Protokoll:
15088

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 88

  • date_rangeDatum: 29. Januar 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:22 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/88 DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7711 D Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . Grietje Bettin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Matschie, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: tion der FDP: Aktionsplan für freie, effiziente und innovative Forschung (Drucksachen 15/1696, 15/1932, 15/2383) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Siebten Ge- setzes zur Änderung des Hochschul- rahmengesetzes (7. HRGÄndG) (Drucksache 15/2385) . . . . . . . . . . . . . 7713 C 7715 D 7717 C 7720 B 7721 B 7722 A 7723 C 7725 A 7727 B 7727 B Deutscher B Stenografisch 88. Sitz Berlin, Donnerstag, de I n h a l Nachruf auf die Abgeordnete und Vorsitzende des Petitionsausschusses Marita Sehn . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 21 . . . . Tagesordnungspunkt 3: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Aktionsprogramm Informationsgesell- schaft Deutschland 2006 (Drucksache 15/2315) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Krogmann CDU/CSU . . . . . . . . Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/ 7705 A 7705 C 7706 B 7706 B 7706 C 7709 B a) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ undestag er Bericht ung n 29. Januar 2004 t : CSU: Perspektiven schaffen für das Jahr der Technik 2004 (Drucksache 15/2161) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Kretschmer, Katherina Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die Innovationskraft Deutschlands stärken – Zukunftschancen durch moderne Forschungsför- derung eröffnen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, wei- terer Abgeordneter und der Frak- 7727 A b) Erste Beratung des von den Abge- ordneten Ulrike Flach, Christoph II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 Hartmann (Homburg), weiteren Abge- ordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Hoch- schulrahmengesetzes (7. HRGÄndG) (Drucksache 15/2402) . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Schipanski, Ministerin (Thüringen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . Werner Lensing CDU/CSU . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung der Ge- bühren in Handels-, Partnerschafts- und Genossenschaftsregistersachen (Handelsregistergebühren-Neuord- nungsgesetz – HRegGebNeuOG) (Drucksache 15/2251) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 28. Mai 1999 zur Vereinheitli- chung bestimmter Vorschriften über die Beförderung im internationalen Luftverkehr (Montrealer Überein- kommen) (Drucksache 15/2285) . . . . . . . . . . . . . Z T Z 7727 C 7727 C 7729 B 7731 B 7732 B 7732 C 7733 D 7735 D 7736 D 7738 C 7738 D 7739 D 7740 C 7743 A 7744 B 7745 C 7746 D 7748 A 7749 D 7752 A 7753 D 7753 D c) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Straf- rechtsänderungsgesetzes – Schutz der Intimsphäre (Drucksache 15/1891) . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung des Kos- tenrechts (Kostenrechtsmodernisie- rungsgesetz – KostRMoG) (Drucksache 15/2403) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Harmonisierung des Haftungsrechts im Luftverkehr (Drucksache 15/2359) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der FDP: Wirt- schaftliche und organisatorische Strukturen der Deutschen Flugsi- cherung dauerhaft verbessern (Drucksache 15/2393) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Ände- rungsprotokoll vom 22. Juni 1998 zum Europäischen Übereinkommen zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Wirbeltiere (Drucksachen 15/2143, 15/2401) . . . . b) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Europäischen Überein- kommen vom 6. November 1997 über die Staatsangehörigkeit (Drucksachen 15/2145, 15/2406) . . . . c)–e) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 87, 88 und 89 zu Petitionen (Drucksachen 15/2342, 15/2343, 15/2344) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Ergänzung des Gesetzes zur Sicherstellung einer Übergangsregelung für die Umsatzbesteuerung von Alt- Sportanlagen (Drucksachen 15/2132, 15/2414) . . . . . . . 7754 A 7754 A 7754 A 7754 B 7754 B/C 7754 D 7755 A 7755 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 III Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- tion der SPD: Umbau der Bundesagen- tur für Arbeit zu einem modernen Dienstleister Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . Doris Barnett SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Bertl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu dem Antrag der Abgeordneten Reinhold Hemker, Sören Bartol, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Verbesserung der Welternährungs- situation und Verwirklichung des Rechts auf Nahrung – zu dem Antrag der Abgeordneten Peter H. Carstensen (Nordstrand), Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ver- antwortung für die Sicherheit der Welternährung übernehmen – Chancen der Grünen Gentechnik nutzen (Drucksachen 15/1316, 15/1216, 15/2234) Reinhold Hemker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . D A R B C T A P K S D M F T 7755 C 7758 A 7759 D 7761 B 7762 C 7764 A 7765 B 7767 A 7768 C 7769 C 7770 B 7771 B 7772 C 7773 C 7775 A 7776 B 7776 C 7778 A 7779 B 7780 B r. Sascha Raabe SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . lbert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin MVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hrista Reichard (Dresden) CDU/CSU . . . . agesordnungspunkt 6: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Arnold Vaatz, Ulrich Adam, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Bereinigung von SED- Unrecht (Drittes SED-Unrechtsbe- reinigungsgesetz – 3. SED-UnBerG) (Drucksachen 15/932, 15/2412, 15/2413) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Rainer Funke, Joachim Günther (Plauen), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Bereinigung von SED- Unrecht (Drittes SED-Unrechtsbe- reinigungsgesetz – 3. SED-UnBerG) (Drucksachen 15/1235, 15/2412, 15/2413) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . eter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aria Michalk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS . . agesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ulrike Höfken, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Lebensmittelüberwachung effizien- ter gestalten (Drucksache 15/2339) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Ursula Heinen, Peter H. Carstensen (Nord- strand), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wirksamere und breitere Lebensmittelüberwa- chung und -kontrolle in Deutschland (Drucksache 15/2386) . . . . . . . . . . . . . 7781 D 7783 A 7784 B 7785 C 7786 D 7786 D 7787 A 7789 C 7791 B 7792 B 7793 C 7794 D 7796 D 7797 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 c) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung: Technikfolgenabschätzung hier: TA-Projekt – „Potenziale zur Erhöhung der Nahrungsmittel- qualität – Entwicklungsten- denzen bei Nahrungsmittelan- gebot und -nachfrage und ihre Folgen“ (Drucksache 15/1673) . . . . . . . . . . . . . d) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung Technikfolgenabschätzung hier: TA-Projekt – „Potenziale zum Ausbau der regionalen Nah- rungsmittelversorgung – Ent- wicklungstendenzen bei Nahrungsmittelangebot und -nachfrage und ihre Folgen“ (Drucksache 15/1674) . . . . . . . . . . . . . e) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung Technikfolgenabschätzung hier: TA-Projekt – „Potenziale für eine verbesserte Verbraucher- information – Entwicklungs- tendenzen bei Nahrungsmittel- angebot und -nachfrage und ihre Folgen“ (Drucksache 15/1675) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . Uda Carmen Freia Heller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Antrag der Abgeordneten Christoph Hartmann (Homburg), Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Akkreditierte Master- abschlüsse von Fachhochschulen und Universitäten im öffentlichen Dienst gleichstellen (Drucksache 15/1710) . . . . . . . . . . . . . U H T G M U T J H D D H T V D B D C D G L T 7797 A 7797 B 7797 B 7797 C 7799 D 7801 A 7802 B 7803 B 7804 A 7804 C 7805 D b) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Eckpunkte für einen Wissenschafts- tarifvertrag (Drucksache 15/1716) . . . . . . . . . . . . . lrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN arion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . te Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Die deutsch-koreanischen Be- ziehungen dynamisch fortentwickeln (Drucksachen 15/2167, 15/2411) . . . . . . . ohannes Pflug SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . r. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arald Leibrecht FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: Große Anfrage der Abgeordneten Peter Hintze, Peter Altmaier, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Strukturveränderungen der Bundes- zollverwaltung sowie Auswirkungen der Beitritte Polens und Tschechiens zur Europäischen Union 2004 (Drucksachen 15/1379, 15/1623) . . . . . . . eronika Bellmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin MF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . hristine Scheel BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . ydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN und der FDP: Eine politische 7806 A 7806 B 7807 B 7808 A 7809 B 7809 D 7810 D 7811 D 7812 D 7814 B 7814 C 7815 C 7817 C 7818 C 7819 C 7819 C 7821 A 7822 B 7823 A 7824 A 7825 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 V Lösung für den Westsaharakonflikt voranbringen – Baker-Plan unterstützen (Drucksache 15/2391) . . . . . . . . . . . . . . . . Jelena Hoffmann (Chemnitz) SPD . . . . . . . . Siegfried Helias CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Heinrich FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann Gröhe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Claudia Nolte, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Den Weg zur Einheit und Demokratisie- rung in Moldau unterstützen (Drucksache 15/1987) . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Nolte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . Dr. Rainer Stinner FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Marianne Tritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Bundesärzteord- nung und anderer Gesetze (Drucksache 15/2350) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Ham- burg), Klaus Brähmig, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Sicherheit im Busverkehr (Drucksachen 15/1528, 15/2023) . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gero Storjohann, Gerhard Wächter, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Mehr Sicherheit an un- beschrankten Bahnübergängen (Drucksache 15/1984) . . . . . . . . . . . . . Heinz Paula SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Uwe Vogel CDU/CSU . . . . . . . . . . Peter Hettlich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . Heidi Wright SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . T T D B M D ( S D T N A L A Z A ( P A Z d 7826 A 7826 A 7827 C 7828 D 7829 D 7831 A 7832 A 7832 B 7834 C 7836 A 7837 A 7837 D 7838 A 7838 B 7838 B 7839 C 7840 C 7841 D 7842 C 7843 C agesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Arbeitsmarktzugang im Rahmen der EU-Erweiterung (Drucksache 15/2378) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 16: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Investitionszula- gengesetzes 2005 (InvZulG 2005) (Drucksache 15/2249) . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin MF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . r. Karl-Heinz Paqué, Minister Sachsen-Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . imone Violka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: Antrag der Abgeordneten Michael Kretschmer, Katherina Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Konzeption zur Struktur und zur Finanzierung eines Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur jetzt vorle- gen (Drucksache 15/2162) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung der nträge: – Verbesserung der Welternährung und Verwirklichung des Rechts auf Nahrung – Verantwortung für die Sicherheit der Welternährung übernehmen – Chancen der Grünen Gentechnik nutzen Tagesordnungspunkt 5) etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung 7844 B 7844 C 7844 D 7845 B 7846 D 7847 C 7848 D 7849 D 7850 C 7851 A 7851 D VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 der Bundesärzteordnung und anderer Ge- setze (Tagesordnungspunkt 13) Dr. Erika Ober SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Brüning CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Ar- beitsmarktzugang im Rahmen der EU-Er- weiterung (Tagesordnungspunkt 15) Angelika Krüger-Leißner SPD . . . . . . . . . . . Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein FDP . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Investitionszulagengesetzes 2005 (Tagesordnungspunkt 16) Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Konzeption zur Struktur und zur Finanzierung eines Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur jetzt vorlegen (Tagesordnungspunkt 17) Andrea Wicklein SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) CDU/CSU . . . . . . . . . Peter Hettlich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Vorgänge um die Position des Vorstandsvor- sitzenden der Bundesagentur für Arbeit; Rolle der Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit DringlAnfr 1, 2 Eckart von Klaeden CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . A E K M U S A E C C M T S A K n A M D S A H p s c M H S A K u s M M S B A F c h e d m M H S B 7852 D 7853 C 7855 A 7856 A 7856 D 7857 C 7859 C 7860 C 7861 A 7861 D 7862 C 7863 D 7865 B 7866 B 7867 B 7867 D 7869 B nlage 8 inrichtung eines Fonds für übergewichtige inder dlAnfr 1,2 rsula Heinen CDU/CSU chrAntw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL nlage 9 xport von werthaltigen Plastikabfällen nach hina sowie Kontrolle der Verwertung in hina dlAnfr 3 anja Gönner CDU/CSU chrAntw PStSekr’in Simone Probst BMU . nlage 10 ostenbeteiligung der von einer Geisel- ahme im Ausland betroffenen Deutschen; bsicherung durch eine Pflichtversicherung dlAnfr 6, 7 r. Peter Jahr CDU/CSU chrAntw StSekr Dr. Klaus Scharioth AA . . nlage 11 erkunft der Exponate der Ausstellung „Kör- erwelten“; eventuelle Lücken im Strafge- etzbuch hinsichtlich des Schutzes von Lei- henteilen dlAnfr 8, 9 artwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU chrAntw PStSekr Alfred Hartenbach BMJ . nlage 12 ürzung der Zahlungen in den Pflegestufen I nd II und Anhebung in der Pflegestufe III bei tationärer Versorgung dlAnfr 10, 11 atthäus Strebl CDU/CSU chrAntw PStSekr’in Marion Caspers-Merk MGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 inanzieller Mehraufwand für die öffentli- hen Kassen durch Ausgabe von Krankenbe- andlungs-Chipkarten auch für Sozialhilfe- mpfänger infolge deren Gleichstellung mit en gesetzlich Krankenversicherten im Rah- en der Gesundheitsreform dlAnfr 12 annelore Roedel CDU/CSU chrAntw PStSekr’in Marion Caspers-Merk MGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7869 C 7869 D 7870 B 7870 C 7871 A 7871 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 VII Anlage 14 Senkung bzw. Erhöhung der Krankenkassen- beiträge im Jahre 2004 MdlAnfr 13, 14 Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos SchrAntw PStSekr’in Marion Caspers-Merk BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Klagen gegen das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung MdlAnfr 15 Petra Pau fraktionslos SchrAntw PStSekr’in Marion Caspers-Merk BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Einstellung bzw. Verschiebung bereits begon- nener Schieneninfrastrukturprojekte; Options- vorbehalt betreffend die Auflösung der Hol- dinggesellschaften sowie die Bildung voneinander getrennter Aktiengesellschaften für Fahrweg, Personennah-, Personenfern- und Güterverkehr MdlAnfr 16, 17 Renate Blank CDU/CSU SchrAntw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW Anlage 17 Umsetzung der Verbesserung der haftungs- rechtlichen Situation von Fahrgästen gegen- über Verkehrsunternehmen bei mangelhafter Leistung vor dem Hintergrund der Rück- nahme des Forschungs- und Entwicklungs- vorhabens „Qualitätsoffensive im öffentlichen Personenverkehr – Verbraucherschutz und Kundenrechte stärken“ MdlAnfr 18, 19 Gitta Connemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW Anlage 18 Veröffentlichung einer Liste von Luftver- kehrsunternehmen mit besonders groben Si- cherheitsmängeln MdlAnfr 20 Ernst Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW Anlage 19 Bau der A 73 (Suhl–Lichtenfels) im Abschnitt Ebersdorf bei Coburg bis Lichtenfels MdlAnfr 21 Hans Michelbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW . A B j q F i e M D S A F n u t d g j v M M S A S a M W S A V W M J S A G v d M J S A E e i M H S 7871 C 7871 D 7872 A 7872 B 7872 D 7873 A nlage 20 eratung der großen EU-Länder über das Pro- ekt einer europäischen Neutronenspallations- uelle am 8. Januar 2004; Gründung einer olgeeinrichtung des „ESS-Council“ mit Sitz n Grenoble zur Vorbereitung des Baus einer uropäischen Neutronenspallationsquelle dlAnfr 22, 23 r. Christoph Bergner CDU/CSU chrAntw PStSekr Christoph Matschie BMBF nlage 21 inanzielle Auswirkungen der vorgeschlage- en Neuordnungen im Bereich Hochschulbau nd Finanzierung der Forschungsorganisa- ionen für den Bund und die einzelnen Bun- esländer; Umsetzung des Ausschlusses rundfinanzierter Einrichtungen aus der Pro- ektförderung des BMBF im Vergleich der erschiedenen Forschungsorganisationen dlAnfr 24, 25 ichael Kretschmer CDU/CSU chrAntw PStSekr Christoph Matschie BMBF nlage 22 tand der Einführung einer Ausbildungsplatz- bgabe und entstehende Kosten dlAnfr 26, 27 erner Lensing CDU/CSU chrAntw PStSekr Christoph Matschie BMBF nlage 23 erkauf von bundeseigenen Wohnungen bzw. ohnanlagen in München dlAnfr 28 ohannes Singhammer CDU/CSU chrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . nlage 24 ründe für die Aufhebung der Verwaltungs- orschrift bezüglich der Mietpreise für bun- eseigene Wohnungen dlAnfr 29 ohannes Singhammer CDU/CSU chrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . nlage 25 ntlastung der Mieter in Ballungsräumen mit xtrem hohem Mietniveau wie beispielsweise n München dlAnfr 30 annelore Roedel CDU/CSU chrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . 7873 B 7873 C 7874 B 7874 C 7824 D 7875 A VIII Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 Anlage 26 Höhe und Verwendung des durch den Verkauf der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953“ erzielten Spendenaufkommens MdlAnfr 31, 32 Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU SchrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . Anlage 27 Kriterien für die Verwendung der Erlöse aus dem Verkauf der Zuschlagsmarke „50. Jahres- tag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953“; Kreis der an entsprechenden Entscheidungen beteiligten Institutionen und Personen MdlAnfr 33, 34 Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU SchrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . Anlage 28 Berechnung der Gebühren für Finanzdienst- leister nach der Verordnung über die Erhe- bung der Gebühren nach dem Finanzdienst- leistungsaufsichtsgesetz vom 17. Dezember 2003; Rechtfertigung für Gebührensteigerung MdlAnfr 35, 36 Dietrich Austermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . Anlage 29 Vorlage eines Gesetzentwurfs zu einer großen Steuerreform mit radikaler Steuervereinfa- chung vonseiten der Bundesregierung MdlAnfr 37 Hans Michelbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . Anlage 30 Einführung eines reduzierten Mehrwertsteu- ersatzes für die Gastronomie MdlAnfr 38 Ernst Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . Anlage 31 Beschleunigung der EU-Erweiterung bei gleichzeitiger Beschränkung des EU-Ausga- bevolumens; Verhinderung des erneuten Ver- fehlens der EU-Stabilitätskriterien MdlAnfr 39, 40 Albert Rupprecht (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . A K r O B c s g M G S A A g M M U S A A C s A K E M K S A A L h M P S A S e d S t M H S 7875 B 7875 D 7876 B 7877 A 7877 A 7877 C nlage 32 riterien für die Festlegung von „Innovations- egionen“ – beispielsweise die nördliche berpfalz – im Zusammenhang mit dem vom undeskanzler im Dezember 2000 zugesi- herten Grenzgürtelprogramm für die bayeri- chen Gebiete entlang der EU-Erweiterungs- renze dlAnfr 41, 42 eorg Girisch CDU/CSU chrAntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . nlage 33 usweitung der wirtschaftlichen Beziehun- en zu China; Stellenwert der grundlegenden enschenrechte dlAnfr 43 we Schummer CDU/CSU chrAntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . nlage 34 uswirkungen der EU-Osterweiterung auf die hancen deutscher Busunternehmen, insbe- ondere des Mittelstandes, bei öffentlichen usschreibungen auf europäischer Ebene; onkurrenz durch Busunternehmen aus den U-Beitrittsländern dlAnfr 44, 45 laus Hofbauer CDU/CSU chrAntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . Anlage 35 nlage 35 uslandsprojekte, für die die Westdeutsche andesbank eine Hermesbürgschaft beantragt at dlAnfr 46 etra Pau fraktionslos chrAntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . nlage 36 chlechtere Vermittlungsergebnisse des Virtu- llen Arbeitsmarktes (VAM) als bei dem von er Bundesagentur für Arbeit geförderten ystem Wimmi; Vergabe von externen Bera- ungsleistungen im Rahmen des VAM dlAnfr 47, 48 artmut Schauerte CDU/CSU chrAntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . 7878 B 7878 C 7879 C 7880 A 7880 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7705 (A) ) (B) ) 88. Sitz Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9.0
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    1) Anlage 6 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7851 (A) ) (B) ) ziert. Und trotzdem verhungern Menschen.Riester, Walter SPD 29.01.2004 g* esichert. Nahrungsmittel werden ausreichend produ- lung. Das zu lösende Problem ist doch nicht die Welt- ernährung. Die ist – statistisch gesehen – bereits heuteRehbock-Zureich, Karin SPD 29.01.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A li e s c ti A Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2004 Bindig, Rudolf SPD 29.01.2004* Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 29.01.2004 Caesar, Cajus CDU/CSU 29.01.2004 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.01.2004* Göppel, Josef CDU/CSU 29.01.2004 Götz, Peter CDU/CSU 29.01.2004 Hartnagel, Anke SPD 29.01.2004 Hermenau, Antje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2004 Höfer, Gerd SPD 29.01.2004* Hörster, Joachim CDU/CSU 29.01.2004* Jäger, Renate SPD 29.01.2004* Jonas, Klaus Werner SPD 29.01.2004* Lehder, Christine SPD 29.01.2004 Letzgus, Peter CDU/CSU 29.01.2004* Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 29.01.2004* Lintner, Eduard CDU/CSU 29.01.2004* Mayer, Conny (Baiersbronn) CDU/CSU 29.01.2004 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 29.01.2004** Rauber, Helmut CDU/CSU 29.01.2004* R R R S S D S D D D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Verbesserung der Welternährung und Ver- wirklichung des Rechts auf Nahrung – Verantwortung für die Sicherheit der Welt- ernährung übernehmen – Chancen der Grü- nen Gentechnik nutzen (Tagesordnungspunkt 5) Petra Pau (fraktionslos): Bei mir hinterlassen die vor- egenden Anträge und Reden den faden Beigeschmack iner Alibi-Veranstaltung, inszeniert zur Beruhigung des chlechten Gewissens – in Anbetracht hunderttausendfa- hen Hungers und unzähliger Verhungerter, die keine Sta- stik erfasst. Auch ist der Debattenbegriff „Welternährung“ ein bstraktum. Er dient mehr der Verschleierung als Erhel- öspel, René SPD 29.01.2004 oth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2004 übenkönig, Gerhard SPD 29.01.2004 auer, Thomas SPD 29.01.2004 charping, Rudolf SPD 29.01.2004 r. Scheer, Hermann SPD 29.01.2004* chmidbauer, Bernd CDU/CSU 29.01.2004 r. Stadler, Max FDP 29.01.2004 r. Wissing, Volker FDP 29.01.2004 r. Wodarg, Wolfgang SPD 29.01.2004* bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 7852 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Die eigentliche Frage ist also eine ganz konkrete, die nach dem deutschen und EU-Beitrag zur Überwindung des Hungers, dieser Geisel vieler Entwicklungsländer. Weder der zur Annahme empfohlene Koalitionsantrag noch der CDU/CSU-Antrag geben darauf ausreichend Antwort. Der Antrag der Koalition belässt es dabei, fest- zustellen, dass die Zahl der Hungernden jährlich um durchschnittlich 2,5 Millionen abgenommen habe anstatt um 24 Millionen, die notwendig wären, um bis 2015 die vom Welternährungsgipfel 1996 beschlossene Halbie- rung der Zahl der in dieser Welt hungernden Menschen zu erreichen. Hier macht die Koalition einen Punkt. Es gibt keine Wertung geschweige denn eine Schlussfolge- rung. Dabei ergibt sich aus diesen Zahlen, dass das Hal- bierungsziel erst 2060 – also mit 45 Jahren Verspätung – erreicht würde. Der Antrag der CDU/CSU beruhigt damit, dass – ich zitiere – „sich die Versorgung der Menschen in den letz- ten Jahrzehnten enorm verbessert hat“. Mit dieser For- mulierung wird einfach ausgeblendet, dass die Zahl der Hungernden seit Mitte der 90er-Jahre wieder angestie- gen ist. Dies besagt der Bericht zu Hunger und Unter- ernährung 2003 der FAO. Darin steht wörtlich: „Die Bekämpfung des Hungers hat … einen Rückschlag erlit- ten.“ Besonders schlimm finde ich den Missbrauch dieses ernsten Themas durch die CDU/CSU. Ihr Antrag ist ein reiner Pro-Gentechnik-Antrag im Interesse der Kapital- verwertungsinteressen der Industrie. Er geht glatt an den Bedürfnissen und Bedingungen der Entwicklungsländer vorbei. Außer dem „Wundermittel“ Gentechnik wird da- rin nichts zur Überwindung von Hunger und Unterernäh- rung angeboten. Damit schließe ich nicht aus, dass die Grüne Gentechnik – sollten sich heutige Bedenken als gegenstandslos erweisen – früher oder später ein Mittel zur Steigerung der Agrarproduktion sein kann. Fakt ist, dass Deutschland, die EU, USA und andere Industrienationen durch ihre Politik der Agrarsubven- tionen, des erschwerten Marktzugangs für landwirt- schaftliche Produkte, der Waffenlieferungen, des Abbaus landwirtschaftlicher Entwicklungshilfe, des Verfalls von Weltmarktpreisen für landwirtschaftliche Exportpro- dukte der Länder der Dritten Welt zur weltweiten Aus- breitung von Hunger und zu den bisher unzureichenden Ergebnissen bei der Bekämpfung des Hungers beitragen. Die Lösung der Ernährungsfrage ist deshalb untrenn- bar mit dem Kampf um eine gerechte Weltwirtschafts- ordnung verbunden. Für die PDS hat die Sicherung der Ernährung und der Erhalt ländlicher Wirtschaftskraft Vorrang vor handels- politischen Interessen. Sie vertritt deshalb folgende Posi- tionen: Erstens. Die Exportsubventionen, die Millionen von Landwirten in den Ländern des Südens in den Ruin trei- ben, müssen abgeschafft werden. Anstatt die Entwick- lungsländer mit europäischen Agrarprodukten zu Dum- pingpreisen zu überschütten, muss die EU diesen Ländern helfen, gesunde Binnenmärkte aufzubauen und regionale Wirtschaftskreisläufe herauszubilden. z l E u U F W k d m s M v I g c u D w E i h b w z a r A 8 z t M s t j d s e A n v c G t (C (D Zweitens. Importe agrarischer Billig-Rohstoffe, die u Lasten der Nahrungsproduktion in den Entwicklungs- ändern erzeugt werden, sind zu drosseln und durch igenprodukte zu ersetzen, Eiweißfutter, Edelhölzer. Drittens. Erforderlich ist eine differenzierte Sonder- nd Vorzugsbehandlung der Entwicklungsländer. Unsere nterstützung hat deshalb die auch in Cancun erhobene orderung auf Einrichtung einer „Development-Box“ im TO-Regelwerk. Ohne Außenschutz sind keine Stär- ung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe und ie Sicherung der Eigenversorgung mit Grundnahrungs- itteln möglich. Viertens. Deutschland sollte das von der FAO vorge- chlagene Anti-Hungerprogramm kräftig unterstützen. it Nahrungsmittelnothilfe für die Ärmsten, sowie In- estitionen in Landwirtschaft, natürliche Ressourcen, nfrastruktur und Ausbildung könnten die Lebensbedin- ungen von Millionen armer Menschen in den ländli- hen Gebieten der Dritten Welt entscheidend verbessert nd Hunger verringert werden. Das setzt voraus, dass eutschland endlich seiner Verpflichtung bei der Ent- icklungshilfe voll nachkommt. Immerhin haben die U-Mitgliedstaaten zugesagt, 0,7 Prozent ihres Brutto- nlandprodukts für die Finanzierung von Entwicklungs- ilfe bereitzustellen. Aber elf von 15 Mitgliedstaaten ha- en dieses Versprechen nicht erfüllt. Darunter ist nach ie vor auch Deutschland. Es reicht also nicht, im Bundestag Betroffenheit zu elebrieren und anschließend den Tagesordnungspunkt bzuhaken. Die Koalition sollte handeln und nicht bloß eden. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung und ande- rer Gesetze (Tagesordnungspunkt 13) Dr. Erika Ober (SPD): Das AiP wurde Mitte der 0er-Jahre eingeführt, um in Zeiten hoher Studierenden- ahlen im Fach Humanmedizin die praktische Qualifika- ion junger Ärzte und Ärztinnen zu verbessern. Das anko an praktischer Erfahrung während des Studiums ollte durch die dem dritten Examen nachgelagerte prak- ische Ausbildung ausgeglichen werden. Mit der Änderung der Approbationsordnung im Früh- ahr 2003 hat der Bundestag mit Zustimmung des Bun- esrates die ärztliche Ausbildung reformiert und klini- chen Unterricht stärker in die medizinische Ausbildung inbezogen. Daraus ist zu folgern: Da die praktische usbildung junger Ärzte sich verbessert hat, geht es im ächsten Schritt darum, die Arbeitssituation insofern zu erbessern, dass gleicher Qualifikationsstand auch glei- he Verantwortung nach sich zieht. Der uns vorliegende esetzentwurf dient diesem Ziel: Die „Arzt-im-Prak- ikum“-Phase soll zum 1. Oktober 2004 entfallen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7853 (A) ) (B) ) Ärztinnen und Ärzte, die nach diesem Stichtag ihr Medizinstudium mit dem dritten Staatsexamen beenden, gehen nicht mehr in die AiP-Phase. Diejenigen, die nach diesem Stichtag noch einen AiP-Vertrag erfüllen, sollen aber die gleiche Vergütung wie künftige Assistenzärzte erhalten. Das ist vernünftig, weil auf diese Weise ver- mieden wird, dass denjenigen finanzielle Nachteile ent- stehen, die zufällig einen Prüfungstermin kurz vor und nicht nach dem Stichtag zugewiesen bekommen. Der Entwurf der Bundesregierung setzt auch die EU-Richtli- nie, 2001/19/EG, zur Anerkennung beruflicher Befähi- gungsnachweise um und passt Gesetze und Verordnun- gen an die Neuerungen an. Er verbessert somit die Rechtsstellung von nicht deutschen Staatsangehörigen, die hierzulande tätig werden wollen. Außerdem wird ein zweimonatiger Zeitraum für die Prüfungsvorbereitung geschaffen, in dem keine praktische Arbeit geleistet wer- den soll. Das verbessert die Situation der Studierenden vor einer abzuleistenden Prüfung. Dieser Entwurf trägt notwendig gewordenen Anpas- sungen und der Humanisierung der Arbeitszeiten Rech- nung. Er modernisiert die ärztliche Ausbildung und stellt eine bundesweit einheitliche Grundqualifikation sicher. Der Arztberuf wird attraktiver, auch weil ärztliche Tätig- keiten in dieser Phase der Weiterbildung angemessen be- zahlt werden. Die Abschaffung des AiP sorgt dafür, dass voll ausgebildete und mehrfach staatlich examinierte Ärzte und Ärztinnen nun auch angemessen entlohnt wer- den. Dies ist eine Forderung, die schon lange gestellt wird und der mit diesem Gesetzentwurf nun nachgekom- men wird. Die Differenz der Bezahlung von AIP und Assistenz- ärzten liegt bei 29 000 Euro pro Kopf im Jahr. Bei anzu- nehmenden 10 000 Studienabschlüssen ergibt sich ein Finanzbedarf von 300 Millionen Euro innerhalb eines Jahres. Circa 3 Millionen Euro, also 1 Prozent, davon kommen auf den Bundeshaushalt zu. Sie resultieren aus der Ausbildung von circa 200 Ärzten und Ärztinnen in der Bundeswehr. Die anderen durch die Abschaffung des AiP anfallenden Kosten werden durch das GKV-Moder- nisierungsgesetz mit Änderungen zur Bundespflegesatz- verordnung und des Krankenhausentgeltgesetzes aufge- fangen. Nach dem Stichtag 1. Oktober 2004 wird es eine Übergangsphase geben. Die finanzielle Gleichgestellt- heit von AiP und Assistenzärzten geht dann bis zum Auslaufen der letzten AiP-Verträge mit unterschiedli- chen arbeitsrechtlichen Bedingungen für beide Gruppen einher. Assistenzärzte sind vollapprobiert. AiP erhalten eine Teilapprobation. Das bedeutet in der Praxis, dass sie im Gegensatz zu Assistenzärzten anderen Haftungsregeln unterliegen. Sie müssen stets unter Anleitung arbeiten. Die Verantwortung für ihr Handeln übernimmt ihr voll- approbierter Anleiter. Es gibt Ideen zur Behebung dieser unterschiedlichen Stellung von Ärzten und Ärztinnen, die grundsätzlich über die gleiche Qualifikation verfügen. Zur Diskussion steht beispielsweise eine Optionslösung während der Übergangsphase. Sie ermöglicht es Ärzten und Ärztin- nen mit AiP-Verträgen nach dem 1. Oktober, einen An- t m r d m w V r a Ä r b d d S k d d D g d G z e d d K s d r e d E m m ü m f B S o u S J c k v k l p 2 P r p (C (D rag auf Erteilung einer Vollapprobation zu stellen. Da- it wäre nicht nur die finanzielle, sondern auch die echtliche Gleichstellung von AiP möglich. Ob aller- ings eine solche Möglichkeit rechtlich umsetzbar ist, uss noch geprüft werden. Dennoch – es ist sinnvoll, den Ärzten und Ärztinnen egen unterschiedlicher haftungsrechtlich relevanter erantwortung von jungen Ärzten und Ärztinnen wäh- end der Übergangsphase zu erlauben, sich um eine Voll- pprobation zu bemühen. Damit würde vermieden, dass rzte und Ärztinnen mit gleichem praktischen wie theo- etischem Ausbildungsstand nicht unterschiedlichen ar- eitsrechtlichen Bedingungen unterliegen. Monika Brüning (CDU/CSU): Das Gesetz zur Än- erung der Bundesärzteordnung und anderer Gesetze, as wir heute in erster Lesung beraten, dient an erster telle der Abschaffung der so genannten Arzt-im-Prakti- um-Phase. Dies ist sinnvoll und auch notwendig! Aber ie Veränderung muss mit Augenmaß durchgeführt wer- en. Darauf werden CDU/CSU im Ausschuss dringen. ie Abschaffung darf vor allem nicht zulasten derjeni- en gehen, die sich dann noch in der AiP-Phase befin- en. Als diese zweijährige Praxisphase mit dem Vierten esetz zur Änderung der Bundesärzteordnung in der weiten Hälfte der 1980er-Jahre eingeführt wurde, gab s dafür gute Gründe. Damals war man sich einig, dass as Studium die angehenden Ärzte nicht ausreichend auf ie praktische Tätigkeit vorbereitet. Ärztevertreter und rankenkassen hielten eine Verbesserung der prakti- chen Ausbildung für unbedingt erforderlich. Angesichts er hohen Studierendenzahlen erschien eine Verände- ung des Studiums allein als nicht ausreichend. Das AiP rschien allen damals als gute Lösung. Die Medizinstu- enten sollten im Anschluss an das Studium praktische rfahrungen unter der Aufsicht erfahrener Ärzte sam- eln. Erst danach wurde ihnen die Approbation erteilt, it der sie den ärztlichen Beruf uneingeschränkt aus- ben dürfen. 1997 hat Horst Seehofer als damaliger Gesundheits- inister dem Bundesrat eine neue Approbationsordnung ür Ärzte vorgelegt. Damals hat die SPD den Entwurf im undesrat blockiert. Nun hat Gesundheitsministerin chmidt diesen Entwurf wieder zum Leben erweckt und hne wesentliche Änderungen übernommen. Wir freuen ns ja, dass die SPD die Qualität der Arbeiten von Herrn eehofer zu schätzen weiß. Allerdings sind sechs lange ahre vergangen, in denen diese wichtige Änderung blo- kiert wurde. Das bedeutet – bei einer Studiendauer von napp sechs Jahren –, dass eine ganze Studiengeneration on der neuen Approbationsordnung hätte profitieren önnen. Es ist wirklich bedauerlich, dass die neue Rege- ung erst jetzt umgesetzt wird. Aber besser spät als nie! Nach den jahrelangen Widerständen ist die neue Ap- robationsordnung nun seit dem Wintersemester 2003/ 004 in Kraft und ermöglicht die Abschaffung der AiP- hase. Denn ein integrierendes Studium und ein stärke- er Praxisbezug machen die 18-monatige Praktikums- hase überflüssig. Junge Mediziner sollten am Ende 7854 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) ihres Studiums in der Lage sein, im ärztlichen Alltag zu bestehen. Die neue Approbationsordnung schafft unter anderem Erleichterungen für die Prüfungsvorbereitun- gen, indem eine zweimonatige Vorbereitungsphase ein- geführt wird. Bei der Einführung des AiP rechnete man mit einer Ärzteschwemme. Heute, im Jahr 2004, ist das Gegenteil der Fall. Dem deutschen Gesundheitswesen gehen die Ärzte aus! Insbesondere in der ambulanten Versorgung in den östlichen Bundesländern ist ein Ärztemangel zu befürchten. Aufgrund der Altersstruktur dort ist mit ei- nem verstärkten Ausscheiden von Hausärzten zu rech- nen. Lokale Versorgungsengpässe drohen. Das darf nicht sein. Hier muss Abhilfe geschaffen werden. Alle Patien- ten haben Anspruch auf eine qualitativ hochwertige Ge- sundheitsversorgung, egal wo sie wohnen. Wie kann dies gelingen? Die Antwort liegt auf der Hand: Der Arztberuf muss wieder attraktiver werden, damit junge Menschen sich für das Studium und die Arzttätigkeit entscheiden. Gerade zu Beginn der Berufs- tätigkeit muss die Attraktivität gesteigert werden. Eine Abwanderung junger Ärzte in andere Berufszweige ver- stärkt den Ärztemangel und muss verhindert werden. Die Abschaffung des AiP ist ein wichtiger Schritt. Denn die Bedingungen waren für die jungen AiPler viel- fach ungenügend. Sie haben die Aufgaben eines Assis- tenzarztes wahrgenommen, ohne entsprechend eigenver- antwortlich zu sein. Hinzu kam die schlechte Bezahlung und die extrem hohe Arbeitsbelastung. Ich kenne die Worte von Betroffenen: „Wenn ich gewusst hätte, was nach dem Studium auf mich zukommt, hätte ich nicht Medizin studiert.“ Dass junge Menschen, die mit viel Enthusiasmus ins Studium gestartet sind, sich so demoti- viert fühlen, müssen wir mit den richtigen Entscheidun- gen verhindern. Die vorliegenden Änderungen reichen aber nicht aus. Was also tun? Studienbedingungen, Vergütung, Arbeits- zeiten und Berufsperspektiven sind die Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Attraktivität des Arztberufes zu erhöhen. Die Gesundheitsreform, die wir im vergangenen Jahr verabschiedet haben, bietet jungen Ärzten neue Berufs- chancen. Durch die Neuregelungen zur Integrierten Versorgung werden nämlich zunehmend neue Versor- gungsformen entstehen – wie etwa Gesundheitszentren an Krankenhäusern. Solche Zentren sind für junge Ärzte und Ärztinnen sowohl ökonomisch als auch von der Ge- staltung der Arbeitszeiten her sicherlich attraktiv. Wie wir wissen, liegt etwa bei den Arbeitszeiten eini- ges im Argen. Hier ist seit dem vergangenen Herbst vie- les im Umbruch. Das Urteil des EuGH, wonach Bereit- schaftsdienste als Arbeitszeiten zu werten sind, stellt die Krankenhäuser vor große finanzielle Herausforderun- gen. Eigentlich müssten aufgrund der EuGH-Entschei- dung in Deutschland nach Angaben der Deutschen Kran- kenhausgesellschaft 41 000 neue Klinikärzte eingestellt werden, was Personalmehrkosten in Höhe von 1,75 Mil- liarden Euro pro Jahr bedeuten würde. Vielen Kliniken fehlt jedoch hierfür das Geld. Außerdem gibt es derzeit g S 1 a ü v r b z K W G z b j B n d w n A d d h g s s Ä w m to m f s Z a d k g b g te ti N f a s M P A P k 3 K G (C (D ar nicht genügend Arbeit suchende Ärzte, um so viele tellen zu besetzen. Denn lediglich 6 300 Ärzte, davon 700 Fachärzte, sind auf der Suche. Dass nun die zuständige Europäische Kommissarin ngekündigt hat, möglicherweise den Mitgliedstaaten zu berlassen, wie sie Bereitschaftsdienste bewerten, sorgt ollends für Verwirrung. Zwar gilt seit Anfang des Jah- es mit einer Übergangsfrist bis 2006 das revidierte Ar- eitszeitgesetz, wonach Bereitschaftsdienste als Arbeits- eit einzustufen sind. Aber trotzdem müssen viele rankenhausärzte weiterhin mehr als 48 Stunden pro oche ohne Zeitausgleich arbeiten. Dies wäre nach dem esetz eigentlich nicht mehr möglich. Solche Arbeits- eiten tragen sicherlich nicht zur Attraktivität des Arzt- erufes bei. Hier brauchen wir bald Klarheit. Auch die möglichen finanziellen Auswirkungen der üngsten Entscheidung des Bundessozialgerichtes, dass ereitschaftsdienst geringer vergütet werden kann als ormale Arbeitszeit, müssen wir einbeziehen. Keinen ieser Punkte dürfen wir aus dem Blick verlieren, wenn ir über das Gesetz zur Änderung der Bundesärzteord- ung und anderer Gesetze beraten. Lassen Sie mich hier auf ein wichtiges Detail bei der bschaffung des AiP zu sprechen kommen: die Frage er Übergangsfrist. Zum jetzigen Zeitpunkt ist in Art. 7 es Entwurfs eine Stichtagsregelung vorgesehen. Das eißt, ab dem 1. Oktober 2004 soll es keine AiPler mehr eben. Studenten, die vorher ihr Studium beenden, müs- en das AiP ableisten. Diejenigen, die es danach ab- chließen, erhalten ohne AiP die Vollapprobation als rztin oder Arzt. Das führt zu der absurden Situation, dass beispiels- eise die Berliner Ärztekammer Jungärzten empfiehlt, it der Aufnahme der praktischen Tätigkeit bis zum Ok- ber zu warten. Die Wahl ist schwierig: entweder je- and tritt jetzt in die praktische Phase ein und muss be- ürchten, noch die vollen 18 Monate des AiP bei chlechter Bezahlung abzuleisten – aber er hat in dieser eit immerhin eine Stelle – oder wartet bis Oktober, um ls vollwertiger Assistenzarzt eingestellt zu werden, mit em Risiko, dass er keine Stelle findet, weil die Kran- enhäuser aufgrund knapper Mittel in vielen Orten weni- er Stellen anbieten. Zu verlangen, dass Studentinnen und Studenten, die eispielsweise noch am 30. September 2004 ihre Prüfun- en ablegen, noch eine 18-monatige AiP-Phase ableis- n, während die anderen sofort ihre vollberufliche Tä- gkeit aufnehmen können, benachteiligt diese Personen. ach Berechnungen des Hartmann-Bundes liegen die inanziellen Nachteile im Vergleich zu einem Assistenz- rzt mit der Vergütungsgruppe BAT II a bei gleichen per- önlichen Verhältnissen bei knapp 40 000 Euro! Das inisterium geht bei einer Einstellung aller Ärzte im raktikum als Assistenzärzte von nur 29 000 Euro aus. usgehend von circa 10 000 Anfängern für die AiP- hase bzw. die Assistenzarzttätigkeit liegen die Mehr- osten nach Angaben des Ministeriums bei rund 00 Millionen Euro pro Jahr. Die Finanzierung dieser osten soll durch die finanziellen Festlegungen des KV-Modernisierungsgesetzes erfolgen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7855 (A) ) (B) ) Nach Aussage der Regierung soll sichergestellt wer- den, dass ab dem Stichtag auch die im AiP befindlichen Ärzte die gleiche Vergütung erhalten können wie künf- tige Assistenzärzte. Es ist hier von einer Möglichkeit die Rede. Über die Ausgestaltung im Sinne aller Beteiligten ebenso wie über die von der Regierung erwähnten Alter- nativen werden wir im Ausschuss reden müssen. Ebenfalls klären müssen wir das Nebeneinander von erfahrenen AiPlern und in der Praxis noch unerfahrenen vollapprobierten Ärzten in der Übergangszeit. Denn es kann passieren, dass ein AiPler, der schon zehn Monate arbeitet, plötzlich Ärzten gegenüber weisungsgebunden wäre, die frisch von der Uni kommen und keine prakti- sche Erfahrung haben. Dabei war doch gerade der Sinn des Gesetzes, dass junge Ärzte Praxiserfahrung erwer- ben sollten, bevor sie selbst größere Verantwortung übernehmen. Es muss dafür Sorge getragen werden, dass eine Re- gelung im Sinne der Betroffenen gefunden wird. Dafür werden wir uns im Ausschuss einsetzen. Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nach wie vor erfreut sich das Medizinstudium in Deutschland gro- ßer Beliebtheit. Regelmäßig gibt es mehr Bewerber als Studienplätze. Trotzdem berichten immer mehr Kran- kenhäuser von Problemen, ihren Nachwuchs zu rekrutie- ren. Immer häufiger wird vor einem bevorstehenden Ärztemangel in Deutschland gewarnt. Der Grund für diesen scheinbaren Widerspruch: Zwar gibt es genug Studienanfänger. Aber immer weniger Studenten been- den ihr Medizinstudium oder sie entscheiden sich nach dem Ende ihres Studiums gegen die klassische ärztliche Tätigkeit am Patienten im Krankenhaus und für gut be- zahlte Positionen in der Pharmaindustrie, in Unterneh- mensberatungen etc. Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung be- seitigen wir mit dem vorliegenden Gesetzentwurf: die AiP-Phase. Derzeit müssen alle Absolventen des Medi- zinstudiums, die sich für die ärztliche Tätigkeit im Kran- kenhaus entscheiden, im Anschluss an ihr Studium ein- einhalb Jahre als Arzt im Praktikum, arbeiten. Grund dafür ist, dass sie nach ihrem Studium zunächst einmal praktische Erfahrung sammeln sollen, bevor sie als voll- wertige Ärzte eingesetzt werden. In der Theorie heißt das: Die angehenden Ärztinnen arbeiten unter Aufsicht, ohne selbst in größerem Umfang Verantwortung tragen zu müssen. So sollen sie von erfahreneren Kolleginnen allmählich an die praktische Arbeit im Krankenhaus he- rangeführt werden. Die Praxis sieht jedoch anders aus. Ich habe über 20 Jahre als Krankenschwester im Krankenhaus gearbei- tet. In der Realität sind die AiPler mit ihren Sorgen und Nöten häufig allein gelassen. Sie werden ins kalte Was- ser geworfen. Ihre tägliche Arbeit unterscheidet sich praktisch nicht von der eines Assistenzarztes. Oft müs- sen sie selbstständig ohne Anleitung arbeiten. Entspre- chend hoch sind die Anforderungen und der Druck. Gleichzeitig ist jedoch die Bezahlung miserabel. Außer- dem sind die AiPler in der krankenhausinternen Hack- ordnung ganz unten. Kein Wunder also, dass immer m s d K n a d w d v e r d k s N r A a f d e e Ä l U ä n ä a L s h e s b s l r v s s K b c g u r d d m w – (C (D ehr junge Ärztinnen die Arbeit im Krankenhaus cheuen. Mit der in diesem Gesetz vorgesehenen Abschaffung es AiP machen wir die klassische ärztliche Tätigkeit im rankenhaus für Absolventen wieder attraktiver. Es ist icht länger hinnehmbar, dass junge Ärztinnen als Billig- rbeitskräfte ausgebeutet werden. Das gilt umso mehr, a im Frühjahr 2003 die Approbationsordnung geändert urde. Die universitäre Ausbildung wurde dadurch eutlich praxisnäher gestaltet. Deshalb werden Absol- enten künftig im Krankenhaus sofort als Assistenzärzte ingestellt. Die für die Gegenfinanzierung notwendigen und 300 Millionen Euro haben wir bereits im Rahmen er Gesundheitsreform bereitgestellt, sodass die Kran- enhäuser nicht zusätzlich belastet werden. Uns Grünen war wichtig, dass diese Neuregelung chnell greift. Stichtag ist jetzt der l. Oktober 2004. och schneller ging es nicht. Damit sendet die Bundes- egierung ein klares Signal an junge Menschen, die den rztberuf ergreifen wollen. Ich bin überzeugt, dass sich ngesichts dieser Entwicklung wieder mehr Absolventen ür den Dienst am Patienten im Krankenhaus entschei- en werden. Mit diesem Gesetzentwurf geht Rot-Grün somit zum inen die Frage der Nachwuchsgewinnung in unserem igenen Land an. Zum anderen machen wir es aber auch rztinnen aus anderen EU-Ländern leichter, in Deutsch- and zu arbeiten. Durch die im Gesetzentwurf angelegte msetzung der EU-Richtlinie zur Harmonisierung der rztlichen Berufe verbessern wir die Rechtsstellung von ichtdeutschen Staatsangehörigen, die in Deutschland rztlich tätig werden wollen. Damit reagieren wir auf die bsehbare demographische Entwicklung in unserem and und das Problem, dass immer weniger junge Men- chen für den ärztlichen Nachwuchs zur Verfügung ste- en werden. Dennoch ist klar, dass die Abschaffung des AiP nur in Baustein in einer Gesamtstrategie zur Attraktivitäts- teigerung des Arztberufs ist; denn nur, wenn die Ar- eitsbedingungen im Krankenhaus insgesamt attraktiv ind, werden Ärztinnen auch dauerhaft dort bleiben wol- en. Mit anderen Worten: Es geht nicht nur um die Be- ufsanfänger, es geht auch um die Ärztinnen, die über iele Jahre im Krankenhaus arbeiten wollen. Mit dem im Dezember beschlossenen Arbeitszeitge- etz zur Umsetzung des EuGH-Urteils zum Bereit- chaftsdienst haben wir in dieser Hinsicht viel erreicht. ünftig werden Ärztinnen humanere Arbeitszeiten ha- en. Dienste bis zur vollständigen physischen und psy- hischen Erschöpfung gehören dann hoffentlich der Ver- angenheit an. Gleichzeitig machen wir es Ärztinnen nd natürlich auch Ärzten leichter, sich neben ihrem Be- uf auch für eine Familie zu entscheiden. In einem weiteren Schritt wird es darauf ankommen, ie ärztliche Tätigkeit zu entbürokratisieren. Immer wie- er wird die hohe Belastung der Krankenhausärztinnen it bürokratischen Tätigkeiten beklagt. Es heißt, dass zu enig Zeit für die Arbeit mit den Patientinnen bliebe und damit für das, was den Arztberuf ausmachen 7856 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) sollte. Hier sind wir gemeinsam mit den Krankenhäusern gefragt, Lösungen zu entwickeln. Wir können es uns nicht länger leisten, ärztliche Kompetenz durch unnöti- gen bürokratischen Aufwand zu binden; denn dann bleibt weniger Zeit für die Patientinnen und die Motiva- tion der Ärztinnen sinkt. Allerdings fehlen bisher kon- krete Vorschläge seitens der Betroffenen, wo diesbezüg- lich politische Eingriffe erforderlich sind. Insgesamt gesehen sind wir also auf einem guten Weg, für Ärztinnen deutliche Verbesserungen ihrer Ar- beitsbedingungen zu erreichen. Der vorliegende Gesetz- entwurf wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich in Zukunft in Deutschland genügend junge Men- schen für die Arbeit mit den Patientinnen entscheiden. Detlef Parr (FDP): Der Arzt im Praktikum wird ab- geschafft! Das ist lange geplant und von uns allen ge- wollt. Hierzu möchte ich jedoch gerne aus dem Begrün- dungsteil des vorliegenden Gesetzentwurfs etwas zitieren, was ich bemerkenswert fand: Aufgrund des prognostizierten Zuwachses von Stu- dierenden, die ihr Studium nicht abschließen oder nicht in die kurative Tätigkeit gehen, war infolge des in bestimmten Regionen zu erwartenden Ärztemangels ein möglichst schneller Wegfall der „AiP“-Phase vorzusehen, um die Attraktivität der kurativen ärztlichen Berufsausübung gerade zu Be- ginn, der praktischen ärztlichen Tätigkeit zu ver- bessern. Es freut mich zu hören, dass auch die Bundesregie- rung endlich eingesehen hat, dass wir auf einen Ärzte- mangel in der kurativen Versorgung zulaufen und die Ursache hierfür in den schwierigen Arbeitsbedingungen der Ärzte liegen. Bis heute wurde das Ihrerseits konse- quent ignoriert. Sicherlich ist die Abschaffung des AiPs ein wichtiger erster Schritt. Darüber herrscht Einigkeit, und wir haben es daher hier und heute mit einem Gesetzentwurf zu tun, der erfreulicherweise recht unstrittig ist. Mit der prinzi- piellen Zustimmung meiner Partei dürfen Sie jedenfalls rechnen. Ob einzelne Regelungen wie beispielsweise die der Übergangsbestimmungen noch verbesserungsfähig sind, werden die voraussichtliche Anhörung sowie die Dis- kussion im Ausschuss sicherlich noch klären. Auch er- laube ich mir den Zweifel, dass die im GKV-Modernisie- rungsgesetz GMG, gefundene Regelung, die Mehrkosten aufzufangen, den Krankenhäusern tatsächlich eine finan- zielle Erleichterung bringen wird. Das wird ebenfalls noch zu prüfen sein. Denn auf keinen Fall darf passieren, dass Krankenhäuser zwei bis drei AiP-Stellen auf eine Assistenzarztstelle zusammenzuziehen. Damit wäre we- der den Ärzten noch den Patienten geholfen. Der Arzt im Praktikum war für die jungen angehen- den Ärzte ein wahrlich unerfreulicher Zustand. Schlechte Bezahlung, Überstunden über Überstunden und meist schon ein Arbeiten in höchster Verantwortung. Von der Arbeit unter Aufsicht und Anleitung durch einen erfahrenen Arzt war wenig zu hören. So sind wir uns ei- n d h Ä s G f h D w d t d s k a D Ä b K s i r A B g Ä g d a A Ä w s ä t g a n d w A f g d s w d a d r Z d (C (D ig, dass ein Instrument, das vor allem mit dem Stigma er Ausbeutung der Ärzte versehen ist, bald ausgedient at. Hoffen wir, dass so die Abwanderung dieser jungen rzte ins Ausland, wo sie bessere Bezahlung und bes- ere Arbeitsbedingungen vorfinden können, durch dieses esetz eingedämmt werden kann. Denn wertvolle, quali- iziert ausgebildete Ärzte gehen dem deutschen Gesund- eitswesen seit Jahren zum Teil dauerhaft verloren. och ich bezweifle, dass diese Maßnahme ausreichen ird, um dem Ärztemangel in Deutschland Herr zu wer- en. Die lebenslange Perspektive fehlt den Ärzten! Wie sieht es mit der Weiterbildung der Ärzte zukünf- ig aus? Werden Krankenhäuser nach Umstellung auf die iagnosebezogenen Fallpauschalen noch genauso bereit ein, Ärzte weiterzubilden wie heute? Weiterbildung ostet Geld. Und einfacher ist es für ein Krankenhaus llemal, auf ausgebildete Fachärzte zurückzugreifen. ies müssen wir sorgfältig beobachten, um die jungen rzte nicht gleich in die nächste Falle zu jagen. Was für Chancen haben die Ärzte nach ihrer Weiter- ildung? Unter den schwierigen Arbeitsbedingungen im rankenhaus bleiben? Oder den Weg in die Niederlas- ung suchen? Auch dieser wird den Ärzten seit Jahren mmer unattraktiver gemacht. Budgetbedingungen, Null- unden, Verdrängung des freiberuflich niedergelassenen rztes. Ganz zu schweigen das tiefe Mißtrauen, das die undesregierung mit der letzten Gesundheitsreform ge- enüber der Arbeit und den Leistungen der deutschen rzteschaft demonstriert hat: Wirtschaftlichkeitsprüfun- en, umfangreiche Verordnungskontrollen, Regressan- rohungen, Fortbildungskontrollen, der Korruptionsbe- uftragte. Die Abschaffung des AiPs alleine hilft nicht, den rztberuf wieder attraktiver zu machen. Dem drohenden rztemangel muss sicherlich noch stärker entgegenge- irkt werden. Als weiteren Schritt empfehlen wir Ihnen, ich auch gemeinsam mit uns an das andere Ende des rztlichen Lebenslaufs zu begeben und sich unserem An- rag zur Aufhebung der Altersgrenze für die Vertrags- renze anzuschließen. Denn der Versorgungsengpass im mbulanten, niedergelassenen Bereich besonders in den euen Bundesländern ist schon längst da. Wenn man sich ie Altersstruktur gerade der Hausärzte anschaut, dann ird man feststellen, dass immer mehr Ärzte Praxen aus ltersgründen verlassen müssen, für die es keine Nach- olger gibt. Sicherlich muss die Lösung in der Frage lie- en, wie wir junge Ärzte in diese Gebiete locken, doch em 68-jährigen Arzt, der noch willens und motiviert ist, eine Patienten zu versorgen und zu behandeln, sollten ir wieder die Chance dazu geben. Lassen wir dies heute als einen ersten Schritt sehen, ie Ärzte zurück in ihren Beruf zu holen, aber bitte nicht ls den letzten. Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin bei er Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Siche- ung: Mehr Qualität im Gesundheitswesen lautet das iel, das wir uns gesetzt haben. Dazu gehört auch, dass ie Bedingungen für Ärztinnen und Ärzte verbessert Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7857 (A) ) (B) ) werden und dass hohe Verantwortung und hohe Arbeits- belastung honoriert werden. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wollen wir die Abschaffung des „Arztes im Praktikum“, kurz AiP, auf den Weg bringen. Dies ist ein Anreiz für alle jungen Me- diziner, den Beruf, für den sie sich mit dem Medizinstu- dium entschieden haben, auch wirklich auszuüben. Denn der AiP – und vor allem die vergleichsweise schlechte Bezahlung in dieser Zeit – war einer der Gründe dafür, dass immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte nach Alter- nativen zum Arztberuf gesucht haben. Vor diesem Hin- tergrund haben wir uns entschlossen, mit der Abschaf- fung des Arztes im Praktikum nicht länger zu warten, sondern den erstmöglichen Zeitpunkt für die Abschaf- fung zu wählen, nämlich den 1. Oktober 2004. Mit diesem Schritt tragen wir dem Strukturwandel von der Ärzteschwemme zum Ärztemangel Rechnung, der sich insbesondere in den Krankenhäusern abzeichnet. Mit der auf mehr Praxisnähe ausgerichteten Reform der ärztlichen Ausbildung haben wir eine wichtige Vo- raussetzung dafür geschaffen, dass der Arzt im Prakti- kum entfallen kann. Für eine schnellstmögliche Ab- schaffung des AiP spricht auch die Tatsache, dass auf- grund von Rechtsänderungen im Sozialgesetzbuch V junge Ärztinnen und Ärzte nur dann zugelassen werden, wenn sie eine Weiterbildung nachweisen können. Dies gibt den Patientinnen und Patienten die Sicherheit, dass nur Ärztinnen und Ärzte mit einer mehrjährigen prakti- schen Erfahrung sich niederlassen können. Was bedeutet nun die Neuregelung für die jungen Me- diziner konkret? Alle jungen Mediziner, die ihr Studium nach dem Stichtag 1. Oktober 2004 abschließen, müssen den Arzt im Praktikum nicht mehr ableisten. Damit wer- den sie nach Abschluss des Studiums ihre Berufslauf- bahn als Assistenzarzt und mit der entsprechenden Be- zahlung beginnen können. Wir werden alles dafür tun, um die Situation für die Ärzte im Praktikum in der Übergangszeit zu verbessern. Diejenigen, die ihren Arzt im Praktikum noch ganz oder teilweise ableisten müssen, erhalten ab dem 1. Oktober 2004 die höhere Assistenzarztvergütung. Eine Verschie- bung des Abschlussexamens macht durch diese finan- zielle Gleichstellung keinen Sinn. Noch ein kurzes Wort zur Finanzierung: Der Finanz- bedarf für die Abschaffung des Arztes im Praktikum wird mit jährlich 300 Millionen Euro anzusetzen sein. Trotz schwieriger Finanzsituation und massiver Einspa- rungen im gesamten Gesundheitsbereich ist es uns ge- lungen, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stel- len. Zukünftig können junge Ärztinnen und Ärzte direkt nach ihrer Ausbildung an der Universität als approbierte Ärzte mit der Weiterbildung zum Facharzt beginnen. Da- durch werden der Arztberuf und der Arbeitsplatz Kran- kenhaus wieder attraktiver. Junge, gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte wieder für die Patientenversorgung zu gewinnen – das ist das Ziel dieses Gesetzentwurfes. A g g z D u e w d e I p g d i f W c O B z l z s A g A b t s n D G z K t s u 9 w g E P m (C (D nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Arbeitsmarktzugang im Rahmen der EU- Erweiterung (Tagesordnungspunkt 15) Angelika Krüger-Leißner (SPD): Der heute vorlie- ende Entwurf eines Gesetzes über den Arbeitsmarktzu- ang im Rahmen der EU-Osterweiterung ist die Umset- ung einer wichtigen Regelung des Beitrittsvertrages. aher gehe ich davon aus, dass dieses Gesetz im Großen nd Ganzen unstrittig sein dürfte. Fast alle Mitglieder dieses Hauses sind Anhänger der uropäischen Idee, und das über die Parteigrenzen hin- eg. Wir alle wissen, dass Europa nicht an der Oder en- et. Auch die EU darf dort nicht enden, wenn wir den uropäischen Gedanken umsetzen wollen. Ich will an dieser Stelle nicht viele Worte über die deale der europäischen Einigung und die sicherheits- olitische Relevanz der Osterweiterung verlieren. Wie esagt: Es herrscht Einigkeit im Deutschen Bundestag arüber, dass eine größere EU den Bestand des Friedens n Europa sichern hilft. Wirtschaftspolitisch wird Deutschland vor allem pro- itieren. Qualifikation und Infrastruktur sind deutsche ettbewerbsvorteile, die für einen offenen Markt spre- hen. Auch in diesem Bereich spricht also mehr für eine sterweiterung als dagegen. Die Osterweiterung ist für beide Seiten wichtig. Die eitrittsländer und Deutschland können die Märkte nut- en und davon profitieren. Das Gleiche gilt mittel- und angfristig auch für die soziale Absicherung. Der Beitritt ur EU wird dazu führen, dass die Standards in den ent- prechenden Ländern gehoben werden. Etwas schwieriger verhält sich dies im Bereich der rbeitsmarktpolitik. Hier gibt es viele Ängste und Sor- en. Bei den Bürgern der Beitrittsländer wie bei uns. ber diese Sorgen gab es früher auch. Beispielsweise ei der Aufnahme Spaniens und Portugals. Das befürch- ete Lohndumping und der Sozialabbau haben nicht tattgefunden. In der EU herrscht Freizügigkeit der Arbeitnehmerin- en und Arbeitnehmer. Von dieser Situation hat eutschland ebenfalls profitieren können. Gerade unsere esetzeslage verhindert immer noch den Zuzug qualifi- ierter Arbeitskräfte. An dem Wettbewerb um die besten öpfe nimmt Deutschland praktisch nicht teil. Dennoch ist die Situation im Falle der meisten Bei- rittsländer eine andere als bei den aktuellen Mitglied- taaten der EU. Zwischen Deutschland und den mittel- nd osteuropäischen Staaten bestehen seit Anfang der 0er-Jahre starke Migrationsbeziehungen. Schon allein egen seiner geographischen Lage kann davon ausge- angen werden, dass Deutschland Hauptzielland der inwohner der Beitrittsstaaten sein wird. Insbesondere olen und Ungarn werden voraussichtlich die Länder it den höchsten Zuzugszahlen nach Deutschland sein. 7858 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Angesichts der immer noch hohen Lohndifferenzen ist es also geboten, die Übergangsregelung, die die EU vorgesehen hat, zu nutzen. Auch um den mittel- und ost- europäischen Ländern die Möglichkeit zu geben, ihre Sozialsysteme und Arbeitssicherung an die Standards der EU weiter anzupassen. Nicht alle Beitrittsländer werden – was Deutschland betrifft – davon betroffen sein. Zypern und Malta erhal- ten von Beginn an volle Freizügigkeit. Schon aufgrund der geringen Einwohnerzahl dieser beiden Länder wäre die Nutzung der Übergangsregelung hier absolut kontra- produktiv. Für die anderen acht Beitrittsstaaten wollen wir die Übergangsregelung hinsichtlich der Arbeitnehmerfreizü- gigkeit nutzen. In groben Zügen bedeutet dies, dass wir in den nächsten sieben Jahren die Möglichkeit haben, die Freizügigkeit einzuschränken. Allerdings nicht in dem bisherigen Maße. Die Staatsbürger aus den Beitrittsländern müssen auf jeden Fall Vorrang vor nicht EU-Ausländern haben, wenn es um die Erteilung einer Arbeitserlaubnis geht. Zudem beinhaltet die Übergangsregelung die Pflicht, Bürgern dieser Staaten eine Arbeitsgenehmigung zu er- teilen, wenn sie für einen ununterbrochenen Zeitraum von zwölf Monaten zum deutschen Arbeitsmarkt Zu- gang hatten. Familienangehörigen muss ebenfalls eine Zulassung erteilt werden. Hinzu kommt die Möglichkeit der Dienstleistungs- freiheit. Die Bürger der Beitrittsstaaten werden zukünf- tig die Möglichkeit haben, entsprechende Unternehmen in Deutschland zu gründen. Hier ist eine sektorale Über- gangsregelung für die Baubranche angedacht. Die Regelung muss nach zwei und nach fünf Jahren nochmals überprüft werden. Nach sieben Jahren erhalten die Mitglieder der Beitrittsländer die volle Freizügigkeit wie andere EU-Bürger auch. Ich meine: Wir müssen diese Übergangsregelung nutzen. Denn es ist dringend erforderlich, dass der wirt- schaftliche und soziale Aufholprozess in den Beitritts- ländern weiter voranschreitet, bevor die volle Freizügig- keit ermöglicht wird. Es sieht zurzeit so aus, dass die Lohnentwicklung in den betroffenen Staaten schneller voranschreitet als bei uns. Aber: Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass 2011 die Löhne und Gehälter auch in Deutschland höher sein werden. Daher gilt es besonders für die Regionen Deutschlands, die im Grenzgebiet liegen, auf diese Si- tuation vorbereitet zu sein. Die zu erwartende Lohnentwicklung und die demo- graphische Entwicklung sprechen dafür, dass die Situa- tion 2011 weniger dramatisch ausfallen wird, als sie es jetzt bei voller Freizügigkeit täte. So hat das ifo-Institut im Auftrag des Sächsischen Wirtschaftsministeriums er- rechnet, dass das Arbeitskräfteangebot im Freistaat bis zum Ende dieser Dekade um 250 000 Personen zurück- gehen wird. Das Potenzial an Zuströmen aus Mittel- und Ost- europa liegt weit unter diesem Wert. Maximal 8 e R s g s u z z r Ö b s c g d Z t F m n z w d s a r r G d S g u a Z A S z g p l n b d n (C (D 5 000 Zuwanderer und 30 000 Einpendler sind hier zu rwarten. Quantitativ kann also auch dieser Zustrom den ückgang an Arbeitskräften nicht ausgleichen. Und wir prechen hier von einer Grenzregion, die von der Freizü- igkeit am ehesten betroffen wäre. Sicherlich werden die verschiedenen Sektoren unter- chiedlich betroffen sein. Und es werden Anstrengungen nternommen werden müssen, das Arbeitskräftepoten- ial besonders in den Grenzregionen weiter zu qualifi- ieren, um eine Verdrängung inländischer Arbeitnehme- innen und Arbeitnehmer zu verhindern. Dennoch empfiehlt das ifo-Institut eine frühzeitige ffnung des Arbeitsmarktes, um das Nachwuchspro- lem zu lösen, das die demographische Entwicklung mit ich bringt. Hier kommen wir zum Kern des Problems. Wir brau- hen in Deutschland dringend und zwingend Regelun- en zur Zuwanderung. Die EU-Osterweiterung klärt iese Problematik keinesfalls. Ich weiß, dass es momentan sehr populär ist, gegen uwanderung zu sein. Die aktuelle wirtschaftliche Situa- ion mit weiterhin vielen Arbeitslosen scheint jegliche orm der Arbeitsmigration zu verbieten. Aber auch Sie, eine Damen und Herren von der Opposition, wissen ur zu gut, dass das nicht richtig ist. Im „Wettbewerb um die besten Köpfe“ – die qualifi- iertesten Arbeitskräfte für unsere Unternehmen – haben ir in Deutschland ein deutliches strukturelles Problem, as in der heutigen Gesetzgebung begründet ist. Wir haben keine Möglichkeit, die Menschen, die un- er Wirtschaftssystem auf dem Arbeitsmarkt fordert, uszusuchen. Wir haben keine Möglichkeit, Einwande- ung in unser Land zu begrenzen und zu steuern. Das ist umso bedauerlicher, als mit dem Zuwande- ungsgesetz der Bundesregierung ein entsprechendes esetz vorliegt. Ein Gesetz, das Sie, insbesondere was ie Arbeitsmigration betrifft, im Bundesrat blockieren. Das tun sie, obwohl sie von allen Seiten aufs chärfste für Ihre populistische Politik in dieser Sache erügt werden: Gewerkschaften, Wirtschaft, Kirchen nd Wirtschaftswissenschaftler erwarten, dass wir uns uch und gerade in diesem Punkt einigen. Denn die heutige Gesetzeslage führt zu einem hohen uzug an gering qualifizierten Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmern. Spitzenkräfte haben hingegen große chwierigkeiten, Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt u finden. Das wird unseren Erfordernissen aber in keiner Weise erecht. Was sie veranstalten, ist wirklich der reine Po- ulismus auf Kosten der deutschen Wirtschaft und letzt- ich auch auf Kosten der inländischen Arbeitnehmerin- en und Arbeitnehmer. Denn wenn man die demographische Entwicklung etrachtet, dann muss man zu dem Schluss kommen, ass unsere Sozialsysteme ohne weitere Zuwanderung icht mehr lange funktionsfähig sein können. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7859 (A) ) (B) ) Hinzu kommt ein weiteres Problem: Sie tun ja gera- dezu so, als ob die deutschen Unternehmen eine Rege- lung, wie wir sie beispielsweise mit dem Punktesystem vorgeschlagen haben, als Methode zum Lohndumping nutzen wollten. Das ist aber bei der von uns vorgeschla- genen Regelung gar nicht möglich und auch von der Wirtschaft nicht gewollt. Es geht nicht um ungebremste, sondern eben um ge- bremste und kontrollierte Zuwanderung. Und was für ein Standortvorteil soll es bitte sein, wenn Unternehmen zur Abwanderung gezwungen werden, weil sie die nötigen Arbeitskräfte auf dem deutschen Markt nicht mehr fin- den können? Das wäre in der Tat ein verheerendes Si- gnal für den Standort Deutschland. Ich war erfreut zu hören, dass nicht nur die FDP diese Politik ablehnt. Auch aus ihren eigenen Reihen mehren sich die Stimmen, das Punktesystem zu unterstützen. Gerade erst hat der Hamburger Noch-Bürgermeister Ole von Beust die CDU aufgefordert, einer Zuwanderung, wie sie der Regierungsentwurf vorsieht, zuzustimmen. Dem sollten Sie als CDU im Deutschen Bundestag fol- gen. Heute mag es noch populär sein, das Gesetz zu blo- ckieren und Ängste zu schüren. Aber schon in wenigen Jahren, wenn der Druck durch die demographische Ent- wicklung immer größer wird, werden auch die Rufe nach einer Regelung der Arbeitsmigration immer größer werden. Auch die CDU sollte in diesem Zusammenhang be- greifen, dass es keinen Sinn macht, Gesetze nur für kurz- fristige Zeiträume zu schaffen. Nachhaltiges Denken ist gefragt. Ein weiterer wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Osterweiterung spricht für Fortschritte beim Zuwan- derungsgesetz: die Integration. Sie alle wissen, dass wir bei der Integration von Mi- grantinnen und Migranten in Deutschland große Pro- bleme haben. Gerade bei den Menschen aus Ost- und Mitteleuropa zeigt sich dies sehr deutlich. Durch die Aussiedler der vergangenen Jahrzehnte ist uns das klar vor Augen geführt worden. Die späteren Generationen, die oft gar kein Deutsch mehr sprechen, hatten große Probleme sich hier einzuleben. Integrationsmaßnahmen gab es einfach viel zu we- nige. Die hohe Kriminalitätsrate gerade bei dieser Gruppe spricht hier Bände. Jetzt werden wieder Menschen aus diesen Regionen kommen. Wenn wir deren Potenzial nutzen wollen, ohne Abgrenzung und Ausländerfeindlichkeit zu schaffen, brauchen wir mehr vernünftige Integrationsmaßnah- men, wie sie in unserem Gesetz vorgeschlagen sind. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, ich gehe davon aus, dass die Umsetzung der Richtlinien mit Ihrer Unterstützung erfolgen wird. Wir brauchen dieses größere Europa, um Zusammenarbeit, Zukunft und Frie- den zu sichern. Und wir brauchen die Übergangsfrist, damit die Beitrittsländer weitere Fortschritte im Sozial- u e b d d d p B S D a r m Ü ü d b L d L le n l g J a M i g r d Ü m a J w a a w n k w g g w v C K L r w (C (D nd Arbeitsmarktbereich machen können. Vor der Ost- rweiterung braucht keiner Angst zu haben. Aber ich fordere sie auf, auch die weiteren Folgen zu eachten, die sich hieraus ergeben. Dazu gehören Integration und Steuerung der Zuwan- erung. Geben Sie sich einen Ruck, und unterstützen Sie iejenigen in Ihren Reihen, die die Zeichen der Zeit bei iesem Thema erkannt haben. Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Die Erweiterung Euro- as wird in nur mehr 93 Tagen in Kraft treten. Mit dem eitritt von zehn weiteren Ländern erfolgt ein gewaltiger chritt, die Einigung Europas zu vollenden. Es steht fest: amit sind Chancen und Risiken verbunden. Wir müssen uch auf die vielfachen Ängste der Menschen – ob be- echtigt oder unberechtigt – reagieren und sie ernst neh- en. Es ist meine – und sicherlich auch unsere – feste berzeugung, dass mittel- und langfristig die Chancen berwiegen. Es gibt keine Alternative, in Europa Frie- en, Freiheit und Wohlstand zu sichern. Größtes Pro- lem bei der jetzigen Erweiterung ist der erhebliche ohnunterschied und das Wohlstandsgefälle zwischen en Beitrittsländern und Deutschland. Selbst bei einem ohngefälle von l : 3 wird es insgesamt bei uns – vor al- m in den Grenzregionen – zu Verwerfungen kommen. Im Interesse unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeit- ehmer ist deshalb die im Rahmen der Beitrittsverhand- ungen vereinbarte Übergangszeit notwendig. Es ist fest- elegt, dass Übergangsregelungen von bis zu sieben ahren für die Herstellung des uneingeschränkten Rechts uf Freizügigkeit der Arbeitnehmer getroffen werden. it dem Gesetzentwurf über den Arbeitsmarktzugang m Rahmen der Erweiterung muss dies nun rechtlich ab- esichert werden. Solche Fristen dürfen nicht dazu füh- en, dass ein Zusammenführen der Arbeitsmärkte behin- ert oder sogar blockiert wird. Die jetzt vereinbarten bergangsfristen müssen genutzt werden, das Zusam- enführen der Arbeitsmärkte zu gestalten. Wir sollten uch offen mit dieser Frage umgehen. Die Übergangsregelungen sind für längstens sieben ahre möglich. Schon nach zwei Jahren könnte beantragt erden, diese Regelung nicht mehr fortzuführen. Wir lle kennen den Druck aus Tschechien und Polen, aber uch aus der Wirtschaft, die solche Regelungen nicht ünschen oder darin Behinderungen sehen. Da nur we- ige Länder solche Fristen haben, müssen die Auswir- ungen insgesamt in Europa genau beobachtet und ge- ürdigt werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion trägt den vorlie- enden Entwurf des Gesetzes über den Arbeitsmarktzu- ang im Rahmen der EU-Erweiterung mit. Es ist not- endig, im weiteren Verlauf der Beratungen noch erschiedene Fragen zu klären. In dieser Woche hat die AG Wirtschaft und Arbeit der DU/CSU-Bundestagsfraktion unter der Leitung der ollegin Dagmar Wöhrl und des Kollegen Karl-Josef aumann mittelständische Unternehmen in den Grenz- egionen besucht. Wir haben eindrucksvoll erfahren, elche Chancen und Risiken die mittelständischen 7860 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Unternehmer bzw. das Handwerk konkret sehen. Einer der Unternehmer stellte klar fest, dass er für seine Bran- che durch die Osterweiterung keine Chance sieht. Ein anderer hat sich schon voll auf diese Situation einge- stellt. Der Unternehmer hat seinen Betrieb nur wenige 100 Meter von der tschechischen Grenze entfernt. Durch die vorbildliche Initiative der ARGE 28 unserer Grenz- landkammern hat er im Nachbarland Tschechien Markt- forschung betrieben und Kooperationspartner in Tschechien gesucht. Er sieht für seine Produkte im Nachbarland einen Absatzmarkt. Seine Bemühungen könnten unterstützt werden, wenn er einen tschechischen Arbeitnehmer beschäftigen dürfte. Dieser würde die Sprachbarriere reduzieren, kennt den Markt in Tsche- chien usw. Diesem zukunftsorientierten Unternehmen kann mit diesem Gesetzentwurf nicht geholfen werden. Da ein Schreiner aus Prag oder Pilsen weder Grenzgän- ger oder Saisonarbeiter ist, fällt er unter die Regelungen der Werkvertragskontingente. Nach meiner Auffassung blockiert das deutsche Arbeitsmarktrecht die Vorberei- tungsbemühungen eines Mittelständlers, die Chancen der Osterweiterung zu nutzen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird seit Anfang der 90er-Jahre durch die Grenzgängerregelung bereits praktiziert. Unter ganz bestimmten Voraussetzun- gen erhält ein tschechischer Arbeitnehmer aus der Grenzregion die Möglichkeit, bei uns zu arbeiten. Dazu braucht er eine Aufenthaltsgenehmigung und eine Ar- beitserlaubnis. Nun sieht der neue Gesetzesentwurf vor, dass ein Ar- beitnehmer, der mindestens zwölf Monate ununterbro- chen im Bundesgebiet gearbeitet hat, eine Arbeitserlaub- nis auf Dauer erhält. Es ist zu klären, ob die Grenzgänger dann eine unbeschränkte Arbeitsgenehmigung für das gesamte Bundesgebiet erhalten. Bisher hatten diese Per- sonen in der Regel eine befristete Arbeitserlaubnis, die auf den Grenzlandkreis oder ein bestimmtes Unterneh- men beschränkt war. Daraus folgend stellt sich die Frage, ob der Familiennachzug mit dem unbeschränkten Arbeitsmarktzugang auch für Grenzgänger gilt. Nicht zuletzt ist auf einen weiteren wesentlichen Punkt hinzuweisen: Bisher wurden Arbeitserlaubnisse in der Regel befristet erteilt. Die Arbeitsämter hatten damit die Möglichkeit, in bestimmten Zeitabschnitten die Ver- einbarkeit mit dem deutschen Arbeitsmarkt zu prüfen. Diese Kompetenz der Arbeitsverwaltungen entfällt mit der unbefristeten Erteilung nach zwölf Monaten. Welche Auswirkungen dies auf die regionalen Arbeitsmärkte hat, muss in den Monaten nach dem Beitritt genau beob- achtet werden. Mit der Grenzgängerregelung haben wir mehr als ein Jahrzehnt praktische Erfahrung. Es wäre sinnvoll und wünschenswert, wenn uns die Bundesregierung darüber berichten könnte, wie sich die Grenzgängerregelung in der Praxis ausgewirkt hat, welche Erfolge erzielt wur- den, was an der Umsetzung dieser Regelung verbessert werden kann und ob vielleicht eine Ausweitung möglich ist. Zusammenfassend darf ich für die CDU/CSU-Frak- tion feststellen: d n g s s a t G N s t A f M d d d D l g r w m m v U s t G g g g K 2 l g D J c s A r b s U A t a D G Ü (C (D Erstens. Aufgrund der beschriebenen Tatsachen wird ie Übergangsregelung begrüßt. Dem Gesetzestext kann ach der Beratung zugestimmt werden. Zweitens. Es ist eine aktive Gestaltung des Über- angsprozesses notwendig, um die Arbeitsmärkte zu- ammenzuführen. Dazu soll die Bundesregierung ent- prechende Vorschläge unterbreiten. Wir bitten, die ufgeworfenen Fragen im Rahmen des weiteren Bera- ungsverfahrens zu beantworten. Nutzen wir auch dieses esetz als Chance, die Osterweiterung zu gestalten. Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Zum 1. Mai 2004 werden zehn weitere Mitglied- taaten der Europäischen Union beitreten. Mit dem Bei- rittsvertrag wurde festgelegt, dass das Recht von rbeitnehmern auf Freizügigkeit innerhalb der Union ür die Beitrittsstaaten mit Ausnahme von Zypern und alta für einen Übergangszeitraum eingeschränkt wer- en kann. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf macht ie Bundesregierung von dieser Klausel Gebrauch. In en ersten beiden Jahren nach dem Beitritt wird eutschland aufgrund der angespannten Arbeitsmarkt- age die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die neuen Mit- liedstaaten beschränken. Inwieweit nach diesem Zeit- aum weitere Beschränkungen vorgenommen werden, ird in Abhängigkeit von der Entwicklung des Arbeits- arktes entschieden werden. Der freie Personenverkehr ist eine der durch das Ge- einschaftsrecht garantierten Grundfreiheiten. Es ist ielleicht das wichtigste Recht des Einzelnen in der nion. Dieses Recht besitzen nicht nur Arbeitnehmer, ondern auch andere Personengruppen wie etwa Studen- en oder Rentner, im Grunde genommen alle EU-Bürger. erade weil es um eines der wesentlichsten Grundrechte eht, ist jegliche Einschränkung oder Beschränkung mit roßer Sensibilität vorzunehmen. Dies gilt auch für die enannten Übergangsbestimmungen. Im Vertrag ist deshalb auch festgelegt, dass die EU- ommission zwei Jahre nach dem Beitritt, also im Jahre 006, einen Bericht ausarbeiten wird, auf dessen Grund- age der Rat eine Überprüfung der bestehenden Über- angsregelungen vornimmt. Bis dahin wird auch in eutschland zu entscheiden sein, ob für weitere drei ahre Beschränkungen beibehalten werden sollen. Die Übergangsregelungen sind kompliziert, was si- her auch daran lag, dass man sie möglichst flexibel ge- talten wollte. Das hat aber auch zur Folge, dass es für rbeitnehmer aus den Beitrittsstaaten ziemlich schwie- ig wird, die Übersicht über die jeweilige Rechtslage zu ehalten, weil jeder einzelne der derzeitigen Mitglied- taaten jeweils eigene Regelungsmöglichkeiten hat. nd: Die Einschränkung der Freizügigkeit betrifft nur rbeitnehmer. Sie gilt nicht für Selbstständige, Studen- en, Rentner oder Touristen. So können Selbstständige us den Beitrittsländern schon ab Mai dieses Jahres in eutschland einen Betrieb eröffnen. Auch aus diesen ründen plädiere ich dafür, möglichst zügig auf diese bergangsregelungen zu verzichten. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7861 (A) ) (B) ) Lassen Sie mich zum Schluss noch auf eines hinwei- sen. Die Erweiterung der Europäischen Union ist auch ein Signal an die mittel- und osteuropäischen Länder, dass die künstliche Grenze des Kalten Krieges endgültig überwunden ist. Die Erweiterung stabilisiert die enor- men wirtschaftlichen und politischen Anpassungspro- zesse der Beitrittsstaaten, die sie teilweise unter erhebli- chen Belastungen ihrer Bürger durchgeführt haben. Freiheit und Freizügigkeit waren dafür Triebfedern. Ge- rade auch deshalb dürfen wir die Hoffnungen der Men- schen nicht enttäuschen. Die Gemeinschaft wird erst dann zu einer Gemeinschaft aller, wenn die Rechte und Pflichten für alle gleich sind. Dr. Claudia Winterstein (FDP): Prinzipiell haben EU-Bürger in der Europäischen Union die freie Wahl beim Ort des Arbeitsplatzes. Aber die alten Mitglied- staaten können die Zuwanderung von Arbeitskräften aus den neuen Beitrittsländern für zwei, nach Überprüfung für fünf, insgesamt für maximal sieben Jahre begrenzen. Das bedeutet, dass Bürger aus diesen Staaten in jedem Fall eine Arbeitserlaubnis brauchen, die ihnen auch ver- wehrt werden kann. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf will die Bun- desregierung diese Möglichkeit nutzen. Die Beitrittsver- träge mit den neuen Mitgliedstaaten erlauben allen bis- herigen Mitgliedstaaten eine solche Beschränkung durch Anwendung nationalen Rechts. Interessant ist aber, dass längst nicht alle alten Mitgliedstaaten von dieser Mög- lichkeit Gebrauch machen. In Großbritannien und Irland beispielsweise wird die Freizügigkeit für Arbeitnehmer sofort gelten, andere Mitgliedstaaten diskutieren die Frage noch. Festgelegt auf eine zweijährige Schließung des Arbeitsmarktes haben sich nur Deutschland, Öster- reich, Frankreich und Finnland. Für diejenigen Staaten, die ihren Arbeitsmarkt öffnen, enthalten die Verträge eine Sicherheitsklausel, dass sie die Beschränkung wieder einführen können, wenn es zu ernsthaften Störungen des Arbeitsmarktes kommt. Man sieht also: Es geht auch anders. Die FDP hat sich immer, ob als Regierungspartei oder in der Opposition, für den Beitritt unserer osteuropäi- schen Nachbarn eingesetzt. Die Osterweiterung bietet Chancen für Deutschland. Es ist Aufgabe der Politik, die vorhandenen Ängste in der Bevölkerung aufzugreifen. Natürlich wird es wird zu Strukturveränderungen kom- men, und die sind auch mit Risiken verbunden. Es wäre aber nicht richtig, die Ängste noch zu schü- ren. Ich verweise auf die Erfahrungen mit der Süderwei- terung der EU in den 80er-Jahren. Nach dem Beitritt Griechenlands, Spaniens und Portugals wurde der deut- sche Arbeitsmarkt nicht überschwemmt. Im Gegenteil, heute leben und arbeiten mehr Deutsche in Spanien als Spanier in Deutschland. Wichtig ist, dass wir bei jeder Art von Übergangsfris- ten unbedingt darauf achten, dass solche Regelungen fle- xibel genug gehandhabt werden und dass sie so schnell wie möglich auslaufen. Deshalb will ich hier schon ein- m l s k g s t o m a s w m b l P m b l n g g a i d m m a s s A G w b u g n M w n p s d s B z (C (D al deutlich machen: Sieben Jahre sind auf jeden Fall zu ang! Übergangsregelungen haben ihre Probleme. So sind ie zum Beispiel alles andere als ein Beitrag zur Be- ämpfung der Schwarzarbeit, im Gegenteil. Außerdem ilt die Beschränkung auf Gegenseitigkeit. Alle Ein- chränkungen, die wir den Beitrittsländern auferlegen, reffen umgekehrt auch uns selbst. Und es ist auch eine ffene Frage, ob nicht die vorhandenen Umgehungs- öglichkeiten die gewollte Beschränkung letztlich ad bsurdum führen. Der entscheidende Punkt ist: Eine Übergangsfrist etzt voraus, dass der Aufschub auch wirklich genutzt ird, um Reformen durchzusetzen, damit der Arbeits- arkt in Deutschland flexibler auf die veränderten Wett- ewerbsverhältnisse reagieren kann. Sonst stecken wir etztendlich nur den Kopf in den Sand. Auf eines müssen wir bei dem Gesetzentwurf hier im arlament auf jeden Fall hinwirken: Deutsche Unterneh- en dürfen von diesen Einschränkungen nicht unnötig ehindert werden. In der Anwendung der Erlaubnisrege- ung brauchen wir Flexibilität. Es muss also auch Aus- ahmen geben. Zum Beispiel müssen Unternehmen, die renzüberschreitend tätig sind, die Möglichkeit zum renzüberschreitenden Arbeitnehmeraustausch haben, lso ihre ausländischen Arbeitskräfte eine Zeit lang auch n Deutschland arbeiten lassen können. Ich glaube auch, ass wir für die Bereiche Haushalt und Pflege Ausnah- en brauchen, in denen in Deutschland Arbeitskräfte- angel herrscht. Wenn die Bundesregierung schon nicht den Mut hat, uf Übergangsregelungen zu verzichten, dann müssen ie zumindest flexibel und von kurzer Dauer sein. Angst- tarre statt Flexibilität bringt Deutschland nicht weiter. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Investitionszu- lagengesetzes 2005 (Tagesordnungspunkt 16) Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Mit dem Investitionszulagengesetz 1999 erden bis Ende 2004 in den ostdeutschen Ländern in esonderer Weise gefördert: erstens die Anschaffungs- nd Herstellungskosten von Gebäuden und Ausrüstun- en von Betrieben und zweitens Modernisierungsmaß- ahmen und teilweise Neubauten von Mietwohnungen. Das neue Investitionszulagengesetz klammert den ietwohnungsbau völlig aus und konzentriert im Ge- erbebereich die Investitionszulagen auf Erstinvestitio- en von Betrieben des verarbeitenden Gewerbes und von roduktionsnahen Dienstleistungen. Die Fördersätze ind differenziert nach der Lage der Betriebsstätten. För- erfähig sind 12,5 Prozent der Anschaffungs- und Her- tellungskosten der begünstigten Investition der großen etriebe – 15 Prozent im Förderrandgebiet – und 25 Pro- ent für kleine und mittlere Unternehmen – 27 Prozent 7862 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) im Förderrandgebiet, 20 Prozent in der Arbeitsmarktre- gion Berlin. Außerdem werden Betriebsneubauten mit 12,5 Prozent – 15 Prozent im Förderrandgebiet – geför- dert. Prinzipiell geht es bei dem Gesetz um eine Fortfüh- rung der Investitionszulage um zwei Jahre, bis Ende 2006. Danach findet keine Förderung statt, das heißt, entweder müssen Investitionen in den Jahren 2005 und 2006 vollständig abgewickelt werden, um förderfähig zu sein, oder es können nur Teilherstellungskosten geltend gemacht werden. Ich unterstütze die Fortsetzung der gewerblichen In- vestitionszulage für zwei weitere Jahre. Allerdings werde ich mich dafür einsetzen, dass sich die Förderung der Gebäudeinvestitionen nicht nur auf Neubau bezieht, sondern auch auf die Nutzbarmachung der vielen leer stehenden, teilweise denkmalwerten Bestandsgebäude im Osten. Die Förderung von Eigentumswohnungen im Rahmen der Betriebsförderung halte ich nicht für not- wendig. Längerfristig halte ich für die betriebliche Investi- tionszulage Folgendes für notwendig: Nicht mehr Ost- deutschland, sondern Regionen mit mehr als 15 Prozent Arbeitslosigkeit sollten besonders gefördert werden, egal ob Ost oder West. Investitionszulage und die Ge- meinschaftsaufgabe zur Förderung der regionalen Wirt- schaftsstruktur sollten zu einem Instrument der direkten Förderung zusammengeführt werden. Die Zulage oder direkte Förderung muss stärker mit der Schaffung von Arbeitsplätzen verknüpft werden. Sie muss mit der künf- tigen, ab 2007 wirksamen Strukturfondsförderung der EU harmonieren. Lassen Sie mich aber noch etwas zur Investitionszu- lage für Modernisierungsmaßnahmen bei Mietwohnun- gen in Ostdeutschland sagen. Diese sind mit dem Stadt- umbauprogramm ab 2002 für die Altbausanierung und die Denkmalsanierung in Kern-, Sanierungs- und Er- haltungsgebieten auf 22 Prozent für Baukosten bis zu 1 200 Euro/m2 erhöht worden. Derzeit lassen das Fi- nanz- und das Bauministerium gemeinsam eine Wir- kungsanalyse über die Effekte der baubezogenen Inves- titionszulage erstellen. Die Ergebnisse werden im April vorliegen. Ich sehe die Abkoppelung der rein gewerbli- chen) Zulage von der baulichen mit großer Sorge. Als Haushälterin weiß ich auch, dass wir jeden Euro umdre- hen müssen. Im Interesse der Stärkung der Innenstädte halte ich das Instrument aber auch in den nächsten Jah- ren für sehr wichtig. Die bauliche Investitionszulage ist wesentlich sinnvoller als die Eigenheimzulage in der Form, wie sie im Dezember im Vermittlungsausschuss beschlossen wurde. Die Eigenheimzulage stellt jetzt zwar Bestand und Neubau gleich. Sie enthält als Bestandsförderung aber keine Investitionsbindung. Gefördert wird auch der reine Bestandserwerb, und das an jedem beliebigen Standort. Ich meine, hier müssen wir wieder ran. Es kann nicht das letzte Wort in Sachen Eigenheimzulage gesprochen worden sein. Die Bauinvestitionsförderung muss kon- zentriert werden auf die Eigenheimbildung in Innenstäd- t n D t A p I w n W s e m e s e 1 g u p b c w d F d 2 n R n f m s t U b w z s n a n s r s w w (C (D en und die ökologisch und energetisch optimierte Er- euerung der Altbaubestände – in Ost und in West. afür müssen wir die Diskussion um die bauliche Inves- itionszulage in den nächsten Wochen nutzen. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden Zur Beratung des Antrags: Konzeption zur Struktur und zur Finanzierung eines Osteuro- pazentrums für Wirtschaft und Kultur jetzt vorlegen (Tagesordnungspunkt 17) Andrea Wicklein (SPD): Der Aufbau eines Osteuro- azentrums für Wirtschaft und Kultur liegt in unser aller nteresse. Ihr Antrag zeigt mir, dass wir inhaltlich nicht eit auseinander liegen. Ich denke, wir sind uns darin ei- ig, dass wir mit dem geplanten Osteuropazentrum für irtschaft und Kultur eine Brücke schlagen wollen zwi- chen Ostdeutschland und den neuen mittel- und ost- uropäischen EU-Mitgliedstaaten. Wir wollen die ge- einsamen Interessen und Kräfte bündeln und so zu iner vertieften Integration beitragen. Wir wollen eine tärkere kulturelle Zusammenarbeit pflegen und uns für in besseres gegenseitiges Verständnis einsetzen. Wir haben uns in der Koalitionsvereinbarung vom 6. Oktober 2002 verpflichtet, den europäischen Eini- ungsprozess weiter voranzutreiben und die Erweiterung nd Vertiefung der Europäischen Union in den Mittel- unkt unserer Europapolitik zu stellen. Für Deutschland ieten sich durch den Erweiterungsprozess große Chan- en. Uns geht es vor allem darum, die politische und irtschaftliche Teilung Europas auf Dauer zu überwin- en und stabile Rahmenbedingungen für Frieden und reiheit, Wohlstand und Solidarität zu schaffen. Insbesondere für die ostdeutschen Bundesländer wird ie Erweiterung der Europäischen Union zum 1. Mai 004 tief greifende Veränderungen mit sich bringen. Die euen Bundesländer werden aus ihrer europäischen andlage in das Zentrum des großen europäischen Bin- enmarktes rücken. Daraus erwachsen enorme Chancen ür deren wirtschaftliche Entwicklung. Diese Chance üssen wir ergreifen, damit sich die Entwicklungsrück- tände Ostdeutschlands weiter verringern und eine selbst ragende wirtschaftliche Entwicklung in Gang kommt. nd das ist auch im Interesse ganz Deutschlands. Ostdeutschland hat das Potenzial, sich zu einer wett- ewerbsfähigen Wirtschaftsregion in Europa zu ent- ickeln. Diese Potenziale müssen wir konsequent nut- en und ausbauen. Nach der EU-Osterweiterung wird ich unser EU-Binnenmarkt nicht nur um 110 Millionen eue Konsumenten erweitern, wir werden vor allem uch kulturell dazugewinnen. Doch die Integration der euen EU-Mitgliedsländer ist kein Automatismus. Wir ind aufgefordert, den interkulturellen Dialog der Bürge- innen und Bürger, der Unternehmer und der Wissen- chaftler tatkräftig zu fördern. Und sicherlich müssen ir auch dafür Sorge tragen, dass Vorurteile abgebaut erden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7863 (A) ) (B) ) Deutschland ist schon heute einer der wichtigsten Partner der mittel- und osteuropäischen Beitrittsländer, ob in wirtschaftlicher oder in kultureller Sicht. Und ge- rade die ostdeutschen Bundesländer werden durch ihre geographische Nähe in besonderem Maße von der Er- weiterung profitieren, wenn wir diese auch als Chance begreifen. Um die Entwicklung Ostdeutschlands hin zu einer europäischen Verbindungsregion in besonderem Maße zu unterstützen, haben wir im Koalitionsvertrag den Aufbau eines Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur mit Sitz in einem der neuen Bundesländer verein- bart. Diese Entscheidung nehmen wir sehr ernst; denn wir wollen die bereits bestehenden Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft in einer solchen Einrichtung bündeln und damit „Ostdeutsch- land“ mit seiner besonderen Mittel- und Osteuropakom- petenz stärken. Ich finde, die Entscheidung für den Sitz des Osteuropazentrums in den neuen Bundesländern ist ein wichtiges Signal. Bereits heute gibt es zahlreiche Kooperationen zwi- schen Kammern und Verbänden, Gebietskörperschaften und Kommunen, Hochschulen und Forschungseinrich- tungen beiderseits von Oder und Neiße. Doch erst mit dem Osteuropazentrum als Kommunikations-, Informa- tions- und Koordinationsplattform können die vorhan- denen Aktivitäten aufgegriffen, ausgebaut und weiter verstärkt werden. Das Osteuropazentrum soll eine An- laufstelle für all diejenigen sein, die Informationen brauchen, ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs. Wir wollen mit dem Osteuropazentrum vor allem Kooperationsformen und Netzwerke gezielt för- dern und dazu mit den bereits bestehenden Einrichtun- gen eng kooperieren. Gerade für die kleine und mittelständische Wirtschaft in Ostdeutschland ist die Kooperation mit Wissenschaft und Forschung auch in Richtung Osteuropa von existen- zieller Notwendigkeit, um ihre Innovationsfähigkeit zu erhöhen. Es ist daher auch eine wichtige Aufgabe des Osteuropazentrums, solche Netzwerke und Initiativen zu unterstützen. Nun zum Sachstand: Vier ostdeutsche Bundesländer haben ihr Interesse als Sitzland für das Osteuropazen- trum bekundet und umfangreiche konzeptionelle Vor- stellungen eingereicht. Im Rennen sind noch die beiden Standorte Leipzig – Sachsen – und Frankfurt/Oder, Brandenburg. Beide Bewerbungen zeichnen sich da- durch aus, dass die Anbindung an die bestehenden Hochschulstrukturen gegeben ist. Leipzig kann bereits auf eine große Anzahl an Kooperationspartnern zurück- greifen. Das Sitzland Sachsen grenzt zudem sowohl an Polen als auch an Tschechien. Und Leipzig als Messe- stadt hat bereits umfangreiche wirtschaftliche und kul- turelle Erfahrungen mit Partnern aus Mittel- und Osteuropa. Aber auch Frankfurt/Oder hat ein sehr über- zeugendes und schlüssiges Konzept vorgelegt, in dem auf zahlreiche Partner und viel Kooperationserfahrung mit den mittel- und osteuropäischen Staaten verwiesen wird, insbesondere auf die historischen Beziehungen in das polnische Nachbarland hinein. a s g w g i n K t n s F s z z l m z d 1 j w a d d d K t r E O m s j e t s d s b k s n l g n I n A w v u d (C (D Es handelt sich also aus meiner Sicht um wirklich usgezeichnete und kreative Konzeptionen. Und wir ollten großen Wert darauf legen, dass die Verhandlun- en mit den Bewerberländern ernsthaft und fair geführt erden. Es ist wichtig, sorgfältig das Für und Wider ge- eneinander abzuwägen. Dieses offene Verfahren findet m Übrigen auch die ausdrückliche Unterstützung mei- er Fraktion, zumal es sich um sehr unterschiedliche onzeptionen handelt. Es ist nachvollziehbar und rich- ig, diese Entscheidung nicht auf die leichte Schulter zu ehmen. Das Ziel muss eine tragfähige und dauerhafte Lösung ein. Das sage ich auch angesichts der umfangreichen inanzierung des Osteuropazentrums. Schließlich müs- en für den Aufbau und die Arbeit des Osteuropa- entrums auch die entsprechenden finanziellen Mittel ur Verfügung gestellt werden, vom Bund und dem Sitz- and. Doch gleichzeitig möchte ich an dieser Stelle auch it Nachdruck deutlich machen, dass der Prozess jetzt ügig zum Abschluss gebracht werden muss. Die Zeit rängt, denn der Termin der EU-Osterweiterung am . Mai 2004 steht unmittelbar vor der Tür. Wir müssen etzt dafür sorgen, dass das Osteuropazentrum seine ichtige Arbeit bald aufnehmen kann. Dabei sind wir uf dem richtigen Weg. Intensive Gespräche zwischen em Bund und den Bewerberländern haben stattgefun- en, die konzeptionelle Arbeit ist getan. Jetzt muss das afür erforderliche Geld bereitgestellt werden, um die oalitionsvereinbarung mit Leben zu erfüllen. Wo Menschen grenzüberschreitend zusammenarbei- en, da findet Begegnung statt, da werden Berüh- ungsängste abgebaut und da wird letztlich die Teilung uropas in Ost und West überwunden. Wenn es dem steuropazentrum gelingt, beispielsweise die Zusam- enarbeit der ostdeutschen Wissenschafts- und For- chungseinrichtungen zu unterstützen, wenn es gelingt, unge Forscherinnen und Forscher aus Mittel- und Ost- uropa zusammenzubringen, dann wird von diesem Zen- rum ein wichtiger Impuls insbesondere für die ostdeut- che Entwicklung ausgehen. Die Osterweiterung der Europäischen Union steht für ie Überwindung der Teilung Europas. Den Ostdeut- chen kommt aufgrund ihrer besonderen Erfahrungen ei diesem Prozess eine Schlüsselstellung zu. Jetzt ommt es darauf an, die aus dem Prozess der europäi- chen Integration erwachsenden Chancen aktiv wahrzu- ehmen und sich den neuen Herausforderungen zu stel- en. Michael Kretschmer (CDU/CSU): Mit großer Be- eisterung habe ich seinerzeit die Idee zur Gründung ei- es „Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur“ in hrem Koalitionsvertrag gelesen. Die Initiative von Mi- ister Stolpe habe ich damals als ganz hervorragenden nsatz für ein konkretes Projekt verstanden, mit dem ir uns auf die Erweiterung der Europäischen Union orbereiten und unseren Nachbarn zeigen, wie wichtig ns die Verbindung mit ihnen ist. Ich war der Meinung, ass der Bundesverkehrsminister schon aufgrund seiner 7864 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Herkunft erkannt hat: Dieser Prozess wird kein Spazier- gang. Und so sehr wir uns über den Beitritt unserer Nachbarn auch freuen, wir müssen uns noch stärker vor- bereiten und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von deutscher Seite intensivieren. Seit einem Jahr verfolgen wir Ihre Arbeit an diesem Thema. Vier Städte hatten sich als Standort für das ge- plante Zentrum beim Bundesverkehrsministerium be- worben. Neben Berlin und Greifswald haben Frankfurt/ Oder sowie Leipzig gute Ideen und überzeugende Kon- zepte eingereicht. Doch unsere Neugier und Begeisterung sind längst gewichen, Ernüchterung ist eingekehrt. Berlin und Greifswald sind bei einem Bewertungsverfahren ausge- schieden – wieso, ist nicht nur den beiden Bewerbern unbekannt. So bedenklich, wie sich das ganze Verfahren seit bei- nahe einem Jahr hinzieht, war bereits die Ausschreibung, wenn man die überhaupt so nennen kann. Denn eine of- fizielle Ausschreibung hat es nie gegeben. Am 9. Januar 2003 erklärte der ehemalige Staatssekretär Gerd Harms in der „Lausitzer Rundschau“, er erarbeite und koordiniere im Auftrag des Landes Brandenburg ein Konzept für ein „Osteuropazentrum für Wirtschaft und Kultur“. Erst nachdem auch andere Bundesländer Inte- resse an der Ansiedlung eines solchen Zentrums geäu- ßert und sich dafür beworben hatten, wurden die vier Landesregierungen, aus denen zwischenzeitlich Interes- senbekundungen vorlagen, im März aufgefordert, Kon- zepte einzureichen. Doch statt klare Vorgaben zu machen, las sich die Aufforderung ungefähr so: Sagt mir mal, was so ein Zentrum machen könnte, was das kosten würde und wie viel ihr als Bundesland dazuzugeben bereit seid. Wir schauen dann mal, was sich dann daraus machen lässt. – Das ist nicht unbedingt ein übliches Verfahren und vor allem keines, das Vertrauen schafft. Außer Willensbekundungen ist in der Zwischenzeit nicht viel passiert. „Die inhaltliche Aufgabenstellung des Osteuropazentrums und seine Organisationsstruktur bedingen einander. Die Bundesregierung befindet sich hierzu noch in der Abstimmungs- und Planungsphase, sodass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussagen ge- troffen werden können. Eine Entscheidung über den Standort wird erst zum Abschluss der Überlegungen ge- troffen werden“. Das war die Antwort von Frau Staatsse- kretärin Mertens aus dem Bundesverkehrsministerium am 12. Februar 2003. Drei Monate später, im Mai, schrieb uns Frau Staats- sekretärin Gleicke, das Zentrum solle in Kooperation mit Einrichtungen der Wirtschaft, kulturellen Vereinigungen und nicht zuletzt wissenschaftlichen Institutionen zur Stärkung der Beziehungen Deutschlands mit den mittel- osteuropäischen Staaten beitragen. „Die Aufgabe des Zentrums liegt primär also in der Vernetzung und Ver- mittlung bestehender Aktivitäten an Dritte, ohne diese Aktivitäten zu doppeln oder dazu in Konkurrenz zu tre- ten.