sie hier auf! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wir sind nicht auf einem SPD-Parteitag, Frau Bulmahn!)


ein einziges CDU-regiertes Bundesland hat bisher ein
tipendienprogramm auf den Tisch gelegt. Sie sind bis-
er alle Antworten schuldig geblieben – das muss ich Ih-
en leider ausdrücklich sagen –,


(Jörg Tauss [SPD]: Das sagt sogar der RCDS! – Vera Dominke [CDU/CSU]: Wir arbeiten gründlicher, im Gegensatz zu Ihnen!)


bwohl das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich fest-
estellt hat: Es ist die Aufgabe der Länder, die Studien-
ebühren einführen wollen, dafür Sorge zu tragen, dass
ie Sozialverträglichkeit gewahrt bleibt.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Genau so ist es!)

redite gewährleisten Sozialverträglichkeit nicht.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)

Wenn Sie sagen, das sei dummes Zeug, dann möchte
h von Ihnen einmal wissen, wie Sie einem Menschen
it einem normalen Einkommen erklären wollen, dass
0 000 Euro Schulden – über diese Summe reden wir – –


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Rachel [CDU/CSU]: 90 000 Euro, das ist doch die Unwahrheit!)


Zinseszinsrechnung beherrschen Sie nicht. Das weiß
h, Herr Rachel; das habe ich schon bei vielen Debatten
emerkt.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Es sind keine 90 000, es sind 5 000 Euro! Machen Sie sich mal sachkundig, Frau Bulmahn!)


Sie sollten noch einmal einen Grundkurs Mathematik
belegen. Sie müssen das für ein zehnsemestriges Stu-
dium wirklich einmal durchrechnen. Sagen Sie den jun-
gen Menschen und den Familien, wie sie das finanzieren
sollen!

Für diese Bundesregierung und die sie tragende Ko-
alition kann ich nur sagen: Wir werden auch in Zukunft
gewährleisten – dafür stehen wir –,


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Sie stellen doch in Zukunft gar nicht mehr die Bundesregierung!)


dass junge Menschen Bildungschancen unabhängig von
ihrer familiären Herkunft haben und wahrnehmen kön-
nen. Wir haben auch schon viel dafür getan – dass wis-
sen Sie –, dass unser Bildungssystem besser wird.

Ich bedauere, dass wir die Exzellenzinitiative nicht
schon vor einem Jahr starten konnten;


(Beifall bei der SPD)

das hätte ich mir sehr gewünscht. Seit einem Jahr disku-
tieren wir darüber. Auch diese Initiative ist ein wichtiger
Schritt, um die Studienbedingungen deutlich zu verbes-
sern.

Die BAföG-Reform war ein Erfolg und auch die Ex-
zellenzinitiative wird ein Erfolg werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518008900

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Rachel,

CDU/CSU-Fraktion.

(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Dann hö ren wir mal, was die CDU vorhat!)



Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1518009000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Vorlage des Sechzehnten BAföG-Berichts
will die Bundesregierung zum Anlass nehmen, sich kurz
vor ihrer Niederlage bei der Bundestagswahl ihrer an-
geblichen Leistungen zu rühmen.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)

Die Realität sieht allerdings völlig anders aus.

Die Erhöhung der BAföG-Beträge im Jahr 2001 hat
dazu geführt – das will ich zunächst einräumen –, dass
das Ausgabenvolumen im Bereich der Ausbildungsför-
derung gestiegen ist. Dies darf allerdings nicht davon ab-
lenken, dass darüber hinaus nichts passiert ist. Es ist
nicht zu einer Anpassung der Fördersätze gekommen,
obwohl die Lebenshaltungskosten gestiegen sind.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh, oh, oh!)


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(C (D er Beirat für Ausbildungsförderung, den Sie selbst einesetzt haben, hat klar gesagt, dass es aufgrund der fehenden Anhebung von Bedarfssätzen und Freibeträgen eit 2001 „zu einer schleichenden Aushöhlung des Ausildungsförderungssystems kommt“. ies ist die Realität der Politik, die Sie als rot-grüne undesregierung zu verantworten haben, meine Damen nd Herren! (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


(Jörg Tauss [SPD]: Sie reden von vor 1998!)


Der Beirat hatte bereits vor Jahren eine Anhebung der
edarfssätze und Freibeträge um 3,5 und 4,5 Prozent ge-
ordert. Das haben Sie hinten im BAföG-Bericht ver-
teckt, damit es niemand sieht. Insofern gibt es für Sie
einen Anlass, Lorbeeren zu ernten. Ich finde es pein-
ich, dass Sie zu dieser Forderung des Beirats nichts ge-
agt haben.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518009100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Tauss?

Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1518009200

Das will ich uns allen ersparen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Feigling!)


Statt sich um Ihre Aufgaben zu kümmern, prügeln Sie
n Sachen Studiengebühren auf die Union ein. Frau
ulmahn, Sie haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
ie haben die Schlappe vor dem Bundesverfassungsge-
icht erlitten. Sie haben es bis heute nicht für nötig be-
unden, ein zukunftsweisendes Konzept zur Studienfi-
anzierung vorzulegen.
Wir als Unionsfraktion haben einen Antrag einge-

racht, der schlüssig und ausgewogen ist. Es ist realitäts-
ern, die Unterfinanzierung der Hochschulen nicht zur
enntnis zu nehmen. Zurzeit fehlen den deutschen
ochschulen nämlich 3 bis 4 Milliarden Euro. Ihre Ant-
ort auf das Fehlen der Mittel ist gewesen, zusätzlich
och die Hochschulbaumittel zu kürzen. Ich halte dies
ür unverantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In Deutschland sind die privaten Ausgaben für Bil-

ung sehr niedrig. Die privaten Ausgaben im tertiären
ildungsbereich haben in den USA einen Anteil von
,8 Prozent am Bruttoinlandsprodukt, in Deutschland
iegt die Quote nur bei 0,1 Prozent. Wenn die Hochschu-
en ihre hervorragende Position in Forschung und Lehre
rhalten und ausbauen wollen, brauchen wir höhere pri-
ate Bildungsausgaben. Dazu gehören auch – nicht nur,
ber auch – Studiengebühren, jedenfalls dann – das ma-
hen wir zur Voraussetzung –, wenn die Hochschulen sie
elber wollen. Nicht die Politik soll ihre Einführung vor-
eben, sondern die Hochschulen sollen die Möglichkeit
ekommen, sie einzuführen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Auch der Sachverständigenrat und die Experten, die den
von Ihnen in Auftrag gegebenen „Bericht zur technolo-
gischen Leistungsfähigkeit Deutschlands“ erarbeiten,
haben Ihnen übrigens deutlich ins Stammbuch geschrie-
ben, dass es richtig ist, den Hochschulen die Möglichkeit
zu geben, Studiengebühren einzuführen, wenn sie es
wollen. Ihre Ideologie aber macht Sie blind. Hören Sie
auf den Rat Ihrer eigenen Fachleute!


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Die sind alle versammelt hier!)


Gesamtgesellschaftlich gesehen wird das auch immer
mehr zu einer Frage der sozialen Gerechtigkeit. Wie sol-
len wir es denn begründen, dass alle Familien, egal auf
welcher sozialen Stufe sie stehen, Gebühren für die Be-
treuung der Kinder in Kindergärten und ihre vorschuli-
sche Ausbildung zahlen müssen, gleichzeitig aber für
eine Weiterqualifizierung in Form eines Studiums, von
der nachher nur ein kleiner Teil der jungen Leute profi-
tiert, keine Eigenbeiträge verlangt werden? Dies ist ge-
rade auch angesichts der Tatsache problematisch, dass
heute das IAB noch einmal klar erklärt hat, dass Akade-
miker, also Menschen mit Hochschulabschluss, wesent-
lich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Inso-
fern ist es also verantwortbar, dass sich in einer
Situation, wo wir Kindergartenbeiträge von allen Eltern
erheben, auch die Studierenden, die nachher bessere Be-
rufschancen haben, mit einem verantwortbaren Betrag
an der Studienfinanzierung beteiligen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nach unserer Auffassung sind allerdings Bedingun-

gen zu erfüllen. Damit Studiengebühren den Effekt, den
wir wünschen, erzielen können, ist es erforderlich, dass
die Einnahmen aus den Studiengebühren zweckgebun-
den den Hochschulen für die Verbesserung von Lehre
und Studienbedingungen zur Verfügung gestellt werden;
denn die Studierenden müssen auch merken können,
dass sich an ihrer Alma Mater, an ihrer Fachhochschule
oder Hochschule, etwas verbessert, zum Beispiel im Be-
reich der Betreuung in Form von zusätzlichen Tutorien
und durch eine verbesserte Ausstattung der Hochschu-
len. Das ist ein konkreter Ansatz, um die Studienbedin-
gungen für die Studenten zu verbessern.

Meine Damen und Herren, die OECD-Studie „Bil-
dung auf einen Blick“ hat deutlich gemacht, dass trotz
Studiengebühren beispielsweise in Australien und Ka-
nada deutlich mehr Kinder aus Nicht-Akademiker-Fami-
lien als in der Bundesrepublik studieren. Dies zeigt, dass
vernünftig abgewogene Studiengebühren ein gutes In-
strument sein können.

Wir möchten, dass die Gebühren sozial verträglich
ausgestaltet werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie, wie, wie?)

Das kann dadurch geschehen, dass entweder nachlau-
fende Studiengebühren eingeführt werden, oder dadurch,
dass nach Abschluss des Studiums ein verzinsliches Dar-
lehen in Abhängigkeit vom Einkommen zurückgezahlt
wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Schulden also!)


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(C (D ierbei muss es allerdings eine Obergrenze geben. ir sind der Meinung, dass ein Höchstwert bei den Stuiengebühren von 500 Euro pro Semester akzeptabel ist; enn Qualität darf auch etwas kosten. Bei einem zehnseestrigen Studium, Frau Bulmahn – hören Sie gut zu –, ntsteht damit für einen Studierenden eine Darlehenschuld von 5 000 Euro. enn Sie stattdessen Beträge von 60 000 oder 0 000 Euro in die Welt setzen, dann handelt es sich um ichts anderes als um eine plumpe Fälschung und Irreührung der Öffentlichkeit, die ich in aller Form zurückeise. Es geht in der Realität um 5 000 Euro! (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Es ging um das BAföG!)


(Jörg Tauss [SPD]: Wie hoch?)


(Jörg Tauss [SPD]: Ohne Zinsen!)


Auch diese 5 000 Euro soll der Student erst dann zu-
ückzahlen, wenn er tatsächlich einen richtigen Beruf,
lso keinen Minijob, gefunden hat, aus dem er ein ent-
prechendes Einkommen erzielt, sodass er in der Lage
st, den Betrag von 5 000 Euro zurückzuzahlen. Dies ist
ozial verträglich und angemessen. Wir akzeptieren auch
icht, dass Sie auf die Angebote der Kreditanstalt für
iederaufbau, die sich ja um vernünftige Möglichkeiten
er Finanzierung von Studium und Lebenshaltung in
orm von Kreditangeboten bemüht – –

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518009300

Herr Kollege, schauen Sie bitte einmal auf die Uhr!

hre Redezeit ist überschritten.

Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1518009400

Gerne. – Wir wünschen uns, dass Sie auf diese Ange-

ote konstruktiv zugehen und sie nicht einfach von der
and weisen.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518009500

Herr Kollege, ich wäre sehr dankbar, wenn Sie auch

ie Konsequenzen daraus ziehen würden.

Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1518009600

Mache ich gerne. – Die Union diskutiert, die Regie-

ung blockiert. Dies werden wir im September beenden.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518009700

Das Wort hat die Kollegin Grietje Bettin, Bündnis 90/
ie Grünen.

Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518009800

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Die Union – so hört man von Frau Merkel – will
ie Bildungspolitik zum Wahlkampfthema machen. Da-
an ist zunächst einmal nichts auszusetzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist sogar gut!)







(A) )



(B) )


Grietje Bettin

In der heutigen Debatte können wir sehen, für welche
Bildungspolitik die Union wirklich steht.


(Beifall bei der SPD)

Es wird sich wieder einmal zeigen, dass Chancengleich-
heit für sie ein Fremdwort ist.

Ich beginne einmal mit dem Thema BAföG. Wir, die
rot-grüne Koalition, haben die Ausbildungsförderung
zwischen 2000 und 2005 um mehr als 50 Prozent gestei-
gert. Wir haben die Förderbedingungen erleichtert und
für die Rückzahlung eine Obergrenze von 10 000 Euro
gesetzt. Das bedeutet, heute bekommen mehr Studie-
rende BAföG und der Schuldenberg am Ende des Stu-
diums bleibt überschaubar.

Derzeit erhält jeder vierte Studierende in der Regel-
studienzeit eine Förderung. Mehr als zwei Drittel der
BAföG-Geförderten sind auch darauf angewiesen und
hätten nach eigenen Angaben – Ministerin Bulmahn hat
es schon gesagt – ohne BAföG gar nicht angefangen zu
studieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, schauen wir einmal
zurück: Was war vorher, als Union und FDP regiert ha-
ben? Ganz klar: Unter Schwarz-Gelb wurde das BAföG
total gegen die Wand gefahren. Die Förderquote ging
massiv zurück. Am Ende der Regierungszeit waren es
kaum noch 16 Prozent der Studierenden, die überhaupt
BAföG bekommen haben.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das war Kohl!)


– Das war Kohl, genau.

(Jörg Tauss [SPD]: Und Rüttgers! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das Land ist aber ärmer geworden und es steht weniger Geld zur Verfügung!)


Ganz klar auch: Unter Schwarz-Gelb wird Studieren
zu einem echten Armutsrisiko.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Ihr Ziel ist es, flächendeckend Studiengebühren einzu-
führen, und zwar fast ohne soziale Absicherung. Sie
wollen das BAföG entweder abschaffen oder zulasten
der Studierenden ohne reiche Eltern umbauen. Das Ende
vom Lied: Ein begabter junger Mensch aus ärmeren Ver-
hältnissen könnte in Deutschland nicht mehr studieren,
ohne schon beim Berufseinstieg pleite zu sein; so viele
Schulden würden Sie ihm bis zum Ende seines Studiums
aufhalsen.

Das Ergebnis Ihrer Hochschulpolitik heißt auf den
Punkt gebracht: Studieren nur noch für Reiche. Dabei
geht es doch gerade darum, mehr Menschen den Zugang
zu einem Studium zu ermöglichen. Die Nachfrage nach
akademisch ausgebildeten Menschen in Deutschland
steigt. Eine gute Ausbildung ist für alle jungen Men-
schen der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und damit
auch der beste Schutz zur Sicherung unserer Zukunftsfä-
higkeit.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


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(C (D Nun zum Antrag der Koalition zum Bildungsrahenprogramm der EU ein paar Worte. Was will dieser ntrag? Er unterstützt die Bemühungen der EU, ihre hrgeizigen Pläne in der Bildungspolitik umzusetzen. ie EU hat sich zum Ziel gesetzt, durch mehr Austausch on Lehrenden und Lernenden die europäische Integraion voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit zu tärken, wie es auch die Lissabon-Strategie vorsieht. Das st ein gutes und wichtiges Zukunftsprogramm. Auch enn es etwas kosten wird: Das Geld ist sehr gut angeegt. Die Bildungspolitik auf nationaler Ebene muss hier atürlich nachlegen, damit diese Programme optimal aufen können. Wir müssen die Bildung in allen Lebenshasen stärken. Die finanziellen Mittel hierfür wollen ir aus einem konsequenten Subventionsabbau, vor alem aus der Eigenheimzulage, aufbringen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, den
o notwendigen Subventionsabbau haben Sie aus purer
achtstrategie mit Ihrer Blockadepolitik bislang verhin-
ert. Jetzt wollen Sie mit dem Geld scheinbar Steuersen-
ungen finanzieren. Deshalb ist es besonders heuchle-
isch und geradezu absurd,


(Marion Seib [CDU/CSU]: Das wird ja immer irrer hier!)


ass Sie kürzlich von der Bundesregierung ein staatlich
efördertes Bildungssparen und die Einführung eines Er-
achsenen-BAföG gefordert haben. Wie wollen Sie
enn das finanzieren – aus Ihren Steuersenkungen? Aus
hrer steuersubventionierten Kopfpauschale? Die Wahr-
eit ist doch: Sie wollen keinen Cent zusätzlich für Bil-
ung ausgeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Wieder weniger, wie damals!)


Frau Merkels Bildungspolitik – das steht fest – ist ra-
ikaler Bildungsabbau. Der letzte Beweis hierfür ist, was
rau Kollegin Professorin Dr. Böhmer für die Union
largestellt hat: Das Bundesbildungsministerium soll ab-
eschafft werden. Falls Schwarz-Gelb an die Macht
äme, würde die Bildungspolitik des Bundes stillgelegt.
ie wollen sich aus der Verantwortung stehlen und die
ildung komplett den Ländern überlassen. Viele von de-
en haben schon jetzt größte Mühe, den staatlichen Bil-
ungsauftrag überhaupt zu erfüllen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Davon träumen Sie doch nur!)


Ich sage Ihnen eines: Mit bildungspolitischen Lippen-
ekenntnissen führen Sie die Wählerinnen und Wähler
icht hinters Licht. Kahlschlag lautet die bildungspoliti-
che Devise von Schwarz-Gelb. Das werden wir im be-
orstehenden Wahlkampf auch deutlich machen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Um wie viel kürzt der Eichel denn Ihren Etat?)


ir werden mit aller Macht dafür kämpfen, dass der Bil-
ung und Ausbildung junger Menschen weiterhin die






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

nötige Aufmerksamkeit geschenkt und dafür der nötige
Teil vom Haushaltskuchen abgegeben wird. Diese Aus-
gaben werden sich bezahlt machen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518009900

Nächster Redner ist der Kollege Hellmut Königshaus,

FDP-Fraktion.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518010000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sie mer-

ken es: Rot-Grün und die Ministerin sind mir auf die
Stimme geschlagen. Ich hoffe, ich kann mich trotzdem
verständlich machen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wir glauben nicht, dass Sie sich verständlich machen können!)


Ich muss wirklich sagen: Die Chuzpe, die wir hier ge-
rade wieder erlebt haben, ist schon bemerkenswert. Eine
offenbar sehr erfolgreiche Koalition hat sich hier eben
wieder vorgestellt – so, als wären Sie nicht kurz vor dem
Zusammenbrechen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Bleiben Sie doch einmal eng beim Thema! Dann sind Sie ausgelastet!)


Sie reden über die Zeit der berühmten Vorgängerre-
gierung – angeblich hat sie versagt –, anstatt über Ihre
Zeit zu sprechen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Begreifen Sie es doch endlich: Die Vorgängerregierung
war die erste rot-grüne Regierung – nicht die Regierung
Kohl – und in deren Regierungszeit haben Sie versagt.


(Jörg Tauss [SPD]: Vergleichen Sie doch mal!)

Das können wir gerade im Zusammenhang mit dem

BAföG wunderbar erkennen: Seit 2001 haben Sie die
BAföG-Sätze und die Freibetragsgrenzen nicht mehr an-
gepasst; das ist doch das Problem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

In dieser Zeit sind die Lebenshaltungskosten gestiegen
– ich will nicht wiederholen, was der Kollege Rachel
hier gesagt hat – und deshalb können wir uns, wenn wir
in diesem Bereich nicht mehr Geld auszugeben vermö-
gen, nur damit behelfen, dass wir uns auf die wirklich
Bedürftigen konzentrieren


(Beifall der Abg. Vera Dominke [CDU/CSU] – Jörg Tauss [SPD]: Also abbauen!)


und die Mittel effektiver zu verwenden versuchen.

(Beifall bei der FDP)


Das bedeutet in erster Linie angemessene, also höhere
Bedarfssätze und vor allem kürzere Studienzeiten.

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(C (D Das Problem ist, dass die Studienbedingungen hier s nicht ermöglichen – auch das haben Sie ganz wesentich zu verantworten –, zügig zu studieren. (Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb muss es bei uns wieder zu Verhältnissen kom-
en, die es möglich machen, kürzer zu studieren. Das
edeutet natürlich: weniger jobben und auch das Unter-
inden von Parkstudien und Ähnlichem. Damit sind wir
ei der Frage der Hochschulfinanzierung.
Aber bevor ich darauf zu sprechen komme, möchte

ch hier eine weitere Chuzpe von Ihnen ansprechen.
eute Morgen wurde uns Ihr Antrag zum EU-Bildungs-
ahmenprogramm vorgelegt. Die verantwortliche Minis-
erin sagt zu diesem Bereich überhaupt nichts. Auch Sie
aben dazu bisher nichts gesagt.


(Jörg Tauss [SPD]: Das warten Sie mal ab!)

Ja. – Dieses Papier umfasst acht Seiten. Angesichts der
nappen Zeit konnte man es nicht einmal richtig durch-
esen.


(Jörg Tauss [SPD]: Acht Seiten lese ich in zehn Minuten!)


un soll es hier behandelt und anschließend soll darüber
bgestimmt werden. Das ist wirklich eine Frechheit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Skandalös ist das!)


as entspricht Ihrer Arbeitsweise. Dadurch sind Ihre
andwerklichen Fehler zustande gekommen, weswegen
ie früher immer nachbessern mussten. Was Sie schrei-
en, klingt alles ganz gut.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, das ist es ja auch!)

s kann aber auch sein, dass darin irgendwelche Finten
tecken. Wir können dem heute nicht zustimmen, weil
ir gar nicht wissen, welche Probleme mit der Annahme
ieses Antrages verbunden sind.
Zurück zur Hochschulfinanzierung. Wir müssen für
ehr Steuerung sorgen und auch das Eigeninteresse der
tudierenden aktivieren, damit sie schneller und konzen-
rierter studieren, und wir müssen die Bedingungen da-
ür schaffen, dass sie es auch tun können. Wie ich schon
esagt habe, darf es keine Scheinstudenten zulasten der
llgemeinheit mehr geben; diese Studenten belasten na-
ürlich auch diejenigen, die tatsächlich studieren. Wer
ich nur deshalb an einer Universität einschreibt, weil er
o preiswerter mit der S-Bahn fahren kann oder preis-
erter krankenversichert ist, der darf das System nicht
elasten.
Studienentgelte sind ein wunderbares Mittel, um die-

es Eigeninteresse zu aktivieren. Das bringt für die Zu-
unft – nachlaufende – Belastungen mit sich. Geld soll
ur bei denjenigen eingetrieben werden, die tatsächlich
essere wirtschaftliche Verhältnisse erreicht haben. Sie
un ja so, als ob Sie es hier mit Barbaren zu tun hätten.
s geht um einen Betrag von maximal 5 000 Euro. Der
ollege Rachel hat das eben schon dargestellt. Deshalb






(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus

ist es geradezu lächerlich, solche Horrorgemälde zu
zeichnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Was wir allerdings brauchen, ist in der Tat, dass diese

Mittel bei den Hochschulen bleiben.

(Jörg Tauss [SPD]: Aber wie?)


– Was heißt „Wie?“ Es ist klar, dass Sie es nicht wissen.
Wir werden es Ihnen demnächst vormachen.


(Lachen des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Wir müssen sicherstellen, dass das Geld tatsächlich an
den Hochschulen eingesetzt wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie in Baden-Württemberg!)


– Genau, wie in Baden-Württemberg. Danke schön für
den Hinweis.


(Jörg Tauss [SPD]: Nichts ist da angekommen!)


Es muss weniger Bürokratie geben und die Stellung
der Studierenden als Nachfragemacht muss gestärkt wer-
den. Nur so wird das Interesse der Universitäten ge-
weckt, sich für die Belange der Studierenden wirklich
einzusetzen.

Zu dem Ansatz der KfW für Studienkredite brauche
ich nichts zu sagen. Das begrüßen wir sehr. Wir loben
ausdrücklich die Bundesregierung, dass sie das zulässt,
was ja nicht selbstverständlich ist. Insgesamt ist es ein
guter Ansatz.

Noch eine letzte Bemerkung, Frau Präsidentin. Der
Antrag der Union enthält richtige Ansätze. Wir haben
keinen Zweifel daran, dass das Niveau der Hochschul-
baufinanzierung wieder angehoben werden muss. Wir
sind froh, dass Sie von Ihrer Radikalposition, nämlich
der Abschaffung des HRG, abgerückt sind. Sie hätten
eigentlich unseren Antrag, den wir zu diesem Punkt ein-
gebracht hatten, übernehmen können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518010100

Herr Kollege, Sie müssen jetzt wirklich zum Schluss

kommen.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518010200

Ich komme zum Schluss.
Wir vermissen aber ein klares Bekenntnis zum

BAföG. Deshalb können wir Ihrem Antrag in dieser
Form nicht zustimmen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518010300

Herr Kollege.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518010400

Wir müssen uns daher in diesem Punkt enthalten.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihnen,

Frau Präsidentin, für Ihre Geduld.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das zeigte Ihr großes Vertrauen in die CDU-BAföG-Politik!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518010500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine

ötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518010600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Ich bin Abgeordnete der PDS.
Wir als PDS lehnen Studiengebühren ab.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

afür gibt es soziale und wissenschaftspolitische
ründe. Die sozialen Gründe liegen klar auf der Hand:
tudiengebühren sind unsozial. Sie belasten finanz-
chwache Eltern härter als finanzstarke. Nach den Vor-
tellungen von CDU und CSU sollen alle Studierenden
00 Euro pro Semester zahlen, egal ob sie Söhne oder
öchter von Bankvorständen oder Briefträgern sind. Das
t ungerecht.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Sie geben zwar vor, eine sozialverträgliche Lösung

nzustreben. Doch es gibt nach dem Urteil des Bundes-
erfassungsgerichtes vom Januar aus keinem CDU- oder
SU-geführten Land einen wirklich sozialverträglichen
orschlag.


(Jörg Tauss [SPD]: Überhaupt keinen Vorschlag! – Marion Seib [CDU/CSU]: Es gibt so viele Vorschläge, dass Sie die gar nicht alle lesen können!)


Sie haben Recht, Herr Tauss. – Sie haben den Eindruck
rweckt, Sie hätten Ihre Vorschläge schon in der Schub-
de und würden sie nach dem Urteil sofort aus der
asche ziehen. Ich finde es erschreckend und verantwor-
ungslos, dass CDU und CSU Studiengebühren offen-
ichtlich ohne eine einzige sozialverträgliche Sicherung
urchpeitschen wollen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sie haben es nicht gelesen!)


Es gibt auch wissenschaftspolitische Gründe gegen
tudiengebühren. Die OECD hat eine schöne Übersicht
ber die Studienanfängerquote für ausgewählte Länder
orgelegt: Neuseeland liegt mit 75,8 Prozent auf Platz
ins und Deutschland nur auf Platz 23. Polen liegt auf
latz vier und Ungarn auf Platz acht. Wir dürfen also den
ugang zu Bildung nicht durch Studiengebühren ver-
ngen, sondern wir müssen den Zugang zum Studium
eiter öffnen. Das ist das Gebot der Stunde.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

In unserem Land studieren nicht zu viele junge Men-

chen, sondern zu wenige. Hinzu kommt, dass sich die
enigen Studierenden noch weniger Studienplätze teilen
üssen. Nun argumentiert die CDU/CSU, dass die
tudiengebühren zur Verbesserung der Lehre verwendet
erden könnten. Damit treffen Sie zunächst den Nerv






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

vieler Studierenden, die mit den Studienbedingungen
nicht zufrieden sind. Doch es ist in Anbetracht der über-
schuldeten Länderhaushalte völlig klar, dass die Univer-
sitäten auch mit Studiengebühren nicht mehr Geld in die
Kassen bekämen. Es wäre ein Nullsummenspiel. Denn
die Studiengebühren würden mit den Landeszuschüssen
verrechnet werden.

Es ist kein Luxus, wenn wir ein studiengebühren-
freies Studium fordern. Im Gegenteil: Die Länder mit
den besten Bildungsvoraussetzungen für die nächste Ge-
neration werden langfristig ihren Lebensstandard sichern
können.

Ich finde es schon erstaunlich, wie sich alle Parteien
um den Niedriglohnsektor streiten und chinesische Ver-
hältnisse anstreben.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Quatsch! – Marion Seib [CDU/CSU]: Die wollen wir gerade nicht!)


Wir als PDS sind die Ausnahme. Wir legen den Schwer-
punkt auf den Hochlohnsektor. Wir müssen hier in
Deutschland in den Hochlohnsektor investieren. Dort
liegen die Produktivitäts- und Wertschöpfungsreserven
der Zukunft oder – für CDU/CSU-Ohren verständlicher
formuliert –: Studiengebühren sind Gift für den Standort
Deutschland.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dass die Niedriglohnpolitik gescheitert ist, sehen wir

tagtäglich im Osten unseres Landes. Gerade im Osten
brauchen wir eine Kehrtwende um 180 Grad. Gerade
dort brauchen wir mehr Studierende, mehr hochqualifi-
zierte Absolventen und mehr Wissenschaft und For-
schung.


(Zuruf des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU])

– Wenn Sie eine Frage haben, melden Sie sich doch zu
einer Zwischenfrage!

Abschließend möchte ich meiner Freude darüber
Ausdruck verleihen, dass allein die Ankündigung der
Gründung einer größeren Linkspartei in Deutschland
dazu geführt hat, dass in allen anderen Parteien über lin-
kes Gedankengut in Wahlprogrammen nachgedacht
wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh, oh! Überschätzt euch nicht!)


Es wäre gut, wenn das auch über den Wahltag hinaus rei-
chen würde.

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518010700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ute Berg, SPD-

Fraktion.

(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Jetzt kommt das linke Gedankengut!)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir wollen mehr Studierende und wir wollen, dass mehr unge Menschen aus finanziell schwachen Elternhäusern tudieren. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Manfred Grund [CDU/CSU]: Das hörten wir schon!)

Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1518010800

Das ist gut so. Aber das prägt sich Ihnen anscheinend
icht ein. Behalten Sie es auch! – Das erreichen wir nur,
enn wir den Studierwilligen den Weg nicht durch hohe
osten verbauen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Unsere Überzeugung lautet daher kurz und knapp:
ir setzen weiterhin auf das BAföG und auf ein gebüh-
enfreies Erststudium.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ine Neukomposition der Studienfinanzierung, wie die
nion sie vorhat, ist aus unserer Sicht nichts anderes als
ine Symphonie des Grauens.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Schöne Formulierung!)


Die CDU/CSU will das BAföG abschaffen und statt-
essen ein Kreditsystem installieren. Das heißt, die Stu-
ierenden, die von Hause aus zu wenig Geld zum Stu-
ieren haben, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren,
üssen einen Kredit aufnehmen.


(Ulrike Flach [FDP]: Was ist denn mit den Langzeitstudierenden?)


ei einem monatlichen Kredit von 650 Euro über vier
ahre müsste ein Studierender – das sind noch einmal die
ahlen der Ministerin – am Ende mehr als 47 000 Euro
urückzahlen – und das nur im besten Fall, nämlich bei
inem extrem niedrigen Zinssatz von – ich nenne Ihnen
iesen genau – 5,1 Prozent; Sie können das nachrech-
en.


(Marion Seib [CDU/CSU]: 4,2 ist zurzeit der höchste Zins auf dem Markt! Da sind Sie nicht gut informiert! – Ulrike Flach [FDP]: Sie sind nicht auf der Höhe!)


chon damit wäre die Belastung fünfmal höher als die,
ie sich durch das heutige BAföG ergibt. Aber das ist
och nicht alles: Oben drauf kämen dann noch die
chulden durch Studiengebühren; denn diese sind in Ih-
er Modellrechnung noch gar nicht enthalten.
Führen wir uns doch lieber einmal vor Augen, was

urch das BAföG erreicht wurde.

(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Herr Sarrazin will doch zusammen mit der PDS Studiengebühren einführen!)


Es stört wahnsinnig, wenn Sie permanent Gegenreden
alten. Das haben wir bei Ihnen auch nicht gemacht. Sie
ollten ein bisschen leiser sein.






(A) )



(B) )


Ute Berg


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Herr Tauss ist ja für seine Zurückhaltung bekannt!)


Jeder Vierte der knapp 2 Millionen Studierenden in
Deutschland erhält in der Regelstudienzeit BAföG. Ohne
diese Finanzspritze könnten die meisten der Geförderten
nicht studieren. Das hat die letzte Untersuchung des
Deutschen Studentenwerks gezeigt. Der BAföG-Bericht
macht zudem deutlich: Das Bildungspotenzial aus
finanzkräftigen, bildungsnahen Familien haben wir weit-
gehend ausgeschöpft. Aber es finden immer noch zu we-
nige Kinder aus einkommensschwachen, bildungsfer-
nen Familien den Weg an die Hochschule. Es sind genau
11 Prozent.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber das ohne Studiengebühren! Sie zahlen jetzt doch gar nicht! Wie kommt das denn?)


Das liegt zum einen daran, dass viele dieser Kinder
gar nicht erst bis zum Abitur kommen. Hier spielen Aus-
wahlmechanismen im Schulsystem eine Rolle, auf die
wir natürlich nicht mit hochschulpolitischen Maßnah-
men einwirken können. Aber diejenigen, die es bis zur
Hochschulreife schaffen, können wir hochschulpolitisch
unterstützen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für diese Gruppe ist die finanzielle Unterstützung ein
ganz ausschlaggebendes Kriterium dafür, ein Studium
aufzunehmen. Die HIS-Studie vom März dieses Jahres
wurde eben schon mehrfach zitiert; da können Sie dies
ganz deutlich nachlesen.

Wer das BAföG abschaffen und es durch Kredite
oder Darlehen ersetzen will, der hält diese jungen Men-
schen von einem Studium ab. Wir wollen genau das
Gegenteil. Deshalb hat die rot-grüne Bundesregierung
das BAföG seit 1998 enorm aufgestockt; die entspre-
chenden Zahlen haben Sie eben gehört.


(Marion Seib [CDU/CSU]: Bis 2001!)

Diese Bundesregierung hat die Bedarfssätze erhöht,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aber nicht mehr seit 2001!)


den Empfängerkreis erweitert und die Rückzahlung auf
maximal 10 000 Euro begrenzt.

Es kamen gerade von der Opposition Zurufe, dass die
Sätze nicht weiter angehoben wurden. Diese Kritik mag
teilweise berechtigt sein. Aber wenn Sie gleichzeitig for-
dern, das BAföG abzuschaffen, dann ist das geradezu lä-
cherlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Fordert überhaupt keiner!)


– Sie nennen etwas BAföG, was gar kein BAföG ist,
Herr Rachel.

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(C (D Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Tauss? Ja, gerne. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Unterhaltet euch doch mal in der SPD-Fraktion!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518010900
Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1518011000


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1518011100

Frau Kollegin Berg, da Herr Rachel vermutlich
usste, wie unbequem meine Frage sein würde, und sie
bgelehnt hat, möchte ich Sie an dieser Stelle zu den Be-
arfssätzen fragen und nur darauf aufmerksam machen,
ass in Ihrer Auflistung möglicherweise untergegangen
st – danach frage ich Sie –, dass wir es waren, die dafür
esorgt haben, dass das Kindergeld nicht mehr auf das
AföG angerechnet wird, und dass das einer der ganz
ntscheidenden Reformschritte war. Könnten Sie uns zu
iesem Thema noch ein paar Erläuterungen geben?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Aber Ihnen ist klar, dass das auch alle anderen gefordert haben!)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1518011200

Ich kann nur bestätigen, was Sie gesagt haben.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Bitte noch einmal, damit ich das auch verstehe! – Heiterkeit bei der SPD)


Ich bestätige, was Herr Tauss gesagt hat. Mehr will ich
azu eigentlich gar nicht ausführen.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Unsere Reform hat einen regelrechten Run auf die
ochschulen ausgelöst. Die Studienanfängerquote ist
on 28 Prozent im Jahr 1998 auf gut 37 Prozent eines
ahrgangs angestiegen. Sie wollen das jetzt durch eine
roße Umstrukturierung zunichte machen. Nach Ihrer
ollmundigen Ankündigung im Januar, jetzt im Eilver-
ahren Studiengebühren einzuführen, wurde allerdings
chnell klar, dass die Union kein Konzept hat, wie das
ozial abgefedert werden kann.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie hat gar keine Konzepte!)


ach einem großen Tusch zum Auftakt machte sich
chnell Ratlosigkeit breit, wie es denn nach der Ouver-
üre weitergehen soll. Ihre Sinfonie ist bis heute eine un-
ollendete. In der Musik tut das dem Werk keinen Ab-
ruch, aber in der Politik kann man mit solchen
ruchstücken nichts anfangen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Marion Seib [CDU/CSU]: Sie kennen das ja!)


Es ist wirklich absurd, dass Sie in Ihrer Einfallslosig-
eit nun von der Bundesregierung fordern, Ihnen ein
onzept für die Einführung von Studiengebühren zu ent-
erfen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Ute Berg

Das steht in völligem Widerspruch zu dem Verhalten Ih-
rer Parteifreunde in den Ländern, allen voran Roland
Koch; denn die tun wirklich alles dafür, den Bund hoch-
schulpolitisch komplett auszubremsen, und zwar so
lange, bis sich gar nichts mehr bewegt.

Sehr geehrte Damen und Herren von der Union, es ist
unsere Pflicht, für alle jungen Menschen gleiche Chan-
cen in der Berufsausbildung zu schaffen, und zwar mit-
hilfe einer individuellen Ausbildungsförderung. Das
BAföG abzuschaffen hieße, dass sich der Staat von die-
ser zentralen sozialen und bildungspolitischen Verant-
wortung verabschieden würde.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518011300

Frau Kollegin, auch Sie müssen zum Ende kommen.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1518011400

Ich komme zum Ende. – Die Einführung von Studien-

gebühren würde die Situation zusätzlich dramatisch ver-
schärfen. Das kann nicht in unserem Interesse sein.

Wir wollen gleiche Chancen sowie mehr Bildung und
Qualifikation für alle. Deshalb brauchen wir das BAföG.
Es ist aus sozial- und bildungspolitischer sowie aus öko-
nomischer Sicht notwendig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518011500

Das Wort hat die Kollegin Vera Dominke, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Vera Dominke (CDU):
Rede ID: ID1518011600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir debattieren heute über einen Bericht zur Überprü-
fung der Bedarfssätze, Freibeträge, Vomhundertsätze
und Höchstbeträge nach § 21 BAföG. Nicht ohne Grund
ist in § 35 BAföG die regelmäßige Erstellung dieses Be-
richts vorgeschrieben. Intention des Gesetzgebers war es
nämlich, durch diese Berichtspflicht sicherzustellen,
dass die Ausbildungsförderung in ihrer Höhe nicht von
den allgemeinen Lebenshaltungskosten abgekoppelt
wird.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Marion Seib [CDU/CSU]: So ist es!)


Schließlich sollen diese Leistungen – das wissen alle –
ausreichen, damit junge Menschen in der Ausbildung
von diesem Geld leben können, wenn sie es denn von
Haus aus nicht haben.

Die Leistungen des BAföG dienen von ihrer Idee her
der staatlichen Herstellung von Chancengerechtigkeit.
Bildung und Ausbildung sollen allen jungen Menschen
offen stehen und Geldnot darf keine Barriere für Bil-
dungschancen sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Wir lesen nun in diesem Bericht, dass die vorgelegten aten als solche eine Notwendigkeit der Anpassung der eistungsparameter begründen. Einen Absatz davor teht genau das Gleiche mit Bezug auf den letzten Beicht aus dem Jahre 2003. Aber nichts ist passiert. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Typisch RotGrün!)


as Fazit dieser Feststellungen hätte – wenn wir an die
ntention des Gesetzgebers denken – lauten müssen, das
AföG schon im Jahr 2003 und auch 2005 entsprechend
nzupassen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)

ber nichts ist passiert.
Stattdessen ruht sich die Bundesbildungsministerin

uf der BAföG-Reform des Jahres 2001 aus, die da-
als bekanntlich auch von der CDU/CSU-Fraktion mit-
etragen wurde.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)

as ist also nicht allein Ihre Reform; vielmehr haben wir
lle sie mitgetragen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Aber wir haben es gemacht!)


inmal ist etwas Gutes gemacht worden, das dann für
lle Ewigkeit ausreichen muss. Gut, dass die Ewigkeit
ald zu Ende ist;


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

enn das, Frau Ministerin, ist dürftig.
Die Leidtragenden sind die jungen Menschen, die auf

iese staatliche Unterstützung angewiesen sind. Diese
nterstützung reicht nun nicht mehr aus, da Sie das
eistungsniveau vor Jahren eingefroren haben. Die
eisten Studierenden müssen jobben, um sich ihren Le-
ensunterhalt zu sichern. Das ist nicht im Sinne des Er-
inders.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, ja! Wollen Sie deswegen Studiengebühren?)


rau Ministerin, am stärksten sind übrigens diejenigen
etroffen, die aus sozial schwächeren Schichten kom-
en. Wenn Sie sich also hier hinstellen und darüber ju-
eln, dass Sie die Zahl der BAföG-Empfänger erhöht ha-
en,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Oh ja! Das ist sehr gut!)


o ist das von peinlicher Vordergründigkeit.

(Ute Berg [SPD]: Das ist doch unglaublich!)


enn Sie diese gestiegene Zahl von Leistungsempfän-
ern dann auch noch am ausgestreckten Arm verhungern
ssen,


(Lachen des Abg. Jörg Tauss [SPD])

dem Sie ihnen die notwendigen Leistungsanpassungen
erweigern,


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch unglaublich!)







(A) )



(B) )


Vera Dominke

dann ist das ein Trauerspiel und eine traurige Nichtleis-
tungsbilanz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie begründen die Stagnation des Leistungsniveaus

damit, dass das nötige Geld fehlt. Damit haben Sie
Recht; denn diese Bundesregierung hat die Bundesfinan-
zen heruntergewirtschaftet.


(Marion Seib [CDU/CSU]: So ist es! – Lachen des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Aber gerade in dieser Situation – wo Sie merken, dass
Sie es nicht können – müssten Sie doch froh und dankbar
sein, dass die Opposition jetzt Vorschläge auf den Tisch
legt und Ihnen Gespräche darüber anbietet, wie die Aus-
bildungsförderung auf eine Basis gestellt werden kann,
um für die jungen Menschen wieder Bildungschancen-
gerechtigkeit zu schaffen. Warum verweigern Sie jegli-
ches Nachdenken darüber? Ihr lautstarkes Gezeter – das
durften wir auch heute wieder erleben –, die CDU wolle
das BAföG abschaffen, durchschaut inzwischen jeder als
billige Wahlkampfpanikmache.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ute Berg [SPD]: Reden Sie doch einmal mit Frau Schavan!)


