Protokoll:
15115

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 115

  • date_rangeDatum: 18. Juni 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:52 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/115 Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Zwölften Gesetz zur Ände- rung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 15/2109, 15/2360, 15/2849, 15/3164, 15/3384) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 20: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Erneuerbaren Energien im Strombereich (Drucksachen 15/2327, 15/2539, 15/2593, 15/2845, 15/2864, 15/3162, 15/3385) . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Michael Goldmann, Ulrike Flach, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Chancen der Grünen Gen- technik nutzen – Gentechnikgesetz und Gentechnik-Durchführungsge- setz grundlegend korrigieren (Drucksachen 15/2822, 15/2979, 15/3344) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans- Michael Goldmann, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Distanzierung der Bundesregierung von gesetzes- 10501 B 10501 D 10502 A Deutscher B Stenografisch 115. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Zöller . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Beschleunigung von Verfahren der Justiz (… Justizbeschleunigungsgesetz) (Drucksache 15/1491) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach b 10501 A 10501 A 10507 D 10501 B a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs undestag er Bericht ung 18. Juni 2004 t : eines Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts (Drucksachen 15/3088, 15/3344) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu dem Antrag der Abgeordneten Helmut Heiderich, Gerda Hasselfeldt, Peter H. Carstensen (Nordstrand), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Grüne Gentechnik in Deutschland nutzen – Verlässliche Rahmenbedingungen für einen ver- antwortungsvollen Einsatz in der Landwirtschaft schaffen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans- 10502 A widrigen Zerstörungen von Freiset- zungsversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans- Michael Goldmann, Ulrike Flach, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Freilandversuche mit gen- technisch veränderten Apfelsorten in Pillnitz und Quedlinburg durch- führen (Drucksachen 15/1825, 15/2352, 15/3383) Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Mit Innovationen auf Wachstums- kurs – eine einheitliche Strategie (Drucksache 15/2971) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bundesbericht Forschung 2004 (Drucksache 15/3300) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Hom- burg), weiterer Abgeordneter und der Frak- t D s ( K E C H D J M M Z a b F C S E 10502 B 10502 D 10503 D 10505 A 10506 D 10507 B 10508 A 10509 B 10511 A 10512 B 10512 D 10513 A 10513 D 10515 B 10515 D 10516 A 10517 D 10518 A ion der FDP: Innovationsstrategie für eutschland – Wissenschaft und Wirt- chaft stärken Drucksache 15/3332). . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . delgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (CDU/CSU) . . . . . . . . . ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . ichael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . arion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 14: ) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neure- gelung von Luftsicherheitsaufgaben (Drucksachen 15/2361, 15/3338) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Wolfgang Schäuble, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 35 und 87 a) (Drucksachen 15/2649, 15/3338) . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Clemens Binninger, Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Mehr Sicherheit im Luftverkehr (Drucksachen 15/747, 15/3338) . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . rnst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10518 A 10518 B 10520 C 10522 C 10524 A 10525 C 10525 D 10527 D 10528 D 10530 B 10531 A 10533 D 10534 D 10536 A 10536 B 10536 B 10536 C 10537 D 10538 C 10540 D 10541 D 10542 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 III Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Bötsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Deutsche Personalpräsenz in internationalen Organisationen im natio- nalen Interesse konsequent erhöhen (Drucksache 15/2652) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Kerstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus Rose (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 15: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung (Drucksachen 15/2887, 15/2945, 15/3346) – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Hartmut Koschyk, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung vor schweren Wiederholungstaten durch nachträgliche Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsver- wahrung (Drucksachen 15/2576, 15/3346). . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Schutz der Bevölkerung vor schweren Wiederholungstaten durch Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung (Drucksachen 15/3146, 15/3346). . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . T a b P L D C Z Z r z ( D G C D I C T E b r s ( H A H F D 10543 B 10543 D 10544 D 10545 D 10546 A 10547 B 10548 D 10549 C 10551 B 10552 C 10552 C 10553 D 10553 D 10554 A 10556 C 10558 A 10558 D agesordnungspunkt 27: ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Otto Bernhardt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitli- chung der Umsatzgrenze bei der Be- rechnung der Steuer nach vereinnahm- ten Entgelten (Drucksache 15/3193) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Um- satzsteuergesetzes (Drucksachen 15/359, 15/2617) . . . . . . . . eter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 16: weite und dritte Beratung des vom Bundes- at eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes ur Änderung der Abgabenordnung Drucksachen 15/904, 15/3339) . . . . . . . . . . . ieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . ngrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . hristian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . agesordnungspunkt 29: rste Beratung des vom Bundesrat einge- rachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- ung des § 573 Abs. 2 des Bürgerlichen Ge- etzbuchs Drucksache 15/2951) . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Rasch, Staatsminister (Sachsen) . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . enry Nitzsche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10560 B 10560 B 10560 C 10562 A 10564 A 10564 D 10565 D 10566 A 10566 D 10568 A 10569 A 10569 D 10570 B 10571 B 10571 B 10572 D 10573 C 10574 B 10575 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 Zusatztagesordnungspunkt 17: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Wagniskapital (Drucksachen 15/3189, 15/3336) . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Besteuerung von Wagnis- kapitalgesellschaften (Drucksachen 15/1405, 15/3336) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Arbeit zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Selbstverpflichtungserklärung der Deut- schen Post AG zur Erbringung bestimmter Postdienstleistungen (Drucksachen 15/3186, 15/3337) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Zweite und dritte Beratung des von den Ab- geordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ (Drucksachen 15/473, 15/3345, 15/3361) . . . Sabine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Güter- kraftverkehrsgesetzes (Drucksachen 15/2989, 15/3257) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) und Winfried Hermann (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- N n n A E V I D E n s A E J G A G S n A E C G w t g A E H G w t g A E A H F R D D B S K B z s s 10576 C 10576 C 10577 A 10577 B 10577 C 10579 C 10581 A 10582 B 10582 D 10583 A EN) zur Abstimmung über den Entwurf ei- es Gesetzes zur Neuordnung des Gentech- ikrechts (Tagesordnungspunkt 22 a) . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten olker Beck (Köln), Winfried Hermann und rmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) zur Abstimmung über den ntwurf eines Gesetzes zur Einführung der achträglichen Sicherungsverwahrung (Zu- atztagesordnungspunkt 15) . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten utta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) und Hedi Wegener (SPD) zur bstimmung über den Entwurf eines esetzes zur Einführung der nachträglichen icherungsverwahrung (Zusatztagesord- ungspunkt 15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten laudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Einführung der nach- räglichen Sicherungsverwahrung (Zusatzta- esordnungspunkt 15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Einführung der nach- räglichen Sicherungsverwahrung (Zusatzta- esordnungspunkt 15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten rnold Vaatz, Manfred Grund, Bernd eynemann, Vera Lengsfeld, Uda Carmen reia Heller, Michael Stübgen, Günter Nooke, oland Gewalt, Robert Hochbaum, r. Christoph Bergner, Henry Nitzsche, r. Peter Jahr, Volkmar Uwe Vogel, Hartmut üttner (Schönebeck), Veronika Bellmann, usanne Jaffke, Marco Wanderwitz, Michael retschmer, Andrea Astrid Voßhoff, Klaus rähmig und Ulrich Adam (alle CDU/CSU) ur Abstimmung über den Entwurf eines Ge- etzes zur Änderung der Abgabeordnung (Zu- atztagesordnungspunkt 16) . . . . . . . . . . . . . . 10583 C 10584 A 10584 D 10585 B 10586 C 10587 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 V Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des § 573 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (Tagesordnungspunkt 29) Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Förderung von Wagniskapital – Entwurf eines Gesetzes zur Besteuerung von Wagniskapitalgesellschaften (Zusatztagesordnungspunkt 17) Stephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ (Tages- ordnungspunkt 31) Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Ände- rung des Güterkraftverkehrsgesetzes (Tages- ordnungspunkt 26) Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10588 C 10589 C 10589 D 10591 C 10569 A 10569 C 10597 B 10598 A 10598 D Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Unterrichtung: Selbstverpflichtungserklä- rung der Deutschen Post AG zur Erbringung bestimmter Postdienstleistungen (Tagesord- nungspunkt 30) Klaus Barthel (Starnberg) (SPD) . . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . R G P H A A A 10592 B 10592 D 10593 C 10594 C enate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . eorg Brunnhuber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . ngelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10599 D 10600 D 10601 D 10602 C 10603 A 10603 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10501 (A) ) (B) ) 115. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 12 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10583 (A) ) (B) ) Beobachtung, strengster Auflagen und unumgehbarerStrothmann, Lena CDU/CSU 18.06.2004 n ik eine Risikotechnologie ist. Sie bedarf gründlicher eine Verhinderungs- und Blockadementalität unterstellt. Wir halten diese Regelung für falsch, weil Gentech-Seiffert, Heinz CDU/CSU 18.06.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A N s g L d s R e Ä d z d V d ( s D l U a t Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 18.06.2004 Dr. Berg, Axel SPD 18.06.2004 Bury, Hans Martin SPD 18.06.2004 Daub, Helga FDP 18.06.2004 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2004 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 18.06.2004 Grotthaus, Wolfgang SPD 18.06.2004 Hagemann, Klaus SPD 18.06.2004 Hüppe, Hubert CDU/CSU 18.06.2004 Dr. Köhler, Heinz SPD 18.06.2004 Kopp, Gudrun FDP 18.06.2004 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 18.06.2004 Dr. Küster, Uwe SPD 18.06.2004 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 18.06.2004* Laurischk, Sibylle FDP 18.06.2004 Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 18.06.2004 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 18.06.2004 Lips, Patricia CDU/CSU 18.06.2004 Matschie, Christoph SPD 18.06.2004 Nickels, Christa BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 18.06.2004* Dr. Rexrodt, Günter FDP 18.06.2004 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 18.06.2004 Schily, Otto SPD 18.06.2004 Schröder, Gerhard SPD 18.06.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 18.06.2004 D D W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlin- burg) und Winfried Hermann (beide BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts (Tagesordnungspunkt 22 a) Zur Abstimmung des Entwurfs eines Gesetzes zur euordnung des Gentechnikrechts (GenTG-E), Druck- ache 15/3088, erklären wir: Der Gesetzentwurf enthält viele wichtige und drin- end erforderliche Regelungen, um die gentechnikfreie andwirtschaft vor wesentlichen Beeinträchtigungen urch gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zu chützen. Er bringt der Landwirtschaft Planungs- und echtssicherheit. Leider enthält der zur Abstimmung stehende Gesetz- ntwurf gegenüber dem ursprünglichen Entwurf eine nderung des § 16 Abs. 4. War bisher vorgesehen, dass as für die Genehmigung von Anträgen auf die Freiset- ung und das Inverkehrbringen von gentechnisch verän- erten Organismen (GVO) zuständige Bundesamt für erbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) as Einvernehmen mit dem Bundesamt für Naturschutz BfN) herzustellen hat, sieht die nun vorgelegte Neufas- ung hierfür nur noch eine Benehmensherstellung vor. as bedeutet eine eindeutige Verschlechterung der Stel- ung des Naturschutzes im Abwägungsprozess unseres mgangs mit der Gentechnik. Ich halte diese nicht nur nicht für gerechtfertigt, weil us ihr ein tiefes Misstrauen gegen den behördlichen Na- urschutz spricht, dem man offensichtlich immer noch r. Struck, Peter SPD 18.06.2004 r. Thomae, Dieter FDP 18.06.2004 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 18.06.2004 idmann-Mauz, Annette CDU/CSU 18.06.2004 istuba, Engelbert SPD 18.06.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 10584 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) Schutzmechanismen. Für uns ist es unverständlich, dass eine Regelung beschlossen wird, bei der die Befugnisse des BfN bei Inverkehrbringung von GVO hinter denen zur Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zurückbleiben. Vergiftete Böden können wir abtragen, Braunkohle- tagebaue können wir rekultivieren, verbaute Landschaf- ten können wir entsiegeln, viele unserer Fehler im Um- gang mit der Natur können wir korrigieren. In die Natur entlassene gentechnisch veränderte Organismen können wir aber nicht wieder zurückrufen, auch nicht mit einem einstimmigen Beschluss des Bundestages. Die Diskussionen der vergangenen Wochen im Bun- destag, Bundesrat und in der Öffentlichkeit haben deut- lich gemacht, wie bedeutsam es ist, zügig für einen wirk- samen Schutz der gentechnikfreien Produktion zu sorgen. Da der Gesetzentwurf hierfür wichtige Instru- mente bereitstellt und zudem substanzielle Nachbesse- rungen verankert wurden, stellen wir unsere Bedenken über die Schlechterstellung des Naturschutzes zurück und stimmen dem Gesetzentwurf trotzdem zu. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Winfried Hermann, Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Hedi Wegener (SPD) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Einführung der nach- träglichen Sicherungsverwahrung (Zusatz- tagesordnungspunkt 15) Das Gesetz zur Einführung der nachträglichen Siche- rungsverwahrung setzt die Entscheidung des Bundesver- fassungsgerichts vom 10. Februar 2004 – 2 BvR 834/0 – um. Das Bundesverfassungsgericht hat in dieser Ent- scheidung die Gesetze der Länder Bayern und Sachsen- Anhalt zur Unterbringung von Straftätern aufgrund feh- lender Gesetzgebungskompetenz für verfassungswidrig erachtet. Der Bundesgesetzgeber war vor diesem Hinter- grund aufgerufen, bis zum 30. September 2004 eine Re- gelung zu finden, die bei den Personen, die aufgrund der verfassungswidrigen Landesgesetze in Sicherungsver- wahrung sitzen und bei denen eine von Sachverständi- gen gestellte Gefährlichkeitsprognose weiter besteht, auch für die Zukunft eine Unterbringung in der Siche- rungsverwahrung ermöglicht. Für diese so genannten Altfälle bietet der vorliegende Gesetzentwurf eine an den Sicherheitsinteressen der Bevölkerung orientierte, angemessene Lösung. Denn es ist nicht verantwortbar, dass diese Personen allein aufgrund einer fehlenden ge- setzlichen Grundlage auf freien Fuß gelangen. Soweit der Entwurf jedoch über den vom Bundesver- fassungsgericht angemahnten Regelungsbedarf hinaus- geht, habe ich erhebliche verfassungsrechtliche sowie völkerrechtliche Bedenken. Grundsätzlich ist zu bezwei- feln, dass das Gesetz dem gemäß Art. 5 EMRK erforder- lichen Zusammenhang zwischen Freiheitsentziehung und Strafverfahren im Falle der nachträglichen Verhän- gung der Sicherungsverwahrung hinreichend Rechnung trägt. d k v V d tr m e d P S S f D li u d H D w S B f a M s e w G g d r f a s B n e c A r f u s (C (D Zudem habe ich Zweifel daran, ob die nunmehr durch en Entwurf auch bei Ersttätern geschaffene Möglich- eit einer Unterbringung in der Sicherungsverwahrung erfassungsrechtlichen Grundsätzen, namentlich dem erhältnismäßigkeitsprinzip bzw. dem Übermaßverbot es Grundgesetzes, genügt. Das Gesetz lässt die nach- ägliche Anordnung von Sicherungsverwahrung erst- als auch für Verurteilte zu, die wegen nur einer Tat zu iner Strafe von mindestens fünf Jahren verurteilt wur- en. Damit wird – anders als bisher – Grundlage für eine rognose der Gefährlichkeit nicht eine „Karriere“ als traftäter, aus der sich die Neigung zur Begehung von traftaten ergeben könnte, sondern nur ein einziger Vor- all, mithin eine sehr eingeschränkte Tatsachenbasis. em Gesetz liegt bei dieser Ersttäterregelung offensicht- ch die Annahme zugrunde, dass Menschen – Richter nd Sachverständige – zuverlässig feststellen können, ass ein Mensch nach Verbüßung seiner Strafe und der aftentlassung erneut schwere Straftaten begehen wird. ies ist jedoch nicht der Fall. Unter Hinweis auf diverse issenschaftliche Untersuchungen haben auch in der achverständigenanhörung des Rechtsausschusses des undestages eine Reihe von Experten diese Annahme ür nicht haltbar erachtet. Es besteht daher meines Er- chtens die Gefahr, dass auf Grundlage des Gesetzes enschen ihrer Freiheit beraubt werden, ohne dass eine trafrechtliche Schuld dies rechtfertigt und ohne dass ine objektive Gefahr im Hinblick auf die Begehung eiterer schwerer Straftaten tatsächlich vorliegt. Ich verkenne gleichwohl nicht, dass im Rahmen des esetzgebungsverfahrens eine Reihe von Verbesserun- en gegenüber dem Ursprungsentwurf erzielt wurden, ie zu einer gewissen Eingrenzung des Anwendungsbe- eiches der nachträglichen Sicherungsverwahrung ge- ührt haben und die den Kreis der potenziell Betroffenen uf schwerste Fälle begrenzen. Vor diesem Hintergrund und vor allem, weil das Ge- etz die eingangs geschilderten Altfälle in der durch das undesverfassungsgerichtsurteil erforderlich geworde- en Weise regelt, stimme ich dem Gesetzentwurf trotz rheblicher verfassungsrechtlicher und völkerrechtli- her Bedenken zu. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Hedi Wegener (SPD) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Einführung der nach- träglichen Sicherungsverwahrung (Zusatztages- ordnungspunkt 15) Das vorliegende Gesetz zur nachträglichen Siche- ungsverwahrung wird die Entscheidung des Bundesver- assungsgerichts vom 10. Februar 2004 – 2 BvR 834/0 – msetzen. Mit seiner Entscheidung hatte das Bundesverfas- ungsgericht die Landesgesetze von Sachsen-Anhalt und Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10585 (A) ) (B) ) Bayern wegen ihrer fehlenden Gesetzgebungskompetenz für verfassungswidrig erklärt. Mit Fristsetzung bis zum 30. September 2004 sollte der Bundestag eine bundesgesetzliche Lösung für be- stehende Altfälle finden. Dieser Aufforderung ist der Bundesgesetzgeber mit dem vorliegenden Gesetz nach- gekommen. Dabei verkennt das Gesetz jedoch grund- legende Prinzipien von Verfassungsrang. Das Strafrecht stellt hinsichtlich der Strafbarkeit die Tat in den Vordergrund. Das deutsche Strafrecht basiert auf dem Schuldprinzip. Allein die Schuld ist Grundlage dafür, dass der Täter für die von ihm begangene tatbe- standsmäßige und rechtswidrige Handlung durch staat- liche Strafe persönlich verantwortlich gemacht werden kann. Sie ist sowohl Voraussetzung der Strafbarkeit als auch Maßstab der Strafzumessung. Auf die Schuld als Voraussetzung der Strafbarkeit be- zieht sich ferner der bekannte Ausspruch des Bundesver- fassungsgerichts: Dem Schuldprinzip „kommt verfas- sungsrechtlicher Rang zu. Er ist im Rechtsstaatsprinzip begründet“, BVerfGE 20, 323, 331. Das Schuldprinzip – keine Strafe ohne Schuld, Strafe nur nach dem Maß der Schuld – steht in Deutschland seit dem 19. Jahrhun- dert fest und soll nun durchbrochen werden. Dieser Verfassungsgrundsatz bedeutet, dass es ohne Straftat keine Strafe geben kann. Ein Täter kann nur für die Tat bestraft werden, die er begangen hat. Das vorlie- gende Gesetz bricht mit diesem Grundsatz. Das Grund- gesetz lässt es auch nicht zu, dass ein Mensch, der seine Strafe für eine Straftat bereits verbüßt hat, im Nach- hinein erneut bestraft und weiter weggesperrt wird, weil er künftig wieder straffällig werden könnte. Ich halte die Annahme für falsch, dass Richter und Gutachter ohne Irrtum und zuverlässig feststellen können, dass ein Mensch nach Verbüßung seiner Strafe und der Haftent- lassung wieder schwere Straftaten begehen wird. Das Gesetz über die Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung, das auch Ersttäter und Heran- wachsende einschließt, verstößt zudem gegen Art. 5 EMRK. Es droht vor dem Europäischen Gerichts- hof zu scheitern. Die aufgeführten massiven Verstöße des Gesetzes ge- gen universelle Bürgerrechte lassen sich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich stimme deshalb dem Gesetz nicht zu. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ein- führung der nachträglichen Sicherungsverwah- rung (Zusatztagesordnungspunkt 15) Ich kann dem Gesetzentwurf nicht zustimmen: Trotz deutlicher Verbesserungen am Regierungsentwurf wäh- rend der parlamentarischen Beratungen bleibt der pro- blematische Kern des Gesetzes: In Zukunft kann Siche- r f s b M G d B m s O l d f n t s d t g z „ a h v k f s w S i e S b G G h c n w G S v n T ü t z d d u s H (C (D ungsverwahrung nachträglich verhängt werden, auch ür Ersttäter und Heranwachsende. Erstens. Nach diesem Gesetz werden mehr Men- chen, die gegen sie verhängte Strafen voll verbüßt ha- en, für viele Jahre im Gefängnis eingesperrt. Diese enschen werden zwei, fünf, acht Jahre und länger im efängnis bleiben, ohne dass eine strafrechtliche Schuld ies noch rechtfertigt, in diesem Sinne also „schuldlos“. egründet wird dieses weitere Einsperren im Gefängnis it ihrer Gefährlichkeit, der Gefahr also, dass sie wieder chwere Verbrechen begehen werden, unter denen die pfer, Kinder, Frauen und andere Menschen, schwer zu eiden haben. Dem Gesetz liegt die Annahme zugrunde, ass Menschen – Richter und Gutachter – zuverlässig eststellen können, dass ein Mensch nach Verbüßung sei- er Strafe und der Haftentlassung wieder schwere Straf- aten begehen wird. Diese Annahme ist falsch. In der Anhörung des Rechtsausschusses zu dem Ge- etzentwurf wurden von sehr vielen Sachverständigen urchgreifende Zweifel an solchen Prognosen einer spä- eren Gefährlichkeit von Straftätern geäußert und be- ründet. Zum Beispiel berichtete der ehemalige Vorsit- ende Richter am Bundesgerichtshof Dr. Schäfer von haarsträubenden“ Gutachten aus seiner Richterpraxis, uf die Gefährlichkeitsprognosen gestützt waren. Des- alb müssten auch formale Voraussetzungen, wie Vor- erurteilungen oder mehrere Strafen, eingrenzend wir- en. Prof. Rasch vermutet in seinem Lehrbuch für orensische Psychiatrie, dass „60 bis 70 Prozent der Per- onen, die wegen Gefährlichkeit in Gewahrsam gehalten erden, überhaupt nicht gefährlich sind.“ Wie unsicher und falsch Prognoseentscheidungen für traftäter sind, ergibt sich umgekehrt auch daraus, dass mmer wieder Straftäter vorzeitig aus dem Gefängnis ntlassen werden, die kurze Zeit später erneut schwerste traftaten begehen. Auch diese Entlassungen nach Ver- üßung eines Teiles der Strafe erfolgen aufgrund von utachten und Entscheidungen von Gerichten, die eine efährlichkeit für die Zukunft verneinen. Oft eine ver- ängnisvoll falsche Prognose, wie sich später zeigt. Das Gesetz lässt die nachträgliche Anordnung von Si- herungsverwahrung auch für Verurteilte zu, die wegen ur einer Tat zu einer Strafe von fünf Jahren verurteilt urden. Damit muss Grundlage für eine Prognose der efährlichkeit nicht mehr wie bisher eine „Karriere“ als traftäter sein, aus der sich ein „Hang“ zur Begehung on Straftaten ergeben könnte, sondern möglicherweise ur ein einziger Vorfall, also eine sehr eingeschränkte atsachenbasis. Zweitens. Ich bin der Auffassung, dass das Gesetz ber die nachträgliche Sicherungsverwahrung für Ersttä- er mit dem Grundgesetz und auch Art. 5 EMRK nicht u vereinbaren ist. Dr. Kinzig hat dies in der Anhörung argestellt. Spätestens beim Europäischen Gerichtshof roht das Gesetz zu scheitern. Drittens. Sicherungsverwahrung war immer eine sehr mstrittene Sanktion. Sie wurde durch die Nazis im Ge- etz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher im erbst 1933 ins deutsche Strafgesetzbuch eingefügt. In 10586 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) der DDR wurde diese Sanktion als „inhaltlich faschis- tisch“ l952 für ungültig erklärt. In der Bundesrepublik wurde der Anwendungsbereich in den 70er-Jahren ein- geschränkt. Sicherungsverwahrung konnte nur zusam- men mit dem Urteil, also nicht nachträglich, angeordnet werden und auch nur nach mehreren vorangegangenen Verurteilungen zu Freiheitsstrafen und längeren Straf- verbüßungen. Die Grünen waren lange Zeit grundsätzlich gegen Sicherungsverwahrung und haben wie andere Bürger- rechtler die Abschaffung gefordert, programmatisch je- denfalls weitere erhebliche Einschränkungen der An- wendungsmöglichkeit. Dem fühle ich mich persönlich verpflichtet. Viertens. Im Frühjahr 1998 wurde der Anwendungs- bereich der Sicherungsverwahrung durch die schwarz- gelbe Regierungskoalition damals erheblich erweitert. Die nachträgliche Sicherungsverwahrung wurde ge- nauso wenig ins Gesetz aufgenommen wie die Siche- rungsverwahrung für Ersttäter. Einzelne CDU/CSU-geführte Bundesländer haben in den letzten Jahren die nachträgliche Sicherungsverwah- rung in Landesgesetze aufgenommen. Die rot-grüne Regierungskoalition hat kurz vor Ende der letzten Legislaturperiode nach intensiven internen Diskussionen eine so genannte Sicherungsverwahrung ins Gesetz geschrieben. Die Einführung einer nachträgli- chen Sicherungsverwahrung war diskutiert, aber verwor- fen worden. Es gibt seither keine neuen Gründe, die jetzt, andert- halb Jahre später, die Einführung der nachträglichen Si- cherungsverwahrung und gar noch für Ersttäter notwen- dig machen. Die Kriminalität hat nicht zugenommen. Schwerste Sexualstraftaten, begangen an Kindern, hat es leider immer geben. Sie waren immer wieder Anlass für öffentliche Diskussionen und Forderungen nach schärfe- ren Gesetzen. Solche schwersten Verbrechen, auch Se- xualmorde, sind nicht häufiger geworden, die Anzahl hat nicht zugenommen. Sie ist seit 1975 und auch in den letzten Jahren in Deutschland sogar zurückgegangen. Das Bundesverfassungsgericht hat am 10. Februar 2004 die Regelungen für die nachträgliche Sicherungs- verwahrung in Ländergesetzen für verfassungswidrig er- klärt. Eine knappe Mehrheit im Gericht hat die nachträg- liche Sicherungsverwahrung „nicht von vornherein unter dem Verdikt der Verfassungswidrigkeit“ gestellt. Die Minderheit hat verfassungsrechtliche Bedenken. Die Mehrheit hat die Regelung der Länder in der Auslegung durch das Gericht noch bis 30. September 2004 für an- wendbar erklärt. Bis dahin soll der Gesetzgeber prüfen, ob er Anlass für ein Gesetz sieht. Das Bundesverfassungsgericht hat keineswegs ein Gesetz über die Einführung einer nachträglichen Siche- rungsverwahrung gefordert und schon gar nicht eine sol- che für Ersttäter. Bündnis 90/Die Grünen waren bei der Ausgestaltung einer gesetzlichen Regelung zu Kompromissen bereit. So auch dazu, eine nachträgliche Sicherungsverwahrung für diejenigen Straftäter einzuführen, die nicht von der vorbehaltenen Sicherungsverwahrung erfasst werden k G k R S s d S k a F A d r b r E s b M G d B m s O l d f n t s d t g z „ a h v k f s w S i e (C (D onnten, weil bei In-Kraft-Treten dieses rot-grünen esetzes im Jahr 2002 ihre Verurteilungen schon rechts- räftig waren. Damit hätte der Forderung ausreichend echnung getragen werden können, dass von den acht traftätern, die Anlass der Entscheidung des Verfas- ungsgerichts waren, niemand in Freiheit kommt, ohne ass seine Gefährlichkeit geprüft und gegebenenfalls icherungsverwahrung nachträglich verhängt werden ann. Wir wären damit über viele Schatten gesprungen; ber der jetzt vorgelegten wesentlich weiter gehenden assung kann ich nicht zustimmen. nlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ein- führung der nachträglichen Sicherungsverwah- rung (Zusatztagesordnungspunkt 15) Ich kann dem Gesetzentwurf nicht zustimmen: Trotz eutlicher Verbesserungen am Regierungsentwurf wäh- end der parlamentarischen Beratungen bleibt der pro- lematische Kern des Gesetzes: In Zukunft kann Siche- ungsverwahrung nachträglich verhängt werden auch für rsttäter und für Heranwachsende. Erstens. Nach diesem Gesetz werden mehr Men- chen, die gegen sie verhängte Strafen voll verbüßt ha- en, für viele Jahre im Gefängnis eingesperrt. Diese enschen werden zwei, fünf, acht Jahre und länger im efängnis bleiben, ohne dass eine strafrechtliche Schuld ies noch rechtfertigt, in diesem Sinne also „schuldlos“. egründet wird dieses weitere Einsperren im Gefängnis it ihrer Gefährlichkeit, der Gefahr also, dass sie wieder chwere Verbrechen begehen werden, unter denen die pfer, Kinder, Frauen und andere Menschen, schwer zu eiden haben. Dem Gesetz liegt die Annahme zugrunde, ass Menschen – Richter und Gutachter – zuverlässig eststellen können, dass ein Mensch nach Verbüßung sei- er Strafe und der Haftentlassung wieder schwere Straf- aten begehen wird. Diese Annahme ist falsch. In der Anhörung des Rechtsausschusses zu dem Ge- etzentwurf wurden von sehr vielen Sachverständigen urchgreifende Zweifel an solchen Prognosen einer spä- eren Gefährlichkeit von Straftätern geäußert und be- ründet. Zum Beispiel berichtete der ehemalige Vorsit- ende Richter am Bundesgerichtshof, Dr. Schäfer, von haarsträubenden“ Gutachten aus seiner Richterpraxis, uf die Gefährlichkeitsprognosen gestützt waren. Des- alb müssten auch formale Voraussetzungen, wie Vor- erurteilungen oder mehrere Strafen, eingrenzend wir- en. Prof. Rasch vermutet in seinem Lehrbuch für orensische Psychiatrie, dass „60 bis 70 Prozent der Per- onen, die wegen Gefährlichkeit in Gewahrsam gehalten erden, überhaupt nicht gefährlich sind.“ Wie unsicher und falsch Prognoseentscheidungen für traftäter sind, ergibt sich umgekehrt auch daraus, dass mmer wieder Straftäter vorzeitig aus dem Gefängnis ntlassen werden, die kurze Zeit später erneut schwerste Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10587 (A) ) (B) ) Straftaten begehen. Auch diese Entlassungen nach Ver- büßung eines Teiles der Strafe erfolgen aufgrund von Gutachten und Entscheidungen von Gerichten, die eine Gefährlichkeit für die Zukunft verneinen. Oft eine ver- hängnisvoll falsche Prognose, wie sich später zeigt. Das Gesetz lässt die nachträgliche Anordnung von Si- cherungsverwahrung auch für Verurteilte zu, die wegen nur einer Tat zu einer Strafe von fünf Jahren verurteilt wurden. Damit muss Grundlage für eine Prognose der Gefährlichkeit nicht mehr wie bisher eine „Karriere“ als Straftäter sein, aus der sich ein „Hang“ zur Begehung von Straftaten ergeben könnte, sondern möglicherweise nur ein einziger Vorfall, also eine sehr eingeschränkte Tatsachenbasis. Zweitens. Ich bin der Auffassung, dass das Gesetz über die nachträgliche Sicherungsverwahrung für Ersttä- ter mit dem Grundgesetz und auch Art. 5 EMRK nicht zu vereinbaren ist. Dr. Kinzig hat dies in der Anhörung dargestellt. Spätestens beim Europäischen Gerichtshof droht das Gesetz zu scheitern. Drittens. Sicherungsverwahrung war immer eine sehr umstrittene Sanktion. Sie wurde durch die Nazis im Ge- setz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher im Herbst 1933 ins deutsche Strafgesetzbuch eingefügt. In der DDR wurde diese Sanktion als „inhaltlich faschis- tisch“ 1952 für ungültig erklärt. In der Bundesrepublik wurde der Anwendungsbereich in den 70er-Jahren stark eingeschränkt. Sicherungsverwahrung konnte nur zu- sammen mit dem Urteil, also nicht nachträglich, ange- ordnet werden und auch nur nach mehreren vorangegan- genen Verurteilungen zu Freiheitsstrafen und längeren Strafverbüßungen. Die Grünen waren lange Zeit grundsätzlich gegen Sicherungsverwahrung und haben wie andere Bürger- rechtler die Abschaffung gefordert, programmatisch je- denfalls weitere erhebliche Einschränkungen der An- wendungsmöglichkeit. Dem fühle ich mich persönlich verpflichtet. Viertens. Im Frühjahr 1998 wurde der Anwendungs- bereich der Sicherungsverwahrung durch die schwarz- gelbe Regierungskoalition damals erheblich erweitert. Die nachträgliche Sicherungsverwahrung wurde ge- nauso wenig ins Gesetz aufgenommen wie die Siche- rungsverwahrung für Ersttäter. Einzelne CDU/CSU-geführte Bundesländer haben in den letzten Jahren die nachträgliche Sicherungsverwah- rung in Landesgesetze aufgenommen. Die rot-grüne Regierungskoalition hat kurz vor Ende der letzten Legislaturperiode nach intensiven internen Diskussionen eine so genannte vorbehaltene Sicherungs- verwahrung ins Gesetz geschrieben. Die Einführung ei- ner nachträglichen Sicherungsverwahrung war disku- tiert, aber verworfen worden. Es gibt seither keine neuen Gründe, die jetzt, andert- halb Jahre später, die Einführung der nachträglichen Si- cherungsverwahrung und gar noch für Ersttäter notwen- dig machen. Die Kriminalität hat nicht zugenommen. Schwerste Sexualstraftaten, begangen an Kindern, hat es leider immer geben. Sie waren immer wieder Anlass für ö r x n l 2 v k l d M M d w o G r c g n S S I i h w d m g g m n n k A r s B (C (D ffentliche Diskussionen und Forderungen nach schärfe- en Gesetzen. Solche schwersten Verbrechen, auch Se- ualmorde, sind nicht häufiger geworden, die Anzahl hat icht zugenommen. Sie ist seit 1975 und auch in den etzten Jahren in Deutschland sogar zurückgegangen. Das Bundesverfassungsgericht hat am 10. Februar 004 die Regelungen für die nachträgliche Sicherungs- erwahrung in Ländergesetzen für verfassungswidrig er- lärt. Eine knappe Mehrheit im Gericht hat die nachträg- iche Sicherungsverwahrung „nicht von vornherein unter em Verdikt der Verfassungswidrigkeit“ gestellt. Die inderheit hat verfassungsrechtliche Bedenken. Die ehrheit hat die Regelung der Länder in der Auslegung urch das Gericht noch bis 30. September 2004 für an- endbar erklärt. Bis dahin soll der Gesetzgeber prüfen, b er Anlass für ein Gesetz sieht. Das Bundesverfassungsgericht hat keineswegs ein esetz über die Einführung einer nachträglichen Siche- ungsverwahrung gefordert und schon gar nicht eine sol- he für Ersttäter. Ich war bei der Ausgestaltung einer gesetzlichen Re- elung zu Kompromissen bereit, so auch dazu, eine achträgliche Sicherungsverwahrung für diejenigen traftäter einzuführen, die nicht von der vorbehaltenen icherungsverwahrung erfasst werden konnten, weil bei n-Kraft-Treten dieses rot-grünen Gesetzes im Jahr 2002 hre Verurteilungen schon rechtskräftig waren. Damit ätte der Forderung ausreichend Rechnung getragen erden können, dass von den acht Straftätern, die Anlass er Entscheidung des Verfassungsgerichts waren, nie- and in Freiheit kommt, ohne dass seine Gefährlichkeit eprüft werden kann. Ich wäre damit über viele Schatten esprungen. Ich habe aber bei allen Gesprächen stets deutlich ge- acht, dass ich das Gesetz mit der Einführung einer achträglichen Sicherungsverwahrung für Ersttäter für icht verantwortbar halte und dem nicht zustimmen ann. nlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Arnold Vaatz, Manfred Grund, Bernd Heynemann, Vera Lengsfeld, Uda Carmen Freia Heller, Michael Stübgen, Günter Nooke, Roland Gewalt, Robert Hochbaum, Dr. Christoph Bergner, Henry Nitzsche, Dr. Peter Jahr, Volkmar Uwe Vogel, Hartmut Büttner (Schönebeck), Veronika Bellmann, Susanne Jaffke, Marco Wanderwitz, Michael Kretschmer, Andrea Astrid Voßhoff, Klaus Brähmig und Ulrich Adam (alle CDU/ CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Abgabenordnung (Zusatztagesordnungspunkt 16) Der vom Bundesrat vorgelegte Gesetzentwurf greift ichtigerweise die Thematik der in § 20 Abs. 2 Umsatz- teuergesetz 1999 geregelten so genannten Soll-Ist- esteuerung auf. Danach können Unternehmer in den 10588 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) neuen Ländern mit einem Gesamtumsatz bis 500 000 Euro auf Antrag die Umsatzsteuer nach verein- nahmten Entgelten – so genannte Ist-Besteuerung – ab- führen. Im Hinblick auf die anhaltend schlechte Zah- lungsmoral sowie den weiterhin schwachen Konjunkturverlauf ist es insbesondere für die ostdeut- schen klein- und mittelständischen Unternehmer drin- gend erforderlich, dass diese bis 31. Dezember 2004 be- fristete Sonderregelung verlängert wird. Dem kommt dieser Gesetzentwurf mit der zweijährigen Verlängerung bis zum 31. Dezember 2006 nach. Weiter gehend ist jedoch der Gesetzentwurf der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, dessen erste Lesung und Überweisung an den Finanzausschuss ebenfalls in der 115. Sitzung des Deutschen Bundestages am heutigen Tag vorgesehen ist, Drucksache 15/3193, und zwar des- halb, weil er die oben genannte privilegierende Rege- lung zeitlich unbefristet und darüber hinaus einheitlich für alle Unternehmen im gesamten Bundesgebiet schaf- fen will. Auch aus ostdeutscher Sicht ist der Wegfall der Befristung unter Rechtssicherheitsaspekten eine Verbes- serung. Der gesamtdeutsche Blickwinkel gebietet, eine bisher in den neuen Ländern bewährte Regelung auf ganz Deutschland zu übertragen. Diese Möglichkeit wird mit der bloßen Verlängerung nur für die neuen Bun- desländer vertan. Außerdem handelt es sich bei dem Gesetz zur Ände- rung der Abgabenordnung um ein so genanntes Omni- busgesetz, das heißt, es werden Regelungen aus ver- schiedenen anderen Steuerfachgebieten einheitlich zur Abstimmung gestellt. Insbesondere die vorgeschlagenen steuerlichen Rege- lungen im Bereich der Ausbildungskosten sind bedenk- lich. Denn dadurch wird die in den letzten Jahren ent- wickelte höchstrichterliche Finanzrechtsprechung zur Abzugsfähigkeit von Berufsausbildungskosten erheblich zulasten des Steuerzahlers eingeschränkt. Dies ist ange- sichts der Bildungsmisere unverständlich und im Hin- blick auf die von der Bundesregierung angekündigten „Elite-Universitäten“ geradezu widersprüchlich. Auch ist die Beratung zur Gesellschafter-Fremdfinan- zierung gemäß § 8 Körperschaftsteuergesetz noch nicht abgeschlossen. Eine Gesetzesänderung zur Schaffung von Rechtssicherheit und Rechtsklarheit wird weiterhin als erforderlich erachtet. Schließlich bestehen insbesondere gegen die von den Koalitionsfraktionen kurzfristig eingebrachten Ände- rungsanträge erhebliche verfahrensrechtliche Bedenken. So wurde beispielsweise die oben genannte Änderung des UStG erst am 17. Juni 2004 – also am Vortag der 2./3. Lesung im Bundestag – in den federführenden Finanzausschuss eingebracht. So hatten nicht alle Mit- glieder des Deutschen Bundestages die Möglichkeit, sich mit dem Änderungsbegehren zu befassen. Da kein unmittelbarer Sachzusammenhang mit der Vorlage des Bundesrates besteht, steht dieses Verfahren nicht im Ein- klang mit § 62 GO. Dem Gesetzentwurf kann daher, trotz der an sich be- grüßenswerten Verlängerung der Ist-Besteuerung im U z A G l i d c w H W d b b D W t d d A a d F a S b k B f L r s w H w d w e s S l r d A t r S l d h (C (D msatzsteuerrecht für die neuen Länder, insgesamt nicht ugestimmt werden. nlage 8 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des § 573 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (Tagesordnungspunkt 29) Rainer Funke (FDP): Die FDP unterstützt die esetzesinitiative des Bundesrates. Die ablehnende Stel- ungnahme der Bundesregierung geht an den Realitäten n diesem Land vorbei. Wir leben in einer Gesellschaft, ie nicht mehr wächst. Hier wirken langfristige Ursa- hen, insbesondere der demographische Wandel, hier irken aber auch Ursachen, die, meine Damen und erren von der Koalition, im Bereich Ihrer verfehlten irtschafts- und Finanzpolitik zu suchen sind. Ost- eutschland ist hiervon ganz besonders betroffen. Umso edauerlicher ist es, dass Sie die wenigen Wachstums- ranchen, die es dort gibt, auch noch gezielt schwächen. as Verbot der Telefonwerbung, das sie jetzt in das ettbewerbsrecht geschrieben haben, führt zu einer aku- en Gefährdung von Arbeitsplätzen in Call-Centern, von enen sich besonders viele in Ostdeutschland angesie- elt haben. Wer solch eine Politik macht, muss sich über bwanderung nicht wundern. Der Gesetzentwurf des Bundesrates zeigt einen Weg uf, wie man mit den Problemen der Abwanderung und es Bevölkerungsrückgangs vernünftig umgehen kann. ür die Abrisskündigung gibt es sowohl ein rechtliches ls auch ein praktisches Bedürfnis. Was die rechtliche eite anbetrifft, ist zunächst darauf hinzuweisen, dass es is heute keine gefestigte Rechtsprechung zur Abriss- ündigung gibt. Von der Generalklausel des § 573 Abs. 1 GB sind Abrisskündigungen jedenfalls nur in Extrem- ällen erfasst. Hier geht es jedoch nicht um die rechtliche ösung eines Extremfalls, es geht vielmehr darum, die echtlichen Voraussetzungen für eine Beseitigung des trukturellen Leerstandes zu schaffen. Ein Stadtumbau ird nur gelingen, wenn es möglich ist, auch solche äuser abzureißen, die noch zu einem geringen Teil be- ohnt sind. Auch der Hinweis der Bundesregierung auf ie Verwertungskündigung hilft nicht weiter. Die Ver- ertungskündigung wird von der Rechtsprechung sehr ng ausgelegt. Der ersatzlose Abriss eines Gebäudes tellt regelmäßig keine wirtschaftliche Verwertung im inne einer Verwertungskündigung dar. Eine wirtschaft- iche Verwertung setzt vielmehr voraus, dass das abge- issene Gebäude durch einen Neubau ersetzt wird. Unter iesen engen Voraussetzungen lässt sich das mit dem briss von Wohngebäuden verfolgte Ziel einer Aufwer- ung des Wohnquartiers und des Wohnumfeldes nicht ealisieren. Städteplanerische Konzepte bleiben so zum cheitern verurteilt. Auch der Hinweis der Bundesregierung auf die Mög- ichkeit, Miet- und Pachtverhältnisse durch die Gemein- en nach den Vorschriften des Baugesetzbuches auf- eben zu lassen, hilft nicht weiter. Dieses hoheitlich- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10589 (A) ) (B) ) bürokratische Instrument taugt für einen erfolgreichen Stadtumbau nicht. Auch darf bezweifelt werden, ob ho- heitliche Maßnahmen, also Zwang, Leitbild einer huma- nen und bürgerfreundlichen Stadtplanung sein sollten. Ich glaube nicht, dass man bei der Anwendung von Zwang die Interessen von Mietern besser wahrt. Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass die Abrisskündigung die berechtigten Interessen von Mietern effektiver schützt. Denken Sie daran, dass eine Abrisskündigung nur unter der Bedingung des Nachweises eines vergleichbaren und verfügbaren Wohnraums zulässig ist. Die Abrisskündigung muss kommen, sie ist städte- baulich vernünftig, wirtschaftlich notwendig und sozial vertretbar. Sie wird dazu beitragen, dass unsere Städte auch unter den Bedingungen einer schrumpfenden Ge- sellschaft lebens- und liebenswert bleiben. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Förderung von Wagniskapital – Entwurf eines Gesetzes zur Besteuerung von Wagniskapitalgesellschaften (Zusatztagesordnungspunkt 17) Stephan Hilsberg (SPD): Das Gesetz, welches wir heute gemeinsam verabschieden, ist klein, die Wirkung aber groß. Es regelt die Besteuerung des Carried Interest. Carried Interest ist ein wichtiges, aber nicht großes De- tail moderner Investmentmethoden insbesondere auf dem weiten Feld des Beteiligungskapitals bzw. des Wag- niskapitals. Mit dem Carried Interest lassen sich die Ini- tiatoren, die Vermittler von Wagniskapital ihr Engage- ment bezahlen. Diese Bezahlung, das liegt in der Natur der Sache, erfolgt aus dem Gewinn, welcher bei Veräu- ßerung des zur Verfügung gestellten Kapitals entsteht. Diese Methode für Firmen, die über Wachstumsaus- sichten verfügen, aber das dafür notwendige Kapital nicht besitzen, entspricht modernen Investmentmetho- den. Auch in Deutschland muss dieses Verfahren funk- tionieren, sonst koppeln wir uns ab mit erheblichen Fol- gen für Wachstum und Beschäftigung. Deshalb muss diese Form der Wagniskapitalfinanzierung in Deutsch- land klappen. Aber das tut es derzeit nicht genug. Steuer- systematische Gründe waren es, die zu Schwierigkeiten geführt haben. Festzuhalten ist: Auch der erhöhte Gewinnanteil der Initiatoren von Wagniskapital muss versteuert werden. In Deutschland wird Gewinn grundsätzlich versteuert. Das muss auch so sein. Das gilt auch für spezifische Ge- winne bei der Wagniskapitalfinanzierung. Aber die Form der Gewinne der Wagniskapitalfinanzierung passte nicht ins Steuerrecht. Ein typisch deutsches Problem. Sei es, wie es sei: Dieses steuersystematische Problem wird heute geklärt. Ab jetzt steht das Steuerrecht der Finan- zierung von Wagniskapital nicht mehr entgegen. p e s d k t k e d G n B s H g w d B i H W d i d w z k S n J d l n a D E e s m f e i t m d s t (C (D Carried Interest heißt: Die Initiatoren von Wagniska- italfinanzierung bringen ihre besonderen Leistungen in. Sie sind immaterieller Art: Das ist die Erfindung elbst, aber auch die Vermittlung zwischen expandieren- er Firma und den Kapitalgebern. Ohne diese Initiatoren äme das Wagniskapital nicht zustande. Ohne diese Ini- iatoren könnten die Firmen nicht wachsen und würden eine neuen Absatzmärkte erobern. Sie könnten nicht xpandieren und keine neuen Arbeitsplätze schaffen. Bezahlen lassen sich die Initiatoren ihre Leistung urch einen erhöhten Anteil am schließlich realisierten ewinn bei der Veräußerung der Wagniskapitalanteile ach erfolgter Expansion. Deshalb ist klar, dass diese ezahlung von der Natur her selbst ein Gewinn ist. Als olcher muss er versteuert werden. Das heißt: mit dem albeinkünfteverfahren. Genau dies regelt unser Gesetz. In der Anhörung des Finanzausschusses ist diese Re- elung einhellig begrüßt worden. Diskutiert wurde ein enig über den steuerrechtlichen Weg, aber nicht über as Ergebnis dieses Gesetzes. Dem applaudierte die ranche der Wagniskapitalgeber eindeutig. Die SPD hat die heute realisierte Lösung schon lange m Visier gehabt. Schauen sie bei unserem „Masterplan igh-Tech“ nach oder in unsere einschlägigen Anträge. ir realisieren heute, was wir versprochen haben. Ich bedanke mich ausdrücklich bei der CDU/CSU, ie sich unserem Verfahren angeschlossen hat, weil sie n den Zielen mit uns übereinstimmt. Die Zustimmung es Bundesrates vorausgesetzt, wovon ausgegangen erden kann, wird diese neue Regelung rückwirkend um 1. Januar dieses Jahres in Kraft gesetzt. Damit ist die Reihe nun an den Vertretern des Wagnis- apitals. Machen Sie ihr Versprechen wahr und führen ie die Branche zu neuen Erfolgen. Ich weiß, das ist icht ganz einfach; denn es hat in den zurückliegenden ahren hier auch manchen Flop gegeben, für den nicht ie Politik, sondern allein das Management verantwort- ich zeichnet. Aber auch die Branche scheint mir auf ei- em guten Weg zu sein. Deshalb stehen jetzt alle Signale uf Grün, damit der Zug schnell Fahrt gewinnen kann. arauf warten wir. Georg Fahrenschon (CDU/CSU): Die Frage der igenkapitalausstattung stellt für jeden Unternehmer inen wichtigen Entscheidungsbereich dar – genauer ge- agt: Sie ist die zentrale Frage einer jeden Unterneh- ung. So unterschiedlich auch die Auffassungen im Einzel- all und je nach Branche über die angemessene Höhe des rforderlichen Eigenkapitals sein können, unbestritten st jedoch die grundsätzliche Bedeutung des Eigenkapi- als für die Dynamik und das Wachstum von Unterneh- en. Der deutsche Begriff „Beteiligungskapital“ entspricht em englischen Private Equity. Private Equity ist eine pezielle Anlageklasse, die Produkte wie Venture Capi- al – zu deutsch so genanntes Wagniskapital – umfasst. 10590 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) Wenn wir uns also heute über die Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen von so genannten Venture-capital-Private-/Equity-Fonds unterhalten, spre- chen wir eigentlich darüber, wie wir es als Gesetzgeber erreichen können, durch klare Regelungen und in Ver- bindung mit Rechtssicherheit den Finanzplatz Deutsch- land für Investitionen wieder attraktiver zu machen. Private Equity hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wesentlichen Instrument der Finanzierung von In- novations-, Wachstums- und Restrukturierungsprozessen entwickelt. Forschungsaktivitäten und Innovationen werden heute zwar immer noch meistens von Großunter- nehmen oder teilweise vom Staat finanziert; bei der Um- setzung der Ergebnisse oder von neuen Verfahren in kommerzielle Produkte und Technologien stehen aller- dings traditionelle Finanzierungsinstrumente aufgrund der damit verbundenen hohen Risiken meist nicht zur Verfügung. Hier setzen immer häufiger Wagniskapitalgesell- schaften an! Sie stellen in zunehmendem Maße Betei- ligungskapital für junge und innovative Unternehmen bereit. Venture Capital ist somit ein wichtiger Motor für den Siegeszug zukunftsweisender Technologien, denn oft können junge Unternehmen ihre Ideen und Innovationen nur dank der Finanzierung durch Kapital seitens Dritter realisieren. Aber auch für etablierte Unternehmen des Mittelstan- des spielen Wagniskapitalgesellschaften eine immer wichtigere Rolle. Mittelständler stehen heutzutage vor der Herausforderung, ihre eigene Marktstellung und den Geschäftserfolg durch weiteres Wachstum zu sichern. Die traditionellen Instrumente der Fremdfinanzierung reichen zur Deckung des damit verbundenen Kapital- bedarfs in der Regel bei weitem nicht aus. Weiteres Eigenkapital ist dann nötig. Private Equity, sprich: Wag- niskapital, kann diese Finanzierungslücke schließen und somit beispielsweise Unternehmen mit hohem Wachs- tumspotenzial die Expansion ermöglichen. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass in Zei- ten des globalen Wettbewerbs Großkonzerne ebenso wie der Mittelstand zunehmend gezwungen sind, ihr Unter- nehmen umzustrukturieren oder Strategien neu auszu- richten. Auch hier sind Wagniskapitalgesellschaften wichtige Finanzierungspartner. Nur um hier einmal einige Zahlen zu nennen: Private-Equity-Gesellschaften haben von 1986 bis 2001 deutschlandweit insgesamt 25 Milliarden Euro in circa 15 000 kleine und mittlere Unternehmen investiert. Sie waren somit ein nicht unwe- sentlicher Bestandteil für ein stabiles Wirtschaftswachs- tum in Deutschland. Nach dem Aufschwung vor allem in den späten 90er- Jahren befindet sich der Wagniskapitalmarkt in Deutsch- land seit 2001 in einer Krise. Gründe hierfür lagen unter anderem in der allgemeinen Konjunkturschwäche in der allgemeinen Unsicherheit an den Finanzmärkten und in dem Einbruch an den Börsen. Ein wesentlicher Grund für den Einbruch in Deutschland ist jedoch auch die Ver- u B h a l P w I d e B v v z E d S h z n d i A e t m m m s B t g S A V L a t n s g a G v u n ü l C e B G e G d (C (D nsicherung der Investoren hinsichtlich der steuerlichen ehandlung von Venture-Capital-Fonds. Warum der Einbruch im Jahre 2001? Zunächst gilt es ier festzuhalten, dass es in Deutschland bisher keine llgemeingültige Regelung für die steuerliche Behand- ung von Wagniskapitalfonds gab. Ursprünglich ging der rivate-Equity-Markt davon aus, dass der erhöhte Ge- innanteil der Initiatoren – der so genannte Carried nterest – als Ergebnisanteil zu qualifizieren ist und er aher nicht voll steuerpflichtig war. Dieses Verständnis ntsprach der Rechtsprechung des Großen Senats des undesfinanzhofes und der gängigen Praxis der Finanz- erwaltung in den meisten Bundesländern. 2001 änderte sich die Situation. Im November 2001 eröffentlichte das BMF seinen Entwurf für einen Erlass ur einkommensteuerlichen Behandlung von Private- quity-Fonds. Darin wurde der Carried Interest als ver- eckte Dienstleistungsvergütung gewertet, der der vollen teuerpflicht unterliegt. An dieser Rechtsauffassung ielt das BMF leider auch in seinem Schreiben vom De- ember 2003 fest. Man muss feststellen, dass die Besteuerung von Wag- iskapitalfonds in Deutschland also bisher lediglich urch eine Verwaltungsanweisung des BMF „geregelt“ st; und ich setze das Wort „regeln“ hier ausdrücklich in nführungszeichen. Diese Rechtsunsicherheit führte zu inem deutlichen Standortnachteil Deutschlands im in- ernationalen Wettbewerb um Kapital zur Unterneh- ensfinanzierung und sorgte dafür, dass in Deutschland ittlerweile so gut wie keine neuen Wagniskapitalfonds ehr aufgelegt werden. Deutschland bietet hinsichtlich der Qualität der teuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für eteiligungskapital und Unternehmertum für institu- ionelle und private Investoren noch immer kein günsti- es Klima. Eine erst am 24. Mai 2004 veröffentlichte tudie der European Private Equity and Venture Capital ssociation (EVCA) beweist dies mehr als deutlich. Im ergleich zu 21 von der EVCA bewerteten europäischen ändern rangiert Deutschland im Bereich Private Equity uf Platz 18 von 21! Deutschland rangiert damit weit un- er dem europäischen Durchschnitt. Nur Österreich, Dä- emark und die Slowakische Republik bieten noch chlechtere steuerliche und rechtliche Rahmenbedingun- en für Wagniskapitalfonds als wir. Wir müssen uns aber n der Spitze orientieren und die wird auf Platz 1 von roßbritannien, auf Platz 2 von Luxemburg, auf Platz 3 on Irland und auf Platz 4 von Griechenland angeführt; nd selbst Frankreich liegt vor Deutschland auf Platz 10. Die Lösung des Problems der Besteuerung von Wag- iskapitalgesellschaften ist in Deutschland also mehr als berfällig, wenn wir nicht noch weiter abrutschen wol- en. Es besteht dringender Handlungsbedarf. CDU und SU haben dies schon lange erkannt. Seit Juli 2003 liegt in Gesetzentwurf des Bundesrates vor, der auf Initiative ayerns im Länderparlament beschlossen wurde. Der esetzentwurf aus Bayern bietet eine umfassende und inheitliche Regelung für die Besteuerung des erhöhten ewinnanteils der Initiatoren eines Wagniskapitalfonds, es so genannten Carried Interest, und die Anwendung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10591 (A) ) (B) ) des Halbeinkünfteverfahrens. Der Vorschlag ist steuer- systematisch klar und stellt eine eindeutige gesetzliche Regelung für die Steuerbarkeit von Wagniskapitalgesell- schaften dar. Nach langem Hin und Her hat nun endlich auch Rot- Grün die Dringlichkeit dieses Themas erkannt. Am 25. Mai 2004 legten sie einen eigenen Gesetzentwurf zur Förderung von Wagniskapital vor. Aber wie das bei Rot- Grün nun mal so ist, ihr Gesetzentwurf regelt mal wieder nur die Hälfte. Im Bereich des Carried Interest lässt er nach wie vor eine rechtliche Lücke, weil er die steuer- liche Qualifizierung des erhöhten Gewinnanteils nicht eindeutig definiert, sondern sich wieder nur auf die of- fensichtlich unzureichende Verwaltungsanweisung des BMF bezieht, dies aber nicht ins Gesetz schreibt. Der Gesetzentwurf von Rot-Grün hätte die Situation auf dem Wagniskapitalmarkt demnach nicht verbessert. Dies wurde uns im Rahmen einer Anhörung am vergan- genen Montag von allen Experten einvernehmlich bestä- tigt. Parteiübergreifend wurde jedoch Handlungsbereit- schaft und der Wille signalisiert, nun endlich eine einheitliche Regelung für die Besteuerung von Wagnis- kapitalgesellschaften zu schaffen. In den Gesprächen und in der Anhörung bestand Einigkeit darüber, dass in erster Linie möglichst schnell Rechtssicherheit für Wag- niskapitalgesellschaften geschaffen werden muss. Der jetzt beschlossene Kompromiss stellt quasi einen dritten Weg dar, um nun schnellstmöglich eine gesetz- liche Grundlage zur einheitlichen Besteuerung von Wag- niskapitalfonds zu schaffen. Der CDU/CSU-Bundestags- fraktion ist zwar bewusst, dass die jetzt gefundene Regelung bei weitem nicht die Qualität des bayerischen Gesetzentwurfs zur Besteuerung von Wagniskapital- gesellschaften erreicht. In den Verhandlungen mit Rot- Grün und dem BMF ist es uns jedoch zumindest gelun- gen, die unübersehbaren Schwächen des Entwurfs der Regierungskoalition zu korrigieren. Zu mehr als zum jetzt beschlossenen gemeinsamen Änderungsantrag war Rot-Grün jedoch nicht bereit. Letztlich haben auch die Branchenvertreter im Rah- men der Anhörung aber zu erkennen gegeben, dass sie eine vertretbare, wenn auch suboptimale Lösung jetzt vorziehen und eine weitere Verzögerung der Sache mit unabsehbarem Ausgang nicht in Kauf nehmen möchten. Wir glauben, dass der jetzt gefundene überparteiliche Kompromiss für die Branche nun eine langfristige Pla- nungssicherheit gewährleistet und den Finanzplatz Deutschland wieder international wettbewerbsfähig macht. Der erhöhte Gewinnanteil eines Initiators eines Venture-Capital-Fonds wird künftig kraft Gesetzes stets im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit vereinnahmt und unterliegt damit dem Halbeinkünfteverfahren. In Bezug auf die so genannten Altfälle gemäß dem BMF-Schreiben vom 16. Dezember 2003 geht die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion davon aus, dass der heutige Beschluss deren Behandlung auch für zukünftige Veräu- ßerungen unberührt lässt. Darüber hinaus erscheint es uns sinnvoll, im weiteren Verwaltungsverfahren die Wei- tergeltung der Vertrauensschutzregelung auch unter Gel- tung des neuen Gesetzes zu betonen. w d W I b b d h r m B S R g g g f n h i a a n R F r w l A g n a U u f b k k S g v n i g b m n f m l s v B (C (D Durch diese längst überfällige gesetzliche Regelung ird der Finanzplatz Deutschland gestärkt; damit wer- en wir in Zukunft wieder ein attraktiver Standort für agniskapitalfonds sein. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ch bin sehr froh, dass wir bei diesem wichtigen Vorha- en für den Innovationsstandort Deutschland eine so reite parlamentarische Mehrheit gefunden haben. Nur ie FDP kommt mal wieder nicht aus dem Mustopf und ängt hinten dran. Es bleibt das Geheimnis der FDP, wa- um sie den gemeinsamen Antrag der Fraktionen nicht itträgt und stattdessen lieber den Gesetzentwurf des undesrates, der von der ganzen Systematik her auf dem tand von vorgestern ist, unterstützt. Die ursprünglich diskutierten Gesetzentwürfe von ot-Grün und aus dem Bundesrat lagen ja im Ergebnis ar nicht weit auseinander. Ich denke, wir haben mit dem emeinsamen Antrag von Rot-Grün und der Union einen uten Kompromiss zwischen den beiden Entwürfen ge- unden, dem auch der Bundesrat zustimmen kann – aus- ahmsweise mal ohne ein Vermittlungsverfahren, so offen wir zumindest! Rechtssicherheit ist absolut vordringlich dafür, dass n Zukunft wieder mehr Wagnisfonds in Deutschland ufgelegt werden. Bei Laufzeiten von acht, zehn oder uch zwölf Jahren wird ein Fonds hier in Deutschland ur aufgelegt, wenn er international konkurrenzfähige ahmenbedingungen vorfindet und der Initiator des onds sich sicher sein kann, dass dies auch in zehn Jah- en noch so sein wird. Mit unserem gemeinsamen Ent- urf bekommen wir jetzt eine klare verlässliche Rege- ung für Wagniskapitalfonds, die dem beginnenden ufwärtstrend in den Wagniskapitalmärkten Schwung eben wird. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Neuinvestitio- en im Wagniskapitalmarkt von fast 2 200 im Jahr 2000 uf knapp 900 im Jahr 2003 drastisch zurückgegangen. rsache war der Crash an den Kapitalmärkten insgesamt nd der New Economy im Besonderen. Jetzt hat die Tal- ahrt einen Boden gefunden und es geht langsam wieder ergauf. Steuerlich machen wir mit der geplanten Halbein- ünftebesteuerung von Carried Interest, also der Tätig- eitsvergütung für Fondsinitiatoren, einen riesigen chritt in die richtige Richtung. Das ist nicht nur eine ute Nachricht für die Fondsinitiatoren, sondern das ist or allem auch eine gute Nachricht für Gründung tech- ologieorientierter Unternehmen und für Innovationen m Mittelstand. Denn gute Ideen und das Kapital, diese uten Ideen zu verwirklichen, müssen zusammenge- racht werden. Wir schaffen wachstumsfreundliche Rah- enbedingungen, verbessern die Chancen für Innovatio- en hier am Standort und erleichtern die Bedingungen ür eine bessere Eigenkapitalausstattung für kleine und ittlere Unternehmen. Das hat positive volkswirtschaft- iche Wirkungen. So stiegen laut empirischen Unter- uchungen die Umsätze von Beteiligungsunternehmen iermal schneller als im Durchschnitt der Wirtschaft, die eschäftigung stieg in der Vergangenheit um 5 bis 10592 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) 15 Prozent pro Jahr. Rund 4,5 Prozent der deutschen Ar- beitsplätze finden sich mittlerweile in jungen Unterneh- men. Damit hier noch mehr neue Arbeitsplätze entste- hen, muss der Gründungsprozess wieder an Dynamik gewinnen. Das sind die eigentlichen Ziele der Regelung, die wir heute beschließen. Zukünftig soll die Tätigkeitsvergütung von Fondsini- tiatoren nach dem Halbeinkünfteverfahren besteuert werden. Damit haben wir eine international konkurrenz- fähige Steuerbelastung erreicht. Nach unserem gemein- samen Entwurf ist es nun ganz egal, aus welcher Quelle der Carried Interest kommt, ob aus dem Veräußerungs- gewinn, aus Dividenden oder Zinsen. Damit haben wir den Fondsinitiatoren und der Finanzverwaltung ein schwieriges Abgrenzungsproblem und damit viel Büro- kratie und Kontrollaufwand erspart und die ganze Rege- lung praktikabler ausgestaltet. Allerdings öffnen wir kein Fass ohne Boden. Die Be- günstigung ist beschränkt auf Gesellschaften, die Anteile an Kapitalgesellschaften erwerben, halten und veräu- ßern. Andere vermögensverwaltende Gesellschaften kommen damit nicht in den Genuss des Halbeinkünfte- verfahrens. Denn Mitnahmeeffekte auf breiter Front wollen wir vermeiden. Mehr Innovationen im Mittelstand und Gründungen technologieorientierter Unternehmen erreichen wir aber nicht allein damit, dass wir uns steuerrechtlich interna- tional wettbewerbsfähig aufstellen. Entscheidend ist auch, dass Innovationen ganz am Anfang Startfinanzie- rungen finden, und dabei geht es sowohl um Eigenkapi- tal als auch um Fremdkapital. Denn private Startfinan- zierungen haben unter der Krise am Wagniskapitalmarkt besonders stark gelitten. Das Finanzierungsvolumen ist auf ein Fünftel gesunken. Die Kreditanstalt für Wieder- aufbau bietet mit ihren Programmen hier alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups. Zusätzliche Chancen bietet der neu geschaffene Dachfonds für Risi- kokapital. Eine weiteres entscheidendes Innovationshemmnis hier in Deutschland sind die vielen bürokratischen Hür- den, die bei der Neugründung eines Unternehmens erst einmal überwunden werden müssen. Auf die eine oder andere Regelung und Vorschrift könnte für kleine Unter- nehmen sicherlich verzichtet werden, um Gründungen und Aufbau neuer Unternehmen zu erleichtern. Wir wer- den hier im Rahmen des Hightech-Masterplans noch ei- niges zu entrümpeln haben. Carl-Ludwig Thiele (FDP): Es ist gut, dass wir uns heute auf Initiative des Bundesrates in dieser Sitzung mit der Frage der Besteuerung von Wagniskapitalgesell- schaften beschäftigen. Wagniskapitalgesellschaften spielen gerade in der au- ßerbörslichen Unternehmensfinanzierung eine immer wichtigere Rolle. Vor allem für junge Unternehmen, die in risikoreichen Wachstumsmärkten agieren, benötigen wir stabile und berechenbare Rahmenbedingungen auch auf steuerlichem Gebiet. i D g s b g h s a d s u B E m d G W v t a i g r u A N b e e b d r u g d H H s d m k m (C (D Es ist für den Standort Deutschland beschämend, dass n den vergangenen zwei Jahren kaum Kapital nach eutschland geflossen ist. Dies hat viele Arbeitsplätze ekostet. Deshalb begrüßt es die FDP ausdrücklich, dass ich beide Gesetzentwürfe mit Vorschlägen zur Behe- ung dieses Missstandes beschäftigen. Die FDP wäre erne einem gemeinsamen Antrag beigetreten. Dies ätte allerdings vorausgesetzt, dass rechtssystematisch auber vorgegangen worden wäre. Rot-Grün hat jedoch uf dem Gesetzentwurf bestanden. Deshalb war dies lei- er ausgeschlossen. Der Bundesratsentwurf enthält im Wesentlichen die achgerechten Lösungen. Es kann nicht sein, dass hier nd heute für die Venture-Capital- und Private-Equity- ranche ein Sondermaßnahmegesetz geschaffen wird. s wäre richtig gewesen, dieses über eine richtige syste- atische Einordnung zu regeln. Wir brauchen kein Son- errecht für Private Equity und Venture Capital. Diese esellschaften sollen ganz normal behandelt werden. ir wollen, dass sich in unserem Lande etwas positiv erändert, dass auch wieder investiert und Venture Capi- al zur Verfügung gestellt wird. Hierfür werden wir uns uch zukünftig einsetzen. Deshalb begrüßen wir, dass es m Ergebnis einen ersten Schritt in die richtige Richtung ibt. Da dieser Schritt allerdings nicht umfassend ist und echtssystematisch falsch ist, stimmen wir aus gesetzes- nd ordnungspolitischen Gründen gegen dieses Gesetz. nlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Unterrichtung: Selbstver- pflichtungserklärung der Deutschen Post AG zur Erbringung bestimmter Postdienstleistun- gen (Tagesordnungspunkt 30) Klaus Barthel (SPD): Wer erinnert sich nicht: über acht verschwundene Briefkästen, schwer nachvollzieh- are Schließungen und Verlagerungen von Postfilialen, ingeschränktes Leistungsangebot in einzelnen Filialen, rboste Postkunden und zornige Bürgermeister. So hatten es die Kritiker der Postprivatisierung stets efürchtet und vorhergesagt. Die Koalition hatte dem je- och – gegen Widerstände in der nach Deregulierung ufenden Opposition – mit der Erarbeitung einer Post- niversaldienstleistungsverordnung (PUDLV) vorbeu- en wollen. Diese Verordnung hatten wir 2002 im Lichte er Erfahrungen nochmals deutlich verbessert. Manchmal schien es aber so zu sein, als ob bei jeder andlung des Gesetzgebers bei der Post AG nur ganze eerscharen von Konzernstrategen nach neuen Lücken uchten, wie der Wille des Gesetzgebers umgangen wer- en könnte, wie weitere Leistungen eingeschränkt, noch ehr Kosten gesenkt und Personal abgebaut werden önnten. Von Anfang an haben wir diese Entwicklung sehr auf- erksam verfolgt, die Hinweise und Beschwerden aus Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10593 (A) ) (B) ) der Bevölkerung und der Kommunalpolitik gesammelt und ausgewertet. Unsere permanente Befassung der Regulierungsbe- hörde für Telekommunikation und Post mit dieser Pro- blematik hat Ende 2003 dazu geführt, dass die Behörde erstmals in ihrem Tätigkeitsbericht eine Art Mängelliste im Postuniversaldienst erstellt und sie mit der Rechts- lage abgeglichen hat. An dieser Stelle sei den Verant- wortlichen in der RegTP dafür gedankt, dass sie diese Arbeit so detailliert geleistet haben. Das war für uns die Grundlage zu ausführlichen Ge- sprächen mit der Deutschen Post AG. Für uns war die Alternative, mit politischen bzw. staatlichen Maßnah- men, sei es durch Gesetzesänderung oder Handeln der RegTP, die Missstände abzustellen oder die Post AG von sich aus zu vernünftigerem Umgang mit ihren Kunden, Vertragspartnern, Beschäftigten und Kommunen zu be- wegen. Letzterer Weg hat nach vielen Gesprächen zum Erfolg geführt. Das Ergebnis liegt uns heute in Form einer Un- terrichtung durch die Bundesregierung vor. Diese Unter- richtung – Bundestagsdrucksache 15/3186 – gibt den In- halt der Selbstverpflichtung wieder, die die Deutsche Post AG gegenüber der Öffentlichkeit und der Bundesre- gierung abgegeben und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit mitgeteilt hat. Die Details kann man nachlesen. Für uns besonders wichtig ist die Siche- rung des Briefkastenbestandes, die Aufwertung von grö- ßeren Ortsteilen im Filialnetz, die Präzisierung bei den Öffnungszeiten der Filialen und die besseren Beneh- mensregelungen den Kommunen gegenüber, aber auch das neue Informationssystem zwischen Post und Regu- lierungsbehörde. Wir sehen die Selbstverpflichtung als innovativen Schritt in der Postpolitik. So etwas hat es in anderen Branchen auch noch nicht gegeben. Das Beispiel könnte Schule machen: auf der Grundlage klarer gesetzlicher Vorgaben praktikable Regelungen vereinbaren. Beides gehört aber zusammen: der gute Wille der Beteiligten auf Basis einer klaren gesetzlichen Regelung. Ich freue mich besonders, dass das ganze Haus heute zu einer gemeinsamen Entschließung kommt, in der wir die Selbstverpflichtung der Deutschen Post AG begrü- ßen, Kontrolle fordern und gesetzgeberische Initiativen für den Fall offen halten, dass sich unser nicht ganz risi- kofreier innovativer Schritt bewährt. Diese Gemeinsam- keit erhöht die Verbindlichkeit für alle Beteiligten. Vie- len Dank an alle, die daran beteiligt waren und sind! Leider wird dieses Bild in den letzten Tagen getrübt und der mühsam erarbeitete Konsens infrage gestellt. Qualitativ hochwertigen Universaldienst, wie er in PUDLV und Selbstverpflichtung festgeschrieben ist, gibt es nicht zum Nulltarif. Rahmenbedingung dafür sind verlässliche Marktbedingungen. Wir haben 2002 – Koa- lition und Bundesratsmehrheit – gemeinsam den Weg zur weiteren Liberalisierung des deutschen Postmarktes mit der Postgesetznovelle beschlossen. Zum Umfang des Universaldienstes gehört ein stufenweise zu reduzieren- der und voraussichtlich 2007 auslaufender reservierter B G B d w u a d r g a S d A w a s n d m i D G t G g d d D c D t ü P s b w d P s a t w V D s k s 2 m B h 2 e (C (D ereich für die Deutsche Post AG im europäischen leichklang. Da ist es völlig unverständlich, dass die undesratsmehrheit im gleichen Atemzug, in dem alle ie Selbstverpflichtung loben, ihr letztlich die Grundlage ieder entziehen will. Ausgerechnet die Länder Hessen nd Niedersachsen, die mit spektakulären Gesetzesiniti- tiven den Universaldienst weiter regulieren wollten und abei viel Lärm erzeugt haben, kommen jetzt mit Forde- ungen, den reservierten Bereich der Post AG über das esetzlich festgelegte Maß hinaus schneller und stärker bzubauen. Dabei läuft wieder das sattsam bekannte piel im postpolitischen Bermudadreieck: Lobby – Teile er EU-Kommission – FDP und CDU/CSU. Hauptziel: ttacke auf die Deutsche Post, mehr Pflichten einerseits, eniger Einnahmen und instabile Rahmenbedingungen ndererseits. An dieser Stelle nur so viel: Wir werden die europäi- che Rechtslage genau prüfen und einhalten, aber auch icht mehr. Weiter gehenden Initiativen zur Aushöhlung es reservierten Bereichs fehlt jede Legitimation. Ich bitte alle Seiten dieses Hauses, auf dem gemeinsa- en Teppich zu bleiben. Unsere heutige Gemeinsamkeit n der Postpolitik könnte auch ein Zukunftsmodell sein. er bisherige Erfolg gibt dieser Gemeinsamkeit Recht. efährden Sie nicht ohne Not diesen Konsens! Julia Klöckner (CDU/CSU): Eine Selbstverpflich- ung ist allemal besser als eine gesetzliche Regelung. äbe es die Selbstverpflichtung nicht, hätte der Gesetz- eber nachbessern müssen. Nur das hätte – man kennt ja as Prozedere – ein wenig länger gedauert. Gelitten hätte arunter der Verbraucher, die Bürgerinnen und Bürger. urch die Selbstverpflichtung aber gewinnt der Verbrau- her und mit ihm die Post. Ich richte meinen herzlichen Glückwunsch an die eutsche Post, aber auch an alle Fraktionen des Bundes- ages. Die Selbstverpflichtung der Deutschen Post AG, ber die Dienstleistungen hinaus, zu denen sie nach dem ostgesetz verpflichtet ist – zum so genannten Univer- aldienst –, bestimmte Leistungen anzubieten, ist sehr zu egrüßen. Deshalb begrüße ich, dass die Erklärung die esentlichen Punkte, die aufgrund von Empfehlungen er Regulierungsbehörde für Telekommunikation und ost auch im politischen Raum aufgeworfen worden ind, berücksichtigt. Beglückwünschen möchte ich uns lle daher, dass wir uns in einer – in diesen Zeiten so sel- enen – konzertierten Aktion über Fraktionsgrenzen hin- eg mit sanftem politischem Druck erfolgreich für die erbraucherinteressen eingesetzt haben. Die freiwillige Selbstverpflichtung umfasst zwölf ienstleistungen. So werden Zusatzleistungen wie Ein- chreiben, Wert- und Nachnahmesendungen auch für Pa- etsendungen in den Universaldienst einbezogen. Wert- endungen werden bis zu einer Wertobergrenze von 5 000 Euro angeboten. Das bundesweite Angebot in indestens 12 000 Postfilialen erstreckt sich auf alle rief- und Paketbeförderungsleistungen. In zusammen- ängend bebauten Wohngebieten mit mehr als 000 Einwohnern wird mindestens eine stationäre Post- inrichtung bereitgestellt. 