Protokoll:
15167

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 167

  • date_rangeDatum: 18. März 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:15 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/167 – zu dem Antrag der Abgeordneten Joachim Günther (Plauen), Eberhard Otto (Go- dern), Dr. Karlheinz Guttmacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ostdeutschland als Speerspitze des Wandels – Leitlinien eines Gesamtkon- zepts für die neuen Länder – zu dem Entschließungsantrag der Abge- ordneten Arnold Vaatz, Werner Kuhn (Zingst), Dirk Fischer (Hamburg), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher, Klaus Haupt, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2004 Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Dr. Wolfgang Götzer, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der DNA-Analyse zu Zwecken des Strafverfahrens (Drucksache 15/4926) . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Aufhebung des Rich- 15630 B Deutscher B Stenografisch 167. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungs- wesen: – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Nachhaltiges Wachstum in Ost- deutschland sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Arnold Vaatz, Werner Kuhn (Zingst), Ulrich Adam, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ostdeutschland eine Zukunft geben ( 1 W D P J P D W 15617 A – zu der Unterrichtung durch die Bundesre- gierung: Jahresbericht der Bundesregie- undestag er Bericht ung 18. März 2005 t : rung zum Stand der deutschen Einheit 2004 Drucksachen 15/3201, 15/3047, 15/3202, 5/4163, 15/3796, 15/4706) . . . . . . . . . . . . . olfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Milbradt, Ministerpräsident (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . 15617 B 15617 C 15620 B 15622 C 15624 B 15625 D 15626 B 15628 B tervorbehalts für die DNA-Analyse anonymer Spuren (Drucksachen 15/4136, 15/5130) . . . . . . . 15630 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 c) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Verbrechen wirksam be- kämpfen – Genetischen Fingerabdruck konsequent nutzen (Drucksachen 15/2159, 15/5130) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Jörg van Essen, Gisela Piltz, Rainer Funke, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: DNA- Reihentests auf sichere Rechtsgrundlage stellen (Drucksache 15/4695) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Angelica Schwall-Düren, Günter Gloser, Kurt Bodewig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Rainder Steenblock, Ulrike Höfken, Marianne Tritz, weiterer Abgeordneter und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Für eine zukunftsgerichtete Wei- terführung der Lissabon-Strategie – Neue Impulse zur wirtschaftlichen, so- zialen und ökologischen Erneuerung (Drucksache 15/5116) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wachstum in Deutschland und Europa stärken – Neue Strategie für Lissabon-Ziele ent- wickeln (Drucksache 15/5025) . . . . . . . . . . . . . . . . c K P R J H M A T A H A C ( M A D I W H Z a b E H R 15630 C 15630 D 15631 A 15632 C 15633 C 15635 D 15636 D 15637 A 15638 B 15639 A 15639 C 15641 C 15644 A 15644 B ) Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jürgen Türk, Dr. Claudia Winterstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Zur Tagung des Europäischen Rates am 22./23. März 2005 – Stabilität und Wachstum stärken (Drucksache 15/5131) . . . . . . . . . . . . . . . urt Bodewig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Hintze (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Türk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Werner Bertl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . atthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . xel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: ntrag der Abgeordneten Maria Eichhorn, annelore Roedel, Willi Zylajew, weiterer bgeordneter und der Fraktion der CDU/ SU: Weniger Bürokratie in Heimen Drucksache 15/4932) . . . . . . . . . . . . . . . . . . aria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ngelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . illi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 5: ) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts (Drucksachen 15/4834, 15/5133) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft zu dem An- trag der Abgeordneten Helmut Heiderich, Peter H. Carstensen (Nordstrand), Marlene Mortler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gen- technikgesetz wettbewerbsfähig vervoll- ständigen (Drucksachen 15/4828, 15/5134) . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . elmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 15644 C 15644 C 15646 C 15650 B 15652 B 15653 C 15655 A 15656 A 15657 D 15657 D 15659 C 15661 C 15662 C 15663 D 15665 B 15667 B 15667 B 15667 C 15668 D 15670 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 III Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Günter Nooke, Bernd Neumann (Bremen), Renate Blank, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Mauer-Mahnmal im Marie- Elisabeth-Lüders-Haus aufwerten (Drucksache 15/4719) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Nooke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Barthel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU/CSU) . . . . Angelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (Drucksache 15/5092) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Einführung von Kapitalanleger- Musterverfahren (Drucksache 15/5091) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Ernst Burgbacher, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wettbewerbsnachteile und bürokratische Restriktionen für Omnibusverkehre beseitigen (Drucksache 15/4945) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- rung des Personenbeförderungsgesetzes (Drucksache 15/3424) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Klaus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . T a b P H N A L A N B n B b n C A N B d s f ( H A Z d E n U H 15673 B 15674 C 15675 D 15677 C 15680 B 15680 C 15681 D 15682 D 15683 C 15684 B 15684 C 15684 D 15684 D 15685 A 15686 A agesordnungspunkt 23: ) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Flug- hafenanbindung nach Schönefeld frist- gerecht fertig stellen – Planfeststellung der Dresdner Bahn voranbringen (Drucksache 15/4839) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu dem Antrag der Abgeord- neten Peter Rzepka, Roland Gewalt, Verena Butalikakis, Siegfried Helias, Günter Nooke und weiterer Abgeordneter: Flugverkehrskonzept für den Groß- raum Berlin überprüfen – Flughafen Berlin-Tempelhof offen halten (Drucksachen 15/3727, 15/4508) . . . . . . . eter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 achträglich zu Protokoll gegebene Rede zur eratung des Antrags: Impulse für eine inter- ationale Ausrichtung des Schulwesens – Den ildungsstandort Deutschland auch im Schul- ereich stärken (166. Sitzung, Tagesord- ungspunkt 12) ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 achträglich zu Protokoll gegebene Rede zur eratung des Antrags: Die Wahlrichtlinien er Entwicklungsgemeinschaft der Staaten im üdlichen Afrika (SADC) als Maßstab für reie und faire Wahlen auch in Simbabwe 166. Sitzung, Tagesordnungspunkt 15) artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Mauer-Mahnmal im Marie- lisabeth-Lüders-Haus aufwerten (Tagesord- ungspunkt 21) rsula Sowa (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . 15687 A 15687 A 15687 B 15689 C 15690 D 15691 A 15691 D 15692 C 15693 A 15694 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Entwürfe: – Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) – Gesetz zur Einführung von Kapitalan- leger-Musterverfahren (Tagesordnungspunkt 20 a und b) Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krüger-Jacob (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Wettbewerbsnachteile und büro- kratische Restriktionen für Omnibusver- kehre beseitigen – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 22 und Zusatztagesord- nungspunkt 9) Heinz Paula (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Flughafenanbindung nach Schönefeld fristgerecht fertig stellen – Planfeststel- lung der Dresdner Bahn voranbringen – Flugverkehrskonzept für den Großraum Berlin überprüfen – Flughafen Berlin- Tempelhof offen halten (Tagesordnungspunkt 23 a und b) Siegfried Scheffler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15694 C 15695 B 15696 C 15697 C 15698 B 15699 A 15700 B 15700 C 15702 A 15706 A 15706 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15617 (A) ) (B) ) Sei te 1 561 7, 1 8. M ärz 20 05, G: \Pl ena rpr oto kol le\P rod ukt ion \16 7\0 5_s atz \Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 167. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    15.15-1 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15691 (A) ) (B) ) bauen, weil es etwa populär wäre, sondern weil es (Recklinghausen), Erwin Wir wollen Bürokratie nicht nur deswegen ab- Lesung:Marschewski CDU/CSU 18.03.2005 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A 2 D h r s S z D B S H Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2005 Andres, Gerd SPD 18.03.2005 Bindig, Rudolf SPD 18.03.2005* Braun, Helge CDU/CSU 18.03.2005 Brüderle, Rainer FDP 18.03.2005 Bulmahn, Edelgard SPD 18.03.2005 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 18.03.2005 Deittert, Hubert CDU/CSU 18.03.2005* Dr. Dückert, Thea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2005 Ernstberger, Petra SPD 18.03.2005 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 18.03.2005 Ferlemann, Enak CDU/CSU 18.03.2005 Göppel, Josef CDU/CSU 18.03.2005 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 18.03.2005 Haack (Extertal), Karl Hermann SPD 18.03.2005 Hauer, Nina SPD 18.03.2005 Hemker, Reinhold SPD 18.03.2005 Hilsberg, Stephan SPD 18.03.2005 Kopp, Gudrun FDP 18.03.2005 Koppelin, Jürgen FDP 18.03.2005 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 18.03.2005 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 18.03.2005 M N D P R R S S S D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Impulse für eine in- ternationale Ausrichtung des Schulwesens – Den Bildungsstandort Deutschland auch im Schulbereich stärken (166. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 12) Cornelia Pieper (FDP): Am Freitag, den 6. Juni 003 wurde unser Antrag „den Bildungsstandort eutschland stärken“, in erster Lesung im Plenum be- andelt. Wir hatten seinerzeit dabei vor allem zwei Stoß- ichtungen: Einerseits wollten wir die Chancen der deut- chen Bildungsanbieter im Hinblick auf ausländische chülerinnen und Schüler als Kunden verbessern und so ugleich auch zum Image des Bildungsstandorts eutschland beitragen. Zum anderen wollten wir einen eitrag zum Bürokratieabbau an einer sehr speziellen telle leisten. Mein Fraktionskollege Christoph artmann schloss damals seinen Beitrag in der ersten inkel, Klaus CDU/CSU 18.03.2005 ickels, Christa BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2005 r. Pinkwart, Andreas FDP 18.03.2005 robst, Simone BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2005 achel, Thomas CDU/CSU 18.03.2005 aidel, Hans CDU/CSU 18.03.2005** chauerte, Hartmut CDU/CSU 18.03.2005 chröder, Gerhard SPD 18.03.2005 eib, Marion CDU/CSU 18.03.2005 r. Thomae, Dieter FDP 18.03.2005 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 15692 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) notwendig ist. Wir wollen unser Bildungssystem für die internationalen Herausforderungen fit ma- chen. Wir wollen freien Schulträgern und Bildungs- unternehmen die Chance geben, ihre Kompetenz im wirtschaftlichen Wettbewerb zu beweisen. Wir müssen Nicht-EU-Bürgern Schulbesuche ermögli- chen, wenn sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Wir dürfen nicht die aus Deutschland weg- schicken, die hierher kommen, um zu lernen. Das ist gut für das Image des Bildungsstandorts nach dem PISA-Desaster. Sichern wir die Arbeitsplätze in unseren Schulen und Bildungsunternehmen! Las- sen Sie uns unnötige Bürokratie vermeiden! Präsen- tieren wir uns als würdige Gastgeber! Es ist gut und ich freue mich, dass in dieser Frage ein Einvernehmen der Koalition mit uns gelungen ist. Es geht um die Öffnung unseres Bildungssystems für die Welt. Es geht darum, das Angebot von Schulen mit euro- päischer Ausrichtung zu erweitern, Fremdsprachen mög- lichst früh anzubieten und den internationalen Schüler- austausch zu intensivieren. Besonders wichtig ist mir dabei auch der Hinweis auf die Möglichkeit, bilinguale Schulen nach dem deutsch-französischen Modell auch mit unseren osteuropäischen Nachbarländern einzurich- ten. Ein Schulbesuch ausländischer Schülerinnen und Schüler in Deutschland ist mit Sicherheit eine Zukunfts- investition in globale Märkte; denn die ausländischen Schüler von heute sind die potenziellen internationalen Kontaktpartner von morgen. Wenn ausländische Schüler, die zahlende Kunden von deutschen Bildungsunterneh- men sind, hier – trotz PISA – hochwertige Arbeitsplätze im Bildungsbereich ermöglichen, dann sollten wir dies begrüßen und erleichtern. Dabei geht es auch um kultu- rellen Austausch: Ausländische Jugendliche können Deutschland authentisch erleben, wenn sie ein Internat besuchen. So können viele Vorurteile abgebaut werden und es entstehen Freundschaften über die Länder hin- weg, oft fürs Leben. Was viele von uns unseren Kindern wünschen und er- möglichen, nämlich einen bildenden Auslandsaufenthalt, sollten wir auch mit Freude für Kinder aus anderen, ge- rade auch aus nichteuropäischen Ländern, möglich ma- chen. Dabei sollten wir uns als gute Gastgeber erweisen. Wir freuen uns, als FDP-Bundestagsfraktion mit un- serer Initiative im Ausschuss und jetzt hier im Plenum durchgedrungen zu sein. Das Vergnügen haben wir ja leider derzeit nur sehr selten. Es ist schön, dass damit ein kleiner, aber nicht unwichtiger Schritt auch für den Er- halt und den Ausbau von Arbeitsplätzen bei freien Schulträgern getan werden konnte, der zu einem erfreu- lichen Einvernehmen über die Parteigrenzen hinweg führte. Schade, dass die Union schließlich gegen den Willen der Bildungspolitiker aussteigen musste. Die Gespräche über den Antrag fanden in ausgespro- chen guter Atmosphäre statt, auch solange die Union teilgenommen hat. Dafür und für das Ergebnis möchte ich allen Beteiligten auch für die Schulen in freier Trä- gerschaft danken. A I z F B t d r f W n s V z t Z l k M W I r o m S B T ta c u a D 3 h ü m B a je is g M b r M W s w s B (C (D nlage 3 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Die Wahlrichtlinien der Entwicklungsgemeinschaft der Staaten im südlichen Afrika (SADC) als Maßstab für freie und faire Wahlen auch in Simbabwe (166. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 15) Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU): Amnesty nternational hat am 16. März 2005 eine Pressemitteilung u Simbabwe mit folgender Überschrift veröffentlicht: ree participation in election process impossible – Freie eteiligung an den Wahlen unmöglich. Amnesty Interna- ional hat in dieser Pressemitteilung davor gewarnt, dass ie kontinuierlichen und systematischen Menschen- echtsverletzungen der simbabwischen Regierung eine reie Beteiligung an den Wahlen unmöglich machen. ährend einer Mission nach Simbabwe im letzten Mo- at hat Amnesty Beweise über kontinuierliche Ein- chüchterungen durch die Regierung und willkürliche erhaftungen von Oppositionskandidaten und Unterstüt- ern der Opposition gesammelt ebenso über Manipula- ionen bei der Nahrungsmittelverteilung für politische wecke und ernsthafte Einschränkungen der Versamm- ungsfreiheit und der freien Meinungsäußerung. Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat gleiche Er- enntnisse und weist seit Monaten auf die Verletzung der enschenrechte und die Nichtbeachtung der SADC- ahlvereinbarungen bereits im Vorfeld der Wahlen hin. n dieser Woche veröffentlichte die britische Menschen- echtsorganisation The Redress Trust, dass Folter und rganisierte Gewalt im Vorfeld der Parlamentswahlen assiv Opposition und Bevölkerung einschüchtern. terben und Hunger, insbesondere im Matabeleland und ulawayo, aber auch im gesamten Land führten zum od von Tausenden Menschen in Simbabwe. Hundert- usende flohen in die Nachbarländer. Mugabes Schre- kensherrschaft bedeutet Tod, Vergewaltigung, Hunger nd Unterdrückung. Es gibt keine Chance für faire, freie und geheime, lso demokratische Wahlen. Es war richtig, dass der eutsche Bundestag in einem gemeinsamen Antrag am 0. Juni 2004 die Bundesregierung aufgefordert hat, sich ier auf internationaler Ebene insbesondere auch gegen- ber den SADC-Staaten einzuschalten. Als gescheitert uss man aber den Versuch der stillen Diplomatie, die undeskanzler Schröder bei seinen Gesprächen in Süd- frika unterstützt hat, betrachten. So erfreulich auch der tzt wieder gemeinsam erarbeitete Simbabwe-Antrag t, so bedauerlich ist es, festzustellen, dass die von rot- rün getragene Bundesregierung in den vergangenen onaten keinen deutlichen öffentlichen Druck auf Sim- abwe ausgeübt hat. Dies passt in die Linie der Bundes- egierung, die sich von den Grundsätzen rot-grüner enschenrechtspolitik inzwischen weit entfernt hat: affenembargo gegenüber China aufheben, im Kongo ich freikaufen statt erbetene Unterstützung von Bundes- ehr und Polizei zu Ausbildungszwecken zur Verfügung tellen. Auch in der Darfur-Katastrophe weigert sich die undesregierung, zur Kenntnis zu nehmen, dass es sich Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15693 (A) ) (B) ) nach neuesten Zahlen mit geschätzten 300 000 Toten um einen Genozid handelt. Ich erwarte von diesem gemeinsamen Antrag, dass die Bundesregierung ihre Linie ändert und nicht nur dis- kutiert, sondern handelt. Es darf nicht wieder – wie nach der letzten Afrikareise des Kanzlers – zu Überschriften in den Medien kommen wie: Die Reise war „ein Heran- tasten, ein Vorfühlen, eine Bemühenszusage“ – „Tages- spiegel“ vom 24. Januar 2004 – oder es drohe die Gefahr der „hohlen Gesten“ – „NOZ“ vom 26. Januar 2004 – oder „Wie der Bundeskanzler etwas in Südafrika nicht bewegte“, „taz“ vom 24. Januar 2004. Interessant ist noch festzustellen, dass China und Russland als Wahlbe- obachter nach Simbabwe eingeladen worden sind, die Regierung von Simbabwe aber keine EU-Wahlbeobach- ter zulässt. Hat der Kanzler bei seinem Chinabesuch das Thema Simbabwe ebenso ausgeblendet wie das Thema Darfur? Wir unterstützen den gemeinsamen Antrag in der Hoffnung, dass die Bundesregierung endlich handelt, im Interesse der Menschen in Simbabwe. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Mauer-Mahnmahl im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus aufwerten (Tagesordnungspunkt 21) Ursula Sowa BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: In der gegenwärtigen Debatte um die Weiterentwicklung einer gesamtstaatlichen Gedenkkultur ist der CDU/CSU-An- trag ein Puzzleteil. Für Bündnis 90/Die Grünen steht da- bei eine zentrale Frage im Mittelpunkt: Warum geden- ken wir? Einerseits um uns der Opfer von Terror und Mord zu erinnern, ihres Leides zu gedenken. Andererseits – und das scheint mir angesichts wieder erstarkender neonazis- tischer Gruppen in Deutschland von erschreckender Ak- tualität – um unsere Gesellschaft gegen totalitäres Ge- dankengut stark zu machen. Es sollte uns insbesondere darum gehen, zu vermit- teln, dass Antisemitismus und Rassismus, Demokratie- feindlichkeit und blinder Autoritätsglaube zu schlimms- ten Verbrechen führen können und deshalb mit aller Kraft bekämpft werden müssen. Diesen demokratischen und zivilgesellschaftlichen Konsens als eine wesentliche Grundlage unserer Gesellschaft an Jugendliche zu ver- mitteln, gelingt nicht leicht. Deshalb ist mir die Wissens- und Wertevermittlung so wichtig. Es gilt, die jungen Menschen in einer Weise an die demokratische Grund- ordnung heranzuführen, die sie gegen rechtsradikales Gedankengut stark macht. Professor Herbert hat es auf dem Symposium der BKM am 1. März in Berlin deutlich formuliert: Die durch das Gedenkstättenkonzept von 1999 begonnene Professionalisierung der Gedenkstätten und ihres Perso- nals muss intensiviert werden. Museumspädagogen und Museumspädagoginnen, ausgestattet mit modernen Lehr- und Vermittlungsmethoden, sind in der Lage, sich a s g w O a r B u l h a d r i d s d M i v n m o g g D W A W v G s l t C t m Z d d m n Z F g n d s r d B s d d (C (D uf das Denken und Fühlen von jungen Menschen einzu- tellen. Sie können die Inhalte so vermitteln, dass die Ju- endlichen auch erreicht werden und sich nicht gelang- eilt abwenden. Allein der Besuch der authentischen rte – in der Regel geschieht dies an einem Wandertag nstelle von schulischer Unterrichtszeit – reicht in unse- er multimedialen Welt nicht mehr aus, um jugendliche esucher und Besucherinnen zu erreichen. Damit ist der entscheidende Punkt benannt: Es geht m die Kunst der Vermittlung, um die Fähigkeit, Jugend- iche nicht das Gruseln zu lehren, sondern sie über die istorischen Tatsachen und das Ausmaß der Verbrechen ufzuklären. Dabei sollte das Wecken des Interesses für as Thema ebenso wichtig sein wie das Fördern der Be- eitschaft, sich den Biografien der Opfer und dem Leben hrer Nachkommen zuzuwenden. Am besten lässt sich iese intensive Form der Auseinandersetzung durch per- önlichen Kontakt befördern. Daraus folgt, dass neben er Einstellung zusätzlicher Museumspädagogen und useumspädagoginnen in den Gedenkstätten auch der nternationale Jugendaustausch verstärkt werden sollte. Meines Erachtens scheidet sich ein verantwortungs- oller Umgang mit der Vergangenheit Deutschlands icht an der Frage, ob es zulässig ist, NS-Gedenkstätten it Gedenkstätten des SED-Unrechtsstaats unter einem rganisatorischen Dach gemeinsam zu verwalten. Mir eht es vielmehr um den verstärkten Einsatz von päda- ogischem Fachpersonal, damit die Gedenkorte in eutschland das leisten, was sie leisten können: aus dem issen um die Vergangenheit für Demokratie und die chtung der Menschenwürde werben und Tolerarz und eltoffenheit in der Begegnung mit anderen Kulturen ermitteln. Damit würden sie dem Anspruch aus dem edenkstättenkonzept nahe kommen, Lernorte zu sein. Aus dieser Überzeugung unterstütze ich zwar grund- ätzlich die Initiative der BKM, mittels einer intensiven, ängerfristigen Debatte die Ausrichtung des Gedenkstät- enkonzepts des Bundes weiterzuentwickeln. Mein redo lautet dabei: Die Inhalte – und das sind hier in ers- er Linie moderne Formen der Wissens- und Gedenkver- ittlung – müssen ins Zentrum der Überlegungen für die ukunft der Gedenkkultur in Deutschland gestellt wer- en. Höchst kritisch sehe ich jedoch das Fehlen einer bun- esweiten Evaluation aller Gedenkstätten und Mahn- ale bei den bisherigen Überlegungen zur konzeptio- ellen Ausrichtung einer Bund/Länder-Förderung. ahlreiche Stätten fristen ein Dasein jenseits staatlicher ördermittel, werden allein durch ehrenamtliches En- agement geführt und vom staatlichen Bildungsauftrag icht erfasst. Bei Baufälligkeit bleibt in der Regel nur ie Schließung der Stätten. Für die Vermittlung der Ge- chichte sind jedoch auch diese Orte von großem Inte- esse und sollten in ein Netz der Lernorte integriert wer- en. Hier stehen Länder und Kommunen ebenso wie der und in der Verantwortung. In einer vernetzten Struktur würden durch den wis- enschaftlichen und museumspädagogischen Austausch es Personals Synergien entstehen, die das Ausschöpfen er Bildungspotenziale der Stätten deutlich verbessern 15694 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) würden. Damit könnten sich die Gedenkstätten zu dem entwickeln, was sie sein sollten: Lernorte, die ihren Be- suchern und Besucherinnen Erfahrungen vermitteln, aus denen sie zeitlebens schöpfen können. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Mauer-Mahnmal in diesem Netz eine zukünftige Rolle spielen wird. In diesem all- umfassenden Sinne hätte ich Ihren Antrag gern mitgetra- gen in dem von Ihnen dargelegten partikulären Sinne lehne ich ihn allerdings ab. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): In der ver- gangenen Woche haben wir über den Gruppenantrag zum Gedenken am Brandenburger Tor diskutiert. Heute sprechen wir über das Mauer-Mahnmal im Marie- Elisabeth-Lüders-Haus. Während ich persönlich das Brandenburger Tor vor allem als Symbol der Überwin- dung der Einheit sehe, ist das Mauer-Mahnmal vor allem ein Symbol der Teilung. Die auf die Segmente geschrie- benen Zahlen der Mauertoten eines jeden Jahres zeigen auf lapidare, aber gerade dadurch besonders eindringli- che Weise das Leid, das sich an dieser innerdeutschen Grenze abgespielt hat. Die Mauerelemente, die heute in das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus einschneiden, sind ein eindrucksvoller authentischer Ort, insbesondere wenn man noch vor Augen hat, wie dieser Bereich nordöstlich des Spreebogens nach der Wende bis zu den Bauarbeiten ausgesehen hat. Während wir bei den Orten des Gedenkens an Mauer, SED-Diktatur und deren Überwindung als Vertreter des deutschen Volkes verantwortlich sind, trifft uns bei dem Mauerdenkmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus zudem noch die Verantwortung des Bundestages als Hausherr. Daher sehe ich es – und komme damit zu den Forderun- gen im Einzelnen – vor allem als Aufgabe der Baukom- mission des Deutschen Bundestages an, den Gedenkort von der Uferpromenade her öffentlich zugänglich zu machen. Wenn dies bautechnisch möglich ist, sollte die Öffentlichkeit unbedingt Zugang zu den Mauersegmen- ten bekommen. Dazu brauchen wir aber meines Erach- tens keinen Beschluss des Bundestages. Die zweite Forderung teile ich und kann sie nur unter- streichen. Neben der Sicherung und didaktischen Aufbe- reitung der authentischen Orte des SED-Unrechts ist die wissenschaftliche Aufarbeitung eine wichtige und dring- liche Aufgabe. Ich habe meine Bedenken, ob man es wirklich „Totenbuch“ nennen sollte, unterstütze die For- derung nach einer Aufarbeitung und Dokumentation zur Erinnerung an die Opfer der deutschen Teilung aber aus- drücklich. In der Debatte zum Mauergedenken am Bran- denburger Tor in der letzten Woche kam ja deutlich zum Ausdruck, dass bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung nach Ansicht aller ein Nachholbedarf besteht. Es ist selbstverständlich, dass das Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus bei den Gedenkstätten- konzepten des Bundes und Berlins einzubeziehen ist. Aber genau diese Einbindung in ein Gesamtkonzept, die der Antrag der CDU/CSU-Fraktion fordert, lässt mich diesem Antrag kritisch gegenüberstehen. Wir sollten uns hüten, jedes Mauerstück mit einem gesonderten Antrag, hinter dem jeweils eine Fraktion s w l u d t n A A L l G d W A g d s n b s z G s c h d K t c k n 1 i E v J B g r S (C (D teht, in das Gesamtkonzept zu hieven. Denn dann wären ir genau dort angelangt, wo wir nicht hinkommen wol- en und dürfen, nämlich im parteipolitischen Denken nd Streiten. Die Konzeption der Gedenkstätten beider eutscher Diktaturen verlangt den Konsens aller Frak- ionen. Daher möchte ich diesen Antrag vor allem als ei- en Diskussionsbeitrag auffassen, nicht aber als einen ntrag, den der Bundestag annehmen sollte. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Entwürfe – Gesetz zur Unternehmensintegrität und Mo- dernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) – Gesetz zur Einführung von Kapitalanleger- Musterverfahren (Tagesordnungspunkt 20 a und b) Olaf Scholz (SPD): Mit den beiden heute in erster esung zu beratenden Gesetzentwürfen, dem Kapitalan- eger-Musterverfahrensgesetz – KapMuG – und dem esetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung es Anfechtungsrechts – UMAG –, gehen wir unseren eg zur Stärkung der Untemehmensintegrität und des nlegerschutzes – im Rahmen des 10-Punkte-Pro- ramms der Bundesregierung – konsequent weiter. Worum geht es? Mit dem UMAG soll einer der be- eutendsten Teile der aktienrechtlichen Änderungsvor- chläge der Regierungskommission Corporate Gover- ance umgesetzt werden. Das gesellschaftsrechtlich esonders wichtige Anfechtungsrecht in der Hauptver- ammlung, sowie das Recht der Aktionäre zur Durchset- ung von Haftungsansprüchen gegen andere Organe der esellschaft sind die Schwerpunkte dieser Stufe. Die Haftung ist im deutschen Aktienrecht an sich chon sehr konsequent – aber selbst berechtigte Ansprü- he werden nur selten geltend gemacht. Uns geht es des- alb nicht um einen Ausbau der Haftung, sondern um ie Erleichterung der Klagen einer Aktionärsminderheit. Wir schaffen eine gute Balance. Einerseits werden lagen verhindert, bei denen der Grund und die Motiva- ion der Klage nicht aus einer ernsthaften wirtschaftli- hen Beteiligung an der Gesellschaft hergeleitet werden ann. Andererseits werden die alten Regelungen – zum otwendigen Aktienwert – spürbar gelockert. Sicher ist der Schwellenwert in Höhe von 00 000 Euro sehr niedrig angesetzt. Aber: Er muss auch m Zusammenhang gesehen werden mit den weiteren inschränkungen und Sicherungen wie dem Zulassungs- erfahren, den Kostenregelungen und der Business udgment Rule. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Hier wird eine alance geschaffen zwischen der Erleichterung von Kla- emöglichkeiten auf der einen Seite und der Verhinde- ung von missbräuchlichen Klagen auf der anderen eite. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15695 (A) ) (B) ) Vor der Zunahme missbräuchlicher Klagen fürchten sich manche Skeptiker auch durch die Einrichtung eines „Aktionärsforums" im Internet. Ich sehe das anders: Mit dem Aktionärsforum nutzen wir moderne Informa- tionstechnologien, um eine einfache und unkomplizierte Kommunikation unter den Aktionären zu ermöglichen. Zudem wird dieses Forum zur Behebung eines grundle- genden Corporate Governance-Defizits beitragen: der mangelnden Eigentümerkontrolle. Auch das KapMuG dient der Verbesserung der kol- lektiven Durchsetzung von Ansprüchen der Anleger. Das Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz beinhaltet ein neues prozessrechtliches Instrument; neue Instru- mente sorgen meistens erstmal für Skepsis. Das wird auch in diesem Fall höchstwahrscheinlich nicht anders sein. Bei diesem Instrument jedoch – das lässt sich schnell feststellen – werden alle Seiten gewinnen. Die Vorteile des Verfahrens liegen auf der Hand. Mussten bislang die Anleger bei Kapitalmarktdelikten einzeln um ihre Scha- denersatzansprüche kämpfen, so sollen sich künftig in gleichgelagerten Fällen die Anleger einem Musterpro- zess anschließen können. Ich bin überzeugt, dass dieses Verfahren für alle Seiten Vorteile bringt: Durch die Bün- delung der Verfahren von geschädigten Kapitalanlegern kann die Rechtsfrage in nur einem Verfahren exempla- risch für sämtliche Klagen entschieden werden. Auch die Gesellschaften werden hiervon profitieren. Denn schließlich wird mit dieser Regelung auch für sie Rechtssicherheit geschaffen. Für beide Seiten ist außerdem von Vorteil: Das Ver- fahren wird insgesamt beschleunigt und die Kosten redu- ziert, da nur das Musterverfahren den Instanzenzug durchlaufen wird. Nicht zuletzt entlasten wir die Ge- richte. Das Musterverfahren passt sich nahtlos ein in die europäische Entwicklung. Ob in Schweden, England, Portugal oder Spanien – alle diese Länder haben eine Form von Sammelklagen bereits eingerichtet. Zwar stehen wir mit den Gesetzentwürfen am Beginn der parlamentarischen Beratung, ich bin aber jetzt schon zuversichtlich, dass wir diese bald erfolgreich abschlie- ßen können und freue mich auf die weitere Diskussion. Friedrich Merz (CDU/CSU): Lassen Sie mich zunächst einige Vorbemerkungen zur Einordnung des Gesetzes zur Unternehmensintegrität und zur Moderni- sierung des Anfechtungsrechts in den Gesamtkontext machen. Der Entwurf steht in Zusammenhang mit der Regierungskommission „Corporate Governance Unter- nehmensführung Unternehmenskontrolle Modernisierung des Aktienrechts“. Der Abschlussbericht der Regie- rungskommission Corporate Governance lässt sich in die Empfehlungen an eine Kodex-Kommission und Emp- fehlungen an den Gesetzgeber gliedern. Die Bundesregierung hat im Februar 2003 ein Zehn- Punkte-Programm verabschiedet, das einen besseren Anlegerschutz und eine gestärkte Unternehmensintegri- tät zum Ziel hat. In diesem Katalog sind eine Reihe von g b e w g B P f r m s k A v s g b s d G l d Z d n H z n d v t d p g f h v A l f r U t b d S s w g u B r m b E h (C (D esetzgeberischen Maßnahmen enthalten, die zum Teil ereits verabschiedet sind. Das UMAG reiht sich hier in und soll, nach dem Willen der Bundesregierung, als eiterer wesentlicher Teil der Umsetzung der geplanten esetzgeberischer Maßnahmen verstanden werden. isher verabschiedet wurden das Transparenz- und ublizitätsgesetz vom 19. Juli 2002, das Bilanzrechtsre- ormgesetz, das Bilanzkontrollgesetz, das SE-Einfüh- ungsgesetz. In der Planung ist außerdem das Kapital- arkt-Informations- und Haftungsgesetz. Nach dem Willen der Bundesregierung ist Ziel all die- er Maßnahmen, den Finanzplatz Deutschland zu stär- en, Neuemissionen und Börsengänge zu fördern, die ktienanlage als Instrument der Altersversorgung zu erstehen und für ein attraktives Investmentumfeld zu orgen. Diese Ziele sind durchaus im Grundsatz zu be- rüßen. Im Hinblick auf den zunehmend globalen Wett- ewerb sind in den deutschen Finanzmärkten und im Ge- ellschaftsrecht die Voraussetzungen zu schaffen, um in iesem Wettbewerb zu bestehen. Die Industrie und Finanzverbände, die ebenfalls den rundansatz einer Stärkung des Finanzplatzes Deutsch- ands begrüßen, sind allerdings über die Gesetzesfülle er Bundesregierung besorgt. Sie befürchten, dass das iel, bürokratische Belastungen für Unternehmen zu re- uzieren, damit nicht erreicht werden kann. Nach mei- em Eindruck ist diese Besorgnis nicht ganz von der and zu weisen: Das Beispiel des SE-Einführungsgeset- es hat gezeigt, dass die aus den Koalitionsfraktionen icht unbedingt an einer Stärkung des Wettbewerbs für eutsche Unternehmen und der Steigerung der Attrakti- ität des Standorts Deutschland für ausländische Inves- oren interessiert sind, wenn es darum geht, liebgewor- ene Instrumente wie die deutsche Mitbestimmung zu erpetuieren, auch wenn diese im internationalen Ver- leich nachweisbar keine Nachahmer gefunden und sich ür deutsche Unternehmen im Wettbewerb als Bremse erausgestellt hat. Nun zu Zielsetzung und Inhalt des UMAG: Mit dem orliegenden Gesetzentwurf soll der Missbrauch von nfechtungsklagen eingeschränkt, eine Stichtagsrege- ung für die Anmeldung zur Hauptversammlung einge- ührt sowie eine „Business-Judgement-Rule“ nach ame- ikanischem Vorbild implementiert werden, um den nternehmen mehr Sicherheit im Hinblick auf die Haf- ung wegen unternehmerischer Entscheidungen zu ge- en. Gegen diese Zielsetzung habe ich nichts einzuwen- en. Soweit ich sehe, hat auch der Bundesrat in seiner tellungnahme die Zielsetzung des Entwurfs im Grund- atz begrüßt. Was die Detailregelungen des UMAG angeht, müssen ir allerdings in den Ausschussberatungen über eine anze Reihe von Fragen noch einmal intensiver sprechen nd prüfen, ob die Ziele des Entwurfs mit den von der undesregierung vorgeschlagenen Regelungen auch er- eicht wird. Ich habe an einigen Stellen Zweifel und sehe ich da einig mit dem Bundesrat und auch einigen der etroffenen Fachverbände, die in Kernbereichen des ntwurfs eine Reihe von Verbesserungen vorgeschlagen aben. Die Bundesregierung ist in ihrer Gegenäußerung 15696 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) dem Bundesrat ja in Einzelbereichen schon entgegenge- kommen und ich hoffe, dass wir in den anstehenden Ausschussberatungen zu weiteren Verbesserungen kom- men werden. Verbesserungen sind aus meiner Sicht vor allem in folgenden Bereichen notwendig: Der erste Punkt betrifft das Klagezulassungsverfahren nach § 148 (neu). 1 Prozent des Grundkapitals als Zulas- sungsvoraussetzung geht in Ordnung. Die Alternative Voraussetzung von 100 000 Euro Börsenwert ist aus meiner Sicht viel zu niedrig. Ich will dies an einem Bei- spiel deutlich machen: Die Allianz AG hat derzeit circa 7 000 Aktionäre, die diese Voraussetzung erfüllen. Da- ran können Sie die Missbrauchsmöglichkeiten ablesen. Ein weiterer Punkt für Verbesserungen ist die in § 93 eingefügte „Business-Judgement-Rule“. Die Vorschrift muss klarer gefasst werden. Um Rechtssicherheit für Unternehmen zu erzielen, muss aus dem Gesetz hervor- gehen, in welchen Fällen das Verhalten des Vorstandes keine Pflichtverletzung darstellt. In diesem Zusammen- hang müsste auch die Frage der Beweislastregeln noch- mals diskutiert werden. Die Stichtagsregelung für die Anmeldung zur Haupt- versammlung (§ 123 neu) begrüße ich. Allerdings soll- ten die Fristen so harmonisiert werden, dass Hauptver- sammlungsunterlagen von den Depotbanken nur einmal versandt werden müssen. Wir sollten hier nicht unnötig bürokratische Hürden aufbauen. Der Gegenäußerung der Bundesregierung zur Stellungnahme des Bundesrates entnehme ich, dass in diesem Bereich wohl mit Entge- genkommen zu rechnen ist. Wir werden die auf dem Tisch liegenden alternativen Vorschläge im Einzelnen überprüfen. Noch einen weiteren Punkt möchte ich an dieser Stelle herausgreifen, und zwar die Einführung eines Aktionärsforums im elektronischen Bundesanzeiger (§ 127 neu). Auch mit dieser Regelung werden wir uns im Zuge der Ausschussberatungen intensiver beschäfti- gen müssen. Wenn wir den Finanzplatz Deutschland stärken wollen, müssen wir darauf achten, dass wir nicht selbst die Voraussetzungen dafür schaffen, um eine Ruf- schädigung unserer Unternehmen zu erleichtern. Hier gilt es insbesondere auch zu überprüfen, ob der elektro- nische Bundesanzeiger der richtige Ort für derartige Foren ist. Nun einige Bemerkungen zum Entwurf eines Geset- zes zur Einlegung von Kapitalanleger-Musterverfahren. Mit dem Gesetzentwurf sollen Musterklagen eingeführt werden wie zum Beispiel in Fällen falscher Ad-hoc-Mit- teilungen oder unrichtiger Börsenprospekte. Künftig soll jeder Anleger die Einleitung eines Musterverfahrens be- antragen können. Dieser Antrag soll dann in einem Kla- geregister im elektronischen Bundesanzeiger veröffent- licht werden. Gibt es in den folgenden vier Monaten mindestens neun weitere Begehren zur Klärung dersel- ben Musterfrage, bestimmt das Prozessgericht einen Musterkläger und holt einen für alle bindenden Muster- entscheid beim Oberlandesgericht ein. Soweit zum In- halt und zur Zielsetzung des Entwurfs. d r t z s u r i V b t f v v S f D d d d n M w i n B z Z r z m f g d v l s b g d a r n d r A g d r z M g (C (D Auch hier gilt, dass das Ziel, zu einer Beschleunigung er Verfahren zu kommen, an sich überlegenswert und ichtig ist. Aber auch hier sage ich, die Ausschussbera- ungen müssen zeigen, ob der Entwurf seiner Zielset- ung gerecht wird und zu einer Entlastung der Gerichte owie zu mehr Rechtssicherheit für die Unternehmen nd zur Beschleunigung der Verfahren führen kann. Da- an bestehen aus meiner Sicht Zweifel. Der Entwurf darf nsbesondere nicht zu einer übermäßigen Zunahme von erfahren durch „Berufskläger“ und damit einer miss- räuchlichen Verwendung der neuen Instrumente zulas- en der Gerichte und zum Nachteil der Unternehmen ühren. Als Fazit für beide Entwürfe bleibt festzuhalten: Die on der Bundesregierung mit beiden Gesetzentwürfen erfolgten Ziele sind im Grundsatz zu begrüßen. Aus icht der Union sind Verbesserungen in beiden Entwür- en notwendig, um diese Ziele in der Praxis zu erreichen. ie Ausschussberatungen werden zeigen, ob es gelingt, urch Änderungen und Ergänzungen die von der Bun- esregierung vorgelegten Entwürfe so zu verbessern, ass diese auch die Zustimmung der Union finden kön- en. Jutta Krüger-Jacob (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): it KapMuG und UMAG beraten wir zwei Gesetzesent- ürfe, die dazu beitragen, das Vertrauen der Verbraucher n ihre Investitionen, ihre Unternehmen und auch den Fi- anzplatz Deutschland zu stärken. Angesichts bisheriger Skandale bei Telekom oder orussia Dortmund, muss Anlegerschutz für uns alle ein entrales Anliegen sein. Es muss unser gemeinsames iel sein, verlorenes Vertrauen in die Aktienmärkte zu- ückzugewinnen. Die Grünen werden deshalb die Geset- esentwürfe unterstützen. Mit Einführung des KapMuG soll es den Anlegern er- öglicht werden, ihre Schadensersatzansprüche wegen ehlerhafter Informationen der Unternehmen gemeinsam eltend zu machen. Dies ist neu, denn die ZPO ist auf ie Geltendmachung von Einzelansprüchen in Einzel- erfahren ausgerichtet. Obwohl durch falsche Darstel- ungen gegenüber dem Kapitalmarkt leicht ein Gesamt- chaden in Millionenhöhe angerichtet werden kann, leibt dies meist ohne Folgen, da die geschädigten Anle- er – zumindest die ohne Rechtsschutzversicherung – urch hohe Prozess- und Kostenrisiken von einer Klage bgehalten werden. Die Kosten übersteigen die Forde- ung erheblich, da in jedem Prozess eine Beweisauf- ahme mit teurem Sachverständigengutachten notwen- ig ist. An diesem für den geschädigten Anleger unzumutba- en Zustand setzt das KapMuG an: Künftig kann jeder nleger die Einleitung eines Musterverfahrens beantra- en. Sobald der Antrag gestellt ist und das Landgericht essen Zulässigkeit bejaht hat, wird dieser im neu einzu- ichtenden Klageregister des elektronischen Bundesan- eigers öffentlich bekannt gemacht. Sollten binnen vier onaten in mindestens neun weiteren Verfahren gleich- erichtete zulässige Anträge gestellt werden, führt das Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15697 (A) ) (B) ) OLG einen Musterentscheid herbei. Es bestimmt aus dem Kreis der Kläger einen Musterkläger und lädt alle übrigen Kläger bei. Der Musterentscheid, gegen den die Rechtsbe- schwerde beim BGH statthaft ist, wirkt auch für und ge- gen die Beigeladenen. Diese müssen zwar noch ihr eige- nes Verfahren vor dem Landgericht führen, jedoch ohne teure Beweisaufnahme und unter Zugrundelegung des Musterentscheids. Der Ausgang seines Verfahrens ist da- mit vorhersehbar. Prozess- und Kostenrisko vermindern sich also erheblich. Statt den kompletten Sachverständi- genkosten ausgesetzt zu sein, ist der Kläger an den Kos- ten des Musterverfahrens allenfalls gemäß dem Verhält- nis seiner Forderung zum gesamten Streitwert beteiligt. Dieses Verfahrensgesetz wird Gerichte entlasten, Ver- fahren erheblich beschleunigen und dazu beitragen, das Vertrauen in die Justiz zu stärken – alles Ziele, die wir mit all unseren Gesetzesvorhaben anstreben sollten. Auch mit dem UMAG werden die Klagemöglichkei- ten von Aktionären verbessert und gleichzeitig wird der Missbrauch von Anfechtungsklagen gegen Beschlüsse der Hauptversammlung eingedämmt. Dieser Gesetzes- entwurf erleichtert es den Anlegern, eine Klage wegen Innenhaftung der Organe, die ihre Sorgfaltspflichten ver- letzt haben, in Gang zu setzen. Aktiv legitimiert sind künftig auch Aktionärsminderheiten, deren Anteile im Zeitpunkt der Antragstellung zusammen 1 Prozent des Grundkapitals oder einen Börsenwert von 100 000 Euro betragen. Um diese notwendige Beteiligungshöhe zu er- reichen, können Kleinaktionäre in einem Forum im elek- tronischen Börsenanzeiger Klagemitstreiter suchen. Nicht nur die deutliche Herabsetzung des Quorums stärkt die Position der Anleger, sondern auch die Tatsa- che, dass diese künftig einen Anspruch der Gesellschaft im eigenen Namen geltend machen können, keinen be- sonderen Vertreter mehr brauchen. Klagemissbrauch ist infolge der neuen Regelungen nicht zu befürchten, denn zu dessen Vermeidung ist der Haftungsklage ein Zulas- sungsverfahren vorgeschaltet. Um Rechte und Pflichten nicht einseitig zu verteilen, wird quasi als Gegengewicht zur den Klageerleichterun- gen ein Haftungsfreiraum ins Gesetz aufgenommen, der dem Vorstand unternehmerische Entscheidungen – so- fern nach bestem Wissen und Gewissen getroffen – ga- rantiert. Das UMAG wägt die Interessen der Aktionäre ge- genüber denen der Gesellschaft in vielerlei Hinsicht sorgfältig ab. So bewahrt es einerseits das Anfechtungs- recht als wichtiges Schutzinstrument. Andererseits kann, um dessen missbräuchlicher Ausnutzung gegen Beschlüsse der Hauptversammlung zu unterbinden, künftig per Satzung die Grundlage für eine Frage- und Redezeitbegrenzung herbeigeführt werden. Daneben wird zum Erhalt der Handlungsfähigkeit der Gesell- schaft ein gerichtliches Eilverfahren für Anfechtungs- klagen, das so genannte Freigabeverfahren, aus dem Umwandlungsgesetz übernommen. Schließlich werden mit diesem Gesetzesvorschlag auch die Regeln zur An- m z n d G A t s s e s K B t t B s j a s s s m „ d n l D t G r B w w r r S e A t s a k A z K f M n m M (C (D eldung und Legitimation bei der Hauptversammlung eitgemäß modernisiert. Wenn wir uns vor Augen halten, dass es sich bei Aktio- ären nicht nur um „Börsenspekulanten“ handelt, son- ern auch um Privatpersonen, die ihr ehrlich verdientes eld investieren wollen und dabei auf die Angaben der ktienunternehmen angewiesen sind und ihnen ver- rauen wollen, ist es notwendig, diese Investitionsent- cheidungen begleitend zu unterstützen. Wir können und ollten dies durch die Umsetzung der beiden Gesetzes- ntwürfe gemeinsam tun. Rainer Funke (FDP): Die uns heute in erster Le- ung vorliegenden Gesetzentwürfe öffnen ein weiteres apitel zur Umsetzung des Zehn-Punkte-Katalogs der undesregierung zur Stärkung der Unternehmensintegri- ät und des Anlegerschutzes. Wie ich bereits bei den letz- en Gesetzentwürfen in diesem Bereich – nämlich den ilanzgesetzen – ausführte, unterstützen wir die grund- ätzlichen Ziele dieses zugegebenermaßen größeren Pro- ekts. Es werden uns nun zwei Entwürfe vorgestellt, die uf den ersten Blick sinnvoll und wohl durchdacht er- cheinen. Auf den zweiten Blick muss man jedoch fest- tellen, dass bei beiden Entwürfen der Teufel im Detail itzt. Mit dem UMAG hat uns die Regierung eine Praline it Senffüllung vorgesetzt. Mit der Einführung der Business Judgement Rule“ zeigt der Gesetzgeber zwar, ass er dem Management eines Unternehmens bei unter- ehmerischen Entscheidungen den notwendigen Hand- ungsspielraum und Haftungsfreiraum zugestehen will. urch die konkrete Formulierung der Vorschrift benach- eiligt die Bundesregierung deutsche Managements im egensatz zu zum Beispiel den amerikanischen Konkur- enten. Der Entwurf legt den Geschäftsleitern quasi die eweislast für die Richtigkeit ihrer Entscheidung auf, ährend in den USA die klagenden Gesellschafter be- eisen müssen, dass die Managemententscheidung nicht ichtig war. Durch diese Beweislastregelung entwertet die Regie- ung die „Business Judgement Rule“ als geplanten chutz des Managements und als Ausgleich für die benfalls in dem Entwurf vorgesehene Ausweitung des nfechtungsrechts der Aktionäre. Das notwendige und raditionelle Gleichgewicht in einem Unternehmen wird o zerstört. Nicht aktzeptabel sind in diesem Zusammenspiel uch die Einführung einer staatlichen Unterstützung für lagewillige Gesellschafter durch die Schaffung eines ktionärsforums zum Finden von Mitstreitern sowie die u große Herabsetzung der gesetzlichen Quorums zur lageeinreichung oder Durchführung einer Sonderprü- ung, um nur einige Punkte anzusprechen. Alle diese aßnahmen fördern Klagemöglichkeiten für professio- elle Prozessaktionäre. Lassen Sie mich zu dem zweiten Gesetzentwurf kom- en, den wir heute in diesem Zusammenhang beraten. it dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz wird 15698 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) ein Problemkreis aufgegriffen, der in das Blickfeld jedes Rechtspolitikers rücken sollte. Denn die Regierung star- tet mit diesem Gesetzentwurf einen Versuchsballon. Nach ihren eigenen Worten in der Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates will die Bundesregie- rung dieses neue Verfahren erst einmal erproben und dann prüfen, ob ein entsprechendes Verfahren als allge- meines Institut in der ZPO verankert werden kann. Da- mit ist es nur vorerst ein spezielles Verfahren für Kapi- talanleger. Es ist darüber hinaus der Beginn der Einführung eines neuen kollektiven Rechtsschutzinstru- ments in das deutsche Zivilprozessrecht durch die Hin- tertür. Zum Gesetzentwurf selbst sei noch Folgendes anzu- merken: Über die Einführung unbestimmter Rechtsbe- griffe wie des Begriffs des „Feststellungsziels“ hinaus enthält er mehrfach Einschränkungen der dem Zivilpro- zessrecht immanenten Dispositionsmaxime. Auch wird der Entwurf den eigenen Zielen nicht gerecht. Er führt durch die Bekanntgabe der Musterverfahren im elektro- nischen Bundesanzeiger zu einer negativen Prangerwir- kung für die betroffenen Unternehmen; die Vorschuss- pflicht für die Beweisaufnahme im Musterverfahren entfällt und damit fallen die Kosten zunächst der Staats- kasse und damit dem Steuerzahler zur Last. Außerdem ist es ein Trugschluss, zu glauben, dass durch die Verla- gerung des Musterverfahrens an ein höherrangiges Ge- richt die Verfahren schlanker werden. Vielmehr wird die Papierflut an den Gerichten erhalten bleiben, wenn sie nicht noch durch das geringe Kostenrisiko verstärkt wird. Dies waren nur einige kurze Anmerkungen, aber sie sehen: Wir werden zu einer sinnvollen Umsetzung der Ziele des Gesetzes noch viel zu diskutieren haben. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin der Justiz: Die Bundesregierung hat 2003 ihr Zehn-Punkte-Programm zur Verbesserung. von Unternehmensintegrität und Anlegerschutz aufgelegt. Ziel war und ist weiterhin die Wiederherstellung des Vertrauens in die deutschen Finanzmärkte. Ein Rück- blick auf die letzten zwei Jahre zeigt, dass die seither von uns konsequent umgesetzten Reformmaßnahmen bereits wirken. Das Vertrauen in die Aktienmärkte ist zu- rückgekehrt und die deutschen Börsen haben sich positiv entwickelt. Die Bundesregierung wird diesen Trend wei- ter stützen und die noch offenen Teile des Zehn-Punkte- Programms konsequent umsetzen. Das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Moderni- sierung des Anfechtungsrechts und das Kapitalanleger- Musterverfahrensgesetz sind dabei wichtige Wegmar- ken. Lassen Sie mich mit dem UMAG anfangen: Der Ge- setzentwurf enthält neue Regelungen zur Innenhaftung der Organe der Aktiengesellschaft. Diese Regelungen führen zu einer besseren Durchsetzung der Haftung in krassen Fällen von Unredlichkeiten und bei groben Rechtsverstößen. Gleichzeitig wird aber auch dem Be- dürfnis nach einem sicheren Hafen im Bereich unterneh- merischer Entscheidungen Rechnung getragen; A b g v h k l r r I w L m d f w d f s l g k P g e A d l k d z t u w e G n D e r s w E D s t g (C (D Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Reform der nfechtungsklage gegen wichtige Hauptversammlungs- eschlüsse. Hier hat es schmerzliche Fehlentwicklungen egeben. Das ist allen, die mit dem Wirtschaftsleben ertraut sind, gut bekannt. Die an sich für den Minder- eitenschutz wichtige Anfechtungsklage der Aktionäre ann – wenn es zu Auswüchsen kommt – die Hand- ungsfähigkeit eines Unternehmens erheblich blockie- en. Das ändert der Entwurf durch die Einführung eines aschen gerichtlichen Freigabeverfahrens, in dem die nteressen der Beteiligten gegeneinander abgewogen erden können. Ferner wird das gesamte System der Anmeldung und egitimation der Aktionäre zur Teilnahme und Abstim- ung in der Hauptversammlung an den aktuellen Stand er Technik angepasst – ein fast revolutionärer Vorgang ür das in diesem Punkt etwas veraltete Aktienrecht. Lassen Sie mich noch darauf hinweisen, dass der Ent- urf ein ausgewogenes Paket bildet, bei dem insbeson- ere die komplexe Haftung einerseits und die An- echtungsklage andererseits in einem untrennbaren ystematischen Zusammenhang stehen. Einzelne Rege- ungen können daher nicht ohne Störung des Gesamt- leichgewichts geändert werden. Mit dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz, urz KapMUG, betreten wir Neuland im Bereich des rozessrechts. Wir verhelfen dem einzelnen Kapitalanle- er durch eine neue Form der Musterklage schnell und ffizient zu seinem Recht. Wer etwa wegen falscher d-hoc-Meldungen über Gewinnerwartungen oder urch unrichtige Börsenprospekte mit seiner Kapitalan- age einen Schaden erlitten hat, soll seine Ansprüche ünftig leichter als bisher vor Gericht verfolgen und urchsetzen können. Tatsachen- und Rechtsfragen, die sich in mindestens ehn individuellen Schadenersatzprozessen gleich lau- end stellen, sollen in einem Musterverfahren gebündelt nd einheitlich durch das Oberlandesgericht entschieden erden. Wir sorgen mit der Einführung des bundesweiten lektronischen Klageregisters dafür, dass nicht nur die erichte, sondern auch die betroffenen Anleger Kennt- is von bereits anhängigen Musterverfahren erhalten. amit können solche oft zu Hunderten, ja Tausenden ingereichten Klagen zur Entlastung der Eingangsge- ichte bei einem Oberlandesgericht konzentriert und hin- ichtlich der vorgelegten Musterfrage mit nur einer Be- eisaufnahme auch einheitlich entschieden werden. Im internationalen Vergleich beschreiten wir mit der inführung eines Musterverfahrens einen neuen Weg. amit wird nicht nur der Anlegerschutz in Deutschland, ondern der Finanzplatz Deutschland insgesamt gestärkt. Wir werden uns in nächster Zeit sicherlich noch wei- er intensiv mit diesen komplexen Gesetzen beschäfti- en. Ich freue mich auf die konstruktive Beratung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15699 (A) ) (B) ) Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung – Antrag: Wettbewerbsnachteile und büro- kratische Restriktionen für Omnibusver- kehre beseitigen – Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 22 und Zusatztagesord- nungspunkt 9) Heinz Paula (SPD): Es ist immer wieder eine beson- dere Freude, wenn eine Oppositionsfraktion, und das noch am späten Freitagnachmittag, mit den Regierungs- koalitionen am gleichen Strang zieht und von der Bun- desregierung die Vereinfachung gesetzlicher Bestim- mungen fordert. Schön wäre es, wenn es immer so sein könnte, dann wären wir schon ein ganzes Stück weiter. Aber zurück zu den Tatsachen: In ihrem Antrag „Wettbewerbsnachteile und bürokratische Restriktionen für Omnibusverkehre beseitigen“ steht die FDP für die Vereinfachung gesetzlicher Bestimmungen zum Gele- genheitsverkehr mit Omnibussen, für eine Beschränkung des Schutzes vorhandener Linienverkehre gegen Kon- kurrenzangebote, für eine günstigere Behandlung von Omnibusverkehren im Steuer- und Abgaberecht sowie für einen höheren Anteil an Hilfen nach dem Regionali- sierungsgesetz für die Förderung von Busdiensten im ÖPNV. So weit, so gut. Dieser Antrag enthält zweifelsohne eine Reihe von diskussionswürdigen Ansätzen zur Veränderung der der- zeitigen Rechtslage über die in der parlamentarischen Beratung auch im Zusammenhang mit dem Antrag des Bundesrates zur Änderung des Personenbeförderungsge- setztes, der ebenfalls heute in erster Lesung behandelt wird, gesprochen werden kann, wie die Vereinfachung des innerstaatlichen Genehmigungsverfahrens im Gele- genheitsverkehr sowie die Klarstellung, dass Verkehrs- leistungen nach dem Personenbeförderungsgesetz zum Beispiel nur an Busunternehmen mit inländischem Be- triebssitz erteilt werden sollen. Aber ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, das die FDP-Fraktion mit einem erneuten Antrag zum Thema Busverkehr ihren im Oktober vergangenen Jah- res bereits vorgelegten Antrag mit weit über das Ziel hi- nausgeschossenen Forderungen zurücknehmen will. Mit dem Antrag 15/3953, „Novellierung des Personenbeför- derungsgesetzes – Wettbewerb im öffentlichen Perso- nenfernverkehr zulassen“, haben sie unter anderem ei- nen generellen Wegfall des Konkurrenzschutzes bei Omnibusverkehren im Inland und im grenzüberschrei- tenden Bereich sowie die Einführung einer Maut für Busse im innerdeutschen Fernlinienverkehr gefordert. Busunternehmen zusätzlich mit Mautgebühren zu belas- ten, das, meine Damen und Herren von der FDP, ist ihre Förderung des Mittelstandes, ist ihre Politik, Wettbe- werbsnachteile für den Mittelstand zu beseitigen, im Ge- gensatz zur Bundesregierung, die ausschließlich Wert d v M s s l s l g d s d d r O s i s f r D c b t A c m i r d R n u w d – z d t L t m a m d b m m I V a (C (D arauf legte, dass die Busunternehmen ob nun Reisebus- eranstalter oder der Bus-Fernlinienverkehr, von der auterhebung befreit wurden, keine Maut zahlen müs- en, um wettbewerbsfähig zu bleiben und zu sein. War Ihnen die Kritik der Busunternehmer und ein- chlägigen Verbände zu harsch? Und glauben Sie wirk- ich, dass Sie mit dem neuen Antrag so ganz ohne Ge- ichtsverlust den alten in der Versenkung verschwinden assen können? Da nützen auch keine neuen Forderun- en an die Bundesregierung, zumal die von ihnen gefor- erten Absenkungen der Steuer- und Abgabenbelastung chlicht und ergreifend unrealistische sind. Mit Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein wer- en wir in den parlamentarischen Beratungen zu den bei- en Anträgen über sicher dringend notwendige Verände- ungen im Interesse der Wettbewerbsförderung des mnibusverkehrs diskutieren. Nicht zuletzt die fort- chreitende Liberalisierung des Omnibuslinienverkehrs nnerhalb der Europäischen Gemeinschaft gibt Veranlas- ungen, auch den nationalen Rechtsrahmen zu überprü- en, dies natürlich in Abhängigkeit von der künftigen eu- opäischen Regelung, das sollten wir abwarten. Aber eins ist für die Bundesregierung, ist für uns klar: er Bus ist und bleibt ein ökologisch sinnvoller und si- herer Verkehrsträger, den es zu fördern gilt. Der Bus enötigt weniger als ein Drittel an Kraftstoff und emit- iert proportional weniger CO2 als ein PKW bei gleicheruslastung und ist damit umweltfreundlicher. Der Flä- henbedarf geringer. Der Bus ist ein sicheres Verkehrs- ittel. So gab es im Jahre 2003 im MIV 5 470 Tote und m Busverkehr 17 getötete Insassen. Was die Bussicherheit betrifft, hat die Bundesregie- ung eine ganze Menge getan. Ich erinnere hier nur an ie gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zur eisebussicherheit. Allerdings nützen bestehende und neue Vorschriften ur wenig, wenn sie nicht wirksam kontrolliert werden nd kontrolliert werden können. Die FDP täte ein Gutes, enn sie in den Ländern, wo sie mitregiert, verstärkt mit em Bundesamt für Güterverkehr für mehr Kontrollen zum Beispiel zur Überwachung der Lenk- und Ruhe- eiten – häufigste Unfallursachen – sorgt und dem BAG as Recht einräumt, Reisebusse zur Kontrolle anzuhal- en und dies nicht wie in Bayern zu verweigern. Herr Stoiber ließ mir vor einiger Zeit durch seinen eiter der Bayerischen Staatskanzlei Erwin Huber, mit- eilen, „dass aus fachlicher Sicht eine isolierte Kontroll- öglichkeit des Bundesamtes für Güterverkehr nicht ngezeigt ist.“ Und weiter: „Die Synergieeffekte ge- einsamer Kontrollen würden verloren gehen, weil bei er zwangsläufig begrenzten Kapazität des Bundesamtes ei einer stärkeren Anzahl von Einzelkontrollen Ge- einschaftsaktionen nicht mehr im bisherigen Umfang öglich wären.“ Vermehrte und wirksame Kontrollen wären aber im nteresse der Sicherheit der Fahrgäste und aller übrigen erkehrsteilnehmer ein wichtiges Signal und lägen doch uch in ihrem Interesse. 15700 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) Ein Wort noch zu ihrer Forderung nach Ausbildungs- richtlinien für Omnibusfahrer: Seit dem 19. April 2001 besteht eine Verordnung über die Berufsausbildung zum Berufskraftfahrer/zur Berufskraftfahrerin, Berufskraft- fahrer-Ausbildungsverordnung BKV. Danach ist die Ausbildung Berufskraftfahrer/in in der Fachrichtung Personenverkehr nicht mehr möglich. Sie wurde neu ge- ordnet und durch die Ausbildung Berufskraftfahrer/in, die nicht mehr nach Fachrichtungen gegliedert ist, abge- löst. Erforderlich für den Zugang zum Beruf des Omni- busfahrers: Fahrerlaubnis zur Personenbeförderung, EU- oder EWR-Fahrerlaubnis der Klasse D, D1, DE oder D1E, Mindestalter 21 Jahre. Die EU-Richtlinie 2003/59 EG, die sich gerade in der Anhörung befindet und bis September 2006 in nationales Recht umgesetzt werden muss, eröffnet die Möglichkeit einer Absenkung des Mindestalters von 21 auf 18 Jahre für die Fahrerlaubnis- klassen D und DE zur Personenbeförderung im Linien- verkehr im Umkreis von 50 km sowie für die Fahrer- laubnisklassen D und D1E – kleine Busse – im Falle der Berufsausbildung generell, von der nach dem Entwurf der Verordnung Gebrauch gemacht werden soll. Da- durch wird für die Jugendlichen ein direkter Übergang nach Schulabschluss über die Berufsausbildung in den Beruf erreichbar. Sie sehen, bei der Veränderung rechtlicher Rahmen- bedingungen tut sich was. Gleiches wird sich auch tun, was die Finanzierung von ÖPNV-Busdiensten betrifft. Das geschieht sicher im Rahmen der erneuten Überprü- fung des Regionaliserungsgesetzes, dessen Revision in 2008 ansteht. Die vorliegenden Anträge enthalten eine Mischung aus diskussionswürdigen Ansätzen zur Veränderung der gegenwärtigen Rechtslage, unrealistische Forderungen nach Absenkungen der Steuer- und Abgabenlast für den Omnibusverkehr und andere Vorschläge zur einseitigen Förderung des Omnibus- und Gelegenheitsverkehrs. Es gäbe noch viel dazu zu sagen. Ich freue mich auf die parlamentarische Beratung und auf Ihre konstruktive Mitarbeit – ohne Mautforderungen. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ziel des vorliegenden FDP-Antrages ist die Vereinfachung gesetzlicher Bestimmungen des Gelegen- heitsverkehrs mit Omnibussen. Im größeren Kontext geht es auch darum, inwiefern der Omnibusfernverkehr stärker liberalisiert werden kann. In einem besteht vermutlich große Einigkeit: Der Rei- sebus ist ein ökologisch sinnvoller Verkehrsträger. Aller- dings sollte dabei auch festgehalten werden: Das System Bahn ist dem Reisebus bei vergleichbarer oder teilweise vorteilhafterer Umweltbilanz überlegen, insbesondere im Bereich der Verkehrssicherheit und im Reisekomfort. Eine weitere Liberalisierung des Omnibusfernverkehrs sollte deshalb reiflich überlegt und durchdacht sein. Die europäische Kommission hat hierzu am 29. Juli 2004 erste Vorschläge vorgelegt, eine europäische Rahmen- vorgabe wird vermutlich folgen. Heute ist jedoch noch nicht erkennbar, welche Zielvorstellungen Europa letzt- l h i k z n k A t D O ß s d n t j n r w O d d v h r s s a 2 N b D h u b r e a e F n s n n b g s d d G (C (D ich entwickeln wird, da die Diskussion erst begonnen at. In der weiteren Diskussion zu prüfen ist insbesondere, nwiefern bei einer Liberalisierung des Omnibusfernver- ehrs der öffentliche Verkehr Verkehrsmarktanteile hin- ugewinnen könnte, ohne dass es zu gravierenden Kan- ibalisierungseffekten zwischen Reisebus und Bahn ommt. Sollte ein solcher Effekt durch eine intelligente usgestaltung des Rechtsrahmens möglich sein, so soll- en im Gleichklang mit der innerhalb der EU geführten iskussion konkrete Novellierungen des derzeitigen rdnungsrahmens diskutiert werden. Sollten jedoch grö- ere Kannibalisierungseffekte nicht auszuschließen sein, o wird auch zukünftig eine grundsätzlich dem Schutz es wirtschaftlichen Betriebs des Systems Schiene die- ende Reglementierung des Omnibusfernverkehrsmark- es notwendig sein – was im Einzelfall nicht heißt, das ede heutige Vorschrift für immer Bestandsschutz ge- ießt. Ein konkretes Anliegen des Antrages ist übrigens be- eits „in der Pipeline“. Ein Gesetz- und Verordnungsent- urf zur Grundqualifikation und Weiterbildung von mnibusfahrern und -fahrerinnen befindet sich bereits in er Verbändeanhörung. Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bun- esminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Der orliegende Entschließungsantrag der FDP-Fraktion ent- ält einen Katalog von elf Punkten. Durch eine Orientie- ung an diesen Leitlinien – man könnte auch verführt ein zu sagen „Wunschliste“ – soll die Wettbewerbs- ituation des Omnibusverkehrs verbessert werden. Wenn ich es recht sehe, hat dieser Entschließungs- ntrag einen Vorgänger: In der Drucksache 15/3953 vom 0. Oktober 2004 fordert die FDP-Fraktion, durch ovellierung des Personenbeförderungsgesetzes Wett- ewerb im öffentlichen Personenfernverkehr zuzulassen. abei wird nicht nur die vollständige Aufhebung der eutigen Schutzklauseln für bestehende Omnibuslinien- nd Eisenbahnverkehre gefordert, sondern auch die Ein- eziehung der Omnibusfernlinienverkehre in die Maut- egelung. Die Bundesregierung begrüßt, dass insoweit offenbar in Sinneswandel eingetreten ist. Die entsetzte Reaktion ufseiten des deutschen Omnibusgewerbes war wohl be- indruckend genug. Wie sollte auch die gleichzeitige orderung nach Steuer- und Abgabenentlastungen und ach Einführung einer Omnibusmaut auf Verständnis toßen? Mit dem neuen Entschließungsantrag wird jetzt nur och ein Wegfall der Schutzklausel für bestehende Om- ibusfernlinien- und Eisenbahnverkehre gegenüber neu eantragten Omnibusfernlinienverkehren in Deutschland efordert. Ferner werden Lockerungen bei den ein- chränkenden Regelungen für die verschiedenen Formen es Gelegenheitsverkehrs gefordert. Sicher gibt die fortschreitende Liberalisierung auch es Omnibuslinienverkehrs innerhalb der Europäischen emeinschaft – der Gelegenheitsverkehr ist in der Ge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15701 (A) ) (B) ) meinschaft bereits vollständig liberalisiert – immer wie- der Veranlassung, auch den nationalen Rechtsrahmen auf Änderungsbedarf abzuklopfen. Dies ist auch schon Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre geschehen, also zu Zeiten, in denen die FDP an der Bundesregierung be- teiligt war. Geschehen ist allerdings nichts. Es würde jetzt zu weit führen, ins Detail zu gehen. In ihrer Mitteilung vom 29. Juli 2004 hat die Europäi- sche Kommission zum Beispiel Vorschläge für eine wei- tere dann fast vollständige Liberalisierung des grenz- überschreitenden Omnibuslinienverkehrs angekündigt. Soweit bekannt, liegen sie auf der Linie des Entschlie- ßungsantrages der FDP. Vor diesem Hintergrund ist es für die Bundesregierung wesentlich, dass wir auf euro- päischer und nationaler Ebene einen konsistenten mög- lichst einheitlichen Rahmen für eine bessere Wettbe- werbsposition setzen. Die Bundesregierung verschließt sich dem nicht grundsätzlich. Im Entschließungsantrag wird auch eine massive Um- steuerung von Investitions- und Fördermitteln zugunsten der Straße und zulasten der Schiene gefordert. Ange- sichts der schon heute sehr hohen Verkehrsleistungen auf der Straße mit den entsprechenden Stau- und Umweltbe- lastungen finde ich diesen Ansatz schon bemerkenswert. Bei dem erwarteten Verkehrszuwachs auf den Straßen sind natürlich gerade bei den Bundesfernstraßen hohe Investitionen erforderlich. Deshalb soll das hohe Investi- tionsniveau trotz der Haushaltskonsolidierung beibehal- ten werden. Zusätzlich wird die Initiative der Bundes- regierung, durch Umsetzung von Betreibermodellen den 6-spurigen Autobahnausbau zu fördern, für weitere Ent- lastung an den Verkehrsschwerpunkten sorgen. Gleich- zeitig aber muss die Schiene durch ein modernes und leistungsfähiges Streckennetz befähigt werden, ihren Anteil am Verkehrsaufkommen bedeutend zu erhöhen, und zwar gerade bei Verkehren mit hoher Transport- weite. Dies kann nicht gelingen, wenn – wie gefordert – die künftige Verteilung der Investitionsmittel stärker an den heutigen Anteilen an der Verkehrsleistung orientiert wird. Wir brauchen nicht – noch – mehr Anreize zur Ver- kehrsverlagerung auf die Straße, sondern Anreize zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Deshalb kann auch die geforderte Verschiebung im ÖPNV zugunsten von Busdiensten kein Selbstzweck sein. Was den vorgeschlagenen Einsatz von Mitteln nach dem Regionalisierungsgesetz angeht, können die Rechtsgrundlagen für diese Bundesleistungen an die Länder nicht einfach beiseite geschoben werden. Schließlich hat der Bund den Ländern einen Ausgleich für die Übernahme des Schienenpersonennahverkehrs im Rahmen der Bahnreform zu leisten. Nach § 7 des Regionalisierungsgesetzes sind diese Mittel insbesondere für die Finanzierung des Schienen- personennahverkehrs zu verwenden; die Verantwortung für die bestimmungsgemäße Verwendung trifft aller- dings das jeweilige Land. Die Bundesregierung hat wie- derholt betont, dass sie für die 2007 vorgesehene Fort- s 2 b s h d l h a B i r V n – w f g e c l l f i k a O n f n F d l d u m s v s A m s e k s p - a J a d d (C (D chreibung der Regionalisierungsmittel (wirksam ab 008) keine Kürzungen plant – und dabei bleibt es. Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass es sich eim Omnibus um einen wichtigen und im Vergleich ehr sicheren und umweltfreundlichen Verkehrsträger andelt. Hierzu müssen keine neuen Leitlinien „erfun- en“ werden. Verkehrsbedeutung und Umweltfreund- ichkeit sind im Übrigen sehr ausdrücklich und wieder- olt thematisiert worden, zum Beispiel in der Antwort uf die letzte einschlägige Großen Anfrage der FDP- undestagsfraktion zum Tourismus in Deutschland und m aktuellen Tourismusbericht. Dass die weitere Angleichung steuer- und abgaben- echtlicher Rahmenbedingungen bei den verschiedenen erkehrsträgern eine Daueraufgabe ist, stellt auch keine eue Erkenntnis dar. Schon frühere Bundesregierungen unter Beteiligung der FDP – sind hier nicht sehr viel eitergekommen. Auch diese Bundesregierung setzt sich auf EU-Ebene ür die weitere Harmonisierung der Wettbewerbsbedin- ungen aller Verkehrsträger ein. Sie hält grundsätzlich ine Mineralöl- und Umsatzsteuerbesteuerung sämtli- her Verkehrsträger unter dem Gesichtspunkt der steuer- ichen Gleichbehandlung für notwendig. Sie alle wissen, dass dabei Vorgaben auf internationa- er Ebene zu berücksichtigen sind. Tun wir das nicht, ge- ährden wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit der n Deutschland ansässigen Verkehrsunternehmen. Das ann wohl kaum das Ziel dieses Antrages sein. Am konkretesten befasst sich der Entschließungs- ntrag mit Änderungen zu den Vorschriften über den mnibusgelegenheitsverkehr. Der Systematik des Perso- enbeförderungsgesetzes entsprechend werden Aus- lugsfahrten und Ferienziel-Reisen als Formen des Om- ibusgelegenheitsverkehrs positiv definiert. Die FDP- raktion schlägt nun vor, einige Tatbestandsmerkmale ieser Definitionen zu streichen, deren Zweck es vor al- em war, die Abgrenzung zum Omnibuslinienverkehr, er ja für jede einzelne Linie der Genehmigungspflicht nterliegt, vorzunehmen. Vor dem Hintergrund, dass in der Europäischen Ge- einschaft der Gelegenheitsverkehr mit Kraftomnibus- en nicht nach einzelnen Formen differenziert wird und ollständig liberalisiert ist, sind wir bereit, die Vor- chläge und ihre Auswirkungen sorgfältig zu prüfen. uch im Gelegenheitsverkehr sollte der Ordnungsrah- en auf europäischer und nationaler Ebene nicht we- entlich divergieren. Wenn mit den Vorschlägen der FDP in Beitrag zur Endbürokratisierung geleistet werden ann, wird sich die Bundesregierung dem nicht wider- etzen. Dies gilt auch bei der Überführung der euro- äischen Richtlinie zur obligatorischen Fahreraus- und fortbildung in deutsches Recht. Dort ist in Fachkreisen llgemein bekannt, dass die Bundesregierung anstrebt, ugendlichen einen direkten Übergang nach dem Schul- bschluss – 9./10. Klasse – über die Berufsausbildung in en Beruf als Kraftfahrer zu ermöglichen. Alles im allem enthält der Antrag eine Mischung aus iskussionswürdigen Ansätzen zur Veränderung der 15702 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) derzeitigen Rechtslage, unrealistischen Forderungen nach Absenkungen der Steuer- und Abgabenbelastung für den Omnibusverkehr und anderen Vorschlägen zur einseitigen Förderung des Omnibusverkehrs. In der vor- gelegten Fassung ist der Antrag nicht annehmbar. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Flughafenanbindung nach Schönefeld frist- gerecht fertig stellen – Planfeststellung der Dresdner Bahn voranbringen – Flugverkehrskonzept für den Großraum Berlin überprüfen – Flughafen Berlin-Tem- pelhof offen halten (Tagesordnungspunkt 23 a und b) Siegfried Scheffler (SPD): Kaum ein Thema hat mich in all den Jahren so stark begleitet wie der Flugha- fen Schönefeld. Dies liegt nicht nur darin begründet, dass der Flughafen in meinem Wahlkreis Berlin-Treptow liegt und dort natürlich die Gemüter bewegt, sondern auch, weil das Thema durchaus an die bekannte ARD- Show „Pleiten, Pech und Pannen“ erinnert. Es geht um eine fatale Entwicklung, die durch den massiven politi- schen Druck des damaligen Verkehrsministers Wissmann in einem CDU-geführten Ressort ihren An- fang nahm. Das nicht enden wollende Gezerre macht allerdings auch die Bedeutung dieses Infrastrukturprojektes deut- lich: Der Ausbau der Flughafens Berlin International in Berlin ist – ich denke, da werden mir die meisten zustim- men können – ein zentrales wirtschaftspolitisches Thema für die Region Berlin/Brandenburg. Für ganz Ostdeutschland wäre die Realisierung der Pläne für den Ausbau des Flughafens von herausragender Bedeutung. Man mag zu der Standortentscheidung von 1996, dem so genannten Konsensbeschluss, stehen, wie man will. Auch ich war bis zu dem Entscheid, der gemeinsam von den drei Beteiligten – Bund, Land Berlin und Land Brandenburg – getroffen wurde, ein Gegner des Baus ei- nes Großflughafens am Standort Schönefeld. Den sicher- lich zu erwartenden Impulsen für Beschäftigung und Wirtschaft in meinem Wahlkreis vor Augen fühlte ich mich den Sorgen der Betroffenen vor Lärm, Schmutz und Wertverlust ihrer Grundstücke verpflichtet. Mit dem Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses für Schönefeld ist eine Hürde für die Öffnung eines funktions-, leistungs- und wettbewerbsfähigen interna- tionalen Verkehrsflughafens für die Hauptstadt Berlin und die Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg im Jahre 2010 genommen worden. Vom Flughafen BBI wird im- mens viel wirtschaftliche Entwicklungs- und Anzie- hungskraft ausgehen und er wird sich – davon bin ich überzeugt – zu einer Jobmaschine entwickeln. Alleine im vergangenen Jahr nahm der Flugverkehr der Haupt- stadt um 11,8 Prozent zu; gleichzeitig bewegt sich die Z n g n L a s F l d s c ü k w w l s z a g l d e M B – l S l d w ü l d b B k s t u s b w n v I m P n f d t (C (D ahl der Besucher in der Stadt auf einem nie da gewese- en Niveau. Die mit Abstand stärkste Zunahme der Zahl der Flug- äste hat dabei der Flughafen Schönefeld zu verzeich- en. Sicherlich ist diese Entwicklung in erster Linie den ow-Cost-Fliegern zu verdanken. Aber dass Schönefeld ufgrund dieser Tatsache und seines „Zustandes“ Ge- chäftsreisenden nicht zuzumuten ist, wie es die Landes- DP noch kürzlich im Abgeordnetenhaus durchblicken ieß, offenbart die tatsächlichen Gründe für den Kampf er FDP für Tempelhof. Im Gegensatz zu Schönefeld ind die Zahlen auf dem Flughafen Tempelhof im glei- hen Zeitraum rückläufig. Dort werden nur noch knapp ber 400 000 Passagiere pro Jahr abgefertigt. Schönefeld nimmt eine positivere Entwicklung; es ommt Bewegung ins Spiel. So ist es gelungen, German- ings für die Ansiedlung am Standort Schönefeld zu ge- innen. Delta wird ab Mai und Continental ab Juli täg- ich New York anfliegen. Dadurch wird der Stadt icherlich weiterer Zuwachs an Passagieren zuteil. Zur- eit verhandelt der Berliner Senat darüber hinaus mit siatischen Unternehmen, damit auch Direktverbindun- en in den asiatischen Raum entstehen. Diese Entwick- ung ist wichtig. Es mutet ja auch geradezu kurios an, ass eine große europäische Hauptstadt wie Berlin als inziges interkontinentales Ziel bisher Ulan-Bator in der ongolei anfliegt. Deshalb muss der Ausbau der so genannten Dresdner ahn, der für den Erfolg von Schönefeld essenziell ist da stimme ich ausdrücklich zu – endlich aus den Start- öchern kommen. Ich bin sehr froh, dass nach Jahren der tagnation, die – das muss man leider sagen – dem Ber- iner Senat anzulasten ist, nunmehr endlich Bewegung in ieses Projekt kommt. Die Planfeststellungsunterlagen urden, wie mir der Präsident des EBA gestern noch bermittelte, vom Eisenbahn-Bundesamt geprüft und iegen jetzt bei der Anhörungsbehörde vor. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz die Intention es CDU/CSU-Antrages, der sich mit der Flughafenan- indung von Schönefeld durch die so genannte Dresdner ahn beschäftigt. Während die erste Hälfte des Antrags urz und gar nicht einmal falsch den Stand der Dinge be- chreibt, zitieren Sie im zweiten Teil diverse Zeitungsar- ikel, die auf Spekulationen und Vermutungen beruhen, nd entwickeln daraus Forderungen, die entweder elbstverständlich sind oder aber auf falschen Tatsachen eruhen. Genauso schwammig, wenn auch jedoch nicht un- ahrscheinlich, ist die Annahme, dass die Inbetrieb- ahme der wieder aufzubauenden Dresdner Bahn noch or Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg nternational, BBI, nicht gelingt. Angesichts des seit ehreren Jahren ruhenden und nunmehr fortzusetzenden lanfeststellungsverfahrens ist eine Wiederinbetrieb- ahme der Strecke tatsächlich kaum vor Ende 2011/An- ang 2012 möglich. Was sagt uns das? Im Grunde gar nichts, denn dass ie Strecke nach gegenwärtigem Stand der Dinge frühes- ens Ende 2011/Anfang 2012 fertig gestellt ist, bedeutet Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15703 (A) ) (B) ) nicht, dass der Großflughafen nur mit halber Kraft läuft. Zum einen steht heute überhaupt noch nicht fest, ob BBI tatsächlich 2010 eröffnet werden kann – ich bin in dieser Frage eher skeptisch –, zum anderen gibt es Alternati- ven, die den Zeitraum bis zur Eröffnung des BBI über- brücken können: Da die freien Kapazitäten auf diesen Strecken nicht unendlich sind, wird man alternative Stre- cken wie einmal in der Nord-Süd-Verbindung Haupt- bahnhof/Lehrter Bahnhof, Papestraße, Anhalter Bahnhof, Großbeerener Kurve, Berliner Außenring, Flughafen BBI und zum anderen über Hauptbahnhof/Lehrter Bahn- hof, Stadtbahn, Berlin-Karlshorst, Berliner Außenring, Grünauer Kreuz, Görlitzer Bahn, Flughafen BBI nutzen müssen, um die Frequenz darstellen zu können. Da Schönefeld nach seiner Fertigstellung noch nicht die vol- len Kapazitäten erreichen wird, halte ich eine – sofern sie denn nötig ist – kurzfristige Alternativlösung für ak- zeptabel. Natürlich wird es bei der Führung von Zügen zum Flughafen Berlin-Brandenburg International über die Anhalter Bahn oder über die Stadtbahn zu zusätzlichen Belastungen für die Anwohner kommen. Die tatsächli- che Zugzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt kann aber sowohl über als auch unter derjenigen des Betriebspro- gramms liegen. Auch bitte ich zu berücksichtigen, dass es sich dabei – wenn überhaupt – um einen befristeten Zeitraum handelt. Niemandem von uns ist es derzeit möglich, definitiv zu beurteilen, ob und, wenn ja, wie viele Züge über wel- chen Zeitraum die Anhalter Bahn anstelle der noch nicht fertig gestellten Dresdner Bahn benutzen müssten. Inso- weit sind alle Annahmen über ein zukünftig geändertes Betriebsprogramm für die Anhalter Bahn reine Spekula- tion. Zudem steht, wie bereits gesagt, zum gegenwärti- gen Zeitpunkt überhaupt noch nicht fest, ob BBI tatsäch- lich wie geplant 2010 in Betrieb geht. Nur dann machen diese Überlegungen überhaupt Sinn. Ich frage mich, wa- rum wir hier unsere kostbare Zeit damit verschwenden, über Spekulationen zu diskutieren. Dass die Bundesregierung gesteigertes Interesse da- ran hat, das Baurecht einem zügigem Entscheid zuzufüh- ren, versteht sich von selbst. Dieses Interesse haben im Übrigen alle Planungsbeteiligten. Die Anbindung des Flughafens Schönefeld und damit die erfolgreiche Reali- sierung des derzeit wichtigsten Infrastrukturprojektes in Ostdeutschland ist von allerhöchster Bedeutung nicht nur für Berlin, sondern für die ganze Region. Auch dass dabei die Interessen der Anwohner so weit als möglich berücksichtigt werden, ist Prämisse des verkehrspoliti- schen Handelns der Bundesregierung. Aber richtig ist auch, dass bei der Realisierung der Dresdner Bahn die ökonomischste Lösung realisiert wer- den muss. Der Haushaltsausschuss und letztendlich wir als politisch Verantwortliche haben in dieser Frage ein entsprechendes Mitspracherecht, da es schließlich der Bund ist, der den mit Abstand größten Batzen bei der Fi- nanzierung der Schienenanbindung und des Terminals trägt. Dieses Mitspracherecht hat letztendlich dazu ge- führt, dass nunmehr die ebenerdige Variante zur Plan- auslegung kommt, auch wenn der Berliner Senat als a p g n l p B D V d w s M H m d A A f S d d r h u a g w h s ß 1 s F B W z l S l d v d d e s m w g f s d k l r z k s (C (D uch natürlich die Anwohner vor Ort die Tunnelvariante räferieren. Wenn das Planfeststellungsverfahren zu Er- ebnissen kommt, die zusätzliche Lärmminderungsmaß- ahmen nötig machen, wird dieser Verpflichtung natür- ich nachgekommen. Nun führt die Opposition aus, dass in der Mittelfrist- lanung der DB AG die Mittel für den Bau der Dresdner ahn zurückgestellt worden seien. Es mag sein, dass die B AG aufgrund der vom Berliner Senat verursachten erzögerungen beim Planfeststellungsverfahren und der amit verbundenen Planungsunsicherheit Zeichen setzen ollte und diese Nachricht somit bewusst in die Welt ge- etzt wurde. Bedeutung für den weiteren Verlauf der aßnahme hat diese Nachricht keine, da, wie sowohl err Mehdorn als auch Staatssekretär Achim Großmann ir versichert haben, der Bund als Mehrheitseigentümer er Bahn das Projekt ohne Abstriche prioritär verfolgt. uch seitens des Senats wurde mir versichert, dass nach bschluss des Planfeststellungsverfahrens die Mittel ließen werden. Im Übrigen hat auch Herr Minister tolpe klar gemacht, dass die DB AG die Planungen für en Bau der Dresdner Bahn als auch der Anbindung an en Flughafen vorantreibt und nach Erlangung des Bau- echts beabsichtigt, diese Vorhaben zu realisieren. Ich abe keinerlei Grund, an diesen Aussagen zu zweifeln nd mich den Mutmaßungen und Schlussfolgerungen nzuschließen. Es sollte auch keinen erkennbaren Grund eben, bei Vorliegen des Baurechts mit dem Ausbau zu arten. Mir ist keiner bekannt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal mit den eftigen Befürwortern des bereits erwähnten Konsensbe- chlusses in den Oppositionsparteien über die Schlie- ung des Flughafens Tempelhof streiten muss. Bereits 996 wurde vereinbart, den Flughafen Tempelhof zu chließen, sobald der Planfeststellungsbeschluss für den lughafen Schönefeld bestandskräftig wird. Trotz großer auchschmerzen wurde dieser Beschluss auch nach dem echsel der Regierungen auf Bundes- und Landesebene u keinem Zeitpunkt infrage gestellt. Am 13. August etzten Jahres ist der Planfeststellungsbeschluss für chönefeld erlassen worden, 2006 wird er voraussicht- ich Rechtskraft erlangen. Ich habe keinen Anlass – trotz er eingereichten Klagen, die zurzeit vor dem Bundes- erwaltungsgericht in Leipzig verhandelt werden –, an iesem Datum zu zweifeln. Wir haben keinen Anlass, en Beschluss von damals infrage zu stellen und erneut ine Diskussion zu führen, die vor zehn Jahren im Kon- ens zu Ende gebracht wurde. Es war noch nie gut, de- okratisch getroffene Entscheidungen von dieser Trag- eite infrage zu stellen. Die Kolleginnen und Kollegen von der Opposition efährden jedoch mit ihren Forderungen bezüglich Of- enhaltung des Flughafens Tempelhof über den Planfest- tellungsbeschluss hinaus – wie auch jetzt wieder mit em heute zur Debatte stehenden Antrag – das Gesamt- onzept, sprich: den Ausbau des Flughafens BBI. Es iegt doch auf der Hand: Ein Weiterbetrieb des defizitä- en Flughafens Tempelhof würde mittel- und langfristig u einer unkalkulierbaren Schuldenlast führen, Flugver- ehre von Schönefeld fernhalten und den Weg zu einer auberen und soliden Finanzierung des Single-Airports 15704 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) Schönefeld blockieren. Dies hat sich bei Gesprächen der Flughafengesellschaft mit möglichen Kreditgebern als wichtiger Punkt herausgestellt. Muss ich die Opposition wirklich darauf hinweisen, dass alle Genehmigungsfragen nach § 31 Abs. 2 Luft- verkehrsgesetz im Rahmen der Auftragsverwaltung beim Land Berlin liegen? Ich kann nicht erkennen, wo bei dieser Angelegenheit Bundesinteressen berührt oder verletzt werden, die ein Aktivwerden des Bundes recht- fertigen würden. Durch die Schließung bzw. teilweise oder völlige Offenhaltung des Flughafens Tempelhof sind öffentliche Interessen des Bundes nicht berührt. Auch wenn Berlin als Luftverkehrsstandort für den Bund von herausragender Bedeutung ist, trifft dies auf den Flughafen Tempelhof mit Sicherheit nicht zu. Wieso sollte jetzt – erst recht vonseiten des Bundes – der Kon- sensbeschluss von 1996 infrage gestellt werden, der eine Schließung von Tempelhof bei Vorlage des Planfeststel- lungsbeschlusses bzw. Erlangung der Rechtskraft für Schönefeld vorsieht? Sie verdrängen mit dieser Initiative nicht nur, dass die Entscheidung für die Schließung des Flughafens Tempel- hof Teil des Planfeststellungsbeschlusses für Schönefeld ist, sondern auch, dass darüber hinaus ein sicherheitsrele- vanter, ein ökologischer sowie ein ökonomischer Zwang besteht, Tempelhof zu schließen. Ich glaube und be- fürchte gleichzeitig, dass die Damen und Herren, die da- für plädieren, dieses – an diesem Standort – überflüssig werdende Verkehrsmittel aufrechtzuerhalten, in erster Li- nie aus Eigeninteresse handeln. So sehr es zu begrüßen ist, die Abgeordneten des Deutschen Bundestags oder aber auch Geschäftsleute, die mit dem Privatjet einschweben, möglichst schnell an ihren Arbeitsplatz zu bringen, so wenig kommt es auf die wenigen Minuten an, die man für eine Anreise vom quasi auch im Stadtgebiet liegenden Flughafen Schöne- feld mehr benötigt. Natürlich gibt es auch Fluggesell- schaften, die auf Druck ihrer Passagiere den Flugbetrieb in Tempelhof aufrechterhalten möchten. Ich frage Sie aber: Wo leben wir denn, wenn einige einflussreiche ge- sellschaftliche Größen, oder Leute, die glauben, Sie seien solche Größen, meinen, auf dem Rücken der ge- beutelten Hauptstadt ihre Eigeninteressen durchsetzen zu können? Bitte verbuchen Sie auch nicht die Entscheidung des Bundes, ab Mai dieses Jahres den Beamtenshuttle zwi- schen Bonn und Berlin ab/nach Tempelhof fliegen zu lassen, als Positionierung des Bundes pro Tempelhof und somit als Annährung an Ihre Position. Der einzige Grund, den Beamtenshuttle von Tegel nach Tempelhof zu verlegen, besteht darin, dass dort zurzeit die Tickets günstiger sind als in Tegel. Ab Oktober wird erneut aus- geschrieben und es steht keineswegs fest, dass Tempel- hof erneut den Zuschlag bekommt. So wie bei dieser Entscheidung des Bundes ökonomi- sche Gesichtspunkte zum Zuge kamen, so fühlt sich na- türlich auch die SPD-geführte Landesregierung dem Pri- mat der Wirtschaftlichkeit verpflichtet: Der Flughafen Tempelhof fährt Jahr für Jahr erhebliche Verluste ein. Alleine im Jahr 2003 entstand ein Minus von 15,25 Mil- l d t q e M p 2 E s 1 r F A e T w d h g 4 e t A g F n r g l f L b a f V F d m s d e f r G p T K s n b ü c T Z M d s (C (D ionen Euro. Ihnen allen ist die prekäre Finanzsituation es Landes Berlin bekannt. Es ist für die Stadt von exis- enzieller Bedeutung und von ökonomischer Konse- uenz, sich von Einrichtungen zu trennen, von der nur ine elitäre Minderheit profitiert und die weder für die enschen noch für das Land irgendetwas bringt. Tem- elhof ist schon lange ein Verlustbringer. Von 1991 bis 003 hat sich ein Defizit in Höhe von 139 Millionen uro angesammelt. Die jährlichen Verluste lagen zwi- chen 7 Millionen und 17 Millionen Euro. Für 2004 wurde von der FBS ein Verlust von 5,2 Millionen Euro erwartet. Wenn der Flugbetrieb auf- echterhalten würde, kämen nach Berechnungen der BS bis 2010 noch einmal 120 Millionen Euro dazu. uch die Entwicklung des Verkehrsaufkommens spricht ine klare Sprache: Im Jahre 1993 hatte der Flughafen empelhof seinen Höhepunkt mit rund 68 000 Flugbe- egungen und 1,1 Millionen Passagieren. Seitdem geht ie Entwicklung kontinuierlich bis auf eine „kleine Er- olung“ in den Jahren 1997 und 1998 nach unten. 2003 ab es noch rund 37 000 Flugbewegungen und rund 50 000 Fluggäste. Ich halte es für absolut falsch, für ine kleine Klientel von Geschäftsleuten und Bundes- agsabgeordneten, die einen möglichst kurzen Weg zur rbeit und zu Terminen haben wollen, ein so überflüssi- es, teures und die Menschen belastendes Fossil wie den lughafen Tempelhof weiter zu betreiben. Die Millio- en, die Tempelhof Jahr für Jahr kostet, werden an ande- er Stelle dringend gebraucht. Vor diesem Hintergrund hatte die Berliner Flughafen- esellschaft bei der Senatsverwaltung für Stadtentwick- ung einen Antrag auf Befreiung von der Betriebspflicht ür den Flughafen Tempelhof gestellt. Die zuständige uftfahrtbehörde in Berlin hat diesem Antrag stattgege- en und die Berliner Flughafengesellschaft mit Wirkung b 31. Oktober 2004 von der Betriebspflicht des Flugha- ens Tempelhof befreit. Die damit verbundene sofortige ollziehbarkeit wurde jedoch nach der Klage einiger luggesellschaften aufgehoben. Doch die Befürworter von Tempelhof sollten sich in ieser Angelegenheit keine frühzeitigen Hoffnungen achen: Dieses Urteil hat nur aufschiebende Wirkung; omit ist auch die Schließung nur aufgeschoben. Ich bin aher nach wie vor guter Dinge, dass der Flugverkehr ingestellt wird, sobald der Planfeststellungsbeschluss ür die Süderweiterung des Flughafens Schönefeld echtskräftig ist. Die von den Antragstellern dargelegten ründe, die angeblich für einen Weiterbetrieb von Tem- elhof sprechen sollen – Angebote privater Betreiber, empelhof in Eigenregie weiterzuführen, sowie das onzept, Tempelhof als Cityterminal mit eigener Tras- enanbindung für BBI auszubauen –, sind entweder icht seriös, da die Privaten zum Beispiel nicht die Ge- äude, die die hauptsächlichen Kosten verursachen, bernehmen wollen, bzw. es bestehen erhebliche rechtli- he und auch konzeptionelle Bedenken gegen die Idee, empelhof als Check-in-Terminal für BBI zu nutzen. udem bin ich der Ansicht, dass die Überprüfung der achbarkeit bei den zuständigen Stellen in guten Hän- en ist und nicht den Deutschen Bundestag tangieren ollte. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15705 (A) ) (B) ) Ich weiß mich mit IHK und Berliner Wirtschaft einig, dass das derzeitige Flughafensystem mit drei Flughäfen nicht geeignet ist, nationale und internationale Verbin- dungen in größerem Umfang nach Berlin zu holen. Sechs Start- und Landebahnen an drei Standorten wi- ckeln vor Ort ein vergleichsweise geringes Passagierauf- kommen ab. Das ist wirtschaftspolitisch, verkehrspoli- tisch und strukturell nicht zu verantworten und ist im Übrigen auch für den Steuerzahler nicht hinnehmbar. Das Gezerre um die notwendige Schließung von Tem- pelhof sorgt für Unsicherheit und Verwirrung, die die seit 1996 bestehende Planungssicherheit permanent zer- redet. Nur durch die Verlagerung des Flugverkehrs von den beiden innerstädtischen Flughäfen Tegel und Tempelhof nach Schönefeld erwachsen große wirtschaftliche Chan- cen für Berlin und Brandenburg. Dies ist es, um was es uns gehen muss um Arbeitsplätze für Berlin und die Re- gion. Heute arbeiten an den Berliner Flughäfen mit rund 15 000 Menschen rund 5 000 mehr als vor zehn Jahren. Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Arbeitsplätze in den angrenzenden Bereichen. Hier besteht ein großes Poten- zial, das entscheidend für die Entwicklung Berlins und der Berliner Wirtschaft ist. Wer diese Chancen leichtfer- tig aufgrund tagespolitischer Vorteile zerredet, verunsi- chert Investoren und Wirtschaftsunternehmen und scha- det der Region und den Menschen in Berlin und Brandenburg. Die Menschen scheinen Sie bei Ihrer Initiative pro Tempelhof völlig vergessen zu haben; denn der wich- tigste Grund für eine möglichst zügige Schließung des Flughafens sind die Menschen in Tempelhof und Neu- kölln: Diese leiden unter dem Fluglärm und der empfun- denen Bedrohung durch tief fliegende Flugzeuge ge- nauso, wie die Menschen in Reinickendorf, Tegel und Spandau unter dem Betrieb des Flughafens Tegel leiden. Bei allem Getrommel für Tempelhof sollten Sie sich üb- rigens einmal die Frage stellen, inwieweit das neue Flug- lärmgesetz nicht eventuell erhebliche Investitionskosten für Lärmschutzmaßnahmen nach sich ziehen wird. Wer hat diese Kosten zu tragen? Sicherlich nicht die Flug- gäste des Flughafens Tempelhof. Tempelhof ist nicht nur ökologisch und ökonomisch unsinnig. Tempelhof und Flughafen Tegel sind gefähr- lich. Es ist den Menschen der Stadt nicht zuzumuten und auch nicht zu erklären, dass sie mit der ständigen Gefahr leben müssen, dass ihnen ein Flugzeug auf den Kopf fal- len könnte, wie zuletzt am Himmelfahrtstag 2002 in Neukölln geschehen. Die Start- und Landebahn in Tem- pelhof endet direkt an Wohnhäusern, im Umfeld des Flughafens gibt es keine Fläche für Notlandungen. Ein- mal ganz abgesehen davon, dass es wirklich absurd an- mutet, wenn man bedenkt, wie streng die Kontrollen auf den Flughäfen aus Angst vor Anschlägen sind, auf der anderen Seite Flugzeuge jedoch ihre Warteschleifen über Wohn- und Regierungsviertel ziehen. Die Schließung von Tempelhof bedeutet, dass Berlin ein riesiges Flächenpotenzial von 357 Hektar in Innen- stadtlage für neue Nutzungen gewinnt. Für die Verwen- dung gibt es viele denkbare Varianten. Schon jetzt Nut- z W T e h d 2 f F D w d t d S M r a f F c v h G u F 1 d ü b g t s m l z f e A B z h s n h w G s g n c v h a K (C (D ungsüberlegungen anzustellen ist gut und sinnvoll. ichtig ist mir persönlich als Berliner, dass ein großer eil des Tempelhofer Feldes als grüne Lunge, als Nah- rholungsgebiet für die Berlinerinnen und Berliner er- alten bleibt. In dem Konzept „Park der Luftbrücke“, as vor einigen Jahren erstellt wurde, sind daher allein 10 Hektar als Grünfläche eingeplant. Zudem eröffnet ein so riesiges Areal wie der Flugha- en Tempelhof die Chance, die Inanspruchnahme von lächen außerhalb des Siedlungskörpers zu reduzieren. as bedeutet nicht nur ein Stück mehr nachhaltige Ent- icklung und weniger Zersiedlung. Es bedeutet auch, ass mittelfristig weniger Folgekosten für die infrastruk- urelle Erschließung entstehen. Die Flächenpotenziale es Flughafens Tempelhof sind ein Riesenpfund der tadt. In anderen Ballungsräumen wie in Stuttgart oder ünchen gibt es eine erhebliche Knappheit an verfügba- en Flächen. In einer Zeit, in der noch sehr viele Flächen uch in anderen Innenstadtlagen frei sind, ist viel Platz ür Fantasie. Vorstellbar ist zum Beispiel, das heutige lugfeld als einen neu gewonnenen Freiraum zu entwi- keln, der für Erholung, Sport, Kultur, Naturerlebnis und iele andere Aktivitäten genutzt werden kann. Auch im Hinblick auf die künftige Nutzung des Flug- afengebäudes muss Offenheit bestehen. Auch dieses ebäude, welches übrigens das größte Gebäude Europas nd eines der größten der Welt ist, bietet ein einzigartiges lächenpotenzial mitten in Berlin. Das Land Berlin – zu 7 Prozent Eigentümer der Immobilie – und der Bund, er zu 83 Prozent Eigentümer ist, müssen gemeinsam ber denkbare Optionen für die künftige Nutzung des Ge- äudes nachdenken. Die Frage ist zum Beispiel, ob und egebenenfalls für welche Bundeseinrichtungen eine Un- erbringung im Flughafengebäude infrage kommt. Das derzeitige Flughafensystem erklärt sich aus- chließlich aus der speziellen historischen Entwicklung it Kaltem Krieg sowie Teilung Deutschlands und Ber- ins durch die Mauer. Sie müssen doch endlich einmal ur Kenntnis nehmen, dass die Mauer vor 16 Jahren ge- allen ist und somit auch die Berechtigung für dieses in- ffektive Flughafensystem. Natürlich weiß ich als Berliner aber auch, dass der bschied von Tempelhof für viele Berlinerinnen und erliner schmerzlich ist. An diesem Flughafen hängen ahlreiche Erinnerungen. Viele Menschen in dieser Stadt aben die Luftbrücke noch selbst miterlebt und können ich bis heute an das Brummen der Rosinenbomber erin- ern. Ich bin mir sicher, dass der SPD-geführte Senat die istorische Bedeutung des Flughafens für die Stadt zu ürdigen weiß und dafür Sorge trägt, dass Tempelhofs eschichte lebendig bleiben wird – auch nach der Ein- tellung des Flugverkehrs. Berlin braucht nicht drei Flughäfen, sondern muss die anze Kraft darauf konzentrieren, Schönefeld als den ei- en Flughafen der Region Berlin Brandenburg zu entwi- keln. Jeder zusätzliche Flughafen im Einzugsbereich on BBI schwächt die Position von BBI – ob das Neu- ardenberg ist, Stendal oder Tempelhof. Es wäre doch bsurd, wenn wir vor dem Start von BBI auch noch für onkurrenz im eigenen Umfeld sorgen würden, indem 15706 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 (A) ) (B) ) wir – auch einer privat organisierten – Weiterführung von Tempelhof zustimmen würden. BBI wird nur dann zu einem Erfolg, wenn er wirklich Single-Airport in der Region ist. Ich denke, dass es gerade in der jetzigen Phase darauf ankommt, keine falschen Signale auszusenden. Die un- nötige und hauptsächlich Partikularinteressen dienende Beibehaltung des Flughafenstandorts Tempelhof wäre ein solches falsches Signal. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit dem Antrag zur Flughafenanbindung Berlin-Schönefeld fordert die CDU/CSU im Wesentli- chen, auf die Verfahrensbeteiligten im Planfeststellungs- verfahren zur Dresdner Bahn einzuwirken, dass dieses zügig zum Abschluss gebracht wird und dass dabei die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner berück- sichtigt werden. Auch ich bin der Meinung, dass das Verfahren jetzt zügig weiterbearbeitet werden muss, der Berliner Senat seine zögerliche Haltung aufgeben und seiner Aufgabe als Anhörungsbehörde nachkommen sollte. Dies ist dem Berliner Senat bereits deutlich gemacht worden. Natür- lich müssen im Planfeststellungsverfahren die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner ausreichend berück- sichtigt werden. In dem durchaus problematischen Fall, im Planungsabschnitt 2, der Ortsdurchfahrt in Lichter- felde, ist dies auch dringend geboten, weil auf die An- wohnerinnen und Anwohner erhebliche Belastungen zu- kommen werden. Zur Finanzierung der Investitionen für den Wiederaufbau der Dresdner Bahn haben wir aber auch die haushaltsrechtlichen Bestimmungen zu beach- ten. Grundsätzlich finanziert der Bund die wirtschaft- lichste Lösung, es sei denn, er ist rechtlich verpflichtet, eine aufwendigere Lösung zu finanzieren. Für den Bau und die Anbindung des Flughafens Berlin Brandenburg International sind insgesamt 497 Mil- lionen Euro vorgesehen, für den Ausbau der Dresdener Bahn noch mal insgesamt 365 Millionen Euro. Der Wie- deraufbau der so genannten Dresdner Bahn – Vorhaben „Südkreuz-Blankenfelde“ – ist Teil des Projekts „Knoten Berlin“ des Bedarfplans für die Bundesschienenwege der DB Netz AG. Die Mittel sind in der Zusatzliste zur so genannten 66er-Liste priorisiert. Auch vor dem Hin- tergrund der jetzt von Bundeskanzler Schröder angekün- digten Aufstockung um 2 Milliarden Euro für Investitio- nen im Verkehrsbereich sehe ich die Schienenanbindung des Flughafens Schönefeld auf dem sicheren Weg. Und Sie können auch sicher sein, dass wir hier keine EFRE- Fördermittel verfallen lassen. Vom Bundesministerium für Verkehr und von der Bahn fordere ich, die Planungen zur Schienenanbindung und beim Bau des Flughafenbahnhofs dahin gehend zu prüfen, inwieweit durch eine schlankere Bauweise Ein- sparpotenziale zu realisieren sind. Heute steht zu diesem Tagesordnungspunkt auch der Antrag zur „Offenhaltung des Flughafens Tempelhof“ zur Entscheidung an. Dazu möchte ich nochmals in Erin- n o B g i F l t v f d C h l s s s l S d h G d w F t g t n w g n L T t d d A 2 r f r m V P t (C (D erung rufen – das ist hier notwendig, weil einige Abge- rdnete das anscheinend verdrängt haben –, dass der und und die Länder Brandenburg und Berlin sich 1996 egen die unwirtschaftliche Aufteilung des Flugverkehrs n Berlin auf drei Flughäfen ausgesprochen haben, Der Konsensbeschluss, der von der damaligen CDU/ DP-Bundesregierung und von der CDU-geführten Ber- iner Landesregierung gefasst wurde, sieht die Errich- ung des Flughafens als Single-Airport für die Region or. Tempelhof soll bei Vorlage des rechtskräftigen Plan- eststellungsbeschluss geschlossen werden, Tegel wenn er neue Flughafen BBI eröffnet wird. Im Gegensatz zur DU/CSU und FDP stehen wir zu diesem Beschluss. Wir lehnen die Offenhaltung des Flughafens Tempel- of aus ökonomischen und ökologischen Gründen ab. Je änger der Flughafen Tempelhof geöffnet bleibt, umso chlechter wird die Ertragssituation der Flughafengesell- chaft und umso höher werden die notwendigen Mittel ein, die der Bund und die Länder Brandenburg und Ber- in aufbringen müssen. Auch für die Anwohnerinnen und Anwohner ist die chließung des Flugbetriebs in Tempelhof ein Schritt in ie richtige Richtung; sie sind nicht länger einem Sicher- eitsrisiko mit unzumutbar hoher Lärmbelästigung und esundheitsgefährdung ausgesetzt. In den Jahrzehnten er Teilung der Stadt mussten diese Risiken getragen erden, die heute nicht mehr zu verantworten sind. Ein lughafen mitten in einem Wohngebiet ist nicht länger ragbar. Deshalb muss gehandelt werden – bevor ein Un- lück geschieht. Dies gilt auch für den zweiten innerstäd- ischen Flughafen in Berlin-Tegel, der mit der Inbetrieb- ahme des neuen Flughafens in Schönefeld geschlossen ird. Der Standort in Schönefeld ist stadtnah, die Aufre- ung, Schönefeld liege zu weit außerhalb von Berlin, ist icht nachvollziehbar. Die Flughäfen zum Beispiel in ondon, Frankfurt, München und Stuttgart liegen zum eil weiter vom Stadtzentrum entfernt. Zu einem Flughafen gehört auch eine gute Infrastruk- ur, vor allem eine schnelle Schienenanbindung. Hier ist er Bund zuständig und hier sollte jetzt schnell gehan- elt werden. nlage 8 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 15. März 005 mitgeteilt, dass sie den Gesetzentwurf zur Einfüh- ung einer neuen Einkommensteuer und zur Abschaf- ung der Gewerbesteuer auf Drucksache 15/2349 zu- ückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2005 15707 (A) (C) (B) (D) Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/4705 Nr. 1.1 Drucksache 15/4705 Nr. 1.2 Drucksache 15/4705 Nr. 1.3 Drucksache 15/4705 Nr. 1.4 Drucksache 15/4705 Nr. 1.5 Drucksache 15/4705 Nr. 1.6 Drucksache 15/4705 Nr. 1.7 Drucksache 15/4705 Nr. 1.8 Drucksache 15/4705 Nr. 1.9 Drucksache 15/4705 Nr. 1.10 Drucksache 15/4705 Nr. 1.11 Drucksache 15/4705 Nr. 1.12 Drucksache 15/4705 Nr. 1.13 Drucksache 15/4705 Nr. 1.17 Drucksache 15/4705 Nr. 2.10 Drucksache 15/4705 Nr. 2.24 Drucksache 15/4705 Nr. 2.25 Innenausschuss Drucksache 15/4001 Nr. 1.13 Drucksache 15/4001 Nr. 1.14 Drucksache 15/4213 Nr. 2.3 Drucksache 15/4458 Nr. 1.2 Drucksache 15/4458 Nr. 2.15 Drucksache 15/4458 Nr. 2.20 Drucksache 15/4567 Nr. 1.12 Drucksache 15/4705 Nr. 2.19 Finanzausschuss Drucksache 15/4705 Nr. 1.14 Drucksache 15/4705 Nr. 1.15 Drucksache 15/4705 Nr. 2.5 Drucksache 15/4705 Nr. 2.8 Drucksache 15/4705 Nr. 2.30 Drucksache 15/4780 Nr. 1.1 Drucksache 15/4780 Nr. 1.2 Drucksache 15/4780 Nr. 2.2 Drucksache 15/4780 Nr. 2.8 Drucksache 15/4780 Nr. 2.9 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/4780 Nr. 2.3 Drucksache 15/4911 Nr. 1.7 Drucksache 15/4911 Nr. 2.11 Drucksache 15/4911 Nr. 2.16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/4705 Nr. 2.4 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/3779 Nr. 1.100 Drucksache 15/4213 Nr. 2.10 Drucksache 15/4213 Nr. 2.11 167. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. März 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Interfraktionell ist vereinbart worden, zusammen mit