“ t A e w d n D ü S O r s s K b f D b u r v z h b o n w H M t B w i d l t B z i n t M n v i W K f g w S r t i (C (D Am 20. August 2003 hieß es dann in einer Pressemit- eilung von Staatssekretär Braune: „Die vorbereitenden rbeiten der Bundesregierung zur Errichtung eines Ost- uropazentrums für Wirtschaft und Kultur sind bereits eit vorangeschritten.“ Ziel sei es, durch den Aufbau ieses Zentrums die Entwicklung Ostdeutschlands zu ei- er europäischen Verbindungsregion zu unterstützen. ie Bundesregierung wolle die endgültige Entscheidung ber einen Standort noch im Herbst 2003 treffen. Und Ende September, diesmal schrieb wieder Frau taatssekretärin Gleicke: „Mit Blick auf die anstehende sterweiterung der Europäischen Union hat die Bundes- egierung beschlossen, ein Osteuropazentrum für Wirt- chaft und Kultur einzurichten. Dieses soll als Schnitt- telle fungieren und als solche die Information, oordination und Kommunikation übernehmen und aus- auen. Das Zentrum soll als Netzwerk in den Themen- eldern Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft Motor und ienstleister zugleich sein.“ Die Vorstellungen der Bundesregierung sind seit Fe- ruar 2003 kein bisschen konkreter geworden. Es geht m „Vernetzung“, hören wir, um eine Verbindungs- egion Ost. Was sich aber genau hinter den Begriffen erbirgt, welche konkreten Aufgaben dieses Osteuropa- entrum übernehmen soll, wie es sich von bereits beste- enden Einrichtungen unterscheidet, das ist ganz offen- ar dem Stolpe-Ministerium selbst nicht klar. So ist dann wohl auch zu erklären, warum eine Stand- rtentscheidung für Herbst 2003 zwar angekündigt, aber icht eingehalten worden ist. Und so erklärt sich auch, arum eine Gründung zwar geplant, aber kein Titel im aushalt 2004 dafür vorgesehen ist. Die Bundesregierung hat kein Konzept und diesen angel versteckt sie auch noch schlecht. Es wird staats- ragend angekündigt, „die Bundesregierung will“, „die undesregierung macht“. Aber was sie denn genau will, ie sie es macht und von welchem Geld sie es bezahlt, st ihr eben ganz und gar nicht klar. Klar ist hingegen, ass die Bundesregierung die Osteuropaforschung sträf- ich vernachlässigt hat. Statt mit Blick auf die Osterwei- erung mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, hat die undesregierung seit 1998 die Ausgaben kontinuierlich urückgefahren: Flossen 1998 noch 11 Millionen Euro n die Osteuropaforschung, waren es 2002 hingegen nur och 7 Millionen Euro. Eine Vernetzung der vielen Ak- eure, die in Deutschland um die Zusammenarbeit mit ittel- und Osteuropa bemüht sind, ist ihr bis heute icht gelungen. Hinter dem, was die Bundesregierung orbereitend auf die Osterweiterung hätte tun müssen, st sie weit zurückgeblieben. Daran ändert auch der ille nichts, ein „Osteuropazentrum für Wirtschaft und ultur“ zu errichten. Bereits der Planungsbeginn er- olgte zu einem sehr späten Zeitpunkt. Doch in den ver- angenen Monaten ist immer mehr die Frage zu stellen, ie ernst es der Bundesregierung und Herrn Minister tolpe mit dem Osteuropazentrum ist. Aus meiner Sicht darf es vor allem angesichts der lee- en Kassen keine Doppelung mit bestehenden Einrich- ungen geben. Das Leistungsspektrum in diesem Bereich st reichhaltig. Es gibt thematisch nur wenige Lücken. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7865 (A) ) (B) ) Das Problem ist vielmehr das von der Regierung über Jahre hinweg reduzierte Budget an Projektmitteln. Über 1 000 Menschen arbeiten in der Osteuropaforschung. Kammern und Verbände, kommerzielle Wirtschaftsbera- tungen und gemeinnützige Vereine organisieren einen beispiellosen Informationsaustausch. Die bestehenden Einrichtungen müssen in neue Konzepte eingebunden werden, weil sich die Institute nicht gegenseitig Konkur- renz machen, sondern sich ergänzen und Lücken schlie- ßen sollen. Aus meiner Sicht ist deshalb im Hinblick auf die Neu- gründung des „Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur“ vor allem eine Aufstockung der Projektmittel er- forderlich. Die oft zitierte mangelnde Vernetzung der verschiedenen Institutionen wird meines Erachtens über- trieben. Allerdings existiert bis heute nicht eine einzige wissenschaftlich fundierte Bedarfsanalyse zu so einem Zentrum! Die Notwendigkeit vorausgesetzt, macht eine Koordi- nationsstelle ohne Projektmittel aus meiner Sicht keinen Sinn. Ihre Überlegungen, so ein Zentrum mit einem Jah- resbudget von 1,5 Millionen Euro zu führen, wovon 1,2 Millionen allein für Personal- und Verwaltungsaus- gaben gebunden und lediglich 300 000 Euro für freie Projektmittel veranschlagt sind, kann doch nicht Ihr Ernst sein! Damit konstruieren Sie allerhöchstens ein Callcenter, das nun wirklich niemand braucht. Eine Relation „1 Million für Personal und 4 Millionen Euro für Projekte“ wäre dagegen ein substanzieller Bei- trag für die EU-Erweiterung und die Osteuropafor- schung in Deutschland. Und es gibt in der Tat noch einige lohnende Aufga- ben, deren sich eine solche Einrichtung annehmen könnte. So gibt es beispielsweise erheblichen Bedarf an Lexika, an Handbüchern, Atlanten und Enzyklopädien in der Osteuropaforschung. Ein Osteuropazentrum könnte die Forschung und Publizierung anregen, koordinieren und mit Projektmitteln finanzieren. Denkbar ist auch ein Verzeichnis der kulturellen Leuchttürme in Ost- und Mitteleuropa. Für die neuen Bundesländer gibt so etwas schon, ein Blaubuch, das nicht nur die kulturelle Bedeu- tung etwa der Wörlitzer Gärten belegt, sondern auch Auskunft gibt über ihren Zustand und etwaigen Finanz- bedarf. Ein Novum wäre beispielsweise auch die Initiierung eines europäischen Geschichtslexikons, in dem tatsäch- lich in den verschiedenen Sprachen zu ein- und demsel- bem Sachverhalt identische Beschreibungen und Ein- schätzungen vermerkt sind. Ein solches gemeinsames Lexikon wäre nicht nur eine lohnende Aufgabe für ein Osteuropazentrum. Es wäre auch ein Symbol für das neue Europa, das solche verbindenden Elemente drin- gend braucht. Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU): Mit der anste- henden Erweiterung der Europäischen Union bietet sich eine weitere Chance, die Teilung Europas zu überwinden und gleichzeitig schrittweise das Wohlstandsgefälle zwi- schen Ost und West zu verringern. Doch die Erweiterung b D s w s 1 H g W d m E F d i k w W v a w t s o s o u K d m g b s d t d l t d U E n h s u A t b t Z r s a z (C (D irgt auch Ängste und Risiken für Deutschland in sich. as ist keine revolutionäre Erkenntnis, das ist eine Tat- ache. Deutschland ist bereits jetzt innerhalb der EU der ichtigste Handelspartner für die Beitrittsländer. Zwi- chen 1994 und 2001 nahm die Wareneinfuhr um 78 Prozent zu, die Warenausfuhr um 171 Prozent. aupthandelspartner sind Polen, Tschechien und Un- arn. Das heißt, dass sich ungeachtet der weltweiten irtschaftsflaute die wirtschaftlichen Beziehungen mit en mittel- und osteuropäischen Ländern äußerst dyna- isch entwickeln. Somit hat hinsichtlich der Im- und xporte der Beitritt längst stattgefunden. Problematisch ist das allerdings für viele ostdeutsche irmen. Sie befinden sich zwar in räumlicher Nähe zu en Beitrittsländern, werden aber bereits jetzt aufgrund hres generellen Wettbewerbsrückstandes von der Kon- urrenz aus den Altbundesländern abgedrängt. Zudem ird vielen Mittelständlern angesichts des verschärften ettbewerbs mit einem gewaltigen Lohngefälle sowie eränderten Absatz-, Beschaffungs- und Arbeitsmärkten ngst und bange. Gerade in den ostdeutschen Gegenden ächst die Furcht vor der Billiglohnkonkurrenz aus Mit- el- und Osteuropa. So macht beispielsweise das polni- che Durchschnittseinkommen nur etwa ein Drittel der stdeutschen Löhne und Gehälter aus. Um solche Fehlentwicklungen und Schwächen insbe- ondere für unsere ostdeutschen Bundesländer abzufedern der abzubauen, bedarf es vor allem einer zielgenauen nd konsequenten Förderung von grenzüberschreitenden ooperationen auf lokaler und regionaler Ebene sowie er Unterstützung entsprechender Institutionen und ge- einsamer Lernprozesse. Denn unsere ostdeutschen Re- ionen – betroffen sind besonders die Länder Mecklen- urg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen – sollen ich zu einer leistungsfähigen europäischen Verbin- ungsregion entwickeln. Dazu ist eine wissenschaftliche, qualitativ hochwer- ige Beratung und Unterstützung notwendig. Dies ist nur urch eine Institution möglich, die selbst wissenschaft- ich arbeitet. Ziel muss sein, bestimmte grenzüberschrei- ende Handlungsfelder so konsequent zu koordinieren, ass eine gemeinsame Dienstleistungsgesellschaft – für nternehmen und Kultureinrichtungen – erreicht wird. Handlungsfelder könnten sein: die Stärkung und rweiterung vorhandener deutschosteuropäischer Unter- ehmensnetzwerke, der Aufbau von Kooperationsbezie- ungen zwischen deutschen und osteuropäischen Messe- tandorten, die Entwicklung touristischer Themenrouten nd die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen kteuren auf dem Tourismussektor, ein Standortmarke- ing und eine gemeinsame Vermarktung von Großvorha- en mit überregionaler Bedeutung, Hochschulkoopera- ionen und die Verknüpfung kultureller Angebote. udem könnte durch die Förderung der Zusammenarbeit egionaler Akteure die Innovationsfähigkeit und Wirt- chaftskraft der Grenzregionen gestärkt werden. Um den Unternehmen und Kultureinrichtungen den ktuellen wissenschaftlichen Stand und eine qualifi- ierte, hochwertige Beratung anbieten zu können, ist das 7866 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Vorhalten eigener wissenschaftlicher Kompetenz unaus- weichlich. Daher ist es ausgesprochen zu begrüßen, dass es künftig nach dem Willen der Bundesregierung ein die vielfältige Osteuropaforschung in Deutschland koordi- nierendes Osteuropainstitut für Wirtschaft und Kultur geben soll. Doch der Wille allein reicht nicht. Es fehlt an Umset- zung. Inzwischen muss man an der Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens wohl zweifeln, schaut man auf das halbherzige und inkonsequente Vorgehen der Bundesre- gierung. Bis heute gibt es keine Standortentscheidung. Greifs- wald, Berlin, Frankfurt/Oder und Leipzig hatten sich be- worben. Frankfurt und Leipzig kämen offenbar in die engere Wahl, hieß es in einer Mitteilung des Dresdner Wirtschaftsministeriums aus dem letzten Jahr. Das Profil eines solchen Zentrums ist nicht klar. Finanzielle Mittel für ein Osteuropazentrum fehlen im Bundeshaushalt 2004. Das ist bedauerlich. Damit hat die Bundesregierung bereits jetzt ihre Chance vertan, die vielen um Zusam- menarbeit mit Osteuropa bemühten Akteure zu vernet- zen, um auf diese Weise einen entscheidenden Beitrag zur Vorbereitung Deutschlands sowie der Beitrittsländer auf den Prozess der Osterweiterung zu leisten. Wir fordern die Bundesregierung auf, zu erklären, welche Aufgaben sie für eine nachhaltige Entwicklung der Osterweiterung als wesentlich erachtet und welchen Beitrag das zu gründende Osteuropazentrum leisten soll. Weiterhin soll die Bundesregierung darlegen, wie dieses Institut in das bestehende Netzwerk der Osteuropafor- schung einbezogen werden und welches Alleinstellungs- merkmal es haben soll. Schließlich fordern wir, für eine solide Finanzierung zu sorgen. Dazu gehört auch, der in Deutschland etablierten Ost- europaforschung endlich den nötigen Respekt entgegen- zubringen. Doch auch hier – wie in allen anderen Forschungsbereichen – zeichnen sich Auswirkungen der finanziellen Kürzungen ab. Stellen werden gestrichen oder nicht mehr besetzt, und Instituten droht die Schlie- ßung. Damit missachtet die Bundesregierung nicht nur die wissenschaftliche Leistung ihrer Akteure. Viel verhee- render ist, dass sie mit ihrer Vorgehensweise den Aufbau von Kooperationsbeziehungen, von Netzwerken und führenden Positionen im jeweiligen Fachgebiet gefähr- det oder gar nicht erst zulässt. In weniger als 100 Tagen ist die EU-Osterweiterung praktische Realität. Bringen wir das längst beschlossene Osteuropazentrum doch bis dahin zumindest endlich auf den Weg! Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Zu- nächst möchte ich eine Erweiterung des Namens „Osteu- ropazentrum“ vorschlagen: Ich erinnere daran, dass sich einige der Beitrittsstaaten, die ab dem 1. Mai 2004 zum Europa der 25 gehören werden, wie zum Beispiel Polen oder die Tschechische Republik, immer der Mitte Euro- p w h r e t p t t a p w i 2 w n r P n K h n m V k t n A a r u m d D m d r r w f g z z u z b v W s B t O (C (D as zugehörig gefühlt haben und dies hatte sich auch ährend der Jahre 1945 bis 1989 nicht geändert. Daher alte ich die Verwendung der Bezeichnung „Mittelosteu- opazentrum“ für angemessener und historisch korrekter. Wir reden also heute über die geplante Einrichtung ines Mittelosteuropazentrums für Wirtschaft und Kul- ur, das gemäß des Koalitionsvertrages in dieser Wahl- eriode eingerichtet werden sollte. Im vergangenen Jahr raf sich hierzu mehrfach eine Arbeitsgruppe aus Vertre- ern der Koalitionsfraktionen, um eine Konzeption zu er- rbeiten, die im September 2003 in ein gemeinsames Pa- ier mündete. Ich gebe zu, dass ich heute glücklicher wäre, wenn ir die Einrichtung des Mittelosteuropazentrums bereits n diesem Jahr feiern könnten, zumal wir am 1. Mai 004 die neuen Mitgliedsstaaten in der EU begrüßen erden. Zu meinem Bedauern ließ sich jedoch eine fi- anzielle Absicherung im Haushalt 2004 nicht realisie- en. Es scheint bis heute offensichtlich ein schwieriges roblem darzustellen, das „Mittelosteuropazentrum“ ei- em eindeutigen Haushaltstitel zuordnen zu können. So wandert es schon seit einiger Zeit als „ungeliebtes ind“ zwischen den Ressorts hin und her. Für mich ge- ört es als Querschnittsaufgabe weder zum Bundesmi- isterium für Wirtschaft und Arbeit noch zum Bundes- inisterium für Bildung und Forschung, sondern in den erantwortungsbereich des Bundesministers für Ver- ehr, Bau- und Wohnungswesen, wo auch die Unterab- eilung „Aufbau Ost“ angesiedelt ist. Auch die CDU/CSU war sich offensichtlich noch icht einig, denn noch vorletzte Woche erklärte sie den usschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen- bschätzung als federführend. Jetzt ist das „Mittelosteu- opazentrum“ wieder beim Ausschuss für Verkehr, Bau- nd Wohnungswesen angekommen und hier soll es nach einer Ansicht auch bleiben. Die EU-Osterweiterung stellt eine große Herausfor- erung für unser Land und die neuen Bundesländer dar. enn ab dem 1. Mai 2004 sind wir schlagartig nicht ehr Grenzregion, sondern eine entscheidende Verbin- ungsregion zu bedeutenden Wirtschafts- und Kultur- egionen. Dies wird zu erheblichen strukturellen Ände- ungen führen, denen wir uns stellen müssen und erden. Ich betrachte die EU-Osterweiterung als eine Chance ür die neuen Bundesländer, ihre vorhandenen langjähri- en Kompetenzen und Kontakte zu aktivieren und aus- ubauen und diese Vorteile in großem Umfang für sich u nutzen. Und um diesen Prozess der Kooperationen nd der Entwicklung von Netzwerken zu begleiten und u unterstützen, soll das „Mittelosteuropazentrum“ eta- liert werden. Das Zentrum soll in Zusammarbeit mit ökologisch erantwortungsbewusst handelnden Einrichtungen der irtschaft, mit kulturellen Vereinigungen und wissen- chaftlichen Institutionen zur Stärkung der deutschen eziehungen zu den Staaten Mittel- und Osteuropas bei- ragen. Damit wollen wir die Wissenschaftslandschaft stdeutschland mit ihren Kompetenzen stärken und der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7867 (A) ) (B) ) regionalen und lokalen Wirtschaft den Zugang zu den Märkten des Erweiterungsraumes erleichtern. Anderseits soll es auch den Beitrittsstaaten als eine Anlaufstelle dienen, in der die ostdeutschen Erfahrungen mit den europäischen Strukturen und Kompetenzen er- fahren und weitergegeben werden können. Wir wollen, dass das „Mittelosteuropazentrum“ die Entwicklung ei- nes gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum fördert und in dessen Fortentwicklung begleitet. Dabei soll es Aktivitäten und Informationen bestehender Institute und wissenschaftlicher Einrichtungen bündeln und als An- lauf- und Austauschstelle allen Interessierten offen ste- hen. Dass an der Einrichtung eines „Mittelosteuropazen- trums“ großes Interesse besteht, zeigen die kompetenten Bewerbungen der Standorte Greifswald, Frankfurt/Oder, Berlin oder Leipzig. Die Überlegungen und Vorschläge sind von hoher Qualität und fließen mit in unsere Kon- zeption ein, wie es zu einem attraktiven Anlauf- und Knotenpunkt entwickelt werden kann. Auch wenn es noch keine Entscheidungen bezüglich eines Standortes gibt, so möchte ich an dieser Stelle mei- nem Wunsch Ausdruck verleihen, dass die besondere Kompetenz und die besonderen Verdienste der Stadt Frankfurt/Oder bei der Verwirklichung europäischer Ideale Berücksichtigung finden mögen. In dieser Stadt ist nicht erst seit heute konkret erlebbar, wie eine frucht- bare Zusammenarbeit zwischen dem „alten“ Europa und dem „neuen“ Europa der 25 aussehen kann. Darauf freue ich mich und daher werde ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen dafür einsetzen, dass das Kind „Mittelosteuropazentrum“ einerseits geliebt und andererseits im Haushalt 2005 seinen festen Platz finden wird. Cornelia Pieper (FDP): Die FDP stimmt dem vor- liegenden Antrag zu. Wir unterstützen ausdrücklich die Absicht der Bundesregierung, ein Osteuropazentrum für Wirtschaft und Kultur aufzubauen und in einem der neuen Bundesländer anzusiedeln. Leider ist es jedoch nur die Absicht, die unterstüt- zenswert ist, nicht aber die Umsetzung. Das bisherige Vorgehen der Bundesregierung in dieser Sache ist bei- spielhaft für die Ankündigungspolitik von Rot-Grün. Erst werden die großen – und manchmal ja auch richti- gen und vernünftigen Ziele – verkündet und dann ge- schieht nichts. Oder die Verantwortlichkeit wird erst ein- mal an eine andere Stelle delegiert – in diesem Falle auf besonders unverständliche, ja fast schon kuriose Weise: Wer sich um das Osteuropazentrum bewerben wollte, musste selber sagen, welche Aufgaben es erfüllen solle, wie es zu finanzieren sei und welche Struktur es haben könne. Mittlerweile liegen vier Bewerbungen vor und die Bundesregierung ist – entgegen Ihrer Ankündung in der Antwort auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU von Mai 2003 – nicht einmal in der Lage, das Verfahren wei- ter zu betreuen und die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Ich frage mich: Ist es überhaupt richtig gewesen, Herrn Bundesminister Manfred Stolpe zum Herrn des V s V S B A d u f d F v e B s D s m s O g T w d d M w v f t e f k g w i h v w w u E c m R H „ t m B l D (C (D erfahrens zu machen? Oder hatte der Bundeskanzler ich von vornherein darauf verlassen, dass auch dieses orhaben im sprichwörtlichen Sinn „in den märkischen and“ gesetzt werden sollte? Aus meiner Sicht ist es jedoch an der Zeit, dass die undesregierung Antworten auf die im vorliegenden ntrag formulierten Fragen gibt und vor allem diese ann auch als Leitlinien ihres Handelns versteht. Es ist nverantwortlich gegenüber allen, die in der Osteuropa- orschung tätig sind, und auch gegenüber allen, die von en Fragestellungen unmittelbar betroffen sind, in dieser rage keine Stellung zu beziehen. Wie stellt sich die Bundesregierung die Finanzierung or? Warum sind in den Haushaltsplan 2004 keine Mittel ingestellt? Soll das Osteuropazentrum vollständig vom und getragen werden oder gibt es weitere Träger? Soll ich das Sitzland mit an der Finanzierung beteiligen? ies alles sind Fragen, die eigentlich schon in einer Aus- chreibung – die es niemals gab – hätten geklärt werden üssen. Ich hatte das schon im Bildungs- und For- chungsausschuss kritisiert. Die FDP fordert, dass – nachdem wir heute über das steuropazentrum im Parlament sprechen – diese Fra- en erneut im Ausschuss für Bildung, Forschung und echnikfolgenabschätzung auf die Tagesordnung gesetzt erden, spätestens dann, wenn die Antworten der Bun- esregierung vorliegen. Aber auch schon zuvor sollte er Ausschuss durch den Staatssekretär, Kollegen atschie, über die aufgeworfenen Fragen unterrichtet erden. Was ist denn der aktuelle Stand des Auswahl- erfahrens? Ist es richtig, dass zwei der Bewerber aufge- ordert worden sind, ihre Konzepte zu überarbeiten? Wer rifft die Entscheidung, welches das bessere ist? Ich mpfinde es als ungeheuerlich, wie intransparent und ern ab jeder parlamentarischen Mitgestaltung die ange- ündigte Errichtung des Osteuropazentrums vor sich eht. Der Osteuropaforschung kommt mit der EU-Oster- eiterung eine große Bedeutung zu. Deutschland und nsbesondere die ostdeutschen Bundesländer nehmen ierbei eine besondere Brückenfunktion ein, mit der wir erantwortungsvoll umgehen müssen. Wir hoffen, dass ir demnächst inhaltlich darüber diskutieren können, elchen Beitrag ein Osteuropazentrum für Wissenschaft nd Kultur bei dieser wichtigen Aufgabe leisten kann. s ist unerlässlich, dass dieser Prozess mit höchstmögli- her Klarheit und Transparenz vor sich geht. Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inisterium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Die egierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vom erbst 2002 die Bundesregierung mit dem Aufbau eines Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur“ beauf- ragt. Diese Aufgabe wurde federführend beim Bundes- inister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen als eauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundes- änder angesiedelt. Wir sind uns der Bedeutung dieser Aufgabe bewusst. ie Bundesregierung misst der Zusammenarbeit mit den 7868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Staaten Mittel- und Osteuropas einen besonderen Stel- lenwert bei. Mit der Überwindung der Teilung Europas hat Deutschland eine geostrategische Position als mit- teleuropäisches Brückenland wiedergewonnen. Die Integration der mittel- und osteuropäischen Beitrittskan- didaten in die Europäische Union wird von der Bundes- regierung nicht nur begrüßt, sondern aktiv begleitet. Gleichwohl ist nicht zu verkennen, dass die EU-Ost- erweiterung eine große Herausforderung insbesondere für die ostdeutschen Bundesländer darstellt. Ostdeutsch- land hat die Chance, sich zu einer europäischen Verbin- dungsregion fortzuentwickeln. Diesen Prozess hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren durch er- hebliche Investitionen in die Wirtschaftsförderung und beim Infrastrukturausbau intensiv befördert. Ein Osteuropazentrum für Wirtschaft und Kultur soll gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen, Ein- richtungen der Wirtschaft und kulturellen Vereinigungen zur Stärkung der deutschen Beziehungen zu den Staaten Mittel- und Osteuropas beitragen. Mit der Gründung des Zentrums soll der Netzwerkge- danke zur Verknüpfung und Weiterentwicklung vorhan- dener Aktivitäten aufgegriffen und unter den Stichwör- tern Information, Kommunikation und Kooperation umgesetzt werden. Die Aufgabenstellung setzt sich dem- zufolge aus der Vernetzung und Vermittlung bestehender Aktivitäten an Dritte zusammen, ohne diese Aktivitäten zu doppeln und in Konkurrenz zu treten. Das Osteuropa- zentrum soll als eigenständige Einrichtung etabliert wer- den. Die Finanzierung ist zwischen Bund, Land und Sitzort anteilig zu vereinbaren. Im Sinne der Information soll das Zentrum im Rah- men des auszuprägenden Netzwerkes über alle Informa- tionen hinsichtlich der Kontakte zwischen Deutschland und den MOE-Staaten verfügen beziehungsweise diese vermitteln. Dazu bedarf es einer technischen Ausstat- tung, die den Zugriff auf alle relevanten Datenbanken er- möglicht und die Bereitschaft von deren Trägern, mit dem Zentrum zusammenzuarbeiten. Denkbar sind auch vom Osteuropazentrum initiierte und koordinierte Infor- mationskampagnen beispielsweise zu den wirtschaftli- chen, sozialen und rechtlichen Folgen der EU-Osterwei- terung. Der Kommunikationsgedanke greift die Idee auf, das Osteuropazentrum als Zentrum der Begegnung zu eta- blieren, um die im Bereich Mittel- und Osteuropa Tätigen aus dem In- und Ausland zusammenführen. Die Begeg- nung schließt Gedankenaustausch, Meinungsbildung, Projektarbeit sowie Politik- und Unternehmensberatung in Form von Kolloquien, Seminaren, Workshops, Hea- rings, Podiumsdiskussionen, wissenschaftlichen Arbei- ten, Gutachten und Studien ein. Schließlich soll das Osteuropazentrum durch Koope- ration Schnittstelle für Geschäftsanbahnungen und Kul- turaustausch sein. Dazu stellt es einen Kontaktraum für diejenigen dar, die einen oder mehrere Partner für Zu- sammenarbeiten im wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich suchen. z M e g I L u d A b t Z S r u d u r a B f B t n S V b g g s g W R D n D A W t u e L n d r g 2 v b A M b l s t M (C (D Gestatten Sie mir, Sie über den Stand des Verfahrens u informieren. Bereits Ende 2002 wurde in meinem inisterium eine Definition des Anforderungsprofils an in zukünftiges Osteuropazentrum gestellt. Zugleich ingen aufgrund der Festlegung im Koalitionsvertrag nitiativbewerbungen des Freistaates Sachsen sowie der änder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nd Berlin ein. Daraufhin wurden die Staatskanzleien ieser Länder gebeten, ihre Vorstellungen bis Mitte pril zu präzisieren. Als Kriterien wurden die Aufga- enstellung des Zentrums, seine Einordnung in den Kon- ext bestehender nationaler Institutionen im Bereich der usammenarbeit mit den mittel- und osteuropäischen taaten, die Verknüpfung mit wissenschaftlichen Ein- ichtungen innerhalb und außerhalb des Landes, Aufbau nd Struktur des Zentrums und Finanzierung, insbeson- ere Angaben zum Leistungsanteil des Bundeslandes nd des Sitzortes genannt. Ende April 2003 hat das BMVBW eine interministe- ielle Arbeitsgruppe aus Bundeskanzleramt, Bundesbe- uftragtem für Kultur und Medien, Auswärtigem Amt, undesministerium für Finanzen, Bundesministerium ür Wirtschaft und Arbeit und Bundesministerium für ildung und Forschung zur Beratung der Länder-Präsen- ationen eingeladen. Eine klare Präferenz wurde dabei och nicht erkennbar. Daraufhin hat das BMVBW die taatskanzleien Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg- orpommern sowie die Senatskanzlei Berlin um Nach- esserung ihrer Konzepte gebeten. Zu diesen Vorschlä- en wurden ausgewählte Experten um Stellungnahme ebeten. Diese waren die Leitungen der Deutschen Ge- ellschaft für Osteuropakunde DGO, der Südosteuropa- esellschaft SOG, des Herder-Instituts Marburg, des Ost- est-Wissenschaftszentrums Kassel, des Instituts für egionalentwicklung und Strukturplanung Erkner, des IHK, des Bundesamts für Bauwesen und Raumpla- ung, des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der eutschen im östlichen Europa, der Bundesagentur für ußenwirtschaft und des Ostausschusses der deutschen irtschaft. Durch Einbeziehung der genannten Institu- ionen haben wir deren Integration in Meinungsbildung nd Entscheidungsfindung sichergestellt. Das Ergebnis des 10-köpfigen Expertenkreises war ine Priorisierung der Standorte Frankfurt/Oder und eipzig. Eine zwischenzeitlich erfolgte interne Mei- ungsbildung meines Hauses bestätigte die Priorisierung ieser beiden Standorte, ein Ergebnis, das in einer weite- en Sitzung der interministeriellen Arbeitsgruppe weiter- egeben wurde. In einem Round-Table-Gespräch Anfang September 003 wurde dieses Ergebnis mit den genannten Experten ertieft. Daraufhin wurden die Staatskanzleien Branden- urgs und Sachsens gebeten, Verhandlungspartner auf rbeitsebene zu benennen. Zeitgleich wurde Berlin und ecklenburg-Vorpommern das Ergebnis der Vorauswahl ekannt gegeben. In einer ersten getrennten Verhand- ungsrunde mit den Vertretern Brandenburgs und Sach- ens wurden Konzept und Struktur des Zentrums erör- ert, in einer weiteren Runde stand die Finanzierung im ittelpunkt. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7869 (A) ) (B) ) Beide Länder wurden abermals zu einer schriftlichen Präzisierung ihrer Vorstellungen aufgefordert. Hierzu ist eventuell eine weitere Runde mit dem Expertenkreis ge- plant. Das Ergebnis der Entscheidung wird dann veröf- fentlicht. In einem nächsten Schritt erfolgt die Berufung eines Gründungsbeauftragten. Das neue Zentrum wird in die bestehende Wissens- landschaft eingebunden. Mit Blick auf die Vielzahl und thematische Breite der im Bereich Osteuropa tätigen Einrichtungen soll das Osteuropazentrum nicht als kon- kurrierende wissenschaftliche Einrichtung aufgestellt werden. Vorhandene Kompetenzen bestehender Institute sind für die Zusammenarbeit zu nutzen. Das Osteuropa- zentrum ist explizit keine Forschungseinrichtung und soll auch nicht zu einem „Blaue-Liste-Institut“ ausge- baut werden. Es soll an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kul- tur und Wissenschaft die Chancen der EU-Osterweite- rung für (Ost-)Deutschland aufspüren, Netzwerke mit bestehenden Einrichtungen bilden und wirtschaftliche und kulturelle Möglichkeiten der Kooperation ausloten. Es soll praktisch den Prozess der EU-Osterweiterung konstruktiv begleiten, das bestehende Wissen und die vorhandenen Kontakte bündeln und für die alltägliche Arbeit der Praktiker aufbereiten. Es soll quasi als Ser- viceeinrichtung für alle interessierten Ansprechpartner bereitstehen. Vorhandene Einrichtungen im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich bilden wichtige Partner und ergän- zen mit ihren Arbeiten den angestrebten Aufgabenbe- reich des Osteuropazentrums. Sie bereichern die Arbeit des Zentrums und sollen im Rahmen des Netzwerkes in- tensiv eingebunden werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die dringlichen Fragen des Abgeordneten Eckart von Klaeden (CDU/ CSU) (Drucksache 15/2384, Fragen 1 und 2): Ist Florian Gerster nach Meinung der Bundesregierung Opfer einer Kampagne gegen ihn geworden, und wenn ja, welche Rückschlüsse zieht die Bundesregierung daraus? Wie beurteilt die Bundesregierung in diesem Zusammen- hang die Rolle der Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit und stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Dr. Ursula Engelen-Kefer? Zur dringlichen Frage 1: Der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit hat in seiner Sitzung vom 24. Januar 2004 festgestellt, dass sein Vertrauensverhältnis zum Vorsitzenden des Vor- stands, Florian Gerster, gestört ist. Die Bundesregierung nimmt zu dem Meinungsbildungsprozess des Verwal- tungsrates nicht Stellung. Z D u p A d F ( Z n d 7 t v w B d e a b Z w A d d s d d e O v a k (C (D ur dringlichen Frage 2: Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass Frau r. Engelen-Kefer ihre Aufgabe engagiert wahrnimmt nd über ein hohes Maß an Sachkunde in arbeitsmarkt- olitischen Fragen verfügt. nlage 8 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die ragen der Abgeordneten Ursula Heinen (CDU/CSU) Drucksache 15/2379, Fragen 1 und 2): Stimmen die Äußerungen im Artikel des „TAGESSPIE- GEL“ vom Dienstag, dem 20. Januar 2004 mit dem Titel „Wirtschaft soll für dicke Kinder zahlen“, nach dem die Bun- desregierung die Einrichtung eines Fonds für dicke Kinder plant? Wenn ja, wer soll in diesen Fonds einzahlen, und wer soll über die Verwendung von Mitteln entscheiden? u Frage 1: Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist ein zu- ehmendes Problem in unserem Land. Inzwischen ist je- es 5. Kind und jeder 3. Jugendliche übergewichtig, bis 8 Prozent der Kinder sind sogar stark übergewich- ig. Die WHO spricht in diesem Zusammenhang bereits on einer Epidemie. Richtig ist, dass es Gespräche mit der Lebensmittel- irtschaft und einer Vielzahl von Verbänden aus anderen ereichen zur Bekämpfung des Übergewichts bei Kin- ern gibt. Sollte die Lebensmittelwirtschaft bereit sein, inen freiwilligen Fonds einzurichten, um Ernährungs- ufklärung zu unterstützen, ist dies eine von vielen denk- aren gemeinsamen Aktionen. u Frage 2: In den Gesprächen mit Wirtschaft und Verbänden urden noch keine Entscheidungen gefällt. nlage 9 Antwort er Parl. Staatssekretärin Simone Probst auf die Frage er Abgeordneten Tanja Gönner (CDU/CSU) (Druck- ache 15/2379, Frage 3): Welche quantitativen Angaben liegen der Bundesregie- rung zum Export von werthaltigen Plastikabfällen nach China vor, und wie werden hier Kontrollen durchgeführt, ob eine ordnungsgemäße Verwertung im Sinne des Kreislaufwirt- schafts- und Abfallgesetzes dieser Abfälle in China vollzogen wird? Bei den in Rede stehenden Kunststoffabfällen han- elt es sich um ungefährliche Abfälle, die entsprechend en Regelungen des Basler Übereinkommens der Ver- inten Nationen und der Entscheidung des Rates der ECD C(2001)107/FINAL in der europäischen Abfall- erbringungsverordnung im Anhang E (Grüne Liste) ufgeführt sind. Sie unterliegen damit grundsätzlich einen besonderen abfallrechtlichen Einschränkungen, 7870 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Überwachungen oder Kontrollen; die Pflicht zur Durch- führung eines Notifizierungsverfahrens wie für Abfälle zur Beseitigung oder gefährliche Abfälle zur Verwer- tung besteht deshalb nicht. Alle Abfallexporte werden im Rahmen der allgemeinen abfallrechtlichen Überwa- chung stichprobenartig von den zuständigen Behör- den der Länder und des Bundes kontrolliert. Darüber hinaus ist nach chinesischem Recht eine so genannte Pre-Inspektion erforderlich, die von einer in Bremen ansässigen Firma im Auftrag Chinas vor Abgang der Lieferung durchgeführt werden muss. Für nicht grün-gelistete Abfälle, also gefährliche und andere notifizierungspflichtige Abfälle, besteht gemäß Art. 16 der EG-Abfallverbringungsverordnung seit Ja- nuar 1998 ein Exportverbot in Nicht-OECD-Staaten; der Export solcher Abfälle nach China ist mithin verboten. Die Bestimmungen des Kreislaufwirtschafts- und Ab- fällgesetzes gelten für die Entsorgung von Abfällen in China nicht; für den Export gilt die EU-Abfallverbrin- gungsverordnung. Für gebrauchte Verkaufsverpackun- gen, die zur Verwertung exportiert werden, gelten die selben hohen Anforderungen an die Verwertung und den Nachweis der Verwertung, einschließlich der stofflichen Verwertung, wie für Verpackungen, die in Deutschland verwertet werden. Unter anderem verlangen die für den Vollzug der Verpackungsverordnung zuständigen Länder den Nachweis der Eignung der Verwertungsanlage. Da grün-gelistete Abfälle nicht der abfallrechtlichen Überwachung unterliegen, kann zur Quantifizierung der Exportmengen nach China nur auf die Zollstatistik zu- rückgegriffen werden. Danach wurden im Jahr 2002 ins- gesamt 51 422,5 Tonnen im Wert von 9 637 000 Euro nach China exportiert PET-Abfälle sind dem Zoll-Code 3915 90 XX zuzuordnen; für sie ergibt sich für 2002 eine Exportmenge nach China von 1 700,3 Tonnen im Wert von 655 000 Euro. Für das Jahr 2003 liegen noch keine Zahlen vor, deshalb sind über die aktuellen Entwicklun- gen der Exporte keine statistischen Aussagen möglich. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Klaus Scharioth auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 6 und 7): Welche Möglichkeiten hat die Bundesregierung, um bei einer Geiselnahme von deutschen Staatsbürgern im Ausland die Betroffenen selbst angemessen an den entstehenden Fol- gekosten zu beteiligen? Beabsichtigt die Bundesregierung, zum Beispiel im Rah- men einer Pflichtversicherung, deutsche Staatsbürger bei Aus- landsreisen gegen Folgekosten terroristischer Aktivitäten ab- zusichern? Zu Frage 6: Nach dem Konsulargesetz und dem Auslandskosten- gesetz ist jeder, dem im Ausland in einer Notlage Hilfe g e n Z i v D p F m s m g t A d g ( Z H t A E Z n g g § n o b d r V ü n k (C (D eleistet worden ist, grundsätzlich zur Rückzahlung der ntstandenen Kosten verpflichtet. Auch eine Geisel- ahme kann eine solche Notlage darstellen. u Frage 7: Eine Pflichtversicherung gegen terroristische Risiken m Ausland würde strengen rechtlichen, insbesondere erfassungsrechtlichen Anforderungen unterliegen. iese sind aus Sicht der Bundesregierung nicht erfüllt. Im Übrigen werden am Markt bereits Versicherungs- rodukte angeboten, die einen erheblichen Teil der als olge terroristischer Gewalt auf den Einzelnen zukom- enden Kosten, wie zum Beispiel Kosten für medizini- che Behandlung und den Rücktransport, abdecken. Es uss jedem Einzelnen überlassen bleiben, ob er sich ge- en diese Kosten versichert oder – wenn er dies nicht ut – gegebenenfalls selbst für sie aufkommen muss. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Alfred Hartenbach auf die Fra- en des Abgeordneten Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 8 und 9): Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung darüber, ob es sich bei den Exponaten der Ausstellung „Körperwelten“ von Gunther von Hagens unter anderem um Leichenteile von Hingerichteten aus der Volksrepublik China handelt (verglei- che „DER SPIEGEL“ vom 19. Januar 2004)? Sieht die Bundesregierung ausfüllungsbedürftige Rege- lungslücken im Strafgesetzbuch hinsichtlich des Schutzes von Leichenteilen? u Frage 8: Der Bundesregierung liegen Erkenntnisse über die erkunft der in der Ausstellung „Körperwelten“ gezeig- en Leichen beziehungsweise Leichenteile nicht vor. uch die deutsche Botschaft in Peking hat hierzu keine rkenntnisse. u Frage 9: Nein, derartige Regelungslücken sehe ich nicht. Ei- em menschenunwürdigen nicht mehr tragbaren Um- ang mit dem Körper eines verstorbenen Menschen be- egnet bereits das geltende Recht. In erster Linie ist hier 168 des Strafgesetzbuches (Störung der Totenruhe) zu ennen. Die Strafe ist Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren der Geldstrafe. Außerdem ist auf § 189 des Strafgesetz- uches hinzuweisen, der die Verunglimpfung des An- enkens Verstorbener mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jah- en oder mit Geldstrafe bestraft. Schutzgut dieser orschrift sind das allgemeine Pietätempfinden und der ber den Tod hinaus andauernde Achtungsanspruch ei- es jeden Menschen. Für eine Absenkung der Strafbar- eitsschwelle besteht keine Veranlassung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7871 (A) ) (B) ) Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Fragen des Abgeordneten Matthäus Strebl (CDU/CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 10 und 11): Trifft es zu, dass, wie mehrere Zeitungen am 30. Dezem- ber 2003 berichtet haben, die Bundesregierung plant, die Pfle- gestufen 1 und 2 bei stationärer Versorgung folgendermaßen zu kürzen: Pflegestufe 1 von bisher 1 023 Euro auf 500 Euro und Pflegestufe 2 von bisher 1 279 Euro auf 1 000 Euro? Ist es weiterhin richtig, dass die Bundesregierung gleich- zeitig die Pflegestufe 3 in diesem Bereich von 1 432 Euro auf 1 500 Euro anheben wird? Die Harmonisierung der Sachleistungsbeträge für häusliche und stationäre Pflege ist Teil der Überlegun- gen der Regierungskoalition für ein Gesamtkonzept zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung. Die meisten Pflegebedürftigen wünschen, so lange wie möglich zu Hause versorgt und betreut zu werden. Um dies zu er- reichen, sind Maßnahmen zur weiteren Stärkung der häuslichen Pflege erforderlich. Die Überlegungen der Bundesregierung, welche Veränderungen in der Pflege- versicherung notwendig und angemessen sind, sind bis- her nicht abgeschlossen. Daher entbehren alle Spekula- tionen, die über Veränderungen in den Zahlbeträgen für die Pflegestufen 1 bis 3 angestellt werden, einer realen Entscheidungsgrundlage. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Frage der Abgeordneten Hannelore Roedel (CDU/ CSU) (Drucksache 15/2379, Frage 12): Trifft es zu, dass im Rahmen der Gesundheitsreform durch die Gleichstellung der Sozialhilfeempfänger mit den gesetz- lich Krankenversicherten rund 17 000 Sozialhilfeempfänger im Januar eine Chipkarte für ihre Krankenbehandlung erhal- ten müssen und diese im Rahmen der Ersetzung der Sozial- hilfe durch das Arbeitslosengeld II Anfang 2005 durch die So- zialämter wieder eingezogen werden müssen, und wenn ja, wie hoch ist der finanzielle Mehraufwand, der den öffentli- chen Kassen hierdurch entsteht? § 264 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) in der Fassung des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG) sieht vor, dass die Krankenkassen die Kranken- behandlung für den dort näher beschriebenen Personen- kreis übernehmen. Die Betroffenen erhalten eine Kran- kenversichertenkarte, die sicherstellt, dass sie die gleichen Leistungen in Anspruch nehmen können, wie die Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung, ohne dass sie selbst Mitglied werden. Um die Über- nahme der Krankenbehandlung ab 1. Januar 2004 sicher- zustellen, war die Ausgabe entsprechender Krankenver- sichertenkarten erforderlich. Soweit ab Januar 2005 ein Teil des von § 264 SGB V betroffenen Personenkreises durch den Bezug von Arbeitslosengeld II Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung wird und hierdurch eine Änderung der Statusbezeichnung auf der Kran- k B S L S w s 2 A d F ( J f g J g o t i s W v B 1 O i n g B t ( k k s b b K g b A d F ( (C (D enversichertenkarte erforderlich wird, müssen die eteiligten (Spitzenverbände der Krankenkassen und pitzenorganisationen der Sozialhilfeträger) praktikable ösungswege zum Austausch der Karten entwickeln. chätzungen über den möglichen Verwaltungsmehrauf- and aufgrund einer gegebenenfalls erforderlichen Um- tellung der Krankenversichertenkarten zum Januar 005 sind derzeit nicht möglich. nlage 14 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die ragen der Abgeordneten Gesine Lötzsch (fraktionslos) Drucksache 15/2379, Fragen 13 und 14): Wie viele Krankenkassen haben im Jahre 2004 ihre Bei- tragssätze um welche Prozentsätze gesenkt? Wie viele Krankenkassen haben im Jahre 2004 ihre Bei- tragssätze um welche Prozentsätze erhöht? Die Beitragssätze der Krankenkassen für den Monat anuar 2004 aus der amtlichen Statistik liegen erst An- ang Februar vor. Aus anderen öffentlichen Quellen er- eben sich die folgenden, vorläufigen Tendenzen: Zur ahreswende 2003/2004 haben die größten, bundesweit eöffneten Kassen Beitragssatzsenkungen durchgeführt der beschlossen. Bis zum Frühjahr werden die Bei- ragssätze bei fast allen Ersatzkassen niedriger liegen als m vergangenen Jahr. Gleiches gilt für die Bundesknapp- chaft. Bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen sind im esentlichen aktuell stabile Beitragssätze auf dem Ni- eau des Jahres 2003 zu verzeichnen. Es liegen zwei eitragssatzsenkungsbeschlüsse zum 1. Januar und zum . April 2004 von (einer mittleren und einer großen) rtskrankenkassen vor. Bei den Betriebskrankenkassen st die Lage sehr heterogen. Insgesamt haben zum 1. Ja- uar 2004 Kassen mit rund 7 bis 9 Millionen Mit- liedern (bzw. 9 bis 11 Millionen Versicherten) ihre eitragssätze gesenkt. Zum 1. April/1. Mai sind bei wei- eren Kassen mit etwa 9 bis 11 Millionen Mitgliedern bzw. 13 bis 14 Millionen Versicherten) Beitragssatzsen- ungen vorgesehen. Nahezu alle mitgliederstarken Kran- enkassen haben öffentlich angekündigt, Beitragssatz- enkungen im weiteren Jahresverlauf durchzuführen zw. zu prüfen. Die zuständigen Aufsichtsbehörden ha- en zugesagt, die entsprechenden Vereinbarungen zur ontrolle der Umsetzung der im GKV-Modernisierungs- esetz vorgesehenen Einsparvolumina mit Nachdruck zu eachten. nlage 15 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die rage der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) Drucksache 15/2379, Frage 15): Wie viele Einzelpersonen und Verbände haben nach Kenntnis der Bundesregierung bisher aus welchen Gründen 7872 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) im Hinblick auf das Gesetz zur Modernisierung der gesetzli- chen Krankenversicherung die Gerichte angerufen? Der Bundesregierung liegen keine Informationen da- rüber vor, ob und gegebenenfalls wie viele Einzelperso- nen und Verbände Gerichte angerufen haben. Statistische Erhebungen hierüber gibt es nicht. Anlage 16 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen der Abgeordneten Renate Blank (CDU/CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 16 und 17): Wie bewertet die Bundesregierung aktuelle Berichte im „FOCUS“ vom 12. Januar 2004 sowie in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 10. Januar 2004, dass bereits begonnene Schie- neninfrastrukturprojekte eingestellt bzw. geschoben werden sollen, und um welche konkreten Projekte handelt es sich hierbei? Wie geht die Bundesregierung mit der Tatsache um, dass bei der Bahnreform 1994 die Auflösung der Holdinggesell- schaften sowie die Bildung völlig voneinander getrennter Ak- tiengesellschaften für Fahrweg, Personennahverkehr, Perso- nenfernverkehr und Güterverkehr als zu prüfende Option vorbehalten worden ist? Zu Frage 16: Aussagen zu den verfügbaren Bundesmitteln für Schienenwegeinvestitionen im Jahr 2004 sind erst mit der Verabschiedung des Haushaltsgesetzes möglich. Im Bereich der Bedarfsplanvorhaben ist eine Priorisierung hinsichtlich deren Realisierung vorzunehmen. Diese zwischen der Deutschen Bahn AG und Bund abzustim- mende Priorisierung ist bisher noch nicht abgeschlossen. Zu Frage 17: Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, von der möglichen Option einer Holdingauflösung nach § 2 Deutsche Bahn Gründungsgesetz Gebrauch zu machen. Sie wird die Ergebnisse der von der Task Force „Zukunft der Schiene“ durchgeführten Prüfung umsetzen. Anlage 17 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen der Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Fragen 18 und 19): Aus welchen Gründen wurde die Vergabe des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Qualitätsoffensive im öffentli- chen Personenverkehr – Verbraucherschutz und Kundenrechte stärken“, das das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf der Grundlage des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 4. Juli 2002 (Bundestagsdruck- sache 14/9671) ausgeschrieben und bereits vergeben hatte, zu- rückgezogen? Wie gedenkt die Bundesregierung vor diesem Hintergrund den Beschluss des Deutschen Bundestages vom 4. Juli 2002 (Bundestagsdrucksache 14/9671), der eine Bestandsaufnahme unter anderem mit dem Ziel einer Verbesserung der haftungs- Z d k n k W f d i e k a v F B w i Z t a n s Z c A d A s E L h a c g g k d t l t A g z (C (D rechtlichen Situation von Fahrgästen gegenüber Verkehrs- unternehmen bei mangelhafter Leistung fordert, umzusetzen? u Frage 18: Diskussionen im politischen Raum haben gezeigt, ass allein die Unterstellung einer möglichen Abhängig- eit des Auftragnehmers zu dem Arbeitgeber die Ergeb- isse des Gutachtens diskreditieren bzw. infrage stellen önnen. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und ohnungswesen konnte diese Bedenken, auch um die achliche Reputation des Auftragnehmers zu wahren und ie Ergebnisse des Gutachtens nicht zu gefährden, nicht gnorieren. Es musste davon ausgegangen werden, dass s auch bei weiteren Arbeitsschritten zu Diskussionen ommt, die dem mit dem Gutachten verfolgten Zweck bträglich sind. Vor diesem Hintergrund war kaum noch ermittelbar, dass das Gutachten im Wesentlichen als aktensammlung lediglich eine Entscheidungshilfe des undesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungs- esen sein soll und die notwendigen Schlussfolgerungen n dem Bericht der Bundesregierung zu treffen sind. u Frage 19: Wegen des in der Antwort zur ersten Frage dargeleg- en Zusammenhangs wird das Forschungsvorhaben neu usgeschrieben. Das Forschungsvorhaben wird durch ei- en Beirat begleitet werden. Auf Grundlage der For- chungsergebnisse wird die Bestandsaufnahme mit dem iel eines einheitlichen Verbraucherrechts im öffentli- hen Personenverkehr erarbeitet werden. nlage 18 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des bgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Druck- ache 15/2379, Frage 20): Beabsichtigt die Bundesregierung – ähnlich wie in der Schweiz – eine Liste zu veröffentlichen, in der die Airlines bekannt gemacht werden, die häufiger oder durch besonders grobe Sicherheitsmängel aufgefallen sind, und wenn nein, wa- rum nicht? Die Bundesregierung hat bisher – wie die meisten U-Staaten auch – keine Listen veröffentlicht, in der uftfahrtunternehmen bekannt gemacht werden, die äufiger oder durch besonders grobe Sicherheitsmängel ufgefallen sind. Die Veröffentlichung einer entspre- henden Liste verbessert nach Meinung der Bundesre- ierung nicht die Sicherheit im Luftverkehr und ist kein eeigneter Weg, die Öffentlichkeit über die Zuverlässig- eit von Luftfahrtunternehmen zu informieren. Sie birgt ie Gefahr von Missverständnissen oder Fehlinterpreta- ionen. Auf EU-Ebene steht die Verabschiedung einer Richt- inie über die verbindliche Einführung technischer Kon- rollen an ausländischen Flugzeugen kurz vor dem bschluss. In diesem Zusammenhang ist auch eine Re- elung über Veröffentlichungsmodalitäten und -inhalte u Fragen der Luftverkehrssicherheit ausländischer Luft- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7873 (A) ) (B) ) fahrtunternehmen vorgesehen, wobei ein Ausgleich so- wohl der Interessen der Öffentlichkeit als auch der be- troffenen Luftfahrtunternehmen angestrebt werden soll. Darüber hinaus ist der Bundesregierung nicht be- kannt, dass die Schweiz Listen mit auffälligen Luftfahrt- unternehmen veröffentlicht. Die im Zusammenhang mit dem Unfall des Luftfahrtunternehmens „Flash Air“ von der Schweiz im Nachhinein veröffentlichten Untersu- chungsberichte bezogen sich auf einen Einzelfall, der ein Jahr zurücklag. Anlage 19 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Frage 21): Wann gedenkt die Bundesregierung nach der Entschei- dung des Bundesverwaltungsgerichts, Az. 4 A 11.02 vom 15. Januar 2004, wonach der Bau der Bundesautobahn A 73 (Suhl–Lichtenfels) im Abschnitt Ebersdorf bei Coburg bis Lichtenfels freigegeben wurde, den Bau des vorbenannten Autobahnabschnitts zu beginnen, und sind hierfür ausrei- chende Finanzmittel vorhanden? Über konkrete Baudispositionen kann erst nach In- Kraft-Treten des Haushaltsgesetzes 2004 und in Abstim- mung mit dem Land Bayern entschieden werden. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner (CDU/ CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 22 und 23): Welche Position vertrat die Bundesregierung auf dem Treffen der Vertreter der großen EU-Länder am 8. Januar 2004, zu der der britische Wissenschaftsminister Lord David Sainsbury seine Amtskolleginnen und Kollegen sowie Wis- senschaftler auf dem Gebiet der Neutronenforschung eingela- den hatte, um über das Projekt einer Europäischen Neutronen- spallationsquelle (ESS, European Spallation Source) zu beraten? Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass sich mit Sitz in Grenoble eine Folgeeinrichtung des „ESS-Coun- cil“ gründet, um den Bau einer Europäischen Neutronenspal- lationsquelle vorzubereiten? Zu Frage 22: Der britische Forschungsrat CCLRC (Council for the Central Laboratory of thc Research Councils) hatte im Auftrag von Lord Sainsbury für den 8. Januar 2004 zu einem internationalen Forum über Zukunftspläne für künftige Neutronenquellen in Europa eingeladen, Vertre- ter der Regierungen bzw. Forschungsräte aus Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und Deutschland nah- men an dieser Sitzung teil. Der Stand der Projekte zum Bau von Spallations-Neutronenquellen in den USA und in Japan sowie zum Ausbau der Spallations-Neutronen- quelle ISIS in Großbritannien wurde ausführlich von den jeweiligen Projektleitern dargelegt. Außerdem berichte- t L N s n t G g n Z l e S s L g w h j d A d g C Z g k d M O s h d s e r d w (C (D en die Regierungsvertreter über die Situation in ihren ändern. Von den deutschen Vertretern wurde die Situation der eutronenquellen in Deutschland geschildert. Die Ent- cheidung der Bundesregierung vom Februar 2003 zu euen Großgeräten, zu denen eine Europäische Spalla- ions-Neutronenquelle nicht gehört, wurde erläutert. rundlage dieser Entscheidung waren die Empfehlun- en des Wissenschaftsrates vom November 2002, in de- en er die KSS nicht zur Förderung empfohlen hatte. u Frage 23: Die ESS-Organisation hat sich im Jahre 2003 aufge- öst. Der Vorsitzende hat eine Initiative ergriffen, um ine neue Organisation zu bilden, die Next European pallation Source Initiative (N-ESS-I). Er hat vorge- chlagen, das Büro dieser Organisation am Institut Laue- angevin (ILL) in Grenoble einzurichten. Der Bundesre- ierung ist diese Initiative bekannt. Es ist nicht bekannt, elche Einrichtungen konkret hinter dieser Initiative ste- en und die Organisation finanzieren werden. Es ist in edem Fall sicherzustellen, dass die Verantwortlichkeiten es ILL und der Initiative N-ESS-I klar abgegrenzt sind. nlage 21 Antwort es Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Fra- en des Abgeordneten Michael Kretzschmer (CDU/ SU) (Drucksache 15/2379, Fragen 24 und 25): Welche finanziellen Auswirkungen haben die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Neuordnungen im Bereich Hochschulbau und Finanzierung der Forschungsorganisatio- nen für den Bund und die einzelnen Bundesländer? Wie wird der Ausschluss von grundfinanzierten Einrichtun- gen aus der Projektförderung des Bundesministeriums für Bil- dung und Forschung – BMBF – (zusätzliche Projektförderung des BMBF an institutionell geförderten Forschungseinrichtun- gen) im Vergleich der verschiedenen Forschungsorganisationen umgesetzt (vergleiche Schreiben des Staatssekretärs im Bun- desministerium für Bildung und Forschung, Dr. Wolf-Dieter Dudenhausen, vom 6. November 2003 an den Präsidenten der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, Prof. Dr.-Ing. E. h. Hans-Olaf Henkel)? u Frage 24: In der Antwort vom 4. Juni 2003 auf Ihre damalige leich lautende Frage hat der Parlamentarische Staatsse- retär Herr Christoph Matschie bereits ausgeführt, dass ie einzelnen von der Bundesregierung vorgeschlagenen aßnahmen zur Modernisierung der bundesstaatlichen rdnung im Bereich von Bildung und Forschung im Zu- ammenhang mit allen zur Föderalismusreform vorgese- enen Maßnahmen gesehen werden müssen. Dabei geht ie Bundesregierung davon aus, dass in der vom Deut- chen Bundestag und vom Bundesrat im Oktober 2003 ingesetzten gemeinsamen Kommission zur Modernisie- ung der bundesstaatlichen Ordnung eine Gesamtlösung er Aufgaben- und Finanzierungskompetenzen erreicht ird, die den Interessen sowohl des Bundes als auch der 7874 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Länder Rechnung trägt. Insofern lassen sich beim gegen- wärtigen Stand der Verhandlungen die finanziellen Aus- wirkungen für den Bund einerseits und die Länder ande- rerseits nicht bestimmen. Zu Frage 25: In dem von Ihnen genannten Schreiben von Herrn Staatssekretär Dr. Dudenhausen werden institutionell ge- förderte Forschungseinrichtungen nicht von einer Pro- jektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschlossen. Hier wird vielmehr klargestellt, dass zusätzliche Projektförderung an Helm- holtz-Zentren, die Max-Planck-Gesellschaft und Blaue- Liste-Einrichtungen weiterhin nur in besonders definier- ten Einzelfällen gewährt wird. Um klare Leitlinien für die Bewilligungspraxis zu schaffen, wurde im Einzelnen definiert, wann eine BMBF-Projektförderung an diese Einrichtungen begründet sein kann. Danach kann grund- sätzlich Projektförderung an die genannten institutionell geförderten Forschungseinrichtungcn in folgenden Fäl- len bewilligt werden: Verbundprojekte mit Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft zur Erschließung der Res- sourcen der Forschungseinrichtungen, wenn sie eine erhebliche Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland haben; Beteiligung an Programmthemen in Forschungsfeldern mit hoher Aktualität und Priorität; in den Bereichen der Innovations- und Gründungsförde- rung. Die Projektförderung bei der Fraunhofer-Gesellschaft wird als Teil des dortigen Finanzierungsmix im bisheri- gen Umfang weitergeführt. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Fra- gen des Abgeordneten Werner Lensing (CDU/CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 26 und 27): Wie ist der derzeitige Stand der Planungen der Bundesre- gierung zur Einführung einer so genannten Ausbildungsplatz- abgabe? Wie hoch schätzt die Bundesregierung unter Berücksichti- gung der derzeitigen Sachlage den personellen Aufwand bzw. die Kosten für die Verwaltung einer derartigen Ausbildungs- platzabgabe ein? Zu Frage 26: Die Fraktionsvorsitzenden der SPD und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN, Franz Müntefering und Krista Sager, haben mit Schreiben vom 19. Dezember 2003 die Bundesministerin für Bildung und Forschung gebeten, eine Formulierungshilfe für ein Gesetz über eine Ausbildungsplatzabgabe zu erstellen, das sich an mit diesem Schreiben übersandten Eckpunkten orientie- ren soll. Ein ähnlich lautendes Schreiben mit der Bitte um Unterstützung ging mit gleichem Datum an den Bun- desminister für Wirtschaft und Arbeit. Der Entwurf einer Formulierungshilfe wird zurzeit im BMBF erarbeitet. Die Bearbeitung ist angesichts der da- m e n r u Z t g E r a F g s A d A ( r L d f i a t g r Ü S e A d A ( H (C (D it verbundenen rechtlichen Probleme jedoch noch in inem frühen Stadium. Im weiteren Verfahren wird in- erhalb der Bundesregierung das Abstimmungsverfah- en eingeleitet, um eine Klärung noch offener Rechts- nd Sachfragen zu erreichen. u Frage 27: Zu den in der Frage angesprochenen Themen Verwal- ungsaufwand und Kosten kann derzeit noch keine An- abe erfolgen, da die Erarbeitung der zur Umsetzung der ckpunkte der Koalitionsfraktionen erforderlichen mate- iellen und verfahrensmäßigen Regelungen noch nicht bgeschlossen ist. Da die Bundesregierung lediglich eine ormulierungshilfe erarbeitet, kann die Frage im Übri- en erst abschließend beantwortet werden, wenn der Ge- etzentwurf der Koalitionsfraktionen vorliegt. nlage 23 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des bgeordneten Johannes Singhammer (CDU/CSU) Drucksache 15/2379, Frage 28): Beabsichtigt die Bundesregierung in größerem Umfang bundeseigene Wohnungen zu veräußern, und wenn ja, kann sie ausschließen, dass es zu Verkäufen von bundeseigenen Wohnanlagen, Teilstücken von bundeseigenen Wohnanlagen oder auch einzelnen bundeseigenen Wohnungen im Bereich der Landeshauptstadt München kommen wird? Die Bundesvermögensverwaltung wird die Veräuße- ung von bundeseigenen Mietwohnungen – auch in der andeshauptstadt München – fortsetzen. Den Interessen der Mieter trägt die Bundesregierung urch folgendes Verfahren Rechnung: Eigentumsbildung ür die Mieter hat in geeigneten Fällen Vorrang. Dies gilt nsbesondere für den Verkauf von Einfamilienhäusern, ber auch für geeignete Mehrfamilienhäuser. Den Mie- erinteressen wird durch die mieterschützenden Regelun- en des sozialen Mietrechts Rechnung getragen. Da- über hinaus werden mit dem Käufer einzelfallabhängige bergangsregelungen zum Schutz der Mieter vereinbart. ie können einen zusätzlichen Kündigungsschutz sowie inen Schutz vor Luxusmodernisierungen beeinhalten. nlage 24 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des bgeordneten Johannes Singhammer (CDU/CSU) Drucksache 15/2379, Frage 29): Was hat die Bundesregierung veranlasst, im Februar 1999 die Verwaltungsvorschrift aus der Vorschriftensammlung Bundesfinanzverwaltung Abschnitt VV 1032, wonach sich die Mieten in bundeseigenen Wohnungen an der unteren Grenze der ortsüblichen Vergleichsmiete zu orientieren haben, aufzuheben? Die angesprochene Verwaltungsvorschrift sah eine eranführung der Mieten der bundeseigenen Wohnun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7875 (A) ) (B) ) gen bis zur unteren Grenze der ortsüblichen Vergleichs- miete vor. Diese Grenze wurde mit dem Erlass des Bun- desministeriums der Finanzen vom 26. Februar 1999 aus folgenden Gründen aufgehoben: Der weitaus größte Teil der Bundesbediensteten muss sich, da der Bestand von bundeseigenen oder von Bundesdarlehenswohnungen nicht ausreicht, auf dem freien Wohnungsmarkt mit zum Teil erheblich teurerem Wohnraum versorgen. Für mit Bundesdarlehen geförderte Wohnungsfürsorgewohnun- gen wurden mittlerweile überwiegend höhere Mieten verlangt als für Bundesmietwohnungen. Mit dem Über- gang zur ortsüblichen Vergleichsmiete wurde im Übri- gen eine schon von der früheren Bundesregierung getroffene Entscheidung umgesetzt. Der Bundesrech- nungshof sowie der Rechnungsprüfungsausschuss des Haushaltsauschusses des Deutschen Bundestages haben diese Entscheidung begrüßt. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage der Abgeordneten Hannelore Roedel (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Frage 30): Wird die Bundesregierung die Verwaltungsvorschrift aus der Vorschriftensammlung Bundesfinanzverwaltung Abschnitt VV 1032 für Ballungsräume mit extrem hohem Mietniveau vor dem Hintergrund der bereits erfolgten Mietpreissteigerungen wie zum Beispiel in München wie- der in Kraft setzen, oder welche anderen Maßnahmen plant die Bundesregierung zur Entlastung der betroffenen Mie- ter? Eine gesonderte Verwaltungsvorschrift des Bundes für die Durchführung von Mietbildung und Mietanhebung im Bestand der bundeseigenen Wohnungen in Ballungs- räumen gibt es nicht Der angesprochene Abschnitt VV 1032 der Vorschriftensammlung Bundesfinanzver- waltung hat allgemeine Gültigkeit für die Verwaltung al- ler Mietwohnungen des Bundes. Die Bundesregierung plant keine Maßnahmen zur Entlastung der Mieter, deren derzeitige Grundmiete des ortsübliche Niveau durch die aktuelle Mietanhebung erreicht oder noch nicht erreicht hat. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) (Drucksa- che 15/2379, Fragen 31 und 32): Welches Spendenaufkommen wurde nach Kenntnis der Bundesregierung durch den Verkauf der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953“ bis zum 31. Dezember 2003 erzielt, und mit welchem Spendenauf- kommen wird im Jahr 2004 noch durch den Verkauf der Zu- schlagsmarke gerechnet? Welche Institutionen werden in welcher Höhe Finanz- mittel aus den erwarteten Zuschlagserlösen aus dem Verkauf der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des Volksaufstandes am Z k s H s d Z B l t t e S g k f d e A d b w d V d g l A d A ( Z I d V g n ( (C (D 17. Juni 1953“ nach Kenntnis der Bundesregierung empfan- gen? u Frage 31: Bis zum 31. Dezember 2003 wurde durch den Ver- auf der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des Volksauf- tandes am 17. Juni 1953“ ein Spendenaufkommen in öhe von 918 175,55 Euro erzielt. Für das Jahr 2004 ind keine nennenswerten Einnahmen zu erwarten, da er Großteil der Zuschlagsmarke bereits verkauft ist. u Frage 32: Die Bundesregierung hat im Einvernehmen mit dem undespräsidialamt entschieden, dass die Zuschlagser- öse aus dem Verkauf der Sonderbriefmarke „50. Jahres- ag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953“ für die Bera- ung und Unterstützung von Opfern der SED-Diktatur ingesetzt werden sollen. Die Mittel werden daher der tiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur als zweck- ebundene Spende zugewiesen, damit diese sie – zum leineren Teil – für ihr Programm zur Förderung der Op- erberatung einsetzt, zum größeren Teil mit dem Zweck er Beratung und Unterstützung von Diktaturopfern an ntsprechende Vereine weiterreicht. Die Stiftung zur ufarbeitung der SED-Diktatur wird rund 65 Prozent er Mittel an den Dachverband „Union der Opferver- ände Kommunistischer Gewaltherrschaft“ (UOKG) eiterreichen mit der Maßgabe, diese Mittel insbeson- ere über die entsprechenden der UOKG angehörenden ereine für die Beratung und Unterstützung von Opfern er SED-Diktatur einsetzen zu lassen. Die Weiterver- abe an die einzelnen Vereine von Diktaturopfern ob- iegt dann der UOKG. nlage 27 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des bgeordneten Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) Drucksache 15/2379, Fragen 33 und 34): Welche Institutionen haben nach Kenntnis der Bundesregie- rung beantragt, Zuwendungen aus den Zuschlagserlösen des Verkaufs der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des Volksauf- standes am 17. Juni 1953“ zu erhalten, und nach welchen Kri- terien hat bzw. wird die Bundesregierung über die Verwen- dung der Zuschlagerlöse entscheiden? Welche Institutionen bzw. Personen waren außerhalb der Bundesregierung an der Beratung über den Empfängerkreis und die Verwendung der erwarteten Zuschlagserlöse aus dem Verkauf der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des Volksaufstan- des am 17. Juni 1953“ beteiligt? u Frage 33: Nach Kenntnis der Bundesregierung haben folgende nstitutionen Zuwendungen aus den Zuschlagserlösen es Verkaufs der Zuschlagsmarke „50. Jahrestag des olksaufstandes am 17. Juni 1953“ beantragt: Vereini- ung der Opfer des Stalinismus e. V. (VOS), Hilfsorga- isation für die Opfer politischer Gewalt in Europa e. V. HELP). 7876 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Die Bundesregierung hat im Einvernehmen mit dem Bundespräsidialamt entschieden, dass die Zuschlagser- löse aus dem Verkauf der Sonderbriefmarke „50. Jahres- tag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953“ für die Bera- tung und Unterstützung von Opfern der SED-Diktatur eingesetzt werden sollen. Die Mittel werden daher der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur als zweck- gebundene Spende zugewiesen, damit diese sie – zum kleineren Teil – für ihr Programm zur Förderung der Op- ferberatung einsetzt, zum größeren Teil mit dem Zweck der Beratung und Unterstützung von Diktaturopfern an entsprechende Vereine weiterreicht. Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wird rund 65 Prozent der Mittel an den Dachverband „Union der Opferver- bände Kommunistischer Gewaltherrschaft“ (UOKG) weiterreichen mit der Maßgabe, diese Mittel insbeson- dere über die entsprechenden der UOKG angehörenden Vereine für die Beratung und Unterstützung von Opfern der SED-Diktatur einsetzen zu lassen. Die Weiterver- gabe an die einzelnen Vereine von Diktaturopfern ob- liegt dann der UOKG. Zu Frage 34: Außerhalb der Bundesregierung war an der Beratung über die Vergabe der Mittel das Bundespräsidialamt be- teiligt, das sich für die Herausgabe dieser Sonderbrief- marke als Zuschlagsmarke besonders eingesetzt hat. Da- neben wurde die Stiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur beratend herangezogen. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 15/2379, Fragen 35 und 36): Trifft es zu, dass Finanzdienstleister nach der neuen Ver- gabeordnung über die Erhebung der Gebühren nach dem Finanzdienstleistungsauffsichtsgesetz vom 17. Dezember 2003 eine jährliche Gebühr praktisch unabhängig von der Größe eines Betriebes und des Umsatzes leisten müssen? Wenn ja, wie rechtfertigt sich die Gebührensteigerung in- nerhalb von 1,5 Jahren? Zu Frage 35: Die nicht durch Gebühren oder gesonderte Erstattung gedeckten Kosten der Bundesanstalt für Finanzdienst- leistungsaufsicht (BaFin) werden gemäß § 16 Finanz- dienstleistungsaufsichtsgesetz (FinDAG) in Verbindung mit § 5 ff. der Verordnung über die Erhebung von Ge- bühren und Umlegung von Kosten nach dem Finanz- dienstleistungsaufsichtsgesetz (FinDAGKostV) auf die Aufsichtspflichtigen der drei Aufsichtsbereiche Versi- cherungswesen, Kredit- und Finanzdienstleistungswesen sowie Wertpapierhandel umgelegt. Für den Bereich Kre- dit- und Finanzdienstleistungswesen erfolgt die Umlage auf das einzelne Institut grundsätzlich nach dem Verhält- nis zwischen seiner Bilanzsumme und der Summe aller Bilanzsummen (§ 8 Abs. l Nr. l FinDAGKostV). Gleich- z s a t t l § k 1 s 7 k l V m n g a e d d t S v h t u v Z v l G 7 d g Z d t U V r h d b g t a d l A g i b (C (D eitig werden Mindestbeträge erhoben, die sicherstellen ollen, dass sowohl der Verursachergerechtigkeit als uch der Leistungsfähigkeit der Institute Rechnung ge- ragen wird. Die Mindestumlage der Finanzdienstleis- ungsinstitute richtet sich zunächst nach der Art ihrer Er- aubnis (3 500 Euro, 2 500 Euro bzw. 1 300 Euro gemäß 6 Abs. 4 FinDAGKostV). Dieser Betrag wird bei sehr leinen Unternehmen mit einer Bilanzsumme unter 00 000 Euro auf die Hälfte reduziert (§ 6 Abs. 4 Buch- tabe e FinDAGKostV). Ab einer Bilanzsumme von 50 000 Euro erhöhen sich diese Beiträge in Abhängig- eit von der Höhe der Bilanzsumme des Finanzdienst- eistungsinstitutes (§ 6 Abs. 5 FinDAGKostV). Dieses Regelungssystem wurde nach Anhörung der erbände und des Verwaltungsrates der BaFin bereits it der Zweiten Verordnung zur Änderung der Verord- ung über die Erhebung von Gebühren und die Umle- ung von Kosten nach dem Finanzdienstleistungs- ufsichtsgesetz vom 4. Juli 2003 (BGBl. I S. 1105) ingeführt. Mit der Dritten Verordnung zur Änderung er Verordnung über die Erhebung von Gebühren und ie Umlegung von Kosten nach dem Finanzdienstleis- ungsaufsichtsgesetz vom 17. Dezember 2003 (BGBl. I . 2745) wurden die Regelungen zwecks Vermeidung on Härten bei kleinen Finanzdienstleistern dahin ge- end modifiziert, dass die Halbierung der Mindestbei- räge bei einer Bilanzsumme unter 100 000 Euro neu nd weitere gestaffelte Mindestbeträge in Abhängigkeit on der Bilanzsumme eingeführt wurden. Die neuen wischenstufen greifen jetzt bei Bilanzsummen in Höhe on 750 000 Euro bzw. 1 Million Euro. Die BaFin hat die Vorauszahlungsbeträge für die Um- age des Haushaltsjahres 2004 erstmals auf dieser rundlage angefordert. Hierbei wurden auf 205 von 01 Finanzdienstleistungsinstituten die niedrigsten Min- estbeiträge angewendet. Die Beiträge sind somit abhän- ig von der Größe des Unternehmens. u Frage 36: Wie bereits ausgeführt, ist die Umlage der Finanz- ienstleistungsinstitute abhängig von der Größe des Un- ernehmens, weil diese an deren Bilanzsumme anknüpft. nbeschadet dessen möchte ich Folgendes anmerken: or der Neuregelung wurden die Kosten im Aufsichtsbe- eich Kredit- und Finanzdienstleistungswesen im Ver- ältnis 91 zu 9 Prozent auf die Kredit- und die Finanz- ienstleistungsinstitute aufgeteilt. Der Mindestbetrag elief sich auf 250 Euro. Diese in der Verordnung vorge- ebene Kostenaufteilung zwischen Finanzdienstleis- ungs- und Kreditinstituten wurde unter anderem ufgegeben, da sie sich weder für die größeren Finanz- ienstleistungsinstitute noch bei kleineren Finanzdienst- eistungsinstituten im Hinblick auf den verursachten ufsichtsaufwand als angemessen erwiesen hatte. Durch die jetzige Anpassung der Mindestbeiträge soll ewährleistet werden, dass die Finanzdienstleistungs- nstitute möglichst ihren Anteil an den ihnen zuzuschrei- enden Aufsichtskosten tragen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7877 (A) ) (B) ) Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Frage 37): Gedenkt die Bundesregierung in diesem Frühjahr einen Gesetzentwurf für eine große Steuerreform mit radikaler Steu- ervereinfachung vorzulegen? Nein. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des Abgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Frage 38): Lehnt die Bundesregierung weiterhin die Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für die von starken Umsatz- einbrüchen betroffene deutsche Gastronomie ab, obwohl die Europäische Kommission empfohlen hat, den Mitgliedstaaten die Möglichkeit einzuräumen, den reduzierten Mehrwertsteu- ersatz für die Gastronomie anwenden zu können, andere Mit- gliedstaaten, wie zum Beispiel Frankreich, dies vehement be- fürworten und im Hinblick auf die EU-Osterweiterung eine weitere Verschärfung der Wettbewerbssituation zu erwarten ist, und wenn ja, warum? Ja. Die Bundesregierung sieht sich in ihrer Haltung durch den Bericht der Europäischen Kommission zu dem Experiment „Ermäßigter Mehrwertsteuersatz auf arbeitsintensive Dienstleistungen“ bestätigt, aus dem sich eindeutig ergibt, dass durch die Einführung ermä- ßigter Umsatzsteuersätze weder positive Effekte im Hin- blick auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze noch auf die Eindämmung der Schwarzarbeit erzielt werden können. Vielmehr wird deutlich, dass der ermäßigte Umsatzsteu- ersatz eine Steuersubvention ist. Die Bundesregierung lehnt deshalb die Einführung eines ermäßigten Umsatz- steuersatzes für Restaurationsumsätze auch weiterhin ab. Bei Einführung des ermäßigten Steuersatzes in diesem Bereich ergäbe sich im Übrigen ein Steuerausfall in Höhe von 1,9 Milliarden Euro, der haushaltsmäßig nicht zu verkraften wäre. Das Umsatzsteuerrecht ist innerhalb der EU insbeson- dere durch die Regelungen der 6. EG-Richtlinie weitest- gehend harmonisiert. Umsätze im Gaststättengewerbe (Abgabe von Speisen und Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle) unterliegen EU-weit nach den derzeit gelten- den Regelungen grundsätzlich dem allgemeinen Um- satzsteuersatz. Allerdings können einige Mitgliedstaa- ten – nicht aber Deutschland – und einige der zum 1. Mai 2004 der EU beitretenden zukünftigen Mitglied- staaten übergangsweise für die Umsätze im Gaststätten- gewerbe einen ermäßigten Umsatzsteuersatz anwenden. Die Bundesregierung sieht – ebenso wie die ehema- lige Regierung aus CDU/CSU und FDP – durch die un- terschiedlichen Umsatzsteuersätze innerhalb der EU keine Wettbewerbsnachteile zulasten der einheimischen Gastronomiewirtschaft. A d A ( Z ü a f e m M K E g d M m s a d t g n b s v l m W B H 3 l z l Z w t (C (D nlage 31 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des bgeordneten Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) Drucksache 15/2379, Fragen 39 und 40): Mit welcher Argumentation vertritt die Bundesregierung gegenüber der EU-Kommission ihre Position, die EU-Erwei- terung stringent vorantreiben zu wollen und zugleich das EU- Ausgabenvolumen auf 1 Prozent der Wirtschaftsleistungen (BNE) zu beschränken? Wie gedenkt die Bundesregierung angesichts des mehrfa- chen Verfehlens der EU-Stabililtätskriterien hintereinander und angesichts der diesbezüglich wiederholten Fehleinschät- zungen, nun für die Folgejahre Einschätzungen fundierter treffen zu können? u Frage 39: Die Bundesregierung sieht bei den Verhandlungen ber den künftigen Finanzrahmen der erweiterten Union b 2007 die Notwendigkeit, eine Kohärenz zwischen den inanzpolitischen Spielräumen auf nationaler Ebene und iner verantwortungsvollen Ausgabenpolitik auf Ge- einschaftsebene herzustellen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt erfordert von den itgliedstaaten auf nationaler Ebene weitreichende onsolidierungsrnaßnahmen und ist mit erheblichen inschnitten verbunden. Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der Bundesre- ierung unabdingbar, dass der künftige Finanzrahmen er Union nicht vom Konsolidierungsprozess in den itgliedstaaten ausgenommen werden kann. Vielmehr uss sich das künftige Ausgabevolumen der EU ver- tärkt an der Leistungsfähigkeit ihrer Mitgliedstaaten usrichten. Mit einem Finanzrahmen von nicht mehr als l Prozent er Wirtschaftsleistung der erweiterten Union (Bruttona- ionaleinkommen – BNE) stehen aus Sicht der Bundesre- ierung ausreichend Finanzmittel für eine zukunftsfähige eue Politikausrichtung in der Union zur Verfügung. Die Begrenzung auf 1 Prozent der Wirtschaftsleistung edeutet nämlich kein Einfrieren des Finanzvolumens, ondern einen Anstieg gegenüber einem EU-Haushalt on heute rund 100 Milliarden Euro auf rund 150 Mil- iarden Euro im Jahr 2013. Künftige EU-Haushalte neh- en damit in vollem Urnfang am wirtschaftlichen achstum der erweiterten Union teil. Selbst bei einer Begrenzung auf l Prozent des EU- NE würden die deutschen Abführungen an den EU- aushalt von derzeit rund 22 Milliarden Euro auf rund 3 Milliarden Euro im Jahr 2013 steigen. Dies verdeut- icht die Bereitschaft der Bundesregierung, ihren Beitrag u einer zukunfts- und wachstumsorientierten Union zu eisten. u Frage 40: Den Projektionen für die Entwicklung der Referenz- erte nach dem Europäischen Stabilitäts- und Wachs- umspakt liegt die jeweils aktuelle Projektion der 7878 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) ) (B) ) Bundesregierung über die gesamtwirtschaftliche Ent- wicklung zugrunde. Die Schätzung der Bundesregierung ist im Kontext mit den Prognosen der führenden Wirtschaftsfor- schungsinstitute und des Sachverständigenrates und in- ternationaler Organisationen zu sehen. Die Projektionen liegen im Allgemeinen nahe beieinander und unterstel- len eine ähnliche konjunkturelle Entwicklung. Für die jüngste Vergangenheit gilt dabei generell: Die Abweichungen bei der Schätzung des realen Bruttoin- landsprodukts waren relativ gering. Für die Haushalts- aufstellung ist aber die Entwicklung des nominalen In- landsprodukts wichtiger. Alle Prognostiker haben dabei die Stabilität der Preise unterschätzt, also die Inflation überschätzt. Die Bundesregierung bewegt sich mit ihren Projektionen üblicherweise innerhalb des Prognose- spektrums der anderen Institutionen. Die größten Abwei- chungen zwischen Schätz- und Ist-Ergebnis zeigen sich vor allem in Rezessionsjahren. Hier zeigt sich, dass alle Institutionen Rezessionen und anhaltende Stagnations- phasen im Allgemeinen nicht oder nicht in vollem Aus- maß vorhersehen. Insofern stehen auch die Projektionen zur Entwicklung des Maastricht-Defizits immer unter Konjunkturvorbehalt. Die gesamtwirtschaftliche Voraus- schätzung liefert auch die entscheidende Basis für die Projektionen des Arbeitskreises Steuerschätzungen. Da- mit sind – neben der Bundesregierung – alle wesentli- chen Institutionen vertreten, die fachlich fundierte Vor- hersagen zur Entwicklung des Steueraufkommens erstellen können: Vertreter aller führenden Wirtschafts- forschungsmstitute, des Sachverständigenrates, der Bun- desbank, aller Bundesländer und der kommunalen Spit- zenverbände. Die im Konsens der Mitglieder erzielten Ergebnisse beeinflussen die Schätzung zum Maastricht- Defizit wesentlich; die Schätzung erfolgt somit auf einer abgestimmten und fundierten Basis. Die Bundesregierung wird ihre Projektionen auch in Zukunft auf fachlich fundierte Voraussagen über die konjunkturelle Entwicklung stützen. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Georg Girisch (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Fragen 41 und 42): Wie ist die Haltung der Bundesregierung dazu, die nördli- che Oberpfalz (Stadt Weiden, Landkreise Neustadt/WN und Tirschenreuth) als eine „Innovationsregion“ zu benennen, nachdem die Bayerische Staatsregierung (zum Beispiel in den Oberpfälzer Nachrichten vom 19. Januar 2004) öffentlich an- gekündigt hat, die Bewerbung dieses Gebietes als Modellre- gion gegenüber der Bundesregierung zu unterstützen? Nach welchen Kriterien soll die Festlegung der „Innova- tionsregionen“ erfolgen, und welches Gewicht hat in diesem Zusammenhang die Zusicherung des Bundeskanzlers Gerhard Schröder vom Dezember 2000 in Weiden, ein Grenzgürtelpro- gramm für die bayerischen Gebiete entlang der EU-Erweite- rungsgrenze aufzulegen? Z s w Z b v n t z r A d A c t d a U E r 2 + g n l E r H g v c z a I W l z t e d t f s H t n b h g (C (D u Frage 41: Die Bundesregierung begrüßt generell die Bereit- chaft von Regionen, sich als Innovationsregion zu be- erben. Das gilt auch für die nördliche Oberfalz. u Frage 42: Die Kriterien für die Teilnahme werden derzeit erar- eitet. Sie werden mit der Aufforderung zur Teilnahme eröffentlicht werden. Das Projekt „Innovationsregio- en“ ist von anderen Programmen gesondert zu beach- en, insbesondere auch von den ergriffenen Maßnahmen ur regionalpolitischen Flankierung der EU-Osterweite- ung. nlage 33 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage des bgeordneten Uwe Schummer (CDU/CSU) (Drucksa- he 15/2379, Frage 43): Gedenkt die Bundesregierung die wirtschaftlichen Bezie- hungen zu China auszuweiten, und welchen Stellenwert haben dabei die grundlegenden Menschenrechte wie das Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit? Deutschland und China verbinden lange und tradi- ionsreiche Wirtschaftsbeziehungen. Dabei genießt die eutsche Wirtschaft in China einen besonders guten Ruf ls kompetenter Partner in wichtigen Technologie-, mwelt- und Infrastrukturbereichen. Die dynamische ntwicklung des deutschen Exports in den letzten Jah- en mit zweistelligen Steigerungsraten (zum Beispiel 002 mit + 19,6 Prozent, 1. Halbjahr 2003 mit 29,9 Prozent) hat dazu geführt, dass China unser rößter Handelspartner im asiatisch-pazifischen Raum och vor Japan geworden ist. Andererseits ist Deutsch- and mit Abstand Chinas wichtigster Handelspartner in uropa und im Technologie- und Investitionsgüterbe- eich zugleich eine strategische Alternative zu Chinas aupthandelspartnern Japan und USA. Die Bundesre- ierung gedenkt, die deutsche Wirtschaft bei ihren Akti- itäten auf dem dynamischen und stark wachsenden hinesischen Markt weiter und verstärkt zu unterstüt- en. Dabei geht die Bundesregierung von der Prämisse us, dass weltweiter Handel und grenzüberschreitende nvestitionen zu den wichtigsten Voraussetzungen für achstum, Beschäftigung und Wohlstand in Deutsch- and gehören. Unsere strategischen Überlegungen kon- entrieren sich dabei auf folgende Prioritäten: Erhal- ung und Ausbau des ersten Ranges Deutschlands als uropäischer Wirtschaftspartner Chinas; Verbesserung er Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmensak- ivitäten in China; Förderung marktwirtschaftlicher Re- ormen in China; Unterstützung der Tendenzen zu wirt- chaftlicher Integration in Ostasien. Auf diesem intergrund verfolgt die Bundesregierung – kurz-, mit- el- und langfristig – fünf Ziele. 1. Wir wollen in China eue Partner finden und dadurch unsere Wirtschafts- eziehungen auf eine breitere Grundlage stellen. Des- alb messen wir der Entstehung eines wettbewerbsfähi- en Privatsektors große Bedeutung bei. 2. Deutsche Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 7879 (A) ) (B) ) Unternehmen sind bereit, an der nach dem WTO-Bei- tritt Chinas notwendigen Modernisierung der chinesi- schen Industrie mitzuwirken. 3. Die deutsche Wirt- schaft ist daran interessiert, in China am Aufbau eines leistungsfähigen Dienstleistungswesens teilzunehmen, insbesondere in den Bereichen Handel, Banken, Versi- cherungen, Telekommunikation, Logistik. 4. Die deut- sche Wirtschaft ist ein kompetenter Partner für die Ent- wicklung der Infrastruktur, des Umweltschutzes und kommunaler Versorgungsleistungen. 5. Ein bedeuten- des Potenzial für die Entwicklung unserer bilateralen Wirtschaftsbeziehungen eröffnen moderne Hochtechno- logien. Diese Strategie und Ziele der deutsch-chinesi- schen Wirtschaftsbeziehungen sind durch die Reise des Bundeskanzlers nach China vom Dezember 2003 bestä- tigt worden. Die Achtung der Menschenrechte in der VR China ist für die Bundesregierung in ihren Beziehungen zu China von großer Bedeutung. Sie misst der Ächtung der Kinderarbeit sowie der Abschaffung der Adminis- trativhaft hohen Stellenwert bei. Eine Form dieser Ad- ministrativhaft – „Umerziehung durch Arbeit“ – sieht explizit vor, dass politische Dissidenten als „antisozia- listische“ und „parteifeindliche“ Elemente bis zu vier Jahre in ein Arbeitslager geschickt werden können, ohne dass ein Gericht die Vorwürfe geprüft hat, Die andauernd schwierige Lage der Menschenrechte in der VR China ist Gegenstand genauer Beobachtung der Bundesregierung. Trotz feststellbarer Fortschritte wer- den die Menschenrechte nicht hinreichend beachtet. Hier setzt die Bundesregierung mit ihrem Menschen- rechtsdialog im bilateralen und ebenso im EU-Rah- men an. Auch der 1999 initiierte Rechtsstaatsdialog trägt dazu bei, rechtsstaatliche Strukturen zu stärken und damit Defizite im Bereich der Menschenrechte abzubauen. Darüber hinaus nutzt die Bundesregierung alle Foren, um ihre Menschenrechts-Positionen chine- sischen Gesprächspartnern gegenüber deutlich zu ma- chen. Kinderarbeit ist in der VR China seit dem Jahr 1991 offiziell verboten. Ab dem 1. Dezember 2002 wurden in einem Erlass des chinesischen Staatsrates die Tatbestände sowie das Strafmaß bei Verstößen ge- gen das Kinderarbeitsverbot deutlicher beschrieben und verschärft. Im Jahre 2003 erließ der Oberste Volksgerichtshof die für nachgeordnete Justizbehör- den bindenden neuen juristischen Auslegungen des Tatbestandes von „gefährlicher Kinderarbeit“. Arbeit- geber, die Jugendliche unter 16 Jahren für schwere körperliche Arbeit oder Tätigkeiten heranziehen, wer- den künftig mit bis zu sieben Jahren Gefängnis be- straft. Die VR China hat die ILO-Konvention 138, die das Mindestalter von 16 Jahren vorschreibt, und die ILO-Konvention 182, die die schlimmsten Formen der Kinderarbeit verbietet, ratifiziert. Der Erfolg der Um- setzung hängt allerdings von den Arbeitsbehörden und deren Kontrollen zur Einhaltung der Bestimmungen ab. Die Beschäftigung von Kindern unter 16 Jahren ist in China verboten, jedoch ist es in ländlichen Provin- zen zulässig, Kinder ab dem Alter von 13 Jahren le- gal zu beschäftigen, wenn für diese keine Möglichkeit des Schulbesuches gegeben ist. A d A c Z W e te te d n f li r W z m W g s f k s g B te u G d A s k b Z B d i B e i E c n e h U t w (C (D nlage 34 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des bgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Drucksa- he 15/2379, Fragen 44 und 45): Welche Auswirkungen der EU-Osterweiterung sieht die Bundesregierung auf die Chancen deutscher Busunternehmen, insbesondere des Mittelstandes, bei öffentlichen Ausschrei- bungen auf europäischer Ebene? In welchem Umfang werden nach Auffassung der Bundes- regierung deutsche Busunternehmen nach der EU-Osterweite- rung durch die Tätigkeit von Busunternehmen aus den EU- Beitrittsländern in Deutschland vom Markt verdrängt werden? u Frage 44: Die EU-Osterweiterung ist für die gesamte deutsche irtschaft mit Chancen und Risiken verbunden. Chancen rgeben sich für Busunternehmen insbesondere des Mit- lstandes durch den ungehinderten Zugang zu den Märk- n der erweiterten Gemeinschaft. Ab 1. Mai 2004 werden ie Unternehmen noch stärker als bisher, zum Beispiel ach der Dienstleistungsrichtlinie, die keine Übergangs- risten kennt, sich an öffentlichen Ausschreibungen betei- gen können, so wie dies bislang auch schon in den bishe- igen Mitgliedstaaten der Fall war. Dass die deutsche irtschaft ihre Vorteile auf diesen neuen Märkten zu nut- en weiß, zeigt das stetige Exportwachstum im Handel it den MOEL. Zu berücksichtigen ist dabei, dass das achstum in den Beitrittsländern sich im Zuge der An- leichung der Lebensbedingungen stärker entwickeln und ich dadurch auch im Verkehrssektor zusätzliche Nach- rage ergeben wird, die allen Betrieben zugute kommen ann. In der Übergangsphase bestehen die Risiken insbe- ondere in dem Lohnkostengefälle zwischen den derzeiti- en mitteleuropäischen EU-Mitgliedstaaten und den eitrittsländern. Hier kommt es insbesondere für die mit- lständische Wirtschaft darauf an, ihre Kostenvorteile nd ihre Flexibilität gegenüber Großunternehmen zur eltung zu bringen. Eine Kooperation mit Betrieben aus en Beitrittsländern kann insbesondere bei öffentlichen usschreibungen helfen, die auf den jeweiligen Seiten be- tehenden Vorteile (Kosten, Marktkenntnis, Management- ompetenz, Kapitalsausstattung etcetera) zu einem wett- ewerbsfähigen Gesamtpaket zusammenzuführen. u Frage 45: Die EU-Osterweiterung eröffnet den Betrieben der eitrittsländer die gleichen Chancen in Deutschland wie en oben angeführten Chancen deutscher Unternehmen n den Beitrittsländern. Konkurrenz wird den deutschen usunternehmen in den Bereichen erwachsen, in denen in Marktzugang rechtlich und faktisch möglich ist. Dies st insbesondere beim Gelegenheitsverkehr und bei der rbringung von Subunternehmerleistungen im öffentli- hen Nahverkehr der Fall. Die Bundesregierung ist aber icht der Auffassung, dass mit der EU-Osterweiterung ine Verdrängung der deutschen Busunternehmen ein- ergehen muss. Es kommt darauf an, dass die deutschen nternehmen die durch die EU-Osterweiterung sich bie- enden Chancen nutzen. Auf die Antwort zu Frage 44 ird im Übrigen verwiesen. 7880 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 (A) (C) (B) ) Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) (Drucksache 15/2379, Frage 46): Welche Projekte im Ausland sind der Bundesregierung be- kannt, für die die Westdeutsche Landesbank (WestLB) eine Hermes-Bürgschaft beantragt hat, und inwieweit unterstützen diese Projekte die Grundsätze und Interessen der Bundesrepu- blik Deutschland? Die WestLB – wie andere Banken auch – stellt als ex- portfinanzierende Bank bei vielen Projekten bzw. Ge- schäften Anträge auf die Übernahme einer Exportkredit- garantie. Aus Gründen des Schutzes von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen können keine Angaben über die laufenden Deckungsanträge der WestLB gemacht werden. Zu Frage 47: Die Zugriffszahlen auf den Virtuellen Arbeitsmarkt (VAM) waren in den ersten drei Tagen seit seiner Ein- führung am 1. Dezember 2003 sehr hoch. Bis zu einer Million Nutzer griffen in der Anfangszeit parallel auf die Seiten arbeitsagentur.de zu. Aufgrund der hohen Zu- griffszahlen kam es in den ersten Tagen in der Tat zu Verzögerungen. Inzwischen hat sich die Nachfrage stabi- lisiert. In den letzten fünf Wochen lag die Systemverfüg- barkeit laut Auskunft der Bundesagentur für Arbeit (BA) zwischen 99 und 100 Prozent. Ein Vergleich der Vermitt- lungsergebnisse zwischen dem VAM und dem „System Wimmi“ kann nicht gezogen werden. Beim VAM han- delt es sich um eine Datenbank, in der alle der BA ge- meldeten Stellen und Bewerberangebote originär gespei- chert sind und in die Interessierte ihre Bewerber- und Stellenangebote frei eingeben und verwalten können. Die Bundesregierung übernimmt Exportkreditgarantien nur, wenn neben der risikomäßigen Vertretbarkeit auch die Förderungswürdigkeit eines Exportgeschäfts gegeben ist. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist die Sicherung von Ar- beitsplätzen in Deutschland. Zudem wird ein Projekt ent- sprechend der „Leitlinien für die Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen Ge- sichtspunkten bei der Vergabe von Exportkreditgarantien“ geprüft. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Hartmut Schauerte (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2379, Fragen 47 und 48): Trifft es zu, dass der Virtuelle Arbeitsmarkt (VAM) techni- sche Probleme hat, die den Betrieb und die im Dezember 2003 der Öffentlichkeit vorgestellten Funktionalitäten massiv beeinträchtigen (vergleiche DIE WELT vom 23. Januar 2004, Handelsblatt vom 21. Januar 2004), und trifft es zu, dass die Vermittlungsergebnisse des VAM schlechter sind, als bei dem von der Bundesagentur für Arbeit geförderten System Wimmi? Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Vergabe von externen Beratungsleistungen im Zusammen- hang mit dem VAM vor, und gibt es hier Auffälligkeiten? E g l d W d a b n e g f f M S e Z g h B t d p f k sellschaft mbH, Amsterdamer Str. 19 (D in so genanntes Matchingsystem ermöglicht einen Ab- leich von vorhandenen Stellenangeboten und potenziel- en Bewerbern; über ein internes Mailsystem kann die irekte Kontaktaufnahme erfolgen. Bei dem „System immi“ handelt es sich dagegen um einen Job-Roboter, er Stellenausschreibungen im Internet sucht und dann uf die Homepage des Anbieters verweist. Der Job-Ro- oter Wimmi wurde von der BA zwar erprobt, jedoch icht weiter eingesetzt, weil sie sich für die Einführung ines technisch überlegenen und zugleich kostengünsti- eren anderen Job-Roboter entschieden hat, der eben- alls ab dem 1. Dezember 2003 in Ergänzung des VAM lächendeckend eingeführt wurde. Grundsätzlich ist die essung von Vermittlungsergebnissen weder bei einer elbstbedienungsplattform wie dem VAM noch bei inem Job-Roboter wie „Wimmi“ möglich. u Frage 48: Die Erkenntnisse der Bundesregierung über die Ver- abe von externen Beratungsleistungen im Zusammen- ang mit dem VAM beruhen auf Stellungnahmen der A. Die BA handelt bei der Vergabe von diesen Bera- ungsleistungen als bundesunmittelbare Körperschaft es öffentlichen Rechts eigenverantwortlich. Im Übrigen rüft der BRH seit Augsut 2003 das Projekt VAM um- änglich. Ergebnisse dieser Prüfung liegen nach Aus- unft der BA derzeit noch nicht vor. 91, 1 2, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344 88. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35 Anlage 36
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508800000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich bitte Sie, sich zu erheben.


