Protokoll:
15109

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 109

  • date_rangeDatum: 7. Mai 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:32 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/109 trag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ausbildungsplatzab- gabe verhindern – Wirtschaft nicht wei- ter belasten – Berufsausbildung stärken (Drucksachen 15/2833, 15/3064) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Hom- burg), Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Be- rufsbildungsgesetzes Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Hartmann (Homburg) (FDP) . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Lensing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Bertl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ 9895 B 9901 B 9901 D 9902 B 9903 C 9904 C 9905 D 9908 B 9909 D 9911 C Deutscher B Stenografisch 109. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Michael Kretschmer . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung und Förderung des Fachkräftenach- wuchses und der Berufsausbil- dungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungssicherungsgesetz – BerASichG) (Drucksachen 15/2820, 15/3064, 15/3065) b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- Z A J t o H d G j d p ( W D W D 9912 C 9895 A (Drucksache 15/3042) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 9895 D undestag er Bericht ung n 7. Mai 2004 t : usatztagesordnungspunkt 7: ntrag der Abgeordneten Nicolette Kressl, örg Tauss, Willi Brase, weiterer Abgeordne- er und der Fraktion der SPD sowie der Abge- rdneten Grietje Bettin, Dr. Thea Dückert, ans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und er Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE RÜNEN: Ausbildungschancen für alle ungen Frauen und Männer sichern – urch einen konzertierten Ausbildungs- akt Drucksache 15/3055) . . . . . . . . . . . . . . . . . . illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 9895 D 9896 A 9898 A 9898 C 9898 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . 9912 D 9914 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Cajus Julius Caesar, Dr. Maria Flachsbarth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Naturschutz im Miteinander von Mensch, Tier, Um- welt und wirtschaftlicher Entwicklung (Drucksache 15/2467) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gitta Connemann, Peter H. Carstensen (Nord- strand), Dr. Peter Jahr, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Vertrauensvolle und konstruktive Zu- sammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz stärken (Drucksache 15/2969) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Dr. Volker Wissing, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Projekt des Um- weltbundesamtes zur so genannten ver- deckten Feldbeobachtung stoppen (Drucksache 15/2668) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cajus Julius Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . J U T a b H V P D D M 9914 C 9914 D 9915 D 9916 C 9918 B 9919 B 9920 A 9922 D 9920 C 9920 D 9920 D 9921 A 9922 B 9925 A 9926 D 9928 A 9928 C 9929 C 9930 A 9931 A 9931 D osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ndine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: ) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Korrektur von Leistungsver- schiebungen bei häuslicher Krankenpflege zwischen gesetzlicher Krankenversiche- rung und sozialer Pflegeversicherung (Pflege-Korrekturgesetz – PKG) (Drucksachen 15/1493, 15/3075) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – zu dem Antrag der Abgeordneten Hilde Mattheis, Gudrun Schaich- Walch, Helga Kühn-Mengel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Petra Selg, Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln), weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Demenz früh erkennen und behandeln – für eine Vernetzung von Strukturen, die Intensivierung von Forschung und Unterstützung von Projekten – zu dem Antrag der Abgeordneten Verena Butalikakis, Annette Widmann-Mauz, Andreas Storm, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Früherkennung, Be- handlung und Pflege bei Demenz verbessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Für ein Gesamtkonzept zur Verbes- serung der Früherkennung und Be- handlung von Demenz (Drucksachen 15/2372, 15/2336, 15/228, 15/3075) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erena Butalikakis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . etra Selg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Dreßen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Wodarg (SPD) . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . atthias Sehling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9933 A 9933 D 9935 A 9935 B 9935 C 9937 B 9939 D 9941 C 9942 B 9943 B 9943 C 9944 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 III Tagesordnungspunkt 24: Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktionen der SPD sowie den Abgeord- neten Irmingard Schewe-Gerigk, Jerzy Montag, Hans-Christian Ströbele, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines … Strafrechtsänderungsge- setzes – §§ 180 b, 181 StGB (Drucksache 15/3045) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Betriebsprämi- endurchführungsgesetzes (Drucksache 15/3046) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Matthias Weisheit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: a) Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nationales Energieprogramm vorlegen – Planungssicherheit für Wirt- schaft und Verbraucher herstellen (Drucksache 15/2760) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Angelika Brunkhorst, G N A L A E K B K M P T J ( A z k d ( o A E D P D m S w j r A E S A ( e d b ( o 9946 B 9946 C 9947 B 9948 C 9949 C 9950 B 9950 C 9950 D 9951 D 9952 D 9953 A 9954 A 9955 D 9956 D 9957 C 9958 D 9959 D weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Forschung und Entwicklung für zukunftsfähige Energietechnolo- gien – 5. Energieforschungsprogramm umgehend vorlegen (Drucksache 15/2194) . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten erstin Andreae, Birgitt Bender, Alexander onde, Dr. Uschi Eid, Anja Hajduk, Fritz uhn, Undine Kurth (Quedlinburg), Jerzy ontag, Christine Scheel, Rezzo Schlauch, etra Selg, Rainder Steenblock, Marianne ritz, Hubert Ulrich, Dr. Antje Vogel-Sperl, osef Philip Winkler und Dr. Ludger Volmer alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur bstimmung über den Entwurf eines Geset- es zur Sicherung und Förderung des Fach- räftenachwuchses und der Berufsbil- ungschancen der jungen Generation Berufsausbildungssicherungsgesetz) (Tages- rdnungspunkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Peter Danckert, Angelika Krüger-Leißner, etra Bierwirth, Jörg Vogelsänger und r. Margrit Spielmann (alle SPD) zur Abstim- ung über den Entwurf eines Gesetzes zur icherung und Förderung des Fachkräftenach- uchses und der Berufsbildungschancen der ungen Generation (Berufsausbildungssiche- ungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 21 a) . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten tephan Hilsberg, Dagmar Freitag, Gerd ndres, Bernd Scheelen und Horst Schild alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf ines Gesetzes zur Sicherung und Förderung es Fachkräftenachwuchses und der Berufs- ildungschancen der jungen Generation Berufsausbildungssicherungsgesetz) (Tages- rdnungspunkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9959 D 9960 A 9961 C 9963 A 9963 B 9963 C 9964 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Iris Hoffmann (Wismar), Dirk Manzewski, Lothar Mark und Verena Wohlleben (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes zur Sicherung und Förderung des Fachkräftenachwuchses und der Berufs- bildungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungssicherungsgesetz) (Tages- ordnungspunkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Siche- rung und Förderung des Fachkräftenachwuch- ses und der Berufsbildungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungssiche- rungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 21 a) Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . Dr. Elke Leonhard (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Nationales Energieprogramm vorlegen – Planungssicherheit für Wirtschaft und Verbraucher herstellen – Forschung und Entwicklung für zukunfts- fähige Energietechnologien – 5. Energie- forschungsprogramm umgehend vorlegen (Tagesordnungspunkt 26 a und b) Ulrich Kasparick (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilfried Schreck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Girisch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9964 B 9964 C 9964 C 9964 D 9965 D 9966 C 9967 C 9968 A 9969 B 9970 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 9895 (A) ) (B) ) 109. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 9963 (A) ) (B) ) entsprechenden Bürokratie nicht zielgenau an den Ursa- derlichen Zahl zusätzlicher Ausbildungsplätze aus dem können. So sehen wir die Gefahr, dass der Aufbau einer n ung der notwendigen Ausbildungsquote und der erfor- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Kerstin Andreae, Birgitt Bender, Alexander Bonde, Dr. Uschi Eid, Anja Hajduk, Fritz Kuhn, Undine Kurth (Quedlin- burg), Jerzy Montag, Christine Scheel, Rezzo Schlauch, Petra Selg, Rainder Steenblock, Marianne Tritz, Hubert Ulrich, Dr. Antje Vogel- Sperl, Josef Philip Winkler und Dr. Ludger Volmer (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung und Förderung des Fachkräf- tenachwuchses und der Berufsbildungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungs- sicherungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 21 a) Wir haben grundsätzliche Bedenken gegen das „Be- rufsausbildungssicherungsgesetz“. Wir sind nicht über- zeugt, dass die darin vorgesehene Umlage ein geeignetes Mittel darstellt, um das gewünschte Ziel der Errichtung von Ausbildungsplätzen für alle wirklich erreichen zu c d z r k b r a d a U d n l a s s A g a e B l n z G s g n a g d b z r B m A A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 07.05.2004 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 07.05.2004 Hagemann, Klaus SPD 07.05.2004 Hoffmann (Chemnitz), Jelena SPD 07.05.2004 Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 07.05.2004 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.05.2004 Nickels, Christa BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.05.2004 Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 07.05.2004 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 07.05.2004 Schindler, Norbert CDU/CSU 07.05.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 07.05.2004 Wissmann, Matthias CDU/CSU 07.05.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht hen der vielfältigen Probleme von zu geringer Ausbil- ung ansetzen kann. Wir haben dem Gesetz heute im Bundestag dennoch ugestimmt – zum einen, weil im Gesetzgebungsverfah- en entscheidende Verbesserungen durchgesetzt werden onnten, etwa bei der Schonung von Kleinbetrieben oder eim Vorrang tariflicher Lösungen. Auch die Verbesse- ungen bei den Kommunen erkennen wir ausdrücklich n. Entscheidend ist, dass mit dem so genannten Ausbil- ungspakt nun doch noch ein Mechanismus ins Gesetz ufgenommen wurde, der dazu führen kann, dass die mlage doch nicht ausgelöst wird. Mit unserer Zustimmung zum Gesetz verbinden wir ie Hoffnung und die Erwartung, dass alle Beteiligten unmehr sich konkret an den Abschluss eines verbind- ichen Ausbildungspaktes machen, der geeignet ist, für lle Jugendlichen eine Ausbildung anzubieten. In einer ozialen Marktwirtschaft sollten wir dies eigentlich chaffen können. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Peter Danckert, Angelika Krüger-Leißner, Petra Bierwirth, Jörg Vogelsänger und Dr. Margit Spielmann (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung und Förderung des Fachkräftenachwuchses und der Berufsbil- dungschancen der jungen Generation (Berufs- ausbildungssicherungsgesetz) (Tagesordnungs- punkt 21 a) Die Unterzeichnenden unterstützen das Ziel der Re- ierungskoalition, ab dem Ausbildungsjahr 2004/2005 llen ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlichen inen Ausbildungsplatz anzubieten. Sie anerkennen die emühungen der Regierungskoalition, diese Aufgabe zu ösen. Sie halten den vorliegenden Gesetzentwurf jedoch icht für den richtigen Weg. Er enthält zwar substan- ielle Verbesserungen gegenüber dem eingebrachten esetzentwurf vom 30. März 2004; dazu gehört insbe- ondere der Vorrang eines Ausbildungspaktes 2004 ge- enüber der Auslösung der Finanzierung und Förderung ach dem BerASichG. Die Unterzeichnenden halten aber us wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Gründen rundsätzlich Ansätze für vorzugswürdig, deren Kern as Element der Freiwilligkeit ohne gesetzlichen Zwang ildet. Darüber hinaus sehen sie folgende kritischen Ein- elpunkte in vorliegendem Gesetzentwurf: keine Diffe- enzierung der notwendigen Ausbildungsquote nach ranchen und Unternehmensgrößen, kein Datenabgleich it der Zahl der bei den Kammern neu abgeschlossenen usbildungsverträge zur Bestimmung der erforderlichen nzahl zusätzlicher Ausbildungsplätze, keine Berech- 9964 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 (A) ) (B) ) Fachkräftebedarf der Wirtschaft, keine Bezifferung des Vollzugsaufwandes. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Stephan Hilsberg, Dagmar Freitag, Gerd Andres, Bernd Scheelen und Horst Schild (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung und Förderung des Fachkräftenachwuchses und der Berufsbildungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungssicherungsgesetz) (Tages- ordnungspunkt 21 a) Die Unterzeichnenden unterstützen das Ziel der Re- gierungskoalition, ab dem Ausbildungsjahr 2004/2005 allen ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlichen ei- nen Ausbildungsplatz anzubieten. Sie anerkennen die Bemühungen der Regierungskoalition, diese Aufgabe zu lösen. Sie halten den vorliegenden Gesetzentwurf jedoch nicht für den richtigen Weg. Er enthält zwar substan- zielle Verbesserungen gegenüber dem eingebrachten Gesetzentwurf vom 30. März 2004; dazu gehört insbe- sondere der Vorrang eines Ausbildungspaktes 2004 ge- genüber der Auslösung der Finanzierung und Förderung nach dem BerASichG. Die Unterzeichnenden halten aber aus wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Gründen grundsätzlich Ansätze für vorzugswürdig, deren Kern das Element der Freiwilligkeit ohne gesetzlichen Zwang bildet. Darüber hinaus sehen sie folgende kritischen Einzel- punkte in vorliegendem Gesetzentwurf: keine Differen- zierung der notwendigen Ausbildungsquote nach Bran- chen und Unternehmensgrößen, kein Datenabgleich mit der Zahl der bei den Kammern neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zur Bestimmung der erforderlichen Anzahl zusätzlicher Ausbildungsplätze, keine Berech- nung der notwendigen Ausbildungsquote und der erfor- derlichen Zahl zusätzlicher Ausbildungsplätze aus dem Fachkräftebedarf der Wirtschaft, keine Bezifferung des Vollzugsaufwandes. Die Unterzeichnenden beugen sich mit der Zustim- mung zu vorliegendem Gesetzentwurf der Mehrheitsent- scheidung ihrer Fraktion. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Iris Hoffmann (Wismar), Dirk Manzewski, Lothar Mark und Verena Wohlleben (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung und Förderung des Fachkräftenachwuchses und der Berufsbildungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungssicherungsgesetz) (Tages- ordnungspunkt 21 a) Da immer weniger Jugendliche eine Chance auf eine betriebliche Ausbildung erhalten, werden wir dem Be- r E g n n c w d A o r B e b b A d z W d m e E d b n s d t im s k g d h ic E k r (C (D ufsausbildungssicherungsgesetz zustimmen, obwohl der ntwurf unserer Meinung nach ungeeignet ist, den Aus- leich zwischen Ausbildungsangebot und Ausbildungs- achfrage langfristig zu gewährleisten. Die Mehrheit der SPD-Fraktion hat sich für die An- ahme des oben genannten Gesetzesentwurfs ausgespro- hen. Wir akzeptieren diese Mehrheitsentscheidung, ob- ohl nach unserer Auffassung gewichtige Gründe gegen as Gesetz sprechen. nlage 6 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Sicherung und Förderung des Fachkräf- tenachwuchses und der Berufsbildungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungs- sicherungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 21 a) Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD): Aus überge- rdneten politischen Überlegungen stimme ich dem Be- ufsausbildungssicherungsgesetz zu, obwohl ich große edenken bezüglich des Gesetzes habe. Dr. Elke Leonhard (SPD): Ich rege an, innerhalb ines Jahres zu gewährleisten, dass die erhobenen Aus- ildungsplatzabgaben aus einer bestimmten Branche, eispielsweise Gastronomie, auch für die Schaffung von usbildungsplätzen in derselben Branche verwandt wer- en. Maßgeblich sind die Industrie- und Handelskammern ur Vermeidung zusätzlicher Bürokratie in effizienter eise bei der Umsetzung einzubeziehen. Neue Behör- enstukturen sind insbesondere auf Bundesebene zu ver- eiden. Ich rege an, zu gewährleisten, dass die Erhebung iner Ausbildungsplatzabgabe, die bisher nach meiner inschätzung im Großen und Ganzen bedarfsgerecht in en Unternehmen erfolgte, nicht gefährdet wird und ins- esondere sichergestellt wird, dass Ausbildungsträger icht am Bedarf vorbei ausbilden. Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass insbe- ondere die Kommunen über die Erhebung einer Ausbil- ungsplatzabgabe nicht weiter in die Schuldenfalle ge- rieben bzw. gezwungen werden, über eine Ausbildung öffentlichen Bereich berufliche Qualifikationen zu chaffen, die am Markt bei der angestrebten Verschlan- ung des öffentlichen Bereichs nicht benötigt werden. Ich rege an, innerhalb eines Jahres insbesondere re- ionale Ungerechtigkeiten bei der Erhebung der Ausbil- ungsplatzabgabe, auf die die Betriebe keinerlei Einfluss aben, zu beseitigen. Veronika Bellmann (CDU/CSU): Hiermit erkläre h meine Ablehnung des vorliegenden Gesetzentwurfs. r schadet der Wirtschaft in Deutschland. Betriebe, die eine geeigneten Auszubildenden finden, wegen schwie- iger Geschäftslage nicht ausbilden können oder in Be- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 9965 (A) ) (B) ) reichen tätig sind, in denen kaum Ausbildungsberufe vorhanden sind, werden mit der Ausbildungsplatzabgabe unverschuldet zusätzlich belastet. Unklar bleibt, wie mit der Anrechnung bzw. Belas- tung durch die Ausbildungsplatzabgabe im Falle der Be- rufsakademien umzugehen ist. Ausbildungsverhältnisse, welche Betriebe gemeinsam mit den Berufsakademien abschließen, werden sowohl im vorliegenden Gesetzent- wurf als in den eingebrachten Änderungsanträgen – Aus- schussdrucksache 15(9)1182 – nicht berücksichtigt. Die Berufsakademien, BA, verbinden seit ihrer Ein- führung im Jahre 1974 eine fachwissenschaftliche Be- rufsausbildung an einer Studienakademie mit einer prak- tischen Ausbildung in einem Betrieb. Sie bestehen heute als staatliche Einrichtungen in Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen und Thüringen, als staatlich anerkannte Einrichtungen privater Träger in Hessen, Schleswig- Holstein, Niedersachsen und im Saarland. Mit dem er- folgreichen Abschluss der Diplomprüfung wird ein be- rufsqualifizierender Abschluss erreicht, zum Beispiel als Diplom-Ingenieur, Diplom-Sozialpädagoge, Diplom- Betriebswirt mit dem Zusatz Berufsakademie. Zugangsvoraussetzung für die Berufsakademien ist je nach Landesrecht die Allgemeine Hochschulreife oder Fachgebundene Hochschulreife bzw. Fachhochschul- reife sowie ein Ausbildungsvertrag mit einer geeigneten Ausbildungsstätte. Für beruflich qualifizierte Bewerber ohne Hochschulreife besteht je nach Landesrecht die Möglichkeit einer Zulassungsprüfung. Die Kultusministerkonferenz hat in ihrem Beschluss vom 28. September 1995 festgestellt, dass die Ab- schlüsse der Berufsakademien nach dem Modell der Be- rufsakademien in Baden-Württemberg Abschlüsse im tertiären Bereich sind, die unter die Richtlinie des Euro- päischen Rates über die Allgemeine Regelung zur Aner- kennung der Hochschuldiplome vom 21. Dezember 1988 – 89/48/EWG – fallen. Das Studium an diesen Be- rufsakademien ist nach § 2 Abs. 1 BAföG-förderungsfä- hig und daher eine förderfähige Erstausbildung im Sinne des BAföG. All diese Fakten belegen die Zugehörigkeit der Be- rufsakademien zum tertiären Bildungsbereich in enger Verwandtschaft zu Studiengängen an Fachhochschulen und Universitäten. Sie fallen damit nicht unter § 10 Abs. 3 e BerASichG mit der dort enthaltenen Formulie- rung der „allgemeinbildenden, berufsbildenden, Jugend- musik-, Kunst- und Sonderschulen“. Dies sind Einrich- tungen des sekundären Bildungssektors. Im § 2 Abs. 3 BerASichG heißt es: „Auszubildende im Sinne dieses Gesetzes sind sozialversicherungspflich- tig Beschäftigte, mit denen der betreffende Arbeitgeber einen Berufsausbildungsvertrag zur betrieblichen Aus- bildung auf der Grundlage einer nach dem Berufs- bildungsgesetz, der Handwerksordnung oder einer sonstigen bundesrechtlichen Rechtsvorschrift erlasse- nen Ausbildungsordnung oder Ausbildungsregelung ab- geschlossen hat.“ Dieser Paragraph ist ebenso wie oben genannter § 10 Abs. 3 e auslegungsbedürftig im Sinne der staatlichen Berufs-/Studienakademien, da das B „ B b d d g d S t g b A 3 d t u b r g f k B d s u P s A s A v r p n E s p u (C (D erASichG ausschließlich „Auszubildende“ und nicht Studierende“ definiert. Selbst bei weiter Auslegung des egriffes „Auszubildende“, welche im Kontext einer undesrechtlichen Ausbildungsordnung bzw. Ausbil- ungsregelung geschult werden, sind die Studierenden er Berufsakademien nicht erfasst, da diese Einrichtun- en auf Länderrecht basieren. Nach vorliegendem Wortlaut des BerASichG dürfte emnach bei Vollzug das Bundesverwaltungsamt die tudenten an den Berufsakademien, wie auch die be- rieblich finanzierten Stipendiaten in dualen Studiengän- en, bei der Berechnung der betriebsspezifischen Aus- ildungsquote nicht einbeziehen. So würde die jeweilige usbildungsquote künstlich kleingerechnet. Bei circa 0 000 BA-Studenten mit Ausbildungskosten pro Stu- ienplatz in Höhe von circa 25 000 Euro würden die be- roffenen Unternehmen – trotz ihres gesellschaftlichen nd wirtschaftlich wichtigen Engagements – mehrfach elastet. Für das überaus erfolgreiche Modell der Be- ufsakademien wären nachteilige Konsequenzen vorpro- rammiert. Durch den Bundesrat oder durch das Vermittlungsver- ahren müsste demnach in § 2 Abs. 3 BerASichG die lare Aussage „Studierende der staatlichen Studien- und erufsakademien sowie betrieblich finanzierte Stipen- iaten in dualen Studiengängen aufgenommen werden owie der § 10 um den Terminus „staatliche Studien- nd Berufsakademien“ ergänzt werden. Schon jetzt aber sollte zumindest eine diesbezügliche ortokollerklärung für die Sitzung des Bundestagsaus- chusses für Arbeit und Wirtschaft vom 5. Mai 2004 die uslegung des Gesetzes im vorgenannten Sinne be- chreiben. nlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Nationales Energieprogramm vorlegen – Planungssicherheit für Wirtschaft und Ver- braucher herstellen – Forschung und Entwicklung für zukunftsfä- hige Energietechnologien – 5. Energiefor- schungsprogramm umgehend vorlegen (Tagesordnungspunkt 26 a und 26 b) Ulrich Kasparick (SPD): Meine Damen und Herren on der FDP, sie fordern in Ihrem Antrag die Bundes- egierung auf, zügig ein nationales Energieforschungs- rogramm vorzulegen. – Das begrüße ich ausdrücklich. Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, och einmal die aktuelle Beschlusslage zum Thema in rinnerung zu rufen: Bereits im Koalitionsvertrag haben ich SPD und Grüne festgelegt, ein Energieforschungs- rogramm zu erarbeiten, in dem erneuerbare Energien nd Energieeinsparung Priorität haben. Zusätzlich 9966 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 (A) ) (B) ) wollen wir die institutionelle Struktur der Bioenergiefor- schung stärken. Der Deutsche Bundestag hat am 12. September 2002 im Rahmen des Antrages zur EU-Verfassung beschlos- sen, dass der EURATOM-Vertrag nicht mehr zeitgemäß ist und die Förderung der Atomkraft durch den EURATOM-Vertrag auslaufen soll. Die SPD-Bundes- tagsfraktion – und übrigens auch der Bochumer SPD- Parteitag – haben mit dem Beschluss der „Energiepoliti- schen Agenda 2010“ im vergangenen Herbst die Bun- desregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie durch den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien bestärkt. Im sel- ben Beschluss haben wir uns festgelegt, dass wir bei der Energieforschung die Projektförderung deutlich erhö- hen und verstetigen wollen. Auf europäischer Ebene streben wir ein Konversionsprogramm zur Umwidmung nuklearer Mittel zugunsten der Forschung für Effizienz- technologien und erneuerbare Energien an. Und da sind wir bei einem Punkt, meine Damen und Herren von der FDP, der uns von Ihnen grundlegend un- terscheidet. Bei der Energieforschung setzen Sie nach wie vor auf die Kernenergie. Sie halten den Abschied aus der Kernenergie für den falschen Weg, wie es in Ih- rem Antrag heißt. Wir haben aber den Atomausstieg be- schlossen, weil wir es für unverantwortlich gegenüber den nachfolgenden Generationen halten, ihnen die Last des ungelösten Endlagerproblems der strahlenden Ab- fälle dieser gefährlichen Technik aufzubürden. Nebenbei bemerkt, außer von Ihnen höre ich in diesem Land keine ernst zu nehmenden Stimmen, die den Wiedereinstieg in die Atomkraft wollen. Sie fordern, die Option Kernenergie für die künftige Energieversorgung aufrechtzuerhalten, ja darüber hinaus die Mittel für die Kernfusionsforschung sogar noch zu erhöhen. Meine Damen und Herren, die Kernfusionsfor- schung hat seit den 1950er-Jahren Milliarden über Milli- arden öffentliche Gelder – Steuergelder – verschluckt, ohne zu nennenswerten Ergebnissen zu kommen. Wir wissen auch heute noch nicht, nach fast 50 Jahren, ob ein künftiges Fusions-Großkraftwerk überhaupt funktionie- ren kann. Der weltweit führende Fusionsforscher, Profes- sor Bradshaw vom Max-Planck-Institut für Plasmaphy- sik in Garching, hat selbst in der Bundestagsanhörung zur Kernfusion gesagt, dass wir erst Mitte des Jahrhun- derts überhaupt wissen werden, ob Kernfusionskraft- werke eine Alternative für die Stromversorgung sein können. Diese Zeit haben wir aber nicht. Dieses Ergebnis wird zu spät kommen. Wir müssen die Energie- und die Kli- maprobleme vorher in den Griff bekommen. Noch im- mer beruht der Großteil der Energieversorgung auf den endlichen Rohstoffen. Nach Berechnungen der Bundes- anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe liegt die statistische Reichweite für konventionelles Erdöl nur noch bei etwa 40 Jahren. Das Uran wird schon einige Jahre früher zur Neige gehen. Wir müssen schneller Lö- sungen der Substitution finden. Statistische Reichweite bedeutet, dass die Rohstoffe zwar über diese Daten hin- weg noch verfügbar sein werden, aber eben nur noch in sehr geringen Mengen. Und das bedeutet: nur zu sehr h d je c e r H q m K I A T s d t n E n s n s t f n r r a e g n s g k a g Z P 1 ö r a d W e d s e – u h g L (C (D ohen Preisen. So funktioniert der Markt – das sollten och gerade Sie von der FDP wissen. Wir sehen doch tzt schon an den Zapfsäulen der Tankstellen, zu wel- hen Preissteigerungen knapper werdendes Rohöl führt. Die Kernfusion ist eine Technik, die noch weit, weit ntfernt von der Anwendung ist und riesige Versuchsein- ichtungen erfordert. In Anbetracht der angespannten aushaltslage sollte die Fusionsforschung daher konse- uent auf der Ebene der EU stattfinden. Ich schließe ich daher der Meinung von Dr. Harald Bradke vom arlsruher Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und nnovationsforschung an, der bei der Energieforschungs- nhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und echnikfolgenabschätzung am 11. Februar empfahl, dass ich eine nationale Energieforschungsstrategie auf die eutschen Kernkompetenzen im Energiebereich konzen- rieren solle. Dieses sind die marktfähigen und markt- ahen Techniken und Technologien der erneuerbaren nergien und der Energieeffizienz. Das entspricht nicht ur unserer Forschungsförderungsstrategie „Die Stärken tärken“, sondern unterstützt auch die boomende „Er- euerbare Industrie“ in Deutschland. Ich erwarte, dass die Bundesregierung ein Energiefor- chungsprogramm vorlegt, das diese Punkte berücksich- igt. Ich rechne damit, dass uns das Bundesministerium ür Wirtschaft und Arbeit noch vor der Sommerpause ei- en ersten Entwurf dieses Programms vorlegt. Wilfried Schreck (SPD): Es wird Sie vielleicht über- aschen, wenn ich die FDP zu Beginn meiner Ausfüh- ungen lobe. Ich möchte Sie loben, weil im FDP-Antrag uch eine Reihe vernünftiger Punkte stehen und weil ich s für wichtig halte, dass wir in langfristig und strate- isch wirtschaftspolitisch wichtigen Fragen nicht immer ur das Trennende betonen, sondern auch nach Gemein- amkeiten suchen. Die Forderung nach einem Ener- ieprogramm gehört grundsätzlich zu den Gemeinsam- eiten. Das einzige Energieprogramm, das diesen Namen uch verdient, stammt aus dem Jahre 1973, aus der Re- ierungszeit von Bundeskanzler Helmut Schmidt, im eichen der Ölkrise. Die letzten Versuche, ein solches rogramm zu erarbeiten, datieren zurück bis ins Jahr 991 und bieten kaum noch taugliche Antworten auf die konomischen, aber auch die ökologischen Fragen unse- er Zeit. Natürlich arbeitet die Bundesregierung daher uch an einer neuen konzeptionellen Fundierung, die em wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen andel Rechnung trägt. Meine Fraktion hat im Oktober des letzten Jahres ihre nergiepolitische Agenda 2010 vorgelegt. Wir verstehen ies als einen Beitrag für eine energiepolitische Diskus- ion auch über Parteigrenzen hinweg; denn wir wollen ine Energiepolitik, die sich an den vier zentralen Zielen Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit nd Innovationsfähigkeit – orientiert. Eine qualitativ ochwertige und umweltverträgliche Energieversor- ung ist ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unseres andes, auch für die künftige wirtschaftliche und tech- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 9967 (A) ) (B) ) nologische Leistungskraft auf den internationalen Märk- ten. Nur indem wir die technologische Leistungsfähigkeit aktivieren und die Versorgungsstrukturen modernisieren werden wir den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen sein. Mit effizienten Kraftwerken, modernen Technologien mit hoher Energieproduktivität und der Nutzung der erneuerbaren Energien können wir eine Pionierrolle einnehmen und wichtige Zukunftsmärkte für Produkte und Dienstleistungen erschließen. Gerade als Abgeordneter eines Braunkohlelandes sage ich: Vor allem in der Verbesserung der Energieeffi- zienz über die gesamte Wertschöpfungskette liegt in meinen Augen der Schlüssel zu einer vernünftigen Ener- gieversorgung. Ohne Effizienz bleiben auch die erneuer- baren Energien nur Beiwerk. Deshalb – ich sage das auch mit Blick auf den zwei- ten Antrag der FDP zur Energieforschung – wünsche ich mir und ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, in Deutschland das erste CO2-freie fossile Kraftwerk zur Marktreife zu führen. Das wäre dann nicht nur eine technologische Großtat, das wäre ein geradezu lebenswichtiger Beitrag für die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie, für globalen kosteneffizienten Klimaschutz. Allerdings müssen wir auch ein Stück Realismus in die Diskussion einbringen. Die im Antragstitel geforderte „Planungssicherheit“ ist ganz sicherlich ein wichtiges Ziel. Es wäre jedoch eine völlige Überforderung des Gesetzgebers und der Politik insgesamt, allein von einem Energieprogramm Pla- nungssicherheit zu erwarten. Das mag zu früheren Zei- ten, in gesetzlich geschützten Gebietsmonopolen der al- ten Bundesrepublik anders und leichter gewesen sein. Von den staatsplanwirtschaftlichen Irrungen der DDR will ich an dieser Stelle lieber schweigen. Aber es kann ja doch kein Zweifel daran bestehen, dass wir heute durch Europäisierung und Internationali- sierung, durch Globalisierung insbesondere der Finanz- märkte sowie durch die neuen Erkenntnisse im Umwelt- und Klimaschutz vor viel anspruchsvolleren Aufgaben stehen, zugleich aber unübersichtlichere Gemengelagen aus normativen gesetzlichen Vorgaben, politischen Wün- schen und Machtgefügen auf den Märkten haben. Vor übertriebenen Erwartungen sollte man sich hüten. Auch ein Energieprogramm ist keine Vollkaskoversiche- rung für eine gedeihliche Energieversorgung oder lang- fristig rentierliche Investitionen. Es kann und wird um „Leitplanken“ für Wettbewerb, für Forschung und Ent- wicklung, für Investitionen, Innovationen und Beschäfti- gung in und für Deutschland gehen sowie um das Zusam- menbinden von Ressourcenschonung, Klimaschutz und Wirtschaftswachstum. Dafür ist ein Energieprogramm si- cherlich hilfreich, wenn wir in diesem Programm, vor allem aber im gesetzgeberischen, im politischen, und im unternehmerischen Handeln die notwendige Flexibi- lität zeigen. Hier stehen wir alle – auch Sie in der Opposition – gemeinsam in der Verantwortung. E g g D t g b d n m s A w l m E z s d E s a s w s d t d s a d h D O A f r E s d v n B g b a e d l g d s B - (C (D Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): rstens. Die deutsche Energieforschung war in der Ver- angenheit ein tragender Grundpfeiler für eine zukunfts- erichtete und zukunftsverträgliche Energiepolitik in eutschland. Sie hat wichtige Beiträge zum Aufbau, Be- rieb und der Fortentwicklung eines sicheren und kosten- ünstigen Systems der Energieversorgung geleistet. Das etrifft insbesondere die Entwicklung und Anwendung er Kerntechnik, die heute ihre Fortsetzung in internatio- alen Projekten der Kernfusion (ITER) und der Trans- utation findet. Hervorzuheben sind darüber hinaus for- chungsgetriebene Fortschritte im Maschinen- und nlagenbau und in der Materialforschung, die heute eine eltweit hervorragende Energieeffizienz deutscher An- agen und deren erfolgreiche Vermarktung auf den Welt- ärkten erst möglich gemacht haben. Zweitens. Wir müssen an diese Erfolge vergangener nergieforschung anknüpfen. Wir müssen unsere Spit- enplätze im Rahmen der Grundlagenforschung insbe- ondere bei den heute bekannten Schlüsseltechnologien, as heißt der Kerntechnik und einigen erneuerbaren nergien, erhalten oder wiedererlangen. Drittens. Damit nicht vereinbar ist der partielle Aus- chluss einzelner Technologien – wie der Kernenergie – us der Forschungsförderung. Eine Reduktion der For- chung auf Sicherheitsforschung an bestehenden Kraft- erkskonzepten kann Nachwuchsforscher nicht für die- en Forschungsbereich interessieren und ist nicht mit em Anspruch der Spitzenforschung in Deutschland ver- räglich. Viertens. Seit den 70er-Jahren des vorigen Jahrhun- erts sind in Deutschland die Ausgaben für Energiefor- chung stark rückläufig: Der Staat hat sein Engagement uf etwa ein Drittel des damaligen Niveaus abgesenkt. In en Unternehmen liegen die Mittel für Energieforschung eute mit 140 Millionen Euro bei weniger als einem rittel der Ausgaben von 1991. Im Vergleich der ECD-Staaten rangiert Deutschland hinsichtlich der usgaben für Energieforschung nur im unteren Mittel- eld. Angesichts dieser im internationalen Vergleich ge- ingen Aufwendungen hat der Wissenschaftsrat bereits nde der 90er-Jahre einen Anstieg der Energiefor- chungsaufwendungen gefordert. Nichtsdestotrotz wur- en die öffentlichen Mittel für Energieforschung in den ergangenen Jahren weiter gekürzt und liegen heute bei ur noch 395,1 Millionen Euro. Gemessen am Anteil des ruttoinlandsprodukts sind die Ausgaben für Ener- ieforschung in den USA, Frankreich oder Japan doppelt is fünfmal so hoch wie in Deutschland. Fünftens. Stattdessen sind die Förderungen für den nsonsten unrentablen Betrieb von Anlagen zur Nutzung rneuerbarer Energien aus dem Bundeshaushalt, nach em EEG und aus anderen öffentlichen Quellen auf mitt- erweile mehr als 5 000 Millionen Euro im Jahr 2003 an- estiegen und liegen damit mehr als zehnmal höher als ie Zukunftsinvestitionen in die Energieforschung – mit teigender Tendenz. Sechstens. Alle technologischen Optionen in den ereichen Energieerzeugung, Energiespeicherung und transport sowie Energieverbrauch sind offen zu halten, 9968 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 (A) ) (B) ) da heute die relativen Vor- und Nachteile der Technolo- gien in der Zukunft weder der Politik noch der Wirt- schaft bekannt sein können. Dazu gehören auch Techno- logien, mit denen sich vermutete Risiken verringern lassen, zum Beispiel Sequestrierung – schon allein um im internationalen Forschungswettlauf mithalten zu kön- nen. Die zentrale Aufgabe der Energieforschung besteht darin, die Realisierung des Wachstumsziels unserer Volkswirtschaft langfristig zu unterstützen. Entspre- chend der infrastrukturellen Bedeutung des Faktors Energie für sämtliche konsumtiven und produktiven Pro- zesse soll sie einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass in unserem Lande wieder ein dauerhafter Wachs- tumskurs eingeschlagen und darüber hinaus auch eine Lösung der Probleme der Unterbeschäftigung sowie der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme erzielt wird. Georg Girisch (CDU/CSU): Unsere Gesellschaft braucht Energie genauso wie wir Menschen die Luft zum Atmen brauchen. Energie ist somit zum Lebensnerv unserer Volkswirtschaft geworden. Weil dies eine unbestrittene Tatsache ist, hat sich der Deutsche Bundestag im vergangenen Herbst schon ein- mal mit dem Thema Energiepolitik befasst. Damals war Gegenstand der Debatte unser Antrag „Energiepolitik ist Standortpolitik“. Das war vor sieben Monaten. Ich muss leider feststellen: Die Bundesregierung war bis zum heu- tigen Tage nicht in der Lage, ein auf die Zukunft ausge- richtetes Energiekonzept vorzulegen. Deshalb begrüße ich die Anträge der FDP-Fraktion mit der Forderung an die Bundesregierung, dieses Versäumnis endlich nachzu- holen. Der Standort Deutschland braucht eine sichere, preis- günstige, wirtschaftliche und umweltverträgliche Ener- gieversorgung. Sie ist die Grundvoraussetzung für die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze am Standort Deutschland. Die Bun- desregierung betont oft, mit dem Atomausstieg und der ausgeweiteten Förderung der erneuerbaren Energien eine Energiewende eingeleitet zu haben. Den Atomaus- stieg zu beschließen ist das eine, aber ein Konzept für den Einstieg in etwas Neues vorzulegen das andere. Und hier ist diese Bundesregierung bislang gescheitert. Ihre Energiewende besteht lediglich darin, sich von dem energiepolitischen Zieldreieck abzuwenden. Das ökolo- gisch Notwendige muss auch ökonomisch effizient und sozial verträglich erreicht werden. Dass die Bundesre- gierung diesen Grundsatz über Bord geworfen hat, ist standortfeindlich und vernichtet Arbeitsplätze. Die Bundesregierung verheddert sich zwischen Marktliberalisierung und Interventionismus. Sie miss- braucht Energie als fiskalischen Packesel und missachtet dabei das Gebot einer sicheren Energieversorgung. Sie sehen die Energieversorgung weniger in ihrer Funktion für Wirtschaft, Produktion und Arbeitsplätze, sondern mehr als ökologischen Störfaktor. Unser Land braucht eine Energie- und Klimapolitik aus einem Guss. Die zwischen dem Bundeswirtschafts- und dem Bundesumweltministerium geteilte Verantwor- t W s s v J P E e d k S a S R s i u s w d 7 r D h V t G S S s s 1 B g d T d S k d d w d s I f K g in E d w g b n s (C (D ung für diesen Bereich wird dem Stellenwert für den irtschaftsstandort nicht gerecht. Das Gerangel zwi- chen den Ministern Clement und Trittin bei der Ausge- taltung des Emissionshandels hat der Planungs- und In- estitionssicherheit in unserem Land nur geschadet. eder Energieträger hat seine spezifischen Stärken und otenziale, aber auch seine Schwächen. Nur ein breiter nergiemix aus allen verfügbaren Energieträgern kann ine optimale Energieversorgung leisten. Das, was uns iese Bundesregierung seit 1998 präsentiert, ist aber ein Energiemix, sondern allenfalls ein Energiemurks. ie betreiben zwar Energiepolitik als Standortpolitik – ber für andere Länder, nicht für Deutschland. Denn tandortpolitik für Deutschland heißt auch, politische ahmenbedingungen für niedrige Energiepreise zu chaffen. Nach der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte m Jahre 1998 sind die deutschen Strompreise zunächst m fast ein Drittel gesunken und lagen damit im europäi- chen Mittelfeld. Industrielle und gewerbliche Kunden urden so um 5,6 Milliarden Euro entlastet. Heute liegen ie Strompreise für größere Abnahmen von 24 bis 0 Millionen Kilowattstunden höher als vor dem Regie- ungswechsel im Jahre 1998. Die Industriestrompreise in eutschland zählen nämlich inzwischen wieder zu den öchsten in Europa. Und dafür trägt kein anderer die erantwortung als die rot-grüne Bundesregierung. Poli- ische Sonderlasten wie das Erneuerbare-Energien- esetz – EEG –, das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, tromsteuer und Konzessionsabgaben haben unsere trompreise in astronomische Höhen steigen lassen. Die taatlichen Belastungen aller deutschen Stromkunden ind von 2,2 Milliarden Euro 1998 um das Fünffache auf 2,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr angestiegen. Aber das ist nicht das einzige Problem, vor dem die undesregierung steht. Gerade in der jüngsten Vergan- enheit ist aufgrund der großflächigen Zusammenbrüche er Stromnetze in den USA, England und Italien das hema „Sicherstellung der Stromversorgung“ wieder in en Fokus gerückt. Bis zu 50 Prozent der heutigen tromerzeugungskapazität in Deutschland sind in den ommenden 20 bis 30 Jahren zu ersetzen. Bis 2020 sind as rund 40 000 Megawatt aufgrund der Altersstruktur er fossilen Kraftwerke. Hinzu kommt ein Leistungs- egfall von 22 000 Megawatt durch den von der Bun- esregierung beschlossenen Atomausstieg. Dieser Er- atzbedarf kann nicht allein durch Stromeinsparung, den mport von Strom und die erneuerbaren Energien aufge- angen werden. Erneuerbare Energien sind in diesem ontext nicht alternative, sondern additive Energieträ- er. Der Atomausstieg führt Deutschland darüber hinaus eine dramatische Abhängigkeit von Importen fossiler nergieträger wie Erdöl und Erdgas. Und jeder weiß, ass diese nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Auch enn man keine genauen Zeiträume für die Reserven an- eben kann, reichen die Erdölreserven bei gleich blei- endem Energiebedarf und gleich bleibender Nutzung ur noch wenige Jahrzehnte. Besorgniserregend in die- em Zusammenhang sind die Berechnungen der Interna- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 9969 (A) ) (B) ) tionalen Energieagentur. Danach nimmt der weltweite Energiebedarf bis 2030 um 65 Prozent zu. Ein standortverträgliches Energiekonzept, das uns die Bundesregierung bislang schuldig geblieben ist, muss auf folgende fünf Fragen Antworten finden: Erstens. Wie soll die durch den Kernenergieausstieg entstandene Lücke im Grundlastbereich geschlossen werden? Zweitens. Wie soll der Ersatzbedarf der altersbedingt vom Netz gehen- den fossilen Kraftwerke gedeckt werden? Drittens. Wie soll eine wirtschaftlich praktikable Alternative aussehen, die gleichzeitig die klimapolitischen Ziele erreicht? Vier- tens Wie soll es mit den Regelungen der Ökosteuer, des KWK-Gesetzes, des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und der Einführung des Emissionshandels gelingen, die pro- duzierende Industrie in Deutschland zu halten, wenn die Energiepreise im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig sind? Fünftens. Wie geht es mit der Li- beralisierung der Strom-und Gasmärkte weiter? Entscheidend für eine gesicherte Energieversorgung sind mehr Offenheit und Fortschritt in der Energiepoli- tik: Fortschritt in der Entwicklung neuer Technologien, in der Erschließung neuer Energiequellen, in der techni- schen und wirtschaftlichen Effizienz. Darin liegt nicht nur der Schlüssel zur Sicherung einer leistungsfähigen und umweltgerechten Energiebasis im eigenen Land. Darin besteht vielmehr auch der entscheidende Beitrag, den wir als hoch entwickeltes Industrieland zur Lösung der globalen, ökonomischen und ökologischen Energie- problematik leisten können und müssen. Ein erster Schritt ist getan: Bayern hat vor zwei Tagen sein Gesamtkonzept zur Energiepolitik vorsgestellt. Ich kann der Bundesregierung die Lektüre dieses mehr als 100 Seiten umfassenden Papiers nur empfehlen. Es lohnt sich. Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das wir diesen Antrag hier diskutieren müssen, zeigt deutlich: die FDP ist energiepolitisch nicht nur auf einem Auge blind! Es wäre ja noch verzeihlich, wenn Sie von uns ein Energieprogramm verlangen würden, ohne ein ei- genes liefern zu können. Das kennen wir von Ihnen aus anderen Politikfeldern! Ich hätte Ihnen jedoch zugetraut, zu erkennen, dass wir uns mitten in der Umsetzung eines Energieprogramms befinden. Wir haben innerhalb der vergangenen sechs Jahre wichtige Grundzüge einer ge- meinsamen rot-grünen Energiepolitik verwirklicht. Seit 1998 findet hier in Deutschland ein Umbau hin zu einer modernen, sicheren und umweltverträglichen Energie- versorgung statt. Wenn Sie das nicht sehen, sind Sie blind. Der Atomausstieg, der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Ausgestaltung eines fairen Wettbe- werbs auf dem Energiemarkt sind drei wichtige Themen- felder, die gleich ins Auge springen. Beim Atomausstieg mögen Sie anderer Meinung sein, die zentralen Fragen über die Gefahren dieser Energieform können Sie aber bis heute nicht ausreichend beantworten. Das Risiko die- ser Energieform ist aber einfach zu hoch, als dass man es ignorieren könnte. Sie verzeiht keine Fehler, weder menschliches noch technisches Versagen. Dies zeigen n r s f t s r R d d E t a g i d t w M e b g h v A d d R J h g r a d r e v d h A l d n d g m d N a e z ü h d z p a h K w (C (D icht nur die großen Atomkatastrophen von Majak, Har- isburg und Tschernobyl, sondern auch viele atomar ver- trahlte Regionen. Dabei gilt das Umweltrisiko nicht nur ür den Betrieb von Reaktoren, sondern für den gesam- en Brennstoffzyklus. Schon die Uranerzgewinnung ver- eucht ganze Landstriche. Der Transport und die Lage- ung radioaktiver Materialien bergen unvertretbare isiken. Vor allem aber gibt es kein sicheres Konzept für ie Entsorgung von Atommüll. Die Hinterlassenschaften er Atomkraft bilden über Jahrtausende eine strahlende rblast für die zukünftigen Generationen. Weltweit exis- iert für die stetig wachsenden radioaktiven Rückstände usgebrannter Elemente bislang nicht einmal ein Endla- er. Die weltweit gewachsene Terrorgefahr bestärkt uns n unserem Abschied von dieser Technologie. Nicht nur, ass Atomkraftwerke zu bevorzugten Zielen des interna- ionalen Terrors werden können, auch der Handel mit affenfähigem Plutonium oder mit anderem strahlenden aterial für so genannte dirty bombs stellt eine potenzi- lle Gefahr dar. Auch das Argument des angeblich so illigen Atomstroms gehört in das Reich der Sagen. So- ar unabhängig von den externen Kosten können schon eute effiziente konventionelle Kraftwerke auf der Basis on Erdgas wesentlich günstiger Strom erzeugen als tomkraftwerke. Wenn die Reaktoren gegen alle Schä- en adäquat versichert werden müssten, wäre die Preis- ifferenz noch wesentlich größer. Rot-Grün hat den Umbau der Energieversorgung in ichtung einer nachhaltigen Entwicklung in den letzten ahren eingeleitet und wird daran auch in Zukunft fest- alten. Das Konzept der Nachhaltigkeit bietet den über- eordneten Rahmen und damit das grobe Fundament der ot-grünen Energiewende. Auch wenn es in Detailfragen uch mal zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen en Koalitionspartnern kommen kann, so gibt es diesen oten Faden. Die Herausforderung besteht also darin, ine Energieversorgung aufzubauen, die sowohl umwelt- erträglich ist, als auch die endlichen Ressourcen schont, amit zukünftigen Generationen Lebensperspektiven er- alten bleiben. Gleichzeitig müssen diese Ziele mit den nsprüchen von Versorgungssicherheit und Wirtschaft- ichkeit übereingebracht werden. Wenn diese Herausfor- erungen richtig angepackt werden, eröffnen sich mei- es Erachtens sehr große Chancen für Innovationen und amit Weltmarktvorteile im Bereich innovativer Ener- ietechnologien. Für diesen Weg haben wir sichere Rah- enbedingungen geschaffen. Das betrifft den Ausbau er erneuerbaren Energien – hier haben wir gerade die ovelle des EEG im Bundestag beschlossen, das Markt- nreizprogramm verbessert und die Biotreibstoffe steu- rlich begünstigt. Das betrifft aber auch die vielen Ein- elmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, ob ber das KWK-Modernisierungsgesetz, den Emissions- andel, die ökologische Steuerreform oder die verschie- enen Programme für Gebäudesanierung, um nur einige u nennen. Übrigens alles Maßnahmen, die von der Op- osition weitgehend abgelehnt wurden. Viele Maßnahmen und Projekte stehen allerdings uch noch aus bzw. sind gerade in Bearbeitung – ich will ier einige Schlaglichter nennen: – Wir brauchen neue limaschutzziele: Der Klimaschutz gibt einen unaus- eichlichen Rahmen für die Energiepolitik vor. Die 9970 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 (A) ) (B) ) Treibhausgasemissionen sind bis zum Jahre 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Bis 2050 müssen die Emissionen sogar um 80 Prozent gesenkt werden. Diese Ziele müssen dringend verbindlich fest- geschrieben werden, damit die Wirtschaftsakteure sich frühzeitig darauf einstellen können. – Die Energieein- sparung ist ein immer noch vernachlässigtes Potenzial der Energiepolitik, auch wenn unter Rot-Grün hier neue Maßstäbe gesetzt wurden. Nur wenn es gelingt eine neue Qualität in der Stromeinsparung zu erreichen, sind Kli- maschutz und Versorgungssicherheit dauerhaft zu ver- einbaren. Hier warten wir unter anderem hoffnungsvoll auf neue, ambitionierte Vorgaben aus der EU, die derzeit in der Beratung sind. Nationale Alleingänge über zum Beispiel Energiestandards sind solange die EU-Verfah- ren laufen, leider nicht möglich. – Der Ausbau der er- neuerbaren Energien muss verstärkt und diversifiziert werden. Auch im Bereich Wärmeerzeugung und Bio- treibstoffe brauchen wir Instrumente, die ähnlich erfolg- reich wie das EEG im Strombereich sind. Durch gezielte Maßnahmen zur Markteinführung können uns zum Bei- spiel die Bioenergien Schritt für Schritt vom Öl und da- mit von Krisenregionen wie dem Nahen Osten unabhän- gig machen. Alle Maßnahmen für den Ausbau der erneuerbaren Energien müssen dann durch eine wirk- same Exportstrategie für die Technologien flankiert wer- den. Die von uns eingeführte Exportinitiative Erneuer- bare Energien gilt es hierfür weiter zu stärken. – Nur wer heute in die Forschung investiert, kann sich morgen auf dem Markt etablieren. Gerade für Deutschland als Ex- portnation ist dies ein offenes Geheimnis. Deshalb ist eine Aufstockung und Konzentration der Energiefor- schungsgelder auf Energieeinsparung und erneuerbare Energien nötig. Wir wollen hier in den nächsten Mona- ten noch deutlichere Akzente setzen. – Weltweit brau- chen wir eine Wende zu mehr Energieeffizienz und er- neuerbaren Energien. Die internationale Konferenz für Erneuerbare Energien 2004 in Bonn soll Impulse für den stockenden Klimaschutzprozess geben. Mit einer Inter- nationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) soll die Verbreitung erneuerbarer Energien unterstützt werden. Zu guter Letzt möchte ich noch ein energiepolitisches Thema ansprechen, dass wir aktuell vor uns haben: die Ausgestaltung des Wettbewerbs auf dem Strom- und Gasmarkt. Hier vollziehen wir gerade einen System- wechsel. Durch die Einrichtung einer Wettbewerbsbe- hörde soll die Wettbewerbsintensität auf den Energie- märkten verstärkt werden und ein ausgewogener und fairer Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt eta- bliert werden. Sowohl auf Produktionsseite als auch bei der Instandhaltung der Netzinfrastruktur muss ein hohes Maß an Versorgungssicherheit und gleichzeitig Akteurs- vielfalt für Innovationen garantiert werden. Wir haben jedoch in gleichem Maße die Rechte der Verbraucher im Auge. Durch eine Intensivierung des Wettbewerbs kön- nen die Preise für Industrie und Verbraucher deutlich ge- senkt werden, das Mitspracherecht und die Information der Verbaucher muss verstärkt werden. Natürlich wird dieses Gesetz nicht im Widerspruch zu den anderen energiepolitischen Kernpunkten stehen. Auch in der Energiewirtschaft gehört die Nachhaltigkeit zu einer der w ti d u c Z W A 6 z – – – m d n m V P t (C (D esentlichen Leitplanken. All diese Maßnahmen orien- eren sich an dem Ziel, auf die wesentlichen Herausfor- erungen unserer Zeit rechtzeitig Antworten zu geben nd damit die nationale Energieversorgung zukunftssi- her zu machen. Ich glaube, dass sich niemand diesen ielen langfristig entziehen kann und bitte Sie diesen eg zu unterstützen. nlage 8 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der CDU/CSU hat mit Schreiben vom . Mai 2004 mitgeteilt, das sie folgende Anträge zurück- ieht: Zentrale Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zum Volks- trauertag jährlich im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begehen auf Drucksache 15/2749 Förderung von Gedenkstätten zur Diktaturge- schichte in Deutschland – Gesamtkonzept für ein würdiges Gedenken aller Opfer der beiden deut- schen Diktaturen auf Drucksache 15/1874 Den Weg zur Einheit und Demokratisierung in Moldau unterstützen auf Drucksache 15/1987 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2003 – Drucksache 15/2323 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Straßenbaubericht 2003 – Drucksache 15/2456 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/2793 Nr. 2.32 Drucksache 15/2793 Nr. 2.34 Drucksache 15/2793 Nr. 2.35 Drucksache 15/2793 Nr. 2.36 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/2636 Nr. 2.3 Drucksache 15/2636 Nr. 2.7 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/2793 Nr. 2.2 Drucksache 15/2793 Nr. 2.3 Drucksache 15/2793 Nr. 2.4 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 9971 (A) (C) (B) (D) Drucksache 15/2793 Nr. 2.26 Drucksache 15/2793 Nr. 2.28 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/2793 Nr. 2.38 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/2447 Nr. 1.11 Drucksache 15/2447 Nr. 2.8 Drucksache 15/2519 Nr. 2.1 Drucksache 15/2636 Nr. 2.6 Drucksache 15/2793 Nr. 2.12 109. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. Mai 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510900000