In unserem Antrag geht es uns darum, im Zusammen-
hang mit den Überlegungen zu Studiengebühren, die wir
übrigens gründlich und nicht, wie Sie, im Hopplahopp-
verfahren anstellen,


(Jörg Tauss [SPD]: Oh, oh!)

auch die Ausbildungsförderung wieder auf gesunde
Füße zu stellen und sie in ein Studienfinanzierungssys-
tem einzubinden, das die Bedarfe der jungen Menschen
wirklich abdeckt.


(Zurufe von der SPD: Nichts als Ausreden! – Ja, ja!)


Frau Ministerin, dem englischen Philosophen Herbert
Spencer wird der Ausspruch zugeschrieben: Das große
Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln. In
diesem Sinne haben Sie das Bildungsziel – nicht nur
beim BAföG – verfehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518011700

Nächster Redner ist der Kollege Ernst Dieter

Rossmann, SPD-Fraktion.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1518011800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Drei Redner der Opposition haben ihre Auffassung zum
BAföG zum Ausdruck gebracht. Aber ich weiß nicht, ob
Sie sich mit der großen BAföG-Reform schmücken wol-
len, die diese Ministerin und diese Regierung eingeleitet
haben, oder ob Sie sich von ihr distanzieren wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D ie ist unzweifelhaft etwas Positives. Aber Kritik und obpreisung, das geht nicht. Eine der Stellungnahmen, die wir bisher gehört ha en, war ehrlich: die der FDP. Die FDP hat erstens geagt, dass sie Änderungen beim BAföG will. Sie will die ewährung der Leistungen insbesondere auf diejenigen, ie in materieller Hinsicht schlechter gestellt sind, konentrieren. Das heißt, Sie wollen die Leistungen, die anere Gruppen bekommen, kürzen. Das ist eine klare Anage. Wir dagegen sagen: Das ist nicht unsere Auffassung om BAföG. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

as BAföG muss zu einer Stärkung derjenigen führen,
ie wenig Geld haben, und bis in die Mittelschicht hi-
einreichen; denn in beiden Bereichen wollen wir Stu-
ierende gewinnen und für beide Bereiche, auch für die
inderreichen, ist eine ausreichende materielle Grund-
ge wichtig. Aber die klare Ansage der FDP werden wir
en Studierenden gern erzählen. Wir werden ihnen über-
ll sagen, dass die FDP die Förderung der Mittelschicht,
eren Rückgang sie einmal kritisiert hat, jetzt vollkom-
en abschaffen will. Diese klare Aussage möchte ich
usdrücklich würdigen.
Sie, Herr Königshaus, haben zweitens gesagt, dass

ie der CDU/CSU in Bezug auf das BAföG nicht trauen
nd ihrem Antrag deshalb nicht zustimmen.
Eine klare und ehrliche Ansage! Das hat Herr Königs-

aus gesagt.

(Ulrike Flach [FDP]: Ich habe dem nicht wi dersprochen!)

as sagt das über die CDU/CSU aus? Es sagt, dass eines
lar ist: Die CDU/CSU will das BAföG in der jetzigen
orm nicht,


(Marion Seib [CDU/CSU]: Dummes Zeug! Wir wollen es ergänzen!)


bwohl genau die jetzige Form Verbesserungen ge-
racht hat: in Bezug auf die Zahl der Geförderten; in Be-
ug auf die Zahl der Studierenden; in Bezug auf die Zahl
erjenigen, die eine Vollförderung bekommen; in Bezug
uf die Zahl derjenigen, die sich einen Auslandsaufent-
alt während des Studiums leisten können. Die CDU/
SU will das BAföG in dieser Form nicht erhalten.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Da haben Sie nicht zugehört!)


Das hat Frau Schavan gesagt, das hat Ihr Staatssekretär
Niedersachsen gesagt, das wird in Brandenburg von
er CDU so gesagt und dazu gibt es auch in Hamburg
ehr konkrete Vorhaben.
Es ist das Gleiche wie mit den Studiengebühren:

998 hat Herr Stoiber noch verkündet, Sie wollten keine
tudiengebühren – 2002 war das auf einmal anders.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)







(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

Das werden wir Ihnen in Bezug auf das BAföG nicht
durchgehen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie müssen jetzt schon bekennen, was Sie in Bezug auf
das BAföG wollen, und zwar – das ist klar –: Ihnen fließt
zu viel Geld ins BAföG und es wird Ihrer Meinung nach
an der falschen Stelle eingesetzt. Stattdessen wollen Sie
es einsetzen, um Studienkredite zu finanzieren – für
alle. Es ist genau wie bei Ihrer Kopfpauschale, bei der
Sie auch denken, Sie könnten die Krankenschwester wie
den Chefarzt heranziehen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Kopfgeldpartei! – Vera Dominke [CDU/CSU]: Nicht zu fassen!)


So ist es auch hier: Sie wollen die Niedrigverdienenden
belasten und das allen, also auch den Bestverdienenden,
als Förderung zukommen lassen. Wir sind klar dagegen;
das hat unsere Ministerin deutlich gemacht.

Es gibt zwei Eckdaten in Bezug auf das BAföG, zu
denen Sie sich jetzt äußern könnten. Sie könnten jetzt sa-
gen: Selbstverständlich garantieren wir den Studieren-
den, dass 50 Prozent der Zuwendungen in Form eines
Zuschusses bleiben; das ist das Entscheidende beim
BAföG. Das könnten Sie jetzt hier sagen. Das wäre eine
klare Aussage, eine klare Perspektive. Es wäre im Sinne
der Reform, die auch Sie damals begrüßt und mitgetra-
gen haben. Sie könnten zum Zweiten sagen: Wir gehen
nicht über eine Darlehensschuld von 10 000 Euro hi-
naus. Das wären zwei klare Ansagen, mit denen Sie sa-
gen würden: Wir stehen zum BAföG. – Sie sagen es
nicht. Sie wollen es nicht.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Wir sagen: Wir stehen zum BAföG!)


Frau Seib, wenn Sie jetzt mehr sagen wollen als die
zwei Vorredner aus Ihrer Fraktion, dann wären Sie mu-
tig, dann wären Sie so mutig, wie es der CSU-Vorsit-
zende von der hoffnungsvollen Regierungsmehrheit der
Zukunft erwartet: jetzt klar zu sagen, was man will.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Weil Sie es nicht sagen, sollen Sie eines sicher wissen:
Wir werden es überall bekannt machen, wir werden es
allen Studierenden, allen Familien sagen – in den Mittel-
schichten, bei den Arbeitern, bei den Angestellten –:
Wählt CDU, CSU und FDP, dann müsst ihr viel mehr
Geld dafür bezahlen, dass eure Kinder studieren. An den
Hochschulen dürfen sie dann Studiengebühren zahlen
und später werden sie durch das Zurückzahlen großer
Darlehenssummen belastet –


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Jetzt fehlen nur noch Krieg und Hochwasser!)


im Übrigen auch dafür, um mitzufinanzieren, was dieje-
nigen bekommen sollen, die es gar nicht nötig haben.
Das werden wir bekannt machen. Das wissen im Übri-
gen auch schon viele Studierende und das weiß man an
den Hochschulen.

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(C (D Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Deswegen ist dieses eine gute Stunde. Es ist die tunde der Wahrheit für Sie. Es ist eine Stunde, in der ir eine Wahlauseinandersetzung vorbereiten – Herr Kollege, ich darf Sie noch einmal ernsthaft mah en. – und wir sind sicher: Die gewinnen wir. Danke. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Die Ausbildungsvergütung wollen sie auch noch kürzen! Das haben wir ganz vergessen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1518012000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518012100
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1518012200


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518012300

Das Wort hat die Kollegin Marion Seib, CDU/CSU-

raktion.

Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1518012400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
amen und Herren! Es ist natürlich sehr schön, wenn ich
uf solch eine emotionale Rede antworten darf. Ich
öchte das zunächst einmal ganz sachlich tun.


(Zuruf von der SPD: „Zunächst“?)

Zuerst einmal: Ihr rot-grünes Projekt ist offensichtlich

m Ende

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Warum?)

nd jetzt lassen Sie den Motor noch einmal im Leerlauf
ufheulen. Ihren Antrag zur integrierten EU-Bildungs-
örderung, der heute auch hier zu bereden wäre, nur ei-
en Tag vor der Debatte einzubringen, das ist schon ver-
ammt schlechter parlamentarischer Stil.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


abei ist die Frage nach einem umfassenden EU-Bil-
ungsrahmenprogramm ein zu wichtiger Punkt – und
ie hätten sieben Jahre Zeit gehabt –, als dass er jetzt
ktischen Spielereien geopfert werden sollte.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

in derartiges Hereinquetschen hat die Sache nicht ver-
ient. Sie agieren heute wieder wie üblich: Sie fangen al-
s Mögliche an, bringen aber nichts zu Ende, sondern
achen gleich die nächste Baustelle auf; und das auch
och mit falschen Behauptungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

So wichtig einzelne Punkte aus Ihrem Antrag auch

ein mögen – der Antrag kommt zur Unzeit. Offensicht-
ch befinden Sie sich mental bereits in der Opposition.






(A) )



(B) )


Marion Seib

Es ist jetzt keine Zeit, neue Forderungen zu stellen. Wir
brauchen jetzt einen ordentlichen Haushaltsplan gerade
auch für den Bereich Bildung und Forschung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir brauchen diese Bilanz, damit wir wissen, wo über-
haupt noch welche Spielräume existieren. Wir wissen
aber schon jetzt: Diese Bilanz wird katastrophal sein.

Sie ruhen sich auf den welken Lorbeeren der BAföG-
Novellierung von 2001 aus.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Haben Sie eigentlich jemals einen Antrag gestellt?)


Der vorliegende BAföG-Bericht bejubelt einerseits die
steigenden Zahlen der geförderten Studierenden, ande-
rerseits stellt er kleinlaut fest, dass die Bundesregierung
von der notwendigen Erhöhung der Bedarfssätze seit
2003 abgesehen hat. Ich zitiere jetzt:

Aufgrund der starken Belastung der öffentlichen
Haushalte durch die allgemeine wirtschaftliche
Lage, die erheblichen Steuermindereinnahmen so-
wie die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt hat
die Bundesregierung seinerzeit von Anpassungs-
maßnahmen abgesehen.

Diese angespannte Lage bemerken nicht nur die
BAföG-Empfänger, sondern jeder einzelne Bundesbür-
ger spürt sie. Diese angespannte Lage gibt es auch in den
Länderhaushalten. Leidtragende sind hier die Universi-
täten und ganz besonders die Studenten, die unter großen
Arbeitsgruppen, lückenhaften Bibliotheksbeständen und
veralteten Gerätschaften zu leiden haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Bei einer Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand

von 1,4 Billionen Euro ist der finanzielle Gestaltungs-
spielraum für die Bildungs- und Forschungspolitik denk-
bar gering.


(Ute Berg [SPD]: Immerhin sehr viel höher als unter der Kohl-Regierung!)


Solche Zeiten mit beengten Gestaltungsspielräumen ver-
langen natürlich nach neuen Lösungen. Selbst im Be-
richt der Bundesregierung zur technologischen Leis-
tungsfähigkeit fordern die Sachverständigen vehement
die Einführung von Studiengebühren.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine Außenstehende spricht darüber!)


Vor diesen Forderungen hat Rot-Grün in den vergange-
nen Jahren konsequent die Augen verschlossen.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU] – Jörg van Essen [FDP]: Völlig richtig!)


Mehr noch: Durch Ihre unverantwortliche Panikmache
verunsichern Sie die Studierenden, Abiturienten und El-
tern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Noch einmal zur Klarstellung: (Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie wollen von Klar stellung sprechen?)

ie CDU/CSU tritt für verträgliche Studiengebühren
in, die eine konkrete Verbesserung der Lehre und damit
in schnelleres und effizienteres Studium ermöglichen
nd einen früheren Eintritt ins Erwerbsleben zur Folge
aben.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Denken Sie lieber an Ihre Herztropfen und regen Sie sich nicht so auf!)


amit sind auch finanziell schwache Studierende einge-
unden und werden auch Familien aus den mittleren
inkommensschichten berücksichtigt, die viel zu häufig
us dem Katalog der BAföG-Bezieher herausfallen.


(Jörg Tauss [SPD]: Denen wollen Sie Studiengebühren aufhalsen!)


leichzeitig müssen diejenigen, die finanziell leistungs-
ähig sind, zur Finanzierung der Hochschule beitragen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das zeigt Ihre alte Bildungspolitik!)


Ebenso wird einer Fehlentwicklung entgegengesteu-
rt. Bisher tragen Nichtakademiker durch ihre Steuern
is zu 90 Prozent der Ausbildungskosten für Akademi-
er.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es! – Werner Lensing [CDU/CSU]: Ist doch traurig! Ein Skandal!)


ie Kosten der Hochschulbildung übernehmen also
illionen von Steuerzahlern, die nie eine Hochschule
esucht haben, während der Ertrag den Hochschulabsol-
enten zugute kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP – Werner Lensing [CDU/ CSU]: Das ist menschlich erbärmlich!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, Studienbei-
räge können nur ein erster Schritt hin zu einem effizien-
eren und besseren Studium in Deutschland sein. Auch
m Bereich der Ausbildungsförderung müssen wir wei-
er vorausdenken; denn trotz BAföG arbeiten neun von
ehn Studenten während des Studiums.


(Jörg Tauss [SPD]: Deswegen noch höher belasten!)


uf dieses Arbeitseinkommen sind die meisten Studen-
en angewiesen. Häufig führt dies zu langen Studienzei-
en und sogar zum Studienabbruch. Aufgrund solcher
aktoren liegt nach Berechnungen des Instituts der deut-
chen Wirtschaft die Rendite eines Studiums in Deutsch-
and im Durchschnitt nur bei 9 Prozent.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie haben vielleicht Berater!)


um Vergleich: In Frankreich und in den Vereinigten
taaten beträgt sie 15 Prozent und in Großbritannien
7 Prozent.






(A) )



(B) )


Marion Seib

Deswegen tritt die CDU/CSU für eine Weiterent-

wicklung des BAföG ein.

(Jörg Tauss [SPD]: Oi, Sprechblase! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Bleiben Sie doch bei der Wahrheit! Das ist doch eine Abzocke!)


Zusätzlich zum BAföG brauchen wir ein Konzept. Wir
brauchen auch Bildungskredite und das Bildungssparen.
Glauben Sie denn allen Ernstes, dass Akademiker mit ih-
ren Gehältern einen Kredit von 5 000 Euro nicht stem-
men können?


(Jörg Tauss [SPD]: 50 000 Euro!)

Diese können sie über viele Jahre – bis zu zwei Jahr-
zehnte lang – zurückzahlen. Sie halten unsere akade-
misch ausgebildete Bevölkerung wirklich für reichlich
unfähig.


(Beifall der Abg. Vera Dominke [CDU/CSU] und der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Die Kreditanstalt für Wiederaufbau hat bereits den
ersten Schritt getan und bietet ab Oktober einen Studien-
kredit an. Die Deutsche Bank will mit einem ähnlichen
Angebot nachziehen und die Genossenschaftsbanken
können bereits heute Sofortangebote machen. Dieser
gordische Knoten ist bereits durchgeschlagen. Jetzt
kommt es auf die Weiterentwicklung einer modernen
Studienfinanzierung an. Legen Sie Ihre ideologischen
Scheuklappen ab und arbeiten Sie daran mit!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518012500

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen nun zur Überweisung von Tagesord-

nungspunkt 2 a. Interfraktionell wird die Überweisung
der Vorlage auf der Drucksache 15/4995 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Es sieht so aus, als könnten wir das einvernehmlich
tun. – Dann ist das so beschlossen.

Zum Tagesordnungspunkt 2 b liegt die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 15/5592
zum Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel vor:
„Konsequenzen aus dem Studiengebührenurteil für die
Bildungs- und Hochschulfinanzierung des Bundes“.
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf der Druck-
sache 15/4931 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich der Stimme? – Dann ist die Beschlussemp-
fehlung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zum Zusatzpunkt 2: Abstimmung über
den Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnis-
ses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/5675 mit dem Ti-
tel „Für ein integriertes EU-Bildungsrahmenprogramm –
Mobilität und Austausch für ein zusammenwachsendes,
innovatives und wettbewerbsfähiges Europa“. Wer
stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer

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(C (D nthält sich der Stimme? – Der Antrag ist mit der Mehreit des Hauses angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl ten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes zur Korrektur der Grundmandatsklausel (Grundmandatskorrekturgesetz)

– Drucksache 15/4718 –

(Erste Beratung 160. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/5664 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Barbara Wittig
Thomas Strobl (Heilbronn)

Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre
ch keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Bevor ich die Aussprache eröffne, möchte ich gerne

ine Delegation des griechischen Parlaments auf der Be-
uchertribüne begrüßen. Wir freuen uns, dass Sie hier
ind, und wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt in
erlin.


(Beifall)

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst

er Kollege Dr. Dieter Wiefelspütz für die SPD-Frak-
ion.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1518012600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir reden heute über einen Gesetzentwurf der
nionsfraktionen mit dem Ziel, die Zahl der Grundman-
ate von drei auf fünf anzuheben. Ich will gleich vorab
agen, dass wir diesem Begehren nicht zustimmen wer-
en. Wir haben darüber an anderen Stellen ausreichend
esprochen. Die Argumente sind relativ einfach zu ge-
ichten.
Wir haben die Grundmandatsklausel nach der Wieder-

ereinigung Deutschlands nicht verändert. Diese Tat-
ache ist in den 90er-Jahren Gegenstand eines Wahl-
rüfungsverfahrens gewesen. 1996/97 hat es dazu eine
ntscheidung des Bundesverfassungsgerichtes gegeben,
ie den Fachleuten unter den Parlamentariern bekannt
st. Ich zitiere eine Entscheidung aus dem 95. Band, in
em das Gericht ausgeführt hat, es sei von Verfassungs
egen nicht zu beanstanden, dass der Gesetzgeber nach
er Vergrößerung des Wahlgebietes durch die Wieder-
ereinigung Deutschlands die Anzahl der Grundmandate
icht erhöht hat.






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz

Das ist eine überzeugende Ableitung, die das Verfas-

sungsgericht vorgenommen hat. Dem ist heute von der
Sache her nichts hinzuzufügen. Verfassungsrechtlich ist
es keinesfalls geboten, die Grundmandatsregelung zu
ändern.

Ich räume ein: Es wird verfassungsrechtlich zulässig
sein, weil der Gesetzgeber an dieser Stelle einen weiten
Ermessensspielraum hat. Gleichwohl sage ich: Wir
vonseiten der SPD-Bundestagsfraktion wollen bei der
bisherigen Regelung bleiben, weil jede Veränderung der
Grundmandatsklausel es Parteien, die in der Region
stark sind, erschweren würde, in das Parlament zu kom-
men. Es ist nicht zu erkennen, welchen Sinn es machen
sollte, das regional starken Parteien durch eine Ände-
rung der Grundmandatsklausel zu erschweren.

Es gibt – dies zum Schluss – noch einen ganz wichti-
gen Punkt, der gegen diesen Gesetzentwurf spricht: Im
Gesetzentwurf steht, dass das Gesetz – wenn man hier
eine Mehrheit hätte – zum 1. Juli dieses Jahres in Kraft
treten sollte. Nun wissen wir alle, dass möglicherweise
schon sehr bald vorgezogene Bundestagswahlen statt-
finden. Vor diesem Hintergrund ist es nach meiner festen
Überzeugung nicht darstellbar, dass wir solch einen Ge-
setzentwurf jetzt mit Mehrheit verabschieden. Das hätte
nicht nur ein Geschmäckle, sondern eher den Geruch
von Manipulation.

Ich betone: Das ist sicher nicht die Absicht der An-
tragsteller gewesen, weil man diese Entwicklung natür-
lich nicht voraussehen konnte. Nach wie vor steht das
aber so im Entwurf; auch deshalb ist dieses Ansinnen
nicht zu akzeptieren.

Man wird sicherlich in der nächsten Wahlperiode er-
neut über dieses Thema zu reden haben. Ich glaube, die
überwiegenden Gründe sprechen dafür, dass der Gesetz-
geber von seinem Ermessen dahin gehend Gebrauch
macht, es bei der Grundmandatsklausel, die wir jetzt im
Bundeswahlgesetz haben, zu belassen.

Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518012700

Das Präsidium bedankt sich für die mustergültige Un-

terschreitung der Redezeit, was so selten vorkommt,
dass das nicht unkommentiert geschehen sollte.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Herr Präsident, ich melde mich gleich noch mal!)


– Diese Nebenwirkung war weder beabsichtigt noch
würde sie zu einer erneuten Belobigung führen.

Jetzt hat das Wort der Kollege Thomas Strobl für die
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! ach dem an Leidenschaft kaum zu übertreffenden Vorrag des Kollegen Dr. Wiefelspütz (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie haben mich schon anders erlebt, ja!)

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1518012800

öchte ich unseren Gesetzentwurf gerne begründen.
Eine Partei kommt nur in den Deutschen Bundestag,
enn sie entweder mehr als 5 Prozent der Stimmen er-
ält oder drei Direktmandate erringt. Diese Sperrklau-
eln – darüber haben wir, so glaube ich, einen ganz gro-
en Konsens hier im Hause – haben sich grundsätzlich
ewährt, weil sie einer Zersplitterung der Parteien-
andschaft entgegenwirken. Allerdings besteht seit der
eutschen Einheit eine aus unserer Sicht bedenkliche
iskrepanz zwischen der Fünfprozentklausel und der so
enannten Grundmandatsklausel, die, wie gesagt, den
inzug einer Partei dann ermöglicht, wenn sie drei Di-
ektmandate in Deutschland erzielt.
Ich will einige wenige Zahlen nennen: Bei der Wahl

998 konnten die drei Direktmandate mit 180 000 Stim-
en erzielt werden. Um über die Fünfprozenthürde zu
ommen, waren mehr als 2,3 Millionen Stimmen erfor-
erlich. Dies ist eine gewaltige Diskrepanz. Anders ge-
agt: Um drei Direktmandate zu erzielen, bedarf es
,6 Prozent der Stimmen, um die Fünfprozenthürde zu
berwinden, sind logischerweise 5 Prozent erforderlich.
Die Proportionierung zwischen Grundmandatsklau-

el und Fünfprozentklausel stammt aus der Zeit vor der
inheit Deutschlands. Mit der Wiedervereinigung hat
ich die Anzahl der Wahlberechtigten um ein knappes
rittel erhöht. Ebenso stieg die Anzahl der Wahlkreise
eutlich an. In der alten Bundesrepublik gab es
48 Wahlkreise. Die Zahl stieg nach der Wiedervereini-
ung auf 328 an und wurde dann durch die Verkleine-
ung des Deutschen Bundestages zur letzten Bundestags-
ahl auf 299 gesenkt, ist aber immer noch deutlich
rößer – 51 Abgeordnete – als vor der deutschen Wie-
ervereinigung. Die Zahl der Grundmandate blieb je-
och unverändert; es sind immer noch drei. Damit klaf-
en Grundmandatsklausel und Fünfprozenthürde unserer
uffassung nach unverhältnismäßig auseinander bzw.
anders ausgedrückt – die Fünfprozentklausel kann
urch die Grundmandatsklausel leicht unterlaufen wer-
en. Daher ist eine Anpassung der Zahl der Grundman-
ate an die vor der Wiedervereinigung geltenden Ver-
ältnisse nach unserer Auffassung richtig.
Die Rechtsextremisten haben übrigens die Möglich-

eit erkannt, verehrter Kollege Dr. Wiefelspütz, an der
ünfprozentklausel vorbei in den Bundestag einzuzie-
en.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)

ie NPD hat mit Blick auf die Bundestagswahl einen
trategiewechsel vorgenommen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

ch zitiere aus der Zeitung „Die Welt“ vom 30. Mai die-
es Jahres:






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Die NPD will bei der vorgezogenen Bundestags-
wahl über Direktmandate ins Parlament einziehen.
Die Rechtsextremisten peilen nicht mehr das Über-
springen der Fünfprozenthürde an. „Wir konzen-
trieren uns auf den Erfolg durch drei Direktman-
date“, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende …

Wir möchten auch politisch nicht, dass drei Wahl-
kreise gewonnen werden und dann plötzlich 40 bis
50 extremistische Abgeordnete für eine Partei im Deut-
schen Bundestag sitzen, deren Wahlergebnis bei etwa
4 Prozent liegt. Das wollen wir nicht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie auf andere Weise verhindern als per Gesetz!)


Wir wollen nicht, dass Parteien des rechten Randes
– oder auch des linken, Herr Ströbele – Einzug in den
Deutschen Bundestag halten. Sie müssen sich einmal be-
wusst machen, verehrte Kolleginnen und Kollegen von
der SPD und den Grünen, um welche politischen Par-
teien es sich dabei handelt. Das sind schließlich keine
Bürgerrechtsbewegungen; wir reden über extremisti-
sche, verfassungsfeindliche und populistische Parteien
des rechten und linken Randes. Deswegen halten wir es
für geboten, die Anzahl der erforderlichen Grundman-
date anzuheben, um die Diskrepanz in den Proportionen,
bezogen auf die Fünfprozentsperrklausel, zu verringern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wohlgemerkt: Es geht uns nicht um eine grundsätzli-

che Änderung oder gar um die Abschaffung der bewähr-
ten Regelungen. Wir sind völlig davon überzeugt, dass
die Regelungen im Grundsatz richtig sind. Wir wollen
lediglich eine Anpassung an die Verhältnisse im größer
gewordenen, wiedervereinigten Deutschland. Nicht
mehr, aber auch nicht weniger ist der Inhalt unseres Ge-
setzentwurfs.

Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518012900

Das Wort hat nun der Kollege Josef – –


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er will nicht!)


– Damit werden wir fertig. – Das Wort hat der Kollege
Ströbele, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Strobl, Sie wollen die Zahl der Grundman-
date von drei auf fünf erhöhen. Eine Partei soll erst dann
entsprechend ihrem Stimmenverhältnis in den Deut-
schen Bundestag einziehen können, wenn sie mindestens
fünf Mandate erringt. Sie haben in diesem Zusammen-
hang eine Reihe von Zahlen genannt. Zum Beispiel ha-
ben Sie angegeben, dass die Zahl der Wahlberechtigten
um 29 Prozent gestiegen sei, wodurch eine höhere Zahl
von Grundmandaten erforderlich werde.

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(C (D Ich sage Ihnen – Ströbele sagt Strobl –: (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der kleine Strobl!)

as ist keine rein rechnerische Aufgabe; es ist keine
rage der Mathematik, sondern der Demokratie.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)

ie Demokratie hängt nicht von solchen Zahlen ab.
Die vielen Väter und wenigen Mütter des Grundge-

etzes haben sich bei der bestehenden „Nicht-Regelung“
twas gedacht. Sie sind gar nicht davon ausgegangen,
ass sich die erforderlichen Stimmenzahlen zur Über-
indung von Grundmandats- und Fünfprozentklausel
ntsprechen müssen, Sie haben schlicht einen eigenen,
nderen Weg zur Berücksichtigung der Wählerstimmen
iner Partei im Deutschen Bundestag zugelassen. Daran
eden Sie vorbei. Die Zahl der Mandate spielt dabei
eine Rolle.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir reden über das Bundeswahlgesetz, nicht über das Grundgesetz! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo steht denn das in der Verfassung, Herr Ströbele? – Gegenruf des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der hat ja gar keine Ahnung! Wir reden über das Bundeswahlgesetz! Das hat doch nichts mit den Vätern und Müttern des Grundgesetzes zu tun! Er hätte den Antrag mal lesen sollen!)


eshalb zielt, wenn ich es richtig sehe, Ihr Antrag auf
nderung des § 6 des Bundeswahlgesetzes


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nicht das Grundgesetz!)


uf eine politische Auseinandersetzung. Sie haben das
uch angedeutet: Sie wollen nicht, dass kleinere Par-
eien, die beispielsweise mit 4,9 Prozent knapp an der
ünfprozenthürde scheitern, durch das Erringen von drei
rundmandaten in den Deutschen Bundestag kommen.
er Stimmenanteil einer solchen Partei soll also keine
erücksichtigung finden. Sie versprechen sich als große
artei davon eine komfortablere Mehrheit, möglicher-
eise sogar die absolute Mehrheit im Deutschen Bun-
estag. Dieses Ansinnen einer großen Partei kann man
urchaus verstehen. Aber Sie sollten sagen, dass das der
igentliche Hintergrund ist.
Es geht also nicht um Forderungen nach demokrati-

cher Repräsentation. Sonst müsste man auch darüber
achdenken, ob die demokratische Legitimation über-
aupt noch ausreichend ist, wenn beispielsweise „nur“
0 Prozent, 50 Prozent oder sogar weniger der Bevölke-
ung zur Wahl gehen und die im Bundestag vertretene
ehrheit vielleicht nur durch ein Drittel der Wahlbürger
manchmal ist es noch weniger – legitimiert ist. Ich bin
er Meinung, das ist auch dann der Fall; denn das ist
icht alleine eine Frage der Zahlen.
Dieser Regelung liegt nämlich ein ganz anderer An-

atz zugrunde, nämlich der – insofern hat das sehr wohl
twas mit dem Grundgesetz zu tun –, dass eine Partei,
uch wenn sie an der Fünfprozenthürde scheitert,






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

gleichwohl eine Legitimation erringen kann, in den Bun-
destag zu kommen. Sie wissen ja, dass die Fünfprozent-
klausel bei uns umstritten ist. Die Grünen sind immer
dafür gewesen, diese Hürde zu senken, weil sie stets ge-
sagt haben: Das ist zu hoch, man sollte sich mit einer
niederen Hürde begnügen. Aber das ist heute nicht Ge-
genstand der Diskussion.

Die Grundüberlegung für diese andere Legitimation
ist: Wenn eine Partei in einigen Wahlkreisen so stark ist,
dass sie die Mehrheit der dortigen Bevölkerung reprä-
sentiert, dann soll die Partei insgesamt Berücksichtigung
finden; denn dann vertritt diese Partei so wichtige politi-
sche Inhalte, dass diese auch im Bundestag zur Sprache
kommen sollten. Dieser Weg ist richtig, und zwar unab-
hängig davon, wie groß die Bevölkerung ist und wie
hoch die Zahl der Wählerstimmen für die Grundmandate
– egal, ob drei, vier oder fünf – ist. Wenn eine Partei drei
Grundmandate erringt, zeigt dies, dass die entsprechende
Partei in bestimmten Teilen der Bevölkerung hinrei-
chend stark verankert ist. Nach dem, was der Wähler-
wille ihr an Stimmen und dementsprechend an Sitzen zu-
billigt, ist sie deshalb im Bundestag vertreten.

Wir setzen uns deshalb für den Erhalt der drei Grund-
mandate ein. Wir plädieren aber eher für eine Senkung
der Fünfprozenthürde; denn ich glaube nicht, dass un-
sere Demokratie gefährdet wäre, wenn noch eine weitere
Partei – die zwar nicht von 5 Prozent der Wähler ge-
wählt worden ist, die aber drei Grundmandate errungen
hat – im Deutschen Bundestag vertreten wäre.

Ihre Intention ist nicht unsere. Deshalb lehnen wir Ih-
ren Gesetzentwurf ab. Wir meinen, dass wir damit der
Demokratie und den unterschiedlichen Ansätzen der de-
mokratischen Wahl nur Gutes antun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518013000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Jörg van Essen,

FDP-Fraktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1518013100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

FDP-Bundestagsfraktion teilt die Auffassung, die von-
seiten der SPD-Fraktion und der Fraktion des Bündnis-
ses 90/Die Grünen vertreten wird.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Herzlichen Glückwunsch! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist aber nicht gut!)


– Das ist so. Manchmal gibt es offensichtlich Gründe,
die dazu führen, dass man selbst bei dieser Koalition zu
einer gleichen Auffassung kommt. Wenn Sie meine Ar-
gumente hören, wird es Ihnen vielleicht sogar einleuch-
ten, warum das so ist.

Herr Kollege Strobl, es hat mich sehr überrascht, dass
Sie hier auf das Stimmenvolumen hingewiesen haben,
das notwendig ist, um 5 Prozent der Stimmen auf der ei-
nen Seite und drei Grundmandate auf der anderen Seite

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(C (D u erreichen. Wie Sie wissen, hat sich das Bundesverfasungsgericht mit diesen unterschiedlichen Stimmenvoluen befasst und eindeutig festgestellt, dass das verfasungsrechtlich nicht zu beanstanden ist. Das ist eine anz wichtige Aussage, die ich deshalb an den Anfang einer Überlegungen stelle. Natürlich hat es seit der deutschen Wiedervereinigung eränderungen gegeben; das weiß ich ebenfalls. Aber ch bin der Auffassung, dass schon die geltende Hürde ußerordentlich hoch ist. Dass sie so hoch ist, zeigt sich uch in diesem Hause. Wir haben insgesamt vier Frakionen, von denen es meiner eigenen nicht gelungen ist, in solches Mandat zu erringen, obwohl die Partei offenichtlich Gewicht hat und entsprechende Hürden wie die ünfprozentklausel überschreiten konnte. Herr Kollege van Essen, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Strobl? Selbstverständlich gern. Ich bedanke mich, Herr Kollege van Essen. – Nur um issverständnissen vorzubeugen: Wir haben nie beauptet, die derzeitige Regelung sei verfassungsrechtlich icht in Ordnung. Sie haben völlig Recht. Das Bundeserfassungsgericht hat sich dazu geäußert und dem Geetzgeber einen – ich sage es jetzt einmal mit meinen orten – sehr weiten Ermessensspielraum zugewiesen. as heißt aber auch, dass wir als Gesetzgeber durchaus ie Möglichkeit hätten, die Zahl der Grundmandate auf ünf anzuheben. Weder ist also die derzeitige Lage verassungswidrig, noch ist unser Antrag mit der Verfasung nicht in Einklang zu bringen; wir als Abgeordnete aben ein gesetzgeberisches Ermessen und in diesem ahmen eine politische Entscheidung zu fällen. Ich rage, ob Sie das zur Kenntnis nehmen, damit wir nicht neinander vorbei diskutieren. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir aneinander vorbei iskutieren. Mir war nur aufgefallen, dass Sie besonders ntensiv auf diese Diskrepanz hingewiesen haben und eshalb bei Zuhörern der Eindruck entstehen konnte: as kann doch rechtlich nicht stimmen. Es gab eine berprüfung durch das Bundesverfassungsgericht und iese Überprüfung hat klar und eindeutig ergeben, dass iese Diskrepanz verfassungsmäßig ist. Sie haben allerdings Recht mit der Feststellung – und as gestehe ich Ihnen ganz selbstverständlich zu –, dass ir ein gesetzgeberisches Ermessen haben. Ich versuche m Augenblick zu begründen, warum wir der Meinung ind, dass wir von diesem gesetzgeberischen Ermessen icht Gebrauch machen sollten. Wir meinen, es sei klug, as nicht zu tun. Jetzt würde ich gern in meinen Ausführungen fortfah en. Tatsache ist: Wenn eine politische Gruppierung irendwo drei Grundmandate erzielt – insbesondere auch Jörg van Essen gegen die großen Parteien, die normalerweise in den Wahlkreisen die Direktmandate erringen –, dann zeigt das, dass sie ein gewisses politisches Gewicht hat. Für uns ist das ein ganz wichtiger qualifizierter Minderheitenschutz. Demokratie lebt auch davon, dass Minderheiten sich im Parlament wiederfinden können, wenn sie ein gewisses Gewicht erreicht haben. Die Vergangenheit und die bisherige Praxis in der Bundesrepublik Deutschland zeigen, dass diese Grundmandatsklausel offensichtlich notwendig war. Sie hat beispielsweise bei der PDS dazu geführt, dass sie 1998 wegen dieser Klausel in einer größeren Stärke in den Bundestag einziehen und sich hier artikulieren konnte. Bei der letzten Wahl ist das nicht gelungen. Deshalb gehört es zum Spiel der Demokratie, auch den Kräften, die in einzelnen Wahlkreisen offensichtlich so viele Menschen für sich begeistern können, dass sie die Mehrheit der Erststimmen in mindestens drei Wahlkreisen bekommen, die demokratische Mitgestaltungsmöglichkeit zu geben. Das können auch Parteien des politischen Randes sein. Dann müssen wir uns politisch mit ihnen auseinander setzen. Bei meiner letzten Bemerkung geht es, wie auch beim Kollegen Wiefelspütz, um die Frage des Stils; uns Freien Demokraten ist das ganz besonders wichtig. Man kann eine solche Änderung nicht unmittelbar vor einer Bundestagswahl vornehmen, insbesondere dann nicht, wenn verschiedene Gruppierungen darauf hoffen, über diesen Weg in den Bundestag zu kommen. Das wäre, wie ich finde, schlechter Stil. Das ist Ihnen nicht vorzuwerfen, weil Sie die neueren Entwicklungen zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht ahnen konnten. Dennoch: Auch deshalb sollte man Ihrem Entwurf heute nicht zustimmen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518013200
Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1518013300
Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1518013400
Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1518013500




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518013600

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518013700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

Bundeswahlgesetz sieht zwei Wege vor, über die eine
Partei in den Bundestag einziehen kann. Entweder sie
überwindet mit den Zweitstimmen die Fünfprozenthürde
oder mindestens drei Kandidaten dieser Partei gewinnen
dank der so genannten Erststimmen ihre Wahlkreise di-
rekt. Das Letztere nennt man Grundmandatsklausel.

CDU und CSU wollen sie ändern. Geht es nach ihrem
Willen, müssten künftig mindestens fünf Direktmandate
errungen werden, das heißt, in fünf Wahlkreisen müsste
die jeweilige Kandidatin oder der jeweilige Kandidat die
Mehrheit der abgegebenen Wählerstimmen auf sich ver-

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(C (D inigen, damit die so erfolgreiche Partei Mitglied des undestages werden kann. Diesen Vorschlag lehnt die DS erwartungsgemäß ab. Gesine Lötzsch und ich haben jetzt fast drei Jahre ang als direkt gewählte Abgeordnete hier im Bundestag earbeitet. Alle Versuche, unsere Rechte als direkt geählte Abgeordnete zu stärken und unsere Arbeitsbedinungen zu verbessern, sind an der Mehrheit des Bundesages gescheitert. Die Logik, die in diesen Debatten immer wieder ge en uns ins Feld geführt wurde, ist ganz übersichtlich: ir zwei seien keine Fraktion und dürften daher auch icht die gleichen Rechte wie der direkt gewählte Abgerdnete Ströbele oder der direkt gewählte Abgeordnete trobl für uns beanspruchen. Auch diese Logik kippt übigens in ihr Gegenteil, wenn Sie einmal die Sicht des diekt gewählten Abgeordneten oder aber die Sicht der ählerinnen und Wähler, die uns mit Mehrheit in diesen undestag geschickt haben, einnehmen; denn eigentlich ind diese Wählerinnen und Wähler die Benachteiligten. ie werden zweitklassig behandelt und sie würden ereut benachteiligt, wenn Sie sich nun mit Ihrem Antrag urchsetzten und die Grundmandatsklausel auf fünf diekt gewählte Abgeordnete angehoben würde. Dies zeigt: Es geht der CDU/CSU nicht um Recht, ondern doch eher um Ungestörtheit in Zukunft. Das ann man natürlich nicht in die Begründung eines Geetzentwurfs schreiben. Also hat die CDU/CSU gemeint, ie wolle aus der Weimarer Republik Lehren ziehen und erhindern, dass linksund rechtsextremistische Splitterarteien über die Grundmandatsklausel – Sie nennen sie n Ihrem Gesetzesentwurf „Trojanisches Pferd“ – in den undestag gelangen. Ich finde das absurd. Seit 1990 hat nur eine Partei von der Grundmandats lausel profitiert: Das war 1994 die PDS. Es gab seither eine andere Partei und es gibt derzeit auch keine andere artei, die drei oder mehr Grundmandate gewinnen önnte und die Fünfprozenthürde mehr oder weniger napp verfehlt. Es geht Ihnen also in Wahrheit darum, en Wählerinnen und Wählern der PDS zu schaden. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Nehmen Sie sich nicht so wichtig!)


ch finde, das zeugt von wenig Souveränität, noch dazu
urz vor einer Wahl, die Sie ja gewinnen wollen, wenn
ch das alles richtig verstehe.
Dass die PDS im Bundestag das nicht unwiderspro-

hen lassen kann, versteht sich. Wir werden aber diesen
ersuch von CDU/CSU, Wählerstimmen konkurrieren-
er Parteien kleinzurechnen, nicht hier in diesem Raum
elassen. Vor allem aber wird die PDS nun erst recht um
indestens fünf Bundestagswahlkreise kämpfen und ge-
innen.
Zum Schluss: Sie hätten es in der Hand gehabt, in die-

er knappen Zeit, die uns als 15. Bundestag noch ver-
leibt, über wichtigere Fragen wie Arbeitsmarktpolitik
der die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu spre-
hen – schade eigentlich.






(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518013800

Frau Kollegin Pau, um Missverständnisse bei den Zu-

hörern auszuschließen, muss ich nun doch darauf hin-
weisen, dass es nach unserer Verfassung und nach der
Geschäftsordnung des Bundestages ganz sicher keine
unterschiedlichen Rechte für jeweils direkt gewählte Ab-
geordnete mit oder ohne Fraktionszugehörigkeit gibt.


(Petra Pau [fraktionslos]: Oh doch!)

Mit Blick auf Redezeiten gibt es ganz gewiss eine Privi-
legierung von nicht Fraktionen angehörenden direkt ge-
wählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der
Kollege Stephan Mayer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1518013900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Die Debatte, die
wir am heutigen Tag führen, könnte angesichts der mit
großer Wahrscheinlichkeit bevorstehenden Bundestags-
wahl am 18. September nicht aktueller sein. Ich möchte
an dieser Stelle gleich zu Beginn eines festhalten: Dieser
Gesetzentwurf ist von uns zu einem Zeitpunkt einge-
bracht worden, als noch überhaupt nicht absehbar war,
dass es möglicherweise am 18. September Neuwahlen
geben wird.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist es!)


Es geht bei dieser Debatte zum einen darum, wie ge-
recht und wie pragmatisch unser Bundeswahlgesetz ist.
Es geht aber vor allem auch darum, inwiefern die Grund-
sätze der Wahlrechtsgleichheit, die Chancengleichheit
der politischen Parteien und der gleiche Erfolgswert von
Stimmen zu wahren sind.

Ich muss schon sagen, ich bringe der Haltung der
FDP eine gewisse Verwunderung entgegen. Sie wissen
doch, dass der PDS 1994 258 000 Erststimmen gereicht
haben, um vier Direktwahlkreise zu gewinnen. Der Er-
folgswert einer FDP-Stimme lag damit bei nur einem
Zehntel des Erfolgswerts einer PDS-Stimme.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist es!)


Offenbar müssen wir als Unionsfraktion im Vorgriff auf
die spätere schwarz-gelbe Koalition ihre Interessen
schon mit vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die begreifen es nicht mal!)


