Protokoll:
15179

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 179

  • date_rangeDatum: 3. Juni 2005

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:22 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/179 nen im sozialen Bereich (KEG) Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16901 B (Drucksache 15/4532) . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Achten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 15/4158, 15/5616, 15/5617) Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Haupt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Bertl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neufassung der Freibetragsregelun- gen für erwerbsfähige Hilfebedürftige 16883 B 16883 B 16883 D 16886 A 16888 B 16890 A 16891 C 16903 A 16904 B 16905 D 16907 C 16909 B Deutscher B Stenografisch 179. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Michael Bürsch . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Ta- gesbetreuung und zur Weiterentwick- lung der Kinder- und Jugendhilfe (Ta- gesbetreuungsausbaugesetz – TAG) (Drucksachen 15/3676, 15/3986, 15/4045, 15/5616) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der Kommu- V C T B s A K A C E b ( D G 169 A 16883 A (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . 16892 A 16892 D undestag er Bericht ung 3. Juni 2005 t : erena Butalikakis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . hristel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 21: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem ntrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, arl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer bgeordneter und der Fraktion der CDU/ SU: Wachstum in Deutschland und uropa stärken – Neue Strategie für Lissa- on-Ziele entwickeln Drucksachen 15/5025, 15/5614) . . . . . . . . . . agmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ünter Gloser (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16894 A 16895 C 16897 D 16897 D 16899 C (Freibetragsneuregelungsgesetz) (Drucksachen 15/5446 (neu), 15/5607, 15/5609) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16911 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Hinzuverdienst- möglichkeiten zum Arbeitslosengeld II im Interesse einer Beschäftigung im ers- ten Arbeitsmarkt verbessern (Drucksachen 15/5271, 15/5607) . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gerd Andres (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Abschiebehindernisse beseitigen (Drucksachen 15/3804, 15/5193) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Konsequente Abschiebung aus- ländischer Extremisten sicherstellen (Drucksachen 15/1239, 15/5525) . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . Tagesordnungspunkt 24: Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Olaf Scholz, Erika Simm, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der S D w B b O ( V ( i Z E R ( F n E ( E ( B D D R O H N C T a b i 16911 B 16911 C 16913 B 16915 A 16916 B 16917 B 16919 D 16921 B 16921 D 16921 D 16922 C 16923 C 16925 A 16925 A 16925 B 16926 D 16928 B 16929 C 16930 C 16931 C PD sowie den Abgeordneten Dr. Thea ückert, Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), eiteren Abgeordneten und der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge- rachten Entwurfs eines Gesetzes über die ffenlegung der Vorstandsvergütungen Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz – orstOG) Drucksache 15/5577) . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 5: rste Beratung des von den Abgeordneten ainer Funke, Rainer Brüderle, Daniel Bahr Münster), weiteren Abgeordneten und der raktion der FDP eingebrachten Entwurfs ei- es Ersten Gesetzes zur Stärkung der igentümerrechte einer Aktiengesellschaft 1. Eigentümerrechte-Stärkungsgesetz – igStärkG) Drucksache 15/5582) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . hristian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . Nina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ) Antrag der Abgeordneten Jürgen Klimke, Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Deutschland für die Fußballwelt- meisterschaft 2006 fit machen – Län- gere Öffnungszeiten der Außengastro- nomie ermöglichen (Drucksache 15/5452) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Gudrun Kopp, Detlef Parr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Sperrzeiten für Außengastro- nomie zur Fußballweltmeisterschaft 2006 verbraucherfreundlicher gestal- ten – Freigabe der Ladenöffnungszeiten ermöglichen (Drucksache 15/5581) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit 16932 D 16933 A 16933 A 16934 B 16936 A 16937 C 16938 C 16939 C 16940 D 16941 D 16942 A 16943 A 16943 C 16943 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 III Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Annette Faße, Renate Gradistanac, Bettina Hagedorn, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Werner Schulz (Berlin), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Öffnungszeiten der Außengas- tronomie während der Fußball-WM 2006 flexibel handhaben (Drucksache 15/5585) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Brunhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Zugangs zu In- formationen des Bundes (Informationsfrei- heitsgesetz – IFG) (Drucksachen 15/4493, 15/5606, 15/5610) . . Dr. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . Beatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Rainer Funke, Ernst Burgbacher, Gisela Piltz, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 28, 31 und 84) (Drucksache 15/5357) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Rainer Funke, Dr. Hermann Otto Solms, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Grundgesetzes (Art. 105 und 106) (Drucksache 15/5358) . . . . . . . . . . . . . . . . c T Z d S c ( T A D A C w b ( N B A L A Z d – – – ( K D R E A Z d 16943 D 16944 A 16946 A 16948 A 16949 A 16949 D 16950 A 16950 D 16951 C 16954 B 16955 A 16956 A 16957 C 16958 B 16959 B 16959 B ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Ladenschluss (Drucksache 15/5370) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 28: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines iebten Gesetzes zur Änderung des Versi- herungsaufsichtsgesetzes Drucksachen 15/5221, 15/5618) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ntrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, agmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer bgeordneter und der Fraktion der CDU/ SU: Europäische Energiepolitik markt- irtschaftlich gestalten – Richtlinien ent- ürokratisieren Drucksache 15/5327) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Entwürfe: Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 28, 31 und 84) Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 105 und 106) Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den Ladenschluss Tagesordnungspunkt 27) laus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur 16959 C 16959 D 16960 B 16960 C 16960 B 16961 A 16961 D 16962 D 16965 B 16965 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 Änderung des Versicherungsaufsichtsgeset- zes (Tagesordnungspunkt 28) Horst Schild (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Europäische Energiepolitik marktwirtschaftlich gestalten – Richtlinien entbürokratisieren (Tagesordnungspunkt 29) Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16966 B 16967 A 16968 C 16969 A 16969 C 16970 C 16971 C 16972 D 16973 C 16974 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16883 (A) ) (B) ) 179. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 4 ung (B), erster Absatz, der n: „1957 ist in Sellafield ratung bitte diejenigen, die dem wollen, sich zu erhe- n stimmen oder sich der icht der Fall. Dann ist der ung einstimmig angenom- führten Ausschüsse vorgesch einverstanden? – Das ist der Fa sung so beschlossen. Meine verehrten Kolleginne damit am Schluss unserer heuti Ich berufe die nächste Sitzu Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16961 (A) ) (B) ) Martin schwierigen Finanzsituation der Gemeinden vortragen. menhang der Föderalismusreform gesehen werden. Des- halb lehnen wir jetzt eine Befassung über den FDP-An- trag ab, weil die Entscheidungsreife noch nicht vorliegt. Lassen sie mich jetzt noch einige Gedanken zur Schily, Otto SPD 03.06.2005 Dr. Schwanholz, SPD 03.06.2005 Anlage 1 Liste der entschuldigte A d d m L 3 b G D w m z F s x a h d F Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Borchert, Jochen CDU/CSU 03.06.2005 Bülow, Marco SPD 03.06.2005 Bulmahn, Edelgard SPD 03.06.2005 Daub, Helga FDP 03.06.2005 Dieckmann, Roland CDU/CSU 03.06.2005 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.06.2005 Freitag, Dagmar SPD 03.06.2005 Göppel, Josef CDU/CSU 03.06.2005 Granold, Ute CDU/CSU 03.06.2005 Groneberg, Gabriele SPD 03.06.2005 Haibach, Holger CDU/CSU 03.06.2005 Hochbaum, Robert CDU/CSU 03.06.2005 Hofmann (Volkach), Frank SPD 03.06.2005 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2005 Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 03.06.2005 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 03.06.2005 Merz, Friedrich CDU/CSU 03.06.2005 Multhaupt, Gesine SPD 03.06.2005 Pieper, Cornelia FDP 03.06.2005 Piltz, Gisela FDP 03.06.2005 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.06.2005 Dr. Scheer, Hermann SPD 03.06.2005 Scheffler, Siegfried SPD 03.06.2005 S V W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Entwürfe: – Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 28, 31 und 84) – Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 105 und 106) – Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den Ladenschluss (Tagesordnungspunkt 27) Klaus Hagemann (SPD): Am Freitagnachmittag hat ie FDP eine Debatte über eine veritable Grundgesetzän- erung angestoßen, eine Grundgesetzänderung, die sich it der Frage der Staatsorganisation zwischen Bund, ändern und Gemeinden beschäftigt. Und das soll in 0 Minuten Debattenzeit abgehandelt werden. Und da- ei soll auch gleich die Frage der Finanzsituation der emeinden so „en passant“ mitgelöst werden. Nein! iese Frage wurde schon vor längerer Zeit richtiger- eise intensiv in der so genannten Föderalismuskom- ission diskutiert. Für den Bereich Finanzbeziehungen wischen Bund, Ländern und Gemeinden hatten die achleute um Franz Müntefering und Edmund Stoiber chon Kompromisse formuliert, die aber wegen der Ma- imalforderungen der schwarz-gelb geführten Länder in nderen Politikbereichen nicht zu einem Erfolg geführt aben. Diese Diskussion und die Gesetzgebung dürfen nach er Meinung der SPD nicht isoliert werden, wie dies die DP heute beantragt, sondern müssen im Gesamtzusam- eehofer, Horst CDU/CSU 03.06.2005 ogt (Pforzheim), Ute SPD 03.06.2005 ächter, Gerhard CDU/CSU 03.06.2005 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.06.2005 immer (Neuss), Willy CDU/CSU 03.06.2005 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 16962 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) Seit vielen Jahren, insbesondere seit den 90er-Jahren, haben die Gemeinden zu Recht darüber geklagt, dass sie die Kosten für die Finanzierung der Langzeitarbeitslo- sigkeit aus ihren Kassen zu erheblichem Teil mitfinan- zieren müssen. Wie oft war bei kommunalen Haushalts- beratungen zu hören, dass die Sozialhilfekosten den Spielraum der Gemeinden auffressen. Seit dem 1. Januar 2005, seitdem die Sozialhilfe für arbeitsfähige Sozialhil- feempfänger und die Arbeitslosenhilfe zum Arbeitslo- sengeld II zusammengelegt worden sind und die Finan- zierung gänzlich in den Bundeshaushalt übernommen worden ist, sind die Gemeinden von der Finanzierung der Langzeitarbeitslosigkeit völlig freigestellt. Hier geht es um circa 370 000 ehemalige Sozialhilfeempfänger. Die frei gewordenen Mittel können sie anderweitig ver- wenden. Die positive Entwicklung kann man beziffern. Es gibt nämlich einen Rückgang der Zahl der Sozialhil- feempfänger um sage und schreibe 90 bis 95 Prozent. Union und FDP wollten die Aufgabe der Betreuung der Langzeitarbeitslosen eigentlich den Kommunen übertra- gen. Es müsste Schwarz-Gelb schon zu denken geben, wenn die Frankfurter CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth vorgestern vor dem Städtetag sagt, dass es „ein Er- folg sei, die Kommunalisierung der Langzeitarbeitslo- sigkeit bisher verhindert zu haben“. Aber CDU/CSU ha- ben ja nicht nur in dieser Frage unterschiedliche Meinungen, auch, wenn ich an die Debatte um eine Mehrwertsteuererhöhung erinnern darf, in der Steuer- politik ganz allgemein. Auch auf einem anderen Sektor, nämlich der Finan- zierung des Wohngeldes, haben die Gemeinden bisher vom Bund profitiert. Laut Gesetz haben wir 29,1 Prozent der Kosten der Unterkunft zu finanzieren, obwohl der spitz gerechnete Anteil zurzeit bei circa 7 Prozent liegt. Wenn zahlreiche CDU/CSU-geführte Bundesländer ihre Einsparungen im Bereich Wohngeld nicht an ihre Gemeinden weitergeben, so ist das schlecht, aber der Bund hat das nicht zu verantworten. Offenbar hat hier laut Pressebericht der „Frankfurter Allgemeinen“ von gestern die Frankfurter CDU-Oberbürgermeisterin ihre Erfahrungen mit der CDU-geführten hessischen Landes- regierung unter Ministerpräsident Koch wiedergegeben; in dem Bericht heißt es: „[…] sie forderte die Länder auf, ihre Einsparungen beim Wohngeld an die Kommu- nen weiterzugeben. Wer die klebrigen Hände der Länder kennt, wird daran seine Zweifel haben.“ Sie wird das Verhalten ihres Parteifreundes Landesfinanzminister Weimar kennen. Wenn über die Finanzausstattung der Gemeinden ge- redet wird, dann muss auch die Gewerbesteuer ange- sprochen werden. Schwarz-Gelb will bekanntlich diese Gemeindesteuer abschaffen; FDP geschlossen, bei der Union ist ein Teil dafür, ein Teil dagegen. Das Abschaf- fen hätte zur Folge, dass auf einen Schlag 28 Milliarden Euro in den kommunalen Kassen fehlen würden. Das ist Geld, das für die Investitionen in Schulen, Kindergärten, Gemeindestraßen oder kulturelle und Jugendeinrichtun- gen fehlen und Arbeitsplätze kosten würde. Und CDU- Oberbürgermeisterin Petra Roth sagte dazu vor dem S ä s F k m z t G t s m s d G n S a v f w i B G d s d d e S r L v m W n G p c f m u s L t h u D s r m n (C (D tädtetag: „Solange niemand die Frage nach einem ad- quaten Ersatz beantworten kann, darf die Gewerbe- teuer nicht zur Disposition gestellt werden.“ Recht hat rau Roth! Wer wie ich aus der kommunalen Praxis ommt, kann ihr nur voll zustimmen. Nun wissen wir, dass die FDP vorschlägt, den Ge- einden einen Zuschlag auf die Umsatzsteuer als Ersatz u geben. Auch dazu hatte sich Frau Roth vor dem Städ- etag geäußert. Die „FAZ“ berichtet darüber: „Städte und emeinden könnten es nicht dulden, mit Zuschlagsrech- en abgespeist zu werden. Das Band zwischen der Wirt- chaft und den Städten müsse erhalten bleiben.“ Erneut uss ich sagen: Frau Roth hat völlig Recht. Sie muss ich nur in ihrer eigenen Partei durchsetzen! Die Koalition hat in der Zwischenzeit gehandelt und ie Gewerbesteuerumlage gesenkt. Dadurch bleibt mehr eld in den Gemeindenkassen. Wir haben darüber hi- aus ein Bundesprogramm von 4 Milliarden Euro für die chaffung von mehr Ganztagsschulen aufgelegt, das uch hauptsächlich den Gemeinden zugute kommt und on dem Kinder und Eltern profitieren. Die SPD-ge- ührte Landesregierung von Rheinland-Pfalz beispiels- eise ruft diese Mittel kontinuierlich ab, die Gemeinden nvestieren in die Schulen. In meinem Wahlkreis zum eispiel profitieren davon zahlreiche Gemeinden, die anztagsschulen schaffen. Aber andere Länder wollen ies aus ideologischen Gründen nicht umsetzen; selbst chuld. Und lassen sie mich abschließend noch einen Punkt er Finanzpolitik aussprechen. Die Bundesregierung und ie Koalitionsfraktionen hatten zu Beginn der Legislatur inen Gesetzentwurf zum Abbau von ungerechtfertigten teuersubventionen vorgelegt; 42 Vorschläge waren da- in enthalten. Leider haben die schwarz-gelb geführten änder dieses Gesetz im Bundesrat blockiert und damit erhindert. Die Einnahmen für Bund, Länder und Ge- einden hätten 17 Milliarden Euro zusätzlich betragen. enn dies Gesetz geworden wäre, hätten alle drei Ebe- en viele Finanzsorgen weniger und insbesondere die emeinden könnten wieder stärker investieren. Aber aus arteipolitischen Gründen hat man sie im Bundesrat blo- kiert. Wohlgesetzte Worte für eine Grundgesetzänderung, ür einen Teilbereich aus einem Gesamtpaket Föderalis- usreform, sind jetzt nicht die Lösung. Deshalb ist aus nserer Sicht der Vorschlag der FDP heute nicht ent- cheidungsreif. Wir können dem Vorschlag nicht folgen. assen sie uns lieber den für die Gemeinden vorteilhaf- en Weg weitergehen. Dr. Günter Krings (CDU/CSU): Wir diskutieren eute an dieser Stelle drei Gesetzentwürfe der FDP – nd das sind eigentlich schon mindestens zwei zu viel. ie Gesetzentwürfe betreffen alle das Verhältnis zwi- chen Bund und Ländern. Teilweise nehmen sie sogar di- ekten Bezug auf die Beratungen der Bundesstaatskom- ission. Ziel der Bundesstaatskommission ist es indes, zu ei- er umfassenden Neuregelung der Zuständigkeiten Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16963 (A) ) (B) ) zwischen Bund und Ländern zu kommen. Die FDP prä- sentiert uns heute dagegen nur einen Flickenteppich, der dieser Zielsetzung der Bundesstaatskommission nicht gerecht wird. Es ist schon einigermaßen verwunderlich, dass die Fraktion dieses Hauses, die von einer Zweidrittelmehr- heit am weitesten entfernt ist, meint, in wohl einer der letzten Sitzungswochen dieser Legislaturperiode noch rasch eine Föderalismusreform ins Werk setzen zu kön- nen. Durch das Vorpreschen auf zwei oder drei begrenz- ten Themenfeldern mag die FDP ihren Reformeifer noch einmal unterstreichen. Dem Ziel, unseren Bundesstaat endlich rundzuerneuern, zu modernisieren, kommen wir mit solchen Aktionen aber keinen Zentimeter näher. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hält auch weiter- hin an einer umfassenden Föderalismusreform fest. Die Bundesstaatskommission hat während ihrer etwas mehr als einjährigen Dauer gute Arbeit geleistet und stand kurz vor dem Abschluss. Leider hat die SPD nicht mehr den Mut gefunden, den Knoten durchzuschlagen, son- dern hat sich lieber hinter formellen Gesichtspunkten zu- rückgezogen. So erklärte der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit in der „Welt“ vom 27. Mai 2005, es gebe keine Chance mehr, die Ergebnisse im Bundestag durchzusetzen, um dann noch hinzuzufügen – Zitat –: „Ich finde das schade.“ Wir als CDU/CSU finden das auch „schade“, aber bei Vorhandensein eines entspre- chenden Willen seitens der SPD hätte man die Möglich- keit gehabt, die Änderungsvorschläge bis Mitte Juni in den Bundestag einzubringen und sie bis Anfang Juli vom Bundesrat verabschieden zu lassen. Nun hatte die SPD es wohl mit der Angst bekom- men, ein derartig großes Projekt mit der Union zusam- men noch vor der Bundestagswahl durchzuziehen. Das hätte schließlich auch schlecht zum ebenso oft wieder- holten wie falschen Vorwurf des SPD-Vorsitzenden Müntefering an die Union gepasst, die Union würde „nur blockieren“. Da blockiert der SPD-Vorsitzende doch lieber selber. Und die SPD erweist sich hier als Wiederholungstäter, nachdem sie bereits ein positives Ergebnis am Ende des letzten Jahres an der starren Hal- tung zur Bildungskompetenz hatte scheitern lassen, ob- wohl die Länder dem Bund sehr entgegengekommen waren. Die Koalitionsfraktionen beherrschen schon jetzt, in den letzten Monaten ihrer Regierungszeit, das starre Op- ponieren besser, als wir das je gekonnt hätten. Wir wer- den ihnen daher gerne dabei helfen, möglichst schnell in die Rolle zu kommen, die ihnen offenbar auf den Leib geschrieben ist, und zwar die Rolle der Bundestagsoppo- sition. Die Föderalismusreform ist damit leider das erste Wahlkampfopfer der SPD geworden. Dennoch habe ich die Hoffnung, dass nach der Bundestagswahl an die Ver- handlungsergebnisse der Bundesstaatskommission ange- knüpft werden kann und es zu einer grundlegenden Re- form der bundesstaatlichen Ordnung kommt. Wir w t e R d k s k r n r g z v z v d z h t n h V z r a m r R s U w n f s d z k w D u w e p s R h V g u a m (C (D erden jedenfalls konsequent auf dieses Ziel hinarbei- en. Die Vorschläge der FDP, die sich in den drei Gesetz- ntwürfen wiederfinden, gehen teilweise in die richtige ichtung, schweigen aber in einem zentralen Punkt: Bei er Föderalismusreform geht es gerade darum, eine lare Abgrenzung inhaltlicher Zuständigkeiten zwi- chen Bund und Länder zu erhalten, die den Bürgern lar vor Augen führt, welche Ebene für welchen Be- eich zuständig ist. Diesem Ziel kommt man aber nicht äher, wenn man den Ländern lediglich ein Zugriffs- echt bei der Ausführung von Bundesgesetzen als ei- ene Angelegenheit gibt. Bei der Neuordnung der Gesetzgebungskompetenz wischen Bund und Ländern dürfen wir nicht kleinteilig orgehen. Es bringt niemandem etwas, wenn man ein- elne Zuständigkeiten von der einen Seite zur anderen erschiebt. Vielmehr müssen die verschiedenen Zustän- igkeiten in komplexe, in sich geschlossene Bereiche usammengefasst werden, um eine klare Abgrenzung erzustellen, Schnittstellen zu reduzieren und Kompe- enzstreitigkeiten erst gar nicht entstehen zu lassen. Die zusätzlichen Aufgaben für die Länder würden in- erhalb der Länder dort ankommen, wo sie auch hinge- ören: in die Landtage. Somit müssen die eigentlichen erlierer der bisherigen Entwicklung – die Landtage – u den Gewinnern der Reform werden. Die Landesregie- ungen konnten bislang den Verlust von Zuständigkeiten n den Bund immerhin durch die Zunahmen an zustim- ungspflichtigen Gesetzen kompensieren und damit ih- en politischen Einfluss weitgehend sicherstellen. Eine in sich geschlossene Föderalismusreform, eine eform aus einem Guss, so wie die Union sie sich vor- tellt, wird den Vorteil bringen, dass die Menschen den nterschied zwischen den einzelnen politischen Ebenen ieder wahrnehmen. Nur wenn die Bürger klar erken- en, wer für was zuständig ist, wissen sie auch, wen sie ür welche Entscheidungen wählen oder abwählen müs- en. Der FDP-Vorschlag bleibt in der dafür entscheiden- en Frage, der Verteilung der Gesetzgebungskompeten- en, zu unscharf; es wird lediglich an den Symptomen uriert, eine Heilung unterbleibt. Neben der Transparenz ist das zweite Problem, das ir mit der Föderalismuskommission lösen wollen, die auer von Gesetzgebungsverfahren infolge der aus- fernden Zustimmungspflicht von Bundesgesetzen. Wir issen alle, dass die Regelung des Art. 84 Abs. l GG ine Hauptursache für die Vielzahl von zustimmungs- flichtigen Gesetzen ist. Mehr als die Hälfte aller Zu- timmungsgesetze lässt sich auf diese grundgesetzliche egelung zurückführen. Allerdings ist auch das nur die albe Wahrheit, denn eigentlich problematisch ist die ielzahl von Verfahrensbestimmungen, die der Bundes- esetzgeber mit den materiellen Regelungen verbindet nd somit die Zustimmungspflicht des Bundesrates erst uslöst. Die „Einheitstheorie“ des Bundesverfassungsgerichts acht eine einschränkende Neuformulierung des 16964 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) Art. 84 GG unbedingt notwendig. Die Formulierung der FDP orientiert sich dabei an den Ergebnissen der Bun- desstaatskommission und bietet grundsätzlich die Mög- lichkeit, eine Entflechtung zu erreichen. Nur: Isoliert funktioniert so etwas natürlich nicht. Wenn Sie den Län- dern bei Art. 84 GG etwas wegnehmen wollen, müssen Sie ihnen umgekehrt auch deutlich machen, wo sie im Gegenzug eigene Zuständigkeiten gewinnen. Dazu fin- det man in den Gesetzentwürfen der FDP aber – außer- halb der Finanzverfassung – nichts. Selbstverständlich bedürfen nicht nur die materiellen Gesetzgebungskompetenzen einer Entflechtung. Viel- mehr ergeben auch die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern heute ein chaotisches Bild, das drin- gend geordnet werden muss. So liegt beispielsweise die Regelungskompetenz für die Erbschaftsteuer beim Bund, während die Länder für den Vollzug zuständig sind und ihnen auch der Ertrag zusteht. Die gleiche Pro- blematik wiederholt sich bei der Kfz-Steuer. Anders hingegen stellt sich die Situation bei der Ver- sicherungsteuer dar. Der Vollzug liegt zwar auch hier in den Händen der Länder, aber die Regelungskompetenz und der Ertrag stehen dem Bund zu. Bei der Versiche- rungsteuer ergibt sich obendrein auch noch ein Abgren- zungsproblem zur Feuerschutzsteuer. Deren Ertrag ge- bührt nämlich den Ländern. Bei kombinierten Versicherungsverträgen, die den Feuerschutz mit umfas- sen, haben die Länder damit Anspruch auf einen entspre- chenden Anteil am Aufkommen. Dieses Durcheinander muss beendet werden. Der Gesetzentwurf der Freien Demokraten geht auch hier in die richtige Richtung. Kfz- und Versicherung- steuer weisen in etwa dasselbe Ertragsaufkommen aus. Daher ist es in der Tat sinnvoll, die Regelungskompetenz und den Ertrag der Kfz-Steuer beim Bund anzusiedeln, und die Versicherungssteuer in Gänze an die Länder zu geben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Abgrenzungs- probleme zwischen Feuerschutz- und Versicherung- steuer würden der Vergangenheit angehören. Mit der Kfz-Steuer würde dem Bund auch deren Ertrag zustehen und in Verbindung mit der Mineralölsteuer könnte eine Verkehrspolitik aus einer Hand erfolgen. Ein derartiger Austausch ist aber nur dann realistisch, wenn das Aufkommen aus beiden Steuerarten langfristig gesichert ist. Bei der Versicherungsteuer ist dies nicht eindeutig zu bejahen. Ob sie dauerhaft vor dem EU- Recht bestehen kann, ist ungewiss. Die FDP ignoriert hier abermals, dass eine Zweidrittelzustimmung des Bundestages und des Bundesrates nur dann erreichbar ist, wenn weder Bund noch Länder fürchten müssen, an- schließend als alleinige Verlierer dazustehen. Es muss daher ein Netz gespannt werden, das den denkbaren kompletten Wegfall einer Steuerart auffängt. Die Bundesstaatskommission hat dazu den praktika- blen Vorschlag einer Sicherungsklausel gemacht, die in einem solchen Fall Neuverhandlungen zwischen Bund und Ländern vorsieht. – Die hätten Sie in Ihrem Antrag schon mit abschreiben können! L s D G t h u b l g t t o d L w s v d s R s G g d t i w d S e A s – D f F e d d d s d d G z m w s h d g (C (D Die Übertragung der Regelungskompetenz auf die änder bietet sich in erster Linie bei steuerlichen Tatbe- tänden an, die auf immobilen Sachverhalten beruhen. aher ist eine komplette Aufgabenverlagerung der rundsteuer auf die Länder – wie sie die FDP bean- ragt – durchaus in Betracht zu ziehen. Wenn die FDP ier so mutig bei der Grundsteuer ist, kann ich aber mso schwerer nachvollziehen, warum Sie dieser Mut ei der Grunderwerbsteuer dann plötzlich wieder ver- ässt. Die Bundesstaatskommission hat hier den Vorschlag emacht, die Höhe der Steuersätze in Länderverantwor- ung zu übertragen. Das würde den Ländern einen wich- igen Gestaltungsspielraum im Hinblick auf ihre Stand- rt- und Strukturpolitik eröffnen. Wenn die FDP agegen vorschlägt, die Grundsteuerkompetenz den ändern zu geben, aber die Gesetzgebung zur Grunder- erbsteuer beim Bund zu belassen, dann ist dieser Vor- chlag eher geeignet, die Verwirrung im Steuerrecht zu ertiefen als sie zu beseitigen. Prinzipiellen Beifall verdient der Vorschlag, die Bun- eskompetenz für die Vermögensteuer endlich abzu- chaffen. Das Bundesverfassungsgericht hat 1995 zu echt die Verfassungswidrigkeit dieser Steuer festge- tellt, da es keinen Grund gibt, Kapitalvermögen und rundbesitz unterschiedlich zu behandeln. Die Vermö- ensteuer nimmt als Substanzsteuer keine Rücksicht auf ie wirtschaftliche Situation des Steuerzahlers. Das be- rifft insbesondere mittelständische Betriebe, die ihr Geld n die Firma investieren, aber zunächst wenig Gewinn ab- erfen. Zudem stehen Verwaltungsaufwand und Ertrag ieser Steuer in keinem Verhältnis zueinander. Diese teuer dient allenfalls noch dazu, einer bestimmten Kli- ntel der SPD Sand in die Augen zu streuen und weitere rbeitsplätze in Deutschland zu gefährden. – Dann bitte ollen sich doch die letzten Ministerpräsidenten der SPD viele sind’s ja nicht mehr – mit dieser Steuer austoben. er Bundestag sollte von solchen Possenspielen jeden- alls dauerhaft verschont bleiben. Und lassen Sie mich noch zu dem dritten Antrag der DP etwas feststellen: Es handelt sich um den „Entwurf ines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den La- enschluss“ und datiert vom 20. April dieses Jahres. Dieser Antrag hat allerdings schon einen Vorgänger in er aktuellen Wahlperiode: Am 17. Juni 2004 forderte ie FDP in einem Antrag: „Konsequenzen aus der Ent- cheidung zum Ladenschluss ziehen – Regelung des La- enschlusses den Ländern überlassen“. Und wiederum avor gab es schon am 20. November 2002 einen FDP- esetzentwurf zur „Aufhebung des Ladenschlussgeset- es“. Man könnte fast denken: Wenn der FDP sonst nichts ehr einfällt, macht sie etwas zum Ladenschluss. Erst ollen Sie das Bundesgesetz abschaffen. Dann fordern ie die Bundesregierung auf, das Gesetz zu öffnen. Und eute legt sie selbst eine Öffnungsklausel vor. In der Sache ist das aus meiner persönlichen Sicht ein iskutabler Gedanke. Und sie weisen in Ihrer Antragsbe- ründung vollkommen zu Recht darauf hin, dass der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16965 (A) ) (B) ) Schutz von Sonn- und Feiertagen auch ohne ein Bundes- gesetz bundeseinheitlich gewahrt bleibt. Dieser Sonn- und Feiertagsschutz ist schließlich in Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 139 WRV verfassungsrechtlich ver- brieft. Misstrauisch stimmt allerdings der Zusatz in Ihrer Be- gründung: „Auch hier können die Länder den regional unterschiedlichen Anschauungen, Traditionen und Bräu- chen besser gerecht werden …“ Genau so ist das mit dem Art. 139 aber nicht gedacht: Die Länder können wohl eigene Feiertage anerkennen. Der Sonntag und zu- mindest die bundesweit anerkannten Feiertage müssen aber verbindlich und in allen Ländern auch Tage der Ar- beitsruhe bleiben. In dieser Hinsicht wollten weder die Autoren der WRV noch des GG regionale Besonderhei- ten gelten lassen. Mit einem Antrag, der damit indirekt das Signal gibt, man müsse es mit dem Sonntag als Ru- hetag nicht so ernst nehmen, haben wir als christliche Demokraten allerdings erhebliche Probleme. Alles in allem enthalten die Forderungen der FDP durchaus interessante und richtige Ansatzpunkte für eine Entflechtung der bundesstaatlichen Strukturen. Der große Wurf ist das aber wahrlich nicht. Wir wollen aus der Föderalismusreform mehr machen als eine parteipolitische Profilierungsveranstaltung. Wir wollen eine Reform aus einem Guss, die dann nicht nur im Bundestag, sondern auch im Bundesrat die Chance auf eine Zweidrittelmehrheit hat. Daran arbeiten wir – und daran wird auch die SPD mitarbeiten müssen. Die Menschen in Deutschland erwarten, dass die Politiker ihnen nicht nur Reformen zumuten, sondern dass sie auch da zu Reformen bereit sind, wo es ihnen selbst viel- leicht wehtut. Daher gilt trotz der Verweigerungshaltung von Franz Müntefering heute der Satz eines seiner Vor- gänger: Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen. Wir als CDU und CSU werden in Sachen Bundesstaats- reform auch nach dem 18. September nicht locker las- sen! Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Lieber Kollege Burgbacher, so gut wir in vielen Fragen der Förderalismusreform zusammengearbeitet haben, für den heutigen Vorstoß, in einer Art Torschluss- panik noch einzelne Elemente hier heute zur Abstim- mung zu stellen, habe ich überhaupt kein Verständnis. Es ist vernünftig, die Verhandlungen zu unterbrechen. Na- türlich geht es nicht darum, die Verhandlungen auf die lange Bank zu schieben. Aber wir reden schließlich über die größte Reform des Grundgesetzes seit seiner Verab- schiedung 1949. Deshalb wollen wir aus Respekt vor der Verfassung und dem neu zu wählenden Deutschen Bun- destag die Verhandlungen unterbrechen. Wir setzen uns dafür ein, die Verfassungsreform seriös im Bundestag zu behandeln und zeitnah zu einem Ergebnis kommen. Die Forderung von Stoiber und Merkel, doch noch ein Ergebnis vorzulegen, würde bedeuten, dass keine seriöse Debatte im Bundestag mehr stattfinden kann. Das ist in- akzeptabel für uns, auch und gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Diskussion in der letzten Zeit ja be- reits ohne parlamentarische Anbindung geführt wurde. M l d w d d s m M b s i S d G a t L h l g d e d l M S S s u A z d n m „ s w – s g m F e v d g K s N e K d (C (D Ich wundere mich, dass gerade Kanzlerkandidatin erkel plötzlich so auf Tempo drängt, wo sie doch im etzten Jahr nicht ein einziges Mal an der Arbeit der Fö- eralismuskommission, zumindest nicht aktiv, mitge- irkt hat. Ich wünsche Frau Merkel auch viel Spaß in er Zusammenarbeit mit den Herren Koch und Wulff, ie dem Bund im Bildungsbereich jede Kompetenz ab- chneiden wollen. Die Ernennung der Schattenbildungs- inisterin Schavan suggeriert, dass Kanzlerkandidatin erkel an einer Handlungskompetenz im Bildungs- ereich auf Bundesebene festhalten will. Diesen Wider- pruch muss die CDU auflösen. Zu den einzelnen Anträgen nur einige Anmerkungen n der Sache: Den Tausch von Versicherungs- und Kfz- teuer unterstütze ich. Wir hatten sogar angeboten, dass ie politische Ebene, die die Ertragshoheit hat, auch die esetzgebungskompetenz bekommt. Zu Art. 84: Zugriffsrechte in der Rohform lehnen wir b, da das einen Übergang vom Bundessstaat zum Staa- enbund bedeuten würde. Wir hätten Zugriffsrechte der änder akzeptiert, wenn der Bund ein Rückholrecht ge- abt hätte. Ladenschluss: Wir unterstützen eine Kompetenzver- agerung auf die Länder. Allerdings lehnen wir es zum egenwärtigen Zeitpunkt ab, einzelne Bestandteile aus er Gesamtlösung herauszunehmen. Uns geht es darum, in Gesamtpaket zu schnüren. Ernst Burgbacher (FDP): Seitdem die Vorsitzenden er Kommission zur Modernisierung der bundesstaat- ichen Ordnung, kurz Föderalismuskommission, üntefering und Stoiber, am 17. Dezember 2004 ihr cheitern im Ringen um eine Reform unseres föderalen ystems erklärt haben, hat der Bundestag sich mit die- em eminent wichtigen Thema nur zweimal, wenn ich nsere heutigen Debatte mitzähle, befasst – jeweils auf ntrag der FDP-Bundestagsfraktion. Das Hohe Haus hat war eine Eröffnungsdebatte geführt, das Scheitern und en weiteren Fortgang aber nie aufgearbeitet. Die so ge- annte „Mutter aller Reformen“ hat meines Erachtens ehr Beachtung durch das deutsche Parlament verdient! Die von den Kommissionsvorsitzenden in ihrem Sprechzettel“ für die letzte Kommissionssitzung zu- ammengefassten Ergebnisse blieben weit hinter den Er- artungen zurück. Nicht nur in der Hochschulpolitik dieser Eindruck wurde ja in der öffentlichen Berichter- tattung geweckt –, sondern auch in anderen Bereichen ab es bis zuletzt unterschiedliche Positionen. Die FDP-Bundestagsfraktion hat immer deutlich ge- acht, dass grundlegende Themen wie die Reform der inanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern oder ine Länderneugliederung bei einem solchen Reform- orhaben nicht von vorneherein ausgeklammert werden ürfen. Hier bietet sich die von der FDP von Anfang an eforderte Konventslösung an. Nur Mitglieder eines onvents, die nicht in eigener Sache richten müssen, ind in der Lage, eine Reform zu erarbeiten, die diesen amen auch verdient. Die FDP-Bundestagsfraktion hat inen entsprechenden Antrag zur „Einsetzung eines onvents zur Reform des Föderalismus“ hier im Bun- estag eingebracht. 16966 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) Die im April wieder aufgenommenen Gespräche zwi- schen Herrn Müntefering und Herrn Stoiber und der Ver- such, doch noch zu einer Einigung bei den offenen Fra- gen aus der Föderalismuskommission zu gelangen, wurden nach dem SPD-Wahldebakel in NRW von Herrn Müntefering abgebrochen, das Thema Föderalismusre- form wurde kurzerhand auf die nächste Legislatur- periode „vertagt“. Klar ist: Eine umfassende Reform des Föderalismus wird tatsächlich erst in der nächsten Legislaturperiode realisierbar sein. Allerdings wollen wir als FDP versu- chen, wenigstens einiges, was unstrittig war – und es hat ja unstrittige Themen gegeben oder solche, bei denen man sich auf eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung verständigen konnte –, noch in der verbleibenden Legis- laturperiode zu verabschieden. Die FDP-Bundestagsfraktion hat daher drei konkrete Gesetzentwürfe vorgelegt, die ich Ihnen kurz erläutern möchte: Durch eine Änderung des Art. 84 Abs. 1 GG wird eine starke Reduzierung der Zustimmungserforder- nisse des Bundesrats herbeigeführt. Damit werden Ge- setzesvorhaben beschleunigt: in der Zuordnung von Ver- antwortlichkeiten wird mehr Transparenz erreicht. Durch Verankerung des Konnexitätsprinzips im Grund- gesetz werden die Gemeinden vor unkalkulierbaren finanziellen Risiken geschützt. Die Übertragung der Gesetzgebungskompetenz für die Grundsteuer auf die Bundesländer bedeutet einen Einstieg in Steuerautonomie und damit Steuerwettbe- werb. Die Mehrheit der Experten in der Föderalismus- kommission hat sich dafür ausgesprochen, weil nichts gegen eine Steuerkompetenz der Länder auf immobile Sachverhalte spricht. Der Steuertausch zwischen Kfz-Steuer und Versiche- rungssteuer führt zu klaren Verantwortlichkeiten und er- möglicht auch eine eventuelle Umlegung auf die Mine- ralölsteuer. Den Ländern wollen wir zudem die Kompetenz für den Ladenschluss übertragen, so wie dies nach dem Ur- teil des Bundesverfassungsgerichts nur konsequent ist. In der Arbeit der Föderalismuskommission bestand in diesen Punkten bereits Konsens. Ich fordere daher die Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen zu konstruktivem Mitwirken auf. Wenn bei der Föderalis- muskommission der große Wurf nicht gelang – was für unser Land schon schlimm genug ist –, so sollten wir uns wenigstens noch in dieser Legislaturperiode einige Schritte in die richtige Richtung bewegen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Siebten Geset- zes zur Änderung des Versicherungsaufsichts- gesetzes (Tagesordnungspunkt 28) Horst Schild (SPD): Mit der heute zu verabschie- denden Novelle des Versicherungsaufsichtsgesetzes set- z d e v E E t m e t r d w d f s a h R i d 2 w c k T u d t w d g ( g s m g P Ü r i z m G P d v s ta D k z g e s B (C (D en Bundesregierung und Koalitionsfraktionen den mit em Altersvermögens- und dem Alterseinkünftegesetz ingeleiteten Weg zur Stärkung der betrieblichen Alters- ersorgung fort. Wir setzen mit der Novelle zunächst fristgerecht die U-Pensionsfondsrichtlinie in nationales Recht um. Die U-Pensionsfondsrichtlinie hat die Ausrichtung der na- ionalen betrieblichen Altersvorsorgesysteme an Binnen- arktgrundsätze zum Ziel. Es entsteht ein einheitlicher uropäischer Markt für Leistungen der betrieblichen Al- ersvorsorge. Wir sehen uns in Deutschland auch im Be- eich der betrieblichen Altersvorsorge einem wachsen- em europäischen Wettbewerb ausgesetzt. Dem müssen ir als Gesetzgeber Rechnung tragen. Insbesondere der eutsche Pensionsfonds muss international konkurrenz- ähig sein. Wir müssen optimale Rahmenbedingungen chaffen, damit dieser noch junge Durchführungsweg uch für den Finanzplatz Deutschland ein Erfolg wird. Über die Umsetzung der EU-Pensionsfondsrichtlinie inaus wollen wir deshalb eine weitere Verbesserung der ahmenbedingungen für die betriebliche Altersvorsorge n Deutschland erreichen. Dazu ist eine Deregulierung er Aufsicht über die im Zuge der Rentenreform von 001 neu gegründeten circa 25 so genannten Wettbe- erbs-Pensionskassen vorgesehen. Dagegen sollen die irca 130 traditionellen so genannten Firmen-Pensions- assen weiterhin reguliert bleiben. Deren Produkte und arife unterliegen weiterhin einer intensiven Prüfung nd Genehmigung durch die Bundesanstalt für Finanz- ienstleistungsaufsicht. Die vorgenommene Abgrenzung ist sachgerecht und rägt dem Gesichtspunkt möglichst einheitlicher Wettbe- erbsbedingungen Rechnung. Ein Schwerpunkt des Gesetzes stellt die Änderung es § 112 VAG dar. Wir wollen damit die seit 2001 vor- esehene Übertragungsmöglichkeit von Direktzusagen Pensionszusagen) auf Pensionsfonds erleichtern. Ge- enwärtig müssen die übertragenen Pensionsanwart- chaften vom Pensionsfonds versicherungsförmig, also it einem Rechnungszins von derzeit 2,75 Prozent, fort- eführt werden. Mit diesem Kalkulationszins muss der ensionsfonds rechnen und ein dementsprechend hohes bertragungskapital vom Arbeitgeber fordern. Die Di- ektzusagen finden sich dagegen bei den Unternehmen n den Pensionsrückstellungen mit einem Rechnungs- insfuß von 6 Prozent wieder (§ 6 a EStG). Unterneh- en müssen im Übertragungszeitpunkt erheblich mehr eld aufbringen als den Rückstellungsbetrag, damit der ensionsfonds die Direktzusage übernehmen kann. Aus iesem Grund fanden in der Praxis kaum Übertragungen on Pensionsanwartschaften auf Pensionsfonds statt. Der Pensionsfonds erhält künftig die Möglichkeit, eine Kalkulationen auf Basis eines realistischeren, kapi- lmarktorientierten Rechnungszinssatzes vorzunehmen. ies entspricht internationalen Gepflogenheiten. Zu- ünftig muss der Arbeitgeber daher im Übertragungs- eitpunkt weniger Kapital aufbringen, womit Übertra- ungen von Pensionsanwartschaften auf Pensionsfonds rleichtert werden. Der Arbeitgeber muss jedoch Nach- chüsse an den Pensionsfonds leisten, falls dieser zum eispiel nicht die erwarteten Erträge erwirtschaften Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16967 (A) ) (B) ) kann. Steuerlich wird die Übertragung von Pensions- anwartschaften auf den Pensionsfonds in den §§ 4 e Abs. 3 und 3 Nr. 66 EStG flankiert. Daran ändert sich nichts. Die angesprochenen Änderungen wurden in der Sach- verständigenanhörung einhellig begrüßt. Wir verbessern damit die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Pensions- fonds im europäischen Vergleich. Ich begrüße ausdrücklich, dass Union und FDP ihre Zustimmung zum Gesetzentwurf erteilen. Wir sind uns damit darin einig, dass der von uns eingeleitete Weg zur Stärkung der betrieblichen Altersversorgung ohne Alter- native ist. Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU): Heute wird ein Gesetz verabschiedet, das in besonderer Weise geeignet ist, die betriebliche Altersversorgung in Deutschland zu stärken. Insbesondere ergeben sich neue Möglichkeiten, die betriebliche Altersvorsorge über Pensionsfonds in Deutschland zu bündeln und neu zu organisieren. Mit dem Altersvermögensgesetz 2002 war die Erwar- tung verbunden, betriebliche Altersversorgung über Pen- sionsfonds auszugliedern. Diese Erwartung konnte bis- her nicht erfüllt werden; denn bis zum heutigen Tage wird der Pensionsfonds als fünfter Durchführungsweg einer betrieblichen Altersversorgung nahezu nicht in An- spruch genommen. Worin liegen die Interessen der Unternehmen? Durch Pensions- bzw. Direktzusagen haben heute viele Unter- nehmen hohe Pensionsrückstellungen gebildet, die die Bilanzen der Unternehmen sehr belasten. Viele Unter- nehmen versprechen sich daher durch die Ausgliederung von Pensionsverpflichtungen eine Verbesserung ihrer Eigenkapitalrelationen und damit günstigere Finanzie- rungskonditionen am internationalen Kapitalmarkt. Auch versprechen sie sich eine bessere Bewertung im Unternehmensrating. Das Problem konzentriert sich auf einen Punkt. Mit einem Rechnungszins von 2,75 Prozent für die Bewer- tung bilanzexterner Rentenverpflichtungen bei Pensions- fonds war man zu weit gegangen. Das Problem ist, dass derzeit Pensionsrückstellungen mit 6 Prozent abgezinst werden. Auf der anderen Seite wird aber verlangt, dass bei einer Ausgliederung von Rentenverpflichtungen der Pensionsfonds eine versicherungsförmige Garantie ge- ben muss, die konkret in einem Rechnungszinssatz von 2,75 Prozent ausgedrückt wird. Mit diesem Zinssatz müssen die Rentenverpflichtungen abgezinst werden. Hierdurch ergibt sich ein derart hoher Kapitalbedarf für die Unternehmen, der um über 60 Prozent über dem Be- trag der Rückstellungen liegt. Da ohnehin nur circa 30 Prozent der Pensionsverpflichtungen kapitalmäßig unterlegt sind, ist kaum ein Unternehmen in der Lage, die hohen Cashmittel dem Unternehmen zu entziehen, um die Rentenverpflichtungen zu decken. Mit der Veränderung des Versicherungsaufsichtsgeset- zes wird nun vom Rechnungszins in Höhe von 2,75 Prozent Abstand genommen. Zukünftig soll ein so genannter vorsichtiger Rechnungszins gewählt werden, d g A f w w i s R P d e d s t e s l U e m q d m a U m r F s s t n V N u g l u z f f D f B a m d s d H s s z z c (C (D er aktuell – nach den internationalen Rechnungsle- ungsstandards – zwischen 4,75 und 5,25 Prozent liegt. uf der einen Seite wird damit von der versicherungs- örmigen Garantie abgesehen, auf der anderen Seite aber ird der Arbeitgeber zu Nachschüssen verpflichtet, enn die Zahlung aus den Pensionsfonds nicht möglich st. Damit erhält der Arbeitnehmer die Gewissheit, dass eine Pensionen gezahlt werden können. Eine zweite ückversicherung erhält der Arbeitnehmer durch den ensionssicherungsverein, der die Zahlung bei Insolvenz es Arbeitgebers übernimmt. Mit der Neuregelung wird der Gleichklang zwischen iner internen Bilanzierung nach internationalem Stan- ard und einer entsprechenden Bewertung in den Pen- ionsfonds erreicht. Noch immer ist ein hoher Liquidi- ätsbedarf erforderlich, aber die Unternehmen erhalten ine Perspektive, Pensionsverpflichtungen in den Pen- ionsfonds auszugliedern. Endlich besteht eine nationale eistungsfähige Durchführungsmöglichkeit für deutsche nternehmen, hier ihre Versorgungssysteme aus dem uropäischen Ausland zu bündeln. Der deutsche Finanz- arkt wird gestärkt. Dies hat auch Auswirkungen auf ualifizierte Finanzdienstleistungen. Anlageentschei- ungen werden in Deutschland getroffen. Vermögens- anagement und akuarielle Leistungen werden weiter ufgewertet. Die Gefahr ist damit gebannt, dass deutsche nternehmen ausländische Pensionsfonds zu Hilfe neh- en müssen. Schon der Bundesrat hatte auf diese Gefah- en hingewiesen und darin Nachteile für den deutschen inanzstandort gesehen. Zudem hätten sich diese Pen- ionsfonds der deutschen Aufsicht entzogen. Die steuerlichen Fragen in diesem Zusammenhang ind weitestgehend gelöst. § 3 Nr. 63 EStG wird nicht angiert, da dieser Paragraph mit der Nachschusspflicht ichts zu tun hat, sondern darauf abstellt, unter welchen oraussetzungen die Prämien lohnsteuerfrei bleiben. § 3 r. 63 EStG bezieht sich auf die laufende Beitragspflicht nd wird auf 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze edeckelt. Für die Übertragung von Pensionsverpflichtungen ist etztlich § 3 Nr. 66 EStG relevant, da er regelt, wie man nmittelbare Versorgungszusagen oder Unterstützungs- usagen auf einen Pensionsfonds überträgt. Die Steuer- rage bleibt unverändert; denn schon heute kann die Dif- erenz zwischen der Pensionsrückstellung und den eckungsmitteln für Rentenverpflichtungen im Pensions- onds auf zehn Jahre abgeschrieben werden. Dieser etrag ist nach der neuen Rechtslage allerdings geringer ls bei der bisherigen versicherungsförmigen Garantie it einem Rechnungszinssatz von 2,75 Prozent. Zu beachten ist an dieser Stelle besonders, dass bei er internen Finanzierung der Direkt- bzw. Pensionszu- age heute kein direkt verfügbares Kapital unterlegt wer- en muss. Dies ist bei der Ausfinanzierung völlig anders. ier gelten jetzt die Anlagevorschriften, die bei Pen- ionsfonds zu beachten sind und die entsprechende Auf- icht, die es bei der Direktzusage und bei der Innenfinan- ierung nicht gibt. Wie bei der Direktzusage bleibt udem die Absicherung zusätzlich über den Pensionssi- herungsverein. 16968 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) In dem anderen Bereich der Pensionskassen wird zu- künftig eine differenzierte Abstufung vorgenommen. Wettbewerbspensionskassen und Firmenpensionskassen müssen jeweils nach eigenen Kriterien bewertet werden. Bei deregulierten Pensionskassen im Wettbewerb werden Sicherheitsreserven seitens der Finanzaufsicht über die entsprechenden Verordnungen verlangt. Bei re- gulierten Pensionskassen ist es dann Aufgabe der BaFin in ihrer Aufsicht selbst zu prüfen, dass die Geschäfts- pläne entsprechend ausreichend sind und die Rech- nungsgrundlagen passen. Eine zusätzliche Insolvenzsi- cherung ist bei regulierten Pensionskassen nicht notwendig, da diese einer strengen Aufsicht durch die BaFin sowie strengen Anlagegrenzen und Anlagevor- schriften unterliegen. Neben regelmäßigen Stresstests, die erfüllt werden müssen, steht in der Regel hinter jeder Pensionskasse auch ein Arbeitgeber, der seine Verpflichtungen über- nimmt. Bisher – seit 1870 – ist noch kein Insolvenzfall in einer Firmenpensionskasse zu verzeichnen. Die diffe- renzierte Abstufung bei den Pensionskassen ist damit sachgerecht. Insgesamt hat die Beratung ergeben, dass wir in den zentralen Fragen mit dem Regierungsentwurf überein- stimmen, auch hinsichtlich der Auflösung der staatlichen Versicherung der DDR. Der bis zum Jahre 2008 verblei- bende Zeitraum ermöglicht die reguläre Abwicklung der Anstalt. Wir haben in der Schlussberatung im Finanzaus- schuss deutlich gemacht, dass wir die von Bündnis 90/ Die Grünen gewünschte Berichtspflicht über ethische, ökologische und soziale Kriterien bei Pensionsfonds für überflüssig halten. Diese Angaben können unseres Er- achtens im jährlichen Rechenschaftsbericht abgegeben werden. Dass der Pensionsfonds die Versorgungsberech- tigten grundsätzlich schriftlich bei Vertragsabschluss so- wie jährlich schriftlich informieren muss, bedeutet nichts anderes als überhöhter bürokratischer Aufwand, der letztendlich den Fonds mit zusätzlichen Kosten be- lastet. Die Verbesserungen einer betrieblichen Altersver- sorgung über Pensionsfonds sind jedoch so deutlich, dass wir dem Gesetzentwurf insgesamt zustimmen wer- den. Abschließend möchte ich aber noch auf eine Gefahr für die betriebliche Altersversorgung hinweisen: Ab 2009 sollen die laufenden Zahlungen in die betriebliche Altersversorgung zusätzlich mit Sozialversicherungsbei- trägen in voller Höhe belegt werden. Da die Renten im Alter zusätzlich mit vollen Kranken- und Pflegever- sicherungsbeiträgen belastet werden, stellt sich für viele Arbeitnehmer die Frage, ob eine private Altersvorsorge nicht grundsätzlich besser als eine betriebliche Vorsorge ist; denn hier entfallen die Krankenversicherungs- und Pflegeversicherungsbeiträge im Alter. Gutverdiener oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze werden davon nicht tangiert, da das Ganze nur für diejenigen negativ wirkt, die sozialversicherungspflichtig sind. Wenn eine betriebliche Altersversorgung langfristig attraktiv sein soll, muss über diesen Punkt erneut verhandelt werden. D d e c d s f r g l T d A s t s R R A z h d n v s b r l s D a N m w z w G i i f l w u s h f n l g g e Z u s (C (D Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie Europäische Union hat im so genannten Finanz- ienstleistungs-Aktionsplan schon 1999 grundsätzlich ine Öffnung der Märkte für Einrichtungen der betriebli- hen Altersvorsorge vorgesehen. Es ist also möglich, ass ein Unternehmen seine „Betriebsrente“ über bei- pielsweise einen irischen oder spanischen Pensions- onds verwaltet. Der vorliegende Gesetzentwurf ändert das Versiche- ungsaufsichtgesetz entsprechend den zwingenden Vor- aben der Richtlinie 2003/41/EG des Europäischen Par- aments und des Rates vom 2. Juni 2003 über die ätigkeiten und die Beaufsichtigung von Einrichtungen er betrieblichen Altersversorgung. Die kapitalgedeckte ltersvorsorge wird gefördert und die Aufsichtsvor- chriften für Firmen die Altersvorsorgeprodukte anbie- en, genauer gefasst. Das Gesetz ist überparteilich unum- tritten. Der Bundestag ist in der Pflicht, die EU- ichtlinie bis zum 23. September 2005 umzusetzen. Die rot-grüne Koalition steht dafür ein, dass die neuen egelungen nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer gehen. Deshalb sind in den Regelungen ur betrieblichen Altersvorsorge grundsätzlich weitge- ende Sicherungsmaßnahmen verankert, die verhindern, ass ein Arbeitnehmer durch unvorhergesehene Ereig- isse wie beispielsweise Insolvenzen um seine ehrlich erdiente Rente gebracht wird. Daran ändert dieses Ge- etz nichts. Unser darüber hinausgehendes Bestreben, ezüglich der Pflichtmitgliedschaft im Pensionssiche- ungsverein auf Gegenseitigkeit für Pensionskassen ana- oge Bedingungen wie für Pensionsfonds zu schaffen, ollte in einem anderen Gesetzentwurf geregelt werden. enn im Versicherungsaufsichtsgesetz sind inhaltlich ndere Bereiche geregelt. Nach den zurzeit avisierten euwahlen werden wir hierauf nochmals zurückkom- en. Im Rahmen dieses Gesetzgebungsverfahrens haben ir sichergestellt, dass die Berichtspflicht für Fonds be- üglich sozial-ethisch-ökologischer Kriterien eingeführt ird. Der entsprechende Antrag von Bündnis 90/Die rünen stieß zwar auf Widerstand von Union und FDP, st aber nun erfolgreich Bestandteil des Gesetzes. Denn bei allem Verständnis für Renditeerwartungen st es eigentlich kritisch zu beurteilen, wenn Pensions- onds deutscher Unternehmen ihr Kapital in Investments eiten, die zwar auf der Zahlenebene stimmen, hinter elchen aber Bedingungen stehen, die wir so auch für ns selbst nicht akzeptieren würden. Ein plakatives Bei- piel hierfür wäre etwa, wenn ein Investment, das seine ohen Margen durch Kinderarbeit erzielt, von Pensions- onds deutscher Unternehmen mitfinanziert wird. Ich akzeptiere aber die Kräfte des Marktes: Es kann iemandem vorgeschrieben werden, wie und wo er an- egt. Aber: Es muss transparent für die einzelnen Anle- er von Fonds sein, wo ihr Fonds unter welchen Bedin- ungen angelegt ist. Dann kann sich der Anleger selbst ntscheiden, bei welchem Fonds er anlegt und welche iele er damit unterstützt. Diese Transparenz war bisher nseres Erachtens nicht ausreichend gegeben. Zwar fand ich eine entsprechende Regelung im Anhang des Geset- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16969 (A) ) (B) ) zes, wir hatten aber Grund zu der Annahme, dass diese Regelung in der Praxis bisher nicht entschieden genug umgesetzt wurde. Deshalb wir die sozial-ethisch-ökolo- gische Berichtspflicht jetzt Bestandteil des direkten Ge- setzestextes. Es gibt mittlerweile klare fachliche Leitlinien für nachhaltige Geldanlagen. Wir legen großen Wert darauf, dass konkrete Leitlinien zugrundegelegt werden, wenn ein Fonds sich entschließt, damit zu werben, dass er nach den benannten Kriterien anlegt. Wir haben damit ein weiteres Mal bewiesen, dass die kreativen und nachhaltig wirksamen Ideen dieser Koali- tion sehr oft von uns, von Bündnis 90/Die Grünen, ka- men. Wir kämpfen für eine Fortsetzung der Koalition mit neuer Legitimierung, denn unsere Konzepte sind und bleiben die besseren. Carl-Ludwig Thiele (FDP): Mit dem Versicherungs- aufsichtsgesetz gehen wir einen weiteren Schritt bei der Vereinheitlichung der betrieblichen Altersvorsorge auch in Europa. Angesichts der demografischen Entwicklung kann nicht häufig genug darauf hingewiesen werden, dass der Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge dringend verbessert werden muss. Das gilt sowohl für den privaten als auch für den betrieblichen Bereich. Die FDP hat in der Vergangenheit viele positive Beiträge zu diesem Thema geleistet. Wichtig ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer mög- lichst viel Spielraum bei der Ausgestaltung der Alters- vorsorge haben. Wir müssen darauf achten, dass die Regelungen nicht zu bürokratisch werden. Scharf zu kri- tisieren ist daher, dass es den Grünen mithilfe der SPD wieder einmal gelungen ist, auch beim Versicherungs- aufsichtsgesetz unnötige Regulierungen einzuführen. Die Berichtspflicht von Pensionsfonds zur Berücksichti- gung ökologischer, ethischer und sozialer Kriterien ist ärgerlich und überflüssig. Sie sorgt für mehr Bürokratie, belastet die Pensionsfonds und treibt so die Kosten in die Höhe. Für die FDP kritisiere ich diese Regelung aufs Schärfste. Trotzdem stimmen wir dem Gesetzentwurf zu, um die Umsetzung der zugrunde liegenden EU- Richtlinie nicht zu gefährden. Nach dem Regierungswechsel im Herbst werden wir überprüfen, ob sich die Regelungen zur betrieblichen Al- tersvorsorge nicht vereinfachen lassen. Überflüssige Re- gulierungen werden dann abgeschafft. Die Altersvorsoge insgesamt gilt es weiter zu verbes- sern. In der nächsten Legislaturperiode werden wir da- rauf dringen, dass es zu erheblichen Vereinfachungen kommt. Ziel ist, dass der Arbeitnehmer ein einziges Konto hat, auf das er und sein Arbeitgeber einzahlen können. Es soll bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes er- halten bleiben. Auch der neue Arbeitgeber soll auf die- ses Konto einzahlen können. Für die FDP ist es wichtig, dass die Altersvorsorge klaren, einfachen und transparenten Regelungen unter- liegt. Überflüssige Regelungen sind abzubauen. Nur so können wir erreichen, dass möglichst viele Arbeitneh- m z A C s b d m w l s m E b d c f s d s E u r u i s B d d s E z g I s k m i l s s (C (D er die Notwendigkeit der Vorsorge verstehen und ak- eptieren. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Europäische Ener- giepolitik marktwirtschaftlich gestalten – Richt- linien entbürokratisieren (Tagesordnungs- punkt 29) Rolf Hempelmann (SPD): Der Antrag der CDU/ SU Fraktion „Europäische Energiepolitik marktwirt- chaftlich gestalten – Richtlinien entbürokratisieren – erührt ein äußerst wichtiges Thema. Europa greift in er Tat immer stärker in die nationale Energiepolitik ein. Wir dürfen den energiewirtschaftlichen Ordnungsrah- en jedoch nicht allein aus wettbewerblicher Sicht be- erten. Wichtig ist es, dass wir bei der Weiterentwick- ung der europäischen Energiepolitik den Gesamtkontext tärker berücksichtigen: Eine moderne Energiepolitik uss gleichermaßen die Ziele Versorgungssicherheit, ffizienz, Innovation, Umweltverträglichkeit und Wett- ewerb verfolgen. Es wird in den nächsten Jahren darauf ankommen, bei er Weiterentwicklung des europäischen energierechtli- hen Rahmens, zwei Strategien miteinander zu verknüp- en: Zum Ersten geht es immer um eine schlanke und kon- istente Umsetzung europäischer Richtlinienvorgaben in eutsches Recht, bei gleichzeitiger Berücksichtigung un- erer besonderen nationalen Interessen als führender nergieproduzent und Energiedrehscheibe Europas. Zum Zweiten ist es Aufgabe der Bundesregierung nd des Bundestages, deutsche Interessen bereits wäh- end aktueller EU-Rechtsetzungsverfahren zu vertreten nd durchzusetzen. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist nsbesondere der Einsatz der Bundesregierung im Zu- ammenhang mit den Brüsseler Beratungen zu den EU- eschleunigungsrichtlinien Strom und Gas. Der sozial- emokratischen Bundesregierung ist es zu verdanken, ass spezielle Regelungen gefunden wurden, die der be- onderen Qualität unserer pluralistisch strukturierten nergiewirtschaft Rechnung tragen und insbesondere um Schutz kleiner Stadtwerke beitragen. Grade angesichts der wachsenden Zahl der EU-Mit- liedsländer muss der nachhaltigen Vertretung deutscher nteressen bei der Weiterentwicklung der energiewirt- chaftlichen Rahmenbedingungen durch Brüssel auch ünftig ein besonderer Stellenwert beigemessen werden. Wie meine Kollegen aus der CDU/CSU Fraktion ver- utlich bereits selbstkritisch erahnt haben werden, kann ch ihren Antrag – obwohl er einige wichtige energiepo- itische Aspekte benennt – nicht gänzlich unkritisiert las- en. Sie sprechen sich als Erstes für eine an marktwirt- chaftlichen und wettbewerblichen Prinzipien orientierte 16970 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) europäische Energiepolitik aus. Hierbei vernachlässigen sie jedoch vollkommen den wichtigen Bereich einer ho- hen und langfristig gesicherten Versorgungssicherheit. In der Energiepolitik der SPD-Bundestagsfraktion kommt diesem Aspekt der Energieversorgungssicherheit ein besonders hoher Stellenwert zu. Dass wir unsere Ver- antwortung zur Gewährleistung einer möglichst hohen und langfristigen Versorgungssicherheit gerecht werden, zeigt beispielhaft auch die Einigung der Koalitionsfrak- tionen vom vergangenen Sommer über die Sicherung der Steinkohlenbeihilfen für die nächsten Jahre. Gerade angesichts der hohen und weiter wachsenden Importab- hängigkeit bei Energierohstoffen stellt der Zugang zu ei- gener Steinkohle ein wichtiges Element der Versor- gungssicherheit dar. Insofern halte ich es auch für wichtig, dass sich der Staat konstruktiv an den Plänen für den Börsengang der RAG beteiligt und damit einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Versorgungssicher- heit leistet. Ein weiterer wichtiger energie- und wirtschaftspoliti- scher Aspekt findet in dem hier zu beratenden Antrag bedauerlicherweise überhaupt keine Erwähnung: Inves- titionen. Investitionen in neue Energieerzeugungsanla- gen und in die Modernisierung und den Ausbau von Net- zen sind unverzichtbare Pfeiler für eine qualitativ hochwertige Energieversorgung. Daher hat die SPD- Bundestagsfraktion in den letzten Jahren erfolgreich eine Investitionen fördernde Energiepolitik betrieben: So hat die Verabschiedung des Emissionshandelsge- setzes die geeigneten Rahmenbedingungen dafür ge- schaffen, dass sich eine Vielzahl deutscher Energiever- sorger zu umfangreichen Investitionen in den Bau neuer Kraftwerke bekannt und diese auch konkret benannt ha- ben, und zwar sowohl in den Neubau von Gas- als auch in den Neubau von Kohlekraftwerken. Auch dies ist ein deutliches Indiz für eine an den Maßstäben der Versor- gungssicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit ausge- richteten und ausgewogenen Energiepolitik. Auch im Zuge der Novelle des Energiewirtschaftsge- setzes wird ein Rechtsrahmen geschaffen, der zu deut- lich mehr Rechtssicherheit für alle Marktteilnehmer und damit auch zu Investitionen seitens der Netzbetreiber führen wird. Lassen sie mich in diesem Zusammenhang eine War- nung aussprechen. Wer ankündigt, die einmal im Einver- nehmen mit der Wirtschaft getroffene Entscheidung für einen Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig zu ma- chen und die Laufzeiten für Kernreaktoranlagen pau- schal zu verlängern, entzieht der bisherigen Planungssi- cherheit den Boden. Die Folge wäre Verunsicherung der Investoren und schlimmstenfalls auch ein Ausbleiben der notwendigen Modernisierung unserer Energieversor- gung. Sie fordern, dass bei der Umsetzung von EU-Richtli- nien darauf geachtet wird, dies mit so wenig bürokrati- schem Aufwand zu verbinden wie möglich. An dieser Stelle stimme ich Ihnen im Grundsatz zu. Ich muss aller- dings zu bedenken geben, dass es nicht ausreicht, diese doch sehr allgemein gehaltene Forderung zu plakatieren. N V u W d s L a w g s z A D e M h s s s D R e t E Z e d t d s b E b z g u E n t d b o 2 g P m s l s t (C (D otwendig sind vielmehr in jedem Einzelfall konkrete orschläge, an welchen Stellen es tatsächlich möglich nd sinnvoll ist, den Staat zurückzunehmen. Gerade in irtschaftssektoren mit natürlichen Monopolen, die zu- em von grundlegender Bedeutung für die Daseinsvor- orge sowie die industrielle Wertschöpfung in unserem and sind, wird man nicht ohne ein gewisses Maß an dministrativer Kontrolle auskommen können. Dies urde auch bei den Beratungen zum Energiewirtschafts- esetz immer wieder deutlich. Ich rate dazu, mit pau- chalen Forderungen nach Bürokratieabbau vorsichtig u sein und vielmehr in jedem Einzelfall eine sorgfältige bwägung zu treffen, wo Regelungen notwendig sind. azu gehört es beispielsweise, der Regulierungsbehörde ine marktgerechte Aufsicht zu ermöglichen und für alle arktteilnehmer ein ausreichendes Maß an Transparenz erzustellen. Das haben wir mit unserem Energiewirt- chaftsgesetz beispielhaft gemacht. Ungeachtet der aktuellen Schwierigkeiten im europäi- chen Verfassungsprozess bedarf es keiner hellseheri- chen Fähigkeiten, um festzustellen, dass Europa für eutschlands energiepolitische Zukunft eine wichtige olle spielen wird. Unsere Aufgabe muss es sein, den nergiewirtschaftlichen Rahmen aktiv und in Verantwor- ung für unser Land mitzugestalten. Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU): Die europäische nergiepolitik marktwirtschaftlich zu gestalten und im uge dessen die mit ihr einhergehenden Richtlinien zu ntbürokratisieren muss das ureigene Interesse einer eutschen Bundesregierung sein. Die EU-Kommission und der für die EU-Energiepoli- ik zuständige Kommissar, der Lette Andris Piebalgs, hat ie Ziele seiner Energiepolitik am Anfang dieses Jahres ehr deutlich skizziert. Von entscheidender Bedeutung ist für ihn, die Lissa- on-Strategie in das Zentrum der Aktivitäten der neuen uropäischen Kommission zu stellen, das heißt, die EU is 2010 zum dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt u entwickeln. Piebalgs will dazu einen vollständig inte- rierten Energiebinnenmarkt verwirklichen. CDU und CSU begrüßen grundsätzlich das Vorhaben nd dieses Ziel, jedoch lehnen wir allzu dirigistische ingriffe ab. Eine Art Superregulator brauchen wir icht. Wir alle sind verpflichtet, die Energiepolitik zu einer ragenden Säule der Wirtschaftspolitik und zum Erfolg er auf Wachstum und Arbeitsplätze angelegten Lissa- on-Strategie zu machen. Denn Energiepolitik ist Stand- rtpolitik. Eines von Piebalgs Schwerpunktthemen für das Jahr 005 ist die Steigerung der Energieeffizienz. Die Ener- ieeffizienz kann auf der Basis marktwirtschaftlicher rinzipien einen ökonomisch effizienten Beitrag zur Kli- apolitik und zur Importunabhängigkeit der Europäi- chen Union in der Rohstoffversorgung leisten. Gerade etzterer Punkt, die sichere Versorgung der Volkswirt- chaften mit Rohstoffen, ist von ganz zentraler Bedeu- ung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16971 (A) ) (B) ) Ein Umdenken, ein Umsteuern ist notwendig, ja gera- dezu geboten. Der weltweit steigende Energiebedarf zwingt uns dazu, Alternativen zu entwickeln, um so Ab- hängigkeiten von Energieträgern und Regionen dieser Welt zu verringern. Hier korreliert auch der Bereich der Energieversor- gungssicherheit. Die Europäische Kommission hat in dem im Jahr 2000 angenommenen Grünbuch „Hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungs- sicherheit“ Fragen aufgeworfen, wie ein umfassendes Energieversorgungssicherheitskonzept aussehen könnte. Der zunehmenden Abhängigkeit der Europäischen Union bei der Energieversorgung mit den möglichen Folgen, beispielsweise explodierenden Preisen bei Erd- öl, muss entgegengewirkt werden. Das sollte uns allen klar und auch der Grundtenor dieses Hauses sein. Die Kommission, allen voran Kommissar Piebalgs, hat die Dringlichkeit dieser Herausforderung identifiziert. Die Sicherung ausreichender Netz- und Erzeugungs- kapazitäten auf der einen Seite sowie die Verringerung der Nachfrage durch Steigerung der Energieeffizienz auf der anderen sollen verfolgt werden. Um eine ausrei- chende Investition in Netze und Erzeugungskapazitäten zu gewährleisten, soll der Vorschlag für eine Richtlinie über Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherung der Elektizitätsversorgung und von Infrastrukturinvestitio- nen dienen. Durch die angekündigten umfangreichen Richtlinien- vorschläge der EU-Kommission sind die Mitgliedstaaten zum Handeln gezwungen, da sie die Vorgaben aus Brüs- sel umzusetzen haben. Wir laufen jedoch Gefahr, dass genau diese hehren Vorschläge die deutschen Unterneh- men, allen voran die hiesigen Energieversorgungsunter- nehmen, stark belasten. Heimische Unternehmen dürfen nicht durch gesteigerte EU-Bürokratie, erhebliche Kos- ten und wettbewerbsschädliche Auswirkungen belastet und geschwächt werden. Die CDU/CSU-Bundestags- fraktion fordert die Bundesregierung daher auf, sich für eine auf marktwirtschaftlichen und wettbewerblichen Prinzipien basierende europäische Energiepolitik einzu- setzen. Nach den bisherigen Planungen sollen die Energie- versorger beispielsweise verpflichtet werden, allen Kun- den Energiedienstleistungen und Effizienzmaßnahmen anzubieten, um festgelegte Effizienzziele zu erreichen. Diese Produkte sollen von Behörden geprüft, akkredi- tiert und zertifiziert werden. Konkrete Einsparungen müssen dafür prognostiziert, errechnet und evaluiert werden. Das ist Bürokratie in Reinform und bedeutet bei der Vielzahl der Marktbeteiligten und möglichen Pro- dukte ein erhebliches Maß an bürokratischem Aufwand. Mechthild Rothe, die Berichterstatterin des Europäi- schen Parlaments, läuft mit ihrem Berichtsentwurf zur Endenergieeffizienz und zu Energiedienstleistungen Ge- fahr, den ohnehin schon fehlerhaften Ansatz des Kommis- sionsvorschlags, unter anderem verbindliche einheitliche Reduktionsziele sowie den Aufbau einer Energieeffi- zienzbürokratie, durch eine zu komplexe Messmethodik n s w U h b D d R e t e f r d K e M b f z E s d t r f m s z w z s d f d m w s s z e d U C s J Z u (C (D ach dem Ansatz des Bottom-up nicht zu bereinigen, ondern noch zu verkomplizieren. Auf europäischer Ebene muss dafür Sorge getragen erden, dass zukünftige EU-Richtlinien für betroffene nternehmen unbürokratisch gestaltet und bereits beste- ende Richtlinien entbürokratisiert werden, um die Wett- ewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht zu gefährden. ies könnte sichergestellt werden durch eine vorab urchzuführende konkrete Abschätzung möglicher echtsfolgen von Richtlinien. Die Bundesregierung sollte sicherstellen, dass sich in Markt für Energiedienstleistungen, als Teil des Pak- es zu Energieinfrastrukturen und Versorgungssicherheit, ntwickeln kann. Ziel kann es nur sein, Wachstumsef- ekte durch umfangreiche Entbürokratisierung im Be- eich der europäischen Energiepolitik zu erzielen. Dabei kommt es darauf an, Maßnahmen zu ergreifen, ass insbesondere die vier Vorschläge der Europäischen ommission, hier beispielsweise die Richtlinie zur End- nergieeffizienz und zu Energiedienstleistungen, ohne ehr an Bürokratie umgesetzt werden – im Interesse der undesdeutschen Volkswirtschaft und der Wettbewerbs- ähigkeit der deutschen Industrie. Ich bitte das Parlament, dem Antrag meiner Fraktion uzustimmen. Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): s ist ja erfreulich, dass wir uns anscheinend alle einig ind, dass das Thema Energieeffizienz in Zeiten steigen- er Ölpreise und spürbarer Klimaänderungen von höchs- er Bedeutung ist. Doch Ihre Forderungen zur Verwässe- ung der Richtlinie zeigen, dass Sie dieses Thema eher eigenblattartig besetzen wollen. Im Effizienzbereich ist ein noch größeres Engage- ent sowohl aus klimapolitischen als auch aus wirt- chaftlichen Gründen dringend notwendig. Die Poten- iale zur Einsparung sind enorm und müssen genutzt erden. In diesem Zusammenhang ist die EU-Richtlinie ur Endenergieeffizienz und zur Energiedienstleistung ehr zu begrüßen. Ich muss schon einmal vorweg sagen, ass ich mich aus zwei Gründen über diese Richtlinie reue. Einerseits enthält sie wichtige inhaltliche Punkte; azu gleich mehr. Aber ebenso wichtig ist sie als Instru- ent, um Impulse zu geben. Schon beim EnWG haben ir gespürt, dass durch den Druck aus Brüssel einige innvolle und wichtige Neuerungen leichter umsetzbar ind. Die Richtlinie wird einen europaweiten Wettbewerb ur Steigerung der Energieeffizienz in Gang setzen. Bei iner effektiven Umsetzung der in der Richtlinie gefor- erten Ziele werden die Gewinner vielfältig sein: Die mwelt wird gewinnen. Um das Reduktionsziel der O2-Emissionen um 20 Prozent bis 2020 zu erreichen,ind Effizienzsteigerungen von mindestens 1 Prozent pro ahr notwendig. Durch die Richtlinie werden wir diesem iel näher kommen. Der Verbraucher wird gewinnen. Sinkende Strom- nd Heizrechnungen durch sinkenden Verbrauch werden 16972 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) sich besonders in den Geldbeuteln von Beziehern kleiner Einkommen deutlich bemerkbar machen. Technologieanbieter werden ebenfalls gewinnen; denn bislang hat sich noch kein Markt für energiespa- rende Produkte entwickeln können. Hier eröffnen sich also neue Absatzchancen auf dem gesamten europäi- schen Markt für Spitzenprodukte. Das ist gerade für ei- nen Technologiestandort und eine Exportnation wie Deutschland eine große Chance. Auch wirtschaftlich wird sich der Einsatz lohnen, denn laut Zahlen des „Wuppertal Instituts“ wird das er- reichbare Einsparungsziel von 1 Prozent zusätzlich pro Jahr im Laufe von zehn Jahren zu Nettoeinsparungen von 10 Milliarden Euro für die Volkswirtschaft führen. Wenn sie den hier entstehenden Markt annehmen und nutzen, können auch die Stromanbieter zu Gewinnern dieser Entwicklung werden. Die Situation, dass die Energieanbieter besonders hohe Gewinne einfahren, wenn der Verbrauch besonders hoch ist, ist in der heuti- gen Zeit sowohl klimapolitisch als auch aus Gründen der Sicherung der Energieversorgung nicht mehr vertretbar. Vielmehr müssen sie zu modernen Dienstleistungsanbie- tern für effizienten Energieverbrauch werden, um an Effizienzsteigerung und sparsamen Energieverbrauch verdienen zu können. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Markt für Energiedienstleistun- gen eben nicht einfach durch marktwirtschaftliche Pro- zesse entsteht. Nur in den wenigen Bereichen, wo ein- zelne Akteure den Markt aktiv angeschoben haben, konnte sich ein Markt entwickeln. Diese Märkte müssen gestärkt bzw. an anderen Stellen überhaupt erst geschaf- fen werden. Der Widerstand gegen diese unverzichtbare Wandlung der Funktion der Energieanbieter sollte also endlich aufgegeben werden. Ein Umdenken ist dringend notwendig; denn nur so werden sie auch im liberalisier- ten europäischen Wettbewerb bestehen. Verbindliche Einsparungsziele sind nötig, da nur so ein stabiler Markt entstehen kann. Sie schaffen klare Rahmenbedingungen, einen wettbewerbsneutralen Ord- nungsrahmen und eine verlässliche Marktsituation für die Anbieter. Außerdem haben sich verpflichtende Ziele auch schon in anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Einsatz erneuerbarer Energien als sehr wirkungsvolles Instrument erwiesen. Die Forderung nach unverbindli- chen Richtwerten zeigt, dass sie es mit dem Thema Energieeffizienz nicht ernst meinen. In Ländern wie Großbritannien, Dänemark und Italien gibt es bereits sehr positive Erfahrungen mit Energieein- sparverpflichtungen für Energieunternehmen. In Groß- britannien beispielsweise übertreffen die Vorteile für Verbraucher und Unternehmen die Kosten um das Vier- fache. Doch es reicht nicht aus, wenn einzelne Länder diesen Markt erkennen und für sich nutzen. Energie- effizienz muss zu einer europaweiten Bewegung werden. Zudem besteht auch gar kein Grund, die in der EU- Richtlinie vorgesehenen Einsparungsziele zu fürchten. Deutschland ist im Wettbewerb um Toptechnologie im Einsparungsbereich gut platziert. Hier besteht also eine große Chance, allerneueste Einspartechnologie in andere L C B k r p V r m n k e U S s f t t n e k t m W I l b z d A b h d g g l d d l t E d l G g k l v v z (C (D änder zu exportieren. Würde man den von der CDU/ SU und den großen Energieanbietern favorisierten enchmarkansatz wählen, würde dies in Deutschland zu einerlei Anreizen zur Weiterentwicklung der Einspa- ungstechnologie führen. Hier könnte man sich noch ein aar Jahre auf seinen Lorbeeren ausruhen und würde die orreiterrolle in diesem wichtigen Exportmarkt verlie- en. Bei der Automobiltechnologie – ich muss nur ein- al die Stichworte Hybridantrieb und Dieselrußfilter ennen – haben wir gesehen, wie schnell das gehen ann. Deutschland als Technologieland sollte den hier ntstehenden Markt nutzen. Die Erfahrung deutscher nternehmen wird zum Beispiel bei der energetischen anierung osteuropäischer Plattenbauten sehr gefragt ein. Auch die leicht ambitionierteren Ziele für die öf- entliche Hand sind gerechtfertigt, um der Vorbildfunk- ion gerecht zu werden. Selbstverständlich ist eine Bewertung der eingesetz- en Mittel zur Erreichung der Effizienzsteigerungsziele otwendig. Die bewährte Bottom-up-Evaluierung der inzelnen Programme, Dienstleistungen und Instrumente ann verlässlich darstellen, welche Energieeinsparung atsächlich erzielt wurde, da sie nicht nur einen allge- einen Trend angibt, der ebenso von Witterung, irtschaftswachstum und Nutzerverhalten abhängig ist. n diesem Rahmen muss eine möglichst einfache, ver- ässliche und genaue Methode angewendet werden. Ihre Forderung nach weniger Bürokratie ist der lanke Hohn. Wie die Verhandlungen beim EnWG ge- eigt haben, steht an vielen Stellen ein frommer Wunsch ahinter, der aber häufig ins Gegenteil verkehrt wird. nders ist die von Ihnen geforderte Länderzuständigkeit ei der Strom- und Gasregulierung nicht zu bewerten. Gudrun Kopp (FDP): Die Unionsfraktionen haben ier heute einen Antrag auf die Tagesordnung gesetzt, er sich mit einem ernsten Thema – nicht nur aus ener- iepolitischer Sicht – beschäftigt, das wir alle sehr rundsätzlich und sorgfältig diskutieren sollten. Der vor- iegende Antrag beschäftigt sich zwar insbesondere mit em Grünbuch der Kommission aus dem Jahre 2000 und en daraus hergeleiteten, nunmehr im Verfahren befind- ichen Richtlinien. Jedoch sollten wir dies meines Erach- ens durchaus zum Anlass nehmen, auch im Felde der nergiepolitik die fundamentale Frage aufzuwerfen, was enn und vor allem – deshalb begrüße ich die grundsätz- iche Stoßrichtung des Unionsantrages – in welchem eiste denn Brüssel in der Zukunft energiepolitisch re- eln soll und darf. Um das hier einmal zu illustrieren, möchte ich nur urz aus der „Richtlinie über Maßnahmen zur Gewähr- eistung der Sicherheit der Elektrizitätsversorgung und on Infrastrukturinvestitionen“ zitieren, auf die sich der orliegende Antrag unter anderem bezieht. Da heißt es um Beispiel in Art. 7, Abs. 1: Die Übertragungsnetzbetreiber legen der Regulie- rungsbehörde regelmäßig eine Erklärung darüber vor, welche Investitionen sie beabsichtigen, um an- gemessene grenzüberschreitende Verbindungskapa- zität bereitzustellen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16973 (A) ) (B) ) Und weiter in Abs. 3: Die Regulierungsbehörde erörtert die Investitions- vorschläge mit der Kommission. Die Kommission erörtert die aggregierten Auswirkungen der vorge- schlagenen Investitionsstrategien mit der durch den Beschluss 2003/796/EG der Kommission einge- setzten Gruppe der europäischen Regulierungsbe- hörden für Elektrizität und Erdgas. Schließlich in Abs. 4: Die Regulierungsbehörde genehmigt den Plan des Übertragungsnetzbetreibers oder einen Alternativ- plan, nachdem sie in Abstimmung mit dem Über- tragungsnetzbetreiber als Ergebnis des in Absatz 3 genannten Verfahrens sowie angesichts der in Absatz 2 und in Artikel 6 festgelegten Prioritäten sachgerechte Änderungen daran vorgenommen hat. Die Konsequenz des Ganzen erfährt der geneigte Le- ser dann schließlich in Abs. 6, wo es heißt: Der Regulierungsbehörde müssen für den Fall, dass der Übertragungsnetzbetreiber bei der Umsetzung der gemäß Absatz 4 festgelegten Vorhaben Verzö- gerungen oder Fehler verschuldet, die notwendigen Mittel zu Gebote stehen, um dafür zu sorgen, dass die genehmigte Strategie zufrieden stellende Fort- schritte zeitigt; hierzu gehören insbesondere: a) das Verhängen finanzieller Sanktionen gegen die Übertragungsnetzbetreiber, bei deren Vorha- ben der Zeitplan nicht eingehalten wird, b) das Erteilen einer Anweisung an den ÜBN, die Arbeiten bis zu einem bestimmten Datum durchzuführen, c) Maßnahmen zur Vergabe der durchzuführenden Arbeiten an einen Auftragnehmer im Rahmen einer Ausschreibung. Ich weiß ja nicht, wie das in Ihren Ohren klingt, aber ich hätte – damit konfrontiert – solcherlei Text bislang eher in einer Richtlinie der Staatsregierung der DDR zur Führung volkseigener Betriebe vermutet. Dies ist aber leider nur ein Beispiel unter vielen, das sehr deutlich macht, wie sehr zuweilen auch in Brüssel und Straßburg Planwirtschaft und Bürokratismus an der Tagesordnung sind. Ich möchte hier nicht falsch verstan- den werden: Es steht außer Frage, dass viele Liberalisie- rungsvorhaben, die in Deutschland in den vergangenen Jahren realisiert worden sind – erinnert sei nur an den Bereich Daseinsvorsorge oder aktuell die Strom- und Gasmärkte –, auf europäische Vorschriften zurückgegan- gen sind. Und wir Liberale begrüßen dies ganz außeror- dentlich, weil es oft der einzige Weg war, die von Rot- Grün in Deutschland verursachte Lähmung und den Mehltau auf unserem Land zu durchbrechen. Es muss aber klar sein, dass wir wettbewerbsfähige Märkte in Europa auch und gerade im Energiesektor nur dann haben werden, wenn Wettbewerb, Deregulierung, Liberalisierung und Entbürokratisierung noch viel stär- ker vorangetrieben werden als bisher. Vor diesem Hin- tergrund ist deshalb die eine oder andere Richtlinie noch e l s l m g E P w s s s n v m L H z s d d K E w a s e f w d t m e N k m w t o a w m R F s S g v n l a (C (D inmal dringend zu überarbeiten. Insofern findet der vor- iegende Antrag mit seinem Appell für eine marktwirt- chaftliche und unbürokratische europäische Energiepo- itik auch die Unterstützung der FDP. Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Die Herausforderun- en an die Energiepolitik sind nicht kleiner geworden: nergierohstoffe sind weltweit knapp – deshalb sind die reise hoch, wovon gerade ein importabhängiges Land ie Deutschland besonders betroffen ist. Gleichzeitig ind wir in den Kioto-Prozess eingebunden, um gemein- chaftlich den Klimawandel zumindest zu verlang- amen. Und ganz essenziell ist natürlich unser Wunsch ach einer zuverlässigen und wirtschaftlichen Energie- ersorgung. Sie gehört zu den Grundvoraussetzungen für ehr Wachstum und Beschäftigung und damit eine hohe ebensqualität in unserem Land. Eine zentrale Antwort der Bundesregierung auf diese erausforderungen ist eine möglichst intelligente Nut- ung von Energie – sprich: mehr Energieeffizienz. Die- es Thema steht auch auf der internationalen Agenda erzeit wieder ganz oben – zu Recht, wir unterstützen as –, gerade auch bei den aktuellen Initiativen der EU- ommission im Bereich Energiedienstleistungen und nergieeffizienzstrategie. Natürlich wollen wir dabei so enig Bürokratie wie möglich. Das muss im Rat aber uch erreichbar sein. Neben mehr Energieeffizienz brauchen wir selbstver- tändlich einen ausgewogenen Energiemix: Wir setzen: rstens auf hocheffiziente und damit klimaverträgliche ossile Energien – für deren Chancen am Markt haben ir uns im Rahmen der Einführung des Emissionshan- els in Deutschland erfolgreich eingesetzt – und zwei- ens auf technologisch weiterentwickelte und im Rah- en einer vernünftigen Gesamtstrategie eingesetzte rneuerbare Energien. Die Konsequenzen aus der Dena- etzstudie erarbeiten wir derzeit. Die Arbeitsteilung zwischen Politik und Wirtschaft ist lar: Wir sorgen für attraktive Rahmenbedingungen, da- it die Wirtschaft investiert – in diesem Fall in Kraft- erke und Leitungen. Denn alle Überlegungen in Rich- ung eines ausgewogenen Energiemixes sind nichts wert hne die Wirtschaft, die sie umsetzt. Und da könnten wir lle gemeinsam, wenn wir das wollen, auch in diesen be- egten Zeiten noch ein bedeutendes Stück vorankom- en. Die Energiewirtschaft erwartet von uns verlässliche ahmenbedingungen – und wir sind nur noch ein paar lügelschläge davon entfernt: Das neue Energiewirt- chaftsgesetz befindet sich auf der Zielgeraden – lassen ie uns das gemeinsam zu einem guten Abschluss brin- en! Die Unternehmen haben gerade begonnen, ihren „In- estitionsstau“ aufzulösen: Bereits jetzt sind Investitio- en in Kraftwerke und Netze in Höhe von rund 19 Mil- iarden Euro geplant. Und es müssen – und sollen ja uch – noch mehr werden. 16974 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 (A) ) (B) ) Die Erwartung des raschen Abschlusses der Verhand- lungen zum Energiewirtschaftsgesetz bringt erkennbar Schwung in die Modernisierung unseres Kraftwerks- parks und unserer Leitungsinfrastruktur. Lassen Sie uns diesen Schwung nutzen! Das neue Energiewirtschaftsgesetz ist ein gelungener Kompromiss aus dem Preissenkungsinteresse der Strom- und Gaskunden und dem legitimen Gewinninteresse der investierenden Wirtschaft. Und es ist auch ein gelunge- ner Kompromiss aus unserem Regierungsentwurf und den Vorstellungen der Opposition. Mehr Wettbewerb bei Strom und Gas, eine schlagkräftige Bundesnetzagentur, Anreizregulierung so schnell wie möglich, eine wirk- same Aufsicht über die Branche. Wir haben einen, wie ich finde, ausreichenden Fundus an Gemeinsamkeiten, um die Verhandlungen im Vermittlungsausschuss kon- struktiv und zügig zu beenden. Und mein Eindruck ist, dass die Arbeitsgruppe auch schon sehr weit vorange- kommen ist. Es ist der Energiewirtschaft und damit auch unserem eigenen Interesse an einer wirtschaftlichen und sicheren Strom- und Gasversorgung nicht zuzumuten, mit dem Ziel von mehr Wettbewerb zu starten und jetzt mit dem schlechtestmöglichen Ergebnis, nämlich dem Scheitern des EnWG, zu enden. Diskontinuität beim Energiewirt- schaftsgesetz verhindert Investitionen – das will keiner von uns. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass das neue Ge- setz so schnell wie möglich in Kraft treten kann! Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 811. Sitzung am 27. Mai 2005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Gesetz zu dem Vertrag vom 29. Oktober 2004 über eine Verfassung für Europa – Gesetz über die Ausweitung und Stärkung der Rechte des Bundestages und des Bundesrates in Angelegenheiten der Europäischen Union – Gesetz zur Einführung einer Strategischen Um- weltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG (SUPG) – Gesetz zur Umsetzung von Vorschlägen zu Büro- kratieabbau und Deregulierung aus den Regionen – Erstes Gesetz zur Änderung des Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetzes – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. November 2003 betreffend den Prospekt, der beim öffentlichen Angebot von Wertpapieren oder bei deren Zulassung zum Handel zu veröffentlichen ist, – – – – v s s 8 ß s r s c u s v D g g t d n t r v c B s i w v g t s W d i w g G n (C (D und zur Änderung der Richtlinie 2001/34/EG (Prospektrichtlinie-Umsetzungsgesetz) Gesetz zur Änderung des Finanz- und Personal- statistikgesetzes, des Hochschulstatistikgesetzes sowie des Gesetzes zum NATO-Truppenstatut und zu den Zusatzvereinbarungen Gesetz zur Umbenennung des Bundesgrenzschut- zes in Bundespolizei Neuntes Gesetz zur Änderung des Wohngeldge- setzes Gesetz zu dem OCCAR-Geheimschutzüberein- kommen vom 24. September 2004 Zum Gesetzentwurf des Bundesrates zur Sicherung on Werkunternehmeransprüchen und zur verbes- erten Durchsetzung von Forderungen (Forderungs- icherungsgesetz – FoSiG) hat der Bundesrat in seiner 11. Sitzung am 27. Mai 2005 die folgende Entschlie- ung gefasst: Der Bundesrat fordert den Deutschen Bundestag auf, eine Beratungen zum Entwurf eines Gesetzes zur Siche- ung von Werkunternehmeransprüchen und zur verbes- erten Durchsetzung von Forderungen (Forderungssi- herungsgesetz – FoSiG) unverzüglich abzuschließen nd einen Gesetzesbeschluss herbeizuführen. Begründung: Der Bundesrat hat am 11. Juni 2004 be- chlossen, den Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung on Werkunternehmeransprüchen und zur verbesserten urchsetzung von Forderungen (Forderungssicherungs- esetz – FoSiG) beim Deutschen Bundestag einzubrin- en (Bundesratsdrucksache 458/04 (Beschluss); Bundes- agsdrucksache 15/3594). Der Gesetzentwurf verfolgt as Ziel, die Zahlungsmoral durch ein Bündel von Maß- ahmen zu stärken. Zum einen sollen Handwerksbe- riebe in die Lage versetzt werden, ihre Werklohnforde- ung effektiv zu sichern. Zum anderen sollen die erfahrensrechtlichen Vorschriften im Sinne einer einfa- heren Titelerlangung geändert werden. Der Deutsche undestag hat sich mit dem Gesetzentwurf in erster Le- ung am 22. Oktober 2004 befasst. Der Gesetzentwurf st zur weiteren Beratung in die Ausschüsse überwiesen orden. Die Ausschussberatungen sind jedoch nach wie or nicht abgeschlossen. Die in dem Gesetzentwurf vor- esehenen Regelungen werden insbesondere die Situa- ion der Handwerksbetriebe in der Bauwirtschaft verbes- ern. Dieser ohnehin seit Jahren krisengeschüttelte irtschaftsbereich bedarf dringend der Verbesserungen, ie der Gesetzentwurf vorsieht. Weitere Verzögerungen m Gesetzgebungsverfahren können nicht hingenommen erden. Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- eteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der eschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Par- lamentarischen Versammlung der NATO Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 16975 (A) (C) (B) (D) Herbsttagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 12. bis 16. November 2004 in Venedig, Ita- lien – Drucksachen 15/4918, 15/5074 Nr. 3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/5080 Nr. 1.3 Drucksache 15/5080 Nr. 1.5 Drucksache 15/5080 Nr. 2.10 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/5297 Nr. 1.3 Drucksache 15/5297 Nr. 2.8 Drucksache 15/5297 Nr. 2.13 Drucksache 15/5297 Nr. 2.24 Drucksache 15/5297 Nr. 2.31 Drucksache 15/5297 Nr. 2.37 Drucksache 15/5297 Nr. 2.39 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/5297 Nr. 2.20 Drucksache 15/5297 Nr. 2.21 Drucksache 15/5297 Nr. 2.33 Drucksache 15/5297 Nr. 2.38 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/5080 Nr. 2.9 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/4911 Nr. 2.9 Drucksache 15/4911 Nr. 2.23 Drucksache 15/4969 Nr. 1.4 Drucksache 15/4969 Nr. 1.16 Drucksache 15/4969 Nr. 1.18 Drucksache 15/4969 Nr. 1.25 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 15/5396 Nr. 1.13 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/5080 Nr. 1.1 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 3. Juni 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Interfraktionell wurde vereinbart, dass am Mittwoch,