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a und 21 b so-
wie die Zusatzpunkte 6 und 7 auf:

21 a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen
der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Sicherung und Förderung des Fachkräftenach-
wuchses und der Berufsausbildungschancen der

(Berufsausbildungssicherungsgesetz – BerASichG)

– Drucksache 15/2820 –


(Erste Beratung 102. Sitzung)


aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Bildung, Forschung und Tech-
nikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)


– Drucksache 15/3064 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Willi Brase
Werner Lensing

Z

Redet
Grietje Bettin
Cornelia Pieper


(8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 15/3065 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus-Peter Willsch
Dr. Günter Rexrodt
Carsten Schneider
Alexander Bonde

b) Beratung der Beschlussempfehlung un
richts des Ausschusses für Bildung,

(17. A zu dem Antrag der Abgeordneten (C (D ung n 7. Mai 2004 0 Uhr Pieper, Christoph Hartmann Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Ausbildungsplatzabgabe verhindern – Wirtschaft nicht weiter belasten – Berufsausbildung stärken – Drucksachen 15/2833, 15/3064 – Berichterstattung: Abgeordnete Willi Brase Werner Lensing Grietje Bettin Cornelia Pieper P 6 Erste Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsbildungsgesetzes – Drucksache 15/3042 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung ext Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Tourismus Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Nicolette Kressl, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie geordneten Grietje Bettin, Dr. Thea Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE N d des BeForschung usschuss)


Cornelia

der Ab
Dückert,
und der
GRÜNE






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Ausbildungschancen für alle jungen Frauen
und Männer sichern – durch einen konzertier-
ten Ausbildungspakt
– Drucksache 15/3055 –

Zu dem Entwurf eines Berufsausbildungssicherungs-
gesetzes, über den wir später namentlich abstimmen
werden, liegen ein Änderungsantrag der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau sowie ein Entschlie-
ßungsantrag der Fraktionen der SPD und des Bündnis-
ses 90/Die Grünen und ein Entschließungsantrag der
Fraktion der CDU/CSU vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Willi Brase, SPD-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1510900100

Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, liebe

Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und
Herren! Nach einer Repräsentativbefragung des Instituts
für Schulentwicklungsforschung der Universität Dort-
mund, an der 3 300 Erwachsene teilgenommen haben,
haben 57 Prozent der Bundesbürger angesichts der Lehr-
stellenproblematik das Vorhaben der Koalitionsfraktio-
nen, eine Ausbildungsplatzumlage zu erheben, begrüßt.
Nur 20 Prozent waren dagegen.


(Beifall bei der SPD)


Eine gleichzeitig von den Schulforschern vorgenom-
mene Elternbefragung ergab, dass 42 Prozent der Väter
und Mütter in Sorge sind, ihr Kind werde nach Ab-
schluss der Schule keinen angemessenen Ausbildungs-
platz finden. Vor zehn Jahren waren bei einer vergleich-
baren Umfrage desselben Instituts lediglich 32 Prozent
der Eltern dieser Auffassung.

Darüber, dass Handlungsbedarf besteht, müssen wir
in diesem Haus hoffentlich nicht streiten.


(Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Bei dieser Regierung ist das kein Wunder!)


Die Dramatik der Situation sei kurz am Rückgang der
eingetragenen Ausbildungsverhältnisse dargestellt. Im
Jahr 2003 war im öffentlichen Dienst ein Minus von
7,1 Prozent, in den freien Berufen ein Minus von
7 Prozent und im Handwerk eines von 2,3 Prozent zu
verzeichnen. Ich denke, diese Zahlen sprechen eine klare
Sprache. Sie werden zudem von Jahr zu Jahr schlechter.
Dies wird auch im Berufsbildungsbericht der Bundes-
regierung deutlich zum Ausdruck gebracht.

Allen Kritikern entgegnen wir: Es geht nicht an, dass
sich niemand von ihnen dazu äußert, wie das Problem
auf andere Weise zu lösen ist. Die Bedenkenträgerei fei-
ert Urständ in nie gekanntem Ausmaß und – machen Sie

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(C (D ich nichts vor – sie geht zulasten der jungen Leute. Das ehmen wir nicht mehr hin. (Beifall bei der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Es ist nicht zu fassen! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wo ist denn der Herr Clement? – Zurufe von der FDP: Wo ist denn der Minister?)


Daher ist ein Berufsausbildungssicherungsgesetz er-
orderlich. Dieses Gesetz hat zum Ziel, dass auch im
usbildungsjahr 2004/2005 alle jungen Menschen eine
usbildungschance erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


abei haben freiwillige untergesetzliche Regelungen
orrang. Wir schlagen deshalb einen Ausbildungspakt
004 vor und sind der Auffassung, dass ein solcher frei-
illiger Ausbildungspakt Sinn macht und dann gegebe-
enfalls die Umlage ersetzen kann.

Lassen Sie mich dazu aber einige Punkte anmerken.
ir müssen die Diskussion in der Öffentlichkeit verfol-

en. Aus dem Berufsbildungsbericht 2004 geht hervor,
ass nach wie vor 26,7 Prozent der ausbildungsfähigen
etriebe im Westen Deutschlands und 25,7 Prozent im
sten nicht ausbilden. Allein diese Tatsache macht deut-

ich, dass wir alle Anstrengungen unternehmen müssen.
enn wir die ausbildungsfähigen Betriebe veranlassen

önnten, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen,
ann hätten wir sehr viel für die jungen Leute getan.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben sicherlich mitbekommen, dass wir einen
usbildungspakt 2004 vorschlagen, den wir auch im
inblick auf das Gesetz berücksichtigen werden. Wir
ollen aber eine verbindliche Vereinbarung und ich
öchte zwei Gründe nennen, warum sich eine solche
ereinbarung positiv von allen Bemühungen der letzten
ahre abheben könnte. Erstens. Wir wollen mit einem
olchen Ausbildungspakt erreichen, dass alle jungen

enschen in berufliche Ausbildung kommen. Wir wol-
en nicht, dass nach den Kriterien „Ausbildungsfähig-
eit“ und „Ausbildungswilligkeit“ aussortiert wird. Es
eht darum, wie gesagt, allen jungen Menschen eine Per-
pektive zu geben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Wir können uns beispielsweise Folgendes
orstellen: Wenn Herr Braun, der Präsident des DIHK,
nbietet, 50 000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen,
nd wenn das auf die Ebene der örtlichen Kammern he-
untergebrochen und dort finanziert wird, dann ist das
ach unserer Auffassung eine verbindliche Zusage, also
ehr als eine Willenserklärung. Wenn wir in den Ver-

andlungen über den Ausbildungspakt dafür sorgen,
ass die dafür notwendigen Kriterien festgelegt werden,
ann haben wir etwas Gutes für die jungen Menschen
eschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Willi Brase

Tarifliche Vereinbarungen werden von uns aus-

drücklich begrüßt. Wir haben das im Gesetz berücksich-
tigt und werden das auch in den notwendigen Gesprä-
chen über den Ausbildungspakt 2004 auf den Weg
bringen. Das Kampfgeschrei mancher Unternehmens-
vertreter ist doch nicht sachdienlich. Entscheidend ist
vielmehr, dass den jungen Menschen Ausbildungsplätze
in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In den letzten Wochen ist viel über unsere Ansätze
diskutiert worden. Es lohnt sich nicht, auf alle gängigen
Gegenargumente einzugehen. Das dümmste Argument
ist das von der angeblich weiteren Verstaatlichung der
Berufsausbildung durch die Abgabe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510900200

Kollege Brase, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Thiele?


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1510900300

Nein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich halte diese Argumentation für falsch und verlo-
gen. Wir sind der Meinung, dass durch die Abgabe mehr
betriebliche Ausbildungsplätze geschaffen werden. Das
bedeutet weniger Staat. Und das ist auch gut so in die-
sem Lande.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiteres Argument, das vor allem von der Wirt-
schaft immer wieder angeführt wird, ist die fehlende
Ausbildungsreife der jungen Leute. Es besteht kein
Zweifel daran, dass dies ein sehr ernsthaftes Problem ist,
das – möglicherweise – noch größer zu werden droht. Es
steht ebenso außer Frage, dass die Abgabe allein keine
Lösung hierfür ist. In diesem Punkt will ich den Kriti-
kern durchaus Recht geben. Nur leider sitzen Sie einem
Irrtum auf: Keiner von uns hat jemals das Gegenteil be-
hauptet. Ich glaube vielmehr, dass andersherum ein
Schuh daraus wird. Die Ausbildungslücke wächst Jahr
für Jahr, und zwar in erster Linie deshalb, weil die Un-
ternehmen aus kurzfristigen Kostengründen handeln. Al-
les andere ist Augenwischerei oder bewusste Täuschung
des Publikums. Wie sonst sind die immer zahlreicher
werdenden Meldungen zu erklären, dass Jugendliche mit
mittlerer Reife oder sogar Hochschulreife keinen Aus-
bildungsplatz finden? Wir brauchen ein Berufsaus-
bildungssicherungsgesetz aus folgendem Grund: Wir
müssen die Dominanz des kurzfristigen Denkens zu-
rückdrängen; denn es geht auch darum, eine Erosion der
Facharbeitermärkte zu verhindern. Schließlich werden
wir in wenigen Jahren wesentlich mehr qualifizierte und
gut ausgebildete junge Leute für unsere Wirtschaft in
Deutschland brauchen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Man kann nicht ständig gegen die Verstaatlichung der eruflichen Bildung wettern, zugleich nach Senkung der teuerquote rufen und dann, wenn es um die Bereitstelng von mehr Mitteln geht, den Staat bemühen wollen. ir wollen die Bereitschaft der Wirtschaft fördern – das t wichtig –, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu tellen, damit die jungen Leute auch im schulischen Sysm so ausgebildet werden, dass sie die für das Ergreifen ines Berufs notwendige Ausbildungsfähigkeit haben. Wir halten es für verantwortungslos, wenn gesagt ird: Die mangelnde Ausbildungsreife ist allein das Prolem von Staat und Familie. Ich glaube, es macht Sinn, ber den Tellerrand hinauszuschauen. Vielen Jugendlihen fehlt es vor allem deshalb an sozialer und betriebliher Reife, weil sie keine Ausbildungsund Beschäftiungsperspektiven haben. Wie sollen sie sich denn in orstellungsgesprächen hoch motiviert präsentieren, enn dies die 100. oder 150. Bewerbung ist? (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie sollen die Jugendlichen in der Schule Biss zeigen,
enn sie mitbekommen, wie es auf dem Arbeits- und
usbildungsmarkt aussieht? Die Wirtschaft trägt Mit-
erantwortung für die Zukunftsperspektiven der Jugend-
chen und damit auch für deren fehlende Motivation.
ir wollen Anschluss statt Ausschluss; wir wollen alle
ngen Leute mitnehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mangelnde Ausbildungsreife muss daher bedeuten:
assive Verstärkung der Angebote der Arbeitgeber im
ereich der Berufsausbildungsvorbereitung. Hier muss,
erade mit Blick auf den angebotenen Ausbildungspakt,
twas Konkretes mit Substanz auf den Tisch kommen.
ine Quantifizierung in diesem Bereich wäre ein weite-

es verbindliches Merkmal für den zukünftigen Ausbil-
ungspakt. Dadurch würde gerade den schwächeren, be-
achteiligten Jugendlichen wieder eine Perspektive
egeben.

Wenn die Lücke nicht geschlossen wird, dann hat die
undesregierung gesetzeskonform zu prüfen, die An-
endung und Erhebung der Abgabe in Kraft zu setzen

owie die Schaffung und Förderung zusätzlicher betrieb-
cher Ausbildungsplätze und den Leistungsausgleich
uf den Weg zu bringen.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf und den Ent-
chließungsanträgen zum Angebot eines Ausbildungs-
aktes 2004 und der Einrichtung einer Stiftung „Beruf-
che Bildung und lebensbegleitendes Lernen“
ehmen wir die Verantwortung für unsere jungen Men-
chen sehr ernst und sorgen dafür, dass die Umsetzung
es Beschlusses des Europäischen Rates von Lissabon,
ie Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildung bis 2011 um
ie Hälfte zu verringern, endlich eine realistische Per-
pektive bekommt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Willi Brase

Die Subsidiarität unserer Vorgehensweise – der Pakt,

der die Anwendung des Gesetzes überflüssig machen
kann – ist richtig. Sie ist eine moderne Antwort auf ver-
änderte Verhältnisse. Wir geben den Unternehmen damit
die Gewissheit, auch in Zukunft über qualifizierten
Fachkräftenachwuchs zu verfügen. Den jungen Men-
schen geben wir mit diesem Gesetz zusammen mit der
anstehenden BBiG-Novellierung die Sicherheit und die
Zuversicht, die bestmögliche Qualifikation für ihr zu-
künftiges Arbeitsleben und für ihre soziale Sicherung zu
bekommen. Deshalb bitte ich um Zustimmung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510900400

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Guido Westerwelle, FDP-Fraktion, das Wort.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1510900500

Herr Kollege Brase, Sie haben in Ihrer Rede zu Recht

darauf hingewiesen, wie ernst und wichtig das Thema
ist, das wir jetzt zu beraten haben. Vor diesem Hinter-
grund stelle ich für die Freien Demokraten fest, dass wir
es als einen Skandal empfinden, dass auf der Regie-
rungsbank nur eine einzige Bundesministerin vertreten
ist. So geht die Regierung mit dem Deutschen Bundestag
um!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir wissen, dass sich die deutsche Öffentlichkeit da-
für interessiert, wie die Politik, wie die Regierung Ju-
gendarbeitslosigkeit bekämpfen will. Wir streiten da-
rüber, ob Ihr Weg, eine mit Bürokratie verbundene
Abgabe einzuführen, richtig ist. Wir werden diesen Ge-
setzentwurf selbstverständlich ablehnen. Sie werden
durch diese Maßnahme in Wahrheit nur mehr Mittel-
ständler in die Pleite treiben und keinen einzigen neuen
Ausbildungsplatz schaffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch keine Kurzintervention!)


Zu einem politischen Diskurs gehört ein Minimum an
Umgang miteinander und ein Minimum an Respekt ge-
genüber dem Deutschen Bundestag. Die Tatsache, dass
die Regierung hier nicht vertreten ist, – –


(Widerspruch auf der Regierungsbank)


– Sie, die Parlamentarischen Staatssekretäre, sind – um
das einmal klar zu sagen – die Auszubildenden der Bun-
desregierung. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich das an
dieser Stelle sagen muss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie von der Regierungsbank aus Zwischenrufe
machen, dann kriegen Sie auch was zurück.

Die Tatsache, dass die Regierungsbank leer ist, ist
nicht nur eine Respektlosigkeit gegenüber dem Deut-
schen Bundestag, sondern auch gegenüber den Men-
schen in Deutschland, die Arbeit und Ausbildung su-
chen.

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(C (D Kollege Brase, Sie haben die Möglichkeit zur Erwide ung. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Der soll uns sagen, warum der Clement nicht hier ist! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Schauerte, es ist ja schön, dass wenigstens Sie da sind!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510900600


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1510900700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich stelle

est, dass die zuständige Bundesministerin dort sitzt und
leich zu uns sprechen wird. Wir freuen uns darauf; denn
ie wird die richtigen Worte sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich stelle weiterhin fest, dass nach unserer Auffas-
ung die Bundesregierung ausreichend vertreten ist.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das glauben Sie selbst nicht!)


ch weise es entschieden zurück, wenn Parlamentarische
taatssekretäre als Auszubildende der Bundesregierung
ezeichnet werden; das ist kein fairer Umgang miteinan-
er, Herr Kollege Westerwelle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie sind nicht Mitglieder der Bundesregierung!)


Uns geht es darum, dass wir mit einem Bündel von
aßnahmen, wie ich sie zum Teil dargestellt habe und
ie wir sie in der Debatte noch verdeutlichen werden,

ndlich dazu kommen, dass sich Unternehmen in dieser
epublik ihrer Verantwortung stellen. Man kann nicht
mer nur von Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen-

eldempfängern Verantwortung verlangen und ihnen
erpflichtungen auferlegen, aber bei den Unternehmen
uf reine Freiwilligkeit setzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Jugendlichen sind dann die Dummen, die in die
öhre gucken. Das machen wir nicht mit!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510900800

Ich erteile Kollegin Maria Böhmer, CDU/CSU-Frak-

ion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dann kommen wir vielleicht wieder zur Sache zurück!)



Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1510900900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

st in der Tat unerhört, dass die Bänke der Regierung in
ieser Art und Weise leer bleiben.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


Parlamentarische Staatssekretäre sind in dieser heutigen
Debatte kein Ersatz für die zuständigen Minister.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die CDU/CSU-Fraktion erwartet – das sage ich in al-
ler Deutlichkeit –, dass der Wirtschaftsminister unmit-
telbar im Parlament erscheint und an dieser Aussprache
teilnimmt;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


denn er ist für das Chaos, das wir in diesem Land haben,
mit verantwortlich und er muss hier Farbe bekennen,
was seine Haltung zur Ausbildungsplatzabgabe angeht.
Noch gestern hat er in der Öffentlichkeit deutlich ge-
macht, dass er gegen diese Abgabe ist, dass er nichts da-
von hält. Ich werte das als einen stillen Protest. Wir er-
warten, dass er hier erscheint.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was Sie uns heute bieten, ist absurdes Theater;


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das müssen Sie nun gerade sagen, Sie, die Sie dieses Theater veranstalten! Sie machen hier Theater!)


denn Sie wollen ein Gesetz beschließen, von dem Sie
selbst sagen, dass es nicht in Kraft treten soll. Das hat
dieser Bundestag noch nie erlebt und das ist ein Verfah-
ren, das letztlich auf dem Rücken der jungen Leute, der
Unternehmen und der Zukunft unseres Landes ausgetra-
gen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben kurzfristig einen Antrag eingebracht und
bieten an, einen freiwilligen Ausbildungspakt mit der
Wirtschaft einzugehen. Aber die behauptete Vorrangig-
keit eines solchen Paktes gibt es nicht. Wer genau hin-
schaut, erkennt, dass Sie keinen Millimeter nachgeben
werden; denn die Bundesregierung wird letztlich ent-
scheiden, ob die Wirtschaft die Anforderungen an diesen
Ausbildungspakt erfüllt oder nicht. Das ist nicht Freiwil-
ligkeit, das ist Zwang.


(Nicolette Kressl [SPD]: Verbindlichkeit!)


Deshalb haben die Spitzenverbände der deutschen
Wirtschaft dieses Angebot mit Recht klar abgelehnt.

Was Sie hier tun, ist im Grunde genommen das Ent-
scheiden einer Machtfrage, nichts anderes.


(Peter Dreßen [SPD]: Ach Gott! Erzählen Sie keinen Stuss!)


Sie können es in den Kommentaren heute wie auch in
denen der letzten Tage nachlesen. Es ist ein Vorhaben,
das dazu dient, dass Ihr neuer Parteivorsitzender das Ge-
sicht nicht verliert.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unsinn!)


So ist es in der „Welt“ nachzulesen

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(C (D nd so ist es heute in der „Süddeutschen“ nachzulesen. as Sie hier verabschieden, ist nichts anderes als eine aßnahme zur Erhaltung Ihrer Macht und zur Durchset ung der Vorstellungen des Parteivorsitzenden. Hier gechieht nichts im Interesse der Auszubildenden; denn iese Ausbildungsplatzabgabe ist kontraproduktiv. Kollegin Böhmer gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Tauss? Ich kenne den Kollegen Tauss so gut, dass ich mir chon vorstellen kann, was er sagen will. Darauf verichten wir heute. Sehr geehrter Herr Müntefering, Sie handeln selbst ider besseres Wissen. Sie haben in der „Süddeutschen eitung“ von Dienstag gesagt – ich zitiere –: Das Ziel, ausreichend Lehrstellen zu schaffen, „kann man auch leichter erreichen als mit der Umlage“. ie haben Recht. Man kann es leichter erreichen. Aber arum handeln Sie denn nicht entsprechend? Warum assen Sie denn nicht von diesem unsinnigen Gesetz ab, as einen Irrweg ohnegleichen darstellt? Warum lassen ie der Wirtschaft nicht den Spielraum, den sie braucht, m Ausbildungsplätze zu schaffen? (Lilo Friedrich [Mettmann] [SPD]: Dabei kommt ja nichts heraus!)


(Lachen bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510901000
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1510901100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben gesagt, es komme nichts dabei heraus. Im
etzten Jahr sind 500 000 neue Ausbildungsverträge
bgeschlossen worden.


(Peter Dreßen [SPD]: Es waren einmal 600 000!)


ch finde, das verdient Anerkennung. Deshalb möchte
ch mich bei all denjenigen herzlich bedanken, die sich
emüht haben und von Betrieb zu Betrieb gegangen
ind, sowie bei den Handwerksmeistern, die in einer
irtschaftlich schwierigen Lage noch Ausbildungsplätze

ur Verfügung gestellt haben. Ihnen allen gilt unser
ank für ihr Eintreten für eine bessere Ausbildungsper-

pektive der Jugendlichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Unser Ziel ist es – darin müssen wir alle in diesem
and übereinstimmen –, dass all den jungen Menschen,
ie ausbildungswillig und ausbildungsfähig sind, eine
ehrstelle zugesichert wird.


(Zurufe von der SPD: Wie denn?)


urch die Ausbildungsplatzabgabe wird es keinen einzi-
en zusätzlichen Ausbildungsplatz geben.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer


(Nicolette Kressl [SPD]: Was für einen Vorschlag haben Sie denn?)


Das ist nicht nur die Auffassung der CDU/CSU-Frak-
tion, der FDP und der Wirtschaft. Diese Aussage hat
Harald Schartau, SPD-Vorsitzender in Nordrhein-West-
falen, gemacht. Peer Steinbrück, der Ministerpräsident
von Nordrhein-Westfalen, spricht von Gift für den
Standort Deutschland. Dazu wird es durch das Gesetz
kommen, das Sie uns heute vorlegen. Das ist die Wahr-
heit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bei genauerer Untersuchung des Gesetzentwurfes zur
Ausbildungsplatzabgabe stoßen wir auf absurde Rege-
lungen. Die Ausbildungsquote von 7 Prozent, die Sie
bundesweit zugrunde legen, ist völlig willkürlich festge-
legt. Das Gesetz droht damit auch verfassungsrechtlich
zu scheitern. Schließlich betragen die Verwaltungskosten
160 Millionen Euro.


(Willi Brase [SPD]: Das ist falsch! Das ist gelogen!)


Frau Ministerin Bulmahn, Sie haben gestern Ihr großes
Projekt im Bereich der Nanotechnologie verteidigt.
Diese wird aber mit weniger als 160 Millionen gefördert.
Das heißt, die Relationen stimmen hier einfach nicht
mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulla Burchardt [SPD]: Das ist doch falsch, was Sie hier erzählen!)


Mit Ihrem Gesetz stoßen Sie eine Entwicklung an, die
dazu führen wird, dass die duale Ausbildung ausgehöhlt
wird. Sie wird deshalb ausgehöhlt werden, weil viele
Unternehmen angesichts einer drohenden Ausbildungs-
platzabgabe von 500 Euro abwägen werden, ob sie für
teures Geld tatsächlich ausbilden oder sich freikaufen.
Im Ausland hat man nach Einführung einer solchen Ab-
gabe die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehmen
diesen Weg beschreiten. Das heißt, das duale System
wird geschwächt und wir kommen zu einer Verstaatli-
chung der beruflichen Ausbildung.


(Ulla Burchardt [SPD]: Grober Unfug!)


Damit bahnen Sie einen Weg, der für die jungen Men-
schen und für die Wirtschaft fatal ist. Das ist schädlich
für unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der eigentliche Fehler liegt darin, dass Sie den Haupt-
grund für die anhaltenden Probleme auf dem Ausbil-
dungsmarkt nicht sehen wollen: Es ist die Wachstums-
schwäche in Deutschland. Diese Situation schlägt voll
auf den Ausbildungsmarkt durch. Es ist angesichts des-
sen kein Wunder, dass immer weniger Ausbildungs-
plätze von den Unternehmen bereitgestellt werden kön-
nen. Das möchte ich betonen. Die Unternehmen kann
hier kein Vorwurf treffen.


(Peter Dreßen [SPD]: Das ist aber neu!)


Wer nämlich wirtschaftlich vor dem Aus steht, kann
nicht noch zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ehen Sie einmal durch die Innenstädte und in die Ein-
aufszentren. Sie werden sehen: Einzelhandelsgeschäfte
chließen, alteingesessene Familienbetriebe müssen
chließen. Das heißt, Ausbildungsplätze fallen weg und
ie Chancen für junge Leute verringern sich. Ursache ist
hre chaotische Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind in der Tat mit einer dramatischen Situation
hnegleichen konfrontiert: Mehr als eine halbe Million
nger Menschen, darunter fast 200 000 allein in den

euen Bundesländern, suchen einen Job. Der Hälfte von
nen fehlt jegliches Ausbildungszertifikat.


(Peter Dreßen [SPD]: Was machen Sie dagegen? Sagen Sie doch, was Sie dagegen machen!)


Wir müssen einmal fragen, worin die Gründe dafür
estehen. Die Defizite liegen in der vorberuflichen Bil-
ung, in der Schule und im Elternhaus. Wir wissen seit
ISA um die mangelhaften Deutschkenntnisse; so haben
00 000 Schüler jedes Jahrgangs schwere Lese- und
chreibprobleme. Außerdem verlassen 100 000 Schüler
ie Schule ohne Abschluss. 85 000 von ihnen kommen
us der Hauptschule. Die Bugwelle der Klasse der Hoff-
ungslosen wächst von Jahr zu Jahr. Ihre Ausbildungs-
bgabe wird nichts daran ändern; denn damit lassen Sie
erade die lernschwachen jungen Leute, die dringend der
örderung bedürfen, im Stich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Heinz-Peter Meidinger, der Bundesvorsitzende des
hilologenverbandes,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ausgerechnet!)


pricht von der Ausbildungsplatzabgabe als einem „gro-
en Ablenkungsmanöver der Politik“. Denn

die eigentliche Frage, die Förderung von schwa-
chen Schülern,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch Länderaufgabe! Machen Sie doch was!)


die nicht in der Lage sind, eine Ausbildung zu ma-
chen, wird völlig außer Acht gelassen.

Ich sage Ihnen: Hier muss endlich umgesteuert wer-
en,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ja, genau!)


nd zwar besser, als Sie es tun. Wir müssen die Jugend-
chen während der Schulzeit fördern,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Jawohl! Länderaufgabe!)


tatt nach der Schulzeit mit teuren Reparaturmaßnahmen
u versuchen, sie in eine Ausbildung zu bringen. Es






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

muss am Anfang investiert, statt am Ende mit Milliar-
denbeträgen repariert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Not tut die möglichst frühe Verzahnung von Schule
und Berufspraxis.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut! Sprechen Sie mit den neun CDUund CSU-Kultusministern!)


Wir brauchen längere Praxismodule schon in der Schul-
zeit; das ist der richtige Weg. Diese müssen später bei
der Berufsausbildung anerkannt werden.

Dringend notwendig ist – dazu haben wir Ihnen einen
konkreten Vorschlag gemacht – die Reform des Berufs-
bildungsrechts. Dieses schleift seit langer Zeit, Frau
Bulmahn. Sie haben uns zuerst mit Worten und dann mit
Eckpunkten abgespeist. Heute sollen wir im Bundestag
auch noch begrüßen, dass Ihr Berufsbildungsgesetz erst
nächstes Jahr novelliert wird. Die Zeit rennt uns davon;
so kann man eine Aufgabe nicht schleifen lassen und
vernachlässigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Das müssen Sie gerade sagen!)


Stimmen Sie unserem Entwurf einer Novelle des Be-
rufsbildungsgesetzes, wenn dieser zur Abstimmung an-
steht, zu!

Zum Schluss habe ich noch eine dringliche Bitte. Ich
hoffe, dass Sie zuhören und nicht nur schreien. Ich habe
hier einen der vielen Briefe, die ich aus dem ganzen
Land erhalten habe; ich schätze, viele von uns haben sol-
che Briefe bekommen. Er kommt von einem mittelstän-
dischen Unternehmer vom Bodensee.


(Nicolette Kressl [SPD]: Haben Sie auch Briefe von arbeitslosen Jugendlichen?)


Dieser Unternehmer schreibt:

Wir appellieren im Interesse der Jugendlichen an
jene vernünftigen Politiker und Meinungsbildner,
die ein solch unsinniges Gesetz ablehnen, sich ve-
hement für die Ablehnung einzusetzen.

Wir tun das. Folgen auch Sie diesem Appell!

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510901200

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Jörg Tauss, SPD-Fraktion, das Wort.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Mein Gott, das darf ja nicht wahr sein!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1510901300

Frau Kollegin Böhmer, es ist gut, wenn wir uns hier

demnächst auch mit der Reform der beruflichen Bildung
beschäftigen. Auch das ist ein Projekt, das Sie 16 Jahre
lang liegen gelassen haben.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ür inakzeptabel halte ich die Tatsache, dass Sie die Tau-
enden von jungen Menschen, die berufsreif sind – wir
eden nicht von den anderen; um die kümmern wir uns
eiterhin, was auch die Aufgabe des Staates ist; Länder
nd Bund tun hier viel –, hier in dieser Form verhöhnen.
ie sind die Opfer der Entwicklung und nicht die Täter.
us diesem Grunde habe ich die herzliche Bitte, dass
iese Beschimpfung der Jugendlichen nicht fortgesetzt
ird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Sie haben völlig Recht mit Ihrer Bemer-
ung, dass die SPD ihren Partei- und Fraktionsvorsitzen-
en selbstverständlich gerne stützt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ber mit großer Freude sehen wir, dass auch die Christ-
ich-Demokratische Arbeitnehmerschaft unsere Posi-
on teilt. Ich zitiere einmal wörtlich aus den Beschlüssen
er Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Da
eißt es:

Betriebliche und überbetriebliche Ausbildung wird
auf der Grundlage eines kontinuierlichen Lasten-
ausgleichs zwischen den Betrieben finanziert. Die
öffentlichen Arbeitgeber sind den privaten Arbeit-
gebern gleichzustellen. Das soll im Berufsbildungs-
gesetz verankert werden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Kommt jetzt die Pointe?)


Ich freue mich, dass offensichtlich auch die CDA gese-
en hat, dass der Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD
estützt werden soll. Herzlichen Dank an Ihre Kollegin-
en und Kollegen von der Christlich-Demokratischen Ar-
eitnehmerschaft, die die Probleme so sieht wie wir!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510901400

Kollegin Böhmer.


Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1510901500

Herr Kollege Tauss, ich habe keine andere Interven-

ion von Ihnen erwartet. An Ihren Äußerungen ist nichts
berraschendes; wir kennen das ja schon. Aber ich
eise ganz klar Ihren wiederholten Vorwurf zurück, wir
ürden Jugendliche verhöhnen. Uns geht es darum, dass
ie Qualifizierung der jungen Leute besser gelingt und
ass die Jugendlichen nicht durch eine Scheinlösung ins
bseits gestellt werden. Genau das tun Sie nämlich, in-
em Sie die Probleme der lernschwachen Jugendlichen
tets tabuisieren. Ihre Politik des Unter-den-Teppich-
ehrens hat zu dieser Misere geführt.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD – Gegenruf von der FDP: Sie verhöhnen die jungen Leute! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Jetzt verhöhnen Sie uns auch noch!)


Sie haben einen Beschluss der CDA zitiert. Dazu
muss ich sagen: Sie haben zwar ein gut sortiertes Archiv
– es ehrt Sie, dass Sie Informationen sammeln –, aber
Sie müssen auch wissen, was wo und wann gesagt wor-
den ist. Herr Tauss, der von Ihnen zitierte Beschluss ist
jahrzehntealt


(Lachen bei der SPD)


und bezieht sich auf völlig andere wirtschaftliche und
rechtliche Gegebenheiten. Wir ziehen hier an einem
Strang. Dass Sie im Jahr 2004 eine Äußerung aus dem
Jahr 1977 zitieren, zeigt, dass Sie in die falsche Richtung
denken und nicht fähig sind, dieses Land zu regieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Modell Deutschland! Helmut Schmidt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510901600

Ich erteile das Wort Kollegin Grietje Bettin, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: War sie schon geboren, als das stattfand, was Herr Tauss zitiert hat?)



Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510901700

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wer sich nicht um die Jugend kümmert und wer die
Jugendlichen allein lässt, der stellt sich selbst ins Ab-
seits. Wo bleiben Ihre konkreten Änderungsvorschläge?
Wieder haben Sie nur die Interessen der Wirtschaft im
Kopf. Die Interessen der jungen Menschen erwähnen Sie
hier mit keinem Wort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposi-
tion, sind für mehr verantwortlich als nur dafür, die Inte-
ressen der Wirtschaft zu vertreten. Sie tragen in den von
Ihnen regierten Ländern – das ist die Mehrzahl – die Ver-
antwortung für die Qualität unseres Bildungssystems.
Sie sind aber nicht bereit, beispielsweise über die Ab-
schaffung der Eigenheimzulage zugunsten einer Verbes-
serung der Bildung mit uns zu diskutieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was wollen Sie dann? Die Jugend soll nach Ihren Vor-
stellungen die Zeche für alles zahlen. Da machen wir
nicht mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Eines kann ich aber mit Freude feststellen: Das Ge-
setz wirkt schon, noch bevor wir es beschlossen haben.

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(C (D nders ist es wohl kaum zu erklären, warum wir jetzt wei Alternativvorschläge zur Schaffung neuer Ausbilungsplätze auf dem Tisch liegen haben: einen Vorchlag von Beck und Steinbrück und einen Vorschlag om DIHK-Präsidenten Braun. Beide Initiativen verlanen jedoch, dass wir den Gesetzentwurf zurückziehen. ber das werden wir nicht tun. Ich sage Ihnen auch, wa um. Erstens können wir es uns schlicht nicht leisten, noch inmal Zehntausende junger Menschen in Unsicherheit nd Zukunftsangst zu stürzen. Zweitens können wir uns en absehbaren Mangel an Fachkräften nicht leisten. rittens können wir uns die wirtschaftlichen und sozia en Probleme nicht leisten, die entstehen, weil jungen enschen der Berufseinstieg vorenthalten wird und dait enorm viele Begabungsreserven brachliegen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
ie Ausbildungsplatzumlage ist – ich wiederhole es
ern so lange, bis Sie es verstanden haben – keine Straf-
bgabe. Sie schafft einen fairen und sozial gerechten
usgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbilden-
en Unternehmen. Kleinere Betriebe mit weniger als
ehn Mitarbeitern sind von der Zahlung der Umlage be-
reit. Zur Kasse gebeten werden logischerweise vor al-
em die großen Ausbildungsverweigerer unter den Fir-

en.

In den vielfältigen Verhandlungen zum Gesetz haben
ir unter anderem erreicht, dass schulische Ausbildun-
en mit hohem betrieblichen Anteil und akademische
erufsausbildungen im Gesetz gesondert berücksichtigt
nd unter Umständen sogar gefördert werden. Auch für
oziale Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Pflege-
inrichtungen und für die finanziell häufig angeschlage-
en Kommunen gelten entlastende Sonderregelungen.

Wir begrüßen natürlich jede Initiative – das will ich
usdrücklich betonen –, die betriebliche Ausbildungs-
lätze schafft. Der vorgeschlagene Pakt vom DIHK-Prä-
identen Braun ist dazu vielleicht geeignet. Deswegen
aben wir in dem vorliegenden Antrag vorgesehen, dass
erbindlich und schriftlich vereinbarte freiwillige Rege-
ungen der Wirtschaft Vorrang vor der Anwendung des
esetzes haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch bin durchaus optimistisch, dass dies gelingen kann.

Was ist aber, wenn im Herbst trotz allem wieder
ehntausende von Jugendlichen dastehen, die keinen
eruf erlernen können, weil es wieder einmal nicht ge-
ug Ausbildungsplätze gibt? Sollen wir wieder appellie-
en? Sollen wir noch mehr Programme auflegen? Aus
enau diesem Grund haben wir ins Gesetz geschrieben,
ass es nicht zur Anwendung kommt, solange genügend
etriebliche Ausbildungsplätze vorhanden sind. Fehlen
ie, gibt es die Umlage.

Auch der Vorschlag von Beck und Steinbrück geht
eilweise in die richtige Richtung. Positiv finde ich etwa






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

die regionale Ausrichtung der Vorschläge und die Ein-
bindung der Handwerkskammern oder auch die
Erhöhung des Praxisanteils bei vollzeitschulischen Aus-
bildungen. Das Konzept ist aber bislang völlig unver-
bindlich. Es setzt auf die Freiwilligkeit aller Akteure.
Auf die setzen natürlich auch wir, deshalb das Auslöse-
kriterium.

Kritisch sehe ich die Ausweitung der außerbetriebli-
chen statt der betrieblichen Ausbildung. Außerdem soll
in diesem Konzept die öffentliche Finanzierung der Be-
rufsausbildung ausgeweitet werden. Aber gerade diesen
Trend zur Verstaatlichung der Berufsbildung müssen wir
stoppen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Deswegen halte ich diesen Vorschlag unterm Strich für
ungeeignet.

Wir wollen die Sicherung der dualen Berufsausbil-
dung mit deren inhaltlicher und struktureller Reform
kombinieren. Wir wollen ein Gesetz schaffen, das An-
reize setzt, auszubilden, und das die Möglichkeit für
junge Menschen verbessert, eine betriebliche Ausbil-
dung zu erhalten. Die anstehende Reform des Berufsbil-
dungsgesetzes, zwei Entschließungsanträge und das Um-
lagegesetz werden einiges zur Sicherung der dualen
Ausbildung beitragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unter anderem wollen wir die Anrechnung informell
erworbener Kompetenzen verbessern und die Ausbil-
dungsvorbereitung und die Berufsausbildung besser mit-
einander verzahnen. Das erleichtert Jugendlichen mit
Anlaufschwierigkeiten die berufliche Qualifikation.

Neben dem Gesetz zur Umlage liegt ein Entschlie-
ßungsantrag vor, in dem wir anregen, eine Stiftung „Be-
triebliche Bildungschance“, StiBB, einzurichten. Mit ihr
wollen wir Einzelpersonen, Unternehmen und Sozial-
partnern Anreize geben, das Umlagevermögen zu ergän-
zen. Wir wollen einen gesellschaftlichen Prozess anre-
gen, der über das Bereitstellen privater Mittel weit
hinausgeht.

Lassen Sie mich abschließend ganz klar sagen: Das
Gesetz, das wir heute verabschieden,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ist ein Unfug!)


greift erst, wenn im Herbst wieder große Ausbildungslü-
cken entstehen. Leider deuten im Moment – das muss
man sehen – noch alle Zahlen darauf hin. Setzen Sie sich
mit uns gemeinsam dafür ein, dass die Wirtschaft ihre
Zusagen endlich wahr macht und langfristig ausreichend
Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt! Nicht zu verges-
sen ist dabei: Hätte die Wirtschaft dies freiwillig früher
getan, hätten wir über eine Umlage gar nicht erst reden
müssen.

Danke schön.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510901800

Ich erteile das Wort Kollegen Christoph Hartmann,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Christoph Hartmann (FDP):
Rede ID: ID1510901900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Kollege Brase, Sie haben von der Verant-
ortung der Wirtschaft gesprochen.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Ja, richtigerweise!)


o ist denn die Verantwortung der Bundesregierung,
enn der Bundeswirtschaftsminister nicht hier ist?


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Der ist bei der IHK! Auch wichtig!)


o ist die Verantwortung der Ministerpräsidenten, wenn
teinbrück und Beck nicht hier sind? Die sind ja nicht
ufällig nicht hier. Die sind deswegen nicht hier, weil sie
ieses Gesetz ablehnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Werner Bertl [SPD]: Und Stoiber? Wo ist der?)


ie haben Recht: Diesem Ausbildungsplatzverhin-
erungsgesetz, in dem Sie in 24 Paragraphen 23 Ände-
ungen vorgenommen haben, kann man nicht zustim-
en.

Die Zeit der Alchemisten ist vorbei. Aus Eisen kann
an eben mit noch so viel Hokuspokus kein Gold ma-

hen.


(Zurufe von der SPD: Ha, ha, ha!)


ie Ausnahmen, die Sie vorgesehen haben – insolvente
etriebe, notverwaltete Gemeinden, Krankenhäuser und
irchen –, sind für die Betroffenen gut. Aber für den
ittelstand, der 500 Euro pro Ausbildungsplatz bezah-

en muss, ist dieses Gesetz nicht gut. Für ihn ist dies eine
atastrophe. Sie setzen Ihre wirtschaftspolitische Geis-

erfahrt fort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Unternehmen, die keine Bewerber finden, sollen zah-
en. Firmen, die keine geeigneten Bewerber finden, sol-
en zahlen. Hochschulen, die zum Beispiel Doktoranden
usbilden, aber nicht dual, sollen zahlen. Sie bringen
ittelständische Unternehmen zusätzlich in Existenz-

öte.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Ja, die Hochschulen bringen wir in Existenznöte!)


Gestern rief mich eine Zeitarbeitsfirma aus meinem
ahlkreis im Saarland an. Sie beschäftigt zehn Mitarbei-

er in der Verwaltung und einen Auszubildenden. Das
edeutet eine Ausbildungsquote von 10 Prozent. Insge-
amt sind es 600 Mitarbeiter, wovon 590 verliehen wer-
en. Ihre Ausbildungsquote von 7 Prozent gilt aber für






(A) )



(B) )


Christoph Hartmann (Homburg)


alle. Das heißt, dieses Unternehmen müsste 41 weitere
Auszubildende bei nur zehn Mann Stammbelegschaft
einstellen.

Aber wie sollen sie überhaupt ausgebildet werden?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer hat denn die anderen 500 ausgebildet? Diese Firmen sind doch Trittbrettfahrer! Das ist Unsinn!)


Ich kann Ihnen sagen, was am Montag passieren wird,
wenn dieses Gesetz verabschiedet wird. Die Alternative
für diese Zeitarbeitsfirma heißt nämlich: entweder
250 000 Euro zahlen und damit in die Insolvenz gehen
oder – das werden sie tun – die Arbeitsplätze nach Lu-
xemburg verlagern.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Quatsch!)


Dieses Gesetz ist kein Ausbildungsplatzschaffer, dieses
Gesetz ist ein Arbeitsplatzvernichter.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Keine Ahnung!)


Ich möchte die Kommunen als Beispiel anführen.
Der Oberbürgermeister von München – in Klammern: Er
gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
an – schrieb an die FDP-Fraktion:

Es kann doch nicht im Ernst wahr sein, dass die …
Ausbildungsabgabe im konkreten Ergebnis zu einer
Bestrafung der Städte führt, beispielsweise der
Stadt München, die seit Beginn des letzten Jahrhun-
derts weltweit beachtete Leistungen für die berufli-
che Bildung erbringt.

Herr Ude, es ist wahr; es sind Ihre Parteifreunde, die die-
sen Irrsinn durchsetzen wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schauen wir doch ins benachbarte Ausland: In Frank-
reich und Dänemark gibt es die Ausbildungsplatzabgabe.
In Deutschland beträgt die Jugendarbeitslosigkeit
10,3 Prozent, sie ist zugegeben zu hoch. In Dänemark
liegt sie bei 10,6 Prozent und in Frankreich bei
20,1 Prozent, und zwar trotz Umlage. Die Ausbildungs-
quote in Deutschland beträgt 6,4 Prozent, in Dänemark
beträgt sie 3 Prozent und in Frankreich 1,2 Prozent, trotz
Umlage.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Die Zahlen sind gar nicht vergleichbar!)


Sie erzählen uns immer wieder, dass die Bauwirtschaft
eine freiwillige Umlage hat und dass das ein leuchtendes
Beispiel ist.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510902000

Kollege Hartmann, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Montag?

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(C (D Lassen Sie mich bitte diese Argumentation zu Ende ühren, danach kann der Kollege gern eine Zwischenrage stellen. Die Ausbildungsquote beim Bau beträgt 7,9 Prozent, as ist überdurchschnittlich hoch. Der Bau zählt aber um Handwerk und die Ausbildungsquote beim Handerk insgesamt liegt bei 9,8 Prozent. Jedem einzelnen rgument, das Sie hier anführen, geht die Luft aus. In der Probeabstimmung Ihrer Fraktion am Dienstag aren 20 Fraktionsmitglieder gegen dieses Gesetz. Es ist ein Berufsausbildungssicherungsgesetz, es ist ein Beufssicherungsgesetz für Herrn Müntefering. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Haben Sie auch mal ein Argument, Herr Hartmann? Irgendwas Fachliches? Gibt es auch ein fachliches Argument?)