Es geht um die entscheidende Frage, ob die beiden
Sperrklauseln im Bundeswahlgesetz – daraus ergibt sich,
welche Parteien in den Bundestag einziehen –, nämlich
die 5-Prozent-Klausel und die Drei-Grundmandate-
Klausel, noch gleichberechtigt sind – vor dem Hinter-

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(C (D rund, dass beispielsweise bei der Bundestagswahl 1998 ereits 180 000 Erststimmen ausgereicht haben, um drei ahlkreise direkt zu gewinnen, hingegen über 2,3 Millioen Zweitstimmen erforderlich waren, um über die 5-Proent-Klausel zu kommen, vor allem auch vor dem Hinergrund, dass in allen Wahlkämpfen von allen Parteien ehauptet wird, die Zweitstimme sei die entscheidende timme, die Zweitstimme sei die Kanzlerstimme. Es ist ffenbar doch nicht so. Der Erfolgswert einer Ersttimme ist wesentlich höher als der einer Zweitstimme. eswegen gilt es, entsprechende Änderungen vorzunehen. Lieber Kollege Ströbele, es geht nicht darum, dass die nion einen Machtanspruch verteidigen will oder uniebsame Parteien sozusagen aus dem Parlament drängen ill, es geht auch nicht darum, dass wir Parteien, die nur ,9 Prozent der Zweitstimmen erreichen, den Einzug in en Bundestag verwehren wollen, es geht um die inteessante Frage, ob eine Splitterpartei – ich sage das ganz ewusst –, die gerade mal drei Wahlkreise direkt erringt, irklich eine Partei von besonderer politischer Kraft ist, ie es das Bundesverfassungsgericht in dem Urteil om 10. April 1997 formuliert hat. In Deutschland gibt es derzeit 299 Wahlkreise. Drei ahlkreise sind also ungefähr 1 Prozent der Wahlkreise. ch persönlich gehe nicht davon aus, dass eine Partei, die ur 1 Prozent der Wahlkreise in Deutschland direkt geinnt, eine Partei von besonderer politischer Bedeutung t. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Drei! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die FDP hat gar keine! Keine Bedeutung!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as ist die grundsätzliche Frage, die wir uns stellen müs-
en.
Ich bin mit dem Bundesverfassungsgericht selbstver-

tändlich der Auffassung, dass die heute geltende Rege-
ung verfassungsgemäß ist. Es geht auch gar nicht da-
um, erst verfassungsgemäße Zustände zu schaffen.
ach Auffassung der Union geht es darum, dem Gleich-
eitsgrundsatz größere Bedeutung beizumessen und
hm, gerade was den Erfolgswert der Wählerstimmen,
ber auch die Gleichbehandlung der Parteien insgesamt
nbelangt, stärker Geltung zu verschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb ist eine Anpassung der Drei-Grundmandate-
lausel unbedingt erforderlich; statt drei sollten es fünf
rundmandate sein. Das gilt vor allem vor dem Hinter-
rund, dass es natürlich auch um die Wahrung der Funk-
ionsfähigkeit des Parlaments geht. Uns allen sind die
chrecklichen Vorkommnisse in der Weimarer Republik
n bester Erinnerung – in Anführungszeichen –, als das
arlament häufig nicht mehr handlungsfähig war. Auch
eim Parlament in seiner jetzigen Verfassung ist frag-
ich, ob die Funktionsfähigkeit noch gegeben ist.






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich kann

Sie nur auffordern, unseren Gesetzentwurf zu unterstüt-
zen, und hoffe auf Ihre Zustimmung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518014000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-

wurf der Fraktion der CDU/CSU zur Änderung des Bun-
deswahlgesetzes zur Korrektur der Grundmandatsklau-
sel auf Drucksache 15/4718. Der Innenausschuss
empfiehlt auf Drucksache 15/5664, den Gesetzentwurf
abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen?


(Zurufe von der CDU/CSU: Das war die Mehrheit!)


Der Gesetzentwurf ist ganz ohne Zweifel mit Mehrheit
angenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Nein! Nein! – Zuruf von der CDU/ CSU: Die FDP hat sich enthalten! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Schlussabstimmung, Herr Präsident!)


Zur Geschäftsordnung hat sich der Kollege Küster zu
Wort gemeldet. Er erhält selbstverständlich das Wort.


Dr. Uwe Küster (SPD):
Rede ID: ID1518014100

Das ist schön, Herr Präsident. – Weil das unsicher ist,

beantrage ich, dass die Stimmen richtig schön ausgezählt
werden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518014200

Das können wir gerne tun, zumal wir eine übersichtli-

che Besetzung haben.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Entsprechend der Geschäftsordnung haben wir da nur eine Regel: bei Unsicherheit Hammelsprung! Ich möchte gerne, dass sie eingehalten wird! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es muss geschätzt werden oder, wenn Unsicherheit herrscht, ein Hammelsprung durchgeführt werden! – Gegenruf des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es gibt doch keine Unsicherheit! Es ist doch eindeutig! Es ist doch eine Schau, die Sie hier abziehen!)


– Es besteht doch gar kein Grund zur Aufregung.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Präsidium herrscht Uneinigkeit!)


– Nein, nein.
Wir haben doch hier im Unterschied zu Hammel-

sprüngen, bei denen die Feststellung der tatsächlichen
Mehrheitsverhältnisse etwas komplizierter ist, eine über-
schaubare Besetzung. Wir haben jetzt gerade noch ein-
mal nachgezählt. Unter Berücksichtigung auch mancher

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(C (D lügeladjutanten, die sich nicht gleich im Blickfeld beanden, ergibt sich als tatsächliches Mehrheitsverhältnis: 9 Ja-Stimmen zu 22 Nein-Stimmen. Damit müsste eientlich jede weitergehende Ambition des Geschäftsfühers der SPD-Fraktion erledigt sein. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Ich sehe im Präsidium keine Einigkeit! Das sieht man von hier aus eindeutig! – Gegenruf des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ihr habt doch jetzt gewonnen!)


Da der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD mit
er Feststellung des amtierenden Präsidenten, dass sich
ach genauem Nachzählen eine Mehrheit für die Ableh-
ung ergeben hat, nicht einverstanden ist, beziehe ich
ich gerne auf die von ihm vermutete Unstimmigkeit im
räsidium und lasse das Stärkeverhältnis durch Ham-
elsprung feststellen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Küster, Parlamentarischer Geschäftsführer h. c.!)


Wir werden also die Sitzung für einige Minuten unter-
rechen und dann den gewünschten Hammelsprung
urchführen. Es gibt dazu ja in dieser Legislaturperiode
icht mehr ganz so viele Gelegenheiten. Der Hammel-
prung gehört offenkundig zu den Aktivitäten, die man
ich von Zeit zu Zeit gönnen muss. Um den Hammel-
prung durchführen zu können, müssen alle Mitglieder
es Hauses den Saal verlassen und sich in der bekannten
eise dieser eindrucksvollen Zeremonie im Foyer aus-
etzen.
Ich unterbreche die Sitzung.


(Unterbrechung von 15.37 bis 15.48 Uhr)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518014300

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Die Schriftführer geben mir das Zeichen, dass die Tü-

en besetzt sind und dass wir mit der Durchführung des
ammelsprungs beginnen können. Ich eröffne hiermit
ie Abstimmung.
Ich bitte die Schriftführer an den Türen, mir einmal zu

ignalisieren, ob sich noch Kollegen in der Lobby auf-
alten. – Ich mache darauf aufmerksam, dass wir in zwei
inuten die Abstimmung abschließen werden. Darauf
ollten sich bitte sowohl die Fraktionen als auch die
chriftführer einstellen.
Ich bitte nun die Schriftführer, die Türen zu schließen

nd das Abstimmungsergebnis festzustellen.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich gebe das von

en Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Er-
ebnis der Abstimmung über den Gesetzentwurf in
weiter Lesung bekannt. Mit Ja haben gestimmt
57 Mitglieder des Hauses, mit Nein 268.


(Beifall bei der SPD)

amit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung abge-
ehnt. Nach unserer Geschäftsordnung entfällt somit die
eitere Beratung.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, die wieder in

ihre Ausschüsse wollen und müssen, den Plenarsaal
möglichst zügig zu verlassen, damit ich den nächsten Ta-
gesordnungspunkt nicht nur aufrufen kann, sondern wir
über das Thema auch unter angemessenen Bedingungen
verhandeln können.

Inzwischen sind auch wieder hinreichend Sitzplätze
für alle vorhanden,


(Heiterkeit)

von denen ich Gebrauch zu machen bitte, weil dies die
Übersicht in der Debatte enorm fördert.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 6 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Fraktionen der

SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Aufbruch und Perspektiven – Zukunftschan-
cen für Jugendliche in Deutschland stärken
– Drucksachen 15/5255, 15/5394 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Wolfgang Meckelburg

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für
diese Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
für die Bundesregierung der Parlamentarische Staatsse-
kretär Gerd Andres.

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Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1518014400


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Junge gut ausgebildete Menschen sind die Zu-
kunft unseres Landes. Nur so schaffen wir die Basis für
den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland.
Vieles wurde erreicht, aber die Herausforderungen in ei-
ner alternden Gesellschaft bleiben groß. Wir brauchen
und haben einen umfassenden Ansatz. Dieser reicht von
verbesserten Betreuungsangeboten für Kleinkinder, dem
Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen bis hin zum Aus-
bildungspakt und den Arbeitsmarktreformen der letzten
Jahre.

Der Umbau der Bundesagentur zu einem modernen
Dienstleister am Arbeitsmarkt stärkt insbesondere die
Vermittlung. Für die jungen erwerbsfähigen, hilfebe-
dürftigen Menschen unter 25 steht mittlerweile ein Per-
sonalschlüssel von 1 : 75 zur Verfügung. Die Zeiten, in
denen sich ein Vermittler um 300 bis 400 junge Men-
schen kümmern musste, gehören der Vergangenheit an.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben das Ziel, die Dauer der Jugendarbeitslosigkeit
bis zum Jahresende auf unter drei Monate zu reduzieren,
vor Augen; das werden wir auch erreichen. Ich füge
hinzu: Die beste Zeit ist natürlich die Zeit ohne Arbeits-

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(C (D osigkeit. Aber drei Monate sind in vielen Fällen die anz normale Sucharbeitslosigkeit. Sie sehen: Die Maßnahmen der Bundesregierung wir en. Von März bis Mai dieses Jahres ist die absolute ahl arbeitsloser junger Menschen um mehr als 96 000 esunken. Das ist mit Abstand der größte Rückgang seit 997. Deshalb werden wir unsere Politik, die der Jugend orrang und Vorfahrt einräumt, konsequent fortsetzen. Junge Menschen brauchen beim Einstieg in das Be ufsleben eine echte Chance. Die mit dem Ausbildungsakt bereits im ersten Jahr erzielten Erfolge zeigen, dass ir auf dem richtigen Weg sind. Die Wirtschaft hat im etzten Jahr zugesagt, 30 000 neue Ausbildungsplätze inzuwerben, konnte diese Zahl allerdings mit 59 000 lätzen übertreffen und fast verdoppeln. Mit dem Sonerprogramm zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher, it dem wir den Ausbildungspakt durch einen Zuschuss es Bundes zur monatlichen Vergütung und die Überahme der Sozialversicherungsbeiträge flankieren, onnten wir bereits im ersten Anlauf 17 000 jungen enschen eine Chance im Betrieb geben. Die ersten Erkenntnisse aus der Begleitforschung timmen optimistisch, dass diese Brücke in Berufsbilung und Berufsausbildung in vielen Fällen in einen usbildungsvertrag mündet. Im Idealfall kann deshalb ie nachfolgende Ausbildung verkürzt werden. Auch in iesem Jahr bedarf es des gleichen Engagements aller, m allen Schulabsolventen, die eine Ausbildung suchen, ine Chance zu geben. Deshalb appelliere ich an alle Areitgeber: Gebt jungen Menschen eine Perspektive und ildet aus! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ur so erhalten die Betriebe die Fachkräfte von morgen
nd nur so kann Deutschland seinen Vorteil im interna-
onalen Wettbewerb, den das duale System bietet, kon-
equent nutzen.
Dass wir auf dem richtigen Weg sind, hat zuletzt auch

er Tag des Ausbildungsplatzes am 30. Mai gezeigt.
n diesem Tag haben die Mitarbeiter der Bundesagentur
ür Arbeit bundesweit über 14 000 Ausbildungsplätze
ingeworben. In Industrie, Handel und Handwerk sind
ereits jetzt fast 20 000 neue Ausbildungsverträge regis-
iert.
Um Betrieben, die allein nicht ausbilden können, Hil-

estellung zu geben, wird mit dem Programm „Jobstar-
r“, für das 100 Millionen Euro zur Verfügung stehen,
sbesondere durch die Förderung von Ausbildungsver-
ünden ein nachhaltiger Beitrag zur Schaffung zusätzli-
her Ausbildungsplätze geleistet. Mit der unveränderten
ortführung des Bund/Länder-Ausbildungsprogramms
st mit 14 000 Plätzen begegnen wir der nach wie vor
chwierigen Situation in den neuen Ländern. Gemein-
am werden wir den Ausbildungspakt auch in diesem
ahr zum Erfolg führen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Rahmen

er Arbeitsförderung stehen in diesem Jahr für junge






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

Menschen rund 4,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Im
Durchschnitt des Jahres 2004 haben davon 587 000 Ju-
gendliche profitiert. Schwerpunktmäßig werden damit
Berufsvorbereitungs- und Ausbildungsmaßnahmen für
benachteiligte und behinderte junge Menschen finan-
ziert. Die Bundesagentur für Arbeit leistet damit einen
erheblichen Beitrag zur Umsetzung des Ausbildungs-
paktes, aber auch zur Bewältigung der zweiten Schwelle,
des Übergangs von der Schule in die Ausbildung. Sie
wird ihre ausbildungsfördernden Maßnahmen, wie zuge-
sagt, auf dem Niveau des Jahres 2003 fortsetzen.

Aber ich füge hinzu: Ohne eine bessere Förderung,
die bereits in der Schule beginnen muss, werden wir die
Probleme nicht nachhaltig lösen können. Rund ein Vier-
tel der arbeitslosen Jugendlichen, die Leistungen der
Grundsicherung erhalten, haben keinen Schulabschluss.
Die Bundesagentur für Arbeit und die Träger der Grund-
sicherung leisten durch ihre aktive Arbeitsförderung
mehr, als ihnen nach der grundgesetzlichen Aufgabenzu-
ordnung zukommt.

Sie finanzieren berufsvorbereitende Maßnahmen ein-
schließlich des Nachholens des Hauptschulabschlusses,
praxisnaher Qualifizierung, Eingliederungszuschüssen
und, als letzte Möglichkeit, der Beschäftigung in Ar-
beitsgelegenheiten oder Arbeitsbeschaffungsmaßnah-
men. Diese Anstrengungen bedürfen der Unterstützung
vieler vor Ort, um zu nachhaltiger Beschäftigung zu füh-
ren. Hier kann jeder seinen Beitrag leisten. Der Pakt für
die Jugend darf nicht an unterschiedlichen Vorstellungen
über die richtigen Verwaltungszuständigkeiten scheitern.


(Beifall bei der SPD)

Gemeinsam sollten wir allen jungen Menschen eine
Chance auf Ausbildung oder Arbeit geben.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518014500

Das Wort hat nun Kollege Dr. Andreas Scheuer,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1518014600

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir debattieren heute über Aufbruch und Perspektiven
der jungen Generation in unserem Land. Wenn man sich
als arbeitsloser Jugendlicher auf der Homepage der
Bundesregierung informieren möchte, um den Auf-
bruch und die Perspektiven mit klaren politischen Plänen
und Entscheidungen der Politik nachvollziehen zu kön-
nen, klickt man auf das 20-Punkte-Programm der Bun-
desregierung. Dann muss man sich über einzelne Punkte
wie beispielsweise das CO2-Gebäudesanierungspro-gramm vorarbeiten, um schließlich zu dem Unterunter-
punkt „Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ zu kom-
men. Dann wieder ein kleiner Spiegelstrich:

Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit setzt
eine erhöhte Vermittlungsaktivität für unter 25-Jäh-

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(C (D rige ein. Außerdem sollen Ausbildungsverbünde in Ostdeutschland gefördert werden. us, vorbei, nicht mehr! Jetzt will ich wirklich nicht llzu ironisch sein, aber dass arbeitslose Jugendliche bei iesem „handfesten“ Programmpunkt vor Begeisterung it Mut und Zuversicht vom Hocker springen, das beweifle ich. Deshalb komme ich auf die Entwicklungen der letz en Monate zu sprechen: In der ersten Lesung dieses Anrags von Rot-Grün am 14. April 2005 habe ich in meier Rede die richtige Prognose abgegeben: Die ürgerinnen und Bürger von NRW, vor allem auch die unge Generation, die junge Bürgerschaft, hat Zukunft, at den Wechsel und hat damit die Union gewählt. Daals habe ich noch wildesten Protest auf Ihrer Seite geört. Heute kommt fast kein Zwischenruf – also ergeben ie sich in Ihr Schicksal. Ganz interessant ist auch, dass bei dieser Debatte von eiten der Grünen nicht einmal die Mitglieder des zutändigen Jugendausschusses anwesend sind – auch eine nteressante Variante, über Jugend und die junge Generaion zu reden. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür bin ich ja da!)


Gut, Herr Ströbele, es heißt „Ausschuss für Familie,
enioren, Frauen und Jugend“.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorsicht! Keine Altersdiskriminierung!)


Die Wahl in NRW hat die politische Landschaft in
iesem Lande verändert: Die Wählerinnen und Wähler,
ie Jugendlichen, haben Rot-Grün die rote Karte ge-
eigt; das rot-grüne Experiment wurde auf Landesebene
ndgültig abgewählt und steht auch im Bund vor dem
us. Wenn man Ihr Verhalten jetzt beim vorletzten Ta-
esordnungspunkt sieht, dann wird deutlich, dass Sie
chon bei eigenen Anträgen Ihre Mehrheit anzweifeln –
uch eine interessante Variante hier im Parlament.
Schon die Ankündigung von Neuwahlen durch
üntefering und Schröder hat eine Aufbruchstimmung

n unserem Land und bei der jungen Generation ausge-
öst. Auch wenn der Bundeskanzler nicht seine mit ge-
issen Schwierigkeiten behaftete Politik durchbringen
ill, bitten wir ihn aus vollem Herzen, wenigstens Neu-
ahlen in Deutschland umzusetzen, damit wir die Si-
nale im September 2005 auf Zukunft stellen können.
ch kann Bundeskanzler Schröder nur empfehlen: Wäh-
en Sie für die Bundesregierung den Slogan „Wir ma-
hen den Weg frei“.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Jugendliche Bürgerinnen und Bürger sehen das. Ich
abe gerade eine Besuchergruppe, eine zehnte Klasse,
etreut. Wenn man mit ihnen spricht, dann spürt man die
orgen dieser jungen Generation. Nun werden wir, die
pposition, immer dafür kritisiert, dass wir über die






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Scheuer

nicht allzu rosige Grundstimmung in Deutschland reden.
Aber das ist die Realität und wir sind nicht im Deutschen
Bundestag, um ein Wunschkonzert aufzuführen, sondern
um Perspektiven und Aufbruch wirklich zu vermitteln.
Dazu fehlt Ihnen die Kraft, meine Damen und Herren
von Rot-Grün. Auf die Fragen „Wo liegt eure Zukunft?“,
„Welche Ausbildung wollt ihr machen?“ hat diese
zehnte Klasse Antworten gegeben, bei denen man spü-
ren konnte, dass zu den prägenden Erfahrungen dieser
Jugendlichen auch diese nicht allzu rosige Grundstim-
mung, die wir momentan haben, gehört.


(Erika Lotz [SPD]: Bei der Rede ist das kein Wunder!)


Am Ende von sieben Jahren rot-grüner Regierungs-
verantwortung versuchen Sie mit Ihrem Antrag „Auf-
bruch und Perspektiven – Zukunftschancen für Jugend-
liche in Deutschland stärken“, die Wogen zu glätten, um
noch einmal um letztes Vertrauen bei den Jugendlichen
zu werben. Mit diesem Antrag erreichen Sie genau das
Gegenteil. Hier tritt eine kraftlose, ideenlose und per-
spektivlose Politik zutage: mit viel Schönreden, viel
Prosa, aber nichts Konkretem. Umso peinlicher ist es,
dass Kollegen im zuständigen Jugendausschuss mit ei-
nem Augenzwinkern hinter vorgehaltener Hand bestäti-
gen, dass dieser Antrag nix G’scheites ist, wie man es
auf gut Bayerisch ausdrückt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das war hochdeutsch!)


Meine Damen und Herren von Rot-Grün, ich frage
Sie: Welche Chancen wollen Sie in den Tagen, in denen
Ihr Kanzler um Ihr Misstrauen ringt, vermitteln und um
welches Vertrauen wollen Sie werben? 600 000 arbeits-
losen Jugendlichen wird dies nichts helfen. Heute, da die
Entwicklung wissenschaftlich und technisch weitergeht
und immer schneller fortschreitet, müsste die junge Ge-
neration mit diesen Chancen, Perspektiven und Heraus-
forderungen, die durch viele Zukunftstechnologien auf
die Zukunft ausgerichtet sind, eigentlich arbeiten kön-
nen. Das Plus des Standortes Deutschland war immer,
dass wir das, was wir teurer waren, auch ein wenig
schneller, flexibler und besser als die anderen waren.
Das war immer unser Standortvorteil.

Sie schließen die junge Generation von dieser Palette
an Möglichkeiten aus, weil Ihre Politik zukunftsfeind-
lich ist und weil Sie einen Antrag nur um des Antrags
willen hier einbringen. Er ist ein Sammelsurium von be-
kannten Behauptungen, Absichtserklärungen und jüngs-
ten Abkommen. Er wird auf nur wenige Worte reduziert:
Die Agenda 2010 wirkt, ihr werdet alle gerettet. Nein,
die junge Generation braucht mehr: mehr an Perspekti-
ven, mehr an Chancen, mehr an Aufschwung und somit
auch ein Mehr an Beschäftigung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Haupt [FDP])


In Ihrem Antrag steht:
Der Deutsche Bundestag begrüßt und stellt fest,
dass: … die Bundesregierung mit der Agenda 2010

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(C (D die Voraussetzungen für mehr Wachstum und Beschäftigung geschaffen und somit die Reformen am Arbeitsmarkt in ein Gesamtkonzept eingebettet hat; … as ist ein schöner Satz. Wenn ich mir die Zahlen der ugendarbeitslosigkeit anschaue, weiß ich aber nicht, ob ie die momentane Situation in Deutschland damit richig einschätzen. Sehr geehrte Damen und Herren von Rot-Grün, Sie idersprechen sich am laufenden Band. Der Arbeit suhende Jugendliche kann sich bei Ihnen derzeit gerade icht zwischen Heuschrecken und Lohnerhöhungen entcheiden. Er brauchte erst einmal einen Aufschwung, m Hier danken Sie den Unternehmern und deen, die ausbilden, und auf der anderen Seite frotzelt Ihr raktionsvorsitzender gegen genau diese, die die Ausbilungsplätze zur Verfügung stellen wollen, und bezeichet sie als Heuschrecken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Haupt [FDP])

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1518014700

ertrauen werden Sie so nicht gewinnen. Der Arbeits-
arkt sieht nicht nur für den Schulabgänger ohne abge-
chlossene Schul- und Berufsausbildung, sondern mitt-
erweile auch für den Jungakademiker, der sich als
auerpraktikant verdingt, nicht rosig aus.
Dies sind die Realitäten der jungen Generation. Mit

hrer technologiefeindlichen Politik treiben Sie die gut
usgebildeten aus dem Land. Die entscheidenden Zu-
unftsmärkte werden mit jungen Deutschen erschlossen,
ber leider nicht mehr in Deutschland, sondern dort, wo
ieses Potenzial mit offenen Armen empfangen und
icht durch eine übermäßige Bürokratie gegängelt wird.
ch erinnere nur an die heutige Beratung im Ausschuss,
o es um das Antidiskriminierungsgesetz ging.
Ihr Kollege Schartau spricht von einem pauschalen

ugendwahn am Arbeitsmarkt. Das geht an der Realität
orbei. Die Arbeitslosigkeit betrifft alle Generationen
nd Bildungsschichten. Eines bestätigen diese Äußerun-
en aber: Immer, wenn Sie mit Ihrer Allheilwaffe nicht
eiterkommen, gibt es einen, der dem anderen nichts
önnt: die Jungen den Alten nicht, die Unternehmer den
rbeitern nicht usw. Sie betreiben immer eine Politik
it Gegensätzen. Das ist der falsche Weg.
Wir werden herausarbeiten müssen, dass wir in
eutschland keine Ansammlung von Ich-AGs, die Sie
efürworten, sondern eine Wir-AG Deutschland brau-
hen, um Deutschland mit einem gesellschaftspoliti-
chen Kraftakt wieder fit zu machen und damit die Ab-
tiegsfahrt unseres Landes nach sieben Jahren Rot-Grün
ns Gegenteil zu verkehren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Haupt [FDP] – Peter Dreßen [SPD]: Warten wir mal ab, Junge!)


Tatsache ist, dass immer weniger Jugendliche Gele-
enheit erhalten, auf dem Arbeitsmarkt Tritt zu fassen.


(Peter Dreßen [SPD]: Das ist endlich wahr!)







(A) )



(B) )


Dr. Andreas Scheuer

Herr Staatssekretär, darüber dürfen auch keine Warte-
schleifen bei der Berufsvorbereitung hinwegtäuschen.
Es ist viel geschehen, aber es gibt immer noch Warte-
schleifen. Das kann uns nicht zufrieden stellen. Der eine
Teil scheitert an der von Ausbildungsbetrieben zuneh-
mend beklagten mangelnden Ausbildungsfähigkeit, der
andere Teil an den Fesseln des Arbeitsmarktes. Bünd-
nisse wie der Pakt für Arbeit leisten einen wichtigen Bei-
trag, einem Teil der Jugendlichen Perspektiven und
Chancen zu geben.

Den ausbildenden Betrieben sei an dieser Stelle aus-
drücklich Dank gesagt. Ich bestärke sie in ihren Bemü-
hungen, Jugendliche auszubilden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich denke, die Vertreter des Mittelstandes als Rückgrat
der Berufsausbildung würden unter besseren wirtschaft-
lichen Verhältnissen gern mehr ausbilden.

Sehr geehrte Damen und Herren von Rot-Grün, neh-
men Sie bitte zur Kenntnis, dass in Insolvenz befindliche
Unternehmen auch unter Androhung von Zwang nicht
ausbilden werden und können.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Von welchem Antrag reden Sie?)


Die wirtschaftliche Lage muss sich bessern. Damit
werden auch Perspektiven eröffnet. Ein künftiges För-
dern und Fordern macht nur Sinn, wenn arbeitsmarktpo-
litische Maßnahmen mit wirtschaftspolitischen Verände-
rungen einhergehen und Synergien bilden. Erst dann
wird es möglich sein, den Arbeitsuchenden aller Genera-
tionen ein Angebot für Beschäftigung zu machen.

Das jetzt festgelegte Verhältnis von 1 : 75 bei der
Arbeitsvermittlung ist zwar ein guter Anfang. Aber ein
guter Verwalter wird dadurch noch nicht sofort zu einem
guten Vermittler. Protokolle von Arbeitslosen aus dem
Internet – ich kann Ihnen das gerne zur Verfügung stel-
len –, die ein Beratungsgespräch wiedergeben, vermit-
teln den Eindruck, man sei im falschen Film. Das, was in
den Protokollen steht, ist teilweise dramatisch.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Deswegen haben wir ja auch gehandelt!)


Ein junger Akademiker, der das Protokoll eines Bera-
tungsgesprächs im Internet zur Verfügung gestellt hat,
kommt zu dem Schluss: Ich kümmere mich besser selber
um einen Job, weil ich von euch nicht vermittelt
werde. – Es darf nicht sein, dass sich unter den Arbeits-
losen eine Stimmung der Perspektivlosigkeit breit
macht. Quantität ist also nicht gleich Qualität. Wir müs-
sen Verschiedenes anpacken.

Frau Bundesministerin Bulmahn hat bei der ersten
Lesung und auch vorhin gesagt: Wer über Jugend und
Zukunft spricht, muss vor allem auch zuhören können. –
Man muss als Politiker aber auch dorthin gehen, wo man
sich nicht öffentlichkeitswirksam präsentieren kann, zu
den Brennpunkten. Die Mitglieder der CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion haben in der Debatte zur Großen An-
frage „Jugend in Deutschland“ das Thema Zukunfts-
chancen auf die Tagesordnung gebracht. Von Ihnen hat

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(C (D einer ein Konzept zur Jugendpolitik vorgelegt. Die DU/CSU-Bundestagsfraktion hat dazu eine entsprehende Anfrage eingebracht. Die Antwort auf diese roße Anfrage enthält sehr viele Allgemeinplätze. Wir aben nicht danach gefragt, wie das SPD-Parteiproramm aussieht, sondern was Sie für Perspektiven eröffen wollen. Das wird in Ihrer Antwort auf die Große Anrage „Jugend in Deutschland“ wirklich nicht klar. Sie brauchen auch keinen Gegensatz zwischen Regie ung und Opposition aufzumachen, wenn Sie darüber iskutieren, wie man die Chancen erhalten will. Regieung und Opposition in diesem Haus unterscheiden sich arin, dass wir Chancen ausbauen wollen. Diese Perpektive und diese Hoffnung fehlt der jungen Generation ei Ihrer Politik. Die junge Generation kennt diesen Unerschied genau. Vor der Bundestagswahl werden wir ein ngebot machen, um Deutschland wieder fit zu machen. ir stehen für Eigenverantwortung statt Verstaatlichung, ür Entscheidungsfreiraum statt Bevormundung, für erte statt Beliebigkeit, für Strukturreformen statt emmnisse und für Aufstieg statt eines weiteren Abtiegs mit Rot-Grün. Herzlichen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Anna Lührmann, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ju endlichen eine Perspektive zu geben heißt, ihnen einen ugang zum Arbeitsmarkt zu verschaffen. Trotz einiger ben beschriebener Erfolge sind in Deutschland noch mmer etwa 570 000 Jugendliche ohne Job. Das sind 70 000 Jugendliche zu viel. Woran liegt es, dass wir dieses Problem noch immer icht in den Griff bekommen? (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: An Rot Grün!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518014800
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518014900
azu hat gestern das Institut für Arbeitsmarkt- und Be-
ufsforschung aus Nürnberg eine Studie vorgelegt. Aus
ieser Studie geht klar hervor: Je höher die Quali-
ikation der Menschen ist, umso geringer ist ihr Risiko,
einen Job zu bekommen. Besonders bei Jugendlichen
st dies das Problem. Fast die Hälfte aller arbeitslosen
ugendlichen hat keine abgeschlossene Berufsausbil-
ung. Das heißt, Bildung ist der Schlüssel für den Zu-
ang zum Arbeitsmarkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU])


Bildung fängt schon in der Schule an. Deutsche Schu-
en qualifizieren vor allen Dingen Kinder aus sozial
chwachen Familien momentan nicht ausreichend für
en Arbeitsmarkt.


(Antje Blumenthal [CDU/CSU]: Wer hat denn 20 Jahre regiert?)







(A) )



(B) )


Anna Lührmann

In der Schulpolitik braucht es daher vernünftige pädago-
gische Konzepte, mehr Zeit und auch mehr Mittel. Die
Bundesregierung hat das erkannt; denn mit dem Ganz-
tagsschulprogramm stellen wir 4 Milliarden Euro für
mehr Zeit für die Bildung zur Verfügung.

Die Union hingegen blockiert an allen Ecken und En-
den. Dazu drei Beispiele:

Erstens. Mein Heimatland Hessen hat bisher erst
10 Prozent der ihm zur Verfügung stehenden Mittel für
Ganztagsschulen abgerufen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was sagen Sie dazu, Herr Scheuer? – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Warum wohl?)


Zweites Beispiel: Eigenheimzulage. Wenn Sie der
Abschaffung der Eigenheimzulage schon jetzt zuge-
stimmt hätten, anstatt zu sagen, Sie wollten eventuell ir-
gendwann einmal die Eigenheimzulage – am besten zur
Entlastung der Spitzenverdiener – abschaffen, dann hät-
ten die Länder jetzt 2 Milliarden Euro mehr zur Verfü-
gung und könnten damit 160 000 dringend benötigte
Lehrerstellen schaffen. Das nenne ich Mauern auf Kos-
ten der Zukunft von Jugendlichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ingrid Fischbach [CDU/ CSU]: Wie viele Lehrer hat denn Hessen zusätzlich eingestellt nach der Regierungsübernahme, Frau Lührmann? Sagen Sie das doch mal!)


Noch ein drittes Beispiel, auch wieder aus meinem
Heimatland Hessen, weil man daran schön sehen kann,
was eine absolute Mehrheit der CDU alles anrichten
kann: Die Hessische Landesregierung hat kürzlich be-
schlossen, das Erbacher Schloss zu kaufen. Der Kauf-
preis beträgt 13,3 Millionen Euro, was Sie vielleicht als
Schnäppchen bezeichnen.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Worüber reden Sie denn hier eigentlich?)


Das Erbacher Schloss zeichnet sich vor allen Dingen
durch seinen Prunksaal von europäischer Bedeutung mit
kolossalen und abnormalen Hirschgeweihen aus, ein
ganz wichtiger Punkt. Es ist ganz klar: Die Union steht
für Hirschgeweihe und Beton statt für Zukunft, meine
Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sind Sie noch ganz dabei?)


Nach der Schule – wie wir eine bessere Schulpolitik
machen, habe ich eben erläutert – muss den Jugendli-
chen ein Ausbildungsplatz angeboten werden. Deswe-
gen hat die Bundesregierung mit der Wirtschaft einen
Pakt für Ausbildung abgeschlossen. Die Bundesregie-
rung hat ihren Teil der Abmachung eingehalten. Statt die
Ausbildungsplatzumlage einzuführen,


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Abgabe!)


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(C (D ördert der Staat derzeit über 17 000 Jugendliche mit instiegsqualifizierungsprogrammen. Dieses Jahr will ie für Ausbildung das Programm „Jobstarter“ in Höhe on 100 Millionen Euro auflegen. Das tut sie, weil die irtschaft ihren Teil der Abmachung nicht umfassend inhält. Es fehlen nämlich immer noch 170 000 Ausbilungsplätze in Deutschland. (Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Diese bösen Heuschrecken!)


Allerdings kommt der Mittelstand seiner Verpflich-
ng nach. Vor Ort gibt es ganz viele engagierte kleine
nd mittlere Unternehmen, die alles tun, um ihren Ju-
endlichen eine Perspektive zu geben, und die ihrer Ver-
ntwortung gerecht werden.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Der Staatssekretär hat aber etwas anderes gesagt!)


er hingegen wie die Unternehmensverbände ständig
ach weniger Staat und weniger Steuern ruft, gleichzei-
g aber keine Verantwortung für die Gesellschaft und für
ie Jugendlichen übernehmen will, der lässt die Jugend-
ichen im Regen stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Alle Teile der Gesellschaft müssen ihre Verantwor-
ung für Jugendliche übernehmen, die Politik, aber auch
ie Wirtschaft, wo sie kann. Eine Zukunftsperspektive
röffnen wir Jugendlichen vor allen Dingen durch ein
lares Konzept mit einer klaren Prioritätensetzung für
ildung und Forschung und nicht für Hirschgeweihe
nd Beton.


(Antje Blumenthal [CDU/CSU]: Nehmen Sie doch das Wort „Ausbildung“ mal in den Mund! Das wäre gut!)


Deswegen hoffe ich, dass auch nach der Neuwahl
undesmittel nicht für unsinnige Dinge wie das Erba-
her Schloss, sondern, wie wir es vorhaben, für Ganz-
agsschulen ausgegeben werden.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518015000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Klaus Haupt, FDP-

raktion.


Klaus Haupt (FDP):
Rede ID: ID1518015100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für

ugendliche sind Ausbildung und Arbeit mehr als nur
rundlage für ein wirtschaftlich unabhängiges Leben.
ie haben auch zentrale Bedeutung für die Identitätsfin-
ung, die Selbstverwirklichung und die Selbstbestim-
ung.
Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist

ine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Eine Gesell-
chaft kann es sich nicht leisten, dass jungen Menschen






(A) )



(B) )


Klaus Haupt

der Einstieg in das Arbeitsleben verwehrt bleibt und de-
ren kreatives Potenzial und Arbeitskraft brachliegen.


(Beifall bei der FDP)

Die FDP will Beschäftigung und Ausbildung im ersten
Arbeitsmarkt. Aber wir wissen: Der Arbeits- und Aus-
bildungsmarkt sieht für Jugendliche finster aus. Rot-
Grün hat mit Hartz IV nicht nur den Arbeitslosen, son-
dern auch den Jugendlichen viel versprochen: Jugend-
liche haben einen Anspruch auf Vermittlung einer Ar-
beits- oder Ausbildungsstelle. Laut Wirtschaftsminister
Clement sollten alle Jugendliche ein Angebot bekom-
men, das die Chance bietet, in Ausbildung oder Arbeit
integriert zu werden. Dennoch waren Ende Mai 2005
568 000 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Stelle.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schlimm!)

Die Bundesagentur für Arbeit will in diesem Jahr fast

7 Milliarden Euro für die Bekämpfung der Jugendar-
beitslosigkeit ausgeben. Insgesamt 1 Million Euro will
die Behörde 2005 für Fördermaßnahmen zugunsten von
Frauen und Männern aufbringen, die jünger als 25 Jahre
sind. Kein Jugendlicher soll bis Jahresende länger als
drei Monate arbeitslos sein.

Doch bei den Eingliederungsvereinbarungen hinkt die
BA gnadenlos dem Zeitplan hinterher. Junge Menschen
– vor allem Benachteiligte – brauchen Zugang zu Arbeit
und Beschäftigung. Mehr als zwei Drittel der Betroffe-
nen bringen keine Ausbildung mit; etwa ein Drittel hat
nicht einmal einen Schulabschluss. Die Bundesagentur
für Arbeit scheint jedoch mehr mit sich selbst und dem
Umbau ihrer Verwaltung als mit den jungen Arbeitslosen
beschäftigt zu sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Staatliche Beschäftigungsprogramme oder eine öf-

fentliche Ausbildung über den Bedarf hinaus verschie-
ben das Problem nur, statt es zu lösen. Denn nach dem
Ende der Ausbildung werden viele Jugendliche erneut
arbeitslos, wenn der Staat sie nicht übernehmen kann
und es auf dem privaten Arbeitsmarkt keine Nachfrage
nach ihrer Qualifikation gibt.

Es ist nicht damit getan, immer nur mit heißer Nadel
gestrickte rot-grüne Sofortprogramme für Jugendliche in
die Welt zu setzen. Chancenlosigkeit und Perspektivlo-
sigkeit bilden den Nährboden für rechts- und linksradi-
kale Rattenfänger.

Mich sorgt die Abwanderung gerade junger Hoff-
nungsträger in den neuen Bundesländern, die zur Ver-
greisung ganzer Regionen führt. Wir brauchen vielmehr
einen grundlegenden Wandel hin zu Rahmenbedingun-
gen, in denen die Jugendlichen Chancen haben, ihre
Qualifikation, ihr Engagement, ihre Energie einbringen
zu können. Ein wichtiger Schritt ist dabei das von mei-
ner Partei vorgeschlagene einfache, dreigliedrige Steu-
ersystem mit einem Steuersatz von 15, 25 und
35 Prozent.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Das hilft den Jugendlichen, was?)



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(C (D Ihr Lachen beweist, dass Sie die gesamtwirtschaftlihen Zusammenhänge nicht erkennen. Wir müssen dringend die Voraussetzungen bei den Ju endlichen selbst verbessern. Das geht nur mit einem ildungssystem mit flexibleren Strukturen, kürzeren usbildungszeiten und höheren Qualitätsstandards. Soohl Hochbegabte als auch Lernund Leistungsschwahe müssen gezielter als bisher gefördert werden. Es ist höchste Zeit für einen Wechsel, damit die junge eneration in Deutschland wieder Perspektiven und Zuunftschancen bekommt. Danke. Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist ie Kollegin Karin Roth, SPD-Fraktion. Sehr verehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin en und Kollegen! Meine Damen und Herren! Mit dem ntrag der Koalition der SPD und des Bündnisses 90/ ie Grünen zu den Zukunftschancen für Jugendliche ollen wir die Verantwortung des Staates für Bildung nd Beschäftigung der Jugendlichen dokumentieren. enn wir wissen, dass Arbeitslosigkeit gerade bei junen Menschen zum Verlust von Selbstvertrauen und Moivation führt. (Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Dokumentieren alleine hilft aber nicht!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518015200
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1518015300

Wir lassen die Jugendlichen eben nicht im Stich; viel-
ehr haben wir durch unsere Reformen im Bereich Aus-
ildung und Bildung dazu beigetragen, dass sich die Ar-
eitsmarktchancen der Jugendlichen verbessert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ir haben 100 000 Jugendlichen mit dem von uns ein-
eführten Rechtsanspruch auf Beschäftigung und Qua-
ifizierung kurzfristig eine neue Chance gegeben. Die
ahl der jugendlichen Arbeitslosen ist inzwischen nied-
iger als noch zu Jahresbeginn. Es ist richtig, dass die
ahl immer noch zu hoch ist. Am Jahresende wird sich
ber zeigen, ob die von uns eingeleiteten Maßnahmen
on den Jugendlichen in Anspruch genommen werden.
Wir haben in den letzten Wochen und Monaten zum
eispiel auch eine Änderung des Berufsbildungsgeset-
es durchgeführt. Diese Maßnahme war wichtig, um das
uale Ausbildungssystem zu modernisieren und den in-
ernationalen Anforderungen und Standards anzupassen.
as ist für die Jugendlichen, die in diesem Bereich eine
usbildung beginnen, sehr wichtig, weil sie nun davon
usgehen können, dass ihr Ausbildung den europäi-
chen Anforderungen entspricht.