dem 15. Juni 2005, keine Befragung der Bundesregie-
rung stattfindet.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 20 auf:
– Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-

gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zum qualitätsorientierten und bedarfsgerech-
ten Ausbau der Tagesbetreuung und zur Wei-
terentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe

(Tagesbetreuungsausbaugesetz – TAG)

– Drucksachen 15/3676, 15/3986, 15/4045 –

(Erste Beratung 123. Sitzung)

Zweite Beschlussempfehlung und zweiter Bericht
des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend (12. Ausschuss)

– Drucksache 15/5616 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Marlene Rupprecht (Tuchenbach)

Ingrid Fischbach

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Redet
Jutta Dümpe-Krüger
Ina Lenke

– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ent-
lastung der Kommunen im sozialen Bereich

(KEG)

– Drucksache 15/4532 –

(Erste Beratung 157. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung des Achten Buches Sozialgesetz-
buch
– Drucksache 15/4158 –

(Erste Beratung 157. Sitzung)


(C (D ung 3. Juni 2005 0 Uhr a)

ses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(12. Ausschuss)

– Drucksache 15/5616 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Marlene Rupprecht (Tuchenbach)

Ingrid Fischbach
Jutta Dümpe-Krüger
Ina Lenke

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/5617 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Hagedorn
Antje Tillmann
Anna Lührmann
Otto Fricke

Zum Tagesbetreuungsausbaugesetz liegen je ein Ent-
chließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der
DP vor. Zum Gesetzentwurf des Bundesrates zur Ent-
astung der Kommunen im sozialen Bereich liegt ein
ntschließungsantrag der Fraktion der FDP vor.

ext
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Bundesministerin Renate Schmidt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Se-
nioren, Frauen und Jugend:

Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, liebe
Kolleginnen! Am 1. Januar dieses Jahres
treuungsausbaugesetz, das TAG, in Kraft
em der Einspruch des Bundesrates mit
es Bundestages zurückgewiesen worden
Kollegen, liebe
ist das Tagesbe
getreten, nachd
der Mehrheit d






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

war. Schon nach nicht einmal fünf Monaten zeigt sich,
dass dieses Gesetz greift.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Land Rheinland-Pfalz hat das Gesetz zum Beispiel
zum Anlass genommen, das Programm „Zukunftschance
Kinder – Bildung von Anfang an“ zu initiieren und da-
mit die Kinderbetreuung nachhaltig zu verbessern.
Große Städte wie Düsseldorf und kleinere wie Felsberg
forcieren den Ausbau von bedarfsgerechten Angeboten
der Tagesbetreuung für Kinder. Kommunale Spitzenver-
bände wie der Städte- und Gemeindebund unterstützen
das Ausbauprogramm. In mittlerweile 150 lokalen Bünd-
nissen setzen Kommunalpolitiker und -politikerinnen,
freie Träger und die Wirtschaft alles daran, das Betreu-
ungsangebot zu verbessern und Eltern die Vereinbarkeit
von Erwerbstätigkeit und Familie zu erleichtern.

Ich nehme im Übrigen für mich nicht in Anspruch,
dass nur durch das TAG der Ausbau vorangetrieben
wird; aber er wird dadurch deutlich beschleunigt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Viele Kommunalpolitiker sagen mir, dass sie nur durch
die im TAG verankerte Pflichtaufgabe überhaupt die
Möglichkeit haben, tätig zu werden. Das TAG gibt also
dem Ausbau der Betreuung den notwendigen Kick.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um das KICK geht es heute, um den vorliegenden
Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Kin-
der- und Jugendhilfe. Er enthält unter anderem weitere
Regelungen, die den Ausbau der Tagesbetreuung flan-
kieren. So wird mit der jetzt vorgesehenen Regelung der
Erlaubnispflicht zur Tagespflege der Forderung der
Sachverständigenkommission zum Zwölften Kinder-
und Jugendbericht genauso Rechnung getragen wie den
Bedenken, die in der Sachverständigenanhörung geäu-
ßert wurden, wo man sich einhellig für eine Erlaubnis-
pflicht zur Tagespflege ausgesprochen hat. Auf der
anderen Seite wird ein unverhältnismäßig hoher büro-
kratischer Aufwand vermieden: Gelegentliche Betreu-
ung, Nachbarschaftshilfe und Verwandtenhilfe bleiben
selbstverständlich erlaubnisfrei. Die Tagespflegeerlaub-
nis soll künftig für bis zu fünf Kinder gelten und nicht
mehr wie bisher für jedes einzelne Kind neu beantragt
werden müssen.


(Beifall des Abg. Klaus Haupt [FDP])

Ich weiß, dass bei den Regelungen für die Tages-

pflege noch Wünsche offen bleiben. Ich bin aber fest da-
von überzeugt, dass wir mit den Regelungen des TAG
und des KICK in der Tagespflege als qualifizierter Alter-
native zur stationären Betreuung ein großes Stück voran-
gekommen sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Mittelpunkt dieses Gesetzentwurfes steht jedoch
die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe. Wir

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(C (D achen Schluss mit dem Selbstbedienungsladen Juendhilfe. Wir sorgen dafür, dass Eltern bei stationärer nterbringung ihrer Kinder entsprechend ihren Mögchkeiten an den Kosten beteiligt werden. Das Finanzieen teurer Internate für Kinder aus vermögenden Famien, auch wenn es nur Einzelfälle waren, hat damit ein nde. Bereits in der Anhörung zum Regierungsentwurf des AG im letzten Jahr wurde deutlich, dass mit dem Kinerund Jugendhilfegesetz der Ausbau des Kinderund ugendhilferechts zu einem modernen, auf Prävention usgerichteten Gesetz gelungen ist. Neben dieser positiven Bewertung wurde ebenfalls it großer Einhelligkeit der Änderungsbedarf bei folenden Eckpunkten angemahnt: Konkretisieren des chutzauftrages der Jugendhilfe, Stärken der Steueungsverantwortung des Jugendamtes, Verbessern der irtschaftlichkeit dadurch, dass die Kinderund Juendhilfe nachrangig eintritt und Aufgaben nicht einfach ort hingeschoben werden können, Verwaltungsvereinachung insbesondere beim Heranziehen zu den Kosten. Diese Ziele setzen wir jetzt um. Wir verbessern zum rsten den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor efahren für ihr Wohl. Belastungen wie Arbeitslosigeit, Trennung und Scheidung, finanzielle Probleme und ndere stellen große Herausforderungen an die Familien ar, denen sie sich oftmals nicht mehr gewachsen sehen. ies erhöht das Risiko von Vernachlässigung und Missandlung. Die Jugendhilfe ist hier in besonderer Weise efordert. Zum Zweiten verbessern wir die fachliche und wirt chaftliche Steuerungskompetenz des Jugendamtes, amit vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Kassen ie Leistungen gezielt den Jugendlichen zugute komen, die der Unterstützung bedürfen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ies geschieht durch das Eindämmen der Selbstbeschaf-
ung und durch striktere Leistungsvoraussetzungen bei
er Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder
nd Jugendliche.
Zum Dritten wird deutlich gemacht, dass die Jugend-

ilfe nicht länger der Reparaturbetrieb für die Versäum-
isse anderer ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nsbesondere Schulen – da waren wir uns alle hier im
ohen Hause einig – müssen ihrem Erziehungs- und
ildungsauftrag überall nachkommen und dürfen ihre
erantwortung zum Beispiel bei Lese- und Recht-
chreibschwächen nicht einfach an die Jugendhilfe abge-
en. Damit muss endlich Schluss sein.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Zum Vierten schließlich wollen wir den Verwaltungs-
ufwand in den Jugendämtern durch eine Neuregelung






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

der Kostenbeteiligung deutlich mindern, gleichzeitig
aber auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass El-
tern entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit an den Kos-
ten beteiligt werden.

Zwischen dem KICK und dem vom Bundesrat vorge-
legten KEG, dem Gesetz zur Entlastung der Kommunen,
gibt es große Schnittmengen; das gestehe ich hier ein-
deutig zu. Es gibt aber auch einen wesentlichen Unter-
schied: Im KICK wird von der notwendigen Weiterent-
wicklung der Jugendhilfe ausgegangen, die dann auch
positive Auswirkungen auf die kommunalen Finanzen
hat.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Das KEG, das Gesetz zur Entlastung der Kommunen, hat
die Entlastung der Kommunen als Erstes und nahezu
Einziges im Auge, und zwar leider zum Teil ohne ausrei-
chende Rücksichtnahme auf die fachliche Diskussion im
Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So wird im KEG gefordert, die Eingliederungshilfe für
seelisch behinderte Kinder und Jugendliche, § 35 a
SGB VIII, wieder der Sozialhilfe zuzuweisen. Damit
wären wir wieder in den Zustand vor der Einführung des
§ 35 a zurückversetzt, was ein dauerndes Hin- und Her-
schieben zwischen der Sozial- und der Jugendhilfe zur
Folge hätte. Eine Streichung des § 35 a würde aber nicht
nur die Abgrenzungsprobleme verschärfen – das habe
ich gerade geschildert –, sondern zudem zu Minderein-
nahmen in einem Großteil der Kommunen führen, da
besser verdienende Eltern dann nach den maßgeblichen
Vorschriften des SGB XII nicht entsprechend ihrer Leis-
tungsfähigkeit zu den Kosten herangezogen würden.

Ich habe bei diesem Gesetzentwurf der unionsgeführ-
ten Länder manchmal den Eindruck, dass man dort der
irrigen Auffassung ist, durch das Streichen eines Para-
graphen verschwänden auch die Menschen, die bisher
davon profitiert haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt übrigens auch für die im KEG vorgesehenen
Leistungseinschnitte bei der Hilfe für junge Volljäh-
rige. Kurzfristig – das gestehe ich Ihnen zu – würde da-
durch sicherlich gespart; mittel- und langfristig aber
würde das Geld zum Fenster hinausgeschmissen werden,
weil diese Maßnahmen, angefangen bei den Eingliede-
rungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit bis hin
zum Strafvollzug – das muss man hier einmal in aller
Deutlichkeit sagen –, allemal teurer sind als ein rechtzei-
tiges Eingreifen der Jugendhilfe, wie wir es mit diesem
Gesetz vorsehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als großer Block bleibt noch die Forderung nach ei-
ner Kostenbeteiligung bei ambulanten Leistungen üb-

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(C (D ig. Diese Forderung lehnen wir deshalb ab, weil zum eien die zu erzielenden Einnahmen kaum die Bürokratie nd den Verwaltungsaufwand bei einer einkommensabängigen Kostenbeteiligung rechtfertigen könnten. enn hier aber einkommensunabhängige Kostenbei räge erhoben würden, würde diese Zugangsmöglichkeit u frühzeitigen Hilfen und Interventionen zulasten des indeswohls, aber auch des Elternrechts zunichte geacht. Dies würde wiederum zu späteren intensiveren nd kostenträchtigeren Maßnahmen der Kinderund Juendhilfe führen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum anderen würde die niedrigschwellige Inan-
pruchnahme von ambulanten Angeboten unmittelbar
rschwert. Gerade im Zusammenhang mit einer Gefähr-
ung des Kindeswohls lassen sich Eltern auf eine frei-
illige Beratung in der Regel nur höchst zögerlich ein.
ir alle miteinander beklagen doch, dass die Hemm-

chwelle, zu einer Erziehungs- oder Familienberatung zu
ehen, gerade für die Familien besonders hoch ist, die
ie eigentlich am meisten brauchen. Eine Kostenbeteili-
ung würde dieses Problem nur noch verschärfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die so genannte Finanzkraftklausel, also Jugend-
ilfe nach Kassenlage, lehnen wir ab.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch freue mich daher aufrichtig – ich war ja bei den Be-
atungen im Ausschuss dabei –, dass das Gesetz zur Ent-
stung der Kommunen gleich im gesamten Hohen Haus
bgelehnt wird.


(Beifall bei der SPD)

s genügt den Ansprüchen einer modernen Jugendhilfe-
olitik genauso wenig wie dem Ziel, den Staat und vor
llem die Kommunen zu entlasten. Leider habe ich von
er letzten Jugendminister- und Jugendministerinnen-
onferenz nicht den Eindruck mitnehmen können, dass
ort die Einsicht herrscht, sich mit dem KEG gründlich
ergaloppiert zu haben. Dies hat einen Kompromiss, den
h für möglich gehalten hätte, vereitelt.
Das Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsge-

etz dagegen enthält überzeugende Antworten auf die
ktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen.
s wird der staatlichen Mitverantwortung für das Auf-
achsen junger Menschen gerecht. Es macht keine Ab-
triche im Leistungsrecht der Kinder- und Jugendhilfe.
unge Menschen und ihre Familien können weiterhin auf
as Leistungsangebot vertrauen. Das Instrumentarium
er Kinder- und Jugendhilfe wird verbessert, vor allem
ei der Risikoabschätzung in Fällen der Kindeswohl-
efährdung. Jugendämter werden von überflüssigen
erwaltungsaufgaben entlastet und Eltern entsprechend
rer Leistungsfähigkeit an den Kosten beteiligt.
Die Praxis der Kinder- und Jugendhilfe wartet auf

ieses Gesetz und die Kommunen brauchen es. Deshalb






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

bitte ich Sie: Stimmen Sie zu! Tragen Sie vor allen Din-
gen mit dazu bei, dass dieses Gesetz noch in dieser Le-
gislaturperiode auch im Bundesrat eine Mehrheit findet.
Wir alle miteinander brauchen es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517900100

Ich erteile das Wort Kollegin Maria Eichhorn, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1517900200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Mi-

nisterin, zur Klarstellung: Der Ausbau der nachhaltigen
Kinderbetreuung hat mit dem Rechtsanspruch auf einen
Kindergartenplatz im Jahre 1996 begonnen. Die Länder
waren hier schon aktiv, lange bevor das Tagesbetreu-
ungsausbaugesetz verabschiedet wurde. Heute geht es
um den zweiten Teil des Tagesbetreuungsausbaugeset-
zes, nämlich um die Kinder- und Jugendhilfe.

CDU und CSU wollen eine Kinder- und Jugendhilfe,
die den wirklich Hilfebedürftigen auch in Zukunft eine
zielgenaue und qualitativ hochwertige Hilfe nachhaltig
sichern kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Entscheidend sind für uns folgende Prinzipien: Subsidia-
rität, Stärkung der Eigenverantwortung, Vermeidung von
Missbrauch.

Das am 1. Januar 1991 in Kraft getretene Kinder- und
Jugendhilfegesetz hat sich in seiner Zielsetzung bewährt
und zu einer Qualifizierung der Angebote im Interesse
der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien beigetra-
gen. 14 Jahre Praxiserfahrung zeigen aber auch die Not-
wendigkeit, einzelne Bereiche dieses Sozialgesetzes, de-
ren Wirksamkeit und Kosten-Nutzen-Relation auf den
Prüfstand zu stellen. Ziel der Prüfungen ist es, die Hand-
lungsfähigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe, das heißt:
eine qualitativ hochwertige und kostenbewusste Hilfe,
auch in Zukunft zu sichern. Wir beobachten mit großer
Sorge, dass die Ausgaben der Jugendhilfe von rund
14,3 Milliarden Euro im Jahre 1992 auf rund 20,6 Mil-
liarden Euro im Jahre 2003 angestiegen sind.

Wir wollen gemäß der ursprünglichen Intention des
Kinder- und Jugendhilfegesetzes die Prävention und
Erziehung in den Familien wieder stärker fordern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dafür müssen wir aber auch die Mittel gezielt einsetzen.
Dabei steht die soziale Verantwortung für die Hilfebe-
dürftigen, die besonders auf die Solidarität der Gesell-
schaft angewiesen sind, im Mittelpunkt. Allerdings müs-
sen wir bei der Gewährung von Sozialleistungen auch
die Rahmenbedingungen beachten. Sozialpolitik kann
nur funktionieren, wenn die wirtschaftliche Leistungsfä-
higkeit des Staates und seiner Leistungsträger sicherge-
stellt ist. Deshalb können finanzpolitische und ökonomi-

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(C (D che Gesichtspunkte nicht völlig außer Acht gelassen erden. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Dieser wird eitens der Länder und der Kommunen bereits seit lanem angemahnt. So wurde in einer gemeinsamen Entchließung, initiiert von den Ländern Bayern und Nordhein-Westfalen, im Mai 2004 im Bundesrat beschlosen, die Bundesregierung und den Bundestag aufzuforern, eine substantiierte Änderung des SGB VIII vor alem mit dem Ziel der Entlastung der Kommunen und änder auf den Weg zu bringen. Nordrhein-Westfalen ar damals bekanntlich SPD-regiert. Die Unionsfraktion hatte dazu bereits im Rahmen des agesbetreuungsausbaugesetzes zahlreiche Vorschläge emacht. Offensichtlich hat der Druck auch Ihrer Komunalpolitiker bei Ihnen endlich Wirkung gezeigt. Wir egrüßen, dass Sie zahlreiche Vorschläge von uns im inderund Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz aufenommen haben. (Nicolette Kressl [SPD]: Dann können Sie ja zustimmen!)


Schauen Sie unsere Änderungsanträge vom letzten
ahr an; dann sehen Sie genau, was Sie übernommen ha-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dazu gehört der grundsätzliche Nachrang der Kinder-

nd Jugendhilfe gegenüber anderen Sozialleistungssys-
emen,


(Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Das war schon immer drin!)


ie stärkere Steuerungs- und Finanzverantwortung der
ugendämter sowie der verbesserte Schutzauftrag bei
indeswohlgefährdung. Besonders wichtig ist uns die
tärkere Kostenbeteiligung von Eltern, jungen Volljähri-
en und Lebenspartnern, insbesondere die Möglichkeit
er Kindergeldanrechnung bei Unterbringung von Kin-
ern außerhalb des Elternhauses.
Eine nachhaltige Sicherung der Versorgungsstruk-

uren kann nur durch einen effizienten Mitteleinsatz er-
eicht werden. Die Jugendämter wissen am besten, wie
ie Prioritäten zu setzen sind, und brauchen entspre-
hende Entscheidungsfreiheit. Kinder- und Jugendhilfe
ient grundsätzlich der Erziehung, Bildung und Betreu-
ng junger Menschen. Dies ist ihre zentrale Aufgabe.
uf die Kernaufgaben der Kinder- und Jugendhilfe müs-
en wir uns endlich wieder besinnen. Diese sind die
örderung von Kindern und Jugendlichen in ihrer Ent-
icklung zu eigenverantwortlichen Menschen, die Un-
erstützung von Eltern in schwierigen Erziehungssitua-
ionen und die nachhaltige Förderung der Erziehung in
amilien. Dazu sind ziel- und zweckgerichtete Leistun-
en notwendig. Vor allem müssen Mitnahmeeffekte und
alsche Anreize beseitigt werden, die eine wesentliche
rsache für den Kostenanstieg in der Kinder- und Ju-
endhilfe sind.


(Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Das Maria Eichhorn haben Sie in zwei Anhörungen gehört, Frau Eichhorn!)





(A) )


(B) )


Fälle, in denen der Besuch einer teuren Eliteprivatschule
im Ausland über die Eingliederungshilfe nach dem
SGB VIII finanziert wird, zeigen die Mitnahmeeffekte
und die falschen Anreizwirkungen des § 35 a SGB VIII.
Das müssen wir ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Praxis zeigt auch, dass diese Vorschrift von Inte-
ressengruppen aufgrund des ausufernden Tatbestandes
zunehmend als freier Markt verstanden wird. Folge ist,
dass zu viele Leistungen, zum Beispiel die Behebung
von Lernschwächen und schulischen Defiziten, auf
die kommunale Jugendhilfe abgewälzt werden. Jugend-
amtsleiter, mit denen ich in Verbindung stehe, insbeson-
dere aus meinem Wahlkreis, berichten mir, dass es be-
sonders im Bereich von seelisch behinderten jungen
Menschen immer schwieriger wird, zielgerichtete Hilfen
anzubieten. So gibt es nach wie vor erhebliche Vollzugs-
probleme in der Praxis. Sowohl die Bedarfsermittlung
als auch die Entscheidung über notwendige und geeig-
nete Hilfeangebote konnten bis heute nicht zufrieden
stellend gelöst werden. Auch Sie, Frau Ministerin, haben
in der abschließenden Ausschussberatung am Mittwoch
festgestellt, dass die Kinder- und Jugendhilfe nicht wei-
terhin Aufgaben wahrnehmen dürfe, für die sie nicht ge-
dacht sei. Deshalb wollen wir mit einer Neufassung des
§ 35 a SGB VIII ein einheitliches Recht für alle jungen
Menschen mit Behinderungen schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])


Handlungsbedarf besteht aus unserer Sicht auch bei
der Hilfegewährung für junge Volljährige. Bisher kön-
nen junge Volljährige auch nach Vollendung des
18. Lebensjahres, in Einzelfällen sogar bis zur Vollen-
dung des 27. Lebensjahres, erstmals Jugendhilfeleistun-
gen in Anspruch nehmen. Fachleute haben jedoch erheb-
liche Zweifel, ob diese Regelung die beabsichtigte
Wirkung erzielt. Jugendhilfeleistungen für über 21-Jäh-
rige sollten daher nach dem Willen des Gesetzgebers
auch nach derzeit geltender Gesetzeslage die Ausnahme
sein. In der Praxis hat sich dies jedoch zum Regelfall
entwickelt. Die Folgen sind massive Abgrenzungspro-
bleme zwischen Jugend- und Sozialhilfe sowie Zustän-
digkeitsstreitigkeiten.

Durch die Neufassung, wie wir sie wollen, würde er-
reicht, dass bei jungen Volljährigen nur begonnene Ju-
gendhilfeleistungen fortgesetzt werden und Leistungen
der Jugendhilfe spätestens mit Vollendung des 21. Le-
bensjahres beendet sind. Das lehnen Sie jedoch ab.

Die gesellschaftliche Integration junger Menschen so-
wie die Entfaltung ihrer Persönlichkeit erfolgt vor allem
im Rahmen schulischer oder beruflicher Ausbildung.
Wir wollen die Hilfegewährung gemäß dem Grundsatz
„Fördern und fordern“ an eine schulische oder berufli-
che Ausbildung koppeln. Damit wird eine Grundlage
geschaffen, die jungen Menschen ein eigenständiges Le-

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(C (D en ermöglicht. Leider haben Sie auch dieses abgelehnt. as ist völlig unverständlich. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])


Die von uns geforderte Öffnungsklausel ist aus Sicht
er Länder notwendig. Einziges Ziel dieser Änderungen
st, Länder und Kommunen bei einem weiteren qualitati-
en Ausbau der Kinderbetreuung zu unterstützen. Der
ualitätsorientierte und bedarfsgerechte Ausbau der Kin-
ertagesbetreuung hat für Länder und Kommunen be-
eits seit Jahren höchste Priorität. Die Länder waren ak-
iv, lange bevor das Tagesbetreuungsausbaugesetz von
hnen vorgelegt wurde.
Um einen nachhaltigen Ausbau der Kinderbetreu-

ng voranzutreiben, erarbeiten viele Länder derzeit ei-
ene Gesetze – und das ist gut so. Dazu sind aber struk-
urelle Rahmenbedingungen notwendig, die der Bund
chaffen muss. Sie haben in der abschließenden Aus-
chussberatung unseren Änderungsantrag hierzu abge-
ehnt. Damit wird der gesellschaftlich notwendige Aus-
au der Kinderbetreuung wesentlich erschwert.
Die kommunalen Haushalte brauchen dringend mehr

ntlastung. Vor der Nordrhein-Westfalen-Wahl hatten
ir uns mit Ihnen zusammengesetzt, um im Interesse der
ommunen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir
ielten und halten das auch nach wie vor für richtig. Lei-
er haben Sie nach der Wahl diese gemeinsamen
espräche aufgekündigt und unsere Änderungsanträge
bgelehnt, obwohl Sie unsere Vorschläge vorher durch-
us als berechtigt und richtig angesehen hatten. Das be-
auern wir sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Das ist so was von falsch, was Sie da behaupten! Ich glaub das ja nicht!)


amit ist leider deutlich geworden, dass es Ihnen nicht
m die Sache, sondern nur um Taktik vor der Nordrhein-
estfalen-Wahl ging.


(Christel Humme [SPD]: So ein Unsinn!)

Meine Damen und Herren, Ihre Behauptung, mit dem
esetz zur Entlastung der Kommunen würde ein Kahl-
chlag in der Kinder- und Jugendhilfe erfolgen,


(Caren Marks [SPD]: So ist es!)

eht völlig ins Leere. Die Einsparungen daraus sind mit
50 Millionen Euro berechnet. Die Einsparungen bei Ih-
em Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz
iegen bei 200 Millionen Euro. 50 Millionen Euro mehr
n Einsparungen können keinen Kahlschlag bewirken.


(Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! – Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Doch, wenn man Strukturen verändert!)


as KEG ist jedoch zielgenauer, um Missbrauch besser
erhindern zu können.
Die im Gesetz zur Entlastung der Kommunen formu-

ierte Finanzkraftklausel gibt immer wieder Anlass zu
iskussionen. In diesem Zusammenhang darf ich jedoch






(A) )



(B) )


Maria Eichhorn

darauf hinweisen, dass Sie in Ihrem Entwurf des Geset-
zes zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialge-
setzbuch in § 70 selbst gefordert haben, die Finanzkraft
der öffentlichen Haushalte angemessen zu berücksichti-
gen. Wir haben dies damals abgelehnt, weil wir notwen-
dige Leistungen nicht infrage stellen wollten.

Zur Finanzkraftklausel, die jetzt im KEG formuliert
ist, hätten wir gerne durch einen Änderungsantrag eine
Klarstellung erreicht. Doch alle Versuche zur Klarstel-
lung sind an Ihnen gescheitert. Daher haben wir nun in
unserem Entschließungsantrag unsere Haltung zur Fi-
nanzkraftklausel dargestellt. Wir wollen vermeiden – ich
denke, darin sind wir uns einig –, dass diese Klausel zu
uneinheitlichen Lebensbedingungen führt.


(Zuruf von der SPD: Ist das mit Ihrem Ministerpräsidenten in Bayern abgesprochen?)


Um dies deutlich zu machen und Ihnen keine Gelegen-
heit zur Missdeutung zu geben, werden wir den Gesetz-
entwurf in der vorliegenden Fassung ablehnen.


(Christel Humme [SPD]: Das ist aber schade! Da ärgern sich die Kommunen aber sehr!)


Es wird wohl niemand in Abrede stellen, dass die
kommunalen Haushalte mehr Entlastung brauchen. Ihre
Vorschläge gehen nicht weit genug. Deswegen lehnen
wir sie ab. Wir haben unsere umfassenden Forderungen,
die ziel- und zweckgerichtet sind und wesentlich mehr
zur Entlastung der Kommunen beitragen als Ihr Vor-
schlag, im vorliegenden Entschließungsantrag formu-
liert.

Mit einer neuen Politik in Deutschland wird es uns
möglich sein, den Kommunen die notwendige Entlas-
tung zu gewähren, dabei aber eine qualitativ hochwer-
tige, zielgenaue und nachhaltige Kinder- und Jugend-
hilfe zu gewährleisten. Wir wollen mit unseren
Vorschlägen erreichen, dass die präventiven Aufgaben
der Kinder- und Jugendhilfe und die Förderung von
Kindern und Jugendlichen wieder stärker im Vorder-
grund stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das werden wir nach einer erfolgreichen Bundestags-
wahl in Angriff nehmen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517900300

Ich erteile das Wort Kollegin Jutta Dümpe-Krüger,

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau
Eichhorn, Ihre Vorschläge gehen wirklich zu weit. Des-
wegen lehnen wir sie ab. Ich glaube, dass es auch keinen

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(C (D inn macht, wenn Sie hier immer wieder ausufernde eistungen, Mitnahmeeffekte und Missbrauchsfälle bechreiben, die es in dieser Art und Weise nicht gibt, wie uch in zwei Anhörungen deutlich wurde. (Ina Lenke [FDP]: Die Ministerin hat auch von Einzelfällen gesprochen! Das ist ja merkwürdig!)


ir alle wissen – und zwar nicht nur aus den Anhörun-
en –, dass die Jugendhilfe schon seit Jahren keine Lu-
usleistungen mehr erbringt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Finanzkraftklausel, Einsparungen auf dem Rücken
on jungen Menschen mit seelischen Behinderungen,
inschränkung des Wunsch- und Wahlrechts, Kostenbe-
eiligung bei ambulanten Leistungen, Sparen auf Kosten
on jungen Volljährigen, Lockerung des Datenschutzes,
ugendhilfe nur noch unter deutschen Eichen – das ist
ie schwarze Horrorliste des Gesetzes zur Entlastung der
ommunen, kurz: KEG. Seine einzige Botschaft war:
ie Kommunen müssen entlastet werden. Im Unter-
chied dazu ist das Ziel des rot-grünen KICK die Weiter-
ntwicklung der Kinder- und Jugendhilfe. Wir sind aus
achpolitischer Sicht an die Frage herangegangen, wo
och Einsparungen möglich sind. Sie sind nach dem
otto vorgegangen: Wir sparen alles ein und dann gu-
ken wir einmal, was passiert. Das unterscheidet uns
oneinander.
Kurzum: Das KICK hat vor allem den fachlichen
lick auf die Weiterentwicklung der Kinder- und Ju-
endhilfe gerichtet. Es entlastet die Kommunen zusätz-
ich, aber nicht durch Leistungskürzungen. Das ist der
nterschied.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Zum KEG hat Ihnen die Caritas ins Stammbuch ge-

chrieben:
Der Gesetzentwurf beschränkt sich weitgehend auf
die Einführung fragwürdiger Instrumente zur
schlichten Kostenheranziehung, anstatt innovative
Lösungen sozialer Probleme zu ermöglichen und so
einen wirtschaftlichen Ressourceneinsatz zu för-
dern, Selbsthilfekräfte zu stärken und damit die so-
ziale Hilfe auch wirtschaftlich-effektiver zu gestal-
ten.

o weit, so schlecht.
Vor zwei Tagen im Ausschuss haben Sie dann eine

ermeintliche Kehrtwende hingelegt und gegen das
EG gestimmt,

(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Ich habe nichts ge hört, wenn wir darüber gesprochen haben!)

achdem Sie zwei Jahre lang eine Attacke nach der an-
eren – immer nach dem Motto: „Hau alles weg, was so-
ial ist“ – gegen die Kinder- und Jugendhilfe gefahren
aben.
Nachdem Sie die gesamte Fachwelt auf die Barrika-

en gebracht und die Praktiker das Fürchten gelehrt ha-






(A) )



(B) )


Jutta Dümpe-Krüger

ben, könnte man nun mit ein bisschen gutem Willen mei-
nen, Sie seien lernfähig. Man könnte sogar auf die Idee
kommen, Sie hätten verstanden, dass man Kinder und
Jugendliche nicht nur in schönen Sonntagsreden spazie-
ren führen darf und montags dann fordern kann, es
müsse nun Jugendhilfe nach Kassenlage geben und auf
Kosten und zulasten unserer Kinder und Jugendlichen
müssten die kommunalen Haushalte saniert werden.
Man muss leider feststellen: Sie haben zwar einmal kurz
in die richtige Richtung geblinkt, als Sie das KEG ver-
senkt haben. Aber dann sind Sie zügig geradeaus in die
falsche Richtung gefahren.

Sie haben einen Entschließungsantrag und etliche Än-
derungsanträge zum KICK eingebracht, mit dem Sie un-
ser KICK verschlimmbessern wollen, und zwar indem
Sie mit dem Griff in die Mottenkiste ziemlich alles wie-
der hineinschreiben, was schon vorher im KEG stand,
mit Ausnahme der Finanzkraftklausel. Schauen wir uns
das anhand von drei Beispielen einmal an.

§ 35 a, Eingliederungshilfe für junge Menschen
mit seelischen Behinderungen: Im KEG wollten Sie
§ 35 a komplett streichen, und zwar angeblich aus Grün-
den der Gleichbehandlung und zur Vermeidung von Ab-
grenzungs- und Zuständigkeitsproblemen. In Ihrem Än-
derungsantrag fassen Sie ihn so, dass es faktisch einer
Streichung gleichkommt. Eingliederungsleistungen wol-
len Sie gewähren,

… wenn und solange nach der Besonderheit des
Einzelfalles, vor allem nach Art und Schwere der
Behinderung Aussicht besteht, dass die Aufgabe
der Eingliederungshilfe erfüllt werden kann. Kin-
dern und Jugendlichen mit einer anderen seelischen
Behinderung kann Eingliederungshilfe gewährt
werden.