Christoph Hartmann (FDP):
Rede ID: ID1510902100

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510902200

Kollege Montag, Sie haben das Wort.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510902300

Herr Kollege Hartmann, als Münchener Abgeordneter

rage ich Sie, ob Sie bereit sind, das Parlament darüber
n Kenntnis zu setzen, dass der Brief von Oberbürger-
eister Ude nicht nur an Sie geschickt wurde und dass er

ich darüber hinaus auf einen ersten Entwurf dieses Ge-
etzes bezogen hat.


(Nicolette Kressl [SPD]: Aber der Herr Hartmann kennt sich wirklich aus!)


öchten Sie das Parlament ferner darüber in Kenntnis
etzen, dass in dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf
ufgrund der Intervention von Oberbürgermeister Ude
nd vielen anderen Kommunalpolitikern all diese Pro-
leme bereinigt sind


(Widerspruch bei der FDP)


nd die Anstrengungen der Kommunen zur Bekämpfung
er Jugendarbeitslosigkeit tatsächlich berücksichtigt
erden?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Christoph Hartmann (FDP):
Rede ID: ID1510902400

Herr Kollege, ich bedanke mich herzlich für diese

wischenfrage, weil sie mir die Gelegenheit gibt, etwas
larzustellen.


(Peter Dreßen [SPD]: Der hält sich doch für einen Schauspieler! Das sieht man dem an! – Weiterer Zuruf von der SPD: Arrogant!)


ie Ausnahme, die Sie für die Kommunen machen, gilt
ur für notverwaltete Kommunen. Für alle anderen gilt
iese Ausnahme nicht.






(A) )



(B) )


Christoph Hartmann (Homburg)



(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben wieder keine Ahnung!)


Das heißt, dieses Gesetz bestraft die Kommunen, die gut
und wirtschaftlich arbeiten. Sie haben damit die Pro-
bleme nicht beseitigt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie differenzieren nicht nach Branchen, Sie differen-
zieren auch nicht nach Größe der Unternehmen oder
nach Regionen. Dieses Gesetz ist Gleichmacherei, es
geht an der Wirklichkeit vorbei. Dass Planwirtschaft
nicht funktioniert, hat man in der DDR gesehen. Das was
Sie jetzt hier einführen, ist Planwirtschaft light.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nur Parolen! – Peter Dreßen [SPD]: So ein Schwachsinn, was Sie da erzählen! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sind Sie eigentlich junger Politiker? Wo kümmern Sie sich um die Probleme junger Menschen?)


– Herr Kollege, ich kenne die Probleme schon deswe-
gen, weil ich selbst Inhaber einer kleinen Firma bin, die
ausbildet.


(Lachen bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Muss man sich dafür schon entschuldigen?)


– Ja, dafür muss man sich in diesem Haus wirklich mitt-
lerweile entschuldigen.


(Beifall bei der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lächerlich!)


90 000 Schülerinnen und Schüler verlassen unsere
Schulen ohne Abschluss. 25 Prozent – das wissen wir
seit PISA – haben große Probleme beim Lesen und beim
Rechnen. 15 Prozent schaffen die Ausbildung nicht. Wir
brauchen flächendeckend theoriegeminderte, zweijäh-
rige Ausbildungsberufe. Schwächere Jugendliche brau-
chen eine Chance.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, das zweite
Problem ist die Höhe der Auszubildendenvergütungen.


(Jörg Tauss [SPD]: Aha!)


– Herr Tauss, dieser Meinung ist übrigens nicht nur die
FDP. Ich zitiere den Sprecher des Arbeitskreises Arbeit
und Soziales der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung,
Herrn Höpfner: „Die Kosten der Ausbildung sind zu
hoch.“

Tausende von Auszubildenden verdienen in außerbe-
trieblichen Ausbildungen weniger als 200 Euro. Wir
wollen, dass es betriebliche Ausbildungen gibt. Aber wir
sind der festen Überzeugung, dass es besser ist, Men-
schen für 350 Euro auszubilden, als sie für 750 Euro
nicht auszubilden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Sol d b b D g f l A m d k p S a f I n s s B u H n S k k w d s (C (D len wir jetzt hier einen Tarifvertrag beschließen, oder was?)


Die weiteren Hindernisse müssen weg: Die Ausbil-
ungszeiten müssen entschlossen differenziert und flexi-
ilisiert werden. Die immer noch reichlich vorhandenen
ürokratischen Hemmnisse müssen abgebaut werden.
ie Präsenz der Auszubildenden im Betrieb muss gestei-
ert werden.

Dieses Ausbildungsplatzverhinderungsgesetz ist der
alsche Weg. Es ist bürokratisch. Es ist planwirtschaft-
ich. Es belastet die Wirtschaft. Es ist unsozial, weil es
rbeitsplätze verhindert. Es stellt dem Kabinett eine ein-
alige Möglichkeit zur Verfügung, nämlich per Knopf-

ruck zu entscheiden, ob diese Ausbildungsplatzabgabe
ommt. Damit öffnet es der Willkür Tür und Tor.

Die Wirtschaft braucht aber Vertrauen, damit Arbeits-
lätze entstehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie bezeichnen Unternehmer, die Deutschland verlassen,
ls „vaterlandslose Gesellen“. Dieses Gesetz wird dazu
ühren, dass es weitere „vaterlandslose Gesellen“ nach
hrer Definition gibt –


(Willi Brase [SPD]: Ach Gott!)


icht weil die Betriebe dieses Land verlassen wollten,
ondern weil diese Betriebe dieses Land verlassen müs-
en.


(Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Werner Bertl [SPD]: Jetzt wird es wirklich langsam zur Schmierenkomödie! Das ist doch nicht auszuhalten – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Mit einem solchen Unsinn profiliert man sich nur in der FDP-Fraktion! Das ist typisch!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510902500

Ich erteile das Wort


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wenn wir fertig sind! – Anhaltender Beifall bei der FDP)


undesministerin Edelgard Bulmahn.


(Beifall bei der SPD)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
erren und Damen! In wenigen Monaten beginnt das
eue Ausbildungsjahr. Für viele – zu viele – jugendliche
chulabgängerinnen und Schulabgänger gibt es bisher
einen Ausbildungsplatz.

Wir wissen aber auch, dass der Wirtschaft in den
ommenden Jahren aufgrund der demographischen Ent-
icklung immer mehr Fachkräfte fehlen werden. Der
eutliche Rückgang der Jahrgänge von jungen Men-
chen, die in den Beruf gehen, ab dem Jahre 2009 führt






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

nach Einschätzung aller Experten zu einem Fachkräfte-
mangel von rund 3,5 Millionen Menschen allein in der
Altersgruppe zwischen 30 und 45. Das ist gerade die Al-
tersgruppe, von der die Innovationskraft der Wirtschaft
abhängt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren auch von der
Opposition, die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes
hängt davon ab, ob wir auch 2010 und 2015 noch ausrei-
chend qualifizierte Fachkräfte haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden im globalen Wettbewerb doch nicht mit un-
qualifizierten Menschen bestehen können.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Auch nicht mit dieser Regierung!)


Deshalb sage ich Ihnen ganz ausdrücklich: Sie vertreten
nicht die Interessen der Wirtschaft,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Interessen Deutschlands vertreten wir! – Gegenruf des Abg. Willi Brase [SPD]: Wir vertreten die Interessen der Menschen!)


wenn Sie diese Entwicklung ignorieren und so tun, als
gäbe es kein Problem und als könne man einfach so wei-
termachen. Das geht nicht.

Nichts ist schlimmer für einen Jugendlichen, als ohne
qualifizierte Ausbildung in das Leben starten zu müssen,
auf das Abstellgleis geschoben und nicht gebraucht zu
werden. Das ist für junge Menschen eine sehr harte Er-
fahrung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist wohl wahr!)


Dieses Problem wird in den kommenden Jahren nicht
geringer, sondern es wird ein noch brennenderes Pro-
blem werden,


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Vor allem mit diesem Gesetz!)


weil die Zahl der Jugendlichen noch bis zum Jahre 2010
steigt.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Vor allem durch dieses Gesetz! – Elke Wülfing [CDU/ CSU]: So ist das!)


Ein weiteres Problem. Nur rund die Hälfte der Be-
triebe mit mehr als zehn Beschäftigten bildet überhaupt
noch aus.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]:Endlich mal ein Gesetz, das die Welt verbessert!)


Wenn sich in einem dualen Berufsbildungssystem zu
viele Unternehmen und Betriebe der Verantwortung für
ihre eigene Zukunft entziehen, indem sie nicht genug
qualifizierte Fachkräfte ausbilden,


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist schon seltsam, was Sie erzählen!)


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(C (D ann entzieht sich dadurch das System der beruflichen usbildung seine eigene Existenzgrundlage. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu habe ich von den Rednerinnen und Rednern der
pposition kein einziges Wort gehört, auch nicht von Ih-
en, Frau Böhmer. Sie haben keinen einzigen konkreten
orschlag gemacht, wo die Jugendlichen ausgebildet
erden sollen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Sie kennen doch unsere Anträge! – Gegenruf von der SPD: Welche denn?)


ie sollen zwar weder zusätzlich in den Betrieben noch
n den Verwaltungen ausgebildet werden. Aber wo sol-
en sie denn ausgebildet werden? Fachkräfte fallen nicht
om Himmel; sie müssen ausgebildet werden. Daher
rauchen wir Betriebe, die ausbilden!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das merkt man bei dieser Bundesregierung, dass die nicht vom Himmel fallen!)


Inzwischen, meine sehr geehrten Herren und Damen,
erden öffentliche Mittel in Höhe von 10 Milliarden
uro in die berufliche Ausbildung investiert.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Was hat das mit diesem Gesetz zu tun, was Sie da erzählen? Nichts!)


enau das ist die schleichende Verstaatlichung der be-
uflichen Ausbildung, die Sie hier immer beschwören.

ir wollen sie nicht. Ich halte eine Verstaatlichung für
ine falsche Entwicklung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


m Gegenteil, wir müssen wieder mehr Betriebe für die
erufliche Ausbildung gewinnen. Darum geht es.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Aber doch nicht durch Strafen!)


en Vorzug der Ausbildung in Betrieben und Schulen,
en die Regierungsfraktionen und ich nicht preisgeben
ollen, können wir nicht einfach durch eine staatliche
usbildung ersetzen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das tun Sie aber!)


eshalb macht mir die Entwicklung der letzten Jahre so
roße Sorge.

In den letzten Jahren hat sich die Situation kontinuier-
ich verschlechtert. Im Jahre 2003 ist die Anzahl der
usbildungsplätze wiederum zurückgegangen. Inzwi-

chen sind in den alten Ländern rund 50 000 Ausbil-
ungsplätze, in den neuen Bundesländern rund
6 000 weggefallen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn


(Werner Wittlich [CDU/CSU]: Es ist doch kein Wunder, wenn jedes Jahr Tausende Betriebe kaputtgehen!)


Damit befinden wir uns wieder auf dem Tiefstand der
Jahre 1997 und 1998, den Jahren, in denen noch CDU/
CSU und FDP dieses Land regiert haben. Das ist also
eine Entwicklung, die nicht erst in den letzten drei, vier
Jahren stattgefunden hat. Wenn Sie das sagen, haben Sie
sich nicht die entsprechenden Zahlen angesehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Seit Anfang der 90er-Jahre gibt es diese Entwicklung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich erwarte schon,
dass man sich wirklich ernsthaft mit dieser Entwicklung
auseinander setzt. Darum bitte ich Sie.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Tun Sie es doch endlich mal!)


Angesichts dieser Entwicklung einfach den Kopf in
den Sand zu stecken – ich sage ganz offen, dass die Op-
position hier diesen Eindruck erweckt –, das ist wirklich
die schlechteste aller Lösungen.


(Zuruf von der SPD: Arrogant und aufgeblasen! Das kennen wir ja von denen!)


Vielmehr brauchen wir konkrete Vorschläge. Ich habe
immer gesagt – das gilt auch für meine Kolleginnen und
Kollegen –: Wenn es gute, konkrete Vorschläge gibt,
dann bin ich offen, sie aufzugreifen. Denn es geht uns
um das Ziel: Wir wollen mehr betriebliche Ausbildungs-
plätze schaffen. Wir wollen, dass alle Jugendlichen aus-
gebildet werden. Darum geht es doch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche Ini-
tiativen gestartet, um die Wirtschaft bei ihren Ausbil-
dungsanstrengungen zu unterstützen. Allein seit 1999
haben wir – wenn ich auch dieses Jahr berücksich-
tige – 160 Berufe modernisiert bzw. neu geschaffen, im
Übrigen auch Berufe mit zweijähriger Ausbildung.


(Peter Dreßen [SPD]: Das weiß der junge Mann nicht! Das passt nicht in sein Bild)


Hier besteht überhaupt kein Grundsatzstreit. Die Unter-
nehmen müssen das aber auch nutzen.


(Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Aber was für welche!)


– Herr Hartmann, schon vor zwei Jahren haben wir für
Unternehmen die Möglichkeit geschaffen, für Teilquali-
fikationen auszubilden.

Frau Böhmer, im Übrigen haben wir schon vor zwei
Jahren das Berufsbildungsgesetz zum ersten Mal novel-
liert. Ich bedauere, dass Sie als zuständige stellvertre-
tende Fraktionsvorsitzende das offensichtlich nicht ein-
mal wissen; das ist – offen gesagt – nicht gerade ein
Zeichen von Qualität.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU])


ir haben die Benachteiligtenförderung verändert und
in besseres Konzept entwickelt, das wirklich greift. Ich
age ganz klar: Wir müssen auch die schulische Ausbil-
ung deutlich verbessern. Nur wundert es mich schon,
arum die Opposition mich persönlich, aber auch meine
raktion, massiv angreift, weil wir, die Bundesregierung
s wagen, zu fordern, dass die schulische Ausbildung
erbessert werden soll,


(Nicolette Kressl [SPD]: Sie war gegen das Ganztagsschulprogramm!)


s wagen, die Länder beim Ganztagsschulprogramm zu
nterstützen. Sie haben sich dagegen gestellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]: So ist es!)


abei ist es doch eine wichtige Voraussetzung dafür,
ass es besser wird. Was ist denn das für eine Politik?
ie haben ja Recht, dass die schulische Ausbildung nicht
ut genug ist. Nur, dann tun Sie gefälligst auch etwas da-
ür, dass sie besser wird; unterstützen Sie uns dabei!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU])


Ich finde es gut – das will ich ausdrücklich sagen –,
ass die Fraktionen den Antrag eingebracht haben, der
um Inhalt hat, über den Gesetzentwurf hinaus einen
akt für Ausbildung zu schließen. Ich halte das deshalb
ür so gut, weil ich persönlich davon überzeugt bin, dass
reiwillige Lösungen immer besser sind als Gesetze.
uch das Gesetz über die Umlage nimmt deshalb genau
iesen Grundgedanken auf und setzt auf Subsidiarität;
as Subsidiaritätsprinzip gilt auch in diesem Gesetz: Zu-
ächst wird darauf gesetzt, dass die Wirtschaft aus eige-
er Kraft, freiwillig, ein ausreichendes Ausbildungs-
latzangebot schafft.


(Zuruf von der CDU/CSU: „Freiwillig“ vor allen Dingen!)


as war von Anfang an der Kerngedanke und wird mit
iesem Antrag noch einmal ausdrücklich unterstrichen:
ie Wirtschaft ist und bleibt verantwortlich für die be-

ufliche Ausbildung; das wird auch durch dieses Gesetz
icht geändert. Der Ball liegt jetzt im Feld der Wirt-
chaft: Stellt sie bis zum Herbst genügend Ausbildungs-
lätze zur Verfügung, wird der Mechanismus des Geset-
es nicht ausgelöst und keine Umlage erhoben. Ich hoffe
ehr, dass die Wirtschaft diesen Ball aufnimmt und dass
ie mit Engagement und auch mit großer Bereitschaft da-
an mitwirkt, dass dieser Pakt ein Erfolg wird. Das ist die
ielsetzung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen es schaffen – da stehen wir gegenüber der
üngeren Generation in der Verantwortung, aber genauso
egenüber der Wirtschaft –, dass wir nicht bloß vage






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Versprechungen und gute Absichten äußern, sondern
dass wir wirklich verbindlich das Ziel sicherstellen, alle
jungen Menschen in Ausbildung zu bringen, um damit
auch die qualifizierten Fachkräfte zu gewinnen, die wir
brauchen.

Die staatliche Seite – also auch der Bund, die Län-
der – bleibt dabei selbstverständlich im Boot. Die Bun-
desregierung wird die bestehenden Programme zur Aus-
bildungsförderung weiterführen; wir werden sie nicht
kürzen, auch nicht einschränken. Wir werden auch in
den kommenden Jahren die Ausbildung von benachtei-
ligten Jugendlichen – also denjenigen mit schlechten
Schulabschlüssen – finanziell unterstützen müssen. Das
können und werden wir nicht allein der Wirtschaft über-
tragen; da muss auch die staatliche Seite kräftig mithel-
fen, damit es auch weiterhin gelingt. Deshalb werden wir
das auch in Zukunft tun.

Ich baue darauf, dass die Unternehmen ihrer Verant-
wortung aus eigener Kraft mit gutem Willen gerecht
werden. Es kann und darf nicht dabei bleiben, dass nur
ungefähr die Hälfte aller Betriebe überhaupt ausbildet,
Jugendliche auf der Straße stehen und die Wirtschaft da-
mit ihren entscheidenden Wettbewerbsvorteil verspielt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit dem Ausbildungspakt machen wir der Wirtschaft
noch einmal ein ganz konkretes Angebot. Wenn es nicht
zur Erhebung der Umlage kommt, dann deshalb, weil in
unserer Gesellschaft endlich wieder – freiwillig – all die
Kraft für Ausbildung mobilisiert wird, die – ich glaube:
immer noch – in ihr steckt. Es wäre die beste Lösung für
alle Beteiligten.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510902600

Ich erteile das Wort Kollegen Werner Lensing, CDU/

CSU-Fraktion.


Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1510902700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen!

Meine Kollegen! Der abstruse Kalauer „Wer nicht aus-
bildet, wird umgelegt!“ wird heute durch den vorgeleg-
ten Gesetzentwurf mit bitterem Ernst bestätigt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Daran ändern auch die Ausführungen von Frau Bulmahn
und die von Ihnen in Panik nachgeschobenen Anträge
nichts. Das Nachschieben von Anträgen bestätigt nur
Ihre spürbare und täglich wachsende Unsicherheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Anträge zeugen von trauriger, ja sogar Mitleid
erregender Konzeptionslosigkeit in Ihren Reihen.


(Nicolette Kressl [SPD]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben?)


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(C (D ie zeugen von plumper und daher durchsichtiger Taktik nd sind Zeichen schlichter Anbiederung. as beweist nur eines: Der Gesetzentwurf muss von Iher Seite aus um jeden Preis durchgepeitscht werden, enn der neue Parteivorsitzende flattert schon genug, icht nur in einzelnen Punkten, sondern durchgehend. Das alles ist bitter, weil durch dieses unrühmliche erfahren den Jugendlichen, denen unser aller Sorge ilt, bedauerlicherweise nicht geholfen wird. Ihr Gesetzntwurf ist bei objektiver Betrachtung in jeder Hinsicht ontraproduktiv: Er belohnt und bestraft die Falschen, er erstärkt die Arbeitslosigkeit, er verschärft die Krise bei er Berufsausbildung. Das werde ich Ihnen im Rahmen einer Rede beweisen. Wenn die Bundesregierung heute Morgen hier nicht inreichend präsent ist, dann zeigt das für mich ihre subile Distanzierung von der Politik der eigenen Regieungsfraktionen speziell in dieser Frage. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie können es doch nicht leugnen, meine Damen und
erren von den Regierungsfraktionen: Ihre Abgabe stellt

ine gewaltige Fehlsteuerung planwirtschaftlichen Aus-
aßes dar, ist inhaltlich Nonsens und wird fatale Folgen

aben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


um einen wird die Schaffung kostengünstiger Ausbil-
ungsplätze gefördert, kostenintensiver dagegen verhin-
ert. So erhalten Jugendliche oftmals staatlich gelenkte
usbildungen, mit denen später kein Job zu gewinnen

st. Zum anderen werden diejenigen bestraft, die heute
och Arbeitsplätze schaffen. Denn durch die Bemessung
er Abgabe auf die versicherungspflichtig Beschäftigten
st sie in Wirklichkeit eine Arbeitsplatzsteuer.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das ist eine Politik, die nicht den Jugendlichen dient.
eswegen können wir diesem Gesetzentwurf nicht zu-

timmen. Wir, Frau Bulmahn, stecken den Kopf ange-
ichts der Realität nicht in den Sand, sondern Sie tun
ies.

Ganz abgesehen davon – das ist aber nicht meine pri-
äre Sorge – durchkreuzt die Bundesregierung mit die-

em Gesetz ihre eigenen Ziele, nämlich die Bürokratie
bzubauen, die Lohnnebenkosten zu senken und die Ta-
ifautonomie zu stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich wiederhole es: Ihr Entwurf ist falsch gedacht und
chlecht gemacht. Sonst würden Sie heute nicht einen
eiteren Antrag einbringen, der der Intention Ihres eige-
en Gesetzentwurfs grundlegend widerspricht. Sie,
eine Damen und Herren von den Regierungsfraktio-

en, müssen sich schon entscheiden, was Sie eigentlich






(A) )



(B) )


Werner Lensing

wollen: Antrag oder Gesetz. Beides zusammen geht
nicht. Ein anderes Handeln würde an Schizophrenie
grenzen, der Wahnsinn würde wieder einmal traurige
Triumphe feiern.

Sie schieben einen Entschließungsantrag nach, um ei-
nen Sinneswandel zu suggerieren. Gleich 23 Änderun-
gen an ursprünglich 25 Paragraphen vorzunehmen zeugt
nicht von Qualitätsarbeit, sondern von totaler Unsicher-
heit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Abgabe wird trotz eines eventuell geschlossenen
Paktes mit der Wirtschaft ausgelöst, wenn – allein nach
Kabinettsmeinung – diese Vereinbarung „für die Zieler-
reichung nicht geeignet ist“. Gemeint sind hier wohl
allein die Ziele der Regierung. Das ist Politik nach Guts-
herrenart.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist sicherlich richtig, dass Praktikanten, Volontäre
und Auszubildende an Berufsakademien jetzt zu den
Auszubildenden gerechnet werden. Ich frage Sie aller-
dings: Wieso werden nicht folgerichtig auch Firmen frei-
gestellt, die nicht ausbilden können oder dürfen oder die
nachweislich keine Auszubildenden finden? Sie sehen es
doch selbst: Der Gesetzentwurf ist und bleibt trotz aller
Erweiterung aberwitziger Unsinn. Deswegen können wir
ihm im Interesse der Jugendlichen nicht zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Das Problem ist ganz offenkundig: Aufgrund Ihres
mechanistischen und immer wieder ideologiefixierten
Denkens kommen Sie, weil Sie nicht mehr souverän
sind, geradezu zwangsläufig zu Ihren Ergebnissen. Im
Gegensatz zu Ihrer Partei, in der es gewöhnlich zu
Basta-Beschlüssen und Kanzlerzwang kommt, können
die Kammern, die Betriebe und die Institutionen ihre
Mitglieder eben nicht mit Druck und Gewalt zwingen,
Auszubildende einzustellen. Wie sollte das praktisch
auch funktionieren? Noch leben wir in einem freien
Staat. Ausbildungsplätze auf Knopfdruck gibt es eben
nicht – nicht einmal in Ihren Ministerien, im DGB und in
seinen Unterorganisationen.

Sie versuchen immer wieder – das ist der eigentliche
arbeitsmarkt- und bildungspolitische Skandal –, Ihre Re-
gierungsverantwortung auf den Mittelstand abzuwäl-
zen. Dabei unterstellen Sie, die Wirtschaft wolle erst gar
nicht ausbilden. Die Realität aber sieht anders aus; das
wissen Sie und verschweigen es. Aufgrund Ihrer Politik
kann der Mittelstand die genügende Zahl leider nicht be-
reitstellen. Deswegen wiederhole ich es noch einmal: Ihr
Entwurf dient nicht den Jugendlichen. Das ist ebenso be-
dauerlich wie traurig.

Lassen Sie mich vielleicht auch diesen Aspekte noch
ansprechen: Zugleich ist Ihr Gesetzesentwurf auch des-
wegen abstrus, weil auch 1992, als ein Überhang von
insgesamt rund 114 000 Lehrstellen gegenüber den Be-
werbern zu verzeichnen war und somit jeder Jugendliche
eigentlich eine Stelle hätte finden können und müssen,

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(C (D und 2,4 Prozent der gemeldeten Bewerber nicht vermitelt werden konnten. Damit von Ihnen nicht monotonartig immer wiederolt wird, wo die Vorstellungen der Union bleiben, sage ch Ihnen ganz zum Schluss: (Jörg Tauss [SPD]: Ja, zum Schluss! Jetzt kommen sie also! Hören wir mal zu! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU] zu Abg. Jörg Tauss [SPD] gewandt: Sie machen ja schon beim Zuhören Fehler!)


Herr Tauss, stürzen Sie sich ruhig in den Katarakt der
mpörung.

Die Union fordert eben keine staatlichen Eingriffe.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also alles so laufen lassen! nsere Grundsätze lauten präzise: Erstens. Freier Wille nstatt staatlicher Bevormundung. Zweitens. Eigeniniiative anstatt rot-grünem Zwang. Drittens. Marktwirtchaft anstatt blinder Plansollerfüllung. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Nicolette Kressl [SPD]: Das sollen Vorschläge sein! – Weiterer Zuruf von der SPD: Tolle Vorschläge!)


In diesem Sinne hat die CDU/CSU eine Reihe von
ösungsvorschlägen eingebracht. Ich denke nur einmal
n unsere Anträge für die Wirtschafts-, die Finanz- und
ie Arbeitsmarktpolitik, durch die wichtige Vorausset-
ungen für die Bereitstellung geeigneter Ausbildungs-
lätze geschaffen werden sollen.


(Nicolette Kressl [SPD]: Unglaublich! Das sollen eure Vorschläge sein?)


chließlich wollen wir – unser entsprechender Entwurf
iegt bereits vor; Frau Kollegin Böhmer hat bereits da-
auf verwiesen – die Berufsausbildung modernisieren,
lexibilisieren, dynamisieren und internationalisieren.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Oh!)


Sie haben es wohl nicht begriffen, obwohl Sie es be-
eits gelesen haben.

Mit unserer Novelle wird die Ausbildung tatsächlich
chneller, günstiger und zielgerichteter verlaufen. Damit
ehen wir konkret und nicht durch eine Symbolpolitik
uf die Sorgen und Nöte der Jugendlichen ein, die eine
ehrstelle suchen. Wir bieten Anreize und setzen auf Er-

eichterung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510902800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Hans-Werner

ertl, SPD-Fraktion.


Hans-Werner Bertl (SPD):
Rede ID: ID1510902900

Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kolle-

en! Die betriebliche Ausbildung ist nach wie vor eine






(A) )



(B) )


Hans-Werner Bertl

großartige Gemeinschaftsleistung eines Teils unserer
Wirtschaft. Wir alle wissen: Keine Delegation fährt von
hier aus ins Ausland, ohne dort erfolgreich für praxisori-
entierte und betriebsnahe Ausbildung zu werben. Dazu
passt, dass das duale System mittlerweile ein deutscher
Exportschlager geworden ist.

Wir erzählen aber nicht, dass sich in Deutschland nur
noch 23 Prozent aller Unternehmen an der Ausbildung
beteiligen. Wir erzählen nicht, dass jeden Sommer Kara-
wanen von Ministern und Oberbürgermeistern durchs
Land reisen und händeringend um Ausbildungsstellen
werben und dass Kammerpräsidenten Tausende von
Briefen an Unternehmen schicken, um Ausbildungsstel-
len zu mobilisieren.


(Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Richtig!)


Wir erzählen nicht, dass im letzten Ausbildungsjahr un-
ter den insgesamt 720 000 jugendlichen Bewerbern
330 000 so genannte Altbewerber waren, die schon min-
destens einmal keine Ausbildungsstelle gefunden haben.
Sie sind weiß Gott nicht alle ungeeignet gewesen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir erzählen nicht, dass unser duales Ausbildungs-
system tatsächlich kurz vor dem Kollaps steht und nur
noch funktioniert, weil schon heute umgelegt wird:
durch Vereinbarungen in der Bauindustrie, durch Verein-
barungen im Bereich Chemie und durch öffentliche Mit-
tel in Höhe von 10 Milliarden Euro. Jetzt liegt es wieder
einmal auf dem Tisch: das Angebot der Selbstverpflich-
tung der Wirtschaft. Ich sage Ja zur Selbstverpflichtung
der Wirtschaft, aber nur wenn wir Beweise haben, dass
sie eingehalten wird. Ich sage das nicht leichtfertig, aber
die Bilanz der Selbstverpflichtung der deutschen
Wirtschaft ist eine Bilanz des Versagens und des Täu-
schens.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sehen Sie sich den „Spiegel“ von vor drei Wochen an,
dann wissen Sie um die Bilanz gebrochener Versprechen
der Wirtschaft: Klimaschutz, Altautoverwertung, Dosen-
pfand, Gleichberechtigung, Benzinverbrauch, Lehrstel-
len. – Und dann kommt die Entschuldigung: Olaf
Henkel erklärt die Selbstverpflichtung zur reinen Not-
wehr. Das heißt im Umkehrschluss, bei Nichterfüllung
war es eine Notlüge und damit eine lässliche Sünde.

Jetzt stehen wir vor der Frage: Was tun? Sollen wir
nach dem Prinzip von Hoffnung und Glauben die Exis-
tenz von Tausenden von jungen Menschen in die Dispo-
sition einer möglichen Notwehrmaßnahme der Wirt-
schaft geben oder schaffen wir es, Verbindlichkeiten
herzustellen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diesmal greifen wir zur Notwehr – Notwehr für die jun-
gen Menschen in unserem Land, die einen Anspruch auf
Ausbildung haben und Notwehr für unsere Wirtschaft,
die vor dem Hintergrund der demographischen Entwick-
lung schon in wenigen Jahren von uns Hilfe in Form von

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(C (D usgebildeten und qualifizierten Fachkräften erwarten ird. Wir alle wissen, wie lange es dauert, junge Men chen zu qualifizierten Fachkräften in unserem Land uszubilden: drei bis dreieinhalb Jahre Ausbildung, zwei is drei Jahren zusätzliche Qualifikation. Das heißt, es eht um einen Zeitraum zwischen fünf und sieben Jahen, in dem wir die Menschen ausbilden müssen. Vor diesem Hintergrund kann es doch nicht sein, dass ie Wirtschaft die Regierung erpresst. Wir sitzen hier och nicht an einem Pokertisch und zocken um die Zuunftschancen unserer Jugend, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


anz nach der Devise: weg mit dem Gesetz, dann gibt es
ehrstellen. Vor dem Hintergrund so vieler gebrochener
ersprechen können wir das nicht mehr glauben. In die-
er Frage können wir der Wirtschaft nicht nur nicht
auen, nein, wir müssen die Wirtschaft überdies davor
ewahren, sich selbst zu schaden.


(Lachen des Abg. Christoph Hartmann [Homburg] [FDP])


ie braucht nämlich hoch qualifiziertes Personal.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viele fragen nun: Muss das Gesetz so kompliziert
ein? Ich sage: Ja, leider; denn jene, die das alles nicht
ollen, haben dann um Ausnahmen gebeten. Dadurch
urde das Gesetz zwangsläufig kompliziert. Bei allen
lagen: Sind nicht die Handwerksordnung und das In-
ustrie- und Handelskammergesetz ebenfalls hochkom-
liziert? Trotzdem sollen wir, wenn es nach der Wirt-
chaft geht, davon die Finger lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Für mich viel entscheidender ist eine andere Frage:
ie kompliziert ist das Leben in einer Familie, deren
inder ein, zwei oder drei Jahre vergeblich nach einer
usbildungsstelle gesucht haben?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie kompliziert – viel schlimmer: wie aussichtslos –
erläuft das Leben eines jungen Menschen, dessen wei-
re Lebensplanung durch eine fehlende Ausbildung in-

rage gestellt wird? Welche gesellschaftlichen Kosten
aben wir im Nachhinein zu tragen? Woher nimmt die
irtschaft eigentlich in fünf, sechs, sieben oder acht Jah-

en Fachkräfte? Dann reicht eine Greencard nicht mehr.

Für mich immer wieder faszinierend ist in Gesprä-
hen mit der Wirtschaft, mit dem Handwerk und dem
andel der Appell an die Politik: „Nehmt euch ein Bei-

piel an den anderen Ländern!“ Und dann hört man be-
ebig genehme Beispiele. Ich nehme jetzt auch einmal
in Beispiel und frage:


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nehmen Sie Frankreich!)







(A) )



(B) )


Hans-Werner Bertl

Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen deut-
schen und dänischen Unternehmern? Louise Pihl vom
dänischen Arbeitgeberverband sagt – das war gestern in
der „Stuttgarter Zeitung“ zu lesen –, in Dänemark funk-
tioniere ein solches System der Umlage, das vom däni-
schen Parlament 1977 beschlossen wurde, seit langem
prima;


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber das Ergebnis ist verheerend!)


die solidarische Umlage habe die Bereitschaft der Ar-
beitgeber gestärkt, Ausbildungsplätze anzubieten.


(Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Die Dänen haben eine niedrigere Ausbildungsquote als wir!)


Sind wir in unserem Land so viel anders als die Dä-
nen? Haben wir eine andere Vorstellung von Verantwor-
tung für die Generation unserer Kinder? Haben wir eine
andere Moral, andere Vorstellungen von Wirtschaft? Le-
ben und wirtschaften wir in unserem Land etwa auf Teu-
fel komm raus nach der Devise: Uns fällt schon etwas
ein, wenn es nicht mehr geht. Als letztes Mittel hilft bei
uns immer der Gang der Lobby in das Parlament. Denen
pressen wir, wenn es nötig ist, die Finanzierung der
Fachkräfte aus den Rippen bzw. aus den Haushalten?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510903000

Kollege Bertl, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schauerte?


Hans-Werner Bertl (SPD):
Rede ID: ID1510903100

Nein. – Das alles ist in den 60er- und 70er-Jahren pas-

siert. Damals hatten wir das größte Umlagesystem in
diesem Land. Damals haben die Beitragszahler mit ihren
Beiträgen zur Bundesanstalt für Arbeit die Qualifizie-
rung von Fachkräften, die die Wirtschaft dringend benö-
tigt hat, bezahlt.

So etwas kann eine Lösung sein. Dann muss aber ehr-
lich verhandelt werden, sonst verabschiedet sich die
Wirtschaft aus der Verantwortung für die duale Ausbil-
dung. Das wollen wir nicht. Für mich ist das Lamento
über dieses Gesetz, welches wir in den nächsten Wochen
zu erwarten haben, nicht von Belang. Wir haben es ange-
passt und die notwendigen Ausnahmen geschaffen. Ganz
entscheidend ist, dass im Gesetz – einmalig in unserem
Land – keine festen Zahlen definiert wurden. Auslöse-
kriterium ist vielmehr der Tatbestand, den wir verbind-
lich haben wollen. Wir entwickeln so einen Weg zwi-
schen Wirtschaft und Bundesregierung, der im Ergebnis
etwas mit Moral – das kann auch in der Wirtschaftspoli-
tik nicht schaden – zu tun hat:


(Beifall des Abg. Willi Brase [SPD])


Verantwortung für die Generation unserer Kinder ver-
bindlich wahrzunehmen heißt: Her mit den Ausbildungs-
stellen! Dann liegt dieses Gesetz nicht als Drohung, son-
dern als Notwehr für die junge Generation in unseren
Schubladen.

Ich danke Ihnen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510903200

Ich erteile das Wort Kollegen Michael Kretschmer,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1510903300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-

esministerin stellt sich hier hin und sagt: Jeder Jugend-
iche soll einen Ausbildungsplatz bekommen.


(Beifall bei der SPD)


or einem Jahr hat der Bundeskanzler den Jugendlichen
enau dasselbe versprochen. Was ist daraus geworden?
iese Bundesregierung will nur noch. Sie will die

ugendlichen unterbringen, sie will einen ausgegliche-
en Haushalt, sie will die Halbierung der Arbeitslosig-
eit – nur, in der Wirklichkeit sieht alles anders aus. Tat-
ache ist doch: Sie bekommen einfach nichts mehr hin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was ist die Lösung? Die Lösung besteht Ihrer Mei-
ung nach in Verschleierung. Die Ausbildungsplatzab-
abe ist ein dreistes Ablenkungsmanöver von den wirkli-
hen Ursachen des Lehrstellenmangels. Seit 1998 sind
ber 191 000 Unternehmen in Deutschland wegen Ihrer
irtschaftspolitik kaputtgegangen.


(Widerspruch bei der SPD)


ie Binnennachfrage war noch nie so gering wie heute.
er Einzelhandel klagt über eine enorme Kaufzurück-
altung. Das duale System, das hier und heute viel be-
chrieben worden ist, lebt aber von der Dynamik der

irtschaft. Es kann kein konjunkturunabhängiges Lehr-
tellenangebot in diesem System geben.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)


Wenn wir keine Verschulung wollen, was auch von
hnen, Herr Tauss, oft genug erklärt worden ist, dann hat
ie Politik nur zwei Möglichkeiten. Die erste besteht da-
in, die Hemmnisse für die Ausbildung so gering wie
öglich zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as fängt bei der Ausbildungsvergütung an, geht weiter
ber die Abschaffung bürokratischer Regeln bis hin zur
chaffung zweijähriger Ausbildungsberufe, von denen
ns Frau Bulmahn sagt, es gebe eine ganze Reihe. Von
50 Ausbildungsberufen in Deutschland sind ganze 30,
lso nicht einmal 10 Prozent, zweijährig. Das ist die
ealität in diesem Land.


(Beifall des Abg. Christoph Hartmann [Homburg] [FDP])


Die zweite Möglichkeit besteht in einer Wirtschafts-
olitik, die für Wachstum sorgt. Wenn das Wachstum
esichert ist, dann haben die Unternehmen in Deutsch-
nd eine Zukunft. Ein Unternehmen, das eine Zukunft
at, wird auch ausbilden. Denn Ausbildung bedeutet für






(A) )



(B) )


Michael Kretschmer

die Jugendlichen, aber auch für die Unternehmen eine
Investition in die Zukunft. In Deutschland besteht das
Problem darin, dass die Unternehmen für sich keine Zu-
kunft in diesem Land sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wer das ignoriert oder umdreht, der handelt so, als wenn
er die Erde noch einmal zur Scheibe erklären würde.

Die Folgen werden besonders für die neuen Bundes-
länder dramatisch sein. Denn Fakt ist, dass die Ausbil-
dungsquote in den neuen Ländern mit 5,9 Prozent we-
sentlich höher ist als in den alten Ländern mit
4,7 Prozent. Es ist die Arroganz der Macht, die dafür
sorgt, dass Sie sich nicht fragen, woran das liegt und
welche Möglichkeiten es gibt, bewährte Regelungen aus
den neuen Bundesländern auf die alten zu übertragen
und damit das Problem zu lösen. In den neuen Ländern
haben sich – anders als in den alten Bundesländern –
Kammern, Gewerkschaften, öffentliche Verwaltungen
und Betriebe eine Reihe von Freiheiten zugestanden. Die
Vergütung ist in Teilen geringer; denn wer ausbildet, darf
nicht durch ein hohes Entgelt abgeschreckt werden. Aus-
bildungsplatzentwickler beraten die Betriebe und Aus-
bildungsverbünde unterstützen gerade die kleinen Unter-
nehmen. Die neuen Länder zeigen, dass es auch in einem
schwierigen wirtschaftlichen Umfeld möglich ist, neue
Ausbildungsplätze zu schaffen, wenn man den Beteilig-
ten die Freiheit bietet, für sich selbst zu arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb quälen wir Sie seit Monaten mit unseren Vor-
schlägen zur Reform des Berufsbildungsgesetzes.


(Lachen der Abg. Nicolette Kressl [SPD])


Unsere Aufforderung an Sie kann nur lauten: Moderni-
sieren Sie endlich die Berufsausbildung! Das ist unsere
Antwort auf den Amoklauf von Rot-Grün bei der Aus-
bildungsplatzabgabe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Problem in Ostdeutschland ist nicht die Ausbil-
dungsquote, sondern die Unternehmenslücke. Das Insti-
tut für Wirtschaftsforschung Halle hat errechnet, dass
gemessen an der Einwohnerzahl 100 000 Unternehmen
fehlen. Eine Folge davon ist, dass es an Ausbildungsbe-
trieben mangelt.

Tatsache ist deshalb, dass in Ostdeutschland staatliche
Förderung zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze
auch zukünftig unabdingbar ist. Deswegen gibt es ein
Ausbildungsprogramm, mit dem zusätzliche Ausbil-
dungsplätze geschaffen werden sollen, um den jährlich
15 000 Jugendlichen ab 16 Jahre, die ihre Ausbildung
fern der Heimat beginnen und zwischen Ost- und West-
deutschland pendeln, eine Chance zu bieten. Bisher sind
mit diesem Programm 14 000 Ausbildungsplätze ent-
standen. Aber ausgerechnet in diesem Jahr, in dem die
Probleme sehr groß sind, will Rot-Grün das Programm
kürzen und 4 000 Plätze streichen. Das nenne ich schofe-
lig, und zwar zum einen gegenüber den Jugendlichen in

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(C (D nserem Land und zum anderen in der politischen Arguentation. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie erzählen uns, dass Sie die Ausbildungsplatzabgabe
rst im Herbst auslösen wollen, wenn die Quote bis da-
in nicht erreicht wird. Parallel dazu kürzen Sie aber das
rogramm, um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung
u konstruieren. Das ist in der Tat schändlich!

In Ost wie West gibt es Unternehmen mit einer hohen
usbildungsquote. Ich habe unlängst eines davon be-

ucht, das 80 Auszubildende hat und eine Ausbildungs-
uote von 6,3 Prozent – das liegt weit über dem ostdeut-
chen Durchschnitt – aufweist. In diesem Unternehmen
urde mir deutlich gesagt: Wir wollen die Jugendlichen
bernehmen, aber das ist nur dann möglich, wenn die
irtschaftliche Entwicklung positiv verläuft.

Das Unternehmen hatte vor wenigen Jahren
0 Auszubildende. Derzeit sind es 80 und in Zukunft
erden es vielleicht 100 Auszubildende sein; das richtet

ich immer nach der wirtschaftlichen Entwicklung. Des-
egen fordern wir Sie auf: Kümmern Sie sich um die
irtschaftspolitik! Sorgen Sie dafür, dass dieses Land

orankommt! Verzichten Sie auf die Ausbildungsplatz-
bgabe, schmeißen Sie sie in die Tonne! Sie schaden da-
it Deutschland und ganz besonders den neuen Bundes-
ndern und dem Aufbau Ost.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – René Röspel [SPD]: Wieder kein Wort zu den jungen Menschen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510903400

Lieber Kollege Kretschmer, ich gratuliere Ihnen im

amen des ganzen Hauses sehr herzlich zu Ihrem heuti-
en Geburtstag.


(Beifall)


Nun erteile ich Kollegin Thea Dückert, Bündnis 90/
ie Grünen, das Wort.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510903500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn es um Ausbildung geht, wird häufig auch über die
ISA-Studie geredet. Wenn man sich die Reden in die-
em Haus zu Gemüte führt, sollten wir das bedenken.
err Hartmann, ich habe während Ihrer Rede festgestellt
ich glaube, dieses Problem hat auch etwas mit der
ISA-Studie zu tun –, dass Sie offenbar unseren Gesetz-
ntwurf nicht gelesen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Nicolette Kressl [SPD]: Nicht verstanden!)


Ja, oder Sie haben ihn nicht verstanden.

Sie behaupten, die Ausnahmeregelungen zugunsten
er Kommunen würden nur im Falle von Insolvenz oder
inanziellen Problemen gelten. Lieber Herr Hartmann,
assen Sie sich Folgendes gesagt sein: Auch in unseren






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Reihen gibt es viele, die sich um die Kommunen sor-
gen. Wir haben lange über den vorliegenden Gesetzent-
wurf diskutiert und wesentliche Dinge festgelegt. Es
wird berücksichtigt, wenn sich die Kommunen, egal ob
kleine oder große, in der Ausbildung von jungen Leuten
oder beispielsweise in Ausbildungsgängen engagieren,
die nicht dem dualen System zugerechnet werden – wir
haben alle entsprechenden Bereiche im Gesetz ausge-
nommen –, oder wenn sie in der Arbeitsmarktpolitik
bzw. in der Arbeitsmarktintegration initiativ werden. Ich
empfehle auch Ihnen von der FDP, unseren Gesetzent-
wurf zu lesen. Vielleicht kochen Sie dann Ihre Kritik auf
kleinerer Flamme.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Böhmer hat in ihrer Rede – auch dieses Problem
scheint mir etwas mit der PISA-Studie zu tun zu haben –
aus Briefen, die sie vonseiten der Wirtschaft bekommen
hat, vorgelesen und wollte damit darstellen, in welcher
Situation sich die Betriebe nach Einführung der Ausbil-
dungsplatzumlage befinden werden. Liebe Frau Böhmer,
auch hier sollte man die komplette Wahrheit sagen. Es ist
richtig, dass auch wir solche Briefe erhalten haben und
die Bedenken der Wirtschaft kennen. Aber wir haben
auch viele Briefe erhalten, in denen junge Leute ihre jah-
relange Odyssee bei der Suche nach einem Ausbildungs-
platz beschreiben. Wir haben Briefe von Aus-
bildungsträgern und Eltern bekommen, in denen
beschrieben wird, dass junge Leute kein Ausbildungs-
platzangebot erhalten, obwohl sie von Pontius zu Pilatus
laufen und obwohl sie fit und ausbildungswillig sind.
Das akzeptieren wir nicht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510903600

Kollegin Dückert, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Dr. Pinkwart von der FDP-Fraktion?


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510903700

Herr Präsident, das tue ich nicht; denn ich habe ge-

rade von Frau Böhmer gelernt, dass wir in dieser Debatte
keine Zwischenfragen zulassen. Ich möchte also fortfah-
ren.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Da ging es aber um Herrn Tauss!)


Die neuen Zahlen belegen, dass die Lehrstellenlücke
größer wird. Das ist ein riesengroßes Problem. Deswe-
gen habe ich eben die Briefe angesprochen, in denen be-
schrieben wird, was aufseiten der Jugendlichen ge-
schieht. Aber die Hinweise in den Briefen aus der
Wirtschaft zeigen auch, dass wir in Zukunft unter einem
Facharbeitermangel leiden werden. Wir müssen dieses
Problem ebenfalls lösen. Diesem Zweck dient die Aus-
bildungsplatzumlage.

Die Umlage ist – auch das sage ich – kein Selbst-
zweck. Ich weiß, dass es harte Debatten – auch in unse-
rer Fraktion – über dieses Instrument gibt, das dem Er-
reichen des Ziels dient, mehr Ausbildungsplätze zu
schaffen. Es gibt grundsätzliche Einwände, die sich da-
rauf beziehen, dass die Eigeninitiative im Vordergrund

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(C (D tehen muss. Auch für uns ist Eigeninitiative wichtig; enn wir wollen ja das duale System fördern, weil es ein fund für Deutschland ist. Da wir diese in der Debatte ber unseren Gesetzentwurf erhobenen Einwände sehr rnst nehmen, haben wir Folgendes hinzugefügt: Der on der Wirtschaft angekündigte Ausbildungspakt wird orrang haben. Des Weiteren werden tarifvertragliche ösungen, die dem Schließen der Ausbildungsplatzlücke ienen, Berücksichtigung finden. Es ist wichtig, Folgendes deutlich zu machen: Wir akeptieren die bestehende Ausbildungsplatzlücke nicht. ir wollen das duale System fördern und die betrieb iche Ausbildung stärken. Nur in dem Fall, dass die Wirtchaft nicht initiativ wird und nicht Ausbildungsplätze in usreichender Zahl zur Verfügung stellt, werden wir das nstrument der Ausbildungsplatzumlage auf den Weg ringen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zu der Debatte über die Ausbildungsplatzabgabe
öchte ich Ihnen noch Folgendes sagen: Der momentan

u beobachtende öffentliche Machtpoker ist unseriös.
as, was uns die Wirtschaft anbietet, ist schizophren. Sie

agt auf der einen Seite: Wir wollen den Pakt. Auf der
nderen Seite sagt sie: Wir schließen diesen Pakt ver-
utlich nicht, wenn ihr dieses Gesetz verabschiedet. Das

st doch merkwürdig. Dieses Gesetz schreibt fest: Die
mlage greift nicht, wenn die Wirtschaft einen Pakt

chließt. Gleichzeitig sagt die Wirtschaft: Wir wollen ei-
en Pakt. Mit Hinweis auf das Gesetz will sie ihn aber
icht schließen. Das verstehe wer will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist viel zu
rnst, um weiterhin solche Spielchen zu treiben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Spielchen? Wer macht denn Spielchen? Das ist doch unverschämt!)


Spielchen macht die Wirtschaft, wenn sie die von mir
erade erwähnten Drohungen ausspricht. Spielchen
acht die Wirtschaft, wenn sie sagt: Wir wollen den
akt; aber wir schließen ihn nicht, wenn das Gesetz ver-
bschiedet wird. Das ist ein Spielchen, das ist ein Macht-
oker.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Bevölkerung hat das längst begriffen. 57 Prozent
er Menschen in diesem Land sagen, dass in dieser
ituation die mit diesem Gesetz beschlossene Umlage
er richtige Schritt ist. Ein Großteil der Bevölkerung
agt aber auch: Eigeninitiative hat Vorrang. Dem schlie-
en wir uns an.