(A) )



(B) )


Karin Roth (Esslingen)



(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir haben mit der Einführung der zweijährigen Be-
rufsausbildung vor allen Dingen auch die Belange be-
nachteiligter Jugendlicher berücksichtigt und gleich-
zeitig einen anerkannten Berufsabschluss für diese
Personengruppe eingeführt. Auch das ist wichtig, wenn
wir über das Thema „Modernisierung der Berufsausbil-
dung“ reden. Natürlich ist es Besorgnis erregend, dass
45 Prozent der Jugendlichen, die arbeitslos sind, keinen
Berufsabschluss haben. Das bereitet große Sorgen, die
wir gemeinsam teilen. Deshalb müssen wir alles dafür
tun, dass Jugendliche einen Ausbildungsplatz bekom-
men und so qualifiziert ausgebildet werden, dass sie ein
Berufsabschlusszeugnis erhalten und nicht gering be-
schäftigt sind. Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger
Punkt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An der Schwelle zwischen Schule und Arbeitsleben
brauchen Jugendliche eine Perspektive. Diese geben wir
ihnen. Deshalb sage ich an die Adresse der Wirtschaft:
Die Ausbildungsplätze, die versprochen worden sind,
damit Jugendliche zu Beginn ihres Arbeitslebens nicht
arbeitslos sind, müssen nun zur Verfügung gestellt wer-
den. Mich bedrückt es, dass zum Beispiel nach der neu-
esten IHK-Befragung 23 Prozent der Unternehmen we-
niger ausbilden.


(Klaus Haupt [FDP]: Warum denn wohl?)

Die Unternehmen haben im Rahmen des Ausbildungs-
paktes versprochen, genügend Ausbildungsplätze zur
Verfügung zu stellen. Die Wirtschaft ist nun am Zug und
muss ihre Verantwortung wahrnehmen,


(Klaus Haupt [FDP]: Sie machen es sich zu einfach!)


und zwar nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch
für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das ist not-
wendig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht also um die Zukunft der Jugendlichen insbe-
sondere in den neuen Bundesländern. Dort muss etwas
getan werden; darin sind wir uns einig. Die Bundesregie-
rung hat den neuen Bundesländern 86 Millionen Euro
für rund 14 000 Ausbildungsplätze im Bereich der be-
triebsnahen Ausbildung, aber auch der Verbundausbil-
dung zur Verfügung gestellt. Nun werden wir noch ein-
mal 17 Millionen Euro zur Verfügung stellen, und zwar
nicht nur für die neuen Bundesländer, sondern auch für
die strukturschwachen westdeutschen Bundesländer,
damit Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalten.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: So viel Zeit haben Sie gar nicht mehr!)


Wir, das heißt die Bundesregierung und die Koalitions-
fraktionen, nehmen das Thema Ausbildung also ernst.

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(C (D ort, wo es nicht von allein funktioniert, handeln wir, um Beispiel durch Sonderprogramme, damit die Juendlichen nicht auf der Strecke bleiben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Andreas Scheuer [CDU/ CSU]: Sonderprogramm „Ausbildungsplatzabgabe“!)


Ich möchte in diesem Zusammenhang nur darauf hin-
eisen, dass die Berufsvorbereitungsmaßnahmen,
nsbesondere die Deutschkurse, aber auch die Haupt-
chulabschlusskurse, wichtige Elemente sind. Das alles
önnte besser sein, wenn unser schulisches Ausbil-
ungssystem besser wäre. Aber das bedeutet: Solange es
icht so ist, dürfen wir die Jugendlichen nicht im Regen
tehen lassen und müssen solche Maßnahmen anbieten.
ch halte nichts davon, wenn bestritten wird, dass die
undesagentur für Arbeit dafür zuständig ist, mit der
bsicht, den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von
,5 Prozent auf 5 Prozent zu reduzieren und die Förder-
aßnahmen zu streichen, wie es Herr Stoiber vor kur-
em in einem „Zeit“-Interview gesagt hat. Ich halte sehr
iel mehr davon, den Jugendlichen solche Maßnahmen
u geben, damit sie zumindest die Chance haben, einen
usbildungsplatz zu erhalten. Auf dem Rücken der Ju-
endlichen bei der Arbeitsmarktpolitik einzusparen halte
ch für eine falsche Politik. Das sollten all diejenigen
issen, die meinen, die Vorschläge der Opposition seien
ie bessere Alternative. Ich meine, dass es für die Ju-
endlichen und ihre Zukunft verheerend wäre, wenn wir
as zuließen, was in den Programmen von CDU/CSU
nd FDP vorgesehen ist.


(Beifall bei der SPD)

Es ist doch klar: Sie sparen zulasten der Jugendlichen,

uf Kosten ihrer Zukunftschancen. Deshalb sollten Sie
ei diesem Thema kleine Brötchen backen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518015400

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit
uf Drucksache 15/5394 zu dem Antrag der Fraktionen
on SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel
Aufbruch und Perspektiven – Zukunftschancen für Ju-
endliche in Deutschland stärken“. Der Ausschuss emp-
iehlt, den Antrag auf Drucksache 15/5255 anzunehmen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Die
eschlussempfehlung ist mit der Mehrheit der Koalition
egen die Stimmen der Opposition angenommen.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Herr Dr. Küster, jetzt wären Sie wieder dran! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Wollt ihr schon wieder wissen, wie wenige ihr seid?)


Nun erfreuen sich beide Seiten noch einmal an den
instweilen obwaltenden Mehrheitsverhältnissen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Ich rufe Tagesordnungspunkt 5 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl

(Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Probleme mit der Türkei nicht ausblenden
– Drucksachen 15/4496, 15/5665 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Lale Akgün
Reinhard Grindel
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

Interfraktionell ist eine Debattenzeit von 45 Minuten
vorgesehen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann
ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Kollegin Dr. Akgün von der SPD-Fraktion.


Dr. Lale Akgün (SPD):
Rede ID: ID1518015500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Der Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem
Titel „Probleme mit der Türkei nicht ausblenden“ ver-
folgt uns schon eine ganze Weile. Der Antragstext hat
sich zwischenzeitlich nicht geändert, wohl aber der
Sachstand zu den angesprochenen Themen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Schade!)

Von daher kann ich sehr gut verstehen, dass sich die Kol-
legen und Kolleginnen der FDP in den Ausschüssen der
Stimme enthalten haben mit der Begründung, Ihr Antrag
sei durch den Zeitablauf nicht mehr auf dem aktuellsten
Stand.

Bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung standen ei-
nige Dinge in Ihrem Text, die schlicht falsch sind. Dies
gilt insbesondere für das Thema Staatsangehörigkeit.
Sie behaupten in Ihrem Antrag, türkischstämmige Deut-
sche würden sich mithilfe der türkischen Regierung
heimlich und illegal eine zweite Staatsangehörigkeit an-
eignen. Dies ist und bleibt Unsinn.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit!)


Ich bin bei der ersten Lesung des Antrages bereits aus-
führlich auf den juristischen Sachverhalt eingegangen,
lieber Kollege Koschyk. Ich muss es heute leider noch
einmal tun, damit ganz klar wird, wovon wir hier eigent-
lich reden.

Richtig ist: Es gibt keine rechtsmissbräuchliche Wie-
dereinbürgerung.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber Herr Schily sagt doch etwas anderes!)


Jede und jeder Deutsche hat das Recht, jede Staatsange-
hörigkeit jedes Staates anzunehmen. Wichtig für die, die
dies tun, ist die Rechtsfolge, die sich für die deutsche
Staatsangehörigkeit daraus ergibt.

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(C (D (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist aber jetzt Haarspalterei!)


ie Annahme einer ausländischen Staatsangehörigkeit
at nach § 25 des Staatsangehörigkeitsgesetzes den auto-
atischen Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit zur
olge. Diese Regelung oder die Ausnahme von der vor-
er geltenden Inlandsklausel gilt seit dem 1. Januar
000, also seit In-Kraft-Treten des von uns initiierten
taatsangehörigkeitsrechts.
Viele der jetzt Betroffenen haben die Wiedereinbürge-

ung schon lange vor dem 1. Januar 2000 beantragt, ta-
en dies also in dem guten Glauben, dadurch würden sich
eine rechtlichen Nachteile ergeben. Sie, liebe Kollegen
nd Kolleginnen von der CDU/CSU-Fraktion, verwech-
eln leider die Rechtsfolge und den Tatbestand des
echtsmissbrauchs, weil sich der Ausdruck Rechtsmiss-
rauch dazu benutzen lässt, Menschen in die Nähe kri-
ineller Handlungen zu bringen und die Türkei als Staat
echtsstaatlich zu diskreditieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist doch zutreffend!)


ie unterstellen uns aus reinem Wahlkampfopportunis-
us, wir würden Probleme ignorieren. Nein, es wurde
nd wird gehandelt. Als erste Landesregierung hat die
PD-geführte Landesregierung in Nordrhein-Westfalen
or den Landtagswahlen reagiert und alle ehemaligen
ürkischen Staatsbürger, die seit dem 1. Januar 2000
eutsche Staatsbürger geworden waren, befragt, ob sie
wischenzeitlich eine ausländische Staatsangehörig-
eit angenommen hätten. 5 000 Befragte haben darauf-
in geantwortet, sie hätten die türkische Staatsangehö-
igkeit wieder erworben, wodurch sie die deutsche
taatsangehörigkeit verloren haben. Das war die eine
eite der Medaille, nämlich Klarheit in die Zahlen zu
ringen.
Die andere Seite der Medaille betrifft jedoch diejeni-

en, die jetzt nicht mehr Deutsche sind. Auch da ist die
PD im Bund und in einigen Ländern vorangegangen,
m die Betroffenen dabei zu unterstützen, wieder einen
icheren Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsstatus zu
rhalten, und um ihnen aufzuzeigen, wie sie ihre eigene
echtsunsicherheit beenden können, wie sie eine Auf-
nthaltserlaubnis, eine Niederlassungserlaubnis und eine
rneute Einbürgerung in die deutsche Staatsangehörig-
eit erreichen können.
Im zweiten Punkt Ihres Antrages geht es um eine Zahl

on circa 300 bis 400 Personen, die der türkische Staat
usgebürgert hat, in der Regel wegen Nichtableistung
es Wehrdienstes. Ich habe auch hierzu bereits beim
etzten Mal betont, dass wir uns völlig einig darin sind,
ass wir diese Art von Ausbürgerung nicht gutheißen.
ie wissen so gut wie wir, dass zur Lösung des Problems
ereits Konsultationen zwischen der deutschen und der
ürkischen Regierung stattfinden und man versucht, hier
ine Lösung zu finden. Unser Bundesinnenminister Otto
chily hat das Thema gut im Griff. Sie dürfen ganz ruhig
uf ihn vertrauen, so wie wir es auch tun.






(A) )



(B) )


Dr. Lale Akgün

Die eigentliche Absicht Ihres Antrages ist jedoch

ganz klar: Sie haben zu dem Zeitpunkt, als Sie den An-
trag stellten – drei Tage vor dem Europäischen Rat im
Dezember 2004 –, versucht, auch noch die ausgefallens-
ten Argumentationen zu bedienen, um die Beitrittsfä-
higkeit der Türkei zu verneinen. Das zeigt sich auch
daran, dass Sie in den Begründungen des Antrags ver-
sucht haben, Ihr gesamtes Sammelsurium an Argumen-
ten gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen
noch nachträglich unterzubringen. Sie haben nämlich in
der Zwischenzeit gemerkt, dass die ursprünglich im An-
trag angesprochenen Themen reine bilaterale und innen-
politische Themen sind, die mit der Beitrittsfrage gar
nichts zu tun haben.

Als Europapolitikerin muss ich mich jedoch mit Ihrer
Haltung zum EU-Beitritt der Türkei grundsätzlich aus-
einander setzen. Der Europäische Rat im Dezember hat
einstimmig und zu Recht die Aufnahme von ergebnisof-
fenen Beitrittsverhandlungen beschlossen, mit dem Ziel
der Vollmitgliedschaft, wenn sich im Laufe dieser lang-
wierigen Verhandlungen zeigt, dass alle Seiten ihre
Hausaufgaben gemacht haben.

Ihr so genanntes Konzept, Verhandlungen zu begin-
nen, als einzig mögliches Ziel aber eine „privilegierte
Partnerschaft“ zu akzeptieren, ist unsinnig und wider-
sprüchlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ein sehr zutreffendes Konzept ist das!)


Es macht keinen Sinn, Beitrittsverhandlungen zu führen,
von denen feststeht, dass sie nicht zum Beitritt führen
sollen. Ich sage aber auch ganz deutlich, dass ich das
Modell der „privilegierten Partnerschaft“ ablehne. Ihr
Kollege Wissmann hat in den letzten Tagen dankenswer-
terweise konkretisiert, was Sie sich unter „privilegierter
Partnerschaft“ vorstellen: den Ausbau von Wirtschafts-
beziehungen, den Aufbau einer umfassenden Freihan-
delszone und den Ausbau der Sicherheitspartnerschaft.
Das heißt im Klartext: Es soll eine wirtschaftliche und
militärische Verflechtung der Türkei mit der EU geben,
aber keine Rechte und Pflichten für die Türkei, wenn es
um die Verwirklichung der inneren Einheit Europas, der
institutionellen Strukturen sowie der Menschenrechts-
und Sozialcharta geht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Union, das ist
nicht das Europa, das wir uns vorstellen. Es wäre ein Eu-
ropa ohne gemeinsame Werte, nur die Verwirklichung
einer reinen Freihandelszone, die wir ja gerade nicht
wollen. Wir sollten diesen Aspekt nicht vernachlässigen,
nachdem gerade in Frankreich und den Niederlanden die
Referenden zur europäischen Verfassung mit einem Nein
endeten, das von vielen damit begründet wurde, dass Eu-
ropa zu sehr den freien und gemeinsamen Markt betont,
aber keine ausreichende gemeinsame Grundlage für den
sozialen Ausgleich schafft. Dies ändern wir nicht, in-
dem wir die wirtschaftliche Freihandelszone ausbauen,
die politischen Gemeinsamkeiten aber an den Rand
drängen. Deshalb ist die Türkeipolitik dieser Bundesre-
gierung nach wie vor richtig.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Nein!)


Die EU muss ihre Hausaufgaben machen,

(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Türkei muss ihre Hausaufgaben machen, nicht die EU! – Dr. Andreas Scheuer [CDU/ CSU]: Wer tritt wem bei?)


uss die finanzielle Vorausschau bis 2014 und dann ab
014 beschließen. Sie muss die Inhalte des Verfassungs-
ertrages so weit implementieren, dass ihre Strukturen
andlungsfähig bleiben. Spätestens im Jahr 2013 muss
ie die Strukturen ihrer künftigen Agrarpolitik neu fest-
egen.
Die Türkei wird den Weg der Reformen, innen- wie
irtschaftspolitisch, konsequent weitergehen müssen.
enn im Laufe dieser langen Periode die Beitrittsge-
präche erfolgreich abgeschlossen werden, ist es voll-
ommen richtig, dass die Türkei mit allen Rechten und
flichten Vollmitglied wird.
Eine Ablehnung dieser langfristig angelegten Politik

us populistischen und wahltaktischen Gründen weise
ch zurück.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


m Übrigen polemisieren Sie nicht nur gegen die Türkei,
ondern auch gegen die bereits zugesagten Beitritte von
umänien und Bulgarien, denen alle Staats- und Re-
ierungschefs der EU zugestimmt haben. Sie meinen,
ie Gunst der Stunde nutzen zu können, um das Nein der
erfassungsreferenden für Ihre Zwecke zu missbrau-
hen.
Ich versuche, mich ganz sachlich mit Ihrem Antrag

useinander zu setzen und ihn Punkt für Punkt abzuar-
eiten. Ich möchte hier aber auch in aller Deutlichkeit
esthalten: Ihnen geht es nicht um die Inhalte, Ihnen geht
s darum, mit dem Thema Türkei und Türken eine Pro-
ktionsfläche für gesellschaftliche Ängste aller Art zu
chaffen. Wie ein türkisches Sprichwort sagt: Ihnen geht
s nicht darum, Weintrauben zu essen, Ihnen geht es da-
um, den Winzer zu verprügeln.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Das verbitte ich mir als südpfälzischer Abgeordneter!)


ch finde es schäbig, dass Sie sich die Schwächsten der
esellschaft als Sündenböcke ausgesucht haben. Haben
ie doch endlich den Mut, offen zu sagen, worum es Ih-
en eigentlich geht!
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ralf Göbel [CDU/CSU]: Ich werde mich hüten, einen Winzer zu verprügeln!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518015600

Das Wort hat nun der Kollege Hartmut Koschyk,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1518015700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Rede der Kollegin Akgün hat gezeigt, wie wichtig unser
Antrag ist. Er hat zum einen deutlich gemacht, wie Rot-
Grün mit dem Rechtsproblem und mit dem politischen
Problem illegaler Doppelstaatler in unserem Land glaubt
umgehen zu können. Er wirft zum anderen ein bezeich-
nendes Licht auf die Politik der Bundesregierung zum
EU-Beitritt der Türkei. Ich sage Ihnen ganz offen, Frau
Kollegin Akgün: Das Ja zur Aufnahme von Beitrittsver-
handlungen mit der Türkei im Dezember 2004, forciert
durch die rot-grüne Bundesregierung, war eine große po-
litische Fehlentscheidung für Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem haben aber auch die Konservativen in Europa zugestimmt!)


Rot-Grün hat eine Schicksalsfrage für unser Land ent-
schieden, ohne in aller Klarheit bestehende Probleme in
der Türkei und mit der Türkei benannt, geschweige denn
gelöst zu haben. Warnungen der Politik – ich nenne nur
Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing –, der
Wissenschaft, aber auch der beiden großen Kirchen in
unserem Land hat Rot-Grün ignoriert


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz Europa hat das ignoriert! Was ist denn mit Herrn Schüssel? Der hat das auch ignoriert!)


und sich gegenüber Mahnungen und Fakten arrogant ab-
weisend gezeigt.

Wie sehr die Staatsmänner in Europa beim Thema
Türkeipolitik jetzt, nach den Referenden in Frankreich
und den Niederlanden, kalte Füße bekommen, zeigt die
Tatsache, dass im Entwurf des Ratskommuniqués zum
anstehenden EU-Gipfel am Wochenende das Thema
überhaupt keine Erwähnung mehr findet.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Bei der Lösung der Problematik der illegalen Doppel-

staatler hat sich die Bundesregierung in der Sache und
auch gegenüber dem türkischen Staat alles andere als
selbstbewusst verhalten, was die Vertretung berechtigter
deutscher Interessen anbelangt.

Auch die von Ihnen, Frau Kollegin Akgün, gerade pro-
pagierten Lösungsvorschläge halte ich nach wie vor für
falsch. Weder die Hinnahme der doppelten Staatsange-
hörigkeit noch Sonderregelungen für türkischstämmige
Deutsche, die wegen der Wiedererlangung der türkischen
Staatsangehörigkeit ihre deutsche Staatsangehörigkeit
verloren haben, wären das richtige Zeichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der türkische Staat hat den eingebürgerten türkischstäm-
migen Deutschen in Kenntnis und unter Missachtung un-
seres Staatsangehörigkeitsrechts die türkische Staatsan-
gehörigkeit wieder zuerkannt. Darüber können und
dürfen wir nicht einfach hinwegsehen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Wer tut das denn, Herr Kollege?)


Zudem ist es beschämend und bezeichnend, dass die
undesregierung erst auf Druck der CDU/CSU über-
aupt bereit war, von der Türkei die Herausgabe der Lis-
en mit den Namen der illegalen Doppelstaatler zu ver-
angen. Es ist auch nicht hinnehmbar, dass sich der
ürkische Staat weigert, der Bundesregierung, konkret
em Bundesinnenminister, die Listen mit den Namen der
llegalen Doppelstaatler herauszugeben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Minister Schily war übrigens auch in einer anderen
ichtigen Angelegenheit gegenüber der türkischen Seite
öllig erfolglos. Es ging darum, die unakzeptable türki-
che Rechtspraxis zu unterbinden, missliebigen türki-
chen Staatsbürgern, die im Ausland straffällig gewor-
en sind, die türkische Staatsbürgerschaft einfach zu
ntziehen, damit sie im Falle einer geplanten Abschie-
ung nicht in die Türkei zurückgenommen werden müs-
en. Es ist doch unannehmbar, dass Deutschland auf die-
en türkischen Straftätern sitzen bleibt,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt geht es durcheinander!)


ährend sich die Türkei ihrer kurzerhand mittels Aus-
ürgerung entledigt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie den Berliner Innensenator einmal gefragt

ätten, welche schweren Straftaten diejenigen begangen
aben, die die Türkei ausbürgert und die deshalb nicht in
ie Türkei abgeschoben werden können, dann wüssten
ie, wie gravierend dieses Problem in Wirklichkeit ist.
chily hat es angesprochen – das wollen wir honorie-
en –, aber er hat in dieser Frage gegenüber seinem türki-
chen Amtskollegen Aksu überhaupt nichts erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ies zeigt, welchen Einfluss die rot-grüne Bundesregie-
ung auf die türkische Regierung hat, nämlich null Ein-
luss.
Auch sind wir der festen Überzeugung, dass die Bun-

esregierung mit der Tabuisierung und Verschleppung
ieses Themas den türkischen Mitbürgerinnen und Mit-
ürgern in Deutschland, die von dieser Problematik be-
roffen sind, keinen Gefallen tut. Es mag im ersten Mo-
ent zwar unbequem erschienen sein, dass wir mit
nserem Parlamentsantrag auf diese Problematik hinge-
iesen haben, aber eine Tabuisierung und Verschlep-
ung dieses Themas hat zur Folge, dass es nicht gelöst
ird und dass in der Bevölkerung Vorbehalte aufgebaut
erden.
In einem Punkt können Sie sich sicher sein: Die Be-

ölkerung in Deutschland will nicht, dass Menschen in
eutschland an Wahlen teilnehmen, die überhaupt nicht
azu berechtigt sind, in Deutschland an Wahlen teilzu-
ehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

Deshalb muss dieses Problem gelöst werden. Es macht
keinen Sinn, dass wir jetzt, wie von Ihnen teilweise pro-
pagiert, ein einfaches Verwaltungsverfahren zur Wie-
dererlangung der deutschen Staatsangehörigkeit an-
bieten. In diesen Fällen kann es kein privilegiertes
Verfahren geben.

Dass Sie sich von Rot-Grün in dieser Frage auch des-
halb schwer tun, weil viele von Ihnen nach wie vor als
Regelfall die doppelte Staatsangehörigkeit propagieren,
ist natürlich klar. Auch der Aufruf der Grünen vor der
Landtagswahl in NRW an die von dieser Frage betroffe-
nen Menschen zeigt, dass Sie in dieser Frage dem nach-
trauern, was wir durch unsere Unterschriftensammlun-
gen verhindert haben, nämlich dass die doppelte
Staatsangehörigkeit so, wie Sie das ursprünglich woll-
ten, zur Regel wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir meinen, wir müssen alles dafür tun, dass sich

neue deutsche Staatsbürger durch die Annahme der deut-
schen Staatsangehörigkeit voll zu unserem Staat und zu
seiner Verfassungs- und Rechtsordnung bekennen. Die
Einbürgerung muss Ausdruck einer innerlichen Zuwen-
dung zu Deutschland und nicht nur ein oberflächliches
Ritual sein. Daher treten wir für eine Eidesleistung bei
der Einbürgerung ein. Wir fordern vom zukünftigen
deutschen Staatsbürger ein eindeutiges Bekenntnis zur
Werte- und Verfassungsordnung der Bundesrepublik
Deutschland. Mit der Erlangung der deutschen Staats-
bürgerschaft erwirbt der einbürgerungswillige Ausländer
kein bloßes Privilegienpaket für seinen Aufenthalt in
Deutschland. Vielmehr muss es um eine dauerhafte Bin-
dung an unser Land, seine Werteordnung, seine Kultur,
aber auch seine Menschen gehen. Deshalb kann eine fei-
erliche Eidesleistung bei der Einbürgerung eine erfolg-
reich absolvierte Integration unterstreichen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: So machen es die anderen Länder ja auch!)


Ich will ein Beispiel nennen: Von mangelndem Inte-
grationswillen zeugt zum Beispiel, wenn sich wie jetzt
türkische Organisationen gegen den Bundestag und
seine inzwischen überparteilich eingenommene Haltung
zur Armenienfrage wenden. Für den nächsten Sonntag
ruft nämlich die von den 200 000 in Berlin lebenden
Türken wohl am meisten gelesene türkische Zeitung
„Hürriyet“ zu einer Großdemonstration gegen einen An-
trag aller Fraktionen im Deutschen Bundestag auf, in
dem wir einvernehmlich gemeinsam den Genozid an den
Armeniern verurteilen wollen. Zu dieser Demonstration
werden 50 000 Personen erwartet. Wörtlich heißt es in
dem „Hürriyet“-Aufruf:

Wir werden uns den machtpolitischen Interessen
von heute nicht beugen.

Die Demonstration steht unter dem Motto: „Schnapp dir
deine Fahne und mach mit“.

Schnapp dir eine Fahne und mach mit – es wäre ein
gutes Zeichen für den Integrationswillen der türkischen
Gemeinde in Berlin und in Deutschland, wenn „Hür-

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(C (D iyet“ seine Leser unter diesem Motto zur Akzeptanz der erfassungsund Rechtsordnung Deutschlands (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen die jetzt die deutsche oder die Berliner Fahne nehmen?)


nd seiner Symbole, aber auch zu einem sachgemäßen
mgang mit der Armenienfrage aufrufen würde.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist das Mindeste!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518015800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Josef Winkler,
ündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst

inmal muss gesagt werden, dass es nicht nur um ein
roblem geht, von dem türkische Staatsbürger betrof-
en sind. Das ist Ihnen, meine Damen und Herren von
er Union, ja völlig entgangen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Warum eigentlich?)


s ist ja so, dass sich langsam, aber sicher viele türki-
che Organisationen, aber auch Mitbürgerinnen und Mit-
ürger von Ihnen kriminalisiert fühlen, und zwar in
änze. Sie haben das ja auch eben wieder gezeigt. Sie
ermischen hier Sachverhalte, die nichts miteinander zu
un haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Welche Sachverhalte?)


Das Ausbürgern von Kriminellen durch die türkische
egierung und das Verlieren der Staatsbürgerschaft
urch eigenes Verschulden, indem man eine andere
taatsbürgerschaft annimmt, haben überhaupt nichts
iteinander zu tun. Sie aber vermischen es. Das lehnen
ir ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Betroffen sind zum Beispiel auch Aussiedler aus der
hemaligen Sowjetunion oder auch jüdische Zuwan-
erer aus der ehemaligen Sowjetunion, die aufgrund ei-
er zwischenzeitlichen Niederlassung in Israel die israe-
ische Staatsangehörigkeit erworben haben.
Ich gebe gerne zu – das ist aber kein großer Akt von

nthüllungspolitik, Herr Kollege Koschyk –, dass die
rünen schon immer der Meinung waren, dass die gene-
elle Hinnahme der doppelten Staatsangehörigkeit
in integrativer Akt ist. Damit will ich aber überhaupt
icht entschuldigen, dass – was Sie zu Recht thematisie-
en – die türkische Regierung hier rechtswidrige Infor-
ationen an deutsche Staatsbürger aus der Türkei ver-
eilt und sie über Jahre hinweg zur doppelten
taatsbürgerschaft ermuntert hat. Das eine hat mit dem






(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

anderen nichts zu tun. Wenn Sie uns Grünen vorwerfen,
wir wollten quasi durch die Hintertür illegal die doppelte
Staatsbürgerschaft einführen, dann kann ich nur sagen:
So nicht! Wir sind zwar weiterhin dafür, dass sie einge-
führt wird, aber das muss auf legalem Wege geschehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unabhängig davon sollte man einmal sachlich überle-
gen, dass es eine Übergangsregelung für diejenigen Mi-
granten geben sollte, die vor dem In-Kraft-Treten des
neuen Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 ihren
Antrag auf Wiedererwerb einer ausländischen Staatsan-
gehörigkeit gestellt hatten und diese Staatsangehörigkeit
erst nach dem In-Kraft-Treten erhalten haben; auch diese
Fälle gibt es.

Meine Damen und Herren, ich kann hier nur an die
Bundesländer – die wie immer durch Abwesenheit glän-
zen – appellieren, dem föderalen Durcheinander bei der
Umsetzung des § 38 des Aufenthaltsgesetzes ein Ende
zu bereiten


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


und im Interesse der Betroffenen zu agieren. Hier muss
schnell Rechtsklarheit geschaffen werden. Wir brauchen
eine Vereinbarung der Länder zur pragmatischen und un-
bürokratischen Handhabung der Voraussetzungen des
§ 38 des Aufenthaltsgesetzes und des Assoziationsrechts
in Bezug auf die Türkei. Hier ist nach dem Grundsatz zu
verfahren, dass der aufenthaltsrechtliche Status vor der
Einbürgerung – in den allermeisten Fällen also ein unbe-
fristetes Aufenthaltsrecht – wieder erteilt wird, sodass
die Betroffenen schnellstmöglich wieder eingebürgert
werden können.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Das ist im Übrigen in einigen Bundesländern – wie Ber-
lin und Schleswig-Holstein, und auch ein schon damals
unionsregiertes ist dabei, nämlich Hessen – bereits so
vorgesehen. Zu kritisieren sind hingegen die Regelungen
in Baden-Württemberg – die wohl dem entsprechen, was
Sie anstreben, Herr Kollege Koschyk –, wo auch die
FDP mitregiert: Dort werden die Migranten, die eine
Wiedereinbürgerung anstreben, rechtlich so behandelt,
als ob sie neu nach Deutschland eingereist seien. Es ist
einfach nicht nachvollziehbar, dass Menschen, die schon
einmal, und zwar unter Umständen vor vielen Jahren, ein
Einbürgerungsverfahren erfolgreich absolviert haben,
jetzt wieder bei Adam und Eva anfangen sollen, dass
quasi überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird,
dass sie über Jahre gute deutsche Staatsbürger waren.
Aber nach diesen Regelungen müssen sie, da sie diesen
Fehler begangen haben – obwohl es bei den allermeisten
gar kein Vorsatz war; schließlich werfen Sie ja der türki-
schen Regierung vor, dass sie falsche Informationen er-
teilt hat, und machen die Vorwürfe nicht diesen
Bürgern –, auf Null zurück. Das lehnen wir ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ – H e w M g D a s v W r n w d g v F g h D F r C e W A e e s C s a v d a e h (C (D CSU]: Aber ein Kavaliersdelikt war es doch auch nicht, oder?)


Es geht nicht um die Delikthaftigkeit dieser Sache,
err Kollege Koschyk, sondern darum, dass Sie viele
inzelne Menschen über einen Kamm scheren. Das tun
ir nicht. Es ist integrationspolitischer Nonsens, wenn
enschen, die mit ihrer Einbürgerung schon vor Jahren
ezeigt hatten, dass sie in unserer Gesellschaft, in
eutschland, angekommen sind, jetzt rechtlich wieder
ls Ausländer behandelt werden und unter Umständen
ogar noch schlechter gestellt werden sollen, als sie es
or ihrer Einbürgerung waren.
Ich denke, es ist klar, dass es hier ein Problem gibt.
ir bestreiten das nicht; da gibt es auch keine Tabuisie-

ung, wie Sie eben hier behauptet haben. Der Innenmi-
ister hat in dieser Hinsicht bereits verhandelt und wir
ussten um dieses Problem auch schon, bevor Sie uns
arauf hingewiesen haben. Wir haben schon vorher da-
egen protestiert; das wissen Sie ganz genau. Deshalb
erwahre ich mich gegen Ihre Vorhalte.
Wir – das kann ich für meine Fraktion und für die

raktion der SPD sagen – wollen diese unsere Mitbür-
er, die da einen Fehler gemacht haben, wieder zurück-
aben. Herzlich willkommen zurück in Deutschland!
ass die Union das ablehnt, ist für mich eine Schande.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518015900

Das Wort hat der Kollege Dr. Max Stadler von der

DP-Fraktion.

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1518016000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die FDP-Fraktion wird sich bei dem Antrag der
DU/CSU, über den wir gerade debattieren, der Stimme
nthalten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Schade! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr mutig!)


ir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass in diesem
ntrag durchaus berechtigte Fragen thematisiert werden,
twa die wirklich nicht akzeptable Praxis der Türkei,


(Beifall der Abg. Dorothee Mantel [CDU/ CSU])


igene Staatsbürger auszubürgern, wenn sie im Ausland
traffällig geworden sind. Das sehen wir genauso wie die
DU/CSU.


(Zuruf von der CDU/CSU: Bravo!)

Wir können diesem Antrag aber nicht zur Gänze zu-

timmen, weil er zum Teil überholt ist: Er bezieht sich
uf die Aufnahmeentscheidung der Europäischen Union
om 17. Dezember 2004; insoweit ist er einfach durch
en Zeitablauf überholt. Wir wollen diesem Antrag aber
uch deswegen nicht zustimmen, weil wir glauben, dass
inige innenpolitische Fragen, die von der CDU/CSU
ier zur Debatte gestellt werden, die gesamte Dimension






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

des Problems des Beitritts der Türkei zur Europäischen
Union nicht erfassen. Dieser Antrag ist nicht geeignet,
eine neue Debatte über den EU-Beitritt der Türkei zu
initiieren.


(Beifall des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich verweise auf die klare Haltung der FDP zu diesem
Thema: Wir sind für wirklich ergebnisoffene Verhand-
lungen über den EU-Beitritt der Türkei. Diese werden
sich voraussichtlich über einen längeren Zeitraum hin-
ziehen, und wenn sie abgeschlossen sind, wird entschie-
den. Das Ergebnis lässt sich heute nicht vorwegnehmen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Natürlich ist es legitim – die CDU/CSU macht dies –,
in der Zwischenzeit einzelne Probleme zu diskutieren.
Durch die von SPD, Grünen und FDP gemeinsam getra-
gene Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im
Jahr 2000 ist eine wirklich schwierige Situation entstan-
den. Damals ist vor allem auf Wunsch der CDU/CSU an
dem Grundsatz festgehalten worden, dass jeder nur eine
einzige Staatsangehörigkeit haben soll


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider!)


und dass die doppelte Staatsangehörigkeit prinzipiell
verboten ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade!)


Daraus erwachsen nun praktische Probleme; denn da-
mals ist folgende Regelung geschaffen worden: Deutsche
Staatsangehörige, die ihren Wohnsitz im Inland haben und
zusätzlich eine ausländische Staatsangehörigkeit erwer-
ben, verlieren mit diesem Erwerb automatisch die deut-
sche Staatsangehörigkeit. Der Grund für diese Regelung
war natürlich folgender – daran muss man sich einmal er-
innern –: Es sollte verhindert werden, dass es entgegen der
mit diesem Gesetz verbundenen Intention zu doppelten
Staatsangehörigkeiten kommt.

Die normale Sanktion bei diesem Regelverstoß – der
Entzug der deutschen Staatsangehörigkeit – konnte nicht
im Gesetz verankert werden, da ein solches Vorgehen
durch Art. 16 des Grundgesetzes verboten ist. Diese Re-
gelung im Grundgesetz soll deutsche Staatsangehörige
vor Rechtsverlusten schützen. Aus genau diesem Grund
haben wir eine viel weiter gehende Regelung geschaffen,
nämlich die „Fallbeilregelung“, die vorsieht, dass die
deutsche Staatsangehörigkeit mit dem Erwerb einer an-
deren Staatsangehörigkeit automatisch verloren geht. Es
ist etwas paradox, dass eine Schutzvorschrift – Art. 16
des Grundgesetzes – zu einer eigentlich weiter gehenden
Regelung geführt hat.

Ich wage zu bezweifeln, dass dies der Weisheit letzter
Schluss war;


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sicher nicht!)


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(C (D ir sehen nämlich, dass diese Regelung den unterschiedichen Fällen, um die es geht, nicht gerecht wird. Beipielsweise haben Personen vor In-Kraft-Treten der euregelung die türkische Staatsangehörigkeit aus priaten Gründen beantragt, ohne dass eine Stichtagsregeung vorgegeben war. Es ist nicht so, dass diese Menchen ausgebürgert werden – dieser Gedanke kommt in ielen Briefen an uns zum Ausdruck –; vielmehr haben ie die deutsche Staatsangehörigkeit schon per Gesetz erloren. Aus diesem Grund wäre es klüger, eine Regelung zu inden, die den Verlust der deutschen Staatsangehöigkeit bei Erwerb einer ausländischen zwar weiterhin rundsätzlich vorsieht, diesen Verlust aber erst mit einer eststellenden Verwaltungsentscheidung in Kraft setzt. ie Rechtsnachteile treffen ja nicht nur einzelne Persoen; vielmehr wirkt sich die dadurch entstehende echtsunklarheit auf unser gesamtes Gemeinwesen achteilig aus. Schließlich weiß man nicht genau, wer ahlberechtigt ist und wer nicht, woran viele andere echtsfolgen anknüpfen. Angesichts dessen müsste die otwendige Klarheit durch die Entscheidung einer Veraltung hergestellt werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit wird in keiner Weise akzeptiert, dass manche
er Betroffenen die geltende Rechtslage bewusst umge-
en wollten. Das verkennen wir nicht. Eine solche Hal-
ung wird von uns nicht akzeptiert.
Ich sage zum Schluss aus rein praktischen Erwägun-

en: Die Menschen, über die wir hier reden, wohnen
chon jahrelang in Deutschland. Wäre es anders, hätten
ie die deutsche Staatsangehörigkeit nicht erwerben kön-
en. Diese Menschen werden weiterhin – vielleicht ihr
eben lang – in Deutschland wohnen. Unsere Politik
acht doch nur dann einen Sinn, wenn wir ihnen unab-
ängig von der Schuldfrage die Möglichkeit geben, die
eutsche Staatsangehörigkeit wieder zu erwerben. Dies
st aber – ich sage dies in aller Deutlichkeit – nur im
ahmen der geltenden Vorschriften möglich.
Ich möchte deshalb in dieser Debatte die Gelegenheit

utzen, an alle Betroffenen zu appellieren, ihre türkische
taatsangehörigkeit wieder aufzugeben; denn anders
eht es nicht. Unsere Behörden sollten dann die neue
inbürgerung wirklich schnell durchführen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und vor allem billig!)


Dies ist die einzig sinnvolle und praxisgerechte Lösung
es Problems.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr korrekt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518016100

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

ritz Rudolf Körper.






(A) )



(B) )


Fr
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1518016200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will

zwei Vorbemerkungen machen. Erstens. Ich halte den
Antrag der CDU/CSU, in dem ein innenpolitisches
Thema behandelt wird, für ein absolut ungeeignetes Mit-
tel, die EU-Tauglichkeit der Türkei infrage zu stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Was? Auf was kommt es denn dann an?)


Zweitens. Ich fand es sehr wohltuend, wie Herr
Stadler mit der Frage der doppelten Staatsangehörig-
keit und der damit verbundenen Problematik umgegan-
gen ist. Ich will in Erinnerung rufen, dass im Jahre 1999
ein Ergebnis des damaligen Gesetzgebungsverfahrens
zur Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts die Einfüh-
rung der Inlandsklausel war, womit der Regelfall der
doppelten Staatsangehörigkeit weggefallen ist. Lieber
Herr Koschyk, ich sage es ganz unumwunden: Ich finde
es nicht gut, auf welch einseitige Weise Sie mit der
Frage der doppelten Staatsangehörigkeit umgehen. Ich
möchte mir an dieser Stelle den Hinweis erlauben, dass
der überwiegende Teil der Menschen, die als Aussiedler
zu uns kommen, die doppelte Staatsangehörigkeit haben.
Das ist bis heute so.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das haben Sie in der Antwort auf eine Anfrage selber bestritten!)


Ich sage ganz deutlich: Sie sollten sich nicht in dieser
polemischen Art und Weise mit diesem Thema befassen.
Denn das hilft den ausländischen Mitbürgern in unserem
Lande nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zur Frage der Bewältigung aktueller und künftiger Si-
cherheitsrisiken im Rahmen des islamistischen Extre-
mismus kann ich im Wesentlichen auf Debattenbeiträge
aus dem vergangenen Jahr verweisen. Dass sich durch
den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union diese Ri-
siken verstärken würden, ist eine infame Unterstellung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Gegenteil ist richtig: Der Beitritt einer säkular ver-
fassten Türkei zur Wertegemeinschaft der Europäischen
Union wäre nach meinem Dafürhalten ein klares Signal
an die islamische Welt, das die geistig-politische Ausei-
nandersetzung mit dem Islamismus wesentlich unterstüt-
zen könnte. Allerdings müssen die Ängste der Menschen
in Deutschland und in anderen europäischen Staaten be-
rücksichtigt werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518016300

Herr Kollege Körper, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Koschyk?