Tagesordnungspunkt 22 folgenden Zusatztagesordnungs-
punkt zu beraten:

Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Änderung des Personenbeförderungs-
gesetzes
– Drucksache 15/3424 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Nachhaltiges Wachstum in Ostdeutschland
sichern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Arnold

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Redet
Vaatz, Werner Kuhn (Zingst), Ulrich Adam,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Ostdeutschland eine Zukunft geben

– zu dem Antrag der Abgeordneten Joachim
Günther (Plauen), Eberhard Otto (Godern),
Dr. Karlheinz Guttmacher, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP
Ostdeutschland als Speerspitze des Wan-
dels – Leitlinien eines Gesamtkonzepts für
die neuen Länder

– zu dem Entschließungsantrag der A

(Zi Fischer der Fraktion der CDU/CSU sowie (C (D ung 18. März 2005 0 Uhr ordneten Joachim Günther Dr. Karlheinz Guttmacher, Klaus Haupt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2004 – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2004 – Drucksachen 15/3201, 15/3047, 15/3202, 15/4163, 15/3796, 15/4706 – Berichterstattung: Abgeordnete Siegfried Scheffler Werner Kuhn Peter Hettlich Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege olfgang Thierse, SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ext DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1516700100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Am Beginn dieser Debatte haben wir Anlass zu erinnern.
Heute vor 15 Jahren, am 18. März 1990, machten die
Bürgerinnen und Bürger der DDR eine ganz neue Erfah-
rung: Zum ersten Mal war ihre Stimme, war ihr Kreuz
auf einem Wahlschein etwas wert. Gewählt wurde die
10. und zugleich letzte Volkskammer und das war end-
lich eine, die diesen verpflichtenden Namen verdiente.

Die Mehrzahl der wahlberechtigten Bürgerinnen und
Bürger erlebte den Wahlsonntag nicht nur als ein histo-

uch als ein biografisch bedeutsames Er-
app sechs Jahrzehnten und zwei Diktatu-
ie endlich in einem demokratischen
ie politische Gestaltung ihres Landes und
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auf seine Zukunft Einfluss nehmen. Wofür sich die end-
lich mündig gewordenen Bürgerinnen und Bürger an
diesem Tag entschieden, ist bekannt: für die parlamenta-
rische Demokratie und für die deutsche Einheit.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Dieser 18. März war kein Geschenk, keine himmli-
sche Fügung, sondern ein hart errungenes Ereignis der
friedlichen Revolution vom Herbst 1989. Was Wäh-
lengehen im Alltag der Diktatur bedeutete, war noch
nicht vergessen. Nur wenige Monate zuvor, am
7. Mai 1989, hatte die letzte von der SED inszenierte
Scheinwahl stattgefunden – eine Scheinwahl im doppel-
ten Sinne des Wortes: Die Wähler falteten ihren Wahl-
schein und steckten ihn in die Urne. Das war schon alles.
Wirklich zu entscheiden hatten sie nichts. Was zählte,
war allein der äußere Anschein eines Wahlverfahrens.
Wer es wagte, eine Wahlkabine aufzusuchen, wurde
misstrauisch beäugt; er machte sich verdächtig, unlau-
tere Absichten zu hegen, aus der Reihe zu tanzen, provo-
zieren zu wollen. Ein absurdes Verfahren.

Doch die Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 ver-
dienen es, dass wir an sie erinnern, denn etwas Wesentli-
ches war dabei anders als sonst. Am Abend dieses Tages
gingen überall im Lande viele von jenen, die das Zettel-
falten satt hatten, in die Wahllokale, beobachteten die
Auszählung und notierten die Ergebnisse. Danach trafen
sie sich zum gemeinsamen Nachrechnen, die Berliner
beispielsweise in der Elisabethkirche in Mitte. Sie ad-
dierten die Einzelergebnisse und verglichen ihre Zahlen
mit dem offiziellen Ergebnis. Was kam heraus? Schon in
einem einzigen Berliner Stimmbezirk war die Zahl der
Nichtwähler und der Menschen, die mit Nein gestimmt
hatten, weitaus größer, als das offizielle Endergebnis für
die ganze Stadt behauptete. Im offiziellen Wahlergebnis
waren aus Nichtwählern Wähler geworden und aus
Neinstimmen Jastimmen. Was ohnehin viele geahnt hat-
ten, wurde nun zwar nicht amtlich, aber es sprach sich
schnell herum: Das von Egon Krenz verkündete Wahler-
gebnis – 98,89 Prozent Zustimmung – war gefälscht und
für diese Fälschung gab es Augenzeugen, gab es Be-
weise.

Zivilcourage verjährt nicht. Wir haben allen Grund,
jenen mutigen Frauen und Männern aus Bürgerrechts-
und Kirchenkreisen unseren Respekt zu bekunden.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben dazu beigetragen, die von der DDR in An-
spruch genommene Legitimität zu untergraben. Sie ha-
ben die Verdorbenheit der Diktatur anschaulich gemacht
und nicht wenige Menschen zum Nachdenken und Um-
denken angeregt. Diese und weitere Aktionen der Bür-
gerbewegung trugen im Vorfeld der friedlichen Revolu-
tion dazu bei, dass der 18. März 1990 möglich wurde,
jener Tag, an dem die Forderungen der Demonstranten
vom Herbst 1989 ihre demokratische Legitimation er-
hielten.

Die Wahl vom 18. März markiert einen wichtigen
Wendepunkt. Sie beendete die revolutionäre Phase und

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(C (D röffnete die parlamentarische. Aus Basisgruppen und ewegungen waren Parteien geworden. Aus einfachen ürgerinnen und Bürgern, die eben noch Erstwähler waen – sie durften erstmals ein demokratisches Parlament ählen –, wurden Abgeordnete, Staatssekretäre, Minisr. Nicht wenige sind noch heute in der Politik, auch ier im Deutschen Bundestag. Ich begrüße auf der Triüne Sie und euch, liebe Kolleginnen und Kollegen der olkskammer, besonders herzlich. Die 10. Volkskammer war im besten Sinne des Wors eine Schule der Demokratie und zugleich ein Areitsparlament. Es ging bis an die Grenzen der indiviuellen Belastbarkeit. Wir Abgeordneten praktizierten ewissermaßen aus dem Stand heraus, doch außerorentlich motiviert die Spielregeln und Verfahrensweisen er Demokratie und sahen uns zugleich einer Fülle von roblemen gegenüber. Ein funktionsfähiges parlamentaisches Regierungssystem musste in Gang gesetzt weren, um den neuen Staat handlungsfähig zu machen. Die olitik musste Legitimität und Kalkulierbarkeit in einem and gewinnen, dessen Wirtschaft zusammenbrach, desen Versorgung kaum noch gewährleistet werden konnte, essen Bevölkerung mit Abwanderung drohte. Der Souverän hatte dem Parlament einen klaren Auf rag erteilt: die Herstellung der deutschen Einheit. uch wenn manche Legendenerzähler heute anderes beaupten: An politischen Experimenten war der Souverän icht sonderlich interessiert. Die Frage war nur, auf welhem Weg dieser Wählerauftrag zu erfüllen war, nach rt. 23 oder nach Art. 146 des Grundgesetzes. Die ausehandelte Formel lautete dann: zügiger Beitritt, aber uvor Verhandlungen. Dies war dann auch in der Tat der inzig realistische Weg einer schnellen Überwindung der eutschen Teilung im Angesicht des immer weiter voanschreitenden Zusammenbruchs der DDR und des dait einhergehenden Verlustes an politischer Gestaltungsöglichkeit. Unsere Verhandlungsposition war nicht mer die beste. Doch es bleibt ein Verdienst der 0. Volkskammer und der Regierung unter Ministerpräident de Maizière, darauf beharrt zu haben, dass vor der ereinigung außenpolitische und vertragliche Regelunen erreicht werden müssen, dass die Bodenreform und er redliche Erwerb von Eigentum Bestand haben müsen. Nur sechs Monate hatte die Volkskammer Zeit, die taatliche Einheit in Selbstbestimmung und in Anerkenung unserer historischen Verantwortung zu vollenden. er Regelungsbedarf war gewaltig. Ich erinnere nur an inige der wichtigsten Arbeitsfelder: Wirtschafts-, Wähungsund Sozialunion, Rechtsangleichung, Stasi-Unrlagen-Gesetz. Der Beitrittsbeschluss erging erst nach bschluss des Einigungsvertrages und der Zwei-plusier-Verhandlungen. Wir wollten einvernehmlich mit en Siegermächten und Nachbarn in die Einheit gehen. ch bin bis heute außerordentlich dankbar dafür, dass uns ies gemeinsam gelungen ist. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall im ganzen Hause)







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Natürlich, es hat Fehler, Versäumnisse, Überforde-
rung gegeben. Wie sollte es auch anders sein? Es gab
kein Lehrbuch, in dem beschrieben wird, wie ein demo-
kratisches Parlament sich selbst überflüssig macht, sich
selbst und zugleich seinen Staat abschafft, und das auch
noch zu akzeptablen Bedingungen.

Was in der 10. Volkskammer erreicht wurde, war
ohne Vorbild. Es konnte nur gelingen, weil wir Unter-
stützung erhielten: aus den alten Bundesländern, von der
Bundesregierung, von den Schwesterparteien und -frak-
tionen des 11. Deutschen Bundestages. Auch daran sei
heute erinnert. Auch dafür sage ich als einer, der damals
mit dabei war, herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Trotz der Kürze ihres Mandats hat die frei gewählte
Volkskammer des Jahres 1990 ein bedeutendes Kapitel
in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus ge-
schrieben. Sie war eben mehr als nur ein Übergangs-
parlament, mehr als ein Lückenfüller zwischen Diktatur
und Demokratie. Ihr ist es gelungen, in das vereinte
Deutschland eine auf die friedliche Revolution der ost-
deutschen Bürgerinnen und Bürger begründete Demo-
kratie mit eingebracht zu haben. Das ist eine große, eine
historische Leistung und ich wünschte mir, dass sie in
der Öffentlichkeit mehr als bisher wahrgenommen und
gewürdigt wird.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, so viel Erinnerung,
so viel Würdigung musste heute sein.

Nun zum Heute: Vor einigen Tagen las ich eine kurze
Agenturmeldung, die es in sich hatte. Nach einer Unter-
suchung der TU Dresden – es wurden 1 835 Menschen
in Deutschland befragt – vertrauen nur rund 4 Prozent
der Deutschen den Parteien und 11 Prozent dem Bundes-
tag. Dagegen glauben 44 Prozent der Befragten dem
Bundesverfassungsgericht, 40 Prozent der Polizei und
31 Prozent der Justiz. Auch Medien wie Zeitungen mit
14 Prozent und Fernsehen mit 15 Prozent lagen noch vor
Parlament, Regierung und Parteien. Professor Patzelt re-
sümiert: „Wer Parteien wenig vertraut, hat auch wenig
Zutrauen zum Parlament.“

Das ist ein dramatischer Vertrauensverlust gegen-
über der Demokratie und ihren Institutionen und Ak-
teuren, und das 15 Jahre nach dem wunderbaren demo-
kratischen Aufbruch im Osten Deutschlands, 15 Jahre
nach dem Glück der Wiedervereinigung. Dafür gibt es
gewiss sehr verschiedene Gründe: ohne Zweifel Fehler
und Fehlverhalten von Politikern, die Härte des wirt-
schaftlichen, des sozialen, des gesellschaftlichen Wan-
dels in Deutschland seit 1989 – eines Wandels, bei dem
es nicht nur Sieger gibt –, die Größe der Probleme und
die Langsamkeit, mit der wir sie zu lösen imstande sind,
die Wahrnehmung einer zunehmenden Diskrepanz zwi-
schen dem Tempo und der Reichweite ökonomischer
Prozesse und Entscheidungen einerseits und der Lang-
samkeit und Begrenztheit demokratischer politischer
Prozesse und Entscheidungen andererseits.