Wir haben uns mit vielen Einwänden auseinander ge-
etzt. Ich sprach schon vorhin von den Problemen der
ommunen. Wir sind darauf eingegangen. Wir haben

ns natürlich damit auseinander gesetzt, wie es möglich






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

ist, die betriebliche Ausbildung zielgerichtet zu unter-
stützen. Dabei haben wir zum Beispiel an kleine Unter-
nehmen gedacht, was darin zum Ausdruck kommt, dass
wir auch Bildungsverbünde unterstützen. Wir haben
uns damit auseinander gesetzt, dass es um duale Ausbil-
dung geht. Bei Ausbildungsgängen wie denen in der
Pflege darf die Umlage natürlich nicht greifen.

Alles in allem muss ich Ihnen sagen: Auch die in un-
serer Fraktion geäußerten Bedenken – einige haben eine
sehr kritische Debatte geführt – sind mit den am Gesetz-
entwurf vorgenommenen Änderungen – Vorrang für die
Eigeninitiative; Vorrang für einen Pakt; Konzentration
auf betriebliche Ausbildung – beseitigt worden. Unsere
Fraktion unterstützt dieses Gesetz. Ich hoffe, Sie machen
da mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510903800

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Andreas Pinkwart das Wort.


Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1510903900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Kollegin Dückert hat eben zum Ausdruck
gebracht, dass die Kommunen, insbesondere solche, die
sich in einem Haushaltssicherungskonzept befinden,
von diesem Gesetzentwurf nicht betroffen seien. Ich
möchte darauf aufmerksam machen, dass der beamtete
Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Herr
Catenhusen, im Finanzausschuss des Deutschen Bundes-
tages – er hat sich in dieser Woche annähernd zwei Stun-
den mit dem Gesetzentwurf und mit den Änderungsan-
trägen der Koalitionsfraktionen befasst – den
vorliegenden Gesetzentwurf auf Nachfragen dahin ge-
hend interpretiert hat, dass nicht nur Kommunen, die
sich nicht in einem Haushaltssicherungskonzept befän-
den, abgabepflichtig seien, sondern dass auch Kommu-
nen, die sich in einem Haushaltssicherungskonzept be-
fänden, durchaus abgabepflichtig sein könnten.

In § 10 dieses Gesetzentwurfs werden nämlich zwei
Bedingungen an den Härtefall geknüpft. Dabei geht es
nicht nur um die Tatsache, dass ein Arbeitgeber kommu-
nalaufsichtlichen Notbewirtschaftungsmaßnahmen un-
terworfen sein müsse – ich verweise auf § 10 Abs. 1 die-
ses Gesetzentwurfs –, sondern auch darum, dass er
gegenüber dem Bundesverwaltungsamt zusätzlich den
Nachweis erbringen müsse, dass seine wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit nicht hinreichend sei, um eine solche
Abgabe zu erbringen.

Herr Catenhusen war fest davon überzeugt, dass seine
Heimatstadt Münster in Nordrhein-Westfalen nach dem
vorliegenden Gesetzentwurf die Ausbildungsplatzab-
gabe zu zahlen habe, obwohl sie jetzt in ein Haushaltssi-
cherungskonzept komme.

Die Ankündigung von SPD und Grünen, die Kommu-
nen seien nicht betroffen, entbehrt damit jeder Grund-
lage. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fordere die Frak-

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(C (D ionen auf, dies dann auch hier im Plenum und egenüber der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Kollegin Dückert, Sie haben Gelegenheit zur Reak on. Lieber Herr Kollege Pinkwart, das klang ziemlich ompliziert. Sie haben auch ziemlich lange gebraucht, m das zu formulieren. (Lachen bei der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Das ist Ihr Gesetz!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510904000
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510904100

Ich will Ihnen damit sagen: Es ist viel einfacher. Sie
aben viele Worte für einen sehr einfachen Sachverhalt
ebraucht.

Wenn die Kommunen einem Haushaltssicherungsver-
ahren unterliegen – das ist der erste Punkt –, müssen sie
das ist der zweite Punkt – einen Antrag stellen. So ein-
ach ist das. Das ist die Voraussetzung, die erfüllt werden
uss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der FDP – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie kennen Ihr eigenes Gesetz nicht! Das ist ja peinlich!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510904200

Ich erteile Kollegen Alexander Dobrindt, CDU/CSU-

raktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1510904300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die „Süd-

eutsche Zeitung“ berichtet heute darüber, dass Wirt-
chaftsminister Clement für kommenden Mittwoch zur
usbildungsoffensive 2004 einlädt:

Der Wirtschaftsminister hatte dem Vernehmen nach
kein Interesse, Bulmahn einzubinden, weil er von
ihrer Mitarbeit an einer vergleichbaren Initiative im
vergangenen Jahr enttäuscht sei.

er will das dem Wirtschaftsminister verdenken?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die heutige Debatte bringt es immer mehr zum Vor-
chein: Ihr Gesetzentwurf zur Ausbildungsplatzumlage
st an Absurdität kaum zu überbieten. Anstatt die Rah-

enbedingungen so zu ändern, dass Ausbildung in
eutschland wieder in größerer Zahl möglich wird, ver-

uchen Sie, diejenigen zu bestrafen, die unter ohnehin
chon großen Schwierigkeiten in Deutschland den Men-
chen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.

Über ein Drittel der deutschen Unternehmen macht
berhaupt keinen Gewinn mehr. 50 Prozent aller Mit-
elständler haben ihr Eigenkapital nahezu vollständig






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt

aufgebraucht. Laut der Produktionsstudie 2004 des
Fraunhofer-Institutes will jedes zweite Unternehmen in-
nerhalb der nächsten drei Jahre seine Produktion teil-
weise oder komplett nach Osten verlagern. Ihre Ausbil-
dungsplatzabgabe macht vielen diese Entscheidung
deutlich leichter, und zwar deswegen, weil Sie den büro-
kratischen Unsinn in unserem Land weiter verstärken,
weil Sie die Belastungen für die Unternehmen hoch-
schrauben und weil Ihre Politik nicht mehr verlässlich
ist.

Schauen Sie sich das Gezerre um die Ausbildungs-
platzumlage auch heute wieder an! Seit Wochen erzählen
Sie öffentlich, welche Wunderwaffe dieses Gesetz für
die Schaffung neuer Ausbildungsplätze ist – einmal ab-
gesehen von den ständigen Zwischenrufen unwesentli-
cher Regierungsmitglieder, die schon lange darauf hin-
weisen, dass es fahrlässig ist, dieses Gesetz zu
verabschieden. Aber es liegt ohnehin die Vermutung
sehr nahe, dass dieses Gesetz wohl eher einem einzigen
Arbeitsplatz liegen soll, nämlich dem des Parteivorsit-
zenden der SPD.


(Ulla Burchardt [SPD]: Ach Gott! Das ist doch gar nicht originell!)


– Hören Sie doch zu!

Das „Handelsblatt“ schreibt in seiner gestrigen Aus-
gabe – das ist auch für Sie interessant –:


(Ulla Burchardt [SPD]: Haben Sie auch einen eigenen Gedanken?)


SPD-Chef Müntefering hat noch rechtzeitig die
Kurve gekriegt. Und das offenbar nicht nur aus tak-
tischen Gründen, sondern aus der Einsicht heraus,
dass die Abgabe viel Schaden anrichten würde und
vermutlich nicht das gewünschte Ergebnis bringt.

Ich persönlich glaube, dass das „Handelsblatt“ hier ei-
ner Fehlinformation aufgesessen ist. Von Einsicht kann
überhaupt keine Rede sein. Sonst würden Sie diesen Ge-
setzentwurf – er ist ohnehin das Papier nicht wert, auf
dem er steht – heute zurückziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese Ausbildungsplatzabgabe wird zu gewaltigen
Fehlsteuerungen innerhalb des Arbeitsmarktes führen.
In Branchen, in denen überhaupt keine Arbeitsplätze zur
Verfügung stehen, werden zukünftig mehr Menschen
ausgebildet werden, um anschließend auf der Straße zu
stehen und dann mit teurem Geld von der Bundesagentur
für Arbeit in Umschulungen qualifiziert zu werden. Ich
kann mir nicht vorstellen, dass dies richtig ist.

Betriebe, die hart ums Überleben kämpfen und ein-
fach nicht mehr die Kraft haben, Lehrlinge auszubilden,
werden mit zusätzlichen Kosten und Bürokratie belastet.
Dafür können sich gut verdienende Großkonzerne zu-
künftig über ordentliche Subventionen freuen, wenn sie
Lehrlinge zusätzlich ausbilden und die anschließend auf
die Straße setzen. Das ist Ihre Politik, meine Damen und
Herren!

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(C (D Städten und Gemeinden – das ist angesprochen woren – steht das Wasser bis zum Hals. Sie werden bei der ezahlung mit dabei sein und sie werden sich das Geld ber die Gewerbesteuer bei den Unternehmen wiederhoen. Auch das ist Ihre Politik. Sie schaden mit diesem Gesetz den Jugendlichen und ie schaden der Wirtschaft. Es ist beschämend, wenn in ieser wirtschaftlich katastrophalen Situation, für die die undesregierung verantwortlich ist, ein bürokratisches onstrum geschaffen wird, nur um Ihre Gewerkschaften nd linken Ideologen zu bedienen, die gern einmal wieer die Lieder vom Klassenkampf singen würden. Das st der wahre Grund. Die eigentlich wichtige und richtige Aufgabe bleibt, afür zu sorgen, dass junge Menschen in diesem Land ieder eine Perspektive bekommen, eine echte Zukunfts hance, die ihnen auch nach einer erfolgreichen Lehre ie Möglichkeit bietet, einen entsprechenden Arbeitslatz zu finden. Dazu muss die wirtschaftliche Wachsumsschwäche unterbrochen werden, die Jahr für Jahr Sie müssen sich diese Zahl einmal vor Augen halten – 0 000 Unternehmensinsolvenzen verursacht und die eute die meisten Menschen davon abhält, sich überaupt noch selbstständig zu machen. Viele Kollegen – auch ich gehöre dazu – sind in den chulen sowie in den Unternehmen und Betrieben unteregs, die ganz selbstverständlich ihre gesamtgesell chaftliche Aufgabe, die sie in diesem Zusammenhang aben, wahrnehmen wollen und mit großen Anstrengunen – auch das muss gesagt werden – in den letzten Jahen bei den Nachvermittlungen zusätzliche Ausbildungslätze geschaffen haben. Diese sagen in den Gesprächen ber auch immer wieder deutlich, dass sie an der Grenze hrer Leistungsfähigkeit angekommen sind, und fordern ringend eine Entrümpelung des Berufsbildungsgesetzes in. Wir haben entsprechende Vorschläge gemacht, wie ie Ausbildungsplatzsituation positiv beeinflusst werden ann. Ich fordere Sie auf, diesen unseren Vorstellungen u folgen. Meine Damen und Herren, das einzig Entscheidende nd Wichtige an dieser Debatte ist, dass die Hoffnung leibt, dass das Engagement aller gesellschaftlichen ruppen dazu führen wird, dass es Ende dieses Jahres 004 keine Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz mehr ibt. Sie können aber sicher sein, dass, wenn es dazu ommt, Ihr Gesetzentwurf dazu nicht beigetragen hat. Ich erteile das Wort Kollegin Petra Pau. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der treit um eine Ausbildungsplatzumlage hat die Jahrhunertwende überdauert und hält an. Dabei wird er mit anz eigenartigen Argumenten weitergeführt. Petra Pau Ich will gleich vorneweg wiederholen, was ich in der ersten Lesung gesagt habe: Die PDS im Bundestag stimmt für eine Ausbildungsplatzumlage, obwohl, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, das vorliegende Gesetz nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510904400
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510904500




(A) )


(B) )


Wir sind nicht etwa für die Umlage, weil uns nun plötz-
lich die Regelwut erfasst hätte. Wir sind für eine Ausbil-
dungsplatzumlage, weil es zu viele Jugendliche gibt, die
keine Lehrstelle bekommen. 35 000 Lehrstellen fehlen
nach Ansicht der Bundesregierung; allein das wäre
schon schlimm. Real sind es aber rund 200 000 und das
ist schlimmer.

Nun haben die Ministerpräsidenten Beck und
Steinbrück – beide SPD – einen Ausbildungspakt ins
Spiel gebracht. Das ist, wie ich finde, wahrlich keine
neue Idee, zumal die Hoffnung, dass die Wirtschaft von
sich aus ausreichend Lehrstellen anbietet, seit Jahren im-
mer wieder getrogen hat. Deshalb ist der Steinbrück/
Beck-Vorstoß aus meiner Sicht unglaubwürdig. Mir sind
übrigens die SPD-internen Kontroversen weitgehend
egal. Ich halte hier für das Protokoll nur fest, dass maß-
gebliche SPD-Politiker im Zweifel als Anwalt der Unter-
nehmen und nicht als Anwalt der Zukunft operieren,
ganz so wie Minister Clement beim Klimaschutz.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Unserer Meinung nach geht der so genannte Ausbil-
dungspakt auch an der Sache vorbei. Zum Ersten soll der
Pakt zu einem Drittel durch Steuergelder finanziert wer-
den. Mit einem solchen Pakt würden also der unbefriedi-
gende Status quo und die Flucht der Unternehmen aus
ihrer Verantwortung noch legalisiert werden. Zum Zwei-
ten soll der Pakt Ländersache sein. Das heißt, die Län-
der, die arm dran sind, bleiben auch arm, und die Länder,
in denen mehr ausgebildet werden könnte, werden aus
der Solidarität entlassen. Schließlich soll der Pakt auch
noch eine Alternative zur Umlage darstellen nach dem
Motto: Entweder-oder. Der Steinbrück/Beck-Vorstoß
trägt also obendrein auch noch erpresserische Züge.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Tatsache ist: Drei von vier Unternehmen bilden nicht
aus, obwohl viele von ihnen es könnten. Das ist unmora-
lisch, asozial und übrigens auch rechtlos. Regelrecht
dumm wird es, wenn dieselben Unternehmen, die nicht
ausbilden, nun drohen: Kommt die Umlage, dann bilden
wir überhaupt nicht mehr aus. Dass die Opposition zur
Rechten diesen Blödsinn auch noch durch alle Medien
trägt, spricht nicht gerade für ihre PISA-Tauglichkeit.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Ich wiederhole für die PDS im Bundestag: Wir hätten
gern ein besseres Gesetz. Deshalb haben wir entspre-
chende Änderungsanträge gestellt. Wir haben zwei
Grundanliegen: Wir wollen, dass alle Jugendlichen, egal
ob in Mecklenburg-Vorpommern, im Saarland oder in

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(C (D remerhaven, eine Chance bekommen und nicht von der chulbank weg in ein ungewisses Schicksal entlassen erden. Zweitens wollen wir, dass diejenigen, die bisher usbilden und es auch weiterhin tun wollen, nicht in inanzieller Hinsicht die Dummen sind, während andere ich durch Nichtstun eine goldene Nase verdienen. Deshalb ist die PDS für eine Ausbildungsplatzmlage; sie ist längst überfällig. Ich hoffe, dass Sie nicht nsere zwei Stimmen brauchen, um diese Umlage heute urchzubekommen, sondern bis zum heutigen Morgen enügend Überzeugungsarbeit dafür geleistet haben, ass Rot-Grün zu diesem Gesetzentwurf bis zur Umsetung steht. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510904600

Ich erteile das Wort Kollegin Nicolette Kressl, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1510904700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn jemand in der heutigen Debatte ausschließlich die
ednerinnen und Redner der Opposition gehört hätte,
äre ihm nicht klar geworden, um was es eigentlich
eht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn was Sie gebracht haben, war ausschließlich Genör-
el; Sie haben keinen einzigen konkreten Vorschlag ge-
acht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen sagen, um was es geht. Es geht um
wei wichtige Dinge: zum einen um Zukunftschancen
ür junge Leute – bedeutend für die Stabilität von Gesell-
chaft und Demokratie –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd zum anderen um die Zukunftsfähigkeit von Wirt-
chaft. Die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft ist einer-
eits deshalb notwendig, weil wir dringend ausreichend
achkräfte brauchen und im Hinblick darauf lang- und
ittelfristig denken müssen, und andererseits deshalb,
eil junge Leute – ich habe immer den Eindruck, das
ird gerne vergessen –, wenn wir ihnen keine Ausbil-
ung ermöglichen, Sozialkosten verursachen. Sie tun so,
ls ob nur Unternehmen und nicht alle Bürgerinnen und
ürger das letztlich über Steuermittel bezahlen müssten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Schlechteste, was wir machen können, ist, die jun-
en Leute zu Sozialhilfeempfängern der Zukunft werden
u lassen, deren Kosten wir alle gemeinsam tragen müs-
en.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Nicolette Kressl

Wir diskutieren eigentlich gern mit Ihnen über den

Weg, um das Ziel einer qualifizierten Ausbildung für alle
zu erreichen. Das Problem ist nur, dass es nichts gibt,
worüber wir mit Ihnen diskutieren könnten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie legen uns zwei Vorschläge vor. Der eine beinhaltet
die Kürzung der Ausbildungsvergütung. Dazu kann ich
nur sagen: Wir wissen genau, was Tarifautonomie heißt.
Sie tun hier so, als könne der Bundestag per Gesetz be-
schließen, dass alle Ausbildungsvergütungen gekürzt
werden. Wir haben uns aber in allen Bereichen für Tarif-
autonomie eingesetzt, selbstverständlich auch in diesem.
Sie scheinen nicht zu wissen, wo welche Kompetenzen
liegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihr zweiter Vorschlag ist die Novellierung des
Berufsbildungsgesetzes, die Sie als Alternative darstel-
len. Da kann ich Ihnen nur sagen: Herzlich willkommen
im Klub! Schon am 9. Februar hat die Bundesbildungs-
ministerin Eckpunkte zur Novellierung des Berufsbil-
dungsgesetzes vorgelegt; denn wir wissen selbstver-
ständlich, dass es Strukturveränderungen geben muss.
Wir haben das bereits in unserem Koalitionsvertrag fest-
geschrieben. Wenn Sie auf diesem Weg jetzt langsam
hinterherhüpfen und behaupten, Ihre Vorschläge seien
Alternativen, dann können Sie doch nicht ernsthaft glau-
ben, dass die Menschen nicht merken, dass Sie mit Ihren
Vorschlägen in Wirklichkeit nur hinterherhinken!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch einmal Folgendes deutlich ma-
chen. Gerade weil es um die Zukunft junger Leute geht,
hat Freiwilligkeit für uns in drei wichtigen Punkten Vor-
rang:

Erstens hat Freiwilligkeit für uns Vorrang, weil erst
am 30. September entschieden wird, ob die Instrumente
der Umlage greifen. Am liebsten wäre uns, wenn wir am
30. September feststellen könnten, dass es genügend
Ausbildungsplätze gibt, und vom Kabinett beschließen
lassen könnten, dass wir die Instrumente nicht einsetzen
müssen.

Die zweite Säule der Freiwilligkeit: Die tariflichen
Vereinbarungen sollen ausdrücklich Vorrang erhalten;
denn wir wissen natürlich, dass in branchenbezogenen
Tarifverträgen einige regionale und branchenspezifi-
sche Besonderheiten besser aufgegriffen werden können
als durch ein Gesetz. Ich kann daher nur an die Tarifpart-
ner appellieren: Tut etwas! Ihr könnt es besser als wir!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn ihr es allerdings nicht auf freiwilliger Basis hinbe-
kommt, dann greifen die gesetzlichen Instrumente. – Für
uns sind auch zukünftig freiwillige tarifliche Vereinba-
rungen besser als die Anwendung dieser Instrumente.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Die dritte Säule der Freiwilligkeit: In diesem Gesetz st die Möglichkeit einer konzertierten Aktion verankert. irtschaft, Staat und andere wichtige beteiligte Partner ollen verbindliche Vereinbarungen hinsichtlich Ausbilungsplatzangeboten für junge Leute treffen. Auch dieer Teil des Paktes hat Vorrang vor den Instrumenten des esetzes. Es ist die größtmögliche Einbindung von Freiilligkeit, ohne dass wir uns auf den Goodwill der Be eiligten verlassen müssen. ie jungen Leute brauchen nicht Goodwill, sondern verindliche freiwillige Vereinbarungen. Das ist der beste eg. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn Sie sich diesen Pakt anschauen, dann werden
ie feststellen, dass viele der uns bekannten Probleme
ufgegriffen wurden. Wir wissen, dass es junge Men-
chen gibt, die die Berufsreife noch erlangen müssen.
eshalb unterstützen wir ausdrücklich den Vorschlag,
ass in Zusammenarbeit und unter Mitwirkung der Wirt-
chaft junge Leute über Praktikumsplätze zur Berufs-
eife geführt werden. Wir wissen, dass dies notwendig
st. Der Staat nimmt seine Verantwortung wahr, indem er
ntsprechende Leistungen erbringt. Das stellen wir uns
nter einer konzertierten Aktion vor. Wir begrüßen die-
en Teil des Paktes ganz ausdrücklich. Auch von Herrn
raun gab es einen entsprechenden Vorschlag.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen gemeinsam schauen – das begrüßen wir
benfalls ausdrücklich, weil wir wissen, worauf es an-
ommt –, wie regionale Unterschiede überbrückt werden
önnen und wie Angebot und Nachfrage im Bereich der
erschiedenen Kammern besser zueinander gebracht
erden können. Wir sind bereit, eine entsprechende Un-

erstützung zu leisten; denn es macht natürlich Sinn, dass
eispielsweise die Kammer in Dresden mit der Kammer
n Stuttgart zusammenarbeitet. Die Kammern können
emeinsam überlegen, wie Unternehmen, die verzwei-
elt junge Leute suchen, Informationen über die jungen
eute bekommen können, die in den neuen Bundeslän-
ern Ausbildungsplätze suchen. Es macht Sinn, Angebot
nd Nachfrage näher zusammenzubringen. Wir werden
m Rahmen des Paktes unseren Teil dazu beitragen.

Erst wenn wir erkennen würden – was ich nicht
offe –, dass dieser Pakt nicht greift, würden wir zu dem
nstrument einer solidarischen Umlagefinanzierung
wischen den Unternehmen greifen. Aber auch an dieser
telle will ich ausdrücklich sagen: Die solidarische Um-

agefinanzierung, die im Gesetz verankert ist, ist keine
trafabgabe. Damit soll vielmehr erreicht werden, dass
nternehmen, die viel und engagiert ausbilden, eine För-
erung erhalten, die mit dem Geld derjenigen Unterneh-
en finanziert wird, die zu wenig oder gar nicht ausbil-

en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Nicolette Kressl

Dies ist ein solidarisches Prinzip. Das eingenommene
Geld geht also nicht in einen staatlichen Topf und wird
nicht an die Schulen verteilt, sondern mit dem Geld der
Unternehmen, die sich weniger stark engagieren, werden
diejenigen Unternehmen unterstützt, die sich schon seit
Jahren – viele davon überdurchschnittlich – bei der Aus-
bildung engagieren. Deren Leistung wird auf diese
Weise stärker als bisher honoriert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen einmal sagen, wie die Realität aussieht.
Wenn Sie die mittelständischen Unternehmen fragen,
was deren Problem ist, dann hört man die Antwort – wir
haben das oft erlebt –, dass sie es nicht akzeptabel fin-
den, dass sie seit vielen Jahren mit viel Engagement aus-
bilden, dass aber hinterher die Unternehmen, die nicht
ausbilden, ihnen die Arbeitskräfte wegschnappen, weil
sie etwas mehr zahlen. Dies zu verhindern ist Kern der
Umlagefinanzierung, die in diesem Gesetz enthalten ist.
Deshalb ist es wirtschaftsnah organisiert und orientiert
sich an den Interessen der Unternehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann nur an die Wirtschaftsverbände appellieren:
Sie haben uns das Angebot eines Paktes mit der Wirt-
schaft gemacht. Wir nehmen es gerne an. Lassen Sie uns
gemeinsam zum Ziel kommen; denn das wäre die beste
Lösung! Aber eines ist für uns als politisch Verantwort-
liche auch klar: Wenn wir diese Lösung nicht hinbekom-
men, dann wissen wir, worin unsere Verantwortung be-
steht. Dann nehmen wir im Zweifel unsere staatliche und
politische Verantwortung wahr. Die jungen Leute haben
genau dies verdient.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510904800

Als letztem Redner in dieser Debatte erteile ich dem

Kollegen Hartmut Schauerte, CDU/CSU-Fraktion, das
Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1510904900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eine Vor-

bemerkung: Niemand sollte hier wechselseitig unterstel-
len, dass wir das Thema, über das wir heute beraten,
nicht wirklich ernst nehmen und nicht nach einer Lösung
suchen.


(Franz Müntefering [SPD]: Pauschale Ausrede!)


Wir von der Union lassen uns in der Ernsthaftigkeit bei
der Suche nach einer vernünftigen Lösung von nieman-
dem übertreffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die zweite Bemerkung: Wir befinden uns im sechsten ahr der Regierung der rot-grünen Koalition. In diesem echsten Jahr der Regierung ist das Problem der Ausbilung so groß wie noch nie in der Geschichte der Bundesepublik Deutschland. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


82 000 Fehlplätze hat es in den zurückliegenden Jahren
u diesem Zeitpunkt im Jahr noch nie gegeben. Seitdem
ie regieren, vergrößert sich diese Lücke Jahr für Jahr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer ist hier eigentlich Täter und wer ist Opfer? Diese
rage wurde ja zu Anfang gestellt, Herr Kollege Brase.
pfer sind – bedauerlicherweise und ganz eindeutig –
ie Jugendlichen. Opfer sind die mittelständischen Un-
ernehmen, deren wirtschaftliche Basis so gefährdet ist,
ass ihnen das Ausbilden täglich schwerer fällt. Täter
ind diese Bundesregierung und die Regierungsfrak-
ionen. Sie sind nach sechs Jahren Regierung für das ver-
ntwortlich, was sich hier abbildet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Schauerlich!)


Damit klar wird, wer hier Opfer und Täter ist, nur
ine Zahl ins Verhältnis gesetzt: Wir haben in diesem
oment 25 000 weniger Angebote an Ausbildungsplät-

en als im Vorjahr. Wir hatten aber in diesem Jahr
0 000 Pleiten mehr als im Vorjahr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


enn nur die Hälfte derer, die Pleite gegangen sind,
icht mehr ausbilden kann – was ja wohl wahrscheinlich
t, Herr Kollege Brase –, dann ist die Verschlechterung
er Ausbildungssituation allein an der Zahl der wirt-
chaftlich und politisch bedingten Pleiten im Mittelstand
estzumachen. Das ist Ihre Täterschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Damit Sie erkennen, wie richtig das ist, was wir hier
ortragen, ein Beispiel, das Ihnen weh tut: In zwei Bun-
esländern der Bundesrepublik Deutschland, in denen
ie CSU bzw. die CDU seit Jahren eine unzweifelhaft
ute Wirtschaftspolitik macht, in Bayern und in Baden-
ürttemberg, gibt es keine Ausbildungsplatzlücke, son-

ern einen Ausbildungsplatzüberschuss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


n allen anderen Ländern der Bundesrepublik Deutsch-
nd ist, je länger sie rot regiert worden sind, die Ausbil-
ungsplatzlücke ständig größer geworden. Je länger Rot,
esto größer die Ausbildungsplatzlücke! Wirtschaft kön-
en Sie nicht und deshalb können Sie auch keine Ausbil-
ung!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

Dann wird hier die These verkündet, dass die Sache in

Dänemark, Herr Bertl, so hervorragend laufe. Die hätten
eine Ausbildungsplatzabgabe und dort laufe es tadellos.
Wissen Sie eigentlich nicht, wovon Sie reden?


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Doch!)


Dänemark hat – mit Abgabe – eine Ausbildungsquote
von 3 Prozent; Deutschland hat – ohne Abgabe – eine
Ausbildungsquote von 6,5 Prozent. Herzlichen Glück-
wunsch zu diesem Beispiel, das in der Tat in die Irre
führt!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich kann nur hoffen, dass die Wirtschaft wegen dieses
Gesetzes, das Sie heute aus parteipolitischen und macht-
politischen Gründen durchpeitschen, den angebotenen
Pakt nicht verweigert. Ich habe große Sorge; denn unter
Druck kommen freiwillige Lösungen verdammt schlecht
zustande. Herr Brase, das wissen Sie als alter Gewerk-
schaftler. – Da Sie mich so kritisch anblicken, möchte
ich eine interessante Bemerkung an Sie richten, Herr
Brase: Je kleiner die Betriebe in Deutschland und je ge-
ringer der gewerkschaftliche Einfluss sind, desto höher
ist die Ausbildungsleistung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Je größer die Betriebe und der gewerkschaftliche Ein-
fluss in Deutschland sind, desto schlechter ist die Aus-
bildungsquote. Darüber sollten Sie hauptberuflich nach-
denken und sich darum kümmern.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510905000

Kollege Schauerte, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Niebel?


(Zurufe von der SPD: Nein! – Das ist hier eine Schmierenkomödie!)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1510905100

Ja, natürlich.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1510905200

Vielen herzlichen Dank, Herr Kollege Schauerte. Sie

haben zu Recht die hervorragende Wirtschaftspolitik in
Baden-Württemberg gelobt. Würden Sie mir bitte bestä-
tigen, dass der Wirtschaftsminister in Baden-Württem-
berg, Dr. Walter Döring, von der FDP ist? Sie haben lei-
der vergessen, zu erwähnen, dass wir dort zusammen
regieren.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1510905300

Herr Kollege Niebel, Sie haben Recht. Durch gute

CDU-Wahlergebnisse haben wir es Ihnen ermöglicht,
den Wirtschaftsminister zu stellen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei der CDU/CSU)


Was bringt die Ausbildungsplatzabgabe? Sie bringt
mehr Bürokratie und verteuert die Ausbildung. Die

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(C (D usbildung wird in Deutschland deutlich teurer werden. ie ist eine Fehlsteuerung. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Für diese Fehlsteuerung will ich Ihnen ein Beispiel
ennen, über das bisher noch nicht diskutiert worden ist.
ch bin gestern – das soll mein letzter Punkt sein – mit
inem Unternehmenschef aus der Finanz- und Versiche-
ungsbranche zusammengekommen. Er hat mir erklärt,
r zahle gegenwärtig pro Jahr für die Ausbildung in sei-
em Unternehmen 17 Millionen Euro und seine Be-
riebswirte hätten ausgerechnet, welche Auswirkungen
ie Ausbildungsplatzabgabe für sein Unternehmen ha-
en würde. Sie sind zu folgendem überraschenden Er-
ebnis gekommen: Wenn er diese 17 Millionen Euro
icht mehr in die Ausbildung stecken und stattdessen die
usbildungsplatzabgabe in vollem Umfang zahlen
ürde, müsste er dafür 7 Millionen Euro aufbringen. Er
ürde 10 Millionen Euro an der von Ihnen organisierten
usbildungsplatzabgabe „verdienen“.

Es ist eine katastrophale Fehlsteuerung zu erwarten,
igentlich gibt es sie jetzt schon. Kluge Leute sagen, die
röße der Ausbildungslücke, die wir jetzt zu Recht be-
lagen, sei zum Teil aus der wirtschaftlichen Entwick-
ung gespeist – darüber habe ich schon gesprochen – und
ei zu einem großen Teil schon die Frühreaktion auf das
ommende. Sie verteuern die Ausbildung in Deutsch-

and und erweisen den jungen Menschen keinen guten,
ondern einen schlechten Dienst.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ies ist kein guter Tag für die Ausbildung in Deutsch-
and, leider!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510905400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Gesetzentwurf zur Sicherung und För-
erung des Fachkräftenachwuchses und der Berufsaus-
ildungschancen der jungen Generation, Drucksache
5/2820. Der Ausschuss für Bildung, Forschung und
echnikfolgenabschätzung empfiehlt unter Nr. 1 seiner
eschlussempfehlung auf Drucksache 15/3064, den Ge-

etzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen.
ierzu liegt ein Änderungsantrag der Abgeordneten
r. Gesine Lötzsch und Petra Pau vor, über den wir zu-

rst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache
5/3113? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Än-
erungsantrag ist mit den Stimmen aller Fraktionen ge-
en die Stimmen der beiden fraktionslosen Abgeordne-
en abgelehnt.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist in zweiter Beratung angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung
und Schlussabstimmung. Dazu liegt eine größere Zahl
von persönlichen Erklärungen nach § 31 der Geschäfts-
ordnung vor. Ich will die Namen nicht im Einzelnen vor-
tragen.

Es wurde namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte
die Schriftführerinnen und Schriftführer, die Plätze ein-
zunehmen. – Sind alle Plätze besetzt? – Das ist der Fall.
Dann eröffne ich die Abstimmung.

Haben alle Mitglieder des Hauses ihre Stimme abge-
geben? – Das ist der Fall. Dann schließe ich die Abstim-
mung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Ab-
stimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Ich bitte Sie, wieder Platz zu nehmen, damit wir mit
den Abstimmungen weitermachen können.

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge. Wer für den Entschließungsantrag
der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 15/3066 stimmt, den bitte ich um
das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koa-
litionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositions-
fraktionen bei Enthaltung der beiden fraktionslosen Ab-
geordneten angenommen.

Wer für den Entschließungsantrag der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 15/3067 stimmt, den bitte ich
um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung der CDU/
CSU-Fraktion und Enthaltung der FDP-Fraktion abge-
lehnt.

Tagesordnungspunkt 21 b: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung auf Drucksache 15/3064 zu dem Antrag der
Fraktion der FDP mit dem Titel „Ausbildungsplatzab-
gabe verhindern – Wirtschaft nicht weiter belasten – Be-
rufsausbildung stärken“.

Der Ausschuss empfiehlt unter Ziffer 2 seiner Be-
schlussempfehlung, den Antrag auf Drucksache 15/2833
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen und den Stimmen der beiden fraktions-
losen Abgeordneten gegen die Stimmen der FDP bei
Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion angenommen.

Zusatzpunkt 6: Beratung des Gesetzentwurfs der
Fraktion der FDP zur Änderung des Berufsbildungsge-
setzes. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 15/3042 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es

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b1) Ergebnis Seite 9922 D

(C (D azu anderweitige Vorschläge? – Das ist offenkundig icht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Zusatzpunkt 7: Abstimmung über den Antrag der raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen uf Drucksache 15/3055 mit dem Titel „Ausbilungschancen für alle jungen Frauen und Männer sihern – durch einen konzertierten Ausbildungspakt“. er stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi ionsfraktionen angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a und 22 b soie Zusatzpunkt 8 auf: 22 a)

Paziorek, Cajus Julius Caesar, Dr. Maria
Flachsbarth, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU

Naturschutz im Miteinander von Mensch,
Tier, Umwelt und wirtschaftlicher Entwick-
lung
– Drucksache 15/2467 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gitta
Connemann, Peter H. Carstensen (Nordstrand),
Dr. Peter Jahr, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU

Vertrauensvolle und konstruktive Zusammen-
arbeit zwischen Landwirtschaft und Umwelt-
schutz stärken
– Drucksache 15/2969 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

P 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael
Goldmann, Dr. Volker Wissing, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der FDP

Projekt des Umweltbundesamtes zur so ge-
nannten verdeckten Feldbeobachtung stoppen
– Drucksache 15/2668 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es
azu Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so
eschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-

ner dem Kollegen Cajus Julius Caesar von der CDU/
CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1510905500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Die Bewahrung der Schöpfung und der Schutz der na-
türlichen Lebensgrundlagen stellen für unsere Gesell-
schaft die zentrale Herausforderung dar. Wir als Union,
als CDU und CSU, wollen der zukünftigen Generation,
wollen unseren Kindern eine intakte Umwelt übergeben.

Dies ist aus unserer Sicht nur gemeinsam möglich: in-
dem alle politischen Kräfte gebündelt werden und wir
gemeinsam den Weg in die richtige Richtung beschrei-
ten. Lassen Sie uns dies im Miteinander angehen; das
bedeutet auch, Ökologie, Ökonomie und die soziale
Komponente, also drei Säulen, gleichermaßen zu be-
rücksichtigen. Das bedeutet zugleich: weniger Staat, we-
niger Bürokratie und die vor Ort betroffenen Menschen
einzubeziehen.

Dies wollen wir unter der Überschrift „Vertragsnatur-
schutz“ und nicht, wie dies oft bei SPD und Grünen der
Fall ist, durch die Voranstellung hoheitlicher Maßnah-
men auf den Weg bringen. Deshalb bedauern wir es sehr,
dass unser Antrag, 3 Millionen Euro mehr für freiwillige
vertragliche Vereinbarungen zur Verfügung zu stellen,
abgelehnt wurde. Dies bedeutet, Geld statt für Projekte
für Personal und Prospekte bereitzustellen. Das können
wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen den Weg der Kooperation, nicht den der
Konfrontation. Wir wollen die vor Ort wirtschaftenden
und arbeitenden Menschen einbeziehen. Die vielen ge-
setzlichen Regelungen, auch die der vergangenen Mo-
nate, führten zu einem Bürokratiedschungel, den kaum
noch jemand durchschauen kann: weder die Bürger und
die Betriebe noch all diejenigen, die die Dinge vor Ort
voranbringen sollen.

Deshalb ist es auch nicht hinnehmbar, dass neben die
Fachgesetze – etwa durch die „gute fachliche Praxis“ bei
der Landwirtschaft oder bei der vorgesehenen Novellie-
rung des Bundeswaldgesetzes – weitere, wahllos heraus-
gegriffene Formulierungen gestellt werden. Dies führt zu
mehr Bürokratie und Undurchschaubarkeit und behin-
dert damit den praktischen Naturschutz vor Ort. Das ist
nicht die Politik der Union, das ist nicht die Politik, die
wir wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, zudem muss
es so sein, dass das Vertrauen zwischen der Politik und
denen, die vor Ort Verantwortung tragen – den Bürgern,
aber auch den Vereinen –, weiterhin aufgebaut wird,
nicht abgebaut wird. Gelder, die die Regierung für Ein-
griffe etwa im Zusammenhang mit der FFH-Regelung
versprochen hat, werden eben nicht gezahlt. Oder Gel-

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(C (D er, die bereitgestellt wurden, werden schon nach kurem, nach vorübergehenden Lockangeboten, wieder geürzt oder sogar gänzlich gestrichen. Das schafft kein ertrauen, das führt nicht dazu, dass der Umweltund aturschutz vor Ort tatsächlich erfolgreich ist und vo ankommt, wie wir als Union es wollen. Wir fordern die Bundesregierung auch auf, in Bereihen der nationalen Bedeutung von Umweltund Naturchutz, etwa beim Grünen Band – der ehemaligen onengrenze mit immerhin 1 400 Kilometern Länge –, o es möglich wäre, den Biotopverbund exzellent auf en Weg zu bringen, endlich tätig zu werden und ihrer erantwortung gerecht zu werden. Hier kann man tatächlich beweisen, dass man etwas für die Natur, dass an etwas für den praktischen Naturschutz vor Ort und ie Biotopvernetzung umsetzen will. Wir fordern auch, dass dort, wo die Waldbesitzer, wo ie Landwirte im Rahmen der ordnungsgemäßen Landnd Forstwirtschaft Ausgezeichnetes leisten, dieses ehr als bisher anerkannt und nicht durch zusätzliche esetzliche Regelungen infrage gestellt wird. Wir als Union wollen auch, dass den nachwachsenen Rohstoffen, insbesondere der Biomasse, mehr Beeutung beigemessen wird, als das derzeit der Fall ist. ann braucht man nicht mehr auf jeden kleinen Hügel ine Windkraftanlage zu stellen und bestimmten Investoen Renditen von über 10 Prozent zu versprechen, die ulasten der Biomasse, zulasten effektiver regenerativer nergien gehen. Wir wollen der Biomasse eine Chance eben – im Sinne von CO2-Neutralität und weniger CO2, m Sinne von Klimaschutz, von Umweltfreundlichkeit nd insbesondere auch im Sinne von Nachhaltigkeit. ie nachwachsenden Rohstoffe haben diese Chance verient. Wir fordern von der Regierung, im Sinne der Bioasse und der Chance für die nachwachsenden Roh toffe insbesondere auch die „Charta für Holz“ endlich orzulegen. Wir fordern die Bundesregierung auch auf, ich dafür einzusetzen, dass in unterdurchschnittlich bealdeten Gebieten die Möglichkeit der Waldvermehung besteht. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich ndlich im Marketing und auch in der Forschung für die achwachsenden Rohstoffe mehr als bisher einzusetzen. ies ist wichtig, auch im Sinne der Chancen des Klima chutzes und des Umweltschutzes. Wenn man dies zuem mit einem sinnvollen Miteinander verbindet, dann erden wir auch erfolgreich sein. Das gilt im Übrigen uch für den Bereich des Tourismus und des Sports, der icht nur der Gesunderhaltung unserer Menschen dient, ondern auch dafür sehr gut geeignet ist, die erwähnten äulen – hier die wirtschaftliche Entwicklung und damit uch den Tourismus sowie die Ökologie und den Umeltund Naturschutz vor Ort – zu vereinbaren und nter Einbeziehung der wirtschaftlichen Entwicklung m Sinne der ländlichen Räume zu handeln. Das ist die Cajus Julius Caesar Politik der Union, das ist die Politik, die wir voranbringen wollen. die aus Biomasse, die Förderung der Windenergie durch die Einspeisevergütung der jetzigen Bundesregierung aber etwa zehnmal so hoch. Das sehen wir als ungerecht an und würden andere Prioritäten setzen. Bei der NutWir wollen aber auch die Leistungen anerkennen, die beispielsweise Jäger oder Waldbesitzer erbringen. Es macht doch keinen Sinn, gerade jetzt etwa das Jagdrecht zu novellieren, wo man gerade – im Rahmen der Föderalismusdiskussion – darüber diskutiert, welche Kompetenzen der Bund, welche Kompetenzen die Länder künftig haben sollen; das geht nach dem Motto „Rein in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln“. Wir wollen auch die positiven Leistungen der Jäger anerkennen, etwa im Bereich Bildung – ich nenne das Stichwort „Lernort Natur“ – und im Bereich der Biotopgestaltung und -pflege. Das sollten wir anerkennen. Herr Kollege Caesar, erlauben Sie eine Zwischen frage der Kollegin Wolff? Ja, gerne. Bitte schön, Frau Wolff. Herr Caesar, ich muss noch einmal auf das EEG zu rückkommen; der amtierende Präsident hatte meine Meldung nicht gleich gesehen. Können Sie mir, wenn Sie sich zum EEG hier so äußern, bitte sagen, weshalb die CDU/CSU in der letzten Sitzungswoche die Novellierung des EEG abgelehnt hat? Dann würde ich gern wissen, wie Sie abgestimmt haben, wenn Sie hier die nachwachsenden Rohstoffe derartig favorisieren. Und sind Sie bereit, sich im Bundesrat dafür stark zu machen, dass die Beratung des EEGs dort einen guten Verlauf nimmt? Verehrte Kollegin, Sie wissen sicherlich, dass sich ge rade die Union in den Beratungen der Ausschüsse und anderer Gremien immer wieder für die nachwachsenden Rohstoffe eingesetzt hat. (Ute Kumpf [SPD]: Den Worten müssen Taten folgen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) (C)


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510905600
Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1510905700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510905800
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1510905900
Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1510906000

Den nachwachsenden Rohstoffen und der Biomasse
kommt mehr Bedeutung zu, als sie derzeit haben.

Ich möchte einen Vergleich zwischen Energiegewin-
nung aus Biomasse und aus Wind ziehen: Die Leistung,
die man aus Wind gewinnt, ist etwa viermal so hoch wie

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(D ung der Biomasse werden zum Beispiel keine Parallelapazitäten bei Kraftwerken benötigt wie bei der Nutung von Wind. Wenn der Wind zu schwach ist oder zu tark weht und Anlagen abgeschaltet werden müssen, üssen andere Kraftwerkskapazitäten vorgehalten wer en. Die Nutzung der Biomasse dagegen steht nachhaltig ur Verfügung und ist umweltfreundlich. ir sind der Meinung, dass hier andere Prioritäten geetzt werden müssen. Dies wollen wir für den ländlichen aum, für die Landund Forstwirte, aber auch für den limaund Umweltschutz tun. (Jörg Tauss [SPD]: Dann machen Sie das doch! Wer hindert Sie daran?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme
um Schluss auf die Leistung der Vereine, der Verbände,
er Institutionen und des Ehrenamtes zu sprechen. Es
t für uns unverständlich, dass die Regierung im Haus-
alt gerade die Mittel für den Bund für Heimat und
mwelt, der 500 000 Mitglieder der Heimatvereine ver-
itt, drastisch gekürzt hat und damit die ehrenamtlich
ätigen bei der Arbeit, die sie leisten, trifft. Dabei findet
an in den Erläuterungen zum Haushalt die Aussage

on Regierungsseite, dass der Bund für Heimat und Um-
elt – sinngemäß – Hervorragendes und Außerordentli-

hes leiste. Die Mittel sind, wenn man die Haushaltsan-
ätze vergleicht, von rund 250 000 Euro im Jahr 2000
uf rund 50 000 Euro im vergangenen Jahr zurückgegan-
en. Das können wir nicht hinnehmen. Wir wollen das
hrenamt unterstützen, weil die ehrenamtlich Tätigen
erausragendes leisten.

Mit unserem Antrag „Naturschutz im Miteinander
on Mensch, Tier, Umwelt und wirtschaftlicher Ent-
icklung“ haben wir ganz konkrete Vorschläge einge-
racht, die zu einer Umweltpolitik im Miteinander und
it Perspektive führen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510906100

Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile,

ebe ich das Ergebnis der namentlichen Abstimmung
um Berufsausbildungssicherungsgesetz bekannt. Abge-
ebene Stimmen 584. Mit Ja haben gestimmt 300 Abge-
rdnete, mit Nein haben gestimmt 284, keine Enthal-
ung. Der Gesetzentwurf ist damit angenommen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Endgültiges Ergebnis

Abgegebene Stimmen: 584;

davon

ja: 300

nein: 284

Ja

SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner (Ingolstadt)

Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Marga Elser
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich (Mettmann)

Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Angelika Graf (Rosenheim)


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ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
arl-Hermann Haack

(Extertal)

ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
onika Heubaum
isela Hilbrecht
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer

elena Hoffmann (Chemnitz)

alter Hoffmann

(Darmstadt)


is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber
enate Jäger

ann-Peter Janssen
laus-Werner Jonas

ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ans-Peter Kemper
laus Kirschner
strid Klug
r. Heinz Köhler (Coburg)

alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger
orst Kubatschka
rnst Küchler
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

hristine Lehder
altraud Lehn
r. Elke Leonhard
ckhart Lewering
ötz-Peter Lohmann

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abriele Lösekrug-Möller
rika Lotz
r. Christine Lucyga
irk Manzewski
obias Marhold
othar Mark
aren Marks
hristoph Matschie
ilde Mattheis
arkus Meckel
lrike Mehl
etra-Evelyne Merkel
lrike Merten
ngelika Mertens
rsula Mogg
ichael Müller (Düsseldorf)

hristian Müller (Zittau)

esine Multhaupt
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
olker Neumann (Bramsche)

ietmar Nietan
r. Erika Ober
olger Ortel
einz Paula

ohannes Pflug
oachim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
arin Rehbock-Zureich
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
hristel Riemann-
Hanewinckel
alter Riester
einhold Robbe
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

erhard Rübenkönig
rtwin Runde
arlene Rupprecht

(Tuchenbach)


homas Sauer
nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

udrun Schaich-Walch
ernd Scheelen
r. Hermann Scheer
iegfried Scheffler
orst Schild
tto Schily
orst Schmidbauer

(Nürnberg)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
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arsten Schönfeld
ritz Schösser
ilfried Schreck
ttmar Schreiner

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(C (D erhard Schröder einhard Schultz wen Schulz r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie SonntagWolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel einhard Weis etra Weis unter Weißgerber atthias Weisheit ert Weisskirchen r. Ernst Ulrich von Weizsäcker ochen Welt r. Rainer Wend ydia Westrich ge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Volker Beck Cornelia Behm Birgitt Bender Matthias Berninger Grietje Bettin Alexander Bonde Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Jutta Dümpe-Krüger Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Uschi Eid Hans-Josef Fell Joseph Fischer Katrin Göring-Eckardt Anja Hajduk Winfried Hermann Antje Hermenau Peter Hettlich Ulrike Höfken Thilo Hoppe Michaele Hustedt Fritz Kuhn Renate Künast Undine Kurth Markus Kurth Dr. Reinhard Loske Anna Lührmann Jerzy Montag Winfried Nachtwei Friedrich Ostendorff Simone Probst Claudia Roth Krista Sager Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Rezzo Schlauch Albert Schmidt Werner Schulz Petra Selg Ursula Sowa Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Hans-Christian Ströbele Jürgen Trittin Marianne Tritz Hubert Ulrich Dr. Antje Vogel-Sperl Dr. Antje Vollmer Dr. Ludger Volmer Josef Philip Winkler Margareta Wolf Fraktionslose Abgeordnete Dr. Gesine Lötzsch Petra Pau Nein CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Dietrich Austermann Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann E V D O D C R P A D J W W D K D H M G V H C M P G L H A A V T M M R A G Il D A E In H D A D K H D E J D H D N R E G M R D T J rnst-Reinhard Beck eronika Bellmann r. Christoph Bergner tto Bernhardt r. Rolf Bietmann lemens Binninger enate Blank eter Bleser ntje Blumenthal r. Maria Böhmer ochen Borchert olfgang Börnsen olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning eorg Brunnhuber erena Butalikakis artmut Büttner ajus Julius Caesar anfred Carstens eter H. Carstensen itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lbert Deß lexander Dobrindt era Dominke homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn ainer Eppelmann nke Eymer eorg Fahrenschon se Falk r. Hans Georg Faust lbrecht Feibel nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)


(Nordstrand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
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r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
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r. Reinhard Göhner
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r. Wolfgang Götzer
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olger-Heinrich Haibach
erda Hasselfeldt
laus-Jürgen Hedrich
elmut Heiderich
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ichael Hennrich

ürgen Herrmann
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obert Hochbaum
laus Hofbauer

oachim Hörster
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
teffen Kampeter
ernhard Kaster

(Bad Dürrheim)


olker Kauder
erlinde Kaupa
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
artmut Koschyk
homas Kossendey
udolf Kraus
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

r. Norbert Lammert
elmut Lamp
arbara Lanzinger
arl-Josef Laumann
era Lengsfeld
erner Lensing

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rsula Lietz
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold

(Offenbach)


atricia Lips
r. Michael Luther

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(C (D orothee Mantel rwin Marschewski tephan Mayer r. Conny Mayer r. Martin Mayer olfgang Meckelburg r. Michael Meister r. Angela Merkel riedrich Merz aurenz Meyer oris Meyer aria Michalk ans Michelbach laus Minkel arlene Mortler tefan Müller ernward Müller r. Gerd Müller ildegard Müller ernd Neumann enry Nitzsche ichaela Noll laudia Nolte ünter Nooke r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald elanie Oßwald ita Pawelski r. Peter Paziorek lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp onald Pofalla uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel ans Raidel r. Peter Ramsauer elmut Rauber eter Rauen hrista Reichard atherina Reiche ans-Peter Repnik laus Riegert annelore Roedel ranz-Xaver Romer einrich-Wilhelm Ronsöhr r. Klaus Rose urt J. Rossmanith r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck olker Rühe lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer r. Wolfgang Schäuble artmut Schauerte ndreas Scheuer eorg Schirmbeck ernd Schmidbauer ndreas Schmidt r. Andreas Schockenhoff Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Zwei von ihnen empören sich zenschutzgesetz und insbesond det wird, der – so heißt es in d Landwirte „mit gesetzgeberisch obwohl doch so gar keine Kon eine weitere Verbesserung b Pflanzenschutzmitteln im u Landwirte liege. Was heißt das im Klartext? dete und im Anliegen präzise maßnahmen sollen möglich sein der Landschaft schon vor mir „Bodenproben und Ähnliches zum Wohle der Bürger nur na cher Anmeldung und Terminge Zu diesem Thema wird der K führlich Stellung nehmen. Im Lichte solcher konkreten derung des Pflanzenschutzgese Antrag der CDU/CSU zum N darüber, dass das Pflanere dessen § 38 angewenem Antrag – das Tun der em Misstrauen“ begleite, trolle vonnöten sei, weil ei der Anwendung von reigenen Interesse der Nur rechtzeitig angemel angekündigte Eingriffs. Ich sehe die Schilder in , auf denen stehen wird: für staatliche Aufsicht ch rechtzeitiger schriftliwährung. Ihr Landwirt.“ ollege Herzog noch aus Forderungen wie der Äntzes ist der ausführliche aturschutz zu betrachten. s g d V b W d u s s m 2 a n tändlich. Genauso regelmäßig ern Sie aber Ihre Zustimmung en Naturschutz Farbe zu be erbandsklagerecht im Nat leiben. Sie sagen: Weg damit! (Cajus Julius Caesar [CD ir sagen: Das EEG in der jet en Naturschutz. Sie suchen na m Nein sagen zu können. Wir chutz muss konsequent verw etzbewegung hat Fluchtcharak Müssen wir uns so streiten? einsame Anliegen? Die h 2 Punkten Ihres Forderungska ufgestellt haben, gibt es einige en. (Hans-Michael Goldman Du!)