10594 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) Weiterhin gewährleistet die Deutsche Post AG, dass in solchen Wohngebieten mit mehr als 4 000 Einwoh- nern grundsätzlich eine stationäre Einrichtung in maxi- mal 2 Kilometern Entfernung für die Kunden erreichbar ist. Die stationären Einrichtungen werden grundsätzlich durchgehend ganzjährig an sechs Werktagen geöffnet, wobei sich die Öffnungszeiten an der Nachfrage orien- tieren. Die Öffnungszeiten der Kleinstfilialen werden mindestens 50 Prozent über der tatsächlichen Kunden- nachfrage liegen. Damit kann sichergestellt werden, dass auch in ländlicheren Regionen, die infrastrukturell weni- ger erschlossen sind als städtische Ballungszentren, eine ausreichende Versorgung vorgehalten wird. Die regel- mäßigen langen Öffnungszeiten dienen in erster Linie auch der Versorgung weniger mobiler Bevölkerungs- teile, wie etwa den Senioren. Man muss sich bei all dem vergegenwärtigen, dass die Deutsche Post mittlerweile eine Aktiengesellschaft ist und damit in erster Linie aus gesetzlicher Verpflich- tung ihren Aktionären rechenschaftspflichtig ist. In be- triebswirtschaftlicher Hinsicht sind etliche der durch die Selbstverpflichtung getroffenen Maßnahmen nicht not- wendigerweise ertragreich. Schließlich hat sich das Ver- braucherverhalten mit Blick auf die Postdienstleistungen gerade auch wegen des Wandels in der Kommunikati- onstechnologie erheblich verändert. Besonders hervorheben möchte ich die Einrichtung regionaler Politikbeauftragter durch die Deutsche Post AG. Deutschlandweit hat das Unternehmen 14 solcher Stellen eingerichtet, um eine flächendeckende Betreuung nach regionalen Besonderheiten zu gewährleisten. Ich hatte in den vergangenen Tagen Gelegenheit, den für meinen Wahlkreis zuständigen Beauftragten zu sprechen und nach den genauen Aufgaben dieser neu geschaffe- nen Position zu befragen. Bei Veränderungen einer sta- tionären Einrichtung stellt die Post künftig drei Monate vor der geplanten Maßnahme das Benehmen mit der zu- ständigen Gemeinde her. Bei Änderungen im Briefkas- tennetz wird sie sich ebenfalls mindestens sechs Wochen mit den Gemeinden in Verbindung setzen. Ich finde es besonders wichtig, dass bei derartigen Entscheidungen die Bürger als unmittelbar betroffene Verbraucher mit- einbezogen werden. Schließlich garantiert das Unternehmen bis zum Ab- lauf der Exklusivlizenz, dass bundesweit etwa 108 000 Briefkästen zur Verfügung stehen. Im Jahr 2007 wird diese Zahl unter Berücksichtigung der Nachfrage überprüft. Die Deutsche Post AG stellt ebenso sicher, dass die Briefkästen nicht vor der letzten angegebenen Leerungszeit geleert werden. Damit ist eine Verlässlich- keit für die Verbraucher bezüglich der pünktlichen Zu- stellung gewährleistet. Sie verpflichtet sich, der Regulie- rungsbehörde die notwendigen Informationen zu überlassen, damit diese die Einhaltung des Leistungsan- gebots überprüfen kann. Die Selbstverpflichtung ist eine große Errungenschaft für die Kunden der Deutschen Post und damit für den Verbraucherschutz in Deutschland. Wegen der damit ge- wonnen Verbraucherbindung ist die Selbstverpflichtung aber in erster Linie auch eine große Errungenschaft für d w F J d g D s m d P b Z E t k g p P g d l d s d B W r w l P i E v g d E s V l V g D k B d d B M d b R (C (D ie Deutsche Post selbst. Es freut mich besonders, dass ir gemeinsam mit einem Entschließungsantrag aller raktionen diese Errungenschaft absichern konnten. etzt steht die Bundesregierung in der Pflicht, ihrer in iesem Antrag festgehaltenen Prüfungspflicht mit der leichen Verantwortung nachzukommen, mit der die eutsche Post AG in Vorleistung getreten ist. Die Post teht in der Pflicht, ihre Selbstverpflichtungserklärung, it der sie selbst massiv wirbt, auch einzuhalten. Johannes Singhammer (CDU/CSU): Die Abgabe er Selbstverpflichtungserklärung durch die Deutsche ost AG hat dreierlei eindrucksvoll bewiesen: Erstens. Politischer Druck bewirkt Handeln und ringt Erfolge für die Kunden der Deutschen Post AG. weitens. Politik redet nicht lange, sondern bringt rasche rgebnisse und Verbesserungen zustande. Drittens. Poli- ik schafft kein zusätzliches Mehr an ausufernder Büro- ratie, sondern findet pragmatische zeitgemäße Lösun- en. Gleichwohl betone ich auch: Sollte die Selbstver- flichtung vonseiten der Deutschen Post AG nicht auf unkt und Komma eingehalten werden, wird der Gesetz- eber unverzüglich eine Änderung des Postgesetzes und er Postuniversaldienstleistungsverordnung in die Wege eiten. Dann werden auf diesem Wege die von uns für en Verbraucher gewünschten Verbesserungen als ge- etzliche Regelungen festgeschrieben. Die angemessene und effiziente Versorgung mit Post- ienstleistungen ist für die deutsche Wirtschaft und die ürgerinnen und Bürger in unserem Land von hoher ichtigkeit. Die unter der unionsgeführten Bundesregie- ung eingeleitete Privatisierung der Deutschen Post AG ar daher ordnungspolitisch richtig und volkswirtschaft- ich geboten. Der Erfolg gibt uns recht: Die Deutsche ost AG ist ein Global Player, weltweit an der Spitze der m Logistik- und Transportbereich. Die Deutsche Post AG ist für die Dauer der erteilten xklusivlizenz bis einschließlich 31. Dezember 2007 erpflichtet, die erforderlichen Infrastruktureinrichtun- en vorzuhalten und die dafür notwendigen Universal- ienstleistungen zu erbringen: Mit 13 514 stationären inrichtungen, von denen 5 513 eigenbetriebene Filialen ind, übererfüllt die Deutsche Post AG die gesetzlichen orgaben von 12 000 Einrichtungen. Rund 8 400 Filia- en werden an Pflichtstandorten gemäß den detaillierten orgaben der Gemeinde-, Entfernungs- und Flächenre- eln unterhalten. Die gesetzliche Vorgabe, nach der in eutschland in zusammenhängend bebauten Gebieten ein Bürger mehr als 1 000 Meter bis zum nächsten riefkasten zurücklegen muss, wird derzeit mit einer urchschnittlichen Entfernung von rund 500 Metern eutlich unterboten – bei rund 108 000 aufgestellten riefkästen. Dennoch hat es in den zurückliegenden Wochen und onaten erhebliche Verunsicherungen und Klagen aus er Wirtschaft und der Bevölkerung gegeben: Diese etreffen die von der Deutschen Post AG betriebene eduzierung der stationären Posteinrichtungen in Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10595 (A) ) (B) ) Richtung auf die vorgeschriebene Mindestanzahl von 12 000 Standorten, die Neugestaltung der vertraglichen Beziehungen zwischen den Postagenturunternehmen und der Deutschen Post AG sowie auch den in einem nicht unerheblichem Umfang und zudem unangekündig- ten Abbau von mehreren zehntausenden Briefkästen. Die Deutsche Post AG verstößt damit nicht gegen die Postuniversaldienstleistungsverordnung. Dennoch zeigt gerade dieses Vorgehen, dass der Gesetzgeber sehr ge- nau darauf achten muss, das derzeit hohe Niveau der Versorgung mit Postdienstleistungen zu sichern: Die postalische Versorgung im ländlichen, infrastruk- turschwachen Raum darf nicht von weiteren Einschrän- kungen negativ betroffen werden. Die deshalb in den unionsgeführten Bundesländern und auch in der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion geführte Diskussion über eine gesetzliche Verschärfung, um eine schleichende Ab- senkung des Service- und Versorgungsniveaus zu ver- hindern, war notwendig und richtig. Letztlich nur der politische Druck, auf gesetzgeberischem Wege einzu- schreiten, hat in kurzer Zeit dazu geführt, dass vonseiten der Deutschen Post AG die Bereitschaft signalisiert wurde, die Forderungen der Unions-Bundesländer Hes- sen und Niedersachsen in einer Selbstverpflichtungs- erklärung umzusetzen. Deutliche Verbesserungen konnten für den Kunden erreicht werden. Unter anderem: Festschreibung der deutschlandweit rund 108 000 Briefkästen. Ohne eine solche Festschreibung wäre es der Deutschen Post AG möglich gewesen, circa weitere 30 000 bis 35 000 Brief- kästen abzubauen. Definition der Öffnungszeiten: ganzjährig, an sechs Werktagen, orientiert an der Kundennachfrage und zu- dem in Kleinstfilialen mindestens 50 Prozent über der Nachfrage. Eine weitere Präzisierung der Mindestöff- nungszeiten mit detaillierten Vorgaben für Werktage so- wie Vormittags- und Nachmittagsöffnungszeiten wäre unpraktikabel und würde zudem weiteren bürokratischen Mehraufwand mit sich bringen. Insbesondere auch in den ländlichen Regionen wäre es in der Praxis problema- tisch, bei Postagenturunternehmen beispielsweise zu verlangen, auch an einem Mittwoch- oder Montagnach- mittag geöffnet zu haben, während der restliche Laden geschlossen ist. Sicherstellung, dass die Leerungszeiten der Briefkäs- ten – insbesondere der letzten Leerung – eingehalten wird, – das heißt nicht verfrüht geleert wird. Der Kunde kann sicher sein, dass bis zum angegebenen Zeitpunkt jeder eingeworfene Brief noch abgeholt wird. Verpflichtung der Deutschen Post AG, bundesweit in mindestens 12 000 Filialen alle Brief- und Paketbeförde- rungsdienstleistungen anzubieten. Und letztens und besonders wichtig: Ausweitung der Pflichtstandorte für stationäre Posteinrichtungen. Zu- künftig ist allein die Einwohnerzahl von 2 000 Personen entscheidend, nicht mehr wie bisher der jeweilige Status der Gemeinde nach den unterschiedlichen Kommunal- verfassungen der Länder. Bislang hat das zu Benachteili- g m t A D g F V u Ä S e t t U s l A r h T K z A r d v g d t a E s s r s b s T c S P 5 V T m S d m (C (D ungen einzelner Gemeinden geführt. Das konnte nun- ehr verbessert werden. Die erreichten Verbesserungen im Service- und Leis- ungsumfang zeigen sehr deutlich: Politischer Druck, die ndrohung gesetzgeberisch zu handeln, hat gewirkt: Die eutsche Post AG hat sich von sich aus verpflichtet, die eforderten Regelungen umzusetzen. Die gewählte orm der Selbstverpflichtungserklärung hat eine rasche erbesserung für den Verbraucher bewirkt und weitere nnötige Bürokratisierung durch zusätzliche gesetzliche nderungen verhindert. Mit Unterschrift unter die elbstverpflichtungserklärung hat diese bereits Geltung rlangt. Die Regulierungsbehörde für Telekommunika- ion und Post wendet bereits seit Anfang Mai die konkre- en Inhalte der Selbstverpflichtungserklärung an. Kein Gesetz, keine Verordnung hätte so rasch zu einer msetzung und durchgreifenden Verbesserung geführt! Weiteres zentrales Element, das die politische Zu- timmung zu dem gewählten Weg überhaupt erst mög- ich gemacht hat: Die Bereitschaft der Deutschen Post G, sich auch in all diesen Bereichen, die über die bishe- ige Postuniversaldienstleistungsverordnung hinausge- en, der Überprüfung durch die Regulierungsbehörde für elekommunikation und Post mit allen entsprechenden ontrollrechten und umfassenden Informationspflichten u unterwerfen. Erst damit wird eine weit reichende bsicherung der Inhalte der Verpflichtungserklärung er- eicht. Lassen Sie mich zum Abschluss die wichtigsten noch arüber hinausgehenden Forderungen kurz aufzählen: Es ist sicherzustellen, dass flächendeckend in einem ernünftigen Abstandsraster, das heißt nicht nur in über- eordneten Filialen, auch die über die Postuniversal- ienstleistungsverordnung hinausgehenden Dienstleis- ungen angeboten werden. Das betrifft insbesondere uch die Aufgabe von Massensendungen usw. Es ist darauf hinzuwirken, dass in all den stationären inrichtungen Öffnungszeiten am Morgen vorgesehen ind, in denen Postschließfächer für Firmen vorhanden ind. Um den Wünschen vieler, insbesondere älterer Bürge- innen und Bürger entgegenzukommen, soll die Deut- che Post AG das zuletzt 1993 aufgelegte Postleitzahlen- uch zum Selbstkostenpreis bei Bedarf zur Verfügung tellen. Für den Fall eines durch die Regulierungsbehörde für elekommunikation und Post festgestellten vorsätzli- hen oder fahrlässigen Verstoßes gegen die Zusagen der elbstverpflichtungserklärung muss sich die Deutsche ost AG verpflichten, eine Strafzahlung von bis zu 00 000 Euro zu leisten. Die Festsetzung der Höhe der ertragsstrafe erfolgt durch die Regulierungsbehörde für elekommunikation und Post nach pflichtgemäßem Er- essen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die elbstverpflichtungserklärung bewährt hat oder ob doch as scharfe Schwert des Gesetzes zum Einsatz kommen uss. Bei einem Erfolg könnte dies auch ein Signal sein 10596 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) für Bürokratieabbau und effizientes Verwaltungshan- deln! Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir begrüßen die Selbstverpflichtung der Deutschen Post AG zur kundenfreundlichen Bereitstellung von Postdienstleistungen. Sie verbessert damit den Service für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Selbstverpflichtung ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Verbraucherschutz bei Postdienstleistun- gen. Die Kriterien zur Bestimmung der Anzahl von Filialen und die Vorgaben zu den Öffnungszeiten der Filialen werden konkretisiert. Die Post garantiert bis zum Ablauf der Exklusivlizenz im Jahr 2007 den Betrieb von bundesweit etwa 108 000 Briefkästen; sie geht da- mit über ihre gesetzlichen Verpflichtungen hinaus und sichert das derzeitige Niveau. Die Gemeinden sollen künftig von der Deutschen Post AG stärker in ihre Pla- nungen zu Veränderungen des Postnetzes oder bei ihren Postfilialen einbezogen werden. Es ist dringend erfor- derlich, dass die Post ihre Kommunikation mit politisch Verantwortlichen vor Ort deutlich verbessert. Es ist gut, dass die Post sich auch dazu bereit erklärt hat. Die Post sollte dabei auch Verbraucherverbände, Bürgerinnen und Bürger sowie örtliche Initiativen einbeziehen. Wir begrüßen es, dass die Post sich bereit erklärt hat, verlässlichere Öffnungszeiten für ihre Filialen in der Flä- che anzubieten. Dabei liegt es im Interesse der Allge- meinheit, dass die an der Nachfrage orientierten, durch- gehend ganzjährigen Öffnungszeiten der stationären Einrichtungen sich an den gewohnheitsmäßigen oder ortsüblichen Öffnungszeiten zum Beispiel im Einzelhan- del orientieren. Die Post AG sollte auch für den mobilen Postservice entsprechende Qualitätszusagen machen. Natürlich werden wir die weitere Entwicklung genau beobachten und die Post an den von ihr selbst gesteckten Zielen messen. Sollte sie dahinter zurückfallen, so wür- den wir die Regelungen der Selbstverpflichtung in die Postuniversaldienstleistungsverordnung aufnehmen. In ihrem Tätigkeitsbericht 2002/03 hat die Regulie- rungsbehörde für Telekommunikation und Post unter Bezugnahme auf Bürgereingaben und eigene Auswer- tungen einen umfangreichen Katalog klärungsbedürf- tiger Sachverhalte aufgelistet, der deutlichen Handlungs- bedarf erkennen lässt. Insbesondere die Empfehlungen zum Umfang und Inhalt der Postdienstleistungen als Universaldienstleistungen, zu den konkretisierenden Merkmalen der Briefbeförderung und zur Exklusivlizenz sind geeignet, Handlungsoptionen hinsichtlich der noch unerfüllten Qualitätsanforderungen der Allgemeinheit aufzuzeigen. Wir begreifen die Bereitstellung von Postdienstleis- tungen als Leistung der öffentlichen Daseinsvorsorge, für die der Staat natürlich eine Garantiefunktion hat. Die Postfiliale in der Nähe und nachfragegerechte Öffnungs- zeiten zählen genauso dazu wie ein dichtes Briefkasten- netz. Deshalb wollen wir einen klar definierten staatlich vorgegebenen Wettbewerbsrahmen. Durch einen solchen Wettbewerbrahmen lässt sich guter und verlässlicher S M b F w h f v i l A c C b h L n M W d D P l i R m b F S f c s s w A i m m E d d c s w b b D D s m d (C (D ervice wesentlich besser erreichen als mit staatlichen onopolstrukturen. Ein gutes Beispiel für die positiven Folgen des Wett- ewerbs im Postwesen sind die Kuriere – häufig auf dem ahrrad. In nur wenigen Jahren haben flexible Wettbe- erber eine Vielzahl von innovativen Dienstleistungen ervorgebracht. Das hat auch das Unternehmen Post be- lügelt und geholfen, Verkrustungen aufzubrechen. Wer on Ihnen vor einigen Jahren versucht hat, eine Sendung nnerhalb eines Tages an einen beliebigen Ort Deutsch- ands zu befördern, weiß um den Fortschritt. Diese breite uswahl an Dienstleistungen und Wettbewerbern brau- hen wir auch in anderen Bereichen des Postmarktes. Wir begrüßen es, dass Bundeswirtschaftsminister lement für die Bundesregierung kurzfristig mehr Wett- ewerb auch bei den vorbereitenden Diensten erklärt at. Wir brauchen im Jahr 2007 endlich die vollständige iberalisierung aller Postdienstleistungen in Europa. Die Deutsche Post AG ist heute eines der internatio- al führenden Logistikunternehmen. Sie braucht keine onopole mehr. Der Schutz eines Unternehmens vor ettbewerb führt zu weniger Innovationsdruck und re- uziert im Laufe der Zeit die Wettbewerbsfähigkeit. eshalb wäre es gut, den Börsengang mit einer klaren erspektive zum Auslaufen des Monopols in Deutsch- and zu verbinden. Rainer Funke (FDP): Die Deutsche Post AG hat mit hrer Selbstverpflichtungserklärung Empfehlungen der egulierungsbehörde aufgegriffen und ist damit einer öglichen gesetzlichen Regelung zuvorgekommen. Das egrüße ich nachdrücklich. Ich freue mich, dass alle raktionen des Deutschen Bundestages einer solchen elbstverpflichtung den Vorzug vor schärferen Eingrif- en in den Postmarkt geben. Ich möchte aber auch betonen: Wenn wir einer sol- hen Erklärung hier zustimmen, geben wir alle der Deut- chen Post AG einen gewissen Vertrauensvorschuss, den ie jetzt auch rechtfertigen muss. In der Vergangenheit aren wir ja mit den Reaktionen des Postkonzerns auf nliegen der Politik nicht immer einverstanden. Ich er- nnere an den mangelhaften Widerhall auf unseren ge- einsamen Antrag zu den Postagenturen. Dennoch öchte ich manchen Kollegen hier im Hause sagen: ine Selbstverpflichtung ist eben kein Gesetz und kann eshalb nicht ohne weiteres sanktioniert werden. Und as ist auch gut so; denn ordnungspolitisch dient ein sol- hes Instrument immer dazu, Gesetze zu verhindern. Gesetzliche Regelungen haben oft den Nachteil, dass ie über das Ziel hinausschießen und deshalb Marktent- icklungen – wenn auch manchmal nur im Kleinen – ehindern. Insofern bin ich dankbar, dass wir derzeit auf esonders eifrige Gesetzestexter verzichten können. enn gerade die Post AG ist erfreulich gut im globalen ienstleistungs- und Logistikmarkt aufgestellt. Und das oll so bleiben. Das zeigt: Die Privatisierung des ehemaligen Staats- onopolisten, die einst auf den erbitterten Widerstand er Sozialdemokratie und der Gewerkschaften gestoßen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10597 (A) ) (B) ) ist, ist ein voller Erfolg. Es ist jetzt aber notwendig, mit der Privatisierung fortzufahren. Die Post AG muss von fiskalisch motivierter politischer Einflussnahme schnellstens befreit werden. Die weitere Privatisierung des Aktienpaketes des Bundes bleibt aus ordnungspoliti- schen Gründen geboten. Und die Post AG muss konse- quent in den Wettbewerb gestellt werden, damit sie auch im eigenen Land für die internationalen Märkte fit ge- macht wird. Deshalb möchte ich schon an dieser Stelle alle warnen, die gerade darüber nachdenken, wie sie die Exklusivlizenz der Post AG im Briefbereich noch einmal verlängern können. Das wird auf den entschiedenen Wi- derstand der Liberalen stoßen, weil das Briefmonopol mit Wettbewerb nichts zu tun hat, die Investitionen ande- rer entwertet und die Verbraucher unnötig belastet wer- den. Mit großem Interesse habe ich zur Kenntnis genom- men, dass die Bundesregierung jetzt offensichtlich den Verstoß des Postgesetzes gegen die Postliberalisierungs- richtlinie beim Sammeln und Sortieren von Briefen „un- verzüglich“ korrigieren will. Das ist zu begrüßen. Aller- dings werden wir sehr genau darauf achten, dass mit dieser Gesetzesanpassung keine neuen Hürden für den Wettbewerb im Postmarkt aufgebaut werden. Wenn wir uns hier ähnlich einig sind wie bei der gemeinsamen Entschließung im Wirtschaftsausschuss zur Selbstver- pflichtung der Post, dann, aber nur dann sind wir auf ei- nem guten Weg. Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ (Tagesordnungspunkt 31) Johannes Kahrs (SPD): In den letzten Jahren sind in der Schwulen- und Lesben-Politik zahlreiche Fort- schritte gemacht worden. Dies konnte nur mit der SPD geschehen! Als offen bekennender Schwuler in der SPD- Fraktion begrüße ich diese Fortschritte ausdrücklich. Dennoch gibt es noch vieles zu tun, um Gleichberech- tigung Homosexueller in unserer Gesellschaft zu ver- wirklichen. Ein Schritt in diese Richtung ist die Aufar- beitung des Unrechts, das Lesben und Schwulen in der Zeit nationalsozialistischer Willkürherrschaft widerfuhr, und das Gedenken an die Opfer der Nationalsozialisten. Aber auch die wissenschaftliche Erforschung und Dar- stellung homosexuellen Lebens in unserem Lande, eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und die Förderung von Bürger- und Menschenrechtsarbeit im In- und Ausland leisten einen entscheidenden Beitrag. Alle Fraktionen wollen, dass dem einstimmigen Beschluss dieses Hauses vom Dezember 2000 nun auch Genüge geleistet wird. Über Sinn und Zweck der Stiftung, denke ich, ist mitt- lerweile alles gesagt, und es herrscht vor allem Einigkeit darüber. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch davon absehen, nochmals auf die Aufgaben der Stiftung einzu- gehen. „ t w d a d s s a n z s d b ( G d f c n z w s s s d S n s b s T d s s s n w u m L k b c U f m E n „ s d f (C (D Wir Sozialdemokraten haben den Aufbau der Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ immer unterstützt und un dies auch weiterhin. Der jetzt vorliegende FDP-Ent- urf ist von Anfang bis Ende vom rot-grünen Antrag aus er letzten Legislaturperiode abgeschrieben. Einzig und llein die Zusammensetzung hat sich hier etwas geän- ert. Die SPD hat die von der FDP vorgeschlagene Zu- ammensetzung akzeptiert, um die Stiftung daran nicht cheitern zu lassen. Heute wird der FDP-Antrag leider bgelehnt, weil die Finanzierung der Stiftung derzeit icht möglich ist. In dieser Frage hat es keine Einigkeit wischen den Koalitionspartnern gegeben. Ausgesprochen verwunderlich ist aber der Kurswech- el, den die Fraktionen der CDU/CSU und der FDP von er vergangenen zur jetzigen Wahlperiode vollzogen ha- en. Damals wurde vom Kollegen Carl-Ludwig Thiele FDP) „eine Belastung der nächsten Haushalte in einer esamtsumme von 15 Millionen Euro zur Finanzierung es Stiftungskapitals der ,Magnus-Hirschfeld-Stiftung ür absolut zu hoch“ gehalten. Dennoch wurde eine sol- he Belastung im eigenen Gesetzentwurf dann anschei- end doch für angemessen bewertet. Der Unterschied wischen damals und heute: In der letzten Wahlperiode aren die entsprechenden Gelder in den Haushalt einge- tellt und das Gesetz scheiterte im Bundesrat. Diesmal ind die Gelder nicht eingestellt und es wurde auf eine chnelle Abstimmung gedrängt. Nichtsdestotrotz, mein Angebot zur Zusammenarbeit, as ich Ihnen in der ersten Lesung dieses Gesetzes im eptember letzten Jahres gemacht habe, wurde von Ih- en nicht angenommen. Vielmehr erscheint es mir doch o, als ob auf beiden Seiten einige Kollegen versucht ha- en, die „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ für sich in An- pruch zu nehmen und zu ihrem ganz persönlichen hema zu machen. Auch das ist ein Grund dafür, dass as Gesetz und damit die Stiftung wieder einmal ge- cheitert ist! Die „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ ist vorerst ge- cheitert und ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, ie vielleicht doch noch zum Leben zu erwecken. Den- och muss auch jenseits dieser Frage noch viel getan erden für die Gleichberechtigung Homosexueller in nserer Gesellschaft. Wir Sozialdemokraten werden deshalb jetzt zusam- en mit unserem Koalitionspartner in Kürze ein ebenspartnerschaftsergänzungsgesetz und ein Antidis- riminierungsgesetz auf den Weg bringen. Die Hinter- liebenenversorgung in der gesetzlichen Rentenversi- herung muss erfolgen. Die Angleichung des nterhaltsrecht und des ehelichen Güterrechts muss er- olgen. Eine Lösung für kindschaftsrechtliche Fragen uss gefunden werden. Und das sind nur einige Punkte. s gibt noch viel zu tun! Lassen Sie uns diese Vorhaben gemeinsam in Angriff ehmen. Lassen Sie uns das vermeiden, was mit der Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ geschehen ist. In der SPD ind wir bereit zu einer konstruktiven Zusammenarbeit, amit in unserem Land Gleichberechtigung endlich auch ür Homosexuelle gilt. 10598 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Für Bündnis 90/Die Grünen war und ist die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit ein wichtiges Feld unserer Politik: das Bewahren der Er- innerung, die Würdigung der Opfer und vor allem auch die Entschädigung und die Unterstützung der überleben- den NS-Opfer. Vieles konnten wir hier schon bewegen. Ich nenne beispielhaft nur die Stiftung zur Entschädi- gung für NS-Zwangsarbeit. Aber immer noch gibt es offene Entschädigungsfra- gen, sowohl was die Individualentschädigung überleben- der Opfer, als auch was die Frage einer kollektiven Ent- schädigung in Form einer Stiftung angeht. Die aktuelle Haushaltslage stellt uns leider vor die Si- tuation, dass nicht alles Wünschenswerte auch gleichzei- tig machbar ist. Von daher müssen Prioritäten gesetzt werden. Im Hinblick auf eine mögliche Stiftung, die einen kol- lektiven Ausgleich für die Gruppe der Homosexuellen darstellen soll, muss daher zuerst das Verhältnis zur indi- viduellen Entschädigung heute noch lebender NS-Opfer geklärt werden. Es sieht so aus, dass derzeit aus dem Bundeshalt nicht beides gleichzeitig zu haben ist – Maßnahmen zur Ver- besserung der individuellen Entschädigung und ein kol- lektiver Ausgleich. Wir sehen eine moralische Verpflichtung, jetzt noch mögliche Hilfen für überlebende Opfer des Nationalso- zialismus vorrangig zu behandeln. Für Bündnis 90/Die Grünen hat daher die Verbesserung von Leistungen für bislang nicht ausreichend entschädigte NS-Opfer Priori- tät. Es geht dabei in Deutschland beispielsweise um die Gruppe der Zwangssterilisierten, denen schwerstes, le- bensprägendes Unrecht zugefügt wurde, es geht um die Gruppe der „Euthanasie“-Geschädigten und es geht auch um die heute noch lebenden Menschen, die im National- sozialismus wegen ihrer Homosexualität verfolgt wur- den. Es handelt sich um hochbetagte Menschen, die oft in schwierigsten finanziellen Verhältnissen leben müssen. Wir bemühen uns um eine Verbesserung der Situation dieser Menschen. Wir befinden uns dazu in intensiven Gesprächen mit dem Bundesfinanzministerium. Nach dem aktuellen Stand der Gespräche sind wir sehr opti- mistisch, dass hier in Kürze Beschlüsse für substanzielle Verbesserungen zustande kommen. Unsere Sorge ist, dass mit einem Beschluss über die Stiftung diese notwendigen Verbesserungen blockiert werden. Wir hatten daher die FDP gebeten, mit der Be- schlussfassung über die Stiftung noch etwas zu warten, bis das Verhältnis zwischen kollektiver und noch verbes- serungsbedürftiger individueller Entschädigung geklärt ist. Dem wollte die Opposition nicht folgen. Das ist schade. Das Projekt einer „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ war 2002 von CDU/CSU und FDP gemeinsam im Bundesrat z w d n t n z K b N U G O e u z d S g s d D D M M d A a D A e F R K s U n d d K d g B s d L k (C (D u Fall gebracht worden. Ein „window of opportunity“ urde damit mutwillig zugeschlagen. 2004 sehen die finanziellen Rahmenbedingungen lei- er anders aus. Daher kann dem Gesetzentwurf heute icht zugestimmt werden. Für Bündnis 90/Die Grünen ist das Anliegen, die na- ionalsozialistische Verfolgung Homosexueller in Erin- erung zu halten, damit natürlich nicht vom Tisch. Das eigt schon der im Dezember 2003 auf Antrag der oalitionsfraktionen zustande gekommene Bundestags- eschluss auf Errichtung eines Denkmals für die im ationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Die msetzung des Beschlusses ist in Arbeit. Mit diesem edenkort wollen wir die verfolgten und ermordeten pfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wach halten, in beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit nd Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben set- en. Die Erforschung der Geschichte der Homosexuellen, er Kampf gegen Diskriminierung von Lesben und chwulen, die Unterstützung von Emanzipations-, Bür- errechts- und Menschenrechtsarbeit im In- und Ausland ind und bleiben wichtige Aufgaben. Die rot-grüne Bun- esregierung ist auf diesen Feldern vielfach engagiert. ie Palette der Aktivitäten reicht vom entstehenden enkmal bis hin zur Unterstützung schwul-lesbischer enschenrechtsaktionen im Rahmen der letzten UN- enschenrechtskonferenz. Wir werden Wege finden, iese Anliegen auch weiter zu befördern. nlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgeset- zes (Tagesordnungspunkt 26) Uwe Beckmeyer (SPD): Vor sechs Jahren fiel die lte Marktordnung im deutschen Güterverkehrsmarkt. as neue Güterkraftverkehrsgesetz war eine notwendige ntwort auf die Schaffung der Dienstleistungsfreiheit im uropäischen Binnenverkehr und die damit verbundene reigabe der Kabotage. Ohne den Wegfall der nationalen egulierungen, das heißt den Abschied vom System der ontingentierung und Konzessionierung und der Auf- paltung des Gewerbes in Güternah-, Güterfern- und mzugsverkehr, hätten sich die deutschen Transporteure icht dem grenzenlosen Wettbewerb stellen können. Je- es Unternehmen aus der EU und den Mitgliedstaaten es europäischen Wirtschaftsraums hätte unbeschränkt abotageverkehre in Deutschland durchführen können, ie Kontingentierung der Genehmigungen hätte aber leichzeitig den Zutritt zum offenen Markt für deutsche etriebe verschlossen. Im neuen Güterkraftverkehrsrecht wird für die Zulas- ung von Unternehmen als Anbieter von Transport- ienstleistungen auf Gemeinschaftsebene nur finanzielle eistungsfähigkeit, fachliche Eignung und Zuverlässig- eit vorausgesetzt. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10599 (A) ) (B) ) Aber eines ist auch richtig: Das Gewerbe wurde ins kalte Wasser geworfen. Nach der Deregulierung der europäischen und nationalen Märkte stand es vor einem umfassenden Anpassungsprozess, der durch die Auswir- kungen der Globalisierung auf alle Teile der Logistik- kette aktuell noch verschärft wird. Die Liberalisierung des Transportmarktes hat in den zurückliegenden Jahren einerseits zweifellos zu einem verbesserten Angebot, mehr Qualität, Produktivität und sinkenden Transport- kosten geführt. Andererseits gerieten viele Betriebe des heimischen Gewerbes aufgrund des nicht ausreichenden Umfangs der Harmonisierung im sozialen, fiskalischen und technischen Bereich unter starken wirtschaftlichen Druck. Seit der Einführung des neuen Güterkraftverkehrs- rechts hat die Bundesregierung eine Vielzahl von Maß- nahmen ergriffen bzw. sind Maßnahmen in Vorberei- tung, welche die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Transportgewerbes innerhalb der EU verbessern: Mit der Einführung der streckenbezogenen Maut für LKW ab 12 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht werden Wettbewerbsverzerrungen zulasten deutscher Betriebe deutlich reduziert, da alle Lastkraftwagen, die deutsche Autobahnen befahren, von dieser Abgabe betroffen sind. Damit verbunden ist – nach einer positiven Prüfung durch die EU-Kommission – die gesetzliche Zusage ei- nes Harmonisierungsbeitrags in Höhe von 600 Millionen Euro. Die Steuer- und Abgabenbelastung der deutschen Transportunternehmen wird durch die eingeleiteten Re- formen spürbar sinken. Mit dem heute zur Abstimmung stehenden Gesetzent- wurf passt die Bundesregierung die Vorschriften des Gü- terkraftverkehrsgesetzes den seit März 2003 geltenden EU-Verordnungen zur Einführung einer einheitlichen Fahrerbescheinigung an. Die im Gesetz zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung im gewerblichen Güterver- kehr vom September 2001 getroffenen nationalen Maß- nahmen haben diese positive Entwicklung auf europäi- scher Ebene sicherlich befördert. Durch die illegale oder missbräuchliche Beschäfti- gung von Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten, die auf Fahrzeugen von Unternehmen aus der EU oder dem europäischen Wirtschaftsraum Transporte durchführen, können gesetzestreuen Unternehmen gravierende Wett- bewerbsnachteile entstehen. Den Fahrern, vor allem aus Osteuropa, werden Bil- liglöhne ohne jede soziale Sicherung gezahlt. Die Unter- nehmen sparen Personalkosten in erheblichem Umfang ein, sie können den Verladern Dumpingangebote vorle- gen und verdrängen seriöse Betriebe vom Markt. Außer- dem ist davon auszugehen, dass die schwarzen Schafe der Branche ihren Angestellten kaum zu erfüllende Vor- gaben machen und sie unter schlechten Arbeitsbedin- gungen einsetzen. Übermüdete und unter permanentem Zeitdruck stehende Fahrer stellen eine ernste Gefähr- dung der Verkehrssicherheit dar. v u e a A g g b z E 6 t l f k o o c g p e B e s d f g m d V ü f M W w k z g s U a p b m u ü ß r l S k (C (D Mit dem Gesetzentwurf zur Änderung des Güterkraft- erkehrsgesetzes dämmen wir illegale Beschäftigung nd existenzbedrohende Geschäftspraktiken europaweit in. Die Unternehmer sind verpflichtet, nur Fahrpersonal us Drittstaaten einzusetzen, die im Besitz einer gültigen rbeitserlaubnis oder der europäischen Fahrerbescheini- ung sind. Ausländische Fahrer müssen diese Unterla- en und ein Ausweispapier mitführen und den Kontroll- erechtigten zur Prüfung vorlegen. Daneben ergänzt der Entwurf die bestehende Pflicht um Abschluss einer Haftpflichtversicherung durch die inführung einer Mindestversicherungssumme von 00 000 Euro. Damit können auch Schäden an hochwer- igen Gütern abgedeckt werden. Die dritte bedeutende Neuerung betrifft den Transport andwirtschaftlicher Güter und Erzeugnisse. Wie bisher inden die Vorschriften des Güterkraftverkehrsgesetzes eine Anwendung in der Landwirtschaft. Die Kontrolle, b im konkreten Fall ein Freistellungsgrund vorliegt der Transporte durchgeführt werden, die dem gewerbli- hen Bereich zuzuordnen sind, wird aber durch die buß- eldbewehrte Pflicht zur Mitführung eines Begleitpa- iers bei bestimmten landwirtschaftlichen Transporten rleichtert. Alle Fraktionen haben sich im Ausschuss für Verkehr, au- und Wohnungswesen für die Annahme des Gesetz- ntwurfs der Bundesregierung ausgesprochen. Es ist un- er gemeinsames Ziel, die Wettbewerbsbedingungen für ie Unternehmen des Güterkraftverkehrs einheitlich und air zu gestalten. Fortschritte sind in den letzten Jahren emacht worden, weitere Anstrengungen werden folgen üssen. Renate Blank (CDU/CSU): Mit dem Gesetz werden ie Vorschriften des Güterkraftverkehrsgesetzes an die erordnung des Europäischen Parlaments und des Rates ber die einheitliche europäische Fahrerbescheinigung ür den Einsatz von Fahrpersonal aus Staaten, die nicht itglied der Europäischen Union bzw. des europäischen irtschaftsraums sind, im grenzüberschreitenden ge- erblichen Straßengüterverkehr und im Kabotagever- ehr angepasst und damit die innerstaatlichen Vorausset- ungen für die Ausgabe der Fahrerbescheinigung eschaffen. Es wird also eine einheitliche europäische Fahrerbe- cheinigung eingeführt! Die Fahrerbescheinigung wird nternehmen des gewerblichen Straßengüterverkehrs uf Antrag erteilt, die nachweisen müssen, dass sie Fahr- ersonal aus Staaten, die nicht der Europäischen Union zw. dem europäischen Wirtschaftsraum angehören, ge- äß den in ihrem Niederlassungsstaat geltenden Rechts- nd Verwaltungsvorschriften beschäftigen. Das Gesetz regelt ferner auch neu die Vorschriften ber die von einem Unternehmer des gewerblichen Stra- engüterverkehrs abzuschließende Haftpflichtversiche- ung. Weiter werden die Kontrollmöglichkeiten hinsicht- ich der Freistellung land- und forstwirtschaftlicher onderverkehre von den Vorschriften des Güterkraftver- ehrs verbessert. Dies zum Inhalt des Gesetzentwurfes 10600 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) der Bundesregierung, der im Ausschuss mit Änderungen einstimmig angenommen wurde. Lassen Sie mich aber auch einige Anmerkungen zum deutschen Güterkraftverkehrsgewerbe machen: Seit der Regierungsübernahme von Rot-Grün und mit der Ein- führung der so genannten Ökosteuer haben sich die In- solvenzen im Gewerbe seit 1999 nahezu verdoppelt, nämlich von rund 1 000 Insolvenzen in 1999 auf über 1 900 im Jahr 2003. Das ist ein trauriger Rekord und macht deutlich, dass Sie dem Gewerbe keine Aufmerk- samkeit entgegenbringen. Auch liegen die Insolvenzen im Gewerbe um ein Vielfaches höher als in allen anderen Unternehmen. Das ist unter anderem auf die Einführung der Ökosteuer, aber auch auf die Vernachlässigung des deutschen Gewerbes zurückzuführen. Man denke nur an das Theater um die Einführung der LKW-Maut! Jetzt erwägt das Bundesverkehrsministe- rium sogar, am 1. Januar 2005 mit einer höheren LKW- Maut zu starten, als bisher geplant. Dies wäre ein krasser Verstoß gegen den Mautkompromiss im Vermittlungs- ausschuss vom 21. Mai 2003. Wir hatten damals dafür gesorgt, dass die durchschnittlichen Mautsätze von ur- sprünglich 15 Cent auf 12,4 Cent pro Kilometer so lange herabgesetzt wurden, bis der Verkehrsminister für das deutsche LKW-Gewerbe ein Harmonisierungsvolumen von 600 Millionen Euro jährlich von der EU-Kommis- sion genehmigt bekommt. Hintergrund war, dass die Wettbewerbsbedingungen im europäischen Güterkraft- verkehrsgewerbe angeglichen werden sollten. Erst nach Erreichen dieses Harmonisierungsvolumens in Brüssel sieht der Mautkompromiss vor, dass die Mautsätze auf 15 Cent pro Kilometer angehoben werden dürfen. Nur unter dieser Voraussetzung haben damals die Bundeslän- der auch ihre Zustimmung zur Mauthöheverordnung im Bundesrat gegeben. Nun sollten eigentlich die Verhandlungen in Brüssel zur Harmonisierung für das deutsche Güterkraftver- kehrsgewerbe endlich zum Abschluss gebracht werden. Der Verkehrsminister kann sich aber anscheinend in Brüssel nicht durchsetzen, denn er hat die dringend not- wendige Harmonisierung dem Parlament und dem Ge- werbe gegenüber bereits zum Ende des Jahres 2003 an- gekündigt. Es wäre nun wirklich an der Zeit, in Brüssel zu einem Ergebnis zu kommen, damit es mit dem deut- schen Gewerbe nicht noch weiter abwärts geht. Es geht um Tausende von Arbeitsplätzen! Deshalb ist es ein Skandal, wie gleichgültig und taten- los Verkehrsminister Stolpe den zunehmenden Schwie- rigkeiten des mittelständischen Transport- und Spedi- tionsgewerbes gegenübersteht. Dort, wo eigentlich zupackende Durchsetzungskraft gefordert ist, versteht er sich als Moderator, der gerne plaudert und sich in Unver- bindlichkeiten ergeht. Damit muss endlich Schluss sein! Zu ernst steht es um einen Gewerbezweig, der in frühe- ren Jahren weit über Deutschlands Grenzen hinaus Aner- kennung und Bewunderung gefunden hat. Die von Rot- Grün betriebenen und ständig wachsenden Kostenbelas- tungen haben dazu geführt, dass der heimische LKW im- mer weiter hinter die Auslandskonkurrenz zurückfällt. Eine Verkehrsverlagerung, wie sie nach Vorstellung der g d v d k t w s d d s u p v k s v G p r d g s r i 7 a K m i k B g g d d v p p g A D g H t u s s k w d k n f (C (D rünen Ideologen von der Straße auf die Schiene stattfin- en soll, vollzieht sich in der Verlagerung der Transporte om deutschen auf den ausländischen LKW. Während as Güteraufkommen unserer Fahrzeuge im Binnenver- ehr ständig sinkt, können die ausländischen Konkurren- en ein starkes Plus verzeichnen. Ein weiteres Ärgernis ist die Fortführung der wettbe- erbsverzerrenden Subventionierung von Dieselkraft- toffen in Italien und Frankreich, die mit Zustimmung er Bundesregierung in Brüssel genehmigt wurde! An- ere EU-Staaten mit noch niedrigeren Mineralölsteuer- ätzen erhalten langfristige Übergangsregelungen weit nterhalb der EU-Mindestbesteuerung in der Übergangs- hase bis 2010. Deutschland sucht man im Katalog der ielen nationalen Ausnahmeregelungen vergeblich. Im rassen Gegensatz dazu überschreitet die Mineralölbe- teuerung in Deutschland bereits heute das für 2010 an- isierte Mindestniveau um 42 Prozent. Nachdem nun die Änderung der §§ 7 b und 7 c des üterkraftverkehrsgesetzes einstimmig den Bundestag assieren wird, gebe ich die Hoffnung im Interesse unse- es deutschen Gewerbes nicht auf, dass wir vielleicht och noch zu einer gemeinsamen Lösung der von mir enannten Probleme kommen können. Denn jeder deut- che LKW, der aufgrund der niedrigeren Kosten in ande- en europäischen Ländern ausflaggt, vergrößert das Loch n der Kasse des Finanzministers pro Jahr um rund 0 000 Euro. Zudem fährt kein einziger LKW weniger uf unseren Straßen, sondern nur mit einem anderen ennzeichen. Im Interesse unseres deutschen Gewerbes uss die Bundesregierung nun endlich handeln! Georg Brunnhuber (CDU/CSU): Wir beraten heute n zweiter und dritter Lesung die Neufassung des Güter- raftverkehrsgesetzes. Der vorliegende Entwurf der undesregierung ändert das bestehende Gesetz in fol- enden Punkten: Die Vorschriften werden an die Vor- aben des Europäischen Parlaments und des Rates über ie einheitliche europäische Fahrerbescheinigung für en gewerblichen grenzüberschreitenden Straßengüter- erkehr angepasst. Damit soll der Einsatz von Fahr- ersonal aus Staaten, die nicht der EU oder dem euro- äischen Wirtschaftsraum angehören, geregelt und leichzeitig die innerstaatlichen Voraussetzungen für die usgabe der Fahrerbescheinigungen geschaffen werden. ie Vorschriften über die von einem Unternehmer des ewerblichen Straßengüterverkehrs abzuschließende aftpflichtversicherung werden neu gefasst. Die Kon- rollmöglichkeiten hinsichtlich der Freistellung land- nd forstwirtschaftlicher Sonderverkehre von den Vor- chriften des Güterkraftverkehrsgesetzes werden verbes- ert. Die Zuständigkeiten des Bundesamtes für Güterver- ehr, BAG, werden ergänzt. Die Fraktion der CDU/CSU stimmt dem Gesetzent- urf der Bundesregierung zu. Gestatten Sie mir aller- ings, dass ich zu einzelnen Punkten ein paar Anmer- ungen mache. Der eigentliche Anlass für das Änderungsgesetz, ämlich die Einführung der EU-Fahrerbescheinigung, indet im Gesetz nur geringen Niederschlag. Es ist aller- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10601 (A) ) (B) ) dings davon auszugehen, dass aus Gründen der Rechts- förmlichkeit ein Wiederholen unmittelbar anwendbaren EU-Rechts nicht erforderlich ist. Die Einstufung von Verstößen gegen die Fahrerbescheinigung in dem Buß- geldrahmen bis 250 000 Euro ist konsequent und wird von der Union ausdrücklich unterstützt. Mit der beabsichtigten Neufassung von § 7 a GüKG und der Neufassung der entsprechenden Ordnungs- widrigkeitentatbestände in § 19 Abs. 1 Nr. 6 a bis 6 d wird gegenüber der heutigen Gesetzeslage ein deutliches Mehr an Rechtssicherheit geschaffen. Die Mindestver- sicherungssumme von 600 000 Euro je Schadenereignis ist dabei durchaus angemessen. Die Versicherungspflicht ist ein wichtiges Element zur Sicherung der gesetzlichen Haftung des Güterkraftverkehrsunternehmers. Bei dem derzeitigen Kostendruck und der weitgehend aufgezehrten Eigenkapitaldecke der deutschen Güter- kraftverkehrsunternehmer führt nur eine gesetzliche Ver- sicherungspflicht dazu, dass eine materiell-rechtlich be- stehende Haftung auch solvent bedient werden kann. Nach dem jüngsten Branchenbericht „Straßengüter- verkehr“ des Sparkassen- und Giroverbandes verfügen 56 Prozent der LKW-Unternehmen nicht mehr über ge- nügend Eigenkapital. Insgesamt ist nach diesem Bericht die Eigenkapitalquote auf knapp über 1 Prozent gesun- ken. Ohne Versicherungspflicht könnten insbesondere die kleineren Unternehmen versucht sein, Versiche- rungsprämien zu sparen; dies bedeutet, dass die Fracht- führerhaftpflicht nach einem größeren Schadenfall das Unternehmen zwangsläufig in die Insolvenz führen wird. Dieses leicht vorhersehbare Ergebnis kann nicht im Interesse des Güterkraftverkehrsgewerbes liegen und erst recht nicht im Interesse der verladenden Wirtschaft, die im Schadenfall mit Recht ihre Ansprüche auf Schadenersatz geltend macht. Auch die Erstreckung der Versicherungspflicht auf Ansprüche wegen Schäden, die vom Unternehmer oder seinem Repräsentanten leichtfertig und in dem Bewusst- sein, dass ein Schaden mit Wahrscheinlichkeit eintritt, begangen werden, trägt die Union mit. Dies entspricht den Vorgaben aus § 152 Versicherungsvertragsgesetz, der einen Ausschluss des Versicherers für vorsätzliche Schadenverursachungen vorsieht. Wenn dies für andere Haftpflichtversicherungen gilt, so sollte sich die Ver- sicherungswirtschaft auch bei der Güterschadenhaft- pflichtversicherung mit dieser Regelung einverstanden erklären können. Den Interessen der Versicherungswirt- schaft ist dadurch Rechnung getragen, dass eine Jahres- höchstersatzleistung sowie ein Selbstbehalt in den Ver- sicherungspolicen festgeschrieben werden dürfen. Die neu gefasste Regelung begrüßen wir ausdrück- lich. Sie bedeutet einen wichtigen Schritt zu einer besse- ren Überwachbarkeit der landwirtschaftlichen Sonder- verkehre, die mit regulären Lastkraftwagen durchgeführt werden. Die Freistellung der landwirtschaftlichen Son- derverkehre ist für die Landwirtschaft von großer Be- deutung. Das Güterkraftverkehrsgesetz hat deshalb be- reits 1952 Beförderungen im Straßengüterverkehr, die in der Landwirtschaft üblich sind, von den Regelungen des Gesetzes befreit. Diese Freistellungsregelungen waren in d d g d A f s d c d w s w e a B g r F d e h t d v b o s r M G w b a C d g e a W d s e s V V u F V g t u (C (D er Vergangenheit so erfolgreich, weil die Landwirte da- urch in der Lage sind, ihre Produkte in Eigenregie ge- en Aufschlag zu den Abnehmern zu bringen und Be- arfsgüter selbst bei den Lieferanten abzuholen. llerdings müssen die Voraussetzungen der Freistellung ür die Überwachungsbehörden plausibel nachzuweisen ein. Denn inzwischen ist es immer häufiger der Fall, ass im Rahmen landwirtschaftlicher Verkehre erhebli- he Beförderungsmengen transportiert werden, ohne ass der Freistellungstatbestand tatsächlich erfüllt ist. Eine Kontrolle landwirtschaftlicher Sonderverkehre ar nach der bisher geltenden Rechtslage nur sehr einge- chränkt möglich. Durch die Anlehnung an den Nach- eis im gewerblichen Verkehr und mit der Einführung ines Begleitpapiers hat die Überwachungsbehörde nun lle Möglichkeiten, die Plausibilität einer freigestellten eförderung nachzuvollziehen. Dem Landwirt wird da- egen keine unzumutbare Bürokratie aufgebürdet, da be- eits heute ein erheblicher Teil der Beförderungen im alle des Einsatzes von großvolumigen Kraftfahrzeugen, ie nicht von der Kraftfahrzeugsteuer befreit sind, mit inem Begleitpapier durchgeführt werden. Die Erweiterung der Kontrollbefugnisse des BAG insichtlich der Vorschriften über die Ladung sowie der echnischen Unterwegskontrolle ist sinnvoll. Das Recht es BAG, sich die Zulassungsdokumente des Fahrzeugs orlegen zu lassen, ist ebenso notwendig wie das Recht, ei nicht vorhandenen Sozialversicherungsausweisen der bei anderen Anhaltspunkten für ein illegales Be- chäftigungsverhältnis die Hauptzollämter zu informie- en, um zeitnahe Betriebsprüfungen vorzunehmen. Diese eldungen werden auch heute schon durchgeführt. Aus ründen der Rechtssicherheit ist es aber begrüßenswert, enn die Weitergabe dieser Informationen an die Zoll- ehörden gesetzlich geregelt ist. Alles in allem hat die Bundesregierung einen durch- us ausgewogenen Gesetzentwurf vorgelegt, dem die DU/CSU-Bundestagsfraktion in der Fassung des Än- erungsantrags der Koalition zustimmt. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Zu- egeben, es fällt schon etwas schwer, eine Rede zu inem Thema zu halten, bei dem ein Konsens zwischen llen Fraktionen des Ausschusses für Verkehr, Bau- und ohnungswesen erreicht wurde. Ich möchte zunächst em Kollegen Brunnhuber herzlich für die gute und kon- truktive Berichterstattung danken, die letztlich zu der instimmigen Annahme des Gesetzentwurfes im Aus- chuss geführt hat. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf passen wir die orschriften des Güterkraftverkehrsgesetzes an die EG- erordnung 484/2002 des Europäischen Parlamentes nd und des Rates über die einheitliche europäische ahrerbescheinigung an. Darüber hinaus werden die orschriften zur Haftpflichtversicherung der Straßen- üterverkehrsunternehmen neu geregelt und die Kon- rollmöglichkeiten hinsichtlich der Freistellung land- nd forstwirtschaftlicher Sonderverkehre verbessert. 10602 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) Ich bin der Meinung, dass diese Regelungen wichtig und notwendig sind, denn eines hat mit der Erweiterung der EU auf 25 Mitgliedstaaten sicherlich nicht aufgehört: der große Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen des Straßengüterverkehrs, der tendenziell eher noch zuneh- men dürfte. Da ist die Verlockung bei dem einen oder anderen Unternehmen schon groß, sich durch illegale Beschäftigung und/oder Lohndumping einen Wettbe- werbsvorteil zu verschaffen. Auch wenn es sich dabei hoffentlich um Einzelfälle handelt: Wir müssen unser vordringliches Augenmerk darauf richten, die seriösen Unternehmen vor einer Verzerrung der Wettbewerbsbe- dingungen zu schützen. Durch die Anpassung der §§ 7 b und 7 c des Güter- kraftverkehrsgesetzes an die europäische Rechtslage schaffen wir jetzt die Voraussetzungen für die Ausgabe der Fahrerbescheinigungen. Damit müssen Unterneh- men des Straßengüterverkehrs auf Antrag nachweisen, dass ihr Fahrpersonal – falls es nicht aus der EU stammt – gemäß den Rechts- und Verwaltungsvorschrif- ten des Niederlassungsstaates und damit nach EU-kom- patiblen Vorschriften beschäftigt wird. Diese Regelung fördert einen fairen Wettbewerb und hilft, schwarze Schafe bei Kontrollen schnell ausfindig zu machen. Dass hier Handlungsbedarf geboten ist, zeigte das Er- gebnis von 25 Betriebskontrollen, die durch das Bundes- amt für Güterverkehr durchgeführt wurden. Sieben Fir- men führten in großem Umfang verkehrsrechtlich unzulässige Beförderungen durch deutschlandweit an- sässige Unternehmen aus. Dabei wurden 19 Ordnungs- widrigkeitverfahren und fünf Bußgeldverfahren einge- leitet; in einem Falle führte eine Betriebskontrolle sogar zu neun Festnahmen in insgesamt sieben beteiligten Un- ternehmen. Dieses Ergebnis muss ich wohl nicht näher kommentieren, es zeigt deutlich die Notwendigkeit die- ser Gesetzesänderung. Mit der Neuregelung der Höhe der Mindestversiche- rungssumme bei der Haftpflichtversicherung und einer Festlegung auf 600 000 Euro je Schadensereignis schaf- fen wir ebenfalls eine Verbesserung der Wettbewerbsbe- dingungen. In diesem Zusammenhang ist es von großer Bedeutung, dass die Verbände des Güterkraftverkehrsge- werbes dieser Regelung zugestimmt haben, da sie sich mit ihren Erfahrungen aus der Praxis deckt. Bezüglich der Freistellung land- und forstwirtschaftli- cher Sonderverkehre hat sich seit dem In-Kraft-Treten dieser Regelung vor 50 Jahren einiges in der Branche ge- ändert. Damals ging es vor allen Dingen um die Freistel- lung landwirtschaftlicher Betriebe, die noch in Eigenre- gie ihre Produkte wie zum Beispiel Zuckerrüben zu den Abnehmern brachten bzw. sich ihre Bedarfsgüter selbst abholten. Heute werden jedoch erhebliche Transport- mengen bewegt, die im engeren Sinne der Regelung nicht mehr den Freistellungstatbestand erfüllen und da- her auch dem Gewerbe erhebliche Transportmengen ent- ziehen. Mit der Einführung eines Begleitpapiers bzw. eines sonstigen Nachweises im Falle des Einsatzes großvolu- miger Kraftfahrzeuge und einer Mitführungspflicht für d a r n d M N 2 e s R d s s w r n m k a ti k d B d w h i w m d g s F n d W n D im o D i z w o s r W E P t h D u b (C (D iese Papiere wird die Kontrollmöglichkeit des Bundes- mtes für Güterverkehr deutlich verbessert. Da heute be- eits viele Transporte, wie zum Beispiel die oben ge- annten Zuckerrübentransporte, mit Begleitpapieren urchgeführt werden, hält sich auch der bürokratische ehraufwand in Grenzen. Auf eines möchte ich noch aufmerksam machen. ach der Verordnung hätten wir bereits zum 19. März 003 eine einheitliche europäische Fahrerbescheinigung inführen müssen. Es ist schon ärgerlich, dass wir offen- ichtlich immer wieder bei der Umsetzung von EU- echt in nationales Recht hinterherhinken. Ich möchte a nur an die Debatte um das Kontrollgerätebegleitge- etz erinnern, wo wir ähnliche Vollzugsdefizite festge- tellt hatten. Es wäre sicherlich besser gewesen, wenn ir die Gesetzesänderung bereits vor der EU-Erweite- ung verwirklicht hätten. Aber man sollte die Hoffnung ie aufgeben. Vielleicht gelingt uns ja beim nächsten al eine zügigere Umsetzung. Horst Friedrich (FDP): Die Änderung des Güter- raftverkehrsgesetzes findet zu Recht die Unterstützung ller Fraktionen. Die Gesetzesänderungen liegen eindeu- g auch im Interesse unseres Transportgewerbes, das be- anntlich europaweit schweren wettbewerbsverzerren- en Benachteiligungen ausgesetzt ist. Die schwersten enachteiligungen liegen im Bereich der Besteuerung, er hohen Abgabenbelastung und bürokratischen Aus- üchsen im Standort Deutschland – aber darum geht es ier nicht. Es ist in der Vergangenheit zu Missbräuchen n der Europäischen Union gekommen, indem eine achsende Zahl von nicht aus der Gemeinschaft stam- enden Kraftfahrern von Transportunternehmen zu Be- ingungen beschäftigt wird, die nicht den nationalen und emeinschaftlichen arbeitsrechtlichen Vorschriften ent- prechen. Die Einführung der einheitlichen europäischen ahrerbescheinigung ist damit eine wirksame Maß- ahme bei der Bekämpfung des Sozialdumpings, von em das deutsche Transportgewerbe in besonderer eise nachteilig betroffen ist. Durch die Fahrerbeschei- igung wird wirksam überprüft, ob bei Fahrern aus rittländern, die für Arbeitgeber aus den Mitgliedstaaten grenzüberschreitenden Güterverkehr tätig sind, ein rdnungsgemäßes Beschäftigungsverhältnis vorliegt. iese Regelung zur europäischen Fahrerbescheinigung st seit dem 19. März 2003 in Kraft. Mit den Änderungen um Güterkraftverkehrsgesetz, die wir hier beschließen, erden wir die notwendigen Anpassungen an diese Ver- rdnung schaffen. Im Interesse der deutschen Transportwirtschaft müs- en wir uns über eines im Klaren sein: Mit der Einfüh- ung der Fahrerbescheinigung werden keineswegs alle ettbewerbsverzerrungen beseitigt, die durch den insatz drittstaatenangehöriger Fahrer entstehen. Das roblem liegt darin, dass andere EU-Staaten mit der Er- eilung von Arbeitsgenehmigungen für drittstaatenange- örige Fahrer wesentlich großzügiger umgehen als eutschland. Hier ist eine Harmonisierung notwendig, m Nachteile für das deutsche Transportgewerbe abzu- auen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10603 (A) ) (B) ) Auch die neue Regelung über eine Mindestdeckung von 600 000 Euro bei der Güterschadenhaftpflichtversi- cherung ist sinnvoll. Mit deutlichen Prämienerhöhungen wird nicht zu rechnen sein, denn schon jetzt sind viele Güterkraftverkehrsunternehmer mit einer Deckungs- summe von 1 Million Euro und mehr versichert. Schließlich geht auch die Verbesserung der Kontroll- möglichkeiten hinsichtlich der Freistellung land- und forstwirtschaftlicher Sonderverkehre in die richtige Richtung. Es ist bisher immer wieder zu Missbräuchen der GüKG-Freistellung gekommen und es hat sich he- rausgestellt, dass landwirtschaftliche Sonderverkehre in ihrer rechtlichen Ausnahmesituation nur schwer zu über- wachen sind. Es ist zu begrüßen, dass es diesbezüglich bereits zu einer Verständigung zwischen dem deutschen Transportgewerbe und dem Deutschen Bauernverband gekommen ist. Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Wohnungswesen: Der vorliegende Gesetzentwurf schafft die Vorausset- zungen für die Ausgabe der einheitlichen europäischen Fahrerbescheinigung für den Einsatz von Personal aus Staaten, die nicht Mitglied der Europäischen Union bzw. des europäischen Wirtschaftsraums sind. Sie gilt im grenzüberschreitenden und gewerblichen Straßengüter- verkehr sowie im Kabotageverkehr. Außerdem werden mit dem Entwurf die Vorschriften über die im gewerbli- chen Straßengüterverkehr abzuschließenden Haftpflicht- versicherungen neu geregelt. Zu guter Letzt werden noch die Kontrollmöglichkeiten hinsichtlich der Freistel- lung land- und forstwirtschaftlicher Sonderverkehre ver- bessert. Dieses Paket ist ein Beitrag zu fairen Wettbewerbs- bedingungen in Europa. Das deutsche Güterkraftver- kehrsgewerbe wird davon profitieren. Das betrifft insbe- sondere die Bekämpfung der illegalen Beschäftigung und des Sozialdumpings im gewerblichen Straßengüter- verkehr. Die Bundesregierung setzt damit ihren Kampf gegen unfaire Wettbewerbspraktiken zum Wohl des deutschen Gewerbes fort. Wir haben ihn bereits vor drei Jahren, am 6. September 2001, mit dem Gesetz zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung im gewerblichen Güterkraftver- kehr begonnen. Das war damals echte Pionierarbeit, weil wir mit diesem Gesetz wesentliche Regelungen der euro- päischen Fahrerbescheinigung bereits vorwegnahmen. Diese Entschlossenheit hat die Beratungen in Brüssel zur Einführung der Fahrerbescheinigung beschleunigt. Des- halb wird die europäische Regelung von der Bundes- regierung heute auch ausdrücklich begrüßt. Aber jedes Gesetz ist nur so gut wie die Überwachung seiner Einhaltung. Die gezielten Straßenkontrollen und Betriebsprüfungen des Bundesamtes für Güterverkehr, BAG, in Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden der Länder haben hier sehr viel Gutes geleistet. Sie haben bereits zahlreichen Güterkraftverkehrsunternehmen, die sich durch den illegalen Einsatz von Arbeitnehmern un- gerechtfertigte Wettbewerbsvorteile verschaffen wollten, das Handwerk gelegt. Die Kontrollbehörden des Bundes w t c f V D d d d s g B s c P „ ü v g L S d z 2 L w g B i t Z A 2 s G m – – – – – (C (D erden auch in Zukunft hart daran arbeiten, diesen Un- ernehmern das Leben so schwer wie möglich zu ma- hen. Das gilt auch auf einem anderen Gebiet: Land- und orstwirtschaftliche Beförderungen sind bislang von den orschriften des Güterkraftverkehrs ausgeschlossen. iese Freistellung macht Sinn. Sie hat sich bewährt und eshalb bleibt sie bestehen. Mit der jetzigen Änderung es Güterkraftverkehrsgesetzes verbessern wir aller- ings die Möglichkeiten zur Überwachung dieser Frei- tellung. Denn auch in diesem Bereich hat es in der Ver- angenheit Missbrauchsfälle gegeben. Auch dies ein eitrag zur Beseitigung von Wettbewerbsverzerrungen. Neben der Stärkung des fairen Wettbewerbs trägt die- es Gesetz auch zu einer Verbesserung der Verkehrssi- herheit bei. So werden zum Beispiel dem BAG neue rüfungskompetenzen bei der Ladungssicherung und der technischen Unterwegskontrolle“ von Lastkraftwagen bertragen. Das entspricht langjährigen Forderungen on Experten, etwa des Deutschen Verkehrsgerichtsta- es. Damit tragen wir dazu bei, dass die von Bund und ändern gemeinsam durchgeführten Kontrollen des chwerlastverkehrs noch effizienter werden. Gerade in iesem Bereich ist diese enge Zusammenarbeit unver- ichtbar. Die Stellungnahme des Bundesrates vom 2. April 004 belegt einen breiten Konsens zwischen Bund und ändern hinsichtlich der Zielsetzung dieses Gesetzent- urfes. Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Änderun- en finden fast ausnahmslos auch die Zustimmung der undesregierung. Lassen Sie uns diese Zusammenarbeit m Interesse des deutschen Gewerbes und aller vom Gü- erkraftverkehr betroffenen Verkehrsteilnehmer auch in ukunft einvernehmlich fortsetzen. nlage 13 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 800. Sitzung am 11. Juni 004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2003/87/EG über ein System für den Handel mit Treibhausgas- emissionszertifikaten in der Gemeinschaft Gesetz zur Neuordnung der einkommensteuerrechtli- chen Behandlung von Altersvorsorgeaufwendungen und Altersbezügen (Alterseinkünftegesetz – AltEinkG) Drittes Gesetz zur Änderung des Tierseuchenge- setzes Gesetz zur Änderung der Bundesärzteordnung und anderer Gesetze … Strafrechtsänderungsgesetz – § 201 a StGB (… StrÄndG) 10604 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 (A) ) (B) ) – Gesetz zur Neuordnung der Gebühren in Handels-, Partnerschafts- und Genossenschaftsregistersachen (Handelsregistergebühren-Neuordnungsgesetz – HRegGebNeuOG) – Gesetz zur Ausführung der im Dezember 2002 vorgenommenen Änderungen des Internationalen Übereinkommens von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See und des Internatio- nalen Codes für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen – Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (Ver- kehrsleistungsgesetz – VerkLG) – Gesetz zur Anpassung des Baugesetzbuchs an EU- Richtlinien (Europarechtsanpassungsgesetz Bau – EAG Bau) – Gesetz zu dem Abkommen vom 27. März 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Tadschikistan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 3. März 2003 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Türkei über die Zusammenarbeit bei der Be- kämpfung von Straftaten mit erheblicher Bedeu- tung, insbesondere des Terrorismus und der Or- ganisierten Kriminalität – Gesetz zu dem Internationalen Maasübereinkom- men vom 3. Dezember 2002 – Gesetz zur Änderung der Regelungen über Alt- schulden landwirtschaftlicher Unternehmen und anderer Gesetze Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat sieht in dem Gesetz zur Änderung der Regelungen über Altschulden landwirtschaftlicher Un- ternehmen einen Kompromiss zwischen den verschiede- nen Interessenlagen. Der Bundesrat stellt fest, dass es auch im Interesse der Planungssicherheit der betroffenen landwirtschaftlichen Unternehmen in Ostdeutschland liegt, eine abschließende Lösung der Altschuldenfrage herbeizuführen. Der Bundesrat geht dabei davon aus, dass es im Zusammenhang mit der Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik für einzelne Unternehmen zu teilweise erheblichen Belastungen kommen kann. Vor diesem Hintergrund bittet der Bundesrat die Bundesre- gierung, bei der Durchführung der Ablöseregelung die gravierenden Gewinnänderungen auch der Wirtschafts- jahre, die durch den vorgesehenen Prognosezeitraum für die Ermittlung zukünftiger Zahlungen (fünf Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes) nicht mehr erfasst werden, zu berücksichtigen. Der Abgeordnete Bernd Siebert hat jeweils mit Schreiben vom 25. Mai 2004 mitgeteilt, dass folgende Gruppenanträge zurückgezogen werden: – – – – m d n m V P t (C (D Finanzierungssicherheit beim Straßenbau – Bun- desstraße 3 (Ortsumgehung von Friedberg) auf Drucksache 15/3131 Finanzierungssicherheit beim Straßenbau – Bun- desstraße 45 (Ortsumgehung von Höchst im Odenwald) auf Drucksache 15/3132 Finanzierungssicherheit beim Straßenbau – Aus- bau von zwei Teilstücken der Bundesstraße 49 auf sechs Fahrstreifen westlich von Weilburg auf Drucksache 15/3133 Finanzierungssicherheit beim Straßenbau – Bun- desstraße 277 (Ortsumgehung von Haiger) auf Drucksache 15/3134 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO über die Herbsttagung der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO vom 7. bis 11. November 2003 in Orlando, USA – Drucksachen 15/2463, 15/2790 Nr. 1 – Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Höhe des Existenzminimums von Er- wachsenen und Kindern für das Jahr 2005 (Fünfter Existenzminimumbericht) – Drucksachen 15/2462, 15/2630 Nr. 1.1 – Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Innovationen und Zukunftstechnologien im Mittel- stand – Hightech-Masterplan – Drucksache 15/2551 – Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Eu- ropäischen Parlaments 2003 – Drucksachen 15/2547, 15/2630 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 10605 (A) (C) (B) (D) Innenausschuss Drucksache 15/2447 Nr. 2.19 Drucksache 15/2447 Nr. 2.44 Drucksache 15/2519 Nr. 1.5 Drucksache 15/2519 Nr. 2.45 Drucksache 15/2636 Nr. 2.15 Drucksache 15/2711 Nr. 2.14 Drucksache 15/2793 Nr. 2.10 Drucksache 15/2793 Nr. 2.13 Drucksache 15/2793 Nr. 2.15 Drucksache 15/2793 Nr. 2.19 Rechtsausschuss Drucksache 15/2447 Nr. 2.45 Drucksache 15/2636 Nr. 2.9 Drucksache 15/2636 Nr. 2.10 Drucksache 15/2793 Nr. 1.1 Drucksache 15/2793 Nr. 1.2 Drucksache 15/2793 Nr. 1.3 Drucksache 15/2793 Nr. 2.7 Finanzausschuss Drucksache 15/2895 Nr. 1.4 Drucksache 15/2895 Nr. 1.7 Drucksache 15/2895 Nr. 1.8 Drucksache 15/2895 Nr. 2.7 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/3023 Nr. 2.4 Drucksache 15/3023 Nr. 2.6 Drucksache 15/3023 Nr. 2.11 Drucksache 15/3023 Nr. 2.13 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/3023 Nr. 2.16 Drucksache 15/3023 Nr. 2.25 Drucksache 15/3023 Nr. 2.27 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/3023 Nr. 2.2 Drucksache 15/3023 Nr. 2.7 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/2793 Nr. 2.8 Drucksache 15/2793 Nr. 2.16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/3023 Nr. 2.21 Drucksache 15/3023 Nr. 2.22 Drucksache 15/3023 Nr. 2.23 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/2793 Nr. 2.27 Drucksache 15/2793 Nr. 2.40 Drucksache 15/2793 Nr. 2.41 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/1613 Nr. 1.40 115. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Juni 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511500000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Interfraktionell ist vereinbart worden, die Tagesord-

nung um die erste Beratung des Gesetzentwurfes des
Bundesrates zur Beschleunigung von Verfahren der Jus-
tiz – Drucksache 15/1491 – zu erweitern. Außerdem ist
vereinbart worden, die gestern bereits überwiesenen Ge-
setzentwürfe der Koalitionsfraktionen sowie des Bun-
desrates, jeweils zum Abbau von Statistiken – Drucksa-
chen 15/3306 und 15/2416 –, nachträglich auch an den
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur
Mitberatung zu überweisen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so be-
schlossen.