Ich habe es Ihnen schon im Ausschuss gesagt: Welches
Tatbestandsmonster wollen Sie damit eigentlich schaf-
fen? Der einzige Grund ist: Sie wollen die Jugendhilfe
zur behindertenfreien Zone machen, weil Sie Kosten
sparen wollen. Sie sorgen gleichzeitig mit solchen For-
mulierungen dafür, dass Eltern klagen müssten, um
überhaupt noch Hilfen für ihre Kinder zu bekommen.
Dazu bedürfte es eines riesigen Verwaltungsaufwandes
und mindestens zwei Gutachten, nämlich zu Prognose
und Krankenstand.

Zu den niedrigschwelligen Angeboten: Schon das
KEG sah eine Eintrittsgebühr für Erziehungsberatung
vor. Städte und Gemeinden sollten die Möglichkeit be-
kommen, bei ambulanten Hilfen zur Erziehung und Er-
ziehungsberatung eine Kostenbeteiligung vorzusehen.
Gleiches Spiel in Ihrem Änderungsantrag: Sie stellen
denjenigen, die am dringendsten Hilfe brauchen und für
die man versucht hat, niedrigschwellige Angebote
– diese haben ihren Namen nicht umsonst – zu schaffen,
Hürden in den Weg. Damit schließen Sie die Betroffenen
von Beratung und Hilfe aus.

§ 41, Hilfen für junge Volljährige: Hier haben Sie
ebenfalls nicht dazugelernt. Sie schreiben in Ihrem Än-
derungsantrag, dass Sie bei jungen Volljährigen nur be-
gonnene Jugendhilfeleistungen fortsetzen wollen, dass

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(C (D ie Ersthilfe für junge Volljährige komplett wegfallen oll und dass die Leistungen ab dem 21. Lebensjahr auf eden Fall beendet sein sollen. Besonders bösartig ist die ormulierung, dass eine Maßnahme über den Zeitpunkt er Volljährigkeit fortgesetzt werden kann, wenn … der junge Volljährige bereit ist, an der Maßnahme mitzuwirken, und diese Maßnahme für die Persönlichkeitsentwicklung und zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung aufgrund der individuellen Situation des jungen Volljährigen notwendig ist. (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das ist doch gut!)

Dies gilt nur, wenn der junge Volljährige an einer
schulischen oder beruflichen Bildungs- oder Ein-
gliederungsmaßnahme teilnimmt.

n Ihrem Entschließungsantrag setzen Sie dann noch eins
ben drauf, indem Sie feststellen:

Im Sinne eines echten „Förderns und Forderns“ soll
die Gewährung von Leistungen an die schulische
oder berufliche Ausbildung der jungen Menschen
gekoppelt werden.

(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Dagegen können Sie doch nichts haben! Das ist die Grundlage für die Entwicklung eines jungen Menschen!)


Jede Hilfe zur Erziehung macht nur Sinn, wenn der
etroffene mitarbeitet; das ist aber heute schon so. Das
ollten Sie eigentlich wissen. Es wäre ehrlicher, wenn
ie zugäben, dass Sie jungen Menschen, die in zuneh-
endem Maße als junge Erwachsene Hilfen für den
chwierigen Ablösungsprozess und den Übergang in die
elbstständigkeit brauchen, von Hilfen ausschließen
ollen. Dass Sie genau das vorhaben, kann jeder nachle-
en. Sie sind ja der Meinung, dass jungen Volljährigen
notwendige Hilfe zur Selbsthilfe … durch die Leistun-
en zur Eingliederung aus dem SGB II angeboten wer-
en“ soll.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?)


enn man aber weiß, dass das SGB II ausschließlich auf
chnelle Vermittlung junger Menschen ausgerichtet ist
nd dass gerade die unter § 41 SGB VIII fallenden jun-
en Menschen nicht zu denjenigen gehören, die schnell
ermittelt werden können, dann verschlägt Ihr Motto
Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner“ einem wirklich die
prache.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: Das ist doch völlig verdreht!)


Kindern und Jugendlichen in Notlagen muss geholfen
erden. Dazu brauchen die Fachkräfte vor Ort Hand-
ungssicherheit und auch klare gesetzliche Regelungen.
iesem Anspruch wird unser KICK gerecht: Es setzt die
ot von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern in den
ittelpunkt und nicht die Finanzen. Wir haben die






(A) )



(B) )


Jutta Dümpe-Krüger

Jugendhilfe mit unserem Gesetzentwurf weiterentwi-
ckelt, um sie zukunftstauglich zu machen.

Ich sage aber auch: Wir können uns auf diesen Lor-
beeren nicht ausruhen. Dazu sind die Problemlagen zu
vielfältig. Wir müssen unseren Blick weiter verstärkt auf
die Probleme junger Menschen in prekären Lebenslagen
richten und aus dieser Perspektive neue Maßnahmen ent-
wickeln und erproben. Dazu gehören mehr Investitio-
nen in die Jugendförderung und in die Prävention.
Fachliche Standards müssen gesichert werden.

Lassen Sie mich abschließend sagen: Dazu gehört für
mich auch, dass alle Kinderregelungen – unabhängig
von der Art der Behinderung eines Kindes – ins
SGB VIII gehören. Es geht nicht an, dass wir die Rege-
lungen, die Kinder und Jugendliche mit seelischen Be-
hinderungen betreffen, ins SGB XII abschieben. In die-
sem Fall könnte ihnen nicht so gut geholfen werden wie
bei einer Verankerung im SGB VIII.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517900400

Ich erteile das Wort Kollegen Klaus Haupt, FDP-

Fraktion.


Klaus Haupt (FDP):
Rede ID: ID1517900500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

SGB VIII hat sich seit seiner Einführung 1991 grund-
sätzlich bewährt; dennoch hat sich in der Praxis
Reformbedarf gezeigt, der über die bisherigen Ände-
rungen hinausgeht. Sowohl mit dem Gesetzentwurf des
Bundesrates zur Entlastung der Kommunen im sozialen
Bereich, KEG, als auch mit dem Koalitionsentwurf eines
Gesetzes zur Weiterentwicklung der Kinder- und Ju-
gendhilfe, KICK – auch ich möchte diese Abkürzungen
einmal benutzen –, will man eine höhere Effektivität in
der Kinder- und Jugendhilfe.

Angesichts der angespannten Finanzlage der Kom-
munen müssen auch einzelne Leistungen der Kinder-
und Jugendhilfe kritisch überprüft werden. Wer jedoch
in der Jugendhilfe sparen will, darf nicht vergessen:
Ausgaben für unsere Kinder und Jugendlichen sind In-
vestitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Falsches Sparen an dieser Stelle kann schlimme Folgen
haben. Auf steigende Fallzahlen bei einzelnen Hilfearten
kann die Politik nicht einfach mit der Abschaffung der
betreffenden Leistungen reagieren.


(Beifall bei der FDP)

Wenn Kinder und Eltern immer mehr tatsächlichen

Unterstützungsbedarf haben, müssen wir viel mehr nach
den Ursachen und nach besseren Lösungen fragen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


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(C (D enn Jugendarbeit den heutzutage sehr großen Anfordeungen nicht gerecht werden kann, dann trägt die ganze esellschaft die negativen – auch die finanziellen – Folen. Die Kinderund Jugendhilfe hat am Sozialbudget un eres Landes keinen entscheidenden Anteil. Der Anteil er Kinderund Jugendhilfe an den Ausgaben der Komunalhaushalte ist für die insgesamt schwierige Finanzituation nicht hauptsächlich verantwortlich. Doch die aushaltslage gebietet es, dass alle kinderund jugendolitisch verantwortbaren Einsparpotenziale aktiviert erden. Hierbei dürfen wir die Kommunen nicht allein assen. Der Bund muss durch die Einführung des strikten onnexitätsprinzips, wie es die FDP in einem Gesetzntwurf vorgeschlagen hat, in die Pflicht genommen erden, die Finanzierungsverantwortung für die von hm erlassenen Gesetze im Kinderund Jugendhilfebeeich zu übernehmen. Die Länder sind in der Pflicht, die om Bund an die Kommunen gezahlten Mittel zur Beältigung der Aufgabe der Kinderund Jugendhilfe irklich bereitzustellen. Gleichzeitig sind aber auch die ommunen aufgefordert, noch stärker voneinander zu ernen, um Maßnahmen effizienter zu steuern. Das KEG enthält weit reichende Änderungsvor chläge, nicht nur im Bereich der Kinderund Jugendilfe, sondern auch in Bezug auf SGB I, SGB XI und GB XII. Die FDP sieht zwar die gute Einsparabsicht, ann das KEG insgesamt aber nicht mittragen. Der Geetzentwurf enthält im Bereich des SGB XII und des GB I Regelungen, die in der vorgesehenen Fassung soialpolitisch bedenklich und daher abzulehnen sind. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu zählt vor allem die geplante Übertragung weit-
ehender Kompetenzen auf die Länder bei der Festle-
ung der Regelsätze in der Sozialhilfe. Im Bereich des
GB XII kann eine solche Freigabe der Regelsätze zu
nzumutbaren Härten führen, wenn gerade finanzschwa-
he Länder von ihren Regelsatzkompetenzen Gebrauch
achen.
Aber auch hinsichtlich der Kinder- und Jugendhilfe

ind im KEG Änderungen geplant, die mit der FDP
chlicht und einfach nicht zu machen sind.


(Beifall der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ine Einschränkung des Wunsch- und Wahlrechts
urch die vorgeschlagene Änderung des § 5 auf absolut
ostengleiche oder kostengünstigere Maßnahmen würde
as Pluralismusgebot in der Kinder- und Jugendhilfe im
ern treffen und ist daher abzulehnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Praxis hat die Notwendigkeit verdeutlicht, inten-
ivpädagogische Maßnahmen im Ausland besser zu
teuern und die Qualitätssicherung zu gewährleisten. Al-






(A) )



(B) )


Klaus Haupt

lerdings sollten solche Maßnahmen als Ausnahmefall
eine Option für die Kinder- und Jugendhilfe bleiben.

Die vorgesehene Einschränkung der Hilfen für see-
lisch behinderte Kinder und Jugendliche und die Verla-
gerung dieser Leistungen in die Sozialhilfe können von
uns nicht mitgetragen werden. Es ist zu bezweifeln, dass
aus der Sozialhilfe heraus mit gleicher Qualität wie bis-
her durch die Kinder- und Jugendhilfe Hilfen für die be-
troffenen Kinder und Jugendlichen erbracht werden kön-
nen. Außerdem ist es schlicht ein Verschiebebahnhof.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Einschränkung der Jugendhilfemaßnahmen für
junge Volljährige kann ich ebenfalls nicht zustimmen.
Diese Leistungen sollen auch künftig in Ausnahmefällen
über die Vollendung des 21. Lebensjahres hinaus mög-
lich sein. Denken Sie an Haftentlassene, denken Sie an
Frauen, die zur Zwangsheirat verdammt waren.

Dagegen kann die FDP dem KICK zustimmen, nach-
dem die Koalition FDP-Forderungen entgegengekom-
men ist – wofür ich mich bedanke – und von einem
generellen Erlaubnisvorbehalt für jedes einzelne Tages-
pflegeverhältnis Abstand genommen hat. Eine solche
Regelung wäre realitätsfremd gewesen und hätte ver-
mutlich noch mehr Tagesmütter in die Schwarzarbeit ge-
trieben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr wahr!)

Das KICK enthält sinnvolle Weiterentwicklungen der

Kinder- und Jugendhilfe. Zum Beispiel werden durch
eine Stärkung der Steuerungskompetenzen der
Jugendämter, insbesondere durch Einschränkung bei
der Selbstbeschaffung von Leistungen und bei intensiv-
pädagogischen Maßnahmen im Ausland, Einsparmög-
lichkeiten für die Kommunen eröffnet.

Ich begrüße auch ausdrücklich die angemessene Kos-
tenbeteiligung von Eltern und die Berücksichtigung des
Kindergeldvorteils bei Leistungen, die den Unterhalt des
Kindes aus öffentlichen Kassen sichern. Auch die Kon-
kretisierung des Schutzauftrages des Jugendamtes und
die Klarstellung der Befugnisse bei Inobhutnahme sind
ein Fortschritt. Eine scharfe Prüfung von Personen mit
bestimmten Vorstrafen im Hinblick auf ihren Einsatz in
der Kinder- und Jugendhilfe sollte eigentlich schon
heute selbstverständlich sein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit KICK und KEG
stand die Wertigkeit der Kinder- und Jugendpolitik auf
dem Prüfstand. Wir Liberalen haben uns kritisch, sach-
orientiert und konstruktiv – auch mit zwei Anträgen –
bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen eingebracht
und sind dabei auch über parteipolitische Schatten ge-
sprungen. Das ist in dieser Zeit nicht selbstverständlich.
Ich kann Ihnen sagen: So werden wir es auch weiterhin
tun, wenn es um die Zukunft unserer Gesellschaft, wenn
es um Kinder und Jugendliche geht.

Danke schön.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegin Petra Pau. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir eden über das TAG, was auf Amtsdeutsch Tagesbetreungsausbaugesetz heißt. Noch einmal übersetzt: Es geht m Kinder und es geht um ihre Betreuung in Kindertaesstätten. Der PDS geht es außerdem um eine garanierte und um eine qualifizierte Betreuung. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517900600
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517900700

Rein statistisch ist Deutschland bei der Kinder-
etreuung Schlusslicht in Europa. Hinzu kommt ein
roßes Ost-West-Gefälle. 37 Prozent aller Kinder bis
rei Jahre können in den neuen Bundesländern betreut
erden, was wesentlich an der Mitgift aus DDR-Zeiten
iegt. In den alten Bundesländern liegt die Betreuungs-
uote im Durchschnitt bei peinlichen 2,7 Prozent. Das
mschreibt die ganze Misere.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Nun soll die Tagesbetreuung ausgebaut werden. Das
st der Sinn des Gesetzes. Die PDS begrüßt das aus-
rücklich.


(Nicolette Kressl [SPD]: Sie halten die falsche Rede!)


CDU/CSU haben das Gesetz bislang angefochten. Ihr
rgument: Die Kinderbetreuung falle nicht in die Kom-
etenzen des Bundes, sondern sei Sache der Länder. Ich
erke an: Den Kindern und Eltern hilft das wenig, zu-
al die unionsregierten Länder bei der Kinderbetreuung
m schlechtesten dastehen.
Außerdem – so argumentieren Kritiker des Gesetzes –
ürden die Kommunen damit finanziell überlastet. Sie
ollen Kinderbetreuung bestenfalls nach Kassenlage.
ch merke an: Damit würde alles so bleiben, wie es ist,
nd zwar zulasten der Kinder und zulasten der Eltern.
Rot-Grün veranschlagt summa summarum vier Mil-

iarden Euro, davon 1,5 Milliarden Euro, die den Kom-
unen, wie gesagt wird, dank Hartz IV erspart würden.
azu kann ich nur anmerken: Das sind, wenn überhaupt,
eanuts im Vergleich zu den Steuergeschenken, die Rot-
rün an Wohlhabende und Unternehmen verteilt hat


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


nd die der Opposition zur Rechten noch nicht weit ge-
ug gehen.


(Klaus Haupt [FDP]: Wir reden aber heute über KICK und KEG!)


Nun komme ich zu den inhaltlichen Tücken des Ge-
etzentwurfs. Wenn es um eine bessere Kinderbetreu-
ng geht, dann muss ausgeschlossen werden, dass es Be-
reuung guter und Betreuung niedriger Qualität gibt.
arauf macht die GEW mit Blick auf Ihren Gesetzent-
urf aufmerksam. Die Gefahr ist auch nicht gebannt,






(A) )



(B) )


Petra Pau

wenn wir heute zustimmen, und sie wächst, wenn so ge-
nannte Ein-Euro-Jobber befristet zur Kinderbetreuung
eingesetzt werden. Das lehnt die PDS ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Wir brauchen zudem einen individuellen Rechts-
anspruch auf Kinderbetreuung, so wie das im rot-grünen
Koalitionsvertrag einst vorgesehen war. Innerhalb einer
Übergangsfrist muss er mindestens für Kinder von Er-
werbstätigen, von Arbeitsuchenden und von Eltern in
Aus- und Fortbildung sowie für Kinder mit besonderem
Erziehungsbedarf gelten und danach generell.

Die PDS fordert übrigens ähnliche Regeln für Schul-
kinder, insbesondere dort, wo es keine Ganztagsschulen
gibt, allemal in sozialen Brennpunkten.

Schließlich: Wer eine gute Kinderbetreuung will, und
zwar für alle, der sollte in einem ersten Schritt alle von
Hartz IV betroffenen Familien von den üblichen Gebüh-
ren befreien.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517900800

Ich erteile Kollegin Marlene Rupprecht, SPD-Frak-

tion, das Wort.


Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1517900900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte für die Zuhörerinnen und Zuhörer einfach ein-
mal klarstellen bzw. richtig stellen: Was wir eben gehört
haben, war eigentlich ein Beitrag zu einem Gesetz, das
bereits seit Januar in Kraft ist. Wir reden heute über den
zweiten Teil der Reform und dabei geht es um die Kin-
der- und Jugendhilfe. Dazu haben die Ministerin und
viele Kolleginnen und Kollegen Stellung genommen.

Die Diskussion führen wir seit Jahren. Sie wird nicht
immer so geführt, wie ich sie mir wünsche, nämlich
sachlich und an den Kindern und Jugendlichen orien-
tiert. Sie wird dominiert von den Kameralisten und von
denen, die gern Stimmung machen. Es gibt Schlagzeilen
wie „Internatsaufenthalte in Schottland für Millionärs-
kinder“, so erst vor kurzem bei mir in einem ländlichen
Wahlkreis. Daraufhin habe ich den Jugendamtsleiter an-
gerufen und gesagt: Herr Schmidt, erklären Sie mir doch
einmal, warum der CSU-Kollege in der Zeitung heute
von ausuferndem Missbrauch spricht! Wie viele haben
Sie denn schon nach Schottland oder ins sonstige Aus-
land geschickt? Darauf hat er geantwortet: Frau
Rupprecht, das haben wir noch nie gemacht. Dann habe
ich gefragt: Wie kommt der Kollege denn dazu, so etwas
in die Zeitung zu setzen und zu verbreiten, das sei die
Regel?

Eine andere Schlagzeile ist: Luxusnachhilfe für Kin-
der von Reichen. – Klar, da erhitzen sich die Gemüter.
Auch mich würde es furchtbar nerven, wenn ich den
Kindern eines Millionärs auch noch die Nachhilfe zahlen
sollte. Dass damit Stimmung gemacht wird und der Ein-
druck hervorgerufen wird, hier finde maßlos Missbrauch

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(C (D tatt, ist nicht von der Hand zu weisen. Wer dies macht, at natürlich eine Absicht. Er will bezwecken, dass wir ie Kinderund Jugendhilfe nur noch mit dem Blick auf öglichen Missbrauch anschauen. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit gern auf die Kinder nd Jugendhilfe lenken. Was ist denn Kinderund Juendhilfe? Worum geht es da? Worum geht es in unseem Entwurf? Ich will dazu noch einmal auf den 35 SGB VIII – heute schon mehrfach zitiert und mehrach vorgetragen – hinweisen. In diesem Bereich geht an unterschwellig immer davon aus, dass Missbrauch tattfindet, dass Leute öffentliche Leistungen bekomen, die ihnen nicht zustehen. Wenn das so wäre, dann ibt es dafür Ursachen. Entweder ist das Gesetz ungenau der der, der die Leistung bewilligt, weiß nicht, was er ewilligt. Wenn das Gesetz die Ursache ist, muss das esetz geändert werden. Wenn derjenige, der die Leisung bewilligt, einen Fehler macht, muss der Landrat der Oberbürgermeister ihm kräftig auf die Finger klopen. Kollegin Rupprecht, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Dörflinger? Wunderbar. Herr Dörflinger, Sie geben mir Zeit, um as dann vielleicht noch etwas deutlicher auszuführen. Frau Kollegin Rupprecht, ich brauche nur ein biss hen Aufklärung. Dazu bin ich da. Sie haben eben dargestellt, dass es keinen Missbrauch ebe bzw. die Darstellungen über Missbräuche im Zuammenhang mit dem KJHG weit übertrieben seien. önnen Sie mir erklären, warum die Ministerin in ihrem eitrag davon gesprochen hat, dass man den Selbstbeienungsladen beseitigen müsse? (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517901000
Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1517901100
Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1517901200

(Nicolette Kressl [SPD]: Das wissen wir!)

Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1517901300
Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1517901400


Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1517901500

Herr Dörflinger, es geht nicht um Missbräuche, son-

ern darum, dass Eltern, die Probleme mit ihren Kindern
aben, Leistungen in Anspruch nehmen, ohne das Ju-
endamt vorher zu konsultieren und dort die Leistungen
enehmigen zu lassen. Dieses Vorgehen haben wir unter-
unden. Selbstbeschaffte Leistungen werden nicht mehr
rsetzt. Dabei ging es aber nicht um Missbrauch, son-
ern schlicht und ergreifend darum, dass Eltern in ihrer
ot zum Arzt gegangen sind und dieser nach der Unter-
uchung gleich mit der Therapie angefangen hat. Hier
aben wir präzisiert, was bisher schon im Gesetz stand,






(A) )



(B) )


Marlene Rupprecht (Tuchenbach)


indem wir denjenigen, die Texte nicht gründlich lesen
können, Nachhilfe gegeben haben.


(Zurufe von der CDU/CSU)

So gilt nun, dass jemand, der ein Gutachten erstellt, nicht
sofort eine Therapie durchführen darf. Vielmehr muss
erst das Jugendamt darüber entscheiden. Das, was schon
bisher im Gesetz stand und nun von uns noch einmal
klargestellt wurde, ist höchstrichterlich mehrmals so be-
stätigt worden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nun wissen Sie Bescheid, Herr Dörflinger! – Weiterer Zuruf von der SPD: Nun ist der Herr Dörflinger aufgeklärt!)


– Bei manchen dauert die Aufklärung halt etwas länger.
Schauen wir uns einmal die Praxis an. Ich kann jetzt

nur für Bayern sprechen, weil ich von dort komme; das
ist meine Heimat, dort fühle ich mich wohl. Ich habe
20 Jahre Schuldienst in Bayern hinter mir, daher weiß
ich, was war. Damals habe ich noch eine Ausbildung für
lese- und rechtschreibschwache Schüler bekommen. In
Bayern passierte nun Folgendes: Man hat den Umgang
mit diesem Problem aus der Schule in Privatpraxen ver-
lagert; die Schulen haben sich also dieses Problems ent-
ledigt. Wir haben das nun klar geregelt: Die Behebung
von Lernschwierigkeiten gehört in die Schulen. Erst
wenn die Lernschwierigkeiten zu seelischer Behinde-
rung führen, ist das Jugendamt zuständig. Damit das klar
ist, haben wir es noch einmal unter dem Stichwort
„Nachrang der Jugendhilfe“ in das Gesetz geschrieben.
Ein Kind mit Lernschwierigkeiten ist nämlich an sich
nicht seelisch behindert. Sie können jetzt natürlich fra-
gen, ob man „seelische Behinderung“ überhaupt klar de-
finieren könne. Darauf antworte ich Ihnen, dass es hier
ganz klare internationale Klassifizierungen gibt. Diese
können Sie nachlesen.

Ich glaube, dass jetzt mit unseren Regelungen zu
§ 35 a eindeutig und klar geregelt ist, wie das Verfahren
abläuft und wer wofür zuständig ist. Dass wir insgesamt
einen Aufwuchs verzeichnen, liegt daran, dass es
schlicht und ergreifend mehr Fälle gibt.


(Beifall der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn Sie die Zahl der Fälle verringern wollen, müssen
Sie die Strukturen vor Ort so verändern, dass Familien
rechtzeitig Hilfe bekommen. Wenn man sich dagegen die
Situation in Bayern anschaut, fragt man sich, was der
CSU die Familie noch wert ist. So steht in einem Artikel
aus Regensburg – das ist Ihr Wahlkreis, Frau Eichhorn –
vom 1. Juni: „Freistaat spart bei der Erziehungsberatung“.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Typisch!)


Die Staatsregierung fährt die Beiträge für die Erzie-
hungsberatung brutal herunter und erwartet, dass die El-
tern zur Selbsthilfe greifen, wenn sie Hilfe brauchen. So
stellen wir uns strukturelle Jugendhilfe nicht vor.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as wir wirklich nicht brauchen können, ist die Strei-
hung von Hilfen.
Ich muss Ihnen auch noch etwas anderes vorhalten,
as Bayern mit dem kommunalen Entlastungsgesetz
orhatte. Laut KEG ist die Fortgeltung abgelaufener
ereinbarungen rigoros auf sechs Monate beschränkt.
anach lassen Sie es frei floaten. Das bedeutet für alle
eimbewohner: Die Kostensätze sind frei, jeder kann
erhandeln, wie er mag, und die Angestellten, die Pfle-
er und Betreuer, die dort arbeiten, müssen die neu aus-
ehandelten Tarife akzeptieren oder werden entlassen.
as haben Sie Gott sei Dank, weil auch Sie es mies fan-
en, abgelehnt. Aber der Verdacht liegt nahe, dass es
ach der Bundestagswahl, die ja nun bald bevorsteht,
ieder eingebracht wird.
Das Allerschlimmste ist aber der Halbsatz, dass nur

ach der Finanzkraft der Kommunen gehandelt wird.
estern hat die Kollegin Fischbach, heute hat die Kolle-
in Eichhorn ausgeführt, dass die CDU/CSU verhindert
ätte, dass die entsprechende Formulierung in den Ent-
urf des SGB XII kommt. So ist das halt, wenn man
icht genau liest. Das ist wirklich ein Drama.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Vorsicht!)

In diesem Entwurf und bei dem, was Sie zitierten,

eht es darum – so ist das in allen Sozialgesetzen –, dass
aushaltspolitiker die Leistungsfähigkeit, Wirtschaft-
ichkeit und Sparsamkeit immer präzise berücksichtigen
üssen, wenn sie Geld ausgeben. Es darf nicht so sein
ie bei Ihnen, dass nur noch bezahlt wird, wenn Geld da
st. Das ist eine Veränderung des Staates weg vom So-
ialstaat hin zum Almosenstaat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch habe es Ihnen schon gestern gesagt: Mit uns nicht!
ch denke, die Menschen draußen werden das auch nicht
ollen. Die, die keinen Staat brauchen, können gut da-
auf verzichten; die Mehrheit der Bevölkerung aber
ommt irgendwann im Leben an einen Punkt, an dem sie
ie Hilfe der Gemeinschaft braucht. Da brauchen wir die
nterstützung und die Solidarität der anderen.
Sie sagen – das ist der gravierende Unterschied –: Es
uss an die Sätze für Sozialhilfeempfänger herangegan-
en werden; sie müssen verändert und angepasst wer-
en. Das ist Originaltext aus Bayern. Sie wollen hier to-
le Änderungen vornehmen und das Sozialhilfeniveau
bsenken. Wir dagegen sagen: Menschen brauchen ein
estimmtes Einkommen, damit sie leben können. Ihr
enschenbild möchte ich nicht unterstützen. Ich glaube,
as KEG, das Sie jetzt ganz mutig abgelehnt haben,
ommt – nach der Wahl – wieder im Rollback zurück.
ch hoffe und wünsche es der Bevölkerung, dass Sie
eine Gelegenheit zur erneuten Ablehnung bekommen.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517901600

Ich erteile das Wort der Kollegin Verena Butalikakis,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1517901700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Kollegin Rupprecht, wir sprechen hier natürlich
nicht nur über die Kinder- und Jugendhilfe, sondern wir
sprechen beim heutigen Tagesordnungspunkt auch über
das Sozialhilferecht. Dazu kann ich nur wiederholen:
Wir sprechen auch über die Finanzierbarkeit von Leis-
tungen.

Die finanzielle Situation der Kommunen ist äußerst
angespannt – deutlicher gesagt: die Lage ist katastro-
phal –, und das seit Jahren.


(Nicolette Kressl [SPD]: Deswegen wollen Sie ja auch die Gewerbesteuer streichen!)


Das Gesamtdefizit war im Jahre 2003 auf der Rekord-
höhe von 8,5 Milliarden Euro. Nach einem kurzfristigen
Absinken im Jahre 2004 – weil die Kommunen so bei
den Investitionskosten gespart haben – wird von den
kommunalen Spitzenverbänden für dieses Jahr wieder
ein Anstieg auf ungefähr 7 Milliarden Euro prognosti-
ziert, das heißt Schulden in Höhe von 7 Milliarden Euro.

Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Was hat denn
die Bundesregierung oder die Regierungskoalition getan
angesichts dieser dramatischen Lage? Ich will nur noch
einmal darauf hinweisen: Die den Kommunen im Rah-
men der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und
Sozialhilfe versprochene Entlastung


(Caren Marks [SPD]: Ist stärker eingetreten, als Sie geglaubt haben!)


in Höhe von 2,5 Milliarden Euro findet, wenn überhaupt,
nur in geringerem Maße statt


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die ist fast doppelt so hoch! Sie haben keine Ahnung!)


– die Zahlen liegen noch gar nicht vor –; denn wir alle
wissen, dass natürlich genau von diesen 2,5 Milliarden
Euro – –


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum stellen Sie dann so eine Behauptung auf?)


– Ich finde es schön, dass Sie so aufgeregt sind. Ich habe
die Umfragen in der ARD heute auch gehört. Merkel
liegt mit riesigem Abstand vor Schröder, das macht Sie
natürlich nervös. Aber vielleicht hören Sie trotzdem
noch einmal zu.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Also, wir alle wissen, dass von diesen versprochenen

2,5 Milliarden Euro natürlich mehr als die bisher ange-
gebenen 1,5 Milliarden Euro für die Kindertagesbetreu-
ung ausgegeben werden müssen.

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(C (D Als Hauptursache der Verschuldung der Kommuen sind die ständig steigenden Sozialausgaben anzuseen. In den Jahren 2000 bis 2004 haben wir hier einen nstieg um 6 Milliarden Euro zu verzeichnen, bei einem esamtvolumen in 2004 von über 32 Milliarden Euro. eshalb ist es angesichts der finanziellen Not der Komunen richtig und notwendig, finanzielle Entlastungsorschläge zu machen. Genau dies erfolgt mit dem vom undesrat vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Entastung der Kommunen im sozialen Bereich. Im Kinderund Jugendhilfebereich und im Bereich es Sozialhilferechts werden hier konkrete Änderungsorschläge vorgelegt, die zu Einsparungen führen; für en Sozialhilfebereich, auf den ich mich beziehe, in öhe von 300 Millionen Euro. Dass es richtig ist, Entlastungsvorschläge zu machen, st das eine. Die im Art. 3 vorgesehene Finanzkraftlausel, die ja heute schon mehrfach angesprochen woren ist und offensichtlich nicht von allen verstanden ird, bezieht sich auf alle Sozialgesetzbücher. (Christel Humme [SPD]: Das ist ja das Drama!)


eine Kollegin Eichhorn hat dazu schon Näheres ge-
agt.
Ich will einmal eines ganz deutlich festhalten: Die un-
rschiedliche Finanzkraft der öffentlichen Träger darf
icht zu unterschiedlichen Lebensverhältnissen in die-
em Lande führen. Ich glaube, darüber besteht Einigkeit
ier im Haus. Ich will aber an dieser Stelle daran erin-
ern, weil das immer ein bisschen durcheinander geht.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das Einzige, was durcheinander geht, ist Ihre Rede!)


ch war in der Arbeitsgruppe des Vermittlungsausschus-
es Ende 2003, die sich mit dem Sozialgesetzbuch XII
eschäftigt hat. In dem Entwurf der rot-grünen Bundes-
egierung, von Sozialministerin Ulla Schmidt eingetra-
en, stand die Finanzkraftklausel.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: So ist es!)

as ist auch nie bestritten worden, im Gegenteil. Man
at das daran gemerkt, dass die kommunalen Spitzenver-
ände gejubelt und gesagt haben: Wunderbar, da ist die
inanzkraftklausel! Es war die CDU/CSU in dieser Ar-
eitsgruppe, die genau diese Finanzkraftklausel hat strei-
hen lassen, aber in dem Einvernehmen, dass – so steht
s auch im Protokoll des Vermittlungsausschusses – eine
rbeitsgruppe eingerichtet werden soll, die sich mit den
öglichen Einsparungen, die die Kommunen gerade im
ozialhilferechtlichen Bereich erreichen könnten, be-
chäftigen soll.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517901800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der
ollegin Humme?


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Sie ist doch die nächste Rednerin!)







(A) )



(B) )



Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1517901900

Nein, ich möchte das gerne zu Ende bringen.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das fällt Ihnen ohnehin schwer!)

– Das fällt mir nicht schwer. – Diese Arbeitsgruppe, wie
sie im Protokoll vermerkt ist, ist nie eingesetzt worden;
das heißt, wir haben keine Entlastungsmöglichkeiten für
die Kommunen.

Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Fraktion
steht dafür ein. Um den Menschen und den Kommunen
wirklich zu helfen, brauchen wir eine Gesamtkonzep-
tion. Wir brauchen eine vernünftige Gemeindefinanz-
reform


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ach! Alles nur Sprechblasen! – Nicolette Kressl [SPD]: Streichen der Gewerbesteuer!)


und wir brauchen grundlegende Änderungen im sozialen
Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Sozialhilfebereich weist die Eingliederungshilfe

für behinderte Menschen eine dynamisch wachsende
Kostenentwicklung auf. In einem Zeitraum von nur zehn
Jahren, von 1993 bis 2003, haben sich die Ausgaben fast
verdoppelt

Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Was ist
denn die Ursache? Missbrauch, oder was?)

und alle Fachleute sind sich einig, dass die Kostensteige-
rungen anhalten werden.

Um die kommunalen Finanzen von diesem Risiko zu
entlasten und vor allem um die Versorgung behinderter
Menschen auch in Zukunft sicherzustellen, muss die
Eingliederungshilfe auf eine neue Grundlage gestellt
werden. In diesem Zusammenhang wird auch die Einbe-
ziehung des Kindergeldes bei volljährigen Behinderten
zu klären sein.

Die CDU/CSU-Fraktion hatte bereits im Oktober
2003 bei der ersten Beratung zum SGB XII – das ist
jederzeit nachzulesen, weil der Entschließungsantrag
vorliegt – die Bundesregierung aufgefordert, mit der
Erarbeitung eines eigenständigen, von der Sozialhilfe
unabhängigen Leistungsgesetzes zu beginnen. Die rot-
grüne Bundesregierung lehnt dies bisher ab.


(Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Ohne uns hätte es kein SGB IX gegeben!)


– Wir reden über ein Leistungsgesetz, Frau Kollegin
Rupprecht. Ich glaube, Sie wissen jetzt nicht so richtig
die Unterscheidung zu treffen.


(Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Aber natürlich! An dem Gesetz war ich beteiligt!)


Ich will einen weiteren Punkt in dem vorliegenden
Gesetzentwurf ansprechen, den auch der Kollege von
der FDP aufgegriffen hat und der thematisch eigentlich
auch schon im Rahmen der Föderalismuskommission
besprochen worden ist. Dazu will ich festhalten: Wie-

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(C (D erum im Sinne von einheitlichen Lebensbedingungen n Deutschland halten wir die Regelungskompetenz des undes, bezogen auf die Bemessungskriterien für die estimmung der Regelsätze und bezogen auf die Zustänigkeit der Träger der Sozialhilfe, nach wie vor für notendig. Meine Damen und Herren, der vom Bundesrat vorge egte Gesetzentwurf belegt ein weiteres Mal, wie groß er Handlungsbedarf im Hinblick auf die Finanzsituaion der Kommunen ist. Mehrere Punkte – ich betone: mehrere Punkte – aus em Gesetzentwurf sind wichtig und richtig. Aber nur in Gesamtkonzept kann den Leistungsbedarf der Hilfeedürftigen sichern und gleichzeitig die Kommunen ieder handlungsfähig machen. (Bettina Hagedorn [SPD]: Deshalb schaffen Sie die Gewerbesteuer ab! Wunderbar!)


eshalb lehnt die CDU/CSU-Fraktion diesen Gesetzent-
urf ab.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517902000

Ich erteile das Wort Kollegin Christel Humme, SPD-

raktion.

(Beifall bei der SPD)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1517902100

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

eit zwei Jahren diskutieren wir nun Lösungen zum Kin-
er- und Jugendhilfegesetz. In den zwei Jahren – die
ede vorher hat mich in meiner Auffassung bestätigt –
atte ich immer den Eindruck, dass der Fachausschuss
das ist der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen
nd Jugend – eigentlich zum Finanzausschuss degradiert
urde.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein, nein! Finanzausschuss ist Finanzausschuss!)


enn die Interessen von Kindern und Jugendlichen stan-
en bei Ihnen von der Union meiner Ansicht nach zu sel-
en im Vordergrund.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage an dieser Stelle Folgendes sehr deutlich. Für
ns rot-grüne Jugendpolitikerinnen und Jugendpolitiker
ar von Anfang an klar: Leistungskürzungen für Kinder
nd Jugendliche, die unserer Hilfe bedürfen, wird es mit
ns nicht geben. Darauf können sich die Kinder und Ju-
endlichen auch in Zukunft verlassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In zwei Anhörungen 2003 und 2004 haben uns die ju-
endpolitischen Fachleute mit großer Mehrheit Recht
egeben. Die von Bayern 2003 eingebrachte Initiative
ur Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und
as ebenfalls von Bayern – wir haben es heute oft genug
ehört – vorgelegte Kommunale Entlastungsgesetz, das






(A) )



(B) )


Christel Humme

so genannte KEG, wurden nahezu von allen Sachver-
ständigen abgelehnt.

Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, er-
staunlicherweise lehnen Sie heute das bayerische KEG
ab. Dazu beglückwünsche ich Sie. Aber zu glauben, Sie
hätten aus der Anhörung die richtigen Lehren gezogen,
wäre falsch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie lehnen zwar heute den Gesetzentwurf Ihrer eigenen
Länder ab, führen aber das KEG mit Ihrem Entschlie-
ßungsantrag durch die Hintertür sozusagen als „KEG
light“ wieder ein. Das ist Tricksen und Täuschen; das
lassen wir Ihnen nicht durchgehen.


(Beifall der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn man im Wahlkampf bestehen will, dann gehört
Ehrlichkeit dazu.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


An Frau Butalikakis und an Frau Eichhorn gerichtet
möchte ich sagen: Sie beziehen sich immer auf unseren
Gesetzentwurf zum SGB XII und behaupten steif und
fest, wir hätten die Finanzkraftklausel in § 70 gefor-
dert.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Ja!)

Erstens steht in § 70, dass die Finanzkraft der öffentli-
chen Haushalte angemessen zu berücksichtigen ist. Es
ist nichts also von einem Kahlschlag zu lesen, den Sie
wollen. Zweitens bezog sich dieser § 70 nur auf eine
kleine Vereinbarung mit den Trägern. Sie fordern aber,
die Leistungen im gesamten Sozialgesetzbuch für alle
Bereiche zu kürzen. Das geht zu weit; das lehnen wir
strikt ab.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zur Ehrlichkeit gehört auch, die ganze Wahrheit und
nicht nur einen Teil der Wahrheit zu sagen.

Wir wollen das Kinder- und Jugendhilfegesetz weiter-
entwickeln. Damit entlasten wir auch die Kommunen,
aber eben nicht auf dem Rücken der Schwächsten unse-
rer Gesellschaft, nämlich der Kinder und Jugendlichen,
die unserer Hilfe bedürfen. Gerade bei Ihren Forderun-
gen zum Kinder- und Jugendhilfegesetz legen Sie offen,
was konkrete Politik bei Ihnen tatsächlich heißt. Ihre
Vorschläge, meine Herren und Damen von der Union,
sind sozial ungerecht und gehen zulasten der Menschen
mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Mittlerweile zieht sich das wie ein „schwarzer“ Faden
durch all Ihre Maßnahmen in den unterschiedlichsten
Politikfeldern: Wer wird belastet, wenn Sie die Steuer-
freiheit auf Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge
abschaffen? – Die Krankenschwester, die Nachtschich-
ten macht, und der Arbeiter bei VW, der im Dreischicht-
system arbeitet.

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(C (D (Ina Lenke [FDP]: Die in den Gaststätten kriegen auch keine Zuschläge und die arbeiten auch nachts!)


er wird durch die Kopfpauschale, die Sie vorschlagen,
elastet? – Die Sekretärin, die für ihre Krankenversiche-
ung ebenso viel zahlen müsste wie ihr Chef. Wer wird
elastet, wenn Sie die Leistungen in der Kinder- und Ju-
endhilfe kürzen? – Die Schwächsten unserer Gesell-
chaft, nämlich die Kinder und Jugendlichen.
Meine Herren und Damen von der Union, das

chlimmste ist: Sie verschlechtern die Chancen der jun-
en Menschen und sparen noch nicht einmal Kosten ein,
ondern verschieben sie bloß. Sie lösen damit kein einzi-
es Problem.
Sie wollen die Hilfen für junge Volljährige massiv

inschränken; um das als Beispiel zu nennen. Wir haben
s vorhin sowohl von der Frau Ministerin als auch von
einen Vorrednerinnen gehört. Ihre vermeintliche Spar-
olitik wird die Kommunen teuer zu stehen kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn wenn wir diesen jungen Menschen jetzt keine
ilfe geben, ist nicht selten ein späteres Abrutschen in
rogensucht, Straffälligkeit oder Obdachlosigkeit die
olge.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht, dass ihnen keine Hilfe gegeben wird! Sie bekommen es anderswoher!)


Das ist so. – Präventive Maßnahmen sind besser als ein
achträgliches Kurieren; das ist ganz klar. An dieser
telle haben wir die richtige Politik, indem wir die Prä-
ention in den Vordergrund stellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb gehen wir mit unserem Entwurf eines Geset-
es zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe,
em KICK, einen anderen Weg als Sie, einen Weg, der
achhaltiger und gerechter ist. In unserem KICK gibt es
eiterhin zielgenaue Hilfen für Kinder und Jugendliche.
udem entlasten wir die Kommunen. Darum ist es mir
öllig unbegreiflich, dass Sie heute, wie es vorhin in ei-
er Rede der Fall war, die Belastung der Kommunen be-
ammern und unserem Gesetzentwurf nicht zustimmen
önnen. Denn mit unserem Gesetzentwurf erhalten die
ommunen eine Entlastung von rund 200 Millionen
uro.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Bei 7 Milliarden Verschuldung 200 Millionen!)


as sind Entlastungen, die sie zusätzlich für den Ausbau
er Betreuung von unter Dreijährigen dringend brau-
hen. Denn wir wollen die Chancen der Kinder auf Bil-
ung und Betreuung verbessern und nicht verbauen, wie
ie das wollen.






(A) )



(B) )


Christel Humme

Unsere Politik ist – das zeigt KICK ganz deutlich –

sozial gerecht. Ich weiß, dass die Jugendverbände, die
die Interessen der Kinder und Jugendlichen wahrneh-
men, Ihre Vorschläge schon seit Monaten kritisieren. Ich
sage Ihnen an dieser Stelle: Wir stellen uns an die Seite
der Jugendverbände, an die Seite der Kinder und Ju-
gendlichen und kämpfen mit ihnen für die Durchsetzung
ihrer Interessen. Wir sagen „Stopp!“ zu Ihrer ungerech-
ten Politik.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517902200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

desregierung eingebrachten Entwurf eines Tagesbetreu-
ungsausbaugesetzes, das sind die Drucksachen 15/3676,
15/3986 und 15/4045. Der Ausschuss für Familie, Senio-
ren, Frauen und Jugend empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 15/5616, den bislang
noch nicht abschließend beratenen Teil des Gesetzent-
wurfes auf den Drucksachen 15/3676 und 15/3986 als
Gesetz zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugend-
hilfe in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte die-
jenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit
in zweiter Beratung mit den Stimmen des Hauses gegen
die Stimmen der CDU/CSU-Fraktion angenommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wol-
len, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen des
Hauses gegen die Stimmen der CDU/CSU-Fraktion an-
genommen worden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ziemlich störrisch!)


Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie-
ßungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag
der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/5622? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie-
ßungsantrag ist mit den Stimmen der SPD, des
Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP gegen die Stim-
men der CDU/CSU abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion der FDP auf Drucksache 15/5623? – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist
mit den Stimmen der SPD, der CDU/CSU und des
Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der FDP
abgelehnt.

Abstimmung über den vom Bundesrat eingebrachten
Entwurf eines Gesetzes zur Entlastung der Kommunen

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(C (D m sozialen Bereich; das ist Drucksache 15/4532. Der usschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mpfiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 15/5616, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wolen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung it den Stimmen des ganzen Hauses bei einer Enthalung und einer Zustimmung abgelehnt. Damit entfällt ach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Abstimmung über den Entschließungsantrag der raktion der FDP auf Drucksache 15/5624. Wer stimmt ür diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dageen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist geen die Stimmen der FDP mit den Stimmen der übrigen raktionen abgelehnt worden. Abstimmung über den vom Bundesrat eingebrachten ntwurf eines Gesetzes zur Änderung des Achten Buhes Sozialgesetzbuch auf Drucksache 15/4158. Der usschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mpfiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung, den esetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzntwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen von PD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimen der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt. Damit entfällt ach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 21 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit Kurt-Dieter Grill, Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Wachstum in Deutschland und Europa stärken – Neue Strategie für Lissabon-Ziele entwickeln – Drucksachen 15/5025, 15/5614 – Berichterstattung: Abgeordnete Gudrun Kopp Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin agmar Wöhrl, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kenneth ogoff, der ehemalige Chefökonom des Internationaen Währungsfonds, hat gesagt: Wenn die Europäer in aher Zukunft mehr Wachstum sehen wollen, müssen ie den Fernseher anschalten. Das sind harte Worte, ber Recht hat er. Wenn man die neuen Wachstumspronosen der EU-Kommission ansieht, stellt man fest, ass zwar die Weltwirtschaft robust ist – China, Indien, Dagmar Wöhrl die Schwellenländer wachsen –, aber der Euroraum in diesem Jahr nur auf bescheidene 1,4 Prozent Wachstum kommt. Letztes Jahr hatten die USA 4,4 Prozent Wachstum, der Euroraum mickrige 2,1 Prozent. Das Pro-Kopf-Inlandsprodukt liegt in Europa bei 72 Prozent von dem der USA. Die USA haben eine Beschäftigungsquote, die 10 Prozent höher liegt als die der EU. Was sagt uns das? Es sagt uns, dass das ehrgeizige Ziel, das wir uns vor fünf Jahren in Lissabon gesetzt haben – Europa bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen –, in weite Ferne gerückt ist. Das Ziel war ehrgeizig, es war aber auch richtig. Die Zwischenbilanz, die jetzt, nach fünf Jahren, gezogen worden ist, ist ernüchternd. Meine Damen und Herren von Rot-Grün, an dieser Ernüchterung haben Sie einen ganz großen Anteil. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Wir sind alle nüchtern!)


(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1517902300




(A) )


(B) )


Wenn man den Kok-Bericht ansieht, stellt man vor al-
lem fest: Es mangelt an dem politischen Willen in den
Mitgliedstaaten. Schöne Worte und Ankündigungen, die
immer wieder gemacht werden – vor allem von Ihrer
Seite –, tragen nicht dazu bei, dass wir zu mehr Wirt-
schaftswachstum kommen. Der Kommissionspräsident
hat hier klare und mutige Worte gefunden, als er gesagt
hat: So wie in den letzten fünf Jahren kann es hier nicht
weitergehen. Es ist richtig, wenn mit den neuen Vor-
schlägen, die jetzt auf dem Tisch liegen, Wachstum und
Beschäftigung in den Mittelpunkt rücken. Das ent-
spricht genau der Aussage der Union: Wachstum und
Beschäftigung sind das A und O und müssen für uns zu-
kunftsweisend sein.

Das Ziel, das gesetzt worden ist, ist ehrgeizig und es
ist auch wichtig, die Abstimmung der EU-Länder effi-
zienter zu gestalten. Aber Wirtschaftspolitik und Be-
schäftigungspolitik sind in erster Linie nationale Aufga-
ben. Wir selbst sind gefordert, unsere Hausaufgaben zu
machen. Wir selbst sind gefordert, aus eigener Kraft un-
sere Wirtschaft wieder aufzurichten. Es geht in erster Li-
nie um uns, um unser Land und um unsere Menschen. Es
geht um unsere Verantwortung, die Verantwortung, die
wir in Deutschland haben: für das Ganze und auch für
Europa. Wir haben Pflichten, die sich auch aus der Lis-
sabon-Strategie ergeben.

Die deutsche Wirtschaft ist bei weitem die größte in
Europa. Wir erwirtschaften ein Fünftel des Bruttoin-
landsprodukts der EU der 25. Wenn wir unser Wachs-
tumspotenzial betrachten, dann erkennen wir, dass wir
nicht entsprechend diesem Potenzial wachsen. Unser
Wachstum stagniert leider. Das Zugpferd, das wir vor
vielen Jahren gewesen sind – wir als Deutsche waren
stolz darauf, wir sind mit unserem Wachstum nach vorne
gegangen und haben Europa gezogen –, sind wir heute
nicht mehr, wir sind im Zug nach hinten abgedriftet.
2005 und 2006 werden wir wieder die Allerletzten des
Wachstumszugs in Europa sein. Das heißt, wir Deutsche
tragen durch Ihre Politik die Verantwortung dafür, dass
Europa und seine Zahlen derart nach unten gezogen wer-
den.

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(C (D Seit Rot-Grün an der Regierung ist, hatten die Wachsumszahlen bis auf ein einziges Mal immer eine Null vor em Komma. Auch dieses Jahr wird das Wachstum voaussichtlich nicht höher als 0,7 Prozent liegen. Wir sind lso meilenweit von den 2 Prozent der Beschäftigungschwelle entfernt. Ein so hohes Wachstum brauchen wir, enn wir zu mehr sozialversicherungspflichtigen Bechäftigten kommen wollen. Auch die Zahlen, die uns etzt vorliegen, sind nicht positiv. Die inländische Nachrage schrumpfte im ersten Quartal wiederum um ,6 Prozent. Besonders enttäuschend war die Entwickung des privaten Verbrauchs. Das jüngste Bild, das uns urch die Zahlen vermittelt wird, zeigt, dass sich bei uns eider nichts ändert. ir haben immer noch das alte, bekannte Bild: Die Binenkonjunktur liegt flach und das Einzige, das uns noch inigermaßen aufrechterhält, ist die Außenwirtschaft. Selbst außenwirtschaftlich gute Rahmendaten, die wir urch die Weltwirtschaft haben, reißen uns aufgrund Iher verkorksten Politik, die uns inzwischen auf das ökoomische Abstellgleis geführt hat, nicht heraus. Es ist raurig, dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von ot-Grün, es geschafft haben, unser Land bis auf die ubstanz herunterzuwirtschaften. Es nützt auch nichts, wenn immer wieder versucht ird, irgendeinen Sündenbock zu finden. Sie finden ja mmer irgendeinen Sündenbock, nur an Ihre eigene Nase assen Sie sich nie. Der neueste Sündenbock sind jetzt uropa bzw. die Euroeinführung, die für die anhaltende achstumsschwäche verantwortlich sein soll. Ein ande es Mal war es der Stabilitätspakt. Ich sage: Deutschland at seinen wirtschaftlichen Vorteil weniger durch die inführung des Euro als durch die Amtseinführung dieer Regierung verloren. Sie haben inzwischen offensichtlich jegliche Art von emmung verloren. Man braucht sich nur Ihren Hausalt anzuschauen. Das vierte Mal in Folge verstoßen Sie egen den Stabilitätspakt. Das ist jetzt schon ganz noral; das ist Usus, das ist Tradition. Das ist offensichtlich ichts Schlimmes. Das war schon immer so und das wird uch weiter so sein. Das regt Sie überhaupt nicht mehr uf. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Zurück zur Normalität!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir wissen doch eines: Das Wichtigste für Wachstum
nd Beschäftigung sind eine solide Haushaltspolitik und
ine solide Finanzpolitik.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)

enn Sie diese nicht betreiben, dann können Sie alle
offnungen vergessen, das Land nach vorne zu bringen
nd für mehr Wachstum zu sorgen, das mehr Menschen
n Arbeit bringt.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

Deswegen kann ich nur sagen: Es ist ein Segen, dass Sie
Ihre Regierung nun selbst abwickeln, auch wenn Sie
noch nicht genau wissen, wie.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Genau: Abwicklung! Insolvenzverfahren!)


Wir werden sehen, was Sie uns hier am 1. Juli 2005 vor-
legen werden.

Wir als Union werden ehrlich sein und den Menschen
nicht versprechen, dass wir sofort, von heute auf mor-
gen, ein anderes Wachstum haben werden. Wir werden
Zeit brauchen, um aus dieser Misere, die Sie zu verant-
worten haben, wieder nach oben zu kommen. Wir wer-
den es probieren und unsere Kräfte einsetzen, um wachs-
tumsfördernde Maßnahmen auf den Weg zu bringen,
sodass wir wieder stolz auf unser Land sein können und
sagen können: Wir Deutsche wollen im Zug in Europa
wieder vorne sein und nicht vom Ausland bemitleidet
werden, weil wir ganz hinten vor uns hindümpeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir werden die Sache in die Hand nehmen. Wir wer-

den Bürokratie abbauen. Wir werden – Sie können das
gerne im Protokoll nachlesen und es mir dann irgend-
wann vorhalten – kiloweise Gesetze entrümpeln, um
auch denen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen, dem
Mittelstand, den Sie in dieser Legislaturperiode mit Ihrer
Überbürokratisierung zusätzlich belastet haben.

Eines werden wir bestimmt nicht machen: Wir wer-
den bestimmt nicht wie Sie unsere Aufgabe darin sehen,
auf Richtlinien aus Europa etwas draufzusatteln. Diese
Übererfüllung von europäischen Richtlinien ist wachs-
tumshemmend. Das bürokratische Monster namens An-
tidiskriminierungsgesetz ist das abschreckendste Bei-
spiel für den Übereifer, den Sie von Rot-Grün immer an
den Tag legen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Europa braucht nicht nur einen neuen Wachstumsim-

puls aus Deutschland. Vor allem gilt jetzt nach den Voten
in Frankreich und den Niederlanden: Europa braucht
auch einen Begeisterungsschub. Wir haben die Ver-
pflichtung, die Menschen mitzunehmen. Die Abstim-
mungen in Frankreich und den Niederlanden müssen uns
aufrütteln. Wir müssen uns fragen, warum die Menschen
so entschieden haben. Wir haben die Verpflichtung, die
Menschen an Europa heranzuführen. Wir müssen auch
dafür sorgen, die Zwangsbeglückung, die zum großen
Teil aus Europa kommt, in Maßen zu halten. Auch das
ist unsere Verpflichtung als Deutsche und als Europäer.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Abschluss möchte ich noch eines sagen: Wir

müssen die Begeisterung für Europa wecken. Wir wer-
den sie aber nicht wecken, wenn wir es wie diese Regie-
rung machen und die Schuld für die Wachstumsschwä-
che in unserem Lande immer in Brüssel abladen. Ihr
Motto lautet ja: Einmal ist der Euro schuld, ein anderes
Mal ist der Stabilitätspakt schuld, aber die Regierung ist
nie schuld.

Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Machen Sie wirklich
Ihre Hausaufgaben! Dafür sind Sie gewählt worden. Su-

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(C (D hen Sie Lösungen für die Probleme und schieben Sie ie Schuld nicht immer auf andere! Sie sind noch immer ie Regierung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517902400

Ich erteile das Wort Kollegen Günter Gloser, SPD-

raktion.

(Beifall bei der SPD)



Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1517902500

Guten Morgen, Herr Präsident! Meine lieben Kolle-

innen und Kollegen! Die Ergebnisse der Abstimmun-
en in Frankreich und den Niederlanden erfordern in der
at, dass wir Antworten auf die Fragen der Globalisie-
ung finden. Die Globalisierung wird von den Bürgerin-
en und Bürgern in vielen Bereichen wahrgenommen
nd sie fragen: Wer gibt uns Antworten? Kann das die
ationale Ebene machen oder muss das eher auf europäi-
cher Ebene geleistet werden? Ich bin ganz klar der Auf-
assung, dass vieles in den Nationalstaaten erledigt wer-
en muss, dass es aber ebenso erforderlich ist, dass die
uropäische Union als Ganzes handelt und Antworten
uf die Fragen der Globalisierung findet.
Sehr geehrte Frau Kollegin Wöhrl, wo haben Sie in

hrer Rede Antworten auf die vor uns liegenden Heraus-
orderungen gegeben?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

anchmal habe ich gedacht: Das ist wie bei einem unzu-

eichend ausgebildeten Arzt, der seinem Patienten nichts
nderes zu bieten hat als die Aussage: Weil Sie jetzt
rank sind, müssen Sie schneller wieder gesund werden.
as ist mein Rezept. – Das ist aber gar kein Rezept.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Sie müssen aufräumen!)


as muss konkret gemacht werden? Da Sie wieder ein-
al einem fröhlichen Marktradikalismus frönen, frage
ch mich, ob das die Antwort auf die Ängste und Nöte
er Bürgerinnen und Bürger ist.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Sie regieren doch, Herr Gloser!)


Ich sage klipp und klar: Unsere Vorstellung von einer
uropäischen Union und die Lissabon-Strategie – da-
über werden wir heute noch sprechen – sehen vor, dass
s eine Balance zwischen Europa als Wirtschaftsraum
nd Europa als einer sozialen Union geben muss. Da
ann man nicht einfach sagen, dass einen eine Seite da-
on nicht interessiert. Sie und Ihr Ministerpräsident in
ayern geben schon zu erkennen, dass Sie einen sozial-
olitischen Kahlschlag veranstalten wollen. Das aber ist
eine Antwort auf die Ängste und Nöte der Bürgerinnen
nd Bürger. Hier muss ein Ausgleich geschaffen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Günter Gloser

Sie stimmen immer wieder Ihre Klagelieder an. Frau

Wöhrl, ich frage mich immer: Wo waren Sie und die
CDU/CSU, als Sie in Ihrer Regierungszeit den Sozial-
systemen, die in der Tat einer Reform bedürfen, die
finanziellen Lasten der deutschen Einheit aufgebürdet
haben?


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Das ist schon ein bisschen her!)


Wie sähen denn die Sozialversicherungsbeiträge aus,
wenn das nicht geschehen wäre?


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Ihr wolltet doch noch mehr Geld ausgeben!)


– Herr Grill, Sie haben – das muss immer wieder deut-
lich gemacht werden – durch die falsche Finanzierung
der deutschen Einheit die Sozialversicherungssysteme
belastet. Wir haben jetzt diese Hypothek. Die Bürger und
die Arbeitgeber haben sie heute noch zu tragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen Sie an der Frage messen, was in Europa
und was auf der nationalen Ebene geleistet werden muss.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Was hat die deutsche Einheit mit Lissabon zu tun?)


In Ihrem Antrag steht:
Bildung, Forschung und Entwicklung haben immer
noch einen zu geringen Stellenwert.

Oder:
Die Belastung für Unternehmen durch Steuern und
administrative Hemmnisse ist im internationalen
Vergleich zu hoch. (...) Die Ausgaben für Bildung
und Forschung bleiben hinter den vereinbarten Zie-
len zurück und haben eine zu geringe Ausstrahlung
auf die Wirtschaft.

(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Sagt Herr Clement!)

Wie hat doch Frau Merkel so pathetisch gesagt? Ich will
dem Land dienen. –


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das gilt doch nicht nur für die Regierung, das gilt auch
für die Opposition. Was machen Sie denn im Bereich der
Forschung? Wir sind es doch gewesen, die die Ausgaben
für Bildung und Forschung nach Ihren Kürzungen in
den Jahren bis 1998 erhöht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Wir haben diesen Bereich ausgebaut.

(Zuruf von der CDU/CSU)


– Daran ändert auch nichts Ihr Hinweis auf Ihre Elder-
statesmen. – Wo sind denn beispielsweise die Initiativen
der Kollegen Koch und Wulff? Das Exzellenzprogramm
dieser Bundesregierung wird doch blockiert.

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(C (D (Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Reden wir über Lissabon und Europa oder über Innenpolitik?)


Alle Fachleute – auch konservative Ökonomen – sa-
en: Es hat gar keinen Sinn, einen Wettlauf beim Lohn-
nd Sozialdumping mitzumachen. Wenn wir in einer
ettbewerbsgesellschaft bestehen wollen, dann müssen
nsere Produkte besser werden und dann müssen wir bei
ildung und Wissenschaft besser werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wer will denn Dumping machen?)


ber was machen Sie? Seit Monaten wird dieses Pro-
ramm blockiert. Warum denn eigentlich? Sie sollten
icht immer alle Aufgaben der Regierung überlassen.
ie könnten ganz klar sagen: Ja, Deutschland setzt ein
eichen im Bereich der Bildung und Forschung und wir
lockieren dieses Programm nicht.
Wenn Sie die Kongresse der Rektoren und Präsiden-

en von Universitäten verfolgen, dann wird Ihnen doch
lar, woher der Wind weht. Die warten darauf, dass sie
eld bekommen. Sie aber verhindern dieses Projekt, nur
eil Sie eine Blockadestrategie verfolgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Kommen wir zu der schönen Mär von Bürokratie.
ir hatten an diesem Mittwoch eine Anhörung zu der
ichtlinie über Dienstleistungsfreiheit. Es ging zwar in
rster Linie um juristische Aspekte, aber erfreulicher-
eise wurden auch wirtschaftliche Aspekte angespro-
hen. Da sagte ein Vertreter, der wirklich nicht der
ozialdemokratie nahe steht, sondern die Kammern in
rüssel vertritt, auf die Frage, warum sich so viele Aus-
änder als Selbstständige in Deutschland niederließen:
as liegt einfach daran, dass in vielen Mitgliedsländern
er Europäischen Union ein viel größerer Verwaltungs-
ufwand als in Deutschland herrscht. Man braucht zahl-
eiche Bescheinigungen, aber in Deutschland ist das
icht der Fall. – Sehen Sie!


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Herr Gloser!)

ie sollten nicht immer diese Mär verbreiten, wir hätten
inen überregulierten Staat. Es gibt Leute, auch in der
ndustrie, die sagen, dass es nicht so ist, wie Sie es im-
er beschreiben. Im Übrigen sind auch wir dabei, in be-
timmten Bereichen Bürokratie abzubauen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme noch einmal zurück

(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das entscheidet der Wähler, ob Sie noch mal zurückkommen!)


uf die Lissabon-Strategie. Wir geben Herrn Kok Recht,
as die Prüfung der Lissabon-Strategie betrifft. Wir
üssen uns auf Ziele konzentrieren. Ich sage ganz be-
usst: Mit Papierbergen kann man keine Probleme lö-






(A) )



(B) )


Günter Gloser

sen. Ich sage aber auch: Wenn wir die Lissabon-Strategie
zum Erfolg bringen wollen, dann müssen wir auf diesen
Feldern unsere Akzente setzen. Frau Wöhrl, von Ihnen
habe ich keinen einzigen solchen Aspekt gehört, nur ein
laues Sommerliedchen, das übliche Wehklagen der
Union, aber keine konkreten Vorschläge. Das können
wir Ihnen nicht durchgehen lassen. Ich möchte wissen,
wo Sie etwas ändern. Wollen Sie an die Sonntags- und
Feiertagszuschläge herangehen? Hat es etwas mit der
Lissabon-Strategie zu tun, ein soziales Ungleichgewicht
herbeizuführen? Was wollen Sie mit dem Flächentarif-
vertrag machen?

Gerade in einer Zeit, in der die Bürgerinnen und Bür-
ger unsicher sind, müssen wir Politiker den Menschen
Sicherheit geben. Das heißt nicht, dass wir nicht reform-
bereit wären. Diese Regierung hat in den letzten Jahren
ständig Reformen durchgeführt. Wenn Sie die OECD-
Berichte lesen, dann stellen Sie fest, dass dort deutlich
zum Ausdruck gebracht wird, was Deutschland in den
letzten Jahren


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Falsch gemacht hat!)


im Bereich der Sozialversicherungssysteme angepackt
hat. Das betrifft auch den Bereich, der beim vorherge-
henden Tagesordnungspunkt diskutiert wurde, nämlich
die Bildungspolitik und die Ganztagesbetreuung. Sie ha-
ben die Maßnahmen doch immer verhindert. Wir haben
das Thema aufgegriffen. Sie sollten nicht so tun, als ob
Sie diejenigen gewesen seien, die die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf entdeckt hätten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie sind erst nach zeitlicher Verzögerung dorthin gekom-
men.