(Recklinghausen)


(Baiersbronn)


(Siegertsbrunn)





(A) )


(B) )

und konsequent verwei-
, wenn es darum geht, für
kennen. Wir sagen: Das
urschutz muss bestehen

U/CSU]: Richtig!)

zigen Fassung ist gut für
ch Haaren in der Suppe,

sagen: Der Hochwasser-
irklicht werden. Ihre Ab-
ter.

Haben wir nicht viele ge-
aben wir. Unter den

taloges, den Sie mit Fleiß
, die wir gerne mitzeich-

n [FDP]: Na siehst
Was ist der gemeinsame Nenner dieser drei Anträge? immer besonders für Ihre eigenen Anträge; das ist ver-
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Matthias Sehling
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Edeltraut Töpfer

Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marko Wanderwitz
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Willy Wimmer (Neuss)

Werner Wittlich
Dagmar Wöhrl
Elke Wülfing
Wolfgang Zeitlmann
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

FDP
Daniel Bahr (Münster)

Rainer Brüderle

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Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Kolle-
gin Gabriele Lösekrug-Möller von der SPD-Fraktion.


Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1510906200

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Im Rahmen der Beratungen
zu diesem Tagesordnungspunkt befassen wir uns mit
drei Anträgen. Ich möchte deren Titel kurz nennen. Die
beiden Anträge der CDU/CSU lauten „Naturschutz im
Miteinander von Mensch, Tier, Umwelt und wirtschaftli-
cher Entwicklung“ sowie „Vertrauensvolle und kon-
struktive Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und
Umweltschutz stärken“, der Antrag der FDP lautet „Pro-
jekt des Umweltbundesamtes zur so genannten verdeck-
ten Feldbeobachtung stoppen“.

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(C (D ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher elga Daub örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann oachim Günther r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan hristoph Hartmann laus Haupt lrich Heinrich irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp ürgen Koppelin Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Ina Lenke Markus Löning Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Eberhard Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Dr. Andreas Pinkwart Dr. Günter Rexrodt Dr. Hermann Otto Solms Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Dr. Dieter Thomae Jürgen Türk Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Fraktionslose Abgeordnete Martin Hohmann eginnen wir mit der Überschrift: „Naturschutz im Mitinander von Mensch, Tier, Umwelt und wirtschaftlicher ntwicklung“. Hier finden wir in trauter Runde nebeneiander und irgendwie auf gleicher Augenhöhe Mensch, ier, Umwelt und wirtschaftliche Entwicklung. Das vereißt nichts Gutes und so ist es auch. Sie beschreiben in diesem Antrag – ich gebe es mit einen Worten wieder – blühende Landschaften des Na urschutzes bis 1998. Danach sei diese wunderbare Enticklung ins Stocken geraten. Es ist klar, an wem es aus icht der CDU/CSU liegt. Seither versuchen Sie mit Iher Politik, den Naturschutz dennoch voranzutreiben. Es äre in der Tat unfair, zu sagen, dass sich das ebenso wie it den blühenden Landschaften verhält. Nein, in der aturschutzpolitik der CDU/CSU geht das so: Sie sind Gabriele Lösekrug-Möller Ich nenne zum Beispiel Ihre Forderung, dass eine europäische und internationale Naturschutzpolitik betrieben wird. Auch das Grüne Band und die Biotopverbünde sind gute Sachen. Ebenso gibt es Übereinstimmung darin, freiwillige Kooperationen zwischen der Landschaftspflege, dem Tourismus und dem Sport zu unterstützen. Herr Goldmann, vielleicht haben Sie sich aber zu früh gefreut. Es klingt ein Rezept an, das auch die beiden anderen eingangs erwähnten Anträge prägt. Es setzt sich aus drei politischen Wirkstoffen zusammen. Wirkstoff Nr. 1: Weniger Regelung ist immer besser. Wirkstoff Nr. 2: Staatliches Handeln ist um jeden Preis einzuschränken. Wirkstoff Nr. 3: Mehr Ökonomie im Naturschutz bewirkt zwangsläufig gute Entwicklungen. (Gustav Herzog [SPD]: Das ist aber eine böse Giftmischung der Opposition!)


(Homburg)





(A) )


(B) )


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Na also!)


Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, ich
fürchte, Sie glauben tatsächlich an die heilende Wirkung
dieses Breitbandpräparates. Führt dies wirklich zu einer
höheren Akzeptanz des Naturschutzes insgesamt, einem
Ziel, das wir wohl alle erreichen wollen und müssen? Ich
habe starke Zweifel daran. Am Ende mögen wir einen
Naturschutz im Politikformat eines Bierdeckels haben.
Wie viel Naturschutz haben wir dann verloren?

Die Idee von Verträgen nimmt in Ihrem Antrag viel
Raum ein. Sie sprechen von einem ökologischen Gene-
rationenvertrag und von vielen vertraglichen Vereinba-
rungen zwischen den dort – ich nehme an, Sie beziehen
sich damit auf naturschutzrelevante Gebiete – lebenden
und wirtschaftenden Menschen. Was stünde am Ende Ih-
rer Naturschutzstrategie? Wäre das eine unübersehbare
Zahl von Verträgen? Wer mit wem, worüber, wie lange,
zu welchen Bedingungen und mit welchen Rechten und
Pflichten? Fragen über Fragen! Wir sagen: Auch vertrag-
liche Vereinbarungen im Naturschutz brauchen vorgege-
bene, staatlich definierte Rahmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dafür braucht ihr keine Verträge!)


Es obliegt nun einmal dem Staat, den Schutz des öffent-
liches Gutes Natur zu verantworten. Vertragsnatur-
schutz ist dabei ein Instrument. Das entwickeln wir
pfleglich weiter.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es bleiben weitere Fragen offen. Wie wollen Sie es
zum Beispiel mit jenem notwendigen Naturschutz halten
– ich bitte Sie wirklich um Aufmerksamkeit –, mit dem
keinerlei Profit zu erzielen ist und der ökonomischen In-
teressen eindeutig zuwiderläuft? Aber vielleicht gibt es
den dann ja gar nicht mehr.

Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten bin ich den-
noch fündig geworden. Ich stelle das Positive nach vorne
und nenne zum Beispiel NAWAROS, also nachwach-
sende Rohstoffe. Ich kann nur sagen: Wir haben das
erstklassig ins EEG aufgenommen. Man muss Sie an Ih-

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(C (D en Taten messen. Wenn ich das weiter ausführen würde, ürde ich mich wiederholen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als weiteres Beispiel nenne ich die Biomasse. Auch
ier sind wir erklärtermaßen auf dem richtigen Weg. Sie
üssen sich beeilen, um uns einholen zu können.


(Cajus Julius Caesar [CDU/CSU]: Oje!)


Auch beim Thema Bodenschutz herrscht weitestge-
end Übereinstimmung. Über die 10 Prozent Kostenbe-
eiligung für die Kalkung müssen wir an dieser Stelle
icht reden. Hier wünscht man sich aber den Staat her-
ei, den man an anderer Stelle überhaupt nicht haben
öchte.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die nationale Nachhal-
igkeitsstrategie. Wir freuen uns auf eine konstruktive
usammenarbeit. Darauf müssen wir alle Wert legen.
abei werden wir Sie an Ihren Taten messen. Ich bin

chon sehr gespannt, ob es wieder so läuft wie bei den
orgenannten Gesetzgebungsverfahren: Erst sind Sie
oll dafür, aber wenn es darum geht, Farbe zu bekennen,
ind Sie nicht mehr da.


(Gustav Herzog [SPD]: Dann schlagen sie sich in die Büsche!)


Wir geben nicht auf, Gemeinsamkeiten zu suchen,
bereinstimmungen herauszuarbeiten und Zusammenar-
eit anzubieten. Aber – das werden Sie verstehen – die-
en Anträgen können wir nicht zustimmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510906300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Christel Happach-

asan von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1510906400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Lösekrug-Möller, ich verstehe bei all dem Lob für
en ersten CDU/CSU-Antrag nicht, dass Sie doch sagen:
ustimmen können wir nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrike Mehl [SPD]: Wo war das Lob?)


Das Lob war deutlich. Übereinstimmung war in vielen
unkten da.

Ich kann nur sagen: Wer im Mai durch Deutschland
ährt, erlebt eine schöne, eine reizvolle Landschaft, eine
ulturlandschaft, die sich in Generationen entwickelt
at. Wir als FDP wollen unseren Kindern und Enkeln
ine solche Landschaft übergeben, die zu erleben sich
ohnt. Gerade in einer globalisierten Welt brauchen Men-
chen Regionen, die sie als ihre Heimat empfinden. Wir
ollen sie ihnen nicht nehmen, sondern wir müssen sie

ür sie erhalten.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Schutz von Natur und Landschaft und die im
Sinne der Nachhaltigkeit betriebene Weiterentwicklung
kann nur im vertrauensvollen Miteinander gestaltet wer-
den. Dabei müssen alle vor Ort tätigen Akteure beteiligt
werden: die Landeigentümer, die Land- und Forstwirte,
die Tourismusbetriebe und die im Naturschutz tätigen
Verbände. Es gilt: Die existenziellen Interessen müssen
berücksichtigt und Nutzungseinschränkungen im Inter-
esse der Gesellschaft auch von der Gesellschaft finanzi-
ell ausgeglichen werden.

Ein gutes Beispiele dafür ist das Konzept der Land-
schaftspflegeverbände. Der kooperative Ansatz der
Deutschen Umwelthilfe – Frau Lösekrug-Möller, da-
rüber haben wir uns gerade unterhalten – ist richtig.
Über vertragliche Regelungen wurden einvernehmliche
Lösungen erzielt. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen
von Rot-Grün, wir wollen keine Kolonialisierung der
ländlichen Räume durch die Städte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Wer will das denn?)


Die Menschen haben zurzeit oft das Empfinden, dass
ihre Freiräume durch politische Entscheidungen immer
mehr eingeschränkt werden. Die Proteste vor Ort künden
davon. Das gilt auch für das Vorhaben der Bundesregie-
rung, das Bundeswald- und Bundesjagdgesetz zu novel-
lieren und im Fazit die Regelungsdichte zu erhöhen.


(Holger Ortel [SPD]: Abwarten!)


Die Regulierungswut von Rot-Grün ist vom Miss-
trauen gegen die Bürgerinnen und Bürger getragen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein solches Projekt des Misstrauens ist der vom UBA
vergebene Auftrag zur Erfassung des Fehlverhaltens bei
der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Laut Pro-
jektbeschreibung soll mittels verdeckter Feldbeobach-
tungen ein realistischer Überblick gewonnen werden.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Das Projekt wird sehr zutreffend unter dem Stichwort
„Bauernspione“ diskutiert. Wir lehnen es ab.

Ich will herausstellen: Der sachgerechte Umgang mit
Pflanzenschutzmitteln ist im Interesse der Vermeidung
von Beeinträchtigung der Natur und im Interesse des
Verbraucherschutzes unverzichtbar.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aufgrund des Lebensmittelmonitorings wissen wir: Die
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln
sind minimal. Unsere Lebensmittel sind sicher. Daher
gibt es keinen Bedarf für ein solches Projekt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D as Projekt des UBA ist vom Misstrauen gegen die andwirtschaft geprägt. Egal wie oft solches Misstrauen n Tageszeitungen der großen Städte dokumentiert wird: n der Berichterstattung der Regionalzeitungen der andkreise fehlt dieses völlig, weil man dort das Leben uf dem Lande kennt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Eine kuriose Begründung!)


Herr Zöllmer, das ist Unsinn. Schauen Sie sich einmal
n einem Landkreis um. – Die Behörden unseres Landes
aben eine dienende Funktion und dürfen dieses pau-
chale und völlig ungerechtfertigte Misstrauen nicht be-
ienen. In einem Rechtsstaat haben verdeckte Ermitt-
ungen auf dem Grund und Boden eines Landwirts mit
em Ziel, sein mögliches, noch nicht einmal wahrschein-
iches Fehlverhalten nachzuweisen, absolut keinen Platz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will ganz deutlich sagen: Ich bin sehr dankbar
Sie alle waren dabei –, dass sich in der Diskussion im
usschuss die Sprecher aller Fraktionen – Kollege
eisheit, Kollege Carstensen genauso wie Kollege
stendorff – gegen das Projekt ausgesprochen haben.

ch bin entsetzt, dass das Vorhaben inzwischen dennoch
ergeben worden ist. Der Einfluss der Abgeordneten der
oalitionsfraktionen – das müssen Sie doch sehen – ist
ffensichtlich sehr gering. Wir als FDP fordern deshalb
ie zuständigen Minister Trittin und Künast sowie den
BA-Präsidenten Troge nochmals auf, dieses unsägliche
rojekt zu stoppen und sich bei den Landwirten zu ent-
chuldigen.

Über die Bauernspione wird in jeder Agrarzeitung
iskutiert, die zuständige Ministerin aber äußert sich mit
einem Wort. Das ist unglaublich. Frau Künast, Sie als
inisterin für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
irtschaft haben die Pflicht, die Landwirte vor unge-

echtfertigten und unhaltbaren Angriffen zu schützen
nd zu verteidigen. Natürlich ist die Ministerin bei einer
olchen Debatte nicht da; das ist wieder einmal typisch.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Aber das war jetzt daneben!)


ffensichtlich steht die Ministerin hinter diesem Projekt;
nders ist ihr Schweigen nicht zu erklären.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo ist denn unsere Ausschussvorsitzende?)


och eines will ich erwähnen: In der Vorbereitung des
BA-Projektes wurde als einziger Verband der
aturschutzbund Deutschland eingebunden, nicht der
auernverband, nicht einmal der Bauernbund. So war
ie Antwort der Bundesregierung auf die Frage von
olker Wissing. Seit wann lehnt Rot-Grün die Beteili-
ung von Betroffenen ab? Wohl nur dann, wenn es sich
m Landwirte handelt. Sie können sich wohl nicht vor-
tellen, dass auch Landwirte Betroffene von Ihrer Politik
ind.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da fehlt es bei euch!)


Der liberale Umweltminister Sander in Niedersachsen
hat mit seinem Höflichkeitserlass einen richtigen Weg
beschritten.


(Beifall bei der FDP)


Ich würde mir wünschen, dass dieser Weg der Weg ist,
den auch die Bundesregierung geht. Ich bedanke mich,
dass die CDU/CSU-Fraktion dieses in ihrem Antrag auf-
gegriffen hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510906500

Frau Kollegin Happach-Kasan, erlauben Sie eine

Zwischenfrage des Kollegen Herzog?


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1510906600

Ja, gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510906700

Bitte schön.


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1510906800

Frau Kollegin Happach-Kasan, sind Sie bereit, zur

Kenntnis zu nehmen, dass der Beirat von dem Projekt,
über das Sie sprechen, gestern getagt hat und dass nach
meiner Kenntnis auch eine Vertreterin des Deutschen
Bauernverbandes dabei war?


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1510906900

Herr Kollege Herzog, ich bin gerne bereit, dieses zur

Kenntnis zu nehmen. Ich freue mich, dass inzwischen
auch der Bauernverband eingebunden ist. Gleichwohl
bleibt bestehen, dass der Bauernverband bei der Vorbe-
reitung des Projektes nicht eingebunden war und es of-
fensichtlich des öffentlichen Druckes bedurfte, um diese
Mindestforderung, die gerechtfertigt ist, zu erfüllen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das hast du gut gemacht, Christel! Das macht der nie wieder! – Gegenruf des Abg. Gustav Herzog: Ich sage später noch etwas dazu!)


Ich komme zum Schluss. Wir brauchen eine Koopera-
tion mit den Landwirten. Nur so können wir den Natur-
und Umweltschutz und die Landwirtschaft in Deutsch-
land weiterbringen. Das ist im Interesse der Menschen in
den ländlichen Räumen. Ich fordere Sie auf, Ihr Abstim-
mungsverhalten zu den Anträgen noch einmal zu über-
denken.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510907000

Das Wort hat jetzt der Kollege Friedrich Ostendorff

vom Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Wir behandeln heute zwei Anträge der CDU/CSU.
ber vergleichen Sie bitte einmal diese beiden Anträge.

eder wird sich fragen: Ist das dieselbe Fraktion? Was
rau Connemann und Herr Carstensen hier zusammen-
eschrieben haben, fällt doch deutlich hinter den Antrag
on Herrn Paziorek, Caesar und anderen von der CDU/
SU zurück.


(Gustav Herzog [SPD]: Aber meilenweit! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Nicht so despektierlich!)


ür uns ist dieser Antrag allerdings typisch für das Ge-
pann Connemann/Carstensen, der Berliner Zweigstelle
es Deutschen Bauernverbandes:


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nhaltlich dünn, dafür aber umso aufgeblasener vorge-
racht.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Äußerlich auch dünn!)


ie fangen mit Allgemeinplätzen zur so genannten ver-
eckten Feldbeobachtung an, aber im Forderungsteil
aben Sie schon vergessen, womit Sie angefangen hat-
en. Da ist von verdeckter Feldbeobachtung keine Rede

ehr. Stattdessen fordern Sie die Änderung des Pflan-
enschutzgesetzes, das Sie selbst geschrieben und be-
chlossen haben. Statt greifbarer Inhalte beschwören Sie
n Ihrem Antrag das angeblich durch das Pflanzen-
chutzgesetz und das Umweltbundesamt geschürte ge-
ellschaftliche Misstrauen gegenüber der Landwirt-
chaft, um dann zu postulieren: „Dies wird den
eistungen und Verdiensten der Landwirtschaft in
eutschland in keiner Weise gerecht.“

Was wollen Sie uns denn mit solchen Floskeln sagen?
as ist doch nichts weiter als eine billige Anbiederung

n einen Berufsstand, zu dem Sie, Frau Connemann, als
erfasserin dieses Antrages sehr oft weit entfernt stehen.
nserer Meinung nach ist das inhaltliches Gewäsch. Ich

ls Bauer fühle mich durch solche Sätze veräppelt und
ür dumm verkauft. Heute spielen Sie sich als Oberan-
älte der Landwirtschaft auf, aber wenn es um die Ver-

eidigung der Rechte von Bauern und Bäuerinnen gegen
S-Importeure von Gensoja und Futtermittelkonzerne
eht,


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


önnen die Bäuerinnen und Bauern von Ihnen wenig So-
idarität erwarten,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie Sie diese Woche wieder sehr eindrucksvoll im Agrar-
usschuss gezeigt haben. Dann vertreten Sie von der
DU/CSU nur noch die Interessen der Industrie. Wir
ennen das scheinheilig.






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

Wie Sie wissen, habe ich persönlich eine sehr kriti-

sche Einstellung zu der so genannten verdeckten Feldbe-
obachtung, weil ich die Methode für nicht richtig halte.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Gegen das Ziel, einen realistischen Überblick über die
Anwendungspraxis im Pflanzenschutz und den Umgang
mit Abstandsregelungen zu gewinnen, ist nichts einzu-
wenden, aber bitte nur im offenen Dialog mit den Bauern
und Bäuerinnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Der Bauernverband spielt hierbei im Übrigen ein
doppeltes Spiel. Zunächst werden mit populistischem
Gebrüll die Stammtische bedient, dann aber ist Herr
Sonnleitner der Erste, der „Hier!“ schreit, wenn es um
die Vergabe eines Postens in einem Beirat zu dem Pro-
gramm geht.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist ja peinlich!)


Entscheidend ist, dass der konstruktive und vertrau-
ensvolle Ansatz des Reduktionsprogramms – jetzt soll-
ten Sie zuhören! –,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das fällt aber schwer!)


der sehr wichtig und wertvoll ist, nicht gestört wird. Sie
interessieren sich gar nicht für das Reduktionspro-
gramm. In Ihren Anträgen ist davon keine Rede. Sie
wollen nur den gesellschaftlichen Konflikt schüren.

Es gibt durchaus Probleme mit der Gewässerbelas-
tung durch Pflanzenschutzmittel. Auch gibt es besondere
Problembereiche wie das Alte Land und Verstöße gegen
das geltende Recht, die entsprechend bestraft werden
müssen. Denn Wasserverschmutzung ist kein Kavaliers-
delikt. Das muss man benennen und sachgerecht ange-
hen. Dies tun wir auch.

Wir haben mit dem Reduktionsprogramm, das bereits
vorliegt, einen sehr konstruktiven Ansatz gewählt. Es ist
uns gelungen, die gesamte Breite der Verbände von den
Anwendern über die Umweltverbände bis hin zur Indus-
trie gemeinsam mit Bund und Ländern an einen Tisch zu
bringen. Es ist gelungen, auf dieser breiten Basis kon-
struktiv zu arbeiten.

Das ist unser Ansatz, der auf Kooperation und Ver-
trauen basiert. Diesen Weg werden wir weiter beschrei-
ten, wie wir es im rot-grünen Koalitionsvertrag gemein-
sam vereinbart haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510907100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gitta Connemann von

der CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant. iesem Urteil von Hoffmann von Fallersleben wird siherlich niemand von uns widersprechen. Denunzianten erunglimpfen andere, häufig aus persönlichen, niedrien Beweggründen und im Schutz der Anonymität. Wir un deshalb gut daran, uns von ihnen zu distanzieren. nsbesondere der Rechtsstaat und seine Behörden müsen dem Eindruck vorbeugen, sich ihrer zu bedienen. enau dieser Eindruck ist jedoch leider im Fall des Umeltbundesamtes entstanden, das Anfang dieses Jahres in Projekt zur verdeckten Feldbeobachtung ausgechrieben hat. Was versteckt sich hinter diesem Begriff? Damit ist icht der Naturfreund gemeint, der im Morgengrauen urch die taunassen Felder streift, um das Paarungsveralten der Schnepfen zu beobachten. iel der knapp 200 000 Euro teuren Untersuchung ist es ielmehr, einen realistischen Überblick über – ich zitiee – „die Anwendungspraxis im Pflanzenschutz und im mgang mit Abstandsregelungen zu gewinnen“. Dieser berblick soll verdeckt gewonnen werden. Das heißt, ckerflächen sollen unangekündigt betreten werden, um odenproben ohne vorheriges Wissen des Eigentümers u entnehmen. Das Umweltbundesamt unterstellt also offensichtich, dass die Vorschriften zum Einsatz von Pflanzenchutzmitteln nicht eingehalten werden. Betroffen von iesem Verdacht sehen sich zum einen die Pflanzenchutzdienste der Bundesländer, in deren Zuständigkeit ie Düngemittelund Pflanzenschutzkontrollen fallen. abei verfügen gerade diese über die notwendige fach iche Qualifikation und Erfahrung, die Richtigkeit von ewirtschaftungsmaßnahmen und Maßnahmen im flanzenschutz zu überprüfen. Es bedarf keiner Bundesontrolle ihres Handelns, einer Kontrolle auf Kosten des teuerzahlers. An den Pranger gestellt sehen sich insbesondere unere Landwirte und Gärtner. Ihnen wird per se ein geetzwidriges Verhalten unterstellt. Denn nur wer glaubt, ass Recht und Gesetz unterlaufen werden, hält es für erorderlich, verdeckt ihre Wirtschaftsweise auszuspionieen. (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist doch Blödsinn, was Sie erzählen!)

Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1510907200

(Zurufe von der SPD: Oh!)


(Gustav Herzog [SPD]: Falsch!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


amit wird ein ganzer Berufsstand kriminalisiert. Mir
ällt dazu nur ein Wort ein: infam. Das sage ich durchaus
us eigener persönlicher Betroffenheit, Herr Ostendorff.
ch komme nämlich aus einem landwirtschaftlichen Be-
rieb, der zurzeit von meinem Bruder bewirtschaftet
ird, und ich weiß, wie sehr ihn dieser Vorwurf getrof-

en hat.






(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510907300

Frau Kollegin Connemann, erlauben Sie eine Zwi-

schenfrage der Kollegin Krogmann?


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1510907400

Ja, wenn Sie die Zeit anhalten.


(Zuruf von der SPD: Die Frage ist bestellt!)


– Sie ist nicht bestellt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510907500

Ich halte die Zeit an. – Bitte, Frau Dr. Krogmann.


Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1510907600

Kollegin Connemann, Sie haben eben das Projekt

„verdeckte Feldbeobachtung“ angesprochen. In der Ver-
gangenheit gab es insbesondere im Alten Land eine gute
Kooperation zwischen Umweltschutz und Landwirt-
schaft, die aufgrund der dort vorhandenen differenzier-
ten Gräbenstruktur auch notwendig ist. Teilen Sie meine
Auffassung, dass gerade durch dieses Projekt die gute
Kooperation im Alten Land kaputtgemacht wird, weil
man pauschal alle Obstbauern kriminalisiert und unter
Generalverdacht stellt?


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1510907700

Frau Kollegin Krogmann, Ihre Auffassung teile ich

uneingeschränkt. Selbst der Kollege Ostendorff hat ein-
geräumt, dass es Probleme gibt. Gerade die Obstbauern
im Alten Land werden hinsichtlich des Einsatzes von
Pflanzenschutzmitteln völlig allein gelassen; denn ihnen
werden gar keine legalen Pflanzenschutzmittel mehr zur
Verfügung stehen. Das ist so.


(Gustav Herzog [SPD]: Was für ein Unfug! Haben Sie den Kollegen Carstensen gefragt?)


– Ich habe den Kollegen Carstensen gefragt. Ich habe so-
gar Anfragen an die Bundesregierung gestellt, in denen
ich deutlich gemacht habe, dass keine legalen Pflanzen-
schutzmittel mehr zur Verfügung stehen und dass man
mit diesem Problem die Obstbauern alleine lässt.

Die Erfahrungen zeigen jedenfalls, dass das Miteinan-
der von Umweltschutz und Landwirtschaft im Alten
Land hervorragend ist. Dieses Miteinander wird gefähr-
det. Deswegen muss dieses Projekt gestoppt werden. Es
ist ein infames Projekt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Stellen Sie sich vor, welch einen öffentlichen Auf-
schrei es gegeben hätte, wenn andere Wirtschaftsberei-
che von diesem Projekt betroffen wären! Stellen Sie sich
vor, es wären Pläne bekannt geworden, wonach ver-
deckte Ermittler in Automobilbetriebe geschickt werden
sollten, um die Einhaltung von Umweltschutzbestim-
mungen zu überprüfen!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Oder bei der Gewerkschaft!)


Der Bundeskanzler wäre sicherlich der Erste gewesen,
der sich empört zu Wort gemeldet hätte. Vielleicht wäre

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(C (D r sogar selbst in die Betriebe gegangen, um die Ermitter herauszuholen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist doch völliger Unfug, was Sie da erzählen!)


Leider blieb eine solche Empörung im vorliegenden
all aus. Niemand reagierte. Erst als der Druck der Öf-
entlichkeit zu groß wurde, ließ man erklären, das Pro-
ekt werde eingestellt. Tatsächlich soll es aber weiterge-
ührt werden, allerdings in leicht abgewandelter Form.

ie diese aussehen wird, ist nicht bekannt. Eine Präsen-
ation des Projekts ist in nächster Zeit vorgesehen.

Der eben beschriebene Vorgang zeigt, wie verzerrt der
lick gerade der Bundesregierung auf die deutsche
andwirtschaft ist. Frau Kollegin Lösekrug-Möller, Sie
aben mit Ihrer Rede bewiesen, dass bei Ihnen Vorstel-
ung und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. Es gibt
atsächlich keinen einzigen Grund für eine Diffamierung
er deutschen Landwirtschaft; denn die in Deutsch-
and tätigen Landwirte unterliegen strengsten Auflagen.
ie müssen einen Sachkundenachweis erbringen. Ihre
flanzenschutzgeräte werden regelmäßig vom TÜV
berprüft. Die Ausbringung unterliegt einem dichten Re-
elungswerk mit detaillierten Vorschriften. Das betrifft
en Zeitraum für die Ausbringung, die Art, die Zusam-
ensetzung und die Konzentration der Mittel ebenso
ie die Wartezeiten, die nach dem Einsatz vor der Ernte
nd der Vermarktung einzuhalten sind. Es sind Ab-
tandsbestimmungen den Gewässerschutz betreffend
inzuhalten. Die Zahl der Wirkstoffe ist – anders als im
uropäischen Ausland – auf 200 begrenzt. Angesichts
er sehr hohen Kosten gebietet zudem die Wirtschaft-
ichkeit den sparsamen Einsatz von Pflanzenschutzmit-
eln. Landwirte arbeiten verantwortungsbewusst. Sie ha-
en damit deutliche Erfolge im Bereich des
ewässerschutzes erzielt. Die Daten des UBA belegen
as.

Um eines klar zu sagen: Eine kritische Betrachtungs-
eise beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ist eine
elbstverständlichkeit. Niemand will denjenigen schüt-
en, der wissentlich gegen Gesetze verstößt. Aber gerade
ie Landwirte tun dies nicht und haben deshalb unser
ertrauen verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie Kontrolle der betroffenen Landwirte sollte deshalb
n einem Dialog, in einem Miteinander geschehen. Wir,
ie Union, wollen gemeinsam mit der FDP ein deutli-
hes Signal an unsere Landwirte, aber auch an die Öf-
entlichkeit richten. Es muss Schluss mit pauschalen
erdächtigungen und Diffamierungen sein. Deswegen
ollen wir eine Änderung des Pflanzenschutzgesetzes

rreichen. Wir haben entsprechende Anträge einge-
racht, die nicht nur den Landwirten, sondern auch der
andschaft, der Natur dienen. Denn eines sollten Sie zur
enntnis nehmen: Es gibt keinen Naturschutz ohne
andwirtschaft. Die Pflege einer Kulturlandschaft wie
er unsrigen und der darin lebenden Tiere ist nur mit der
andwirtschaft möglich. Wenn Sie diesen Dialog, dieses






(A) )



(B) )


Gitta Connemann

Miteinander infrage stellen, dann schaden Sie dem Na-
turschutz und dem Tierschutz am meisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Vor diesem Hintergrund sage ich Ihnen: Wir haben
unsere Vorschläge gemacht. Wir sind sicherlich auch ge-
sprächsbereit, wenn Sie andere Vorschläge haben. Wir
werden zu allem, was geeignet ist, das Ansehen der
Landwirte zu stärken und einen Beitrag zu einem ver-
trauensvollen Miteinander von Umweltschutz und Land-
wirtschaft zu leisten, unsere Zustimmung geben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510907800

Das Wort hat jetzt der Kollege Gustav Herzog von der

SPD-Fraktion.


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1510907900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir beraten heute drei Anträge der Opposition zum
Komplex Naturschutz und Landwirtschaft. In zwei An-
trägen geben Sie, die Damen und Herren der Opposition,
vor, die Landwirtschaft vor bösen Angriffen schützen zu
müssen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: So ist es!)


Ich stelle fest, dass zwei Anträge der CDU/CSU und
der FDP zum UBA-Projekt der Landwirtschaft bereits
Schaden zugefügt haben und dem Image der deutschen
Landwirtschaft auch weiterhin Schaden zufügen wer-
den. Dass wir hier zur besten Sendezeit über dieses
Thema reden, wird auch noch den letzten Zuhörer in die-
ser Republik darauf aufmerksam machen, dass es in der
Landwirtschaft durchaus Verfehlungen gibt. Genauso
wie der Bauernverband tun Sie der deutschen Landwirt-
schaft mit dieser Debatte keinen Gefallen.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Was ist denn das für eine Logik? – Cajus Julius Caesar [CDU/CSU]: Sie machen die Opfer zu Tätern!)


Sie haben aufgebauscht und aufgehetzt; Sie haben das
auch heute wieder hier am Mikrofon getan. Sie sollten
einmal überdenken, ob Sie Ihren Beißreflex richtig ein-
setzen, wenn es um das Umweltbundesamt oder das
Bundesamt für Naturschutz geht. In Ihrem Antrag for-
dern Sie sogar eine Gesetzesänderung mit einem Frei-
brief für illegale Anwender.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das ist doch Quatsch! Das ist absoluter Unsinn!)


Bevor ich zum Projekt und zur Ausgangssituation
komme und die Anträge kommentiere, will ich eine wei-
tere Vorbemerkung machen. In der Diskussion ist des
Öfteren das Wort „Stasi-Methode“ gefallen. Ich
komme aus der Pfalz; ich war also weit weg von der
Stasi. Vor 1990 habe ich aber einige Male die DDR be-
sucht – mit sehr gemischten Gefühlen. Stasi-Methoden,

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(C (D as sind die Mittel des Unrechtsstaates: Menschen bepitzeln, bedrohen, in ihrer Existenz vernichten. Im Zuammenhang mit dem UBA-Projekt von „Stasi-Methoen“ zu reden, das ist infam, liebe Frau Kollegin onnemann. (Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Können Sie sagen, wo sie das gesagt hat?)


Für die SPD-Fraktion stelle ich fest: Chemischer
flanzenschutz ist für unsere Landwirtschaft, für die
roduktion von guten Lebensmitteln unverzichtbar. So
ie er bei uns in Deutschland gestaltet ist, ist er auch
urchaus verantwortbar.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


uch wenn es um 35 000 Tonnen Wirkstoff geht, etwa
Kilogramm pro Hektar: In der Vergangenheit ist viel

rreicht worden. Die allermeisten Landwirte halten sich
n die gute fachliche Praxis.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510908000

Herr Kollege Herzog, erlauben Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Connemann?


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1510908100

Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510908200

Bitte schön, Frau Connemann.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1510908300

Herr Kollege Herzog, ich frage Sie, in welchem Zu-

ammenhang ich das Wort „Stasi-Methoden“ gebraucht
aben soll. Ich bitte um Belegung dieser Stelle, unabhän-
ig davon, ob ich es hier in meiner Rede oder in anderen
ffentlichen Äußerungen gebraucht habe. Falls Sie die-
en – wie ich finde: unhaltbaren – Vorwurf nicht belegen
önnen, fordere ich Sie auf, sich zu entschuldigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrike Mehl [SPD]: Warum fühlen Sie sich angesprochen?)



Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1510908400

Frau Kollegin Connemann, Sie können im Protokoll

achlesen, dass ich Sie nicht persönlich angesprochen
abe.


(Lachen bei der CDU/CSU)


ch habe gesagt: in der Diskussion zu diesem Thema.
esen Sie „Agra-Europe“ vom 8. März! Der agrarpoliti-
che Sprecher Ihrer Fraktion spricht dort von „Stasi-Me-
hoden“.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Aber sie doch nicht! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber Sie haben sie angesprochen! – Ulrike Mehl [SPD]: Getroffene Hunde bellen!)







(A) )



(B) )


Gustav Herzog

Ich füge hinzu: Davon war schon in der Diskussion über
dieses Thema, zum Beispiel im Ausschuss und in öffent-
lichen Zusammenkünften, die Rede. Ihr Kollege
Carstensen benutzt in der „Agra-Europe“ vom 8. März
das Wort „Stasi-Methoden“. Ich kann es Ihnen vorlegen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie unsouverän!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben eine
Reihe von Erfolgen erzielt. Wir haben in Deutschland
sehr viele gute Mittel, sehr neue Mittel und können da-
mit auch auf den Märkten in Europa und in der Welt be-
stehen. Wir haben gut ausgebildete Anwender. Mo-
dernste Technik ist im Einsatz. Trotzdem gibt es noch
immer viele schwarze Schafe. Frau Kollegin
Connemann, Sie haben das Alte Land erwähnt. Dazu
kann ich sagen: Schwarze Schafe sind dort schon des Öf-
teren angetroffen worden.

Wir hatten Diskussionen im Ausschuss. Sie sollten
sich bei Ihren Kollegen, die in der vorherigen Wahl-
periode im Ausschuss waren, einmal danach erkundigen,
was wir gemeinsam getan haben, um den Obstbau im
Alten Land zu erhalten. Dort wurde wirklich in großem
Umfang – das war dokumentiert durch die Anwender
selbst – gegen die gute fachliche Praxis verstoßen.


(Cajus Julius Caesar [CDU/CSU]: Sie hauen nur drauf!)


Wir haben durchaus Schwierigkeiten, praktikable
Anwendungsbestimmungen zu finden, und das macht
es für die Landwirte in Deutschland schwer. Ich nenne
Ihnen ein Beispiel: Ein Acker wird begrenzt durch einen
Weg, durch einen Wasserlauf, durch eine Wiese und
durch einen anderen Acker. Verwendet der Landwirt ein
bestimmtes Getreideherbizid, muss er vier verschiedene
Abstände einhalten. Wenn er verschiedene Düsen be-
nutzt, um das Mittel auszubringen, wird die Sache noch
komplizierter. Wenn der Acker dann auch noch in einem
Gebiet liegt, das kleinteilig strukturiert ist, wird es noch
schwieriger.

Das sehen wir auch ein. Wir sind da, denke ich, auf ei-
nem guten Weg, bessere Technik verbindlich zu machen
und auch die Auflagen für die Landwirte zu vereinfa-
chen.

Das Projekt des UBA hat sicherlich nicht den beson-
deren Glanz, den ich für ein solches Projekt gern hätte.
Auch da sind gewiss noch einige Dinge nachzubessern.
Aber Ihre permanente Unterstellung, Frau Kollegin
Connemann,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt kommt wieder das mit der Stasi!)


die Ergebnisse dieser Untersuchung, die Einzelergeb-
nisse und die Gesamtergebnisse, würden genutzt, um
Verfahren gegen einen Landwirt einzuleiten, ist einfach
falsch. Die Ergebnisse werden in anonymer Form ausge-
wertet und weitergegeben.

Nun konkret zu den Anträgen, zunächst zu dem FDP-
Antrag. Frau Kollegin Happach-Kasan, verdeckte Feld-
beobachtung ist ein anerkanntes wissenschaftliches In-

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(C (D trument, in diesem Fall in doppelter Bedeutung anzuenden. Eine verdeckte Radarkontrolle kriminalisiert icht alle Autofahrer. Im Unterschied aber zu dem Proekt hier wird ein Autofahrer mit Sanktionen belegt, enn er gegen die Regeln verstoßen hat. Zu dem CDU/CSU-Antrag „Vertrauensvolle und onstruktive Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft nd Umweltschutz stärken“: (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist die Überschrift!)


berschrift und Inhalt haben überhaupt nichts miteinan-
er zu tun. Ich bin mir auch nicht im Klaren darüber, ob
ie überhaupt wissen, was Sie mit diesem Antrag errei-
hen könnten,


(Cajus Julius Caesar [CDU/CSU]: Mehr als Sie!)


ofern wir so unvernünftig wären, ihn umzusetzen, und
er Bundesrat dieser Unvernunft folgen würde, sodass
ie gewünschten Änderungen tatsächlich ins Gesetzblatt
ämen.

Sie wollen das Pflanzenschutzgesetz ändern und die
on mir vorhin mehrfach erwähnten Pflanzenschutzäm-
er, die die Kontrollen zu machen und Sanktionen zu ver-
ängen haben, ihrer Möglichkeiten berauben. Einem Ti-
er, bei dem der Zahn wackelt, wollen Sie nicht nur den
ahn ziehen, sondern auch noch die Krallen ausreißen.
a frage ich mich wirklich: Haben Sie die von Ihnen re-
ierten Länder vorher gefragt, was sie zu diesem Antrag
einen? Sie hätten dann nämlich bestimmte Möglich-

eiten nicht mehr. Meine Fraktionskollegin hat schon ein
eispiel gebracht.

Ich will das vertiefen. Sie wollen mit Ihrem Antrag
olgendes erreichen: Das zuständige Pflanzenschutzamt
uss einen Brief an den Landwirt schreiben. – Jetzt

ätte ich gern einen aktiven Bauern aus der Union na-
entlich erwähnt, aber nun muss ich den Kollegen
stendorff ansprechen, da er wohl der einzige aktive
auer hier im Plenum ist. – Das Pflanzenschutzamt

chreibt also einen Brief, in dem es einen Besuch am
ienstag, von 14 bis 16 Uhr, ankündigt. – Für den Fall,
ass der Kollegin Connemann die Frist noch nicht ange-
essen erscheint: Der Besuch findet übernächste Woche

tatt. – Es muss außerdem schreiben: Herr Ostendorff,
ch will bei Ihnen auf dem Hof einmal nachschauen, ob
m Giftschrank nur das ist, was darin sein darf.


(Ute Kumpf [SPD]: Bis dahin hat er Zeit zu räumen!)


s muss noch dazusagen: Ich will auch Ihre Feldspritze
ontrollieren.

Zu dem angekündigten Termin kommt der Mann oder
ie Frau vom Pflanzenschutzamt und steht vor dem
aus. Herr Ostendorff sagt dann aber: Nein, nein; mit
ir aber nicht. – Dann darf die Kontrolle nicht stattfin-

en. Der gute Beamte oder die gute Beamtin vom Pflan-
enschutzamt dackelt wieder nach Hause und versucht,
inen neuen Termin zu bekommen. – Das alles, weil Sie






(A) )



(B) )


Gustav Herzog

die Einschränkung der Unverletzlichkeit der Wohnung
bei den Kontrollen streichen wollen!


(Zurufe von der CDU/CSU: Das ist auch richtig so!)


Noch einmal: Die Regelung, die Sie vorsehen, hat gar
nichts mit dem vom UBA kritisierten Projekt zu tun.
Überhaupt beinhaltet Ihr Antrag eine irre Logik nach
dem Motto: Weil wir die strengsten Bestimmungen ha-
ben, ist Misstrauen nicht angebracht und deswegen müs-
sen wir die Kontrollen abschaffen. So etwas können Sie
doch wirklich niemandem klar machen.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, kehren wir zurück
zu einer sachlichen Diskussion. Folgen Sie den Wegen,
die die rot-grüne Koalition vorgegeben hat. Damit brin-
gen Sie Landwirtschaft und Naturschutz unter einen Hut.
Im Ergebnis ist das gut für Bauer, Bach, Busch und
Biene.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510908500

Das Wort hat jetzt der Kollege Josef Göppel von der

CDU/CSU-Fraktion.


Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1510908600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

möchte in den kommenden vier Minuten zu unserem Na-
turschutzantrag sprechen. Der Bedeutungsinhalt des Na-
turschutzes ist in den letzten zehn bis 15 Jahren gegen-
über den 80er-Jahren deutlich erweitert worden: vom
ursprünglichen Arten- und Biotopschutz hin zum Schutz
der Lebensräume, in den auch die Lebensräume des
Menschen einbezogen sind. Dieser Gedanke kam mir,
Frau Lösekrug-Möller, als Sie von der gleichen Augen-
höhe gesprochen haben. Im von Herrn Caesar ausge-
arbeiteten Antrag stehen Natur, Mitgeschöpfe sowie der
Mensch und seine wirtschaftliche Entwicklung auf
gleicher Augenhöhe. Ich finde, das ist der richtige An-
satz.

Wir alle haben in dieser Woche ja die Studie des Ber-
lin-Instituts „Deutschland 2020“ auf unseren Schreib-
tischen vorgefunden. Aus dieser Studie geht ganz deut-
lich hervor, dass Voraussetzung für eine gute
wirtschaftliche Entwicklung eine intakte Landschaft ist,
aber umgekehrt eine intakte Landschaft allein nicht aus-
reicht, um junge Menschen zu veranlassen, in einem
Raum zu bleiben. Aus diesem Grund geht der Antrag des
Kollegen Caesar in die richtige Richtung. Wir müssen
eine solche Zusammenschau vornehmen.

Ich hätte es mir sehr gewünscht, wenn es bezüglich
des SPD-Antrages zum Naturschutz, den wir vor einigen
Wochen behandelt haben, Gespräche mit der Union ge-
geben hätte. Nach meiner Meinung hätte es durchaus die
Möglichkeit gegeben, einen gemeinsamen Antrag zu-
stande zu bringen, denn die Zahl der Abgeordneten, die
sich um das Thema Naturschutz kümmern, ist ja, wie wir

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(C (D n der Präsenz hier im Saal erkennen können, nicht unedingt sehr hoch. Aus dem Grunde möchte ich Sie biten und auch aufrufen, in Zukunft zu versuchen, zu geeinsamen Konzepten zu kommen. (Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Mir sind aber darüber hinaus, meine verehrten Kolle-
innen und Kollegen von der Koalition, noch zwei
unkte besonders wichtig: Erstens. In dem Koalitions-
ertrag, den Sie im Jahr 2002 geschlossen haben, steht:

Wir werden den Naturschutz weiter stärken.

iesbezüglich sind natürlich Umsetzungsdefizite zu be-
lagen. Ich nenne nur das Stichwort Grünes Band. Es
äre sehr schön, wenn die Naturschutz- und Landwirt-

chaftspolitiker in den Koalitionsfraktionen ihren Fi-
anzminister so weit brächten, dass eine Lösung dafür
efunden wird, wie dieses nationale Kultur- und Natur-
rbe auf Dauer bewahrt und gleichzeitig unter Einbezie-
ung der Landwirtschaft eine Nutzung der Flächen er-
öglicht werden kann.


(Cajus Julius Caesar [CDU/CSU]: Ganz richtig!)


Ein zweiter Punkt ist mir im Zusammenhang mit der
grarreform besonders wichtig – ich wäre Ihnen dankbar,
err Kollege Herzog, wenn Sie etwas leiser telefonieren
önnten –: Bei der Einführung von Cross Compliance
ürfen die Naturschutzauflagen, die die Landwirtschaft
ut Gesetz einzuhalten hat, nicht so hoch geschraubt wer-
en, dass für den Vertragsnaturschutz kein Spielraum
ehr bleibt. Damit würden wir nämlich viele Landwirte,

ie sich frühzeitig dem Naturschutz zugewandt haben,
nttäuschen. Über diesen Punkt wird im Rahmen der Um-
etzung der Agrarreform in Deutschland derzeit am meis-
n diskutiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ier haben wir einen Prüfstein, ob dieses Miteinander
nd das Einbeziehen der Landwirtschaft in den Natur-
chutz funktioniert.