Ich rufe den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 18 auf:
Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines ... Gesetzes zur Beschleunigung

(... Justizbeschleunigungsgesetz)

– Drucksache 15/1491 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

Eine Aussprache ist für heute nicht vorgesehen. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Wir kommen daher

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Redet
gleich zur Überweisung. Interfraktionell wird vorge-
schlagen, den Gesetzentwurf auf Drucksache 15/1491 an
den Rechtsausschuss zu überweisen. Gibt es dazu ander-
weitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

Wir kommen nun zu den Beschlussempfehlungen des
Vermittlungsausschusses. Nach einer interfraktionellen
Vereinbarung soll die heutige Tagesordnung um die Be-
ratung von zwei Beschlussempfehlungen des Vermitt-
lungsausschusses erweitert werden. Diese Punkte sollen
jetzt gleich als Zusatzpunkte 19 und 20 aufgerufen wer-
den. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist so beschlossen.

Ich rufe also zunächst den Zusatzpunkt 19
Beratung der Beschlussempfehlung
schusses nach Art. 77 des Grundgese

(C (D ung 18. Juni 2004 0 Uhr mittlungsausschuss)

zur Änderung des Arzneimittelgesetzes
– Drucksachen 15/2109, 15/2360, 15/2849,
15/3164, 15/3384 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gudrun Schaich-Walch

Berichterstatterin im Bundestag ist Gudrun Schaich-
alch, Berichterstatter im Bundesrat Minister Rudolf
öberle. Wird das Wort zur Berichterstattung ge-
ünscht? – Das ist nicht der Fall. Wird das Wort zu Er-
lärungen gewünscht? – Auch das ist nicht der Fall.
Damit kommen wir zur Abstimmung. Der Vermitt-

ungsausschuss hat gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Ge-
chäftsordnung beschlossen, dass im Deutschen Bundes-
ag über die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist;
as gilt auch für die noch folgenden weiteren Empfeh-
ungen des Vermittlungsausschusses. Wer stimmt für die
eschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses auf
rucksache 15/3384? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Kein Kabinett, keine Meinung!)


Wir kommen nun zum Zusatzpunkt 20:

ext
Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

regelung des Rechts der Erneuerbaren
Energien im Strombereich
– Drucksachen 15/2327, 15/2539, 15/2593,
15/2845, 15/2864, 15/3162, 15/3385 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


Berichterstatter im Bundestag ist Abgeordneter
Michael Müller, Berichterstatter im Bundesrat Minister-

tian Wulff. Wird das Wort zur Berichter-
scht? – Das ist nicht der Fall. Wird das
ungen gewünscht? – Auch das ist nicht
auf:
des Aus-

(Ver präsident Chris stattung gewün Wort zu Erklär der Fall. Präsident Wolfgang Thierse Dann kommen wir zur Abstimmung. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses auf Drucksache 15/3385? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a bis 22 c auf: a)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Neuordnung des Gentechnikrechts
– Drucksache 15/3088 –

(Erste Beratung 111. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft (10. Ausschuss)

– Drucksache 15/3344 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Helmut Heiderich
Ulrike Höfken
Dr. Christel Happach-Kasan

b) Beratung der Beschlussempfehlung und Bericht
des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernäh-
rung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Helmut
Heiderich, Gerda Hasselfeldt, Peter H.
Carstensen (Nordstrand), weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der CDU/CSU
Grüne Gentechnik in Deutschland nutzen –
Verlässliche Rahmenbedingungen für einen
verantwortungsvollen Einsatz in der Land-
wirtschaft schaffen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christel
Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann,
Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Chancen der Grünen Gentechnik nutzen –
Gentechnikgesetz und Gentechnik-Durch-
führungsgesetz grundlegend korrigieren

– Drucksachen 15/2822, 15/2979, 15/3344 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Helmut Heiderich
Ulrike Höfken
Dr. Christel Happach-Kasan

c) Beratung der Beschlussempfehlung und Bericht
des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernäh-
rung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christel
Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann,

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(C (D Daniel Bahr und der Fraktion der FDP Distanzierung der Bundesregierung von gesetzeswidrigen Zerstörungen von Freisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Apfelsorten in Pillnitz und Quedlinburg durchführen – Drucksachen 15/1825, 15/2352, 15/3383 – Berichterstattung: Abgeordnete Waltraud Wolff Helmut Heiderich Ulrike Höfken Dr. Christel Happach-Kasan Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Neurdnung des Gentechnikrechts liegt ein Entschließungsntrag der Fraktion der CDU/CSU vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Kol egin Herta Däubler-Gmelin, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir eraten heute in zweiter und dritter Lesung den Entwurf ines Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts er Bundesregierung in der durch den federführenden usschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landirtschaft geänderten Fassung. Ich empfehle Ihnen die nnahme des von uns gefassten Beschlusses und auch es Entschließungsantrages. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wo ist denn die zuständige Ministerin?)

Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1511500100

Ich glaube, das ist deswegen richtig, weil es sich hier-
ei um ein sehr wichtiges Gesetz handelt. Es geht ja da-
um, festzulegen, unter welchen Bedingungen genverän-
erte Pflanzen und genverändertes Saatgut bei uns in der
andwirtschaft eingesetzt werden dürfen. Diese Frage,
ie unter dem Stichwort „Grüne Gentechnik“ in der
ffentlichkeit heiß diskutiert wird, ist für die Verbrau-
her und für die Landwirte von hohem Interesse. Wie
ir wissen, sind sie zum allergrößten Teil außerordent-
ich besorgt und haben große Bedenken. Dagegen stehen
ie Interessen von agrochemischen Unternehmen, die
it neuen Produkten, die sie für gut halten, in den Markt
ommen wollen.
Auch in der Öffentlichkeit sind diese Fragen außeror-

entlich umstritten. Wir haben hier im Deutschen Bun-
estag schon mehrfach Grundsatzauseinandersetzungen
nter verschiedenen Aspekten geführt.






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

In diesem Gesetzentwurf geht es aber nicht nur um

die Grundsatzauseinandersetzungen. Es gibt auch eine
Menge von Fragen, die im Detail sorgfältig bedacht und
geregelt werden mussten. Das tun wir mit dem vorlie-
genden Gesetzentwurf in guter Weise.

So wie die Europäische Union vorgegeben hat, soll es
die Möglichkeit geben, genveränderte Pflanzen und gen-
verändertes Saatgut in der Landwirtschaft einzusetzen.
Unser Gesetz stellt dafür allerdings strenge Regeln auf.
Diese strengen Regeln sind nötig, weil damit garantiert
und sichergestellt werden kann, dass Landwirte auch
weiterhin ganz normal ohne genveränderte Pflanzen
wirtschaften können und dass der ökologische Landbau
auch weiterhin – wie bisher – möglich ist. Vor allen Din-
gen sind sie auch nötig, damit die Verbraucherinnen und
Verbraucher, die in ihrer überwältigenden Mehrheit gen-
veränderte Lebensmittel ablehnen, die Produkte unserer
Landwirte auch weiterhin kaufen.

Gerade im Interesse der Landwirte und auch der Ver-
braucherinnen und Verbraucher wollen wir nicht, dass
gentechnisch veränderte Lebensmittel sozusagen schlei-
chend, unkontrolliert und zunächst unbemerkt in unsere
Ladentheken kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen vielmehr, dass dann, wenn bei uns genverän-
derte Lebensmittel erzeugt werden, nicht nur die Risiken
sehr viel genauer bestimmt, sondern dass durch Kon-
trolle auch Transparenz, Garantie, Wahrheit und Klarheit
möglich werden.

Nun habe ich Ihnen die Grundsätze aufgezählt. Es ist
für einen Gesetzgeber natürlich nicht ganz leicht, diese
Grundsätze in ihrer Breite so zu regeln, dass Garantie,
Wahrheit, Klarheit und Transparenz auch tatsächlich ge-
sichert sind. Es ist allerdings notwendig, dass das nicht
nur versucht, sondern auch mit Erfolg erreicht wird, weil
nur so Sicherheit und Vertrauen bei Verbraucherinnen
und Verbrauchern, also in der Öffentlichkeit, und Klar-
heit für die Landwirte stabilisiert werden können. Genau
das tun wir mit dem vorliegenden Gesetzentwurf.

Zum Ersten tun wir dies durch klare Aussagen

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

über das Standortregister, das wir in zwei unterschiedli-
che Stufen eingeteilt haben, nämlich einmal in einen öf-
fentlich einsehbaren Teil, aus dem sich ergibt, wo gen-
veränderte Pflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen
ausgebracht werden, und einmal in einen eher geschütz-
ten Teil, aus dem lediglich Personen mit einem berech-
tigten Interesse, also Nachbarn solcher Landwirte, die
sich für genveränderte Pflanzen entscheiden, oder auch
Imker, auf deren Interesse ebenfalls ganz besonders ein-
zugehen ist, Näheres erfahren können, damit die notwen-
digen Informationspflichten erfüllt und die notwendigen
Vorkehrungen getroffen werden können.

Wir haben darüber hinaus klare Regelungen für die
Haftung der Landwirte in diesem Gesetzentwurf veran-

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(C (D ert. Dazu gehört zunächst einmal die gute fachliche raxis. Was heißt das? Das heißt: Wenn genveränderte flanzen verwandt werden, dann müssen die ihnen inneohnenden Risiken berücksichtigt werden. Man darf nur nter dieser Bedingung anbauen, um diejenigen, die eine genveränderten Pflanzen anbauen oder ökologisch irtschaften wollen, nicht zu beeinträchtigen. Es muss lso eine ganze Reihe von klaren Informationspflichten eben, und zwar nicht nur Pflichten für die anbauenden andwirte, sondern auch für ihre Erzeuger und Lieferanen. Diese Informationspflichten sind notwendig für die bwägung der Risiken für Mensch, Tier und Umwelt nd für die Haftung bei Schäden. Es geht zudem auch m Risiken, die sich aus der Auskreuzung ergeben könen, wobei die Auskreuzungsrisiken zum Beispiel bei aps noch größer sind als die bei Kartoffeln. Nochmals: er Grund für unsere strengen Regelungen ist, dass die andwirte, die keine genveränderten Pflanzen nutzen der ökologisch produzieren wollen, nicht ins Abseits edrängt werden, sondern dass ihnen Sicherheit garaniert werden muss. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511500200

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Herzog, SPD-Fraktion?


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1511500300

Aber selbstverständlich.


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1511500400

Frau Kollegin, Sie haben von Landwirten gesprochen,

ie dieser Technik skeptisch bis ablehnend gegenüber-
tehen. Können Sie mir sagen, ob das folgende Gesche-
en in der kleinen südpfälzischen Gemeinde Böbingen
in Einzelfall ist? In der Woche, in der wir die erste Le-
ung dieses Gesetzentwurfs vorgenommen haben, hat
iese Gemeinde eine Aktion gestartet unter dem Titel
Gentechnikfreies Böbingen“. An der Spitze dieser Be-
egung war der örtliche Vorsitzende der Bauern- und
inzerschaft, Herr Gerhard Staub, im Einsatz und der
emeinderat und der Ortsbürgermeister haben sich die-
er Aktion in Gänze angeschlossen.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Bevor sich die Kolleginnen und Kollegen der Opposi-
ion noch mehr ereifern, will ich hinzufügen, dass die
amen und Herren, die sich an dieser Aktion beteiligt
aben, nach meiner Kenntnis keine Funktionäre der SPD
der der Grünen sind. Vielmehr ist jener Herr Staub bei
er Wahl am 13. Juni mit dem besten Stimmenergebnis
n den Gemeinderat Böbingen gewählt worden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Derjenige, der Schröder geohrfeigt hat, auch!)







(A) )



(B) )



Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1511500500

Vielen Dank, Kollege Herzog. Schauen Sie: Die Op-

position hat es natürlich leicht. Sie kann gegen alles sein
und gegen jedes Gesetzesvorhaben demonstrieren. Das
ist sozusagen das natürliche Recht der Opposition.

Unsere Aufgabe als Mehrheitsfraktion in diesem
Haus ist es, die unterschiedlichen Interessen zu berück-
sichtigen und gegeneinander abzuwägen. Wir müssen
insbesondere auch Sprecher für die Landwirte sein, die
dieser Technik skeptisch gegenüberstehen. Wie Sie wis-
sen, tun wir das, und zwar nicht nur durch die klaren Re-
gelungen, die ich gerade erläutert habe, sondern auch
durch die Möglichkeit, freiwillig gentechnikfreie Zo-
nen zu schaffen. Sie haben ein Beispiel genannt. Aus der
Uckermark sind mir Beispiele bekannt. In Baden-
Württemberg gibt es eine erhebliche Zahl solcher Aktio-
nen. Das gilt ebenso für Bayern und andere Länder.

In unsere Regelungen nehmen wir natürlich auch die
Anregungen aus der Praxis und die der Bauernverbände
– seien es die des Deutschen Bauernverbandes, des Bau-
ernbundes, des Imkerbundes oder der ökologisch wirt-
schaftenden Landwirte – auf. Das sehen Sie an unserem
Gesetzentwurf. Wir haben sie zu einer Anhörung einge-
laden. Die Ergebnisse der Anhörung finden sich in den
Formulierungen unseres Ausschussänderungsantrages
wieder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch zu weiteren Inhalten unseres
Gesetzentwurfes kommen. Der Gesetzentwurf enthält
natürlich Kontrollpflichten und Kontrollrechte der öf-
fentlichen Hand. Es gehört zu den legitimen staatlichen
Aufgaben, dafür zu sorgen, dass Gesetze eingehalten
werden. Mich schmerzt es trotz meines Respekts für das
natürliche Bedürfnis der Opposition, alles abzulehnen,
immer wieder, wenn die Kontrollaufgaben oder -pflich-
ten als Bürokratie verteufelt werden. Wenn man nicht
kontrollieren kann, dann hat das Aufstellen von Regeln
relativ wenig Sinn.

Im Bundesrat haben gerade die Kolleginnen und Kol-
legen aus den CDU- bzw. CSU-geführten Ländern da-
rauf hingewiesen, dass sie erhebliche Bedenken gegen
die Einführung von Landesstandortregistern hätten.
Wir sind diesen Bedenken entgegengekommen und ha-
ben uns dafür ausgesprochen, die Länderstandortregister
nicht obligatorisch zu machen. Deshalb haben wir das
Bundesregister vorgeschlagen, das ich Ihnen gerade vor-
gestellt habe. Das hatte zur Folge, dass der Gesetzent-
wurf in Verbindung mit einigen anderen Regelungen zu-
stimmungsfrei wurde. Das begrüßen wir ausdrücklich,
und zwar deswegen, weil damit verhindert wird, dass
von einer bestimmten Seite in diesem Haus das Geset-
zesvorhaben unendlich in die Länge gezogen werden
kann. Die Landwirte, deren Interessen wir vertreten, sind
darauf angewiesen, dass sie jetzt Sicherheit haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Landwirte brauchen Planungssicherheit bis zum
Ende dieses Sommers. Darauf haben uns alle Praktiker

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(C (D us der Landwirtschaft hingewiesen. Dem sind wir entegengekommen. Wir sind auch der Meinung, dass zusätzlich einiges uf europäischer Ebene geklärt werden muss. Deswegen aben wir einen Entschließungsantrag eingebracht, mit em wir die Bundesregierung in zwei wichtigen Bereihen zu Aktivitäten auffordern. Zum einen sind wir der einung, es wäre sehr vernünftig, wenn wir europaweit eltende Haftungsregelungen hätten, und zwar einerseits eswegen, weil sie die Klarheit und die Planungssichereit für alle Beteiligten erhöhen, und andererseits, weil amit wettbewerbsrechtliche Verzerrungen vermieden der auch Unterschiede im Umweltbereich stärker beücksichtigt werden können. Deswegen drängen wir so arauf, dass derartige Regeln europaweit vereinbart weren. Zum Zweiten hat das auch mit dem Haftungsrisiko er Landwirte zu tun. Natürlich haften die Landwirte für as, was sie selber verantworten müssen und können, ämlich für die Verletzung der guten fachlichen Praxis. arüber hinaus gibt es aber das so genannte Koexistenzisiko. Das ist ein technischer Ausdruck, der sich auf das isiko der Auskreuzung einer Pflanze bezieht, was zur olge hat, dass konventionell oder biologisch wirtschafende Landwirte – das ist die überwiegende Mehrheit – hre Produkte nicht mehr loswerden und deshalb einen irtschaftlichen Schaden haben. In einem solchen Fall ollten eigentlich die Erzeuger haften. Dafür gibt es biser auf europäischer Ebene noch keine Regelung. Eine olche einzuführen wäre sehr gut. Bis dahin allerdings das empfiehlt der Ausschuss allen Landwirten, die sich ür den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft ntscheiden – sollten diese Landwirte von ihren Liefeanten eine Freistellung für diese Risiken verlangen. ieses Petitum kommt auch von den Bauernverbänden. ir haben es aufgenommen und sind der Meinung, dass an das nicht laut genug fordern kann. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Punkt aus dem Entschließungsantrag, der
ns ebenfalls wichtig ist, besagt, dass Lücken im Kenn-
eichnungsrecht durch einheitliche Regelungen auf EU-
bene geschlossen werden müssen. Wir wissen, dass tie-
ische Produkte heute auch dann von der Kennzeichnung
usgenommen werden, wenn die Tiere mit gentechnisch
eränderten Futtermitteln, Pflanzen oder was auch im-
er gefüttert werden. Das halten wir für falsch und für
in Element der Verunsicherung.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Wer für eine neue

echnologie, die bestimmte Wirtschaftsunternehmen auf
en Landwirtschaftsmarkt bringen wollen, weil sie sich
twas davon versprechen, Vertrauen schaffen will, der
uss sowohl für die Haftung als auch für die Transpa-
enz, die Wahrheit und die Klarheit – das betrifft die
ennzeichnungsrichtlinien – klare Konsequenzen zie-
en. Wir tun hier, was wir in Ausformung des europäi-
chen Rechts tun können. Der nächste Schritt muss jetzt
m europäischen Recht erfolgen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511500600

Ich erteile das Wort Kollegen Helmut Heiderich,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1511500700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Neuregelung des Gentechnikrechtes und die heutige De-
batte hätten eigentlich bereits im Oktober 2002 hier
stattfinden müssen. Zwei Jahre lang haben Sie, die Koa-
lition, die Fortentwicklung der Gentechnik verzögert,
blockiert, Forschung verhindert und Verfahren ver-
schleppt. Zwei Jahre lang haben Sie sich im Bundeskabi-
nett gestritten und waren unfähig, eine Lösung vorzule-
gen. Zwei Jahre lang hat das eine Ministerium die
Forschung im Freiland finanziell unterstützt, während
das andere Ministerium die Forschung veräppelt hat, wie
es die „Zeit“ im Dezember zutreffend formuliert hat.

Zwei Jahre lang haben Sie in Brüssel kleinlaut beige-
geben, wenn Entscheidungen zur Gentechnik angestan-
den haben. Zwei Jahre lang haben Sie im eigenen Land
nicht das Geringste getan, um hinsichtlich unserer kli-
matischen, strukturellen und landwirtschaftlichen Bedin-
gungen zu belastbaren praktischen Erfahrungen vor
Ort zu kommen und damit die notwendigen Grundlagen
für die Ausformulierung dieses Gesetzes zu schaffen. So
aber sind wir auf Vermutungen oder allenfalls Daten aus
zweiter Hand angewiesen.

Zwei Jahre lang haben Sie nichts vorangebracht. Des-
wegen fordere ich Sie auf: Hören Sie endlich auf, öffent-
lich – wie auch eben wieder – nach Sündenböcken zu su-
chen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben den Stillstand gewollt, den Sie demzufolge
auch verantworten müssen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

Inzwischen hat Sie offensichtlich die Panik ergriffen,

dass Sie von der europäischen Entwicklung überrollt
werden könnten und dass die Bürger merken könnten,
dass Sie zu wenig Vorsorge getroffen und zu spät und
unzureichend gehandelt haben. Nun bestimmt plötzlich
politische Willkür das Handeln. Alle Verfahrensbeteilig-
ten werden vor den Kopf gestoßen, wie es extremer nicht
vorstellbar ist.

Die Frau Ministerin hat erst gestern Morgen wieder
erklärt, sie wolle alle Beteiligten an einen Tisch holen
und im Verbund mit allen Gruppen zu vernünftigen Er-
gebnissen kommen. Sie reden doch sonst immer davon,
alle Beteiligten zusammenzubringen; aber bei der grü-
nen Gentechnik denken Sie gar nicht daran. Sie säen nur
Zwietracht und verhindern jede eingehende Beratung.
Sie stiften in der Bevölkerung und der Landwirtschaft
Verwirrung, indem Sie die Zusammenhänge völlig
falsch erklären. Denn Gentechnik spielt inzwischen in
fast jedem Stall, fast jeder Apotheke und fast jedem Le-
bensmittel eine Rolle.

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(C (D Sie haben in dieser Woche den Boden jeder seriösen arlamentarischen Behandlung dieses Themas – ich foruliere das bewusst vorsichtig – verlassen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ass Sie nach zwei Jahren Vorlaufzeit die Runde der
och angesehenen Wissenschaftler und Experten erst
wei Tage vor der entscheidenden Abstimmung eingela-
en haben, zeigt am deutlichsten, was Sie von den Rat-
chlägen der Wissenschaftler und Experten halten. Bis
eute liegt nicht einmal ein Protokoll darüber vor, wel-
he Verbesserungsvorschläge in der Runde am Montag
orgetragen wurden.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist immer so! Das ist nicht nur da so!)


Dann haben Sie uns Dienstagabend lange nach Büro-
chluss ein einseitiges Fax mit Entschließungsanträgen
hrer Fraktion zugesandt. Es enthielt keinen Vermerk
nd keinen Hinweis darauf, dass Sie anschließend in der
acht klammheimlich auch noch einen 40-seitigen Än-
erungsantrag per E-Mail an die längst abgeschalteten
omputer nachsenden würden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

n einer solchen Art und Weise kann man mit einem so
ichtigen Thema, über das schon seit Monaten disku-
iert wird, nicht umgehen.
Nicht einmal in der entscheidenden Ausschusssitzung

m Mittwochmorgen lag Ihr Antragspaket in schriftli-
her Form zur Beratung vor. Auf unseren Antrag hin
usste es erst hereingeschleppt werden, weil auf den Ti-
chen nichts auslag, Frau Vorsitzende.


(Widerspruch der Abg. Dr. Herta DäublerGmelin [SPD])


Das ist nicht falsch; es ist vielmehr die Wahrheit. Das
önnen alle Kollegen bestätigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511500800

Kollege Heiderich, gestatten Sie eine Zwischenfrage

er Kollegin Däubler-Gmelin?


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1511500900

Nein, ich gestatte im Moment keine Zwischenfrage. –
achträglich hat sich herausgestellt, dass Sie auch noch
ine wesentliche Änderung des Bundesnaturschutz-
esetzes mit aufgenommen haben, wovon weder in der
nhörung noch in der vorigen Fassung des Gesetzent-
urfs die Rede war. Eigentlich hätten wir eine neue An-
örung beantragen können; diesem Antrag hätten Sie
tattgeben müssen.
Wer so handelt und das Parlament in einer solchen Art

nd Weise düpiert, der will keine Diskussion zur Sache;
r will vielmehr etwas durchboxen, ohne dass ihm an-
ere in die Karten schauen können. Das ist Ihr wirkli-
hes Ziel.






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dabei besteht gar kein Anlass zu einer solch plötzli-
chen Blitzaktion. Frau Künast selber hat doch das gegen-
wärtig für den wissenschaftlich begleiteten Erpro-
bungsanbau der Bundesländer genutzte Saatgut zu
diesem Zweck zugelassen. Sie wird doch hoffentlich ge-
wusst haben, was sie da getan hat.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das wäre das erste Mal gewesen!)


Sie weiß hoffentlich ebenfalls, dass dieser Anbau sicher
und unbedenklich ist. Sonst hätte ihr Haus die Zulassung
nicht erteilen dürfen. Aber Ihr jetziger Affront gegen die
betroffenen Länder, die im Grunde die Aufgabe über-
nommen haben, die Sie seit zwei Jahren hätten erledigen
müssen, ist kein Ausdruck verantwortlichen Handelns
Ihrerseits.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie alle, auch Frau Künast, wissen außerdem, dass in

diesem Jahr für den allgemeinen landwirtschaftlichen
Anbau in Deutschland überhaupt keine gentechnisch
veränderte Sorte zugelassen ist, dass also überhaupt kein
Anbau bei den Landwirten stattfinden kann. Selbst wenn
demnächst die Europäische Union eine gentechnisch
veränderte Maissorte freigeben sollte, dann könnte der
Mais erst im kommenden Frühjahr ausgesät werden. Bis
dahin wären aber die neuen gesetzlichen Regelungen al-
lemal in einem geordneten Verfahren umsetzbar gewe-
sen. Ihre Nacht-und-Nebel-Aktion wäre also nicht not-
wendig gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der krampfhafte Versuch, jetzt andere für das chaoti-

sche Durcheinander der Koalition haftbar zu machen, ist
wirklich der Gipfel der Unverfrorenheit. Schließlich,
Frau Vorrednerin, waren es doch gerade SPD-regierte
Bundesländer, von Rheinland-Pfalz bis Mecklenburg-
Vorpommern, die deutliche Nachbesserungen am bishe-
rigen Gesetzentwurf verlangt haben. Die ständigen Be-
hauptungen von einer Blockade an unsere Adresse sind
schlicht unwahr, um nicht noch schärfere Formulierun-
gen zu verwenden. Ich fordere Sie auf, endlich damit
aufzuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hören Sie endlich auf, eine Debatte auf diesem Niveau
zu führen, wie Sie das in dieser Woche tun!

Herr Kollege Röspel, die Bio- und Gentechnik stellt
ein großes Wachstumspotenzial dar. Das erklärt Ihr
Bundeskanzler nahezu jeden Sonntag. Eine solche neue
Technologie, die sich weltweit schon auf breiter Basis
durchsetzt, kann man den Bürgern aber nicht von oben
aufstülpen. Man kann ihr schon gar nicht durch populis-
tisches Wegducken vor der Verantwortung gerecht wer-
den, wie Sie das jetzt in starkem Maße tun. Man kann sie
erst recht nicht mit einer starken Verunsicherung der
Bürger begleiten. Dem müssten Sie eigentlich entgegen-
treten. Aber Sie tun im Moment das genaue Gegenteil.

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(C (D Durch das, was Sie jetzt hastig vorgelegt haben, wird ie gesamte Verantwortung für diese Technologie letztndlich bei den Bauern abgeladen. Diese, die sowieso chon das schwächste Glied in der Kette sind, sollen nun ür die Versäumnisse von Rot-Grün geradezu an das oftor genagelt werden, um einmal diesen Ausdruck zu erwenden. (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ieder einmal müssen die Bauern für Rot-Grün herhal-
en. Diese fatale Konsequenz scheint Ihnen selbst zu
ämmern. Wie sonst sollte man die in Ihrem Entschlie-
ungsantrag formulierte untaugliche Aufforderung an
ie Landwirte verstehen – ich zitiere –, „sich durch ihre
ieferanten haftungsmäßig freistellen zu lassen“? Mit
oexistenz hat diese Aufforderung gar nichts mehr zu
un.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die Forderung des Bauernverbandes!)


Sie säen mit Ihrer Hauruckaktion Zwietracht in
eutschland. Sie isolieren Deutschland in Europa. Sie
lockieren eine Forschung, die Deutschland zu einer
pitzentechnologie hätte verhelfen können, wie das auch
on Abgeordneten aus Ihren Reihen immer öfter darge-
tellt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn ich darf, möchte ich zum Schluss noch Ihren
inister Clement zitieren. Er stellt fest: Jedes zertram-
elte Genmaisfeld ist eine zerstörte Chance. –


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])

ie haben in dieser Woche sehr viele Chancen für die
iotechnik in Deutschland zerstört. Der von Ihnen vor-
elegte Gesetzentwurf und die heutige Diskussion sind
in Negativum für Deutschland und seine Zukunft.
Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511501000

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

in Dr. Herta Däubler-Gmelin.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1511501100

Herr Präsident! Lieber Herr Kollege Heiderich, ich

ätte Sie das gerne selbst gefragt. Da Sie aber keine Zwi-
chenfrage zugelassen haben, mache ich das jetzt im
ahmen einer Kurzintervention.
Sie haben mich ja auch in meiner Eigenschaft als
usschussvorsitzende angesprochen. Ich habe bereits
orher erklärt, dass ich viel Verständnis dafür habe, dass
ie Opposition sozusagen von ihrem natürlichen Recht,
egen alles zu sein, Gebrauch macht.






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Unsinn! – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Unglaublich! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Dass Sie jetzt aber in neun Minuten Redezeit zur Sache
gar nichts gesagt haben, halte ich für bemerkenswert. Da
Sie zum Verfahren, dem Sie sich lang und breit zuge-
wandt haben, auch einige Unrichtigkeiten gesagt haben,
muss ich das einfach sachlich richtig stellen:

Der Entschließungsantrag, der von Ihnen nicht gerügt
wurde, ist gestern um 19.46 Uhr per E-Mail an jedes
Büro gegangen. Um 20.16 Uhr kamen die Änderungsan-
träge. Dass Sie es als „klammheimlich“ bezeichnen, dass
die E-Mail-Übermittlung der Änderungsanträge 30 Mi-
nuten später erfolgte, halte ich für geradezu komisch.
Dass Sie bei 20.16 Uhr von „in tiefster Nacht“ reden,
wird selbstverständlich auch die Öffentlichkeit einiger-
maßen amüsieren.

Sie haben in einem Punkt völlig Recht – lassen Sie
mich das wiederholen; das haben wir auch im Ausschuss
zum Ausdruck gebracht –: Wir haben die Änderungsan-
träge erst am Dienstag fertig stellen können, weil wir
– übrigens Ihr Interesse voraussetzend – die Anhörung
vom Montag in die Formulierung der Änderungsanträge
aufgenommen haben. Das gehört zu unserer Pflicht.


(Birgit Homburger [FDP]: Das ist doch wirklich lächerlich!)


Ich finde es schade, dass Sie sich der Beratung entzo-
gen haben.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Dass es sich um ein Hauruckverfahren handele, kann
man eigentlich nicht sagen, weil wir im Plenum des
Deutschen Bundestages schon mehrfach über das Thema
debattiert haben und weil vor allen Dingen der Bundes-
rat seine Einwände nach langer Diskussion bereits am
– ich bitte die Öffentlichkeit und die verehrten Kollegin-
nen und Kollegen der Opposition, auf das Datum zu ach-
ten – 2. April dieses Jahres in schriftlicher Form vorge-
legt hat.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511501200

Kollege Heiderich, Sie haben das Wort zu einer Erwi-

derung.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1511501300

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Frau Vor-

sitzende, ich kann verstehen, dass Sie jetzt versuchen
wollen, das wirklich unseriöse und an den üblichen de-
mokratischen Verfahren völlig vorbeigegangene Verhal-
ten in dieser Woche in irgendeiner Form zu rechtferti-
gen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Völlig unsinnig!)


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(C (D Ich habe eben deutlich auf Folgendes hingewiesen: enn Sie schon per Fax um 19.47 Uhr (Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Um 19.46 Uhr!)


oder um 19.46 Uhr – einen einseitigen Antrag ver-
chicken, dann hätte es der Anstand geboten, dass man
arauf schreibt: Achtung, per E-Mail kommen in einer
tunde noch 40 Seiten hinterher.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Frau Vorsitzende, Kollegen haben mich angerufen

nd haben mit mir über den Antrag gesprochen. Sie ha-
en gesagt: Hier ist etwas gekommen. Darf ich dir das
inmal vorlesen? – Nachdem ich die drei Sätze gelesen
atte, die in diesem Antrag standen, habe ich gesagt: Na,
enn es denn sonst nichts ist, dann ist die Problematik
orgen früh nicht so bedeutsam.
Dann haben Sie das andere per E-Mail versandt, ob-
ohl die Computer um 20 Uhr oder um 21 Uhr natürlich
ängst abgeschaltet waren – so habe ich das eben formu-
iert; ich habe hier nichts von „tiefer Nacht“ gesagt; Sie
üssen einmal genau zuhören –,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Doch!)

odass darauf niemand aufmerksam werden konnte.
Am nächsten Morgen wäre es Ihre Pflicht gewesen,

iesen Antrag auf den Tisch zu legen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ieser Pflicht sind Sie nicht nachgekommen. Die Kolle-
en mussten Sie mehrfach auffordern, die Exemplare
rst einmal herbeizuschaffen, damit man überhaupt lesen
onnte, was in diesem Antrag steht. – So sind die Dinge
bgelaufen.
Ich wiederhole: Mehrere Kollegen haben mir bestä-

igt, dass sie die von Ihnen per E-Mail versandten An-
räge gar nicht bekommen haben. Schon allein das wäre
in Grund, die Verhandlung abzusetzen. Wir haben auch
arauf verzichtet, eine Anhörung zur Änderung des Bun-
esnaturschutzgesetzes durchzuführen, obwohl Sie dies
usätzlich eingebracht hatten.
Sie haben in dieser Woche das parlamentarische Ver-

ahren mit Füßen getreten. Nun versuchen Sie hier nicht,
as auch noch scheinheilig zu rechtfertigen.
Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511501400

Da der Kollege Wolfgang Zöller uns die Ehre er-
eist, seinen Geburtstag hier mit uns zu verbringen,
öchte ich ihm herzlich gratulieren.


(Beifall)

Nun erteile ich Kollegin Ulrike Höfken von der Frak-

ion des Bündnisses 90/Die Grünen das Wort.






(A) )



(B) )



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511501500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Kollegen von der CDU/CSU sind echt
süß. CDU und CSU sind doch die Parteien, die für die
Verlängerung der Ladenöffnungszeiten und für die Aus-
dehnung der Wochenarbeitszeit eintreten. Dennoch
schaffen sie es noch nicht einmal, ihren eigenen Laden
während der Geschäftszeiten des Bundestages offen zu
halten. Also, ich bitte Sie!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Wie reden Sie von diesem Parlament!)


Man kann ja bei guten Wahlergebnissen übermütig wer-
den. Wir werden das nicht.


(Lachen bei der CDU/CSU)

– Oh nein! – Die Frage ist aber, ob Sie sich einen Gefal-
len tun, wenn Sie sich hinter einem Scharfmacher wie
Herrn Heiderich versammeln, der eine reine Lobbyis-
muspolitik betreibt.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Was? – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Hören Sie auf mit Ihren Unterstellungen!)


Wenn ich mit den Kollegen von der CDU zusammen-
sitze, wie das heute Abend in der Eifel auf dem Ziegen-
hof von Regino Esch der Fall sein wird – das gilt aber
auch für Trier oder Rheinland-Pfalz überhaupt –, dann
nehmen sie ganz andere Positionen ein – der Kollege
Herzog hat das dargestellt –; sie sagen nämlich: Sorgen
Sie bloß dafür, dass es ein strenges Gentechnikgesetz
gibt!

Es kann doch nicht wahr sein, dass Sie sich gegen die
wirtschaftlichen Interessen der übergroßen Mehrheit der
Betriebe, die Interessen der übergroßen Mehrheit der
Verbraucher und sogar die der großen Handelskonzerne
stellen! Gestern haben Sie ein großes Theater gemacht,
als ich da etwas kritisiert habe. Heute handeln Sie gegen
diese Handelsinteressen. Das muss man sich doch ein-
mal auf der Zunge zergehen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie haben noch einmal die zerstörten Chancen er-
wähnt. Wir als Grüne sehen keinen Nutzen im Einsatz
der Gentechnik im landwirtschaftlichen Bereich.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie haben noch nie bei einem Technikeinsatz einen Nutzen gesehen!)


Wir sehen die zahlreichen ungeklärten Risiken für die
Verbraucher. Wir sehen in der Gentechnikfreiheit einen
großen Marktvorteil für die deutsche Landwirtschaft,
übrigens gerade für Regionen wie die Eifel und die Mit-
telgebirgslagen.

Hier muss man auch noch einmal etwas klarstellen.
Vor allem pauschale Aussagen wie die, es hätten sich
keine gesundheitlichen Risiken ergeben, stehen auf
sehr wackeligen Füßen.

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(C (D (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wieso lässt Künast dann zu?)


ie wissen ganz genau: Es gibt zehn weltweit anerkannte
tudien. Fünf davon sagen, es gebe nachteilige Ergeb-
isse.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wieso lässt Künast dann zu? – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Dann hätte Künast das verbieten müssen!)


ünf Studien, privatwirtschaftliche übrigens, sagen, es
ebe keine. Eine so dünne Datenbasis kann auf keinen
all dazu führen, das Vorsorgeprinzip,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sagen Sie das Ihrer Ministerin! – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Warum hat die Ministerin nicht dagegengehalten? Warum lässt sie das zu? Das ist doch unredlich!)


as auch die EU vorschreibt – vertun Sie sich da nicht:
uch die EU-Richtlinie schreibt das vor –, außer Acht
u lassen. Deswegen müssen wir genau dieses Gentech-
ikgesetz jetzt vorlegen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Der Genmais kommt nur mit der Künast zum Einsatz!)


Herr Heiderich, ich finde Ihre Anmerkungen – um das
inmal vorsichtig auszudrücken – reichlich realitätsver-
rehend; denn erst im April lag die Kennzeichnungs-
nd Herkunftsverordnung der EU-Kommission vor. Die
ennzeichnungsregeln waren erst zu diesem Zeitpunkt
bgestimmt. Unser Gesetz vorher zu machen wäre reich-
ich absurd gewesen. Erst zu dem Zeitpunkt gab es die
rundlage dafür. Das Durchführungsgesetz haben Sie
m Bundesrat aufgehalten. Man muss sich das einmal
orstellen: Sie haben die Verbraucher daran gehindert,
ber die Kennzeichnung ihre Informationsrechte wahr-
ehmen zu können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as war eine reine Verzögerungstaktik, die Sie jetzt uns
orwerfen. Das ist ja wohl das Allerdickste!
Zum Erprobungsversuch. Da passiert das Gleiche.

elbstverständlich wissen wir alle: Es gibt nach alten
U-Regeln zugelassene Produkte, mit denen wir uns
eute auseinander setzen müssen. Es sind alte Zulassun-
en, die natürlich rechtlich entsprechend bewertet wer-
en müssen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Frau Künast hat sie zum Erprobungsanbau zugelassen!)


ber es ist doch ganz klar: Sie halten das Gentechnikge-
etz im Bundesrat auf, um diese Rechtslücke für einen
eheim gehaltenen Erprobungsanbau zu nutzen. Das ist,
inde ich, ein dickes Ding.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


s ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung, hier
echtssicherheit zu schaffen, und das tun wir auch.






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

Um auch das noch einmal ganz deutlich zu sagen: Wir

setzen hier die Regeln der EU um. Manche fragen: Wa-
rum verbietet ihr das Ganze nicht, wenn man sich nicht
sicher sein kann, ob das nicht doch Schäden verursacht?
Wir nutzen in Deutschland aber in einer einmaligen Art
und Weise die nationalen Möglichkeiten aus – das ist
ein in Europa einmaliges Gesetz, auf das viele andere
europäische Länder schauen –, um die gentechnikfreie
Produktion zu schützen, die Verantwortung der Produ-
zenten festzuschreiben, entsprechend dem Spielraum die
gute fachliche Praxis in ihren Rahmenbedingungen zu
klären, festzulegen, dass die ökologisch sensiblen Ge-
biete geschützt werden, und über ein transparentes
Standortregister – meine Kollegin hat alles das schon
dargestellt – sicherzustellen, dass es die Möglichkeit
gibt, Haftungsansprüche geltend zu machen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Was ist gute fachliche Praxis, wenn es keine Praxis gibt?)


Die gute fachliche Praxis – das zum Schluss – wird
natürlich von den Bundesländern noch ausgestaltet wer-
den.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wenn es keine Praxis gibt?)


Ich denke, diese sollten wir gemeinsam festlegen. Ich
hoffe, dass der Bundesrat und die Länder hier ihre Ver-
antwortung wahrnehmen


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Gerne, aber nicht in dieser Art! Das muss erst einmal ehrlich diskutiert werden!)


und auch entsprechende Verordnungen erlassen. Ich
finde es fahrlässig, wenn die Länder stattdessen durch
die Missachtung und Streichung sämtlicher Schutzmaß-
nahmen, die in unserem Gesetz vorgesehen waren,


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sie haben doch Gesetzesvorgaben gestrichen!)


ein Chaos produzieren. So etwas könnte man wirklich
nicht mittragen. Lassen Sie uns hierbei lieber gemein-
sam vorgehen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: „Gemeinsam“!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511501600

Ich erteile das Wort Kollegin Christel Happach-

Kasan, FDP-Fraktion.

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1511501700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

weiß nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-
Grün, warum ihr so fröhlich seid. Wenn wir einmal ganz
kritisch in uns gehen und den Diskussionsprozess be-
trachten, dann kommen wir automatisch zu der Feststel-
lung, dass wir vor dem Scherbenhaufen des Diskurs-
prozesses über die Chancen und Risiken der Grünen
Gentechnik in Deutschland stehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D er im Ausschuss beschlossene Gesetzentwurf ist ein okument des Scheiterns, nichts anderes. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uf dieses Ergebnis kann hier wirklich niemand stolz
ein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

it dieser Einschätzung stehe ich übrigens nicht allein.

ch war schon überrascht, dass mich ein Vertreter von
reenpeace, der das genauso sieht, angesprochen hat.


(Lachen des Abg. Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zurufe von der SPD)


Dabei muss man sehen, dass dieses kein Einzelfall ist.
rinnern wir uns an die Diskussionen um die Rote Gen-
echnik: Das Verfahren zur Herstellung von Insulin
urch gentechnisch veränderte Bakterien ist in Deutsch-
and entwickelt worden. Das Verfahren zur Genehmi-
ung der Produktionsstätte hat 13,5 Jahre gedauert.


(René Röspel [SPD]: Wer war denn zu der Zeit an der Regierung?)


Zu dieser Zeit gab es in Hessen eine rot-grüne Regie-
ung. Diese ist abgewählt worden und durch eine
chwarz-gelbe Regierung ersetzt worden. So wird es
uch Ihnen ergehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Das hat doch die Regierung Kohl verhindert!)


Das Ergebnis der Diskussionen um die Rote Gentech-
ik ist bekannt: Sie hat sich durchgesetzt, sie ist akzep-
iert, sie ist auf dem Markt. Sie wissen aber auch, dass
ie Wertschöpfung außerhalb des Landes stattfindet und
uch die Arbeitsplätze außerhalb des Landes geschaffen
urden. Genau diese Entwicklung wird es auch bei der
rünen Gentechnik geben. Auch sie wird sich durchset-
en. Jeder beteiligte Akteur weiß dieses auch; wer das
icht zugibt, belügt die Leute. Wir alle wissen das.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ir alle wissen auch, dass Fermentationsprodukte von
entechnisch veränderten Organismen längst in aller
unde sind.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Im wahrsten Sinne des Wortes!)


ie Regierung hat es mir in ihrer Antwort auf meine An-
rage vor einiger Zeit bestätigt. Ich bedanke mich bei
errn Thalheim für die korrekte Beantwortung.
Wir wissen auch, warum die Diskussion gescheitert

st. Sie wurde nämlich allein risikoorientiert geführt. Es
ind sehr hypothetische und nur theoretisch vorhandene
isiken angeführt worden.
Ich will noch eines hinzufügen: Die Trennungslinie bei

er Einschätzung von Grüner Gentechnik verläuft nicht
wischen Gegnern und Befürwortern. Die Trennungslinie
erläuft zwischen Menschen, die Verantwortung für das






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

Gemeinwesen empfinden, und solchen, die sich allein
auf ihre punktuelle Gesinnung verlassen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Populismus!)

Wir haben einen Streit zwischen Verantwortungsethik
und Gesinnungsethik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auf der Seite derjenigen, die diese Frage gesinnungs-
ethisch beurteilen, steht Greenpeace. Auf der Seite derje-
nigen, die diese Frage verantwortungsethisch beurteilen,
steht zum Beispiel die DFG, aber auch viele andere.


(Widerspruch des Abg. Michael Müller [Düsseldorf] [SPD])


Vor diesem Hintergrund war es zwangsläufig, dass die
Diskussion scheiterte. Sie musste scheitern, weil sich
verantwortliche Politiker auf die Seite der Gesinnungs-
ethiker gestellt haben und ihrer Verantwortung als Re-
gierungsmitglieder nicht gerecht geworden sind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Michael Müller [Düsseldorf] [SPD])


– Die FDP hat sich sehr klar zur Gentechnik geäußert.
Ich brauche das nicht zu wiederholen.

Der Grund dafür, dass der Werbefeldzug von Green-
peace Erfolg hatte, ist die Verunsicherung der Men-
schen. Wie man die Menschen in Deutschland verunsi-
chert, haben wir beispielsweise bei der Debatte um BSE
erlebt. Greenpeace hat jedoch keinen Erfolg bei Men-
schen, die gut ausgebildet sind, die selbstbewusst sind
und die bereit sind, sich selbstständig ein Urteil zu bil-
den. Diese können nicht so leicht beeinflusst werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Das ist unverschämt!)


Das bedeutet, dass die Regierung, wenn sie in einem
Diskussionsprozess Konsens erzielen will, dafür sorgen
muss, dass es sich um selbstbewusste Diskussionspart-
ner handelt.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das tut ja weh!)


Sie dürfen nicht verunsichert werden. Es muss eine of-
fene und ehrliche Diskussion geführt werden. Dadurch
kann vermieden werden, dass Verunsicherung entsteht.


(Zuruf der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD])

– Frau Hiller-Ohm, auch Sie haben sich daran beteiligt,
die Menschen zu verunsichern.

Wir wissen alle: Wer Angst hat, ist nicht frei, selbst zu
entscheiden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Schüren von Ängsten nimmt den Menschen die
Möglichkeit, eigenverantwortlich zu handeln. Genau
deswegen, Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
führen Sie mit so viel Lust Risikodebatten und sprechen

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(C (D on Risikotechnologien. Damit schaden Sie der Demoratie; denn Demokratie setzt auf mündige, eigenverantortlich handelnde Bürger, während Sie über das Schüen von Ängsten die Bürgerinnen und Bürger evormunden wollen. Sie sind eine zutiefst unliberale artei. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das ist ja unglaublich!)


Die FDP lehnt diesen Gesetzentwurf ab. Er kann die
oexistenz nicht organisieren, weil er den Anbau gen-
echnisch veränderter Pflanzen durch die verschuldens-
nabhängige Haftung de facto unmöglich macht. Die
undesregierung hat versäumt, eine Lösung für die Ver-
icherung von Haftungsansprüchen auf den Weg zu brin-
en. Das wäre das Beste gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


er Gesetzentwurf bedient ausschließlich die Machtinte-
essen von Gentechnikgegnern. Auch dies lehnt die FDP
b. Der Schwellenwert von 0,9 Prozent bleibt, anders als
ie „FAZ“ berichtet hat, bestehen, auch wenn die jetzt
ewählte Formulierung einen anderen Anschein zu er-
ecken sucht. Das ist unredlich.
Die Regierung hat versäumt, Vertrauen in staatliches
andeln zu schaffen. Dieses Vertrauen ist die Vorausset-
ung dafür, dass der legitime Wunsch der Öffentlichkeit
ach Transparenz beim Anbau gentechnisch veränderter
flanzen erfüllt werden kann, ohne dass dies zur Zerstö-
ung von Feldern missbraucht wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt das wieder!)


hre klammheimliche Freude an Feldzerstörung ist nicht
u übersehen. Es ist eine Schande, dass Sie beim Erpro-
ungsanbau immer wieder von Geheimhaltung spre-
hen. Das ist schlicht nicht wahr.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


owohl das Konzept des Versuches als auch alles andere
t öffentlich und kann von all denen, die ein berechtig-
s Interesse haben, eingesehen werden. Wenn Ministe-
in Künast darauf hingewirkt hätte –


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wie lang sind Ihre fünf Minuten eigentlich?)


Ich wäre Ihnen dankbar, wenn auch ich zu Ende reden
ürfte.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511501800

Kollegin Happach-Kasan, Sie müssen aber zum Ende

ommen, denn Sie haben Ihre Redezeit schon deutlich
berschritten.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Jedes Mal! Immer!)







(A) )



(B) )



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1511501900

Ich komme zum Schluss.
Der Gesetzentwurf entwertet Investitionen von For-

schungseinrichtungen und Betrieben in die Erforschung
der Grünen Gentechnik, weil er verhindert, dass die Er-
gebnisse bei uns wirtschaftlich genutzt werden. Das ist
eine Vernichtung von Geld. Für unser Land mit hoher
Arbeitslosigkeit, ein Land, das weit reichende Reformen
vor sich hat, ist dieser Gesetzentwurf eine Katastrophe.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511502000

Ich erteile das Wort Kollegen Ernst Ulrich von

Weizsäcker, SPD-Fraktion.

(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Der hat Max Weber gelesen!)



Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD):
Rede ID: ID1511502100

Vielen Dank, Herr Präsident! Meine verehrten Damen

und Herren! Der Kritik der Opposition an der außeror-
dentlichen Eile muss ich mich anschließen;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

sie war auch für uns im Umweltausschuss außerordent-
lich belastend. Ich muss allerdings den Vorwurf zurück-
weisen, das habe mit irgendeiner Art von Geheimhal-
tung zu tun. Es war einfach der Ablauf der Ereignisse,
vom Einspruch des Bundesrates über die Antwort der
Bundesregierung usw.; ich brauche das jetzt nicht weiter
auszuführen. Wir alle hätten über den Gesetzentwurf lie-
ber in Ruhe beraten.

Lassen Sie mich aber zum Inhalt kommen; das ist das
Wichtigste. Ich will ihn aus zwei verschiedenen Blick-
winkeln betrachten, zum einen aus dem ökologischen
und zum anderen aus dem wissenschaftspolitischen.

Umweltbesorgnisse sind letzten Endes wohl der wich-
tigste Grund für die sehr große Zurückhaltung, die man
der Grünen Gentechnik vielerorts entgegenbringt. Frau
Dr. Happach-Kasan, die Verunsicherung geht nicht von
Rot-Grün aus, sondern von der Sache.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Von Greenpeace!)


Es ist eindeutig, dass große Unsicherheit besteht – und
zwar nicht nur im einfachen Volk, sondern auch unter
den Spitzenwissenschaftlern –, was eigentlich die lang-
fristigen Auswirkungen sind. Nun so zu tun, als gehe es
um den Standort Deutschland, eine Durchbrechertechno-
logie, Schwellenüberwindung usw., ist, vorsichtig ge-
sagt, mindestens gegen das Vorsorgeprinzip.

Weil die ökologischen Besorgnisse so weit verbreitet
sind, behauptet nun umgekehrt die Befürworterseite im-
mer wieder, die Grüne Gentechnik sei gut für die Um-
welt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Stimmt ja!)


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(C (D ies habe ich versucht irgendwo in den verfügbaren ublikationen belegt zu finden und bin nicht fündig georden. Selbstverständlich – das ist geradezu hineindeiniert – nimmt der Pestizideinsatz erst einmal ab, wenn an das Pestizid, zum Beispiel Bt-Toxin, in die Pflanzen ineinmanipuliert. Aber schon nach wenigen Wachsumsperioden sind wir wieder bei dem alten Pestizideinatz angelangt. as heißt, dieses Vorgehen hat überhaupt nicht geholfen. Dann kommt hinzu, dass sich der mit Abstand größte eil der Grünen Gentechnik überhaupt nicht mit Bt-Toin, sondern im Wesentlichen mit der Toleranz gegenber Unkrautvernichtungsmitteln beschäftigt, insbesonere das von Monsanto entwickelte Round-up. Da sieht an sofort, schon in der ersten Wachstumsperiode, eine ermehrung des Herbizideinsatzes. (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


(René Röspel [SPD]: So ist es!)


n Argentinien hat dies mittlerweile zu absolut desaströ-
en Auswirkungen geführt. Dort sind Tausende von
uadratkilometern, die tonnenweise mit Glyphosat voll-
ekippt worden sind, biologisch tot – und dies bis hin zu
en Bodenorganismen, die normalerweise für die Hu-
usbildung verantwortlich sind. Das heißt, es kommt zu
irklich schwersten ökologischen Zerstörungen – und
ies nicht trotz, sondern wegen der Gentechnik. Das
uss man doch einmal zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weil nun die ökologischen Erfahrungen mit der
ound-up-Toleranz negativ und die mit dem Bt-Toxin
estenfalls neutral sind – von den gesundheitlichen As-
ekten, von denen Frau Höfken gesprochen hat, will ich
inmal ganz absehen –, bringen die Gentechniker immer
ieder Pflanzen in die Diskussion, die gegen Trocken-
eit, versalzte Böden oder gegen allerlei Schädlinge
sie kommen zum Beispiel mit dem Goldenen Reis oder
it irgendetwas anderem Schönen – gentechnisch robust
emacht werden. Dies ist Window Dressing. Man ver-
ucht, etwas an die Wand zu malen, was in der Praxis
ntweder gar nicht vorhanden ist oder keinen Nutzen
ringt. Das ist die bisherige Erfahrung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ob diese versprochenen Wunderpflanzen – oder
anchmal auch Wunderfische – ökologisch unbedenk-
ch sind, steht völlig in den Sternen. Das Umweltgut-
chten 2004 des Sachverständigenrats für Umweltfragen
idmet der Grünen Gentechnik ein ganzes Kapitel. Der
at sagt, dass bezüglich der ökologischen Risiken rie-
ige Ungewissheiten bestehen. In diesem Gutachten
ird der ökologische Landbau als besonders schutzwür-
ig betrachtet. Es ist völlig klar, dass die von der Euro-
äischen Kommission in die Diskussion gebrachte und
die Praxis eingeführte Formel von der Koexistenz kei-
erlei Garantie für das Überleben des ökologischen
andbaus bietet. Man sollte sich dieses Wort einmal auf






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker

der Zunge zergehen lassen. Schon das Wort „Koexis-
tenz“ ist eine sprachliche Täuschung. Da muss man mit
den gedanklichen Mitteln des Vorsorgeprinzips und der
gesetzlichen Umgebung ausdrücklich dafür sorgen, dass
wenigstens die Koexistenz Wirklichkeit wird.

Lassen Sie mich zum Schluss ein paar Worte zur wis-
senschaftspolitischen Diskussion sagen. Mich hat ein
Brief des Präsidenten der Deutschen Forschungsgemein-
schaft, adressiert an Frau Däubler-Gmelin, sehr beunru-
higt. Er sagt dort, dass die Forschung, die sich mit der
Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen
beschäftigt, nicht mehr stattfinden könne. Dazu fällt mir
ein, was mir ein norwegischer Forscher sagte:
95 Prozent der Forscher, die zur Grünen Gentechnik ar-
beiten, stehen de facto auf der Payroll der Industrie. Das
heißt, es ist gar kein Wunder, dass diejenigen, die im
Wesentlichen die Kommerzialisierung im Sinn haben,
Besorgnisse haben, wenn man ernsthaft über die ökolo-
gischen Auswirkungen forschen möchte.


(Widerspruch von der CDU/CSU und der FDP)


– Es ist ganz richtig, dass manche dieser Fragen über-
haupt erst noch erforscht werden müssen.


(Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])

Lassen Sie mich mit einer versöhnlichen Schlussbe-

merkung enden. Wenn man die Grüne Gentechnik dort
einsetzt, wo sie wirklich eindeutig – also ähnlich wie die
Rote Gentechnik – Nutzen stiftet, den man mit herkömm-
licher Züchtung nicht erreichen kann – zum Beispiel bei
Pflanzen, die sich als Diätgrundlage für Menschen mit
bestimmten Stoffwechselkrankheiten eignen –, wird man
von uns Umweltschützern und auch von dem vorliegen-
den Gesetz keinerlei Schwierigkeiten bekommen. Denn
dabei handelt sich um Größenordnungen, die man ohne
weiteres auch in geschlossenen Gewächshäusern züchten
kann.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511502200

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gin Happach-Kasan.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1511502300

Professor von Weizsäcker, die Verunsicherung der

Menschen vor zehn Jahren ging – da gebe ich Ihnen aus-
drücklich Recht – von der Sache aus. Zu jener Zeit war
der Öffentlichkeit, den Medien, aber auch den Politikern
relativ wenig bekannt, dass Gene in jedem Lebensmittel
vorhanden sind. Es war wenig darüber bekannt, was sich
bei der Züchtung vollzieht. Es ist auch wenig über die
zukünftigen Auswirkungen diskutiert worden. Meine
Kritik ist, dass wir den Diskurs nicht offen, nicht ehrlich
und nicht ohne das Schüren von Ängsten geführt haben.
Dies muss sich meines Erachtens gerade Rot-Grün auf
die Fahne schreiben lassen.

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(C (D Ich finde es bedauerlich, dass Sie in Ihrem Debatteneitrag die Forschung von Industrieunternehmen kritiiert haben. Wir wollen, dass angewandte Forschung icht vom Staat, sondern von Industrieunternehmen beahlt wird. Daher dürfen wir diese Forschung nicht als nteressengeleitet und deswegen als nicht gut diskreditieen. Ich glaube, dass das eine falsche Vorgehensweise st. Wir wollen Grundlagenforschung in den Universitä en und wir wollen die angewandte Forschung von Inustrieunternehmen und von mittelständischen Unterehmen, weil sie aus der Forschung einen Profit ziehen önnen. Wir wollen, dass Unternehmen Gewinn mahen. Ich habe in Ihrem Beitrag die Auseinandersetzung mit ussagen des Leiters des Max-Planck-Instituts für Züchungsforschung, Professor Saedler – er ist sicherlich icht industriegeleitet –, vermisst, der auf dem Forum es Max-Planck-Instituts sehr deutlich gemacht hat, dass um Beispiel 4 Millionen chinesische Baumwollanbauer it der Gentechnik einen enormen Erfolg für die Umelt erzielen. abei handelt es sich nicht um das Ergebnis von indusrieller Forschung, wie Sie immer behaupten. Wie geagt, es ist ein Erfolg für die Umwelt und damit ein Erolg für die Menschen, weil es keine Unfälle mit flanzenschutzmitteln gegeben hat. Es ist außerdem ein eitrag zur Weiterentwicklung des Landes, weil die Anauer einen größeren Gewinn erzielt haben, als dies mit nderen Verfahren möglich wäre. Genau das wollen wir iesen Ländern ermöglichen. Wir wollen aber nicht, dass as satte Europa solche Entwicklungen in der Dritten elt verhindert. Bitte berücksichtigen Sie in der Diskussion die Aus agen von Jacques Diouf, der im FAO-Bericht sehr deutich gemacht hat, wie wichtig die Weiterentwicklung eier solchen Forschung für die Ernährungssituation in der ritten Welt ist. Sie ist damit im Interesse der Menschen n diesen Ländern. Ich bitte, das zu berücksichtigen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511502400

Kollege von Weizsäcker, Sie haben Gelegenheit zur
eaktion.


Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD):
Rede ID: ID1511502500

Frau Dr. Happach-Kasan, Sie geben mir Gelegenheit,

estzustellen, dass ich die von der Industrie bezahlte
orschung weder für überflüssig noch für schlecht ge-
alten habe. Ich habe lediglich gesagt, dass zum Inhalt
ieser Forschung nicht die Forschung hinsichtlich ökolo-
ischer Risiken gehört.
Hätte ich auf Herrn Professor Saedler antworten wol-

en, dann hätte ich die ziemlich negativen Ergebnisse in






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker

Karnataka in Indien mit den praktisch gleichen Sorten
erwähnt.

Wenn ich auf den FAO-Bericht eingegangen wäre,
dann hätte ich Stimmen aus den Entwicklungsländern zi-
tiert, die ausdrücklich die Besorgnis äußern, dass die
Grüne Gentechnik eine Privatisierung des Saatgutes und
damit eine Schlechterstellung der wirklich Hungernden
und der einfachen Landbevölkerung zur Folge haben
könnte.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511502600

Ich erteile das Wort Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1511502700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

dem vorliegenden Gesetz soll eine EU-Richtlinie in
deutsches Recht gegossen werden. Es geht um gentech-
nisch veränderte Organismen. Entsprechend groß sind
die Kontroversen in der Landwirtschaft, in der Wissen-
schaft und bei Umweltverbänden. Wir erleben die Kon-
troverse heute auch hier im Haus.

Das eigentliche Problem können wir hier im Bundes-
tag nicht mehr lösen. Wer gentechnisch veränderte Orga-
nismen produziert, nutzt und in Verkehr bringt, der muss
auch mit den Risiken leben. Die EU hat den Einsatz von
gentechnisch veränderten Organismen freigegeben. Die
Bundesrepublik ist an EU-Recht gebunden. Folglich
muss es uns vorrangig darum gehen, die Risiken zu mi-
nimieren und klare Regeln zu setzen, wer in Schadens-
fällen haftet.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Damit bin ich beim ersten Punkt: Die Haftpflicht und
die Beweislast kann nur bei denjenigen liegen, die von
gentechnisch veränderten Organismen profitieren wol-
len, also nicht bei denen, die traditionelle und ökologi-
sche Landwirtschaft betreiben und aus schlechter Nach-
barschaft den Schaden ziehen. Aus demselben Grund
lehnt die PDS einen Schadensfonds ab, der aus Steuer-
geldern gespeist wird.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker [SPD])


Glaubt man einschlägigen Umfragen, dann gibt es in
der Bevölkerung eine große Ablehnung gegenüber gen-
technisch veränderten Organismen. Das ist verständlich,
zumal es bisher keine verlässliche Risikoforschung gibt.
Der Kollege Ernst Ulrich von Weizsäcker hat eben sehr
eindrucksvoll die Probleme und Erfahrungen in der Grü-
nen Gentechnik dargestellt. Bürgerinnen und Bürger
wollen völlig zu Recht wissen, was sie kaufen und ver-
zehren. Deshalb müssen Produkte mit gentechnisch ver-
änderten Bestandteilen entsprechend markiert sein. Bür-
gerinnen und Bürger wollen aber auch wissen, wo sie
wohnen und leben, ob sie etwa in der Nähe von Ver-
suchsfeldern leben, auf denen gentechnisch veränderte

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(C (D rganismen angebaut werden. Ich denke, es ist nicht innehmbar, wenn Versuchsfelder für gentechnisch vernderte Pflanzen geheim gehalten werden. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


Die PDS im Bundestag fordert also Transparenz und
ugleich gesellschaftliche Kontrollen bezüglich Risi-
en und Nebenwirkungen; denn auch in der Landwirt-
chaft gilt: Vorbeugen ist besser als Heilen. Es gibt doch
nbestritten Pflanzen, deren Verbreitung nicht begrenz-
ar ist. Landwirte und Umweltverbände verweisen dabei
mmer wieder auf den Raps. Er verstreut sich über die
ande und ist obendrein winterresistent. Deshalb ist es
us meiner Sicht richtig, wenn für gentechnisch verän-
erte Sorten ganz besondere Auflagen gelten sollen – al-
emal, um eine Vermischung mit natürlichen Raps-
eständen, aber auch mit Naturschutzgebieten zu
ermeiden.
Wer aus guten Gründen Abstand davon nimmt, gen-

echnisch veränderte Organismen zu verwenden, der
uss auch Abstand wahren können, gerade auch vor un-
ewollter Verunreinigung. Das ist ein Gebot der Ver-
unft. Das ist ein schützenswertes Recht der herkömmli-
hen Landwirte, der Imker usw. Ich finde, das ist auch
in wichtiges Gut im Verbraucher- und Vertrauens-
chutz.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511502800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Martin Mayer,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Martin Mayer (CSU):
Rede ID: ID1511502900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Grüne
entechnik bietet vielfältige Chancen. Sie ermöglicht
eispielsweise die Züchtung von Pflanzen, die wider-
tandsfähiger gegen Schädlinge, Krankheiten und Dürre
ind, die Gewinnung von hochwertigen nachwachsenden
ohstoffen und die Entwicklung von Nahrungsmitteln
it bestimmten zusätzlichen Qualitätsmerkmalen. Es ist
chon bemerkenswert, dass in dieser Debatte von den
ednern der Koalition nicht ein einziges positives Wort
ber den Nutzen und die Chancen der Gentechnik gesagt
orden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Im Gesetzentwurf ist die Förderung der Gentechnik in

iffer 3 des § 1 auch genannt. Aber was die Koalition
nd was insbesondere die Grünen davon halten, kann
an Ausführungen der Kollegin Höfken entnehmen. In
er Einleitung zu einem Internetforum schreibt sie:

Das Gesetz ist ein wichtiges Mittel, der weiteren
schleichenden Einführung von gentechnisch verän-
derten Produkten in Deutschland Einhalt zu gebie-
ten.






(A) )



(B) )


Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn)



(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawohl, Sie wollen die schleichende Einführung! Undemokratisch ist das! Das war ein gutes Zitat!)


Sie wollen die Gentechnik also nicht.
Ich nehme das Beispiel Koexistenz. Bei der Koexis-

tenz geht es um das Nebeneinander von alternativer und
herkömmlicher Landwirtschaft und dem Anbau gentech-
nisch veränderter Pflanzen. Es ist für uns selbstverständ-
lich – ich betone das –, dass wir die alternativ wirtschaf-
tenden Betriebe vor Nachteilen bewahren wollen. Im
Schadensfall muss es selbstverständlich sein, dass ein fi-
nanzieller Ausgleich erfolgt. Es kann aber nicht sein,
dass mit der Haftungsregelung der Anbau von gentech-
nisch veränderten Pflanzen in Deutschland praktisch
verhindert wird. Das ist eine einseitige Ausrichtung die-
ses Gesetzes, die die Landwirte benachteiligt und letzt-
lich auch dem Standort erhebliche Nachteile bringt.

Die unionsgeführten Länder haben im Bundesrat Vor-
schläge unterbreitet, wie eine ausgewogene Haftungs-
regelung gestaltet werden könnte. Bei einigermaßen gu-
tem Willen der Bundesregierung wäre es möglich
gewesen, einen vernünftigen Kompromiss zu finden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wie sehr die Grünen ideologisch gegen die Gentech-
nik sind, haben sie auch mit ihren Plakaten zur Europa-
wahl deutlich gemacht. Sie haben mit der Parole „Good
Food statt Gen Food“ die Grüne Gentechnik diffamiert.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Wähler haben es verstanden!)


– Sie machen den Bürgern zuerst Angst und dann instru-
mentalisieren Sie diese Angst für Ihre parteipolitischen
Zwecke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und in Bayern haben es die Wähler auch verstanden!)


Um eine sachgerechte Lösung des Nebeneinanders zu
finden, ist der Erprobungsanbau dringend notwendig.
Dass Sie an einer sachgerechten Lösung nicht interes-
siert sind, wird daran deutlich, dass Sie den Erprobungs-
anbau diffamieren und ihn hemmen, wo immer es mög-
lich ist.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)

Ihre Einstellung wird auch in Ihrer Haltung zur Regis-

trierung und Veröffentlichung von Daten über den An-
bau von gentechnisch veränderten Pflanzen deutlich.
Hier ist den Grünen der Datenschutz plötzlich nicht
mehr so wichtig. Aber es geht doch darum, dass in
Deutschland aggressive Gruppen aus Umweltorganisa-
tionen allzu oft vom Faustrecht Gebrauch gemacht und
Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen brutal ver-
wüstet haben. Die zuständige Bundesministerin hätte
sich hier durchaus klar von diesen Taten distanzieren
müssen.

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(C (D (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Hat sie doch getan! Mehrfach!)


an gewinnt doch den Eindruck, dass hier wohlwollen-
es Augenzwinkern stattfindet. Das halte ich für einen
kandal.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Es ist eine Frechheit, was Sie hier machen! Das ist Verleumdung!)


Besonders gravierend wirkt sich die Blockadewir-
ung des Gesetzentwurfs auf die Forschung in
eutschland aus. Die Deutsche Forschungsgemein-
chaft hat dazu in der letzten Woche eine Ausarbeitung
orgelegt und ihre Sorgen dargelegt. Das, was als Ge-
ährdungspotenzial angesprochen wird – so die DFG,
icht ich –, ist durch experimentelle Daten nicht gedeckt.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: So ist es! Alles aus den Fingern gesogen!)


bwohl es in der Welt schon Millionen von Hektar von
lächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen gegeben
at, ist bisher noch kein einziger Fall einer Schädigung
ufgetreten.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blauäugig!)


ber die Gefahren kann zunächst nur spekuliert werden.
iese Spekulationen muss man natürlich ernst nehmen,
ber es gab bisher noch keine Schäden. Auch das muss
an deutlich aussprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die DFG kritisiert außerdem die einseitige Haftungs-
rklärung sowie die geplante Aufteilung der zentralen
ommission. Sie schreibt abschließend:

Dadurch würde wissenschaftliches Arbeiten auf
dem Gebiet der Grünen Gentechnik erschwert,
wenn nicht gar unmöglich gemacht.

er Vizepräsident der DFG formuliert es noch deutli-
her:

Sollte diese Haftungsregelung in Kraft treten,
würde die faktische „Innovation“ auf dem Gebiet
der Grünen Gentechnik darin bestehen, dass diese
Arbeiten künftig außerhalb Deutschlands stattfin-
den.

ch finde, es darf nicht sein, dass wir die Wissenschaft in
eutschland in diesem Bereich praktisch zum Erlahmen
ringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eine derartige Entwicklung trifft im Übrigen auch die

ber 100 mittelständischen Pflanzenzüchter, die sich in
inem schwierigen internationalen Wettbewerb behaup-
en müssen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)

uch sie müssten ihre Produktion und ihre Forschung
ns Ausland verlegen.






