Protokoll:
15098

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 98

  • date_rangeDatum: 12. März 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:56 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/98 in der Telekommunikation schaffen (Drucksachen 15/2329, 15/2674, 15/2679) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Krogmann CDU/CSU . . . . . . . . Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . Dr. Martina Krogmann CDU/CSU . . . . . . . . Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Claudia Roth (Augsburg), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Aus- wärtige Kulturpolitik stärken (Drucksache 15/2659) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Günter Nooke, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Auswärtige Kultur- und Bildungspoli- tik stärken (Drucksache 15/2647) . . . . . . . . . . . . . . . . 8763 D 8764 A 8765 C 8768 D 8770 C 8771 C 8773 A 8775 A 8775 B 8779 B 8779 B Deutscher B Stenografisch 98. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Gedenkworte zu den Bombenanschlägen in Madrid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Telekommunikationsge- setzes (TKG) (Drucksachen 15/2316, 15/2345, 15/2674, 15/2679) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Krogmann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Mehr Wett- bewerb, Wachstum und Innovation T in Z 8763 A 8763 C Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer SPD . . . . . . . . . . . 8775 C 8777 C undestag er Bericht ung 12. März 2004 t : agesordnungspunkt 16: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen Kulturpolitik 2001 (Drucksache 14/9760) . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen Kulturpolitik 2002 (Drucksache 15/2258) . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Monika Griefahn, Eckhardt Barthel (Berlin), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der 8779 A 8779 A Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8779 C 8782 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . Dr. Klaus Rose CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Vera Lengsfeld CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Handel mit Berechtigun- gen zur Emission von Treibhausga- sen (Treibhausgas-Emissionshan- delsgesetz – TEHG) (Drucksachen 15/2328, 15/2681, 15/2693) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes über den Handel mit Berechtigungen zur Emission von Treibhausgasen (Treibhausgas-Emissionshandelsge- setz – TEHG) (Drucksachen 15/2540, 15/2681, 15/2693) Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Begleitregelungen zur Einführung des digitalen Kontroll- geräts zur Kontrolle der Lenk- und Ru- hezeiten (Kontrollgerätbegleitgesetz – KontrGerätBeglG) (Drucksachen 15/2538, 15/2675, 15/2680) Tagesordnungspunkt 20: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag K L M H D P T H U R A D M N A L A E ( ß u k B g A Z d g 8784 C 8786 A 8787 B 8789 A 8791 A 8791 D 8792 D 8794 B 8794 B 8794 C 8796 A 8796 D 8798 A 8799 C 8800 D 8802 A 8803 C der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Venezuela unterstützen – Freiheit der Medien und wirtschaftliche Prosperität wiederherstellen (Drucksachen 15/2389, 15/2671) . . . . . . . laus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . othar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arkus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . eter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . agesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther (Plauen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Investitionen in Verkehrsinfrastruktur sicherstellen (Drucksache 15/2423) . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . we Beckmeyer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agdalene Strothmann CDU/CSU . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Jörg van Essen FDP) zur Abstimmung über den Entschlie- ungsantrag des Ausschusses für Wirtschaft nd Arbeit zum Entwurf eines Telekommuni- ationsgesetzes – Drucksache 15/2674, uchstabe b der Beschlussempfehlung (Ta- esordnungspunkt 17 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes über Begleitre- elungen zur Einführung des digitalen 8804 B 8804 C 8805 C 8807 D 8808 C 8809 C 8810 A 8811 D 8811 D 8812 D 8814 B 8815 C 8817 A 8818 D 8819 A 8819 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 III Kontrollgeräts zur Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten (Kontrollgerätbegleitge- setz – KontrGerätBeglG) (Tagesordnungs- punkt 19) Ernst Kranz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Brunnhuber CDU/CSU . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8819 C 8820 C 8822 A 8823 A 8823 D 8824 B 8825 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 8763 (A) ) (B) ) 98. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 8819 (A) ) (B) ) pulation des derzeit noch eingesetzten FahrtenschreibersTürk, Jürgen FDP 12.03.2004 j eder Fahrer kontrolliert werden. Zudem ist eine Mani- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A t A B r u l F v k b s Z n l n w s l e d S D – c i l w t ü L E Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binninger, Clemens CDU/CSU 12.03.2004 Borchert, Jochen CDU/CSU 12.03.2004 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 12.03.2004 Eichstädt-Bohlig, Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.03.2004 Friedrich (Mettmann), Lilo SPD 12.03.2004 Dr. Gehb, Jürgen CDU/CSU 12.03.2004 Glos, Michael CDU/CSU 12.03.2004 Hartnagel, Anke SPD 12.03.2004 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.03.2004 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 12.03.2004 Dr. Küster, Uwe SPD 12.03.2004 Laurischk, Sibylle FDP 12.03.2004 Lehder, Christine SPD 12.03.2004 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 12.03.2004 Mortler, Marlene CDU/CSU 12.03.2004 Multhaupt, Gesine SPD 12.03.2004 Rachel, Thomas CDU/CSU 12.03.2004 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 12.03.2004 Scharping, Rudolf SPD 12.03.2004 Schreiner, Ottmar SPD 12.03.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 12.03.2004 Teuchner, Jella SPD 12.03.2004 Dr. Thomae, Dieter FDP 12.03.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (FDP) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zum Entwurf eines Telekommunikationsgesetzes – Drucksache 15/2674, Buchstabe b der Be- schlussempfehlung (Tagesordnungspunkt 17 a) Namens der Fraktion der FDP erkläre ich: Unser Vo- um lautet Ja. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Begleitregelungen zur Einführung des digitalen Kontrollgeräts zur Kontrolle der Lenk- und Ru- hezeiten (Kontrollgerätbegleitgesetz – Kontr- GerätBgelG) (Tagesordnungspunkt 19) Ernst Kranz (SPD): Mit dem Gesetzentwurf der undesregierung wird eine seit 1998 diskutierte Ände- ung einer Verordnung der Europäischen Gemeinschaft mgesetzt. In dieser Verordnung zur Einführung digita- er Kontrollgeräte werden die Lenk- und Ruhezeiten für ahrer von Güterfahrzeugen mit über 3,5 Tonnen oder on Omnibussen mit mehr als acht Fahrgastplätzen ünftig besser zu überwachen sein. Es wäre eigentlich eine erfreuliche Sache, die der Ver- esserung der Sicherheit im Straßenverkehr dient; wir ind uns da alle einig. Doch leider sind die terminlichen wänge, ausgelöst durch die Europäische Kommission, icht durch entsprechende praktische technische Mög- ichkeiten abgedeckt. Zahlreiche Verstöße in den letzten Jahren haben nicht ur Unfälle verursacht, sondern auch zu einer Wettbe- erbsverzerrung geführt. Denn die guten Schafe, die ich an die vorgegebenen Zeiten halten, kommen natür- ich später am Zielort an als die schwarzen Schafe, die ine bestellte Ware schneller zum Kunden bringen und amit auch weiterhin den Zuschlag bekommen. Mit den chafen meine ich nicht etwa die LKW-Fahrer, nein. iese sind häufig sogar die Opfer ihrer Arbeitgeber weil Liefertermine einzuhalten sind –, die ausrei- hende Pausen nicht zulassen. So hat sich beispielsweise m vergangenen Jahr ein LKW-Fahrer einer internationa- en Spedition sogar selbst der Polizei in Sachsen gestellt, eil er von 5 Uhr morgens bis um halb 3 Uhr des nächs- en Tages unterwegs war. Das sind 21,5 Stunden, also ber das Doppelte der vorgeschriebenen maximalen enkzeit von zehn Stunden. Die einzigen Pausen waren ss- und Tankpausen, keine Ruhezeiten. Kontrollen finden statt, doch kann bei weitem nicht 8820 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 (A) ) (B) ) ohne viel Aufwand möglich. Ein digitales Kontrollgerät ist sehr schwer manipulierbar; denn die Manipulation wird gespeichert. Damit kann nachvollzogen werden, wann und von wem die Manipulation vorgenommen wurde. Die Ermittlung eines Manipulators ist nun pro- blemlos möglich. Bis zur Einführung der digitalen Kontrollgeräte ist al- lerdings noch ein enormes Stück Arbeit zu leisten, so- wohl bei der Entwicklung der Geräte als auch bei der Logistik, was den Einbau der Geräte betrifft, zum Bei- spiel die Bereitstellung von ausreichend Karten, die Per- sonalisierung der Karten und die Bereitstellung von Software. Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme zum Ge- setzentwurf einige Fragen aufgeworfen, denen wir nun unter Zustimmung aller Fraktionen mit einem Ände- rungsantrag entgegenkommen: So wird beispielsweise die Speicherung der Daten auf zwei Jahre verlängert, um eine Angleichung an das Arbeitszeitgesetz zu erreichen. Die Forderung, die Speicherung der Daten auch durch Dritte erfolgen zu lassen, war nach Meinung der Bun- desregierung allerdings schon bisher möglich, wobei die Verfügung und Herausgabe der Daten nur durch das Un- ternehmen selbst erfolgen darf. Weiterhin wurden beim Kraftfahrt-Bundesamt bereits Maßnahmen zur Unterstützung der an der Umstellung Beteiligten eingeleitet. Das Kraftfahrt-Bundesamt wird die erforderlichen Karten personalisieren und bereitstel- len; an den Ausgabestellen wird es eine Browser-ba- sierte Dialoganwendung kostenlos zur Verfügung stel- len. Zudem steht das Bundesamt telefonisch für Fragen zur Verfügung. Zur Optimierung der Arbeitsabläufe wer- den künftig Vertreter aller Beteiligten – die Ausgabestel- len, die Softwareanbieter und das Kraftfahrt-Bundesamt – in einem Arbeitskreis ihre Erfahrungen einbringen und dort, wo es notwendig ist, Korrekturen vornehmen. Der Passus „fahrerlaubnisrechtliche Auskünfte“ wurde eingefügt. Damit erhalten die beteiligten Behör- den und Stellen das Recht, im automatisierten Verfahren zu prüfen, ob der Antragsteller einer Karte die erforderli- che Fahrerlaubnis besitzt. Darüber hinaus wird eine vom Bundesrat geforderte strafrechtliche Verfolgung bei künftigen Manipulationen des digitalen Kontrollgerätes über eine mögliche Änderung des Straßenverkehrsgeset- zes geprüft. Allerdings gibt es noch einen besonders großen Stol- perstein auf dem Weg zur Einführung, der uns allen Sor- gen bereitet: der von der Europäischen Gemeinschaft vorgegebene Starttermin „5. August 2004“. Minister Manfred Stolpe hat sich deshalb im Dezember 2003 mit einem entsprechenden Schreiben an die Vizepräsidentin der Kommission, Frau Palacio, gewandt. Über die Forderung für die Verschiebung des Startter- mins sind wir uns fraktionsübergreifend einig. Diese Forderung bringen wir heute mit einem gemeinsamen Änderungsantrag in den Deutschen Bundestag ein. Laut Verordnung hätten die Bauartgenehmigungen sowohl für das Kontrollgerät als auch für die vier verschiedenen Kontrollkarten bereits am 5. August 2003 vorliegen m d g w h g d b – e V a w z s D T l e „ m a g 3 l z b S K b h L k n g E E F F z L t t t v s e s Z r s (C (D üssen, nämlich zwölf Monate nach Veröffentlichung es technischen Anhangs, um den Starttermin „5. Au- ust 2004“ einhalten zu können. Dies ist auch deshalb ichtig, um eine ausreichende Testzeit zur Verfügung zu aben. Bislang liegt allerdings keine Bauartgenehmi- ung vor. Die Kommission ist nun laut Verordnung in er Pflicht, dem Rat einen Vorschlag für die Verschie- ung des Starttermins vorzulegen. Der Termin muss folgt man der Logik der EG-Verordnung – um mehr als in Jahr verschoben werden, nämlich auf ein Jahr nach orliegen der Bauartgenehmigung. Gemeinsam mit den nderen Staaten der Europäischen Gemeinschaft werden ir uns weiterhin vehement dafür einsetzen, den Termin u verschieben, um das sonst drohende und bereits ab- ehbare Debakel zu verhindern. Georg Brunnhuber (CDU/CSU): Am vergangenen ienstag tagten die EU-Verkehrsminister in Brüssel. Die agesordnung hatte es in sich. Neben der Bahnlibera- isierung und dem Richtlinien-Entwurf zur LKW-Maut rhitzte der harmlos anmutende Tagesordnungspunkt Aufzeichnungsgerät im Straßentransport“ wohl am eisten die Gemüter. Worum geht es? In fünf Monaten, m 5. August 2004, müssen laut EU-Verordnung alle neu ewerblich genutzten Kraftfahrzeuge mit mehr als ,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mit dem digita- en Fahrtenschreiber zur Kontrolle der Lenk- und Ruhe- eiten ausgerüstet sein. Dies hat durchaus plausible Gründe: Die verbindliche Einführung digitaler Fahrtenschrei- er ist die Antwort auf zunehmende Unfallzahlen im chwerlastverkehr, vor allem aber auch bei Bussen und leinlastern. Durch den Wechsel vom handgeschriebenen Fahrten- uch zur digitalen Kontrolle sollen die Fahrer zur Ein- altung bestimmter Fahrpausen gebracht werden. Die enk- und Ruhezeiten von Berufskraftfahrern werden ünftig fälschungssicherer und zuverlässiger aufgezeich- et, dies soll zum Abbau von Missbräuchen des ge- enwärtigen Systems und somit zu mehr Sicherheit auf uropas Straßen führen. Mit der europaweiten Harmonisierung der digitalen rfassung der Fahrdaten wird die Arbeitszeit von LKW- ahrern leichter überprüfbar und der Beruf sicherer. Für uhrunternehmer bietet das System zudem die Chance um effizienteren und profitableren Flottenmanagement. Das Programm ist so ausgelegt, dass auch vorhandene ogistiksysteme eingebunden werden können. Die Digi- alisierung ermöglicht dem Spediteur mit Bordcompu- ern, Analysesoftware und internetgestütztem Auswer- ungsservice eine intelligentere Ausnutzung der orhandenen Transportressourcen. Angesichts ständig teigender LKW-Zahlen auf unseren Straßen könnte dies in willkommener Nebeneffekt des Fahrtenschreibers ein. Das neue, in das Armaturenbrett eingebaute Gerät soll eit, Geschwindigkeit sowie die Entfernung der Fahrten egistrieren und diese Informationen anschließend ab- peichern. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 8821 (A) ) (B) ) Aber noch immer hat kein Geräteproduzent eine Bau- artgenehmigung erhalten. Das hätte eigentlich bis 5. Au- gust 2003 geschehen müssen. Dass dies nicht umgesetzt werden konnte, ist in Anbetracht der langen Vorlaufzeit völlig unverständlich. Die Entscheidung, die mechani- schen Geräte auszutauschen, ist bereits im September 1998 vom Ministerrat getroffen worden. Kommt nach der Mautpleite in Deutschland nun also die Tachokatastrophe in der EU? Alle Anzeichen spre- chen dafür! Meine parlamentarische Anfrage an die Bundesregierung hat schwarz auf weiß bestätigt: Frühes- tens im 2. Quartal 2004 kann eine Bauartgenehmigung für ein digitales Kontrollgerät erteilt werden. Dies hat zur Folge, dass am 5. August 2004 weder in Deutschland noch in anderen EU-Staaten praxistaugliche digitale Kontrollgeräte zur Verfügung stehen. Der Stichtag 5. August 2004 zur Einführung des digitalen Fahrten- schreibers ist definitiv nicht mehr zu halten. Die EU-Kommission hat sich bisher geweigert, den Forderungen verschiedener Mitgliedsländer nach einer Verlängerung der Einführungsfristen nachzugeben. Eine Anfrage der CDU-Europaabgeordneten Brigitte Langen- hagen an die EU-Kommission ergab, dass die EU-Kom- mission offensichtlich mit dem Vorschlag eines neuen Einführungstermins so lange warten will, bis der erste Hersteller die erforderliche Typengenehmigung für die neue „Black Box“ erhält. Auch die eingangs erwähnte Sitzung der EU-Verkehrsminister in Brüssel brachte aus diesem Grund keine endgültige Entscheidung über eine Verschiebung des Termins. In Anbetracht des ungewissen Einführungsdatums und der Tatsache, dass viele Kritikpunkte und Unge- reimtheiten im neuen System nicht nachgebessert bzw. ausgeräumt sind, ist es nicht nachvollziehbar, dass die Bundesregierung die Schaffung der Voraussetzungen für die Einführung des Systems nun mit solcher Vehemenz betreibt. Lassen Sie mich die Kritikpunkte kurz anfüh- ren: Sowohl das Fahrpersonal als auch die Unternehmen werden durch den Zwang, Fahrerkarten – und gegebe- nenfalls Kartenführerschein –, Werkstatt- und Unterneh- menskarten in periodischen Abständen käuflich erwer- ben zu müssen, mit neuen Kosten belastet. Diese können je nach Kartenbedarf einen erheblichen Umfang errei- chen. In Anbetracht der ohnehin dramatisch schlechten wirt- schaftlichen Rahmenbedingungen und unter Berücksich- tigung eines offensichtlichen Ausbleibens der verspro- chenen „größtmöglichen Harmonisierung“ im Zuge der Einführung der streckenbezogenen Maut, ist der Gedanke der Deckelung von Kostenfaktoren im Rot-Grünen Ge- setzentwurf nicht genügend berücksichtigt worden. Denn nach dem Gesetzentwurf drohen den Unterneh- mern darüber hinaus weitere Kosten: So ist die vorgese- hene Verpflichtung des Unternehmers, im Falle der von den zuständigen Behörden veranlassten Datenfernüber- tragung dem jeweiligen Stand der Technik entspre- chende Maßnahmen zur Sicherstellung von Datenschutz und Datensicherheit sowie dem jeweiligen Stand der T s E K K M l t i s V n z z D b e i R v E d g n k „ z B V g d d n n V s s T p t c E N V d D u t h V c t d g h (C (D echnik entsprechende Verschlüsselungsverfahren auf eine Kosten anzuwenden, nur schwer nachvollziehbar. ine solche Verpflichtung stellt eine Vereinfachung der ontrolltätigkeit zulasten des Unternehmers dar, der die osten für die Anschaffung und Pflege entsprechender aßnahmen allein zu tragen hat. Es ist deshalb erforder- ich, die Kosten für die Unternehmen im Rahmen zu hal- en. Zur Aufrechterhaltung effizienter Betriebskontrollen st die Datenspeicherung von Fahrerkarten und Massen- peicher von Kontrollgeräten unverzichtbar. Eine solche erpflichtung der Betriebe darf jedoch nur im internatio- alen Kontext erfolgen, da ansonsten Wettbewerbsver- errungen zum Nachteil der Betriebe entstehen, die ge- wungen sind, kostenintensive Infrastruktur zur atenspeicherung anzuschaffen. Eine entsprechende europäische Vorschrift existiert islang noch nicht. Es gibt zwar Überlegungen bezüglich iner betrieblichen als auch externen Datenspeicherung n so genannten Download-Zentren. Dies ist jedoch im at der Verkehrsminister heftig umstritten. Ohne eine erbindliche europäische Grundlage zur harmonisierten inführung einer Speicherverpflichtung sehen sich die eutschen Unternehmen durch den Alleingang der rot- rünen Bundesregierung mit erheblichen Wettbewerbs- achteilen konfrontiert. Dies führt zu einer weiteren Dis- riminierung des deutschen Gewerbes, dem durch den vorauseilenden Gehorsam“ von Rot-Grün ein Schaden u entstehen droht, der der weiteren Beschleunigung von etriebsaufgaben Vorschub leistet. Wenn der im Augenblick von Frankreich favorisierte orschlag einer Beibehaltung des Starttermins am 5. Au- ust 2004, bei individueller Einführung des Gerätes urch die einzelnen EU-Staaten, umgesetzt würde, wäre ie angestrebte EU-weite Harmonisierung obsolet. Ei- ige Länder hätten den Fahrtenschreiber, andere noch icht. Die Folge ist ein Kontrollchaos im internationalen erkehr. Die Situation wird zusätzlich verschärft durch die Tat- ache, dass eine Nachrüstung älterer Wagen nicht vorge- ehen ist. Also wird es selbst bei einer EU-einheitlichen achonutzung ein mehrjähriges Nebeneinander von Pa- ier- und Elektronikschreiber geben. Das dürfte die Kon- rolleure endgültig zur Verzweiflung bringen. Ich fordere deshalb die Bundesregierung auf, entspre- hend dem vom Ausschuss einstimmig angenommenen ntschließungsantrag der Union sich weiterhin und mit achdruck bei der Europäischen Kommission für eine eränderung des Starttermins und für einen ausreichen- en Testzeitraum einzusetzen, um Rechtsunsicherheit, efizite bei der Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten nd zusätzliche Kosten für die Ausgabe der Fahrer-, Un- ernehmens- und Werkstattkarten zu vermeiden. Darüber inaus muss sichergestellt werden, dass eine nationale erpflichtung zur Speicherung auf einer EU-einheitli- hen Vorgabe beruht und zeitgleich in den Mitgliedstaa- en wirksam wird, um Wettbewerbsnachteile für die eutschen Unternehmen durch einen nationalen Allein- ang zu vermeiden. Die Bundesregierung sollte darauf inwirken, das drohende Kontrollchaos aufgrund eines 8822 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 (A) ) (B) ) Nebeneinanders verschiedener Systeme abzuwenden, in- dem sie – entgegen den französischen Vorstellungen – für einen EU-einheitlichen Starttermin eintritt. Die Panne um die deutsche LKW-Maut darf sich nicht mit dem digitalen Fahrtenschreiber auf europäischer Ebene wiederholen. Was bleibt, ist der erneute Image- schaden aufgrund unzureichender Vorbereitung und un- realistischer Termine. Dies hätte durch rechtzeitiges Ein- greifen der Bundesregierung verhindert werden können. Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU): Ich begrüße diese Debatte heute außerordentlich, denn sie könnte helfen, ein neues deutsches LKW-Debakel zu verhindern. Es geht um das drohende Kontrollchaos im nationalen und im internationalen Verkehr. Die digitalen Fahrtenschreiber, auch digitale Tacho- graphen genannt, stellen die deutsche Industrie nach der Maut-Pleite erneut vor riesige Probleme. Etwa zehn europäische Unternehmen haben bei der EU-Genehmi- gungsbehörde Ispra Geräte abgeliefert, darunter auch Siemens. Nur zwei dieser Geräte funktionieren im baby- lonischen Sprachdialog. Bei Daimler-Chrysler in Stutt- gart heißt es: Für eine seriöse Nutzung müssen die Ge- räte mindestens ein Jahr erprobt werden. – Der jetzige Stand der Dinge: Eine Bauartgenehmigung kann für die- ses digitale Kontrollgerät frühestens im zweiten Quartal 2004 erteilt werden. Der Stichtag 5. August 2004 ist also nicht mehr zu halten. Das Rennen um den Titel „Maut II“ wird eng zwischen digitalem Fahrtenschreiber und Arbeitslosen- geld II. Dass der Stichtag in weite Ferne gerückt ist, scheint – man glaubt es kaum – auch bei Rot-Grün angekommen zu sein: Gestern haben wir im Verkehrsausschuss ge- meinsam einem Entschließungsantrag zugestimmt: Die Bundesregierung ist aufgefordert, sich bei der Europäi- schen Kommission dafür einzusetzen, den Starttermin für das digitale Kontrollgerät zu verschieben. Klare Worte des deutschen Verkehrsministers in Brüssel sind nun unabdingbar. Er ist daran zu messen, eine EU-ein- heitliche Lösung zu finden. Doch heute beraten und stimmen wir über ein Gesetz ab, das die Voraussetzungen für ein System regelt, des- sen Koordinaten noch völlig ungewiss sind. Daher for- dere ich Sie auf, Ihre politische Energie nun allein auf die Verschiebung dieses fatalen und unrealistischen Starttermins zu legen. „Starttermin“ ist bei uns sonst bald gleichbedeutend mit „Fehlstart-Termin“. Ein zu schwaches Auftreten in Brüssel mit dem Ergebnis, dass à la Frankreich nun jedes Land unkoordinierte Allein- gänge produziert, ist gefährlich und schädlich zugleich. Die Situation wird zusätzlich verschärft durch die Tat- sache, dass eine Nachrüstung älterer Fahrzeuge nicht ge- plant ist. Also wird es selbst bei einem EU-einheitlichen Verfahren ein mehrjähriges Nebeneinander von Papier- und Elektronikschreiber geben. Das dürfte alle Beteilig- ten endgültig zur Verzweiflung bringen. u k d w s e D e s w w i r g D d n t u L R P p L T n U 2 l s m D s a b r a E p t w h t t g b o s (C (D Digitale Fahrtenschreiber sind notwendig, hier geht es m mehr Sicherheit bei LKWs und Omnibussen. Den- en wir nur an das letzte tragische Ereignis kurz hinter er deutschen Grenze bei Aachen, dann wird die Not- endigkeit von kontrollierten Lenk- und Ruhezeiten ehr schnell klar. Daher ist europaweit, auch in den neuen EU-Staaten, ine einheitliche Technik zu entwickeln und einzubauen. as neue digitale System sollte so eingerichtet sein, dass s Manipulationen, wie sie vorher bei den Papierfahrten- chreibern möglich waren, verhindert. Auch die Strafen müssen harmonisiert werden. Ich ill nun nicht ins Detail gehen, wie viel Euro adäquat ären. Doch es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass n Deutschland die rigidesten Sanktionen drohen, wäh- end in anderen Staaten gerade mal eine Verwarnung er- eht. Die Standort- und Wettbewerbsnachteile für eutschland wären fatal. Ein weiterer Punkt ist die EU-einheitliche Ausrüstung er Polizei mit notwendigen Lesegeräten. Denn was ützt uns eine nach deutscher Gründlichkeit ausgestat- ete Polizei, wenn die Kontrolle nur bei deutschen LKWs nd Bussen funktioniert. Was ist mit dem griechischen KW auf deutschen Straßen? Des Weiteren gilt es auch, die verschieden geregelten uhezeiten zu harmonisieren. All das sind neben dem roblem des Starttermins noch Punkte, die nur bei euro- aweit einheitlicher Regelung funktionieren können. Es geht hier um Straßenverkehrssicherheit, zu deren asten die Verzögerung gehen wird. Deutschland ist ein ransitland und der meiste Güterverkehr wird immer och über die Straße abgewickelt. Die Zahl derer, die bei nfällen mit LKW-Beteiligung verunglücken, steigt. In 002 verursachten solche Unfälle im Durchschnitt täg- ich 4 Tote und 27 Schwerverletzte. Daher ist hier eine trenge Kontrolle unabdingbar, die nur durch eine Har- onisierung in Europa erreicht wird. Eine Terminverschiebung ist zwingend notwendig. afür ist es wichtig, dass die Bundesregierung in Brüs- el einem Termin zustimmt, den selbstverständlich auch lle anderen EU-Länder befürworten. Neben der Sicherheit geht es nämlich noch um Ar- eitsplätze in Speditionen, Fuhrunternehmen und ande- en Gewerben. Nicht nur der unrealistische Starttermin, uch mangelnde vereinheitlichte Vorschriften auf EU- bene diskriminieren das deutsche Gewerbe erheblich. Wir verabschieden jetzt ein Gesetz, dessen Kritik- unkte und Ungereimtheiten auf nationaler und interna- ionaler Ebene ein gewaltiges Problem darstellen. Ich arne die Bundesregierung, nun mit treudeutschem Ge- orsam vorauszueilen und die deutsche Verkehrsindus- rie mit erheblichen Wettbewerbsnachteilen zu konfron- ieren. Ich fordere die Bundesregierung vielmehr auf: Erledi- en Sie Ihre nationalen Pflichten! Denn noch immer ge- en Sie zu, es sei unklar, ob das Kraftfahrtbundesamt der Unternehmen die Karten in den Ländern ausgeben ollen. Treten Sie mit dem nötigen Nachdruck in Brüssel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 8823 (A) ) (B) ) für eine Veränderung des Starttermins auf! Und befreien Sie Deutschland endlich von seinem Damoklesschwert mit dem Namen „Pleiten, Pech und Pannen – made in Germany“. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das Kontrollgerätbegleitgesetz haben wir be- reits in der vergangenen Woche in erster Lesung behan- delt. Darüber hinaus haben wir uns im Ausschuß für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen am 9. März 2004 nochmals des Themas intensiv angenommen. Nach län- gerer Debatte haben wir einen interfraktionellen Ent- schließungsantrag verabschiedet, in dem die Bundesre- gierung aufgefordert wurde, in ihren Bemühungen um die Einführung eines digitalen Kontrollgerätes nicht nachzulassen und sich bei der EU-Kommission insbe- sondere für die Einrichtung einer Testphase und die Neu- vereinbarung eines realistischen Einführungstermins einzusetzen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir waren uns am Mittwoch auch einig, dass wir aus der leidvollen Erfah- rung der vergangenen Monate mit dem LKW-Maut-Er- fassungssystem lernen müssen. Daher gilt es, dass wir uns den konkreten Problemen, dass es a) noch kein Mit- gliedsland der EU gibt, das aufgrund der Komplexität eine Bauartgenehmigung für dieses neue System erteilt hat und b) auch noch keine funktionierenden Endgeräte zur Verfügung stehen, aktiver nähern müssen. Konkret: Wenn sich schon heute abzeichnet, dass der Einführungstermin am 5. August 2004 ist nicht zu halten ist, dann müssen wir bereits heute die Reißleine ziehen! Die Lösung kann nur in einer Fristverlängerung liegen, die daher auch schnellstmöglich bei der EU-Kommis- sion eingeholt werden muß. Wenn wir diese neue Kontrolltechnik ohne den ent- sprechenden technischen Vorlauf einführen, dann wer- den wir garantiert mit so erheblichen Anlaufproblemen konfrontiert werden, dass diese schon am ersten Tag die Akzeptanz des Systems dauerhaft schädigen würden. Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und sollten uns weiterhin befristet auf die vorhandenen Lenk- und Ruhezeiterfassungsysteme verlassen. Erst wenn das neue System tatsächlich funktionsfähig zur Verfügung steht, kann es auch eingeführt werden. Dennoch halte ich es für richtig, diesen Gesetzent- wurf zum jetzigen Zeitpunkt vorzulegen und auch zu verabschieden, da wichtige Gesetzesänderungen zur Ein- führung des digitalen Kontrollgerätes Voraussetzung sind. Ohne eine Anpassung des Fahrpersonalgesetzes (FPersG) und des Gesetzes über die Errichtung eines Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA-Gesetz) ist die Umset- zung der EG-Verordnungen nicht möglich. Die verschiedenen Chipkartentypen müssen persona- lisiert und registriert sein, damit Manipulationen ein Rie- gel vorgeschoben werden kann. Die Registrierung verlo- rener oder defekt gemeldeter Karten sichert vor ihrem Missbrauch, durch den Sozialvorschriften umgangen werden können. Und Werkstattkarten, mit denen Mani- p u t d d S v Z V n i t C o s h M d m b b n S d h w E d g d u s n L j 5 l r N V g K i n d T (C (D ulationen der Erfassungsgeräte möglich sind, müssen nter strenger Kontrolle bleiben. Weitere Fragen sowohl zur Verwendung und Verwal- ung der biometrischen als auch administrativen Daten, ie Frage der Speicherdauer und des Speicherortes und ie Fragen des Datenschutzes müssen geregelt werden. chon allein aus diesem Grunde muß die Fahrpersonal- erordnung jetzt neu geregelt werden. Dem Kraftfahrt-Bundesamt wird mit der Aufgabe der ertifizierung der kryptologischen Schlüssel eine große erantwortung zugeteilt. Wenn aber ein Schlüsselma- agement in dieser Komplexität weltweit so einzigartig st, dann müssen wir uns an dieser Stelle vor einer erneu- en Blamage in Acht nehmen und dem KBA eine reelle hance für eine Einführung geben. Die Klärung der Terminfrage ist – wie schon weiter ben dargelegt – von zentraler Bedeutung, bevor wir die- es Neuland betreten. Die Einfügung einer Testphase alten wir ebenfalls nach den Erfahrungen der letzten onate für unverzichtbar. Die Bundesregierung sei an ieser Stelle auch nochmals eindringlich gebeten, regel- äßig über den Sachstand zu informieren, eventuell Pro- leme rechtzeitig zu identifizieren und an uns, d. h. die eteiligten Fachabgeordneten auch entsprechend zeit- ah zu kommunizieren. Wir wollen ein fälschungssicheres und effizienteres ystem für die Erfassung der Lenk- und Ruhezeiten, um ie Manipulationen zu verringern und damit die Sicher- eit im Straßenverkehr weiter zu verbessern. Aber wir ollen es nicht um jeden Preis. Daher sollten wir jetzt die Voraussetzungen für die inführung des Systems schaffen und dafür sorgen, dass ieses innovative Kontrollsystem nicht durch übermäßi- en Ehrgeiz an einem zu frühen Start scheitert. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Die Eile, mit der er Deutsche Bundestag von der ersten jetzt zur zweiten nd dritten Lesung des vorliegenden Gesetzes kommt, teht in eklatantem Widerspruch zur tatsächlichen tech- ischen Realisierung des Gerätes zur Kontrolle der enk- und Ruhezeiten. Der ehrgeizige Zeitplan der Kommission ist bereits etzt nicht mehr zu halten, da nach dem Zeitplan vom . August 2002 zum Beispiel 24 Monate nach Veröffent- ichung alle Neufahrzeuge mit dem neuen System auszu- üsten sind. Das wäre der 5. August des Jahres 2004. ach uns bekannten Unterlagen liegt zwölf Monate nach eröffentlichung noch keine einzige Bauartgenehmi- ung für ein Kontrollgerät geschweige denn die vier ontrollgerätekarten vor, sodass die Kommission nach hrem eigenen Zeitplan veranlasst gewesen wäre, einen euen Fristenplan vorzulegen. Vor dem Hintergrund der laufenden Diskussion über ie Probleme der Einführung der Maut, insbesondere der echnikausstattung, wäre die Kommission gut beraten, 8824 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 (A) ) (B) ) den sicherlich ehrgeizigen Zeitplan neu zu überdenken und realistisch anzupassen. Die Einführung des digitalen Kontrollgerätes, der so genannten Blackbox, ist mit Zustimmung der FDP be- schlossen worden. Wir stehen weiterhin dazu, dass die Verkehrssicherheit im LKW-Bereich im Wesentlichen davon abhängt, ob die Sozialvorschriften, insbesondere die Lenk- und Ruhezeiten, eingehalten werden. Dies wirft eine entscheidende Frage auch im Hinblick auf die neu hinzukommenden Mitgliedstaaten der EU ab 1. Mai 2004 auf. Der jetzigen Technik zur Überprüfung der Ge- schwindigkeit bzw. der Lenk- und Ruhezeiten sind in der Manipulation offensichtlich keine Grenzen gesetzt. Es bleibt zu hoffen, dass die mit der Einführung des digita- len Kontrollgeräts einhergehende Sicherheit vor Mani- pulationen tatsächlich anhält. Deswegen ist und bleibt das Ziel richtig. Gegenüber der Bundesregierung muss aber deutlich gemacht werden, dass die Umsetzung der Einführung in Europa gleichzeitig stattfinden muss, zu gleichen Bedin- gungen und nicht nach dem bisherigen Spiel, dass Deutschland das, was aus Europa vorgeschrieben wird, hundertprozentig mit einem gewissen Sicherheitszu- schlag umsetzt. Vor dem Hintergrund nach wie vor ekla- tanter Wettbewerbsverzerrungen bei der Ausgangssitua- tion im europäischen Güterverkehrsmarkt ist ein weiteres erschwerendes Signal für das deutsche Ge- werbe von dort nicht mehr zu verkraften. Insofern schließt sich die FDP-Fraktion der Forderung des Bun- desverbandes Güterkraftverkehr und Logistik an, dass Deutschland nur an einer gleichzeitigen Einführung des Kontrollgeräts in allen Mitgliedstaaten interessiert sein kann. Deswegen ist und bleibt die politische Forderung, auf die Kommission einzuwirken, einen Zeitplan vorzu- legen, der diesem Petitum Rechnung trägt. Diese Auffor- derung ist im Verkehrsausschuss einvernehmlich be- schlossen worden, über alle Parteigrenzen hinweg. Wir sind gespannt, ob die Bundesregierung diesem Wunsch des gesamten Verkehrsausschusses Rechnung trägt. Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bun- desminister für Verkehr, Bau und Wohnungswesen: Es ist offenbar nötig, noch einmal über diesen Gesetzentwurf zu sprechen; denn ich habe den Eindruck, dass sich der Sinn des Kontrollgerätbegleitgesetzes noch nicht allen offenbart hat. Diese Kolleginnen und Kollegen kann ich beruhigen: Das digitale Kontrollgerät hat aber auch gar nichts mit Mauterhebung oder Onboard-Units zu tun. Das ist nun wirklich Unsinn. Hier geht es um die Einfüh- rung eines neuen Fahrtenschreibers – ein Gerät, das den meisten wohl bekannt sein dürfte. Es dient zur Überwa- chung der gefahrenen Geschwindigkeiten, und es dient zur Überwachung der Einhaltung von Lenk-und Ruhe- zeiten. Was bisher mehr schlecht als recht mechanisch erfasst wurde, wird in Zukunft digital ausgewertet. Daran ist nichts Beunruhigendes oder Zweifelhaftes. Das ist der Lauf der Zeit. Wer sich moderne Lastwagen einmal genau ansieht, weiß, wie viel Elektronik und Software in diesen Fahrzeugen steckt. Der mechanische Fahrtenschreiber wirkt da schon fast wie ein Anachro- n v d a U ü K U w r g r m B S u b D g d d d F d d K t e b K d N s k s f n E g R d a L n d D E (C (D ismus. Allerdings bietet er schwarzen Schafen einen ermeintlichen Vorteil: Er ist manipulierbar! Das wollen wir ändern. Mit „wir“ meine ich nicht nur die Bundesregierung; enn die Einführung des digitalen Kontrollgeräts geht uf einen Beschluss der Europäischen Union zurück. nd genau darum geht es heute: Mit dem Gesetzentwurf ber Begleitregelungen zur Einführung des digitalen ontrollgerätes wird ein Beschluss der Europäischen nion in nationales Recht umgesetzt. Damit schaffen ir die Voraussetzungen für die erforderlichen Ausfüh- ungsregelungen. Und warum der ganze Aufwand? Weil die Regelun- en der betreffenden EG-Verordnung 2135/98 nicht aus- eichen, um das neue System zu realisieren. Deshalb üssen wir das Fahrpersonalgesetz ergänzen. Da geht es um die Kontrollen durch die jeweiligen ehörden und um die Überwachung der Einhaltung der ozialvorschriften durch den Unternehmer, und es geht m die Einführung einer Mitteilungspflicht der Bußgeld- ehörden, die für die Sozialvorschriften zuständig sind. iese Regelungen werden mit dem vorliegenden Gesetz etroffen. Hinzu kommen technische Regelungen. Da geht es ann zum Beispiel um das so genannte „Herunterladen“ er Daten aus dem Kontrollgerät oder der Fahrerkarte in ie betriebliche Datenverarbeitung. Ohne eine solche unktion wären zum Beispiel Betriebsprüfungen nicht urchführbar. Zu guter Letzt stellen wir mit diesem Gesetzentwurf ie Zuständigkeit der Länder klar, was die Ausgabe der ontrollgerätekarten anbelangt. Das alles ist nicht strit- ig. Das alles ist völlig undramatisch. Trotzdem meinen inige, das aufblasen zu müssen, weil es in ganz Europa is heute noch keine Bauartgenehmigung für digitale ontrollgeräte gibt. Deshalb besteht jetzt ein gewisser Zeitdruck: Nach en jetzt geltenden Fristen müssen ab August alle eufahrzeuge mit einem entsprechenden Gerät ausge- tattet werden. Europaweit haben die Gerätehersteller er- lärt, dass dieser Zeitplan nicht zu halten ist. Die deut- chen Hersteller – Actia, Siemens-VDO – rechnen rühestens im zweiten Quartal 2004 mit einer Bauartge- ehmigung. Die logische Konsequenz: Es wird im August in ganz uropa kein einziges praxistaugliches digitales Kontroll- erät geben. Das ist bedauerlich, denn nach der jetzigen egelung müssen die Mitgliedstaaten schon ab Mai in er Lage sein, bauartgenehmigte Kontrollgerätekarten uszugeben. Das ist zeitlich einfach nicht zu schaffen. etztlich müssen auch die Techniker mit der neuen Tech- ik an funktionsfähigen Geräten geschult werden. Allerdings ist es unsinnig, der Bundesregierung in iesem Zusammenhang Vorwürfe machen zu wollen. enn die hat das zeitliche Problem schon lange erkannt. s ist ja richtig, dass die EU Druck macht, was die Ein- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. März 2004 8825 (A) ) (B) ) führung des neuen Gerätes angeht. Allerdings brauchen wir einen neuen Zeitplan. Deshalb hat Bundesminister Stolpe schon im vergan- genen Dezember an die Kommissarin de Palacio ge- schrieben. Er hat auf die bestehenden Probleme hinge- wiesen und dringend um einen realistischeren Zeitplan gebeten. Eine solche Verschiebung wäre EU-rechtlich möglich. Bislang lehnt die Kommission sie allerdings ab. Wir halten das für falsch, weil ein Festhalten an den Fristen allen Beteiligten Probleme bereiten würde. Ich bin allerdings sehr optimistisch, dass die Kommission hier noch einlenken wird. Denn sie hat entsprechende Bemerkungen nicht nur aus Deutschland zu hören be- kommen. Die Technik steht also noch nicht. Das ist immer un- erfreulich, das wissen wir alle. Trotzdem müssen wir jetzt den EU-Vorgaben Rechnung tragen, indem wir die gesetzlichen Grundlagen schaffen. Dieser Gesetzentwurf tut das. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Abgeordnete Dr. Angelica Schwall-Düren hat da- rum gebeten, bei dem Gesetzentwurf zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor Gefahren des Alko- hol- und Tabakkonsums auf Drucksache 15/2587 nach- träglich in die Liste der Antragsteller aufgenommen zu werden. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die für den Kauf- kraftausgleich maßgebende Entwicklung im Wäh- rungsgebiet des Euro – Drucksachen 15/2320, 15/2442 Nr. 1.1 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2003 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 09 Titel 681 01 – Versorgungsbezüge für Beschädigte – Titel 632 51 – Kriegsopferfürsorgeleistungen und gleichartige Leis- tungen – – Drucksachen 15/2321, 15/2369 Nr. 3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2003 Überplanmäßige Ausgabe bis zur Höhe von 30 Mio. Euro bei Kapitel 12 25 – Wohnungswesen und Städte- bau – Titel 632 01 – Wohngeld nach dem Wohngeldge- setz – – Drucksachen 15/2376, 15/2442 Nr. 1.2 – m V P t (C (D Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahreswirtschaftsbericht 2004 der Bundesregierung Leistung, Innovation, Wachstum – Drucksache 15/2405 – Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ für den Zeitraum 2003 bis 2006 – Drucksachen 15/1201, 15/2105 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestal- tung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) hier: Rahmenplan 2004 bis 2007 – Drucksachen 15/2035, 15/2105 Nr. 3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/2104 Nr. 2.1 Drucksache 15/2217 Nr. 1.1 Drucksache 15/2217 Nr. 2.9 Innenausschuss Drucksache 15/2217 Nr. 2.25 Drucksache 15/2373 Nr. 2.26 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/2028 Nr. 2.14 Drucksache 15/2028 Nr. 2.15 Drucksache 15/2028 Nr. 2.18 Drucksache 15/2373 Nr. 2.14 Drucksache 15/2373 Nr. 2.19 Drucksache 15/2373 Nr. 2.27 Drucksache 15/2373 Nr. 2.51 Drucksache 15/2373 Nr. 2.55 Drucksache 15/2447 Nr. 2.15 Drucksache 15/2447 Nr. 2.18 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/2447 Nr. 2.5 Drucksache 15/2519 Nr. 2.8 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/2104 Nr. 1.4 Drucksache 15/2373 Nr. 2.9 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344 98. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. März 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509800000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

(Die Anwesenden erheben sich)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, entsetzt und fas-
sungslos haben wir gestern die Nachrichten vernommen,
dass in Madrid eine ganze Serie von Bombenanschlä-
gen auf Vorortzüge und Bahnhöfe immer mehr Men-
schen – Männer, Frauen und auch Kinder – verletzte und
in den Tod riss. Noch lassen sich über die Mörder, die
diese Anschläge planten und verübten, nur Vermutun-
gen anstellen und noch immer herrscht keine endgültige
Klarheit über die Zahl der Opfer. Es sind bisher fast
200 Tote und etwa eineinhalbtausend Verletzte – eine
furchtbare Tragödie. Allen, allen gilt unser Mitgefühl
und unser Beileid.