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(C (D F Ja. Bitte, Herr Koschyk. Herr Staatssekretär Körper, wie bewerten Sie die mas iv vorgetragenen Bedenken des Ratsvorsitzenden der vangelischen Kirche in Deutschland, aber auch des orsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz im Hinlick auf islamistische Bestrebungen in Deutschland, as eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU anelangt? Fr Ich habe mich in dieser Debatte bei meinen Ausfüh ungen sehr stark auf folgende Punkte konzentriert: auf ie Problematik der türkischen Staatsangehörigkeit, auf ie Gefahr des islamistischen Extremismus und die dait verbundenen Sicherheitsrisiken sowie auf den Geichtspunkt, dass der Beitritt einer säkular verfassten ürkei zur Wertegemeinschaft der Europäischen Union in klares Signal sein könnte, mit der die von mir erähnte Auseinandersetzung unterstützt würde. Es ist ichtig, dass wir das in dieser zum Teil emotional geührten Debatte festhalten und diesbezüglich unseren eitrag leisten. Darum bitte ich Sie. Ich denke, dass auch iejenigen, die Sie hier erwähnt und zitiert haben, dies so ehen, wie ich es tue. Meine Damen und Herren, die Menschen dürfen von er Politik eine nüchterne Analyse und entschlossenes andeln erwarten. Davon lassen wir uns leiten, was die usammenarbeit mit der Türkei auf den einzelnen Prolemfeldern angeht. Die Bundesregierung hat – das sage ich im Hinblick uf Ihren Redebeitrag – die Problematik des Wiederererbs der türkischen Staatsangehörigkeit durch hier nsässige, eingebürgerte Deutsche türkischer Herunft frühzeitig erkannt und ist dem mit allen ihr zur erfügung stehenden Mitteln entgegengetreten. Mit dem esetz zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechtes vom 5. Juli 1999 ist erstmalig der noch vor der Reform mögiche und folgenlose Rückerwerb der früheren Staatsngehörigkeit unterbunden worden; das habe ich vorhin rwähnt. Durch die Streichung der so genannten Inlandslausel verlieren seit dem 1. Januar 2000 auch in eutschland lebende Deutsche mit dem Erwerb einer aneren Staatsangehörigkeit automatisch ihre deutsche taatsangehörigkeit und sind wieder Ausländer, in der egel zunächst ohne Aufenthaltsrecht. Über diese echtsfolgen wurden alle seit In-Kraft-Treten dieses esetzes neu eingebürgerten Deutschen informiert. Als der Bundesregierung die Verschleierungspraxis ürkischer Registerbehörden bekannt wurde, hat sie ofort gehandelt. Die türkische Regierung hat sich koperativ verhalten und bereits im März 2004 die einchlägigen Runderlasse ihrer Vorgängerregierungen Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper aufgehoben und die darauf beruhende Praxis bei den Registerauszügen abgestellt. Auch hat sie die Anzahl der seit 2000 Rückeingebürgerten mitgeteilt. An dieser Stelle muss auch klargestellt werden, dass der Erwerb einer anderen Staatsangehörigkeit und der Wiedererwerb der früheren Staatsangehörigkeit an sich nicht rechtsmissbräuchlich sind. Es steht jedem Deutschen frei, eine andere Staatsangehörigkeit zu erwerben. Es sollte ihm jedoch klar sein, dass damit kraft Gesetzes automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit verloren geht, wenn er nicht zuvor eine behördliche Beibehaltungsgenehmigung erhalten hat. Hat jedoch ein türkischer Familienvater – ich finde es wichtig, dass wir da ein Stück differenzieren – für sich und seine gesamte Familie wieder türkische Pässe erworben, kann nicht automatisch unterstellt werden, dass sich auch Ehefrau und Kinder der rechtlichen Konsequenzen dieses Schrittes bewusst waren. Auch den Personen, Herr Koschyk, die bereits vor dem 1. Januar 2000, als dies noch folgenlos war, einen Antrag auf Wiedererwerb der türkischen Staatsangehörigkeit gestellt hatten, deren Einbürgerung von türkischer Seite aber erst nach dem Wegfall der Inlandsklausel erfolgte, ist der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit nicht vorzuwerfen. Bei dem Gespräch zwischen den Ministern Schily und Aksu am 11. April 2005 in Berlin wurde deutlich gemacht, dass eine gesetzliche Amnestieregelung, die von türkischer Seite gefordert wurde, nicht infrage kommt. Denn sachgerechte Lösungen sind bereits nach dem derzeit geltenden deutschen Recht möglich. Die mit dem Zuwanderungsgesetz eingeführten Regelungen in § 38 des Aufenthaltsgesetzes sind jedoch nicht als Sonderregelungen für den hier betroffenen Personenkreis türkischer Herkunft geschaffen worden, sondern verhelfen allen ehemaligen Deutschen, die – aus welchem Grund auch immer – ihre deutsche Staatsangehörigkeit kraft Gesetzes verloren oder auf sie verzichtet haben, zu einem Aufenthaltstitel. Bei den Türken gilt zudem die Besonderheit des Beschlusses des zwischen der EG und der Türkei bestehenden Assoziationsrates. Ob anschließend eine erneute deutsche Einbürgerung möglich ist, richtet sich für alle nach den aktuellen, allgemeinen Einbürgerungsvoraussetzungen, die insbesondere ausreichende deutsche Sprachkenntnisse, der veränderten Sicherheitslage angepasste Vorkehrungen gegen Extremisten und die erneute Aufgabe der zwischenzeitlich erworbenen fremden Staatsangehörigkeit vorsehen. Zwar hat Innenminister Aksu in dem Gespräch mit Minister Schily eine Übergabe der Daten der Betroffenen an deutsche Behörden mit Hinweis auf den Datenschutz abgelehnt; wir bemühen uns aber weiter, diese Personendaten zu bekommen. Die türkische Seite hat sich bereit erklärt, mit der Bundesregierung über ein bilaterales Abkommen zum Austausch von Einbürgerungsmitteilungen zu verhandeln – ich denke, das ist auch wichtig –, das den deutschen Anforderungen besser gerecht wird als das von Ih n E I w u k S t m u f f l d P z d z W d w s C g h r s S n n u D d A n n s d W r (C (D en angesprochene Abkommen. Einen entsprechenden ntwurf wird Minister Schily in Kürze dem türkischen nnenminister unterbreiten. Die Bundesregierung setzt eiterhin auf die Kooperation der türkischen Regierung nd wird auch auf Fachebene die Gespräche mit der Türei fortsetzen. Auch in der Frage der Ausbürgerungen türkischer taatsangehöriger wegen nicht abgeleisteten Wehrdienses steht die Bundesregierung seit längerem im Gespräch it der türkischen Regierung. Sie hat dabei wiederholt nd unmissverständlich klargestellt, dass diese Praxis ür die deutsche Seite inakzeptabel ist, soweit die Rückührung von Personen, die sich unberechtigt in Deutschand aufhalten, hierdurch unmöglich gemacht wird. Ich enke, diese Position ist klar. Es wurde zugesagt, dieses roblem in der Türkei durch einen Entwurf eines Gesetes zur Abschaffung der Ausbürgerungsvorschrift, der em türkischen Parlament bereits zugeleitet worden ist, u lösen. Meine Damen und Herren, Sie sehen also, dass der eg der Kooperation und des Dialogs zwischen uns und er Türkei nicht fruchtlos ist. Er ist zielorientiert und ird gute Ergebnisse bringen. In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerk amkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1518016400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518016500
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1518016600
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1518016700




(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518016800

Das Wort hat der Kollege Ralf Göbel von der CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1518016900

Herr Präsident! Meine liebe Kolleginnen und Kolle-

en! Vor ziemlich genau fünf Monaten haben wir uns
ier in erster Lesung mit dem vorliegenden Antrag unse-
er Fraktion beschäftigt. Zwischenzeitlich ist eine Ent-
cheidung auf EU-Ebene erfolgt; da gebe ich Herrn
tadler Recht. Der Inhalt des Antrags ist deswegen aber
icht unrichtig geworden; denn alle drei im Antrag ge-
annten Punkte stellen nach wie vor Probleme dar, die
ns in Deutschland beschäftigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

eswegen ist es richtig, dass wir heute noch einmal über
ieses Thema diskutieren.
Wenn man sich den Verlauf der letzten Debatte vor
ugen führt, kann man erkennen, dass sich einige Red-
er heute ähnlich verhalten haben. Es wird nämlich we-
iger auf den Inhalt eingegangen. Vielmehr wird ver-
ucht, den Antrag so zu deuten, als werde darin gegen
ie Türkei polemisiert, oder gar, wie es der Kollege
inkler gemacht hat, als werde die türkische Bevölke-

ung damit kriminalisiert.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Wenn man nicht genau zuhört!)







(A) )



(B) )


Ralf Göbel

Ich kann dazu nur sagen: Es ist im politischen Wettstreit
nicht fair,


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


wenn man die Argumente anderer, die im Übrigen auch
von der Bundesregierung als Problem anerkannt werden,
benutzt, um in der Bevölkerung den Eindruck zu erwe-
cken, hier werde ein Volk kriminalisiert. Die Bevölke-
rung der Bundesrepublik Deutschland hat es satt, dass
ein Problem jedes Mal, wenn es offen angesprochen
wird, auf irgendeine Art und Weise ins Hinterstübchen
befördert wird und nicht mehr debattiert werden soll.
Das wollen die Leute in unserem Land nicht mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deswegen müssen wir uns mit diesen Punkten noch ein-
mal sehr intensiv beschäftigen.

Die Bundesregierung hat ja eingestanden, dass es sich
hier tatsächlich um Probleme handelt. Die Frau Parla-
mentarische Staatssekretärin Voigt hat – nicht zu Ihrer
Freude – auf die Frage des Kollegen Strobl


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wo ist sie eigentlich?)


bestätigt, dass das, was wir in den ersten beiden Punkten
unseres Antrags benannt haben, tatsächlich Probleme
sind und dass sie auch der Bundesregierung Sorge berei-
ten; denn sie war damals noch weit von einer Lösung
entfernt. Ich frage jetzt: Sind wir der Lösung inzwischen
näher gekommen?

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es etwa
50 000 Menschen, die deutsche Staatsbürger waren und
vom Verlust ihrer Staatsbürgerschaft betroffen sind. In
Nordrhein-Westfalen wurde darauf in Flugblättern, die
man in deutscher, in russischer und in türkischer Sprache
verteilt hat, hingewiesen. Diese Flugblätter waren nicht
ganz ideologiefrei. Auch hätte man sich gewünscht,
dass, da es sich um deutsche Staatsangehörige handelt,
die deutsche Sprache ausreichend gewesen wäre.

Aber die Frage ist – hier setzt meine Kritik an –: Wie
erfährt man überhaupt, wer die Betroffenen sind? Die
Einzige, die in der Lage gewesen wäre, uns exakt darü-
ber zu informieren, wer betroffen ist, wäre die türkische
Regierung gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ja, das wäre die türkische Regierung gewesen! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es sind aber nicht nur Türken, um die es geht! Was ist denn mit der ehemaligen Sowjetunion?)


Aber die türkische Regierung hat sich hinter daten-
schutzrechtlichen Regelungen verschanzt und uns diese
Information bislang verweigert. Das ist noch immer
Stand der Dinge.

Meine jüngste Auskunft vom rheinland-pfälzischen
Innenminister ist, dass man in einem sehr aufwendigen
Verwaltungsverfahren die Register durchschauen, jeden

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(C (D inzelnen Fall betrachten, auf jeden Einzelnen zugehen nd ein großes Verwaltungsverfahren einleiten müsste. a hätte ich mir von unserem Partner Türkei mehr Entegenkommen erwartet, als es derzeit der Fall ist. Ich bin sehr gespannt, wie die von Ihnen, Herr örper, genannten Abkommen aussehen werden und ob ieses Problem einer effektiven Lösung zugeführt wird der ob man wieder im Rahmen von Aktionen, Flugblätrn und Ähnlichem daran arbeiten muss, dass die Beoffenen selbst auf uns zukommen. Im Übrigen ist diese Situation auch für die Betroffe en nicht besonders glücklich: Sie sind in Deutschland, issen gegebenenfalls nicht, dass sie keine deutschen taatsbürger mehr sind, nehmen eventuell an Wahlen teil nd haben einen Rechtsstatus, der ihnen hier Schwieigkeiten bereiten kann. Ich glaube, es gehört zur Pflicht iner Regierung – vielleicht auch zur Pflicht der Regieung, die die Betroffenen dazu animiert hat, ihre ehemage Staatsangehörigkeit wieder anzunehmen –, diese enschen in die Lage zu versetzen, in Deutschland oder der Türkei – je nachdem, wie sie sich entscheiden – ieder einen ordentlichen staatsbürgerlichen Status zu rlangen. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Inzwischen gibt es in der Türkei eine neue Regierung!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deswegen ist es wichtig, dass wir die Bundesregie-
ung nach wie vor fragen: Wie ist der Stand der Dinge?
ie weit seid ihr gekommen? Was können wir den Men-

chen, die hier sind, anbieten?

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie auch in der Fragestunde beantwortet haben können!)


as ist der Inhalt unseres Antrages, den ich zu begrün-
en hatte.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518017000

Das Wort hat jetzt der Kollege Carl Eduard von
ismarck von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Carl-Eduard von Bismarck (CDU):
Rede ID: ID1518017100

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte, liebe Kol-

eginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute über eine
eihe von anhaltenden Problemen mit der Türkei, die
roße Zweifel an der Bereitschaft der Bundesregierung
ufwerfen, strittige Punkte in unserem bilateralen Ver-
ältnis gegenüber unseren türkischen Freunden offen
nd ehrlich anzusprechen und sie auch zu klären. Dies
cheint mir aber vor dem Hintergrund der aktuellen De-
atte über eine mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei
on herausragender Bedeutung zu sein. Denn in unserer
evölkerung und in ganz Europa herrschen große






(A) )



(B) )


Carl Eduard von Bismarck

Sorgen und Ängste vor einer Überdehnung und damit
einer Überforderung der EU durch eine Erweiterungs-
politik nach dem Prinzip „Augen zu und durch“.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir lösen keine Probleme, indem wir sie ignorieren.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Genau richtig!)


Übrigens verbessern wir durch eine solche Vogel-
Strauß-Politik auch nicht die Chancen einer wirklichen
Annäherung zwischen der Türkei und der EU. Die in
Frankreich und in den Niederlanden gescheiterten Refe-
renden über den europäischen Verfassungsvertrag ha-
ben die Gefahren einer derartigen Europapolitik offen
gelegt. In beiden Ländern wurde doch in Wahrheit nicht
der Verfassungsvertrag abgelehnt, den wir in diesem
Haus aus gutem Grund mit überwältigender Mehrheit ra-
tifiziert haben. Vielmehr haben die Franzosen und die
Niederländer gegen eine Europapolitik gestimmt, die
ihre Befürchtungen ignoriert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir werden die Bürgerinnen und Bürger nicht für Eu-
ropa begeistern können, wenn wir, gerade auch mit Blick
auf die Türkei, Probleme und berechtigte Zweifel igno-
rieren.

Erlauben Sie mir hierzu aus europapolitischer Sicht
einige Anmerkungen. Morgen tritt in Brüssel der Euro-
päische Rat zusammen. Man darf gespannt sein, was uns
der Bundeskanzler zu diesem Thema vortragen wird.
Wie jedenfalls in den letzten Tagen zu hören ist, werden
die Schlussfolgerungen des Gipfels das Thema Türkei
mit dem Mantel des Schweigens bedecken, obwohl die
Verhandlungen mit der Türkei am 3. Oktober dieses Jah-
res eröffnet werden sollen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und was macht man? Man geht auf Tauchstation!)


Ich werte dies als eines von vielen Zeichen, dass in Eu-
ropa ein Umdenkungsprozess stattfindet. Die Beitrittseu-
phorie ist einer sachlicheren Debatte gewichen, und das
ist auch so gut.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Niemand in diesem Haus bestreitet, dass die Türkei

eine europäische Perspektive hat. Diskutiert wird nur,
wie wir diese Perspektive konkretisieren. CDU und CSU
haben sich stets dafür ausgesprochen, einen realistischen
Weg zu wählen, einen Weg, der den Interessen der Tür-
kei, aber vor allem auch den Interessen der EU gerecht
wird. Wir wollen der Türkei nicht die Tür vor der Nase
zuschlagen; aber wir wollen eben auch die vielfältigen
Probleme einer Vollmitgliedschaft der Türkei nicht leug-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Für uns ist klar: Wir halten eine privilegierte Partner-
schaft für den besten Weg zur Anbindung der Türkei an
die EU. Wie diese Debatte zeigt, ist die Türkei auf zahl-
reichen Politikfeldern beileibe noch nicht europareif.

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(C (D (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das fängt bei den Menschenrechten an!)


assen Sie uns deshalb auf die Stimme des Realismus
ören und Abstand nehmen von Beitrittsszenarien, die
eder der aktuellen Lage in der Türkei noch den Interes-
en der EU entsprechen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518017200

Herr Kollege von Bismarck, ich gratuliere Ihnen im
amen des ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede im Deut-
chen Bundestag.


(Beifall)

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Innenaus-

chusses auf Drucksache 15/5665 zu dem Antrag der
raktion der CDU/CSU mit dem Titel „Probleme mit der
ürkei nicht ausblenden“. Der Ausschuss empfiehlt, den
ntrag auf Drucksache 15/4496 abzulehnen. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
er CDU/CSU-Fraktion bei Enthaltung der FDP-Frak-
ion angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Manfred Helmut Zöllmer, Michael Müller

(Düsseldorf), Waltraud Wolff (Wolmirstedt),

weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD sowie der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Dr. Reinhard Loske, Cornelia Behm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung
Verbraucherpolitischer Bericht 2004

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Verbraucherpolitischer Bericht 2004

– Drucksachen 15/4865, 15/4499, 15/5611 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Manfred Helmut Zöllmer
Ursula Heinen
Ulrike Höfken
Gudrun Kopp

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Gabriele Hiller-Ohm, Sören Bartol,
Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiterer Abgeord-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

neter und der Fraktion der SPD sowie der Ab-
geordneten Ulrike Höfken, Volker Beck (Köln),
Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
zu der Abgabe einer Erklärung durch die
Bundesregierung
Eine neue Ernährungsbewegung für Deutsch-
land

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel
Happach-Kasan, Rainer Brüderle, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
zu der Abgabe einer Erklärung durch die
Bundesregierung
Eine neue Ernährungsbewegung für Deutsch-
land

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula
Heinen, Julia Klöckner, Peter H. Carstensen

(Nordstrand), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der CDU/CSU
Über-, Fehl- und Mangelernährung wirksam
bekämpfen

– Drucksachen 15/3323, 15/3324, 15/3310,
15/3987 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm
Ursula Heinen
Ulrike Höfken
Hans-Michael Goldmann

Zum Verbraucherpolitischen Bericht liegt ein Ent-
schließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Sie wis-
sen ja, dass es sich hier um eine Berliner Stunde handelt,
deren Berechnungsbasis in dieser Legislaturperiode eine
Stunde à 62 Minuten ist; die Berliner Stunde ist also et-
was länger als die Zeitstunde. – Ich höre keinen Wider-
spruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Bundesministerin Renate Künast das Wort.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Wir haben im Bereich Verbraucherschutz bzw. vor-
sorgender Verbraucherschutz bei den Lebensmitteln in
den letzten Jahren, zum Teil auch mit Zustimmung der
Opposition, eine Neuaufstellung vorgenommen. Sie lief
nach dem Motto „Wissen, was drin ist“. Das war für uns
selbstverständlich: dass die Verbraucher wissen, was in
dem Produkt, das sie kaufen, drin ist.

Heute stehe ich hier und kann in Richtung Opposition
und gerade CDU/CSU ein lautes Bravo rufen; denn
heute hat die Opposition ihr Glanzstück, ihr Meister-
stück in Sachen Verbraucherpolitik vollbracht. Sie hat
gerade im Vermittlungsausschuss, als es um das Le-

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(C (D ensmittelund Futtermittelgesetzbuch ging, gezeigt, as sie meint und was sie darunter versteht, wenn sie agt: Wir wollen die Verbraucher informieren. Sie hat ämlich mal eben dafür gesorgt, dass in diesem Gesetz er Verbraucherinformationsteil gestrichen wurde. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt also Freiheit bei der CDU! – Zurufe von der SPD: Das ist ein Skandal! – Schämt Euch!)


ndlich wissen wir, was drin ist, wenn wir CDU „kau-
en“.
Ich verstehe eines nicht: Warum wollen Sie nicht,

ass Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, was
rin ist? Warum wollen Sie nicht, dass die Verbrauche-
innen und Verbraucher die notwendigen Informationen
aben, um richtige Entscheidungen – auch preisange-
essene Entscheidungen – für sich und ihre Familien
reffen zu können? Das ist das schnelle Ende der „neuen
hrlichkeit“. Ich habe jetzt nicht mehr im Kopf, wann
ngela Merkel diesen Satz sprach, sage aber: Eine er-
chreckend und beeindruckend kurze Halbwertszeit! Das
st der Beweis, dass es Ihnen überhaupt nicht um neue
hrlichkeit geht, sondern um Desinformation. Sie wol-
en die Verbraucher allein stehen lassen. Das haben Sie
ei Gentechnik gezeigt, das haben Sie bei den Health
laims gezeigt und das zeigen Sie bei Verbraucherpoli-
ik allgemein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der SPD: Skandal!)


as ich daran beeindruckend finde: dass die CDU/CSU,
ie sich gerne als wirtschaftskompetente Partei zeigt, an
ieser Stelle wieder einmal zeigt, dass sie nicht verstan-
en hat, wie Binnenkonjunktur eigentlich funktioniert.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! – Zurufe von der CDU/CSU)


Na ja, es gibt ja Unternehmen, die selbst Sie kritisie-
en – trotz aller Abtauchversuche von Frau Merkel.
Eine starke Binnenkonjunktur setzt immer voraus,

ass die Verbraucher bei ihren Alltagsgeschäften in der
age sind, eine verantwortbare Entscheidung zu treffen.
ie müssen ein Gefühl von Sicherheit bei der Entschei-
ung haben, Geld für ein bestimmtes Produkt oder eine
estimmte Dienstleistung auszugeben.
An dieser Stelle kann man die Verbraucherpolitik als
hance begreifen, die Konsumfreude zu animieren. Wo-
er kommt es denn, dass wir derartig hohe Spareinlagen
aben und dass gleichzeitig ungeheure Zurückhaltung
esteht, Geld auszugeben?


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Von Ihrer Politik!)


Sie können erkennen, dass es auch in diesen wirt-
chaftlich schwachen Zeiten durchaus Unternehmen in
eutschland gibt, die mit einer guten und transparenten
nformation schwarze Zahlen schreiben. Schauen Sie
ich allein den Bereich E-Commerce an.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Marlene Mortler [CDU/ CSU]: Freiwillig und ohne Verordnung!)


Ich muss Ihnen sagen: Meine These ist, dass sich die
CDU immer noch in der kleinen Welt des 19. Jahrhun-
derts befindet.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

– Ja. Sie haben sich nämlich immer noch nicht mit den
komplexen Strukturen der Alltagsverträge im 21. Jahr-
hundert beschäftigt. Sie empfehlen die Marktwirtschaft
aus der Erhard-Zeit.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)

Diese Zeit gibt es aber gar nicht mehr. Die Zeit, in der
sich das Geld und die Unternehmen lediglich im nationa-
len Rahmen bewegt haben, ist doch längst vorbei. Tatsa-
che ist, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher, die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, im Wesentlichen
in ihrem Land leben, während sich das Geld und die Pro-
duktion bewegen können. Genau in diesem Zusammen-
hang empfehlen Sie eine Wirtschaftspolitik aus den
60er- und 70er-Jahren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Ja, doch. Sie alle sitzen hier und tragen Kleidung, die
irgendwo – ich weiß nicht, wo – hergestellt wurde. Inso-
fern sollten eigentlich auch Sie einen Hauch von Bezug
zu diesem Thema haben.

Die Realität sieht so aus, dass wir eine immer größere
Vielzahl von Produkten und Angeboten sowie eine im-
mer größere Anzahl unterschiedlicher Vertrags- und Ge-
schäftsstrukturen haben. Gleichzeitig müssen die Men-
schen ihr Leben immer mehr in Eigenverantwortung
planen und organisieren. Deshalb geht es an dieser Stelle
definitiv nicht nur um wirtschaftliche Freiheit, sondern
auch um die Verantwortung der Wirtschaft. Verantwor-
tung der Wirtschaft muss an dieser Stelle bedeuten, dass
es Leitplanken gibt. Das ist das gute Recht der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist schon so: Das Leben im Jahre 2005 entspricht
nicht dem Leben im Jahre 1960 und wir wissen, dass wir
heute, 2005, die Probleme von heute lösen und uns aber
auch auf die Probleme von übermorgen vorbereiten müs-
sen. Die jungen Leute, die hier oben auf der Tribüne sit-
zen, fragen sich zum Beispiel, wie sie an das Standbein
private Altersvorsorge herankommen. Wofür geben sie
denn ihr Geld aus?


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie haben die Leute mit Ihrer Koalition doch arm gemacht!)


Sie haben dazu überhaupt nichts geboten außer der Frei-
heit der Versicherungsvermittler – mehr nicht. Es ging
Ihnen um die Freiheit derer, die eine Provision haben
wollen, und nicht um die Freiheit derer, die hier oben sit-

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(C (D en und sagen: Wenn ich für mein Alter Geld investiere, ill ich dafür auch eine Leistung haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Marlene Mortler [CDU/ CSU]: Deshalb haben Sie den größten Schuldenberg aller Zeiten angesammelt! – Peter Bleser [CDU/CSU]: Ich würde eine schönere Abschiedsrede halten!)


as unterscheidet uns. Hier zeigen sich der tiefe Graben
wischen uns und unsere unterschiedlichen Richtungen.
Angefangen bei den Lebensmitteln haben wir die Pro-

uktsicherheit erhöht. Auch beim Schutz vor unlauterem
ettbewerb haben wir Verbesserungen erreicht. Ich
enne nur die Stichworte Spam und Schlussverkaufs-
echt. Im Bereich der Telekommunikation haben wir bei
en 0190er-Nummern – ebenfalls gegen Ihren Wider-
tand – dafür gesorgt, dass die Verbraucher abgesichert
ind.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Was erzählen Sie denn jetzt?)


Mein Gott, jetzt, nach Jahren, sind auch Sie endlich so
eit. Trotzdem darf ich darauf hinweisen, dass Sie eine
auer sind, die verhindert hat, dass wir das bereits frü-
er geregelt haben. An Ihre eigenen Aussagen sollten
ie sich schon noch erinnern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die 0190er-Nummern waren immer ein Vorteil für die
chwarzen Schafe – vielleicht noch für Sexanbieter –,
ber nicht für den Mittelstand und die Verbraucher. Wei-
erhin nenne ich: vertragliche Informationspflichten bei
inanzdienstleistungen, Patientenbeteiligung, Datenschutz
nd bessere Tarife bis hin zum Kinderhandy. Das alles
ind tatsächlich Verbesserungen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Datenschutz? Das ist ja wohl ein Hohn! Gläserner Bankkunde! – Peter Bleser [CDU/CSU]: Wer schaut denn auf die Konten der Leute?)


Ja, die Konten der Leute. Jetzt kam wieder der be-
ühmte Zwischenruf der Partei der Besserverdiener. Sie
erden Ihr Image nie los. Wozu brauchen Sie das Bank-
eheimnis denn? Sie brauchen es doch nicht für diejeni-
en, die nur 100 Euro auf dem Konto haben. Sie wollen
as Bankgeheimnis für diejenigen erhalten, die
00 000 Euro oder 1 Million Euro auf ihrem Konto ha-
en. Wir sind aber gegen Steuerhinterziehung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz,
as Sie 16 Jahre lang vor sich her geschoben haben, end-
ich geschaffen. Jetzt gibt es endlich eine durchgehende
ette vom Futtermittel bis hin zur Ladentheke. Wir
chaffen damit für die Verbraucher mehr Sicherheit bei
en Lebensmitteln, während Sie schon wieder sagen:
erbraucherinformationen können wegfallen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Ich weiß schon, dass Sie nachher sagen werden, Sie

wollten ja Verbraucherinformation, sogar mehr als wir.
Dabei werden Sie aber hinter Ihrem Rücken die Finger
überkreuzen; denn danach werden Sie erklären: Das
werden wir später machen, also in 100 Jahren, oder wir
lassen es über Brüssel laufen. – Die Verbraucher wollen
aber nicht 15 Jahre warten, bis diese Angelegenheit in
Brüssel entschieden wird. Sie wollen schon heute Infor-
mationen über die Lebensmittel haben, die sie für ihr
Geld kaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch das Thema digitaler Verbraucherschutz ist
wichtig. Nehmen wir zum Beispiel die RFID-Chips, mit
denen Großhandelsunternehmen ihr Warenmanagement
gestalten. Auch bei diesem Thema sind der Handel und
die Wirtschaft längst weiter als die Opposition. Sie ha-
ben entschieden: Die Chips sind nur bis zur Kasse les-
bar; denn danach geht es um das Recht der Verbraucher
auf Datenschutz, sodass sie nach dem Kauf keine Infor-
mationen preisgeben. Das ist eine moderne Verbraucher-
schutzpolitik. Das entspricht meines Erachtens dem
Grundgesetz, weil das Grundgesetz auch die Aufgabe
hat, seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Nicht
nur bei der eigenen Existenz muss Verbraucherschutz so
funktionieren, dass man sich eigenständig und informiert
entscheiden kann.

Ihre Verbraucherpolitik ist so ausgerichtet, dass Sie
eigentlich das C aus Ihrem Namen streichen müssten.
Ich sehe gerade, dass Frau Hasselfeldt leider nicht da ist.
Sie hat hier neulich gesagt: Wer soll bewerten, was ethi-
sche Aspekte sind? Meine Damen und Herren, wenn
selbst Sie mit dem C im Namen es nicht wissen, dann
kann ich nur sagen: Gute Nacht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen, dass auch ethische Aspekte bei der verbrau-
cherpolitischen Information eine Rolle spielen. Wir wis-
sen, es geht um Freiheit, aber nicht nur um die Freiheit
der Wirtschaft, sondern auch die Freiheit der Kunden,
wählen und entscheiden zu können. Sie wollen wissen,
was das richtige Produkt ist.


(Gudrun Kopp [FDP]: Eben!)

Es geht um Ehrlichkeit und Wahrheit. Es geht um eine
Wirtschaft, die mit Verbraucherpolitik schwarze Zahlen
schreiben wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518017300

Das Wort hat die Kollegin Ursula Heinen von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1518017400

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Frau Ministerin Künast, ich habe in einer

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(C (D ede selten so viele nicht ganz richtige Tatsachen gehört ie heute in Ihrer Rede. ch möchte Ihnen das gerne einmal darlegen. Fangen wir mit dem Beispiel der 0190er-Nummern n, deren Verbot Sie sich plötzlich auf Ihre Fahnen chreiben. Ich weise noch einmal darauf hin: Wenn Sie fter einmal in den Ausschuss gekommen wären – Sie ind nämlich, glaube ich, in dieser Legislaturperiode insesamt nur zweimal im Ausschuss für Verbraucherchutz gewesen –, hätten Sie auch die Beratungen über ieses Gesetz mitbekommen. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Eine Stunde, wenn es hoch kommt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ann hätten Sie erfahren, dass es die CDU/CSU gemein-
am mit der FDP gewesen ist, die in der Frage der
190er-Nummern Tempo gemacht hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der zweite Punkt betrifft das Verbraucherinforma-

ionsgesetz. Dazu möchte ich etwas über den Hergang in
er parlamentarischen Beratung sagen. Wir haben be-
onnen, über ein Lebensmittel- und Futtermittelgesetz-
uch zu sprechen. Sie haben es in erster Lesung einge-
racht. Das war aufgrund einer europäischen Vorlage
otwendig. Dazu haben wir richtigerweise nach der ers-
n Lesung eine Anhörung mit Vertretern von Verbänden
Ausschuss durchgeführt. Diese haben uns ihre Mei-

ung dazu gesagt und wir haben das aufgenommen.
urz bevor dieses Lebens- und Futtermittelgesetzbuch
die zweite und dritte Lesung kam – das war haar-
charf –, wurde ein Abschnitt 11, Verbraucherinforma-
on, in einer Nacht- und Nebelaktion aufgenommen.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Bundesrat!)

Ihr Zwischenruf ist völliger Quatsch; denn es ging im
undesrat nur darum, zu regeln, wann die Öffentlichkeit
bestimmten Fällen informiert wird. Es ging nicht um
ie Verbraucherinformation.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat aber jemand ein schlechtes Gewissen!)


ir haben gesagt: So, wie das Thema Verbraucherinfor-
ation in das Gesetz eingebracht wurde, passt es
chlicht und ergreifend nicht hinein.


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])

ie hätten Ihre Koalitionsvereinbarung umsetzen und ein
igenständiges Verbraucherinformationsgesetz vorlegen
ollen, über das man dann in der Breite hätte diskutieren
önnen. Sie aber fummeln es in irgendein Gesetz hinein,
das es absolut nicht hineinpasst.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich freue mich,


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist die CDU!)







(A) )



(B) )


Ursula Heinen

dass wir heute in dieser Debatte die Möglichkeit haben
– insofern muss man den Verbraucherpolitischen Bericht
loben –, darüber zu diskutieren, wie das Verbraucherbild
von Rot-Grün auf der einen Seite und wie das Verbrau-
cherbild der Union auf der anderen Seite aussieht.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Sie haben doch gar keins!)


Geht es um den selbstständigen Verbraucher, der durch
politisches Handeln, durch Rahmenbedingungen oder
auch Leitplanken, wie Sie es formuliert haben, in die
Lage versetzt wird, eigenständig zu entscheiden, oder
geht es darum – das ist die Politik, die Sie in den vergan-
genen sieben Jahren gemacht haben –, den Verbraucher
zu bevormunden und ständig mit dem moralisch erhobe-
nen Zeigefinger vor ihm zu stehen und ihm zu sagen,
was er zu tun oder zu lassen hat?

Ich möchte gerne ein kleines Beispiel aus der ober-
bergischen Stadt Hückeswagen zitieren, das, als
schaue man durch ein Brennglas, zeigt, was Sie unter
Verbraucherpolitik verstehen. Im April dieses Jahres hat
der Bürgermeister der Stadt Hückeswagen von seiner
belgischen Partnerstadt eine große Menge echter belgi-
scher Schokolade geschenkt bekommen,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

um diese an gemeinnützige Organisationen, an Kinder-
gärten und Altenheime zu verschenken. Es war einfach
eine schöne Idee, im Rahmen der Partnerschaftsbezie-
hung zwischen den beiden Städten so etwas zu machen.
400 Menschen haben so Schokolade bekommen,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Finde ich Klasse!)


vorwiegend Kinder und Senioren, die sozial etwas
schwächer gestellt waren. Die Sache kam gut in Hückes-
wagen an, leider aber nicht in Berlin; denn diese schöne
Aktion in Hückeswagen – ich bin sicher, Sie wissen
noch nicht einmal, wo das ist – nahm das Bundesminis-
terium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
schaft zum Anlass, dem Bürgermeister einen Brief zu
schreiben.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Reif für eine Kappensitzung!)


Ich möchte gerne aus diesem Brief zitieren:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, durch Zusendung
eines Zeitungsartikels wurde ich über Ihre Aktion,
zwei Zentner Süßwaren an Schulen und Kindergär-
ten zu verschenken, informiert.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sie wollte auch was!)

Sicher ist die Aktion bei den Kindern gut angekom-
men. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass eine
derartige Aktion allen Bemühungen, Übergewicht
bei Kindern vorzubeugen und eine ausgewogene
Ernährung sicherzustellen, entgegenwirkt.

Zum Schluss wird dem Herrn Bürgermeister auch
noch gedroht:

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(C (D Auf die Frage, ob Süßigkeiten ohne Zustimmung der Erziehungsberechtigten in Kindergärten und Schulen verteilt werden sollten, möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das muss man sich einmal vorstellen!)

Jetzt frage ich mich: Was geht eigentlich in den Köp-

en der Beschäftigten in Ihrem Haus vor? Haben sie
ichts Besseres und nichts Wichtigeres zu tun,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Bevormundung!)


ls einem Bürgermeister zu sagen, was er zu tun und zu
assen hat?


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Bleser [CDU/CSU]: Die sind durchgeknallt!)


ürfen Kinder keine Schokolade mehr essen? Also
och: gute Lebensmittel, schlechte Lebensmittel. Das,
as Sie von Ausgewogenheit erzählen, ist kompletter
uatsch. Ihr Haus weist in diesem Schreiben noch da-
auf hin, Hückeswagen solle sich gefälligst an den Be-
egungsprogrammen des Bundesministeriums beteili-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ch kann Ihnen sagen: Die Grundschulen in Hückeswa-
en haben ganz erfolgreich an dem Landesprogramm
Schulen in Bewegung“ teilgenommen. Daher können
ie Kinder dort ab und zu auch einmal ein bisschen
chokolade essen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das beruhigt auch!)


Ich habe dieses Beispiel deshalb so ausführlich er-
ählt, weil es zeigt, wie Sie denken und was Sie vorha-
en. Sie wollen nämlich die Leute nicht frei entscheiden
assen, sondern Sie wollen sie bevormunden; Sie wollen
ie ständig in eine Ecke drängen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss gerade die Partei sagen, die die Gentechnik einführen will!)


as finde ich unverschämt. Dieses Verbraucherbild wird
s mit uns nicht geben und ist mit uns nicht zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich glaube ohnehin, dass Sie in die Geschichte dieser
epublik als größte Ankündigungsministerin aller Zei-
en eingehen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Schily!)

as haben Sie denn nicht alles angekündigt und nicht
mgesetzt!


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum jammern Sie dann die ganze Zeit so laut?)


o waren Sie denn bei wichtigen Themen, zum Beispiel
ls es um die Energiepreise gegangen ist? Wo waren






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

Sie, als es um Fahrgastrechte gegangen ist? Sie behaup-
ten, Sie hätten sich


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben Verbraucherrechte abgelehnt!)


um die Handys und die Telekommunikation gekümmert.
Es waren aber doch die anderen. Die Federführung lag
doch beim Wirtschaftsausschuss und selbst in Ihren
Fraktionen lag die Federführung bei den Wirtschaftspo-
litikern und nicht bei den Verbraucherpolitikern.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: So ein Tinnef!)


Es war doch so, dass Sie das Thema erst dann aufgegrif-
fen haben, als Sie gemerkt haben, dass es pressewirksam
ist.

Ein weiteres Thema – darauf können Sie gleich ant-
worten – sind die Schrottimmobilien.

Sie haben im November groß angekündigt, was Sie
alles tun wollen. Dass die Federführung beim Justiz-
ministerium liegt, hat Sie nicht interessiert. Sie haben Ihr
Interview gegeben und gesagt, Sie tun etwas. Das wurde
auch im Bericht angekündigt. Es ist aber nichts gesche-
hen. Was machen Sie in diesem Bereich? Das interessiert
mich wirklich.

Ich komme zum Schluss. Die Wähler bekommen hof-
fentlich bald die Chance, darüber zu entscheiden, wer
die bessere Verbraucherpolitik macht, wer sie ernster
nimmt, wer sich intensiver kümmert, wer sie nicht be-
vormundet und ihnen die Freiheit lässt, selbst zu ent-
scheiden, was sie tun und lassen wollen.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518017500

Das Wort hat der Kollege Manfred Zöllmer von der

SPD-Fraktion.

Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1518017600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kollegin Heinen, Sie haben versucht, die
verbraucherpolitische Löwin zu geben.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Ich bin Waage!)

Leider enden Sie dabei in politischer Hinsicht wieder als
Bettvorleger.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ein ganz neuer Spruch!)


Wenn wir hier über die richtigen Konzepte streiten,
dann spielt die Verbraucherpolitik eine wichtige Rolle.
Die Menschen im Lande sollen erfahren, wer der Anwalt
ihrer Interessen ist und wer sie im Stich lässt, indem er
ihre Rechte und Interessen ignoriert. Die Verbraucherpo-
litik ist in Deutschland unter dieser rot-grünen Bundesre-
gierung ein essenzieller Bestandteil unseres politischen
Handelns geworden. Der Bericht belegt dies eindrucks-

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(C (D oll. Dies ist eine Erfolgsgeschichte dieser Bundesregieung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sind den Weg von einem rein reagierenden Ver-
raucherschutz hin zu einer gestaltenden Verbraucher-
olitik gegangen. Unser Ziel ist eine aktive Verbrau-
herpolitik, die auch eine wichtige Funktion im
irtschaftssystem übernimmt.
Verbraucherinnen und Verbraucher können und sollen

elbst entscheiden, liebe Kollegin Heinen, und ihre Ent-
cheidungen auch selbst verantworten. Aber sie können
ies nur, wenn ihnen der Markt Transparenz und Infor-
ationen bietet, damit sie ihre Entscheidungen bewusst
reffen können. Sie können dies nur, wenn sie nicht be-
rogen und über den Tisch gezogen werden.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: So wie beim Biosiegel!)


ie Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen des-
alb gesetzlich verankerte Rechte, die sie wirksam
urchsetzen können, damit sie auf gleicher Augenhöhe
ls Marktteilnehmer agieren können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Unser Ziel ist es, das real existierende Ungleichge-
icht zwischen organisierter Anbietermacht und in-
ividualisierter Nachfragemacht zu beseitigen. Paul
. Samuelson, ein bekannter amerikanischer Wirt-
chafts-Nobelpreisträger, hat es einmal so ausgedrückt:
Der liebe Gott hat uns zwei Augen gegeben, um Ange-
ot und Nachfrage zu betrachten.“ Nur wer Beides im
lick hat, kann einen wirksamen Wettbewerb fördern
nd gestalten. Eine aktive Verbraucherpolitik ist deshalb
ür uns ein zentraler Bestandteil der Wirtschaftspolitik.
nternehmen, die den Verbraucherschutz nicht ernst
ehmen, verlieren Marktanteile und Arbeitsplätze.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich jüngste Beispiele nennen. Kürzlich
urde in den USA von Marktforschern ermittelt, dass
ich 39 Millionen Amerikaner vom Onlineshopping zu-
ückgezogen haben, weil sie Angst vor „identity theft“
also vor Identitätsdiebstahl – hatten.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das hat es schon vorher gegeben!)


In Deutschland sind 250 000 Jugendliche zwischen
5 und 20 Jahren überschuldet. Dabei spielt fast immer
as Handy eine große Rolle. Deshalb bekommt es bei
ielen Eltern ein zunehmend schlechtes Image.
Viele telefonische Mehrwertdienste und Internetange-

ote wurden und werden zum Teil genutzt, um in dreis-
er Weise Kunden zu betrügen und über den Tisch zu zie-
en. Jeder kennt entsprechende Beispiele; die Medien
aren voll davon. Dies bedroht seriöse Geschäftsmo-
elle und damit Arbeitsplätze in einem Zukunftsmarkt.






(A) )



(B) )


Manfred Helmut Zöllmer

Derartige Erscheinungen können und wollen wir

nicht hinnehmen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Deshalb haben wir in dieser Legislaturperiode viele Ge-
setzesvorhaben auf den Weg gebracht – das macht der
Bericht auch deutlich –, sei es das Gesetz gegen den
Missbrauch von Mehrwertdiensterufnummern, das no-
vellierte UWG oder das Telekommunikationsgesetz.
Dies wird auf sehr gute Art und Weise dokumentiert und
dargestellt.

Wir wollen einen Ausgleich zwischen Anbieter- und
Nachfrageseite schaffen. Wir wollen die Verbraucherin-
nen und Verbraucher in ihren Rechten stärken. Wir wol-
len für Information und Transparenz sorgen, dabei aber
die Wirtschaft nicht als Gegner, sondern als Mitstreiter
– wo immer möglich – einbeziehen.

Wir werden auf der anderen Seite nicht zulassen, dass
aufgrund eines unzulänglichen Verbraucherschutzes Ver-
braucherinnen und Verbraucher abgezockt, gleichzeitig
Geschäftsmodelle beschädigt und ökonomische Zu-
kunftschancen vertan werden. Hier ist staatliches Han-
deln notwendig. Hier haben wir gehandelt. Das werden
wir auch in Zukunft so machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie
kommen ständig – das haben Ihre heutigen Reden wie-
der deutlich gemacht – mit den gleichen Standardargu-
menten. Das eine lautet – das verwendet insbesondere
die FDP –: Ein freier Markt regelt sich alleine und trennt
gewissermaßen automatisch die Spreu vom Weizen. Das
andere lautet: Verbraucherschutz belastet die Wirtschaft
und führt zu Überregulierung, mehr Bürokratie und Be-
vormundung. – Auch wenn Sie diese Argumente dau-
ernd wiederholen, bleiben sie falsch. Der Staat ist in sei-
ner gestaltenden Funktion dort gefordert, wo der Markt
versagt. Es gibt viele Beispiele für Marktversagen.