(A) )



(B) )


Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn)


Es darf doch nicht sein, dass wir, weil wir ein gen-

technikfreies Deutschland wollen, ein arbeitsplatzfreies
Deutschland schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Mittel- und langfristig wird es eine weltweite Ausdeh-
nung der Anwendungen der Gentechnik geben. Das ist
so sicher wie das Amen in der Kirche.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, klar!)


Für Deutschland wird es um die Frage gehen, ob wir bei
dieser Entwicklung nur Zuschauer sind oder an ihr als
echte Beteiligte mitwirken, die dann auch die Standards
mitbestimmen,


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wieder so ein Lobbyist!)


die in der Forschung mitreden, die die Gefahren selbst
definieren und rechtzeitig abwenden sowie letztendlich
wirtschaftlichen Nutzen ziehen und neue Arbeitsplätze
schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist bisher überhaupt nicht der Fall! 12 Milliarden Verlust für die USA! Aber das interessiert Sie alles nicht!)


Das Beispiel der Anwendung der Roten Gentechnik
in der Arzneimittelherstellung sollte uns eine Warnung
sein. Aufgrund unserer ablehnenden Haltung musste
Deutschland seine führende Rolle als Pharmastandort an
die Briten und viele andere Länder abgeben. Dieses Bei-
spiel sollte sich nicht wiederholen. Deshalb fordere ich
im Interesse der Zukunft Deutschlands die Bundesregie-
rung auf, diesen Gesetzentwurf zurückzuziehen und ge-
meinsam mit der Union einen neuen zu erarbeiten, der
Zukunftschancen für Deutschland eröffnet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511503000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Reinhard Loske,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall des Abg. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker [SPD])



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
möchte nicht unmittelbar an diesen „sachlichen“ und
„differenzierten“ Beitrag anknüpfen, sondern zunächst
auf einige Ausführungen der Kollegin Happach-Kasan
eingehen. Frau Happach-Kasan, Sie haben gesagt,
Greenpeace und die Skeptiker in Sachen Grüne Gentech-
nik hätten bei intelligenten Leuten keine Chance. Das
halte ich für eine bemerkenswerte Aussage. Ich nehme
doch an, dass Sie die Skepsis, die in Sachen Grüne Gen-
technik bei 70 Prozent unserer Bevölkerung vorherrscht,
nicht als Dummheit auslegen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


it einem solchen Maß an Arroganz können wir mit den
efürchtungen der Bevölkerung nicht umgehen.
Wenn es die ganzen Vorteile der Grünen Gentech-

ik, die laut Ernst von Weizsäcker von der Gentechnik-
ndustrie reklamiert werden, wirklich gibt – es ist besser
ür die Umwelt, es ist besser für die Bekämpfung des
elthungers, es ist besser für die Nahrungsmittelquali-

ät – und wenn die Industrie diese ganzen Vorzüge wirk-
ich herauskehren will, dann soll sie einmal beweisen,
ass das auch wirklich so ist. Bisher ist an dieser Front
enig geschehen. Die empirische Evidenz ist eigentlich
ine andere. Diese Behauptungen können nicht belegt
erden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Hypothese, die auch Herr Heiderich vorgetragen
at, halte ich für dreist und an den Haaren herbeigezo-
en. Herr Heiderich hat gesagt, es sei sowieso schon
berall Gentechnik drin und man könne quasi gar nichts
ehr machen. Nein, Herr Heiderich, das stimmt nicht.
s ist noch nicht überall Gentechnik enthalten. Sinn der
olitik ist es ja gerade, Transparenz, Wahrheit und
larheit herzustellen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Dann muss man es richtig kennzeichnen!)


ass Sie das nicht wollen, steht auf einem anderen Blatt.
ie können aber nicht so tun, als ob die Grüne Gentech-
ik quasi über uns käme und man nichts dagegen tun
önne. Nein, es gibt Gestaltungsspielraum.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Dann kennzeichnen Sie doch einmal!)


as bedeutet eben Verantwortungsethik und keine Ge-
innungsethik.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511503100

Kollege Loske, gestatten Sie eine Zwischenfrage der
ollegin Däubler-Gmelin?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerne, kein Problem.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1511503200

Kollege Loske, ich würde gerade in Anknüpfung an

hre Aufforderung an die Industrie eine Frage an Sie
ichten: Gesetzt den Fall, die Industrie wäre wirklich der
einung, es gäbe keinerlei Risiken oder zumindest
eine, die einzugehen unverantwortlich wäre, sind Sie
ann nicht auch der Meinung, dass die Industrie zur Ver-
rauensbildung zum Beispiel auch die möglichen Haf-
ungsrisiken, die sich aus der Koexistenzregelung erge-
en, freiwillig übernehmen sollte, statt sich so nachhaltig
agegen zu wehren?






(A) )



(B) )



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Ich glaube, dass diejenigen in der Industrie, die dieser

Technologie zum Durchbruch verhelfen wollen – die
gibt es ja; man führt ja laufend Gespräche mit ihnen –,
eine Bringschuld gegenüber der Öffentlichkeit haben,
die Vorzüge wirklich kenntlich zu machen. Insofern
müssen sie in ihrem eigenen Interesse für ein hohes Maß
an Transparenz sorgen. Sie können auch keine Lasten
auf Dritte abwälzen. Ich glaube daher, dass eine konse-
quente Orientierung am Vorsorge- und Verursacherprin-
zip, die sich in Haftpflichtregelungen niederschlägt, im
eigenen Interesse der Industrie liegt. Das ist meine Mei-
nung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511503300

Kollege Loske, gestatten Sie noch eine Zwischen-

frage der Kollegin Happach-Kasan?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Selbstverständlich.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1511503400

Kollege Loske, Sie haben natürlich Recht: Wir müs-

sen die Befürchtungen der Menschen ernst nehmen und
sie informieren, damit sie selbst in der Lage sind, ent-
sprechend ihrem Willen zu entscheiden. Nehmen Sie
aber bitte zur Kenntnis, dass ich nicht von „intelligent“
und „dumm“ gesprochen habe. Das ist nicht richtig.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Ich habe von gut ausgebildeten und selbstbewussten
Menschen gesprochen. Die beantworten ihre Fragen sel-
ber und sind nicht auf eine Orientierungshilfe seitens der
Verbände angewiesen. Sie können das selber. Darauf
wollte ich aufmerksam machen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich nehme an, dass mein Freundes- und Bekannten-
kreis im Durchschnitt gut ausgebildet ist. Da herrscht
eine gesunde Portion Skepsis. Das sind Leute, die sich
bilden, die lesen und sich informieren. Insofern finde ich
eine solch arrogante Attitüde einfach nicht angemessen.
Das muss ich ganz klar sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Birgit Homburger [FDP]: Eine wirklich sehr unarrogante Antwort!)


Zu Ihrer Differenzierung zwischen Verantwor-
tungsethik und Gesinnungsethik: Sie haben gesagt,
dass die Gesinnungsethik eine Sache der Grünen und der
Ökologen sei,


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Nicht der Ökologen! Das habe ich nicht gesagt!)


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(C (D ährend die Verantwortungsethik bei Ihnen liege. Das aben Sie uns zwischen Mund und Nase zu verstehen egeben. Ich glaube, verantwortlich sein heißt, Wahlfreieit und Transparenz sicherzustellen, ökologisch senible Gebiete zu schützen und sich konsequent am Vororgeund Verursacherprinzip zu orientieren. Das ist raktizierte Verantwortungsethik, aber keine Gesinungsethik. Das ist ganz eindeutig. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Christel HappachKasan [FDP]: Nein! Verantwortung heißt, alle Aspekte zu berücksichtigen!)


Meine Redezeit ist zwar leider kurz, aber da die Red-
er der Union, was ich wirklich bemerkenswert finde,
berhaupt nichts zu ihren eigenen Vorstellungen gesagt,
ondern nur auf uns herumgehackt haben, will ich noch
in paar Unterschiede zwischen uns herausarbeiten:
rstens. Die Union will, dass die „gute fachliche Pra-
is“ gestrichen wird.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das ist eine Lüge!)


ir halten das für falsch. Wir brauchen eine Definition
er „guten fachlichen Praxis“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zweitens. Die Union will, dass der Schutz ökolo-
isch sensibler Gebiete gestrichen wird. Wir sind der
einung, dass zum Beispiel die FFH-Gebiete und
atura 2000, also ökologisch sensible Gebiete, eines ge-
issen Schutzes bedürfen, weil wir nicht wissen, welche
uswirkungen auf die biologische Vielfalt entstehen.
uch das ist ein gewaltiger Unterschied zwischen uns.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Drittens. Die Union will die Haftungsregelungen
ufweichen. Wir wollen, dass die Haftungsregelungen
mbitioniert sind. Vor allem wollen wir – das hat Frau
äubler-Gmelin sehr schön beschrieben –, dass die Haf-
ung zumindest in der ersten Phase, wenn noch keine eu-
opaweite Klärung vorliegt, nicht bei den Bauern liegt.
ie soll bei den Unternehmen liegen, die diese Produkte
n Verkehr bringen. Ich wundere mich wirklich, dass die
DU/CSU dies ablehnt. Das muss man den Bauern noch
inmal gut erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Viertens. Wir wollen ein transparentes Standortre-
ister. Die jeweiligen Standorte sollen, sofern ein be-
echtigtes Interesse vorliegt, flurstückscharf bekannt ge-
eben werden. Sie wollen das nicht. Sie wollen dieses
hema also klammheimlich behandeln.
Ich will auch einmal auf die „klammheimliche

reude“, die von Ihnen angesprochen wurde, zurück-
ommen. Für mich und meine Freundinnen und Freunde
ann ich ganz klar sagen: Wir freuen uns natürlich nicht
arüber, dass solche Felder platt getrampelt werden.






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Aber auch eine Politik der Geheimhaltung bzw. des Un-
ter-der-Decke-Haltens ist nicht gut.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Was sollen die denn machen? – Dr. Christel HappachKasan [FDP]: Das stimmt doch nicht! Das ist nicht wahr!)


Wir brauchen eine vernünftige Dialogkultur. Dieser
Gesetzentwurf schafft dafür eine gute Grundlage. Er ist
gut für die Verbraucherinnen und Verbraucher und für
die Umwelt. Durch ihn geben wir denjenigen in Land-
wirtschaft und Industrie, die in diese Technologie ein-
steigen wollen, Sicherheit. Ich persönlich – das gebe ich
ganz offen zu – bin kein Anhänger dieser Technologie
und auch meine Partei ist ihr gegenüber nicht besonders
positiv eingestellt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr freundlich umschrieben!)


Aber dieser Gesetzentwurf schafft faire Chancen. Inso-
fern ist er auch gut, weil er Chancengleichheit herstellt.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511503500

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Neuord-
nung des Gentechnikrechts auf Drucksache 15/3088.
Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/3344, den Gesetzent-
wurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen von SPD
und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von
CDU/CSU und FDP angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. – Hierzu liegt von der Kollegin
Undine Kurth und dem Kollegen Winfried Hermann
eine persönliche Erklärung nach § 31 der Geschäftsord-
nung des Bundestages vor. – Ich bitte nun diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erhe-
ben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist mit den Stimmen von SPD und Bünd-
nis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU
und FDP angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 15/3344 empfiehlt der Ausschuss, eine Ent-
schließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit der gleichen Mehrheit
wie soeben angenommen.

Wir stimmen jetzt über den Entschließungsantrag der
Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/3348 ab.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegen-

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(C (D robe! – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist it den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen egen die Stimmen von CDU/CSU und FDP abgelehnt. Tagesordnungspunkt 22 b. Wir setzen die Abstimung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses ür Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft uf Drucksache 15/3344 fort. Unter Nr. 3 seiner Bechlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die Ablehung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf rucksache 15/2822 mit dem Titel „Grüne Gentechnik n Deutschland nutzen – Verlässliche Rahmenbedingunen für einen verantwortungsvollen Einsatz in der Landirtschaft schaffen“. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD nd Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von DU/CSU und FDP angenommen. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 4 seiner Be chlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frakion der FDP auf Drucksache 15/2979 mit dem Titel Chancen der Grünen Gentechnik nutzen – Gentechnikesetz und Gentechnik-Durchführungsgesetz grundleend korrigieren“. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Gegenprobe! – Enhaltungen? – Die eschlussempfehlung ist mit der gleichen Mehrheit wie oeben angenommen. Tagesordnungspunkt 22 c: Beschlussempfehlung des usschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft auf Drucksache 15/3383. Der Ausschuss mpfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die blehnung des Antrags der FDP auf Drucksache 15/1825 it dem Titel „Distanzierung der Bundesregierung von esetzeswidrigen Zerstörungen von Freisetzungsversuhen mit gentechnisch veränderten Pflanzen“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st mit der gleichen Mehrheit wie zuvor angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf Drucksache 15/2352 mit dem Titel „Freiandversuche mit gentechnisch veränderten Apfelsorten n Pillnitz und Quedlinburg durchführen“. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dageen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist it der gleichen Mehrheit wie zuvor angenommen. Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 23 sowie usatzpunkte 12 und 13 auf: 23 Beratung des Antrags der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Mit Innovationen auf Wachstumskurs – eine einheitliche Strategie – Drucksache 15/2971 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Präsident Wolfgang Thierse ZP 12 Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre gierung Bundesbericht Forschung 2004 – Drucksache 15/3300 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ZP 13 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann tion der FDP Innovationsstrategie für Deutschland – Wissenschaft und Wirtschaft stärken – Drucksache 15/3332 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Kollegin Katherina Reiche, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her ren! Die Analyse ist klar: Das Schiff Deutschland ist in schweres Fahrwasser geraten. Wir verlieren auf vielen technologischen Feldern und dafür tragen Sie die Verantwortung. Wir verlieren bei der Mikroelektronik und bei den Halbleitern, weil die Märkte in Asien sehr viel interessanter sind. Wir verlieren in der Kernenergie durch rot-grüne Ideologen. Die Unterhaltungselektronik ist schon weg. Wir sind längst nicht mehr die Apotheke der Welt: Von den 130 Forschungsstandorten, die die 30 weltweit größten Pharmaunternehmen haben, befanden sich 2001 noch genau zehn Forschungslabore in Deutschland. Der Chemie droht die Luft auszugehen durch die Brüsseler Chemikalienrichtlinie. Sowohl bei Spitzentechnologien als auch bei technologischen Dienstleistungen sind wir tief in den roten Zahlen. Wir mögen noch Exportweltmeister sein, wir sind aber nicht mehr Wertschöpfungsweltmeister. All das ist kein Betriebsunfall: Rot-Grün hat seit 1998 alles unternommen, (Jörg Tauss [SPD]: Ah, jedes Mal die gleichen Plattheiten! – Gegenruf von der CDU/CSU: Stimmt doch!)





(A) )


(B) )


(Homburg), weiterer Abgeordneter und der Frak-

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1511503600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D m den Wettbewerb zu drosseln, den Arbeitsmarkt zu erriegeln und überkommene institutionelle Arrangeents – auch in der Wissenschaft – zu zementieren. Wir brauchen wieder mehr Wachstum und Inno ation, doch die Frage ist: Wie schaffen wir den chwenk? Wir schaffen ihn garantiert nicht mit rot-grüer Effekthascherei. Mit Fanfaren werden immer wieder eue Programme und Wettbewerbe angekündigt; Innoation ist übrigens bei Rot-Grün all das, gegen das sie och vor ungefähr einem Jahr waren, zum Beispiel Elien. Doch bei der Forschung vor Ort kommt nichts an: iele Institute warten ausgerechnet im Jahr der Innoation noch immer auf längst zugesagte Fördermittel. Die Halbzeitbilanz des Jahres der Technik ist in der at vernichtend: Greifbare Ergebnisse gibt es nicht. Geld ird allerdings verbrannt, nämlich in Form von Papieen, Kongressen und Kampagnen. Je erfolgloser Sie ind, desto marktschreierischer werden Ihre Parolen. Herr Müntefering spricht übrigens schon gar nicht ehr vom Jahr der Innovation; er spricht mittlerweile om Jahrzehnt der Innovation. r tut dies nach dem Motto: Wer bietet mehr? Vielleicht t es demnächst ein Jahrhundert. Es gab einmal einen gewissen Generalsekretär Scholz wer war das eigentlich noch? –, der Anfang des Jahres ine einsame Elite-Uni schaffen wollte. Dann kam das reisausschreiben „Brain up!“ – Deutschland sucht seine uper-Uni –, mit dem Frau Bulmahn allenfalls zur ausichtsreichsten Kandidatin für den Titel „Sprechpancherin des Jahres“ geworden ist. Es wurden viele Innoationsbüros eingerichtet, aus denen zwar wieder apiere kommen, aber definitiv keine Innovationen. (Jörg Tauss [SPD]: Wurde heute Morgen wieder gedopt? – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Sie hat sogar einen Staatssekretär weggeschlagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Das war immer so!)


erweil treffen sich beim Kanzler die Innovationsräte,
lso die großen Runden der Konzerchefs. Der Mittel-
tand ist hier wie üblich ausgeschlossen. Weil „Räte“ be-
anntlich von „raten“ kommt, trifft dies die Sache hier
ohl sehr genau.
Es nützt dem Land auch nichts, wenn man Wirklich-

eitsverweigerung betreibt. Auf dünnster Datenbasis
ird behauptet, es gebe in Deutschland keinen Brain-
rain. Wenn man sich die Studien aber einmal genauer
nschaut, dann kommt man zu einem ganz anderen
rgebnis. Nicht umsonst klagt der HRK-Präsident
aehtgens, dass Deutschland die fähigsten Doktoranden
eglaufen. Der Siemens-Vorstand Klaus Wucherer kon-
tatierte dieser Tage in der „Welt“, dass ideologische Ab-
ehrkämpfe gegen Technik die Forscher geradezu aus
em Land treiben würden.


(Jörg Tauss [SPD]: Das sagen ausgerechnet Sie!)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Es gehen vor allem Naturwissenschaftler, die sich in

den USA und in Großbritannien bessere Forschungs-
bedingungen erwarten. Veraltete Tarifregelungen,
schlechte Aussichten für den akademischen Mittelbau
und zu kleine Forschungsbudgets – die Liste der Mängel
ist lang.


(René Röspel [SPD]: Denken Sie an die Rüttgers-Zeit!)


Sie verweisen in Ihrer Antwort derweil auf die vielen
Studenten der Kulturwissenschaften. Die kommen wohl
eher wegen der Leistungen in der Vergangenheit zu uns,
also quasi ins Museum Deutschland. Wir brauchen aber
die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es fehlen schon heute 10 000 bis 20 000 Ingenieure.

In der Biotechnologie verweisen Sie immer wieder auf
die hohe Anzahl der Unternehmen in Deutschland. Sie
vergessen aber regelmäßig, zu erwähnen, dass hier bis-
lang fast keine Produkte zur Marktreife gelangt sind.

Ihr Forschungsbericht 2004 ist ein Offenbarungseid.
Sie rühmen sich, dass der Anteil der Forschung und Ent-
wicklung am Bruttoinlandsprodukt wieder bei
2,5 Prozent angekommen ist. Gleichzeitig vergessen Sie
aber, zu erwähnen, dass wir vor der Wiedervereinigung
bereits bei 2,8 Prozent waren und auch längst wieder
dort sein müssten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei Ihnen Licht-

jahre auseinander. 250 Millionen Euro mehr wollen Sie
im nächsten Jahr von Hans Eichel haben. Das würde
nicht einmal die Kürzungen aufwiegen, die Sie in die-
sem Jahr hinnehmen mussten. Wie vorgestern in der
„FAZ“ zu lesen war, hat sich die Tauss-Truppe durchaus
löblich, aber dennoch kläglich bemüht, mehr Geld zu be-
kommen. Die Finanzpolitiker der SPD haben Ihnen eine
klare Absage erteilt.


(René Röspel [SPD]: Besser als der alte Verein!)


Ich denke, die Präsidenten der großen Forschungsor-
ganisationen werden auch diesen Coup nicht so schnell
vergessen: Der Kanzler hat dem Aufwuchs von
3 Prozent zwar großzügig zugestimmt, die Forschungs-
organisationen mussten dies dann aber mit der Kürzung
der Projektmittel bezahlen. Ihre Politik hat kein System
und keine Strategie. Die schweren Ordnungsstörungen,
an denen unsere Gesellschaft nach sechs Jahren Rot-
Grün leidet, sind im Kern durch drei Defizite bedingt:
Zum einen ist das der Verlust des Denkens in Zusam-
menhängen und Ursachenketten.


(Jörg Tauss [SPD]: Das kann ich Ihnen bestätigen!)


Zweitens ist das ein geradezu epidemisches Kurzfrist-
denken und drittens der daraus herrührende Verlust vo-
rausschauender Verantwortung.

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(C (D Kennzeichnend war der Satz von Frau Bulmahn in er „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 5. April 2004 auf die Frage nach der Grünen Gentechik. Frau Bulmahn, Sie sagten: In der Forschung sind ir hier sicher so gut wie alle anderen Länder. Über die nwendung entscheidet nicht die Forschung. (Edelgard Bulmahn, Bundesministerin: Der Verbraucher!)


Hier liegt doch gerade der Hase im Pfeffer. Vor fünf
inuten haben Sie in diesem Haus mit Ihrer Mehrheit
in Gentechnikverhinderungsgesetz durchgepeitscht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as ist das komplette Gegenteil von Innovationen. Ein
enig Pflanzengenomforschung reicht nicht aus, Frau
ulmahn. Wir brauchen hier ein klares Commitment be-
üglich der Grünen Gentechnik und anderer Technolo-
ien. Sie können sich in Ihrem Kabinett aber nicht
urchsetzen.
Das Innovationssystem ist quasi wie ein Reiß-

erschlusssystem zu verstehen: Die Zähne müssen in-
inander greifen. Unser vorgelegte Antrag „Mit Innova-
ionen auf Wachstumskurs – eine einheitliche Strategie“
nthält solche Reißverschlusselemente. Es beginnt in der
chule. Rot-Grün hat über Jahre versucht, den Leis-
ungsgedanken aus den Schulen zu verbannen.


(Jörg Tauss [SPD]: Jahrzehnte! – Weitere Zurufe von der SPD: Oh!)


ISA hat es an den Tag gebracht: Mathematik und Na-
urwissenschaften müssen wieder stärker gefördert wer-
en.
Die Zukunft unseres Landes liegt zudem in den
ochschulen. Wir begrüßen den Wettbewerb, der jetzt
it den Ländern verabredet werden soll. Voraussetzung
st jedoch, dass Ihnen, Frau Bulmahn, tatsächlich mehr
eld zur Verfügung steht. Doch davon ist bislang nichts
u spüren. Klar ist, dass die Hochschulbauförderung
wischen 2003 und 2007 von 1,1 Milliarden Euro auf
60 Millionen gekürzt werden soll. Damit bleibt das
anze ein Nullsummenspiel.
Trennen Sie sich vom Korsett des Hochschulrah-
enrechts. Am Mittwoch haben wir im Ausschuss be-
chlossen, das Selbstauswahlrecht der Hochschulen end-
ich zu stärken. Ich kann mich noch genau daran
rinnern, wie Sie sich vor kurzem hier im Deutschen
undestag mit Händen und Füßen dagegen gewehrt ha-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie waren gar nicht da!)

etzt mussten Sie auf Druck der Länder und durch ein
indeutiges Gutachten des Wissenschaftsrates klein bei-
eben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ja albern!)


ie sind die Getriebene und nicht die Speerspitze, wenn
s um die Entwicklung eines leistungsfähigen Hoch-
chulwesens geht.






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Ich komme zur Forschung. Forschung ist die Basis

von Innovationen. Aber leider haben Sie hier ein völlig
falsches Verständnis. Forschung muss frei sein;


(Jörg Tauss [SPD]: Ach!)

denn sie dringt zum Teil ins Unbekannte, noch nicht ein-
mal Geahnte vor.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann machen Sie das einmal!)


Man kann sie nicht auf bestimmte Missionen festlegen
und erklären: Gefördert wird das, was Arbeitsplätze
schafft. Glauben Sie vielleicht, dass sich die Erfinder des
Transistors vor 40 Jahren vorstellen konnten, welche
Revolutionen sie damit in Gang setzen?

Wir brauchen eine stärkere Grundlagenforschung und
eine Exzellenzforschung. Das heißt aber auch, dass sich
die Forschungsorganisationen an den Projektmitteln, die
hoch kompetitiv sind, beteiligen können. Das hat der so
genannte Dudenhausen-Erlass mit einem Instrument der
70er-Jahre verhindert. Das ist das Gegenteil von Wettbe-
werb.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein kurzer Satz zu den neuen Bundesländern. Vor

kurzem hat Herr von Dohnanyi die Cluster wieder ent-
deckt. Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Union bereits
in den 90er-Jahren sowohl im Bund als auch in den Län-
dern die Clusterbildung vorangetrieben hat. Dresden ist
dafür ein hervorragendes Beispiel, aber es gibt noch an-
dere. Ich kann Sie nur auffordern, diese Cluster weiter-
hin zu fördern und sich insbesondere um die neuen Bun-
desländer, zum Beispiel mit Forschungsprämien, zu
kümmern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich komme zu meinem letzten Punkt. Wir brauchen
eine Aufbruchstimmung und eine Technikbegeisterung
in Deutschland, um bei der Dynamik mit den anderen
Ländern wieder mithalten zu können.


(Jörg Tauss [SPD]: Die haben Sie jetzt geweckt! – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wollen Sie mit Miesmacherei eine Aufbruchstimmung machen?)


Es sind nicht nur die behindernden gesetzlichen Rege-
lungen, sondern es ist auch die Stimmung, die in diesem
Land erzeugt wird. Das beredte Schweigen der Bundes-
regierung, wenn Ökoterroristen Versuchsfelder nieder-
trampeln, sagt eigentlich alles.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511503700

Kollegin Reiche, Sie müssen bitte zum Ende kom-

men.

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(C (D Wir müssen Bildung und Forschung entfesseln. Es ibt keinen Fortschritt, wenn Menschen kein Vertrauen n die Zukunft haben. Wir wollen eine Politik, die dieses ertrauen in die Zukunft rechtfertigt und Technikinnovaion in unserem Land wieder voranbringt. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Das In-den-Sand-Setzen von öffentlichen Mitteln kennt Frau Reiche ja gut!)

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1511503800


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511503900

Ich erteile das Wort Bundesministerin Edelgard
ulmahn.
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

nd Forschung:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
amen und Herren! Novalis – er ist einigen vielleicht
ekannt – hat einmal gesagt: Wer will, der kann auch. –
ie, liebe Frau Reiche, wollen nicht, Sie können auch
icht. Sie wollen schlechtreden.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist ja billig, Frau Bulmahn! Sie sollten sich schämen! Reine Diffamierung!)


ir wollen und wir können auch.

(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Bei Ihnen will nur jeder etwas anderes!)

ir wollen, dass Deutschland stark in Bildung und For-
chung ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir wollen, dass wir durch Innovationen erfolgreich
ind. Wir wollen, dass wir die Grundlagen für den
ohlstand in unserem Land ausbauen und stärken, da-
it die Menschen auch in zehn oder 20 Jahren in diesem
and gut leben können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Zahlen des jüngsten Bundesberichtes Forschung
elegen eindrucksvoll: Wir können auch erreichen, was
ir erreichen wollen. Zwischen 1998 und 2003 sind die
usgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung
m rund 1 Milliarde Euro gestiegen,


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Jetzt sinken sie!)


nd das trotz des ungeheuren Drucks, die Finanzen zu
onsolidieren. Ich möchte nur daran erinnern: Die Re-
ierung Kohl hatte allein zwischen 1992 und 1998 die
usgaben in diesem Zukunftsbereich um rund
70 Millionen Euro gekürzt.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Hört! Hört! – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ja unglaublich!)


nser entschiedenes Handeln dagegen hat auch die
irtschaft zu Investitionen ermutigt. So ist der Anteil






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am
Bruttoinlandsprodukt von 2,3 Prozent im Jahre 1998,
dem letzten Jahr Ihrer Regierungsverantwortung, auf ak-
tuell 2,5 Prozent angewachsen. So ist die Realität.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Bundesbericht Forschung 2004 macht deutlich:
Deutschland hat seine starke Position auf den internatio-
nalen Technologiemärkten behaupten können. Im
Jahr 2002 betrug allein bei den Gütern der Hoch- und
Spitzentechnologie – das sind die Wirtschaftstreiber –
der Exportüberschuss 132 Milliarden Euro. Bei for-
schungsintensiven Gütern liegen wir mit einem Welt-
marktanteil von 14,9 Prozent nach den USA auf Platz 2.
Vertrauen in unsere Leistungsfähigkeit ist also durchaus
gerechtfertigt. Es ist politisch falsch, Frau Reiche, wenn
man wie Sie versucht, dieses Vertrauen systematisch ka-
puttzureden und zu zerstören.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieses Land ist leistungsfähig. Wir können eine ganze
Menge leisten und wir sollten das Vertrauen in unsere ei-
gene Leistungsfähigkeit nicht zerstören, sondern weiter
erhöhen.

Die Bundesregierung hat mit ihrer Forschungsförde-
rung den Vorsprung in den wichtigen Zukunftsbranchen
unserer Wirtschaft ausgebaut, zum Beispiel in der Infor-
mationstechnologie. Mit dem Programm IT-Forschung
2006 stellt die Bundesregierung insgesamt 3 Milliarden
Euro für die Forschung zur Verfügung. Deutschland ist
heute einer der modernsten IT-Standorte der Welt. Das
schafft zukunftssichere Arbeitsplätze, und zwar gerade
in den neuen Ländern. Mit der Förderung meines Hau-
ses, des Ministeriums für Bildung und Forschung, ist in
der Region Dresden das Silicon Valley Europas entstan-
den.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Katherina Reiche [CDU/ CSU]: Das war die sächsische Landesregierung! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Schmücken Sie sich nicht mit fremden Federn!)


Es unterstreicht im Übrigen auch der sächsische Minis-
terpräsident, dass wir durch eine konzentrierte For-
schungsförderung das Silicon Valley Europas haben auf-
bauen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511504000

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Reiche?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Lassen Sie mich den Gedanken noch kurz zu Ende
führen.

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(C (D Insgesamt wurden dort 6 Milliarden Euro an zusätzliher Wertschöpfung mobilisiert und unmittelbar 1 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das ist unsere trategie, unsere Politik. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Damit haben Sie überhaupt nichts zu tun gehabt, Frau Bulmahn!)


ir stärken unser Potenzial, stärken und sichern damit
rbeitsplätze und stellen die richtigen Weichen für die
ukunft.
Bei den Strukturen und Rahmenbedingungen für eine

ffiziente Forschung sind wir energischer als jede Regie-
ung zuvor vorangegangen. Wir haben bei der Vergabe
on Forschungsmitteln den Wettbewerb massiv
erstärkt, unter anderem durch die Umstellung der
inanzierung der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten
eutschen Forschungsorganisation, auf die programm-
rientierte, wettbewerbliche Finanzierung und durch die
usweitung der Projektförderung meines Hauses, durch
ie wir gerade die Kooperation zwischen Hochschulen
nd außeruniversitären Forschungseinrichtungen und
er Wirtschaft stärken. Damit geben wir einen wichtigen
mpetus für die wirtschaftliche Entwicklung.
Bei der Professorenbesoldung haben wir das Leis-

ungsprinzip eingeführt. Ich sage ausdrücklich hier im
undestag, dass ich es außerordentlich bedauere, dass
ie Länder zu langsam und zu zögerlich sind, dieses
undesgesetz umzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Mit Leistung haben die da drüben nichts am Hut!)


erade in den unionsregierten Ländern wird dieses Ge-
etz nicht umgesetzt. Dabei schaffen wir damit eine
ichtige Voraussetzung dafür, dass gute Leistungen in
ehre und Forschung


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Die Akademie der Wissenschaften sagt genau das Gegenteil!)


ntsprechend honoriert werden können. Richten Sie Ihre
ritik bitte an Ihre Landesregierungen. In drei SPD-
egierten Bundesländern ist das Gesetz bereits umgesetzt
orden. Sie von der CDU/CSU hinken kräftig hinterher.
Mit der Junior-Professur haben wir die Perspektiven

ür den wissenschaftlichen Nachwuchs verbessert. Statt
it Anfang 40 können die Wissenschaftler jetzt schon
it Anfang 30 unabhängig forschen und lehren. Ich sage
usdrücklich, Frau Reiche: Ich bin die erste Forschungs-
inisterin gewesen, die dieses Thema aufgegriffen hat.
eine Vorgänger haben es überhaupt nicht zur Kenntnis
enommen. Wir haben nicht erst Ende der 90er-Jahre
ine problematische Entwicklung gehabt, sondern schon
nde der 80er- und Anfang der 90er-Jahre. Das müssten
ie bei einer klaren Analyse wissen. Wir haben jetzt end-
ich eine Trendumkehr. Jetzt merken Sie, dass es ein Pro-
lem gab.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Das ist ein Flop, Frau Bulmahn, das wissen Sie genauso wie ich!)


Die Zahlen der ausländischen Studierenden wachsen pro
Jahr. Die OECD-Studie zeigt, dass wir ein Gewinnerland
bei der so genannten Brain-Circulation sind.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Wo bleiben die Amerikaner?)


– Lesen Sie die Studie, Frau Reiche, und nehmen Sie das
bitte zur Kenntnis.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Von Ihrem Antrag „Mit Innovation auf Wachstums-
kurs – eine einheitliche Strategie“ hätte ich ein bisschen
mehr Kreativität erwartet.


(Jörg Tauss [SPD]: Nur Polemik!)

Das zu fordern, was die Regierung bereits alltäglich tut,
Sie aber in Ihrer Regierungszeit nicht geleistet haben, ist
nicht besonders originell.

Lassen Sie mich einige Punkte herausgreifen, die mir
besonders wichtig sind. Ich stimme Ihnen zu: An den
Hochschulen wird sich die Zukunft unseres Landes ent-
scheiden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für die Bundesregierung sind deshalb zwei Punkte ent-
scheidend. Erstens. Wenn wir für Forscher, Nachwuchs-
wissenschaftler und junge Leute aus aller Welt attraktiv
sein wollen, dann müssen wir unsere Wissenschaft auch
im Ausland entsprechend vertreten. Aus diesem Grund
brauchen wir Spitzenuniversitäten, die auch internatio-
nal wahrgenommen werden und ein hohes Renommee
haben. Deshalb will ich die Hochschulen, die klare Kon-
zepte haben, wie sie eine weltweite Spitzenstellung er-
reichen wollen, mit einem Wettbewerb finanziell so un-
terstützen, dass sie ihre Konzepte verwirklichen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei geht es mir auch darum, die Forschung wieder auf
den Campus zu holen und diese Forschung deutlich zu
stärken. Das ist die Zielsetzung. Hinzu kommt eine dritte
Komponente. Mit den Exzellenzclustern werden Bund
und Länder die stärkere Vernetzung zwischen Hoch-
schulen und außeruniversitärer Forschung, aber auch
zwischen der Wirtschaft fördern und stärken. Mit den
Graduiertenschulen werden wir die Förderung des wis-
senschaftlichen Nachwuchses verbessern.

Zusammengenommen ist es das größte Programm zur
Stärkung der Universitäten seit mehr als zehn Jahren.
Mit diesem großen Programm können wir die Entwick-
lungsmöglichkeiten unserer Hochschulen unterstützen
und ihnen einen nachdrücklichen Schub geben.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Wo nehmen Sie das Geld her?)



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(C (D Frau Reiche, wir werden die dafür notwendigen zuätzlichen Mittel aufbringen. Das wissen der Bundesinanzminister, der mir darin zustimmt, wie auch die geamte Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen. arin sind wir uns einig. Wir stellen sicher, dass die inanzielle Förderung der Hochschulen auch in der reite fortgesetzt wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen hat der Bund – auch das bitte ich zur
enntnis zu nehmen – die Breitenförderung in den ver-
angenen Jahren um 23 Prozent erhöht. Wenn das auch
lle Länder getan hätten, dann stünden wir heute vor ei-
er besseren Ausgangsposition.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511504100

Frau Ministerin, ich darf Sie noch einmal fragen, ob

ie die Zwischenfrage der Kollegin Reiche zulassen.
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

nd Forschung:
Ja.

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1511504200

Frau Ministerin, Sie haben eben die noch ausstehende

ereinbarung zwischen Bund und Ländern zum Förder-
rogramm für die Hochschulen angesprochen. Ich
rage Sie in diesem Zusammenhang, ob Sie zusagen
önnen, dass zusätzliche Mittel bewilligt werden, und
ie Sie in diesem Zusammenhang bewerten, dass die
uropa-Universität Viadrina eine beträchtliche Summe
in der Presse wurde von 50 Millionen Euro in zwei
ranchen berichtet – erhalten soll, ohne sich dem Wett-
ewerb zu stellen, und ob auch diese Mittel aus Ihrem
aushalt finanziert werden müssen.

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
Liebe Frau Reiche, Bund und Länder haben am

. Juni eine klare Verständigung über die Eckpunkte der
örderung erreicht. Ich stehe zu dieser Verständigung
nd ich gehe davon aus, dass alle Länder bereit sind, die
orschung an den Hochschulen zu stärken, und zwar so,
ass unsere Hochschulen auf internationaler Ebene nicht
ur mithalten können, sondern auch die Position einneh-
en, die ich für notwendig und wichtig erachte, nämlich
in starkes und gutes internationales Renommee zu ha-
en und dadurch als „Leuchtturm“ zu wirken.
Ich stehe zu dieser Verständigung und stelle aus-

rücklich fest, dass wir die Breitenförderung der Hoch-
chulen so fortsetzen wie in den vergangenen Jahren.
ir haben sie schließlich um 23 Prozent erhöht.


(Bernward Müller [Gera] [CDU/CSU]: Würden Sie auf die Frage antworten?)


ch weise noch einmal darauf hin: Wenn die Länder die
ittel im gleichen Umfang erhöht hätten, dann stünden
ir heute besser da.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf einen

von Ihnen angesprochenen Punkt eingehen. Sie haben
darauf hingewiesen, dass wir mehr Stellen für den Mit-
telbau brauchen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Beantworten Sie einmal die Frage, Frau Bulmahn!)


Das ist ausdrücklich zu bejahen, aber das liegt nicht in
der Zuständigkeit des Bundes, sondern der Länder.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Was ist mit der Viadrina?)


Gerade deshalb ist es notwendig, dass Bund und Länder
die Ausgaben für die Hochschulen erhöhen.

Zur Viadrina: Es gibt eine Vereinbarung zwischen
dem polnischen Staatspräsidenten, dem französischen
Staatspräsidenten und dem deutschen Bundeskanzler,
die so genannte Weimarer Erklärung. Wir arbeiten daran,
diese Vereinbarung umzusetzen, sodass für die drei be-
teiligten Länder gemeinsame Studiengänge und Studien-
abschlüsse entwickelt und die Verbindungen zwischen
den drei Ländern deutlich gemacht werden. Wir haben
das zum Beispiel mit dem Verbund deutsch-französi-
scher Hochschulen ebenfalls deutlich gemacht. Ich
glaube, es ist wichtig, dass wir in Deutschland, im Her-
zen Europas, eine wichtige Rolle übernehmen, wenn wir
die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen diesen
drei Ländern stärken. Alles andere werden Sie dann se-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


Darüber hinaus habe ich Anfang Januar dieses Jahres
den Bundesländern angeboten, das Hochschulrahmen-
gesetz auf das zu beschränken, was unbedingt bundes-
einheitlich geregelt werden muss. Die Bedingung dafür
ist allerdings, dass die Bundesländer die neuen Freihei-
ten auch an die Hochschulen weitergeben; das ist ent-
scheidend.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf das zurück-
kommen, was Sie, Frau Reiche, gesagt haben. Wenn Sie
behaupten, die Bundesregierung habe das Auswahlrecht
der Hochschulen nicht stärken wollen, dann sagen Sie
die Unwahrheit. Deshalb sage ich Ihnen ganz ausdrück-
lich: Hören sie auf, die Unwahrheit zu sagen! Die Bun-
desregierung und insbesondere die Bundesministerin hat
schon vor eineinhalb Jahren in ihrer Stellungnahme zu
den Vorschlägen der Bundesländer ausführlich auf meh-
reren Seiten klargestellt, dass wir das Auswahlrecht der
Hochschulen erheblich ausweiten wollen, und zwar viel
weiter, als es die Bundesländer vorgeschlagen hatten.
Die Koalitionsfraktionen haben in Übereinstimmung mit
mir jetzt einen Kompromiss vorgeschlagen. Mein ur-
sprünglicher Vorschlag ging zwar deutlich weiter. Aber
ich finde, dass wir einen sinnvollen Weg gefunden ha-
ben, um das Auswahlrecht der Hochschulen auszuwei-
ten. Auch wenn man parteipolitisch die Kontroverse
sucht, sollte man schlicht bei der Wahrheit bleiben. Das
ist wirklich besser, Frau Reiche.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch in einem anderen Punkt stimmen wir überein.
orschung bewegt sich in mehrjährigen Zyklen; das ist
ichtig. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass die großen
orschungsorganisationen in den nächsten Jahren plan-
are Mittelzuwächse in Höhe von 3 Prozent von Bund
nd Ländern erhalten. Im Gegenzug sollen sich die For-
chungsorganisationen auf Reformen verpflichten. Mehr
ittel im Wettbewerb vergeben, Versäulung aufbrechen
urch mehr Kooperation und Vernetzung der For-
chungsorganisationen, mehr Chancen für unkonventio-
elle Forschungsansätze und damit für Sprunginnovatio-
en, mehr Möglichkeiten für den Nachwuchs, das sind
ie Ziele des Paktes für Forschung und Innovation.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um diese Ziele so schnell wie möglich zu erreichen,
rbeiten wir seit langem mit der Wissenschaft und der
irtschaft an abgestimmten Innovationsstrategien.
rst im Februar dieses Jahres hat die Bundesregierung
ür das wichtige Feld der Nanotechnologie ein Strategie-
onzept vorgelegt, das die Grundlagenforschung mit der
nwendung verzahnt. In vergleichbarer Weise arbeiten
ie Impulskreise der Partner für Innovation für Zu-
unftssektoren wie Energie, Mobilität, Medien, Vernet-
ung oder Gesundheit. Hier werden Pionieraktivitäten
ufgezeigt und konkrete Handlungsempfehlungen zur
rschließung der Innovationspotenziale in diesen The-
enfeldern formuliert. Effizienz entsteht auch hier durch
in eng abgestimmtes Vorgehen mit der Wissenschaft
nd der Wirtschaft. Sie sehen, was wir schon heute tun.
ber Sie fordern das erst für morgen.
Wir beschließen heute den Entwurf eines Gesetzes

ur Förderung von Wagniskapital. Diese Neuregelung ist
benfalls wieder ein wichtiger Beitrag für die Erhöhung
er Innovationskraft technologieorientierter Unterneh-
en sowie ein wirksamer Anreiz für Unternehmens-
ründungen. Forschung und Innovation müssen mehr
ufmerksamkeit erfahren.
Nur wenn Forschung und Innovation als Schlüssel

ür unsere Zukunft begriffen werden, wird es auch ge-
ingen, Subventionen zu reduzieren und Zukunftsinvesti-
ionen zu stärken. Dies, meine sehr geehrten Damen und
erren auch von der Opposition, ist die Aufgabe von al-
en, die in diesem Land Verantwortung tragen. Die Bun-
esregierung hat mit der Empfehlung, die Eigenheimzu-
age zu streichen, einen zielführenden und praktikablen
orschlag auf den Tisch gelegt. Ob Sie, meine Damen
nd Herren von der Opposition, diesem Vorschlag zu-
timmen werden oder ob Sie aus parteitaktischen Grün-
en diese wichtige Zukunftsoption verhindern wollen,

(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Warum streichen Sie nicht einmal bei der Steinkohle?)

st der Lackmustest, den Sie bestehen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

An dieser Frage wird sich entscheiden, ob Sie es mit
wohlklingenden Bekenntnissen ernst meinen oder ob ih-
nen die Zukunft von Bildung und Forschung in Wirk-
lichkeit egal ist.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511504300

Frau Ministerin, Sie müssen zum Schluss kommen.
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Ich bin zum Schluss gekommen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511504400

Ich erteile das Wort Kollegin Cornelia Pieper, FDP-

Fraktion.

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1511504500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

Ministerin, Sie haben für Vertrauen in Ihre Forschungs-
politik geworben.


(Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht!)

Wir von der Opposition sagen: Vertrauen ist gut, Kon-
trolle ist besser.


(René Röspel [SPD]: Das war Lenin!)

Frau Bulmahn, Sie sind und bleiben eine Traumtänzerin,
weil Sie die wirklichen Zahlen, die sich nicht nur in die-
sem Bundesbericht Forschung, sondern auch im interna-
tionalen Wettbewerb abzeichnen, einfach nicht zur
Kenntnis nehmen.

Ein wichtiger Indikator für die Stärke eines Wirt-
schafts- und Wissenschaftsstandortes sind die Ausgaben
für Forschung und Entwicklung. Bezogen auf den An-
teil am Bruttoinlandsprodukt liegt Deutschland jetzt
zwar, das gebe ich zu, mit 2,52 Prozent ungefähr im Mit-
telfeld. Zieht man aber einen Vergleich zu führenden In-
dustrienationen wie Schweden, Finnland, Japan und
USA, dann erkennt man: Die Mitwettbewerber laufen
uns davon.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir alle wissen durch die Studie des Stifterverbandes
für die Deutsche Wissenschaft von Anfang 2004, Frau
Ministerin, dass die Aufwendungen der Unternehmen
für Forschung und Entwicklung im Jahre 2003 erstmals
wieder abgenommen haben. Das ist ein alarmierendes
Signal. In einer nationalen Innovationsstrategie müssen
wir den Unternehmen wieder den nötigen Spielraum für
Innovationen und Investitionen geben. Das hat Ihre Bun-
desregierung nicht getan.

Schauen Sie sich Frankreich und Großbritannien an:
Diese Länder schaffen Anreize, damit die Unternehmen
in Forschung und Entwicklung investieren. Großbritan-
nien lässt zu, dass bis zu 150 Prozent der Investitionen in

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(C (D orschung und Entwicklung steuerlich abgeschrieben erden können. Der BDI hat diese Woche vorgeschlaen, eine Forschungsprämie zuzulassen: Wenn Unterehmen in Forschung und Entwicklung mehr investieen, dann sollte das mit 25-prozentigen Zuwendungen an ie Hochschulen und Forschungseinrichtungen begleitet erden. Das sind Ideen, Frau Ministerin. Setzen Sie och im „Jahr der Innovationen“, das Sie selbst ausgeruen haben, auch einmal neue Ideen um und streiten Sie it uns darüber! Wir haben von Ihnen – jedenfalls eute – nichts Neues gehört. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben Novalis zitiert. Ich zitiere Benjamin
ranklin: „Investitionen in Wissen bringen die besten
insen.“ Das ist so. Wenn sich Deutschland nicht aus der
pitzengruppe der Forschungsnationen verabschieden
ill, dann sind jährliche Steigerungen der gesamten
-und-E-Ausgaben notwendig. Dass wir in Deutschland
echsmal mehr für Soziales als für Bildung ausgeben, ist
ine fatale Schieflage. Es ist die Ursache dafür, dass wir
icht zu mehr Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft
ommen.
Lassen Sie mich noch einmal Franklin zitieren:

Gläubiger haben ein besseres Gedächtnis als Schuld-
er.“ In diesem Zusammenhang verweise ich auf die
ersprechungen der Bundesregierung. Die Ausgaben
es Bundes für Forschung und Entwicklung und insbe-
ondere die Ihres Ministeriums sind eben nicht in dem
mfang gestiegen, wie Sie es angekündigt haben.
Ich erinnere Sie hier daran, dass Sie die Zukunfts-

nvestitionen bereits von 1998 bis 2002 verdoppeln
ollten. Sie haben eine Steigerung von 12,2 Prozent
rreicht. Der Europäische Rat hat im März 2000 in Lis-
abon den Beschluss gefasst, dass die Länder der Euro-
äischen Union zukünftig 3 Prozent des Bruttoinlands-
rodukts für Forschung ausgeben. Diesen Beschluss
aben Sie haushaltspolitisch nicht umgesetzt, Frau
inisterin. Wo sind denn die Realisierungen Ihrer An-
ündigungspolitik? Das vermissen wir.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir können nicht erkennen, wie Sie in der mittelfristi-
en Finanzplanung erreichen wollen, dass die Ausgaben
ür Forschung und Entwicklung bis 2010 auf 3 Prozent
es Bruttoinlandsprodukts gesteigert werden. Wenn das
ruttoinlandsprodukt nicht wächst, was man unter Ihrer
egierung ja befürchten muss, dann würde das bedeuten,
ass Sie in Ihrem Haushalt jährlich 210 Millionen Euro
ehr für Forschung ausgeben müssten. Ich frage Sie,
achdem Sie sich zu diesem EU-Beschluss bekannt ha-
en: Wo ist das Geld?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


3,7 Milliarden Euro wurden 2003 für die Subventio-
ierung von Windmühlen ausgegeben. Ökologische
rüne Prestigeobjekte sind der Bundesregierung wichti-
er als Investitionen in die Köpfe. Wenn Sie mich fra-






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

gen, dann gebe ich Ihnen einen Tipp: Wenn Sie in die
Hochschulen investieren wollen, dann sollten Sie diese
Subventionen kürzen und das Geld in die Schulen und
Hochschulen dieses Landes stecken. Das hilft uns mehr
als das, was Sie hier vorschlagen. Das alles sind nur
Luftblasen.

Will Deutschland seine Führungsposition in Europa
halten, muss es der Forschungsförderung ein weitaus hö-
heres Augenmerk als bisher schenken. Hierzu wird ein
klares Forschungskonzept benötigt. Ein solches Konzept
von der Bundesregierung, von Ihnen, Frau Bulmahn,
vermisse ich.

Es gibt eine beängstigende Entwicklung auch bei der
technologischen Dienstleistungsbilanz. Unter Ihrer Re-
gierung haben wir in dieser technologischen Dienstleis-
tungsbilanz einen Rekordnegativsaldo erreicht. Betrug
er 1990 noch knapp 0,5 Milliarden Euro, so betrug er
2001 schon 7,5 Milliarden Euro. Das ist eine dramati-
sche Entwicklung, die eben nicht für eine gute For-
schungspolitik Ihres Hauses spricht, Frau Bulmahn.


(Beifall bei der FDP)

Besorgniserregend ist natürlich auch der drastische

Rückgang beim Forschungs- und Entwicklungsperso-
nal in der Wirtschaft. Das können wir im Forschungs-
bericht nachlesen. Deutschland liegt mit 6,5 Forschern
pro 1 000 Einwohnern zwar noch über dem EU-Durch-
schnitt; jedoch sind es in Japan zehn und in den USA
neun Forscher pro 1 000 Einwohner. Im Osten Deutsch-
lands beträgt der Anteil am gesamtdeutschen Entwick-
lungspersonal lediglich 9 Prozent. Hier müssen Sie mehr
Akzente setzen, wenn wir auch im Interesse des wirt-
schaftlichen Aufschwungs in den neuen Bundesländern
dort Wachstumskerne erhalten wollen und neue Wachs-
tumskerne entstehen lassen wollen.

Die Bundesregierung hat, was die Forschungspolitik
anbelangt, aus meiner Sicht versagt. Die Bundesregie-
rung ignoriert vieles, insbesondere die Motive der Ab-
wanderung von Nachwuchswissenschaftlern, von
Doktoranden, die weitestgehend in die interessanteren
Staaten dieser Erde gehen, in die Staaten, in denen unter
leichteren Bedingungen zu forschen ist. Deswegen kann
ich Sie nur auffordern, Frau Ministerin: Ändern Sie das!
Es gibt ja diesen netten Witz: Auf die Frage, was ein
deutscher Forscher braucht, um internationale Anerken-
nung zu erlangen, antwortet ein in den USA lebender
Forscher knapp: Ein Flugticket. – Das, finde ich, sollte
in Zukunft nicht die Linie unserer und Ihrer Politik sein.

Frau Ministerin, machen Sie den Weg frei für mehr
Freiheit und Wettbewerb der Hochschulen! Greifen Sie
auf die Vorschläge zurück, die wir Ihnen gemacht haben!
Reformieren Sie das Hochschulrahmengesetz! Schaffen
Sie die ZVS ab und lassen Sie das Studiengebührenver-
bot fallen! Geben Sie den Hochschulen durch Wissen-
schaftstarifverträge mehr Flexibilität! Wir haben ein Ge-
samtkonzept dafür vorgelegt, wie es mit Innovationen in
Deutschland vorangehen kann, um so zu einem neuen
Wachstum für Deutschland und zu mehr Arbeitsplätzen
zu kommen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Ich erteile Kollegen Hans-Josef Fell, Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Frau Reiche, Sie fordern zu Recht eine Aufruchstimmung in Deutschland ein. Nur, wer das mit olch mies machenden Worten wie Sie tut, wird nicht ufbruchstimmung erreichen, sondern einen Abbruch rnten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511504600
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511504700

Ihre Auswahl von Zitaten und Beispielen spricht da
ür sich selbst. Sie zitieren den Vorstand von Siemens
inngemäß dahin gehend, die Forschungsbereiche in
eutschland seien nicht ausreichend.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit!)


ie haben vergessen, den Vorstand von General Electric
u zitieren, der ausgerechnet nach Deutschland kommt,


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Nach Bayern, Herr Fell!)


nd zwar wegen der Stärke des Forschungsstandorts
eutschland, wegen der Unterstützung durch die Bun-
esregierung, wegen der Märkte, die Sie immer ableh-
en. Einer der drei Schwerpunkte von General Electric
n Garching bei München ist die Forschung für erneuer-
are Energien.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist doch wunderbar!)


as sollten Sie wissen. Sie sollten diese Strategie und
ie damit verbundenen Investitionen nicht ablehnen, so
ie Sie es erst heute Vormittag wieder getan haben, als
ie das Ergebnis des Vermittlungsausschusses zum Er-
euerbare-Energien-Gesetz abgelehnt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie sollten klar und ernst über diese Sachen reden. Ich
erde darauf noch zurückkommen.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1511504800

Kollege Fell, gestatten Sie eine Zwischenfrage der
ollegin Reiche?

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511504900

Bitte.

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1511505000

Herr Kollege Fell, Sie scheinen mit dem von mir Zi-

ierten nicht ganz zufrieden zu sein.

(Jörg Tauss [SPD]: Nein, wirklich nicht!)


eshalb möchte ich jetzt jemanden ins Feld führen, der
nverdächtig ist, nämlich den ehemaligen Präsidenten
er Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, der sagt:






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Zwar mögen wir nicht so schlecht sein, wie wir uns
gerne machen, aber deshalb sind wir noch lange
nicht so gut, wie wir gerne wären, vor allem aber,
wie wir sein müssten, um im weltweiten Wettbe-
werb nicht nur im Rudel mitzulaufen.

Mich würde Ihre Haltung zu den Ausführungen von
Herrn Markl interessieren.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Was hat das mit dem Thema zu tun? Das ist eine reine Störfrage!)


– Das Thema war „Schlechtreden“!


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511505100

Frau Kollegin Reiche, es ist ohne Zweifel richtig,

dass die Bedingungen für den Forschungsstandort
Deutschland noch verbessert werden können und verbes-
sert werden müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dies hat Professor Markl zum Ausdruck gebracht. Ich
denke, bezüglich dieser Zielvorstellung stimmen wir mit
ihm überein. Dies hat nichts mit der Miesrederei zu tun,
die Sie bei jeder Rede an den Tag legen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dass Deutschland ein starker Forschungs- und auch
Wirtschaftsstandort ist, hat Frau Ministerin Bulmahn
schon ausgeführt. Nachdem Sie das kritisiert haben, will
ich wiederholen, was wir geleistet haben: Rot-Grün hat
die Forschungsausgaben von 1998 bis zum Jahre 2003
um 1 Milliarde auf inzwischen 9 Milliarden Euro erhöht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist inzwischen von
2,3 auf 2,5 Prozent gestiegen. Dies ist wichtig. Natürlich
bekennen wir uns zu einem weiteren Ausbau. Wir halten
an dem 3-Prozent-Ziel fest. Wir sagen aber auch genau,
was dieses 3-Prozent-Ziel bedeutet. Wir kennen die
knappe Haushaltslage. Dennoch scheuen wir uns als
Fachpolitiker nicht, klar zu bekennen: Als erster Schritt
auf dieses Ziel hin müssen im Haushalt 2005
500 Millionen Euro bereitgestellt werden. In den nächs-
ten Jahren muss der Betrag ansteigen, wenn der Bund
seine Verantwortung für diesen Bereich wirklich ernst
nehmen will.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Es steht fest: Unsere Erfolge können sich tatsächlich
sehen lassen. Von Frau Ministerin Bulmahn haben wir
hierzu bereits einige Beispiele gehört. Ich will diese
nicht vertiefen, aber doch noch einmal darauf hinweisen,
dass wir bei Gütern der Hoch- und Spitzentechnologie
weltweit den höchsten Exportüberschuss haben, dass
Deutschland bei den forschungsintensiven Gütern einen
Weltmarktanteil von 14,9 Prozent hat und damit auf
Platz zwei liegt. In Bezug auf Veröffentlichungen wis-

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(C (D enschaftlicher Art liegen wir weltweit auf Platz drei. amit sind wichtige Parameter genannt, die die hohe ualität des Forschungsstandorts Deutschland aufzeien. ugleich sehen wir, dass auch in einzelnen Bereichen rfolge nicht ausbleiben. Die Lasertechnologie wurde enannt. Inzwischen beträgt unser Weltmarktanteil bei asern für Materialbearbeitung 40 Prozent. In diesem ektor wurden alleine in den letzten Jahren 50 000 neue rbeitsplätze geschaffen. Ich komme zurück auf die erneuerbaren Energien. nsere Politik, Frau Pieper, fördert Innovationen im Beeich Windkraft übrigens nicht durch Subventionen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch weiß nicht, warum Sie einfach nicht verstehen, was
ubventionen sind. Der Europäische Gerichtshof hat
lar festgelegt: Einspeisevergütungen stellen keine Sub-
entionen dar. Nehmen Sie das endlich einmal zur
enntnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


ie innovativen Instrumente, die wir in diesem Bereich
nwenden, sind marktkonform. Hierdurch wurde er-
eicht, dass in den letzten Jahren 60 000 neue Arbeits-
lätze geschaffen wurden. Inzwischen gibt es in diesem
ereich, wo einer der größten Märkte der Welt entsteht,
20 000.
Wir nehmen auch die Markteinführung ernst, nicht

ur durch Gesetzesvorgaben, sondern auch im gesamten
omplex der Innovation. Ich nenne beispielsweise das
tichwort Bildung: Dank der Unterstützung von Frau
inisterin Bulmahn konnte auf der Erneuerbare-Ener-
ien-Konferenz die Gründung einer offenen Universität
nitiiert werden, die zunächst als Internetplattform orga-
isiert ist. Sie will Ausbildung in diesem Bereich sowie
urch Forschungsvernetzung weltweiten Know-how-
ransfer voranbringen. Eine Anschubfinanzierung ist
om BMBF in Aussicht gestellt worden. Dafür möchte
ch mich ausdrücklich bei der Ministerin bedanken. Die
NESCO bildet das Dach über dieser Universität. Wir
aben eine breite Palette an Angeboten, um immer wie-
er die Einführung von Innovationen, vor allen Dingen
uch den zukunftsorientierten, die uns besonders wichtig
ind, zu unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sehen, dass wir weitere Maßnahmen zur Verbes-
erung der Rahmenbedingungen ergreifen müssen. Ich
enne beispielsweise die Kapitalschwäche, die wir in
eutschland im Venture-Capital-Bereich haben. Herr
iesenhuber hat zu Recht immer wieder darauf hinge-
iesen. Wir haben bereits beschlossen, wie wir hier vor-
ehen wollen. Ich erinnere noch einmal an die Einfüh-
ung eines Dachfonds, der mit 500 Millionen Euro






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

ausgestattet wird und der die Liquidität bei Risikokapi-
tal erhöhen wird. Heute werden wir einen Gesetzentwurf
verabschieden, der die steuerlichen Rahmenbedingun-
gen für das Venture Capital verbessern wird. Sie sehen:
Wir nehmen unsere Aufgabe ernst, bessere Rahmenbe-
dingungen zu schaffen.


(Marion Seib [CDU/CSU]: Sechs verlorene Jahre!)


Ich komme auf das 3-Prozent-Ziel in Bezug auf das
Verhältnis der Forschungsmittel zum Bruttoinlands-
produkt zurück. Der Bundeskanzler hat sich wie die
Regierungsfraktionen immer wieder zu diesem Ziel be-
kannt und auch einen guten Gegenfinanzierungs-
vorschlag vorgelegt. Die Abschaffung der überholten
Eigenheimzulage würde Bund und Ländern den not-
wendigen Spielraum für die Erhöhung der Forschungs-
mittel geben. Aber wer wie Sie die Eigenheimzulage hö-
her gewichtet als Investitionen in Forschung und
Entwicklung, der zeigt, dass er reformunfähig ist, weil er
trotz knapper Haushaltsmittel nicht bereit ist, von Sub-
ventionen, wie Frau Pieper zu Recht sagt, auf Investitio-
nen in Bildung und Forschung umzuschichten, was not-
wendig ist. Ich fordere Sie auf, Ihren Widerstand gegen
die Abschaffung der Eigenheimzulage endlich aufzuge-
ben und sich mehr für Bildung und Forschung einzuset-
zen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Die beste Innovation wären Neuwahlen!)


Ich mahne Sie auch an, Ihre Verantwortung in den
Ländern viel ernster zu nehmen; denn Forschungsausga-
ben sind nicht nur Ausgaben des Bundes. Man kann
beobachten, wie in den Ländern, gerade in den unions-
regierten Ländern, Ausgaben für Bildung und Forschung
zusammengestrichen werden. Wir können uns an die
Studentenproteste an den Hochschulen Anfang dieses
Jahres erinnern, gerade in Bayern – weil Sie das vorhin
erwähnt haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Berlin! Wunderbar!)


Wir sehen, dass Sie Ihre Verantwortung in den Ländern
nicht in ausreichendem Maße wahrnehmen. Wir wün-
schen uns höhere Ausgaben.

Ich möchte auch an uns selbst eine Mahnung richten:
Der notwendige Aufwuchs für die Forschungseinrich-
tungen – wir stehen hinter diesem Ziel – darf nicht zulas-
ten der Projektmittel gehen. Projektmittel sind wichtig,
um neue Maßnahmen zu ergreifen, um schnell handeln
zu können, um angesichts der Herausforderungen der
Gesellschaft, zum Beispiel durch die alternde Gesell-
schaft oder durch die knappen Erdölressourcen dieser
Welt, neue Innovationen auf den Weg zu bringen. Diese
Projektmittel werden wir beispielsweise auch brauchen,
um, nachdem wir endlich den Durchbruch beim Zuwan-
derungsgesetz erreicht haben, kluge Köpfe nach
Deutschland zu holen. Wir werden sie nur dann nach
Deutschland holen können, wenn wir ihnen hier auch
Forschung ermöglichen.

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(C (D Deswegen müssen wir darauf achten, dass wir bei den ommenden Haushaltsberatungen nicht nur die instituonellen Mittel im Blick haben, sondern auch die Proktmittel, die wir genauso stärken müssen wie alle aneren Ausgaben im Bereich der Forschung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir werden diese Projektmittel und andere For-
chungsanstrengungen einsetzen, um endlich die großen
erausforderungen der Welt anzugehen. Die steigenden
rdölpreise sind nicht nur ein Zeichen dafür, dass wir
it unserem Wirtschaften ein Problem haben; nein, sie
ind eine Mahnung an uns, endlich auch die ökologi-
chen Grenzen des Wachstums in dieser Welt ernst zu
ehmen. Wir stehen an der Schwelle zur Verknappung
es Erdöls in dieser Welt. Umso wichtiger ist es, dass
ir, als in erneuerbaren Energien weltweit führende Na-
on, Forschung, Innovationen und auch die Marktein-
ührung weiter intensivieren und stärken. Nachwach-
ende Rohstoffe im Bereich der Chemie als Erdölersatz
nd Energieersatz werden eine der großen Herausforde-
ungen sein neben den Innovationen, die notwendig sind,
m endlich die Probleme der alternden Gesellschaft an-
ehen zu können.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511505200

Das Wort hat der Kollege Professor Heinz
iesenhuber von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511505300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die Frau Ministerin hat markant begonnen: Wer
ill, der kann. – Das ist großartig. Frei nach Eugen Roth
önnte man ergänzen: Das ist es gerade, selbst wollen
önnen ist schon Gnade.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Jetzt wollen wir einmal überlegen, was Sie wollen kön-

en. Was Sie wollen können, hängt von zwei Dingen ab:
as eine ist das zur Verfügung stehende Geld – darüber
aben Herr Fell, Frau Flach und andere gesprochen, auch
ie selber, Frau Ministerin – und das andere sind die Vi-
ionen bezüglich dessen, was Sie erreichen wollen.
Wie sieht es beim Geld aus? Wir sind ja in der glück-

ichen Lage, heute über den Bufo 2004 diskutieren zu
ürfen, denn er ist voller Erkenntnisse.


(Zuruf von der SPD)

Das ist der Bundesforschungsbericht; ich bitte sehr um
achsicht. Dieses wertvolle Buch ist uns eben als Tisch-
orlage serviert worden,


(Jörg Tauss [SPD]: Wir haben es schon seit Mai!)


odass wir die Möglichkeit haben, es durchzulesen, be-
or wir in die Debatte eintreten.






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

Ich bin sehr dankbar dafür, dass Seite für Seite dieses
Berichts aus dem Internet herausgezogen werden kann.
Professionalität ist in der Politik manchmal ganz wich-
tig; aber dies ist hier nicht mein Thema.

Der Bufo rechnet Folgendes vor: Wenn in Europa
Ausgaben in Höhe von 3 Prozent des Bruttosozial-
produkts für Forschung erreicht werden sollen, dann
müsste Deutschland 3,5 Prozent leisten. Jedes Land
müsste einen Prozentpunkt mehr leisten; denn man kann
nicht erwarten, dass die Polen plötzlich um 1,5 oder
2 Punkte springen.

Das bedeutet für uns in Deutschland: Wir müssen von
rund 53 Milliarden Euro Ausgaben auf rund 73 Milliar-
den kommen. Dies ist ein Zuwachs von gut 20 Milliar-
den. Jetzt rechnen wir davon einmal ab, dass die Wirt-
schaft zwei Drittel zahlt. Dann bleiben knapp
7 Milliarden Euro für die öffentliche Hand. Die Länder
zahlen ungefähr die Hälfte. Dann bleiben 3,5 bzw.
3,6 Milliarden Euro für den Bund. Das heißt, diese
Summe müssten wir aufbringen. Das dividieren wir
durch sechs Jahre – das können wir im Kopf –:


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dann sind wir bei einem Plus von 600 Millionen Euro
pro Jahr – und das bei Nullwachstum. Wenn die Wirt-
schaft wächst, sind es ein paar 100 Millionen mehr.

Das hat der Bundeskanzler beschlossen. Das war
nämlich der Beschluss des europäischen Gipfels. Das ist
also das, was wir brauchen. Der Bundesforschungsbe-
richt belehrt uns aber, dass die Forschungsmittel des
Bundes im letzten Jahr um insgesamt 279,8 Millionen
Euro zurückgegangen sind. Das ist kein sehr guter Be-
ginn für einen dynamischen Aufbruch in eine neue Welt,
in der Sie all die großartigen Ziele, die Sie angesprochen
haben, kraftvoll verwirklichen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Da gibt es natürlich interessante Diskussionen. Herr
Fell hat uns mit juristischem Sachverstand – Gott sei
Dank sind wir beide, lieber Herr Fell, keine Juristen – er-
läutert, dass der Europäische Gerichtshof erkannt hat,
dass die Vergütungen für Strom aus Windkraft und ande-
ren erneuerbaren Energien keine Subvention seien.
Wenn wir aber pro Jahr 2,5 Milliarden Euro für eine ein-
zige Technik ausgeben, dann ist der Volkswirtschaft und
Frau Lieschen Müller wurscht, ob das mit Steuern oder
durch die Stromrechnung bezahlt wird. Denn es wird ab-
gezockt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In eine einzige Technik werden Mittel in einer Größen-
ordnung eingesetzt, die vielmal so groß ist, wie SPD-Re-
gierungen beim schnellen Brüter und beim Hochtempe-
raturreaktor oder später CDU/CSU-Regierungen es
jemals getan haben.

Also, Herr Fell, die Stärke unseres Antrags, über den
wir heute diskutieren, liegt nicht nur darin, dass wir hier
Dinge feststellen, bei denen wir einen Konsens haben.

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(C (D ass wir Wachstum brauchen, ist inzwischen Konsens. ie kuschelige Strategie des Nullwachstums, die vor eiiger Zeit üblich war, ist längst vorbei. Dass wir Wachsum nur durch Innovationen und nicht durch ein Mehr om Gleichen bekommen, darin sind wir uns einig. Aber ass eine einheitliche Strategie auf Ziele hin fehlt, das acht die ganze Schwäche aus. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


eshalb entsteht durch die Wirklichkeit auch keine Fas-
ination.
Ich würde mich freuen, wenn ich von unserem hoch-

erehrten Herrn Bundeskanzler mal eine Rede über den
ufbruch in die Wissensgesellschaft hören könnte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511505400

Herr Kollege Professor Riesenhuber, darf ich Ihren
edefluss kurz unterbrechen?


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511505500

Ich bin gerade so schön in Fahrt; aber bitte schön.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511505600

Der Kollege Fell würde gerne eine Zwischenfrage

tellen.


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511505700

Halten Sie aber die Uhr an!


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511505800

Die halte ich selbstverständlich an. – Bitte, Herr Fell.


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511505900

Herr Kollege!


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511506000

Die Uhr steht. Sie können sich überzeugen.


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511506100

Halten Sie sie noch ein bisschen länger an.


(Heiterkeit im ganzen Hause)



Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511506200

Herr Kollege Riesenhuber, Sie haben gerade die Aus-

aben im Bereich der Energieforschung in Bezug auf die
indenergie, den schnellen Brüter und andere Techni-
en angesprochen. Ich möchte Sie fragen, ob Ihnen be-
annt ist, wie sich die Mittelverteilung in der Energiefor-
chung weltweit in den letzten 50 Jahren entwickelt hat.
ach Aussagen der OECD und vor allem der Internatio-
alen Energieagentur in Paris sind in den letzten
0 Jahren 70 Prozent aller OECD-weiten öffentlichen
nergieforschungsmittel in die Kernenergie, also in die
ernfusion und in die Kernspaltung, geflossen. Das Er-
ebnis ist eine Deckung von – je nach Berechnungs-
asis – 5 bis 7 Prozent des Weltenergiebedarfs.






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

Ich frage Sie: Ist das nicht Ausdruck dafür, dass dies

im Forschungsbereich einer der größten Misserfolge ist,
wenn man andererseits sieht, dass nur etwa 2, 3 oder
4 Prozent der öffentlichen Forschungsmittel für erneu-
erbare Energien ausgegeben wurden, diese aber bereits
12 Prozent des Weltenergiebedarfs decken?


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511506300

Herr Kollege Fell, ich will Ihnen meine Antwort in

zwei Teilen geben.
Zum ersten Teil. Für die Kernenergie ist ziemlich

viel Geld ausgegeben worden. Ich war immer sehr be-
eindruckt davon, dass sich Bundeskanzler Schmidt dafür
entschieden hat, den schnellen Brüter und den Hoch-
temperaturreaktor zu bauen. Die Forschungsminister
Matthöfer, Hauff und von Bülow


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das waren alles SPD-Leute!)


haben mit großer Leidenschaft immer größere Beträge
dafür ausgegeben. Es gab Projekte, die völlig außer Kon-
trolle geraten sind, sodass wir im Jahre 1982 Überhänge
oder so genannte Bugwellen – so wurde es vornehm ge-
nannt – von Hunderten von Millionen vorfanden. Das al-
les hat nichts mit den heute laufenden Leichtwasserreak-
toren in Deutschland zu tun. Sie sind mit Ausnahme des
Bereichs der Sicherheitsforschung, in der der Staat flan-
kierend tätig war, von der Industrie bezahlt worden und
können wirtschaftlich betrieben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: 4 Milliarden Altlasten!)


– Herr Tauss, ich habe schon die ganze Zeit darauf ge-
wartet, dass ich Ihre wohlklingende Stimme heute hören
darf.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511506400

Herr Kollege, antworten Sie noch auf die Frage von

Herrn Fell? Nur dann kann ich die Uhr noch weiter an-
halten.