Das müssen wir begreifen: Zum ersten Mal trifft eine
terroristische Attacke dieses Ausmaßes ein Land der Eu-
ropäischen Union. Der Terrorismus rückt näher; denn
diese wahnsinnigen Anschläge sollten unmittelbar das
Alltagsleben der Menschen einer der großen Hauptstädte
Europas treffen. Diese Anschläge und ihre Urheber zie-
len auf das ganze spanische Volk und damit auf uns alle

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Redet
in Europa. Das sollte und das muss uns einigen in Ab-
scheu und Abwehr gegenüber dem Terrorismus. Wir ste-
hen an der Seite des spanischen Volkes und des spani-
schen Parlaments.

Jetzt geht es darum, die europäische, die menschliche
Zivilisation gegen terroristische Mörder zu verteidigen,
die – mit welchem Ziel und mit welcher Begründung
auch immer – nicht davor zurückschrecken, den Alltag
in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Der Deutsche Bun-
destag und die Bürgerinnen und Bürger ganz Deutsch-
lands empfinden für die Hinterbliebenen der Opfer tiefes
Mitgefühl. Unsere Gedanken sind bei denen, die mit ih-
ren schweren Verletzungen in den Krankenhäusern be-
handelt werden.

Exzellenz, Herr Botschafter Rodriguez-S
möchte Sie von dieser Stelle aus bitten, für

(C (D ung 12. März 2004 0 Uhr chen Ihres Landes, sein Parlament und seine Regierung nsere tief empfundene Anteilnahme und Solidarität entegenzunehmen. Ich danke Ihnen. Nun kommen wir zu unserer heutigen Tagesordnung. ch rufe die Tagesordnungspunkte 17 a und 17 b auf: a)


gierung eingebrachten Entwurfs eines Telekom-
munikationsgesetzes (TKG)

– Drucksachen 15/2316, 15/2345 –

(Erste Beratung 86. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksachen 15/2674, 15/2679 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hubertus Heil
Dr. Martina Krogmann
Michaele Hustedt
Rainer Funke

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

ext
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Dr. Martina Krogmann, Dagmar Wöhrl, Karl-
Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Mehr Wettbewerb, Wachstum und Innova-
tion in der Telekommunikation schaffen
– Drucksachen 15/2329, 15/2674, 15/2679 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hubertus Heil
Dr. Martina Krogmann
Michaele Hustedt

unke
ei Änderungsanträge und ein Entschlie-
r Fraktion der FDP vor.
piteri, ich
die Men-

Rainer F
Es liegen zw

ßungsantrag de






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die

Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Parlamen-
tarischen Staatssekretär Ditmar Staffelt das Wort.

D
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1509800100


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Mit der heute anstehenden Verabschiedung des
Telekommunikationsgesetzes findet ein Vorhaben seinen
vorläufigen Abschluss, das für den Wirtschaftsstandort
Deutschland von überragender Bedeutung ist.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sein könnte!)


Mit dem Telekommunikationsgesetz wird ein in weiten
Teilen neuer Ordnungsrahmen für die Telekommunikati-
onsbranche vorgelegt. Die Spanne der Regelungen reicht
von der Preis- und Wettbewerbsregulierung über Fragen
der Sicherung der Grundversorgung mit Telekommuni-
kationsdienstleistungen, des Verbraucher- und Daten-
schutzes, Fragen der Nummern- und Frequenzverwal-
tung bis hin zur Telekommunikationsüberwachung.

Die Bedeutung der Telekommunikationsbranche
lässt sich zum einen sicher am Gesamtumsatz und an den
Beschäftigungszahlen ablesen. Im Jahre 2003 erzielten
die Netzbetreiber und TK-Diensteanbieter einen Umsatz
von deutlich mehr als 60 Milliarden Euro. Mehr als
220 000 Menschen waren in diesem Markt beschäftigt.
Viel wichtiger als diese Zahlen ist aber die Bedeutung
dieser Branche für die gesamtwirtschaftliche Entwick-
lung in Deutschland. Die Telekommunikation ist we-
sentlicher Bestandteil der Infrastruktur unseres Landes
und hat deshalb Ausstrahlung auf alle Wirtschaftsberei-
che.

Vor diesem Hintergrund ist es unser Ziel, dass die
deutsche Telekommunikationsbranche leistungsstark
bleibt und ihre hohe Innovationskraft weiter ausbaut.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen, dass Deutschland im weltweiten Wettbe-
werb besteht und einer der führenden Telekommunikati-
onsstandorte weltweit ist; darauf zielt unsere Telekom-
munikationspolitik. Dieses Ziel lässt sich am besten im
Wettbewerb erreichen, der wiederum gewisse staatliche
Eingriffe in Form einer sektorspezifischen Regulierung
benötigt.

Wir haben in den letzten Jahren mit einer wettbewerbs-
orientierten Telekommunikationspolitik im Interesse der
Wirtschaft und insbesondere der Verbraucher außeror-
dentlich viel erreicht. Die massiven Preissenkungen im
Bereich der Festnetztelefonie haben in den letzten Jahren
die Kommunikationskosten von Unternehmen deutlich
gesenkt und den privaten Haushalten Einsparungen in
Milliardenhöhe gebracht. Als Folge der Wettbewerbsin-
tensivierung in der Telekommunikation ist die Internet-
nutzung geradezu explodiert: Heute nutzen rund
60 Prozent der Erwachsenen in unserem Lande das In-

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(C (D ernet. Gleiches gilt für den Mobilfunkbereich, der mitterweile rund 65 Millionen Kunden aufweist und einen hnlichen hohen Umsatz wie der Bereich der Festnetzteefonie. Der Wettbewerb hat aber nicht nur zu Preissenkun en, sondern auch zu deutlichen Qualitätssteigerungen nd einer Vielzahl von Innovationen wie DSL, WLAN der UMTS geführt. Diese Entwicklung wäre ohne die ostreformen der letzten 15 Jahre nicht möglich geween. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ie Entscheidungen sowohl zur Privatisierung als auch ur Marktöffnung in der Telekommunikation jeweils mit reiter parlamentarischer Mehrheit getroffen wurden. Das derzeitige Telekommunikationsgesetz und die arauf aufsetzende Arbeit der Regulierungsbehörde für elekommunikation und Post boten eine hervorragende rundlage für die Transformation der früheren Monoole in Wettbewerbsmärkte. Vor diesem Hintergrund ären weitreichende Änderungen des aktuellen Ordungsrahmens eigentlich nicht erforderlich gewesen. U-rechtliche Vorgaben – insgesamt fünf Richtlinien – aben uns allerdings dazu gezwungen, den Rechtsrahen insgesamt zu überarbeiten. Von zentraler Bedeutung war für uns neben der Um etzung europäischen Rechts die Berücksichtigung der atsächlichen Marktentwicklungen und der Erfahrunen, die wir mit den konkreten Regulierungsprozessen m Laufe der letzten fünf, sechs Jahre gemacht haben. ieles hat sich anders entwickelt, als man dies Mitte der 0er-Jahre angenommen hat. Das ist ein Umstand, aus em ebenfalls Änderungsbedarf resultierte. Unser Ziel war es, neben der Umsetzung der Richtli ien die gesetzlichen Vorgaben mit Blick auf die Erforernisse des Marktes zu optimieren. Vor diesem Hinterrund wurde ein transparenter, intensiver und sehr onstruktiver Dialog mit der gesamten Branche geführt, as Hauptursache für die Überschreitung der Umsetungsfristen der Richtlinien war. Allerdings kann sich as Ergebnis dieses Diskussionsprozesses meines Erachens sehr wohl sehen lassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall des Abg. Rainer Funke [FDP])


ir haben nicht nur die Richtlinienvorgaben in vernünf-
iger Weise umgesetzt, sondern auch sehr genau darauf
eachtet, dass den tatsächlichen Wettbewerbsentwick-
ungen wie auch dem konkreten Regulierungsbedarf an-
emessen Rechnung getragen wird. Ich denke, dass dies
rotz Kritik an einzelnen Punkten von den allermeisten
arktbeteiligten und auch in weiten Teilen der Politik so
esehen wird.
Auch wenn jetzt noch ein paar Punkte umstritten sind,

ollten wir die erzielten Übereinstimmungen nicht au-
er Acht lassen. Wir haben uns den Antrag der CDU/
SU-Fraktion sehr genau angeschaut und festgestellt,
ie viele Übereinstimmungen es in der Zwischenzeit
uch mit Blick auf Ihre Fraktion gegeben hat. So sind in
em TKG-Entwurf die Forderungen nach einer entschie-






(A) )


)

Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

denen Ex-ante-Regulierung von Vorleistungen, einer
chancengleichen Behandlung von Infrastruktur- und
Dienstewettbewerb im Festnetz und im Mobilfunk, ei-
nem Konsistenzgebot für die Entgeltregulierung, einer
effektiven Sanktionsmöglichkeit bei missbräuchlichem
Verhalten und einer Vermeidung von Überregulierung
im Mobilfunk und auf neuen Märkten enthalten.

Hier wurden meines Erachtens bereits mit dem Regie-
rungsentwurf vom 15. Oktober 2003 ganz wesentliche
Übereinstimmungen hergestellt; andere Punkte wurden
im Anschluss an die Bundesratsstellungnahme klarer ge-
fasst. So wird die Frage, welche Bereiche der sektorspe-
zifischen Regulierung unterliegen und welche dem all-
gemeinen Wettbewerbsrecht, nun ausschließlich anhand
der in der EU-Kommissionsempfehlung enthaltenen Kri-
terien geprüft.

Der umstrittene Begriff des funktionsfähigen Wettbe-
werbs wird im Telekommunikationsgesetz nicht mehr
verwendet. Durch die Neufassung der §§ 18 bis 20 – hier
geht es um die Vorleistungsregulierung – wird deutlicher
als bisher herausgestellt, dass die Regulierungsbehörde
einen großen Ermessensspielraum hinsichtlich der Regu-
lierungsintensität hat. Die Inkassovorschrift wurde in
den letzten Tagen aufgrund eines Kompromisses der
Marktparteien neu gefasst. Aufgenommen wurde die so
genannte Gleichzeitigkeitsregel, die sicherstellt, dass
das marktmächtige Unternehmen Wettbewerbern we-
sentliche Vorleistungen rechtzeitig zur Verfügung stellt,
spätestens mit Einführung eigener Endkundenprodukte.
Klargestellt wurde weiter, dass das Initiativrecht für kon-
krete Entgeltanträge im Fall der Auferlegung von Tarif-
systemen durch die Regulierungsbehörde weiterhin beim
regulierten Unternehmen verbleibt.

Sicher, es gibt einige nicht berücksichtigte Vor-
schläge, zum Beispiel bezüglich der Antragsrechte, der
Mehrerlösabschöpfung und der Gerichtszuständigkeiten.
Gleichwohl glaube ich, dass wir uns am Ende unserer
Diskussionen außerordentlich nahe gekommen sind. Ich
wünsche mir sehr, dass die Opposition den entscheiden-
den Schritt macht und einem in sich guten Gesetz ihre
Zustimmung nicht verwehrt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie sollten diese Entscheidung treffen. Ich denke, sie
würde dem Wirtschaftsstandort Deutschland und der ge-
samten außerordentlich zukunftsorientierten Branche
– das habe ich vorhin geschildert – mehr als helfen. Ich
bitte Sie, dies noch einmal sehr intensiv zu reflektieren.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509800200

Ich erteile Kollegin Martina Krogmann, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ver reter der Bundesregierung hat gerade gesagt, der Geetzentwurf könne sich sehr wohl sehen lassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1509800300

azu kann ich nur sagen: Diese Mittelmäßigkeit ist nicht
nser Anspruch.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir wollen ein gutes Gesetz, von dem ein klares Signal

ür Wettbewerb ausgeht.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dann brauchen Sie jetzt nur noch zustimmen!)


as schaffen Sie mit diesem Gesetz ausdrücklich nicht.
eshalb können wir ihm nicht zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Wettbe-
erb sind klare Regeln. Auf diese klaren Regeln in ei-
em neuen Telekommunikationsgesetz warten die Un-
ernehmen jetzt seit einem Jahr. Ein Jahr lang haben Sie
ur diskutiert und dabei sogar die Frist der EU verstrei-
hen lassen. Wenn Ihnen die Branche wirklich so wich-
ig wäre, wie Sie das gerade behauptet haben, dann hät-
en Sie schnell Rechtssicherheit schaffen müssen.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

tattdessen haben Sie in der Branche, in der zehn Mo-
ate wie zehn Jahre wirken, kostbare Zeit einfach ver-
eudet.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Leider wahr!)


In der vergangenen Woche ist bei Ihnen dann finale
ektik ausgebrochen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Torschlusspanik!)

n den letzten fünf Tagen erschienen drei Synopsen mit
eweils 150 Seiten, wobei eine Änderung die nächste
agte. Herausgekommen ist ein unausgegorenes Gesetz,
urch das der Wettbewerb behindert wird. Deshalb leh-
en wir dieses Gesetz ab.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hatten wir schon! – Klaus Brandner [SPD]: Das, was Sie hier vortragen, ist nicht schlüssig! – Hubertus Heil [SPD]: Wollen Sie nun Änderungen oder nicht?)


ir wollen ein Gesetz, das Monopole knackt, Wettbe-
erb stärkt und Regulierung so schnell wie möglich
berflüssig macht.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Die Telekommunikationsbranche ist von zentraler Be-

eutung für unsere gesamte Volkswirtschaft. Sie ist
achstumsmotor und Treiber für Innovationen.

(B)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

350 000 Menschen arbeiten in diesem Sektor. Er er-
streckt sich vom Bereich Festnetz über die Bereiche Mo-
bilfunk, Multimedia und Internet bis hin zum kleinsten
Softwareunternehmen, das Klingeltöne für Ihre Handys
entwickelt. Das TKG betrifft sie alle.

Im vergangenen Jahr sind allein im engeren Bereich
der Telekommunikation 64 Milliarden Euro umgesetzt
worden. Jetzt stehen weitere Investitionen in Milliar-
denhöhe an. Denken wir an den Breitbandbereich oder
an neue Mobilfunksysteme. Deshalb brauchen wir ge-
rade in der jetzigen wirtschaftlichen Situation ein Tele-
kommunikationsgesetz, von dem ein klares Signal für
Wettbewerb, Investitionen und Innovationen ausgeht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Funke [FDP] – Klaus Brandner [SPD]: Genau das leisten wir mit diesem Gesetz!)


Dabei müssen wir zwei Märkte im Blick haben, den
deutschen Markt und den internationalen Markt.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Sag bloß!)

Ziel auf dem deutschen Markt ist es, so schnell wie mög-
lich den Übergang vom ehemaligen Monopol zum nach-
haltigen Wettbewerb zu schaffen.


(Klaus Brandner [SPD]: Was soll uns das sagen?)


Wettbewerb nützt allen, nicht als Selbstzweck oder als
Ziel an sich, sondern als das beste Instrument in unserer
sozialen Marktwirtschaft, um Dynamik zu erzeugen, In-
novationen zu fördern und vor allem für den Verbraucher
die besten Produkte zu den günstigsten Preisen herzu-
stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der andere Markt, den wir betrachten müssen, ist der
internationale, der globale Markt. Nur ein deutsches
Unternehmen ist ein Globalplayer, die Telekom. Natür-
lich dürfen wir diesem Unternehmen nicht durch natio-
nale Gesetze Fesseln anlegen, die andere Unternehmen
auf den Weltmärkten nicht haben. Wir müssen unserem
Globalplayer im internationalen Wettbewerb faire Chan-
cen erschließen.


(Beifall des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])

Für ein gutes Telekommunikationsgesetz müssen wir

stets beide Märkte im Blick haben. Wir wollen starke
Unternehmen, die investieren und Arbeitsplätze schaf-
fen. Mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung kön-
nen wir diese Ziele nicht erreichen. Der Gesetzentwurf
ist unausgegoren und behindert Wettbewerb.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gisela Piltz [FDP])


Ich will unsere Hauptkritikpunkte nennen. Als Erstes
möchte ich den mangelnden Rechtsschutz für kleinere
und neue Unternehmen anführen. Kleine Unternehmen
müssen die Chance erhalten, sich gegen Wettbewerbs-
verzerrungen und unfaire Praktiken wehren zu können.

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(C (D (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das wäre schön!)


eshalb müssen wir ihnen so etwas wie ein Klagerecht
ei der Regulierungsbehörde geben, um Verfahren ein-
uleiten. Die Bundesregierung will, dass die Einleitung
ieser Wettbewerbskontrolle ausschließlich im Belieben
es Regulierers steht.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Unglaublich!)


as ist aus unserer Sicht ein falscher und gefährlicher
eg.


(Beifall des Abg. Peter Hintze [CDU/CSU])

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein kleines Unterneh-
en und bemerken, dass ein Marktbeherrscher mit
umpingpreisen auf den Markt drängt. Laut Gesetzent-
urf müssen Sie dies hinnehmen und warten, ob und
ann die Regulierungsbehörde dies prüft und eventuell
inschreitet.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Allergnädigst!)


ir fordern zur Stärkung des Wettbewerbs zwingend
ntragsrechte für Unternehmen bei Marktmissbrauch.
s kann doch nicht sein, dass Unternehmen dem puren
rmessen der Regulierungsbehörde auf Gedeih und Ver-
erb ausgeliefert sind und sogar tatenlos zusehen müs-
en, wenn ihr eigenes Unternehmen wettbewerbswidrig
om Markt gefegt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Eigentlich sollte man meinen, die Gewährung von
ntragsrechten sei eine Selbstverständlichkeit.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist im Prinzip ein Menschenrecht!)


as war es auch, bis der Gesetzentwurf das Bundeswirt-
chaftsministerium verließ und unserem Finanzminister,
errn Eichel, in die Hände fiel. Er hat kurzerhand die
ntragsrechte herausgestrichen, die von Herrn Clement
m Gesetzentwurf richtigerweise ausdrücklich vorgese-
en waren.


(Klaus Brandner [SPD]: Vergiftetes Lob!)

ch finde es tragisch, dass der Finanzminister als größter
ktionär der Telekom die Grundrichtung unserer Tele-
ommunikationspolitik bestimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ute Wirtschaftspolitik hat sich an den Erfordernissen
es Marktes zu orientieren, nicht an den Begehrlichkei-
en unseres Finanzministers.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: So geht das mit Clement doch immer! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben das irgendwie nicht ganz richtig erfasst!)


Wir fordern effektive Sanktionsmöglichkeiten bei
issbrauch einer marktbeherrschenden Stellung. Für die
reise, die wir für Telekommunikationsdienstleistungen






(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

zahlen, also für das Telefonieren und das Surfen im In-
ternet, soll die Vorabregulierung weitestgehend entfal-
len. Wir unterstützen das. Regulierung muss da, wo es
möglich ist, wegfallen. Wir wollen keine Überregulie-
rung. Damit aber der Wettbewerb gestärkt wird, brau-
chen wir scharfe Sanktionsmechanismen. Ein marktbe-
herrschendes Unternehmen darf erst gar nicht auf die
Idee kommen, einen Mitbewerber vom Markt zu drän-
gen. Das heißt, wer seine Marktmacht missbraucht, darf
dafür finanziell nicht auch noch belohnt werden.

Die Sanktionsmechanismen, die die Bundesregierung
vorsieht, sind unzureichend. Sie laden marktbeherr-
schende Unternehmen geradezu ein, sich missbräuchlich
zu verhalten. Wir fordern, dass alle missbräuchlich er-
wirtschafteten Erlöse zwingend und rückwirkend abge-
schöpft werden. Außerdem müssen die Bußgelder so
hoch angesetzt werden, dass sie tatsächlich abschre-
ckend wirken. Wir wollen Marktmissbrauch von vorn-
herein unterbunden wissen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir brauchen eine faire Balance zwischen Infra-

struktur und Dienstewettbewerb. Der Gesetzgeber
darf sich nicht zum Richter über bestimmte Geschäfts-
modelle machen. Das entscheidet allein der Markt. Klar
ist: Infrastrukturinvestitionen sind die Voraussetzung für
Wettbewerb und technologische Innovation. Dort, wo In-
frastrukturinvestitionen volkswirtschaftlich keinen Sinn
machen, also in der Fläche, müssen die Voraussetzungen
für Dienstewettbewerb geschaffen werden.

Auch nach sechs Jahren Liberalisierung hält die Tele-
kom immer noch 95 Prozent aller Anschlüsse. Wettbe-
werb findet hier praktisch nicht statt. Das ist nicht die
Schuld der Telekom, sondern das ist unser Versäumnis.
Wir haben es als Gesetzgeber in der Hand, die Weiter-
vermietung der bestehenden Anschlüsse gesetzlich zu
regeln und so auch bei den Anschlüssen Wettbewerb zu
ermöglichen. Das Instrument dafür heißt Resale.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


Resale ist die Möglichkeit, Anschlüsse der Telekom zu
einem von der Regulierungsbehörde festgelegten Preis
zu mieten und an eigene Kunden zusammen mit anderen
Dienstleistungen weiterzuverkaufen. Das ist also ein
ganz normaler wirtschaftlicher Vorgang. Entscheidend
ist natürlich der Preis.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das hätten wir jetzt nicht gedacht!)


Der Preis muss so festgesetzt sein, dass Anreize für In-
vestitionen in Infrastruktur erhalten bleiben.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sensationelle Erkenntnis!)


Wenn das sichergestellt ist, haben wir Wettbewerb auf
allen Wertschöpfungsstufen, sowohl im Infrastrukturbe-
reich als auch im Dienstebereich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die Bundesregierung will nun aber die Unternehmen wingen, zusätzlich zum Anschluss gleichzeitig Verbinungsleistungen bei der Telekom zu kaufen. Den Anchluss gibt es also nur im Paket. Viele Unternehmen rauchen diese Verbindungsleistung aber gar nicht, weil ie sie selber erbringen. (Hubertus Heil [SPD]: Reden Sie mal mit Bayern darüber! Herr Singhammer!)


ie kennen das: Sie sind im Baumarkt und brauchen ei-
entlich nur eine einzige Schraube, müssen aber gleich
as ganze Sortiment kaufen. Da wird das Schräubchen
anchmal ganz schön teuer.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das nennt man Marktwirtschaft!)


ie Bundesregierung aber will so ein Sortiment. Sie
ill, dass Unternehmen, die nur den Anschluss kaufen
ollen, zwangsweise etwas dazukaufen müssen, was sie
icht wollen, weil sie es schon haben. Da kann ich nur
agen: Mit einer solchen Wettbewerbsphilosophie wer-
en wir nie weiterkommen. Wir brauchen aber endlich
ettbewerb auch bei den Anschlüssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Einige Verbesserungen gibt es in Ihrem Gesetzent-
urf.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ehrlich?)


uf Druck der Union und der EU-Kommission haben
ie einige Begrifflichkeiten und Definitionen, die ganz
ffensichtlich gegen EU-Recht verstoßen haben, korri-
iert. Wir freuen uns, dass Sie unsere Forderung aufge-
ommen haben, „weiche“ Instrumente, die gerade für
en Mobilfunk wichtig sind, explizit im Gesetz zu ver-
nkern. Ich habe jetzt nur Zweifel, ob wirklich bereits
lle „weichen“ Instrumente – ich denke an das Ver-
leichsmarktprinzip – explizit im Gesetz enthalten sind.
ies ist von zentraler Bedeutung für den Mobilfunk.
Beim Mobilfunk sollten Sie besonders sorgfältig sein;

enn hier haben Sie, wie ich finde, einiges gutzumachen.
chließlich war es Herr Eichel, der in Deutschland eine
ersteigerung der UMTS-Lizenzen provoziert hat,


(Hubertus Heil [SPD]: Nein, das haben wir gemeinsam ins Gesetz geschrieben!)


nd zwar mit den weltweit höchsten Gebühren von ins-
esamt 51 Milliarden Euro.


(Klaus Brandner [SPD]: Was hat das mit Marktwirtschaft zu tun? – Weiterer Zuruf von der SPD: Keiner hat sie dazu gezwungen!)


nzwischen wissen alle, dass diese Art der Versteigerung
in Riesenfehler war.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir haben doch Verträge abgeschlossen!)


ie Mobilfunkunternehmen werden von der horrenden
chuldenlast fast erdrückt. Das müsste Ihnen von der






(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

SPD auch mit begrenztem ökonomischen Sachverstand
deutlich werden.


(Zuruf von der SPD: Jetzt werden Sie unverschämt!)


Ein Unternehmen hat die Lizenz bereits zurückgegeben.
Ein zweites steht praktisch vor dem Aus.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Kriegen die das Geld wieder?)


Der Aufbau der Netze für die so genannte dritte Genera-
tion des mobilen Internet gerät ins Stocken. Auch in die-
sem Zukunftsbereich drohen wir in Deutschland im in-
ternationalen Vergleich wieder einmal zurückzufallen.
Deshalb müssen wir im Telekommunikationsgesetz jetzt
dafür sorgen, dass der Mobilfunk nicht in das gleiche
starre Korsett gezwungen wird wie das Festnetz.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Genau!)

Der Mobilfunk braucht Flexibilität und keine Überregu-
lierung.

Der nächste Punkt betrifft das Regulierungsverfah-
ren. Die EU-Richtlinien sehen einen großen Ermessens-
spielraum für die Regulierungsbehörde beim Einsatz ih-
rer Instrumente vor. Das ist gut so. Der Regulierer kann
flexibler reagieren und er ist näher am Markt als der Ge-
setzgeber.

Ein großer Ermessensspielraum muss zwingend eine
größere politische Unabhängigkeit des Regulierers nach
sich ziehen. Sonst haben die Unternehmen kein Ver-
trauen in die Entscheidungen der Behörde. Ohne Ver-
trauen werden sie aber nicht investieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dieses Vertrauen wird allerdings massiv untergraben,

wenn der Bundeswirtschaftsminister das Recht hat, poli-
tische Einzelweisungen zu erteilen. Wir wollen die poli-
tische Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde und
transparente Verfahren. Einzelweisungen des Bundes-
wirtschaftsministers lehnen wir entschieden ab.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der letzte Hauptkritikpunkt betrifft den Rechtsweg.
Wir meinen, dass die gerichtlichen Entscheidungen dort
getroffen werden sollen, wo seit jeher wettbewerbsrecht-
liche Streitigkeiten ausgetragen werden: bei den Kartell-
gerichten. Die Bundesregierung will aber ein auf zwei
Instanzen verkürztes Verwaltungsgerichtsverfahren. Das
ist ein problematischer Sonderrechtsweg für die Regulie-
rung. Er ist zudem völlig unnötig.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Warum?)

Der kurze Kartellrechtsweg von den Oberlandesgerich-
ten direkt zum Bundesgerichtshof ist etabliert und be-
währt. Die Bundesregierung trägt durch die Einführung
eines Sonderverwaltungsrechtswegs für die TK-Regulie-
rung


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Schon das Wort!)


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(C (D ur weiteren Verkomplizierung unseres Rechtssystems ei. Wir halten das für falsch. ir als Unionsfraktion wollen die gerichtlichen Verfah en in Deutschland einfacher, schneller und überschauarer machen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir auch! – Klaus Brandner [SPD]: Wir wollen sie überflüssig machen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Beim TKG stehen wir am Scheideweg: Wollen wir
eniger oder mehr Wettbewerb, weniger oder mehr In-
ovationen, weniger oder mehr Arbeitsplätze?


(Hubertus Heil [SPD]: Weniger oder mehr Sachverstand!)


ir sind für mehr Wettbewerb, mehr Innovationen, mehr
rbeitsplätze. Das alles schafft der Gesetzentwurf nicht.
eshalb lehnen wir ihn ab.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509800400

Das Wort hat nun die Kollegin Michaele Hustedt,
ündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509800500

Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
eine beiden Vorredner haben es bereits festgestellt
darin sind wir uns einig –: Diese Branche ist ein Motor
ür die gesamte Volkswirtschaft. Ihre Weiterentwicklung
st die Voraussetzung dafür, dass die Verbraucher, aber
or allen Dingen auch die Industrie in der globalisierten
eltwirtschaft miteinander kommunizieren können. So
ie die Dampfmaschine die Initialzündung für die In-
ustrialisierung bedeutete, so ist die Telekommunikation
ie Technologie, die mit der Globalisierung einhergeht.
Deswegen ist festzuhalten – das sollte auch deutlich

emacht werden, weil in Deutschland sehr viel gejam-
ert wird –, dass die Überführung des Exmonopolmark-
es in einen Wettbewerbsmarkt bisher recht gut gelungen
st.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Es sind Arbeitsplätze und Innovationen geschaffen
orden. Sie hat zu sinkenden Verbraucherpreisen ge-
ührt und die Einführung neuer Technologien bei den
ürgern mit sich gebracht. Das ist – das möchte ich in
ller Deutlichkeit festhalten – eine Erfolgsgeschichte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Diese Erfolgsgeschichte wollen wir mit dem Gesetz-
ntwurf zur Telekommunikationsregulierung fortsetzen.
afür müssen wir das Gesetz an die veränderten Rah-






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

menbedingungen anpassen. Regulierung ist für uns ein
Instrument; sie ist kein Ziel. Unser Ziel ist, dass hoch-
wertige Dienstleistungen und Produkte effizient bereit-
gestellt werden. Deswegen muss die Regulierung regel-
mäßig darauf überprüft werden, ob sie noch notwendig
ist, und gegebenenfalls zurückgefahren werden. Das ma-
chen wir mit der TKG-Novelle. Wir führen die Regulie-
rung dort zurück, wo inzwischen Gott sei Dank ein funk-
tionierender Wettbewerb herrscht. Damit verliert die
Regulierung gleichzeitig an Starrheit. Wir führen mehr
Flexibilisierung in der Regulierung ein. Das bedeutet
auch mehr Gestaltungsfreiräume für die Behörde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich halte das für einen absolut richtigen Weg. Der
Kerngedanke ist in dem Gesetzentwurf verankert.

Für uns Grüne waren dabei drei Gesichtspunkte von
zentraler Bedeutung: erstens die Weiterentwicklung des
Wettbewerbs, zweitens der Datenschutz und drittens der
Verbraucherschutz. Unter Berücksichtigung dieser drei
Gesichtspunkte haben wir den vorliegenden Gesetz-
entwurf erarbeitet. Wenn wir demnächst über das Ener-
giewirtschaftsgesetz beraten und den Tätigkeitsbereich
der Regulierungsbehörde ausweiten, sollten wir meiner
Meinung nach den Namen „Regulierungsbehörde“ in
„Wettbewerbsbehörde“ ändern; denn unser Ziel ist nicht
Regulierung – diese wollen wir weitestgehend zurück-
fahren –, sondern Wettbewerb. Das sollte sich auch im
Namen widerspiegeln.


(Rainer Funke [FDP]: Aber auch im Gesetz!)

– Im Gesetz natürlich auch. – Ich weiß, dies bedeutet,
dass sich die Betroffenen umgewöhnen müssen. Aber
ich glaube, die Beratungen über das Energiewirtschafts-
gesetz sind ein guter Zeitpunkt für diese Namensände-
rung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir verbessern den Wettbewerb deutlich, weil es

gleichzeitig – das haben wir durchgesetzt – eine Bereit-
stellung der Vorleistung geben muss.


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [SPD])

Das bedeutet, dass das Entstehen neuer Monopole auf
den Endkundenmärkten verhindert wird, wenn neue Pro-
dukte eingeführt werden. Das ist eine deutliche Verbes-
serung in Richtung mehr Wettbewerb. Ich finde übri-
gens, Frau Krogmann, dass die Beschleunigung des
Rechtsverfahrens ein substanzieller, positiver Beitrag
zur Weiterentwicklung des Wettbewerbs ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Denn lange Rechtswege bedeuten, dass der Kläger lange
warten muss, bis er Recht bekommt, dass dann die Be-
troffenen unter Umständen nicht mehr am Markt sind
und dass sich Investitionen nicht mehr lohnen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist Zivilrecht!)


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(C (D ie Verkürzung des Rechtswegs ist also ein deutlicher eitrag zur Stärkung des Wettbewerbs. Zum Resale: In Bezug auf diesen Punkt neige ich der einung der Opposition zu. Die Grünen haben sich hier icht durchgesetzt. Allerdings ist das kein Schwarzeiß-Thema. Hier muss zwischen Infrastrukturwettewerb und Dienstleistungswettbewerb abgewogen weren. Ich persönlich glaube, dass ein guter Dienstleisngswettbewerb auch viele Anstöße für Investitionen in ie Infrastruktur gibt. Daher wäre ein entbündeltes Reale besser. Wir haben uns aber, wie gesagt, nicht durchetzen können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Genau! Mehr Mut!)


Sie, die Sie jetzt geklatscht haben, sollten bedenken,
ass nicht alle Ihre Kolleginnen und Kollegen Ihre Auf-
assung teilen. Herr Singhammer hat zum Beispiel nicht
eklatscht. Das zeigt, dass Ihre Fraktion auch in dieser
rage gespalten ist. Ich werde haargenau verfolgen, ob
ie diesen Punkt im Bundesrat, in dem Sie die Mehrheit
aben, durchsetzen werden. Meine Prophezeiung ist,
ass Sie es nicht schaffen werden. Das dürfte dann der
eleg dafür sein, dass Frau Krogmann hier die Backen
hne Unterstützung ihrer eigenen Fraktion aufgeblasen
at.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zum Datenschutz: Dieser ist für uns von zentraler
edeutung. Beim Datenschutz muss man zwischen dem
chutz der Bürger sowie Sicherheits- und Wirtschafts-
teressen abwägen. Hier war der Regierungsentwurf
eutlich über das Ziel hinausgeschossen. Wir, die Frak-
on des Bündnisses 90/Die Grünen, sind der Meinung,
ass es in diesem Bereich keine Verschärfung geben
ollte, und haben deshalb einiges zurückgenommen. Ent-
cheidend ist, dass wir einen Paradigmenwechsel wol-
n. Wir wollen, dass sich derjenige, der zum Beispiel
as Abfragen oder die Speicherung von Daten beauf-
agt, an der Finanzierung beteiligt. Das ist das entschei-
ende Instrument, um die Hemmungslosigkeit der In-
enminister ein bisschen zu bremsen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Da ist etwas Wahres dran!)


ir werden dafür eine entsprechende Verordnung erlas-
en.
Liebe Opposition, wir sind uns einig, dass das, was
ir im Hinblick auf den Datenschutz vorgesehen haben,
eine unzumutbare Belastung für die Wirtschaftsunter-
ehmen bedeutet. Sie haben ja behauptet, dabei gehe es
m Hunderte von Millionen. Ich fordere Sie auf: Setzen
ie das auch bei Ihren Innenministern durch und sorgen
ie im Vermittlungsverfahren dafür, dass dieser Punkt
icht aus dem Gesetzentwurf gestrichen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A)



(B) )


Michaele Hustedt

Da wir dem Frieden nicht trauen, haben wir einige

Unterpunkte deutlich entschärft. Wir haben das Fernmel-
degeheimnis auf PIN, PUK und Passwort ausgeweitet.
Wir haben des Weiteren auf eine Identifikationspflicht
bei Prepaid verzichtet sowie Hotels und Krankenhäuser
von der Verpflichtung entbunden, Vorrichtungen zur Da-
tenüberwachung vorzuhalten. Das wäre in der Tat unzu-
mutbar gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das betrifft auch die Entschärfung der Jokerabfrage.
Wenn Sie im Vermittlungsverfahren diese Punkte aus

dem Gesetzentwurf herausstreichen, dann werden Sie zu
verantworten haben, dass unzumutbare Belastungen auf
die Bürger zukommen.

Letzter Punkt: Verbraucherschutz. Das ist für uns
ein zentrales Thema. Wir haben auch in diesem Bereich
einiges durchgesetzt: Es gibt weiterhin eine Rechnung;
der Schutz vor Missbrauch bei Mehrwertdiensten wird
deutlich verbessert – es gibt einen Schutz für Kinder, für
Jugendliche, aber auch für Erwachsene –; wir haben eine
Preisansagepflicht bei allen Mehrwertdienstleistungen
und die Verbandsklage durchgesetzt. Zeitnah wird eine
Kundenschutzverordnung mit diesen Punkten erarbeitet,
der auch der Bundestag zustimmen muss; wir sind daran
beteiligt.

Ganz besonders wichtig sind mir die Belange der Ge-
hörlosen. In anderen Ländern ist es selbstverständlich,
dass auch die Gehörlosen am Sprachtelefondienst teilha-
ben können. Diese Selbstverständlichkeit wollen wir
auch in Deutschland erreichen. Wir müssen auch an die
Menschen denken, die eben nicht jederzeit alles können:
Wenn ein Gehörloser beim Arzt einen Termin vereinba-
ren will, dann kann er das nicht per SMS oder per Inter-
net machen.

Wir haben dieses Problem jetzt durch einen Kompro-
miss mit der Telekom gelöst: Es findet über circa fünf
Jahre eine Pilotphase statt, in der den Gehörlosen diese
Technologie – die Dolmetscherdienste – bereitgestellt
wird, und zwar unentgeltlich. Wir haben hier Gott sei
Dank einen parteiübergreifenden, gemeinsamen Antrag
gestellt, in dem wir Folgendes deutlich machen: Wir ge-
hen davon aus, dass dieses Angebot nach Ablauf der
fünf Jahre weitergeführt und dass dann die Verpflichtung
in geltendes Recht überführt wird. Ich finde das gut. Ich
meine, wir sollten fest versprechen, dass das unumkehr-
bar ist: Gehörlose müssen ab sofort auch in Deutschland
an diesen Diensten teilhaben können.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509800600

Ich erteile dem Kollegen Rainer Funke, FDP-Frak-

tion, das Wort.

(Hubertus Heil [SPD]: Herr Funke, wollen Sie artig bleiben!)


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(C (D Das, glaube ich, wird mir gelingen. – Herr Präsident! eine Damen und Herren! Das heute zu beratende Teleommunikationsgesetz soll den Rahmen für anstehende illiardeninvestitionen in einer der bedeutendsten Zuunftsbranchen unseres Landes darstellen. Angesichts er Bedeutung dieses Gesetzes ist es allerdings für einen arlamentarier, Herr Kollege Heil, geradezu erschrekend, wie wenig Respekt die Regierungsfraktionen em Parlament und damit dem Gesetzgeber entgegenringen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Günter Krings [CDU/ CSU]: Leider nicht zum ersten Mal!)

Rainer Funke (FDP):
Rede ID: ID1509800700

Ich bin fest davon überzeugt: Hätte es, wie es eigent-
ich auch verabredet war, anständige parlamentarische
eratungen gegeben – wir wollten in den Berichterstat-
ergesprächen die einzelnen Themen sauber abarbei-
en –, hätten wir noch viele Schwächen des Gesetzes ge-
einsam ausräumen können. Der gemeinsame Ent-
chließungsantrag – Frau Kollegin Hustedt hat das eben
rwähnt – und die gemeinsam getragenen Verbesserun-
en bei der zeitgleichen Bereitstellung von Vorleistun-
en zeigen, dass das mit den handelnden Personen funk-
ioniert hätte.
Während die Regierung fast ein Jahr für die interne
bstimmung benötigt hat und sich der Bundesrat dann
ehrere Monate Zeit für eine Stellungnahme erbeten
at, wollen die Regierungsfraktionen die verplemperte
eit im Parlament anscheinend im Schweinsgalopp wie-
er aufholen. Das Ergebnis ist eine unbefriedigende
KG-Novelle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie FDP wird dem Gesetz deshalb nicht zustimmen.
Lassen Sie mich vier wesentliche Gründe für unsere

blehnende Haltung anführen:
Erstens. Wir lehnen das Einzelweisungsrecht, das die
undesregierung in das Gesetz geschrieben hat, strikt ab.
s stellt einen Bruch mit allen wettbewerbsrechtlichen
raditionen der Nachkriegsgeschichte dar.


(Beifall bei der FDP)

elchen Sinn hat ein solches Recht für das Ministerium,
enn es nicht darum geht, dass der Bund aufgrund sei-
er fiskalischen Interessen Einfluss auf die Entscheidun-
en der Regulierungsbehörde nehmen will?


(Hubertus Heil [SPD]: Eine Unterstellung!)

it dieser Einflussnahme auf eine Wettbewerbsbehörde
ird der wettbewerbsfeindlichen Haltung dieser Regie-
ung die Krone aufgesetzt. Die Bundesrepublik ist ja
och mit 43 Prozent an der Deutschen Telekom AG, also
n einem Globalplayer, beteiligt.
Zweitens. Wir lehnen das von den Regierungsfraktio-

en offenkundig mit der Deutschen Telekom ausgehan-
elte gebündelte Resale ab. Damit wird die Quasimono-
olstellung des ehemaligen Staatsunternehmens im
nschlussbereich zementiert. Mit einer solchen Rege-
)






(A) )



(B) )


Rainer Funke

lung, die ja auch europarechtlich auf tönernen Füßen
steht und hinter die Spruchpraxis der Regulierungsbe-
hörde zurückfällt, ersetzen Sie von den Koalitionsfrakti-
onen Wettbewerbspolitik durch Industriepolitik,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und zwar durch Industriepolitik der schlimmen Art, wie
wir sie noch in den 70er-Jahren erlebt haben. Das lassen
wir Ihnen nicht durchgehen. Sachlich notwendig ist eine
klare Vorgabe für entbündeltes, nicht konditioniertes Re-
sale, verbunden mit einer konsistenten Entgeltregulie-
rung.

Drittens. Wir können dieser Regierung keine europa-
rechtswidrigen Regelungen durchgehen lassen. So hat
der Parlamentarische Staatssekretär Staffelt noch am
letzten Mittwoch im Wirtschaftsausschuss bestätigt, dass
es zum Beispiel bei den §§ 9, 10, 19 und 28 augen-
scheinlich unterschiedliche Rechtsauffassungen zwi-
schen der Bundesregierung und der Europäischen Kom-
mission gibt.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Legal – illegal – Rot-Grün! – Hubertus Heil [SPD]: Das hat er nicht gesagt!)