Ich bedanke mich – zwei Sekunden vor Schluss der
edezeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heiterkeit im ganzen Hause)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510908700

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

at die Kollegin Undine Kurth von Bündnis 90/Die Grü-
en das Wort.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrte Gäste dieses Hauses! Als letzte Rednerin in
er Debatte über Naturschutzfragen möchte ich mit dem
eginnen, was mir an dem vorliegenden Antrag gefällt.
ie Antragsteller haben Recht, wenn sie feststellen, dass






(A) )



(B) )


Undine Kurth (Quedlinburg)


Naturschutzfragen immer wieder ins Zentrum politischer
Entscheidungen rücken müssen. Naturschutz geht alle
an; das ist richtig und völlig unumstritten.

Ich bin auch nicht so vermessen zu meinen, wir wür-
den alles richtig machen und es gäbe keine Punkte, über
die wir gemeinsam reden sollten. Das hat auch der soe-
ben vorgelegte Bericht des Sachverständigenrates Um-
welt deutlich gemacht, der uns vor Augen führt, dass
Handlungsbedarf besteht.

Aber damit hören die Gemeinsamkeiten im Wesentli-
chen auch schon auf. Das tut mir eigentlich Leid; denn
ich finde, Herr Göppel hat Recht: Wir brauchen bei die-
sem Thema sehr viele Gemeinsamkeiten. Aber Ihr An-
trag macht leider ziemlich deutlich, dass Sie sich mit
Fragen des Naturschutzes als Teil der Daseinsvorsorge
offenbar nicht wirklich und nicht ernsthaft auseinander
setzen wollen. Wenn hier davon geredet wird, dass die
Aufgaben des Naturschutzes in gleicher Augenhöhe mit
anderen Politikbereichen angegangen werden sollten, ist
das richtig. Aber dann müssen Sie sich auch ernsthaft
damit auseinander setzen, wie die gleiche Augenhöhe
hergestellt werden kann. In Ihrem Antrag finde ich ein
Sammelsurium von Forderungen, ziemlich kunterbunt
und ohne jede Stringenz. Ein Antrag ist aber dazu da,
konkret aufzuzeigen, wo welche Veränderungen erreicht
werden sollen. Es sollte nicht nach dem Motto gehen,
dass über das geredet wird, über das jeder einmal reden
wollte.

Frau Happach-Kasan, was ist eigentlich „die Kolonia-
lisierung des ländlichen Raums durch die Städte“? Was
ist denn das für ein Begriff? Was soll man damit anfan-
gen?


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das ist das, was jetzt vorgeht! – Jürgen Koppelin [FDP]: Ich habe das verstanden!)


Andere Beispiele: Was sollen wir davon halten, wenn
Sie fordern, „zu verständlichen, übersichtlichen und pra-
xisnahen Formulierungen und Lösungen zurückzukeh-
ren“? Werden Sie doch, bitte schön, etwas konkreter.
Was verstehen Sie denn nicht? Was wollen Sie wie än-
dern? Was Sie in Ihrem Antrag formulieren, ist sehr all-
gemein.

Was dürfen wir denn davon halten, wenn Sie, Herr
Caesar, fordern, dass der Bund Flächen im Grünen
Band für den Biotopverbund zur Verfügung stellen soll?
Wir wissen doch, dass es das Angebot des Bundesfi-
nanzministers gibt, dass die Länder kostenlos die Flä-
chen übernehmen können. Es liegt jetzt an den Ländern,
das auch zu tun. Wir sind einer Meinung, dass mit dem
Grünen Band etwas geschehen muss. Aber der Bund hat
sein Mögliches getan.


(Cajus Julius Caesar [CDU/CSU]: Aber Sie haben unseren Antrag abgelehnt!)


Machen Sie Ihren Einfluss auf die Landeschefs geltend,
damit die Übernahme jetzt erfolgen kann.

Was meinen Sie, wenn Sie – ohne konkret zu werden –
das „nicht mehr durchschaubare Bündel an unterschied-
lichen Schutzgebietskategorien“ beklagen? Meinen Sie

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(C (D ie international definierten Kategorien Nationalpark nd Biosphärenreservat? Meinen Sie das europaweit geegelte Schutzgebietsnetz Natura 2000? Das Naturchutzgesetz der Bundesrepublik kennt gerade einmal ieben Schutzgebietskategorien; das dürfte eigentlich icht zu viel sein. In der Straßenverkehrs-Ordnung zum eispiel haben wir 35 Regelungsbereiche und trotzdem aben 49 Millionen Menschen in diesem Land einen ührerschein. (Gustav Herzog [SPD]: Und die fahren auch noch Auto!)


Also stellen Sie entweder Ihr Licht unter den Scheffel
der – seien Sie ehrlich – Sie wollen Standards absen-
en. Das sollten Sie dann aber auch aussprechen. Darü-
er müsste man diskutieren.

Sie fordern, dass in Nationalparken Sport und Tou-
ismus möglich sein müsse. Warum um alles in der Welt
aben Sie Ihren Experten im Tourismusbereich, Herrn
rähmig, nicht gefragt? Leider ist er nicht hier. Er hätte

hnen sagen können, dass das längst gängige Praxis ist.
r hätte darüber aufklären können, dass alle National-
arke im Rahmen ihres Schutzzweckes touristisch und
atursportlich genutzt werden. Glauben Sie wirklich,
ass Sie dem Naturschutzgedanken einen Dienst erwei-
en, wenn Sie die immer wieder gebrauchten Vorurteile,
ass Naturschutz und ökonomischer Nutzen einander ge-
enüberständen, bedienen? Ich glaube nicht, dass wir da-
it die notwendige Debatte voranbringen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube auch nicht, dass es richtig ist, darauf zu
erweisen, dass die Föderalismusdebatte alle anderen
otwendigen Debatten überlagern könnte.

Noch ein letztes Wort zum Bundesjagdgesetz. Wenn
ie sagen, wir würden die Novellierung dieses Gesetzes
it dem Ziel betreiben, die freiwilligen Leistungen der

äger nicht anerkennen zu müssen, dann muss ich Ihnen
agen, dass das blanker Unsinn ist. Allein ein Blick in
nseren Koalitionsvertrag würde Ihnen zeigen, dass wir
as Gesetz unter dem Gesichtspunkt des Natur- und Ar-
nschutzes reformieren müssen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Papier ist geduldig!)


ur wer nicht anerkennt, dass sich der Raum, in dem
ich wild lebende Tiere heute bewegen, in den letzten
0 Jahren gravierend verändert hat – auch durch
enschlichen Einfluss –, kann leugnen, dass ein

0 Jahre altes Gesetz in einigen Punkten novelliert wer-
en muss. Es ist einfach Unsinn, so zu tun, als ob es in
iesem Bereich keinen Handlungsbedarf gäbe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass Veränderungsbedarf besteht, betonen wir beide,
oalition und Opposition. Sie predigen aber das neolibe-

ale Vaterunser „weniger Staat, weniger Bürokratie und
ehr marktwirtschaftliche Instrumente“. Das alleine
acht es aber nicht. Denn ohne Regeln ist Naturschutz

icht möglich, wie wir alle wissen.






(A) )



(B) )


Undine Kurth (Quedlinburg)



(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Unser Credo dagegen ist, den Naturschutz in die na-
tionale Nachhaltigkeitsstrategie und somit in alle Politik-
felder zu integrieren. Wenn das Wort von der Nachhal-
tigkeit fällt, darf nicht ein jeder meinen – ich bitte Sie da
um Ihre Unterstützung –, es sei nur das Umweltministe-
rium gemeint.

Haben Sie Verständnis, dass wir Ihren Anträgen nicht
zustimmen können. Trotzdem äußere ich die Hoffnung,
dass wir auf diesem so wichtigen Weg gemeinsam vor-
ankommen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510908800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 15/2467, 15/2969 und 15/2668 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a und 23 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Korrektur
von Leistungsverschiebungen bei häuslicher Kran-
kenpflege zwischen gesetzlicher Krankenversi-

(PflegeKorrekturgesetz – PKG)

– Drucksache 15/1493 –


(Erste Beratung 72. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)


– Drucksache 15/3075 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Hilde Mattheis

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Hilde
Mattheis, Gudrun Schaich-Walch, Helga Kühn-
Mengel, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Petra
Selg, Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Demenz früh erkennen und behandeln – für
eine Vernetzung von Strukturen, die Intensi-
vierung von Forschung und Unterstützung
von Projekten

– zu dem Antrag der Abgeordneten Verena
Butalikakis, Annette Widmann-Mauz, Andreas

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(C (D Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Früherkennung, Behandlung und Pflege bei Demenz verbessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Für ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung von Demenz – Drucksachen 15/2372, 15/2336, 15/228, 15/3075 – Berichterstattung: Abgeordnete Hilde Mattheis Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Es gibt einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin der Kollegin Hilde Mattheis von der SPD-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor inigen Tagen hat der Staatssekretär im Bundesministeium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Herr Klaus heo Schröder, anlässlich eines Festaktes des Bundeserbandes privater Anbieter sozialer Dienste für eine reite gesellschaftliche Debatte zum Thema „Was ist uns ie Pflege wert?“ plädiert. amit hat er das aufgegriffen, was Anliegen vieler ist. Allen, die sich mit dem Thema Pflege befassen, ist lar: Eine solche breite Debatte ist nicht einfach. Die orstellungen über die gesamtgesellschaftliche Verantortung gehen stark auseinander. Generelle Ziele, zum eispiel die Ermöglichung selbstbestimmten Lebens, uch im hohen Alter, sind leicht formuliert. Die notwenige Finanzierung wird uns in den nächsten Monaten inensiv beschäftigen. Das beinhaltet auch eine genaue ufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Komunen. Darauf wird insbesondere in dem von uns, SPD nd Bündnis 90/Die Grünen, vorgelegten Antrag hingeiesen. Auf der Tagesordnung stehen neben diesem um assenden Koalitionsantrag zum Themenbereich Deenz die Anträge der Opposition und das Pflegeorrekturgesetz. Im Pflege-Korrekturgesetz fordert der Bundesrat die erlagerung der Finanzierung von behandlungspflegeischen Maßnahmen von der Pflegeversicherung in die rankenversicherung. Urteile des Bundessozialgerichts atten in der Praxis dazu geführt, dass Pflegebedürftige, ie für bestimmte behandlungspflegerische Hilfeleistunen ambulante Dienste in Anspruch nehmen, finanziell usätzlich belastet wurden. Zum Teil wurden 80 Proent der zugestandenen Leistungen allein für das täglihe Anund Ausziehen von Kompressionsstrümpfen Hilde Mattheis aufgebraucht. Damit reduzierte sich für die Betroffenen ganz erheblich die Möglichkeit, sich andere Leistungen dazuzukaufen. Bundesregierung und Parlament haben bereits gehandelt. Seit dem 1. Januar 2004 regelt das Gesundheitsmodernisierungsgesetz in § 37 Abs. 2 SGB V, dass diese medizinische Behandlungspflege von der Krankenkasse zu finanzieren ist. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber nur bezüglich der Kompressionsstrümpfe!)

Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1510908900

(Detlef Parr [FDP]: Das ist gut!)





(A) )


(B) )


Obwohl damit der weitaus größte Teil an medizinischer
Behandlungspflege erfasst wird, muss festgestellt wer-
den, dass krankheitsspezifische Pflegemaßnahmen wie
zum Beispiel das Wechseln von Sprechkanülen oder die
Sekretabsaugung bei der Nahrungsaufnahme damit nicht
berücksichtigt werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)


Hier besteht weiterer Regelungsbedarf.

Warum lehnen wir also trotzdem den Bundesratsent-
wurf, der auf einen Antrag Bayerns zurückgeht, ab? Der
Umsetzungsvorschlag aus Bayern ist zu verwaltungsauf-
wendig; denn die Berücksichtigung des behandlungs-
pflegerischen Hilfebedarfs bei der Feststellung der
Pflegebedürftigkeit wird von der häuslichen Versor-
gungsstruktur abhängig gemacht. Wenn also die häusli-
che Pflegeperson aus irgendeinem Grund ausfällt, muss
eine Neubeurteilung der Einstufung erfolgen. Das ist für
alle Beteiligten unzumutbar.

In dem Entwurf eines Pflege-Korrekturgesetzes wird
also ein berechtigtes Anliegen formuliert, welches größ-
tenteils durch das GMG erfüllt ist. Der hier vorgeschla-
gene Lösungsweg ist zu verwaltungsaufwendig. Zum
Vorschlag aus Bayern kann also nur festgestellt werden:
Problem erkannt, Lösungsvorschlag schlecht!


(Beifall bei der SPD)


Wir lehnen das Pflege-Korrekturgesetz ab.

Zur Debatte stehen heute auch drei Anträge zur Ver-
besserung der Lebensbedingungen von Demenz-
kranken. In allen Anträgen wird zu Recht die Verbesse-
rung von Forschung, Prävention und Früherkennung
gefordert. Die Begründungen der Forderungen sind al-
lerdings unterschiedlich aussagekräftig. Zum FDP-An-
trag ist lediglich zu sagen, dass in der letzten Forderung
ein Coming-out steckt. Sie fordern:

Finanzierung der ärztlichen Leistungen außerhalb
der gedeckelten Gesamtvergütung und Heraus-
nahme der für Vorsorge und Therapie von Demenz-
erkrankungen benötigten Arzneimittel aus den
Richtgrößenvereinbarungen.

Das heißt: keine Deckelung bei der Behandlung von De-
menzerkrankten.

Wir alle wissen, dass es Medikamente gibt, die den
Ausbruch von Alzheimer möglicherweise bis zu einem
Jahr verzögern können. Wir wissen aber auch, dass diese
Medikamente schwere Nebenwirkungen hervorrufen
können.

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(C (D uf dem Beipackzettel von Acetylcholinesterasehemern werden beispielsweise Nebenwirkungen wie Verirrtheitszustände und verstärkter Bewegungsdrang ufgelistet. Schwerpunktmäßig also auf eine medikaentöse Behandlung zu setzen findet – das wird Sie von er FDP nicht erstaunen – nicht unsere Unterstützung. (Detlef Parr [FDP]: Wir reden nur von kombinierter Behandlung!)


(Detlef Parr [FDP]: Neuroleptika viel mehr!)


Herr Parr, bevor Sie sich aufregen:


(Detlef Parr [FDP]: Ich rege mich gar nicht auf!)


ine medikamentöse Behandlung von Demenzkranken
chließt niemand aus. Wir wissen aber: Bei diesem
rankheitsbild bringt soziale Betreuung mehr Lebens-
ualität für die betroffenen Menschen.

Diese Forderung der FDP war dann auch für die
DU/CSU zu viel. Sie will – ich nehme an, als Brücken-

chlag zur kleineren Oppositionspartei, der sie inhaltlich
icht ganz in den Rücken fallen will – die Entwicklung
ptimierter medikamentöser Behandlungsmaßnahmen –
ehr nicht.

Die CDU/CSU hat in ihrem Antrag zur Demenz we-
entliche Teilbereiche unseres Antrags aufgegriffen: die
essere Unterstützung pflegender Angehöriger, die Aus-
eitung der Beratung, die Erweiterung des Pflegebe-
riffs, Fort- und Weiterbildungsangebote für Hausärzte,
herapeuten und Pflegekräfte.

Warum also debattieren wir heute drei in Teilen fast
nhaltsgleiche Anträge? Bei aller Ernsthaftigkeit dieses
hemas könnten sich unbeteiligte Beobachter fragen, ob
ir mit dieser Vorgehensweise wirklich der Sache die-
en und der Herausforderung gerecht werden. Die Einla-
ung, einen gemeinsamen Antrag zu formulieren, hatte
ie Opposition erhalten. Zwischen den Berichterstattern
ller Parteien wurde verabredet, einen ersten Entwurf
orzulegen. Das haben wir von SPD und Bündnis 90/Die
rünen getan. Die Begründung, mit der die CDU/CSU

us dem interfraktionell geplanten Projekt zur Situation
on Demenzkranken in unserem Land ausgestiegen ist,
ann ich nur als fadenscheinig bezeichnen.

1,2 Millionen Menschen leiden heute schon an De-
enz. Sofern wir bei Therapie- und Präventionsmaßnah-
en keine entscheidenden Fortschritte machen, wird

ich diese Zahl in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln.
eshalb ist es notwendig, rechtzeitig die richtigen Wei-

hen zu stellen. So können wir ein Netz von abgestuften,
edürfnisorientierten und gemeindenahen Hilfe- und
ersorgungsstrukturen und -angeboten für hilfebedürf-

ige Menschen und ihre Angehörigen schaffen. Dies
teht im Mittelpunkt unseres Antrags.

Wir wollen, dass auf der Grundlage eines qualitätsge-
icherten Assessments ein individuell zugeschnittener
ilfe- und Maßnahmenplan aufgestellt wird. Wir wollen

mbulante Strukturen und verstärkt alternative Wohnfor-
en, die ein Leben in Selbstbestimmung ermöglichen.
ir wollen kostenträgerübergreifende Anreizstrukturen






(A) )



(B) )


Hilde Mattheis

für Prävention und Rehabilitation. Wir wollen flexible,
auf die Situation der jeweiligen Einrichtungen und ihre
Bewohner bezogene Instrumente der Personalbemes-
sung.

Neben der Weiterentwicklung dieser Strukturen ist es
notwendig, in der pflegerischen Versorgung selbst An-
sätze und Konzepte zu unterstützen, die auf die Wieder-
herstellung von Kompetenzen und Fähigkeiten pflege-
bedürftiger Menschen abzielen. Hierbei ist eine
grundsätzliche Lösung der Schnittstellenproblematik der
einzelnen Kostenträger nötig. Der Begriff der Pflege-
bedürftigkeit soll erweitert werden. Hierfür muss nicht
nur die Pflegebedürftigkeit neu definiert werden, son-
dern wir müssen auch die Verfahren zur Feststellung der
Pflegebedürftigkeit verbessern.

Demenz ist heute immer noch ein Tabuthema. Wir
müssen also Netze zwischen professionellen und ehren-
amtlichen Einrichtungen knüpfen, die nicht nur demenz-
kranke Menschen betreuen, sondern auch den pflegen-
den Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wer
einmal einen Demenzkranken gepflegt hat, weiß, welche
physische und vor allen Dingen psychische Belastung es
bedeutet, einen geliebten Menschen nicht nur beim kör-
perlichen, sondern auch beim geistigen Zerfall zu beglei-
ten.

Der Wunsch, einen gemeinsamen Beitrag für eine ge-
samtgesellschaftliche Debatte zu leisten, konnte wegen
des Verhaltens der Opposition nicht realisiert werden. In
der nächsten Zeit werden wir nicht nur über die Umset-
zung des Bundesverfassungsgerichtsurteils,


(Detlef Parr [FDP]: Das wäre auch zu wenig!)


sondern zumindest auch über den Fahrplan für eine um-
fassende Reform der Pflege zu diskutieren haben. Wenn
die Opposition ihr Verhalten, das sie bei diesem Antrag
an den Tag gelegt hat, fortsetzt, hilft sie der gesamtge-
sellschaftlichen Debatte nicht.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Aber der Kanzler hat doch die Reform zurückgenommen!)


So wird sie zu keiner Lösung kommen und erst recht
nicht den hilfebedürftigen Menschen dienen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510909000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Verena Butalikakis

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1510909100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Demenzielle Erkrankungen sind eine sozial- und
gesundheitspolitische Herausforderung erster Ord-
nung.

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(C (D as sagte Bundespräsident Rau im Dezember letzten ahres anlässlich eines Gesprächs mit der Deutschen lzheimer-Gesellschaft. Diese Erkenntnis ist sicherlich icht neu, aber es ist wichtig und richtig, dass der Bunespräsident wieder auf die politische Verantwortung inweist; denn politische Verantwortung heißt: Wer reiert, muss auch handeln. Nach konservativen Schätzungen leiden heute über 50 000 Menschen in Deutschland an einer mittelschween oder schweren Demenz. Bezieht man leichtere Deenzformen in die Berechnung ein, so kommt man auf ie gerade schon von der Kollegin Mattheis genannte ahl von 1,2 Millionen Menschen. Da demenzielle Errankungen – die Alzheimerkrankheit ist dabei die mit bstand verbreitetste – vor allem bei Menschen in höhe em und hohem Lebensalter auftreten, ist laut Experteneinung – und da sind sich alle einig – für die folgenden ahre und Jahrzehnte mit einem dramatischen Anstieg ieser Krankheit zu rechnen. Die von der Krankheit beroffenen Menschen und ihre Familien erwarten daher zu echt Hilfe und sie warten schon lange – zu lange. Wir beraten heute drei Anträge, die zur Verbesserung er Situation Demenzerkrankter, ihrer pflegenden Angeörigen, ihrer Familien und auch der behandelnden und etreuenden Fachkräfte führen sollen. Wir beraten wieer einmal und die Beratungszeit von der ersten Lesung es FDP-Antrags im Februar 2003 bis heute, also von ber einem Jahr, war lang; Zeit, die die Betroffenen eientlich nicht haben. Und Kollegin Mattheis, Sie können die Abläufe und bsprachen zu diesen Anträgen im Plenum und im Aus chuss noch zehnmal falsch darstellen – es stimmt nicht. ch habe mich bereits in meiner letzten Rede hier dazu usführlich geäußert und heute sollten wir uns dem rundsätzlichen zuwenden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Das ist ja unglaublich!)


Worüber beraten wir? Die Anregungen und Forderun-
en von Experten verschiedener Disziplinen und von
etroffenenvertretern sind zum großen Teil seit mehre-

en Jahren bekannt. Wir wissen, dass wohnortnahe Be-
reuungs- und Beratungsstrukturen, individuelle Hilfe-
lanung und qualitätsgesicherte Pflege und Betreuung,
ielschichtige Behandlungskonzepte und frühzeitiges
rkennen durch kompetente Ärzte und Unterstützungs-
ngebote für Angehörige ebenso wichtig sind wie die
ualifizierung der Fachkräfte, verstärkte und vernetzte
orschungsanstrengungen und die Aufklärung über die
rankheit in der Öffentlichkeit.

All diese Forderungen, ergänzt um die Umsetzungser-
ordernisse aus aktuellen wissenschaftlichen Forschun-
en, sind vor über zwei Jahren in einem umfassenden
ericht zusammengefasst worden. Und damit liegen seit

anuar 2002 77 konkrete Handlungsempfehlungen zur
erbesserung der Lage und der Versorgung Demenz-
rkrankter vor, denn mit 77 Handlungsempfehlungen
ndete der Vierte Altenbericht zum Thema „Risiken, Le-
ensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter beson-
erer Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen“.






(A) )



(B) )


Verena Butalikakis

Die Sachverständigenkommission, die diesen Bericht er-
stellt hat, war von der rot-grünen Bundesregierung beru-
fen worden und die Empfehlungen richteten sich an
ebendiese Bundesregierung. Das war für die zuständige
Ministerin eigentlich eine Aufforderung zum konkreten
Handeln.

Passiert ist seit Januar 2002, also seit über zwei Jah-
ren, aber nichts. Seit über zwei Jahren gibt es keine kon-
krete Initiative aus dem Haus der Gesundheits- und So-
zialministerin, um auch nur eine dieser Forderungen
umzusetzen.


(Detlef Parr [FDP]: Sehr traurig!)


– Richtig, Herr Kollege Parr. – Das sind zwei verlorene
Jahre für die Betroffenen und ihre Familienangehörigen.
Sie haben vergeblich auf Hilfe gewartet.

Weil dies so ist, beraten wir heute abschließend die
drei vorliegenden Anträge. Alle Anträge – auch der An-
trag der rot-grünen Regierungskoalition – fordern die
Bundesregierung zum Handeln auf – endlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Karsten Schönfeld [SPD]: Ich finde es schon unglaublich, was Sie hier sagen!)


Entsprechend meiner einleitenden Ausführungen greifen
die Anträge zwangsläufig gleiche Themenpunkte auf.
Sie unterscheiden sich aber in der Gewichtung und se-
lektiven Beschreibung dieser Punkte und ganz deutlich,
wenn es um die konkreten Forderungen geht.

Der Antrag der FDP greift mit dem Thema „Früh-
erkennung und Behandlung von Demenz“ einen wichti-
gen Teilaspekt auf, den wir von der Intention her teilen.
Einige Forderungen im Antragstext teilen wir aber so
nicht – insoweit stimme ich der Kollegin Mattheis zu –
und andere fehlen uns.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510909200

Frau Kollegin Butalikakis, darf ich Sie unterbrechen?

Der Kollege Dreßen würde gerne eine Zwischenfrage
stellen. Erlauben Sie das?


Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1510909300

Ich würde dies gern zu Ende ausführen. Ich empfehle

dem Kollegen Dreßen, sich zu einer Kurzintervention zu
melden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Da der Antrag heute ohne Berücksichtigung unserer
umfangreichen Änderungswünsche zur Abstimmung an-
steht, werden wir als CDU/CSU-Fraktion den FDP-An-
trag ablehnen.

Der Antrag der rot-grünen Regierungskoalition und
der Antrag der CDU/CSU-Fraktion, unser Antrag also,
stimmen zunächst im Benennen mehrerer Themen-
schwerpunkte überein.

Die deutlichen Unterschiede will ich an zwei zentra-
len Punkten aufzeigen: bei der Früherkennung und
-behandlung und beim erweiterten Pflegebegriff.

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(C (D Die bereits ergriffenen Initiativen zur Verbesserung der Früherkennung und Therapie von Demenzerkrankungen sind zügig weiterzuführen. o lautet die Forderung von Rot-Grün. Das ist alles, was n Ihrem Antrag steht. Im Vierten Altenbericht werden erade diese Initiativen als „bei weitem nicht ausreihend“ gerügt. Da Demenz derzeit leider noch nicht heilbar ist, beteht nach Angaben von Wissenschaftlern nur am Anang der Erkrankung ein „therapeutisches Fenster“. Die xperten fordern deshalb deutlich verstärkte Forchungsbemühungen und internationale Zusammenareit, um die Früherkennung und Diagnostik zu verbesern. Darüber hinaus sind sich alle Sachverständigen inig, dass gerade eine im Frühstadium der Erkrankung insetzende kombinierte Therapie den größten Erfolg ietet. as heißt, die Gabe von Medikamenten und alle Formen sychosozialer Förderung sollen gemeinsam angewenet werden. Obwohl Studien, die übrigens nach europäischem tandard durchgeführt wurden, einen Verzögerungseffekt on sechs bis neun Monaten belegen, besteht bei der meikamentösen Behandlung mit Antidementiva noch erebliche Unterversorgung. Dies stellte in der zweiten Anörung im März dieses Jahres neben vielen anderen auch er Sachverständige des MDK, des Medizinischen ienstes der Krankenkassen, fest. Der Medizinische ienst der Krankenkassen ist sicherlich unverdächtig, nnötigerweise höhere Ausgaben im Arzneimittelbereich u fordern. ber auch er stellte die Unterversorgung fest und forerte ihre Behebung. Das zeigt: Gerade bei der Frühbeandlung besteht derzeit ein Versorgungsproblem. Meine Damen und Herren, wir möchten, dass die enschen, die an dieser unheilbaren Krankheit erkran en, alle Hilfen erhalten, die derzeit möglich sind; außerem wollen wir weitere Verbesserungen, und das so chnell wie möglich. Deshalb haben wir in unseren Anrag, im Gegensatz zum Antrag von Rot-Grün, die Forerungen der Sachverständigen aufgenommen. Wir erarten ihre unverzügliche Umsetzung. Bei der Pflege von Demenzkranken ist die Erweiteung des Pflegebegriffs eine seit Jahren bestehende orderung; enn demente Menschen brauchen nicht nur eine Grundflege bei allgemeinen täglichen Verrichtungen, sondern arüber hinaus Beaufsichtigung und Betreuung. Daher ordern wir in unserem Antrag, den verrichtungsbezogeen Pflegebegriff für diese Betreuung noch in diesem ahr um täglich 30 Minuten zu erweitern. Wenn der rundsatz „ambulant vor stationär“ in die Realität um Verena Butalikakis gesetzt werden soll, dann muss hier dringend und schnell eine Änderung erfolgen. Auch diese Forderung ist nicht neu; sie ist schon im Dritten Altenbericht erhoben worden, im Jahre 2001 hat die CDU/CSU-Fraktion dazu einen Gesetzentwurf eingebracht, auch im Vierten Altenbericht finden wir diese Forderung. Die Rürup-Kommission, die von der Bundesregierung eingesetzt worden war, hat diese Forderung erhoben. Ebenso hat Bundesministerin Schmidt bei der Vorstellung der Eckpunkte ihrer Reform der Pflegeversicherung im Oktober 2003 gesagt, sie wolle diesen Punkt umsetzen. Wenn Sie jetzt mit einer schnellen Umsetzung rechnen, müssen Sie wissen, dass das nicht passieren wird; (Detlef Parr [FDP]: Herr Dreßen hat ja festgestellt: Das kostet Geld!)


(Detlef Parr [FDP]: Sehr richtig!)


(Detlef Parr [FDP]: Sehr guter Hinweis!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)





(A) )


(B) )


denn im Januar dieses Jahres hat der Kanzler die
Reform der Pflegeversicherung mit einem Machtwort
gestoppt. Mittlerweile kann man der Presse entnehmen,
dass das Sozialministerium in diesem Jahr keine Verbes-
serungen für Demenzerkrankte auf den Weg bringen
wird. Sie sind auf die folgenden Jahre verschoben wor-
den. Durch die Aussagen der Kollegin Mattheis wurde
dies ja gerade bestätigt.


(Hilde Mattheis [SPD]: Ich habe gesagt: zumindest! Zuhören bitte!)


Es geht nur noch um die Planung einer Änderung der
Pflegeversicherung – mehr nicht.

Das passt auch zu dem Antrag von Rot-Grün; denn
dort heißt es: „... bedarf der Pflegebegriff in der Pflege-
versicherung mittelfristig einer Überarbeitung“.


(Erika Lotz [SPD]: Änderungen müssen doch geplant werden, Frau Kollegin!)


„Mittelfristig“ heißt nichts anderes, als dass der Beginn
der Planungen auf einen unabsehbaren Zeitpunkt ver-
schoben wird.


(Hilde Mattheis [SPD]: Ich bin gespannt, was Sie zur Umsetzung sagen!)


Hier muss ich natürlich das Wort an die Frau Kollegin
Selg richten: Frau Selg, wenn Sie Ihre Aussagen, die
man seit Ende April in der Presse lesen kann,


(Petra Selg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön, dass Sie lesen!)


tatsächlich ernst meinen und wenn Sie glaubwürdig blei-
ben wollen – gerade auch im Hinblick auf die letzten
Artikel –, dann dürften Sie dem Antrag der Regierungs-
koalition zumindest in diesem Punkt nicht zustimmen.


(Petra Selg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welchem Antrag?)


In Ihrem eigenen Antrag steht „mittelfristig“. In der
Presse verbreiten Sie, dass Sie sich dafür einsetzen, dass
wir noch in diesem Jahr im Bereich der Pflegeversiche-
rung Verbesserungen für an Demenz Erkrankte bekom-
men. Also: entweder Glaubwürdigkeit oder an dieser

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(C (D telle dem rot-grünen Zwang folgen. Ich beantrage aber uch gerne für Sie eine Einzelpunktabstimmung, wenn hnen das helfen sollte. (Petra Selg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Um Gottes willen! Ich will Ihnen keine Mühe machen!)


ir können so über die einzelnen Punkte unseres Antra-
es abstimmen. Dann können Sie uns zustimmen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin si-
her, dass ich mit den beiden Themenpunkten, die ich
erade aufgeführt habe, überdeutlich gemacht habe, dass
hemen benennen das eine ist, die Forderung nach
msetzung das andere. Damit ist auch begründet, wa-

um wir den Antrag der Regierungskoalition ablehnen.
enn nur unser Antrag greift die zentralen Problemfel-
er auf und fordert die Regierung – das ist das Wichtige
zu schnellem und unverzüglichem Handeln auf.

Ich möchte ganz kurz noch zwei wichtige Punkte an-
prechen, die auch in unserem Antrag enthalten sind.
as eine, was mir ein besonderes Anliegen ist, ist die
ituation der Angehörigen. Hier haben wir – das sage

ch sehr deutlich – von der Grundeinstellung her, wie
ier Hilfen zu erbringen sind, keinen Dissens; da sind
ir uns in diesem Haus einig. Wir wissen, dass wir flä-

hendeckende Angebote für Beratung, Betreuung und
agespflege brauchen. Wir sind uns aber nicht ganz so
inig, wenn es darum geht, wie das umzusetzen ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510909400

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1510909500

Aus unserer Sicht müssen die Kommunen hier unter-

tützt werden; sie dürfen nicht an den Pranger gestellt
erden. Eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Bund, Län-
ern und Kommunen hätte die Bundesregierung, wenn
ie vernünftig gehandelt hätte, schon längst einrichten
önnen; dafür braucht man eigentlich keinen Antrag.
amit bin ich bei dem Zitat, mit dem ich enden möchte,
err Präsident. Bundeskanzler Schröder hat sich im

Focus“ am 26. April dieses Jahres folgendermaßen ge-
ußert:

Wenn wir außerdem etwas für Demenzkranke tun
können, ohne in ein finanzielles Risiko zu geraten –
wer hätte etwas dagegen?

o darf man mit dem Thema Demenz nicht umgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510909600

Das Wort hat die Kollegin Petra Selg vom Bünd-

is 90/Die Grünen.


Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510909700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Die Reform der Pflegeversicherung hat mit den hier
orliegenden Anträgen nichts zu tun. Sie können sicher
ein: Wir werden auch das regeln.






(A) )



(B) )


Petra Selg

Wie Sie schon richtig bemerkten: Wir beraten wieder

einmal über diesen Bereich; so wiederhole auch ich mich
gerne.

Zunächst zum Pflege-Korrekturgesetz. Wir alle sind
uns der Schnittstellenproblematik zwischen Kranken-
versicherung und Pflegeversicherung bewusst. Das Pro-
blem besteht kurz gefasst darin, dass die Krankenkassen
bestimmte Behandlungsleistungen der Pflegeversiche-
rung zugeschoben haben, zum Beispiel das An- und
Ausziehen von Kompressionsstrümpfen. Die Betonung
liegt aber auf „haben“; denn weil wir in der Koalition
uns der Problematik dieses Verschiebebahnhofes be-
wusst waren, haben wir im Rahmen der Gesundheitsre-
form gemeinsam mit Ihnen von der Union den entspre-
chenden Paragraphen im Fünften Sozialgesetzbuch neu
gefasst.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber nur für die Strümpfe!)


Damit ist das An- und Ausziehen von Kompressions-
strümpfen eindeutig als Leistung der Krankenversiche-
rung definiert; der wichtigste und teuerste Teil ist damit
erledigt.

Herr Zöller, wenn Sie so laut rufen, dann frage ich
mich: Hätten Sie mehr gewollt? Warum haben Sie es
dann bei den Verhandlungen zum GMG nicht gesagt
oder gefordert? Von so etwas habe ich nichts gehört!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage Ihnen auch, warum: weil es Geld kostet.


(Erika Lotz [SPD]: Wo Sie Recht hat, hat Sie Recht!)


Es ist durchaus richtig, dass mit der Regelung zu den
Kompressionsstrümpfen nicht das ganze Problem gelöst
ist. Wenn wir jetzt den Rest des Verschiebebahnhofes,
Einreibungen usw. auch noch regeln wollen, bin ich gern
dabei. Aber dann benennen Sie bitte schön ehrlich die fi-
nanziellen Auswirkungen und sagen Sie, wo das Geld
herkommen soll.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie fordern und wir sollen es bezahlen? Was ist das denn für eine Aufgabenteilung?)


Was mit diesem Gesetzentwurf vorgeschlagen wird, ist
– Frau Kollegin Mattheis hat es schon gesagt – schlicht
und einfach bürokratisch und zu umständlich, um das
vernünftig zu regeln; das kann es nun wirklich nicht
sein. Sie fordern doch immer Bürokratieabbau. Mit
diesem Gesetz würden Sie Bürokratiemonster schaffen.
Deshalb werden wir dieses Gesetz ablehnen.

Kommen wir jetzt zu den Anträgen zum Thema
Demenz. Es lässt sich feststellen, dass sich offensicht-
lich alle Fraktionen darüber einig sind, dass auf diesem
Gebiet Handlungsbedarf besteht. Es freut mich insbeson-
dere, erkennen zu können, dass die FDP offenbar doch
ein soziales Gewissen besitzt, entgegen ihren jüngsten
Forderungen, die gesetzlichen Krankenkassen abschaf-
fen zu wollen.

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(C (D Der letzte Spiegelstrich Ihres Antrags, verehrte Kolleinnen und Kollegen von der FDP, mutet allerdings chon etwas seltsam an. Ich frage mich, welches Motiv ie dafür haben, die Aufhebung der Kostendeckelung nd der Richtgrößenvereinbarung zu fordern. Sie sind och sonst so sparsam und auf Selbstbeteiligung und ostenerstattung versessen. Nur wenn es um diese sehr euren Medikamente geht, über deren Wirkung wir viel u wenig wissen, ist das auf einmal nicht der Fall. Diese orderung ist völlig unbegründet, inakzeptabel und chlicht und ergreifend populistisch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hilde Mattheis [SPD]: Und persönlich motiviert!)


ußerdem ist es viel zu einseitig, vor allem auf die Me-
ikalisierung von Dementen zu setzen, wie es die Oppo-
ition tut. Glauben Sie vielleicht, wir erfinden so einfach
ine Superpille gegen Demenz, womit alle Probleme ge-
öst sind?


(Detlef Parr [FDP]: Sie dürfen nicht verteufeln, was am Markt ist!)


Insgesamt haben wir von der Regierung viel getan. Im
ierten Altenbericht der Bundesregierung von 2002

teht all das, was Sie heute als Ihre Erkenntnis verkau-
en. Darüber hinaus nenne ich nur das „Kompetenznetz
emenzen“, das vom BMGS gefördert wird, die Neure-
elung der Altenpflegeausbildung aus dem Jahr 2002
nd das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz, ebenfalls aus
em Jahr 2002. Ich könnte noch weitere Beispiele nen-
en. Meine Redezeit würde nicht ausreichen, alles auf-
uzählen. Aber ich rate Ihnen: Lesen Sie; denn Lesen
ildet!


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Lesen Sie den Vierten Altenbericht!)


Es ist also viel passiert; das können auch Sie von der
pposition nicht leugnen. Aber ich bin ehrlich: Das

eicht nicht aus.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aha!)


arin sind wir uns völlig einig. Aus diesem Grund hat
ie Koalition selbst einen Antrag zu diesem Thema ein-
ebracht.


(Detlef Parr [FDP]: Über ein Jahr haben Sie gebraucht! – Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Seit zwei Jahren ist nichts passiert!)


iebe Frau Butalikakis, wir ruhen uns auf dem Erreich-
en keinesfalls aus.

Wir fordern, in diesem Bereich vor allem Prävention
nd Rehabilitation von Pflegebedürftigen zu fördern.
ezogen auf Demenz heißt das: Die Krankheit muss
öglichst früh erkannt und behandelt werden. Wir wol-

en gute Modelle und Ansätze für neue Wohnformen
erwirklichen und ambulante Netzwerke fördern und
eiterentwickeln. Dabei muss vor allem der ambulante
ereich gestärkt werden. Die Betroffenen müssen ihre
erbliebenen Potenziale voll ausschöpfen können und
ollen nicht nur Pillen schlucken.






(A) )



(B) )


Petra Selg

Ich betone immer wieder, dass wir auch die Angehö-

rigen der an Demenz Erkrankten nicht vergessen dürfen,
die oft bis an die Grenzen ihrer psychischen und physi-
schen Belastbarkeit gefordert sind. Deshalb brauchen
wir entlastende Versorgungsangebote wie Tages-, Nacht-
und Kurzzeitpflegeeinrichtungen. Wir brauchen mehr
Informations- und Beratungsangebote. Hier sind aber
auch die Länder und die Kommunen gefordert.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Au! – Gegenruf der Abg. Hilde Mattheis [SPD]: Wir sagen: auch!)


Ich komme zu einem weiteren ganz wichtigen Punkt.
Dass wir den Pflegebegriff in der Pflegeversicherung er-
weitern müssen, ist allgemein bekannt. Der gegenwär-
tige Begriff konzentriert sich einseitig auf die somati-
schen Aspekte von Pflege. Das wollen und das werden
wir ändern.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Noch in diesem Jahr? – Andreas Storm [CDU/CSU]: Wann?)


Das muss schnell geschehen, da große Lücken bei der
Absicherung bestehen.

Lassen Sie mich meine Rede mit einem Appell been-
den. Wir alle sehen im Bereich der Demenz die gleichen
Probleme und wollen etwas unternehmen. Wir können
Verbesserungen für bedürftige Menschen aber nur dann
erreichen, wenn wir ein solch sensibles Thema nicht für
alberne politische Spielchen missbrauchen.


(Detlef Parr [FDP]: Na, na, na! Jetzt ist aber gut!)


Deshalb sage ich Ihnen: Sie müssen an all Ihre Forderun-
gen ein Preisschild hängen; denn, Herr Parr, all diese
Forderungen kosten Geld. Darum brauchen wir gar nicht
herumzureden.


(Detlef Parr [FDP]: Ein Unding ist das! Das entbindet uns doch nicht davon, Maßnahmen zu ergreifen! – Verena Butalikakis [CDU/ CSU]: Sie haben auch Forderungen! Auch daran müssen Sie ein Preisschild hängen!)


– Frau Butalikakis, Sie wissen doch um den Zustand al-
ler sozialen Sicherungssysteme, auch den der Pflegever-
sicherung.


(Detlef Parr [FDP]: Also lassen Sie die Leute weiter im Stich!)


Wir wollen nicht nur Hoffnungen wecken, wie Sie es
tun. Sie hängen an Ihre Forderungen nur einen unge-
deckten Blankoscheck. Das finde ich unseriös.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Das fordern Sie doch selber!)


Wir werden die Reform der Pflegeversicherung umset-
zen und damit auch eine Verbesserung für die Demenz-
kranken erreichen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann aber auch mit Preisschild!)


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(C (D ch hoffe sehr auf Ihre Mitarbeit und dafür, dass Sie icht nur populistische Forderungen aufstellen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Seit zwei Jahren haben Sie das blockiert!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510909800

Das Wort hat der Kollege Detlef Parr von der FDP-

raktion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1510909900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deswegen

ichts zu tun, weil etwas Geld kostet, bedeutet, Hundert-
usende von Menschen weiterhin im Stich zu lassen.
as machen wir nicht mit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Mein Vater ist 91 Jahre alt und leidet seit acht Jahren
n einer schweren Demenz. Dank meiner 84-jährigen
utter, die noch die Kraft zur häuslichen Pflege hat, lebt

r zu Hause in den eigenen vertrauten vier Wänden.
iese familiären Verhältnisse haben zu unserem Antrag
eführt; deswegen haben wir ihn gestellt.


(Hilde Mattheis [SPD]: Sie müssen aber bezüglich Ihrer letzten Forderung ganz vorsichtig sein!)


r wurde also mitten aus dem Leben heraus geschrieben
nd ist nicht von theoretischen Erwägungen geprägt.


(Beifall bei der FDP)


Wir scheuen uns immer noch zu sehr, das Thema Al-
rsverwirrtheit öffentlich zu machen. Das zeigt auch die
atsache, dass Rot-Grün über ein Jahr benötigt hat, unse-
em Antrag einen eigenen Antrag gegenüberzustellen.
mmerhin gibt es jetzt eine öffentliche Debatte. Sie ist
uch dringend erforderlich, weil sich die Zahl der De-
enz- und Alzheimer-Erkrankten aufgrund der demo-

raphischen Entwicklung in Zukunft dramatisch erhöhen
ird.


(Peter Dreßen [SPD]: Dann müssen Sie auch bereit sein, mehr Geld dafür zu geben!)


eshalb brauchen wir schnellstens ein Gesamtkonzept
ur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung
ieser Krankheiten, das wir im Antrag fordern.


(Beifall bei der FDP)


Nach meiner Beobachtung würde mein Vater heute
icht mehr in seiner vertrauten Umgebung leben, wenn
m der medizinische Fortschritt nicht geholfen hätte. Er

ehört zu der Minderheit der Bevölkerung, die ein Anti-
ementivum erhält. Dadurch wurde der Krankheitsver-
uf deutlich hinausgezögert. Meine Damen und Herren
sbesondere von Rot-Grün, ich frage mich, warum wir

s zulassen, dass die Mehrheit der Demenzkranken
insbesondere in den Altenheimen – stattdessen billi-

ere Neuroleptika erhält, die zwar ruhig stellend wirken,
ber erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen.






(A) )



(B) )


Detlef Parr


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Sagen Sie mal etwas zur Finanzierung!)


– Herr Dreßen, ich komme noch auf den Finanzierungs-
aspekt.

Die Kosten für eine rechtzeitige kombinierte Behand-
lung mit Antidementiva auf der einen und aktivierenden
Behandlungsmaßnahmen im Hinblick auf die Hirnleis-
tung auf der anderen Seite liegen nach meiner Überzeu-
gung auf keinen Fall höher als die einer vorzeitigen
Heimunterbringung. Rechnen Sie das einmal gegen!


(Beifall bei der FDP)


Wenn wir uns Gedanken über die Humanität im Alter
machen, dann muss klar werden, dass wir als Gesetzge-
ber vor allem dafür Sorge tragen müssen, dass Demenz-
kranke möglichst lange ein eigenständiges Leben führen
können und dass die häusliche Lebensqualität so lange
wie möglich hochgehalten werden kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Alles richtig!)


Herr Dreßen, es mag sein, dass wir die Finanzierung
ein wenig zu optimistisch gesehen haben. Rechtfertigt
das aber ein Verteufeln innovativer Medikamente?


(Beifall bei der FDP)


Wir dürfen keine Chance leichtfertig über Bord werfen,
die Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich hinauszu-
zögern und dadurch zu einer Kostenersparnis im Pflege-
bereich zu kommen. Dazu gehört natürlich auch die
Chance, Demenzveranlagungen und -erscheinungen
durch die rechtzeitige Teilnahme an Tests früh zu erken-
nen. Die Testverfahren sind ausgereift und versprechen
eine Erfolgsquote von 90 Prozent.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510910000

Herr Kollege Parr, erlauben Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Dreßen?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das muss doch jetzt nicht sein!)



Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1510910100

Natürlich tue ich das.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510910200

Bitte schön, Herr Dreßen.


Peter Dreßen (SPD):
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Herr Kollege Parr, an dieser ganzen Debatte ärgert

mich Folgendes: Wir alle liegen bei der Analyse zwar ir-
gendwie richtig, da wir fordern, mehr gegen die Demenz
zu tun usw. Gleichzeitig ist aber keiner von uns bereit, zu
sagen, woher die Mehreinnahmen dafür kommen sollen.


(Zurufe von der FDP: Frage!)


Ich war bei der Entstehung der Pflegeversicherung
dabei und erinnere mich noch sehr gut daran, wie Ihre
Frau Babel damals die 1,7 Prozent zur heiligen Kuh ge-

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(C (D acht hat. Sogar ein Feiertag wurde dafür geopfert. Ich ebe durchaus zu – jeder, der einmal in einem Pflegeeim war, sieht das –, dass wir in diesem Bereich einiges un müssen. Wir alle wissen aber auch, dass das Geld ostet. Sind Sie bereit, uns hier zu erklären, woher diese ehreinnahmen kommen sollen? Machen Sie uns einen orschlag, auf den wir uns dann vielleicht einigen könen! Herr Parr, bevor Sie antworten, darf ich die Kollegin en und Kollegen darauf hinweisen, dass in § 27 Abs. 2 nserer Geschäftsordnung von Zwischenfragen und wischenbemerkungen die Rede ist. Es muss sich also icht um eine Frage handeln. – Bitte schön. Herr Kollege Dreßen, erstens. Die Entscheidung zur flegeversicherung im Jahre 1994 war eine der größten ehlentscheidungen dieses Hauses. s war ein Granatenfehler, eine umlagefinanzierte Säule aneben zu stellen. (Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510910400
Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1510910500

(Beifall bei der FDP)


ir als FDP haben damals als einzige dafür gekämpft,
ie als eine kapitalgedeckte Säule aufzubauen, sie also
icht zum Bestandteil des Sozialsystems zu machen. Wir
lle wissen mittlerweile, dass wir mit unserer damaligen
orderung richtig lagen.

Zweitens zu den Kosten. Ich haben Ihnen erläutert,
ass man die Investitionen, die man zum Beispiel im
edikamentenbereich tätigt, und die eingesparten Kos-
n aufgrund einer späteren Heimeinweisung gegenrech-
en muss. Wenn Sie diese Rechnung aufmachen, dann
erden Sie erkennen, dass es nicht zu Mehrausgaben
ommt, sondern dass sich das rechnet. Wir sind von der
hese, die wir aufgestellt haben, überzeugt; Sie bezwei-

eln sie.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir alle hoffen auf ein hohes Alter bei guter Gesund-
eit. Dafür müssen wir das Bewusstsein schaffen, uns
echtzeitig Aufschluss über gewisse Lebensrisiken zu
erschaffen und uns gegebenenfalls darauf einzustellen.
ie bisherigen Erkenntnisse aus der Versorgungs- und
rsachenforschung auf diesem Gebiet müssen erweitert
erden; darin sind wir uns einig. Es darf aber nicht wie
ei dem Antrag von Rot-Grün bei einer plakativen Er-
ähnung der Forschung in der Überschrift des Antrags
leiben. Hier müssen wir unsere Anstrengungen konkret,
eutlich und erkennbar verstärken.