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(C (D Zahlreiche Studien belegen zudem, dass das Verauen in die Demokratie und die Zufriedenheit mit ihr in stdeutschland noch geringer und labiler sind als im esten Deutschlands. Für eine nicht geringe Zahl von enschen bedeuteten die Vereinigung, der Gewinn der emokratie und die Einführung der sozialen Marktwirtchaft, den Arbeitsplatz zu verlieren, lange Jahre arbeitss zu bleiben und schließlich die Zukunft zu fürchten. ie Demokratie, das Ende der DDR, bedeutet für diese enschen rückblickend nicht Chance, sondern Risiko nd letztendlich Verlust einer sicher geglaubten Exisnz. Diese existenzielle Erfahrung prägt auch junge Leute vor allem in ländlichen Regionen Ostdeutschlands –, ie unsicher sind und nicht wissen, wie ihre Zukunft ausehen wird. Es ist eben besorgniserregend, dass offenbar mmer mehr Menschen Politikern und demokratischen nstitutionen nicht mehr zutrauen, die Probleme zu löen, egal ob im Bund, im Land oder in der Kommune. Mitarbeiter von Initiativen, die sich gegen Rechts xtremismus engagieren, berichten, dass sich mancherrts regelrecht eine parlamentsund politikfeindliche timmung ausbreitet. Dort werde es für Kommunalpoliiker zunehmend schwerer, die Werte der Demokratie zu erteidigen und offen für sie zu streiten. Das ist ein briantes Stimmungsbild, das selbstverständlich nicht auf en gesamten Osten Deutschlands zutrifft. Aber es sind ntwicklungen in einzelnen Regionen, die wir ernst nehen und auf die wir gesellschaftliche Antworten finden üssen. Ich plädiere sehr dafür, neben allen notwendien wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Antrengungen, die getan werden müssen, auch die politiche Bildung, das Werben und Überzeugen für die reiheitliche und pluralistische Demokratie deutlich zu erstärken. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Neben allen Anstrengungen, die wir unternehmen,
m Perspektiven für den Osten zu entwickeln, und allem
otwendigen Streit unter den Demokraten darüber ge-
ört der elementare Streit für unsere Demokratie dazu.
Lassen Sie mich zum Schluss Klaus von Dohnanyi zi-

ieren. Er sagte gestern in einem Interview, die Verdros-
enheit in Deutschland sei wohl auch deshalb so groß,
eil vergessen werde, welche Leistungen Deutschland
eit der Wiedervereinigung vollbracht habe. Er formu-
ert das mit drastischen Zahlen: So sei die Zahl der Er-
erbstätigen seit 1989 in Großbritannien um knapp
Millionen gestiegen, in Frankreich um rund 3 Millio-
en, in Deutschland dagegen habe der Zuwachs an Er-
erbstätigen rund 10 Millionen betragen. Klaus von
ohnanyi wörtlich:

Da ist natürlich die frühere DDR dazugekommen.
Dort gab es ja für eine Marktwirtschaft kaum kon-
kurrenzfähige Arbeitsplätze.

r sagt weiter, auch die öffentliche Verschuldung könne
ich im Vergleich mit anderen Ländern sehen lassen.
eutschland halte sich auf dem Niveau der USA,

09.15-0






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Wolfgang Thierse

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Frankreichs und Österreichs, weit unterhalb des Ver-
schuldungsniveaus Italiens.

Und dabei haben wir zugleich mit mehr als
1 Billion Euro Ostdeutschland aufgebaut.

Er hat Recht. Neben vielen Problemen im Osten
Deutschlands gibt es auch genügend Erfolgsgeschichten
Ost: von der erneuerten Infrastruktur über die Auto-
industrie bis zu den Universitäten und Hochschulen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir treten nicht dem Paradies bei, aber auch nicht
der Hölle.

Das habe ich vor 15 Jahren in einer Volkskammerdebatte
gesagt. Ich glaube, ich habe Recht behalten.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516700200

Das Wort hat der Ministerpräsident des Freistaates

Sachsen, Professor Dr. Georg Milbradt.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1516700300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte zunächst Ihnen, Herr Thierse, dan-
ken für diesen Rückblick auf den 18. März 1990 und
das, was seitdem geschehen ist. Ich freue mich auch,
dass die Volkskammerpräsidentin aus diesen Tagen, Frau
Bergmann-Pohl, auf der Tribüne bei uns ist.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Bei den Volkskammerwahlen hat sich die Mehrheit
der Ostdeutschen für die Wiedervereinigung entschie-
den. Sie haben sich entschieden, ihre Zukunft in die ei-
genen Hände zu nehmen, und sie haben diese Chance
genutzt. Nach 15 Jahren kann man über Ostdeutschland
sagen: Wir sind gut, aber wir müssen noch besser wer-
den.

Ostdeutschland ist in den vergangenen 15 Jahren wei-
ter vorangekommen, als es die Pessimisten wahrhaben
wollen. Leider beherrschen die Pessimisten die Schlag-
zeilen. Die Rede ist von einem ostdeutschen Mezzo-
giorno, von verblühenden Landschaften oder von dem
Milliardengrab Ost. Die Pessimisten, so meine ich, ha-
ben Unrecht. Die Lage in den ostdeutschen Bundeslän-
dern ist zwar schwierig, aber wir haben in Ostdeutsch-
land in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten trotz
aller Hemmnisse viel erreicht. Insbesondere dort, wo der
Staat direkt Verantwortung trägt, wo er direkt verant-
wortlich ist – zum Beispiel bei Umwelt, Gesundheit, In-
frastruktur oder Bildung –, ist der Anpassungsprozess

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(C (D rfolgreich abgeschlossen oder zumindest auf einem guen Weg. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Die großen Unterschiede bestehen in der Privatwirt-

chaft, in der Wirtschaftskraft, in der Wirtschaftsleistung
ro Kopf der Bevölkerung oder pro Erwerbstätigem.
ber auch hier muss angemerkt werden: Die Wirt-
chaftskraft hat sich in Ostdeutschland in diesen 15 Jah-
en verdoppelt und – das möchte ich hinzufügen – ein
stdeutsches Bundesland, Sachsen, wächst seit zwei Jah-
en stärker als alle anderen Bundesländer, die westdeut-
chen Bundesländer also inbegriffen. Zum Beispiel bie-
et Dresden heute – was nicht bekannt ist – mehr
rbeitsplätze pro tausend Einwohner als Bonn. Es sind,
nders als die erwähnten Schlagzeilen behaupten, Ar-
eitsplätze entstanden. Ein Beispiel: Dresden und Frei-
erg haben sich zum Zentrum der europäischen Halblei-
erindustrie entwickelt. Jeder fünfte weltweit produzierte
ikrochip kommt aus Dresden. Es gibt um unsere Lan-
eshauptstadt herum 11 000 Menschen, die in diesem
ereich Arbeit haben, in ganz Sachsen 20 000. Es gibt in
stdeutschland an vielen Stellen solche Erfolgsge-
chichten. Wir sollten sie nicht in bester deutscher Ma-
ier schlechtreden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


tattdessen sollten wir herausstellen, dass wir in Ost-
eutschland das Beste aus den Fähigkeiten der Men-
chen gemacht haben – natürlich mit großzügiger Unter-
tützung aus Westdeutschland, für die wir dankbar sind.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ir könnten und wir müssen aber noch besser sein.
eutschland muss wieder wachsen und wir brauchen
ehr Arbeitsplätze.
Nun sagen manche, wir würden jedes Jahr 4 Prozent

es Bruttosozialprodukts für den Aufbau Ost aufwen-
en, was uns beim Wirtschaftswachstum herunterziehe
nd die internationalen Vergleiche beeinträchtige. Das
timmt. Der Aufbau Ost ist aber nicht die Ursache der
eutschen Wachstumsschwäche. Vielmehr leidet auch
er Aufbau Ost unter den strukturellen Defiziten, die für
as schwache Wachstum in ganz Deutschland verant-
ortlich sind und die auch schon 1989, 1990 bestanden
aben.
Wenn wir heute über eine Perspektive für Ostdeutsch-

and reden, dann müssen wir vor allem über eine Per-
pektive für Deutschland insgesamt reden. Ich meine,
stdeutschland kann eine solche gesamtdeutsche Per-
pektive bieten; denn wir haben 15 Jahre lang sehr in-
ensiv erfahren müssen, was am westdeutschen Modell
unktioniert und was nicht funktioniert. Wir haben erfah-
en, wie schwach die Kräfte unserer Wirtschaft sind,
eil wir den Marktkräften misstrauen und an bestimmte
egelungen sowie insbesondere an den Vater Staat glau-






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Ministerpräsident Dr. Georg Milbradt (Sachsen)


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ben. Dieses Misstrauen in das System ist Teil des Sys-
tems, das wir 1990 übernommen haben.

In den nächsten Jahren kommt erschwerend hinzu,
dass die Aufbauhilfe der Europäischen Union und aus
dem Solidarpakt deutlich abnehmen wird. Mit einer
Politik des „Weiter so!“ werden wir dann in große
Schwierigkeiten geraten. Wir müssen sowohl in Ost-
deutschland als auch in Gesamtdeutschland dynamischer
und attraktiver werden, um einen Ausgleich für das feh-
lende Geld zu erzielen. Anders ausgedrückt: Wir müssen
unsere Strategie zum Aufbau Ost verbessern. Mit dersel-
ben Strategie wie in den letzten 15 Jahren werden wir
den Rest des Weges nicht schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vorschläge dazu liegen schon lange auf dem Tisch.
Ich selbst habe vor fast genau einem Jahr das Strategie-
papier „Zukunft Ost – Chance für Deutschland“ vorge-
legt. Die Regierungskommission unter Klaus von
Dohnanyi hat sich ganz ähnlich geäußert. Passiert ist
aber wenig. Im Gegenteil: Die gesamtdeutsche Politik ist
zur Tagesordnung zurückgekehrt, auf der die Probleme
Ostdeutschlands schon seit Jahren nur noch ganz am
Schluss unter „Sonstiges“ vorkommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eine derartige Haltung können wir uns nicht länger leis-
ten.

Ein Beispiel mag das verdeutlichen. Sachsen hat
frühzeitig darauf hingewiesen, welche Gefahren die
Dienstleistungsfreiheit im Zuge der Osterweiterung der
EU mit sich bringt. Wir haben klar gesehen, dass bei uns
viele Arbeitsplätze gefährdet sind, weil die Lohnkosten
in Polen und Tschechien 80 Prozent niedriger sind als in
Sachsen. Es war von Anfang an klar, was passieren
würde. Ich habe deshalb Lohnkostenzuschüsse vorge-
schlagen, um die Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor
konkurrenzfähig zu halten; denn die Alternative war und
ist, dass die Beschäftigten in diesem Bereich arbeitslos
werden oder bleiben.

Man mag ja über diesen Vorschlag streiten, man kann
aber nicht bestreiten, dass man etwas tun muss. Ich
meine, die ökonomischen Wirkungen der Osterweite-
rung der EU auf Ostdeutschland und insbesondere die
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt für Geringqualifi-
zierte sind systematisch unterschätzt worden. Die ver-
einbarten Übergangsregelungen waren von Anfang an
unzureichend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nun verlieren Fleischer nicht nur in Sachsen, sondern

auch anderswo in Deutschland ihre Arbeit. Erst jetzt sind
die Auswirkungen der Dienstleistungsfreiheit politisch
ein Thema, und das eigentlich auch nur, weil auch West-
deutschland betroffen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


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(C (D Die Menschen in Ostdeutschland erwarten von der olitik mehr. Sie wollen arbeiten und muten sich eine enge zu, um Arbeit zu finden. Ich höre das immer ieder zum Beispiel von den Bürgern in meinem Wahlreis Kamenz. Bei vielen klingelt der Wecker Montag m 4 Uhr, weil sie vier, fünf oder sechs Stunden mit dem uto nach Bayern oder Baden-Württemberg zur Arbeit ahren müssen. Nach Hause kommen sie in der Regel rst am späten Freitagabend. Die Menschen muten sich nd ihren Familien etwas zu, weil sie arbeiten wollen nd weil sie den Sinn ihres Lebens nicht darin sehen, in er berühmten sozialen Hängematte zu liegen. Doch ehr als 5 Millionen Menschen nützt selbst diese Flexiilität nichts. Für sie müssen wir etwas tun. Deswegen sage ich: Arbeit muss absolute Vorfahrt ha en, wie es der Bundespräsident am Dienstag gesagt hat. ir müssen den Menschen wieder bessere Chancen geen, Arbeit zu finden. (Siegfried Scheffler [SPD]: Das sagen wir alle!)


ie Maßnahmen sind bekannt. Ich will sie nicht wieder-
olen und auch den Streit nicht wieder neu entfachen.
ber eines ist ganz klar: Deutsche Luxusgesetze, die auf
ede EU-Richtlinie noch draufsatteln, darf es nicht mehr
eben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ch meine jetzt kein bestimmtes Gesetz,


(Lachen bei der SPD)

ondern ich meine die Summe der Gesetze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Klar ist, dass nicht alles auf einmal verwirklicht wer-

en kann. Deswegen schlage ich vor, dass die Reformen,
ie in Westdeutschland nicht durchsetzbar sind, zumin-
est in Ostdeutschland ausprobiert werden. Das wird es
en unternehmerischen, erfinderischen und tüchtigen
enschen in Ostdeutschland zunächst erlauben, ihre
räfte und Ideen auszuprobieren. Dann können wir
chauen, was passiert, wenn man neue Wege beschreitet.
ann kann der Westen auch vom Osten lernen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Solche Öffnungs- und Experimentierklauseln sind
igentlich nichts Neues. Es gab bisher schon eine ganze
eihe solcher Sonderregelungen. Die bekannteste hört
uf den etwas sperrigen Namen Bundesverkehrswege-
lanungsbeschleunigungsgesetz.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516700400

Herr Ministerpräsident, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Kröning? – Nein.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1516700500

Dieses Gesetz hat es beispielsweise ermöglicht, den

lughafen Leipzig innerhalb von nur vier Jahren zu ei-
em internationalen Flughafen auszubauen. In Stuttgart
nd München hat ein solches Projekt über 25 Jahre






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Ministerpräsident Dr. Georg Milbradt (Sachsen)


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09.30-09.40.doc
gedauert. Das war auch die Voraussetzung dafür, dass
DHL sein neues europäisches Frachtkreuz am Flughafen
Leipzig ansiedelt und 10 000 Arbeitsplätze schafft.

Ein Gesetz, das so etwas möglich macht, meine Da-
men und Herren von den Grünen, darf nicht einfach aus-
laufen, wie es dieses Jahr geschehen soll.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Vielmehr müssen wir es bis mindestens 2019 verlängern
und am besten – ich habe nichts dagegen – auch auf
Westdeutschland ausdehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Siegfried Scheffler [SPD]: Machen wir doch auch!)


Deswegen freue ich mich über die Ankündigung des
Bundeskanzlers, bis zum Sommer ein Planungsvereinfa-
chungsgesetz vorzulegen. Das geht in die richtige Rich-
tung. Aber im letzten Herbst sind Sie genau diesen Weg
nicht mitgegangen. Sie haben unsere Anträge abgelehnt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Siegfried Scheffler [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


– Wir in Ostdeutschland haben immer verlangt, dieses
Gesetz bis 2019 zu verlängern, aber es ist im Bundestag
aufgrund der Grünen nur um ein Jahr verlängert worden.
Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren von der
SPD, ich freue mich darüber, dass wir in diesem Punkt
mittlerweile einer Meinung sind. Wir brauchen in ganz
Deutschland viel mehr solcher Katalysatoren, die die
bisher schwerfälligen Prozesse deutlich beschleunigen.
Ich möchte sie in Ostdeutschland gerne ausprobieren, so
wie wir es im Verkehrsbereich getan haben. West-
deutschland kann dann von unseren Erfahrungen profi-
tieren, die bei diesem Gesetz offensichtlich so gut sind,
dass der Bundeskanzler dieses Gesetz sogar auf die
Stromleitungen anwenden will. Das könnte nach der
friedlichen Revolution im Herbst 1989 Ostdeutschlands
zweiter Beitrag zur deutschen Einheit sein: der erfolgrei-
che Umbau eines an seine Grenzen geratenen Wirt-
schafts- und Sozialsystems.

In der politischen Auseinandersetzung wird gern der
Eindruck erweckt, Deutschland sei ein zum Zwerg ge-
schrumpfter Riese. Das ist falsch. Deutschland ist ein ge-
fesselter Gulliver, dem man nur die Fesseln abnehmen
muss. Wir Ostdeutschen wollen zeigen, dass Deutsch-
land ein hervorragender Standort mit einem gewaltigen
Potenzial ist. Wir alle wollen jene widerlegen, die
Deutschland schlechtreden. Denn das, was für Ost-
deutschland gilt, gilt auch für Deutschland. Wir sind gut,
gar keine Frage. Wir können besser sein und wir müssen
besser sein.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Peter Hettlich, Bünd is 90/Die Grünen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen nd Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute vor 5 Jahren fanden die ersten und zugleich einzigen freien nd geheimen Wahlen zur Volkskammer statt. Dieser ahrestag ist Anlass, an die außerordentliche Leistung er 400 Abgeordneten zu erinnern, die in den darauf folenden Monaten eine schier unmögliche Aufgabe zu beältigen hatten. Ich weiß nicht genau, wie viele Gesetze, erordnungen und Drucksachen in dieser kurzen Zeit errbeitet wurden, aber ich weiß, dass dieses Parlament nd seine Abgeordneten ihre Aufgaben sehr ernst geommen haben und sie oftmals an den Rand der physichen und psychischen Erschöpfung gegangen sind. Diese kurze, aber umso intensivere parlamentarische hase endete mit dem Beitritt zur Bundesrepublik eutschland am 3. Oktober 1990. Für einige endete dait auch ihre politische Karriere. Einige hatten sich den arlamentarismus sicher anders vorgestellt. Einige von hnen sind noch heute Mitglieder der Landesparlamente der des Bundestages. Ich möchte mich bei diesen Kolegen und bei den Gästen stellvertretend für ihre 00 Kollegen des Jahres 1990 ausdrücklich für ihre herorragende Arbeit bedanken. Sie haben in diesen wenien Monaten ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte eschrieben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516700600
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516700700

Die seither vergangenen 15 Jahre wecken je nach per-
önlicher Biografie unterschiedliche Empfindungen und
efühle. Es waren 15 Jahre voller erfüllter und geschei-
erter Hoffnungen, es waren 15 Jahre voller Irrungen und
irrungen. Wir sollten ehrlich sein: Keiner hatte damals
ine Vorstellung davon, was auf uns zukommen würde,
einer hatte die Patentlösungen für die Probleme in der
chublade.
Daran hat sich bis heute nichts geändert und daran
ird sich auch nichts ändern. Der Aufbau Ost ist ein
ühseliger und noch lange andauernder Prozess, in dem
iele komplizierte Vorgänge parallel und zum Teil über
reuz ablaufen. Für derartige Probleme gab und gibt es
eine schnellen Lösungen, sondern nur eine Vielzahl
on möglichen Lösungswegen, die einer permanenten
ritischen Überprüfung unterliegen und je nach Erfolg
ortgeführt oder auch verworfen werden müssen. Des-
alb widerspreche ich Ihnen, Herr Ministerpräsident
ilbradt, energisch: Es ist einfach zu billig,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

enn Sie glauben, dass Sie mit Ihrer Ablehnung zum
eispiel des ADG oder des Verkehrswegeplanungsbe-
cheunigungsgesetzes die Probleme von Ostdeutschland
uf einfache Art und Weise lösen könnten. Das nehme
ch Ihnen nicht ab.






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Peter Hettlich

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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


So gesehen bleibt das Bild heute zwiespältig. Einer-
seits ist in den vergangenen 15 Jahren unglaublich viel
erreicht worden, andererseits ist es uns nicht gelungen,
die Hoffnungen von vielen Bürgern zu erfüllen. Es ist
uns immer noch nicht gelungen, die Mauer in den Köp-
fen restlos zu beseitigen. Nach wie vor besteht für mich
das drängendste Problem weiter fort: die hohe Arbeitslo-
sigkeit. Für mich bleibt daher das Ziel, die Schaffung
gleichwertiger Lebensverhältnisse in Ost- und West-
deutschland anzustreben, absolut vorrangig. Dies kön-
nen wir nur durch die Schaffung einer sich selbst tragen-
den und nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung
und durch die energische Bekämpfung der Arbeits-
losigkeit erreichen. Das muss weiterhin unser gemeinsa-
mes vordringliches Ziel bleiben. Dafür müssen wir uns
gemeinsam einsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


An dieser Stelle möchte ich deutlich machen – inso-
fern muss ich meine früheren Aussagen teilweise korri-
gieren –: Ich kann Ihnen heute nicht versprechen, ob wir
dieses Ziel bereits in den kommenden 15 Jahren errei-
chen werden. Wir stehen vor sehr harten und anstrengen-
den Jahren, die unsere ganze Kraft auf allen Ebenen for-
dern werden. Ich kann daher nur versprechen, dass ich
meine Kraft dafür einsetzen werde, damit dieses Ziel
möglichst schnell erreicht wird.

Wir werden in den kommenden Jahren weiterhin auf
die gesamtdeutsche Solidarität angewiesen sein. Der
Solidarpakt II ist der Beweis dafür, dass es sich hierbei
nicht um eine bloße Worthülse handelt.


(Beifall des Abg. Volker Kröning [SPD])

Wir werden sicherstellen, dass die zugesagten Mittel in
Höhe von 156 Milliarden Euro in den kommenden 15 Jah-
ren fließen werden. Dies betrifft sowohl die Korb-I- als
auch die Korb-II-Mittel. Aber – das sei hier deutlich ge-
sagt – ich erwarte auch, dass die Länder die Mittel ent-
sprechend den gesetzlichen Vereinbarungen verwenden


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das macht doch Sachsen!)


und die Debatten über Fehlverwendungen der Vergan-
genheit angehören werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist unser Teil des Solidarvertrages. Das ist unsere
Verpflichtung. Wir müssen in den nächsten Jahren den
Beweis erbringen, dass wir Solidarität nicht als Einbahn-
straße verstehen. Es geht mir nicht darum, die ostdeut-
schen Ministerpräsidenten anzuprangern. Einige zusätz-
liche Belastungen für die Länder wie zum Beispiel die
Sonderrenten waren nicht vorhersehbar. Andere Pro-
bleme sind hausgemacht. Wir müssen kritisch erken-
nen, dass die strukturellen Haushaltsdefizite eine
große, vielleicht sogar die größte Gefahr für den Auf-
bau Ost darstellen.

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(C (D Angesichts der degressiven Ausgestaltung des orbes I des Solidarpakts, die ab den Jahren 2008/2009 eginnt, muss es uns in den kommenden vier bis fünf ahren gelingen, die Länderhaushalte nachhaltig zu konolidieren. Wie schwer das ist, können wir an den offenichtlich gescheiterten Bemühungen des Saarlandes und remens sehen. Daher meine ich, dass die Haushaltsanierung keine Frage des Wollens, sondern des Müsens ist. Mir ist bewusst, dass dies schwerwiegende Entschei ungen nach sich zieht und auch in Zukunft noch nach ich ziehen wird. Wir haben aber keine Alternative. Daer sage ich Ihnen auch an dieser Stelle unsere Untertützung auf diesem schwierigen Weg zu. Der demographische Wandel läuft in Ostdeutsch and schneller und dramatischer ab, als wir es uns vor 5 Jahren haben vorstellen können. Neben den niedrigen eburtenraten ist es der negative Wanderungssaldo, er mich beunruhigt. Es geht dabei nicht so sehr um die uantitative als um die qualitative Dimension. Vor allem ut ausgebildete junge Menschen haben in den verganenen 15 Jahren die ostdeutschen Bundesländer verlasen. Die Abwanderung hat für uns nicht nur zur Folge, ass wir Steuerzahler und Konsumenten verlieren, sonern wir verlieren auch gerade die Generation, auf der ir eigentlich die Zukunft Ostdeutschlands aufbauen ollten. Es sind unter anderem die Unternehmer und nternehmerinnen von morgen, die uns heute verlassen. an möchte beinahe sagen, dieser Braindrain in Ostest-Richtung ist quasi unsere Gegenleistung für die est-Ost-Transferleistungen. Die westdeutschen Bunesländer werden jedenfalls noch auf Jahre hin davon rofitieren. Wir müssen alles daran setzen, diesen Trend umzu ehren. Angesichts einer Unternehmenslücke von rund 00 000 in Ostdeutschland liegt es auf der Hand, zum eispiel hier konkret anzusetzen. Es gibt gut ausgebilete Menschen und eine hervorragende Forschungslandchaft in Ostdeutschland; wir produzieren viele innovaive Geschäftsideen und Erfindungen. Dennoch gelingt s uns nicht, diese guten Voraussetzungen in ausreichenem Maße in erfolgreiche Unternehmungen umzusetzen nd innovative Produkte zur Marktreife zu bringen. Der „Global Entrepreneurship Monitor 2004“ spricht on einem schlechten Gründerklima in Deutschland rotz eines hervorragenden Angebots an Förderprogramen für Unternehmensgründungen. Zum einen liegt das n einem ungewöhnlich stark ausgeprägten Pessimisus, zum anderen an fehlenden unternehmerischen enntnissen und Grundfähigkeiten. Es ist zwar richtig, ass nicht jeder zum Unternehmer geboren ist, aber wir önnen es uns auch nicht erlauben, diejenigen gehen zu assen, die über Unternehmereigenschaften verfügen. Ich egrüße ausdrücklich, dass es positive Bestrebungen seiens der Länder gibt, hier mit entsprechenden Ergänungsstudiengängen und Coachingprogrammen anzuseten. Aber auch wir sollten unsere Anstrengungen erstärken; denn in der Schaffung neuer Unternehmen iegt mit ein Schlüssel zur Zukunft Ostdeutschlands. Peter Hettlich Sei te 1 562 4, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals für ein Herzensanliegen meinerseits werben. Wir müssen dringend die Finanzierungsmöglichkeiten für die kleinen und mittelständischen Unternehmen verbessern, und zwar nicht nur in Ostdeutschland, sondern bundesweit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)





(A) )


(B) )


Dies betrifft gleichermaßen die Neugründungen als auch
die bestehenden Betriebe. Ich erfahre oft – viel zu oft –
von Unternehmern über ihre Kämpfe und Mühen auf
verschiedenen Ebenen, wenn Kreditanträge entweder an
den Hausbanken, fehlenden Sicherheiten oder an allen
möglichen und unmöglichen Hürden scheitern. Bundes-
kanzler Schröder hat gestern nochmals deutlich ge-
macht, dass uns die Sorgen und Nöte der kleinen und
mittelständischen Unternehmen besonders am Herzen
liegen. Aber wie können diese Unternehmen an die zins-
günstigen Darlehen der Mittelstandsbank kommen,
wenn die Hausbanken oftmals ihrer Verantwortung nicht
gerecht werden?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will die Hausbanken nicht pauschal kritisieren;
denn einerseits gibt es auch Defizite bezüglich der Qua-
lität der eingereichten Kreditunterlagen und andererseits
gibt es in Ostdeutschland kaum noch Möglichkeiten ei-
ner klassischen Besicherung der Kredite zum Beispiel
über die Betriebsimmobilie. Die Verkehrswerte der Im-
mobilien sind in vielen Fällen – selbst bei Neubauten –
nur noch virtueller Art. 60 bis 80 Prozent aller Finanzie-
rungsanträge scheitern daher an fehlenden Sicherheiten.
Es kann andererseits auch nicht sein, dass dann die Lan-
desbürgschaftsbanken die ganze Verantwortung über-
nehmen müssen. Es stimmt etwas nicht mehr im System,
wenn in einer Marktwirtschaft das Risiko zu 80 Prozent
auf den Staat abgewälzt wird.

Ich habe in vielen Gesprächen den Eindruck gewon-
nen, dass es hier einen gordischen Knoten zu durch-
schlagen gilt. Je eher wir das tun, desto eher können
auch hier Bremsen gelöst und kann zu einer Belebung
und Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung
beigetragen werden. Das wäre gut und wichtig – auch
für Ostdeutschland.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516700800

Das Wort hat der Kollege Joachim Günther, FDP-

Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1516700900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Heute vor 15 Jahren fanden die ersten freien Volkskam-
merwahlen statt. Herr Thierse, Sie haben sehr gut an die-
ses Ereignis erinnert. Es war ein historischer Moment.

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(C (D rstmals konnten die Menschen frei wählen. Viele der andidaten standen am Abend dieses Tages vor der völig neuen Situation, dass sie der ersten frei gewählten olksvertretung angehörten. inige dieser Kollegen sind heute hier. Ihnen gilt mein esonderer Gruß; denn sie waren ein sehr besonderes arlament. Sie waren das einzige Parlament, das – zuindest mehrheitlich – von Anfang an darauf hingeareitet hat, sich selbst aufzulösen. Sie haben damals den ählerauftrag ernst genommen, den Weg zur deutschen inheit zu gehen. Sie haben das am 3. Oktober 1990 uch besiegelt. Welch große Leistung, wenn ich an gesern Abend denke! (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Heute, 15 Jahre später, diskutieren wir darüber, wie
er Aufbau Ost weiter vorangebracht und ein weiteres
usbluten der Bevölkerung in Ostdeutschland verhin-
ert werden kann. Man muss ganz ehrlich sagen: Ganz
o kompliziert haben wir uns das vor 15 Jahren nicht
orgestellt. Wie man so schön sagt: Leider ist der
ensch hinterher immer klüger.


(Zuruf von der SPD: Nicht leider, sondern Gott sei Dank!)


ch sage aus heutiger Sicht: Hätten wir damals ein
iedrigsteuergebiet Ost durchgesetzt, wäre uns man-
he Milliarde für Programme und Transmissionen er-
part geblieben und wären manche Arbeitsplätze erst gar
icht abgebaut worden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Heute müssen wir uns mit der Realität herumschla-
en: Arbeitslosenquote bei 20 Prozent, Bevölkerungs-
bwanderung und Wohnungsleerstand in einer Dimen-
ion, die sich vorher niemand so richtig vorstellen
onnte. In Berlin gibt es das politische Szenario, dass
war jeder weiß, dass Kurskorrekturen sofort vorgenom-
en werden sollten, dass aber der Bundeskanzler
cheinbar erst ein Treffen mit der Union braucht, um der
igenen Fraktion zu sagen: Genossen, ich werde von der
pposition erpresst; nun geht doch endlich einmal einen
chritt weiter.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s gibt viele Probleme, die zur Diskussion stehen. Wenn
ir ehrlich sind, haben wir doch für viele Probleme eine
ösung. Bloß: Der Mut, Lösungen durchzusetzen, fehlt
n der einen oder anderen Stelle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen aus den Parteischützengräben heraus, egal
uf welcher Seite. Wir müssen schnell zu Kompromissen
ommen. Die Bevölkerung wartet darauf.






(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)


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09.45-09.55.doc
Allein die Diskussion im vergangenen Jahr – wenn
ich daran erinnern darf –, den Jahresbericht zum Stand
der deutschen Einheit abzusetzen, hat gezeigt, dass
sich einige über den Ernst der Situation gar nicht im Kla-
ren waren. Die Chefsache Ost von der Tagesordnung zu
nehmen ist Gott sei Dank selbst bei Ihnen nicht durch-
setzbar gewesen. Der Bericht wird bis 2008 fortgeschrie-
ben. Trotzdem habe ich den Chef bis heute nicht richtig
auf den Tisch hauen hören, wenn es um den Aufbau Ost
geht. Das ist das Problem.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wo ist denn sein Machtwort, wenn es zum Beispiel um
die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen geht, was
selbst von Ihren Experten gefordert wird? Wo ist denn
sein Machtwort, wenn aufgrund der Entsenderichtlinie
oder der Dienstleistungsrichtlinie Tausende deutsche Ar-
beitsplätze verloren gehen und deutsche durch billige
osteuropäische Arbeitnehmer ersetzt werden? Gestern
hat der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung an-
gekündigt, dass sich hier etwas ändern muss. Herr Bun-
deskanzler, ich kann Ihnen nur sagen: Schicken Sie Ihren
Außenminister und Ihre Sozialministerin nach Brüssel,
um andere Lösungen herbeizuführen. Dann kann sich
Herr Fischer endlich einmal um deutsche Arbeitsplätze
kümmern und braucht sich nicht mit Visaangelegenhei-
ten zu beschäftigen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die FDP-Fraktion und auch die Unionsfraktion haben

in ihren Anträgen klare Vorschläge für den Aufbau Ost
gemacht: Senkung der Steuer- und Abgabenlast sowie
Modellregionen für Bürokratieabbau. Herr Milbradt,
Sie haben zwar viele ostdeutsche Beispiele genannt.
Aber wir müssen in Ostdeutschland – auch in Sachsen –
den Mut haben, dort, wo wir etwas regeln können,
schnell zu Änderungen zu kommen. Ich nenne als Bei-
spiele nur Sonntagswaschanlagen und Öffnungszeiten.
In Landesangelegenheiten sollten die Länder entschei-
den. Alles andere sollte der Bund sofort regeln.


(Beifall bei der FDP)

Wir brauchen befristete Steuerregelungen im grenz-

nahen Gebiet. Wir brauchen weiterhin die Ziel-1-Ge-
biet-Förderung der EU für Ostdeutschland. Darüber
gibt es keine Diskussionen. Aber wir müssen auch zur
Kenntnis nehmen, dass der Tankstellentourismus für
Steuerausfälle in Milliardenhöhe bei uns sorgt. Auch
hierfür gibt es Lösungsvorschläge, zum Beispiel die Ein-
führung einer Chipkarte. Das Beste wäre natürlich, wenn
die Ökosteuer abgeschafft würde; wir wissen das. Aber
niemand würde das umsetzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meines Erachtens können wir bei all diesen Punkten
durch schnelle Impulse ein Ergebnis erreichen. Wir
brauchen in unserem Land Zuversicht. Es geht darum,
dass unser Land gestaltet und nicht verwaltet wird. Das
haben die Volkskammerabgeordneten vor 15 Jahren mit
ihrer Arbeit eigentlich in Angriff genommen. Sie sind

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(C (D amals für Freiheit, soziale Marktwirtschaft und ein nde des Spitzelstaates eingetreten. Ich sehe hier einige Kollegen von damals und erin ere mich, wie sie für diese Position gekämpft haben. ein Blick fällt gerade auf Werner Schulz; er war wirk ich einer der Eifrigsten. Ich frage mich, wie diese Kolleen mittragen können, dass in einem Ministerium daüber diskutiert wird, dass in Deutschland ein Jahr lang elefonüberwachung stattfindet. Wie kann es sein, dass ich der Fiskus oder Sozialorgane Einsicht in die Konenstände aller Bürger verschaffen können? Das war icht die Freiheit, die sie 1989 gemeint haben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir leben heute in einem freiheitlichen Rechtsstaat.
ir können heute unsere Stimme erheben und wir wer-
en sie erheben. Herr Schulz, Sie müssen sich wirklich
ragen, ob Sie Bündnis 90 nicht neu gründen sollten. Das
äre eine angemessene Reaktion auf die jetzige Situa-
on. Wir werden weiter für die Freiheitsideale in unse-
em Staat kämpfen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516701000

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1516701100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir debattieren heute abschließend über den Jahresbe-

icht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Ein-
eit und den Aufbau Ost. Dazu liegen mehrere Anträge
er Koalition, der FDP und der Opposition zur Rechten
or.
Die PDS im Bundestag sieht die Debatte heute im
ontext mit der Generalaussprache gestern und mit dem
obgipfel im Anschluss im Kanzleramt. Deshalb haben
ir bereits gestern aufmerksam gelauscht, was die Spit-
en von Rot-Grün und die Spitzen der CDU/CSU zur be-
onderen Lage in den neuen Bundesländern beisteuern.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Lauschen können Sie ja! – Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)


Sie müssen sich gar nicht aufregen. – Mit Verlaub, das
ar gestern einfach nichts zum Thema Ostdeutschland.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Sie kennen meine These: Vieles, was bundesweit im
rgen liegt, wirkt im Osten besonders zugespitzt. Vieles,
as im Osten heute kriselt, erreicht morgen die gesamte
epublik. Gerade deshalb muss es ein besonderes und
esamtdeutsches Interesse sein, die Probleme Ost positiv
u wenden. Davon sind wir – bei allen sichtbaren Fort-
chritten – in der Substanz meilenweit entfernt. Sie gie-
en mit Strategien, die im Westen schaden und im Osten
ift sind, zusätzlich Öl ins Feuer.






(A) )



(B) )


Petra Pau

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(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Die Agenda 2010 und Hartz IV gehören dazu.
Ich möchte Ihnen das an drei Generalproblemen illus-

trieren:
Wir haben bundesweit eine Massenarbeitslosigkeit

von deutlich über 5 Millionen. Relativ ist die Arbeits-
losigkeit Ost mehr als doppelt so hoch wie die Arbeits-
losigkeit West. Trotzdem haben Sie Hartz IV verordnet.
Dabei wissen alle: Hartz IV schafft keine Arbeitsplätze.
Im Gegenteil; weitere Unternehmen und Arbeitsplätze
werden dadurch gefährdet.


(Zuruf von der SPD: Unsinn!)

Wir haben ein demographisches Problem. Sie versu-

chen aber nicht, das Problem zu lösen. Sie versuchen le-
diglich, die Kosten des Problems umzuverteilen. Auch
hier gilt – ich zitiere aus einem Artikel der „Neuen
Zürcher Zeitung“ –: Der demographische Wandel findet
überall in Deutschland statt, als Katastrophe aber nur im
Osten.

Deutschland ist Exportweltmeister. Zugleich krankt
der Binnenmarkt. Das wissen alle und das spüren alle
strukturschwachen Regionen. Der Osten aber spürt das
flächendeckend. Trotzdem forcieren Sie eine Politik, die
den Binnenmarkt schwächt, anstatt die noch ansässigen
Unternehmen zu stärken.

Ich fasse für die PDS zusammen: Wir brauchen end-
lich eine aktive Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspoli-
tik. Wir brauchen gezielte Anreize gegen das Ausdörren
ganzer Regionen. Wir brauchen eine Steuerpolitik, die
den Kommunen etwas gibt und sie stärkt. Was wir aller-
dings nicht brauchen, Herr Ministerpräsident, sind Stra-
tegien, die den Osten und seine Menschen zum Testbal-
lon für Sozialabbau und zum Billiglohnland machen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Kurzum: Wir brauchen hier kein „Weiter so“, sondern
mit Blick auf den Osten und die gesamte Republik eine
politische Wende.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516701200

Das Wort hat der Bundesminister für Verkehr, Bau-

und Wohnungswesen und Beauftragte der Bundesregie-
rung für die neuen Bundesländer, Manfred Stolpe.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Jetzt geht’s los!)


Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver-
kehr, Bau- und Wohnungswesen:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich grüße mit Respekt und Dankbarkeit die Mit-
glieder der ersten freien Volkskammer auf der Tribüne,

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(C (D ber auch hier im Saal. Wir haben ihnen allen viel zu erdanken. Eindrucksvoll hat Wolfgang Thierse den Weg der stdeutschen in die Demokratie beschrieben. Das war icht selbstverständlich. Wir sollten bei allem Zorn über inige Unbelehrbare doch dankbar feststellen: Die große ehrheit der Menschen in Ostdeutschland steht zum reiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat. Das ist eine ichere gemeinsame Basis in Deutschland. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Beifall bei allen Fraktionen)


Auch in der Infrastruktur Ostdeutschlands gibt es
either eindrucksvolle Veränderungen. Man erkennt das
and nicht wieder – seien wir doch ehrlich! Wir werden
um 3. Oktober dieses Jahres eine Ausstellung über
tädte in Ostdeutschland im Vergleich zwischen 1990
nd 2005 vorbereiten. Da wird zu sehen und zu begrei-
en sein, wie sich dieses Land verändert hat,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie westdeutsche Solidarität und ostdeutscher Aufbau-
ille ein schönes Stück Deutschland wiedergeboren ha-
en. Görlitz, Dresden, Erfurt, Quedlinburg, Wismar und
tralsund, Potsdam und Weimar – das ist deutsches
eltkulturerbe, auf das wir alle gemeinsam stolz sein
önnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Auch in Industrie und Landwirtschaft wurde
rstaunliches geleistet. Mikroelektronik, Optronik,
utomobilfabrikation, Flugzeugtriebwerkhersteller aus
stdeutschland behaupten sich weltweit. Eine leistungs-
tarke Chemieindustrie, eine moderne Energiewirtschaft
nd große Raffinerien – das sind einige Beispiele für den
irtschaftlichen Fortschritt.
Auch die Wissenschaft ist vorbildlich. Ich freue
ich, dass Dresden gegen eine Konkurrenz aus ganz
eutschland „Stadt der Wissenschaft“ geworden ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Spätestens jetzt wird der Einwand kommen, das sei
chönfärberei.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Bis jetzt noch nicht! Es ist ja auch noch nichts Falsches dabei!)


ein, es ist keine Schönfärberei, aber es ist auch nur die
albe Wahrheit. Denn der Transformationsprozess vom
lan zum Markt und der Globalisierungsdruck mit Ra-
onalisierung, Modernisierung und Stellenabbau haben
stdeutschland eine verheerende Massenarbeitslosig-
eit gebracht. Das ist unsere Hauptsorge. Unser Handeln
uss sich daran messen lassen, was wir dagegen tun. Es
t gut, dass wir in diesen Tagen über Arbeit in Deutsch-






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(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

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land sprechen – heute die größte Herausforderung für
unser ganzes Land. Es ist eine gute Entscheidung des
Bundeskanzlers gewesen, dass nun ältere Langzeitar-
beitslose in großem Umfang in Beschäftigung gebracht
werden können. 50 000 zusätzliche Arbeitsplätze bieten
Perspektiven und sinnvolle Tätigkeiten für eine Genera-
tion, die von vielen schon abgeschrieben wurde. Auch
die größere Flexibilität bei der Befristung solcher Tätig-
keiten ist so etwas wie Lebenshilfe. Es ist ferner gut,
dass auch für alle unter 25-Jährigen Tätigkeiten angebo-
ten werden können.

Für die Jugend und die wirtschaftliche Zukunft Ost-
deutschlands brauchen wir konkrete Maßnahmen, die
Arbeit schaffen und Entwicklung ermöglichen. Deshalb
bauen wir die nötigen Verkehrswege weiter. Die Flughä-
fen Leipzig und Schönefeld sind Wachstumsmotoren;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

wichtige Autobahnen und Schienenwege können zügig
gebaut oder weitergebaut werden. Auch das hat der ges-
trige Tag gebracht. Das betrifft die A 4, die A 14, die
A 72 und zum Beispiel auch die Schienenverbindung
von Berlin nach Rostock.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das schafft die nötigen Verbindungen und das schafft
immer auch Arbeitsplätze; denn die Faustregel gilt:
1 Milliarde für Infrastrukturinvestitionen machen rund
28 000 Arbeitsplätze aus.

Die Stadtumbaumaßnahmen werden fortgesetzt,

(Siegfried Scheffler [SPD]: Sehr gut!)


inzwischen auch in westdeutschen Problemstädten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Das Gebäudesanierungsprogramm 2006/2007 wird
120 000 Arbeitsplätze sichern bzw. neu schaffen. Den
mittelständischen Unternehmen kann durch die neuen
Regierungsentscheidungen spürbar geholfen werden. Da
wird es wichtig sein, dass wir bei der Umsetzung dieser
Grundsatzentscheidung dabei sind.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Wo ist denn Bundeskanzler Schröder?)


Zuschüsse bei Neuinvestitionen werden weiterhin ge-
währt. Das alles schafft Arbeit. Genau das brauchen wir
vor allem.

In den nächsten Jahren wird es sehr darauf ankom-
men, Unternehmen in Ostdeutschland zu stärken und die
Investitionsbereitschaft anzukurbeln. Die Gemein-
schaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirt-
schaftsstruktur und die Investitionszulage spielen hier
eine wichtige Rolle.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung wird dies bei der Aufstellung des
Bundeshaushalts berücksichtigen.

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(C (D Wichtig ist es auch, Forschung und Entwicklung eiter gezielt zu fördern. Hier haben die ostdeutschen änder noch einen großen Nachholbedarf. Die Entwickng neuer innovativer Produkte und Produktionsverfahen ist eben der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie ostdeutschen Unternehmen haben große Chancen,
ich dauerhaft im nationalen und internationalen Wettbe-
erb zu behaupten, wenn sie dynamisch auf neue Markt-
ntwicklungen reagieren können.
Meine Damen und Herren, all das kostet Geld. Der
und wird seine Zusage zum Korb II im Rahmen des
olidarpaktes einhalten und überproportional Mittel be-
eitstellen: bis 2019 insgesamt 51 Milliarden Euro. In
en ersten Jahren der Laufzeit des Solidarpaktes II wer-
en es jährlich mehr als 5 Milliarden Euro sein. Wir
üssen diese Mittel effizient nutzen und gezielt dort ein-
etzen, wo sie das meiste Wachstum und den größten
eschäftigungszuwachs bringen. Was kann eigentlich
rnsthafter den bundespolitischen Willen bekunden als
olche unverrückbaren Finanzgarantien, die der Bund in
iesem Zusammenhang abgegeben hat?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


uch der Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen
nterstreicht nach meinem Eindruck die Ernsthaftigkeit,
it der man sich dem Aufbau Ost widmet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, vor einem Jahr ist die De-
atte über eine Neujustierung der Förderpolitik in Gang
ebracht worden; Ministerpräsident Milbradt hat darauf
ingewiesen. Auch von unserer Seite wurden damals
orschläge für eine Neujustierung unterbreitet. Unter
em Motto „Stärken stärken, Potenziale nutzen“ haben
ir darüber mit Fachleuten, Wissenschaftsinstituten und
iner breiten Öffentlichkeit gesprochen. Das Thema ist
ieder lebendig geworden; der Widerspruch hat dazu
eigetragen.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Lebendiger als Sie zumindest!)


Es ist auch deutlich geworden: Wir sind gefordert, die
nterschiedliche Entwicklung, die sich in Ostdeutsch-
nd zeigt, zu berücksichtigen. Tatsache ist nämlich: In
en vergangenen Jahren entstanden an zahlreichen
tandorten leistungsfähige Zentren mit zukunftsfähigen
ndustrien. Diese Zentren stellen Ausgangspunkte für
as wirtschaftliche Erstarken ganzer Regionen dar. Mo-
r dieser positiven Entwicklung ist das verarbeitende
ewerbe, das robuste Zuwachsraten aufweist. Die Stra-
gie, diese Zentren zu fördern, macht Sinn. Ich will Ih-
en aber auch offen sagen, dass ich gewisse Skepsis
egte, ob diese Strategie nicht am Ende zulasten von
andregionen gehen würde. Es kommt deshalb nach
einer Überzeugung auf den richtigen Mix an: Schwer-
unktsetzungen ja, aber Verlierer darf es nicht geben.
uch das muss ein Ziel unserer Politik sein.






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(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

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(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Das ist so ein krudes Zeug!)


So wollen wir beharrlich und in konkreten Einzelschrit-
ten vorgehen, ohne auf angebliche Wundermedizin zu-
rückzugreifen oder diesen Weg als Königsweg zu ver-
kaufen.

Ich bin froh, dass wir uns mit den ostdeutschen Län-
dern grundsätzlich verständigt haben. Wir wollen mit-
hilfe des Solidarpaktes zukunftsfähige Strukturen auf-
bauen, damit die ostdeutschen Länder ab 2020 auf
eigenen Füßen stehen können. Diesem Ziel fühlen wir
uns verpflichtet. Da stehen wir auch in der Verantwor-
tung aufgrund der vom Westen geleisteten Solidarzah-
lungen.

Meine Damen und Herren, wir haben erst Halbzeit
beim Aufbau Ost, aber wir werden unsere Ziele errei-
chen; denn die politischen Grundlagen sind gelegt,
starke Wirtschaftskerne wachsen heran, die Solidarität
West steht und die Menschen im Osten arbeiten mit gro-
ßer Ausdauer und der Bereitschaft zu hoher Flexibilität
für diesen Erfolg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Ihr von der SPD seid mit sehr wenig zufrieden!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Das Wort hat der Kollege Werner Kuhn, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1516701400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, es
ist angemessen, heute, nach 15 Jahren, des 18. März
1990 zu gedenken. Damals konnten wir die ersten
freien Wahlen nach 58 Jahren Diktatur in Ostdeutsch-
land durchführen. Ich bedanke mich herzlich bei all de-
nen, die sich damals zur Verfügung gestellt haben, die
den Aufbau Ost sozusagen in der Volkskammer eingelei-
tet und in Angriff genommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte damals die große Ehre, zu den Kommunal-
wahlen am 6. Mai anzutreten. Auch dort war Engage-
ment gefragt. Wir kamen sozusagen aus grauer Städte
Mauern,


(Zurufe von der SPD: Oh!)

aus dem real existierenden Sozialismus in eine neue Zu-
kunft. Wir wussten genau, dass die freiheitliche Demo-
kratie nicht nur Zuckerschlecken ist, dass uns die Markt-
wirtschaft nicht in den Schoß fällt und dass wir einen
steinigen Weg zu gehen haben. Aber wir haben die Auf-
gaben in der christlich-liberalen Regierung unter Füh-
rung von Helmut Kohl mit unserer christlichen Überzeu-

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(C (D ung in Angriff genommen und ich denke, wir haben die eichen richtig gestellt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn ich konstatieren muss, dass in der gestrigen Re-
ierungserklärung des Bundeskanzlers nicht ein einziges
ort über den Aufbau Ost zu hören war,


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Unglaublich!)

ein einziges Wort zu dem historischen Datum, das wir
eute haben, kein Wort zur wirtschaftlichen Entwicklung
n Ostdeutschland, dann kann ich verstehen, dass sich
ie Bürgerinnen und Bürger in den neuen Bundesländern
on dieser Bundesregierung verlassen fühlen; denn von
er „Chefsache Aufbau Ost“ ist nichts mehr zu spüren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Siegfried Scheffler [SPD]: Protokoll nachlesen!)


Sicher sind die Ankündigungen des Bundeskanz-
ers sehr interessant gewesen:


(Siegfried Scheffler [SPD]: Wie kann man so schamlos die Unwahrheit sagen?)


ie Körperschaftsteuer von 25 auf 19 Prozent zu senken;
ie Personengesellschaften – das sind ja gerade die klei-
en Unternehmen, die es in Ostdeutschland häufig gibt –
urch die bessere Anrechnung der Gewerbesteuer auf
ie Einkommensteuer wettbewerbsfähiger zu machen,
amit sie mehr Eigenkapital in ihren Unternehmen hal-
en können; die Veränderungen bei der Erbschaftsteuer.
as sind sicher wichtige Maßnahmen für den Wirt-
chaftsstandort Gesamtdeutschland.
Aber wichtiger ist, dass wir – das gilt besonders für
stdeutschland – die Auftragsdecke für die Unterneh-
en insgesamt wieder verbessern. Wir müssen diejeni-
en, die Aufträge schaffen können, in die entsprechende
inanzielle Lage versetzen. Dazu gehören die öffentliche
and, die Kommunen, die Landkreise, die einen Nach-
olebedarf haben. Herr Minister Stolpe, in Ihrer Rede
at gefehlt, wie wir mit den Verabredungen des Vermitt-
ungsausschusses umgehen wollen, zum Beispiel dass
ei Einführung des Arbeitslosengeldes II ein Kaufkraft-
usgleich erfolgt, weil in Ostdeutschland traditionell
ehr viele Arbeitslosenhilfeempfänger von der Hilfe des
undes abhängig waren. Dieser Kaufkraftausgleich
ollte in einer Größenordnung von 1 Milliarde Euro er-
olgen. Nichts davon haben wir bis jetzt gespürt. Legen
ie endlich ein kommunales Investitionsprogramm auf
us den Mitteln, die die Gemeinden an Sozialhilfezah-
ungen gespart haben und mit 50-prozentiger Ergänzung
urch den Bund. Dann könnten wir auch den Jobmotor
n Ostdeutschland wieder in Gang setzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Siegfried Scheffler [SPD]: Setzen Sie sich dafür ein!)


Wir befinden uns – auch dazu ist gestern in der Debatte
ein einziges Wort vom Bundeskanzler gekommen – in
iner sehr schwierigen Situation, was die Binnen-
achfrage betrifft. Wir haben sehr hohe Spareinlagen;






(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)


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das können Sie nachlesen, Herr Kollege Scheffler. Das
sagen Ihnen auch alle Wirtschaftsforschungsinstitute:
Die Binnennachfrage ist zurückhaltend, weil nicht klar
ist, was die Bürgerinnen und Bürger in der Zukunft an
privater Altersvorsorge


(Siegfried Scheffler [SPD]: Sie tragen doch zur Verunsicherung bei! Ihre Fraktion macht nur Schwarzmalerei!)


oder für ihre Krankenversicherung tatsächlich zu zahlen
haben werden. Wo ist denn Ihre Bürgerversicherung?
Legen Sie doch endlich einmal die Karten auf den Tisch,
damit wir Bescheid wissen, was in Zukunft an privater
Vorsorge zu erwarten ist! Dann wird sich auch, gerade in
Ostdeutschland, die Binnennachfrage wieder verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Siegfried Scheffler [SPD]: Ihre Partei redet doch alles nur schlecht, jeden Tag!)


Es besteht in den Kommunen ein Bedarf an Aufträgen
für die Renovierung von Schulen und Kitas sowie dem
Bau von Straßen. Die Handwerksmeister fragen die Bür-
germeister, wann sie endlich mit solchen Aufträgen
rechnen können. Damit könnten sich die Firmen über
Wasser halten und die Beschäftigten aus der Region ihre
Arbeitsplätze behalten. Damit könnte auch verhindert
werden – das hat schon der Kollege Günther erwähnt –,
dass der Abwanderungsdruck größer wird und Ost-
deutschland einen Braindrain erlebt, den wir überhaupt
nicht verkraften können.

Wir wollen die Stellen in den Industrieclustern und in
den hoch entwickelten Industriezentren mit qualifizier-
ten Mitarbeitern aus den eigenen Reihen besetzen. Aber
die Menschen haben das Vertrauen in die Wirtschaftspo-
litik der Regierung verloren und wandern in Scharen ab.
Die „Ostsee-Zeitung“ aus Mecklenburg-Vorpommern
schrieb, dass die jungen Menschen dem Küstenland den
Rücken kehren. So kann es nicht weitergehen. Hier müs-
sen durchgreifende Maßnahmen in Angriff genommen
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD]: Jetzt ist mir klar, warum Sie in der Kommunalpolitik nicht bleiben konnten!)


Es geht auch um die Bestandspflege der Betriebe,
die nach einem sehr schwierigen Wettbewerb in den letz-
ten 15 Jahren jetzt noch am Markt sind. Man muss natür-
lich einmal fragen: Wo sind die Instrumente der Förde-
rung, um die Eigenkapitalausstattung zu verbessern? Die
Kreditanstalt für Wiederaufbau soll sich besonders im
Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen
engagieren.


(Zurufe von der SPD)

Wo sind denn die Hilfen und die Instrumente, die ange-
kündigt worden sind? Ich habe hier schon immer Mezza-
nine Kredite mit einer Haftungsfreistellung für die Haus-
banken gefordert. Wo sind letztendlich die Aktivitäten,
die Sie angekündigt haben, damit gerade kleine und mit-
telständische Unternehmen in Ostdeutschland besser
Fuß fassen können?

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(C (D Ich kann Ihnen nur sagen: Es gibt Maßnahmen, die ein Geld kosten. Schaffen Sie endlich die Ich-AGs und ie Jobfloater ab! Mit den Ich-AGs machen Sie dem andwerk Konkurrenz; das ist ein Verdrängungswettbeerb. Am Ende müssen die Beschäftigten beider Grupen zum Arbeitsamt. Das ist die Konsequenz, die Sie icht verstehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Angeber!)


Ich möchte herausstellen, welch hervorragende Arbeit
ir in den neuen Bundesländern geleistet haben.


(Zuruf von der SPD: Oh!)

er Ministerpräsident von Sachsen, Herr Milbradt, hat
n seiner Rede ganz klare Vorgaben formuliert. Wir soll-
en nicht im Verdrängungswettbewerb, sondern in der
ntwicklung von neuen Produkten und in der Förde-
ung von Forschung und Entwicklung unser Heil su-
hen.


(Unruhe bei der SPD)

ir sollten aber nicht nur die Universitäten fit machen,
ass sie mit der Industrie zusammenarbeiten können.
ir sollten auch die außeruniversitäre Forschung – bei-
pielsweise in den Leibniz-Instituten und in den Max-
lanck-Instituten – unterstützen. Aber diesbezüglich ist
ur eine große Entflechtungsdebatte im Gange. Das hat
ber nichts mit Bürokratieabbau zu tun. Die Finanzie-
ung dieser außeruniversitären Forschung in Ostdeutsch-
nd soll auf die Länder übertragen werden, die eh schon
eine Luft mehr zum Atmen haben und die das finanziell
ar nicht leisten können.


(Unruhe bei der SPD)

ch fordere Sie auf: Geben Sie der außeruniversitären
orschung eine Chance, damit sie bei der Schaffung von
ndustrieclustern ihren Beitrag leisten kann.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Beim dem Quatsch muss man Schmerzensgeld kriegen! Das ist unglaublich!)


Ich meine nicht, dass man den Aufbau Ost – das war
hr Kritikpunkt, Herr Scheffler – nur mit Schmerzens-
eld ertragen kann. Unser Bundestagspräsident, Herr
hierse, hat heute in seiner Rede darauf aufmerksam ge-
acht, woher wir eigentlich gekommen sind.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Herr Milbradt hat gesagt, dass alles erfolgreich aufgebaut ist!)


ir stimmen darin überein, dass wir aus einer plan-
irtschaftlichen Kommandowirtschaft und aus der
nfreiheit – bei den manipulierten Wahlen konnten wir
ie Wahlzettel nur zusammenfalten und in eine Urne
tecken – gekommen sind.
Wir müssen die freiheitliche Demokratie schützen.

ch sage dem Herrn Bundeskanzler – er ist heute bei die-
er Debatte nicht anwesend –: Schaffen Sie endlich wie-
er politisches Vertrauen gerade in den neuen Bundes-
ndern! Unterbinden Sie den unglaublichen Machtpoker
hrer Partei in Kiel!


(Beifall der Abg. Vera Lengsfeld [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)


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Seien Sie ein standhafter Verlierer! Wir sind 1989/90 auf
die Straße gegangen mit dem Slogan „Freiheit statt So-
zialismus“.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Wir werden es nicht zulassen, dass das Vertrauen in die
freiheitliche Demokratie durch Ihre falsche Politik
– ganz besonders in Ostdeutschland – weiter beschädigt
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516701500

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen auf Drucksache 15/4706. Der Aus-
schuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfeh-
lung, den Antrag der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/3201 mit
dem Titel „Nachhaltiges Wachstum in Ostdeutschland
sichern“ in der Ausschussfassung anzunehmen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenpro-
be! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit
den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/
CSU und der FDP angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der CDU/CSU auf Drucksache 15/3047 mit dem Titel
„Ostdeutschland eine Zukunft geben“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU
und Enthaltung der FDP angenommen.

Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der FDP auf Drucksache 15/3202 mit dem Titel „Ost-
deutschland als Speerspitze des Wandels – Leitlinien ei-
nes Gesamtkonzepts für die neuen Länder“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalition bei Gegenstimmen der FDP und Ent-
haltung der CDU/CSU angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 4 sei-
ner Beschlussempfehlung in Kenntnis des „Jahresbe-
richts der Bundesregierung zum Stand der deutschen
Einheit 2004“ auf Drucksache 15/3796 die Ablehnung
des gemeinsamen Entschließungsantrags der Fraktionen
der CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 15/4163.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
probe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der
CDU/CSU und der FDP angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 17 a bis 17 c sowie
Zusatzpunkt 4 auf:
17 a) Erste Beratung des von den Abgeordneten

Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen,

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(C (D Dr. Wolfgang Götzer, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der DNA-Analyse zu Zwecken des Strafverfahrens – Drucksache 15/4926 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung b)

neten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen,
Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Rich-
tervorbehalts für die DNA-Analyse anonymer
Spuren
– Drucksache 15/4136 –

(Erste Beratung 148. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/5130 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Christine Lambrecht
Joachim Stünker
Dr. Jürgen Gehb
Jerzy Montag
Jörg van Essen

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Hartmut Koschyk,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU
Verbrechen wirksam bekämpfen – Geneti-
schen Fingerabdruck konsequent nutzen
– Drucksachen 15/2159, 15/5130 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Christine Lambrecht
Joachim Stünker
Dr. Jürgen Gehb
Jerzy Montag
Jörg van Essen

P 4 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg van
Essen, Gisela Piltz, Rainer Funke, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der FDP
DNA-Reihentests auf sichere Rechtsgrund-
lage stellen
– Drucksache 15/4695 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

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10.15-10.25.doc
Ich würde gerne die Aussprache eröffnen und bitte die
Kolleginnen und Kollegen, ihre Gespräche außerhalb
des Saales weiterzuführen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Dr. Jürgen Gehb, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1516701600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach

dem rhetorischen Feuerwerk, das soeben Bundesminis-
ter Stolpe abgebrannt hat, traut sich jemand wie ich
kaum ans Rednerpult. Wenn der Aufbau Ost mit einer
solchen Leidenschaft und einem solchen Tempo betrie-
ben wird, dann muss einem nicht bange sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Desoxyribonukleinsäure – oder auf Englisch: deso-

xyribonucleid acid – ist die zungenbrecherische Lang-
version der Abkürzung DNS oder DNA. Dahinter ver-
birgt sich eine Trägersubstanz, bei deren Analyse man
Erbinformationen, Anlagen, Charaktereigenschaften und
versteckte Krankheiten erkennen kann.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: In Lexika gelesen!)


– Herr Tauss, der intelligenteste Abgeordnete in diesem
Haus!


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So eine Ironie versteht er nicht!)


Das ist der Trägerstoff, bei dem man, wie ich eben ge-
sagt habe, diese Merkmale durch eine so genannte gen-
molekularische Untersuchung feststellen kann. Aber es
geht nicht nur um diese; denn man kann es auch bei den
so genannten codierten Merkmalen belassen, man kann
nämlich auch nur feststellen, ob eine bestimmte Refe-
renzmenge an Speichel, Blut, Sperma, Haaren oder
Hautpartikeln mit der DNA desjenigen, von dem sie
stammen soll, identisch ist.

Nun ist das nicht nur ein Quantensprung in der Wis-
senschaft, sondern auch geradezu ein Glücksfall für die
Verbrechensbekämpfung. Das wissen nicht nur wir; das
weiß die Ministerin, das weiß die SPD, ja das weiß sogar
die Fraktion der Grünen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was?)


Umso unverständlicher ist es mir, dass Sie all das, was
dazu von uns vorgelegt wird, schlichtweg ablehnen.