Wenn die EU-Kommission der Meinung sei, so hat er
dann ausgeführt, die Umsetzung dieser Sachverhalte sei
nicht richtlinienkonform, dann solle sie eben klagen. Da-
mit wird aber weitere Verunsicherung in die Branche hi-
neingetragen, was dann wiederum zu Investitionszurück-
haltung führen kann. Das ist rechtlich heikel und
ökonomisch verantwortungslos. Das machen wenigstens
wir nicht mit. Wenn es Zweifel an der Europatauglichkeit
gibt, dann – das müssen wir uns vor Augen führen – ist
es am einfachsten, die Richtlinie eins zu eins umzuset-
zen. Das haben Sie nicht getan.

Vierter Punkt. Wir sind klar und entschieden für eine
Verlagerung des Rechtsweges von den Verwaltungsge-
richten zu den Kartellgerichten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Nur damit setzen wir konsequent die Zielvorgabe um, die
Telekommunikationsbranche vom wettbewerblichen Aus-
nahmebereich ins allgemeine Wettbewerbsrecht zu über-
führen. Ein Rechtswegewechsel strafft das Verfahren,
ohne den Rechtsschutz einzuschränken, und ist zudem der
passgenauere Weg, um die Regulierungsbehörde bei der
Schaffung und Bewahrung von Wettbewerb auch recht-
lich zu begleiten.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: So ist es!)

Über diesen Punkt waren eigentlich alle Fraktionen einer
Meinung. Die Koalitionsfraktionen sind dann umgefal-
len und haben den alten, nicht ganz richtigen Weg über
die Verwaltungsgerichte eingeschlagen.


(Hubertus Heil [SPD]: Nein! Wir sind anderer Meinung als Sie!)


Ich halte das nach wie vor für falsch. Außerdem haben
Sie noch eine Rechtswegverkürzung eingeführt. Das ist
in einem Rechtsstaat, erst recht, wenn es um hohe Milli-

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(C (D nenoder gar Milliardenbeträge geht, nicht zu verantorten. Meine Damen und Herren, ich bedauere es sehr, dass ir die Branche weiter im Unklaren lassen. Angesichts essen, was die Regierung und die sie tragenden Fraktioen uns hier vorgelegt haben, ist eines klar: Wir sehen ns im Vermittlungsausschuss wieder. Man könnte den usspruch anführen: Bei Philippi sehen wir uns wieder. uf Wiedersehen! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wer ist Philippi?)


Ich glaube Ihnen sogar, dass Sie das nicht wissen.

(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ich habe das große Latinum! Vorsicht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509800800

Ich erteile das Wort Kollegen Hubertus Heil, SPD-

raktion.

(Beifall bei der SPD)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509800900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Bevor ich zu den Inhalten meiner
ede komme, habe ich als Berichterstatter Folgendes
orzutragen. Das Ausschusssekretariat des Wirtschafts-
usschusses bittet um Berichtigung folgender Passage in
er Beschlussempfehlung, die bei der Übermittlung
icht richtig wiedergegeben wurde: Im Entwurf des § 29
bs. 4 Nr. 3 TKG-Entwurf ist das zweite Wort „langfris-
igen“ vor dem Wort „Erfordernisse“ zu streichen. Der
ollständige Text von § 29 Abs. 4 Nr. 3 hat nach der
orrektur folgenden Wortlaut:

3. die Erfordernisse hinsichtlich der Rendite für das
eingesetzte Eigenkapital, wobei auch die leistungs-
spezifischen Risiken des eingesetzten Eigenkapitals
gewürdigt werden können, und

erzlichen Dank, Herr Präsident; wenn ich Ihnen das
berreichen darf.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Was ist das?)

Das ist ein übliches Verfahren, Herr Kollege. Sie haben
ich mit Ihrer Berichterstatterkollegin unterhalten. Es
ann passieren, dass das Ausschusssekretariat Fehler
acht; Menschen machen Fehler. Es ist kein Fehler der
egierung oder unserer Fraktion. Ich bitte um ein biss-
hen mehr Respekt vor den Mitarbeitern des Bundesta-
es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Hintze [CDU/CSU]: Woher wissen wir denn, dass das nicht wieder ein Fehler ist?)


Ach, Herr Hintze, Sie sind ja für Qualität berüchtigt.

(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Allerdings! Herr Hintze steht für gute Qualität! Für höchste Qualität, für Spitzenqualität!)







(A) )



(B) )


Hubertus Heil

– Okay, vielleicht auf irgendeiner Insel in der Nordsee,
wie Sie einmal gesagt haben, wenn ich das richtig in Er-
innerung habe, Herr Hintze.

Wir sprechen heute über die Telekommunikations-
branche. Die Telekommunikationsbranche ist eine der
wichtigsten Branchen in Deutschland. Sie ist nicht nur
eine Branche, in der in den letzten Jahren eine unheimli-
che Dynamik in Gang gekommen ist, sondern sie ist
auch so etwas wie eine Schlüsselindustrie für unsere ge-
samte Volkswirtschaft. Es gibt bereits heute mehr Be-
schäftigte in diesem Bereich als in der Automobilindus-
trie. Deshalb möchte ich unterstreichen, was die Kolle-
gin Hustedt, übrigens übereinstimmend mit allen Fach-
politikern und der Branche insgesamt, festgestellt hat:
Der Liberalisierungsprozess an sich ist ein großer Erfolg
für Deutschland, den wir gemeinsam zu verbuchen ha-
ben. Wir haben in diesem Bereich einen dynamischen,
wachstumsorientierten Markt. Wir müssen jetzt sehen,
dass wir die nächste Stufe dieser Entwicklung angehen.

Deshalb ist es notwendig, dass wir nicht nur EU-
Richtlinien umsetzen – das tun wir –, sondern dass wir
uns auch darüber verständigen, hier aufgrund unserer Er-
fahrung im Regulierungsbereich für mehr Dynamik zu
sorgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat
uns einen Entwurf vorgelegt, der eine gute Grundlage
für die Beratung in diesem Parlament gebildet hat. Dass
es ein Jahr gebraucht hat, um ihn zu erstellen, liegt nicht
an der Ressortabstimmung, sondern daran, dass es einen
intensiven, sehr guten und vertrauensvollen Prozess mit
der gesamten Wirtschaft gab, mit Verbraucherverbänden,
der Telekom, dem VATM, mit allen möglichen Unter-
nehmen, die im Markt sind. Es ist kein ideologisches
Thema, wie Sie uns das weis, schwarz oder gelb zu ma-
chen versuchen, sondern ein Fachthema, das im Detail
sehr schwierig ist. Deshalb war das Verfahren richtig
und vernünftig. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern des Bundeswirtschaftsministeriums dafür, dass
sie uns für den Prozess eine wirklich gute Beratungs-
grundlage geliefert haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Präsident, meine Damen und Herren, die Regie-
rungsfraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die
Grünen haben gleichwohl eine Reihe von Änderungen
vorgesehen. Wir gehen in vielen Bereichen – das ist aus-
geführt worden – auf Änderungswünsche des Bundesra-
tes ein, ebenso auf Änderungswünsche der Opposition,
wo wir sie sachlich geboten und begründet sehen.

Ich möchte Ihnen die Maßstäbe nennen, nach denen
wir die Änderungen am Gesetzentwurf vorgenommen
haben. Wir haben zuallererst gefragt: Ist das, was im Ge-
setz steht, sinnvoll, und zwar für die Telekommunika-
tion, aber auch für die gesamte Volkswirtschaft? Der
zweite Maßstab war: Was ist ordnungspolitisch geboten,
um in Deutschland mehr Wettbewerb zu ermöglichen?

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(C (D er dritte Punkt war die Frage: Ist das, was wir machen, U-konform? Der vierte Maßstab war die Frage: Ist das it unserer Verfassung vereinbar? Anhand dieser vier Kriterien haben wir eine Reihe on Änderungen vorgenommen, die ich nennen möchte. ir haben auf dem Weg vom Entwurf bis zum jetzigen ext den Wettbewerbsbegriff verändert. Frau Kollegin rogmann, ich finde es des Parlaments fast unwürdig, enn von Ihnen Änderungen in einem ganz normalen arlamentarischen Verfahren, in dem sich natürlich inge ändern, weil es sich um einen Prozess handelt, jees Mal als Nachbesserung oder Ähnliches diskreditiert erden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ichtig ist, dass wir kein Durchwinkverein sind, sondern
er Deutsche Bundestag, der nach Ausschussanhörun-
en seine Konsequenzen zu ziehen und manchmal auch
inge zu verändern hat.


(Klaus Brandner [SPD]: Die Alternative wäre durchpeitschen!)


er so etwas zu diskreditieren versucht, der diskreditiert
en gesamten Parlamentarismus. Das sollten Sie sich
inmal hinter die Ohren schreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martina Krogmann [CDU/ CSU]: Ein Jahr nichts und dann finale Hektik!)


Wir haben, im Gegensatz zu dem, was die Opposition
ns zu unterstellen versucht, ein sehr wettbewerbs-
reundliches Gesetz gemacht. Wir haben dem Regulierer
in ganz scharfes Schwert für mehr Wettbewerb in die
and gegeben, nämlich die gleichzeitige Bereitstellung
ach § 37 TKG. Es geht darum, dass marktbeherr-
chende Unternehmen, die Produkte für Endkunden an-
ieten, zeitgleich Wettbewerbern wesentliche Vorleis-
ungen zur Verfügung stellen müssen, damit diese eigene
eschäftsmodelle entwickeln können. Das unterstützen
ir gemeinsam. Ich bitte, das einmal anzuerkennen.


(Rainer Funke [FDP]: Das habe ich getan!)

Sie haben das getan, Herr Funke. Aber Ihre Kollegen
on der anderen Feldpostnummer sagen, dass es in die-
em Bereich keine Veränderungen gegeben habe. Ich
iederhole: Das ist ein Punkt, der der Telekom nicht
chmeckt, der aber für den Wettbewerb notwendig ist. Er
elegt, dass wir ein Gesetz im Interesse des Wettbewerbs
orgelegt haben.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509801000

Kollege Heil, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollege Krings?


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509801100

Gerne. – Herr Krings, was gibt es Neues aus Mön-

hengladbach?






(A) )



(B) )



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1509801200

Mönchengladbach ist eine wunderschöne Stadt. Aber

darum geht es heute nicht; darüber können wir später
ausführlich reden.

Herr Kollege Heil, Sie haben gerade das Gesetzge-
bungsverfahren ausführlich gelobt und herausgestellt,
wie offen der Bundestag an diese Thematik herangegan-
gen ist. Sind Sie der Auffassung, dass die Beratungszeit
– im Januar gab es die erste Lesung und jetzt, Anfang
März, die zweite und dritte Lesung – ausreichend war?
Sind Sie der Auffassung – die Regierungsfraktionen ha-
ben uns erst Freitagnacht ihre Änderungsanträge über-
mittelt –, dass die Beratung eines derart komplexen und
umfassenden Gesetzes in dieser Art und Weise ein ver-
nünftiges parlamentarisches Verfahren war? Sind Sie
ferner der Auffassung, dass damit ein geordnetes, ver-
nünftiges, offenes und zielführendes parlamentarisches
Verfahren gewährleistet ist?


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509801300

Zumindest wir haben die Zeit genutzt, intensiv zu be-

raten. Wir haben eine fünfstündige Anhörung miteinan-
der gehabt.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Fünf Stunden für solch ein zentrales Thema!)


Unsere Fraktion hat eine mehrtägige Klausurtagung
durchgeführt. Wir haben uns mit unserem Koalitions-
partner abgestimmt. Im Gegensatz zu Gesetzgebungs-
verfahren aus Ihrer Regierungszeit haben wir Ihnen
rechtzeitig, nämlich bereits am vergangenen Donnerstag
und Freitag, unsere Änderungen übermittelt.


(Rainer Funke [FDP]: Freitag um 19.02 Uhr! – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Freitag um 19.02 Uhr nach einem Jahr Diskussion!)


Sie hatten über eine Woche Zeit, sich damit zu beschäfti-
gen. Um es einmal deutlich zu sagen: Die CDU/CSU hat
es nicht geschafft, auch nur einen konkreten Änderungs-
antrag im Wirtschaftsausschuss einzubringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie verfassen nur allgemein gehaltene Entschließun-

gen; das weiß die Branche. Sie sind nicht einmal in der
Lage, auch nur einen Änderungsantrag zu stellen. Sie be-
haupten, das Gesetz sei schlecht und die Bundesregie-
rung habe nicht genug daran gearbeitet. Obwohl Sie Ju-
risten in Ihren Reihen haben – auch Sie sind Jurist –,
schaffen Sie es nicht, Änderungsanträge zu formulieren,
die Sie im Wirtschaftsausschuss einbringen können. Das
ist schon ein erstaunlicher Vorgang.


(Beifall bei der SPD – Karsten Schönfeld [SPD]: Krings war nicht in der Anhörung!)


Herr Krings, versuchen Sie nicht, davon abzulenken,
dass Sie sich in der Sache nicht einig sind, indem Sie auf
Verfahrensfragen hinweisen. Ich werde beim Thema Re-
sale noch darauf zurückkommen.

Frau Kollegin Krogmann spricht hier davon, dass un-
sere Regelung zum Resale ganz schlecht sei.

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(C (D (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Wie bitte?)


enn man aber mit anderen Teilen der Union, beispiels-
eise mit der Bayerischen Staatsregierung, und mit Un-
ernehmen, die in diesem Bereich tätig sind, redet, dann
ört man die Auffassung, dass es sich um einen fairen
usgleich handelt.
Herr Kollege Krings, hätten Sie ein bisschen intensi-

er gearbeitet! Wir haben Ihnen angeboten, zu jeder Ta-
es- und Nachtzeit Sitzungen abzuhalten. Teilweise ha-
en wir sie miteinander durchgeführt. Sie müssen den
iderspruch auflösen, dass Ihnen einerseits die Sitzun-
en nicht ausreichen und dass wir andererseits schnell
larheit schaffen sollen. Wir haben dafür gesorgt, dass
ie Behandlung dieses Gesetzes nicht erst nach der Som-
erpause erfolgt, sondern dass wir miteinander in die-
em Verfahren zügig vorankommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Herr Krings, Sie haben mich menschlich sehr enttäuscht!)


Beim Resale handelt es sich um die entscheidende
tellschraube, mit der man Infrastruktur- und Dienste-
ettbewerb austarieren kann. Wir wollen und wir brau-
hen beides in Deutschland. Wir brauchen Investitionen
m erheblichen Umfang in die Infrastruktur in den nächs-
en Jahren und Jahrzehnten. Wir brauchen aber gleich-
eitig einen Dienstewettbewerb, weil für den Verbrau-
her – egal ob Wirtschaft oder Privatkunden – die
ienste von entscheidender Bedeutung für die Akzep-
anz solcher Produkte sind.
Sie wissen, dass wir in diesem Bereich Änderungen

orgesehen haben. Wir werden darüber zu sprechen ha-
en, wenn es zu einem Vermittlungsverfahren kommt.
ch bin sehr gespannt, wie sich die CDU- und CSU-re-
ierten Bundesländer zu diesem Punkt verhalten werden.
s geht nicht nur um die Interessen von Telekom, son-
ern auch um die Interessen von City-Carriern wie Net
ologne, EWE TEL und von vielen anderen kleinen Un-
ernehmen, die Sie, Frau Kollegin Krogmann – Sie hören
m Moment nicht zu –,


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Mein Gott!)

ffensichtlich in diesem Punkt nicht im Blick haben.
Es gibt ein anderes Thema, bei dem wir Erfolg hatten

darauf sind wir sehr stolz – und das lange umstritten
ar. Wir haben der Telekom und den Mitbewerbern hin-
ichtlich des Billings und Inkassos, also der Rechnungs-
egung und des Mahnungswesens, gesagt: Setzt euch zu-
ammen und verhandelt; wir werden dann versuchen,
as, worauf ihr euch geeinigt habt, gesetzgeberisch ab-
ubilden. Dieser Kompromiss ist gelungen. Es ist für die
esamte Branche und für die gesamte Wirtschaft, also
icht nur für Mehrwertdienste, ein Segen, dass wir die-
en Prozess angeschoben und moderiert haben.
Ich bitte die Opposition, wenigstens dies zu honorie-

en. Es waren nicht Sie, sondern wir, die das gemacht ha-
en. Wir bilden das im Gesetz ab.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Hubertus Heil

Wir sagen: Wenn sich die Branche vertraglich verstän-
digt, kann und wird von der Regulierung durch das TKG
in diesem Bereich abgesehen; natürlich aber nicht von
der Regulierung durch das GWB.

Frau Kollegin Hustedt hat zum Bereich Sicherheit
und Datenschutz Stellung genommen. Auch ich möchte
das tun. Es geht darum, verschiedene Ansprüche auszu-
tarieren. Dabei gibt es nicht nur Schwarz oder Weiß. Na-
türlich geht es uns, den Wirtschaftspolitikern, nicht da-
rum, neue, unverhältnismäßige Belastungen für die
Wirtschaft zu produzieren. Aber auch die Interessen der
Sicherheitsbehörden sind legitim. Angesichts aktueller
Entwicklungen kann man nur unterstreichen, dass Si-
cherheitsbehörden die Möglichkeiten haben müssen, im
Rahmen rechtsstaatlicher Verfahren an Informationen zu
kommen, um organisiertes Verbrechen oder Terrorismus
bekämpfen zu können. Es geht aber auch darum, dass
wir den Belangen des Datenschutzes und der Bürger-
rechte in Deutschland Rechnung tragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dies erwähne ich im Zusammenhang mit einem aktuel-
len Urteil des Bundesverfassungsgerichts.

Wir haben uns diesen Komplex Stück für Stück und
gründlich vorgenommen. Während Sie noch herumge-
jammert haben, haben wir uns das Gesetz vorgenommen
und jeden Punkt auf Verhältnismäßigkeit abgeklopft.
Herausgekommen ist ein Gesetz, das sich, wie ich finde,
sehen lassen kann. Es ist in diesem Punkt nicht nur or-
dentlich, sondern sehr gut gelungen. Wir haben eine
Kostenbeteiligung von Sicherheitsbehörden an Überwa-
chungsmaßnahmen vorgesehen, um die Verhältnismä-
ßigkeit zu wahren. Ich bitte, das als einen wirklichen Er-
folg zu betrachten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bin genauso gespannt wie die Grünen, ob die
CDU es schafft, das ihren Länderinnenministern klar zu
machen. Im Gespräch mit unseren Innenpolitikern haben
wir das klar machen können. Wir haben über die ver-
schiedenen Interessen intensiv diskutiert. Die Frage ist,
ob die CDU/CSU in diesem Bereich eine Arbeitsteilung
vorsieht, nach der die Wirtschaftspolitiker immer nach
der Entlastung der Wirtschaft und die Sicherheitspoliti-
ker nach immer schärferen und die Wirtschaft belasten-
den Maßnahmen rufen. Wir jedenfalls werden das nicht
zulassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum Thema Gehörlose möchte ich Folgendes sagen:
Wir haben auch in diesem Zusammenhang einen Prozess
moderiert, und zwar zwischen dem Gehörlosenverband
und der Deutschen Telekom. Das Ergebnis ist ein Mo-
dellprojekt. Übrigens haben wir, Bündnis 90/Die Grünen
und die SPD, diese Gespräche geführt und vorange-
bracht. Ich habe jetzt mitbekommen – das finde ich gut –,
dass die Opposition unseren Entschließungsantrag unter-
stützt. Die Opposition hat aber nicht mitgewirkt, als es

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(C (D arum ging, das Geschäft anzupacken und durchzufühen. Wir haben gesagt, dass es notwendig ist, auch für ehörlose Menschen einen Zugang zu Vermittlungsiensten zu organisieren. Deshalb gibt es dieses Modellrojekt. Wir wollen und werden dafür sorgen, dass es in iesem Bereich über die Pilotphase hinaus – wie es in nderen europäischen Ländern der Fall ist – ein Projekt ibt, nach dem Vermittlungsdienste auch von Gehörloen in Anspruch genommen werden können. Ich kann verstehen, dass die Opposition versucht, andständige Punkte aufzublasen. Zur Frage der Weiungen weise ich Sie auf § 115 des Gesetzentwurfs hin, er besagt, dass Weisungen zu veröffentlichen sind. eim Thema Antragsrechte bitte ich Sie darum, die Äuerungen der Branche und des Regulierers zu beachten: (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Die Branche will Antragsrechte!)


(Beifall bei der SPD)


enn sich Unternehmen an die Regulierungsbehörde
enden, wenn der Regulierungsbehörde ein Sachverhalt
ur Kenntnis gebracht wird, ist die Regulierungsbehörde
ach Recht und Gesetz verpflichtet zu handeln.
Mit dem Aufblasen des Themas der Antragsrechte

enken Sie davon ab, dass wir im materiellen Bereich ein
utes Gesetz gemacht haben, und davon, dass Sie sich
nnerhalb Ihrer Fraktion an ein paar Punkten nicht grün
besser gesagt: schwarz – waren und sich nicht verstän-
igen konnten. Das betrifft auch die Frage des Rechts-
eges. Herr Kollege Krings, Sie haben sich sehr intensiv
amit beschäftigt und wissen, es gibt für beides gute und
chlechte Argumente. Wir haben sie sehr intensiv abge-
ogen und sind zu der Meinung gekommen, dass wir es
o belassen sollten. Sie wissen, dass die Unternehmen in
eutschland sehr unterschiedliche Stellungnahmen zu
iesem Bereich abgeben.


(Beifall bei der SPD)

s gibt keinen einheitlichen Ruf aus der Branche nach
em Kartellrechtsweg. Es bleibt dabei: Die Regulie-
ungsbehörde ist eine staatliche Behörde. Deshalb ist der
erwaltungsgerichtsweg rechtssystematisch der richtige
eg.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509801400

Kollege Heil, Sie müssen zum Schluss kommen.

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509801500

Ja, gerne. Gleich.
Ich will Ihnen das gerne bei einem Glas Wasser erklä-

en, wenn wir etwas mehr Zeit haben.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509801600

Nicht jetzt.

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509801700

In diesem Zusammenhang nur so viel: Wir verab-

chieden heute ein gutes Gesetz. Der Bundesrat könnte
igentlich sofort zustimmen, wenn es ihm nicht um poli-






(A) )



(B) )


Hubertus Heil

tischen Showkampf ginge. So sehen wir uns wahrschein-
lich im Vermittlungsausschuss wieder. Sei’s drum. Ich
bin fest davon überzeugt, dass wir trotzdem ein gutes
Gesetz durchbringen werden. Die Unterschiede sind
nicht so riesig, wie Sie meinen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509801800

Kollege Heil, Sie können die Unterschiede jetzt nicht

mehr darlegen.

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509801900

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509802000

Zu einer Kurzintervention erteile ich der Kollegin

Martina Krogmann das Wort.

Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1509802100

Herr Kollege Heil, ich hatte schon immer die Vermu-

tung, dass Sie die Komplexität des Gesetzentwurfs nicht
richtig durchdrungen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Seit heute habe ich die Gewissheit. Sie haben wahrheits-
widrig behauptet, ich hätte mich gegen Resale ausge-
sprochen. Das Gegenteil ist der Fall.

Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass Resale für uns
ein zentrales Instrument ist, um Wettbewerb herzustel-
len. Wir lehnen Ihren Gesetzentwurf auch deshalb ab,
weil dieses Instrument unzureichend umgesetzt wird und
damit kein fairer Ausgleich zwischen Infrastruktur- und
Dienstewettbewerb hergestellt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509802200

Herr Kollege Heil, bitte eine kurze Antwort.

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1509802300

Vielen Dank, Herr Präsident, für Ihre Geduld. Ich ent-

schuldige mich für das Überziehen meiner Redezeit.
Frau Kollegin Krogmann, ich habe nicht gesagt, dass

Sie gegen Resale sind.

(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Wort wörtlich!)

Ich habe gesagt, dass Sie gegen unsere Formulierungen
an diesem Punkt sind.

Sie haben gerade anderen Berichterstatterkollegen
Sachverstand abgesprochen. Das macht kein Bericht-
erstatter, sei es der Kollege Funke oder die Kollegin
Hustedt, und auch ich habe das nicht einmal bei Ihnen
gemacht, Frau Kollegin.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Nur wenn es nötig ist, Herr Kollege!)


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(C (D Ich will Ihnen aber zum Thema Resale die Antwort icht schuldig bleiben. Wir schreiben Resale ins Gesetz. er Streit besteht darüber, ob wir es gebündelt oder entündelt machen. Das ist die Wahrheit. Darüber kann an unterschiedlicher Auffassung sein, dass sind auch iele Experten in diesem Bereich. An einem Punkt unerschiedlicher Meinung zu sein ist in einer Demokratie ichts Verkehrtes. Wir sind für Resale, weil wir Infrastrukturund ienstewettbewerb wollen und weil wir den Citycarriern as Geschäft nicht kaputtmachen wollen. Ich bitte Sie, in hrem Wahlkreis mit EWE Tel, einem großen Unternehen in Niedersachsen, noch einmal über dieses Thema u reden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509802400

Das Wort hat nun der Kollege Johannes Singhammer

on der CDU/CSU-Fraktion.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der kann das jetzt geraderücken!)


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1509802500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Wir verfolgen zwei Ziele. Erstens. Wir wollen, dass
eutschland im Bereich der Telekommunikations- und
er Informationstechnologie endlich wieder Spitze wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zweitens wollen wir, dass der Gesetzentwurf, über

en wir heute beraten, wie ein kraftvolles Schwungrad
ür die Wirtschaft – wir brauchen den Aufschwung drin-
end – und nicht wie ein Bremsklotz wirkt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist richtig und heute schon erwähnt worden, dass

ieser Branche eine Schlüsselfunktion zukommt. Der
msatz der Telekommunikationsbranche beträgt
34 Milliarden Euro pro Jahr. Ein Vergleich: Die deut-
che Automobilbranche setzt im Inland 80 Milliarden
uro um. Herr Staatssekretär Staffelt, auch Sie haben auf
iese Schlüsselfunktion hingewiesen, und deshalb ver-
tehe ich nicht, dass der Wirtschaftsminister bei der Be-
atung dieses außerordentlich wichtigen Gesetzentwurfs
eute nicht selbst anwesend ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

chließlich hat der Minister gestern Wirtschaft in der
anz ursprünglichen Form am Nockherberg begutachten
önnen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Bei Ihnen ist nicht einmal der stellvertretende Fraktionsvorsitzende da!)


Wir wollen mit dem Telekommunikationsgesetz neue
ukunftssichere Arbeitsplätze schaffen und eine Ba-
ance herstellen zwischen Sicherheit und langfristiger
entabilität von Investitionen einerseits und Offenheit






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer

für technologische Entwicklungen andererseits, die in
dieser schnell wachsenden und sich verändernden Bran-
che vom Gesetzgeber vielfach langfristig nicht über-
blickt werden können.

Eines ist bei diesen Beratungen traurig: Sie haben
sich zunächst viel zu viel Zeit gelassen und das Gesetz
dadurch über ein Jahr verzögert. Sie haben Ihre Bera-
tungsfrist voll in Anspruch genommen, um dann die Op-
position innerhalb kurzer Zeit mit einer Vielzahl von An-
trägen zu überfallen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Sie müssen schneller lesen!)


Ich sage hier ganz klar: Auch wir haben ein Interesse da-
ran, dass dieses Gesetz bald und zügig verabschiedet
wird. Deshalb war durchaus die Chance vorhanden, zu
einer gemeinsamen Lösung zu kommen.


(Hubertus Heil [SPD]: Mit Ihnen ja, Herr Singhammer!)


Unter dem Beratungsdruck, den Sie erzeugt haben, ist es
aber unmöglich, diesen schwierigen Sachverhalten zeit-
lich und inhaltlich gerecht zu werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Ein halbes Jahr haben Sie es nicht bemerkt!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Ge-
setz ist nicht der Ort für große ideologische Graben-
kämpfe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es geht darum, pragmatische Lösungen zu entwickeln.
Wir werden im Vermittlungsausschuss eine konstruktive
Rolle einnehmen.


(Hubertus Heil [SPD]: Sie ja!)

– Ich hoffe, dass das alle so tun, auch von Ihrer Seite.

Wir glauben, dass in diesem Projekt enorme Chancen
stecken. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Te-
lekommunikation und neue Medien erwartet, dass in die-
sem Jahr 70 Prozent der Branchenmitglieder zusätzliche
Investitionen und Wachstumschancen verwirklichen.


(Jörg Tauss [SPD]: Da sehen Sie einmal, was wir bewirken! – Lachen bei der CDU/CSU)


– Wenn Sie nicht dran wären, dann wäre die Zahl ver-
mutlich noch viel höher.


(Beifall des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/ CSU])


Insbesondere auf dem Mobilfunkmarkt herrscht eine
Aufbruchstimmung, die nicht durch ein Gesetz, das nicht
die notwendigen Voraussetzungen bietet, enttäuscht wer-
den sollte.

Wir sehen auf der anderen Seite mit großer Besorgnis
– das ist natürlich Ihr Werk –, dass in den vergangenen
Jahren gerade in dieser Wachstumsbranche ein Absa-
cken der Arbeitsplatzzahlen von 820 000 Beschäftigten
im Jahr 2000 auf nunmehr 750 000 Beschäftigte zu ver-

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(C (D eichnen war. Eigentlich hätten wir erwarten können, ass in diesem Bereich ordentlich zugelegt wird. Wir ollen, dass dieses Gesetz dazu beiträgt. Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Ge etz soll mehr Wettbewerb bringen. Es soll zur Anwenung des allgemeinen Wettbewerbsrechts führen. Wir ollen einen Abbau des in den einzelnen Marktbereichen um Teil noch recht unterschiedlichen Rechts erreichen, nnötige Regulierung zurückschrauben und zusätzlichen pielraum für die nationale Regulierungsbehörde durchetzen. (Jörg Tauss [SPD]: Reden wir einmal vom Bundesrat! Das ist viel spannender!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Einzelnen: Wir wollen keine Überregulierung auf
em Mobilfunkmarkt,


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [SPD])

o ein guter Wettbewerb möglich ist. Es geht um
0 Milliarden Euro. Im Klartext: Wir wollen, dass im
uge der Entgeltregulierung nach § 28 Abs. 1 des Ge-
etzentwurfs jeweils nur ein Kriterium und nicht eine
ielzahl von Kriterien erfüllt werden muss. Wir erachten
s nicht für nötig, hier eine Überregulierung einzufüh-
en.
Wir wollen im Festnetz, dass das Breitband seine
hancen nutzen kann. Wir sehen mit Besorgnis, dass im
ahr 2002 erst 4,8 Millionen – das sind nur 83 Anschlüsse
uf 1 000 Haushalte – der schnellen DSL-Breitbandinter-
etanschlüsse – das ist die Luxusklasse des Anschlusses –
erwirklicht waren. Wir wollen, dass Deutschland von ei-
em Mittelplatz wieder auf einen Spitzenplatz kommt.
ir wollen deshalb, dass alle Schranken im Telekommu-
ikationsgesetz, die das verhindern, verschwinden.
Wir begrüßen, dass es in den vergangenen Wochen in

iner Reihe von Streitpunkten – Rechnungsstellung, Ab-
echnung und Rechnungseinzug – zu einer Einigung
wischen den Wettbewerbern, insbesondere zwischen
er Deutschen Telekom AG und anderen Wettbewer-
ern, gekommen ist.
Wir wollen – das sage ich auch in meiner Funktion als

erzeitiger Vorsitzender des Beirates bei der Regulie-
ungsbehörde für Telekommunikation und Post –, dass
ine starke, unabhängige Regulierungsbehörde für Tele-
ommunikation und Post in diesem Gesetz festgelegt
ird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir wollen gerade die Präsidentenkammer, die künftig
ine entscheidende Funktion haben wird, möglichst un-
bhängig gestalten. Wir wollen Kollegialentscheidungen
nd keine Einzelentscheidungen. Wir wollen, dass Re-
ulierungsverfügungen in Anbetracht ihrer großen wirt-
chaftlichen Relevanz und zur Sicherstellung der Ein-
eitlichkeit der getroffenen Maßnahmen immer von der
eu zu schaffenden Präsidentenkammer gemeinsam be-
chlossen werden. Wir wollen, dass der Beirat eine stär-
ere Position der politischen Kontrolle erhält. Der Beirat
t das Bindeglied zu den gesetzgebenden Körperschaf-






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer

ten Bund und Länder. Das muss durch eine Benehmens-
regelung für alle Beschlüsse der Präsidentenkammer
zum Ausdruck kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Was denn jetzt, Unabhängigkeit oder politische Kontrolle?)


– Ich habe es doch klar ausgeführt.
In Bezug auf die innere Sicherheit haben wir sehr

exakt abzuwägen und eine Balance zwischen den Erfor-
dernissen der Sicherheit und überbordenden wirtschaftli-
chen Belastungen zu finden. Ich denke, dass wir da zu
einer guten Lösung kommen werden.

Der Bereich der im Fachchinesisch als Prepaid be-
zeichneten, vorab bezahlten Benutzertelefonkarten für
Handys, die eine Identifizierung außerordentlich er-
schweren, ist dabei besonders wichtig. Wenn wir uns die
ersten Minuten dieser Sitzung des Deutschen Bundesta-
ges in Erinnerung rufen, als wir der Opfer eines grauen-
vollen Anschlags gedachten, dann müssen wir einfach
sehen: Es gibt auch Schwachstellen, bei denen wir sehr
genau hinsehen müssen, damit sich dort keine Möglich-
keiten für Kriminelle bieten, weit außerhalb jeglicher
Kontrolle tätig zu werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Lassen Sie mich abschließend noch zu dem ganz zen-

tralen Thema Wiederverkauf, dem so genannten Resale,
Stellung nehmen.


(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])

– Reden Sie doch nicht ständig dazwischen; lassen Sie
die Menschen einmal ausreden!

Ich stecke die Positionen ab, um die es uns geht. Wir
wollen weder einen gebündelten, zeitlich unbegrenzten
Wiederverkauf noch einen getrennten Wiederverkauf
von Anschluss oder Verbindungsleistung ohne jede Bin-
dung an Bedingungen.


(Hubertus Heil [SPD]: Wer ist jetzt „wir“?)

– Das sage ich für die Opposition, für die CDU/CSU. –
Das sind die von uns abgesteckten Positionen. In deren
Rahmen sind wir bereit, mit Ihnen gemeinsam eine Lö-
sung zu finden. Das ist ein Angebot; Sie können es an-
nehmen. Ich rate Ihnen auch, dies zu tun, denn es ist
auch im Interesse des Standorts Deutschland, hier zu ei-
ner gemeinsamen Lösung zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist aber ein deutlicher Unterschied zu Frau Dr. Krogmann!)


– Das ist kein Unterschied, sondern das ist die genaue
Darstellung unserer Position.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hörte sich aber eben anders an!)


Wir begrüßen auch – das sage ich zum Schluss mit
versöhnlichem Ton –, dass es bei den Gehörlosen gelun-
gen ist, eine gemeinsame Lösung zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D as zeigt auch, was über Parteigrenzen hinweg möglich t. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sollten in Ziel gemeinsam verfolgen: Deutschland muss wieder pitze werden. Deshalb brauchen wir kein mittelmäßies Gesetz, sondern ein Spitzengesetz. Ich erteile das Wort Kollegen Manfred Zöllmer, SPD raktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutsch and surft, chattet, simst, telefoniert fest oder mobil zu ande, zu Wasser und in der Luft. Fast 40 Millionen eutsche bewegen sich nahezu täglich im weltweiten etz der Informationen. Im Jahre 2003 ist die Zahl der obilfunkkunden auf fast 65 Millionen gestiegen, geenüber 1999 eine Verdreifachung. 342 Milliarden Verindungsminuten waren im vergangenen Jahr zu vereichnen. Diese Zahlen zeigen: Die Deutschen nutzen ie Telekommunikationsangebote, sie informieren sich, ie kommunizieren und sie tun das gerne. Aber sie sind ls Verbraucherinnen und Verbraucher kritische und reisbewusste Kunden, die nicht über den Tisch gezogen nd abgezockt werden wollen. Das heute zu verabschiedende Telekommunikations esetz regelt nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbeingungen des Telekommunikationsbereichs, sondern at auch den Verbraucherschutz im Auge. Dies haben ir im Gesetz an exponierter Stelle deutlich gemacht. ir haben damit gezeigt, dass die künstliche Trennung wischen so genannten Wirtschaftsund reinen Verbrauherschutzgesetzen der Vergangenheit angehört. Eine ktive Verbraucherpolitik ist ein zentraler Baustein für inen funktionierenden Wettbewerb. Diese Ansicht unerscheidet uns fundamental von der Opposition. Frau rogmann, in Ihrem Beitrag kam das Wort Verbraucherchutz nicht ein einziges Mal vor. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509802600
Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1509802700

Ich gehe davon aus, dass die verbraucherpolitische
precherin der CDU, Frau Heinen, diese Debatte am
ernsehen verfolgt. Ich will nicht kritisieren, dass sie
icht anwesend ist. Aber das zeigt, welchen Stellenwert
er Verbraucherschutz bei Ihnen hat.
Die Liberalisierung, die auf diesem Markt in den letz-

en Jahren stattgefunden hat, hat auch ihre Schattensei-
en. Wo ein freier Markt herrscht, führt dies, gerade bei
echnischen Neuerungen, auch zu Missbrauch. Telefoni-
che Mehrwertdienste und Internetangebote werden zum
eil genutzt, um in besonders dreister Weise an das Geld
er Kunden zu kommen. Mit dem vorliegenden Gesetz-
ntwurf wird der Weg hin zu einem verbesserten Ver-
raucherschutz, den wir im letzten Jahr beschritten ha-
en, konsequent weiter beschritten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Manfred Helmut Zöllmer

Ich will das an sechs Punkten deutlich machen. Ers-

tens. Die Befugnisse der Regulierungsbehörde werden
in Form einer Generalklausel auf alle Rufnummern ausge-
dehnt. Dies erlaubt bei veränderten Missbrauchstatbestän-
den ein zeitnahes und flexibles Handeln der Regulierungs-
behörde. Das Ausweichen auf andere Nummerngassen
wird damit wirksam verhindert.

Zweitens. Details werden wir in einer noch zu erlas-
senden Nummerierungsverordnung und in der Telekom-
munikations-Kundenschutzverordnung regeln. Dies
wird mit Zustimmung von Bundesrat und Bundestag ge-
schehen.

Drittens. Die Regulierungsbehörde kann nicht nur ge-
gen die missbräuchliche Nutzung aller Rufnummern ein-
schreiten, sondern auch gegen Missbrauch durch Dialer
vorgehen.

Viertens. Der Mehrerlösabschöpfungsanspruch fin-
det sich in § 41 des Gesetzes wieder. Mögliche Gewinne
bei Verstößen gegen Verfügungen der Regulierungsbe-
hörde können abgeschöpft werden. Der Anspruch ist
klar gefasst und wird nicht mehr durch unbestimmte
Rechtsbegriffe relativiert. Er ist damit ein wirksames
Sanktions- und Präventionsinstrument.

Fünftens. Das Verbandsklagerecht der Verbraucher-
schutzverbände auf Unterlassung nach dem geltenden
Unterlassungsklagengesetz ist in den Gesetzentwurf auf-
genommen worden.

Sechstens. In den Fragen der Fakturierung und des
Inkassos hat es eine sehr gute Vereinbarung zwischen
den beteiligten Unternehmen gegeben. Dies dient der
Rechtssicherheit, entspricht den Wünschen der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher und sichert so den Verbrau-
cherschutz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der vor uns liegende Gesetzentwurf stärkt den Wett-
bewerb auf dem Telekommunikationsmarkt. Er beinhal-
tet ein schlüssiges Regulierungskonzept, stellt damit die
Weichen für Investitionen und Innovationen in diesem
Schlüsselbereich unserer Volkswirtschaft und stärkt den
Verbraucherschutz. Dieser Gesetzentwurf verträgt keine
politische Blockade. Das würde den Unternehmen scha-
den, die Schaffung weiterer Arbeitsplätze verhindern
und den Verbraucherinnen und Verbrauchern schaden.

Meine Damen und Herren, setzen wir gemeinsam auf
das Potenzial dieser Wachstumsbranche in Deutschland
mit einem hervorragendem Verbraucherschutz!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509802800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

desregierung eingebrachten Entwurf eines Telekommu-
nikationsgesetzes, Drucksachen 15/2316 und 15/2345.

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(C (D er Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt unter uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 15/2674, den Gesetzentwurf in der Ausschussfasung anzunehmen. Hierzu liegen zwei Änderungsanräge der Fraktion der FDP vor, über die wir zuerst bstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 5/2684? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der nderungsantrag ist mit den Stimmen von SPD und ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/ SU und FDP abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 5/2685? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der nderungsantrag ist mit den Stimmen von SPD und ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der FDP bei nthaltung der CDU/CSU abgelehnt. Nun bitte ich diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung mit der vom Berichterstatter voretragenen Korrektur zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den timmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen ie Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grüen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angeommen. Abstimmung über den Entschließungsantrag der raktion der FDP auf Drucksache 15/2686. Wer stimmt ür diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dageen? – Stimmenthaltungen? – Der Entschließungsantrag st mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grüen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der DU/CSU abgelehnt. Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 15/2674 empfiehlt der Ausschuss, eine Entchließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von SPD, ündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU bei Enthaltung er FDP angenommen.1)

Tagesordnungspunkt 17 b. Abstimmung über die Be-

chlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und
rbeit auf Drucksache 15/2674 zu dem Antrag der Frak-
ion der CDU/CSU mit dem Titel „Mehr Wettbewerb,
achstum und Innovation in der Telekommunikation
chaffen“. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe c
einer Beschlussempfehlung, den Antrag auf Drucksa-
he 15/2329 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
ält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen

Anlage 2






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

die Stimmen der CDU/CSU bei Enthaltung der FDP an-
genommen.

Ich rufe nunmehr die Tagesordnungspunkte 16 a und
16 b sowie die Zusatzpunkte 6 und 7 auf:
16 a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-

gierung
Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen
Kulturpolitik 2001
– Drucksache 14/9760 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (FDP)

Auswärtiger Ausschuss
Sportausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen
Kulturpolitik 2002
– Drucksache 15/2258 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Sportausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika
Griefahn, Eckhardt Barthel (Berlin), Siegmund
Ehrmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje
Vollmer, Claudia Roth (Augsburg), Ursula Sowa,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Auswärtige Kulturpolitik stärken
– Drucksache 15/2659 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss

ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Günter
Nooke, Dr. Friedbert Pflüger, Bernd Neumann

(Bremen), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik stärken
– Drucksache 15/2647 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

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(C (D Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen ünter Nooke, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! assen Sie mich zu Beginn drei Dinge feststellen: Erstens. In kaum einem anderen, vielleicht in keinem ereich der Politik herrscht fraktions-, parteiund instiutionsübergreifend ein derart solider Konsens wie in der rage nach dem Sinn und dem Wert der auswärtigen ulturund Bildungspolitik. Zweitens. In keinem Bereich der Politik haben sich ie Ansprüche, die an ihn gestellt werden, in den verganenen fünf Jahren derart rapide in geradezu Schwindel rregende Höhen entwickelt wie in der auswärtigen Kulurund Bildungspolitik. Drittens. Kein Bereich der auswärtigen Politik ist aber n den vergangenen Jahren so beschämend vernachläsigt worden wie die auswärtige Kulturund Bildungspoitik. Die Ernsthaftigkeit des Themas und die bedrohliche age, in die die Institutionen der auswärtigen Kulturnd Bildungspolitik geraten sind, und die weiteren Kürungen, die Außenminister Fischer in der vergangenen oche im Ausschuss für Kultur und Medien ankündigte, achen die heutige Debatte so wichtig. Wie in anderen ereichen rot-grüner Politik ist auch bei der auswärtigen ulturund Bildungspolitik ein krasses Missverhältnis on der Ankündigung immer größerer Ziele einerseits, ber immer weniger Realitätsbezug insbesondere zu den aushaltszahlen andererseits zu beklagen. Vertrauen entsteht so nicht. Die Mitarbeiterinnen nd Mitarbeiter in den Institutionen in der auswärtigen ulturund Bildungspolitik werden verunsichert. chlimmer noch: Das Ansehen Deutschlands in der Welt immt massiv Schaden. Wir reden bei der auswärtigen ulturund Bildungspolitik von Mitteln, deren Höhe um Beispiel an den Tischen der Mautverhandlungen alenfalls Heiterkeit hervorrufen würde. Aber so, wie die undesregierung und die deutsche Wirtschaft sich mit em Mautdebakel international lächerlich machen, (Zuruf von der SPD: Das waren wohl eher Sie!)