Wir müssen die Ausbildung im gerontopsychiatri-
chen Bereich verbessern. Wir brauchen eine entspre-
hende Fort- und Weiterbildung für Hausärzte und auf
emenzdiagnose und Demenzbehandlung spezialisierte
achärzte. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von
ot-Grün: Ist ein Konsens über einen evidenzbasierten






(A) )



(B) )


Detlef Parr

Behandlungskorridor wirklich nicht zu erreichen? Kön-
nen wir uns vor dem Hintergrund der zu erwartenden
Verdoppelung der Zahl der Demenzerkrankungen in den
nächsten Jahrzehnten nicht doch einvernehmlich auf
eine Diagnose- und Therapiekette zur Sicherung einer
qualitätsgesicherten Demenzfrüherkennung und -be-
handlung verständigen? Wir dürfen Hunderttausende an
dieser schrecklichen, schleichend den Verstand nehmen-
den Krankheit Leidenden wie meinen Vater nicht im
Stich lassen. Wir dürfen die vielen Hunderttausende auf-
opferungsvoll Pflegenden wie meine Mutter nicht alleine
lassen. Wir müssen ihnen die erforderlichen Erleichte-
rungen verschaffen, aus denen sie wieder Kraft für ihren
Dienst am Nächsten schöpfen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der FDP-Antrag wird gleich routinemäßig abgelehnt
– das entspricht den Gepflogenheiten dieses Hauses –
und dem rot-grünen Antrag wird zugestimmt. Es wäre
dieser Debatte nicht angemessen, wenn wir danach zum
politischen Alltag übergehen würden. Ich fordere Sie,
liebe Kolleginnen und Kollegen, auf, eine parteiüber-
greifende Mehrheit zu organisieren, die sich dem
Schicksal der Kranken und Pflegenden dauerhaft zuwen-
det. Die pflegerische Zeitbombe tickt. Wir alle müssen
unseren Beitrag dazu leisten, sie zu entschärfen. Demenz
darf zu keiner vernachlässigten Krankheit werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510910600

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wodarg von der

SPD-Fraktion.


Dr. Wolfgang Wodarg (SPD):
Rede ID: ID1510910700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eine ge-

meinsame und parteiübergreifende Lösung hat Herr Parr
von der FDP eingefordert. Vorher hat er davon gespro-
chen, dass die FDP etwas anderes im Sinn hatte als das,
was in diesem Haus vor einigen Jahren mit Mehrheit für
die Pflegebedürftigen beschlossen wurde, nämlich eine
solidarische, beitragsfinanzierte Lösung. Hier leistet je-
der nach seinen Kräften einen Beitrag und erhält je nach
Bedarf Hilfe. Herr Parr hat von einer kapitalgedeckten
Lösung gesprochen; denn die FDP möchte eine Versi-
cherung für die Pflege. Aber jeder weiß, dass eine Versi-
cherung etwas kostet.


(Detlef Parr [FDP]: Jeder weiß, wo die Pflegeversicherung heute steht! Auch Sie wissen das!)


Die Versicherungen werden das Risiko abwägen. Sie
werden hohe Beiträge von denen fordern, die ein hohes
Risiko bedeuten, und niedrige Beiträge von denen ver-
langen, die von der Pflegebedürftigkeit noch weit ent-
fernt sind.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist ein Totschlagargument!)


Das werden wir nicht mitmachen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn Sie parteiübergreifend vorgehen wollen, dann
üssen wir uns bezüglich der Details einigen.

Was fordern Sie?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510910800

Herr Kollege Wodarg, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Bahr?


Dr. Wolfgang Wodarg (SPD):
Rede ID: ID1510910900

Natürlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510911000

Bitte schön, Herr Bahr.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1510911100

Herr Kollege Wodarg, können Sie dem Hohen Hause

ahlen mitteilen, wie sich die Beiträge zur gesetzlichen
flegeversicherung im Umlageverfahren entwickeln
ürden, wenn wir nicht in eine Kapitaldeckung einstei-
en und damit die demographische Entwicklung ein we-
ig herausnehmen?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie verdreifachen sich!)



Dr. Wolfgang Wodarg (SPD):
Rede ID: ID1510911200

Wenn der Bedarf für Pflege und damit die Kosten

teigen – wir sind uns einig, dass es immer mehr De-
enzkranke geben wird –, dann müssen wir für das Sys-

em mehr Geld zur Verfügung stellen. Wir müssen sagen,
oher es kommt. Das hängt auch davon ab, was wir den
enschen zuerkennen. Beispiele für Marginalien sind

tützstrümpfe oder andere Versorgungsformen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Was kostet das?)


Wir müssen aber eine grundsätzliche Debatte darüber
ühren, welche Leistungen wir von wem erbringen las-
en wollen. Auf der einen Seite stehen die Leistungen
on Profis, auf der anderen Seite steht die Unterstützung
n Form von Nachbarschaftshilfe und Selbsthilfe, von
emeinden und Familien. Diese Aktivitäten können wir
nterstützen. Da bestehen sehr viele Kapazitäten und
essourcen, deren Wert nicht in Geld ausgedrückt wer-
en kann. Wenn Sie nun einen neuen Markt für die Ver-
icherungswirtschaft eröffnen wollen, dann nutzen Sie
amit die Hilfsbedürftigkeit vieler Pflegebedürftiger aus.
as nützt denen, die kein Geld haben und hilfsbedürftig

ind, überhaupt nichts. Das sind aber diejenigen, an de-
en sich die Qualität unserer politischen Lösungen mes-
en lassen muss.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Das war keine saubere Antwort!)


Die CDU/CSU unterstützt die Initiative des Bundes-
ates. Der Bundesrat möchte strittige Leistungen bzw.
olche, die zum Teil von der Pflegeversicherung nicht






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Wodarg

mehr erbracht werden können, auf die Krankenversiche-
rungen verlagern; meine Vorrednerin hat das angespro-
chen. Man kann darüber reden, wie man das Problem
löst. Was die CDU/CSU jetzt aber vorschlägt, machen
wir nicht mit, weil es einen wahnsinnigen Aufwand be-
deuten würde. Jedes Mal, wenn sich die familiären Ver-
hältnisse ändern, ändert sich die Grundlage für die Be-
gutachtung. Dann kann man mit Recht behaupten, es
müsse wieder ein Gutachter kommen. Familien in Not,
die schon einmal auf einen Gutachter gewartet haben,
wissen, was das bedeutet, und kennen die Unsicherheit
und den Papierkrieg, der damit verbunden ist. Das kön-
nen wir nicht mitmachen. Diese Lösung ist unpraktika-
bel. Schon deshalb sollten wir sie ablehnen.

Als die CDU/CSU in der Regierung war, hat sie Vor-
schläge zur häuslichen Pflege gemacht. Bei dieser Gele-
genheit muss ich daran erinnern, dass Herr Seehofer als
verantwortlicher Minister damals die gesamte häusliche
Pflege zur Disposition stellen wollte, indem er es den
Krankenkassen überlassen wollte, diese nicht zu über-
nehmen, wenn sie mit ihrem Geld nicht auskommen. Er
hat die so genannten Gestaltungsleistungen in seinen Ge-
setzentwurf geschrieben.


(Erika Lotz [SPD]: Richtig!)


Bei den Gestaltungsleistungen konnten die Krankenkas-
sen den chronisch Kranken die Taxifahrten, die häusli-
che Pflege, die Rehabilitation und die physikalische The-
rapie streichen, wie es ihnen beliebte. Sie wissen ganz
genau, dass das sehr hinterhältig war. Das war nämlich
ein Verschieben der Verantwortung auf die Krankenkas-
sen, die im Wettbewerb natürlich kein Interesse daran
haben, sich um die zu kümmern, die Hilfe am nötigsten
haben. Das wusste Herr Seehofer ganz genau. So handelt
die CDU/CSU.

Das waren Ihre Vorschläge. Konkrete Vorschläge, wie
diese Probleme zu lösen sind, hätten Sie im Rahmen der
Verhandlungen über das SGB V machen können.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie nehmen das Krankengeld und den Zahnersatz heraus! Das ist jetzt in Ordnung! Widerspruch hoch drei!)


Da ist von Ihnen aber nichts gekommen. Daher denke
ich, wir können gemeinsam diese Regelung des Bundes-
rates ablehnen. Wir sollten keine falsche Loyalität ge-
genüber einer schlechten Politik zeigen. Wir sollten bei
der Sache bleiben und uns gemeinsam der Verantwor-
tung stellen. Diese Verantwortung ist in der Tat drü-
ckend. Wir brauchen in Zukunft Strukturen, die alle Res-
sourcen mobilisieren, um den Menschen zu helfen, die
Hilfe nötig haben.

Dazu brauchen wir nicht nur Geld. Es handelt sich um
eine Aufgabe, die nahe an den Betroffenen gestaltet wer-
den muss. Das sehen wir in Skandinavien. Wir müssen
dafür sorgen, dass es denjenigen, die in der Nachbar-
schaft und in den Gemeinden leben, leichter gemacht
wird, Selbsthilfe zu organisieren. Da gibt es Methoden.
Es gibt in Deutschland schon eine Menge Ansätze. Es
gibt Pflegeinitiativen in Rheinland-Pfalz. Es gibt die
Qualitätsoffensive in Schleswig-Holstein.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Demenzprojekte in Baden-Württemberg sind sehr gut!)


as sind gute, an den Problemen orientierte Ansätze, die
afür sorgen, dass die Pflege besser und problemgerech-
r wird. Es gibt auch Initiativen in den Bundesländern,
ie von den Betroffenen selbst kommen. In Bielefeld
nd Umgebung gibt es den Alt und Jung e. V., der dort
elbsthilfe organisiert und neue Nachbarschaften bildet.
n Berlin gibt es den Freunde alter Menschen e. V. Es
ind, wenn ich richtig gezählt habe, über 60 verschie-
ene Selbsthilfeorganisationen, die die Pflege organisie-
en. Durch die Menschen, die sich gegenseitig helfen
ollen und die stolz sind, helfen zu können, kann eine
enge an Erleichterung geschaffen werden. Es muss

icht immer eine neue Ware oder eine neue Pille sein,
it der jemand Geld verdient. Wer sich darauf verlässt,

er muss auch wissen, dass das bezahlt werden muss.
as fällt einigen vielleicht leicht.


(Detlef Parr [FDP]: Dann stellen wir alle Forschung ein! Dann gibt es keine Stammzellenforschung!)


Nein, überhaupt nicht. Aber wenn wir ein Viertel des
eldes, das für die Erforschung neuer Pillen ausgegeben
ird, dafür ausgeben würden, dass wir herausfinden, wie
ir die Menschen in die Lage versetzen, sich selbst zu
elfen,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann gängeln Sie sie weniger! Lassen Sie sie sich selbst helfen!)


nd wenn wir soziale Forschung auf diesem Gebiet
inanzieren würden, dann hätten wir einen viel größeren
ewinn als den, den die Pharmaindustrie aufgrund der

nteressen ihrer Aktionäre erzielt.

en Unternehmen geht es darum, ihre Produkte zu ver-
aufen und Gewinne zu erzielen. Welche Folgen sich
angfristig daraus ergeben, ist häufig zweitrangig. Des-
alb sind wir als Politiker aufgefordert, unsere Zielset-
ung an den Menschen zu orientieren.

Ich fordere Sie auf, gemeinsam auf allen Ebenen – in
en Kommunen, den Ländern und auf Bundesebene –
ine nachhaltige Politik zu gestalten, die die Ressourcen
nserer Gesellschaft nutzt und der Tatsache Rechnung
rägt, dass Geld nicht alles ist.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510911300

Das Wort hat jetzt der Kollege Matthias Sehling von

er CDU/CSU-Fraktion.


Matthias Sehling (CSU):
Rede ID: ID1510911400

Herr Präsident! Meine Damen und Herrn Kolleginnen

nd Kollegen! Das vom Bundesrat auf Initiative Bayerns
orgelegte Pflege-Korrekturgesetz soll bei der häus-
ichen Krankenpflege die Leistungspflicht der gesetz-
ichen Krankenversicherung für die Behandlungspflege






(A) )



(B) )


Matthias Sehling

klarer regeln. Aufgrund eines Urteils des Bundessozial-
gerichts aus dem Jahr 2001 fallen die Leistungen der Be-
handlungspflege nicht mehr in den Leistungskatalog der
gesetzlichen Krankenversicherung. Stattdessen muss
nun die Pflegeversicherung für diese Leistungen auf-
kommen. Das führt für den Einzelnen häufig zu einer
unzumutbaren Aushöhlung der Pflegesachleistungen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


Ich möchte das an einem konkreten Beispiel deutlich
machen. Wenn bei einem Pflegebedürftigen zu Hause
durch die Pflegekraft häufig der Katheter gewechselt
werden muss, wird diese Leistung nach geltender
Rechtslage nicht mehr wie früher von der Krankenkasse
bezahlt. Stattdessen fällt diese Behandlungspflege jetzt
nach dem genannten Gerichtsurteil in die Grundpflege-
verrichtung „Nahrungsaufnahme und Ausscheidung“
und muss somit von der Pflegeversicherung gezahlt wer-
den. Gleiches gilt auch für die anderen Maßnahmen der
Behandlungspflege wie die Schmerzmedikation oder das
Wechseln von Sprechkanülen gegen eine Dauerkanüle.

Vor dem Urteil des Bundessozialgerichts wurden übli-
cherweise nur Maßnahmen der Grundpflege im Leis-
tungskatalog der Pflegeversicherung berücksichtigt.
Die seitdem erfolgte faktische Verschiebung zulasten der
Pflegeversicherung muss unterbunden und zurückge-
nommen werden, vor allem deshalb, weil der Pflege-
sachleistungsanspruch in der Höhe begrenzt ist. Einem
Pflegebedürftigen der Pflegestufe III stehen monatlich
circa 1 500 Euro für die Pflegesachleistungen zu. Wenn
nun – zum Beispiel wegen des genannten häufigen Ka-
theterwechsels, der monatliche Kosten von bis zu
700 Euro verursachen kann – hohe Kosten für die Be-
handlungspflege anfallen, dann bleibt für die Grund-
pflege nur noch ein entsprechend verminderter Rest-
betrag übrig.

Aus diesen Gründen hat der Bundesrat schon Mitte
des vergangenen Jahres in seinem Gesetzentwurf vorge-
sehen, dass diese Leistungen wieder von der Kranken-
kasse gezahlt werden sollen. Die Pflegeversicherung
dagegen soll nach dem Gesetzentwurf die Behandlungs-
pflegekosten nur dann übernehmen, wenn der Pflege-
bedürftige von einem Angehörigen gepflegt wird, da in
solchen Fällen kein Rechtsanspruch auf häusliche Kran-
kenpflege durch die gesetzliche Krankenversicherung
besteht.

Bei der Anhörung zum Pflege-Korrekturgesetz haben
fast alle anwesenden Institutionen und Sachverständigen
dringenden Handlungsbedarf festgestellt und deshalb
das Pflege-Korrekturgesetz begrüßt. Dass die Regie-
rungskoalition ein solches Gesetz ablehnt, ist unver-
ständlich. Ich hoffe, das liegt nicht nur daran, dass die
Initiative aus einem Bundesland kommt, das nicht von
Ihnen regiert wird.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Und nie regiert werden wird!)


Sie haben das Problem längst erkannt – das ging aus
der heutigen Debatte hervor – und den Verschiebebahn-
hof in Ihrem Koalitionsvertrag eindeutig ausgemacht.
Darin heißt es vollmundig:


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(C (D Wir damit sind die rot-grünen Koalitionsfraktionen und die egierung gemeint – stimmen die Leistungen der Krankenund Pflegeversicherung … besser aufeinander ab. Was ist daraus geworden? ass Sie unter der Mitwirkung der CDU/CSU im Geundheitsmodernisierungsgesetz immerhin das Anund usziehen von Kompressionsstrümpfen wieder in den eistungskatalog der Krankenkassen übertragen haben, st anerkennenswert. Jedoch wird damit nur ein Teil des roblems gelöst. Frau Kollegin Mattheis hat den Gesetzentwurf des undesrates folgendermaßen qualifiziert: Problem erannt, aber schlecht gelöst. Da Rot-Grün überhaupt nicht andelt, halte ich Ihnen entgegen: Problem – hoffentlich – rkannt, aber Problem überhaupt nicht gelöst! Ich möchte noch auf Frau Kollegin Selg eingehen, die ie Kostenfrage angesprochen hat. Durch den Gesetzenturf des Bundesrates werden keine zusätzlichen Kosten usgelöst. Vielmehr wird nur der richtige Kostenträger ieder ins Spiel gebracht: icht die Pflegeversicherung, sondern die gesetzliche rankenversicherung ist dafür zuständig. Im Übrigen ind mittlerweile die Leistungen bei der Behandlungsflege durch die Rechtsprechung konkretisiert worden, odass eine Kostenexplosion nicht zu erwarten ist. Die Bundesregierung muss endlich handeln und die om Gesetzgeber eigentlich nicht erwünschten Folgen es Urteils des Bundessozialgerichts beseitigen. Leider aben der Herr Bundeskanzler und Sie von den Mehreitsfraktionen eine umfassende Reform der Pflegevericherung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. ie sind noch nicht einmal bereit, die jetzt vorgeschlageen Abgrenzungsmöglichkeiten in ihre Überlegungen inzubeziehen. Das halte ich für unverantwortlich geenüber den vielen Pflegebedürftigen, die sich täglich it Problemen konfrontiert sehen. Wir rufen Sie deshalb auf: Unterstützen Sie den Geetzentwurf des Bundesrates oder machen Sie zumindest inen Gegenvorschlag, der dazu geeignet ist, die Proleme zu lösen, anstatt auf bessere Zeiten zu warten! Danke schön. Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den vom Bundesat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Korrektur Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer von Leistungsverschiebungen bei häuslicher Krankenpflege zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und sozialer Pflegeversicherung, Drucksache 15/1493. Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Wir kommen zu weiteren Abstimmungen über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung, Drucksache 15/3075. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung die Annahme des Antrags der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/2372 mit dem Titel „Demenz früh erkennen und behandeln – für eine Vernetzung von Strukturen, die Intensivierung von Forschung und Unterstützung von Projekten“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposition angenommen. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/2336 mit dem Titel „Früherkennung, Behandlung und Pflege bei Demenz verbessern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU bei Enthaltung der FDP angenommen. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/228 mit dem Titel „Für ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung von Demenz“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der CDU/CSU angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf: Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Jerzy Montag, Hans-Christian Ströbele, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines … Strafrechtsänderungsgesetzes – §§ 180 b, 181 StGB – Drucksache 15/3045 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe A k k d le s n h M S s u u v d W m M b g li M h d s d Z b z F s k s d d d d Z f r s w b Z e z I s „ G (C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Das Wort hat als Erster der Parlamentarische Staatsseretär Alfred Hartenbach. A Frau Präsidentin! Verehrtes Präsidium! Verehrte Kolginnen und Kollegen! Wenn man diesem etwas unver tändlichen Tagesordnungspunkt eine andere Bezeichung gibt, dann werden alle sofort elektrisiert: Es andelt sich hier um das Thema Menschenhandel. enschenhandel ist eine bedrückende und widerwärtige traftat und es ist in besonderem Maße ein grenzüberchreitendes Phänomen. Mit der Neufassung und Erweiterung der §§ 180 b nd 181 StGB setzen wir internationale Übereinkommen m, vor allem den Rahmenbeschluss des Rates der EU om 19. Juli 2002 zur Bekämpfung des Menschenhanels. Unser geltendes Recht erfüllt zwar schon heute im esentlichen die rechtlichen Standards, die der Rahenbeschluss setzt; es hat jedoch im Hinblick auf den enschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Ar eitskraft noch Umsetzungsbedarf gegeben. Die für die Ausbeutung der Arbeitskraft einschlägien nebenstrafrechtlichen Vorschriften erreichen nämch nicht die nach dem Rahmenbeschluss erforderlichen indesthöchststrafen. Unser Gesetzentwurf stellt des alb den Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung er Arbeitskraft noch stärker unter Strafe. In diesem Zuammenhang überarbeiten und vereinfachen wir auch ie Strafvorschriften über den Menschenhandel zum weck der sexuellen Ausbeutung. Wir überführen die isherigen Vorschriften in neuer Fassung in den Achtehnten Abschnitt „Straftaten gegen die persönliche reiheit“ des Besonderen Teils des Strafrechts. Der Menchenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitsraft wird dabei in § 233 erstmals umfassend im Strafgeetzbuch geregelt. Bislang finden wir dort nur in § 234 en Menschenraub zum Zwecke der Sklaverei und er Leibeigenschaft. Die neuen Strafvorschriften gegen den Menschenhanel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft sind en Straftatbeständen gegen den Menschenhandel zum weck der sexuellen Ausbeutung nachgebildet. Sie er assen die Fälle, in denen das Opfer nicht nur in Sklaveei oder Leibeigenschaft, sondern auch in Schuldknechtchaft oder ungünstige Arbeitsbedingungen gebracht erden soll oder gebracht wird. Wir vereinfachen und vereinheitlichen aber auch die isherigen Vorschriften gegen den Menschenhandel zum weck der sexuellen Ausbeutung. Danach macht sich inheitlich strafbar, wer sein Opfer zu Prostitution oder u sexuellen Handlungen bringt. Wir unterscheiden im nteresse einer klaren Strafbarkeit also nicht mehr zwichen der „Bestimmung zur Prostitution“ und dem Bringen zu sexuellen Handlungen“. Aus dem gleichen rund ersetzen wir das subjektive Merkmal der Kennt Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach nis einer Zwangslage oder der auslandsspezifischen Hilflosigkeit durch das objektive Merkmal der Ausnutzung. Der Entwurf bezieht außerdem die Vornahme sexueller Handlungen mit dem Täter oder einem Dritten in den Tatbestand ein. Das zielt darauf ab, neben der Prostitution andere Erscheinungsformen des Menschenhandels wirksamer als bisher verfolgbar zu machen. Wir denken dabei insbesondere an die menschenverachtende „Vermarktung“ und Ausbeutung des Opfers in so genannten Peepshows oder im Heiratshandel und an den Missbrauch zur Herstellung pornografischer Darstellungen. Daneben wollen wir zu differenzierten Strafandrohungen kommen. Unser Entwurf unterscheidet deshalb zwischen dem „Einwirken“ auf das Opfer und dem „Bringen“ des Opfers zur Prostitution oder sonstigen sexuellen Handlungen. Beide Tathandlungen werden nicht mehr, wie bisher, mit denselben, sondern mit abgestuften Strafen bedroht, vergleichbar dem Versuch und der Vollendung eines Delikts. Eine weitere Abstufung gibt es zwischen dem Menschenhandel und dem schweren Menschenhandel, der als Verbrechen ausgestaltet ist. Dies enthält zusätzlich zum geltenden Recht neue Tatbestände. Sie orientieren sich an den Umständen, für die der oben erwähnte Rahmenbeschluss eine Höchststrafe von mindestens acht Jahren Freiheitsentzug fordert. Zusätzlich erweitern wir § 240 StGB um das Regelbeispiel der Zwangsverheiratung als besonders schweren Fall der Nötigung. Im Bereich der Strafprozessordnung enthält der Entwurf eine Erweiterung von § 154 c StGB. Diese Vorschrift wird es den Opfern von Menschenhändlern erleichtern, die Täter anzuzeigen. Die Opfer machen sich in vielen Fällen selbst wegen unerlaubten Aufenthalts strafbar. Die Staatsanwaltschaft soll hier die Möglichkeit haben, von einer Strafverfolgung der Opfer abzusehen. Damit hat die Koalition einen Entwurf vorgelegt, mit dem unser Strafrecht den berechtigten internationalen Standards Genüge tut. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nichts!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510911500




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Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1510911600




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(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510911700

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ute Granold.


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1510911800

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und

Kollegen! Weltweit werden jährlich mindestens
700 000 Menschen, vornehmlich Frauen, zum Zweck
der sexuellen Ausbeutung oder der Ausbeutung ihrer Ar-
beitskraft gehandelt. Lange Zeit waren es Frauen aus Afri-
ka, dann aus Südostasien und seit dem Zusammenbruch
des Kommunismus sind es hauptsächlich Frauen aus
Osteuropa, die zur Prostitution gezwungen werden. Die
Kunden, das heißt die Freier, kommen von überall her
und sind leider auch in Deutschland. Keiner der Beteilig-
ten, ob Schlepper, Zuhälter oder Freier, hat ein Unrechts-
bewusstsein.

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(C (D Deutschland ist vom Menschenhandel im Besonderen etroffen. Es ist als ein westlicher Industriestaat Zielland on Menschenhandel und aufgrund seiner geographichen Lage an der Schnittstelle zwischen Ost und West uch ein Land für den Transit in andere westeuropäische änder und in die USA. Der Markt für die Ware Frau ist mittlerweile von interationalen Händlern in mafiosen Strukturen perfekt orgaisiert. Längst hat der Menschenhandel den Drogenhanel weltweit als das profitabelste Geschäft abgelöst. Er at ein Volumen von 60 Milliarden Euro jährlich. Im ergleich dazu sind es in Deutschland 60 Millionen Euro nd in der Republik Moldau 200 Millionen Euro. Die Opfer des Menschenhandels sind in der Regel unge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren, nicht selten uch jünger, und werden im Durchschnitt für 888 Euro ngeboten. Dieser Preis ist geradezu ein Schnäppchen. an muss wissen, dass eine Frau ihrem Besitzer in der oche etwa 20 000 Euro einbringen kann. Die Gefahr, ntdeckt und verurteilt zu werden, ist dabei relativ geing. Die Aufklärungsquoten sinken. Menschenhandel ist ein Kontrolldelikt. Das heißt: ie Polizei erhält von Straftaten in diesem Bereich nur urch Kontrollen im Milieu Kenntnis. Dabei ist sie auf ie Aussagen der Opfer angewiesen und das ist das Prolem. Die Frauen werden von ihren Peinigern in der Reel massiv bedroht und häufig auch physisch attackiert, odass sie verschüchtert und verängstigt sind und desalb nicht aussagen. Regierungen und Nichtregierungsorganisationen haen seit vielen Jahren dem Menschenhandel weltweit den ampf angesagt – mehr oder weniger wirksam. Der ame ikanische Präsident hat im September 2003 in seiner ede vor der UN-Vollversammlung den internationalen rauenhandel als Sklaverei, einen Multimilliarden-Dolr-Sumpf von Brutalität und einsamen Schrecken gerandmarkt und dessen Bekämpfung als eine der größten esellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunerts bezeichnet. Auch für die Europäische Union war und ist der rauenbzw. Menschenhandel ein Thema. Es wurde beeits eine Vielzahl von Programmen, Entschließungen nd Mitteilungen auf den Weg gebracht, die allerdings in er Regel keine rechtliche Bindungswirkung hatten. Im egensatz dazu ist der von Herrn Hartenbach zitierte ahmenbeschluss des Rates zur Bekämpfung des enschenhandels vom Juli 2002 rechtlich bindend. In em Beschluss wird die UN-Definition zum Menschenandel übernommen und den Mitgliedstaaten aufgegeen, bis 2004 durch eine interne Gesetzgebung Menchenhandel unter Strafe zu stellen und insbesondere den trafrahmen in abschreckendem Maße heraufzusetzen. So befassen wir uns heute mit den hier einschlägigen orschriften, nämlich §§ 180 b und 181 des Strafgesetzuches. Derzeit ist bei uns lediglich der Menschenhandel um Zwecke der Prostitution strafrechtlich geregelt. Entprechend den Vorgaben der Vereinten Nationen und der Ute Granold Europäischen Union wird der Tatbestand erweitert und wird auch der Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und der Ausbeutung der Arbeitskraft unter Strafe gestellt. Insgesamt wird die systematische Neuordnung unter der Überschrift „Straftaten gegen die persönliche Freiheit“, die gleichzeitig vorgenommen werden soll, grundsätzlich begrüßt. Lassen Sie mich an dieser Stelle neben den Schleppern und Zuhältern einen weiteren Personenkreis ansprechen, der bislang nur wenig Beachtung fand: die Freier. Ohne die ungehemmte Nachfrage, die hiesige Freier, Heiratsinteressenten und Zuhälter an den Tag legen, gäbe es weder die eingangs geschilderten Milliardengeschäfte noch das unsägliche Leid der Frauen. Leider hat sich die gesellschaftliche Ächtung – möglicherweise nicht zuletzt durch die soziale und rechtliche Verbesserung der Situation von Prostituierten, die ja notwendig war – in den letzten Jahren eher rückläufig entwickelt. Es existiert bei uns eine Strafbarkeitslücke genau in dem Bereich, wo Freier die Notund Zwangslage von Frauen, die Opfer von Menschenhandel wurden, obwohl sie sie kennen bzw. kennen müssten, trotzdem ausnutzen und sexuelle Leistungen in Anspruch nehmen. Das Unter-Strafe-Stellen dieses Sachverhaltes würde mit Sicherheit eine hohe Abschreckungswirkung entfalten und die Nachfrage bei dem Täterkreis, der weit in das gutbürgerliche Milieu hineinreicht, deutlich einschränken. Wir sind uns der Beweisproblematik durchaus bewusst, lassen uns hiervon jedoch nicht abschrecken. Schließlich geht es hier um einen Bereich, in dem fast ausschließlich Frauen unter Missachtung ihrer Menschenwürde zum Objekt degradiert und auf übelste Weise ausgebeutet werden. Ich war am Montag zusammen mit meinem Kollegen Siegfried Kauder an der deutsch-tschechischen Grenze, wo sich auf tschechischem Gebiet quasi das größte Bordell Europas befindet: In einem kleinen Landkreis gibt es nahezu 40 Bordelle mit mehr als 800 Prostituierten, vornehmlich aus Tschechien, der Ukraine, Russland, Rumänien, der Slowakei und Moldawien. Die jungen Frauen werden dort im Durchschnitt drei Monate eingearbeitet und angeboten, bevor sie entweder wegen Krankheit zurückgeschickt oder quer durch Europa weiterverkauft werden. Eine wirksame Bekämpfung des Menschenhandels ist nur grenzüberschreitend in internationaler Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich. Für Deutschland können wir hier und heute die richtigen Weichen stellen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510911900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Irmingard

Schewe-Gerigk.

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(C (D Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
itten in Europa finden Tag für Tag Menschenrechtsver-

etzungen elementarster Form statt. Frauen werden ge-
andelt, misshandelt, verkauft. Eine moderne Form der
klaverei im 21. Jahrhundert; und Deutschland ist eines
er „Hauptabnehmerländer“ dieses menschenverachten-
en Geschäfts. Das Verbrechen ist für die Händler nicht
ur lukrativ, sondern auch risikoarm. Die Gewinne wer-
en in Europa auf ungefähr 10 Milliarden Euro ge-
chätzt. Die Verurteilung der Täter ist eher eine Selten-
eit, da die Opfer in den meisten Fällen wegen illegalen
ufenthalts abgeschoben werden. Nur wenige Opfer
leiben hier und sagen aus. Braucht der Staatsanwalt ihre
ussage nicht mehr, müssen die meisten unser Land ver-

assen, während die Täter ihr Geschäft ungestört weiter
etreiben können.

Nach Angaben der EU werden jährlich circa
00 000 Frauen aus Osteuropa nach Westeuropa ver-
racht. Die Perspektivlosigkeit in ihren Herkunftslän-
ern treibt die Frauen oft in die Arme der Menschen-
ändler. Größtenteils werden sie über den tatsächlichen
rund ihrer Einreise getäuscht, der am Ende meist
wangsprostitution heißt. Der Übergang zur Kinder-
rostitution ist dabei fließend. Frauenhandel umfasst
ber auch andere Formen der Ausbeutung wie Zwangs-
rbeit, Heiratshandel oder Pornographie. Viele dieser
erbrechen werden mit dem deutschen Strafrecht bisher
icht richtig erfasst. Um sie wirksam bekämpfen zu kön-
en, erweitern wir die strafrechtliche Definition des
enschenhandels und setzen zugleich – Frau Granold

at es gesagt – einen Rahmenbeschluss der EU um. Ich
öchte hier nur auf einige Punkte eingehen.

Die bisherigen Menschenhandelstatbestände, die die
exuelle Ausbeutung betreffen, werden erweitert; denn
eben der Prostitution werden die Frauen auch zur Teil-
ahme in Peepshows oder zur Herstellung pornographi-
cher Darstellungen gezwungen. Diese Erscheinungsfor-
en der sexuellen Ausbeutung werden durch die
esetzesänderung systematisch erfasst.

Außerdem werden neue Tatbestände hinzugefügt, die
ie Ausbeutung der Arbeitskraft unter Strafe stellen.

Auch der Heiratshandel kann künftig in dreifacher
insicht besser bekämpft werden: erstens als besonders

chwerer Fall der Nötigung, wenn das Opfer zur Einge-
ung der Ehe genötigt wurde, was ja insbesondere bei
er Zwangsverheiratung der Fall ist, zweitens durch die
mfassendere Einbeziehung sexueller Handlungen in die
atbestände des Menschenhandels zur sexuellen Aus-
eutung. Drittens geht es darum, durch die Verhinderung
er Ausbeutung der Arbeitskraft einen Beitrag zur Be-
ämpfung des Heiratshandels zu leisten. Nicht selten ist
s ja so, dass die gehandelten Frauen unter unwürdigen
edingungen als billige Arbeitskraft im Haushalt miss-
raucht werden.

Künftig wird auch eine erhöhte Mindeststrafe greifen,
enn das Opfer in Todesgefahr gebracht oder einer

chweren Gesundheitsschädigung ausgesetzt wird. Da-
eben sind Kinder durch die erhöhte Mindeststrafandro-






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk

hung unter besonderen Schutz gestellt. Mit diesen Ver-
änderungen verbessern wir die effektive Bekämpfung
des Menschenhandels.

Wir wollen aber nicht nur die Täter bestrafen, sondern
auch den Opfern helfen, den Weg zurück in ein normales
Leben zu finden. Dies gilt umso mehr, wenn sie dem
Staat mit ihrer Aussage vor Gericht bei der Ermittlung
der Täter helfen. In diesem Zusammenhang haben wir
durchgesetzt, dass die Staatsanwaltschaft unter erleich-
terten Voraussetzungen von der Verfolgung einer Straf-
tat, zum Beispiel des illegalen Aufenthalts, absehen
kann, wenn die Opfer des Menschenhandels Anzeige ge-
gen die Täter erstatten. Das ist so etwas wie eine kleine
Kronzeugenregelung. Wir werden nachher, Herr Kauder,
sicher noch einmal darüber reden.

Damit ist aber noch nicht alles getan. Die Opfer von
Menschenhandel benötigen professionelle Beratung und
Betreuung. Dazu muss die rechtliche und finanzielle Si-
cherheit der Opferberatungsstellen gewährleistet wer-
den. Wir brauchen die Einrichtung eines Opferfonds, der
zum Beispiel durch abgeschöpfte Gewinne gespeist wer-
den könnte, aber auch ein Zeugnisverweigerungsrecht
für die Beraterinnen in den Beratungsstellen. Daneben
wäre eine generelle Aufenthaltserlaubnis mindestens
über die Dauer des Prozesses nötig. Wie schwierig die
Durchsetzung einer solchen humanitären ausländerrecht-
lichen Regelung aufgrund der Zustimmungspflicht des
Bundesrates ist, können wir derzeit bei der Zuwande-
rungsdebatte bestens beobachten.

Dabei sollten alle wissen, die darüber entscheiden:
Die Rechtlosigkeit der Opfer ist der beste Täterschutz.
Das wollen wir doch wohl alle nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Warum haben sich die Grünen dann aus den Verhandlungen verabschiedet?)


Vor dem Phänomen des Frauenhandels darf niemand
die Augen verschließen. Gerade durch die erweiterte Eu-
ropäische Union ist mit einer Verlagerung und auch mit
einer Zunahme zu rechnen. Jeder, der Kenntnis von
misshandelten Opfern hat, muss helfen. Hier spreche ich
insbesondere die deutschen Freier an. Man weiß, dass
Männer quer durch die Gesellschaft – ich muss hier nicht
die Namen nennen, die vor kurzem in Prozessen aufge-
taucht sind – diese Dienste in Anspruch nehmen. Ohne
deren Nachfrage nach billigem Sex und schutzlosen Op-
fern würde diesem Geschäft der Boden entzogen.

Ich glaube, wir haben hier eine große Verantwortung.
Wir stehen erst am Anfang der Debatte. Ich freue mich
auf die Beratungen im Ausschuss und wünsche, dass wir
diesen Gesetzentwurf gemeinsam beschließen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510912000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jörg van Essen.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch bin sehr froh, dass wir quer durch dieses Haus der uffassung sind, dass der Menschenhandel, der eine moerne Form der Sklaverei ist, in besonderer Weise beämpft werden muss. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1510912100

on daher ist es richtig, dass auch internationale Organi-
ationen sich mit dieser Problematik befasst haben und
ass versucht wird, international zu gleichartigen Rege-
ungen zu kommen. Zu den Besonderheiten des Ge-
chäftes gehört eben, dass die Problematik nicht nur bei
ns in Deutschland besteht, sondern dass Menschenhan-
el zwischen verschiedenen Ländern stattfindet. Deshalb
üssen in allen betroffenen Ländern ähnliche Verfol-

ungsbedingungen vorhanden sein.

Ich denke aber, dass neben den strafrechtlichen Din-
en, die heute in der ersten Lesung eine Rolle spielen
üssen, auch andere Gesichtspunkte erwähnt werden
üssen. Schwerste Kriminalität lebt insbesondere da-

on, dass diejenigen, die sie begehen, ganz erhebliche fi-
anzielle Vorteile haben. Deshalb fand ich den Vorwurf,
en der Bundesrechnungshof in diesen Tagen gegenüber
er Bundesregierung erhoben hat, dass nämlich Ge-
inne, die im Rotlichtmilieu erwirtschaftet worden sind,
icht abgeschöpft werden, dass die Dinge einfach laufen
elassen werden, außerordentlich hilfreich. Denn hohe
trafen sind notwendig. Sie können und müssen ab-
chrecken. Wer wie ich als Oberstaatsanwalt in der Straf-
erfolgung tätig war, der weiß, dass man die Täter am
esten abschrecken kann, indem man an die Gewinne
eht. Dazu gehört, dass die Gewinne im Rotlichtmilieu
enauso versteuert werden müssen wie die Gewinne in
edem anderen Bereich.

Eine zweite Bemerkung kritischer Art möchte ich ma-
hen. Frau Schewe-Gerigk hat gesagt, dass viele der jun-
en Frauen nicht wissen, auf was sie sich einlassen.
ach den Erfahrungen meiner Kollegen sind es nicht so
iele, die nicht wissen, auf was sie sich einlassen. Ich
laube, man sollte da ehrlich sein. Wenn sich aber die
ungen Frauen darauf einlassen, sind sie nicht weniger
chutzwürdig. Wer sich freiwillig auf Sklaverei einlässt,
eil beispielsweise die wirtschaftlichen Bedingungen

ußerordentlich schlecht sind und weil es keine Alterna-
iven gibt, der ist nicht weniger schutzwürdig als je-
and, der möglicherweise mit falschen Versprechungen

ns Ausland gelockt worden ist.


(Beifall im ganzen Hause)


uch das sollten wir feststellen; denn es gehört nach
einer Auffassung mit zur Wahrheit.

Eine dritte kritische Bemerkung. Ich habe mich ge-
undert, warum dieser Gesetzentwurf von den Koali-

ionsfraktionen und nicht von der Bundesregierung
was ich gut gefunden hätte – eingebracht worden ist.
ie Einbringung des Gesetzentwurfs durch die Bundes-

egierung wäre ein klares politisches Signal gewesen,






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

Herr Staatssekretär, dass die Bundesregierung hinter die-
sen Überlegungen steht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Weshalb haben wir wohl den Staatssekretär als Ersten reden lassen?)


Ich darf auch meine Überzeugung äußern, dass es gut
gewesen wäre, wenn dieser Gesetzentwurf von der Mi-
nisterin vertreten worden wäre. Ich schätze den Kollegen
Hartenbach. Ich muss aber sagen: Wenn die Ministerin
persönlich den Gesetzentwurf bei der Einbringung be-
gründen würde, dann würde dies zeigen – auch das ist
ein politisches Signal –, welche Bedeutung dieses Geset-
zesvorhaben hat.

Wir werden sicherlich eine Anhörung durchführen
müssen. Die Koalitionsfraktionen haben das schon ge-
tan. Wir werden sorgfältig prüfen müssen, ob es nicht
möglicherweise zu Überschneidungen mit anderen Vor-
schriften kommt. Das interessiert uns als Liberale.

Das Ergebnis – ich hoffe, wir sind uns in diesem
Hause darüber einig – muss sein: Menschenhandel muss
seine angemessene Berücksichtigung im Strafgesetz-
buch finden. Das unterstreicht, dass diese Gesellschaft
Menschenhandel nicht akzeptiert und ihn mit höchsten
Strafen belegt. Ich denke, das ist ein wichtiges Signal.
Wenn wir alle daran mitwirken, dann habe ich die Hoff-
nung, dass wir bei der Bekämpfung des Menschenhan-
dels ein Stück vorankommen. Schön wäre es.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510912200

Ich erteile dem Kollegen Alfred Hartenbach das Wort

zu einer Kurzintervention.


Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1510912300

Verehrter Herr Kollege van Essen, Sie haben behaup-

tet, die Bundesregierung stehe nicht hinter diesem Ge-
setzentwurf.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Das hat er nicht behauptet! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Durchscheinen lassen!)


– Aber gedacht hat er es.


(Lachen bei der CDU/CSU)


Ich darf klarstellen: Die Umsetzungsfrist bis zum
1. August ist unglaublich kurz. Es hat bei den Vorberei-
tungen Verzögerungen gegeben, die nicht die Bundesre-
gierung, sondern andere zu vertreten haben. Deswegen
haben sich die Koalitionsfraktionen entschlossen, einen
eigenen Gesetzentwurf einzubringen, der aber selbstver-
ständlich – ich glaube, das hat die Beteiligung der Bun-
desregierung an dieser Debatte heute gezeigt – die volle
Unterstützung der Bundesregierung findet.

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(C (D Die Bundesregierung wird im weiteren Verfahren, das n Ihrer Hand liegt, mit ihrer Fachebene, mit ihrem now-how und mit ihrem Wissen beratend zur Seite steen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510912400

Herr Kollege van Essen.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1510912500

Herr Kollege Hartenbach, ich habe der Bundesregie-

ung nicht unterstellt, sie stehe nicht hinter diesem Ge-
etzentwurf. Ich habe in meiner Rede mehrfach deutlich
emacht, dass eine breite Mehrheit dieses Hauses die
otwendigkeit für die gesetzgeberischen Maßnahmen

ieht.

Aber ich hätte mir gewünscht, dass Sie in Ihrer Rede
arauf hingewiesen hätten, warum der Gesetzentwurf
icht von der Bundesregierung eingebracht worden ist.
as Argument von der Notwendigkeit einer Beschleuni-
ung des Verfahrens ist stichhaltig. Ich freue mich über
ie Klarstellung, die Sie hier vorgenommen haben.

Ich wiederhole das, was ich in meiner Rede gesagt
abe: Wir sollten alle an einem Strang ziehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Alfred Hartenbach [SPD]: Gerne bereit!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510912600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Erika Simm.


Erika Simm (SPD):
Rede ID: ID1510912700

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Bis zur Öffnung der Ostgrenzen war in
nserem Verständnis, auch in meinem Verständnis als
uristin, der Menschenhandel ein eher exotisches Delikt,
as wir – wenn überhaupt – vorwiegend als ein Problem
er Dritte-Welt-Länder wahrgenommen haben. Allen-
alls die Tatsache, dass sich deutsche Männer Frauen aus
stasien holten, und die Umstände, unter denen diese
rauen zum Teil bei uns lebten, waren Anlass für Dis-
ussionen in der Öffentlichkeit.

Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert. Mit
er Öffnung der Ostgrenzen hat der Menschenhandel
in Ausmaß und Formen angenommen, die es nicht
ehr zuließen, dieses Problem zu verdrängen. Dabei
ussten wir auch zur Kenntnis nehmen, dass wir keines-

alls nur Transitland, sondern durchaus auch Zielland
es Menschenhandels sind, dass sowohl Täter als auch
pfer mitten unter uns leben.

Der Deutsche Bundestag hat sich denn auch in den
etzten Jahren wiederholt mit diesen Themen beschäftigt.
ntsprechend dem bislang vorherrschenden Verständnis,
ass Menschenhandel vorwiegend Frauenhandel sei mit
em Ziel, die Frauen zur Prostitution zu bringen, haben
ir durch mehrfache Änderungen des Strafgesetzbuches

ür Frauen und Kinder den Schutz vor sexuellen Über-






(A) )



(B) )


Erika Simm

griffen verbessert. Wir müssen aber zur Kenntnis neh-
men, dass nach wie vor Strafbarkeitslücken bestehen,
etwa bei der Erfassung des Heiratshandels, und dass
neue Formen des Menschenhandels wie sklavereiähnli-
che Arbeitsverhältnisse mit den bestehenden Strafrechts-
normen nur sehr unzureichend zu erfassen sind.

Mit dem vorliegenden Strafrechtsänderungsgesetz
zum Menschenhandel ziehen wir hieraus die notwendi-
gen Konsequenzen. Gleichzeitig erfüllen wir, SPD und
Bündnis 90/Die Grünen, eine Verpflichtung aus dem
Koalitionsvertrag. Des Weiteren setzen wir damit – das
ist schon gesagt worden – internationale Übereinkom-
men zur Bekämpfung des Menschenhandels um, denen
sich die Bundesrepublik angeschlossen hat und die Stan-
dards für Strafbarkeitsbestimmungen enthalten. Unser
Gesetzentwurf orientiert sich demgemäß bei der Neufas-
sung der Strafvorschriften am Zusatzprotokoll zum
Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen die
grenzüberschreitende organisierte Kriminalität und am
Rahmenbeschluss der Europäischen Union, der schon
genannt wurde.

Die bisher geltenden Straftatbestände der §§ 180 b
und 181 StGB werden verständlicher gefasst, vereinheit-
licht und übersichtlicher gestaltet, aber auch hinsichtlich
des Begriffes des Menschenhandels wesentlich erwei-
tert, insbesondere um den neuen Tatbestand des Men-
schenhandels zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeits-
kraft. Systematisch werden die neuen Vorschriften aus
dem Sexualstrafrecht herausgenommen und bei den
„Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ eingefügt, wo
sie nach meiner Einschätzung hingehören, weil es sich
nur vordergründig um Sexualstraftaten handelt, dieser
Aspekt nicht den gesamten Bereich dieser kriminellen
Taten abdeckt und die Straftaten sich in Wahrheit gegen
die freie Willensbetätigung richten, indem zur Tataus-
führung typischerweise Zwang, Täuschung, Drohung,
aber auch die Ausnutzung von Notlagen gehören. Nach
der Neuregelung wird künftig zwischen dem Menschen-
handel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und dem
Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Ar-
beitskraft unterschieden. Heiratshandel und sklaverei-
ähnliche Arbeitsverhältnisse werden künftig strafrecht-
lich erfasst.

Wir tragen aber auch einem Umstand Rechnung, der
die Verfolgung einschlägiger Straftaten erheblich er-
schwert. Wir wissen, dass die relativ geringen Zahlen,
welche die Kriminalstatistik in diesem Bereich ausweist
– über die Jahre gesehen sind im Bereich des Menschen-
handels pro Jahr im Durchschnitt um die 800 Taten zur
Anzeige gekommen –, eine schmale Spitze des Eisber-
ges sind. Die Dunkelziffer, das heißt der Zahl der Taten,
die nicht zur Anzeige gebracht werden, ist extrem hoch.
Das hat auch damit zu tun, dass es sich beim Menschen-
handel in seinen verschiedenen Ausformungen um ein so
genanntes Kontrolldelikt handelt, das meist nur bei Poli-
zeirazzien, also bei polizeilichen Kontrollen, sichtbar
wird, selten aber von den Opfern oder gar von Dritten
angezeigt wird. Ich habe dafür ein schönes Beispiel ge-
funden. In der Kriminalstatistik von 1995 wird das ex-
treme Anwachsen der Zahl der Menschenhandelsdelikte
im Saarland dadurch erklärt, dass man damals im Saar-

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(C (D and eine Ermittlungsgruppe „Rotlicht“ eingerichtet hat nd es durch die verstärkte polizeiliche Kontrolle verehrt zur Aufklärung gekommen ist, was in der Statistik ls ein Anwachsen der Zahl der Delikte ausgewiesen ird. In Wahrheit hat sich an der Häufigkeit der Delikte ichts geändert. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen Videoüberwachung!)


Wir haben deswegen – das ist schon gesagt worden,
ch will nur noch einmal darauf hinweisen – in § 154 c
trafprozessordnung die Möglichkeit für die Staatsan-
altschaft eröffnet, bei Opfern, die sich offenbaren und
nzeige erstatten und dadurch eine eigene Straftat offen

egen, von der Strafverfolgung abzusehen.

Ich freue mich, dass ich auf der Basis der bisherigen
edebeiträge feststellen kann, dass wir uns über die
raktionsgrenzen hinweg in dem Anliegen, wirksame
trafrechtliche Vorschriften zu schaffen, weitestgehend
inig sind. Ich fände es schön, wenn es gelänge, zu ge-
einsamen Regelungen zu kommen, die letztlich auch

om gesamten Haus getragen würden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510912800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Siegfried Kauder.


Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1510912900

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!

er meint, Menschenhandel habe etwas mit der EU-Ost-
rweiterung zu tun, ist auf dem Holzweg! Im Jahr 2001
ab es 273 Ermittlungsverfahren wegen Menschenhan-
els, im Jahr 2002 waren es 289. Ein Verfahren bedeutet
icht ein Opfer, sondern zahlreiche. Menschenhandel ist
in menschenunwürdiges Vorgehen von Tätern gegen-
ber Frauen, die wie Vieh gehandelt und gehalten wer-
en. Deswegen sind wir aufgerufen, dagegen grenzüber-
chreitend vorzugehen.