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511506500

Ja. – Herr Fell, ich komme jetzt zum zweiten Teil

meiner Antwort, nämlich zu den erneuerbaren Ener-
gien. Die erneuerbaren Energien haben wir mit großer
Leidenschaft vorangebracht. Wir haben 1982 den Gro-
wian, eine gespenstische Fehlkonstruktion, vorgefunden.
Wir mussten die Windenergie neu aufbauen. Es wurden
alle möglichen Typen getestet: senkrechte Achsen,
waagerechte Achsen, Einflügler und Mehrflügler. Wir
haben die Windparks in Pellworm aufgebaut sowie das
100-Megawatt-Windprogramm und das 300-Megawatt-
Windprogramm aufgelegt.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das alles ohne Grüne!)


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(C (D ie Idee war aber die: Der Staat bringt die Forschung oran. Danach müssen die Neuentwicklungen auf den arkt, o sie sich bewähren müssen. Ich bin sogar der Ansicht, ass der Staat die Markteinführung mit fördern soll. ber es darf keine Dauersubvention des Staates in öhe von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr geben. n den nächsten Jahren werden wir für die Subventionen ür die erneuerbaren Energien mehr als für die Kohle usgeben. Das kann nicht die Strategie sein. Sie und ich sind der Überzeugung, dass die Wind nergie sich prächtig entwickelt hat. Entlassen Sie sie lso sozusagen in die Freiheit der Märkte und hängen Sie ie nicht an den Tropf des Staates. ubventionen gehen auf verschlungenen Wegen immer u Leuten, die daran gut verdienen. So sieht die Wirkichkeit in dieser beschränkten Welt aus. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Cornelia Pieper [FDP]: Sehr gut! – Albert Deß [CDU/CSU]: Zugabe!)


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Cornelia Pieper [FDP]: Genau!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte noch eine kurze Bemerkung anfügen. In
ezug auf die gesellschaftlichen Ziele sollte der Bundes-
anzler einmal mit großer Leidenschaft vom Aufbruch
n die Wissensgesellschaft sprechen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das tut er!)

we Jean Heuser hat gestern in der „Zeit“ geschrieben:

Will man aber eine Volkswirtschaft reformieren,
müssen sich die Bausteine schon zu einem Mosaik
zusammenfügen. Wenn aber der Chefreformer
selbst nicht weiß, wie das Bild aussehen soll, dann
fällt alles auseinander.

ann sind die vielen wunderschönen Einzelprogramme
phemere Belanglosigkeiten, „Stroh der Zeit“, wie
nzensberger sagen würde. All diese Programme sind
icht Teil einer großen Strategie, sondern einzelne
unkte, die jeweils nur für eine Pressemeldung gut sind.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Alles Luftblasen!)

Zu dem Aufbruch in die Wissensgesellschaft lässt

ich sagen, dass damit nicht das Verschmelzen von Com-
utern, Telefonen und Fernsehgeräten gemeint ist. Die
issensgesellschaft ist eine Gesellschaft, die mit Wissen
mgehen kann, in der Wissen wächst und in der Wissen
ür jedermann, der damit umgehen und die Wirklichkeit
erantwortlich gestalten kann, zu jeder Zeit verfügbar
st. Deshalb haben wir den Antrag so gestellt. In einem
roßen Bogen angefangen bei der Erziehung und Bil-
ung in Schulen über die Universitäten bis zur Technik
nd Wirtschaft haben wir eine geschlossene Vision von
er Zukunft im Rahmen einer einheitlichen Strategie
argestellt.






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber


(Zuruf von der SPD: Das machen wir doch!)


Dies habe ich in keiner Rede des Bundeskanzlers über
die Wissensgesellschaft entdeckt.


(Widerspruch bei der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Er weiß ja selber nicht, wie es weitergehen soll!)


Wenn er diese großen Signale nicht aussendet, dann be-
kommen wir nicht die notwendige Begeisterung in die-
sem Land. Sie ist nicht dadurch zu erreichen, dass wir
noch mehr Gelder – was prima ist – noch präziser vertei-
len. Nur aus dem Geist der Zuversicht erwächst Unter-
nehmungsgeist.

Die jungen Leute, die Naturwissenschaften studieren
und die wir brauchen, gehen davon aus, dass man in der
Technik Erfolge erzielen muss. Für sie ist es kein Erfolg,
dass der Transrapid in China fährt, dass die Grüne Gen-
technik in Deutschland nicht angewandt wird, dass es
den Ausstieg aus der Kernenergie gibt, dass die Maut ge-
gen die Wand gefahren wird und dass das Dosenpfand
beherrschendes Thema über Monate bleibt. Nein, sie
wollen, dass es eine zündende Bereitschaft gibt, um aus
Zuversicht, Kompetenz und Unternehmungsgeist eine
Zukunft aufzubauen. Genau das ist es. Bis jetzt löst die
Leidenschaft des Bundeskanzlers und seiner strahlenden
Forschungsministerin noch nicht die Begeisterung aus,
die dafür notwendig ist, dass die Herzen der Menschen
bewegt werden und die jungen Leute Freude an der Zu-
kunft haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Nur Gesülze! – Leider nur Gequatsche! – Kein einziger klarer Gedanke! – Keine Vorschläge!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511506600

Das Wort hat jetzt der Kollege Jörg Tauss von der

SPD-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511506700

Ungeachtet dessen, lieber Kollege Riesenhuber, dass

wir uns alle fragen, wo die Substanz Ihrer Rede gewesen
sein mag, möchte ich doch sagen: Mit Ihnen macht es im
Gegensatz zu Frau Reiche wenigstens Spaß. Übrigens,
einer Ihrer Fraktionskollegen hat kürzlich zu mir gesagt,
ich solle mich nicht aufregen, Frau Reiche werde poli-
tisch nur falsch geführt. Machen Sie das einmal Ihrer
Fraktionsführung klar; denn schon bei Ihnen wird das so
wahrgenommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Marion Seib [CDU/CSU]: Das ist dummes Zeug!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren! Heute ste-
hen der Bundesbericht Forschung 2004 und zwei An-
träge der Opposition zur Forschungs- und Innovations-
politik auf der Tagesordnung. Das dicke Werk liegt auf
dem Tisch. Seit Mai konnte man das übrigens schon
nachlesen; jetzt hat es nur noch eine Drucksachennum-
mer bekommen, lieber Kollege Riesenhuber. Ich würde

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(C (D infach empfehlen – das gilt vor allem für Frau Reiche it ihrer seitenlangen Polemik, auch in Ihren Anträen –: Lesen Sie doch einfach einmal objektiv! (Marion Seib [CDU/CSU]: Das tut sie ja gerade! Deswegen weiß sie es!)


nternehmen Sie den Versuch, dieses dicke Werk auch
inmal durchzuarbeiten – von mir aus im stillen Käm-
erlein –, und kommen Sie dann wieder und reden mit
ns!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich will aber noch ganz kurz auf Herrn Riesenhuber

ingehen. Ich habe eine Seite aus dem Bundesbericht
erausgerissen, die ich hier vorzeige. Es geht hier um
urven. Das Kürvchen, das da unten beginnt, stellt Ihre
ahlen dar; die Kurve, die da oben endet, gibt unsere
ahlen wieder.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ei allem Streit, den wir miteinander haben: Schauen
ir uns doch einmal das an, was auf dem Tisch liegt.
er von den Besuchern auf der Tribüne das Werk gerne
ätte, dem kann ich sagen: Es kann beim Bundestag an-
efordert werden.
Lieber Herr Riesenhuber, ich komme noch einmal auf

as Thema Kernkraft. Mir liegt es gar nicht, jetzt in
eidenschaft zu verfallen. Sie haben allerdings gesagt:
ie Industrie bezahlt. Mir fällt jetzt dazu eine Sitzung
in, die ich in dieser Woche im Ministerium hatte. Es
eht darum, dass für eine abbruchreife WAK-Anlage, die
n meinem Wahlkreis steht, wieder einmal 80 Millionen
us dem Forschungshaushalt herübergeschoben werden.
ch habe den Vertreter des Ministeriums gefragt: Warum
igentlich müssen wir dafür zahlen, dass eine abbruch-
eife WAK-Anlage – diese Wiederaufarbeitungsanlage
urde damals von Ihnen gepuscht – abgebrochen wer-
en muss? Daraufhin hat er mir gesagt: Dabei handelt es
ich um einen begnadeten Vertrag, den Herr Riesenhuber
och abgeschlossen hat. Damals ging man davon aus,
ass die Abbruchkosten bei 2 Milliarden liegen. Liebe
rau Pieper, wenn wir über Subventionen reden, dann
ehört auch Folgendes dazu: Bei der Kernkraft kostet
er Abbruch allein dieser Anlage 2 Milliarden. Damals
urde zwischen Riesenhuber und der Industrie verein-
art: 1 Milliarde – damals D-Mark – zahlt die Industrie;
Milliarde zahlt der öffentliche Bereich. Zwischenzeit-
ich sind wir bei Abbruchkosten von 4 Milliarden DM
ngekommen; es sind jetzt also 2 Milliarden Euro. Nur
st folgendes Interessante passiert: Die Industrie bleibt
ei 1 Milliarde DM und die übrigen 3 Milliarden DM
ind von der öffentlichen Hand und damit vom Steuer-
ahler aufzubringen. Dieses Geld fehlt heute im For-
chungsetat. Das waren Ihre Verträge, Herr Riesenhuber;
ie stellen einen Teil des Ärgers dar, den wir heute ha-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – René Röspel [SPD]: Die wollen ja noch mehr Kernkraft!)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511506800

Herr Kollege Tauss, Kollege Professor Riesenhuber

würde Ihnen gern eine Zwischenfrage stellen. Erlauben
Sie das?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511506900

Lieber Herr Riesenhuber, im Grunde wollte ich heute

keine Zwischenfragen zulassen, weil ich eigentlich seit
11 Uhr einen wichtigen innovationspolitischen Termin
habe. Bei Ihnen mache ich jetzt eine Ausnahme. Aber
nur ganz kurz, bitte.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Gnädig!)



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511507000

Ich vermute, dass die Anlage, über die Sie sprechen,

in Karlsruhe steht.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511507100

Ja!


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511507200

Ferner vermute ich, dass es sich dabei um einen For-

schungsreaktor handelt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511507300

Ja!


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1511507400

Außerdem vermute ich, dass dies ein Reaktor ist, der

in der Zeit von Bundeskanzler Schmidt, SPD, errichtet
worden ist, und ich vermute, dass die Vereinbarungen,
um die es hier geht, getroffen worden sind – daran erin-
nere ich mich –, um eine erhebliche Erhöhung der ur-
sprünglich vereinbarten Summe festzulegen. Die Indus-
trie zu überzeugen, einen Forschungsreaktor, der von
staatlichen Wissenschaftlern erfunden und vom Staat ge-
baut worden ist, mit Milliarden zu unterstützen – wir ha-
ben 1 Milliarde, wie Sie sagen, vereinbart –, das ist
schon eine beachtliche Leistung. Was ich erwartet hätte,
wäre, dass Sie sagen: Lieber Herr Riesenhuber, das ha-
ben Sie fantastisch gemacht; wir hätten nie geglaubt,
dass es möglich ist, bei der Industrie durchzusetzen, dass
sie für eine staatliche Investition einsteht. – Insofern, lie-
ber Herr Tauss: bitte mehr Dankbarkeit!


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511507500

In manchen Punkten waren Sie, lieber Herr

Riesenhuber, im Gegensatz zu Ihren Nachfolgern wirk-
lich nicht schlecht. An diesem Punkt muss ich Ihnen
jetzt aber ganz ehrlich sagen: Die Geschichte hinkt. Ich
weise nur deswegen darauf hin, weil hier immer wieder
insbesondere in Bezug auf die nachwachsenden Roh-
stoffe und die regenerativen Energien so getan wird, dass
der Staat Unheimliches leistet. Ich weiß, dass es auch
während unserer Regierungszeit Fehlentwicklungen in
Sachen Kernkraft gegeben hat, aber wenn Sie das Geld,
das Sie damals hatten, in andere Formen dezentraler

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(C (D nergieversorgung investiert hätten, sähen die energieolitische Bilanz und die deutschen Erfolge auf dem eltmarkt anders aus. Darum geht es mir. (Albert Deß [CDU/CSU]: In Bayern haben wir den höchsten Anteil an regenerativer Energie!)

Zu der ständigen Forderung der Industrie „Rein in die
ernkraft“ muss ich sagen: Sie muss dann, egal ob For-
chungsreaktor oder nicht, die finanzielle Verantwortung
afür übernehmen. Ihre Forderungen müssen dann auch
us ihrer Kasse und nicht nur vom Forschungsetat und
om Steuerzahler finanziert werden. Davon bin ich zu-
iefst überzeugt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch über die Windkraft wird immer wieder debat-
iert. Der Kollege Fell hat das eine oder andere, so zum
eispiel die Subventionen, die keine Subventionen sind,
ngesprochen. Dafür bin ich Ihnen, Kollege Fell, dank-
ar. Die Subventionskurve verläuft degressiv – Herr
iesenhuber, Sie fordern von uns Subventionsabbau –,
nd genau das ist richtig.
Der Staat hat bei der Entwicklung Vorleistungen er-

racht und in den Bereich der erneuerbaren Energien in-
estiert. Sie und wir haben geforscht; da werfe ich Ihnen
en Growian gar nicht vor. Die Erkenntnisse, die wir da-
als bezüglich der Großtechnologien und der Offshore-
indparks am Meer gewonnen haben, können wir heute
ehr gut verwenden. Darüber besteht kein Dissens. Die
ubventionen werden richtigerweise ständig zurückge-
ahren.
Wir müssen in diesem Bereich weiter forschen und

eue Techniken am Markt einführen. Wenn diese sich
m Markt etabliert haben, müssen wir dafür sorgen, dass
ir die Mittel für neue Projekte freisetzen. Das ist intel-
igente Politik und der Kerngedanke des Gesetzes zur
nergieeinspeisung, zu dem wir übrigens einmal eine
emeinsame Position – das hat sich heute geändert – hat-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Reiche, Sie haben sich heute wieder bemüht, al-
es schlechtzureden. Ich weigere mich, alles gutzureden.
brigens, der Artikel aus der „FAZ“ war nicht ganz rich-
ig; die Ehre gebührt ein Stück weit meinem Kollegen
ell. Herr Schwägerl hat hier falsch zitiert. Aber es ist
in anderes Thema, was die „FAZ“ vor welchem Hinter-
rund und mit welcher Absicht auch immer schreibt.
Richtig ist: Wir wollen mehr Geld und wir werden

ber das Geld jetzt und in der Beratung über den Bun-
eshaushalt reden. Jetzt wollen wir aber mal über das
eld aus Ihrer Bilanz reden. Frau Ministerin Bulmahn
at bereits darauf hingewiesen: Sie haben von 1992 bis
998 die Mittel für den Bereich Bildung und For-
chung um 670 Millionen Euro gekürzt. Wenn es um Bi-
anzen geht, gehört es zur Fairness, dass Sie einmal sa-
en: Die Reduzierung in unserer Regierungszeit um
70 Millionen Euro war ein Fehler. – Wenn das die Basis
ür ein gemeinsames Gespräch wäre, kämen wir






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

wahrscheinlich weiter. Wir dagegen haben die Ausgaben
für Forschung und Entwicklung um 1 Milliarde auf rund
9 Milliarden gesteigert. Das ist Fakt.

Hier wird immer wieder Herr Rüttgers angesprochen.
Dazu möchte ich sagen: Die Kürzungen der Mittel hatte
Herr Rüttgers zu verantworten. Da er immer wieder in
Talkshows eingeladen wird, in denen er sich sehr elo-
quent über das Thema Bildung und Forschung auslässt,


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Da wollen Sie auch mal hin! Es lädt Sie nur keiner ein!)


muss ich noch einmal darauf hinweisen, dass er dafür die
Verantwortung trägt. Die kann ihm auch keiner abneh-
men.

Ich frage mich übrigens ganz nebenbei, woher eigent-
lich der schlechteste Bildungs- und Forschungsminister,
den wir in diesem Lande jemals hatten, für sich die Be-
rechtigung ableitet, das Land Nordrhein-Westfalen zu re-
gieren. Ich denke, auch die Nordrhein-Westfalen müssen
wissen, was unter der Ägide des Herrn Rüttgers passiert
ist. Genau in diesem wichtigen Zukunftsbereich ist mas-
siv gekürzt worden,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


weil er bei Helmut Kohl lieb Kind sein wollte, während
er bei Herrn Waigel nicht einmal am Pförtner vorbeige-
kommen ist, wenn er seine Etatvorstellungen einreichen
wollte. Auch das muss der Korrektheit halber einmal ge-
sagt werden.

Vom 3-Prozent-Ziel – darüber sind wir uns alle
einig – sind wir noch weit entfernt. Die Frau Staatssekre-
tärin schaut uns interessiert an. Liebe Barbara
Hendricks, wir suchen natürlich auch im Finanzministe-
rium nach Verbündeten. Aber ich stimme dem Finanzmi-
nister und dem Ministerium völlig zu: Verbündete brau-
chen wir nicht nur im Finanzministerium, sondern auch
und vor allem dort, wo die Freunde von der anderen
Seite durch ihre Mehrheit im Bundesrat Verantwortung
tragen.

Damit sind wir in der Tat beim Thema Eigenheimzu-
lage. Ich weiß, das ist ein Thema, über das auch bei uns
strittig diskutiert wird und werden muss. Es geht hier
auch um die Realisierung der Träume kleiner Leute nach
einem eigenen Haus. Das ist völlig klar. Aber gerade
weil Sie nur populistische Wahlkämpfe bestreiten und
damit durchs Land ziehen, werden wir doch eine Frage
stellen dürfen. Ist es in einer Zeit, in der die Marktzinsen
beim Bauen geringer sind als früher Bausparzinsen und
in der wir große bildungspolitische Probleme haben
– ich nenne beispielhaft PISA und die Probleme an den
Universitäten –, wirklich unzumutbar, darüber in diesem
Land eine Diskussion zu führen und zu sagen: Den jun-
gen Menschen, von denen auch einige heute hier auf der
Tribüne sitzen, verhelfen wir zwar gern zu einem Häus-
chen, aber wenn die Alternative dazu marode Hochschu-
len, marode Universitäten und ein schlechtes Bildungs-
system bedeutet, ist für mich zumindest in Zeiten
knapper Kassen die Entscheidung klar: Ich würde mich

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(C (D mmer für Bildung und Forschung entscheiden, auch enn das nicht populär ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Marion Seib [CDU/CSU]: Stichwort Steinkohle!)


ch wünsche mir, dass auch Sie einmal etwas derart Un-
opuläres sagen und nicht so tun, als ob in diesem Lande
lles möglich wäre: mehr Gesundheit, weniger Beiträge,
eniger Steuern, mehr Straßen, höhere Renten. Sie ver-
prechen alles und gelegentlich auch mehr Bildung, ob-
ohl Sie von dem Wahlverhalten der Bevölkerungs-
chichten mit der geringsten Bildung am meisten
rofitieren.
Haben Sie doch einmal den Mut, an dieser Stelle zu

agen „Hier würden wir selbst Prioritäten setzen“, an-
tatt immer allen alles zu versprechen. Am Schluss blei-
en die Menschen immer enttäuscht zurück. Wir wollen
n diesem Haushalt Prioritäten für Bildung und For-
chung auch dann, wenn wir uns bei der einen oder an-
eren Rentnerin oder bei der einen oder anderen Bevöl-
erungsgruppe gelegentlich unbeliebt machen. Dieser
chwierigen Aufgabe stellen Sie sich nicht und dies
erfe ich Ihnen vor. Das ist Ihr großes politisches Ver-
agen in diesem Lande.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ohne Bildung fehlen uns die Fachkräfte von morgen.
as ist völlig klar. Ich hoffe, wir sind uns darin einig,
ass wir unsere wichtigsten Ressourcen stärken müssen,
ämlich das Wissen und Können der Menschen in
eutschland, unsere technologische Leistungsfähigkeit
nd die Innovationskraft unserer Unternehmen.
Genau deshalb unternehmen wir unsere Initiativen.

ines übrigens ganz nebenbei – auch die Ministerin hat
ber unsere Initiative zur Förderung von Spitzenuniver-
itäten gesprochen –: Selbstverständlich besteht hier im
nternationalen Vergleich Handlungsbedarf. Meine sehr
erehrten Damen und Herren, werfen Sie doch einmal
inen Blick in den Bundesbericht Forschung 2004. Ich
abe zuvor schon an Sie appelliert, sich den Bericht an-
uschauen.
Sie fordern – darüber haben wir gestern diskutiert –

ine Novellierung des Berufsbildungsrechts. – Tun wir.
ie fordern, dass Spitzenleistungen an Hochschulen be-
onders unterstützt werden. – Die Vereinbarungen mit
en Ländern haben wir getroffen. Am 9. Juli wird in der
LK noch einmal darüber diskutiert,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

n einem Gremium, das Sie ganz nebenbei abschaffen
ollen. Also, auch das machen wir.
Sie fordern, die Forschung an Hochschulen durch
ooperation und Vernetzung zu stärken. – Tun wir.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie fordern, die Einführung eines Wissenschaftstarifver-
rages zu prüfen. Das ist ja goldig. Wir prüfen nicht nur,
ondern wir arbeiten seit geraumer Zeit daran. Wir kom-
en aber bei den Ländern keinen Millimeter weiter. Es






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

gibt kein einziges Land – auch keines, in dem die FDP
mitregiert, liebe Frau Pieper –, das bisher eine Initiative
zur Einführung eines Wissenschaftstarifvertrages ergrif-
fen hätte.


(Cornelia Pieper [FDP]: Doch! BadenWürttemberg!)


Machen Sie doch etwas in diesem Bereich! Ich habe
überhaupt nichts dagegen. Da sind wir uns einig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Kollege Körper kann bestätigen, dass wir diese For-
derung nach einem Wissenschaftstarifvertrag, die uns
schon mehrere Male in nächtlichen Runden zusammen-
geführt hat, miteinander realisieren wollen. Die Länder
aber müssen mitmachen. Darf ich sagen, dass es an der
Regierung nicht scheitern wird, wenn die Länder mitma-
chen? – Der Regierungsvertreter, der derzeit nicht auf
der Regierungsbank sitzt, nickt.

Der nächste Punkt betrifft das Hochschulrahmen-
gesetz. Sie wollen jegliche Hochschulrahmenregelungen
abschaffen. So haben wir es von Ihnen bei der Föderalis-
muskommission gehört. Der Herr Röttgen will sogar die
berufliche Bildung so ganz nebenbei in Länderverant-
wortung überführen. Frau Seib, ich freue mich auf die
ersten bayerischen Kfz-Mechaniker,


(Marion Seib [CDU/CSU]: Die sind bestimmt Spitze!)


die ersten nordrhein-westfälischen Versicherungskauf-
leute usw. Lassen Sie diesen Unfug! Holen Sie Ihren
Herrn Röttgen und einen Teil Ihrer Ministerpräsidenten
auf den Boden der Vernunft zurück!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Jetzt komme ich zu den Gütern der Hoch- und Spit-
zentechnologie. Ich stimme Ihnen zu, dass wir auch hier
besser sein könnten. Bei forschungsintensiven Gütern
liegen wir aber weltweit auf Platz 2. Das ist nun keine
schlechte Ausgangsbasis. Wir haben uns diesen Platz in
den letzten Jahren weiß Gott hart erkämpft. Diese Posi-
tion bröckelt an einigen Punkten – übrigens mehr zu Ih-
rer Zeit als zu unserer Zeit; das hängt mit den Kürzungen
zusammen – und daher müssen wir den Weltmarktanteil
erhöhen. Aber dazu brauchen wir auch die Finanzminis-
ter der Länder. Es kann nicht sein, dass der Bund in Bil-
dung und Forschung investiert, seinen Haushalt um
30 Prozent aufstockt, wie wir es gemacht haben, und die
reichen Länder – ich rede jetzt nicht von Berlin, das ist
schlimm genug – wie etwa Bayern in ihrem Zuständig-
keitsbereich abbauen und kürzen, wie die Demonstratio-
nen der Studierenden gezeigt haben.

Ganz nebenbei: Es gibt Länder wie Rheinland-Pfalz
– auch dieses Land ist nicht mit Gütern in unendlich gro-
ßer Zahl gesegnet –, das für seine Unis ein zusätzliches
Programm in einer Größenordnung von 125 Millionen
Euro aufgelegt hat. In Bayern wird gekürzt, in Rhein-
land-Pfalz aufgestockt und der Bund soll das, was Sie in

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(C (D en Ländern versäumen, durch seine Etatmittel ausgleihen? So bekloppt ist das BMBF in der Tat nicht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir wären bekloppt, wenn wir das täten.
Hier muss die Verantwortung der Länder eingefor-

ert werden. Auch der Finanzminister sagt uns völlig zu
echt: Lieber Herr Tauss und lieber Herr Fell, erwartet
itte nicht, dass der Bund die Versäumnisse der Länder
usgleicht. Denn letztendlich würde das zu einem Null-
ummenspiel bei den Investitionen in Bildung und For-
chung führen und das sollten wir nicht betreiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511507600

Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Kollege!

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511507700

Lieber Herr Präsident, Ihren Einwurf an dieser Stelle

efürchtend, habe ich die kommende Passage in meinem
anuskript bereits durchgestrichen, weil mir klar war,
ass meine Redezeit dafür nicht mehr ausreicht.
Ich bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit

nd richte an Sie, Frau Kollegin Reiche, nur noch den
unsch: Lesen Sie den Bericht und kehren Sie in der
orschungs- und Bildungspolitik zu einer sachlichen De-
atte zurück. Dann macht es auch mehr Spaß. Lieber
ollege Riesenhuber, Sie sind immerhin ein Beispiel da-
ür, wie man Debatten belebt. Das ist etwas, was Ihren
achfolgern noch fehlt. Aber das ist ein anderer Punkt.
ch wünsche noch einen schönen Tag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Cornelia Pieper [FDP]: Das wünschen wir uns auch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511507800

Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Kretschmer

on der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1511507900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als Vision

eschreibt man bekanntlich die Kunst, Unsichtbares zu
ehen. Darauf scheint sich unsere Bundesforschungs-
inisterin sehr gut zu verstehen. Denn die Flut der fro-
en Botschaften, die aus dem BMBF immer wieder auf
ns einprasseln, kann nur so begründet werden. Liebe
rau Ministerin, Sie können zwar die Anzahl Ihrer Pres-
emitteilungen verdoppeln und die Schlagzahl noch wei-
er erhöhen, aber schon heute druckt niemand mehr das,
as Sie herausgeben; denn es ist klar, dass das, was von
hnen kommt, mehr Schein als Sein ist.
Ich will Ihnen ganz deutlich sagen: Wir werden es

hnen nicht durchgehen lassen, dass Sie sich, weil Sie






(A) )



(B) )


Michael Kretschmer

Ihre Hausaufgaben in der Gegenwart nicht richtig ma-
chen, auf Ihr Motto „Deutschland. Das von morgen.“ zu-
rückziehen und uns auf die Zukunft vertrösten. Nein, wir
müssen heute das Fundament legen, damit wir in Zu-
kunft erfolgreich sein können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wie sieht diese Zukunft aus? Gerade haben die IHKn

aus Sachsen und wohl auch aus anderen Bundesländern
an den Bundeskanzler geschrieben und ihn aufgefordert,
doch endlich das umzusetzen, was man im Hightech-
Masterplan versprochen hat. Wir stellen immer wieder
fest: Im von Ihnen ausgerufenen „Jahr der Innovation“
kürzt die Bundesregierung im Forschungshaushalt, al-
lein im Bereich der Projektmittel – wenn es also, was
auch Sie gesagt haben, um Wettbewerb geht – in diesem
Jahr um 11 Prozent. Da können Sie uns viel darüber er-
zählen, welche Mittel Sie in der Vergangenheit aufge-
stockt haben. Heute wird gekürzt, und da die Mittelbin-
dung in den langfristigen Programmen sehr hoch ist,
kann in vielen Bereichen nicht ein einziges neues Projekt
begonnen werden. Darauf komme ich noch zurück.

Exemplarisch möchte ich auf Pro Inno eingehen, ein
wichtiges Programm, durch das vor allen Dingen die
Innovationskompetenz in mittelständischen Unterneh-
men vorangetrieben werden soll. Pro Inno I wurde im
Oktober 2001 vorzeitig und abrupt gestoppt; nicht weil
die Unternehmen keine Ideen mehr hatten oder weil die
Qualität der Anträge gering war, sondern weil der Regie-
rung das Geld für Innovationen fehlte.

Seit acht Monaten warten die betroffenen Betriebe
nun darauf, dass das Nachfolgeprogramm Pro Inno II
endlich gestartet wird – vergeblich. Ich prophezeie Ih-
nen, dass es auch bis Ende dieses Jahres nicht gestartet
wird, weil das BMWA bei den Innovationsprojekten
bzw. -programmen eine Sperre von 15 Prozent verhängt
hat. Das führt dazu, dass keine neuen Projekte mehr be-
willigt werden können, weil die Vorlaufphase so lang
und die Bugwelle so hoch sind.


(Jörg Tauss [SPD]: Da sehen Sie, wie wichtig das ist!)


– Herr Tauss, für Pro Inno II sind für das Jahr 2004 Mit-
tel in Höhe von 108 Millionen Euro angekündigt wor-
den. Bisher ist jedoch nicht ein einziger Cent ausgezahlt
worden. Über 600 Unternehmen warten auf Geld, das
ihnen im vergangenen Jahr zugesagt worden ist, das sie
aber bis heute nicht bekommen haben. Ihr Hightech-
Masterplan, Frau Bulmahn, liest sich mittlerweile wie
eine Mischung aus Märchenbuch und Sündenregister.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


Meine Damen und Herren, innovativ ist, wer auf be-
sondere Situationen besondere Antworten findet. Die
DFG hat dies wieder einmal getan und Vorschläge für
Innovationsgruppen in den neuen Ländern unterbreitet.

Wenn die Bundesregierung wirklich zukunftsweisend
sein will, setzt sie diese Vorschläge um. Die DFG will
– aufbauend auf bestehenden Forschungsvorhaben – ge-
zielt Kooperationen von Wirtschaft und Wissenschaft

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(C (D ördern: Ideen sollen bis zur Marktreife entwickelt weren und dann zu attraktiven Arbeitsplätzen für den akaemischen Nachwuchs, gerade in den neuen Bundesändern, führen. Denn wir wissen ja, dass junge issenschaftler oft bis zur Promotion in den neuen Länern bleiben und dann abwandern. Wir müssen veruchen, zu erreichen, dass diese Leute in den neuen Länern bleiben. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Bevor wir as Geld in die Viadrina stecken, sollten wir es lieber für o ein Projekt nehmen; davon haben alle neuen Länder twas, da ist es auf jeden Fall sinnvoller angelegt. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Unverschämtheit! So reden Sie über eine Spitzenuniversität in Ostdeutschland! – Weitere Zurufe von der SPD)


Meine Damen und Herren, wir machen den Menschen
offnung, dass mit Innovation, mit Technologie Arbeits-
lätze hier in Deutschland entstehen können, dass wir im
ettbewerb – gerade dem im Zuge der EU-Osterwei-

erung, aber auch allgemein im Zeichen der Globalisie-
ung – bestehen können. Doch wie ist die Wirklichkeit?
ines der zukunftsträchtigsten Projekte ist das europäi-
che Satellitennavigationssystem „Galileo“, mit
,5 Milliarden Euro ein großes Gemeinschaftsprojekt
er Europäischen Union. Wir zahlen davon gut und
erne 20 Prozent. Beim ersten Call, als es um die Aus-
chreibung vorbereitender Maßnahmen ging, sind nur
Prozent des Budgets an deutsche Unternehmen gegan-
en. Der Grund dafür ist relativ einfach: Die Technolo-
iepolitik dieser Bundesregierung ist in keiner Weise
trategisch aufgebaut,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wie bitte?)

eshalb fällt auch der Nutzen für unser Land gering aus.
ndere Länder stocken ihre Etats für Luft- und Raum-
ahrt auf, um Kompetenz aufzubauen und dann bei sol-
hen strategischen Projekten erfolgreich zu sein. Rot-
rün kürzt stattdessen den Titel „Forschungsförderung
on Technologievorhaben der zivilen Luftfahrtindus-
rie“. Das Ergebnis, meine Damen und Herren, ist ver-
eerend: Deutschland bezahlt den Wirtschaftsauf-
chwung in anderen Ländern


(Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: So ein Unsinn!)


nd verspielt die Chance auf neue Arbeitsplätze für die
igene Bevölkerung. Hier müssen wir dringend gegen-
teuern: Wir brauchen eine strategische Forschungs-
olitik. Kommen Sie endlich in die Gänge: Forschungs-
olitik ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu,
rbeitsplätze hier in unserem Land zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511508000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Marion Seib von der
DU/CSU-Fraktion.


Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1511508100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Die Geschichte kennt Beispiele verpass-






(A) )



(B) )


Marion Seib

ter Gelegenheiten zur Reform. Das klassische ist das
China des 16. Jahrhunderts – vielleicht ist Ihnen das
neu –: Hatte das Reich nicht stolze Schiffe, den Buch-
druck und ganz viele Gelehrte? Wozu also etwas ändern?
So dachte man. Doch die Bürokratie erstickte jede Initia-
tive. Dann kam Europa und China fiel zurück.

Wir Deutschen haben trotz Hü und Hott der rot-grü-
nen Regierung noch viel Innovatives – zweifelsohne –:
exzellente Forscher, Ingenieure, Hightech-Firmen.
Deutschland verkauft seine Autos in alle Welt und nennt
sich selbst Exportmeister. Wozu also etwas ändern?

Die Globalisierung zwingt uns aber, kritischer zu sein
und hinzusehen: Eine von der Universität Schanghai auf-
gestellte Rangfolge der 500 besten Hochschulen hat un-
erbittlich klargestellt, wo deutsche Bildungsstätten heute
im internationalen Wettbewerb spielen, nämlich in der
zweiten Liga. Deutsche bekommen zwar noch immer
Nobelpreise, aber meist forschen sie seit Jahren in den
USA oder abseits der Uni in Einrichtungen wie den
Max-Planck-Instituten.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Von uns gefördert! Reden Sie nicht alles schlecht!)


Deutsche Unternehmen forschen und entwickeln zuneh-
mend im Ausland. 2001 – hören Sie zu, Herr Kollege! –
gaben sie dort bereits 36 Prozent ihrer Forschungsetats
aus; 1999 war es erst etwa ein Viertel. Die Zahl der Ab-
solventen in den ingenieurwissenschaftlichen Kern-
gebieten ist in den vergangenen Jahren bereits um rund
ein Drittel gesunken.


(Jörg Tauss [SPD]: Das waren aber die Studienanfänger zu Ihrer Zeit! Wie lange dauert denn ein Studium?)


Der Verein Deutscher Ingenieure hat errechnet, dass Jahr
für Jahr 20 000 Ingenieure fehlen werden; das ist eine
Prognose für die Zukunft, verehrte Kollegen.

Der Haushaltsentwurf, den Forschungsministerin
Bulmahn für das Jahr 2005 vorgelegt hat, spiegelt das
ganze Versagen der Regierung wider. Die Sozialsysteme
und das Subventionsunwesen – hier sei das Stichwort
Steinkohle erwähnt – sind so zu reformieren, dass die
notwendigen produktiven Mittel für Bildung und For-
schung freigesetzt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Vor allem kann die Ministerin hier und heute nicht erklä-
ren, wo sie die öffentlich versprochenen Mittel her-
nimmt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Deutschland
muss im Bereich Forschung und Entwicklung wieder an
die Weltspitze und dafür benötigen wir ein zukunfts-
trächtiges Hochschulsystem. Die Hochschulen brau-
chen vor allem mehr Freiheit, auch die Freiheit,
Studienbeiträge zu erheben und über das Geld eigenver-
antwortlich zu verfügen. Die Hochschulen brauchen die
Freiheit, um die Balance zwischen Forschung und Lehre
zu finden, und sie brauchen die Freiheit, um ihre Positio-
nen und ihr Profil im Wettbewerb mit anderen Hoch-

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(C (D chulen in Europa zu definieren und um sich die Studieenden und ihr Personal auszusuchen. Es geht in dieser Diskussion aber auch und vor allem m die Setzung der Innovationsund Forschungschwerpunkte. Innovationspolitik ist mehr als Energieolitik. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Genau das tun wir!)


ie aber, verehrte Damen und Herren von Rot-Grün,
iern herum, in der Gen- und Nanotechnologie genauso
ie in der Kern- und Fusionsforschung.


(Jörg Tauss [SPD]: Wo?)

eim Transrapid, bei der Maut und in der Gentechnik
isten Sie Offenbarungseide. Wir haben es heute Mor-
en mitbekommen: Im Tunnelbau und im Brückenbau
eht vorhandenes Wissen dramatisch verloren, weil die
nwendung fehlt und die Forschung hierzu eingestellt
ird,


(Jörg Tauss [SPD]: Der einzig unsichere Tunnel ist laut ADAC-Bericht in Baden-Württemberg!)


bwohl in diesen Feldern andere Staaten – weltweit –
iesige Fortschritte machen.
Forschung und Entwicklung brauchen langfristige

lanungssicherheit und Anwendungsmöglichkeiten. Un-
rnehmen brauchen berechenbare Rahmenbedingungen.
eben Sie der Wissenschaft und der Wirtschaft die Mög-
chkeit, sich selbst zu entfalten; denn nur so erwächst je-
es Selbstbewusstsein, aus dem die großen Leistungen
ntstehen, auf die Deutschland wirklich dringend ange-
iesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Noch einmal: Was ist notwendig?


(Jörg Tauss [SPD]: Eine bessere Opposition!)

Erstens brauchen wir deutlich mehr Geld für die For-

chung, für die Lehre und für Investitionen. Solange der
ffentliche Bildungs- und Forschungsetat nicht höchste
riorität hat und die Ministerin nicht erklären kann, wo-
er das bereits versprochene Geld kommt, sägt Deutsch-
nd an dem Ast, auf dem es sitzt.
Zweitens brauchen wir eine Verbesserung der Rah-
enbedingungen für Unternehmen, insbesondere für
eugründungen. Erst wenn es wieder Freude macht, et-
as zu unternehmen, wird es auch wieder Unternehmer
eben. Merken Sie sich: Wer Arbeitsplätze will, der
raucht Arbeitgeber.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP] – Cornelia Pieper [FDP]: Kluger Satz!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine exzel-
nte Bürokratie ist ein Standortvorteil. Eine aufge-
lähte Demokratie ist ein Standortnachteil. Deshalb
rauchen wir – ich sage das in aller Deutlichkeit – eine
randrodung des Dickichts der Bürokratie, die inzwi-
chen mandarinenhafte Züge angenommen hat und die






(A) )



(B) )


Marion Seib

Forscher und Unternehmer mit ihrem Antrags- und For-
mularwesen schikaniert und blockiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Nehmen Sie Abschied von Ihrem zentralistischen
Herrschaftsgehabe, wie es gerade wieder auf der Regie-
rungsbank demonstriert wird, und folgen Sie unserem
Antrag mit seinen Empfehlungen!


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Da sitzt eine Mandarine auf der Regierungsbank!)


Dann wird es in unserem Land mit der Innovations- und
Investitionsfreude wieder bergauf gehen.

Besten Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511508200

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/2971, 15/3300 und 15/3332 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist so beschlossen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 14 a und 14 b auf:
a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-

gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Neuregelung von Luftsicherheitsaufgaben
– Drucksache 15/2361 –

(Erste Beratung 89. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Wolfgang Bosbach, Dr. Wolfgang
Schäuble, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeord-
neten und der Fraktion der CDU/CSU einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Grundgesetzes (Art. 35 und 87 a)

– Drucksache 15/2649 –

(Erste Beratung 100. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/3338 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Frank Hofmann (Volkach)

Clemens Binninger
Silke Stokar von Neuforn
Ernst Burgbacher

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu dem
Antrag der Abgeordneten Clemens Binninger,
Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Mehr Sicherheit im Luftverkehr
– Drucksachen 15/747, 15/3338 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Frank Hofmann Clemens Binninger Silke Stokar von Neuforn Ernst Burgbacher Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red er dem Parlamentarischen Staatssekretär Fritz Rudolf örper das Wort. F Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem orliegenden Gesetzentwurf zur Neuregelung von Lufticherheitsaufgaben stellt die Bundesregierung den chutz der zivilen Luftfahrt vor kriminellen oder terroistischen Angriffen auf eine gute, qualifizierte und bersichtliche Grundlage. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, den Mitarbeite innen und Mitarbeitern der beteiligten Ressorts und insesondere den Abgeordneten der Koalitionsfraktionen in herzliches Dankeschön für die geleistete Arbeit, aber uch für die gute Diskussion und die daraus folgenden ntscheidungen im politischen Bereich zu sagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1511508300

Der Gesetzentwurf schafft eine zuverlässige Voraus-
etzung für die Streitkräfte, um die Polizei bei ihren Auf-
aben wirksam zu unterstützen, wenn dies die einzige
öglichkeit zur Abwendung einer Gefahr für das Leben
on Menschen ist. Auch die Zulässigkeit eines Flug-
eugabschusses wird in sehr engen Grenzen geregelt. Es
äre unredlich und unverantwortlich, einer Klärung ge-
ade in diesem extremen Fall auszuweichen.
Auf der Basis von Art. 35 unseres Grundgesetzes bie-

et der Gesetzentwurf die Rechtssicherheit, auf die ins-
esondere die Angehörigen der Streitkräfte Anspruch
aben.


(Beifall bei der SPD)

ch halte es für einen Vorteil, dass die Sicherheitsarchi-
ektur der Verfassung mit ihren knappen, aber ausrei-
henden Bestimmungen nicht angetastet und kein Tor
ür weiter gehende Forderungen geöffnet wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


u Recht halten wir an der bewährten Trennung
wischen Polizei und Bundeswehr fest. Das neue Luft-
icherheitsgesetz fasst daneben erstmals alle Regelungen
usammen, die der Abwehr von Gewaltakten gegen den
uftverkehr dienen. Der zugrunde liegende Leitsatz lau-
et: Luftsicherheit aus einer Hand.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Einer sehr ruhigen Hand!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

Neben den Regelungen zum Einsatz der Streitkräfte

handelt es sich hierbei um die Vorschriften bezüglich der
Eigensicherungsmaßnahmen der Flughafenbetreiber und
Luftfahrtunternehmen, die hoheitlichen Maßnahmen zur
Kontrolle der Passagiere und ihres Gepäcks sowie die
Regelungen über die Zuverlässigkeitsprüfung von Perso-
nengruppen im Bereich der Luftfahrt. Wichtig ist, dass
diese Regelungen im Einklang mit der internationalen
Entwicklung stehen. Das möchte ich hier ausdrücklich
festhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir straffen die Zuständigkeiten und schaffen eine ein-
heitliche Aufsicht durch das Bundesministerium des In-
nern. Wir passen wichtige Vorschriften der seit
Januar 2002 geltenden europäischen Luftsicherheitsver-
ordnung an und erweitern den Kreis der Personen, die
sich einer Zuverlässigkeitsprüfung unterziehen müssen.

Gestatten Sie mir einen Hinweis im Hinblick auf die
Diskussion im Innenausschuss. Die Herausnahme der
Nachberichtspflicht für die Sicherheitsbehörden der
Länder im Zusammenhang mit den Regelungen zur Zu-
verlässigkeitsprüfung begründet entgegen den Behaup-
tungen der Opposition keine Sicherheitslücke.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Im Gegenteil: Die seit langem praktizierten Überprüfun-
gen unter anderem des Flughafenpersonals werden zur-
zeit – das möchte ich hier deutlich unterstreichen – in
dieser umfassenden Form weltweit nur in Deutschland
durchgeführt.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Hört zu!)

Es bleibt bei der Nachberichtspflicht der Sicherheits-

behörden des Bundes. Durch den bereits vorhandenen
intensiven Informationsaustausch zwischen den Sicher-
heitsbehörden von Bund und Ländern, insbesondere die
Zugriffsmöglichkeit auf das gemeinsame nachrichten-
dienstliche Informationssystem, abgekürzt NADIS ge-
nannt, ist sichergestellt,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wie denn?)

dass alle wesentlichen Erkenntnisse den Luftsicherheits-
behörden nachberichtet werden können.

Abschließend noch eine Anmerkung zu den Klagen
aus dem Bereich der Industrie, ihr würden mit diesem
Gesetzentwurf Sicherheitsaufgaben aufgebürdet, die in
die Verantwortung des Staates fallen. Dem widerspre-
che ich ausdrücklich. Bei sämtlichen Vorhaben im Rah-
men der Terrorismusbekämpfung muss uns allen klar
sein, dass der Staat allein Sicherheit nicht garantieren
kann. Wir brauchen ein hohes Maß an Engagement und
Eigenverantwortung der privaten Betreiber für die Si-
cherheit des Luftverkehrs.


(Beifall bei der SPD)

Dies entspricht meiner Auffassung nach dem Leitbild

der Verantwortungsteilung zwischen Staat und Wirt-
schaft in einem modernen Staat. Der Staat formuliert den

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(C (D ahmen an Sicherheitsstandards und ist dort mit seinen icherheitsbehörden tätig, wo er selbst die hoheitliche erantwortung trägt. Ebenso müssen die privaten Betreier in dieser Sicherheitspartnerschaft ihre Aufgaben ahrnehmen. Aber – das füge ich hinzu – wir werden im ahmen der Umsetzung der EG-Luftsicherheitsverordung darauf achten, dass es nicht zu ungebührlichen ettbewerbsverzerrungen kommt. Dafür werden wir uns n Europa einsetzen. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich glaube, dass uns mit der Verabschiedung dieses
esetzes ein wichtiger Schritt zur Gewährleistung der
icherheit dieses bedeutenden Verkehrsträgers gelungen
st. Dies dient auch dem Vertrauen der Bevölkerung und
amit ist mittelbar ein wesentlicher Beitrag für den wei-
eren wirtschaftlichen Erfolg dieser Branche geleistet
orden.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511508400

Das Wort hat jetzt der Kollege Clemens Binninger

on der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Aber heute bitte mit Maß, Herr Binninger!)



Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1511508500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte
olleginnen und Kollegen! Wenn wir heute in zweiter
nd dritter Lesung über das Luftsicherheitsgesetz ab-
chließend beraten,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gut so!)


o gibt es in einem Punkt keinen Streit, nämlich dass wir
ngesichts der terroristischen Bedrohung alles tun müs-
en, um die Sicherheit im Luftverkehr zu erhöhen und
ie Gefahr von Anschlägen zu reduzieren. Alleiniger
aßstab für unsere Debatte muss daher sein: Erreicht
ie Bundesregierung mit dem vorgelegten Gesetzent-
urf diese Ziele oder erreicht sie sie nicht?


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Da haben Sie Recht!)


In diesem Zusammenhang fällt schon auf, dass die
undesregierung einen langen zeitlichen Vorlauf ge-
raucht hat, bis endlich ein Gesetzentwurf kam. Erst
weieinhalb Jahre nach den Anschlägen von New York
nd eineinhalb Jahre nach dem Geisterflieger von Frank-
urt konnten wir über ein solches Gesetz beraten.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie hätten ja gerne noch ein bisschen länger gewartet! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sie wollten verzögern im Ausschuss!)







(A) )



(B) )


Clemens Binninger

Interessant an dem Verfahren war Folgendes: Nachdem
der Gesetzentwurf der Bundesregierung fast unverändert


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo ist denn Ihr Gesetzentwurf?)


ein Jahr lang im internen und parlamentarischen Verfah-
ren war, gab es am letzten Wochenende vor der heutigen
Abstimmung umfangreiche Änderungen. Ein Jahr lang
haben Sie nichts getan, aber am letzten Wochenende
wurden umfangreiche Änderungen vorgenommen, die
das Gesetz nicht besser, sondern im Gegenteil schlimmer
machen. Man kann zu Recht sagen: Das Gesetz, das Sie
heute vorgelegt haben, ist verfassungswidrig, unprakti-
kabel und schafft eher Sicherheitsdefizite, als dass es
Sicherheit produziert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn man den Stimmen aus der Regierungsfraktion

glauben darf – das tue ich einfach einmal –,

(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Was?)


dann war nicht das Bundesinnenministerium für diese
Änderungen verantwortlich, sondern Ihr Innenexperte
Wiefelspütz, der in einer Nacht-und-Nebel-Aktion am
Wochenende darauf gedrängt hat, dass Änderungen vor-
genommen wurden. Im Ergebnis wurde es leider noch
schlechter. Ich sage an die Adresse von Herrn Minister
Schily, auch wenn er heute bedauerlicherweise nicht da
sein kann: Wer solche Freunde hat, braucht keine
Feinde.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jetzt zu den inhaltlichen Mängeln. Sie regeln mit die-

sem Gesetz den Einsatz der Bundeswehr im Innern
– das, was die Grünen angeblich nicht wollen –, in Form
des denkbar schwersten Grundrechtseingriffs überhaupt,
nämlich des Abschusses einer zivilen entführten Ver-
kehrsmaschine, die zu einer Waffe umfunktioniert wer-
den soll. Sie tun dies ohne verfassungsrechtliche Grund-
lage und stützen sich immer noch auf Art. 35 des
Grundgesetzes, auf die Amtshilfe. Sie haben sich auch
nicht von einer Sachverständigenanhörung beeindrucken
lassen, in der ganz klar wurde, dass eine Verfassungsän-
derung notwendig, mindestens aber eine Klarstellung
geboten ist.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf welcher Veranstaltung waren Sie eigentlich? Selbst Herr Scholz war anderer Meinung!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511508600

Herr Kollege Binninger, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Ströbele?


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1511508700

Ja, gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511508800

Bitte, Herr Ströbele.

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(C (D (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Haben Sie eigentlich meine Aufsätze gelesen, Herr Ströbele?)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege, waren Sie bei der Anhörung anwesend?
enn nein, haben Sie sich vielleicht erzählen lassen,
ass der von Ihnen benannte Sachverständige, der hoch
erehrte Kollege Scholz, ehemaliger Vorsitzender des
echtsausschusses, diese Ihre Auffassung nicht vertreten
at, sondern ausdrücklich erklärt hat, eine Verfassungs-
nderung sei nicht erforderlich?


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das ist eben die selektive Wahrnehmung!)



Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1511508900

Ich gestehe es uns allen zu, dass wir lieber die Argu-
ente hören, die die eigene Position stärken. Aber Herr
rofessor Scholz hat in einem Punkt meiner persön-
ichen Meinung nicht ganz entsprochen; er geht nämlich
avon aus, dass die Verhinderung des Unglücksfalls von
rt. 35 Abs. 2 und 3 GG umfasst wird. Er hat aber zum
chluss noch einmal deutlich gemacht, dass er – wie
uch Ihre Sachverständigen; ich war übrigens im Gegen-
atz zu den meisten von Ihnen die ganze Zeit anwesend –
ine verfassungsrechtliche Klarstellung für zwingend
otwendig hält.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


ine unterschiedliche Auffassung besteht nur in der
efinition des Unglücksfalles, aber nicht hinsichtlich
er Notwendigkeit einer Verfassungsänderung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Ergebnis bleibt Folgendes festzuhalten: Wir haben

ach wie vor keine verfassungsrechtliche Grundlage für
en Einsatz der Bundeswehr im Innern. Wir lassen die
enschen, die im Zweifel handeln müssen, mit ihrer
erantwortung allein. Sie können der deutschen Öffent-
ichkeit nicht vermitteln, dass wir die Bundeswehr zwar
ür alle möglichen Aufgaben um die Welt schicken, dass
ber ihr Einsatz zum Schutz der eigenen Bevölkerung
icht erlaubt ist, und zwar nur deshalb, weil Sie sich ge-
en eine verfassungsrechtliche Regelung sperren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wenn man Ihren Gesetzentwurf liest – was ich Ihnen

erne empfohlen hätte, Herr Kollege Ströbele –, wird
eutlich, dass er völlig unpraktikabel ist, was den Ein-
atz der Bundeswehr angeht. Sie beschreiben selber,
ass zwei Fälle eintreten können. In dem einen Fall,
ämlich wenn von einer Flugzeugentführung mehrere
änder betroffen sind, kann der Bund entscheiden. In
em Fall, dass nur ein Land betroffen sein sollte – das ist
e nach Größe der Maschine nicht unwahrscheinlich –,
uss das betreffende Bundesland zunächst einmal den
insatz von Streitkräften beim Bund anfordern; die An-
orderung wird dann an den Bundesverteidigungsminis-
er und dann an das Lage- und Führungszentrum zur






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

Luftsicherheit in Kalkar weitergeleitet. Erst dann können
die Maschinen aufsteigen. Das ist völlig unpraktikabel
und hat mit der Lebenswirklichkeit nichts zu tun.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Das sind doch Theorien, die Sie entwickeln!)


– Nein, Sie entwickeln Theorien.
Bei einer Flugzeugentführung kommt es doch auf

jede Minute an und es sind möglichst kurze Befehlsket-
ten notwendig. Sie aber sehen in Ihrem Gesetzentwurf
vor, dass zuerst das Land den Einsatz von Streitkräften
beim Bund anfordern muss, der die Anforderung zu-
nächst prüft, bevor gegebenenfalls die Maschinen auf-
steigen können. Das Gesetz ist an dieser Stelle nicht nur
verfassungswidrig, sondern auch unpraktikabel.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das entscheidet nur einer! Der Verteidigungsminister! Es gibt überhaupt keine Befehlskette! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er versteht es nicht! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er will nicht verstehen!)


Richtig ärgerlich und auch unverantwortlich sind die
vorgesehenen Regelungen im Zusammenhang mit Per-
sonal bzw. Personen, die sich regelmäßig auf einem
Flughafen aufhalten. Die in einer Nacht-und-Nebel-
Aktion


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon wieder!)


eingefügten Verschlimmbesserungen wie auch die vor-
genommenen Streichungen spotten jeder Beschreibung.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sonne schien! – Weiterer Zuruf des Abg. Frank Hofmann [Volkach] [SPD])


– Es mag sein, dass Sie in der Gartenhütte von Herrn
Wiefelspütz besser Politik machen können, aber es ge-
hört trotzdem in den Ausschuss.


(Zurufe von der SPD: Was?)

Ich will das an einem Beispiel deutlich machen: In

dem Fall, dass eine Person am Flughafen beschäftigt ist,
würde jeder vernünftige Mensch davon ausgehen, dass
von der Luftsicherungsbehörde zwingend eine Über-
prüfung dieser Person beim Verfassungsschutz und bei
der Polizei durchgeführt wird, dass Verfassungsschutz
und Polizei zwingend verpflichtet sind, Informationen,
die sie nachträglich erhalten, der Luftsicherheitsbehörde
mitzuteilen, und dass die Verfassungsschutzbehörden
diese Personendaten in einer gemeinsamen Datei abspei-
chern dürfen.

All dies ist aber in Ihrem Gesetzentwurf nicht vorge-
sehen. Die Luftsicherheitsbehörde ist nicht verpflichtet,
entsprechende Anfragen durchzuführen. Polizei und
Verfassungsschutz sind nicht mehr verpflichtet, nach-
träglich gewonnene Erkenntnisse mitzuteilen. Die Ver-
wendung von elektronischen Daten ist den Landesver-
fassungsschutzbehörden untersagt, obwohl eine

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(C (D ntsprechende Regelung in Ihrem ersten Gesetzentwurf orgesehen war. Das alles haben Sie gestrichen. Für mich ist das ein tück aus dem Tollhaus. Meiner Ansicht nach wird mit em Gesetzentwurf keine Sicherheitsüberprüfung geährleistet, sondern es ist eher eine Beschäftigungsgaantie für die Aktivisten von al-Qaida an deutschen Flugäfen. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Passen Sie auf, was Sie hier erzählen!)


Ich empfehle Ihnen, meine Damen und Herren von
ot-Grün, Ihren eigenen Gesetzentwurf zu lesen, der
och bis zum Freitag der vergangenen Woche Gültigkeit
atte. In dieser Fassung des Gesetzentwurfs waren die
egelungen, die ich eben angemahnt habe, noch enthal-
en. Dann wurden sie gestrichen.
Besonders ärgerlich ist daran, dass Sie sie nicht ge-

trichen haben, weil Sie inhaltlich davon überzeugt wa-
en. Denn inhaltlich ist der Gesetzentwurf viel schlechter
eworden. Sie haben die Regelungen nur aus einem
rund gestrichen: Sie wollten das Gesetz zustimmungs-
rei machen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


m die Zustimmung des Bundesrates zu umgehen. Das
ar Ihre einzige Motivation, den Gesetzentwurf so zu
erschlechtern. Im Ergebnis sind Regelungen vorgese-
en, die weniger Sicherheit produzieren. Im Gegenteil:
ie reißen sogar Sicherheitslücken auf und werden uns
icht weiterhelfen. Dazu kommt es nur deshalb, weil Sie
icht bereit waren, Sicherheit in dem Maße zu schaffen,
ie es für uns alle notwendig ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil wir das Grundgesetz nicht ändern wollen!)


Nein, es liegt allein an Ihnen, Herr Ströbele. Die Re-
ierung weiß mittlerweile, dass Sie die Sorge haben,
ass in dem Falle, dass der Vermittlungsausschuss über
as Gesetz entscheiden muss, der eigene Regierungs-
artner dem Gesetz nicht zustimmt, weil Sie – ähnlich
ie beim Zuwanderungsgesetz – nicht mehr gebraucht
erden. Das wird auch seine Gründe haben. So wäre es
icherlich auch mit diesem Gesetzentwurf gekommen.
ie nehmen also bewusst Änderungen von Sicherheits-
orschriften in Kauf, nur damit der Gesetzentwurf zu-
timmungsfrei wird.
Ich möchte an die Adresse des Bundesinnenministers

olgendes sagen: Er reist in den letzten Wochen landauf,
andab und erhebt ständig die Forderung: Wir brauchen
ine engere Vernetzung, einen besseren Informations-
ustausch und einen stärkeren Datenverbund zwischen
en Sicherheitsbehörden, damit wir den Bedrohungen
urch den Terrorismus gewachsen sind. Das unterstütze
ch. Hier bin ich seiner Meinung. Aber mit dem vorlie-
enden Gesetzentwurf wird er das genaue Gegenteil er-
eichen: Er unterbindet den Informationsfluss zwischen






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

den Sicherheitsbehörden und verbietet den Landesver-
fassungsschutzbehörden sogar, Erkenntnisse in eine ge-
meinsame Datei einzustellen, und zwar wider besseres
Wissen. Das ist für mich ein Stück aus dem Tollhaus.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn das drin? Das ist mehr Dichtung als Wahrheit! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie sind der Meister im Tollhaus!)


– Nein, Herr Kollege Ströbele, das ist nur die Wahrheit,
die bittere Wahrheit, und zwar zur Enttäuschung der
Menschen in diesem Land.

Sie müssen mir ja nicht glauben. Wenn Sie aber Ihren
alten Gesetzentwurf, der noch bis letzte Woche Freitag
Gültigkeit hatte, mit dem neuen vergleichen und sich die
Änderungen anschauen, dann werden Sie genau die glei-
chen Punkte feststellen, die ich gerade kritisiert habe und
die Sie nur gestrichen haben, weil Ihnen die Sicherheit
der Menschen in diesem Land egal ist – das war bei den
Grünen schon immer der Fall – und weil es Ihnen auf die
Zustimmungsfreiheit des Gesetzentwurfes angekommen
ist. Das war Ihre einzige Motivation.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir werden nach wie vor darauf drängen, dass es in

diesem Land eine klare verfassungsrechtliche Grundlage
für den Einsatz der Bundeswehr im Innern gibt; denn wir
brauchen sie und können den Menschen nicht vermit-
teln, warum wir die Bundeswehr in allen Krisenherden
dieser Welt, nicht aber zum Schutz der Bevölkerung im
eigenen Land einsetzen dürfen. Wir sehen für den Ein-
satz der Bundeswehr im Innern klare Grenzen vor. Ihr
Totschlagargument, wir wollten sie für alles einsetzen,
ist falsch. Wir wollen die Bundeswehr im Innern nur im
Kampf gegen terroristische Bedrohungen und dann auch
nur, wenn Polizei und Bundesgrenzschutz nicht können,
einsetzen. Dafür werden wir nach wie vor eintreten.

Wir werden des Weiteren für ein Luftsicherheitsge-
setz eintreten, das keine Sicherheitslücken aufreißt wie
Ihres, sondern eine umfassende Sicherheitsüberprüfung
vorsieht. Wir werden weiterhin alles dafür tun, dass Ihre
Regelungen keinen Bestand haben werden. Im Kern
muss man Ihnen vorhalten, dass Sie zwar immer ankün-
digen, alles für die Sicherheit zu tun, dass Sie aber nicht
bereit sind, für Sicherheit zu sorgen.

Sie haben § 7 des Entwurfs des Luftsicherheitsgeset-
zes so geändert, dass die Landesbehörden nachträglich
gewonnene Erkenntnisse nicht weitergeben dürfen.
Man muss sich das einmal an einem praktischen Beispiel
vor Augen führen. Jemand soll in einem sensiblen Be-
reich eines Flughafens beschäftigt werden, zum Beispiel
bei den Tankanlagen. Die Überprüfung ergibt, dass kein
Bezug zur islamistischen Szene besteht. Er wird einge-
stellt. Vier Monate später fällt der Name des Betroffenen
in einem anderen Bundesland auf. Nun müsste diese Er-
kenntnis eigentlich verpflichtend mitgeteilt werden.
Aber genau das haben Sie gestrichen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Genau das ist falsch!)


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(C (D as ist doch niemandem zu vermitteln. Ein anderes Beispiel: Man muss doch den Landesver assungsschutzbehörden erlauben, Personaldatensätze in iner gemeinsamen Datei zu speichern, damit festgestellt erden kann, ob Personen, die wegen islamistischer Betrebungen aufgefallen sind, an einem Flughafen bechäftigt sind. Aber genau das haben Sie gestrichen. Das äre nach Ihrem alten Gesetzentwurf noch möglich geesen, nach Ihrem neuen aber nicht mehr. Das war Ihen offenbar egal. Die Sicherheit in diesem Land inteessiert Sie, vor allem die Grünen, nicht. Ich möchte Ihnen zum Abschluss noch eines vorhal en: Sicherheit für die Menschen in diesem Land macht an entweder ganz oder gar nicht. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso denn?)


ie haben sich mit dem vorliegenden Gesetzentwurf für
gar nicht“ entschieden. Diesen Weg geht die CDU/
SU-Fraktion nicht mit. Wir werden Sie immer wieder
it unseren Forderungen nach mehr Sicherheit für un-
ere Bevölkerung und für unser Land konfrontieren.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511509000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Silke Stokar von
euforn vom Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Sicherheit nur durch Grün! Achtung!)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zivile

lugzeuge sind am 11. September 2001 von Terroristen
ls Waffe eingesetzt worden. 3 000 Menschen fanden an
inem Tag den Tod. Selbst wenn ein erneuter Angriff mit
ivilen Flugzeugen unwahrscheinlich ist, müssen wir die
nstrumente zur Verfügung stellen, um eine solche nicht
uszuschließende Bedrohungslage bewältigen zu kön-
en.
Im internationalen Luftverkehr werden der Einsatz

er NATO und damit der Einsatz der Bundeswehr bei
iner schwerwiegenden Bedrohung des Luftraums ge-
egelt. Es handelt sich hier lediglich um eine Regelungs-
ücke im Bereich des innerdeutschen Luftverkehrs.
Ich kann der Auffassung der FDP, die sie im Innen-

usschuss vorgetragen hat, hier ein Stück weit folgen.
ie will dieses Luftsicherheitsgesetz nicht, weil sie es in
as Ermessen der Exekutive stellen will, wie in einer
ergleichbaren Situation zu handeln ist. Wir haben uns
ntschieden, die parlamentarische Verantwortung zu tra-
en und für die Handelnden, soweit es in so einer Situa-
ion überhaupt möglich ist, Rechtssicherheit herzustel-
en.
Was Sie vorgetragen haben, ist richtig: Im Luftsicher-

eitsgesetz wird genau das geregelt, was das Grund-






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

gesetz schon heute ermöglicht. Die Regierung hat in
einer Notsituation selbstverständlich die Handlungs-
pflicht – unter strikter Beachtung des Verhältnismäßig-
keitsgrundsatzes.

Rechtssicherheit schaffen wir hier insbesondere für
die Ausführenden, zum Beispiel für die Piloten der Bun-
deswehr.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Vor diesem Hintergrund und weil es unser Verfassungs-
auftrag ist, ist es richtig, dass im Bereich der Nothilfe
das Parlament und nicht die Exekutive handelt.

Die Anhörung im Innenausschuss, werter Herr Kol-
lege Binninger – ich bin ebenfalls von Anfang bis Ende
da gewesen und habe mich insbesondere über Herrn
Scholz gefreut – hat bestätigt: Für die im Luftsicher-
heitsgesetz vorgesehenen Maßnahmen der Amtshilfe
der Bundeswehr liefert Art. 35 Grundgesetz eine aus-
reichende Grundlage. Art. 35 Grundgesetz hat nämlich
nicht nur die Schadensbeseitigung, sondern auch die
Verhinderung eines Unglücksfalles im Blick. Auch als
Nichtjuristin muss ich sagen: Was wäre das für eine Ver-
fassung, wenn man davon ausginge, dass erst gehandelt
werden dürfe, wenn der Schaden eingetreten sei. Das ist
eine absurde Vorstellung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Durch das Grundgesetz ist das, was Sie darüber hi-
naus wollen, nicht gedeckt. Frau Merkel, Ihre Vorsit-
zende, hat öffentlich angekündigt, das Luftsicherheitsge-
setz im Bundesrat zu blockieren. Sie wollen eine
weitgehende Grundgesetzänderung zum Einsatz der
Bundeswehr im Innern durchsetzen. Wir wollen die Si-
cherheitsarchitektur, die sich in Deutschland bewährt
hat, erhalten.

Die Bundessicherheitsbehörden Bundespolizei, Nach-
richtendienste, Bundeswehr und – als vierte Säule – Be-
völkerungsschutz nehmen unterschiedliche Aufgaben
wahr. Eine Vermischung der Aufgaben führt nicht zu
mehr Sicherheit, höchstens zu mehr Wirrwarr. Optimie-
ren wollen wir die Zusammenarbeit durch eine verbes-
serte Koordination und Kommunikation.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Reden Sie doch über das Luftsicherheitsgesetz!)


Hier haben wir ohne Grundgesetzänderung genügend
Entscheidungsspielraum.

Sie haben Recht: Es war natürlich eine bewusste Ent-
scheidung, das Luftsicherheitsgesetz zustimmungsfrei
zu gestalten. Sie betreiben im Bundesrat und im Vermitt-
lungsausschuss entweder Blockadepolitik oder Sie
schaffen ein heilloses Durcheinander, zum Beispiel
jüngst in der Rentenfrage oder bei Hartz IV. Der interna-
tionale Terrorismus ist eine reale Bedrohung. Rot-Grün
ist weder bereit, Blockade zuzulassen, noch ist es bereit,
Durcheinander zuzulassen. Wir handeln verantwortlich
und wir verhandeln ohne Zeitverzögerung.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Seit zweieinhalb Jahren!)


Ich habe selten so einen Unsinn gehört wie das, was
ie hier beschrieben haben. Dadurch, dass das Luft-
icherheitsgesetz zustimmungsfrei gestaltet worden ist,
st – das sage ich hier offen – die von Ihnen benannte Si-
herheitslücke nicht entstanden. Es ist an Ihnen vorbei-
egangen, dass wir die Berichtspflicht der Länder auf
inem ganz anderen Wege gestärkt haben.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wo denn? – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Auf dem Holzwege!)


ie Länder sind verpflichtet, alle relevanten Informa-
ionen zum internationalen Terrorismus an die Bundes-
ehörden unverzüglich und nicht nur im Rahmen der
achberichtspflicht weiterzuleiten.
Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, es
äre gut, wenn die Landesbehörden dazu gebracht wür-
en – das steht auch in Ihrer Verantwortung –, nicht nur
ieser Berichtspflicht nachzukommen, sondern auch da-
ür zu sorgen, dass die Meldung von Informationen opti-
iert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511509100

Frau Kollegin, erlauben Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Binninger?

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Ich erlaube eine Zwischenfrage.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511509200

Bitte schön, Herr Binninger.

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1511509300

Frau Kollegin Stokar, Sie haben gerade gesagt, die
erichtspflicht sei geregelt. Wir debattieren hier über
as Luftsicherheitsgesetz. Können Sie mir den Paragra-
hen nennen, in dem geregelt ist, dass die Sicherheitsbe-
örden der Länder verpflichtet sind, Erkenntnisse an die
uftsicherheitsbehörden zu melden? Das war doch mein
ritikpunkt.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Die sind automatisch verpflichtet! Da brauchen sie kein Gesetz!)


Das ist nicht automatisch so.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege Binninger, ich habe gesagt, dass außer-

alb des Luftsicherheitsgesetzes – –

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Aber wir re den jetzt über das Luftsicherheitsgesetz!)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

– Sie können sich darüber bei Ihren Kollegen in der In-
nenministerkonferenz informieren. Oder muss ich Ihnen
jetzt den Unterschied zwischen einem Spezialgesetz und
einem darüber stehenden Gesetz erläutern?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was denn für ein Gesetz? Welches Gesetz steht denn darüber?)


Wir haben es dort geregelt, wo es hingehört, nämlich
im Bereich der Verordnungen zum Verfassungsschutz.
Das gehört dahin, weil wir natürlich einen besseren In-
formationsaustausch nicht nur im Bereich der Zuverläs-
sigkeitsüberprüfungen und im Bereich des Luftsicher-
heitsgesetzes haben wollen, sondern weil wir generell
sicherstellen wollen, dass die Landesämter für Verfas-
sungsschutz und auch die Sicherheitsbehörden der Län-
der die Informationen noch schneller und noch zuverläs-
siger an den Bund liefern. Wenn Sie ein bisschen
Ahnung von NADIS hätten,


(Lachen bei der CDU/CSU – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Leider!)


müssten Sie wissen, dass das genau in diesem Bereich
geregelt werden muss und eben nicht nur im Luftsicher-
heitsgesetz geregelt werden kann.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Eben nicht mehr!)


Deswegen ist das, was Sie hier zur Sicherheitslücke ge-
sagt haben, Unsinn.

Ich komme zum Schluss meines Beitrages. Wir setzen
mit dem Luftsicherheitsgesetz insbesondere die EU-Ver-
ordnung und internationale Verträge um. Deswegen wol-
len wir uns auch nicht auf Ihr Spielen auf Zeit einlassen.

Ich möchte noch auf das Problem eingehen, das Herr
Körper schon angesprochen hat. Wir werden eine sehr
interessante Diskussion über das Spannungsverhältnis
von Sicherheitsinteressen und Wirtschaftsinteressen be-
kommen. Zu der Gebührenfrage gibt es ein Bundesver-
waltungsgerichtsurteil. Ich persönlich setze mich dafür
ein, dass wir an den Flughäfen eine freiwillige Evalua-
tion der Sicherheitsmaßnahmen zulassen. Der Flughafen
Hannover hat sich untersuchen lassen. Solche Untersu-
chungen führen zu interessanten Ergebnissen. Wir alle
können es uns nicht leisten, viel Geld für schlechte
Sicherheit auszugeben.

Zu der Frage: Was ist im Flughafenbereich hoheitli-
che Aufgabe und was liegt in der Verantwortung der
Flughafenbetreiber, wie hat also die Kostenaufteilung
auszusehen?, werden wir weitere Diskussionen führen.
Zu diesen Kostenfragen werden wir hier ergänzend tätig
werden.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511509400

Das Wort hat der Kollege Ernst Burgbacher von der

FDP-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im iel, die Luftsicherheit zu optimieren, sind sich alle in iesem Haus mit Sicherheit – das ist überhaupt nicht die rage – einig; dieses Ziel teilen wir natürlich. Es ist auch rfreulich für uns, dass die Regierungskoalition der Einchätzung der FDP gefolgt ist, dass eine Änderung des rundgesetzes zur wirksamen Abwehr von Luftangrifen nicht erforderlich ist. Das war immer unsere Posiion. Das wird unsere Position bleiben. Unstrittig ist ebenso der Ansatz, es durch vorsorgende icherheitsmaßnahmen erst gar nicht dazu kommen zu assen, dass ein Flugzeug entführt und eventuell als affe missbraucht wird. Daher sind Sicherheitsmaßnahen wie Zuverlässigkeitsüberprüfungen der Mitarbeiter n Flughäfen, Sicherheitskontrollen der Passagiere und uch das Verbot der Mitnahme bestimmter Gegenstände öllig richtig und wahrscheinlich überhaupt die einzige öglichkeit, solche Vorfälle wie die vom 11. September u verhindern. Dem Kernpunkt des Gesetzentwurfes kann die FDPundestagsfraktion allerdings nicht zustimmen: Die Erächtigung des Bundesverteidigungsministers, unter estimmten Umständen im Benehmen mit dem Bundesnnenminister den Abschuss eines Luftfahrzeuges anzurdnen (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn da Abschuss?)