Günter Nooke (CDU):
Rede ID: ID1509802900

(Beifall bei der CDU/CSU)


achen wir den hervorragenden Ruf der Mittler der aus-
ärtigen Kultur- und Bildungspolitik in der Welt kaputt –
Grunde für Peanuts.
Der Außenminister hat im Ausschuss für Kultur und
edien in der vergangenen Woche in geradezu tränen-

reibender Weise erklärt

(Zuruf der Abg. Monika Griefahn [SPD])







(A) )



(B) )


Günter Nooke

– hören Sie doch einfach einmal zu –, es würden weitere
Einschnitte auf die auswärtige Kultur- und Bildungspoli-
tik zukommen. Er sagte wörtlich: Nicht nur ins Fleisch,
nein, diesmal „ins Mark“. Er sagte außerdem, dass er lei-
der auch nichts dagegen tun könne. Der Außenminister
ist Vizekanzler und wohl immer noch eine ernst zu neh-
mende Stimme des grünen Koalitionspartners. Wer,
wenn nicht er, kann Prioritäten setzen?


(Monika Griefahn [SPD]: Das wird er wohl machen!)


Es besteht der Verdacht – hier spreche ich nicht nur
im Namen meiner Fraktion –: Dem Außenminister ist
die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik – freundlich
gesagt – nicht einen Pfifferling wert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist nicht Verdacht, sondern Tatsache! Unverschämt!)


Um diesen Verdacht zu entkräften, wäre es besser gewe-
sen, er hätte heute zu guter Debattenzeit selber das Wort
ergriffen. Herr Außenminister, es ist ja nicht nur die Op-
position im Deutschen Bundestag, die Ihnen das sagt, le-
sen Sie die Zeitungen und vor allem: Lassen Sie Ihre ei-
genen Leute nicht im Stich; denen liegt wirklich etwas
an diesem Thema.

Über das, was die deutsche auswärtige Kultur- und
Bildungspolitik jeden Tag auf der ganzen Welt leistet
– im Kleinen wie auch langfristig –, brauche ich hier kei-
nen Vortrag zu halten. Auf ihre Unverzichtbarkeit ist
nicht nur in den vergangenen Tagen hingewiesen wor-
den. Hier besteht, wie ich eingangs sagte, Konsens.

Wir haben unserem Antrag die Ziele und Leistungen
der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik voran-
gestellt. Es geht um Interesse an Deutschland und um
deutsche Interessen. Es tut uns allen gut, wenn wir gute
Beziehungen zu unseren Partnern in der Welt haben.
Was über Jahrhunderte gewachsen ist, darf nicht aus
Desinteresse oder durch unüberlegte Pauschalkürzungen
– die gibt es übrigens auch bei Koch/Steinbrück – geop-
fert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen auch gute Beziehungen zu denen, die viel-
leicht noch nicht so gute Partner sind, aber ein besonde-
res Interesse an Deutschland haben und diese Beziehun-
gen ausbauen wollen.

Es geht bei der auswärtigen Kultur- und Bildungspoli-
tik um Deutschland, um Kultur aus Deutschland, aber in
besonderem Maße auch um deutsche Kultur und um
Deutschland als Kulturnation in all ihrer Vielfalt. Es geht
um Informationen aus Deutschland, aber auch um Infor-
mationen in deutscher Sprache. Das Interesse an der
deutschen Sprache im Ausland ist oft größer als hierzu-
lande. Deutsch hat in vielen Ländern große Chancen als
zweite Fremdsprache; deutsche Dichter und Philosophen
im Original zu lesen ist für viele noch ein großer Anreiz.
Es geht bei der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
um – ich nenne einen weiteren Punkt – die Darstellung
Deutschlands in der Welt als ein weltoffenes Land. Aber

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(C (D s geht auch um die Einladung an die Welt, sich dieses chöne Land vor Ort anzusehen. All diese Punkte haben auch immense positive Ausirkungen auf langfristige Wirtschaftsbeziehungen nd damit auf den deutschen Anteil an internationalen ärkten und an Märkten in Wachstumsregionen. Ausärtige Kulturund Bildungspolitik soll nicht gemacht erden, weil sie sich mittelund langfristig rechnet. ber wenn sie den Außenminister schon nicht interesiert, sollte er wenigstens dieses Argument kennen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einen kri ischen Punkt ansprechen. Problematisch vor dem Hinergrund kontinuierlich zusammengestrichener Mittel ist as in zunehmendem und erschreckendem Maße inhaltsrei werdende Gerede vom Dialog der Kulturen, von der olle der Kultur als Konfliktprävention. Der auswärtien Kulturund Bildungspolitik geradezu die Sicherung es Weltfriedens aufzubürden ist nicht nur angesichts er dürren Zahlen etwas vermessen, vielleicht sogar benteuerlich. Der Anteil der auswärtigen Kulturund Bildungspoli ik am Gesamthaushalt – ich will das noch einmal nenen – hat mit derzeit 0,22 Prozent einen deprimierenden iefstand erreicht. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unsinn! Irgendwie kommen Sie von der Konfrontation nicht herunter!)


ir brauchen mehr Realismus und Pragmatismus, der
em Auftrag der Mittler auswärtiger Kulturpolitik ent-
pricht. Auf der dünnen Basis der genannten
,22 Prozent ist langfristiges Planen kaum möglich. Pro-
ekte, die mit Sondermitteln realisiert werden, wie die
tabstelle „Dialog mit der islamischen Welt“ können
icht langfristig angelegt werden.


(Monika Griefahn [SPD]: Wieso? Sind sie doch! Das wurde gesagt!)


Nein, das wurde nicht gesagt; die Mittel sind ja weg. –
och alle Erfahrung in der auswärtigen Kulturpolitik hat
elehrt, dass nur in der Kontinuität der Erfolg liegt, dass
ber lange Zeiträume hinweg Vertrauen aufgebaut wer-
en muss und dass sich die Verlässlichkeit einer Partner-
chaft erst nach vielen Jahren beweist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


uswärtige Kultur- und Bildungsarbeit braucht gerade
eim interkulturellen Dialog Beharrlichkeit. Sie ist keine
chnelle Eingreiftruppe. Aus dem anfänglichen Schei-
ern eines begonnenen Dialogs darf nicht mit betriebs-
irtschaftlicher Logik der Abbruch der Beziehungen ge-
chlussfolgert werden.
Die Anerkennung und der Ruf der Mittlerorganisatio-

en sind hierzulande, wo die Einrichtungen häufiger im
usammenhang mit Haushaltskürzungen als im Zusam-
enhang mit ihren Projekten genannt werden, nicht an-
ähernd mit dem Ruf zu vergleichen, den sie im Ausland
enießen. Dieser Ruf im Ausland wird in einem Maße






(A) )



(B) )


Günter Nooke

gefährdet, wie wir uns das in Deutschland oft gar nicht
vorstellen können.

Als Beispiel nenne ich die Alexander-von-Hum-
boldt-Stiftung, die sich mit dem weltweiten Austausch
von Wissenschaftlern beschäftigt. Es mag sein, dass
manchem eine solche Einrichtung etwas zu gediegen er-
scheint. Wir brauchen in Deutschland aber nicht über
Eliten und Exzellenz zu reden, wenn wir im Rahmen der
auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik nicht sicher-
stellen, dass ein internationaler, hochkarätiger Austausch
von Wissenschaftlern erfolgt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das wird gerne unterschätzt. Der Wissenschaftlertrans-
fer auf höchstem Niveau ist von zentraler Bedeutung.
Wenn Deutschland mit seinen Spitzenwissenschaftlern
im Ausland nicht präsent ist, dann ist Deutschland auch
nicht attraktiv für Spitzenwissenschaftler aus der Welt.
Gleiches gilt übrigens auch für den Nachwuchs – für
Studenten und angehende Wissenschaftler – und für
Künstler.

Ich habe den Namen Alexander von Humboldt aber
auch noch aus einem anderen Grund genannt. Mitglieder
des Kulturausschusses konnten vor kurzem während ei-
ner Mexikoreise die außerordentliche Wertschätzung
Alexander von Humboldts erleben. Die Mexikaner ver-
ehren diesen Deutschen, der Mexiko 1803 mit einer For-
schungsexpedition besuchte, präkolumbianische Kultu-
ren erkundete und den Menschen dabei auf gleicher
Augenhöhe begegnete, fast als Nationalheiligen. Wenn
man in Mexiko hört, die Alexander-von-Humboldt-Stif-
tung werde kaputtgekürzt, dann denkt dort niemand nur
an den Austausch von Wissenschaftlern, sondern viele
meinen dann, in Deutschland herrsche Kulturbarbarei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik hat
noch – nicht nur in Mexiko – einen guten Ruf. Deutsch-
land bekommt aber immer stärkere Konkurrenz. In
Deutschland wird das weniger bemerkt als vor Ort.
Großbritannien und Frankreich segeln zum Beispiel mit
enormem staatlichen Rückwind neben uns. Deutschland
hat dagegen permanent staatlichen Gegenwind. Das ist
absurd.


(Monika Griefahn [SPD]: Das ist einfach falsch!)


Um im Bild zu bleiben, wirft jetzt auch noch der stell-
vertretende Steuermann den Anker.

Ich will das Bild nicht überstrapazieren, aber doch
noch etwas aus dieser Woche berichten. Die Mitglieder
der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ wa-
ren am Montag Nachmittag beim Käpt’n im Schloss
Bellevue. Ich glaube, ich petze jetzt nicht und teile nicht
zu viel mit: Bundespräsident Rau hat bezüglich der Rolle
der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik eine ganz
andere Auffassung als Fischer. Er misst ihr eine sehr
hohe Priorität zu.

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(C (D undespräsidenten haben ja bekanntlich durchaus entprechende Erfahrungen, weil sie von der Welt und den eutschen in ihr ziemlich viel mitbekommen. Noch einmal zum Antrag der SPD. Bezüglich der uslandsschulen ist Ihr Antrag völlig leer; Sie haben iese ganz vergessen. Ich hoffe, Sie haben die Auslandschulen nicht schon abgeschrieben; denn auch sie gehöen zu diesem Komplex. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das wäre eine Katastrophe!)


(Monika Griefahn [SPD]: Wir auch!)


ch will gar nicht erzählen, was Sie in Ihrem Antrag zum
chulfonds schreiben, weil er nichts damit zu tun hat.
ie Auslandsschulen werden nämlich anders finanziert.
Mir geht es darum: Bildungspolitik ist in Ihrem An-

ag schon im Titel weggekürzt worden. Wer kürzt, muss
issen, was und wohin er will. Wir sehen keinerlei Kon-
ept der Bundesregierung zu diesem Thema. Auch die
orliegenden Berichte aus den Jahren 2001 und 2002 ge-
en darüber keine Auskunft. Aus diesem Grund hat die
nionsfraktion die heutige Debatte verlangt und ihren
ntrag vorgelegt. Der Katalog unserer Forderungen
ann nachgelesen werden. Er zeigt, dass wir mit der aus-
ärtigen Kultur- und Bildungspolitik im besten Sinne
och viel vorhaben.
Der Koalition ist zu diesem Thema leider nicht sehr

iel – vor allem kein einziger konkreter Rat – eingefal-
n. „Neue Chancen ergreifen“, „neue Wege der Koope-
ation“, „neue Schwerpunkte“ – das alles klingt unge-
euer neu. Ich vermute aber, dass den Mittlern beim
esen ihres ziellosen und offenkundig völlig hilflosen
extes das kalte Grauen überkommt. Ich fürchte, dass sie
lle Hoffnung fahren lassen werden, wenn sie lesen müs-
en, dass künftig „die Haushaltsmittel für die auswärtige
ultur- und Bildungspolitik nachhaltig zu gestalten“
ein werden. Für die unfreiwillige Komik werden die
ittler kein Gespür mehr haben, eher für die offenkun-
ige Hilflosigkeit der Formulierung. Haushaltsmittel
achhaltig gestalten heißt doch nichts anderes, als ohne
lick auf die Aufgaben der Mittler den Etat zu senken.


(Horst Kubatschka [SPD]: Das verstehen Sie falsch!)


m nachhaltigsten sind übrigens Nullansätze; denn
iese kann man bei Haushaltsberatungen nicht weiter
ürzen.
Das ist das Gegenteil von dem, was im Titel Ihres An-

ags versprochen wird, aber um die Stärkung der aus-
ärtigen Kultur- und Bildungspolitik soll es bei der
oalition offensichtlich gar nicht gehen. Ich zitiere noch
inmal aus Ihrem Antrag. Dort heißt es unfreiwillig of-
en:

AKP
schon bei der Sprache wird gekürzt; gemeint ist die
uswärtige Kulturpolitik –

ist nicht nur komplementäres oder gar verzichtbares
Beiwerk …






(A) )



(B) )


Günter Nooke

Die Betonung liegt auf dem „nur“.

All das erinnert mich an Karl Valentin. Wie wäre es
mit einem anderen Antragstitel: „Mögen hätt’ ich schon
wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“?


(Beifall der Abg. Vera Lengsfeld [CDU/CSU])

Ich lade Sie ein, auf der Basis unseres Antrages im Aus-
schuss unser im Grunde gemeinsames Wollen zur wirkli-
chen Stärkung der auswärtigen Kultur- und Bildungs-
politik im Auswärtigen Amt und in der Welt zum
Ausdruck zu bringen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war jetzt aber nicht so sehr erkennbar!)


Ich kann Ihnen nur zurufen: Wollen Sie nicht nur, son-
dern trauen Sie sich auch einmal.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509803000

Ich erteile das Wort Kollegin Monika Griefahn, SPD-

Fraktion.

Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1509803100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Besonders
willkommen heiße ich die ausländischen Gäste aus Peru.
Auch sie nehmen sehr aktiv an der auswärtigen Kultur-
politik teil.

Herr Nooke, wenn Sie davon sprechen, dass der
CDU/CSU die auswärtige Kulturpolitik so wichtig ist,
dann verstehe ich nicht, warum bis 1998 44 Goethe-
Institute geschlossen werden mussten, darunter so wich-
tige wie in Hyderabad und Lahore, die wir heute müh-
sam wieder einrichten müssen, damit der Dialog in die-
sen Ländern tatsächlich stattfindet. Da stimmt doch
etwas nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Kubatschka [SPD]: Das ist Kurzzeitgedächtnis!)


– Das ist das Problem.
Angesichts der 23 Nobelpreisträger der Humboldt-

Stiftung ist für alle klar, dass dies zu dem Bereich Inno-
vation gehört. Wie man weiß, wird Innovation von die-
ser Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen ge-
fördert und umgesetzt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Deshalb wird gekürzt!)


Sie haben den Titel unseres Antrags kritisiert. Sie
wissen, dass es in der Regel in den Ländern Kultusmi-
nisterien gibt, die für Bildung zuständig sind. Deswegen
umfasst die Kulturpolitik bei uns alles, was Kultur und
Bildung betrifft. Wir haben nicht den Anspruch gehabt,
heute auch noch den gesamten Etat von Frau Bulmahn
und andere Bereiche mitzubehandeln, sondern wir wol-
len heute über die auswärtige Kultur- und Bildungspoli-
tik sprechen.

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(C (D In Klassenräumen noch ohne Fenster sitzen 50 Mädhen in zwei Gruppen Rücken an Rücken, um zu lernen. ie lechzen nach Bildung. Ich spreche von der Situation n Kabul im September letzten Jahres. Wie unser Islameauftragter, Dr. Gunter Mulack, sehr richtig feststellte, chaffen wir Demokratie und Menschenrechte in vielen ändern nur, wenn Mädchen und Frauen beteiligt sind. as geschieht nicht nur durch deutsche Schulen im Ausand, sondern auch durch von uns mit Projekten geförerte Schulen. Da setzen wir an. Die Sprachenschule in Teheran ist mehr als ein Insti ut zur Vermittlung der deutschen Sprache. Es ist ein reffpunkt von Männern und Frauen, von Kreativen und ulturen. Da begegnet man sich. Diejenigen, die Reforen wollen und aufgeschlossen sind, haben die Mögichkeit, dort miteinander in Dialog zu treten. In Lateinamerika genießen Deutschland bzw. Eu opa großen Respekt und Anerkennung. Bei unserem esuch – Sie haben Mexiko erwähnt – in den deutschen chulen in Arequipa, Lima und Mexiko-City wurde imer wieder gefragt, warum wir uns nicht noch intensiver Lateinamerika engagieren, da sich die Lateinamerikaer nicht ausschließlich auf die USA beziehen wollen. s ist ein ganz wichtiger Punkt, dass Europa bzw. eutschland dort einen guten Ruf hat. Auch in Europa helfen neue Ideen und Bilder dabei, egenseitig Vorurteile abzubauen. Schauen wir uns in rankreich die Deutsch-Mobile oder in Deutschland die rance-Mobile an. Sie haben dazu beigetragen, dass die achfrage nach Deutsch bzw. nach Französisch als remdsprache hier wie dort einen Schub erhalten hat und ass das Deutschlandbild in vielen Teilen Frankreichs umindest aktualisiert werden konnte. Sie sind ein groer Publikumserfolg, der auch mit dem Adenauer/deaulle-Preis ausgezeichnet wurde. Auf diese Tradition nd diese neuen Aspekte können wir bauen. Das ist das, as wir mit neuen Ansätzen meinen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie Gunter Mulack feststellte, müssen wir noch stark
msteuern, wenn wir insbesondere die Jugend in den
lamischen Ländern erreichen wollen. 50 bis 70 Pro-
ent der Bevölkerung sind unter 30 Jahre. Italien hat
ber genauso viele Goethe-Anlaufstellen wie der ge-
amte arabische Raum. Deshalb müssen wir Goethe-In-
titute verlagern und gleichzeitig neue Wege stärker
rschließen. Ich denke an Anlaufpunkte, Lesesäle, Infor-
ationszentren, Goethe-Zentren, aber auch an gemein-
ame Sportaktivitäten. Mannschaftssport als Lernen für
ie Demokratie, auch das ist sicherlich ein Weg, gerade
n junge Leute heranzukommen. Das ist eine neue He-
angehensweise.
Jetzt kommen wir zum Hauptproblem, das wir vor

ns hertragen: das liebe Geld. Wir alle müssen sparen,
ber wir haben Prioritäten gesetzt: Zukunftsinvestitionen
nd Bildung wollen wir nicht vernachlässigen und die
ittel dafür nicht kürzen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Monika Griefahn

Das ist unser Ziel. Wenn uns aber das Geld fehlt, dann
müssen wir intelligenter mit dem wenigen Geld umge-
hen. Wenn es richtig ist, dass wir Bildung als Investition
betrachten – die Hauptmittel in der auswärtigen Kultur-
politik sind auch Bildungsmittel; betrachten Sie die
117 Auslandsschulen, die 126 Goethe-Institute weltweit
und die 30,5 Millionen Euro für den Studentenaus-
tausch –, dann ist es auch richtig, zwei Schritte zu ma-
chen. Erstens. Wenn es Einsparungen, die wir alle tragen
müssen, geben muss, dann müssen diese aus dem Ge-
samthaushalt erwirtschaftet werden, nicht aus dem
Haushalt für die auswärtige Kulturpolitik. Da sind wir
uns einig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens. Wenn wir innovative Wege gehen wollen,
dann müssen wir die Budgetierung, auch mit Decke-
lung, in den Institutionen der auswärtigen Kulturpolitik
einführen und die Mittel aus den Einsparungen, die
durch die Budgetierung erfolgen können, den Mittlern
für die Programmarbeit zur Verfügung stellen. Das ist
ein entscheidender Punkt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Beispiel: Es kann doch nichts dagegen sprechen,
dass ein Mittler mit den erwirtschafteten Budgetierungs-
renditen ein preiswerteres Haus mietet und die einge-
sparten Gelder in Programme steckt. Das sind die zu-
kunftsweisenden Perspektiven. Darin sind wir uns einig.
Wir müssen das nur umsetzen.

In den Kommunen und Ländern geht das auch. Wenn
eine Schule ein Energieeinsparungsprogramm be-
schließt, neue Fenster einbaut und die Schüler lehrt, wie
man richtig lüftet, dann ist es Usus, dass die eingesparten
Mittel zur Hälfte dem Investor, der diese Investitionen
abschreibt, und zur anderen Hälfte der Schule für Pro-
grammarbeit überlassen werden. Das streben wir bei den
Institutionen auch an.

Wenn man die Mittel für die Budgetierung deckelt,
dann spricht in meinen Augen nicht viel dagegen, das
auch auf Bundesebene so zu machen. Dann sind die
Leute vor Ort motiviert einzusparen. Dann fallen auch
die jährliche Hatz aufgrund der Kameralistik und das
Novemberfieber weg. Davon haben alle etwas und wir
sparen zusätzlich Geld. Das ist das Entscheidende.

Die Kultur- und Bildungspolitik ist ein zentraler Be-
standteil der allgemeinen Außenpolitik und mehr als
nur die dritte Säule. Ihre Aufgaben werden noch zuneh-
men. Sie werden angesichts vielfältiger Konflikte auch
wichtiger. Wir können das in Afghanistan beobachten.
Der Aufbau bzw. der Erhalt von kultureller Infrastruktur
wird trotz der täglichen Existenzprobleme, die die Men-
schen haben, begeistert aufgenommen. Die Wiedereröff-
nung des Goethe-Instituts in Kabul im letzten Septem-
ber, die immense Nachfrage nach Deutschkursen und
das Lechzen nach Kultur sprechen Bände. Das dient
auch unserer Zukunft, denn wer, wenn nicht die jungen
Leute, sind die Träger von Sympathie und diejenigen,

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(C (D ie dann auch zu einem Studium nach Deutschland komen? Sie tragen ihre Erfahrungen in ihre Gesellschaft hiein und sorgen dafür, dass Klischees abgebaut werden, nd geben damit etwas zurück. Damit helfen die kultuellen Programme, Herr Nooke, auch der aktiven Frieenskonsolidierung. Das kann man doch gar nicht betreiten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Günter Nooke [CDU/CSU]: Aber nicht alleine!)


Sie helfen mit, habe ich gesagt.
An diesen Beispielen sieht man deutlich, dass die
usgaben für Kultur beileibe keine Subventionen sind,
ondern eindeutig Investitionen in unsere Zukunft. Ich
laube, dass wir die Mittlerorganisationen wie Goethe-
nstitut, DAAD, Institut für Auslandsbeziehungen und
lexander-von-Humboldt-Stiftung, aber auch alle ande-
en, nicht einfach als Zuwendungsempfänger betrachten
ürfen, nur weil sie als eingetragene Vereine oder Stif-
ungen fungieren. Sie sind vielmehr – wie die Botschaf-
en – wie eine nachgeordnete Behörde zu betrachten, die
eil des Ministeriums ist. Von diesem Ansatz müssen
ir ausgehen. Aber wir haben uns bewusst entschieden,
ass sie sozusagen autonom handeln dürfen. Insofern
üssen sie anders organisiert werden.
Sie haben die Auslandsschulen angesprochen, Herr
ooke, die uns selbstverständlich wichtig sind. Sie sind
ns zudem wichtig, weil sie Kindern, die sonst keine
chulbildung bekommen könnten, ermöglichen, in deut-
chen Schulen unterrichtet zu werden und mit Menschen
us anderen Ländern in Kontakt zu kommen. In Süd-
frika zum Beispiel besuchen südafrikanische Kinder
us den Problembereichen deutsche Schulen und erhal-
en dadurch bessere Bildungsmöglichkeiten.
Insofern vernachlässigen wir die Schulen mitnichten;
ir betrachten sie vielmehr als Begegnungsstätten. Das
st ein entscheidender Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Günter Nooke [CDU/CSU]: Das steht aber nicht in Ihrem Antrag! Dann müssen Sie den Antrag noch erweitern!)


Wir haben jetzt weitere Kooperationen vorgenom-
en. Auch das ist eine neue Methode. Goethe-Institute
aben vor Ort gemeinsam mit anderen europäischen
ändern – mit Frankreich, Spanien und England – Lese-
äle eröffnet. Mit der Robert-Bosch-Stiftung werden die-
es Jahr unter anderem in Rumänien weitere zehn deut-
che Kulturzentren eröffnet. In Kooperation wird mehr
rreicht als im Alleingang.
Des Weiteren werden ehemalige Institute in Koopera-

on mit Städten oder Universitäten in Goethe-Zentren
mgewandelt. Das ist für Europa besonders wichtig, weil
mer wieder über Schließungen diskutiert wird. Wir
üssen aber keine Einrichtungen schließen, sondern wir
üssen die Entwicklung in Europa betrachten. Wir sind
in vereintes Europa, in dem wir auch gemeinsam arbei-
n müssen. Die eigentliche Arbeit der Goethe-Institute
uss in anderen Ländern, beispielsweise in arabischen






(A) )



(B) )


Monika Griefahn

Ländern oder in Südamerika, durchgeführt werden. Vor
Ort in Europa sind andere Kooperationen zu gestalten,
die auch entsprechend kostengünstiger sind. Das ist klar,
weil es ein anderes System ist.


(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dass wir den Vorschlägen im Koch/Steinbrück-
Papier zur auswärtigen Kulturpolitik nicht folgen wol-
len, ist klar.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Denn das würde neben der Schließung von acht bis
zehn Goethe-Instituten und der Streichung von rund
1 000 ausländischen Promotionsstipendien vom DAAD
bedeuten, dass bei der Alexander-von-Humboldt-Stif-
tung 300 ausländische Spitzenwissenschaftler wegfallen.
Diese Zahlen gelten pro Jahr! Dass wir das nicht wollen,
ist klar. Ich denke, wir arbeiten gemeinsam daran, dass
das nicht passiert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen auch nicht die Programmarbeit in Latein-
amerika oder in Afrika – auch dieser Kontinent wird
leicht vergessen – zur Disposition stellen. Deswegen,
denke ich, müssen wir nach Wegen suchen. Ich habe die
Wege aufgezeigt. Wir werden sehen, wie wichtig die
Kulturarbeit noch wird.

Es wird immer wieder gefragt, wie man zum Beispiel
mit radikalisierten Islamisten Dialoge führen soll.
Zwar gibt es radikalisierte Menschen, mit denen keine
Dialoge möglich sind, aber es gibt auch eine große
Menge von Neugierigen, die aber eine gewisse Skepsis
aufweisen und mit denen die Dialoge zu führen und
Kontakte möglich sind. Diese Menschen müssen wir er-
reichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sehen doch im Iran, in Indien, Indonesien und in an-
deren islamischen Ländern, dass es ein Bedürfnis nach
entsprechenden Kontakten gibt. Man kann doch nicht al-
les auf die kleine Schar von radikalisierten Islamisten re-
duzieren, sondern es gibt eine große Menge von Men-
schen, die an Deutschland und an Europa ein großes
Interesse haben, auch als Gegenpol oder Ergänzung zu
den Vereinigten Staaten. Darin liegt unsere Chance. Das
ist der aktive Beitrag zur Friedenssicherung, den ich für
sehr wichtig halte und von dem ich meine, dass wir da-
mit sehr viel erreichen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich glaube, unsere Hauptaufgabe wird sein, gemein-
sam die Anstrengung zu unternehmen, die Budgetierung
einzuführen, um einen flexibleren Umgang mit den vor-
handenen Mitteln zu ermöglichen. Ich denke, dass wir in
unserem Ausschuss und in diesem Hohen Hause eine ge-
meinsame Position zur auswärtigen Kulturpolitik vertre-

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(C (D en und sicherlich auch weiterhin konstruktiv an diesen ragen arbeiten werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509803200

Ich erteile dem Kollegen Werner Hoyer, FDP-Frak-

ion, das Wort.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1509803300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen Staatsministerinnen, ich freue mich sehr,
ie hier zu sehen, aber ich fände es noch besser, wenn der
undesaußenminister heute anwesend wäre und seine
orstellungen von der Bedeutung der auswärtigen Kul-
urpolitik zum Besten geben würde. Die beiden Gäste, die
r heute Morgen in dieser Stunde empfängt, hätten mit Si-
herheit so viel Respekt vor dem Parlament, dass sie ihm
ie Teilnahme an dieser Sitzung ermöglicht hätten.


(Beifall bei der FDP)

Es ist für die auswärtige Kulturpolitik nie leicht ge-
esen, Mittel zu beschaffen, Geld locker zu machen. Es
at auch immer wieder Rückschläge gegeben. Aber im
roßen und Ganzen ist es nach hartem Kampf eigentlich
mmer wieder gelungen, der auswärtigen Kulturpolitik
inen angemessenen Platz im Bundeshaushalt zu ver-
chaffen. So schwankte der Anteil der auswärtigen Kul-
urpolitik in der ersten Hälfte der 90er-Jahre stets um
,6 Promille des Gesamtetats. Dieses Niveau zu halten
ar keine Selbstverständlichkeit, sondern Kampf.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

ber seit 1999 geht es bergab. Der Anteil der auswärti-
en Kulturpolitik am Gesamtetat liegt seither deutlich
nter 0,25 Prozent.


(Monika Griefahn [SPD]: Was war 1996, Herr Hoyer? In Ihrer Zeit als Staatsminister sind ganz viele Institute geschlossen worden!)


er Anteil der auswärtigen Kulturpolitik am Gesamtetat
es Auswärtigen Amtes ist von einst 33 Prozent auf mitt-
erweile 25 Prozent gesunken.
Beim Schließen von Instituten gab es sehr schmerz-

afte Entscheidungen, aber auch Fehlentscheidungen.
ch denke an Reykjavik. Sie selber haben vorhin Bei-
piele genannt – Sie haben Italien angesprochen –, an
enen deutlich geworden ist, warum man in bestimmten
olitischen Situationen umschichten muss.
Übrigens sollten wir auf der Mitgliederversammlung

es Goethe-Instituts am kommenden Montag noch ein-
al darüber reden, ob es tatsächlich richtig ist, zu sagen,
ass wir keine deutsche auswärtige Kulturpolitik inner-
alb der Europäischen Union mehr brauchen, da Eu-
opa gänzlich vereint ist. Ich halte das für einen falschen
nsatz.

(Monika Griefahn [SPD]: Deswegen habe ich von den Kooperationsmodellen gesprochen!)







(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer

Der Bundesaußenminister hat deutlich gemacht, dass

der Kahlschlag in den nächsten Jahren noch verschärft
werden müsse. Christof Siemes hat vorgestern in der
„Zeit“ zu Recht beklagt:

Die auswärtige Kulturpolitik wird endgültig zu-
grunde gespart.

Dieser Kahlschlag hat einen Namen: Joschka Fischer.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dem Bundesaußenminister kommt zwar der Spruch von
der auswärtigen Kulturpolitik als der dritten Säule der
auswärtigen Politik leicht über die Lippen. Aber er
kämpft nicht für ihre materielle Ausstattung. Er kämpft
hier nicht für sein Haus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wie ist es sonst zu erklären, dass schon bei den Verhand-
lungen im Vermittlungsausschuss über die Koch/
Steinbrück-Liste zum Subventionsabbau klar war, dass
einige Ressorts, die durchaus auch auf dem Gebiet der
auswärtigen Kulturpolitik tätig sind, wie zum Beispiel
das Bundeskanzleramt und das BMZ, ungeschoren da-
vonkommen, die Zuwendungsempfänger im Geschäfts-
bereich des Auswärtigen Amtes aber voll betroffen sind,
und zwar auch dann, wenn sie systematisch überhaupt
nicht in die Liste der Subventionsempfänger hineinpas-
sen.

Es ist schon absurd, dass Auslandsmedienarbeit,
wenn sie bei der Kulturstaatsministerin oder im BMZ
ressortiert, von den Kürzungen ausgenommen wird,
wenn sie aber beim Goethe-Institut zu Buche schlägt,
voll von der Kürzungskeule erfasst wird. Dabei war Herr
Fischer in seiner Eigenschaft als heimlicher Bundesvor-
sitzender der Grünen doch in den entscheidenden
Besprechungen der Parteivorsitzenden im Rahmen des
Vermittlungsverfahrens persönlich beteiligt. Er hätte
aufgrund guter Beratung seines Hauses wohl einigen
Unsinn verhindern können. Er hat darauf verzichtet und
übernimmt deshalb die Hauptverantwortung für eine au-
ßenpolitisch, kulturpolitisch und bildungspolitisch un-
verantwortliche Weichenstellung. Zu Recht schreibt der
„Tagesspiegel“ gestern:

Es ist … die alleinige Verantwortung des Außen-
ministers, wenn er in seinem Haushalt die Kultur
überproportional zur Kasse bittet.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es herrschte bis vor kurzem Konsens darüber, dass es

zweckmäßig ist, den Spagat zwischen Staatsnähe und
Politikferne der Kulturmittler dadurch zu erleichtern,
dass man diesen Bereich originärer staatlicher Tätigkeit
auslagert, rechtlich verselbstständigt und damit ein ho-
hes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Unabhängig-
keit schafft, aber natürlich ohne den Staat aus seiner Ver-
pflichtung zu entlassen. Umgekehrt ist es daher durchaus
nachvollziehbar, dass die Mittlerorganisationen der
auswärtigen Kulturpolitik solidarisch ihren Beitrag zur
Haushaltssanierung leisten müssen. Sie tun dies auch.
Dementsprechend sind diese Organisationen auch von
den allgemein verordneten Stellenkürzungen betroffen.

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(C (D ie tragen seit mehr als zehn Jahren mit 1,5 Prozent Jahr ür Jahr zu den Stellenkürzungen bei und beteiligen sich elbstverständlich auch daran, für das jeweilige Ressort ie globale Minderausgabe zusammenzukratzen. Übriens, eine Fusionsrendite ist allerdings beim Goethenstitut nie angekommen, wie das versprochen worden ar, als Goethe-Institut und Inter Nationes fusioniert urden. Es würde sich lohnen, auch über dieses Thema och einmal zu diskutieren. Jetzt sollen aber die Mittlerorganisationen der ausärtigen Kulturpolitik doppelt zur Kasse gebeten weren: zuerst im Rahmen der allgemeinen Finanzmaßnahen, von denen alle Bundesressorts und ihre achgeordneten Dienststellen betroffen sind, und dann urch die besondere Berücksichtigung im Koch/ teinbrück-Papier. Das ist unsachgemäß und unsystemaisch. Das ist, wie heute die „Süddeutsche Zeitung“ zu echt schreibt, eine „intellektuelle Zumutung“. Wenn der Begriff der Subvention irgendwo fehl am latz und der Begriff der Investition irgendwo angemesen ist, dann hier. Das meine ich nicht nur im wirtschaftichen, sondern durchaus auch im politischen und kultuellen Sinne. Die auswärtige Kulturpolitik trägt nämlich um Erfolg der Friedenspolitik aktiv bei, sie steigert das nsehen Deutschlands in der Welt, sie fördert die wisenschaftliche Vernetzung unseres Landes, sie begründet reundschaften und Partnerschaften und – last, but not ast – flankiert sie eben auch die Außenwirtschaftspolik unseres Landes. Nach dem 11. September 2001 hieß es: Auswärtige ulturpolitik ist ein Instrument präventiver Konfliktntschärfung. Als es dann um die Verteilung der Antirrormittel ging, war davon nicht mehr viel zu spüren. Es macht keinen Sinn, einerseits von „Eliteuniversitän“ zu schwadronieren und andererseits den internatioalen Wissenschaftleraustausch lahm zu legen. Welch in horrender, welch ein grausamer Widerspruch! Es ist uns im Kreise der Haushälter in den letzten Jah en gelungen, einige Aspekte der auswärtigen Kulturpoitik besonders hervorzuheben und neue Schwerpunkte u setzen. Wir Parlamentarier haben den Haushalt der uswärtigen Kulturpolitik gegenüber dem Regierungsntwurf in den letzten Jahren deutlich erhöht, und zwar or allem, um der strategischen Rolle der deutschen uslandsschulen gerecht zu werden und um den Hochchulstandort Deutschland attraktiver zu machen. Ich offe, die Gemeinsamkeit der Haushälter auf diesem Geiet wird auch in diesem Jahr wieder dazu führen, dass as Allerschlimmste noch verhindert werden kann. Es ist llerdings wirklich an der Zeit, alle Alarmglocken zu äuten; es ist fünf vor zwölf. Es kann noch etwas gescheen; das Schlimmste kann noch etwas entschärft werden. trengen wir uns alle gemeinsam dabei an! Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort für die Bundesregierung der Staatsministerin Kerstin Müller. K Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die heutige Debatte und die jüngste Diskussion über Kürzungen im Kulturhaushalt machen eines besonders deutlich – Herr Nooke, da sind wir uns in der Tat einig –: Die auswärtige Kulturund Bildungspolitik ist vor allen Dingen angesichts neuer Bedrohungen mehr denn je ein unverzichtbarer Bestandteil einer umfassenden Außenund Sicherheitspolitik. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509803400
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509803500

Das ist vor allem auf unseren sicherheitspolitischen
Ansatz – auch er ist inzwischen parteiübergreifend Kon-
sens – zurückzuführen. Dieser Ansatz geht weit über mi-
litärisches Engagement hinaus: Es geht um politische,
ökonomische, gesellschaftliche und auch kulturelle Be-
dingungen und Entwicklungen, um dem komplexen und
multidimensionalen Charakter von Krisen und Konflik-
ten Rechnung zu tragen. Dabei spielt gerade der Kultur-
dialog eine bedeutende Rolle. Ich möchte in diesem Zu-
sammenhang drei Beispiele nennen:

Erstens. Den Kampf gegen den internationalen
Terrorismus werden wir nicht gewinnen, wenn wir ihn
nicht auch als kulturelle Herausforderung begreifen.
Deshalb ist es für unsere Außenpolitik von zentraler Be-
deutung, dass wir mit der islamischen Welt den Dialog
über kulturelle Modernisierung suchen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


etwa um – Herr Nooke, darum geht es – jungen Men-
schen in den islamischen Ländern eine Perspektive, zum
Beispiel was Bildungschancen angeht, zu geben und um
ein Abdriften in den Extremismus zu vermeiden.

Zweitens. Auch in der Prävention und Bewältigung
von Krisen hat die auswärtige Kultur- und Bildungspo-
litik als Teil der Außenpolitik große Bedeutung gewon-
nen. Ob auf dem Balkan oder in Afghanistan: Was das
Auswärtige Amt und die Mittlerorganisationen dort leis-
ten, ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Stabilisierung des
Friedens. So haben wir zum Beispiel in Afghanistan
– das war ein wichtiger Beitrag, mit dem wir dort voran-
gegangen sind – ein Goethe-Institut wieder eröffnet.

Drittens. Vergessen wir auch nicht: Wir erleben die
außenpolitische Bedeutung des Kulturdialogs seit Jahr-
zehnten in Europa; schließlich ist die Erfolgsgeschichte
der europäischen Integration nicht zuletzt ein Ergebnis
des intensiven Austauschs im Bereich Kultur und Bil-
dung.

Herr Nooke, ich will Ihre Behauptung, es gebe keinen
Bereich, den wir so vernachlässigt hätten, hier ganz klar
zurückweisen. Das Gegenteil ist der Fall. Diese Behaup-
tung ist geradezu abwegig.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Günter Nooke [CDU/CSU]: Gucken Sie doch einmal auf den relativen Anteil Ihrer Mittel!)


Wir leben aber nun einmal – das ist Ihnen möglicher-
eise entgangen, obwohl ich mir das nach den Debatten
ber Maastricht gar nicht vorstellen kann – in Zeiten
napper Kassen. Ich sage hier sehr deutlich: Die Solida-
ität gebietet, dass sich das Auswärtige Amt und auch
ie Kulturmittler an Einsparungen beteiligen.
Etwas anderes sage ich hier auch ganz deutlich – da

cheint ja zumindest bei den Kulturpolitikern im Hohen
ause Einigkeit zu bestehen –: Wir können es nicht hin-
ehmen, wenn in den Koch/Steinbrück-Vorschlägen
avon gesprochen wird, Ausgaben für die auswärtige
ultur- und Bildungspolitik seien Subventionen, die ab-
ebaut werden müssen. Dazu kann ich nur sagen: Dieser
ubventionsbegriff ist absurd. Das hat der Außenminis-
er auch an jeder Stelle von Anfang an sehr deutlich ge-
agt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


er Kulturaustausch – Herr Kollege Hoyer, ich stimme
hnen zu – ist keine Subvention, sondern eine wichtige
nvestition in die Zukunft. Es bringt uns überhaupt
icht weiter, wenn solche Dinge als Subvention bezeich-
et werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


An etwas anderes möchte ich Sie jetzt aber auch erin-
ern, meine Damen und Herren von der Opposition:
err Ministerpräsident Koch ist meines Wissens noch
icht Mitglied der Grünen geworden.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Bei uns auch nicht!)

ie Koch/Steinbrück-Vorschläge wurden aber auch von
en Bundesländern, in denen Sie regieren und auch die
DP mitregiert,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Aber nicht bei Herrn Koch!)


Vermittlungsausschuss beschlossen. Tun Sie doch
ier nicht so, als trage dafür nur die Koalition oder gar
ur der Außenminister die Verantwortung.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Höchstpersönlich!)

as ist nun wirklich völliger Blödsinn. Sie alle tragen
ufgrund der Beschlüsse des Vermittlungsausschusses
afür auch selbst Verantwortung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der SPD: Die verschwinden immer an den Büschen, wenn’s ernst wird!)


Außerdem möchte ich Sie auch noch einmal an Ihre
teuerpolitischen Vorschläge erinnern, nicht nur an die
erade von der CDU beschlossenen, sondern erst recht an
ie von der FDP. Wenn diese steuerpolitischen Vor-
chläge realisiert würden, dann würden staatliche Leis-






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller

tungen doch erst recht gekürzt. Dann würde wahrschein-
lich gar nichts mehr für die auswärtige Kulturpolitik
übrig bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich finde es heuchlerisch, wenn man das in dieser De-
batte nicht erwähnt. Deshalb können Sie sich das Gejam-
mere auch wirklich sparen.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Da klatscht ja keiner! – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Unser Subventionsbegriff ist glasklar!)


Jedenfalls hat sich Minister Fischer persönlich in der
Bundesregierung durch intensive Gespräche dafür einge-
setzt, dass es keine weiteren Kürzungen in der auswärti-
gen Kulturpolitik mehr gibt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Vergeblich!)