(Die Anwesenden erheben sich.)

Mit tiefer Betroffenheit haben wir erfahren, dass die Vor-
sitzende des Petitionsausschusses, unsere Kollegin
Marita Sehn, am 18. Januar dieses Jahres, nur wenige
Monate vor ihrem 49. Geburtstag, auf tragische Weise
ums Leben gekommen ist. Auf einem heimatlichen Spa-
ziergang mit ihrer Familie starb sie bei einem Verkehrs-
unfall, bei dem ihr Bruder ebenfalls sein Leben verlor
und ihr Mann schwer verletzt wurde.

Marita Sehn wurde am 2. Mai 1955 in Rödern gebo-
ren. Die ausgebildete Industriekauffrau trat 1985 in die
FDP ein, in der sie ab 1992 zehn Jahre lang Kreisvorsit-
zende im Rhein-Hunsrück-Kreis und seit 1998 Vorsit-
zende des Bezirks Eifel-Mosel-Hunsrück sowie Mitglied
des Landesvorstands Rheinland-Pfalz war. Schon hier
begann sich abzuzeichnen, was für die Kollegin so cha-
rakteristisch war: ihre Verwurzelung in der Heimat und
ihr Einsatz für die Belange der Menschen ihrer Region.

Auch dass sie in ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete
weiterhin Mitglied im Stadtrat Kirchberg und im Ver-

v
d
w
Z

Redet
bandsgemeinderat Kirchberg sowie Kreisbeigeordnete
blieb, weist auf ihre Bürgernähe und ihr Engagement für
ihre Heimat hin.

Von 1990 bis 1994 und dann wieder seit 1998 war
Marita Sehn Mitglied des Bundestages. Sie übernahm
2002 den Vorsitz des Petitionsausschusses – ein Amt,
das ihrem Einsatz für die Belange der Menschen ent-
sprach und das sie mit großer Tatkraft und Einfühlungs-
vermögen für die Anliegen der Petenten ausfüllte. Mit
ihrem Wirken erwarb sie sich die Anerkennung und den
Respekt ihrer Kollegen über alle Fraktionsgrenzen hin-
weg.

Angesichts des Todes unserer Kollegin Seh
tief bestürzt und sprechen ihren Angehörigen
dere ihrem Mann, unser tief empfundenes Be
Ich danke Ihnen.

(C (D ung n 29. Januar 2004 0 Uhr Liebe Kolleginnen und Kollegen, interfraktionell ist ereinbart worden, die verbundene Tagesordnung um ie in einer Zusatzpunktliste aufgeführten Punkte zu ereitern: P 1 a)


Dr. Maria Böhmer, Thomas Rachel, weiteren Abgeordneten
und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
Siebten Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmenge-
setzes (7. HRGÄndG)

– Drucksache 15/2385 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ulrike Flach,
Christoph Hartmann (Homburg), Cornelia Pieper, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Hochschul-
rahmengesetzes (7. HRGÄndG)

– Drucksache 15/2402 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss

ext
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

ZP 2 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren

(Ergänzung zu TOP 24)


a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Harmonisierung des Haf-
tungsrechts im Luftverkehr
– Drucksache 15/2359 –
Überweisungsvorschlag:

chuss (f)

für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
für Tourismus
es Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU,
NISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Wirt-
n sind wir
, insbeson-
ileid aus. –

Rechtsauss
Ausschuss
Ausschuss

b) Beratung d
des BÜND






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

schaftliche und organisatorische Strukturen der Deut-
schen Flugsicherung dauerhaft verbessern
– Drucksache 15/2393 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Haushaltsausschuss

ZP 3 Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache

(Ergänzung zu TOP 25)

Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines... Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes zur
Sicherstellung einer Übergangsregelung für die Umsatz-
besteuerung von Alt-Sportanlagen
– Drucksache 15/2132 –

(Erste Beratung 86. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses

(7. Ausschuss)

– Drucksache 15/2414 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Horst Schild
Heinz Seiffert

ZP 4 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD: Um-
bau der Bundesagentur für Arbeit zu einem modernen
Dienstleister

ZP 5 Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU: Einrich-
tung eines Zukunftsausschusses
– Drucksache 15/2387 –

ZP 6 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU:
Auswirkungen des von der Bundesregierung geplanten
Emissionshandels auf die deutsche Wirtschaft

Von der Frist für den Beginn der Beratung soll, soweit
erforderlich, abgewichen werden.

Außerdem ist vereinbart worden, den Tagesord-
nungspunkt 21 – Förderung von Gedenkstätten – abzu-
setzen. Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstan-
den? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so be-
schlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 3 auf:
Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Aktionsprogramm Informationsgesellschaft
Deutschland 2006
– Drucksache 15/2315 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundes-
minister Wolfgang Clement das Wort.

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(C (D Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Am Beginn dieses Jahres können wir sagen, ass das Jahr 2004, was die Ökonomie angeht, mit größer Wahrscheinlichkeit besser sein wird als die vergangeen drei Jahre. Wir stehen – die Anzeichen dafür sind nübersehbar – am Beginn eines sehr kräftigen weltirtschaftlichen Aufschwungs. Nach allem, was wir rkennen können, wird die Weltwirtschaft um 3 bis Prozent wachsen. Der Welthandel wird um 7 bis 8 Proent zulegen. In der Bundesrepublik Deutschland, einem Land, das xportstärker ist als die meisten anderen Länder auf der elt, werden wir von diesem Prozess profitieren. Wir erden von dem ökonomischen Schwung, der insbesonere von den USA, von China und übrigens auch von en EU-Beitrittsländern ausgeht, profitieren und von hm gewissermaßen mitgerissen. Wir können erwarten, ass aufgrund unserer Exportstärke der Aufschwung uch bei uns in Deutschland Fuß fassen wird und dass urch die Reformmaßnahmen, die wir in den Bereichen teuern und soziale Sicherungssysteme unternommen aben, die Höhe der Investitionen steigen wird und so chließlich die Binnennachfrage in unserem Land getärkt wird. Alle Indikatoren sprechen für eine solche Entwick ung. Der aktuelle Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Verleich zu denen der letzten drei Jahren am besten ausgeallen. Alle Umfragen weisen darauf hin – das geht über nsere Erwartungen hinaus –, dass die Investitionsneiung der Unternehmen des Mittelstandes steigt. Vieleicht können wir außerdem darauf hoffen, dass die Verraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wieder twas kauflustiger in die Geschäfte gehen, als das in der urückliegenden Zeit der Fall gewesen ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Alle Signale, die wir empfangen können – eine solche
achricht ist wohltuend; vor allem außerhalb Deutsch-
ands hat man oft mehr Zuversicht und Optimismus –,
eisen darauf hin, dass in der Europäischen Union ins-
esamt wie auch in Deutschland der Aufschwung ein-
etzt. Das zeigt, dass wir mit unseren Reformmaßnah-
en – diese sind mit denen in den meisten europäischen
ändern übrigens fast identisch – auf dem richtigen Weg
ind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben das Tal der Tränen durchschritten, haben
ie Talsohle hinter uns gelassen. Allerdings müssen wir
uf unserem Weg Kurs halten und müssen auch weiter-
in strukturelle Reformen und die Förderung von Inno-
ationen im Blick haben.
Welche strukturellen Reformen haben wir uns vorge-

ommen? – Wie Sie wissen, werden wir die Reformen
m Bereich der Rentenversicherung fortsetzen und eine
angfristig angelegte Rentenreform auf den Weg bringen.
ir werden die vorgesehenen Reformen am Arbeits-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

markt mit aller Konsequenz realisieren, auch nach dem,
was sich bei der Bundesagentur für Arbeit zugetragen
hat. Die Veränderungen, die vorgesehen sind – diese sind
richtig –, werden selbstverständlich mit aller Konse-
quenz durchgesetzt. Wir müssen und wir werden die
Kräfte des Wettbewerbs in Deutschland stärken. Regu-
lierung werden wir an den Stellen, an denen sie nicht
mehr notwendig ist, reduzieren. In den Bereichen, in de-
nen der Wettbewerb aber noch nicht funktioniert und
noch nicht die erforderlichen Erfolge zeigt – das ist etwa
auf den Strom- und Gasmärkten der Fall –, werden wir
Regulierungen einführen, um dadurch den Wettbewerb
zu forcieren. An den Stellen, an denen bestimmte Kräfte
den Aufschwung hemmen könnten, insbesondere an den
Stellen, an denen zu viel Bürokratie besteht, werden wir
den Prozess des Bürokratieabbaus und des -umbaus fort-
setzen.