In Wirklichkeit sind Ihre Argumente nur vorgescho-
ben und inhaltslos. Sie wollen in Wahrheit keinen wirk-
samen Verbraucherschutz. Dies haben Sie an vielen
Punkten deutlich gemacht. Das Auseinanderdriften von
Wort und Tat bei Ihnen lässt sich an vielen Beispielen
sehr gut belegen. Das Stichwort „Verbraucherinforma-
tionsgesetz“ ist ja hier schon gefallen. In der letzten Le-
gislaturperiode haben wir den Entwurf eines Verbrau-
cherinformationsgesetzes vorgelegt – liebe Frau Heinen,
hören Sie zu! –, das umfassend regeln sollte. Aber Sie
haben diesen Gesetzentwurf im Bundesrat abgelehnt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Danach haben Sie uns permanent aufgefordert, in die-
sem Bereich endlich etwas zu tun. Wir haben dann etwas
getan. Wir haben mit dem Lebensmittel- und Futtermit-
telgesetzbuch einen neuen Anlauf unternommen. Das
Ergebnis ist: Wieder wird es von der CDU/CSU abge-
lehnt, und zwar mit gänzlich fadenscheinigen Argumen-
ten. Ich muss Ihrer Parteivorsitzenden einfach Recht

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(C (D eben: Das Defizit der CDU/CSU in der Verbraucherpoitik ist nicht zu leugnen. Ihr Hauptproblem ist aber: Es ird immer größer. Es gibt keine einzige vorwärts weiende Idee von Ihnen. Immer wenn es konkret wird, neifen Sie. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die FDP hat Bedenken gegen alles, was auch nur ir-
endwie nach Verbraucherschutz aussieht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518017700

Herr Kollege Zöllmer, erlauben Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Heinen?


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1518017800

Ich erlaube eine Zwischenfrage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518017900

Bitte, Frau Heinen.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1518018000

Kollege Zöllmer, könnten Sie dem Parlament bitte

och einmal erklären, von wem die ersten Initiativen ka-
en, beispielsweise im Bereich von Spam oder gegen
en Missbrauch bei den 0190er-Nummern etwas zu un-
ernehmen?


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1518018100

Ihr Problem ist: Sie sind zwar sehr groß im Ankündi-

en; aber im Ergebnis bleibt nichts übrig. Das gilt für
lle von Ihnen hier genannten Fälle.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Interesse der FDP am Verbraucherschutz und an
erbraucherinformation ist gleich null. Frau Kopp, Sie
aben das zum Beispiel im Zusammenhang mit den
igaretten deutlich gemacht. Ihnen geht es nur um die
irtschaftlichen Interessen. Die Verbraucherinnen und
erbraucher sind Ihnen vollkommen gleichgültig.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Gudrun Kopp [FDP]: Das betrifft mich überhaupt nicht!)


as ist ein verbraucherpolitischer Offenbarungseid.
Was Sie von der Bundesregierung auf diesem Politik-

eld präsentiert bekommen, ist eine moderne und aktive
erbraucherpolitik des 21. Jahrhunderts. Das dient den
eriösen Unternehmen, sichert Märkte und Arbeitsplätze
n Deutschland und nutzt den Verbraucherinnen und Ver-
rauchern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518018200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gudrun Kopp von der

DP-Fraktion.






(A) )



(B) )



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1518018300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Lieber Herr Kollege Zöllmer, nicht der Markt ver-
sagt,


(Jella Teuchner [SPD]: Sondern die FDP!)

sondern die rot-grüne Bundesregierung hat versagt und
ist am Ende.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Zu dieser letzten Runde mit Frau Künast als Verbrau-
cherministerin


(Jella Teuchner [SPD]: Freuen Sie sich nicht zu früh!)


kann ich Ihnen nur sagen: Sie veranstalten hier eine ver-
braucherpolitische Märchenstunde, die wirklich kaum
noch zu ertragen ist.


(Jella Teuchner [SPD]: Das muss Ihnen ja bekannt sein! Das machen Sie ja schon seit Jahren!)


Herr Kollege Zöllmer, es ist richtig, wenn Sie sagen:
Unternehmen, die Verbraucherschutz nicht ernst neh-
men, verlieren Marktanteile. Sehr richtig! Und weil das
so ist, ist jedes seriöse Unternehmen – dazu zählt der
überwiegende Teil der Unternehmen – von sich aus da-
ran interessiert, Verbraucher zu informieren und zufrie-
den zu stellen,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Typisch FDP! Der Markt wird es schon richten!)


damit es Marktanteile behalten und überhaupt existieren
kann.


(Beifall bei der FDP – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Und was machen wir mit den anderen?)


Das hat natürlich auch etwas mit der furchtbar desola-
ten Wirtschaftslage hier in Deutschland zu tun. Frau
Ministerin Künast hat eben von der hohen, inzwischen
zweistelligen Sparquote gesprochen. Gründe dafür sind
die hohe Arbeitslosigkeit und die Unsicherheit der Men-
schen hinsichtlich ihrer Zukunft, was Bildung, Arbeits-
plätze und wirtschaftliche Prosperität betrifft. Die Men-
schen glauben, sie haben null Chancen. Deshalb bin ich
ziemlich sicher, dass wir dieses Desaster recht bald be-
enden werden.

Sehr geehrte Frau Ministerin Künast, Sie haben sich
in der zurückliegenden Legislaturperiode als wahre
Aktionskünstlerin dargestellt. Ein paar Beispiele sind
hier schon genannt worden; ich füge noch eines hinzu:
Sie haben vor kurzem in einer Riesenaktion den staunen-
den Medien Listen mit über 1 000 Inhaltsstoffen präsen-
tiert, die in Zigarettentabaken enthalten sind.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Etwas ganz Neues!)


Das haben Sie als die Sensation verkauft. Auf die Frage
nach der wissenschaftlichen Erprobung dieser Erkennt-
nisse und den Wirkungen dieser Inhaltsstoffe konnten

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(C (D ie jedoch nur sagen: Das müssen wir jetzt erst einmal rüfen. – Das ist eine tolle Geschichte. Sie haben daraus ine Riesenshow gemacht, aber der Informationswert für en Verbraucher war gleich null. Es ist wirklich nichts nderes als eine große Mogelpackung, denn schließlich eiß jeder, dass Rauchen nicht nur gefährlich ist, sonern auch tödlich sein kann. Sie haben immer wieder Riesenlisten vorgelegt und em Verbraucher zu sagen versucht, was er tun und wie r sich verhalten soll; Sie haben Landwirte gegängelt nd gegeißelt; Sie haben Biolandwirte gegen konvenionell wirtschaftende Landwirte auszuspielen versucht; ie haben gegen Billigkäufe gewettert. Aber Sie haben eim Thema „Der Staat als Kostentreiber“ keine Aktion estartet. Sie haben sich niemals wirklich eingemischt ei hohen Energiepreisen, die Arbeitsplätze kosten und erbraucher und Firmen hoch belasten. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)


ie haben immer mehr Bürokratielasten, die eben auch
osten bedeuten, aufgebürdet und sich nicht auf das
irklich Notwendige beschränkt. Seien Sie versichert:
ie meisten Verbraucher sind erwachsen und selbstbe-
timmt und wissen selber, was für sie gut und richtig ist.


(Beifall bei der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Deshalb sind sie auch für die Informationen dankbar!)


Beim Thema Forschung ist vieles nachzuholen.
Wenn ich daran denke, dass sie sogar für Werbever-

ote gestritten haben, kann ich Ihnen nur sagen: Legale
rodukte müssen auch beworben werden dürfen oder
ber die Produkte haben vom Markt zu verschwinden.
Den ersten Gesetzentwurf zum Verbraucherinfor-
ationsgesetz mussten Sie zurückziehen, weil Sie da-
it die Behörden der Städte, Gemeinden und Kreise
norm belastet hätten.


(Jella Teuchner [SPD]: Der ist doch gar nicht zurückgezogen worden! Er ist im Bundesrat abgelehnt worden!)


ie haben Ihnen den Garaus gemacht und haben sich be-
ankt für immer mehr Belastungen im Zusammenhang
it Informationen, die für die Verbraucher nur geringen
ährwert haben.
Ich kann Ihnen nur sagen: Kümmern Sie sich in Zu-

unft vermehrt um Bürgerrechte! Kümmern Sie sich da-
um, dass die Bahn als Dienstleister ihre Kunden im
chadensfall oder im Beschwerdefall rechtsgleich be-
andelt! Kümmern Sie sich darum, dass Menschen mit
ehinderungen in unserer Gesellschaft auch als Verbrau-
her gesehen werden! Kümmern Sie sich darum, dass
ürgerrechte wieder etwas gelten! Ich erwähne hier nur
as Stichwort „gläsernes Bankkonto“ und denke dabei
icht an die Inhaber großer Konten. Es geht einfach da-
um: Wer guckt in die Konten? Wer darf sich hinter dem
ücken der Kontoinhaber Informationen verschaffen?
ch bin gegen einen Schnüffelstaat. Ich finde, das ist eine






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Verbraucherpolitik, die Verbraucher in höchstem Maße
missachtet, anstatt ihre Interessen zu vertreten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Mich beruhigt am heutigen Tag, dass viele Verbrau-

cher Sie längst durchschaut haben und bei Ihrer nächsten
Aktion gelassen bleiben; denn wir wissen: Das ist bald
vorüber. Der September wird den Wechselwind bringen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518018400

Das Wort hat die Kollegin Gabriele Hiller-Ohm von

der SPD-Fraktion.


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1518018500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Anders als

bei der Opposition ist Verbraucherschutz bei der rot-grü-
nen Bundesregierung in guten Händen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben ein schlagkräftiges Verbraucherschutzminis-
terium geschaffen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Da werden Leute rausgeworfen! Sehr schlagkräftig!)


Sie waren dazu nicht in der Lage. Wir haben wichtige
Regelungen zur Stärkung der Verbraucherrechte auf den
Weg gebracht. CDU und CSU hingegen lassen sich ein-
seitig von Lobbyinteressen leiten und treten, wenn es
zum Beschluss kommt, auf die Bremse. Entscheidungen
des Bundestages werden mit Ihrer Mehrheit im Bundes-
rat dann wieder zurückgedreht.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie werden verbessert!)


So sieht es aus.
Ich nenne zwei Beispiele aus dem Ernährungsbe-

reich. Erstes Beispiel: nährwert- und gesundheitsbezo-
gene Angaben auf Lebensmitteln. Wir unterstützen auf
EU-Ebene ein Verbot von irreführenden gesundheitsbe-
zogenen Angaben auf Kinderlebensmitteln.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Bürokratie bis zum Exzess!)


Aufdrucke wie „ohne Fett“ oder „mit wertvollen Vitami-
nen“ haben auf einer Tüte zuckriger Gummibärchen
nichts zu suchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Diese Angaben suggerieren einen positiven Nährwertge-
halt – irreführend, meine Damen und Herren; denn bei
Naschzeug ist der hohe Zuckergehalt das Problem. Der
verschwindet auch nicht durch den Zusatz von Vitami-
nen oder die Reduzierung von Fett. Sie, meine Damen
und Herren von der Opposition, sagen Nein zu unserem
Vorschlag. Warum? Die Lobbygruppen der Ernährungs-
industrie intervenierten und zeigten die rote Stoppkarte.

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(C (D Zweites Beispiel: das Präventionsgesetz. Mit dem räventionsgesetz wollen wir die Vorbeugung von rankheiten verbessern. Die Verbraucherzentrale beeichnete den Gesetzentwurf übrigens als Meilenstein. in wichtiger Bereich ist die Prävention von Übergeicht bei Kindern. Die CDU/CSU-regierten Länder sinalisierten lange Zeit Zustimmung. Als es dann jedoch um Schwur kam: Blockade. Im Bereich der Finanzdienstleistungen sieht Ihre olitik nicht besser aus. Erstes Beispiel: Altersvorsorge. ir wollen, dass die Menschen für das Alter besser vor orgen. Mit der Reform des Alterseinkünftegesetzes haen wir 2004 die Weichen gestellt. Betriebliche Renten nd Riester-Renten-Produkte wurden für Verbraucherinen und Verbraucher attraktiver gemacht. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Die wollen sie ja gar nicht! – Gudrun Kopp [FDP]: Die haben zu wenige Informationen!)


leichzeitig haben wir das Privileg der Steuerbefreiung
on Kapitallebensversicherungen zusammengestrichen.
arum war das nötig? Kapitallebensversicherungen sind
ein geeignetes Mittel zur Altersvorsorge. 70 Prozent
er Verträge werden vorzeitig gekündigt. Durch die steu-
rliche Vergünstigung werden aber die viel wirksameren
iester-Produkte auf dem Markt benachteiligt. Das
usste geändert werden. Und wieder einmal stießen wir
uf Widerstand bei der Opposition. Warum? Kapital-
ebensversicherungen sind für Besserverdienende ein in-
eressantes Instrument zur Vermeidung von Steuern.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie haben doch überhaupt keine Ahnung!)


Zweites Beispiel: Versicherungsvertragsrecht. In
eutschland sind viel zu viele Menschen falsch ver-
ichert. Dies liegt auch daran, dass sie nicht richtig bera-
en werden. Mit der Reform des Versicherungsvertrags-
echtes wollen wir den Abschluss von Versicherungen
ransparenter machen. Unter anderem fordern wir ein
rotokoll der Beratungsgespräche. Dadurch werden fal-
che Beratungen und unseriöse Angebote aufgedeckt.
ie Position der Union ist hier sehr schwammig. Sie
arten auf grünes Licht aus der Versicherungswirtschaft.
Bedienung von Lobbyinteressen und Blockade wich-

iger verbraucherpolitischer Projekte – so, meine Damen
nd Herren von der Opposition, machen Sie Politik. Wir
achen das anders. Wir nehmen die Menschen ernst


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Und wie ernst!)


nd haben trotz des Widerstands der Union für die Ver-
raucherinnen und Verbraucher in Deutschland sehr viel
uf den Weg gebracht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Was denn?)

iese Politik setzen wir fort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518018600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Marlene Mortler von

der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1518018700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Jahrelang hat Ministerin Künast den Agrarpo-
litischen Bericht für ihre verbraucherpolitischen Zwe-
cke, für ihre Propaganda missbraucht. Heute liegt uns
ein eigenständiger Verbraucherpolitischer Bericht vor.


(Jella Teuchner [SPD]: Toll! Unser Erfolg!)

Ich sage Ihnen eines: Es hat sich nichts geändert; denn
Frau Ministerin ist ihrem Ruf als Verbrauchertäu-
schungsministerin gerecht geworden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Es gibt eine gewisse Kultur, Marlene Mortler, und die haben auch die Leute von der CSU einzuhalten! – Weiterer Zuruf von der SPD: Bayerische Holzhackermethoden!)


Mit diesem Bericht verbinde ich die große Hoffnung,
dass es der letzte Bericht ist, den Sie abliefern. Deutsch-
land braucht nicht nur einen Regierungswechsel;
Deutschland braucht eine Änderung in der Verbraucher-
politik,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Und eine Verbraucherbefreiung!)


eine Politik, die Verbraucher wirklich und ehrlich infor-
miert und nicht verdummt und nicht gängelt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Amtliche Verbraucherpolitik heißt für uns: für Wahr-

heit und Klarheit sorgen

(Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Ja von wegen! Beleidigungen ausstoßen und sonst nichts!)


und jede amtliche Täuschung vermeiden. Was haben Sie
getan? Sie haben in den Jahren Ihrer Amtszeit EU-Vor-
gaben im Inland ständig verschärft, haben dem Verbrau-
cher/der Verbraucherin aber bewusst verschwiegen, dass
Lebensmittel mit niedrigeren Standards aus dem EU-
Binnenmarkt ungehindert auf unsere deutschen La-
dentheken kommen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bauen wir doch neue Mauern, oder? – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Wollen Sie jetzt aus der EU austreten?)


Diese nationalen Alleingänge werden im Bericht als
nationale Ergänzungsregelungen umschrieben, ohne
dass sie begründet werden. Warum verschleiern Sie,
Frau Ministerin? Warum nennen Sie das Kind nicht beim
Namen?

Ich habe im Bericht nachgelesen. Auf Seite 13 steht:

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(C (D Im gemeinsamen Binnenmarkt sind europaweite Regelungen des Wettbewerbsrechts erforderlich. ... Abweichende nationale Regelungen … werden nach dem derzeitigen Stand ausgeschlossen … arum dann nicht auch europaeinheitliche Standards n der Lebensmittelproduktion? Die Praxis zeigt doch, ass die Wirtschaft und die Landwirtschaft jederzeit beeit sind, Lebensmittel mit höheren Standards zu liefern, enn der Markt und wenn der Verbraucher dies wünchen, (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


ber auf freiwilliger Basis und eigenverantwortlich,
hne Gängelung.
Ministerin Künast hat in all den Jahren auf Gängelung

esetzt. Ich nenne das Beispiel: Verfütterungsverbot für
ierische Fette. Das gilt nur in Deutschland.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da freuen sich die Verbraucher! – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie das aufheben?)


ch nenne das Beispiel: Pflicht zum BSE-Test bereits bei
indern ab 24 Monaten, in allen anderen EU-Ländern
rst ab 30 Monaten.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das hat Verbrauchervertrauen geschaffen!)


as verursacht Kosten. Ich nenne das Beispiel „niedri-
ere Mykotoxingrenzwerte für Getreide und Getreideer-
eugnisse“ oder das Beispiel „niedrige Rückstands-
renzwerte für Pflanzenschutzmittel“.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Fragen Sie mal die Leute, warum, Frau Mortler!)


ll diese Werte sind in Deutschland wesentlich niedri-
er.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist gut so!)


Man muss sich das einmal vorstellen: In Deutschland
arf das Fleisch von heimischen Rindern, die älter als
4 Monate sind, nur dann auf den Teller, wenn diese
iere entsprechend getestet worden sind.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir verwenden das als Wahlkampfrede für uns!)


rau Ministerin sagt aber nicht, dass das Fleisch von
ranzösischen Rindern auf unseren Teller kommen darf,
uch wenn dort, wie EU-weit, Tests erst für Tiere ab
0 Monaten vorgeschrieben sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


as ist Verbrauchertäuschung und hat nichts mit Ver-
raucherschutz zu tun.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist Unsinn! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: So ein Quark!)







(A) )



(B) )


Marlene Mortler

Ministerin Künast propagiert einseitig Freilandhal-

tung von Legehennen. Sie sagt aber nicht, dass gerade
diese Haltungsform eine stärkere Dioxinbelastung der
Eier mit sich bringt.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)


In Wahrheit ist der Ökolandbau für Ministerin Künast
nur Mittel zum Zweck gewesen, denn seit der Einfüh-
rung des deutschen Biosiegels kommen immer mehr
ausländische Ökoprodukte in unsere Ladenregale.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518018800

Frau Kollegin Mortler, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Abgeordneten Künast?


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1518018900

Ich müsste leider


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– nein, ich kneife nicht – schon seit 18 Uhr zu einem
wichtigen Termin im Büro sein. Ich bitte um Verständ-
nis.

Frau Künast hätte in den letzten Monaten zum Thema
Ökolandbau längst Stellung nehmen können. Da war
das Thema immer auf der Tagesordnung. Die Bundesre-
gierung hat dazu bewusst geschwiegen, gerade zum
deutschen Biosiegel. Das ist Fakt.

Meine Damen und Herren, seitdem leiden die heimi-
schen Ökobauern an geringeren Erlösen und der Ver-
braucher tappt immer noch im Dunkeln darüber, wo die-
ses Ökoprodukt, das das deutsche Biosiegel trägt, denn
nun wirklich herkommt, weil die Kennzeichnung bezüg-
lich der Herkunft nicht eindeutig geregelt ist. Gerade ha-
ben wir noch von Ministerin Künast gehört, dass es ihr
darum geht, zu wissen, was drin ist. So viel zur Verbrau-
chertäuschung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518019000

Frau Kollegin Mortler, kommen Sie bitte zum

Schluss.


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1518019100

Die Sicherheit heimischer Nahrungsmittel war noch

nie so hoch wie heute. Das bestätigen auch seriöse Wis-
senschaftler. Trotzdem sind die Verbraucher und die Er-
zeuger immer wieder gegeneinander ausgespielt worden.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Frau Mortler, denken Sie an Ihren Termin!)


Die Produkte sind schlecht geredet worden, man hat
Angst erzeugt und Panikmache betrieben und mit Stim-
mungsmache auch Wählerstimmen eingefangen. Ich bin
aber sicher, der Wähler wird Ihnen das nicht mehr durch-
gehen lassen.

Für die Union ist Verbraucherschutz

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(C (D (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Wurscht ist ihr der Verbraucherschutz! Das haben Sie ja deutlich gemacht!)


ehr wichtig, wir setzen aber auf Eigenverantwortung.
erbraucherschutz hört für uns dann auf, wenn er nur
och Geld kostet, aber nichts mehr bringt.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518019200

Vielen Dank, Frau Kollegin Mortler.

Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1518019300

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518019400

Zu einer Kurzintervention erteile ich der Kollegin
enate Künast das Wort.

Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518019500

Herr Präsident! Ich muss an dieser Stelle ganz kurz

uf zwei Punkte eingehen: auf die internationalen Grenz-
erte bezüglich Pestizideinsatz und auf das Thema Rin-
er.
Erstens möchte ich klarstellen, dass wir uns in der

uropäischen Union auf einem Weg der Harmonisierung
efinden. In den nächsten Jahren soll es einheitliche
renzwerte bezüglich erlaubter Rückstände aufgrund
on Pestizidnutzung in Lebensmitteln geben. Ich sage
anz klar: Ich bin stolz darauf, dass bei all den Untersu-
hungen, die von NGOs durchgeführt werden und bei
enen sie immer wieder – im Augenblick zum Beispiel
ei Erdbeeren oder bei Paprika – Rückstände finden oder
berschreitungen der Rückstandshöchstwerte feststel-
en, landwirtschaftliche Produkte aus Deutschland nicht
enannt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


eil es den Markt für diese guten Produkte schon gibt,
eine ich, es wäre falsch, jetzt vor einer europäischen
armonisierung die Werte für die deutschen Produkte
ochzusetzen. Das würde am Ende nämlich deren Ab-
atz gefährden. Außerdem glaube ich, dass wir längst ein
ualitätsniveau erreicht haben, von dem andere noch
räumen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zweitens habe ich den Eindruck, dass Sie aus BSE
ichts gelernt haben. Unsere BSE-Politik, das systemati-
che Bemühen um die Herstellung von Sicherheit, be-
uht, wenn ich sie einmal mit einer Hose vergleiche, da-
auf, quasi diese Hose mit Gürtel und Hosenträgern zu
ichern. So haben wir zum einen klar definiert, was Risi-
omaterialien sind, die nicht verzehrt werden dürfen,
nd zum anderen klar geregelt, dass ab dem 24. Monat
etestet wird. Im Ergebnis haben wir so relativ schnell
erbrauchervertrauen hergestellt. Wenn Sie, liebe Frau
ortler, am Rednerpult etwas behaupten, dann sollten
ie versuchen, wenigstens in der Tendenz, Ihre Ausfüh-






(A) )



(B) )


Renate Künast

rungen auch mit einem Hauch Wahrheit zu versehen.
Diese BSE-Politik ist eine Erfolgsgeschichte. Der Rind-
fleischmarkt ist ungefähr da, wo er auch vorher war, und
die Rindfleischpreise sind seit Anfang des Jahres um
70 Cent pro Kilo gestiegen. Das ist die Erfolgsge-
schichte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich kann gar nicht glauben, dass ich an der Stelle den
Verbraucherinnen und Verbrauchern sagen soll, dass wir
jetzt die Standards senken, in der Hoffnung, dass sie
dann immer noch einkaufen. Was Sie hier vorgeschlagen
haben, ist für die bäuerlichen Betriebe ein Vernichtungs-
modell.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518019600

Frau Kollegin Mortler, zur Erwiderung? – Bitte

schön.

Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1518019700

Danke schön.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Der Termin, Frau Mortler!)


– Man hat mir gesagt, dass ich auf alle Fälle auf diese In-
tervention zu antworten habe; deshalb antworte ich jetzt
pflichtgemäß.

Frau Ministerin, zum Thema Vernichtungsmaschine-
rie für die Landwirtschaft.


(Zurufe von der SPD: Was?)

Ich finde es schon ungeheuerlich, wenn Sie das uns in
die Schuhe schieben. Was haben Sie denn in den letzten
sieben Jahren gemacht? Seit Ihrer Amtsübernahme hat
sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft noch be-
schleunigt.

Sie sind auch nicht dafür verantwortlich, dass der
Rindfleischpreis gestiegen ist. Dazu haben Sie mit Si-
cherheit nichts beigetragen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jella Teuchner [SPD]: Aber Sie auch nicht!)


Noch einmal zum Stichwort Verbrauchertäuschung.
Meine Intention war, zum Ausdruck zu bringen, dass Sie
immer wieder Ankündigungen gemacht haben, anderer-
seits aber die Verbraucher immer wieder bewusst ge-
täuscht haben.


(Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Das ist ja eine Frechheit! Das ist unglaublich! Nichts als Injurien von dieser Frau!)


Das versteht doch kein Mensch – ich wiederhole es –:
Wenn ein Rind in Deutschland bereits mit 24 Monaten
getestet werden muss, aber zum Beispiel in Frankreich
erst mit 30 Monaten, Fleisch dieses französischen Rin-
des jedoch trotzdem auf den deutschen Teller darf, dann

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(C (D st das ein Widerspruch, den Sie den Verbrauchern nie rklärt haben und auch nie erklären wollten. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wollen Sie jetzt DDR-Planwirtschaft haben, eingegrenzt, oder was?)


Zu Ihrem Beispiel mit den Pestiziden, Frau Ministe-
in. Bereits vor Ihrer Zeit hat die Lebensmittelüberwa-
hung und -kontrolle in Deutschland funktioniert. Das
st Fakt. Sie sprechen von Harmonisierung. Die Bemü-
ungen um eine Harmonisierung im Bereich der Pesti-
ide und in anderen Bereichen ziehen sich hin. Solange
ie Harmonisierung nicht wirklich erreicht ist, hat un-
ere Land- und Ernährungswirtschaft eklatante Nach-
eile.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518019800

Das Wort hat die Kollegin Jella Teuchner von der

PD-Fraktion.

(Beifall der Abg. Waltraud Wolff [Wol mirstedt] [SPD])



Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1518019900

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

ehr geehrte Frau Kollegin Mortler, auch das, was Sie
ier gesagt haben, stimmt – das muss man einfach ein-
al feststellen – zu 98 Prozent nicht.


(Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Jetzt geht sie!)


Viel Glück bei Ihrem Termin im Büro! Einen richtigen
albsatz haben Sie gesagt, nämlich: Wir brauchen kei-
en Regierungswechsel. Das war der einzig richtige Bei-
rag in Ihrer Rede.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit unserem Verbraucherpolitischem Bericht bele-
en wir den hohen Stellenwert und die zentrale Bedeu-
ng, die die Verbraucherpolitik in unserer politischen
rbeit hat. Er zeigt Problemfelder auf und beschreibt
iele unserer verantwortlichen und zukunftsorientierten
olitik. Dabei ist für uns ganz klar: Verbraucherinnen
nd Verbraucher wollen Informationen, gerade wenn es
m Lebensmittel geht. Pestizide kann man nicht sehen,
crylamid nicht schmecken. Verbraucher brauchen Ver-
rauen in die Lebensmittel. Dafür müssen wir die nötige
ransparenz schaffen. Das ist unsere Aufgabe; die haben
ir angepackt und packen sie weiterhin an.
Wenn ich mir den Antrag der Union anschaue, dann

telle ich fest, dass dort zu diesem Thema überhaupt
ichts steht. Im Gegenteil, Sie reden von Pseudoinfor-
ation, Bevormundung durch Beratungspflichten und
inem Informationschaos. Dabei merken Sie noch nicht
inmal, dass Sie an der Realität total vorbeischreiben:
ie schwadronieren von einer Vielzahl von Biolabeln.
aben Sie eigentlich schon bemerkt, dass wir mittler-
eile ein funktionierendes, den Verbrauchern bekanntes






(A) )



(B) )


Jella Teuchner

und vom Handel akzeptiertes Biolabel haben? Das Bio-
siegel ist ein Erfolg, ob Sie das akzeptieren oder nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In Ihrem Antrag steht aber auch rein gar nichts zum
Verbraucherinformationsgesetz. Dabei sind Transparenz
und Vertrauen ohne Information nicht möglich. Behör-
den sind eben keine Geheimgesellschaften. Die Men-
schen wollen wissen, was die Behörden bei ihren Kon-
trollen herausfinden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wenn es um Dinge geht, die die Menschen betreffen,
dann sollten sie auch das Recht auf diese Information ha-
ben. Dank Ihrer Taktik und Ihrer Blockade haben sie es
aber nicht. Sie werden es auch in Zukunft nicht haben,
weil Sie, Union und FDP, dies einfach nicht wollen. Sie
können noch so viele Sonntagsreden halten und Schau-
fensteranträge schreiben: Wenn es zum Schwur kommt,
dann stimmen Sie mit Nein. Das war in der letzten Le-
gislaturperiode so und das ist in dieser Legislaturperiode
wieder so. Union und FDP sind dafür verantwortlich,
dass die Verbraucherinnen und Verbraucher von den Be-
hörden keine Antwort erwarten können. Sie sagen den
Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Informationen
über ihre Lebensmittel haben wollen, lapidar: Das geht
dich nichts an. – Es geht sie aber sehr wohl etwas an.

Vertrauen schafft man nur durch Transparenz, und
zwar durch diejenige Transparenz, die wir im Lebens-
mittel- und Futtermittelgesetz verankern wollten. Union
und FDP haben das wieder herausgestrichen. Das ist das
Ergebnis des Vermittlungsausschusses. Sie, Union und
FDP, wollen keine Transparenz. Sie werden nicht an Ih-
ren Worten gemessen, sondern an Ihren Taten. Das, was
Frau Mortler eben zum Besten gegeben hat, ist das beste
Beispiel dafür.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sonntagsreden sind etwas Nettes. Während der Wo-
che lassen Sie die Verbraucherinnen und Verbraucher
aber abblitzen. Sie haben die Verbraucherinformation
wiederholt abgelehnt. Wenn man sich Ihr Schattenkabi-
nett anschaut, dann sieht man, dass Sie vorhaben, sich
von der Verbraucherpolitik ganz zu verabschieden:


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Da wissen Sie aber mehr als wir!)


Sie wollen den gesundheitlichen Verbraucherschutz dem
Gesundheitsministerium und den rechtlichen Verbrau-
cherschutz der Justiz unterordnen. Das sind drei Schritte
zurück. Wir werden dafür sorgen, dass die Verbrauche-
rinnen und Verbraucher wissen, was sie von Ihnen zu er-
warten haben: keine Informationsrechte, keine Unter-
stützung, einfach gar nichts.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat die Kollegin Julia Klöckner von der DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir brauchen keinen Regierungswechsel!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518020000


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1518020100

Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Frau Teuchner, Sie haben eben vom
chattenkabinett der Union gesprochen: Da wissen Sie
ehr als wir. Die einzigen Schatten, die ich bisher sehe,
ind auf der Regierungsbank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Jella Teuchner [SPD]: Da müssten Sie mal Zeitung lesen!)


Zum Zeitunglesen: Vielleicht sollte man sich auch in-
ormieren.


(Jella Teuchner [SPD]: Genau das habe ich getan!)


Das haben Sie getan. Wir werden uns darüber nachher
ern unterhalten können. Vielleicht sind Sie einer Ente
ufgesessen; aber das ist mir relativ gleich. Sehen wir
inmal, was nach der Wahl kommt. Ich glaube, Sie wer-
en dann ganz andere Dinge zu bewältigen haben.
Ich möchte auf das Thema BSE-Tests zu sprechen

ommen. Mit Blick auf unsere deutschen Produzenten
öchte ich natürlich, dass vorwiegend deutsches Fleisch
ekauft wird. Frau Künast wie auch Herr Ostendorff ha-
en eben Zwischenrufe gemacht: Man soll gerade des-
alb deutsches Fleisch kaufen, weil in Deutschland
SE-Tests für alle Rinder über 24 Monate bei der
chlachtung vorgeschrieben sind.
Sie müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass das

leisch der deutschen Bauern neben dem Fleisch aus Ar-
entinien oder aus Frankreich liegt. In Frankreich sind
SE-Tests erst für alle Rinder über 30 Monate bei der
chlachtung vorgeschrieben. Dadurch kann es viel güns-
iger als das Fleisch aus Deutschland sein. Wir können
ns das deutsche Fleisch sicherlich leisten;


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)

ber es gibt außerhalb dieser „heiligen Hallen“ viele
ürgerinnen und Bürger, die es sich nicht leisten können
nd sich überlegen müssen, was sie kaufen. Angesichts
essen ist es – gerade als Partei der Besserverdienen-
en – sehr arrogant, zu sagen: Dann kaufen wir das deut-
che Fleisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Was ist denn das jetzt für ein Plädoyer?)


Frau Künast, Sie haben in der Debatte über den Ver-
raucherpolitischen Bericht 2004 ein Resümee dessen
ezogen, was Sie in Ihrer Regierungszeit zum Verbrau-
herschutz gemacht haben. Dabei ist mir eines aufgefal-
en: Sie haben gar nichts zu den Energiepreisen gesagt.






(A) )



(B) )


Julia Klöckner

Wenn jemand von hohen Energiepreisen betroffen ist,
dann sind es doch wohl alle privaten Haushalte, die klei-
nen wie die großen Familien. Mich wundert es schon,
dass die Verbraucherministerin nichts zu den steigenden
Energiepreisen gesagt hat. Stattdessen treten Sie, Frau
Künast – das mag auch interessant sein –, für nachhalti-
ges Waschen ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es herrscht also Stille im Ministerium zu den steigen-

den Energiepreisen. Ich kann mir schon vorstellen, wa-
rum Sie dazu nichts gesagt haben. Zum einen hat Minis-
ter Clement Ihnen verboten, sich dazu äußern. Zum
anderen wissen Sie natürlich, dass der Bumerang zu-
rückkommen kann. Innerhalb Ihrer Regierungszeit sind
beispielsweise die Stromkosten aufgrund der staatlichen
Belastungen von 2,2 Milliarden Euro um mehr als das
Fünffache auf 12 Milliarden Euro gestiegen. Weil dies
gegen die Interessen der Verbraucher ist, halten Sie bei
diesem Thema den Mund und reden beispielsweise lie-
ber über Schrottimmobilien.

Es gibt noch ein zweites Kabinettstück. Schauen wir
uns einmal das Werbeverbot für Zigaretten an. Die EU
beschloss ein Werbeverbot für Zigaretten. Auf der einen
Seite wetterte Minister Clement dagegen und zog sogar
vor den Europäischen Gerichtshof. Auf der anderen
Seite möchten Sie zeitgleich im nationalen Alleingang
ein Werbeverbot erwirken. Es ist schon interessant, dass
Sie sich alle Möglichkeiten offen lassen wollen. Es wäre
aber schon gut, Sie würden Ihre Arbeit besser koordinie-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Die Schwächen in der Koordinierung zeigen sich beim
Thema Ernährung noch gravierender. Dazu haben wir
heute nur relativ wenig von Ihnen gehört. Verbraucher-
schutzministerium und Gesundheitsministerium wissen
nicht, wer die Zügel in die Hand nehmen soll. Es gibt
teure Doppelstrukturen. Das Gesundheitsministerium
legt ein Programm im Zusammenhang mit Ernährung für
rund 2 Millionen Euro auf. Ihr Ministerium, Frau Künast,
gibt wiederum 9 Millionen Euro für Aufklärungskampa-
gnen und Wettbewerbe im Zusammenhang mit Überge-
wicht aus. Das Familienministerium wiederum legt ein
Projekt „Qualitätssicherung in Beratung und ambulanter
Therapie von Frauen und Mädchen mit Essstörungen“
auf. Das eine Ministerium lässt Broschüren drucken und
das andere Ministerium hat ähnliche Broschüren schon
einmal über die Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-
klärung verteilen lassen. Trotzdem sagen Sie, Sie hätten
nicht genug Geld.

Dass Übergewicht und Fettleibigkeit ein Problem
sind, sind wir uns ja einig. Wir brauchen einheitliche
Strategien. Es muss auch ressortübergreifend zusam-
mengearbeitet werden. Frau Ministerin Künast, es bringt
nichts, wenn Sie mit PR-Kampagnen vorpreschen und
alles an die große PR-Glocke hängen, wenn andere Mi-
nisterien ähnlich verfahren. Wir müssen bei der Ernäh-
rungsberatung und Ernährungsaufklärung in Deutsch-
land unsere Aktivitäten endlich bündeln.

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(C (D Apropos Alleingang. Frau Künast, wir erinnern uns och an Ihr Buch „Die Dickmacher“. Ich habe bis heute icht verstanden, wie unter diesem Titel Ihr Konterfei uf den Buchdeckel gedruckt werden konnte. Ihr Buch at eine Auflage von 30 000, aber es ist – mit Verlaub – in Rohrkrepierer geworden. Zu diesem Schluss kommt an, wenn man bei den Buchhandlungen und beim Verag nachfragt. Die Fachleute auf dem Gebiet der Ernähung haben den Inhalt Ihres Buches angegriffen. Frau Künast, Sie sind eine Freundin des Bücher chreibens. Zurzeit suchen Sie einen Autor zum Thema ein und Riesling. Dieses Thema macht sich ganz gut. ch weiß, Stuart Pigott hat abgesagt. Aber es gibt noch ine gute Autorin in Köln. Sie stürzen sich immer auf hemen, die sich gut für PR eignen. Wir sind der Meinung, dass man die Gesundheits ufklärung und die Ernährungsaufklärung ganzheiticher sehen muss und dass man die Plattform etwas neu ustieren muss. Es sollen hinsichtlich der Gewichtsproleme nicht nur die Kinder und die Jugendlichen angeprochen werden, sondern auch die Erwachsenen. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das tun wir doch!)


ie Erwachsenen müssen mit gutem Beispiel vorange-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Ich möchte Sie zum Schluss noch bitten, nicht nur das
bergewicht im Fokus zu haben. Es gibt auch die
ntergewichtigen sowie die Fehl- und Mangelernähr-
en. In meine Sprechstunde kam eine Mutter, deren
ochter magersüchtig ist. Auch das Problem der Mager-
ucht müssen wir neben dem Problem des Übergewichts
ei Kindern im Auge behalten. Dieses ist ein psycho-
oziales und pädagogisches Problem, das eindeutig zu
enig beachtet wird. Ich weiß, dass man damit keine
ahlen gewinnen kann. Wir müssen uns aber dennoch
arum kümmern. Wir brauchen nicht nur eine Bauernbe-
reiung, sondern auch eine Verbraucherbefreiung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518020200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus-

es für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
chaft auf Drucksache 15/5611 zu dem Entschließungs-
ntrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/
ie Grünen zum Verbraucherpolitischen Bericht 2004.
er Ausschuss empfiehlt in Kenntnis des Verbraucher-
olitischen Berichts 2004 auf Drucksache 15/4499, den
ntschließungsantrag auf Drucksache 15/4865 anzuneh-
en. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
enstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
ung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
ie Stimmen der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion ange-
ommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Abstimmung über den Entschließungsantrag der

Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/5678. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsan-
trag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei
Zustimmung der CDU/CSU-Fraktion und Enthaltung
der FDP-Fraktion abgelehnt.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft auf Drucksache 15/3987. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die
Annahme des Entschließungsantrages der Fraktionen der
SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 15/3323 zu der Erklärung durch die Bundesregie-
rung mit dem Titel „Eine neue Ernährungsbewegung für
Deutschland“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSU- und der
FDP-Fraktion angenommen.

Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
des Entschließungsantrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/3324 zu der genannten Erklärung durch
die Bundesregierung. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSU- und
der FDP-Fraktion angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/3987 die
Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/3310 mit dem Titel „Über-, Fehl- und
Mangelernährung wirksam bekämpfen“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist wiederum
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen von CDU/CSU-Fraktion und FDP-Fraktion an-
genommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf:
Beratung des Berichts des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Bitten und Beschwerden an den Deutschen
Bundestag
Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des
Deutschen Bundestages im Jahr 2004
– Drucksache 15/5570 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Vorsitzende des Petitionsausschusses, Dr. Karlheinz
Guttmacher von der FDP-Fraktion, das Wort.


Dr. Karlheinz Guttmacher (FDP):
Rede ID: ID1518020300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Rund 230 000 Bürgerinnen und Bür-
ger haben sich im Berichtsjahr 2004 an den Petitionsaus-

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(C (D chuss gewandt. Dies ist eine beachtliche Steigerung egenüber den Vorjahren. Sie macht deutlich, welches ertrauen dieser Ausschuss in der Bevölkerung hat. In fünf Minuten eine angemessene Bewertung der Ar eit des Petitionsausschusses vorzunehmen ist für mich ls Vorsitzenden unmöglich. Deswegen verweise ich an ieser Stelle auf den schriftlichen Bericht, der dem Bunestag vorliegt und den die Bürgerinnen und Bürger im nternet nachlesen oder aber beim Sekretariat des Petiionsausschusses anfordern können. Bei allem Verständnis für die Zwänge der derzeitigen arlamentarischen Situation: Ich finde, das Parlament ollte sich künftig auch hier im Plenum für die Sorgen nd Nöte der Bürger wieder mehr Zeit nehmen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Festzuhalten bleibt jedenfalls: Der Petitionsaus-
chuss ist der politische Seismograph der Nation. Die
roßen Themen in der Politik spiegeln sich auch in der
rbeit des Petitionsausschusses wider. Allein im Ge-
undheitsbereich war bei den Neueingaben eine Steige-
ung um fast 150 Prozent auf mehr als 4 000 Einzelpe-
itionen zu verzeichnen. Aber auch zum Beispiel bei
hemen im Zusammenhang mit der gesetzlichen Ren-
enversicherung oder dem Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums der Justiz gab es beachtliche Zuwächse.
Aus der Bandbreite der Eingaben möchte ich einen

inzelfall herausgreifen: Es hat mich besonders gefreut,
ass im Berichtsjahr 2004 Bürger, die Hilfsgüter in Kri-
engebiete transportieren, aufgrund einer Änderung des
autgesetzes von der Autobahnmaut befreit wurden.
ies war vorher nur für professionell arbeitende Hilfsor-
anisationen vorgesehen. Die Arbeit des Petitionsaus-
chusses, so meine ich, hat dazu beigetragen, dass bür-
erschaftliches Engagement jetzt in angemessener
eise durch den Staat unterstützt wird. Das zeigt, dass
in Bürgerbrief eine Gesetzesänderung herbeiführen
ann. Der Petitionsausschuss nimmt jede Eingabe ernst,
icht nur solche, die von einer Reihe von Unterschriften
egleitet werden.
In 19 Sitzungen hat sich der Petitionsausschuss dem

normen Arbeitsanfall gestellt und entsprechend den Zu-
ächsen beim Posteingang erheblich mehr Petitionen
bschließend behandelt als in den Jahren zuvor. Allein
ie Zahl der Beschlussempfehlungen an das Plenum
onnte um 40 Prozent gesteigert werden.
Dies war nur durch eine gute fraktionsübergreifende
rbeit der Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss
öglich. Sie hat dazu geführt, dass in circa 90 Prozent
er Fälle ein einheitliches Votum gefunden werden
onnte. Hierfür möchte ich allen Kolleginnen und Kolle-
en aus den Fraktionen meinen allerherzlichsten Dank
agen. Ich möchte mich aber auch bei dem Ausschuss-
ienst sehr herzlich bedanken, ohne den diese Arbeit
icht hätte bewältigt werden können.