Ich kann Ihnen heute die erfreuliche Mitteilung machen,
dass ich optimistisch bin, dass es uns gelingen wird, die
auswärtige Kultur- und Bildungspolitik weitgehend von
den Koch/Steinbrück-Kürzungen auszunehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch im Haushaltsauschuss wurde gestern von den Ko-
alitionsfraktionen ausdrücklich erklärt, dass Einsparun-
gen in der auswärtigen Kulturpolitik vermieden werden
sollen. Das, meine Damen und Herren, ist, wie ich
glaube, eine gute Nachricht für die deutsche Außenpoli-
tik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nun möchte ich noch etwas Versöhnliches sagen:

Dass wir uns in diesem Hohen Hause in der Frage der
Wichtigkeit der auswärtigen Kulturpolitik einig sind,
sieht man daran, dass unsere Auffassungen bezüglich
der Inhalte und Ziele der auswärtigen Kulturpolitik nah
beieinander liegen. Die heutige Debatte hat ja gezeigt,
dass wir uns fraktionsübergreifend im Grundsatz über
die große Bedeutung des Kulturaustausches als eines
zentralen Feldes der deutschen Außen- und Sicherheits-
politik einig sind. Deshalb hoffe ich auch in Zukunft auf
Ihre Unterstützung, wenn es darum geht, gemeinsam
– das liegt in unserem Interesse und entspricht der Inten-
tion des Ministers – die auswärtige Kultur- und Bil-
dungspolitik zu stärken.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509803600

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Klaus Rose,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1509803700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich be-

ginne, liebe Kolleginnen und Kollegen, mit einer persön-
lichen Vorbemerkung: Von 1983 bis 1994 war ich Haus-

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(C (D altsberichterstatter für den Etat des Auswärtigen Amts nd auch Mitglied des Unterausschusses für auswärtige ulturpolitik, den es damals noch gab. Ich erinnere mich ut daran, dass wir damals eine kämpferische Zeit haten. Es gab Auseinandersetzungen um die politische und anchmal auch ideologische Ausrichtung der dritten äule der bundesdeutschen Außenpolitik. Es gab Aufreung um die richtige Vermittlung des Deutschlandbildes zw. über die Vermittlung des richtigen Deutschlandbiles. In dieser Auseinandersetzung flogen manchmal die etzen. Legendär ist inzwischen die Rede von Franz osef Strauß beim Goethe-Institut in München und die ntwort des damaligen Ministerpräsidenten von Nordhein-Westfalen, Johannes Rau, an gleicher Stelle. Das at damals nicht geschadet. Da stand die auswärtige ulturpolitik im Mittelpunkt des deutschen Interesses. arum kümmerte sich auch der Außenminister persönich, der heute wieder nicht anwesend ist. a waren viele Kräfte daran interessiert, dass es voraneht. Heute plätschert alles so dahin und wir werden mit ahlen gefüttert, die hinten und vorne nicht stimmen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich natürlich in altlich viel verändert, einerseits, weil die Zeit weniger on Ideologie geprägt ist, andererseits wegen neuer techischer Möglichkeiten. Ich besuche jetzt wieder manchal Goethe-Institute oder Auslandsschulen. Da merkt an schon, dass da viel Neues entstanden ist. Es ist Gott ei Dank von den Trägern und den Mittlerorganisationen ehr gut aufgegriffen worden. Die neue Zeit ist genutzt orden. Eine weitere Veränderung hat sich aber leider wegen chrumpfender Ressourcen ergeben. Geblieben ist die uffassung, dass die auswärtige Kulturpolitik im Rahen einer auf Friedenserhaltung, Konfliktprävention nd Verwirklichung der Menschenrechte ausgerichteen Außenpolitik große Bedeutung hat und unverzichtbar st. Das kam heute mehrfach zum Ausdruck. An diesem unkt werden wir uns wahrscheinlich auch in Zukunft emeinsam treffen. Aber weil die auswärtige Kulturpoliik so wichtig ist, muss auch die Konsequenz gezogen erden, dass mehr dafür getan wird. Als Mitglied nicht des Ausschusses für Kultur und edien, sondern des Auswärtigen Ausschusses betone ch: Die dritte Säule der Außenpolitik, nämlich unser ulturaustausch, hat nach dem 11. September 2001 ine zusätzliche Bedeutung gewonnen. Angesichts des chlimmen Geschehens in Madrid wird es noch wichtier werden, den Austausch zwischen den Kulturen in der elt zu fördern. Ich möchte der Bundesregierung durchaus zugeste en, dass sie im Rahmen des neuen Kulturkonzepts Konzeption 2000“ bemüht ist, eine effektive auswärtige ulturpolitik zu betreiben. Gemessen an den hehren Töen, die ich aus früheren Zeiten noch im Ohr habe, muss ch aber feststellen: Erstens. Sie kochen nur mehr mit asser, mit schalem Wasser. Zweitens. Die auswärtige ulturpolitik steht leider nicht mehr im Mittelpunkt des Dr. Klaus Rose politischen Ringens in Deutschland. Drittens. Der Ton im Kampf um die Mittel wird wieder härter. Aber darüber freue ich mich, weil es absolut nicht falsch sein muss, wenn man sich stärker einsetzt und wenn auf allen Seiten gekämpft wird. Dabei können ruhig auch schärfere Töne fallen, Ihnen gegenüber sowieso, verehrte Frau Staatsministerin. Ich zeige Ihnen einmal die nackten Haushaltszahlen auf und bitte Sie, sich das anzuhören, weil Sie nämlich immer etwas anderes sagen oder um den heißen Brei herumreden. Die Haushaltszahlen stehen in Ihren Berichten. Von 2001 bis 2003 gab es eine Einsparung von circa 23 Millionen Euro. Der Bericht der Bundesregierung von 2001 sagt selbst, was das bedeutet: „Einschnitte in einigen Bereichen der Auslandskulturarbeit bis an die Grenze dessen, was ohne Substanzverlust geleistet werden konnte“. Das ist euphemistisch, höflich beschrieben. Die Wirklichkeit ist anders, vor allem jetzt im Jahr 2004. Die Ankündigungen, die wir alle hören, deuten darauf hin, dass wir bis zum Haushalt 2008 noch einmal 12 Prozent Kürzung bekommen. Ich glaube nämlich nicht, dass sich Herr Fischer mit seinem Begriff von Kultur – den ich bisher nicht so richtig kennen gelernt habe – durchsetzen wird. 2008 ist er sowieso nicht mehr im Amt, aber er wird sich auch vorher nicht durchsetzen. Der Budgetanteil der auswärtigen Kulturpolitik am Bundeshaushalt ist von 1993 bis 2004 von 0,27 Prozent auf 0,22 Prozent zurückgegangen. Das Auslandsschulwesen – von den 117 Auslands schulen habe ich persönlich etwa 50 besucht und dort Diskussionen geführt – muss mit rückläufigen Mitteln auskommen. Der Schulfonds wird laufend verringert. Ich will die Zahlen hier nicht erwähnen, aber sie sind nachzulesen und nachweisbar. Es gibt kaum mehr eine Schule, die nicht betroffen ist. (Monika Griefahn [SPD]: Die Schulen sind gut ausgestattet!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)


Sie können sich vorstellen, welche Freude in vielen Or-
ten der Welt gegenüber Deutschland aufkommt. Man er-
lebt, wie sich die Kinder dort bemühen. Aber man hört
dauernd, wie schwierig es geworden ist. Sie haben stolz
Kabul erwähnt. Ich war bereits 1986 in Kabul am
Goethe-Institut. Dass wir jetzt wieder dorthin können,
haben wir unter anderem der NATO und der Bundes-
wehr zu verdanken. Was 1986 in Ihren Kreisen über die
NATO und die Bundeswehr geredet wurde, will ich
heute gar nicht erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Aber dass Sie sich hier hinstellen, meine Damen und
Herren von der Regierungskoalition, und verkünden,
dass endlich wieder etwas geschehen sei, ist schon ein
bisschen seltsam.

Ich möchte auch die verdienstvollen Mittlerorgani-
sationen wie den Deutschen Akademischen Austausch-
dienst, die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die Deut-

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(C (D che Forschungsgemeinschaft und andere erwähnen. Sie ind unendlich wichtig, weil sie ein Netzwerk von deutchem Kulturaustausch in aller Welt bilden und weil wir uf ihnen aufbauen können; man weiß, welche Verbinungen man dort über Jahrzehnte haben kann. Früher haen wir diesen Organisationen empfohlen, sich zusätzich zu staatlichen Geldern um Sponsoring zu bemühen, m die Mittel zu erhöhen. Heute sind sie, weil die öffentichen Mittel nicht mehr fließen, darauf angewiesen, sich it Wirtschaftsgeldern über Wasser zu halten. Das kann och nicht im Sinne einer Förderung der auswärtigen ulturpolitik sein. Ich höre geradezu die früheren FDPzw. SPD-Kollegen Hamm-Brücher und Freimut Duve, ie noch gekämpft, sich aufgeregt und gefordert haben, ass es mit der auswärtigen Kulturpolitik aufwärts gehen üsse. Herr Kollege Rose, Ihre Redezeit! Die acht Minuten Redezeit, die mir zustehen, sind mit icherheit noch nicht um. Ich habe deswegen die vorgegebene Redezeit großzü ig interpretiert. Ich habe schon am Anfang meiner Rede gesehen, dass ine Redezeit von sechs Minuten eingestellt war, obwohl ch acht Minuten habe. Das ist für mich aber jetzt nicht esentlich. Das Wesentliche ist, dass wir in den nächsten Mona en in den zuständigen Ausschüssen – vor allem im aushaltsausschuss – massiv für die auswärtige Kulturolitik eintreten, Forderungen durchboxen und nicht nur arüber reden. Ich sage noch einmal: Es dürfen ruhig chärfere Töne anklingen; denn nur so fällt man auf. Ich offe sehr, dass wir trotz aller Probleme, die es an andeer Stelle gibt, gut zusammenarbeiten. (Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Sie sollten einmal zuhören, wenn Leute vorher etwas berichten!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509803800
Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1509803900
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509804000
Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1509804100

Ich möchte zum Abschluss sagen: Wir sollten ge-
einsam um die beste Lösung ringen. Wir werden Sie
atürlich auch weiterhin kontrollieren und aktiv werden,
enn Sie nur reden und nicht handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Monika Griefahn [SPD]: Wir handeln! So eine Doppelbödigkeit! – Horst Kubatschka [SPD]: Gut kennt er sich nicht aus!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509804200

Lieber Kollege Rose, ich weise Sie darauf hin – das
ird Sie vielleicht trösten –, dass zwar die eingestellte
edezeit eine andere als die von den Geschäftsführern
ngemeldete war, dass aber die vom Präsidenten zuge-
tandene Redezeit etwas mehr als die vorgesehene war.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert


(Heiterkeit – Horst Kubatschka [SPD]: Eine lammertsche Formulierung! – Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das ist ausgleichende Gerechtigkeit! Außerdem war er gut!)


Nun erteile ich dem Kollegen Lothar Mark das Wort
für die SPD-Fraktion.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1509804300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

heutige Debatte zur auswärtigen Kulturpolitik fällt in
eine Zeit, in der zu Recht mehrfach darauf hingewiesen
wurde, dass das Koch/Steinbrück-Papier auf die aus-
wärtige Kulturpolitik genauso wenig angewandt werden
dürfe wie auf die Binnenkultur.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Investitionen in die Kultur – auch das haben wir
mehrfach gehört – sind keine Subventionen. Sie sind
rentierliche Investitionen in die Zukunft, die dazu beitra-
gen, das Bild Deutschlands als einer Kultur- und Bil-
dungsnation in der Welt zu verbreiten und zu festigen.
Letztendlich sind sie aber auch wirtschaftsfördernd.

Die heute hier vorliegenden Anträge, die sich für eine
Stärkung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
aussprechen, sind zunächst einmal zu begrüßen; denn sie
bestätigen die Bedeutung, die das Parlament der Kultur
beimisst.

Als Außenpolitiker und Berichterstatter der SPD-
Fraktion für den Haushalt des Auswärtigen Amtes habe
ich natürlich zwei Seelen in meiner Brust. In den Haus-
haltsdebatten im Jahr 2003 hatte ich mich angesichts der
starken Kürzungen, denen sich auch das Auswärtige
Amt unterwerfen musste, dafür ausgesprochen, aufgrund
der wachsenden Anforderungen an die deutsche Politik
in der Welt dieses Amt von weiteren gravierenden Kür-
zungen auszunehmen. Dieser Appell galt insbesondere
bezüglich der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik,
der gerade im Bereich Krisenprävention, Konfliktbewäl-
tigung und Stärkung der Zivilgesellschaft, aber auch bei
der Stärkung des europäischen Integrationsprozesses be-
sondere Verantwortung zukommt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Die Horrorkürzungsliste trägt die Namen Hermenau und Mark!)


Angesichts der schwierigen Haushaltslage sehe ich
mich als Haushälter aber auch vor Sachzwänge gestellt,
die Parlament und Bundesregierung zum Sparen zwin-
gen. Immer stärkeren Anforderungen an die deutsche
Außenpolitik steht ein immer knapperes Staatsbudget
gegenüber. Hier sind seit Übernahme der Regierungsver-
antwortung im Jahr 1998 kluges Handeln und Abwägen
erforderlich. Ich begrüße deshalb auch, dass im Haus-
haltsausschuss kürzlich Einigkeit wenigstens darüber er-
zielt werden konnte, dass das Auswärtige Amt durch
Umschichtungen im eigenen Einzelplan selbst entschei-
den kann, wie die Koch/Steinbrück-Millionen erwirt-
schaftet werden sollen. Ich schließe mich aber ausdrück-
lich dem Wunsch des Bundesaußenministers an, dass
diese Mittel im Haushaltsvollzug zu erbringen sind,

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(C (D enngleich auch hier allgemein die Spielräume sehr eng ind. Ich freue mich, Frau Staatsministerin, dass anschei end noch gelungen ist, neue Wege für die Reduktion er Summen, die im Koch/Steinbrück-Papier stehen, zu inden. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Innerhalb des Etats!)


ur, man muss, um dies letztendlich beurteilen zu kön-
en, wissen, wie hoch die geforderten Beträge sein wer-
en.
In beiden Anträgen wird zu Recht darauf hingewie-

en, dass die Ausgaben für die auswärtige Kultur- und
ildungspolitik in den letzten zehn Jahren kontinuierlich
urückgegangen sind und nun bei 558 Millionen Euro
iegen, was circa 26 Prozent des Gesamthaushaltes des
uswärtigen Amts entspricht.
Aufgrund der in dem Antrag der CDU/CSU-Fraktion

eäußerten Behauptung, kein Bereich der auswärtigen
olitik sei in den vergangenen Jahren so vernachlässigt
orden wie die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik,
ehe ich mich gezwungen, auf einige Erfolge im Bereich
er AKBP hinzuweisen. Auch weise ich dezidiert darauf
in,


(Zuruf des Abg. Günter Nooke [CDU/CSU])

ass sich einige der in Ihrem Antrag genannten Zahlen,
err Nooke, nicht nachvollziehen lassen. Im letzten Jahr
onnten die Mittel für Stipendien- und Wissen-
chaftsprogramme mit 132 Millionen Euro im Ver-
leich zu 1993 einen nominalen Zuwachs verzeichnen.
er Prozess der Schließungen von Goethe-Instituten
onnte gestoppt werden; darauf hat Monika Griefahn
ingewiesen. In Kabul wurde eine neue Zweigstelle er-
ffnet. In Schanghai, Teheran und Algier werden weitere
röffnungen folgen, sobald die politischen und techni-
chen Umstände dies gestatten.
Mit dem Ziel der Stärkung des europäischen Integra-

ionsprozesses in den Erweiterungsstaaten der EU
urden im Haushalt 2004 Gelder bereitgestellt, um ge-
einsam mit der Bosch-Stiftung neue Kulturzentren auf-
ubauen.
Vor dem Hintergrund der internationalen Bedrohung

urch Terror hat das Auswärtige Amt 2002 und 2003
eweils circa 5 Millionen Euro in den europäisch-
slamischen Kulturdialog investiert. Davon werden im
ahr 2004 fast 1 Million Euro allein in die kulturelle Zu-
ammenarbeit mit dem Irak investiert.
Auf die Situation in Afghanistan ist mehrfach hinge-
iesen worden; ich muss dies nicht wiederholen.
Die Deutsche Welle wurde im letzten Jahr zusätzlich
it 1,2 Millionen Euro gefördert, um die Programmar-
eit in Afghanistan zu verstetigen. Auch in diesem Jahr
ind erneut 600 000 Euro zusätzlich bewilligt worden.
ies sind Investitionen in den Aufbau der Zivilgesell-
chaft, die zugleich der Vermittlung unserer demokrati-
chen Werte in einer Krisenregion dienen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Lothar Mark

Meine Damen und Herren, ich kündige hier aber gegen-
über der Deutschen Welle an, dass ich vehement gegen
die Einstellung des Spanischprogramms protestieren
werde,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP)


weil ich denke, dass dies kontraproduktiv im Hinblick
auf die Politik ist, die wir ansonsten vertreten.

Beim Auslandsschulwesen konnten 2004 Kürzungen
verhindert werden. Ich glaube, dass dies angesichts des
allgemeinen Kürzungstrends, der stattfand, bereits ein
Erfolg war. Bei aller berechtigten Kritik, dass hier weit
mehr Finanzmittel erforderlich seien, haben die Spar-
zwänge der letzten Jahre doch auch dazu geführt, auch in
der auswärtigen Kulturpolitik Innovationen und neues
Denken zu befördern. Ich verweise auf die vor zwei Jah-
ren begonnene Reforminitiative des Auswärtigen Amts,
die auf mehr Effizienz, mehr Eigenverantwortung, fle-
xiblere Strukturen und modernes Personalmanagement
ausgerichtet ist. Die Mittlerorganisationen der auswärti-
gen Kultur- und Bildungspolitik haben bewiesen, dass
sie Kosten senken, Stellen einsparen und Ressourcen zu-
gunsten neuer Aufgaben und Initiativen verlagern kön-
nen. Ich halte es deshalb für falsch, dass eine solche
Strategie, die vielerorts eine hohe Effizienzrendite er-
bringt, nicht belohnt werden soll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle wiederhole ich mein seit langem ver-
tretenes Credo für eine volle Budgetierung zunächst der
Haushalte der einzelnen Kulturmittler, die im Ausland
Aufgaben des AA übernehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meines Erachtens sollte in einem nächsten Schritt, der
gut vorbereitet werden muss, das gesamte Auswärtige
Amt budgetiert werden,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

wobei weitere Ministerien folgen sollten. Die Budgetie-
rung wird zu mehr Flexibilität, zur Hebung der Eigenini-
tiative und Eigenverantwortung sowie zu weiterer Effi-
zienzsteigerung beitragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Kollegin Monika Griefahn ist bereits auf das
Thema Budgetierung eingegangen. Das jetzt geplante
Pilotprojekt des Goethe-Instituts in Italien ist ein wichti-
ger, wenn auch nach meiner Auffassung zu kleiner
Schritt in die richtige Richtung.


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])

Die erwirtschaftete Effizienzrendite sollte zur Moti-

vationssteigerung deshalb zumindest teilweise – ich
meine aber: überwiegend – den Mittlern der auswärtigen
Kulturpolitik belassen werden.

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(C (D ies ist eine wesentliche Forderung in unserem Antrag. Als Haushälter muss ich aber wiederum den Gesamt aushalt im Auge haben. Der andere Teil der Einsparung uss dem Finanzministerium zugute kommen. Hier unerscheidet sich unser Antrag von dem der Opposition. a diese keine Regierungsverantwortung trägt, kann sie erbal großzügiger sein. Dazu sage ich Ihnen, meine Daen und Herren von der Opposition: Wären Sie in Ihrer egierungszeit gewissenhafter mit dem Staatsbudget mgegangen, stünden wir heute nicht vor diesem riesien Schuldenberg bzw. den exorbitant hohen Zinszahungen, die uns in allen Politikfeldern die Grenzen aufeigen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Tatsächlich verringerte sich der Anteil des auswärti-
en Kultur- und Bildungshaushalts an den gesamten
usgaben des Bundes von 0,26 Prozent auf circa
,22 Prozent im Jahr 2004. Eine neuerliche Anhebung
st aber das Ziel und deswegen sind die Haushalts- und
inanzreform und viele andere Dinge in der Diskussion.
Bezüglich der angeblichen Halbierung der Mittel für

ie Sprachförderung, von der in Ihrem Antrag die Rede
st, möchte ich darauf hinweisen, dass es sich dabei um
in von 1993 bis 1995 befristetes Sonderprogramm han-
elte. Es wurde von vornherein festgelegt, dieses Pro-
ramm wieder aufzugeben. Wie Sie darauf kommen,
ass die Mittel für die Programmarbeit von 118 Millio-
en Euro im Jahr 1993 auf nun 51 Millionen Euro redu-
iert wurden, erschließt sich mir ebenfalls nicht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509804400

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1509804500

Um versöhnlich zu schließen, lassen Sie mich sagen,

ass die Forderung des CDU/CSU-Antrags nach einer
ündelung der Haushaltstitel zur auswärtigen Kultur-
olitik in einem Ressort gerade auch vor dem Hinter-
rund des Gesagten auf meine volle Sympathie stößt.
eine Vorstellungen dazu habe ich in meiner Rede zum
aushalt vom November 2003 dargelegt. Dieses Thema
ollten wir bei den vor uns liegenden Berichterstatterge-
prächen gemeinsam aufgreifen.
Meine Damen und Herren, vor dem Hintergrund mei-

er Ausführungen bitte ich Sie um die Zustimmung zum
ntrag der Regierungskoalition.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509804600

Wenn im Übrigen die Haushälter bei den anstehenden

inschlägigen Beratungen mit den Zuwachsraten für die
ulturpolitik ähnlich großzügig verfahren wie der Präsi-
ent bei der Zuweisung der Redezeiten, wäre ein beacht-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

licher Teil der Probleme gelöst, die von allen Rednern
beklagt werden.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun hat die Kollegin Gesine Lötzsch das Wort.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1509804700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Sehr geehrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS.
Bundesminister Struck hat gestern die Bundeswehr

als die größte Friedensbewegung im Land bezeichnet.
Darüber gab es schon einige Verwunderung. Ich habe in
der Debatte um die Bundeswehrreform einen Vorschlag
zur Finanzierung der auswärtigen Kultur- und Bildungs-
politik gemacht: Herr Struck gibt aus seinem 24 Milliar-
den Euro umfassenden Haushalt 115 Millionen Euro ab,
um die Schließung von Goethe-Instituten im Ausland zu
verhindern.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Der bayerische Staatsminister Thomas Goppel will

bei den Ausgaben für die Kultur im Inland kürzen, um
die Kultur im Ausland zu finanzieren. Das finde ich
nicht sinnvoll. Ich halte es auch für wenig überzeugend,
wenn der Außenminister die Kürzungen bei den Goethe-
Instituten, den Promotionsstipendien und den ausländi-
schen Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissen-
schaftlern mit den Schwächen des Föderalismus begrün-
det.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf
Zimmermann, sagte völlig zu Recht:

Der deutsche Föderalismus mag für viele Unwäg-
barkeiten in der Kulturpolitik verantwortlich sein,
an der Haushaltspolitik des Auswärtigen Amtes
trägt er nun wirklich nicht die Schuld.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Die von Bundesminister Fischer geplanten Kürzungen
gefährden bis zu 20 Goethe-Institute, 1 000 Promotions-
stipendien sowie die Förderung von 300 ausländischen
Spitzenwissenschaftlern.


(Zuruf von der SPD: Ihr habt doch gerade gehört, dass das nicht gemacht wird!)


– Ich komme darauf gleich zu sprechen.
Bei meiner gestrigen Kritik an den Kürzungen gab es

den Zwischenruf eines grünen Kollegen: Koch und
Steinbrück sind nicht die Bundesregierung. Augen-
scheinlich kennen auch die Mitglieder des Haushaltsaus-
schusses nicht das Schreiben – vielleicht haben sie es
auch vergessen – des Staatssekretärs aus dem Finanzmi-
nisterium, Herrn Diller, in dem er uns klipp und klar,
schwarz auf weiß mitteilt, dass es eine Protokollerklä-
rung der Bundesregierung gibt, in der sie sich verpflich-
tet, die Koch/Steinbrück-Initiative zum Subventions-
abbau auch in diesem Bereich umzusetzen. So steht es
darin. Wenn Sie das korrigieren wollen, wünsche ich Ih-
nen dabei viel Erfolg.

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(C (D Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie stelen nun einmal auch die Bundesregierung und tragen für ie Umsetzung dieser Subventionsabbauliste und damit uch für die zukünftige Schließung von Goethe-Instituen und für die Streichung von Promotionsstipendien die itverantwortung. Ich finde es verwunderlich, dass die Ausgaben für uswärtige Kulturpolitik und auch für die Stiftung Wisenschaft und Politik plötzlich als Subventionen berachtet werden. Insofern schließe ich mich all denen, die as hier auch kritisiert haben, an. Ich hoffe nur, dass Sie hre Kritik auch entsprechend in der Realität umsetzen önnen. Wenn die Ausgaben für die auswärtige Kulturpolitik ls Subventionen betrachtet werden, dann liegt es in der ogik der Sache, dass auch die Ausgaben für die Rüsungsprogramme der Bundeswehr als Subventionen berachtet und damit in den Subventionsabbau einbezogen erden müssen. Als fraktionslose Abgeordnete hat man in diesem aus nicht wirklich Vorteile. Doch ein Vorteil ist nicht u überschätzen: Man gerät nicht in die Gefahr, sich nur it einem Fachgebiet zu beschäftigen. Man muss sich it allen Facetten der Politik der Bundesregierung beassen. Tag für Tag bin ich mehr darüber entsetzt, dass ier wirklich nichts zusammenpasst. Der Bundeskanzler at noch vor ein paar Wochen das Jahr der Innovation erkündet und heute reden wir darüber, dass für junge achwuchswissenschaftler 1 000 Promotionsstipendien ro Jahr wegfallen sollen. Das ist weder zukunftsweiend noch innovativ. Das müssen Sie ändern. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Monika Griefahn [SPD]: Das haben wir doch schon geändert!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509804800

Ich erteile der Kollegin Vera Lengsfeld, CDU/CSU-

raktion, das Wort.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Vera Wollenberger (CDU):
Rede ID: ID1509804900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Ein großzügig bemessener Etat für die auswärtige
ulturpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten maß-
eblich dazu beigetragen, das reichlich ramponierte An-
ehen Deutschlands als Industrie- und Kulturnation in
er Welt wiederherzustellen. Trotz dieser unbestreit-
aren Bedeutung und des Erfolges der auswärtigen Kul-
urpolitik für den Standort Deutschland ist, Frau Staats-
inisterin Müller, tatsächlich kein Bereich der
uswärtigen Politik in den vergangenen Jahren so ver-
achlässigt worden wie gerade die auswärtige Kultur-
nd Bildungspolitik.
Ich finde es bezeichnend, dass unser Außenminister

on nationaler Kultur- und Bildungspolitik als der drit-
en Säule der auswärtigen Politik nicht viel hält. Wie
önnte er sonst solch drastische Kürzungen im Etat zu-
assen?






(A) )



(B) )


Vera Lengsfeld

Sie haben hier mit bewegten Worten die Haushalts-

notlage für die Kürzungen verantwortlich gemacht.
Schauen Sie sich aber den Haushalt Ihres Hauses und die
von Ihnen zu verantwortenden Kürzungen einmal genau
an. Dann werden Sie feststellen, dass unter Ihrer Verant-
wortung der Anteil der auswärtigen Kulturpolitik am
Gesamtetat des Auswärtigen Amtes von 33 Prozent auf
25 Prozent gesunken ist.


(Kerstin Müller, Staatsministerin: Falsch!)

Dafür sind Sie, der Außenminister und Ihr Haus verant-
wortlich, niemand sonst.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jetzt kündigt der Außenminister weitere Sparmaßnah-

men in seinem Kulturetat an, obwohl das Engagement
des Bundes für die auswärtige Kultur- und Bildungspoli-
tik bereits heute unter den Stand der alten Bundesrepu-
blik vor der Wiedervereinigung gefallen ist. Das ist
wirklich ein Armutszeugnis.

Im Übrigen muss ich auch feststellen, dass es sich
während der Zeit der Regierung Kohl der Außenminister
sowieso, aber auch der Bundeskanzler niemals nehmen
ließen, bei den Debatten über auswärtige Kulturpolitik
anwesend zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Wir werden überprüfen, ob das stimmt!)


Das zeigt, welche Prioritäten die Regierung Kohl gesetzt
hat. Wir sehen jetzt an den gähnend leeren Plätzen auf
der Regierungsbank, welche Prioritäten diese Regierung
setzt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Damals hätte sich auch das Finanzministerium nicht gedrückt!)


Damit korrespondiert, dass der Anteil der Mittel für die
auswärtige Kulturpolitik am Gesamtetat mit derzeit
0,22 Prozent einen bisher nie dagewesenen Tiefstand er-
reicht.

Eine Folge der kontinuierlichen Kürzungen ist, dass
sich zum Beispiel die Mittel für die Sprachförderung
halbiert haben. Eine weitere Folge ist, dass die Mittel für
die allgemeine Programmarbeit, die das Bild prägen soll,
das von der Kultur Deutschlands im Ausland besteht,
von 118 Millionen Euro auf 51 Millionen Euro redu-
ziert worden sind. Betroffen von den Sparplänen sind
neben dem Goethe-Institut auch der Deutsche Akademi-
sche Austauschdienst und die Alexander-von-Humboldt-
Stiftung. Davon war schon die Rede. Aber ich denke,
man kann nicht oft und nicht nachdrücklich genug dar-
auf hinweisen, noch dazu in Anbetracht der Aussicht,
dass diese Etats bis 2007 um ein weiteres Drittel gekürzt
werden sollen und es zu den Aufgaben des Deutschen
Akademischen Austauschdienstes gehört, viel verspre-
chende Studenten und Wissenschaftler im Ausland zu
fördern und mehr ausländische Studenten und auch
Lehrkräfte für die hiesigen Universitäten zu interessieren
und sie nach Deutschland zu holen.

Mit dem derzeitigen Gerede vom Bildungsstandort
Deutschland oder dem erklärten Willen zur Eliteförde-

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(C (D ung, die Sie propagiert haben, meine Damen und Heren von der Koalition, hat das alles nichts zu tun. Wort nd Tat passen nicht zusammen. Man kann nicht den ildungsstandort Deutschland fördern wollen und leichzeitig die Ausgaben für die auswärtige Bildungsolitik zurückfahren. Ausnahmsweise schließe ich mich ier einmal dem Argument meiner Kollegin von der DS an. ch muss nicht wiederholen, was sie zu den drastischen ürzungen der Stipendien gesagt hat. Es ist immer die rux für die letzten Redner, dass viele Argumente von en Vorrednern schon gebracht worden sind. Aber dieses rgument ist tatsächlich so wichtig, dass man darauf och einmal hinweisen muss. Frau Kollegin Lengsfeld, bevor Sie jetzt der Versu hung erliegen, die Übereinstimmung mit der PDS breit uszuwalzen, – Nein, so weit geht meine Übereinstimmung mit der DS nun wirklich nicht. – muss ich Sie darauf hinweisen, dass dafür keine Re ezeit mehr zur Verfügung steht. Gut, dann sage ich den berühmten letzten Satz: Wir rauchen keine Greencard, sondern ein Marketing für in modernes Deutschland als Wirtschaftsund als Bilungsstandort; denn internationale Firmen und Studieende aus dem Ausland kommen am liebsten in ein and, von dem es in der Welt ein positives Bild gibt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509805000
Vera Wollenberger (CDU):
Rede ID: ID1509805100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509805200
Vera Wollenberger (CDU):
Rede ID: ID1509805300


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509805400

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin
ntje Vollmer, Bündnis 90/Die Grünen.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509805500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am

nde der Debatte sage ich zunächst: Ich bin heilfroh um
en Zeitpunkt dieser Debatte. Ich bin auch heilfroh um
en Alarm in allen Stellungnahmen – da spielt jeder
eine Rolle – und um den öffentlichen Druck, den es ge-
eben hat; denn es war wirklich Gefahr im Verzuge.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich will aber nicht verkennen, dass am Anfang dieser
efahr ein wirklich unglaublicher Skandal steht; einige
aben schon darauf hingewiesen. Wie jemals die aus-
ärtige Kulturpolitik oder überhaupt die Kulturpolitik
ls Subventionstatbestand in die Vorschläge von Koch
nd Steinbrück kommen konnte, das lässt einen wirklich






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vollmer

zweifeln, mit wie wenig kulturellem Verständnis man in
diesem Land Ministerpräsident werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie der Abg. Vera Lengsfeld [CDU/CSU] – Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Die CDU/CSU klatscht nicht mit! – Gegenruf des Abg. Günter Nooke [CDU/CSU]: So viel Solidarität gibt es noch!)


Das ist ja nun schön aufgeteilt: zwischen Herrn Koch
von der CDU und Herrn Steinbrück von der SPD.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509805600

Im Protokoll wird festgehalten, wo gerade geklatscht

worden ist, damit es hier keinen Zweifel gibt.

(Heiterkeit im ganzen Hause – Zuruf von der CDU/CSU: SPD und Grüne waren auch dabei! – Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Hat die FDP eigentlich mitgeklatscht? – Gegenruf des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wir sind bei diesem Thema ganz entspannt!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509805700

Das zeigt aber nicht nur, dass die beiden Ministerprä-

sidenten und alle, die ihrem Papier später zugestimmt
haben, wenig kulturelles Verständnis haben, sondern
auch, dass sie sehr wenig Verständnis dafür haben, in
welchem Land sie leben und welche Rolle die deutsche
Kulturpolitik bzw. Kulturlandschaft in der Welt spielt.

Man kann sich ja an vielen Punkten fragen, ob wir
frühere Spitzenstellungen noch innehaben. In der Wis-
senschaft haben wir keine Spitzenstellung mehr, die wir
noch am Anfang des Jahrhunderts hatten. Bei den Uni-
versitäten haben wir keine Spitzenstellung mehr. Auch
in der Wirtschaft, der Automobil- und der Schwerindus-
trie hatten wir Spitzenstellungen. Ebenso hatten wir – je-
denfalls im Eindruck der Welt – Spitzenstellungen, was
die Disziplin unserer Beamten und die Pünktlichkeit der
Deutschen Bundesbahn angeht.

Vieles davon wird heute infrage gestellt. Aber unbe-
stritten in der ganzen Welt gilt: Egal was man sucht – ob
es um Musik- oder Theaterveranstaltungen, die Opern-
landschaft, das Konzertpublikum, Freundeskreise von
Kulturinstitutionen oder Ähnliches geht –, man findet es
in Deutschland. All das ist bei uns einzigartig in der
Welt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU/CSU)


Wegen dieses Rufes unserer Kulturlandschaft kom-
men vermehrt Menschen nach Deutschland. Sie kom-
men zu uns, um sich ausbilden zu lassen; denn nir-
gendwo sonst gibt es solche Ensembles, in denen man
das ganze kulturelle Spektrum – von der Klassik bis zur
Avantgarde – lernen kann. Aber sie kommen auch, weil
sie dahinter ein anderes Modell von Deutschland sehen.
Das bietet uns die unglaubliche Chance, zwischen den
unterschiedlichen Charakteren westlich geprägter De-
mokratien differenzieren zu können.

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(C (D Das möchte ich auch in Bezug auf die inhaltliche Ausestaltung der auswärtigen Kulturpolitik betonen. Viele ommen auch zu uns, um das Modell einer stabilen Deokratie mit einem großen Stellenwert der Kultur kenen zu lernen. Sie kommen aber auch nach Deutschland deswegen sollten wir die inhaltlichen Schwerpunkte icht nur bei den klassischen Themen setzen –, um Instiutionenlehre zu erfahren. Gerade die Demokratien, die och gefährdet sind und sich als instabil verstehen, woln lernen, wie es ein Land geschafft hat, aus einer Zeit er weltweiten Verachtung und des Totalitarismus zu eier solch stabilen, ausgewogenen, föderal aufgebauten nd kulturell bewussten Nation zu werden. (Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Ein sehr guter Hinweis!)


uch das muss ein Inhalt sein. Dafür müssen wir den
enschen Möglichkeiten geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Übrigens kommen sie auch wegen eines Rufes zu uns,
en wir alle nicht geschaffen haben, sondern der von
nseren Vorfahren kommt: weil sie in Deutschland im-
er noch das Land von Goethe und Alexander von
umboldt sehen. Diese Einschätzung ist weltweit unge-
ähr zur Hälfte auf beide Personen verteilt.
Alexander von Humboldt gilt als eine vollkommen
oderne Persönlichkeit, als wissenschaftsorientiert, als
eltbürger, als jemand, der multilateral denken konnte
nd der – ob er nun in Lateinamerika oder in Sibirien
ar – niemandem das Gefühl gegeben hat, in einem Ent-
icklungsland zu sein, das sich erst noch auf die Höhe
es Weltbewusstseins erheben muss. Er reiste mit einer
nglaublichen Neugier. Genau das ist die Haltung, die
ie Menschen bei uns suchen. Genau das können wir
uch vertreten. Ich frage mich sowieso, warum wir nicht
egreifen, dass Bach und Beethoven, Goethe und
lexander von Humboldt – auch für unsere Wirtschafts-
nd Außenpolitik – das größte Kapital sind, das wir ha-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Eine kleine Ergänzung in Bezug auf die Neustruk-
urierung der auswärtigen Kulturpolitik. Wir sind ja
azu übergegangen, nicht nur die großen und manchmal
chwerfälligen Goethe-Institute in das Zentrum der
ußenpolitik zu stellen, sondern gerade auch die Länder
u berücksichtigen, die traditionell eine sehr enge Be-
iehung zu Deutschland haben. Das sind oft kleinere
änder wie Vietnam, Laos, Nepal, Kambodscha und
uatemala. In diesen Ländern besteht eine alte, tradi-
onsreiche Liebe zu Deutschland, die mit den genannten
ildern von Goethe, Humboldt, Mercedes und den Grü-
en verbunden ist.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Günter Nooke [CDU/CSU]: Das war Produktplacement!)


Es ist klar: Es gibt auch einen weltweiten Kampf um
ie Eliten der Welt. Natürlich kämpfen auch die USA






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vollmer

– berechtigt und mit ihrer fundierten Spitzenstellung –
um sie. Gerade in kleineren Ländern gibt es aber ein un-
glaubliches Potenzial an Freundschaft und Interesse so-
wie den Wunsch nach dauerhafter Zukunftsverbindung
mit unserem Land. Wenn wir darauf nicht antworten
könnten, würden wir sehr kurzsichtig denken.

Noch ein Letztes zum Thema Subvention: Wenn der
Subventionsbegriff von Koch/Steinbrück ernst genom-
men wird, dann ist auch Sozialhilfe eine Subvention,
dann ist auch Kindergeld eine Subvention. Das heißt,
dann ist der Kern von Politik – wenn sie überhaupt nur
Geld in die Hand nimmt – immer verbunden mit Sub-
ventionen, die zu kürzen sind. Das wäre ein Offenba-
rungseid für die Politik, weil man dann nämlich gar
nichts mehr gestalten könnte. Das ist eine intellektuelle
Dämmerung; da ist nicht die Eule der Minerva am Flie-
gen, sondern da sind alle Katzen grau.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509805800

Ich schließe die Aussprache.
Ich erlaube mir den ganz unparteiischen Hinweis,

dass dann, wenn im Deutschen Bundestag im Ganzen
die heute von allen Fraktionen vorgetragenen Auffassun-
gen über den Stellenwert der Kultur im Allgemeinen und
der auswärtigen Kulturpolitik im Besonderen so geteilt
werden, niemand dieses Haus daran hindern kann, auch
in Zeiten knapper Haushaltsmittel die Prioritäten so zu
setzen, wie das heute Morgen vorgetragen wurde.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den
Drucksachen 15/2258, 15/2659 und 15/2647 sowie der
Vorlage aus der 14. Wahlperiode auf Drucksache 14/9760
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vor-
geschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:
– Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes über den Handel mit Berechtigungen zur

(TreibhausgasEmissionshandelsgesetz – TEHG)

– Drucksache 15/2328 –

(Erste Beratung 87. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über den Handel mit Berechtigungen zur Emis-

(Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz – TEHG)

– Drucksache 15/2540 –

(Erste Beratung 94. Sitzung)


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(C (D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Drucksachen 15/2681, 15/2693 – Berichterstattung: Abgeordnete Ulrich Kelber Marie-Luise Dött Dr. Reinhard Loske Birgit Homburger Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Dazu öre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlosen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu ächst dem Kollegen Ulrich Kelber für die SPD-Frakon. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin eit dreieinhalb Jahren Mitglied dieses Parlaments, aber in solches Affentheater, wie es CDU und CSU beim reibhausgas-Emissionshandelsgesetz in den letzten Taen veranstaltet haben, ein solches Ränkespiel von Pareitaktik hätte ich nicht für möglich gehalten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1509805900

as die CDU/CSU macht, ist absolut beschämend und
in weiterer Beitrag zum Ansehensverlust des deutschen
arlaments.
Im Fachausschuss verweigert sich die CDU/CSU der

nhaltlichen Beratung. Dort wird die Beratung durch
ine Vielzahl – zum Teil wissentlich unsinniger – Ge-
chäftsordnungsanträge verzögert. Im Plenum werden
nkollegial zustande gekommene und unbegründete Ge-
chäftsordnungsanträge gestellt. Ich sage Ihnen: Ich
ätte glatt den Glauben an das deutsche Parlament verlo-
en, wenn nicht – das ist sehr schön – einige Kollegen
er CDU/CSU zu mir gekommen wären und gesagt hät-
en, auch sie finden das Verhalten Ihrer Fraktionsspitze
einlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht heute um eine ganz andere Frage. Beim
reibhausgas-Emissionshandelsgesetz werden die Me-
hoden geregelt, nach denen Unternehmen die Berechti-
ung zur Emission von Treibhausgasen erhalten. Die
berwachung, Abrechnung und die Handelsmethoden
ür Emissionsberechtigungen werden im Treibhausgas-
missionshandelsgesetz geklärt. Dafür hatte die Bundes-
egierung einen unbürokratischen und kostengünsti-
en Vorschlag gemacht. Übrigens liegt dieser Vorschlag
ereits heute in abgeänderter Form – dazu komme ich
leich – auf dem Tisch, obwohl die dazugehörige Richt-
inie erst seit wenigen Wochen in Kraft ist. Für die Leis-
ung, das so schnell umzusetzen, möchte ich mich bei
en Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

schwerpunktmäßig beteiligten Ministerien bedanken,
natürlich auch bei denen aus den anderen Ministerien.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ursprünglich von der Bundesregierung vorge-
schlagene Konzept für das Treibhausgas-Emissionshan-
delsgesetz war in allen Punkten überzeugend. Es setzte
auf eine kleine Anzahl zusätzlicher Mitarbeiter, die die
Vergabe und Abrechnung der Emissionsberechtigungen
kontrollieren sollten. Die Kontrolle der Anlagen sollte in
einem Zug mit ohnehin stattfindenden Anlagenüberprü-
fungen durch die Bundesländer erfolgen.