Darüber hinaus müssen wir aber auch die Innovatio-
nen fördern. Dazu müssen wir die Kräfte der Moderni-
sierung und der Erneuerung in Deutschland stärken. Auf
allen Feldern, insbesondere auf denen, die für die welt-
wirtschaftliche Entwicklung, die für die Weltmärkte von
heute und morgen entscheidend sind, müssen wir präsent
sein und Spitzenleistungen vollbringen können. Die Vo-
raussetzungen dazu haben wir zu schaffen: in Bund und
Ländern, in der Wirtschaft und in allen Bereichen der
Bildung, Wissenschaft und Forschung. Wir haben hier
einen Prozess in Gang gesetzt; der Bundeskanzler hat zu
einem Gespräch über das Thema Innovationen eingela-
den. Meine Kollegin Edelgard Bulmahn wird sich dazu
näher äußern.

Es bedarf, um auf diesen wichtigen Feldern erfolg-
reich sein zu können, einer sehr viel stärkeren und enge-
ren Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirt-
schaft, vor allen Dingen im Bereich des Mittelstandes.
Deshalb haben wir unsere Innovationsoffensive mit ei-
nem umfassenden Maßnahmenpaket für den Mittelstand
verbunden. Ein Schwerpunkt unserer Bemühungen ist,
die Finanzierungsmöglichkeiten für junge Techno-
logieunternehmen und High-Tech-Gründungen zu ver-
bessern. Gemeinsam mit der Europäischen Investi-
tionsbank haben wir einen neuen Dachfonds für
Beteiligungskapital geschaffen, in den ERP-Mittel und
Mittel der Europäischen Investitionsbank von je
250 Millionen Euro fließen. Wir erwarten, dass wir zu-
sammen mit privaten Gebern in den nächsten fünf Jahren
fast 2 Milliarden Euro mobilisieren können, um kleine
Unternehmen und neu gegründete Unternehmen, die
sich in den neuen Technologien engagieren, unterstützen
zu können. Diese brauchen – nehmen Sie nur das Bei-
spiel der Bio- und Gentechnologie – längerfristig ange-
legte finanzielle Unterstützung. Das wollen wir mit sol-
chen Fonds für Beteiligungskapital schaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir, die Bundesrepublik Deutschland, müssen uns am
Weltmaßstab messen und vor Augen halten, dass wir auf
den wichtigsten Feldern, auf denen der Export eine he-
rausragende Rolle spielt, ganz vorne dabei sein müssen,
wenn wir unseren heutigen Standard – unseren Lebens-

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(C (D tandard und auch unseren Wohlstand – halten wollen. anz vorne sind wir in Deutschland heute im Bereich er Automobilindustrie und des Maschinenbaus. Im hemiesektor sind wir unternehmerisch nicht mehr so räftig, wie wir es schon einmal waren, und unsere unernehmerische Power insbesondere im Bereich der harmazeutischen Industrie ist schon lange nicht mehr usreichend stark. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um das nternehmen Aventis und seinen so wichtigen Standort n Deutschland – in Frankfurt am Main – für uns auch on so großer Bedeutung. Deshalb weisen wir auf die edeutung dieses Standortes immer wieder hin. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as Unternehmen Aventis ist übrigens ein Beispiel für
ine gelungene unternehmerische partnerschaftliche
eutsch-französische Zusammenarbeit. Ich hoffe sehr,
ass sich diese partnerschaftliche Zusammenarbeit auch
ann als haltbar erweist, wenn möglicherweise neue un-
ernehmerische Wege eingeschlagen werden.
Wenn wir auf den Weltmärkten auch in Zukunft ganz

orne dabei sein wollen – das müssen wir, wenn wir an
er Spitze bleiben wollen –, dann müssen wir auch auf
nderen Feldern Spitzenklasse sein. Ich nenne die Bio-
nd Gentechnologie, die Medizintechnik, die IuK-Tech-
ologie, die neuen Energietechniken, die neuen Ver-
ehrstechniken, die Nanotechnologie und die optischen
echnologien. Auf diesen Gebieten müssen wir vorne
ein, wenn wir bestehen wollen. Hierauf müssen wir un-
ere Anstrengungen konzentrieren.
Wir wissen, dass der Informations- und Kommuni-

ationstechnologie eine herausragende Bedeutung zu-
ommt. Sie ist mehr als alle anderen eine Schlüsseltech-
ologie, weil sie alle anderen wirtschaftlichen und
esellschaftlichen Bereiche durchdringt. Deshalb müs-
en wir der Information und Kommunikation eine so he-
ausragende Bedeutung geben und sie sowohl durch die
olitik als auch durch die Wirtschaft entsprechend unter-
tützen.
Die Aussichten, die Konjunkturzeichen für die IuK-
irtschaft in Deutschland sind gut. Auch hier haben wir
as Tal der Tränen – die Rückgänge in 2002 und die Sta-
nation in 2003 – hinter uns gelassen. Die Investitionen
n die IuK-Technologien ziehen merklich an. Branchen-
xperten gehen von einem Wachstum der IT-Branche in
uropa von etwa 3 Prozent aus. Die zunehmende Nach-
rage nach Mobilfunk und Breitband schafft zusätzliche
achstumsimpulse. Eine OECD-Studie zeigt, dass die

lächendeckende Einführung der Informations- und
ommunikationstechnik in vielen OECD-Ländern
chon einen deutlichen Wachstumsbeitrag geleistet hat.
ei uns ist dies noch nicht in genügend großem Umfang
er Fall. Wir müssen alles daransetzen, das in den IuK-
echnologien steckende Potenzial für mehr Produktivität
uszuschöpfen und neue Märkte zu erschließen.
IuK-Technologien sind unverzichtbar für moderne
irtschaftsstrukturen. Über 80 Prozent der deutschen
xporte hängen mittlerweile vom Einsatz moderner






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Informations- und Kommunikationstechnologien ab. Sie
sind auch für effizientes Verwaltungshandeln und Büro-
kratieabbau unverzichtbar. Nicht zuletzt gehören Com-
puter und Internet für die Mehrheit der Deutschen inzwi-
schen zum Alltag – ob bei der Arbeit, zu Hause oder in
der Schule. Mit dem Masterplan „Informationsgesell-
schaft Deutschland 2006“, den wir im Dezember vergan-
genen Jahres verabschiedet haben, wollen wir uns den
neuen Herausforderungen auf diesem Feld stellen und
wir wollen deutlich machen, dass dies ein, wenn nicht
sogar der wichtigste Teil der von uns eingeleiteten Inno-
vationsoffensive ist.

Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte die
Bundesregierung ein strategisches Programm zur Ge-
staltung der Informationsgesellschaft mit konkreten
Zielmarken vorgelegt und durchgeführt. Wir können
heute sagen, dass wir die wesentlichen Ziele, die wir uns
gesteckt hatten, erreicht haben. Heute sind jede Schule
und fast jedes Unternehmen in Deutschland online. Über
50 Prozent der deutschen Bevölkerung nutzt das Inter-
net. Mit „Bund Online“ und „MEDIA@Komm“ sind
über 500 E-Government-Lösungen entstanden.

Mit dem Programm „Informationsgesellschaft Deutsch-
land 2006“ wollen wir nun den Blick weiter nach vorne
richten. Ich möchte Ihnen gerne einige Schwerpunkte zu
diesem Programm, das wir in der sehr ansehnlichen
Schrift „Informationsgesellschaft Deutschland 2006“
zusammengefasst haben, erläutern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Werbung machen könnt ihr!)


– Herr Kollege, Sie wissen, Werbung muss sein. Das gilt
erst recht, wenn es um die Informations- und Kommuni-
kationstechnologien geht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Welche Beratungsfirma hat das gemacht?)


– Dafür mache ich die Vermarktung; das ist meine
Pflicht. Wir setzen hier Schwerpunkte, Herr Kollege
Kauder, etwa im Bereich von Breitbandmobilfunk und
digitalem Fernsehen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: War es eine Agentur aus NRW?)


In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Breit-
bandanschlüsse in Deutschland explodiert. Zurzeit gibt
es in Deutschland mehr als 5 Millionen dieser schnellen
Internetzugänge, der Breitbandanschlüsse, Herr Kollege
Kauder. Bis 2010 soll mehr als die Hälfte der deutschen
Haushalte über einen Breitbandinternetanschluss verfü-
gen. Das entspricht etwa 20 Millionen Anschlüssen. Na-
türlich spielt die Hochgeschwindigkeitsdatenübertra-
gung auch für die Geschäftsprozesse der Unternehmen
eine zunehmende Rolle. Mit unserer Breitbandinitiative
wollen wir Infrastruktur- und Diensteanbieter näher zu-
sammenbringen. Wir hoffen, damit möglichst viele
Dienste verfügbar machen zu können.

Ganz neue Möglichkeiten mit zusätzlichen Chancen
für neue Dienste, für Wachstum und Beschäftigung bie-

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(C (D et der Mobilfunk. In Deutschland gibt es inzwischen ehr Mobilfunkals Festnetzanschlüsse. Die so geannte Penetrationsrate liegt in Deutschland inzwischen ei gut 75 Prozent. Diese hervorragende Mobilfunkverreitung ist eine gute Basis, um noch in diesem Jahr MTS voranzubringen. Es wird Zeit, dass dies Wirtchaft und Industrie tun, um UMTS zu fördern. Gleichzeitig nimmt in Deutschland die Zahl der Hot pots und der Wireless LANs an exponierten Stellen wie lughäfen und Bahnhöfen rapide zu. Ganze Städte weren mittlerweile zu Wireless LANs vernetzt. Die aktulle Herausforderung besteht darin, mobile Anwenungspotenziale besser auszuschöpfen und zu mehr ettbewerb bei den Infrastrukturen und Diensten zu ommen. Ein weiteres wichtiges Feld ist die digitale Rund unkübertragung. Die Einführung von DVB-T in Berin ist gelungen. Ich freue mich sehr, dass weitere Regioen in Nordrhein-Westfalen, aber auch im Norden der undesrepublik Deutschland insgesamt in der Ausstatung mit DVB-T rasch folgen werden. Die Einführung teht dort unmittelbar bevor. Das ist der richtige Weg, m unser Ziel zu erreichen, bis spätestens 2010 alle vorandenen Übertragungswege zu digitalisieren. Ein weiterer Schwerpunkt des Programms „Informa ionsgesellschaft Deutschland 2006“ betrifft den E-Comerce. Im letzten Jahr sind in diesem Bereich in eutschland etwa 100 Milliarden Euro umgesetzt woren. Das Internet ist damit ein bedeutender Wirtschaftsaktor geworden. Deutschland ist der mit Abstand wichigste E-Commerce-Markt in Europa. Es besteht aber auf diesem Feld bei mittelständischen nternehmen, bei Handwerksbetrieben sowie bei kleien und mittleren Unternehmen insgesamt noch immer achholbedarf. Zwar sind fast alle Unternehmen inzwichen online; aber erst 10 Prozent steuern ganze Gechäftsprozesse einschließlich Beschaffung und Vertrieb nternehmensübergreifend über das Internet. Hier beteht erheblicher Nachholbedarf, damit sich auch die leinen Unternehmen auf den Wettbewerb einstellen, der pätestens mit dem Beitritt der mittelund osteuropäichen Staaten zur EU noch stärker als zuvor auf uns zuommt. Wir versuchen, mit einem Netz regionaler Kompe enzzentren zahlreiche Beratungsmöglichkeiten aufzuauen und so zu helfen, standardisierte Geschäftsrozesse einzuführen. Unser Ziel ist es, dass bis 2008 indestens 40 Prozent aller Unternehmen integrierte -Business-Lösungen über die gesamte Wertschöpungskette anwenden. Dies wäre – das kann man leicht rrechnen – im Vergleich zu heute eine Vervierfachung. Auch die E-Cards mit digitaler Signatur sind ein esentliches Element bei der Modernisierung von Gechäftsund Verwaltungsprozessen. Wirtschaft und Veraltung haben sich in einem Signaturbündnis zusamengeschlossen, um die Verbreitung und Anwendung on Signaturkarten gemeinsam voranzubringen und zu eschleunigen. Die Kartenprojekte des Bundes werden ir in einer E-Card-Initiative zusammenfassen, um die Bundesminister Wolfgang Clement damit verbundenen Anwendungen zu synchronisieren und zu harmonisieren. Gleichzeitig werden wir das Signaturgesetz vereinfachen und durch geeignete rechtliche Rahmenbedingungen klare Einführungstermine vorgeben. Damit schaffen wir Investitionssicherheit für E-Cards. Im Bereich der Gesundheit ist dies mit dem Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz schon geschehen. In anderen Bereichen, etwa bei der Jobkarte, bereiten wir zurzeit die Gesetzentwürfe vor. Die nächste Generation des Personalausweises wird ein digitaler Ausweis sein. Auch die Banken haben angekündigt, noch in diesem Jahr Bankkarten mit Signaturfunktion herauszubringen. Damit haben wir endlich flächendeckende Anwendungen für Signaturkarten. Ich denke, das freut Unternehmer und Verbraucher. Das stärkt zugleich die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer innovativen Chipkartenindustrie. Das wird wenig beachtet; aber wenn wir unsere Chancen allein auf diesem Feld gemeinsam mit der Wirtschaft entschlossen wahrnehmen, dann kann Deutschland auf einem neuen, sehr spannenden, sehr interessanten Markt einer der Trendsetter und Vorreiter werden. Wir haben gute Voraussetzungen, dass wir das packen können. Unser Aktionsprogramm „Informationsgesellschaft Deutschland 2006“ beschreibt den Weg in eine zukunftsorientierte Gesellschaft. Wie gesagt, schon heute nutzen mehr als die Hälfte unserer Bürgerinnen und Bürger Computer und Internet. Wir dürfen aber die andere Hälfte nicht übersehen. Eine Informationsgesellschaft kann nur eine offene Gesellschaft sein, wenn sie alle Bürgerinnen und Bürger mitnimmt oder jedenfalls versucht, sie mitzunehmen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Deshalb wollen und müssen wir alle Möglichkeiten nut-
zen, die uns die neuen Medien bieten. Das ist gut für un-
ser Land. Die Vorbereitungen dazu haben wir getroffen.
Ich lade alle ein mitzugehen.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508800100

Ich erteile das Wort Kollegin Martina Krogmann,

CDU/CSU-Fraktion.

(Jörg Tauss [SPD]: Frau Krogmann, jetzt loben Sie uns mal! Das erwarten wir jetzt!)



Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1508800200

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir

befinden uns im historischen Jahr 1, in dem Jahr, in dem
die Bundesregierung die Bedeutung von Innovationen
entdeckt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb freue ich mich besonders, dass wir heute über
die Informationsgesellschaft sprechen. Sie, Herr Minis-

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(C (D er, haben in Ihrer Rede erstaunlich oft das Wort „Innoation“ verwendet. (Wolfgang Clement, Bundesminister: Nicht „erstaunlich“!)


er Bundeskanzler hat in seiner Rede zur Agenda 2010,
n der er aus seiner Sicht die wichtigsten Aufgaben des
ahrzehnts dargelegt hat, das Wort „Innovation“ kein
inziges Mal gebraucht – Fehlanzeige! Jetzt muss es
mso häufiger herhalten, hoffentlich nicht nur zur Ab-
enkung nach dem Motto: „Gerster ade, Innovation
uchhe“.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Tatsächlich hat die Bundesregierung das Thema In-

ormationsgesellschaft in den letzten Jahren in die Ecke
estellt. Als es zu Hochzeiten der New Economy noch
hic war und automatisch Schlagzeilen brachte, sich ne-
en einem PC fotografieren zu lassen, da waren Sie noch
lle ganz eifrig dabei. Doch als der so genannte Hype
orbei war, haben Sie dieses Thema einfach zu den Ak-
en gelegt, beiseite gewischt, weil es sich nicht mehr so
edienwirksam verkaufen ließ. Das war fatal, denn die
irklichen politischen Herausforderungen, die Informa-
ionsgesellschaft zu gestalten und weiterzuentwickeln,
atten gerade erst angefangen. Die Quittung für dieses
esinteresse haben wir schon längst bekommen. In allen
ntscheidenden Bereichen


(Jörg Tauss [SPD]: Sind wir besser geworden!)

st Deutschland in den letzten Jahren zurückgefallen.


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch!)

m aktuellen Jahresbericht des Weltwirtschaftsforums
003/2004 liegt Deutschland in der Kategorie Informa-
ionstechnologie auf dem 38. Platz, noch hinter Tune-
ien. Die Bundesregierung unternimmt aber nichts ge-
en die Ursachen dieser Misere, sondern sie erfreut sich
n dem zweifelhaften Glanz sorgfältig aus dem Zusam-
enhang gerissener Zahlen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist Prosa!)

Jetzt, da Sie das Thema Innovation auf einmal doch

och entdeckt haben, kommen Sie in klassischer SPD-
anier mit Masterplan und Aktionsprogramm. Während
ndere Länder, zum Beispiel die skandinavischen Staa-
en, die USA und Großbritannien, bereits vor Jahren
ichtigerweise eine allumfassende Gesamtstrategie,
ine Vision der Informationsgesellschaft präsentiert ha-
en, kommen Sie mit Plänen und Programmen.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Es fehlt nur noch der Fünfjahresplan!)


as ist kleinkariert, piefig und geht an den zentralen He-
ausforderungen der Informationsgesellschaft völlig vor-
ei.


(Beifall bei der CDU/CSU)

hre Politik ist zu spät, zu langsam und zu halbherzig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Brigitte Schulte [Hameln] [SPD]: Unqualifizierter Beitrag!)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

Informationsgesellschaft bedeutet eine noch nie da-

gewesene Enthierarchisierung des Wissens. Ein Maus-
klick – und jedem steht eine ungeheure Menge an Infor-
mationen zur Verfügung. Wissen wird zum wichtigsten
Produktionsfaktor. Der Innovationszyklus wird immer
kürzer. Die Veränderungen betreffen alle Bereiche: un-
sere Wirtschaft, unsere Gesellschaft, unser Arbeitsleben,
unsere Kultur.

Die Politik muss der Wirtschaft einen klaren ord-
nungspolitischen Rahmen geben. Die Politik muss auch
allen Gruppen der Bevölkerung die Chance geben, an
dieser Entwicklung teilzuhaben, und sie muss die unge-
heuren Potenziale der neuen Technologien zur Moderni-
sierung unseres Landes entschlossen nutzen. Eines ist
klar: Wir müssen im internationalen Technologiewett-
lauf schneller werden, viel schneller.

Wir unterstützen die Initiative „Deutschland-Online“,
die gemeinsame E-Government-Strategie von Bund,
Ländern und Gemeinden vom Juni vergangenen Jahres.


(Jörg Tauss [SPD]: Aha! Das ist doch was!)

Schließlich fordern wir das seit vielen Jahren. Hier ha-
ben Sie Zeit verschenkt.


(Brigitte Zypries, Bundesministerin: Das ist doch lächerlich! – Otto Schily, Bundesminister: Was haben Sie denn in 16 Jahren gemacht?)


Mithilfe des Internets können wir aus der deutschen
Bürokratie die modernste Verwaltung der Welt machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie aber haben bis heute nicht verstanden, was E-Go-
vernment bedeutet. Es geht eben nicht darum, einfach
ein Formular ins Internet zu stellen. E-Government
heißt, die modernen Technologien zu nutzen, um Pro-
zesse zu modernisieren und die Verwaltung zu entstau-
ben. Der Service für Bürger und Unternehmen muss bes-
ser, billiger und schneller werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dann muss das BKA auch nicht umziehen!)


Stellen Sie sich vor, Sie müssten für einen Behörden-
gang nicht mehr einen halben Tag Urlaub nehmen, auf
dem Amt eine Nummer ziehen und warten, bis über der
Tür der Amtsstube ein Lämpchen leuchtet und Sie end-
lich dran sind. Stattdessen könnten Sie dann Ihr Anlie-
gen einfach und bequem von zu Hause aus per Internet
erledigen. In Deutschland ist dies fast immer Zukunfts-
musik. Der Bund hat es nämlich viel zu lange versäumt,
eine wirkliche Vorreiterrolle einzunehmen und die unter-
schiedlichen Aktivitäten mit Ländern und Kommunen zu
koordinieren.

Als Ergebnis dieser Untätigkeit ist in Deutschland in
den vergangenen Jahren ein digitaler Flickenteppich mit
unterschiedlichen IT-Anwendungen und Softwarelösun-
gen von Bund, Ländern, Kreisen und Kommunen ent-
standen. Zu viele unterschiedliche Stellen entwickeln
zeitgleich vergleichbare IT-Anwendungen. Das Problem

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(C (D st, dass diese oft nicht einmal miteinander kommunizieen können. Man muss sich einmal vorstellen, dass inwischen allein mehr als 100 verschiedene Softwarelöungen für die Anund Ummeldungen pro Jahr genutzt erden. Diese mangelnde Standardisierung hat inzwischen zu iner regelrechten Selbstbehinderung der Verwaltung geührt. Aber das scheint Sie nicht weiter zu interessieren. ie sind stolz darauf – Sie haben die Zahl bereits geannt –, dass schon 232 so genannte internetfähige ienstleistungen des Bundes im Netz stehen. (Otto Schily, Bundesminister: Ja, darauf sind wir stolz! – Jörg Tauss [SPD]: Wie viele waren es bei Ihnen? Null! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Tauss, der schlauste Abgeordnete!)


enn man aber genauer hinschaut, wird deutlich, dass
indestens zwei Drittel des Angebots reine Informatio-
en sind – von Interaktivität, Verwaltungsvereinfachung
nd Bürokratieabbau keine Spur. Allein fünfmal bietet
um Beispiel der Deutsche Wetterdienst seine Leistungen
n. Auch das zählt zu den internetfähigen Dienstleistun-
en. Ein Link führt zum Servicetelefon Ihrer Familienmi-
isterin Renate Schmidt. Da kann man zwar vielleicht
ett plaudern; aber mit einer modernen und schlanken
erwaltung hat das nun wirklich gar nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir unterstützen die MEDIA@Komm-Projekte, die
brigens noch von der CDU/CSU-geführten Bundesre-
ierung ins Leben gerufen wurden. Die wirklich fort-
chrittlichen Lösungen aus der Region Nürnberg, aus
remen und Esslingen wie ein virtuelles Bauamt oder
in besonders effizientes elektronisches Meldewesen
üssen nun aber auch unverzüglich den anderen Städten
nd Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Es kann
och nicht sein, dass Sie diese Projekte über Jahre finan-
iell fördern, sie dann aber einfach auslaufen lassen und
icht auf andere Regionen übertragen. Da ist bis heute
ichts passiert und das ist schlicht und einfach Ver-
chwendung von Steuergeldern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Die Standards sind gesetzt!)


Wir unterstützen das Signaturbündnis. Wir waren
eltweit die ersten, die ein Signaturgesetz durchgesetzt
aben, auch dies übrigens noch unter einer CDU/CSU-
eführten Bundesregierung. Die digitale Signatur wurde
adurch mit der Unterschrift rechtlich gleichgestellt. Die
undesregierung hat aber auch diesen Vorsprung nicht
enutzt.
Sinnvolle Angebote für die Anwendung einer Signa-

urkarte sind so selten, dass sich kaum ein Bürger eine
hipkarte beschafft hat. Das Signaturbündnis muss dazu
ühren, dass hier endlich der Durchbruch gelingt. Das ist
entral für das E-Government und für den Standort
eutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

Wir unterstützen die Einführung der Gesundheits-

karte. Aber E-Health ist natürlich viel mehr als bloß
eine Karte. E-Health ist die Chance auf eine wirkliche
Modernisierung unseres Gesundheitswesens. Aber auch
hier fehlt es an einer gemeinsamen Sprache, in der die
verschiedenen Systeme in den Arztpraxen, in den Apo-
theken, in den Krankenhäusern und bei den Krankenkas-
sen miteinander kommunizieren können. Schaffen Sie
hier nicht schon wieder einen neuen digitalen Flicken-
teppich, sondern sorgen Sie dafür, dass jetzt im Gesund-
heitsbereich schnell eine einheitliche Infrastruktur auf-
gebaut wird! Dies sind zentrale Anwendungsfelder, auf
denen Sie in die Puschen kommen müssen,


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr!)

und zwar nicht mit kleinkarierten Masterplänen und Ak-
tionsprogrammen, sondern mit Mut und Weitsicht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Zwei Dinge, die bei der SPD nicht vorhanden sind!)


Die Vorreiterrolle des Staates als Nachfrager ist
enorm wichtig für einen zentralen Zukunftsmarkt, den
Sie, Minister Clement, angesprochen haben: den
Breitbandmarkt. In der Informationsgesellschaft sind
schnelle Datenleistungen genauso wichtig wie die
Strom- und die Wasserversorgung. Tatsache ist aber,
dass wir unter der rot-grünen Bundesregierung unsere
einstige Spitzenposition im Breitbandbereich längst ver-
loren haben. Wir sind im internationalen Vergleich nur
noch Mittelmaß. Im vergangenen Jahr hat sich der Ab-
stand zu den führenden Staaten USA, Kanada, Korea,
Japan oder – in Europa – zu Dänemark und Schweden
sogar weiter vergrößert. Unsere Wirtschaft darf nicht
länger den Preis für politische Schlafmützigkeit zahlen;
denn dieser Preis ist zu hoch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jede Verzögerung bedeutet, dass die wirtschaftlichen
Vorteile nicht bei uns, sondern in anderen Ländern ent-
stehen.

Herr Minister, Sie haben völlig zu Recht auf die große
Bedeutung der digitalen Wirtschaft für die Informations-
gesellschaft hingewiesen. Sie ist – über die eigene Bran-
che hinaus – zentraler Wachstumsmotor und Treiber von
Innovationen für die gesamte Volkswirtschaft. Hier wird
der weltweite Innovationswettbewerb entschieden. Nur
wenn wir hier Spitze sind, werden wir es schaffen, Wett-
bewerb und Arbeitsplätze zu sichern. Deshalb ist es so
wichtig, dass wir in den kommenden Monaten ein gutes
Telekommunikationsgesetz verabschieden; denn das
TKG ist für die gesamte Branche so etwas wie die Ma-
gna Charta. Vom TKG muss ein klares Signal für Wett-
bewerb, Wachstum und Innovation ausgehen.

Wir brauchen eine Balance zwischen Infrastruktur-
und Dienstewettbewerb. Ich warne davor, irgendeine
Technologie oder Anwendung durch staatliche Einfluss-
nahme künstlich zu pushen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, was jetzt?)

Politik darf sich bei Marktentwicklungen nicht zum
Schiedsrichter machen. Denn wer hätte vor einigen Jah-

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(C (D en den großen Erfolg von SMS vorausgesehen? Kaum iner hätte gedacht, dass man mit Fotoapparaten in das nternet kommt oder dass man mit dem Handy fotograieren kann. Leider gilt auch beim TKG: Die Bundesreierung ist zu spät. Der Gesetzentwurf ist unausgegoren nd bar jeder ordnungspolitischen Grundlinie. ute Ansätze im Referentenentwurf des Bundeswirtchaftsministeriums, die durchaus vorhanden waren, urden leider im Prozess der Abstimmung mit dem undesfinanzministerium völlig verwässert. Zukunftsolitik unter dem Diktat von Herrn Eichel, das passt berhaupt nicht zusammen. (Beifall bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir fordern eine klare Linie für mehr Wettbewerb,
eniger Bürokratie und schnellere Verfahren. Das heißt
ür uns vor allem EU-rechtskonforme Umsetzung, fle-
ibler Einsatz aller Regulierungsinstrumente, Antrags-
echte für die Wettbewerber, harte Sanktionen bei Miss-
rauch, Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde und
uständigkeit der Zivilgerichte. Gehen Sie auf unsere
orderungen ein! Dann ist Ihnen unsere Zustimmung im
undesrat sicher.
Mit dem Internet – auch das haben Sie, Herr Clement,

ngesprochen – ist ein zusätzlicher sozialer Raum ent-
tanden: Wir haben nicht nur auf technischem, sondern
uch auf sozialem und kulturellem Gebiet einen Quan-
ensprung gemacht. Die Politik muss auch der menschli-
hen Dimension der Informationsgesellschaft Rechnung
ragen.
Leider ist die digitale Spaltung der Gesellschaft
die Spaltung in diejenigen, die im Umgang mit PC und
nternet fit sind, und diejenigen, die nach wie vor keinen
ugang zur digitalen Welt haben – bereits Realität. Diese
weiklassengesellschaft darf sich auf keinen Fall weiter
erfestigen. Alle Bürgerinnen und Bürger müssen die
öglichkeit haben, an der Informationsgesellschaft – sie
ietet große Chancen – teilzuhaben; denn wer nicht
drin“ ist, der ist von der wirtschaftlichen und gesell-
chaftlichen Entwicklung bald völlig abgekoppelt.
Eines muss uns ganz klar sein: Deutschlands Zukunft

ängt entscheidend davon ab, ob wir im Bereich Innova-
ion und Information schnell genug und gut genug sind.
ir müssen jetzt das enge Zeitfenster nutzen. Dafür wer-
en wir uns mit ganzer Kraft einsetzen. Verlassen Sie
ich darauf!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508800300

Ich erteile dem Kollegen Fritz Kuhn, Fraktion
ündnis 90/Die Grünen, das Wort.

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508800400

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Es ist völlig logisch und richtig: Wer neue Ar-
eitsplätze schaffen will, muss alles tun, damit die






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Wirtschaft mehr Innovationen hervorbringt; denn mit
neuen Produkten, Dienstleistungen und Produktionsver-
fahren entstehen in einem Land wie der Bundesrepublik
neue Arbeitsplätze.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Da hat Herr Kuhn Recht!)


Ich finde, dass wir konkreter werden müssen als Sie,
liebe Kollegin, gerade in Ihrer Rede. Wir wissen längst,
was Innovationsprozesse blockiert und was sie fördert.

Erstens. Wer Innovationen voranbringen will, der
muss Subventionen für alte Industrien so schnell wie
möglich zurückfahren; denn Subventionen lähmen das
Neue. Wir haben gesehen, wie schwer sich die Union im
Vermittlungsausschuss getan hat, den Subventions-
abbau voranzubringen.

Zweitens. Wer Innovationen will, der muss den Wett-
bewerb fördern und ihn dort, wo er nicht existiert, her-
stellen. Deswegen ist das neue Telekommunikations-
gesetz so entscheidend. Der Telekom darf nicht aus dem
technischen Vorteil, den sie infolge des früheren Mono-
pols hat, immer wieder ein neues Monopol erwachsen.
Deshalb muss der Marktbeherrscher die Technik auch
für Wettbewerber bereitstellen. Das ist ein wichtiger
Punkt, für den wir in der Debatte um das neue Gesetz
eintreten.

Drittens. Ein Land, das sich immer wieder einer Jam-
merkultur nach dem Motto „Bei uns läuft alles mies und
elend!“ hingibt – Sie haben einen Beitrag dazu geleistet –,
kann nicht den Spirit, den Geist, entfalten, den wir für In-
novationen brauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Schlechtreden ist nicht gut für Innovationen.

(Jörg Tauss [SPD]: Die da drüben brauchen die Jammerkultur!)

Viertens. Wir müssen die Schulen, die Hochschulen

und die Forschung in unserem Land in Ordnung bringen,
wir müssen sie verbessern; denn der wesentliche Boden
für die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft ist na-
türlich ihr Bildungswesen: Wie wird Weiterbildung or-
ganisiert und was passiert an den Hochschulen und For-
schungsstätten?

Fünftens. Wir müssen für die Firmen, die bei der Fi-
nanzierung von Innovationen hohe Risiken eingehen,
optimale Finanzierungsbedingungen – steuerlicher-
seits und durch Förderungen – schaffen. Der neue Dach-
fonds, der vor kurzem mit ERP-Mitteln eingerichtet
worden ist, ist wichtig dafür, dass Innovationsfinanzie-
rungen in Deutschland endlich schneller und besser auf
den Weg gebracht werden können.

Die I-und-K-Technologie ist eine Querschnittstechno-
logie. Wer im Bereich der I-und-K-Technologie nicht
vorne ist, der liegt bei allen Innovationen – auch auf al-
len anderen Technologiefeldern – hinten. Deswegen ist
die Förderung dieses Technologiesegments bzw. Tech-

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(C (D ologienetzes entscheidend für die Innovationsstrategie nsgesamt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie I-und-K-Technologie ist die Basis aller Innovatio-
en. Die breite Diffusion dieser Technik in alle Bereiche
st die Basis für das notwendige Produktivitätswachstum
es muss stärker sein als in der Vergangenheit – in
eutschland.
Herr Minister, wenn ich das Problemfeld, das ich für

m bedeutendsten halte, identifizieren soll, dann nenne
ch die Schwäche bei der Diffusion von I-und-Koali-
ion-Technik vor allem in die Breite des Mittelstandes,
um Beispiel ins Handwerk. Wenn man die Zahlen aus
en USA im Bereich dieser Technologie als Diffusions-
aßstab nimmt, dann erkennt man, dass wir hinten
iegen. Die Hauptaufgabe, die sich stellt, lautet: Der
ittelstand und die Kleinbetriebe müssen in der Breite
ie I-und-K-Technik anwenden können. Dafür muss die
olitik in den nächsten Monaten die Weichen stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir von den Grünen sind wir der Überzeugung, dass
in Innovationsprozess auch eine Richtung braucht, und
ehen deshalb im Zusammenhang mit Ökologie sowie
it kulturellen, sozialen und natürlich wirtschaftlichen
ragen ein extremes und gutes Potenzial für die I-und-K-
echnik. Wenn wir es erreichen, mehr Breitbandverka-
elung im DSL-System zu schaffen, werden in Zukunft
nstelle vieler Konferenzen, derentwegen heute die
albe Republik hin- und herbewegt wird, Videokonfe-
enzen stattfinden können – vielleicht nicht immer, weil
enschen sich auch sehen müssen und die soziale Di-
ension berücksichtigt werden muss. Aber wir werden
ieles von dem, was heute Zeit und eben auch Geld kos-
et, einsparen können.
Das E-Commerce hat ein ungeheures Potenzial, übri-

ens gerade für die älter werdende Gesellschaft. Ich for-
ere Sie auf, endlich herzugehen und das Potenzial die-
er Technologien für die alten Menschen auszuschöpfen.
ie Benutzeroberflächen sind heute noch nicht so, dass
lte Menschen damit umgehen können. Wer hier zuerst
ösungen anbietet, kann im Dienstleistungsbereich ent-
ang dieser Techniken viele neue Arbeitsplätze schaffen.
Wir haben ein großes Potenzial, beim so genannten

hema E-Health, also im Gesundheitswesen, die elek-
ronischen Medien einzusetzen. Wenn 55 Prozent der
rzte in Deutschland offline sind, also nicht mit dem
etz arbeiten können, dann zeigt dies das ungeheure De-
izit auf diesem Gebiet. Wir könnten Milliarden einspa-
en, wenn das anders wäre. Da sage ich wieder: Wo Sie
einen Wettbewerb haben, wie im deutschen Gesund-
eitssystem, gibt es eben keine gute Durchdringung mit
ortschrittlicher Technologie. Das ist ein ganz klares
eispiel dafür, dass wir Wettbewerb im Gesundheitswe-
en brauchen. Dann werden auch hier Kostensenkung
nd Effektivität möglich.






(A) )



(B)


Fritz Kuhn


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das machen Sie doch gerade kaputt mit Ihrer Politik!)


Selbstverständlich ist E-Government ein entschei-
dendes Thema; das hat der Minister ausgeführt. Wir kön-
nen schließlich nicht von der Gesellschaft und von der
Wirtschaft verlangen, innovativer zu werden, während
andererseits wir in der Regierung in dem, was der Staat
an staatlichem Handeln anbietet, eben nicht in der not-
wendigen Weise innovativ sind.

Ich will zum Abschluss noch auf zwei Punkte einge-
hen, die mir wichtig sind. Wir müssen in Deutschland
auch selbstkritisch über das reden, was nicht läuft. Der
Regierungsbericht ist zum Beispiel in Bezug auf das
Thema Toll Collect – das ist ja gar nicht richtig erwähnt
– natürlich unterkritisch.


(Lachen des Abg. Georg Girisch [CDU/ CSU] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Da seid ihr sehr innovativ! Man kann nicht über I-und-K-Technik reden und dann außer Acht lassen, dass zwei große deutsche Firmen bei diesem Thema völlig versagt haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Die Politik aber auch!)


Ein mittelständischer Betrieb in Deutschland könnte sich
so etwas nicht leisten. Würde der so etwas hinlegen,
ginge er baden, er ginge kaputt. Darum kümmert sich
niemand.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Da ist aber der Minister verantwortlich!)


Ich will zu Ihnen, Herr Kauder, einen Satz sagen und
komme damit zum Schluss: Ich habe den Eindruck, dass
die Union die Innovationsdebatte als breite große politi-
sche Debatte verschlafen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie diskutieren darüber, die Leute durch eine Senkung
der Steuertarife um 10 Milliarden Euro zu entlasten. Sie
sagen, die Bürgerversicherung koste 20 Milliarden Euro;
das habaen Sie nicht gegenfinanziert. Damit haben Sie
eine Deckungslücke von 30 Milliarden Euro.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Pfeifen im Walde!)


Gleichzeitig beteiligen Sie sich fröhlich an der Diskus-
sion über eine Erhöhung der Ausgaben im Bildungs- und
Forschungssystem. Wir werden es schwer haben, die
3 Prozent zu erreichen, aber Sie sind 30 Milliarden Euro
von den Zielen entfernt, die hier anstehen. Meines Er-
achtens haben Sie in der Innovationsdebatte eigentlich
nicht viel zu melden, weil Sie gar nicht kapieren, dass
Sie sich auch mit der Finanzierung der Mittel für Innova-
tion und für Forschungspolitik auseinander setzen müs-
sen. Sie versprechen den Leuten Entlastungen in Höhe
von 30 Milliarden Euro und haben keine blasse Ahnung,

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(C (D ie Sie das finanzieren wollen. Was Sie an der Stelle beeiben, ist Politikverweigerung. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Dafür brauchen wir Sie!)


Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508800500

Ich erteile das Wort Kollegen Rainer Brüderle, FDP-

raktion.

(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1508800600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bun-

eswirtschaftsminister, Sie haben eingeleitet mit einem
lick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage. Die Kon-
unktur hellt sich auf, Gott sei Dank. Aber wir profitieren
ur davon, dass andere es besser gemacht haben als wir.
n Amerika brummt es, in Asien brummt es, aber nicht
ei uns. Wir profitieren von der erfolgreichen Politik an-
erer.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die erste Reaktion auf die halbherzigen Beschlüsse

m Vermittlungsausschuss war ja, dass das DIW, ein Ih-
en nicht gerade feindlich gesonnenes Institut hier in
erlin, die Wachstumsprognose nach unten revidiert hat.
er Kalendereffekt – fünf Feiertage fallen auf ein Wo-
henende – sorgt für ein Wachstum von 0,6 Prozent. Das
ibt übrigens einen dezenten Hinweis zu der Vorstel-
ung, mit weniger Arbeit mehr erreichen zu können. Hin-
ichtlich 0,7 Prozent Wachstum profitieren wir von der
merikanischen und asiatischen Wirtschaft. Nach der
rognose kommen gerade 0,1 Prozent aus eigener Kraft,
us dem Binnenmarkt. Das zeigt, dass die Hausaufgaben
ben nicht erledigt sind und wir bei weitem keinen An-
ass zur Entwarnung oder zur Selbstbeweihräucherung
aben.


(Beifall bei der FDP)

Den Reformprozess fortsetzen. – Herr Clement, vie-

es von dem, was Sie sagen, ist richtig sympathisch, es
ird nur nicht gemacht. Heute lesen wir in der Zeitung:
er Bundeskanzler stoppt den Reformprozess, indem er
agt: Bei der Pflegeversicherung ist die Grenze der Be-
stbarkeit erreicht. – Der Reformprozess wird also nicht
ortgeführt. Wo sind denn die Reformen, die konsequent
emacht werden? Sie stoppen sie gerade wieder. So wer-
en Sie die Lohnnebenkosten nicht herunterbekommen.
o entsteht nicht mehr Arbeit in Deutschland. Sie ver-
indern Arbeitsplätze in Deutschland. Das ist die Reali-
ät.


(Beifall bei der FDP)

So trägt der Bundeswirtschaftsminister täglich einen

euen bunten Luftballon durch die Gegend. Der bunte
uftballon des Tages heißt: Aktionsprogramm Informa-
ionsgesellschaft. Wenn Sie redlich wären, müssten Sie
igentlich als Titel wählen: Aktionismusprogramm. So
)






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

etwas ist es nämlich wieder. Da wird alles zusammenge-
schrieben, es gibt Fleißkärtchen – ein Sammelsurium
von Einzelmaßnahmen, das modern klingt, möglichst
mit vielen Anglizismen verkleidet, damit man nicht
merkt, dass dahinter fast nichts ist. Dieses Sammelsu-
rium bringt uns nicht weiter. Wenn das der Beitrag der
angekündigten großen Innovationsoffensive ist, dann
kann ich nur sagen: Lassen Sie es lieber!

Der Ansatz ist wieder von dirigistischem, korporatis-
tischem Geist geprägt. Es wird von der Telematik im
Gesundheitswesen fabuliert. Wir haben gerade die fa-
mose Einführung der Praxisgebühr erlebt. Toll! Wenn
das der Ansatz ist, mit dem die Gesundheitspolitik in
Deutschland gestaltet werden soll, dann kann ich nur sa-
gen: Gute Nacht, Gesundheitspolitik!


(Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Sie sind ja ahnungslos!)


– Sie und der Herr Tauss, der Zwischenrufer, sind die
großen geistigen Vordenker.


(Hubertus Heil [SPD]: Sie haben keine Ahnung! Von E-Health haben Sie noch nichts gehört!)


– Herr Heil, gucken Sie sich einmal Ihren eigenen Weg
an!

Es werden Planzahlen für die Zahl der Internetbenut-
zer, Größenordnungen für die Zahl der Breitbandan-
schlüsse genannt, alle möglichen runden Tische und Ini-
tiativen abgefeiert. Die Bundesregierung tut mal wieder
so, als würde sie persönlich die Bevölkerung mit den
Wirtschaftsgütern der IT-Branche versorgen. So ist es
aber nicht; das macht der Markt. Wettbewerb und
Marktwirtschaft sorgen für eine effiziente und schnelle
Umsetzung von neuen Informations- und Kommunika-
tionstechnologien.


(Hubertus Heil [SPD]: Binsenweisheit!)

Wettbewerb und Marktwirtschaft sorgen für technischen
Fortschritt. Wettbewerb bleibt das wirksamste Entde-
ckungsverfahren in der Wirtschaft. Dem muss man Vor-
rang geben. Vorrang dürfen nicht Ihre eigenen Strategien
haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Motto der Bundesregierung lautet: Idee gesucht,
Kommission gefunden. Nur, so kommen wir nicht wei-
ter. Die Innovationskommission aus dem Jahr 2001 ist
noch nicht aufgelöst. Jetzt hat sich der Bundeskanzler ei-
nen Innovationsrat zugelegt. Mit prachtvoller Medien-
inszenierung wird der staunenden Öffentlichkeit vorge-
führt: Jetzt geht es richtig los.

Das Thema „LKW-Maut in Deutschland“ ist zu Recht
angesprochen worden. Selbst Herr Kuhn als Weltöko-
nom konnte es sich nicht verkneifen, über diesen
Schandfleck grün-roter Politik zu sprechen. Was heraus-
kommt, wenn die Herren, die die Verantwortung für die
LKW-Maut haben, jetzt den Kanzler auch in der Inno-
vationsoffensive beraten, kann ich mir vorstellen, näm-
lich nichts Vernünftiges.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie machen die Böcke zu Gärtnern. Es stellt sich auch
ie Frage: Wie wollen Sie uns garantieren, dass auf sol-
hem Wege nicht massive Lobbyinteressen der Beteilig-
n durchgesetzt werden?


(Jörg Tauss [SPD]: Beim Thema Lobby kennen Sie sich gut aus!)


Herr Tauss, Sie sind Zwischenrufweltmeister.

(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


ber in letzter Zeit sind Sie schwach geworden. Haben
ie neue Weisungen von Ihrem Chef Peters von der IG
etall, weniger Zwischenrufe zu machen?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie inszenieren ein Treffen von Vorstandsvorsitzen-
en einiger Großkonzerne als Zukunftsgipfel. Das ist
ber ein Gipfel von Pfauenfederträgern. Das ist kein
eg, Deutschland technologisch nach vorn zu bringen.


(Hubertus Heil [SPD]: Sollen wir den Rexrodt fragen?)


ie suggerieren ein Wissen, das dort gar nicht vorhanden
t. Wir haben es doch in der Vergangenheit erlebt. Mit
en round tables, den runden Tischen, den eckigen Ti-
chen, den ovalen Tischen – es gibt ganz neue Tischsor-
n, die man dazu anführen kann –,

(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wurden in Rheinland-Pfalz veranstaltet!)

urden Millionen, ja Milliarden von Steuergeldern ver-
enkt. Echte Anreize für Innovationen sind nicht erzeugt
orden. Denken Sie mal an die Vergangenheit, an die
roßrechnerförderung und anderes! Das ist der Geist der
lanifikation. Da zeigt sich Ihr Misstrauen gegenüber
em Markt.
Jüngstes Beispiel: Online-Jobbörse bei der Bundes-

nstalt für Arbeit. Das Aktionsprogramm wird großartig
erkauft. Über 100 Millionen Euro werden reingebuttert.
etzt erfährt man – man höre und staune –: Über ein
iertel der 100 Millionen Euro werden für Werbung aus-
egeben. Wo ist denn da die Innovation? Das ist doch
elbstbeweihräucherung. Was dabei herauskommt, ha-
en wir erlebt. Das ist der falsche Ansatz. Auch hier ha-
en Sie nicht den Mut zu mehr Marktwirtschaft. Statt-
essen pflegen Sie weiter alte syndikalistische Ansätze:
in Drittel Gewerkschaften, ein Drittel Arbeitgeber, ein
rittel Staat. Alle liegen sich schön in den Armen. Vom
anzen her wissen Sie, dass man, wenn man sich in den
rmen liegt, die Hände zum Arbeiten nicht frei hat. Das
t es, was Sie falsch machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Franz Müntefering [SPD]: Das ist doch die Rede, die Sie letztes Mal gehalten haben, Herr Brüderle!)


Was haben Sie in diesem Bereich gemacht? Durch
en massiven Einsatz von öffentlichen Geldern werden






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

innovative private Jobbörsen aus dem Markt gedrängt.
Aber ohne diese privaten Jobbörsen wären Sie überhaupt
nicht auf die Idee gekommen, dass man online etwas
Vernünftiges auf den Weg bringen kann, wenn man es
richtig organisiert. Das Neue kommt eben nicht aus den
Amtsstuben in die Welt. Innovation kann man nicht an
runden Tischen beschließen, Innovationen kann man
nicht per Dekret verkünden. Neuheiten entstehen überra-
schend. Zukunft ist nicht planbar. Es muss mehr Frei-
räume geben und weniger staatliche Bevormundung.
Dieser Ansatz muss verfolgt werden. Wer an jeder Ecke
durch Bürokratie gegängelt und durch hohe Abgaben
und Steuern geschröpft wird, überlegt sich dreimal, ob er
in Deutschland noch Innovationen entwickelt und um-
setzt. Das ist doch der entscheidende Punkt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deutschland ist jetzt ein Musterland für Braindrain,
für Auswanderung von Kapital und hoch qualifizierten
Fachkräften. Jedes Jahr verlassen 130 000 hoch ausge-
bildete Wissenschaftler und Spezialisten Deutschland; in
der Regel kommen sie nicht zurück, weil Sie ein
schlechtes Klima für sie geschaffen haben.

Nun kommt der Weltökonom Kuhn und verkündet
kühn, dass man mit der Schaffung der Informationsge-
sellschaft einen großen Schritt in die Zukunft macht. Die
Grünen tragen die Verantwortung für das fortschritts-
feindliche Klima in der deutschen Gesellschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie haben anfangs in ihrer Programmatik die Computer
verteufelt. Ich zitiere aus dem Grundsatzprogramm
der Grünen, in dem Computer als Teufelswerkzeug dar-
gestellt werden. Dort steht:

Computern werden wesentliche Arbeitsaufgaben
übertragen, während den Menschen nur noch eine
sinnentleerte Teilfunktion überlassen bleibt.

Das ist ein Originalzitat. Sie tragen die Verantwortung,
dass eine fortschrittsfeindliche Haltung in diesem Land
entstanden ist. Sie haben eine Verhinderungs- und Ver-
teufelungskultur in diesem Land initiiert und dement-
sprechend Stimmung gemacht. Die Konsequenzen müs-
sen wir heute ausbaden. In vielen Bereichen haben Sie
Irrwege eingeschlagen und waren unfähig, die Realitäten
zu erkennen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist schon Fasching?)


Heute verhalten Sie sich wieder so bei der Biotechno-
logie und der Gentechnik, indem Sie wie früher bei der
Kernenergie überall Ängste zu erzeugen versuchen und
mit Anschauungen von vorgestern operieren. Wenn wir
Ihnen gefolgt wären, würden wir heute mit Federkiel auf
Pergament schreiben, aber nicht über Informationstech-
nologie im Bundestag diskutieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



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(C (D Es ist nur recht, dass Sie schreien. Sie sollten sich daür entschuldigen, was Sie in Deutschland für Unfug anerichtet haben. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Büßergewand!)


Der entscheidende Punkt ist, dass Deutschland

(Horst Kubatschka [SPD]: Zugabe!)


das würde ich gerne machen, dann bekommen Sie
och etwas ab; Sie hätten es verdient, aber dafür müssten
ie mir Ihre Redezeit geben – eingemauert ist. Nichts
ird flexibel gehandhabt. Das ist überall zu spüren. In
en Bremserhäuschen herrscht in Deutschland Vollbe-
chäftigung; da sitzen alle drin. Durch falsche Mitbe-
timmungsformen, Tarifkartelle und falsch verstandenen
öderalismus werden in Deutschland Veränderungen
erhindert. Die deutsche Gesellschaft ist festgefahren.
ir sind eingemauert. Wir müssen einen Befreiungs-
chlag machen: raus aus diesem Mauerwerk, weg vom
enken von vorgestern. Ihr Syndikalismus ist die Ursa-
he dafür, dass wir eine so hohe Arbeitslosigkeit haben.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 18 Prozent!)


Schämen Sie sich und schreien Sie nicht dazwischen!
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508800700

Ich erteile das Wort Kollegen Hubertus Heil, SPD-

raktion.

(Jörg Tauss [SPD]: Zur Seriosität zurück!)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1508800800

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Brüderle, auf der Tagesordnung steht eigent-
ich das Thema Informationsgesellschaft


(Jörg Tauss [SPD]: Davon versteht er nichts!)

nd nicht die Beschäftigung mit dem Industriezweig
hrasendrescherei. Doch gerade den haben Sie ja soeben
edient. Insofern sollten wir uns nun doch wieder dem
hema zuwenden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der steht noch unter Drogen! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Welche Gewerkschaft ist denn dafür zuständig?)


Ich weiß es nicht. Das ist ein Bereich, um den sich nur
ie FDP kümmert. Dafür braucht es dann offensichtlich
eine Gewerkschaften.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Blamieren Sie sich nicht weiter und sprechen Sie richtig!)


Ich will ganz klar sagen, dass wir den Begriff Visio-
en nicht diffamieren sollten. Es gibt zwar den schönen
atz, der Helmut Schmidt zugeschrieben wird: Wer






(A) )



(B) )


Hubertus Heil

Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Ich glaube aber,
dass Helmut Schmidt eher krude Utopien meinte und
nicht klare Leitbilder. Richtigerweise wird nun ein Mas-
terplan für diesen Bereich vorgelegt. In anderen Ländern
gab es ihn ja schon früher. Wenn Sie zum Beispiel die
Anstrengungen, die diese Bundesregierung unter Feder-
führung von Otto Schily im Bereich „bund-online.de“
unternommen hat und die gerade von der Europäischen
Union als ein Zugpferd für eine Entwicklung gewürdigt
wurden, die wir nachholen mussten, weil Sie sie ver-
pennt haben, diffamieren, möchte ich Ihnen darauf Fol-
gendes sagen: E-Government ist etwas, was wir eher
begriffen haben als Sie:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben noch nicht einmal das normale Regieren begriffen!)


Als wir 1998 die Bundesregierung übernahmen, war im
Bundeskanzleramt Rohrpost das Kommunikationsinstru-
ment und nicht das Intranet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen klar sagen: Dass wir im Bereich E-Go-
vernment Nachholbedarf haben, ist unstrittig. Aber die
Ursachen dafür liegen nicht bei dieser Bundesregierung,
sondern darin, dass Sie in den 90er-Jahren diese Ent-
wicklung verschlafen haben, und auch darin, dass wir
diesbezüglich eine Kompetenzzersplitterung in Deutsch-
land haben – zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
Nach allen Gutachten, die auch Sie kennen, wissen wir:
Vor allem im kommunalen Bereich, aber auch bei den
Ländern besteht großer Nachholbedarf. Der Bund ist da-
gegen der Motor dieser Entwicklung; das bestätigen alle
seriösen Studien.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Motor des Nachholbedarfs? Was ist das denn?)


Insofern bitte ich Sie, kein Zerrbild dieser Gesellschaft
zu malen, auch nicht dieses Landes.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dosenpfand und Maut!)


– Herr Kauder, vielleicht sollten Sie einmal zu Themen
dazwischenrufen, von denen Sie wirklich Ahnung ha-
ben. So nützt es nicht sonderlich viel.

Meine Damen und Herren, es geht uns um Zweierlei:
Wir wollen den Weg in die Informationsgesellschaft be-
schreiten, indem wir Potenziale in der Branche nutzen,
aber wir wollen die Informations- und Kommunika-
tionstechnologien auch nutzen, indem wir sie in vorhan-
dene Produktions- und Dienstleistungsprozesse integrie-
ren. Es geht eben nicht um einen Gegensatz zwischen
Old und New Economy, es geht um die Next Economy,
um die Frage, wie wir unsere Volkswirtschaft mittels der
Informations- und Kommunikationstechnologien moder-
nisieren. Das heißt, dass wir diese Technologien in allen
Produktionsprozessen, auf allen Stufen der Wertschöp-
fungskette, einordnen; ich komme gleich darauf zurück.

Die Entwicklung in der Branche selbst ist ganz be-
achtlich. Der Umsatz im Bereich der IuK-Technologien
liegt bei 130 Milliarden Euro pro Jahr. Mit 750 000 Be-

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(C (D chäftigten ist er einer der größten Wirtschaftssektoren n Deutschland. Die Dynamik der Entwicklung sieht an insbesondere in den einzelnen Sektoren ganz deutich: Im Vergleich zu 1998 hatten wir im vergangenen ahr im Mobilfunkbereich eine Steigerung von 14 Milionen Kunden auf 63 Millionen Kunden; das ist sage nd schreibe ein Zuwachs von 350 Prozent. Bereits mehr ls die Hälfte der Menschen in Deutschland nutzen das nternet. Es ist richtig, Herr Brüderle: Die Politik kann da ichts verordnen; das ist etwas, was mit Wettbewerb zu un hat. Das wissen wir aber schon länger als Sie. Trotzem geht es um die Frage, ob man sich politische Ziele etzt und alle vorhandenen Akteure miteinander koordiiert. Die Frage ist, ob wir unser ehrgeiziges Ziel erreihen, bis zum Jahre 2010 die Zahl der Breitbandnschlüsse in Deutschland so zu steigern, dass über 0 Prozent der Deutschen die Möglichkeit haben, einen reitbandanschluss zu nutzen. „Breitbandigkeit“ klingt abstrakt, so abstrakt, dass eine Sau weiß, welche Möglichkeiten damit verbunden ind. (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: „Keine Sau“? – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sprechen Sie hier von den Bürgern der Bundesrepublik Deutschland? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie reden davon, dass „keine Sau“ das weiß? Was ist denn das für eine Formulierung?)


Ach, hören Sie doch erst mal zu, Herr Kauder! Ich
eiß nicht, was Ihr Job hier ist. Ich dachte, Sie sind Ge-
chäftsführer und nicht Geschwätzführer Ihrer Fraktion.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Breitbandigkeit heißt, schneller größere Mengen von
aten zu transportieren. Es geht darum, das im Breit-
andbereich für unsere Volkswirtschaft liegende Wachs-
umspotenzial von 0,3 bis 0,5 Prozent zu nutzen. Das
ängt davon ab, dass wir es schaffen, in dem Bereich
ufgelaufene Rückstände aufzuarbeiten.
Diese Investitionsanreize wollen wir schaffen, indem
ir das Telekommunikationsgesetz novellieren – die
ovelle ist gerade in der Beratung –, indem wir Investi-
ionen sowohl in den Infrastrukturbereich als auch in den
ienstewettbewerb attraktiv machen; beides gehört zu-
ammen. Infrastrukturinvestitionen sind die Vorausset-
ung dafür, dass die notwendige Technik bereitsteht;
ber Dienste sind es, die die Menschen interessieren.


(Beifall bei der SPD)

reitbandigkeit allein macht keinen froh, aber die Mög-
ichkeiten, die sich über Breitbandigkeit ergeben, sind
ür die Bürgerinnen und Bürger interessant; sie entschei-
en darüber, welche Innovationen in diesem Land ange-
ommen werden.
Deshalb müssen wir über Anwendungen sprechen.

inige sind vorhin genannt worden, beispielsweise die
rage: Was ist möglich im Gesundheitswesen? Beim






(A) )



(B) )


Hubertus Heil

Thema E-Health geht es um die Frage, wie wir Effektivi-
tätsreserven nutzen können, aber auch, wie wir die Le-
bensqualität von Menschen steigern können.

Vieles ist gesetzgeberisch auf den Weg gebracht; das
zeigt der Bericht. Wir haben das Elektronischer-Ge-
schäftsverkehr-Gesetz beschlossen, mit dem Ergebnis,
dass der E-Commerce in Deutschland 100 Milliarden
Euro pro Jahr ausmacht. Unser Defizit liegt in einem
Bereich: Große Unternehmen nützen das Internet auf
allen möglichen Ebenen, aber im mittelständischen Be-
reich gibt es da Nachholbedarf. Dabei geht es nicht da-
rum, dass der Malermeister bunte Seiten ins Internet
stellt, es geht – wie gesagt – darum, in den Bereichen
Beschaffung, Produktion und Vertrieb diese neuen In-
formations- und Kommunikationstechnologien als inte-
grierte E-Business-Lösungen einzusetzen, um Produk-
tivitätsfortschritte zu erreichen. Darum geht es, im
Interesse der Modernisierung unserer Volkswirtschaft.


(Beifall bei der SPD)

Ich komme zum Schluss. Informations- und Kommu-

nikationstechnologien sind ein Schlüssel für die Moder-
nisierung unseres Landes. Es geht aber noch um mehr.
Die einen wollen die Modernisierung unserer Gesell-
schaft. Dieses Thema ist für unsere Freunde von den
Grünen und für die FDP wichtig; auch wir sind dafür.
Die anderen, die Konservativen, wollen eine rein techni-
sche oder ökonomische Modernisierung. Wir Sozialde-
mokraten sagen: Unsere Gesellschaft braucht beides; es
muss beides zusammengehen: die gesellschaftliche und
die technische Modernisierung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb darf es nicht sein, dass wir in diesem Land
eine digitale Spaltung bekommen. Wir dürfen nicht zu-
lassen, dass die Gesellschaft in User und Loser, in An-
und Ausgeschlossene, gespalten wird. Wir wollen, dass
moderne Informations- und Kommunikationstechnolo-
gien allen Menschen zur Verfügung stehen. Wir wollen
kein Privileg und kein Monopol für bestimmte Gruppen
in diesem Bereich. Wir wollen einen Nutzen für alle
Menschen. Die Chancen dieses Landes in diesem Be-
reich sind größer, als es die Opposition wahrhaben will.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deutschland ist noch nicht ganz so weit. Aber wir sind
auf dem Weg.

Meine herzliche Bitte ist: Lassen Sie uns bei den an-
stehenden Gesetzgebungsverfahren, aber auch bei der
Förderung dieser Technologien, bei der Bereitstellung
von Beteiligungskapital, bei den Kompetenzzentren für
den Mittelstand – da sind wir auf einem guten Weg – und
im Bereich E-Government nicht nach den Risiken, die es
in der Tat gibt, fragen! Lassen Sie uns vor allen Dingen
die Chancen betonen, damit wir die Menschen mitneh-
men können, und sie an diesen neuen Möglichkeiten teil-
haben können! So können wir selbstbestimmte Men-
schen im Interesse unseres Landes in die Lage versetzen,
sich die Informationen zu beschaffen, die sie brauchen,

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(C (D nd mithilfe neuer Informationsund Kommunikatinstechnologien zu kommunizieren. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508800900

Ich erteile das Wort Kollegen Heinz Riesenhuber,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Mikro, Herr Kollege!)



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1508801000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Hubertus Heil hat so schön dargestellt, dass al-
es, was geschieht, auf kluge Weise von der Bundesre-
ierung koordiniert wird. Wenn man sich allerdings die
ache genauer anschaut, dann muss man sagen, dass nur
as, wo die Bundesregierung nicht dazwischenfasst, re-
ativ in Ordnung ist.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)

ber überall da, wo die Bundesregierung anfängt, in ih-
er überlegenen Weisheit die Zukunft zu konstruieren, da
cheint die Sache schief zu laufen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Lieber Herr Heil, mir liegt dieser „vorzügliche“ Be-

icht der Bundesregierung vor. Ich muss sagen, dass ich
en Bericht im Grundsatz für eine gute Sache halte. Es
st vernünftig, diese verschiedenen Einzelprogramme zu
iner einzigen integrierten Strategie zusammenzufassen.
b sie Erfolg hat, ist wieder eine andere Frage. Die In-
ormationsgesellschaft kann nur funktionieren, wenn
lle Bereiche stimmen. Auch die Ausbildung muss stim-
en. Im Rahmen der PISA-Studie haben wir im Bereich
esen Platz 21 und im Bereich der Mathematik und der
aturwissenschaften Platz 20 belegt. Da müssen wir
esser werden. Es geht weiter: Das E-Government
Martina Krogmann hat dazu etwas gesagt – und die
ahmenbedingungen, die der Staat vorgibt, müssen
timmen.
Sie haben in Ihrer Weisheit das World Economic Fo-

um herangezogen. Im Bericht der Bundesregierung
ird voller Stolz aus dem Global IT Report zitiert. Was
ann man dort finden? Prima! Wir sind von Platz 17 auf
latz 10 vorgerückt – eine erfreuliche Sache.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nächst Tunesien! – Peter Hintze [CDU/CSU]: Botswana!)


assen Sie uns aber einmal die Zahlen genauer an-
chauen. Wenn man sich voller Neugier die neuen Zah-
en für dieses Jahr anschaut – in der Zwischenzeit hat ja
ie Regierung ein Jahr weiter regiert, wie wir beglückt
eststellen dürfen –,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

ann muss man erkennen, dass wir um einen Platz zu-
ückgefallen sind.






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

Wenn man sich die Details anschaut, wird die Sache

noch interessanter. Wir haben drei Komplexe, in denen
verschiedene Komponenten zusammengesetzt werden.
Der erste Bereich wird im Wesentlichen vom Staat ge-
staltet. Die anderen Komplexe umfassen die vorhande-
nen Infrastrukturen und ihre Nutzung. In dem Bereich,
der im Wesentlichen vom Staat gestaltet wird, sind wir
von Platz 9 auf Platz 17 zurückgefallen. Lieber Herr
Heil, ich muss sagen – das biete ich Ihnen als Dienstleis-
tung an –, dass wir folgende Situation haben, die auch
durch Ihre Zahlen deutlich erkennbar wird: Wo der Staat
dazwischenfasst, wird die Sache schwierig.

Es gibt einzelne Bereiche, die besonders stark betrof-
fen sind. Der Braindrain ist sehr viel stärker geworden.
Hier sind wir von Platz 16 auf Platz 28 zurückgefallen.
Das Marktumfeld ist schlechter geworden. Hier sind wir
von Platz 6 auf Platz 15 abgerutscht. Bei der Venture-
Capital-Verfügbarkeit sind wir von Platz 17 auf Platz 30
zurückgefallen. Man glaubt es nicht, dass man bei Ma-
thematik und den Naturwissenschaften noch weiter von
Platz 48 zurückrutschen kann: Wir haben Platz 53 er-
reicht. – Das sind nur einige Beispiele. Ich könnte dazu
weiter ausführen. Wenn Sie mir mehr Zeit geben, bin ich
bereit, zu allen diesen Punkten im Einzelnen zu elaborie-
ren.

Dort, wo der Staat an sich Leistung zu erbringen
hätte, dort, wo man davon ausgehen sollte, dass er die
Voraussetzung dafür schafft, dass die Einzelnen in Wis-
senschaft, Wirtschaft und im privaten Bereich erfolg-
reich arbeiten können, liegen wir schlecht. Wo man die
Wirtschaft arbeiten lässt, da läuft die Sache prima. Stört
die Leute nicht bei der Arbeit! Dann geht etwas voran.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Um einmal auf einen konkreten Bereich einzugehen:
Die Bundesregierung ist ja zu der Erkenntnis gelangt,
dass Forschung wichtig sei,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


dass wir, wie sie im Bericht schreibt, hier eine Schlüssel-
technologie haben und dass die Aufgabe besteht, die
Zahl der zukunftssicheren Arbeitsplätze durch Innovati-
onen zu steigern, was sie unterstützt. Schauen wir uns
einmal Kap. 3006, Titelgruppe 31, an; Sie wissen, das
betrifft IuK usw. Jeder dieser einzelnen Titel ist 2001,
2002, 2003 und 2004 rückläufig. Das heißt, dass wir in
der Situation sind, dass wir, obwohl wir eigentlich be-
schlossen haben, in Europa in der Forschung Spitze zu
werden – 3 Prozent des Bruttosozialproduktes sollen da-
für in 2010 verwendet werden –, und Europa selber
Spitze werden will, immer mehr zurückfallen. Das werfe
ich nicht der Frau Forschungsministerin vor.


(Jörg van Essen [FDP]: Die ist ja gar nicht da!)

Das ist eine Sache des Bundeskanzlers. Ein Forschungs-
minister hat gegenüber dem Finanzminister immer eine
relativ schwierige Arbeit.


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(C (D (Horst Kubatschka [SPD]: Das kennen Sie! – Hubertus Heil [SPD]: Weil Kohl so modern war!)


Da habe ich, lieber Herr Kubatschka, hinreichende Er-
ahrungen.
Aber eines muss ich sagen: Wenn der Kanzler ver-

prochen hat, die Investitionen in Bildung und For-
chung zu verdoppeln, und er daraufhin gewählt worden
st, dann hat die Forschungsministerin eine prachtvolle
tellung, sich wirklich durchzusetzen.


(Jörg van Essen [FDP]: Wenn sie denn da ist!)

tattdessen schmilzt die Sache ab; das ist nicht gut.
Ich will jetzt nicht alle Punkte im Einzelnen anführen.

u der guten Position Deutschlands im IuK-Bereich, von
er im Aktionsprogramm geschrieben wird, gibt es einen
ommentar aus dem Technologiebericht der Bundesfor-
chungsministerin vom März letzten Jahres. Die Bundes-
orschungsministerin schreibt in einer Pressemeldung in
er Überschrift: Bei IT ist Deutschland abgeschlagen. –
as fasst die Sache zusammen.
Herr Kuhn, das ist keine Frage eines kultivierten Jam-
erns. Es geht vielmehr darum, dass man die Probleme
eim Namen nennen muss, wenn man sie lösen will. Das
oll wohl der Sinn des Aktionsplans sein. Sein Mangel
st, dass kein Zusammenhang zwischen dem, was die
undesregierung tut, und dem, was sie erreichen will,
ergestellt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie schreiben, dass Sie konkrete Ziele beschreiben und
onkrete Daten angeben. Wenn Sie auf die Seiten 6
nd 7 schauen – das ist dazu das Einzige –, dann sehen
ie Kraut und Rüben in einer bunten Gemengelage. Da
inden Sie die Erwartung im Hinblick auf die Markt-
enetration von Handys, die auch der Wirtschaftsminis-
er voller Stolz dargestellt hat. Da finden Sie eine Reihe
on weiteren Punkten, mit denen die Bundesregierung
ar nichts zu tun hat.
Die Frage, wie man in der Bildung, in der Ausbil-

ung und bei den Infrastrukturen Ziele erreicht und De-
izite aufarbeitet, ist interessant. Als Beispiel nehme ich
-Health; Kollege Kuhn hat hierzu einige grundsätzli-
he Bemerkungen gemacht. Über E-Health wird in dem
ericht in einem von sechs großen Kapiteln geschrie-
en, was hier im Einzelnen passieren müsse und wie der
tand sei. Da ist diese schöne Tabelle – ich glaube, Herr
uhn hat sie angesprochen –, in der Sie sagen: Hier in
eutschland sind – mit weitem Abstand hinter anderen –
ur 6 Prozent der Allgemeinmediziner in einem medizi-
erspezifischen Netzwerk. Da fragt man sich: Warum?
ind deutsche Mediziner dümmer? – Eher unwahr-
cheinlich.