Wir haben also heute in zweiter und dritter Lesung die
Frage zu beantworten, ob wir bei einer anonymen Unter-
suchung solcher Körperzellen den Richtervorbehalt
aufheben sollen oder nicht. Sagen Sie einmal, meine Da-
men und Herren: Was soll eigentlich einem Richter vor-
behalten bleiben, wenn man in einer weiblichen Leiche
Spermaspuren findet? Man kennt den Täter nicht; das ist
eine rein anonyme Untersuchung. Was bleibt dem Rich-
ter, dem man die Entscheidung vorbehält, eigentlich zu

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(C (D ntscheiden? Das würde mich wirklich einmal interesieren. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das würde mich auch interessieren, Herr Kollege!)


ber Sie werden es natürlich ablehnen.
Mein Kollege Röttgen hat in seiner Rede zu diesem

hema vor wenigen Wochen gesagt: Redet nicht so viel!
andelt lieber! Aber das Nichthandeln ist ja geradezu
oalitionsräson geworden. Sie erschöpfen sich in Inter-
iews, Interviews, Interviews. Auch Sie, verehrte Frau
inisterin, haben in der letzten Woche vieles – wie den
erbreiteten Einsatz der DNS-Analyse – angekündigt.
ber kaum haben Sie es gesagt, bekommen Sie einen
asenstümper.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Nasenstüber!)


Nasenstüber.

(Zuruf von der CDU/CSU: Ja, vom Ströbele! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Nasenstünker!)


Nicht einen Nasenstünker,

(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Der sieht schon ganz lädiert aus! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir sind gewaltfrei!)


inen Nasenstüber.
Das erinnert mich an das, was der Bundeskanzler

erne macht, nämlich vollmundige Ankündigungen in
oulevardzeitungen wie „Wer sich an kleinen Mädchen
ergreift, muss weggesperrt werden, und zwar für im-
er!“ oder „Wer sich als Ausländer hier nicht benehmen
ann, muss raus, und zwar für immer!“ Damit holt man
ich in bestimmten Kreisen zunächst Applaus,


(Jörg Tauss [SPD]: Das wissen Sie! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Ihren Kreisen!)


enn es aber darum geht, das in den Gremien in eine le-
islatorische Form zu bringen, dann kneifen Sie jämmer-
ich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Heute haben wir in erster Lesung den Entwurf eines
esetzes zur Neuregelung der DNA-Analyse. Es geht
m den so genannten genetischen Fingerabdruck. Was
nterscheidet diesen genetischen Fingerabdruck von un-
erem klassischen Fingerabdruck? Sie haben sich – im
Tagesspiegel“ konnte man es lesen – einer „vertrauli-
hen Expertise“ des Wissenschaftlichen Dienstes dieses
auses bedient. Wenn man sich einmal das Deckblatt
ieser Expertise anschaut, dann erkennt man, dass sie
icht etwa von einer wissenschaftlichen Gruppe, son-
ern von einer geprüften Rechtskandidatin erstellt wor-
en ist. Ich will einmal zu Ihren Gunsten unterstellen,
ass es eine mit Erfolg geprüfte Rechtskandidatin ist.






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

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(Widerspruch und Unruhe bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ja eine Unverschämtheit gegenüber dem Haus!)


Wenn wir Gutachten von bekannten Professoren haben,
begegnen wir denen durchaus kritisch. Nichts anderes
will ich in diesem Fall tun; ich will auch diesen Ausfüh-
rungen kritisch begegnen. Man findet dort die funda-
mentale Ausführung, mit der Entnahme und Untersu-
chung solcher Körperzellen sei ein Eingriff in das Recht
auf informationelle Selbstbestimmung verbunden und
deswegen seien der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und
die verfassungsmäßigen Grenzen zu beachten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So das Bundesverfassungsgericht!)


Ja, selbstverständlich ist das zu beachten.

(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und deswegen lehnen wir Ihren Antrag ja ab!)


Beim klassischen Fingerabdruck ist das natürlich auch
der Fall. Oder glauben Sie eigentlich, dass bei jedem, der
mit offener Hose auf der Straße herumläuft, ein Finger-
abdruck genommen wird, meine Damen und Herren?


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Auch dafür muss natürlich – wie das in § 81 b der Straf-
prozessordnung geregelt ist – ein Anlass bestehen. Von
Ihnen wird aber das Horrorszenario beschrieben, alles
und jedes würde mit erkennungsdienstlichen Maßnah-
men verfolgt. Wissen Sie eigentlich, wie viel Prozent der
Beschuldigten erkennungsdienstlichen Maßnahmen un-
terzogen werden? Frau Lambrecht, Sie sind doch immer
so vorlaut.


(Lachen der Abg. Christine Lambrecht [SPD] – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Wissen Sie es?

(Lachen der Abg. Christine Lambrecht [SPD])


Na, Sie wissen es nicht, dann will ich es Ihnen sagen.

(Christine Lambrecht [SPD]: Danke schön, Herr Lehrer!)

Es sind ganze 13 Prozent der Beschuldigten.


(Zuruf von der SPD: Das ist doch bekannt, Herr Gehb! – Gegenruf des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Frau Lambrecht wusste es aber noch nicht! Das ist das Problem!)


Selbst das Bundesverfassungsgericht, das Sie ja – jeden-
falls, wenn es Ihnen passt, sonst nicht – gerne als Kron-
zeugen heranziehen – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516701700

Herr Kollege Gehb, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Stünker?

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(C (D Nichts lieber als das. Herr Kollege Gehb, wenn Sie schon meinen, heute orgen den Oberlehrer spielen zu müssen, sind Sie dann ereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass es genau 2,7 Prozent sind? (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie werden der Ernsthaftigkeit dieser Sache nicht gerecht!)

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1516701800

(Zuruf von der CDU/CSU: Nasenstünker!)

Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1516701900


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1516702000

Ich wiederhole für diejenigen, die sie nicht verstanden

aben, die Frage des Kollegen Stünker: Er fragte, ob ich
ereit sei, zur Kenntnis zu nehmen, dass es nicht
3 Prozent sind, sondern 12,7 Prozent. Ich bin bereit, es
ur Kenntnis zu nehmen, und entschuldige mich für
iese gravierende Abweichung zu dem von mir in freier
ede Vorgetragenen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Nach dieser spaßigen Unterbrechung will ich weiter-
achen. Wir werden ja immer wieder mit der Rechtspre-
hung des Bundesverfassungsgerichts konfrontiert. Sie
achen das besonders gerne, Herr Montag. Nachdem
ie die nachträgliche Sicherungsverwahrung zunächst
ls etwas Schimpfliches dargestellt haben, wurde Ihnen
ieses Instrument vom Bundesverfassungsgericht erklärt
nd dann haben Sie klein beigegeben. Heute gerieren Sie
lle sich als Erfinder der nachträglichen Sicherungsver-
ahrung. So wird es eines Tages auch beim genetischen
ingerabdruck kommen.
Lassen Sie mich auf das Bundesverfassungsgericht

u sprechen kommen. Worin besteht der Unterschied?
as Bundesverfassungsgericht hat gesagt: Bei der Un-
ersuchung von Körperzellen darf es natürlich nur um
olche Merkmale gehen, die keine Rückschlüsse auf die
o genannten codierten Merkmale zulassen,


(Joachim Stünker [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


lso auf Erbanlagen, Charaktereigenschaften, mögliche
rankheiten. Es geht nur um das Vergleichsmuster, da-
um, ob zum Beispiel die Spermaspur von der Person
tammt.


(Widerspruch des Abg. Joachim Stünker [SPD])


eiter hat das Bundesverfassungsgericht ausgeführt: So
ie das im Moment ausgestaltet ist, kommt der geneti-
che Fingerabdruck – jetzt gut zuhören! – forensisch in
ie Nähe des Daktyloskopen. „Daktyloskop“, Herr
tünker, ist die Übersetzung für „Fingerabdruck“.


(Lachen bei der SPD)

amit hat das Bundesverfassungsgericht selbst gesagt,
ass es eine Unterscheidung zwischen dem klassischen






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

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Fingerabdruck und dem genetischen Fingerabdruck
nicht gibt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Karneval zur falschen Zeit! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wider besseres Wissen erzählen Sie das!)


Deswegen frage ich mich, warum Sie diesen Schritt
nicht mitgehen.

Noch etwas anderes: Es geht nicht nur darum, mit die-
sem Instrument den Täter zu überführen. Es gibt auch
Beschuldigte, die sich in einer schwierigen Beweissitua-
tion befinden. Wenn ein genetischer Fingerabdruck die
Schuld eines anderen beweist, dann ist damit gleichzei-
tig die Unschuld anderer Beschuldigter bewiesen. Auch
das müssen Sie, meine Damen und Herren, mit ins Kal-
kül ziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun wir!)


Es geht nicht immer nur darum, die armen Täter mit
neuen Untersuchungsmethoden zu überziehen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Beschuldigten!)


Es gibt keinen bürgerrechtlichen Anspruch auf Schutz
von Tätern. Nach wie vor steht bei uns der Schutz der
Opfer vor dem Schutz der Täter. Das ist der fundamen-
tale Unterschied zwischen Ihrer Auffassung und unserer
Auffassung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Gestern war nun wirklich nicht Ihr Tag, meine Damen
und Herren. Sie haben nicht nur Frau Simonis blamiert,
Sie haben nicht nur das Land blamiert,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der Kanzler ist blamiert!)


sondern Sie haben uns alle, die wir Politiker sind, in ein
katastrophales Licht gestellt.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Was hat das damit zu tun?)


Wenn Sie noch einen Funken Anstand haben und ein
bisschen Sachpolitik machen wollen,


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

dann stimmen Sie unseren Vorlagen zur Neuregelung der
DNA-Analyse und zur Aufhebung des Richtervorbehalts
zu!


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist der Gipfel der Lächerlichkeit!)


Dann hätten Sie wenigstens einen Funken Sachpolitik
als Beitrag geleistet.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP] – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Kasperle-Beitrag!)


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(C (D Das Wort hat die Bundesministerin der Justiz, Brigitte ypries. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516702100


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1516702200

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
amen und Herren! Der Abgeordnete Goldmann hat
ben einen sehr richtigen Zwischenruf gemacht, als Sie,
err Gehb, geredet haben. Er hat gerufen: Sie werden
er Ernsthaftigkeit der Debatte nicht gerecht. – Ich kann
as nur bestätigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU] – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Haben Sie auch Argumente? Haben Sie auch noch was zu sagen?)


Machen Sie sich keine Sorgen! Ich habe neun Minuten
edezeit. Es sind noch 8 Minuten und 44 Sekunden üb-
ig.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Dann mal ran! Die erste Minute ist schon rum!)


Was ich jetzt sage, meine ich ganz im Ernst, Herr
ehb. Ich finde das ein bisschen schade. Als wir hier das
etzte Mal über die Änderung des Versammlungsrechts
nd die Änderung des Strafrechts geredet haben, haben
ie eine sehr rechtsstaatliche Rede gehalten und eine
enge Bedenken vorgetragen. Ich habe gedacht, Sie
ätten sich in Ihrer neuen Rolle als rechtspolitischer
precher ein kleines bisschen geändert


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Warum?)

nd würden die Dinge jetzt wirklich ernsthaft angehen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir hoffen, der Gehb ändert sich nicht mehr! Den mögen wir so, wie er ist!)


Ich finde es vor allem nicht richtig – das sage ich, ob-
ohl mir als Nichtmitglied dieses Hohen Hauses das
aum zusteht –, dass Sie den Wissenschaftlichen Dienst
es Bundestages auf diese Art und Weise diskreditieren.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)


ie wissen so gut wie ich, dass jemand, der ein Gutach-
en in Auftrag gibt – das ist, soweit ich weiß, das gute
echt jedes Abgeordneten –, nicht bestimmen kann, wer
as Gutachten macht, und vor allem nicht bestimmen
ann, wie es aussieht. Das ist nämlich gerade der Kick
n der Geschichte. Deswegen bittet man nämlich um ein
issenschaftliches Gutachten.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ich habe es nur ein bisschen zerpflückt! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Waren Sie auch nicht zufrieden?)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

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Jetzt lassen Sie mich zur Sache kommen.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Zeit wird es!)

Was den Gesetzentwurf betreffend die anonymen Spuren
anbelangt, habe ich schon das letzte Mal, als wir darüber
geredet haben, gesagt, dass wir Ihre Auffassung teilen.
Wir sehen das also genauso, wir wollen dem aber nicht
isoliert stattgeben, weil wir der Auffassung sind, dass es
sinnvoller ist, ein Gesamtkonzept zu entwickeln.


(Beifall bei der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Wann denn? Bis 2010 oder was? Das wird dauernd angekündigt! Es tut sich nichts!)


Ein solches Gesamtkonzept, sehr geehrter Herr Abge-
ordneter, wird die Bundesregierung in Kürze vorlegen.

Wir meinen, dass es sinnvoller ist, ein Gesamtkonzept
vorzulegen, das ausgegoren ist und nicht so viele Män-
gel aufweist wie die Vorlage, die Sie jetzt vom Bundes-
rat übernommen haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abgeschrieben!)


– Genau, nur abgeschrieben.
Dass auch der Bundesrat mit dem Gesetzentwurf Pro-

bleme hat, zeigt sich daran, dass es dort zwischen CDU,
CSU und FDP knallharte Auseinandersetzungen darüber
gibt, wer überhaupt zustimmt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Viele Länder haben inzwischen erkannt, dass das, was
die Länder Hessen, Bayern, Hamburg, Saarland und
Thüringen vorgelegt haben, wohl nicht der Weisheit letz-
ter Schluss ist.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Was ist schon der Weisheit letzter Schluss?)


Dass das so ist, habe ich auch schon bei der Einbrin-
gung des Gesetzentwurfes im Bundesrat deutlich ge-
macht. Es handelt sich um einen sehr sensiblen Grund-
rechtsbereich. Diese Tatsache haben Sie beim
Versammlungsrecht berücksichtigt und sollten das viel-
leicht auch in diesem Fall einmal tun. Der hier zur De-
batte stehende Entwurf berücksichtigt das nicht. Dass es
einen Unterschied zwischen dem daktyloskopischen und
dem genetischen Fingerabdruck gibt, konzedieren Sie in
Ihrem Antrag selbst.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Natürlich! Das ist richtig!)


Sie schreiben im Vorwort, dass es nur eine weitgehende
Ähnlichkeit, aber keine vollständige Übereinstimmung
gibt.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbst das ist falsch! – Gegenruf des I m – P f t – d a – u S D S S f – s D s n D l d n – S (C (D Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Professor Montag, Sie sollten sich auf Ihren Obmann konzentrieren!)


nsofern sollten wir uns mit der Frage befassen.
Lassen Sie mich nun zu den einzelnen Punkten kom-
en.


(Weitere Zurufe von der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Wort hat überwiegend die Rednerin. – Der erste
unkt betrifft den Richtervorbehalt. Wir sind der Auf-
assung, dass man bei der DNA-Analyse anonymer Tä-
erspuren darauf verzichten kann.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Genau! Macht ihr aber nicht! Es ist Ihr Schicksal, dass Sie klüger sind als Ihre Fraktion!)


Nein, seien Sie ganz ohne Sorge. Die Koalition ist sich
a einig. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist das
uch bereits in der letzten Debatte hier gesagt worden.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Seit wann ist sich diese Koalition einig? – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Gibt es tatsächlich Punkte der Einigkeit?)


Sehr häufig. Keine Angst. Diskussionen gibt es hier
nd auch im Bundesrat. Wem sagen Sie das?
Mit Ihrem Gesetzentwurf wollen Sie aber das ganze

ystem der Strafprozessordnung ins Wanken bringen.

(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])


as können wir wirklich nicht tolerieren.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

ie wollen nämlich völlig auf die Einschaltung des
taatsanwaltes verzichten. Das ist schlicht und ergrei-
end ein strafverfahrensrechtlicher Systembruch.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wie bitte?)


Jetzt wissen Sie noch nicht einmal, was in Ihrem Ge-
etzentwurf steht, oder was?


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch, doch!)

ie Strafprozessordnung kennt in keiner einzigen Vor-
chrift eine originäre Zuständigkeit der Polizei, auch
icht bei der erkennungsdienstlichen Behandlung.


(Joachim Stünker [SPD]: Sehr richtig! – Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)


ie Polizisten und Polizistinnen kommen in strafrecht-
ichen Ermittlungsverfahren immer nur als Hilfsbeamte
er Staatsanwaltschaft zum Zuge. Sie stehen also in ei-
em direkten Abhängigkeitsverhältnis.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig! Aus guten Gründen!)


Genau, das hat seinen guten Grund. Das soll in der
trafprozessordnung auch so bleiben.






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Bundesministerin Brigitte Zypries

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10.30-10.40.doc

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das hat mit dem Richtervorbehalt nichts zu tun!)


Es muss einen ganz klaren Unterschied zwischen dem
strafrechtlichen Ermittlungsverfahren und den präventi-
ven, vorbeugenden Aufgaben der Polizei geben.

Wir meinen, dass es nicht geht, in der Strafprozess-
ordnung eine originäre Zuständigkeit der Polizei für die
Durchführung der DNA-Analyse einzuführen, indem der
Richtervorbehalt vollständig gestrichen wird.

Zudem verzichtet der Entwurf, den Sie vorgelegt ha-
ben, vollständig auf die so genannte Negativprognose
als Voraussetzung für die DNA-Analyse. Ausreichen soll
Ihrer Meinung nach künftig jede Straftat. Ebenso sagen
Sie, dass jede Anlasstat genügen soll. Wir meinen, das
wird diesem besonders sensiblen Thema nicht gerecht.
Wir meinen, dass immer auch ein bestimmtes Maß an
Abwägung erforderlich ist. Das hat nichts mit Täter-
schutz zu tun, um das einmal ganz klar zu sagen. Diesen
Vorwurf dieser Regierung zu machen, die in der letzten
Zeit gerade den Opferschutz in den Vordergrund gestellt
und mehrere Opferschutzgesetze verabschiedet hat


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Kauder!)


– der Herr Kauder teilt unsere Auffassung und hat das
auch nicht kritisiert –, ist wirklich etwas neben der Sa-
che.

Wir sagen also: Keinen Richtervorbehalt bei der
DNA-Analyse anonymer Täterspuren. Keinen Richter-
vorbehalt, wenn der Betroffene einverstanden ist. An-
sonsten bleibt es dabei.

Beim Anlasstatenkatalog, also dem Katalog von
Straftaten, die Anlass geben, darüber nachzudenken, ob
man die Daten speichern sollte, meinen wir, dass auch
die wiederholte Begehung nicht erheblicher Straftaten
auf ein bestimmtes Gefahrenpotenzial schließen lässt.
Das hat uns das Bundeskriminalamt in neueren Studien
dargelegt. Dem werden wir uns selbstverständlich nicht
verschließen.

Wir meinen, dass wir die Gefahrenprognose als Vo-
raussetzung unbedingt beibehalten müssen. Wir wollen
jedoch nicht, dass schon die Erwartung von Bagatell-
delikten für die DNA-Analyse genügt.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das gibt es doch beim normalen Fingerabdruck auch nicht, Frau Ministerin! 13 Prozent! Sie tun ja gerade so, als würde jeder Ladendieb mit erkennungsdienstlichen Maßnahmen überzogen!)


– Herr Abgeordneter, das ist genau das, worauf ich jetzt
kommen wollte: Sie machen einen logischen Denkfeh-
ler, wenn Sie meinen, dass die Definition einer Norm
und ihre faktische Anwendung gleichgesetzt werden
könnten


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch so!)


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(C (D nd man alles in eine Norm schreiben könne – die Exeutive werde es schon richten. So ist unser rechtsstaatlihes System aber nicht angelegt. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es!)


ie Formulierung von Gesetzen muss ordentlich erfol-
en;


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Erstes Semester, Herr Gehb!)


ir haben bei der Formulierung einer Norm verfassungs-
echtlichen Anforderungen zu entsprechen. Die Ein-
riffsbefugnis muss in der Norm festgelegt sein; die Ent-
cheidung darüber kann nicht zwanglos an die Exekutive
eitergereicht werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


as ist der Denkfehler, den Sie machen, wenn Sie davon
prechen, dass nur 12,7 Prozent der Beschuldigten er-
ennungsdienstlichen Maßnahmen unterzogen werden;
eswegen kann das nicht funktionieren.
Wir können uns bei der Gefahrenprognose zwar da-

über unterhalten, ob es besondere Fälle gibt, die einer
nderen Prognose bedürfen. Wir können uns auch auf
ie Delikte mittlerer Kriminalität oder Ähnliches bezie-
en. Aber es muss auf alle Fälle bei einer qualifizierten
rognose bleiben; eine vollständige Gleichstellung mit
em Fingerabdruck kann es nicht geben. Ein weiterer
unkt, über den Einvernehmen besteht – auch über die
arteigrenzen hinweg, wenn ich das richtig in Erinne-
ung habe, Herr van Essen –, ist die Regelung der so
enannten freiwilligen Reihengentests. Hier sind wir ge-
einsam mit anderen aus der Opposition der Auffas-
ung, dass es einer gesetzlichen Regelung bedarf. Insbe-
ondere sind die Betroffenen darüber aufzuklären, was
ie erwartet und was die Rahmenbedingungen für die
eilnahme an einem solchen freiwilligen Test sind.
Sie sehen also, wir sind durchaus der Auffassung,

ass wir etwas verändern sollten. Ich verspreche Ihnen,
ass die Bundesregierung dazu zeitnah einen Entwurf
orlegen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516702300

Nächster Redner ist der Kollege Jörg van Essen, FDP-

raktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1516702400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
evor ich zur Sache komme, ein kurzes Wort an den
ollegen Gehb, der sich hier in der Debatte über die ge-
rüfte Rechtskandidatin, die für den Wissenschaftlichen
ienst gearbeitet hat, lustig gemacht hat: Als ich Student
ar, habe ich ein Seminar besucht und wie meine






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Jörg van Essen

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Mitstudenten auch eine Seminararbeit verfasst. Sie ist
unter dem Namen eines Professors als Stellungnahme
beim Bundesverfassungsgericht eingereicht worden. Das
macht deutlich, dass offensichtlich sogar Studenten in
der Lage sind, vernünftige Gedanken aufzuschreiben.
Deshalb denke ich, wir sollten hier im Plenum mit ge-
prüften Rechtskandidaten nicht so umgehen, wie Sie das
gerade getan haben.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516702500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Gehb?

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1516702600

Nein. Ich denke, wir haben ein ernsthaftes Thema und

sollten diese Sache hier nicht weiter vertiefen.

(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Herr Gehb, setzen! Fünf!)

Frau Ministerin, für vieles von dem, was Sie gesagt

haben, finden Sie meine volle Unterstützung. Wir haben
hier ein grundrechtsensibles Thema. Wenn das so ist,
dann muss die Debatte dem auch entsprechen. Wenn wir
uns den Bereich der DNA-Analyse anschauen – wir ha-
ben darüber in den letzten Wochen ja mehrfach debat-
tiert –, dann müssen wir feststellen, dass wir tatsächlich
Diskussionsbedarf haben. Aber ich finde, wir sollten das
mit der notwendigen Ruhe und mit dem notwendigen
Verstand und nicht mit Eifer tun.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


Wenn man das mit Ruhe macht, dann muss man sagen:
Der Kollege Gehb hat in einem Punkt tatsächlich Recht
– und darin unterstütze ich ihn nachdrücklich –: Die
DNA-Analyse ist nicht nur ein Aspekt bei der Belastung
von Menschen, sondern sie ist auch ein ganz wichtiger
Faktor bei der Entlastung von Menschen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Das muss bei unserer Debatte immer wieder berücksich-
tigt werden: Wer weniger zulässt, der lässt auch weniger
Entlastungsmöglichkeiten zu. Dieser Aspekt ist mir
ganz wichtig.

Auf der anderen Seite haben wir die Vorgaben des
Bundesverfassungsgerichtes zu beachten. Wir als FDP
werden keiner Lösung zustimmen, die gegen die Recht-
sprechung des Bundesverfassungsgerichts gerichtet ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir auch nicht!)


Allerdings – und das habe ich schon in der letzten De-
batte gesagt – gibt es auch Möglichkeiten, auszuloten,
was möglich ist und was nicht möglich ist. Ich unter-
stütze nachdrücklich, was die Ministerin vorhin gesagt
hat und was auch das Bundesverfassungsgericht erklärt
hat: Auch in Zukunft brauchen wir vor der Speicherung

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(C (D on Daten eine Prognose, dass schwere Straftaten zu erarten sind. Bei der Prognose kann auch wichtig sein, b jemand eine Fülle von kleineren Straftaten begangen at. Diese Erkenntnis verdanken wir dem Bundeskrimialamt. Ich finde, wir sollten auf diese Erkenntnis reaieren. Ich bin nachdrücklich der Meinung, dass diese Maß ahme in der Hand der Staatsanwaltschaft bleiben muss. eshalb ist die Kritik der Bundesjustizministerin nach einer Auffassung auch in diesem Punkt berechtigt. Es st doch ganz selbstverständlich, dass hier keine eigene efugnis für die Polizei geschaffen werden kann, wie as im Gesetzentwurf der CDU/CSU steht. Auch das acht deutlich, dass wir hier wirklich einen Nachdenkedarf haben. Ich bin sehr dankbar, dass die Anregung zum Verfah en beim so genannten DNA-Massenscreening, die von einer Fraktion in den Deutschen Bundestag eingeracht worden ist, aufgegriffen wurde. Bei diesem Verahren werden sehr viele Menschen aufgefordert, für ine DNA-Analyse zur Verfügung zu stehen, beispielseise dann, wenn es zu einem Mord und insbesondere u einem Sexualmord gekommen ist. Das geschieht bisang ohne jede rechtliche Regelung. Dafür muss es eine lare Grundlage geben. Insbesondere muss festgelegt erden, dass die Spuren derer, die nicht tatverdächtig ind, hinterher zu vernichten sind. Ich habe das Gefühl, dass wir einen wichtigen Schritt ach vorne machen, wenn wir das so angehen. Wir haen neue kriminologische Erkenntnisse und es gibt eine ntscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Meine orhersage und auch mein Wunsch ist es, dass wir die ragen quer durch das ganze Haus gemeinsam mit echtsstaatlicher Sensibilität regeln. Wir als Liberale ind dazu jedenfalls bereit. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516702700

Zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen
ehb das Wort.

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1516702800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
amit sich der freilich unzutreffende Vorwurf – Sie kön-
en das auch im Protokoll nachlesen –, ich hätte hier je-
anden lächerlich gemacht, durch Wiederholungen im
eiteren Verlauf nicht noch mehr verfestigt, möchte ich
as richtig stellen.
In dem Sinne, dass Allgemeingutachter bei uns gele-

entlich kritisch gewürdigt werden – Herr Montag, Sie
eden zum Beispiel sogar von deutschen Richtern als
on Leuten, die bestellte Entscheidungen fällen –, habe
ch lediglich sagen wollen, dass die Authentizität der
erfasserin dieses Gutachtens nicht höher einzuschätzen
st als die von hochkarätigen Professoren. Dabei habe
ch den Begriff „geprüfte Rechtskandidatin“ in der mir
igenen Art, manchmal etwas spaßig zu sein, verwendet.


(Lachen bei der SPD)







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Dr. Jürgen Gehb

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Dass ich deshalb hinterher, wie immer, Gegenstand von
Diffamierungen werde, zeigt mir die Hilflosigkeit der
langweiligen Vorleser gegenüber jemandem, der sich
traut, hier einmal etwas in freier Rede zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Immer noch peinlich! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unverbesserlich!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516702900

Herr Kollege van Essen, wollen Sie antworten?


(Jörg van Essen [FDP]: Nein!)

– Dann gebe ich das Wort dem Kollegen Jerzy Montag,
Bündnis 90/Die Grünen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516703000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Kollege Dr. Gehb, Sie schaffen es jedes Mal wie-
der, das notwendige Niveau einer Debatte im Deutschen
Bundestag in freier Rede im Sturzflug nach unten zu
durchstoßen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Und Sie können es mit Ablesen nicht verbessern!)


Heute haben Sie dafür wiederum ein ganz tolles Beispiel
geliefert.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Oh, der blanke Neid!)


Meine Damen und Herren, die Union hat mit ihrem
neuen Gesetzesvorschlag die Katze aus dem Sack gelas-
sen. Wenn wir diesen Gesetzesvorschlag analysieren,
dann stellen wir fest, dass zukünftig jede Straftat Anlass
für eine Speicherung der DNA-Identitätsmuster sein
soll. Auf eine qualifizierte Negativprognose will die
Union verzichten und jegliche richterliche Prüfung und
Anordnung durch den Richter will sie aus der Strafpro-
zessordnung herausstreichen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der Kollege Montag kann nicht einmal lesen!)


Wenn wir uns anschauen, womit Sie diesen Anschlag
auf die StPO – so bezeichne ich das – begründen, dann
stellen wir fest, dass Sie zwei Gründe nennen:

Erstens. Sie sagen, die DNA-Analyse und die Spei-
cherung sowie der Vergleich der Identitätsmuster seien
sehr erfolgreiche Elemente der Polizeiarbeit. Das ist
richtig. Ich sage für die Grünen ausdrücklich: Das
stimmt. Natürlich ist man mit dieser neuen Methode he-
rausragend in der Lage, die Unschuld von Menschen zu
beweisen. Deswegen werden wir uns auch dafür stark
machen, dass dann, wenn man einer solchen Analyse zu-
stimmt, der Richtervorbehalt entfällt. Aber nicht jedes
Mittel, das polizeilich erfolgreich ist, ist deswegen in
vollem Umfang verfassungsrechtlich zulässig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ie Frage, ob das Mittel erfolgreich ist, entbindet uns als echtspolitiker nicht von der Überprüfung, was mit der erfassung zu machen ist und was die Verfassung verietet. Zweitens. Es wird behauptet – Herr Gehb ist in seiner ede darauf eingegangen –, es gebe angeblich eine verassungsrechtliche Neubewertung der DNA-Analyse nd der Speicherung. Jetzt schreien Sie doch nicht immer dazwischen. So teht es in der Begründung Ihres Gesetzesantrags. Ich abe mir die beiden Fundstellen angeschaut und festgetellt: Die eine Fundstelle bezieht sich auf eine Entscheiung aus dem Jahr 1996, als die DNA-Speicherung in er StPO noch nicht enthalten war; denn sie ist erst 1998 ns Gesetz aufgenommen worden. Die Fundstelle ist dait uralt. Die zweite Entscheidung aus dem 103. Band ist die ntscheidung vom Dezember 2000. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: 14. Dezember!)


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: 14.12.2000!)

n diese muss man hineinschauen, um zu wissen, was
ort steht. Sie schreiben, dass darin eine Neubewertung
er Eingriffsintensität des genetischen Fingerabdrucks
bgehandelt sei. Das Zitat – das kann man in der freien
ede nicht einfach vortragen, dafür muss man ein Blatt
apier zur Hand nehmen – lautet:


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch!)

Die mit Hilfe des … DNA-Indentifizierungsmus-
ters erreichbare Code-Individualität wird in forensi-
scher Sicht am besten durch ihre Nähe zum Dakty-
logramm verdeutlicht.

as bedeutet nichts anderes, als dass die Trefferhäufig-
eit genauso gut und vielleicht sogar besser ist als die
eim Fingerabdruck. Das ist eine unbestreitbare Tatsa-
he. Aber über die Frage der Intensität des Grund-
echtseingriffs sagt diese Fundstelle nicht das Geringste
us. Das wissen Sie ganz genau.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für uns Grüne bleibt es dabei: Es muss bei den so ge-
annten Anlasstaten eine Schwelle geben, also bei den
aten, die Anlass bieten sollen und müssen, über eine
olche Analyse und Speicherung für die Zukunft nachzu-
enken. Dabei ist richtig, dass die wiederholte Begehung
uch geringerer Straftaten dann Anlass zu einer solchen
aßnahme sein kann, wenn die Gesamtbewertung die-
er wiederholten Taten und der Person dazu führt, dass
s sich hierbei um einen schwerwiegenden Fall handelt.
Wir als Grüne sind auch der Auffassung, dass die

ualifizierte Negativprognose im Gesetz bleiben muss.
lle meine Vorredner und auch die Ministerin haben da-
on gesprochen, dass dies eine verfassungsmäßige
chranke ist, die wir nicht unterschreiten werden. Ich
mpfehle Ihnen, Herr Kollege Dr. Gehb: Nehmen Sie ein
apier zur Hand oder setzen Sie sich vor den Bildschirm






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10.45-10.55.doc
und lesen Sie die Entscheidung des Bundesverfassungs-
gerichts noch einmal nach.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ich kenne sie auswendig!)


Was wir machen wollen und werden, ist die Ausarbei-
tung eines Gesetzentwurfs, der alle Aspekte dieses Pro-
blems beinhaltet. Wir werden die Frage der Umwidmung
lösen. Es gibt ein Problem der richterlichen Überprüfung
derjenigen Analysen, die im konkreten Ermittlungsver-
fahren gemacht worden sind und später in die Datenbank
eingestellt werden sollen. Wir werden die Frage der
DNA-Reihentests im Gesetz verankern, und zwar so,
dass klar ist, dass die Beteiligung an diesen Gentests
freiwillig ist. Wir sind der Meinung, dass derjenige, der
über die Konsequenzen belehrt worden ist, sehr wohl das
Recht haben muss, zu sagen: Ich stimme einer solchen
Analyse und Speicherung zu. In dem Fall kann der Rich-
tervorbehalt entfallen.

Schließlich – hören Sie gut zu, falls Sie es immer
noch nicht verstanden haben –


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ich habe es verstanden!)


sage ich Ihnen als grüner Rechtspolitiker: Die richterli-
che Überprüfung anonymer Spuren, die der Bundestag
im Jahre 2000 ins Gesetz hineingeschrieben hat, kann
wegfallen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Kann wegfallen?)


Wir werden uns dafür einsetzen, dass der Richtervorbe-
halt entfällt. Das ist nicht das erste Mal, dass ich das hier
sage. Aber wir werden das nicht in einem isolierten Ver-
fahren machen, sondern in einem Gesetz, das all diese
Elemente umfasst.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Sie haben dafür nicht mehr viel Zeit!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516703100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1516703200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

CDU und CSU wollen DNA-Analysen ausweiten, nicht
zum ersten Mal, aber immer öfter. Die PDS im Bundes-
tag wird diesem Anliegen erneut nicht zustimmen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Übrigens ist heute der 18. März. In Berlin, am Bran-
denburger Tor, und auch anderswo wird es zahlreiche
Veranstaltungen geben, auf denen parteiübergreifend der
Revolution von 1848 gedacht wird.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wie wäre es mit der Volkskammer?)


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(C (D amals ging es um demokratische Rechte, um Bürgerechte. Die alte Bundesrepublik berief sich gern auf iese Tradition. Das war allerdings gestern. Seit der Verinigung 1990 erleben wir das Gegenteil. Grundund ürgerrechte wurden massiv abgebaut. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich!)


uch darum geht es heute in der Debatte.

(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sie können auf die Daten der SED-Diktatur zurückgreifen!)


Herr Kollege, regen Sie sich doch nicht so auf!
Laut Grundgesetz gilt, dass jede und jeder über per-

önliche Daten selbst bestimmen kann. Ausnahmen, so
agt das Bundesverfassungsgericht, müssen wohlbe-
ründet sein und äußerst restriktiv behandelt werden.
NA-Daten sind sehr sensible Daten. CDU und CSU
ollen sie dennoch mehr denn je erfassen, speichern und
utzen. Das dahinter stehende Menschenbild erschreckt
ich, Herr Kollege, weil dann alle potenziell verdächtig
ind. Das lehnt die PDS ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/ CSU]: Das Menschenbild der DDR ist erschreckend!)


Dahinter steckt übrigens auch ein gefährliches Gesell-
chaftsmodell, wonach der Staat aus Sicherheitsgründen
öglichst alles wissen muss. Da Sie gerade über die Ge-
chichte, auch die Geschichte der DDR, reden: Ich hätte
icht geglaubt, dass man so wenig aus der Geschichte
rnen kann und mit solchen Initiativen in den Bundestag
eht.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Leider stehen CDU und CSU keinesfalls allein da,
enn es um den Abbau von Bürgerrechten geht. Sie
aben mit dem Innenminister Schily einen sehr verläss-
chen Patron und Patriarchen in der rot-grünen Koali-
on. Er forderte am Wochenende, Telekommunikations-
aten sollten mindestens zwölf Monate gespeichert
erden, also alle Telefonverbindungen, E-Mails, SMS
nd mehr. Der Deutsche Anwaltverein spricht von staat-
cher Schnüffelei in unerträglicher Dimension. Ich
inde, er hat Recht. Selbst die Telekommunikationsan-
ieter monieren, das alles sei zu teuer und viel zu büro-
ratisch. Auch das ist nachvollziehbar, allerdings nicht
as dringendste Argument. Die eigentliche Gefahr für
ie Bürgerrechte und die Verfasstheit unserer Gesell-
chaft ist größer. Denn wer mit der Zeit geht, das Inter-
et nutzt, mobil telefoniert oder sich navigieren lässt –
ll jene müssen in Kauf nehmen, dass sie zunehmend
usgespäht werden und diesen Einbruch in ihre Privat-
phäre auch noch selbst bezahlen müssen.
Das ist übrigens keine pure Folgenfrage der techni-

chen Entwicklung, sondern das ist eine Folgenfrage an
ie Politik.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])







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Petra Pau

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Die Politik muss eingreifen, wenn technischer Fort-
schritt demokratische Errungenschaften bedroht. Sie tut
es aber nicht oder nur unzureichend. Die Anträge der
CDU/CSU und die Vorstöße des Innenministers sind in
ihrem Anspruch das Gegenteil einer modernen und de-
mokratischen Zivilgesellschaft. Genau diese Absage an
die Bürgerrechte lehnt die PDS im Bundestag ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516703300

Das Wort hat der Kollege Thomas Strobl, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1516703400

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen!
… aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, die
DNA-Analyse im Prinzip der erkennungsdienstli-
chen Behandlung gleichzustellen. Alle Täter, bei
denen z. B. eine Wiederholungsgefahr besteht, müs-
sen dann eine Haar- oder Speichelprobe abgeben.
Dieser Eingriff ist nicht schwerwiegender als heute
die Abnahme eines Fingerabdrucks und das Foto-
grafieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mit diesem Zitat möchte ich beginnen. Das hat zwei
Tage vor dieser Debatte – welch ein Zufall – der Präsi-
dent des Bundeskriminalamtes öffentlich gefordert.
Recht hat der Mann. Der BKA-Präsident Ziercke sagte
in demselben Interview:

Eine immer wichtigere Rolle spielt die „intelligente
Fahndung“, z. B. der genetische Fingerabdruck.

Recht hat der Mann. Das ist nicht irgendjemand, son-
dern ein Fachmann, ein allseits erfahrener Kriminalbe-
amter. Das ist unabhängig von politischen Bewertungen.
Er ist zur Zeit der rot-grünen Bundesregierung zum Prä-
sidenten des BKA ernannt worden.

Wenn wir dank des Fortschreitens der Technik nun,
um mit dem BKA-Präsidenten zu sprechen, mit dem ge-
netischen Fingerabdruck eine unstreitig bedeutsame Me-
thode intelligenter Fahndung haben, dann darf schon die
Frage gestellt werden, warum Rot-Grün diese intelligen-
ten Fahndungsmethoden unseren Ermittlungs- und
Strafverfolgungsbehörden vorenthalten will


(Joachim Stünker [SPD]: Die haben sie doch!)

und warum eigentlich Polizei und Staatsanwaltschaft bei
der Verbrechensverfolgung und der Aufklärung von
Straftaten künstlich dumm gehalten werden sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind nicht dumm!)


Die DNA-Analyse ist in den vergangenen Jahren zu
einem äußerst erfolgreichen Mittel gerade bei der Auf-
klärung von schweren und schwersten Straftaten gewor-

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(C (D en. Wenn das unstreitig ist, Kollege Montag, dann ist u fragen, warum Sie seitens der Bundesregierung seit ahren tönen, was Sie alles ändern wollen, aber tatsächich nichts anderes zustande bringen, als die Anträge der nion abzulehnen. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Montag? Bitte sehr. Herr Kollege Strobl, ich frage Sie, ob Sie bereit sind, ur Kenntnis zu nehmen und es auch selber im Deutchen Bundestag festzustellen, dass wir es waren, die in iner Gesetzesänderung zum 1. April 2004 die Vorchriften über die DNA-Analyse und -Speicherung auf lle Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ereitert, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alle!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1516703500
Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1516703600
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516703700

ie Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung ins Gesetz
ufgenommen und andere Ergänzungen vorgenommen
aben. Ich frage Sie, ob all dies an Ihnen vorbeigegan-
en ist.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Scheinbar!)


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1516703800

Verehrter Herr Kollege Montag, ich nehme seit länge-

er Zeit zur Kenntnis, dass Sie immer dann, wenn wir
ine Debatte anstoßen, zwar zwangsläufig bereit sind,
ich dieser Debatte zu stellen, sich dann aber in sicher-
eitspolitischen Fragen mit dem Tempo einer schleswig-
olsteinischen Wanderdüne bewegen. Ein Stück weit
erwerflich finde ich es sogar, dass Sie lediglich dann,


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Bitte auf die Frage antworten!)


enn eine spektakuläre Straftat – ein spektakulärer
ord oder eine spektakuläre Kinderschändung – pas-
iert, bereit sind, sich minimal in kleinsten Schritten ge-
etzgeberisch zu bewegen.
Das, was Sie gemacht haben – darin sind sich alle

olizeifachleute einschließlich des BKA-Präsidenten
inig –, ist bei weitem nicht ausreichend. Ansonsten be-
chränken Sie sich darauf, die von der CDU/CSU
estellten Anträge unter irgendwelchen verfassungs-
echtlichen oder anderen Vorwänden abzulehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Kollege Montag, ich bin mit der Beantwortung

er Frage noch nicht ganz fertig. Sie von Rot-Grün müs-
en sich schon entscheiden. Ich habe die Debatte, die wir
or einem Jahr – Anfang Januar des Jahres 2004 –
eführt haben, im Protokoll nachgelesen. Darin
urden zwei Argumente gegen die Anträge der Union






(A) )



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Thomas Strobl (Heilbronn)


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vorgebracht. Die eine Argumentation entspricht dem,
was Sie ausgeführt haben, nämlich dass in den Anträgen
der Union nichts Neues enthalten sei und dass Sie die
darin angesprochenen Maßnahmen längst durchgeführt
hätten. Die andere Argumentationsschiene ist die, wel-
che der Herr, der neben Ihnen sitzt,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist denn damit gemeint?)


und seine geistigen Verbündeten verwenden, nämlich
dass alle Vorschläge der Union verfassungswidrig und
schlimm sind. – Beides kann nicht richtig sein. Deswe-
gen sollten Sie über Ihre eigene Argumentation nachden-
ken. Ansonsten wird nämlich offenkundig, dass es vor-
geschobene Argumente sind und dass Sie in der Sache
keine Gründe vorzubringen haben, warum unsere Vor-
schläge abzulehnen sind.

Unsere Vorschläge sind auch deswegen nicht abzuleh-
nen, weil sich der genetische Fingerabdruck zum Finger-
abdruck des 21. Jahrhunderts entwickeln wird. Er ist
also ein äußerst effizientes und erfolgreiches Mittel und
stellt, wie uns alle Experten aus der Praxis bestätigen, ei-
nen Quantensprung in der Kriminalistik dar.

Dieselben Experten, meine Damen und Herren von
Rot-Grün, fordern von uns als Gesetzgeber, dass eine
Ausweitung des Ermittlungsinstruments genetischer
Fingerabdruck und eine Abschaffung des Richtervor-
behaltes wichtige Schritte wären, um die Aufklärungs-
quote bei Straftaten weiter zu erhöhen. An einer Erhö-
hung dieser Aufklärungsquote sollten wir doch alle ein
vitales Interesse haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Forderung wird im Übrigen nicht nur von

Unionspolitikern und uns nahe stehenden Experten erho-
ben. Ich wundere mich, dass Bundesinnenminister
Schily an einer so wichtigen Debatte nicht teilnimmt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie wissen, dass gleichzeitig der Bundesrat tagt!)


– Vielleicht ist er aber auch durch seine ständigen sicher-
heitspolitischen Warnungen an das Auswärtige Amt in-
zwischen zu frustriert, verehrter Herr Kollege Schmidt.
Der Bundesinnenminister hat bereits im Jahr 2001 deut-
lich gesagt:

Das ist keine dogmatische Frage. Ich finde es zum
Beispiel richtig, dass die DNS-Datei auch zur Auf-
klärung von Einbruchsdiebstählen herangezogen
wird.

Das sagt der Verfassungsminister, Herr Kollege Montag,
der einst Mitglied Ihrer Partei gewesen ist.


(Jörg van Essen [FDP]: Erste Verfassungsministerin ist die Justizministerin!)


Erst vor kurzem, Anfang 2005, hat sich der Bundes-
innenminister für eine Ausweitung der DNA-Analyse
ausgesprochen:

Die DNA-Spur ist der moderne Fingerabdruck.
Deshalb sollte ihre Erhebung zum Normalfall wer-
den.

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(C (D as sagt der Verfassungsminister. Herr Kollege Montag, ie sollten sich insbesondere eines, was Herr Schily geagt hat, zu Eigen machen: Dies ist ein Thema, bei dem ie ein Stück weit Ihre Ideologie und Ihre Dogmatik zuückstellen und das zur Kenntnis nehmen sollten, was achleute der Verbrechensaufklärung und der Verfolung von Straftaten Ihnen und uns sagen. Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen, in dem s Ihnen gelungen ist, in der Öffentlichkeit durch geielte Falschinformationen ein teilweise völlig falsches ild entstehen zu lassen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


er genetische Fingerabdruck ist nichts anderes als eine
oderne Form des klassischen Fingerabdrucks. In der
NA-Analysedatei des BKA wird lediglich ein Zahlen-
ode des DNA-Profils gespeichert, mit dem keinerlei
ückschlüsse auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale
der Erbanlagen möglich sind. Das ist der Stand der
issenschaft. Nur der Kollege Montag und der Kollege
tröbele wissen es natürlich besser.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

ie Behauptung, man könne mit den Informationen des
enetischen Fingerabdrucks Rückschlüsse auf Erb-
nlagen ziehen oder sogar ein Persönlichkeitsprofil er-
tellen, ist schlicht falsch. Sie wird auch durch ständiges
iederholen nicht richtiger.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte in diesem Zusammenhang einen ausge-
iesenen Fachmann sprechen lassen, den Berliner Mole-
ularbiologen und führenden DNA-Spezialisten Profes-
or Dr. Hubert Pöche. Er leitet die Abteilung für
orensische Molekularbiologie am Institut für Rechts-
edizin der Berliner Charité. Er erklärte vor einigen
ochen auf die Frage, ob durch den genetischen Finger-
bdruck Rückschlüsse auf bestimmte Persönlichkeits-
erkmale oder Erbanlagen möglich sind:

Überhaupt nicht. Denn die Erbanlagen sind nur in
den Genen feststellbar. Gene oder die so genannten
codierenden Regionen der DNA werden aber zum
Zweck der Identitätsfeststellung nicht untersucht.
Wir untersuchen nur die „stummen Abschnitte“, die
nicht codierenden Regionen zwischen den Genen.
Und die sind nicht informativ, was zum Beispiel
Erbkrankheiten oder Erbanlagen betrifft.

unkt, Ende des Zitats.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Bitte nehmen Sie dies ein für allemal zur Kenntnis
nd verunsichern Sie nicht weiterhin die Bevölkerung,
dem Sie Falsches behaupten! Zum Beispiel Erbkrank-
eiten sind mit dem Genmaterial einer herkömmlichen
peichelprobe nach Professor Pöche nur schwer be-
timmbar, weil man dafür viel mehr Genmaterial
räuchte. Weitergehende Erkenntnisse sind also nicht
öglich. Solches Genmaterial wird im Übrigen bei jeder






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Thomas Strobl (Heilbronn)


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11.00-11.10.doc
Blutprobe gewonnen, die einem Autofahrer, der einer
Trunkenheitsfahrt verdächtig ist, abgenommen wird.
Hier habe ich allerdings von Rot-Grün noch nie gehört,
dass für jede Blutprobe, die einem Autofahrer entnom-
men werden soll, eine richterliche Anordnung erforder-
lich sein soll.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es geht nicht darum, was von Rot-Grün ständig unter-
stellt wird, nämlich dass wir eine uferlose Ausweitung
eines Ermittlungsinstrumentes wollen. Wir wollen nur,
dass dann, wenn jemand ohnehin erkennungsdienstlich
behandelt wird, zusätzlich zum herkömmlichen Finger-
abdruck und zu dem dreigeteilten Foto das DNA-Iden-
tifizierungsmuster gespeichert werden kann.

Verehrter Herr Kollege Dr. Gehb, Sie lagen leider
nicht ganz richtig – genauso wenig wie der Kollege
Stünker von der SPD-Fraktion –, als Sie behauptet ha-
ben, eine erkennungsdienstliche Behandlung erfolge in
15 Prozent der Strafverfahren. Vor wenigen Tagen hat
der nordrhein-westfälische Innenminister Behrens, der
der SPD angehört, gesagt: Jährlich werden in Nordrhein-
Westfalen nur bei rund 5 Prozent aller der Polizei be-
kannten Delikte Fingerabdrücke genommen und Fotos
von den Tätern gemacht.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ich habe das für die Gesamtschüler nur etwas aufgerundet!)


Das heißt, nur ein Bruchteil der Bevölkerung kommt mit
erkennungsdienstlichen Maßnahmen in Berührung. In-
sofern ist der Eindruck, hier sollten massenhaft DNA-
Tests vorgenommen werden, völlig falsch. Trotzdem
versuchen Sie ständig, ihn zu erwecken. Von einem in-
flationären Gebrauch kann aber keine Rede sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist zurzeit in der Politik und insbesondere in die-

sem Haus angesagt, Molière zu zitieren.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516703900

Ich glaube, es war Montesquieu.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1516704000

Ich will deswegen mit einem Zitat enden, welches in

Bezug auf Sie ganz gut passt. Molière sagte einmal:
Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir
tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.

Dieses Nichtstun, welches Sie in diesem Bereich seit ei-
nigen Jahren praktizieren, ist es, was wir Ihnen vorwer-
fen. Deswegen fordern wir Sie klar auf: Stimmen Sie un-
seren Gesetzentwürfen und unserem Antrag im Interesse
der schnellen Aufklärung von Straftaten und der Vorbeu-
gung von Verbrechen zu!


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516704100

Dann werden wir dieses Zitat bei Molière suchen oder

vielleicht doch bei Montesquieu.

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(C (D (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das spielt doch heute alles keine Rolle mehr! Analphabetentum!)


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Joachim Stünker.

(Beifall bei der SPD)



Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1516704200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Herr Kollege Gehb, ich habe
olles Verständnis dafür, dass Sie angesichts der Ereig-
isse am gestrigen Tag kräftig gefeiert haben. Aber
enn man am nächsten Morgen reden will, muss man
echtzeitig aufhören.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ich rede betrunken noch besser als Sie nüchtern, Herr Stünker, und ich habe nichts getrunken!)


Herr Kollege Gehb, nehmen Sie doch einfach einmal
ur Kenntnis, dass die Mitglieder aller Fraktionen bis auf
ie Kolleginnen und Kollegen Ihrer Fraktion der Mei-
ung sind, dass Ihre Rede heute diesem Thema nicht an-
emessen war. Es war wohl doch nicht Ihr Tag, Herr
ollege!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Das meinen Sie!)


Herr Kollege Gehb, ich möchte dazu inhaltlich noch
agen – die Ministerin hat es auch getan –: Es ist wirk-
ich nicht in Ordnung, dass Sie uns gerade in dieser Le-
islaturperiode inzidenter, also mittelbar den Vorwurf
achen, Täterschutz vor Opferschutz zu stellen, wo
ir in dieser Legislaturperiode im Interesse des Opfer-
chutzes gerade in der Strafprozessordnung und an ande-
en Stellen wirklich Erhebliches geleistet haben,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eilweise in Zusammenarbeit mit Ihrer Fraktion.

(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ja, weil Sie der Herr Kauder zum Jagen getragen hat!)

Nein, da wurde keiner zum Jagen getragen, Herr Kol-
ege Gehb. – Was Sie behaupten, ist einfach nicht in
rdnung. Unter Kollegen, die im Ausschuss regelmäßig
ut zusammenarbeiten, sollte man Derartiges hier im
lenum vor laufenden Kameras nicht von sich geben;
enn es ist aus meiner Sicht unanständig, Herr Kollege
ehb, uns das vorzuhalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Unanständig ist etwas ganz anderes!)


Frau Kollegin Merkel hat gestern Morgen in diesem
ohen Hause ein wenig philosophiert. Sie hat versucht,
en neuen gesellschaftspolitischen Ansatz der Unions-
raktionen – die „Ordnung der Freiheit“ – zu entwickeln,
m ihn der rot-grünen Regierungspolitik gegenüberzu-
tellen. Die Frage, ob ihr die Definition gelungen ist,
ill ich nicht beantworten. Heute reden wir hier über






(A) )



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Joachim Stünker

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Rechtspolitik. Ich meine, dass einer Definition von
„Ordnung der Freiheit“ ein allgemein gültiger Ansatz
zugrunde liegen muss. Was heißt Freiheit im Sinne der
Unionsparteien? Was erleben wir in der Rechtspolitik,
der Innenpolitik und der Politik der inneren Sicherheit?
Wie wird von Ihnen hier „Ordnung der Freiheit“ defi-
niert?

Zu dem, was Sie uns dazu in der Vergangenheit in im-
mer kürzeren Abständen vorgelegt haben und was Sie
uns dazu heute wieder vorlegen, kann ich nur eines sa-
gen – es knüpft an eine Presseerklärung des DAV, des
Deutschen Anwaltvereins, zu dieser Thematik in diesen
Tagen an –, meine Damen und Herren von der Union:
Besinnen Sie sich wieder darauf, dass die Menschen in
der Bundesrepublik Grundrechte als Abwehrrechte
gegen Eingriffe des Staates haben!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So schlimm ist es nun wirklich nicht!)


Genau darum geht es, wenn wir hier über die – ich be-
tone – zukünftige Ausgestaltung der DNA-Analyse zum
Zwecke einer wirksamen Bekämpfung von Straftaten
streiten. Es geht – darauf hat mein Kollege Strässer
schon in der letzten Debatte über dieses Thema hinge-
wiesen – um einen verfassungsrechtlichen Zielkon-
flikt: Natürlich haben die Menschen, hat die Gesell-
schaft einen Anspruch darauf, dass der Staat sie vor
Straftätern und Straftaten schützt und die notwendigen
Aufklärungsinstrumente schafft. Der Staat hat hier nicht
nur das Gewaltmonopol, sondern auch die Justizgewäh-
rungspflicht. Darüber sind wir uns doch alle einig.

Ich hoffe, dass wir alle uns auf der anderen Seite noch
immer darüber einig sind, dass dem die Grundrechte je-
des einzelnen Menschen in diesem Lande gegenüberste-
hen. Dazu gehört nun einmal das Recht auf informa-
tionelle Selbstbestimmung, abzuleiten aus Art. 2
Abs. 1 des Grundgesetzes. Darauf hat uns das Bundes-
verfassungsgericht in mehreren Entscheidungen hinge-
wiesen. Auch das gehört zur Ordnung der Freiheit, liebe
Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hören Sie daher auf, Freiheit immer nur ökonomisch zu
definieren! Definieren Sie Freiheit auch im Sinne von
Bürgerrechten!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb sollten wir, Herr Kollege Strobl, zu einer
Grundüberzeugung zurückkehren, die uns in den Jahren
1998/1999 in diesem Hohen Hause geeint hat, als wir
nämlich das DNA-Identitätsfeststellungsgesetz – ein
furchtbares Wort – beschlossen haben, dass nämlich die
völlige Gleichstellung der DNA-Analyse mit der Ent-
nahme eines Fingerabdrucks weder sachlich geboten
ist noch verfassungsrechtlich vertretbar erscheint.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Aber der Schily sagt das auch!)


enn der genetische Fingerabdruck geht eindeutig über
en normalen Fingerabdruck hinaus; er gibt mehr Er-
enntnismöglichkeiten als dieser. Von daher hat seine
peicherung eine andere Bedeutung.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Welche denn? Sagen Sie mal konkret, was! – Gegenruf des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Geschlecht zum Beispiel, Herr Kollege!)


Wenn Sie das wissen wollen, gebe ich Ihnen folgende
mpfehlung: Es gibt einen sehr guten Bericht der
rbeitsgruppe des Rechtsausschusses der Justizminister-
onferenz, in dem genau darauf hingewiesen wird, wel-
he Möglichkeiten es nach den gegenwärtigen wissen-
chaftlichen Erkenntnissen gibt.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Geben Sie den Bericht Herrn Schily!)


chauen Sie sich das an! Dann können wir uns, glaube
ch, auf der Basis vielleicht einigen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So genau wollte ich das eigentlich nicht wissen!)


Da dem so ist, geht es hier eigentlich nur um einen
inzigen Punkt. Wir können uns, denke ich, über alles ei-
igen, wenn es um die zukünftige Speicherung von ent-
prechenden Daten geht, die wir durch solche Untersu-
hungen gewinnen, wenn wir darüber reden, welche
chwelle die Anlasstat haben muss oder welche Pro-
nose wir im Hinblick darauf stellen müssen, dass der
etreffende Täter zukünftig wieder straffällig werden
önnte, oder wenn wir darüber reden, ob wir im Lichte
euerer wissenschaftlicher, kriminologischer Erkennt-
isse die Voraussetzungen senken könnten. Darauf hat
ie Frau Ministerin vorhin hingewiesen. Dazu werden
ir Ihnen einen Entwurf vorlegen; darüber können wir
iteinander reden.
Aber über eines sollten wir uns einig sein – ich freue
ich, Herr Kollege van Essen, dass die FDP in dieser
rage zumindest bis heute standhaft an unserer Seite
teht –:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

enn es um grundlegende Eingriffe in Grundrechte des
inzelnen geht, dürfen wir den Richtervorbehalt nicht
ufgeben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Es geht doch darum nicht! Es ist eine anonyme Spurenfindung! Da gibt es doch keine Person!)


Wenn wir zu den anonymen Spuren kommen, Herr
ollege Gehb – –


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wo ist denn da die Person?)







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– Herr Kollege Gehb, machen Sie sich doch einmal
sachkundig! Um die anonymen Spuren geht es doch gar
nicht mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das haben Sie doch gerade gesagt!)


Dass wir bei anonymen Spuren auf den Richtervorbehalt
verzichten wollen, darüber sind wir uns doch alle einig.
Darum geht es doch gar nicht.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Nichts anderes steht doch im Antrag drin, Herr Stünker!)


Sie wollen mit dem Gesetzentwurf, den Sie heute vorge-
legt haben, genau den Paradigmenwechsel vornehmen,
den Ihnen die Frau Ministerin vorhin vorgehalten hat
und der darin besteht, dass Sie in der Strafprozessord-
nung diese Methode zum originären Ermittlungsinstru-
ment der Polizei machen wollen und darüber die dritte
Gewalt, die Judikative, nicht befinden lassen wollen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Mit einem so schlichten Gemüt kann man nicht diskutieren!)


Darin besteht genau der Paradigmenwechsel in der Straf-
prozessordnung, und zwar bezieht er sich auf zukünftige
Speicherungen, Herr Kollege Gehb. Genau darum geht
es.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu sagen wir Ihnen: In dieser Frage muss es im
Grundsatz beim Richtervorbehalt bleiben. Wir können
bei Gefahr im Verzug davon eine Ausnahme machen;
wir können eine Ausnahme machen, wenn die betref-
fende Person in eine DNA-Analyse einwilligt. Das alles
können wir machen. Aber wenn Sie vom Grundsatz her
jede Kontrollmöglichkeit durch den Richter aufgeben
wollen, machen wir das nicht mit.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das wollen wir doch gar nicht! Das haben wir doch gar nicht gesagt!)


Das steht in Ihrem Antrag.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Sie haben ihn nicht gelesen!)


– Natürlich machen Sie das. Lesen Sie, was Ihnen die
Bayern aufgeschrieben haben, Herrgott noch mal.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die bayerische Staatsregierung!)


Das ist ja auch der Grund dafür, weshalb die Niedersach-
sen und die Baden-Württemberger heute im Bundesrat
nicht zustimmen werden,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Warum denn?)

weil nämlich die FDP Gott sei Dank mittlerweile begrif-
fen hat, dass hier ein Paradigmenwechsel vorgenommen
werden soll, den sie nicht mitmachen kann.

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(C (D (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Jörg van Essen [FDP]: Immer schon! Das war schon immer unsere Linie!)


Ich bin sofort fertig, Frau Präsidentin.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es gab schon seriösere Reden von Ihnen!)

Lassen Sie mich abschließend noch eines sagen. Ich

lädiere noch einmal dafür – ich habe das wiederholt ge-
an, heute Morgen offensichtlich ohne Erfolg, aber in
nbetracht des gestrigen Tages sehe ich Ihnen das
ach –: Lassen Sie uns über dieses Thema sachlich und
n Ruhe reden! Die Justizministerkonferenz hat sich be-
usst ein Ziel gesetzt: Sie wird am 6. Juni auf der
rundlage des Berichtes, den ich eben angesprochen
abe, darüber diskutieren. Lassen Sie uns das gründlich
iskutieren, denn wir berauben uns damit keinerlei Er-
ittlungsmöglichkeiten, Herr Kollege Strobl. Wir kön-
en in jedem aktuell anhängigen Strafverfahren DNA-
ntersuchungen bei den Ermittlungen anwenden. Das ist
berhaupt nicht das Thema.


(Widerspruch des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU])


Natürlich ist das so. Schütteln Sie nicht den Kopf!
der wissen Sie nicht, worüber wir reden?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Jetzt hören Sie aber einmal auf! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wenn es so wäre, bräuchten wir nicht darüber zu streiten!)