Die Gestaltung der Lissabon-Strategie ist bei dieser
Bundesregierung und dieser Koalition in guten Händen.
Wer sich – wie Sie in den letzten Jahren – nur darauf be-
schränkt, zu blockieren, ist nicht tauglich, eine Regie-
rung zu übernehmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Sagen Sie es noch öfter, dann glauben Sie es vielleicht auch! – Kurt-Dieter Grill [CDU/ CSU]: Schade, das hätte eine gute Debatte werden können!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517902600

Ich erteile das Wort Kollegen Rainer Brüderle, FDP-

Fraktion.

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1517902700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben

in dieser Woche tektonische Verschiebungen in Europa
erlebt. Die Volksabstimmungen in Frankreich und den
Niederlanden haben ein politisches Erdbeben ausgelöst.
Das Epizentrum ist sicherlich nicht Berlin, aber die
Noch-Regierung Schröder/Fischer trägt ein großes Maß

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(C (D n Mitverantwortung für das Auseinanderdriften in uropa. Grün-Rot hat aus Deutschland eine Wachstums remse gemacht. Deutschland zieht Europa runter. eutschland stagniert mit einem Wirtschaftswachstum rgendwo zwischen 0,7 und maximal 1 Prozent. In Engand liegt das Wachstum bei 2,8 Prozent, in Spanien bei ,6 Prozent und in Frankreich immerhin noch bei ,9 Prozent. Wir streiten uns seit Jahren mit Italien, wer ie rote Laterne in Europa trägt. m letzten Jahr hatten wir durch Kalendereffekte leichte erbesserungen. Entscheidender Punkt ist, dass das Wachstumspoten ial der deutschen Volkswirtschaft mit etwa 1 Prozent zu ering ist. as sagt Ihnen die Bundesbank, das sagen Ihnen die irtschaftsforschungsinstitute und das sagen alle Sacherständigen. Die Amerikaner haben ein Potenzial von ut 3 Prozent. Hier liegt der entscheidende Unterschied nd das ist der Grund für die Schwäche unserer Volksirtschaft. Dieser Unterschied ist jedoch nicht gottgegeen. Man kann auf Regierungsgipfeln wie im Jahre 2000 n Lissabon tolle Wachstumsziele beschließen, zu Papier ringen. Papier ist geduldig. Damit hat man aber in der ache noch lange nichts erreicht, wenn man sich zu ause nicht auf den Hosenboden setzt, seine Hausaufgaen erledigt und die Politik so gestaltet, dass man einen igenen Beitrag zu mehr Wachstum und Beschäftigung inbringen kann. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


(Beifall bei der FDP)


Grün-Rot hat genau das Gegenteil gemacht. Beson-
ers die Grünen missbrauchen die EU-Vorlagen für ihre
uxusagenda, siehe Gentechnikverhinderungsgesetz, siehe
ntidiskriminierungsgesetz, siehe Chemikalienpolitik.
berall wird draufgesattelt. Zu Hause werden Luxusthe-
en wie Dosenpfand und Windrädchen befördert. Das
ällt jetzt auf einmal selbst der SPD auf.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

err Gabriel, Herr Müntefering lassen grüßen. Manche
PD-Kollegen haben sieben Jahre gebraucht, um zu
erken, dass die Grünen Jobs verhindern. Sie werden als
iebenschläfer in die stolze Geschichte der deutschen
ozialdemokratie eingehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die neue EU-Kommission hat die Lissabon-Strategie

uf Wachstum und Beschäftigung fokussiert. Das ist
ichtig. Aber wie reagiert Deutschland? Herr Eichel
öchte Europa am liebsten den Steuerwettbewerb per
U-Beschluss verbieten. Dahinter steht der eigenartige
atz: Statt selbst besser zu werden, müssen andere
chlechter werden.


(Klaus Brandner [SPD]: Quatsch!)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Heute lesen wir in der „Süddeutschen Zeitung“ – eine

Ihnen sehr gewogene Zeitung –: Clement muss mit
Rücktritt drohen, damit das Thema Unternehmensteuer
in der Koalition überhaupt noch weiter angepackt wird.


(Gudrun Kopp [FDP]: Traurig, traurig!)

Nur aufgrund der Rücktrittsdrohung von Herrn Clement
wird es offenbar noch behandelt.

Statt selbst ein einfaches, niedliches, gerechtes Steuer-
system einzuführen, will man lieber Estland und Slowe-
nien die Flat Tax verbieten. Mit einem solchen Ansatz
wird Europa nie zum dynamischsten Wirtschaftsraum
der Welt werden. Der nächste Beschlussvorschlag der
grün-roten Bundesregierung wird wahrscheinlich lauten:
Wir beschließen, dass China, Indien, Japan und die USA
nicht mehr so stark wachsen dürfen, wie sie es bisher
tun. – Das ist natürlich eine geniale Politik, um die eige-
nen Probleme zu lösen.


(Kurt Bodewig [SPD]: Das ist Kindergartenniveau!)


Es geht jetzt um die Brot- und Butterthemen. Wir
müssen die Wachstumsbremsen in Deutschland lösen. Es
geht darum, die Staatsquote zurückzuführen. Sie muss
bei 40 Prozent und nicht in der Nähe von 50 Prozent lie-
gen.

Wir brauchen betriebliche Bündnisse für Arbeit,
damit man in den Betrieben eigene Entscheidungen
– ohne Genehmigungspflicht der Kartellbrüder – treffen
kann.


(Beifall bei der FDP)

Deswegen sagen wir erneut: Wenn 75 Prozent der Mitar-
beiter eines Betriebs bei freier und geheimer Abstim-
mung die alte Regelung haben wollen, müssen sie das
Recht haben, zugunsten der Erhaltung ihrer Arbeits-
plätze und der Schaffung neuer Arbeitsplätze einen eige-
nen Weg gehen zu können. Wir wollen Steuersenkungen,
keine Steuererhöhungen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Das darf ich auch den Freunden von der CDU/CSU sa-
gen.

Eines muss klar sein: Man kann durchaus über eine
Umstrukturierung des Steuersystems diskutieren,


(Günter Gloser [SPD]: Sie wissen doch gar nicht, was Sie machen wollen!)


aber per Saldo müssen die Menschen in Deutschland und
die Unternehmen entlastet werden,


(Zuruf von der SPD: Wir haben sie doch entlastet!)


indem ihnen bei einer Umstrukturierung hin zu mehr Ei-
genverantwortung in der Rentenvorsorge und im Ge-
sundheitswesen auch die Möglichkeit geboten wird, das
verfügbare Einkommen zu erhöhen. Diesen Weg müssen
wir konsequent weiterverfolgen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Die Unternehmensverfassung muss modernisiert weren. Daran ändern auch die Ausflüchte zu Karl Marx nd der Kapitalismusdiskussion nichts. Karl Marx geört ins Trierer Museum, aber nicht in die aktuelle politiche Diskussion. Rot-Grün versucht, FDP und CDU/CSU quasi als eoliberale Klabautermänner zu brandmarken. (Günter Gloser [SPD]: Richtig! – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über den Klabautermann können wir noch reden!)


ie versuchen, das Erbe Ludwig Erhards zu erschlei-
hen. Aber Ihnen fehlt jegliche geschichtliche Kenntnis.
udwig Erhard hat sich selbst als Neoliberaler bezeich-
et. Es war die Antwort auf die Nazizeit und der Einfluss
er Freiburger Schule, dass kein Manchester-Kapitalis-
us betrieben wurde, sondern durch eine Ordnungspoli-
ik eine Rahmensetzung vorgenommen wurde. Das ist
oziale Marktwirtschaft. Soziale Marktwirtschaft ist
eoliberale Politik. Sie wollen offenbar keine soziale
arktwirtschaft, sonst würden Sie nicht immer wieder
inen solchen Unsinn propagieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Soziale Marktwirtschaft ist sozial, weil sie die Chance
ietet, dass jemand durch harte Arbeit, Tüchtigkeit und
ngagement Erfolg hat, durch Leistung Geld verdienen
nd einen Arbeitsplatz finden kann. Sie betreiben eine
onopolisierungspolitik. Eon Ruhrgas lässt herzlich
rüßen. Das Unternehmen hat mittlerweile einen Markt-
nteil von 87 Prozent und jetzt beklagt der Kanzler, dass
ie Gaspreise in Deutschland steigen. Wer einen solchen
onopolisierungsgrad zulässt, darf sich nicht über Fehl-
teuerungen in der deutschen Volkswirtschaft wundern.
Das sind falsche Denkansätze. In Ihrer Politik stim-
en die Grundachsen nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


hre Wirtschaftspolitik hat keinen Charakter, weil sie
rientierungs- und prinzipienlos ist, weil sie nach Guts-
errenart gemacht wird, weil sie opportunistischen und
ublizistischen Gesichtspunkten folgt.


(Günter Gloser [SPD]: Die FDP hat mehr dazu getan als wir!)


err Clement war ein guter Journalist, aber er hat sich
icht an den Grundachsen einer guten Wirtschaftspolitik
usgerichtet, die den Menschen bessere Chancen bietet.
eshalb muss die soziale Marktwirtschaft erneuert wer-
en. Die Prinzipien müssen umgesetzt werden und die
olitik der Beliebigkeit und der tagespolitischen Orien-
ierung muss endlich ein Ende haben.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517902800

Ich erteile Kollegen Rainder Steenblock, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
führen zwar vorrangig eine innenpolitische Debatte, aber
gestatten Sie mir zunächst einmal eine Anmerkung zu
Europa und den sicherlich für uns alle durchaus
schmerzlichen Ereignissen in Frankreich und in den Nie-
derlanden. Sie sind ein Signal, das wir wahrnehmen
müssen – das steht außer Frage –, weil es neben den in-
nenpolitischen Themen in diesen Ländern darauf hin-
deutet, dass viele Menschen nicht mehr das Vertrauen
haben, dass die Europäische Union die bestehenden Pro-
bleme lösen kann.

Wir wissen aber genau, dass es keine Alternative zur
europäischen Integration gibt. Ein Zurück zu den Natio-
nalstaaten wäre ein Zurück ins gesellschaftliche und
ökonomische Abseits. Deshalb sollten wir – wie wir es
auch in der Verfassungsdiskussion in Deutschland getan
haben – uns dieser Debatte sehr intensiv annehmen. Wir
haben in Deutschland mit großer Mehrheit für diese Ver-
fassung gestimmt, weil wir wissen, dass es keine Alter-
native gibt.

Ich betone aber, dass wir uns davor hüten sollten,
Europa für all das zum Sündenbock zu machen, was wir
auf nationaler Ebene nicht hinbekommen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU])


Diese große Gefahr sollte in der Diskussion beachtet
werden.

Ich glaube, dass die europäische Integration ein sehr
hohes Gut ist. Sie hat uns 60 Jahre lang Frieden und
Aufschwung in Europa beschert. Diese Phase der Stabi-
lität und des Glücks in Europa kann nicht hoch genug
geschätzt werden.

Deshalb ist alle billige Häme, die derzeit im Hinblick
auf die Abstimmungen in Frankreich und Holland ausge-
gossen wird, zu verurteilen. Lassen Sie uns in dieser
Frage zusammenstehen und Europa nicht für innenpoliti-
sche Debatten missbrauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was den Lissabon-Prozess angeht, hat Frau Wöhrl zu
Recht gesagt, dass es auch um uns gehe. Es geht in der
Tat um den deutschen Beitrag innerhalb der Lissabon-
Strategie. Leider sind Sie, liebe Kollegin Wöhrl – der
Kollege Gloser hat zu Recht darauf hingewiesen –, in Ih-
ren Ausführungen dazu, welchen Weg wir verfolgen
müssen und wie er konkret ausgestaltet werden kann,
sehr allgemein geblieben.

Ich verstehe, dass es heute für Sie vor dem Hinter-
grund der diffusen Debatten in der CDU/CSU darüber,
wie denn eigentlich ein ökonomisch sinnvoller Kurs aus-

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(C (D ehen soll, schwierig ist, überhaupt etwas Konkretes zu agen. Aber ich meine, dass Sie damit nicht durchkomen dürfen. Wir haben in der Frage, wie unser Steuersystem ge taltet werden soll, sicherlich Handlungsbedarf. Das ist on uns auch nie bestritten worden. Wenn man aber wie ie herangeht und die Mehrwertsteuer nur erhöhen will, m eine Senkung der Einkommensteuer insbesondere ür die Reichen zu finanzieren – darüber wird zurzeit in er CDU/CSU diskutiert –, dann ist das gerade vor dem intergrund der Referenden in Europa und der Stimung in der Bevölkerung genau die falsche Antwort. ir können es uns nicht leisten, die Probleme unserer ozialsysteme so zu lösen und die Fragen nach sozialer erechtigkeit, sozialen Standards und der Innovationsähigkeit unseres Gesellschaftsmodells so zu beantworen, dass man die öffentlichen Ressourcen noch mehr zuunsten der Reichen verschiebt. Vielmehr brauchen wir ine Stabilisierung der Sozialsysteme in diesem Lande. afür gilt es das Steuersystem umzubauen. Wir, die Grünen, sagen sehr deutlich: Eine Mehrwert teuererhöhung kann es nur geben, wenn es darum geht das ist die zentrale Frage in Deutschland –, mehr Areitsplätze zu schaffen, das heißt, die Lohnnebenkosten u senken. Das muss das Ziel sein. Um Arbeit in eutschland gerade im Bereich geringfügiger Einkomen attraktiver zu machen und um das Steuersystem mzubauen, brauchen wir eine Senkung der Lohnnebenosten. Das wäre die große Jobmaschine. Aber Sie haen in den letzten Jahren ständig im Bremserhäuschen esessen, wenn es galt, unser Steuersystem in diese ichtung umzubauen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei der Lissabon-Strategie geht es auch um den Um-
au unserer gesellschaftlichen Systeme, insbesondere
er Sozialsysteme. Wir wollen als eine der zentralen
ntworten eine Bürgerversicherung. Wie sieht Ihre
ntwort aus, wenn es um den Umbau der sozialen Si-
herungssysteme geht? Sie wollen die Menschen pau-
chal, also unabhängig von Einkommen und sozialem
tatus, mit den Kosten des Gesundheitswesens belasten.
as halten wir für einen fatalen Fehler. Das hat nichts
it der Stabilisierung der Sozialsysteme zu tun, sondern
as verankert zunehmend Ungerechtigkeit in dieser Ge-
ellschaft. Das lehnen wir ab. Wir wollen ein sozial ge-
echtes System, die Bürgerversicherung, einführen.
uch darum wird es in dem nun bevorstehenden Wahl-
ampf gehen. Die Bürgerinnen und Bürger wissen
icherlich genau, in welche Richtung sie zu votieren ha-
en.
Zum Bereich der Subventionen: Wir haben mit gro-

em Erstaunen festgestellt, dass plötzlich auch in der
DU/CSU eine Debatte über die Eigenheimzulage und
ie Pendlerpauschale entbrannt ist. Wir begrüßen, dass
ie beginnen, sich zu bewegen. Aber wo haben Sie in
en letzten Jahren gestanden? Wir haben so häufig ver-
ucht, die Eigenheimzulage abzuschaffen und die Pend-
erpauschale zu senken. Aber Sie von der CDU/CSU ha-
en das alles ständig blockiert. Dadurch sind uns






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

Milliardenbeträge verloren gegangen, die wir in diesem
Land für die Schaffung neuer Arbeitsplätze hätten sinn-
voll einsetzen können. Sie haben nur im Bremserhäus-
chen gesessen und sind Ihrer Verantwortung nicht ge-
recht geworden.


(Beifall bei der SPD)

Zum letzten Bereich: Wir wollen Europa – die Lissa-

bon-Strategie ist dafür ein geeignetes Instrument – zu ei-
nem wissensbasierten, innovativen und dynamischen
Standort machen. Wenn man sich anschaut, welche inno-
vativen Vorschläge Sie in der Bildungspolitik gemacht
haben bzw. bei welchen unserer innovativen Vorschläge
Sie gebremst haben, dann muss man deutlich sagen: Wir,
die rot-grüne Bundesregierung, haben den Bundeslän-
dern in den Bereichen Forschung und Bildung – auch
wenn es nicht nur unsere Aufgabe ist – mit Milliarden-
summen unter die Arme gegriffen und versucht, hier vie-
les anzuschieben, und zwar gegen Widerstand aus Ihren
Reihen. Es ist beschämend, dass in Deutschland noch
immer die Herkunft und das Einkommen der Eltern da-
rüber bestimmen, ob Kinder das Abitur machen und spä-
ter eine Hochschulausbildung absolvieren.

Wenn es uns nicht gelingt, den Zugang zu unseren
Bildungsabschlüssen sozial gerechter zu gestalten, dann
werden wir unsere Aufgaben nicht erfüllen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Diese rot-grüne Koalition steht für eine sozial orientierte
Bildungspolitik. Sie ist effizient und öffnet allen den Zu-
gang zu den Bildungseinrichtungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die zentralen Elemente einer Lissabon-Agenda sind:
die Schaffung von zukunftsfähigen, auf Innovation aus-
gerichteten Arbeitsplätzen, die Schaffung von Arbeits-
plätzen im Dienstleistungsbereich – dort gibt es riesige
Potenziale, die wir ausschöpfen können – und die Schaf-
fung von Arbeitsplätzen im Bereich der regenerativen
Energien. Dabei geht es um viel mehr als um Windener-
gie; das Feld der regenerativen Energien ist viel größer.
Auf diesen Gebieten sollten wir unsere Anstrengungen
verstärken. Wir werden dort zukunftsfähige Arbeits-
plätze schaffen. Ich glaube, wir sind auf einem guten
Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517902900

Ich erteile das Wort Kollegen Heinz Riesenhuber,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1517903000

Herr Präsident! Meine lieben Kollegen! Herr

Steenblock, Sie haben hier über Ihre großartigen Leis-
tungen in der Bildungspolitik gesprochen. Lassen Sie

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(C (D ns einmal die Ergebnisse der PISA-Länderstudie im etail anschauen: Dort, wo SPD und Grüne regierten mittlerweile gibt es keine rot-grünen Landesregierunen mehr, aber es gab einige –, sind diese Ergebnisse in iner bemitleidenswerten Weise schlechter. Wir sprehen hier über die Qualität von Bildungssystemen: Wir aben exzellente Arbeit geleistet. Sie sollten sich daran rientieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie haben mit Dankbarkeit festgestellt, dass wir über
igenheimzulage und Pendlerpauschale sprechen. Wir
atten hierzu immer eine eindeutige Position: Wir wer-
en frei werdende Mittel nicht verwenden, um Haus-
altslöcher zu stopfen. Wir haben in der gestrigen De-
atte wieder erlebt, dass Herr Eichel feststellen musste,
ass sein Haushalt eigentlich nur noch aus Löchern be-
teht, und dass er nicht mehr weiß, wie er damit umge-
en soll. Deshalb fordern Sie das deutsche Volk auf, Sie
bzuwählen. Das ist ein ehrenwertes Vorgehen. Aber es
st in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartig,
ass eine Bundesregierung erklärt, sie sei nicht mehr fä-
ig, irgendein Problem zu lösen, und das deutsche Volk
ittet, sie abzuwählen. Wir werden sehen, wie sich das
eutsche Volk verhält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Steenblock, ich habe mich gefreut, dass Sie mit

em Hinweis auf unsere grundsätzliche Frage angefan-
en haben. Der Verfassungsvertrag hat keine Zukunft.
ie Frage, wie es mit Europa weitergeht, ist von grund-
ätzlicher und übergeordneter Bedeutung. Ich glaube
icht, dass es sehr viel Sinn macht, noch feinsinnigere
erhandlungen zu führen und noch großartigere Ge-
äude an Regularien und Vereinbarungen aufzubauen.
u einem neuen Aufbruch kann es nur kommen, wenn
ieder übergeordnete Ziele – Visionen – erkennbar sind
nd Personen, die sie verwirklichen.
Die Lissabon-Agenda, die ihren Niederschlag im ers-

en Verfassungsentwurf fand, war eine großartige Arbeit
on tüchtigen Bürokraten. Sie enthielt eine unglaubliche
ielfalt an Vorschlägen, 28 Hauptziele, 120 Nebenziele,
usführungen zu E-Europe, zu Chancen für Frauen und
u Dienstleistungen, Märkten und Finanzen. Oder frei
ach Clausewitz: Wer alles deckt, deckt nichts. – Inso-
ern ist das, was jetzt angelegt ist, klüger; denn es ist
onzentriert auf Ziel: Wirtschaftswachstum und Arbeits-
lätze sind entscheidend.
Herr Gloser, Sie haben vorhin darauf hingewiesen,
ie wichtig das Soziale und die Umwelt sind. Richtig!
ir müssen erreichen, dass die Wirtschaft wächst und
ass mehr Arbeitsplätze entstehen, und zwar, ohne un-
ere Errungenschaften zu beschädigen. Alles zugleich
eiterzuentwickeln führt aber zu einem unbeherrschba-
en System, in dem sich gar nichts mehr bewegt. Diese
rfahrung haben wir in den ersten fünf Jahren nach Lis-
abon gemacht. Angesichts dessen ist die Konzentration
uf diese Ziele richtig: Wir bekommen Arbeitsplätze nur
it Wirtschaftswachstum. Wir bekommen Wirtschafts-
achstum nur über Innovationen. Und Innovationen be-






(A)



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

kommen wir nur dann, wenn jeder Einzelne und wir alle
gemeinsam die richtigen strategischen Ziele verfolgen.
So sehen die Prioritäten aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die in Lissabon entwickelte Strategie konvergiert mit

dem, was wir hier sagen. Angela Merkel sagt, dass ein
Schwerpunkt ihrer Regierungspolitik Innovationen sein
werden. Edmund Stoiber sagt, wir müssten 3 Prozent
vom Bruttosozialprodukt in die Forschung investieren.
Angela Merkel sagt: Wir wissen, dass wir nur einen
Schuss frei haben. Das heißt, dass wir in der Situation
von heute in sehr kurzer Zeit das tun müssen, was Sie ei-
gentlich 1998 wollten. Nur, Sie haben inzwischen das
Ziel aus den Augen verloren. Seit Sie das Ziel aus den
Augen verloren haben, sind Sie viel schneller vorange-
kommen. Aber das war nicht hilfreich für Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

In der Forschung haben Sie die gesamten Mittel noch

nicht einmal um 10 Prozent nominal erhöht, wenn man
das Soll 2005 mit 1998 vergleicht. Sie wollten sie ei-
gentlich verdoppeln! Hier müssen wir etwas tun. Nur aus
dem Grund, dass wir in diesem Bereich wieder klotzen
können, haben wir gesagt: Die verschiedenen Möglich-
keiten, die der Haushalt bietet, wollen wir nicht verplem-
pern, indem wir die Löcher einer misslungenen Finanz-
politik stopfen, sondern wir wollen sie nutzen, um aus
einer ganz schwierigen Situation – sie ist schwieriger als
vor sechseinhalb Jahren, als Sie angefangen haben – ei-
nen neuen Start in die Zukunft zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

In den Lissabon-Zielen sind jetzt in der Tat genau die
Themen genannt, um die es hier geht: Attraktivität für
Arbeitsplätze und Investitionen, Infrastruktur, offene,
wettbewerbsorientierte Märkte, Bildung, Qualifikation,
Wissen und Innovation. Der Stifterverband, der gestern
getagt hat, sagt: Das Megathema ist Innovation. Ihr
müssen wir alles unterordnen. Wir brauchen keine Repa-
raturen am Haus Deutschland, sondern ein neues Funda-
ment aus Bildung, Forschung und Innovation. – Dieses
neue Fundament brauchen wir, weil Sie das Fundament
in den letzten Jahren systematisch haben zerbröckeln
lassen. Sie sind nicht vorangekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Quatsch!)


Selbst da, wo Sie vorangekommen sind, sind andere
– das zeigt der Bericht – schneller vorangekommen als
wir. Wir sind zurückgefallen. Weil wir zurückgefallen
sind, ist Europa zurückgefallen. Wenn die stärkste Macht
in Europa keine Linie aufbringt, dann fällt ganz Europa
zurück. Wenn es in Europa früher haarig wurde – zu
Kohls Zeiten, an die Sie sich so ungern erinnern –, hat
man auf einen Staatsmann, hat man auf ein Land, auf
Deutschland, geblickt.


(Günter Gloser [SPD]: Dann hat er einen Scheck hingereicht!)


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(C (D eute läuft die Sache auseinander, weil Sie eine Politik ngelegt haben, die die Menschen nicht zusammeneführt, sondern auseinander gebracht hat. Wir sind in einer Situation, die offenkundig schwieri er ist als vor sechs, sieben Jahren. Aber wir haben nach ie vor ein starkes Land. Reden Sie einmal mit den junen Technologieunternehmen. Die wollen etwas und die önnen etwas. eden Sie mit den Wissenschaftlern in der Technischen niversität Darmstadt. Die sind froh, dass sie jetzt ihr igenes Schicksal unbehindert von irgendwelchen übereordneten, hoch intelligenten Beamtenentscheidungen estalten können, dass sie selber Professoren berufen önnen, dass sie über ihre Immobilien verfügen können nd dass sie Prüfungsordnungen einführen können. Geen Sie Freiraum! (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Geben Sie Freiheit!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Klaus Brandner [SPD]: So ist es!)


Sie sagen, die bestehende Bürokratie sei gar nicht so
chlimm. Ich kann Ihnen respektvoll sagen, dass in
eutschland sieben bis acht Wochen vergehen, bis ein
nternehmen gegründet werden kann; in England sind
s sieben Tage. Dass wir auf diesem Gebiet nichts zu tun
ätten, ist eine tollkühne Annahme. Unser Steuersystem
st so kompliziert, dass ein Mittelständler sich über meh-
ere Wochen des Jahres mehr mit seinen Steuerberatern
nd den möglichen Steuerlücken befassen muss als mit
einen Kunden und Lieferanten; das ist eine kranke
ituation.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was wir brauchen, ist der Raum, in dem wir uns auf

ie Tüchtigkeit der Einzelnen verlassen, aus dem Dyna-
ik und Unternehmungsgeist entstehen. Dann wird
eutschland wieder seine Rolle in Europa spielen, die
ie Europäer zu Recht von uns erwarten. Mit Zuversicht,
estaltungskraft und Mut muss in einer schwierigen
age – diesen Umstand räumen wir alle ein – jeder sei-
en Beitrag leisten. Wir brauchen ein zuversichtliches
uropa und eine wissensbasierte Gesellschaft, die mit
er Tüchtigkeit ihrer Menschen, mit Unternehmungs-
eist und Freiraum Arbeit schafft und ihre Rolle als Part-
er in der Welt spielt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517903100

Ich erteile das Wort dem Parlamentarischen Staats-

ekretär Gerd Andres.

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Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517903200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Dr. Riesenhuber, ich bin Ihnen sehr dank-
ar dafür, dass Ihnen aufgefallen ist, dass die Lissa-
on-Strategie verändert wurde. Die Veränderung der
)






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

Lissabon-Strategie hat diese rot-grüne Bundesregierung
bewirkt.


(Beifall bei der SPD)

Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie das feststel-
len. Das macht nämlich deutlich, dass Ihr Antrag, der
vom 8. März datiert, überflüssig ist. Er ist deswegen
überflüssig, weil ein ganzer Teil der Forderungen, die
darin formuliert worden sind, schon längst erfüllt ist.


(Klaus Brandner [SPD]: Die CDU ist eine Schlafwagenabteilung!)


Sie haben völlig Recht, Herr Professor Riesenhuber
– ich sage das ganz ausdrücklich –: Wachstum und
Ökonomie gehören in den Mittelpunkt dieser Strategie,
in den Mittelpunkt des politischen Handelns von Europa.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Weil Sie gesagt haben, man rede im Rückblick immer
nur schlecht über die Regierung Kohl, der Sie angehör-
ten, empfehle ich Ihnen, einmal nachzulesen – vielleicht
können Sie das freundlicherweise auch an Frau Wöhrl
weitergeben –, wie im europäischen Kontext Ihre Plat-
zierung beim Wachstum in den 90er-Jahren war, als
Helmut Kohl noch Regierungschef war. In den gesamten
90er-Jahren haben Sie immer den vorletzten Platz belegt.
Vielleicht können Sie das auch Frau Wöhrl sagen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Ich bin doch da!)


Damit bin ich bei einem zweiten Thema; ich bin Ih-
nen sehr dankbar, dass Sie das angesprochen haben. Die
Schelte unserer nationalen Politik ist hinlänglich be-
kannt. Dass Sie das alles jetzt benutzen, um hier Wahl-
kampf zu machen, kann der interessierte Bürger ja auch
verstehen. Ihr Antrag ist aber schädlich. Er ist schädlich,
weil es gerade jetzt nach den Referenden in Frankreich
und in den Niederlanden ganz wichtig ist, den Bürge-
rinnen und Bürgern Europa wieder näher zu bringen und
Vertrauen in Europa zu pflanzen. Ich glaube auch nicht,
dass die Verfassung gescheitert ist, wie Sie das formu-
liert haben. Ich will festhalten: Es hat zwei Referenden
gegeben. Die Ratifizierung in den europäischen Län-
dern muss weiterlaufen. Wir haben im Bundestag und im
Bundesrat mit überwältigender Mehrheit ratifiziert und
das ist gut so.


(Beifall bei der SPD)

Man braucht aus dieser Vertragskrise keine europäi-

sche Krise zu machen. Deswegen ist es ganz wichtig, die
Finanzverhandlungen in Europa in den nächsten
14 Tagen erfolgreich abzuschließen. Dazu ist Beweg-
lichkeit von allen gefordert. Auch wir werden da beweg-
lich sein.

Der dritte Punkt, den man festhalten muss, lautet: Ge-
schlossene Verträge dürfen jetzt nicht infrage gestellt
werden. Deswegen ist es Unsinn, beispielsweise über die
vertraglich schon beschlossenen Erweiterungen um
Bulgarien und Rumänien zu diskutieren und sie öffent-
lich infrage zu stellen. Ich habe heute Morgen ein Inter-
view des Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschus-
ses, Herrn Rühe, dazu gehört, das mir sehr gut gefallen

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(C (D at. Er hat gesagt: Es gibt Verträge. Diese Verträge muss an einhalten. Es ist eine vernünftige Position, auf der rundlage dieser Verträge weiter europäische Politik zu estalten. Zu Ihren europapolitischen Forderungen: Der Euro äische Rat hat am 22. und 23. März die Lissabon-Straegie neu ausgerichtet. Nach jahrelangen Bemühungen, nsbesondere auch der Bundesregierung, liegt der chwerpunkt jetzt auf Wachstum und Beschäftigung. iese Weiterentwicklung ist sinnvoll und richtig. Aber ie bedeutet nicht, dass alles zuvor Dagewesene falsch ar. Insbesondere Ihre Vorwürfe, die Bundesregierung abe sich nicht entschieden genug für die Wettbewerbsähigkeit des europäischen Wirtschaftsraums eingesetzt, aufen völlig ins Leere. Wir haben uns seit dem ahr 2000, als die Lissabon-Strategie geboren wurde, ie kaum ein anderer Mitgliedstaat für die Fokussierung uf Wachstum und Beschäftigung eingesetzt. (Beifall bei der SPD – Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das muss aber so schwach gewesen sein, dass wir es nicht gemerkt haben!)


ir haben dafür gekämpft, dass die Belange der Wirt-
chaft auf europäischer Ebene wieder stärker Berück-
ichtigung finden und die Bereiche „Förderung des
eschäftsklimas“, „Forschungsförderung“ und „Wis-
ensgesellschaft“ wesentliche Bestandteile einer Neu-
usrichtung werden. Es war diese Bundesregierung, die
arauf gedrungen hat, die Industriepolitik zu erneuern
nd der Wirtschaft durch vorbeugende Verfahren auf
U-Ebene Freiräume zu schaffen und zu erhalten.
In den beiden zurückliegenden Jahren stand insbeson-

ere die Neuordnung des europäischen Chemikalien-
echts, REACH, im Mittelpunkt. Dass jetzt noch einmal
nstrengungen unternommen werden und dass nach ei-
er industrieverträglicheren Lösung gesucht wird, ist
icht zuletzt das Verdienst gemeinsamer Anstrengungen
nd Interventionen von Bundesregierung, VCI und
G BCE in Brüssel.
Ich verweise auch auf das gemeinsame Eintreten von
undeskanzler Schröder und Staatspräsident Chirac für
europäische Champions“ oder die im Frühjahr 2004
estartete Innovationsoffensive von Bundeskanzler
chröder, Staatspräsident Chirac und Premierminister
lair. Dazu, dass Sie jetzt endlich die Innovation ent-
eckt haben, Herr Riesenhuber, gratulieren wir Ihnen
erzlich.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit!)


as können Sie hier ganz oft vortragen. Aber ich kann
hnen sagen: Das haben wir im europäischen Kontext
ängst vorangetrieben.


(Beifall bei der SPD)

ch werde Ihnen gleich noch ein paar Ergebnisse nennen.
Inzwischen hat Industriepolitik in Brüssel wieder

inen ganz anderen Stellenwert. Noch einmal: Die Er-
olge gehen eindeutig auf die Bemühungen dieser Bun-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

desregierung und insbesondere des Bundeskanzlers zu-
rück.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der intel-
lektuelle Höhepunkt Ihres Antrags besteht in der Forde-
rung, die europäische Wachstumsstrategie durch natio-
nale Maßnahmen zu flankieren, die – keiner hat das
bisher je für möglich gehalten – eine Reform der Sozial-
systeme, eine Reform des Steuersystems, den Abbau von
Überregulierung nebst Bürokratie und die Erhöhung der
Ausgaben für Forschung und Entwicklung beinhalten
sollen. Toll, was in Ihrem Antrag steht! Ich empfehle den
Bundesbürgern, die Zugang dazu haben, einmal die Seite
www.bundestag.de aufzurufen und sich diesen Antrag
herunterzuladen. Es ist wirklich ein Genuss, ihn sich an-
zuschauen.


(Beifall des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU])


Da weiß man wenigstens, was hier diskutiert wird.
Ich finde es beinahe ein bisschen peinlich, darauf eine

Replik zu geben. Ich möchte vielmehr die Frage stellen:
Wo waren die Autoren dieses Antrags die letzten Jahre?
Die Bundesregierung hat ihre nationale Verantwortung
gerade in den Kernbereichen Wirtschaft und Soziales
sehr ernst genommen. Mit der Agenda 2010 haben wir
große, wichtige Reformen angestoßen, die notwendig
waren und erste Erfolge zeitigen. Dass sie schwierig
sind, wissen wir selbst. Dass der so genannte Kok-I-
Bericht der Bundesregierung gerade hierfür gute Arbeit
bescheinigt, wird von Ihnen natürlich wohlweislich un-
terschlagen. Diese Bundesregierung hat die umfang-
reichste Steuerreform in Kraft gesetzt, die es je in
Deutschland gab. Ich erinnere nur daran, dass wir den
Eingangsteuersatz von 26 auf 15 und den Spitzensteuer-
satz von 53 auf 42 Prozent gesenkt haben.

Es gibt in der Tat weiteren Handlungsbedarf. Wie er
aussehen kann, wissen Sie ja selbst. Sie diskutieren ja
gerade öffentlich über Mehrwert- und Unternehmen-
steuern, die Streichung der Absenkung der steuerlichen
Freibeträge für Sonntags-, Nacht- und Feiertagsarbeit
und sogar über die Abschaffung der Eigenheimzulage.
Diese Möglichkeit entdecken Sie offensichtlich nun,
nachdem Sie sie mehrere Jahre blockiert haben. Das ist
schon erstaunlich.

Am besten gefällt mir Ihre Forderung, unverzüglich
den Anstieg der Förderung von Forschung und Ent-
wicklung auf 3 Prozent umzusetzen. Um das 3-Prozent-
Ziel zu erreichen, sollen bei uns die öffentliche Hand
1 Prozent, die Privatwirtschaft 2 Prozent beisteuern.
Beide Werte sind so gut wie erreicht. Die öffentliche
Hand liegt bei 0,77 Prozent, die Privatwirtschaft bei
1,78 Prozent. Deutschland steht im Vergleich der 25 EU-
Länder – ich erwähne das der Vollständigkeit halber und
um hier auch einmal Erfolge mitzuteilen – hinter Schwe-
den und Finnland auf Platz drei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch die im Antrag geäußerte Kritik hinsichtlich der
Umsetzung der Binnenmarktrichtlinien in Deutsch-

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(C (D and ist schlicht überholt. Nach offiziell bestätigten Anaben der Kommission vom März betrug das deutsche msetzungsdefizit 1,6 Prozent, mittlerweile sogar nur och 1,5 Prozent. Damit liegt Deutschland auf Platz fünf nter den 25 Mitgliedstaaten. Nur einmal zur Erinnerung ür die interessierte Öffentlichkeit: Wir haben von Ihnen in Defizit in der Größenordnung von 4 Prozent überommen. Dieses Defizit haben wir systematisch zurückeführt. Meine Damen und Herren von der Opposition, ich ate Ihnen, Ihre Zeit künftig sinnvoller zu verwenden. olche Anträge helfen uns inhaltlich nicht weiter. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hochmut kommt vor dem Fall!)


ie haben nur ein Gutes: Die Auseinandersetzung damit
eigt, dass wir bisher auf einem guten Weg waren. Wir
ind auch entschlossen, diesen Weg entsprechend fortzu-
etzen.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517903300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Kurt-Dieter Grill.


Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1517903400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Herr Staatssekretär Andres, nachdem ich Ihre
ede gehört habe, kann ich mich des Eindrucks nicht er-
ehren, dass Sie eine selektive Wahrnehmung haben, da
ie in Ihrer Rede mindestens 50 Prozent der deutschen
nd der europäischen Wirklichkeit verdrängt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn man sich die Analysen des Kok-Berichtes,

icht die der CDU/CSU, anschaut, dann findet man dort
tichwortartig aufgeführt: überfrachtete Agenda, man-
elnde Koordinierung und Konsequenz, Konflikte in
ezug auf unterschiedliche Ziele, die nicht aufgelöst
ind – REACH und anderes – und mangelnder politi-
cher Wille in den Nationalstaaten – das wird als Haupt-
rsache angeführt –, sich wirklich aktiv der Lissabon-
trategie zuzuwenden. Herr Kollege Riesenhuber hat
ier deutlich gemacht, dass ein Teil des Scheiterns der
trategie darauf beruht, dass versucht worden ist, in ein
apier alle Ziele hineinzuschreiben, die man überhaupt
ostulieren konnte. Wer zu viel aufschreibt, erreicht aber
ichts.
Nachdem Sie meinten, sich über das Datum unseres
ntrages aufzuregen, will ich dazu nur eine kleine An-
erkung machen: Schauen Sie einmal auf den Antrag
on Rot-Grün; der wurde eine Woche später geschrie-
en. Daran wird eines deutlich: Wir diskutieren in Eu-
opa über die Frage einer Neuausrichtung der Lissa-
on-Strategie. Wir beklagen uns im Deutschen
undestag über die mangelnde Mitsprache bei europäi-
chen Entscheidungen. Es wird keiner hier bestreiten,
ass wir darüber eine tiefgehende Diskussion haben und






(A) )



(B) )


Kurt-Dieter Grill

haben müssen, wenn das überhaupt in Zukunft funktio-
nieren soll.

Wenn unser Antrag am 8. März nicht eingereicht wor-
den wäre, gäbe es den vom 16. März von Rot-Grün über-
haupt nicht. Das heißt, ohne unseren Antrag würde sich
der Deutsche Bundestag mit der Frage, was die europäi-
sche Neuausrichtung der Lissabon-Strategie für unser
Land bedeutet, überhaupt nicht beschäftigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist das entscheidende Moment: dass wir unseren An-
spruch, uns in die europäische Politik einzumischen,
auch wirklich ernst nehmen.

Ich will jetzt gar nicht darüber streiten, in welchem
Maße die Bundesregierung das, was jetzt neu auf dem
Tisch liegt, mitgestaltet hat. Ich will nur einmal anhand
der im Eckpunktepapier für die Grundzüge der Wirt-
schaftspolitik 2005 fett markierten Ziele, die ausgerich-
tet sind auf die Lissabon-Strategie – das haben Sie alles
mit verabschiedet –, deutlich machen, wo Sie im Ver-
hältnis zu dem stehen, was Sie in Europa mitentschieden
haben. Da heißt es:

Die Steigerung von Wachstum und Beschäftigung
muss im Zentrum der Grundzüge der Wirtschafts-
politik 2005 stehen.

So weit ist das vielleicht noch in Ordnung. Dann steht
hier: „solide makroökonomische Politik“. Da fängt das
Problem in diesem Lande schon an.

Ich möchte Ihnen noch drei Punkte vorlesen. Dann
können Sie die Situation in Deutschland an dem messen,
was Europa von uns fordert.

Erstens:
Die Mitgliedstaaten sollten über den Konjunktur-
zyklus hinweg einen nahezu ausgeglichenen oder
einen Überschuss aufweisenden Haushalt errei-
chen …

Meine Damen und Herren, davon sind Sie nach der Dis-
kussion über den Haushalt Megawelten entfernt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das Zweite:
… die Solidität der öffentlichen Finanzen auf lange
Sicht zu stärken.

Fehlanzeige in diesem Lande!
Das Dritte:
Die Mitgliedstaaten sollten sich verstärkt für den
produktiven Einsatz der öffentlichen Mittel einset-
zen und dafür sorgen, dass diese zunehmend in
wachstumsfördernde Maßnahmen im Sinne der
Schwerpunktziele von Lissabon fließen.

Wenn ich mir die Investitionskraft des Bundeshaushaltes
einmal anschaue, komme ich zu dem Schluss, dass Sie
auch hier nicht auf einem positiven, sondern auf einem
negativen Wege sind.

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(C (D Insofern können wir doch nur festhalten: Sie sind weit on den Zielen der Neuausrichtung der Lissabon-Strateie, die Sie selber in Europa mit verabschiedet haben, ntfernt. Darum geht es in dieser Debatte, nicht nur um inzelne Forderungen. Herr Kollege Steenblock, Sie haben sich bemüßigt efühlt – in diesen Tagen wird ja sichtbar, dass nur noch ber die nächste Regierung diskutiert wird, nicht mehr ber das Versagen der jetzigen Regierung –, vom Ansatz er den Versuch zu machen, die europäische Debatte uch in diesem Haus zu führen. Dann sind Sie aber geau wie wir in der Innenpolitik gelandet. Das will ich uch gar nicht negativ bewerten, das gehört dazu; denn us beidem wird das Ganze. Ich kann aber nur sagen: Sie ind es doch gewesen, die 2002 drei Monate vor der undestagswahl mit Herrn Hartz die Verringerung der rbeitslosigkeit auf die Hälfte versprochen haben. Sie ind heute bei mehr und nicht bei der Hälfte. Von der älfte sind Sie meilenweit entfernt. Lassen Sie mich aus dem Forschungsbereich nur ei en Punkt herausgreifen. Nach sieben Jahren haben wir um ersten Mal ein Energieforschungsprogramm. Die nergieforschung ist die strategische Variante der Eneriepolitik. In dieser Frage der strategischen Variante haen Sie eklatant versagt. Zu der Rede des Herrn Kollegen Gloser sage ich nur: r hat ganz gut damit angefangen, dass wir über die EU ls Ganzes reden müssen, ist dann aber auch auf die naionale Ebene geschwenkt. Das finde ich bedauerlich. er Lissabon-Antrag der Union koppelt sich mit dem ntrag der CDU/CSU zum Pakt für Deutschland. Sie üssen beides zusammen lesen, dann kommen Sie auf ie richtigen Antworten. Ich denke, dass wir über die Frage der nationalen Ver ntwortung im Sinne auch der innenpolitischen Gestalung mehr diskutieren müssen. Ich will allerdings auch ine Bemerkung zur Frage der Glaubwürdigkeit der EU achen. Das, was passiert ist – ich bin mit den Forulierungen von Herrn Steenblock durchaus einverstanen –, ist nicht zuletzt auch auf mangelnden Erfolg in er Wirtschaftsund Beschäftigungspolitik zurückuführen. Wenn Europa und damit wir alle – nicht nur eine so usagen anonyme Kommission – an dieser Stelle versagt aben, dann müssen wir uns zur Überwindung der jetzien Krise unter anderem – das ist nicht das Einzige – uch damit auseinander setzen, wie wir in der Wachsumsund Beschäftigungspolitik neue Kräfte mobilisieen, damit die Menschen in diesem Europa, die Frieden nd Freiheit als etwas Großes und Selbstverständliches it auf den Weg bekommen haben, auch erfahren, dass ieses Europa Perspektiven in der Wirtschafts-, Sozialnd Umweltpolitik bietet. Deswegen glaube ich, dass wir über die Frage reden üssen, ob Europa nicht zu sehr nach innen diskutiert. ch will an dieser Stelle bewusst nicht nach innen, nicht ber die Frage der nationalen Verantwortung diskutieen, sondern auf etwas anderes hinweisen, was in der Eu Kurt-Dieter Grill ropäischen Union Gegenstand der Erörterungen ist. Ich rate uns dringend, uns mit dieser Frage zu beschäftigen; es hängt mit dem Kapitalmarkt und vielen anderen Dingen zusammen. Europa steht in einem massiven Wettbewerb mit den anderen Kontinenten. Wenn wir – damit ist auch Deutschland gemeint – nicht die Herausforderung annehmen, uns auf den Wettbewerb mit den anderen Kontinenten einzustellen, dann werden wir beim Zugang zu Kapital, Menschen und Rohstoffen schlicht und einfach versagen, weil die anderen auf uns keine Rücksicht nehmen werden. Wir werden uns dieser Herausforderung stellen müssen. Auch vor dem Hintergrund einer Veröffentlichung von Herrn Tremonti in der „FAZ“ vom 1. Juni stelle ich deswegen fest: Die Selbstverständlichkeit des Wohlstandes ist vorbei. Wohlstand ist nicht mehr so selbstverständlich wie vor 1990. Es gibt neue Herausforderungen. Herr Kollege, Sie sagen gerade gute und wichtige Dinge; aber Sie müssen doch zum Schluss kommen. Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. Ich glaube, dass wir im Zusammenhang mit dem Thema Bürokratie eines aufnehmen sollten – ich zitiere hier noch einmal Herrn Tremonti, weil mir das, was er geschrieben hat, ausgesprochen gut gefallen hat –: Europa muss auf das Modell einer perfekten Gesellschaft und eines perfekten Marktes verzichten. Das wäre der erste Schritt, um weniger Bürokratie und mehr Wachstumskräfte zu erreichen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517903500
Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1517903600


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517903700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans-Werner

Bertl.

(Beifall bei der SPD)



Hans-Werner Bertl (SPD):
Rede ID: ID1517903800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich finde es gut, dass wir heute über einen Antrag der
CDU/CSU sprechen, der die Bundesregierung auffor-
dert, sich mit den Ende März im Europäischen Rat und
auch im Kok-1-Bericht aufgezeigten Problemen des Lis-
sabon-Prozesses zu beschäftigen. Aber viel entscheiden-
der finde ich, dass wir daran heute festmachen können,
dass genau dieser Weg durch die Bundesregierung be-
schritten wurde und wir entscheidend dazu beigetragen
haben, dass die Konzentration des Lissabon-Prozesses
überhaupt vorankommt.

Ich glaube, die Menschen wissen kaum, was mit die-
sem Lissabon-Prozess gemeint ist. Es ist ein sehr ehrgei-
ziges Programm, welches im März 2000 aufgelegt
wurde, um Europa zum – was sagen diese Begriffe? –

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(C (D ettbewerbsfähigsten, dynamischsten wissensbasierten irtschaftsraum der Welt zu entwickeln. Es geht um Bechäftigung, Wirtschaftsreformen und – dieses Wort abe ich jetzt hier noch nicht gehört, aber davon haben ir damals im Lissabon-Prozess gesprochen – den ozialen Zusammenhalt Europas. Gerade das, was wir n den letzten Tagen in Frankreich und den Niederlanden rlebt haben, zeigt vielleicht auch, wie wichtig für die enschen in Europa die Frage des sozialen Zusammenaltes ist, (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie wichtig es ist, Europa nicht als etwas Angstbesetztes
u erleben. Europa ängstigt sie möglicherweise, was die
lobalisierten Wettbewerbssysteme angeht; es ängstigt
ie aber sicherlich, was ihre eigene Zukunft und die Zu-
unftsfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme betrifft.
ch glaube, die Herausforderung für uns liegt darin, den
eg des Lissabon-Prozesses entsprechend zu gestalten.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber der Gerhard Schröder hat doch in Frankreich mit verloren!)


Insgesamt lässt sich an diesen ehrgeizigen Zielen und
einer Meinung nach auch an der Kritik, die notwendig
st, festmachen, was die Bundesregierung getan hat. Für
ich ist auch entscheidend, mit welchen Instrumenten
ir die Ziele von Lissabon auf nationaler Ebene verfol-
en. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang eben-
alls, auch in der Bewertung Ihres Antrages, wie sich die
pposition dabei verhalten oder enthalten hat. In weiten
ereichen haben Sie verhindert, dass die Ziele, insbe-
ondere im Bereich Bildung und Forschung, erreicht
erden konnten. Von meinem Kollegen sind schon die
chwierigen Prozesse, sei es im Bundesrat oder im Ver-
ittlungsverfahren, angesprochen worden, die stattge-
unden haben, um finanzielle Ressourcen genau für die-
en Weg, der meines Erachtens im Lissabon-Prozess
ichtig beschrieben ist, zu erschließen.
Man muss deutlich machen, dass zwar im Bereich der
rbeitsmarktpolitik ein Teil des Prozesses im Zusam-
enhang mit der Agenda 2010 und mit Hartz IV von der
pposition mitgestaltet wurde. Auf der anderen Seite
aben Sie sich aber immer wieder ganz schnell in die
üsche geschlagen. Der Erfolg zeigt dennoch, dass der
eg zur Verwirklichung der Lissabon-Ziele richtig ist.
Unser Ziel ist ein Europa, das für die Bürgerinnen und
ürger ein Raum der Freiheit und der sozialen Sicher-
eit sowie ein Raum von Wachstum und Beschäf-
igung ist. Ich glaube, der Aspekt Freiheit und soziale
icherheit muss genauso beachtet werden wie der As-
ekt Wirtschaft und Beschäftigung. Beide Aspekte sind
ichtig. Wir müssen den Menschen in den 25 Staaten
er EU die von ihnen gewünschte Sicherheit geben. Sie
erden Europa nämlich nur dann akzeptieren, wenn die-
er Prozess in der EU nicht von Ängsten um Arbeits-
lätze, um die Sicherung sozialer Standards und um die
ukunft der sozialen Sicherungssysteme geprägt wird.
ch erinnere in diesem Zusammenhang an die Diskus-
ionen über die Dienstleistungsrichtlinie und über die






(A) )



(B) )


Hans-Werner Bertl

Wettbewerbsfähigkeit, die wir sicherlich führen müssen.
Gerade angesichts der aktuellen Entwicklung können
wir erkennen, dass es notwendiger denn je ist, das Be-
dürfnis der Menschen nach Sicherheit zu beachten.

Im Bericht von Wim Kok – ich muss das einmal
deutlich sagen – sind wir für den gesamten Prozess der
Agenda 2010 und dafür, wie wir versucht haben, den
Weg der Arbeitsmarktreformen erfolgreich zu gestalten,
ausdrücklich gelobt worden. Es gibt deutliche Hinweise
darauf, dass dieser Weg für die Bundesrepublik richtig
ist. Wir brauchen ein nachhaltiges Wachstum, wir müs-
sen Forschung und Entwicklung fördern sowie die Be-
schäftigungsrate steigern.

Die Bundesregierung und die Regierungskoalition ha-
ben enorme Vorleistungen in diesem Bereich erbracht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben Bürokratie abgebaut und wir haben mit der
Agenda 2010 ein Umsteuern bis in den Bereich der so-
zialen Sicherungssysteme hinein vorgenommen. Wir
müssen leider feststellen, dass weite Teile der Wirt-
schaft nur wenig Bemühen gezeigt haben, diesen Weg
konstruktiv und fördernd mitzugehen. Ich finde es hoch-
interessant, dass man in dieser Woche erstmals in
Deutschland in führenden Wirtschaftszeitungen lesen
konnte, dass plötzlich auch Chefvolkswirte und Vor-
stände renommierter Banken den Zeigefinger heben und
die fahrlässige Vernichtung von Kapital kritisieren. Sie
fordern, dass Unternehmen und Management Verant-
wortung übernehmen. Das ist übrigens eine Position,
die aus diesem Bereich der Wirtschaft jahrelang im
Rausch der New Economy nie gehört werden konnte.
Ich finde es, wie gesagt, hochinteressant, dass diese
Punkte jetzt plötzlich zur Sprache kommen. Das zeigt,
dass unser Weg, den wir durch enorme Vorleistungen in
der Sozialpolitik, in der Steuerpolitik und in der Arbeits-
marktpolitik gestaltet haben, von den Verantwortlichen
der Wirtschaft langsam als richtig erkannt wird und von
ihnen vielleicht auch mitgegangen wird. Ihnen ist deut-
lich geworden, dass sie damit große Spielräume erlan-
gen, die Lissabon-Ziele zu erreichen.

Ich habe schon gesagt, dass auch Forschung und
Entwicklung wichtige Ziele sind. Dazu gehört der na-
tionale Aktionsplan. Wir sind der Meinung, dass Arbeit
für junge Menschen und für ältere Menschen ein ganz
entscheidender Punkt ist. Wir haben mit der Novellie-
rung des Berufsbildungsgesetzes eine Vorleistung im
Bereich der Bildung und Ausbildung junger Men-
schen erbracht, die uns die große Möglichkeit bietet, das
Problem der Jugendarbeitslosigkeit bei uns erfolgreich
zu bekämpfen. Im Rahmen der SGB-II-Reformen wur-
den fast 7 Milliarden Euro für aktive Arbeitsmarkt-
politik zur Verfügung gestellt. Auch das muss man unter
der Überschrift „Vorleistungen“ zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben deutlich gemacht, dass wir die Frage der
Ausbildung junger Menschen ernst nehmen. Wir wollen
allen Menschen unter 25 Jahren konkrete Angebote ma-
chen. All das gehört zur Lissabon-Strategie. Ich will an

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(C (D ieser Stelle noch einmal deutlich machen: Die Lissaon-Strategie ist eingebettet in den europäischen Geamtkontext. Die damit verbundene Aufgabe ist, soziale egensätze in Europa zu verringern. Das bedeutet, dass s Investitionen in die Bildung der jungen Generation nd in das lebenslange Lernen für alle als bestes Mittel egen Ausgrenzung geben muss. Wenn wir den Lissaon-Prozess so verstehen und ihn entsprechend gestalen, werden wir erfolgreich sein. Zu Ihrem Antrag, den wir heute auf Empfehlung des usschusses für Wirtschaft und Arbeit ablehnen werden, age ich Ihnen: Wenn Sie sich in den letzten Monaten nd Jahren im Kontext Ihres eigenen Antrages bewegt ätten, dann wären wir in Deutschland ein Stück weiter. ir hätten mit Ihrer Hilfe deutlich größere finanzielle essourcen freisetzen können. Sie hatten nämlich die öglichkeit, uns im Bundesrat zu unterstützen. Mit Ihrer ilfe wären wir in weiten Bereichen bezüglich der rage, wie der zukünftige Prozess gesteuert werden soll, in Stück weiter. Sie haben hier große Versäumnisse bei ich festzumachen. ie sollten ein Stück schuldbewusst mit sich ins Gericht ehen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Und deswegen haut der Schröder ab, oder wie?)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nicht wir, ihr!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517903900

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Wirtschaft und Arbeit auf Druck-
ache 15/5614 zu dem Antrag der Fraktion der CDU/
SU mit dem Titel „Wachstum in Deutschland und
uropa stärken – Neue Strategie für Lissabon-Ziele ent-
ickeln“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/5025 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? –


(Etliche Abgeordnete der CDU/CSU stimmen der Beschlussempfehlung durch Handzeichen zu)


egenstimmen? –

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie haben es nicht richtig formuliert! – Weitere Zurufe – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Herr Ramsauer, Sie wissen: Wenn man die Macht hat,
uss man bei so etwas sehr aufpassen.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie haben nach Ablehnung gefragt!)


Also noch einmal: Der Ausschuss empfiehlt, den An-
rag auf Drucksache 15/5025 abzulehnen. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? –


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Jetzt haben Sie richtig gefragt! – Widerspruch bei der Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer SPD – Zuruf von der SPD: Typisch Ramsauer!)





(A) )


(B) )


Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist in einer zweiten Abstimmung mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Opposition angenommen worden.

Herr Ramsauer, ich hatte richtig gefragt. Sie haben
das erste Mal falsch abgestimmt. So war es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Ich stelle fest: Sie haben falsch gefragt! Das ist schon einmal vorgekommen! Da habe ich auch Recht gehabt!)


– Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, aber in
diesem Fall nicht.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a und 22 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Neufassung der Freibe-
tragsregelungen für erwerbsfähige Hilfe-
bedürftige (Freibetragsneuregelungsgesetz)

– Drucksache 15/5446 (neu)

(Erste Beratung 176. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-


(9. Ausschuss)

– Drucksache 15/5607 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Klaus Brandner


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/5609 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Volker Kröning
Hans-Joachim Fuchtel
Anja Hajduk

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Angelika
Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Hinzuverdienstmöglichkeiten zum Arbeitslo-
sengeld II im Interesse einer Beschäftigung im
ersten Arbeitsmarkt verbessern
– Drucksachen 15/5271, 15/5607 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Klaus Brandner

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Klaus Brandner. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle innen und Kollegen! Wir beschließen heute das Freiberagsneuregelungsgesetz. Es ist erfreulich – das möchte ch zu Beginn sagen –, dass wir uns auch in der heutigen eit auf eine sinnvolle Regelung verständigen können. enn das Freibetragsneuregelungsgesetz ist kein fauler ompromiss. Es ist eine sinnvolle Lösung. Es reiht sich n unsere Arbeitsmarktpolitik mit der klaren Losung Fördern und fordern“ ein. Es ist ein weiterer Baustein m Rahmen unserer Arbeitsmarktgesetzgebung. Wir ollen damit Anreize schaffen. Wir wollen aktivieren. ir wollen fördern. Wir wollen Chancen nutzen. Die Anreize zur Arbeitsaufnahme und zur Weiter ührung einer Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsarkt werden gestärkt. Wenn ich zum Beispiel 100 Euro inzuverdiene, kann ich diese 100 Euro zukünftig für ich behalten. Darin besteht ein klarer Anreiz. Wenn ich 00 Euro hinzuverdiene, kann ich 200 Euro behalten. enn ich 1 200 Euro verdiene, kann ich 280 Euro behal en. Wenn ich 1 500 Euro verdiene, kann ich davon 10 Euro behalten. Ich will damit deutlich sagen: Die neue Regelung ist infach. Sie ist nachvollziehbar und sie ist transparent. ie ist – das ist ganz wesentlich für Sozialdemokraten – uch familienfreundlich. Wir beschließen heute mit der abschließenden Zu timmung zu diesem Gesetzentwurf weiterhin, dass es ndlich Rechtssicherheit für Frauen in Frauenhäuern gibt. Frauen in prekären Situationen sollen nicht in und her geschoben werden. Wir wollen, dass sie von iner gesicherten Rechtsgrundlage aus ihre prekäre ituation verbessern können. Deshalb haben wir jetzt erbindlich geregelt, dass die bisherige Wohnortkomune nicht aus der Verantwortung entlassen werden arf, wenn sich eine Frau zum Beispiel aus ihrem Wohnereich in ein Frauenhaus in einer anderen Stadt begeben uss. Insofern schaffen wir Rechtssicherheit und Klarheit. as war absolut notwendig. Die Städte und Gemeinden, ie sich aus der Verantwortung stehlen wollten, haben ir damit nicht durchkommen lassen. Wir sagen: Unsoidarisches Verhalten darf sich in diesem Land nicht lohen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1517904000

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Union
st endlich zur Einsicht gekommen. Ehrlicherweise muss
an in diesem Zusammenhang auch sagen, dass viele
onate ins Land gegangen sind – verlorene Monate –;
enn wir hätten eine der jetzigen Regelung vergleichbare
ereits im Herbst 2003 haben können.


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Ihr Vorschlag sah damals anders aus!)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Für diese verlorene Zeit tragen Sie die Verantwortung.
Das alles ist schade. Sie haben eine Chance vertan, Men-
schen in prekären Situationen zu helfen; auch das muss
heute ganz deutlich gesagt werden.


(Beifall bei der SPD)

Seien wir einmal ganz ehrlich: Die Union ist spät auf-

gewacht; wir haben es gerade an diesem Beispiel gese-
hen. Wir haben aber auch eine ganze Reihe anderer Si-
tuationen, mit denen wir uns zurzeit auseinander setzen
müssen. Frau Merkel hat gerade nach ihrer Nominierung
zur Kanzlerkandidatin ein Wahlprogramm mit „Mut zur
Ehrlichkeit“ versprochen. Das sind große Worte.
Schauen wir, was davon übrig bleibt.

Konkret fordern Sie zum Beispiel mehr Beitragsge-
rechtigkeit. Tatsächlich wollen Sie das Arbeitslosengeld
für alle kürzen. Für jeden Arbeitslosen wollen Sie das
Arbeitslosengeld im ersten Monat um 25 Prozent redu-
zieren. Da frage ich Sie ganz konkret: Was hat das ei-
gentlich mit Beitragsgerechtigkeit zu tun?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Heute muss man zwei Jahre gearbeitet haben, um

12 Monate lang Arbeitslosengeld zu erhalten. Nach Ih-
ren Vorstellungen muss man hierfür zukünftig zehn
Jahre gearbeitet haben. Was hat das mit Gerechtigkeit zu
tun?


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Unglaublich!)


Heute muss ein 45-Jähriger drei Jahre gearbeitet haben,
um 18 Monate Arbeitslosengeld zu bekommen. Nach Ih-
ren Vorstellungen muss er dafür zukünftig 25 Jahre gear-
beitet haben, fast ein ganzes Berufsleben – um 18 Mo-
nate Arbeitslosigkeit finanziert zu bekommen! Was hat
das mit Gerechtigkeit zu tun?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Beispiele decken Ihre ganze Scheinheiligkeit
auf. Sie fordern mehr Flexibilität, Sie fordern mehr Zeit-
arbeit, Sie fordern, dass unstete Erwerbsbiografien ak-
zeptiert werden. Wenn sie akzeptiert werden sollen,
wenn mehr Flexibilität akzeptiert werden soll, dann
braucht man auf der anderen Seite aber auch mehr Si-
cherheit. Genau diese nehmen Sie mit einem solchen
Gesetz. Nach außen geben Sie vor, den Zeitraum für den
Bezug von Arbeitslosengeld zu verlängern – tatsächlich
verkürzen Sie ihn. Das ist eine Mogelpackung und das
muss hier entlarvt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will klar sagen: Die Arbeitslosenversicherung
ist keine Kapitalansparversicherung. Sie muss Risiken
abdecken. Ihre Regelung ist aus meiner Sicht ganz klar
eine Regelung, die erstens die Leistungshöhe reduziert
und zweitens die Bezugsdauer kürzt. Sie mag für Sie ge-
recht sein – für uns ist das ungerecht. Es ist familien-
feindlich, weil gerade Eltern in ihrer Erziehungsphase
genau diese unterbrochenen Erwerbsbiografien haben.