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1511509500

(Beifall bei der FDP)


nd damit zur Abwehr einer Bedrohung Dritter den si-
heren Tod der Flugzeuginsassen in Kauf zu nehmen,
erührt außerordentlich schwierige ethische und verfas-
ungsrechtliche Fragen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


ie FDP hält es für falsch, den Extremfall, nämlich den
insatz eines entführten Flugzeugs als Waffe gegen
ritte, normieren zu wollen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Abschuss steht da nichts drin!)


Es wurde heute immer wieder auf die Anhörung ver-
iesen. Professor Baldus, einer der Sachverständigen
ei der Anhörung zum Luftsicherheitsgesetz, bezeichnet
ies als klassische Situation eines moralischen Dilem-
as. Der im Entwurf des Luftsicherheitsgesetzes vorge-
ehene Einsatz des letzten Mittels, die Einwirkung mit
affengewalt, hat zwangsläufig den Tod der für die Ge-

ahr Verantwortlichen, im Falle einer entführten Ma-
chine aber auch den Tod der Passagiere, die für die Ge-
ahrenlage keine Verantwortung tragen, zur Folge. Die
DP-Bundestagsfraktion ist der Auffassung, dass für
olche unkalkulierbaren Situationen die in der deutschen
echtsordnung seit langem entwickelten allgemeinen
rundsätze anzuwenden sind.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig! Übergesetzlicher Notstand!)


Schon zu Beginn der Debatte über das Luftsicherheitsge-
setz hat die FDP darauf hingewiesen, dass die Regeln für
Notstand und Nothilfe ausreichen, um die im Einzelfall
erforderlichen Entscheidungen zu treffen.

Ein Weiteres, liebe Kolleginnen und Kollegen: Durch
dieses Gesetz senken wir die Schwelle für Eingriffe sehr
stark ab. Das halten wir für bedenklich. Wenn ein sol-
cher Fall auftritt, kann der Bundesverteidigungsminister
nach unserer festen Überzeugung handeln.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Er wird nicht handeln!)


Wenn das Gesetz in Kraft tritt und er damit ermächtigt
wird, das zu tun, dann gibt es auch Fälle – das behaupte
ich –, wo er handeln muss. Das wollen wir verhindern.


(Beifall bei der FDP)

Deshalb sagen wir: Es reichen die bisherigen Regelun-
gen zum Notstand und zur Nothilfe.

Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen, der
die Kosten betrifft.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau diese Zwangsläufigkeit haben wir herausgenommen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511509600

Herr Kollege Burgbacher, erlauben Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Wiefelspütz?

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1511509700

Sehr gerne.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511509800

Bitte schön, Herr Wiefelspütz.

Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1511509900

Sie haben ja nun gerade die Kostenfragen angespro-

chen. Obwohl Sie schon viel zu lange reden, Herr Kol-
lege Burgbacher, hätte ich doch gerne von Ihnen erläu-
tert bekommen, wie Sie sich denn einen Umgang mit
dieser Fragestellung überhaupt vorstellen.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1511510000

Ich bin Ihnen für die Frage dankbar, Herr Kollege

Wiefelspütz. Ich denke, dass diese Frage tatsächlich nur
sehr schwierig zu beantworten ist.

Zuerst einmal halte ich es für kritisch, wenn der Staat
Kosten in Bereichen, wo – davon gehen wir ja aus – ei-
gentlich das staatliche Gewaltmonopol gilt, auf private
Unternehmen überwälzt; denn der Staat hat für Aufga-
ben, die in sein Gewaltmonopol fallen, auch die Kosten
zu tragen.

Einen zweiten Punkt halte ich in diesem Zusammen-
hang für sehr wichtig: Wenn der Staat Maßnahmen be-
schließen kann, deren Kosten aber andere tragen müs-

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(C (D en, dann könnte der Staat relativ locker auch weitere olcher Maßnahmen beschließen, da er sie ja nicht beahlen muss. Ein dritter Punkt: Gerade in diesem Bereich herrscht in sehr harter Wettbewerb. Es ist für Fluggesellschaften nd für Passagiere einfach, auf Alternativen auszuweihen. Deshalb können wir nicht beliebig Kosten überälzen, sondern wir müssen auch sehen, wie stark hierurch der Wettbewerb, der ja europaweit stattfindet, ehindert wird. Deshalb rate ich bei Maßnahmen in dieem Bereich zu größter Vorsicht. Wir müssen uns ja im usschuss noch einmal im Detail darüber unterhalten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen erläutert –

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511510100

Herr Kollege Burgbacher, ich bitte, dann auch zum

chluss zu kommen.

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1511510200

– ich bin bei meinem letzten Satz –, warum die FDP

iesen Gesetzentwurf ablehnt. Diese Entscheidung ha-
en wir uns nicht leicht gemacht. Wir haben darüber
iele Diskussionen geführt. Es ist uns aber nicht mög-
ich, dem Gesetzentwurf in dieser Form zuzustimmen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511510300

Das Wort hat jetzt der Kollege Frank Hofmann von

er SPD-Fraktion.

Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1511510400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Nach den beiden Beiträgen
on der FDP und von der CDU/CSU muss man sich ein-
al vor Augen führen, welches Gesetz zustande gekom-
en wäre, wenn CDU/CSU und FDP an der Regierung
ären.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ein besseres!)


ie CDU/CSU sagt, das Gesetz gehe ihr nicht weit ge-
ug; die FDP sagt, die Gesetze, die es schon jetzt gebe,
eichten aus. Wenn beide zusammen an der Regierung
ären, dann gäbe es kein Gesetz;


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Solche Probleme hätten Sie gern!)


ie wären nicht in der Lage, für mehr Sicherheit in der
uft zu sorgen. Die Konstellation von CDU/CSU und
DP wäre ein Sicherheitsrisiko für dieses Land. So sieht
s nüchtern betrachtet aus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: An dem Satz haben Sie aber lange gearbeitet!)







(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)


Wir betreten mit diesem Gesetz sicherlich Neuland.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Glatteis!)

Wir haben lange Diskussionen geführt, die sich auch ge-
lohnt haben. Die Sicherheitskompetenz von Rot-Grün
wurde hart erarbeitet


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Oh!)

und bewährt sich auch hier und heute mit dem Gesetz
zur Neuregelung von Luftsicherheitsaufgaben. Es ist ein
schlüssiges Gesamtkonzept. Mit dem Gesetz gibt es
Luftsicherheit aus einer Hand. Die Kritik von der CDU/
CSU, vorgetragen von Herrn Binninger, ist eine Kritik
der aufgeblasenen Backen: viel Luft und nichts dahinter.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Na! Mäßigung!)


Herr Binninger, wenn Sie bei den Ausführungen des Par-
lamentarischen Staatssekretärs zugehört hätten, dann
wüssten Sie, dass Sie damit nicht weiterkommen, dass
Sie das aus Ihrer Rede eigentlich hätten streichen kön-
nen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern gehabt! – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist einfach populistisch! Darum geht es Ihnen ja nur, um nichts anderes!)


Zur Frage der Grundgesetzänderung. Für den Gene-
ralinspekteur der Bundeswehr besteht aus militärischer
Sicht keine Notwendigkeit, das Grundgesetz zu ändern.
Auch für den Vorsitzenden des Bundeswehr-Verbandes
besteht aus militärischer Sicht keine Notwendigkeit, das
Grundgesetz zu ändern. Ebenso sieht der GdP-Vorsit-
zende Konrad Freiberg keine Notwendigkeit, das Grund-
gesetz zu ändern. Die Verfassungsressorts BMI und BMJ
sehen ebenfalls keine Notwendigkeit, das Grundgesetz
zu ändern. In den entscheidenden Punkten unterstützt
uns auch die Mehrheit der Sachverständigen. Wir stehen
also mit diesem Luftsicherheitsgesetz fester denn je auf
dem Boden des Grundgesetzes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Gegensatz zu Herrn Burgbacher und der FDP sind
wir der festen Überzeugung: Wenn ein Rechtsstaat zu
solchen Mitteln greift, wie wir es bei der Luftsicherheit
tun, dann braucht er auch eine gesetzliche Grundlage.
Gerade weil der Eingriff so ungeheuerlich ist, muss der
Gesetzgeber nach öffentlicher Diskussion die Verant-
wortung übernehmen. Im Gesetz ist vor allem zu klären,
wer konkret im Ernstfall die Befehle gibt. In diesem Fall
ist es der Verteidigungsminister. Deshalb ist klar: Eine
gesetzliche Regelung ist in einem Rechtsstaat zwingend
geboten.

Wir, die Regierungskoalition, haben das Gesetz mit
einem Änderungsantrag zustimmungsfrei gestellt. Wa-
rum? Wir wollen, dass das Gesetz schnell in Kraft tritt,
dass es ohne Grundgesetzänderung in Kraft tritt und dass
die Bundeswehr nicht als Hilfspolizei eingesetzt wird.
Zusammengefasst heißt das: Wir wollen Gefahrenab-
wehr, nicht Krieg. Wenn Sie, Herr Binninger, ebenso wie

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(C (D err Bosbach bei der ersten Lesung und Herr Beckstein ehaupten, die Bundeswehr dürfe zwar in Afghanistan, icht aber in Deutschland zum Schutz der Bürgerinnen nd Bürger eingesetzt werden, dann ist das demagoisch. (Beifall der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das ist doch richtig!)


m Kosovo und in Afghanistan übernimmt die Bundes-
ehr Aufgaben des Peace Keeping, damit Polizeistruk-
ren entwickelt werden können. Die Bundeswehr soll
ie Voraussetzungen dafür schaffen, dass Polizei über-
aupt entstehen kann. Deutschland ist jedoch kein Kri-
engebiet, sondern eine stabile Demokratie mit gut funk-
onierender Polizei. Deshalb ist Ihr Argument
ntschieden zurückzuweisen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Satz zum Abschluss. Die Frage eines Einsatzes
er Bundeswehr stellt sich bei Ihnen aus anderen Grün-
en. Bei der Polizei in Bayern, Hessen oder wo auch im-
er werden Stellen gestrichen und dann wird nach der
undeswehr gerufen. Das ist Ihre Antwort auf die Be-
rohung durch den internationalen Terrorismus.


(Beifall des Abg. Gerold Reichenbach [SPD])

ie können das fordern; wir werden dazu nicht die Hand
eichen. Mit einer Militarisierung unserer Gesellschaft
ekämpft man nicht den internationalen Terrorismus.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511510500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1511510600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

eht heute um zwei Fragen. Erstens. Soll die Bundes-
ehr künftig im Inneren quasi als Militärpolizei agieren
ürfen? Die PDS im Bundestag sagt dazu Nein.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


weitens. Sollen entführte Flugzeuge samt Insassen not-
alls abgeschossen werden dürfen? Auch dazu sagen wir
ein.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


ir müssen heute dennoch darüber diskutieren, weil die
DU/CSU das Erste will und die SPD und die Grünen
umindest das Zweite wollen.
Das Grundgesetz schreibt bekanntlich die strikte

rennung zwischen Bundeswehr und Polizei vor. Dafür
ibt es historische und sachliche Gründe. Sie gelten fort.
ie Versuche der CDU/CSU, das Trennungsgebot aufzu-






(A) )



(B) )


Petra Pau

weichen oder aufzuheben, sind nicht neu. Neu ist, dass
selbst die SPD damit liebäugelt.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Verteidigungsminister Struck hat unlängst ein Bundes-
wehrkontingent für den Einsatz im Inneren gefordert.
Seine Begründung war, das stärke die Wehrpflicht. Ich
finde das – mit Verlaub – absurd und auch von vorges-
tern.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie aber sagen, dass es um Katastrophenschutz ging!)


Nun komme ich zu dem Gesetzentwurf, wonach ent-
führte Passagierflugzeuge notfalls vom Himmel ge-
schossen werden sollen. Ich könnte es mir leicht machen
und einfach verlesen, was Burkhard Hirsch, der Altlibe-
rale, dazu in der „Süddeutschen Zeitung“ schrieb. Ich
belasse es heute bei einem kurzen Zitat: Kein Rechts-
staat hat es bisher gewagt, seiner Polizei oder seinen Sol-
daten zu erlauben, auf Verdacht hin die Opfer eines Ver-
brechens in wohlmeinender Absicht zu erschießen. Die
Bundesregierung kann nicht bei klarem Verstand sein. –
Das vermute nun auch ich inzwischen und frage mich:
Was ist eigentlich von der Demokratiepartei SPD übrig
und wo ist die Bürgerrechtspartei Bündnis 90/Die Grü-
nen abgeblieben?


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Beide Versuche, den Einsatz der Bundeswehr im Inneren
zu legitimieren und auf Verdacht unschuldige Opfer zu
töten, sind allerdings inzwischen keine Ausrutscher
mehr.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn da „auf Verdacht“?)


– Sie werden ja mit den Entführern nicht mehr darüber
verhandeln können, was sie denn vorhaben, sondern Sie
werden entscheiden müssen. Also geht es tatsächlich um
ein Abschießen auf Verdacht.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt werden Sie links überholt, Herr Ströbele!)


Wir erleben seit längerem eine Militarisierung der Po-
litik im Inneren wie im Äußeren. Ich wiederhole: auch in
der EU-Politik. Denn im Entwurf der EU-Verfassung
steht ein Aufrüstungsgebot. Ein Friedens- und Abrüs-
tungsgebot sucht man vergebens.

Bemerkenswert daran ist: Das wird von allen Bundes-
tagsparteien toleriert und honoriert, von der CDU/CSU,
von der FDP, von der SPD und selbst vom Bündnis 90/
Die Grünen. Ich finde das grundsätzlich falsch. Deshalb

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(C (D ehnt die PDS im Bundestag beide heute vorliegenden nträge ab. Die Bundeswehr hat in der Innenpolitik ichts zu suchen. Einen so genannten finalen Rettungschuss gegen unschuldige Passagiere darf es rechtsstaatich nicht geben. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511510700

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
euregelung von Luftsicherheitsaufgaben, Druck-
ache 15/2361. Der Innenausschuss empfiehlt unter
r. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 15/3338, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
hr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
er Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
timmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
er Opposition angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
timmen der CDU/CSU, der FDP und der fraktionslosen
bgeordneten angenommen.
Abstimmung über den von der Fraktion der CDU/
SU eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ände-
ung des Art. 35 und Art. 87 a des Grundgesetzes auf
rucksache 15/2649. Der Innenausschuss empfiehlt un-
er Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 15/3338, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
m ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung bei
ustimmung der CDU/CSU-Fraktion und Ablehnung
urch die Koalitionsfraktionen, die FDP-Fraktion und
ie fraktionslosen Abgeordneten abgelehnt. Damit ent-
ällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Bera-
ung.
Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-

he 15/3338 empfiehlt der Innenausschuss die Ableh-
ung des Antrages der Fraktion der CDU/CSU auf
rucksache 15/747 mit dem Titel „Mehr Sicherheit im
uftverkehr“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
raktionen und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der
DU/CSU-Fraktion angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Christian Ruck, Dr. Friedbert Pflüger,






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Dr. Wolfgang Bötsch, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU
Deutsche Personalpräsenz in internationalen
Organisationen im nationalen Interesse konse-
quent erhöhen
– Drucksache 15/2652 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Dr. Christian Ruck von der CDU/
CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1511510800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dem An-

trag, den unsere Fraktion heute einbringt, liegen fol-
gende Überlegungen zugrunde: Unser politisches, wirt-
schaftliches und gesellschaftliches Dasein wird immer
mehr von internationalen Faktoren beeinflusst. Die Glo-
balisierung greift immer mehr in unser alltägliches Le-
ben – offen oder auch unmerklich – ein. Die Auswirkun-
gen der Globalisierung werden zunehmend durch ein
Geflecht aus internationalen Regeln und internationalen
Institutionen gelenkt. Deren Einfluss nimmt auch hier in
Deutschland immer mehr zu.

Deutschlands Wirtschaft ist auf der anderen Seite tra-
ditionell stark nach außen orientiert und von äußeren
Einflüssen abhängig. Damit bekommen zum Beispiel
Organisationen wie die Welthandelsorganisation, WTO,
deren Regelsetzung und Streitschlichtung den Welthan-
del auf völlig neue Grundlagen stellt, eine immense Be-
deutung. Dazu gehört auch die Europäische Union, die
– darüber wurde in diesen Tagen bei uns diskutiert – im-
mer mehr nationale Regelungskompetenzen der EU-Mit-
gliedstaaten, also auch Deutschlands, übernimmt.
Deswegen ist es für uns wichtig, die Politik dieser Orga-
nisationen zu beobachten und mitzugestalten. Es ist naiv,
anzunehmen, dass eine bloße Präsenz und eine bloße Be-
teiligung an den Diskussionen in den jeweiligen Len-
kungsgremien ausreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Mechanismen und Inhalte heutiger Politikent-

scheidungen werden auch auf internationaler Ebene im-
mer komplexer. Um dort mitreden zu können und Ent-
scheidungen mittreffen zu können, ist ein immenser
Wissens- und Erfahrungsschatz gefordert, der für unsere
Ministerien und für unsere Verwaltung angesichts des

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(C (D chrumpfenden Personalbestandes und der wachsenden ufgaben immer schwieriger aktivierbar ist. Es gibt den Grundsatz: Wer an einer internationalen chaltstelle sitzt, der kann hinsichtlich der Interessen eines Landes Entscheidendes bewirken. Das Verständis für deutsche Wünsche und deutsche Politikvorstelungen zur Lösung der Probleme ist bei deutschen andsleuten sicherlich stärker ausgeprägt als bei Verwalungsfachleuten mit spanischem oder englischem Pass. Die Realität in den internationalen Institutionen und eren Personallandschaft sieht aus dem Blickwinkel eutschlands allerdings ziemlich düster aus. Wir haben infach zu wenig Deutsche in internationalen Organisaionen. Zum Beispiel haben wir in der EU-Kommission rotz eines Bevölkerungsanteils von 22 Prozent und eier Beitragsquote von 23 Prozent lediglich einen Persoalanteil von etwas über 12 Prozent. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stoiber will ja nicht!)


Ich wusste gar nicht, dass auch Sie reden, Herr
tröbele. – Diese Zahl wird sich nach der EU-Osterwei-
erung zu unseren Ungunsten verändern.
Das UN-Sekretariat besteht trotz einer deutschen
eitragsquote von knapp 10 Prozent nur zu etwas mehr
ls 5 Prozent aus Deutschen. Bei der WTO, die immer
ichtiger wird, haben wir bei einer Beitragsquote von
Prozent nur einen Personalanteil von 4 Prozent. Bei
er Weltbank, die für uns Entwicklungspolitiker beson-
ers wichtig ist, haben wir einen Stimmrechtsanteil von
ut 6 Prozent und eine Personalquote von 3 Prozent.
Wir haben ja neulich über MONUC diskutiert. An

en 600 Millionen Dollar sind wir ja mit rund 10 Prozent
eteiligt. Bei der Mission sind 12 600 Leute eingesetzt
nd von uns ist nur ein Beamter dabei. In vielen UN-
issionen, auch in vielen zivilen UN-Missionen haben
ir überhaupt niemanden.
Andere Länder wie Frankreich und Großbritannien

ind da viel geschickter. Sie betreiben eine gezielte Ka-
erpolitik und rekrutieren Erfolg versprechende Kandi-
aten für alle internationalen Personalebenen. Dabei ge-
en sie viel strategischer als wir vor. Deutschland hat
ich in Personalfragen jahrzehntelang sehr zurückgehal-
en. Ich glaube, es ist höchste Zeit, das Ruder herumzu-
erfen und eine personalpolitische Offensive für Deut-
che in internationalen Organisationen zu starten,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


uch deshalb, weil der Druck auf uns, dass wir uns inter-
ational betätigen mögen, ständig stärker wird. Dann
önnen wir unsererseits Druck in Richtung einer größe-
en Effizienz der internationalen Organisationen erzeu-
en. Wir brauchen eine umfassende Personalstrategie
ür den Nachwuchs. Ferner brauchen wir ein internatio-
ales Netzwerk, das wir mithilfe unserer Landsleute auf-
auen und das uns dabei hilft, das Verständnis für unsere
orstellungen und Anliegen zu erhöhen und uns des
issens und des Erfahrungsschatzes der internationalen
rganisationen zu bedienen.






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck

Die Arbeit fängt beim Nachwuchs an. Längst überfäl-

lig ist eine verstärkte Ausrichtung der Regelstudien-
gänge, der postuniversitären Kurse und Praktika an un-
seren Hochschulen auf eine Tätigkeit in internationalen
Organisationen. Das im BMZ angesiedelte Programm
für beigeordnete Sachverständige ist richtig und ist auch
erfolgreich; aber es ist viel zu gering ausgestattet und es
muss intensiver genutzt werden.

Wir müssen aber auch die Arbeit in internationalen
Organisationen für gute deutsche Bewerber aus der Ver-
waltung und der Wirtschaft attraktiver machen. Dies be-
deutet zum Beispiel für die öffentliche Verwaltung, dass
die vorübergehende Tätigkeit in einer internationalen
Organisation als expliziter Pluspunkt für die weitere
Karriere gewertet wird und dass auch die Reintegration
– das gilt nicht nur für die Bundesregierung, sondern all-
gemein für die Verwaltung – , wenn der Betreffende wie-
der zurückkehrt, wesentlich verbessert werden muss.
Wir müssen ebenfalls die Durchlässigkeit zwischen
öffentlichem Dienst und privater Wirtschaft erhöhen,
damit auch fähigen Interessenten aus der Privatwirt-
schaft der Einstieg in internationale Organisationen
schmackhaft gemacht werden kann.

Wir dürfen auf keinen Fall in eine alte Unsitte verfal-
len, die uns oft zu Recht vorgehalten worden ist, dass
nämlich diese Organisationen zuweilen auch als Ab-
schiebebahnhof für unbequeme oder weniger fähige Mit-
arbeiter missbraucht werden. Ferner müssen wir Kontakt
mit denjenigen halten, die wir in die internationalen Or-
ganisationen geschickt haben. Nicht ohne Grund werfen
wir unseren Kollegen in internationalen Organisationen
manchmal vor, dass sie nicht mehr wissen, woher sie
kommen. Das hängt natürlich auch damit zusammen,
dass wir uns alle bisher zu wenig für die Karriere der Be-
treffenden eingesetzt haben. Auch das sollten wir in Zu-
kunft besser machen.

Wir müssen noch viel deutlicher erkennen – das ist
auch die Grundlage unseres Antrags –, dass die Zukunft
unseres Landes nicht von uns allein, sondern immer
mehr von Entscheidungen in Brüssel, New York oder
Genf abhängt. Wir müssen unsere personalstrategischen
Scheuklappen ablegen und viel konsequenter als bisher
auf eine Erhöhung der deutschen Personalpräsenz in in-
ternationalen Organisationen hinarbeiten. Ich glaube,
dies ist eine notwendige und wichtige Investition in
Deutschlands Zukunft. Deswegen fordere ich uns alle
auf, über den vorgelegten Antrag der CDU/CSU-Frak-
tion in den Ausschüssen konstruktiv, energisch und er-
giebig zu diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Detlef Dzembritzki [SPD]: Wie immer! Machen wir!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511510900

Das Wort hat jetzt die Staatsministerin Kerstin

Müller.

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Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511511000


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Keine
Frage, Herr Ruck, die internationale Personalpolitik ist

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(C (D ns allen sehr wichtig. Gerade vor dem Hintergrund der lobalisierung – da stimme ich Ihnen zu – ist es bedeutam, auch durch deutsches Personal die Politik der interationalen Organisationen mitzugestalten. Was aber ist passiert? Seit den 80er-Jahren gibt es ine Reihe von Beschlüssen zur Verbesserung der interationalen Personalpolitik. Es geschah jedoch wenig. ie Zahl der deutschen Mitarbeiter im internationalen ereich ging in diesem Zeitraum sogar zurück. Heute ezeichnet die Presse diese fehlenden Jahrgänge als deutsche Delle“. Genau das hat sich geändert. Wir sind das Problem aktiv angegangen. Die Initia ive, die Sie jetzt vorschlagen, wurde bereits gestartet nd läuft längst. Deshalb können wir in diesem Bereich inige Erfolge nachweisen. Was haben wir gemacht? Erstens. Im Bundeskanzleramt übernahm 1998 der hef des Bundeskanzleramtes persönlich die Führung ei der Koordinierung von Spitzenbesetzungen in der U, in Wirtschaftsund Finanzorganisationen und in ichtigen Bereichen der Vereinten Nationen. Zweitens. Im Auswärtigen Amt haben wir die Stelle ines Koordinators – dazu gibt es einen Vorschlag in Ihem Antrag – für die internationale Personalpolitik gechaffen. Er untersteht direkt dem Staatssekretär. Dort ommen Vertreter und Vertreterinnen aller Bundesminiserien, des Kanzleramtes sowie der Bundesländer regeläßig zusammen, um sich in internationalen Personalragen zu koordinieren und Bewerbungen abzusprechen. Drittens. Im April 2002 wurde in engem Zusammenirken von Bundesregierung und Bundestag das Zenrum für Internationale Friedenseinsätze, das ZIF, geründet. Es ist in diesem Bereich weltweit führend. Das entrum rekrutiert ziviles Personal für internationale riedenseinsätze, die von den Vereinten Nationen, der SZE, der Europäischen Union oder anderen internatioalen Einrichtungen beschlossen und durchgeführt weren. Wir trainieren Mitbürgerinnen und Mitbürger aller erufszweige, die bereit sind, sich für Einsätze in frieenserhaltenden Maßnahmen oder als Wahlbeobachter u engagieren. (Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


amit besitzen wir erstmals eine Personalreserve. Eine
olche gab es zu Ihrer Regierungszeit nicht. Aber wir
ind uns einig, dass eine solche Reserve gut ist, um
chnell und gezielt qualifiziertes Fachpersonal bereitstel-
en zu können. Das ZIF ist führend und beispielgebend
n Europa.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das heißt, die von Ihnen geforderte Koordinierung
indet längst statt; die Bundesländer sind integriert und
as hat zu entsprechenden Erfolgen geführt. So hat sich
er Anteil des deutschen Personals bei internationalen
rganisationen im vergleichbaren höheren Dienst seit






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller

1998 um 1 300 Personen auf circa 4 700 Personen er-
höht.

Mit einem weiteren Beispiel gehe ich ganz konkret
auf das, was Sie angesprochen haben, ein: Seit 2001 hat
das Auswärtige Amt über 2 000 Bewerberinnen und Be-
werber, die sich für den zentralen Aufnahmewettbe-
werb der EU interessieren, auf diesen Concours konkret
vorbereitet. Selbst Vorstellungsgespräche werden in klei-
nen Gruppen geübt. Der Aufwand lohnt sich: Die deut-
schen Bewerberinnen und Bewerber stellen jetzt die
größte Gruppe in der EU; das heißt, jeder fünfte Platz
auf den Rekrutierungslisten für EU-Beamte ging an uns.

Sie haben den Nachwuchs angesprochen. Auch hier
ist der Erfolg deutlich messbar: Unter den EU-Beamten
stellten wir bislang etwa 12 Prozent, beim Nachwuchs
stellen wir nun aber 20 Prozent. Das ist ein Kompliment
an den deutschen Nachwuchs, der offensichtlich akade-
misch gut ausgebildet ist und meist eine große Fremd-
sprachenkompetenz aufweist.

Darüber hinaus haben wir im Auswärtigen Amt Da-
tenbanken über alle freien Stellen bei internationalen
Organisationen geschaffen, die für jeden über das Inter-
net zugänglich sind. Dort sind ständig zwischen 800 und
900 Ausschreibungen aufgelistet und fast 300 000 Bür-
gerinnen und Bürger haben sich hier schon informiert.
Eine solche Übersicht war eine jahrzehntealte Forde-
rung; wir haben sie umgesetzt. Auch können hier alle,
die sich für qualifiziert halten, ihren Lebenslauf einstel-
len. Sie erhalten damit einen Abgleich der theoretisch
für sie interessanten Ausschreibungen. Über 7 000 Nut-
zerinnen und Nutzer haben sich registrieren lassen. Die
Folge: Die Zahl der Bewerbungen steigt und mittelfristig
damit auch die Zahl der Einstellungen.

Sie merken also: Der Schwerpunkt unseres Engage-
ments richtet sich an die Öffentlichkeit; denn ein Groß-
teil der deutschen Beschäftigten bei internationalen Or-
ganisationen kommt aus dem privaten Bereich und nicht
aus dem öffentlichen Dienst.

Gleichwohl haben wir auch die beamtenrechtlichen
Regelungen in der Bundeslaufbahnverordnung verbes-
sert; das heißt, jetzt wird eine erfolgreiche Tätigkeit bei
einer internationalen Organisation als zusätzliches Qua-
lifikationsmerkmal bei der Karriereentscheidung berück-
sichtigt. Damit wird erstmals das „Spiralmodell“, das in
Ihrem Antrag erwähnt wird, also der Wechsel von Beam-
ten zwischen Mutterhaus und internationalen Organisati-
onen auf immer höheren Stufen, lohnend.

Angesichts solcher Erfolge sollten wir aber nicht ver-
messen werden. So können wir zum Beispiel nicht, wie
Sie, Herr Ruck, fordern, den finanziellen Beitrag, den
wir zur EU und zu den internationalen Organisationen
leisten, als alleinigen Maßstab für eine personelle Reprä-
sentanz nehmen. Die Folge wäre nämlich, dass sich ent-
wickelnde Länder dann keine Chance hätten, in den in-
ternationalen Organisation ausreichend vertreten zu sein.
Das können wir politisch nicht wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D eshalb gibt es in vielen Organisationen so genannte argen, an denen sich die angemessene personelle Präenz messen lässt. Ich finde, nur dieser Vergleich ist ehrich. Wenn Sie Ihre eigenen Forderungen gegenüber der al en Bundesregierung aus der alten Bundestagsdrucksahe noch einmal nachlesen, werden Sie zugeben, dass ir diese Vorschläge weitgehend verwirklicht haben. Unsere Bemühungen werden auch genau beobachtet. ie haben Frankreich erwähnt. Als größtes Lob betrachte ch zum Beispiel eine Bemerkung des französischen „Fiaro“ vom Oktober 2002, den ich abschließend zitieren öchte: Mittlerweile schneiden die deutschen Teilnehmer beim EU-Concours besser ab als die französischen Bewerber. Der Grund: Berlin hat den Stier bei den Hörnern gepackt und die Vorbereitung und Betreuung organisiert. Sie sehen: Es hat sich viel verändert. Das meiste haen wir schon umgesetzt und wir arbeiten gemeinsam eiter an dem Ziel einer größeren Repräsentanz von eutschem Personal in internationalen Organisationen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Arbeit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511511100

Das Wort hat der Kollege Dr. Werner Hoyer von der

DP-Fraktion.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1511511200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
enn wir ehrlich sind, sind wir uns bei diesem Thema in
er Analyse ziemlich einig. Der Antrag der Unionsfrak-
ionen geht in die völlig richtige Richtung. Wir können
m Ausschuss noch über einige Details sprechen; aber
ie Richtung stimmt.
Bei pragmatischer Betrachtung der Situation und
enn man nicht nur Zahlenspiele im Deutschen Bundes-
ag diskutieren will, stelle ich mir jedoch die Frage, ob
an sich nicht vielleicht von der Berichterstattung an
en Deutschen Bundestag trennen und stattdessen eine
ntensive Berichterstattung in den jeweils zuständigen
usschüssen vornehmen könnte. Dort könnte man auch
ffen über Qualität reden, ohne internationale Empfind-
ichkeiten zu verletzen. Hierüber müssten wir unter-
inander eigentlich gesprächsfähig sein.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ich finde es gut, dass Sie, Frau Staatsministerin, ei-
ige positive Entwicklungen vorgetragen haben. So gibt
s zum Beispiel beim EU-Concours eine sehr erfreuli-
he Entwicklung. Die Situation dort hat sich in den letz-
en Jahren erheblich verbessert. Ich finde es insgesamt
ut, dass die Bundesregierung damit die Initiative fort-
ührt, die 1996 die damalige Bundesregierung ergriffen






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer

hat. Die Initiative geht zurück auf eine Studie der
Konrad-Adenauer-Stiftung, die vom Auswärtigen Amt
und vom Bundeskanzleramt aufgegriffen worden ist. Ich
würde einen großen Fehler machen, wenn ich die Bun-
desregierung dafür kritisieren würde, dass sie das konse-
quent fortsetzt.

Trotzdem stimmt im Ergebnis vieles noch nicht. Da-
für sprechen nicht nur die Quantitäten in den internatio-
nalen Organisationen, sondern häufig auch die Qualitä-
ten. Es hat nicht viel Sinn, Planstellen einfach nur zu
addieren. Wir müssen vielmehr auch über die entspre-
chenden Funktionen sprechen, die die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter wahrnehmen sollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


Betrachtet man die Personalpolitik aus Sicht der zu-
ständigen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter in
den zuständigen Ministerien und sonstigen Behörden,
stellt man fest: Es fehlt an Nachhaltigkeit. Auf dem Ge-
biet der politischen Zielsetzung ist mittlerweile viel pas-
siert. Faktum ist aber, dass viele der in Personalverant-
wortung stehenden Beamten noch nicht mitbekommen
haben, dass ein Beamter, der zu einer internationalen Or-
ganisation wechselt, nicht aus den Augen und aus dem
Sinn gehen darf. Das ist in der Realität aber nach wie vor
der Fall.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


Hier gibt es viel zu verbessern. Da müssen wir dranblei-
ben.

Hier braucht sich der Bund im Übrigen auch nicht zu
verstecken, weil das in der Privatwirtschaft häufig nicht
anders ist. Ich habe lange in einer Organisation gearbei-
tet, die sich mit internationaler Personalentwicklung be-
fasst, und kann daher sagen, dass es in vielen Bereichen
der Privatwirtschaft auch so ist, dass Mitarbeiter in Per-
sonalabteilungen eine gewisse Neigung haben, jeman-
den zu vergessen, der früher einmal im Unternehmen
ganz wichtig war und jetzt in einer Auslandsverwendung
ist. Hinterher wird für diesen krampfhaft eine Reinte-
grationsmöglichkeit gesucht. Häufig wird jemand, den
einerseits die Bundesregierung auf Kosten der Steuer-
zahler als Experten irgendwohin geschickt hat, damit er
sich für diese internationale Organisation einsetzt, der
andererseits aber auch Kompetenzen erwirbt, die man
hier sehr gut nutzen könnte, nachher in der Liegen-
schaftsverwaltung eingesetzt. Ich könnte Ihnen hier mas-
senhaft Beispiele aus der Praxis nennen. Hier gibt es viel
zu verbessern.

Nationale Experten auf Kosten der Steuerzahler zu
entsenden hat nur dann Sinn, wenn das mit einem Perso-
nalentwicklungskonzept verbunden ist. An diese Auf-
gabe sollten wir dringend herangehen und die Frage der
Reintegration in den Vordergrund stellen.

Ein letztes Wort: Auf der internationalen Bühne setzt
sich mehr und mehr das Bestenprinzip durch. Deswegen
ist es richtig, dass wir, wenn wir Personalpolitik betrei-
ben, strikt darauf achten, dass die Qualität das Entschei-

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(C (D ende ist. Dann werden wir es eher schaffen, unsere Anprüche auf internationaler Ebene durchzusetzen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie von der Staatsministerin dargestellte Verbesserung
er qualitativen Situation sollte daher durchaus ermuti-
end sein.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511511300

Das Wort hat jetzt der Kollege Detlef Dzembritzki

on der SPD-Fraktion.

Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1511511400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

enke, alle Diskussionsbeiträge zeigen auf, dass wir
icht beieinander sind. So gesehen bin ich froh, dass
DU/CSU das Thema der Präsenz unserer Mitarbeite-
innen und Mitarbeiter in internationalen Institutionen in
hrem Antrag aufgreift. Dieses Thema sollten wir unse-
er dauernden Aufmerksamkeit unterwerfen. Herr
ollege Ruck, Sie erheben in Ihrem Antrag einige kon-
truktive Forderungen, die die Notwendigkeit der Fort-
ührung unserer Bemühungen unterstreichen. Ich denke,
uch in unseren weiteren Beratungen werden wir sehr
onstruktiv zusammenarbeiten.
Allerdings weisen sowohl die Staatsministerin als

uch Kollege Hoyer darauf hin, dass in den zurücklie-
enden Jahren entscheidende Verbesserungen eingeleitet
orden sind und dass die Ergebnisse, was die Tendenz
er Entwicklung betrifft, durchaus positiv sind. Ich
laube, bei uns herrscht Einmütigkeit darüber, dass der
influss der internationalen Institutionen kontinuierlich
unimmt. An dieser Stelle darf ich uns in die Verantwor-
ung nehmen, dies noch viel stärker in die Köpfe unserer
evölkerung zu tragen. Denn wenn man sich beispiels-
eise die Wahlbeteiligung bei der Europawahl an-
ieht, dann ist das deprimierend. Das ist ein Signal dafür,
ass wir es bisher nicht geschafft haben, diese internatio-
ale Verantwortung aufzuzeigen.
Wir wissen, dass immer mehr Entscheidungen auf su-

ranationaler Ebene getroffen werden und dass es des-
egen wichtig ist, dort auch Einfluss zu haben. Das
eißt, dass unsere Personalpräsenz auf allen Ebenen ver-
tärkt werden muss, damit wir unsere Interessen vertre-
en und unsere Gestaltungsmöglichkeiten wahrnehmen
önnen.
Herr Kollege Ruck, ich persönlich hätte überhaupt

ein Problem damit, wenn unser Personaleinsatz in eini-
en Institutionen größer als unser materieller Einsatz
äre. Trotzdem will ich noch einmal das unterstreichen,
as die Staatsministerin gesagt hat. Wir müssen darauf
chten, dass wir diejenigen mitnehmen, die wir auch in
nderen Debatten immer vor Augen haben: die Entwick-
ungsländer.
Wir können nicht nur über die Erhöhung unseres An-

eils im Bundeshaushalt streiten, sondern wir müssen






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki

auch sehen, dass immaterielle Unterstützung ebenfalls
hilfreich sein kann. Aber ich glaube, das ist letztendlich
kein Widerspruch. Seit Übernahme der Regierungsver-
antwortung haben wir ja aufgezeigt, dass wir uns gerade
im internationalen Bereich einbringen und positionieren
und dass der Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter hier eine große Rolle spielt.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ich habe mich wirklich gefreut, Herr Kollege Ruck, dass
der Weg, der beschritten worden ist, selbst in Ihrem An-
trag als richtig anerkannt und auch die Bereitschaft, ei-
nen Konsens zu finden, signalisiert wird.

Nun zur Situation in den 80er- und 90er-Jahren. Herr
Hoyer, Sie haben als Partner bzw. Zeugen die Konrad-
Adenauer-Stiftung angeführt, die uns damals darauf
hingewiesen hat, dass hier ein Riesennachholbedarf be-
steht, den man begonnen hat auszugleichen.

Aber Folgendes muss man auch aus unserer Perspek-
tive durchaus kritisch bzw. als Herausforderung sehen:
Die starken Jahrgänge, die ihren Berufseinstieg in den
70er-Jahren hatten, gehen bald in Pension. Viele, die
Spitzenpositionen erreicht haben, werden sich in den
nächsten Jahren zurückziehen. Dadurch wird ein über-
proportionaler Rückgang stattfinden, der sich nicht auto-
matisch durch die Jahrgänge, über die jetzt verhandelt
wird, ausgleichen lässt.

Auch das Thema Qualität ist angesprochen worden.
Wir müssen feststellen, dass die Fremdsprachenkennt-
nisse der mittleren Generation häufig nicht optimal sind.
Wir haben also darauf zu achten, dass das, was jetzt an
Aufgaben zu bewältigen ist, in besonderer Weise auch
mit jüngerem Nachwuchs bewerkstelligt wird. Wir stim-
men erfreulicherweise darin überein, dass wir einen
Nachwuchs haben, der seine Qualität unter Beweis ge-
stellt hat und mit dem wir wirklich zufrieden sein kön-
nen.

All das, was von der Bundesregierung eingeleitet und
von der Staatsministerin schon angesprochen worden ist
– etwa die Veröffentlichung der Stellenausschreibungen
internationaler Organisationen auf der Homepage des
Auswärtigen Amtes seit 2001, die hier ständig ange-
sprochen wird –, ist ein exzellenter Service, der auch
über Detailinformationen verfügt und Bewerberprofile
schafft, die so zugeschnitten sind, dass viele eine Chance
haben, sich einzubringen. Ich denke, dass auch die
Kooperation der verschiedenen Ressorts anerkennens-
wert ist, um gerade für den Bereich des mittleren Ma-
nagements geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu
finden, und dass die Auslandsvertretungen aktiv mit ein-
bezogen sind. Ich glaube, das alles sind gute Zeichen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Antje Vollmer)

Was ich hier noch einmal anerkennend herausstellen

will, ist zum Beispiel die Vorbereitung für den Con-
cours auf europäischer Ebene. Das ist wirklich ein Er-
folgsprogramm gewesen und das sollte man auch weiter-
führen. Ich glaube, wir alle können uns auf die Schulter
klopfen, dass die dauernde Diskussion über die Frage


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(C (D Wie verstärken wir unsere internationale Präsenz?“ mit azu beigetragen hat, dass wir unseren Anteil in internaionalen Organisationen erhöhen konnten. Wir sollten anz zufrieden sein, dass das funktioniert hat. Das ist, wenn man so will, eine Auflistung von Bau teinen. Wir müssen sehen, dass zum Beispiel der Koorinator für Internationale Personalpolitik beim Auswärigen Amt und der Chef des Bundeskanzleramtes als ichtige Koordinatoren mit die Geschicke lenken. Wir müssen aber auch aufpassen, dass die Programme eitergeführt werden. Die eigentlichen Einstiegsangeote sind nämlich internationale Jugendund Bilungsprogramme – seien es Sprachprojekte, europäicher Freiwilligendienst, ERASMUS-Stipendien oder as Carlo-Schmid-Programm für Hochqualifizierte oder nternationale Praktika. Diese Programme müssen weierlaufen. Denn wer sich mit deutschen Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern unterhält, die den Einstieg in internaionale Organisationen gefunden haben, stellt fest, dass iese Programme häufig eine Einstiegsmöglichkeit dartellten. Deswegen halte ich sie für einen ganz wichtigen ereich, um potenzielles Personal zu werben. (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Vieles mehr muss gemacht werden. Herr Kollege
r. Ruck, mit dem Jahresbericht – auch mit der Ergän-
ung, die Herr Hoyer vorgenommen hat – sollte man
ich konstruktiv beschäftigen. Ich halte die Idee, ihn zur
ntensiven Diskussion direkt in die Ausschüsse zu ge-
en, für einen überlegenswerten Punkt. Ich hätte da
berhaupt keine Bedenken.
Ich will noch einmal auf die Forderung einer konse-

uenten Anwendung des Spiralmodells eingehen, die
ie erheben, damit im Ausland gewonnene Erfahrungen
uch angemessen honoriert werden. Ich will zugeben:
m Falle von Herrn Köhler haben Sie das Modell konse-
uent angewandt, wenngleich das unseren Anteil an in-
rnationalen Spitzenpositionen nicht gestärkt hat. Kol-
ge Ströbele hat schon einen berechtigten Zwischenruf
emacht: Die Zurückhaltung des bayerischen Minister-
räsidenten stärkt unsere internationale Präsenz eben-
alls nicht. Aber nun einmal Ironie und Freude über die
ntwicklung von Herrn Köhler beiseite – dieses Spiral-
odell ist ja keine neue Erfindung der Union, sondern
uch wir versuchen das zu realisieren. Das ist hier auch
on Ihnen, von Herrn Hoyer und von Frau Müller ange-
prochen worden.
Wir müssen aber auch hier selbstkritisch sein. Bei al-
r Anerkennung und bei allem Respekt, Frau Müller,
enke ich, dass der gesetzliche Rahmen „Beamtenge-
etz“ noch nicht ausreicht. Wir müssen darauf hinwir-
en, dass die Mentalität in unseren Behörden wirklich
erändert wird, sodass ein Auslandseinsatz nicht als Ur-
ub vom eigentlichen Arbeitsplatz angesehen wird, son-
ern dass ein solcher Einsatz bei der Rückkehr berück-
ichtigt und wirklich als Pluspunkt angesehen wird. Die
undesregierung hat durch eine Änderung der Bundes-
ufbahnverordnung 2002 festgestellt, dass eine „er-
olgreich absolvierte Tätigkeit“ besonders zu berück-






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki

sichtigen ist. Die Interpretation von „erfolgreich“ hat zu
großen Diskussionen geführt: Man könne das ja nicht
richtig beurteilen, das alles sei nicht vergleichbar.
Wir machen uns selbst Probleme, wo eigentlich keine
sind.

Unsere französischen Nachbarn haben all diese
Dinge natürlich weitaus pragmatischer geregelt. Wir
sollten uns nicht davon abbringen lassen, immer wieder
die entsprechende Forderung einzubringen. Es ist für die
entsendenden Behörden – ob Bundes- oder Landes-
behörden – sinnvoll, Mitarbeiter in den Auslandsdienst
zu schicken; denn es ist eine Bereicherung, wenn diese
zurückkommen und ihre Erfahrungen in ihren Job ein-
bringen können. Im Grunde wäre es wenig hilfreich, um
jetzt hier nicht andere Worte zu gebrauchen, wenn die
Kompetenz und das Erfahrungswissen, das sie mit zu-
rückbringen, nicht entsprechend genutzt werden könn-
ten.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD] sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])


Oder nehmen Sie Großbritannien; Ihr Antrag be-
zieht sich darauf. Ich weiß nicht, ob Sie das „European
Fast-Stream“-Programm meinen. In Großbritannien zum
Beispiel werden Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten
Bereichen, also aus allen Ministerien, herangezogen, die
quasi als Taskforce temporär im Einsatz sind. Mit den
erworbenen Erfahrungen finden sie die Motivation, für
längere Zeit in internationale Jobs zu gehen. Hieraus ist
sicherlich einiger Honig zu saugen.

So gesehen finde ich es schön, dass man hier am
Samstag um 13.06 Uhr


(Zurufe: Am Freitag!)

– am Freitag um 13.06 Uhr – eine solch breite Konsens-
debatte führt. Ich habe nur um zehn Sekunden überzo-
gen.

Vielen Dank und schönes Wochenende.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wenn ich zwölf Minuten Zeit habe, kann ich auch großzügig sein!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511511500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Klaus Rose,

am Freitag um 13.06 Uhr.

(Heiterkeit)



Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1511511600

Verehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Ich möchte den allgemeinen Konsens nicht trüben. Ich
bin im Gegenteil sehr dankbar, dass eine jahrelange Dis-
kussion heute wieder einmal Konturen bekommt, weil
das Thema nicht nur wichtig ist, sondern uns auch am
Herzen liegt und weil doch nicht alles in Ordnung ist.
Ich freue mich zwar, dass auch vonseiten des Auswärti-
gen Amtes viele Erfolgsmeldungen kamen, wir werden
bei den Diskussionen im Ausschuss und vor den künfti-

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(C (D en Entscheidungen, die auf diesem Feld notwendig ind, aber schon noch nachbohren. Mir geht es auch darum: Wir haben in dieser Woche es passt halt sehr gut zusammen – sehr stark um die uwanderung gerungen, damit die Besten im Ausland zu ns kommen. Deshalb muss es auch im deutschen Ineresse liegen, dass die besten Deutschen im Ausland ntscheidungen treffen können. Diese Entscheidungen üssen sie auch zugunsten und im Interesse der Deutchen durchsetzen. Das möchte ich heute noch stärker erausarbeiten. Wir wollen keinen allgemeinen internaionalen öffentlichen Dienst bekommen, in dem man onturen verliert, sondern in ihm müssen deutsche Ineressen durchaus vertreten werden. Ich betone das nochmals: Nachdem wir in fast allen nternationalen Organisationen zu den größten Beitragsahlern gehören, haben wir auch die Pflicht und die Verntwortung, mit eigenem Personal Linien zu ziehen. Es st klar festzustellen, dass die internationale Verflechung ein Netz von deutschen Topmitarbeitern braucht nd dass dieses Personal nicht nur Beobachter bei Konerenzen sein soll, sondern auch Weichen stellen muss, eil die Multinationalität und die Internationalität der elt laufend größer werden. Mit unserem Antrag – foruliert von Dr. Christian Ruck; ich betone das, weil ich m Schluss auf etwas hinaus möchte – haben wir dieser ntwicklung Rechnung getragen. (Jörg van Essen [FDP]: Es geht ein Ruck durchs Land, jawohl!)


Natürlich gab es auch in der Vergangenheit immer
ieder bekannte Deutsche in internationalen Organi-
ationen. Das ist also nicht erst seit der neuen Bundesre-
ierung so. Ich will nicht vom alten Walter Hallstein an-
angen; denn das ist wirklich zu lange her, das weiß
aum mehr jemand.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Doch! – Jörg van Essen [FDP]: Ich war schon als Kind politisch interessiert, ich kenne ihn!)


ch nenne unsere großen und wichtigen Leute auf der
ührungsebene der Vereinten Nationen. Als Assistant
ecretary General gab es Klaus Töpfer, Michael Steiner,
ngela Kane, Karl Theodor Paschke und General Eisele.
as alles sind bekannte Namen, die sich einen sehr gu-
en Ruf erworben haben. Wenn man heute irgendwo hin-
ommt, kann man sich auf diese Leute berufen. Sie ha-
en nicht nur persönlich etwas erreicht, sondern auch in
er Sache. Hier haben die Deutschen wirklich einen gro-
en Beitrag geleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


s ist logisch, dass bei der NATO und auch auf der EU-
bene sehr gute Deutsche Präsenz gezeigt haben. Auch
eute kann man darauf noch stolz sein. Mit Horst
öhler, dem zukünftigen Bundespräsidenten, erwähne
ch einen weltweit guten Namen.
Warum es mir darauf ankommt, ein Netzwerk von
auermitarbeitern und auch jungen Kräften im internatio-
alen Bereich aufzubauen, möchte ich kurz unterstreichen.






(A) )



(B) )


Dr. Klaus Rose

Ich erkenne an, dass es im Auswärtigen Amt eine Koor-
dinierungsstelle gibt – ab und zu rede ich mit den dort tä-
tigen Damen und Herren –, und bin ganz sicher, dass sie
dankbar dafür sind, dass wir diesen Antrag heute einge-
bracht haben und uns in den nächsten Monaten darüber
austauschen werden. Sie fühlen sich dadurch gestützt
und gestärkt. Wir werden ihnen helfen, zu weiteren Er-
folgen zu kommen.

Wir brauchen eine systematische Personalpolitik.
Die Ansätze, die vorhanden sind, sollten wir überall ge-
meinsam unterstützen. Ich persönlich erwarte allerdings
eine wirklich systematische Personalpolitik und einen
ständigen Erfahrungsaustausch. In Zeiten moderner
Kommunikation sollte kein Beamter – wie man so locker
sagt – jottwede oder gar verschollen sein. Er darf auch
nicht die Entwicklung in Deutschland aus den Augen
verlieren, sich abkoppeln oder gar zu einem internatio-
nalen Neutrum werden. Das möchte ich zusammen mit
meiner Fraktion nicht. Ein solcher Beamter sollte weiter-
hin mit Deutschland verbunden bleiben und auch die
deutsche Politik aufmerksam verfolgen.

Meine Vorstellung ist – Sie verzeihen mir, dass ich
aus einer meiner früheren Tätigkeit einen Vergleich
ziehe – ein gegliedertes System von „Berufs- und Zeit-
soldaten“, die im besten Sinne des Wortes im internatio-
nalen Dienst tätig sind. Einige sollen ein ganzes Leben
vor Ort bleiben und andere sollen nur zeitweise hinzu-
kommen, gut integriert werden und dann zu Hause ent-
sprechende Ergebnisse bringen. Wir haben dankenswer-
terweise im Auswärtigen Ausschuss den Unterausschuss
Vereinte Nationen. Damit haben wir viele Möglichkei-
ten, auf die Vereinten Nationen und die vielen Sonder-
organisationen, die es dort gibt, nicht nur zu schauen,
sondern auch Einfluss zu nehmen.

Die Prozentzahlen, die in diesem Zusammenhang im-
mer genannt werden, stören mich. Denjenigen, die im-
mer davon reden, was man prozentual zahlt und was
man dafür an Personal stellen müsste, kann ich nur sa-
gen, dass das nicht stimmt. Man muss auch die Qualität
und die inhaltlichen Weiterentwicklungen sehen. Lassen
Sie mich dazu Folgendes sagen: Der vorhandene Perso-
nalschlüssel, der immer wieder angeführt wird, wird
von uns in den nächsten Wochen garantiert kritisch hin-
terfragt. Ich glaube nicht alles, was gesagt wird, und
auch nicht, dass alles bestens ist. Wir werden uns den
Personalschlüssel auf alle Fälle genau anschauen. Auch
kann ein Personalschlüssel, selbst dann, wenn er wirk-
lich in Ordnung sein sollte, überprüft und neu gefasst
werden.

Ich sehe, dass meine Redezeit leider dem Ende ent-
gegengeht. Bei dem neuen EU-Parlament und der neuen
EU-Kommission werden Tausende von neuen Beamten
gebraucht. Ich als alter Haushälter sage: Hoffentlich
werden diese Beamten bei den nationalen Parlamenten
und Ministerien abgezogen, damit die Strukturen nicht
überall neu aufgebläht werden. Aber ich bin mir nicht so
sicher, ob das tatsächlich geschehen wird.

Am Anfang habe ich erklärt: Der Antrag ist vom Kol-
legen Ruck. Nachdem wir heute so große Einigkeit und

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(C (D onsens festgestellt haben, gehe ich davon aus, dass wir ns in den nächsten Wochen und Monaten alle gemeinam einen Ruck geben, um diesem Antrag zum Erfolg zu erhelfen. Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/2652 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie einverstanen? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so bechlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 15 auf: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundes regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung – Drucksachen 15/2887, 15/2945 – – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung vor schweren Wiederholungstaten durch nachträgliche Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung – Drucksache 15/2576 – – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung vor schweren Wiederholungstaten durch Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung – Drucksache 15/3146 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/3346 – Berichterstattung: Abgeordnete Erika Simm Joachim Stünker Dr. Jürgen Gehb Dr. Norbert Röttgen Jerzy Montag Jörg van Essen Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Ausprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Widerspruch öre ich nicht. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Parlamentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach. Al Verehrte Frau Präsidentin! Ich bedanke mich, dass Sie mir das Wort erteilt haben. Liebe Kolleginnen und Kollegen! An diesem Freitagmittag beraten wir drei Gesetzentwürfe, die seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Februar vorliegen. Wir haben diese Entwürfe zügig, aber vor allen Dingen gründlich beraten, wie es bei diesem problematischen und schwierigen Thema nicht anders geht. Ich möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen aus dem Rechtsausschuss bedanken, dass wir die Beratungen heute abschließen können. Es geht einerseits um den Schutz der Bevölkerung vor hochgefährlichen Straftätern, andererseits um den schwersten Eingriff, den unsere Strafrechtsordnung zulässt, nämlich die Sicherungsverwahrung. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass dieses Mittel auch im Wege der nachträglichen Anordnung zur Verfügung steht, wenn der Schutz der Bevölkerung nicht anders gewährleistet werden kann. Alle vorliegenden Entwürfe sehen deshalb diese Möglichkeit vor. Über die jahrelang umstrittene Grundsatzfrage besteht jetzt weitgehend Einigkeit. Einig waren sich die Entwürfe in der ursprünglichen Fassung auch in der Ersttäterregelung. Der Begriff ist eigentlich ungenau, aber er hat sich nun einmal eingebürgert. Der Regierungsentwurf sah praktisch die gleichen Voraussetzungen wie die Entwürfe von Union und Bundesrat vor. Das haben wir nicht zuletzt nach dem Ergebnis der Sachverständigenanhörung geändert, in der teilweise recht kritisch auf Ersttäterregelungen eingegangen wurde. Tatsächlich müssen wir bei diesem Täterkreis die Anordnungsmöglichkeit unbedingt auf diejenigen Verurteilten beschränken, bei denen die Prüfung künftiger Gefährlichkeit schon nach Art und Schwere der Anlasstat nahe liegt. Diese Anforderung erfüllt unsere Regelung. Sie verlangt eine Verurteilung wegen eines Verbrechens gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung usw. und eine Verurteilung zu mindestens fünf Jahren Freiheitsstrafe. Auch den Straftatenkatalog, den wir jetzt für die Mehrfachtäterregelung vorschlagen, halte ich für angemessener als die anderen Vorschläge. Zugegeben, es geht um Nuancen, aber diese Nuancen können sehr weit reichende Folgen für die Betroffenen haben. Das Bundesverfassungsgericht hat nun einmal die besonders hochrangigen Rechtsgüter genannt, deren Bedrohung die nachträgliche Anordnung der Sicherungsverwahrung rechtfertigen kann. Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich schließlich das Verfahren. Wenn eine so einschneidende Sanktion im Raum steht, kann darüber nur mit den stärksten Verfahrensgarantien verhandelt werden. Das wird durch das Hauptverhandlungsmodell unseres Entwurfs gesichert, und das wird auch dadurch garantiert, dass zwei unabhängige, im Strafvollzug nicht mit dem Betroffenen befasste Gutachter ihre Prognose abgeben müssen. Weil in unserem Entwurf diese Verfahrensgarantien gewährleis t S t i s I l s u u n ß f g N d j g e m s s n G s s b s A c g t b a d b s z E g d l s t V a s – z (C (D et sind, fällt mir die Zustimmung zur nachträglichen icherungsverwahrung leichter. Wenn ich sage, dass mir heute die Zustimmung leich er fällt, dann will ich keineswegs verschweigen, dass ch der nachträglichen Sicherungsverwahrung lange keptisch gegenübergestanden habe. ch halte es deshalb auch für wichtig, dass wir uns mögichst konkret vor Augen führen, worüber wir heute entcheiden: Jemand hat eine schwere Straftat begangen nd wurde deswegen zu einer langen Freiheitsstrafe verrteilt, die er teilweise verbüßt hat. Darf der Staat jetzt och, erst nach Verurteilung und weitgehender Verbüung der Strafe, entscheiden, dass dieser Mensch als geährlich einzuschätzen ist und auf unbestimmte Zeit einesperrt bleiben muss? Ich persönlich habe Respekt vor denjenigen, die hier ein sagen. Bis zum 10. Februar hätte ich beispielsweise em Kollegen van Essen zugestimmt. Seitdem haben wir edoch mit der Entscheidung des Bundesverfassungserichts eine andere Ausgangslage. Dieser muss man infach Rechnung tragen. Ich meine übrigens auch, dass an den Richterinnen und Richtern des Bundesverfasungsgerichts nicht einfach unterstellen sollte, sie hätten ich mit der Europäischen Menschenrechtskonvention icht auseinander gesetzt. Wir wissen genau, dass das ericht dieses Thema in der mündlichen Verhandlung ehr ausführlich besprochen hat. Für eine nähere Auseinandersetzung mit der Men chenrechtskonvention fehlt hier leider die Zeit. Wir haen dies im Berichterstattergespräch und im Rechtsauschuss schon eingehend diskutiert. Ich bleibe bei der uffassung, dass unser Gesetz über die nachträgliche Siherungsverwahrung nicht konventionswidrig ist. Bis zum 30. September müssen nach diesem Bundes esetz Entscheidungen über diejenigen Verurteilten geroffen sein, die derzeit noch nach Landesstraftäterunterringungsgesetzen inhaftiert sind. Justizminister Becker us Sachsen-Anhalt hat erst Anfang dieser Woche wieer einmal öffentlich auf die Gefahr hingewiesen, die er ei Freilassung eines Verurteilten in seinem Bundesland ieht. Er hat deshalb den Bundestag aufgefordert, zügig um Abschluss der Beratungen zu kommen. Nach der ntscheidung von heute ist klar: Wir haben unsere Aufabe gemacht. Jetzt sind die Länder im Bundesrat an er Reihe. Herr Becker und seine Kolleginnen und Kolegen haben es selbst in der Hand, wie schnell das Geetz in Kraft treten wird. Jetzt können die unionsgeführen Länder im Bundesrat beweisen, dass sie bereit sind, erantwortung zu übernehmen, was sie bei uns immer nmahnen, und dass sie nicht nur hilflose Parteistrategen ind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Sie stehen doch nicht hinter Ihrem eigenen Entwurf!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511511700

(Erste Beratung 105. Sitzung)


(Erste Beratung 100. Sitzung)


(Erste Beratung 113. Sitzung)





(A) )


(B) )

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1511511800

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich danke Ihnen, Herr Kauder. Wenn Sie mir richtig
ugehört hätten – was Sie üblicherweise nicht tun –,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach

dann hätten Sie gehört, dass ich meine Bedenken zu-
rückgestellt habe und zu diesem Entwurf stehe. Viel-
leicht sollten Sie einmal zu dem stehen, was Sie immer
wieder herausposaunen.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Vielleicht denken Sie einmal vorausschauend!)


Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511511900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Norbert

Röttgen.

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1511512000

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Seit über vier Jahren, seit Januar 2000, fordern
CDU und CSU, dass der Staat die Möglichkeit eröffnet,
hochgefährliche Wiederholungstäter auch dann noch in
Haft nehmen zu können, wenn sich ihre Gefährlichkeit
erst während des Vollzugs der Freiheitsstrafe heraus-
stellt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Haben Sie das auch schon gefordert, als Sie noch an der Regierung waren?)


– Als wir noch an der Regierung waren, haben wir die
nachträgliche Sicherungsverwahrung eingeführt. Es ist
völlig richtig: Wir haben sie eingeführt.


(Zurufe von der SPD: Was? – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben sie eingeführt?)


Wir haben 1998 vorgehabt, weiterzuregieren, weil wir
ein gutes Programm haben und noch viele sinnvolle
Maßnahmen vorhaben.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben nicht gesagt, dass alles absolviert ist.
Wir haben seit dem Jahr 2000 die Einführung der

nachträglichen Sicherungsverwahrung gefordert.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber 1998?)

– Ich akzeptiere, dass Sie fragen, warum wir das nicht
schon vorher getan haben.


(Beifall bei der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben sie also nicht eingeführt!)


Auch wir können dazulernen. Aber die Frage, die sich
heute, im Juni 2004, stellt, Kollege Schmidt, ist: Warum
haben Sie in Ihrer Regierungszeit vier Jahre gewartet?
Sie haben mehr als vier Jahre länger gebraucht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist nur ein Viertel der Zeit, die Sie benötigt haben!)


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(C (D ir fordern es seit zwei Legislaturperioden. Sie sollten nicht die Verantwortung, die Sie dadurch uf sich genommen haben, dass Sie unsere Forderungen ier Jahre lang zurückgewiesen haben, von sich weisen. ie sollten vielmehr zu dieser Verantwortung stehen und as tun, was Sie vier Jahre in seiner Notwendigkeit betritten haben. Sie schwenken jetzt nach über vier Jahren auf die inie der Union ein (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Aber nur halbherzig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

nd übernehmen zu 80 Prozent – ich betone: zu 80 Pro-
ent, nicht zu 100 Prozent – die Vorstellungen von CDU
nd CSU. Dadurch dass unsere Vorschläge von Ihnen
bernommen werden, halten wir sie jetzt nicht für falsch.
Ich gehe auch nur deshalb auf die Vergangenheit ein,
eil ich darauf hinweisen möchte, dass Sie jetzt einen
ichtigen Kurswechsel vollziehen. Bei den meisten von
hnen geschieht das aber wider die eigene Überzeugung.
ie gehorchen einem empfundenen Druck.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


as ist die Wahrheit. Die Mehrheit von Ihnen lehnt den
urswechsel der Sache nach ab. Sie gehorchen politi-
chem Druck. Das ist Ihr Problem.
Aber immerhin handeln Sie jetzt, nach vier Jahren.

ch rede immer wieder von diesen vier Jahren; denn so
ut es ist, dass Sie einschwenken, kann und darf die Po-
itik nicht so lange zusehen und warten, wenn es um den
chutz der Bevölkerung vor schwerster Kriminalität
eht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as ist doch die Konsequenz, die wir ziehen müssen.
ir haben die Verantwortung, zu handeln, statt jahrelang
uzusehen und abzuwarten.
In unserem Land gibt es nur wenige hochgefährliche

traftäter und Wiederholungstäter. Es ist zwar kein Mas-
enphänomen, aber es gibt solche Täter; es gibt einige
enige hochgefährliche Straftäter. Das haben die Unter-
ringungsgesetze gezeigt, die in CDU- und CSU-
eführten Bundesländern im Sinne einer Notstandsge-
etzgebung geschaffen worden sind. Ich spreche von
otstandsgesetzgebung. Da Sie über vier Jahre die Ge-
etzgebung verweigert haben, haben die unionsgeführten
änder – obwohl Sie den Standpunkt vertreten haben,
ass es Sache des Bundes sei und damit auch vor dem
undesverfassungsgericht Recht bekommen haben – im
inne eines Notstandes festgestellt, dass gehandelt wer-
en muss. In den CDU- und CSU-geführten Ländern, die
ies getan haben, sitzen acht hochgefährliche Wiederho-
ungstäter ein.
Ich frage mich, warum kein Bundesland, in dem die

PD den Ministerpräsidenten stellt, ein solches Gesetz
ingeführt und darauf gedrungen hat, dass dies auch auf






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen

Bundesebene geschieht. In keinem SPD-geführten Bun-
desland gibt es untergebrachte Wiederholungstäter.


(Zuruf von der SPD: Mit Recht!)

Frau Kollegin, ich frage Sie: Gibt es gefährliche Straftä-
ter nur in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg oder
Bayern und nicht in Nordrhein-Westfalen, dem bevölke-
rungsreichsten Bundesland? Sind diese Bundesländer
anders, oder liegt es daran, dass Sie in den Ländern, in
denen Sie regieren, die Verantwortung – ich nehme die-
sen Begriff von Herrn Hartenbach sehr gerne auf; denn
das ist die Kernfrage – nicht wahrnehmen, weil Sie poli-
tisch nicht in der Lage sind, solche Gesetze durchzuset-
zen?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Wahrheit rot-grüner Rechtspolitik ist: Sie selber
schaffen es nicht, solche Gesetze zu realisieren. Sie sind
dazu nur in der Lage, wenn außergewöhnlich starker
Druck ausgeübt wird.

Ich gehe auf diese Fragen deshalb ein, weil es hier um
den Grundsatzstreit geht, den wir über die These der
CDU/CSU führen, dass der Staat dann, wenn er auf die
Instrumente einer rationalen und rechtsstaatlich ausge-
stalteten Kriminalitätspolitik verzichtet, die Akzeptanz
des Rechtsstaates unterhöhlt. Das machen Sie leider sys-
tematisch.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist wirklich ein schwerer Vorwurf, mein Lieber!)


Jetzt gibt es einen Beispielsfall, in dem Sie auf Druck
nachgegeben haben. Das ist die DNA-Analyse, die – ra-
tional und rechtsstaatlich ausgestaltet – möglich wäre.
Sie haben aber nicht die Einigkeit, sie durchzusetzen.
Andere Beispiele sind Massenphänomene wie Graffiti
und die Kronzeugenregelung. Auf dem Gebiet der inne-
ren Sicherheit enthalten Sie als Abgeordnete der Koali-
tion dem Staat systematisch mögliche rationale und
rechtsstaatliche Mittel der Kriminalitätsbekämpfung und
-prävention vor.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dagegen verwahre ich mich! Diesen ungeheuren Vorwurf halten Sie nicht aufrecht!)


– Das ist in der Tat ein ungeheurer Vorwurf. – Wir müs-
sen einen Grundsatzstreit über die Beispiele führen, die
ich eben genannt habe. Sie machen den Staat in be-
stimmten wichtigen Bereichen unfähig, auf Kriminalität
zu reagieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Blanke Ideologie ist das! Nichts weiter!)


Wir wollen die zur Diskussion stehenden Instrumente
nicht mit Hurra, sondern abwägend, rechtsstaatlich aus-
gestaltet und rational einsetzen. Das, was wir jetzt bei
der nachträglichen Sicherungsverwahrung in die Wege
leiten und was Sie vier Jahre verhindert haben, brauchen
wir auch auf anderen Gebieten. Das ist der Gegenstand
des Grundsatzstreites, den CDU/CSU und Rot-Grün auf
dem Gebiet der inneren Sicherheit führen.


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(C (D (Joachim Stünker [SPD]: Graffiti und Rechtsstaat! Das ist eine Kombination! Das ist unter Ihrem Niveau!)


Graffiti ist ein Massenphänomen. Ihre Ministerin redet
ffentlich anders. Wir erwarten von ihr, dass sie im Par-
ament entsprechend handelt.
Wer dem Staat die entsprechenden Instrumente ver-
eigert, der muss offen mit den Bürgern reden. Mein
ppell an die FDP lautet deshalb: Die FDP-Fraktion
agt heute als einzige Nein zu der Möglichkeit einer
achträglichen Sicherungsverwahrung. Das ist das Er-
ebnis Ihrer Abwägung und Ihr Recht. Es widerspricht
llerdings dem Ergebnis unserer Abwägung. Ich fordere
ie auf – weil das zur Wahrheit als Teil von Verantwor-
ung gehört –, dass Sie der Bevölkerung sagen: Wir, die
DP-Fraktion, sind dafür, acht gefährliche Wiederho-
ungstäter, die jetzt untergebracht sind, freizulassen.


(Dirk Manzewski [SPD]: Das ist Polemik!)

Nein, das ist der Sachverhalt sowie die Konsequenz
er Auffassung der FDP und Ihrer privaten Auffassung,
eine Damen und Herren von der SPD.
Wenn wir den vorliegenden Gesetzentwurf heute

icht verabschieden, werden diese gefährlichen Straftä-
er freigelassen; das ist ganz sicher. Sie müssen den
enschen die Wahrheit sagen und ihnen darlegen, wel-
he Konsequenzen Ihre Politik hat.
Die nachträgliche Sicherungsverwahrung ist nach

nserer Auffassung Teil einer rechtsstaatlichen Krimi-
alpolitik. Das geltende Recht sieht ja schon die Mög-
ichkeit vor, die Sicherungsverwahrung im Urteil anzu-
rdnen oder vorzubehalten. Im Unterschied dazu wird
ei der nachträglichen Sicherungsverwahrung die Be-
ertungsgrundlage in zeitlicher Hinsicht ausgeweitet.
ie Möglichkeit, eine Prognose darüber abzugeben, ob
in Straftäter gefährlich ist oder nicht, wird erweitert, ge-
auso wie die Erkenntnisgrundlage, die vom Zeitpunkt
er Urteilsverkündung bis hin zur Freilassung – unter
ürdigung des Vollzugsverhaltens – reicht. Es geht
icht um rechtskräftige Verurteilung. Sicherheitsverwah-
ung ist Prävention und keine Verbüßung von Strafe.


(Dirk Manzewski [SPD]: Das ist genau das Problem! Das machen Sie sich zu einfach, Herr Kollege!)


Sie müssen sich nach all Ihren Zwischenrufen jetzt
irklich entscheiden. Ich glaube, es steht fest, dass Sie
nnerlich bei der alten Linie bleiben; Sie sind der Auffas-
ung, unser Gesetzentwurf sei falsch. Wenn Sie das in
ieser Debatte durch Zwischenrufe so penetrant zum
usdruck bringen, dann fordere ich Sie auf, zu Ihrer
berzeugung zu stehen und gegen den Gesetzentwurf
er Bundesregierung zu stimmen.