Es geht doch in unserer Auseinandersetzung nur um
ines, nämlich ob die Sammlung und Speicherung der
aten durch den Staat in Zukunft unbegrenzt zulässig
st. So etwas werden wir heute und auch in Zukunft nicht
ittragen. Da wird auch dieses Haus nicht mitmachen,
enn Sie werden drei Fraktionen gegen sich haben.
Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516704300

Danke schön. Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/4926 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Frak-

ion der CDU/CSU eingebrachten Gesetzentwurf zur
ufhebung des Richtervorbehalts für die DNA-Analyse
nonymer Spuren. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter
uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 15/5130, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,






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Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

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1.25.doc
um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung
mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und
FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU abgelehnt wor-
den. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die
weitere Beratung.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Rechtsausschusses auf Drucksache 15/5130 zu dem An-
trag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel: „Verbre-
chen wirksam bekämpfen – Genetischen Fingerabdruck
konsequent nutzen“. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung, den Antrag
auf Drucksache 15/2159 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen
die Stimmen der CDU/CSU angenommen worden.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/4695 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 18 a bis 18 c auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten

Dr. Angelica Schwall-Düren, Günter Gloser, Kurt
Bodewig, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Rainder
Steenblock, Ulrike Höfken, Marianne Tritz, wei-
terer Abgeordneter und des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN
Für eine zukunftsgerichtete Weiterführung
der Lissabon-Strategie – Neue Impulse zur
wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen
Erneuerung
– Drucksache 15/5116 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kurt-
Dieter Grill, Karl-Josef Laumann, Dagmar
Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Wachstum in Deutschland und Europa stär-
ken – Neue Strategie für Lissabon-Ziele entwi-
ckeln
– Drucksache 15/5025 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

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(C (D Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union c)

Dr. Werner Hoyer, Jürgen Türk, Dr. Claudia
Winterstein, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Zur Tagung des Europäischen Rates am
22./23. März 2005 – Stabilität und Wachstum
stärken
– Drucksache 15/5131 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

er Abgeordnete Kurt Bodewig.

Kurt Bodewig (SPD):
Rede ID: ID1516704400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ast auf den Tag genau vor fünf Jahren kamen in Lissa-
on die Staats- und Regierungschefs der EU 15 zusam-
en, um über die Zukunft Europas zu entscheiden. In
er „FAZ“ vom darauf folgenden Tag wurde über das
istorische Treffen unter dem sehr prosaischen Titel „In
issabon redet der alte Kontinent über eine schöne neue
elt“ berichtet. Das war vor Rumsfelds „altem Europa“,
ber es war zu Beginn einer atemberaubenden Entwick-
ung auf dem indischen Subkontinent und in China. Im
rtikel von Michael Stabenow hieß es damals:

Vor einem halben Jahrtausend waren von Lissabon
aus europäische Seefahrer wie Kolumbus, Vasco da
Gama und Magellan zu neuen Ufern aufgebro-
chen … Es war, obwohl damals niemand den Be-
griff kannte, das erste Zeitalter der Globalisierung.

chon damals galt:
Globalisierung ist für unsere Volkswirtschaften das,
was für die Physik die Schwerkraft ist. Man kann
nicht für oder gegen das Gesetz der Schwerkraft
sein – man muss damit leben.

o der Ökonom Alain Minc.
Die Staats- und Regierungschefs gaben damals in

issabon eine gemeinsame Antwort: Sie wollten die
U zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten
issensbasierten Wirtschaftsraum der Welt machen.
ie Lissabon-Strategie wurde in Euphorie geboren, ge-
chuldet dem damaligen Zeitgeist der New Economy
nd getragen von dem Vertrauen in eine außerordentli-
he Wachstumsdynamik, übrigens nicht unähnlich den
ohen Erwartungen der Bevölkerung in Bezug auf die
ktienmärkte.
In der Folge durchliefen beide Bereiche europaweit

ine nicht so erfreuliche ökonomische Entwicklung. Wir
üssen leider im Rahmen der Halbzeitbilanz nüchtern

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feststellen: Das strategische Ziel ist für Europa nicht er-
reicht. Gegenüber den USA und Asien hat die EU an Bo-
den verloren. Aber das heißt nicht, dass der strategische
Ansatz von Lissabon falsch wäre. Der Bericht der High
Level Group unter Leitung des früheren niederländi-
schen Regierungschefs Wim Kok bekräftigt die Ange-
messenheit der Lissabon-Ziele, sagt aber deutlich, dass
die damalige Plattform zu breit geworden ist. Ich zitiere:
„Bei der Lissabon-Strategie geht es um alles und damit
im Grunde um nichts.“

Die Kok-Gruppe empfiehlt, Wachstum und Beschäf-
tigung ins Zentrum der Strategie zu rücken, und mahnt
politische Entschlossenheit an. Dazu gehört im globalen
Kontext auch das Thema Wettbewerbsfähigkeit, die
Wettbewerbsfähigkeit Europas in der sich verändernden
Welt und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im ge-
meinsamen europäischen Markt. Wettbewerbsfähigkeit
ist keine kalte Bürde; sie ist Voraussetzung für soziale
Sicherheit und die Wirksamkeit des europäischen So-
zialmodells. Sie ist übrigens geprägt durch Innovations-
potenzial und die Qualifikation der Menschen. Die In-
vestition in Menschen ist Teil dieser Strategie; denn nur
so können diese neue Chancen für sich, aber auch für un-
ser Land ergreifen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Heimatstadt Grevenbroich liegt in einem Wis-
sensdreieck. Ein entscheidender Winkelpunkt ist hier die
RWTH Aachen, eine Universität, in der Ingenieurwis-
senschaften und Naturwissenschaften seit jeher Tradi-
tion haben. Wer die technologischen und ökologischen
Potenziale der dort forschenden und lehrenden Wissen-
schaftler kennt, weiß, dass Deutschland gut positioniert
ist – viel besser, als manche Debatten in diesem Hause
vermuten lassen. Wir wollen hier weiter investieren. Der
Bundeskanzler hat das gestern noch einmal ausdrücklich
unterstrichen. Wir glauben, dass es genau die richtige
Strategie ist, die eigenen Stärken zu vermehren. Wir tun
das und Sie sollten dabei mitwirken.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In Deutschland wird trotz der schwierigen Haushalts-
lage verstärkt in Forschung und Entwicklung inves-
tiert. Aktuell werden Bundesmittel in Höhe von
8,9 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Schwer-
punkte bilden dabei Bereiche mit besonders hohem
Innovationspotenzial wie Bio-, Nano- und I-und-K-
Technologien. Gleichzeitig hat auch die Wirtschaft mehr
Mittel für F und E mobilisiert, sodass der Anteil der ge-
samten F-und-E-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt von
2,3 Prozent im Jahr 1998 auf 2,5 Prozent im Jahr 2003
gestiegen ist. Auch das ist eine gute Zahl.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für uns gehört weiterhin dazu, das europäische Leit-
bild einer nachhaltigen Entwicklung aufrechtzuerhal-
ten und weiterzuentwickeln. Es ist sinnvoll, sich hier am
Kok-Bericht zu orientieren. Natürlich ist Umweltschutz

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(C (D in Wettbewerbsvorteil; hier hat Europa, hier hat eutschland eine Führungsrolle. Wir exportieren Umeltschutztechnologien weltweit. Daran sollten wir festalten und auch diese Anstrengung verstärken. Ökologische Innovationen, Ressourceneffizienz, ver ntwortlicher Umgang mit den Lebensgrundlagen, in all iesen Punkten unterscheiden wir uns wohltuend von em verantwortungslosen Umgang etwa auf dem nordmerikanischen Kontinent; ich denke zum Beispiel an ie gestrige Entscheidung zu den Ölvorkommen in laska. Wir gehen einen anderen und, wie ich glaube, en richtigen Weg. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir setzen auf Ressourceneffizienz wie auf Produkt-
novationen, auf neue Energien genauso wie auf die
ngfristige Energieversorgung unter Nutzung der bei
ns verfügbaren Ressourcen. Hier werden Milliarden in-
estiert. Das ist gut. Weitere Anstrengungen müssen wir
olgen lassen. Mit technologischen und ökologischen
nnovationen werden neue Beschäftigungspotenziale
eschaffen und Produktionskosten reduziert. Damit wird
uch für diesen Bereich die europäische Wettbewerbsfä-
igkeit gestärkt. Die klare Empfehlung des Kok-Berich-
s ist auch hier, Umweltschutz und Umwelttechnolo-
ien als einen Wettbewerbsvorteil zu beachten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ngesichts der internationalen wirtschaftlichen Situation
int uns auch die Auffassung, dass die Reduktion der
bhängigkeit vom Öl ein zunehmend wichtiges Ziel
t.
Auf der CeBIT wurde wieder einmal deutlich, dass
eutschland auch in der Informationstechnologie au-
erordentlich stark ist. Beim E-Commerce ist Deutsch-
nd in absoluten Zahlen Marktführer in Europa. In die-
em Bereich wurde im Jahre 2003 ein Umsatz von gut
38 Milliarden Euro erzielt. Zwei Jahre zuvor betrug der
msatz nur 20 Milliarden Euro. Er hat sich also in zwei
ahren versiebenfacht. Das zeigt unsere Stärke. Wir kön-
en und wir werden sie weiterentwickeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will aber auch Folgendes deutlich machen: Wir
rauchen ein Europa, das die Wirtschaft von ordnungs-
olitisch nicht gerechtfertigten bürokratischen Hemm-
issen befreit. Bürokratische Überregulierungen sind
achstumshemmnend. Deshalb setzen wir auf eine bes-
ere und umfassendere Gesetzesfolgenabschätzung in
er EU, die ein besonderes Augenmerk auf Beschäfti-
ung, auf soziale Auswirkungen, auf Umweltbelange so-
ie auf die industrielle Wettbewerbsfähigkeit richtet.
Ein wichtiges Ziel ist auch, die Marktabschottung zu

erhindern; denn sie ist europäisch desintegrierend.
leiche Chancen für alle – das schafft eine neue Dyna-
ik. Gleichzeitig sage ich in Richtung FDP, dass es ge-
auso wenig eine Inländerdiskriminierung geben darf.






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Kurt Bodewig

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(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In dem Antrag der FDP wird sie aber akzeptiert.
Wir sind uns alle einig, dass wir eine Dienstleis-

tungsrichtlinie brauchen, allerdings nicht in der gna-
denlosen Form der Bolkestein-Richtlinie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir setzen auf Entbürokratisierung und Entfaltung ei-
ner neuen Dynamik im Dienstleistungsbereich, aber
auch auf den Grundsatz der Harmonisierung. Ein race
to the bottom darf es nicht geben. Wir wollen kein So-
zialdumping, sondern eine europäische Harmonisierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das kostet vielleicht etwas mehr Zeit als die rigorose
Durchsetzung des alles übergreifenden Herkunftsland-
prinzips. Aber es führt zu einem gemeinsamen Europa
und nicht zur Spaltung.

Ein großer Europäer, nämlich Willy Brandt, sagte ein-
mal: Mit den Europaverhandlungen ist es wie mit dem
Liebesspiel der Elefanten. Es spielt sich auf hoher Ebene
ab, wirbelt viel Staub auf und es dauert lange, bis etwas
herauskommt.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, es gibt andere Instrumente der Harmonisie-
rung als die sektoralen Richtlinien. Wir müssen andere
Formen einer niederschwelligen Harmonisierung entwi-
ckeln. Da bietet die Diskussion um die Dienstleistungs-
richtlinie eine besondere Chance.

Wir wollen Wachstum und Beschäftigung sowie mehr
und bessere Arbeitsplätze. Innovation ist die Keimzelle
des Wachstums. Wir haben bereits wesentliche Schritte
unternommen. Die Agenda 2010 ist ein klarer Beitrag
zur Lissabon-Strategie. Dieser Schritt war notwendig; er
war nicht einfach, aber lohnend. Wir werden auf diesem
Weg weitermachen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bei all unseren Maßnahmen ist immer das Ziel, ein
größeres Beschäftigungspotenzial zu entwickeln. Wir
wollen dabei ein angemessenes soziales Sicherungsnetz
erhalten; denn wir wissen: Nur mit Wachstum und Be-
schäftigung und mit Wettbewerbsfähigkeit wird es gelin-
gen, unser europäisches Wirtschafts- und Sozialmodell
zukunftsfähig zu machen.

Ich habe eine Bitte an die Opposition. Uns Europapo-
litikern kommt zugute, dass wir öfter in anderen Ländern
mit den Menschen sprechen können. Schauen Sie sich
bitte deren Sicht auf Deutschland an. In anderen Ländern
wird Deutschland als Exportweltmeister gesehen, es
wird als attraktiver Standort, der den Wettbewerb um die
besten Köpfe aufgenommen hat, sowie als Technologie-
und Innovationsschmiede wahrgenommen. Der Bundes-
kanzler hat gestern die Hand gereicht, mitzuarbeiten,

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(C (D ass das so bleibt. Man kann diese Hand ergreifen oder an kann sich in den Schmollwinkel zurückziehen. ines muss uns klar sein: Dieses Land hat Potenziale, ie wir gemeinsam entwickeln können. Schwarzmalerei st die falsche Strategie. Wir dürfen uns nicht in den Keler reden, sondern müssen nach vorne schauen und Farbe s Bild bringen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Realitätsverlust ist das Allerschlimmste, Herr Kollege!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516704500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Hintze.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1516704600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Lieber Herr Kollege Bodewig, ich bin mir nicht
anz sicher, mit wem Sie im Ausland über die wirt-
chaftliche Situation in Deutschland sprechen. Aber
ielleicht nehmen Sie zur Kenntnis, was das Londoner
entre for Economic Reform am gestrigen Tage zum
issabon-Bericht veröffentlicht hat. Es hat festgestellt,
ass Deutschland im Rahmen des Lissabon-Prozesses
on 27 Staaten – von den 25 der EU und zwei Staaten
irekt vor der Mitgliedschaft – den 20. Platz und Frank-
eich im Vergleich dazu den vierten Platz einnimmt.


(Jörg Tauss [SPD]: Da müsst ihr euch bewegen!)


azu muss man sagen: Es ist schon beachtlich, welche
ealitätsverweigerung die Sozialdemokraten in diesem
aus angesichts der ökonomischen Lage in Deutschland
etreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir befinden uns am Ende einer bemerkenswerten
oche. Diese Woche hat schonungslos aufgedeckt, wo
ie Probleme in unserem Land liegen und wer für diese
robleme verantwortlich ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Waigel!)

er Bundespräsident hat in seiner klugen Rede die Ursa-
hen für die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland
lar analysiert und Wege zu einem stabilen Wirtschafts-
achstum und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf-
ezeigt. Von der linken Seite des Hauses wurde ihm in
inigen Zwischentönen bestritten, dass er dazu etwas sa-
en darf.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)

ch bin dem Bundespräsidenten dankbar dafür, dass er in
ieser Frage so klar und eindeutig gesprochen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war Peter Hintze Sei te 1 564 7, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 1.40.doc doch nicht eindeutig! – Weiterer Zuruf von der SPD: Einseitig!)





(A) )


(B) )


Gestern hat nun der Herr Bundeskanzler eine Regie-
rungserklärung abgegeben.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Wilhelm Schmidt [Salzgitter)

Jörg Tauss [SPD]: Das war eindeutig!)

Bemerkenswert an dieser Erklärung war, dass sie über-
haupt stattfand. Über Monate haben wir bei Rot-Grün
das krampfhafte Festhalten am Stillstand erlebt. Wo-
chenlang stand die 5-Millionen-Zahl im Raum. Alle
Menschen in Deutschland waren davon umgetrieben und
der Bundeskanzler verweigerte uns jegliche Debatte.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie als Generalsekretär des Stillstands müssen sowieso nichts erzählen!)


Dazu passt – wir haben dies in verschiedenen Aktuel-
len Stunden beklagt –: Wir mussten auch erleben, dass
der Bundeskanzler über einen Namensartikel in einer
deutschen Tageszeitung Änderungen des Stabilitäts-
paktes ankündigte, die zu einer Aushöhlung des Paktes
führen, und dass er dem Parlament, den Abgeordneten,
bis auf den heutigen Tag eine Debatte über seine Vor-
schläge verweigert hat. Das halten wir angesichts der
Lage für skandalös.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unglaublich! Da klatschen immerhin sechs Leute! Für so bedeutsam halten sie die Debatte! Sechs Leute sind hier!)


Symptomatisch für die Lähmung, in der sich Rot-
Grün befindet, ist das, was wir gestern in Kiel erlebt ha-
ben.


(Günter Gloser [SPD]: Wir reden über Lissabon! – Weiterer Zuruf von der SPD: Thema verfehlt!)


Was soll die deutsche Bevölkerung denken, wenn ange-
sichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, ange-
sichts der großen Probleme und angesichts eines drohen-
den Konjunktureinbruchs ein Wahlgang nach dem
anderen durchgeführt wird,


(Zurufe von der CDU/CSU: Peinlich!)

Frau Simonis viermal durchfällt und das Elend kein
Ende hat! Ich sage dazu: Sie fügen Schleswig-Holstein
einen schweren Schaden zu, wenn Sie die Dinge sich
weiter so hinschleppen lassen. Wir müssen in diesem
Lande handeln und die richtigen Maßnahmen ergreifen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Altmaier [CDU/CSU]: Schleswig-Holstein braucht einen Stabilitätspakt!)


Was die wirtschaftliche Strategie von Lissabon und
die Debatte gestern angeht: Ohne unsere Initiative, ohne
die Initiative der Union


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: Ihr seid wunderbar!)


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(C (D nd auch – ich will das gerne hinzufügen – ohne die häuigen Aufforderungen unserer Kollegen von der FDP ätte der Bundeskanzler weiter geschwiegen, wenn er as Parlament zwischen Abu Dhabi und Dubai überaupt besucht hätte. Hätten wir den Kanzler nicht zu dieer Regierungserklärung getrieben, (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Quatsch!)


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein Traum!)


ann hätte die Regierung weiterhin die Hände in den
choß gelegt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine glatte Selbstüberschätzung von Ihnen ist das!)


Die Zurufe des Kollegen Schmidt lohnen selten aufge-
riffen zu werden. Ich will mir heute eine Ausnahme er-
auben.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Schon wieder arrogant!)


ieber Herr Schmidt, Sie können als Parlamentarischer
eschäftsführer nicht alles überblicken. Sie haben viel
u tun: Wahl des Wehrbeauftragten, die Entscheidung in
chleswig-Holstein usw.; ich nehme Ihnen das nicht
bel. Aber in den Fachausschüssen hat uns die Bundes-
egierung zur Lissabon-Strategie mitgeteilt, die Erarbei-
ung eines nationalen Aktionsplans, die Erarbeitung
essen also, was die einzelnen Mitgliedstaaten unterneh-
en, sehe man in Deutschland für die Zeit nach der Bun-
estagswahl 2006 vor. Vorher gebe es keinen. Wir muss-
en die Regierung dahin tragen, dass etwas angesichts
er dramatischen Arbeitslosenzahlen in Deutschland ge-
chieht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wir danken euch!)


Nun ist einiges aufgegriffen worden. Das ist auch gut.
ber vieles ist leider verweigert worden. Ich fürchte,
ass wir bis zum Jahre 2006 wertvolle Zeit verlieren
erden, und das in einer hochkritischen Situation: Sämt-
iche Annahmen der Bundesregierung für den Bundes-
aushalt 2005 und für die Sozialversicherungssysteme
ind bereits heute Makulatur. Ich verweise dazu auf zwei
aktoren. Von Februar 2004 bis Februar 2005 hatten wir
ei den sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-
ungsverhältnissen den höchsten Einbruch in einem
wölfmonatszeitraum in der deutschen Wirtschaftsge-
chichte. Das heißt, die Einnahmen, mit denen wir für
nsere Sozialversicherungssysteme rechnen, werden
rastisch unterschritten. Das hat Rückwirkungen, die die
undesregierung jetzt noch leugnet und ignoriert, die sie
ber einholen werden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das haben Sie letztes Jahr auch behauptet, und das war auch falsch!)


iese negative Tendenz droht sich fortzusetzen. Das hat
ravierende Auswirkungen auf die öffentlichen Kassen.
azu kommen rasch steigende Rohstoffpreise auf breiter

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Front, die die wirtschaftliche Entwicklung zu lähmen
drohen. Die größte Volkswirtschaft in Europa, nämlich
unsere in Deutschland, steht vor einem gefährlichen
Konjunktureinbruch. Deswegen können wir uns weiteres
Zuwarten schlicht und ergreifend nicht erlauben. Wir
müssen handeln, und zwar in einem Gesamtkonzept.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Bildung und Wissenschaft blockieren, das ist das Einzige, was ihr könnt! – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Wenn das Maul größer ist als das Hirn, dann ist es das Tauss-Syndrom!)


– Der Kollege Tauss ist ja auch der berüchtigste Zwi-
schenrufer des Deutschen Bundestages.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und der intelligenteste!)


Sie sollten aufhören, Forschung und Entwicklung in
Deutschland zu blockieren,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Schwätzer!)


wie Sie es bei der Grünen Gentechnik zulasten unseres
Wirtschaftsstandorts gemacht haben. Ich vertrete hier im
Deutschen Bundestag den Wahlkreis Wuppertal. Dort
gibt es mit dem Unternehmen Bayer eines der in diesem
Bereich führenden Unternehmen der Welt. Mit Ihrer Po-
litik sorgen Sie dafür, dass diesen Unternehmen immer
mehr der Boden entzogen wird. Ich hoffe, dass es bei Ih-
nen zu einer Umkehr kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Vor fast genau fünf Jahren, am 23. und 24. März 2000,
hat der Europäische Rat in Lissabon nicht zuletzt auf
Initiative dieser Bundesregierung das Ziel formuliert, die
Europäische Union bis zum Jahr 2010 zum „wettbe-
werbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der
Welt“ zu machen.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen wir zum Thema!)


Das Ziel war gut, das Ziel war richtig, aber die Bilanz
zur Halbzeit ist ernüchternd und bedrückend. Herr Kol-
lege Bodewig hat eben schon einmal ganz zaghaft auf
den Bericht des früheren niederländischen Ministerpräsi-
denten Kok verwiesen. Wenn man sich diesen Bericht
einmal vor Augen führt, kann man nur feststellen: Die
Zwischenbilanz des Lissabon-Prozesses, die diese Bun-
desregierung wesentlich mitzuverantworten hat, ist ab-
solut vernichtend. Vor allem die Feststellung des Kok-
Berichtes, es mangele am politischen Willen in den Mit-
gliedstaaten, zeigt uns: Ankündigungen und schöne
Worte reichen nicht aus, nur Taten zählen. Hier steht
Deutschland leider sehr schlecht da. Wir sind Schluss-
licht beim Wachstum in Europa. Die Arbeitslosenzahlen
erreichen immer neue Höchststände, und das alles bei
immer neuen und höheren Schulden.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Da habt ihr die Rekorde gelegt, mein Lieber! – Gegenruf von der CDU/ CSU: Menschenskind, Tauss!)


Im Jahr 2000 erklärte Bundeskanzler Schröder in Lis-
abon nach dem damaligen Europäischen Rat, er habe
ein Problem, ein jährliches Wirtschaftswachstum von
Prozent anzupeilen. Angepeilt hat er es kräftig, aber
eim Anpeilen hat es die Regierung belassen. Leider
ibt es einen weiten Abstand zum Ziel. Das ist die Bi-
anz dieses Prozesses der letzten fünf Jahre.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich empfinde es als erfreulich, dass der neue Kom-
issionspräsident Barroso klare Worte gefunden und
uch das Eingeständnis formuliert hat, dass es so wie in
en letzten fünf Jahren in Europa nicht weitergehen
ann. Wir sind die größte Volkswirtschaft innerhalb Eu-
opas. An uns hängt es ganz entscheidend, ob es weiter
o elend bleibt oder ob wir aus dem Elend herauskom-
en.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was für ein Maßstab, „Elend“!)


arroso hat konkrete Vorschläge für einen Neustart vor-
elegt. Wachstum und Beschäftigung sollen im Zentrum
tehen. Dies ist richtig und entspricht genau dem, was
ir auch in Deutschland brauchen.
Der Herr Schmidt hat gerade dazwischengerufen:
as ist Elend?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was das für ein Elend ist! Sie verlieren jeden Maßstab! Das war mein Zwischenruf!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Zahl der sozial-
ersicherungspflichtigen Arbeitsplätze schrumpft in ei-
em erschreckenden Maß. Bereits heute, da wir darüber
eden, gibt es mehr Menschen, die ihren Lebensunterhalt
us sozialen Kassen bestreiten müssen, als Menschen,
ie über unser Sozialsystem in diese sozialen Kassen
inzahlen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist Quatsch! Woher haben Sie denn das?)


as hat massive Rückwirkungen auf die politische
andlungsfähigkeit der Bundesregierung und des Bun-
estages.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lug und Trug! – Zuruf des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir machen das einmal. Es sind 26 Millionen sozial-
ersicherungspflichtig Beschäftigte, 20 Millionen in
ente, 5,2 Millionen Arbeitslose, 2,7 Millionen ohne
ozialversicherung.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was hat das mit 20 Millionen Rentnern zu tun?)


Auch das will ich Ihnen erklären, Herr Schmidt. Sie
ewerben sich möglicherweise auch einmal für andere
mter. Für diesen Fall ist es nicht schlecht, wenn Sie das
issen.






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(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Haha!)

Rentner sind Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet
und einen moralischen und rechtlichen Anspruch darauf
haben, aus der Rentenversicherung nun ihre Rente zu be-
kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist etwas ganz anderes als das, was Sie gerade unterstellt haben! Sie sind ein Verunglimpfer und Verleumder!)


– Lieber Herr Schmidt, dieser kleine Zwischenruf fällt
mit Macht auf Sie zurück und bleibt an Ihnen kleben.


(Beifall des Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU])

Das Solidarsystem unserer Sozialversicherung funk-

tioniert aber nur, wenn wir unsere wirtschaftlichen
Kräfte so aktivieren,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da brauchen wir Ihre Belehrung schon gar nicht!)


dass in die Systeme eingezahlt wird, sodass wir aus ih-
nen auch auszahlen können. Diese Regierung riskiert se-
henden Auges die Fahrt in Richtung Abgrund und ruft
noch, es gebe kein Problem. Das ist das Problem, das wir
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben eben von „Elend“ gesprochen! Wir haben uns darüber unterhalten, ob Sie Elend meinen oder nicht! Was hat das mit Elend zu tun?)


– Das Elend droht, wenn dieser Prozess so weitergeht.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben gesagt, wir sind im Elend, nicht, es droht!)

– Dann will ich auf diesen Zwischenruf hin, um eine in-
tellektuelle Übereinstimmung herzustellen, sagen: Es
droht Elend, wenn es so weitergeht, wenn Sie sich diesen
Fakten und den notwendigen Konsequenzen weiterhin
verweigern.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Gut, dass Sie nicht mehr in der Kirche sind!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch für die
europäische Ebene gilt: Ehrgeizige Ziele und auf Effi-
zienz gerichtete europäische Abstimmungsprozesse sind
richtig und wichtig. Aber die Wirtschafts- und
Beschäftigungspolitik ist in allererster Linie eine natio-
nale Aufgabe. Wir müssen hier die Arbeit erledigen. Wir
müssen uns über die Realität und darüber verständigen,
wie wir die wirtschaftliche Lage in Deutschland verbes-
sern, einen massiven konjunkturellen Einbruch abwen-
den und massive strukturelle Probleme überwinden kön-
nen. Das ist auch die europapolitische Pflicht, die
Deutschland im Rahmen des Lissabon-Prozesses hat. Es
geht natürlich um uns, um unser Land, um unsere Men-
schen; es geht aber auch um unsere Verantwortung für
das Ganze, für Europa, für die Europäische Union. Wenn
wir in Deutschland weiterhin falsche Politik machen, be-

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(C (D chädigen wir damit auch die Europäische Union und die emeinsamen Bemühungen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ulrich Heinrich [FDP])


Ein weiterer wichtiger Punkt steht am Sonntag an. Es
eht um die Zukunft des Stabiltiätspakts.


(Kurt Bodewig [SPD]: Wachstum und Stabilität!)


ch bin der festen Überzeugung, dass sich die linke Seite
ieses Hauses die Ohren verstopft, wenn es um dieses
hema geht. Vielleicht sind Ihre Augen noch offen. Ich
mpfehle Ihnen den Beitrag des Präsidenten der Deut-
chen Bundesbank, Professor Weber, in der „Süddeut-
chen Zeitung“ von heute. Er schreibt geradezu be-
chwörend, dass die Philosophie von SPD und Grünen,
ass man mit höherer Verschuldung etwas Positives für
ie Wirtschaft tun könnte, absolut falsch ist. Höhere Ver-
chuldung legt im Gegenteil die Axt an die wirtschaftli-
he Entwicklung in Deutschland. Deswegen ist die Auf-
eichung des Stabilitätspaktes ein schwerer Fehler.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gesunde Staatsfinanzen und wirtschaftliches Wachs-

um

(Jörg Tauss [SPD]: Wie bei Waigel!)


ind die zwei Seiten einer Medaille. Deshalb sind alle
emühungen um Wachstum und Beschäftigung im Lis-
abon-Prozess zum Scheitern verurteilt, wenn wir uns
in kurzfristiges konjunkturelles Aufflackern mit einer
angfristigen Verschuldung erkaufen wollen.
An diesem Wochenende haben die Finanzminister der

uropäischen Union die letzte Möglichkeit, sich noch
or dem Europäischen Rat über eine Rettung des euro-
äischen Stabilitätspakts zu einigen. Sollte dies nicht ge-
ingen, wird, so fürchte ich, auf dem Europäischen Rat in
er kommenden Woche unter dem Verhandlungsdruck
ie Vernunft vollends auf der Strecke bleiben. Das wäre
in Problem für Europa, für den Euro und für die Ver-
ässlichkeit der Politik. Die Menschen müssen sich da-
auf verlassen können, dass wir hier in diesem Hause,
ass aber natürlich auch die Staats- und Regierungschefs
n Brüssel das Wohl dieser und zukünftiger Generatio-
en im Blick halten und nicht heute das verfeuern, was
ir morgen brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bundesregierung betreibt im Moment eine Politik
egen den Pakt.


(Kurt Bodewig [SPD]: Das ist doch Unsinn! – Jörg Tauss [SPD]: Sie machen eine Politik gegen die Konjunktur!)


ie war noch nicht einmal bereit, die ihnen schon weit
ntgegenkommenden Vorschläge von Ratspräsident
uncker aufzunehmen, der auch verbindliche Regeln für
en Fall vorgeschlagen hat, dass wir aus der wirtschaftli-
hen und finanziellen Misere wieder herauskommen, da-
it in guten Zeiten nicht ignoriert wird, was uns in






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schweren Zeiten sehr zu schaffen macht. Es ist schon
sehr kritisch, dass die Bundesregierung nicht einmal die-
sen Gedanken aufgreift. 5,2 Millionen Arbeitslose und
eine Rekordverschuldung


(Jörg Tauss [SPD]: Welche Rekordverschuldung? Waigel?)


sind der klare Beweis dafür, dass der Bundeskanzler und
sein Finanzminister mit ihrem wirtschafts- und finanz-
politischen Latein am Ende sind.

Die Lissabon-Strategie bedeutet für Deutschland, sich
von Fesseln zu befreien. Es ist von vielen kritisch be-
trachtet worden, dass die Vorsitzende der CDU/CSU-
Fraktion hier über das Thema Freiheit gesprochen hat.
Das kann nur kritisch betrachten, wer die soziale Markt-
wirtschaft und ihre Ideen noch nie verstanden hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Günter Gloser [SPD]: Hayek oder Erhard, das ist die Frage!)


Freiheit ist das entscheidende Element, um wirtschaftli-
che Kräfte freizusetzen, um die Fähigkeiten der Men-
schen freizusetzen. Wir müssen unserem Land wieder
die Freiheit zurückgeben, die auch seine Kräfte entfes-
selt, die das Steuerdickicht lichtet, den Marsch in den
Schuldenstaat stoppt und die Knebelungsregulierung
aufbricht.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516704700

Herr Abgeordneter, Sie müssen zum Ende Ihrer Rede

kommen.

(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Sie hatten recht viel Zeit und haben auch schon eine Mi-
nute überzogen.


(Zurufe von der SPD: Oh!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1516704800

Ich komme zum Schluss.
In diesem Sinne sollte uns der Lissabon-Prozess auf-

rütteln, das zu tun, was in unserem Lande notwendig ist,
damit Wachstum und Beschäftigung wieder einkehren
und wir von dem unseligen Kurs der rot-grünen Regie-
rung abkehren.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Günter Gloser [SPD]: Und wieder bleibt die Frage offen: Hayek oder Erhard?)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516704900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rainder

Steenblock.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Lieber Kollege Hintze, was war das für eine Rede?

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(C (D (Beifall bei der SPD – Peter Hintze [CDU/ CSU]: Eine gute!)


eine Güte! Und das bei dem Thema, das wir hier heute
u behandeln haben.
Sie haben eine wirklich schlechte Replik auf gestern

u zelebrieren versucht nach dem Motto „Was ich der
egierung immer schon einmal sagen wollte“. Sie haben
ersatzstücke aus vielen Reden noch einmal zusammen-
estückelt und das dann hier zum Vortrag gebracht. In
iner Situation, in der wir als Regierung – Sie anschei-
end nicht – darum ringen, wie wir dieses Europa an den
issabon-Zielen ausrichten können,


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Davon ist bei Ihnen nicht viel zu merken!)


alten Sie diese Rede, lieber Kollege Hintze. Diese
ede, lieber Kollege Hintze – so sehr ich Sie im Europa-
usschuss schätze –, war wirklich daneben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will nur zu drei Punkten kurz etwas sagen.
Der erste: Die Menschen in diesem Land erwarten

on uns, wenn wir uns um diese großen Fragen streiten
was richtig ist –, unterschiedliche Konzepte, aber sie
rwarten von uns auch Glaubwürdigkeit und dass wir
hrlich zu dem stehen, was wir sagen. Sie sprechen über
eformen in diesem Land. Sie wissen genau, dass diese
undesregierung in den letzten Jahren ein Reformpaket
eschnürt hat – Sie können mit dem Inhalt übereinstim-
en oder nicht –, das an die Grenzen der Belastbarkeit
ieler Leute in diesem Land gegangen ist. Aber wir ha-
en uns dieser Aufgabe gestellt, wir haben diese Refor-
en in Deutschland realisiert und umgesetzt. Wir sind
uf diesem Weg mit der Geschwindigkeit, die möglich
st, nach vorne gegangen. Auf diesem Weg müssen wir
eitergehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie haben in dieser Debatte nicht nur eine miese Opposi-
ion gemacht, sondern Sie haben im Bundesrat auch an
llen möglichen Stellen im Bremserhäuschen gesessen,
enn es darum ging, Reformen konsequent umzusetzen.
ch erwarte von Ihnen, dass Sie wenigstens zu Ihrer
olle im Bundesrat als Verhinderer von Reformen ste-
en und dass Sie sich aus dieser Debatte nicht heraus-
tehlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Zweite: Was mich wirklich erschreckt hat, ist die
eziehung, die Sie zwischen Transfereinkommen-
eziehern, Beschäftigten und dem Elend hergestellt ha-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Und den Versicherten!)

ieber Kollege Hintze, der Zusammenhang, den Sie dort
erzustellen versucht haben, grenzt an Demagogie.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


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Sie haben die Rentner in den Topf „ohne Beschäftigung“
geworfen; das haben Sie auch noch einmal ausgeführt.
Was ist das für eine Diskriminierung von Leuten? Was
haben Sie damit angedacht oder zumindest zu denken
nahe gelegt?


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Sie können das Bild, dass Sie zu zeichnen versucht ha-
ben, doch nicht ernst meinen: hier die ganzen Transfer-
einkommenbezieher, die vom Staat alimentiert werden
müssen, da die paar Beschäftigten; schon gar nicht, wie
Sie diese Gruppen eingeteilt haben. Lieber Kollege
Hintze, so geht das nicht! Mit solchen demagogischen
Äußerungen können wir die Debatte nicht bestehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb appelliere ich an Sie, Ihre Äußerungen zurück-
zunehmen.

Das Dritte, die Sache mit der Verschuldung; das ist
eine beliebte Argumentation. Wir führen diese Stabili-
tätsdebatte mit großer Ernsthaftigkeit. Man kann darüber
streiten, ob Verschuldung notwendig ist, um bestimmte
wirtschaftliche Prozesse wieder anzustoßen. Bei den
Vorschlägen, die gestern gemacht worden sind, stehen
Sie bei der Gegenfinanzierung, auch im Unternehmen-
steuerbereich, wieder auf der Bremse. Sie sagen: „Gut,
Steuererleichterung für die Unternehmen, Steuererleich-
terungen hier und dort“, aber wenn es um die Gegen-
finanzierung geht, wenn es darum geht, die Verschul-
dung tatsächlich unter die Maastricht-Grenze zu senken,
wenn wir dafür Maßnahmen ergreifen müssen, die ande-
ren wehtun – vielleicht auch Ihrer Klientel –, dann steh-
len Sie sich sofort aus der Verantwortung, kloppen hier
aber große Sprüche. So geht das nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Kollege Bodewig hat die Lissabon-Strategie
schon sehr umfassend beschrieben und den Rahmen sehr
deutlich gemacht. Deshalb möchte ich mich im Wesent-
lichen auf zwei Aspekte beschränken, die mir in dieser
Diskussion wichtig sind: Die Erhöhung von Wachstum
und Beschäftigung und die Verwirklichung der
Wissensgesellschaft sind nur mit einer konsequenten
Förderung von Forschung und Entwicklung zu erreichen
und mit einer deutlichen Verbesserung unserer – die will
ich einmal so bezeichnen – Bildungsarbeit. Unser Bil-
dungssystem muss zukunftsfest gemacht werden. Diese
beiden Bereiche – Forschung und Entwicklung sowie
Bildung – sind die Kernbereiche, um die es geht, wenn
wir in Europa die Ziele von Lissabon erreichen wollen.

Wir müssen dabei eins sehr deutlich sagen: Auf dem
Weg in diese Wissensgesellschaft müssen die sozialen
Gegensätze und die Behinderungen beim Zugang zu Bil-
dung, die ganz besonders in Deutschland noch vorhan-
den sind, reduziert werden. Sonst werden wir in
Deutschland dieses Ziel nicht erreichen.

Die Staats- und Regierungschefs haben in Lissabon
den Weg dorthin klar beschrieben: Sie haben sich darauf
geeinigt, die Ausgaben für Forschung und Entwick-

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(C (D ung auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöen. Das ist die Richtgröße, die wir unterstützen. Wir ollen auf diesem Wege alle Anstrengungen unternehen, um dieses Ziel zu erreichen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Die da drüben können noch nicht einmal die Eigenheimzulage abschaffen!)


Ja, das kommt gleich.
Man muss ehrlicherweise feststellen – so viel zur
laubwürdigkeit –, dass wir dieses Ziel im Jahre 2002
icht erreicht haben. Wir liegen bei 1,93 Prozent. Wenn
ir das Tempo der letzten vier Jahre – eine durchschnitt-
iche Steigerung um jeweils 0,11 Prozent – beibehalten,
ann werden wir dieses Ziel nicht erreichen. Wir müssen
chneller werden, sonst sind wir erst 2040 oder 2050 bei
iesen 3 Prozent. Das können wir nicht wollen und das
önnen wir uns auch gar nicht leisten. Deshalb müssen
ir, die wir für die Politik verantwortlich sind, zusätzli-
he Anstrengungen unternehmen.
Ich sage aber auch sehr deutlich: Auch die Unterneh-
en müssen ihren Teil dazu beitragen, dieses Ziel zu er-
eichen. Führen Sie sich einmal vor Augen, dass die
00 größten europäischen Unternehmen ihre Ausgaben
ür Forschung und Entwicklung im Jahre 2003 um
Prozent reduziert haben, während die 500 größten
merikanischen Unternehmen ihre Ausgaben für For-
chung und Entwicklung im gleichen Zeitraum um
,9 Prozent erhöht haben! Daran erkennen Sie, was hier
n Europa zurzeit falsch läuft. Das hat auch etwas mit
en hier wirtschaftlich verantwortlich tätigen Unterneh-
en zu tun. Wir müssen zu einer Veränderung der Ein-
tellung im Bereich der wirtschaftsnahen Forschung
ommen. Die Politik muss hier eine Hilfestellung geben.
ch glaube aber, dass auch die Unternehmen hier in der
erantwortung sind, aus der wir sie nicht entlassen kön-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Europäische Union hat vorgeschlagen, die Mittel
ür das 7. Forschungsrahmenprogramm von 20 Milliar-
en Euro auf 40 Milliarden Euro zu erhöhen. Das ist ein
utiger und, wie ich glaube, richtiger Schritt, um den
ir nicht herumkommen. Hier müssen wir den Schwer-
unkt im EU-Haushalt setzen. Wir müssen Gelder aus
nderen Bereichen umschichten, um diesen Schwer-
unkt im Forschungs- und Entwicklungshaushalt zu set-
en. Wir müssen aber auch die nationalen Aufgaben rea-
isieren.
Lieber Kollege Hintze, Sie fordern hier die Verant-
ortung der Regierung für die nationalen Anstren-
ungen bezüglich der Lissabon-Ziele ein. Dieser Ver-
ntwortung kann man sich nicht in der Art und Weise
ntziehen, wie Sie das tun. Die Bundesregierung und die
ie tragenden Fraktionen haben Ihnen mehrmals angebo-
en, ein großes Milliardenprogramm für Investitionen im
ildungsbereich dadurch zu finanzieren, dass die Eigen-
eimzulage gestrichen wird. Dies scheitert regelmäßig
n der Opposition.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







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Sie nehmen eine Schuld auf sich, die historische Dimen-
sionen hat, weil Sie unser Bildungssystem und unsere
Forschungseinrichtungen durch die Art und Weise, wie
Sie hier Verhinderungspolitik betreiben, systematisch
schwächen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter Hintze [CDU/CSU]: Das ist unter Ihrem Niveau, Herr Kollege!)


– Das ist unter Ihrem Niveau. Das finde ich auch. – Per-
sönlich haben wir ja ein gutes Verhältnis, aber das, was
Sie dort politisch zu verantworten haben, geht nicht. Das
lassen wir Ihnen nicht durchgehen und wir werden an je-
der Stelle sagen, dass Sie die Verantwortung dafür tra-
gen, dass wir die 6 Milliarden Euro nicht im Bildungsbe-
reich investieren können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, innerhalb der Lissa-
bon-Strategie haben wir eine Reihe von Aufgaben zu-
sätzlich zu erledigen. Wir sind uns in dieser Regierung
einig, dass wir das ernst nehmen und dass wir unsere
Verantwortung, die wir im Bereich der nationalen Ak-
tionspläne haben und auch weiterhin haben werden,
übernehmen. Mit einer Verweigerungshaltung und groß
tönenden Reden, die keine inhaltliche Substanz haben
und in denen keine konkreten Vorschläge gemacht wer-
den, wie es weitergehen soll, werden wir das nicht errei-
chen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516705000

Herr Kollege, bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb werden wir unsere Verantwortung wahrneh-
men und diesen Weg konsequent weitergehen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516705100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jürgen Türk.


Jürgen Türk (FDP):
Rede ID: ID1516705200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Kollege Steenblock, ich werde mich nicht an
diesem Schwarzer-Peter-Spiel beteiligen. Es bringt uns
nicht weiter.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist der schwarze Peter!)


Sie sind in der Verantwortung; denn Sie stellen die Bun-
desregierung. Es läuft nicht. Schauen Sie auf die
5,2 Millionen Arbeitslosen! Dafür müssen Sie die Ver-
antwortung übernehmen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Hintze ist der schwarze Peter!)


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(C (D Die europäischen Regierungschefs werden sich in rüssel vor allen Dingen mit dem Stabilitätspakt und mit er Neuausrichtung der so genannten Lissabon-Strategie eschäftigen. Nach der Lissabon-Strategie der EU – sie st in Lissabon beschlossen, deswegen heißt sie so – ollte die EU von 2000 bis 2010 zur dynamischsten irtschaftsregion der Welt werden. Man muss schon etzt, zur Halbzeit, feststellen: Diese Strategie ist granios gescheitert; das hat der von Wim Kok vorgelegte albzeitbericht unmissverständlich klar gemacht. Der bstand – um das einmal zu verdeutlichen – zur führenen Industrienation USA hat sich weiter vergrößert statt erkleinert. Die EU hinkt derzeit den USA bei der Areitsproduktivität pro Beschäftigtem um 44 Prozent, bei er Beschäftigungsquote um 11 Prozent und beim Brutoinlandsprodukt pro Kopf um 60 Prozent hinterher. Wenn die EU im weltweiten Wettbewerb um Arbeits lätze – darum geht es hier – nicht weiter ins Hintertrefen geraten will, muss sie umsteuern. Setzen Sie diesen rozess – das sage ich zum nicht anwesenden Bundesanzler – auf dem bevorstehenden Europäischen Rat in ang! Notwendig ist vor allem eine Umschichtung des U-Haushaltes zugunsten der Mittel, die in Bildung, issenschaft und Forschung fließen, wie wir das in unerem Antrag gefordert haben. 3 Prozent sind eindeutig u wenig, um diesen Abstand wenigstens etwas zu veringern. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die wissenschaftlich-technische Entwicklung ent-
cheidet darüber, wer im wirtschaftlichen Wettbewerb
ie Nase vorne hat. Die Forschung von heute sichert Ar-
eitsplätze von morgen. Wir sind davon überzeugt, dass
ie große technologische Lücke, die sich zwischen
uropa und den USA aufgetan hat, vor allem dadurch
erursacht worden ist, dass die USA seit Jahren deutlich
ehr Geld für die Forschung eingesetzt haben. Damit
uropa seinen technologischen Rückstand aufholen
ann, muss es mehr Mittel für angewandte Forschung
ufwenden und effizienter und zielgenauer einsetzen. Es
st eine Chance für Europa, das so zu machen und besser
usammenzuarbeiten.
Die Schuld für die insgesamt negative Entwicklung

iegt nicht in erster Linie in Brüssel. Die EU kann nun
inmal nicht besser sein als die Summe ihrer Mitglied-
taaten. Da liegt manches im Argen, insbesondere in
eutschland. Das ist kein Schlechtreden, sondern das
uss man einmal deutlich sagen. Ansonsten kann man
ichts verändern. Deutschland leidet seit Jahren an nicht
der zu zaghaft in Angriff genommenen Reformen und
ällt deshalb bei fast allen wirtschaftlichen Kennzahlen
m europäischen Vergleich zurück. Wenn aber die bedeu-
endste Volkswirtschaft der Europäischen Union krankt,
ann Europa nicht so vorankommen, wie das nötig und
ünschenswert ist.


(Beifall bei der FDP)

Nun ein Wort zur umstrittenen Dienstleistungsricht-

inie. Herr Bodewig, das Ziel dieser Richtlinie ist es, die
ettbewerbsfähigkeit Europas durch den Abbau unnöti-






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ger Bürokratie und die Vereinfachung der Verfahren in
den Mitgliedstaaten zu erhöhen; darin stimmen wir
wahrscheinlich noch überein. Der Kern des Richtli-
nienentwurfs, das Herkunftslandprinzip, muss natürlich
noch genauer definiert werden. Vielleicht können wir
das auch zusammen machen. Wir verstehen darunter,
dass man die Bürokratie für den freien Wettbewerb
schon im Herkunftsland erledigt und dann die Regeln
des Gastlandes erfüllt. So sehen wir das Prinzip.

Natürlich bedarf die Richtlinie noch einiger Klarstel-
lungen. So ist es notwendig, die Voraussetzungen für
eine enge grenzüberschreitende Kooperation von Behör-
den zu schaffen. In sensiblen Bereichen müssen groß-
zügige Übergangsregelungen gelten, und zwar in Stufen.
Natürlich sind wir nicht daran interessiert, dass Verwer-
fungen entstehen. Daher muss man die Regelungen ent-
sprechend anpassen. Aber das Ziel muss in Sicht blei-
ben.


(Beifall bei der FDP)

Zudem muss eine Rechtsaufsicht durch das Inland
gewährleistet werden, damit es zu keiner Inländer-
diskriminierung kommt.

Wir bekennen uns zur Liberalisierung des Binnen-
marktes. Dazu zählt auch und gerade die Liberalisierung
des besonders wachstumsträchtigen Dienstleistungs-
sektors. Wir fordern dazu auf, mit Augenmaß an der Er-
arbeitung der Richtlinie mitzuwirken und sie nicht zu be-
hindern oder gar zu bremsen.

Wir fordern auch, nicht länger die Axt an das Ver-
tragswerk zu legen, das Europas Wachstum sichern soll:
den Stabilitätspakt. Die Bundesregierung hat eine un-
rühmliche Vorreiterrolle dabei gespielt, den Stabilitäts-
pakt bereits ein Jahr nach Lissabon zu beerdigen, indem
sie dreimal hintereinander – Sie wissen das –, nämlich
2002, 2003 und 2004, die Höchstgrenze für die jährliche
Neuverschuldung und für die Gesamtverschuldung über-
schritten hat. Das wird sie wahrscheinlich auch 2005 tun.

Jetzt versucht sie, den Stabilitätspakt aufzuweichen.
Ich kann das nicht verstehen. Wenn Sie versuchen, aus
5 Prozent 3 Prozent zu machen, dann verstoßen Sie ge-
gen alle Grundrechenarten. Das diszipliniert auch nicht.
Sie stellen damit nicht nur die luxemburgische Präsi-
dentschaft infrage, sondern Sie gefährden den ganzen
Terminplan für die finanzielle Vorausschau ab 2007.


(Kurt Bodewig [SPD]: Wenn Luxemburg zum Ergebnis kommt, ist der Terminplan gewahrt!)


Sie wissen, dass das insgesamt nicht mehr aufgehen
wird, wenn Luxemburg scheitert. Das nehmen Sie in
Kauf.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516705300

Herr Kollege, denken auch Sie bitte an die Zeit. Es ist

eine Debatte, in der alle ein bisschen Mühe haben, die
Zeit einzuhalten.


Jürgen Türk (FDP):
Rede ID: ID1516705400

Das ist nicht in Ordnung. Wir wollten klar und deut-

lich sagen, dass man das nicht machen kann.

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(C (D (Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Aber Steuern können wir senken!)


ir appellieren an Sie, beim Rat nicht alles aufs Spiel zu
etzen und zu verhindern, dass Deutschland am Ende
och mehr zahlen muss, als es jetzt schon zahlt.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516705500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans-Werner
ertl.


Hans-Werner Bertl (SPD):
Rede ID: ID1516705600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir wollen ein Europa, das für seine Bürgerinnen und
ürger ein Raum der Freiheit, der sozialen Sicherheit,
es Wachstums und der Beschäftigung ist. Ich glaube, es
st unsere Aufgabe, den weiteren Ablauf und die Kon-
entration der Lissabon-Strategie so in Europa zu gestal-
en, dass die Vollendung des Binnenmarktes unter dieser
ielsetzung erfolgt. Wir müssen begreifen, dass das nur
ann von den Menschen in 25 Staaten akzeptiert und
itgetragen wird, wenn dieser Weg nicht von Ängsten
m Arbeitsplätze, um soziale Standards und um soziale
icherungssysteme begleitet wird, die manchmal durch
ichtlinien bei den Menschen in Europa entstehen. Eu-
opa ist etabliert und gewollt. Die Bürger zeigen uns
ber oft, dass sie sich noch nicht sicher fühlen und Un-
icherheit und Sorgen den Weg der 25 Staaten zum voll-
ndeten Binnenmarkt begleiten.
Die Lissabon-Strategie – ein Begriff seit März 2000 –

eigte für mich einen sehr ambitionierten Weg der Euro-
äischen Union auf. Es gibt acht Hauptziele und 120 un-
ergeordnete Ziele und alle haben das Bestreben, den
reiklang von Beschäftigung, Wirtschaftsreform und so-
ialem Zusammenhalt so zu gestalten, dass am Ende ein
ebensraum für fast eine halbe Milliarde Menschen so
efestigt steht, dass er Freiheit, soziale Sicherheit und
ohlstand bietet. Das ist ein Ziel, das zu verwirklichen
ich lohnt.


(Beifall bei der SPD)

Der Halbzeitbericht von Wim Kok zeigt uns, dass wir

n vielen Bereichen den richtigen Weg eingeschlagen ha-
en, er zeigt aber auch, und zwar sehr deutlich, wie not-
endig es ist, Ziele gestrafft anzugehen und sich vor al-
en Dingen auf ein Weniger zu konzentrieren. Der
inweis auf notwendige Konzentration, nämlich auf
achhaltiges Wachstum und Steigerung der Produktivi-
ät, auf Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und – ganz
ntscheidend – auf Förderung von Forschung, Entwick-
ung und Innovationen sowie die Erhöhung der Beschäf-
igungsrate, zeigt in der Halbzeitbilanz, dass auch wir in
eutschland Chancen haben, die komplexen Herausfor-
erungen anzunehmen und ein europäisches Sozial-
taats- und Wirtschaftsmodell zu entwickeln, das den
enschen soziale Sicherheit und Wohlstand in diesem
aum der 25 ermöglicht.

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Wir haben in unserem Land damit begonnen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Agenda 2010 ist die größte Arbeitsmarktreform, die
je gemacht worden ist.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist das!)


Es sind tief greifende Umstrukturierungen unseres So-
zialsystems vorgenommen worden. Wir haben über
300 000 Menschen aus der Sozialhilfe herausgeholt und
ihnen einen Zugang zu aktiver Arbeitsmarktpolitik er-
möglicht. Wir haben über 180 000 Jugendliche, die in
diesem Land kein Mensch mehr zur Kenntnis genom-
men hat, aus der Sackgasse geholt und bieten ihnen die
Möglichkeit, durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik ge-
fördert zu werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben damit begonnen, steuerliche Entlastungen
mit einem Volumen von über 50 Milliarden Euro auf den
Weg zu bringen. Ökologische Nachhaltigkeit ist keine
platte Formel, sondern eine entscheidende Zielsetzung.
Ich glaube, es ist bereits deutlich geworden, dass Bil-
dung, Forschung und Entwicklung in den Mittelpunkt
gestellt werden müssen. Das wird von uns auch getan
und es zeigt bereits Wirkung.

Wenn der Bericht von Wim Kok eine Botschaft ent-
hält, dann ist es der Auftrag, mit aller Konzentration da-
für zu sorgen, dass finanzielle Ressourcen in den Mit-
gliedstaaten insgesamt in Bereiche mit hohen
Wachstumspotenzialen gelenkt werden. Wir müssen in
Europa ein Umfeld für kleine und mittlere Unternehmen
schaffen, welches ihnen Zugang zu öffentlich geförder-
ter Forschung und Entwicklung ermöglicht. Wir müssen
den Zugang zu den Märkten ermöglichen und insbeson-
dere den Zugang zu finanziellen Mitteln fördern, die In-
novationen und Investitionen sicher gestalten und gerade
kleine Unternehmen hinsichtlich ihrer Liquidität besser
stellen. Denn in diesem Bereich bestehen die großen
Probleme, sowohl bei uns als auch in der Europäischen
Union.

Das Ziel, Bildung und Innovationen zu fördern, ver-
langt auch von uns in unserem Land die Konzentration
unserer finanziellen Ressourcen. Wie wir bereits gehört
haben, gehen Sie diesen Weg entweder kaum oder gar
nicht mit.

Wir wollen bis 2010 die Ausgaben für Forschung
und Entwicklung auf 3 Prozent des Bruttoinlandspro-
duktes erhöhen. Dabei ist auch die Wirtschaft gefordert.
Der Blick in andere Länder – insbesondere in die USA –,
wo Investitionen im Bereich der Wirtschaft in Forschung
und Entwicklung fließen und zu entsprechenden Ergeb-
nissen führen, die uns schon heute Sorgen machen müs-
sen, zeigt, dass wir auf diesem Weg auch gemeinsam mit
der Wirtschaft noch einiges in unserem Land erreichen
müssen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Notwendigkeit eines nationalen Aktionsplans im
inblick auf Arbeit für Junge und Ältere – ich erspare
ir den Hinweis auf die demographische Situation; sie
st, glaube ich, bekannt – besteht in der Tat. Unser Weg
at bereits zu ersten Ergebnissen geführt. Vieles gerät
chnell in Vergessenheit. Die Novellierung des Berufs-
ildungsgesetzes bietet in weiten Bereichen jungen
enschen Möglichkeiten, an Bildung und Berufsbil-
ung teilzuhaben, die es früher nicht gegeben hat. Was
as Sozialgesetzbuch II angeht, stehen 6,8 Milliarden
uro für Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik
ur Verfügung. Das zeigt, dass wir den richtigen Weg
erfolgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Ausbildungsangebot für alle jungen Menschen
is 25 Jahre hat es in diesem Land noch nie gegeben.
ie bereits gestern deutlich geworden ist, ist die Mög-

ichkeit, Maßnahmen für Ältere aufzuzeigen, geschaffen
orden. Vieles davon läuft erst seit dem 1. Januar und
eigt langsam Wirkung. Manches wird erst in den nächs-
en Wochen und Monaten seine Wirkung entfalten.
Aber ich glaube, der von uns verfolgte Weg, mit dem
ir auch die Konsequenz aus dem Kok-Bericht ziehen,
st richtig und er zeigt, dass wir die richtige Richtung
inschlagen wollen. Mehr Wachstum und die Verwirk-
ichung der Wissensgesellschaft müssen für uns in Eu-
opa mit der konsequenten Förderung von Forschung
nd Entwicklung einhergehen, und zwar – das sage ich
eutlich – mit höherem Einsatz in allen Bereichen der
ildung.
Wer die sozialen Gegensätze in Europa verringern
ill, hat meines Erachtens nur eine Möglichkeit: Inves-
ition in Bildung, und zwar für die junge Generation,
nd lebensbegleitendes Lernen für alle, weil es das beste
ittel gegen soziale Ausgrenzung im Verbund der
5 Staaten in der Europäischen Union ist. Ich glaube, da-
in liegt unsere Zukunft.
Ich bin sicher, dass wir den Wim-Kok-Bericht ver-

tanden haben. Wir haben unsere Politik entsprechend
arauf ausgerichtet. Die Agenda 2010 zeigt, dass wir
iesen Weg sehr konsequent verfolgen werden. Ich for-
ere Sie auf: Begleiten Sie uns auf diesem Weg, insbe-
ondere was die Investitionen in Bildung, Forschung und
ntwicklung angeht, die im Grunde das Einzige sind,
as uns übrig bleibt. Diesen Weg müssen wir in
eutschland gehen, um unsere Zukunft in Europa und
er Welt zu gestalten.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516705700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Matthäus Strebl.


(Beifall bei der CDU/CSU)







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2.25.doc

Matthäus Strebl (CSU):
Rede ID: ID1516705800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mit der im Jahr 2000 verabschiedeten Lissabon-
Strategie sollte die Europäische Union zum wettbe-
werbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der
Welt gemacht werden. Bereits fünf Jahre später ist klar,
dass Europa die Lissabon-Ziele verfehlt hat und sich
Deutschland wegen der rot-grünen Politik als Bremser
erweist. Die Gründe hierfür sind offensichtlich: Ur-
sprünglich war eine EU-weite Anhebung der Beschäfti-
gungsrate auf 70 Prozent geplant. Der Anstieg der Be-
schäftigung erfolgte jedoch zu Beginn sehr zögerlich
und kam 2003 völlig zum Erliegen. Mit einer Beschäfti-
gungsquote von europaweit 64,3 Prozent im Jahr 2003
ist dieses Ziel in weite Ferne gerückt. Die Wirtschaft
legte nur bescheidene Wachstumsraten vor. In Deutsch-
land gab es so gut wie gar kein Wachstum, weil die ma-
kroökonomischen Bedingungen bei uns nicht stimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Türk [FDP])


Das Produktivwachstum verlangsamte sich. So lag das
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in Europa bei 91 Pro-
zent, während es in den Vereinigten Staaten von Ame-
rika bei über 140 Prozent lag. Hinzu kommen weitere
Herausforderungen wie die zunehmende Überalterung in
Europa, die sich weiter beschleunigende Globalisierung
sowie die Sorgen und Möglichkeiten, die sich aus der
EU-Osterweiterung ergeben.

Die Defizite Europas sind struktureller Natur. Europa
ist hinter die USA und Asien zurückgefallen. Dabei
sollte Deutschland als größte Exportnation in der Ge-
meinschaft als der Wachstumsmotor und Impulsgeber
agieren. Stattdessen begnügt sich Deutschland damit,
Schlusslicht innerhalb der EU zu sein.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Auch beim Export?)


Die Bundesregierung hat im Wettbewerb mit den Mit-
gliedstaaten zwar Rekorde aufzuweisen. Doch leider
handelt es sich dabei um Negativrekorde. Die Arbeits-
losigkeit ist auf einen historischen Höchststand von offi-
ziell 5,2 Millionen bzw. tatsächlich weit über 7 Millio-
nen Arbeitslose angewachsen. In Deutschland betrug das
Wachstum des Bruttoinlandsproduktes nur 1,6 Prozent
im vergangenen Jahr, während die Wirtschaft in den
OECD-Staaten im Jahr 2004 um 2,9 Prozent gewachsen
ist. Außerdem kämpfen die Sozialversicherungen bei
uns nach wie vor gegen den Bankrott.

Die Bundesregierung schafft es nicht, durchgreifende
strukturelle Veränderungen in die Wege zu leiten. Sie
lebt in dem Irrglauben, mit der Agenda 2010 alles
Nötige getan zu haben, um eine Verbesserung herbeizu-
führen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Leider wahr!)

Der Kanzler konnte in seiner gestrigen Regierungserklä-
rung keine zukunftsweisenden Perspektiven aufzeigen,
und das, obwohl er fast eineinhalb Stunden Redezeit
hatte.