(Hubertus Heil [SPD]: Nein, weil Sie die Kartelle vertreten! Das ist der Punkt!)


Lieber Herr Heil, ich kann Ihnen eine Antwort geben –
uch Herr Kuhn war mit dem Begriff „Wettbewerb“






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

schnell bei der Hand –: Man muss spezifisch und nicht
nur grundsätzlich denken.


(Hubertus Heil [SPD]: Aber auch spezifisch!)

In dem Bericht findet sich eine prächtige Fußnote. Sie

ist ganz klein gedruckt; sie ist die einzige Fußnote in
dem ganzen Bericht. Da wird nämlich geschrieben, dass
die kassenärztlichen Vereinigungen den Medizinern un-
tersagt haben,


(Jörg Tauss [SPD]: Aha!)

die Daten auszutauschen, weil die entsprechenden Si-
cherheitsstandards nicht gegeben seien. Wenn es aber so
ist, dann frage ich: Wer setzt denn die Sicherheitsstan-
dards? Das tun doch nicht die Mediziner. Seit fünf Jah-
ren regieren Sie. Wo sind die Standards?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wann erbringen Sie die Leistungen, die vom Staat ver-
langt werden können? Dort, wo Sie ran müssen, sind Sie
nicht da, während Sie dort, wo wir erfolgreich sind, Sie
aber nichts zu tun haben, grundsätzliche Reden halten,
die ganz ausgezeichnet sind.

Dankenswerterweise hat Herr Kuhn eines der Glanz-
stücke deutscher Public Private Partnership lobend er-
wähnt: Die Maut ist ein klassisches Beispiel dafür, dass
man eine wirklich exzellente Idee so gegen die Wand
fahren kann, dass die gesamte Bundesregierung mit ab-
geschnittenen Hosen dasteht, was wirklich kein schöner
Anblick ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dass Sie etwas, was einmal eine glanzvolle Spitz-

marke deutscher Technik sein sollte, so hinstellen, dass
sich ganz Europa vor Heiterkeit den Bauch hält, ist keine
besonders großartige Sache.

Ich möchte zusammenfassen: Es gibt überall, bei
E-Government und E-Health, bei der Erziehung und der
Ausbildung, in der Frage des Braindrain, beim Haushalt
des Forschungsministers, Probleme. Hier sollte die Bun-
desregierung eigentlich etwas tun.


(Zuruf des Abg. Hubertus Heil [SPD])

– Ja, Sie haben einen schönen Bericht geschrieben. Das
ist eine wirklich wunderbare Sammlung von exzellenten
Euphemismen. Da heißt es nicht: Wir befinden uns in ei-
nem schlechten Zustand. Stattdessen heißt es: Wir haben
ein großes Entwicklungspotenzial. Das ist prima.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aber bisher haben Sie noch nicht abgeleitet, was Sie tun
sollen.

Zum Glück haben wir ja noch einen Bundeskanzler.
Wenn ein Problem ganz kritisch wird, ist der Bundes-
kanzler zur Stelle


(Hubertus Heil [SPD]: Im Gegensatz zu Helmut Kohl ist das ja schon ein Fortschritt!)


und wir bekommen eine Kommission oder einen Ar-
beitskreis, eine Geschäftsstelle oder einen Berater oder

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(C (D uch alles zusammen. Gott sei Dank haben wir jetzt das ahr der Innovation. Das ist eine tolle Sache, das finde ch wirklich prima. Das „Handelsblatt“ fragt etwas skeptisch, ob diese olitblase mit Inhalt gefüllt werden kann. Das ist sicher as normale Ressentiment der bürgerlichen Presse. Aber er Bundeskanzler hat ein großes Wort gesagt – wenn as keine Wende im Denken der Regierungspartei ist –: ir sollten erst über die Chancen und dann über die Riiken nachdenken. Herr Heil, Sie haben das mit Begeisterung aufgegrifen. Ich finde das prima, so haben auch wir immer ge acht. Aber ich muss sagen: Größer ist die Freude im immel über einen Bundeskanzler, der sich bekehrt, als ber 99 gerechte Christdemokraten, die der Bekehrung icht bedürfen. Das ist etwas, was wir hier in Demut entegennehmen. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Das ist Hoffart! Hoffart ist eine Todsünde!)


(Hubertus Heil [SPD]: Genau!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir freuen uns über den Bundeskanzler und seine Be-
ehrung. Denn dann kann uns nicht mehr so etwas pas-
ieren, wie damals in Hessen, als die Insulinanlage von
emandem, der heute in der Bundesregierung sitzt, über
eun Jahre verzögert wurde. Es wird uns auch nicht
ehr passieren, dass wir aus einer exzellenten Kerntech-
ik so aussteigen, dass wir nicht einmal Reaktoren in an-
eren Ländern aufmotzen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


s wird uns auch kein Moratorium für grüne Gentechnik
ehr passieren und es wird uns nicht passieren, dass der
ransrapid in unserem Land zu Tode diskutiert wird,
ährend er in China fährt und das Know-how wer weiß
o verloren gegangen ist.
Wenn der Kanzler jetzt wirklich voller Entschlossen-

eit zu den Chancen steht, dann gibt es eine leuchtende
ukunft für unser Land. Denn die oben genannten Pro-
leme sind ganz unterschiedlicher Art, aber sie haben
ielleicht einen gemeinsamen Grund, nämlich eine Hal-
ng des Pessimismus. Herr Kuhn sprach vom Jammer-
l. Woher kommt diese Haltung?


(Jörg Tauss [SPD]: Von Ihnen!)

Sie können nicht eine Technik nach der anderen ver-
ufeln und sich danach wundern, dass ein Jammertal
ntsteht. Wenn Sie nicht den Erfolg herausstellen und
icht Spitzentechnik und Spitzenleistung mit Begeiste-
ung unterstützen, entsteht im Land auch nicht die Zu-
ersicht und die Fröhlichkeit, neue Herausforderungen
ufzugreifen und sie anzugehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

Wir haben eine wunderbare Chance. Das, was hier

entstehen kann, ist ein Wachstum das sich aus Intelligenz
speist. Ressourcen und Energien werden nicht ver-
braucht. Es handelt sich um ein Wachstum, das im
Grunde unbegrenzt ist, weil es keine Ressourcen ver-
braucht. Das wäre doch etwas, was die Grünen mit Be-
geisterung aufnehmen sollten. Ich rede ja erst gar nicht
von Ihren alten Diskussionen über die Jobkiller, die ich
auch noch miterlebt habe.

Darin, dieses in den unterschiedlichen Bereichen be-
harrlich aufzubauen,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir doch!)


liegt die Chance für die Zukunft, die Chance für ein
Wachstum des guten Gewissens. Ich meine damit keinen
technokratischen Hurrapatriotismus. Dafür plädiert nie-
mand. Mit Blick auf diese Chancen, die unser hoch ver-
ehrter Herr Bundeskanzler in einer so vorzüglichen
Weise beschwört, müssen wir die beharrliche Arbeit und
die Entschlossenheit der tüchtigen Leute in Unterneh-
men und Instituten unterstützen. Diese stützen die Zu-
kunft Deutschlands und hier sollte eine Regierung nicht
stören.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508801100

Ich erteile der Kollegin Grietje Bettin, Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen, das Wort.


Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508801200

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich bedaure, dass die Opposition zu diesem für
Deutschland so zukunftsweisenden Thema nicht mehr
als diesen allgemeinen politischen Rundumschlag zu
bieten hatte.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Die Informationsgesellschaft entwickelt sich rasant

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Kleines Karo!)

– da können Sie schlechtreden, was Sie wollen, liebe
Opposition –: Im Jahre 2003 war laut einer Onlinestudie
von ARD und ZDF erstmals die Hälfte der deutschen
Bevölkerung ab 14 Jahren online. Insbesondere der An-
teil von Frauen und älteren Menschen ist stark gestiegen.
Rot-grüne Initiativen wie „Frauen ans Netz“ oder „Inter-
net für alle“ zeigen eindeutig Wirkung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Bedeutung der Informations- und Kommunika-
tionsbranche für die rot-grüne Politik wird mit dem vor-
gelegten Aktionsprogramm bestätigt und ausgebaut. Wir
müssen insbesondere sicherstellen, dass dieser Master-
plan auch wirklich die gesamte Bevölkerung erreicht.
Was nützen uns die tollsten E-Learning-Projekte, so-
lange nicht jeder Schüler oder jeder Student in der Lage

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(C (D st, das in der Schule oder an der Uni Gelernte zu Hause eiter auszuprobieren? (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ildung heißt auch Chancengleichheit – so lautet einer
er zentralen Leitsätze des Aktionsprogramms. Hier sind
ir – und das ist Aufgabe von Bund und Ländern – si-
her noch weit von unserem angestrebten Ziel entfernt.
Ich möchte zwei ehrgeizige Ziele dieses Programms

erausheben: Der Anteil der Internetnutzerinnen und
nutzer soll bis zum Jahre 2005 auf 75 Prozent steigen
nd mittelfristig soll der Anteil von Frauen an den IT-
erufsausbildungen und Informatikstudiengängen auf
0 Prozent gesteigert werden. Momentan liegt der Frau-
nanteil hier bei 10 bis 15 Prozent. Es wird sicher
chwer, diese Zielmarken im angestrebten Zeitraum zu
rreichen, aber gerade deshalb unterstütze ich die Bun-
esregierung an dieser Stelle ausdrücklich.
Es gilt, die gleichberechtigte Teilhabe aller gesell-

chaftlichen Gruppen an der Informationsgesellschaft
icherzustellen. Eine höhere Nutzung und Akzeptanz
euer technischer Möglichkeiten ergibt sich bei einer
reiteren Nutzerschicht nahezu von selbst und liefert
iederum die Grundlage für die permanente Weiterent-
icklung neuer zukunftsweisender Technologien und
irtschaftszweige.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist auch alles sehr konkret! Es gibt eine Sprache, die heißt „Jubelpersisch“!)


Im Zusammenhang mit der Ausweitung der Nutzer-
chichten möchte ich einige Beispiele nennen: Was nützt
ir die digitale Signatur in Verbindung mit einem ent-
prechenden Gesetz, wenn ich nicht die Technik zur Ver-
ügung habe, um eine rechtsverbindliche Unterschrift
on meinem PC aus zu leisten? Wie soll ich der elektro-
ischen Gesundheitskarte vertrauen, wenn ich selber
icht in der Lage bin, die Technik nachzuvollziehen und
ie hier gespeicherten Daten einzusehen?
Die Bundesregierung möchte mit diesem Aktionspro-

ramm eine Spitzenstellung in der globalen Medien- und
ommunikationslandschaft einnehmen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Hurra!)

s ist wenig zielführend, sich über internationale Ran-
ings zu streiten, Herr Kollege Riesenhuber. Fakt ist: Es
eht nach oben, aber – das gebe ich offen zu – es ist noch
latz für eine höhere Platzierung!
Um eine weitere Verbesserung zu erreichen, finden
ir im Aktionsplan hervorragende Projekte und Maß-
ahmen wie zum Beispiel die „Deutsche Breitbandinitia-
ive“ oder die „Stiftung Digitale Chancen“.
Neben der wirtschaftspolitischen Dimension des Net-

es, das heißt der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle,
st für uns Grüne gerade auch der gerechte und offene
ugang zu Wissen eine gleichberechtigte Zielsetzung
ei der Gestaltung der Informationsgesellschaft. Dabei
arf uns ein zu restriktives Urheber- oder Patentrecht
icht im Wege stehen. Hier denke ich unter anderem an






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

den so genannten Zweiten Korb einer Reform des Urhe-
berrechts und an die bevorstehende Softwarepatent-
Richtlinie der EU.

Ein weiteres, zukunftsträchtiges Thema der Infor-
mationsgesellschaft ist E-Government in Verbindung mit
E-Demokratie. Auch in diesem Aktionsprogramm
spielt der Bereich E-Demokratie eine Rolle, wenn auch
leider nicht mehr ganz so exponiert wie in der Vergan-
genheit. Der Deutsche Bundestag ist geradezu dafür prä-
destiniert, in Sachen E-Demokratie mit gutem Beispiel
voranzugehen. Wir müssen unsere politischen Struktu-
ren ebenfalls an die Herausforderungen der Informa-
tionsgesellschaft anpassen und innovative Ansätze wie,
unter vielen anderen, das E-Demokratie-Projekt aus der
letzten Legislaturperiode unbedingt weiterentwickeln.

All das hier Aufgezeigte sind spannende, zukunfts-
weisende Themen, über die es sich zu streiten lohnt.
Letztendlich glaube ich – das wurde auch in der Debatte
deutlich –, dass wir in der Sache durchaus in dieselbe
Richtung streben. Daran sollten wir arbeiten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508801300

Ich erteile der Kollegin Petra Pau das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508801400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

Thema Informationsgesellschaft ist seit Jahren in aller
Munde. Jahr für Jahr wird deutlicher, welche großen
Chancen, aber auch welche erheblichen Risiken damit
verbunden sind. Im Alltag sind Handy und Computer
Marken- und Modezeichen dafür. Online-Banking und
-Shopping nehmen zu. Selbst dort, wo die Bürger mit der
Bürokratie ringen, erspart das Internet zunehmend end-
lose Behördengänge. All das zeigt die Chancen, die mo-
dernen Kommunikationstechnologien innewohnen.


(Hubertus Heil [SPD]: Aber?)

Zur hemmungslosen Euphorie gibt es allerdings kei-

nen Grund. Auch das wird immer klarer. Drei Fakten
können das verdeutlichen. Erstens. Inzwischen verfügen
14 Prozent der Weltbevölkerung über einen Zugang zu
modernen Kommunikationsmitteln und -netzen. Da-
von leben 79 Prozent in den OECD-Staaten. Anders ge-
sagt: Die Mehrheit der Weltbevölkerung hat keinerlei
Zugang zu der modernen Welt, über die wir hier heute
Morgen reden. Zweitens. Von denen, die Zugang haben,
werden vor allem SMS und E-Mail sowie das Internet
genutzt. Die Menge sagt aber noch nichts über die Quali-
tät der Kommunikation aus. Drittens. Die Zahl der Fir-
men, die zum IT-Bereich zählen, hat zugenommen; mit
ihnen aber auch die Zahl der Billigjobs. Dort, wo mo-
derne Kommunikationsmittel angewandt werden, wer-
den Arbeitsplätze weiter abgebaut. Selbst unmittelbar in
der Telekommunikationsindustrie gibt es heute nur
4 Prozent mehr Arbeitsplätze als vor sechs Jahren.

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(C (D Auch das gehört zur Bilanz und beschreibt die Kehreiten sowie drängende Herausforderungen für die Poliik; übrigens nicht nur für die Forschungs-, Arbeitsarktoder Sozialpolitik, sondern vor allem auch für die ildungspolitik. Medienkompetenz wird zunehmend ur Überlebenskompetenz und zur Kulturfrage im weiesten Sinne. Wie man einen Computer bedient, sich urch das Internet klickt oder per Handy einen Grand rix entscheidet, wissen heute schon Vorschulkinder. ie man aber all diese Möglichkeiten gebraucht, ohne issbraucht zu werden, das ist ein sehr weites Feld. Dieen Fragen gebührt viel mehr Aufmerksamkeit als bisang praktiziert. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Hinzu kommt ein weiteres Problem, das die PDS im
undestag auch immer wieder anspricht: Mit der so ge-
annten Informationsgesellschaft wachsen die techni-
chen Möglichkeiten, Herr fremder Daten zu werden. Im
elben Tempo nehmen übrigens die Begehrlichkeiten zu,
ersönliche Daten zu sammeln. Leider nimmt auch die
aivität vieler zu, mit der sie Daten und damit ihre Per-
önlichkeit preisgeben. Daher wäre es Aufgabe der Poli-
ik, vor diese Entwicklung Riegel zu schieben und in
iesem Bereich noch mehr Aufklärung zu fördern.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


In der Praxis geschieht das Gegenteil, leider auch
urch die Politik von Rot-Grün. Der Datenschutz ist zum
tiefkind des Schicksals geworden. Wer ein Handy be-
utzt, im Internet surft, sich im Auto navigieren lässt
der durch den Gebrauch einer Kunden-Card auf Ra-
atte hofft, hinterlässt Spuren, die eifrig gesammelt, ge-
ündelt und auch vermarktet werden. Die nächste Gene-
ation von „Schnüffelchips“ wird bereits millionenfach
roduziert und ist in Erprobung. Diese werden nicht nur
on tüchtigen Geschäftsleuten eingesetzt, sondern auch
on Staats wegen; davon war heute schon die Rede. Dar-
ber liest man aber nur sehr wenig im vorliegenden Ak-
ionsprogramm „Informationsgesellschaft Deutschland
006“. Weshalb eigentlich, Herr Minister?
Ich rede im Übrigen nicht gegen den Chip. Ein Chip

n sich ist unschuldig.

(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut! – Hubertus Heil [SPD]: Kartoffelchip!)


as Internet brauche ich für meine Arbeit genauso wie
as Handy. Das macht mich aber nicht blauäugig gegen-
ber den Gefahren für die Gesellschaft wie für die De-
okratie. Gesellschaft und Demokratie ziehen nicht nur
utzen, sie sind auch gefährdet, solange die Politik nicht
hre Hausaufgaben macht.
Danke schön.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Jörg Tauss [SPD]: Das ist aber euphorisch da hinten! Mein lieber Mann!)







(A) )



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Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508801500

Ich erteile das Wort dem Parlamentarischen Staatsse-

kretär Christoph Matschie.

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1508801600


Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen von
der Opposition, wer sich im Wettbewerb durchsetzen
will, der braucht Mut und Selbstbewusstsein. Davon war
in Ihren Reden wenig zu spüren. Wer so jammert wie
Sie, der sitzt zu Recht auf der Oppositionsbank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Jetzt kommt aber ein Feuerwerk!)


Wir brauchen Mut und Selbstbewusstsein, um dieses
Land weiter voranbringen zu können und um zu errei-
chen, dass wir uns im Wettbewerb durchsetzen. Von mir
aus bedarf es auch der Fröhlichkeit, Herr Riesenhuber.
Ich gebe Ihnen Recht: Sie kann nie schaden. Wenn Sie
dies erreichen wollen, haben Sie in der eigenen Fraktion
aber noch viel vor sich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Unfreiwillige Komik hilft da auch nicht weiter!)


Wenn man sich die Situation anschaut, dann muss
man zu dem Schluss kommen, dass Deutschland trotz al-
ler Probleme, die es noch immer gibt, ein starkes Land
ist. Schließlich bedarf es der Stärke, um wie wir Export-
weltmeister und um wie wir mit Abstand der bedeu-
tendste E-Commerce-Markt in Europa zu sein. Sie haben
hier in Ihren Reden nur deutlich gemacht, was wir in die-
sem Land nicht schaffen. Wie konnte es uns aber gelin-
gen, dass beispielsweise AMD in Dresden eine Milliar-
deninvestition tätigt und dort eine Chipfabrik baut? –


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Weil wir eine starke Regierung in Sachsen haben!)


Die Antwort lautet: Weil wir gut sind an diesem Standort
und weil wir die Voraussetzungen in der Forschung und
Entwicklung geschaffen und ein Cluster aufgebaut ha-
ben. Es war diese Bundesregierung, die diese Entwick-
lung wesentlich vorangetrieben hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Hintze [CDU/CSU]: Das war eine richtige Frage, Herr Matschie!)


Der Raum Dresden ist heute einer der bedeutendsten
Standorte für Mikroelektronik in Europa.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Stimmt!)

– Sehen Sie! – Wir werden auf dem Weg der Förderung
der Forschung, den wir eingeschlagen haben, weiterge-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir wollen, dass Thüringen Dresden folgt und nicht Frankfurt an der Oder!)


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(C (D Es lassen sich noch andere Beispiele nennen. General lectric baut in Deutschland gerade ein neues Forchungsund Entwicklungszentrum. Das sind, wie ich inde, sehr klare Belege dafür, dass dieses Land stark ist nd dass es gute Voraussetzungen für Forschung und ntwicklung bietet, auch in dem Bereich, über den wir eute diskutieren. Frau Krogmann, wir haben uns nicht erst heute auf en Weg gemacht; das ist Ihnen vielleicht entgangen. as Thema Informationsgesellschaft haben wir schon im ahmen des Programms „Innovation und Arbeitsplätze n der Informationsgesellschaft im 21. Jahrhundert“ 999 aufgegriffen. Das Programm, das wir damals aufelegt haben, hat deutliche Erfolge erzielt; das sehen Sie n den Beispielen, die ich Ihnen genannt habe. Diesen eg setzen wir mit dem neuen Aktionsprogramm „In ormationsgesellschaft Deutschland 2006“ fort. Wir haben das Förderprogramm „IT-Forschung 2006“ ufgelegt. In diesem Förderprogramm stellt die Bundesegierung insgesamt 3 Milliarden Euro für Forschung nd Entwicklung zur Verfügung. Sie sehen: Wir klekern in diesem Bereich nicht, sondern klotzen. Wir ringen das Land voran. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Beispiel aus diesem Programm will ich Ihnen
ennen, nämlich das Programm „Mobiles Internet“.
uropa ist heute weltweit der größte Markt für Mobil-
ommunikation. Deutschland spielt dabei eine ganz
ichtige Rolle. Wir wollen diese Stärke Deutschlands
nd Europas in diesem Bereich weiter ausbauen und ha-
en deshalb eine Reihe von Projekten initiiert, beispiels-
eise um einen Standard für ein Gigabit-Wireless-LAN
u entwickeln oder um Chips für mobile Endgeräte der
ächsten Generation weiterzuentwickeln.
Die Entwicklung von Standards für ein drahtloses Da-

ennetz im Automobilbereich oder der Aufbau eines mo-
ilen Wissenschaftsnetzes werden mit Forschungspro-
rammen gefördert. Das Fördervolumen dieser Projekte,
ie ich Ihnen eben genannt habe, beträgt in der ersten
tufe 60 Millionen Euro. Wir packen die vor uns liegen-
en Aufgaben an und bringen Forschung und Entwick-
ung auf diesem Gebiet weiter.
Wir wissen aber auch: Innovation ist mehr als ein

echnisches Problem und auch mehr als technischer Fort-
chritt. Es braucht Menschen, die mit dieser Technik um-
ehen und diesen Fortschritt gestalten können. Deshalb
iskutieren wir über Veränderungen in unserem Bil-
ungssystem. Wir haben die Debatte über die Weiter-
ntwicklung der Schulen in Deutschland hier im Hause
eführt. Sie haben sich anfangs gegen das von uns auf-
elegte Programm zur Weiterentwicklung von Ganztags-
ngeboten gesperrt. Heute ist für alle klar: Solche Ganz-
agsangebote sind wichtig, um auch auf solchen neuen
eldern zusätzliche Bildungsangebote für Kinder und
ugendliche zu machen und dazu beizutragen, dass es
icht zu einer digitalen Spaltung in der Gesellschaft
ommt.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Christoph Matschie


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Alle Menschen müssen Zugang zu diesen neuen Medien
haben und lernen, damit umzugehen und die Vorteile
dieser neuen Technik zu nutzen.

Wir diskutieren heute über die Weiterentwicklung un-
serer Hochschullandschaft. Auch hier stehen Sie auf der
Bremse. Sie suchen immer nur das Haar in der Suppe,
anstatt zu sagen: Lasst es uns in diesem Land gemeinsam
anpacken, lasst uns die Entwicklung vorantreiben und
darüber diskutieren, wie unsere Hochschulen Spitze
werden können!


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: In Ihrer Suppe sind mehr Haare als Nudeln!)


– Sie können sich gern darüber lustig machen. Auf diese
Art und Weise wird sich unsere Hochschullandschaft
aber nicht weiterentwickeln.


(Beifall bei der SPD)

Dies wird nur geschehen, wenn wir Ideen dafür entwi-
ckeln, wie wir die Entwicklung hier voranbringen kön-
nen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dann entwickeln Sie mal!)


Zu diesem Bildungsbereich gehören auch ganz spezi-
fische Programme, durch die die Informationstechnolo-
gien in der Bildung stärker zur Anwendung kommen
können. Heute haben alle Schulen einen kostenfreien In-
ternetzugang. Das ist unter dieser Bundesregierung ge-
lungen. Als Sie noch am Ruder waren, haben Sie sich
überhaupt nicht dafür interessiert.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Grietje Bettin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bezogen auf die Bildungssoftware sind wir heute inter-
national in einer führenden Position. Wir wollen diese
Position weiter ausbauen. Deshalb investieren wir mit-
hilfe unseres Programms „Neue Medien in der Bildung“
in die Forschung und Entwicklung.

Wer sich anschaut, was in den letzten Jahren gelungen
ist, der sieht, dass Deutschland im Bereich der Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien im Aufbruch
ist. Wir haben eine erfolgreiche Kooperation von Wirt-
schaft, Staat und Forschung etabliert. Beispiele wie die
Initiative D21, die Deutsche Breitbandinitiative oder
auch die Initiative Digitaler Rundfunk stehen dafür. Ge-
meinsam mit der Wirtschaft und der Forschung wollen
wir diesen Weg weitergehen.

Jammern Sie weiter, wenn Sie wollen. Wir bringen
das Land inzwischen voran.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Ist die Rede zu Ende? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


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(C (D Ich erteile Kollegen Georg Nüßlein, CDU/CSU-Frak ion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Herr Matschie, dass man in Ihrer Situation und ür Ihr permanentes „Weiter so!“ Selbstbewusstsein und röhlichkeit braucht, ist unbestritten. (Jörg Tauss [SPD]: Ja, dann verstreuen Sie jetzt mal und loben Sie uns! Aufbruch!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508801700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1508801800

Gerne. Der Einsatz der Informations- und Kommuni-
ationstechnik bestimmt heute – das ist unbestritten –
as gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in einer
rt und Weise, wie es sich selbst die Pioniere dieser
echnik nicht vorstellen konnten. Der IBM-Gründer,
homas Watson junior, ging zum Beispiel von einem
eltweiten Bedarf von gerade einmal fünf Computern
us. Das zeigt uns, dass Innovation nicht planbar ist. Es
eigt uns aber auch, dass man sich über die technische
ukunft trotz allem durchaus programmatisch und offen
edanken machen kann. Herr Tauss, damit Sie es hören,
ch lobe ich Sie jetzt:


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

nsofern ist ein Aktionsprogramm wie das, welches nun
orliegt, prinzipiell zu begrüßen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)

en Worten müssen dann aber auch Taten folgen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)

aten braucht das Land mehr als Ihre Worte, Ihre Mega-
erls und Ihr TAED-System für die Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])


Die Informations- und Telekommunikationstechnolo-
ie war ein Quantensprung. Das kann man von dem vor-
iegenden Programm nicht behaupten; zudem kommt es
eichlich spät. Um noch etwas Positives anzufügen: Es
asiert auf dem, was unter der Regierung Kohl politisch
ngestoßen wurde, insbesondere der Liberalisierung des
elekommunikationsmarktes.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

s drängt sich der Eindruck auf, dass viele der in dem
rogramm genannten Ziele in der Hoffnung formuliert
ind, dass die Wirtschaft sie aus eigener Kraft erreicht:
nternetzugang für 75 Prozent der Bevölkerung bis 2005,
ie Breitbandnutzung in 50 Prozent aller Haushalte bis
010 oder der UMTS-Dienstestart noch heuer.
Stichwort UMTS. Ich weiß, Sie können es vermutlich

icht mehr hören, aber man muss ganz klar sehen, wie
ktionsprogramme und Aktionen dieser Regierung aus-
inander driften. Herr Minister Clement, es ist zynisch,
on der Wirtschaft zu verlangen, es sei höchste Zeit – das
aben Sie gesagt –, etwas zu tun. Der Finanzminister war
s doch, der der Wirtschaft bei dieser Versteigerung mit






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein

51 Milliarden Euro eine riesige Last aufgebürdet hat, die
die Umsetzung jetzt deutlich belastet und verzögert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Er stand nicht mit dem Revolver daneben!)


Das zeigt, dass man Innovationen zwar nicht staatlich
verordnen, aber staatlich kaputtmachen kann. Gleiches
gilt für Eliteuniversitäten. Innovation entsteht in den
Köpfen, genauso wie Elitewissen.


(Hubertus Heil [SPD]: Aber nicht automatisch!)


– Sie entstehen nicht automatisch, wie man an Ihnen
deutlich merkt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])


Man braucht Motivation und fördernde Rahmenbedin-
gungen. Dafür ist die Politik zuständig. In der Realität
aber kommt die TKG-Novelle, die in der Tat das Herz-
stück Ihres Aktionsprogramms zur Informationsgesell-
schaft darstellt und politisch umzusetzen ist, zu spät.


(Klaus Brandner [SPD]: Worüber sprechen Sie jetzt? – Hubertus Heil [SPD]: Sie haben nicht viel Ahnung!)


Die TKG-Novelle kommt sogar so spät, dass die EU ein
Vertragsverletzungsverfahren einleitet. Die Unterneh-
men hatten lange Zeit keine Rechts- und Planungssicher-
heit und es gibt noch eine ganze Reihe von unbestimm-
ten Termini – das wissen Sie, Kollege Heil –, die es
auszugestalten gilt.

Darüber hinaus besteht Diskussionsbedarf, wie wir ei-
nen innovationsfördernden Wettbewerb erreichen wol-
len, um das Monopol der Deutschen Telekom unum-
kehrbar zu brechen.

Ich bitte die rot-grüne Mehrheit, über ein paar Punkte
nachzudenken, die ich anführen möchte. Das Antrags-
recht für die Wettbewerber ist ein wesentlicher Ansatz-
punkt, um die Verfahren zu beschleunigen; meine Vor-
redner haben das bestätigt. Fakturierung und Inkasso aus
einer Hand dienen nicht nur dem Verbraucherschutz,
sondern auch der Sicherung der Liquidität der Wettbe-
werber und der Aufrechterhaltung gut funktionierender
Geschäftsmodelle im Dienstleisterbereich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Wie heißt der Auskunftsdienst in Ihrem Wahlkreis? – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Unheil, seien Sie ruhig!)


Innovation bedingt Investitionen. Investiert wird aber
nur, wenn man kalkulieren kann. Man muss wissen, wie
sich die Zukunft gestaltet. Genau das ist das Problem:
Ihre Politik ist nicht kalkulierbar. Das gilt für eine ganze
Reihe Politikfelder. Ich möchte mich auf Bildung und
Forschung beschränken, weil es zum Thema passt.

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(C (D inerseits fordern Sie millionenteure Eliteunis, anderereits kürzen Sie den Bildungsund Forschungsetat. inerseits kündigen Sie eine Innovationsoffensive an, um Beispiel in der Mikround Nanotechnologie, der iound Gentechnologie sowie in den Materialwissenchaften und der Energietechnologie, andererseits küren Sie die Mittel in der Genomforschung um 17 Millioen Euro, in der Nanotechnologie um 6 Millionen Euro nd in der Produktionstechnologie um 1,2 Millionen uro. Das ist rot-grüne Konsequenz. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch, falsch!)


un wollen Sie auch die Informations- und Telekommu-
ikationsbranche in die so genannte Innovationsoffen-
ive einbeziehen. Den Delinquenten schwant sicher
chon Böses. Sie sprechen von der Innovationsoffensive
nd halten an alten Kamellen fest. Vieles ist schon ange-
ührt worden: keine betrieblichen Bündnisse für Arbeit,
eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, Ausbildungsplatz-
bgabe und mit hoher Wahrscheinlichkeit keine große
teuerreform bzw. keine weitreichenden Steuervereinfa-
hungen.


(Hubertus Heil [SPD]: Thema verfehlt! Setzen! Sechs!)


Lassen Sie mich zum Thema E-Government kom-
en. Die Steuererklärung online abzugeben ist zwar
ine schöne Sache; Voraussetzung wäre aber, dass der
urchschnittsbürger überhaupt in der Lage ist, seine Er-
lärung selbst – und sei es in Papierform – auszufüllen.
as wäre innovativ.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Statt echter Innovation kommt ein Innovationsbeirat
ach dem anderen. Insgesamt hat dabei die ITK-Branche
och Glück, weil sie als prinzipiell erwünscht in
eutschland eingestuft wird. Sonst sagen Sie von der
PD immer, womit wir in Deutschland in Zukunft unser
eld nicht verdienen wollen. Jedenfalls lassen Sie sich
as von den Grünen diktieren.


(Jörg Tauss [SPD]: Was?)

orschungsreaktoren, Kern- und Verteidigungstechnik,
entechnik, Chemie usw. – überall kann man Bedenken
aben, was die Sicherheit angeht. Wir können aber die
rage, was wir in Zukunft machen wollen, nicht nur ne-
ativ beantworten. Man muss die Frage – das ist die
ufgabe einer Regierung – positiv beantworten: Womit
ollen wir in Zukunft unser Geld verdienen? Womit
ollen wir vorankommen? Mit einem Dosenpfand zum
egwerfen, mit einer Maut, über die Österreich lacht,
nd mit einem Transrapid, der nur in China fährt, wer-
en wir nicht weiterkommen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508801900

Ich erteile das Wort Kollegen Jörg Tauss, SPD-Frak-

tion.

(Beifall bei der SPD – Michael Glos [CDU/ CSU]: Ei der Tauss!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508802000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

glaube meinem Fraktionsvorsitzenden. Jemand, der den
Transrapid im Emsland 16 Jahre lang im Kreis hat fah-
ren lassen, sollte zu dem Thema nicht reden.


(Beifall bei der SPD)

Einige Dinge sollten wir klarstellen. Erster Punkt.

Lieber Kollege Nüßlein, Sie haben über das TKG gere-
det und beklagt, dass dieses noch nicht umgesetzt sei.
Das TKG ist – so haben wir es angekündigt – in einem
sehr offenen und transparenten Prozess mit den Betroffe-
nen diskutiert worden, was bei der Wirtschaft auf große
Zustimmung stieß. So stelle ich mir die Entstehung eines
Gesetzes vor. Die Diskussionsphase dauert noch an. Sie
werden zur Beschlussfassung ein TKG auf den Tisch be-
kommen, das mit Sicherheit Ihr Gesetz um einiges ver-
bessert. Davon können Sie ausgehen.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Sie hätten nur ein Jahr vorher anfangen müssen!)


Zweiter Punkt. Ich finde es ausgesprochen putzig,
dass ausgerechnet jemand aus Bayern sich hier hin-
stellt und über die Kürzungen bei Bildung und For-
schung jammert. Ich sage Ihnen: Wir haben den Etat
für Bildung und Forschung kontinuierlich erhöht. Zu
Ihrer Zeit gab es überhaupt kein Genomforschungs-
netz, Genomforschung fand zu Ihrer Regierungszeit
nicht statt. Heute sind wir weltweit an der Spitze in die-
sem Bereich, und zwar dank der Erlöse in Milliarden-
höhe im Zusammenhang mit der Vergabe der UMTS-
Lizenzen, die wir – das sage ich, um einer Legendenbil-
dung entgegenzuwirken – auch in diesen Bereich inves-
tiert haben.


(Beifall bei der SPD)

Apropos UMTS: Ich kann mich nicht erinnern, dass

Karl Diller, den ich hier sitzen sehe, die Anbieter mit
dem Revolver bedroht hat, als es um die Vergabe der
UMTS-Lizenzen ging. Natürlich hat der Finanzminister
das Geld gerne genommen. Aber wenn hoch bezahlte
Vorstände sich an dieser Versteigerung ohne einen Busi-
nessplan in der Tasche beteiligen, dann dürfen Sie das
nicht dem Finanzminister vorwerfen. Mit dem Geld, das
die Firmen bezahlt haben, haben wir zumindest vernünf-
tige Politik in den Bereichen Bildung und Forschung und
Verkehrsinfrastruktur gemacht. Das andere ist nicht un-
ser, sondern deren Bier.


(Beifall bei der SPD)

Dritter Punkt. Liebe Kollegin Krogmann, Sie irren,

wenn Sie sagen, dass MEDIA@Komm keine Standards
hervorgebracht hätte. Ich weiß gar nicht, wie Sie darauf
kommen. MEDIA@Komm gibt es in Bremen, Nürnberg
und Esslingen. Bremen hat nicht nur den Vorteil einer

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(C (D uten Regierung, die sozialdemokratisch geführt ist, ondern auch den Vorteil, dass die Grenzen von Komune und Land übereinstimmen. Dort wurden Standards esetzt, die bundesweit übernommen werden können. ber 300 E-Government-Lösungen sind zwischenzeitich aus dem Land Bremen und aus Nürnberg und Essingen angeboten worden und werden von den Kommuen genutzt. Es ist eine Legende, dass keine Standards esetzt wurden. Das stimmt nicht. Zur Gruppe der PDS, deren Vertreterinnen leider icht mehr da sind: Die IT-Sicherheit ist einer der ganz esentlichen Punkte. Lesen Sie das im Bericht nach! ie IT-Sicherheit ist ein Aspekt des Datenschutzes. Die ollegin Ute Vogt, die auf der Regierungsbank Platz geommen hat, hat aus diesem Grund schon 1998 begonen, das Thema moderner Datenschutz systematisch für en Innenbereich zu bearbeiten. Zur FDP sage ich nichts, nicht nur, weil Herr Brüderle erade in ein Gespräch vertieft ist. Lieber Herr Brüderle, ir – ich als Badener und Sie als Pfälzer – können uns ervorragend über Weine unterhalten; davon verstehen ie sicherlich etwas. Von dem modernen Datenschutz erstehen Sie aber weiß Gott nichts. Die FDP hat sogar versucht, ein digitales Urheber echt zu verhindern. Sie wollten noch im vergangenen ahr in den Schulen das, was auf dem Papier möglich ist, ämlich dass man eine Kopie fertigt, am Computer verieten. Sie haben sich am Zustandekommen des Gesetes noch nicht einmal beteiligt. An dieser Stelle muss ich usnahmsweise meinen Freunden von der CDU/CSU zur eite springen. iebe Kolleginnen und Kollegen, ihr habt euch kontruktiv beteiligt. Gemeinsam haben wir ein digitales Ureberrecht geschaffen, lieber Kollege Krings. Sie von er FDP aber sind noch nicht einmal zu den Beratungen ekommen. Ihr Kollege Hartmann hat völlig Recht, Herr rüderle: Die FDP muss endlich aufwachen. Der Kolege Kubicki hat festgestellt, dass Sie ein nicht ernst zu ehmendes politisches Leichtgewicht geworden sind. as ist die einzige Beschreibung, die auf Ihren Verein utrifft. Lassen wir das bei dieser Gelegenheit auf sich eruhen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Zuruf von der CDU/CSU: Keine Drohungen!)

Jetzt erst komme ich zum eigentlichen Thema meiner
ede, aber der Präsident hat mir noch einige Minuten
edezeit gewährt.


(Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP]: Schade um die Zeit!)


Mir bleiben drei Minuten und 14 Sekunden, die ich
uch nutzen werde.
Wir diskutieren heute nicht zum ersten Mal über die

lobale Informationsgesellschaft. Vielmehr hat die
undesregierung dieses Thema kontinuierlich vorange-
racht und mit dem Aktionsprogramm „Informationsge-






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

sellschaft Deutschland 2006“ sind viele Ihrer Versäum-
nisse zwischenzeitlich korrigiert worden. Sie haben
durchaus Recht, Herr Riesenhuber: Auch mir reicht der
von uns erreichte Platz 10 nicht aus. Gestartet sind wir
aber von Platz 17, den wir von Ihnen übernommen ha-
ben. Von dieser Position aus haben wir uns bis heute auf
den zehnten Platz vorgearbeitet. Ich bin aber erst dann
zufrieden, wenn wir den ersten Platz erreicht haben. Das
ist völlig klar.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In diesem Punkt finden wir vielleicht zueinander.
Wir wollen uns nicht auf dem bisher Erreichten ausru-

hen. Wenn Sie feststellen, dass die Entwicklung wieder
ein bisschen rückläufig ist, dann will ich Ihnen auch die
Gründe dafür nennen. Gelegentlich gewinnen Sie die
eine oder andere Landtagswahl; das ärgert uns sehr. Mit
jedem Land, das Sie regieren, gehen wir wieder ein paar
Schritte zurück. Das ist unser Problem. Würde nur der
Bund in der Statistik berücksichtigt, lägen wir längst an
der Spitze. Beim E-Government sind wir europäische
Spitze


(Beifall bei der SPD)

und auch den globalen Vergleich brauchen wir, so glaube
ich, nicht zu scheuen. Das sollte der Gerechtigkeit und
der Korrektheit halber auch erwähnt werden.

Lassen Sie mich einige Anmerkungen zum Thema
Bildung und Forschung machen. Seit dem Jahr 2001 ist
jede Schule in Deutschland online. Ich denke, das reicht
aber nicht aus. In vielen Schulen ist leider immer noch
nur der Rektor online, während die Schülerinnen und
Schüler keinen ausreichenden Zugang zum Internet ha-
ben. In vielen Bereichen in Ihrer Verantwortung, insbe-
sondere in den Ländern, besteht auch noch hinsichtlich
der Inhalte Handlungsbedarf. Ich sehe, dass die Bundes-
ratsbank einigermaßen gut besetzt ist. Schreiben Sie sich
alles auf! Es geht um Inhalte, Frau Schipanski. Reden al-
leine reicht nicht; jetzt müsst ihr in den Ländern ein biss-
chen was tun.


(Widerspruch der Ministerin Dr. Dagmar Schipanski [Thüringen])


Für die technische Infrastruktur haben wir einiges getan.
Ich freue mich, dass Sie hier sind. Wenn es um das
Thema Bildung geht, ist die Bundesratsbank sonst nicht
so gut besetzt.

Wir wollen den Bereich neuer Medien zum Bildungs-
alltag machen. Bildung heißt in diesem Zusammenhang
Chancengleichheit, barrierefreier Zugang zum Internet
und Medienkompetenz für die Kinder, um sich in der
neuen Welt der Informationsgesellschaft zurechtfinden
zu können.

Ich komme zum E-Government. Liebe Kollegin
Krogmann, ich habe Ihnen dazu schon einiges gesagt.
Frau Ministerin Zypries, die leider nicht mehr im Saal ist
– jetzt sitzt Staatssekretär Hartenbach auf der Regie-
rungsbank –, muss an dieser Stelle ausdrücklich gelobt
werden. Sie hat seinerzeit als Staatssekretärin im Innen-

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(C (D inisterium im Bereich E-Government Unglaubliches eleistet. Dafür ist ihr zu danken. Sie hat Deutschland in iesem Bereich vorangebracht. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

ären Sie in den Ländern nur einigermaßen vergleich-
ar nachgezogen, dann sähe unsere Position um einiges
esser aus.
Wir müssen allerdings noch einiges mehr tun. Dazu

ehört beispielsweise – das wurde auch kürzlich auf un-
erer Klausurtagung angesprochen – der Bereich Daten-
chutz. An dieser Stelle könnten wir zueinander finden,
err Riesenhuber. Das wäre eine Innovation, die keine
ehrkosten verursacht. Mit einem modernen Daten-
chutz, in dessen Mittelpunkt die Technik steht – Daten-
chutz und IT-Sicherheit durch Technik! –, ließe sich
iel erreichen. Wir könnten – da sollte uns das Ministe-
ium behilflich sein – Milliardenmärkte für Deutschland
rschließen; denn dieser Bereich käme dem Sicherheits-
edürfnis der Deutschen, das uns im Vergleich zur Risi-
ofreude der Amerikaner oft vorgeworfen wird, entge-
en. Dieses Grundbedürfnis der Deutschen, das uns so
ft blockiert, könnte in der Kombination mit moderner
echnik hier einmal neue Milliardenmärkte öffnen. Da-
über müssen wir reden und an diese Bereiche müssen
ir herangehen.
Die rote Lampe leuchtet auf. Deshalb erlauben Sie

ur noch einige Stichworte zum Schluss.

(Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP]: Das reicht, Herr Tauss!)

ur Informationsgesellschaft gehört, dass nicht desin-
ormiert wird. Es ist über Fröhlichkeit gesprochen wor-
en. Was haben Sie nicht alles über dieses Land er-
ählt: Sie haben festgestellt, dass wir die höchste
rbeitslosenquote haben. Die Arbeitslosenquote ist
war in der Tat hoch, aber der Höchststand lag in Ihrer
egierungszeit. Sie haben festgestellt, die Staatsschul-
en hätten einen Höchststand erreicht. Nein, die höchs-
en Staatsschulden haben Sie gemacht. Sie haben be-
ürchtet, der Euro werde weich. Heute müssen wir uns
orgen darüber machen, dass der Euro zu stark wird.
er wie Sie in einen Wettbewerb mit anderen eintreten
ill, in dem es darum geht, Deutschland mies zu ma-
hen, der sollte mit dem Finger nicht auf andere, son-
ern auf sich selbst zeigen. Das kann man auch von je-
andem erwarten, dessen Inhalte auf einen Bierfilz
assen. Das ist der Punkt, über den parallel diskutiert
erden muss.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508802100

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/2315 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse sowie an den Innenausschuss vorge-






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b sowie Zu-
satzpunkte 1 a und 1 b auf:
4 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten

Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria
Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Perspektiven schaffen für das Jahr der Tech-
nik 2004
– Drucksache 15/2161 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Michael
Kretschmer, Katherina Reiche, Thomas Rachel,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Die Innovationskraft Deutschlands stär-
ken – Zukunftschancen durch moderne For-
schungsförderung eröffnen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike
Flach, Cornelia Pieper, Daniel Bahr (Münster),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP
Aktionsplan für freie, effiziente und innova-
tive Forschung

– Drucksachen 15/1696, 15/1932, 15/2383 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Jörg Tauss
Michael Kretschmer,
Hans-Josef Fell
Ulrike Flach

ZP 1a)Erste Beratung des von den Abgeordneten
Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, Thomas
Rachel, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
Siebten Gesetzes zur Änderung des Hoch-
schulrahmengesetzes (7. HRGÄndG)

– Drucksache 15/2385 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

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(C (D b)

Flach, Christoph Hartmann (Homburg), Cornelia
Pieper, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der FDP eingebrachten Entwurfs eines Siebten
Gesetzes zur Änderung des Hochschulrah-
mengesetzes (7. HRGÄndG)

– Drucksache 15/2402 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
atherina Reiche, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1508802200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutsch-

and ist im Stimmungstief und bei der SPD haben Verhei-
ungsparolen Konjunktur. Die letzte war die Eliteuni.
eine Damen und Herren von der Regierung, ich würde
ich freuen, wenn Sie sich wieder einmal auf den alten
oethe besinnen würden: „Die Macht soll handeln, nicht
eden.“ Ich möchte so gerne glauben, dass Sie die Geröll-
alden des ideologischen Widerstands gegen Fortschritt,
eistung und Wettbewerb beseitigen wollen. Bei Herrn
atschie gibt es durchaus lichte Momente, zum Beispiel
ann, wenn er wie gestern die Abschaffung der ZVS for-
ert oder sich für die Einführung von Studiengebühren
tark macht. Nur, dann wird er ins Ministerbüro bestellt,
uss Abbitte leisten und alles verharrt im Stillstand.
Die technologische Dienstleistungsbilanz ist negativ.

ausende junger Wissenschaftler verlassen das Land. In-
ovative Branchen brechen weg oder entstehen erst gar
icht. Der Gegenwartskonsum steigt und die Zukunftsin-
estitionen sinken. Gerade erst sind 80 Millionen Euro
us dem BMBF-Haushalt in die Rentenkasse transferiert
orden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Kassandra!)


as Schiff Deutschland ist in einer Schräglage. Der Ka-
itän wirft derzeit allen Ballast über Bord, was damit en-
et, dass alles weg ist, was noch gut gebraucht werden
önnte, und ergibt sich dann dem Schicksal. Überall
erden Mittel über Bord geworfen, zum Beispiel bei den
ukunftstechnologien und bei den Hochschulen. Sie
tarten Kampagnen ohne Substanz und produzieren fixe
deen – Innovation als Placebo!


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie hoffentlich nicht selber geschrieben, was Sie da vortragen!)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Kampagne Nummer eins, die Eliteuni: Erst ging es

nur um eine Eliteuniversität. Dann waren es zehn und
nun sind es vier bis sechs Eliteuniversitäten. Erst sollten
sie verordnet und jetzt über eine Art Preisausschreiben
gesucht werden. Der Preis beträgt 5 mal 50 Millionen
Euro für die deutschen Harvards. Woher das Geld kom-
men soll, weiß niemand, auf keinen Fall von Herrn
Eichel, wie er gestern über die Presse mitteilen ließ.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bislang passte Elite zur SPD wie Atomkraft zu den
Grünen. Hervorragende Hochschulen können nicht ver-
ordnet werden. Sie müssen sich im freien Wettbewerb
entwickeln können. Dafür brauchen die deutschen Uni-
versitäten vor allem eines: Freiheit –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Freiheit, über ihr eigenes Geld zu verfügen, Freiheit, die
Balance zwischen Forschung und Lehre zu finden, Frei-
heit, ihr Profil im Wettbewerb zu finden, Freiheit, sich
die Studenten auszusuchen, sowie Freiheit für Auftrags-
forschung und Kooperation mit der Industrie. Sie ver-
weigern jedoch den Hochschulen zum Beispiel, sich die
qualifiziertesten Bewerber auszusuchen. Sie streichen
im Haushalt 2004 135 Millionen Euro für den Hoch-
schulbau. Sie sperren sich gegen die Einführung von
Studienbeiträgen und gängeln die Hochschulen mit der
Regeleinführung der Juniorprofessur und der De-facto-
Abschaffung der Habilitation. Seit fünf Jahren kündigen
Sie zudem an, das starre BAT-Gefüge zu lockern. Aber
nichts passiert. Größer kann die Kluft zwischen Ankün-
digung und Realität nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Harvard ist nicht als Eliteuni gebaut worden. Sie hat sich
vielmehr durch Exzellenz, Konkurrenz und Freiheit für
Experimente zu einer solchen entwickelt.

Kampagne Nummer zwei, mehr Geld für For-
schung: Tatsache ist, dass der Haushalt 2004 um satte
0,25 Milliarden Euro sinkt. Der UMTS-Mittelfluss ist
versiegt. Wir haben Sie vor dem kurzsichtigen Einsatz
dieser Mittel gewarnt; denn Forschung braucht langfris-
tige Planungssicherheit. Aber es ist ja nicht so, dass der
Regierung keine Finanzierungsquellen einfielen. Herr
Clement will die Autobahnen privatisieren. Andere wol-
len die Goldreserven verkaufen. Die SPD-Linke will die
Erbschaftsteuer zugunsten der Forschung erhöhen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Chaos!)

Tanken für die Rente, Rauchen für die Sicherheit und
jetzt – das ist etwas Neues – Sterben für die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Kampagne Nummer drei: Innovationsrat. An Räten

und Beiräten hat es nun wirklich nicht gemangelt. Im
Bundesforschungsministerium existierte ein solcher Zir-
kel; wir haben nie etwas von Ergebnissen gehört. Richtig
schädlich sind solche Treffen nicht; schädlich ist die
Vorstellung, sie könnten irgendwie nützlich sein. Man
wird das Gefühl nicht los, dass bei der SPD das Wort
„Räte“ von „raten“ kommt: Was können wir morgen
tun?

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU: Ratlos!)


Kampagne Nummer vier: Neuordnung der For-
chungslandschaft. Die Idee ist, die Forschung beim
und zu konzentrieren und die Grundlast für den Hoch-
chulbau den Ländern zuzuweisen. Frau Bulmahn, Sie
tehen mit Ihren Ideen ziemlich allein da.


(Jörg Tauss [SPD]: Das fordern Sie in der Föderalismuskommission! Ist die Forderung erledigt?)


ie SPD-Wissenschaftsminister und die Forschungsor-
anisationen haben sich prompt gewehrt.
Was brauchen wir wirklich?
Erstens: Hochschulen in Freiheit, im Wettbewerb und

n eigener Verantwortung. Wir legen Ihnen heute eine
ovelle des Hochschulrahmengesetzes vor. Das ist ein
ackmustest für Sie; Sie können hier beweisen, wie
rnst sie es mit einer Eliteuniversität tatsächlich meinen.
Der ehemalige Präsident der HRK Professor Roellecke

at einmal gesagt:
Jede Organisation entscheidet über die Aufnahme
ihrer Mitglieder. Davon gibt es zwei Ausnahmen:
die Gefängnisse und die Universitäten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

hne Selbstauswahl wird es keinen echten Wettbewerb
wischen den Hochschulen geben. Studenten sollen dort-
in gehen, wo sie die beste Forschung, die beste Lehre
nd die beste Betreuung finden. Unser heutiges Angebot
n Sie ist auch ein Kompromiss, weil wir die Selbstaus-
ahl stufenweise ermöglichen wollen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Zweitens. Das Verbot von Studiengebühren muss

allen.

(Beifall bei der CDU/CSU)


s führt über kurz oder lang kein Weg daran vorbei. Ein
tudium ist immer eine persönliche Investition in die
ukunft. Selbst Fritz Kuhn sagte:

Kindergartenplätze … kosten hohe Gebühren, …
Gleichzeitig sind akademische Studien gebühren-
frei, … Diesen Widerspruch kann mir niemand er-
klären.

uch wir können ihn nicht erklären. Studiengebühren
erden gebraucht, nicht um die Hochschulen maßgeb-
ich zu finanzieren, sondern um einen Beitrag zu Effi-
ienz und Wettbewerb zu leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Keine Tabaksteuer, aber eine Studentensteuer! Das passt nicht zusammen! – Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Guter Mann, der Kuhn!)


Drittens. Habilitation und Juniorprofessur müssen
ebeneinander bestehen bleiben. Hierbei ist die Wahl-
reiheit auf der Ebene der Fakultäten notwendig. Die
merikanischen Universitäten sind deshalb so gut, weil
ie „Lehre aus Forschung“ betreiben. Wir brauchen des-






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

halb wieder mehr Forschung an den Hochschulen. Das
muss über gemeinsame Berufungen und Projekte zwi-
schen Universität und außeruniversitärer Forschung hi-
nausgehen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das Konzept kommt von Frau Bulmahn!)


Das schaffen wir nicht, wenn der Bund für die For-
schung und die Länder für die Hochschulen verantwort-
lich sind.

Vor allem aber brauchen wir innovationsfreundliche
Rahmenbedingungen. Ständig kommen neue Wachs-
tumsbremsen hinzu: Die Biopatentrichtlinie wurde nicht
umgesetzt. Wenn es mit der EU-Chemikalienpolitik so
weitergeht und Sie auf europäischer Ebene nichts tun,
wird die chemische Industrie in Deutschland kaputtge-
hen. Wenn die Zulassung eines neuen Fotolacks für die
Chipherstellung künftig sechs Monate dauert, dann hinkt
die deutsche Industrie Produktionszyklen schlichtweg
hinterher. Die ideologischen Scheuklappen werden auch
nicht weniger: Herr Trittin möchte am liebsten die
Atomtechnik in China verbieten; Frau Künast nutzt die
Grüne Woche für einen Feldzug gegen die Gentechnik.

Wir müssen uns deshalb – viertens – um die Stim-
mung in der Bevölkerung kümmern. Hubert Markl hat
es einmal so ausgedrückt:

Die deutsche Gesellschaft liebt die Wissenschaft
geradezu, so lange nichts dabei herauskommt, was
gewohnte Verhältnisse radikal verändern könnte.

Aber genau das müssen wir den Menschen sagen: Es
muss Veränderungen geben. Wie lange haben wir über
Informationstechnik und Multimedia geredet? Heute ist
klar – diese Debatte wurde gerade geführt –: Die Natio-
nen, die früh darauf gesetzt hatten, hatten im vergange-
nen Jahrzehnt die höchsten Wachstumsraten. Während
die Deutschen über die Schädlichkeit von gentechni-
schem Insulin diskutierten, produzierten es andere Staa-
ten. Der Transrapid fährt in China; das ist eine Schande.
Ich prophezeie Ihnen: Andere Länder werden die grüne
Gentechnik zur Herstellung von Pharmaka und allergen-
freien Lebensmitteln nutzen und wir werden, wenn Sie
noch lange regieren, die Lizenzgebühren zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist die Aufgabe politischer Führung, den Men-

schen Mut zu machen, Optimismus und Offenheit zu
zeigen und Innovation als Chance zu begreifen. Tun Sie
das endlich, aus Verantwortung diesem Land gegenüber!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508802300

Ich erteile das Wort dem Kollegen Michael Müller,

SPD-Fraktion.


Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1508802400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mit dem Anfang dieses Jahres haben wir begon-
nen, das Thema Innovationen ins Zentrum zu rücken. Ich

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(C (D laube, dass dieser Aufschlag eine Chance für die Festiung der Reformpolitik und für unser Land ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch sehe, dass der Aufschlag, der dagegen jetzt von Ih-
en gemacht wird, wieder nur Skandalisierung und Dop-
elbödigkeit ist. Daher befürchte ich, dass wir diese
hance nicht so nutzen, wie wir sie nutzen könnten und
üssten. Das ist ein Problem.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie glauben doch nicht im Ernst, dass ein Land zu Inno-
ationen fähig ist, wenn wir nicht ein Mindestmaß an
erechenbarkeit und Sicherheit schaffen. Wenn aber al-
es skandalisiert und jede Kleinigkeit zur Staatskatastro-
he gemacht wird, wie sollen dann die Menschen Ver-
rauen in die Zukunft gewinnen? Das ist doch nicht
öglich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie sind deshalb die größte Innovationsbremse. Ich bitte
ie wirklich zu begreifen: Alle erfolgreichen Epochen in
er Bundesrepublik waren auch mit einem Mindestmaß
n Sicherheit, Klarheit und Orientierung verbunden und
icht mit dem Niederreden und dem Kaputtmachen jeder
euen Idee. Wir wollen Innovationen durchsetzen, und
ie können sicher sein, dass wir uns davon auch nicht
bbringen lassen werden.
Innovationen bedeuten nicht, dass wir jetzt die
genda 2010 beenden. Ganz im Gegenteil: Sie gehört
ntscheidend dazu. Die Anstrengungen, die wir jetzt un-
ernehmen, beinhalten eine Doppelaufgabe. Auf der ei-
en Seite holen wir Reformen nach, die viele andere
änder in den 90er-Jahren, als Sie an der Regierung wa-
en, durchgeführt haben. Dänemark, Niederlande, die
nderen skandinavischen Länder und Großbritannien ha-
en diese Reformen begonnen, als hier in der Bundesre-
ublik die Regierung nicht einmal darüber redete.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So war das! Genau!)


iese Länder haben damals die Reformen unter günsti-
en wirtschaftlichen Bedingungen durchgeführt; wir
üssen das heute unter schwierigen wirtschaftlichen Be-
ingungen tun. Aber wir sind dazu bereit, und zwar nicht
eil wir den Menschen Lasten aufbürden wollen, son-
ern weil Reformen eine Voraussetzung für wieder mehr
olitische, ökonomische und gesellschaftliche Hand-
ungsfähigkeit sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir sehen deshalb einen engen Zusammenhang mit der
etzt beginnenden zweiten Epoche, mit der Gestaltung
iner neuen Phase unserer Entwicklung, der Gestaltung
er Globalisierung.
Meine Damen und Herren, wenn man die derzeitigen

rkenntnisse der Wissenschaft und die Management-
heorien nachvollzieht, stellt man fest: Dort wird die






(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


entscheidende Position vertreten, dass heute nicht mehr
die einseitige Ausrichtung auf ein „kapitalorientiertes
Management“ das wirtschaftliche Leben und auch die
sozialen Systeme bestimmt, wie es in den letzten zehn
bis 15 Jahren der Fall war. Das ist vorbei. Wir treten in
eine neue Phase ein, in der, wie es beispielsweise die re-
nommierte Londoner Business School sagt, wieder die
„Ressource Mensch“ im Zentrum steht.

In den letzten zehn bis 15 Jahren stand eher ein Mo-
dell der Kurzfristigkeit und der schnellen Kapitalver-
mehrung im Zentrum. Diese Phase ist vorbei. Wir haben
große Chancen, das europäische Gesellschaftsmodell
wieder nach vorne zu bringen, weil es in der neuen
Phase wieder auf Teamfähigkeit, Kreativität, soziale
Kompetenz und intelligente Vernetzung ankommt. All
das sind Fähigkeiten, die wir in der Bundesrepublik ha-
ben und die wir jetzt nutzen werden und nutzen wollen.
Bitte zerreden Sie das nicht. Das wird unsere Stärke in
der Zukunft werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, eine geschichtliche Be-
wertung dessen, warum wir in der Vergangenheit Stabili-
tät in der Bundesrepublik hatten, zeigt: Stabilität hatten
wir immer, wenn wir Innovationen und technologische
Entwicklungen mit sozialer Entwicklung und gesell-
schaftlichem Fortschritt zusammengebracht haben, nur
in diesem Zusammenhang. Plattitüden helfen da nicht
weiter, sondern es muss eine Integration zwischen ge-
sellschaftlicher Entwicklung und technisch-ökonomi-
scher Entwicklung geben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nach dem Krieg hatten wir zuerst die Phase der Sozia-
len Marktwirtschaft. „Wohlstand für alle“ war nicht der
Glaube, man könne nur mit ökonomischer Verengung et-
was erreichen. Es gab vielmehr einen sozialen Grund-
konsens, der die Bundesrepublik zu vielen Innovationen,
zu großen Leistungen und zu hervorragenden Ergebnis-
sen gebracht hat. Das war die erste Phase.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ende der 60er-Jahre gab es eine zweite Phase, die
Phase „Mehr Demokratie wagen“ mit inneren Reformen.
Auch in dieser Phase war die wirtschaftlich-technische
Leistungsfähigkeit mit gesellschaftlichem Fortschritt
verbunden. Leider ist diese Grundphilosophie in den
80er-Jahren nicht mehr fortentwickelt worden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ein Kern unserer heutigen Probleme. In den
80er- und speziell in den 90er-Jahren hat es nicht den
Zusammenhang zwischen wirtschaftlich-technischer
Entwicklung und gesellschaftlichem Fortschritt gege-
ben. Sie haben auf die neuen Herausforderungen keine
Antworten gegeben. Mit der Globalisierung wurde es
noch schärfer, weil Sie sich im Kern nur einem ökono-
mischen Modell angepasst haben, das – das ist das ent-

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(C (D cheidende Problem – mit den deutschen und europäichen Sozialbedingungen nicht in Einklang zu bringen st. Das geht einfach nicht. (Beifall bei der SPD – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Aber in Einklang gebracht werden soll!)


Das amerikanische Modell beispielsweise ist für sich
enommen völlig logisch. Aber die Kurzfristigkeit in
iesem System, die Finanzierungsausrichtung dieses
ystems, die Ranking-Methoden können nicht mit dem
n Einklang gebracht werden, was die europäische
tärke ist: der Interessenausgleich, die Fähigkeit zur Zu-
ammenarbeit, die langfristigen Innovationsketten.
Jetzt haben wir am Beginn einer neuen Epoche wie-

er unsere Stärken zu zeigen. Deshalb bitte ich Sie, diese
hase der Innovationspolitik als Chance zu begreifen,
ieder gesellschaftlichen Konsens, mehr Integration,
ehr Beschäftigung, mehr soziale Stabilität und vor al-
em mehr Chancen für alle Menschen zu erreichen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ur so wird es funktionieren. Es ist eine Illusion, zu
lauben, wir bekommen Reformen durch, wenn die
enschen verunsichert sind. Die Menschen brauchen
ine klare Zukunftsperspektive. Diese können wir mit
em Thema Innovation geben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Herr Riesenhuber – ich weiß gar nicht, ob er noch im

aal ist –, in der Frage der Effizienzrevolution bei-
pielsweise bin ich völlig auf Ihrer Seite.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

atürlich ist es ein richtiger Weg, in der Zukunft die
roduktivität und den technischen Fortschritt vor allem
uf eine Entwicklung zu lenken, die weniger Ressourcen
nd weniger Energie verbraucht. Wenn wir das tun, ma-
hen wir aber leider die Erfahrung, dass wir Widerstand
erade von Ihnen bekommen. Das ist doch die Realität
n dieser Frage.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Gleiche gilt, wenn Sie sich hier hinstellen und
ordern: mehr Mittel für Forschung und Bildung. – Na-
ürlich wollen auch wir das und tun es. – Bitte sagen Sie
as aber auch den von Ihnen regierten Ländern! Über-
iegend ist das eine Bund-Länder-Aufgabe, bei der die
ehrheit von den Ländern getragen wird. Bitte sagen
ie es ihnen! Es ist ja richtig und wir wollen es auch.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Was die Bildungspolitik angeht, so warnen wir davor,
ur Spitzenuniversitäten zu schaffen, so wichtig sie
uch sind; ich bin sehr dafür. Wir müssen vielmehr
pitze mit Breite verbinden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


Die große Stärke Europas ist, in der Breite viel stärker
als beispielsweise Amerika zu sein. Wenn wir dies mit
mehr Spitze verbänden, würde uns das einen unglaubli-
chen Vorteil bringen. Tun wir es! Tun wir es, weil es
richtig ist, meine Damen und Herren!

Zum Abschluss will ich ein Beispiel schildern. Ich
war vor einiger Zeit bei Bosch. Da sagte der Forschungs-
chef: Vor fünf Jahren habe ich auf die Umweltpolitiker
geschimpft. Heute bin ich dankbar dafür, dass es sie gibt.
Nur dadurch haben wir mehr Gelder investiert, beispiels-
weise in moderne Antriebstechniken. Nur dadurch haben
wir beispielsweise beim TDI, bei den Common-Rail-
Systemen und Ähnlichem Fortschritte gemacht. – Die
Gesellschaft muss Druck für Forschung und Innovation
machen. Sie muss sagen, dass sie das will. Wir brauchen
diese Innovationskultur. Sie fällt nicht vom Himmel. Sie
wird auch nicht dadurch ausgelöst, dass man immer wie-
der sagt: Der Markt regelt alles. – Nein, der Markt ist im-
mer kurzfristiger geworden. Deshalb brauchen wir politi-
sche Rahmensetzungen und gesellschaftlichen Konsens.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei dem Thema Innovation geht es um die Zukunft un-
serer Gesellschaft, um die Frage, wie wir Nachhaltigkeit,
soziale Sicherheit und mehr Beschäftigung erreichen.
Deshalb sollten wir in der Diskussion nicht mit gegensei-
tigen Unterstellungen, gegenseitigen Diffamierungen und
bloßer Destruktion arbeiten, sondern wir sollten einen
Wettbewerb der Ideen und der Kreativität entfalten. Das
muss unsere Aufgabe sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508802500

Das Wort hat nun die Kollegin Ulrike Flach, FDP-

Fraktion.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508802600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Immer

mehr wird erkennbar, dass das Jahr 2004 zu einem Jahr
der Entscheidung in der deutschen Forschungspolitik
wird. Ich bin ganz Ihrer Meinung, Herr Müller, dass wir
das alles gemeinsam tun müssen und dass wir auf diesem
Weg über Diffamierungen natürlich nicht weiterkom-
men. Da haben wir also überhaupt keinen Dissens. Aber
ich bin nicht der Meinung, Herr Müller, dass wir das
über eine mediale Großkampagne mit dem Namen „In-
novation“ schaffen werden.

Was erleben wir im Augenblick bei Ihnen? Sie sind
mit großen Auftritten gestartet und kündigen uns sozusa-
gen von Tag zu Tag neue bahnbrechende Offensiven an.


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na, na!)

„Deutschland. Das von morgen“ – allein schon der Titel
verdient einen linguistischen Innovationspreis.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU] – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wir haben Sie nur überrascht!)



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(C (D Brain up!“ – das war so innovativ, dass nur noch ein ruchteil der Bevölkerung verstand, was das überhaupt eißen soll. Sie geben jeden Tag in Ihren Reden neue illionenbeträge aus, ohne auch nur einen Bruchteil daon in den Haushalt eingestellt zu haben. Innovation, iebe Kollegen von SPD und Grünen, ist bei Ihnen mediler Verkauf von Luftschlössern. Innovation bei der FDP st Reform veralteter Strukturen, Wettbewerb mit dem laren Ziel, dieses Land nach vorne zu bringen, und reiheit für Wissenschaft und Forschung. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Die FDP muss aufwachen!)


Ich möchte Ihnen an drei Beispielen vorführen, wie
ich Ihre Vorstellung von Innovation von unserer unter-
cheidet, lieber Herr Tauss:
Beispiel Elitehochschulen. Zu Beginn dieses Jahres

Frau Reiche hat schon darauf hingewiesen – kamen
er Kanzler, Herr Scholz und Frau Bulmahn mit ihrer
orderung, zehn Elitehochschulen – zehn Harvards,
ales oder Oxfords in Deutschland – zu gründen. Ich
inde allein schon die Reihenfolge der Personen interes-
ant.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wer ist denn Scholz?)


ann ist Ihnen aufgefallen, dass diese Hochschulen
tats von rund 2 Milliarden Euro haben. Selbst wenn
an annimmt, dass sich die Wirtschaft engagieren und
wei Drittel der Etats tragen würde – Studiengebühren
chließen Sie ja nach wie vor aus –, müssten Sie unge-
ähr 800 Millionen Euro pro Hochschule rechnen, also
Milliarden. Das ist aber Ihr derzeitiger Gesamtetat,
rau Bulmahn. Das ist also nicht realistisch. Hierbei
andelt es sich um ein Wolkenkuckucksheim in Hochpo-
enz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben es aber wenigstens geschafft, Frau
ulmahn, den Elitebegriff zu besetzen. Das gebe ich
hne weiteres zu. Ich begrüße das als Liberale; denn
chließlich haben wir uns jahrelang von Ihnen beschimp-
en lassen müssen, wenn wir diesen Begriff verwende-
en. Die Kollegen von der Union neigen dazu, auf Sie
ereinzufallen. Uns ist es egal, ob Sie von Eliten, von
pitzen- oder Höchstleistungen reden. Wir wollen nur,
ass Deutschland bei Forschung und Bildung endlich
ieder Platz eins in der Welt einnimmt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun ist aus Ihrem Elitehochschulprogramm ein Wett-
ewerb geworden, demzufolge nicht mehr zehn, sondern
rei bis sechs Universitäten ab dem Wahljahr 2006
man beachte den Zeitpunkt! – Fördermittel in Höhe
on 50 Millionen Euro fünf Jahre lang erhalten können.
ie FDP ist bekanntlich immer für Wettbewerb, aber es
st erstaunlich, wie aus zehn Eliteuniversitäten à la Har-
ard innerhalb von zwei Wochen ein Preisausschreiben
ird, bei dem es 50 Millionen Euro zu gewinnen gibt.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Sie werden als Miniaturisierungsministerin in die Ge-
schichte eingehen, liebe Frau Bulmahn.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Um wieder in die Spitzenliga vorzustoßen, reicht das
aber nicht. Dazu sind vielmehr andere Strukturen und
mehr Wettbewerb nötig, vor allem natürlich die Wah-
rung der Autonomie von Hochschulen und Forschungs-
einrichtungen.