(Beifall im ganzen Hause)







(A) )



(B) )


Dr. Karlheinz Guttmacher

Ich kann nur hoffen, dass die dort vorhandenen Ressour-
cen zumindest erhalten bleiben. Wir haben uns im Peti-
tionsausschuss gerade in letzter Zeit mehr Aufgaben
gestellt. Dazu ist es erforderlich, dass wir im Ausschuss-
dienst personell gut besetzt sind.

Wer den Sumpf trockenlegen will, darf damit nicht
die Frösche beauftragen; wir kennen diesen alten
Spruch. Mit dem Petitionsausschuss haben wir ein effi-
zientes Instrument, Bürgerbeschwerden nachzugehen.
Beauftragte der Bundesregierung können diese Arbeit
nicht in gleicher Weise erfüllen; denn sie sind Teil der
Exekutive, ihnen fehlt die Unabhängigkeit eines parla-
mentarischen Gremiums.

Es sei gestattet, noch einen kurzen Blick in die Zu-
kunft zu werfen. Der Petitionsausschuss stellt sich den
Herausforderungen moderner Medien. Ab dem 1. Sep-
tember 2005 wird es für die Bürgerinnen und Bürger
möglich sein, sich mit einer E-Mail an den Petitionsaus-
schuss zu wenden. Zugleich wagen wir den Einstieg in
das Zeitalter des elektronischen Parlaments. Als zusätz-
liches Angebot wird es möglich sein, Petitionen ins In-
ternet zu stellen und öffentlich darüber zu diskutieren.
Damit werden wir noch bürgerfreundlicher; denn der
Zugang zum Petitionsausschuss wird noch einfacher. So
stärken wir Elemente der direkten Demokratie.

Zum Schluss noch eine persönliche Bemerkung: Dies
ist der letzte Bericht, den ich als Vorsitzender des Peti-
tionsausschusses zu verantworten habe. Ich danke allen
Kolleginnen und Kollegen, die mir die Arbeit im Peti-
tionsausschuss sehr leicht gemacht haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Das Plenum bitte ich, den Ausschuss ernst zu neh-
men, auch dann, wenn wir nicht gerade eine Debatte
zum Jahresbericht führen. Allen Bürgerinnen und Bür-
gern rufe ich zu: Haben Sie weiter Vertrauen in die Ar-
beit unseres Ausschusses, auch dann, wenn wir Ihnen
möglicherweise in Einzelfällen nicht helfen können!

Vielen Dank.

(Beifall im ganzen Hause)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518020400

Das Wort hat der Kollege Uwe Göllner von der SPD-

Fraktion.

Uwe Göllner (SPD):
Rede ID: ID1518020500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein

altes deutsches Sprichwort will uns weismachen, dass
der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Im letzten Be-
richtsjahr war der Herr Vorsitzende in unserem Auftrag
in Québec, wo sich die Vorsitzenden der Ombudsräte,
die Ombudsleute und die Vorsitzenden der Petitionsaus-
schüsse trafen. Dort ist ihm wiederholt gesagt worden,
dass unser System der parlamentarischen Petitionsarbeit
als vorbildlich gilt. Also gilt der Prophet außerhalb des
eigenen Landes wohl eine ganze Menge.

Dass dieses Sprichwort nur sehr eingeschränkt Gel-
tung hat, zeigt sich daran, dass die Bürgerinnen und Bür-

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(C (D er unseres Landes den Petitionsausschuss seit seinem estehen im Jahr 1949 ausgesprochen ernst nehmen, ass sie ihn annehmen und sich mit ihren Sorgen und öten an ihn wenden. Das verdeutlicht allein die Zahl er Eingaben, die im letzten Jahr an den Petitionsauschuss herangetragen wurden: Es waren 17 999 Eingaen. Auch wenn sich dahinter viel mehr Bürgerinnen nd Bürger verbergen – der Vorsitzende hat darauf hinewiesen –, ist diese Zahl beachtlich. Als jemand, der schon ein paar Jahre Mitglied des Pe itionsausschusses ist – ich glaube, ich bin seit sechs Jahen dabei; das ist für den Petitionsausschuss schon eine ngewöhnlich lange Zeit –, will ich den Mitarbeiterinen und Mitarbeitern des Ausschussdienstes herzlich anken. Die Mitarbeiter meines Büros sagen mir, dass ie immer dann, wenn es notwendig ist, vom Sekretariat ngemessen bedient werden, sodass es mir möglich ist, enjenigen, die sich an mich wenden, immer sachgerecht nd gut informiert zu antworten. Ich möchte ein paar Zahlen – die man fast seismogra hisch nennen kann – anführen, die dem Bericht zurunde liegen: Es gab 17 999 Eingaben; dahinter stehen 0 000 Bürgerinnen und Bürger. Das sind 15 Prozent ehr als im vorigen Berichtsjahr. Dabei muss man aber uch sehen, dass es immerhin 18 Prozent weniger waren ls zehn Jahre zuvor. Die Entwicklung verläuft also in inem ständigen Auf und Ab. In den ersten Regierungsahren der rot-grünen Koalition hatten wir sogar einen tand erreicht, der vor dem Stand der Wendezeit lag, lso vor dem von 1990. Das werte ich natürlich als Zeihen der guten Politik, die wir gemacht haben und mit er die Bürgerinnen und Bürger zufrieden waren. (Zuruf von der CDU/CSU: Ja, ja, wie man heute merkt!)


Eine letzte interessante Zahl aus dieser Statistik
öchte ich noch nennen: Knapp 10 Prozent aller Einga-
en erfüllten nicht die verfassungsmäßigen Vorausset-
ungen einer Petition. Dennoch sind sie angenommen
orden. Sie sind eine Art Stimmungsbarometer für das,
as die Menschen in unserem Lande bedrückt, für ihre
öte, Anregungen und Hoffnungen. Diese sollten wir
rnst nehmen; denn ich glaube, aus dem Dialog mit den
ürgerinnen und Bürgern über das Petitionswesen kann
an eine ganze Menge lernen. Das hat zum Beispiel bei
ir dazu geführt, dass ich schon so lange Mitglied des
etitionsausschusses bin; denn dadurch kommt es zu ei-
er gewissen Verwurzelung, die man als Abgeordneter
ehr leicht zu verlieren geneigt ist.
Wie vital der Petitionsausschuss seiner Arbeit im letz-

en Jahr nachgekommen ist, zeigt sich an folgenden Fak-
en: den Ortsterminen, der Teilnahme an Messen, der
ngen Zusammenarbeit mit den Beauftragten der Peti-
ionsausschüsse der Landtage, den Delegationsreisen un-
erer Mitglieder nach Bulgarien, Rumänien, Tschechien
nd Kanada, unserer Teilnahme an internationalen Ta-
ungen des Petitionswesens und den Empfängen auslän-
ischer Delegationen hier in Berlin, die aus Usbekistan,
us China, aus vielen afrikanischen Staaten, aus der
kraine, den Niederlanden, Ägypten, Jordanien, Kuwait
nd vom Balkan kamen.






(A) )



(B) )


Uwe Göllner

Ich will Ihnen von einer Petition erzählen, die aus

meinem Wahlkreis kommt und an der man sieht, dass
man auch als Wahlkreisabgeordneter durchaus etwas da-
von haben kann: Von der Umgehung einer Autobahn, die
mit einer Ortsumgehung verbunden wurde, war ein
Kleingartenverein tangiert, der in seiner 60-jährigen Ge-
schichte schon dreimal durch öffentliche Planungen ver-
legt worden war. Daraufhin wandte man sich an mich.

Ich habe dem Verein empfohlen, eine Petition an den
Deutschen Bundestag zu richten, weil der Bundesver-
kehrsminister an dieser Umgehungsstraße auf bestehen-
der Rechtsgrundlage Lärmschutz und Spritzschutz ange-
bracht hatte und nicht bereit gewesen war, zugunsten des
Vereins von diesen Vorschriften insoweit abzurücken,
dass das Vereinsleben an diesem Ort hätte weitergeführt
werden können. Im Wege der Petition ist es dann gelun-
gen, dies durchzusetzen, und das hat auch nur relativ
kurze Zeit, weniger als ein halbes Jahr, gedauert. Die
Bürgerinnen und Bürger haben den Petitionsausschuss
als etwas erlebt, was ihnen weiterhilft. Ich glaube, wir
alle sind gut beraten, wenn wir, obwohl es in den nächs-
ten Monaten ja etwas zugespitzt zugehen wird, miteinan-
der so umgehen, dass diejenigen, die den Herbst „überle-
ben“, auch im 16. Deutschen Bundestag so angenehm
zusammenarbeiten, wie das im Petitionsausschuss in den
letzten Jahren möglich war.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518020600

Das Wort hat der Kollege Günter Baumann von der

CDU/CSU-Fraktion.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1518020700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Dem Grundrecht nach Art. 17 Grundgesetz, Petitio-
nen an den Deutschen Bundestag zu richten, kommt,
denke ich, in der heutigen Zeit eine besondere Bedeu-
tung zu. Ich bedauere es deshalb sehr, dass wir in diesem
Jahr nur 30 Prozent der Zeit, die wir im letzten Jahr hat-
ten, zur Verfügung haben, um darüber sprechen zu kön-
nen. Dass heute Abend nicht gerade die attraktivste Sit-
zungszeit ist, sehen wir ja auch an der Teilnehmerzahl.

Meine Vorredner sagten bereits: fast 18 000 Petitio-
nen im Jahr 2004, mit denen sich Bürger mit Bitten und
Beschwerden an den Deutschen Bundestag, den Ort der
Gesetzgebung, gewandt haben. Das ist ein deutlicher
Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Auch diesmal ist der
Anteil der Bürgerinnen und Bürger aus den neuen Bun-
desländern prozentual wieder am höchsten. Gerade in
den neuen Bundesländern gibt es, auch 15 Jahre nach der
deutschen Einheit, leider immer noch zahlreiche beson-
dere Problemfelder, die aus Sicht der Petenten noch
nicht befriedigend gelöst werden konnten.

Die gewachsene Zahl der Petitionen hat dem Aus-
schussdienst wieder besonders viel abverlangt. Deshalb
möchte ich an dieser Stelle wie meine Vorredner den

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(C (D itarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ausschussdienses für ihre fleißige und sachkompetente Arbeit ganz erzlich danken. ch möchte mich aber auch bei allen Kolleginnen und ollegen des Ausschusses bedanken, die über Fraktionsrenzen hinweg weitgehend gut zusammenarbeiten. Wir aben gemeinsam eine ganze Reihe von Petitionen für nsere Bürger bearbeiten und klären können. Ein besonerer Dank gilt auch unserem Ausschussvorsitzenden, arlheinz Guttmacher, der mit hoher Sachkompetenz die usschusssitzungen geleitet hat. Nur durch das kollegiale Miteinander war es möglich, nzähligen Bürgern in unserem Lande zu helfen oder zuindest weitestgehend entgegenzukommen. Ich bedaure, dass sich in den letzten Wochen das lima im Ausschuss etwas verschlechtert hat. Wir haben um Beispiel bei Petitionen zum SED-Unrecht keine emeinsame Linie mehr gefunden. Ich hätte mir das geünscht, gerade weil wir morgen den 17. Juni begehen. elbst Kompromissangebote oder kleinere Zeichen, die ir hätten setzen können, waren nicht möglich. Ich enke, wir haben hier das Petitionsrecht nicht mehr voll enutzt. In den beiden letzten Sitzungen hat die rot-grüne Aus chussmehrheit in Abkehr von bisherigen Zeitplänen ntscheidungen über drei Initiativen herbeigeführt, mit enen sich der Ausschussdienst und auch wir Abgeordeten seit Ende letzten Jahres beschäftigt haben. Die DU/CSU-Fraktion hat die Vorschläge ernsthaft geprüft nd sich entschieden, sinnvolle Änderungen gemeinsam it der Regierungskoalition mitzutragen. Meine Frakon hat dem Verfahren der Einreichung von E-Mailetitionen ab 1. September 2005 zugestimmt. Ich enke, angesichts der steigenden Zahl von privaten Inernetanschlüssen und der Weiterentwicklung der technichen Ausstattung vieler Haushalte haben wir hier eine ernünftige Sache beschlossen. Der Ausschuss hat hierür ein zuverlässiges Verfahren ausgearbeitet; auch dafür anz herzlichen Dank. Unsere Forderungen nach hinreihender Sicherheit sind dabei zuverlässig erfüllt worden. uch einem Modellversuch, Petitionen im Internet unrzeichnen zu können, haben wir heute zugestimmt. Dagegen haben wir im Hinblick auf die Privilegie ung von Massenpetitionen, die die Koalition heute geen uns durchgesetzt hat, schwerwiegende Bedenken: ir befürchten nicht vertretbaren verwaltungstechni chen Aufwand. Art. 17 Grundgesetz ist ein Grundrecht ür jedermann, also für jeden einzelnen Bürger; er stärkt ie Teilhabe des Einzelnen. Ein Anhörungsrecht für assenpetitionen, zum Beispiel ab 50 000 Unterschrifn, gibt, denke ich, einen falschen Anschein besonderer ürgernähe. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall im ganzen Hause)


atsächlich werden dadurch Millionen von Bürgern, die
s organisatorisch niemals schaffen, eine solche Massen-






(A) )



(B) )


Günter Baumann

petition einzureichen, vor den Kopf gestoßen und fak-
tisch benachteiligt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Vermutung – in Anführungsstrichen – lautet:
Diese Veränderung wird im nächsten Deutschen Bundes-
tag bestimmt keinen Bestand haben.

Der Petitionsausschuss sollte sich aus meiner Sicht
intensiver mit dem Beauftragtenunwesen beschäfti-
gen, welches in der letzten Zeit ziemliche Ausmaße an-
genommen hat. Angesichts einer kaum überschaubaren
Zahl öffentlicher und privatwirtschaftlicher Schlich-
tungsstellen, Ombudseinrichtungen und spezieller Be-
auftragter in unserem Lande ist es für die Bürger immer
schwieriger, zu entscheiden, an welche Adresse sie sich
mit ihren Begehren wenden und wo sie am sinnvollsten
Hilfe erhalten können.

Die CDU/CSU-Fraktion betrachtet die Entwicklung
des Beauftragtenwesens im Bereich der Bundesregie-
rung und deren organisatorische und stellenmäßige Aus-
stattung sehr kritisch. Während es in den letzten Jahren
im Bereich vieler Ausschüsse zu einem Stellenabbau ge-
kommen ist – auch beim Petitionsausschuss musste man
das zur Kenntnis nehmen –, gibt es beim Beauftragten-
wesen einen beträchtlichen Stellenaufwuchs. Ich denke,
die Bedeutung des Art. 17 Grundgesetz – ich habe es
mehrmals gesagt – und die parlamentarische Bearbei-
tung von Bitten und Beschwerden sollten im Mittelpunkt
stehen. Mit all unseren Möglichkeiten sollten wir dafür
sorgen, dass es in unserem Land zu keiner Untergrabung
unserer parlamentarischen Arbeit im Petitionsausschuss
durch das Beauftragtenwesen kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Mein Resümee: Der Petitionsausschuss als Gremium

des Deutschen Bundestages kann die Probleme der Bür-
ger immer noch am besten parteiübergreifend lösen. Lei-
der gibt es einige Fälle, bei denen wir in der letzten Zeit
keinen Konsens gefunden haben. Als Beispiel möchte
ich nennen, dass es nicht möglich war, die Ungleich-
behandlung der Alleinerziehenden, die Leistungen
nach dem Unterhaltsvorschussgesetz erhalten, und der
Alleinerziehenden, die einen Unterhaltsanspruch nach
BGB haben, zu beseitigen. Das ist bedauerlich, weil das
für die Alleinerziehenden, die Leistungen nach dem
UVG erhalten, eine Ungleichbehandlung bedeutet; sie
werden benachteiligt. Dafür gibt es eigentlich keine
Rechtfertigung. Das ist eine widersprüchliche Familien-
politik. Ich denke, das ist ein Schlag ins Gesicht von al-
lein erziehenden Müttern. Hier besteht dringender Hand-
lungsbedarf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zum Abschluss noch ein positives Beispiel: Mehrere

Jahre lang haben wir gemeinsam gegen die Regierung
und die Deutsche Post darum gekämpft, dass nach über
zehn Jahren wieder ein Postleitzahlenbuch aufgelegt
wird. Wir haben den Erfolg jetzt mit allen Mitteln er-
reicht. Ich denke, in den nächsten Wochen werden wir
das neue Buch in den Händen halten. Wir können damit
vielen Bürgern helfen, die keinen Internetanschluss und

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(C (D eine Möglichkeit haben, diese Zahlen irgendwoher zu rhalten. Es gibt bald ein neues Buch. Ich denke, das letzte positive Beispiel zeigt eindeutig: er Petitionsausschuss kann den Bürgern im Land helen. In vielen Fällen gelingt das. Er ist ein Mittel, das ertrauen in die Demokratie zu stärken. Wir sollten dieen Dienst am Bürger in unserer Gesellschaft auch in ukunft mit gleichem Einsatz fortsetzen. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Josef Winkler, Bünd is 90/Die Grünen. Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1518020800
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Keine Skandale, relativ wenig Gezänk, kein
ollywood, sondern eine solide und erfolgreiche Ar-
eit – das ist der Petitionsausschuss des Deutschen Bun-
estages, und zwar parteiübergreifend.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein, lieber Josef!)


amit das so ist, braucht man einen sehr guten Aus-
chussvorsitzenden. Dafür möchte ich mich ganz
erzlich bei Ihnen persönlich bedanken, Herr
r. Guttmacher. Ich bedanke mich im Namen meiner
raktion sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Mein ganz besonderer Dank gilt natürlich auch den
itarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ausschussdienst
nter der Leitung von Dr. Rakenius für ihre fleißige und
ompetente Zuarbeit. Auch bei den allermeisten Kolle-
innen und Kollegen aus allen Fraktionen kann ich mich
ür die gute und sachliche Zusammenarbeit im Sinne der
ürger bedanken.
Einen Wermutstropfen – Herr Kollege Baumann, Sie

aben eben schon damit angefangen, etwas Wasser in
en Wein zu gießen – muss ich am Ende meiner Rede al-
erdings doch noch aufgreifen. Die Hauptverantwortli-
hen für diesen großen Erfolg des Petitionsrechts und
uch des Petitionsausschusses sind natürlich unsere Bür-
erinnen und Bürger. Die Zahl wurde bereits genannt: Es
aren knapp 18 000 Petitionen. Unter vielen Petitionen
tehen natürlich mehrere Unterschriften, manchmal so-
ar viele Tausend, Herr Baumann. Wir behandeln sie na-
ürlich alle gleich gut und gleich ordentlich.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Aber?)

ei jeder zweiten Petition konnte etwas für den Petenten
rreicht werden; das ist ausdrücklich zu begrüßen. Ich
egrüße es auch, dass die Bürgerinnen und Bürger das
echt, das sie haben, so nutzen, wie sie es möchten:
anchmal alleine, manchmal mit mehreren, manchmal






(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

getragen durch eine Organisation und manchmal durch
Privatpersonen. Es ist ausdrücklich nicht festgelegt, dass
eine Beteiligung von Verbänden untersagt ist.

Wir sind also ein Magnet für gute Ideen, für Reform-
und Verbesserungsvorschläge der Bürgerinnen und Bür-
ger. Damit die Anziehungskraft dieses Magneten Peti-
tionsrecht noch größer wird, haben wir die Weiterent-
wicklung des Petitionsrechts mit Unterstützung der FDP
auf den Weg gebracht. Teilweise hat uns auch die Union
unterstützt, aber in den meisten Fällen haben wir gegen
den Widerstand der Union gehandelt.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Es stimmt nicht, Herr Kollege Baumann, dass Sie den

Vorschlag, Petitionen per E-Mail zuzulassen, unter-
stützt haben. Im Protokoll des Ausschusses können Sie
nachlesen – ich nehme an, hier ist Ihnen ein bedauerli-
cher Irrtum unterlaufen –, dass die Unionsfraktionen ge-
gen die Zulassung von E-Mail-Petitionen gestimmt ha-
ben. Das ist auch Teil meiner Abschlussbemerkung.
Darin gehe ich auf eine Pressemitteilung ein, die Sie
heute übers Netz geschickt haben.

Wir haben die Vorgaben unseres Koalitionsvertrages
erfüllt, teilweise – das betone ich noch einmal – mit Un-
terstützung der Opposition. Wir haben die Stärkung von
Massenpetitionen durchgesetzt. Wir haben die doch et-
was antiquierte Auslegung des Petitionsrechts, wonach
eine Petition unbedingt eigenhändig unterzeichnet sein
muss, im Zeitalter von E-Mail und Internet geändert.
Man darf im Internet auch die Petition eines anderen un-
terstützen. All das ist modern. Ich finde es etwas lach-
haft, dass sich die Union dem verschlossen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich komme nun zu einer Meldung, die 18.05 Uhr von

der Deutschen Presse-Agentur verbreitet wurde. Die
glatte Unwahrheit, durch die sich diese Meldung aus-
zeichnet, verbuche ich jetzt einmal als Irrtum Ihrerseits.
Darin steht, dass Sie die Einführung von E-Mail-Petitio-
nen unterstützt haben. Allerdings ist es schon relativ hef-
tig, was Sie uns vorwerfen. Darüber habe ich mich ge-
ärgert. Deswegen muss ich das hier jetzt ausbreiten.


(Abg. Günter Baumann [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Lassen Sie mich das erst ausführen. Sie können ja hin-
terher eine Kurzintervention machen. Ich werde Sie da-
für ausreichend beschimpfen, Herr Kollege Baumann.

Der erste Punkt ist: Sie werfen Rot-Grün vor, dass wir
dem Petitionsrecht einen Bärendienst erwiesen hätten.
Der zweite Punkt: Mit diesem Beschluss würde das Peti-
tionsgrundrecht für die einzelnen Bürger entwertet. Dazu
muss ich in aller Kürze, weil sich meine Redezeit dem
Ende nähert, etwas sagen. Sie als Unionsfraktionen be-
trachten die Arbeit im Petitionsausschuss offensichtlich
als Strafe – das muss im Protokoll des Deutschen Bun-
destages einmal vermerkt werden –; denn viele Ihrer
Landesgruppen ziehen im Halbjahres- oder Jahrestakt
ihre Mitglieder zurück, weil die Arbeit angeblich unzu-
mutbar und zu hart sei.


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(C (D (Günter Baumann [CDU/CSU]: Alle wollen mitarbeiten!)


Die Begründung können Sie ja gleich noch nennen.
adurch kommt es zu erheblichen Zeitverzögerungen.
n Wirklichkeit schränken Sie das Petitionsrecht des ein-
elnen Bürgers täglich ein, weil Sie Ihre Kolleginnen
nd Kollegen aus dem Petitionsausschuss abziehen.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Das ist schon die zweite Falschaussage, lieber Josef!)


as führte in etlichen Fällen zu monatelangen Verzöge-
ungen. Das muss hier einmal gesagt werden.
Ich denke, Sie sollten diese Art des Umgangs mit dem

etitionsrecht einstellen. Hören Sie auf, uns, weil wir
as Petitionsrecht erweitern und etwas intelligenter ge-
talten wollen, indem wir auf die modernen Medien ein-
ehen, vorzuwerfen, dass wir das Petitionsrecht ein-
chränken. Wir haben neue Möglichkeiten geschaffen
nd keine einzige abgeschafft. Es tut mir Leid, dass ich
as in dieser Form sagen muss. Aber Sie waren es, der
ber den Ticker eine solche Pressemitteilung herausge-
chickt hat.
Herzlichen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Josef, irgendetwas reitet Dich doch heute!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518020900

Nun hat sich der Kollege Baumann, wie ausdrücklich

rwünscht, für eine Kurzintervention zu Wort gemeldet.
abei mache ich den Kollegen Winkler darauf aufmerk-
am, dass die Ankündigung von Beschimpfungen ei-
entlich zu präventiven Ordnungsrufen führen müsste,
orauf ich nur aus ausgeprägter persönlicher Sympathie
erzichte.


(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Bitte schön, Herr Kollege Baumann.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1518021000

Herr Präsident! Kollege Winkler, wir haben im Peti-

ionsausschuss fast drei Jahre gut und sachlich zusam-
engearbeitet. Vor etwa drei Wochen kam eine etwas
ndere Stimmung auf. Warum das bei Ihnen so ist, mag
ahingestellt sein.


(Ute Kumpf [SPD]: Bei uns?)

adurch kam es zu einer Reihe unsachlicher Diskussio-
en.
Es ist nachzulesen, dass ich im Obleutegespräch der
öglichkeit, eine Petition per E-Mail einzureichen, ein-
eutig zugestimmt habe. Im Ausschuss haben Sie vor
er Abstimmung eine unsachliche Diskussion begonnen.
araufhin haben wir uns der Stimme enthalten, aber wir
aben nicht dagegen gestimmt. Sie haben in den darauf
olgenden Tagen eine falsche Pressemitteilung






(A) )



(B) )


Günter Baumann

gestreut. – Es müsste im Protokoll nachlesbar sein. Ich
bitte Sie, doch zur Sachlichkeit zurückzukehren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518021100

Herr Kollege Winkler.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Danke, Herr Präsident, auch für die unterbliebene Er-

mahnung. – Herr Kollege Baumann, wir können uns da-
rüber streiten. Dann werden wir das Protokoll halt im
nächsten Jahresbericht nachreichen. Ich unterstreiche,
dass wir lange und gut zusammengearbeitet haben, aber
in diesem Fall – das muss ich sagen – hat die Union an-
ders abgestimmt. Zumindest haben Sie nicht zuge-
stimmt,


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)

was Sie eben in Ihrer Rede gesagt haben. Ich habe das
Protokoll nicht nachgelesen, aber ich habe ja gesehen,
dass Sie dagegen gestimmt haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wenn du das zweimal behauptest, wird es nicht richtiger!)


Wenn das als Enthaltung gewertet worden sein sollte,
dann ist es gut. Jedenfalls haben Sie nicht zugestimmt.
Eine Enthaltung ist doch wohl eine recht schwache Form
der Zustimmung, oder, Herr Baumann?

Wer hier eiert, das ist eine ganz andere Frage. Wir von
der Koalition haben klar im Koalitionsvertrag gesagt,
dass wir das Petitionsrecht erweitern wollen und die
Bürger mehr Möglichkeiten haben sollen. Das haben wir
beschlossen. Ich bleibe dabei: Die Union hat nicht zuge-
stimmt.


(Günter Baumann [CDU/CSU]: Basta! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist etwas anderes als dagegen gestimmt, mein Lieber!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518021200

Nun hat das Wort der Kollege Dr. Karl Addicks für

die FDP-Fraktion.

Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1518021300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Vor kurzem hat der Petitionsausschuss seinen
Jahresbericht an den Herrn Bundestagspräsidenten über-
geben. Mehr als 15 000 Einzelpetitionen wurden im
Jahr 2004 abschließend bearbeitet, eine gewaltige Zahl,
die im Vergleich zu den Vorjahren noch deutlich zuge-
nommen hat. Darin spiegeln sich auch die hausgemach-
ten Wirtschaftsprobleme wider, die auch und vor allem
auf die Sozialgesetzgebung durchschlagen und die diese
Bundesregierung zu verantworten hat.

Im Gegensatz zur Bundesregierung hat der Aus-
schussdienst eine hervorragende Arbeit geleistet; ich
sage es an dieser Stelle noch einmal. Dafür möchte ich
allen Ausschussdienstmitarbeitern ganz herzlich dan-
ken.

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(C (D Deutschland hat mit dem Art. 17 des Grundgesetzes ie Voraussetzung für ein bestens funktionierendes Petiionswesen. Darauf kann man auch schon einmal stolz ein. Uns allen erscheint es zwar als selbstverständlich, och nicht überall auf der Welt genießen die Menschen olch ein Grundrecht, das auch wirklich etwas bewirken ann und schon vieles bewirkt hat. Das sollten wir erennen und wir sollten darauf achten, dieses Recht zu utzen, zu pflegen und auch zu erweitern. Das Petitionsecht bietet den Bürgern wahrlich eine Möglichkeit mituwirken, den Gesetzgeber aufmerksam zu machen, ja, hm auch einmal auf die Finger zu klopfen. Dies umso ehr, als wir ein Plebiszit in unserer Verfassung nicht aben. Leider konnten wir Liberale uns bisher mit unseem Wunsch nach mehr plebiszitären Elementen nicht urchsetzen. Nicht ganz zufrieden sind wir mit der Gestaltung des etitionsrechts im europäischen Verfassungsvertrag. ch meine das jetzt nicht als generelle Kritik; aber gerade in geeintes Europa müsste für die Probleme seines Soueräns mehr Gehör zeigen können, als dies gegenwärtig er Fall ist. Aber wir wollen das positiv sehen. Das ist ine Chance für Europa, sich weiter zu entwickeln. Bei der konkreten Arbeit als Abgeordneter im Petiti nsausschuss ist man dann gut, wenn man sich in die age der Leute versetzen kann, deren Anliegen man als erichterstatter bearbeitet. Das haben wir im Ausschuss ohl alle getan. Dennoch sind wir nicht immer einer einung gewesen. Das liegt in der Natur der Sache. ber wir konnten doch häufig etwas bewirken, konnten ngerechtigkeit abschaffen, konnten die Eingaben der etenten aufgreifen und die Resultate in die Gesetzgeung einbringen. Ein Wort an meine Landsleute von der Saar: Das aarland hat mit Baden-Württemberg bundesweit die enigsten Eingaben. Machen Sie ruhig häufiger Gerauch von Ihrem Petitionsrecht, auch was die Bergschäen betrifft! (Beifall bei der FDP – Zuruf von der CDU/ CSU: Wo die CDU regiert, sind alle glücklich!)


as Ziel bleibt natürlich eine Änderung des Bundesberg-
esetzes, sprich: Der Bergbau unter bewohntem Gebiet
uss endlich aufhören. Ich beziehe mich da auf eine Pe-
ition aus meinem Wahlkreis, die leider keinen Erfolg
atte. Allerdings ruht unsere Hoffnung hier auf einer an-
eren Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Vielen Dank noch an meine Kollegen vom Petitions-

usschuss für die im Großen und Ganzen doch gute und
invernehmliche Zusammenarbeit.
Vielen Dank für Ihrer aller Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518021400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Gabriele Lösekrug-
öller für die SPD-Fraktion.






(A) )



(B) )



Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1518021500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Ich stelle mir Folgendes vor:
Wir behandeln den Jahresbericht 2005. Es ist Donners-
tag, 10 Uhr, und wir haben hinreichend Zeit,


(Günter Baumann [CDU/CSU]: Zwei Stunden!)


darüber zu reden, was unsere Arbeit so bedeutsam
macht. Ich lege mein ganzes Vertrauen in jene Mehrheit
– ich glaube zu wissen, wie die Mehrheit beschaffen sein
wird; die jetzige wird nämlich bestehen bleiben –, dass
wir das endlich einmal hinbekommen. Dieses Vorwort
wollte ich meiner kurzen Rede vorausschicken.

Als Nächstes schließe ich mich meinen Vorrednern an
und danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Petitionsausschusses. Wir haben gut und zuverlässig zu-
sammengearbeitet. Das ist sicherlich einen großen Dank
wert.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Es wurde schon hinreichend dargestellt, dass im
Jahr 2004 mehr Petitionen eingegangen sind und von
uns bearbeitet wurden als in den Vorjahren. Ich denke, es
ist völlig klar: In einer Gesellschaft, die sich in einem so
starken Wandel befindet wie unsere und in der so viele
Reformen erforderlich sind, müssen das Parlament und
die Bürgerinnen und Bürger in einen stärkeren Dialog
eintreten. Das schlägt sich auch in der Zahl der Petitio-
nen nieder.

Für uns ist jede Petition gleich wichtig. Das galt in
der Vergangenheit; das trifft heute zu und das wird auch
künftig der Fall sein, lieber Herr Kollege Baumann. Uns
erscheint kein Anliegen zu groß oder zu klein, keine
Bitte zu laut oder zu leise und keine Beschwerde zu
kompliziert, erst recht nicht zu einfach. Das haben wir
unter Beweis gestellt.

Dass wir uns dabei bei Ministerien und Behörden
nicht gerade Sympathien verschaffen oder unsere Be-
liebtheit steigern, ist logisch. Wir knüpfen oftmals an ei-
nen Leidensweg von Bürgern und Bürgerinnen an, die
mit ihrem Wunsch nicht durchdringen konnten und mit
ihrem Anliegen keinen Erfolg hatten. Aber wir nehmen
diesen Weg gerne auf uns. Wir freuen uns wie alle über
jeden Erfolg und sind meines Erachtens auch in schein-
bar hoffnungslosen Angelegenheiten sehr hartnäckig.
Deshalb leisten wir gute Arbeit.

Ich will nur ein Beispiel nennen. Wir haben es ge-
schafft, einer gehörlosen jungen Frau eine angemessene
Ausbildung zukommen zu lassen, indem wir uns dafür
eingesetzt haben, dass ihr ein Gebärdendolmetscher zur
Seite gestellt wurde. Soviel zum Thema „laute und leise
Bitten“. Es ließen sich noch zahlreiche weitere Beispiele
anführen.

Aber wir stoßen auch in manchen Fällen an unsere
Grenzen. Ich glaube, darin stimmen wir überein, Herr
Dr. Addicks. Zum Beispiel konnten wir es einer Chine-
sin – eine praktizierende Falun-Gong-Anhängerin –
nicht ermöglichen, in Deutschland zu bleiben. Solche

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(C (D älle betrüben uns. Ich denke, wir werden in Zukunft iel tun müssen, damit wir auch in solchen Einzelfällen, ezogen auf bestimme Fragestellungen, mehr helfen önnen, als es zurzeit der Fall ist. Sind wir ein parlamentarischer Leuchtturm oder ein entil, um Dampf abzulassen? Letzteres Bild wurde von denauer herangezogen. Ich gebe zu, dass ich mich lieer als Leuchtturm als ein Ventil sehe; denn als Leuchtrm habe ich den Überblick und biete Orientierung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Orientierung haben wir auch in Bezug auf die
odernisierung des Petitionswesens gegeben, wie be-

eits angeklungen ist. Wir von Rot-Grün haben, um end-
ch auf die Höhe der Zeit zu kommen, drei Änderungen
Gang gebracht. Wir haben – auch mit großer fachli-
her Unterstützung des Ausschussdienstes – unsere Ver-
ahrensgrundsätze geändert. Ich will das an dieser Stelle
icht im Einzelnen erläutern. Ich halte alle drei Ände-
ungen für richtungweisend und sinnvoll.
Dass der Opposition dann aber in entscheidenden Fra-

en der Mut fehlte, ist nicht neu; das kennen wir schon
us anderen Zusammenhängen.
Für uns heißt das, dass wir in der Ausweitung des Pe-

tionsrechts das Internet ab 1. September in einer ange-
essenen Weise nutzen können. Ich finde das Klasse
nd bin sehr stolz darauf. Das gebe ich zu.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Ich will abschließend festhalten, dass wir zwar vieles
Übereinstimmung geregelt haben, aber nicht alles.
enn ich in die Vergangenheit zurückblicke, dann
öchte ich – das meine ich ehrlich – unserem derzeiti-
en Vorsitzenden großen Respekt zollen und Dank sa-
en. Er hat das schwierige Handling immer zum Wohle
on Petenten hinbekommen. Ich meine, sein heute ange-
ührtes Beispiel, dass jemand, der einen Sumpf trocken
gen will, nicht die Frösche beauftragen dürfe, zeigt,
ie liebenswert er auch Kritik formulieren kann.
Ich sehe das mit den Fröschen aber etwas anders. Ich

laube nicht, dass alle grün sind; ich kenne auch sehr
iele rote Frösche. Ich bin überzeugt davon: Genauso
ie es in der Vergangenheit schwarze und gelbe Frösche
ab, wird es in Zukunft bei den Beauftragten bunt sein.
ier lernen wir alle den Unterschied zwischen den Äm-
rn, die eine Regierung zu vergeben hat, und dem, was
as Parlament tut. Ich bin ganz optimistisch: Wir, der
etitionsausschuss, bleiben sicherlich gut und nahe an
en Bürgerinnen und Bürgern.
Ich komme zum Schluss. Meine lieben Kolleginnen

nd Kollegen von der CDU/CSU, ich glaube, es bleibt
o: Ein Ja ist ein Ja, ein Nein ist ein Nein und eine Ent-
altung bleibt eine Enthaltung, egal was man später sagt.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Das hätten wir ohne Sie nicht gewusst! Danke für die Belehrung! Gabriele Lösekrug-Möller – Herr Kauder, den Eindruck hatte ich ebenfalls. Deshalb schien es mir geboten zu sein, darauf hinzuweisen: Keine Kante an einer Enthaltung macht daraus ein Ja. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518021600

Das Wort hat der Kollege Holger Haibach für die

CDU/CSU-Fraktion.


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1518021700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Es ist mir eigentlich zu viel, die ganze Diskussion
noch einmal aufzurollen. Aber was der Kollege Winkler
über den Wechsel meiner Kolleginnen und Kollegen ge-
sagt hat, ist erstens falsch und lässt zweitens eine andere
Interpretation zu. Im Petitionsausschuss sind zehn Kolle-
ginnen und Kollegen von der CDU/CSU. Sieben davon
sind seit Beginn der Legislaturperiode dabei. Aber Sie
haben den Eindruck erweckt, als hätten wir gewechselt
wie andere Leute täglich ihre Unterhosen. Bei uns sind
natürlich einige Landesgruppen, zum Beispiel die Bay-
ern, vertreten, die sehr viele Abgeordnete haben. Bei uns
soll jeder in den Genuss kommen, im Petitionsausschuss
zu arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Denn das Petitionsrecht ist ein großes Recht und beileibe
keine Selbstverständlichkeit.

Welch hohes Gut das Petitionsrecht tatsächlich ist,
habe ich in Palästina gelernt. Ich bin dort letztes Jahr ge-
wesen und habe vor Vertretern der palästinensischen Re-
gierung und des Legislativrates über die Arbeit und die
Erfahrung mit dem deutschen Petitionsrecht gesprochen,
weil man dort so etwas wie die Einrichtung eines Peti-
tionsbüros plant. Dabei ist mir klar geworden – das ist
mir auch deutlich gesagt worden; das ist schon ange-
klungen –, dass das deutsche Petitionsrecht sowie die
Art und Weise, wie wir damit umgehen, Vorbildcharak-
ter für viele haben. Wenn wir das Petitionsrecht, dieses
hohe Gut, das keine Selbstverständlichkeit ist, weiterent-
wickeln wollen, dann müssen wir sehr vorsichtig sein
und genau darauf achten, was wir bewirken, wenn wir
Änderungen herbeiführen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Uwe Göllner [SPD])


Jedenfalls scheint mir, dass in Deutschland vom Peti-
tionsrecht sehr rege Gebrauch gemacht wird, einmal
mehr, einmal weniger; das ist schon angeklungen. Ich
finde es spannend, zu sehen, dass sich sehr viele Men-
schen für Dinge einsetzen, die nichts mit ihrem persönli-
chen Umfeld zu tun haben. Das reicht von Fragen betref-
fend das Umweltrecht bis hin zu Informationsfragen.
Manche Petitionen beschäftigen sich beispielsweise mit
Genitalverstümmelungen bei Frauen und Mädchen in
Afrika oder mit der Aufarbeitung historischen Unrechts
im damaligen Osmanischen Reich. Diese Petition ist im-

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(C (D erhin von 45 000 Menschen aus ganz Europa untertützt worden. Das zeigt aus meiner Sicht zweierlei: Zum einen timmt das Gerede über die Ichbezogenheit unserer Geellschaft zumindest nicht zu hundert Prozent. Zum aneren erfüllt der Petitionsausschuss neben seinem urprünglichen Zweck noch eine andere Funktion, nämlich ragen aufzuwerfen und Probleme anzusprechen, für die s woanders vielleicht kein Forum gibt. Weil wir diese usätzliche Funktion offensichtlich haben, weil wir Vorild für viele Einrichtungen ähnlicher Art sind und weil nser Ausschuss ganz offensichtlich den Ruf genießt das habe ich zumindest im Ausland so vernommen –, icht parteipolitisch, sondern in der Sache zu entscheien, tun wir bei aller Notwendigkeit zur Veränderung nd bei allem verständlichen Willen zur öffentlichen arstellung gut daran, unsere Glaubwürdigkeit dadurch u erhalten, dass wir das, was ich das „hohe Gut“ geannt habe, wirklich hochhalten und es nicht durch unedachte Änderungen oder durch Parteipolitik diskrediieren. Bisher hatte ich meistens den Eindruck, dass dem uch so ist. Ich will nur hoffen, dass möglicherweise etas stürmischere Zeiten diesen Eindruck nicht verwichen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518021800

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Sibylle Pfeiffer, CDU/CSU-Fraktion.


Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1518021900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

assen Sie bitte folgenden Fall einfach einmal auf sich
irken. Sie bearbeiten eine Petition und stellen fest: Der
etent hat Recht. Da ist etwas passiert, was nicht in Ord-
ung ist. Ihr Votum lautet: Wir überweisen den Fall an
ie Bundesregierung zur Erwägung. Bei weiterem Nach-
chauen stellen Sie fest: Der Ausschussdienst hat Ähnli-
hes wie Sie festgestellt und votiert auch, zur Erwägung
u überweisen. Auch die Berichterstatterin der Regie-
ungskoalition – Frau Marks, Sie wissen, worum es
eht –


(Zuruf von der SPD: Das wissen wir alle!)

ommt nach einigen klärenden zusätzlichen Informatio-
en zu der Erkenntnis: Jawohl, dem Petenten ist Unrecht
eschehen, ihm muss geholfen werden. Das Votum: zur
rwägung an die Bundesregierung. Die Abstimmung im
etitionsausschuss – logischerweise einstimmig –: Die
etition soll der Bundesregierung zur Erwägung über-
iesen werden.
Fazit: Alle Prüfungen, sowohl die der Ausschussmit-

rbeiter als auch die aller Berichterstatter sowie aller
usschussmitglieder, haben ergeben: Diesem Petenten
uss geholfen werden. Die Regierung muss aufgefordert






(A) )



(B) )


Sibylle Pfeiffer

werden, Entsprechendes in die Wege zu leiten. Und dann
passiert das Unfassbare: Die Regierung sieht keinen
Handlungsbedarf.