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(C (D Es geht nicht darum, mit kurzfristigen Maßnahmen ine Staatsinsolvenz in Deutschland abzuwenden. Viel ichtiger ist es, auf die Herausforderungen der Bevölkeungsentwicklung, der Globalisierung und vor allen Dinen der EU-Osterweiterung zu reagieren. Daher stellt ich die Frage: Meine sehr verehrten Damen und Herren on Rot-Grün, was machen Sie? Sie verstricken sich mit berflüssigen Gesetzen, wie zum Beispiel mit dem Antiiskriminierungsgesetz. Bereits am Entwurf erkennt an, dass dieses Gesetz zu mehr Bürokratie, explodieenden Kosten und einer wahren Klageflut führen wird. s ist ein Jobkiller. Auch rechtliche Vereinfachungen der Klarstellungen machen diesen Entwurf nicht besser. aher fordere ich Sie auf: Nehmen Sie Ihr Bürokraiemonstrum komplett vom Tisch! (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Türk [FDP])


ie Bevölkerung erlebte bereits in den letzten Jahren
ine Flut von politischen Maßnahmen, die weitgehend
irkungslos geblieben sind. Nur dort, wo die Union mit-
emacht hat, ist es etwas geworden.
Europa kann nur einen großen Schub erhalten, wenn
eutschland wieder auf die Füße kommt. Dazu gehören
n erster Linie ein Aufschwung in der Wirtschaft und in-
olgedessen mehr Arbeitsplätze. Das ist nur unter den
ichtigen politischen Rahmenbedingungen möglich.
uch die deutschen Manager teilen nicht den Optimis-
us, den der Kanzler gestern hier mit seiner eineinhalb-
tündigen Rede verbreiten wollte. Einer Umfrage zu-
olge wiegt für die Manager besonders schwer, dass
ngesichts der rückläufigen Wachstumsprognosen Er-
olg versprechende Konzepte fehlen. Nur noch
1 Prozent erwarten, dass sich die Standortbedingungen
ünftig verbessern werden. Das ist das Ergebnis einer
mfrage unter 869 Topmanagern in Deutschland, die
om „Handelsblatt“ in Auftrag gegeben wurde. Eine
erbesserung der Standortbedingungen wäre aber eine
rundvoraussetzung für mehr Wachstum und mehr Ar-
eitsplätze in Deutschland.
Daher fordern wir diese Bundesregierung auf, auf na-

ionaler und auf europäischer Ebene Wachstum und Ar-
eitsplätze in das Zentrum der Lissabon-Strategie zu
tellen,


(Beifall bei der CDU/CSU)

dem Kernbereich Wirtschaft und Soziales endlich ihrer
ationalen Verantwortung nachzukommen, sich nicht auf
ie bloße Umsetzung europäischer Richtlinien zu be-
chränken oder eine wachstumshemmende Übererfüllung
nzustreben und vor allen Dingen endlich eine nationale
esamtstrategie vorzulegen, die der beschäftigungswirk-
amen Wachstumsförderung eindeutig Priorität einräumt
nd über bisherige Reformvorhaben hinausgeht.
Gesamteuropäische Beschäftigungsprogramme sind

war schön und gut; aber nur, wenn diese Bundesregie-
ung die nationalen Brennpunkte in den Griff bekommt,
ann das Ziel einer dynamischen europäischen Wirt-
chaftsregion Wirklichkeit werden.


(Beifall des Abg. Alexander Dobrindt [CDU/ CSU])


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Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516705900

Herr Kollege, denken Sie bitte daran, dass Ihre Rede-

zeit vorbei ist.


Matthäus Strebl (CSU):
Rede ID: ID1516706000

Ja, Frau Präsidentin.
Ich komme zum Schluss. Der Kanzler und sein Visa-

kanzler können sich selbst beweihräuchern, wie sie wol-
len: Für sie springt nur ein müder Applaus der rot-grü-
nen Koalition heraus; aber Deutschland bringt es nicht
voran.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr unangemessene Rede zu diesem Thema!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516706100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Axel Schäfer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1516706200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die europäische Agenda 2010 ist der Lissabon-Prozess.
Die deutsche Agenda 2010 ist die Regierungserklärung
von Gerhard Schröder. Diese Agenda ist gestern konkre-
tisiert und weiterentwickelt worden; sie ist auf einem gu-
ten Wege.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Entscheidend in Bezug auf den Lissabon-Prozess ist,
dass wir unsere Verantwortung wahrnehmen. Das tut
diese Regierung; aber auch die Opposition – es ist hier
angesprochen worden – trägt Verantwortung. Sie, die
Opposition, haben zwei Möglichkeiten: Entweder behar-
ren Sie im Bundesrat auf Ihrer Mitentscheidung und stel-
len sich Ihrer Mitverantwortung oder Sie beharren im
Bundesrat auf Ihrer Mitentscheidung und stehlen sich
dann – mit allen Konsequenzen – immer wieder aufs
Neue aus der Verantwortung. Vor dieser Alternative ste-
hen Sie. Darüber müssen wir hier reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An der Zahl der Arbeitslosen kann man das sehr
leicht deutlich machen. Wir haben uns gemeinsam da-
rauf verständigt, dass die erwerbsfähigen Sozialhilfe-
empfänger in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen
werden. Das ist nicht wegen der Statistik geschehen,
sondern um klar zu machen, dass diese Menschen eine
Chance bekommen sollen. Die Statistik ergibt, dass jetzt
5,2 Millionen Menschen arbeitslos sind. Damit sind
genauso viele Menschen arbeitslos oder Sozialhilfe-
empfänger wie 1998 am Ende der Ära Kohl. Das ist die
Situation. Darüber reden Sie nicht. Sie betreiben Angst-
mache und bauen einen Popanz auf. Sie verunsichern
Menschen und Sie beeinträchtigen damit die Chancen,
die wir gemeinsam nutzen müssen, damit wir in
Deutschland vorankommen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege Hintze, Sie versuchen, den Bundes-
räsidenten hier im Parlament parteipolitisch zu instru-
entalisieren. In der Praxis heißt das nicht nur, dass Sie
em Amt des Staatsoberhauptes auf längere Sicht scha-
en, sondern auch, dass Ihre Partei hier, was eigene
deen angeht, abdankt. Das haben wir bei Ihnen festge-
tellt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich komme auf die europäischen Statistiken zu spre-

hen. Man muss mit Begriffen sehr aufpassen, zum Bei-
piel wenn man über Elend redet. Die Gefahr, in
eutschland arm zu werden, ist insgesamt relativ gering.
onkret gesprochen: In 22 anderen europäischen Län-
ern ist diese Gefahr größer. Auch darauf sollte man auf-
erksam machen, damit man bei den Leuten keine Ar-
utsangst schürt. Besser als Angst zu schüren ist es,
hnen zu sagen: Jawohl, wir haben die Chancen, deut-
che Probleme auch in und mit Europa zu lösen; wir sind
icht immer nur die Letzten. – Angst zu schüren ist
irklich das Letzte, was man sich als Argument einfal-
en lassen sollte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege Türk, wir ziehen heute Zwischen-
ilanz. Das ist wie beim Fußball: Zur Halbzeit stellt man
est, wo man steht. Wir stehen nicht so gut da, wie wir
ollten, und wir müssen uns anstrengen. Aber wer ein
piel bereits zur Halbzeit verloren gibt, der kann und
ird 2010 natürlich nicht gewinnen. Wir wollen gewin-
en und wir werden gewinnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Bundesregierung hat im Gegensatz zu ihrer
orgängerregierung die Beiträge in den Sozialsystemen
icht weiter ansteigen lassen. Wir haben die Rentenver-
icherung stabilisiert und wir haben eine Senkung der
eiträge zur Krankenversicherung ermöglicht. Dies ist
ine der zentralen Voraussetzungen für den Lissabon-
rozess. Das ist auch von der Kommission ausdrücklich
nerkannt worden.
Es ist wichtig, an diesem 18. März darauf aufmerk-

am zu machen: Wir befinden uns zeitlich in der Mitte
es Solidarpaktes, der bekanntlich – so lautet die Ver-
inbarung – eine Laufzeit bis 2019 hat. Dieser Solidar-
akt macht die spezifische Lage Deutschlands deutlich,
ür die es in Europa bekanntlich keinen Vergleich gibt,
as uns die Kommission auch immer konzediert hat. Ich
ill hier noch einmal betonen: Wir befinden uns in der
itte eines welthistorischen Experimentes, das darin be-
teht, ein geteiltes Land mit unterschiedlichen Sozial-
nd Wirtschaftssystemen auf der Basis von Frieden und
emokratie zu vereinigen. Dafür gab es vorher keine
onzepte. Das heißt, wir müssen uns immer wieder aufs
eue anstrengen, wir müssen Dinge verändern, wir müs-
en dazulernen. Das machen wir auch. Nur dann, wenn






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Axel Schäfer (Bochum)


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wir diesen Weg gehen, haben wir in Deutschland und
mit Europa Erfolg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns dabei
durchaus auch einmal zur europäischen Außensicht
kommen. Ich möchte aus der französischen, konservativ
orientierten Zeitung „Le Figaro“ zitieren:

Wenn in Deutschland reformiert wird, dann wird
das gründlich getan. Als es darum ging, die Groß-
zügigkeit des Sozialstaates einzudämmen, hat die
deutsche Regierung den starren Arbeitsmarkt
ebenso wie die Renten reformiert. In Frankreich be-
gnügt man sich hingegen zu oft mit Einzelreformen
ohne Gesamtkonzept. So werden oft neue Un-
gleichheiten geschaffen. Berlin besitzt einen weite-
ren … Vorzug, die Beständigkeit.

Mit „Berlin“ ist die Bundesregierung gemeint.
In Paris hat man allzu oft den Eindruck, von einem
zum anderen Plan zu hüpfen, je nach den Vorstel-
lungen einzelner Minister.

So weit „Le Figaro“.

(Beifall bei der SPD)


Ich komme jetzt bewusst, weil das angesprochen wor-
den ist, in diesem Zusammenhang auf den Stabilitätspakt
zu sprechen. Ich gebe Ihnen den Rat: Lies nach bei
Helmut Schmidt! Er verfügt bekanntlich auch heute
noch bei Ihnen, bei CDU/CSU und FDP, zu Recht über
hohes Ansehen. Er hat darauf aufmerksam gemacht, dass
es erstens gelungen ist, tatsächlich eine stabile europäi-
sche Währung zu schaffen – Währungsstabilität ist in
Deutschland bekanntlich besonders wichtig –, und dass
wir zweitens eine Flexibilisierung des Paktes brauchen.
Das ist auch richtig, denke ich.

Der Lissabon-Prozess darf nicht allein im Hinblick
auf Wirtschaft, Arbeit und Wissen beurteilt werden.
Vielmehr muss er im Zusammenhang mit dem europäi-
schen Prozess der Entwicklung und der Neu- und Um-
gestaltung, in dem wir uns befinden, gesehen werden.
Dazu gehören drei Dinge: Das Erste ist die Verfassung,
in der wir gemeinsame Werte definieren und Handlungs-
fähigkeit gewährleisten. Das Zweite ist der Finanzrah-
men, der auf solide Weise die Notwendigkeiten mit den
Möglichkeiten verbindet. Das Dritte ist ein außen- und
sicherheitspolitisches Konzept, das die Europäische
Union als Friedensmacht stärkt. Auf all diesen Feldern
hat sich seit Beginn des Lissabon-Prozesses im Jahr
2000 Entscheidendes getan. Das Wichtigste ist: Wir sind
sowohl mit der Verfassung, mit der Agenda 2007 als
auch mit dem Konzept von Brüssel aus dem Jahre 2003
auf einem guten Weg.

Ich sage ganz selbstbewusst: Diese Initiativen sind
entscheidend von der deutschen Bundesregierung ge-
kommen; von ihr kamen die wesentlichen Impulse in all
diesen drei Feldern.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D ie Opposition hat in der Frage der Verfassung zögerlich nschluss gefunden. Sie hat in Bezug auf die finanzielle orausschau sofort der Regierung zugestimmt. Sie hat en Brüssel-Gipfel erst geschmäht und hat dann gechwiegen, als sie gesehen hat: Wir sind in diesem Beeich auch außenund sicherheitspolitisch vorangekomen. Lissabon zeigt unser Verständnis von Politik: ritisch, aber auch selbstkritisch. Ferner zeigt dieser Proess, dass die rot-grüne Bundesregierung der Garant daür ist, die deutschen Interessen in Europa zu vertreten nd zugleich die europäische Einigung als das wichtigste eutsche Interesse anzusehen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516706300

Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/5116 und 15/5025 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ie Vorlage auf Drucksache 15/5131 soll zur federfüh-
enden Beratung an den Ausschuss für die Angelegen-
eiten der Europäischen Union und zur Mitberatung an
en Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit sowie an den
usschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
eit überwiesen werden. Gibt es dazu anderweitige Vor-
chläge? – Das ist nicht der Fall. Dann sind die Überwei-
ungen so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 19 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Maria
Eichhorn, Hannelore Roedel, Willi Zylajew, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU
Weniger Bürokratie in Heimen
– Drucksache 15/4932 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-
prache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Sind Sie da-
it einverstanden? – Das scheint so. Dann ist so be-
chlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Abge-

rdnete Maria Eichhorn.

Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1516706400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Si-

uation der Einrichtungen der stationären Altenhilfe hat
ich in den letzten beiden Jahrzehnten grundlegend, ja
an könnte sagen, drastisch verändert. Altenwohnheime
urden zu Pflegeheimen. Bei neuen Einrichtungen do-
iniert die Zahl der Pflegeplätze ganz erheblich. Das
urchschnittliche Eintrittsalter liegt weit über 80 Jahre.
as Nebeneinanderbestehen mehrerer Erkrankungen






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2.40.doc
sowie die Zunahme der Altersdemenz erfordern von der
Altenpflege eine deutlich höhere Leistungsqualität. Be-
gleitet wird dies von einem dramatischen Personalman-
gel in der Pflege. Heimleitungen und Pflegekräfte stöh-
nen zu Recht über das Anwachsen von Vorschriften, den
zusätzlichen Aufwand für Doppel- und Mehrfachprüfun-
gen sowie steigende Verwaltungs- und Dokumentations-
pflichten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die
Regelungen im Heimgesetz, im Pflege-Versicherungsge-
setz und auch andere der fast 800 geltenden Vorschriften
teilweise widersprechen.

Wer sich mit dem Thema Pflege auseinander setzt,
stellt fest: Es besteht dringender Handlungsbedarf zur
Entlastung der Leitungs- und Pflegekräfte in den Hei-
men. Die Bürokratie muss beschränkt werden, damit die
Qualität von Betreuung und Pflege in Zukunft gesichert
bleibt. Angesichts der zunehmenden Klagen hat die
Unionsfraktion im Juli letzten Jahres diesbezüglich eine
Kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Diese
meint jedoch, dass der Zeitbedarf für Verwaltungstätig-
keiten oft überschätzt werde und alle indirekt zu erbrin-
genden Leistungen beim Zeitaufwand lediglich 17 Pro-
zent ausmachten.


(Matthäus Strebl [CDU/CSU]: Keine Ahnung!)


Der Aufwand für die Pflegedokumentation liege ledig-
lich bei sieben Minuten pro Tag und Bewohner.

Meine Damen und Herren, die Realität sieht völlig
anders aus.


(Beifall des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


Dies haben nicht nur unsere Besuche in den Heimen,
sondern auch zahlreiche Fachgespräche erbracht, die wir
mit Experten in Ländern und Verbänden geführt haben,
um weiter gehende Informationen zu erhalten. Zahlrei-
che Verbände haben uns darauf hingewiesen, dass vor
allem durch das im Jahre 2002 in Kraft getretene novel-
lierte Heimgesetz sowie das Pflege-Qualitätssicherungs-
gesetz der Verwaltungs- und Bürokratieaufwand für
die Träger und Einrichtungen der Altenhilfe enorm ge-
stiegen ist.

Die Union hatte bereits im Jahre 2001, als über die
Novellierung des Heimgesetzes diskutiert wurde, auf die
Gefahr einer zunehmenden Bürokratisierung hingewie-
sen. Die von uns damals befürchtete Bürokratisierung ist
nun zur Realität geworden. Arbeitszeitmessungen zei-
gen, dass lediglich 40 bis 55 Prozent der Arbeitszeit von
Pflegekräften direkt für und mit den Bewohnern von Al-
tenhilfeeinrichtungen verbracht werden. Die übrige Zeit,
also mindestens die Hälfte der Zeit, wird auf die Be-
arbeitung der vielen bürokratischen Anforderungen und
auf Nebentätigkeiten verwendet.


(Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich! – Erschreckend!)


Wer wie viele von uns regelmäßig Heime besucht, weiß,
dass die Heimleiter und Pflegekräfte für so viel Bürokra-
tieaufwand kein Verständnis haben,

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(C (D (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Die Pflegebedürftigen noch weniger!)


enn – darin sind wir uns ja einig, meine Damen und
erren – es fehlt das Wesentliche, nämlich die Zeit für
ie Versorgung und Betreuung der Pflegebedürftigen in
en Heimen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zahlreiche Institutionen neben Heimaufsicht und Me-

izinischem Dienst der Krankenkassen nehmen Prü-
ungen in Heimen vor. Fachleute sprechen in diesem
usammenhang von einer selten koordinierbaren Kon-
rollwut, die im Betriebsalltag zu erheblichen Behinde-
ungen führt. Die Vorbereitung verschiedener Prüfter-
ine sowie die Begleitung der Prüfungen verhindern die
igentliche Pflegearbeit. Viele Prüfungsinhalte über-
chneiden sich. Prüfungen des gleichen Sachverhalts fin-
en nicht nur durch verschiedene Behörden statt, son-
ern auch aufgrund verschiedener Prüfungsrichtlinien.
s ist ganz klar, dass es zu widersprüchlichen Beurtei-
ungen kommt. Zum Beispiel sind auf der einen Seite
ewohnerbereiche wohnlich zu gestalten; auf der ande-
en Seite jedoch müssen Hygieneanforderungen oder
randschutzauflagen beachtet werden. Dabei kommt es
atürlich immer wieder zu völlig unterschiedlichen Er-
ebnissen.
In manchen Bereichen treten Doppel- und Mehrfach-

rüfungen auf. Koordination und Informationsaustausch
wischen den Prüfungsbehörden sind verbesserungsfä-
ig. Daher ist eine bessere terminliche und inhaltliche
usammenarbeit der Prüfinstanzen erforderlich, um de-
en Kompetenzen klarer voneinander abzugrenzen bzw.
iteinander in Einklang zu bringen.
Wichtig wäre ein gemeinsamer Prüf- und Fragenkata-

og.

(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


iel muss sein, dass die verschiedenen Prüfungen zu ei-
er besseren Pflege führen und die Ergebnisqualität in
en Mittelpunkt der Prüfungen rückt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nach dem Heimgesetz können Prüfungen jederzeit un-

ngemeldet erfolgen. Die Union hält dies für unverzicht-
ar. Dabei muss allerdings die Ergebnisqualität eindeutig
m Vordergrund der Prüfung stehen. Unangemeldete
ontrollen zeigen die Wirklichkeit des Betriebsalltags in
flegeheimen. Heime, die eine gute Leistung erbringen,
erden unangemeldete Kontrollen jederzeit begrüßen.
Es zeigt sich auch, dass sich einige Regelungen im
eimgesetz und im Pflege-Versicherungsgesetz wider-
prechen. Zum Beispiel endet die Zahlungspflicht nach
em SGB XI mit dem Tod des Heimbewohners. Im
eimgesetz dagegen ist eine zweiwöchige Fortgeltung
er Vertragsdauer vorgesehen. Wir halten die jetzige
egelung im Heimgesetz für praxisnah und gerecht und
efürworten eine Klarstellung in diesem Sinne. Wir ha-
en uns bereits bei der Novellierung des Heimgesetzes
ür diese Regelung ausgesprochen und meinen, dass das
flege-Versicherungsgesetz entsprechend angepasst wer-
en sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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Die Ausgestaltung der Mitwirkungsrechte von
Heimbewohnern und Heimbewohnerinnen ist sinnvoll
und notwendig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein wichtiger Punkt!)


Aber auch hier ist zu prüfen, inwieweit schriftliche Stel-
lungnahmen erforderlich sind. Wichtig ist uns auch, die
Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner zu stär-
ken, die selbst nicht in der Lage sind, ihre Anliegen vor-
zubringen. Hier gibt es Möglichkeiten im Heimgesetz,
die aber bisher viel zu wenig genutzt werden. Wir müs-
sen darauf drängen, dass diese Möglichkeiten tatsächlich
ausgeschöpft werden.

Pflegedokumentation ist sinnvoll und eine wichtige
Voraussetzung für die Qualitätsentwicklung und die
Qualitätssicherung. Im Vordergrund der Dokumentation
muss aber auch das Ergebnis der Pflege stehen, was in
unserem Antrag eine durchgehende Leitlinie darstellt.
Daher muss der zeitliche und inhaltliche Umfang auf das
Sinnvolle und Notwendige begrenzt werden. Dies kann
zum Beispiel durch eine stärkere Standardisierung der
Pflegedokumentation erfolgen. In Bayern wurde dafür
ein Konzept erarbeitet, das bereits über ein Jahr lang er-
probt wurde. Die zeitliche Ersparnis der Pflegekräfte
durch die Verbesserung der organisatorischen und struk-
turellen Rahmenbedingungen bei der Pflegedokumenta-
tion liegt bei etwa 50 Prozent. Würde dieses Konzept
bundesweit umgesetzt, könnte Arbeitszeit im Gegenwert
von circa 37 Millionen Euro freigesetzt werden, die wir
für die Pflege am Menschen natürlich dringend gebrau-
chen könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Alternative Wohn- und Betreuungskonzepte ge-

winnen zunehmend an Bedeutung. Diesen innovativen
Ansätzen stehen jedoch gesetzliche Regelungen in der
Heimmindestbauverordnung und im Heimgesetz entge-
gen. Integriertes Wohnen und betreute Wohngemein-
schaften werden an Bedeutung gewinnen. Deswegen
müssen wir das Heimgesetz und die einschlägigen
Rechtsverordnungen entsprechend anpassen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)

Auch im Bereich der Behindertenhilfe schränken

starre Regelungen die rehabilitationsfördernden Wohn-
und Lebensformen ein. Das Letzte, was eine gute Pflege
gebrauchen kann, ist eine überbordende Bürokratie;
denn der zunehmende Bürokratismus geht zulasten der
Qualität in den Einrichtungen. Die Zeit, die für die Büro-
kratie aufgewendet werden muss, fehlt für die Pflege
und für die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewoh-
ner.

Die Menschen in den Heimen haben mehr Zuwen-
dung verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


Deswegen fordere ich Sie, meine Damen und Herren
von der Regierungskoalition, auf, unsere Forderungen

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(C (D ufzunehmen und gemeinsam mit uns zum Wohle der eimbewohner umzusetzen. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Angelika Graf. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eit dem Jahr 2003 haben die Ministerinnen Schmidt nd Schmidt, also Renate und Ulla, den runden Tisch Pflege“ eingerichtet. Durch die Einbindung von Bund, ändern, Kostenträgern, Verbänden, Interessenvertreungen und Fachwissenschaft sind dort alle Kräfte geündelt worden, die in der Pflege Verantwortung tragen. uch die Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen äleren und pflegebedürftigen Menschen werden beteiligt. Eine wichtige Arbeitsgruppe dieses runden Tisches efasst sich speziell mit der Aufgabe, Entbürokratisieungspotenziale in der Altenpflege aufzudecken und auf reiter Basis, also zusammen mit den Betroffenen und icht über ihren Kopf hinweg, Lösungsvorschläge zu inden. Eine der Grundlagen der Diskussion des runden Ti ches war die Tatsache, dass sich, wie erwähnt, die Siuation in den Einrichtungen der stationären Altenhilfe n den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert hat und ie ambulante Pflege eine immer größere Rolle spielt. ährend früher oft Menschen in – aus heutiger Sicht – elativ jungen Jahren, also mit Anfang 70, ins Altenheim ezogen und dort alt geworden sind, liegt nun das durchchnittliche Einzugsalter bei über 80 Jahren. Erst wenn ie Betroffenen allein gar nicht mehr zurechtkommen, emenzerkrankungen oder Multimorbidität festgestellt erden und die Familie die Pflege nicht leisten kann, ird der Entschluss gefasst, ins Altenheim umzuziehen. inzu kommt die demographische Entwicklung, die seit 5 Jahren absehbar war, aber erst in unserer Regierungseit wirklich zum Thema gemacht wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516706500

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1516706600

(Beifall bei der SPD)


Die Bundesregierung hat also weit früher als die
pposition erkannt, wie dringend Verbesserungen der
flegestrukturen in Deutschland, auch durch Entbüro-
ratisierung der einschlägigen Vorschriften und Verfah-
ensabläufe, erforderlich sind, zumal es aus Ihrer Regie-
ungszeit hier noch einiges zu entrümpeln gibt.
In meinem Wahlkreis Rosenheim gibt es pro Kopf der
evölkerung die meisten Altenheime und Pflegeeinrich-
ungen in der Bundesrepublik. Ich habe viele dieser
eime besucht, auch Praktika dort abgeleistet und kenne
ie Klagen der Betreiber und des Personals sehr wohl.
enn man aber einzelne Einrichtungen vergleicht, wird
ehr schnell klar, dass sie sehr unterschiedlich durch bü-
okratische Prozesse – zum Beispiel bei der Pflegedoku-
entation – belastet sind, dass also viel in der Organisa-
ion der Häuser begründet liegt. Wie überhaupt die






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Angelika Graf (Rosenheim)


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Fachleute beim runden Tisch deutlich gemacht haben,
dass viele Probleme mit bürokratischen Fehlentwicklun-
gen weniger der rechtlichen Situation als vielmehr der
Umsetzung in der Praxis entspringen. Auch einrich-
tungs- und verbandsinterne Vorgaben, deren Notwendig-
keit zumindest zweifelhaft ist, spielen hier oft eine Rolle.
Die Frage ist außerdem, was man in den Bereich der Bü-
rokratie einordnet. Die in Ihrem Antrag angeführten
Dienstübergaben gehören zumindest nach meiner Auf-
fassung bestimmt nicht dazu.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Insgesamt muss man feststellen, dass im Teil I des
Antrages, den Sie heute vorlegen, in weiten Teilen die
Behauptungen wiederholt werden, die bereits in der
Kleinen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion vom Sommer
2004 enthalten waren. Sie werden auch durch Wiederho-
lung nicht substanzieller. Ich kann Ihre Klage über die
Beantwortung der Anfrage eigentlich nicht verstehen.
Wir werden uns über die Quelle, aus der Sie die Daten
haben, die in Ihrer Anfrage zitiert werden, bei der Bera-
tung im Ausschuss sicherlich noch austauschen können.

Wenn Sie behaupten, dass das – übrigens mit Ihrer
Zustimmung – novellierte Heimgesetz und das Pflege-
Qualitätssicherungsgesetz den Verwaltungs- und Büro-
kratieaufwand enorm gesteigert hätten, so muss ich Ih-
nen entgegenhalten, dass die Forschungsgesellschaft für
Gerontologie in ihrem Schreiben an die Ministerin vom
29. September 2004 nochmals klargestellt hat, dass em-
pirische Grundlagen für solche Behauptungen fehlen.

Die Regelungen des Heimgesetzes und des Pflege-
Qualitätssicherungsgesetzes sind insbesondere vor dem
Hintergrund der öffentlichen Debatte um Pflegemiss-
stände ein wichtiges Schutzinstrument für Verbraucher,
also Heimbewohner, und das Pflegepersonal. Im Rah-
men des Heimgesetzes – das wurde schon erwähnt –
werden übrigens die unangemeldeten Kontrollen mög-
lich gemacht, die Sie so vehement in Ihren Presseerklä-
rungen und in dem vorliegenden Antrag fordern.

Ich streite nicht ab, dass der Balanceakt zwischen Do-
kumentationspflicht zur Wahrung der Pflegequalität und
dem effektiven Einsatz des Pflegepersonals schwierig
ist. Aber ich bitte Sie, hier keine unnötigen populisti-
schen Bürokratiedebatten vom Zaun zu brechen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Wer macht denn hier Populismus?)


aus denen Sie eindeutig parteipolitisch Nutzen ziehen
wollen. Damit helfen Sie den Pflegebedürftigen definitiv
nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dass die Evaluation der Auswirkungen der erst seit
2002 – übrigens gemeinsam mit dem Bundesrat – geän-
derten Heimmitwirkungsverordnung im Juli dieses Jah-
res startet und schon aus diesem Grund noch kein belast-

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(C (D ares Zahlenmaterial in diesem Bereich vorliegen kann, ürfte Ihnen zudem bekannt sein. (Ilse Falk [CDU/CSU]: Daneben ist aber auch wichtig, was die Leute selber wollen!)


n dieser Verordnung wurde übrigens die in weiten Tei-
en der Öffentlichkeit gestellte Forderung umgesetzt,
ehr und bessere Mitwirkungsmöglichkeiten für Be-
ohnerinnen und Bewohner zu schaffen. Dagegen kön-
en Sie doch nicht im Ernst sein.


(Hannelore Roedel [CDU/CSU]: Haben wir auch nicht gesagt, Frau Graf! – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Frau Graf hat nicht zugehört!)


Ihre Unterstützung bezüglich des Heimgesetzes for-
ere ich aber auch mit Blick auf die Vorschläge der Fö-
eralismuskommission ein. Dieses Rechtsgebiet muss
einer Vorstellung nach in Bundeszuständigkeit blei-
en,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


m für die Heimbewohner halbwegs gleiche Lebensum-
tände in Deutschland zu gewährleisten und den Auf-
uchs unterschiedlicher bürokratischer Regelungen
die Tatsache, dass jedes Bundesland eine eigene Vor-
abe hat – zu vermeiden.
Zurück zu Ihrem Antrag. Es liegen keine Zahlen be-

üglich Doppelprüfungen von prüfenden Institutionen
ie dem MDK und der Heimaufsicht vor. Aus dem Be-
icht des MDK vom November 2004 ergibt sich, dass
eit 1996 bis Ende 2003 insgesamt nur etwa 63 Prozent
ller stationären Einrichtungen geprüft wurden, das heißt
ährlich 9 Prozent. Ich denke, damit relativiert sich,
elbst wenn alle Heime jährlich von der Heimaufsicht
esuch bekommen, das in Ihrem Antrag hochgespielte
roblem der Doppel- und Mehrfachprüfungen.


(Beifall bei der SPD – Willi Zylajew [CDU/ CSU]: Lebensfremd!)


Wir sind uns, denke ich, einig, dass aufgrund der gro-
en Aufgaben, die in Zukunft im Pflegebereich auf die
esellschaft zukommen, bürokratische Hemmnisse in
en Abläufen keinen Platz haben und dass man gesetz-
iche Vorschriften daran orientieren muss. Ich bin also
ehr dafür, unnötige Bürokratie abzubauen. Ich will nur,
ass unsere Entscheidungen nicht auf falschen Grundla-
en getroffen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der runde Tisch erarbeitet zurzeit dazu Vorschläge. In
inem Zwischenplenum wird nächste Woche über die er-
rbeiteten Empfehlungsentwürfe diskutiert. Diese wer-
en dann im Sommer der Bundesregierung, dem Kabi-
ett und damit uns allen vorgelegt.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Dann stimmen Sie unserem Antrag doch zu, wenn Sie in die gleiche Richtung gehen!)







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Angelika Graf (Rosenheim)


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Bemerkenswert ist, dass ein großer Teil der Forderungen
in Ihrem Antrag eine auffällige Ähnlichkeit mit den
schon am runden Tisch zur Pflege im Umlauf befind-
lichen Empfehlungsvorschlägen zur Entbürokratisierung
hat.


(Hannelore Roedel [CDU/CSU]: Dann ist dies ja doch sinnvoll!)


Bemerkenswert ist auch, dass Sie die Forderungen der
Länder, die beim Abbau der Bürokratie im Pflegebereich
und insbesondere bei der Förderung und Weiterentwick-
lung neuer Wohnformen eine wichtige Rolle spielen, of-
fenbar gezielt außen vor lassen. Ein Schelm, der so kurz
vor der Wahl in NRW Böses dabei denkt! Dabei wäre es
gerade vor dieser Wahl wichtig, den Bürgerinnen und
Bürgern in NRW klar zu sagen, wie die Konzepte uni-
onsregierter Länder so aussehen. Widersprüchlicher
kann es nicht sein: Sie sprechen in Ihrem Antrag von ei-
nem höheren Fachkräftebedarf und die baden-
württembergische Landesregierung schlug vor kurzem
vor, die Fachkraftquote von 50 Prozent auf ein Drittel zu
senken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


Sie arbeiten also an einer Entprofessionalisierung im
Pflegebereich.

Zurück zu Ihren Forderungen. Wir dürfen nicht hinter
den bislang erreichten Zielen zum Schutz der älteren
Menschen durch blinden Aktionismus zurückfallen.
Auch bei der Entbürokratisierung in der Pflege muss
gründlich abgewogen werden, welche Vorschriften hin-
derlich und welche Vorschriften förderlich sind. Denn
sonst tritt schnell das Gegenteil des ursprünglich gut Ge-
meinten ein.

Die Vorschläge des runden Tisches, die Sie kopiert
haben, sind derzeit eben nur Vorschläge und noch nicht
abgestimmt. Der demokratische Prozess des runden
Tisches wäre, unterstützten wir Ihren Antrag, unterbro-
chen und die konstruktive Arbeit aller Beteiligten würde
desavouiert. Außerdem würde der Einbezug möglichst
vieler Interessenvertreter, die mitmachen müssen und
nicht vor Ihren parteipolitischen Karren gezogen werden
dürfen, verhindert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/ CSU]: Ach, hören Sie auf!)


Deshalb möchte ich Ihnen raten, den Antrag zurück-
zuziehen, zumal er fast nur Forderungen enthält, über die
der runde Tisch sowieso schon diskutiert. Ich denke, Sie
sollten sich das wirklich überlegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516706700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Daniel Bahr.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehr en Damen und Herren! Liebe Kollegin Graf, ich vertehe nicht, warum Sie eine solche parteipolitische chärfe in diese Debatte bringen. ir alle hören doch bei unseren Besuchen in den Pflegeeimen immer wieder von den Problemen der Bürokratiierung und der zunehmenden Verwaltungstätigkeit der flegenden. Deshalb war ich angesichts der vorher geachten Ankündigungen enttäuscht, dass es in der gestigen Rede des Bundeskanzlers zur Frage, wie wir mit er Agenda 2010 in diesem Jahr weiterarbeiten, nur zwei ätze zum Thema Pflege gab, obwohl sogar im Manukript schon etwas mehr stand. Liebe Kollegin Graf, bei der Bundestagswahl 2006 erden die Pflegebedürftigen, die Pflegenden und die ngehörigen als Wählerinnen und Wähler darüber entcheiden, ob es uns bis dahin gelungen ist, in der Pflegeolitik etwas Entscheidendes vorangebracht zu haben. ch glaube, dass hinsichtlich der Entbürokratisierung och über alle Parteigrenzen hinweg Übereinstimmung esteht. rau Graf, das, was Sie in Ihrer Rede an positiven Dinen über das gesagt haben, was die CDU/CSU auf den eg gebracht hat, wäre doch etwas, bei dem wir in Sahen Entbürokratisierung gemeinsam entscheidend voankommen könnten. Zum Antrag in der Sache. Die Pflege ist doch in eutschland mit Gesetzen und Verordnungen überfrachet. Wir sind mit der Tatsache konfrontiert, dass die trukturund Prozessqualität in den Einrichtungen etailliert festgelegt wird, die Ergebnisqualität kaum bechrieben und überprüft wird. In der Folge müssen die inrichtungen mit erheblichem Aufwand ihre Strukturen nd Prozesse beschreiben. Die Zeit zur Optimierung der rgebnisqualität – der eigentlich entscheidenden Qualiätsdimension – und zur Pflege am Menschen nimmt soit ab. Für die Pflegeeinrichtungen sind Hunderte Vorschrif en relevant. Hinzu kommt ein erheblicher Aufwand urch Doppelund Mehrfachprüfungen. Egal ob man as so dramatisch beschreibt, wie die CDU/CSU es in hrem Antrag getan hat, oder ob man das etwas abmilert: Es gibt Doppelund Mehrfachprüfungen und vor llem gibt es eine steigende Dokumentationspflicht soie widersprüchliche Regelungen im Heimgesetz einereits und im SGB XI andererseits. Der VdAB hat gesagt, ass 40 Prozent der Arbeitszeit von Pflegekräften für erwaltende Tätigkeiten aufgebraucht werden. Die Bunesregierung zitiert immer gerne die Studie von ingenfeld und Schnabel und spricht von nur sieben inuten pro Tag für die Dokumentation. Ich glaube, ass man durchaus darüber streiten kann, wie Dokumenation und Verwaltungstätigkeit zu definieren sind, aber ei jedem Besuch in einem Pflegeheim und bei jedem Daniel Bahr Sei te 1 566 2, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 Gespräch mit einem Pflegenden wird doch deutlich, dass die Politik in den letzten Jahren viel zu häufig mit Gesetzen und Verordnungen und viel zu häufig mit Bürokratie die eigentliche Aufgabe der Betreuung in Pflegeeinrichtungen überfrachtet hat. Wir sollten deshalb gemeinsam daran arbeiten, Entbürokratisierung voranzubringen. Es geht nämlich auch darum, dass bei der Arbeit mit den Pflegebedürftigen immer die Angst der Pflegenden mitspielt, gegen irgendeine Regelung zu verstoßen und bei einer der vielen externen Prüfungen einen Mangel nachgewiesen zu bekommen. Im Bereich der Pflege sind 40 Instanzen prüfberechtigt. Ich denke, das sind zu viele. Ich kann deshalb die Sorge der Pflegenden sehr gut nachvollziehen. Die Folgen sind im Bereich der Pflegedokumentation ganz besonders offensichtlich. Die Auflagen werden aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen, übererfüllt. Der scheinbare Bedarf, Prozesse und Strukturen in der Pflege bis ins letzte Detail zu regeln, setzt die Pflegenden letztlich auch dem deutlichen Misstrauen aus, dass sie aus eigener Verantwortung nicht in der Lage seien, Leistungen mit einer hohen pflegerischen Qualität zu erbringen. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns diesen Misstrauensvorbehalt abbauen! Glauben wir daran, dass die Pflegenden in den Pflegeeinrichtungen auch dann zu einer anständigen Ergebnisqualität kommen, wenn wir ihnen Autonomie und Entscheidungskompetenz zurückgeben! Kommen wir von diesen kontraproduktiven Regelungen weg, damit wir gerade für junge Leute wieder einen Anreiz schaffen, im Bereich der Pflege eine Berufsperspektive zu sehen! Der im November des letzten Jahres vorgelegte Be richt des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen zeigt eindeutig: Der Versuch, über einen permanenten Eingriff sogar in den Gestaltungsspielraum der Einrichtungen ein bestimmtes Qualitätsniveau zu erreichen, ist fehlgeschlagen. Es bestehen trotz aller Regelungen weiterhin gravierende Mängel in zahlreichen Kategorien der Ergebnisqualität. Anders ausgedrückt: Eine Verbesserung der Qualität, richtig verstanden als Ergebnisqualität, erreichen wir nicht durch immer neue Regelungen. Auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion zur Qualität der Pflege – Anlass war der Bericht des MDK – hat die Bundesregierung immer auf die für den Sommer zu erwartenden Ergebnisse des runden Tisches hingewiesen. Schon die Zwischenergebnisse des runden Tisches zeigen, dass die Ergebnisse weit hinter den Erwartungen zurückbleiben werden. Viele Teilnehmer, die mir darüber berichten, sind enttäuscht, weil sie glauben, es hätte viel mehr dabei herumkommen müssen. Aber ich will die Debatte nicht schon im Vorhinein kaputtmachen. Ich hoffe, dass wir Maßnahmen zur Entbürokratisierung noch in dieser Legislaturperiode auf den Weg bringen – dazu fordere ich auch Sie auf – und das nicht auf die 2006 beginnende Legislaturperiode verschieben. t c r A r g f n d P m m i r a S G G D z r u d z a d z g G s H g g l h A l C l H b n h W (C (D Der Antrag der CDU/CSU-Fraktion geht in die richige Richtung. Es werden Prüfkompetenzen angesprohen. Ich halte auch die Forderung nach mehr Transpaenz für richtig, aber ich glaube, dass in dem CDU/CSUntrag der Aspekt der Transparenz viel zu wenig beücksichtigt wird. Ich wünsche mir, dass die Einrichtunen ihre Leistungen selbst kommunizieren können. Ich inde es nämlich bedauerlich, dass im Fernsehen immer ur von schwarzen Schafen die Rede ist und Pflegeskanale zum Thema gemacht werden. Ich vertraue mehr auf flegende und Pflegeeinrichtungen. Wenn wir sie nicht it immer mehr Regelungen überfrachten, können sie zu ehr Qualität im Ergebnis kommen. Deswegen wünsche ch mir, dass wir eine gemeinsame Initiative zur Entbüokratisierung auf den Weg bringen, und fordere dazu uf, das noch in dieser Legislaturperiode zu tun. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Irmingard chewe-Gerigk. Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1516706800

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sehr gut!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516706900
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
estern wurde von der Europäischen Kommission eine
ebatte über die Folgen der Alterung angestoßen. Der
uständige EU-Kommissar Vladimir Spidla sagte: Eu-
opa hat ein Problem. Wir vom Bündnis 90/Die Grünen
nd von der SPD finden nicht, dass es zielführend ist,
en unumkehrbaren Alterungsprozess nur als Problem
u betrachten. Natürlich müssen wir alles tun, um das
bzuschwächen, aber wir müssen auch endlich beginnen,
en demographischen Wandel zu gestalten, die Chancen
u erkennen und die Herausforderungen anzunehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Eine dieser Herausforderungen ist sicherlich die stei-

ende Zahl der pflegebedürftigen Menschen in unserer
esellschaft. Die Situation in den Heimen verändert
ich. Die Menschen gehen heute sehr viel später ins
eim als noch vor Jahren, meist erst dann, wenn es auf-
rund hoher Pflegebedürftigkeit keine Alternativen mehr
ibt. Das durchschnittliche Alter beim Einzug ins Heim
iegt – das wurde hier schon gesagt – bei 84 Jahren. Das
eißt für die Pflegekräfte, dass an sie besonders hohe
nforderungen gestellt werden.
Meiner Meinung nach liegen in dem Bereich die qua-

ifizierten Arbeitsplätze der Zukunft. Wir sollten diese
hance nicht verpassen, indem wir hier einen Niedrig-
ohnsektor errichten. Auch darum ist es wichtig, dass das
eimgesetz in der Bundeskompetenz bleibt.
Ich will nur zwei Beispiele bringen. Baden-Württem-

erg hatte unter dem Stichwort Entbürokratisierung ei-
en Antrag in den Bundesrat eingebracht, der zum Ziel
at, die Fachkraftquote auf 30 Prozent zu reduzieren.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Zurückgezogen!)


as ist daran Entbürokratisierung?






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk

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Bayern hat einen Antrag gestellt, der zum Ziel hat,
dass Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen nur
noch in Zweibettzimmern untergebracht werden sollen.
Das finde ich wirklich menschenverachtend. Das Heim-
gesetz muss in der Bundeskompetenz bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
Ihrem Antrag kann ich in vielen Punkten zustimmen.
Auch an mich wurde herangetragen, dass der Verwal-
tungs- und Bürokratieaufwand durch das Heim- und
das Pflege-Qualitätssicherungsgesetz für die Heime eine
große Zusatzbelastung bedeutet. Es wurde davon ge-
sprochen, dass mehr als 40 Prozent der Bruttoarbeitszeit
für verwaltende Tätigkeiten aufgewendet werden müs-
sen. Aber nach Prüfung stellen wir fest, dass das nicht
durch das Heimgesetz verursacht wird. Studien weisen
darauf hin, dass viel von der Bürokratie bei der Doku-
mentation hausgemacht ist. Eine Untersuchung von
Wingenfeld/Schnabel aus dem Jahr 2002 besagt, dass für
die Pflegedokumentation sieben Minuten pro Tag je Be-
wohner bzw. Bewohnerin angenommen werden.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Die Wahrnehmung in den Pflegeheimen ist eine andere!)


Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse des runden
Tisches, der uns auch Vorschläge zur Entbürokratisie-
rung vorlegen soll. Eine Standardisierung der Dokumen-
tation könnte hier sicherlich ein wichtiger Lösungsansatz
sein.

Die angesprochenen Widersprüche zwischen Heim-
gesetz und Pflege-Versicherungsgesetz sind ärgerlich.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Richtig!)

Vor allem die Regelung, dass das Vertragsverhältnis
zwischen Heim und Bewohner oder Bewohnerin mit
dem Tod endet, widerspricht nicht nur dem Heimgesetz,
sondern hier fehlt es auch an Sensibilität. Was ist das für
eine Zumutung für die Verwandten eines Verstorbenen,
wenn sie am Tage nach dem Tod das Zimmer unverzüg-
lich leer zu räumen haben, weil es direkt neu vermietet
werden muss? Hier brauchen wir eine gesetzliche Klar-
stellung zugunsten der Regelung des Heimgesetzes, die
eine zweiwöchige Fortsetzung des Vertrages zulässt.

Ich freue mich aber auch über den Konsens zwischen
den Fraktionen, der eine der meiner Meinung nach not-
wendigsten Innovationen – hier geht es nicht um Büro-
kratieabbau, sondern um Innovationen – der Altenhilfe
betrifft, nämlich die Notwendigkeit, das Heimgesetz an
alternative Wohn- und Betreuungsformen anzupas-
sen. Zu diesem Thema hat die grüne Fraktion vor drei
Wochen eine Veranstaltung durchgeführt. Der Reichstag
platzte aus allen Nähten. Das macht deutlich, welcher
Handlungsbedarf bezüglich neuer Wohnformen im Alter
besteht. Das bestätigt auch eine im Mai 2004 durchge-
führte Umfrage des Emnid-Instituts, wonach fast die
Hälfte der 40- bis 49-Jährigen im Alter in einer Senio-
renwohngruppe wohnen und leben möchte. Das, was bei
den 68ern noch als revolutionärer Lebensstil galt,

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(C (D cheint also für die Älteren eine bevorzugte Wohnform u werden. Im Übrigen gehen Experten auch von einer geringe en Pflegebedürftigkeit aus, wenn durch ein entsprehendes Wohnumfeld die Selbstständigkeit der Menchen gestärkt wird. Neue Wohnformen erfüllen also icht nur die Bedürfnisse der älteren Menschen, sondern ie helfen auch Kosten sparen, und zwar sowohl für die etroffenen als auch für die Pflegekassen. Wenn weit ber 90 Prozent der älteren Menschen sagen, dass sie ihen Lebensabend nicht in einem Heim verbringen möchen, sind wir gefordert, hier etwas zu tun. Wir müssen aber auch handeln, indem wir bürokra ische Hürden für solche Wohnformen, zum Beispiel in estalt der Heimmindestbauverordnung, abschaffen. s kann nicht sein, dass für Wohnprojekte die gleichen orschriften bezüglich Sanitätsausstattung, Zimmergröen, Feuerschutzeinrichtungen wie für Heime gelten. Es st notwendig, diese Vorschriften zu ändern. Ich glaube, ir brauchen für solche selbst gewählten Wohnformen uch andere Anforderungen bezüglich der Höhe der achkraftquoten. Es geht darum, dass die Menschen in iner solchen Wohngemeinschaft so eigenständig wie öglich leben möchten. Selten habe ich so viel Übereinstimmung mit einem ntrag der CDU/CSU festgestellt. Auch scheint es mir ine große Übereinstimmung zwischen den Vorschlägen es runden Tisches „Pflege“ und dem, was Sie beantragt aben, zu geben. Ich schlage vor, dass wir zu diesem hema eine ausführliche Diskussion führen. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Entscheidung!)


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr gut!)


Wenn der Bericht vorliegt, können wir schauen, ob
lle Forderungen von der Politik übernommen werden
der ob man bestimmte Dinge anders macht. Ich glaube,
ie Politik ist gut beraten, die Empfehlungen der Wis-
enschaft und der Praxis aufzunehmen, aber dann auch
elbst Entscheidungen zu treffen. Deshalb bitte ich die
DU/CSU, ihren Antrag noch so lange zurückzuhalten.
as wäre auch ein guter Ansatz zum Thema Bürokratie-
bbau, damit wir nicht doppelt arbeiten müssen.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516707000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Willi Zylajew.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Willi Zylajew (CDU):
Rede ID: ID1516707100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Frage, alte und behinderte Menschen in stationä-
en Einrichtungen bedürfen der öffentlichen Aufmerk-
amkeit. Diese öffentliche Aufmerksamkeit bringen wir
n unserer Gesellschaft durch verbindliche Regeln über
au und Betrieb solcher Heime zum Ausdruck.






(A) )



(B) )


Willi Zylajew

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13.00-13.10.doc
Pflegebedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger brau-
chen Beistand, Betreuung, Versorgung, brauchen im gu-
ten Sinne des Wortes öffentliche Fürsorge. Die rechtli-
chen Regeln, die wir dafür entwickelt haben, sind
Bestandteil dieser Fürsorge.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Sie brauchen diese Fürsorge aber auch in Form von
Menschen, die Zeit für sie haben, die zuwendungsfähig
und zuwendungsstark sind. Die Menschen, die diese Ar-
beit tun, sollten wir auch in Ruhe arbeiten lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sind uns, vielleicht mit Ausnahme von Ihnen,

Frau Kollegin Graf, offensichtlich darüber einig – da
freue ich mich sehr über den Beitrag von Frau Schewe-
Gerigk –, dass wir große Entbürokratisierungspoten-
ziale haben; der Kollege Bahr hat das ausgeführt.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Das habe ich nicht abgestritten! Sie haben nicht zugehört! – Zuruf von der CDU/CSU: Das war ja klar!)


Wir haben aus unserer Sicht keine Zeit mehr, Sitzung um
Sitzung des runden Tisches abzuwarten, sondern wir
müssen relativ schnell zu Ergebnissen kommen. Ich sage
Ihnen sehr deutlich: Wenn hier jemand abgeschrieben
hat, dann waren das wohl die Pseudowissenschaftler, die
Ihnen genehm waren; sie haben aus unserer Anfrage ab-
geschrieben.


(Renate Gradistanac [SPD]: Unverschämtheit!)


Sie haben einen runden Tisch mit Verbandsfunktionä-
ren und Vertretern aus irgendwelchen Gremien einberu-
fen. Wir haben unseren runden Tisch quasi durch die
Wahlkreise wandern lassen. Wir haben schon im Som-
mer letzten Jahres in den Wahlkreisen die Pflegeeinrich-
tungen zur Vorbereitung der Anfrage besucht. Sie haben
sich mit Experten, Funktionären und Wissenschaftlern,
die vermutlich alle regierungsgenehm waren, unterhal-
ten. Wir haben uns außerhalb der Arbeitszeit mit Pflege-
kräften unterhalten,


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Ich auch!)


die auf der Station die Arbeit erledigen. Sie haben uns
diese mehr als 40 Prozent Bürokratie ausdrücklich bestä-
tigt. Sie haben gesagt: Wir wollten eigentlich in die
Pflege, um an Menschen zu arbeiten und nicht um die
Arbeitszeit mit Bürokratie zu verbringen.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: An Menschen? Mit Menschen!)


Wir haben fast alles geregelt: von der Heimmindest-
bauverordnung über die Heimpersonalbauverordnung
bis hin zur Pflege-Buchführungsverordnung. Alles ist in
Hunderten und Tausenden Vorschriften perfekt geregelt:
vom Hygienebereich bis zum Impfschutz oder zum Um-
gang mit medizinischen Geräten.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Überregelt!)



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(C (D Natürlich: überreguliert. Diese Überregulierung wird uch noch übermäßig intensiv überprüft. Dabei geht unndlich viel Arbeitszeit verloren. Unsere Erfahrung ist: Die Frauen und Männer in der flege haben sich für den Pflegeberuf entschieden, weil ie Menschen helfen wollen. ie haben als Pflegeund Betreuungskräfte unseren ank und unsere Anerkennung verdient. (Beifall bei der CDU/CSU – Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Wer bestreitet das?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Ilse Falk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ir sollten ihnen Respekt zollen. Wenn Sie an dieser
telle blocken, dann wegen Ihres Misstrauens; der Kol-
ege Bahr hat das angesprochen. Woher, Frau Graf, neh-
en Sie sich das Recht, den Pflegekräften mit perma-
entem Misstrauen zu begegnen,


(Christel Humme [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


ie mit bürokratischen Vorschriften und Kontrollen zu
berfrachten? Die Pflegekräfte sind Tarifangestellte. Ich
eiß nicht, welches Bild Sie von Arbeiternehmerinnen
nd Arbeitnehmern haben.


(Christel Humme [SPD]: Ein gutes!)

ch gehe zunächst einmal davon aus, dass diese Frauen
nd Männer ihr Bestes tun wollen und nichts anderes.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Habe ich etwas anderes gesagt?)


ie verstehen, dass man dokumentieren, optimieren und
uch kontrollieren muss; dagegen wehren sie sich nicht.
ber sie wollen in erster Linie wieder Zeit für Menschen
aben. Wenn Sie unseren 14 Positionen folgen, können
ir das erreichen.
Wie schaut die Situation auf einer solchen Station

us? Es gibt einen Stellenschlüssel. Der lautet: eins zu
ier für Pflegestufe I, eins zu zwei für Pflegestufe II und
ins zu 1,8 für Pflegestufe III. Bezogen auf den Wochen-
nd Jahresschichtdienstplan entspricht das einer Rela-
ion von einer Pflegekraft auf der Wohnbereichsebene
ür zwölf Personen. Das bedeutet: Fünf Minuten pro
eitstunde kann sich eine Pflegekraft um eine pflegebe-
ürftige Person kümmern. Fünf Minuten, mehr nicht!
avon ziehen wir jetzt noch 40 Prozent für Bürokratie
b.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Das habe ich eben widerlegt!)


a kann Ihr Professor Dingenskirchen schreiben, was er
ill: Wenn Sie in der Nachtschicht dreimal „klingeln“
ufschreiben, haben Sie die sieben Minuten am Tag für
flegedokumentation schon fast aufgebraucht. Das ist
chlichtweg unsinnig.






(A) )



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Willi Zylajew

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(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christel Humme [SPD]: Ihre Minuten sind auch schon aufgebraucht!)


40 Minuten pro Arbeitsschicht von acht Stunden stehen
zur Verfügung. Von diesen 40 Minuten werden mehr als
24 Minuten für Schulung, Übergabe, Dokumentation
und Wahrnehmung von Terminen mit Ärzten, Betreuern
und Angehörigen genutzt.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Schulung muss sein!)


Dazu kommen dann noch die Bereiche Brandschau, Ve-
terinäramt, Gesundheitsamt, Heimaufsicht, MDK usw.
Dadurch sind schnell mehr als 40 Prozent für Bürokratie
weg. Ich denke, das wissen Sie auch.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Sie haben einfach nicht zugehört!)


Darüber streiten wir im Endeffekt nicht. Sie sind ja mit
uns der Meinung, dass Bürokratie vorhanden ist, die wir
so nicht mehr hinnehmen wollen.

Sie haben einen runden Tisch eingerichtet.

(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie denn die Information vom runden Tisch her?)


Wenn ich Sie eben richtig verstanden habe, dann ärgern
Sie sich eigentlich nur darüber, dass wir hier schon ein
paar Schritte weiter sind als die Regierung.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Nein, ich ärgere mich über Ihr Demokratieverständnis in diesem Zusammenhang!)


Das ist aber nicht traurig. Wir wollen mit diesem Antrag
im Endeffekt erreichen, dass die Arbeitsweise des run-
den Tisches effizienter und schneller wird. Wenn wir das
erreichen, sind wir zufrieden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wollen die Arbeit keinesfalls unterbrechen, wir wol-
len sie beschleunigen.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Wenn Sie an einer Beschleunigung interessiert sind,
dann stimmen Sie unserem Antrag zu. Ich bin mir sicher,
dass wir dann im Interesse der Menschen, die in den Ein-
richtungen arbeiten und unser Vertrauen verdienen, viel
Gutes tun können, von dem auch pflegebedürftige alte
Menschen und Behinderte profitieren.

Mit einem Zeitminus von 19 Sekunden bedanke ich
mich sehr für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516707200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Hilde Mattheis von

der SPD-Fraktion.

Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1516707300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte eingangs eine Bemerkung zu meinem Vorredner

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(C (D achen. Sie standen hier am Rednerpult und haben geagt, dieses Thema bedürfe keiner populistischen Beerkung. Gleichzeitig haben Sie sehr viele populistische emerkungen gemacht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr! Sollen wir Populismus definieren? Ich glaube, Sie wissen gar nicht, was das heißt!)


ie sprachen davon, dass es um die Arbeit an Menschen
eht. Nach unserem Menschenbild ist es eine Arbeit für
nd mit Menschen.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Mein Gott! – Zuruf von der CDU/CSU: Ist das ein Unterschied? Das ist nicht ganz neu!)


Ich möchte mit zwei den Antrag kommentierenden
emerkungen fortfahren, die auch eine Zusammenfas-
ung dessen sind, was meine Kollegin Angelika Graf
chon ausgeführt hat:
Erstens. Behauptungen, die ständig wiederholt wer-

en, werden dadurch nicht richtiger.
Zweitens. Erkenntnisse, die von einer breiten Fach-
elt und von Politikern und Politikerinnen aller Couleur
etragen werden, können nicht von einer Seite verein-
ahmt und vor allen Dingen – das finde ich besonders
chlimm – diskreditiert werden.
Zur ersten Bemerkung. Im Antrag wird wiederholt

ehauptet – ich muss das an dieser Stelle noch einmal
agen –, dass mehr als 40 Prozent der Arbeitszeit für
erwaltungstätigkeiten aufgewendet werden müssen


(Willi Zylajew [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

nd dass dieser Anteil durch das Pflege-Qualitätsgesetz
nd die Novellierung des Heimgesetzes enorm gestiegen
st. Diese Behauptung wurde von Ihnen bereits in Ihrer
rsten Anfrage im Juni 2004 aufgestellt und in der Ant-
ort der Bundesregierung vom Juli 2004 richtig gestellt.
rundlage der Antwort der Regierung ist die Expertise
er Forschungsgesellschaft für Gerontologie vom Mai
003. Ich finde, das muss man dann auch zur Kenntnis
ehmen und akzeptieren.
Zusammenfassend hat das FfG gesagt, dass es keine

esicherten Grundlagen für die Diskussion über Entbü-
okratisierungspotenziale gibt. Im September 2004 hat
as FfG das in einem Schreiben nochmals ganz deutlich
largestellt. In der Kurzexpertise vom Mai 2003 wird
uf Seite 26 hierzu ausgeführt:

Allen genannten Entbürokratisierungspotenzialen
ist gemeinsam, daß sie auf subjektiven Ein-
schätzungen beruhen. Je nach Standpunkt und Inte-
ressenlage kann der gleiche Sachverhalt unter-
schiedlich bewertet und mit unterschiedlichen
Konsequenzen bedacht werden.

(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist bei Sachverhalten immer so!)

Zur Behauptung, dass 40 Prozent der Arbeitszeit für

erwaltungstätigkeit verwendet werden müssen, hat die
egierung auf Ihre 13. Frage wie folgt geantwortet: Der






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(B) )


Hilde Mattheis

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3.25.doc
Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeit wird oft über-
schätzt. Nach einer Studie von Wingenfeld und Schnabel
– vielleicht kann man sich das einfach einmal merken –
beträgt der Aufwand für diese indirekten Leistungen ins-
gesamt weniger als 20 Prozent. – Die komplette Antwort
kann in der Drucksache 15/3565 – Sie werden sie sicher-
lich in der Schublade haben – auf Seite 7 nachgelesen
werden.

Was könnte also hinter dieser Behauptung stecken?
Könnte es sein, dass diese Behauptung der Einstieg in
eine Diskussion über Personalreduzierung und Per-
sonalbemessung bedeutet, wie es in verschiedenen Bun-
desländern schon angedacht ist? Ich nenne hier Bayern
und Baden-Württemberg. Dieser Verdacht kommt im
Zusammenhang mit der in Ihrem Antrag angeführten
Konzeption aus Bayern auf. Der Freistaat hat bereits
mehrfach gezeigt, dass die Landesregierung Sozialpoli-
tik nach Kassenlage machen und Standards senken will.

Es lohnt sich also, sich die auf Seite 4 Ihres Antrags
angeführte bayerische Konzeption etwas genauer anzu-
schauen. Interessanterweise wird diese in Ihrem Antrag
nicht noch einmal erwähnt. Der Grund hierfür ist sicher-
lich, dass im bayerischen Abschlussbericht Ihre Behaup-
tung widerlegt wird, dass ausschließlich der Gesetzgeber
den bürokratischen Aufwand verlange.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516707400

Frau Kollegin Mattheis, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Daniel Bahr?

Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1516707500

Nein.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516707600

Also keine Zwischenfrage.

Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1516707700

Der Projektleiter Michael Wipp führt aus:
Es gibt in der stationären Altenhilfe keine rechtli-
chen oder vertraglichen Anforderungen, die zu Ein-
zelleistungsnachweisen verpflichten. Diesem Sach-
verhalt sollte man schon seine Aufmerksamkeit
widmen. Tausende von Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern zeichnen bundesweit in etwa 9 000 statio-
nären Einrichtungen Tag für Tag alle Leistungen
einzeln ab, ohne dass dafür eine verpflichtende Ba-
sis besteht!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Fragen Sie sie einmal, wie viel Bürokratie sie erledigen müssen!)


Gefordert wird, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Unser Ziel
darf nicht sein – das ist nicht unser Fokus –, über Form-
blätter zu diskutieren, wie Sie das in Ihrem Antrag tun,
und sie hochzuloben. Vielmehr müssen wir Pflegerinnen
und Pfleger durch ein großes Angebot an Aus- und
Weiterbildung unterstützen, das Haftungsrisiko für das
Pflegepersonal entschärfen und auch Supervision anbie-
ten; denn über die Stärkung der Eigenverantwortung und

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(C (D estärktes Selbstbewusstsein des Pflegepersonals schafen wir es, dass man sich nicht hinter Papierbergen ersteckt, sondern das eigentliche Ziel, Zeit für die zu flegenden zu gewinnen, erreicht. Wer also Entbürokrasierung fordert, muss dies von einer gesicherten Datenge aus tun. Ansonsten setzt er sich dem Vorwurf aus, it diesem Wort einfach billige Effekthascherei zu beeiben. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wird es Gesetze oder Initiativen geben?)


Ich komme zu meiner zweiten Eingangsbemerkung:
rkenntnisse, die von einer breiten Fachwelt und von
olitikerinnen und Politikern aller Couleur – darin stim-
en wir überein – getragen werden, können nicht von
iner Seite vereinnahmt werden. Das Thema verlangt es,
ass wir uns ihm sehr ernsthaft widmen. Ich weiß wirk-
ch nicht, was Sie sich zum jetzigen Zeitpunkt davon
ersprechen, Forderungen zu erheben, die nachweislich
das wurde hier mehrfach angeführt und von Ihnen
icht dementiert – Empfehlungsentwürfe des runden
isches sind. Diese sollen im Sommer 2005, also noch
ieses Jahr vor der Sommerpause, als Ganzes, nicht als
inzelne Mosaiksteine oder Forderungen, vorgestellt und
iskutiert werden.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Werden sie dann auch umgesetzt?)