Einen Aspekt hat bisher noch niemand angesprochen.
s ist nicht nur so, dass die Frauen über die Grenze nach
eutschland verbracht werden, um dort der Prostitution

ugeführt zu werden, sondern es gibt auch einen ausge-
rägten Sextourismus von Deutschland in die EU-Bei-
rittsländer. Ich kann jedem nur empfehlen, sich das ein-

al an der tschechischen Grenze anzuschauen.

Was machen wir gegen diesen Sextourismus? Men-
chenhandel funktioniert nur in mafiosen Strukturen. Da
ibt es einen, der die Frauen aufkauft, einen anderen, der
ie Frauen schleust, einen Dritten, der die Frauen ab-
immt, und einen Vierten, der die Dienste dieser Frauen
n Anspruch nimmt. Wir werden also nur dann Ermitt-
ungserfolge haben, wenn wir die mafiosen Strukturen
ufbrechen.

Ein Menschenhändler erzielt einen deutlich höheren
rofit als ein Drogendealer. Wie gelingt es uns beim






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Bad Dürrheim)


Drogenhandel, mafiose Strukturen aufzubrechen? Der
Gesetzgeber hat aus gutem Grund § 31 ins Betäubungs-
mittelgesetz eingeführt. Danach kann sich jemand, der in
den mafiosen Strukturen verfangen ist, Straffreiheit er-
kaufen, wenn er Anzeige gegen andere erstattet und da-
mit Ermittlungsansätze ermöglicht. Diese Möglichkeit
gibt es bezeichnenderweise auch bei der Geldwäsche,
weil man erkannt hat, dass auch Geldwäschedelikte nur
ermittelt werden können, wenn man einem Täter den
Ausstieg durch Straffreiheit ermöglicht.

Warum gibt es für den Menschenhandel keine gleich
lautende Vorschrift wie die des § 31 BtMG? Wir werden
dazu im Ausschuss einen Vorschlag unterbreiten.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr nachdenkenswert!)


Es gibt denjenigen – ich sagte das schon –, der das
menschenunwürdige Verhalten von Menschenhändlern
zu seinen Zwecken ausnutzt. Das ist der Freier! Nun
kann man nicht von jedem Freier erwarten, dass er die
Hintergründe des Menschenhandels durchleuchten und
erkennen kann. Derjenige, der davon weiß oder grob
fahrlässig nicht erkennt, dass eine Frau wie ein Tier ge-
halten wird, sie nicht einmal einen Personalausweis be-
sitzt, nicht ausgehen kann, wann sie will, die Sprache
nicht beherrscht und zu fünft in einem Zimmer leben
muss, muss unseres Erachtens bestraft werden. Das
heißt, derjenige, der den Menschenhandel ausnutzt, muss
ebenso bestraft werden wie derjenige, der den Frauen-
handel betreibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Straftatbestand des Menschenhandels und des
Menschenraubs ist nicht neu. In den Straftatbestand des
Menschenraubes wollen Sie einführen, dass derjenige,
der finanziell ausgebeutet wird, Schutz genießt. Dem
stimmen wir zu.

Aber dort, wo es um sexuelle Ausbeutung geht, muss
man Ihren Entwurf genau durchsehen. Es stimmt näm-
lich nicht, Frau Schewe-Gerigk, dass Sie das Schutzalter
anheben. Wenn Sie sich die Vorschriften ansehen, stellen
Sie fest, dass Sie beim Grundtatbestand das Schutzalter
von 21 Jahren auf 18 Jahre senken. Erklären Sie mir
bitte, warum Sie das jetzt wollen! Denn man hat schon
bei der Einführung des § 180 b StGB gewusst, dass es
systemwidrig ist, die Altersgrenze bei 21 Jahren festzu-
legen, weil diese sonst im Strafgesetzbuch nicht auf-
taucht. Es bestand und besteht aber ein Schutzbedürfnis.

Auf eines weise ich Sie schon jetzt hin: Wenn Sie sa-
gen: „Wer 18 Jahre alt ist, ist erwachsen und braucht kei-
nen besonderen Schutz mehr“, entfachen Sie, Herr Kol-
lege Ströbele, eine Diskussion darüber, ob man gegen
heranwachsende Straftäter Erwachsenenstrafrecht und
nicht mehr das Jugendstrafrecht anwenden soll.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen Sie immer!)


Der Diskussion werden Sie sich stellen müssen.

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(C (D Sie haben auch – entweder fahrlässig oder bewusst – olgendes getan: Es gibt zwei Fallvarianten des Menchenhandels, nämlich das Zur-Prostitution-Bringen und as Auf-das-Opfer-Einwirken. Das war früher mit einer indeststrafe von sechs Monaten und einer Höchststrafe on zehn Jahren bedroht. Das Einwirken haben Sie jetzt erausgenommen; hier beträgt die Mindeststrafe auf einal drei Jahre. Warum? Dann haben Sie auch noch die Versuchsstrafbarkeit estrichen. Hinsichtlich des Einwirkens ist das konseuent, weil es sich um ein weit vorausgelagertes Delikt andelt. Aber beim Zur-Prostitution-Bringen ist die treichung der Versuchsstrafbarkeit nicht gerechtfertigt! Es gibt also noch einen erheblichen Diskussionsbearf darüber, wie man die Strafvorschriften so gestalten ann, dass man den Schutz von Opfern verbessert und icht verschlechtert. Bei einem Punkt aber bin ich Ihnen zum Dank verflichtet. Dies ist das erste Gesetz, das ich aus Ihren Reien sehe, in dem Sie – das geschieht im zweiten Absatz es Grundtatbestandes – das Opfer als Opfer bezeichen. Denn aus Ihren Reihen höre ich sonst immer den inwand: Wer Opfer ist, kann erst der Richter beim Uril feststellen. Ich sehe also: Sie sind hinsichtlich der ertretung der Opferinteressen auf dem richtigen Weg! Vielen Dank. Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzenturfs auf Drucksache 15/3045 an die in der Tagesordung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es ndere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall; dann ist die berweisung so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 25 auf: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Betriebsprämiendurchführungsgesetzes – Drucksache 15/3046 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch; dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Parlamentarische Staatssekretär Matthias Berninger. Mat Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben es geschafft, in Brüssel einen sehr wichtigen Kompromiss in der Reform der Agrarpolitik durchzusetzen. Deutschland war an der Mehrheitsfindung sehr konstruktiv beteiligt. Dieser Kompromiss besagt eines ganz klar: Die in Deutschland auch kontrovers diskutierten Reformen aufgrund der Luxemburger Beschlüsse, der Weg der Entkoppelung, der Weg zu mehr Markt und Umweltgerechtigkeit in der Landwirtschaft, sind unumkehrbar. Das wird nun auf die Marktordnungen übertragen, die besonders die Landwirtschaft im Süden Europas betreffen. Zu nennen sind hier Baumwolle, Tabak und Olivenöl. Ich persönlich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, dafür eine Mehrheit zu bekommen. Das war lange Zeit sehr umstritten, weil es gerade für die Landwirtschaft in Südeuropa um erhebliche Summen geht, die nun anders und zum Teil gar nicht mehr ausgezahlt werden. Ich freue mich ebenfalls, dass wir für den deutschen Steuerzahler auf kurze Sicht – und längerfristig noch mehr – Geld sparen konnten. Über 25 Prozent des EUHaushalts werden aus deutschen Steuermitteln bestritten, aber kaum etwas davon fließt in die Bundesrepublik zurück. Nehmen wir das Beispiel Tabak. Die Tabakmarktordnung umfasste bisher über 1 Milliarde Euro. Nach Deutschland fließt davon nur ein Bruchteil, nämlich 20 Millionen Euro, zurück. Wir zahlen aber 250 Millionen Euro. Das macht deutlich, wie wichtig es ist, gerade in diesen Bereichen zu reformieren, wenn man für den deutschen Steuerzahler sparen will, wenn man Gelder für andere wichtige Entscheidungen und Bereiche in Brüssel mobilisieren möchte. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Dann wird die Tabaksteuer erhöht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510913000




(A) )


(B) )

Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510913100

Wir haben mit der Entkoppelung durchsetzen können,
dass Marktmechanismen verstärkt greifen. Wir haben
aber auch Cross Compliance durchsetzen können. Jeder,
der sich einmal näher mit den Umweltbegleitumständen
der Baumwollproduktion beschäftigt hat, weiß, dass die
strikte Bindung künftiger Zahlungen an die Einhaltung
der einschlägigen Umweltstandards gerade bei der
Baumwolle zu einer erheblichen Entlastung der Umwelt
führen wird.

Darüber hinaus haben wir bei der Baumwolle ein
wichtiges Signal zum Gelingen der nächsten WTO-Han-
delsrunde gesetzt, weil gerade dieses Thema hoch um-
stritten ist. Sie wissen, dass sich in den Staaten Westafri-
kas Bauern beklagen, dass wir, die Staaten des Nordens,
unsere Märkte abschotten. Wegen 25 000 Baumwollfar-
mern in den Vereinigten Staaten, die durch die U.S.
Farm Bill besonders abgesichert werden, drohen
2,5 Millionen Bauern in den Westsaharastaaten ihre
Existenz zu verlieren.

Mit der klaren Entscheidung zur Entkoppelung – hier
sind wir sogar noch weiter gegangen, als es die Kommis-

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(C (D ion ursprünglich vorgeschlagen hatte – ist es uns gelunen, ein wichtiges Signal dafür zu setzen, dass sich bei er Baumwolle etwas in Richtung fairerer Handel veränern muss. Damit steht die Europäische Union in dieser iskussion auf der richtigen Seite. Sie macht sich weit eniger angreifbar, als das noch in den vergangenen Jah en der Fall gewesen ist. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: In Deutschland wird viel Baumwolle angebaut! Das ist richtig! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber auch viel Hopfen! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Um uns das mitzuteilen, haben Sie sich gemeldet, Herr Rossmanith?)


Herr Rossmanith, in Deutschland wird viel Hopfen an-
ebaut. Auf das Thema – „Hopfen und Malz – Gott er-
alt’s!“ – wollte ich nun zu sprechen kommen. Die gute
achricht, Herr Kollege, ist, dass bei uns keine Baum-
olle angebaut wird. Die schlechte Nachricht aber ist,
ass wir die Subventionen für den Baumwollanbau trotz-
em zahlen müssen.

Nun komme ich zu dem Thema, das Sie, wie ich ja
eit vielen Jahren weiß, mehr interessiert: zum Hopfen.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ganz wichtig! Da kennt er sich aus!)


uch beim Hopfen ist uns Wesentliches gelungen. Wir
aben es geschafft, dass die anerkannten Erzeugerge-
einschaften im Hopfenbereich weiterhin unterstützt
erden. Ich halte das für eine richtige und gute Entschei-
ung, weil wir unserer Landwirtschaft und den Hopfen-
roduzenten – für einige von uns ist Hopfen ja ein ganz
esonders wichtiges Produkt – auf Dauer Produktionssi-
herheit geben können, ohne aber den Fehler gemacht zu
aben, dies durch Zugeständnisse in anderen Bereichen
u erkaufen.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat sogar Herr Miller gelobt!)


Ich bin sehr froh, dass wir beim Tabak die völlige
ntkoppelung bis zum Jahre 2010 durchgesetzt haben.
enn es ist weder den Steuerzahlerinnen und Steuerzah-

ern noch sonst jemandem zu erklären,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mir auch nicht! Ich bin auch einer!)


ass wir einerseits den Tabakanbau subventionieren, an-
ererseits aber Programme in einer Größenordnung von
illionen bzw. Milliarden Euro zur Aufklärung über Ta-

akkonsum finanzieren. Ich denke, dieser Kompromiss
st gut.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die Süchtigen!)


s wird für die Tabakbauern lange Übergangszeiten ge-
en. Aber es wurde auch die klare Entscheidung getrof-
en, dass die zum Teil sehr hohen Flächenprämien, die
ie Tabakbauern bisher bekommen haben, nicht bis zum
ankt-Nimmerleins-Tag gezahlt werden.






(A) )



(B) )


Pa
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1510913200
Wir setzen die grundlegende Reform der

Agrarpolitik fort. Deutschland ist mit seiner Verhand-
lungslinie in Brüssel mehrheitsfähig. Selbst die Franzo-
sen konnten wir überzeugen, diesen Weg mitzugehen.
Ich glaube, das ist einer der wesentlichen Gründe dafür,
warum uns bei diesem Kurs der Entkoppelung eine
Mehrheit im Bundestag und auch eine Mehrheit der Län-
der – also auch unionsregierte Länder – unterstützen.
Das ist ein moderater Weg, der uns aber langfristig mehr
Markt, mehr Wettbewerb in der Landwirtschaft und eine
stärkere ökologische Orientierung bringt und der den
Bundeshaushalt insgesamt – zwar nicht so sehr, wie sich
das manche wünschen – spürbar entlasten wird.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510913300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Marlene Mortler.


(Beifall bei der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die will uns jetzt für den Hopfen loben!)



Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1510913400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Die Entscheidungen der EU-Agrar-
minister über das Reformpaket für Hopfen und Tabak
sind für unsere deutschen Landwirte bestimmt kein
Grund zum Jubeln.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht Herr Miller aber ganz anders! Da müssen Sie zu Hause aber noch mal nachfragen!)


Die harten Einschnitte, die die Bundesregierung unseren
Bäuerinnen und Bauern bei der Umsetzung des ersten
Pakets der GAP-Reform zumutet, finden in diesem zwei-
ten Paket ihre Fortsetzung. Es zeigt sich wieder einmal,
dass unsere Landwirte in Rot-Grün keine verlässlichen
Fürsprecher auf europäischer Ebene haben.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Überhaupt keine! Vor allem beim Hopfen!)


Denn wie man hörte, ist der Vorschlag der EU-Kom-
mission zum Hopfen von deutscher Seite ohne größere
Diskussionen angenommen worden,


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil er gut ist! Gute Vorschläge nehmen wir immer an!)


und das, obwohl Deutschland über das größte zusam-
menhängende Hopfenanbaugebiet der Welt verfügt.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: So ist es! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu was wird das benutzt?)


Auf diesen 17 500 Hektar werden rund 80 Prozent des
EU- und rund 40 Prozent des weltweiten Hopfenanbaus
durchgeführt.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


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(C (D eshalb hätte ich von der deutschen Delegation mehr insatz erwartet. Die Einbeziehung der Rodungsflächen in die Präminberechnung ist zwar positiv, aber sie ist nur ein Tropen auf den heißen Stein. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNISS 80/DIE GRÜNEN]: Aber es hilft schon weiter!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ach dem Beschluss der EU-Agrarminister tritt die Hop-
enreform ja bereits 2005 in Kraft. Die Eckpunkte sehen
ie vollständige Entkoppelung vor.


(Zuruf von der SPD: Das ist ja auch vernünftig!)


er den Hopfen- und Tabakanbau in der Praxis kennt, der
ennt auch die hohen Investitionen in diesem Bereich. So
äre eine möglichst weitgehende Teilkoppelung aus be-

riebswirtschaftlicher Sicht die sinnvollere Alternative
ewesen. Die Gleichmacherei in Richtung Einheitsprä-
ie – egal, ob es einen hoch spezialisierten Hopfen- oder
abakanbaubetrieb betrifft oder einen so genannten
obby-Landwirt – ist für mich nicht nachvollziehbar.

Lassen Sie mich folgende Rechnung aufmachen:
ird die EU-Agrarreform beim Hopfen nach der Fischler-
etriebsprämie umgesetzt, dann werden im Planungs-
eitraum der EU-Agrarpolitik von 2005 bis 2012 mit ei-
em Schlag ab 2005 – also ohne Abschmelzungsprozess,
hne „Gleitflug“ – 75 Prozent der Direktzahlungen im
opfenbereich entkoppelt von der Produktion be-

riebsindividuell zugeteilt.

Noch erhalten die Hopfenbetriebe – zum Beispiel in
ayern – Direktzahlungen von zumindest 360 Euro je
ektar, auf die unsere Betriebe aufgrund des zum Teil

tarken Preisverfalls der letzten Jahre für ihr Einkommen
ngewiesen sind. Bei einer Zuordnung der entkoppelten
irektzahlungen zu allen Ackerflächen, wie es nach dem
eutschen Gesetzentwurf vorgesehen ist, könnten diese
etriebe – zum Beispiel in Bayern – 2005 nur noch mit

und 300 Euro je Hektar rechnen, also mit 60 Euro weni-
er. Käme diese regionalisierte statt der betriebsindivi-
uellen Zuteilung, würde das im Falle eines Hopfenan-
aubetriebs mit 40 Hektar bedeuten, dass fast 2500 Euro
om Einkommen der Anbauer abgezogen würden, einem
inkommen, das zum einen reichen muss, um die Fami-

ie zu versorgen, zum anderen aber auch, um Nettoinves-
itionen zu tätigen. Deshalb ist der Gesetzentwurf an die-
er Stelle zu korrigieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die vorgesehene Unterstützung der Erzeugergemein-
chaften allerdings begrüße ich. Die gefundene haushalts-
eutrale Regelung war unter anderem auch ein Vorschlag
ayerns gegenüber dem amtierenden Agrarratsvorsitzen-
en Joe Walsh. Die Erzeugergemeinschaften nehmen
ichtige Aufgaben im Bereich der Zertifizierung, der
orschung und Vermarktung wahr. Sie steigern aber auch
das möchte ich hier am Rande durchaus erwähnen – das
usammengehörigkeitsgefühl ihrer Kollegen und Kolle-
innen. Ich kann das jedes Jahr bei der so genannten






(A) )



(B) )


Marlene Mortler

Hopfenbegehung im August miterleben, durchaus nach
dem Motto: „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!“. Es muss
aber in den weiteren parlamentarischen Beratungen dis-
kutiert werden, ob die Hopfenbeihilfe nicht als Top-up in
voller Höhe betriebsindividuell gewährt werden kann.
Für die Hopfenbauern wäre das Modell der CDU/CSU
wesentlich gerechter, würden doch zumindest 65 Prozent
der Prämien betriebsindividuell zugewiesen werden.

Noch kurz zum Tabak: In meinem Wahlkreis wird
nicht nur Hopfen angebaut, sondern liegen auch
25 Prozent der bayerischen Tabakanbauflächen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: sie sollten überprüfen, ob die nicht auch Hanf anbauen können! Alle Suchtmittel sind jetzt hier versammelt!)


Viele Gespräche, die ich in den vergangenen Wochen
und Monaten mit den Bauern geführt habe, haben mich
zu der Überzeugung geführt, dass sie in Zukunft eine
schwere Last zu tragen haben. Denn wenn es nach dem
Willen Ihrer Politik geht, sollen sie 2010, dem Zeitpunkt
der vollständigen Entkopplung, ihre Betriebe schließen.
Obwohl die Bundesministerin die schwerwiegenden
Auswirkungen für die deutschen Tabakbauern kennt,
wertet sie dieses Ergebnis als gesundheitspolitischen Er-
folg – wir haben es von Herrn Berninger gehört – und
lässt ihre Bauern damit im Stich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darf man denn alles Gift anbauen?)


Kein einziger Raucher wird mit dem Rauchen aufhö-
ren, wenn in Deutschland kein Tabak mehr angebaut
wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)


Ich hatte die Ministerin in einem Brief gebeten, Alterna-
tiven aufzuzeigen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hanf zum Beispiel ist gesünder!)


Darauf habe ich keine Antwort erhalten.

An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass gerade
der Landkreis Roth der Landkreis in Bayern ist, der die
vielfältigste Produktpalette vorzuweisen hat. Die Land-
wirte dort haben also immer schon ihre Hausaufgaben
gemacht.

Ich komme zum Schluss. Was wir brauchen – das
möchte ich nun allgemein formulieren –, sind tragfähige
und verlässliche Zukunftsperspektiven für unsere Jung-
landwirte und unsere Jungbäuerinnen. Ich frage mich
immer wieder: Wo bleibt Ihr Einsatz für den Erhalt von
Arbeitsplätzen? Stattdessen agieren Sie gegen den Erhalt
von Arbeitsplätzen. Landwirtschaft ist schließlich ein
Teil der Gesamtwirtschaft.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510913500

Frau Kollegin, ich habe Ihre Redezeit nun wirklich

reichlich bemessen.

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(C (D Ich weiß, Frau Präsidentin. Ich bin am Schluss meiner ede. – Stattdessen reist die Ministerin nach Brasilien nd spricht in dem Zusammenhang von wichtigen und ertrauensbildenden kommunikativen Maßnahmen. uch die deutschen Bauern haben dieses Vertrauen verient. Wir brauchen keine deutschen Sonderwege. Frau Kollegin, das waren doch schon Schlusssätze. Künast und nationale Alleingänge – das ist inzwi chen schon zu einem Synonym geworden. Deutsche onderwege sind Gift. Sie schwächen unser Land. Desalb werden wir den Gesetzentwurf in der jetzt vorlieenden Fassung ablehnen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Extrem gesundheitsgefährlich!)

Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1510913600

(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sehr wohl!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510913700
Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1510913800


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510913900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Matthias

eisheit.


Matthias Weisheit (SPD):
Rede ID: ID1510914000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch stelle fest: Wir sind wieder einmal unter uns.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, ich bin diesmal dabei! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Von mir ganz zu schweigen!)


Ja, Sie trifft man gewöhnlich nicht in unseren Aus-
chusssitzungen. Es ist also eine Ausschusssitzung mit
twas erweitertem Zuhörerkreis.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und im Grundsatz
arstellen – und es gutheißen –, was bei der europäi-
chen Agrarpolitik verändert wurde. Die Agrarpolitik
nsgesamt und diejenigen, die sich für die Agrarwirt-
chaft einsetzen, standen in der Öffentlichkeit immer un-
er massiver Kritik. Es wurde kritisiert, dass jede Menge
teuergelder ausgegeben werden, die eigentlich sinnvol-

er verwendet werden könnten, dass diese Gelder für
berschussprodukte, Exporterstattung usw. ausgegeben
erden, wodurch in anderen Ländern Märkte zerstört
erden.

Diese Kritik war bisher zum Teil berechtigt. Durch
ie neue Agrarpolitik ist ihr aber weitestgehend die
rundlage entzogen. Denn nunmehr werden durch die

uropäische Agrarpolitik nicht mehr Produkte – und da-
it Überschüsse – gefördert, sondern es wird endlich

onoriert, was die Landwirtschaft leistet, nämlich die
flege der Kulturlandschaft, der Erhalt und die Weiter-
ntwicklung dieser tollen Landschaft.






(A) )



(B) )


Matthias Weisheit


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist richtig, dass diese Leistung auf Dauer bezahlt
wird. Es ist ein riesengroßer Erfolg, dass man diese Ver-
änderung hinbekommen hat. Diese gilt außer für die
Kulturen, für die man schon beim Treffen in Luxemburg
einen Beschluss gefasst hat, jetzt auch für die Kulturen,
die man bisher außer Acht gelassen hatte, nämlich Ta-
bak, Hopfen, Baumwolle und Olivenöl. Baumwolle und
Olivenöl spielen bei uns keine so furchtbar wichtige
Rolle. Vor dem Hintergrund der WTO-Verhandlungen ist
die Regelung bei Baumwolle aber natürlich ganz wich-
tig; denn es kam immer wieder der große Vorwurf, dass
wir den Baumwollanbau in anderen Ländern durch un-
sere Subventionen kaputtmachen. Es wäre sehr wün-
schenswert, wenn die Amerikaner bei dem, was ihnen
die Europäer vorgemacht haben, endlich nachziehen
würden.

Zum Hopfen. Hierzu habe ich andere Rückmeldun-
gen als Sie, Frau Mortler. Auch ich komme aus einem
Hopfenanbaugebiet. Die Hopfenanbauer, mit denen ich
mich unterhalten habe, waren zufrieden. Sie haben ge-
sagt, das Wichtigste sei für sie zunächst einmal die Er-
haltung ihrer Erzeugergemeinschaften und die finan-
zielle Sicherung derselben gewesen. Das ist durchgesetzt
worden. Ob die Prämie je Hektar am Ende des Tages ein
bisschen niedriger oder höher ist, sei für sie nicht ent-
scheidend, das könnten sie aufgrund ihrer guten Ausbil-
dung mit der hohen Qualität und den damit verbundenen
höheren Preisen durchaus wettmachen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


Das ist ein Unterschied zu denjenigen, die sich immer
nur auf den Staat verlassen und das eigentlich gar nicht
so sehr wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich gestehe zu, dass es für die Tabakanbauer ein rie-
siges Problem gibt. Diese müssen – das ist überhaupt
keine Frage – ihre Produktion innerhalb der nächsten
zehn Jahre im Prinzip aufgeben und sich um Alternati-
ven kümmern.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)


Aufgrund der Koppelung der Prämien wird ihnen aber
ein anständig finanzierter Übergangszeitraum gewährt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Solange sie produzieren!)


– Ein Teil ist doch entkoppelt. – Darüber, was entkoppelt
wird und was gekoppelt bleibt, werden wir mit den Län-
dern noch reden müssen. Ich war wirklich nicht glück-
lich, als ich gehört habe, dass die Tabak anbauenden
Länder dafür eintraten, dass 60 Prozent gekoppelt blei-
ben und nur 40 Prozent entkoppelt werden. Mir wäre es
schon aus verwaltungstechnischen Gründen lieber, man
würde am Anfang fifty-fifty machen. Hier scheiden sich
aber die Geister.

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(C (D Man kann auf jeden Fall eines nicht mehr vertreten; as müssen auch diejenigen, die Tabak anbauen, einseen: Wir können nicht auf der einen Seite den Tabakanau in der Bundesrepublik und in anderen europäischen ändern mit bis zu 8 000 Euro pro Hektar fördern und uf der anderen Seite die Werbung für Tabak verbieten, a Tabak gesundheitsschädlich ist. Das lässt sich nicht ehr rechtfertigen. Damit ist es vorbei und ich bin ganz roh, dass es nun zu dieser Regelung gekommen ist und ass sie Teil dieses Gesetzes wird. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber du gibst das Rauchen nicht auf, oder? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Immer diese Gewissensfragen!)


Es ist die Sache jedes Einzelnen, ob er weiterhin raucht
der nicht.

Es stellt sich in der Tat die Frage, ob wir den Tabak-
nbau bei uns und in Europa weiterhin mit riesigen Sum-
en unterstützen oder nicht. Ich finde es richtig, dass
ir das nicht tun und dass es einen langen Übergangs-

eitraum gibt. Ich bin der Bundesregierung sehr dankbar,
ass sie das so ausgehandelt hat.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510914100

Jetzt hat der Abgeordnete Goldmann das Wort.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1510914200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

evor wir gleich alle nach Hause fahren und ich zum
eispiel heute Abend ein Gespräch mit Landwirten in
stfriesland habe, die mich sicherlich fragen werden, ob

in Milchboykott denn Sinn macht – was Ausdruck der
ramatischen Situation in weiten Teilen der Landwirt-
chaft wäre; wir alle wissen, dass die Einkommenssitua-
ion außerordentlich schwierig ist –, will ich es im
rundsatz gutheißen, dass wir uns alle sehr engagiert da-

um bemühen, Lösungen zu finden.

Sicher gibt es unterschiedliche Wege. Aber als Erstes,
o meine ich, sollte man einmal betonen, dass wir alle
ier für eine zukunftsfähige Agrarwirtschaft in Deutsch-
and arbeiten, in einer Kulturlandschaft, die den Men-
chen Gott sei Dank sehr gut gefällt.


(Beifall bei der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)


Zweiter Punkt. Der Irrsinn, dass eine Produktion
chon deshalb gut ist, weil man etwas produziert und da-
urch Prämien erhält – auch wenn man am Markt vorbei
roduziert –, muss durchbrochen werden; denn das ist
iemandem klar zu machen.


(Beifall bei der FDP und der SPD)


Ich finde es auch gut, dass hier die Problematik der
aumwolle angesprochen wurde. Ich war mit der Kolle-
in Gudrun Kopp in Cancun und muss sagen: Wir hatten
berhaupt keine Chance, in Gespräche einzusteigen,






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann

weil aufgrund der Förderung der Baumwolle durch die
Amerikaner, zum Teil aber auch durch die Europäer,
überhaupt keine Gesprächsgrundlage mehr dafür vor-
handen war, um für die ärmsten Länder in Afrika Lösun-
gen zu entwickeln. Deswegen ist auch dieses Signal aus
meiner Sicht genau richtig.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kollegin Mortler, ich denke, die Lösung in Sa-
chen Hopfen ist nicht einfach, sondern anspruchsvoll.
Die Betroffenen können mit ihr insgesamt sicher leben,
wenn wir uns weiterhin dafür verantwortlich fühlen
– das wurde von Ihnen und vom Kollegen Weisheit zum
Ausdruck gebracht –, dass die Zukunftsfähigkeit geför-
dert wird. Deshalb müssen wir klipp und klar sagen, dass
wir bereit sind, für solche Zukunftsentwicklungen Ge-
sellschaftsmittel – sprich: Steuergelder – zur Verfügung
zu stellen.

Tabak – ein Bereich, der mir als Nordniedersachse,
wie ich ehrlicherweise zugeben muss, nicht besonders
nah ist; aber ich höre das bei Gesprächen und bei Besu-
chen vor Ort – ist ein interessantes Beispiel dafür, wie
sich im ländlichen Raum eine gesamte Kultur auf der
Basis einer Produktion entwickeln kann. Das geht hin
bis zum Bau des Hauses, das so ausgestaltet wurde, dass
die Tabakbauern den Tabak unter ihren Dächern trock-
nen können. Wir müssen also immer wieder im Auge ha-
ben, dass wir es mit einer sehr langfristig angelegten, be-
liebten und geschätzten Kulturentwicklung zu tun haben.
Deswegen müssen wir zu guten Lösungen ohne Brüche
kommen.


(Beifall bei der FDP)


Das ist auch unter gesundheitlichen Aspekten, Herr
Ströbele, zu beurteilen – überhaupt keine Frage! Aber in
Trier arbeiten mehr als 1 000 Menschen in diesem Be-
reich. Sie stellen auch nicht nur „böse“ Tabakprodukte
her, sondern machen wirklich exzellente Zigarren, die
eine Genusswelt darstellen. Zu Zeiten von Herrn Erhard
zum Beispiel waren sie gewissermaßen Symbol von Zu-
friedenheit und Wohlergehen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist bei einem Cannabis-Joint aber genauso!)


Deswegen müssen wir sehr genau hinschauen, wie wir
hier vorgehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Berninger, ich war ein bisschen irritiert und in
Sorge, als uns im Ausschuss mitgeteilt wurde, dass in
der Tabakproduktion wohl eine ganze Reihe kleinerer
Betriebe vom Markt gehen werde. Ich sage ganz klar
– das hat auch Matthias Weisheit betont –: Wir müssen
alles dafür tun, damit das Geld, das zur Verfügung steht
– trotz aller Einsparmöglichkeiten gegenüber der Euro-
päischen Union –, wirklich für marktgerechte Lösungen
genutzt wird, damit diese Betriebe mit ihren Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern eine Perspektive haben. Wenn

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(C (D ir das auch beim Thema Tabak erreichen, sind wir auf inem guten Weg. Dies wird mehr Vertrauen in das Instrument der Entopplung mit sich bringen. Die Bürgerinnen und Bürger ich hoffe, sie hören uns zu – müssen verstehen, dass ir zwar Landwirtschaft wollen, aber Wert auf eine zuunftsfähige Landwirtschaft legen. Darüber sind wir uns inig, auch wenn der eine oder andere Ausgestaltungseg noch diskutiert werden muss. Herzlichen Dank und schönes Wochenende! (Beifall bei der FDP, der SPD und der CDU/ CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510914300

Danke schön. Ihren Wunsch geben wir zurück, aber

in paar Reden kommen noch.

Jetzt hat die Kollegin Waltraud Wolff das Wort.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1510914400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Lieber Kollege Goldmann, auch ich dachte,
ie wollten mich schon ins Wochenende entlassen, aber

ch wollte doch noch hier vom Pult aus meine Rede hal-
n.

Liebe Frau Mortler, Bayern stand bei den Verhandlun-
en zum ersten Teil der EU-Agrarreform ziemlich allein
uf weiter Flur.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Mit ihren Wahlergebnissen in Bayern ist die SPD auch allein auf weiter Flur!)


ach Ihrer heutigen Rede habe ich leider den Eindruck,
ass die CDU/CSU-Fraktion an dieser Stelle noch nichts
azugelernt hat. Herr Goldmann hat eben gesagt, wir alle
ollten eine gute Zukunft für die deutsche Landwirt-

chaft. Diese Aussage muss ich ein bisschen einschrän-
en: noch nicht alle! Vielleicht wird das im Laufe der
usgestaltung des zweiten Teils etwas anders.

Sie haben auch die geringeren Prämien für den
opfen angesprochen. Wenn ich aus Bayern käme,
ürde ich das möglicherweise auch tun.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Ganz bestimmt!)


ber ich finde – auch das muss man einmal ganz deut-
ich sagen –, dass man nicht immer nur mit Scheuklap-
en diskutieren kann, sondern man muss die europäische
grarpolitik und – das hat der Herr Staatssekretär ange-

prochen – die WTO im Blick haben. Man darf nicht im-
er in seinem Klein-Klein verbleiben.

Sie haben darüber hinaus beklagt, dass die Subventio-
en deutlich geringer ausfallen, und darauf hingewiesen,
ass auch die Hopfenbauern schließlich Familien zu er-
ähren haben. Ich habe immer gedacht, sie können von
hren Erträgen leben. Wenn sie allein von staatlichen
ubventionen abhängig wären, fände ich das nicht so
ut.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)



(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Man merkt, Sie haben keine Ahnung!)


Ich bin sehr froh, dass die Bundesregierung in so kur-
zer Zeit, nämlich in nur zwei Wochen, einen Gesetzent-
wurf vorgelegt hat, um die Forderungen des EU-
Agrarrates zu erfüllen. Im Großen und Ganzen sind
diese Vorgaben mit den Ländern – auch mit den von
CDU und FDP geführten Bundesländern – abgestimmt.

Ich finde es sehr positiv, dass wir über einen Bereich
sprechen, der Deutschland nicht betrifft, nämlich die
Baumwolle. Man muss hervorheben, dass die WTO in
diesem Zusammenhang eine große Rolle spielt und un-
sere Entscheidung in Europa auch für die Entwicklungs-
länder einen sehr hohen Stellenwert hat. Daher begrüße
ich diese Entscheidung sehr.

Zu Hopfen und Tabak ist vieles gesagt worden. Bei
Tabak entkoppeln wir nur 40 Prozent, sodass 60 Prozent
als Betriebsprämie übrig bleiben werden. Das hat den
Hintergrund, dass die meist sehr kleinflächigen Anbau-
betriebe nicht überfordert werden sollen. Brüssel fordert
aber, dass im Jahr 2010 50 Prozent des entkoppelten Prä-
mienvolumens in einen Umstrukturierungsfonds fließen
müssen. Daher stellt sich die Frage, was wir wollen.
Wenn wir es beim Verhältnis 40 : 60 beließen, was Herr
Bleser gleich gefordert hat, als Herr Weisheit gesagt hat,
dass wir mit einem Verhältnis von 50 : 50 schon allein
wegen der Bürokratie viel besser führen – Herr Bleser,
Sie können ruhig zuhören; wenn ich Sie schon direkt an-
spreche, wäre es nett, wenn Sie mir folgen würden –,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie haben meine volle Aufmerksamkeit!)


dann müssen im Jahre 2009 sämtliche Berechnungen
neu erfolgen. Das ist ein riesiger bürokratischer Auf-
wand.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die Länder sind damit einverstanden! Lassen Sie es mal laufen!)


Ich hoffe, dass dahinter kein politisches Kalkül steht.
Sehr viel besser wäre es nämlich im Sinne der EU, eine
Betriebsprämie von 50 Prozent und eine entkoppelte
Prämie von 50 Prozent zu haben. Der Abschmelzungs-
prozess – das ist auch noch nicht gesagt worden – wird
auch in diesen Bereichen in jedem Fall im Jahr 2013 ab-
geschlossen sein.

Nicht zu verhehlen ist auch, dass die Prämien für Ta-
bak ein Vielfaches der gezahlten Getreide- und Hopfen-
prämien betragen haben. Gesellschaftspolitisch ist das
auf lange Sicht nicht zu vertreten. Bund und Länder ha-
ben sich dieser Tatsache angenommen und wissen, dass
der Umlenkungsprozess sehr schwierig sein wird. Des-
halb haben Sie einen gemeinsamen Weg gefunden. Der
Umstrukturierungsfonds, von dem schon die Rede gewe-
sen ist, gibt den Ländern die Möglichkeit, neue Erwerbs-
chancen in den betroffenen Regionen zu erschließen.
Das ist ein wichtiger Punkt.

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(C (D Zum Hopfen brauche ich nichts zu sagen. Darüber ist chon zu viel geredet worden. Ich möchte auf ein Prolem aufmerksam machen, das wir in der letzten Auschusssitzung besonders beraten haben. Die Diskussion rehte sich zum großen Teil um die nationale Reserve. eil wir nicht wissen, wie viele Härtefälle auf uns zu ommen, hat der Bund eine nationale Reserve von ,5 Prozent des Prämienvolumens vorgeschlagen. In Abprache mit dem Bundesrat heißt es nun, es solle eine eserve von nur 1 Prozent gebildet werden. Im Aus chuss wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, ob as Geld ausreichen wird. Man sollte vorausschauender enken und planen. Warum können wir nicht eine natioale Reserve von 1,5 Prozent installieren? (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Weil das nicht für euer Gesetz sprechen würde!)


enn es nicht so viele Härtefälle gibt, dann hätte man
mmer noch die Möglichkeit, die übrig gebliebenen Mit-
el zu verteilen. Dieser Weg ist immer noch besser, als
enn man hinterher die Betriebsprämien in ganz
eutschland kürzt, wenn die Mittel nicht ausreichen. Ich
laube, dass dieser Weg nicht so günstig wäre.

Ich habe zum Schluss die Bitte an die Oppositionspar-
eien, dass sie diese zwei Fragen noch einmal beraten
nd auf die Bundesländer zugehen. Ich kann mir vorstel-
en, dass es zu Unmut unter den Bauern kommt, wenn
ie nationale Reserve nicht ausreichen sollte. Ich hoffe
icht, dass das die politische Intention der Opposition
st. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam einen guten

eg finden und gemeinsam unsere Kraft für die Land-
irtschaft in Europa einsetzen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510914500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Bleser.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1510914600

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Nach der allgemeinen EU-Agrarmarktreform
om vergangenen Jahr haben wir es nun mit der GAP II
u tun, die die Änderung der verbliebenen Marktordnun-
en für Oliven, Baumwolle, Hopfen und Tabak mit sich
ebracht hat. Wir haben nun die nationale Umsetzung
er auf EU-Ebene gefassten Beschlüsse vorzubereiten
nd kommen dieser Aufgabe mit der ersten Beratung des
orliegenden Gesetzentwurfs nach.

Ich möchte zunächst einmal deutlich machen, worum
s bei diesem Thema geht; denn einige scheinen zu glau-
en, dass es in dieser Debatte um ein Randthema geht.
ber 1 000 Betriebe in Deutschland bauen Tabak an.
on diesen Betrieben sind mehr als 3 500 Beschäftigte,
twa 10 000 Saisonarbeitskräfte sowie die Beschäftig-
en im vor- und nachgelagerten Bereich abhängig.

Es geht also um eine Vielzahl von Schicksalen, über
ie zu entscheiden ist. Bereits jetzt ist festzustellen – das
at die Bundesregierung auch nicht bestritten –, dass
em Gesetzentwurf der Bundesregierung zufolge die






(A) )



(B) )


Peter Bleser

wirtschaftliche Existenz dieser Menschen spätestens im
Jahr 2013 beendet wird. Spätestens 2013 soll der Tabak-
anbau, der in Deutschland seit 300 Jahren Bestand hat,
eingestellt werden. Darum geht es in dieser Debatte.

Wir müssen darüber diskutieren, wie die nationale
Umsetzung der EU-Agrarpolitik zu gestalten ist. Denn
es besteht durchaus die Möglichkeit, für die betroffenen
Betriebe und Familien Übergangsregelungen zu schaf-
fen, um ihnen die Chance einzuräumen, ihre wirtschaftli-
che Existenz zumindest zu einem großen Teil zu sichern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Was die Bundesregierung wie auch die Fraktionen der
SPD und der Grünen vorgetragen haben, ist im Grunde
schizophren.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Na, na, na! Nun bringen Sie nicht noch eine solche Schärfe hinein!)


Man sagt, man könne nicht auf der einen Seite den ge-
sundheitsschädlichen Genuss von Tabak geißeln, aber
auf der anderen Seite den Tabakanbau fördern. Das hört
sich zwar gut an, aber glauben Sie wirklich, dass sich die
deutschen Raucher nur deshalb das Rauchen abgewöh-
nen, weil der Tabak nicht mehr aus Deutschland kommt?
Das ist doch eine Illusion, die Sie verbreiten. Sie schädi-
gen damit nur weiter den Wirtschaftsstandort Deutsch-
land. Das ist die einzige Konsequenz Ihres Vorhabens.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum bauen Sie hier keinen Mohn an?)


Das ist die Realität. Deshalb müssen wir uns mit Ihren
Vorschlägen befassen. Wir haben durchaus Verständnis
dafür, dass diese Reform angegangen wurde. Natürlich
war die Tabakmarktordnung in den vergangenen Jahr-
zehnten immer wieder auch Vehikel für andere Be-
schlüsse in der Europäischen Union, um eine Bevortei-
lung südlicher Länder, die dafür besonders prädestiniert
sind, zu erreichen. Insofern will ich gar nicht in Abrede
stellen, dass eine Änderung der Tabakmarktordnung not-
wendig war. Die gefassten Beschlüsse sollten aber so
umgesetzt werden, dass in Deutschland die sich im Rah-
men der Anpassung ergebenden Möglichkeiten genutzt
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Uns liegt ein Gesetzentwurf vor, der übrigens erst am
Mittwoch das Licht erblickt hat. Die Tabakverbände ha-
ben sich wegen der komplizierten Darstellung zunächst
einmal nicht in der Lage gesehen, den Gesetzentwurf zu
beurteilen.

Sie haben die sich aus den EU-Beschlüssen ergeben-
den Möglichkeiten, die Prämien bis 2010 in voller Höhe
zu gewähren, nicht ausgeschöpft, sondern sehen in Ih-
rem Gesetzentwurf vor, die Prämien ab 2007 um jährlich
10 Prozent zu reduzieren. Das schmälert die Chancen
der Tabakanbaubetriebe, sich auf diesen Subventionsab-
bau einzustellen.

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(C (D Wir lehnen deshalb den vorliegenden Gesetzentwurf b und werden im Bundesrat dafür sorgen – ich bin mir icher, dass die Tabakbauern nicht vergeblich auf die DU/CSU gesetzt haben –, dass eine Gleichbehandlung it den übrigen Agrarreformen erfolgt, um eine einseige Belastung dieses Sektors zu verhindern. Das Nicken der Kollegen von der SPD zeigt mir, dass ie durchaus Verständnis dafür haben. Aber warum verolgen Sie dann ein solches Gesetzesvorhaben? Warum üssen Sie immer wieder zu Ihrem Glück gezwungen erden? Wir wollen den Tabakbauern helfen, damit sie mögchst lange Fristen nutzen können, um sich auf die neue ituation einzustellen. Deswegen können sie sich darauf erlassen, dass sie aufseiten der CDU/CSU Unterstütung finden. Das versichert ihnen ein leidenschaftlicher ichtraucher. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Und was sagen Sie zu der eigentlichen Agrardebatte?)


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510914700

Ich schließe damit die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/3046 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
ndere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die
berweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 26 a und 26 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Nationales Energieprogramm vorlegen – Pla-
nungssicherheit für Wirtschaft und Verbrau-
cher herstellen
– Drucksache 15/2760 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Flach, Cornelia Pieper, Angelika Brunkhorst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Forschung und Entwicklung für zukunfts-
fähige Energietechnologien – 5. Energiefor-
schungsprogramm umgehend vorlegen
– Drucksache 15/2194 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung






(A) )



(B)


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung


(KarlsruheLand)

ihre Reden zu Protokoll zu geben. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann verfahren wir so.

Es redet nur noch die Abgeordnete Gudrun Kopp.
Frau Kopp, Sie haben das Wort. Bitte.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1510914800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

Damen! Ganz so leer ist das Haus ja noch nicht. Ich läute
das bevorstehende Wochenende mit einem, wie ich
finde, äußerst wichtigen Thema ein. Die FDP-Bundes-
tagsfraktion hat über vier Monate ein sehr umfassendes
Gesamtkonzept zur Energiepolitik in Deutschland erar-
beitet, das Ihnen heute als Antrag vorliegt. Die FDP-
Bundestagsfraktion eröffnet damit eine wichtige Ener-
giedebatte. Es gilt, eine weitere Schwächung des Wirt-
schaftsstandortes Deutschland zu verhindern. Denn die
rot-grüne Bundesregierung macht, wie man einmal de-
tailliert herausstellen muss, leider keine konsistente
Energiepolitik.

Wir legen Ihnen auf 15 Seiten unseres Antrags dar,
dass sich der weltweite Energiebedarf bis zum Jahr
2050 im Vergleich zu heute – einige Fachleute gehen so-
gar davon aus, dass das möglicherweise schon bis zum
Jahr 2030 geschehen wird – verdoppeln wird. Da der
Kraftwerkspark in Deutschland überaltert ist, sind Inves-
titionen in neueste Technologien notwendig. Außerdem
müssen wir uns dringend um die Regulierung des Strom-
und Gasmarktes kümmern. Das darf nicht in bürokrati-
scher, sondern sollte auf effiziente, den Wettbewerb stär-
kende Weise geschehen.


(Beifall bei der FDP)


Ich bin, wie meine Fraktion, davon überzeugt, dass
die Bundesregierung weit davon entfernt ist, auf Dauer
eine wettbewerbsfähige Energiepolitik zu machen. Uns
liegt daran, dass der Energiemix aus fossilen – diese sind
natürlich endlich – und erneuerbaren Energieträgern so-
wie aus der Kernenergie erhalten bleibt. Um es gleich zu
sagen: Der beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie
ist ein Irrweg.


(Hans-Christian Ströbele GRÜNEN)


Gerade wer den Klimaschutz – er ist absolut notwen-
dig – in den Mittelpunkt stellt sowie eine bezahlbare und
sichere Energieversorgung haben will, der kommt auf
Dauer an dem von mir geschilderten Dreiklang in der
Energiepolitik nicht vorbei.


(Beifall bei der FDP)


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1) Anlage 7

(C (D enn es macht absolut keinen Sinn, eines Tages unseren trom aus französischen Kernkraftwerken zu beziehen nd so zu tun, als ob wir damit überhaupt nichts zu tun ätten. Wir müssen in Wissenschaft und Forschung im Beeich der erneuerbaren Energien investieren. Ein beonderes Anliegen sind uns dabei Investitionen in Innoationen wie den Ausbau der Speicherfähigkeit im ereich der Windkraft. Wir als Liberale sind aber dageen, Dauersubventionen festzuschreiben. Ich betone sehr lar, wie wichtig es für uns ist, vom Jahr 2005 an aus der ubventionierung der Steinkohle auszusteigen und in en nächsten Jahren nicht weitere 15 Milliarden Euro in en Steinkohlebergbau in Deutschland zu investieren; enn solche Investitionen sind nicht zielführend. Sorgen bereitet uns ebenfalls der Aufbau einer Reguierungsbehörde für den Stromund Gasmarkt unter em Dach der RegTP. Im Zusammenhang mit der Deegulierung dieses Marktes ist geplant, dort weitere 00 Planstellen zu schaffen. Vor diesem Hintergrund ird derzeit – leider – Fachpersonal aus dem Bundeskarllamt abgezogen, worin wir eine weitere Schwächung er Wettbewerbshüter sehen. Wir befürchten eine starke egulierung der Energieversorgung in Deutschland. Das ollen wir nicht. Wir werden sehr genau darauf achten, ie das noch zu diskutierende neue Energiewirtschaftsesetz ausgestaltet wird. Die Regierung plant 20 weitere erordnungen zu diesem Gesetz. Wir wissen derzeit noch überhaupt nicht, in welcher eise hier agiert werden soll. Aber eines ist uns klar: an wird in einem sehr bürokratischen Miteinander ver ahren und die Kosten der Regulierung sollen ausgerechet auf die zu regulierenden Unternehmen umgelegt erden. Das heißt, dass aufgrund der Kosten für mehr ersonal die Verbraucher am Ende die Zeche zahlen. Das ibt es in keinem anderen Bereich. Die Regulierung ist diesem Fall eine staatliche Aufgabe und man sollte die ostenstrukturen und damit die Wettbewerbsfähigkeit nseres Stromund Energiemarktes nicht durch eine eitere Umlage belasten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Furchtbar!)


Wir, die FDP-Bundestagsfraktion, legen auf unsere
nergiepolitischen Ziele Wert: Gleichrangigkeit, Versor-
ungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umwelt- und Sozial-
erträglichkeit. Das alles steht im Einklang mit unserem
rogramm, dessen intensives Studium ich Ihnen sehr
mpfehle. Ich freue mich auf eine muntere energiepoliti-
che Debatte, die wir im Rahmen der Beratungen in den
usschüssen und dann auch hier, im Plenum, führen
erden.

Ich wünsche Ihnen allen ein gutes Wochenende.
)






(A) (C)



(B) (D)


Gudrun Kopp

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510914900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 15/2760 und 15/2194 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen,
wobei die Vorlage auf Drucksache 15/2194 federführend
an den Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit überwiesen

werden soll. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf Mittwoch, den 26. Mai 2004, 13 Uhr, ein. Das
ist dann nach der Bundespräsidentenwahl.

Die Sitzung ist geschlossen.