Unbürokratisch und kostengünstig war dieser Vor-
schlag. Experten nannten ihn vorbildlich. Auch die Un-
ternehmen, also die, die über Gebühren dafür zahlen
müssen, was an Handelsmöglichkeiten, Kontrollmög-
lichkeiten und Personal vorgesehen ist, waren mit dieser
Version eines Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes
einverstanden. Dieser Vorschlag stand völlig außerhalb
des parteipolitischen Streits. 15 von 16 Landesumwelt-
ministern haben diesem Konzept ihre Zustimmung gege-
ben, weil sie es für unbürokratisch und kostengünstig
hielten.


(René Röspel [SPD]: Hört! Hört!)

Alle CDU-regierten Bundesländer haben diesem Kon-
zept zugestimmt. Diese Zustimmung ist übrigens in den
Protokollen der Umweltministerkonferenz zu lesen.
Leugnen ist also zwecklos.

Was ist eigentlich zwischen der damaligen Zustim-
mung zum Konzept und dem Affentheater der letzten
Tage passiert? Warum schreibt der umweltpolitische
Sprecher von CDU/CSU, der Kollege Paziorek – sonst
ein sehr umgänglicher Mensch –, auf einmal Pressemit-
teilungen voller Unwahrheiten und Verfälschungen? Die
Antwort ist so einfach wie deprimierend: Die Zustim-
mung in einer Fachfrage durch die Fachminister passt
nicht in das parteipolitische Konzept der CDU/CSU-
Spitze.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Selbst bei einem Thema wie dem Treibhausgas-Emissi-
onshandelsgesetz, bei dem es um Klimaschutz, Produkti-
onsbedingungen und um die Kosteneffizienz für unsere
Unternehmen geht, wird von der CDU/CSU eine Verwir-
rungs- und Verunsicherungsstrategie einer fachlich guten
Lösung vorgezogen. Das bleibt beschämend.

CDU/CSU behaupten, SPD und Grüne hätten den Ge-
setzentwurf kurz vor Schluss noch einmal grundsätzlich
verändert. Die Zahl der neu zu schaffenden Stellen
werde steigen, in Zukunft seien zwei Kontrollen pro An-
lage notwendig und auch die Gebühren für die Unterneh-
men würden steigen. So lautet der Vorwurf an die Koali-
tion. Dieser Vorwurf, dass dort etwas geändert wird,
stimmt. Ja, wir mussten kurzfristig etwas ändern. Wir
mussten an einem unbürokratischen und kostengünsti-
gen Verfahren Änderungen vornehmen.

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(C (D Das kostengünstige und unbürokratische Verfahren ar eine Zusammenarbeit zwischen Bundesländern und undesebene. Wir mussten nach der auf einmal stattfinenden Rücknahme der Zustimmung der CDU/CSU inen reinen Bundesvollzug machen. Das heißt, die alleiige Verantwortung für diese zusätzlichen Kosten und iese zusätzliche Bürokratie liegt bei CDU und CSU. as muss öffentlich gesagt werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Kurz vor Abschluss der Beratungen haben die CDU-
egierten Länder die Zustimmung ihrer eigenen Fachmi-
ister zurückgezogen, ohne dafür einen einzigen fach-
ich belastbaren Punkt zu nennen. Erst kurz vor Ab-
chluss der Beratungen wurde diese Zustimmung der
achminister zurückgezogen und ein Modell vorgeschla-
en, das in der Kürze der Zeit überhaupt nicht mehr um-
usetzen wäre. Denn der Emissionshandel wird begin-
en müssen. Die Zuteilung wird stattfinden müssen. Wir
önnen nicht wieder von vorne anfangen, wenn man
orher signalisiert hat, dass wir ein gemeinsames Modell
ollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das heißt, Sie zwingen die Koalition, das kostengüns-
igste und das unbürokratischste Verfahren nicht einzu-
ühren, sondern ein – natürlich immer noch im Rahmen
er Möglichkeiten – so gutes Verfahren wie möglich mit
öglichst wenig Stellen und möglichst wenig Kosten,
ber in einem reinen Bundesvollzug durchzuführen. Für
iese kurzfristigen Veränderungen tragen alleine Sie die
erantwortung. Von daher kann ich dieses Gejammere,
ass Sie erst kurz vor Schluss Änderungsanträge bekom-
en haben, nicht akzeptieren. Das muss ich Ihnen ein-
ach sagen: Wer einen dazu zwingt, der muss auch nach
9 Uhr bei der Arbeit bleiben und über Änderungsan-
räge nachdenken. Ich habe kein Verständnis für Ihre
robleme.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe als Berichterstatter der SPD-Fraktion für
iesen Bereich begonnen, Wirtschaftsverbände und Un-
ernehmen darüber zu informieren, welche finanziellen
nd organisatorischen Belastungen durch diese parteipo-
itisch motivierten Spielchen von CDU/CSU auf sie zu-
ommen werden. Sie können mir glauben, diese Unter-
ehmen und Verbände sind sehr interessiert daran, zu
rfahren, wer ihnen diese zusätzlichen Lasten ohne Not
uferlegt hat. Die CDU/CSU wird in den nächsten Tagen
och einiges von diesen Unternehmen und Verbänden zu
ören bekommen. Denn in Zukunft werden sich diese
nternehmen für Emissionen doppelt kontrollieren las-
en müssen. Die Verantwortlichen dafür sitzen im
onrad-Adenauer-Haus. In Zukunft werden diese Unter-
ehmen höhere Gebühren als ursprünglich geplant für
missionszertifikate zahlen müssen.


(Widerspruch der Abg. Birgit Homburger [FDP])







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Die Verantwortlichen dafür heißen Angela Merkel,
Friedrich Merz und Peter Paziorek.

Wir werden nicht nur den Unternehmen, sondern
auch der Bevölkerung deutlich machen: Emissionshan-
del ist ein sinnvolles Instrument für den Klimaschutz.
Ohne die parteipolitischen Spielchen der CDU/CSU
hätte er noch unbürokratischer und kosteneffizienter als
mit der heute zu verabschiedenden Lösung eingeführt
werden können. Diese Chance haben Sie im Bundesrat
verspielt. Leider hat Ihre Bundestagsfraktion einfach
mitgezogen, anstatt dem Bundesrat auch einmal ein
deutliches Nein zu sagen. Schade, dass Sie nicht in der
Lage waren, auch einmal über den eigenen parteitakti-
schen Schatten zu springen. Sie haben eine Chance ver-
tan.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509806000

Das Wort hat die Kollegin Marie-Luise Dött, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1509806100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Treib-

hausgas-Emissionshandelsgesetz hat in den letzten Ta-
gen einschneidende Änderungen erfahren.


(Horst Kubatschka [SPD]: Warum wohl?)

Praktisch über Nacht wurden der geplante administrative
Aufbau völlig neu gestrickt und eine Bundeszuständig-
keit eingeführt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Warum?)

An Ihrer mangelnden Wertschätzung gegenüber dem

Parlament haben Sie auch dieses Mal keine Zweifel ge-
lassen, Herr Trittin. Es ist nicht nur unprofessionell, son-
dern auch respektlos, so weit reichende Änderungsan-
träge erst um 19 Uhr abends vor der abschließenden
Beratung an das Parlament zu überstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Dann muss man halt einmal ein bisschen schneller lesen!)


Ihre Entscheidung, die 34. Bundes-Immissionsschutz-
verordnung in das TEHG zu integrieren, kann ich indes
auch nicht nachvollziehen, Herr Trittin. Haben Sie die
Folgen, die Ihre Beschlüsse haben, bedacht?


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Nein!)

Wissen Sie, was diese Entscheidung letztes Endes be-
deutet? Sie bedeutet: Erstens. Sie haben die Bundesrats-
beteiligung ausgehebelt. Das mag für Sie erfreulich sein.
Ob Ihnen dieser Schachzug aber wirklich etwas nützt,
steht noch gar nicht fest. Zweitens. Sie schaffen Büro-
kratie und schädigen damit den Standort Deutschland.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja die Höhe!)


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(C (D rittens. Sie verursachen unnötige Kosten im Bundesaushalt. Natürlich missfällt es Ihnen, dass die Bundesländer hr verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen, über die 4. Bundes-Immissionsschutzverordnung zu beraten; enn Sie möchten die Fäden beim Emissionshandel in er Hand behalten. (Ulrich Kelber [SPD]: Das war abgesprochen!)


enn Sie die Vollzugszuständigkeit jetzt aber einer Bun-
esbehörde wie dem Umweltbundesamt zuweisen, dann
ird den Landesbehörden eine originäre Zuständigkeit
ntzogen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

in Gesetz, durch das die Zuständigkeit der Länder
eschnitten wird, ist aber selbst zustimmungsbedürftig.
o steht es im Grundgesetz. Auch wenn Sie die 34. Bun-
es-Immissionsschutzverordnung in ein Bundesgesetz
ufnehmen, befreit das nicht von der Zustimmungsbe-
ürftigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Obwohl der Nutzen Ihrer Überlegungen sehr zweifel-

aft ist, muten Sie dem Land einen weiteren Anwuchs
on Bürokratie und Kosten zu.


(Ulrich Kelber [SPD]: Warum denn?)

en unter dem Gesichtspunkt des Bürokratieabbaus oh-
ehin schon problematischen Emissionshandel blähen
ie durch die ausschließliche Vollzugszuständigkeit des
undes weiter auf. Neben den zahlreichen bestehenden
enehmigungen müssen die Unternehmen jetzt noch
ine weitere beantragen und dafür ein aufwendiges Ge-
ehmigungsverfahren durchlaufen. Sogar Anlagen, die
chon seit Jahren genehmigt und in Betrieb sind, brau-
hen jetzt eine neue, zusätzliche Genehmigung.
Wie schwerwiegend diese Entscheidung tatsächlich

st, zeigt die Tatsache, dass die deutschen Wirtschafts-
erbände sofort reagiert haben. Sie haben sich schriftlich
n die Fraktionsvorsitzenden gewandt und um die Ein-
ührung eines akzeptablen und optimierten Verwaltungs-
ystems gebeten. Mit Ihren Änderungen bewirken Sie
as Gegenteil. Anstatt das Emissionshandelssystem
öglichst schlank auszugestalten und bestehende Behör-
enstrukturen weitestgehend zu nutzen, bauen Sie neue
trukturen auf.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509806200

Frau Kollegin Dött, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Kelber?


Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1509806300

Ja, klar.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1509806400

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Wir sind der gleichen
einung, dass die ursprüngliche Version besser war.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Können Sie meine Ausführungen von vorhin bestäti-

gen, dass die Umweltministerkonferenz – also die Bun-
desländer – der vom Bundesminister vorgeschlagenen
Version erst zugestimmt und dann ihre Zustimmung vor
kurzem wieder zurückgezogen hat?


Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1509806500

Tatsache ist, Herr Kelber, dass die Umweltministerien

der Länder dem Prinzip des Emissionshandels im TEHG
und der damit verbundenen Abwicklung auf Länder-
ebene zugestimmt haben. Um dieses Prinzip aber auszu-
gestalten, musste die 34. Verordnung zum Bundes-Im-
missionsschutzgesetz, BImSchV, eingeführt und auf
Bundesebene beraten werden. Die dazugehörige Aus-
stattung der entsprechenden Behörden hat auch etwas
mit Geld zu tun. Darüber wurde weiter beraten. Man sah
sich in der kurzen Zeit auch aufgrund des finanziellen
Umfanges, nicht in der Lage, zu einem Abschluss zu
kommen. Daraufhin ist die Beratung vertagt worden.

Diese Vertagung hat dann das Bundesministerium
zum Anlass genommen, um quasi über Nacht einen Vor-
schlag aus der Schublade – ich habe darauf schon in mei-
ner letzten Rede hingewiesen – herauszuholen und vor-
zulegen. So etwas können wir nicht gutheißen; denn die
Umweltprüfung gehört in die Länder und nicht auf Bun-
desebene. In den Ländern existieren bereits Strukturen,
die man weiter ausschöpfen könnte. Deswegen, Herr
Kelber, finden wir die Art und Weise, wie hier vorgegan-
gen wurde, nicht richtig. Auch die Tatsache der Ansied-
lung auf Bundesebene finden wir zu bürokratisch, weil
dadurch neue Strukturen geschaffen werden, und zu
teuer; darauf gehe ich gleich noch einmal ein.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Frage ist beantwortet!)


– Reicht Ihnen das? Gut.

(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Ihm reicht es!)

Dass die Wirtschaftsverbände die Situation genauso

einstufen, wie ich es gerade erklärt habe, zeigt deren
schnelle Reaktion und die Bitte um Einführung eines ak-
zeptablen und optimierten Verwaltungssystems. Diese
Strukturen, die jetzt aufgebaut werden, bewirken genau
das Gegenteil. Es ist keine schlanke Ausgestaltung, wenn
eine weitere Behörde geschaffen werden muss. Die Ver-
fahren hätten bei den Landesimmissionsschutzbehörden
gebündelt und der administrative und finanzielle Auf-
wand hätte minimiert werden können. Stattdessen wer-
den jetzt neue zusätzliche Kosten beim Umweltbundes-
amt und damit beim Bund entstehen.

Die zentrale Vollzugszuständigkeit ist umständlich
und eine gesamte neue Genehmigungsbehörde muss ge-
schaffen werden. Dazu kommt die Überwachung und
Kontrolle. Rund 2 300 Anlagen, verteilt über die ganze
Bundesrepublik, sind zu betreuen: in einigen Regionen
mehr, in anderen weniger. Das bedeutet auch, dass Kon-
trollen vor Ort durchgeführt werden müssen. Wie dies
effizient und unbürokratisch durch eine zentrale Behörde
geschehen soll, ist mir nicht ersichtlich. Das mag zwar
bei Ihnen so sein, Herr Kelber, aber bei mir nicht. Es be-
darf daher zusätzlichen Personals. Die 39 Stellen, von

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(C (D enen Sie sprechen, sind eher unrealistisch. Die Grundagen dieser Schätzung haben Sie uns bisher nicht offen elegt. Wie viele zusätzliche Stellen es aber auch sein ögen, sie belasten in jedem Fall den Bundeshaushalt. m Mittwoch im Ausschuss konnte Staatssekretär aake keine Angaben darüber machen, wie die Finanierung aussehen soll. Der Verweis auf die gebührenfianzierte Deckung taugt nicht, solange es keine Gebühenordnung gibt. (Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Noch formalistischer! Das ist doch lächerlich!)


Mit zusätzlichen Kosten und zusätzlicher Bürokratie
chaffen Sie nicht die Voraussetzungen, die ein Land be-
ötigt, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.
as Märchen, Herr Trittin, vom marktwirtschaftlichen
nstrument lassen sich die Anlagenbetreiber in Deutsch-
and auch nicht mehr erzählen; Sie haben es gestern auf
em Energieforum erlebt. Die Nachteile der rot-grünen
ersion vom Emissionshandel sind viel zu offensicht-
ich. Die Begriffe, auf die es beim TEHG ankommt, sind
n Ihrer Version eben nicht Marktwirtschaft und Handel,
ie Sie es uns immer wieder weismachen wollen. Die
ntscheidenden Worte sind bei Ihnen doch Zuteilung,
lan und Cap.
Mit dem TEHG, aber vor allem mit dem Nationalen
llokationsplan planen Sie weit reichende dirigistische
ingriffe, die ein ordnungspolitisches Instrumentarium
ei weitem übertreffen. Die deutsche Industrie und die
eutsche Wirtschaft werden diese Eingriffe bitter zu spü-
en bekommen. Die Effekte auf den Arbeitsmarkt und
uf die Arbeitslosenzahlen, die jeden Monat gemeldet
erden, sollten Sie nicht unterschätzen.
Das Szenario sieht so aus: Die produzierende Indus-

rie, die dem Emissionshandel direkt unterliegt, wird zu-
ätzliche Kosten entweder über die Produktpreise weiter-
eben oder die Produktion verlagern oder zurückfahren
üssen. Die Verdrängung der Produktion bedeutet
uch die Verdrängung von Arbeitsplätzen. Doch damit
icht genug. Es folgt noch ein ganzer Rattenschwanz
eiterer Betroffenheiten. Wenn sich ein Produkt oder ein
ohstoff verteuert, hat das auch negative Auswirkungen
uf die weiterverarbeitenden Anwender. Auch diese
ranchen werden mit den steigenden Preisen zu kämpfen
aben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

uch diese Branchen werden dann personelle oder
tandortmäßige Konsequenzen ziehen.
All die angeführten Faktoren waren bei der Entschei-

ung über den Bundesvollzug zu bedenken und gegen-
inander abzuwägen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Stimmt!)

Das können Sie so schnell? Aha. – Auf der einen Seite
teht die missliebige Beteiligung des Bundesrates an der
esetzgebung, wobei der Nutzen bzw. das Ziel, dieses
erfassungsorgan auszuschalten, äußerst zweifelhaft ist.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die haben sich selbst ausgeschaltet!)







(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött

Auf der anderen Seite stehen hohe Kosten und die Wett-
bewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutsch-
land. Also: Auf der einen Seite steht der Wunsch nach
einem reibungslosen Gesetzgebungsverfahren, auf der
anderen Seite stehen Zukunft und Arbeitsplätze.

Die Bundesregierung ist zu dem Schluss gekommen,
dass es wichtiger ist, ein unbequemes Rädchen im föde-
ralen Getriebe auszuschalten, als an die Zukunft unseres
Landes zu denken.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509806600

Ich erteile dem Kollegen Dr. Reinhard Loske, Bünd-

nis 90/Die Grünen, das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
ist doch traurig, mit anzusehen, was aus einer Partei ge-
worden ist, die 1990 beschlossen hat, den CO2-Ausstoßbis 2005 um 25 Prozent zu senken,


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: 30!)

die einmal einen Umweltminister namens Klaus Töpfer
hatte und die einmal eine Umweltministerin hatte, deren
Namen mir im Moment entfallen ist, die sich 1997 in
Kioto für das In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls ein-
gesetzt hat. Diese Partei verfährt heute in Sachen Um-
weltpolitik nur noch nach der Strategie: verhindern, ver-
zögern, verschleppen. Das ist wirklich beschämend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie können Klimapolitik nicht nach dem Motto betrei-
ben: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!
Das geht nicht. Ich glaube langsam, dass das Zitat zu-
trifft: Sie schlagen den Emissionshandel, aber Sie mei-
nen in Wahrheit den Klimaschutz insgesamt. Das muss
man in der Deutlichkeit sagen.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das ist überhaupt nicht wahr, Herr Loske, und das wissen Sie ganz genau!)


Ganz generell zu unseren Grundsatzpositionen in Sa-
chen Emissionshandel: Wir haben es heute mit einer De-
batte zu tun, in der es um ein Mittel geht, nicht um ein
Ziel. Wir reden also über eine Ziel-Mittel-Relation. Das
ist ein sehr wichtiges Mittel, dessen Anwendung uns Ex-
pertinnen und Experten seit Jahren empfehlen und das
darin besteht, dass der Staat die Ziele festlegt und die
Akteure, also vor allem die Unternehmen, mehr Freiheit
bei der Zielerreichung bekommen. Insofern haben wir es
hier mit einem Instrument zu tun, das nicht nur seit lan-
gem gepredigt wird, sondern offenkundig auch eine
Menge Vorzüge hat.

Die Anforderung, die wir an den Emissionshandel
stellen, ist: Wir wollen ein Instrument, mit dem wir Kli-
maschutzziele sicher erreichen, das Anreize für frühe
Modernisierungsinvestitionen schafft, das einfach hand-
habbar, transparent und vor allen Dingen nicht miss-

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(C (D rauchsanfällig ist. Das ist ganz wichtig. Wir wollen ein nstrument, das im Gegenzug ordnungsrechtliche Detailteuerungen überflüssig macht, also sich am Ziel des Büokratieabbaus orientiert. Das ist unser Fokus, mit dem ir an dieses Gesetz herangehen, das von vielen Umeltökonomen – ich sagte es bereits – empfohlen woren ist. Insofern geht es hier wirklich um eine sehr rundsätzliche Frage. Auch die Sektoren, die nicht am Emissionshandel be eiligt sind, also Verkehr, Privathaushalte und Gewerbe, üssen ihre Ziele erbringen. Deswegen haben wir in em Gesetz noch die Klarstellung vorgenommen, dass ie Ziele, die von den Emissionshandelssektoren erracht werden, in einem angemessenen Verhältnis zu en Zielen in den anderen Sektoren stehen. Denn klar st: Ohne Klimaschutz im Verkehr, in den Privathaushalen und im Gewerbe kommen wir nicht ans Ziel. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein weiterer Punkt, den wir im Gesetzentwurf klar-
estellt haben, ist die Einbeziehung der so genannten In-
trumente Joint Implementation und Clean Develop-
ent Mechanism. Bei diesem Mechanismus geht es im
rinzip darum, dass ein Teil der eingegangenen Ver-
flichtungen zum Klimaschutz auch außerhalb der eige-
en Landesgrenzen, beispielsweise durch Modernisie-
ungsinvestitionen in Kraftwerke oder neue Technologien
n Mittel- und Osteuropa oder auch in Entwicklungslän-
ern, erfüllt werden kann.
Wir erwarten, dass die Europäische Union in wenigen
ochen dazu abschließend eine Richtlinie – eine so ge-
annte Verbindungsrichtlinie – vorlegt. Sobald diese
ichtlinie vorliegt, wollen wir sie unter Beteiligung des
arlaments miteinbeziehen, damit unsere Unternehmen
n Deutschland diese Instrumente nutzen können. Auch
as ist eine wichtige Präzisierung im Gesetz, die wir
etzt vorgenommen haben.
Zum Gesetzentwurf selber: Er ist ein erster Schritt zur

inführung des Emissionshandels und stellt gewisserma-
en die Rechtsgrundlage für den Emissionshandel dar.
as Gesetz regelt Fragen der Zuteilung, des Handels, der
anktionen und der institutionellen Zuständigkeiten. Zu
er hier schon heiß diskutierten Frage des Bundes- oder
andesvollzugs ist von Ulrich Kelber bereits das Not-
endige gesagt worden.
Die ganzen Spielchen im Bundesrat haben dazu ge-

ührt, dass wir jetzt vollständig auf Bundesvollzug um-
tellen. Die Verantwortung dafür liegt – das wurde be-
eits ausgeführt – bei der Union. Allerdings will ich das
icht ganz so dramatisch darstellen wie meine Vorred-
er. Ich glaube, es gibt durchaus auch gute Gründe für
inen reinen Bundesvollzug, zum Beispiel, dass die Zu-
eilung und die Sanktionierung einheitlich erfolgen. Da-
urch werden Wettbewerbsverzerrung und die Entste-
ung von Schnittstellen verhindert. Dadurch wird
larheit gewährleistet. Außerdem werden die alten ord-
ungsrechtlichen Strukturen praktisch komplett verlas-
en. Auch scheint sich der zusätzliche Mittelbedarf beim
BA in Grenzen zu halten.





)


(B) )


Dr. Reinhard Loske

Insofern ist der Gesetzentwurf, der heute verabschie-

det werden soll und dem wir zustimmen werden, in der
Tat nicht unser Vorschlag gewesen. Aber wir können da-
mit leben. Wenn dieses Thema später in einem unechten
Vermittlungsverfahren oder wo auch immer wieder auf-
gerufen wird und wir zur alten Regelung zurückkehren,
so werden wir dem nicht entgegenstehen. Das heißt, Ihre
Obstruktionsstrategie wird sich sicherlich nicht auszah-
len.

Interessant ist auch, dass die Industrie zunächst zwei
oder drei Wochen stillgehalten hat. Jetzt erhalten wir
Briefe, in denen die vorgesehenen Regelungen abgelehnt
werden. Wir werden sicherlich eine sachgerechte Lö-
sung finden.

Erlauben Sie mir in der verbleibenden Redezeit noch
einige Anmerkungen zu dem aktuellen Konflikt. Für uns
geht es bei dem nächsten Schritt, den wir mit dem Natio-
nalen Allokationsplan gehen müssen, vor allen Dingen
darum, das Instrument so auszugestalten, dass es zur
Schaffung von Investitions- und Modernisierungsanrei-
zen geeignet ist. Es soll kein Instrument zur Strukturkon-
servierung werden. Das wäre völlig falsch. Aber das be-
fürchten wir aufgrund der Vorschläge der Union.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für uns ist es völlig klar, dass durch eine vernünftige
Übertragungsregelung Anreize für frühe Modernisie-
rungsinvestitionen geschaffen werden. Über die genaue
Ausgestaltung wird zurzeit noch geredet. Aber über die
Schaffung von frühen Investitionsanreizen besteht Klar-
heit.

Bei reinen Neuanlagen – damit ist nicht der Ersatz
von alten Anlagen durch neue gemeint – sind anspruchs-
volle technische Standards notwendig. Es wäre in der Tat
ein schlechter Beitrag zum Innovationsjahr 2004, wenn
neuen Investoren am Hightechstandort Deutschland
keine klaren Standards vorgegeben würden. Das wäre
ein Rückfall gegenüber dem Status quo, den wir nicht
wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Alles in allem schaffen die Modelle, die im Zusam-
menhang mit dem Nationalen Allokationsplan zurzeit in
der Diskussion sind, durchaus Investitionsanreize. Sie si-
gnalisieren Offenheit für neue Marktteilnehmer und zei-
gen, dass für moderne Technologien im Bereich der
Kohle noch ein gewisser Spielraum besteht. Das ist
keine Frage.

Lassen Sie mich abschließend noch kurz auf die
Grundausstattung zu sprechen kommen. Wir haben im-
mer wieder darauf hingewiesen, dass unsere Politik auf
dem fußt, was wir mit der Industrie verabredet haben.
Wir verlangen von ihr nicht mehr als das, was sie zuge-
sagt hat. Das heißt für uns: Für die erste Etappe von
2005 bis 2007 brauchen wir ein Ziel, das klar unter
500 Millionen Tonnen CO2 liegt. Denn Zwischenzielemüssen immer auf dem richtigen Weg liegen. Für das
Zieljahr 2012 ist, wie zugesagt, eine Reduktion um
45 Millionen Tonnen gegenüber 1998 notwendig. Wir

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(C (D kzeptieren nicht, dass sich Industrie und Energiewirtchaft zulasten der Privathaushalte und des Verkehrs aus hrer klimapolitischen Verantwortung stehlen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Sondertöpfe für die Kraft-Wärme-Kopplung und
ür den Bereich der so genannten early actions, also der
nvestitionen, die vor 1998 in den neuen Bundesländern
etätigt worden sind, sind wichtig und von zentraler Be-
eutung – das wurde noch nicht angesprochen –, um das
anze zu einem glaubhaften System zu machen. Den
rsten Schritt tun wir heute mit der Verabschiedung des
orliegenden Gesetzentwurfs. Darüber bin ich froh. Der
weite wird in Kürze folgen.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509806700

Das Wort hat nun die Kollegin Birgit Homburger,

DP-Fraktion.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1509806800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

eraten heute erneut über das Treibhausgas-Emissionshan-
elsgesetz. Ich möchte gleich am Anfang klarstellen, wo-
um es dabei geht. Es geht um die Realisierung des Klima-
chutzes und insbesondere darum, dass eine nachhaltige
limaschutzpolitik verlangt, pro eingesetzten Euro so
iele Treibhausgase wie möglich zu vermeiden. Anders
usgedrückt: Es geht darum, Treibhausgasemissionen so
ostengünstig wie möglich zu verringern. Dafür ist der
missionshandel das Instrument der Wahl. Deswegen
at die FDP bereits seit den 80er-Jahren dieses Instru-
ent gefordert und seine Einführung forciert, und zwar
uch auf internationaler Ebene. Ich bin froh, dass wir
un dabei sind, dieses effiziente Instrument zu realisie-
en. Deswegen werden wir heute nicht gegen den vorlie-
enden Gesetzentwurf stimmen. Ich werde später noch
etaillierter darauf eingehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz ist ein
antelgesetz, das lediglich die formalen Regelungen
etreffend die Abwicklung des Handels enthält. Das Ge-
etz ist also so allgemein gehalten, dass damit praktisch
ede konkrete Ausgestaltung des Emissionshandels ver-
inbar ist. Gerne hätten wir dem Gesetzentwurf zuge-
timmt. Wir haben eine Reihe von Änderungsanträgen
ingebracht, die uns wichtig waren. Diese sind aber – lei-
er – allesamt abgelehnt worden. Deswegen werden wir
ns heute der Stimme enthalten. Es kommt jetzt auf die
onkrete Ausgestaltung des Emissionshandels an. Darü-
er werden wir im Rahmen des Nationalen Allokations-
lans noch diskutieren müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(A)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Das Beratungsverfahren ist eine Zumutung. Das

liegt nicht nur daran, dass das Ganze schlecht vorbereitet
war, weil der Umweltminister über Jahre hinweg am
Emissionshandel desinteressiert war und ihn nicht wirk-
lich wollte. Nun splitten Sie den Vorgang auch noch in
mehrere Gesetze auf. Das ist im Sinne der Übersichtlich-
keit nicht zu akzeptieren. Wir hätten gerne eine gemein-
same Behandlung der Grundregeln, also des TEHG und
des Nationalen Allokationsplans gehabt. Aber das haben
Sie verhindert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Trotz aller Probleme, die es gegeben haben mag, ist es

unglaublich, dass noch in der vorangegangenen Nacht
umfassende Änderungsanträge vorgelegt worden sind.
So etwas kann durchaus einmal passieren. Das wäre hin-
nehmbar. Aber das Problem besteht darin, dass zwi-
schenzeitlich in jedem Gesetzgebungsverfahren Chaos
herrscht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Bei der Beantwortung der Frage, ob die Länder oder

der Bund für die Umsetzung zuständig sein sollen, müs-
sen zwar im Detail viele Abwägungen vorgenommen
werden. Aber eines sage ich Ihnen sehr deutlich: Es gibt
nicht nur Schwarz und Weiß. Es ist nicht so gewesen, wie
es hier dargestellt worden ist: auf der einen Seite die Bun-
desländer und auf der anderen Seite der Bundesvollzug.
Man hätte eine andere Lösung wählen können. Wir woll-
ten – wir haben einen entsprechenden Änderungsantrag
eingebracht – von vornherein eine Börsenlösung und das
Ganze von Privaten abwickeln lassen. Das wäre unbüro-
kratischer und auf jeden Fall besser gewesen, als wenn
das Umweltbundesamt dafür zuständig ist.


(Beifall bei der FDP)

Aber das haben Sie abgelehnt, liebe Kolleginnen und
Kollegen von Rot-Grün. Das finde ich bemerkenswert,
zumal das wieder nach dem Motto ging: Entweder
stimmt der Bundesrat dem zu, was die Bundesregierung
mit der 34. BImSchV vorgelegt hat, oder wir ziehen das
Ganze auf Bundesebene durch. Herr Trittin hat – wie so
oft – die beleidigte Leberwurst gespielt. Ich bin wirklich
der Meinung: Die Zeiten für ein solches Verhalten soll-
ten bei einem ausgewachsenen Minister längst vorbei
sein.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Herr Kelber, ich möchte auf das eingehen, was Sie

zum Thema Bundesvollzug gesagt haben. Sie sagten, Sie
hätten den Unternehmen und Verbänden mittlerweile
mitgeteilt, dass massive zusätzliche Belastungen auf sie
zukommen. Ich muss Sie deshalb schon fragen, ob uns
der Staatssekretär im Ausschuss womöglich falsch infor-
miert hat. Er hat nämlich das glatte Gegenteil von dem
behauptet, was Sie uns hier heute Morgen erzählt haben.
Er hat nämlich gesagt, es werde eine „schlanke“ Umset-
zung mit maximal 39 Stellen geben. Dies ist mithin we-
niger als das, was die Länder nach Aussage ihrer Vertre-
ter eigentlich gebraucht hätten. Das bringt mich zu dem
Ergebnis, dass an dieser Stelle offensichtlich etwas nicht
stimmt und unsere Befürchtungen, dass es womöglich

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(C (D och zu stärkeren Belastungen kommt, richtig sind. Das at dann aber nicht die Opposition, sondern das haben ie zu verantworten. Der Nationale Allokationsplan wird für das Gelin en des Emissionshandels entscheidend sein. Er enthält ie materiell maßgeblichen Vorschriften. Heute wollten igentlich Herr Clement und Herr Trittin zum vierten al darüber verhandeln und die materiell-rechtlichen egelungen schaffen. Da diese im Moment nicht vorlieen, herrscht – auch bei den Arbeitnehmern – große Vernsicherung und Investitionen werden nicht geplant. estern haben diese Minister gesagt: „Entschuldigung, ir finden leider keinen Termin.“ Ich finde, dass das abolut nicht geht. Das ist keine Begründung. Für eine olch wichtige Entscheidung muss man sich Zeit nehen. Ende März läuft die Frist für die Abgabe bei der U-Kommission ab. Ich kann nur sagen: Von dieser Entscheidung hängen underte von Arbeitsplätzen und die Zukunft des Kliaschutzes in Deutschland ab. Darum erwarte ich, dass iese Minister endlich zu einer Einigung kommen. ir fordern die Koalition deshalb auf, bei der Beratung er materiellen Grundlagen des Nationalen Allokationslans zu einem seriösen Verfahren zurückzukehren. enn Sie das tun, dann können Sie mit uns darüber reen. Wenn das nicht der Fall ist, dann wird es für den limaschutz in Deutschland Probleme geben. Herr Miister Trittin, wenn Sie so weitermachen wie bisher, ann werden Sie nicht nur dem Instrument an sich, sonern auch dem Klimaschutz in Deutschland großen chaden zufügen. Vielen Dank. Nun erteile ich dem Kollegen Rolf Hempelmann, PD-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich laube, ich muss zum Thema Bundesvollzug nichts ehr sagen. Viele Redner haben dazu etwas gesagt. Ich chließe mich ausdrücklich den Begründungen an, die li Kelber dazu angeführt hat. Ich denke, dass das, was eispielsweise von Frau Dött, aber auch von Frau omburger zu diesem Thema gesagt worden ist, indirekt ine Eloge auf die ursprüngliche Planung der Bundesreierung war. Dass sie nicht realisiert werden kann, liegt das weiß man – an den Vertretern anderer Parteien soohl im Bundestag als auch insbesondere im Bundesrat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509806900
Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1509807000

Ich möchte viel lieber darüber reden, was mit dem
EHG und dem Emissionshandel auf uns zukommt.
uch in dieser Debatte ist nämlich spürbar, dass offen-






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

bar versucht wird, bei der Industrie, bei der Energiewirt-
schaft und möglicherweise auch bei den Verbrauchern
Angst vor diesem Instrument zu schüren. Dabei liegen
die Fakten auf dem Tisch – es ist klar –: Deutschland
muss sich vor diesem Instrument wahrlich nicht fürch-
ten. Interessanterweise – das wurde gerade schon postu-
liert – wurde dieses Instrument schon früher von denen
gefordert, die sich heute in der Opposition befinden.

Wir müssen bis 2012 eine Reduktion der CO2-Emis-sionen um 21 Prozent erreichen. Wir haben die Emissio-
nen bis heute um circa 19 Prozent reduziert. Ich denke,
die übrigen zwei Prozentpunkte sollten wir uns schon
zutrauen, insbesondere angesichts der von allen Fraktio-
nen immer wieder beschworenen und beschriebenen
technologischen Leistungsfähigkeit unseres Landes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte nur ein Beispiel nennen: Vor zwei Jahren ist
ein Braunkohlekraftwerk nach neuestem Stand der Technik
– BoA-1 – gebaut worden. Diese BoA hat einen Wirkungs-
grad von 43 Prozent. Die Braunkohlekraftwerke in
Deutschland haben im Schnitt einen Wirkungsgrad, der
etwa bei 33 bis 34 Prozent liegt. Der Löwenanteil der
Anlagen hat einen Wirkungsgrad unterhalb von 32 Pro-
zent. Allein eine solche Anlage ersetzt mehrere kleine
Anlagen und sorgt dafür, dass die Wirkungsgrade, relativ
gesehen, um 30 Prozent gesteigert werden. Das heißt, es
gibt eine Minderung der CO2-Emissionen in Höhe von30 Prozent. Wenn man sich überlegt, was passieren
würde, wenn wir diesen Kurs im Braunkohlekraftwerks-
park weiter verfolgen und auch bei anderen Brennstoffen
ähnlich verfahren, dann bekommt man eine Vorstellung
davon, welches Potenzial an Emissionsminderung allein
die Energiewirtschaft bietet. Ähnliches gilt für Teile der
Industrie. Deswegen: Bange machen gilt nicht. Wir wer-
den das 21-Prozent-Ziel mit Sicherheit erreichen, und
zwar ohne Strukturbrüche, aber mithilfe eines vernünftig
organisierten Strukturwandels.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieses Instrument wird in der Tat zum bisher kosten-
günstigsten CO2-Minderungsinstrument werden. DiesesInstrument wird, weil wir es mit Augenmaß angehen
werden, den Industrie- und Energiestandort Deutschland
nicht etwa schwächen oder gefährden, sondern ihn viel-
mehr stärken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wird dafür sorgen, dass Investitionen und Innovationen
bei uns im Lande stattfinden, natürlich in der ganzen
Wertschöpfungskette Energie, aber insbesondere im
Kraftwerkspark. Es wird auch dafür sorgen, dass in der
Industrie Erneuerungspotenziale ausgeschöpft werden.
Es wird sozusagen eine sanfte Beschleunigung der Mo-
dernisierung unseres Landes begünstigen. Das müssen
wir sozusagen wollen. Ich glaube, dass das auch allen
Fraktionen klar ist. Insofern ist es komplett deplaziert, in
Bezug auf dieses Instrument Ängste zu schüren.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, mir erscheint es in diesem
usammenhang wichtig, dass wir nicht nur über die In-
ustrie und die Energiewirtschaft reden. Natürlich brau-
hen wir auch CO2-Minderungserfolge in anderen Sek-oren, wie zum Beispiel im Verkehrsbereich und bei
en privaten Haushalten. Es wurden in der Vergangen-
eit ja durchaus schon politische Instrumente entwickelt,
ie allesamt mithelfen sollen, dass auch hier das Be-
usstsein entsteht, dass eine Verringerung der Emissio-
en nötig ist.
Der Emissionshandel bietet – jedenfalls wenn wir

iese Sektoren nicht aus dem Auge verlieren, sondern
uch für sie Zielvorgaben machen – die Chance, dass
uch in diesen Bereichen mehr als bisher passiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb gibt es im TEHG den Hinweis darauf, dass auch
on den beiden genannten Sektoren Verkehr und private
aushalte angemessene Beiträge zur CO2-Minderung er-artet werden. Wir werden das im NAPG noch einmal
eutlich konkretisieren.
Mehrfach ist Europa in dieser Debatte erwähnt wor-

en. Wir haben ja in den vergangenen Jahren immer wie-
er beobachtet, dass wir bei einzelnen Instrumenten die
orreiterrolle übernommen haben, sei es beim EEG, sei
s bei der Ökosteuer. Wir haben bedauert, dass manche
ns dabei nur sehr langsam oder gar nicht gefolgt sind.
as Instrument des Emissionshandels wird zeitlich in
er gesamten EU eingeführt. Es bietet die hervorragende
hance, von Anfang an eine Harmonisierung herbeizu-
ühren, und bietet damit letztlich die Möglichkeit, in den
ächsten Jahren auch bei anderen Instrumenten die von
ns schon lange gewollte und angestrebte Harmonisie-
ung ein Stück voranzutreiben. Das wäre sowohl um-
eltpolitisch als auch wirtschaftspolitisch in unserem
inne, weil wir in diesem Zusammenhang natürlich im-
er auch die Kostenfaktoren für die deutsche Wirtschaft
m Auge behalten müssen. Beim Emissionshandel be-
ommen wir also das, was wir bei anderen Instrumenten
ingefordert haben.
Dazu gehört natürlich auch, dass die Bundesregierung

n Brüssel darauf dringt, dass die Umsetzung in anderen
itgliedstaaten parallel erfolgt. Die ersten Signale aus
rüssel sind ermutigend, denn Schluren und Schlunzen
ässt man dort nicht zu. Das ist deutlich geworden. So
anches Mitgliedsland, das meinte, einmal ein wenig
anfter beginnen zu können, hat den ersten blauen Brief
chon bekommen. Das ist also eine Riesenchance, auch
uf europäischer Ebene in umwelt- und energiepoliti-
chen Fragen vernünftig voranzukommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Präsi-
ent, ehe ich meine Redezertifikate vollständig aufge-
raucht habe


(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Überzogen!)







(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

und ehe sozusagen die Zertifikatehandelsstelle eingreift
– –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509807100

Ich mache darauf aufmerksam, dass ich einen Handel

mit diesen Zertifikaten hier nicht zulassen könnte.

(Heiterkeit)



Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1509807200

Ich habe das vorausgesehen. – Deswegen bedanke ich

mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509807300

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Ulrich Petzold, CDU/CSU-Fraktion.

(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn eigentlich Herr Grill?)



Ulrich Petzold (CDU):
Rede ID: ID1509807400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kollegen! Damit hier nicht irgendwelche
Märchen stehen bleiben, lieber Herr Hempelmann, lieber
Herr Kelber: Dass Hamburg und Berlin sich in der Frage
der BImSch-Verordnung der Stimme enthalten haben,
das mag vielleicht noch angehen. Aber ich weise darauf
hin, dass auch Rheinland-Pfalz der Vertagung der
34. BImSch-Verordnung zugestimmt hat.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das hat die FDP erzwungen! – Lachen bei der FDP)


Das ist ja wohl kein CDU-Land. Deswegen möchte ich
gegen dieses Märchen in aller Gelassenheit Einspruch
erheben.

Außerdem, Herr Hempelmann, müssen Sie bitte be-
denken: Wenn ein modernes Kraftwerk mit einem Wir-
kungsgrad von 43 oder 46 Prozent in der Reservevorhal-
tung für die Einspeisung der Windkraft gefahren wird,
wer kommt dann, bitte schön, für die CO2-Emissionenauf? Das müsste einmal geklärt werden.

Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat,
wie von ihr selbst zugegeben, ein Problem bei der Ver-
mittlung ihrer Politik. Wenn man sich die komplizierte
Materie des Emissionshandelsgesetzes ansieht, dann
wird man sehr schnell verstehen, dass es hier ganz stark
auf eine allgemein verständliche Vermittlung ankommt.
In diesem Zusammenhang fand ich einen Vergleich des
Sachverständigen Dr. Rothermel in der Anhörung zum
TEHG am 9. Februar außerordentlich gut und bildhaft.
Er verglich die Einführung des Emissionshandels mit
dem Versprechen eines Fünfgängemenüs. Mit dem
Emissionshandelsgesetz zeigt die Bundesregierung dem
staunenden Publikum eine gedeckte Tafel und verlangt
von uns als Parlamentariern, dass wir das von ihr ge-
kochte Fünfgängemenü in seiner Güte beurteilen und es
möglichst als sehr gut befinden. Nun wissen Sie alle,
dass wir noch nicht einmal die Speisekarte kennen. Die
zahlreichen Verordnungsermächtigungen und die Tatsa-

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(C (D he, dass der Nationale Allokationsplan – noch immer nfertig – zwischen den Ministern der Bundesregierung öchst umstritten ist, lassen uns kaum eine Chance, die ualität des Gesetzes umfassend zu beurteilen. Doch eiige Tatsachen lassen schon Misstrauen aufkommen. as wird mit dem grenzüberschreitenden Emissionshanel? Was wird mit den so genannten Linking Directions? ilt da Kioto oder gilt ein selbst gebasteltes deutsches ochbuch? Lassen Sie mich bei dem Bild des gedeckten Tisches leiben. Da stehen einige Gedecke recht unordentlich nd es fehlen einige Besteckteile. In den §§ 5 und 10 EHG wird festgelegt, dass die Betreiber ihre Mitteilunen an die zuständige Behörde vorher von einer sachvertändigen Stelle verifizieren lassen müssen. Spätestens eit dem Gespräch von Mitarbeitern des BMU mit den ür die Verifizierung vorgesehenen sachverständigen tellen müsste klar sein, dass eine Verifizierung in dem afür vorgesehenen Zeitraum in der erforderlichen Quaität kaum machbar ist. Die Zahl der in Deutschland vorandenen Umweltgutachter ist einfach zu klein, um bis um Jahresende alle für den Emissionshandel vorgeseheen Anlagen zu prüfen. Daran ändert auch die Zulassung on Audit-Teams kaum etwas. Es tritt in jedem Fall eine erknappung der Kapazität bei den sachverständigen tellen auf, die sich in den Preisen niederschlagen wird. Zurück zu unserer Tafel. Es fällt auf, dass bei den Ge ecken einiges nicht zueinander passt. Bei der Ökosteuer erden Steinkohle und Braunkohle vollkommen auen vor gelassen und nicht besteuert, (Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt nicht! Stromsteuer!)


ährend das TEHG Stein- und Braunkohle aus ökologi-
chen Gründen besonders belasten will. Beim Erdgas ist
s genau umgekehrt. Auf Erdgas, das zur Stromerzeu-
ung verwendet wird, wird die Ökosteuer erhoben, wäh-
end es nach dem TEHG das Maß aller Dinge ist. Fisch-
esteck und Suppenteller passen nicht zusammen.
Die Kellner stehen schon hinter den Gästen, um ih-

en, noch bevor sie richtig zu essen begonnen haben,
eim ersten Gang die Nahrung, nämlich die Emissions-
echte, zu entreißen. Anders kann man es nicht bezeich-
en, wenn bereits in der ersten Zuteilungsperiode
wohlgemerkt: Es handelt sich um eine Übergangs- und
robephase, die uns von der EU zugestanden wird –
eutliche Kürzungen bei den Emissionsrechten vorge-
ommen werden.


(Horst Kubatschka [SPD]: Wie hängt das mit dem Besteck und den Tellern zusammen? – Ulrich Kelber [SPD]: Wo steht das im TEHG?)


Auch Sie haben über den Nationalen Allokationsplan
esprochen.
Denken Sie bitte auch an die Gäste! Da gibt es einige
äste, die ihre Zeche schon längst bezahlt haben. Dazu
ählen die Unternehmen in den neuen Bundesländern
nd die Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen, meine
ieben Freunde. Die Industrie in Sachsen-Anhalt hat seit
990 ihre CO2-Emissionen um 56 Prozent gemindert,






(A) )



(B) )


Ulrich Petzold

während die Emissionsminderung über das gesamte
Bundesgebiet gerade einmal 19 Prozent betrug. Nicht
nur ich habe den Eindruck, dass einige Gäste noch nichts
zur Begleichung der Gesamtrechnung beigetragen ha-
ben.

Das Schlimme dabei ist, dass der Koch Trittin jetzt
alle gleichmäßig zur Kasse bitten will. Diejenigen, die
schon einmal bezahlt haben, sollen jetzt das Gleiche be-
zahlen wie diejenigen, deren CO2-Einsparkonto nochvoll ist. Doch Ungleiche gleich zu behandeln wider-
spricht unserer Verfassung. Die Regierung sollte sich
nicht wundern, wenn die auf diese Weise schlecht behan-
delten Bundesländer vor das Bundesverfassungsgericht
ziehen.

Denjenigen, die scheinheilig die Frage stellen: „Sol-
len wir bei anderen das kürzen, was wir den neuen Bun-
desländern an Aufbaureserve zubilligen?“, gebe ich kurz
und knapp die Antwort: Ja; denn das verlangt die inner-
staatliche Solidarität.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wo ist Herr Grill? – Ulrich Kelber [SPD]: Da sagen Ihre NRW-Kollegen aber etwas anderes!)


Angesichts der Tatsache, dass man eine CO2-Reserve fürden Ausstieg aus der Kernenergie aufbauen kann, frage
ich: Wie viel größer müsste die Reserve sein, die man für
den Wiederaufbau der neuen Bundesländer einrichtet?
Immerhin hat die Schaffung gleicher Lebensverhältnisse
Verfassungsrang.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie

mir, dass ich Ihnen ein letztes Bild präsentiere. Wir ha-
ben einen Blick auf die gedeckte Tafel, die Kellner, den
Koch und die Gäste geworfen.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wo ist Herr Grill? – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Haben Sie nicht die Sorge, dass eine ganze Reihe von
Gästen aus der Industrie jetzt aufstehen, gehen und sich
ein anderes Lokal als die „Bundesrepublik Deutschland“
suchen könnten, in dem sie willkommener sind und in
dem sie satte CO2-Emissionsrechte genießen können? –Wir haben diese Sorge.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Nachbarländer haben auch Emissionshandel!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509807500

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-

tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen so-
wie von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzent-
würfe über den Handel mit Berechtigungen zur Emission
von Treibhausgasen auf den Drucksachen 15/2328 und
15/2540. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-

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(C (D ung auf Drucksache 15/2681, die genannten Gesetzentürfe als Gesetz über den Handel mit Berechtigungen ur Emission von Treibhausgasen in der Ausschussfasung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung ngenommen. Wir kommen zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wolen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich der Stimme? – Damit ist der Gesetzentwurf mit en Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der DU/CSU-Fraktion bei Enthaltung der FDP-Fraktion ngenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Begleitregelungen zur Einführung des digitalen Kontrollgeräts zur Kontrolle der Lenkund Ruhezeiten (Kontrollgerätbegleitgesetz – KontrGerätBeglG)

– Drucksache 15/2538 –

(Erste Beratung 94. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
sen (14. Ausschuss)

– Drucksache 15/2675 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Horst Friedrich (Bayreuth)



(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/2680 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bartholomäus Kalb
Gunter Weißgerber
Franziska Eichstädt-Bohlig
Dr. Günter Rexrodt

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung war für
ie Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Die wer-
en wir nicht benötigen, weil die Kollegen Ernst Kranz,
eorg Brunnhuber, Albert Schmidt (Ingolstadt) und
orst Friedrich (Bayreuth) sowie die Parlamentarische
taatssekretärin Angelika Mertens ihre Reden zu Proto-
oll gegeben haben.1)
Das spart Zeit, erspart uns aber nicht die notwendigen
bstimmungen über den von der Bundesregierung ein-
ebrachten Entwurf eines Gesetzes über Begleitregelun-
en zur Einführung des digitalen Kontrollgeräts zur
ontrolle der Lenk- und Ruhezeiten auf der Drucksache

Anlage 1






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

15/2538. Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Woh-
nungswesen empfiehlt unter Ziffer I seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/2675, den Gesetzent-
wurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf in dieser Fassung zu-
stimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zwei-
ter Beratung einstimmig angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetz zustimmen wollen, sich zu erheben. – Stimmt
jemand dagegen? – Oder enthält sich jemand der
Stimme? – Ich vermute einmal, dass niemand absichtlich
steht, sondern eher zufällig, und dass damit der Gesetz-
entwurf einstimmig angenommen ist.

Unter Ziffer II seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, eine Entschließung anzunehmen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenpro-
be! – Enthaltungen? – Auch diese Beschlussempfehlung
ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 20:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Jürgen Hedrich, Dr. Friedbert Pflüger, Hermann
Gröhe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Vene-
zuela unterstützen – Freiheit der Medien und
wirtschaftliche Prosperität wiederherstellen
– Drucksachen 15/2389, 15/2671 –
Berichterstattung:
Abgeorndete Lothar Mark
Klaus-Jürgen Hedrich
Dr. Ludger Volmer
Harald Leibrecht

Dazu ist interfraktionell eine halbe Stunde vorgese-
hen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort, weil
er sowieso schon hier steht, dem Kollegen Hans-Jürgen
Hedrich für die CDU/CSU-Fraktion.


Klaus-Jürgen Hedrich (CDU):
Rede ID: ID1509807600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir beschäftigen uns erneut sachgerecht, wie
ich glaube, mit dem Thema Venezuela; denn die Lage in
diesem Land spitzt sich von Tag zu Tag zu. Dieses Land
ist auf dem Weg in einen autoritären Unrechtsstaat. Die
„Washington Post“ beschrieb dies vor einigen Tagen als
„coup by technicality“. Übersetzt hieße das: ein Staats-
streich durch bürokratisch-administrative Mittel.

Dies ist nicht neu in der Geschichte der Menschheit.
Es ist typisch für Situationen während des schleichenden
Überganges von der Demokratie zur Diktatur. Man sagt,
Chávez sei demokratisch gewählt. Das war auch Hitler.
Die Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass die

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(C (D erantwortlichen abgewählt werden können. Dies will hávez verhindern. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Wo ist eigentlich die Bundesregierung?)


Da die Bundesregierung auch das letzte Mal nicht da
ar, wundert es einen nicht, wenn sie auch heute nicht
a ist.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Die ist wahrscheinlich schon in Kolumbien!)


as macht deutlich, welche Bedeutung die Bundesregie-
ung der Frage von Freiheit und Unfreiheit zumisst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Mein lieber Herr Kollege Hedrich!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509807700

Herr Kollege Hedrich, diese Schlussfolgerung geht

ielleicht ein bisschen zu weit,

(Beifall bei der SPD)


uch wenn das Monieren der Nichtanwesenheit der Bun-
esregierung sicher in Ordnung ist.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Gibt es die Bundesregierung überhaupt noch, Herr Präsident?)



Klaus-Jürgen Hedrich (CDU):
Rede ID: ID1509807800

Herr Präsident, ich nehme Ihren Hinweis zur Kennt-

is. Ich habe mir natürlich meine eigenen Gedanken
azu gemacht.
Ich habe gesagt, Chávez wolle einen demokratischen
echsel verhindern. Es gibt einen Unterschied zwischen
er Tatsache, demokratisch gewählt zu sein, und demo-
ratischem Verhalten. Staatspräsident Chávez hat dem
taatspräsidenten von Simbabwe, Herrn Mugabe, vor
urzem eine Kopie des Schwertes von Bolivar mit dem
inweis überreicht, er zeichne damit einen Freiheits-
ämpfer aus. Dies ist ein Regime, das gebrochene Kin-
er zu Foltermaschinen ausbildet. – Das zu Chávez und
ugabe.
Inzwischen haben sich Hunderte von Intellektuellen

nd Künstlern in einem Appell an die internationale Öf-
entlichkeit gewandt, übrigens Künstler, die tendenziell
em linken Spektrum des Landes angehören. Vor kur-
em hat der Botschafter von Venezuela bei den Vereinten
ationen, Dr. Milos Alcalay, seinen Posten mit der Er-
lärung niedergelegt, er könne den Weg weg von der De-
okratie nicht mehr international verantworten. Ich
önnte Ihnen noch mehr Beispiele nennen.
Ich habe heute eine persönliche Bitte an den Kollegen

othar Mark. Er hat bei der ersten Lesung in seiner zu
rotokoll gegebenen Rede ausgeführt, er billige nicht die
rbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Venezuela, weil
ie sich in die inneren Angelegenheiten einmische.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Schwachsinn!)







(A) )



(B) )


Klaus-Jürgen Hedrich

Die Zeiten, in denen man sich zurücklehnen konnte und
sich nicht dafür interessieren musste, was in einem ande-
ren Land passiert, sind lange vorbei. Auch Venezuela hat
die Wiener Menschenrechtsdeklaration der Vereinten
Nationen 1994 unterzeichnet. Danach gibt es das klassi-
sche Prinzip der Nichteinmischung nicht mehr; das weiß
natürlich auch der Kollege Mark.

Herr Kollege Mark, ich möchte Sie trotzdem bitten,
die Formulierung, dass sich die Konrad-Adenauer-Stif-
tung einseitig einmische, zurückzunehmen. Ich darf Sie
in diesem Zusammenhang darauf verweisen, dass sich
die sozialdemokratischen Parteien in Venezuela – also
Ihre Partner in der Sozialistischen Internationale –, AD
und MAS, in aller Schärfe – übrigens schärfer als die
CDU/CSU im Bundestag – gegen Chávez geäußert ha-
ben. Ich darf Sie, Herr Mark, weiter darauf aufmerksam
machen, dass es eine eindeutige Erklärung der Sozialisti-
schen Internationale gegen das Chávez-Regime gibt. Die
schärfste Kritik an der aktuellen Politik des Chávez-Re-
gimes ist in einer Erklärung der spanischen Sozialisten,
PSOE, formuliert. – Wir haben heute Morgen unsere An-
teilnahme angemessen zum Ausdruck gebracht, dass
Spanien von einem Terroranschlag im wahrsten Sinne
des Wortes getroffen wurde.

Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf verwei-
sen, dass sich Chávez strikt weigert, die FARC, die auf
der Terrorliste der Vereinten Nationen steht, als Terroror-
ganisation zu bezeichnen. Das heißt, er schützt Terroris-
ten und duldet sie sogar auf seinem eigenen Territorium.
Vor diesem Hintergrund müssen wir für die Demokraten
Partei ergreifen.

Ich bin dankbar, dass sich der Menschenrechtsaus-
schuss dieser Frage eingehend angenommen und an das
deutsche Parlament einstimmig appelliert hat, unsere
nachhaltige Solidarität mit den Abgeordneten der Oppo-
sitionsparteien im Parlament von Venezuela auszudrü-
cken. Dazu sollten wir, auch wenn wir möglicherweise
über unseren Antrag unterschiedlich abstimmen, in der
Lage sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zur Opposition gehören alle: Konservative, Christdemo-
kraten, Parteien der bürgerlichen Mitte, Sozialdemokra-
ten und Sozialisten. Sie alle haben in einer Erklärung an
die internationale Öffentlichkeit, die Ihnen vorliegt, dar-
gelegt, dass Chávez die Möglichkeiten des Parlaments
ausschalten und die Rechte der Parlamentarier beschnei-
den will. Unser Anstand gebietet uns, unsere Solidarität
mit den Parlamentariern der Opposition in Venezuela
zum Ausdruck zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte mit einer eher pathetischen Bemerkung
schließen. Wenn der Vorwurf erhoben wird, ich sei zu
einseitig,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


dann bekenne ich mich dazu: Ich bin immer auf der Seite
der Demokratie und der Freiheit.

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(C (D Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Lothar Mark, SPD-Frak ion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! eit der ersten Lesung des zu behandelnden Antrags ist ie Lage in Venezuela im Zuge des Tauziehens um ein ögliches Abberufungsreferendum derart eskaliert, dass ie uns Anlass zu größter Sorge geben muss. Ich möchte aher an dieser Stelle einen Appell an die venezolaniche Regierung richten, den weiteren Verlauf eines mögichen Einspruchsverfahrens nicht zu behindern, sollten ich Coordinadora Democrática und Nationaler Wahlrat uf ein solches einigen können. Beide Seiten, Regierung nd Opposition, rufe ich auf, in dieser schwierigen ituation Ruhe zu bewahren und die Verfassung strikt inzuhalten. Eine nicht demokratische oder gewaltsame ösung des Konflikts würde nicht nur die ganze Region rschüttern, sondern auch die regionalen Integrationsrozesse um Jahre zurückwerfen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509807900
Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1509808000

Ich begrüße ausdrücklich die beabsichtigte Formulie-
ung einer interfraktionellen Resolution durch den Aus-
chuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, die
er Kollege Hedrich eben bereits angesprochen hat, in
er auf die Situation der Parlamentarier in Venezuela
ingewiesen werden soll. Nicht erst durch die Pläne von
räsident Chávez, das Erfordernis der Zweidrittelmehr-
eit für grundlegende Gesetze abzuschaffen, sind in der
ergangenheit die Rechte der Parlamentarier in Vene-
uela verletzt worden. Ich erinnere in diesem Zusam-
enhang auch an die verfassungswidrige Auflösung des
arlaments durch den Interimspräsidenten Carmona im
pril 2002.


(Beifall des Abg. Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD] – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Das kommt bei der CDU/CSU überhaupt nicht vor!)


Die Situation hat sich nach der Bekanntgabe des Ur-
eils des Nationalen Wahlrats zugespitzt. Dem Begehren
er Opposition nach einem Referendum über den Ver-
leib von Präsident Chávez im Amt wurde nicht stattge-
eben. Die Begründung lautete: Von den abgegebenen
,4 Millionen Unterschriften seien nur 1,8 Millionen
ültig. An etwa 876 000 Unterschriften seien bei der
berprüfung Zweifel aufgekommen. Im Wesentlichen
eziehen sich diese auf die Tatsache, dass Unterschrift
nd Fingerabdruck zwar vom Unterzeichnenden stam-
en, der Name und die Ausweisnummer aber von einem
ahlhelfer eingetragen wurden. Es handelt sich dabei
m eine erst nach der Unterschriftensammlung vom
ahlrat beschlossene Regelung. Diese Unterschriften
ind nunmehr unter Beobachtung gestellt. Um das vor-
egebene Quorum von 2,4 Millionen Unterschriften zu






(A) )



(B) )


Lothar Mark

erreichen, müssten nun rund 600 000 Unterschriften
überprüft bzw. erneut geleistet werden.

Derzeit finden Gespräche zwischen der Opposition
und dem Nationalen Wahlrat über die Ausgestaltung
des Überprüfungsverfahrens statt. Die Opposition will
verhindern, dass die Beweislast umgekehrt wird und die
Bürger nochmals unterschreiben müssen. Des Weiteren
ist sie mit der Verkürzung der vorgesehenen Frist für ein
solches Bestätigungsverfahren von fünf auf nunmehr
zwei Tage nicht einverstanden.

Die deutsche Botschaft in Caracas bestätigte gestern
auf Anfrage, dass für heute ein Treffen der Coordinadora
Democrática mit den Vertretern des Nationalen Wahlra-
tes anberaumt sei, in dessen Verlauf es zu einer Einigung
bezüglich des Überprüfungsverfahrens kommen könnte.
– Hoffen wir es. – Die Coordinadora habe die Einladung
zu Gesprächen bisher abgelehnt, denn bis heute habe
man die Datenbasis, also die Unterschriftenlisten, abge-
glichen. Parallel betreibe die Coordinadora die gerichtli-
che Überprüfung der Wahlratsentscheidung.

Sollte es zu einer Einigung kommen, wird die Über-
prüfung aller Voraussicht nach an zwei Tagen Ende
März stattfinden. Sofern das erforderliche Quorum zu-
stande kommt, wäre damit ein Referendum im Mai oder
Juni möglich.

Es wird allerdings zunehmend sichtbar, dass Präsi-
dent Chávez zum Zweck des Machterhalts bereit ist, alle
Register, die eine verfassungsgemäße Deckung oder
auch nur eine Halbdeckung haben, zu ziehen, um ein Re-
ferendum abzuschmettern.

In den vergangenen Tagen ist es unter dem Eindruck
des Wahlratsurteils zu Massendemonstrationen – circa
500 000 Menschen – gegen die Regierung und zu Sym-
pathiebekundungen für Chávez gekommen. Dabei hat es
mehrere Todesopfer und Verletzte gegeben. Regierung
und Opposition weisen sich hierfür gegenseitig die
Schuld zu. Tatsache ist, dass die Todesopfer überwie-
gend der Opposition zuzuordnen sind. Namhafte Men-
schenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch
oder Amnesty International haben sich besorgt über die
Menschenrechtslage geäußert. Auch wir bedauern diese
Entwicklung zutiefst.

Es mehren sich außerdem Besorgnis erregende Hin-
weise darauf, dass die Regierung versucht, Mitarbeiter
des öffentlichen Dienstes, die am Referendum teilge-
nommen haben, unter Druck zu setzen. Ihnen soll die
Kündigung drohen, wenn sie ihre Unterschrift nicht wi-
derrufen. Zwar wird dies aller Voraussicht nach für das
Gesamtergebnis nicht ausschlaggebend sein, dennoch
muss dieses Vorgehen der Regierung in aller Schärfe kri-
tisiert werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Carter-Center und die OAS bestätigten in einer
Pressemeldung vom 2. März den weitgehend sauberen
Ablauf der Unterschriftensammlung und konstatierten
diplomatisch „Diskrepanzen“ mit dem Wahlrat in Bezug

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(C (D uf die Verifizierung der Unterschriften aus den infrage tehenden Listen, die mit einer Handschrift ausgefüllt urden. Sie appellierten an den Wahlrat, vom guten lauben der Bürger auszugehen, die beim Ausfüllen der isten behilflich waren. OAS und Carter-Center richten en dringenden Aufruf an die Bürger, die staatlichen räfte und die Medien, ihren Beitrag dazu zu leisten, ass eine friedliche Lösung unter Wahrung der Menchenrechte möglich bleibt. Die Europäische Union hat ich dieser Erklärung mit einer Presseerklärung vom . März inhaltlich angeschlossen. Meine Damen und Herren, nach wie vor gilt in Bezug uf die Beurteilung des vorliegenden Antrages, dass er er Situation in Venezuela nicht gerecht wird. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


r findet daher auch weiterhin nicht unsere Zustim-
ung. Die Gründe dafür liegen auf der Hand und haben
uch durch die aktuellen Entwicklungen nicht an Gültig-
eit verloren:
Der Antrag ist hinsichtlich der Situationsanalyse un-

ifferenziert und unglücklich in seiner Schwerpunktset-
ung auf die Medienfreiheit und die wirtschaftliche Si-
uation in Venezuela. So wird zum Beispiel die
influssnahme der privaten Medien als politische Ak-
eure überhaupt nicht berücksichtigt. Auch die Auswir-
ungen des wochenlangen nationalen Ausstandes auf
ie Wirtschaft, insbesondere die Erdölwirtschaft, wer-
en nicht aufgezeigt.
Seine einseitige Parteinahme für die Opposition ist

icht hilfreich. Der Antrag trägt nicht der Tatsache
echnung, dass die Opposition auch als Teil des Pro-
lems und nicht nur als Teil der Lösung zu sehen ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So zeugen zum Beispiel der versuchte Staatsstreich
m April 2002 oder die Ausrufung des nationalen Aus-
tands im Dezember 2002 nicht von verantwortungsvol-
em Handeln einer demokratisch gesinnten Opposition,
ie im Antrag angenommen. Es ist nämlich eben nicht
o, dass auf der einen Seite die hehren Demokraten und
erteidiger der Freiheit stehen und auf der anderen Seite
ie Kräfte, die das Land in die Diktatur führen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Es werden keine Perspektiven aufgezeigt, wie eine
ialoglösung seitens des Deutschen Bundestages geför-
ert werden könnte. Im Gegenteil: Durch die oben ge-
ennzeichnete Analyse wird die Polarisierung der vene-
olanischen Gesellschaft zumindest nicht gemindert und
ine dauerhafte demokratische Konsensfindung zwi-
chen den Lagern nicht begünstigt.
Auch wenn man nach den Ereignissen der vergange-

en Tage gegenüber der Regierung Chávez äußerst kri-
isch und skeptisch eingestellt sein muss, macht dies die
olle der Opposition nicht besser. Es kann doch nicht
ein, dass jegliche differenzierte Betrachtung und kriti-






(A) )



(B) )


Lothar Mark

sche Auseinandersetzung mit der venezolanischen Op-
position als Verteidigung der Regierung gewertet wird.
Damit befänden wir uns in der gleichen Sackgasse, in
die das Land seit Jahren steuert und die Ursache dafür
ist, dass alle vorhandene Energie verpufft: einerseits in
den Bemühungen der Opposition, die Regierung zu de-
stabilisieren, andererseits in den Bemühungen der Re-
gierung, sich an der Macht zu halten und die Opposition
verfahrenstechnisch zu schwächen.

Wir beobachten in der aktuellen Situation, dass die
Oppositionsbewegung weiterhin nur eine Anti-Chávez-
Bewegung ist, ohne dass bis heute alternative Konzepte
der Politikgestaltung erkennbar wären.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich rufe daher eindringlich dazu auf, die Verantwortung
beider Seiten für die desolate Lage Venezuelas zu sehen
und zu benennen, auch wenn sie vielleicht als graduell
unterschiedlich beurteilt werden kann.

Meine Damen und Herren, die internationale Ge-
meinschaft muss in dieser Situation sehr wachsam sein.
Wie im Übrigen von beiden Lagern gewünscht, sollte die
internationale Kontrolle des Überprüfungsverfahrens
und im Weiteren gegebenenfalls eines Referendums ver-
stärkt werden. Nur so kann in der venezolanischen Be-
völkerung wieder Vertrauen in diesen Abstimmungspro-
zess und in die Institutionen aufgebaut werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dies ist meines Erachtens in der derzeitigen verfahrenen
Lage die einzige Möglichkeit, um den Druck aus dem
Kessel zu nehmen.

Hier brauchen wir also keine Schwarz-Weiß-Anträge,
die Gräben vertiefen, anstatt Brücken zu bauen. Aus die-
sem Grund werden wir Ihren Antrag, wenn mehr von un-
seren Leuten anwesend sein werden, mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen ablehnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Wir können gleich abstimmen, wenn Sie wollen! – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Überlegt euch das noch mal!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509808100

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Zeit.

Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1509808200

Ich kann das auch als Intervention machen; denn ich

wurde ja aufgefordert, zu diesem Thema zu sprechen.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509808300

Ich wollte Sie ja nur an Ihre Redezeit erinnern.

Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1509808400

Gut, ich bin auch sofort fertig.
Herr Kollege Hedrich bat mich, eine Formulierung

aus meiner Rede vom 12. Februar dieses Jahres – ob die

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(C (D inseitige Einmischung der KAS in Caracas dienlich ist, leibt allerdings mehr als fraglich – zurückzunehmen. ch nehme sie nicht zurück. Ich habe mich in vielfältiger eise erkundigt und festgestellt, dass viele andere Ein ichtungen und Organisationen die Situation auch so seen. Weil mich auch Kollege Weiß und Kollegin Nolte n dieser Sache angeschrieben haben, weise ich darauf in, dass vielmehr das Gegenteil zutrifft. Es wird verutet, ich könnte dazu beitragen, dass die Konraddenauer-Stiftung in Caracas Probleme bekommt. Ich kann Ihnen sagen – das habe ich bis heute bewusst urückgehalten –, dass ich am 3. März dieses Jahres daür gesorgt habe, dass die Mitarbeiter der Konraddenauer-Stiftung nicht aus Venezuela ausgewiesen erden. Diese Ausweisung steht aber nicht im Zusamenhang mit meiner Rede, sondern es hat ganz andere ründe. Als ich davon erfahren habe, habe ich sofort assiv interveniert und zum Ausdruck gebracht, dass in solcher Schritt im Interesse der Bundesrepublik eutschland, der Europäischen Union und auch von Veezuela selbst nicht vollzogen werden dürfe. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1509808500

Das Wort hat nun der Kollege Markus Löning, FDP-

raktion.

(Beifall bei der FDP)



Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1509808600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
ark, als Vorbemerkung möchte ich darauf eingehen,
as Sie zu der Frage gesagt haben, ob die Opposition in
enezuela demokratisch oder nicht demokratisch ist. Ich
laube, diese Frage ist nicht der entscheidende Punkt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sondern?)


s geht nicht darum, ob die Opposition demokratisch ist
der nicht. Es wird ja gar nicht abgestritten, dass nicht
lles so ist, wie wir es uns wünschen. Die Frage ist: Wird
tztendlich auf demokratischem Wege ein Volksbegeh-
en durchgeführt oder nicht? Darum geht es.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig! Ja!)


iese Frage müssen wir in den Vordergrund stellen. Ich
laube, hier sind wir uns weitgehend einig.


(Lothar Mark [SPD]: Ja, dazu habe ich mich positioniert!)


Ich finde es nicht in Ordnung, dass Sie versuchen, uns
u unterstellen, wir würden eine Opposition schönreden,
ie gar nicht demokratisch ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie noch mal den Antrag! – Lothar Mark [SPD]: Aber es steht ja im Antrag so drin!)







(A) )



(B) )


Markus Löning

Die FDP wird den Antrag der CDU/CSU unterstützen,
weil wir der Meinung sind, es ist wichtig, von hier aus
das Signal zu geben, dass wir die Situation in Venezuela
im Blick haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht dieses Signal!)


Ich habe selten so viele Rückmeldungen bekommen
wie auf meine Rede, die ich in der Debatte vor einiger
Zeit hier gehalten habe. Genau das zeigt mir, wie wichtig
es ist, dass wir uns mit der Situation in Venezuela aus-
einander setzen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Vor zwei Tagen haben wir diese Debatte im Ausschuss
geführt. Dort wurde von Ihrer Seite argumentiert, dass
die Behandlung dieses Themas gar nicht nötig sei und
dass man nur Appelle aussprechen könne, durch die man
aber nichts bewegen könne. – Alles Unfug! Natürlich
wird diese Diskussion wahrgenommen. Wo sind wir
denn hier?


(Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Aber es muss auf Dialog zielen! – Zuruf von der CDU/ CSU: Ja!)


– Es tut mir Leid, aber was ist denn das für eine Aussage
über den Deutschen Bundestag? Ich fand es unerträglich,
dass so etwas über einen Antrag zu einem sehr ernsten
Thema, mit dem wir uns hier auseinander setzen, gesagt
wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, es geht um die Menschen

in Venezuela. Ich verstehe auch nicht, warum Sie, wenn
Kollege Hedrich von Demokratie und Freiheit spricht,
etwas höhnisch grinsen; denn um diese Themen geht es
in Venezuela. Das ist auch der Grund, aus dem wir Freie
Demokraten diesen Antrag


(Hans-Christian Ströbele GRÜNEN)


– auch wenn er vielleicht an der einen oder anderen
Stelle besser formuliert und etwas aktueller sein könnte
– unterstützen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es ist wichtig, von hier das Signal an die Menschen aus-
zusenden, dass wir die Situation in Venezuela beobach-
ten. Auch ist es sehr wichtig, Herrn Chávez das Signal
zu geben, dass wir das Land nicht ignorieren und dass
wir ihm das, was er dort tut, nicht durchgehen lassen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu sollten Sie mal einen Antrag machen! – Lothar Mark [SPD]: Wenn Sie meine Rede richtig verstanden hätten, dann müssten Sie das ja attestieren!)


Herr Mark, das, was Sie zum Thema der internationa-
len Kontrolle gesagt haben, unterstütze ich. Ich glaube,
wir sollten noch viel stärker darauf drängen, dass dieser
sehr gute Weg beschritten wird. Wenn in diesem Bereich

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(C (D ichts passiert und alles bleibt, wie es ist, sollten wir als eutsche bzw. als EU angesichts der ernsten Situation ereit sein, Sanktionen zu verhängen. Wir müssen gegeenenfalls deutliche Worte finden, um zu verhindern, ass das Land weiter in die Autokratie abrutscht. Danke. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christian tröbele. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509808700
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Über das, was Sie, Herr Kollege Löning, zuletzt ge-
agt haben, können wir uns durchaus verständigen. Wir
önnen uns ja überlegen – auch im Ausschuss –, ob wir
icht einen gemeinsamen Antrag einbringen, in dem wir
ns für ein demokratisch zustande gekommenes Refe-
endum einsetzen. Dabei sollten wir allerdings die Pro-
leme berücksichtigen, die hier in dieser Debatte schon
argestellt worden sind.
Ich bin vor einem Monat, als hier die erste Lesung

ieses Antrags stattgefunden hat, von einigen in dem
inne missverstanden worden, dass ich mich auf die
eite von Präsident Chávez hätte schlagen wollen. –
em ist nicht so. Das Handeln, vor allen Dingen aber
uch die Worte dieses Präsidenten sind in vielfacher
insicht zu kritisieren. Ich stimme mit Ihnen überein:
llen Versuchen, demokratische Rechte von Parlamen-
ariern zu beschneiden oder einzuschränken, müssen wir
ntgegentreten. In einer Demokratie dürfen Parlamenta-
iern nicht die Rechte beschnitten werden.
Genauso wenig dürfen in einer Demokratie die Mög-

ichkeiten von Demonstrationen des Volkes auf der
traße – ein wichtiges Willensbildungselement in einer
emokratie – eingeschränkt werden. Wenn es gar zu
useinandersetzungen mit Toten und Verletzten kommt,
st das nicht erträglich. Dann müssen unabhängige Un-
ersuchungen darüber stattfinden, wie es dazu gekom-
en ist. Der Einsatz von Sicherheitskräften, insbeson-
ere des Militärs, muss kontrolliert werden. Das fordern
ir nicht nur in Europa, sondern auch von Ländern wie
enezuela; in diesem Punkt sind wir uns völlig einig.
Wir sind uns ebenfalls einig darin, dass die wirt-

chaftliche Lage und die Lage der Demokratie in Vene-
uela äußerst schlecht ist. Wir unterstützen vieles von
em, was dieser Präsident vor seiner Wahl angekündigt
at: die Bekämpfung der Armut, vor allem die Bekämp-
ung der Korruption. Das war ja eine seiner zentralen
orderungen, mit der er Erfolg gehabt hat. Offensicht-
ich war dieser Kampf nach allem, was vorher passiert
st, notwendig. Wir müssen aber feststellen, dass diese
ersprechungen in der Praxis dieser Regierung nicht ein-
ehalten worden sind. Die Erfolge, die man dem Volk
ersprochen hat, sind nicht eingetreten. Die Wertung der
rbeit dieser Regierung müssen wir dabei letztlich allein
em venezuelanischen Volk überlassen. Die müssen sa-






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

gen: Das hast du versprochen – was hast du eingehalten?
Was ist die Alternative dazu? – Das muss in einem
Wahlprozess zur Diskussion und zur Abstimmung ge-
stellt werden.

Hinsichtlich des Referendums haben Sie mich voll
auf Ihrer Seite; das habe ich Ihnen im Ausschuss schon
gesagt. Man kann nicht die Absetzung des Präsidenten
als Möglichkeit in die Verfassung schreiben, wie es Herr
Chávez getan hat, dann aber, wenn ein Referendum mit
einer solchen Zielsetzung angestrebt wird, schon von
vornherein, bevor man überhaupt die Unterschriften-
zettel kontrolliert hat, von Wahlbetrug sprechen. Das ist
völlig daneben und kann nicht unsere Billigung finden.
Dieses Vorgehen begründet den Verdacht, dass bei der
Prüfung dieser Unterschriften erhebliche Kritik ange-
bracht ist und wir dreimal hingucken müssen.

Auf der anderen Seite müssen wir aber auch feststel-
len, dass von den über 3 Millionen Unterschriften ganz
offensichtlich eine ganze Reihe zweifelhaft sind. Wenn
ich das richtig weiß, hat selbst die Opposition nicht bei
zehn oder 200 oder 2 000, sondern bei immerhin
200 000 dieser Unterschriftenzettel davon gesprochen,
dass sie nicht richtig zustande gekommen sind und zu-
rückgezogen werden müssen. Wenn der Oberste Wahlrat
dann erklärt, noch sehr viel mehr Unterschriftenzettel
müssten überprüft werden, sollten wir das aufgreifen
und dürfen nicht von vornherein sagen: Dieser Wahlrat
macht nur das, was Präsident Chávez sagt. Das heißt, wir
müssen fordern, dass eine objektive, eine rechtsstaat-
liche Überprüfung der Voraussetzungen für das Referen-
dum erfolgt. Wenn es in Venezuela nicht möglich ist,
sich auf eine allseits akzeptierte Überprüfung zu einigen,
weil die Fronten zu verhärtet sind, müssen wir – das
finde ich richtig, das sollten wir auch von hier aus for-
dern – eine internationale Überprüfung in die Wege lei-
ten. Das wird wahrscheinlich nicht von Deutschland aus
passieren können, aber es wird von den Nachbarstaaten
aus durchaus möglich sein.

Wir müssen vorher beide Seiten – die Opposition und
die Regierung – auffordern, ein solches Ergebnis anzu-
erkennen. Dann wird entweder ein Referendum durch-
geführt oder nicht, falls die Anzahl der gültigen Unter-
schriften nicht ausreicht. Nach einem Referendum
müssten Neuwahlen stattfinden.

Lassen Sie mich abschließend einen Satz wiederho-
len: Ihr Antrag ist deshalb nicht zustimmungsfähig, weil
er den Eindruck erweckt, als ob nur die Opposition an
die Regierung gebracht werden müsste, um in Venezuela
ökonomisch vernünftige und demokratische Verhältnisse
herzustellen. Dem ist absolut nicht so.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509808800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Weisskirchen?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja.

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(C (D Ihre Redezeit ist bereits abgelaufen. Also fassen Sie ich beide bitte kurz. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nun wirklich! Nehmt eure Mehrheit woanders her! – Weiterer Zuruf von der FDP: Ach nein! Es geht nicht um Mehrheiten! – Ute Kumpf [SPD]: Es geht um die Sache! – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509808900


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1509809000

Es geht hier eindeutig um die Sache. Herr Kollege

tröbele, vorhin hat der Redner der CDU/CSU-Bundes-
agsfraktion, Kollege Hedrich, behauptet, dass FARC in
enezuela eine Chance habe oder sich gar bewegen
önne. Ich weiß nicht, ob er dafür Beweise hat.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)

ber vielleicht können Sie in irgendeiner Weise eine
ntwort auf das geben, was er letztlich als Vorwurf for-
uliert hat.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege, diese Frage ist völlig berechtigt. Ich

abe bereits im Ausschuss zu dieser Frage Stellung ge-
ommen. Ich will auch hier dazu Stellung nehmen. Wir,
ch selber, die Koalition und auch die Bundesregierung,
aben immer wieder vor einer Entwicklung in Kolum-
ien gewarnt, die dazu führt, dass unter anderem FARC-
ebellen, aber auch andere militärische Kräfte, die in
olumbien unter Druck geraten, in die Nachbarstaaten
usweichen. Das gilt sowohl für Ecuador als auch für
rasilien sowie für Venezuela als Nachbarstaaten.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Es sind jetzt genügend Leute da! Sie können aufhören!)


Unter anderem lehnen wir den Plan Colombia für Ko-
umbien ab, weil wir sagen: Das führt dazu, dass der
rieg, der in Kolumbien stattfindet, jetzt auch in Vene-
uela oder Ecuador geführt werden soll. Das heißt, die
ehauptung von Ihnen, Herr Chávez stecke mit der Gue-
illa aus Kolumbien unter einer Decke, ist eine unbewie-
ene Unterstellung. Das muss man ganz konkret feststel-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Lassen Sie mich meinen anderen Satz noch zu Ende
ringen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

Aber natürlich!

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509809100

Die Redezeit ist jetzt doch abgelaufen.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Ich komme zu dem Satz, mit dem ich aufgehört habe.

ch sage Ihnen: Eine Opposition, die 40 Jahre lang






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

Gelegenheit hatte, in Venezuela eine demokratische und
ökonomisch vernünftige Politik zu machen, die an der
Korruption gescheitert ist – deshalb wurde dieser Präsi-
dent gewählt –, die vor zwei Jahren –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509809200

Herr Kollege!

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

– einen Putsch durchgeführt hat und als erste Maß-

nahme das Parlament aufgelöst hat, hat sich selber dis-
kreditiert und ist auch keine Alternative für Venezuela.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509809300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Weiß. Sie

haben gesehen, es sind extra viele Kollegen in den Ple-
narsaal gekommen, um Ihnen zum Geburtstag zu gratu-
lieren. Das tun wir hiermit.


(Beifall – Ute Kumpf [SPD]: So sind wir eben!)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1509809400

Vielen Dank, verehrte Kolleginnen und Kollegen!


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Peter, nun sei auch versöhnlich!)


– Der Kollege Weisskirchen ruft mir zu: Sei versöhnlich!
Doch ich verstehe die Argumentationsweise der Kolle-
gen Mark und Ströbele nicht. Man muss sich bei einer
Rede im Parlament fragen: Wem soll das nutzen, was ich
hier sage?


(Lothar Mark [SPD]: Der Demokratie, und zwar auf beiden Seiten!)


Das Argument, auf die Mängel der früheren Regierun-
gen und politischen Parteien hinzuweisen, ist berechtigt.
Aber das ist ja auch die typische Methode, mit der Chávez
argumentiert und seine antidemokratische Politik durch-
setzt.


(Lothar Mark [SPD]: Aber die Opposition ist auch antidemokratisch!)


So, wie Sie das jetzt praktisch vorgetragen haben, ist das
nur Wasser auf die Mühlen von Chávez. Man muss sich
immer fragen: Wem nutzt es?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das legitimiert unsere Kritik an Chávez!)


Das Gleiche gilt – ich denke an die zur Mehrheitsbe-
schaffung notwendige Frage des Kollegen Weisskirchen
an den Kollegen Ströbele – für die Tätigkeit der kolum-
bianischen Guerilla. Kürzlich war Staatspräsident Uribe
aus Kolumbien hier. Die Bundesregierung – auch Vertre-
ter der SPD-Fraktion – hatte Gelegenheit, ausführlich mit
ihm zu sprechen.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch!)


ribe erklärt klar und deutlich: Bei der Terrorismusbe-
ämpfung an den kolumbianischen Grenzen besteht
invernehmen und Gemeinsamkeit mit sämtlichen
achbarstaaten, die von der politischen Farbe her zum
eil sehr unterschiedlich regiert werden. Das einzige
and, mit dem das nicht funktioniert, ist Venezuela.
Deswegen ist es offenkundig, dass Chávez es hin-

immt und duldet – wenn nicht sogar fördert –, dass das
enezulanische Staatsgebiet von der kolumbianischen
uerilla als Rückzugsgebiet genutzt wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eine Unterstellung! Wie können Sie sagen, dass er das fördert? Es gibt keinen Beweis dafür!)


ch habe in Caracas mit Vertretern dreier unterschiedli-
her Menschenrechtsorganisationen Venezuelas gespro-
hen. Alle drei haben mir bestätigt, dass sie vor Ort klare
rkenntnisse darüber gewonnen haben, dass die kolum-
ianische Guerilla auf venezolanischem Staatsgebiet frei
chaltet und waltet.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Genau!)

ieser Punkt muss offensiv, klar und deutlich angespro-
hen werden. Dafür gibt es keine Entschuldigung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Venezuela befindet sich in diesen Tagen in einer sehr
ritischen Situation; denn es ist offenkundig, dass die
nterschriften für das Abberufungsreferendum nur auf
assiven politischen Druck von Chávez nicht anerkannt
urden. Das Abstimmungsergebnis im Wahlrat betrug
rei zu zwei. Die unabhängigen Beobachter der OAS
nd des Carter-Zentrums kritisieren dieses Ergebnis klar
nd eindeutig. Ein Präsident, der von Anfang an und bis
eute nur erklärt, dieses Referendum sei ein Megabe-
rug, macht deutlich: Er ist gar nicht an einem fairen
uszählverfahren interessiert. Für ihn stand von vorn-
erein fest, dass ein Referendum für ihn und seine Re-
ierung nicht infrage kommt, obwohl es in der Verfas-
ung vorgesehen ist. Das ist der von Anfang an klar
eäußerte antidemokratische Wille des Herrn Chávez,
en es eindeutig zu verurteilen und zu kritisieren gilt.


(Beifall bei der SPD – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir auch getan!)