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(C (D s ist unsolidarisch und ungerecht. Deswegen werden ir diesen Weg so nicht mitgehen können. Die Union ist arbeitsmarktpolitisch auf Abwegen. Sie äuscht ein weiteres Mal, indem sie die Senkung des eitrags zur Arbeitslosenversicherung auf 5 Prozent ordert. 1,5 Prozentpunkte weniger Beitrag – ich frage ich immer, inwiefern das eigentlich Mut erfordert? eitragssenkungen, das ist leicht gesagt. Nur, was steckt enn dahinter, meine Damen und Herren? Wer den Beirag in diesem Ausmaß senkt, nimmt genau das komlette Volumen für die aktivierenden Maßnahmen im ampf gegen die Arbeitslosigkeit. Er nimmt genau das, as im Kern an Förderung für diejenigen zur Verfügung teht, denen man Hilfen organisieren muss, damit sie in en ersten Arbeitsmarkt eintreten können: zum Beispiel ugendlichen für den Eintritt ins Berufsleben oder Exisenzgründern, die sich selbstständig machen wollen. Geau denen nimmt man die Chance. Ist das Ihr Mut zur ehr Ehrlichkeit, meine Damen und Herren? Dann höen Sie aber bitte schön auch mit Ihren Wallfahrten zu en Berufsbildungswerken, zu den Behinderteneinrichungen auf: Nach außen loben Sie deren Arbeit, postieen sich für Pressefotos und sagen, wie wichtig all das st, was sie machen. Durch die Hintertür aber entziehen ie ihnen die Finanzierungsgrundlage. Solche Scheineiligkeit lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Das muss ier deutlich angesprochen werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich ein Weiteres ganz klar sagen: Sie sa-
en, Sie wollen die Steuern senken – oder auch nicht.
uf jeden Fall wollen Sie bei den Arbeitnehmern tiefer
n die Tasche greifen. Ich nenne nur die Streichung der
onn- und Feiertagszuschläge und die Pendlerpauschale.
as sind Beispiele dafür, dass Sie nach außen vorgeben,
ie Sie Belastungen nehmen wollen, gleichzeitig aber
ie Belastungen tatsächlich bei den Arbeitnehmern abla-
en. Denen, die sich ihrer besonderen Situation stellen,
ie am Wochenende und unter besonderen Bedingungen
hre Arbeit leisten und lange Wege in Kauf nehmen, um
ur Arbeit zu kommen, wollen Sie ihre Chancen rauben.
as muss so deutlich und klar gesagt werden, wenn man
hre Steuersenkungspläne prüft, durch die deutlich wird,
o Sie wirklich sparen wollen. Sie wollen dies zulasten
er kleinen Leute und nicht, wenn man so will, zulasten
erjenigen tun, die auf breiteren Schultern wirklich mehr
ragen können.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was hat denn das mit der Tagesordnung zu tun, Herr Brandner? Das ist Wahlkampf! – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Ausschließlich Wahlkampf!)


Sie sprechen von der Vorfahrt für die Arbeit. Das ist
in toller Slogan. Vorfahrt für die Arbeit heißt für die
nion: Arbeitnehmerschutzrechte abbauen, den Kündi-
ungsschutz schleifen, die Tarifautonomie knicken, das
etriebsverfassungsgesetz in wesentlichen Teilen zu-
ücknehmen und die untertarifliche Entlohnung für






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Langzeitarbeitslose gesetzlich durchsetzen. Genau hier-
mit verschärfen Sie die Situation bei den prekären Be-
schäftigungsverhältnissen. Das, was Sie hier betreiben,
ist keine Vorfahrt für die soziale Marktwirtschaft, das ist
die Vorfahrt für den Sozialabbau.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sollten mit dem Wahlkampf warten, bis der Bundeskanzler die Vertrauensfrage gestellt hat!)


Ich sage Ihnen: Die Situation im Land bessert sich
mehr und mehr.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: In welchem Land, Herr Brandner?)


Wenn man ehrlich ist, dann muss man bekennen, dass so
grundlegende Reformen, wie wir sie machen mussten,
Zeit brauchen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Deshalb wollen Sie die Wahlen vorziehen! Das ist sehr logisch!)


Sie bringen auch Verunsicherungen mit sich. Wer aber
die Verunsicherungen nutzt, um eine viel tiefere soziale
Ungerechtigkeit zu organisieren, der verhält sich nicht
ehrlich. Es ist ehrlich, den Leuten zu sagen, wohin man
will. Wir als Sozialdemokraten haben das getan. Was Sie
gemacht haben, ist scheinheilig.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Warum tritt dann eure Regierung zurück? Weil wir scheinheilig sind, tritt sie zurück? – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Was? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das nehmen Sie jetzt zurück!)


Das lassen wir nicht durchgehen. Wir werden das
landauf, landab im Land deutlich brandmarken, damit je-
der weiß, wohin die Reise mit Ihnen und wohin die
Reise mit uns geht.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Veronika Bellmann [CDU/ CSU]: Wir haben gemerkt, wo die Reise mit Ihnen hingeht!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517904100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Wolfgang

Meckelburg.

(Beifall des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU])



Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1517904200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lieber Kollege Brandner, die Rede, die Sie hier
gerade gehalten haben,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie war verfehlt! In der Schule gab es dafür eine Fünf!)


hörte sich wirklich so an, als ob Sie entweder auf die
Wiedereingliederung in den DGB nach einer verlorenen

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(C (D undestagswahl mit vollen Dienstbezügen oder zuminest auf erhöhte Tantiemen hinarbeiten, falls Sie diese urzeit noch bekommen. Jedenfalls ging das an dem, ber das wir heute hier debattieren, ziemlich vorbei. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Können Sie mit der Wahrheit nicht umgehen?)


Sie haben hier zu Punkten Stellung genommen, die
ie irgendwoher gezogen haben.


(Klaus Brandner [SPD]: Was heißt denn „irgendwoher gezogen“, Herr Meckelburg?)


ch bitte Sie einfach, zur Kenntnis zu nehmen, dass es
as Wort der Kanzlerkandidatin Angela Merkel gibt,
ass das Programm am 11. Juli 2005 in den gesamten
usammenhängen vorhanden sein wird.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und bis dahin wissen Sie nicht, was Sie wollen! – Gegenruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihr habt noch nicht einmal gezeigt, dass ihr Neuwahlen herbeiführen könnt!)


arten Sie bitte einmal ab, was darin steht. Ich habe
icht den Eindruck, dass Deutschland Angst vor diesem
rogramm hat. Deutschland hat Angst vor den Ergebnis-
en Ihrer Politik der letzten sieben Jahre. Das ist das Pro-
lem.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lüften Sie doch mal den schwarzen Schleier, Herr Meckelburg! Sagen Sie, was Sie wollen!)


Ich komme auf die Hartz-Gesetzgebung insgesamt
nd auf die Präsentation der Ergebnisse im August 2002
urück.


(Klaus Brandner [SPD]: Ihr habt euch permanent in die Büsche geschlagen!)


an möchte fast von einer Zelebration im Französischen
om sprechen. Peter Hartz hat gesagt: Ziel des Master-
lans ist es, die Zahl der Arbeitslosen in drei Jahren um
Millionen zu verringern, sie also zu halbieren.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat nicht ganz funktioniert! – Ute Kumpf [SPD]: Ziele zu haben ist doch nichts Verkehrtes!)


as hat nicht ganz funktioniert. Damals, im Au-
ust 2002, hatten wir 4 Millionen Arbeitslose, heute sind
s 5 Millionen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Fast um die Hälfte erhöht!)


amals hatten wir 27,6 Millionen sozialversicherungs-
flichtig Beschäftigte, heute sind es nur noch 26,1 Mil-
ionen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Klaus Brandner [SPD]: Sagen Sie auch was zu den Erwerbspersonen, deren Zahl gestiegen ist?)







(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

– Sofort. – Das Problem ist, dass genau in dem Bereich,
in dem ordentlich Steuern und auch Beiträge gezahlt
werden, 1,5 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen
sind.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist die traurige Wahrheit!)


Diese fehlen beim Steuereinkommen und bei den Versi-
cherungen. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik.


(Klaus Brandner [SPD]: Sagen Sie was zu den Erwerbstätigenzahlen! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die sind doch getürkt: Ich-AGs, Minijobs!)


– Zu den Erwerbstätigenzahlen sage ich Ihnen sehr
gerne, dass Sie sie im Moment gerne zitieren. Aber man
muss wissen, dass es bei diesen Zahlen nicht um die so-
zialversicherungspflichtig Beschäftigen geht, sondern es
geht um eine Gesamtschau der Erwerbstätigen. Darunter
fallen unter anderem Menschen mit einer staatlich geför-
derten Ich-AG und auch die Minijobber. Das sind also
nicht die Zahlen, wie wir sie normalerweise verstehen.
Deswegen können Sie diese Zahlen zelebrieren. Ent-
scheidend ist aber die Zahl der sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gerhard Schröder hat damals im Rahmen dieses Zele-

brierens im Französischen Dom bei der Vorstellung des
Hartz-Konzeptes erklärt: Wir müssen aus dem großen
Wurf – das war das Hartz-Konzept – eine neue Wirklich-
keit für Deutschland machen. – Die neue Wirklichkeit
für Deutschland sieht wie folgt aus: höhere Arbeitslosen-
zahlen und weniger Arbeitsplätze. Der große Wurf ist
zum Bumerang geworden. Er wird zum großen Raus-
wurf von Gerhard Schröder aus dem Kanzleramt führen.
Nach der NRW-Wahl wissen wir, dass er nicht draußen
am Tor rüttelt und ruft: Ich will da rein. Vielmehr steht er
nun innen und bittet dringend darum: Ich will hier
raus. – Wir werden alles dafür tun, dies bis zum Septem-
ber zu erreichen.

Lassen Sie mich zu dem Gesetzentwurf kurz etwas
sagen. Es ist uns im Anschluss an den Jobgipfel, den wir
angestoßen haben, gelungen, doch noch ein paar Dinge
gemeinschaftlich auf den Weg zu bringen.


(Klaus Brandner [SPD]: Spät, das wissen Sie!)

– Sie müssen immer angetrieben werden. Sie können
zwar „spät“ rufen, aber Sie sind vorher viel zu spät ge-
wesen.


(Klaus Brandner [SPD]: Ehrlich bleiben – das ist das Wort der Vorsitzenden!)


Lassen Sie mich etwas zu dem Ergebnis sagen. Wir
haben bei den Hinzuverdienstmöglichkeiten für Lang-
zeitarbeitslose einen Kompromiss erzielt. Es ist gut, dass
dies auch in solchen Zeiten möglich ist. Auf die Ergeb-
nisse hat der Kollege Brandner hingewiesen; ich will sie
nicht im Detail wiederholen. Die Regelungen führen
dazu, dass das Ganze für die Betroffenen transparenter
wird, dass die Berechnungen unkomplizierter und einfa-

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(C (D her werden und dass am Ende von dem hinzuverdienten eld mehr in den Taschen der Arbeitslosengeld-II-Beieher verbleibt. Es gibt noch ein Problem, auf das ich hier auch öf entlich hinweisen möchte und das wir in dieser Woche m Ausschuss beraten haben. Es geht um die Frage, ann diese Regelungen in Kraft treten. Wir wollten imer, dass sie so schnell wie möglich in Kraft treten. (Klaus Brandner [SPD]: Das hätten wir am 1. Januar 2004 haben können, wenn Sie damals zugestimmt hätten!)


nsere Vorschläge waren der 1. August oder der 1. Sep-
ember 2004. Im Entwurf des Gesetzes stand der 1. Ok-
ober 2004. Es gab im Ausschuss Hinweise von der
undesagentur und auch von der Bundesregierung, dass
ies EDV-technisch zu einem so frühen Zeitpunkt nicht
öglich ist. Das führt zu Umgehungslösungen, weil das
n die EDV nicht direkt eingegeben werden kann. Würde
ann ein Bescheid herausgehen, wäre er für den Emp-
änger nicht nachvollziehbar.
Ich habe gesagt, das scheint darauf hinauszulaufen,

ass es nach dem Oktober 2005 zu einem ziemlichen
uddelmuddel kommen wird. Ich habe dann angeboten
das ist auch am Vortag diskutiert worden –, uns ge-
einschaftlich darauf zu einigen, die Regelungen dann
mzusetzen – auch wenn dies später sein sollte –, wenn
s für die Probleme eine Lösung gibt. Sollten nämlich
insprüche eingehen, so würden diese zu mehr Arbeit
nd mehr Bürokratie führen.
Ganz offensichtlich war es so, dass die SPD bereit
ar, sich im Sinne der Bundesagentur zu bewegen. Die
rünen haben darauf gedrängt, es bei dem Termin am
. Oktober 2005 zu belassen. Das war spürbar. Jetzt ha-
en wir die Situation, dass Bundesregierung und Bun-
esagentur vor einem Durcheinander warnen, aber die
oalition wegen des Koalitionsfriedens – mal sehen, wie
ie sich in zwei Wochen verhalten wird – beim 1. Okto-
er 2005 bleibt. Wir haben erklärt, dass wir an dem ge-
undenen Kompromiss festhalten und nicht aussteigen
erden. Ich sage nur deutlich, dass wir es nicht hinneh-
en werden, dass uns ein mögliches Durcheinander, das
urch den heutigen Beschluss entsteht, nach einem Re-
ierungswechsel angelastet wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Sie müssen sich keine Sorgen machen! Das werden wir schon schaffen!)


Es kommt in den kommenden Wochen darauf an, in
er Auseinandersetzung deutlich zu machen, was wir
rauchen. Hierzu möchte ich nur zwei Stichworte nen-
en: Agenda Arbeit und Vorfahrt für Arbeit. Das werden
ir jedenfalls den Bürgern anbieten. Ich gehe davon aus,
ass dies dazu beitragen wird, Deutschland nach dem
8. September in eine bessere Zukunft zu führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ute Kumpf [SPD]: Die Menschen wollen es aber nicht so, wie Sie es haben wollen!)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517904300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Thea Dückert.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517904400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Heute wird ein schwarzes Loch geschlossen, eines von
den schwarzen Löchern in der Hartz-Gesetzgebung.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gucken Sie, dass Sie da nicht reinfallen!)


Ich muss Ihnen sagen: Ich bin sehr froh darüber. Herr
Meckelburg, ich hätte mir von Ihnen schon gewünscht,
hier so viel Ehrlichkeit aufzubringen, dass Sie den Men-
schen an den Bildschirmen und hier im Saal sagen, dass
Ihre Blockade und nicht Ihr Antrieb dazu geführt hat,
dass wir nicht seit dem 1. Januar 2005 eine bessere Lö-
sung für den Zuverdienst haben, sondern eine schlechte,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Wir haben einen Kompromiss geschlossen, nichts blockiert!)


die wir jetzt ändern können, weil Sie gelernt und eine
Wende vollzogen haben. Wir begrüßen Lernfähigkeit
durchaus. Sie sollten aber nicht für sich in Anspruch
nehmen, gedrängt zu haben. Sie waren die Blockierer.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wir haben einen Kompromiss mit Ihnen gemacht! Wie kann man denn da blockieren? – Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Sie waren genauso dabei wie wir!)


– Wir haben einen Kompromiss geschlossen, das ist
richtig.

Ich bin froh über die Lösung, aber wir müssen so viel
Ehrlichkeit haben, den Menschen zu sagen, was das
Ganze in diesem Jahr für sie bedeutet hat. Es gibt keine
genauen Zahlen über die Zuverdienste, aber es sind – so
wird geschätzt – ungefähr 500 000 Menschen, die dazu-
verdienen. Es werden jetzt nicht alle von dieser Verände-
rung betroffen sein, aber es ist schon so, dass ein großer
Teil dieser Menschen in diesem Jahr schlechtere Zuver-
dienstmöglichkeiten hatte, als er hätte haben können,
meine Damen und Herren von der Union. Deswegen
habe ich im Ausschuss darauf gedrängt – Sie sprachen
das an –, dass die Änderung so früh wie möglich erfolgt.
So früh wie möglich heißt zum 1. Oktober dieses Jah-
res. Wir wissen, das geht nur mit einer Umgehungslö-
sung, weil die Technik umgestellt werden muss, da wir
eben nicht seit dem 1. Januar 2005 diese Regelung ha-
ben. Ich sage aber auch: Ich finde es wichtig, dass diese
Lösung nicht eine pflegeleichte Lösung für die Software
ist, sondern eine hilfreiche Lösung für die Menschen.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Die sie nicht verstehen und dann machen sie Einsprüche!)


Deswegen haben wir darauf bestanden, diese Zuver-
dienstmöglichkeiten so früh wie möglich zu verbessern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D s gab ein schwarzes Loch und es fehlte die Balance wischen Fordern und Fördern an einigen Stellen. Wir tellen sie jetzt an dieser Stelle her. Herr Brandner hat auf einen anderen Punkt hingewie en, der mir auch sehr wichtig ist: Die Finanzierung der rauenhäuser ist jetzt sichergestellt, auch dann, wenn rauen vom Landkreis in die Städte ziehen. Das ist siher ein Fortschritt für die Frauen und die Frauenhäuser. Wir haben mit der gesamten Hartz-Gesetzgebung an inem großen Rad gedreht. Das ist wohl wahr. Eine roße Reform führt, auch weil die Bundesagentur für rbeit eine große Institution ist, bei der wir viele Regeln erändert haben, in der Umsetzung zum Knirschen. An ielen Punkten hakt es. Wir haben deswegen den mbudsrat eingesetzt und hatten eine Hauptsteueungsgruppe; denn wir wollten sehr genau beobachten, o es hakt und wo es knirscht. Der Ombudsrat hat jetzt inzelne Punkte in die Debatte gebracht, bei denen er nderungsbedarf sieht. Das sind Punkte, die wir von nfang an thematisiert haben. Ein Punkt ist die Altersvorsorge. Natürlich legen die enschen etwas für die Altersvorsorge zur Seite. Dies üssen sie auch dann behalten können, wenn sie arbeitsos werden. Es wäre geradezu unsinnig, ihnen das wieder egzunehmen. Die Grünen haben dazu einen Vorschlag emacht und ein Altersvorsorgekonto entwickelt, welhes das Ansparen für das Alter und die Situation in der rbeitslosigkeit erleichtert. Wir werfen das wieder in die ebatte. Der Ombudsrat hat darauf hingewiesen, dass viele insprüche im Zusammenhang mit der Anrechung des artnereinkommens kamen. Das ist nahe liegend und as ist etwas, das wir von Anfang an thematisiert haben. ie von der Union wollten ja bei der Anrechnung noch eiter gehen. Sie wollten verhindern, dass wir die Verntwortlichkeit von Eltern gegenüber Kindern und von indern gegenüber Eltern bei Hartz IV auflösen. Wir haen jetzt eine rigide Anrechnung des Partnereinkomens. Wir sollten auch dies auf den Prüfstand stellen, ie es der Ombudsrat fordert, und eine weniger starke nrechnung des Partnereinkommens anstreben. Es gibt um Beispiel in Dänemark Regelungen, die das vorseen, und zwar ohne große Verwerfungen. Ein weiterer Punkt betrifft Probleme der Kinder. Wir aben in der Praxis gesehen, dass Kinder, die beispielseise in Bedarfsgemeinschaften leben, Schwierigkeiten eispielsweise bezüglich der Teilhabe an Schulausflüen, kulturellen Angeboten und Ähnlichem haben. Diese roblematik müssen wir aufgreifen. Vonseiten der Grünen haben wir bei der Hartz-Ge etzgebung unser Modell der Kindergrundsicherung voreschlagen. Ich bin sehr froh, dass es teilweise, aber siherlich noch nicht weit genug – auch hier gibt es erwerfungen – in die Gesetze eingeflossen ist. Der Omudsrat macht auch darauf aufmerksam. Ich finde es gut, on dieser Seite her Unterstützung für grüne Vorschläge nd grüne Politik zu haben. Dr. Thea Dückert Ein letzter Punkt, der auch in den letzten Tagen vom Ombudsrat thematisiert worden ist, betrifft das Thema Zentralismus bzw. Dezentralismus bei der Verwaltung von Arbeitslosigkeit. In sämtlichen Arbeitsmarktgesetzen lautet die ganz klare Linie Dezentralisierung. Das, was vor Ort passiert, muss ernst genommen werden. In der Umsetzung – das wissen Sie auch – gibt es Probleme. Es gibt Kommunen und Städte, in denen das Ganze wunderbar funktioniert, beispielsweise in Köln oder Freiburg. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Die haben lange Erfahrung! Vorher schon!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


In Köln hat übrigens jetzt jeder Jugendliche ein Ange-
bot; das finde ich sehr gut. Es gibt aber auch Landkreise,
in denen immer noch die Idee des Zentralismus in den
Köpfen vorherrscht. Diese müssen sich auf die Hinter-
beine stellen, um nicht von der Bundesagentur für Arbeit
oder den Institutionen gedeckelt zu werden.

Ich glaube, dass wir zukünftig sehr viel dafür tun
müssen, um vor Ort eine Zusammenarbeit auf Augen-
höhe zu erreichen. Die Eingriffsmöglichkeiten der Bun-
desagentur für Arbeit müssen zurückgefahren werden.
Ich sage aber auch: Es ist keine Lösung, wenn entweder
der eine oder der andere alleine arbeitet. Wir müssen
eine vernünftige Kooperation vor Ort erreichen, in die
die regionalen Regelungen, die für die Langzeitarbeits-
losen gut sind, aufgenommen werden, die damit eine
Chance auf Durchsetzung bekommen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517904500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Heinrich Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1517904600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Kollege Brandner, der Grund für Ihre Misserfolge
bei den letzten Wahlen und für die aktuellen Schwierig-
keiten, in denen Sie sich befinden, ist, dass es Ihnen
nicht gelungen ist, am Arbeitsmarkt nachhaltige Erfolge
zu erzielen,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

von größeren und offeneren Märkten zu profitieren;
denn dazu hätte es ein größeres Maß an Flexibilität am
Arbeitsmarkt gebraucht. Dazu waren Sie nicht bereit.
Denn zu einem funktionierenden Arbeitsmarkt gehört
unter anderem auch ein funktionierender Niedriglohn-
sektor, in dem Anreize zur Aufnahme einer Beschäfti-
gung im ersten Arbeitsmarkt gesetzt werden. Das heißt,
die Aufnahme, Herr Kollege Brandner, einer noch so ge-
ring bezahlten Beschäftigung muss attraktiv gemacht
werden. Das war – zumindest hatte ich das damals so
verstanden – auch das ursprüngliche Ziel der Zusam-
menführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Das
ALG II sollte einen stärkeren Anreiz zur Arbeitsauf-
nahme setzen.

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(C (D Das ist – wie man bei nüchterner Betrachtung feststelen muss – bisher nicht gelungen. Zum einen, weil die undesagentur für Arbeit ihre Vermittlungstätigkeit fast änzlich eingestellt hat. Anders kann ich das jedenfalls icht nennen, wenn wir 2004 einen Durchschnitt von ,4 Vermittlungen pro Monat und Arbeitsvermittler haten. Zum anderen sind die Hinzuverdienstgrenzen im eltenden Recht zu kompliziert und vor allem unattrakiv. Derzeit werden ALG-II-Empfängern bei einem Verienst bis 400 Euro 85 Prozent angerechnet. (Klaus Brandner [SPD]: Wir haben im Vermittlungsausschuss nicht gemerkt, dass die FDP das anders machen wollte!)


as heißt, von 400 Euro verbleiben gerade einmal
0 Euro, während, Herr Kollege Brandner, das Entgelt
ür die 1-Euro-Jobs anrechnungsfrei bleibt. Das ist eine
icht länger hinnehmbare Verzerrung zugunsten des
weiten und zulasten des ersten Arbeitsmarktes.


(Beifall bei der FDP)

Dass bei der jetzigen und aktuell geltenden Hartz-IV-
esetzgebung Nachbesserungen erforderlich würden,
ar schon im letzten Jahr absehbar.


(Klaus Brandner [SPD]: Das hätten wir im Vermittlungsausschuss haben können!)


Ja, die FDP hat schon im Vermittlungsverfahren, Herr
ollege Brandner, höhere Freibeträge für Hinzuver-
ienste gefordert.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie waren nicht erfolgreich bei der Opposition! Sie haben die Union nicht überzeugt!)


ie rot-grüne Bundesregierung und die Union haben
ich nun geeinigt, die Hinzuverdienstgrenzen zu verän-
ern.


(Klaus Brandner [SPD]: Die CDU hat Sie abgesägt, das wissen Sie doch!)


ür meine Fraktion will ich hier aber deutlich sagen:
uch die geplanten Änderungen werden künftig nicht
usreichen. Beim konkurrierenden Instrument 1-Euro-
ob wird nämlich die Mehraufwandsentschädigung im-
er noch nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnet.
ür jemanden, der einen 2-Euro-Job hat und 30 Stunden
ro Woche arbeitet, sind monatlich 240 Euro zusätzlich
um Arbeitslosengeld II anrechnungsfrei.
Um nach den von Ihnen, liebe Kolleginnen und Kol-

egen von Union, SPD und Grünen, vorgeschlagenen
euen Hinzuverdienstgrenzen auf denselben Betrag zu
ommen, muss man im ersten Arbeitsmarkt 850 Euro
erdienen. Deswegen wiederhole ich: Die Anreize zur
ufnahme einer Tätigkeit sind im Modell von SPD,
nion und Grünen mit Freibeträgen von 20 Prozent im
inkommensbereich von 100 bis 800 Euro – übrigens
uch nach Auffassung externer Experten; ich stehe mit
ieser Meinung nicht alleine – immer noch zu gering.


(Beifall bei der FDP)

hr Vorschlag veranlasst die Menschen auch künftig, auf
iedrigen Einkommensstufen zu verharren.






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb

Nach unserer Auffassung kann nur mit einem durch-

gängig hohen Freibetrag ein wirksamer Anreiz für eine
Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt gesetzt werden.
Nur mit hohen Freibeträgen kann auch Schwarzarbeit
unattraktiv gemacht werden.


(Klaus Brandner [SPD]: Haben Sie gesehen, wie die Schwarzarbeit von uns bekämpft worden ist? Das wissen Sie doch!)


Für die FDP-Bundestagsfraktion will ich an dieser Stelle
deutlich sagen, Herr Brandner: Derjenige, der arbeitet,
muss mehr Geld zur Verfügung haben, als der, der nicht
arbeitet.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU])


Auch für den Niedriglohnsektor gilt: Wer mehr arbei-
tet, muss mehr behalten können als derjenige, der weni-
ger arbeitet. Das ist eine Schwäche Ihres Vorschlags,
Herr Kollege Meckelburg; ich muss das hier so deutlich
sagen.

Es gilt der alte Slogan: Arbeit muss sich lohnen. Die
FDP hat einen einfachen und, wie ich meine, vernünfti-
gen Vorschlage vorgelegt. Für Empfänger von Arbeits-
losengeld II soll der Freibetrag bei einem Hinzuverdienst
von bis zu 600 Euro im Monat auf 40 Prozent angehoben
werden. Mit dem Bürgergeld der FDP, das wir auf unse-
rem letzten Parteitag in Köln beschlossen haben, erhöht
sich bei einem Einkommen von 600 Euro das verfügbare
Einkommen um 285 Euro. Von jedem verdienten Euro
bleibt also gut das Doppelte als bisher. Das ist eine echte
Belohnung für denjenigen, der sich um eine Wiederein-
gliederung in den ersten Arbeitsmarkt bemüht. Mit die-
ser Einschätzung stehen wir übrigens nicht allein: Nach
einer Auswertung des Instituts für Weltwirtschaft ver-
bessert unser Bürgergeldmodell die Motivation von Ar-
beitslosengeld-II-Empfängern bei geringem Einkommen
deutlich stärker als das von Rot-Grün und Union verein-
barte Modell.


(Beifall bei der FDP)

Deswegen sollten Sie, liebe Kolleginnen und Kolle-

gen von Schwarz, Rot und Grün, sich nicht mit dem
Kompromiss aufhalten, zu dem sich erstaunlicherweise
niemand so recht bekennen will; Sie sollten vielmehr mit
der Zustimmung zum FDP-Vorschlag den Weg für eine
nachhaltige und echte Reform des Niedriglohnsektors
freimachen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517904700

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Gerd Andres.

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Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517904800


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der Gesetzentwurf, den wir heute beschließen,
ist eine sinnvolle Weiterentwicklung der Arbeitsmarktre-

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(C (D orm der Bundesregierung. Die bisherige Zuverdienstegelung war kompliziert und unlogisch. Sie geht auf as segensreiche Wirken der Union – namentlich von errn Ministerpräsident Koch – im Vermittlungsauschuss zurück. CDU und CSU haben aber jetzt mitgeholen, diesen Unsinn zu bereinigen, und ich begrüße es auerordentlich, dass wir uns zusammengefunden haben, m die Zuverdienstregelung zu reformieren. Ich will zunächst eine Bemerkung zu Herrn Kolb ma hen. Ich habe bereits in der ersten Beratung gesagt, dass er Vorschlag der FDP völlig untauglich ist. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann haben Sie ihn nicht richtig gelesen!)


Ich habe ihn richtig gelesen und auch verstanden. Ich
eiß aber nicht, ob Sie ihn verstanden haben. – Denn Ihr
orschlag würde nicht zur Vereinfachung des Verfahrens
ühren. Insofern ist unser Vorschlag deutlich besser. Wir
ehen einen Freibetrag von 100 Euro vor. Für den Teil
es monatlichen Einkommens, der diesen Betrag bis zu
iner bestimmten Grenze übersteigt, gilt, dass 20 Prozent
ehalten werden können. Das entspricht beispielsweise
inem Zuverdienst von 160 Euro bei 400-Euro-Jobs.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So kompliziert ist § 11 Abs. 2 SGB II nicht!)


er Freibetrag von 100 Euro gilt durchgängig. Wir voll-
iehen damit auch hinsichtlich der Arbeitsverhältnisse
it Mehrbedarfsaufwand eine Anpassung, wie Sie zu
echt bemerkt haben.


(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])

Sie können zwar immer wieder dazwischenreden, aber
s kann Sie sowieso keiner verstehen.
Das zweite Problem besteht darin, dass Sie keine De-

kelung vorsehen. Deswegen ist Ihr Vorschlag untaug-
ich. Vielleicht weisen Sie auch Ihren arbeitsmarktpoliti-
chen Spezialisten Niebel darauf hin,


(Klaus Brandner [SPD]: Der hat wohl heute keine Lust!)


ass schriftliche Vorlagen Hand und Fuß haben müssen.
hr Vorschlag hat das auf alle Fälle nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will ausdrücklich sagen, dass es gut ist, dass wir
ine Regelung für die Frauenhäuser gefunden haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


ir regeln das nun gesetzlich – ich sage das mit ein biss-
hen Bedauern –, weil sich ein Teil der Kommunen, die ja
räger der Leistungen sind, geweigert hat, eine Regelung
nzuwenden, die ihnen der Deutsche Verein empfohlen
at und die wir bei den Arbeitsgemeinschaften längst um-
esetzt haben. Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, in
esprächen auch mit der Union – das sage ich ausdrück-
ich – zu einer schnellen und unkomplizierten Regelung
u kommen. Diese Neuregelung wird unmittelbar im






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

Monat nach der Verkündung des Gesetzes in Kraft treten.
Wir wollen, dass das Gesetz am 1. Oktober in Kraft tritt.
Darüber hat es im Ausschuss Debatten gegeben; das will
ich gar nicht verschweigen. Die Koalitionsfraktionen ha-
ben sich darauf verständigt, an diesem Termin festzuhal-
ten. Ob man es umsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Wenn ich hier für eine vernünftige Weiterentwicklung
unserer Arbeitsmarktreform mit Augenmaß plädiere,
dann ist das gleichzeitig eine Absage an viele, die mit ih-
ren konzeptionslosen Forderungen dieser Arbeits-
marktreform irgendeine neue Richtung geben wollen,
weil sie angeblich keine Wirkung zeigt. Ein paar Vor-
schläge, die seit der NRW-Wahl am vorletzten Sonntag
durch die Presse geistern, zeugen von derartiger Kon-
zeptionslosigkeit. So will zum Beispiel Herr Pofalla eine
verlängerte Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes in Ab-
hängigkeit von der Beschäftigungsdauer einführen.
Abgesehen davon, dass das inhaltlich in die falsche
Richtung führt, will ich Ihnen nur sagen: Die Arbeitsver-
waltung registriert bislang nicht die Beschäftigungsdau-
ern. Wir haben doch gerade Beschäftigungsdauern als
Voraussetzung mit Hartz III beseitigt und die Rahmen-
frist von drei auf zwei Monate reduziert. Wir haben deut-
lich entschlackt.

Die Umsetzung des Vorschlags von Herrn Pofalla
führte dazu, dass künftig die Erwerbsbiografien der Ver-
sicherten bei der Bundesagentur für Arbeit geführt wer-
den müssen. Das hat mit weniger Aufwand überhaupt
nichts zu tun und führt im Übrigen zu Benachteiligungen
von Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiographien.
Wenn man weiß, dass die Zahl solcher Beschäftigungs-
verhältnisse in Zukunft zunehmen wird – es gibt nun
einmal nicht mehr das Dauerbeschäftigungsverhältnis,
das sich dadurch auszeichnet, dass man mit 16 Jahren
eingestellt wird und mit 65 Jahren ausscheidet; vielmehr
muss man heutzutage wechseln –, dann sollte man vor-
her genau darüber nachdenken, welche Vorschläge man
unterbreitet.

Wenn ich sehe, dass Herr Pofalla in einem Antrag mit
dem Titel „Pakt für Arbeit“ vom Februar dieses Jahres
noch eine Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversi-
cherung von derzeit 6,5 auf 5,5 Prozent vorschlägt – er
sagt, es sei überhaupt kein Problem, dies zu finanzie-
ren –, dann frage ich mich, wie er das alles in einer Stra-
tegie zusammenfassen will.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Während der eine Vorschlag zu gewaltigen Mehrausga-
ben führt – wenn Sie genau rechnen, werden Sie feststel-
len, dass man ganz schnell bei 10 Milliarden Euro ist –,
führt der andere Vorschlag betreffend die Senkung des
Beitrags zur Arbeitslosenversicherung dazu, dass die Ar-
beitslosenversicherung sehen muss, wo sie 11 Milliarden
Euro herbekommt. So viel macht nämlich die Senkung
des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung um einen Pro-
zentpunkt aus. Es wäre sinnvoll, wenn Sie das noch vor
der Wahl erklären könnten; denn dann wüssten die deut-
schen Wählerinnen und Wähler noch vor ihrer Wahlent-
scheidung, was Sie so alles auf der Pfanne haben.

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(C (D Dann hat Frau Lautenschläger, die hessische Sozialinisterin, letzte Woche verkündet – auch das dient nur azu, für Unklarheit zu sorgen und die Menschen zu erwirren –, dass jede Kommune, wenn die Union geinnen sollte, künftig das Recht bekommen solle, Langeitarbeitslose in eigener Regie zu betreuen. Was gilt enn nun? Vielleicht können Sie von der Unionsfraktion as einmal beantworten. Gilt nun das, was Sie im Verittlungsausschuss mit breiter Zustimmung mit bechlossen haben, oder gilt „rein in die Kartoffeln, raus us den Kartoffeln“ nach dem Motto „Wenn wir gewählt erden, ist alles völlig egal; wir hauen dann die Systeatik kurz und klein“? So geht es nicht. Ich glaube, dass ir für unsere Reformen Zeit brauchen. Sie müssen umesetzt werden und wirken können. Im Hinblick darauf st Ihr Vorschlag kontraproduktiv. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Klaus Brandner hat völlig zu Recht darauf hingewie-
en, dass Hartz IV – das muss man sich einmal vorstel-
en – gerade erst einmal seit fünf Monaten umgesetzt
ird. In Großbritannien hat man sich – ich habe gerade
einen britischen Amtskollegen besucht – für die Um-
etzung des vergleichbaren Konzepts „Jobcenter plus“
ü
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517904900
Wir gehen an die Angelegenheit
ystematisch heran und stellen eine Region nach der an-
eren um. In Deutschland denkt man folgendermaßen:
m 31. Dezember gilt noch das eine System und am
. Januar – siehe da, wir klatschen alle in die Hände! –
ilt schon das andere System.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Theoretisch!)

Dass man Zeit braucht und dass es notwendig ist, die
msetzung dieser Reformanstrengungen voranzutrei-
en, halte ich für selbstverständlich. Man muss es der
evölkerung sagen. Wir sehen, dass sich in der Zwi-
chenzeit Erfolge eingestellt haben. Um das zu erken-
en, muss man nur genauer hinschauen: Im Mai waren
61 000 Menschen weniger als im April arbeitslos. Das
st ein saisonal bedingter Rückgang; aber er war viel
tärker als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Von
000 bis jetzt hat der Rückgang von April zu Mai im
urchschnitt immer nur bei rund 140 000 gelegen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie sieht es denn im Jahresvergleich aus?)


Ich werde gerade nach dem Jahresvergleich gefragt.
ie bekommen eine Antwort darauf. – Dabei muss man
erücksichtigen, dass seit Dezember letzten Jahres fast
00 000 ehemalige Sozialhilfeempfänger zusätzlich in
ie Arbeitslosenstatistik aufgenommen worden sind.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das reicht aber noch nicht! Die Zunahme der Arbeitslosigkeit ist aber höher im Jahresvergleich!)


as zeigt, dass dieser Entwicklung nicht nur saisonale
inflüsse zugrunde liegen, sondern dass die Reformen
chon ein wenig wirken.
Die Zahl der Erwerbstätigen steigt weiter. Zu dem,
as Sie hier eben erzählt haben, möchte ich sagen: Man






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

muss sich wirklich an den Kopf fassen. Sie sagen: Es gilt
nur die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das ist ein entscheidender Punkt! Das sollten Sie als Gewerkschafter wissen!)


Was gilt denn nun? Sie tönen doch an jeder Straßenecke,
dass wir mehr Selbstständige brauchen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

dass wir also mehr Menschen brauchen, die sich selbst-
ständig machen und damit erwerbstätig sind, und dass
die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-
gungsverhältnisse auf Dauer nicht so bleiben wird wie
bisher.

Wenn das stimmt, dann ist die Erwerbstätigenstatistik
eine ganz wichtige Größenordnung. Die Zahl der Er-
werbstätigen steigt weiter. Mit rund 39 Millionen Men-
schen waren im Mai 138 000 Personen mehr als im Mai
des Vorjahres erwerbstätig. Wir erreichen mit der Er-
werbstätigenzahl von Monat zu Monat Rekorde in der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Das muss
man verfolgen; daran muss man arbeiten. Wir alle müs-
sen ein Interesse daran haben, dass die Erwerbstätigkeit
in unserem Lande weiter und zügig zunimmt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihr seid so erfolgreich, dass ihr abgewählt werdet!)


Das erste Ziel unserer Arbeitsmarktreform bleibt,
junge Menschen in Arbeit zu bringen. Mit aktuell
568 000 jungen Menschen unter 25 in Arbeitslosigkeit
liegen wir im Mai um fast 100 000 unter der Zahl von
April. Ich sage Ihnen – diese Botschaft muss klar sein –:
Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um zu er-
reichen, dass am Ende dieses Jahres unter 25-Jährige
maximal drei Monate arbeitslos sind. Wir werden alles
daransetzen, den Rechtsanspruch umzusetzen und junge
Menschen mit einer Beschäftigung, mit einer Qualifika-
tion, mit einer Ausbildung zu versorgen. Hier sind wir
auf einem guten Weg. Auch in diesem Zusammenhang
wirkt die Arbeitsmarktreform, die wir auf den Weg ge-
bracht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Franz Müntefering [SPD]: Das ist besonders wichtig!)


– „Das ist besonders wichtig“, das sehe ich genauso.
Wir werden in unmittelbarer Zukunft ein Modellpro-

jekt auf den Weg bringen – der Kanzler hat es schon an-
gekündigt; das ist unsere letzte Maßnahme in diesem
Bereich in dieser Legislaturperiode –; dafür stehen
250 Millionen Euro zur Verfügung. Wir wollen für
50 Modellprojekte zur Beschäftigung Älterer sorgen.
Das Verfahren sieht so aus, dass wir die Regionen auf-
fordern, Vorschläge zu unterbreiten. Wir werden uns
diese Vorschläge anschauen. Die kreativsten, die besten
werden entsprechend gefördert und das ganze Programm
wird umgehend umgesetzt.

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(C (D Wer genau hinschaut, der wird merken, dass die artz-Reformen wirken. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das werde ich Ihnen gleich mal vorrechnen!)


ch empfehle insbesondere, einmal einen Blick auf die
rbeitslosenzahlen in Ostdeutschland zu werfen: Die
ahl der Langzeitarbeitslosen dort entspricht fast wieder
er im vergangenen Jahr. Das heißt, die Zusammenfas-
ung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe ist dort weit-
ehend so vorangeschritten, dass der durch die Umstel-
ung der Berechnung entstandene Berg ein ganzes Stück
ingeebnet ist. Ich bin ganz optimistisch, dass wir in den
ächsten Monaten schrittweise vorankommen werden.
Freuen Sie sich nicht zu früh! Freude kann erst entste-

en, wenn der Wahltag abgelaufen ist. Wir werden mit
llen Mitteln kämpfen und der deutschen Bevölkerung
eutlich machen, dass unsere Reformen sinnvoll, wich-
ig und richtig sind.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517905000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Veronika
ellmann.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1517905100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Staatssekretär Andres, wenn man Sie hört,
ann kann man denken, die Hartz-Reform sei eine ein-
ige Erfolgsgeschichte. Erzählen Sie das einmal den Be-
roffenen. Die sehen das ganz anders


(Klaus Brandner [SPD]: Frau Bellmann, Sie haben doch zugestimmt!)


Moment, Herr Brandner. Ihr Kollege Wendt hat sich
m Ausschuss zu Recht des Satzes von Alexander Kluge
efleißigt: In Gefahr und großer Not ist der Mittelweg
er Tod.
Wenn man Kompromisse fasst, dann muss man auch

azu stehen. Sie haben gerade heute das beste Beispiel
afür gegeben, wie politisch schlecht miteinander umge-
angen wird.


(Ute Kumpf [SPD]: So ein Quatsch, Frau Bellmann! Wo haben Sie das Argumentieren gelernt?)


ortwährend haben Sie uns unsere Argumente vorgehal-
en. Wenn auch wir das machen würden, dann könnten
ir zum Beispiel einmal über die Vermögensbehalte
prechen, die Sie runtergesetzt hatten und wir durch un-
ere politische Argumentation wieder hoch gesetzt ha-
en. Lassen Sie uns nicht weiter darüber reden.


(Abg. Klaus Brandner [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich lasse keine Zwischenfragen zu.






(A) )



(B) )


Veronika Bellmann

Ich bin sehr erfreut darüber, was die Kollegin Dückert

gesagt hat. Noch vor Jahresfrist, als wir über Änderungs-
bedarf bei Hartz IV gesprochen hatten, weil wir, bevor
es in Kraft getreten ist, schon einige Sachen gesehen hat-
ten, die nicht in Ordnung waren, war bei Ihnen über-
haupt kein Änderungswille vorhanden. Plötzlich ist er
da. Das kann man als positiv betrachten; das machen wir
auch. Denn in vielem ist Hartz IV nun einmal eine Fehl-
konstruktion. Das einzige wirklich Gute daran sind der
Grundsatz, Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammenle-
gen, weil beides steuerfinanzierte Systeme sind, und der
Grundsatz „Fordern und Fördern“.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517905200

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Brandner?

Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1517905300

Nein.


(Klaus Brandner [SPD]: Dann behaupten Sie aber auch keine Unwahrheiten!)


Dem Vorwurf an die Union, den günstigeren Regelun-
gen zum Zuverdienst nicht zugestimmt zu haben bzw.
nicht rechtzeitig zugestimmt zu haben, liegt etwas ande-
res zugrunde. Wir hatten früher die Regelung, dass man
165 Euro hinzuverdienen konnte. Deswegen ging der
Verdienst auch nur bis 165 Euro und nicht weiter. Das
war kein Anreiz – weder für Arbeitnehmer noch für Ar-
beitgeber –, etwas in diesem Bereich zu schaffen. Das
Fachleutevotum war daher auch, prozentuale Anrech-
nungslösungen und einen Freibetrag zu schaffen. Die
Lösung, die im Anschluss daran gefunden wurde – das
haben Sie selbst gesagt –, war weder transparent genug
noch war sie unbürokratisch und einen Arbeitsanreiz an
sich hat sie auch nicht geschaffen.

Deswegen ist es die richtige Entscheidung, die wir
jetzt gemeinsam getroffen haben – vielleicht auch noch
gerade rechtzeitig –, den Freibetrag pauschal auf
100 Euro festzulegen und höhere prozentuale Anrech-
nungen zu schaffen. Allerdings hätte ich mir bei dieser
Sache auch noch eine einfachere Lösung vorstellen kön-
nen.

Die Kinderkomponente ist noch als positiv zu nennen
und auch die Klarstellung der Regelung der Finanzie-
rung bei der Problematik der Frauenhäuser.

Alle bisherigen Modellrechnungen zeigen uns, dass
den betroffenen Hilfeempfängern tatsächlich mehr Zu-
verdienst in der Tasche bleibt. Wir werden sehen, ob die
erhofften Vorteile eintreten, nämlich ein besserer Anreiz
für Langzeitarbeitslose bei gering bezahlten Beschäfti-
gungen, eine Senkung der Schwarzarbeit, Unterstützung
der Familien und Bürokratieabbau.

Große Bedenken habe ich allerdings bei der Umset-
zung. Das wurde schon bei der Diskussion im Ausschuss
deutlich. Ich meine, normalerweise ist die Rechnung re-
lativ einfach: 100 Euro Freibetrag, bis 800 Euro 20 Pro-
zent Selbstbehalt und bis 1 200 Euro bzw. 1 500 Euro
10 Prozent. Das klingt alles sehr einfach. Manche wür-
den sagen, man könne es auch mit einer russischen Re-

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(C (D henmaschine durchrechnen. Aber allein die Software acht uns einen Strich durch die Rechnung. Ich hoffe ur, dass es die Betroffenen nicht so sehr trifft, dass sie ann sagen: Das ist wieder das Gegenteil von gut geeint. Die neue Regelung ist zwar da, aber für uns nicht raktikabel. Wenn ich das alles so betrachte – gerade die Schwie igkeiten, die es noch mit der Software gibt –, dann omme ich zu dem Schluss, dass die Optionsgemeinen das gesamte Thema Arbeitsmarktverwaltung besser npacken als die Bundesagentur für Arbeit. Deswegen öchten wir nach wie vor, dass es keine Begrenzung bei en Optionen gibt. Das heißt, wer sich als Kommune azu willens und in der Lage fühlt, der soll diese Aufabe übernehmen dürfen. Wir hatten in der letzten Woche ein Gespräch mit ei em Landrat aus Thüringen, der uns sehr anschaulich ezeigt hat, wie er damit umgeht. Ich glaube, in den ommunen ist man einfach näher dran. Das gilt auch bei dem Thema der Zuverdienstregelun en. Er hat uns zum Beispiel gesagt, dass er bei sich als andrat einen Wirtschaftsbeirat hat. In diesem Wirtchaftsbeirat sind auch Unternehmer tätig, die sich jetzt, ach Thematisierung der Zuverdienstregelungen, sicherich sehr viel mehr bemühen werden, auch solche Areitsplätze zu schaffen, auf denen Arbeitnehmer und beroffene Hilfeempfänger neue Zuverdienste erzielen önnen. Gleichzeitig hat er deutlich gemacht, dass schon in er Begrifflichkeit ein großer Unterschied zwischen der rbeitsverwaltung und den Kommunen besteht. Bei ihm eißt es zum Beispiel eben nicht „Kunde“ oder „Agenur“, sondern es heißt „Grundsicherungsamt“, weil es eientlich um nichts weiter geht als darum, wirklich die rundsicherung zu gewährleisten. (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Arbeitsvermittlung verstehen die nämlich nichts! Das ist das Problem!)


ei ihm geht es um den Dienst am Hilfebedürftigen.
Die Antworten, die die Bundesagentur für Arbeit in-

altlich und methodisch gefunden hat, sind nicht mehr
usreichend. Das wissen wir. Wir brauchen einfach Mit-
rbeiter, die sich viel intensiver um die Vermittlung
ümmern können und die den Leuten das Gefühl geben:
a ist jemand. Er nimmt mich an die Hand. Er versteht
eine Situation. Er rechnet nicht nur nach Fallzahlen ab.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Arbeitsvermittlung verstehen die nichts!)


Ein Zitat vom Landrat Dr. Henning fand ich ganz in-
eressant, in dem er beim Thema Vermittlung auch seine
ürgermeister in die Pflicht nimmt.


(Ute Kumpf [SPD]: Wir sind im Bundestag! Auch ist Ihre Zeit eigentlich schon um!)


ir wissen, dass die so genannten 1-Euro-Jobs oder Ar-
eitsgelegenheiten eine wichtige Möglichkeit sind, doch
ine Beschäftigung oder sinnvolle Betätigung zu finden,






(A) )



(B) )


Veronika Bellmann

wenn auch sicherlich immer im Konflikt mit der gewerb-
lichen Wirtschaft; aber es ist ein erster Ansatz.

Er sagte also: Ich sehe den Bürgermeister als Haupt-
fürsorger in seiner Gemeinde. Ich erwarte von ihm, dass
er in voller Verantwortung für die betroffenen Familien
in seinem Umkreis handelt.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517905400

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.

Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1517905500

Ja. Danke schön für den Hinweis.
Er sagte weiter,


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


dass bei ihm im Grundsicherungsamt eine betriebsame
Atmosphäre ist, aber doch ein sensibler und respektvol-
ler Umgang der Mitarbeiter mit den Betroffenen gepflegt
wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Frau Bellmann, werden Sie Landrätin!)


Ich möchte Ihnen an dieser Stelle noch etwas zu über-
legen geben.


(Ute Kumpf [SPD]: Ihre Zeit ist um! Frau Bellmann, seien Sie ein bisschen kollegial!)


Wenn Sie schon so einen großen Änderungswillen ge-
zeigt haben, dann sollten Sie vielleicht auch noch einmal
darüber nachdenken, beim Thema Optionsmodell eben-
falls neu zu befinden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517905600

Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege

Brandner das Wort. – Frau Kollegin, Sie dürfen darauf
erwidern.


(Ute Kumpf [SPD]: Dann kann sie noch einmal vom Landrat erzählen!)


Dabei kann man immer noch einiges unterbringen.
Bitte.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1517905700

Frau Präsidentin, die Abgeordnete Bellmann hat in ih-

rer Rede gerade sinngemäß behauptet, dass Anträge der
CDU/CSU auf höhere Altersfreibeträge für Langzeitar-
beitslose als Schonvermögen abgelehnt worden sind.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Nein, das hat sie nicht gesagt!)


Ich bitte Sie, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Koali-
tion eine weitaus umfangreichere Freibetragsregelung
beschlossen hat, als im Existenzeingliederungsgesetz je-
mals vorgesehen war. Ich will noch einmal deutlich sa-
gen, dass in Ihrem Entwurf bis zu einem Alter von

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(C (D 5 Jahren überhaupt keine Freibeträge vorgesehen waen, dass bis zu einem Alter von 50 Jahren 13 000 Euro orgesehen waren und dass bis zu einem Alter von 5 Jahren 15 500 Euro vorgesehen waren. Ich will Ihnen jetzt sagen, welche Freibeträge von der oalition beschlossen worden sind. Wir haben pro Peron pro Lebensjahr einen Betrag von 200 Euro und einen rundfreibetrag von 4 100 Euro vorgesehen. Das macht ei einem Alter von 45 Jahren einen Altersfreibetrag von 8 000 Euro aus, bei einem Alter von 50 Jahren einen reibetrag von 20 000 Euro und bei einem Alter von 5 Jahren einen Freibetrag von 22 000 Euro. Hinzu ommt die selbst genutzte Wohnung bzw. ein entsprehender PKW. Ich bitte Sie, zur Kenntnis zu nehmen, dass zumindest m Deutschen Bundestag nicht bekannt geworden ist, ass Sie sich per Gesetz für höhere Freibeträge eingeetzt haben. (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Beim Kompromiss, Herr Kollege!)


Wir haben diese Regelung durchgesetzt. Von daher
itte ich Sie um Stellungnahme, wie Sie zu dieser Äuße-
ung kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie dürfen sich setzen, Herr Brandner! Das war keine Zwischenfrage!)



Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1517905800

Herr Kollege Brandner, ich habe mich nicht auf das
esetzgebungsverfahren


(Zurufe von der SPD: Ah!)

der auf die vorliegenden Gesetzentwürfe, sondern auf
nser Kompromissverfahren bezogen. Im Kompromiss-
erfahren haben wir mit unserer Argumentation erreicht,
ass die Grenzen nach oben geschoben wurden.


(Lachen bei der SPD – Zuruf von der SPD: Wovon träumen Sie nachts? – Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Von Ihnen bestimmt nicht! Da würde mir schlecht!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517905900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517906000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s geht heute um Hartz IV. Es geht darum, dass Lang-
eitarbeitslose, also Empfängerinnen und Empfänger
on Arbeitslosengeld II, mehr hinzuverdienen können
ls bislang zugelassen. Die PDS im Bundestag wird dem
ustimmen. Natürlich werden wir nicht Nein sagen,
enn es um Erleichterungen für Hartz-IV-Betroffene
eht. Ich sage Ihnen aber zugleich, die Erleichterungen,
m die es heute geht, beseitigen bei Hartz IV nicht ein-
al die unsoziale Spitze, geschweige denn die unge-
echte Philosophie.






(A) )



(B) )


Petra Pau

Nun soll es ja bekanntlich Neuwahlen geben. Wenn

ich den Bundeskanzler und den Kapitalismuskritiker
Müntefering richtig verstanden habe, geht es ihnen dabei
um eine Volksabstimmung über ihre Agenda 2010 nebst
Hartz IV. Ich finde das gut und demokratisch. Sie kön-
nen sicher sein, wir werden so viele Bürgerinnen und
Bürger wie möglich ermutigen, an dieser Volksabstim-
mung teilzunehmen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und Oskar erst!)

Natürlich läuten längst die Wahlkampfglocken. So

verspricht Thüringens Ministerpräsident Althaus zum
Beispiel Nachbesserungen bei Hartz IV, vorausgesetzt,
die CDU/CSU gewinnt die Bundestagswahl. Nun habe
ich von Frau Merkel dazu noch nichts gehört, jedenfalls
nichts Gutes. Ich weiß nur aus dreijähriger Erfahrung,
dass der gesamte rot-grüne Sozialabbau einschließlich
Hartz IV der CDU/CSU bislang stets zu lasch war. Wenn
von daher CDU-Minister meinen, sie würden wollen,
wenn sie denn gewännen, dann kann ich sie nur auffor-
dern: Wollen Sie doch jetzt! Vielleicht gewinnen Sie
dann auch die Bundestagswahl. Das wäre zumindest
glaubwürdig. Aber genau das tun Sie nicht.

Anders verhält sich übrigens das Berliner Abgeord-
netenhaus. Es hat sich gestern erneut mit Hartz IV be-
fasst. Beide Regierungsparteien, die SPD und die PDS,
haben dem rot-roten Senat ein klares Mandat für eine
Bundesratsinitiative erteilt:

Die Zuverdienstmöglichkeiten für Langzeitarbeits-
lose sollen deutlich erhöht werden, und zwar stärker, als
Rot-Grün und die Union es heute zugestehen.

Der Arbeitslosengeld-II-Regelsatz soll bundesweit
einheitlich gestaltet und angehoben werden, also ohne
die soziale Mauer, die die Bundespolitik bestimmt.

Auch Ausgegrenzte, die kein Arbeitslosengeld II er-
halten, sollen durch beschäftigungspolitische Maßnah-
men gefördert werden.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das ist ungerecht!)


Die private Altersvorsorge soll bei der Anrechnung
zum Arbeitslosengeld II besser geschützt werden, damit
Hartz IV nicht Altersarmut potenziert.

Schließlich sollen die Kompetenzen und Zuständig-
keiten zwischen der Agentur für Arbeit und den Kom-
munen eindeutiger geregelt werden.

Die Bundesregierung will das bislang nicht und die
Opposition zur Rechten lehnt das grundsätzlich ab. Sie
haben offensichtlich andere Pläne.

Die PDS im Bundestag befürwortet die rot-roten
Pläne aus Berlin. Wir kennen nämlich aus unserer tägli-
chen Arbeit und aus unseren Sprechstunden die Sorgen
und Nöte der Hartz-Betroffenen, im Übrigen nicht nur
diese, sondern auch die von manchen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Arbeitsgemeinschaften und Arbeits-
agenturen, die sich trotz des schlechten Gesetzes mühen,
eine gute Arbeit zu machen. Deshalb werden wir auch
nicht müde, auf unsere Alternativen, auf unsere „Agenda
sozial“ zu verweisen.

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(C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Michael Fuchs. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Als ich ben Herrn Andres zugehört habe, habe ich den Einruck gewonnen, dass er bar jeder Realität lebt. Er sagte eispielsweise, dass für Jugendliche bis zum Jahresende in Rechtsanspruch auf Arbeit durchgesetzt werden ollte, scheint dabei aber die Zahlen völlig vergessen zu aben. Zurzeit gibt es 568 000 Jugendliche, die keinen rbeitsplatz haben und auf einen solchen warten. Das ind, nebenbei bemerkt, 111 000 mehr als letztes Jahr. as zeigt, wohin Ihre Politik geführt hat. Wir haben ein weiteres Problem: Die gesamte Situa ion der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist o miserabel, dass keine Hoffnung auf Besserung der age am Arbeitsmarkt in Sicht ist. Daran ist Ihre Politik chuld. Sie sollten einsehen, dass Sie niemand anderen afür verantwortlich machen können. Ich habe auch kein Verständnis dafür, Herr Andres, enn Sie sich hier hinstellen und sagen, der Kollege ofalla würde ja sogar noch bei der Verlängerung des ezugs von Arbeitslosengeld drauflegen. Jawohl, der ollege Pofalla hat Recht. Ich sage Ihnen: Das entpricht auch meinem Menschenbild und dem christlihen Menschenbild meiner Partei. s für mich nicht gerecht, jemanden, der mehr als 0 Jahre lang gearbeitet hat, auf die gleiche Stufe zu stelen wie jemanden, der 25 Jahre alt ist und gerade das rste Mal arbeitslos geworden ist. (Beifall bei der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Was sagen Sie dann den Frauen, Herr Kollege?)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517906100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517906200

(Zuruf von der SPD: Pharisäer!)


r muss auch etwas von den vielen Jahren, die er in
iese Versicherung eingezahlt hat, haben. Ich halte das
ür notwendig und richtig.


(Ute Kumpf [SPD]: Ganz schön frauenfeindlich!)


Wenn Sie dann sagen, das könne man nicht organisie-
en, dann tun Sie mir Leid. Wissen Sie nicht, dass es eine
entenversicherung gibt, in der all diese Zeiten aufge-
ührt sind? Das ist sehr einfach zu organisieren. Die Zah-
en sind vorhanden, man kann sie abgreifen. Das wäre
berhaupt kein Problem. Herr Andres, Sie sollten da-
über einmal nachdenken. Das zeigt aber, wie praxisfern
ewerkschaftssekretäre denken. Sie kennen die Arbeits-
lätze nicht mehr und wissen auch gar nicht, was auf
em Arbeitsmarkt passiert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ich macht es betroffen, wenn ein Mann, der 35 Jahre

ang geschafft hat, mit 50 Jahren arbeitslos wird. Dem






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

sollten wir bitte etwas mehr helfen als dem jungen
Mann, der mit 25 gerade das erste Mal arbeitslos wird.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der vielleicht Kinder und gerade deshalb Probleme hat!)


Aber zurück zu dem uns heute hier vorliegenden Ge-
setzentwurf zu den verbesserten Hinzuverdienstmög-
lichkeiten: Ich halte das für gut. Es muss aber trotzdem
immer wieder gelten, dass wir erstens das Lohnabstands-
gebot beachten und zweitens dafür sorgen, dass die Ar-
beit auf dem ersten Arbeitsmarkt immer im Vordergrund
steht. Wir müssen sehr genau aufpassen, dass hier nicht
genau das Gegenteil passiert, nämlich dass die Arbeit
auf dem zweiten Arbeitsmarkt mehr gefördert wird als
die auf dem ersten.

Es ist auch dringend notwendig, dass wir bei den
1-Euro-Jobs aufpassen. Die 1-Euro-Jobs, Herr Kollege
Brandner, die wir eingeführt haben, führen in vielen Be-
reichen schon dazu, dass Arbeit in die falsche Richtung
gelenkt wird.


(Klaus Brandner [SPD]: Da werden sie missbraucht!)


Wenn es obendrein auch noch so ist, dass derjenige, der
einen 1-Euro-Job hat, besser dasteht als jemand, der über
ALG II und Zuverdienst arbeitet, dann ist das mit Si-
cherheit eine Fehllenkung.


(Klaus Brandner [SPD]: Das ist dann Missbrauch, das wissen Sie!)


Leider ist mir aufgefallen, dass das, was wir gemeinsam
gemacht haben – ich sage durchaus, dass wir das ge-
meinsam gemacht haben –, ein Fehler geworden ist;
denn in vielen Kommunen wird wegen der klammen
Lage, die Sie allerdings auch zu verantworten haben, der
1-Euro-Job missbraucht. Das führt dazu, dass Arbeits-
plätze im regulären Arbeitsmarkt gefährdet sind. Die Be-
gründung dafür ist natürlich darin zu sehen, dass Sie die
Haushaltslage dahin gesteuert haben, wo sie jetzt ist.

Meine Damen und Herren, wir haben in diesem Jahr
annähernd 60 Milliarden Euro strukturelles Defizit zu
erwarten. Dieses Defizit werden Sie uns am 18. Sep-
tember als Mitgift übergeben. Ich sage Ihnen voraus:
Wir werden Sie aus dieser Verantwortung nicht entlas-
sen.


(Jörg Tauss [SPD]: Brauchen Sie auch nicht!)

Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern in diesem
Wahlkampf sehr genau beweisen, wer die Situation so
verfahren hat, wie sie verfahren ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Verehrter Herr Andres, Sie sprachen eben davon, dass

Hartz IV eine solche Erfolgsgeschichte sei und Wunder
in diesem Lande bewirkt hätte. Ich darf zur Auffrischung
Ihrer Erinnerung das eine oder andere dazu sagen und
wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir folgen könnten.

Erstens. Jährlich 350 000 neue sozialversicherungs-
pflichtige Jobs über die Personal-Service-Agenturen
wurden uns versprochen. Das wären 1 Million Jobs in

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(C (D rei Jahren. Wie viele sind es geworden, Herr Andres? anze 26 000. Zweitens. Sie haben uns die Ich-AGs als Wunderaffe versprochen. Herr Hartz hat gesagt – der Bundesanzler hat das begeistert angenommen –, es gäbe pro ahr 500 000 neue Selbstständige. 500 000 mal drei wäen 1,5 Millionen. Wie viele sind es? Im Mai 2005 – um hnen die genaue Zahl zu nennen – waren es 235 000. ersprochen, gebrochen: 1,5 Millionen zu 235 000. So ehen Sie mit den Bürgerinnen und Bürgern um. Sie beügen die Bürgerinnen und Bürger von vorne bis hinten. ie erzählen große Stücke und haben kurz vor der Wahl iese 1,5 Millionen angekündigt. Was ist dabei herausekommen? 235 000. Ein weiterer Beweis. Kapital für Arbeit, der be ühmte Jobfloater: 360 000 neue Jobs sollten geschaffen erden. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des bgeordneten Andres? Aber gerne doch, das verlängert meine Redezeit. Herr Dr. Fuchs, da Sie mich hier persönlich der Lüge ezichtigt haben, (Dr. Rainer Wend [SPD]: Das entspricht dem christlichen Menschenbild der Union!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517906300
Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517906400
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517906500
ollte ich Sie Folgendes fragen. Als gelernter Apotheker
nd langjähriges Vorstandsmitglied der Bundesvereini-
ung der Deutschen Arbeitgeberverbände sind Sie doch
icherlich in der Lage, zu unterscheiden, wer wo was zu-
esagt hat. Würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen, dass
ch diese Zahlen so nicht gebraucht habe und dass ich
eispielsweise die Ich-AG für eine außerordentliche ar-
eitsmarktpolitische Erfolgsgeschichte halte? Sie rech-
en sich irgendwelche Zahlen zusammen, die Sie mir
icht in die Schuhe schieben können. Würden Sie das
ur Kenntnis nehmen und bestätigen?