Ich bitte Sie, Herr Bahr. Wir alle gemeinsam haben das
nteresse, für zu Pflegende Verbesserungen zu erreichen.
afür stehen wir alle ein.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: In dieser Legislaturperiode?)


ber man sollte doch nicht so tun, als ob man diese Ver-
esserungen alleine erkannt hätte, um dann in Einzel-
chritten zu versuchen, sich selber zu profilieren, ohne
as Gesamtkonzept anzuschauen. Um das geht es.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

s geht um die Gesamtkonzeption und darum, dass der
unde Tisch von Leuten aus der Fachwelt, die pflegen
nd wissen, was es bedeutet, in der Pflege wissenschaft-
ch und praktisch tätig zu sein, organisiert wird. Diesen
rozess jetzt dadurch zu torpedieren, dass man Forde-
ungen aufstellt, die im Prinzip nichts anderes als reine
ffekthascherei sind, halte ich diesem Thema nicht für
ngemessen.


(Beifall bei der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Hauptsache, es ändert sich was!)


Lassen Sie uns gemeinsam vorgehen; Frau Kollegin
raf hat es doch abschließend vorgeschlagen.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Greifen Sie unsere Vorschläge doch auf!)


iehen Sie Ihren Antrag zurück! Lassen Sie uns gemein-
am, wenn vernünftige Empfehlungen des runden
isches vorliegen, überlegen, wie wir die Situation ver-
essern können. Übrigens hat bisher noch keiner von Ih-
en gesagt – das haben Sie offensichtlich vergessen –,

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Hilde Mattheis

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dass die Länder zu einem Großteil mit daran beteiligt
sind.


(Beifall des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516707800

Frau Kollegin Mattheis, offenkundig haben Sie die

Zeit vergessen.


Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1516707900

Ich komme zum Schluss. – Ich möchte gerne, dass

sich die Länder Baden-Württemberg und Bayern ge-
meinsam mit den anderen Bundesländern wie Rhein-
land-Pfalz und NRW, die ganz vernünftige Vorschläge
auf den Tisch legen werden, auf den Weg machen und
nicht versuchen, sich im Zusammenhang mit einer öf-
fentlichen Diskussion, die sehr wichtig ist, selber zu pro-
filieren und Standards durch die Hintertür abzubauen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516708000

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/4932 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 5 a und 5 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Ge-
setzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts
– Drucksache 15/4834 –

(Erste Beratung 158. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft (10. Ausschuss)

– Drucksache 15/5133 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Elvira Drobinski-Weiß
Helmut Heiderich
Ulrike Höfken
Dr. Christel Happach-Kasan

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Helmut
Heiderich, Peter H. Carstensen (Nordstrand),

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(C (D Marlene Mortler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Gentechnikgesetz wettbewerbsfähig vervollständigen – Drucksachen 15/4828, 15/5134 – Berichterstattung: Abgeordnete Elvira Drobinski-Weiß Helmut Heiderich Ulrike Höfken Dr. Christel Happach-Kasan Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und es Bündnisses 90/Die Grünen liegen vier Änderungsanräge der Fraktion der FDP vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red erin der Kollegin Elvira Drobinski-Weiß von der SPDraktion das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir schließen eute die Beratungen über den Entwurf eines Zweiten esetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts der raktionen der SPD und der Grünen ab. Damit machen ir den Weg für die notwendige Umsetzung des EUentechnikrechts frei. Mit unserem Gesetz werden gentechnische Arbeiten rleichtert und die Verfahren beschleunigt; zudem wird ie Sicherheit solcher Arbeiten gewährleistet. Ich nenne inige Punkte: Für erste gentechnische Arbeiten in der Sicher eitsstufe 1 und weitere gentechnische Arbeiten in der icherheitsstufe 2 ist statt einer Anmeldung nur noch ine Anzeige der gentechnischen Arbeit vorgesehen. amit kann der Betreiber sofort nach Eingang der Aneige bei der Behörde mit den gentechnischen Arbeiten eginnen und nicht wie bisher erst 30 Tage nach Eingang er Anmeldung bei der Behörde. Bestimmte Mikroorganismen können aus dem Anendungsbereich des Gentechnikgesetzes herausgenomen werden, ohne dass für den Umgang mit solchen Oranismen eine Meldeund Registerführungspflicht esteht. Das ist auch ein Beitrag zur Entbürokratisieung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1516708100

Die Abgabe solcher Mikroorganismen, die aus dem
eltungsbereich des Gentechnikgesetzes herausgenom-
en worden sind, an Labors unterliegt zukünftig den
berwachungsmechanismen, die allgemein für Laborar-
eiten gelten. Das entspricht einer Forderung des Bun-
esrates.
Wir haben im Laufe der Beratungen mehrere Forderun-

en des Bundesrates und der Wirtschaft aufgenommen.






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Elvira Drobinski-Weiß

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Die Verfahrenserleichterungen, Beschleunigungs- und
Entbürokratisierungseffekte sind in der Anhörung zu un-
serem Gesetzentwurf von den Industrievertretern aus-
drücklich begrüßt worden.

Damit es keinerlei Grund mehr gibt, das Gesetz im
Bundesrat zu blockieren, sind wir den Forderungen des
Bundesrates auch mit einer Änderung zum Standortre-
gister entgegengekommen, die nicht allen von uns leicht
gefallen ist. Aber um mit einem zügigen In-Kraft-Treten
des Gesetzes endlich unsere EU-rechtliche Verpflichtung
zur Umsetzung der Richtlinie zu erfüllen, haben wir eine
Registerregelung gefunden, mit der den Bedenken der
Länder entsprochen wird, ohne dass den berechtigt Inte-
ressierten der Zugang zu Informationen unzumutbar er-
schwert wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Danach sind im öffentlichen Teil des Registers die Ge-
meinde und die Gemarkung der Freisetzung oder des
Anbaus sowie die Flächengröße einsehbar. Zum nicht
öffentlichen Teil, der genaue Angaben zum Grundstück
und die personenbezogenen Daten enthält, haben nur die
zuständigen Landesbehörden Zugang. Sie überprüfen
unverzüglich, ob beim Anfragenden ein berechtigtes In-
teresse an diesen Informationen besteht.

Mit unserem Gesamtpaket Gentechnikgesetz schaffen
wir zum einen Rechtssicherheit mit Erleichterungen für
die Forschung und die Wirtschaft. Zum anderen gewähr-
leisten wir die Wahlfreiheit für die Verbraucher und den
landwirtschaftlichen Bereich.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Wieso?)

Die Regelungen ermöglichen den Anbau von GVO,
schützen aber gleichzeitig den Fortbestand einer gen-
technikfreien Landwirtschaft.

Wir haben gerechte Haftungsregelungen nach dem
Verursacherprinzip, um die uns die Bauern in anderen
EU-Ländern beneiden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage das, weil aus den Reihen der Opposition dazu
derzeit wieder viel Unsinn zu hören ist. Die Haftungsre-
gelung basiert auf dem allgemeinen Prinzip des BGB-
Nachbarrechts und ist keineswegs eine Neuerung, son-
dern lediglich eine Präzisierung. Wenn sich in Ergänzung
dazu Lösungen ergeben, zum Beispiel Versicherungen
oder eine Einigung zwischen beteiligten Firmen und
GVO-Anbauern auf die Finanzierung eines Fonds, dann
ist das schön. Ein Fonds mit staatlicher Beteiligung aber
kommt nicht infrage: Gewinne privatisieren, Verluste
verallgemeinern – dabei machen wir nicht mit: Wir ha-
ben gute und gerechte Regelungen; daran gibt es nichts
zu rütteln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben ein erstes Gentechnikgesetz, welches die
Koexistenz verschiedener Anbauformen ermöglicht, und
wollen jetzt ein zweites Gentechnikgesetz verabschie-

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(C (D en, das aufgrund der Entbürokratisierungsmaßnahmen, ereinfachungen und Verfahrenserleichterungen für genechnische Arbeiten von Industrievertretern begrüßt wird (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Von wem denn?)


nd einen vernünftigen Rechtsrahmen darstellt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

er Ball liegt nun beim Bundesrat. Sehr geehrte Damen
nd Herren von der CDU, ich hoffe, Sie machen Ihren
änderkollegen klar, dass es keine sachlichen und fach-
ichen Gründe gibt, dieses Gesetz zu blockieren.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Jede Menge!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516708200

Kommen Sie bitte zum Schluss, Frau Kollegin.

Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1516708300

Das tue ich. – Deshalb erwarten wir nun, dass das Ge-

etz im Bundesrat zügig behandelt wird und bald in
raft treten kann. Daran wird sich zeigen, wie Ernst es
er Opposition mit den Innovationen und der Wettbe-
erbsfähigkeit ist. Ein erstes Zeichen könnten Sie set-
en, indem Sie für unser Gesetz stimmen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516708400

Das Wort hat jetzt der Kollege Helmut Heiderich von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1516708500

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Das
ünast-Gentechnikgesetz bleibt auch nach der zweiten
nderung ein Gentechnikverhinderungsgesetz. Einem
olchen werden wir ganz sicher nicht zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

n diesem Tatbestand ändern auch einige kleine Trippel-
chritte nichts, die Sie nun auf uns zugegangen sind. Es
andelt sich im Übrigen um einige bürokratische Er-
eichterungen, die wir schon vor drei Jahren vorgeschla-
en hatten und die Sie damals als Risiko für die Öffent-
ichkeit bezeichnet und abgelehnt haben. Da Sie drei
ahre gebraucht haben, um auf diesen Stand zu kommen,
aben Sie nun nicht das geringste Recht, zeitlich Druck
uf den Bundesrat auszuüben. Das sollten Sie sich lieber
paren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nach wie vor haben Wissenschaft und Forschung, ha-

en Unternehmen und Arbeitsplätze keine ausreichende
hance, solange die Künast-Ideologie die Regeln der
entechnik in Deutschland bestimmt. Allerdings hat






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Helmut Heiderich

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0 3.40.doc
sich inzwischen die politische Stimmungslage insbeson-
dere im Regierungslager – das ist ein Zeichen der Hoff-
nung; ich erinnere nur an Herrn Clement und Frau
Bulmahn – verändert. Die Verhinderung von For-
schungsprojekten, und das ausgerechnet im Bereich der
Sicherheitsforschung, durch ein von der Ministerin per-
sönlich ausgesprochenes Forschungsverbot hat wohl vie-
len gezeigt, dass es so nicht mehr weitergehen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Verehrte Kollegen von der SPD, ebenso eindeutig hat das
BMBF zur Künast-Forschungsblockade Position bezo-
gen. Ein solcher Vorgang sei bisher so nicht aufgetreten,
erläuterte Staatssekretär Catenhusen im Forschungsaus-
schuss am Mittwoch. Es wurde ganz eindeutig gesagt,
das BMBF teile die Auffassung des BMVEL nicht. Ich
kann dazu nur sagen: Gott sei Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dabei wurde inzwischen ebenfalls öffentlich bekannt,
dass Frau Künast nicht nur zwei, sondern insgesamt vier
Forschungsprojekte verboten hat, obwohl diese bereits
vom Forschungsministerium als wissenschaftlich exzel-
lent beurteilt worden waren und finanziert wurden.


(René Röspel [SPD]: Dazu hätten Sie letzte Woche etwas sagen sollen! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Ich verstehe, dass Sie dabei etwas unruhig werden;
denn Sie merken, dass hier die Wissenschaft und ihre
Freiheit von Frau Künast attackiert und eingeschränkt
werden. Sie sind zu Recht unruhig. An Ihrer Stelle wäre
ich das ebenfalls.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Ausrede aus dem Künast-Ministerium, hier

handle es sich um Produktentwicklung, ist ebenso durch-
sichtig wie sachlich falsch.


(René Röspel [SPD]: Das hatten wir doch letzte Woche in der Aktuellen Stunde!)


Es geht eindeutig um Grundlagenforschung, um Me-
thodenentwicklung und nicht um Produkte. Dies sehen
übrigens SPD-Kollegen im Forschungsausschuss ge-
nauso. Ich erinnere daran, dass dies nicht der erste Fall
ist. Schon im letzten Jahr hat Frau Künast in Pillnitz und
Quedlinburg eingegriffen. Damals hat die Presse ge-
schrieben, das sei staatlich veräppelte Forschung. Außer-
dem ist inzwischen aus der Presse bekannt geworden,
dass Frau Künast fünf ihrer Forschungsinstitute von
vornherein jede Antragstellung im Bereich der Gentech-
nik untersagt hat, damit erst gar nichts auf den Tisch des
Hauses kommt, was sie nachher wieder verbieten muss.

Ich kann verstehen, wenn es Frau Künast etwas warm
wird. Denn der Vorsitzende der IG BCE, Herr Schmoldt,
hat vorgestern gegenüber dem „Handelsblatt“ gesagt:

Es drängt sich der Eindruck auf, als habe Frau
Künast Angst davor, die Forschung könne ihr ein
Argument gegen die Gentechnik aus der Hand
schlagen.

Hört! Hört!

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(C (D (Gustav Herzog [SPD]: Das ist eine vernünftige Folge Ihrer Argumentation!)


err Schmoldt führt weiter ganz klar aus:
Eine solche ideologische Blockade können sich nur
Leute leisten, die keine Angst haben müssen, je-
mals Hunger zu haben. Diese Blockade muss auf-
gebrochen werden.

amit hat Herr Schmoldt Recht.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Sie haben nicht zugehört!)


Wenn sich wie gestern der Bundeskanzler persönlich
abweichend von seinem Redemanuskript – der Grü-
en Gentechnik ausführlich zuwendet, hat dies einen
rund. Er spürt inzwischen ebenfalls, dass seine Forde-
ung, die Biotechnik zur Schlüsseltechnik des 21. Jahr-
underts zu machen, von Künast und Co. knallhart aus-
ebremst und abgeblockt wird.


(René Röspel [SPD]: Das hat er nicht gesagt! Er hat gesagt, dass das Gesetz gut ist! Soll ich es vorlesen?)


Ich sage Ihnen jetzt, was er gesagt hat. – Das Resümee
es Bundeskanzlers lautete:

Also lassen Sie uns nicht Debatten von gestern füh-
ren, sondern darauf setzen, dass jetzt die Ausbrin-
gung geschieht und wir in diesem Bereich weiter-
kommen.

as heißt für mich: Der Kanzler will, dass Pflanzen aus
entechnisch verändertem Saatgut auf deutschen Äckern
achsen können und dass wir etwas dafür tun, dass die
ntsprechenden Voraussetzungen gegeben sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ch kann den Kanzler darin durchaus unterstützen. Das
ilt ebenfalls für seine Aufforderung:

Jedenfalls sollte begonnen werden. Ich denke, das
ist die Aufgabe, die vor uns liegt.

a hat er Recht.
Nicht nachvollziehen kann ich die Feststellungen,
ollege Röspel:

Wir werden ein Gentechnik-II-Gesetz bekommen,
das zusammen mit dem ersten Gesetz einen ver-
nünftigen Rechtsrahmen für Investitionen in diesem
Bereich darstellt.

(René Röspel [SPD]: Der Kanzler hat mit al lem Recht, was er gesagt hat!)

ier war vielleicht eher der Wunsch Vater des Gedan-
ens. Bemerkte der Kanzler doch gleich anschließend,
ass die Haftungsfragen nicht so geregelt seien, wie es
ich diejenigen, die investieren sollen, vorstellen. Auch
n dieser Stelle hat der Kanzler Recht. Wenn Sie es
achlesen wollen: Die Rede liegt auf meinem Platz. Sie
önnen da gerne hineinschauen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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Helmut Heiderich

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Folgen wir also der Aufforderung des Kanzlers! Was
ist zu tun?

Erstens. Ministerin Künast muss ihre Sechs-Punkte-
Verpflichtung abarbeiten, die sie im November 2004
gegenüber dem Bundesrat abgegeben hat. Diesbezüglich
ist bis dato nichts geschehen. Zuallererst gilt es, die
Feldforschung von Universitäten und Instituten, von
Saatzuchtunternehmen und Biotechnikunternehmen zu
sichern: entweder durch die Festlegung, dass Freisetzun-
gen kein In-Verkehr-Bringen sind, wie es in anderen
Ländern Europas geschehen ist, oder durch die Einrich-
tung eines Haftungsfonds im Hause Künast, der die For-
schung, und zwar insgesamt, gegen eventuelle Scha-
densfälle absichert. In den letzten Tagen ist
durchgesickert, dass sie so etwas wollen.

Zweitens. Wir brauchen einen breiten Erprobungsan-
bau in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und mit
privaten Unternehmen, um die – im Übrigen positiven –
Erfahrungen aus dem letzten Jahr – die Länder haben
den Anbau vergangenes Jahr allein durchgesetzt – zu
vertiefen.

Drittens. Vor allen Dingen müssen wir das Haftungs-
recht für Anwender, Saatzüchter und private For-
schungsunternehmen endlich kalkulierbar machen. Da
das immer wieder durcheinander geworfen wird, sage
ich ganz deutlich: Natürlich soll jeder die Verantwortung
für sein eigenes Verschulden übernehmen. Alle anderen
Behauptungen sind schlicht unredlich. Aber dass der
Einzelne für höhere Gewalt, für kriminelle Energie Drit-
ter oder für ähnliche unbeeinflussbare Tatbestände he-
rangezogen werden soll, kann doch niemand ernsthaft
fordern,


(René Röspel [SPD]: Das macht ja auch niemand!)


zumindest dann nicht, wenn man sich an die Vorschrif-
ten peinlich genau gehalten hat. Sie verlangen auch dann
vom Landwirt oder vom Anwender die Haftung, wenn er
für die Schäden überhaupt nichts kann. Genau das ist die
Krux der von Ihnen geplanten Haftungsregeln.

Ich schlage vor – ich denke, diese Zielrichtung macht
wirklich Sinn –, für solche Situationen eine Lösung wie
im Nachbarland Holland zu schaffen. Dort haben sich
alle Betroffenen, einschließlich der Ökolandwirte, auf
einen übergeordneten Haftungsfonds für Schäden durch
unkalkulierbare Eventualitäten – nicht für Schäden
durch persönliches Verschulden – geeinigt. In diesen
Fonds zahlen Biotechnikunternehmen, Züchter, Land-
wirte, und zwar einschließlich der Bio- und Ökobetriebe,
der Agrarhandel und in der Startphase auch der Staat ein.
Dies wäre zumindest für die kommenden zwei Jahre eine
Übergangslösung, die kurzfristig geschaffen werden
könnte, die bei den Vermittlungsverfahren mit dem Bun-
desrat eine Zielmarke wäre und die allen unnötigen
Streit aus der Welt schaffte.

Wenn Kanzler Schröder in diesem Bereich wirklich
weiterkommen will, dann muss er im anstehenden Ver-
mittlungsverfahren so weit Einfluss nehmen, dass wir
dieses Ziel am Ende im Interesse von Innovationen, Ar-
beitsplätzen und Zukunftschancen in Deutschland errei-

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(C (D hen. Sonst behält Herr Schmoldt am Ende doch Recht, enn er sagt – ich zitiere ihn noch einmal –: Es besteht die reale Gefahr, dass Forschung ins Ausland wandert. Ein schlechtes Signal für den Standort Deutschland … Wir wollen die Abwanderung der Forschung verhinern. Deswegen lehnen wir Ihren Gesetzentwurf ab. Das Wort hat die Bundesministerin Renate Künast. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Schwacher Beifall!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516708600

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en Abgeordnete! Lassen Sie mich zu Anfang auf Frau
erkel Bezug nehmen – sie ist ja heute leider nicht da –,
ie gestern – sie hat damit, glaube ich, auf den Punkt ge-
racht, was in Wahrheit die Position der CDU/CSU ist –
ine Gentechnik ohne Regeln und ohne Rücksicht gefor-
ert hat.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Quatsch!)


Ja, natürlich.

(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das ist völliger Quatsch!)

Sie hat nämlich von der Ordnung der Freiheit gere-

et. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Diese so genannte
rdnung der Freiheit, die da vorgeschlagen wird, die in
ielen Redebeiträgen, auch heute in dem von Herrn
eiderich, durchschimmerte, hat nichts mit Ordnung zu
un; sie ist vielmehr so etwas wie die reinste Anarchie, in
er überlebt, wer der Stärkste ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ernst Burgbacher [FDP]: Sie müssen alles regulieren! Das kennen wir!)


Ich will Ihnen auch sagen, warum. Sie wollen näm-
ich keine Regeln für das Nebeneinander verschiedener
nbauformen; vielmehr wollen Sie, dass einer auf Kos-
en aller anderen lebt. Sie wollen keinen Schutz für
andwirte.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

ie haben doch längst die Interessenvertretung der Bau-
rn in Deutschland aufgegeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich werde Ihnen das gleich darlegen.






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Bundesministerin Renate Künast

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Alle die Landwirte – das ist die Mehrheit in Deutsch-
land –, die nicht gentechnisch veränderte Pflanzen an-
bauen wollen, bekommen von Ihnen noch nicht einmal
einen Hauch von Schutz. Sie haben das gerade selbst be-
gründet; denn Sie wollen die Haftung so verteilen, dass
diejenigen, die solche Pflanzen nicht anbauen, auch noch
für die Haftung geradestehen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist eine gehobene Form von Unsinn und das ist eine
Nichtinteressenvertretung.

Ferner räumen Sie den Verbraucherinnen und Ver-
brauchern noch nicht einmal die Freiheit ein, entschei-
den zu können, weil Sie nicht dafür sorgen wollen, dass
es auch nicht gentechnisch veränderte Produkte auf dem
deutschen Markt gibt. Sie wollen verheimlichen und ver-
schleiern.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sie wollen verbieten und nicht anerkennen! – Ernst Burgbacher [FDP]: Entweder böswillig oder dumm!)


– Sie quaken hier immer groß und laut. Aber schauen
wir uns einmal die Details an! Wir sind ja nicht blind
und können lesen.

Sie scheren sich nicht um 70 Prozent der Bevölke-
rung. Ich wundere mich schon: Nach der letzten Bundes-
tagswahl hat Frau Merkel mit Tränen in den Augen in ei-
nem „Spiegel“-Interview gesagt: Wir haben die Wahl in
den Städten verloren; jetzt wollen wir Umwelt- und Ver-
braucherschutz machen. – Was ist denn plötzlich los?
Jetzt wollen Sie nicht einmal, dass die Verbraucher wis-
sen, was in Lebensmitteln enthalten ist. Das ist doch Ihre
Strategie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Gucken Sie einmal nach SchleswigHolstein!)


Das ist Ihre Art von Freiheit.
Ich will Ihnen das erklären, denn Sie haben es gerade

noch einmal angesprochen. Ihre Freiheit sieht wie folgt
aus: Sie wollen, dass wenn in Freisetzungsversuchen
ungenehmigte Konstrukte, die ja gerade im Experi-
ment sind, auskreuzen, diese als Lebensmittel auf dem
deutschen Markt verkauft werden dürfen. Genau das
wollen Sie. Sie wollen, dass die Verbraucher quasi zum
Teil eines großen Experiments werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Ach ja? Erzählen Sie nicht so einen Quatsch!)


Ich kann Ihnen aber sagen, dass Sie mit Ihrer Ideologie,
Herr Heiderich, und alle anderen an der Stelle etwas tun,
was noch nicht einmal in den von Ihnen so gelobten
USA erlaubt ist.

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(C (D Sie haben auch den Sechs-Punkte-Plan angesprohen. Davon werden Sie wahrscheinlich auch in vier ahren hier vorn erzählen; das ist Ihr gutes Recht. (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: So lange, bis Sie es endlich machen!)


ber wir haben längst Teile davon abgearbeitet. Darüber
eden Sie nur nicht gern, weil Sie in dieser Beziehung
chon wieder verloren haben. Wir haben von der Kom-
ission zu dem gerade angesprochenen Problem, ob
an den Menschen ungenehmigte und hinsichtlich ihrer
icherheit nicht bewertete Konstrukte als Lebensmittel
erkaufen darf, die klare Stellungnahme erhalten: Nein,
as darf man nicht. Also, Herr Heiderich, dann können
s allenfalls noch fünf Punkte sein, über die Sie eigent-
ich reden könnten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie wollen keine Eins-zu-eins-Umsetzung von EG-
echt; Sie wollen, was EG-Recht betrifft, rechtswidrig,
erantwortungslos und gefährlich handeln. Sie wollen
llenfalls die Interessen von schlecht informierten Lob-
yisten umsetzen. Aber selbst mit denen reden wir und
rklären ihnen, dass sie manches gar nicht richtig gele-
en haben.
Sie wissen eines ganz genau, wenn Sie unsere gesetz-

ichen Regelungen kritisieren: Die Kommission hat klar
esagt, dass Koexistenz- und Haftungsfragen zur Auf-
abe der Mitgliedstaaten zählen. Deshalb regeln wir das
uch,


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Aber völlig falsch!)


eil wir ja unsere Rechte nicht an der Haustür in Brüssel
bgeben. Das kritisieren Sie doch sonst auch immer,
err Heiderich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nun zu der Frage, was in diesem Gesetz geregelt
ird. Da ist zum einen das Standortregister zu nennen.
orum geht es dabei? Wir legen hier fest, dass Ge-
einde, Postleitzahl und Gemarkung in einem öffentlich
ugänglichen Register für alle Bürgerinnen und Bürger,
uasi im Internet, zugänglich sein müssen. Ferner sagen
ir, dass alle anderen Nachbarn, Landwirte, Imker, die-
enigen, die das Recht haben, genau zu wissen, was auf
em betreffenden Feld vor sich geht, unverzüglich eine
lurstückgenaue Auskunft bekommen. Ich hoffe, dass
ie, Herr Heiderich, dann auch dafür sorgen, dass dieses
nverzüglich von den Bundesländern eingestellt wird.
enn Bauern nämlich ein halbes Jahr auf entsprechende
eröffentlichungen warten müssen, wissen sie gar nicht,
as sie aussäen sollen. Sie stellen Ihre Partei ja immer
ls Interessenvertretung der Bauern dar, aber das galt
rüher vielleicht einmal.


(Zuruf des Abg. Helmut Heiderich [CDU/ CSU])


ch sage Ihnen: Die Menschen haben ein Recht auf
nformation.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

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Ich wäre beglückt, wenn Sie hier nicht nur einseitig
Lobbyinteressen vertreten würden und darum großes
Buhei machen würden, sondern auch einmal anfangen
würden, eine wenigstens in Ansätzen differenzierte Posi-
tion einzunehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Warum gelingt Ihnen eigentlich nicht, was den Landes-
kirchen gelingt? Immer mehr Landeskirchen sagen bei
Abschluss von Pachtverträgen, dass auf ihrem Gelände
nur gentechnikfreier Anbau erlaubt ist. Sie wollen doch
nicht behaupten, dass alle evangelischen und katholi-
schen Landeskirchen irren.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Es gibt gar keine katholischen Landeskirchen!)


Sonst berufen Sie sich ja auch immer auf sie.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Voll daneben!)


Zum anderen gibt es immer mehr Regionen in
Deutschland, die sich zu gentechnikfreien Zonen erklä-
ren. Eine sehr große gibt es im Bereich der Rhön, sogar
über drei Landesgrenzen hinweg, direkt vor der Haustür
von Herrn Heiderich. Sie hätten also die Möglichkeit,
sich ausnahmsweise einmal über die Sorgen der Men-
schen vor Ort zu informieren, indem Sie in der sitzungs-
freien Zeit eine kleine Reise unternehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Von Ihnen mit Steuergeldern gesponsert!)


– Davon träumen Sie. Wenn wir dafür Geld ausgäben,
hätten Sie das doch schon längst herausbekommen. Ihr
Job ist doch nichts anderes, als in den Ministerien zu sto-
chern und zu versuchen, illegal an Papiere heranzukom-
men.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: 129 000 Euro!)


Wo gibt es die größte gentechnikfreie Zone in dieser
Republik? Ich komme nicht umhin, an dieser Stelle ein-
mal an den heiligen Sankt Florian zu erinnern. Dessen
Lied singt nämlich Edmund Stoiber, der Ministerpräsi-
dent Bayerns. Das geht so: Heiliger Sankt Florian, ver-
schütt’ – pardon – verschon’ mein Haus, zünd’ andere
an!


(Ernst Burgbacher [FDP]: Warum sind Sie so nervös? Klar, ein Auflösungsprozess ist immer schwierig! – Gegenruf des Abg. René Röspel [SPD]: Ha, ha!)


– Damit setzen Sie den Zwischenrufen die Krone auf.
Mit diesem Zwischenruf werden Sie einmal berühmt
werden. Versprecher passieren zwar vornehmlich Män-
nern, aber Frauen können es auch.


(Lachen und Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)



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(C (D Mensch, Sie wissen doch, Frauen halten immer engaierte Redebeiträge. Das wird Frau Happach-Kasan och auch gleich machen, oder? Soll ich dann vielleicht uch solch eine Zickeneinrede machen? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wissen Sie, warum Edmund Stoiber diesem Sankt-
lorians-Prinzip folgt? Bei ihm im Wahlkreis gibt es mit
00 000 Hektar die größte gentechnikfreie Zone der
undesrepublik Deutschland. Angesichts dessen sollte
an sich wirklich einmal in seinem Wahlkreis erkundi-
en, welche Interessen die Landwirte vor Ort und die
enschen, die deren Produkte kaufen, haben. Bayern
eiß sehr genau, dass Österreich und die Schweiz auf
en Standortfaktor der GVO-Freiheit setzen. Wir wissen
a – Herr Heiderich wird das auch wissen –, dass in Bay-
rn schon einige Genehmigungen für Anbauten und Ver-
uchsflächen zurückgezogen wurden,


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wissen Sie auch, warum?)


eil Österreich sich das Geschäft nicht hat verderben
assen wollen.
Es gibt weltweit einen Markt für gentechnikfreie
rodukte. Warum gibt es keinen GVO-Weizen in den
SA? Weil Japan gesagt hat, dann würden sie gar keinen
eizen mehr von dort importieren. Daraufhin haben die
SA gesagt, dann bauen wir eben keinen an.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unseriös!)

arum gibt es keine GVO-Pommes? Weil der größte
ast-Food-Konzern, der weltweit mit den gleichen Ge-
chmacksangeboten agiert, sagt, dass er kein Debakel
it GVO-Pommes in seinem Unternehmen erleben
öchte. Warum gibt es keine GVO-Rapsfelder? Weil der
ebensmittelsektor klar sagt, dass, sobald irgendwo an-
efangen wird, GVO-Raps anzubauen, kein Raps mehr
us diesem Land für die Herstellung von Margarine ver-
endet wird, sondern woandersher importiert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie verfolgen doch das Interesse, den mittelständischen
nternehmen die Möglichkeiten zu verderben, zusätzli-
he Einnahmen zu erzielen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Soja! Schweinefutter!)


Mein letzter Satz lautet – das ist eine ganz klare Auf-
orderung an Sie –: Schauen Sie in den Gesetzentwurf.
r ermöglicht Verfahrenserleichterungen in Bereichen,
o Europa stark ist, nämlich bei der Weißen Biotechno-
ogie. Hier haben wir weltweit derzeit einen Marktanteil
on 70 Prozent. Dieser Sektor birgt ungeahnte Entwick-
ungspotenziale. Wir müssen nicht in Bereichen, in de-
en die USA schon weiter sind, hinterherrennen, son-
ern wir haben hier die Möglichkeit,


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Alles platt zu machen!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

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0 13.45-13.55.doc
uns im Rahmen der Lissabon-Strategie von Waschpulver
bis hin zu allen möglichen Produkten zu entwickeln.

Ganz klar sage ich auch: Wenn Sie sich weiterhin so
ideologisch verhalten – Ihr Verhalten beruht ja auf nichts
anderem als einer großen Ideologieblase –, dann verder-
ben Sie der chemischen Industrie in Deutschland und
Europa das Geschäft mit der Weißen Biotechnologie.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Sie sind dann diejenigen, die Arbeitsplätze in dieser Re-
publik vernichten bzw. die Entstehung neuer verhindern.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sie machen die Forschung platt!)


Deshalb bitte ich Sie: Hören Sie mit Ihrem ideologischen
Spiel auf,


(Lachen bei der CDU/CSU)

stimmen Sie dem Gesetzentwurf zu und eröffnen Sie da-
mit Deutschland neue Zukunftschancen, statt diesen
Standort immer nur schlechtzureden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Lassen Sie die deutschen Forscher forschen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516708700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Christel Happach-

Kasan von der FDP-Fraktion.

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1516708800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Künast, nur so viel: Ich glaube, Sie sind urlaubsreif.
Ich wünsche Ihnen wirklich schöne Osterfeiertage. Mehr
kann man zu Ihrer Rede nicht sagen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

An eines darf ich erinnern: In Schleswig-Holstein hat

1 Prozent der Landwirte Grün gewählt, nicht einmal alle
Ökobauern.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Richtig!)

Das ist nicht gerade üppig.

Wir leben im Zeitalter der Biologie. Die Ingenieur-
kunst unserer Zeit ist das Genetical Engeneering, ein
sympathischer Ausdruck für die Grüne und Weiße Gen-
technik. Wir können dieses Zeitalter weiter verschlafen
oder es mit Ideen und Kreativität gestalten und prägen,
so wie wir das Zeitalter der Chemie und das Zeitalter der
Physik gestaltet und geprägt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir haben 5,2 Millionen Arbeitslose. Diese sind eine

Herausforderung für uns. Die Gentechnik bietet Chan-
cen für qualifizierte Arbeitsplätze. Wir als FDP wollen
diese Chance nutzen.

Im Einstein-Jahr hat das Bundesforschungsministe-
rium das Einstein-Zitat aufgegriffen: Wichtig ist, dass
wir nicht aufhören zu fragen. – Völlig richtig; aber wir
brauchen auch Antworten. Die Diskussion um die Grüne

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(C (D entechnik zeigt, dass diese Antworten nicht aus der rünen Verbandsszene kommen, sondern aus der seriöen Wissenschaft: aus Universitäten, Ressortforschungsinrichtungen, forschenden Unternehmen. Die Forchungsverbote von Ministerin Künast sind ein inmaliger Vorgang. Wir lehnen sie absolut ab. Die FDP will, dass wir in Deutschland alle Optionen utzen, das Zeitalter der Biologie mitzugestalten. Die issenschaftlichen Potenziale dafür sind vorhanden. Der eibniz-Preis an Professor Dr. Christian Jung, Leiter des nstituts für Pflanzenzüchtung in Kiel, hat dies einrucksvoll demonstriert. Die Weiße Gentechnik hat ich weitgehend durchgesetzt, auch wenn Ministerin ünast, die für sie eintritt, die Kennzeichnungsregelung icht ordentlich gestaltet. Da gibt es Defizite, die in Ihrer erantwortung liegen. Mit der Beschlussfassung über das zweite Gentech ikgesetz entscheiden wir, ob wir Wissenschaftlern und nternehmen Gestaltungsmöglichkeiten geben oder ob n Deutschland der von den Grünen angeführte Kampf egen Windmühlenflügel fortgesetzt wird. Rot-Grün hat einen vernünftigen Rechtsrahmen für die Forschung nd Anwendung der Gentechnik erarbeitet. Kanzler chröder hat die Muskeln spielen lassen, aber es hat sich ichts getan. Frau Drobinski-Weiß, Ihre Rede kann nicht arüber hinwegtäuschen, dass das, was Sie hier vorgetellt haben, ein Armutszeugnis ist. Die entscheidenden Weichenstellungen zur Verhinde ung der wissenschaftlichen Weiterentwicklung und der andwirtschaftlichen Nutzung der Grünen Gentechnik urden durch das erste Gentechnikgesetz vorgenomen. Das kann nur geheilt werden, wenn das zweite entechnikgesetz dem ersten die Giftzähne zieht. Dafür at die FDP vier Änderungsanträge vorgelegt. Die Anträge der Koalition reichen nicht. Der halbher ige Verzicht auf das allgemein zugängliche Standortreister ist eine angemessene Reaktion darauf, dass die undesregierung den Schutz von Feldern mit gentechisch veränderten Pflanzen nicht sicherstellen kann und inisterin Künast dies auch gar nicht will. Sie hat sich on den Feldzerstörungen nie distanziert. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben das gefordert, aber sie hat es nicht getan.
Die FDP lehnt die verschuldensunabhängige Haftung

b. Wir wollen eine bessere Definition des In-Verkehr-
ringens. Es ist absurd, Ministerin Künast, wenn das
esetz jedes herumfliegende Pollenkorn, das aus einem
reisetzungsversuch stammt, als illegales In-Verkehr-
ringen bewertet. Das ist ideologische Borniertheit.


(Gustav Herzog [SPD]: Wer soll denn den Schaden bezahlen?)







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Dr. Christel Happach-Kasan

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– Herr Herzog, es steht Ihnen nicht an, so dummes Zeug
zu sagen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir als FDP schlagen in diesem Fall die von Sachsen-

Anhalt erarbeitete Definition des In-Verkehr-Bringens
vor. Genetical Engeneering ist eine Züchtungsmethode.
Statt auf günstige Mutationen zu hoffen, ausgelöst durch
radioaktive Bestrahlung oder den Einsatz von mutage-
nen Zellgiften, werden bekannte Gene genutzt und in die
Genome von Pflanzen oder Bakterien eingesetzt.


(René Röspel [SPD]: Konventionelle Kreuzung läuft anders!)


– Quatsch! Das ist doch nicht konventionelle Kreuzung.
Sie wissen ganz genau, was in der Züchtung stattfindet;
das ist doch unsinnig. – Schon Anfang der 90er-Jahre
wurde in der Technikfolgenabschätzung festgestellt, dass
die Eigenschaften der neuen Sorten und nicht die Züch-
tungsmethode für ihre Bewertung entscheidend sind.
Nehmen Sie von der SPD das doch zumindest einmal zur
Kenntnis! Die Sorten sind sicher; die finanziellen Risi-
ken, über die wir sprechen, sind insbesondere von der
grünen Verbandsszene künstlich erzeugt worden, nichts
anderes.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Diese Erkenntnis setzt sich allmählich durch. Die Ka-

tholische Landvolkbewegung will die Grüne Gentechnik
nicht mehr ablehnen und hat erklärt, dass wir auf die
Forschung in diesem Bereich nicht verzichten können.
In der Schweiz ist im Ständerat der Antrag auf ein fünf-
jähriges Moratorium gescheitert. In Schleswig-Holstein
hat das Aktionsbündnis die erforderlichen 20 000 Stim-
men für eine Volksinitiative gegen die Gentechnik nicht
zusammenbekommen.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Das trifft nicht zu, Frau Kollegin!)


– Doch! Sie hat es nicht geschafft. – In Dänemark hat
man die Produktion von gentechnikfreiem Schweine-
fleisch eingestellt, weil es keine Nachfrage gab. Über
60 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in
Deutschland befürworten gentechnisch veränderten
Joghurt mit besonderer Gesundheitswirkung. Frau
Ministerin Künast, Sie wissen selbst: Wenn diese Le-
bensmittel preiswerter sind als andere Lebensmittel,
dann greifen alle Leute zu. Das ist der Fakt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das überragende Problem in Deutschland ist die

Arbeitslosigkeit. Jobgipfel haben nur dann Erfolg, wenn
neben den notwendigen strukturellen Veränderungen in
der Steuerpolitik auch neue Wirtschaftsbereiche er-
schlossen werden. Wir brauchen neue Arbeitsplätze;
denn alte Industrien brechen weg. Im Zeitalter der Biolo-
gie ist das Genetical Engineering die aktuelle Ingenieur-
kunst, die gestützt und gefördert werden muss und nicht
verhindert werden darf.

Die FDP fordert die SPD auf, sich am Wohl der Men-
schen und nicht am Wohl der grünen Partei zu orientie-
ren.

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(C (D utzen Sie die verbleibende Chance für das Aufbrechen er Blockade gegen die Grüne Gentechnik! Erinnern Sie ich daran, was gestern in Schleswig-Holstein passiert st! Wollen Sie diesen Weg weiter gehen? Ich danke für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege René Röspel von der SPD raktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516708900


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1516709000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Meine Redezeit reicht leider nicht aus, um auf
ie ständigen Ideologievorwürfe von Herrn Heiderich
inzugehen. Er hätte seine Rede besser letzte Woche ge-
alten. Wenn ihm die Sachargumente ausgehen, dann
eigt er diese Art von Beißreflex.
Ich kann auch nicht auf die falsche These von Frau
appach-Kasan eingehen. Wir leben eben nicht im Zeit-
lter der Biologie, Frau Happach-Kasan.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das haben Sie noch nicht gemerkt!)


as ist längst vorbei. Wir leben vielmehr im Zeitalter der
ntelligenten Vernetzung von Chemie, Physik, Biologie
nd Informationstechnologie. Ihr Kenntnisstand scheint
lso weit zurückgeblieben zu sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will ein wenig mehr Sachlichkeit in die Debatte
inbringen und auf die Diskussion, die es im Bereich der
orschung über dieses Gesetz gibt, eingehen. Ich befasse
ich mit diesem Gesetz aus der Perspektive desjenigen,
er viele Jahre als Biologe in einem Forschungslabor ge-
rbeitet hat und sich, zumindest was die Vergangenheit
etrifft, als Forscher bezeichnen kann. Ich verstehe nach
ie vor die Leidenschaft von Forschern, wenn es darum
eht, Dinge zu ergründen und die Neugier zu befriedi-
en. Ich sehe – das ist überhaupt keine Frage – die
rundlagenforschung als einen Wert an sich an.
Meine persönliche Erfahrung ist aber auch, dass es

eine Forschungsfreiheit gibt. Bei meiner alltäglichen
rbeit im Labor bin ich immer auf Begrenzungen gesto-
en. Das Chemikaliengesetz, das Wasserhaushaltsgesetz,
as Abfallgesetz, die Strahlenschutzverordnung und das
ierschutzgesetz


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Ich glaube, Sie verstehen den Begriff „Forschungsfreiheit“ nicht!)


urden nicht erlassen, um die Forschung zu behindern,
ondern – das entspringt einer Abwägung mit anderen
nteressen – um die Tiere und die Umwelt zu schützen.






(A) )



(B) )


René Röspel

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(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man kommt nicht an der Tatsache vorbei, dass auch
der vorliegende Gesetzentwurf eine solche Abwägung
ist. Wenn Forscher zum Beispiel gentechnisch verän-
derte Pflanzen freisetzen – das heißt, sie zu Versuchs-
zwecken auf einem Feld ausbringen –, dann kann in der
Tat Schaden entstehen, nämlich dann, wenn solche
Pflanzen in das Feld des Nachbarbauern auskreuzen und
er seine Ernte nicht mehr, wie von ihm vorgesehen, als
gentechnikfrei verkaufen kann. Dann ist in der Tat ein
Schaden eingetreten. Wir sind im deutlichen Gegensatz
zu Ihnen der Meinung, dass wir den Geschädigten nicht
im Regen stehen lassen dürfen, sondern ihm helfen müs-
sen. Wahrscheinlich geht es dabei nur um wenige Tau-
send Euro.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es darf auch aufgrund der Tatsache, dass Forscher
dieses Feld betreiben, keine Ausnahmeregelung geben.
Das ist das Ergebnis einer Abwägung und entspricht der
EU-Rechtssetzung, dass es sich um ein In-Verkehr-Brin-
gen handelt, wenn diese Ernte weitergegeben wird.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Lesen Sie mal die Richtlinie!)


Um die Dimension dieser Abwägung deutlich zu ma-
chen – Sie sprachen vorhin die Arbeitsplätze an –, will
ich darauf hinweisen, dass in dem Biotechnologiereport
von Ernst & Young aus dem Jahre 2003 die Information
enthalten ist, dass in Deutschland in der Biotechnolo-
giebranche etwa 12 000 Menschen beschäftigt sind. Im
Bereich der Grünen Gentechnik ist die Zahl wahrschein-
lich viel kleiner. Im Internet war die höchste Zahl
24 000; dies kann ich aber nicht bestätigen. In der ökolo-
gischen Lebensmittelwirtschaft sind in den letzten zehn
Jahren 75 000 Arbeitsplätze neu entstanden. In der
Landwirtschaft sind insgesamt 1,3 Millionen Menschen
beschäftigt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir müssen also abwägen, welche Kriterien wir setzen
und wie wir uns entscheiden.

Interessant an der Diskussion, die immer wieder über
das Auskreuzungsrisiko geführt wird, finde ich, dass
einerseits wissenschaftlich fundiert behauptet wird, dass
das Risiko einer solchen Auskreuzung sehr gering sei.
Manchmal wird sogar gesagt, es gehe gegen null; das
teile ich nicht. Wenn aber darüber diskutiert wird, den
möglichen Schaden einer solchen Auskreuzung zu über-
nehmen, dann wird andererseits gesagt – das hat die Ver-
sicherungswirtschaft deutlich gemacht –: Einen solchen
Schaden können wir nicht übernehmen; das Risiko ist
viel zu hoch. Auch die Beteiligten wehren sich dagegen,
weil das Risiko angeblich zu hoch ist. Irgendwo besteht
da ein Widerspruch. Entweder ist das Risiko sehr gering
oder untragbar.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Mein Vorschlag: Saatguthersteller – jedenfalls die roßen – sollten einen Ausgleichsfonds für Haftung chaffen und den beteiligten Forschern anbieten, in dieen Ausgleichsfonds mit einzutreten. Das wäre, glaube ch, eine Möglichkeit, die machbar wäre. Wir werden espräche darüber führen. Wir bleiben weiterhin mit der orschung im Gespräch. Wir werden, wie es auch der anzler gestern gesagt hat, das Gesetz in zwei Jahren och einmal daraufhin prüfen, ob Verbesserungen notendig sind. Zum Schluss ein paar deutliche Zahlen, an denen Sie icht vorbeikommen, um einmal klar zu machen, wie es m die Forschungsfreundlichkeit dieser Regierung steht: m Rahmen des Bildungsund Forschungsetats wuren 1996 150 Millionen für die Biotechnologie ausgeeben; 1997 waren es 147 Millionen. In den letzten ümmerlichen Jahren der Regierung Kohl mit ihrem orschungsminister Rüttgers ging es also richtig bergab. eit 1998, seitdem Rot-Grün an der Regierung ist, geht s nicht nur in diesem Bereich bergauf. (Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Jedes Jahr mehr Arbeitslose! Jedes Jahr mehr Firmenpleiten!)


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Klasse!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir haben die Mittel in 2005 auf 240 Millionen Euro im
ereich Biotechnologie erhöht. Das ist ein Plus von
0 Prozent; das darf man durchaus sagen. Der Etat für
ildung und Forschung ist, wenn man die Mittel für die
örderung der Ganztagsschulen und die Mittel für das
AföG hinzuzählt, um 37 Prozent gestiegen, seitdem
ir die Regierung übernommen haben. Die alte Regie-
ung hat versagt. Der ehemalige Forschungsminister
üttgers hat die Biotechnologie sowie Bildung und For-
chung heruntergewirtschaftet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


rst Rot-Grün hat das ans Licht geholt und gießt dieses
flänzchen, damit es wirklich gedeihen kann.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516709100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Maria Flachsbarth

on der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1516709200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! In der Gentechnik steckt ein gewaltiges wirtschaftli-
hes und wissenschaftliches Potenzial. Der Biotech-
tandort Deutschland hat mit seinen Forscherinnen und
orschern die Fähigkeit, in der Entwicklung innovativer
nd zukunftsfähiger Anwendungen im Rahmen der Nah-
ungsmittelproduktion, der Produktion nachwachsender






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Dr. Maria Flachsbarth

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14.00-14.10.doc
Rohstoffe mit neuen spezifischen Eigenschaften und der
Produktion von Energiepflanzen weltweit führend zu
sein.

Trotz des von der Bundesregierung ausgerufenen
Jahrs der Innovationen wurde im letzten Jahr ein Gesetz
vom Deutschen Bundestag verabschiedet, das der Gen-
technik solch strenge Auflagen macht, dass es von ange-
sehenen Wissenschaftlern als Gentechnikverhinderungs-
gesetz bezeichnet wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nun ist das Jahr der Innovationen vorbei. Dieses Jahr ist
das Albert-Einstein-Jahr ausgerufen worden. Es be-
ginnt so, wie das letzte Jahr aufgehört hat: mit Stagna-
tion. Denn der Grund, warum wir uns gut anderthalb
Monate nach dem In-Kraft-Treten des neuen Gentech-
nikgesetzes erneut mit einem diesbezüglichen Gesetz-
entwurf befassen müssen, liegt darin, dass die Koali-
tionsfraktionen den ursprünglich einheitlichen Entwurf
aus rein politischen Gründen geteilt haben, um die Mit-
wirkungsrechte des Bundesrates zu kappen.

Der Name dieses Jahres, Albert-Einstein-Jahr, steht
wieder für Innovationen. Auch der Bundeskanzler findet
nur warme Worte für die Gentechnik, zum Beispiel am
27. Oktober letzten Jahres auf der Festveranstaltung des
Vereins Acatech-Konvent für Technikwissenschaften,
auf dem er eine neue Balance in der Debatte um die
Gentechnik gefordert hat. In der gestrigen Regierungser-
klärung hat er gesagt: „Wir wollen einen vernünftigen
Rahmen setzen.“

Wie sieht dieser Rahmen aber nun tatsächlich aus?
Der vorliegende Entwurf baut auf dem völlig unzurei-
chenden ersten Gentechnikgesetz auf und enthält vor-
wiegend verfahrensrechtliche Vorschriften. Die CDU/
CSU hat bereits in der letzten Wahlperiode umfangrei-
che Vorschläge zur Entbürokratisierung und Straffung
des Gentechnikrechts vorgelegt. Einige wenige unserer
Forderungen wurden nunmehr aufgenommen. Das hätte
man allerdings viel früher haben können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

So besteht inzwischen Konsens, dass in der
Sicherheitsstufe I – das bedeutet: kein Risiko – für gen-
technische Anlagen und erstmalige Arbeiten nur noch
eine bloße Anzeige erforderlich ist. Allerdings sind die
Formulierungen widersprüchlich. Es wird im Text nicht
deutlich, worin der Unterschied zwischen „Anmeldung“
und „Anzeige“ liegt. Auch das wurde bereits in der An-
hörung im März dieses Jahres von den Experten kriti-
siert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Weiterhin wird die Schaffung einer amtlichen Metho-
densammlung zur Entnahme und Untersuchung von
Geoproben vorgesehen, um eine einheitliche Vorgehens-
weise zu gewährleisten. Schließlich werden bei den Fra-
gen der Standortregister kleine Fortschritte erzielt.

Doch, meine Damen und Herren von Rot-Grün, mei-
nen Sie wirklich, dass diese kleinen Änderungen der

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(C (D entechnik in Deutschland zum Durchbruch verhelfen önnen? (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Haben Sie das nicht verstanden?)


ch will Ihnen das Hauptproblem nennen, das den Ein-
atz der Grünen Gentechnik in Deutschland tatsächlich
erhindert: Das ist das Haftungsproblem. Inzwischen re-
et auch die Bundesregierung davon, einen Haftungs-
onds einzuführen.


(René Röspel [SPD]: Aber ohne staatliche Gelder!)


n der Sechs-Punkte-Erklärung sagte Renate Künast,
ass es so etwas geben könnte. Der Auslöser für diese
albherzige Erklärung ist uns allen bekannt. Es waren
ie blauen Briefe aus Brüssel und die ablehnende Hal-
ng des Bundesrates – sogar der SPD-geführten Bun-
esländer.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch der Bundeskanzler hat in seiner gestrigen Re-

ierungserklärung von der Einrichtung eines Haftungs-
onds gesprochen. Zugegeben: Ein Haftungsfonds ist
ine vernünftige Sache. Wir fordern das schon seit lan-
em. Wir haben mit dem Klärschlammfonds ein bewähr-
s, praktikables und rechtsfestes Modell. Wir sollten ge-
gentlich einmal über die Grenze nach Holland schauen
nd diese Vorschläge übernehmen. Allerdings täuscht
ie Einrichtung eines Haftungsfonds über die eigentli-
hen Probleme hinweg, nämlich darüber, dass in § 36 a
es Gentechnikgesetzes eine überaus strenge und über-
ogene Haftung geregelt ist. Das Gesetz sieht vor, dass,
enn der direkte Verursacher eines Schadens nicht er-
ittelt werden kann, jeder Nachbar, der kreuzungsfähige
VOs anbaut, für den Ausgleichsanspruch haftet. Er soll
uch dann haften, wenn er alle Regeln der guten fachli-
hen Praxis eingehalten hat.


(René Röspel [SPD]: Das ist wie bei Millionen von Autofahrern und der Gefährdungshaftung!)


as ist so, als würde man – um ein Beispiel des nieder-
ächsischen Ministerpräsidenten Wulff aufzugreifen –,
enn bei einem Autounfall der tatsächliche Unfallverur-
acher nicht ermittelt werden kann, einfach denjenigen
aften zu lassen, der am nächsten am Unfallort vorbei-
ährt.


(Beifall bei der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Nein! Das stimmt nicht! Der Halter haftet!)


Doch, genau das stimmt.

(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch ganz einfach! Sie haben es nicht verstanden!)


s ist kein Wunder, dass bei einem solchen Rechtskon-
trukt die Versicherungen Probleme haben, Versiche-
ungspolicen für einen solchen Anbau zu kalkulieren.
ürde man im Straßenverkehrsrecht vergleichbare Re-
elungen schaffen, bestünde dort das gleiche Problem.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth

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(René Röspel [SPD]: Bei der Gefährdungshaftung haftet der Halter unabhängig von seinem Verschulden!)


Wir brauchen stattdessen ein Gentechnikhaftungs-
recht, das den Anbau ermöglicht, für einen gerechten
Interessenausgleich sorgt


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das tun wir!)


und, wie im europäischen Recht vorgesehen, Koexistenz
tatsächlich ermöglicht. Regelungen des Bürgerlichen
Gesetzbuches bieten dafür eine gute Grundlage. Sie
schaffen in § 906 BGB einen gerechten Ausgleich der
jeweiligen Eigentümerinteressen. Davon weicht das
Gentechnikrecht ab.

Leider bietet der vorliegende Gesetzentwurf für diese
Probleme keine Lösungen. Die Aussagen des Bundes-
kanzlers stehen daher im eklatanten Widerspruch zur
Wirklichkeit. Auch das in der Regierungserklärung ab-
gegebene Versprechen, das Gentechnikrecht nach zwei
Jahren zu evaluieren bzw. anzupassen, hilft doch über-
haupt nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir leben in einer Zeit, in der sich das gesamte Wissen
der Menschheit alle vier Jahre verdoppelt. Wenn wir
jetzt nicht dabei sind, werden andere Staaten die Spitze
der Entwicklung einnehmen, die Profite einfahren und
übrigens auch die entsprechenden Sicherheitsstandards
setzen. Deutschland bleibt dann außen vor.

Ich möchte nur an die Erfahrungen erinnern, die wir
Anfang der 90er-Jahre mit der Roten Gentechnik gesam-
melt haben. Joschka Fischer, damals hessischer Umwelt-
minister, verhinderte den Bau eines Bioreaktors zur Pro-
duktion von humanem Insulin, weil auch die Rote
Gentechnik als höchst risikoreich galt.


(Kurt Segner [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Hoechst Frankfurt baute die Fertigung dann übrigens im
benachbarten Ausland, im Elsass, auf. Die Wertschöp-
fung erfolgt bis heute im Ausland, in Frankreich.

Die zutiefst gentechnikfeindliche Haltung beweisen
auch die zahlreichen flankierenden Maßnahmen der
Bundesregierung und vor allem des grünen Koalitions-
partners. Vom Landwirtschaftsministerium wurden in
der Vergangenheit beispielsweise Freilandversuche im-
mer wieder verhindert. Ich erinnere an den Großflä-
chenanbau von Bt-Mais in Sachsen-Anhalt und die Frei-
landversuche mit gentechnisch veränderten Apfelsorten
in Pillnitz und Quedlinburg. Das neueste Glied dieser
Kette haben wir in der letzten Woche in der Aktuellen
Stunde thematisiert. Das BMBF will die Projekte jetzt
doch weiterverfolgen, weil es die Einwände des
BMVEL nicht teilt. Das ist ein Paradebeispiel für trans-
parentes und konsequentes Regierungshandeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Folgen einer solchen Politik haben nicht lange

auf sich warten lassen. So gibt es nach aktueller Aussage

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(C (D es Bundesforschungsministeriums dort keinerlei neue nträge mehr zur Gentechnikforschung in Deutschland nd damit auch keine Hoffnung auf Innovation und Areitsplätze. Anders ist es bei der EU. Dort werden im 7. For chungsrahmenprogramm der Biound Gentechnik ereblich gesteigerte Mittel zugewiesen. Europa investiert nd Deutschland blockiert. Auch das Zweite Gesetz zur Neuordnung des Gen echnikrechts wird die Situation für die Gentechnik in eutschland nicht verbessern. Insgesamt richtet das Vorehen der Bundesregierung somit in Wissenschaft und irtschaft schweren Schaden für den Standort Deutsch and an. Leider hat wieder einmal Ideologie über Politik esiegt. Wir werden diesem Gesetz daher selbstverständich nicht zustimmen. Herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Dr. Herta Däubler-Gmelin on der SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Jörg Tauss [SPD]: Völlig falsch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516709300


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1516709400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu-

ächst will ich mich bei all denen ganz herzlich bedan-
en, die am Ende dieser aufregenden Woche ins Plenum
ekommen sind,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nsbesondere bei Volker Beck, aber auch bei allen ande-
en Kolleginnen und Kollegen der SPD und der Grünen;
on den Oppositionsfraktionen sind bei diesem Zu-
unftsthema leider nur ganz wenige im Saal.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Unruhe bei der CDU/CSU)


ie können sehen: Die Koalition steht in der Tat für eine
lare Auseinandersetzung über dieses Zukunftsthema.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie müssen jetzt immer zwei haben, wo wir bloß einen brauchen!)


Die Kollegen rufen dazwischen; der Kollege
chirmbeck macht das im Ausschuss auch immer. Ich
arf Ihnen einfach einmal Folgendes sagen: Nachdem
ir im Plenum jetzt schon x-mal über diese Fragen gere-
et haben, haben wir uns eigentlich darauf gefreut, von
hnen einmal ein paar Sachargumente und nicht immer
ie gleichen ideologischen Standpunkte zu hören.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE Dr. Herta Däubler-Gmelin Sei te 1 567 8, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 GRÜNEN] – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Dann müssen Sie zuhören!)





(A) )


(B) )


Ein Gutes hatte Ihre Rede, lieber Herr Heiderich. Sie
eignet sich vorzüglich dazu, unseren Landwirten zuge-
sandt zu werden. Die sind bisher nämlich immer der
Meinung gewesen, zumindest bei uns, die CDU habe ei-
nen differenzierten Standpunkt.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sehr wohl!)

Sie können sicher sein: Ihre Rede wird diese Landwirte
ganz schnell kurieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist wirklich schade, dass der Landwirtschafts-
minister von Baden-Württemberg nicht da ist. Der weiß
nämlich: Nicht nur in Bayern, sondern auch in Baden-
Württemberg bauen die Landwirte darauf, dass wir das,
was in der europäischen Richtlinie zu Koexistenz,
Kennzeichnung, Wahlrechten für Landwirte und Ver-
braucher steht, ernst nehmen. Sie tun das nicht. Die Koa-
litionsfraktionen tun das. Unsere Gesetze, sowohl das
erste Gesetz zur Neuordnung des Gentechnikrechts als
auch das jetzt vorliegende Gesetz, entsprechen genau
diesem Grundsatz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Glauben Sie das selber?)


Es geht im Übrigen nicht – ob Ihnen das jetzt passt
oder nicht – um das erste Gesetz. Der Herr Heiderich hat
das zwar wieder sehr schön hineingepackt, aber Sie müs-
sen sich einfach einmal damit abfinden, dass Sie als Op-
position unterliegen und dass die Mehrheit des Hauses
etwas beschließt,


(Ulrike Flach [FDP]: Aber nicht immer!)

das dann auch für Sie gilt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Aber der Zustand wird sich bald ändern!)


Sie sind doch – so sagen Sie es immer – gute Demokra-
ten.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Oder rufen Sie immer nur dazwischen, Herr
Schirmbeck?


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der Zustand ändert sich!)


– Herr Schirmbeck, ich finde das toll. Sie sind einer der
besten und lautesten Schreier. Nur, Argumente haben Sie
nicht. Das ist schade.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen des Abg. Georg Schirmbeck [CDU/CSU])


Koexistenz und Kennzeichnung, das heißt, dass Leute
wählen dürfen.

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(C (D (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das dürfen die bei uns!)


ehmen Sie doch endlich einmal zur Kenntnis: Je mehr
ie Verbraucher über Gentechnik im grünen Bereich
issen, desto weniger wollen sie sie; das ist anders als
ei neuen Techniken.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das stimmt doch überhaupt nicht! – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)


ehmen Sie bitte auch zur Kenntnis, dass unsere Land-
irte nicht am Markt vorbei produzieren können. Wenn
rei Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher Gen-
chnik nicht wollen, dann können Sie nicht einfach hin-
rrücks auf eine schleichende Einführung der Gentech-
ik setzen,


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Vertrauen Sie doch auf den Markt!)


ondern sollten sich mit uns zusammentun und durchset-
en, dass das gemacht wird, was die neue EU-Kommis-
arin gesagt hat, nämlich eine Trennung zwischen Land-
irtschaft mit GVOs und Landwirtschaft ohne
entechnisch veränderte Organismen. Sie sollten mit uns
afür eintreten, dass die Saatgutschwellenwerte bei der
chnischen Nachweisbarkeit liegen. Sie sollten mit uns
afür eintreten, dass die Lücke bei der Kennzeichnung
erischer Produkte endlich geschlossen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Sie gehören doch dem Rat an, nicht wir!)


ie sollten dann gemeinsam mit uns dafür eintreten, dass
ie Bürgerinnen und Bürger selber entscheiden können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jetzt komme ich zu einem anderen Mythos, nämlich
u der Haftungsfrage. Eigentlich könnte man sagen: Es
t ausgesprochen witzig, wie selektiv Herr Heiderich
en Kanzler zitiert.


(Beifall bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir haben ihn doch gestern Morgen gehört!)


ieber Herr Heiderich, nehmen Sie sich doch noch ein-
al die vielen vernünftigen Dinge vor, die der Kanzler
estern gesagt. Er hat nämlich gesagt, es sei überhaupt
icht einzusehen, warum der Steuerzahler anstelle von
roduzenten die Haftung übernehmen solle.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Wer hat das denn gefordert? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie hören uns doch gar nicht zu!)


ch sage Ihnen: Selbstverständlich ist die Haftung den
roduzenten aufzuerlegen.