Wenn man fragt, auf was dieser Präsident eigentlich
och reagiert, bekommt man immer die Antwort: Wenn,
ann nur auf Druck von außen. Deswegen glaube ich: So
eit Venezuela auch von uns weg ist, wir Deutschen und
ir Europäer würden einen großen Fehler begehen,
enn wir jetzt nicht mit einer klaren und eindeutigen
ußerung den notwendigen politischen Druck aufbauen
ürden, der Chávez vielleicht doch noch zum Einlenken
ringt und der die Voraussetzung dafür ist, dass es in Ve-
ezuela wieder zu einer vernünftigen politischen und






(A) )



(B) )


Peter Weiß (Emmendingen)


wirtschaftlichen Entwicklung kommen kann; darum geht
es.


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP] – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie einen vernünftigen Antrag, dann können wir darüber reden!)


Deswegen kann ich es nicht verstehen, dass mit Argu-
menten, die zum Teil an den Haaren herbeigezogen sind,
versucht wird, den Antrag der CDU/CSU heute hier im
Bundestag abzulehnen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist einfach schlecht und einseitig!)


– Herr Ströbele, wenn er schlecht wäre, dann hätte ich es
ja verstanden, wenn die Koalitionsfraktionen Ände-
rungsanträge in die Ausschussberatungen eingebracht
oder heute einen eigenen Antrag vorgelegt hätten. Das
haben Sie aber nicht getan. Das Europäische Parlament
war gestern mit den Stimmen der Christdemokraten und
der Sozialdemokraten in der Lage, gemeinsam eine klare
Entscheidung zu treffen und ein klares Signal an Vene-
zuela zu senden. Dass der Deutsche Bundestag ange-
sichts der Verweigerung von Rot-Grün heute offensicht-
lich nicht in der Lage dazu ist, gibt einem in der Tat zu
denken. Das halte ich für eine Niederlage und nicht für
einen Sieg der Demokratie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich stelle einmal die Frage: Cui bono? Wem nützt

denn das, was sich hier abspielt?

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, eben!)

Ich nehme den Kolleginnen und Kollegen der Sozialde-
mokraten und der Grünen gerne ab, dass auch sie, wie
wir, die Entwicklung in Venezuela mit großer Sorge beo-
bachten.


(Lothar Mark [SPD]: Der Bevölkerung in Venezuela nützt das nichts! Polarisierung nützt in keinem Fall irgendjemandem!)


Das heutige Abstimmungsergebnis wird aber nur
Chávez und seinen Anhängern nutzen. Sie werden Ihre
Reden – ich gebe gerne zu: von Ihrer Seite aus ist dies
nicht gewollt – als Unterstützung für ihre Position wer-
ten. Von daher bitte ich Sie noch einmal herzlich, sich zu
überlegen, ob wir heute das richtige oder das falsche Si-
gnal nach Venezuela senden.


(Lothar Mark [SPD]: Wenn man meine Rede als Unterstützung wertet, muss man mit dem Klammerbeutel gepudert sein!)


Wir haben es als deutsche Parlamentarier und Europäer
in der Hand, ob wir unseren Parlamentskolleginnen und
-kollegen in Venezuela die notwendige Unterstützung
geben und eine Lanze für Demokratie und Freiheit bre-
chen.


(Lothar Mark [SPD]: Dann muss Ihr Antrag von der Grundbasis her demokratisch sein!)


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(C (D Angesichts seiner potenziellen wirtschaftlichen tärke und angesichts seines Ölreichtums ist Venezuela in wichtiges und bedeutendes Land in Lateinamerika. s kann uns nicht egal sein, dass sich dieses Land zu eier autoritären Diktatur entwickelt. Deswegen wäre es otwendig gewesen, dass wir im Deutschen Bundestag in einheitliches und klares Signal senden. Ich bedauere ußerordentlich, dass Rot-Grün aus mir nicht verständlihen Gründen dazu nicht bereit und in der Lage ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Dann müssen Sie einen anderen Antrag formulieren! – Lothar Mark [SPD]: Einem einseitigen Antrag, der von Blinden gestellt ist, können wir nicht zustimmen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509809500

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-

en Ausschusses auf Drucksache 15/2671. Der Ausschuss
mpfiehlt die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
DU/CSU auf Drucksache 15/2389 mit dem Titel: „De-
okratie und Rechtsstaatlichkeit in Venezuela unterstüt-
en – Freiheit der Medien und wirtschaftliche Prosperität
iederherstellen“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
ehlung des Ausschusses? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? –


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Traurig! – Ulrich Heinrich [FDP]: Denn sie wissen nicht, was sie tun!)


ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD
nd Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von
DU/CSU und FDP angenommen worden.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 a auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst
Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther (Plauen),
Eberhard Otto (Godern), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP
Investitionen in Verkehrsinfrastruktur sicher-
stellen
– Drucksache 15/2423 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
DP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wi-
erspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

er Abgeordnete Horst Friedrich.

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1509809600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist einigermaßen schwierig, sich von der großen Politik
nd den Menschenrechten in Venezuela abzuwenden und ei-
em für uns in Deutschland sicherlich mindestens genauso
rängenden Problem zuzuwenden, nämlich der Sicherstel-
ng der Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur. Dieses






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


brennende Thema ist in unserem Antrag vom Januar do-
kumentiert worden. Dabei agieren die Bundesregierung
und die sie tragenden Fraktionen offensichtlich nach wie
vor nach den Prinzipien Hoffnung und Glauben. Damit
kann man aber weder Verkehrswege bauen noch Arbeits-
plätze erhalten noch neue schaffen.

Wie anders ist denn zu verstehen, dass der für diesen
Bereich zuständige Minister, Manfred Stolpe, auf Nach-
fragen erklärt: Ich bin mir mit dem Bundeskanzler und
dem Finanzminister einig, dass Investitionen stattfinden
müssen. – Dieser Aussage kann man zwar uneinge-
schränkt zustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Aber was heißt das für seinen Etat? Die Ausgangssitua-
tion war folgende: Der Minister hat in völliger Nichtbe-
achtung der Beschlüsse des Vermittlungsausschusses zur
Maut – diese hat die FDP Gott sei Dank nicht mitgetra-
gen, weil wir schon damals weitere Ärgernisse vorherge-
sehen und befürchtet haben –,


(Rainer Fornahl [SPD]: Schlaumeier!)

Einnahmen von 2,1 Milliarden Euro aus der Maut in sei-
nen Haushalt für das Jahr 2004 eingestellt. Gleichzeitig
aber hat er den Haushaltsansatz um 2,2 Milliarden Euro
reduziert, um die Entsperrung der Milliarde gegenüber
dem Haushaltsausschuss zu begründen und eine angebli-
che seriöse Gegenfinanzierung nachzuweisen: Man
stelle einfach eine gute Milliarde Euro aus Einnahmen
aus dem laufenden Schiedsgerichtsverfahren mit dem
Konsortium Toll Collect ein. Kein Mensch kann zum
heutigen Zeitpunkt sagen, ob die Bundesregierung über-
haupt Geld bekommt, wann es fließt – das kann schließ-
lich noch ein paar Jahre dauern – oder wie diese 1 Mil-
liarde Euro seriös in den Haushalt eingestellt werden
soll. Das ist die eine Maßnahme, die zur Sicherung der
2 Milliarden Euro erfolgte.

Interessant ist aber auch eine weitere Maßnahme. Da-
für darf die Bahn herhalten, die sich anschickt, an die
Börse zu gehen. Ihr wird folgender Deal aufs Auge ge-
drückt: Die Bahn muss sich am Kapitalmarkt 1 Milliarde
Euro besorgen, mit der Darlehen vorfristig getilgt wer-
den, die ihr aber bisher zinslos zur Verfügung gestellt
worden sind. Durch diese Vorfristigkeit der Tilgung be-
kommt diese 1 Milliarde Euro auf einmal das Volumen
von 2 Milliarden Euro. Aber das Geschäft bleibt aus
meiner Sicht noch immer anrüchig; denn hier geht es um
die Seriosität von Haushaltszahlen.


(Markus Löning [FDP]: Die wissen doch gar nicht mehr, was das ist!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, auf
dieser Basis versuchen Sie, einen Haushalt zu einem Zeit-
punkt aufzustellen, zu dem wir einen neuen Verkehrswe-
geplan beraten, die EU-Osterweiterung auf uns zukommt
und die von Ihnen selbst vorgelegten Straßenbauberichte
dokumentieren, in welchem Zustand die Verkehrsinfra-
struktur in Deutschland ist. 30 Prozent aller technischen
Bauwerke wie Brücken und Tunnel sind – wenn über-
haupt – nur noch eingeschränkt nutzbar. Mindestens wei-
tere 20 Prozent sind gerade noch akzeptabel. Aber der

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(C (D est müsste dringend ausgebaut werden, von neuen Verehrswegen ganz zu schweigen. Ich will gar nicht auf die sehr positive Antwort der undesregierung bezüglich der Finanzierung der Verehrswege für die Fußballweltmeisterschaft eingehen. as basiert alles auf der Annahme, dass das Geld, das ie angeblich so seriös vorfinanziert haben, tatsächlich ließt. Das glaube ich, ähnlich wie bei der Umsetzung er Maut, erst dann, wenn ich es tatsächlich gesehen abe. Von einer Bundesregierung, die die Aufgabe hat, inen Haushalt vorzulegen, der den Grundsätzen der aushaltswahrheit und Haushaltsklarheit entspricht, erarte ich mehr als das, was Sie vorlegen. Das zeigt allerings auch die Not, in der Sie sind. Das Schlimme an dem ganzen Dilemma ist, dass Sie ffensichtlich völlig ignorieren, dass Arbeitsplätze in der berwiegend mittelständisch geprägten Bauwirtschaft ufgrund dieser Verunsicherung wegfallen. Mittlerweile tapeln sich bei uns die Briefe von Vertretern der Bauinustrie und von Handwerkern, seien sie nun im Bereich er Schiene oder des Straßenbaus tätig, in denen händeingend darum gebeten wird, endlich Sicherheit bei der inanzierung zu schaffen. (Markus Löning [FDP]: Das kann man bei dem Minister vergessen!)


Sie versuchen das zwar. Aber die Grundlage dafür,
ass wir Ihnen das glauben können, haben Sie mit dem,
as Sie bisher vorgelegt haben, nicht geschaffen.
Ganz besonders toll ist, dass der Herr Minister die

erkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft, die die
aut einnehmen sollte und die von Ihnen bewusst nicht
reditfähig gemacht worden ist,


(Markus Löning [FDP]: Zum Glück!)

ufgefordert hat, sie solle mal eben 1 Milliarde Euro
redit aufnehmen. Auf die gesetzliche Ermächtigung
afür, dass er das auch darf, warten wir noch. Der An-
rag, den wir Ihnen heute vorlegen, dokumentiert das al-
es. Deswegen wäre es schön, wenn Sie ihm zustimmen
ürden. Das müssen Sie tun, wenn Sie sich als Parla-
entarier noch ernst nehmen wollen.
Danke sehr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509809700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Uwe Beckmeyer.


(Beifall bei der SPD)


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1509809800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Lieber Horst Friedrich, man fragt sich nicht nur,
b der Antrag alt war, sondern auch, ob Ihre Rede aus
em Januar stammt. Denn das, was Sie hier vorgetragen
aben, ist inzwischen überholt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nein!)

berholt ist der aufgrund der fehlenden Mehrheit zu-
ückgezogene Antrag zur Einsetzung eines Untersu-






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

chungsausschusses, wobei Sie, wie ich der „Welt“ von
heute entnehmen konnte, darauf spekulieren, ihn in
14 Tagen erneut einzubringen. Glauben Sie denn, dass
Sie in 14 Tagen eine Mehrheit haben?


(Rainer Fornahl [SPD]: Da lachen ja die Hühner! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Warten Sie es doch ab!)


Genauso verhält es sich mit Ihrem Antrag zu Investitio-
nen in die Verkehrsinfrastruktur, den Sie hier im Bundes-
tag diskutieren wollen.


(Rainer Fornahl [SPD]: Nebelkerzen!)

Wichtig ist doch, dass die Verkehrsinfrastruktur im Jahre
2004 finanziert werden kann. Am besten ist es, wenn wir
dafür Geld haben und nicht auf irgendwelche anderen
Titel zurückgreifen müssen.


(Beifall bei der SPD)

Das ist durch den Haushaltsausschuss sichergestellt, der
einstimmig, auch mit den Stimmen der FDP, die Aufhe-
bung der Sperre beschlossen hat.


(Rainer Fornahl [SPD]: Sehr interessant!)

Das führt dazu, dass es wieder eine ordentliche Ver-
kehrsinfrastrukturfinanzierung für das Jahr 2004 im
Haushalt des Verkehrsministeriums gibt.

Was bedeutet nun der Finanzierungsvorschlag des Fi-
nanzministers in Bezug auf die 1 Milliarde von der DB
AG, den Sie als kritikwürdig bezeichnet haben? Das ist
zum Vorteil der Deutschen Bahn AG, weil zinslose Dar-
lehen des Bundes sofort fällig werden und damit Schul-
den der DB AG in Höhe von 2 Milliarden Euro zurück-
gezahlt werden. In diesem Fall ist das auch zum Vorteil
der Bundesrepublik Deutschland. Beide haben etwas da-
von. Das ist eine klassische Win-Win-Situation.


(Beifall bei der SPD)

Wir diskutieren einen Antrag, der vom 28. Januar die-

ses Jahres stammt. Es ist ein Problem, wenn man An-
träge zu Zwischenstadien stellt und glaubt, politisch auf-
hucken zu müssen und damit die Lösung zu haben.


(Rainer Fornahl [SPD]: Stochern im Nebel!)

Inzwischen ist die Zeit über Ihren Antrag hinweggegan-
gen. Es gibt eine völlig neue Situation. Diese Situation
ist eindeutig geklärt, wie ich eben schon beschrieben
habe.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Die Situation heißt: Nichts ist klar und das auf hohem Niveau!)


Ich will etwas zu den einzelnen Punkten sagen. Ihre For-
derung nach Sicherstellung der Investitionsmittel ist, wie
Sie ebenso wie ich wissen, längst von der Realität über-
holt.

Die jüngst mit dem Betreiberkonsortium getroffene
Vereinbarung besagt, dass der Auftragnehmer für alle
Nettomautausfälle des Bundes haften wird.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ihr träumt!)


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(C (D ls Beginn der Mauterhebung wurde der 1. Januar 2005 estgelegt. Damit konnten – ich wiederhole das an dieser telle – in der 42. Sitzung des Haushaltsausschusses am . März auch mit den Stimmen der FDP die Sperre für ie mautfinanzierten Ausgaben aufgehoben und die gelanten Investitionen laut Kapitel 12 02 beschlossen erden. Die nötigen Mittel sind somit für 2004 durch en Beschluss des Haushaltsausschusses gesichert. Für die folgenden Jahre zwingen jedoch die globalen inderausgaben und die Einsparauflagen aus der Umsetung der gemeinsam beschlossenen Koch/Steinbrückorschläge – aus denen Sie sich bitte nicht verabschieen mögen, weil Sie im Vermittlungsausschuss mitgeirkt haben – zu einer strengen Priorisierung der Vorhaen und einem flexiblen Einsatz der Haushaltsmittel. nsofern ist der erste Punkt abgehakt und überflüssig. Zum zweiten Punkt: Ihre Forderung zur Verkehrs nfrastrukturfinanzierungsgesellschaft ist nicht ohne eiteres von der Hand zu weisen, zumal auch wir Soialdemokraten dieses Instrument in unsere Überlegunen einbezogen hatten. Es ist richtig, dass die Mauteinahmen unmittelbar der VIFG zugewiesen werden, enn diese Gesellschaft kreditmarktfähig gestellt wird. ie Gesellschaft ist doch im vergangenen Jahr gegründet orden, um eine Bündelungsfunktion für die erhobenen utzerentgelte aus der Verkehrswegenutzung zu überehmen und die reine Haushaltsfinanzierung durch eine utzerfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur zu ergänen. Für die maastrichtkonforme Kreditfähigkeit der VIFG st die Sektorzuordnung entscheidend. Die ökonomichen Aktivitäten der VIFG sind dann als maastrichtirksam anzusehen, wenn sie nicht dem Sektor Kapitalesellschaften, sondern dem Staat im Sinne der Regeln es europäischen Systems volkswirtschaftlicher Gesamtechnung zugerechnet werden. Sie wissen aber so gut ie ich, dass wir uns dazu derzeit noch im Stadium einer erfassungsrechlichen Prüfung befinden. Lassen Sie uns ie Ergebnisse dieser Prüfung abwarten. Dann können ir uns zu einem späteren Zeitpunkt weiter mit diesem hema beschäftigen. Zum dritten Punkt: Ihre Forderungen nach einem Ge etzentwurf zur Erweiterung der privatwirtschaftlichen inanzierungsund Beteiligungsmodelle sowie nach ehr Möglichkeiten zur Anwendung der so genannten -Modelle und F-Modelle sind überflüssig. Dass wir iese Modelle in Zukunft noch stärker anwenden weren, ist längst Konsens und auch mit dem Ministerium bgesprochen. Das A-Modell ist bereits Bestandteil eines eigenen rogramms des Bundesverkehrsministeriums mit einem nvestitionsvolumen von 3,6 Milliarden Euro. Die Umetzung dieses Programms erfordert die Zustimmung des eweiligen Bundeslandes. Es ist zwischenzeitlich von alen betroffenen Ländern zur weiteren Realisierung akeptiert worden. Zur Umsetzung der Projekte nach dem -Modell bedarf es deshalb keiner spezialgesetzlichen rundlage. Uwe Beckmeyer Zum so genannten F-Modell ist zu sagen, dass derzeit neun Betreibermodelle mit einem Investitionsvolumen von 2,9 Milliarden Euro vom Ministerium geprüft werden. Bundesweit gibt es seit dem 12. September 2003 die „Feste Warnowquerung Rostock“ als erstes Projekt nach diesem Modell. Es folgen die Travequerung bei Lübeck bis Mai 2005 und der Wesertunnel in Bremen bis 2010. Das heißt, dass auch hier die Verantwortlichen längst an einer Erweiterung privatwirtschaftlicher Finanzierungsund Beteiligungsmodelle für den Bundesverkehrswegeplan arbeiten. Neue Gesetze, wie Sie es in Ihrem Antrag fordern, benötigen wir in diesem Bereich nicht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Lachen bei der FDP)





(A) )


(B) )


Ich komme zum Schluss. Der Ausbau der Bundes-
fernstraßen, Bundeswasserstraßen und des Schienennet-
zes ist zweifelsohne eine entscheidende Voraussetzung
für eine positive Entwicklung der Wirtschaft. Durch die
genannten Entscheidungen – an denen auch Sie im
Haushaltsausschuss beteiligt waren – haben wir trotz
schwieriger Rahmenbedingungen die notwendigen In-
vestitionen auf einem verantwortbaren Niveau gesichert.
Dies ist ein Erfolg der Bundesregierung, des Ressorts
und der die Bundesregierung tragenden Fraktionen. Die-
ser Erfolg ist gut für unser Land.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509809900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Renate Blank.

Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1509810000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Kollege Beckmeyer, es tut mir Leid, das sagen zu müs-
sen, aber entweder Sie träumen oder Sie glauben an
Märchen.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Er träumt!)

Herr Staatssekretär Diller, überzeugen Sie doch die SPD
von dem, was im Haushaltsausschuss beschlossen
wurde! Von 2,1 Milliarden Euro veranschlagten Maut-
einnahmen wurde nämlich 1 Milliarde Euro gesperrt, die
zwar inzwischen wieder entsperrt wurde, aber die Mittel
fehlen trotzdem.

Das ist für die deutsche Verkehrsinfrastruktur eine
echte Katastrophe,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

und zwar erstens deshalb, weil bis Ende 2004 rund
2,8 Milliarden Euro fehlen werden. Das sind 60 000 Ar-
beitsplätze in der Baubranche. Das Anti-Stau-Programm
aus dem Jahr 2000, das im Hinblick auf die LKW-Maut
konzipiert wurde, ist doch Makulatur. Das Gleiche kann
man bald auch vom Bundesverkehrswegeplan behaup-
ten.

Zweitens. Ortsumgehungen, die ja Menschenschutz
und Umweltschutz bedeuten, und der wichtige Ausbau

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(C (D och belasteter Autobahnen können nicht in Angriff geommen werden. Drittens. Der Ausbau der Wasserwege stagniert, und war nicht nur aufgrund fehlender Mittel, sondern auch ufgrund der restriktiven Vorstellungen des Umweltmiisteriums. Wie lange hat es nach dem Hochwasser geauert, bis an der Elbe die dringend notwendigen Repaaturmaßnahmen begonnen werden konnten? – ineinhalb Jahre! Mittlerweile sollten doch alle wissen, ass eine Verlagerung auf das umweltfreundliche Binenschiff nur funktionieren kann, wenn eine möglichst anzjährige Befahrbarkeit der Wasserstraßen gewähreistet ist. Aber zwischen Sonntagsreden und Handeln laffen bei Rot-Grün große Lücken. Viertens. Der Ausbau der Schieneninfrastruktur urde gestoppt. Das Thema Schiene ist ein ganz besoneres Kapitel. Zum Beispiel wirft das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit“ Nr. 8.1/8.2 – Halle–Leipzig–Nürnerg – die Frage auf, wer eigentlich die Verantwortung ür die Schieneninfrastruktur in Deutschland hat. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Herr Mehdorn!)


ie rot-grüne Bundesregierung hat im Jahr 2002 aus ideo-
ogischen Gründen diese Strecke auf Eis gelegt. Dann
at der Bundeskanzler angekündigt – er hat so versucht,
ählerstimmen in den neuen Bundesländern zu gewin-
en –, dass diese Stecke gebaut wird. Schließlich wurde
onseiten der Deutschen Bahn AG mitgeteilt, dass die-
es wichtige Verkehrsprojekt der transeuropäischen
etze mangels Geld nicht mehr weitergebaut wird, was
mgehend vom Verkehrsministerium dementiert wurde.
ie Grünen wollen das Projekt sogar qualifiziert been-
en. Ich frage mich angesichts dessen, wer Herr im
ause ist. Eigentlich müsste Minister Stolpe seinen Platz
ür Herrn Mehdorn räumen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er könnte ja Kundenbetreuung machen!)


Noch einige Anmerkungen zur Verkehrsinfrastruk-
urfinanzierungsgesellschaft, die keine Kredite aufneh-
en darf: Es rächt sich nun, dass diese Gesellschaft – sa-
opp formuliert – nur ein Inkassobüro ist und keine
eiteren Aufgaben hat. Man hat also nur eine Organisa-
ionspriviatisierung und keine Aufgabenprivatisierung,
ie von der Pällmann-Kommission vorgeschlagen, vor-
enommen. Die Verwaltungsausgaben für diese Gesell-
chaft stehen zwar im Haushalt. Es gibt jedoch nichts zu
un. Es werden derzeit Däumchen gedreht.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aber der Geschäftsführer kriegt ein Gehalt! Und was für eines!)


Wir brauchen eine Weiterentwicklung der privatwirt-
chaftlichen Finanzierungs- und Beteiligungsmodelle,
ber mit Beteiligung des Parlaments; denn wohin es
ührt, wenn das Parlament nicht beteiligt ist, sehen wir
ei der LKW-Maut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Renate Blank

Die künftigen LKW-Maut-Mittel – sofern sie denn

überhaupt fließen – sollten, wie der Kollege Horst
Friedrich schon ausgeführt hat, zusätzlich zu den bishe-
rigen Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt werden.
Ich wundere mich allerdings, warum die Länder hier
nicht aufheulen; denn sie sind betroffen. Aber wahr-
scheinlich schreien sie deshalb noch nicht, weil über-
haupt noch keine Mittel zur Verfügung stehen.

Auch das Anti-Stau-Programm aus dem Jahr 2000
sollte – so die Intention der Bundesregierung – dringend
erforderliche Zusatzmittel zur Verfügung stellen; denn
die Vertreter der Bundesländer hatten schon im Jahr
1997 darauf hingewiesen, dass ihnen 4 Milliarden DM,
also rund 2 Milliarden Euro pro Jahr fehlen. Diese Aus-
sage wurde auf einer Sondersitzung der Landesverkehrs-
minister am 25. Februar 2004 bestätigt; denn der einstim-
mige Beschluss fordert vom Bund, sein Investitionsniveau
bei den Fernstraßen auf mindestens 5,8 Milliarden Euro
pro Jahr zu steigern, damit Stau auf deutschen Straßen
verhindert werden kann. Laut Aussage der Bundesregie-
rung betragen die Staukosten 100 Milliarden Euro pro
Jahr.

Die von Minister Stolpe vorgestellte Lösung betref-
fend die Verkehrsinfrastrukturfinanzierung ist aber kein
seriöses Konzept. Die Erwartung, nach dem Schiedsver-
fahren 1,5 Milliarden Euro zu erhalten, gleicht doch ei-
nem ungedeckten Scheck. Bei diesem miserablen Vertrag
sind doch die Aussichten wenig erfolgversprechend – von
der Dauer gar nicht zu reden. Es steht noch nicht fest, ob
die Mittel überhaupt und wann sie fließen. Man kann so-
gar davon ausgehen, dass dieses Schiedsverfahren min-
destens ein bis zwei Jahre dauern wird.

Die vorfristige Tilgung zinsloser Darlehen seitens der
DB AG – auch hierbei geht es um einen Betrag von über
1 Milliarde Euro – stellt eine Anleihe auf die Zukunft
dar; denn für künftige Haushalte sind die Tilgungsraten
bereits eingeplant und fallen damit in den Folgejahren
aus.

Ich möchte ein Wort zu der im Raum stehenden Ein-
richtung eines Untersuchungsausschusses sagen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509810100

Aber achten Sie bitte auf die Zeit!


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1509810200

Zurzeit liegen wichtige Fakten auf dem Tisch. Es ist

bekannt, dass es sich um einen für die Bundesregierung
sehr schlechten Vertrag zulasten der Bürgerinnen und
Bürger handelt. Hinzu kommt ein miserables Control-
ling durch die Bundesregierung. Minister Stolpe sollte
sich aber nicht sicher fühlen; denn es könnte eine Situa-
tion entstehen, die einen Untersuchungsausschuss erfor-
derlich macht, zum Beispiel wenn weitere schwerwie-
gende Ungereimtheiten erkennbar werden oder die
Bundesregierung eine lückenlose Aufklärung verwei-
gert. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Herzlich willkommen im Klub!)


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(C (D Das Wort hat der Abgeordnete Albert Schmidt. Albert Schmidt EN)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509810300
Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Dieser Tagesordnungspunkt – er beschäftigt
ns an einem Freitagnachmittag, wo viele schon im Wo-
henende sind – ist offenbar so interessant, dass er sogar
ie Bürgermeister des Landkreises Neu-Ulm nach Berlin
eführt hat.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Aus dem Eichsfeld sind auch Leute da!)


as zeigt uns, dass die Frage: „Wie geht es mit den Ver-
ehrsinvestitionen weiter?“, alle, also die Vertreter der
undespolitik bis hin zu denen der Kommunalpolitik,
mtreibt. Dass wir es mit einem Megaproblem zu tun ha-
en, lässt sich überhaupt nicht wegdiskutieren. Wenn in
inem Haushaltsjahr 2,1 Milliarden Euro an Nettoein-
ahmen ausfielen, ohne dass das Probleme nach sich
öge, dann wäre das ein Wunder Gottes. Nach Adam
iese muss das ein gigantisches Problem sein. Dieses
roblem ist im Grunde nicht lösbar; aber es ist be-
errschbar.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Aber wie, bitte?)

u diesem einvernehmlichen Ergebnis sind in den letz-
en Tagen und Wochen der Bundesfinanzminister, der
undesverkehrsminister und das Parlament gekommen.
Lieber Kollege Friedrich, das Ziel, die Investitionen

n die Verkehrsinfrastruktur sicherzustellen, teile ich voll
nd ganz. Ich glaube, niemand in diesem Hause hat et-
as gegen dieses Ziel. Nur: Für diejenigen, die in der
egierungsverantwortung sind, reicht es natürlich nicht,
inen Antrag mit einer sicherlich lobenswerten Intention
u stellen; vielmehr muss man der Aufforderung tatsäch-
ich nachkommen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wir können ja tauschen!)


Die Wählerinnen und Wähler haben anders entschie-
en, Herr Kollege. Wir können jetzt nicht einfach tau-
chen. Das ist so.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wenn ihr weiter keine Probleme habt, diese Probleme löse ich dann schon!)


Ich bin ganz froh, dass es mittlerweile gelungen ist,
afür zu sorgen, dass die gesperrten Haushaltsmittel – es
andelt sich um Mittel in der Höhe der Hälfte der Netto-
innahmen durch die Maut – für dieses Jahr freigegeben
erden.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ihr glaubt doch auch wirklich alles!)


as ist nicht nur für die Bauwirtschaft, sondern auch
ür die Verkehrspolitiker ein wichtiges Signal. Das be-
eutet nämlich: Mit Planungen kann sofort begonnen
erden, bei der DB vorhandene Vergabestopps können
ufgehoben werden – teilweise ist es schon geschehen –
nd eine weitere Verzögerungsstrategie seitens großer






(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Auftraggeber wie der DB AG hat keine sachliche Grund-
lage mehr.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Na, weiß das auch der Hartmut?)


Meines Erachtens ist die Verteilung der Finanzlast,
die durch diese Finanzlücke entstanden ist, im Rahmen
des Möglichen erfolgt und eigentlich ganz ansehnlich.
Wie schon angesprochen wurde, erwartet man vom Kon-
sortium als dem eigentlichen Verursacher der Ausfälle
sehr wohl Schadenersatzzahlungen und Vertragsstra-
fenzahlungen in erheblicher Höhe.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Bei diesem grottenschlechten Vertrag?)


Unter Verkehrspolitikern sollte in dieser Angelegenheit
an und für sich kein Grund zur Kritik bestehen. Vielmehr
sollte es völlig normal sein, dass wir unsere Forderungen
zunächst an diejenigen richten, die uns den Schlamassel
eingebrockt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was wäre denn die Alternative? Wenn wir im Um-
kehrschluss gesagt hätten: „Herr Eichel, stellen Sie uns
einen Scheck in Milliardenhöhe aus, damit die Industrie
keine Probleme bekommt“, dann hätten wir damit signa-
lisiert: Wir glauben gar nicht an unsere Schadenersatzan-
sprüche und wir wollen sie gar nicht ernsthaft einfor-
dern. Das wäre genau der falsche Weg gewesen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Der hat kein Scheckbuch mehr!)


Frau Kollegin Blank, wenn behauptet wird – darauf
wurde schon hingewiesen –, dass die Verflüssigung der
Schadenersatzansprüche in der erforderlichen Höhe na-
türlich nicht innerhalb von wenigen Monaten zu erwar-
ten ist, weil ein Schiedsgerichtsverfahren einige Zeit
dauert – wir alle wissen nicht genau, wie lange –, dann
stimme ich sofort zu. Es ist auch klar, dass wir alle nicht
genau wissen, wie lange es dauert. Es kann also sehr
wohl die Situation entstehen, dass wir die Einnahmen,
die wir von dieser Seite einfordern und mit gutem Grund
erwarten, zwischenfinanzieren müssen. Um diese Tatsa-
che rede ich nicht herum. Aber von vornherein zu sagen,
dass man das gar nicht für möglich hält, wäre ein völlig
falsches Signal. Es könnte zur Finanzierung dieses An-
teils also allenfalls eine Zwischenfinanzierung nötig
werden.

Der zweite Teil ist ja nun durch die Vereinbarung
mit der Deutschen Bahn AG gesichert. Man kann jetzt
kritisieren – das kann ich durchaus nachvollziehen –,
dass die Deutsche Bahn AG in einem Akt des politischen
Judo die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen hat und
eine Regelung vorgeschlagen und wohl auch gewährt
bekommen hat, die im Grunde genommen dem Unter-
nehmen nicht schadet, sondern unterm Strich sogar
nützt. Das kann man kritisieren. Aber unter den gegebe-
nen Umständen halte ich das von beiden Seiten für cle-
ver und unheimlich kreativ.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Da sind wir bei der kreativen Buchführung!)


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(C (D ie sagt nicht mehr und nicht weniger, als dass die Deutche Bahn AG Verbindlichkeiten – auf Deutsch: Schulen – gegenüber dem Bund vorzeitig ablösen kann und afür dann einen Abschlag bekommt. Das ist auch im ormalen Wirtschaftsleben durchaus der Fall. So haben nterm Strich beide Seiten etwas davon: Die eine, in dieem Fall die Deutsche Bahn AG, verringert ihren Schulensaldo und die andere, in diesem Fall der Bund, erhält orzeitig ihr Geld zurück und kann früher damit operieen, also unmittelbar sofort wieder für Investitionen in ie Schiene einsetzen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Und die Bahn bleibt auf den Zinsen sitzen!)


ch kann nichts erkennen, was daran falsch oder schlecht
äre. Ich finde, wir sollten uns als Verkehrspolitiker ge-
einsam darüber freuen, dass diese Möglichkeit wahr-
enommen wurde.
Lassen Sie mich abschließend sagen, da meine Rede-

eit schon fast abgelaufen ist: Wir sollten an dieser Stelle
icht polarisieren,


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ach!)

ondern zusammenhalten. Wir stehen gemeinsam vor
er Aufgabe, das Geld zu sichern. Ich sage eines ganz
lar – das habe ich hier schon einmal gesagt –: Wir ha-
en jetzt für den Haushalt 2004 die Auswirkungen der
erhandlungsergebnisse des Vermittlungsausschusses,
oweit es in unserer Macht stand, minimiert und gerecht
erteilt; wir konnten sie nicht vollständig abwenden. Ich
in aber strikt dagegen, dass wir das, was im Dezember
003 beschlossen wurde, einfach widerstandslos in der
orgesehenen Höhe für die Jahre 2005, 2006 und wo-
öglich noch folgende durchexekutieren. Das halte ich
uch aus verfassungsrechtlichen Gründen für problema-
isch. Von daher müsste es unser gemeinsames Anliegen
ein, alles zu tun, damit die Kürzungen, die in den Ein-
elplänen erbracht werden sollen, meinetwegen auch im
inzelplan 12, Verkehr, nicht vollständig und vor allen
ingen nicht bei den Investitionen im Verkehrsetat
urchschlagen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ihr seid doch an der Regierung!)


as hielte ich für verkehrspolitisch falsch und für kon-
unkturpolitisch kontraproduktiv. Lassen Sie uns in die-
em Punkt am selben Strang ziehen und auch mit unse-
en Ministerpräsidenten reden, die uns den Quatsch
ingebrockt haben. Das waren sowohl Herr Koch als
uch Herr Steinbrück, aber eben nicht nur Herr
teinbrück. Die Opposition kann sich an dieser Stelle
icht wegducken. Sie steht in dieser Frage genauso in
er Verantwortung wie die Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509810400

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Lena Strothmann.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Lena Strothmann (CDU):
Rede ID: ID1509810500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir alle

in diesem Hohen Haus haben ein gemeinsames Ziel,
nämlich Arbeitsplätze zu sichern. Das heißt, zu verhin-
dern, dass immer mehr Menschen in Arbeitslosigkeit ab-
driften. Auch in einer Debatte über Investionen in Ver-
kehrsinfrastruktur in Deutschland muss das betont
werden. Das ist ein Aspekt, der immer wieder vergessen
wird. Arbeitsplätze entstehen eben nicht durch ABM-
Maßnahmen, nicht durch Subventionen und schon gar
nicht aufgrund von Sparmaßnahmen. Arbeitsplätze in
diesem Land entstehen durch Wirtschaftswachstum,
und das in Deutschland erst bei einem Wachstum von
2 Prozent. Von diesem Ziel sind der deutsche Mittelstand
und das deutsche Handwerk aber weit entfernt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Große deutsche Unternehmen schaffen derzeit eher

Arbeitsplätze im Ausland. Viele deutsche Produkte
entstehen mittlerweile im Ausland, weil sich das positiv
auf deren Unternehmensbilanzen auswirkt, aber leider
negativ auf den deutschen Arbeitsmarkt. Derzeit gibt es
laut „Spiegel“ 2,6 Millionen Arbeitsplätze deutscher Fir-
men im Ausland. Umso mehr muss die öffentliche Hand
ein verlässlicher Investor und Auftraggeber für unsere
Unternehmen bleiben. Immerhin erhielten beispiels-
weise Handwerksunternehmen früher bis zu 15 Prozent
ihrer Aufträge von der öffentlichen Hand. Diese Zahl
geht aufgrund der katastrophalen Finanznot mittlerweile
gegen null. Allein 70 000 Arbeitsplätze in der Baubran-
che sind durch fehlende Maut-Einnahmen gefährdet.
Nun soll die Deutsche Bahn durch eine vorgezogene Til-
gung von Krediten die Lücke im Verkehrshaushalt stop-
fen


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Zur Hälfte!)


und die Arbeitsplätze im Straßenbau sichern.
Damit das klar ist: Wir begrüßen, dass die Haushalts-

sperre in Höhe von circa 1 Milliarde Euro aufgehoben
wurde.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Na also!)


Das macht den Weg frei für gestoppte Verkehrsinvesti-
tionen vor allen Dingen in Straße und Schiene.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und für Arbeitsplätze!)


Aber es darf nicht darüber hinweggetäuscht werden,
dass diese Mittel ursprünglich aus Mauteinnahmen kom-
men sollten, die nach wie vor fehlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ob sie überhaupt in dieser Höhe kommen, ist aus heuti-
ger Sicht völlig offen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ist das in einem Rechtsstaat nun einmal!)


Eine Verkehrspolitik mit falschen Prioritäten gefähr-
det nicht nur Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft. Auch in

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(C (D en Speditionen schrillen seit langer Zeit die Alarmgloken. Gerade diese Firmen setzen auf minutiöse Zeitläne und Rahmenbedingungen, um im harten Wettbeerb bestehen zu können. Meine Damen und Herren, wie gehen wir eigentlich it dem deutschen Mittelstand um? Kühe, die man melen will, sollte man nicht vorher schlachten. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Schon gar nicht in Zahlung geben!)


ffentliche Aufträge und Investitionen sind natürlich
icht nur zur Schaffung von Arbeitsplätzen gedacht. Der
taat erhält im Gegenzug eine langfristig ausgerichtete
erkehrsinfrastruktur auf der Habenseite.
Nachhaltige Investitionspolitik heißt für mich, eine

lare Finanzierungslinie zu halten und nicht mit der Axt
u kürzen. Zur Erinnerung: Gesamtinvestitionen in Was-
erstraßen: minus 44,2 Prozent;


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

nvestitionen in Schiene: minus 26,3 Prozent; Investitio-
en in Fernstraßenbau: minus 15,9 Prozent.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist die Verkehrspolitik von Rot-Grün!)


ie sparen bewusst an der falschen Stelle. Das ist so, als
enn ein Handwerksmeister, der aufgrund mangelnder
ufträge sparen müsste, zunächst seinen Telefonan-
chluss kündigen würde.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Besonders das Verhältnis zwischen enormen Kon-

umausgaben und geringen Investitionen ist erschre-
kend. Das gilt für den kompletten Bundeshaushalt ge-
auso wie für den Verkehrshaushalt.
Gestrichene Investitionsmittel sollen durch Mautein-

ahmen teilweise ersetzt werden. Die Mauteinnahmen
ollten die Investitionen aber eigentlich ergänzen. Die
elder waren als zusätzliche Mittel für den Straßenbau
eplant – eine Vereinbarung zwischen Bund und Län-
ern, die Sie gebrochen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Toll-Collect-Verhandlungen der letzten Monate
aren nicht durchschaubar und wenig zielorientiert.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Na, na, na!)


ie Bürger zeigen kein Verständnis mehr dafür und das
usland lacht über uns.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Ergebnis ist doch okay!)

eine Rede ist mehr von den 6,5 Milliarden Euro Ge-
amtschaden, die am 16. Februar von Minister Stolpe
ffiziell genannt wurden. Für den zukünftigen eventuel-
n Ausfall ab 2005 gibt es auch keine volle Haftung.
it aller Selbstverständlichkeit aber wird die Einigung
uf die Hälfte als Erfolg gefeiert. Frau Mertens, wann
ird eigentlich das als Vertrag unterzeichnet, was der
undeskanzler mit Toll Collect ausgehandelt hat, damit






(A) (C)



(B) )


Magdalene Strothmann
wir für unsere Investitionen endlich Rechtssicherheit ha-
ben?


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Nebenbei gesagt: Die Informationspolitik Ihres Hauses
in Bezug auf die Mitglieder des Verkehrsausschusses
war mehr als dürftig.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Na, na, na!)


Denn sehr bald schon kommt ein neues Problem auf
uns zu. Wenn ab 2005 die neue EU-Wegekosten-Richtli-
nie gilt,


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt peinlich! Die ist doch gescheitert! Das war der Informationsstand vom September letzten Jahres!)


dürfen nur noch diejenigen Maßnahmen berücksichtigt
werden, die neu gebaut bzw. maximal 15 Jahre alt sind.
Die Berechnungsgrundlage ändert sich im kommenden

lich, dass es diesen Anforderungen nicht gewachsen ist.
Nun ist auch klar, warum in Anbetracht unserer Huckel-
pisten alle Automobilhersteller auf Geländewagen set-
zen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Viele unserer Hauptrouten sind vollkommen veraltet,
weil sie zu lange nicht ausgebaut wurden.

Der Individualverkehr nimmt weiter zu, da die Mobi-
lität der Menschen steigt. Selbst von Auszubildenden er-
wartet man heute, dass sie größere Strecken zurückle-
gen. Mobilität und Erreichbarkeit sind ein wichtiger
Standortfaktor für unsere Betriebe und für die Mitarbei-
ter vor Ort. Deshalb brauchen wir mehr Investitionen.
Sonst bewegt sich in Deutschland bald gar nichts mehr.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jahr also gravierend. Nur 25 Prozent des heutigen Auto-
bahnnetzes wurden innerhalb der letzten 15 Jahre ge-
baut. Das heißt, enorme Verluste kommen auf unseren
Haushalt zu.

Meine Damen und Herren, wir brauchen Investitionen
in unsere Verkehrswege. Handlungsauftrag sollte sein,
schon heute auf das zukünftige Verkehrsaufkommen zu
reagieren. Das wird meines Erachtens auch beim neuen
Bundesverkehrswegeplan überhaupt nicht berücksich-
tigt. Es fehlt an Mut, in die Zukunft zu schauen, und an
Ideen, die Probleme zu lösen.

Die EU-Osterweiterung startet am 1. Mai 2004.
Konkret heißt das für uns zunächst einmal: Der Transit-
verkehr wird rapide zunehmen, ausländische LKWs fah-
ren kostenlos auf unseren Autobahnen und tanken auch
noch vor den Grenzen, weil der Sprit dort billiger ist,


(Zuruf von der CDU/CSU: Dank Rot-Grün!)

und Deutschland guckt wieder einmal in die Röhre. Aus-
maß und Zustand unseres Straßennetzes machen deut-

H

F
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(D


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509810600

Frau Kollegin, ich gratuliere Ihnen im Namen des
auses zu Ihrer ersten Rede in diesem Parlament.


(Beifall)

ür Sie war es die erste Rede und für uns war es die
etzte Rede in der heutigen Debatte.
Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/2423 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.
Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 24. März 2004, 13 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.