(Abg. Caren Marks [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Herr Präsident, ich beantworte die Frage gern.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518022000

Bitte schön. Wir machen gerade einen Modellver-

such, ob Debatten notfalls auch ohne Beteiligung eines
amtierenden Präsidenten funktionieren.


(Heiterkeit)

Bitte schön, Frau Kollegin.


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1518022100

Vielen Dank. – Frau Pfeiffer, Sie haben eben behaup-

tet, mein Votum habe in diesem Fall gelautet, dass dem
Petenten Unrecht widerfahren sei. Dem möchte ich in al-
ler Deutlichkeit widersprechen. Ich habe in Übereinstim-
mung mit Ihnen dahin gehend votiert, dass der Fall dem
entsprechenden Ministerium zur Erwägung überwiesen
werden sollte. Das ist auch geschehen.

Meine Frage: Wie kommen Sie angesichts der Ant-
wort des Ministeriums zu der Feststellung, dass eine ein-
stimmige Überweisung an das Ministerium automatisch
dahin gehend zu interpretieren ist, dass dem Petenten
Unrecht widerfahren ist?


Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1518022200

Weder noch; das ist nicht das Thema. Darin, liebe Kol-

legin Marks, besteht genau unsere Aufgabe: zu erkennen,
welchen Petenten in der Sache – obwohl unter Umstän-
den vom geltenden Recht gedeckt – Unrecht getan wor-
den ist, zum Beispiel weil Angaben nicht stimmten, weil
Behörden sich falsch verhalten haben, weil Ämter wider-
sprochen haben, obwohl die Fristen eingehalten wurden.
Unsere Aufgabe ist es, solches Unrecht – und zwar nicht
im juristischen Sinne – zu erkennen und zu korrigieren.
Ich denke, das ist eine schöne Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU – Günter Baumann [CDU/CSU]: Das war ein Eigentor!)


Ich komme zurück zu meinem Fall. Ich hatte ausge-
führt, dass die Bundesregierung trotz allem also keinen
Handlungsbedarf sieht. Das stimmt mich ziemlich trau-
rig, weil in einem Fall, wie ich ihn eben näher erläutert
habe, mir der Petent Leid tut. Obwohl alle feststellen,
dass gehandelt werden muss, handelt die Bundesregie-
rung nicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn das Ergebnis
unserer Arbeit so aussieht, dass wir einstimmig der Mei-
nung sind, etwas müsse abgestellt werden, aber trotzdem
nichts getan wird, dann arbeiten wir so gut wie umsonst.
Wenn das Ergebnis unserer Arbeit nicht anerkannt wird,
dann können wir uns alle Diskussionen und die Bearbei-
tung der Akten sparen.

Vielen Dank.

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(C (D Ich schließe die Aussprache und nutze gern die Gele enheit, sicher im Namen des ganzen Hauses, allen Mitliedern des Petitionsausschusses für eine Arbeit zu anken, die im Unterschied zu manchen anderen Aufgaenfeldern weniger auffällig, aber ganz besonders wichig ist. as verdient gerade bei einer solchen Gelegenheit festehalten zu werden. Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 9 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Klaus Brandner, Dr. Michael Bürsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Albert Schmidt Beck Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Investitionskräfte stärken – Neue Impulse für Wachstum und Beschäftigung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Notwendige Investitionen in die deutsche Verkehrsinfrastruktur bereitstellen – zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Infrastrukturinvestitionen erhöhen – Neue Wege bei Finanzierung und Betrieb der Bundesfernstraßen – Drucksachen 15/5340, 15/5325, 15/5338, 15/5650 – Berichterstattung: Abgeordnete Uwe Beckmeyer Horst Friedrich Nach einer interfraktionellen Vereinbarung war für iese Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Diese enötigen wir nicht, weil die Kollegen Uwe Beckmeyer, eorg Brunnhuber, Renate Blank, Albert Schmidt und orst Friedrich ihre Reden zu Protokoll geben.1)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518022300

(Beifall im ganzen Hause)


(14. Ausschuss)


(Hamburg), Dietrich Austermann, Eduard

uss ich die Aussprache nicht eröffnen und kann gleich
u den Beschlussempfehlungen kommen.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-

ung auf Drucksache 15/5650 unter Nr. 1 die Annahme

Anlage 14






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

des Antrags der Fraktionen der SPD und des Bündnis-
ses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/5340 mit dem
Titel „Investitionskräfte stärken – Neue Impulse für
Wachstum und Beschäftigung“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich der Stimme? – Das Erste war die Mehrheit,
die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache
15/5325 mit dem Titel „Notwendige Investitionen in die
deutsche Verkehrsinfrastruktur bereitstellen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Auch diese Beschluss-
empfehlung ist mit Mehrheit angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 sei-
ner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion der FDP auf der Drucksache 15/5338 mit
dem Titel „Infrastrukturinvestitionen erhöhen – Neue
Wege bei Finanzierung und Betrieb der Bundesfernstra-
ßen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Mit leichten
Variationen im Abstimmungsverhalten ist diese Be-
schlussempfehlung mit Mehrheit angenommen.

Nun rufe ich die Zusatzpunkte 3 a und 3 b auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten

Dr. Hans-Ulrich Krüger, Florian Pronold, Ingrid
Arndt-Brauer, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Jutta
Krüger-Jacob, Christine Scheel, Kerstin Andreae,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Europäische Finanzmärkte – Integration
durch Wettbewerb und Vielfalt voranbringen
– Drucksache 15/5679 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Leo
Dautzenberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Volker Wissing, Dr. Hermann Otto Solms,
Carl-Ludwig Thiele, Dr. Wolfgang Gerhardt und
der Fraktion der FDP
Europäische Finanzmärkte – Integration durch
Wettbewerb und Vielfalt voranbringen
– Drucksache 15/5677 –

Auch hier ist eine halbstündige Aussprache vorgese-
hen. – Dazu gibt es keinen Widerspruch. Dann ist das so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst dem
Kollegen Hans-Ulrich Krüger für die SPD-Fraktion das
Wort.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der kann einem Leid tun!)



Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD):
Rede ID: ID1518022400

Ich danke für den Trost vorab, Herr Dautzenberg.

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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich freue mich, dass wir mit unserem rot-grüen Antrag heute eine Magna Charta der europäischen inanzmarktintegration beraten können. Dies hat eutschland als größte Volkswirtschaft in Europa redich verdient. Durch die Umsetzung des FSAP auf europäischer bene sind verbesserte Rahmenbedingungen geschaffen orden, welche die europäischen Finanzmärkte und den inanzplatz Deutschland vorangebracht haben und weier voranbringen werden. Gerade Deutschland ist einer er bedeutendsten Produktionsstandorte für Finanzienstleistungen in Europa. Der heutige Antrag trägt entcheidend dazu bei, unser Gewicht bei unseren Partnern n der EU angemessen einzubringen. Die Integration der uropäischen Finanzmärkte stärkt auch ganz besonders ie Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland, ie fördert Wirtschaftswachstum und führt letztlich auch u mehr Arbeitsplätzen. Klar ist aber auch: Von einem mündigen und inforierten Bürger kann bei der komplexen Vielfalt von Fianzprodukten nicht der gleiche Wissensstand erwartet erden wie bei einem Einkauf im Supermarkt. Unsere ufgabe wird es daher sein, dafür zu sorgen, dass die Ineressen der Finanzmarktakteure in einem angemessenen erhältnis zueinander stehen. Somit gewährleisten wir it unserem Antrag einen effektiven und leistungsfähien Verbraucherschutz. Dies wird offenbar, wie ich den Zwischenrufen ent ehme, (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Hat doch keiner etwas gesagt!)

on den Fraktionen der FDP und der CDU/CSU so nicht
itgetragen. Ansonsten wären bestimmte Dinge nicht
rklärbar.
Im Einzelnen begrüßen wir im Basel-II-Prozess, dass

s nach langwierigen Verhandlungen gelungen ist, einen
agfähigen Rahmen für die Eigenkapitalanforderungen
ternational tätiger Banken zu schaffen. Auch die sehr
usgewogene Lösung zur bankenaufsichtsrechtlichen
ehandlung von Krediten an die mittelständische Wirt-
chaft ist hier zu nennen. Nun kommt es im Wesentli-
hen darauf an, diese Verhandlungserfolge bei der EU-
msetzung zu sichern.
Der Zugang der Bevölkerung und der Unternehmen

ur Vielfalt der modernen Finanzdienstleistungen ist zu
arantieren. Es bestehen hier auf EU-Ebene durchaus
och Schwierigkeiten beim grenzüberschreitenden elek-
onischen Vertrieb sowie bei der Zulassung der grenz-
berschreitenden Kontoeröffnung durch das Internet.
ier muss durch die EU-weite Umsetzung der bereits
orhandenen Richtlinien eine Vereinfachung für die Ver-
raucher und letztlich auch für die Banken geschaffen
erden. Beide Gruppen werden dieses Angebot dankend
nnehmen und sich entsprechend verhalten.
Ein weiterer wichtiger Bereich, in dem die deutsche

inanzindustrie zu den Champions zählt, ist der der
rst- und Rückversicherungsunternehmen. Damit die






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Ulrich Krüger

Marktstellung dieser Unternehmen nicht gefährdet wird,
gilt es, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu er-
halten, zu sichern und zu fördern.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Im Hinblick auf die vorzuhaltenden Eigenmittel und an-
zuwendenden Berechnungsverfahren dürfen diese Un-
ternehmen nicht überfordert werden. Gleiches gilt auch
in Bezug auf unnötige bürokratische Hindernisse. Aus-
drücklich begrüßen wir, dass die von der EU geplante
Verschärfung der Solvenzvorschriften für Rückversiche-
rungen für das Lebensrückversicherungsgeschäft kein
Thema mehr ist.

Zur Regulierung von Ratingagenturen hat der Deut-
sche Bundestag bereits im Jahr 2004 beschlossen, inter-
nationale Verhaltensregeln zu fördern. Erfreulich ist,
dass die in dem Beschluss formulierten Forderungen bei
der Arbeitsgruppe der Vereinigung der Wertpapierauf-
sichtsbehörden Gehör gefunden haben und im Entwurf
eines Wohlverhaltenskodex für Ratingagenturen berück-
sichtigt sind. Wir werden in den kommenden Jahren sehr
genau prüfen, wie die Entwicklung auf dem Ratingmarkt
vorangeht, und gegebenenfalls auch Vorschläge für eine
europäische Lösung unterbreiten.

In der jüngeren Vergangenheit ist das eher kurzfristig
angelegte Engagement einiger Hedgefonds zu Recht in-
frage gestellt worden. Wie die „Wirtschaftswoche“ ak-
tuell titelt, drohen dem mit 1 000 Milliarden US-Dollar
Eigenkapital ausgestatteten Markt der Hedgefonds
Schieflagen, die das weltweite Finanzsystem ins Wanken
bringen können. Das muss ein deutliches Warnsignal
auch an die deutsche Politik sein.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)

Es ist deshalb notwendig, alles dafür zu tun, dass in-

ternationale Hedgefonds die gleiche Sicherheit bieten
wie deutsche. Mit dem Investmentmodernisierungsge-
setz ist es gelungen, moderne Bedingungen für Hedge-
fonds zu schaffen,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Für Deutschland, ja!)


die für die europäische Regulierung von Hedgefonds
wegweisend sein müssen.

So gibt es bei uns strenge Zulassungsprüfungen und
es wird eine ständige Aufsicht über das Management
verlangt. Es bleibt daher darauf zu achten, dass es zu ei-
nem ausgewogenen Ausgleich zwischen Anlegerschutz
und Entwicklungsmöglichkeiten für den Kapitalmarkt
kommt. Hierbei muss allerdings zusätzlich über Trans-
parenzgebote und Offenlegungspflichten diskutiert wer-
den. Auch dieses Anliegen sollte von Ihnen, meine Da-
men und Herren von der Opposition – so meine Bitte –,
in Gänze mitgetragen werden, sodass ich Sie auffordern
möchte: Ziehen Sie Ihren gleich lautenden Antrag zu-
rück!


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Unserer war der erste, Herr Kollege! – Leo Dautzenberg [CDU/ – s q „ w s b g K m 3 s d f L R b s d i d d B l e G A u h s d G e g C K w g P (C (D CSU]: Ich habe Sie bisher für seriöser gehalten!)


Sie haben gleich die Möglichkeit, etwas dazu zu
agen. – Stimmen Sie unserem Antrag zu! Das ist konse-
uenter.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zum Thema

Clearing and Settlement“ verlieren. Für uns ist es sehr
ichtig, dass bestehende und funktionierende Markt-
trukturen nicht durch Maßnahmen aufgrund vorgescho-
ener Wettbewerbsargumente in Mitleidenschaft gezo-
en werden und dass vor einem Tätigwerden der
ommission eine Kosten-Nutzen-Analyse erfolgt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Sie wissen, ist
it Beschluss des Europäischen Parlaments vom
1. Mai 2004 das Lamfalussy-Verfahren auf die ge-
amte EU-Finanzmarktrechtsetzung ausgeweitet wor-
en. Was wir mit unserem Antrag aufgreifen und angrei-
en, ist die nach wie vor mangelnde demokratische
egitimation der so genannten Level-3-Committees im
ahmen des Lamfalussy-Verfahrens. In Deutschland ha-
en wir ein gutes Forum geschaffen, auf dem gemein-
ame Aufsichtsstandards entwickelt werden. So muss
ie Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen bezüglich
hrer Mitarbeit in den Level-3-Ausschüssen dem Bun-
esministerium der Finanzen berichten, welches wie-
erum dem Finanzausschuss des Deutschen Bundestages
ericht erstattet. Langfristig muss aber ein demokratisch
egitimiertes System einer europäischen Finanzaufsicht
tabliert werden, das Aufsichtskonvergenz garantiert.
Der vorliegende Antrag ist mit allen vorgetragenen
rundsätzen und Überlegungen insgesamt ein würdiges
rbeitsprogramm für die EU-Finanzmarktintegration
nd die Rolle Deutschlands in diesem Prozess. Es ist da-
er schade, dass dieser Antrag von Rot-Grün nicht ein-
timmig von allen Fraktionen dieses Hauses verabschie-
et werden kann.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das hättet ihr machen können!)


leichwohl ist der Tag der Einbringung unseres Antrags
in guter Tag für Deutschland und, ich denke, auch ein
uter Tag für Europa.
Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das war unser Antrag!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518022500

Das Wort hat der Kollege Leo Dautzenberg, CDU/
SU-Fraktion.


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1518022600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Herr Kollege Krüger, all das,
as Sie vorgetragen haben, war in der Tat Inhalt unseres
emeinsamen Antrages. Aber gerade die kritischen
unkte, die dazu geführt haben, dass Ihre Partei und die






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg

Grünen ausgestiegen sind, haben Sie im Grunde genom-
men nicht erwähnt und erläutert.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ist halt doch ein anderer Antrag!)


Vielmehr haben Sie nur darauf abgestellt, was wir bis zu
einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam erarbeitet hat-
ten. Dass wir heute über zwei unterschiedliche Anträge
diskutieren, zeigt, wie kaputt die rot-grüne Koalition
wirklich ist. Es herrschen Chaos, Konzeptionslosigkeit
und Konfusion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Und uns Blockade vorwerfen!)


Das sieht man an der Entstehungsgeschichte der beiden
vorliegenden Anträge.

Lieber Herr Kollege Krüger, man kann das, was Sie
zu den einzelnen Schwerpunkten unserer beiden Anträge
vorgetragen haben, voll unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bis vor zwei Wochen gab es nämlich einen gemeinsa-
men Antrag der Fraktionen. Er beruhte insbesondere
auch auf umfassenden Vorarbeiten der Union. Wir füh-
len uns natürlich geehrt, wenn Sie in der Einleitung zu
Ihrem Antrag davon sprechen, er stelle geradezu eine
Magna Charta für den europäischen Finanzmarkt dar.
Vielen Dank.


(Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Und Verbraucherschutz!)


Sie aber haben die Umsetzung erschwert und sind von
der eigenen Fraktion über den Tisch gezogen worden,


(Zuruf von der SPD: Waren Sie dabei?)

als es darum ging, die Bestimmungen zum Verbraucher-
schutz neu zu formulieren.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist das!)

Wie war jetzt die zeitliche Abfolge? Unser Antrag

„Europäische Finanzmärkte – Integration durch Wettbe-
werb und Vielfalt voranbringen“ stammt vom letzten
Jahr. Am 16. Dezember 2004 gab es darüber im Plenum
die erste Debatte. Trotz des inkompetenten Vortrages Ih-
res Kollegen Pronold waren wir bereit, gemeinsame Be-
richterstattergespräche zu führen, die man normaler-
weise nach dem Vortrag des Kollegen Pronold so nicht
geführt hätte. Ziel der Berichterstattergespräche war es,
gemeinsame Positionen des Deutschen Bundestages zum
Wohle des Finanzplatzes Deutschland in einem inte-
grierten Finanzplatz Europa zu formulieren; denn Fi-
nanzmarktgesetzgebung war für uns Volkswirtschaftler
immer sehr bedeutend und ist nach unserer Auffassung
nicht für den politischen Streit geeignet. Dieser Vorstel-
lung haben wir in der Vergangenheit, wenn auch manch-
mal nach langem Ringen, immer entsprochen.

Im Zusammenhang mit der Finanzmarktgesetzge-
bung will ich auch einmal die Mitarbeiter des Bundes-
finanzministeriums und die Kollegen von SPD und Grü-
nen loben, die dazu beigetragen haben, dass wir diesen

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(C (D emeinsamen Status gehalten haben und in den letzten rei Jahren vorzeigbare Ergebnisse erzielt haben. Am 24. Mai, dem Tag der letzten Berichterstatter espräche, hatten wir uns auf einen Kompromiss geeiigt. Die Grundlagen für diesen gemeinsamen Status haen Kollege Krüger, Frau Krüger-Jacob, Kollege issing, meine Wenigkeit und Kollege Fahrenschon geeinsam erarbeitet. Sie haben alle Punkte genannt. chwerpunkte waren Basel II, die Bankenstruktur in uropa, Regelungen für das Retailbankengeschäft, chaffung eines Rechtsrahmens für Zahlungsverkehr in inem einheitlichen Zahlungsraum, Solvency II für das ersicherungswesen, Regulierung der Ratingagenturen nd der Hedgefonds, Clearing und Settlement, Bewerung des Lamfalussy-Verfahrens – dabei waren wir der uffassung, dass der demokratische Prozess darin getärkt werden muss und es nicht einzelnen Spezialisten, ie durch nichts demokratisch legitimiert sind, überlasen werden darf, nachher Regulierungen vorzunehmen – nd eben auch die Zusammenarbeit zwischen Bundestag nd Europäischem Parlament. Was ist aber, verehrte Kolleginnen und Kollegen, in er Zwischenzeit passiert? Die Finanzpolitiker von SPD nd Grünen sind in der eigenen Fraktion niedergestimmt nd bloßgestellt worden. (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: So ist das! Nicht das erste Mal!)


iebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, Sie sind
m Grunde fast schon zu bedauern, dass dies so gesche-
en ist.
Zwei weitere Punkte möchte ich in diesem Zusam-
enhang noch festhalten: Erstens. Wir werden uns für
ie kommende Legislaturperiode merken, dass die Zu-
ammenarbeit bei Finanzmarktthemen von Ihrer Seite
nnötigerweise aufgekündigt worden ist.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sehr bedauerlich!)

Zweitens ist es schon ein Bubenstück, wenn man den

esamten Antrag, der überwiegend von uns konzipiert
orden ist, übernimmt und nur bei den Themenberei-
hen Verbraucherschutz, Hedgefonds und Bankenstruk-
ur Verschärfungen vornimmt.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Und dann sagt, wir sollen den Antrag zurücknehmen!)


Es ging darum, dass wir ein – das ging mit auf Ihre
ormulierung zurück, Herr Krüger – angemessenes
erbraucherschutzniveau haben wollen, weil wir wis-
en, dass zwischen Anbieter und Nachfrager ein gesun-
er Interessenausgleich bestehen muss. Je höher der Ver-
raucherschutz angesiedelt wird, desto teurer wird er für
en Verbraucher. Wenn Sie da so hohe Hürden aufbauen,
chließen Sie von vornherein automatisch Produkte aus,
ie es für die Verbraucher sonst auf dem Markt gäbe.
icht akzeptabel ist „hohes Verbraucherschutzniveau“.
hre Verbraucherschützer mögen damit zufrieden gestellt
orden sein; aber das kann an sich nur eine hohle Phrase
ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg

Zweitens zur Konsolidierung des Bankenmarktes.

Wir haben klar postuliert, dass unsere Bankenstruktur
– das berühmte Dreisäulenmodell – in der Vergangenheit
sehr positiv, auch international, auf unsere Volkswirt-
schaft gewirkt hat. Ebenso haben wir postuliert, dass
sich die Politik, was die zukünftige Struktur anbelangt,
hier sehr reserviert verhalten sollte. Nicht die Politik
sollte hier maßgebend sein, sondern die Strukturen müs-
sen sich bei den Banken selber und über die Eigentümer
entwickeln. Als Bund haben wir in Bezug auf die Ban-
kenstruktur vom rechtlichen Rahmen her auch nur die
Möglichkeit, über § 40 KWG, wo es um den Schutz der
Sparkassen von der Bezeichnung her geht, Einfluss zu
nehmen. Sonst ist diese eine Säule, der öffentliche Be-
reich, zum größten Teil Länderrecht. Dieses Recht ist in
den Bundesländern unterschiedlich ausgeprägt. Die
Eigentümer der Institutionen sollten von sich aus über
Strukturveränderungen befinden. Da sollte sich die Poli-
tik tunlichst nicht einmischen.

Wenn Sie diese Position streichen, dann bekunden Sie
damit, dass Sie doch politisch Einfluss auf die zukünf-
tige Struktur nehmen wollen. Es ist für uns eine Grund-
satzfrage, wenn solche Veränderungen in einem bisher
gemeinsamen Papier vorgenommen werden sollen. Des-
halb kann das von unserer Seite nicht gutgeheißen und
mitgetragen werden.

Dann fordern Sie, dass manche Produkte und manche
Vorhaben im Bankenbereich einer stärkeren Aufsicht
unterzogen werden. Wir haben die BaFin als Allfinanz-
aufsicht.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Die reicht!)

Sie ist geschaffen worden, um den gesamten Finanz-
markt Deutschlands – den Bankenbereich, den Versiche-
rungsbereich, den Wertpapierbereich – zu beaufsichti-
gen. Was wollen Sie da – nach all den Diskussionen, die
wir, gerade auch in Bezug auf die BaFin, geführt haben,
bis hin zu Fachgesprächen mit Vertretern der Kreditwirt-
schaft und der BaFin, nach allem, was in dem Bereich
schon erreicht worden ist – an Aufsicht noch toppen?
Teilweise muss man eher feststellen, dass für die Ent-
wicklung der Märkte schon zu viel Regulierung existiert.

Der dritte Punkt betrifft die Hedgefonds. Mit Recht
haben Sie darauf hingewiesen – deshalb kann ich das
relativ kurz machen –, dass wir den Bereich der
Hedgefonds mit dem Investmentmodernisierungsgesetz
national rechtlich gut geregelt haben. Es war immer das
Bestreben sowohl der Kreditwirtschaft, der Finanz-
marktseite, als auch – durch konstruktives Handeln – des
Bundesfinanzministeriums, hier eine gemeinsame
Grundlage zu finden. Wenn jetzt wieder mehr Regulie-
rung verlangt wird, dann wäre es sinnvoll, wenn der Herr
Bundeskanzler sich dafür einsetzen würde, den Maßstab,
den wir jetzt national gefunden haben, zumindest auch
europaweit und sogar international einzuführen. Das
muss unser allgemeines Anliegen sein und nicht mehr
Regulierung auf nationaler Ebene, was Sie mit Ihren Än-
derungen erreichen wollen. Das wäre der falsche Weg.


(Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Nein!)



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(C (D Doch, Ihr Antrag enthält die Forderung nach zusätzlihen Regulierungen in unserem Land; wir teilen diese uffassung nicht. – Wir wären wirklich ein großes Stück eiter, wenn diese Produkte hier produziert würden. Wir ollten uns gemeinsam dafür einsetzen, dass unsere Bais auch die Basis auf europäischer und internationaler bene ist. a Sie von einer anderen Diskussion – Stichwort „Kapialismuskritik“ – eingeholt worden sind: Wir sollten die ehinderungen in Deutschland nicht wiederum zum aßstab machen. Man hat Vorgänge bei der Deutschen Börse AG zum nlass genommen, Hedgefonds zu kritisieren. Es gab in anchen Bereichen Missstände. Diese Missstände müsen wir abstellen. Die Vorgänge bei der Deutschen örse AG taugen aber gerade nicht als Beispiel für das tark kritisierte Wirken der Hedgefonds. Die Hedgeonds haben ihren negativen Einfluss dort gar nicht gelend gemacht; vielmehr war ihre Beteiligung normal. Empörender ist – das sollte uns Anlass zur Kritik eben –, dass der Aufsichtsrat – ihm gehören auch Geerkschaftsvertreter an – Abfindungsverträge mit Vortandsvorsitzenden, die keinem Maßstab standhalten, zu erantworten hat. Ich wiederhole: Gewerkschaftsvertreer haben daran mitgewirkt. Wenn Sie das in die Kapitaismuskritik einbeziehen, dann wären wir einen großen chritt weiter. Ich komme zum Schluss. Mit dem Antrag, den wir emeinsam mit der FDP vorgelegt haben, ist eine gute rundlage für eine Magna Charta – so haben Sie es geannt – geschaffen. Sie haben das Ganze durch Ihre eineitigen, überzogenen Forderungen in Bezug auf Verraucherschutz und Regulierung von Hedgefonds Stichwort „Bankenstruktur“ – konterkariert. Deshalb önnen wir dem Antrag von SPD und Bündnis 90/Die rünen nicht zustimmen; wir bleiben bei unserem Anrag. Es wäre für die Fraktionen der SPD und des ündnisses 90/Die Grünen gut, ihren Finanzpolitikern u folgen; denn sie waren auf dem richtigen Weg. Vielen Dank. Das Wort hat nun die Kollegin Jutta Krüger-Jacob, ündnis 90/Die Grünen. Jutta Krüger-Jacob (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518022700
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-
äß dem Titel des vorliegenden Antrags muss es unser
emeinsames Ziel sein, Integration durch Wettbewerb
nd Vielfalt der europäischen Finanzmärkte voranzu-
ringen. Wie ich Ihren Ausführungen entnehme, besteht
ierüber noch immer Einigkeit, auch wenn die intensi-
en Bemühungen aller Mitwirkenden letztendlich nicht
u einem interfraktionellen Antrag geführt haben, was
ch persönlich bedauere.






(A) )



(B) )


Jutta Krüger-Jacob


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Was ja nicht unsere Schuld ist! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Das ist ja nicht unsere Schuld!)


Nicht zuletzt wegen einer gemeinsamen Zielsetzung
konnten gemäß dem 1999 verabschiedeten EU-Aktions-
plan für Finanzdienstleistungen bislang mehr als zwei
Drittel der Maßnahmen zur Integration der europäischen
Finanzmärkte abgearbeitet werden. Auch mit der Umset-
zung in nationales Recht liegen wir sehr gut im Zeitplan:
Wir haben die Hälfte der Vorhaben hierzu im deutschen
Recht implementiert; der Rest ist in Bearbeitung.

Die europäischen Finanzmärkte zählen zu den führen-
den und leistungsfähigsten der Welt, auch wenn die
rechtliche und tatsächliche Integration noch Divergen-
zen zeigt. Noch immer kann sich kaum ein Bürger
vorstellen, eine nicht deutsche Lebens-, Unfall- oder
Haftpflichtversicherung abzuschließen oder für seine
Baufinanzierung ein ausländisches Produkt auszuwäh-
len. Es wird unsere Aufgabe sein, diese Lücke durch
Förderung von Transparenz zu schließen.

Wir müssen den Implementierungsprozess vorantrei-
ben, weitere Hemmnisse beseitigen, gesetzliche Rege-
lungen vereinfachen und dabei den Anlegerschutz stär-
ken. Die deutsche Finanzwirtschaft hat aufgrund der
Größe der nationalen Volkswirtschaft, der modernen
technischen Infrastruktur und der gut ausgebildeten Mit-
arbeiter beste Voraussetzungen, um neue Standards in
Europa entscheidend mitzubestimmen.

Der Finanzmarkt ist ein Schlüsselfaktor für Wachs-
tum und Arbeitsplätze unserer Volkswirtschaft. Trotz-
dem besitzt Deutschland vor allem im Bereich der
Finanzdienstleistungen noch Wachstumspotenzial: Das
durchschnittliche Finanzvermögen pro Haushalt beträgt
bei uns 37 000 Euro, während es in den Niederlanden
bei 67 000 Euro und in Großbritannien bei 93 000 Euro
liegt.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das liegt an Rot-Grün!)


Angesichts der Bevölkerungsentwicklung in Deutsch-
land und der dadurch bedingten voraussichtlich zurück-
gehenden Leistungsfähigkeit der Sozialversicherungs-
systeme wird auch hier eine höhere individuelle
Sparleistung nötig werden.

Bedarf besteht ebenso für die Unternehmen, die den
Wandel vollziehen müssen, weg vom klassischen Bank-
kredit hin zu einer stärker kapitalmarktorientierten Un-
ternehmensfinanzierung. Die Marktkapitalisierung ist in
Deutschland bei weitem nicht so fortgeschritten wie in
anderen europäischen Ländern. Mit derzeit lediglich
39 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen wir zum
Beispiel weit hinter Spanien mit 76 Prozent.

Bei all unseren Bemühungen müssen wir stets auch
die Interessen des einzelnen Bürgers im Auge behalten.
Quasi jeder von uns ist vom Finanzmarkt betroffen, sei
es als Arbeitnehmer, Aktionär, Bankkunde oder Versi-
cherungsnehmer, sei es beim Aufbau von Vermögen für
Investitionen oder die Altersvorsorge. Gemessen an der
Bedeutung der Märkte für den einzelnen Bürger müssen

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(C (D ir ein hohes Verbraucherschutzniveau anstreben – ein spekt, den keine Fraktion unterschätzen sollte, da nur ie Sicherheit aller Marktteilnehmer zur Stabilität des esamten Finanzwesens führt. Aus diesem Grund müssen wir auch darauf hinwir en, europaweit einheitliche Aufsichtsstrukturen zu chaffen. Das heißt nicht unbedingt eine singuläre Aufichtsbehörde; wichtiger sind harmonisierte, zusammenirkende Aufsichtsstrukturen, wie wir sie bei den Fianzkonglomeraten durchgesetzt haben. Vor dem Hintergrund eines Anspruchs auf Sicherheit nd Transparenz, dessen hohen Stellenwert die Diskusionen der letzten Wochen deutlich gemacht haben, ist ür uns die Regulierung von Hedgefonds ein wichtiges nliegen. Mit dem Investmentmodernisierungsgesetz aben wir Regelungen geschaffen, die wegweisend für ine europäische Regulierung sind. Wir müssen gerade ngesichts der jüngsten Ereignisse und dem Finanzvoluen, das Hedgefonds zwischenzeitlich verwalten, darauf chten, dass für diese Fonds eine gemeinsame europäiche Regulierung aufgebaut wird, und zwar im Einklang it effizienten Entwicklungsmöglichkeiten für den Kaitalmarkt und den Anlegerschutz. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Heinz Seiffert [CDU/CSU])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518022800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Volker Wissing

ür die FDP-Fraktion.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1518022900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ass Rot-Grün heute den Antrag zu den europäischen
inanzmärkten gegen die Stimmen der Opposition in
en Deutschen Bundestag einbringt, sagt viel über den
ustand der Regierungskoalition aus.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es! – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Da hat er Recht!)


eit Beginn der Kapitalismusdebatte wird der finanzpo-
tische Sachverstand von Rot-Grün immer mehr zurück-
edrängt. Ich darf daran erinnern: Wir hatten ein abge-
timmtes Papier.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

lle Fraktionen im Finanzausschuss waren sich einig,
is Ihre Verbraucherschützer über das Papier hergefallen
ind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es ist doch geradezu bezeichnend, dass das Leitbild

ines mündigen Verbrauchers, der sich selbstständig
formieren und eigenverantwortlich entscheiden kann,
Ihrem Antrag nicht mehr vorkommt. Das Leitbild von
PD und Grünen ist doch offenbar nicht der mündige
erbraucher, sondern der von Rot-Grün bevormundete
erbraucher. Rot-grüner Verbraucherschutz gaukelt den






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing

Menschen eine Sicherheit vor, die es auf den Finanz-
märkten nicht gibt. Ihr Verbraucherschutz ist kontrapro-
duktiv.

Sie haben den Hinweis gestrichen, dass sich die Bür-
gerinnen und Bürger selbstständig informieren und ei-
genverantwortlich entscheiden müssen. Ich frage mich:
Was haben Sie eigentlich für ein Bild von den Menschen
in unserem Land?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Kein staatliches Handeln kann Eigenverantwortung und
mündige Entscheidungen der Bürgerinnen und Bürger
ersetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis sich diese
Erkenntnis bei Ihnen endlich durchsetzt.

Für die FDP steht Verbraucherschutz – wie bei
Ihnen – im Vordergrund. Aber er besteht für uns nicht
darin, gebetsmühlenartig das Wort Verbraucherschutz zu
wiederholen und in Anträge zu schreiben. Wer für die
Verbraucher etwas tun möchte, muss sie offensiv infor-
mieren und auf Gefahren hinweisen.

Auch an anderer Stelle sind Ihre Änderungen bemer-
kenswert. Es war unter den Finanzpolitikern aller Frak-
tionen Konsens, dass Konsolidierungsprozesse auf den
Finanzmärkten – Herr Kollege Dautzenberg hat das
Thema schon angesprochen – eine Voraussetzung für
Wachstum und neue Arbeitsplätze sind. Wir waren uns
auch einig, dass diese Prozesse von der Politik nicht be-
hindert werden sollten. Auch diesen Satz kann ich in Ih-
rem Antrag nicht mehr finden.

Was soll denn das für ein Signal sein? Planen Sie In-
terventionen à la Holzmann auf den europäischen Fi-
nanzmärkten? Wir sind gespannt, wie Sie Konsolidie-
rungsprozesse in diesem Bereich aufhalten wollen. Mit
einem neuen Staatsinterventionismus werden Sie keine
Arbeitsplätze schaffen. Wachstum erreicht man mit dem
Markt und nicht gegen den Markt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist das! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Vielleicht die SPD als Hedgefonds!)


Ihr Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-
Grün, mag zwar zu der Heuschreckenrhetorik passen,
die Sie in die politische Debatte gebracht haben. Er ist
aber kein mutiger Schritt nach vorne. Er ist ein Schritt
zurück. Er ist kein Schritt hin zu einem wettbewerbsfähi-
gen Finanzplatz Europa. Deswegen haben nicht Sie,
Herr Kollege Krüger, die Magna Charta eingebracht,
sondern die CDU/CSU und die FDP.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Genau!)

Ihr Antrag ist Ausdruck rot-grünen Bedenkenträgertums.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gabriele Frechen [SPD]: Sie haben die Menschen vergessen!)


– Wir haben die Menschen nicht vergessen.

(Gabriele Frechen [SPD]: Aber sicher!)


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(C (D ie haben vergessen, dass die Menschen mündige Bürer sind und nicht von Ihnen bevormundet werden wolen. Unser Antrag ist besser. Wir haben die Nase vorn. Zum Schluss dieser Debatte erhält das Wort die Kol egin Gabriele Hiller-Ohm für die SPD-Fraktion. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die hat das Ding zu Fall gebracht! – Heinz Seiffert [CDU/ CSU]: Mit der wären Sie doch fertig geworden, Herr Kollege Krüger! – Gegenruf der Abg. Ute Kumpf [SPD]: Eine solche Äußerung dürfen Sie sich als Landrat nicht erlauben!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518023000


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1518023100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die An-

räge der Opposition und der Koalition stimmen in wei-
en Teilen überein; das ist richtig. An einigen Punkten
ehen die Forderungen an den europäischen Finanz-
arkt jedoch deutlich auseinander.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Also doch!)

Wir wollen im Gegensatz zur Opposition auf EU-

bene ein hohes Verbraucherschutzniveau schaffen.

(Dr. Volker Wissing [FDP]: Fragen Sie einmal Ihre Finanzpolitiker, was die dazu sagen!)

ir werden auf keinen Fall zulassen, dass gute Stan-
ards in Deutschland dem Ziel eines gemeinsamen
inanzmarktes geopfert werden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sie vertrauen der Position des Kollegen Krüger nicht!)


Warum ist eine gute Verbraucherpolitik in Europa
ichtig?
Erstens. Verbraucherschutz fördert den Wettbewerb.

r macht die Vorgänge auf dem Markt transparent und
erständlicher. Unseriöse Anbieter haben dann deutlich
eringere Chancen.
Zweitens. Von einem gemeinsamen Finanzmarkt für

ie Menschen in Europa sind wir noch weit entfernt.
renzüberschreitende Angebote werden nur zögerlich
ahrgenommen. Warum? Es fehlt das Vertrauen. Wenn
ich die Menschen darauf verlassen können, dass überall
n der EU das gleiche hohe Verbraucherschutzniveau
ilt, wird sich das Vertrauen in den gesamten Binnen-
arkt zum Nutzen aller entwickeln.
EU-weite Finanzdienstleistungen sind deshalb bei uns

erbraucherschutzpolitikerinnen und -politiker in den
okus gerückt. Wir haben wichtige Pflöcke eingeschla-
en, um Transparenz, Vergleichbarkeit und Informa-
ionsmöglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbrau-
her zu verbessern. Ich nenne als Beispiele die
ichtlinien zum Fernabsatz von Finanz- und Wertpapier-
ienstleistungen.






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das war aber nicht Gegenstand dieses Antrages!)

Hier wurden klare Verfahrensregeln und Informations-
pflichten europaweit eingeführt. Diesen Weg werden wir
weiterverfolgen.

Zum Thema Hedgefonds. Bundeskanzler Gerhard
Schröder und Franz Müntefering haben es deutlich ge-
macht: Mächtige Spekulanten gefährden unsere soziale
Marktordnung.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben die doch mal begrüßt!)


Hedgefonds spielen in diesem Zusammenhang eine zen-
trale Rolle. Über ihre Sonderrechte können sie mit wenig
Eigenkapital große Summen an Fremdkapital bewegen.
Weltweit verwalten mehr als 8 000 Hedgefonds etwa
1 Billion Dollar. Die Kapitalmenge von Hedgefonds
nimmt schnell Größenordnungen an, mit denen die
Fonds den gesamten Finanzmarkt beeinflussen und Un-
ternehmen durch Aktienkäufe unterwandern können.

Das passiert auch. Ich nenne ein Beispiel: Hedge-
fonds und andere Spekulanten haben sich in das deut-
sche Industrieunternehmen IWKA, ein gesundes Unter-
nehmen mit rund 15 Prozent Kapitalrendite, eingekauft
und den Vorstand zum Rücktritt gezwungen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Diese Möglichkeit müsste man mal bei der Bundesregierung haben!)


Geplant ist nun eine weitreichende Zerschlagung der
Unternehmensstruktur, und dies, obwohl das Unterneh-
men Gewinn gemacht hat. Was dies für die Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter bedeutet, kann man sich sehr leb-
haft vorstellen.

Die große Gefahr ist die Intransparenz, mit der sich
die Fonds auf dem Markt bewegen. Deshalb ist es rich-
tig, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder die Offenle-
gungspflichten für Hedgefonds europaweit und interna-
tional verschärfen will.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: Welche denn?)


Konkret heißt dies, dass Meldepflichten bei der Aktien-
leihe und beim Erwerb wesentlicher Beteiligungen an
Aktienunternehmen eingeführt werden sollen. Wir unter-
stützen dies mit unserem Antrag.

In den USA, dem Land des „ungezügelten Kapitalis-
mus“,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie ist das eigentlich in Russland? – Weitere Zurufe von der FDP: Heuschrecken!)


ist man da übrigens schon ein Stück weiter. Dort gibt es
diese Meldepflichten bereits. Bei Hedgefonds sind also
nicht die USA, sondern ist die EU der unregulierte
Markt. Das, meine Damen und Herren, muss sich
schnellstens ändern – im Interesse europäischer Unter-
nehmen, europäischer Arbeitsplätze und des europäi-
schen Finanzmarktes. Deshalb haben wir unseren Antrag
eingebracht. Sie, meine Damen und Herren von der Op-

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(C (D osition, haben die Chance, unserem Antrag zuzustimen. Tun Sie es doch einfach! Tun Sie etwas für den Fianzplatz in Europa! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: Aus Liebe zu Deutschland nicht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518023200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zu den Abstimmungen. Jetzt können wir

inmal sehen, wer welchen Empfehlungen zum Abstim-
ungsverhalten folgt.
Zusatzpunkt 3 a: Wir stimmen zunächst ab über den
ntrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die
rünen auf Drucksache 15/5679 mit dem Titel
Europäische Finanzmärkte – Integration durch Wettbe-
erb und Vielfalt voranbringen“. Wer stimmt für diesen
ntrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der
timme? – Das Erste war die Mehrheit. Damit ist der
ntrag angenommen.
Zusatzpunkt 3 b: Abstimmung über den Antrag der

raktionen von CDU/CSU und FDP auf Druck-
ache 15/5677 mit dem Titel „Europäische Finanz-
ärkte – Integration durch Wettbewerb und Vielfalt vo-
anbringen“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer ent-
ält sich? – Wer stimmt dagegen? – Der Antrag ist
bgelehnt.
Ich rufe nun den Zusatzpunkt 4 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung
der nachhaltigen Finanzierung der Versor-
gung sowie zur Änderung dienstrechtlicher

(Versorgungsnachhaltigkeitsgesetz – VersorgNG)

– Drucksache 15/5672 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Hierzu war eine halbstündige Debatte vorgesehen.
ie Kolleginnen und Kollegen Siegmund Ehrmann,
lemens Binninger, Hannelore Roedel, Silke Stokar von
euforn und Dr. Max Stadler sowie für die Bundesregie-
ung der Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf
örper geben ihre Reden zu Protokoll.1)
Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/5672 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse und zusätzlich an den
usschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
bschätzung vorgeschlagen. Gibt es anderweitige Vor-
chläge? Dies ist eine der letzten Gelegenheiten, Streit
nzufangen. – Das ist nicht der Fall. Dann ist die Über-
eisung so beschlossen.

Anlage 15






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

ordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

destages auf morgen, Donnerstag, den 16. Juni, 9 Uhr,
ein.

Ich wünsche Ihnen allen und auch den Gästen auf der
Besuchertribüne noch einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.