(Dirk Manzewski [SPD]: Ihre Argumentation ist falsch, Herr Kollege! Sie machen sich das zu einfach! Das habe ich gesagt!)


iese Doppelzüngigkeit – Sie wollen diesem Gesetzent-
urf zwar zustimmen, weisen aber alle Argumente dafür






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen

zurück – lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Das ist
wohl klar.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Manzewski [SPD]: Ich habe nur Ihre Argumentation kritisiert, Herr Kollege!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512100

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind hier nicht

in einer Talkshow. Es also sollte daher nicht dauernd in
den Vortrag des Redners hineingeredet werden, sodass
man ihn nicht mehr verstehen kann. Ein Zwischenruf ist
natürlich okay und guter parlamentarischer Brauch.
Aber der Redner muss im Fluss sprechen können.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1511512200

Ihre Bedenken haben in dem Gesetzentwurf Nieder-

schlag gefunden. Sie haben unsere Linie zwar nicht zu
100 Prozent übernommen, aber die Justizministerin – sie
kann heute nicht da sein – hat Konzessionen machen
müssen. CDU und CSU sind die Einzigen, die eine wi-
derspruchsfreie Position vertreten. Sie haben Einschrän-
kungen gemacht, die widersprüchlich, also nicht konse-
quent, sind. Sie sehen zum Beispiel nicht vor, dass in all
den Fällen, in denen im Urteil Sicherungsverwahrung
angeordnet werden kann, dies auch nachträglich gesche-
hen kann. Das ist widersprüchlich. Wenn der Unter-
schied lediglich darin besteht, dass der Staat über den
Straftäter mehr weiß, dann macht es keinen Sinn – das
haben Sie gemacht –, den Anwendungsbereich der nach-
träglichen Sicherheitsverwahrung gegenüber den Mög-
lichkeiten der Verhängung im Urteil einzuschränken.
Das ist widersprüchlich.

Wir sind die einzige Fraktion, die konsequent die
Auffassung vertritt, dass in all den Fällen, in denen im
Urteil zum Schutz der Bevölkerung Sicherungsverwah-
rung angeordnet werden kann, dies auch nachträglich
geschehen kann. Sie vertreten diese Position nicht. Ihrer
Auffassung nach ist noch nicht einmal die Gesamtheit
der Verbrechen Anlass genug, die Möglichkeit der Si-
cherungsverwahrung einzuführen.

Sie haben die Ersttäterregelung weiter so verschärft,
dass Anwendungsfälle kaum denkbar sind. Der Regie-
rungsentwurf sah noch einen Strafrahmen von vier Jah-
ren vor. Sie sind weiter gegangen.

Wir halten es für falsch, dass Sie dafür sorgen wollen,
dass bei 20- und 21-Jährigen, die nach Erwachsenen-
strafrecht verurteilt worden sind, die Möglichkeit einer
Sicherungsverwahrung nur unter nicht praktikablen Be-
dingungen angewandt werden kann. Sie sind auf unseren
Kurs zwar eingeschwenkt, aber Sie vollziehen ihn nur
halbherzig nach und schränken die Praktikabilität ein.
Darum stimmen wir für unseren Gesetzentwurf.

Ich komme zum Schluss. Auch wir haben es uns mit
unserem Gesetzentwurf schwer gemacht. Das ist kein
Privileg der Fraktionen, die ihn ablehnen oder die Verän-
derungen vorgenommen haben. Auch wir haben eine
ernsthafte, rechtsstaatliche Abwägung zwischen dem
Freiheitsanspruch des Straftäters und dem Schutzan-
spruch potenzieller Opfer vorgenommen.

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(C (D Es geht nicht um irgendwelche gefährlichen Menchen und um irgendwelche Straftäter, sondern um solhe, die ihre Gefährlichkeit bereits bewiesen haben und eren Gefährlichkeit durch ein eigenes, rechtsstaatliches nd unabhängiges Verfahren erneut festgestellt worden st. Im Hinblick auf diese – ganz wenigen – Fälle sind ir der Auffassung, dass das potenzielle Opfer auf Kosen des Straftäters, der seine Gefährlichkeit schon bewieen hat, zu schützen ist. Allein die CDU/CSU-Fraktion immt die gebotene rechtsstaatliche Abwägung vor. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jerzy Montag. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge hrter Herr Dr. Röttgen, ich habe Sie in den mittlerweile wei Jahren gemeinsamer Arbeit hier im Bundestag beser kennen gelernt. Deswegen bin ich überzeugt, dass ie das, was Sie hier erzählt haben, selbst nicht glauben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512300
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512400

Anders als in Fachgesprächen ziehen Sie hier in der
ffentlichkeit eine Rechtsshow ab. Ich weise Ihre
auschalen und unqualifizierten Angriffe auf unsere
echtspolitik mit aller Entschiedenheit zurück. Unsere
echtspolitik gehorcht rechtsstaatlichen und verfas-
ungsrechtlichen Grundsätzen.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sie wollen Täterschutz vor Opferschutz!)


ir werden uns von Ihnen nicht auf die schiefe Bahn des
opulismus in der Rechtspolitik bringen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Wer hat denn gesagt, die Länder seien verfassungsrechtlich zuständig? – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Etwas konkreter!)


Unser Land hat im präventiven Bereich auf das Mittel
er Folter und im repressiven Bereich auf die Todes-
trafe zur Ahndung von Straftaten verzichtet. In einem
echtsstaat wie unserem ist eine Freiheitsentziehung auf
nbestimmte Zeit und ohne eine Bindung an die Schuld
es Straftäters das allerletzte, das allereinschneidendste
ittel, das es gibt. Eine solche Verwahrung in Unfreiheit

st eine Ausnahme von dem Grundsatz, dass Menschen
ur aufgrund einer richterlichen Entscheidung, nur in ei-
em rechtsstaatlichen Verfahren und nur als Reaktion
uf schuldhaftes rechtswidriges und strafbewehrtes Ver-
alten in Unfreiheit gehalten werden dürfen.
Dies war auch der Grund dafür, dass die Grünen die

icherungsverwahrung über viele Jahre völlig abgelehnt
aben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Woher kommt denn der Sinneswandel?)







(A) )



(B) )


Jerzy Montag

Deshalb machen wir es uns heute in dieser Diskussion
über die Regelungen auch so schwer. Deshalb achten wir
so akribisch darauf – im Gegensatz zu Ihnen, Herr Kol-
lege Dr. Röttgen –, dass die gebotenen, notwendigen und
unabweisbaren Regelungen in einem völlig korrekten
und rechtsstaatlichen Verfahren eingeführt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Bisher kein Streit!)


Der Ihnen heute zur Abstimmung vorliegende Ge-
setzentwurf der Bundesregierung mit den notwendigen
Änderungen, die die Grünen, die SPD und das Bundes-
justizministerium gemeinsam erarbeitet haben, ist ein
tragbarer Kompromiss zwischen dem notwendigen
Schutz von Freiheitsrechten auch der schlimmsten Straf-
täter und dem notwendigen Schutz möglicher Opfer sol-
cher Täter in der Zukunft.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Genau!)

Uns Grünen fällt die Zustimmung zu diesem Gesetz
schwer – ich verhehle das nicht –, aber wir stimmen
heute zu, weil das Gesetz nach unserer Überzeugung
bestmöglich geraten ist.

Die nachträgliche Sicherungsverwahrung trennt die
Würdigung der Persönlichkeit und der Person zeitlich
von der Würdigung der aufzustellenden Gefährlich-
keitsprognose. Das führt zu zwei gerichtlichen Ent-
scheidungen gegen den Täter auf der Grundlage dersel-
ben Tat. Die Grünen haben darin lange Zeit einen
Verstoß gegen Art. 103 Grundgesetz gesehen, nach dem
es eben nicht zulässig ist, einen Menschen zweimal we-
gen derselben Sache vor ein Strafgericht zu bringen.

Das Verfassungsgericht hat nunmehr zum Bereich
schwerster Verbrechen entschieden, dass die Gefährlich-
keit solcher Straftäter auch nachträglich überprüft wer-
den kann, dass in einem solchen nachträglichen Verfah-
ren die Gefährlichkeitsprognose aber nur aufgrund der
Täterpersönlichkeit und der Tat aufgestellt werden kann,
das Verhalten des Täters im Vollzug dazu nur ergän-
zend herangezogen werden darf. Wir richten uns bei un-
serem Gesetzentwurf genau nach dieser Forderung des
Bundesverfassungsgerichts.

Sie tun das nicht. Die Regelung, die Sie vorschlagen,
ist in gefährlicher Nähe zu den Regelungen der verfas-
sungswidrigen Ländergesetze,


(Lachen des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


die nicht nur aus formellen Gründen, Herr Dr. Röttgen,
sondern auch deshalb für verfassungswidrig erklärt wor-
den sind, weil die Länder das Verhalten im Vollzug zu
einem entscheidenden Argument bei der Gefährlich-
keitsprognose machen wollten.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das stimmt ja alles nicht!)


– Das stimmt. Lesen Sie es in Ihrem eigenen Gesetzent-
wurf nach!

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(C (D Bei der Sicherungsverwahrung für Ersttäter haben ir das Problem der Qualität und der Aussagekraft psyhiatrischer Gutachten, die dazu erstellt werden müssen. lle, die mit solchen Gutachten zu tun haben – die taatsanwälte, die Richter, die Verteidiger und die Sacherständigen selbst –, erklären, dass es bei den Feststelngen und Schlussfolgerungen solcher psychiatrischer utachten eine hundertprozentige Richtigkeit nicht gibt. anz im Gegenteil: Diejenigen, die Vertrauen in solche utachten haben, gehen von einer Fehlerquote aus, die o hoch ist, dass es, wenn man sie zur Grundlage eines erichtsurteils machen würde, im Zweifel immer einen reispruch und nie eine Verurteilung geben würde. Desalb verlangt das Bundesverfassungsgericht, dass die ehleranfälligkeit der Gutachten ausdrücklich mit eiem Korrektiv versehen wird: strengste formelle Berenzungen für die Anordnung der Sicherungsverwahung und ein transparentes, rechtsstaatliches und die erfahrensrechte der Betroffenen achtendes Anordungsverfahren. Ich komme zum Schluss, indem ich sage: Alle diese nforderungen für Ersttäter erfüllen wir in unserem Geetzentwurf. Sie erfüllen sie nicht. Sie wollen keine öfentliche Verhandlung, keine Pflichtverteidigung, keine evisionsmöglichkeit. Herr Kollege! Sie wollen ein Beschwerdeverfahren. Deswegen kann an Ihrem Gesetz nicht zustimmen. Herr Kollege! Mein letzter Satz, Frau Präsidentin. – Ich bitte Sie, eine Damen und Herren von der CDU/CSU, angeichts der Frist, die am 30. September 2004 abläuft und ie wir alle zu beachten haben: Springen Sie über Ihren igenen Schatten und stimmen Sie – – (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber hart!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512500
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512600
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512700
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512800


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511512900

Bevor ich das Wort dem Kollegen Jörg van Essen

ebe, möchte ich alle darauf hinweisen: Wenn wir in der
agesordnung wie geplant fortfahren, sind wir gegen
alb vier bis Viertel vor vier am Ende. Deshalb bitte ich,
ir zu erlauben, dass ich, wie eben geschehen, etwas
trenger vorgehe.


(Joachim Stünker [SPD]: Hätten Sie vorher auch machen müssen!)


Kollege van Essen.






(A) )



(B) )



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1511513000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben heute eine Frage zu entscheiden, die ganz au-
ßerordentlich schwierig ist. Sie lässt sich vor allen Din-
gen nicht mit einer solchen Polemik behandeln, wie ich
sie vorhin leider beim Kollegen Röttgen, den ich wie an-
dere auch sonst eigentlich als einen sehr angenehmen
und ernsthaften Gesprächspartner kenne, erlebt habe. Ich
glaube, dass das dem Thema wirklich nicht angemessen
ist.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt viele in diesem Raum, die heute zustimmen
werden, die aber trotzdem größte Bedenken haben. Sie
stimmen deshalb mit größtem Bedenken zu, weil sie die
doppelte Verpflichtung sehen: Auf der einen Seite wis-
sen wir, dass hochgefährliche Täter, die es in vielen Be-
reichen gibt, wie ich als Oberstaatsanwalt weiß, tagtäg-
lich entlassen werden. Das ist Wirklichkeit in unserem
Land. Dies geschieht ja nicht nur in dem Bereich, um
den es hier geht. Ich sage leider, da Strafvollzug ja ei-
gentlich bessern soll, es aber in vielen Fällen nicht tut.
Deswegen sind ja viele derer, die im Gefängnis sitzen,
nicht nur einmal, sondern häufig dort. Es handelt sich
hierbei also um ein allgemeines Problem. Auf der ande-
ren Seite müssen wir natürlich sicherstellen, dass
Rechtsgrundsätze – davon lebt ein Rechtsstaat wie die
Bundesrepublik Deutschland – nicht zu sehr strapaziert
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir befinden uns hier in einer Grenzsituation. Ich
habe Respekt vor denen, die nach sorgfältiger Abwä-
gung zu einer anderen Entscheidung als ich kommen.
Ich bitte aber diese wiederum um Respekt für diejenigen
– unsere Fraktion gehört dazu –, die das nicht so wie sie
sehen.


(Beifall bei der FDP)

Ich finde, es gehört zum guten parlamentarischen Um-
gang, dass das Verhalten eines jeden Einzelnen in einer
solchen Frage, bei der aus guten Gründen sowohl die
eine als auch die andere Auffassung vertreten werden
kann, respektiert wird.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Es wird respektiert! Es hat nur unterschiedliche Konsequenzen!)


– Richtig. Aber ich habe eben gesagt, dass ich aus mei-
ner dienstlichen Tätigkeit auch andere Fälle kenne, in
denen es zu Ergebnissen kommt, die Sie eben aufgezeigt
haben.

Ich will begründen, warum wir als FDP uns nicht ent-
schließen können, zuzustimmen:

Der erste Punkt ist die Europäische Menschen-
rechtskonvention. Herr Staatssekretär, es ist richtig, das
Bundesverfassungsgericht hat sich in der mündlichen
Verhandlung mit ihr befasst, aber sie im Urteil nicht er-
wähnt. Damit steht das fest, was wir in der Anhörung ge-

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(C (D ört haben: Alle Sachverständigen, die sich ernsthaft mit ieser Frage befasst haben, haben gesagt, dass das, was ier beabsichtigt wird, mit der Europäischen Menschenechtskonvention, insbesondere mit Art. 5 dieser Konention, nicht vereinbar ist. Das haben wir zur Kenntnis u nehmen. Der zweite Punkt, der mir ganz erhebliche Sorge acht, ist die nachträgliche Sicherungsverwahrung ür Ersttäter. Kollege Montag, Sie haben zu Recht auf ieses besondere Problem hingewiesen. Gerade beim rsttäter weiß man nach der ersten und einzigen Tat icht, wie er sich weiter entwickeln wird. Gerade bei ieser Gruppe ist jede Prognose schwierig. Wenn wir ann noch den Hinweis von Professor Leygraf aus der achverständigenanhörung berücksichtigen, dass wir ur sehr wenige Sachverständige haben, die in der Lage ind, hierzu sachlich und kompetent etwas zu sagen, ann wird die Problematik deutlich, vor der wir stehen. ch finde, auch das muss in die Abwägung mit einflieen. Deshalb sagt meine Fraktion Nein. Ich habe nur drei inuten Redezeit; deswegen können meine Ausführunen nur stichwortartig sein. Wir haben, wie gesagt, espekt vor den Meinungen der anderen, aber wir erbiten auch Respekt für unsere Auffassung. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511513100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Joachim Stünker.

Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1511513200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stehen
eute am Ende einer vierjährigen Debatte und haben
ine Entscheidung zu fällen, die für mich die schwie-
igste der Entscheidungen ist, die ich in den sechs Jahren
einer Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag zu tref-
en hatte. Von daher, Herr Kollege van Essen, haben Sie
nseren Respekt, wenn Sie sich anders entscheiden;
enn Sie haben in der Sache mit uns um die Ergebnisse
erungen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir brauchen uns auch nicht mehr gegenseitig zu
berzeugen; ich glaube, ich habe in diesen Jahren zu die-
em Thema acht oder neun Reden gehalten.
Herr Kollege Röttgen, wir tragen – mit breiten Schul-

ern – die Verantwortung dafür, dass wir so viel Zeit ge-
raucht haben, um die Diskussion zu dem Ergebnis zu
ühren, das wir heute vor uns liegen haben. Ich möchte
och einmal ganz kurz die Gründe benennen, warum wir
ns so schwer getan haben.
Zunächst einmal muss man wissen, worüber wir re-

en. Die nachträgliche Sicherungsverwahrung ist das ei-
entliche Lebenslänglich. Nachträgliche Sicherungsver-
ahrung heißt im Regelfall, dass der Mensch, den der






(A) )



(B) )


Joachim Stünker

Staat wegzusperren beschlossen hat, aus der Haft nicht
wieder herauskommt.

Zweitens bewegen wir uns mit der nachträglichen Si-
cherungsverwahrung auf einem ganz schmalen Grat, im
Grenzbereich zwischen Polizeirecht und Strafrecht.

Drittens geht es um reine Prävention – darauf ist
schon hingewiesen worden –, nicht um eine schuldange-
messene Strafe.

Viertens erfolgt die Entscheidung auf der Grundlage
einer Prognose – Herr Kollege van Essen hat darauf hin-
gewiesen –, für die wir psychiatrische Gutachter brau-
chen. Wir wissen, dass es in Deutschland nur eine Hand
voll Personen gibt, die ein solches Gutachten erstellen
können. Wer in seinem Leben schon einmal auf der
Grundlage einer Prognose über Menschen urteilen
musste, weiß, wie schwer das ist. In meinem Beruf bis
1998 war das der Fall.

Der letzte Punkt – er ist hier noch nicht angesprochen
worden –: Mit der nachträglichen Sicherungsverwah-
rung greifen wir im Ergebnis in das Rechtsstaatsprinzip
ein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir greifen nachträglich in bereits abgewickelte, der
Vergangenheit angehörende Tatbestände ein, für die wir
ein Urteil des erkennenden Gerichts haben. Ein solcher
Eingriff ist in der Strafprozessordnung eine große Aus-
nahme. Die Wiederaufnahme zulasten eines Angeklag-
ten ist ein seltener Fall, der in zehn Jahren vielleicht ein-
mal vorkommt.

Das waren die Zweifel, mit denen wir uns über Jahre
geplagt haben. Es gibt – auch das gehört zu einem
Rechtsstaat – zwei Entscheidungen des Bundesverfas-
sungsgerichts vom Februar dieses Jahres, mit denen für
mich zwar nicht die Zweifelsfragen geklärt sind, durch
die aber der Rahmen abgesteckt ist, in dem der Rechts-
staat zu handeln hat. Daraufhin haben wir entsprechend
gehandelt.

Das Bundesverfassungsgericht hat den Strafrechts-
begriff neu definiert. Es hat ihn sehr weit gefasst und
den reinen polizeirechtlichen Teil als Gegenstand des
Strafrechts definiert. Entscheidend aber ist der Satz, dass
ein „Konzept nachträglicher Anordnung einer präventi-
ven Verwahrung noch inhaftierter Straftäter bei entspre-
chend enger Fassung nicht von vornherein unter dem
Verdikt der Verfassungswidrigkeit“ steht.

Genau diesen Rahmen haben wir mit dem Gesetz,
über das wir heute abzustimmen haben, auszufüllen ver-
sucht. Ob uns das gelungen ist, werden wir sehen, wenn
das Gesetz vom Bundesverfassungsgericht überprüft
worden sein wird. Es ist klar, dass es dort landen wird
– es wird vielleicht ein Jahr dauern – wenn der erste
Straftäter entsprechend unserem Gesetz untergebracht
worden sein wird. Das Bundesverfassungsgericht wird
dann prüfen, ob wir den engen Rahmen dessen, was
rechtsstaatlich vertretbar und notwendig ist, um die Ge-
sellschaft vor schwersten Straftätern zu schützen, richtig
ausgeschöpft haben.

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(D Wir haben in den vergangenen vier Jahren – von daer haben Sie, Herr Kollege Röttgen, nicht ganz die ahrheit gesagt – ein dreigestuftes Modell der Sicheungsverwahrung geschaffen. Schon im Jahre 2002 haen wir eine Regelung getroffen: die vorbehaltende Siherungsverwahrung. Im ersten Urteil kann, wenn die rognose nicht ganz sicher ist, eine vorbehaltende Sicheungsverwahrung festgestellt werden. Dann folgt die trafhaft. Wenn man dann neuere Erkenntnisse hat, kann er Vorbehalt in den Ausspruch der Sicherungsverwahung umgewandelt werden. Es ist ja nicht so, dass wir ier nichts getan und nicht gehandelt hätten. Ich denke, iese dreigestufte Lösung können wir der deutschen Öfentlichkeit jetzt anbieten. Wir haben damit unsere Verntwortung wahrgenommen. Ich möchte mit einem Zitat aus dem „Tagesspiegel“ om 11. Februar dieses Jahres schließen. Das war ein ag danach, als das zweite Urteil des Bundesverfasungsgerichts hierzu ergangen ist. Unter der Überschrift Grenzgesetz“ schreibt dort der Kommentator: Die Sicherungsverwahrung schützt nicht vor den sechs Millionen Straftaten im Jahr, sie schützt nicht vor dem Anstieg der Gewaltkriminalität, und ob sie überhaupt nur einem Kind das Leben rettet, wird immer Spekulation bleiben. ir sollten uns bewusst sein, dass „der demokratische, reiheitliche Staat nicht nur keine absolute Sicherheit“ arantieren kann. … er kann gar keine Sicherheit garantieren vor den Perversionen und den Perversen dieser Welt. Aber er kann alles tun, was in seiner Macht steht. as tun wir heute. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511513300

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der
undesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes
ur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahr-
ng. – Es gibt mehrere persönliche Erklärungen zur Ab-
timmung, und zwar von den Abgeordneten Beck
Köln), Hermann, Schewe-Gerigk, Dümpe-Krüger,
egener, Roth (Augsburg) und Ströbele, die wir zu
rotokoll nehmen.1) – Der Rechtsausschuss empfiehlt
nter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 15/3346, den Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
atung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bis auf
wei Gegenstimmen von den Grünen und gegen die

Anlagen 3 bis 6






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen wor-
den.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit in dritter Lesung mit dem eben festgestellten
Stimmenverhältnis, also mit Zustimmung der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen bis auf zwei Gegenstim-
men des Bündnisses 90/Die Grünen und bei Gegenstim-
men von CDU/CSU und FDP, angenommen worden. Es
gab keine Enthaltung.

Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes der
Fraktion der CDU/CSU zum Schutz der Bevölkerung
vor schweren Wiederholungstaten durch nachträgliche
Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwah-
rung. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe b
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/3346,
den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der
SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP gegen
die Stimmen der CDU/CSU abgelehnt worden. Damit
entfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Bera-
tung.

Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes des
Bundesrates zum Schutz der Bevölkerung vor schweren
Wiederholungstaten durch Anordnung der Unterbringung
in der Sicherungsverwahrung. Der Rechtsausschuss emp-
fiehlt unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 15/3346, den Gesetzentwurf abzulehnen.
Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
mit den Stimmen der SPD, des Bündnisses 90/Die Grü-
nen und der FDP und bei Enthaltung der CDU/CSU ab-
gelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung
die weitere Beratung.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 27 a und 27 b auf:
a) Erste Beratung des von den Abgeordneten

Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Otto
Bernhardt, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Vereinheitlichung der Umsatz-
grenze bei der Berechnung der Steuer nach
vereinnahmten Entgelten
– Drucksache 15/3193 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Haushaltsausschuss

b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms,
Carl-Ludwig Thiele, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs

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(C (D eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes – Drucksache 15/359 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/2617 – Berichterstattung: Abgeordnete Lydia Westrich Stefan Müller Carl-Ludwig Thiele Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Peter Rzepka. (Beifall des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/CSU])


(Erste Beratung 31. Sitzung)



Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1511513400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
amen und Herren! Sowohl der Gesetzentwurf der
nionsfraktion, den wir in erster Lesung beraten, als
uch der Gesetzentwurf der FDP-Fraktion, dessen
weite und dritte Lesung stattfindet, sehen Änderungen
es Umsatzsteuergesetzes vor.
Ziel des Gesetzentwurfs der Unionsfraktion ist es, den

iquiditätsengpässen der kleinen und mittleren Unter-
ehmen aufgrund schleppender Zahlungseingänge ent-
egenzuwirken, die Wachstums- und Beschäftigungs-
rundlagen kleiner und mittlerer Unternehmen zu
estigen und damit einen Beitrag zur Stärkung des Wirt-
chaftsstandortes Deutschland und zum Erhalt von Ar-
eitsplätzen zu leisten.
Die Umsatzsteuer ist grundsätzlich nach vereinbarten

ntgelten, der so genannten Sollbesteuerung, zu be-
echnen und zu erheben. Die Steuer entsteht also mit Ab-
auf des Voranmeldungszeitraums, in dem die Leistung
usgeführt wurde, unabhängig davon, ob der Leistungs-
mpfänger die Rechnung bereits bezahlt hat. In be-
timmten Fällen sieht das Umsatzsteuergesetz – das ist
ie Ausnahme von diesem Grundsatz – die Besteuerung
ach vereinnahmten Entgelten, nach den Regeln der so
enannten Istbesteuerung, vor. Hier entsteht die Steuer-
chuld erst mit der Bezahlung der Rechnung durch den
eistungsempfänger, also regelmäßig zu einem späteren
eitpunkt, wodurch die Liquidität der Unternehmen ver-
essert wird. Voraussetzung dafür ist, dass der Ge-
amtumsatz des Unternehmens im vorangegangenen
ahr nicht mehr als 125 000 Euro betragen hat, keine
uchführungspflicht besteht oder die Umsätze von ei-
em Angehörigen der freien Berufe getätigt werden.
Eine weitere Ausnahme besteht bis zum 31. Dezem-

er 2004 zugunsten von Unternehmen in den neuen
undesländern, bei denen an die Stelle des Betrags von
25 000 Euro ein Betrag von 500 000 Euro tritt. Nach-






(A) )



(B) )


Peter Rzepka

dem der Streit zwischen dem Bundeswirtschaftsminister
Clement und dem Bundesfinanzminister Eichel inzwi-
schen beigelegt ist, ist es zwischen den Regierungs-
fraktionen und der Unionsfraktion unstrittig, dass die
Vergünstigung der höheren Umsatzgrenze von
500 000 Euro für die Unternehmen in den neuen Bun-
desländern mindestens bis 2006 beibehalten werden soll.
Das gemeinsame Ziel von Regierungsfraktionen und
Unionsfraktion ist es, den besonderen Problemen der
kleinen und mittleren Unternehmen in Ostdeutschland
bei Eigenkapital und Liquidität Rechnung zu tragen.

Ich möchte darauf hinweisen, dass der von den Regie-
rungsfraktionen eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung der Abgabenordnung, der im Laufe des heutigen
Tages auch noch beraten wird und in dem die Verlänge-
rung der Regelung für die neuen Bundesländer enthalten
ist, von uns zwar abgelehnt wird. Dies geschieht aber
nicht wegen dieses Grundes, sondern aus anderen Grün-
den. Ich stelle deshalb ausdrücklich fest, dass wir uns in
der Zielsetzung mit Blick auf die neuen Bundesländer ei-
nig sind.

Unser Gesetzentwurf geht allerdings über das ge-
meinsame Ziel hinaus. Wir wollen die erhöhte Umsatz-
grenze von 500 000 Euro bundeseinheitlich einführen
und dies ohne zeitliche Befristung. Wir leisten damit ei-
nen Beitrag zur Rechtsvereinheitlichung in Deutsch-
land und tragen auch der wirtschaftlichen Entwicklung
Rechnung. Die Umsatzgrenze von 250 000 DM bzw.
jetzt 125 000 Euro in den alten Bundesländern gilt im
Wesentlichen unverändert seit 1968, sodass schon aus
diesem Grunde eine Anpassung, sprich: Erhöhung, ge-
rechtfertigt erscheint.

Darüber hinaus hat sich infolge der schlechten wirt-
schaftlichen Entwicklung die Zahlungsmoral bundes-
weit verschlechtert, sodass auch aus diesem Grunde die
Verbesserung der Liquidität der kleinen und mittleren
Unternehmen durch das Hinausschieben der Pflicht zur
Abführung der Umsatzsteuer bis zur Bezahlung der
Rechnung durch den Leistungsempfänger erforderlich
ist. Nicht zuletzt schaffen wir auf dem von uns vorge-
schlagenen Weg auch Rechtssicherheit und Rechtsklar-
heit, da wiederkehrende Diskussionen über die Verlän-
gerung der Sonderregelung für die neuen Bundesländer
überflüssig werden.

Unseres Erachtens befinden wir uns mit unserem Ge-
setzesvorschlag auch im Einklang mit der maßgebenden
6. EG-Richtlinie. Wir halten ferner die Auswirkungen
auf die öffentlichen Haushalte für vertretbar. Noch im
April dieses Jahres hat das Bundesfinanzministerium die
sich aus unserem Gesetzentwurf ergebende einmalige
Steuermindereinnahme mit 700 Millionen Euro bezif-
fert. In den Beratungen des Finanzausschusses in dieser
Woche wurde diese Angabe korrigiert und nunmehr ein
Betrag von 2,8 Milliarden Euro genannt, also das Vierfa-
che.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Die korrigieren immer alles!)


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(C (D ieser Vorgang belegt einmal mehr, Herr Kollege, wie nzuverlässig die Angaben dieses Finanzministers über uswirkungen von Steueränderungen sind. ir halten aber an unserer Initiative fest, weil es sich leiglich um eine Verschiebung der Entstehung der Umatzsteuer bei den einzelnen Unternehmen in verhältnisäßig begrenztem Umfang handelt. Wir hoffen auch, ass unser Gesetzentwurf im Interesse der betroffenen leinen und mittleren Unternehmen, die in besonderer eise unter der von dieser Regierung verursachten achstumsund Beschäftigungskrise leiden, eine Mehreit in diesem Hause finden wird. Die FDP fordert in ihrem Gesetzentwurf, grundsätz ich das Kalendervierteljahr als Voranmeldungszeitraum ür die Umsatzsteuer einzuführen und die Verpflichtung ur monatlichen Abgabe von Umsatzsteuervoranmelungen abzuschaffen. Obwohl wir die Zielsetzung des DP-Antrages, einen Beitrag zum Bürokratieabbau zu eisten, im Grundsatz teilen und unterstützen, werden ir uns heute bei der Abstimmung dennoch der Stimme nthalten. Da es bei der überwiegenden Anzahl der Unernehmen zu einer späteren Abführung der Umsatzteuer kommen wird, kann dies bei Bund, Ländern und ommunen zu erheblichen Liquiditätsproblemen fühen. Andererseits würden diejenigen Unternehmen, die ei einem Vorsteuerüberhang Umsatzsteuererstattungsnsprüche haben, diese erst mit zeitlicher Verzögerung eltend machen können, was bei diesen Unternehmen zu iquiditätsengpässen führen kann. Schließlich ist nicht uszuschließen, dass der zunehmende Umsatzsteuerberug, der nach unterschiedlichen Schätzungen zu Steuerusfällen in einer Größenordnung von 14 Milliarden bis 0 Milliarden Euro pro Jahr führt, durch die Abgabe von ierteljährlichen statt monatlichen Umsatzsteuervoraneldungen erleichtert wird. Nach unserer Auffassung üssen deshalb die mit dem FDP-Antrag aufgeworfenen ragen noch einer eingehenderen Überprüfung, mögliherweise im Rahmen eines weiteren Gesetzgebungsverahrens, unterzogen werden. Lassen Sie mich zum Schluss meines Beitrags mit inigen Worten auf die von der Parlamentarischen taatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, rau Dr. Hendricks, erhobene Forderung nach einer undessteuerverwaltung eingehen. Frau Dr. Hendricks ordert die Übertragung der Verwaltungskompetenz für ie Einkommen-, Körperschaftund Umsatzsteuer, über ie wir heute sprechen, von den Bundesländern auf den und. Offensichtlich handelt es sich dabei um ein Abenkungsmanöver, das die Konzeptionslosigkeit dieser undesregierung angesichts der Notwendigkeit einer raikalen Vereinfachung und grundlegenden Reform des eutschen Steuersystems überdecken soll. Anstatt die ollzugsdefizite im Rahmen des geltenden Steuerrechts u beklagen, sollte sich diese Regierung der Aufgabe iner grundlegenden Reform der Einkommensund Unernehmensbesteuerung stellen. Denn die materiellen efizite des deutschen Steuerrechts, das zunehmend uch von Fachleuten als chaotisch wahrgenommen wird, ind die entscheidenden Ursachen für die Defizite im Peter Rzepka Steuervollzug. Der Grund ist nicht das Fehlen einer Bundessteuerverwaltung. Die Vorschläge der Opposition in diesem Haus liegen mit dem gemeinsamen steuerpolitischen Programm von CDU und CSU sowie mit dem Gesetzentwurf der FDP zur Einführung einer neuen Einkommensteuer und zur Abschaffung der Gewerbesteuer auf dem Tisch. Wir warten nach wie vor auf beratungsfähige Gesetzentwürfe dieser Bundesregierung. Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Lydia Westrich. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Freitags ist anscheinend immer der Steuerdebattentag ohne Publikum. Das ist schade, schließlich sind unsere Debatten spannend und die Sachpolitik in diesem Haus ist wichtig. Das Publikum ist ja da. Der vorliegende Tagesordnungspunkt klingt natürlich sehr sachbezogen und Herr Rzepka hat uns sehr ausführlich den Gesetzentwurf der CDU/CSU zur Vereinheitlichung der Umsatzgrenze bei der Berechnung der Steuer nach getätigten Einnahmen geschildert. Wir haben weiter den Gesetzentwurf der FDP zur Abschaffung der monatlichen Umsatzsteuervoranmeldung vorliegen; über diesen Gesetzentwurf haben wir bereits im März sehr ausführlich im Plenum diskutiert. Der hieraus zu erwartende Steuerausfall von circa 15 Milliarden Euro steht immer noch im Raum, Herr Pinkwart, ebenso wie die entgegengesetzte Forderung des Bundesrechnungshofs. Dessen Ermittlungen zum Umsatzsteuerbetrug brauche ich Ihnen nicht vorzustellen, wir kennen sie zur Genüge. Die monatliche Erstellung von Umsatzsteuervoranmeldungen ist eine Forderung des Bundesrechnungshofs zur Erschwerung möglicher Betrugsfälle bei der Umsatzsteuer. Bayerns Finanzminister, Kurt Faltlhauser, sagte erst neulich: Die Erhöhung des politischen Drucks – damit meint er uns – ist zwingend notwendig; es geht nicht an, dass angesichts leerer öffentlicher Kassen den Bürgern dramatische Einschnitte zugemutet werden und wir gleichzeitig Banditen, die Millionen erschwindeln, davonkommen lassen. Da hat der Mann wirklich einmal Recht. M F w z d d c a s w l e d k 1 1 G I g C S h t e B E S g d s h k n v S D l k z W S (C (D it Ihrem Entwurf, meine Damen und Herren von den reien Demokraten, ginge das Erschwindeln noch ein enig schneller. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das Nichtstun der Regierung führt zu großen Problemen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511513500
Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1511513600
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511513700
Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1511513800

(Beifall bei der SPD)


(Horst Schild [SPD]: Recht hat er!)


(Beifall bei der SPD)

Es ist – das will ich zugeben – ein Abwägungspro-

ess zwischen notwendigem Verwaltungsaufwand für
ie Unternehmen und dem Behalten von Instrumenten in
er Hand des Staates, mit denen er seine Einnahmen si-
hern und Wettbewerbsverzerrungen auf dem Markt für
lle mindern kann. Aber was heißt abwägen für Sie? An-
pruch und Wirklichkeit klaffen bei Ihnen wie so oft sehr
eit auseinander. Dabei unterstelle ich Ihnen ausdrück-
ich den ernsthaften Anspruch, mit uns gegen den Steu-
rmissbrauch zu kämpfen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist sehr freundlich!)


Wir werden Ihren Gesetzentwurf natürlich ablehnen;
enn er wirkt sich auch, allem Gerede über die Entbüro-
ratisierung zum Trotz, auf den Haushalt aus.
5 Milliarden Euro sind keine Peanuts. Es werden
5 Milliarden Euro verschenkt und kein Vorschlag zur
egenfinanzierung wird von Ihnen gemacht.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Die Zahlen sind im Ausschuss nicht von Ihnen gebracht worden! Schauen Sie sich die Empfehlung an!)


m Finanzausschuss haben Sie einen neuen Antrag ein-
ebracht, ganz im Tenor des Gesetzentwurfs der CDU/
SU, den wir gleich behandeln werden. Auch er führt zu
teuerausfällen von 4,2 Milliarden Euro und auch er ent-
ält keinen Vorschlag zur Gegenfinanzierung.
Ich habe doch Zweifel, ob Sie bei den Haushaltsbera-

ungen überhaupt präsent sind. Es ist lange her, seit Sie
inen Finanzminister gestellt haben.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Sie haben wohl nicht mitbekommen, dass der Haushalt verfassungswidrig ist!)


ei dieser verantwortungslosen Umgangsweise mit den
innahmen des Staates sehe ich auch keine Zukunft für
ie als Freie Demokraten in dieser Richtung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei brauchen wir unsere gemeinsamen Anstren-
ungen; denn wir haben – wie Sie selbst immer sagen –
as gleiche Ziel. Die Umsatzsteuer ist neben der Lohn-
teuer die bedeutsamste Einnahmequelle für die Haus-
alte von Bund, Ländern und Gemeinden. Uns allen ist
lar: Die Einnahmen könnten weit höher sein, wenn
icht mehrere Schlupflöcher im Umsatzsteuerrecht und
or allem gemeinschaftliche Betrugsdelikte im großen
til zu Steuerausfällen in Milliardenhöhe führen würden.
er Bericht des Bundesrechnungshofs spricht von jähr-
ich 15 Milliarden bis 20 Milliarden Euro, die dem Fis-
us verloren gehen. Das bedeutet, dass sie bei der Finan-
ierung von wichtigen Gemeinschaftsaufgaben fehlen.
ir haben zuallererst die Pflicht, alles zu tun, um die
teuereinnahmen, die uns per Gesetz zustehen, auch zu






(A) )



(B)


Lydia Westrich

erhalten, Herr Rzepka. Das hat natürlich auch etwas mit
dem Gesetzesvollzug zu tun.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: So ist es!)

Sie wissen, die Betrugspraktiken sind vielfältig: Es

werden Vorsteuern geltend gemacht, denen keine
Erwerbsgeschäfte mit entsprechenden Umsatzsteuerzah-
lungen gegenüberstehen; Firmen entziehen sich als
Subunternehmer der Zahlung von Steuern und Sozialab-
gaben, während die Auftraggeber Vorsteuern und Be-
triebsausgaben abziehen; Scheinunternehmen werden
nur zum Zweck der Ausstellung von Rechnungen ge-
gründet; Scheinunternehmen werden gezielt in die Insol-
venz geschickt, um bei der Rückabwicklung von
Geschäften die ausgezahlten Vorsteuern einbehalten zu
können usw. Die Fantasie ist im verbrecherischen Raum
anscheinend grenzenlos. Allein die so genannten Karus-
sellgeschäfte verursachen Schäden in Höhe von
5 Milliarden Euro – Tendenz steigend.

Wir reden hier von wirklich kriminellen Energien und
nicht von Kavaliersdelikten. Offenbar lädt das beste-
hende Recht dazu ein, es zu umgehen und auszunutzen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das bestehende Recht! Genau!)


Umsatzsteuerbetrug hat in Deutschland Hochkonjunktur.
Er ist einfacher und effektiver als jeder Banküberfall und
das können wir gemeinsam nicht zulassen.

Die rot-grüne Bundesregierung hat hierauf schon mit
verschiedenen Gesetzen reagiert, unter anderem mit dem
2002 in Kraft getretenen Gesetz zur Steuerverkürzungs-
bekämpfung. Diese Gesetze haben Sie als Opposition
alle abgelehnt. Wir wollen damit insbesondere den orga-
nisierten Umsatzsteuerbetrug bekämpfen. Dass aber
noch weitere Maßnahmen notwendig sind, die an der
Wurzel des Übels anpacken, darüber sind wir uns alle
einig. Die vorgeschlagenen Wege sind vielfältig und na-
türlich hat jeder seine eigenen Risiken und Schwierig-
keiten.

So hat bereits 2001 der Finanzminister aus Rhein-
land-Pfalz, Gernot Mittler, ein Konzept vorgestellt, das
der Umsatzsteuerkriminalität einen Riegel vorschieben
soll. Kernpunkt dieses Konzeptes ist es, die Umsatz-
steuer innerhalb der Lieferkette überhaupt nicht mehr zu
erheben. Damit würde der Umsatzsteuerbetrug in Form
von Karussellgeschäften auf jeden Fall vermieden. Au-
ßerdem würde der Zahlungsverkehr zwischen Finanz-
verwaltung und Unternehmen erheblich verringert, also
entbürokratisiert.

Derartige Veränderungen – das wissen Sie selber –
betreffen aber auch grenzübergreifende Lieferungen. Sie
können deshalb nicht national vorgenommen werden.
Wir haben schmerzhaft erfahren, dass die EU-Mühlen
sehr langsam mahlen. Ich bin jedoch der Meinung, dass
Steuerausfälle in der EU in Höhe von 60 Milliarden Euro
durchaus ein Thema sind, mit dem sich der Ecofin-Rat
öfter beschäftigen müsste.

Weil Abstimmungsprozesse auf EU-Ebene ihre Zeit
brauchen, arbeitet die Bundesregierung schon länger an
einem eigenen Vorschlag. Dieser wird auch ohne Zu-

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(C (D timmung der Kommission umsetzbar sein. Dazu soll ei der Umsatzsteuer künftig von der Sollzur Istbeteuerung übergegangen werden. Das hieße, ein Leisungsempfänger erhält erst dann seine Vorsteuer erstatet, wenn er seine Umsatzsteuer entrichtet hat. Es ist uch denkbar, dass der Empfänger einer Ware die Umatzsteuer nicht an seinen Lieferanten, sondern direkt an as Finanzamt zahlen muss. Auch dieses System ist natürlich missbrauchsemp änglich. Um diesen Missbrauch auszuschließen, brauhen wir ein computergestütztes Kontrollverfahren, so enannte cross-checks, die die Finanzverwaltungen eränzend anwenden müssen. Dieses System hätte den orteil, dass die Umsatzsteuer von den Unternehmen icht mehr vorfinanziert werden müsste. Sie hätten dait einen erheblichen Liquiditätsvorteil. Allerdings wird as vermehrt Verwaltungskosten verursachen; das will ch gar nicht verschweigen. Wir müssen gemeinsam ege finden, den bürokratischen Aufwand so gering wie öglich zu halten. Das Bundesfinanzministerium hat dazu bereits eine achbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Dazu werden ereits jetzt auf freiwilliger Basis bei den Unternehmen ngaben über die Anzahl der jährlich gestellten Rechungen erhoben. Das Modell einer generellen Istversteurung mit cross-check wird derweil in der Bund-Länderrbeitsgruppe weiterentwickelt. Die Unternehmerverände haben großes Interesse an einer Mitarbeit in dieser rbeitsgruppe bekundet. Dies betrifft auch den Gesetzentwurf der CDU/CSU raktion, der auf der Tagesordnung steht, und den angeündigten der FDP-Fraktion, dessen Umsetzung ,2 Millionen Euro teuer sein soll. Der Gesetzentwurf er CDU/CSU als Sofortmaßnahme für die Unternehen löst keines der angesprochenen Probleme; er ist ine reine Sofortmaßnahme und kostet eine Menge Geld. as wird vom Finanzministerium, wie es bei einem Geetzentwurf anders als bei einer schriftlichen Frage übich ist, sehr sorgfältig berechnet. Deswegen kommen ir auf unterschiedliche Beträge. Da aber gerade Sie als pposition immer gegen Schnellschüsse polemisieren, üssen Sie unsere jetzige Ablehnung verstehen. Ich bin zufrieden, dass Sie beide im Finanzausschuss ignalisiert haben, an einer ausführlichen Beratung der erschiedenen Modelle interessiert zu sein. Das haben ir im Finanzausschuss ja schon bei der internen Anhöung im Januar beschlossen und für den Herbst vereinart. Ich bitte Sie wirklich herzlich, dieses Mal über Ihen parteipolitischen Schatten zu springen und für eine achgerechte Lösung, wie sie sich Finanzpolitiker eientlich wünschen, offen zu sein. Sie haben doch gerade erst Ihre schmerzhaften Erfah ungen bei unseren Verhandlungen über das Alterseinünftegesetz hinter sich. Sie als Fachpolitiker wissen anz genau, dass Sie, wenn Sie bei unseren Beratungen ber dieses Gesetz effektiv mit uns zusammengearbeitet ätten, mehr herausgeholt hätten. Wir als Koalition könen zufrieden sein, und Sie können sich überlegen, wie ie sich beim Thema Umsatzsteuer in Zukunft verhalten ollen. )







(A) )



(B) )


Lydia Westrich

Im Ziel sind wir uns doch einig: Wir wollen die ehrli-

chen Unternehmen vor kriminellen Wettbewerbsverzer-
rungen und alle Bürgerinnen und Bürger vor Steuerfor-
derungen schützen, die sie wegen verbrecherischer
Machenschaften einiger weniger zusätzlich erfüllen
müssen. Ich glaube, es lohnt sich, gemeinsam für dieses
Ziel zu arbeiten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511513900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Andreas

Pinkwart.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1511514000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Westrich, ich begrüße es außerordentlich,
dass Sie am Ende Ihrer Rede zu den realen Faktoren zu-
rückgekehrt sind, indem Sie gesagt haben, dass wir ge-
meinsam bekämpfen wollen, dass wenige das Steuer-
recht zulasten aller missbrauchen. Jawohl, das wollen
wir!

Aber eingangs Ihrer Rede haben Sie in einer Weise
polemisiert, die Ihnen, wenn ich das sagen darf, doch gar
nicht eigen ist und die ich massiv zurückweisen möchte.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Das taten Sie, als Sie sich zu unserem Vorschlag geäu-
ßert haben, das zu tun, was ohnehin im Umsatzsteuerge-
setz steht. Im Umsatzsteuergesetz steht nämlich, dass
grundsätzlich das Kalendervierteljahr als Voranmel-
dungszeitraum dienen soll. Diesen Grundsatz wollen wir
auf alle Unternehmen anwenden. Gegenwärtig müssen
1,5 Millionen Unternehmen aufgrund der Tatsache, dass
sie die Umsatzgrenze unterschreiten, Gott sei Dank nur
vierteljährlich ihre Umsatzsteuer anmelden. Uns geht es
darum, dass weitere 1,5 Millionen Unternehmen diesen
bürokratischen Aufwand ebenfalls nicht jeden Monat,
sondern nur quartalsweise betreiben müssen.

Wenn wir mit Ihrer Schlussformulierung übereinstim-
men, dass nur ganz wenige mit hochkrimineller Energie
unser Umsatzsteuerrecht leider missbrauchen, dann sind
das nicht die 1,5 Millionen Unternehmen, die wir gegen-
wärtig zwingen, ihre Umsatzsteuervoranmeldung mo-
natlich abzugeben, sondern nur wenige Unternehmen
– es handelt sich vielleicht um eine zwei- oder dreistel-
lige Zahl –, die hier Missbrauch üben. Die Auswirkun-
gen sind zugegebenermaßen milliardenschwer. Aber hier
geht es nicht um die 1,5 Millionen Unternehmen, die wir
durch unseren Gesetzentwurf entlasten wollen.


(Beifall bei der FDP)

Das will ich Ihnen einmal in Zahlen darstellen. Ge-

genwärtig müssen 1,5 Millionen Unternehmen pro Jahr
zwölf Erklärungen und die abschließende Jahresmel-
dung, also 13 Meldungen, abgeben. Zukünftig müssten
sie, die Jahresmeldung eingerechnet, nur vier Erklärun-
gen abgeben. Das entspricht gegenwärtig 18 Millionen
Vorgängen pro Jahr, die wir durch unseren Gesetzent-

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(C (D urf auf 6 Millionen reduzieren könnten. Das würde die nternehmen entlasten, Arbeitsplätze schaffen, an dieem Standort Investitionen ermöglichen und – auch das st wichtig, Frau Westrich – die Finanzverwaltungen entasten. Hier kommt nun Ihre Parlamentarische Staatssekretä in Frau Hendricks ins Spiel. Denn in der letzten Sitzung es Finanzausschusses hat sie uns erläutert: Die Höhe es Umsatzsteuermissbrauchs – die Sie maßgeblich zu erantworten haben, weil Sie dagegen noch nichts Wirkames unternommen haben – sei im Wesentlichen darauf urückzuführen, dass die Personalausstattung in den inanzverwaltungen nicht hinreichend sei. Hier müssten die Länderfinanzverwaltungen mehr ersonal einsetzen, um Kriminalität wirksam bekämpfen u können. Da sage ich: Bauen Sie doch hier Bürokratie b – bezüglich der Masse der Firmen, die sich redlich erhalten – und setzen Sie die Mitarbeiter dann gezielt in, um Missbrauch zu bekämpfen. Ich möchte einen zweiten Punkt kurz ansprechen: Ich omme auf den Unionsantrag; es gibt hier viele Initiatien, mit denen versucht werden soll, die kleinen und mitteren Unternehmen umsatzsteuerrechtlich zu entlasten. ir gehen weiter – wir haben das auch im Finanzauschuss bereits im Zusammenhang mit einem entsprechenen Änderungsantrag besprochen –, indem wir vorschlaen, von der Sollauf die Istversteuerung – auf beiden eiten, bei den Ausgangsumsätzen wie bei den Eingangsmsätzen – überzugehen. Selbst das Bundesfinanzminiserium sagt, dass man durch eine solche Umstellung auch en Umsatzsteuermissbrauch wirksam bekämpfen önnte; er beträgt jährlich zwischen 14 Milliarden und 0 Milliarden Euro. Wir könnten diesen Missbrauch mit nserer Initiative zum einen viel wirksamer bekämpfen, um anderen könnten wir mit dieser sehr umfassenden egelung dem Mittelstand, den kleineren und mittleren nternehmen, die gerade in der gegenwärtig schwierigen irtschaftlichen Situation vor Liquiditätsproblemen steen und dadurch stark insolvenzanfällig sind, grundleend helfen. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christine Scheel. Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Von all einen Vorrednern und meiner Vorrednerin ist der Umatzsteuerbetrug angesprochen worden. Es ist völlig ichtig, dass das ein großes Problem ist, das wir hier in eutschland haben. Die Schätzungen liegen bei 4 Milliarden Euro, 16 Milliarden Euro – Ifo-Institut in ünchen zum Beispiel –, 18 Milliarden Euro, wieder ndere sprechen von bis zu 20 Milliarden Euro. Lassen ie es jetzt einmal „nur“ die niedrigste Schätzung sein, s ist schlimm genug. Wir kennen verschiedene Vorchläge, um gegen diesen Missbrauch vorzugehen. Es ist llerdings so, dass bislang niemand ein Modell hat, mit em das Ziel auch erreicht wird: weder die Betrugsbeämpfungsbehörden noch die Wissenschaft, die sich dait beschäftigt, noch die politischen Gremien, die sich Christine Scheel – das sage ich gerade an die Zuhörerinnen und Zuhörer auf den Tribünen gerichtet – selbstverständlich auch seit Jahren mit der Frage des Umsatzsteuerbetruges beschäftigen. Wir befinden uns in einer Phase, in der das Bundesfinanzministerium durch Feldversuche klären will, welches Modell am gescheitesten funktioniert. Ich finde, wir sollten abwarten, bis diese Ergebnisse da sind, damit wir in diesem Hause einvernehmlich gemeinsam mit dem Bundesrat bzw. mit den Ländern im Herbst einen vernünftigen Weg suchen können und auch mit denjenigen aus der Fachwelt, die bewusst sagen: Macht keinen Schnellschuss! Ihr baut eventuell einen Haufen Bürokratie auf, aber es hilft nicht bei der Betrugsbekämpfung. Dafür plädiere ich wirklich, denn es geht um die Sache und nicht darum, vorschnell irgendetwas zu entscheiden, das am Ende vielleicht doch, Herr Professor Pinkwart, Probleme aufwirft. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Damit machen Sie es sich ein bisschen einfach!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511514100
Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511514200




(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


– Die Opposition tut sich mit schnellen Vorschlägen im-
mer leicht, das wissen Sie doch; darüber müssen wir
doch nicht reden.

Worum es jetzt hier und heute geht, ist die Frage: Wie
können wir für kleinere und mittlere Betriebe – vor allen
Dingen in den neuen Bundesländern – eine Situation
schaffen, dass sie erst dann ihrer Umsatzsteuerpflicht
nachkommen müssen, wenn die Rechnungen bezahlt
sind? Es geht darum, dass die Betriebe nicht auf den
Kosten sitzen bleiben, sondern die Umsatzsteuer erst ab-
geführt wird, wenn die Rechnung bezahlt wird; nicht
mehr und nicht weniger steht jetzt hier zur Diskussion.

Es gibt eine Übereinstimmung zwischen der rot-grü-
nen Regierung und den CDU- bzw. FDP-regierten Län-
dern – übrigens auch mit der CSU –, die da lautet: Lasst
uns diese Sonderregelung, die für die neuen Bundeslän-
der gilt und Ende dieses Jahres ausläuft, für zwei Jahre
verlängern. Danach liegt in diesen Ländern die Umsatz-
grenze des Betriebes, bis zu der man diese Möglichkeit
hat, nicht bei 125 000 Euro, sondern bei 500 000 Euro.
Dies wirkt sich auf die Liquidität der Betriebe positiv
aus.

Ich halte das für richtig. Wir haben es hier mit einem
einmaligen Steuerausfall in Höhe von geschätzt
260 Millionen Euro zu tun. Einmalig bedeutet, dass es
sich auf das nächste Jahr verlagert. Wenn die Rechnun-
gen bezahlt werden, dann kommt die Umsatzsteuer na-
türlich rein. Wenn sie nicht bezahlt werden, weil das Un-
ternehmen nicht mehr existiert, dann hat der Staat Pech
gehabt. So ist es nun einmal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Was momentan ja häufig vorkommt!)


Die Union hat vorgeschlagen – ich muss Ihnen ehr-
lich sagen, dass ich den Kerngedanken richtig finde –,
das auf die Westländer auszuweiten, also im gesamten
Bundesgebiet zu machen, und die Liquidität in den ein-

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(C (D elnen kleineren und mittelständischen Betrieben über ine solche Maßnahme besser zu sichern. Ich weiß allerings nicht – das ist der Punkt, an dem wir uns aufgrund er haushälterischen Verantwortung unterscheiden, die ir gegenüber allen Ebenen, den Ländern, den Kommuen und auch uns selbst, haben –, wo wir diese 2,8 Miliarden Euro auftreiben sollen, die uns dann im Haushalt ehlen würden. Ich weiß auch nicht, wo wir die 4,2 Miliarden Euro auftreiben sollen, die uns aufgrund des Vorchlages der FDP im nächsten Haushalt fehlen würden. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


s gibt keinen Deckungsvorschlag. Deswegen ist es
war gut gemeint, aber es ist nicht finanzierbar.
Aus diesem Grund kann ich nur sagen: Wir müssen

ie Vorschläge ablehnen, weil wir sie nicht finanzieren
önnen; wir müssten sie also über neue Schulden finan-
ieren. Aber das können wir der Gesamtheit nicht zumu-
en.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511514300

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/3193 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-
urf der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/359 zur
nderung des Umsatzsteuergesetzes. Der Finanzaus-
chuss empfiehlt auf Drucksache 15/2617, den Gesetz-
ntwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
etzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitions-
raktionen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung
on CDU/CSU abgelehnt. Damit entfällt nach unserer
eschäftsordnung die weitere Beratung.
Ich rufe Zusatzpunkt 16 auf:

Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än-
derung der Abgabenordnung
– Drucksache 15/904 –

(Erste Beratung 63. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)

– Drucksache 15/3339 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Grasedieck
Georg Fahrenschon
Kerstin Andreae
Dr. Andreas Pinkwart






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-

sprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Widerspruch
höre ich keinen. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Dieter Grasedieck.


Dieter Grasedieck (SPD):
Rede ID: ID1511514400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mit unserem neuen Gesetz verbessern wir, die
Koalition, viele Lebenssituationen. Ich will nur zur Ver-
besserung in den Bereichen der Aus-, Fort- und Weiter-
bildung sprechen.

Unsere Väter erlernten einen Beruf. Eine Ausbildung
reichte für das gesamte Leben. Wenn man heute einmal
die Veränderungen betrachtet, dann erkennt man, dass
das längst Vergangenheit ist. Heute muss man innerhalb
des Berufes und innerhalb der Ausbildung flexibel vor-
gehen. Viele Veränderungen treten auf. In den letzten
20 Jahren hat sich die Situation dramatisch verändert.
Auch viele von uns haben mehrere Berufe erlernt.

Wenn man sich die Berufsbilder einmal anschaut,
dann sieht man, dass in den unterschiedlichsten Berufen
Veränderungen vorgenommen wurden. Schauen Sie sich
einmal die Sprünge vom Dreher zum Zerspanungstech-
niker und vom Schlosser zum Industriemechaniker an.
Vor allem die Inhalte der theoretischen Ausbildung sind
bei den modernen Berufen wesentlich größer geworden.
Wir alle, Jung und Alt, müssen uns auf ein lebenslanges
Lernen einstellen. Die SPD wird langfristig unser erfolg-
reiches Konzept – Innovation und Bildung – auch in den
nächsten Jahren fördern und unterstützen.

Wir müssen uns auf Entwicklungen der Wirtschaft
flexibel einstellen. Deshalb brauchen wir gerade in den
Zukunftsberufen viele Ausbildungsplätze. Für das, was
jetzt zwischen Unternehmern auf der einen Seite und
Bundeskanzler Schröder und Wolfgang Clement auf der
anderen Seite ausgehandelt wurde, können wir nur Dank
sagen. Dabei sind 30 000 neue Ausbildungsplätze er-
reicht worden. 30 000 junge Menschen mehr haben die
Chance, sich eine Existenz zu erarbeiten.

Das ist ein Erfolg unseres Gesetzes zur Ausbildungs-
platzabgabe, das wir gemeinsam mit den Grünen einge-
bracht haben. Dadurch ist der Druck erhöht worden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist natürlich auch ein Erfolg unserer Regierung, ein
Erfolg von Wolfgang Clement und Gerhard Schröder.
Unser neuer Gesetzentwurf soll diese Überlegung wei-
terführen. Damit wollen wir in der Hauptsache zwei
Ziele erreichen: Erstens. Das lebenslange Lernen in
Form von Weiterbildung und Fortbildung soll scharf von
der Ausbildung getrennt werden. Zweitens. Das Gesetz
soll helfen, Streit zu vermeiden und die Gerichte zu ent-
lasten.

Wir unterscheiden klar zwischen der ersten Berufs-
ausbildung und dem Erststudium auf der einen Seite
und der Weiter- und Fortbildung auf der anderen Seite,
wie es in unserem Gesetzentwurf vorgesehen ist. Durch

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(C (D ie Ausbildung wird eine Existenzbasis erarbeitet. Das ördern wir dadurch, dass Aufwendungen für die Ausbilung durch Sonderausgaben bis zu 4 000 Euro angeechnet werden. Dieser Betrag für Sonderausgaben urde wesentlich erhöht. Aktuell beträgt er noch 20 Euro, bald werden es 4 000 Euro sein. Deshalb berüßen die Wohlfahrtsverbände – im Hearing wurde das anz besonders deutlich – diese Verbesserung. Alles anere, was danach geschieht, wird über Werbungskosten bgerechnet. Das ist eine klare Abtrennung und eine einach handhabbare Gesetzgebung; die Streitanfälligkeit ird reduziert. Genau das ist unser Ziel. Verfahren, die es noch vor wei Jahren gab, werden der Vergangenheit angehören. in Beispiel: Eine Rechtsanwaltsgehilfin studiert neben hrem Beruf an der Fachhochschule. Die Ausgaben dafür etragen 3 200 Euro. Das war deshalb ein Streitpunkt, eil nur Sonderausgaben von 920 Euro anerkannt wuren. Solche Gerichtsverfahren wird es in Zukunft nicht ehr geben. Auch bei berufsbegleitenden Promotionen reift unser neues Gesetz. Die Frage, ob es sich um Werungskosten oder um Sonderausgaben handelt, ist klar eregelt. Aus diesem Grunde begrüßt die Deutsche Steuergeerkschaft den Gesetzentwurf. Sie schreibt in ihrem utachten: Die bisher schwierigen und streitanfälligen bgrenzungsfragen zwischen Sonderausgaben und Werungskosten werden wesentlich vereinfacht. – Sie, eine Damen und Herren von der CDU/CSU, sollten ich die Argumente der Steuergewerkschaft etwas näher nsehen und sich damit auseinander setzen. Dazu wünche ich Ihnen gute Einsichten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Wir auch!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511514500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Georg

ahrenschon.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1511514600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen von den Regierungsfraktionen! Ihr Gesetzentwurf
ur Änderung der Abgabenordnung erinnert an einen
isberg. Von einem Eisberg sind bekanntermaßen nur
0 Prozent zu sehen. Der wesentlich größere Teil ver-
irgt sich jedoch unter der Wasseroberfläche. Gerade das
ber macht einen Eisberg brandgefährlich.


(Stephan Hilsberg [SPD]: Ein Eisberg kann nicht brennen!)


Mit Ihrem Gesetzentwurf verhält es sich ähnlich. Sie
aben aus einer einfachen und guten Bundesratsinitiative
m Handumdrehen ein unüberschaubares Artikelgesetz
it vielen versteckten Tücken gemacht. Ursprünglich
urde vom Bundesrat – darüber müsste man eigentlich
n erster Stelle reden – eine Änderung des Gemeinnüt-
igkeitsrechts für Körperschaften des öffentlichen
echts in den Deutschen Bundestag eingebracht. Denn






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

durch das Investitionszulagengesetz aus dem Jahre 1999,
das Rot-Grün zu verantworten hat,


(Zuruf von der SPD: Das war sehr gut!)

gilt für die Steuerbegünstigung eines Fördervereins zu-
sätzlich, dass auch die Einrichtung bzw. Körperschaft,
für die die Mittel beschafft werden, selbst steuerbegüns-
tigt sein muss. Im Klartext bedeutet das, dass einer Viel-
zahl gemeinnütziger Fördervereine, die staatliche oder
kommunale Einrichtungen sind wie zum Beispiel
Museen und Theater, aber auch Kindergärten und sogar
Pflege- und Altenheime, der Verlust der Gemeinnützig-
keit droht, es sei denn, die geförderten Einrichtungen ge-
ben sich selbst eine Satzung. Das war nicht richtig, son-
dern das war ein erheblicher fachlicher Fehler.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der entscheidende Fehler in Ihrem damaligen Gesetzes-
werk besteht in der Tatsache, dass gerade staatliche Mu-
seen und Theater qua Definition ausschließlich und
zweifelsfrei bereits steuerbegünstigte Zwecke im Sinne
des § 52 der Abgabenordnung verfolgen.

Das heißt, wir haben wieder einmal ein Paradebei-
spiel dafür, wie Rot-Grün im deutschen Steuerrecht völ-
lig überflüssig einen weißen Schimmel schafft, der un-
nötige Bürokratie nach sich zieht. Denken Sie einmal
daran, was es heißt, eine Satzung zu erarbeiten, eine Sat-
zung zu beschließen, eine Satzung beim Registergericht
zu hinterlegen und eventuell die Satzung im Laufe der
Zeit ständig anpassen zu müssen. Aus dem Grunde muss
man dem Bundesrat danken, dass er sich der Sache ange-
nommen hat und die Abgabenordnung so verändert, dass
für Gemeinnützigkeit der Fördervereine von Betrieben
gewerblicher Art die Gemeinnützigkeit der geförderten
Einrichtung nicht mehr Voraussetzung ist.

Diese Initiative des Freistaats Bayern mit dem Ziel,
den bürokratischen Aufwand bei den Vorschriften über
die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit zu ver-
meiden, begrüßt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus-
drücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aus Sicht der Union hätte dies schon längst verab-

schiedet werden können. Denn das Gesetz wurde am
14. März 2003 vom Bundesrat beschlossen und dem
Bundestag seitens der Bundesregierung am 2. Mai 2003
zur Beratung überstellt. Über ein Jahr lang sah sich Rot-
Grün nicht in der Lage, zuzustimmen, und hielt es seit
Anfang dieses Jahres stattdessen für notwendig, ständig
neue und im Grunde völlig sachfremde Themen in die
Gesetzesvorlage einzubringen.

Die Bundesratsinitiative wurde Ihrerseits zu einem so
genannten Omnibusgesetz umfunktioniert. Wir spre-
chen deshalb heute neben dem Gemeinnützigkeitsrecht
zusätzlich noch über die Einschränkung der Abzugsfä-
higkeit von Berufsausbildungskosten, die Änderung
beim Entlastungsbeitrag für Alleinerziehende, die Ver-
kürzung der Anmelde- und Abführungspflichten für die
Kapitalertragsteuer auf Dividenden, die Verlängerung

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(C (D er Istbesteuerungsregelung für die neuen Länder nach 20 Umsatzsteuergesetz und zu guter Letzt noch über ie Änderung des Gesetzes über das Branntweinmonool. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind alles gute Änderungen!)


it dem ursprünglichen Inhalt der Gesetzesvorlage des
undesrates hat das leider überhaupt nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trotzdem ist es gut!)


Schlimmer noch: Die Vorgehensweise, nach der ers-
en Lesung im Deutschen Bundestag zusätzlich noch
iele andere Gesetze auf eine Gesetzesvorlage zu pa-
ken, ist verfahrensrechtlich mehr als bedenklich. Nach
62 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages
st dieses Verhalten sogar unzulässig; denn der Aus-
chuss ist verpflichtet, die ihm überwiesene Vorlage zü-
ig zu erledigen. Dies hat der Finanzausschuss bei die-
em Gesetz weit verfehlt.
Bereits Mitte März 2003 hat der Bundesrat seine Ini-

iative beschlossen. Heute schreiben wir immerhin den
8. Juni 2004. Durch Ihr Taktieren kam es also zu einem
rheblichen Zeitverlust. Den entsprechenden Brandbrief
er Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenver-
ände kann ich gerne zu Protokoll geben. Darin fordern
lle drei kommunalen Spitzenverbände Anfang Januar,
chnellstmöglich der Bundesratsinitiative zuzustimmen.
Weiterhin ist das Verhalten unzulässig, weil – so sind

un einmal die Arbeitsregeln in unserem Parlament – ein
usschuss grundsätzlich kein Initiativrecht besitzt. Än-
erungen, Erweiterungen und Ergänzungen dürfen nur
ingebracht werden, wenn sie in unmittelbarem Sachzu-
ammenhang zur eigentlichen Vorlage stehen. Aus Sicht
er Bundestagsfraktion der CDU/CSU ist kein unmittel-
arer Zusammenhang zwischen der Änderung des Ge-
einnützigkeitsrechts für Körperschaften des öffentli-
hen Rechts und den übrigen Änderungsanträgen zu
rkennen. Deshalb stellt sich hier die nicht unwesentli-
he Frage, ob das Gesetz hinsichtlich der übrigen Ände-
ungsanträge überhaupt auf verfassungskonforme Weise
ustande kommen kann.
Wir haben – ich erwähne das, weil dieser Punkt si-

herlich noch angesprochen wird – dabei mitgemacht.
ir haben zusätzliche Punkte aufgenommen und sie in
iner besonderen Anhörung behandelt. Das war auch gut
o. Insbesondere den Entlastungsbetrag von Alleinerzie-
enden hätten wir sicherlich nicht optimiert, wenn wir
iese Anhörung nicht durchgeführt hätten. Es gibt aber
wei Punkte, nämlich die Änderungen hinsichtlich der
msatzsteuer sowie das Branntweinmonopol, die nicht
inmal in der Anhörung im Mittelpunkt standen.
Ich bleibe bei dem von mir verwendeten Bild des Eis-

ergs. Statt Bürokratie abzubauen, schaffen Sie mit der
euregelung hinsichtlich der Abschaffung bzw. Verkür-
ung der Frist zur Anmeldung und Abführung der Kapi-
alertragsteuer auf Ausschüttungen sogar noch mehr






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

Bürokratie, und zwar insbesondere für den deutschen
Mittelstand.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511514700

Herr Kollege, denken Sie bitte daran, Ihre Redezeit

einzuhalten.


Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1511514800

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die

Union zwar den ursprünglichen Gesetzentwurf des Bun-
desrats ausdrücklich unterstützt, aber nicht bereit ist,
dem gesamten Konvolut zuzustimmen. Wir werden se-
hen, was der Bundesrat mit Ihrem Gesetzentwurf macht.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511514900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christine Scheel.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511515000

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Dass

der Bundesrat eine Gesetzesinitiative auf den Weg ge-
bracht hat, um vernünftige Regelungen zur steuerlichen
Behandlung gemeinnütziger Einrichtungen zu schaf-
fen, ist zu begrüßen. Darin sind wir uns einig.

Wir wissen allerdings auch, was es bedeutet, wenn ein
Land im Bundesrat eine Initiative einbringt, die zunächst
mit den anderen Ländern und dem Bundesfinanzministe-
rium koordiniert und letztendlich vom Gesetzgeber, dem
Parlament, auf den Weg gebracht werden muss, zumal
auch bestimmte Fristen einzuhalten sind.

Insofern kann man zwar beklagen, dass es so lange
gedauert hat – es hätte in der Tat nicht ganz so lange dau-
ern müssen, Herr Fahrenschon; das ist richtig –, aber
ganz so schnell, wie Sie es dargestellt haben, geht es
nicht, weil das Gesetzgebungsverfahren, die Fristen und
die Modalitäten zwischen Bundestag und Bundesrat ein-
zuhalten sind.

Wir hatten den kommunalen Spitzenverbänden recht-
zeitig mitgeteilt, dass wir die Gesetzesänderung auf den
Weg bringen, sodass auf kommunaler Ebene Planungssi-
cherheit gegeben war. Denn es war klar: Weder die
Union noch die rot-grüne Koalition noch die FDP wür-
den einen solchen Vorstoß ablehnen. Damit stand fest,
dass die Gesetzesänderung erfolgen wird. Insofern war
es nicht tragisch, dass wir sie einige Wochen länger lie-
gen gelassen haben – ich drücke das bewusst so aus –,
weil wir noch andere Punkte, die wir vernünftigerweise
regeln wollen, mit der Abgabenordnung in Verbindung
gebracht haben.

Nun ließe sich einwenden: Es gibt eine Lokomotive
mit einem Waggon daran – das ist die Initiative des Bun-
desrates –; das reicht eigentlich aus. Die rot-grüne Frak-
tion hat nun aber noch ein paar weitere Waggons ange-
hängt. Aber jeder Waggon, der noch angehängt wurde,
fährt in die richtige Richtung und hat insofern seine Be-
rechtigung.

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(C (D (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das sagen Sie! – Christian Freiherr von Stetten [CDU/ CSU]: Das ist Ansichtssache, Frau Scheel!)


as gilt für die Regelungen für allein erziehende Mütter
nd Väter, sodass eben nicht mehr, wie es bislang im Ge-
etz geregelt ist, der Entlastungsbetrag für Allein-
rziehende entfällt, wenn das Kind 18 Jahre alt wird.
ach der vorgesehenen Regelung wird der Entlastungs-
etrag von staatlicher Seite vielmehr so lange gewährt,
is der Kindergeldanspruch für ein Kind entfällt. Es
acht schließlich keinen Sinn, wenn eine allein erzie-
ende Mutter eines 17-Jährigen, der sich in der Ausbil-
ung befindet, den Entlastungsbetrag bekommt, die al-
ein erziehende Mutter eines 22-Jährigen, der sich in der
usbildung befindet, aber nicht, obwohl die anfallenden
osten gleich hoch sind. Das war eine völlig unsinnige
egelung, die im Dezember in einer Nacht-und-Nebel-
ktion im Bundesrat getroffen wurde. Die unionsgeführ-
en Länder wollten gar nichts für die Alleinerziehenden
un. Die rot-grüne Regierung hat einen Vorschlag unter-
reitet, der allerdings nicht 100-prozentig das umfasst,
as wir politisch erreichen wollten. Deswegen ist es
ichtig, dass dieser Waggon angehängt wird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unstrittig!)