(Jörg Tauss [SPD]: Länder!)

Deswegen nehmen wir die Kritik des Wissenschaftsrates
in unseren Anträgen auf. Wir wollen ein Forum für For-
schungsförderung, Lücken besser erkennen, um Prioritä-
ten und Nachrangigkeiten festzulegen, wir wollen einen
modernen Wissenschaftstarifvertrag und – das ist im
Hinblick auf die Haushalte das Wichtigste – die unselige
Ressortforschung des Bundes neu ordnen, nachdem sie
gründlich evaluiert wurde.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508802700

Frau Kollegin Flach, der Kollege Tauss möchte Ihnen

gerne eine Zwischenfrage stellen.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508802800

Herrn Tauss habe ich heute schon zweimal gehört. Ich

weiß nicht, ob ich Sie noch ertragen kann, Herr Tauss,
aber ich will es einmal versuchen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508802900

Frau Flach, Sie können; ich will Ihnen Mut machen

bezüglich meiner Frage. Wir sind uns ja bezüglich der
Notwendigkeit eines Wissenschaftstarifvertrages einig.
Das haben wir ja auch festgestellt. Meine Frage lautet:
Welche Initiativen liegen zwischenzeitlich aus den Län-
dern, in denen die FDP mitregiert, für diesen Wissen-
schaftstarifvertrag im Rahmen der Tarifgemeinschaft der
Länder vor?


(Cornelia Pieper [FDP]: Abschaffung der ZVS!)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508803000

Lieber Herr Tauss, welche Initiativen liegen denn von

Ländern vor, in denen die SPD regiert? Sie wissen doch,
dass wir jetzt darüber im Bundestag diskutieren. Bei un-
serem ersten gemeinsamen Auftritt heute Morgen haben
Sie noch darauf hingewiesen, dass man immer über das
reden soll, wofür man auch zuständig ist. In diesem
Punkt bin ich ganz Ihrer Meinung: Ich rede jetzt über
das, was in meine Zuständigkeit fällt. Wir haben Ihnen
einen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Ich hoffe, dass in
diesem Fall SPD und Grüne ausnahmsweise einmal mit
uns an einem Strang ziehen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das wird nichts!)


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(C (D Jagen wir doch jetzt einmal Ihren Innenminister. Geen wir einmal gemeinsam an die TdL. Dann könnte araus doch etwas werden. Ich habe nichts dagegen. Ich ordere von dieser Stelle aus immer gemeinsames Haneln der Bildungsund Forschungspolitiker ein. Falls ie, lieber Herr Tauss, ausnahmsweise in dieser Frage einer Meinung sind, kann ich Ihnen zusagen, dass die DP Sie unterstützt. Frau Kollegin Flach, ist meine Vermutung richtig, ass Sie nun auch eine Zwischenfrage der Kollegin ieper akzeptieren würden? Sie höre ich natürlich immer gerne. Bitte. Liebe Kollegin Flach, Frau Vorsitzende des zuständi en Ausschusses, können Sie mir Initiativen der SPD-reierten Länder zur Abschaffung der zentralen Vergabetelle für Studienplätze nennen und können Sie mir nitiativen der FDP – die in den Ländern mitregiert – zur bschaffung der ZVS nennen? (Ulrich Kasparick [SPD]: Das ist keine Bundessache!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508803100
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508803200
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1508803300


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508803400

Das ist ein interessantes Gebiet. Diesbezügliche Initi-

tiven der SPD kann ich mir überhaupt nicht vorstellen,
ch kenne auch keine außer dieser wirklich wohl begrün-
eten Initiative von Herrn Matschie, die leider über
acht von Frau Bulmahn eingestampft wurde.


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch! – Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Frau Bulmahn hat aus Matschie Matschie gemacht!)


on den von uns mitregierten Ländern sind es Baden-
ürttemberg und Hamburg; beide wollen auf diesem
ebiet tätig werden und sie werden es tun. Insofern bin
ch beruhigt.


(Beifall bei der FDP)

Damit kommen wir zum zweiten Themenpunkt, dem

ahr der Technik. Frau Bulmahn, Sie haben gestern das
ahr der Technik eröffnet. Ich will Ihnen ganz klar sagen:
ch finde es gut, dass es diese Leitthemen bei dieser Ver-
nstaltung gibt. Aber ein Jahr der Technik muss auch ein
a zur Technik heißen. Da bin ich mit Frau Reiche völlig
iner Meinung: Sie regieren doch mit einer Partei, die
ei wichtigen Technologien wie der Kernfusion oder der
oten und der Grünen Gentechnik Nein statt Ja sagt. Na-
ürlich ist es richtig, wie Herr Fell bei jeder Gelegenheit
rklärt, dass dies nur ein kleiner Bereich der Biowissen-
chaften ist.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen!)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Aber Sie haben am Montag ganz klar gesagt: Wir för-
dern das, was Produkte bringt, was schnell in die An-
wendung geht.


(Cornelia Pieper [FDP]: Richtig!)

Was ist denn nun mit der Grünen Gentechnik? Natürlich
stehen wir dort vor der Anwendung: Es gibt Länder wie
Sachsen-Anhalt, die liebend gerne die Grüne Gentechnik
einsetzen würden.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Das sehen die Bauern aber anders! Die Bauern wollen das nicht!)


Aber wer blockiert denn? – Die andere Seite Ihrer Regie-
rungsbank! Ihre Politik ist in diesem Falle klar durch die
grüne Partei gekennzeichnet.


(Beifall bei der FDP)

Sie haben eben keine konsistente, über alle Ressorts

greifende Strategie zur Förderung innovativer Technolo-
gie. Während die internationale Konkurrenz Riesenpro-
gramme für neue Technologien bündelt, müssen Sie,
Frau Bulmahn, Mittel kürzen und mit dem Koalitions-
partner kämpfen. Was mich besonders erschüttert: Diese
Regierung ist sich noch nicht einmal einig, wenn sie
über den Begriff „Innovation“ streitet. Da lese ich von
Herrn Fischer völlig andere Sachen als das, was ich von
Herrn Tauss oder Frau Bulmahn höre. Wie wollen Sie da
zu einer gemeinsamen Strategie kommen?


(Jörg Tauss [SPD]: Die haben wir!)

Unabhängig vom fehlenden Geld und ideologischen

Grabenkämpfen müssen Sie sich auch einem anderen
Vorwurf stellen: Frau Bulmahn, Sie haben nicht die
Kraft, die Weichen für eine innovative, autonome und
international konkurrenzfähige Hochschul- und For-
schungslandschaft zu stellen.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Das sehen wir anders!)


Verbale Innovationsoffensiven sind nett, aber sie gehen
unseren Problemen nicht an die Wurzel. Wer an die
Spitze will, muss mit der Axt endlich an das unselige
Hochschulrahmengesetz:


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt geht es aber los!)

Wir müssen den Hochschulen Luft geben. Nur freie und
selbstständig agierende Hochschulen haben eine
Chance, im Wettbewerb zu bestehen.


(Jörg Tauss [SPD]: Setzt doch mal um!)

Deswegen legen wir Ihnen heute als einzige Fraktion

eine umfassende Novelle vor – statt des Versuches,
schrittweise, wie es die Kollegen von der CDU/CSU ma-
chen, bloß einige kleine Punkte zu ändern. Wir haben
getan, was Sie, Frau Bulmahn, immer fordern. In Ihrem
Ministerium gibt es dagegen nicht einmal eine entspre-
chende Arbeitsgruppe, die sich mit diesem Thema be-
fasst. Unser Vorschlag gibt den Hochschulen die Freiheit
zurück: Sie werden zuständig für das Personal, welches
natürlich nicht mehr verbeamtet sein muss. Sie entschei-
den selbst über die Aufnahme ihrer Studenten – und

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(C (D war aller Studenten, liebe Kollegen von CDU und SU! –, durch Eingangstests oder von ihnen selbst festulegende Verfahren. Das heißt das Aus für die ZVS; ieses Relikt einer steinzeitlichen Zwangsbewirtschafung muss abgeschafft werden. Wir geben den Hochschulen die Freiheit, Studienge ühren zu erheben. Jede Hochschule soll das Recht haen, Gebühren zu nehmen, wenn sie es will. Genauso oll jede Hochschule das Recht haben, Gebühren nicht u nehmen, wenn sie es nicht will. Das ist Autonomie, eine Damen und Herren, statt Gängelung von oben. Gleiches gilt für die verfassten Studierendenschaften: s ist doch absurd, dass einer Kunsthochschule im biserigen Gesetz vorgeschrieben wird, dass eine Studieendenschaft den Studierendensport zu fördern hat. berlegen Sie einmal das Absurde der jetzigen Situaion! Während die Union lediglich die beiden letzten HRGovellen zurückdrehen will, legen wir Ihnen heute einen mfassenden Autonomieund Wettbewerbsentwurf vor. ir brauchen ein HRG – kurz, knapp, schlank und libe al. Es wird – das ist besonders charmant – keine Kosten erursachen. (Jörg Tauss [SPD]: Wenn Sie das „liberal“ weglassen, ist das nicht schlecht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kollegen, unsere Vorschläge liegen auf dem
isch. Sie werden wahrscheinlich in einigen Jahren auch
ahin kommen, wo wir heute sind; daran sind wir Libe-
ale gewöhnt.


(Cornelia Pieper [FDP]: Und unser Leid! Wir sind immer unserer Zeit voraus!)


as ist der Unterschied: Wir machen’s konkret, Sie ma-
hen’s zu spät!


(Beifall bei der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508803500

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Reinhard Loske,
ündnis 90/Die Grünen.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Be-

or ich meine eigenen Argumente vortrage, will ich auf
inige Argumente meiner Vorrednerinnen eingehen.
Ich will zunächst auf das eingehen, was Frau Reiche

esagt hat. Frau Reiche hat verschiedene Dinge behaup-
et. Unter anderem hat sie behauptet, es würden Tau-
ende von akademischen Wissenschaftlern auf die an-
ere Seite des Teiches nach Amerika gehen. Sie sagt, es
ebe sozusagen einen großen Exodus aus Deutschland.
as Gegenteil ist wahr.
Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Professor Hans

chöler, einer der führenden Stammzellenforscher der
elt, der der Union nicht unbekannt ist und der bis vor






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

kurzem an der University of Pennsylvania geforscht hat,
kehrt jetzt zurück nach Deutschland, und zwar an das
Max-Planck-Institut in Münster. Das ist genau der rich-
tige Weg; das ist genau der Weg, den wir wollen und för-
dern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Professor Schöler kommt gerne nach Deutschland zu-
rück. Er hat vor wenigen Tagen über die Presse verlauten
lassen, dass eine Novellierung des Stammzellgesetzes
nicht notwendig sei. Frau Reiche hat immer wieder be-
tont, das Stammzellgesetz sei eine Hauptbarriere für den
Forschungsfortschritt im Bereich der Biowissenschaften.
Das ist die Wahrheit. Die gleichen Kollegen von der
CDU/CSU, die uns hier immer und immer wieder erzäh-
len, dass das Stammzellgesetz eine große Errungenschaft
sei, klatschen gleichzeitig Beifall, wenn Frau Reiche das
genaue Gegenteil erzählt. Das ist unehrlich. Dieses Re-
den mit gespaltener Zunge lassen wir Ihnen nicht durch-
gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508803600

Herr Kollege Loske, möchten Sie gleich zu Beginn

Ihrer Rede eine Zwischenfrage von Frau Flach beant-
worten?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nein, ich möchte erst meine Argumente vortragen.
Auch mein zweiter Punkt betrifft die Ausführungen

von Frau Reiche. Ich zitiere einen jungen deutschen
Genwissenschaftler, der zurzeit an der Universität Stan-
ford arbeitet. Er hat vor wenigen Tagen einen langen
Leserbrief veröffentlicht. Unter anderem spricht er über
die Kultur an amerikanischen Universitäten. Ich zitiere
wörtlich aus diesem Brief:

Vergleicht man ... den Einwanderungskinderanteil
an US-Spitzenunis mit dem an deutschen Unis – so
genannte Ausländerkinder –, dann wird eigentlich
schnell klar, was ich meine. Am MIT

– das ist das Massachusetts Institute of Technology –
hatte fast jeder zweite Student asiatische Features.
Wie viele Deutsche türkischer Herkunft hatte ich in
Berlin in meinem Studium? Einen in ungefähr 150.
Ziemlich ärmlich, oder?

Jetzt komme ich zu Ihnen, Frau Reiche. Sie können
nicht über die Internationalisierung unserer Hochschulen
reden und gleichzeitig den Zuwanderern über das Ar-
beitsrecht und über das Zuwanderungsrecht einen Knüp-
pel nach dem anderen zwischen die Beine werfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das lassen wir uns nicht gefallen; das ist absolut wider-
sprüchlich und unehrlich.

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(C (D Sie sind doch selber einmal Wissenschaftlerin geween. Aber offenbar beherrschen Sie die Mathematik icht. Zwischen 1994 und 1998 sind die Ausgaben für ildung und Forschung um 5 Prozent gesunken. Aber wischen 1998 und heute sind sie, wenn man das BAföG inzunimmt, um 30 Prozent gestiegen. Jetzt frage ich ie: Was ist mehr: minus 5 Prozent oder plus 0 Prozent? Diese Frage müssten Sie doch beantworten önnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein weiterer Punkt ist die Anzahl der Studierenden.
ls wir 1998 an die Regierung kamen, lag der Anteil
erjenigen eines Jahrgangs, die ein Studium aufgenom-
en haben, bei 27 Prozent. Heute liegt der Anteil bei
ber einem Drittel. Ich will nicht sagen, dass Quantität
lles ist; davon bin ich weit entfernt. Aber die Verlogen-
eit, die Sie an den Tag legen, ist inakzeptabel. Zu Ihrer
egierungszeit ist der Anteil der Studierenden immer
eiter gesunken. Auch die Anzahl derer, die BAföG be-
ogen haben, ist immer weiter zurückgegangen. Was Sie
ier erzählen, ist wirklich vollkommen unglaubwürdig.
as muss ich ganz klar sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Flach, man kann viel über die Grüne Gentech-
ik reden. Aber nur weil Sie der Meinung sind, man
rauche eine Durchbrecherstrategie, kann man noch
ange nicht sämtliche wissenschaftlichen Einwände, aber
uch Befürchtungen der Bürger einfach über den Haufen
erfen.


(Ulrike Flach [FDP]: Welche denn?)

ir wissen, dass 70 Prozent der Bevölkerung gegenüber
er Grünen Gentechnik skeptisch eingestellt sind. Das
aben wir als diejenigen, die wir die Bürger im Parla-
ent vertreten, zu respektieren.
Wir wollen mit dem Gentechnikgesetz Transparenz

nd Koexistenz sichern. Wir stellen auch sicher, dass die
kologische Schädlichkeit, soweit wir heute darüber Be-
cheid wissen, ausgeschlossen werden kann. Das ist ge-
au der richtige Weg. Deswegen ist das Gentechnikge-
etz ein gutes Gesetz. Das möchte ich hier betonen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Aus Ihrer Sicht!)


Ich habe meine Redezeit jetzt weitgehend verbraucht.
ber es war einmal notwendig, auf die Äußerungen der
olleginnen einzugehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Forschungsdebatte ist für uns eine Debatte über
inanzen und Strukturen. Das sind zwei Seiten einer
edaille, die zusammengehören. Für uns geht es bei den
trukturreformen – ich muss jetzt leider im Telegramm-
til sprechen – um Folgendes:
Erstens. Wir müssen zunächst einmal die Hochschu-

en und Forschungseinrichtungen – da stimme ich Ihnen






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

zu, Frau Flach – vom Korsett des öffentlichen Dienst-
rechts befreien.


(Ulrike Flach [FDP]: Dann machen Sie es doch!)


Wir brauchen einen Wissenschaftstarifvertrag. Das kön-
nen wir gerne zusammen machen.

Zweitens. Die Finanzierung der Hochschulen muss
stärker über die Nachfrage gesteuert werden. Unser
Konzept heißt deshalb Bildungsgutscheine; dafür setzen
wir uns ein. In NRW werden diese Gutscheine bereits
eingeführt.

Wir müssen den Hochschulen – da haben Sie Recht –
mehr Autonomie geben. Sie brauchen mehr Personalau-
tonomie, mehr Haushaltsautonomie und bessere Mög-
lichkeiten, ihre Studierenden selbst auszuwählen.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: So ist es!)

Das ist zutreffend. Was aber die Finanzierung der Hoch-
schulen betrifft, warne ich vor einer Verengung der De-
batte auf Studiengebühren; ich komme gleich darauf zu-
rück.

Wir müssen auch sehen, wie man zusätzliches Geld
mobilisieren kann: durch Stiftungskapital, durch Patent-
verwertungsstrukturen und auch durch Weiterbildung.
Es ist doch ein Witz, dass unsere Universitäten fünf Mo-
nate im Jahr leer stehen. In dieser Zeit kann Weiterbil-
dung stattfinden; dazu kann auch die Wirtschaft einen
Beitrag leisten. Ich glaube, diese Einnahmequellen müs-
sen wir ausbauen.

In diesen Kontext gehören übrigens auch Wettbe-
werbe. Ich halte Wettbewerbe für eine gute Idee, will
aber zwei Dinge hinzufügen:

Erstens. Der Titel „Brain up! Deutschland sucht seine
Spitzenuniversitäten“ hat mir nicht gefallen. Das klingt
für mich eher nach Quiz als nach Alexander von Hum-
boldt; das muss ich ohne weiteres zugeben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Zweitens. Wir sollten nicht denken, dass unsere Uni-

versitäten große Maschinen sind, in die man oben Geld
hineinschüttet und bei denen unten Produkte herauskom-
men. Unsere Universitäten brauchen mehr Zweckfrei-
heit. Dann kommen am Ende mehr Innovationen heraus.
Also keine Konditionierung auf marktfähige Produkte,
sondern auf Spitzenforschung – das ist das Entschei-
dende.

Jetzt wird mir hier signalisiert, dass ich zum Ende
kommen muss, deshalb kann ich zu den Studiengebühren
nur noch sehr wenig sagen. Unser Gegenmodell – das
habe ich bereits gesagt – ist das Modell der Bildungsgut-
scheine. Es gibt in unserer Fraktion einige – dazu gehöre
auch ich –, die Studiengebühren nicht prinzipiell abge-
neigt sind; das gebe ich ohne weiteres zu.


(Ulrike Flach [FDP]: Also stimmen Sie uns doch einmal zu!)


Aber wir müssen über die Randbedingungen reden. Wir
können heute doch nicht über Studiengebühren spre-

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(C (D hen, wenn unsere Universitäten gleichzeitig verlottern. as wäre ungefähr so, als wenn ein Kaufmann, dessen rodukte immer schlechter werden, sagt: Ich muss jetzt ie Preise erhöhen, damit ich überhaupt noch Gewinne rziele. – So geht das nicht! Wir müssen über die Randedingungen reden. Wir müssen sicherstellen, dass es in Stipendiensystem gibt, dass soziale Selektion ausgechlossen wird und dass sich der Staat – das ist am allerichtigsten – nicht aus der Bildungsfinanzierung zuückzieht. Wenn wir das gemeinsam geschafft haben – im Moent ist das nicht so; Sie wissen genau, dass sich die änder mehr und mehr zurückziehen – Herr Kollege! Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508803700
– ich bin fertig –, dann können wir über Studienge-

ühren reden, aber nicht aus heiterem Himmel und ohne
ontext. Da machen wir auf keinen Fall mit.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508803800

Herr Kollege Loske, darf ich daran erinnern, dass

ann, wenn die Uhr blinkt, nicht die Nachspielzeit be-
innt, die Gelegenheit gibt, den eigentlichen Höhepunkt
er Rede einzuleiten, sondern dass dann die Redezeit be-
ndet ist?


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke, Herr Präsident! Ich werde mir das zu Herzen nehmen!)


Nun erteile ich das Wort der Ministerin für Wissen-
chaft, Forschung und Kunst des Freistaates Thüringen,
rau Professor Schipanski.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508803900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren Abgeordneten! Das Thema Innovation be-
errscht im Moment zu einem guten Teil die öffentliche
iskussion. Ich muss Ihnen sagen: Ich finde das hervor-
agend.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Durch uns!)


enn schon lange weist die CDU auf die grundlegende
edeutung von Forschung, Wissenschaft und Bildung
ür die Zukunft unseres Landes hin.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Bundesregierung hat das Jahr 2004 zum Jahr der

nnovationen und zum Jahr der Technik ausgerufen. Ich






(A) )



(B) )


Ministerin Dr. Dagmar Schipanski (Thüringen)


begrüße das. Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, ein
technik- und forschungsfreundliches Klima in Deutsch-
land zu fördern. Ich werte es als ein Kompliment für
Thüringen – das sei mir an dieser Stelle gestattet –, dass
die SPD die Bedeutung von Innovation und Eliten ge-
rade in Weimar erkannt hat. Offensichtlich ist sie vom
Geist des Aufbruchs und der Innovation, der in unserem
CDU-regierten Land herrscht, angesteckt worden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Der alte Geist war ein sozialdemokratischer!)


Jetzt will die Bundesregierung der Ankündigung Ta-
ten folgen lassen. Hierzu hat sie einen Wettbewerb aus-
gerufen: „Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuni-
versitäten“. Ich verzichte an dieser Stelle auf die
Untersuchung der Frage, ob die sprachliche Nähe zu ei-
ner zweifelhaften Castingshow bewusst gewählt wurde
oder ein Zufall ist.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Peinlich ist das!)


Tatsache ist jedoch: Die Länder lehnen diese Pläne ein-
hellig ab. Wir sehen darin einen weiteren Versuch, den
Föderalismus auszuhöhlen und stattdessen mithilfe ein-
zelner Prestigeprojekte Öffentlichkeitsarbeit zu betrei-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Selbst der grüne Koalitionspartner hält dies für ein „frag-
würdiges Konzept“.

Der Ansatz ist aber auch ordnungs- und wissen-
schaftspolitisch inkonsequent und falsch:

Erstens. Laut Zielsetzung der Weimarer Leitlinien
sollen sich in Deutschland Spitzenuniversitäten etablie-
ren, die mit Harvard oder Stanford konkurrieren können.
Ein ehrenwertes Ziel! Nur verkennen Sie dabei völlig,
dass sich die genannten amerikanischen Universitäten in
einem völlig anderen Umfeld entwickelt haben: in einem
Umfeld von Wettbewerb und hochschulpolitischer Frei-
heit, von Studiengebühren und Stiftungskapital bis hin
zu wirtschaftlicher Betätigung.

Anstatt jetzt eine umfassende Deregulierung einzu-
leiten, damit sich ein solcher Wettbewerb auch bei uns
entfalten kann, soll eine kleine Zahl von Universitäten
– warum eigentlich fünf? – quasi per Dekret den Ritter-
schlag zur Spitzenuniversität erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die „FAZ“ hat diese Politik gestern mit Planwirt-

schaft verglichen. Als guter Kenner der Planwirtschaft
fühle ich mich fatal an Fünfjahrespläne erinnert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Kommt die Zahl fünf vielleicht von Fünfjahresplänen?
Derjenige, der Fünfjahrespläne erlebt hat, weiß, dass
diese Pläne nie eingehalten worden sind.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Das ist unglaublich! Wettbewerb ist das Gegenteil!)


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(C (D Wenn Sie also den Universitäten in Deutschland die öglichkeit bieten wollen, in die Liga der Eliteuniversi äten aufzusteigen, dann müssen Sie entsprechende Rahenbedingungen für Freiheit und Wettbewerb schaffen nd dürfen das Hochschulrahmengesetz nicht mit immer euen Regulierungen überfrachten. Ich begrüße den Vorchlag von Frau Flach, wir werden uns darüber unterhalen müssen. Es kommt darauf an, Rahmenbedingungen für den ettbewerb zu schaffen, den Hochschulen und Wissenchaft aus sich selbst heraus betreiben können. Die Reaität ist hier nämlich weiter, als die Bundesregierung animmt. Es gibt bereits eine ganze Reihe von Fakultäten, eren Ruf auch international absolut exzellent ist. Das Gleiche gilt für bestimmte außeruniversitäre In titute. Diesen positiven Ansatz müssen wir nutzen, ihm üssen wir die Chance geben, sich weiterzuentwickeln. Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Tauss? Ja. Bitte schön, Herr Tauss. Ich bin dankbar, dass Sie sich in dieser Frage unseren berlegungen angenähert haben. Frau Flach hat vorhin um Thema Zuständigkeit gefragt. Ich habe nichts dageen, wenn Sie hier über das Hochschulrahmengesetz eden, Frau Ministerin. Ich frage aber an dieser Stelle: arum hat das Land Thüringen die Möglichkeiten, die ir durch die Öffnung des Hochschulrahmengesetzes, eispielsweise im Besoldungsrecht, gegeben haben, biser nicht genutzt? Warum haben erst drei Bundesländer ie neuen Regelungen umgesetzt? Warum sind erst drei undesländer an diese Frage herangegangen? Auf die Frage, warum noch keine Initiativen zum issenschaftstarifvertrag ergriffen worden sind, will ich er Fairness halber nicht eingehen. Auch da haben Sie ich nicht durchgesetzt. Ich freue mich aber, dass wir ier einer Meinung sind. Meine Frage: Warum setzen Sie das, was heute mög ich ist, nicht um? Das kann ich Ihnen ganz genau beantworten. Wir erden das insgesamt umsetzen, wenn über die Klage ntschieden ist, wie mit der Habilitation umzugehen ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ach so! Diese alte Geschichte!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508804000
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508804100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508804200
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508804300
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508804400






(A) )



(B) )


Ministerin Dr. Dagmar Schipanski (Thüringen)


Das heißt, wir müssen genau das durchsetzen, was uns
richtig erscheint, und nichts anderes.

Lassen Sie mich zu den Universitäten zurückkom-
men. Wir brauchen Wettbewerb und Freiheit an den
Universitäten. Es ist richtig, hier sind auch wir Länder
gefordert. Die Bundesregierung sollte aber aus gesamt-
staatlicher Verantwortung dafür sorgen, dass sich die Vo-
raussetzungen zur Teilnahme am Wettbewerb insgesamt
verbessern. Wir Länder sind selbstverständlich gefor-
dert. In diesem Zusammenhang möchte ich nur erwäh-
nen – Herr Loske hat vorhin ausgeführt, dass sich die
Hochschulen an der Weiterbildung beteiligen sollen –:
Im Thüringer Hochschulgesetz ist das längst verankert.
Unsere Hochschulen können sich an der Weiterbildung
beteiligen und dafür Gebühren erheben. Die Länder nut-
zen die Freiheiten, die ihnen im Rahmen des engen Re-
gulierungsgesetzes gegeben sind, aber wir brauchen
noch mehr Freiheiten, um unsere Hochschulen für den
Wettbewerb fit zu machen.

Dazu gehört auch ein Wissenschaftstarifvertrag, über
den wir diskutieren, aber ich wünsche mir auch von den
SPD-regierten Ländern einen Vorschlag


(Lachen bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Immer wir!)


– über den wir diskutieren können. Wir können nicht
einfach die Zeit für die Lehre festlegen, wir können auch
nicht den Zeitraum festlegen, wie lange man an einer
Hochschule bleiben darf, bevor man automatisch gehen
muss. Diese starren Zeitregelungen, die detaillierten
Stundenfestlegungen verhindern angemessene Reaktio-
nen der Hochschulen auf verändertes Studierverhalten
oder auf sich rasch entwickelnde Forschungsgebiete.

Was tut die Bundesregierung? Anstatt die Wettbe-
werbsbedingungen zu verbessern, kürzt sie die Mittel für
den Hochschulbau um 135 Millionen Euro. Vergleicht
man diese Politik mit den neuerlich angekündigten Mil-
lionen, dann heißt das im Klartext: Die Bundesregierung
will sich mit einzelnen Leuchttürmen auf Kosten der
Fläche profilieren. Diese Politik trifft die neuen Länder
in ganz besonderer Weise;


(Nicolette Kressl [SPD]: Falsch!)

denn unsere Hochschulen hatten nicht die Chance, in
15 Jahren 40 Jahre Vorsprung der alten Länder aufzuho-
len.


(Beifall der Abg. Cornelia Pieper [FDP])

Die Chefsache „Aufbau Ost“, meine sehr verehrten Da-
men und Herren Abgeordnete, erweist sich ein weiteres
Mal als leere Drohung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das war schon einmal so, nämlich als die UMTS-

Erlöse verteilt wurden. Die Messlatte für die Hochschu-
len zur Teilnahme an dem Programm der DFG-For-
schungszentren war so hoch angelegt, dass keine einzige
Universität der neuen Länder überhaupt eine Chance
hatte. Noch sind die Voraussetzungen nicht gleich. Das
muss berücksichtigt werden. Hier erwarten wir ein En-
gagement für den Aufbau Ost.

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(C (D Auf der anderen Seite jedoch möchte ich betonen, ass gerade die DFG dafür prädestiniert ist, dem wissenchaftlichen Wettbewerb in Deutschland neue Impulse u verleihen. (Beifall des Abg. Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


chließlich folgt die DFG bei der Mittelvergabe aus-
chließlich Wissenschafts- und Exzellenzkriterien. Vor
iesem Hintergrund möchte ich einen Vorschlag unter-
reiten, der die Forschung in unserem Land nach Wett-
ewerbskriterien voranbringt und den Willen der Bun-
esregierung aufgreift, sich zu engagieren: Die Deutsche
orschungsgemeinschaft erhält das angekündigte Geld,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ber ohne an anderer Stelle Mittel zu kürzen, etwa für
en Hochschulbau oder die Projektforschung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Damit erhält die DFG die Möglichkeit, nach ihren ei-

enen Regularien, nämlich nach der Exzellenz von For-
chungsanträgen, die besten Vorhaben aus allen Hoch-
chulen zu fördern und auch auszustatten. Dabei sollten
ie Nachwuchswissenschaftler, die über diese Förderung
ingestellt werden, zugleich zur Lehre an den Universi-
ten verpflichtet werden. Denn die Einheit von For-
chung und Lehre ist nach wie vor das entscheidende
erkmal der deutschen Universitäten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Damit würde der dringend notwendige wechselseitige

usammenhang von Forschung und Lehre in einer ganz
euen Qualität in den Universitäten verankert. Bei der
ergabe der Mittel könnten durchaus auch mit außeruni-
ersitären Instituten vernetzte Forschungsvorhaben, ver-
unden mit Promotionsstudiengängen oder Graduierten-
ollegs, Kriterien für Auswahl und Exzellenz sein.
Ich glaube, hieran lässt sich eine gute Diskussion an-

nüpfen, wie im freien Wettbewerb Elite heranwächst,
usgebildet und gefördert und nicht per Dekret verordnet
ird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zugleich hätten wir ein Grundproblem der deutschen
niversitäten, nämlich das der unzureichenden Zahl
issenschaftlicher Mitarbeiter in der Lehre, mit gelöst.
as könnte zu mehr und besserer Forschung und Lehre,
ber auch zu veränderten und besser vernetzten neuen
trukturen in der Forschungslandschaft führen.
elbstverständlich müsste ein entsprechendes Engage-
ent von Wirtschaft und privaten Förderern für die Uni-
ersitäten belohnt werden.
Es gibt eine Reihe von Vorschlägen, die häufig disku-

ert wurden. Aber leider erfolgt in unserem Land die Um-
etzung häufig nur sehr zögernd. Auch die letzte Ausein-
ndersetzung zwischen Frau Bulmahn und Herrn
atschie über die Abschaffung der ZVS zeigt das: vor,
urück, zur Seite, ran. Wir haben aber noch kein Ergebnis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Die ZVS ist doch euer Bier! Ministerin Dr. Dagmar Schipanski Der redet schon als Ministerpräsident! Haben Sie das noch nicht gemerkt?)





(A) )


(B) )


Im Übrigen sei mir gestattet, zum Abschluss darauf
hinzuweisen, dass die größte Schwäche von Deutschland
nicht das Finden von Forschungsergebnissen ist. Darin
sind wir nach wie vor exzellent und international sehr
anerkannt. Unsere Schwäche ist die Umsetzung von
Forschungsergebnissen in wirtschaftliche Nutzung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dieses Problem aber lösen wir nicht durch die Festle-

gung von Eliteuniversitäten. Das Problem lösen wir nur
durch kontinuierliche Verzahnung von Hochschulen, au-
ßeruniversitären Forschungseinrichtungen und deren ge-
meinsame Verzahnung mit der Wirtschaft. Das muss flä-
chendeckend passieren. Die fünf Leuchttürme, die wir
errichten wollen, werden das Ganze nur überstrahlen,
werden aber keine Tiefenwirkung haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aber die Clusterbildung, die wir mit dem Bio-Re-

gio-Wettbewerb unter Jürgen Rüttgers initiiert haben, die
wir in den CDU-geführten Ländern aufgenommen ha-
ben, die wir pflegen und die wir trotz der schwierigen
Rahmenbedingungen immer weiter voranzutreiben ver-
suchen,


(Jörg Tauss [SPD]: Die wir finanzieren!)

kann uns dort voranbringen. Dafür sind die neuen Län-
der ein gutes Beispiel; denn unsere neue Wirtschaft ist
nur aufgrund der direkten Umsetzung von Forschungser-
gebnissen in neue Produkte auf den Stand gekommen,
auf dem sie heute ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Bedanken Sie sich bei uns!)


Dieses Miteinander würden wir kaputtmachen, wenn
wir dem Vorschlag folgen würden, die gut gewachsene
Forschungslandschaft jetzt zu zerschlagen, also be-
stimmte Forschungseinrichtungen dem Bund und andere
den Ländern zuzuordnen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie sind ja strukturkonservativ!)


Diese Strukturreformen würden die deutsche For-
schungslandschaft nicht voranbringen.


(Jörg Tauss [SPD]: Also keine Reformen!)

Deshalb sage ich: Wir sollten die derzeitige Diskussion
offensiv führen und der Wissenschaftspolitik in unserem
Land neue Impulse geben. Dazu brauchen wir keine zen-
tralen Vorgaben. Der föderale Wettbewerb der Länder
bietet genügend Chancen. Wir müssen sie nur nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508804500

Nun erteile ich der Bundesministerin für Bildung und

Forschung, Edelgard Bulmahn, das Wort.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Innovationen sind er Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. ie Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängt wirklich ntscheidend von Bildung, Forschung und Wissenschaft b. Aber, liebe Frau Kollegin, es reicht nicht aus, das nur u beschwören. Man muss auch entsprechend handeln. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung macht genau das. Sie handelt.

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wo denn?)


er Startschuss dafür ist am 15. Januar dieses Jahres ge-
allen. Gemeinsam mit Wissenschaft, Wirtschaft und
ewerkschaften hat die Bundesregierung die Initiative
Partnerschaft für Innovation“ gestartet. Dabei müs-
en wir alle bereit sein, ausgetretene Pfade zu verlassen
nd neue Wege zu gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


„Wasch mich, aber mach mich nicht nass“: Wenn man
ach dieser Devise vorgeht, liebe Kolleginnen und Kol-
egen, wird sich in unserem Lande überhaupt nichts be-
egen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb, liebe Frau Schipanski, kann man auch nicht un-
er Hinweis auf den Föderalismus und Zuständigkeiten
otwendige Modernisierungen und Veränderungen in
nserem Land in Frage stellen und boykottieren. Das
eht nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich ausdrücklich sagen: Jeder ist gefor-
ert, einen Beitrag zum gemeinsamen Aufbruch zu leis-
en.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508804600

Frau Bulmahn, darf die Kollegin Pieper Ihnen eine

wischenfrage stellen?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
Das darf sie.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1508804700

Vielen Dank, Frau Ministerin. – In Ihrer Humboldt-
ede haben Sie sich jüngst für mehr Autonomie der
ochschulen in diesem Land ausgesprochen. Das habe
ch mit großem Wohlwollen gehört. Sie haben sogar ge-
agt, Sie wollten eine Novelle zum Hochschulrahmen-
esetz vorlegen und es auf zwei bis drei Seiten kürzen.
ann legen Sie, Frau Ministerin, eine Novelle zum
ochschulrahmengesetz vor? Wann können wir Ihren
esetzentwurf erwarten?






(A) )



(B) )


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Das, liebe Frau Pieper, wird Inhalt des Gespräches

sein, das ich mit einigen Landesministern am 4. Februar
dieses Jahres führen werde.


(Cornelia Pieper [FDP]: Ich denke, Sie brauchen drei Jahre, Frau Bulmahn! Das haben Sie gesagt!)


Deshalb sage ich ausdrücklich: Es reicht nicht, das zu
beschwören.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine präzise Antwort!)


Man muss es auch tun.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Hochschulland-

schaft Deutschlands kann sich sehen lassen. Wäre dem
nicht so, wären deutsche Nachwuchswissenschaftlerin-
nen und Nachwuchswissenschaftler bei amerikanischen
Forschungseinrichtungen und Unternehmen nicht so ge-
fragt, wie sie es sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

In der Breite sind wir stark. Aber wir brauchen auch
Spitzenuniversitäten, die internationale Strahlkraft ha-
ben, in die Menschen aus aller Welt gehen und dort
forschen wollen. Denn eines ist klar: Wir müssen inter-
national attraktiver werden. Wir müssen die Leistungsfä-
higkeit der Hochschulen in der Breite stärken. Aber wir
brauchen auch die Spitze.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In den letzten Jahren hat die Bundesregierung die
Hochschulen in der Breite gestärkt. Auch hier sage ich
ausdrücklich: Entscheidend ist das Handeln. Unter die-
ser Bundesregierung ist die Zahl der Studierenden um
ein Drittel gestiegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unter dieser Bundesregierung sind die Studienförderung
erheblich verbessert, das BAföG reformiert und Bil-
dungskredite geschaffen worden. Unter dieser Bundesre-
gierung wurden die Mittel für die Hochschulen um
23 Prozent erhöht, unter der vorherigen wurden sie redu-
ziert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Vergleich nenne ich Ihnen folgendes Beispiel: Das
Land Bayern, das sich ja immer selbst damit preist, sehr
viel für die Hochschulen zu tun, hat die Ausgaben für
Hochschulen um 2 Prozent erhöht. Wir haben sie im
gleichen Zeitraum um 23 Prozent erhöht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das ist der Unterschied zwischen Taten und Worten.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Wir reden und handeln!)


Spitzenförderung und Breitenförderung – lassen
ie mich das ausdrücklich sagen – sind zwei Seiten einer
edaille und lassen sich nicht gegeneinander ausspie-

en.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Genau so ist es!)

s muss uns in Deutschland gelingen, aus unseren vor-
andenen Stärken heraus Spitzenzentren zu entwickeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

eshalb habe ich immer so nachdrücklich gesagt: Spit-
enuniversitäten können nicht per Dekret erlassen wer-
en. Spitzenuniversitäten müssen sich im Wettbewerb
ntwickeln.


(Beifall bei der SPD)

Liebe Frau Schipanski, ich muss Ihnen ausdrücklich

agen: Das ist das genaue Gegenteil von Planwirtschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch wundere mich, dass Sie sich hier gegen diesen Wett-
ewerb aussprechen. Denn an anderer Stelle preisen Sie
en Wettbewerb zu Recht,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie wissen doch gar nicht, was Marktwirtschaft ist!)


um Beispiel in den Bereichen Bio-Regio und Inno-Re-
io. Genau das brauchen wir auch in der Wissenschaft.
enn Wettbewerb ist ein Charakteristikum von Wissen-
chaft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Übrigen stelle ich fest: Inzwischen will sich eine
roße Zahl von Universitäten diesem Wettbewerb stel-
en. Deshalb wird auch für mehr Wettbewerb gesorgt.
ir geht es um die Hochschulen, um die Universitäten
owie um die Studierenden und um die Lehrenden an
iesen Einrichtungen. Ihnen möchte ich die notwendige
nterstützung geben. Sie sollen eine Chance bekommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508804800

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Bergner?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
Ja.


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1508804900

Frau Ministerin, Sie könnten sehr zum Dialog und zur

roblembezogenen Diskussion beitragen, wenn Sie zu
em Vorschlag der Thüringer Wissenschaftsministerin
tellung nehmen könnten, die gesagt hat, Sie sollten die






(A) )



(B) )


Dr. Christoph Bergner

Mittel, die Sie für Ihren „Preisausschreibenwettbe-
werb“ eingeplant haben, besser der Deutschen For-
schungsgemeinschaft – zusätzlich zu allen übrigen
Verpflichtungen des Bundes – zur Verfügung stellen. Ich
finde, das ist ein sehr wettbewerbsbezogenes Konzept.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was ist daran Wettbewerb?)


Was sagen Sie zu dem Vorschlag der Thüringer Wissen-
schaftsministerin?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Ich treffe mich am 16. Februar mit den Präsidenten
der Forschungsorganisationen und der Hochschulrekto-
renkonferenz, um gemeinsam mit ihnen meinen Vor-
schlag zu erörtern. Natürlich werde ich gute Änderungs-
vorschläge von ihnen aufgreifen. Ich habe mit den
Präsidenten bereits gesprochen, bevor ich den Vorschlag
der Öffentlichkeit vorgelegt habe, habe ihre Meinungen
angehört und ihre Ratschläge eingeholt und diese in
mein Konzept eingearbeitet. So werde ich auch weiter-
hin verfahren.

Ich habe mit ihnen in dem damaligen Gespräch über-
eingestimmt, dass es richtig ist, dass ein Wettbewerb
ausgeschrieben wird, dass die Universitäten selber ein
Konzept entwickeln, mit dem sie in die Spitze vordrin-
gen wollen, und dass sie selber entscheiden, ob sie au-
ßeruniversitäre Forschungseinrichtungen oder die Wirt-
schaft integrieren. Unser gemeinsamer Wunsch war,
dass das jeweilige Bundesland, die Region und die Stadt
das Vorhaben ihrer Universität mit allen Kräften unter-
stützen. Darauf kommt es an.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man wird dann feststellen können, ob die Worte mit den
Taten übereinstimmen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805000

Nun möchte der Kollege Lensing eine Zwischenfrage

stellen.
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Gerne.

(Jörg Tauss [SPD]: Lensing kann auch noch etwas lernen! Das kann nicht schaden! Herr Kauder müsste viele Fragen stellen! Das schaffen wir aber leider nicht mehr! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das hätte keinen Sinn! Denn Sie verstehen meine Antworten nie! Dazu muss man ein Minimum an Verstand haben!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805100

Die spontane Debatte, die sich in den ersten Reihen

unter einzelnen Kollegen abspielt, hat sicherlich einen
gewissen Reiz, entspricht aber nicht ganz den Formvor-
schriften unserer Plenardebatten.

Zu einer Zwischenfrage hat jetzt der Kollege Lensing
das Wort.

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(C (D Zu dem, was der Kollege Kauder gesagt hat, erlaube ch mir noch den Hinweis, dass das immer auch eine rage des jeweiligen individuellen intellektuellen Zuchnitts ist. (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] chen aus Erfahrung, Herr Kollege!)

Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1508805200

Frau Ministerin Bulmahn, der Vorstoß der SPD zur
örderung von Eliten, von vielen als Paradigmenwech-
el verstanden, wird, wenn man die Presse liest, vorran-
ig als populistisches Wendemanöver begriffen. Ich
rage Sie: Wie soll man diesen Aussagen einer Partei
lauben,


(Jörg Tauss [SPD]: Uns können Sie immer glauben!)


ie früher aus primär ideologischen Gründen das Wort
lite nicht einmal in den Mund nehmen wollte?


(Horst Kubatschka [SPD]: Witzbold!)

Darüber hinaus frage ich Sie: Liegt der Grund für die

llgemeine Nivellierung an Schulen und Hochschulen,
or allem in Nordrhein-Westfalen, nicht zuletzt darin,
eil Sie keinen Unterschied zwischen Chancengleich-
eit und Chancengerechtigkeit machen? Das Verfolgen
es Ziels der Chancengleichheit führte bekanntlich zur
llgemeinen Gleichmacherei, während die Chancenge-
echtigkeit die individuelle Kraft des Einzelnen fordert.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805300

Herr Kollege, Ihre Frage bitte.

Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1508805400

Können Sie mir in dieser Frage nicht uneingeschränkt
echt geben – darauf steuern meine Aussagen hin, Herr
räsident –, schließlich ist Leistung zu fordern human
nd Leistung zu verweigern inhuman?


(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805500

Frau Kollegin Bulmahn, bevor Sie die Frage freundli-

herweise beantworten, darf ich einmal einen gut ge-
einten Hinweis geben: Wie im Augenblick sicher der
ollege Lensing, so empfinde auch ich es als schwer er-
rägliche Härte, dass die Geschäftsführer der jeweiligen
raktionen immer nur einen kleinen Teil der Kollegen
örmlich als Redner anmelden.


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)

Ich kann aber nichts daran ändern und muss deswe-

en darauf hinweisen, dass Zwischenfragen so gestellt
erden müssen, wie es der Begriff zum Ausdruck bringt,
ämlich als Zwischenfragen. Es dürfen keine förmlich
icht angemeldete Reden sein. – Bitte schön, Frau Kolle-
in.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die Reaktion ist aber immer nur bei der CDU/CSU zu spüren!)







(A) )



(B) )


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Lieber Herr Kollege Lensing, ich sage ausdrücklich:

Unser Land braucht Leistungseliten. Was wir weniger
brauchen, sind Erbeneliten.


(Beifall bei der SPD)

Vielleicht gibt es hier einen Unterschied zwischen unse-
ren Auffassungen. Wir brauchen in unserem Land Leis-
tungseliten und Leistungsträger.

Menschen sind sehr unterschiedlich. Deshalb ist es
eine ganz wichtige Aufgabe der Bildungspolitik, Sorge
dafür zu tragen, dass nicht ein einziges Talent in unse-
rem Land verschüttet wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Tauss, sie meint nicht Sie! – Jörg Tauss [SPD]: Ich bin doch der intelligenteste Abgeordnete!)


Ich denke, dabei nützt Ihr diffiziles Auseinanderdefinie-
ren von Begriffen nur sehr wenig. Ich glaube, dass kein
Mensch in diesem Lande wirklich Spaß daran hat oder es
interessant findet, zu differenzieren und über den Unter-
schied zwischen Chancengleichheit und Chancengerech-
tigkeit zu diskutieren.

Im Kern geht es doch darum, dass die Kinder in den
Schulen nicht entmutigt werden dürfen, sondern dass sie
ermutigt werden müssen, ihre Talente zu nutzen und ihre
Fähigkeiten zu entwickeln. Dafür ist es notwendig und
wichtig, dass man die Kinder nicht frühzeitig sortiert,
einordnet und entmutigt und – deshalb dränge und be-
stehe ich so darauf – dass das Prinzip der individuellen
Förderung in unseren Schulen zum Kern des Unter-
richtsgeschehens und auch zum Mittelpunkt des Gesche-
hens in unserer Gesellschaft wird.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir müssen in unserem Land endlich wieder auch ein
Stück Bildungsoptimismus entwickeln; denn die Men-
schen können einfach viel mehr, als wir ihnen häufig zu-
trauen.

Das ist aus meiner Sicht der eigentlich notwendige
Klima- und Kulturwechsel, den wir in unserem Land
brauchen. Wir müssen begreifen, dass wir jedem Kind
eine Chance geben müssen. Wie dies geschieht, wird im-
mer sehr unterschiedlich aussehen. Die individuelle För-
derung, Ermutigung und Unterstützung müssen dabei
das A und O sein. Nur dann werden wir die Leistungseli-
ten haben, die wir brauchen, um unser Land auch weiter-
hin nach vorne zu bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich zu
den Spitzenuniversitäten zurückkommen. Ich habe vor-
hin gesagt, jede Universität entscheidet selbst, mit wel-
chem Konzept sie in die Spitze vordringt. Die Besten
sollen nicht von Politikern, Beamten oder Ministerien,
sondern von einer international zusammengesetzten

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(C (D ury, einer Expertenkommission, ausgewählt werden. iese wählt die besten zehn Vorschläge in der ersten unde aus. Danach erhalten die Universitäten die notendige Unterstützung, um die Entwurfsskizzen zu eiem umfassenden Konzept auszuarbeiten. Aus diesen rsten zehn ausgewählten Hochschulen und ihren Konepten – nicht mehr Entwürfen – werden dann die besten ier, fünf oder sechs Hochschulen ausgewählt. Weil ich davon überzeugt bin, dass sich die Spitze, die lite immer wieder dem Wettbewerb stellen muss, weren wir nach vier Jahren eine weitere Runde durchfühen. Es ist also kein starres, sondern ein offenes System, odass zum Beispiel auch die Hochschulen, die beim rsten Mal noch nicht mitmachen können, eine Chance rhalten. (Ulrike Flach [FDP]: Dazwischen erlauben Sie aber noch Wahlen, Frau Ministerin!)


Frau Flach, der Bund wird den ausgewählten Universi-
äten 50 Millionen Euro pro Jahr geben. Fünf mal 50
ind 250. 250 Millionen Euro zusätzlich ist eine ganze
enge Geld für unsere Hochschulen.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell as entspricht dem gesamten Jahreshaushalt einer sehr roßen Universität. Von daher können wir damit wirkich einen Schub in der Entwicklung von Universitäten rreichen. Spitzenuniversitäten sollen sich durch ein klares Pro il in Wissenschaft und Forschung auszeichnen. Herausagende wissenschaftliche Leistungen, eine erstklassige, n internationalen Standards orientierte Lehre und enge ooperationen mit den außeruniversitären Forschungsinrichtungen und der Wirtschaft sind dabei wichtige riterien. Auch eine gute Betreuung der Studierenden nd ein modernes Management machen Spitzenuniversiäten aus. Darüber hinaus – darin stimme ich mit allen Rednern berein – brauchen unsere Hochschulen die größtmöglihe Autonomie. Sie müssen ihr Profil eigenständig bilen können. Dazu zählt für mich, dass die Hochschulen ie Möglichkeit erhalten, ihre Studierenden weitgehend elbst auszusuchen. (Ulrike Flach [FDP]: Alle, Frau Bulmahn! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Was heißt „weitgehend“?)


Wie Sie wissen, verhandeln wir derzeit mit den Län-
ern über eine konsensfähige Lösung.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber ohne Ergebnis!)

ie Sie auch wissen, treten die einen Länder für eine
5-prozentige Quote und die anderen Länder für eine
0-prozentige Quote ein. Ich habe gesagt: Ich möchte,
ass der Anteil möglichst hoch ist. Aber wir müssen zu
iner vernünftigen Vereinbarung kommen, die praktika-
el und gerecht ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Darüber müssen wir reden. Ich bitte alle Kollegen, die
sich hier geäußert haben, in ihren Parteien dafür Sorge
zu tragen, dass wir zu einem Ergebnis kommen; denn
ohne die Länder können wir nichts machen. Sie sind in
erster Linie gefragt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe bereits mehrfach deutlich gemacht, dass ich
bereit bin, das Hochschulrahmengesetz wirklich gründ-
lich zu entrümpeln. Aus meiner Sicht reichen zwei bis
drei Seiten Gesetzestext.


(Ulrike Flach [FDP]: Dann machen Sie es doch mit uns gemeinsam!)


Dieser Text sollte nur noch das enthalten, was länder-
übergreifend geregelt werden kann. Das sind die Berei-
che Zulassung, Abschlüsse, Dienstrecht und Qualitäts-
sicherung. Mehr muss im Text nicht stehen.


(Ulrike Flach [FDP]: Also ran!)

Frau Flach, ich bin allerdings nicht so blauäugig, zu

glauben, wir müssten nur Regelungen streichen und
dann hätten die Hochschulen die Freiheit, die sie brau-
chen und die ich ihnen geben will. Vielmehr müssen wir
hier zu klaren Absprachen kommen, damit die Länder
ihre Hochschulen tatsächlich in die Freiheit entlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Genau das ist der Punkt!)


Es hilft den Hochschulen überhaupt nichts, wenn der
Bund Vorschriften streicht – das haben wir im Übrigen
auch schon gemacht – und dann die Länder jeden Frei-
raum, den sie haben, wieder im Detail ausfüllen. Des-
halb müssen wir zu klaren Vereinbarungen kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Besoldungsrecht? Bayern!)


Zur Zukunft der ZVS. Ich bin für jede Veränderung
der ZVS offen. Es bringt nichts, wenn von Journalisten
und auch hier behauptet wird, es gebe hier einen Dis-
sens. Darüber gibt es keinen Dissens zwischen uns: Ich
bin für jede Veränderung der ZVS offen. Ich möchte al-
lerdings darauf hinweisen: Die ZVS arbeitet auf der Ba-
sis eines Staatsvertrages zwischen den Ländern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Der Bund ist nicht Mitträger dieser Einrichtung. Deshalb
müssen die Bundesländer untereinander zu einem Kon-
sens kommen. Punkt.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Basta! Beifall des Abg. Ulrich Kasparick [SPD])


Wirtschaft und öffentliche Hand haben die Investitio-
nen in Forschung und Entwicklung seit 1998 von
2,3 auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöht.
Hier müssen wir aber noch weiter zulegen, wenn wir das
Ziel, das die Regierungschefs der EU untereinander ver-
einbart haben, nämlich 3 Prozent des Bruttoinlandspro-

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(C (D ukts für Forschung und Entwicklung bereitzustellen, rreichen wollen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ierzu wünsche ich mir in diesem Parlament den Willen
ller Fraktionen, an der Erreichung dieses Ziel mitzuar-
eiten. Das wird nicht einfach sein; das wissen wir. Wir
üssen es aber schaffen. Ich sage ausdrücklich: Es nützt
ichts, wenn es die Bundesregierung alleine macht. Die
irtschaft muss kräftig zulegen. Zwei Drittel der Mittel
üssen von der Wirtschaft aufgebracht werden.


(Ulrike Flach [FDP]: Tut sie ja schon!)

Sie muss auch weiterhin kräftig zulegen, Frau Flach.
uch die Länder müssen deutlich aufstocken.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist richtig!)

enn wir nämlich die Mittel erhöhen, aber die Länder
ürzen, wie das zum Beispiel das Land Niedersachsen
urzeit massiv macht,


(Ulrike Flach [FDP]: Alle!)

ann bringt das den Hochschulen überhaupt nichts.
ann wird das für sie ein Nullsummenspiel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Innovationen brauchen eine exzellente Forschungsba-
is. Die Bundesregierung hat seit 1998 die institutionelle
örderung deshalb erheblich gesteigert. Wissenschaft
enötigt darüber hinaus mittelfristige Planungssicher-
eit. Daher will ich den Forschungsorganisationen an-
ieten, ihnen genau diese mittelfristige Planungssicher-
eit zu geben.
Im Gegenzug erwarte ich die Bereitschaft zu Zielver-

inbarungen wie mehr Chancen für den wissenschaftli-
hen Nachwuchs, mehr Vernetzung der außeruniversitä-
en Forschung mit der Universität – die Forschung muss
ieder auf den Campus zurückkehren –, keine Auflö-
ung und Veränderung der Forschungsorganisation, aber
ehr Brücken, Vernetzung und Internationalität sowie
ehr Wettbewerb innerhalb der Forschungsorganisatio-
en. Darüber will ich mit den Präsidenten der For-
chungs- und Wissenschaftsorganisationen am 16. Fe-
ruar diskutieren.


(Ulrike Flach [FDP]: Wie stehen Sie denn zur Grundlagenforschung, Frau Bulmahn?)


Ist das eine Frage oder nicht?

(Heiterkeit)


urz gesagt: ja zur Grundlagenforschung. Wir dürfen
ns nicht auf Innovationen als mehr oder minder zufäl-
ige Nebenprodukte der Forschung verlassen. Deshalb
erde ich die Projektförderung meines Ministeriums
uf Technologien, die neue Wachstumsfelder erschlie-
en, und auf Basistechnologien, die als Wachstumstrei-
er in vielen Branchen wirken, ausrichten. Das sind die
nformations- und Kommunikationstechnologien, die
anotechnologien, die Biotechnologien, die optischen
echnologien und die Umwelttechnologien, die auch






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist immer,
dass das Wissen gezielt genutzt wird. Was die Forscher
entdecken, muss schnell in marktfähige Produkte umge-
setzt werden. Das setzt auch neue Formen der Partner-
schaft zwischen Wissenschaft und Wirtschaft voraus,
die neben die klassischen Verbundvorhaben getreten
sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805600

Möchten Sie, um die inzwischen abgelaufene Rede-

zeit zu verlängern, eine Zwischenfrage zulassen?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Ja, ich gestatte alle Fragen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805700

Bitte schön, Herr Kollege Kretschmer.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1508805800

Frau Ministerin, ich möchte Sie gerne nach Deutsch-

land – in das von heute – zurückholen. Sie sprechen ge-
rade über Projektförderung und mittelfristige Planungs-
sicherheit. Wir sehen, dass an allen möglichen Stellen
gekürzt wird. Ich nenne das Programm FUTOUR, das
wegfällt. Es ist das einzige Programm, das technologie-
orientierte Unternehmensgründungen aus Hochschulen
heraus, von denen Sie gerade gesprochen haben, ermög-
licht.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Was ist denn Ihre Frage?)


„Pro Inno I“ ist im vergangenen Jahr ausgelaufen. Das
neue Programm ist noch nicht angelaufen. Viele Fach-
programme Ihres Hauses laufen nicht mehr weiter. An-
träge werden nicht angenommen. Bei uns stapeln sich
die Briefe der Unternehmer, die forschen möchten. Wie
passt es zu dem, was Sie gesagt haben, wenn diese Fach-
programme wegen der globalen Minderausgabe oder aus
welchen Gründen auch immer reduziert werden und
keine neuen Anträge angenommen werden?


(Jörg Tauss [SPD]: Gute Steilvorlage!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Lieber Herr Kollege, die programmbezogene, projekt-
orientierte Forschungsförderung, die ein Weg der
Forschungsförderung neben der Förderung der For-
schungsorganisation und der Deutschen Forschungsge-
meinschaft darstellt, ist unter dieser Bundesregierung
ebenfalls verstärkt worden. Wir haben auch die For-
schungsförderung zum Beispiel der DFG und der MPG
deutlich gesteigert.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das war gar nicht seine Frage!)


Die programmbezogene Projektförderung, auf die Sie
sich beziehen, ist gegenüber derjenigen unter der CDU/
CSU-geführten Bundesregierung um 1,1 Milliarden
Euro gestiegen.

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(C (D (Zurufe von der SPD: Hört! Hört! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Zuhören, Herr Kollege!)


an muss sich schon mit den Fakten auseinander setzen.
as gehört auch zur Bildung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Damit haben wir es geschafft, dass deutlich mehr
leinere und mittlere Unternehmen an unseren Program-
en partizipieren. Ich sage ausdrücklich, dass ich in die-
em Jahr in einigen Bereichen der Programmförderung
uch kürzen musste. Deshalb habe ich hier nachdrück-
ich gesagt, dass wir in den kommenden Haushaltsjahren
ieder mehr Mittel in Bildung und Forschung investie-
en müssen. Daran geht kein Weg vorbei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen das schaffen, damit unsere Wissenschaftler,
ber auch die Forschungseinrichtungen und vor allem
ie Unternehmen die Chance haben,


(Zuruf von der CDU/CSU: An uns soll es nicht liegen!)


it neuen Produkten, neuen Verfahren und neuen
ienstleistungen wieder Märkte zurückzuerobern.
Das ist uns in zwei Bereichen gelungen, lieber Herr
ollege Kretschmer. Es ist uns zum Beispiel bei der
hipmaskentechnologie gelungen. Amerikanische Un-
ernehmen haben ihre Forschungs- und Entwicklungsab-
eilungen wieder nach Deutschland verlagert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

or fünf Jahren hätte niemand hier im Hause geglaubt,
ass das geschehen könnte.


(Jörg Tauss [SPD]: Laser! So ist es!)

ir haben das geschafft. Sie waren dabei und wissen es.
ir haben es in der Lasertechnik geschafft. In wichti-
en Bereichen – ich nenne Industrielaser und Systemla-
er – sind wir wieder Weltspitze. Hier haben wir einen
eltmarktanteil von 40 Prozent. In diesem Sektor arbei-

en mittlerweile 50 000 Beschäftigte.
Was die Gründungen von Unternehmen der Biotech-

ologie und die Zahl der Unternehmen betrifft, sind wir
n Europa an der Spitze. Damit das so bleibt und wir
iese Wachstumsentwicklung aufrechterhalten können,
rauchen wir auch in den kommenden Jahren wieder
ehr Geld für Forschung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch werde deshalb die Forschungsförderung noch stärker
uf eine Missionsorientierung ausrichten. Das könnte
um Beispiel „Alzheimer 2010 besiegen“ sein. Das ist
ine solche Missionsorientierung.


(Jörg Tauss [SPD]: Schönes Ziel!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Entscheidend ist immer, dass die Wissenschaft um den
besten Weg zur Erreichung des Ziels konkurriert und
dies an klar definierten Meilensteinen überprüft wird.

Meine Redezeit ist abgelaufen. Ich könnte noch vieles
ausführen, aber ich muss jetzt zum Ende kommen.

Ich wünsche mir, dass das Parlament häufiger über
Forschung und Entwicklung diskutiert


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

und dass bei allen auch der Wille vorhanden ist, zu han-
deln. Denn wir haben eine Menge zu bieten und wir kön-
nen vieles leisten. Richtig ist aber auch, dass andere Län-
der ebenfalls viel leisten. Deshalb kommt es darauf an,
gemeinsam die Innovationsfähigkeit unseres Landes zu
verbessern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war
doch ganz anders als dieser kritische Kram der
CDU/CSU!)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508805900

Bevor ich der Kollegin Marion Seib das Wort erteile,

bitte ich alle Kollegen, die sich noch zu Zwischenfragen
gemeldet hatten, um Nachsicht, dass ich das nach Ablauf
der Redezeit nicht mehr berücksichtigen kann, selbst
wenn der jeweilige Redner oder die jeweilige Rednerin
durchaus Interesse an der Zulassung weiterer Zwischen-
fragen haben könnte.

Nun hat die Kollegin Marion Seib, CDU/CSU-Frak-
tion, das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1508806000

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! „Die Handlungen der Menschen leben fort in
den Wirkungen.“


(Ulrich Kasparick [SPD]: Donnerwetter!)

– Donnerwetter! Dieser Satz von Gottfried Wilhelm
Leibniz setzt die Überschrift über das derzeit notwen-
dige Handeln in der Hochschul- und Forschungspolitik.

Wenn es darum geht, die Ressourcen von Hochschu-
len, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, klein-
und mittelständischen Unternehmen und auch der Groß-
industrie zu bündeln und gegenseitig nutzbar zu machen,
dann spielen vor allem Kompetenzzentren oder High-
tech-Cluster eine wichtige Rolle.

Die Verknüpfung des Know-hows unterschiedlicher
Akteure und deren interdisziplinäre Zusammenarbeit hat
sich als Innovationsschmiede bestens bewährt. Wir tun
das.


(Jörg Tauss [SPD]: Wo? – Ulrich Kasparick [SPD]: Wer?)


Wir in Bayern können dabei auf bereits bestehende und
erfolgreiche Kräfteverbünde verweisen, wie im fränki-
schen Erlangen-Nürnberg im Bereich Material-, Laser-

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(C (D der Medizintechnologie oder im oberbayerischen Marinsried, wo sich in der Umgebung des Genzentrums der niversität München zahlreiche Unternehmen der so geannten Roten Biotechnologie angesiedelt haben. Wir ollen keine Elite-Inseln, sondern ein flächendeckenes Qualitätsnetz in Länderzuständigkeit. Jede Hochchule muss in den Bereichen ihres unverwechselbaren rofils eine Spitzenstellung im internationalen Wettbeerb einnehmen können. (Jörg Tauss [SPD]: Zulasten der Breite! Genau der falsche Weg!)


Das Elitenetzwerk Bayern verknüpft die besten Mo-
ule der bayerischen Hochschulen nach einem strengen
uswahlverfahren zu Elitestudiengängen und internatio-
alen Doktorandenkollegs. Statt weniger Qualitätszellen
ollen wir ein weites Qualitätsnetz.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aufgrund der Experimentierklausel im bayerischen

andeshochschulgesetz hat sich die Technische Univer-
ität München mit ihrem besonders technikorientierten
rofil als außerordentlich reformfreudig erwiesen. Sie
rprobt neue Organisationsmodelle und lässt diese auch
egelmäßig evaluieren.
In Weihenstephan zum Beispiel ist ein international

ochrangiges Kompetenzzentrum in den Bereichen Er-
ährung, Landnutzung und Umwelt entstanden. In Gar-
hing, Herr Matschie – er ist nicht mehr im Saal –, ist
uf der grünen Wiese ein Campus für moderne High-
echforschung entstanden. Es wurde ein Technologiezen-
rum von Weltrang geschaffen, das auch zur Ansiedlung
es Forschungszentrums von General Electric führte.
eim Ausbau der Fakultäten für Maschinenwesen, für
nformatik und Mathematik wurden neue Finanzierungs-
odelle gefunden.
Mit den 50 Millionen Euro aus der bayerischen High-

echoffensive, dem Wissenstransfer in die Wirtschaft so-
ie mit einer laufenden Evaluation wurde die Gestaltung
nd Vernetzung auf Länderebene ermöglicht.


(Jörg Tauss [SPD]: Und der Rest an der Börse verspekuliert! 1 Milliarde!)


as brauchen wir auch auf Bundesebene;

(Beifall bei der CDU/CSU)


enn in einem Elitenetzwerk kommen viele zum Zug.
Es wurden Anträge aus der Geisteswissenschaft, Neu-

owissenschaft, Mathematik, Physik, Ökonomie, Recht,
eowissenschaften und Biomedizin vorgelegt. Derzeit
iegen 29 Anträge vor. Drei wichtige Punkte werden da-
ei besonders gewertet: neue Formen der Studenten- und
oktorandenbetreuung, der hohe Grad an internationaler
ernetzung und der deutliche Wille zur Zusammenarbeit
it anderen Hochschulen.
Die Beispiele zeigen, dass sich die Hochschulen her-

orragend in der Freiheit bewegen und bewähren kön-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Dafür müssen wir sie in die Freiheit entlassen? Was denn nun?)







(A) )



(B) )


Marion Seib

Deshalb gilt es, den Hochschulen und den Ländern die
Freiheiten zu bieten, die für die Weiterentwicklung,
Konkurrenzfähigkeit und eine exzellente Forschung und
Lehre wichtig sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Frau Ministerin, offensichtlich haben Sie erkannt,
dass mit staatlicher Gängelung kein Staat zu machen ist.
Aber Ihre Struktureingriffe sind komplett falsch.


(Jörg Tauss [SPD]: Das bayerische Wissenschaftsministerium!)


Sie versuchen nun, den an den Hochschulen entstande-
nen Brand mit Benzin zu löschen. Sie wollen die Mittel,
die Sie dem Hochschulbau entziehen, für wenige einset-
zen.


(Jörg Tauss [SPD]: Unverschämtheit!)

Die in der Fläche vorhandene, aber von Ihnen ignorierte
Exzellenz wird weiter darben. Offensichtlich wollen Sie
sich aus dem Hochschulbau zurückziehen, indem Sie die
Mittel kontinuierlich zurückfahren.


(Nicolette Kressl [SPD]: Es sind doch die Länder, die das wollen!)


Auch wenn Sie bei den Politikern der Union Uneinigkeit
zu konstruieren versuchen, unsere Linie ist klar:


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)

Entweder halten Sie an der Gemeinschaftsaufgabe im
Hochschulbau fest und stellen kontinuierlich und zuver-
lässig die entsprechend dynamisierten Mittel zur Verfü-
gung oder Sie verabschieden sich aus der Gemein-
schaftsaufgabe und stellen die anteiligen Bundesmittel
für den Hochschulbau den Ländern zur Verfügung, und
zwar in vollem Umfang und dynamisiert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Hinblick auf die derzeit bis zu einem Jahr dauernden
Genehmigungsverfahren wäre das schlichtweg die bes-
sere Alternative.


(Jörg Tauss [SPD]: Ist das auch Stoibers Position?)


Wir lassen es Ihnen nicht durchgehen, dass Sie sich
für alles zuständig erklären, dass Sie aber die notwen-
dige Finanzausstattung ständig zurückführen oder zeit-
lich begrenzen.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Plus 23 Prozent!)

Wir lassen es Ihnen ebenfalls nicht durchgehen, wenn
Sie sich nach bekanntem Muster in Länderkompetenzen
einzukaufen versuchen. Verabschieden Sie sich nicht nur
von der ZVS in ihrer heutigen Form, sondern auch vom
Studiengebührenverbot und von einem viel zu fett ge-
wordenen Hochschulrahmengesetz.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Soll Herr Stoiber den Staatsvertrag doch kündigen! – Jörg Tauss [SPD]: Nicht zu fassen!)


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(C (D Die Länder und die Hochschulen werden unter den eitzielen Eigenverantwortung, Wettbewerb und Qualiätssicherung sowie unter Beachtung des Grundsatzes er Berufsfreiheit, (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das sind doch alles Sprüche! Sagen Sie das mal Herrn Stoiber!)


ie es das Bundesverfassungsgericht formuliert hat, das
chaffen, was Sie sich so sehnlichst wünschen: exzel-
ente Forschung und Lehre auch für die von Ihnen nicht
er Preisausschreiben gefundenen 300 Hochschulen der
epublik.
Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508806100

Ich bedanke mich auch für die vorbildliche Unterbie-

ung der Redezeit, was außerordentlich selten vor-
ommt.
Nun hat das Wort der Kollege Hans-Josef Fell, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508806200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Dieses Jahr soll das Jahr der Innovationen wer-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Jahrzehnt!)

ein, dieses Jahr muss das Jahr der Innovation werden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn sonst verlieren wir den Anschluss. Schweden und
innland haben es vorgemacht. Sie haben eine erfolgrei-
he Bildungspolitik und investieren vor allem viel mehr
eld in Forschung und Entwicklung, als wir das tun.
uch die steuerlichen Rahmenbedingungen zum Bei-
piel für Venture Capital sind dort besser als bei uns.
Wir haben in diesem Jahr die Chance, eine Aufbruch-

timmung zu erzeugen. Dafür müssen wir aber auch die
eichen stellen. Innovation muss zwar das wichtigste
hema sein – das haben wir bereits erreicht –, aber wir
üssen auch handeln. Wir werden dabei darauf ange-
iesen sein, dass Sie, meine Damen und Herren von der
pposition, an diesem Strang mitziehen und keine wich-
igen Reformen blockieren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie ziehen doch nirgendwo!)