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517906600

Ich kann gerne zur Kenntnis nehmen, Herr Kollege
ndres, dass Sie diese Zahlen nicht selbst gemacht ha-
en, sondern Ihr Herr Hartz sie zusammen mit Ihrer
undesregierung gemacht hat. Aber Sie sind, soweit ich
nformiert bin, bis jetzt noch Mitglied dieser Bundesre-
ierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

eshalb sind Sie für Zahlen verantwortlich, die Herr
artz gemacht hat


(Lachen bei der SPD)

nd die Sie den Bürgerinnen und Bürgern als Fakten
orgestellt haben. Der Bundeskanzler hat doch im Fran-
ösischen Dom, unweit von hier, gestanden, zum






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

Himmel geschaut und geglaubt, er könne mit diesen
Zahlen irgendetwas bewirken. Sie können doch nicht sa-
gen, es sei eine Erfolgsgeschichte, wenn von den ange-
kündigten 1,5 Millionen 235 000 tatsächlich eine Ich-
AG gegründet haben. Das können Sie doch nicht ernst-
haft meinen. Sie haben schließlich gesagt, es würden
1,5 Millionen Ich-AGs gegründet. Das ist doch ein Un-
terschied.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517906700

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kolle-

gen Andres?

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517906800

Aber gerne.

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517906900

Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass der

Bundeskanzler bei der Veranstaltung im Französischen
Dom überhaupt nicht zugegen war?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517907000

Aber er hat doch – –

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517907100

Darf ich wenigstens meine Frage zu Ende stellen,

Herr Dr. Fuchs? Das wäre nett von Ihnen; ich lasse mich
ja von Ihnen hier auch laufend als Lügner beschimpfen.


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517907200

Das habe ich nicht getan.

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517907300

Doch. Lesen Sie Ihre Rede nach! Sie haben gesagt,

ich hätte gelogen. Deswegen frage ich Sie, ob ich diese
Zahlen irgendwo benutzt habe.

Ich sage Ihnen noch einmal: Ich glaube, dass die Ich-
AG als arbeitsmarktpolitisches Instrument eine außeror-
dentliche Erfolgsgeschichte ist. Wir fördern rund
500 000 Menschen, die sich selbstständig machen, aus
der Arbeitslosenversicherung. Das zeigt, dass das eine
außerordentliche Erfolgsgeschichte ist. Ich wollte Sie
einfach nur fragen, ob Sie das verstehen oder nicht.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1517907400

Nein. Ich bleibe bei meiner Aussage, Herr Andres: In

Ihrem Programm zur letzten Wahl ist von 1,5 Millionen
Ich-AGs die Rede. Erreicht haben Sie 235 000. Bleiben
Sie doch bei der Wahrheit! Genau das ist doch keine Er-
folgsgeschichte, wenn Sie vorher den Wähler haben
glauben machen wollen, dass er auf diese Art das Pro-
blem der Arbeitslosigkeit gelöst bekommt. Sie haben da-
mals im Französischen Dom versprochen – wieder ver-
sprochen und gebrochen –, dass mit den Hartz-Reformen
die Arbeitslosigkeit innerhalb von drei Jahren um
2 Millionen verringert würde. Lesen Sie dazu bitte Herrn
Hartz und Herrn Bundeskanzler nach. Als Mitglied der
Bundesregierung sollte Ihnen das bekannt sein. Die Ar-

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(C (D eitslosigkeit ist um 1 Million gestiegen. Das bedeutet in Saldo von 3 Millionen. Das können Sie doch hier icht wegdiskutieren. Glauben Sie doch nicht, dass die ürgerinnen und Bürger so dumm sind, dass sie das icht merken! (Beifall bei der CDU/CSU – Zustimmung des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Fest steht eins: Wir müssen Arbeitsplätze im ersten
rbeitsmarkt schaffen. Es gibt noch 26,13 Millionen so-
ialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im ersten Ar-
eitsmarkt. Nebenbei gesagt ist das der Stand März;
ahrscheinlich sind die Zahlen heute schon wieder
chlechter. Mit diesen Arbeitsplätzen sollen 70 Millio-
en Versicherte finanziert werden. Erklären Sie mir ein-
al, wie das in der Zukunft funktionieren soll!
Daran müssen wir gemeinsam arbeiten. Gott sei Dank
erden wir in Bälde die Möglichkeit dazu haben und das
anze dann in eine andere Richtung bewegen.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Haben Sie auch Vorschläge?)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517907500

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD, der CDU/CSU und des Bündnis-
es 90/Die Grünen eingebrachten Gesetzentwurf zur
eufassung der Freibetragsregelungen für erwerbsfähige
ilfebedürftige auf Drucksache 15/5446 (neu). Der Aus-
chuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt unter
uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 15/5607, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
as Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
er Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
timmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU
nd der Abgeordneten Pau bei Enthaltung der FDP ange-
ommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st damit in dritter Lesung mit dem eben festgestellten
timmenverhältnis angenommen.
Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft

nd Arbeit auf Drucksache 15/5607 zu dem Antrag der
raktion der FDP mit dem Titel „Hinzuverdienstmög-
ichkeiten zum Arbeitslosengeld II im Interesse einer
eschäftigung im ersten Arbeitsmarkt verbessern“. Der
usschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Be-
chlussempfehlung, den Antrag auf Drucksache 15/5271
bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung
es Ausschusses? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von
PD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU gegen die






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Stimmen der FDP bei Enthaltung der Abgeordneten Pau
angenommen worden.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a und 23 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl

(Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Abschiebehindernisse beseitigen
– Drucksachen 15/3804, 15/5193 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Rüdiger Veit
Reinhard Grindel
Josef Philip Winkler
Dr. Max Stadler

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Dr. Norbert Röttgen,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Konsequente Abschiebung ausländischer Ex-
tremisten sicherstellen
– Drucksachen 15/1239, 15/5525 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast
Reinhard Grindel
Josef Philip Winkler
Dr. Max Stadler

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Abgeordnete Sonntag-Wolgast.


Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD):
Rede ID: ID1517907600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zugegeben: Es ist ja ein bisschen schwer, der Bundes-
regierung und der sie tragenden rot-grünen Koalition in
Fragen der Sicherheits- und Migrationspolitik am Zeug
zu flicken. Die meisten Gesetze aus diesem Bereich ha-
ben Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen aus der
Union, mit beschlossen. Also probieren Sie es einmal
mit der Methode, irgendwie die Schraube noch ein Stück
weiterzudrehen – übrigens mit geringen Erfolgsaussich-
ten.

Die beiden Anträge, über die wir heute Mittag befin-
den, sind allerdings besonders untaugliche Versuche. Ich
möchte kurz erklären, warum. Teils fordern Sie Dinge,
die schon getan sind; teils schießen Sie übers Ziel hi-
naus; teils nehmen Sie längst bewältigte Probleme wie
den Fall Metin Kaplan nur noch als Vorwand für Ihren
leider aktuell geplanten Feldzug gegen die bevorstehen-
den Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei.

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(C (D Ich weiß, dass der Antrag vom Juni 2003 veraltet ist. ber warum bequemen Sie sich dann nicht dazu, ihn der ottenkiste anzuvertrauen? Sie tun dies nicht, weil Sie hn heute und in den kommenden Wochen offenbar zur timmungsmache nutzen wollen. Zum Glück stehen Sie amit isoliert da. Nicht nur SPD und Grüne, sondern uch die Freien Demokraten werden beide Anträge abehnen. Und das ist auch gut so. Der Fall Kaplan – dies nur zur Erinnerung – hat bis ur Abschiebung – kein Zweifel – mühselige und ärgeriche Auseinandersetzungen wegen vielfacher Gerichtsrteile gekostet. Aber auch ein Kaplan, so widerwärtig ns sein Denken und sein Handeln sein mögen, hat einen nspruch auf menschenwürdige und rechtsstaatliche Beandlung. Außerdem haben wir eine unabhängige Justiz, eren Entscheidungen man zwar kritisieren kann, die an aber respektieren muss. Nun zu Ihrem neueren Antrag unter der Überschrift Abschiebehindernisse beseitigen“. Natürlich braucht an überhaupt nicht darum herumzureden, dass manche usländer es darauf anlegen, ihre Ausreise zu verzögern der zu verhindern. Deshalb haben wir ja im Zuwandeungsgesetz festgelegt, dass zwischen denen, die nicht usreisen wollen, und denen, die ohne eigenes Verschulen nicht ausreisen können, deutlich unterschieden weren muss. Was ist im neuen Gesetz alles vorgesehen bzw. was urde auf europäischer Ebene in Angriff genommen? ch nenne die wesentlichen Maßnahmen: Mithilfe einer undpapierdatenbank sollen aufgefundene Papiere passosen Ausländern leichter zugeordnet werden. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Die hätte es ohne uns nicht gegeben!)


Herr Kollege Grindel, das stimmt nicht. – „Ausreise-
entren“ sollen die Rückkehrbereitschaft fördern. Fal-
che Angaben zur Identität oder Staatsangehörigkeit
erden unter Strafe gestellt. Wer seine Aufenthaltsdauer
it Tricks zu verlängern versucht, erhält nach dem Asyl-
ewerberleistungsgesetz nur abgesenkte Leistungen. Ins
ünftige EU-Visum-Informationssystem werden biomet-
ische Daten aufgenommen, um Personen sicherer zu
dentifizieren. Zudem gibt es zahlreiche Rückübernah-
eabkommen, bilateral und auf Ebene der EU.
Sie merken: Der Katalog gesetzlicher Handhabe ist

mfassend. So ganz leugnen können Sie dies nicht. Des-
alb ist in Ihrem Antrag von „intensiveren“ oder „ein-
ringlicheren“ Bemühungen die Rede. Die Formulie-
ung im Komparativ zeigt, dass Sie zugestehen: Es
eschieht allerhand.
Es drängt sich allerdings die Frage auf, ob die Länder

ie gesetzlichen Regelungen nutzen – unter Wahrung ei-
es rechtlich einwandfreien und humanitär verantwor-
ungsvollen Vollzugs, versteht sich. Dazu lieferte nun
eider der Hamburger Innensenator Udo Nagel ein trauri-
es Beispiel. Wie er erst vollmundig verkündete, Ham-
urg beginne jetzt als erstes Land mit der Rückführung
on Afghanen


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja, Gott sei Dank!)







(A) )



(B) )


Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast

– ich sage gleich, wie das abgelaufen ist, falls Sie dies
nicht gelesen haben sollten –, wie dann die einen Asyl-
anträge stellten, ein anderer eine Deutsche heiratete und
wieder ein anderer länger als sechs Jahre in der Bundes-
republik lebte, also nicht unter den Personenkreis derer
fiel, die abgeschoben werden sollen, oder wie das Manö-
ver einfach an einer ausgebuchten Maschine nach Kabul
scheiterte! Das alles zeigt, wie man es nicht machen soll.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich nutze den Anlass unserer heutigen Debatte zu
dem Appell an die Länderinnenminister, dass sie auf ih-
rer Konferenz am 23. und 24. Juni für lange hier le-
bende, sozial integrierte afghanische Familien dauer-
hafte Bleibemöglichkeiten und beim Pro und Kontra der
Rückkehr ethnischer Minderheiten in das Kosovo behut-
same, humanitär geprägte Lösungen finden mögen. Das
ist mein herzlicher Appell.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, niemand redet einer
blauäugigen Großzügigkeit das Wort. Vor Extremisten
müssen wir uns schützen. Das Zuwanderungsgesetz, das
die Lehren aus dem 11. September 2001 durchaus nach-
zeichnet, sieht tragfähige Lösungen vor. Bei Unterstüt-
zung des Terrorismus, Aufruf zu oder Androhung von
politisch motivierter Gewalt wird ein Aufenthaltstitel
versagt. Das Verbot der Abschiebung von politisch Ver-
folgten, die die Sicherheit der Bundesrepublik gefähr-
den, wird eingeschränkt. Das Staatsangehörigkeitsgesetz
sieht nun vor einer Einbürgerung die Regelanfrage beim
Verfassungsschutz vor. Wir brauchen daran nichts zu
verschärfen. Das ist noch ein Grund mehr, Ihre Anträge
abzulehnen.

Ein anderer Aspekt in Ihrem Forderungskatalog alar-
miert mich allerdings mehr. Sie sprechen davon – ich zi-
tiere –, „die Abschiebungsschutzvorschriften der aktuel-
len Herausforderung anzupassen“. Sie wollen überprüft
wissen, ob die Schutzpflichten, die sich aus der europäi-
schen Menschenrechtskonvention ergeben, in Über-
einstimmung mit den Sicherheitserfordernissen Deutsch-
lands gebracht werden können. Ich finde das ganz schön
verbrämt ausgedrückt. Im Klartext stellen Sie nämlich
offenbar die Grundprinzipien der europäischen Men-
schenrechtskonvention infrage. Das sollten Sie dann
aber auch deutlich sagen. Von mir hören Sie ebenso
deutlich, dass wir gar nicht daran denken, internationale
völkerrechtliche Verpflichtungen auf den Prüfstand zu
stellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Wir sind uns doch hoffentlich darin einig: Die Stärke
der Demokratie erweist sich darin, dass sie angesichts
terroristischer Bedrohung das Notwendige für Schutz
und Sicherheit tut, ohne aber die Prinzipien des freiheit-
lichen Rechtsstaates aufzuweichen.

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(C (D Vielleicht ist dies eine der letzten ausländerpolitichen Debatten, die wir in der laufenden Legislaturpeiode führen. Für mich ist es höchstwahrscheinlich die etzte, weil ich nicht wieder kandidiere. Ich wünsche mir ür die Zukunft, dass dieses Thema nicht mehr oder zuindest nicht zu sehr polarisiert. Es muss doch möglich ein, die Probleme, aber auch die Chancen der Migration eim Namen zu nennen. Jawohl, es gibt Missbrauch eim Aufenthaltsrecht; aber wir tun doch viel dagegen. awohl, es gibt Ausländerkriminalität; aber es gibt keien statistischen Beleg dafür, dass ausreisepflichtige usländer besonders häufig straffällig werden. Jawohl, usreisepflichtige müssen unser Land verlassen, wenn s rechtsstaatlich zu verantworten ist. Es muss doch möglich sein, dass man sich darauf ver tändigt, sachlich aufzuklären, (Jörg Tauss [SPD]: „Sachlich“ ist bei denen nicht drin!)

tatt zu polemisieren. Die Menschen brauchen auch und
erade in der Ausländerpolitik Information statt Agita-
ion. Es geht immer um Menschen, um das Zusammenle-
en, das friedliche Zusammensein, um Toleranz und da-
um, sich aufeinander zuzubewegen. Weder die so
enannten Gutmenschen noch die Scharfmacher sind da
esonders hilfreich. Sehen wir doch zu – ich hoffe es im-
er noch für die Zukunft –, dass wir endlich aus diesem
agerverhalten, aus diesen beiden Gräben herauskom-
en!
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517907700

Liebe Frau Kollegin Sonntag-Wolgast, wenn es denn

timmt, dass das Ihre letzte Rede war, dann will ich Ih-
en im Namen des Hauses sehr herzlich für Ihre vielfäl-
ige Tätigkeit danken und Ihnen alles Gute wünschen.


(Beifall im ganzen Hause)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ole Schröder.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1517907800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich schließe mich selbstverständlich dem Dank
nd den guten Wünschen für unsere Ausschussvorsit-
ende Frau Sonntag-Wolgast an.
Zu unseren beiden Anträgen. Deutschland galt bisher

das ist allen bekannt – in erster Linie als Vorberei-
ungs- und Rückzugsraum für Terroristen. Das alleine ist
chon schlimm genug. Doch die bisher aufgedeckten is-
amistischen Strukturen und deren Vernetzung mit den
errororganisationen machen deutlich, dass Deutschland
uch das Ziel von zukünftigen Anschlägen geworden ist.
m jüngsten Verfassungsschutzbericht wird darauf hin-
ewiesen, dass auch Deutschland im Zielkreuz des Ter-
ornetzwerkes al-Qaida steht.






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein mögliches Ziel! Das ist eine Binsenweisheit!)


Das Gefährdungspotenzial ist enorm: Etwa
30 000 islamistische Extremisten leben in der Bundes-
republik Deutschland, von denen ein erheblicher Teil als
gewaltbereit einzustufen ist. Der internationale Terroris-
mus ist eine epochale Bedrohung; darüber sind wir uns
im Klaren. Auf absehbare Zeit wird die Verhinderung
von Anschlägen die ganz große Herausforderung der Re-
gierung und unserer Behörden darstellen. Die Schluss-
folgerungen hieraus sind klar: Wir müssen den Glau-
bensterrorismus noch entschiedener bekämpfen, als es
von Rot-Grün bisher getan wurde.


(Jörg Tauss [SPD]: Wer hat denn Kaplan abgeschoben? Bei Ihnen ist er willkommen gewesen! Wir haben ihn abgeschoben!)


Die von CDU und CSU unterstützten Sicherheits-
pakete I und II und auch das Aufenthaltsgesetz haben
Verbesserungen gebracht; auch das muss deutlich gesagt
werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Erst möglich gemacht!)

Aber die wesentlichen Verbesserungen gehen auf die
Initiative der CDU/CSU-Fraktion und der unionsgeführ-
ten Länder zurück.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


Doch wir konnten uns nicht mit allen Forderungen
durchsetzen. Es bestehen weiterhin Sicherheitslücken,
für die der Bundesinnenminister und vor allen Dingen
die grüne Koalition verantwortlich sind.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, die „grüne Koalition“? – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Finde ich gut, dass Sie erkannt haben, dass es eine grüne Koalition ist!)


Meine Damen und Herren, anhand von vier Fragen
müssen wir prüfen, ob wir unseren Bürgern wirklich den
größtmöglichen Schutz vor dem Terrorismus bieten:

Erstens. Wie können wir die Einreise von Terroristen
verhindern?


(Jörg Tauss [SPD]: Durch Verbot! Wir sagen einfach, sie dürfen nicht kommen!)


Zweitens. Wie schaffen wir es, Terroristen, die sich in
Deutschland befinden, schneller abzuschieben?

Drittens. Was machen wir mit Extremisten, die sich in
Deutschland aufhalten, die wir aus Gründen der Rechts-
staatlichkeit aber nicht abschieben können, beispiels-
weise weil ihnen im Zielland Folter droht?

Viertens. Wie erhalten wir Informationen über die ter-
roristischen Netzwerke, wie erhalten wir Informationen
über deren gefährliche Pläne?

Zur ersten ganz konkreten Frage: Verhindern wir
wirksam die Einreise von Extremisten?

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(C (D ier macht Rot-Grün genau das Gegenteil mit seiner isapolitik. Ich denke, der Visa-Ausschuss hat eindeuig gezeigt, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie erst einmal in Ihren Bericht reinschreiben! Erstellen Sie erst einmal Ihren Bericht! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eindeutig waren nur Ihre Unterstellungen!)


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


elches Sicherheitsrisiko der grüne Außenminister für
nser Land darstellt. Das ist mittlerweile Allgemeinwis-
en. Der rechtswidrige Fischer/Volmer-Erlass hat dafür
esorgt,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie einmal etwas zur Sache!)


ass Tausende Kriminelle und auch Extremisten ins
and gekommen sind.
Noch vor knapp einem Jahr hat Bundesinnenminister
tto Schily hier an dieser Stelle zu diesem Antrag in ers-
er Lesung behauptet – ich zitiere –:

Die Visaerteilung ist unsere freie Entscheidung.
a hat er noch Recht. Und weiter:

Intern findet eine sehr sorgfältige Prüfung statt.
b der Bundesinnenminister über die Missstände Be-
cheid wusste – was ja schon schlimm genug wäre –
der ob der Bundesinnenminister hier an dieser Stelle
as Plenum angelogen hat, wird der Visa-Untersu-
hungsausschuss hoffentlich noch klären können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt wissen wir, warum Sie den Antrag nicht zurückgezogen haben: Wahlkampfmunition soll das sein! Es geht gar nicht um die Sache!)


Damit nicht genug, meine Damen und Herren: Zei-
ungsmeldungen konnten wir entnehmen, dass die Bun-
esregierung nun auch noch die Sicherheitsprüfung bei
er Vergabe von Visa an Reisende aus den Staaten der
olfregion lockert. Gerade die Golfregion stellt das
rehkreuz für den internationalen Terrorismus, für al-
aida-Mitglieder, dar. Auch hier werden wir für Aufklä-
ung sorgen. Wir sind gespannt, was die Bundesregie-
ung uns auf unsere schriftlichen Fragen hierzu antwor-
en wird.
Zur zweiten konkreten Frage: Wie schaffen wir es,

xtremistische Ausländer schneller abzuschieben? Hier-
ür haben wir Vorschläge gemacht. Der Kollege Grindel
ird darauf eingehen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir im Zuwanderungsgesetz geregelt!)







(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder

Drittens. Ich frage ganz konkret: Was machen wir mit

islamistischen Extremisten, die wir nach geltendem
Recht nicht abschieben können, zum Beispiel weil ihnen
im Zielland Folter droht? Wie wollen Sie den Bürgern
bei einem in Deutschland verübten Anschlag erklären,
warum sich diese Extremisten immer noch relativ frei in
Deutschland bewegen können? Es ist selbstverständlich,
dass die Sicherungshaft nur das letzte Mittel darstellen
kann. Wenn eine Abschiebung von gefährlichen Extre-
misten nicht möglich ist, so muss die Sicherungshaft
aber eine Option sein. Das hat auch der Bundesinnen-
minister zu Recht gefordert. Er konnte sich innerhalb
seiner Koalition aber wieder einmal nicht durchsetzen.

Die vierte und vielleicht wichtigste Frage lautet: Wie
schaffen wir es, an Informationen heranzukommen? Je-
der weiß, dass wir in die geschlossenen Täterkreise, die
geschlossenen Netzwerke der islamistischen Terrororga-
nisationen nicht mit V-Leuten eindringen können. Des-
halb ist die Kronzeugenregelung von entscheidender
Bedeutung. Ich bitte Sie, sich dieser wirkungsvollen Re-
gelung nicht weiter zu verschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein weiterer Punkt ist die Schaffung einer umfassen-

den Antiterrordatei. Der Bundesrat hat hierfür einen
entsprechenden Entwurf eingebracht. Sie von Rot-Grün
haben dagegengestimmt. Sie, Frau Stokar von Neuforn,
haben hier vollmundig gesagt: Bis Ostern 2005 wird die
Bundesregierung einen entsprechenden Antrag einbrin-
gen. Ostern 2005 ist vorbei und ein effizienter und effek-
tiver Informationsaustausch zwischen den Behörden ist
immer noch nicht gegeben.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517907900

Herr Kollege, achten Sie auf die Zeit.

Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1517908000

Rot-Grün sollte auch hier endlich einmal seine Haus-

aufgaben machen, wenn es Ihnen mit der Sicherheit für
unsere Bürger ernst ist.

Wenn wir in Deutschland das Risiko einer Katastro-
phe eingrenzen wollen,


(Jörg Tauss [SPD]: Um Gottes willen!)

dann müssen wir jetzt schnell handeln. Ich bitte Sie, sich
dem nicht zu widersetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517908100

Das Wort hat der Abgeordnete Josef Winkler.

(Jörg Tauss [SPD]: Schildern Sie die Lage mal rea listisch, Herr Winkler! Das wäre ganz nett!)

Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-

NEN):
Ja, Herr Tauss, den Auftrag nehme ich an.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Schröder, ich dachte, Sie wären
schon beim Schreiben Ihres Berichts für den Untersu-

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(C (D hungsausschuss. Wenn alle Ergebnisse so klar sind, wie ie das gerade geschildert haben, dann weiß ich gar icht, warum Sie sich so darüber aufgeregt haben, dass ie Beweisaufnahme bis zur möglichen Neuwahl unterrochen wird. (Beifall der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] sowie bei der SPD – Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Fischer hat gesagt, dass wir in den Bericht schreiben sollen: Fischer ist schuld! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Lesen Sie mal die Zeitung von heute!)


Ich habe hier überwiegend das Wort.
Die CDU/CSU gibt in ihren Anträgen, über die wir

eute hier zum wiederholten Male sprechen, vor, sich
it der Beseitigung von Abschiebungshindernissen zu
efassen. Herr Kollege Grindel, dass das Wahlkampfmu-
ition sein soll, haben Sie schon gesagt; es ist ein wenig
etöse. In Wirklichkeit zielen Sie darauf ab, eine rigo-
ose und meiner Meinung nach fast schon menschenver-
chtende Abschiebungspolitik durchzusetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Niebel von der FDP hat gesagt, Frau Merkel sei
uch die Kanzlerkandidatin der FDP. Herr Burgbacher
nd Herr Dr. Stadler, vielleicht können Sie gleich darauf
ingehen, wie die Tatsache, dass Ihre Kanzlerkandidatin
olche Anträge ins Parlament einbringt, mit Ihren An-
ichten kompatibel gemacht werden kann.


(Beifall bei der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden von Schwarz-Gelb unterstützt!)


ie soll ich diese Anträge sonst werten, wenn zum Bei-
piel die Nutzung der zulässigen Rechtsmittel oder psy-
hische Erkrankungen generell unter einen Missbrauchs-
erdacht gestellt werden?


(Jörg Tauss [SPD]: Unglaublich!)

Die Kollegin Sonntag-Wolgast hat bereits gesagt,

ass Sie die Bundesregierung dazu auffordern, sich für
ine Aufweichung der menschenrechtlichen Schutzstan-
ards der europäischen Menschenrechtskonvention zu
emühen. Die europäische Menschenrechtskonvention
erbietet zu Recht Abschiebungen, auch solche von un-
iebsamen Straftätern und Extremisten, wenn ihnen Fol-
er droht. Daran wird nicht gerüttelt. Wer das ändern
ill, der muss eben die europäische Menschenrechts-
onvention ändern. Das werden wir nicht mitmachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Der von Personen wie dem erwähnten Metin Kaplan
der von ähnlich gelagerten Fällen ausgehenden Gefahr
ür die Bundesrepublik kann mit den Mitteln der Straf-
erfolgungsbehörden und des Zuwanderungsgesetzes
unseres Kompromisses –, wie zum Beispiel neuen
eldeauflagen und Einschränkungen der Freizügigkeit,
egegnet werden. Wer diesem Personenkreis gegenüber






(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

nach einer Sicherungshaft oder einem kurzen Prozess
ruft, der streut der Öffentlichkeit Sand in die Augen.

Wir haben hierzu schon gemeinsam einen Kompro-
miss erarbeitet, dem wir unter Schmerzen zugestimmt
haben. Dass Sie sich daran nicht mehr erinnern wollen,
ist mir inzwischen auch klar geworden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ein bisschen dünne!)


Die Voraussetzungen für eine Abschiebung ausländi-
scher Extremisten in deren Herkunftsländer müssen
diese Staaten demnach primär selbst schaffen. Wenn in
diesen Ländern zum Beispiel Folter für ein minder
schweres Delikt gehalten oder es zugelassen wird, Aus-
sagen vor Gericht zu nutzen, die unter der Folter erpresst
wurden, soll es meiner Meinung nach nicht möglich sein
– es ist auch nicht möglich –, dass Menschen aus einem
Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland in sol-
che Länder abgeschoben werden.

Zusammengefasst: Sachgerechte und rechtsstaatliche
Maßnahmen gegen Personen wie Metin Kaplan, aber
auch Extremisten und potenzielle Terroristen finden un-
sere Unterstützung. Für eine reine Symbolpolitik und
den Abbau von Grundrechten zu Wahlkampfzwecken
stehen Bündnis 90/Die Grünen und große Teile der SPD


(Jörg Tauss [SPD]: Alle!)

– sogar alle – nicht zur Verfügung.


(Jörg Tauss [SPD]: Keine Spaltung!)

– Der Kanzler hat mein volles Vertrauen. Ich glaube, das
hört er gar nicht so gerne.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517908200

Das ist aber gefährlich.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte jetzt Ihre Aufmerksamkeit auf eine andere
Gruppe von ausreisepflichtigen Menschen richten – die
Kollegin Sonntag-Wolgast hat das schon getan; ich will
das, was sie gesagt hat, noch einmal unterstreichen –: Es
geht um Flüchtlinge aus Afghanistan, die hier seit lan-
gen Jahren immer mit kurzfristig verlängerten Duldun-
gen leben und dementsprechend bisher keine Integra-
tionsperspektive hatten und auch noch keine haben. Sie
kennen die Geschichte mit den Entscheidungsstopps
beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, die
Flucht und die verschiedenen Gerichtsverfahren. Zwar
wurde die Abschiebung für immer wieder ausgesetzt.
Aber ihnen wurde keine Integrationsperspektive eröff-
net. Dabei sind wir uns bei Flüchtlingen aus Afghanistan
sicher einig, dass diese Menschen, die vor dem finsteren
Bürgerkrieg und dem schlimmen Regime, das dort ge-
herrscht hat, hierher geflohen sind, ihre jahrelange An-
wesenheit in unserem Land nicht selbst verursacht ha-
ben.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Kettenduldungspraxis – damit komme ich zum
chluss –, die wir als Gesetzgeber überwinden wollten,
ird leider auch nach In-Kraft-Treten des Zuwande-
ungsgesetzes fortgeführt. Ich möchte an dieser Stelle
or allem an Sie, meine Damen und meine Herren von
er Unionsfraktionen, aber auch an die Bundesregierung
die, wie gesagt, mein volles Vertrauen hat – appellie-
en, Ihren Einfluss auf der demnächst anstehenden In-
enministerkonferenz dahin gehend geltend zu machen,
ass jahrelang geduldete afghanische Flüchtlinge im
ahmen einer Altfallregelung endlich ein Aufenthalts-
echt in Deutschland erhalten. Eine solche positive Ent-
cheidung ist unserer Meinung nach überfällig.
Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517908300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Max Stadler.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt setzt euch mal von den Schwarzen ab!)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1517908400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Die Bundesrepublik Deutschland erfüllt – und
ird das auch in Zukunft tun – humanitäre Verpflichtun-
en, etwa durch Gewährung des Asylgrundrechts. Wir
aben den Zugang in unser Land mit dem Zuwande-
ungsgesetz vorsichtig und in vernünftiger Weise gere-
elt. Deswegen ist es auf der anderen Seite völlig konse-
uent, wenn diejenigen, die kein Recht und keine
uldung mehr haben, in Deutschland zu bleiben, ent-
chlossen abgeschoben werden.


(Beifall des Abg. Dr. Ole Schröder [CDU/ CSU])


nsofern teilen wir das Anliegen der Union. Wenn Ab-
chiebungen, die vom Gesetz her geboten sind, durch
echtsmissbrauch oder Tricksereien verhindert werden,
o muss dem entgegengetreten werden. Auch dieses An-
iegen aus Ihrem Antrag teilen wir als FDP selbstver-
tändlich.
Aber es gibt auch einige Aspekte, die in den Anträgen

er CDU/CSU nicht enthalten sind. Das größte Abschie-
ungshindernis ist in Wahrheit doch meistens die unsi-
here Lage im Herkunftsland von Flüchtlingen. Wir
aben das kürzlich in der Unterrichtung einiger Mitglie-
er des Innenausschusses durch den renommierten
xperten Victor Pfaff aus Frankfurt erfahren, der die
chwierige Lage in Afghanistan geschildert hat.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Da wäre ich vorsichtig: „renommiert“!)


Herr Grindel, ich weiß, dass Sie behaupten, andere In-
ormationen zu haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Grindel weiß alles!)

ch kann nur aufgrund der Delegation von renommierten
xperten, die mit Herrn Pfaff gerade dort gewesen ist,






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

sagen: Vorsicht bei Abschiebungen in Gebiete, in denen
Leib und Leben der Flüchtlinge gefährdet sind.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt ein weiteres Abschiebungshindernis, und zwar
nicht rechtlicher, sondern praktischer Art. Viele Men-
schen, die lange in Deutschland sind und hier ihre Kin-
der geboren haben, die schon zur Schule gehen, sind hier
verwurzelt und integriert. Jeder von uns wird doch in
seinem Wahlkreis von Kirche und Schule, von Handwer-
kern und Vereinen angesprochen,


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

weil niemand versteht, dass sich viele in Deutschland
aufhalten, bei denen die Integration Probleme macht,
aber auf der anderen Seite solche, die bestens integriert
sind,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


plötzlich abgeschoben werden sollen.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Da muss es doch vernünftige Altfallregelungen geben.

Ich sage Ihnen am Ende noch eines ganz klar: Mit der
FDP gibt es kein Rütteln an der Europäischen Men-
schenrechtskonvention und an der Antifolterkonven-
tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Nicht wie damals bei Schmidt-Jortzig!)


Ich sage: Hände weg von diesen internationalen Ver-
pflichtungen, die wir zu Recht eingegangen sind! In ei-
ner Formulierung einer der Anträge der Union sah es so
aus, als ob Sie das nicht mehr gelten lassen wollten.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Zwei Stellen!)


Ich habe das schon von dieser Stelle aus gerügt und Sie
haben klargestellt, dass es nicht so gemeint gewesen sei.
Das ist eine Basis. Aber wir können natürlich nicht ei-
nem Antrag zustimmen, in dem eine Formulierung steht,
die den Eindruck erweckt, als wollten Sie die Europäi-
sche Menschenrechtskonvention zur Disposition stellen.


(Beifall bei der FDP)

Ganz zum Schluss, Herr Kollege Schröder: Sie kom-

men aus dem schönen Norden unseres Landes.

(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Daher ist Ihnen der Landkreis Passau verständlicher-
weise nicht bekannt. Ich will Ihnen berichten: In Hau-
zenberg im Landkreis Passau gibt es den ersten Fall, den
Sie angesprochen haben. Bei jemandem, der aufgrund
bestimmter Umstände des Terrorismus verdächtigt wird
und den man im Moment noch nicht abschieben kann
– das wird noch kommen –, werden die neuen Möglich-
keiten des Zuwanderungsgesetzes, nämlich ihn völlig zu
isolieren und total zu überwachen, in einer solchen

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(C (D eise angewandt, dass alle Ihre Bedenken berücksichigt sind. Hier haben wir also beim Zuwanderungskomromiss gemeinsam Regelungen geschaffen. Die FDP greift berechtigte Anliegen auf; aber wir hal en uns an die humanitäre Tradition des Grundgesetzes nd an internationale Verpflichtungen, die aus der Antiolterkonvention und der Europäischen Menschenrechtsonvention resultieren. Das ist in diesem Bundestag so nd das wird im nächsten Bundestag so bleiben. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür werden wir sorgen!)


(Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse)


Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517908500

Ich erteile das Wort Kollegen Reinhard Grindel,
DU/CSU-Fraktion.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommt der öffentlichrechtliche Kollateralschaden!)



Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1517908600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
ill gerne die Worte meines Kollegen Thomas Strobl
iederholen: Wir müssen uns einmal über das Aufent-
altsrecht des Kollegen Tauss hier im Deutschen Bun-
estag unterhalten. Er ist manchmal in der Tat schwer zu
rtragen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Da hat er Recht! – Zurufe von der SPD: Na, na!)


Die Menschen fragen oft, wo eigentlich die Unter-
chiede zwischen CDU/CSU und Rot-Grün sind. An die-
em Punkt kann man das klar und deutlich herausarbei-
en: Ob es Bleiberechtsregelungen für Illegale sind, ob
s die Visaaffäre ist oder Ihre mangelnde Bereitschaft zu
iner konsequenten Abschiebung von ausreisepflichti-
en Ausländern –


(Jörg Tauss [SPD]: Kaplan!)

Ihnen geht es in Wahrheit um massenhafte Zuwande-

ung, auch auf Kosten der Integration der hier lebenden
usländer.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Jetzt wird hier wieder polarisiert!)


Uns geht es um weniger Zuwanderung und mehr Inte-
ration der ausländischen Mitbürger, die hier leben. Das
st der zentrale Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will etwas zu dem sagen, was Sie, Frau Sonntag-
olgast, angesprochen haben, zu den EU-Rückfüh-
ungsabkommen. Hier hat die EU versagt. Es gibt
ückführungsabkommen mit Hongkong und Macao,
ber nicht mit den Hauptherkunftsländern der Ausländer,
ber die wir uns unterhalten. Es gibt Rückführungsab-
ommen, die funktionieren, und zwar mit Ungarn, mit






(A) )



(B) )


Reinhard Grindel

Polen und mit Rumänien; die hat Innenminister Rudolf
Seiters gemacht. Davon leben wir noch heute. Das ist die
Faktenlage bei der Frage der Rückführungsabkommen.

Sie waren ein bisschen unvorsichtig, als Sie hier die
Abschiebung von afghanischen Flüchtlingen und die
Diskussion in Hamburg thematisiert haben. Die prakti-
schen Probleme, die es in der Tat gibt, hat die Ausländer-
behörde in Hamburg zu verantworten. Es wäre schon
fair gewesen, den Kollegen hier mitzuteilen, dass der
Leiter der Ausländerbehörde in Hamburg, Ralph
Bornhöft, ein ehemaliger SPD-Bürgerschaftsabgeordne-
ter ist.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Er ist der Verantwortliche.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was soll denn das heißen?)


Vielleicht sollten Sie bei Ihren eigenen Genossen aufräu-
men, bevor Sie den Senat der Freien Hansestadt Ham-
burg angreifen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt denn „aufräumen“? – Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])


– Ich weiß, dass es für Sie schwer erträglich ist, dass
man sich über die Verhältnisse etwas schlauer gemacht
hat.


(Jörg Tauss [SPD]: Ablenkung, mein Lieber! Nichts als Ablenkung!)


– Das ist keine Ablenkung. Es wäre nett, wenn ich bei all
Ihren Zwischenrufen kurz die Gelegenheit hätte, ein
Sachargument einzubringen.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann bringen Sie mal eins!)


– Ja, ich bringe es gerne ein.
Bundesinnenminister Otto Schily hat uns am Mitt-

woch – die Vorsitzende des Ausschusses wird das
wissen – einen schriftlichen Bericht über die Lage in Af-
ghanistan und über die Frage der Rückführung von af-
ghanischen Flüchtlingen und Kosovo-Albanern bzw.
Flüchtlingen, die in das Kosovo zurückgeführt werden
sollen, vorgetragen. In diesem Bericht steht, dass es um
die Ausreise von 16 000 afghanischen Flüchtlingen von
insgesamt 60 000 Afghanen, die bei uns sind, geht. Man
muss der Öffentlichkeit sagen, um was für Personen es
sich handelt. Es handelt sich nur um allein stehende
männliche Volljährige zwischen 18 und 60 Jahren und
vor allen Dingen um Straftäter, die ein erhebliches Straf-
maß bekommen haben, die wir zurückführen wollen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Hessen wollen sie auch Frauen abschieben, steht im Erlass!)


In dem Bericht von Otto Schily steht auch, dass andere
EU-Staaten selbstverständlich abschieben, etwa Groß-
britannien, die Niederlande und Dänemark. Großbritan-
nien hat im letzten Jahr fast 600 Afghanen abgeschoben.

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(C (D Ich sage Ihnen eines ganz deutlich: Dass man noch icht einmal Straftäter abschieben können soll, obwohl ittlerweile Tausende von pakistanischen und iranischen astarbeitern in Afghanistan arbeiten, hat mit dem Schutz on Flüchtlingen nichts mehr zu tun, aber sehr wohl mit emmungsloser Zuwanderung durch die Hintertür. Kollege Grindel, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Sonntag-Wolgast? Ja. Herr Kollege Grindel, ist Ihnen bei Ihrem etwas auf eregten und polemisierenden Beitrag entgangen (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein, ich habe Innenminister Schily zitiert! Das wird man ja wohl noch dürfen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517908700
Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1517908800
Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD):
Rede ID: ID1517908900

darf ich meine Frage stellen? –, dass ich in meinem
lädoyer für einen humanitären Umgang mit afghani-
chen Flüchtlingen von schon lange hier lebenden Fa-
ilien, von sozial integrierten Menschen gesprochen
abe?

Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1517909000

Wenn Sie zugehört hätten, hätten Sie nicht überhören

önnen, dass ich gesagt habe, dass sowohl der Bundesin-
enminister in seinem schriftlichen Bericht an unseren
usschuss als auch wir immer von der Rückführung von
6 000 afghanischen Flüchtlingen sprechen, wie es auch
uf der Innenministerkonferenz vereinbart wurde. Zu
iesen 16 000 afghanischen Flüchtlingen gehört der Per-
onenkreis, den Sie erwähnt haben, überhaupt nicht.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gibt es nicht auch Frauen, die geflohen sind?)


Ich will Ihnen noch etwas vorhalten, damit sie
enauer erkennen können, worum es geht. Diese Bun-
esregierung macht auch in diesen Tagen durch das
undesamt für Migration und Flüchtlinge Rückfüh-
ungswerbeaktionen für Afghaner unter der Überschrift:

Heimat in Afghanistan
Zurückkehren? –
Wir beraten Sie gern!

amit das Ganze auch verstanden wird, gibt es dies auch
n afghanischer Sprache. So viel zu der Frage, ob es un-
oralisch, ob es unverantwortlich ist, diese afghani-
chen Flüchtlinge zurückzuführen. Die eigene Bundesre-
ierung macht solche Werbekampagnen. Vielleicht
äumen Sie erst einmal in Ihrem eigenen Laden auf, be-
or Sie solche polemischen Angriffe gegen uns starten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das habe ich gar nicht gesagt! Drehen Sie mir doch nicht das Wort im Munde herum!)







(A) )



(B) )


Reinhard Grindel

Innenminister Schily hat uns auch etwas zur Rück-

führung von Roma und Serben geschrieben. Er
schreibt:

Bleiberechtsregelungen
– wie Sie und auch die Ausländerbeauftragte sie verlangt
haben –

würden der mit UNMIK vereinbarten Weiterent-
wicklung der Rückführungsprozesse für Minderhei-
ten aus dem Kosovo, die sich voraussichtlich auch
positiv auf die freiwillige Rückkehr auswirken
dürfte, zuwiderlaufen.

Auf der Regierungsbank ist leider kein Vertreter des
Bundesinnenministeriums.


(Lilo Friedrich [Mettmann] [SPD]: Er hat sich ordnungsgemäß verabschiedet! Er hat sich entschuldigt!)


Es wäre ganz schön, wenn Sie Ihre Position einmal mit
der vom Bundesinnenministerium koordinieren würden.
Ich kann nur sagen: Wo der Bundesinnenminister und
sein Ministerium Recht haben, haben sie Recht. Wir un-
terstützen diese Politik.

Es geht darum, dass wir keine zusätzlichen Abschie-
behindernisse schaffen wollen. Sie hingegen haben dies
versucht, indem Sie sich im Vermittlungsausschuss da-
für eingesetzt haben, dass eine Überprüfung von Flücht-
lingen durch das Bundesamt für Migration und Flücht-
linge in Zukunft unterbleibt und diese sofort eine
Niederlassungserlaubnis bekommen. Wir haben das zu-
rückgewiesen und damit erreicht, dass zum Beispiel die-
jenigen, die als mutmaßliche Straftäter des geplanten At-
tentats auf Alawi verhaftet wurden – auf diese
Verhaftung ist der Bundesinnenminister ja sehr stolz –,
nicht unter diese Regelung fallen. Die hätten nämlich
eine Niederlassungserlaubnis bekommen, wenn Sie sich
durchgesetzt hätten. Damit hätten wir große Schwierig-
keiten gehabt, sie abzuschieben.

Noch ein Wort zu Kettenduldungen. Ich will ganz
klar hervorheben – daran werden wir auch nach einem
Regierungswechsel nicht rütteln –, dass wir die Ketten-
duldungen für diejenigen, die ihre dauerhafte Anwesen-
heit hier nicht selbst verschuldet haben, abschaffen. Das
haben wir im Zuwanderungsgesetz vereinbart; wir haben
auch eine Härtfallregelung vereinbart. Eines aber ist völ-
lig eindeutig: Wer seine Papiere vernichtet hat und sei-
nen Reiseweg verschleiert – das trifft für den überwie-
genden Anteil der ausreisepflichtigen Ausländer zu –,
der kann doch nicht noch mit einem Bleiberecht für
seine Rechtsverstöße belohnt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das verlangt doch niemand, Herr Kollege!)


Die Anwesenheit von mehreren Hunderttausend aus-
reisepflichtigen Ausländern sorgt für Probleme; ich habe
schon in der ersten Beratung darauf hingewiesen. Sie
wirkt sich auf die Kriminalität aus und verursacht hohe
Kosten für Länder und Kommunen. Es geht nicht an,

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(C (D ass wir auf der einen Seite in den Kommunen keine indergärten bauen und Schulen und Straßen nicht saieren können, sodass vor allem im Baugewerbe Areitsplätze wegen mangelnder Investitionen verloren geen, aber auf der anderen Seite Hunderte von Millionen ür ausreisepflichtige Ausländer ausgeben, weil wir ihre bschiebung nicht hinbekommen. Das verstehen die enschen in unseren Wahlkreisen nicht. Das verstehen brigens gerade auch die Wähler Ihrer Partei, der SPD, icht. Deswegen kann und darf das nicht so bleiben. pätestens nach dem 18. September – sofern der Bunespräsident den Bundestag auflöst – werden wir dafür orgen, dass sich das ändert und dass die Menschen in hre Heimat zurückgeführt werden, wie es das Gesetz orschreibt. Danke schön. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Innenaus chusses auf Drucksache 15/5193 zu dem Antrag der raktion der CDU/CSU mit dem Titel „Abschiebehinernisse beseitigen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Anrag auf Drucksache 15/3804 abzulehnen. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP geen die Stimmen der CDU/CSU angenommen. Wir kommen zur nächsten Beschlussempfehlung des nnenausschusses auf Drucksache 15/5525 zu dem Anrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Konseuente Abschiebung ausländischer Extremisten sichertellen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf rucksache 15/1239 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit der gleihen Mehrheit wie soeben angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 sowie Zusatz unkt 5 auf: 24. Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Olaf Scholz, Erika Simm, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Jerzy Montag, Volker Beck neten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Offenlegung der Vorstandsvergütungen (Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz – VorstOG)


(Jörg Tauss [SPD]: Wie Kaplan damals!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517909100
– Drucksache 15/5577 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

ZP 5 Erste Beratung des von den Abgeordneten Rainer

Funke, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster),
weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP
eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes
zur Stärkung der Eigentümerrechte einer Ak-

(1. Eigentümerrechte-Stärkungsgesetz – EigStärkG)

– Drucksache 15/5582 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Bundesministerin Zypries.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517909200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Anfang März haben wir uns mit der SPD-Fraktion
darauf verständigt, dass die individuelle Offenlegung der
Vorstandsbezüge bei börsennotierten Aktiengesellschaf-
ten gesetzlich geregelt werden soll.


(Peter Dreßen [SPD]: Sehr gut!)

Das Kabinett hat daraufhin auf meinen Vorschlag am
18. Mai das so genannte Vorstandsvergütungs-Offenle-
gungsgesetz verabschiedet. Heute führt der Bundestag
die erste Beratung des gleich lautenden Entwurfs der
Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen durch.

Warum legen wir diesen Gesetzentwurf vor? Seine
Geschichte beginnt im Jahr 2001, als die Bundesregie-
rung die Regierungskommission Corporate Governance
Kodex eingesetzt hat. Unter Leitung des renommierten
Thyssen-Krupp-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Gerhard
Cromme erarbeitete sie 70 Empfehlungen für eine gute
Unternehmensführung der börsennotierten Unterneh-
men. Der so genannte Corporate Governance Kodex,
der Unternehmen Leitlinien für gute Unternehmensfüh-
rung bieten soll, orientiert sich vor allem an einem
Grundsatz, nämlich dem der Transparenz. Denn für die
Aktionäre als Eigentümer der börsennotierten Unterneh-
men ist es wichtig, zu wissen, welche Entscheidungen in
der Unternehmensführung in Vorbereitung sind und ob
diese nachvollziehbar sind. Nur dann ist auch Kontrolle
möglich und nur dann, wenn Kontrollmöglichkeiten be-
stehen, können Fehlentwicklungen verhindert werden.

Der Kodex enthält das, was Herr Cromme als „Ver-
haltensweisen eines ehrbaren Kaufmanns“ umschreibt.
Er ist auch im Ganzen gesehen eine echte Erfolgsge-
schichte. Im Jahr 2005 werden allein im DAX-Segment
durchschnittlich 70 der 72 Empfehlungen befolgt. Insge-
samt beträgt die Umsetzungsquote mehr als 97 Prozent.

Insofern wird deutlich, dass die Idee der Selbstregu-
lierung funktioniert, in diesem Fall allerdings mit einer
einzigen Ausnahme. Diese betrifft die Offenlegung der
Vorstandsgehälter. Der Kodex empfiehlt, dass die Vor-

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(C (D tandsgehälter individualisiert offen gelegt werden solen. Wir haben immer sehr dafür geworben. Wir haben ie Frist noch einmal verlängert und den Unternehmen esagt: Bitte tut es selbst, sonst muss der Gesetzgeber andeln. – Die Offenlegung setzt sicherlich einen Kulurwandel in den Unternehmen voraus, zumindest in eutschland, nicht aber in Großbritannien, Frankreich, talien, den USA oder Kanada; denn überall dort ist eine ndividualisierte Offenlegung längst vorgeschrieben. rotz der verlängerten Frist waren es gleichwohl nur twa 70 Prozent der DAX-30-Unternehmen, die sich zu iner Offenlegung bereit erklärt haben. Bei den Mund -DAX-Unternehmen ist die Quote noch deutlich niedrier. Ziel unseres Gesetzes ist die Stärkung der Kontroll echte der Aktionäre. Es geht nicht darum, einen allgeeinen Informationswunsch der Öffentlichkeit zu erfülen oder sogar Neid und Neugier zu befriedigen. Das ist icht unser Ziel. Wir wollen vielmehr, dass die Akionäre, die Eigentümer der Unternehmen, darüber inforiert werden, ob der Aufsichtsrat die Vergütung für den orstand angemessen festgesetzt hat. Das Aktiengesetz erlangt schon heute, dass die Bezüge in einem angeessenen Verhältnis zu den Aufgaben und zur Lage der esellschaft stehen. Das sollen Aktionäre künftig nachollziehen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Gesetzentwurf sieht deshalb vor, dass künftig die
esamten Bezüge jedes einzelnen Vorstandsmitglieds
nter Namensnennung anzugeben sind. Wir verlangen
ie Aufschlüsselung in erfolgsunabhängige und erfolgs-
ezogene Komponenten sowie Komponenten mit lang-
ristiger Anreizwirkung wie Aktienoptionen. Wir wollen
uch, dass die Ruhestandsgehälter sowie die Versor-
ungs- und Abfindungszusagen erfasst werden; denn ge-
ade das ist einer der Punkte, bei denen es in der Vergan-
enheit immer wieder zu erheblichen Problemen
ekommen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ganz wichtig: Es geht um eine Stärkung der Ak-
ionärsrechte. Deshalb sollen es letztlich die Aktionäre
ein, die darüber entscheiden. Wir ermöglichen es jedem
inzelnen Unternehmen, zu sagen: Wir wollen das nicht
issen. – Das können die Aktionäre in der Hauptver-
ammlung mit Dreiviertelmehrheit entscheiden. Ein sol-
her Beschluss gilt jeweils für fünf Jahre.
Um es klar zu sagen: Wir wollen mit dieser Regelung

en Kodex, also die freiwillige Selbstverpflichtung zu
uter Unternehmensführung, nicht infrage stellen. Das
st nicht das Ziel; denn der Kodex funktioniert, wie ge-
agt, im Großen und Ganzen sehr gut. Er wird ständig
eiterentwickelt. Wenn Sie heute die Zeitung gelesen
aben, wissen Sie, dass man sich derzeit mit der Frage
eschäftigt, wie die Aufsichtsräte zusammengesetzt sein
ollen. Auch das ist ein ganz wichtiges Thema, auf das
er Gesetzgeber ein Auge haben wird.






(A) )



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Bundesministerin Brigitte Zypries

An die Kollegen der FDP sage ich – ich muss monie-

ren, dass die Opposition in der Debatte über dieses
Thema nicht sehr stark vertreten ist -:


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Qualität, nicht Quantität zählt!)


Unser Vorschlag ist besser, weil er klarstellt, dass zu-
nächst einmal offen gelegt werden muss. Erst dann kann
davon abgewichen werden. Wenn ich Sie richtig verstan-
den habe, argumentieren Sie: Die Hauptversammlung
kann ja entscheiden, ob offen gelegt werden soll. Ich
meine, dass das ein Schritt zu wenig ist; denn diese
Möglichkeit besteht schon jetzt und wird nicht wahrge-
nommen. Damit wird die Logik umgedreht. Es hilft uns
deshalb nicht weiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich appelliere an Sie: Ermöglichen Sie es uns, unseren
Gesetzentwurf in der jetzigen Fassung durchzubringen!
Es ist nicht unser Anliegen, sondern auch das der Bevöl-
kerung, die bei der Altersvorsorge verstärkt zu Aktien
greift und deshalb wissen will, was in den Unternehmen
geschieht. Lassen Sie uns den Gesetzentwurf noch in
dieser Legislaturperiode durchbringen! Sehen Sie von
einer anderen Form der Offenlegung ab! Sonst würde
das Verfahren verzögert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517909300

Ich erteile das Wort Kollegen Dr. Günter Krings,

CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1517909400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Heute, in der wahrscheinlich drittletzten Sit-
zungswoche des Deutschen Bundestages der 15. Wahl-
periode, diskutieren wir über die individualisierte Offen-
legung der Vergütung der Mitglieder des Vorstandes
börsennotierter Aktiengesellschaften. Die Bundesregie-
rung hat sich entschieden, dieses Thema in den zeitli-
chen Kontext der Kapitalismuskritik des Vorsitzenden
der SPD und der SPD-Bundestagsfraktion zu stellen,
und Frau Zypries hat sich entschieden, den Regierungs-
entwurf vier Tage vor der Landtagswahl in Nordrhein-
Westfalen im Kabinett verabschieden zu lassen. Das ist
nicht unbedingt Ausweis einer soliden und nachhaltigen
Wirtschafts- und Rechtspolitik, sondern offensichtlich
Teil eines parteitaktischen Manövers. Das zeigt auch,
dass diese Bundesregierung nach jedem Strohhalm
greift, um ihr unaufhaltsames Abrutschen in der Wähler-
gunst zumindest ein wenig zu verlangsamen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ist es jetzt richtig oder falsch? – Olaf Scholz [SPD]: Zur Sache!)


Angesichts der verzweifelten Suche nach Kampfthe-
men hat man wohl keinerlei Überlegung darauf verwen-
det, wann der richtige Zeitpunkt ist, ein solches Gesetz
einzubringen. Frau Zypries, Sie selbst haben im letzten

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(C (D ahr mehrfach betont, man solle erst einmal abwarten, ie sich die Sache entwickelt. Mit anderen Worten: Sie aben davon gesprochen, dass man diese Entwicklung eobachten muss. Sie haben eben gesagt, dass zwei Dritel der DAX-Unternehmen inzwischen entsprechend orgehen, Anfang 2004 war es noch ein Drittel. Das eißt, die Entwicklung ist nicht so schlecht, wie Sie es argestellt haben. Wir erwarten, dass das eine oder anere Unternehmen in der kommenden Hauptversammungssaison doch noch die richtige Entscheidung, also ie zur Offenlegung, trifft. Parteitaktik Ihrerseits hin oder her – wir werden uns eute und in den folgenden Debatten im Rechtsauschuss mit dieser Frage vertieft beschäftigen. Wir begrüen ausdrücklich den Ansatz dieses Gesetzentwurfs. as börsennotierte Aktiengesellschaften angeht, streben uch wir ein hohes Maß an Transparenz im Hinblick uf die relevanten Unternehmensdaten an. Das erfordert chon der internationale, globalisierte Aktienanlagearkt. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist einmal eine vernünftige Einstellung!)


Die Höhe der Bezüge der einzelnen Vorstandsmitglie-
er gehört zu den wichtigen Informationen, die Aktio-
äre zu Recht interessieren. Zwar ist richtig – ich glaube,
ie haben das nicht ausdrücklich erwähnt –, dass nicht
ie Hauptversammlung, sondern der Aufsichtsrat die
ezüge festlegt und darauf achten muss, dass diese in ei-
em angemessenen Verhältnis zur Aufgabe des jeweili-
en Vorstandes und zur Lage der Gesellschaft im Sinne
on § 87 des Aktiengesetzes stehen. Richtig ist aller-
ings auch, dass die Hauptversammlung den Aufsichts-
at auch dabei kontrolliert. Die Offenlegung befriedigt
abei nicht nur die Neugier der Aktionäre, sondern sie
st auch ein berechtigtes Anliegen.
Ich begrüße, dass die Bundesregierung in Sachen

ransparenz den Vorbildern USA und Großbritannien
olgt. Ich erspare mir den Hinweis, dass in der Wirt-
chaftspolitik der letzten sieben Jahre vieles besser ge-
aufen wäre, wenn man auch in anderen Bereichen die
ielleicht etwas antiquierte deutsche Tradition verlassen
nd sich an den genannten Ländern orientiert hätte.
Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen
diese Auffassung teilen übrigens auch viele Unterneh-
er –, dass die Höhe der Gehälter der Manager und
ie Höhe der Gehälter der Mitarbeiter in den letzten
ahren auffällig auseinander klaffen. Die entscheidende
rage ist: Wie reagieren wir auf dieses Auseinanderklaf-
en? Nach einigen Äußerungen der letzten Wochen und
onate von der linken Seite dieses Hauses kann ich mir
chon vorstellen, dass viele den Impuls nur schwer un-
erdrücken können, dass man die Gehälter am besten per
esetz deckelt


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für ein Quatsch!)


nd weitere gesetzliche Regulierungen vornimmt. Ich
inde es begrüßenswert, dass man diesen falschen Weg
icht gegangen ist.






(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

[Salzgitter] [SPD]: Für wen haben Sie denn
das jetzt wieder verbreitet?)

Wir müssen festhalten, dass es keine objektiven Kri-
terien für die Höhe von Managergehältern gibt. Wenn es
solche Kriterien nicht gibt, dann bleibt als einziges Mit-
tel die Transparenz, um diesem Auseinanderklaffen ent-
gegenzuwirken. In Bezug auf das US-amerikanische
Aktienrecht heißt es treffend: Sonnenlicht ist das beste
Reinigungsmittel. Wenn ein großer Teil der etwa
1 000 börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutsch-
land diese Offenlegung dennoch nicht will, dann ist der
Gesetzgeber in der Tat aufgefordert, darauf zu reagieren.

Im Kern geht es – da stimmen wir mit allen Fraktio-
nen überein – um die Stärkung von Eigentümerrechten.
Lieber Kollege Funke, der FDP-Gesetzentwurf liest sich
erst einmal ganz gut. Mit seinem suggestiv-programma-
tischen Titel „Eigentümerrechte-Stärkungsgesetz“ steht
er meines Erachtens aber in der Tradition einiger Geset-
zestitel der noch amtierenden Bundesregierung. Ich erin-
nere nur an das Steuervergünstigungsabbaugesetz


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie blockiert!)


oder andere.
Der Ansatz der FDP, die stets auf die Mehrheit in der

Hauptversammlung der Aktiengesellschaft abstellt, ver-
kennt indes, dass nicht nur die Gesamtheit oder die
Mehrheit der Aktionäre, sondern jeder Aktionär Eigen-
tümer ist, egal ob er eine Aktie oder Tausende von Ak-
tien hält. Deswegen hat Eigentümerschutz immer auch
etwas mit Minderheitenschutz in einer Aktiengesell-
schaft zu tun. Zwischen dem Interesse der Mehrheit und
dem des einzelnen Aktionärs muss daher ein gerechter
und vernünftiger Ausgleich gefunden werden. Der liegt
sicherlich eher bei einem Quorum von einem Viertel des
Kapitals als bei einem von 50 Prozent.

Umgekehrt bedeutet Eigentümerschutz aber auch,
dass es keinen Sinn macht, Eigentümer zwangszubeglü-
cken. Es erscheint daher zumindest überlegenswert, eine
Initiative aus der Mitte der Hauptversammlung heraus zu
erwarten, und zwar mit einem nicht zu hohen Quorum,
damit die Offenlegung Platz greift.

Einige Fragen allerdings werden durch beide Gesetz-
entwürfe nicht hinreichend beantwortet. Ich erwähne nur
die erfolgsabhängigen Vergütungskomponenten; das ist
ja eine ganz spannende Frage. Wenn man diese, wie Sie
es vorsehen, in absoluten Zahlen ausweist, ist das eine
wenig hilfreiche Information, weil sie vergangenheitsbe-
zogen ist. Wichtig ist, das Vergütungssystem, das da-
hintersteckt, kennen zu lernen, weil es dem Aktionär
eben nur dann möglich ist, es gegebenenfalls auf der
Hauptversammlung zur Grundlage von Entscheidungen
zu machen.

Doch gerade die Informationen über das Vergütungs-
system können tief in sensible Bereiche und Geschäfts-
geheimnisse des Unternehmens hineinreichen; denn ihre
Veröffentlichung für die Allgemeinheit kann den Wett-

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(C (D ewerbern leicht aufschlussreiche Einblicke in die Unernehmenspolitik geben. Sie schlagen nun vor, zuminest im Rahmen einer Soll-Vorschrift die Grundzüge des ergütungssystems offen zu legen. Das ist ein Versuch, ieses Problem zu lösen. Allerdings sage ich: Immer ann, wenn der Gesetzgeber Begriffe wie „Grundzüge“ enutzt, verrät das die Hilflosigkeit des Gesetzgebers nd lässt den Gesetzesanwender zumeist relativ ratlos urück. Der eine oder andere von Ihnen mag sich an das igene juristische Staatsexamen erinnern, wenn es vor iner bestimmten Examensklausur hieß, man müsse nur ie Grundzüge des Erbrechts oder die Grundzüge des Inolvenzrechts lernen. In einem solchen Fall waren wir ls Studenten relativ ratlos, wie weit und tief das gehen ollte. (Jörg Tauss [SPD]: Sie sind heute noch relativ ratlos, Herr Krings! Das ist das Problem!)


as ist also ein Begriff, der noch der Diskussion und der
lärung im Ausschuss bedarf.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die Kunst besteht darin, es trotzdem zu schaffen!)

Ferner verwundert mich schon sehr – das muss ich an

ieser Stelle kurz erwähnen –, dass wir in der Begrün-
ung des Gesetzentwurfs leider nur ganz wenig zur
rage der Verfassungsmäßigkeit der Offenlegung fin-
en. Ich erinnere daran, dass 1994, als über eine globale
ffenlegungspflicht für den Vorstand diskutiert wurde,
ehr wohl verfassungsrechtliche Bedenken erhoben wor-
en sind und einschränkend gesagt wurde, dass keine
ückschlüsse auf einzelne Vorstandsmitglieder gezogen
erden dürfen.
Ich glaube, dass dieser Vorschlag im Ergebnis verfas-

ungsrechtlich haltbar ist. Allerdings hätte ich dazu noch
inige Ausführungen erwartet. Das müssen wir im wei-
eren Gesetzgebungsverfahren nachholen. Das muss
icht lange dauern. Aber über dieses Thema müssen wir
urchaus ernsthaft diskutieren.
Die Union ist zu vernünftigen Lösungen bereit.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist aber neu!)

ir sind auch durchaus bereit, zu prüfen, ob wir das
och in dieser Legislaturperiode erreichen können.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wäre bei diesem Gesetz das erste Mal!)


ch glaube, dass wir noch einige Fragen klären müssen.
as könnte im Rahmen einer Expertenanhörung oder ei-
es Berichterstattergesprächs geschehen. Jedenfalls sind
ir für konstruktive Vorschläge offen. An uns soll es
icht scheitern. Wir sollten über diesen Gesetzentwurf
och in dieser Legislaturperiode vernünftig beraten. Al-
erdings darf das nicht auf Kosten der Qualität gehen.
ie von mir angesprochenen Fragen und einige andere
üssen vernünftig und solide geklärt werden.
Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Bemerkung
achen, die vielleicht von der Bundesregierung als Auf-
orderung angesehen werden kann, um in ihren letzten
ochen in diesem Bereich noch einmal tätig zu werden.
s wäre nicht schlecht, wenn Sie zeitgleich zu diesem






(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings

Gesetzgebungsverfahren dafür sorgten, dass der Staat
mit gutem Beispiel vorangeht und nicht nur Ankündi-
gungen macht. Er sollte dafür sorgen – dafür braucht
man kein Gesetz –, dass die Bezüge von Vorstandsmit-
gliedern in Gesellschaften, die dem Bund gehören,
durchgängig offen gelegt werden.

Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass der ge-
plagte Bahnkunde und Steuerzahler ein Interesse daran
hat, die Bezüge etwa von Herrn Mehdorn zu erfahren. So
wie der Aktionär als Privateigentümer ein berechtigtes
Interesse an der Offenlegung hat, so hat es auch der Bür-
ger als Steuerzahler. Der Staat wirkt allemal glaubhafter,
wenn er in seinem unmittelbaren unternehmerischen
Verantwortungsbereich nicht anders handelt, als er es
von der Privatwirtschaft erwartet.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517909500

Ich erteile das Wort Kollegin Thea Dückert, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517909600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist manchmal schon erstaunlich – ich will ja nichts gegen
Juristen sagen –, wie Juristen es immer wieder schaffen,
einfache Sachen ganz kompliziert darzustellen. Herr
Kollege Krings, was wir wollen, ist ganz einfach; Sie
brauchen gar nicht zu spekulieren. Wir wollen das, was
international längst Standard ist, nämlich eine Offenle-
gungspflicht auch in Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Günter Krings [CDU/ CSU]: Dann sind wir uns ja einig! Sie müssen es nur richtig machen!)


In der Schweiz, in Frankreich, in Skandinavien, in Groß-
britannien und in den USA ist das Standard. In den USA
ist das schon seit 1932 so.


(Rainer Funke [FDP]: Die haben auch ein ganz anderes Rechtssystem!)


Dort hat man in der jüngsten Zeit die Regelungen noch
einmal verschärft.

Es ist also Standard. Wir wollen das auch hier, weil es
selbstverständlich ist, Transparenz herzustellen. Wenn
man auf die Erfahrungen im Ausland blickt, stellt man
fest, dass das weder zum Zusammenbruch von Großkon-
zernen noch zur Verarmung von Spitzenmanagern ge-
führt hat.

Die Offenlegung von Managergehältern bei uns sollte
selbstverständlich sein. Da muss sich allerdings in den
Köpfen zum Teil schon noch eine ganz andere Denk-
weise einstellen; das ist richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D ch denke übrigens auch, dass es für Unternehmen, an enen der Bund maßgeblich beteiligt ist, ebenfalls elbstverständlich sein sollte. Die deutsche Heimlichkeit verursacht im Ausland opfschütteln. Die Bundesregierung und die rot-grüne oalition wollten zunächst auf Selbstverpflichtung seten. Aber es hat sich nun gezeigt, dass beispielsweise MW, BASF, Porsche, Daimler-Chrysler nicht bereit ind mitzugehen. eswegen ist es absolut notwendig, dass wir handeln. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Jörg Tauss [SPD]:Schade!)


ch möchte mich bei der Justizministerin ausdrücklich
afür bedanken, dass so schnell gehandelt worden ist.


(Rainer Funke [FDP]: Nach einem Jahr!)

Sie haben doch gerade beklagt, dass es zu schnell geht.


(Rainer Funke [FDP]: Nein! Ich habe noch kein Wort gesagt!)


ielleicht entscheiden Sie sich einmal, was Sie eigent-
ich meinen.
Die Kontrolle darüber, ob ein Manager sein Millio-

engehalt auch wert ist, wird in Deutschland offenbar
mmer noch gescheut. Manager vergleichen sonst gern
nternational, mit Konzernen in den USA oder anderswo,
ber den persönlichen Leistungsvergleich wollen sie of-
enbar nicht antreten. Das ist wirklich ein Armutszeug-
is für die deutschen Unternehmen. Es ist ein Bären-
ienst, der von BMW, BASF, Daimler-Chrysler und
orsche den Managern anderer deutscher Unternehmen
rwiesen wird. Deswegen ist es gut, dass wir jetzt han-
eln.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

Dabei geht es überhaupt nicht darum, dass hohe Be-

üge in irgendeiner Weise bekämpft, gedeckelt oder in-
rage gestellt werden; es geht wirklich schlichtweg da-
um, ob sie leistungsadäquat sind. Ich denke, dass es
owohl gegenüber den Aktionären als auch gegenüber
er Öffentlichkeit eine Rechtfertigungspflicht gibt in der
rage, ob dem Gehalt auch eine entsprechende Leistung
egenübersteht.
Dass da im öffentlichen Diskurs immer wieder Frage-

eichen gemacht werden, ist völlig klar angesichts des-
en, dass auf der einen Seite Millionenbezüge und auf
er anderen Seite Arbeitsplatzverluste, Kurseinbrüche
nd Ähnliches stehen. Wenn das so ist, muss Transpa-
enz hergestellt werden und müssen die Manager ge-
wungen werden, sich einer Kontrolle zu stellen und ei-
er Rechtfertigung zu unterziehen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Wir wollten das schon lange. Ich bin froh darüber,

dass es jetzt von der Justizministerin so umfassend auf
den Weg gebracht worden ist, dass auch Erfolgsprämien,
Pensionszahlungen, Aktienoptionen dargestellt werden
müssen, aber auch Abfindungszahlungen und finanzielle
Vereinbarungen, beispielsweise bei Übernahmen. Man
braucht nur an die Übernahme von Mannesmann zu den-
ken. Wir haben in Deutschland schlechte Erfahrungen
gemacht.

Allerdings denke ich, dass die Opting-out-Regelung
in der jetzigen Fassung zu großzügig ausgefallen ist. Ich
habe große Sorge, dass die Ausübung des Stimmrechts
durch Kreditinstitute und Großaktionäre zu einer sehr
einfachen und schnellen Umgehung der Offenlegungs-
pflicht führt. In den einschlägigen Fachzeitschriften gibt
es schon Spekulationen darüber, welches Unternehmen
das erste sein wird, in dem ein Freibrief für die Manager
ausgestellt wird. Es wird Porsche sein, so wird speku-
liert; vielleicht wird es aber auch ein anderes Unterneh-
men sein. Das ist nur ein Zeichen dafür, dass die Opting-
out-Regelung zu verschärfen und nicht noch zu erleich-
tern ist, wie das die CDU/CSU vorschlägt. Wir wollen
kein Gentlemen’s Agreement auf den Chefetagen. Wir
wollen, dass auch die Kleinaktionäre die Möglichkeit
zur Beurteilung bekommen.

Die Kultur der Heimlichkeit ist in Deutschland al-
lerdings noch stark verankert, vor allem – wen wundert
es? – bei den Kolleginnen und Kollegen von der FDP,
die hierzu einen eigenen Gesetzentwurf vorgelegt haben.
Ich denke, dieser eigene Gesetzentwurf zeigt, dass es im
Grunde genommen darum geht, durch Verfahrenstricks
die Beschlussfassung hinauszuzögern bzw. zu verhin-
dern.

Dieses Eintreten für Heimlichkeit hat mit sozialer und
liberaler Politik überhaupt nichts zu tun,


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wie war das noch im Untersuchungsausschuss?)


sondern ist Klientelpolitik und nichts anderes. Das ken-
nen wir schon. Deswegen wundert uns das nicht. Immer
da, wo über mehr Wettbewerb diskutiert wird und Ihre
eigene Lobby betroffen ist – ich denke an das Gesund-
heitsreformgesetz und die Apotheker –, stehen Sie in der
ersten Reihe und versuchen, Ihre eigene Klientel zu ver-
teidigen. Ich hoffe, dass Sie damit nicht durchkommen
und wir vielmehr in Deutschland das nachvollziehen,
was im Ausland längst Alltag ist, nämlich Transparenz.
Das beinhaltet eine Rechtfertigung vor den Aktionären
und vor der Öffentlichkeit, wie es um die Managergehäl-
ter steht. Dann kann gemessen werden, ob ihr Verdienst
ihren Leistungen entspricht oder nicht. Darüber sollte
wirklich debattiert werden.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517909700

Das Wort hat nun Kollege Rainer Funke, FDP-Frak-

tion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Of enlegung von Vorstandsbezügen beschäftigt uns ja seit ber einem Jahr, wobei unterschiedliche Meinungen verreten wurden. it dieser Diskussion wurde die Neiddebatte vonseiten er Regierung und der Koalitionsfraktionen immer wieer populistisch angeheizt. as muss man hinnehmen. Die FDP bringt deswegen heute einen Gesetzentwurf in, der sich mit den eigentlichen Fakten auseinander etzt. Wir als Gesetzgeber sollten uns nicht an der Neidebatte beteiligen. Ziel ist vielmehr die einzig logische nd richtige Regelung, (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Alles beim Alten zu lassen!)

Rainer Funke (FDP):
Rede ID: ID1517909800

(Beifall bei der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na!)


ämlich die Rechte der Aktionäre zu stärken. In dieser
insicht sind wir mit der Ministerin einer Meinung.


(Beifall bei der FDP)

ie Aktionäre sollen als Eigentümer der Gesellschaften
ntscheiden, ob die Vorstandsgehälter offen gelegt wer-
en oder nicht.
Die These, die hier mehrfach in den Raum gestellt
orden ist, dass eine gesetzliche Offenlegung aufgrund
es internationalen Vergleichs notwendig sei, stimmt so
icht. In den Ländern, in denen eine gesetzliche Offen-
egungspflicht besteht, sind die Gesellschaften anders
onzipiert als die deutsche Aktiengesellschaft. In diesen
ändern – es sind zumeist Common-Law-Länder – ha-
en die Gesellschaften nur ein Organ, nämlich das
oard. Dieses bestimmt sich selbst sein Gehalt. Des-
egen ist ein Zwang zur Offenlegung in diesen Rechts-
rdnungen gerechtfertigt, um In-sich-Geschäften und
elbstbedienungsmentalität vorzubeugen. Diese Begrün-
ung ist aber auf deutsche Gesellschaften nicht zu über-
ragen; denn hier entscheiden die Aufsichtsräte – in der
egel von Gewerkschaften mitbestimmte Aufsichts-
äte – über ein angemessenes Gehalt der Vorstände.
Zur Förderung der Transparenz der Vorstandsgehälter

ehen wir in unserem Gesetzentwurf eine Stärkung der
ktionärsrechte vor.


(Beifall bei der FDP)

iese sind die Anteilseigner des Unternehmens. Die Ak-
ionäre sollen selbst entscheiden können, und zwar mit
infacher Mehrheit in der Hauptversammlung, ob sie
ine Offenlegung wünschen. Wir können in der Tat, Herr
r. Krings, darüber diskutieren, ob wir zum Zwecke des
inderheitenschutzes ein anderes Quorum wählen. Da
in ich bei den anstehenden Beratungen im Rechtsaus-
chuss ganz offen.


(Jörg Tauss [SPD]: Mit Minderheiten kennt ihr euch ja aus bei der FDP! – Gegenruf des Abg. Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ihr bald auch!)







(A) )



(B) )


Rainer Funke

– Ich fürchte, auch Sie werden bald dahin kommen, Herr
Tauss.

Die Aktionäre können ferner festlegen, ob die Offen-
legung für jedes Vorstandsmitglied ausgewiesen werden
soll. Es obliegt ihnen darüber hinaus, den Auftrag zu er-
teilen, die Gesamtbezüge des Vorstands nach den einzel-
nen Positionen aufzuschlüsseln. Nach unserem Vor-
schlag soll der Beschluss einer Hauptversammlung das
Unternehmen für drei Jahre und nicht wie bei Ihnen für
fünf Jahre binden. Den Anteilseignern haben wir damit
einen maximalen Entscheidungsspielraum gegeben; das
ist auch demokratisch.


(Beifall bei der FDP)

Dagegen ist ein gesetzlicher Zwang ein Eingriff in die
Rechte der Aktionäre und damit eine Entmündigung.
Das können wir nicht mittragen. Deswegen lehnen wir
den Entwurf der Koalitionsfraktionen ab.


(Beifall bei der FDP)

Wir erwarten nun von Ihnen, verehrte Kollegen, ein

ordentliches parlamentarisches Verfahren,

(Jörg Tauss [SPD]: Aber selbstverständlich!)


so wie bei jedem Gesetzentwurf. Sie kommen in aller-
letzter Sekunde und bringen diesen Gesetzentwurf ein.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Davon kann keine Rede sein!)


Wir wollen aber ordnungsgemäß beraten. Herr Scholz,
Sie lächeln mich so an, das ist sehr nett. So wie wir es
beim KapMuG und beim UMAG gemacht haben, so
möchten wir auch diesen Gesetzentwurf ordnungsgemäß
mit Ihnen beraten. Das ist auch in dieser Legislaturpe-
riode noch möglich. Wer das Gerücht aufgebracht hat,
dass wir den Gesetzentwurf verzögern wollten, weiß ich
nicht. Wir wollen ihn nicht verzögern, wir werden kon-
struktiv daran mitarbeiten.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das stand aber in allen Zeitungen!)


– Es stimmt nicht alles, was in den Zeitungen steht, das
müssten Sie, Herr Kollege, wissen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist richtig, Herr Funke! Das sollten wir mal in Stein meißeln! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das hätten Sie dementieren können!)


– Ich bin heute gefragt worden und habe das mehrfach
dementiert.

Meine Damen und Herren, wir werden hier also nicht
in Wahlkampf ausbrechen,


(Zurufe von der SPD: Was?)

sondern werden das ordnungsgemäß beraten – wenigs-
tens bei diesem Gesetz. Ich hoffe auf Ihre Mithilfe.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich erteile das Wort dem Kollegen Olaf Scholz, SPD raktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir disku ieren hier ein sehr wichtiges Gesetz, das die Öffentlicheit, aber auch die Wirtschaft in unserem Lande schon ange verlangt hat. Es geht darum, dass wir eine der ganz ichtigen Voraussetzungen marktwirtschaftlicher Geellschaften gewährleisten, nämlich Transparenz und ffenheit. Märkte, bei denen man nicht weiß, wer igentlich was macht, funktionieren nicht. Natürlich gehört es zur Wirklichkeit unserer Republik nd zu den Erfahrungen, die wir in der Wirtschaft geonnen haben, dass manches in den Vorständen und ufsichtsräten fast wie in einer Gruppe von Leuten, die ich schon lange kennen, ausgemacht wird. Das ist aber ehr Feudalismus als Marktwirtschaft. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517909900
Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1517910000

nsofern brauchen wir dringend eine Veränderung in die-
em Bereich. Das soll dieses Gesetz zustande bringen.
Das Gesetz hat einen zweiten Vorzug, den man unbe-

ingt erwähnen muss: Es ist weise. Es ist ein weises Ge-
etz, weil wir vorschreiben, dass Vorstandsgehälter offen
elegt werden müssen, sodass jeder Bescheid weiß, was
ie Vorstände verdienen, und zwar in den Details, die da-
ür notwendig sind. Aber weil es um die Rechte von Ak-
ionären und Eigentümern geht und nicht um Voyeuris-
us, sagen wir: Wenn die das partout nicht wissen
ollen, dann brauchen sie es auch nicht zu wissen. Mit
ieser weisen Lösung, die sich aufdrängt, mit diesem
pting-out, ist auch verbunden, dass jeder Einwand
berflüssig ist, dass es sich bei dem Gesetz um ein ver-
assungsrechtlich bedenkliches Gesetz handele.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


iemandes Recht ist betroffen, die Aktionäre und die
igentümer können machen, was sie wollen – allerdings
chreiben wir einen Regelfall vor.
Das ist – das will ich ausdrücklich sagen – auch drin-

end notwendig; denn eines sollten wir, wenn wir uns
lle hier versichern, eigentlich das Gleiche zu wollen,
ber unterschiedliche Vorschläge zu haben, an dieser
telle nicht machen: Das ist aus meiner Sicht dasjenige,
as ich gerne als den Stoiber-Sozialismus bezeichne.
er Stoiber-Sozialismus geht so: Man kündigt in der
Bild“-Zeitung etwas an – alle sind begeistert –, macht
s dann aber hinterher nicht wahr oder macht Vor-
chläge, die so wenig mit der Ankündigung zu tun ha-
en, dass das „Handelsblatt“, die „Wirtschaftswoche“
nd die „Financial Times Deutschland“ berichten kön-
en: Herr Stoiber ist doch nicht so schlimm.
Deshalb müssen wir dieses Gesetz so gestalten, dass

s wirklich zur Veröffentlichung von Vorstandsgehältern
ührt – es sei denn, die Aktionäre wollen das nicht. Der






(A) )


)

Olaf Scholz

Vorschlag, den wir hier von der Union gehört haben, ist
insofern schön, als er Konstruktivität zumindest zeigt


(Jörg Tauss [SPD]: Andeutet!)

– „andeutet“, ja; man soll das nicht schlecht finden,
wenn jemand Konstruktivität andeutet –, er hat aber ei-
nen Nachteil: Es käme dann gar nicht zur Veröffent-
lichung von Vorstandsgehältern. Das ist eine Variante
des Stoiber-Sozialismus. Man erweckt den Eindruck,
man sei auch dafür, kann aber den beteiligten Spenden
fördernden Wirtschaftskreisen vermitteln: Es kommt
doch nicht. Das, glaube ich, ist etwas, was in seiner Un-
ehrlichkeit nicht hilfreich ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Wo ist denn der Genosse der Bosse?)


Deshalb werden wir den Vorschlag natürlich nicht mit-
machen, wir werden nicht sagen: Es kommt nur dann zu
einer solchen Regelung, wenn eine Minderheit – ich
glaube, von 25 Prozent – der Aktionäre das verlangt;
denn dann würde es nie dazu kommen. Im Übrigen ist
das Argument auch nicht logisch. Muss sich jemand
25 Prozent des Aktienkapitals kaufen, um herauszufin-
den, ob die Vorstandsvergütungen so hoch sind, dass es
sich nicht gelohnt hat, die Aktien zu kaufen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist doch die Konsequenz, die dabei herauskommt.
Wir wollen auf dem Kapitalmarkt nicht nur eine Infor-
mation für diejenigen bieten, die schon Aktionäre sind,
sondern es geht auch um diejenigen, die sich überlegen
– diese brauchen wir, wenn unsere Marktwirtschaft
funktionieren soll –, ob sie sich eine solche Beteiligung
kaufen,


(Rainer Funke [FDP]: Das steht doch heute schon in der Bilanz!)


seien es 100 Aktien oder eine Aktie oder wirklich eine
Beteiligung von 25 Prozent. Aber dass es immer gleich
so viel sein muss, um herauszufinden, ob das Investment
richtig ist, ist falsch und macht die Unehrlichkeit Ihrer
Position deutlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, bei aller Diskussion über
die Unterschiede geht es mir hier nur darum, deutlich zu
machen, auf welche Weise wir miteinander klarkommen
können und auf welche Weise nicht. Wir können uns ei-
nigen, wenn Sie wirklich ein Gesetz wollen, das zur Ver-
öffentlichung von Vorstandsbezügen beiträgt. Dann wer-
den wir auch über Details reden können. Aber wir
werden uns nicht einigen, wenn es nur danach aussehen
soll. Das ist der Unterschied zwischen den Vorschlägen,
die ich bisher von der FDP und von Ihnen gehört habe,
und dem ehrlichen, gut ausgewogenen Gesetzentwurf,
den die Bundesregierung hier vorgelegt hat.

Schönen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517910100

Nun hat Kollege Hartmut Schauerte, CDU/CSU-

raktion, das Wort.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1517910200

Es ist vernünftig – darüber brauchen wir uns auch gar

icht künstlich zu streiten –, mehr Transparenz zu schaf-
en. Was die Cromme-Kommission vorgeschlagen hat,
st zwischen den Parteien unstreitig. Die Frage ist: Wie
etzt man das möglichst vernünftig und zielführend um?
Es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Die erste ist,

ffentlichen Druck zu erzeugen und auf freiwillige Lö-
ungen zu setzen. Man kann sich darüber unterhalten,
ie lange man das probieren will. Wenn man dann er-
ennt, dass das Ziel nicht erreicht wird, kann man ge-
etzgeberisch handeln. Auch das ist völlig unstreitig.
ir können eine kleine Differenz darüber haben, ob das
andeln gerade jetzt richtig ist. Der geplante Zeitpunkt
at ein bisschen ein Geschmäckle. Ihr Müntefering hat
ie Kapitalismuskritik angefangen. Er hat keine Maß-
ahmen dagegen und da kommt das gerade zupass. Das
st der Müntefering-Sozialismus:


(Jörg Tauss [SPD]: Der ist mir aber lieber als der Stoiber-Sozialismus!)


r beklagt die Heuschrecken, hat keine Lösung dafür,
ässt dann schnell einen Gesetzentwurf, wie wir ihn hier
orliegen haben, auf die Schiene bringen und sagt: Es ist
och alles gar nicht so schlimm; aber es hilft in dem
inne, den ich gemeint habe. Dieser Müntefering-Sozia-
ismus hilft uns aber auch nicht weiter. Die erste Mög-
ichkeit ist also Freiwilligkeit und öffentlicher Druck.
Die zweite Möglichkeit ist: Wir schreiben vor, dass es

eraten werden muss,

(Jörg Tauss [SPD]: Das ist der Schauersozia lismus!)

assen den Aktionären aber die Freiheit, zu entscheiden,
b sie das mit einem Quorum von 25 Prozent beschlie-
en wollen oder nicht. Ihr Gesetzentwurf aber sieht vor,
as per Gesetz zu beschließen, es sei denn, 75 Prozent
ntscheiden sich dagegen. Interessanterweise, Herr
cholz, haben wir in beiden Fällen die 25 Prozent: Sie
on unten, wir von oben.


(Olaf Scholz [SPD]: Das ist das gute Wahlergebnis bei der Bundestagswahl!)


n jedem Falle entmündigen wir den Teil, der sich nicht
urchsetzen kann, und zwingen den anderen Teil. Das ist
in Stück weit ein Streit um des Kaisers Bart.
Nur damit das zwischen uns klar ist: Wir wollen, dass

ransparenz hergestellt wird. Wir möchten vermeiden,
ass das damit verbunden wird, dass man das schon im-
er wissen wollte und dass alles ungerecht sei, was da
eschehe. Wir betrachten das als einen Beitrag, die
eidkultur, die wir in Deutschland leider haben, besser
ekämpfen zu können. Wir glauben, dass man, wenn

(B)







(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

man offen zeigt, was Sache ist, weniger Neid produziert,
als wenn man heimlich handelt. Deswegen ist das ein ge-
meinsames Ziel. Wenn Sie nicht einen Fehler beim Zeit-
punkt gemacht hätten, hätten wir überhaupt kein Pro-
blem damit, jetzt gemeinsam den richtigen Weg zu
definieren, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen.
Dass der Gesetzentwurf jetzt in einer solchen Hektik
verabschiedet werden soll, dass wir vorher kaum noch
durch einen Sachverständigen ein paar Rechtsfragen, die
es immer noch gibt und die man vernünftig einkreisen
könnte, klären lassen können, ist ärgerlich. Sie wissen
selber, dass das auch dem Gesetz nicht gut tut. Es täte
dem Gesetz gut, wenn wir es einvernehmlich beschlie-
ßen könnten. Dann hätte es die höchste Akzeptanz und
auch die beste erwünschte Wirkung. Ich bedaure, dass
das Gesetz jetzt in diesen Clinch gekommen ist. Aber
wir konnten das nicht steuern; Sie hätten es steuern kön-
nen.

Wir empfehlen, in einem Berichterstattergespräch
noch einmal ernsthaft zu versuchen, den Gesetzentwurf,
so hektisch die Zeiten auch sind, einvernehmlich zu for-
mulieren. Dann wird er eines Verdachts enthoben, in den
er nicht kommen darf. Ob nicht der eine oder andere das
vielleicht geregelt haben möchte, um es hinterher im
Wahlkampf zu instrumentalisieren, ist eine andere Frage.

Es wäre für die Aktienkultur in unserem Land wich-
tig, wenn sich dieser Verdacht ausräumen ließe. Wir bie-
ten unsere Bereitschaft an, daran mitzuwirken.

Wir legen großen Wert auf Praktikabilität; Kollege
Krings hat dies schon angesprochen. In dem einen oder
anderen Fall ist eine Veröffentlichung praktikabel. Den
entsprechenden Katalog würde ich mir aber gerne noch
genauer anschauen. Wir sind daran interessiert, ein büro-
kratisches Monstrum zu vermeiden. Denn wenn die Um-
setzung scheitern würde, wären wir es, die Änderungen
durchführen müssten, nachdem wir den Regierungsauf-
trag erhalten haben.

Damit Sie glauben, dass wir wirklich redlich an die-
sem Thema interessiert sind, möchte ich Ihnen Folgen-
des versichern: Wenn – aus welchen Gründen auch im-
mer – dieser Gesetzentwurf jetzt nicht verabschiedet
wird, werden wir später ein entsprechendes Gesetz ver-
abschieden, das in der von mir beschriebenen Weise
wirkt. Wir wollen, dass die offenen Fragen geklärt wer-
den; denn wir brauchen Transparenz. Wenn sich unsere
Gesellschaft in diesem Punkt schwer tut, dann müssen
wir an der einen oder anderen Stelle für einen Anschub-
impuls sorgen, damit es in dieser Frage zu Veränderun-
gen kommt. Ich denke, wir liegen inhaltlich nicht sehr
weit auseinander.

Dass es bei dieser Sache ein Geschmäckle gibt, hängt
mit Fehlern zusammen, die in den Fällen Ron Sommer
und Klaus Esser gemacht wurden. Da sind sozusagen
Raketen losgegangen, die uns alle wach gemacht haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir haben noch nie geschlafen!)


– Das weiß ich. Guten Morgen, Herr Tauss!

(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])




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(C (D Da sind wir ja wach geworden. Es ist interessant, diese Fälle einmal zu rekapitulie en. Ron Sommer stand quasi einem Staatsunternehmen or. a hätten Sie oder wir – also diejenigen, die gerade den inister und die Verwaltungsräte stellten – alles klären önnen. Herr Esser stand einem in vollem Umfang pariätisch mitbestimmten Unternehmen vor. on Gewerkschaftsseite hätte enorm viel getan werden önnen. Aber die Gewerkschaft hat verschwiegen, dass ie an der Abfindungsregelung für Herrn Esser mitgeirkt hat. Es war schon eine interessante Konstellation. Wir wollen – ich bleibe bei meiner Aussage –, dass es in solches Gesetz gibt. Ich habe schon die Praktikabilität und die öffentlichen nternehmen – dies ist mein letzter Gedanke – angeprochen. (Jörg Tauss [SPD]: Sprechen Sie doch einmal den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an! Der war auch dafür!)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Herr Overhaus!)


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na!)


Wir haben damit überhaupt kein Problem, Herr Tauss. –
ir haben einen ganz klaren Kurs: Wir glauben – das ist
nser Kerngedanke –, dass es durch mehr Transparenz
u weniger Neid in unserer Gesellschaft kommt. Aber
iese Transparenz muss richtig eingestielt werden und
arf nicht an den falschen Punkten hochgezogen werden.
nsofern haben Sie dieser Sache mit dem vorliegenden
esetzentwurf zu diesem Zeitpunkt einen Bärendienst
rwiesen. Ich sage noch einmal: Wir sind bereit, mit Ih-
en gemeinsam eine Lösung zu suchen.
Meine Schlussbemerkung. Die falschen Motive bei

em einen oder anderen, der diesen Gesetzentwurf un-
erstützt, können uns nicht daran hindern, an dem mitzu-
irken, was wir für richtig halten. Ich bin gespannt, ob
ie dieses ernsthafte Angebot annehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517910300

Ich erteile das Wort Kollegin Nina Hauer, SPD-Frak-

ion.


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1517910400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

DP legt einen Gesetzentwurf mit dem Titel „Eigentü-
errechte-Stärkungsgesetz“ vor. Wenn Sie die Rechte
er Eigentümer von Aktien und damit von Unternehmen
tärken wollen, dann müssten Sie eigentlich unserem
esetzentwurf zustimmen, Herr Funke.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Dass Sie nicht verstanden haben, um was es uns ei-

entlich geht, sieht man an der Problembeschreibung in
hrem Gesetzentwurf. Dort steht, dass es um die Kon-






(A) )



(B) )


Nina Hauer

trolle der Angemessenheit der Bezüge ginge. Aber da-
rum geht es doch gar nicht.


(Rainer Funke [FDP]: Uns geht es darum! – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben es nicht kapiert!)


Es geht am allerwenigsten um die Höhe der Bezüge. Es
geht vielmehr darum, wie sie sich zusammensetzen. Ein-
fach gesagt, geht es darum, festzustellen, nach welchen
Regeln der Manager tickt. Sie können das gerne mit der
Debatte über die Offenlegung von Nebeneinkünften der
Politiker, die Sie ja – vielleicht aus denselben Gründen –
auch nicht wollen, vergleichen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Es geht also darum, aufzulisten, nach welchen Krite-
rien jemand bezahlt wird: Wird er dafür bezahlt, dass er
das Unternehmen nach vorne bringt? Wird er für das
Sterben von Beteiligungsgesellschaften bezahlt, wo-
durch Arbeitsplätze verloren gehen? Wird er dafür be-
zahlt, dass der Aktienkurs nach oben geht, oder wird er
dafür bezahlt, neue Märkte zu erobern?


(Rainer Funke [FDP]: Vielleicht nach dem Gewinn!)


Diese Fragen kann man beantworten, wenn man die Ver-
gütungen von Vorständen offen legt. Es geht also über-
haupt nicht um die Höhe und um eine Neiddebatte.


(Rainer Funke [FDP]: Doch!)

Im Gegenteil: Es geht um die Stärkung der Aktienkul-
tur in Deutschland.

Sie sind bei jeder Gelegenheit dabei, wenn es darum
geht, große Unternehmen zu verteidigen.


(Rainer Funke [FDP]: Was? Ich komme aus einem mittelständischen Unternehmen!)


Unterstützen Sie doch einmal die Aktienkultur!
Wir fordern die Menschen auf, ihr für die Altersver-

sorgung vorgesehenes Geld in Aktien anzulegen. Wir
wollen erreichen, dass Leute, die Aktien kaufen, mehr
Eigentümerrechte haben; Herr Funke, da können Sie
gleich mitmachen. Wir müssen ihnen dann aber auch die
Möglichkeit geben, zu beurteilen, wie sich das Unter-
nehmen, an dem sie beteiligt sind und dem sie vielleicht
einen Teil ihres für die Altersversorgung vorgesehenen
Geldes anvertrauen, entwickeln und nach welchen Re-
geln es aufgestellt sein wird. Dabei geht es nicht darum,
zu sagen: Die Vergütung, die gezahlt wird, ist zu hoch.
Es geht darum, zu sagen: Die Entwicklung geht in die
falsche Richtung.

Die Sixt AG hat jetzt angekündigt, auf ihrer Haupt-
versammlung einen Vorratsbeschluss zu fassen und die
Opting-out-Regel zu nutzen, bevor sie überhaupt gesetz-
lich vorgesehen ist, um festzustellen, dass sie ihre Vor-
standsvergütung nicht offen legen wird – mit der
Begründung, das Gehalt sei Privatsache. Wer Eigentü-
merrechte stärken will, darf nicht sagen, dass das Gehalt
der Vorstände von Aktiengesellschaften Privatsache sei.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist Sache der Eigentümer.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dann taugt Ihr Gesetz ja gar nichts!)

Herr Krings, Ihr Vorschlag, der von Herrn Schauerte

nterstützt wurde, hört sich so an, als ob Ihnen nichts an-
eres eingefallen wäre. Aber wenn man sich genau be-
rachtet, was Sie da wollen, stellt man fest, dass das
atürlich eine perfide Strategie ist. Eine Hauptver-
ammlung ist bei allen demokratischen Regeln, die da
elten mögen, kein Parlament. Aus der Mitte der Haupt-
ersammlung wird es keinen Vorschlag geben. Aber
elbst wenn ein solcher gemacht wird und er dann für
rei oder fünf Jahre gelten soll, wird es der Hauptver-
ammlung nicht möglich sein, mit der Offenlegung der
ezüge zu hantieren. Denn eine solche wird zwar be-
chlossen werden können; aber dann wird man die Of-
enlegung erst über die nächsten Jahre hinweg verfolgen
önnen.
Es geht aber darum, dass die Vergütungen schon auf

er Hauptversammlung selber offen gelegt sind. Die
auptversammlung kann sich dann mit einer Dreivier-
elmehrheit dazu entscheiden, den Opting-out-Weg zu
ählen. Der Gesetzentwurf ist ja in dieser Hinsicht of-
en.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517910500

Kollegin Hauer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Koppelin?


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1517910600

Ja.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517910700

Frau Kollegin, ich möchte Sie gern fragen, wie Ihre
altung zu Unternehmen ist, an denen der Bund zu
00 Prozent beteiligt ist. Mir fällt spontan die KfW und
ie GTZ – ich könnte noch mehr aufführen – ein, in de-
en nach meiner Erkenntnis einige Leute höhere Gehäl-
er als zum Beispiel ein deutscher Ministerpräsident be-
ommen. Sind Sie dafür, diese Gehälter offen zu legen?


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1517910800

Ich habe nichts dagegen, dass man das auch bei Betei-

igungsgesellschaften des Bundes macht. Ich finde, das
ird die Beteiligungskultur eher stärken als schwächen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Warum machen Sie es dann nicht? – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das haben Sie in der Eile vergessen!)


Herr Koppelin, wir bringen erst einmal den vorliegen-
en Gesetzentwurf ein.
Die Frage, welches Thema die Hauptversammlung

eherrscht, darf aus meiner Sicht nicht lauten: Wollen
ir in den nächsten Jahren wissen, was die Vorstände






(A) )



(B) )


Nina Hauer

verdienen? Ich muss vielmehr anhand der Vorstandsver-
gütungen sehen können, wohin sich das Unternehmen,
auf dessen Hauptversammlung ich bin, entwickelt.


(Rainer Funke [FDP]: Das steht doch alles in der Bilanz!)


Dazu darf ich dann auch etwas sagen.
Die Entscheidungen, die da getroffen werden, sind

nicht von der Alternative hopp oder top geprägt. Es geht
also nicht gegen oder für eine Offenlegung. Die Ent-
scheidung ist vielmehr, ob ich aus der zunächst gesetz-
lich festgelegten Offenlegung aussteigen will. Aber be-
vor ich aussteige, kann ich dazu etwas sagen.

Das hat mit einer Stärkung der Aktienkultur weitaus
mehr zu tun als Ihr Vorschlag, der dazu führen wird, dass
sich dieses Thema auf der Hauptversammlung gar nicht
in dieser Form stellen wird.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517910900

Ich erteile das Wort Kollegen Christian Lange, SPD-

Fraktion.


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1517911000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Am 19. Januar dieses Jahres hat eine Gruppe von
40 Kolleginnen und Kollegen der SPD-Fraktion einen
eigenen Entwurf eines Gesetzes zur Transparenz von
Vorstandsbezügen aufgelegt. Ich will Ihnen, Frau Minis-
terin, und der Bundesregierung an dieser Stelle Dank da-
für sagen, dass Sie diesen Gesetzentwurf aufgegriffen
und damit Sorge dafür getragen haben, dass wir, die
Fraktionen wie die Bundesregierung, heute diesen Ent-
wurf eines Gesetzes zur Offenlegung von Vorstandsver-
gütungen beraten können.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Warum haben wir dies getan? Wir haben diesen Ge-

setzentwurf zum Ersten nicht als Gegensatz zum
Cromme-Kodex verstanden. Ganz im Gegenteil haben
wir immer gesagt: Dies geschieht zusätzlich, weil ein
Großteil der im Cromme-Kodex festgelegten Maßnah-
men umgesetzt wird und sie kein Gegensatz zu unserem
Gesetzentwurf sind, sondern sich ergänzen.

Wir haben uns zum Zweiten an die Skandale der ver-
gangenen Jahre erinnert. Einer davon war die Mannes-
mann-Übernahme. Wir haben uns ganz genau ange-
schaut, wie die Anklage lautete. Klaus Esser sowie
weitere Manager dieses Konzerns mussten sich des Vor-
wurfs der gemeinschaftlichen Untreue in einem beson-
ders schweren Fall bzw. der Beihilfe verantworten. Sie
hatten, so die Anklage, die 180 Milliarden Euro teure
Übernahme von Mannesmann durch den Mobilfunkrie-
sen Vodafone Anfang 2000 genutzt, um Managern und
Exvorständen des Unternehmens ungerechtfertigte
Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro zuzu-

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(C (D chieben. Wir haben gedacht: Dies muss uns als Gesetzeber in der Tat beunruhigen; es besteht Handlungsbearf. Was ist uns dabei ganz besonders wichtig? Zwei unkte sind bereits erwähnt worden. Der eine ist der Anegerschutz. Es in der Tat wichtig, dass auch Kleinaktioäre die Chance haben, Einsicht zu nehmen, und nicht ur die großen, die vielleicht besser informiert sind. Zum weiten wollen wir die Aktienkultur in Deutschland tärken, indem wir dafür Sorge tragen, dass nicht nur die 0 DAX-Unternehmen, die den Cromme-Kodex untereichnet haben, sondern alle börsennotierten Unternehen davon erfasst werden – wie es der ursprüngliche esetzentwurf vorgesehen hatte. Genau das ist jetzt im esetzentwurf enthalten und das finden wir ganz weentlich. Deshalb fiel es uns leicht, unseren eigenen esetzentwurf zugunsten eines gemeinsamen Gesetzenturfs der Koalition und der Bundesregierung zurückzuiehen. Ich will einen Kritikpunkt aufgreifen, der vonseiten er FDP eingebracht wurde: die Absenkung der Mehreitsregelung beim Opt-out. Ich will Ihnen ganz deutlich agen: Ich bin in der Tat der Auffassung, dass dies der alsche Weg ist. Das zeigen übrigens auch die Reaktioen. Ich habe mich gewundert, dass ausgerechnet der orstandsvorsitzende der Firma Porsche AG, Herr iedeking, diesen Gesetzentwurf als „Sozialismus auf orstandsebene“ bezeichnete. Wenn es richtig ist, was ie Kollegen der CDU/CSU gesagt haben – dass Transarenz nicht nur die Aktienkultur stärkt, sondern auch egen Neid und Missgunst hilft –, dann ist dies genau ie falsche Antwort. ies bestärkt uns darin, in der Frage des Dreivierteluorums auf gar keinen Fall herunterzugehen. Lassen Sie mich noch einen Punkt aufgreifen, den ollege Schauerte erwähnt hat: die Frage der Büroratie. Wir haben uns in der Tat umgeschaut, wie es in nderen Ländern ist. In Großbritannien gibt es eine Vorchrift, die unserer ähnlich ist; die Offenlegungspflichten erden in einer 27-seitigen Verwaltungsvorschrift im etail dargestellt. Wenn Sie unseren Gesetzentwurf dait vergleichen, werden Sie feststellen, dass wir den rundgedanken der Offenlegung aus Großbritannien ufgegriffen haben, dass es uns aber gelungen ist, das uf 4 Seiten darzustellen. Das ist das beste Beispiel daür, wie man einen schlanken und, wie ich meine, intellienten Gesetzentwurf auf den Weg bringen kann. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Er muss kurz und gut sein, nicht nur kurz!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517911100

Herr Kollege Lange, gestatten Sie kurz vor Ende Ihrer
edezeit noch eine Zwischenfrage der Kollegin Hauer?


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1517911200

Die kommt mir wunderbar gelegen. Gerne.






(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517911300

Wie bestellt. – Bitte schön.


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1517911400

Schauen wir einmal, was sie fragt.


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1517911500

Herr Lange, ist der Vorwurf gerechtfertigt, das sei

wieder so eine rot-grüne Sonderidee, in anderen Ländern
werde das ganz anders gemacht?


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1517911600

Frau Kollegin, ich bin Ihnen dankbar für die Frage.

Insbesondere von Herrn Funke wurde ja darauf hinge-
wiesen, wir würden einen nationalen Sonderweg gehen,


(Rainer Funke [FDP]: Das habe ich nicht getan!)


weil die unterschiedlichen Formen der Vorstände und
die Organisation der Aktiengesellschaften – die Sie in
den Mittelpunkt gestellt haben – nicht zu vergleichen
seien: Boardsystem auf der einen Seite und Aufsichts-
rat/Vorstand auf der anderen. Deshalb ist es wichtig, mit
unserer Regelung in Deutschland internationale Stan-
dards einzuführen, die in großen Ländern wie den USA,
Kanada, Großbritannien, Irland, Frankreich, den Nie-
derlanden, Österreich, der Schweiz und Schweden
schon gelten.


(Jörg Tauss [SPD]: Wo nicht?)

– Die Frage ist in der Tat, Herr Kollege Tauss: Wo nicht?

Wenn unser Gesetzentwurf jetzt mit Ihrer Hilfe – so
habe ich die Diskussion zumindest verstanden – eine
breite Mehrheit im Hause findet, werden wir auch in
Deutschland diese internationalen Standards zum Wohle
aller Aktionärinnen und Aktionäre einführen.

Dafür herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das war eine intelligente Redezeitverlängerung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517911700

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-

wurfs auf Drucksache 15/5582 an die in der Tages-
ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Der
Gesetzentwurf auf Drucksache 15/5577 – Tagesord-
nungspunkt 24 – soll an dieselben Ausschüsse überwie-
sen werden. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich stelle meine Bedenken zurück, Herr Präsident!)


Mit dem freundlichen Entgegenkommen des Kollegen
Schmidt bezüglich seiner frei erfundenen Bedenken kön-
nen wir diese Überweisungen einvernehmlich so be-
schließen.

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(C (D Ich rufe die Tagesordnungspunkte 25 a und 25 b soie Zusatzpunkt 6 auf: 25 a)


Klimke, Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Deutschland für die Fußballweltmeisterschaft
2006 fit machen – Längere Öffnungszeiten der
Außengastronomie ermöglichen
– Drucksache 15/5452 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Gudrun Kopp, Detlef Parr, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Sperrzeiten für Außengastronomie zur Fuß-
ballweltmeisterschaft 2006 verbraucher-
freundlicher gestalten – Freigabe der Laden-
öffnungszeiten ermöglichen
– Drucksache 15/5581 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Annette
Faße, Renate Gradistanac, Bettina Hagedorn,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

(Quedlinburg)


(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Öffnungszeiten der Außengastronomie wäh-
rend der Fußball-WM 2006 flexibel handha-
ben
– Drucksache 15/5585 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

Ich weise darauf hin, dass hier nicht das voraussichtli-
he Ergebnis der Fußballweltmeisterschaft verhandelt
nd verkündet wird, sondern dass es sich um die Gestal-
ung nicht ganz unbedeutender äußerer Rahmenbedin-
ungen handelt.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für

iese Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu
öre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
en.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst

der Kollege Jürgen Klimke für die CDU/CSU-Fraktion.

(Jörg Tauss [SPD]: Es sind wirklich nur noch Redner bei denen anwesend! Keine Basis mehr!)



Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1517911800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen! Liebe Kollegen! Als Noch-Oppositions-
politiker


(Jörg Tauss [SPD]: Das bleibt so!)

hat man ja selten Grund zur Freude. Kleine und Große
Anfragen an die Regierung werden mehr schlecht als
recht beantwortet. Für die eigenen Anträge erhält man,
wenn man Glück hat, inoffiziell Lob von der Konkur-
renz, sie werden aber abgelehnt.

Kleine Freuden hat man dadurch, dass man die ande-
ren Fraktionen, so wie heute, mit eigenen Initiativen et-
was zum Rotieren bringt. Den Kollegen Burgbacher
nehme ich hier ausdrücklich aus; denn wir haben in Sa-
chen Sperrzeiten ja die gleiche verbraucherfreundliche
Haltung. Herr Kollege Burgbacher, in der Frage der La-
denöffnungszeiten unterscheiden wir uns etwas. Deswe-
gen stimmen wir Ihrem Antrag in diesem Punkt nicht zu.
Wir enthalten uns bei der Abstimmung darüber. Uns geht
es primär um die Außengastronomie und eine Verbesse-
rung der Situation dort.

Als wir unsere beiden Anträge eingereicht haben
– wir als CDU/CSU und Sie als FDP –, habe ich mit In-
teresse darauf gewartet, was Rot-Grün macht und ob
überhaupt etwas kommt. Ich habe mich insgeheim ge-
fragt, ob die Sozialdemokraten und die Grünen ihre
spaßfreie Haltung korrigieren und ob sie unserem Antrag
zustimmen, weil sie momentan sowieso nicht so viel
zum Lachen haben. Haben Sie vielleicht sogar selbst die
Freude entdeckt, länger als bis 22 Uhr im Freien eine
Apfelschorle oder meinetwegen auch eine Gerstenkalt-
schale zu trinken?


(Brunhilde Irber [SPD]: Ich trinke Weißbier!)

Nein, weit gefehlt, Frau Irber. Sie können die Enttäu-
schung, die ich hatte, als ich den rot-grünen Antrag sah,
gar nicht nachvollziehen. Er war nicht nur offensichtlich
mit der heißen Nadel gestrickt, er ist einfach schlecht


(Florian Pronold [SPD]: Wir wollen über Sie lachen! Dafür brauchen wir keine längeren Öffnungszeiten!)


und er geht am Kern der Sache vorbei.
Sie gönnen uns, den Deutschen, und unseren Gästen

zum Confederations Cup und zur WM wirklich nicht den
Hauch von Spaß.


(Brunhilde Irber [SPD]: Spaßpartei!)

Ich habe es in meiner letzten Rede hierzu ja schon ein-
mal gesagt: Sie wollen Multikulti, aber zu deutschen La-
denschlusszeiten. Das funktioniert nicht.

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(C (D Weil ich den Eindruck habe, dass Sie die Grundlagen mmer noch nicht richtig verstanden haben, darf ich Ihen noch einmal deutlich machen, worum es wirklich eht: Die allgemeine Sperrzeit, die grundsätzlich auch für ie Außengastronomie gilt, beginnt je nach Bundesland wischen 1 Uhr und 5 Uhr morgens. Die Sperrzeitenreelungen für die Außengastronomie werden durch die änder bzw. durch kommunale Bestimmungen in Verindung mit immissionsschutzrechtlichen Vorschriften ingeschränkt und daher eben auf 22 Uhr festgelegt. Dann endet der Spaß, genau. – Das Hauptproblem der ußengastronomie ist also der Lärmschutz. Deshalb geügt für die Außengastronomie die alleinige Änderung es § 18 Gaststättengesetz nicht, da für die Festlegung er Sperrzeiten immer die von der Freiluftgaststätte ausehende Geräuscheinwirkung berücksichtigt werden uss. (Florian Pronold [SPD]: Kann man den Lärmschutz nicht auch dadurch verstärken, dass man den Redner abkürzt?)


(Jörg Tauss [SPD]: Dann endet der Spaß!)


n der Regel führt das eben zum Schließen der Biergär-
en nach 22 Uhr.
Hier liegt der Kern des Problems. Freiluftgaststätten
erden nach der TA Lärm, der Technischen Anleitung
ärm, beurteilt. Um es einfach zu formulieren: Weil die
ußengastronomie nicht in dieser TA Lärm aufgeführt
st, gibt es zurzeit keine gesetzlichen Vorschriften, die die
mmissionen bzw. die Geräuscheinwirkung von Freiluft-
aststätten beurteilen und bewerten können. Trotzdem
iehen Gemeinden und Gerichte bei Rechtsstreitigkeiten
ie TA Lärm zur Beurteilung der Geräuschimmissionen
on Biergärten als Richtschnur heran. So ist das leider.
Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Geräusche

on Freischankflächen – das sind hauptsächliche
enschliche Kommunikationsgeräusche; manchmal klirrt
ielleicht ein Glas – wie technischer Lärm gemessen und
ach der Technischen Anleitung Lärm bewertet werden.


(Brunhilde Irber [SPD]: Tische auch? – Florian Pronold [SPD]: Freischankflächen geben menschliche Geräusche von sich?)


iese kompromisslose Anwendung der auf die Bewer-
ung von Industrielärm zugeschnittenen TA Lärm führt
u einer Überbewertung des individuellen Nachbar-
chutzes und zu unsozialen und unverträglichen Ergeb-
issen.


(Florian Pronold [SPD]: Da müssen Sie aber gut ablesen!)


enschliche Kommunikationsgeräusche, das Reden, das
achen, die Unterhaltung, vielleicht auch einmal das
ingen, sollten eben nicht wie technische Geräusche,
um Beispiel Bohren, Hämmern oder Sägen, bewertet
erden. Deshalb sind ein gesondertes Messverfahren
nd höhere Grenzwerte für Geräuschimmissionen unter
erücksichtigung von kurzfristig höheren Geräuschspit-






(A) )



(B) )


Jürgen Klimke

zen für die Außengastronomie nicht nur sinnvoll, son-
dern auch erforderlich.

Um dieses Kernproblem geht es. Hier ist das Parla-
ment als Gesetzgeber gefragt. Hier müssen wir agieren.
Das ist auch die Hauptforderung des Antrages der Libe-
ralen und unseres Antrages. Wenn Sie das alles richtig
verstanden haben, liebe Kollegin, dann müssen Sie Ihren
Antrag zurückziehen und unserem Antrag zustimmen.
Das, was Sie uns als Forderung präsentieren, ist eigent-
lich nur traurig.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir sind ja keine Spaßpartei!)


Sie beziehen sich als Kronzeugen für Ihre Haltung auf
zwei Bundesländer. Ich weiß gar nicht, ob Sie gemerkt
haben, dass dies CDU-regierte Länder sind,


(Brunhilde Irber [SPD]: Gerade deshalb! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das sollte Ihnen zu denken geben!)


nämlich Hamburg und Niedersachsen, die mit einer Aus-
nahmeregelung besonders verbraucherfreundlich sind.
Diese kommen den Wünschen der Gäste und der Bran-
che durch ein zweijähriges Pilotprojekt nach. In Nieder-
sachsen geschah dies durch einen Ministererlass. Das ist
auch gut so. Es ändert aber, liebe Kollegin Irber, nichts
an der Tatsache, dass es einer bundeseinheitlichen end-
gültigen, alles klärenden Regelung bedarf; denn in bei-
den Ländern handelt es sich nur um eine zeitlich be-
grenzte Ausnahme.


(Brunhilde Irber [SPD]: Noch nie was von Subsidiarität gehört?)


Das, was im Norden im Moment diskutiert und auch
umgesetzt wird, soll offensichtlich auch bald im Süden
erfolgen. Der Ministerpräsident von Baden-Württem-
berg hat angekündigt, die Sperrzeiten in Baden-
Württemberg ganz aufzuheben.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Auf Betreiben der FDP!)


Das Bundesland der Biergärten, Bayern, hat sich in die-
ser Hinsicht offensichtlich noch nicht gerührt. Diese
Forderung geht vor allen Dingen auf die Landesver-
bände des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes
und der Tourismusindustrie zurück. Das CDU-regierte
Nordrhein-Westfalen wird sich dieser Forderung an-
schließen.

Wir müssen uns während der WM und auch schon in
den nächsten Wochen beim Confederations Cup als mo-
dernes, gastfreundliches, attraktives und offenes Land
präsentieren. Darauf weisen Sie in Ihrem Antrag zu
Recht hin. Aber Sie tun es nicht, sondern kündigen es
nur an und erklären, dass das ganz schön sei. Das, wo-
rauf es ankommt, nämlich unter die bisherigen Regelun-
gen einen Schlussstrich zu ziehen und ein neues Gesetz
zu machen, ist nicht Ihre Sache. Das machen Sie nicht,
sondern Sie reden nur darüber hinweg. Es gibt lauschige
Appelle an die Bundesregierung und an die Länder, den
Tourismusstandort Deutschland zu verbessern.

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(C (D (Brunhilde Irber [SPD]: Machen wir doch auch! Lesen Sie mal die letzten Statistiken!)


ber da, wo Sie in der Verantwortung sind, kneifen Sie.
as geht nicht.
Lassen Sie mich noch auf einen anderen Punkt hin-
eisen. Dieses Problem ist nicht neu. Bereits im Jahre
001 hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband ei-
en Brandbrief an den Wirtschaftsminister Müller ge-
chrieben. Dieser Brief vom Juni 2001 ist nun vier Jahre
lt. Dort heißt es – ich darf daraus zitieren –:

Alljährlich strömen Millionen von Gästen in die
Biergärten, Straßencafés, Restaurants und sonstige
Betriebe mit Außengastronomie. Bedauerlicher-
weise erleben wir aber auch Jahr für Jahr, dass die
Biergärten an warmen Sommerabenden bereits um
22 Uhr schließen und die Gäste nach Hause ge-
schickt werden müssen. … Der Bundesgesetzgeber
kann den unbefriedigenden Zustand durch Erlass
einer eigenen Bundesimmissionsschutzverordnung
„Außengastronomie“ beseitigen.

eschehen ist nichts. So schrieb der entsprechende Ver-
and vor vier Jahren.
Gestern erklärte der Verbandspräsident Ernst Fischer

ich darf wieder zitieren –:
Eine Verschiebung des Freiluft-Zapfenstreichs auf
24.00 Uhr ist in Deutschland längst überfällig. Es
ist ein unhaltbarer Zustand, dass Wirte ihre Gäste
an den wenigen schönen Tagen im Jahr trotz Som-
merzeit noch bei Helligkeit nach Hause schicken
müssen. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten wäre
ein wichtiger Impuls, der endlich wieder einen Um-
satzschub für Deutschlands Gastronomen und mehr
Lebensqualität für die Bürger bringen würde …
Diese Regelung passt nicht mehr in das Jahr 2005
und nicht in ein Land, das Weltoffenheit, Lebens-
freude und Gastfreundlichkeit zu seinem Marken-
zeichen machen möchte …

s heißt weiter:
Nichts wäre leichter, als solch eine Verordnung am
Freitag

(Florian Pronold [SPD]: Eine neue Verord nung! Und das ist Deregulierung?)

also hier und heute –

im Bundestag zu verabschieden. Das wäre ein ech-
tes Deregulierungsprogramm, das den Staat keinen
Cent kosten würde, den Unternehmen aber die
Möglichkeit gäbe, dann Geschäfte zu machen,
wenn sie wirklich nachgefragt würden …

Ich kann mich dem zum Abschluss nur voll und ganz
nschließen. Stimmen Sie unserem Antrag, stimmen Sie
em FDP-Antrag zu! Das ist der sehnlichste Wunsch der
anzen Branche.


(Jörg Tauss [SPD]: Der ganzen Nation! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist unsere patriotische Pflicht!)







(A) )



(B) )


Jürgen Klimke

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Wir stellen auf Bierdeckel nur Bier und machen keine Steuererklärung drauf!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517911900

Das Wort hat nun die Kollegin Brunhilde Irber, SPD-

Fraktion.

(Brunhilde Irber [SPD]: Wenn ich wenigstens hier ein Weißbier bekäme statt Wasser!)

– Verehrte Frau Kollegin, die Geschäftsordnung schlösse
das nicht aus. Ob wir das aber ernsthaft zur Beförderung
der Debatten empfehlen sollten, sollten wir noch einmal
in Ruhe bedenken. Bitte schön.


(Florian Pronold [SPD]: Bei dem Thema wäre es doch angemessen!)



Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1517912000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Deutschland freut sich auf die Fußballweltmeisterschaft
2006 und natürlich auch auf den Confederations Cup in
diesem Monat. Die ganze Welt wird bei uns im nächsten
Jahr zu Gast sein. Die Tourismusbranche wird ihre
Chance nutzen. Ich bin davon überzeugt, dass sie bestens
präpariert ist. Ich möchte mich bei der Bundesregierung,
beim Bundesinnenminister und beim Wirtschaftsminis-
ter bedanken,


(Ernst Burgbacher [FDP]: Wofür?)

die die Rahmenbedingungen hierfür geschaffen und die
Deutsche Zentrale für Tourismus mit den entsprechen-
den finanziellen Mitteln ausgestattet haben.


(Beifall bei der SPD)

Die Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen

und sportlichen Erfolg sind gegeben. Das wissen auch
die meisten und sie handeln danach. Allerdings werden
zwei Fraktionen des Deutschen Bundestages nicht müde,
das Gegenteil zu behaupten. Herr Kollege Klimke, Sie
haben das eben wieder vorgetragen. Allerdings wider-
spricht das jeder Vernunft. Ich weiß nicht, warum wir
uns wieder mit diesen Anträgen beschäftigen müssen,
nämlich mit dem Antrag der CDU/CSU „Deutschland
für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fit machen –
Längere Öffnungszeiten der Außengastronomie ermögli-
chen“ und dem der FDP.

Erstens ist es unbestritten, dass die Bundesregierung
enorme Anstrengungen unternimmt, die Fußball-WM zu
einem absoluten Highlight zu machen, und zweitens sind
längere Öffnungszeiten in der Außengastronomie für die
WM möglich. Wozu also dieser Antrag der CDU/CSU?
Er ist überflüssig und geht inhaltlich an den Tatsachen
vorbei. Mit dem FDP-Antrag „Sperrzeiten für Außen-
gastronomie zur Fußballweltmeisterschaft 2006 verbrau-
cherfreundlicher gestalten – Freigabe der Ladenöff-
nungszeiten ermöglichen“ verhält es sich genauso. Die
Sperrzeiten für die Außengastronomie sind verbraucher-

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(C (D reundlich und die Flexibilität der Ladenöffnungszeiten ur WM ist bereits vorhanden. (Ernst Burgbacher [FDP]: Das muss jeder selbst beurteilen!)


ozu also dieser Antrag der FDP? Er ist ebenfalls über-
lüssig und geht an den Tatsachen vorbei.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Also spinnt der Dehoga!)


Nein, der Dehoga spinnt nicht, aber ich nehme an, er
st nicht gut informiert und Sie offensichtlich auch nicht.
ber dazu komme ich noch.
Wenn es die WM im nächsten Jahr nicht gäbe, dann
üsste man sie erfinden; denn sonst, liebe Kolleginnen
nd Kollegen, hätten Sie keine Gelegenheit, im Deut-
chen Bundestag zum dritten Mal mit diesem Thema zu
ommen und uns damit zu beschäftigen. Es ist wie jedes
ahr: viel Wirbel um nichts.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Wir kommen auch noch ein viertes Mal!)


as, was Sie veranstalten, ist der blanke Populismus.
as wissen Sie auch genau. Deshalb stellen Sie Ihre An-
räge. Im Grunde genommen ist das Zeitverschwendung.
Einmal mehr bemühen Sie den Lärmschutz als
auptproblem der Außengastronomie. Freiluftgaststät-
en sind aus dem Anwendungsbereich der TA Lärm aus-
enommen. So soll es auch bleiben. Alles andere bedeu-
et mehr Bürokratie und dürfte darüber hinaus wenig
ffizient sein. Man stelle sich nur einmal vor, wie vor Ort
in gesondertes Messverfahren für menschlichen Kom-
unikationslärm aussehen würde. Ich habe das Ganze
inmal als Arbeitsbeschaffungsprogramm für Lärmmes-
ungsingenieure bezeichnet. Das erinnert mich wirklich
n die Schildbürger.


(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


enn jemand lärmt und ein Anwohner die Polizei ruft,
ann muss die Polizei anrücken und den Lärm messen.
omit bitte? Da steht noch ein Fragezeichen. Dann geht
s in ein bürokratisches Verfahren.


(Ernst Burgbacher [FDP]: So wie heute auch schon!)


s gibt wahrscheinlich eine Gerichtsverhandlung. Wenn
as Ihr Beitrag zum Bürokratieabbau ist, dann gute
acht Deutschland.
Aber Spaß beiseite. Kollege Klimke hat sich kürzlich

n einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage von Frau
taatssekretärin Wolf informieren lassen. Heute war er
icht so charmant zu ihr.
ch zitiere:

Für Freiluftgaststätten gelten lediglich die Grund-
pflichten des § 22 des Bundes-Immissionsschutzge-
setzes für sonstige nichtgenehmigungsbedürftige
Anlagen. Bei der Anwendung des § 22 Bundes-
Immissionsschutzgesetz ist auf eine einzelfallbezo-
gene Berücksichtigung aller Umstände abzustellen,






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

sodass flexible Lösungen für die zeitlich begrenzten
Großereignisse des Confederations Cup und der
Fußballweltmeisterschaft aus der Sicht des Bundes
möglich sind.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Bewährt hat sich Folgendes: Die Bundesländer befin-

den über die Regelung der Sperrzeiten. Wo die Länder
die Kompetenzen auf die Kommunen übertragen haben,
sind die Kommunen die Entscheidungsträger. Das ist
auch gut so.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Völlig einig!)

Die Kommunen sind am ehesten in der Lage, sowohl das
berechtigte Ruhebedürfnis der Anwohner als auch die
sozialen Bedürfnisse der Gaststättenbesucher, aber auch
die wirtschaftlichen Interessen der Außengastronomie-
betreiber in angemessener Weise zu berücksichtigen.
Dies gilt in besonderer Weise für die Fußballweltmeis-
terschaft, die ein herausragendes Ereignis ist.

Die Länder können – und wollen es im Übrigen
auch – die Sperrzeiten eigenverantwortlich regeln. Alles
andere ist auch Unsinn. Es gibt keinen Vorschlag zur
Änderung des Bundes-Immissionsschutzrechtes, der un-
bürokratisch, verbraucherfreundlich und gleichzeitig
praxistauglich wäre. Gerade Sie von der FDP predigen ja
gebetsmühlenartig den Bürokratieabbau.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Ja, machen wir auch!)


Hier aber würden Sie eine Monsterbürokratie aufbauen.
Auch Ihre Jahr für Jahr wiederkehrende Argumenta-

tion zum gewandelten Konsumentenverhalten und zur
Sommerzeitregelung ändert nichts an der bewährten Pra-
xis.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Auch die Sommerzeit wurde eingeführt!)


Ihre Argumentation wird auch nicht dadurch schlüssiger,
dass Sie die entsprechenden Passagen wechselseitig
– zum Teil wortgleich – voneinander abschreiben. Das
ist der einzige Beitrag zum Bürokratieabbau, den ich in
Ihren Anträgen erkennen kann.

Nehmen Sie doch einfach zur Kenntnis, dass sich die
Länder in eigener Kompetenz anstrengen, ihre touristi-
schen Metropolen für die Besucher von nah und fern so
attraktiv wie möglich zu machen.


(Jörg Tauss [SPD]: Die sind auch zuständig!)

Das liegt in deren eigenem Interesse – sie sind auch zu-
ständig – und alles andere ist abwegig. Beleg dafür, dass
die Länder das auch tun, sind die neuesten statistischen
Zahlen zum Inlandstourismus. So stieg die Anzahl der
Übernachtungen im ersten Quartal 2004 zum Beispiel in
Berlin um 17 Prozent, in Hamburg um 5 Prozent. Dieser
Trend zeichnet sich auch in München, Köln, Leipzig und
vielen anderen Städten ab.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Könnte aber alles noch viel mehr sein!)


Also sind die vorgelegten Konzepte richtig.

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(C (D Übrigens: Baden-Württemberg, Hamburg und Nieersachsen machen es uns bereits vor. Die CDU-Männer ettinger, Wulff und von Beust nutzen den gegebenen ahmen zur Verlängerung der Sperrzeiten aus. Die drei aben am wenigsten auf Ihre Initiativen hier aus dem eutschen Bundestag gewartet. (Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist allerdings falsch!)


Nun kommen wir zu den Ladenöffnungszeiten. Es
st verständlich, dass sich die FDP gerne als Liberalisie-
ungspartei profilieren will. Das kennen wir und das ist
uch in Ordnung.


(Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär: Stichwort Apotheken!)


Ja. – Aber mit dem Confederations Cup und der Fuß-
all-WM führt die politische Debatte ins Nirwana. Man
raucht nämlich nicht zu fordern, was ohnehin schon
mgesetzt wird.
Am 2. März 2005 – jetzt hören Sie gut zu – hat der

änderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstech-
ik einen Beschluss gefasst, um für die beiden Fußball-
roßereignisse die Voraussetzungen für längere Laden-
ffnungszeiten zu schaffen. Der beschlossene Rahmen
ieht vor, dass die Länder Allgemeinverfügungen erlas-
en. Bei einer Allgemeinverfügung handelt es sich um
ine Einzelfallregelung, die sich an viele Adressaten, in
iesem Fall an die Einzelhändler, richtet. Die Öffnungs-
eiten könnten dann jeweils am Spielort und in dessen
inzugsbereich zum Beispiel wie folgt aussehen: von
ontag bis Samstag von 6 bis 24 Uhr und am Sonntag
on 14 bis 20 Uhr. Ich denke, das ist genug.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Bürokratieabbau! – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Wir brauchen eine Kontrollbehörde, um das zu kontrollieren!)