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

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Einer der Punkte, die Sie offensichtlich nicht zur
Kenntnis nehmen wollen, ist auch folgender: Der Agrar-
ausschuss des Deutschen Bundestages hat, auf Anregung
der Kollegen aus den Koalitionsfraktionen beschlossen,
den Landwirten anzuraten, sich von den Produzenten
– wie gesagt, 90 Prozent der Produkte kommen von
Monsanto; damit wir hier auch einmal sagen, für wen
bestimmte Leute eintreten –


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Keine Beleidigung hier! – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Weil Sie die deutschen Forscher platt machen!)


von der Haftung freistellen zu lassen. Geschehen kann
dies auf zwei unterschiedliche Weisen, zum Beispiel in
Form von Einzelfreistellungen. Selbstverständlich
– Frau Flachsbarth, das als Antwort auf das, was Sie ge-
sagt haben – kann Monsanto aber, vielleicht zusammen
mit den vier oder fünf anderen Produzenten, einen Haf-
tungsfonds gründen. Aber das soll nicht der Steuerzahler
bezahlen müssen. Das geht nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Darüber müssen wir noch einmal sprechen! Wir haben nie gesagt, dass das der Steuerzahler allein bezahlen soll!)


Der von Herrn Heiderich aufgegriffene Vorschlag,
auch noch jene Landwirte an der Haftung beteiligen zu
wollen, die gar nicht die Absicht haben, mit gentech-
nisch veränderten Pflanzen zu arbeiten, lässt sich eben-
falls nicht umsetzen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das ist Unfug! Wir haben zwei konkrete Beispiele genannt!)


Wo sind wir denn eigentlich?

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Das zuzulassen, nur damit Sie entsprechende Interessen
vertreten können, geht nicht.

Lassen Sie mich dazu noch eines sagen:

(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Muss nicht sein!)

Sie können nicht erstens behaupten: „Es gibt kein
Risiko“,


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das tun wir auch nicht!)


und dann zweitens sagen: „Wir möchten das Risiko in
Form eines Fonds auf den Steuerzahler abwälzen“.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das tun wir auch nicht! Sie müssen uns schon zuhören!)


Sie müssen sich schon irgendwann entscheiden. Wenn
Sie das nämlich nicht tun, geht es bei Ihnen bald zu wie
beim Amtsrichter Dodl, der zwei streitende Parteien vor
sich hatte. Als die eine Seite zu ihm sagte, das und das
sei der Fall, sagte der Amtsrichter: Sie haben Recht.

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(C (D ann kam die andere Seite und hat das Gegenteil beauptet. Der Amtsrichter hat wieder gesagt: Sie haben echt. Daraufhin kam ein empörter Dritter und erklärte: ie können doch nicht dem einen und dem anderen, enn beide etwas Gegensätzliches sagen, Recht geben. em hat er dann geantwortet: Da haben Sie wieder echt. Bei Ihnen weiß man nie so Recht, was Sie eigentlich einen. Ich glaube, es wäre vernünftig, wir würden uns etzt auf die vor uns liegenden Aufgaben einigen. Das ürde uns dann wirklich weiterbringen. Frau Kollegin Däubler-Gmelin, ich möchte an die eit erinnern. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die Zeit ist abgelaufen! Das sozialdemokratische Zeitalter geht in Deutschland zu Ende! – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516709500


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1516709600

Vielen Dank, Herr Präsident. Ich habe schon darauf

ewartet, dass Sie mich ermahnen. Danke schön.
Wir sollten erstens sehen, dass die Versicherung für

ie Forschungslandschaft tatsächlich läuft. Zweitens
ollten wir die Kennzeichnungslücke schließen, und
war gemeinsam.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ihre Zeit ist trotzdem abgelaufen! Aber wir fangen jetzt erst an!)


rittens sollten Sie aufhören, den Landwirten und Ver-
rauchern vorschreiben zu wollen, dass sie gentechnisch
eränderte Produkte essen sollen.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU], zur SPD und zum BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: Aufstehen! Aufstehen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516709700

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Gesetzentwurf zur Neuordnung des Gen-
echnikrechts, Drucksache 15/4834. Der Ausschuss für
erbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft emp-
iehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 15/5133, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Hierzu liegen vier Änderungsanträge
er Fraktion der FDP vor, über die wir zuerst abstim-
en.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-

ache 15/5136? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

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14.15-14.25.doc
Koalitionsfraktionen bei Zustimmung der Fraktionen der
CDU/CSU und der FDP abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 15/5137? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist mit dem gleichen Stimmenver-
hältnis abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 15/5138? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist, mit dem gleichen Stimmenver-
hältnis wie zuvor abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 15/5139? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist wieder mit dem gleichen Stim-
menverhältnis abgelehnt.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi-
tionsfraktionen angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit dem gleichen Stimmenverhältnis angenommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft auf Drucksache 15/5134 zu dem Antrag der
Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Gentechnikge-
setz wettbewerbsfähig vervollständigen“. Der Ausschuss
empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/4828 abzuleh-
nen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen von CDU/CSU- und FDP-Fraktion ange-
nommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Günter
Nooke, Bernd Neumann (Bremen), Renate
Blank, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Mauermahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-
Haus aufwerten
– Drucksache 15/4719 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Tourismus

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. – Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat als erster
Redner der Kollege Günter Nooke von der CDU/CSU.

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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Heute ist ein histori cher Tag in der deutschen Geschichte; vielleicht sollten ir daran noch einmal erinnern. Die demokratische Reolution im März 1848 war nicht erfolgreich, aber die om Herbst 1989, die wir die friedliche Revolution nenen, fand heute vor 15 Jahren ihren erfolgreichen Abchluss. Die Wahl am 18. März 1990 zur Volkskammer er DDR war die erste freie und einzige freie Wahl in der DR. Nach der erfolgreichen Freiheitsrevolution ging es n den folgenden sechs Monaten bis zum 3. Oktober 990 um die Organisation der staatlichen Wiedervereiniung Deutschlands. Es war wichtig, dass wir heute Moren schon in der Plenardebatte an dieses historische Erignis erinnert haben. Auch in dem Antrag, über den jetzt debattiert wird, eht es um deutsche Geschichte: die Teilung Deutschands nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich in dieser tadt durch Mauer und Stacheldraht in besonders perfier Weise manifestierte. In der vergangenen Woche haen wir hier einen Gruppenantrag behandelt, der ein anz ähnliches Anliegen hatte wie unser Antrag heute: s geht um das Erinnern an die Zeit der deutschen Teiung, aber auch um die Erinnerung an die Überwindung er deutschen Teilung. Dass wir beide Anträge getrennt beraten, obwohl wir n beiden Ähnliches behandeln, bedauere ich; denn daurch wird der falsche Eindruck vermittelt, der Deutsche undestag habe sich nicht nur mit dem nationalen Erinern und Gedenken zu beschäftigen, sondern er müsse uch Fall für Fall – also quasi für jeden Ort – separat beaten. Das Gegenteil ist richtig. Aus diesem Grund forern wir, die CDU/CSU-Fraktion, mit unserem Antrag, en wir vor einem Jahr eingebracht haben und in dem es m die Gedenkstättenförderung geht, ein Gesamtkonept für ein würdiges Gedenken aller Opfer der beiden eutschen Diktaturen. Auch in dem heute zu behandelnen Antrag fordern wir die Einbindung „in das Gedenktättenkonzept Berlins und des Bundes“. Der Grund dafür, dass wir uns heute dennoch mit ei em einzelnen Ort zu beschäftigen haben, ist ein Veräumnis. Es besteht darin, dass wir als Abgeordnete es isher vernachlässigt haben, den bestehenden authentichen Mauergedenkort in unserem eigenen Hause als edenkort zu gestalten und öffentlich zu machen. Es andelt sich um den Raum unter dem Leseraum der Bunestagsbibliothek im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus geenüber den sieben Kreuzen am Spreeplatz, die an die auertoten an dieser Stelle erinnern. Ich war einigermaßen überrascht, als ich beim Verfas en des Antrages feststellen musste, dass viele Kolleginen und Kollegen – auch solche, die in der vorigen Wohe ein Gedenken an einem zentralen Ort gefordert aben – den Raum bisher gar nicht bewusst wahrgenomen haben. Bei dem mit großer öffentlicher Begleitung orgetragenen Wunsch nach Schaffung eines zentralen rtes des Gedenkens an die Teilung und auch bei den so enannten Expertentreffen zum Mauergedenken am . und 3. Februar dieses Jahres wurde immer wieder bersehen, dass es auch diesen Ort schon gibt und dass Günter Nooke Sei te 1 568 1, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 sich die Baukommission mit Architekt und Künstler darauf verständigt hatte. Wir als Parlamentarier sollten das nicht vergessen und wir sollten dafür sorgen, dass der Gedenkraum im Zuge der für Mai 2005 vorgesehenen Übergabe der nördlichen Spreeuferpromenade an die Öffentlichkeit für diese auch zugänglich gemacht wird. (Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Das ist sichergestellt!)

Günter Nooke (CDU):
Rede ID: ID1516709800




(A) )


(B) )


Die originalen Mauerteile, für deren Erhaltung der
Künstler Ben Wargin gekämpft hat und die mit dem
„Parlament der Bäume“ zwischen Bundespressekonfe-
renz und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus zu sehen
sind, wurden in die Architektur des Parlamentsgebäudes
am authentischen Ort und im ursprünglichen Verlauf mit
einbezogen. Die Anbringung der erschütternden Infor-
mationen über die Zahl der Toten an der Mauer verstärkt
die Wirkung dieses Gedenkortes.

Zur öffentlichen Zugänglichmachung gehört selbst-
verständlich ein mit entsprechender Sorgfalt erstelltes
Konzept, durch das gewährleistet wird, dass der Ort
wahrgenommen und verstanden werden kann. Mit dem
Status quo ist das meines Erachtens nicht erfüllt. Der
Raum ist jetzt ein düsterer Abstellkeller und der Ein-
druck wird auch nicht besser, wenn dort aus Versehen
einmal das Licht angeht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es geht in der heutigen Debatte nicht darum, die Ar-

beit einer Berliner Kommission für die Mauergedenk-
stätten zu leisten. Ganz sicher muss das Konzept zur Er-
innerungskultur hier in Berlin aber auch diesen Raum
berücksichtigen. Es ist zum Beispiel auch nicht einzuse-
hen, dass der Antrag von voriger Woche quasi schon als
Beschlusslage des Deutschen Bundestages verstanden
wird und dass der Antrag, der heute vorliegt – er wurde
übrigens am 20. Januar 2005 eingebracht –, keine Be-
rücksichtigung dabei fand.

Vermutlich werden wir im Bundestag spätestens dann
wieder gefragt werden, wenn es um die Finanzierung
Berliner Ideen geht. Doch auch unsere Diskussion im
Bundestag muss dafür sorgen, dass wir unsere Hausauf-
gaben machen. Das ist bisher nicht geschehen. Wer das
anders sieht oder besser wissen will, dem sei ein Ge-
spräch mit den zuständigen Planern empfohlen. Einen
von Anbeginn der Planung an beabsichtigten Gedenk-
raum sollten wir jetzt nicht unterbewerten. Dazu liegt
der Ort schon bald viel zu exponiert. Auch das Interesse
der Öffentlichkeit an dieser Stelle wird wachsen. Wir
müssen uns dementsprechend verhalten.

Ich möchte noch zwei Gedanken anschließen, die mir
in dieser Diskussion zur jüngeren Geschichte etwas zu
sehr in den Hintergrund geraten zu sein scheinen:

Der erste Aspekt betrifft das Erinnern allgemein. Wir
sollten uns als deutsches Parlament nicht nur um ein an-
gemessenes Totengedenken bemühen. Erinnern meint
nicht nur die Passiva deutscher Geschichte. Gerade an
einem Tag wie heute muss festgehalten werden: Es gibt
auch Aktiva in der Geschichte der deutschen Nation. Die
Ereignisse von 1989/90 sind allemal dazu angetan, den

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(C (D edanken eines Einheitsund Freiheitsdenkmals – eien entsprechenden Antrag haben wir in der letzten Leislaturperiode beraten – wieder aufzunehmen. Ein zweiter Aspekt, den ich ebenfalls ansprechen öchte – damit komme ich schon zum Ende –, betrifft ie Frage nach der staatlichen Verantwortung. Bei den ahlreichen Diskussionen über den Umgang mit den Oren des Gedenkens, zuletzt bei der Anhörung über das on der Bundesregierung geplante Stiftungsdach für die uthentischen Orte aus der NS-Zeit in Berlin, spielt es ine große Rolle, auf welche Weise der Staat die Arbeit er Gedenkstätten organisieren solle. Patrick Bahners hat das in seinem Beitrag in der ges rigen Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hematisiert und eine neue Tendenz bemerkt. Mit Blick uf Vorschläge für Berlin schreibt er – ich zitiere –: Eine Behörde soll entstehen, ein Amt für nationales Gedächtnis. nd weiter: Der Oberaufseher über das gesamte Gedenkstättenpersonal spräche … auch mit politischer Autorität. r warnt davor, dass Geschichte „zum Material der Poliik“ wird. Ich sage das, anders als es uns der Autor der „FAZ“ ermuten lassen will, nicht mit Blick auf die Bundesreierung, sondern mit Blick auf unseren Konsens im eutschen Bundestag, den wir betonen sollten. Um es in inem einfachen Satz festzuhalten: Der Staat ist in der erantwortung, er ist aber nicht Eigentümer des Gedenens. Geschichte wird unter Historikern und in der Geellschaft immer umstritten bleiben. Mir ist diese Festtellung wichtig. Ich denke, wir sollten uns darauf auch eiterhin verständigen können. Im Falle des Gedenkraumes im Marie-Elisabeth üders-Haus, um den es uns im vorliegenden Antrag eht, ist der Staat sogar Eigentümer. Hier sind wir in der erantwortung, auch mit den verantwortlichen Planern n Berlin die öffentliche Debatte zu führen, um diesen aum in ein Konzept des Gedenkens hier in Berlin angeessen einzupassen. Danke schön. Das Wort hat der Kollege Eckhardt Barthel von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war ei entlich schon am Anfang klar: Bei der Sache, um die es ier geht, gibt es keinen Dissens. Gerade bei diesem hema ist das auch gut so. Auch ich musste beim Lesen es Antrages an den von Ihnen erwähnten Gruppenntrag denken, den wir vor einer Woche beschlossen haen. Der Teil, in dem es darum geht, die Mauer sichtbar u machen und der auch in dem Gruppenantrag Eckhardt Barthel Sei te 1 568 2, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 14.30-14.40.doc vorkommt, gehört eigentlich mit dazu. Es gibt also durchaus Parallelen. Dahinter steckt die Überlegung: Wo sieht man in Berlin noch die Mauer? Dabei geht es nicht nur um den Ort, sondern auch um die Form. Zu dem, was man im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus sieht, kann ich nur sagen: Es gibt keine eindrucksvollere Form als die, die dort gewählt wurde. Vielleicht gibt es noch andere Formen der Darstellung. Aber ich jedenfalls bin von dieser Form tief beeindruckt. Mich berührt nicht nur, dass die Mauer authentisch ist, sondern durch die Bearbeitung von Ben Wagin wird auch späteren Generationen klar gemacht, was sie einmal bedeutet hat. Es war schließlich nicht nur eine einfache Mauer. Für mich kommt noch eine unheimliche Symbolkraft hinzu. Diese Mauer befindet sich als Symbol der Unfreiheit im Keller. Eine Etage höher, direkt darüber, ist die Bibliothek. Eine Bibliothek ist Ausdruck von Freiheit, auch Freiheit der Gedanken. In dieser Kombination finde ich die Position der Mauer besonders wichtig und bedeutsam. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516709900
Eckhardt Barthel (SPD):
Rede ID: ID1516710000




(A) )


(B) )


Ganz im Gegensatz zu dem, was am Checkpoint Charlie
mit dieser „Disneyland-Mauer“ entstand – einige werden
sich vielleicht darüber ärgern –, wird hier gezeigt, wie
unterschiedlich man mit der Erinnerung an die Mauer
umgehen kann.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt!)


Wir sind uns darin einig: Dieses Stück Mauer an diesem
Ort hat im Zusammenhang mit dem Parlamentsgebäude
eine sehr große Bedeutung.

Es ist auch gut, dass man wieder daran erinnert wird,
wo die Mauer verlief. Wie ich sehe, sitzen hier einige
Berliner. Ich bin fünf Jahre vor dem Mauerbau nach Ber-
lin gezogen und lebe seitdem mit einigen Unterbrechun-
gen hier. Manchmal werde ich ein bisschen blass, wenn
mich jemand fragt: Wo genau war eigentlich die Mauer?
Ich gestehe, dass ich nicht mehr sagen kann, wo genau
die Mauer überall stand. Das ist schon schwierig. Dies
müsste meines Erachtens sichtbar gemacht werden. Ich
bin übrigens nicht der einzige Berliner, dem es so geht.
Vielleicht finden Sie jemanden, der den Mauerverlauf
ohne Karte zeigen kann, aber das glaube ich nicht. Inso-
fern geht es auch um das Sichtbarmachen.

Zum Antrag:
Herr Nooke, das, was Sie in Ihrem Antrag fordern, ist

– Gott sei Dank – zumindest auf dem besten Weg, erle-
digt zu werden, wenn es nicht gar schon ganz erledigt
ist. Der erste Punkt war, den Zugang sicherzustellen. Im
Mai wird der Zugang eröffnet. Ich habe mich beim
Kunstbeirat erkundigt. Nach dessen Auskunft soll der
Zugang im Mai eröffnet werden. Ich bin froh darüber.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Das ist aber nicht gesichert!)


Jetzt wollen wir nicht kleinkariert sein.

(Horst Kubatschka [SPD]: Wenn wir das be schließen, dann stehen wir dazu!)


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(C (D b das eine Woche früher oder später erfolgt, ist doch icht das Thema. Es ist auf jeden Fall gesichert, dass das ugänglich gemacht wird. (Günter Nooke [CDU/CSU]: Nein, es ist nicht gesichert! Das schaffen wir nicht! – Gegenruf des Abg. Horst Kubatschka [SPD]: Natürlich!)


as ist das Entscheidende.
Der zweite Punkt betrifft die Auflistung der Todes-

pfer. Ben Wargin, die Birthler-Behörde und unser Wis-
enschaftlicher Dienst haben dazu schon eine Liste erar-
eitet. Ich finde es richtig, dass man sie in irgendeiner
orm – zu denken wäre zum Beispiel an eine kleine
ita – sichtbar macht. Darüber gibt es auch Einverständ-
is.
Beim dritten Punkt, Herr Nooke, habe ich Probleme.

s muss in der Tat eine Abstimmung mit dem Gesamt-
onzept in Berlin geben. Ich würde aber – Sie haben
on unserer Verantwortung, der des Bundestages, ge-
prochen – die Gestaltung und diesen Raum gern in der
erantwortung des Bundestages und des Kunstbei-
ats belassen. Das ist Teil eines Parlamentsgebäudes.
afür sollten wir verantwortlich sein. Das ändert an der
ache nichts. Wenn etwas dargestellt wird, dann muss
as mit einbezogen werden. Das sehe ich auch. Wir soll-
n die Verantwortung aber nicht auf die Bundesregie-
ung oder den Berliner Senat delegieren. Das ist unsere
ache!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir haben hier einen Antrag, dem nicht nur alle zu-

timmen, sondern von dem wir auch wissen, dass er
urch das bisherige Handeln Gott sei Dank so gut wie
rledigt ist. Darüber sollten wir uns freuen. Wenn wir ihn
as nächste Mal behandeln, werden wir die positiven
ntwicklungen schon sehen. Vielleicht braucht man
ann gar nicht mehr darüber zu reden.
Ich bedanke mich.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516710100

Die Reden der Kollegen Hans-Joachim Otto, FDP,

nd Ursula Sowa, Bündnis 90/Die Grünen, nehmen wir
it Ihrem Einverständnis zu Protokoll.1)
Jetzt hat der Kollege Heinrich-Wilhelm Ronsöhr von

er CDU/CSU-Fraktion das Wort.

Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU):
Rede ID: ID1516710200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Barthel, ich finde es gut, wie Sie eben ge-
prochen haben. Man kann im Einzelnen immer andere
kzente setzen, aber ich finde, Sie haben Herrn Nooke
eitestgehend Recht gegeben und sind ihm weitestge-
end entgegengekommen. Wenn es eine Übereinstim-
ung gibt, dass wir das Denkmal erstens zugänglich ma-
hen und zweitens mit weiteren Informationen versehen
ollen, dann ist das ungemein wichtig.

Anlage 4






(A) )



(B) )


Heinrich-Wilhelm Ronsöhr

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Nun kann man darüber streiten, ob der Bundestag, der
für ein Gesamtdenkmalkonzept letztlich verantwort-
lich ist – auch beim Mauergedenken –, auch in seinem
Antrag ein Gesamtdenkmalkonzept einfordert oder
nicht. Natürlich kann man sagen, dass dieses Denkmal
unter einer besonderen Obhut des Bundestages steht.
Darauf können wir uns gerne einigen. Ich finde aber
schon, dass es wichtig ist – das haben Sie, Herr Barthel,
in Ihrer Rede auch zum Ausdruck gebracht –, dass wir
endlich zu einem anderen Mauergedenken in Berlin
kommen.

In meinem Landkreis – ich komme aus Helmstedt in
Niedersachsen – ist in Hötensleben ein Stück der
Grenze erhalten worden. Ich finde, dass dieser Ort unge-
mein authentisch das Grenzregime der DDR wiedergibt
und dass man das Gespenstische und Totalitäre der
Grenze dort im Besonderen erfährt. Man erfährt auch,
dass die Bevölkerung der DDR einen ungeheuren Bei-
trag geleistet hat, um diese Grenze zu überwinden. Das
muss man auch einmal sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Denn an dem Mauergedenken und dem Gedenken an
die Grenze kann man deutlich machen, dass Geschichte
in Mitteleuropa zumindest im zweiten Teil des letzten
Jahrhunderts geglückt ist. Darauf können wir Mitteleu-
ropäer stolz sein. Deshalb finde ich es gut, dass wir uns
gemeinsam aufraffen, der Mauer und der Grenze zu ge-
denken.

Dafür ist es wichtig, dass die Mauer mit authentischen
Mauerstücken wieder hergestellt wird. Man ist mit dem
Abriss leider zu weit gegangen. Ich will das nicht kriti-
sieren – es war in der Euphorie 1990 nicht anders
möglich –, aber ich glaube, dass man es übertrieben hat
und dass die Erinnerung an die Mauer jetzt wieder not-
wendig ist. Es geht um die Erinnerung an das Grenzre-
gime der DDR, damit nicht geleugnet werden kann, was
dort für ein gespenstisches Regime existiert hat. Wer im
Schatten dieser Grenze gelebt hat, der weiß, wovon ich
spreche. Wer – wie Sie, Herr Kollege Barthel – fünf
Jahre vor dem Fall der Mauer nach Berlin gezogen ist,
weiß ebenfalls, wovon die Rede ist.

Insofern halte ich es für richtig, dass mit unserem An-
trag darauf hingewiesen wird, dass im Bundestag noch
ein Stück Mauer vorhanden ist und dass sich der Bun-
destag diesem Stück Mauer auf besondere Weise zu wid-
men hat. Seit die Uferpromenade an der Spree zugäng-
lich ist, ist die Möglichkeit dafür gegeben.

Wenn tatsächlich ein Zugang geschaffen werden
sollte – das soll durch die Kunstkommission abgesichert
worden sein; Herr Nooke bestreitet das zwar zum Teil;
ich weiß nicht, ob das stimmt – und wir heute den An-
trag beschließen würden, dann haben wir, glaube ich, ge-
nug Kraft, um dieses Vorhaben zu verwirklichen und
letztlich den Zugang zu dem Grenzdenkmal zu schaffen.

Ich halte es jedenfalls für positiv, wie wir uns heute in
dieser Diskussion eingelassen haben. Es zeigt doch, dass
hier sachgerecht diskutiert werden kann, ohne dass die
Diskussion in eine parteipolitische Auseinandersetzung

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(C (D ündet, die ich für falsch halten würde. Denn letztlich aben wir alle als Demokraten dazu beigetragen, Diktauren in Deutschland zu überwinden. Dessen sollten wir ns erinnern und dieses Erinnerungsvermögen sollten ir auch gemeinsam hochhalten. Ich halte einen Tag wie den 18. März, an dem die ers en demokratischen Wahlen in der DDR stattgefunden aben – die auch die letzten waren, denn danach kam es ur Wiedervereinigung –, für einen positiven Anlass, um er Mauer zu gedenken. Ich hoffe, dass wir uns hier auch n Zukunft bei Gedenkkonzepten in derselben Gemeinamkeit einlassen, wie es bisher der Fall gewesen ist. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt die Kollegin Angelika Krüger eißner von der SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich habe mich über den Antrag gewundert. ls Mitglied des Kunstbeirats kann ich Ihnen mitteilen, ass die CDU/CSU mit ihrem Antrag grundsätzlich ofene Türen einrennt. Ich denke, das ist Ihnen auch beusst. Denn zwei Mitunterzeichner des Antrags sind itglieder des Kunstbeirats und kennen den Sachverhalt enau. Sie wissen auch, was wir dort beraten und bechlossen haben. Ich stimme Ihnen zu, dass es im Kunstbeirat unstrit ig war, diesen wichtigen authentischen Ort – das Mahnal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus – öffentlich zuänglich zu machen. Das haben wir dort beschlossen. er Kunstbeirat trägt auch die Verantwortung für diese nstallationen und er hat von Anfang an dafür plädiert, ass der Raum öffentlich zugänglich gemacht wird. Mein Kollege Eckhardt Barthel hat völlig Recht: Das st bereits beschlossen. An der Umsetzung dieses Bechlusses wird bereits intensiv gearbeitet und ab Mai ird dieser Raum öffentlich zugänglich sein. Daran gibt s keinen Zweifel; dafür ist auch kein Antrag notwendig. Ihre zweite Forderung – die wissenschaftliche Erar eitung eines Totenbuches – ist aus meiner Sicht eine ute Idee. Wenn sich der Kunstbeirat damit beschäftigt, ird er dieser Forderung sicherlich zustimmen. Die Zahen der Toten sind bereits vom Wissenschaftlichen ienst in Zusammenarbeit mit der Birthler-Behörde erasst und von Ben Wargin auf den Mauerstücken aufgeragen worden. Ein zusätzliches Gedenkbuch – auch das haben Sie ngedacht – in Anlehnung an die Gedenkbücher in der obby des Deutschen Bundestages kann ebenfalls erareitet werden. Ich halte auch diese Idee für gut und bin ir sicher, dass der Kunstbeirat diese Anregung aufgreien wird. Auch die anderen Vorschläge wie Fototafeln und In ormationsbroschüren sind vernünftig und sollten vom unstbeirat bedacht und in seine Konzeption mit aufgeommen werden. Angelika Krüger-Leißner Sei te 1 568 4, 1 8. M ärz 20 05, G: \\Pl ena rpr oto kol le\\P rod ukt ion \\16 7\\0 5_s atz \\Pl ena r15 _16 7-S itzu ng. fm , F ram e6. 0 Die von Ihnen angesprochene Integration in das Gedenkstättenkonzept Berlins und des Bundes sollte aus meiner Sicht in Form einer konsultativen Abstimmung erfolgen. So weit bin ich mit Ihnen völlig einer Meinung. Ihr Antrag geht also durchaus in die richtige Richtung und nimmt Aspekte auf, die der Kunstbeirat angesprochen hat. Aber, Herr Nooke, im Endeffekt brauchen wir Ihren Antrag gar nicht; denn er gibt nur das wieder, was wir längst besprochen haben. (Günter Nooke [CDU/CSU]: Dann können wir sofort abstimmen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516710300
Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1516710400




(A) )


(B) )


Es gibt in Ihrem Antrag aber zwei Punkte, die ich sehr
missverständlich finde und zu denen ich ein ganz klares
Wort sagen möchte. Erstens. Sie fordern ein Konzept für
die weitere Gestaltung des Raumes. Wir waren uns
aber bislang im Kunstbeirat einig, dass wir die grund-
sätzliche Kargheit des Raumes erhalten wollen. Ich
finde, das ist noch immer Konsens. Die anderen konkre-
ten Vorschläge werden wir aufgreifen und beraten.

Zweitens. Sie fordern die Einbindung in das Gedenk-
stättenkonzept Berlins und des Bundes. In diesem Punkt
stimme ich Ihnen nur zu, wenn das im Rahmen einer
konsultativen Abstimmung erfolgt. Aber es ist ganz klar,
dass es sich hier um ein Mahnmal des Deutschen
Bundestages handelt. Es sollte als solches auch im Ver-
antwortungsbereich des Bundestages bleiben und nicht
dem Einfluss der Bundesregierung oder der Landesre-
gierung Berlins unterliegen; eine solche Form der Ein-
bindung lehne ich strikt ab.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Der Kunstbeirat hat verantwortlich gearbeitet und

bindet alle Fraktionen ein. Ich sehe daher gar keinen
Grund, ihn aus der Verantwortung zu entlassen. Das
sollte so bleiben. Ihre zum Teil richtigen Vorschläge
werden wir aufgreifen. Ich bitte Sie, Ihre zwei Vertreter
im Kunstbeirat zu beauftragen, diese Vorschläge in die
Beratungen des Kunstbeirates einzubringen.

Unter dem Strich: Eigentlich war Ihr Antrag nicht
notwendig. Aber er passt natürlich zur Diskussion des
heutigen Tages.

Danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Günter Nooke [CDU/CSU]: Um Konsens festzustellen, ist dieses Haus manchmal ganz gut!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1516710500

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/4719 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a und 20 b auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Unter-

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(C (D nehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts – Drucksache 15/5092 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit b)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einfüh-
rung von Kapitalanleger-Musterverfahren
– Drucksache 15/5091 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

Die Reden hierzu sollen zu Protokoll genommen wer-
en.1) Es handelt sich um die Reden der Kollegen Olaf
cholz, SPD, Friedrich Merz, CDU/CSU, Rainer Funke,
DP, der Kollegin Jutta Krüger-Jacob, Bündnis 90/Die
rünen, sowie des Parlamentarischen Staatssekretärs
lfred Hartenbach.
Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
ürfe auf Drucksachen 15/5092 und 15/5091 an die in
er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
en. Gibt es anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 sowie Zusatz-

unkt 9 auf:
22 Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst

Friedrich (Bayreuth), Ernst Burgbacher, Birgit
Homburger, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Wettbewerbsnachteile und bürokratische Re-
striktionen für Omnibusverkehre beseitigen
– Drucksache 15/4945 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Tourismus

ZP 9 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Per-
sonenbeförderungsgesetzes
– Drucksache 15/3424 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Für die Aussprache ist eine halbe Stunde vorgesehen.
ibt es Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist
as so beschlossen. Es werden aber nur zwei Redner
prechen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
orst Friedrich von der FDP das Wort.


(Beifall bei der FDP)


Anlage 5






(A) )



(B) )


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14.45-14.55.doc

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1516710600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dieses Haus hat sich am gestrigen Donnerstag zu Recht
mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland
beschäftigt. Bei 5,2 Millionen Arbeitslosen ist das völlig
in Ordnung. Welches Ergebnis der große Berg hervor-
bringt, werden wir sehen.

Es ist aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung, dass
heute über eine Branche diskutiert wird, die direkt und
indirekt immerhin 750 000 Menschen in Deutschland
ihre Arbeitsplätze sichert, davon alleine rund 70 000 in
fast 6 000 privaten Unternehmen. Für die deutsche Auto-
mobilindustrie ist der Omnibusmarkt mit rund
10 000 jährlich produzierten Omnibussen ein bedeuten-
des Produktionssegment, das die internationale Füh-
rungsposition der deutschen Omnibushersteller mit rund
15 000 Beschäftigten sichert.

Wir halten es nicht für so glänzend, dass diese De-
batte heute Nachmittag zu dieser Zeit stattfindet. Aber
dafür kann die Opposition nichts. Das legt die Mehrheit
des Hauses fest.

Ungeachtet dessen macht es Sinn, sich über unseren
Antrag Gedanken zu machen. Er fokussiert sich auf vier
Schwerpunkte:

Erstens: der Abbau von unnötigen bürokratischen
Vorschriften im Personenbeförderungsgesetz. Diese
Vorschriften machten damals, als dieses Gesetz erlassen
wurde, zwar durchaus Sinn, sind aber in der heutigen
Zeit völlig überholt. Wenn ich mich recht erinnere, ist
Bürokratieabbau ein Ziel jeder Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Vera Lengsfeld [CDU/CSU])


Zweitens. Es wird höchste Zeit, Wettbewerbsverzer-
rungen auf europäischer Ebene – das Ganze nennt man
„Harmonisierungsdefizite“ – und Verzerrungen des
Wettbewerbs der Verkehrsträger zu beseitigen. Das gilt
insbesondere für den Omnibuslinienfernverkehr. Ich
komme darauf noch im Detail zu sprechen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Drittens. Es gilt, sich Gedanken zu machen über die

Qualität der Berufsausbildung derjenigen, die in Zu-
kunft am Lenkrad sitzen. Personenbeförderung ist eine
wichtige Aufgabe. Das Berufsausbildungsprofil ist aus
unserer Sicht nicht hinlänglich geklärt. Es besteht insbe-
sondere eine große Differenz zwischen dem Erwerb des
Führerscheins, dem Lebensalter, ab dem man einen Bus-
führerschein erwerben kann, und den jetzigen Vorschrif-
ten für Berufskraftfahrer.


(Beifall bei der FDP)

Viertens. Die Grundlage der Finanzierung des Linien-

busverkehrs vor allen Dingen in der Fläche – derzeit
wird dieser Verkehr durch § 45 a Personenbeförderungs-
gesetz, also durch den so genannten Schülerausgleich,
weitgehend abgesichert – muss langfristig sichergestellt
werden; denn es ist zu erwarten – das kann man pro-
blemlos prognostizieren –, dass die Zahl der Schüler

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(C (D is 2015 im Vergleich zu 2000 um rund 20 Prozent sinen wird. Damit bricht eine wesentliche Säule der inanzierung des Busverkehrs im ländlichen Raum eg. Die Altersstruktur im ländlichen Raum wandelt ich. Die damit einhergehenden Risiken müssen durch ie Neuverteilung von Regionalisierungsmitteln rechteitig abgesichert werden. Ich will Ihnen einmal deutlich machen, was derzeit in 48 des Personenbeförderungsgesetzes – Ausflugsfahren und Ferienzielreisen – steht: enthalten, die der Unternehmer mit Kraftomnibussen oder Personenkraftwagen nach einem bestimmten, von ihm aufgestellten Plan für ein Gesamtentgelt für Beförderung und Unterkunft mit oder ohne Verpflegung anbietet und ausführt. Es dürfen nur Rückfahrscheine angeboten werden und diese nur auf den Namen des Reisenden ausgegeben werden. Die Fahrgäste sind zu einem für alle Teilnehmer gleichen Reiseziel zu bringen und an den Ausgangspunkt der Reise zurückzubefördern. Auf der Rückfahrt dürfen nur Reisende befördert werden, die der Unternehmer zum Reiseziel gebracht hat. … as muss man sich nun wirklich auf der Zunge zergehen assen. Wir leben in einer Zeit, in der fast jeder für 9,99 Euro, 29,99 Euro oder 39,99 Euro mit dem Flieger n fast alle Teile der Welt fliegen kann, ohne die Sichereit zu besitzen, mit dem gleichen Flugunternehmen zuückfliegen zu können, am Reiseziel eine Unterkunft zu inden und Ähnliches. Nur der Busunternehmer muss en Rücktransport nach wie vor gewährleisten. Was sind olche Vorschriften des Gesetzgebers im 21. Jahrhundert ür Fesseln für einen Unternehmer?! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(2) Ferienziel-Reisen sind Reisen zu Erholungsauf-


Das Europarecht sorgt momentan dafür – das ist eine
esondere Perversion –, dass es im Gelegenheitsverkehr
ein Kabotageverbot mehr gibt. Das bedeutet, dass ein
usländischer Busunternehmer das Recht hat, in
eutschland Gelegenheitsverkehr zu betreiben. Ein
eutscher darf das nicht. Vor diesem Hintergrund sollte
llen klar sein, dass es Zeit ist, sich mit diesem Thema
useinander zu setzen. Unser Antrag ist dafür eine gute
rundlage. Es ist wie immer: Die Opposition und der
undesrat legen Vorschläge vor; doch die Mehrheit
leibt eine Antwort bisher schuldig.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516710700

Die Parlamentarische Staatssekretärin Angelika

(Ingoltadt)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

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Protokoll geben zu dürfen1). Sind Sie einverstanden? –
Das ist der Fall. Dann verfahren wir so.

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Abgeordnete
Klaus Hofbauer.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1516710800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Omni-
busgewerbe ist eine sehr starke Säule des Wirtschafts-
standorts Deutschland.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie reden gerade das Parlament leer!)


– Diesen Vorwurf können Sie mir machen. Aber Ihnen
würde es genauso gehen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Uwe Beckmeyer [SPD]: Darum rede ich ja auch jetzt nicht!)


– Aufgrund der Tatsache, dass die Zeit schon fortge-
schritten ist, werde ich mich auf einige wenige Ausfüh-
rungen beschränken.


(Beifall bei der SPD)

Herr verkehrspolitischer Sprecher der SPD, ich wollte

eigentlich Folgendes sagen: Wir müssen die politischen
Rahmenbedingungen für das Omnibusgewerbe deutlich
verbessern bzw. Bürokratie abbauen, weil wir ansonsten
diesen sehr wichtigen Zweig des Wirtschaftsstandorts
Deutschland kaputtmachen würden. Ich glaube, in die-
sem Zusammenhang sind erhebliche Anstrengungen not-
wendig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich möchte klar und deutlich sagen: Der Antrag der

FDP ist eine hervorragende Grundlage dafür, in diese
Diskussion einzusteigen und bestimmte Dinge aufzu-
greifen.


(Beifall bei der FDP)

Ich bin fest davon überzeugt: Wenn wir die in dem An-
trag enthaltenen Punkte umsetzen würden, dann würden
wir dem Omnibusgewerbe in der Bundesrepublik
Deutschland einen großen Dienst erweisen, wir würden
es wettbewerbsfähiger machen und ihm eine Chance für
die Zukunft geben. Denn eines muss uns bewusst sein:
dass das Omnibusgewerbe ein entscheidender Träger
des öffentlichen Nahverkehrs ist und insbesondere im
ländlichen Raum eine bedeutende Rolle spielt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volkmar Uwe Vogel [CDU/CSU]: Das ist ganz wichtig!)


Das Omnibusgewerbe ist vorwiegend mittelständisch or-
ganisiert. Wenn wir den Mittelstand unterstützen wol-
len, dann müssen wir auch in diesem Bereich die ent-
sprechenden Voraussetzungen schaffen. Wenn man

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s1) Anlage 6

(C (D arüber hinaus weiß, dass ungefähr 750 000 Arbeitslätze mittelbar oder unmittelbar von diesem Gewerbe bhängen, dann sieht man ein, dass dieses Gewerbe für ns von großer Bedeutung ist. (Volkmar Uwe Vogel [CDU/CSU]: Und ökologisch ist es obendrein!)


Die CDU/CSU-Fraktion hat ja bereits vor vier oder
ünf Jahren dieses Thema aufgegriffen und hat damals
ine entsprechende Initiative im Deutschen Bundestag
estartet. Wenn man das Protokoll nachliest, wird man
inden, dass die Regierungskoalition schon damals ge-
agt hat: Es ist alles in Ordnung; es ist alles paletti. Wir
üssen nichts tun; es läuft sowieso. – Die vier oder fünf
ahre, die seitdem vergangen sind, haben gezeigt, dass
em nicht so ist. Wenn man damals diese Initiativen der
nion aufgegriffen hätte, dann hätte das Gewerbe heute
icht jene Probleme, die wir leider Gottes beklagen müs-
en.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

Es ist ferner Tatsache – deswegen ist der Antrag der

DP notwendig und wichtig –, dass viele kleine Schritte
etan werden müssen, um insbesondere die Wettbe-
erbsfähigkeit des Gewerbes auszubauen und zu stär-
en. Es gibt natürlich auch andere Probleme, die ange-
prochen werden müssen. Es geht zum Beispiel ja auch
m den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Wir brau-
hen eine bessere Verkehrsinfrastruktur, auch deshalb,
eil wir mit ihr dem Gewerbe helfen können. Ebenfalls
uss eine gewisse Benachteiligung dieses Gewerbes ge-
enüber anderen Verkehrsträgern angesprochen werden.
s bedarf einer Gleichbehandlung der Verkehrsträger,
amit das Omnibusgewerbe eine Chance hat.
Erlauben Sie mir noch, die EU-Osterweiterung an-

usprechen. Wir, sprich: die Bundesregierung, haben das
hema des Omnibusgewerbes bei den Beitrittsverhand-
ungen nicht mit dem notwendigen Nachdruck angespro-
hen. Es sind erhebliche Probleme offen geblieben bzw.
icht gelöst worden, die die Wettbewerbsfähigkeit des
ewerbes beeinträchtigen.
Im Hinblick auf die von mir genannten Gesichts-

unkte unterstützen wir den Antrag der FDP-Fraktion.
ir werden uns in den weiteren Beratungen sehr inten-
iv mit ihm auseinander setzen. Ich persönlich bin der
einung: Wir sollten viele der in ihm enthaltenen
unkte in der Tat umsetzen, weil wir dadurch diesem
ichtigen Wirtschaftszweig eine Zukunft geben können.
r hat eine Zukunft. Unsere Unternehmer ergreifen auch
ie Chancen, aber sie müssen gleichwertige Bedingun-
en vorfinden. Deswegen ist dies eine hervorragende
nitiative.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Etwas übertrieben!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516710900

Danke schön, auch für die Kürze der Rede. Ich

chließe damit die Aussprache.






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Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

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5.10.doc
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/4945 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Gesetzentwurf
auf Drucksache 15/3424 soll an den Ausschuss für Ver-
kehr, Bau- und Wohnungswesen überwiesen werden.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a und 23 b auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk

Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus
W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Flughafenanbindung nach Schönefeld fristge-
recht fertig stellen – Planfeststellung der
Dresdner Bahn voranbringen
– Drucksache 15/4839 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Tourismus

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Peter Rzepka, Roland Gewalt,
Verena Butalikakis, Siegfried Helias, Günter
Nooke und weiterer Abgeordneter
Flugverkehrskonzept für den Großraum Ber-
lin überprüfen – Flughafen Berlin-Tempelhof
offen halten
– Drucksachen 15/3727, 15/4508 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Siegfried Scheffler

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, die wir aber
wohl nicht brauchen werden. – Ich sehe dazu von Ihrer
Seite keinen Widerspruch.

Sind Sie damit einverstanden, dass die Kollegen
Siegfried Scheffler und Franziska Eichstädt-Bohlig ihre
Reden zu Protokoll geben?1) – Damit sind Sie sehr ein-
verstanden. Es gibt dafür aber auch noch andere zwin-
gende Gründe.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat jetzt der
Abgeordnete Peter Rzepka.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1516711000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Wir beraten heute hier im Deutschen Bundestag
abschließend den Gruppenantrag zur Offenhaltung des
Flughafens Tempelhof und erstmals den Unionsantrag
zur Dresdner Bahn. Beide Themen gehören meines Er-
achtens auf die Tagesordnung, das erste deshalb, weil die
Anbindung der Hauptstadt an die nationalen und

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w1) Anlage 7

(C (D nternationalen Flugverkehre von gesamtdeutschem nteresse ist. Das Plenum des Deutschen Bundestages muss ein Fo um der Diskussion darüber bleiben, welche Aufgaben ie alte und neue Hauptstadt für unser Land wahrnehen kann und welche Unterstützung sie dafür braucht. as Luftverkehrskonzept für die Hauptstadt und den roßraum Berlin ist nicht nur ein Thema für die Länder erlin und Brandenburg, sondern auch für den Bund und ie anderen Bundesländer. Darüber hinaus ist der Bund ls Mitgesellschafter der Berliner Flughafengesellschaft nd als wesentlicher Miteigentümer der Immobilie Flugafen Tempelhof – immerhin zwei Drittel des Flughaengeländes befinden sich in Bundesbesitz – auch Beteiigter. Die kurzfristige Schließung Tempelhofs, die vom erliner Senat betrieben wurde, wäre – jedenfalls vor echtskräftiger Planfeststellung und gesicherter Finanierung für BBI in Schönefeld – verantwortungslos und ürde die Ausschöpfung der Wachstumspotenziale im uftverkehr in der gesamten Hauptstadtregion ernsthaft efährden. Insbesondere nach den neuesten Entwicklunen rund um den Bau des internationalen Flughafens in chönefeld erscheint die Schließung Tempelhofs vor der ertigstellung von BBI in Schönefeld nicht vertretbar. er Luftverkehr muss auch während der Übergangszeit is zur Fertigstellung des Flughafens in Schönefeld geördert werden. Dazu müssen ausreichende Flughafenapazitäten bereitgestellt werden. Diese Einsicht teilen ir im Übrigen mit Gewerkschaften und Wirtschaftsveränden, die sich angesichts von Pleiten, Pech und Panen bei der Flughafenplanung in der Region ernsthaft orgen um die wirtschaftliche Entwicklung und die dait verbundenen Arbeitsplätze in der Region machen. Den Flugkapazitäten der Mutter aller modernen Flug äfen, wie Lord Norman Foster Tempelhof nennt, ommt in der Übergangszeit eine wichtige Rolle zu. ürde Tempelhof geschlossen, fielen zwei Startund andebahnen weg. Im Zuge der Baumaßnahmen in chönefeld wird auch dort eine Bahn geschlossen. Dait würde Berlin auf drei von derzeit sechs Startund andebahnen verzichten. Experten gehen davon aus, ass dadurch die Entwicklungspotenziale des Flugverehrs im Großraum Berlin nicht ausgeschöpft werden önnen und schon im Jahre 2007 weitere Engpässe droen. Denn der Passagierboom an den Berliner Flughäfen ält an. Im Januar dieses Jahres gab es rund 1 Million assagiere an allen drei Flughäfen; das sind 20 Prozent ehr als im Januar 2004. Hinzu kommt, dass das Datum der Inbetriebnahme on BBI auch infolge der rechtswidrigen Entscheidunen des Berliner Senats und der Landesplanung in Branenburg zunehmend ungewiss wird. (Markus Löning [FDP]: Skandalös ist das, was die da machen!)


achdem das Oberverwaltungsgericht Berlin im vorigen
ahr die zum 31. Oktober 2004 geplante Stilllegung
es Flughafens Tempelhof für offensichtlich rechts-
idrig erklärt hat, ist nun durch die Entscheidung des

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Oberverwaltungsgerichts Frankfurt/Oder auch noch die
landesplanerische Grundlage für den Flughafenaus-
bau von BBI in Schönefeld infrage gestellt. Der Plan-
feststellungsbeschluss und damit das Baurecht für BBI
sind nun sehr stark gefährdet, jedenfalls nach Auffas-
sung von Verfassungsrechtlern. Ein erneutes Landesent-
wicklungsplanverfahren und ein Ergänzungsverfahren
zur Planfeststellung für BBI erscheinen notwendig. Der
ohnehin stark gefährdete Zeitplan für den BBI-Bau
kommt damit weiter unter Druck. Schließlich klagen
3 700 Flughafengegner gegen den Planfeststellungsbe-
schluss vor dem Bundesverwaltungsgericht – Ausgang
ungewiss.

Ungeklärt ist schließlich die Finanzierung des Groß-
flughafens in Schönefeld, insbesondere was die Anteile
der Berliner Flughafen-Gesellschaft sowie die Anteile
der Gesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg an
dem nach jetzigen Schätzungen 2,5 Milliarden Euro teu-
ren Projekt zuzüglich der circa 5 Millionen Euro für die
BBI-Schienenanbindung angeht.

Vor dem Bau von BBI in Schönefeld stehen alles zu-
sammengenommen immer mehr Hürden. Es ist daher
höchste Zeit, sich den Problemen zu stellen und Tempel-
hof als wichtigen Bestandteil eines tragfähigen Flugver-
kehrskonzepts im Interesse der wirtschaftlichen Ent-
wicklung Berlins anzuerkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die zur Begründung der vorzeitigen Stilllegung Tem-

pelhofs geltend gemachten Verluste in Höhe von etwa
16 Millionen Euro im Jahr sind nie belegt worden.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Richtig!)

Bis heute werden die Zahlen unter Verschluss gehalten.
Nach meinen Recherchen resultieren die Verluste nicht
aus dem Flugbetrieb, sondern vor allem aus dem Gebäu-
deleerstand. Seit Jahren wird eine stärkere Vermietung
der Immobilie durch nicht marktgerechte Miet- und
Pachtforderungen verhindert, um mit dem Argument
von betriebswirtschaftlichen Verlusten eine Schließung
des Areals zu betreiben.


(Markus Löning [FDP]: Ein Skandal, was der Senat da macht!)


Dabei ist ganz offensichtlich nicht geklärt, was mit
der denkmalgeschützten Flughafenanlage nach der
Schließung geschehen sollte. Der Steuerzahler würde
noch über Jahre hinweg mit den Verlusten der Immobilie
Tempelhof belastet, es sei denn, der Bund, der Berliner
Senat und die Berliner Flughafen-Gesellschaft kommen
endlich zur Vernunft und machen den Weg für eine zu-
kunftsfähige Nutzung frei. Tragfähige Konzepte liegen
dazu vor,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Genau!)

werden vom Senat aber nicht vorurteilsfrei geprüft. Bei-
spielhaft zu nennen ist das Konzept, Tempelhof als
Check-in-Terminal für BBI und als innerstädtischen
Flughafen für kleine Verkehrsmaschinen zu nutzen.

Zudem fordern wir mit unserem Gruppenantrag die
Bundesregierung auf, die Angebote von Fluggesell-

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(C (D chaften, den Flughafen Tempelhof in Eigenregie zu bereiben, ebenso gründlich zu prüfen wie die Möglichkeit, eile einer privatisierten Flugbereitschaft des Bundes um regierungsnahen Standort Tempelhof zu verlagern. rientieren kann sich die Bundesregierung dabei am Bemtenshuttle. Den wird die DBA ab Mai vom Flughafen egel nach Tempelhof verlagern. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Markus Löning [FDP]: Sehr vernünftig! – Siegfried Scheffler [SPD]: Aber nur bis zur neuen Ausschreibung im Oktober!)


(Markus Löning [FDP]: Jawohl!)


Die Bundesregierung hat selbst angekündigt, auch bei
er zukünftigen Ausschreibung Tempelhof einzubezie-
en, Herr Kollege. – Die „Berliner Morgenpost“ vom
1. März titelt dazu: „Der Bundestag fliegt wieder auf
empelhof“. Die Botschaft ist klar: Der Markt entschei-
et nicht gegen Tempelhof, sondern für den Standort in
nmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel, nur wenige
-Bahn-Stationen entfernt.
Schließlich fordern wir die Bundesregierung auf, zu

rüfen, ob die Immobilie ein geeigneter Standort für die
entralisierte Unterbringung von Bundesbehörden wäre.
Auf der Grundlage der Ergebnisse unserer Prüfauf-

räge könnten tragfähige Entscheidungen vorbereitet
erden. Ich bin sicher, dass die Prüfungen ergeben wer-
en, dass Tempelhof eine sinnvolle Ergänzung auch zu
inem zukünftigen Flughafen BBI in Schönefeld sein
önnte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

empelhof bliebe erhalten, auch als Symbol der deut-
chen Luftfahrtgeschichte, der Überwindung der Blo-
kade Berlins und der Entwicklung der Freundschaft zu
en westlichen Alliierten.
Ungeachtet unseres Einsatzes für den Erhalt des Flug-

afens Tempelhof steht die Unionsfraktion zum Projekt
BI in Schönefeld. Damit BBI als Wachstumsmotor für
ie Region zum Erfolg wird, müssen aber endlich die
ichtigen Weichen gestellt werden. Dazu gehört, BBI
ine attraktive Verkehrsanbindung zu sichern. Damit
ie Flughafenanbindung nach Schönefeld fristgerecht
ertig gestellt werden kann, ist es unbedingt notwendig,
as Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der
resdner Bahn zügig wieder aufzunehmen und abzu-
chließen.
Es ist nicht nachzuvollziehen, warum die Deutsche
ahn AG in ihrer Mittelfristplanung die Pläne für die
eue Gleisanbindung des Flughafens zurückgestellt hat.
ie Bundesregierung muss darauf achten, dass sich die
nbindung des so bedeutenden Verkehrsprojekts BBI an
as Schnellbahnnetz nicht weiter verzögert, und sie
uss sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, Fördergel-
er aus Brüssel zu beantragen und abzurufen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Dresdner Bahn ist einerseits für eine optimale

lughafenanbindung unverzichtbar. Sie soll andererseits






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die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands mit
den Metropolen Wien, Prag und Budapest verbinden.
Die zögerliche und wechselhafte Haltung des Bundes-
verkehrsministeriums ist deshalb nicht akzeptabel.


(Markus Löning [FDP]: Allerdings!)

Nachdem sich in den vergangenen sieben Jahren die

Position des Bundesverkehrsministeriums zum Thema
Dresdner Bahn öfter änderte, als die Bundesverkehrsmi-
nister wechselten, fordern wir die Bundesregierung auf,
sich bei diesem Verkehrsprojekt endlich wieder zu enga-
gieren und Farbe zu bekennen.


(Markus Löning [FDP]: Hat denn der Stolpe überhaupt eine Meinung?)


Geschieht dies nicht, bekämen wir in Schönefeld einen
neuen Bahnhof ohne die dazugehörige Schnellbahnan-
bindung. Ein Schildbürgerstreich!


(Beifall bei der CDU/CSU – Markus Löning [FDP]: Das wundert uns bei diesem Minister nicht! Er hat sich schon mehrere geleistet!)


Die Bundesregierung und die Deutsche Bahn AG wä-
ren außerdem gut beraten, wenn sie Vorschläge für eine
Tunnelvariante im Bereich Lichtenrade – auch hin-
sichtlich ihrer Finanzierbarkeit – prüfen würden. Denn
es ist bisher nicht ausreichend belegt, dass diese Variante
zu erheblich höheren Kosten als die ebenerdige Version
führen würde. Einerseits haben Kostenvergleiche mit an-
deren Tunnelprojekten in Deutschland Anlass zu erheb-
lichen Zweifeln an der Seriosität der von der Bahn vor-
gegebenen Zahlen für das Bauverfahren im
Schildvortrieb gegeben.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Man kann an allem zweifeln! – Gegenruf des Abg. Markus Löning [FDP]: Vor allem kann man am Verkehrsminister zweifeln!)


Andererseits wurde die ebenerdige Bauform von der
Bahn extrem billiggerechnet, obwohl diese Bauform
teure Straßenunterführungen, Schallschutzwände, passi-
ven Schallschutz für die Häuser und weitere kostenträch-
tige Maßnahmen bedingt.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das Planfeststellungsverfahren wird ergeben, was dabei herauskommt! Erzählen Sie doch nicht immer so viel Unsinn!)


– Wir haben in Berlin die Erfahrung gemacht, dass die
Planfeststellungsverfahren zwar vorangetrieben werden,
dass sie aber letzten Endes vor den Gerichten keinen Be-
stand haben. Ich halte es für sinnvoll, schon im Pla-
nungsverfahren richtig vorzugehen, damit die Planfest-
stellung rechtskräftig werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD] – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Verschonen Sie uns doch damit!)


Eine Berücksichtigung der Anwohnerinteressen in
Bezug auf Lärm- und Erschütterungsschutz sowie zur
Durchwegung im dicht besiedelten Ortsteil Lichtenrade,

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(C (D o immerhin über 50 000 Menschen wohnen, und damit ine Berücksichtigung der Argumente der Lichtenrader ürgerinitiative, die sich konstruktiv in die Planung einringt, ist jedenfalls unabdingbar. (Siegfried Scheffler [SPD]: Bei Tempelhof denken Sie nicht an die, die davon betroffen sind!)


Ich bitte Sie um Zustimmung für beide hier vorgeleg-
en Anträge. Ein klares Bekenntnis des Bundestages so-
ohl zu Tempelhof als auch zu BBI und dessen Schie-
enanbindung wäre ein wichtiges Bekenntnis zu unserer
auptstadt Berlin und deren Zukunft.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516711100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hellmut
önigshaus.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dadurch wird es wahrscheinlich auch nicht besser!)



Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1516711200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

ehr froh, dass ich heute zu so später Stunde

(Zuruf von der SPD: So spät ist es auch wieder nicht!)

icht nur zu Kollegen der vereinigten Landesgruppen
prechen kann, sondern Gott sei Dank auch zu einigen
nderen Kollegen. Damit ich mich nicht allzu sehr ent-
öhnen muss, ist auch der Kollege Tauss anwesend, den
ch sehr herzlich begrüße.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Für die FDP-Seite galt das aber nicht!)


Doch, auch Sie begrüße ich ganz besonders herzlich.
Die Bundesregierung müsste bei den Stichworten

Tempelhof“ und „Dresdner Bahn“ vor Scham in den
oden versinken und Sie, meine liebe Kolleginnen und
ollegen von Rot-Grün, gleich mit. Der Flughafen Tem-
elhof sollte eigentlich schon längst in privater Hand
ein. Es gibt Airlines, die für seinen Bestand kämpfen.
s gibt Airlines, die den Flughafen übernehmen wollen,
um Beispiel die dba; Kollege Rzepka, der mehr Zeit
atte, das auszuführen, hat schon darauf hingewiesen.
azu, dass Sie solche Angebote ausschlagen, muss ich
agen: Wir sind zwar einiges gewohnt; aber so stümper-
aft ist Gott sei Dank nicht alles, was Sie machen.
Der Flughafen Tempelhof, ein innerstädtischer Flug-

afen, ist ein Pfund, mit dem man wuchern könnte und
uch wuchern müsste. Metropolen, die eine bessere Ver-
altung haben als Berlin, bauen solche Cityflugplätze.
erlin wird schlecht verwaltet; Berlin will einen Flug-
latz, den es schon hat, schließen. Das kann nicht richtig
ein. Armes Berlin, das so schlecht regiert wird!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







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Hellmut Königshaus

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Aber man muss auch sagen: Armes Deutschland, das
von einer so schlechten Bundesregierung verwaltet wird,


(Jörg Tauss [SPD]: Die CSU hat Riem – ich komme zum Schluss – und das der Bundesregie rung unterstehende Eisenbahn-Bundesamt verweigert ihn, und zwar nicht nur an der Dresdner Bahn, sondern 5.25.doc zugemacht!)

Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1516711300
und zwar losgelöst von Bedarf und Bedürfnissen, allein
gesteuert von ideologischer Verblendung! Das zeigt sich
gerade bei dieser Frage.

Denn es stimmt ja nicht, dass uns das im Bund nichts
angeht, wie immer behauptet wird. Es ist unsere Flugha-
fengesellschaft; das hat Kollege Rzepka gerade gesagt.
Wir sind Miteigentümer. Es ist das Geld der Steuerzah-
ler von Flensburg bis Füssen – alle sind daran beteiligt –,
das von Ihnen leichtfertig verbrannt wird. Frau
Eichstädt-Bohlig und Herr Scheffler, dass Sie sich zu
diesem Thema jetzt nicht äußern wollen, sondern Ihre
Reden zu Protokoll geben, ist typisch.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben sich doch geäußert! Nehmen Sie das doch zur Kenntnis!)


Sie tragen mit Ihrer Entscheidung dazu bei, eine tra-
gende Säule für die wirtschaftliche Prosperität im Raum
Berlin und Brandenburg einzureißen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lächerliche Auseinandersetzung, die Sie da betreiben!)


Sie halten an einem Konsensbeschluss fest, der längst
überholt ist. Denn Sie lassen einen Großflughafen, der
nach dem Konsensbeschluss schon längst fertig sein
müsste, fiktiv existieren.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Den hat der Diepgen verhindert, weil er nicht konsequent gehandelt hat! Sagen Sie doch nicht so einen Unsinn!)


Inzwischen sind die Zahlen für Flugbewegungen und
Passagiere massiv in die Höhe gegangen, geradezu ex-
plodiert. Aber Sie tun so, als sei das nicht der Fall. Sie
erkennen die Probleme überhaupt nicht mehr. Mit
Trappatoni kann man sagen: „Sie haben fertig“ und „Fla-
sche leer“.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das gilt im Übrigen auch für den Umgang mit der

Bahn gerade im Großraum Berlin. Das Thema „Dresd-
ner Bahn“ ist wirklich ein Trauerspiel.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ein Gestammel wie bei Trappatoni ist das bei Ihnen!)


Da plant eine sozialdemokratisch regierte Bundesregie-
rung eine Bahnstrecke und der sozialdemokratisch domi-
nierte Senat blockiert das Verfahren über mehrere Jahre.
Da reden die Grünen andauernd von Lärmschutz –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516711400

Herr Kollege!

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(D uch an der Anhalter Bahn. Auf der nach oben offenen laubwürdigkeitsskala sind Sie inzwischen bei null anekommen. Sie sollten darauf achten, dass Sie wieder laubwürdig werden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und der räsidentin für ihre Geduld. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr unangemessene Form des Abschlusses dieser Plenarsitzung!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1516711500

Ich danke für den Dank und möchte sagen: Kollegen,

ie ihre Reden zu Protokoll gegeben haben, äußern sich
urchaus zum Thema. Sie geben ihre Reden meist aus
olidarität mit anderen Kollegen zu Protokoll, für die
er Arbeitstag hier noch nicht beendet ist und die noch
ermine haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Günter Nooke [CDU/CSU]: Aber vielleicht könnten sie, wenn sie anwesend sind, auch reden!)


Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell
ird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 15/4839
n die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
orgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
er Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
ohnungswesen auf Drucksache 15/4508 zu dem An-

rag mit dem Titel „Flugverkehrskonzept für den Groß-
aum Berlin überprüfen – Flughafen Berlin-Tempelhof
ffen halten“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/3727 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der
eiden Oppositionsfraktionen angenommen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 13. April 2005, 13 Uhr, ein.
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen und na-

ürlich auch den Besucherinnen und Besuchern auf den
ribünen eine schöne Osterpause.
Die Sitzung ist geschlossen.