Wir werden sowohl im Bund als auch in den Ländern
ehr viel Geld umschichten müssen. Weg von den Sub-
entionen für Schädliches und Verkrustetes hin zu For-
chung und Entwicklung sowie zu einem besseren Steu-
rrecht vor allem für junge, innovative Unternehmen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Union hat im Bundestag Anträge vorgelegt, die

arauf abzielen, die steuerlichen Rahmenbedingungen
ür innovative Unternehmen zu verbessern. CDU und






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

CSU präsentieren aber derzeit alle paar Tage ein neues
Steuerkonzept. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle raten:
Arbeiten Sie das, was Sie in Ihren Anträgen fordern, erst
einmal in Ihre Steuervorschläge ein. Das haben Sie bis-
her versäumt. In Ihren Steuervorschlägen lässt sich
nichts dazu finden.

Wer an Steinkohlesubventionen, an der Förderung des
Agrardiesels, an der Entfernungspauschale oder an der
Eigenheimzulage festhält und gleichzeitig die Aufsto-
ckung der Mittel für Bildung, Forschung und Entwick-
lung verwehrt, sägt an der Zukunft dieses Landes. Leider
haben Sie sich von der Union im Vermittlungsausschuss
– teilweise sogar mit Erfolg – um die Konservierung der
alten Strukturen bemüht, statt eine Offensive für Bildung
und Forschung einzufordern. Ihre heutigen Forschungs-
vorschläge greifen zudem viel zu kurz und gehen sogar
in die falsche Richtung. Wir können ihnen nicht zustim-
men.


(Jörg Tauss [SPD]: Was heißt hier „die heutigen“? Alle! Ständig! Furchtbar!)


Ein Wettbewerb der Hochschulen – von Frau
Bulmahn vorgeschlagen – kann, richtig gestaltet, eine
positive Dynamik auslösen. Aber was helfen denn die
vom Bund eingestellten Millionen, wenn in den Ländern
im gleichen Zeitraum das entsprechende Geld eingespart
wird? Frau Seib, Sie haben das bayerische Modell mit
guten Maßnahmen für Bildung und Forschung vorge-
schlagen.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt aber!)

Waren Sie letzte Woche in Würzburg, als Studenten
beim Besuch von Herrn Minister Goppel auf die Straße
gegangen sind, um gegen die massiven Kürzungen im
bayerischen Landeshaushalt zu protestieren? Dieses Mo-
dell wollen wir nicht haben. Sie haben hier ein schlech-
tes Beispiel geliefert. Das sollten Sie zur Kenntnis neh-
men.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zur Reform des Hochschulrahmengesetzes möchte
ich hier nur so viel sagen: Sie ist zwingend notwendig;
aber Bund und Länder müssen gemeinsam erklären, wie
es weitergehen soll. Diesen Prozess hat Ministerin
Bulmahn begonnen. Aber es kann nicht sein, dass sich
der Bund zurückzieht, um den Hochschulen die von uns
Grünen schon lange geforderte Autonomie zu geben;
denn dann kommen die Länder und regeln alles selbst
wieder genauso wettbewerbsfern wie bisher.

Wenn wir das Thema Innovationen ernst nehmen
– wir müssen es tun –, dann müssen wir in den nächsten
Jahren im Bund und in den Ländern einige Milliarden
Euro hin zu Bildung und Forschung umschichten. Wir
müssen das Geld so umschichten, dass für die Wirtschaft
deutliche Anreize geschaffen werden, dabei mitzuma-
chen. Vor allem muss deutlich mehr Kapital für Innova-
tionen in der Wirtschaft bereitgestellt werden. Aber es
gilt auch: Geld allein wird nicht reichen. Das heißt, wir
brauchen ein Klima, in dem mehr Mut entsteht, neue
Ideen zu entwickeln, zuzulassen und umzusetzen. Wir

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(C (D rauchen nicht, wie Bush vorschlägt, neue Astronauten uf dem Mond oder auf dem Mars. Wir brauchen Ideen, ie die Probleme auf diesem Planeten gelöst werden önnen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Frau Bulmahn sucht doch Wasser auf dem Mars!)


ir brauchen Unternehmer und Wissenschaftler, die da-
an arbeiten, und wir brauchen eine Politik, die den Weg
azu frei macht. Wir brauchen Leitvisionen, die die Ge-
ellschaft mitreißen und Innovationen hervorrufen.
Eine solche Leitvision kann die Problemlösung für

ie alternde Gesellschaft sein. Wir Deutschen werden
mmer älter und müssen gleichzeitig innovativer werden.
s muss uns gelingen, die damit verbundenen Heraus-
orderungen zu bewältigen, indem wir neue Dienstleis-
ungen, neue Technologien und neue Medikamente ent-
ickeln. Deutschland als alternde Gesellschaft muss die
emenz sehr ernst nehmen. Wir wollen Alzheimer be-
iegen oder wenigstens stark zurückdrängen.
Eine zweite Leitvision ist das solare Zeitalter. Wir
üssen uns darauf einstellen, dass die Erdölressourcen
napp werden und dass wir eine vollkommen neue Ener-
ieversorgung benötigen. Der Klimaschutz verbietet ein
usweichen auf die Kohle. Folglich brauchen wir eine
ision des solaren Wirtschaftens für die Energie- und
toffwirtschaft. Sie, meine Damen und Herren von der
pposition, setzen stattdessen auf alte, von der Mehrheit
er Gesellschaft längst abgelehnte Technologien wie
ernenergie oder gentechnisch veränderte Lebensmittel.
eides wird von 80 Prozent der Bürger abgelehnt. Sie
ehnen Reformen wie REACH ab, die der chemischen
ndustrie neue, große Chancen für umweltfreundliche
nnovationen gibt. Sie beharren stattdessen auf der jetzi-
en Altstoffverordnung, die in den letzten 20 Jahren
aum neue Stoffe entwickeln ließ. Daran erkennt man
hre Innovationsfeindlichkeit.
Wir setzen dagegen auf eine Innovationsoffensive, die

echniken befördert, die eine hohe gesellschaftliche Ak-
eptanz haben, wie die Biotechnologie für neue Treib-
toffe, für Solartechniken, für neue Dienstleistungen in
er Gesellschaft.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


ir wollen die Menschen mitreißen und ihnen Mut zur
rbeit an der Lösung der ökologischen und sozialen Pro-
leme geben. So schaffen wir gleichzeitig Arbeitsplätze.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Axel E. Fischer [KarlsruheLand] [CDU/CSU]: Was ist mit den ökonomischen Problemen?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508806300

Das Wort hat nun die Kollegin Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508806400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Sehr geehrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Bereits im Jahr 1990 stellte Professor Simon, der da-

malige Präsident des Wissenschaftsrates, dem Hoch-
schulsystem der Bundesrepublik ein schlechtes Zeugnis
aus. Er sagte: „Das Hochschulsystem der Bundesrepu-
blik ist im Kern verrottet.“ Jetzt, 14 Jahre später, reagiert
die SPD mit dem Vorschlag, Eliteuniversitäten zu
fördern. Angeblich war es eine Idee von Herrn
Müntefering: Brain up! Deutschland sucht seine Spitzen-
universitäten!


(Jörg Tauss [SPD]: Der Müntefering ist gut!)

Wenn wir hier über Wissenschaftssysteme reden, soll-

ten wir klar unterscheiden, was wir als Tribut an die
Eventkultur betrachten und was langfristig wissen-
schaftspolitisch erreicht werden soll. Ich finde, Sie soll-
ten sich weniger von Herrn Henkel oder von den Pro-
grammdirektoren von RTL oder SAT 1 beeinflussen
lassen, sondern einfach einmal in eine seriöse Statistik
schauen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Jörg Tauss [SPD]: Ausgerechnet Herr Henkel!)


Die OECD hat für ausgewählte Länder eine schöne
Übersicht über die Studienanfängerquote vorgelegt.
Neuseeland liegt mit 75,8 Prozent auf Platz 1, Deutsch-
land auf Platz – Sie dürfen raten – 23. Unser Nachbar-
land Polen zum Beispiel liegt auf Platz 4 und Ungarn auf
Platz 8. Schon allein aufgrund dieser Zahlen ist Ihre Idee
von Eliteuniversitäten der Lächerlichkeit preisgegeben.

Wir werden in Deutschland nur dann Spitzenkräfte
hervorbringen können, wenn wir einen breiten Zugang
zur Bildung ermöglichen. Doch davon sind wir weit ent-
fernt. Die kürzlich veröffentlichte IGLU-Studie hat das
wieder einmal untermauert. In unserem Land studieren
nicht zu viele Menschen, sondern zu wenige und ihr Le-
bensweg wird sehr früh, bereits in der Grundschule, fest-
gelegt. Hinzu kommt, dass sich in der Bundesrepublik
die wenigen Studenten noch weniger Studienplätze tei-
len müssen. Doch dieses Problem wollen Sie offenbar
gar nicht lösen. Sie wollen einen Bruchteil dieser Stu-
denten besser stellen als den Rest und hoffen, so eine
Elite bilden zu können.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wenn Sie zugehört hätten, hätten Sie das jetzt nicht ablesen müssen!)


Ich denke, das wird nicht funktionieren. Das ist leider
der falsche Weg.

Mich erinnert das ein bisschen an den Transrapid. Sie
finanzieren mit sehr viel Steuergeldern einen Schnell-
zug, der nicht mit dem Schienensystem in unserem Land
kompatibel ist. Sie sind offensichtlich zufrieden, wenn
ein Hochleistungszug im Emsland im Kreis herum fährt,
die Bürger aber weiter auf verspätete Züge der Deut-
schen Bahn warten müssen. Mit solchen kurzatmigen
Brain-up-Initiativen werden Sie das Wissenschaftssys-
tem auf Dauer nicht stärken; Sie werden es weiter
schwächen, weil Sie nämlich eine Illusion verkaufen.

Wir sollten lieber über die vorhandene Spitzenfor-
schung in der Bundesrepublik reden. Aufgrund der im

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(C (D etzten Jahr stagnierenden Finanzierung kam es bei der ax-Planck-Gesellschaft – Herr Tauss ist ja Experte für ie Max-Planck-Gesellschaft – (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Meint er!)


– meint er, das war von mir auch nicht ganz ernst ge-
eint; Sie kennen ja die Auseinandersetzung zwischen
ns – zur Streichung von einem Drittel der selbstständi-
en Nachwuchsgruppen. Ich frage mich: Was machen
ie denn mit den Elitestudenten nach der Uni, wenn die
ahl der Stellen für die Spitzenforschung in den For-
chungsorganisationen stagniert oder sogar rückläufig
st? Frau Bulmahn, Sie sollten die vorhandene Spitzen-
orschung fördern und den Wissenschaftsorganisationen
ine längere Planungssicherheit geben. Das wäre eine
irklich gute und nachhaltige Wissenschaftspolitik.
Nun noch ein Wort zum Kanzler Gerhard Schröder.
ie „FAZ“ schreibt am 27. Januar, 4 Prozent des Brutto-
nlandsprodukts flössen jährlich in die ostdeutschen Län-
er. Herr Schröder wird zitiert – ich zitiere mit Erlaubnis
es Präsidenten –:

Ich wage mir gar nicht auszudenken, was wäre, hät-
ten wir auch nur zehn Prozent davon für die natio-
nale Forschung …

bgesehen davon, dass hier wieder einmal der Eindruck
ermittelt wird, das Geld sei für den Osten eigentlich zu
chade, ist es doch gerade Sache des Bundeskanzlers, et-
as dafür zu tun, damit mehr Geld aus dem Solidar-
akt II für Wissenschaft und Forschung im Osten
usgegeben wird. Denn gerade im Osten brauchen wir
berproportional viel Wissenschaft und Forschung und
ir brauchen dringend Spitzenforschung.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

ch kann das auch begründen.
Erstens. Von der Abwicklung von Wissenschaft und

orschung nach der Wende haben sich die Industriefor-
chung, die Universitäten und die außeruniversitäre For-
chung noch nicht erholt. Auf 1 000 Einwohner kommt
ur noch ein Wissenschaftler. Das ist eine dramatisch
iedrige Zahl.
Zweitens. Ich denke, alle müssten inzwischen erkannt

aben, dass mit Lausitzring und Vergnügungspark der
sten nicht zu retten ist, sondern nur durch langfristig
irkende Ansiedlung von Spitzenforschung, zum Bei-
piel von Max-Planck-Instituten.
Drittens. Wenn wir die Jugend im Osten halten wol-

en, dann müssen wir Wissenschaft und Forschung im
sten ansiedeln, um kreativem wissenschaftlichen
achwuchs auch hier eine Chance zu geben.
Mein Vorschlag lautet also: Frau Bulmahn, legen Sie

in Wissenschaftsprogramm für die neuen Länder auf,
reffen Sie eine Vereinbarung mit den Ländern, die si-
herstellt, dass mehr Geld aus dem Solidarpakt II in Bil-
ung, Wissenschaft und Forschung fließt. Für ein sol-
hes Programm und für eine solche Unternehmung
ätten Sie auch die volle Unterstützung der PDS im
undestag.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Jörg Tauss [SPD]: Frau Expertin, das war wieder mal was!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508806500

Ich erteile das Wort dem Kollegen Walter Hoffmann,

SPD-Fraktion.


Walter Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1508806600

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Ich

will mich auf einige Anmerkungen zum Zusammenhang
von Innovation, Forschung und Entwicklung sowie
Wirtschaftspolitik konzentrieren, die in der bisherigen
Diskussion vielleicht noch nicht in angemessenem Um-
fang einbezogen worden sind.

Erlauben Sie mir einen persönlichen Einstieg. Ich
habe in meinem Bekanntenkreis eine Reihe von Perso-
nen, die auf dem chinesischen Markt beruflich tätig sind.
Sie investieren dort, verkaufen Produkte und Dienstleis-
tungen und nutzen alle Chancen, die sich in der Volks-
wirtschaft des größten Landes der Erde ergeben. Wenn
wir zusammenkommen, berichten sie von den Erfahrun-
gen, die sie dort machen. Diese Erfahrungen sind aus
meiner Sicht für unsere Diskussion zur Modernisierung
unseres Landes von großer Bedeutung.

Sie berichten zum Beispiel, dass in China eine Ar-
beitsstunde 2,50 Euro kostet und dass die Menschen dort
häufig bereit sind, für diesen Preis rund um die Uhr zu
arbeiten. Wir alle wissen, dass unsere Unternehmen,
Produkte und Dienstleistungen, aber auch die Arbeitneh-
mer mit chinesischen Unternehmen, Produkten und
Dienstleistungen sowie Arbeitnehmern konkurrieren.
Uns allen ist auch klar, dass wir mit Lohnkosten in Höhe
von 2,50 Euro in der Stunde nicht konkurrieren können
und nicht konkurrieren wollen.

Dennoch sind diese Personen auf dem chinesischen
Markt erfolgreich. Das hängt von verschiedenen Fakto-
ren ab. Ein ganz entscheidender Faktor ist, dass sie über
eine gute Ausbildung, auch im Vergleich zu chinesi-
schen Arbeitnehmern oder Unternehmern, verfügen. Ein
weiterer Faktor ist, dass sie hoch qualifizierte Mitarbei-
ter haben, die ebenfalls gut ausgebildet sind. Ein anderer
Faktor ist, dass sie auf dem chinesischen Markt qualita-
tiv hochwertige innovative Produkte vertreiben, die mit
moderner Spitzentechnologie erzeugt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Stärke heißt – um es einmal ein bisschen plakativ zu
sagen –: Innovation. Innovation faktisch als Motor für
die Entwicklung dieser Produkte, die dann auf dem chi-
nesischen Markt abgesetzt werden.

Wir alle wissen, dass Deutschland im 20. Jahrhundert
eines der innovativsten Länder der Welt in den Berei-
chen Technik, Naturwissenschaft und Forschung war.
Wir sind in vielen Bereichen – das ist von vielen Vorred-
nern schon gesagt worden – nach wie vor vorn. Das be-
legen nicht nur unsere eigenen Zahlen, sondern auch ob-

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(C (D ektive Studien, zum Beispiel von der Prognos AG; eine tudie wurde erst vor wenigen Tagen veröffentlicht. Die Stärken Deutschlands liegen auch – nicht nur – in er Automobilindustrie, in der Chemieindustrie, im erkzeugmaschinenbau und in der Biotechnologie. Das ind einige wichtige Innovationsbranchen in unserem and. Die Automobilindustrie ist weltweit wohl die inno ativste Branche überhaupt. Sie hat ihre Forschungsausaben in den letzten zehn Jahren deutlich erhöht. In vieen Bereichen, in der Motorentechnik, in der Elektronik, ei den Sicherheitsstandards, sind wir führend. Darauf ollten wir und darauf können wir auch stolz sein. Die chemische Industrie ist der Innovationsmotor in eutschland. Ein Großteil der Neuentwicklungen der hemischen Industrie hat entscheidende Bedeutung für rozesse in anderen Branchen, übrigens auch in der Auomobilindustrie. Vorhin ist die Lasertechnik genannt worden. Sie ist in Beispiel aus dem Werkzeugmaschinenbau. Jede ünfte Werkzeugmaschine der Welt kommt aus Deutschand. Die zehn größten Werkzeugmaschinenhersteller, ie größten Unternehmen dieser Branche, sind deutsche nternehmen. Ihre Innovationen haben entscheidenden nteil an den Innovationen fast aller anderen Branchen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte am Rande eines Neujahrsempfangs Gele-
enheit, mit einem Wissenschaftler der Gesellschaft für
chwerionenforschung zu sprechen. Er kam nach seiner
ede auf mich zu und sagte: Herr Hoffmann, wir haben
ast so viele oder sogar mehr Patente als die Vereinigten
taaten. Darauf können wir stolz sein. Wir sollten das of-
ensiv und selbstbewusst nach außen vertreten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich habe das deshalb gesagt, weil vorhin Frau Reiche

ieses Horrorszenario gebracht hat. Uns allen ist doch
lar, denke ich, dass Innovationen nicht allein durch
ehr Geld kommen;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie hängen mit einem innovationsfreundlichen Klima zu-
ammen. Daran haben auch die Meinungsträger des Deut-
chen Bundestages einen ganz entscheidenden Anteil.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die positive Entwicklung in der Biotechnologie ist
ereits geschildert worden. Darauf einzugehen kann ich
ir hier sparen.
Die Prognos AG befasst sich auch mit der Frage: Wie

önnte es möglicherweise im Jahr 2020 aussehen? Auch
a sieht es gut aus. Sie sagt: Wir werden eine wichtige
olle als Hochtechnologieland spielen – aber nur dann,
enn bestimmte Weichenstellungen vorgenommen wer-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)







(A) )



(B) )


Walter Hoffmann (Darmstadt)


Nur dann bleiben wir an der Spitze, nur dann werden wir
den Wohlstand in unserem Land erhalten. Das bedeutet
im Grunde genommen: Wir müssen die Bedingungen für
Innovationen und Investitionen verbessern, das Problem
der Alterung unserer Gesellschaft in den Griff bekom-
men, Staat und Gesellschaft modernisieren und For-
schung und Bildung stärker fördern, als wir es heute tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt keinen Grund zur Selbstzufriedenheit; damit
ich nicht missverstanden werde. Das ist gar nicht das
Thema. Die anderen haben nicht geschlafen, sie sind
besser geworden. Wir müssen somit hart daran arbeiten,
dass wir den Vorsprung in den Bereichen, wo wir spitze
sind, aber auch in anderen Bereichen halten. Das ge-
schieht auch. Wir brauchen neue innovative Produkte
und Verfahren mit hoher Qualität, kluge Lösungen bei
wettbewerbsfähigen Lohnkosten und eine Verbesserung
der Standortbedingungen.

Im Jahre 2003 haben wir wichtige Voraussetzungen
geschaffen. Viele Diskussionen, die hier liefen, konzent-
rierten sich auf die Agenda 2010. Viele Schwerpunkte
betreffen in der Tat den Umbau der sozialen Sicherungs-
systeme. Aber darum ging es ja nicht alleine. Viele kon-
krete Schritte, die wir mit der Agenda 2010 beschlossen
haben, betrafen den wirtschaftspolitischen Rahmen und
verbesserten die Möglichkeiten für Innovationen: Sen-
kung der Steuern, Förderung der Gründung von Unter-
nehmen, Abbau hemmender Regelungen. Trotz des
Sparkurses haben wir die Investitionen des Bundes in
Forschung und Entwicklung gestärkt. Wir sind dabei
dem Ziel, die Lohnnebenkosten auf unter 40 Prozent zu
drücken, ein Stück näher gekommen. Im steuerlichen
Bereich haben wir einen großen Schritt gemacht. Wir
wollten noch weiter gehen; Sie haben es blockiert. Nun
gut, wir werden weiter daran arbeiten.

Lassen Sie mich in dem Zusammenhang noch einmal
deutlich sagen: Ohne soziale Sicherheit und ohne sozia-
len Ausgleich, ohne Solidarität der Starken mit den
Schwachen werden nur wenige die Chance haben, Wis-
sen zu erwerben und zu Innovationen beizutragen. An-
ders ausgedrückt: Die Erhaltung unseres Sozialstaates ist
wichtiger Bestandteil einer zukunftsgerichteten Wirt-
schaftspolitik und Voraussetzung für Innovationen. Hier
besteht aus meiner Sicht ein ganz entscheidender Zu-
sammenhang, der häufig nicht ausreichend berücksich-
tigt wird. Umgekehrt gesagt: Ohne Innovationen gibt es
kein Wachstum und keine soziale Sicherheit. Wir brau-
chen daher mehr Investitionen – das wurde bereits ge-
sagt – in Wirtschaft und Staat. Wir brauchen eine bessere
Innovationsförderung. Diese muss sich vor allen Dingen
auf kleine und mittlere Betriebe konzentrieren. Wir müs-
sen auch die berufliche Ausbildung verbessern – das ist
ein entscheidender Standortvorteil –, benachteiligten
Gruppen besseren Zugang zu Bildung ermöglichen und
für mehr Kinderfreundlichkeit durch bessere Möglich-
keiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen.
Da wird eine ganze Menge getan. Wir haben Milliarden
investiert; diese bleiben aber häufig bei den Ländern

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(C (D ängen und werden nicht zur Umsetzung von Maßnahen verwendet. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns auch gemeinsam daran arbeiten, das
otenzial älterer Arbeitnehmer zu reaktivieren. Wir soll-
en nicht darauf stolz sein, wenn wir ältere Arbeitnehmer
öglichst frühzeitig, schon mit 50, 51, 52 Jahren, nach
ause schicken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ieses enorme Potenzial sollten wir mittel- und langfris-
ig auch für Innovationen nutzen.
Wir brauchen eine bessere Verzahnung von For-

chung und Unternehmen zur schnelleren Entwicklung
arktreifer Produkte; damit gäbe es auch mehr Welt-
arktpatente aus Deutschland.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508806700

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit.

Walter Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1508806800

Abschließend lassen Sie mich noch sagen: Ein wichti-

er Punkt ist Bürokratieabbau, denn kleinere und mitt-
ere Betriebe, die forschen und entwickeln wollen, kran-
en an einem Übermaß an Bürokratie. Von daher ist der
bbau von Bürokratie und Wettbewerbsbeschränkungen
in weiterer wichtiger Schwerpunkt.
Innovation ist ein langfristiger Prozess, in den wir alle

esellschaftlichen Kräfte einbinden müssen. Deshalb ist
s gut, dass der Bundeskanzler das Jahr 2004 zum Jahr
er Innovationen erklärt hat. Hier sind wir alle gefordert
nd sollten daran mitarbeiten. Es geht um die Zukunfts-
ähigkeit unseres Landes auf einem immer schwieriger
erdenden Weltmarkt. In diesem Sinne sollten wir das
anz aktiv und mit viel Drive unterstützen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508806900

Ich erteile das Wort Frau Professor Böhmer, CDU/
SU-Fraktion.

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1508807000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Die Rede der Bundesministerin Bulmahn ist
in Paradebeispiel dafür, wie diese Bundesregierung im-
er wieder Ankündigungspolitik betreibt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as Auseinanderklaffen zwischen Reden und Handeln,
rau Bulmahn, ist eklatant. Auf die Frage, wann Sie end-
ich Gesetzentwürfe zum Hochschulrahmengesetz vorle-
en, haben Sie geantwortet, Sie wollten erst reden. Auf
ie Frage, wie Sie die Mittel verteilen, haben Sie geant-
ortet, Sie wollten erst reden. Sie haben doch in den
anzen Jahren genug Zeit gehabt, um zu reden und zu






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

handeln! Aber Sie haben kostbare Zeit verstreichen las-
sen. Das holt Sie jetzt ein; denn Sie haben die Weichen
über Jahre hinweg falsch gestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wieder mal Quatsch mit Soße!)


Wir müssen auch fragen, was es mit dieser Innova-
tionsrhetorik auf sich hat. Innovation ist kein Selbst-
zweck. Innovation ist auch nicht planbar; das wissen Sie
genau. Trotzdem versuchen Sie immer wieder, Innovati-
onen zu planen.


(Zuruf von der SPD: Quatsch!)

Ich frage mich: Welche Innovationen meinen Sie eigent-
lich?


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir doch gerade gezeigt!)


Sie haben in Ihrer Rede am vergangenen Montag gesagt:
Förderung nur von Forschung, die Fortschritt und Be-
schäftigung schafft. Was ist denn eigentlich Fortschritt?
Wenn ich Herrn Fell höre, wird mir, ehrlich gesagt, doch
etwas angst und bange.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Mir auch!)


Ich sehe, dass Sie oft klare Grenzziehungen vorneh-
men. Aber an bestimmten Stellen – ich nenne die Grüne
Gentechnologie und das REACH-Programm im Zusam-
menhang mit der Chemikalienpolitik; ich könnte auch
den Emissionshandel hinzufügen – liegen Innovations-
hemmer erster Klasse auf dem Tisch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das wird dazu führen, dass Chemieunternehmen abwan-
dern, dass Arbeitsplätze wegfallen und dass wir in un-
serem Land noch weniger Wachstum haben werden, als
es jetzt der Fall ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist die rot-grüne Politik!)


Ich habe sehr wohl gehört, Herr Hoffmann, dass Sie
davon sprachen, man müsse Deutschland jetzt stärken.
Sie haben auch von der Automobilindustrie gesprochen.
Ich halte eine ganze Menge davon, dass man das, was
man klassische Bereiche nennt – ob Automobil, Chemie,
Pharmazie oder Maschinenbau –, stärkt und mit neuen
Bereichen verbindet. Die Verbindung von Automobilin-
dustrie und Digitalisierung ist ein großer Ansatzpunkt
für uns.


(Jörg Tauss [SPD]: Natürlich: Es ist kein Chip im Auto! Das gilt vielleicht für den Käfer Jahrgang 1950!)


Das wird kurzfristig zu mehr Arbeitsplätzen und mehr
Wachstum in unserem Land führen. Man muss an der
richtigen Stelle fördern und darf nicht nur Nebelkerzen
werfen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Haben Sie einen Käfer Jahrgang 1950?)


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(C (D Frau Bulmahn, ich habe gerne von Ihnen gehört, dass ie die Forschung auf dem Campus stärken wollen und or allen Dingen dorthin zurückholen wollen. Aber Ihre eichenstellung bewirkt genau das Gegenteil von dem, as notwendig ist. Wenn Sie in Ihrer Rede vom 0. Januar verkünden, dass Sie die großen Forschungsrganisationen unter Ihr Dach, also in die Zuständigkeit es Bundes, übernehmen wollen, aber die Leibniz-Geellschaft gleich zerschlagen und die Finanzierung des ochschulbaus in die Zuständigkeit der Länder übertraen wollen, dann kann ich Ihnen nur sagen: Herr öllner, Ihr Kollege aus Rheinland-Pfalz, der Sprecher er SPD-Wissenschaftsminister, hat erklärt, dass diese erlagerung der Spitzenorganisationen zum Bund die eutsche Hochschullandschaft ins Mark treffen würde. as stimmt. (Zuruf von der CDU/CSU: Wo er Recht hat, hat er Recht!)


er Deutsche Hochschulverband hat erklärt, dass das
er Anfang vom Ende der Spitzenforschung an den Uni-
ersitäten sei.


(Nicolette Kressl [SPD]: Wollen Sie die Kollegen aus Ihrer Fraktion fragen?)


ie zerschlagen das, was gewachsen ist, und schwächen
ie Stärken, die wir haben. Das geht in die falsche Rich-
ung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Nicolette Kressl [SPD]: Könnten Sie einmal mit Herrn Röttgen reden?)


Ich fand es eine besonders aparte Antwort von Ihnen,
ls Sie uns mit Ihrer neuen Idee „Brain-up“ konfrontiert
aben. Die Wortschöpfung ist heute schon hinreichend
ommentiert worden. Man muss aber auch einmal darüber
achdenken, welchen Verschnitt diese Idee bedeutet. Peter
lotz hat Ihnen geraten, von Ihrem Eliteexperiment Ab-
tand zu nehmen, weil er es für den falschen Weg hält.
r hat sehr wohl gefordert, dass an drei Universitäten
0 Millionen Euro pro Jahr gegeben werden sollten. Das
st die Idee von Peter Glotz. Aber er hat etwas Wesentli-
hes hinzugefügt, nämlich dass die Hochschulen, gerade
enn es um Spitzenleistungen gehen soll, aus der Fach-
ufsicht durch die Ministerien und dem starren Beamten-
echt entlassen werden müssten. Geld allein, noch dazu
n einem Wettbewerb, der formalisiert ist, der neue Bü-
okratie bedeutet und neue Kommissionen schafft – die
ie ja alle so lieben –, wird nicht zu dem Ergebnis füh-
en, das Sie sich wünschen und das wir dringend brau-
hen, nämlich zu einer Wissenschaftselite in unserem
and. Eine Elite zu schaffen, die nur auf einige wenige
niversitäten konzentriert ist, geht völlig an der Sache
orbei.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Starten Sie doch einmal eine beamtenrechtliche Initiative! Da kommt aus Ihrer Ecke überhaupt nichts!)


Sie haben uns erklärt, dass Sie das Hochschulrahmen-
esetz entrümpeln wollen. Aber in den letzten Jahren ha-
en Sie genau das Gegenteil gemacht. Sie haben die






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

Hochschulen in die Zwangsjacke eines rechtlichen Kor-
setts gesteckt. Jetzt spielen Sie sich als Retterin der
Hochschulfreiheit auf. Das finde ich unerhört.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir müssen endlich mit Reformen Ernst machen.

Wir haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Wege
weist, wie man weniger Bürokratie und weniger recht-
liche Einengung erreichen kann, und der deutlich
macht, welche falschen Vorschriften abzuschaffen sind.
Die FDP – Kompliment – hat ebenfalls einen Gesetz-
entwurf vorgelegt. Es gibt damit zwei grundlegende Ini-
tiativen zur Novellierung des HRG. Wenn Sie zu bei-
den Ja sagen, dann kommen wir ganz schnell – das ist
auch notwendig – zu mehr Freiheit und damit zu mehr
Autonomie für die Hochschulen sowie zu mehr Wett-
bewerb. Das sind wesentliche Voraussetzungen für
Spitzenleistungen der Wissenschaft in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich sage Ihnen auch ganz klar: Sie greifen immer wie-
der in die Kiste alter Ideen. Sie haben beispielsweise den
Hochschulen den Juniorprofessor verordnet, obwohl
Sie es längst hätten besser wissen müssen. Der Junior-
professor ist das, was vor Jahren einmal der Assistenz-
professor war. Dieses Experiment ist gescheitert. Denn
schon damals konnten die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, die sich im Hochschulbereich qualifi-
zieren wollten, nicht forschen, weil sie von der Lehre so-
zusagen aufgesogen wurden. Sie hatten keinen Tenure
Track und sie standen nachher mit größten Existenzsor-
gen da.

Jetzt machen Sie wieder den gleichen Fehler. Sie bin-
den Kräfte an der falschen Stelle und schaffen die Habi-
litation faktisch ab, anstatt den Universitäten die not-
wendige Freiheit zu geben. Lassen Sie die
Qualifizierungen zu, die angezeigt sind, und schreiben
Sie nicht immer den Ländern und den Universitäten vor,
was sie zu tun haben!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Leitlinien für die Schaffung von Exzellenz und

Wissenschaftselite, die es geben muss, heißen – ganz im
humboldtschen Sinne –: Freiheit und Verantwortung,
Einheit von Forschung und Lehre. Dazu muss man aber
richtig handeln. Das heißt, wir brauchen ein schlankes
Hochschulrahmengesetz ohne Verbot von Studiengebüh-
ren und eine Auswahlmöglichkeit für Studenten.

Es muss noch weitergehen. Bei dem Auswahlrecht für
Studenten haben wir uns jetzt an den Vorschlägen orien-
tiert, die von Länderseite entwickelt wurden. Wir sind
uns völlig darin einig, dass die Studierenden zu
100 Prozent von den Universitäten ausgewählt werden
sollten und dass die ZVS in ihrer derzeitigen Form fallen
muss. Damit muss Schluss sein. Sie können sie morgen
abschaffen. Tun Sie es also!


(Jörg Tauss [SPD]: Damit muss Schluss sein? Mit dem Fallen muss Schluss sein! – Gegenruf des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU]: Es war so ruhig hier! Jetzt redet er dazwischen!)



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(C (D Mit der ZVS muss Schluss sein. Das wissen Sie ganz enau. Herr Tauss, Sie wollen das Gegenteil. (Jörg Tauss [SPD]: Ist doch Unfug, völliger Unfug!)


Wir müssen weitergehen. Auf der Länderebene muss
s schlanke Hochschulgesetze geben. Wir brauchen im
ochschulbereich einen Dreiklang der Freiheit: erstens
rganisationsfreiheit der Hochschulen, die Möglichkeit
ur Profilbildung und das Herunterbrechen der Kompe-
enzen auf die Fachbereiche.
Wir brauchen zweitens Personalfreiheit, nicht nur
as die Auswahl der Studenten betrifft. Wir brauchen
ie Möglichkeit der staatsfreien Berufung der Professo-
en durch die Hochschulen. Die Hochschulen müssen
ienstherreneigenschaft und Arbeitgeberfunktion erhal-
en.


(Peter Dreßen [SPD]: Das müssen Sie dem Ministerpräsident Teufel erzählen!)


s kann nicht sein, dass der Wissenschaftsminister im-
er noch derjenige ist, der letztendlich der Dienstherr
st. Hier müssen der Präsident bzw. der Rektor einer Uni-
ersität in der Verantwortung stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir brauchen drittens Finanzfreiheit. Frau Ministe-

in, Sie sträuben sich immer noch gegen die Einführung
on Studiengebühren. Ich stimme sehr der Aussage zu,
ass es den Hochschulen überlassen bleiben muss, ob sie
tudiengebühren einführen wollen oder nicht.
Erforderlich sind aber nicht nur Veränderungen auf

er Einnahmeseite. Auf der Ausgabenseite sind globale
udgets für die Hochschulen notwendig, damit diese
entsprechend ihren Schwerpunkten – entscheiden kön-
en, wie die finanziellen Mittel für Personal- und Sach-
osten eingesetzt werden sollen.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508807100

Frau Kollegin, auch Sie denken bitte an die Redezeit.

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1508807200

Ich denke an die Redezeit und möchte nur noch einen

etzten Punkt, nämlich die Finanzierungsfrage, aufgrei-
en.
Der Bundeskanzler hat am Montag dieser Woche er-

lärt: Weg von Vergangenheitssubventionen, hin zu Zu-
unftsinvestitionen!


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)


ie können damit Ernst machen. Es gibt derzeit eine Ver-
angenheitssubvention: Subventionen in Höhe von
6 Milliarden Euro fließen in die Steinkohle. Ich sage
hnen: Schichten Sie um!


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben keine Ahnung!)


eben Sie 5 Milliarden davon für die Hochschulen aus!
as wäre ein Hochschulsonderprogramm, das sich






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

wirklich lohnen und das den Hochschulen helfen würde.
Statt einer punktuellen Förderung von fünf Universitäten
müssen wir alle Universitäten stärken, um wirklich zu
Spitzenleistungen zu kommen.

Wir fordern Sie auf, von den Vergangenheitssubventi-
onen wegzukommen. Investitionen in die Zukunft müs-
sen gelingen. Ich bin zugleich dafür, den Vorschlag zu
realisieren, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508807300

Frau Kollegin!


Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1508807400

– dass die Hochschule für jeden Euro an Drittmitteln

mit Mitteln aus diesem Hochschulsonderprogramm be-
lohnt wird. Dies ist eine leistungsorientierte Förderung.
Es muss mit der Finanzierung sowie mit der Freiheit der
Forschung vorangehen. Wir wollen den humboldtschen
Gedanken wieder beleben.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508807500

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Ulrich Kasparick, SPD-Fraktion.


Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1508807600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Worum

geht es heute? Es geht um die Frage, wie wir Deutsch-
land zukunftsfähig gestalten können. Wir dürfen nicht
länger von der Substanz leben, sondern müssen in die
Zukunftsbereiche investieren, von denen sich erwarten
lässt, dass sie Gewähr dafür bieten, dass unsere sozialen
Sicherungssysteme stabil gehalten werden können.

Wer auf die europäische Landkarte schaut und sich
fragt, wo die starken Wirtschaftsräume sind, der sieht:
Sie sind dort, wo es starke Forschungscluster gibt. In de-
ren Zentrum sind die Universitäten. Deswegen ist es
richtig, dass die Bundesregierung jetzt nach einem Er-
folg versprechenden Weg sucht und vorgeschlagen hat,
wie man die Zentren dieser Cluster, die Universitäten,
stärkt.

Das macht man nicht auf dem planwirtschaftlichen
Wege, wie dies Frau Schipanski annimmt. Ich wider-
spreche ihr da. Ich verstehe überhaupt nicht, in was für
einem Land sie lebt, wenn sie von Planwirtschaft redet.
Es geht vielmehr darum, diejenigen, die sich bewegen
wollen, zu unterstützen.

Es gab in Ostdeutschland sehr verschiedene Reak-
tionen auf den Vorschlag, einen solchen Wettbewerb
durchzuführen. Es gibt einige, die immer noch die alte
Mentalität an sich haben. Sie fangen als Erstes an, zu
jammern, und sagen: Wir sind zu klein; wir können uns
nicht beteiligen; wir sind benachteiligt. – Dann gibt es
andere, wie zum Beispiel die Universität Leipzig, die
sagt: Wir sind dabei,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ir werden uns bewerben und uns mit der außeruniversiren Forschung vernetzen, wir schauen, dass wir die tärken der Region so einsetzen, dass wir wirklich in der berliga mitspielen können. Dass das geht, zeigen eindrückliche Zahlen aus Re ionen in Deutschland, die so manch einer der Kollegen ier noch nicht kennt, wobei ich die Kollegen einladen öchte, sich diese Entwicklung einmal anzusehen. nnerhalb von zehn Jahren ist es gelungen, an allen geamtdeutschen Diskussionen vorbei Forschungscluster Ostdeutschland aufzubauen, die stärker sind als Wirtchaftsregionen im Westen. Ohne dass es die große Öfentlichkeit gefeiert und wahrgenommen hat, ist es im orschungsraum Dresden durch ein zwischen Bund und and abgestimmtes Verhalten gelungen, mit der Mikrolektronik einen Bereich aufzubauen, der Nummer eins Europa ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


(Zuruf von der SPD: Jawohl!)


er richtige Weg ist: Ausbau von Forschung, insbeson-
ere der außeruniversitären Forschungsinstitute durch
ine zielgerichtete Ansiedlungspolitik.
Wie ist das erreicht worden? Man hat gelernt, dass
an sich thematisch aufstellen muss. Das kann man ex-
mplarisch in Dresden studieren. Ich finde es toll: Dres-
en bzw. die dortige Region hat es mittlerweile in einem
wischen Bund und Land gut abgestimmten Verfahren
eschafft, Stuttgart, was die Zahl der Fraunhofer-Insti-
te anbetrifft, abzuhängen. Das ist gut.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

n dieser ostdeutschen Region befinden sich neun Fraun-
ofer-Institute; Stuttgart schaut in die Röhre. So muss
er Wettbewerb aufgestellt sein.
Ich finde es bemerkenswert: Als Porsche nach Leip-

ig kam, hat man die Mitarbeiter gefragt: Warum kommt
r ausgerechnet nach Leipzig? Warum bleibt ihr nicht in
tuttgart oder geht in andere schöne Regionen, wo es ein
iel günstigeres Umfeld gibt? Wissen Sie, was Wendelin
iedeking den Journalisten geantwortet hat? Er hat ge-
agt: Leipzig ist eine so dynamische Region; da muss
an dabei sein.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Um diese Regionen geht es. Es geht darum, diese Re-
ionen zu stärken. Wie schafft man das? Man erreicht
as durch Wettbewerb und nicht dadurch, dass man wie
rau Schipanski von Planwirtschaft redet. Genau das
egenteil wollen wir auf den Weg bringen; genau das
egenteil brauchen wir.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir wollen diejenigen stärken, die sich endlich bewegen
ollen.






(A) )



(B) )


Ulrich Kasparick

Ich möchte noch etwas zu den Themen sagen, um die

es geht. Es ist richtig, was heute bereits angemerkt wor-
den ist: Deutschland hat industriepolitisch Stärken, aber
Deutschland hat auch Schwächen im System. Es ist gut,
wenn wir uns nicht nur europäisch, sondern weltweit
vergleichen. Wir müssen sehen, bei welchen Themen wir
im europäischen und internationalen Vergleich gut sind.

Um Regionen wie Halle, Leipzig oder Jena zu ermuti-
gen, brauchen wir zündende Leitideen. Es geht nicht nur
darum, Technologien nach vorn zu bringen – das sagen
uns die Forscher vom Institut für Innovationsforschung,
das Fraunhofer-Institut macht sehr gute Arbeiten dazu –,
wir brauchen darüber hinaus sehr gute Leitideen. Eine
dieser Ideen ist heute schon genannt worden: die
Bekämpfung von Krankheiten, beispielsweise von
Alzheimer bis 2010.

Ich glaube, wir brauchen darüber hinaus noch andere
Ideen. Ich nenne ein Leitbild, von dem ich glaube, dass
insbesondere Ostdeutschland davon profitieren kann.
Wir fördern zurzeit das Programm „Stadtumbau Ost“
mit über 3 Milliarden Euro. Das müssen wir mit dem
Themenbereich „solares Bauen“ verknüpfen. Es muss
gelingen, die Arbeit der guten Forschungsinstitute wie
der Fraunhofer-Institute und der Blaue-Listen-Institute
mit jener der guten Universitäten bei solchen Themen zu
verknüpfen. Denn wenn wir schon so viel Bundesmittel
in die Hand nehmen und ein großes Stadtumbaupro-
gramm auflegen, dann müssen wir es an moderne Bedin-
gungen knüpfen. Dazu gehört nach meiner Auffassung
zum Beispiel ein Leitbild wie die „solare Stadt“. Das
kann funktionieren, so etwas ist lohnend.

Ich wünsche mir darüber hinaus sehr, dass sich die gu-
ten Kraftwerkstechniker, die es zum Beispiel in Sachsen
oder in Sachsen-Anhalt gibt, an dem nächsten großen
Forschungsprojekt, das wir im Energiebereich vorhaben,
nämlich dem kohlendioxidfreien Kohlekraftwerk, be-
teiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das sind doch Modelle, die wir fördern müssen. Wir
müssen heimische Rohstoffe so fördern und Projekte mit
so guter Technologie ausstatten, dass sie exportfähig
sind.

Worum geht es im Kern? Es geht darum, Wirtschafts-
räume stark zu machen und diejenigen zu ermutigen, die
sich wirklich bewegen wollen. Wir brauchen keine
Bremser, die nur darüber klagen, was in der Vergangen-
heit nicht ging, sondern wir brauchen Menschen, die an-
packen wollen und sich dem Wettbewerb stellen wollen,
weil sie sich darauf freuen, sich endlich beteiligen zu
können. Diese Menschen werden zeigen, dass wir mit
den starken Regionen in Europa mithalten können.

Ich bin mir sicher, wir werden, wenn wir über die
Auswertung dieses Wettbewerbs sprechen werden, nicht
nur über die Region Dresden reden können, sondern
über weitere starke ostdeutsche Regionen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage zu agesordungspunkt 4 a – das ist die Drucksache 15/2161 – n die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse voreschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der all. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Wir kommen dann zur Abstimmung über die Vorlage u Tagesordnungspunkt 4 b. Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik olgenabschätzung empfiehlt unter Nr. 1 seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 15/2383 die Ablehung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf der rucksache 15/1696 mit dem Titel „Die Innovationsraft Deutschlands stärken – Zukunftschancen durch oderne Forschungsförderung eröffnen“. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist angeommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf der Drucksache 15/1932 mit dem Titel „Akionsplan für freie, effiziente und innovative Forschung“. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Auch diese Bechlussempfehlung ist angenommen. Damit kommen wir zu den Zusatzpunkten 1 a und b. Interfraktionell wird die Überweisung der Gesetzntwürfe auf den Drucksachen 15/2385 und 15/2402 an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgechlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das st nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so bechlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 24 a bis 24 d sowie ie Zusatzpunkte 2 a und 2 b auf: 24 a)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508807700

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuord-
nung der Gebühren in Handels-, Partnerschafts-

(Handelsregistergebühren-Neuordnungsgesetz – HRegGebNeuOG)

– Drucksache 15/2251 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen vom 28. Mai 1999 zur Ver-
einheitlichung bestimmter Vorschriften über
die Beförderung im internationalen Luftver-
kehr (Montrealer Übereinkommen)

– Drucksache 15/2285 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Tourismus






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten

Entwurfs eines … Strafrechtsänderungsgeset-
zes – Schutz der Intimsphäre
– Drucksache 15/1891 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moderni-

(Kostenrechtsmodernisierungsgesetz – KostRMoG)

– Drucksache 15/2403 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

ZP2a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Harmo-
nisierung des Haftungsrechts im Luftverkehr
– Drucksache 15/2359 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Tourismus

b) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD,
der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN und der FDP
Wirtschaftliche und organisatorische Struktu-
ren der Deutschen Flugsicherung dauerhaft
verbessern
– Drucksache 15/2393 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Haushaltsausschuss

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Darf ich dazu Ihr Einverständnis feststel-
len? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 25 a bis 25 e sowie
Zusatzpunkt 3 auf. Es handelt sich um Beschlussvorla-
gen, zu denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 25 a:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Änderungsprotokoll vom 22. Juni 1998
zum Europäischen Übereinkommen zum
Schutz der für Versuche und andere wissen-
schaftliche Zwecke verwendeten Wirbeltiere
– Drucksache 15/2143 –

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(C (D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksache 15/2401 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier Peter Bleser Ulrike Höfken Hans-Michael Goldmann Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft empfiehlt auf Drucksache 15/2401, den esetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeihen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenomen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Dann ist der esetzentwurf mit den Stimmen der Koalition gegen die timmen der Oppositionsfraktionen angenommen. Tagesordnungspunkt 25 b: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 6. November 1997 über die Staatsangehörigkeit – Drucksache 15/2145 – Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – Drucksache 15/2406 – Berichterstattung: Abgeordnete Sebastian Edathy Norbert Geis Silke Stokar von Neuforn Ernst Burgbacher Der Innenausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/ 406, den Gesetzentwurf anzunehmen. Wir kommen zur Zweiten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – öchte jemand dagegen stimmen oder sich der Stimme nthalten? – Das ist nicht der Fall. Dann ist der Gesetzntwurf einstimmig angenommen. Wir kommen nun zu den Beschlussempfehlungen des etitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 25 c: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 87 zu Petitionen – Drucksache 15/2342 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer möchte sich der Stimme enthalten? – Die Sammelübersicht 87 ist damit angenommen. Tagesordnungspunkt 25 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 88 zu Petitionen – Drucksache 15/2343 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Möchte sich jemand der Stimme enthalten? – Dann ist auch diese Sammelübersicht einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 25 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 89 zu Petitionen – Drucksache 15/2344 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist auch diese Sammelübersicht angenommen, aber diesmal gegen die Stimmen der Opposition. Zusatzpunkt 3: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes zur Sicherstellung einer Übergangsregelung für die Umsatzbesteuerung von Alt-Sportanlagen – Drucksache 15/2132 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/2414 – Berichterstattung: Abgeordnete Horst Schild Heinz Seiffert Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/2414, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Möchte sich jemand der Stimme enthalten? – Dann ist der Gesetzentwurf mit den Stim m a d u H t d h d A s d g V g V g a G H a k b m i r e d m b h a p d n d v d k (C (D en der Koalition gegen die Stimmen der Opposition ngenommen. Ich rufe Zusatzpunkt 4 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD Umbau der Bundesagentur für Arbeit zu einem modernen Dienstleister Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Bundesminister Wolfgang Clement. Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Ereignisse um die Führung der Bundesagenur für Arbeit haben in den letzten Tagen und Wochen ie Öffentlichkeit und uns alle beschäftigt. Ich möchte eute noch einmal deutlich machen, dass ich es bedaure, ass es zu dieser Zuspitzung gekommen ist, für die die usschreibungsverfahren bei der Bundesagentur offenichtlich der Anstoß waren. Im Ergebnis haben sich – das wissen Sie – alle Bänke es Verwaltungsrats der Bundesagentur nicht in der Lage esehen, dem Vorstandsvorsitzenden, Herrn Gerster, das ertrauen auszusprechen. Darauf konnte die Bundesreierung, weil sie auf ein Vertrauensverhältnis zwischen erwaltungsrat, Vorstandsvorsitzenden und Bundesreierung angewiesen ist, aus meiner Sicht nicht anders regieren, als das Arbeitsverhältnis mit Herrn Florian erster vorzeitig zu beenden. Das ist ein Vorgang gewesen, der – nicht nur bei errn Gerster – durchaus Bitterkeit hervorrufen und uch eine Sekunde lang zum Innehalten veranlassen ann. Ich jedenfalls möchte Herrn Gerster für seine Areit danken. Er ist ein exzellenter Kenner der Arbeitsarktund Beschäftigungspolitik in Deutschland. Ihm st es mit seinen Vorstandskollegen und den Mitarbeiteinnen und Mitarbeitern der Bundesagentur gelungen, rste Furchen zu ziehen, die für die weitere Entwicklung er Beschäftigungspolitik und der konkreten Arbeitsarktpolitik der Bundesagentur sehr wichtig sind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Erste Beratung 82. Sitzung)


(Erste Beratung 82. Sitzung)





(A) )


(B) )


(Erste Beratung 86. Sitzung)


Trotz allem, was sonst über Herrn Gerster und die Ar-
eit, die er dort getan hat, gesagt werden kann, ist festzu-
alten: Das ist eine Leistung, die sich inzwischen ja auch
m Arbeitsmarkt niederschlägt, zwar nicht in gewaltigen
ositiven Daten, aber doch in erkennbaren Zeichen, die
arauf hinweisen, dass wir die Arbeitsmarktsituation
icht nur unter Kontrolle bekommen können, sondern
ass wir sie in überschaubarer Zeit auch verändern bzw.
erbessern können.


(Dirk Niebel [FDP]: Der Kanzler wollte sich doch am Abbau der Arbeitslosigkeit messen lassen!)


Beispielsweise denke ich daran, dass wir heute, nach
reijähriger wirtschaftlicher Stagnation in Deutschland,
eine steigenden Arbeitslosenzahlen mehr zu verzeich-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

nen haben, sondern dass die Arbeitslosenquote einiger-
maßen konstant ist. Das ist natürlich nicht befriedigend.
Aber gemessen an den Entwicklungen der letzten Jahr-
zehnte ist dies ein Zeichen dafür, dass wir die Trendum-
kehr schaffen können. Auch ist es nicht zu unterschät-
zen, dass die Arbeitslosenzahlen in Ostdeutschland im
Dezember letzten Jahres zum ersten Mal seit langer Zeit
niedriger waren als im Dezember des Vorjahres.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Sicher ist es auch nicht zu unterschätzen – hier wer-
den Sie mir vielleicht zustimmen –, dass es gelungen ist,
die Quote der Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland um
etwa 7 Prozentpunkte zu senken. Das alles ist nicht aus-
reichend und nicht befriedigend. Aber die Signale sind
positiv.


(Dirk Niebel [FDP]: Nicht ausreichend ist ungenügend!)


Daran haben der Vorstand mit Herrn Gerster an der
Spitze und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Bundesagentur maßgeblichen Anteil.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Lage ist so – das habe ich Herrn Gerster gegen-
über in aller Offenheit, in der wir miteinander umgegan-
gen sind und miteinander umgehen, deutlich gemacht –,
dass der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit
jetzt einen neuen Vorstandsvorsitzenden vorschlagen
muss – so will es das Gesetz, das wir zum 1. Januar die-
ses Jahres in Kraft gesetzt haben –, dass die Bundesre-
gierung an diesen Vorschlag nicht gebunden ist und ihm
zustimmen muss, sodass die Bundesregierung auf
Grundlage des Gesetzes das Letztentscheidungsrecht
hat, von dem sie selbstverständlich auch Gebrauch ma-
chen wird.

Aber ungeachtet dessen besteht heute eine Situation,
die niemanden zur Hektik veranlassen muss; wohl dazu,
unverzüglich und ohne Verzögerung zu arbeiten, nicht
aber dazu, hektisch zu arbeiten. Der Vorstand, an dessen
Spitze jetzt Herr Weise, der bisherige stellvertretende
Vorstandsvorsitzende, und Herr Alt stehen, ist nicht nur
handlungsfähig; vielmehr ist er an den Reformprozessen
maßgeblich beteiligt und hat sie teilweise direkt gesteu-
ert. Er hat unser volles Vertrauen, dass die Arbeit so wei-
tergeführt wird, wie sie vom bisherigen Vorstand ange-
legt worden ist. Darauf kommt es an.

Weil es viele Spekulationen über Leute gibt, die Inte-
resse an einer Veränderung im Vorstand gehabt haben
könnten, sage ich ganz klar: Der Kurs der Bundesagen-
tur und der Bundesregierung wird, bezogen auf die Be-
schäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik, beibehalten und
nicht verändert. Er ist richtig. Wir sind auf dem richti-
gen Weg und werden ihn ohne Abstriche, ungehindert,
mit aller Konsequenz und mit hohem Tempo weiterge-
hen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Die Voraussetzungen dafür sind mit den so genannten artz-Gesetzen, die wir ja – teilweise im Vermittlungserfahren – verabschiedet haben, geschaffen worden. nsbesondere meine ich die Gesetze Hartz III und IV. ierbei geht es um zwei Themen: zum einen um den mbau der Bundesagentur für Arbeit, zum anderen um ine neue Beschäftigungsund Arbeitsmarktpolitik, die nsbesondere dadurch gekennzeichnet ist, dass wir die eiden Fürsorgesysteme, die es in Deutschland bisher ibt – das staatliche, die Arbeitslosenhilfe, und das komunale, die Sozialhilfe –, zusammenführen, um daraus in neues System der Arbeitsförderung zu machen. Das ind die beiden Hauptlinien der Reformen, an denen wir rbeiten und die jetzt realisiert werden müssen. Der Umbau der Bundesagentur, über den wir heute nsbesondere sprechen wollen, muss vor dem Hinterrund der bisherigen Strukturen der Bundesanstalt, der lassischen Arbeitsverwaltung, gesehen werden. Die lassische Arbeitsverwaltung war gekennzeichnet durch ich nenne nur einige Stichworte – eine außerordentlich ohe Komplexität und eine außerordentlich hohe Reelungsdichte; jeder Schritt und die Verwendung jeder -Mark bzw. jedes Euros war festgelegt. Das hat den ewegungsspielraum der Mitarbeiterinnen und Mitareiter viel zu sehr eingeengt und hat ihnen fast keinen rmessensspielraum mehr gelassen. Es gab außerdem ine außerordentlich hohe Spezialisierung – das ist Ausruck der Regulierungsdichte –, was zu mangelnder ransparenz hinsichtlich Wirkung und Wirtschaftlichkeit eführt hat. – Das hat, kurz umrissen, die klassische Areitsverwaltung in Deutschland gekennzeichnet, die nun on Grund auf verändert werden muss. Es hat mir gestern viel Freude bereitet, die Präsenta ion des zuständigen britischen Staatsministers und hefs der dortigen Arbeitsagenturen in der Friedrichbert-Stiftung zu erleben, in der das Gegenbild zu der lassischen deutschen Arbeitsverwaltung aufgezeigt urde. Die kundenorientierte Dienstleistung in Großbriannien verfolgt einzig das Ziel – das ist deren Hauptaufabe –, Menschen, die Rat suchen, aus der Arbeitslosigeit in Arbeit zu vermitteln. Daran hat es in Deutschland isher gemangelt. Schuld daran sind aber nicht die Mitrbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern Schuld hat unser erfektionismus im bürokratischen Umgang mit Probleen. ir haben in Deutschland eine Technik entwickelt, und war nicht nur in der Arbeitsverwaltung, die sich vor alen Dingen auf die Administration und das Finanzieren ersteht. Wir haben gewaltige Behördenapparate aufgeaut, die sich immer mehr von ihrer eigentlichen Aufabe, der Arbeit am Menschen und mit den Menschen im Fall der Bundesagentur mit der Vermittlung der enschen in Arbeit –, zu entfernen drohen. Das ist das roblem. Dieses Problem muss nun angegangen werden. Den gewaltigen Unterschied habe ich in Stratham, ondon bei einem Besuch in einem Jobcenter, Jobcentre lus genannt, erlebt. Ich kann nur jedem empfehlen, der ie Chance hat, sich ein solches einmal anzuschauen, iese auch wahrzunehmen. Man erfährt auf Anhieb den Bundesminister Wolfgang Clement Unterschied. Herr Kollege Niebel, ich lade Sie ein, dass wir gemeinsam einmal dorthin fahren. Dann erleben Sie den Unterschied zwischen einer klassischen deutschen Verwaltung und einer offenen Vermittlung. (Dirk Niebel [FDP]: Ich kann mir das sogar schon gut vorstellen! Das kommt noch hinzu!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Dirk Niebel [FDP]: Gerne!)


– Manchmal ist es besser, wenn man sich etwas vorstel-
len kann. Sie haben eine ausreichende Fantasie und
Kreativität; das merkt man an manchem Ihrer Beiträge.
Dort würden Sie aber vor Ort erleben, wie es wirklich
ist.

In der Zwischenzeit ist viel geschehen. Das ist durch
die Kritik an den Ausschreibungsverfahren in der Bun-
desagentur aus dem Blickpunkt der öffentlichen Auf-
merksamkeit verschwunden. Tatsächlich wurde in der
Bundesagentur unter Führung von Herrn Gerster zusam-
men mit dem Vorstand Ende des Jahres 2002 eine inten-
sive Projektarbeit begonnen, in der wirklich alles auf den
Prüfstand gestellt wurde. Das ist unter Mitwirkung der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – 250 Führungskräfte
waren in diese Projektarbeit ständig eingebunden – und
der Berater geschehen.

Weil so viel über die Berater gesprochen wird,
möchte ich Folgendes sagen: Dafür sind ungefähr
60 Millionen Euro aufgewendet worden. Das ist viel
Geld. Aber das Ergebnis, das durch die Mitarbeit der ex-
ternen Berater erzielt worden ist, stellt sich so dar, dass
etwa 5 500 Stellen von Mitarbeitern, die bisher in der
Administration tätig waren, entfallen können. Diese Mit-
arbeiter können sich nun der Vermittlungsarbeit widmen.

Einen solchen Umbau von Grund auf kann man nicht
mit den eigenen Mitarbeitern bewerkstelligen; das wis-
sen Sie.


(Dirk Niebel [FDP]: Wenn Sie das schon wissen, brauchen Sie die Berater doch gar nicht mehr!)


Er wird zu einer beachtlichen Kostenreduktion führen.
Das sage ich, um deutlich zu machen, dass diese Bera-
tungsarbeit natürlich auch Ergebnisse gebracht hat, die
von größter Bedeutung sind und die in erheblichem
Maße zu Buche schlagen.

Es ist in manchen Debatten übersehen worden, dass
die Bundesagentur im Jahr 2003 bereits erfolgreicher
war, als wir es erwartet hatten. Der Bundesfinanzminis-
ter, Herr Kollege Eichel, ist beim Zuschuss für die Bun-
desagentur nicht an der Grenze angekommen. Wir sind
vielmehr um 1,5 Milliarden Euro darunter geblieben.

Was passiert? Ich nenne nur Stichworte. Die Bundes-
agentur in Nürnberg wird in Zukunft eine Holding sein,
die nicht mehr die Einzelprozesse steuert, sondern die
grundlegende Richtung bestimmt, ansonsten aber wie
eine Holding funktioniert. Deshalb wird die Stellenan-
zahl in Nürnberg auch von 1 100 auf 400 reduziert. Die-
ser Prozess ist bereits im Gange. Viele Mitarbeiterinnen

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(C (D nd Mitarbeiter, denen das vermutlich nicht leicht gefalen ist, gehen jetzt in die Arbeitsvermittlung vor Ort. Es werden Kundenzentren der Zukunft aufgebaut. as erste Muster eines solchen Kundenzentrums ist in eilbronn entstanden. Zehn weitere werden zurzeit in en verschiedenen Regionen der Bundesrepublik aufgeaut. Diese Kundenzentren ähneln dem, was in Großbriannien – beispielsweise in diesem Jobcentre Plus in tratham – zu besichtigen ist, bereits sehr. Das ist das undenzentrum der Zukunft. Hier wählen wir eine völig andere Herangehensweise (Abg. Gerd Andres [SPD] erinnert an die Redezeit)


ich bin gleich fertig, Herr Kollege Andres –, als das in
er Arbeitsvermittlung bisher der Fall war.


(Dirk Niebel [FDP]: Solange Sie seine Redezeit verbrauchen, können Sie ruhig weitermachen!)


Sehen Sie, so sind wir. Wir wollen eben arbeiten. Auch
er Kollege Andres will arbeiten. Damit hat er Recht.
Es werden Servicecenter und ein virtueller Arbeits-
arkt aufgebaut. An diesem virtuellen Arbeitsmarkt habe
h viel Kritik gehört. Ich stelle mir mal eine Sekunde lang
or, die Bundesagentur hätte keinen virtuellen Arbeits-
arkt aufgebaut, sondern würde weiterhin – wie bisher –
it Papier und Bleistift arbeiten. Die Reden, die Sie
eute Morgen dann gehalten hätten, als wir über die IT
nd anderes gesprochen haben, hätte ich dann nicht hö-
en wollen. Dies ist also ein richtiger und vernünftiger
eg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Erzählen Sie uns das ruhig einmal umfassend!)


as gilt sowohl für das Qualitätsmanagement als auch
ür das effektive Controlling.
Herr Kollege Laumann, dieser Prozess der Dezentra-

isierung und Dekonzentration muss stattfinden. Darüber
üssen wir uns ernsthaft unterhalten. Es wird dort kein
oloch mehr vorhanden sein, wie Sie das so oft – nicht

mmer zu Unrecht – skizziert haben. Wir gehen in die
egionen und in die Arbeitsverwaltungen vor Ort. Das
st der richtige Weg.
Der Umbau der Bundesagentur wird 2005 abge-

chlossen sein. Wir werden uns dann auch in der Umset-
ung des Hartz-IV-Gesetzes befinden. Die Bundesregie-
ung wird in sehr überschaubarer Zeit – gestützt auf
orschläge der Bundesagentur – einen Vorschlag für die
usgestaltung der Arbeitsgemeinschaften entwickeln,
ie wir gemäß dem Hartz-IV-Gesetz zwischen der Bun-
esagentur und den Kommunen vor Ort aufbauen
üssen. Sehr rasch werden wir auch das so genannte
ebruargesetz – so heißt es bei uns – auf den Weg brin-
en. Durch dieses Gesetz soll das Optionsmodell für die
ommunen geregelt werden. Nach den Vereinbarungen
m Vermittlungsverfahren wollen wir dieses Gesetz
öglichst bis Ende April verabschiedet haben.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

All dies geschieht. Ich habe eine Bitte an Sie alle: Das

Thema ist insgesamt zu wichtig, als dass wir es in Perso-
naldiskussionen und -spekulationen versinken lassen
dürften. Es geht darum, die Reformen voranzutreiben.
Wir werden dabei Erfolg haben. Sie haben gesehen, dass
wir im Jahreswirtschaftsbericht davon ausgehen, dass es
in diesem Jahr im Durchschnitt 100 000 Arbeitslose we-
niger geben wird und dass die Zahl der Arbeitslosen in
der zweiten Hälfte allein aufgrund der konjunkturellen
Entwicklung und der strukturellen Maßnahmen zurück-
gehen wird, bevor wir im Jahre 2005 eine wirkliche
Trendwende am Arbeitsmarkt erzielen werden.

Das ist nicht nur unser Ziel, sondern daran wird sehr
konkret gearbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass wir
dieses Ziel auch erreichen werden.

Herr Kollege Andres, ich danke Ihnen für Ihre Ge-
duld.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508807800

Nächster Redner ist der Kollege Karl-Josef Laumann,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1508807900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Zunächst einmal will ich hier feststellen, dass
auch die CDU/CSU-Fraktion der Auffassung ist, dass
der Reformprozess bei der Bundesagentur für Arbeit
weiterentwickelt werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Rainer Wend [SPD]: Sehr gut! – Franz Müntefering [SPD]: Auch Herr Merz, Herr Laumann?)


Wir sind sehr dafür, dass bei der Bundesagentur für Ar-
beit endlich weniger verwaltet und mehr vermittelt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das wollen wir ja alle. Wir sind auch sehr dafür, dass der
Zentralismus bei der Bundesagentur für Arbeit zuneh-
mend verschwindet und die dezentrale Entscheidungs-
freiheit der örtlichen Arbeitsämter erhöht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind weiterhin dafür, dass bei der Bundesagentur für
Arbeit das Unwesen der Verordnungen abnimmt und da-
mit die Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zunimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zu dieser Debatte gehört ebenso, dass trotz der Arbeit

und der Reformbemühungen von Herrn Gerster die mo-
mentane Situation in vielen örtlichen Arbeitsämtern
noch nie von so viel Resignation und Stillstand wie zur-
zeit gekennzeichnet waren; auch das muss man zugeben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Ich bin nicht der Meinung, dass es richtig ist – Herr lement hat es am Wochenende so formuliert und einige eitungen haben es in ihren heutigen Ausgaben aufgeommen –, um den Rücktritt von Herrn Gerster eine ythenbildung zu betreiben: Weil er so großartige Areit geleistet habe, sei er von irgendwelchen Leuten, die eine Reformen wollten, geschasst worden. ie Wahrheit ist: Herr Gerster hat – dazu gibt es Beichte des Bundesrechnungshofes – gegen das Vergabeecht und das Haushaltsrecht verstoßen. r hat Verträge laufen lassen und Verträge in Millionenöhe teilweise selber verhandelt, die rechtswidrig zutande gekommen sind. r hat sich im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit in einer Darstellung von Ende November bis Anfang Jauar in Widersprüche verstrickt. Wir können nicht einal mehr ausschließen, dass im Nachhinein Dokumente er Bundesagentur für Arbeit manipuliert worden sind. as ist die andere Seite; auch das muss man schlicht und rgreifend zur Kenntnis nehmen, Herr Niebel. (Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Selbstverständlich! Das habe ich immer gemacht!)


(Dirk Niebel [FDP]: Genau so ist es!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Wahrheit ist, dass Herr Gerster aufgrund der Art
nd Weise, wie er agiert hat, und aufgrund seiner Verfeh-
ungen null Autorität in der Bundesagentur für Arbeit
atte. Deswegen war seine Entlassung unvermeidlich.
elbst die Vertreter der Bundesregierung haben ihm am
amstagnachmittag


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nicht zugestimmt!)


icht das Vertrauen ausgesprochen; denn im Verwal-
ungsrat sitzen mehr Vertreter der Bundesregierung, als
s Ja-Stimmen für Herrn Gerster gab. Das ist so sicher
ie das Amen in der Kirche.
Was bleibt, ist, dass wir darüber streiten müssen, ob
ir der Bundesagentur für Arbeit die richtigen Instru-
ente in die Hand geben. Ich nenne hier nur als ein
tichwort die PSA. Ist sie wirklich das Instrument, wie
s von Hartz entwickelt wurde? Bringt es für den Ar-
eitsmarkt etwas? Nach unseren Informationen haben
on 42 000 Leuten, die in dieser Maßnahme geparkt
urden, durch die Zeitarbeit allenfalls circa 5 400 eine
eschäftigung gefunden. Die regulären Zeitarbeitsfir-
en leiden mehr unter der PSA, als die PSA dem allge-
einen Arbeitsmarkt nutzt. Das ist die Wahrheit.
Stichwort Ich-AG. Ohne Businessplan, ohne Ge-

chäftsidee, ohne Unternehmensplanung kommt man an
taatsknete der Beitragszahler. Das führt natürlich zu
erwerfungen im Handwerk. Ich glaube, dass die Ich-
G dem Arbeitsmarkt mehr schadet als nutzt.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Weil Sie es so wollen, muss die Bundesagentur etwas
Falsches umsetzen, was ihre Autorität in der Arbeits-
marktpolitik nahezu vollständig untergräbt.

Ein anderes Thema ist das Vermittlungsverfahren im
Dezember: Die Bundesagentur für Arbeit, die aufgrund
ihrer Vielfältigkeit und ihrer Größe kaum mehr be-
herrschbar ist, bekommt von dieser Regierung – das war
ihr Wille – zusätzlich die Zuständigkeit für
1,2 Millionen arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Oben drauf! – Dirk Niebel [FDP]: Plus Familien!)


Es ist doch Wahnsinn, dieser Agentur, die schon vorher
fast nicht regierbar war, zusätzlich die Sorge für
1,2 Millionen Menschen plus Familienangehörige – wahr-
scheinlich reden wir über 4 Millionen Menschen – zu
übertragen.