Nein, dazu brauchen wir keine Kontrollbehörde. Das
st eine einfache Regelung, die auch mit dem Laden-
chlussgesetz konform geht.
Diese Ausnahmeregelungen stehen – das habe ich ge-

ade gesagt – in Einklang mit § 23 Abs. 1 Ladenschluss-
esetz. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Ar-
eit ist nicht zwingend gefordert, festzulegen, in welcher
eise die beiden Großereignisse im öffentlichen Inte-

esse stehen. Denn solange keine weitere Regelung er-
olgt, legen die Länder das selber fest. Das ist die ein-
achste Lösung.
Was wollen Sie denn eigentlich? Es ist alles im Lot.
ie Gäste können kommen. Deutschland ist gut vorbe-
eitet. Hotellerie und Gastronomie werden zu den Ge-
innern zählen.
Damit ist klar: Bei den Sperrzeiten in der Außen-

astronomie und den Ladenöffnungszeiten ist es am ef-
ektivsten, wenn die vorhandenen Möglichkeiten zur
lexibilität sinnvoll umgesetzt werden. Genau das ge-
chieht derzeit.
Deshalb hätten Sie sich – das muss ich an dieser

telle wiederholen – Ihre Anträge sparen können. Wir






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

haben derzeit in Deutschland wahrlich Wichtigeres zu
tun, als im Deutschen Bundestag die Abseitsfalle zu
üben.

Kurzum: Schließen Sie sich unserem Antrag an!
Dann steht es 2:0 für Deutschland.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517912100

Zur Verbesserung des Spielergebnisses erhält jetzt der

Kollege Burgbacher für die FDP-Fraktion das Wort.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Er versucht doch wieder nur das Unentschieden zu erzwingen! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Sie nehmen das Ganze nicht ernst, Herr Präsident!)


– Im Gegenteil.

(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Aber reden Sie heute nicht über das Plebiszit, Herr Burgbacher!)



Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1517912200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ob

alles im Lot ist, wie die Frau Kollegin festgestellt hat,
entscheidet nicht die SPD-Bundestagsfraktion, sondern
niemand anders als die Verbraucher und die vor Ort täti-
gen Gastronomen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kollegin Irber, es ist schon richtig, dass wir in
der 14. und 15. Legislaturperiode entsprechende Gesetz-
entwürfe eingebracht haben. Dass die Union unsere Ge-
setzentwürfe, selbst in der Begründung, weitgehend ab-
geschrieben hat, ehrt uns und erleichtert uns die
Zustimmung. Die Begründung ist weitgehend wort-
gleich, teilweise stimmt der Text sogar mit meiner Rede
überein.


(Brunhilde Irber [SPD]: Keine eigene Initiative! – Florian Pronold [SPD]: Die Union hat überhaupt keine eigene Begabung mehr! Nicht einmal das können sie! Nicht einmal oppositionsfähig! – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das sind die letzten Zuckungen!)


Das freut mich und bestätigt mich darin, dass wir eini-
germaßen richtig liegen.


(Beifall bei der FDP)

Es gibt doch ein Problem. Es ist zwar richtig, dass in

drei Ländern Pilotversuche – in Baden-Württemberg üb-
rigens auf massiven Druck der FDP; auch das hat unser
Gesetzentwurf bewirkt – durchgeführt werden, Tatsache
bleibt aber, dass die Länder und Gemeinden, die Sperr-
zeiten festlegen wollen, Probleme haben. Wir sind uns
doch völlig einig – das sollten wir auch nicht wegdisku-
tieren –, dass die Entscheidungen über Sperrzeiten von

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(C (D en Gemeinden vor Ort getroffen werden sollen, weil iese es am besten können. Wie wir wissen, gilt die TA Lärm nicht für die Au engastronomie. Aber die Rechtspraxis zeigt: Sobald gelagt wird, greifen Städte und Gemeinden wie auch die erichte auf die TA Lärm zurück. Wenn sich aber die echtspraxis völlig von dem entfernt, was wir ursprüngich wollten, dann ist der Gesetzgeber gefragt, der entprechende Gesetzesänderungen vornehmen muss, dait die Rechtspraxis in die von uns beabsichtigte ichtung geht. Deshalb halten wir die Änderung der TA Lärm für ichtig. Menschlicher Lärm ist anders zu behandeln als ägen, Hämmern und Bohren. (Brunhilde Irber [SPD]: Lautes Türenschlagen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as ist doch selbstverständlich.
Das Ausgehverhalten hat sich völlig verändert, seit

ie Sommerzeit eingeführt wurde. Das können Sie nicht
estreiten. Deshalb müssen wir eine andere Lösung fin-
en. Erinnern Sie sich an den vergangenen Sommer. Es
st doch ein Ärgernis: Die Menschen sitzen froh draußen
nd genießen das, bis sie um 22 Uhr zum Gehen aufge-
ordert werden. Das verärgert beide Seiten und hat den
ffekt, dass die Gäste, statt sich in das Lokal hineinzu-
etzen, nach Hause gehen. Das bedeutet einen erhebli-
hen Umsatzausfall für die Gastronomie. Wer davor die
ugen verschließt, sieht die Realität in Deutschland
icht.


(Brunhilde Irber [SPD]: Herr Kollege, Sie ignorieren, dass die Länder und Kommunen verlängern können!)


Ich komme jetzt zu dem Argument, hier werde Büro-
ratie geschaffen. Man sollte mit seinen Argumenten
chon auf dem Teppich bleiben. An dem bisherigen Ver-
ahren wird nichts geändert. Die einzige Ausnahme ist,
ass andere Grenzwerte gelten sollen. Ob sie in jedem
all gemessen werden müssen, ist nicht unser Problem.
s geht allein um die Festlegung anderer Grenzwerte.
Erlauben Sie mir noch eine Anmerkung zum Laden-

chluss. Auf der Tagesordnung steht auch die Beratung
nseres Gesetzentwurfs, in dem wir mit der Forderung,
ie Zuständigkeit für die Festlegung der Ladenöffnungs-
eiten den Ländern zu übertragen, den Vorgaben des
undesverfassungsgerichts folgen. Leider haben Sie in
er Föderalismuskommission nicht mitgemacht. Des-
alb ist es noch nicht dazu gekommen.
Wir fordern: Setzt den Ladenschluss für die Fußball-
eltmeisterschaft aus! „Die Welt zu Gast bei Freun-
en“ – wir wollen alles tun, dass die Fußballweltmeister-
chaft zu dem Werbeevent für Deutschland wird. Dafür
üssen wir jetzt die Voraussetzungen schaffen. Wenn
ie heute nicht dazu bereit sind, dann werden wir es im
ommenden Herbst tun. Das sage ich Ihnen fest zu.
Herzlichen Dank.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517912300

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

die Kollegin Undine Kurth, Bündnis 90/Die Grünen.
Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Gäste auf den Tribünen, Sie alle haben sicherlich
mitbekommen, dass wir heute im Deutschen Bundestag
über das politisch wichtige Thema der Öffnungszeiten
von Biergärten reden, also darüber, wie lange sie geöff-
net haben dürfen. Nicht, dass ich meinen würde, dass das
kein wichtiges Thema ist! Ganz im Gegenteil: Das kann
über vieles an einem Abend entscheiden. Trotz allem
glaube ich, dass es schon reichlich Anträge zu diesem
Thema gegeben hat. Die Argumente sind auf vielfältige
Weise ausgetauscht worden. Vor allem wissen wir alle,
dass die derzeitige Handhabung der Sperrzeitenregelung
gar nicht so unflexibel ist, wie es immer dargestellt wird.

Herr Klimke, wenn Sie schon nicht wissen, wie fröh-
lich es auf Veranstaltung der Grünen zugehen kann, und
meinen, dass wir immer nur Müsli picken,


(Jörg Tauss [SPD]: Das dachte ich aber auch!)

dann sollten Sie zumindest wissen, dass die in Deutsch-
land geltenden Sperrfristen vor Ort individuell angepasst
werden können. Darüber entscheiden die Länder. Diese
geben ihre Kompetenz oft – wie ich finde: zu Recht – an
die Kommunen ab, da diese in der Regel am besten wis-
sen, was vor Ort verträglich ist oder nicht.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Darin sind wir uns ja einig!)


– Sogar Herr Burgbacher sagt, dass wir uns darin einig
sind. – Das verwundert mich nun wieder sehr, wenn ich
an die zurückliegende Debatte über eine Föderalismusre-
form denke. Dort wurde ständig herausgestellt, dass sich
der Bund bei Regelungen betreffend den Sport- und
Freizeitlärm völlig herauszuhalten habe, weil das aus-
schließlich in der Zuständigkeit der Länder verbleiben
solle. Nun sind wir der Meinung, das dort zu belassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ausnahmen sind bereits getroffen worden. Die Freie
und Hansestadt Hamburg, die sich auch entsprechend
frei benimmt, hat rechtzeitig zur Sommersaison 2005 als
erste Metropole Öffnungszeiten im gastronomischen
Außenbereich bis 24 Uhr erlaubt, und zwar ganz ohne
Zutun des Bundes. Die anderen Beispiele sind bereits
genannt worden. Wie gesagt, all das ist im Einklang mit
den geltenden Gesetzen möglich.

Dass wir kein gastfreundliches Land seien, ist, glaube
ich, eine etwas abenteuerliche Behauptung. Sonst hätte
der Tourismus in Deutschland nicht so gute Ergebnisse
und Wachstumsraten zu verzeichnen. Ich glaube daher,
dass Sie es völlig falsch anpacken. Wo Wettkämpfe statt-
finden, wird es natürlich Sieger und Verlierer geben.
Diejenigen, die sich über einen Sieg freuen, werden sich

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(C (D or Glück im Biergarten aufhalten, diejenigen, die eine iederlage zu beklagen haben, vielleicht aus Trauer. Es ei allen gegönnt. Ich glaube nicht, dass wir erleben üssen, dass die Feierfreudigen zum Schluss an der ankstelle enden. Seien Sie also ganz unbesorgt. Es gibt rste gute Anzeichen. Eines darf man bei der Debatte aber auch nicht ver essen: Es gibt nicht nur diejenigen, die ihr Spaßbedürfis befriedigen wollen, sondern auch Menschen, die icht ausschlafen können, weil sie arbeiten müssen. Deen Bedürfnisse müssen bei Entscheidungen mit berückichtigt werden, wer wie lange öffnen darf. Deshalb ist s richtig, dass vor Ort alle Beteiligten sorgfältig darüber achdenken, was möglich ist, und dann entscheiden. Wir sind mit den bestehenden Regelungen sehr gut edient; denn sie führen zu vernünftigen Ergebnissen. ch möchte alle ermutigen, weiterhin vernünftige Abprachen zu treffen. Sie können sich sicherlich vorstelen, dass wir Ihre Anträge nicht ganz so großartig finden nd eher der Meinung sind, dass der Koalitionsantrag, enn schon ein Antrag notwendig ist, richtig ist. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517912400

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/5452 – Tagesordnungpunkt 25 a –,
5/5581 – Tagesordnungspunkt 25 b – und 15/5585 –
usatzpunkt 6 – an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Sind Sie einverstanden? – Ich
telle Einvernehmen fest. Dann sind die Überweisungen
o beschlossen.
Ich rufe nun den Zusatzpunkt 7 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Regelung des Zugangs zu Informatio-

(Informationsfreiheitsgesetz – IFG)

– Drucksache 15/4493 –

(Erste Beratung 149. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Innen-

ausschusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/5606 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Michael Bürsch
Beatrix Philipp
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/5610 –






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Berichterstattung:
Abgeordnete Susanne Jaffke
Klaus Hagemann
Alexander Bonde
Otto Fricke

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der FDP-Frak-
tion vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist hierzu
eine halbstündige Debatte vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Kollege Dr. Michael Bürsch für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1517912500

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Große Ereignisse finden manchmal am 3. Juni statt. Als
Mitglied der CDU/CSU-Fraktion würde ich wahrschein-
lich sagen: Dies ist ein guter Tag für Deutschland. Als
Berliner würde ich sagen: Europäer, schaut auf dieses
Land! Als bescheidener Schleswig-Holsteiner sage ich
persönlich nur: Ich freue mich, dass der Bundestag die
zweite und dritte Lesung des Informationsfreiheitsgeset-
zes auf meinen Geburtstag gelegt hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist für mich ein besonderes Zeichen.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Herzlichen Glückwunsch!)

– Nicht dafür, Herr Kollege.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Doch, auch dafür!)


Das heute beratene Informationsfreiheitsgesetz orien-
tiert sich an der Leitidee „Demokratie braucht Transpa-
renz“. Unsere Demokratie lebt davon, dass Bürgerinnen
und Bürger die Entscheidungen in Politik und Verwal-
tung verstehen und nachvollziehen können. Das ist ein
Postulat der Bürgergesellschaft. Unsere Demokratie ist
nur dann lebendig, wenn die Bürgerinnen und Bürger in-
formiert sind, wenn sie einen Einblick haben, was in der
Verwaltung geschieht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist nachvollziehbar, dass sich viele von der Politik
abwenden. Sie beklagen Bürokratie und wiehernde
Amtsschimmel zu Recht, wenn sie außen vor gelassen
werden, wenn sie den Eindruck haben, dass sie nicht Be-
scheid wissen und dass das auch so sein soll.

Bei uns in Deutschland herrscht im Grunde genom-
men noch immer die eherne Überzeugung vor: Es gilt
das Prinzip der Amtsverschwiegenheit; die Wahrung des
Amtsgeheimnisses ist so hoch zu halten, dass daran auch
in 100 Jahren keiner rüttelt. Ich glaube, dass das kein Pa-

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(C (D adigma für das 21. Jahrhundert ist. Viele Industrieläner haben uns vorgemacht, dass es auch anders geht. Beanntlich gibt es nur noch drei sehr kleine Länder eines davon ist Malta –, die kein Informationsfreiheitsesetz haben. Wenn nun endlich auch wir ein solches esetz verabschieden, dann schlagen wir den Weg der odernisierung ein. Das neue Bürgerrecht auf Information wird auch dazu eitragen, dass die öffentliche Verwaltung weniger koruptionsanfällig ist. Wenn sich die Bürger zu jeder Zeit ber alle Vorgänge in der Verwaltung informieren könen, wenn es also zu mehr Transparenz kommt, dann ird das zu weniger Kungelei und zu weniger Korrupion führen. Davon bin ich überzeugt. Auch wenn wir heute dieses Gesetz verabschieden, as das neue Bürgerrecht auf Information regelt, handeln ir verantwortungsbewusst; wir stellen natürlich sicher, ass wichtige Geheimnisse der öffentlichen Verwaltung icht preisgegeben werden. Manche Kritiker befürchten, er Schutz des Kernbereichs exekutiver Eigenverantortung sei nicht mehr sichergestellt. Andere haben chon das Schreckensbild des Zusammenbruchs der öfentlichen Verwaltung an die Wand gemalt. Ich kann alen Zweiflern, Skeptikern und Kritikern versichern: In iesem Gesetz sind genug Sicherheit gewährleistende egelungen enthalten; wir haben in diesem Gesetz genüend vertrauensbildende Maßnahmen verankert, damit uch in Zukunft sichergestellt sein wird, dass Amtsgeeimnisse, die nicht verraten werden dürfen oder über ie nicht informiert werden soll, der Öffentlichkeit nicht ugänglich sind. Der Kollege Klaeden möchte Ihre knappe Redezeit urch eine Zwischenfrage verlängern. Herr Kollege, ich nehme natürlich jede Gelegenheit ahr, auf Fragen zu diesem Gesetz jede Antwort zu geen, die Sie brauchen. Herr Kollege Bürsch, zunächst einmal herzlichen lückwunsch zum Geburtstag! Nachdem Sie hier im Plenum so sehr für Informa ionsfreiheit eingetreten sind, frage ich Sie: Warum aben eigentlich die Mitglieder der Koalition im Unteruchungsausschuss sogar Presseartikel als „Verschlussache – nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft? Ich kann mir die Antwort leicht machen: weil es das nformationsfreiheitsgesetz noch nicht gab. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit im ganzen Hause)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517912600
Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1517912700
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1517912800

(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1517912900






(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517913000

Sonst hätten wir das Datum Ihres Geburtstags wahr-

scheinlich nie erfahren, Herr Kollege Bürsch.


Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1517913100

Ich merke schon: Es wird eine eher fröhliche Sitzung;

der Anlass unserer heutigen Beratung ist aber ernst.
Jeder hat an seinem Geburtstag einen Wunsch frei.

Der Wunsch geht in folgende Richtung: Das Informa-
tionsfreiheitsgesetz hat im Gesetzgebungsverfahren Kri-
tik aus zwei Richtungen erfahren. Die einen haben sich
darüber beschwert, dass das Informationsfreiheitsgesetz
viel zu kurz greife. Die Einschränkungen des Informa-
tionsanspruches in bestimmten Bereichen, zum Beispiel
in § 3, seien inakzeptabel. Von der ganz anderen Seite
wurde uns dagegen vorgeworfen, wir würden das
Abendland und die traditionelle deutsche Verwaltungs-
kultur abschaffen, zu der nun einmal das Amtsgeheimnis
als zentraler Glaubenssatz auch für die nächsten
100 Jahre gehöre.

Die Kritik von beiden Seiten ist – ganz ohne Emotio-
nen und leidenschaftslos gesagt – noch nicht von Erfah-
rung geprägt. Denn wir stehen mit dem Informationsfrei-
heitsgesetz noch am Anfang. Allerdings gibt es in vielen
anderen Ländern Erfahrungen. Es gibt auch in vier Bun-
desländern Erfahrungen. Diese sprechen genau dafür,
dass die Verwaltungen nicht lahm gelegt werden, dass es
keine Prozessfluten gibt und dass Amtsgeheimnisse
nicht ohne Not verraten werden. Dieses Informations-
freiheitsgesetz ist ein erster Versuch, ein Bürgerrecht
auf Information einzuführen, damit dem Bürgerengage-
ment und der Bürgergesellschaft in Deutschland eine
Gasse zu schaffen


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


und dadurch die öffentliche Verwaltung auf diesem Ge-
biet zu modernisieren und eine Verwaltungskultur einzu-
führen.

Wir werden die Erfolge und die Nachteile, die Risi-
ken und die Nebenwirkungen nach fünf Jahren ganz ge-
nau analysieren. Aus dieser Bewertung werden wir die
nötigen Konsequenzen ziehen und entscheiden, ob das
Gesetz geändert werden muss und, wenn ja, an welcher
Stelle.

Nun wende ich mich ganz persönlich an die verehrte
Kollegin Philipp. Wir haben über das Gesetz schon sie-
ben Jahre beraten, verehrte Frau Kollegin. Alles, was zu
diesem Gesetz gesagt und geschrieben werden musste,
ist getan worden. Ich selbst habe an einer Stelle ironisch
gesagt: Der Grundsatz „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“
ist hier nun wirklich unterlegt worden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Philipp, wenn Sie nun nach sieben Jahren – ein-
schließlich der Beratung im Plenum und in den Aus-
schüssen des Bundestages – immer noch sagen, Sie hät-
ten nicht genug Zeit gehabt, um dieses Gesetz zu lesen,
dann frage ich mich: Wie haben Sie es eigentlich be-

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(C (D erkstelligt, die Gesetze zur Gesundheitsreform oder ur Rentenreform mit zu tragen, die von Ihrer Fraktion nterstützt wurden? Wie sind Sie mit diesen Gesetzen mgegangen, wenn Sie innerhalb eines halben Jahres icht in der Lage sind, zu verinnerlichen, was in diesem urzen Gesetz von 15 Paragraphen steht? (Jörg Tauss [SPD]: Die Kollegen von Frau Philipp sind schneller!)


esen Sie einfach. Sie haben jetzt noch eine halbe
tunde Zeit und können anschließend zustimmen.
Ich bitte um breite Zustimmung im Hause.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517913200

Ich erteile das Wort der Kollegin Beatrix Philipp,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1517913300

Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Herr Dr. Bürsch, selbstverständlich und gern
ratuliere auch ich Ihnen zu Ihrem Geburtstag. Ich ma-
he aber sogleich zwei Bemerkungen außerhalb meiner
usführungen zu Ihrem Beitrag:
Wie ernst Sie das Informationsfreiheitsgesetz wirk-

ich nehmen, macht nicht nur die Antwort auf die Frage
on Herrn von Klaeden deutlich, so witzig sie auch for-
uliert war. Auch der Ausnahmekatalog, den Sie im Ge-
etzentwurf festschreiben mussten – ich habe das schon
n der ersten Lesung gesagt –, und die Beratungsdauer
eben zu denken. Wenn Sie hier schon dem staunenden
der auch nicht staunenden Publikum erklären, dass Sie
echseinhalb Jahre gebraucht haben, dann sollten Sie da-
usagen, dass dies Ihre interne Beratungszeit war. So
ange haben Sie gegackert, bis Sie das Ei gelegt haben.
on uns können Sie dann nicht ernsthaft erwarten, dass
ir das im Hauruckverfahren machen.
Zum Schluss Ihrer Rede hin haben Sie, Herr
r. Bürsch, von Nachteilen und Risiken gesprochen und
esagt: Dann müssen wir in fünf Jahren einmal nachse-
en, wie es bis dann gelaufen ist. Wissen Sie, eigentlich
st die Bevölkerung – das kann man an den letzten Wahl-
rgebnissen sehen – diese Probeläufe Ihrer Gesetzesvor-
aben, wie auch immer Sie sie zu Mehrheiten gebracht
aben, leid. Dieses hier vorliegende Gesetz ist wieder
inmal ein solcher Probelauf. Deswegen werde ich
leich ausführen, warum wir diesem Gesetz nicht zu-
timmen können.
Wir haben Ihnen angeboten – ich habe das ernst ge-
eint; Sie kennen mich lange genug: wenn ich etwas
icht ernst meine, dann würde ich es nicht so sagen –,
iesen Gesetzentwurf ergebnisoffen zu prüfen und uns
rnsthaft damit auseinander zu setzen.
Ich habe immer erklärt, dass es erheblichen Bera-

ungsbedarf gibt. Von Ihrem innenpolitischen Sprecher,






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

Herrn Wiefelspütz, ist mir auch zugesagt worden, dass
meine Fraktion die dafür notwendige Zeit bekommt.

Dass es sich um eine äußerst schwierige Materie han-
delt, macht nicht zuletzt die Tatsache deutlich, dass Sie,
wie ich eben schon gesagt habe, sechs Jahre gebraucht
haben, um diesen Entwurf auf den Tisch zu legen. Ich
will der Vollständigkeit halber hinzufügen, dass wir ge-
sagt haben: Es gibt einen Entwurf der CDU Nordrhein-
Westfalen, auf dessen Basis wir möglicherweise zu ei-
nem Kompromiss finden können, der als Basis für Ge-
spräche dienen kann. Aber Sie haben uns die notwendige
Zeit nicht eingeräumt.

Die Krönung der nicht eingehaltenen Zusagen, Herr
Dr. Bürsch, und auch des künstlich aufgebauten Zeit-
drucks ist die Tatsache, dass erst am Dienstag, zum Teil
erst am Mittwoch mitgeteilt wurde, dass heute die ab-
schließende Beratung stattfindet. Das entspricht jedoch
dem Verfahren, in dem Sie den Gesetzentwurf einge-
bracht haben. Sie haben erst zwei Tage vorher gesagt,
dass es so weit ist. Hier so zu tun, als ob reichlich Zeit
gewesen ist, ist einfach nicht in Ordnung. Das sollten Sie
nicht tun. Das entspricht eigentlich auch nicht unserem
Verhältnis.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir teilen die angestrebten Ziele, Herr

Dr. Bürsch. – Ich weiß nicht, ob es Sie überhaupt inte-
ressiert, was wir dazu sagen.


(Jörg Tauss [SPD]: Doch, doch!)

Vielleicht sagen Sie sich: „Wir haben eine Mehrheit; uns
das jetzt noch die letzten Monate von der Opposition an-
zuhören, haben wir nicht nötig“ oder so.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst mal abwarten!)


Ich meine schon, dass es sich um eine ganz ernste Sache
handelt. Deshalb wäre es nett, wenn Sie wenigstens zu-
hören, wenn ich darlege, warum wir dem Gesetzentwurf
nicht zustimmen können und wo wir zweifellos Gemein-
samkeiten haben.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ich bin ganz Ohr!)


Dazu gehört, dass wir die angestrebten Ziele unter-
stützen. Ich weiß auch nicht, wer gegen Transparenz
stimmen kann, wer gegen Korruptionsbekämpfung sein
will.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann stimmen Sie doch zu!)


– Herr Tauss, wenn Sie meine letzten Reden hier im Pro-
tokoll nachgelesen haben,


(Jörg Tauss [SPD]: Mehrfach!)

werden Sie wissen, dass ich großes Verständnis für Zwi-
schenrufe habe. Am besten ist es, wenn sie witzig sind.
Aber was Sie seinerzeit während meiner Rede veranstal-
tet haben, hatte mit Zwischenrufen nichts zu tun; es wa-
ren ungeheuerliche Störungen. Ich bitte Sie jetzt am An-
fang wirklich, damit nicht schon wieder zu beginnen. Es

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(C (D tört einfach. Gegen Zwischenrufe habe ich nichts – daauf könnte ich auch eingehen –, aber solche ständigen törungen von ein und derselben Seite finde ich nicht in rdnung. ch meine das ganz ernst. Also: Wer kann etwas gegen Transparenz und Kor uptionsbekämpfung haben? Wer kann etwas gegen ehr Teilhabe der Menschen an politischen Prozessen aben? Aber es gibt grundsätzliche und rechtliche Beenken und ganz massive Bedenken gegen die Umsetung des Gesetzes in der Praxis. Dass Sie sich nicht an interne Vereinbarungen halten, err Dr. Bürsch, mag Ihre Sache oder Sache der SPD ein – daran haben wir uns schließlich schon gewöhnen üssen –, aber dass Sie dann auch noch einen so chlechten Entwurf vorlegen, ist nicht mehr nur Ihre Sahe. So versuchen Sie unter der Überschrift Informaionsfreiheitsgesetz den Eindruck zu erwecken, es gehe m ein bisschen mehr Freiheit, um einen offenen Umang mit Informationen. Aber gerade dann, wenn ein esetzentwurf, wie in diesem Fall, weit reichende Folen für unser Rechtssystem und damit eigentlich für uns lle hat, gehört es sich, den Menschen das auch zu sagen nd darüber ausgiebig und intensiv zu beraten. Es hilft uch nicht, darauf hinzuweisen, dass andere Staaten ositive Erfahrungen mit einem solchen Gesetz gemacht aben, wenn sich deren Verwaltungsaufbau und auch deen Rechtssystem dezidiert von unserem unterscheiden. Die wesentlichen Gründe für unsere Ablehnung sind olgende: Erstens: zur angeblichen Verbesserung der Aufsicht ber den Staat durch das Informationsfreiheitsgesetz. ie Behauptung, dass Informationszugangsrechte die ontrolle staatlichen Handelns wesentlich verbessern, ehört eigentlich in den Bereich der Volksverdummung. ir leben in einem Rechtsstaat, dessen Struktur, demoratische Legitimation und Kontrolle über jeden Zweifel rhaben sind. Die Rechtssicherheit in Deutschland wird on vielen ausländischen Experten immer wieder als poitiver Standortvorteil aufgeführt. Diese zusätzliche unktuelle willkürliche Kontrolle der Verwaltungstätigeit durch irgendwen – durch irgendwen! –, wie das Geetz es vorsieht, verbessert weder die gleichmäßige noch ie kontinuierliche Aufsicht über den Staat. Diese Umehr des Rechts, Herr Dr. Bürsch, haben Sie in der Anörung als einen Kulturwandel bezeichnet. (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das war positiv gemeint!)


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt mal zur Sache!)


amit das völlig klar ist: Genau diesen Kulturwandel
ollen wir nicht.


(Beifall des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/ CSU])


Zweitens: Angriff auf den Datenschutz. Man glaubt
s kaum. Meine Fraktion hat im Bereich der Kriminali-






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

tätsbekämpfung immer wieder Schwierigkeiten, die be-
rechtigten Interessen von Ermittlern und Sicherheitsbe-
hörden gegen überzogene Datenschutzbedenken
durchzusetzen. Der Datenschutz wird in vielen dieser
Fälle – da gibt es einige Beispiele, die nachzulesen sind –
fast wie eine Monstranz durch den Deutschen Bundestag
getragen. Damit scheint es jetzt vorbei zu sein.


(Jörg Tauss [SPD]: Welche Fälle?)

– Fluggastdaten beispielsweise oder großer Lauschan-
griff.

Ich habe schon beim Stasi-Unterlagen-Gesetz – ich
darf das noch einmal in Erinnerung rufen – erfahren
müssen, dass die Mehrheit dieses Hauses, für mich völ-
lig unverständlich, vom Grundrecht auf informationelle
Selbstbestimmung zugunsten des öffentlichen Interesses
Abschied genommen hat. Nun soll im vorliegenden Ge-
setzentwurf auch noch die verfassungsrechtlich gebotene
Zweckbindung der Datenfreigabe selbst bei Daten Drit-
ter wegfallen. Damit ist der bisherige quasi automatische
Schutz von Daten nicht mehr gegeben. Vielmehr hat nun
der zuständige Bearbeiter in der jeweiligen Behörde die
Daten aktiv zu schützen. Dieser Beamte, sofern es noch
einer ist, muss darüber entscheiden, ob er die gewünsch-
ten Informationen dem Antragsteller zugänglich macht
oder nicht. Er muss bei Ablehnung des Antrags nachwei-
sen und begründen, warum er dies tut. Da wundert mich
schon sehr das Schweigen unseres Datenschutzbeauf-
tragten; das ist fast beängstigend.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen schweigt man auch! Es ist ja keiner mehr da!)


Drittens: der völlig voraussetzungslose Zugang zur
Information. Der deutsche Verwaltungsrechtsschutz ist
über mehrere Prüfungsinstanzen gestaffelt und bietet
dem Bürger einen Rechtsschutz, wie er im internationa-
len Vergleich kaum erreicht wird. Der Prüfungsaufwand,
der damit verbunden ist, ist im Interesse der Bürger
enorm, aber er ist durchschaubar und kalkulierbar. Damit
dieser Aufwand nicht ins Uferlose wächst, ist Grundvo-
raussetzung der Klagebefugnis, dass die Verletzung
eines subjektiven öffentlichen Rechts geltend gemacht
wird. Mit anderen Worten: Es kann eben nicht jeder ge-
gen alles klagen, sondern er muss schon konkret in sei-
nen eigenen Rechten betroffen sein. Dieser Filter hat
sich bewährt und sichert auch die Arbeitsfähigkeit der
Verwaltungsgerichte.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn nun das IFG keinerlei berechtigtes Interesse für ei-
nen Informationsanspruch mehr verlangt, wird dies Aus-
wirkungen auf unser Verwaltungsrechtsschutzsystem ha-
ben, deren Folgen noch gar nicht absehbar sind. Meine
Fraktion hat eigentlich keine Lust, erst in fünf Jahren zu
überprüfen, wie es nun gelaufen ist. Das kann man vor-
her absehen. Das Bemühen, nach einer differenzierten
Lösung für dieses Problem zu suchen, haben wir sehr
vermisst.


(Jörg Tauss [SPD]: Die Lösung ist wohl gelungen!)


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(C (D Viertens: der Informationsanspruch für jederann. Kern der Gesetzesbegründung ist, dass das Veraltungshandeln transparenter werden soll. So steht in er Begründung: Das Informationsfreiheitsgesetz dient damit vor allem der demokratischen Meinungsund Willensbildung. isher konnte mir niemand erklären – vielleicht können ie das ja, Herr Tauss –, wieso alle Menschen nach dieem Gesetz einen Informationsanspruch haben sollen. Es ibt auf dieser Erde – das lehrt die Lebenserfahrung – icht nur wohlmeinende Staaten und Menschen. Deshalb eht es einen großen Teil der Menschheit überhaupt ichts an, was in deutschen Verwaltungsakten steht. Geade unter Zugrundelegung der oben zitierten Begrünung sollte sich das Informationsfreiheitsgesetz unserer einung nach an die Mitglieder unseres demokratischen emeinwesens richten, also an alle deutschen Staatsbürerinnen und Staatsbürger. Im Rahmen der europäischen ereinigung spricht natürlich einiges dafür, dieses Recht uf alle EU-Bürger auszuweiten, aber eben nicht auf jeermann, egal, in welchem Teil unserer Erde er lebt. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Mit dieser Meinung stehen Sie ganz alleine!)


Meine Damen und Herren, über diese grundsätzlichen
edenken hinaus gibt es zahlreiche offene Fragen be-
üglich der praktischen Umsetzung des Gesetzes, die ich
ur anreißen kann:
Die Vermutung, demnächst gebe es eine doppelte Ak-

enführung, ist nicht von der Hand zu weisen.

(Widerspruch bei der SPD)


Das wissen Sie doch genauso gut wie ich.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Bauen Sie doch keinen Popanz auf!)


Die Frage, wie mit auf Bundesebene vorhandenen
andesakten zu verfahren ist, ist ungeklärt. Den Kon-
likt, Herr Dr. Bürsch, wenn, wie vorgesehen, eine Per-
on gleichzeitig für den Datenschutz und für die Infor-
ationsfreiheit zuständig ist,


(Jörg Tauss [SPD]: Gerade haben Sie es noch bejammert!)


üssen Sie auflösen. Herr Dr. Eigen hat nach der Anhö-
ung, als ich ihn darauf angesprochen habe – während
er Anhörung ging es nicht, weil meine Fragezeit be-
renzt war –, gesagt, damit habe er auch ein Problem.
ls Vorsitzender von Transparency International ist er ja
igentlich ein Befürworter des Gesetzes.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der redet so manches!)


Und last but not least, meine Damen und Herren: der
öllig unzureichende Schutz von Betriebs- und Ge-
chäftsgeheimnissen. Da eine klare Definition fehlt, was
arunter zu verstehen ist, werden die Gerichte zukünftig
lären müssen, was ein Betriebs- und Geschäftsgeheim-
is ist. Dass dies von erheblicher Bedeutung für die






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

Betriebe ist, brauche ich sicherlich nicht besonders zu
betonen.

Offen ist auch die Frage, wie es mit Informationen
aus Genehmigungs- oder Überwachungsmaßnahmen
aussieht. Auch hier wird alles in das Ermessen der Be-
hörde gestellt. Hier bahnt sich eine Arbeitsbeschaffungs-
maßnahme für Anwälte und für Gerichte an; wer den
Zeitfaktor für Gerichtsverfahren kennt, dürfte als betrof-
fener Unternehmer schnell einen weiteren Standortnach-
teil ausgemacht haben.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Horrorszenario, oder was?)


Davor können Sie doch nicht einfach die Augen ver-
schließen. Gerade im Bereich hochsensibler Daten soll-
ten wir keine Experimente auf dem Rücken derer ma-
chen, die eigentlich Arbeitsplätze hier in Deutschland
schaffen und sich hier ansiedeln sollten. Es gibt keine
Missbrauchsklausel.

Und schließlich: Inhalt und Verfahren erinnern
zwangsläufig an das Antidiskriminierungsgesetz; ich
meine, Sie hätten daraus lernen können. Uns drängt sich
die Vermutung auf, dass mit dem vorliegenden Gesetz-
entwurf der Bevölkerung unter dem populären Titel „In-
formationsfreiheitsgesetz“ ein ähnliches Schicksal ins
Haus steht wie mit dem Antidiskriminierungsgesetz.
Beide Gesetze – auch das können Sie nicht von der Hand
weisen – bringen einen ungeheuren Bürokratiezuwachs
mit sich.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Es bleibt keine Schablone aus!)


Das Gebot aber ist Bürokratieabbau. Daran sollten Sie
arbeiten.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir grüßen das 19. Jahrhundert, Frau Philipp! – Gegenruf der Abg. Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Wie originell, Herr Bürsch!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517913400

Das Wort erhält nun die Kollegin Silke Stokar von

Neuforn, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ein zen-
trales Reformvorhaben von Rot-Grün wird heute im
Bundestag zum Abschluss gebracht. Nach sechs, fast
sieben Jahren Diskussionen und Verhandlungen


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Interner Diskussionen!)


ist es gelungen, die Widerstände zu überwinden.
Deutschland bekommt ein Informationsfreiheitsgesetz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Meine Damen und Herren, gemeinsam mit meiner ollegin Grietje Bettin habe ich für die grüne Fraktion ieses Gesetz in unendlicher Geduld verhandelt. Weil as ein Erfolg im Team ist, teilen wir uns die kurze Reezeit von fünf Minuten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geben ist seliger denn Nehmen!)


ch bitte deswegen die Opposition um Verständnis, dass
ch auf die vielen einzelnen Bedenken und Einwände
etzt nicht mehr eingehen kann.
Nur so viel zur CDU: Sie hatten nicht nur eine lange
iskussionsphase, Sie hatten hier auch eine lange Rede-
eit. Ihre Einwände gegen das Informationsfreiheitsge-
etz und Ihre Position dazu sind hier trotzdem nicht deut-
ich geworden. Das ist Ihr Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage auch etwas zur FDP, weil ich Ihre Einwände
enne: Ja, dieses Gesetz ist ein Kompromiss. Grüne Po-
itik geht weiter als rot-grüne Kompromisse. Auch wir
aben uns mehr gewünscht, aber wir stehen hier heute zu
em gemeinsam errungenen Kompromiss. Sie haben in
hrer Zeit der Regierungsbeteiligung in diesem Bereich
berhaupt nichts zustande gebracht. Wir müssen nur
ach Niedersachsen sehen: Der Datenschutzbeauftragte
ritt resigniert zurück, weil er die schwarz-gelbe Politik
icht mehr ertragen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Informationsfreiheitsgesetz ist ein Beispiel für
ie erfolgreiche und auch vertrauensvolle Zusammenar-
eit der rot-grünen Koalitionsfraktionen – ich würde sie
erne mit Ihnen fortsetzen. Das Ergebnis ist mehr
ransparenz für die Bürgerinnen und Bürger und eine
odernisierung der öffentlichen Verwaltung. Es liegt

etzt am Bundesrat, dieses tolle Gesetz nicht zu blockie-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte mich ausdrücklich bei der SPD-Fraktion,
ber auch bei all den Verbänden, die unser Vorhaben
onstruktiv unterstützt haben, bedanken. Ermuntern
öchte ich die Verwaltung, Informationsfreiheit als
hance zu begreifen. Machen Sie von den Ausnahmere-
elungen des Gesetzes zurückhaltend und bürgerfreund-
ich Gebrauch! Übernehmen Sie den Grundsatz der
ransparenz als Leitbild für eine moderne Verwaltung!
Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass wir

as hier zum Abschluss gebracht haben. Ich denke, wir
eiern nachher auch noch ein bisschen. Ich richte noch
inen Dank an die Arbeitsebene; die Beteiligten sitzen
ier irgendwo auf der Tribüne. Ich bedanke mich bei al-
en, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Es ist gut
ür die Bürgerrechte in Deutschland, dass wir jetzt ein
nformationsfreiheitsgesetz bekommen.






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517913500

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Max Stadler,

FDP-Fraktion.

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1517913600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Nach diesem Plädoyer der Kollegin Stokar für ein
Informationsfreiheitsgesetz


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Können Sie sich dem nicht entziehen?)


möchte ich Sie fragen, ob wir denn die internen Proto-
kolle der von Ihnen geduldig geführten Verhandlungen
über das Zustandekommen einmal nachlesen dürfen;
denn dann bekämen wir vielleicht Aufschluss darüber,
warum Sie bis heute gebraucht haben, Ihr Versprechen
aus der Zeit der Regierungsbildung 1998 endlich zu er-
füllen.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Stadler, ich lade Sie in mein Büro ein! Meine Akten sind für Sie offen!)


Wir haben ja gesehen, wo die Diskussionsfronten ver-
laufen sind: auf der einen Seite die Parlamentarier, auf
der anderen Seite die natürlichen Feinde jeder Transpa-
renz von Behördenhandeln, die Ministerien.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Nein! Das sind doch keine Feinde! – Jörg Tauss [SPD]: Die haben wir überzeugt!)


Die Bundesgesundheitsministerin, Ulla Schmidt, hat die
Verabschiedung dieses Gesetzes noch vor wenigen Wo-
chen persönlich blockiert, wie wir lesen konnten,


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das war ein Missverständnis! – Gegenruf der Abg. Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Nein, kein Missverständnis!)


weil sie Bedenken von Krankenkassen aufgegriffen hat.
Diese sind vom Bundesdatenschutzbeauftragten, von
Herrn Bürsch und von Frau Stokar als unberechtigt zu-
rückgewiesen worden.


(Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht!)

Aber das war die Problematik in Ihren Reihen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Und sie ist immer noch nicht sauber gelöst!)


In der Sache sagen wir als FDP: Wir unterstützen ein
Informationsfreiheitsgesetz. Dies ist eine alte bürger-
rechtliche Forderung, die zu einem Zugewinn an
Demokratie führt.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt hat er Recht!)


Frau Kollegin Philipp von der CDU/CSU-Fraktion,
die Einwände, die Sie heute vorgetragen haben, könnten

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(C (D ich hören lassen, wenn dies das erste Gesetz dieser Art uf der ganzen Welt wäre. ber es gibt längst eine praktische Erprobung. Die Bunesrepublik Deutschland ist hier Schlusslicht in der inernationalen Entwicklung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Jörg Tauss [SPD]: Richtig!)


s gibt eine Tradition im angelsächsischen Raum. Die
merikanische Bürgerrechtsbewegung hat ein solches
esetz erkämpft.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Schweden 1766!)


uch die Regelungen in Kanada hätten wir uns zum Vor-
ild nehmen können usw.


(Beifall bei der FDP)

ie praktische Erfahrung zeigt, dass das funktioniert.
Sie haben einen bedenkenswerten prinzipiellen Ein-
and erhoben. Sie haben gesagt: Wer vor einem Verwal-
ungsgericht klagen will, muss nach unserem System
on dem Verwaltungshandeln, gegen das er vorgeht, sel-
er betroffen sein. Das ist aber etwas anderes als die In-
ormation über Verwaltungshandeln allgemein.


(Zuruf von der SPD: Exakt!)

iese steht in einer Demokratie jedermann zu. Das ist
er Unterschied. Deswegen teilen wir als Liberale Ihren
inwand nicht.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Allerdings hätten wir uns ein großzügigeres und bür-
erfreundlicheres Gesetz gewünscht. Die Debatte in
eutschland ist nach jahrelangem Stillstand doch über-
aupt nur vom Fleck gekommen, weil


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Wir Druck gemacht haben!)


ie Humanistische Union und andere Bürgerrechtsorga-
isationen einen eigenen Entwurf vorgelegt haben,


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das ist wahr! – Widerspruch bei der SPD)


achdem Sie nicht zu einer Einigung gekommen sind.
ieser Entwurf, den Sie natürlich kennen, war großzügi-
er und hätte mehr an wirklicher Information geboten als
er Minimalkompromiss, auf den Sie sich bei SPD und
rünen geeinigt haben.


(Beifall bei der FDP)

er Ausnahmetatbestand in § 3 ist viel zu weit gefasst.
ngünstig ist auch, dass es bereichsspezifische Rege-
ungen in anderen Gesetzen und daneben jetzt ein Infor-
ationsfreiheitsgesetz gibt. Das führt nur zu Unklarheit
nd Verwirrung. Die Regelung eines einheitlichen An-
pruches auf Information wäre richtig gewesen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Aus diesen Gründen, meine Damen und Herren, sa-

gen wir: Sie gehen einen Schritt in die richtige Richtung.
Was Sie machen, ist aber nicht liberal und bürgerfreund-
lich genug. Wir wollen den Gesetzentwurf nicht ableh-
nen, weil das Grundanliegen von uns geteilt wird; aber
wir können auch nicht zustimmen, weil es wirklich nur
eine Minimalregelung ist.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das ist mehr als minimal, Herr Kollege!)


Daher enthalten wir als FDP uns hier im Bundestag
heute der Stimme.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo bleibt die Informationsfreiheit in BadenWürttemberg, in Rheinland-Pfalz? Da gibt es das nicht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517913700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Jörg Tauss für die

SPD-Fraktion.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517913800

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen! Meine lie-

ben Kollegen! Auch von meiner Seite natürlich herzli-
chen Glückwunsch. Dass mit Ausnahme des zwangsver-
pflichteten Geschäftsführers der Unionsfraktion, Herrn
Klaeden, niemand den Ausführungen von Frau Philipp
zuhören wollte, ist im Nachhinein verständlich; ich kann
es nachvollziehen. Denn, liebe Frau Kollegin Philipp,
durch Ihre Rede hat sich deutlich gezeigt, dass das Ver-
ständnis der Union von einem modernen Staat hinter
das Schwedens im Jahr 1766 zurückfällt, als sich die
schwedische Gesellschaft bereits ein Informationsfrei-
heitsgesetz gegeben hat. Lieber Herr Stadler, ich würde
mir mit Blick auf den nächsten Herbst gut überlegen, ob
Sie mit der Union koalieren wollen. Allein der heutige
Tag hat gezeigt: Mit diesem Verständnis eines modernen
Staates ist die Union nicht regierungsfähig. Man sollte es
ihr ersparen.


(Beifall bei der SPD)

Frau Kollegin Philipp, eine herzliche Bitte hätte ich,

nämlich dass Sie in den Argumentationen ein bisschen
ehrlicher sind. Es gab mehrere Angebote von Kollegin-
nen und Kollegen – mich können Sie nicht leiden, das
sei dahingestellt; aber es gab auch Angebote von ande-
ren, zum Beispiel vom Kollegen Bürsch –, mit Ihnen ins
Gespräch zu kommen. Ich habe also an Sie die herzliche
Bitte, hier keinen Popanz aufzubauen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das stimmt nicht! Das ist doch Quatsch!)


Sie hätten die Chance gehabt. Aber Sie haben sie nicht
genutzt.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Sie sind doch gar nicht im Ausschuss! Sie haben doch keine Ahnung!)


Das hängt damit zusammen, dass in Ihren Reihen keine
Einigung über ein Informationsfreiheitsgesetz erzielbar

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(C (D ar. Die Widersprüche bei Ihnen sind viel zu groß. iese Tatsache wollen Sie mit Ihrem Verhalten übertünhen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Frau Philipp, es wurde siebeneinhalb Jahre lang
iskutiert, und da reden Sie von internen Diskussionen.
ffensichtlich gehen an Ihnen alle gesellschaftspoliti-
chen Debatten vorbei. Lesen Sie es einfach einmal
ach! Dazu bedarf es keiner Informationsfreiheit, son-
ern eines kurzen Besuchs etwa in der Bibliothek des
eutschen Bundestages.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Wie originell!)

s gab die Debatten der Bertelsmann-Stiftung, es gab
onferenzen, es gab Anhörungen und Podiumsdiskus-
ionen. Richtig ist allerdings: An all diesen Veranstaltun-
en haben Sie nicht teilgenommen. Das muss einmal
estgestellt werden.
Ihre Kritik beruht im Wesentlichen auf der Ablehnung

ines vernünftigen und modernen Informationsfreiheits-
esetzes. Was Sie hier zum Datenschutz gesagt haben,
st völlig falsch. Der Datenschutz ist mit diesem Infor-
ationsfreiheitsgesetz nicht aufgehoben. Ganz im Ge-
enteil: Datenschutz und Informationsfreiheit sind zwei
eiten einer Medaille. Im Grunde ist auch der Bundesbe-
uftragte für den Datenschutz, wie dies in den Ländern
er Fall ist, gleichzeitig zuständig für das Recht auf Zu-
ang zu Akten und Informationen. Die vernünftige und
ute Lösung, die wir gefunden haben, trägt dem Daten-
chutz und gleichzeitig dem Anspruch der Bürgerinnen
nd Bürger auf Informationsfreiheit insgesamt Rech-
ung.
Liebe Kollegin Philipp, angesichts einer globalisier-

en Welt zu sagen, man solle den Informationszugang
itte schön auf irgendwelche deutschtümelnden Men-
chen reduzieren,


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Deutschtümelnd? Deutsche Staatsbürger!)


eugt nicht von einem großen Verständnis für eine glo-
alisierte und moderne Welt, sondern von einer veralte-
en Auffassung, der Ihre Politik entspricht.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


n den USA gehört die deutsche Wirtschaft zu denen, die
m intensivsten den Rechtsanspruch im US-amerikani-
chen Informationsfreiheitsgesetz in Anspruch nehmen.
an muss sich das einmal vorstellen: In den USA neh-
en die Deutschen diesen Anspruch wahr, aber die CDU
ill, dass in Deutschland ein Amerikaner das entspre-
hende Recht nicht in Anspruch nehmen darf. Absurder
eht es nicht mehr. Sie haben damit deutlich gezeigt, wie
eltfremd Sie sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege Stadler, ich freue mich, dass nach
5 Jahren die FDP entdeckt hat, dass sie einmal eine






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

Rechtsstaatspartei war. Ich würde mich freuen, wenn Sie
an diese Tradition eines Karl-Hermann Flach und ande-
rer anknüpfen könnten. Darüber würden wir uns alle
freuen. Aber eines ist auch klar: Schwarz-gelbe Länder
sind bis jetzt nicht aufgefallen, als es um die Informa-
tionsfreiheit ging.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Viele SPD-Länder auch nicht!)


In Baden-Württemberg würde für Sie eine gute Gelegen-
heit bestehen, aktiv zu werden.

Sie haben heute in der Presse optimistisch dargestellt
– das finde ich gut –, dass Sie, die FDP, die Union dazu
bewegen wollen, im Bundesrat die Dauerblockade der
schwarz-gelben Länder an dieser Stelle zu durchbre-
chen. Das wird Ihnen positive Überschriften in den mor-
gen erscheinenden Zeitungen einbringen. Sie haben al-
lerdings ein bisschen zurückhaltender gesagt – das geht
nicht so deutlich aus der Pressemeldung hervor –, dass
Sie versuchen wollen, Ihre fünf Länder zu einer Enthal-
tung zu bewegen. Angesichts der Tatsache, dass Sie
heute hier sagen, Sie hätten sich viel Weitergehendes
vorgestellt, habe ich die herzliche Bitte an Sie: Tun Sie
alles, damit das Gesetz, das wir großartig finden, durch
die fünf Länder im Bundesrat, in denen Sie politische
Verantwortung mittragen, nicht blockiert wird. Das ist
Ihre persönliche Verantwortung. Wir werden die Neuent-
deckung des Rechtsstaats und der Bürgerrechte durch
die FDP an Ihrem Verhalten in diesem Punkt messen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Max Stadler [FDP]: Dann stimmen Sie heute unserem Antrag zu!)


– Wir haben sogar einige Ihrer Punkte aufgenommen.
Nicht alles, was Sie vorschlagen, ist schlecht. – Sie ha-
ben die Chance an dieser Stelle, sich aus der babyloni-
schen Gefangenschaft Ihrer schwarz-gelben Opposi-
tionszeit zu befreien. Wir werden Sie daran messen, ob
Ihnen das gelingt.

Ich will die letzten Sekunden meiner Redezeit nutzen
– mit Ihrer Genehmigung, Herr Präsident –, den beteilig-
ten Büros recht herzlich zu danken. Es ist ein Gesetz aus
der Mitte des Parlaments. Die Beamtinnen und Beamten
haben entgegen der Legende durchaus positiv mitge-
wirkt. Wir sind stolz darauf, dass Abgeordnete des Deut-
schen Bundestages in einer entscheidenden Situation so
lange bereit waren, sich jeden Morgen um 7 Uhr für eine
Stunde zu einer Sitzung zu treffen, bis der Gesetzentwurf
fertig war. Das haben wir getan; die Beamten haben da-
bei mitgeholfen. Unsere Büros haben Tag und Nacht ge-
arbeitet. Ich denke, diese Arbeit ziert das Parlament.
Dazu gehört auch der neue Ansatz, liebe Frau Kollegin
Stokar, dass dieses Parlament ein Gesetz, das es sich
selbst gegeben hat, auch selbst evaluiert. Wo man hier
kritische Ansatzpunkte sehen will, wird Ihr Geheimnis
bleiben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517913900

Herr Kollege Tauss, Sie hatten vorhin den Schluss Ih-

rer Rede in Aussicht gestellt.

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(C (D Ich komme zum Schluss. Lieber Kollege Wiefelspütz, lieber Kollege Bürsch, iebe Kollegin Stokar und liebe Kollegin Bettin – ich abe fast alle Namen erwähnt, die ich erwähnen wollte, enn es auch nicht die korrekte Reihenfolge war, was ie Höflichkeit gegenüber Damen angeht –: Es ist ein utes Gesetz, es ist ein guter Tag für Deutschland. Liebe olleginnen und Kollegen, lassen Sie sich von der Miesacherei der Union nicht irritieren. Das gilt vor allem ür die FDP, lieber Herr Stadler. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517914000


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517914100

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517914200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

eraten abschließend das Informationsfreiheitsgesetz.
ie Bürgerinnen und Bürger sollen ein grundsätzliches
echt auf Information durch die Verwaltung und weitere
inrichtungen erhalten. Die Informationen werden also
icht mehr von Amts wegen zugeteilt. Es geht also um
icht mehr und nicht weniger als einen Paradigmen-
echsel.
In Europa gibt es zurzeit – Kollege Stadler hat es

chon gesagt – nur noch vier Staaten, die kein Informa-
ionsrecht für alle Bürgerinnen und Bürger haben. Auch
n der Bundesrepublik haben wir schon Erfahrungen mit
nformationsfreiheitsgesetzen. Die vier Bundesländer
erlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Schles-
ig-Holstein haben längst solche Gesetze.
Deshalb hatte die PDS im Bundestag die rot-grüne

nitiative bereits im Dezember letzten Jahres als längst
berfällig begrüßt. Wir haben sie begrüßt, weil mehr In-
ormationen immer auch ein Mehr an Demokratie er-
öglichen. Wir haben sie begrüßt, weil mehr Transpa-
enz Korruption erschweren kann. Wir haben diese
nitiative begrüßt, weil das neue Recht die Bürgerinnen
nd Bürger als Souverän stärkt.
In der ersten Lesung dieses Gesetzentwurfes habe ich

ber auch prophezeit, dass sich SPD und Grüne werden
ntscheiden müssen: entweder ein schlechtes Gesetz mit
undesinnenminister Schily oder ein gutes Gesetz trotz
chily. Herausgekommen ist offenbar ein Gesetz mit
tto Schily.
Nun haben wir wieder einmal ein Problem. Denn un-

erm Strich steht: vorne gut gedacht, aber hinten
chlecht. Deshalb wird sich die PDS bei der Abstim-
ung enthalten.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Das ist auch richtig!)

atürlich hat sich längst herumgesprochen: Nahezu alle
inisterien der rot-grünen Bundesregierung haben auf
ie Bremse getreten und ein besseres Gesetz verhindert.


(Jörg Tauss [SPD]: Legende! Konstruktiv mitgewirkt! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die PDS sollte einmal ihre Parteiakten offen legen!)







(A) )



(B) )


Petra Pau

Das zeigt: Der angestrebte Mentalitätswechsel im Ver-
hältnis zwischen Behörden und Bürgern, zwischen Staat
und Demokratie, zwischen Geheimniskrämerei und
Transparenz hat sicherlich noch einen langen Weg vor
sich.

Damit wäre ich dann bei unseren drei Hauptkritik-
punkten. Das Gesetz räumt den Bürgerinnen und Bür-
gern zwar grundsätzlich ein Recht auf alle sie interessie-
renden Informationen ein.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das ist doch schon mal etwas! Das ist der Fortschritt!)


Aber die lange und auch auslegbare Liste der Ausnah-
men stellt genau diesen Grundsatz wieder infrage.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Warten wir doch mal die Praxis ab!)


Ausgenommen werden fast alle Vorgänge, die mit Geld
zu tun haben. Nun sagt ein Sprichwort: „Beim Geld hört
die Freundschaft auf.“ Aber wir wissen auch: Beim Geld
kann Korruption zugreifen.

Schließlich: Informationen haben ihre Zeit und die
vergeht bekanntlich schnell. Das Gesetz indes hält die
Bürgerinnen und Bürger ein bis zwei Monate hin, bis sie
ihre Informationen erhalten.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber nur bei Dritten!)

Auch das widerspricht dem neuen Geist.

Es gab im März eine parlamentarische Anhörung. Der
Mehrheit der angehörten Experten ging der Gesetzent-
wurf nicht weit genug.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wie haben Sie denn gezählt? Diese Mehrheit haben wir nicht gesehen!)


Durchgesetzt haben sich allerdings die Bedenken der
Minderheit.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das ist aber eine komische Wahrnehmung!)


Fazit: Wir hätten dem Gesetzentwurf gern zuge-
stimmt, weil wir ein solches Gesetz für wichtig und un-
verzichtbar für einen modernen Bürgerrechtsstaat halten.
Aber der Gesetzentwurf greift zu kurz. Deshalb werden
wir uns jetzt enthalten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517914300

Zum Schluss dieses Tagesordnungspunktes erhält die

Kollegin Grietje Bettin das Wort für Bündnis 90/Die
Grünen.


Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517914400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir verankern heute hier im Deutschen Bundestag
ein elementares Bürgerrecht:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Jeder und jede Interessierte soll zukünftig freien Zugang
zu Informationen bekommen, die sonst hinter Aktende-
ckeln verschlossen geblieben wären. Damit wird das

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(C (D rinzip des Amtsgeheimnisses in das Prinzip einer offeen und bürgerfreundlichen Verwaltung umgewanelt. Wir Grüne haben dafür schon sehr lange gekämpft nd nun zusammen mit den Sozialdemokraten im Bund urchgesetzt, was sich in vielen Ländern, zum Beispiel n Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen usw., schon ehr lange bewährt hat. Endlich befinden wir uns auf Augenhöhe mit unseren uropäischen Nachbarn. Dort ist der Informationsund ktenzugang schon längst eine Selbstverständlichkeit. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

Nun ein paar Worte zur Bürgerfreundlichkeit in Kom-

ination mit dem Bürokratievorwurf, der im Zusammen-
ang mit diesem Gesetzentwurf häufiger erhoben wor-
en ist.
Unser Ziel ist: Bürger und Amtsstuben sollen zu Part-

ern werden, sie sollen zukünftig zusammenarbeiten und
ich nicht sozusagen gegenseitig kritisch auf die Finger
chauen. Wir haben hier nichts zu verbergen. Das sollten
ie Bürgerinnen und Bürger auch so deutlich zu spüren
ekommen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das können sie jetzt auch!)


abei sparen wir Aufwand durch die Internetklausel, die
ir in diesem Gesetzentwurf verankert haben; sie ver-
indert eine unnötige Antragsflut.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ie Bürgerinnen und Bürger sollen von sich aus
chauen, was im Internet an Informationen preisgegeben
ird.
Noch ein paar Worte dazu, warum die Vorlage dieses
esetzentwurfes so lange gedauert hat. Es ist klar: Hier
oll eine wirkliche Philosophieumkehr in deutschen
mtsstuben stattfinden. Viele Bedenken – teilweise zu
echt, teilweise auch unbegründet – mussten aus dem
eg geräumt werden.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das ist aber nicht gelungen!)


ir haben einige Kompromisse eingehen müssen, die
ns auch schwer gefallen sind. Gerne hätten wir bei-
pielsweise eine Abwägungsklausel bei den Betriebs-
nd Geschäftsgeheimnissen gehabt. Aber, liebe Kolle-
innen und Kollegen – gerade auch von der FDP –, las-
en Sie uns die Chance auf einen einfachen Informati-
nszugang für die Menschen nutzen. So weit, wie wir
eute hier sind, sind Sie nicht gekommen – nicht in
aden-Württemberg, nicht in Rheinland-Pfalz, nicht in
achsen-Anhalt.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und nicht in Niedersachsen!)


b dem 1. Januar 2006 sollen die Bürgerinnen und Bür-
er in Deutschland die Chance bekommen, ein neues
echt in Anspruch zu nehmen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Alle!)







(A) )



(B) )


Grietje Bettin

Dafür sollten wir gemeinsam die letzte Kraftanstrengung
im Bundesrat und die letzte Hürde hier nehmen.

Abschließend möchte auch ich allen Kolleginnen und
Kollegen danken, die so konstruktiv an diesem Gesetz-
entwurf mitgewirkt haben. Dank von meiner Seite insbe-
sondere auch noch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter! Ich danke allen und wünsche diesem Gesetz viel
Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517914500

Nach diesen geballten guten Wünschen schließen wir

nun die Aussprache und kommen zu den Abstimmun-
gen.

Abstimmung über den von den Fraktionen der SPD
und des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Ent-
wurf eines Informationsfreiheitsgesetzes auf Druck-
sache 15/4493. Der Innenausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5606, den Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in dieser Fas-
sung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Da-
mit ist Gesetzentwurf in zweiter Beratung mit großer
Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur
dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
setzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Da-
mit ist der Gesetzentwurf mit den Stimmen der Koalition
gegen die Stimmen der CDU/CSU bei Enthaltung der
FDP und einer fraktionslosen Kollegin angenommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der FDP-Fraktion auf Druck-
sache 15/5625. Wer stimmt für diesen Entschließungs-
antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der
Stimme? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 27 a bis 27 c auf:
a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Rainer

Funke, Ernst Burgbacher, Gisela Piltz, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion der FDP einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Grundgesetzes (Art. 28, 31 und 84)

– Drucksache 15/5357 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Rainer Funke, Dr. Hermann Otto
Solms, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes

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1)

(C (D zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 105 und 106)

– Drucksache 15/5358 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Haushaltsausschuss

c) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, Ernst
Burgbacher, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den
Ladenschluss
– Drucksache 15/5370 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung war für
iese Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Die
erden wir nicht benötigen, da die Kollegen Klaus
agemann, Dr. Günter Krings, Rainder Steenblock und
rnst Burgbacher ihre Reden zu Protokoll gegeben ha-
en.1)
Wir können dann gleich die notwendigen Überwei-

ungsbeschlüsse fassen. Interfraktionell wird Überwei-
ung der Gesetzentwürfe auf den genannten Drucksa-
hen an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu andere Vor-
chläge? – Das ist nicht der Fall. Dann sind die Überwei-
ungen so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 28 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten
Gesetzes zur Änderung des Versicherungsauf-
sichtsgesetzes
– Drucksache 15/5221 –

(Erste Beratung 169. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)

– Drucksache 15/5618 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Horst Schild
Klaus-Peter Flosbach
Kerstin Andreae
Carl-Ludwig Thiele

Anlage 2






(A) (C)



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert
Auch hierzu sollte eine halbstündige Debatte stattfin-

den. Die dazu gemeldeten Redner Horst Schild, Klaus-
Peter Flosbach, Kerstin Andreae und Carl-Ludwig
Thiele haben ihre Reden zu Protokoll gegeben, sodass
wir auch hier gleich zur Abstimmung über den Gesetz-
entwurf kommen können.1)

Abstimmung über den von der Bundesregierung ein-
gebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Versiche-
rungsaufsichtsgesetzes auf Drucksache 15/5221. Der
Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 15/5618, den Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
diesem Beschlussvorschlag zustimmen wollen, dem Ge-
setz also in der Ausschussfassung zustimmen wollen,
um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Bera-
tung einstimmig angenommen.

Wir kommen zur
dritten Be

und Schlussabstimmung. Ich
Gesetzentwurf zustimmen
ben. – Möchte jemand dagege
Stimme enthalten? – Das ist n
Gesetzentwurf in dritter Berat
men.

Europäische Energiepolitik marktwirtschaft-
lich gestalten – Richtlinien entbürokratisieren
– Drucksache 15/5327 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Die hierzu von den Fraktionen benannten Redner und
Rednerinnen Rolf Hempelmann, Kurt-Dieter Grill,
Michaele Hustedt und Gudrun Kopp sowie der Redner
für die Bundesregierung, der Parlamentarische Staatsse-
kretär Gerd Andres, geben ihre Reden zu Protokoll.2)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/5327 an die in der Tagesordnung aufge-

lagen. Sind Sie damit
ll. Dann ist die Überwei-

n und Kollegen, wir sind
gen Tagesordnung.
ng des Bundestages auf
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 29:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Kurt-
Dieter Grill, Dagmar Wöhrl, Karl-Josef
Laumann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU

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t

1) Anlage 3 2)

Berichtig
178. Sitzung, Seite 16761

dritte Satz ist wie folgt zu lese
der erste Störfall aufgetreten.“
(D

ittwoch, den 15. Juni 2005, 13 Uhr, ein.
Ich wünsche Ihnen, soweit Ihre sonstigen Verpflich-

ungen es zulassen, ein schönes Wochenende.
Die Sitzung ist geschlossen.