Wir haben einen weiteren wichtigen Bereich aufge-

riffen, bei dem es um die Zukunft von Bildungs-
ufwendungen geht. Wir sind der Auffassung, dass In-
estitionen in Bildung in einer Dienstleistungs- und
issensgesellschaft immer mehr an Bedeutung gewin-
en.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dann handeln Sie doch danach!)


us diesem Grund müssen wir schon froh sein, dass der
undesfinanzhof die Möglichkeit eingeräumt hat, eine
ehr weit reichende Abzugsfähigkeit von Bildungsauf-
endungen als Werbungskosten zu erlauben. Man muss
ehen, dass es hier Hürden gegeben hat, die es erst ein-
al zu überwinden galt.
Langfristiges Ziel muss natürlich sein, dass Sach- und
umaninvestitionen steuerlich gleichbehandelt werden
nd gleichermaßen abzugsfähig sind. Angesichts der
eit, in der wir leben, und der Entwicklung in unserer
esellschaft ist es nicht mehr zu legitimieren, dass zwar
ie Kosten für eine Maschine, die man sich in die Halle
tellt, voll abzugsfähig sind, dass aber Investitionen in
ildung die Abzugsfähigkeit versagt bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


it der von uns geplanten Maßnahme gehen wir einen
iesenschritt in die richtige Richtung. Es ist also berech-
gt, auch diesen Waggon anzuhängen. Er wird ziemlich
chnell mit in die richtige Richtung fahren.
Dem, was Herr Fahrenschon zu den anderen Themen
haltlich gesagt hat, kann ich mich nur anschließen. Zu
en Fragen betreffend die Umsatzsteuer habe ich schon
meiner vorhergehenden Rede Stellung genommen, auf
ie ich an dieser Stelle verweisen möchte.






(A) )



(B) )


Christine Scheel

Der Zug ist auf einem guten Gleis. Auch die Richtung

stimmt.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511515100

Jetzt hat der Abgeordnete Dr. Pinkwart noch einmal

für drei Minuten das Wort.


Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1511515200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es handelt sich bei dem heute vorgelegten Ge-
setzentwurf fürwahr um ein Omnibusgesetz, mit dem
verschiedene steuerrechtliche Anliegen befördert wer-
den sollen. Dabei haben die Anhörungen wie auch die
Beratungen im Ausschuss gezeigt, dass mit diesem
„Omnibus“ leider nicht alles mitgenommen wird, was
dringend befördert gehört. Dafür werden wiederum an-
dere Dinge mitgenommen, die zumindest in der jetzigen
Form nicht befördert werden sollten.

Die Rechtsänderungen im Bereich des Gemeinnüt-
zigkeitsrechts und die einkommensteuerliche Behand-
lung Alleinerziehender werden von der FDP-Fraktion
dabei als äußerst sinnvolle Regelungen angesehen und
als Einzelrechtsänderungen jeweils begrüßt.


(Beifall bei der FDP)

Dagegen greift das im Gesetzentwurf enthaltene
umsatzsteuerliche Besteuerungsverfahren – das ist in
der vorangegangenen Aussprache schon diskutiert wor-
den – bei weitem zu kurz. Die Verlängerung der auf die
neuen Bundesländer bezogenen Sonderregelungen ist
zwar notwendig. Aber zum einen müsste der Anwen-
dungsbereich auf die gesamte Bundesrepublik Deutsch-
land ausgeweitet werden und zum anderen müsste die
Umsatzgrenze für Unternehmen auf 2,5 Millionen Euro
angehoben werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Zudem muss in dieser Höhe die Istbesteuerung auch auf
der Leistungseingangsseite gelten.

Der eben angesprochene Systemwechsel von der
Soll- zur Istbesteuerung wird nicht – hier gehe ich auf
das ein, was Frau Scheel vorhin gesagt hat – die von Ih-
nen genannten über 4 Milliarden Euro Mindereinnah-
men für den Staat zur Folge haben. Sie als Ausschuss-
vorsitzende wissen, dass das Bundesfinanzministerium
ausdrücklich gebeten worden ist, die eigenen Berech-
nungen noch einmal zu überprüfen, was auch zugesagt
worden ist; denn von der Systemumstellung erwartet
auch das Bundesfinanzministerium eine wirksamere
Missbrauchsbekämpfung. Insofern werden die Minder-
einnahmen, wenn überhaupt welche entstehen, deutlich
geringer ausfallen.

Das, was mit dem Omnibusgesetz nicht mitgenom-
men worden ist – das bedauern wir außerordentlich, weil
dies gegenwärtig Hunderttausende mittelständische
Unternehmen in diesem Land massiv bedrückt –, ist die

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(C (D on der Bundesregierung zusammen mit den Ländern egen die Stimmen der FDP im Vermittlungsausschuss eschlossene Neuregelung des § 8 a des Körperschaftteuergesetzes. Wir haben deshalb im Rahmen der Auschussberatung beantragt, diese Neuregelung zurückzuehmen. Gegenstand des § 8 a ist, dass Zinszahlungen on Unternehmen in gewissen Fällen nicht mehr als etriebsausgaben geltend gemacht werden können, sonern als verdeckte Gewinnausschüttung behandelt weren müssen. Dabei handelt es sich nach der gegenärtigen Gesetzeslage auch um Bankkredite, die von nternehmern privat verbürgt worden sind. Das ist der ypische Mittelstandskredit. Er soll nach der geltenden echtslage nicht mehr als Betriebsausgabe abgesetzt erden können. Das führt – Sie alle wissen das – zu eier massiven Verunsicherung im Mittelstand: Es gibt underte von Eingaben aus diesem Bereich. Verbände nd Sachverständige haben darauf hingewiesen, dass es er dringenden Regelung bedarf, um einer weiteren Inestitionszurückhaltung und damit dem Verlust von Areitsplätzen entgegenzuwirken. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in den Ausschussberatungen hierzu eine
anz klare Änderung vorgeschlagen. Das BMF-Schrei-
en reicht nicht; es schafft nicht – das ist hinreichend
lar geworden – die notwendige Rechtssicherheit. Ich
ordere die Regierung und die Regierungsfraktionen
azu auf – sie sind in Zugzwang –, dieses Problem zu lö-
en. Wenn sie das nicht tun, wird sich das Beschäfti-
ungsproblem in diesem Land weiter verschärfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511515300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ingrid Arndt-
rauer.


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1511515400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das,
as wir heute debattieren, könnte man „Änderung der
bgabenordnung und weiterer Gesetze“ nennen. Unter
iesen weiteren Gesetzen befindet sich eines, wozu ich
rfreulicherweise sagen kann: Da haben alle zuge-
timmt. Ich finde das sehr vernünftig, denn es zeigt sich:
ie Lebenswirklichkeit ist nicht immer so, wie wir sie
erne hätten; aber wir müssen uns ihr stellen.
Das Gesetz, an das ich denke, behandelt den Haus-

altsfreibetrag für Alleinerziehende. Diese Personen
aben das Problem, dass sie dadurch wirtschaftliche
achteile erleiden, dass sie in der Regel ohne Partner le-
en, weswegen sie nicht die Vorteile einer Zweierbezie-
ung mit Kind genießen können. Um dem entgegenzu-
irken, haben wir Anfang dieses Jahres einen Freibetrag
n Höhe von 1 308 Euro eingeführt. Bedingung für die-
en Freibetrag ist, dass mindestens ein minderjähriges
ind in der Familie lebt.
Die Erfahrung zeigt allerdings: Es gibt durchaus Fa-
ilien, besser: Teilfamilien, in denen nicht nur ein min-
erjähriges Kind lebt. In solchen Familien lebt häufig






(A) )



(B) )


Ingrid Arndt-Brauer

auch ein Kind über 18. Das ist nicht gleichbedeutend mit
einem Lebenspartner. Meine eigene Lebenswirklichkeit
– ich habe zwei Kinder über 18 und zwei unter 18 – zeigt
mir, dass die Kinder über 18 nur bedingt zur Erziehung
und Betreuung meiner unter 18-Jährigen beitragen. Fi-
nanziell tragen sie dazu überhaupt nicht bei. Um das aus-
zugleichen, erweitern wir das bestehende Gesetz um die
Personengruppe, die nicht nur mit einem minderjährigen
Kind, sondern auch mit einem Kind über 18, für das ein
Anspruch auf Kindergeld bzw. Freibetrag besteht, zu-
sammenlebt. Das ist gut und vernünftig.

Ich freue mich – das sage ich ausdrücklich –, dass alle
zugestimmt haben. Wenn wir mit den anderen Angele-
genheiten genauso ruhig und sachlich umgegangen wä-
ren, dann hätten wir vielleicht auch bei den anderen De-
tails Einigkeit erzielen können. Es ist nicht immer
schlimm, Gesetzesinhalte aneinander zu reihen, damit
sie möglichst schnell, womöglich rückwirkend, in Kraft
treten können. In diesem Fall war eine solche Aneinan-
derreihung notwendig. Das Gesetz zur Neuregelung der
Ansprüche der Alleinerziehenden – wir werden es heute
verabschieden – gilt rückwirkend zum 1. Januar 2004.
Das heißt, die Alleinerziehenden haben in diesem Jahr
keinen Nachteil. Ich denke, das ist gut. Ich freue mich,
dass das so zustande gekommen ist.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511515500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christian von

Stetten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1511515600

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren!

Heute ist schon verschiedentlich erwähnt worden: Die
Bundesländer, die über den Bundesrat einen Gesetzent-
wurf mit dem Titel „Entwurf eines Gesetzes zur Ände-
rung der Abgabenordnung“ eingebracht haben und damit
eigentlich nur die Gemeinnützigkeitsregeln etwas verän-
dern wollten, wundern sich heute schon – sie sind die
Antragsteller –, was alles im Bundestag heute beschlos-
sen werden soll.

Ehrlich gesagt, auch ich wundere mich. Der Kollege
Fahrenschon ist auf die eigentlichen Ziele der Bundes-
länder ausführlich eingegangen und er hat auch begrün-
det, warum wir dem ursprünglichen Gesetzentwurf
gerne zugestimmt hätten.

Meine Damen und Herren von der Regierungskoali-
tion, was Sie im Nachhinein alles in dieses Gesetz
hineingepackt haben, ohne dass ein sachlicher Zusam-
menhang mit der Vorlage des Bundesrates besteht, ist
nicht akzeptabel. Wir haben Sie im Finanzausschuss
mehrfach gebeten – wir haben sogar einen entsprechen-
den Antrag gestellt, der es uns ermöglichen sollte –, den
sinnvollen Forderungen der Bundesländer nachzukom-
men und anschließend die von Ihnen nachträglich einge-

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(C (D rachten Punkte in einem geordneten Gesetzgebungsverahren mit uns gemeinsam zu diskutieren. Sie haben es anders entschieden. Sie machen mal wie er einen verfahrenstechnisch fragwürdigen Schnellchuss und der Schnellschuss ist zudem noch halbherzig. chauen Sie einmal in Ihren eigenen Entwurf hinein! ehmen Sie beispielhaft die Änderung des Umsatzsteurgesetzes. Sie wollen eine Sonderbehandlung der neuen undesländer bei der Umsatzbesteuerung nach vereinahmten Entgelten; Sie wollen die Geltungsdauer der msatzgrenze von 500 000 Euro um zwei Jahre verlänern. Sie begründen es damit, dass Sie die Liquiditäts-, achstumsund Beschäftigungsgrundlage kleiner und ittlerer Unternehmen in den neuen Ländern stärken ollen. Es ist positiv, dass Sie den Mittelstand stärken ollen. (Zuruf von der SPD: Das kann man wohl sagen!)


ber nicht nur in den neuen Bundesländern leidet der
ittelstand unter Ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik.

n ganz Deutschland gibt es Unternehmenspleiten in
och nie dagewesenem Ausmaß.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Leider wahr!)


s waren 40 000 Unternehmenspleiten allein im Jahr
003, also alle zwölf Minuten ein mittelständischer Be-
rieb weniger – alle zwölf Minuten! Wir brauchen die
renze von 500 000 Euro für ganz Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Bei den Reden geht alle fünf Minuten einer pleite!)


Sie hätten zuhören müssen! Genau vor einer Stunde
aben wir zu diesem Thema unseren Entwurf in einem
rdnungsgemäßen Verfahren in den Bundestag einge-
racht. Deswegen sollten Sie heute die von Ihnen im
usschuss beschlossenen Ergänzungen zurückziehen
nd sich in das ordnungsgemäße Verfahren zu dem Ent-
urf, den wir formuliert haben, einbringen.
Nachdem Rot-Grün hier so ein Durcheinander veran-

taltet hat – Sie haben das in einem Zwischenruf
ingeworfen –, hat sich die FDP dazu verleiten lassen,
um Thema § 8 a Körperschaftsteuergesetz noch einen
inten dranzuhängen. Herr Professor Pinkwart, Sie ha-
en völlig Recht: Der § 8 a muss geändert werden. Er
uss aber in einem geordneten Gesetzgebungsverfahren
eändert werden.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Aber schnell!)

ieber Herr Staatssekretär, es reicht nicht aus, dass Sie
ie berechtigten Interessen der Betroffenen mit einem
infachen BMF-Schreiben aufnehmen wollen. In
eutschland müssen Gesetze gelten und nicht irgend-
elche Verwaltungsbriefe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zum Abschluss bitte ich Sie ausdrücklich, hierzu ei-

en eigenen Gesetzentwurf vorzulegen. An dessen Bera-
ung wollen wir uns dann konstruktiv beteiligen.






(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten


(Zuruf von der SPD: Das wäre das erste Mal!)


Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511515700

Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache.
Bevor wir zur Abstimmung über den vom Bundesrat

eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung der Abga-
benordnung kommen, möchte ich Ihnen bekannt geben,
dass aus den Reihen der Fraktion der CDU/CSU
21 Erklärungen zur Abstimmung vorliegen, die wir zu
Protokoll nehmen.1)


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr interessant! Die werden wir mal nachlesen! – Gegenruf von der CDU/CSU: Das lohnt sich immer!)


Wir kommen zur Abstimmung. Der Finanzausschuss
empfiehlt auf Drucksache 15/3339, den Gesetzentwurf
in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zu-
stimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit
in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben,
wenn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Wer
möchte Ihn ablehnen? – Gibt es Enthaltungen? – Es
bleibt bei dem schon eben festgestellten Ergebnis: SPD
und Bündnis 90/Die Grünen stimmen zu, CDU/CSU und
FDP lehnen ab.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 auf:
Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
§ 573 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
– Drucksache 15/2951 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-
sprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Widerspruch
höre ich nicht. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst für
den Bundesrat der sächsische Staatsminister Horst
Rasch.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511515800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Bei der im Gesetzentwurf des Bundesrates vor-
geschlagenen so genannten Abrisskündigung handelt es
sich um ein Rechtsinstrument des Stadtumbaus. Der
Begriff des Stadtumbaus weist auf einen Prozess hin, der

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a1) Anlage 7

(C (D ns über einen längeren Zeitraum beschäftigen wird. Dainter verbirgt sich das große Problem des Wohnungseerstandes, das in den neuen Bundesländern bereits in rheblichem Umfang auftritt. Angesichts der demograhischen Entwicklung ist jedoch auch in den alten undesländern damit zu rechnen, dass ein Stadtumbau ur Behebung von Strukturproblemen erfolgen muss. Lassen Sie mich zur Illustration nur zwei Zahlen nen en: In den neuen Ländern stehen über 1 Million Wohungen leer, in Sachsen allein mehr als 400 000. Wenn ie in Rechnung stellen, dass wir etwa 4,3 Millionen inwohner haben, kommen Sie zu dem Schluss, dass twa jeder zehnte Sachse eine leer stehende Wohnung kkupieren könnte. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: In einem Plattenbau! Aber wer will da hinein?)


In einem Plattenbau im Allgemeinen. – Einem Über-
chuss in dieser Größenordnung kann man nicht mit Ein-
elmaßnahmen begegnen. Hier sind Gesamtkonzepte
efragt. Das heißt konkret, dass Planungen zur Verklei-
erung von Wohngebieten erstellt werden müssen, die in
inem Rahmenkonzept für die jeweilige städtische Ent-
icklung eingebettet sind. Den Kommunen, die diesen
rozess im Wesentlichen in Zusammenarbeit mit den
ohnungsunternehmen und den Wohnungsbesitzern be-
ältigen müssen, stehen damit schwierige Aufgaben be-
or. Sie können diese Aufgaben nur bewältigen, wenn
hnen das notwendige rechtliche Instrumentarium zur
erfügung steht.
Der Anfang hierzu wurde mit der Einfügung eines
bschnitts „Stadtumbau“ in das Baugesetzbuch erst
ürzlich von Ihnen erfolgreich auf den Weg gebracht.
ie Abrisskündigung gehört jedoch als weiterer zivil-
echtlicher Aspekt ebenso zu diesem notwendigen In-
trumentarium.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich bedanke mich.
Mit der Abrisskündigung wollen wir den schnellen

ollständigen Freizug von Gebäuden ermöglichen, die
bgebrochen werden sollen. Sie soll die Rechtssicherheit
ür alle Beteiligten erhöhen und den Stadtumbau voran-
ringen. Es hat um den Sinn dieser Regelung bereits eine
ntensive Diskussion gegeben. Lassen Sie mich insofern
uf die rechtlichen Aspekte besonders eingehen:
Der Vermieter soll einen Mietvertrag kündigen kön-

en, wenn das Wohngebäude überwiegend, das heißt zu
ehr als 50 Prozent, leer steht und entsprechend der
tädtebaulichen Planung der Gemeinde teilweise oder
ollständig beseitigt werden soll. Gleichzeitig muss der
ermieter dem Mieter Wohnraum in vergleichbarer Art,
röße und Ausstattung nachweisen.
Gefragt worden ist in diesem Zusammenhang, ob wir

icht mit der Kündigungsmöglichkeit aus berechtigtem
nteresse nach § 573 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch
der der gerade erst in den neuen Ländern zugelassenen
erwertungskündigung nach § 573 Abs. 2 Nr. 3 BGB
usreichend Kündigungsmöglichkeiten für die Vermieter






(A) )



(B) )


Horst Rasch, Staatsminister (Sachsen)


leer stehender Gebäude haben. Dies ist gerade nicht der
Fall.


(Dirk Manzewski [SPD]: Doch!)

Eine aktuelle Entscheidung des Bundesgerichtshofs
vom März dieses Jahres hat bestätigt, dass die Verwer-
tungskündigung nicht den Fall des bloßen Abrisses von
Wohnhäusern ohne Neubebauung oder Umnutzung be-
trifft.

Entgegen der Auffassung der Bundesregierung kann
auch nach der Entscheidung des BGH nicht von einer
gesicherten Rechtslage für den flächenhaften Rückbau
von Wohngebäuden ausgegangen werden. Das BGH-
Urteil setzt sich lediglich mit der Abgrenzung von Ab-
riss- und Verwertungskündigung auseinander. Bezüg-
lich der Voraussetzungen einer konkreten Kündigung im
Rahmen des § 573 Abs. 1 BGB, insbesondere zum
Thema Interessenabwägung und Mieterschutzerwägun-
gen, wurden keine Ausführungen gemacht.

Hinzu kommt, dass man in diesem Bereich bei nur
vier vom BGH angesprochenen unterinstanzlichen Ur-
teilen – wobei allein zwei aus dem konkret entschiede-
nen Instanzenzug stammen – wohl noch nicht von einer
gefestigten Rechtsprechung ausgehen kann. Dies gilt
umso mehr, als die Vorgaben der vereinzelten Rechtspre-
chung auch teilweise recht unterschiedlich sind. Wäh-
rend das Amtsgericht Jena und das Landgericht Gera
eine Kündigungsmöglichkeit anerkennen, wenn der
Leerstand auf demographischer Entwicklung beruht und
der Abriss im Rahmen eines Stadtentwicklungskonzepts
erfolgt, sieht das vom BGH aufgeführte Urteil des Amts-
gerichts Leipzig eine Kündigungsmöglichkeit jedenfalls
dann nicht vor, wenn der Vermieter das Objekt aktiv ent-
mietet oder von jeglichen Vermietungsmaßnahmen aus-
genommen hat, also keine Instandhaltungsmaßnahmen
oder Vermietungsbemühungen vorgenommen hat.

Des Weiteren bestehen in diesem Zusammenhang be-
züglich der Rechte der Mieter ganz erhebliche Un-
sicherheiten. In vielen Fällen haben die Unternehmen
von sich aus und gerade aufgrund der rechtlichen Un-
sicherheit über eine Kündigungsmöglichkeit bereits im
Vorfeld den Mietern jeweils entsprechend üppige Ange-
bote unterbreitet. Das vom BGH bestätigte Landgericht
Gera spricht sogar von überobligatorischen Angeboten
der Wohnungswirtschaft.


(Henry Nitzsche [CDU/CSU]: Goldener Handschlag!)


Was jedoch eine obligatorische Berücksichtigung der
Mieterinteressen darstellt, wurde von der Rechtspre-
chung bisher nicht hinreichend klargestellt. Dass die
Wohnungswirtschaft solche überobligatorischen Ange-
bote bei flächenhaftem Abriss in Zukunft nicht mehr be-
triebswirtschaftlich tragen kann, braucht bei der derzeiti-
gen Wohnungsmarktlage in den neuen Bundesländern
nicht mehr näher erläutert zu werden. Auch hier würde
mit der Ermöglichung der Abrisskündigung nunmehr
eine klare Regelung getroffen. Die Abrisskündigung be-
rücksichtigt die Interessen der Mieter, da der Vermieter
verpflichtet ist, Ersatzwohnraum vergleichbarer Art,
Größe und Ausstattung nachzuweisen. Unsere Woh-

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(C (D ungsgesellschaften im Osten tragen schon jetzt jeden ieter auf Händen; denn er ist der Einzige, der ihnen in ieser wirtschaftlichen Situation wirklich helfen kann. Meine Damen und Herren, letztendlich war der ent chiedene Fall des BGH insofern ein Sonderfall, als es ich um einen trotz langer Verhandlungen und großzügier Zahlungsangebote übrig gebliebenen Einzelmieter andelte. Ob ein berechtigtes Interesse von den Gerichn auch dann bejaht wird, wenn noch 20 oder 30 Proent der Mieter vorhanden sind und nach städtebaulichen ntwicklungskonzepten der bestehende Leerstand auf in Gebäude konzentriert werden soll, ist unklar. Zu warn, bis nur noch ein einziger Mieter in einem Wohnlock wohnt, um ihn dann, möglicherweise mit einer ündigung aus berechtigtem Interesse nach § 573 bs. 1 BGB, herauszuklagen, ist kein akzeptabler Weg ür den flächenhaften Rückbau, der in vielen Städten anteht. Wichtig ist: Kein Mieter wird auf der Straße stehen. etroffene werden vielleicht in einen Block in der Nacharschaft oder in einen anderen Stadtteil ziehen; denn ir müssen dafür sorgen, dass unsere Stadt in sinnvoller eise umgebaut werden kann, und zugleich den Betrof enen rechtliche Sicherheit bieten. ies ist ein Anliegen, das in die Zukunft weist. Die Weihen dafür müssen aber jetzt gestellt werden. Deshalb itte ich Sie: Schaffen Sie die Rechtsinstrumente, die für en Stadtumbau notwendig sind. Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär lfred Hartenbach. Al Verehrte Frau Präsidentin! Verehrtes Präsidium! Ver hrte Rechtsund Mietfreunde! Verehrter Herr Staatsinister! Erst vor kurzem wurde auf Initiative des Bunesrates das Verbot der Verwertungskündigung für ltmietverträge in den neuen Ländern aufgehoben. Seit em 1. Mai 2004 gibt es diese Beschränkung der Verieterrechte auch in Ostdeutschland nicht mehr. Das ist ei dem herrschenden Wohnungsleerstand auch vernünfg. Mit diesem Gesetzentwurf schießt der Bundesrat aber ber das Ziel hinaus. Das Sonderkündigungsrecht hat für ie Leerstandsproblematik keine Bedeutung; Praktiker estätigen mir das immer wieder. Ohnehin wird das Prolem in der Praxis durch das Angebot von Ersatzwohungen und die Übernahme von Umzugskosten durch en Vermieter in den meisten Fällen befriedigend gelöst. Wo eine einvernehmliche Lösung nicht erzielt wird, rmöglicht bereits das geltende Recht den Vermietern ie Abrisskündigung. Für die Generalklausel des § 573 bs. 1 BGB hat sich eine sehr vernünftige Rechtspre Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach chung zur Abrisskündigung entwickelt, die der Bundesgerichtshof mittlerweile in vollem Umfang bestätigt hat. Die Rechtsprechung stellt den Unterhaltskosten für das Gebäude die Mietzahlungen der verbleibenden Mieter gegenüber und überprüft bei einem erheblichen Missverhältnis außerdem, ob die Mieter besonders schutzbedürftig sind. Damit werden die Interessen der Vermieter in Fällen erheblichen Leerstands angemessen berücksichtigt. Berücksichtigt wird aber auch, dass eine Kündigung durch den Vermieter nur bei einem Interesse von Gewicht in Betracht kommt. Dieser Ansatz ist mir wichtig, weil die Wohnung nun einmal der Lebensmittelpunkt des Mieters ist und deshalb eine hohe soziale Bedeutung hat. Wir haben also einen ausreichenden Kündi gungstatbestand und auch die erforderliche Rechtssicherheit für die Ausübung von Abrisskündigungen. Ich kann keine ernsthafte Gefahr eines Missbrauchs durch die Mieter erkennen. Der Wunsch eines Mieters, sich eine Auszugsbereitschaft teuer bezahlen zu lassen, wird von der Rechtsprechung unmissverständlich als vertragsfremd und nicht schutzwürdig behandelt. Auch die Prämisse der Rechtsprechung, dass der Vermieter nur kündigen darf, wenn er den Leerstand nicht selbst verschuldet hat, führt bei den Abrissfällen nicht zu einer Beschränkung der Vermieterrechte. Ein schuldhaftes Handeln des Vermieters wird nämlich ausdrücklich verneint, wenn der geplante Abriss wegen erheblichen Leerstands im Rahmen eines Stadtentwicklungskonzepts erfolgen soll. Der BGH hat in diesem Zusammenhang übrigens auch keine Bedenken gegen die Einschätzung der Vorinstanz erhoben, dass es der wirtschaftlichen Entscheidung des Vermieters überlassen sein muss, welches von mehreren in Betracht kommenden Gebäuden abgerissen werden soll. Der Gesetzentwurf würde gegenüber dem geltenden Recht keine zusätzliche Rechtsund Planungssicherheit schaffen. Auch hier werden auslegungsbedürftige Rechtsbegriffe verwendet, über deren Bedeutung im Streitfall wieder die Gerichte entscheiden müssen. Ich sehe auch nicht, dass der Gesetzentwurf im Streitfall das Verfahren beschleunigen könnte. Denn der gesetzliche Kündigungsschutz des Mieters, also das Recht zum Widerspruch gegen die Kündigung und der Räumungsund Vollstreckungsschutz, bleiben selbstverständlich unangetastet – und hier spielt ja bekanntlich die Musik. Der Vollständigkeit halber will ich noch darauf hinweisen, dass für den Gesetzentwurf auch aus städtebaulicher Sicht kein Bedarf besteht. Nach dem Baugesetzbuch besteht bereits für die Gemeinden die Möglichkeit, in förmlich festgelegten Sanierungsgebieten und Entwicklungsbereichen oder zur Durchführung städtebaulicher Gebote Mietoder Pachtverhältnisse aufzukündigen. Die von Ihnen, Herr Staatsminister Rasch, zitierte Entscheidung ist eben eine typische Einzelfallentscheidung des BGH. Man muss sorgfältig und genau die G n ti A ti ic g M S N n d l E b F J s B W i b m s d d 5 r z e g d W i z d i t U D F n I (C (D ründe nachlesen; dann wird man sehen, dass man dies icht verallgemeinern kann. Deswegen möchte ich unterstreichen, dass gegenwär g für das vorgeschlagene Sonderkündigungsrecht in bbruchsfällen weder ein rechtliches noch ein praksches Bedürfnis besteht. Verehrte Frau Präsidentin, ich bitte festzuhalten, dass h heute meine Redezeit eingehalten habe. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511515900
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1511516000




(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511516100

Vielen herzlichen Dank. – Das Wort hat jetzt der Ab-

eordnete Henry Nitzsche.

Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1511516200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein
ann soll im Laufe seines Lebens ein Haus bauen, einen
ohn zeugen und einen Baum pflanzen.


(Horst Schild [SPD]: Eine Tochter darf es aber auch sein!)


un werden aber seit 30 Jahren in Deutschland nicht ge-
ug Söhne – meinetwegen auch Töchter – gezeugt, um
ie Bevölkerungszahl stabil zu halten. Diese Entwick-
ung hat weit reichende Folgen für den Bestand und die
ntwicklung unserer Städte. Der Prozess des Stadtum-
aus in Deutschland hat nicht nur die wirtschaftliche
ehlentwicklung – besonders in den letzten sechs
ahren –, sondern auch die Demographiebombe als Ur-
ache.
Wir sprechen heute über einen Gesetzentwurf des
undesrates, der vom Freistaat Sachsen initiiert wurde.
esentliche Gründe liegen in der sächsischen Wohn-

nfrastruktur. Von den mehr als 2,2 Millionen Platten-
auten in den neuen Ländern stehen allein in Sachsen
ehr als 660 000. Waren 2001 noch 75 Prozent aller leer
tehenden Wohnungen im unsanierten Altbau, so holt
er Plattenbau mit rascher Dynamik auf: 2002 betrug
er Leerstand 38 000, im Plattenbau dagegen schon
8 000 Wohnungseinheiten.
Bereits mit Antrag vom 28. Januar vergangenen Jah-

es mit dem Thema „Stadtentwicklung Ost – Mehr Effi-
ienz und Flexibilität“ hat meine Fraktion unter Punkt 5
in Sonderkündigungsrecht für Rückbauvorhaben ge-
enüber Mietern eingefordert. Die Begründung vor an-
erthalb Jahren ist heute aktueller denn je. Kommunale
ohnungsunternehmen und Genossenschaften müssen

n die Lage versetzt werden, Stadtentwicklungskonzepte
ügig in ihrem Bereich umzusetzen. Dazu ist es unter an-
erem erforderlich, den verstreuten Wohnungsleerstand
n städtebaulich gewünschten Wohnobjekten zu konzen-
rieren. Im Normalfall nimmt die Mehrheit der Mieter
mzugsangebote bei entsprechender Entschädigung an.
ennoch erschweren einzelne Mieter durch überzogene
orderungen den Freizug. Um aber den Stadtumbau im
otwendigen Umfang umsetzen zu können, wird dieses
nstrument dringend benötigt.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Henry Nitzsche

In den vergangenen Sitzungen haben wir den Stadt-
umbau in das Baugesetzbuch integriert. Das ist ein er-
freulicher Anfang zur Wahrnehmung der Realitäten.

Realität ist aber auch, dass mehr als 1 Million Woh-
nungen in den neuen Bundesländern leer stehen. In
Sachsen sind es, wie Staatsminister Horst Rasch erwähnt
hat, über 440 000 Wohnungen. Um den jährlichen Zu-
wachs an leer stehenden Wohnungen abzuarbeiten, müs-
sen wir in Sachsen circa 20 000 Wohnungen pro Jahr ab-
reißen.

Halten wir fest: Der Statdumbau beginnt zu greifen.
Aber die ersten beiden Jahre liefen zäh an. Abgerissen
wurden bisher vorrangig Gebäude, die bereits leer gezo-
gen waren. Die Wohnungswirtschaft hat der Politik ver-
traut. Die Vorbereitung des Leerzuges fand zum Teil
schon statt, als Details der Forderung noch diskutiert
wurden. Der Leerstand gleicht einem Schweizer Käse.
Er muss konzentriert werden auf den Abbruch geeigne-
ter Gebäude.

Bisherige Rechtsinstrumente reichen hierfür nicht
aus. Bei der Kündigung aus allgemein berechtigtem In-
teresse, Herr Staatssekretär, welche letztlich übrig bleibt,
greifen die Punkte Vandalismus, Eigenbedarf und Ver-
wertung nicht beim Stadtumbau. Deshalb ist gezieltes
Freilenken nur über eine Abrisskündigung möglich. Der
von Rot-Grün strapazierte Mieterschutz ist nicht gefähr-
det. Die Vermieter sind naturgegeben daran interessiert,
ihre Mieter zu behalten.

Sehen wir dem kommenden Stadtumbau West ins
Auge, dann erkennen wir, dass uns diese Probleme
schnellstens einholen werden. Spätestens dann werden
alle begreifen, dass die Abrisskündigung eine wichtige
Rahmenbedingung für den Stadtumbau ist, die den Staat
obendrein nichts kostet.

Meine Damen und Herren Sozialdemokraten und
Bündnisgrüne, schieben Sie nicht Ihr falsch verstande-
nes Verhältnis zu den Mietern vor! Lassen Sie uns zu
den objektiv richtigen Ergebnissen kommen!


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511516300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Franziska Eichstädt-

Bohlig.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrter Herr Staatsminister Rasch! Die Bundes-
regierung hat den Gesetzentwurf des Bundesrats eindeu-
tig abgelehnt, und zwar mit der Begründung – sie wurde
schon vorhin vom Parlamentarischen Staatssekretär
Hartenbach vorgetragen –, es gebe weder ein rechtliches
noch ein praktisches Bedürfnis für einen Paragraphen,
der den besonderen Kündigungstatbestand „Abrisskün-
digung“ enthält. Unsere Fraktion schließt sich dieser
Auffassung ausdrücklich an, was ich kurz begründen
möchte.

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(C (D Erstens. § 573 Abs. 1 BGB ermöglicht es, dass der ermieter aufgrund eines berechtigten Interesses künigen kann. Diese Vorschrift wurde in der Rechtsprehung in einer Reihe von Fällen schon angewandt. Zweitens. Wir haben mit Wirkung zum 1. Mai die so enannte Verwertungskündigung in Kraft gesetzt. Sie st jahrelang von der ostdeutschen Wohnungswirtschaft nd von den ostdeutschen Ländern gefordert worden mit er Begründung, diese sei eine wichtige Voraussetzung ür notwendige Abrisse. Dieser Forderung haben wir achgegeben. Wie gesagt, diese Form der Kündigung urde zum 1. Mai eingeführt. Drittens. Wir haben – auch darauf hat Herr Hartenbach ingewiesen – zusätzlich einen Paragraphen zum Stadtmbau in das Baugesetzbuch geschrieben. Die entsprehenden Instrumente sind eben genannt worden. Jahreang ist dies von der ostdeutschen Wohnungswirtschaft nd den ostdeutschen Ländern gefordert worden. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass das Anliegen, ine Abrisskündigung einzuführen, aus sachlichen Grünen abzulehnen ist. Darüber hinaus bin ich aber auch ein enig verärgert. Im Rahmen der Mietrechtsnovelle ist in ähnlicher Vorschlag diskutiert worden. Aber die osteutschen Länder waren sich nicht einig. Sie haben dieen Vorschlag letztendlich abgelehnt und gefordert, dass ie Kündigungen auf Basis der Verwertungskündigung rfolgen sollen. In der Zwischenzeit ist eine Reihe von echtsprechungen ergangen, die die Position der Bunesregierung und der rot-grünen Koalition gestärkt haen. Wir haben der Forderung nach Einführung der Verertungskündigung trotzdem nachgegeben. Sie wurde um 1. Mai wirksam. Kaum sind wir dem permanenten Ruf nach Zulassung er Verwertungskündigung nachgekommen, wird eine eue Forderung nachgeschoben. (Henry Nitzsche [CDU/CSU]: Wir müssen euch so schieben!)


as macht mich besonders ärgerlich. So geht es nicht.

(Beifall bei der SPD)


rstens ist es nicht überzeugend, so mit einem Gesetz
mzugehen. Zweitens kann man der Gesellschaft nicht
umuten, dass Gesetze nach dem Motto „Rin in die Kar-
offeln, raus aus den Kartoffeln!“ ständig geändert wer-
en. Das ist wirklich nicht zumutbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Henry Nitzsche [CDU/ CSU]: Der Wohnungswirtschaft wollen Sie das zumuten!)


Als Letztes noch ein inhaltliches Argument. Ich
laube, dass es politisch nicht hilfreich ist, auf ein sol-
hes Instrument zu setzen. Ich würde dem Freistaat
achsen nicht dazu raten. Bisher werden die Kündigun-
en und Umsetzungen, die vorgenommen werden müs-
en, um größtenteils leer stehende Häuser für den Abriss
reizumachen, konstruktiv zwischen Vermietern und
ietern geregelt. Auch die Mietervereinigungen planen






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

keine Proteste; denn sie sehen ein, dass der Stadtumbau
eine schwierige Aufgabe ist. Alle Beteiligten geben sich
Mühe, konstruktiv mitzuwirken.

Wir wissen, dass es einzelne Mieter gibt, die glauben,
daraus einen persönlichen Vorteil ziehen zu können.
Aber es wäre politisch nicht hilfreich, den Abriss als be-
sonderen Kündigungsgrund einzuführen und damit das
Signal zu geben, dass damit ganze Häuser freigekündigt
werden könnten.

Momentan wird die schwierige Aufgabe des Stadtum-
baus in allen neuen Ländern kooperativ von den Vermie-
tern und den Mietern gelöst. Das muss hoch anerkannt
werden. Das geforderte Instrument hingegen würde den
sozialen Frieden gefährden. Damit sollte man nicht
zündeln. Alle Beteiligten sind daher gut beraten, diesen
Gesetzentwurf wieder in der Schublade verschwinden zu
lassen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511516400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dirk Manzewski.

Dirk Manzewski (SPD):
Rede ID: ID1511516500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir de-

battieren den Gesetzentwurf des Bundesrates, mit dem
dieser eine Abrisskündigung als eigenständiges ordent-
liches Kündigungsrecht des Vermieters normieren
möchte. Der Bundesrat begründet dies damit – das ist
heute vom Kollegen Nitzsche wiederholt worden –, dass
sich derzeit für wirtschaftlich notwendige Abriss- und
Rückbaumaßnahmen weder im städtebaulichen Teil des
Baugesetzbuchs noch im Bürgerlichen Gesetzbuch eine
ausreichende Rechtsgrundlage finde und auch die Recht-
sprechung keine hinreichende Rechtssicherheit biete.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich finde, dass der
Bundesrat es sich mit dieser Gesetzesinitiative doch et-
was einfach macht. Im Bereich des Mietrechts gibt es nie
hundertprozentige Rechtssicherheit. Ich nenne nur das
Beispiel Eigenbedarf.

Unbestritten ist sicherlich, dass erhebliche Wohn-
raumleerstände, die sich insbesondere in Ostdeutschland
vorfinden, für die Eigentümer ein großes Problem dar-
stellen. Das deutsche Mietrecht zeichnet sich aber ge-
rade dadurch aus – ich meine, dass wir das beibehalten
soll-ten –, dass es versucht, die Interessen von Vermie-
tern und Mietern gleichermaßen zu beachten. Eine Ge-
setzesänderung sollte deshalb nur dann vorgenommen
werden, wenn wir entweder ein praktisches oder ein
rechtliches Bedürfnis haben.


(Henry Nitzsche [CDU/CSU]: Das liegt vor!)

Genau hieran habe ich meine Zweifel. Bereits das gel-

tende Recht ermöglicht den Vermietern nämlich unter
bestimmten Voraussetzungen eine Kündigung in so ge-
nannten Abrissfällen. Insbesondere die Rechtsprechung
hat – der Staatssekretär hat darauf hingewiesen – über
die Generalklausel des § 573 BGB einige Lösungen ent-
wickelt.

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(C (D Sie hat dabei allerdings auch deutlich gemacht, dass ine Kündigung durch den Vermieter wegen der sozialen edeutung der Wohnung für den Mieter als Lebensmitelpunkt nur bei einem Interesse von einigem Gewicht in etracht kommt. Ich halte das für ebenso richtig wie den rundsatz für vernünftig, die hier zur Diskussion steende Problematik nicht durch ein pauschales Sonderündigungsrecht, sondern weiterhin über die bereits estehenden Möglichkeiten im Rahmen einer Einzelfalletrachtung zu lösen. Ein pauschales Sonderkündigungsrecht würde mei er Auffassung nach einfach zu weit gehen. Es würde icht nur die Fälle in Leipzig und in Chemnitz betreffen, ie Sie im Auge haben, sondern auch die schönen Geenden in München. Zumindest in diesen Bereichen önnte es zu Missbrauch führen. Sich einfach auf einen berwiegenden Leerstand eines Gebäudes und eine entprechende städtebauliche Planung zurückzuziehen ürde die Interessen der Mieter völlig außer Acht lasen. Hat ein Mieter zum Beispiel im umgekehrten Fall ein erechtigtes Interesse an einer Kündigung, zum Beispiel eil er berufsbedingt umziehen muss, gibt es für ihn ein pauschales Sonderkündigungsrecht wegen Umzugs. s erfolgt vielmehr auch hier eine Lösung über die beeits bestehenden Regelungen. Problematisch ist zudem, dass der Bundesrat einige uslegungsbedürftige Rechtsbegriffe verwendet. So tellt sich die Frage, was unter einem „überwiegenden eerstand“ zu verstehen ist. Liegt er möglicherweise chon bei 51 Prozent? Damit würde das Sonderkündiungsrecht aber weit über die bisher von der Rechtsprehung akzeptierten Fälle hinausgehen. Man fragt sich auch, inwieweit hiernach noch ein Ver chulden des Vermieters an dieser Situation eine Rolle pielen würde. Bezeichnenderweise heißt es in der Beründung des Bundesratsentwurfs – ich zitiere –: Auch die von den Gerichten in diesem Zusammenhang getätigte Einschränkung, die Situation dürfe nicht das Ergebnis des Verhaltens der Vermieter sein, … entspricht nicht den aktuellen Bedürfnissen der Wohnungswirtschaft. as mag vielleicht zutreffen, aber ich halte diese Beründung schlichtweg für eine Frechheit. Von Ausgewoenheit der unterschiedlichen Mietparteieninteressen ibt es keine Spur mehr. (Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as muss man sich einmal verdeutlichen. Offenbar soll
ine Abrisskündigung selbst dann möglich sein, wenn
er Vermieter den Leerstand zu verschulden hat. Das
ann aber doch nun niemand ernsthaft wollen.
Ich erinnere zudem daran, dass wir erst vor gar nicht

anger Zeit hier über die Aufhebung der in den neuen
ändern geltenden Sonderregelung zur Verwertungs-
ündigung debattierten. Das ist bereits angesprochen
orden. Diese war bis dahin dort aufgrund des nach der
iedervereinigung herrschenden Wohnraummangels






(A) )



(B) )


Dirk Manzewski

und der befürchteten Verdrängung von Mietern verbo-
ten.

Als Hauptargument für die Aufhebung dieser Sonder-
regelung – der Staatssekretär Hartenbach weiß das –
wurden stets die Leerstandsproblematik im Osten und
das stringente Bedürfnis nach Kündigungsmöglichkeiten
zum Zweck des Gebäudeabrisses genannt. Das war sei-
nerzeit das Hauptargument in der Debatte. Auch die
Kollegen Wanderwitz von der CDU und Günther von
der FDP argumentierten damals so.

Wir sind dem nachgekommen und haben diese Son-
derregelung gemeinsam aufgehoben.


(Henry Nitzsche [CDU/CSU]: Das bringt nichts!)


– Sie sagen, sie bringt nichts. Diese Regelung gilt seit
sechs Wochen. Wie können Sie nach sechs Wochen be-
urteilen, ob diese Regelung etwas bringt oder nicht? Das
ist doch unmöglich.


(Beifall bei der SPD)

Insoweit stellt sich für mich die Frage, wieso dies alles
nun plötzlich nicht mehr ausreichen soll. Wenn eine ge-
wisse Evaluierung stattgefunden hat, kann man viel-
leicht darüber reden, aber nach sechs Wochen können
wir doch noch gar nichts dazu sagen.

Der Bundesgerichtshof hat im Übrigen zwischen-
zeitlich eine weitere Grundsatzentscheidung zu dieser
Thematik getroffen; der Herr Minister hat sie schon an-
gesprochen. Nach der Entscheidung des Bundes-
gerichtshofs vom März dieses Jahres steht nunmehr für
die Rechtsprechung fest, dass der Abriss von Wohnraum
mit Ersatz als Verwertung im Sinne von § 573 Abs. 2
Nr. 3 BGB anzusehen und der ersatzlose Abriss weiter-
hin über die Generalklausel des § 573 Abs. 1 BGB zu re-
geln ist. Das gibt ein Stück Rechtssicherheit.

Da der Gesetzentwurf des Bundesrates hierauf über-
haupt nicht eingeht, würde der neue Kündigungsgrund
insbesondere über die Grundsätze der sonstigen Verwer-
tungskündigung weit hinausgehen. Aus diesen Gründen
– das kann ich Ihnen jetzt schon sagen – werden wir die-
sem Gesetzentwurf nicht zustimmen.

Ich kann meinen Kollegen nur empfehlen, den Bür-
gern in ihrem Bundesland deutlich zu machen, welch
„ausgewogene“ Mietpolitik Sie betreiben.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Henry Nitzsche [CDU/CSU]: So verdrängt man die Realität!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511516600

Der Kollege Rainer Funke hat seine Rede zu Pro-

tokoll gegeben.1) Damit kann ich die Aussprache schlie-
ßen.

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1) Anlage 8 2)

(C (D Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzenturfs auf der Drucksache 15/2951 an die in der Tagesrdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt s anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. ann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 17 auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Wagniskapital – Drucksache 15/3189 – – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Besteuerung von Wagniskapitalgesellschaften – Drucksache 15/1405 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/3336 – Berichterstattung: Abgeordnete Stephan Hilsberg Georg Fahrenschon Die Kollegen Hilsberg, Fahrenschon, Scheel und hiele haben darum gebeten, ihre Reden zu Protokoll eben zu können. Sie sind damit einverstanden?2)


(Erste Beratung 111. Sitzung)


(Erste Beratung 73. Sitzung)

ann verfahren wir so.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Gesetzentwurf zur Förderung von Wagnis-
apital. Der Finanzausschuss empfiehlt unter Nr. 1 sei-
er Beschlussempfehlung auf der Drucksache 15/3336,
en Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzuneh-
en. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
hen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
ntwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
er SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und der CDU/
SU gegen die Stimmen der FDP angenommen worden.
Wir kommen zur

dritten Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben,
enn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Ge-
enstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
it dem soeben festgestellten Stimmenverhältnis ange-
ommen worden.
Abstimmung über den vom Bundesrat eingebrachten
esetzentwurf zur Besteuerung von Wagniskapitalge-
ellschaften: Der Finanzausschuss empfiehlt unter Nr. 2
einer Beschlussempfehlung, den Gesetzentwurf abzu-
ehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zu-
timmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstim-
en? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in

Anlage 9






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfrak-
tionen gegen die Stimmen der FDP und bei Enthaltung
der CDU/CSU abgelehnt.

Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die
weitere Beratung.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 30 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu der Unterrichtung durch die

Bundesregierung
Selbstverpflichtungserklärung der Deutschen
Post AG zur Erbringung bestimmter Post-
dienstleistungen
– Drucksachen 15/3186, 15/3337 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Johannes Singhammer

Die Kollegen Barthel, Singhammer, Klöckner,
Hustedt und Funke haben gebeten, ihre Reden zu Pro-
tokoll geben zu dürfen.1) Sind Sie einverstanden? – Das
ist der Fall.

Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und
Arbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
über die Selbstverpflichtungserklärung der Deutschen
Post AG zur Erbringung bestimmter Postdienstleistun-
gen, Drucksache 15/3186. Der Ausschuss für Wirtschaft
und Arbeit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung, in
Kenntnis der Unterrichtung durch die Bundesregierung
eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist damit einstimmig
angenommen worden.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 31 auf:
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Jörg van Essen, Rainer Funke, Rainer
Brüderle, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Errichtung einer „Magnus-
Hirschfeld-Stiftung“
– Drucksache 15/473 –

(Erste Beratung 63. Sitzung)


a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(12. Ausschuss)

– Drucksache 15/3345 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Sabine Bätzing
Michaela Noll
Irmingard Schewe-Gerigk
Ina Lenke

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u1) Anlage 10

(C (D b)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/3361 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Hagedorn
Antje Tillmann
Antje Hermenau
Otto Fricke

Es ist vereinbart, dass anstelle des Berichts gemäß
62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem von der Frak-
ion der FDP eingebrachten Gesetzentwurf zur Errich-
ung einer „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ der genannte
esetzentwurf jetzt abschließend beraten werden soll, da
nzwischen die Beschlussempfehlung des Ausschusses
ür Familien, Senioren, Frauen und Jugend vorliegt. –
ch sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann ist so be-
chlossen.
Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-

prache eine halbe Stunde vorgesehen. – Widerspruch
öre ich nicht. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

ie Abgeordnete Sabine Bätzing.


Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1511516700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Die Errichtung einer „Magnus-Hirschfeld-
tiftung“ ist kein neues Thema.


(Ina Lenke [FDP]: Aber ein aktuelles!)

ch möchte auch gleich zu Beginn meiner Rede festhal-
en, dass deren Errichtung keine Erfindung der FDP ist.
ieser Gesetzentwurf trägt eine rot-grüne Handschrift
nd keine gelb-blaue.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ina Lenke [FDP]: Dann stimmen Sie zu!)


Frau Lenke, hören Sie zu, dann wissen Sie gleich, wa-
um wir nicht zustimmen werden!
Ich möchte daran erinnern: Wir haben in der letzten

egislaturperiode einen Gesetzentwurf zur Errichtung
iner „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ eingebracht. Leider
ollte sich uns damals die Opposition nicht anschließen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


ie CDU/CSU stimmte gegen den Entwurf. Die Kolle-
innen und Kollegen von der FDP enthielten sich.


(Ina Lenke [FDP]: Nein! Herr van Essen war doch da! Was soll das?)


Hören Sie mir doch bitte zu!

(Ina Lenke [FDP]: Wenn Sie die Unwahrheit sagen, muss man das hier sagen!)

er Bundesrat erhob Einspruch, sodass der Entwurf auf
ie lange Bank geschoben wurde und der Diskontinuität
nterfiel.






(A) )



(B) )


Sabine Bätzing

Zu Ihrem Agieren hier, meine Damen und Herren von

der Opposition, fällt einem leider nur der harte Begriff
Populismus ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie schreiben nicht nur unseren Gesetzentwurf ab, son-
dern Sie haben damals leider auch unser Angebot, den
Entwurf gemeinsam einzubringen, abgelehnt. In der Op-
position lassen sich leicht Forderungen stellen. Jetzt
wollen Sie die Regenbogenfahne vor sich herwehen las-
sen


(Ina Lenke [FDP]: Das ist unerhört! – Gegenruf des Abg. Siegfried Scheffler [SPD]: Das ist die Wahrheit!)


und den nötigen Wind dafür haben Sie schon gemacht.
Aber so kann man keine solide und verantwortungsvolle
Politik machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es wird offensichtlich, dass es Ihnen hier nur um die
eigene Profilierung geht. Die Ernsthaftigkeit, die der Er-
richtung der „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ zugrunde
liegt, scheinen Sie völlig außer Acht zu lassen.

Wir wollen jetzt nicht zwischen meinem und deinem
Gesetz unterscheiden, denn wir sind uns der Bedeutung
dieses Themas bewusst. Es geht uns auch nicht darum,
uns davonzustehlen. Wir stehen zu den Zielen der
„Magnus-Hirschfeld-Stiftung“


(Ina Lenke [FDP]: Ach!)

und begrüßen sie ausdrücklich. Auch das haben wir be-
reits in der ersten Lesung zu diesem Gesetzentwurf deut-
lich gemacht.


(Ina Lenke [FDP]: Ja, und jetzt? – Jörg van Essen [FDP]: Dann stimmen Sie doch zu!)


An dieser Stelle jetzt davon zu sprechen, dass homo-
sexuelle NS-Opfer bei Rot-Grün unter die Räder kom-
men,


(Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es doch!)

wie es in einer Pressemitteilung des Kollegen Gehb von
der Union heißt – der jetzt leider nicht mehr hier ist –, ist
schlicht falsch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dem einstimmigen Beschluss des Deutschen Bundesta-
ges vom Dezember 2000 haben wir zahlreiche Taten fol-
gen lassen. So war es nämlich die Bundesregierung, die
im Bereich der Wiedergutmachung und Entschädigung
von NS-Unrecht einen Schwerpunkt ihres Handelns ge-
setzt hat und auch in der Koalitionsvereinbarung die Re-
habilitierung und Entschädigung von Opfern als fortlau-
fende Verpflichtung ansah.

Darüber hinaus sind im Bundesentschädigungsgesetz
und im Allgemeinen Kriegsgefangenengesetz ebenfalls
zahlreiche Verbesserungen erfolgt, die die Haltung der

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(C (D undesregierung nachdrücklich untermauern. Von daher üssen wir uns von Ihnen keine Lehrstunde erteilen lasen, (Jörg van Essen [FDP]: In dieser Legislaturperiode ist nichts passiert!)


enn es darum geht, die Verbrechen der Nazidiktatur als
nrecht anzuerkennen und, sofern das überhaupt mög-
ich ist, auszugleichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ina Lenke [FDP]: Das hat mit der Stiftung überhaupt nichts zu tun!)


Die Rede, die der Kollege van Essen bei der ersten
esung für die FDP-Fraktion gehalten hat, hat mir au-
erordentlich gut gefallen.


(Ina Lenke [FDP]: Das wollen Sie uns jetzt verkaufen?)


ch möchte, wenn Sie, Frau Präsidentin, mir das erlau-
en, daraus zitieren:

Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich daher ent-
schlossen, die Initiative erneut in den Bundestag
einzubringen und

jetzt wird es interessant –
zu einer Zeit zu beraten, die nicht geprägt ist von
den lauten Tönen des Wahlkampfs.

as habe ich dem Kollegen van Essen so auch abgenom-
en. Seine Fraktionskolleginnen und Fraktionskollegen
cheinen aber nicht viel von den leisen Tönen, die dieses
rnste und wichtige Thema begleiten sollten, zu halten.


(Ina Lenke [FDP]: Das hat doch nichts mit Wahlkampf zu tun! Wir haben doch gar keinen Wahlkampf mehr!)


enn am 26. Juni, also am nächsten Wochenende, lädt
er CSD ein, nach Berlin zu kommen, um für eine
leichberechtigte und vielfältige Gesellschaft zu de-
onstrieren.


(Ina Lenke [FDP]: Ach du meine Güte! – Iris Gleicke [SPD]: Ach, deshalb!)


ielleicht erklärt ja dieses Datum, warum die FDP-Frak-
ion nun versucht hat, auf eine Abstimmung zu drängen
nd uns in die Enge zu treiben.


(Ina Lenke [FDP]: Ach, das stimmt doch gar nicht! Das ist wirklich unerhört!)


Aber diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Der Les-
en- und Schwulenverband in Deutschland sagt in seiner
ressemitteilung von gestern, die Stiftungsfrage sei nicht
rioritär und sie werde auch auf dem CSD nicht themati-
iert. Diese Presseerklärung wurde gestern veröffent-
icht.


(Jörg van Essen [FDP]: Eine peinlichere Erklärung hat es doch schon seit langem nicht mehr gegeben! Peinlich hoch drei!)


em stimme ich nicht zu;

(Jörg van Essen [FDP]: So ist es nämlich nicht!)







(A) )



(B) )


Sabine Bätzing

denn die Stiftungsfrage ist für uns – ich habe es vorhin
erklärt – von großer Bedeutung.


(Jörg van Essen [FDP]: Genauso ist es nämlich!)


Der LSVD sagt weiter: Andere Themen wie das Le-
benspartnerschaftsgesetz und die Antidiskriminierungs-
politik seien wichtig.


(Ina Lenke [FDP]: Ja, weil er nicht das gekriegt hat, was er wollte!)


Hier gebe ich ihm Recht. Wir legen Eckpunkte zu beiden
Themenbereichen vor, die sich in den Gesetzentwürfen
auch wiederfinden werden. Hier, meine sehr geehrten
Damen und Herren, bin ich auf Ihre Unterstützung ge-
spannt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Denn es geht darum, Toleranz und Akzeptanz in unserer
Gesellschaft zu etablieren.


(Jörg van Essen [FDP]: Unser Gesetzentwurf liegt doch vor!)


Ich habe jetzt mehrfach dargelegt, dass wir den Inhalt,
Sinn und Zweck der „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ aus-
drücklich begrüßen. Jedoch müssen wir, anders als viel-
leicht die Opposition, auch der finanzpolitischen Realität
ins Auge sehen, die derzeit keine Finanzierung der Stif-
tung erlaubt. Frau Lenke bezeichnet unsere Bedenken
bezüglich der Finanzierung als „heuchlerisch“.


(Ina Lenke [FDP]: Ja, und ich sage auch gleich, warum!)


Frau Lenke, heuchlerisch wäre meines Erachtens eine
positive Beschlussfassung zur „Magnus-Hirschfeld-Stif-
tung“, wohl wissend, dass die finanziellen Mittel nicht
zur Verfügung stehen. Denn das wäre Augenwischerei,
verantwortungslos und der Bedeutung dieses Themas
nicht angemessen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gleiches gilt auch für die Herabsetzung des Stiftungska-
pitals. Das wäre reine Kosmetik.


(Ina Lenke [FDP]: Das hat doch gar keiner gefordert! Das ist doch völliger Quatsch!)


Wir haben Ihnen mehrfach erklärt – Kollege Gehb hat
das auch auf seine schriftliche Anfrage an Staatssekretär
Diller vom 21. Mai als Antwort bekommen –, dass im
Haushalt derzeit kein Geld für die Stiftung bereitgestellt
werden kann und dass auch für das Jahr 2005 keine Mit-
tel eingeplant werden können. Von daher ist Ihr Vorha-
ben, die Stiftung erst 2005 zu errichten, ebenfalls nichts
anderes als Kosmetik.

Ich komme zum Schluss. Im Sinne einer verantwortli-
chen Politik und ohne Augenwischerei können wir uns
daher leider nicht anders entscheiden, als den Gesetzent-
wurf der FDP schweren Herzens abzulehnen. Meine sehr
geehrten Damen und Herren, Sie haben uns zu der heuti-
gen Abstimmung gedrängt.

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(C (D (Ina Lenke [FDP]: Ach was! Von wegen „gedrängt“! Das ist gut!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511516800

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit?

Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1511516900

Ja. – Wir hatten Ihnen eine Einigung angeboten. Aber

ie haben sich für einen Alleingang entschieden.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ina Lenke [FDP]: Darauf werde ich Ihnen aber noch antworten! Solche Unwahrheiten!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511517000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Michaela Noll.

Michaela Tadjadod (CDU):
Rede ID: ID1511517100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Entschuldigen Sie, wenn ich einmal kurz
age: Frau Kollegin Bätzing, das, was Sie gerade von
ich gegeben haben, war eine glatte Unverschämtheit.


(Ina Lenke [FDP]: Das ist wahr!)

er im letzten halben Jahr verfolgt hat, wie bei uns im
usschuss die Beratungen stattgefunden haben – näm-
ich gar nicht, weil Sie die Behandlung des Themas per-
anent vertagt haben, den Punkt von der Tagesordnung
eruntergenommen haben, es zu keinem Berichterstat-
ergespräch kam –, wird verstehen, wenn ich sage, dass
ch mittlerweile, gelinde gesagt, einen dicken Hals be-
omme.


(Ina Lenke [FDP]: Ja!)

as Schöne an den Plenarprotokollen ist ja, dass man
interher noch einmal alles nachlesen kann. Was Sie
eute sagen – dass Sie es mit der Haushaltslage nicht
ereinbaren können, weil die Gelder nicht da sind –, das
aben Sie uns letztes Mal vorgehalten bzw. Ihr Kollege
olker Beck. Er sagte:

Die CDU hat dagegen gestimmt. Im Klartext heißt
das doch: Die Union will die Stiftung gar nicht. Ich
habe den Eindruck, sie will sich aus dem Konsens
vom Dezember 2000 stehlen.


(Iris Gleicke [SPD]: Stimmt ja auch!)

Um das zu bemänteln, bauen Sie eine wüste Vor-
wurfskulisse auf.

(Sabine Bätzing [SPD]: Was hat das mit den finanzpolitischen Aspekten zu tun?)

Sie sagten, dass die Errichtung der Stiftung mit der
aushaltslage angeblich nicht vereinbar ist. Das heißt,
as Sie heute als Rechtfertigung benutzen, haben Sie
ns einmal vorgeworfen! Das ist Ihre Unehrlichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

s ging schlichtweg nur um die Besetzung des Kurato-
iums; Sie wissen ganz genau, welche Interessen da im
ordergrund stehen. Also seien Sie doch ehrlich!






(A) )



(B) )


Michaela Noll


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bevor ich jetzt zu dem Gesetzentwurf komme – dem
eigentlichen Gegenstand –, müssen wir hier einmal fest-
halten, dass wir es erst vor zehn Jahren geschafft haben,
die letzten Reste dieses § 175 aus dem Strafgesetzbuch
zu entfernen. Damit war endlich Schluss mit der Verfol-
gung Homosexueller, die es schon seit dem Mittelalter
gibt. Wir haben viel davon verdrängt und vieles davon
ist vergessen worden. Es war gerade Magnus Hirschfeld,
der sich für diese Gruppe eingesetzt hat, der dieses Ko-
mitee gegründet hat und auch als Erster eine Petition für
die Streichung des § 175 eingereicht hat.

Sie wissen, was 1933 stattgefunden hat, in welcher
Situation die Homosexuellen sich befanden. Sie sind un-
terdrückt worden, es gab gesellschaftliche Ächtung, es
gab Kastrationen. Es ging bis hin zur Verschleppung in
Konzentrationslager. Unerbittlich wurde gegen die Men-
schen vorgegangen. Sie wurden verachtet, verfolgt und
psychisch gebrochen. Wenn Sie sich dann hinstellen und
auf diese Art und Weise argumentieren, finde ich das
mehr als menschenunwürdig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

50 000 Menschen waren Opfer dieser Verfolgungen und
nur eine kleine Minderheit hat überlebt.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Menschenunwürdig“, das ist aber sehr überzogen, Frau Kollegin! Überlegen Sie einmal, was Sie uns da vorwerfen!)


– Nein, das ist nicht überzogen. Es geht hier nämlich um
die Opfer.

Das Schöne an der ganzen Sache, die Sie uns hier ge-
rade vorhalten, ist, Sie haben Ihre Pressemitteilung, ich
habe meine Pressemitteilung und die halte ich Ihnen
gleich vor; dann sehen Sie einmal die andere Sichtweise.
Unser Bestreben ist nach wie vor, dass diese Menschen
eben nicht vergessen werden. Wir sind deswegen ausge-
sprochen traurig, dass es wieder nicht gelingen wird, die
Stiftung zu errichten.


(Sabine Bätzing [SPD]: Letztes Mal lag es doch an Ihnen! Da hatten wir die finanziellen Mittel noch!)


– Nein, das war damals so und das ist heute so.
Wir sind damals gemeinsam gestartet, mit einem ein-

stimmigen Bundestagsbeschluss. Diese Chance haben
Sie wieder nicht genutzt. Die FDP-Fraktion ist jetzt aktiv
geworden, weil Sie, wie gesagt, keinen eigenen Gesetz-
entwurf eingebracht haben. Deswegen kann ich Frau
Lenke und Herrn van Essen nur danken. Ich hätte mir
natürlich schon sehr gewünscht, dass wir einen gemein-
samen Gesetzentwurf eingebracht hätten.


(Iris Gleicke [SPD]: Das hätte ich gern einmal sehen wollen, ob Sie das gepackt hätten!)


– Das hätte geklappt.
Wir unterstützen den Gesetzentwurf, weil wir zu dem

einstimmigen Beschluss des Bundestages stehen. Ich

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(C (D ann Ihnen nur eines sagen: Tun Sie mir einen Gefallen, evor Sie hier groß kritisieren – – Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei dem Thema ollte man sich verständigen können. Ich glaube, das ist ichtig genug. Deswegen bitte ich, die Kollegin in Ruhe prechen zu lassen. Es ist ja nicht so einfach, wenn man tändig unterbrochen wird. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das gilt bei jedem Thema!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511517200


Michaela Tadjadod (CDU):
Rede ID: ID1511517300

Es ist nur so: Ich habe im Ausschuss wirklich perma-

ent versucht, Berichterstattergespräche zu führen. Ich
in ja hier nicht alleine. Frau Kollegin Lenke kann bestä-
igen, dass die Behandlung des Themas immer wieder
ertagt worden ist und von der Tagesordnung herunter-
enommen wurde. Deswegen fühle ich mich persönlich
etroffen, wenn Sie sich jetzt hinstellen und sagen, die
rrichtung der Stiftung sei an uns gescheitert. Das ist
infach gelogen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Allen Leuten, die Interesse an der Sache haben,

ann ich nur empfehlen, die Beschlussempfehlung und
en Bericht zum Gesetzentwurf der FDP, Druck-
ache 15/473, zu lesen. Dort steht unter Nr. 2, wie die
eratungen vonstatten gegangen sind. Offenkundig ha-
en Sie uns erstens hingehalten und zweitens haben Sie
ie Beratung verzögert.
Bis Mittwoch hatte ich wirklich die Hoffnung, dass
ir es in einem gemeinsamen Gespräch schaffen könn-
en, etwas gemeinsam auf den Weg zu bringen. Eine Dis-
ussion unter den Berichterstattern war aber offensicht-
ich nicht erwünscht. Sie wissen ja, wie es am Mittwoch
usgegangen ist. Sie haben dagegen gestimmt. Damit ist
ot-Grün der historischen Verantwortung nicht gerecht
eworden. Das sehe nicht nur ich so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt kommen wir zu dem für Sie vielleicht unange-

ehmen Teil. Ihre
Verweigerungshaltung kann zu einem Vertun der
einmaligen Chance führen, endlich ein angemesse-
nes Andenken an die homosexuellen Opfer des Na-
tionalsozialismus zu schaffen … Jedes weitere tak-
tische Verzögern mit Hinnahme des Risikos des
parlamentarischen Scheiterns ist eine Schande im
Angesicht der Verfolgung und Ermordung der Les-
ben und Schwulen durch das Naziregime.

ieses Zitat stammt nicht von mir, sondern aus dem Ar-
eitskreis „Lesben und Schwule in der SPD“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gleich lautend ist auch die Pressemitteilung des

Aktionsbündnisses Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ von
eute; auch das halte ich Ihnen gerne vor


(Sabine Bätzing [SPD]: Die kenne ich schon!)







(A) )



(B) )


Michaela Noll

– aber die, die auf den Tribünen sitzen, haben sie viel-
leicht noch nicht gelesen –:

Keine Lobby bei Rot-Grün: Konfliktentschädigung
für homosexuelle NS-Opfer wird verweigert. Sie
sind entsetzt. Es ist gescheitert. Es ist ein Schlag ins
Gesicht aller Menschen. Die warmen Worte des
Deutschen Bundestages bleiben hohl, wenn keine
Taten folgen. Auf Untaten wie die heutige Ableh-
nung kann dagegen verzichtet werden.

Mein Fazit in der Sache lautet, dass auch hier gilt:
Versprochen – gebrochen. Wer sich auf Rot-Grün ver-
lässt, der ist verlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511517400

Das Worte hat jetzt die Abgeordnete Ina Lenke.

Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1511517500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Bätzing, dass Sie sich als junge Abgeordnete hier dafür
hergeben, für die SPD-Fraktion eine solche Erklärung
abzugeben, tut mir wirklich sehr Leid.


(Sabine Bätzing [SPD]: Was hat das mit „junger Abgeordneter“ zu tun?)


Zunächst sagten Sie, wir hätten Sie gedrängt. Sie wis-
sen ganz genau, dass dieser Antrag seit dem 19. Februar
2003 hier zur Entscheidung vorliegt. Und da reden Sie
von Drängen! Frau Bätzing, wir haben mindestens vier
oder fünf Berichterstattergespräche geführt.

Ihr Hauptpunkt sind die Finanzen.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir gehört!)

Sie hätten heute hierher kommen, einen Änderungsan-
trag vorlegen und sagen können, dass Sie die Mittel auf
die doppelte Zeit strecken. Auch dann wäre es heute zur
Stiftung gekommen. Wenn Sie allerdings kein Geld aus-
geben wollen, dann ist klar, dass Sie heute mit Nein
stimmen. Das ist das Ergebnis.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Deckungsvorschlag, Frau Lenke!)


Hier geht es um eine Stiftung für die während des
Dritten Reiches verfolgten Homosexuellen. Dabei han-
delt es sich um ein typisches nationalsozialistisches
Unrecht. Es sollte ein Denkmal gesetzt werden. Die
Beschlüsse in der letzten Legislaturperiode waren ein-
stimmig. Vor zwei Jahren hat Volker Beck zusammen
mit den anderen Grünen die Errichtung dieser „Magnus-
Hirschfeld-Stiftung“ in letzter Minute verhindert. Sie ist
an den überzogenen Maximalanforderungen der Grünen
gescheitert.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch das ist nicht wahr! – Gegenruf des Abg. Michael Kauch [FDP]: Natürlich ist das wahr! Das ist eine Schande!)


Folgendes ist ganz wichtig: Wir haben Änderungen in
dem Gesetzentwurf vorgenommen. All diese Änderun-

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(C (D en sind dergestalt, dass Sie ihnen hätten zustimmen önnen. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie!)


ch sage Ihnen: Bündnis 90/Die Grünen hat eine Eini-
ung ganz bewusst verhindert, weil es einseitige Ver-
andsinteressen rücksichtslos – das sage ich hier im
eutschen Bundestag ganz deutlich – über das Gemein-
ohl stellt. Diese Dinge hätte ich von den Grünen nie
nd nimmer erwartet.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das, was Sie da sagen, ist absoluter Quatsch!)


eute sind es nicht nur die Grünen, die die Zustimmung
u dieser Stiftung unmöglich gemacht haben, auch Frau
ätzing und die SPD haben daran ihren Anteil.
Ich will Ihnen nur sagen: Wir hätten alles möglich
achen können, um hier einen gemeinsamen Antrag zu
tricken. Sie haben sich total verweigert. Es wäre nicht
n der Erfüllung irgendwelcher Forderungen von Ihnen
ls Voraussetzung für eine Einigung gescheitert. Sie ha-
en es hier zum Break kommen lassen. Daran sehe ich,
ass die Errichtung der „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ in
ieser Legislaturperiode bedauerlicherweise an Rot-
rün gescheitert ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich will Ihnen noch eines sagen, weil Sie darauf hin-

ewiesen haben, was Sie alles getan haben: Sie wissen
anz genau, dass durch die „Magnus-Hirschfeld-Stif-
ung“ überhaupt nichts an der individuellen Entschädi-
ung geändert worden wäre; denn die Ansprüche aus
em Allgemeinen Kriegsgefangenengesetz, aus den
azu ergangenen Härterichtlinien und aufgrund anderer
orschriften bleiben von dem kollektiven Ausgleich
urch die Errichtung der Stiftung unberührt. Man kann
s schon gar nicht mehr glauben. Frau Bätzing, in der
nhörung des Rechtsausschusses im Juni 2002 ist das
estätigt worden.
Frau Bätzing, all Ihre Argumente, die Sie gegen die

ustimmung für diese Stiftung vorgebracht haben, habe
ch im Deutschen Bundestag entkräftet.


(Sabine Bätzing [SPD]: Nein, eins haben Sie vergessen!)


s ist kein Argument mehr übrig geblieben, welches ge-
en die Zustimmung zu diesem Gesetz spricht.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511517600

Frau Kollegin Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1511517700

Ich muss sagen: In unserer demokratischen Gesell-

chaft, also natürlich auch hier im Parlament, habe ich
mmer Hochachtung vor traditionellen linken Ideen ge-
abt. Diese Ideen haben die beiden Fraktionen SPD und
rüne heute im Deutschen Bundestag verraten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Silke Stokar von Neuforn Ina Lenke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für eine Arroganz!)





(A) (C)


(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511517800

Die Abgeordneten Schewe-Gerigk und Johannes

Kahrs haben darum gebeten, ihre Reden zu Protokoll ge-
ben zu können.1)


(Michael Kauch [FDP]: Peinlich! – Gegenruf des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie sind doch auch nur noch zu dritt!)


Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
schließe ich damit die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Frak-
tion der FDP eingebrachten Gesetzentwurf auf Druck-
sache 15/473 zur Errichtung einer „Magnus-Hirschfeld-
Stiftung“. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung,
den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Hand-

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

(14. Ausschuss)

– Drucksache 15/3257 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Georg Brunnhuber

Die Abgeordneten Beckmeyer, Brunnhuber, Blank,
Hettlich, Friedrich und die Parlamentarische Staats-
sekretärin Mertens haben gebeten, ihre Reden zu Pro-
tokoll geben zu können.2) Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung des Güterkraftverkehrsgesetzes. Der Ausschuss für
Verkehr, Bau- und Wohnungswesen empfiehlt auf
Drucksache 15/3257, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen SPD und Bündnis 90/
Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
abgelehnt.

Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die
weitere Beratung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes zur Änderung des Güterkraftver-
kehrsgesetzes
– Drucksache 15/2989 –

(Erste Beratung 108. Sitzung)


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1) Anlage 11 2)
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altungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
atung einstimmig angenommen worden.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. Wer
timmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Gesetz-
ntwurf ist damit – trotz der heftigen Debatte eben – am
nde doch noch einstimmig angenommen worden.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 30. Juni 2004, 13 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.