Ich lege großen Wert darauf – schließlich wollen wir
nach vorne blicken, Herr Bundesminister –, dass wir in
den nächsten Wochen ein Optionsgesetz machen,


(Franz Müntefering [SPD]: Sagen Sie mal was zu Herrn Merz, Herr Laumann! – Gegenruf des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Hat er schon! – Wolfgang Meckelburg [CDU/ CSU]: Das ist erledigt!)


mit dem die Gemeinden, die Kreise und kreisfreien
Städte, die es wollen, wirklich optieren können. Sie sol-
len mit ihren Haushalten, die sie zu verantworten haben,
dieses Risiko eingehen können. Ich biete Ihnen aus-
drücklich – wenn Sie es wollen, noch vor Einbringung
des Gesetzes – die Mitarbeit der CDU/CSU an. Wir ha-
ben ein großes Interesse daran, dass möglichst viele
Kommunen, die es sich zutrauen und es wollen, verant-
wortbar optieren können.


(Dirk Niebel [FDP]: Wir auch!)

Sie haben erklärt, dass Sie daran kein Interesse haben.

Damit sind Sie dafür verantwortlich, wenn die Arbeits-
marktpolitik in Deutschland keinen Zentimeter voran-
kommt. Schließlich übertragen Sie der Agentur immer
mehr Problemfälle.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wissen alle, dass sie zurzeit nicht über Strukturen
verfügt, selbst mit dem arbeitsmarktnahen Publikum so
umzugehen, wie es die Beitragszahler auf beiden Seiten
von einer vernünftigen Agentur erwarten würden.

Wir hätten die große Chance, mit einem wirklich ver-
nünftig gemachten Optionsmodell einen Riesenbeitrag
zur Entschlackung der Bundesagentur für Arbeit zu leis-
ten.


(Franz Müntefering [SPD]: Sagen Sie was zu Merz, Herr Laumann! – Gerd Andres [SPD]: Seehofer!)


Ich sage Ihnen zum Schluss zu den Zwischenrufen zu
Merz und Seehofer: Ich persönlich bin dafür, dass wir
eine Bundesagentur behalten. Wir brauchen Bundes-
strukturen in der Arbeitsmarktspolitik.

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(C (D ch kann überhaupt nicht erkennen, dass die Landesareitsämter in Sachen Bürokratie einen Deut besser sind ls die Nürnberger Bundesagentur. (Gerd Andres [SPD]: Deshalb habt ihr die Landesarbeitsämter auch beibehalten!)


(Beifall des Abg. Franz Müntefering [SPD])


Ich sage hier ganz klar: Wir haben nicht mehr so viele
hancen, zu erreichen, dass die Bevölkerung dem Um-
au dieser Bundesagentur überhaupt noch traut. Deswe-
en: Nutzen Sie die Chance,


(Dirk Niebel [FDP]: Die letzte!)

ei dem Optionsmodell einen klaren Schritt in Richtung
uf eine kommunale Beteiligung bei der Arbeitsmarkt-
olitik zu machen! Das wird die Bundesagentur im ar-
eitsmarktnahen Bereich der Arbeitslosenversicherung
tabilisieren.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508808000

Das Wort hat die Kollegin Dr. Thea Dückert, Bünd-

is 90/Die Grünen.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: So eine Opposition hätten wir früher gerne gehabt! – Gegenruf von der SPD: Ihr habt ja alle Angebote ausgeschlagen!)



Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508808100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrter Herr Laumann, Medaillen haben immer
wei Seiten. Auch Ihre Reden haben zwei Seiten.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Zwei gute Seiten!)


Ja, die Rede hat auch eine gute Seite, nämlich wenn
ie unterstreichen, dass Sie die Reform der Arbeits-
arktpolitik und der Bundesagentur für Arbeit stringent
eiterverfolgen.
Sie wissen, dass wir im Vermittlungsausschuss das
ngebot unterbreitet haben, dass wir optionale Modelle
ür eine kommunale Beteiligung erarbeiten werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unter großen Schmerzen!)


s wäre gut, wenn wir eine Lösung hinkriegten, die nicht
ieder im Vermittlungsausschuss landen müsste.
Was die andere Seite Ihrer Rede, Herr Laumann, be-

rifft, so ist Ihr Vortrag unglaubwürdig. Das ist schon
urch die Zwischenrufe deutlich geworden. Die andere
eite ist doch, dass die Parole, mit der Herr Niebel und
ie FDP durch die Lande laufen, nämlich „Zerschlagt
ie BA!“,


(Dirk Niebel [FDP]: Auflösen! Nicht zerschlagen!)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

von Ihren Leuten Futter bekommt, an der Spitze von
Herrn Meyer, sekundiert von Herrn Merz und Herrn
Seehofer.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Herr Meyer hat das nicht gesagt! Herr Seehofer wollte nur von der Gesundheitsreform ablenken!)


Wenn Sie dazu keine einheitliche Position in Ihrer eige-
nen Fraktion herstellen, dann bleiben die sehr freundli-
chen Angebote, die Sie hier vorgetragen haben, unglaub-
würdig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das politische Ziel, das Sie mit der Parole „Zerschlagt
die BA!“ verfolgen,


(Dirk Niebel [FDP]: Auflösen! Sie kapieren es nicht!)


ist, die notwendigen und überfälligen Reformen der
Bundesagentur und der Arbeitsmarktpolitik zu torpedie-
ren. Das wollen Sie. Das ist nicht nur populistisch und
dumm, sondern das ist auch zynisch den Arbeitslosen
gegenüber.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wie Sie nach dieser Rede solch eine These aufstellen können!)


Wir haben über 4 Millionen Arbeitslose, darunter viele
Langzeitarbeitslose. Mit der Bundesanstalt für Arbeit
haben wir eine schwerfällige Verwaltung gehabt. Wir
müssen den notwendigen Reformprozess voranbringen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wie denn?)


Eines finde ich in dieser Situation wirklich pikant: Herr
Niebel, der selber einmal in der Bundesanstalt für Arbeit
tätig war,


(Gerd Andres [SPD]: Arbeitsvermittler!)

oder auch andere


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Rachegefühle! – Dirk Niebel [FDP]: Ich weiß wenigstens, wovon ich rede!)


sind über Jahrzehnte mit dafür verantwortlich gewesen,
dass ein Tanker, eine Mammutbehörde, entstanden ist.
1973 hatte sie 32 000 Beschäftigte, heute sind es fast
100 000. Es ist eine Behörde mit Besoldungsstrukturen,
bei denen Leistung keine Rolle spielt, eine Behörde, in
der man den Wettbewerbsgedanken erst verankern muss.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das ist bei allen Behörden so!)


Als wir die Bundesregierung übernommen haben,

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Da haben Sie sich übernommen!)

waren nur 10 Prozent der Beschäftigten der BA mit der
Vermittlung betraut. Sie haben dazu beigetragen, dass
dieser Zustand so lange erhalten geblieben ist.

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(C (D (Franz Müntefering [SPD]: Beigetragen? Sie haben das alleine gemacht! – Gegenruf des Abg. Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das wüsste ich aber! Frau Engelen-Kefer ist seit 20 Jahren dabei!)


Seit zwei Jahren ist damit Schluss. Vor zwei Jahren ist
in Reformprozess eingeleitet worden. Ich will deutlich
agen: Herr Gerster hat sehr viel dazu beigetragen, dass
er Reformprozess mit dieser Stringenz in Gang gesetzt
urde.
Wir sind längst dabei, dezentrale Strukturen zu schaf-

en. Die Zahlen liegen doch auf dem Tisch. Die Zahl der
eschäftigten in der Zentrale ist von 11 000 auf 4 000
esunken.
Die Entlohnungssysteme werden umgestellt. Das Be-

mtentum an der Spitze ist schon Vergangenheit und
ird Vergangenheit bleiben. Die Jobcenter werden ein-
erichtet. All das läuft doch bereits.
Wir haben auch – das ist sehr wichtig – das Ziel der
rbeitsmarktpolitik klar formuliert: Sie muss eine Poli-
ik der Integration sein, die sich an den Arbeitslosen ori-
ntiert. Um diese beiden Stränge geht es: den Aufbau der
ienstleistungsagentur und die Integration als Ziel der
rbeitsmarktpolitik.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das haben wir doch zusammen beschlossen! Das ist doch völlig unstreitig!)


amit müssen wir weitermachen. Sie aber wollen uns
it der Parole „Zerschlagt die BA!“ Steine in den Weg
egen.
Richtig ist, dass wir aus Fehlern – auch in diesem Pro-

ess – lernen mussten. Es gab Fehler in der Praxis. Ich
eine nicht die Vergabeverfahren, die schon angespro-
hen wurden. Dabei sind Fehler unterlaufen, die nicht
ieder vorkommen dürfen. Ich meine vielmehr die Pra-
is im Umgang mit den Menschen zum Beispiel in der
eiterbildung und Qualifizierung. Die Zielrichtung hin
ur Integration, zur Qualität und zur Einführung von
uoten ist richtig. Aber in der alltäglichen Praxis wer-
en dabei Fehler gemacht. Die Lose in den Ausschrei-
ungsverfahren sind zu groß. Die kleinen Träger, die in
en Regionen nahe an den Menschen sind und im All-
agsprozess immer wieder mit Kreativität aufwarten
önnen, haben es dabei sehr schwer.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ändern Sie das! – Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Sie können das ändern!)


aran muss einiges geändert werden. Über diese Fragen
üssen wir uns auseinander setzen, nicht über die Ziel-
ichtung. Denn diese ist richtig.
Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zur aktuellen

ituation machen.

(Dirk Niebel [FDP]: Das ist doch eine Aktuelle Stunde!)

ir haben am Freitag von der Vorsitzenden des Verwal-

ungsrats gehört, dass Gesetzesänderungen gewünscht






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

werden. Ich denke, dass wir mit unserem Gesetz eine
klare Arbeitsteilung – der Verwaltungsrat kontrolliert
und muss wiederum umfassend informiert werden – er-
möglicht haben. Das operative Geschäft aber obliegt
dem Vorstand. Das muss auch weiterhin der Fall sein
und kann nicht geändert werden.

Der Verwaltungsrat ist kein Sachwalter von steuerfi-
nanzierten Leistungen; er ist vielmehr Sachwalter der
Beitragszahlungen. Ich spreche das Arbeitslosengeld II
an, weil am Samstag in der Pressekonferenz des Verwal-
tungsrats gesagt wurde, dass auch darüber diskutiert
werden soll. Wir brauchen das Arbeitslosengeld II.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508808200

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist überschritten.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508808300

Ich komme zum Schluss. – Damit wir mit der Reform

weiterkommen, brauchen wir die klaren Zuschreibun-
gen: Die Kontrolle obliegt dem Verwaltungsrat und das
operative Geschäft dem Vorstand.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Keiner will etwas anderes!)


Diese Richtung wollen wir auch weiterhin einschlagen.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508808400

Das Wort hat der Kollege Dirk Niebel, FDP-Fraktion.

(Dr. Rainer Wend [SPD]: Jetzt aber bei der Wahrheit bleiben, Herr Niebel! Nicht falsche Argumente benutzen!)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1508808500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Florian Gerster ist an zwei Dingen gescheitert:
an sich selbst und seinen Fehlern und an den Strukturen
der Arbeitslosenindustrie in Deutschland. Jeder poten-
zielle Nachfolger von Florian Gerster wird es noch
schwerer haben als er. Denn er hat nicht nur mit densel-
ben Strukturen zu tun, die von dem Auswechseln des
Vorstandsvorsitzenden unberührt bleiben, sondern er hat
auch dessen Schicksal vor Augen. Das wird, wie auch
immer der neue Vorstandsvorsitzende heißt, seine Tat-
kraft mit Sicherheit einschränken.


(Beifall bei der FDP)

Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit hat sich in

Deutschland über die Jahrzehnte in der und um die Bun-
desagentur für Arbeit ein Moloch von Arbeitslosenin-
dustrie entwickelt, der es gewohnt war, mit zig Milliar-
den erhalten zu bleiben und dafür zu sorgen, dass die
Mittel im System bleiben.


(Gerd Andres [SPD]: Das ist schlichter Unsinn! Hochgradiger Unsinn!)


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(C (D in großer Kreis von Beteiligten in der Bundesagentur ür Arbeit hat zusätzlich noch andere Interessen, die zuindest durch institutionelle Verbundenheiten gekenneichnet sind, auch wenn es sich bei den Personen um onorige Menschen handelt. Die Bundesagentur ist in ihren jetzigen Strukturen icht reformierbar. Deshalb wollen wir sie auflösen. Liebe Kollegin Dückert und alle anderen, die mit ihen Äußerungen haarscharf an zynischer Demagogie orbeischrammen: Auflösen heißt nicht zerschlagen. uflösen ist vielmehr das Instrument – sozusagen der mnibus –, um die Bundesagentur neu zu ordnen und on dem Ballast der Arbeitslosenindustrie und all den rotagonisten, die dazugehören, zu befreien. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Neuordnen wäre Reform! Dann machen Sie doch dabei mit! Sie wollen aber zerschlagen!)


(Beifall bei der FDP)


Das Auflösen der Behörde würde bedeuten, Frau
ückert – das haben Sie beim BMA gesehen –, dass die
ehörde nicht mehr existiert. Dann wäre übrigens auch
er drittelparitätische Verwaltungsrat mit Frau Engelen-
efer, dem Dinosaurier des Verbändestaates, nicht mehr
orhanden.


(Beifall bei der FDP)

as ist einer der wesentlichen Hemmschuhe der Re-
ormvorhaben in der Bundesrepublik.
Auflösen heißt auch, dass Sie die starren Grenzen des

ffentlichen Dienst- und Tarifvertragrechts flexibel
andhaben können.


(Franz Müntefering [SPD]: Machen Sie sich einmal Gedanken über die Auflösung der FDP!)


Herr Müntefering, auch Sie sind einer von denen, die
art an der Grenze zur Demagogie argumentieren. Sie
ind einer von den ganz harten Demagogen.


(Widerspruch bei der SPD)

Auflösen heißt, eine schlanke Versicherungsagentur

u schaffen, die die Lohnersatzleistungen organisiert und
arktgerechte Vermittlungsgutscheine ausgibt statt des
roppzeugs, das Sie eingeführt haben und das nicht
unktionieren kann.


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])

arktgerechte Vermittlungsgutscheine versetzen die Ar-
eitsuchenden in die Lage, ihre Marktmacht auszuüben
nd zum Vermittler ihres Vertrauens zu gehen. Das kann
in privater oder ein staatlicher Vermittler in den kom-
unalen Jobcentern sein, auf die ich später noch einge-
en werde.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann auch ein privater sein! Das haben wir erst möglich gemacht, Herr Niebel!)







(A) )



(B) )


Dirk Niebel

– Hören Sie zu! Dann können Sie etwas lernen. Ich
komme nämlich aus der Bundesagentur für Arbeit. Ich
kenne im Gegensatz zu Ihnen den Laden von innen.

Wir brauchen auf Bundesebene eine schmale Arbeits-
marktagentur.


(Gerd Andres [SPD]: Sie reden nur Unsinn! Dummes Geschwätz! Nichts kann man bei Ihnen lernen!)


– Herr Andres, von Ihnen kann ich zumindest lernen,
wie destruktiv Gewerkschaftsfunktionäre sind, wenn sie
vom Postsekretär zum Staatssekretär werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gerd Andres [SPD]: Ich komme nach Ihnen dran! Warten Sie ab, Herr Arbeitsvermittler!)


Wie gesagt, nichtsdestotrotz brauchen wir auf Bun-
desebene eine Arbeitsmarktagentur, die nicht größer sein
muss als das Bundeskartellamt mit 200 bis 300 Mitarbei-
tern und in der das überregional Notwendige erledigt
wird. Dazu gehören insbesondere Transparenz bei den
gemeldeten offenen Stellen, aber auch entscheidungs-
kompetente Ansprechpartner als Stabsstellen für die
Bundesländer. Denn eines brauchen wir nicht mehr: die
Landesarbeitsämter, die jetzt Regionaldirektionen hei-
ßen. Wir brauchen vor Ort, also dort, wo die Menschen
und die Arbeitsplätze sind, Jobcenter – und zwar in kom-
munaler Trägerschaft und grundgesetzlich abgesichert in
der Finanzierung –, die sich um die Betreuung der ar-
beitslosen Menschen kümmern.


(Beifall bei der FDP)

Liebe Frau Dückert, das bedeutet Auflösen, um neu

zu ordnen, und nichts anderes. Damit bekommen die Be-
schäftigten der Bundesagentur für Arbeit endlich plan-
bare Zukunftschancen sowie diejenigen, die Arbeit su-
chen, und diejenigen, die Arbeitskräfte suchen, endlich
ein vernünftiges Betreuungsangebot. Das bedeutet Auf-
lösen, Frau Dückert. Das ist eine riesengroße Chance für
Deutschlands größte Behörde.


(Beifall bei der FDP)

Ich möchte auf die aktuellen Ereignisse zurückkom-

men – dem Kind sollte man einen Namen geben – und
fragen, wieso Herr Gerster eigentlich erst jetzt entlassen
worden ist. Das Einzige, was rechtswidrig war und ihm
vorgeworfen werden konnte, waren doch die Beraterver-
träge des letzten Jahres. Wieso hat man ihn nicht schon
damals, sondern erst jetzt entlassen? Wieso hat der Ver-
waltungsrat noch im Dezember letzten Jahres das Ver-
trauen ausgesprochen und im Januar dieses Jahres, ob-
wohl sich faktisch nichts geändert hat, das Vertrauen
entzogen? Dahinter stecken doch Interessen.

Erstens, zum Zeitraum. Wäre Herr Gerster schon im
letzten Jahr gegangen, hätte Herr Clement noch einen
Nachfolger berufen können. Aber durch § 382 des
SGB III gilt seit dem 1. Januar dieses Jahres ein neues
Recht. Jetzt kommt der Vorschlag von Frau Engelen-
Kefer. Darüber sollte man einmal nachdenken.

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(C (D Zweitens, zur Arbeitgeberseite. Herr Clever, der Areitgebervertreter im Verwaltungsrat der Bundesagentur ür Arbeit ist, hat jahrelang als Leiter der Abteilung Areitsmarktpolitik im Bundesministerium für Arbeit und ozialordnung die Bundesanstalt für Arbeit aufgebaut, ie die Arbeitsmarktpolitik vor die Wand gefahren hat. xakt dieser Herr Clever sollte jetzt mit demjenigen zuammenarbeiten, der sein eigenes Kind kaputtgemacht at? – Hochinteressante Verbindungen! Wir sollten uns über die Arbeitslosenindustrie und hre Protagonisten in Deutschland mehr Gedanken mahen; denn das reicht bis in die örtliche Arbeitsamtsbene. In vielen Bereichen geht es gar nicht mehr darum, ie Menschen in Arbeit zu bringen und Arbeitsplätze zu esetzen, sondern darum, das Geld im System zu lassen, nd zwar zum Wohle derjenigen, die seit Jahrzehnten om System gut leben. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das war ein Hirngespinst, bei aller Wertschätzung!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508808600

Das Wort hat der Kollege Klaus Brandner, SPD-Frak-

ion.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1508808700

Sehr geehrte Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen

nd Kollegen! Wir alle wissen, was wir nach 40 Jahren
DU/CSU-Herrschaft in der Bundesanstalt für Arbeit
bernommen haben. Stingl, Franke, Jagoda, all diese
amen stehen für eine Behörde, die in das Verwalten
erliebt war, die es vergessen hat, sich den Arbeitslosen
uzuwenden, die keine Aktivitäten entwickelt hat und
ie moderne Dienstleistungen ausgeschlossen hat.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das müsst ihr von den Gewerkschaften sagen!)


Sie vergessen, dass die Arbeitslosigkeit 1998 am
öchsten war und dass wir eine Behörde übernommen
aben, die damals politisch gesteuert war. Wir dürfen in
ieser Situation nicht außer Acht lassen, dass Sie 1998
iese Behörde genutzt haben, um fast 500 000 politische
ahlkampf-ABM zu schaffen, damit die Arbeitsmarkt-
tatistik geschönt werden konnte. So haben Sie die Be-
örde missbraucht!

(Beifall bei der SPD – Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU]: Das hat leider nichts genutzt!)

Richtig, das hat nichts genutzt. Deshalb sollte es jetzt
uch nicht mehr Thema sein.
Die SPD-Fraktion weiß jedenfalls um die Bedeutung

iner modernen Arbeitsmarktpolitik. Wir haben deshalb
ie Initiative ergriffen, den Umbau der Bundesanstalt für
rbeit in eine moderne Bundesagentur für Arbeit vorzu-
ehmen. Wir wollen aber nicht nur den Namen ändern,
ondern auch dafür sorgen, dass die Kunden die Verän-
erungen direkt bei der Inanspruchnahme der Dienstleis-
ungen spüren.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Der Umbau der Bundesagentur für Arbeit zu einem

modernen Dienstleister für Arbeitslose und Arbeitgeber
ist auf gutem Weg. Der bisherige Vorstand hat – das will
ich hier ausdrücklich sagen – durchaus erfolgreich gear-
beitet. Wir lassen nicht zu, dass Sie das durch Ihre De-
battenbeiträge kleinreden. Parteipolitik auf dem Rücken
der Arbeitslosen auszutragen, das lassen wir ebenfalls
nicht zu. Arbeitslose brauchen eine funktionierende
Bundesagentur für Arbeit. Jugendliche erwarten, dass sie
nach der Schule mithilfe der Bundesagentur in Ausbil-
dungsplätze vermittelt werden, und Behinderte erwarten,
dass sie eine vernünftige Beratung erfahren, damit sie in
Arbeit vermittelt werden können.


(Beifall bei der SPD)

Im Übrigen lassen wir auch nicht zu, dass diese Debatte
auf dem Rücken der Beschäftigten der Bundesagentur
geführt wird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat sich aber gerade so angehört!)


In der Tat hat der Aufbau der gemeinsamen Jobcenter
nach dem Ergebnis im Vermittlungsausschuss eine feste
rechtliche Grundlage. Der damit verbundene Prozess hat
allerdings erst begonnen; das wissen wir. Wir müssen
diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen. Das ist im Übrigen
auch die Überzeugung von Arbeitgebern und Gewerk-
schaften. Um es ganz deutlich zu sagen: Die Personal-
entscheidung hält den Reformprozess nicht auf. Wir
werden den Reformprozess unabhängig von dem, was an
der Spitze der BA mittlerweile passiert ist, fortsetzen.
Dafür steht die Koalition.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sich die Tarifvertragsparteien als neues Opfer auszu-
gucken ist zwar politisch interessant, aber in der Sache
völlig verfehlt.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja klar! Sie gehören ja dazu!)


Noch im Vermittlungsausschuss hat gerade die CDU/
CSU die Fahne der Selbstverwaltung hochgehalten und
mehr Rechte für die Selbstverwaltung gefordert. Jetzt
versuchen Sie, insbesondere die FDP, die Bundesagentur
mit plump-populistischen Angriffen auf die Selbstver-
waltung ins Gerede zu bringen.


(Dirk Niebel [FDP]: Überhaupt nicht! Dass wir das gerade gewesen sind, ist ja bemerkenswert!)


Ich bin der Meinung: Wer die Bundesagentur ent-
scheidend mitfinanziert, nämlich die Arbeitnehmer und
die Arbeitgeber durch ihre Beiträge, der hat einen An-
spruch darauf, an der Kontrolle und an der Aufsicht be-
teiligt zu sein. Das ist ein Gebot der Fairness, aber auch
der Klugheit. Die Tarifvertragsparteien sind wesentliche
Akteure auf dem Arbeitsmarkt. Wir sollten sie deshalb
verantwortlich einbinden.


(Beifall bei der SPD)

Gerade jetzt, wo es vorwärts geht, zetteln Vertreter

der FDP eine Debatte an, in der sie behaupten, diese

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(C (D ammutbehörde gehöre aufgelöst. Das hat nicht nur jeand von den hinteren Bänken getan, sondern auch der DP-Vorsitzende, Guido Westerwelle. r sagte: Diese Mammutbehörde gehört aufgelöst. Das eigt im Kern nur, dass man eine aktive Arbeitsmarktpoitik mit einer modernen Dienstleistungsagentur nicht ill. (Dirk Niebel [FDP]: Sie haben es nicht verstanden! Sie sind doch noch der Gewerkschaftssekretär! Sie denken einfach nicht!)


(Dirk Niebel [FDP]: Kluger Mann!)


Die BA ist kein Moloch, wie hier dargestellt worden
st. Von den 90 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
rbeiten nur noch 1 100 in der Zentrale in Nürnberg;
emnächst sind es nur noch 400. Die übrigen Mitarbeiter
ind auf 181 Agenturen im ganzen Land und auf weitere
60 Geschäftsstellen verteilt; sie arbeiten also dezentral.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war aber schon immer so!)


ie Eigenverantwortlichkeit und die Entscheidungskom-
etenz der dort Tätigen haben wir mit unserem Gesetz
artz III herbeigeführt; die Aktivität kann also vor Ort
rganisiert werden. Wer das nicht wahrnimmt, betreibt
irklichkeitsverweigerung.


(Dirk Niebel [FDP]: Heiterkeit bei der FDP!)

Dazu will ich auch sagen: Die CDU muss endlich ei-

en Klärungsprozess herbeiführen. Herr Merz, nicht ge-
ade ein Hinterbänkler, fordert die Abschaffung der BA
nd die Privatisierung der Arbeitslosenversicherung.
eute haben wir vom Kollegen Laumann gehört, dass er
en Reformprozess fortgesetzt wissen will. In den De-
atten hat er aber immer wieder vorgetragen: Die BA
ann es nicht; wir trauen ihr die Arbeit nicht zu. Die BA
st also schlechtgeredet worden. Lieber Kollege
aumann, wir haben heute von Ihnen gehört – dem liegt
in Prozess der Einsicht zugrunde –, dass Sie zur BA ste-
en. Wir können uns in dieser Hinsicht sicherlich ge-
einsam engagieren. Bisher haben Sie diesen Klärungs-
rozess aber nicht vorangetrieben; Sie haben Ihre Politik
her auf dem Rücken der Beschäftigten der BA betrie-
en.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508808800

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist deutlich überschritten.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1508808900

Das ist aus meiner Sicht ein schändlicher Vorgang.
Die Beschäftigten haben es verdient, dass wir zu ih-

en stehen. Sie sind in der Lage und bereit, den Reform-
rozess voranzutreiben. Wir werden mit den Beschäftig-
en der BA eine moderne Bundesagentur schaffen. Alle,
ie dabei mitmachen wollen, sind dazu herzlich eingela-
en. Wir lassen es jedenfalls nicht zu, dass auf dem Rü-
ken der Beschäftigten der BA Politik betrieben wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508809000

Nächster Redner ist der Kollege Bernhard Kaster,

CDU/CSU-Fraktion.

(Franz Müntefering [SPD]: Lasst doch den Merz jetzt mal endlich sprechen!)



Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1508809100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich möchte eine Vorbemerkung zum Beitrag von
Herrn Brandner machen. Wir müssen aufpassen, dass
wir mit dieser Debatte nicht von den wahren Problemen
ablenken. Ich will auf den Punkt kommen: Wir haben in
diesem Jahr im Monat Januar 400 000 Stellen weniger
als noch vor zwölf Monaten. Das sind die Probleme,
über die wir zu sprechen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Wir reden über den Umbau der BA, Herr Kollege! – Gegenruf des Abg. Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wohin soll die BA denn vermitteln, wenn ihr die Stellen alle kaputtmacht?)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir sprechen
– so sagt es der Kanzler – über die größte Baustelle in
Deutschland. Vorweg bemerkt: Ob es sich um die größte
Baustelle handelt, sei dahingestellt. Wir sehen inzwi-
schen quer durch alle Ressorts nur noch Baustellen. Wir
warten endlich auf ein erfolgreiches Richtfest.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Baustellen haben übrigens alle eines gemeinsam:
immer große Ankündigungen, große Theorien, aber
klägliches Versagen in der Umsetzung.


(Klaus Brandner [SPD]: Wenn Sie immer alles abbrechen, können wir auch nicht aufbauen! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Kein Richtfest!)


Wenn wir über den ins Stocken geratenen Umbaupro-
zess in der Bundesagentur sprechen, dann gehört dazu
auch, ganz deutlich zu sagen, welche Fehler zum jetzi-
gen Baustopp auf eben dieser Baustelle geführt haben;
denn aus Fehlern muss jetzt gelernt werden. Sie, Herr
Minister Clement, sind der Verantwortliche auf dieser
Baustelle. Sie müssen daher endlich Ihrer Verantwortung
gerecht werden und Ihre Aufsicht und Verantwortung
gegenüber der Bundesagentur ernst nehmen.


(Lachen des Abg. Gerd Andres [SPD])

Wo war denn Ihre Verantwortung, wo war das politische
Handeln bei den Problemen des Vorstandsvorsitzenden,
bei den Problemen zwischen Vorstand und Verwaltungs-
rat, bei den Problemen zwischen Vorstand und Mitarbei-
terschaft, bei den Problemen mit dem Vergaberecht und
der Kritik des Bundesrechnungshofes? Da ist politisches
Handeln des zuständigen Ministers erforderlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Was sind das für vaterlandslose Gesellen! – Gerd Andres [SPD]: Von Tuten und Blasen keine Ahnung!)


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(C (D Als Abgeordnete haben wir Ihnen konkrete kritische ragen gestellt, die von der Bundesregierung auch bentwortet wurden. Aber das Entscheidende haben Sie ersäumt, nämlich aus den eigenen Antworten auch onsequenzen zu ziehen. Bereits seit dem 28. November das ist schon einige Zeit her – liegen dem Minister 1 Beraterverträge mit einem Volumen von 55 Millionen uro vor 55 Millionen Euro, 41 Beraterverträge – mit durchaus rsichtlichen Hinweisen auf Verstöße gegen das Vergaerecht. Zum Jahresbeginn wurde ein Vertrag über ,5 Millionen Euro für „Beratung Arbeitslosengeld II“ ekannt. Wie lief das ab? Florian Gerster bestellte, der inister bezahlte und der Verwaltungsrat wusste von ichts. So war die Vorgehensweise. (Gerd Andres [SPD]: Und Sie haben keine Ahnung! Das ist der Höhepunkt!)


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie viel?)


Das Vergaberecht, das Sie immer so abtun, ist kein
berflüssiger Bürokratismus.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

er Präsident des Bundesrechnungshofes hat Recht mit
einer Kritik zur Bundesagentur, wenn er auf die drei
ernpunkte des Vergaberechts aufmerksam macht, näm-
ich Wettbewerb, Transparenz und Vorbeugung gegen
orruption.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Genau, das ist der Punkt!)


Grundsätzlich spricht nichts gegen notwendige Bera-
ung. Gerade eine schlechte Regierung braucht selbst-
erständlich mehr gute Beratung als eine gute Regie-
ung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Die ist jetzt ratloser als vorher!)


ber die Lösung kann nicht darin liegen, dass zusätzlich
ur teuersten Verwaltungsspitze, die die BA je hatte, die
eraterkosten von 832 000 Euro im Jahr 2002 auf jetzt
2 Millionen Euro jährlich gestiegen sind. Wo bleibt da
as Gebot der Verhältnismäßigkeit und der Wirtschaft-
ichkeit und wo bleiben die messbaren Ergebnisse? Das
ersteht im Lande niemand mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aus dem größten Desaster in der Arbeitsverwaltung
üssen endlich Lehren gezogen werden. Eine echte Re-
orm der Arbeitsverwaltung ist in dem Bewusstsein zu
rganisieren und die Bundesagentur ist so zu führen,
ass nicht der Eindruck entsteht – so war es in der Ver-
angenheit –, hier agiere ein Konzern bzw. ein Konzern-
hef, sondern es muss allen bewusst sein, dass man hier
erantwortung trägt für die Schwachen in unserer Ge-
ellschaft, nämlich für Arbeitsuchende und Arbeitslose.
Wir brauchen Effektivität, Wirtschaftlichkeit und
enschennähe. Wir müssen weg von kopflastiger Büro-






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster

kratie. Das Schlüsselwort heißt Dezentralisierung. Ma-
chen Sie das! Setzen Sie es endlich um!


(Klaus Brandner [SPD]: Das machen wir! Sie haben völlig Recht mit dem, was Sie sagen! Wir setzen es um!)


Die Lösung liegt in der Fläche, in der stärksten nur denk-
baren Regionalisierung, in enger Verzahnung mit den
Kommunen. Die Vor-Ort-Kenntnisse sind gefragt. Ich
erinnere hier an unsere Vorschläge im Zusammenhang
mit dem Arbeitslosengeld II.

Es muss damit Schluss sein, dass die Arbeitsverwal-
tung so manchen Flop des Hartz-Konzepts und eine völ-
lig verfehlte Arbeitsmarktpolitik ausbaden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deswegen fordere ich: Stellen Sie die Dinge bei der Dis-
kussion nicht auf den Kopf! Die Arbeitslosigkeit in
Deutschland ist nicht vorwiegend ein Vermittlungs- und
erst recht kein Statistikproblem. Denken Sie über neue
Strukturen nach! Neue Strukturen können zur Auflösung
von Verkrustungen führen. Beseitigen Sie Interessen-
konflikte und Interessenkartelle in den Führungsgre-
mien! Steuern Sie die Bundesagentur endlich in ein
Fahrwasser, in dem sie leistungsfähig sein kann – im In-
teresse der Arbeitsuchenden, der Beitrags- und Steuer-
zahler und auch der Mitarbeiter!

Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Bemerkung
machen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen der Koali-
tion, seien Sie doch bitte künftig von Beginn an etwas
kritischer, wenn Ihnen vom Kanzler ein bester Mann,
eine Lichtgestalt oder gar ein Superminister präsentiert
wird!

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Haben Sie eine persönliche Abrechnung vor?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508809200

Nächster Redner ist der Kollege Gerd Andres, SPD-

Fraktion.

(Dirk Niebel [FDP]: „Ich bin Postsekretär! Wählt mich hier raus!“ – Gegenrufe von der CDU/CSU: Gewerkschaftssekretär!)



Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1508809300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir von der SPD-Fraktion haben diese Aktuelle
Stunde beantragt,


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das war nicht so klug! Das war ein bisschen ein Selbsttor!)


weil wir hier im Bundestag über die Zukunft der Bun-
desagentur für Arbeit diskutieren wollen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Bis jetzt haben wir noch nichts gehört!)


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(C (D Wir sind fest davon überzeugt – das will ich zu Anang sagen –, dass diese Bundesagentur über eine große nzahl von hoch engagierten, hoch motivierten und och qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfügt, die eine ordentliche Arbeit machen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Darüber hinaus haben Sie keine Ahnung!)


ir haben diese Aktuelle Stunde auch beantragt, weil
ir der Überzeugung sind, es wäre allen, die Verantwor-
ung für die Bundesagentur für Arbeit tragen, sehr gehol-
en,


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Deshalb besonders viele Beraterverträge!)


enn die Bundesagentur nach den Diskussionen der ver-
angenen Wochen allmählich wieder in ein ruhiges
ahrwasser kommen würde und wenn wir der Bundes-
gentur ermöglichen würden, den Reformprozess, in
em sie steckt, mit Unterstützung aller, die hier sitzen,
u meistern.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Probleme sind an der Spitze!)


Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr Laumann, dass Sie
ie öffentlichen Äußerungen von Herrn Merz und von
errn Seehofer geradegerückt haben. Ich habe nachgele-
en, dass die CDU-Vorsitzende ein Interesse daran hat,
ass die Reform der Bundesagentur weitergeht. Für die
egierungskoalition und für die Regierung kann ich hier
anz offen sagen, dass wir uns von der Modernisierung
es Arbeitsmarkts und der Bundesagentur nicht abhalten
assen. Wir haben diesen Prozess begonnen und wir wer-
en diesen Prozess auch erfolgreich fortsetzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man muss etwas zu einigen Scharlatanen sagen, die
ich öffentlich äußern und die vor dem Hintergrund des
chwierigen Umbauprozesses glauben, ihre eigene
uppe kochen zu können. Dazu gehört zunächst einmal
err Westerwelle.


(Dirk Niebel [FDP]: Guter Mann!)

err Westerwelle ist FDP-Vorsitzender. Herr
esterwelle hat erklärt, er halte die Bundesagentur für
icht reformierbar.


(Dirk Niebel [FDP]: Da sehen Sie einmal: Im Gegensatz zu Ihnen hat der Ahnung!)


ir sind von Herrn Westerwelle viel heiße Luft ge-
öhnt. Herr Niebel, weil Sie so dazwischenschreien,


(Dirk Niebel [FDP]: Nicht lauter als Sie!)

age ich Ihnen: Wenn sich Herr Westerwelle öffentlich
ußert, sollten Sie ihn vorher informieren, vor allem in
er Sache informieren.


(Dirk Niebel [FDP]: Er ist so gut informiert, wie Sie nie informiert sein werden!)







(A) )



(B) )


Gerd Andres

Es muss ja irgendeinen Sinn haben, dass Sie hier in den
Ausschüssen herumhocken. Sie müssen dafür sorgen,
dass Ihr Vorsitzender nicht immer Unsinn erzählt.

Er hat beispielsweise gesagt, die Bundesagentur habe
90 000 Beschäftigte und davon seien nur 10 Prozent in
der Vermittlung tätig.


(Dirk Niebel [FDP]: Circa!)

Herr Niebel, Sie wissen es besser. Sie haben in den letz-
ten Jahren die Reformschritte mitbekommen. In der
Zwischenzeit sind über 15 000 Beschäftigte mit der Ver-
mittlung befasst.


(Zurufe von der CDU/CSU)

– Wir sind dabei! Wir verstärken das! Wir bauen das
noch aus! Das ist auch völlig richtig. – Meine Empfeh-
lung an Sie, Herr Niebel: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Vor-
sitzender die Sache kennt, über die er redet!


(Dirk Niebel [FDP]: Ich sage Ihnen: Der kennt viel mehr Sachen, als Sie jemals lernen können!)


Das kann man übrigens so manchem Redner hier wün-
schen.

Dann komme ich gleich zu Herrn Niebel, der natür-
lich auch versucht, seine Suppe auf dem Konflikt zu ko-
chen.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich esse gar keine Suppe! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Der ist doch abgemagert!)


Er tritt hier immer auf – die gestanzten Argumente kann
man zu Dutzenden hören – und spricht von der unglaub-
lichen Industrie, die da tätig sei.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr!)

Er hat gesagt – ich will es im Originaltext zitieren –:

In Deutschland existiert eine riesige Arbeitslosenin-
dustrie,


(Dirk Niebel [FDP]: Richtig!)

vor allem im Bereich der Weiterbildung.


(Dirk Niebel [FDP]: Jawohl!)

Da balgen sich 30 000 Unternehmen um 23 Milliar-
den Euro jährlich. Diese Kreise hat Gerster durch
seine Reformen massiv gestört.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr!)

Herr Niebel, nach meinem Eindruck ist das, was Sie

da machen, pharisäerhaft;

(Dirk Niebel [FDP]: Nein!)


denn Sie wissen es besser. Der Etat für Weiterbildung
bei der Bundesanstalt für Arbeit betrug im letzten Jahr
5,2 Milliarden Euro.


(Dirk Niebel [FDP]: Richtig!)

Sie reden von 23 Milliarden Euro.

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(C (D (Dirk Niebel [FDP]: Gucken Sie mal in die Beschäftigungsgesellschaften!)


ie haben da den gesamten Etat für die aktive Arbeits-
arktpolitik genannt. Darin sind Lohnkostenzuschüsse
sw. enthalten. Lohnkostenzuschüsse bekommen übri-
ens die Arbeitgeber.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja!)

„Ja!“ rufen Sie immer. Wissen Sie was? Ich fordere Sie
uf: Sagen Sie einfach einmal die Wahrheit, Herr Niebel,
nd führen Sie nicht nur Kampagnen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Eine Hand wäscht die andere!)


5,2 Milliarden Euro hat die Bundesanstalt im letzten
ahr für berufliche Weiterbildung ausgegeben, davon al-
eine 4 Milliarden Euro für Unterhaltsgeld. Dieses Geld
ekommen die Leute, die sich in der Weiterbildung be-
inden, für den Unterhalt. Das bedeutet faktisch, dass
,2 Milliarden Euro übrig bleiben. Davon lebt die gigan-
ische Weiterbildungsindustrie, die hier ins Spiel ge-
racht wurde.


(Dirk Niebel [FDP]: 25 Prozent Umsatzeinbußen!)


err Niebel, statt hier im Plenum oder woanders dumm
erumzuquatschen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der FDP)


mpfehle ich Ihnen, bei der Wahrheit zu bleiben und sie
u sagen. Das ist viel sinnvoller. Ich bin auch überzeugt,
ass Sie es als Mitglied des Fachausschusses besser wis-
en.
Nun sage ich Ihnen etwas zu dem dritten Argument,

as da lautet, der Moloch Bundesagentur sei nicht refor-
ierbar.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr!)

a wird dann von Beschäftigtenzahlen und Ähnlichem
eredet. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen,
ass wir in der Zwischenzeit fünf Reformgesetze auf den
eg gebracht haben


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Besser wäre eines, das funktioniert!)


nd dass die Bundesagentur für Arbeit – sie hat gegen-
ärtig 99 000 Beschäftigte; das entspricht etwa 89 000
tellen – eine Organisation ist, die dringend reformiert
erden muss. Das, was wir mit befristeter Beschäfti-
ung, mit anderen Vergütungsarten, mit einer neuen Wir-
ungskontrolle und -steuerung machen, kann sich sehen
assen. Ich finde, die Bundesagentur hat für den kom-
letten öffentlichen Dienst Modellcharakter.
Ich würde mir wünschen, dass Sie, statt die Bundes-

gentur öffentlich madig zu machen und eine eigene
uppe zu kochen,


(Dirk Niebel [FDP]: Die hat sich selbst madig gemacht! Haben Sie das nicht gemerkt?)







(A) )



(B) )


Gerd Andres

mithelfen und mit daran arbeiten, den schwierigen Re-
formprozess bei der Bundesagentur für Arbeit erfolg-
reich zu absolvieren. Dann täten Sie etwas Gutes für die
Menschen in diesem Land und für dieses Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508809400

Nächster Redner ist der Kollege Johannes

Singhammer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rainer Wend [SPD]: Der sagt jetzt etwas zu Seehofer!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1508809500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Herr Minister Clement, Herr Staatssekretär
Andres, nach dem schauerlichen Scheitern von Florian
Gerster hätten wir in der von Ihnen jetzt beantragten Ak-
tuellen Stunde zum Umbau der Bundesagentur natürlich
gerne erfahren, welche konkreten Konsequenzen Sie aus
diesen Vorfällen ziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Aber die Konturenschärfe Ihrer Ankündigungen kann
man allenfalls mit in Watte gepacktem Pudding verglei-
chen, mit nichts anderem.

Was wir wollen, kann ich Ihnen sehr genau sagen:
Wir wollen, dass die Bundesagentur in dreierlei Hinsicht
reformiert wird. Sie soll schneller, sie soll schlanker und
sie soll sparsamer werden.

Schneller heißt vor allem: dezentrale Strukturen, Ein-
gehen auf die Erfordernisse des örtlichen Arbeitsmark-
tes.


(Klaus Brandner [SPD]: Genau das ist gesetzliche Basis! Erklären Sie das einmal den Zuschauern!)


Der Arbeitsmarkt in Rostock unterscheidet sich von dem
Arbeitsmarkt in Berchtesgaden beispielsweise wie Eis-
bären von Himbeeren.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wer ist Eisbär und wer ist Himbeere?)


Deshalb müssen wir eine regionalspezifische Konzen-
trierung vornehmen und damit neue Möglichkeiten er-
öffnen.

Wir wollen aber auch, dass die Bundesagentur schlan-
ker wird. Schlanker heißt nicht – das sage ich auch an
dieser Stelle – Zerschlagung oder Auflösung. Wir wollen
eine schlanke Struktur. Dazu gibt es viele Möglichkei-
ten.


(Gerd Andres [SPD]: Sagen Sie doch einmal etwas zu Seehofer!)


– Habe ich doch gerade getan. Haben Sie nicht aufge-
passt? Ich habe das gerade gesagt. Wenn Sie nicht aufge-
passt haben, brauche ich es nicht zu wiederholen. Lassen
Sie es sich von Ihrem Nachbarn erzählen, Herr Andres.

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(C (D (Gerd Andres [SPD]: Sagen Sie etwas zu Seehofer! – Dr. Rainer Wend [SPD]: Er soll einmal etwas zu Merz sagen!)


Schlanker heißt, dass jetzt insbesondere bei den Aus-
ührungsgesetzen für die Zusammenlegung von Arbeits-
osen- und Sozialhilfe die Attraktivität für die Kommu-
en, die Sache zu übernehmen, so erhöht werden muss,
ass viele Kommunen und Kreise diese Option auch tat-
ächlich wahrnehmen. Es darf nicht so sein, dass ein Ge-
etz entsteht, das letztlich den Gebietskörperschaften aus
inanziellen Gründen verbietet, diese Option zu wählen.
as ist das oberste Prinzip für die Verschlankung.
Sparsamer heißt, dass natürlich auch in der Frage der

ort- und Weiterbildung eingespart werden kann. Das
ilt auch für die Struktur der Bundesagentur; beispiels-
eise beim Gebäudemanagement gibt es eine ganze
eihe von Einsparmöglichkeiten.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie nicht mitbekommen, dass das längst passiert?)


Außerdem hätte ich von Ihnen erwartet, Herr Minister
nd Herr Staatssekretär, dass Sie erklären, wie Ihr Minis-
erium die Rechtsaufsicht nach diesen Vorkommnissen
ünftig wahrnehmen will.


(Gerd Andres [SPD]: Herr Singhammer begreift es nie! Das ist alles zwecklos! Das haben wir Ihnen schon dreimal im Ausschuss erklärt!)


ei allem Respekt vor der Selbstverwaltung, die wir na-
ürlich wollen und hochhalten, kann doch eines nicht
ichtig sein, nämlich die organisierte Verweigerung der
echtsaufsicht, die Sie in den letzten Tagen und Wochen
raktiziert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Damit haben Sie auch den Mitarbeitern in der Bun-

esagentur schweren Schaden zugefügt. Wenn Sie heute
rokodilstränen darüber vergießen, sollten Sie sich zu-
ächst an die eigene Brust klopfen und zugeben: Sie ha-
en angesichts dessen, was sich abgezeichnet hat, viel zu
ange abgewartet und gehofft, dass der Fall irgendwie
och noch gut ausgeht. Aber es war von Anfang an er-
ennbar – spätestens nach dem Bericht des Bundesrech-
ungshofes –, dass die Sache nicht gut ausgehen wird.
Kommen wir zu der Praxis der Beraterverträge. Es
ag durchaus gute Gründe geben, sich beraten zu las-
en; dagegen ist auch nichts einzuwenden.


(Franz Müntefering [SPD]: Macht die Bayerische Staatsregierung auch!)


ber wenn in einem Ausmaß und in einer Dichte Bera-
erverträge abgeschlossen werden, dass praktisch sämtli-
he Aufgabengebiete der Bundesagentur nicht nur ein-
al, sondern doppelt beraten werden,


(Gerd Andres [SPD]: Das ist doch Unsinn! Das ist doch schon wieder die Unwahrheit, was Sie behaupten!)







(A) )



(B) )


Johannes Singhammer

dann stellt sich in der Tat die Frage, welche Effekte bei
der Einsparung tatsächlich noch zu erzielen sind.


(Gerd Andres [SPD]: Mein Gott, wie Sie mit Dreck schmeißen!)


– Herr Andres, seien Sie ganz ruhig! Ich lese Ihnen ein-
mal das vor, was Ihr eigenes Ministerium hier bekannt
gegeben hat: Seit dem Amtsantritt von Herrn Gerster
sind Beraterverträge in einem Volumen von 55,5 Millio-
nen Euro vergeben worden; das Gesamtvolumen kann in
diesem Jahr noch um weitere 19,5 Millionen Euro erwei-
tert werden.


(Gerd Andres [SPD]: Das wissen wir! – Klaus Brandner [SPD]: Das legt der Aufsichtsrat fest und nicht die Bundesregierung!)


Damit sind wir bei über 75 Millionen Euro für Beratung.
Sie finden praktisch kein einziges Aufgabengebiet der

Bundesagentur, in dem es nicht mindestens einmal eine
Beratung gegeben hat. Ich möchte hier ein paar Bei-
spiele nennen: Beratung und operative Unterstützung
Kommunikationsmanagement, Beratung Vorstand Neu-
ausrichtung BA, Beratung zur Umsetzung des SGB II,


(Klaus Brandner [SPD]: Jetzt müssen Sie uns erklären, warum die Arbeitgeber und die Gewerkschaften das als sinnvoll und notwendig ansehen!)



(Einkaufsprozesse)

Auswahlverfahren von Führungskräften BA-System-
haus, Beratungsleistung Einrichtung eines Kommunika-
tionscenters, Projekt virtueller Arbeitsmarkt – ich er-
spare Ihnen den Rest.

Eines steht doch fest: Wenn die Bundesagentur schon
90 000 Mitarbeiter hat,


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: 99 000!)

dann müssen Sie sich entscheiden: entweder Sie sourcen
out und kaufen in großem Stil Beratungsleistungen ein
oder aber Sie lassen diese Arbeit von den hoch qualifi-
zierten Mitarbeitern der Bundesagentur erledigen. Das
von Ihnen angeführte Argument, Herr Minister Clement,
dass man möglicherweise 5 500 zusätzliche Stellen ge-
braucht hätte, wären die Beraterverträge nicht abge-
schlossen worden, und diese Stellen seien dadurch „ein-
gespart“ worden, kann mich in keiner Weise überzeugen.
Im Gegenteil: Sparsame Verwaltungsführung heißt, das
vorhandene Potenzial und Personal so zu führen und ein-
zusetzen, wie es Sinn macht. Das haben Sie nicht getan.

Deshalb sage ich Ihnen an dieser Stelle: Hören Sie auf
mit den Beraterverträgen in dem jetzigen Umfang, seien
Sie sparsam und machen Sie jetzt einen Schnitt! Dazu
hätte ich von Ihnen hier und heute eine klare Stellung-
nahme erwartet. Vielleicht können uns einige weitere
Redner der Koalition diese noch geben; wir warten da-
rauf.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die rünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch will zunächst einmal etwas zu den Beraterverträgen agen. Herr Singhammer, ich glaube, dass Sie es sich da u einfach machen, wenn Sie populistisch agieren. Sie enken, dass das Wort Berater schlecht ankommt. Also ind Sie gegen Beraterverträge. Wenn ich mir einmal anschaue, welche Landesregie ungen in den letzten Jahren Beratung selbstverständlich n Anspruch genommen haben, als es zum Beispiel um ie Neuordnung der Wirtschaftsförderung ging – dazu ehört auch die Bayerische Staatsregierung –, (Gerd Andres [SPD]: Die haben in Bayern Roland Berger genommen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508809600
Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508809700

nd wenn ich mir anschaue, dass die gleichen öffentlich-
echtlichen Medien, die jetzt skandalisieren, dass Bera-
erverträge gemacht worden sind, bei Senderfusionen
eratung durch private Gesellschaften selbstverständlich
n extenso in Anspruch genommen haben, dann kann ich
ur sagen: Das ist eine große Heuchelei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es gilt ein einfacher Satz: Je länger eine große Orga-
isation im eigenen Saft schmort, umso notwendiger ist
xterner Sachverstand bei der Neuorganisation.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


o trifft das mehr zu als bei der Bundesagentur für Ar-
eit? Dass es für sie zutrifft, ist doch wohl logisch.
Dies ist typischer Populismus. Sie reden der „Bild“-

eitung nach dem Munde. In Wirklichkeit wissen Sie
ber genau, wie notwendig Beratung ist. Wenn Bundes-
inister Clement oder der Chef der Bundesagentur für
rbeit keine Berater hinzugezogen hätte, dann wären Sie
ie Ersten gewesen, die gesagt hätten: Sachverstand aus
er Wirtschaft muss her! Wir brauchen externe Bera-
ung! – Das ist doch pure Heuchelei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Quatsch!)


Auch das gehört zum Thema Heuchelei: Wenn Sie
ine Behörde mit fast 90 000 Mitarbeiterinnen und Mit-
rbeitern, die jahrzehntelang in einer bestimmten Art
nd Weise gearbeitet haben, zu einer modernen, effektiv
rbeitenden, sparsamen und kundenorientierten Dienst-
eistungsagentur für Arbeitslose machen wollen, dann
üssen Sie gründlich vorgehen. Das ist ein schwieriges
nterfangen. Ganz oben an der Spitze ist etwas schief
egangen. Wenn man diesen Fehler korrigieren will,
ann muss man sagen, dass man nach der Verabschie-
ung der vielen Reformgesetze zu diesem Reformpro-
ess steht, und dann muss man auch dafür eintreten, dass
erade jetzt dieser Prozess konsequent weitergeht.






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Ich freue mich über den Grundton in der Rede von

Herrn Laumann. Herr Laumann, aber Sie haben natür-
lich nichts zu dem gesagt, was Ihre Kollegen, zum Bei-
spiel Herr Merz, tatsächlich wollen. Sie wenden die klas-
sische Doppelstrategie an: Für die „Bild“-Zeitung
schlagen die einen feste drauf und andere, die wie Herr
Laumann etwas von Arbeitsmarktpolitik verstehen,
schlagen etwas verständnisvollere Töne an. Weil Sie er-
klärt haben, dass Sie für die CDU/CSU-Fraktion spre-
chen, werden wir davon ausgehen, dass die CDU/CSU-
Fraktion in Gänze die Bundesagentur für Arbeit erhalten
will und dass sie ihren Umbau will.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aber doch nicht so!)


Das ist die Geschäftsgrundlage für die Auseinanderset-
zung in den nächsten Wochen. Nicht Westerwelle oder
Merz, sondern Laumann pur ist die Grundlage für die
Gespräche, die wir führen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU]: Ich freue mich!)


Herr Laumann, mit dem, was Sie mit Blick auf die
Kommunen gesagt haben, müssen wir uns ernsthaft aus-
einander setzen. Wir finden es richtig, dass jetzt ein gu-
tes Gesetz gemacht wird, das es den Gemeinden ermög-
licht, in diesem Bereich, wenn sie es denn wollen, tätig
zu werden. Aber eine Konsequenz müssen Sie im Auge
behalten: Auch für die Arbeitslosen, für die die entspre-
chende Gemeinde diese Aufgabe nicht übernimmt – es
werden sich nämlich nicht alle Gemeinden beteiligen –,
muss es gut funktionierende Jobcenter der Bundesagen-
tur für Arbeit geben. Das heißt, es darf nicht so sein, dass
die guten Fälle zu den Gemeinden gehen und die ande-
ren vernachlässigt werden. Wir haben die Aufgabe, si-
cherzustellen, dass überall im Land Arbeitslose besser
betreut, besser vermittelt und auch besser behandelt wer-
den, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Herr Niebel hat sich sicherheitshalber verdrückt; das
kann ich nachvollziehen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Er kommt gleich wieder!)


– Er kommt erst gleich wieder; die Präsidentin wird aber
die Debatte nicht unterbrechen. – Ich finde, man muss
einmal klären, was Herrn Niebel in den fünf Jahren, in
denen er bei der Arbeitsverwaltung in Heidelberg gear-
beitet hat, persönlich widerfahren ist. Er macht nämlich
keine Analyse des Reformprozesses, sondern er kocht
sein eigenes Süppchen. Ich habe keine Lust, dauernd von
dieser Nummer belästigt zu werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wer sagt: „Bundesagentur für Arbeit jetzt auflösen“,
der meint natürlich ihre Zerschlagung. Um das zu erken-
nen, braucht man keine semantischen Turnübungen. Er
fordert dies auf dem Rücken der Arbeitslosen, die die
Hoffnung haben, dass sie eines Tages besser vermittelt
werden. Es handelt sich um einen neoliberalen und kal-
ten Zynismus, den die FDP hier an den Tag legt. Ich bin

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(C (D roh, dass sich die Haltung von Herrn Laumann davon nterscheidet. Wir reichen die Hand, für ein gutes Gesetz. Wir müs en die beste Lösung finden. Es muss gelten, dass die ienstleistung für die Arbeitslosen der Maßstab ist. Der anze taktische Firlefanz wird zu nichts führen. Was wir rauchen, ist eine effektive Arbeitsverwaltung. Auf dem eg sind wir und diesen Weg werden wir fortsetzen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gerd Andres [SPD]: Der Niebel ist wahrscheinlich beim Interview! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Niebel ist beim Fernsehen! Dummes Zeug erzählen! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU], an die SPD gewandt: Fürchtet ihr euch ohne ihn? – Klaus Brandner [SPD]: Wertet den Mann nicht auf!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508809800

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508809900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ielleicht ist Ihnen aufgefallen – vielleicht auch nicht –,
ass sich die PDS im Bundestag nicht an der monatelan-
en Debatte beteiligt hat, die letztendlich zur Ablösung
on Herrn Gerster geführt hat.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Gibt es Sie eigentlich noch? Sind Sie überhaupt noch da?)


enn es war eine Stellvertreterdebatte, in der viele ihr
üppchen gekocht haben.
Das eigentliche Problem, die Massenarbeitslosigkeit,

erät so in der Öffentlichkeit immer mehr zur Nebensa-
he. Sie ist aber die Hauptsache für viele persönliche Er-
iedrigungen und gesellschaftliche Verwerfungen. Des-
alb ist hier darüber zu reden.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Es kann sein, dass Abgeordnete der PDS öfter mit Ar-
eitslosen zu tun haben als manch andere.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Ihr seid ja auch nur zwei! Das ist klar!)


as liegt dann allerdings am Selbstverständnis der Par-
ien. Jedenfalls weiß ich aus Erfahrung, was die
genda 2010, die Hartz-Gesetze und die so genannte
eform der Bundesagentur für Arbeit für die wirklich
etroffenen, die Arbeitslosen, bedeutet. Ihnen wird nicht
eholfen. Sie werden vielmehr für eine falsche Steuer-
nd Arbeitsmarktpolitik in Haft genommen.
Ich möchte Ihnen das an zwei Beispielen aus meinem
ekanntenkreis illustrieren:
Erstes Beispiel. Ein Ingenieur, inzwischen langzeitar-

eitslos, bekam vom Arbeitsamt ein Schreiben. Darin
urde ihm gedroht, er habe gefälligst auch Minijobs an-
unehmen; ansonsten würden ihm alle Hilfen gestrichen.
r schrieb zurück: „Bitte nennen Sie mir Minijobs, die






(A) )



(B) )


Petra Pau

ich annehmen soll!“ Er wollte solche auch sofort anneh-
men. Auf eine Antwort wartet er bis heute vergebens.

Zweites Beispiel. Eine Nachbarin von mir ist arbeits-
los, ebenfalls seit Jahren. Durch die Agenda 2010 sinken
ihre monatlichen Bezüge auf weniger als 400 Euro – zu
viel zum Sterben, aber viel zu wenig zum Leben. Nun
hat sie die Chance auf einen „Miniminijob“: ganze drei
Stunden in der Woche. Sie meldete das pflichtgemäß
dem Arbeitsamt. Das Einzige, was ihr zuteil wurde: ein
Berg Formulare, damit sie am Ende der Woche diese drei
Stunden beim Arbeitsamt minutiös abrechnet.

Herr Gerster war auserkoren, um all das durchzuset-
zen. Er sei der Beste, meinte Minister Clement bis zu-
letzt. Deshalb ist es müßig, über richtige oder gefällige
Beraterverträge zu streiten. Gerster hat eine falsche Poli-
tik exekutiert: eine Politik, die Arbeitslose und nicht die
Arbeitslosigkeit bekämpft. Rot-Grün nennt das Reform.
Der Opposition zur Rechten geht das Ganze nicht weit
genug. Die hohe Arbeitslosigkeit muss aber endlich als
strukturelles und anhaltendes Problem begriffen werden.
Ihr ist weder durch statistische Tricks noch durch Kon-
junkturgebete beizukommen. Die Aufgabe von progres-
siver Politik wäre es, nicht dem Markt zu gehorchen,
sondern eine Richtung vorzugeben.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Noch ein letztes Wort. Über Ablösesummen und Über-
gangsgelder wird in der Öffentlichkeit viel geredet. Da
geht es um 60 Millionen Euro und mehr für außergewöhn-
liche Leistungen, wie gesagt wird. Man muss als Arbeits-
loser 60 000 Jahre alt werden, um mit Herrn Ackermann
und Herrn Gerster gleichzuziehen. Wer bundesdurch-
schnittlich arbeitet, braucht mehr als 3 000 Jahre, um ähn-
lich viel zu verdienen. Das ist fürwahr außergewöhnlich,
allerdings nicht die Leistung!


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508810000

Das Wort hat der Kollege Rainer Wend, SPD-Frak-

tion.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1508810100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Niebel, sozusagen außerhalb der Tagesordnung möchte
ich Ihnen vorweg erwidern: Sie haben eben in Bezug auf
den Kollegen Andres ein wenig abfällig gesagt: Vom
Postsekretär zum Staatssekretär.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Gewerkschaftssekretär!)


Postsekretär ist erstens ein ordentlicher Beruf.

(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr!)


Zweitens ist Herr Andres damals Maschinenschlosser
gewesen.


(Dirk Niebel [FDP]: Und Gewerkschaftssekretär!)


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(C (D rittens sind wir Sozialdemokraten nach wie vor stolz arauf, dass in unseren Reihen auch Maschinenschlosser bgeordnete und Staatssekretäre werden können. Nehen Sie das bitte zur Kenntnis! (Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Man kann bloß nicht jeden zum Staatssekretär machen! Das ist das Problem!)


Wenn wir über die Bekämpfung der Massenarbeitslo-
igkeit reden, sollten wir drei Dinge berücksichtigen.
as eine ist die politische Klarheit. Minister Clement hat
it aller Deutlichkeit gesagt: Falls es jemanden geben
ollte, der glaubt, durch die Demontage von Florian
erster, die es teilweise gegeben hat, und durch dessen
bberufung den Reformkurs bei der Bundesagentur
ückgängig machen zu können, so hat sich dieser geirrt.
ie Bundesregierung wird unbeirrt am Reformkurs fest-
alten. Auf unserer Seite des Hauses ist politische Klar-
eit geschaffen worden. Auf Ihrer Seite fehlt es an der
larheit.
Eines muss ich noch einmal sagen: Ich höre Herrn

aumann und lese Ausführungen der Kollegin Wöhrl,
arüber hinaus lese ich aber auch die Ausführungen von
errn Merz und Herrn Seehofer. Herr Merz ist stellver-
retender Fraktionsvorsitzender, Herr Seehofer stellver-
retender Parteivorsitzender. Ich habe eine Bitte: Die
arteivorsitzenden Merkel und Stoiber sollten klären, ob
ie Unionsparteien zur Bundesagentur und zur Refor-
ierbarkeit der Bundesagentur stehen oder nicht. Die
larheit darüber muss auf den Tisch.


(Beifall bei der SPD)

Der zweite Aspekt – neben der politischen Klarheit –

etrifft Folgendes: Wir brauchen Wirtschaftswachstum.

(Beifall bei der CDU/CSU)


ie beste Arbeitsmarktpolitik wird ohne Wirtschafts-
achstum keinen durchgreifenden Erfolg haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Ihr stellt doch den Minister!)


eshalb ist es richtig, die Rahmenbedingungen für das
irtschaftswachstum verbesert zu haben und weiter zu
erbessern. Ich nenne dazu Stichworte: Wir hätten die
teuerreform gern etwas weiter getrieben, was aber im
undesrat scheiterte. Die Senkung der Lohnnebenkosten
st ebenso ein Thema, über das wir weiter diskutieren
üssen. Das Thema Innovation in Wirtschaft und Wis-
enschaft wird uns bewegen. Dies alles macht die Rah-
enbedingungen für ein besseres Wirtschaftswachstum
us.
Ein dritter Punkt, nämlich die Senkung der Beschäfti-

ungsschwelle, steht im Zentrum. Das heißt: Wir brau-
hen in Deutschland zwischen 1,7 Prozent und 2 Prozent
irtschaftswachstum, um neue Arbeitsplätze zu schaf-

en. Andere Länder sind deutlich besser, sie schaffen es
ei niedrigerem Wachstum.
Was können wir tun? Wir können die Beschäftigungs-

chwelle durch eine intelligentere und bessere Arbeits-
arktpolitik senken. Hierbei haben wir bzw. die Bun-
esagentur in der Vergangenheit einiges erreicht. Die






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend

Instrumente beginnen zu greifen. Ich verstehe, wenn bei
den Personal-Service-Agenturen noch nicht alles hun-
dertprozentig funktioniert. Es gibt aber immerhin über
40 000 Beschäftigte, erste so genannte Klebeeffekte
werden deutlich.

Machen Sie die Existenzgründungen nicht nieder!
Wir haben über die Ich-AG ungefähr 90 000 Menschen
aus der Arbeitslosigkeit herausgeholt und in die Selbst-
ständigkeit geführt. In diesem Zusammenhang müssen
wir überlegen, welche Verbesserungen durch Begleitung
noch möglich sind. Mentalitätsmäßig aber müssen wir
erst einmal klar machen, dass der Weg aus der Arbeitslo-
sigkeit nicht nur durch den klassischen Job in der Indus-
trie möglich ist, sondern dass man sich darüber hinaus
auch selbstständig machen kann. Das ist in den letzten
Monaten in Bewegung gebracht worden und das ist eine
gute Sache, die wir loben sollten.

Ich möchte daher meinen Dank an Florian Gerster
richten, der bei aller Problematik der Persönlichkeit, die
ich nicht verschweigen will, die neuen Instrumente mit
viel Intensität und Energie angewandt hat. Ihm sei Dank
dafür. Den Menschen, die in der Bundesagentur beschäf-
tigt sind, wünsche ich Mut, diesen Weg auch in Zukunft
weiterzugehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weitergehen heißt, die Instrumente, die uns Hartz IV
bringt, zu nutzen. Was soll in diesem Jahr auf den Weg
gebracht werden? Ich will einige Stichworte nennen. Es
geht um die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und
Sozialhilfe. Es geht um Jobcenter, in denen die Bundes-
agentur zusammen mit den Kommunen durch Bünde-
lung von Kompetenzen eine bessere Vermittlung errei-
chen will. Wir müssen hinsichtlich der Zumutbarkeit das
Prinzip „Fördern und Fordern“ für Arbeitslose verbes-
sern.

Ich fasse zusammen: Wir müssen erstens die Rah-
menbedingungen für das Wirtschaftswachstum verbes-
sern. Wir brauchen zweitens Verlässlichkeit in der Poli-
tik. Drittens müssen die Reformen auf dem Arbeitsmarkt
vorankommen und für mindestens den letzten Punkt
brauchen wir eine Bundesagentur, die reformiert und da-
durch schlagkräftiger wird. Daran arbeiten wir.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508810200

Das Wort hat der Kollege Hans-Joachim Fuchtel,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1508810300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch

wenn das Thema dieser Aktuellen Stunde wie die Flucht
nach vorn aussieht – für uns ist das Vergabethema noch
nicht abgehakt.

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(C (D (Klaus Brandner [SPD]: Wir müssen nicht fliehen! Wir haben etwas vorzuzeigen, Herr Fuchtel!)


er in der letzten Woche in seinem Wahlkreis war, der
at erlebt, dass das Verhalten der Bundesregierung in
ieser Angelegenheit der Bevölkerung schlichtweg auf
en Keks geht. Es kann auch nicht sein, dass der Bürger
mmer weniger in der Tasche hat und in Berlin mal da,
al dort freihändig mit Millionen jongliert wird. So geht
as einfach nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Bei diesem Schlendrian, der Kumpanei und der Kor-

uptionsgefahr hilft nur eine generell verstärkte Kon-
rolle durch uns als Vertreter der Steuerzahler, damit
ieder Vertrauen wachsen kann und geordnete Verhält-
isse entstehen können.
Die Kollegin Dückert hat vorhin in etwas hilflosem

on gesagt:

(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Ach mein Gott, Herr Fuchtel!)

o etwas darf nicht wieder vorkommen. – Das ist zu we-
ig!
Als Obmann der CDU/CSU im Rechnungsprüfungs-

usschuss schlage ich heute konkret vor:
Erstens. Die Regierung wird bis auf weiteres ver-

flichtet, dem Bundesrechnungshof sämtliche Vergaben
on Gutachteraufträgen vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zweitens. Der Haushaltsausschuss vereinbart mit dem
undesrechnungshof eine Kriterienliste, nach welcher er
om Bundesrechnungshof die Vergabeentscheidungen
ur Bearbeitung vorgelegt bekommen möchte.
Drittens. Das Ganze wird zunächst ein Jahr lang in

er Hoffnung exerziert, dass die Regierung bis dahin den
echtmäßigen Umgang mit Vergaben eingeübt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Maßnahmen sind notwendig, weil die Bevölke-

ung von uns erwartet, dass hier bald wieder ein anderer
ind weht und dass wir nicht weiter nach dem Motto
Weiter so“ und dem Prinzip der Verdrängung handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as ist unsere klare Linie für die Zukunft. Diese Linie
ird übrigens auch in einer anderen Frage vom Haus-
altsausschuss verfolgt, nämlich bei der Vorlage von
ntscheidungen im Bereich der Garantien und Bürg-
chaften, die grundsätzlich dem Haushaltsausschuss vor-
elegt werden. Hier müssen wir uns einfach eine Zeit
ang die Mühe machen, uns die Dinge anzuschauen, bis
as Durcheinander in der Regierung aufhört.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Fuchteln Sie hier doch nicht so rum!)


Für die Reform der Bundesagentur ist es erforderlich,
ass alle Beteiligten unbelastet sind. Die Besetzung der






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel

Position der Vorsitzenden des Verwaltungsrates mit Frau
Engelen-Kefer ist eine Verneigung von Regierung und
Gewerkschaften vor der personifizierten Reformunfä-
higkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gerd Andres [SPD]: So ein Quatsch! So ein Unsinn!)


– Hier sagt der Kollege Andres: „So ein Quatsch!“

(Klaus Brandner [SPD]: Er kennt sich aus!)


Wer die Insider gehört hat, weiß: Die haben deshalb so
lange mit sich gerungen, ob sie den Gerster ablösen sol-
len, weil sie Angst gehabt haben, dass dieser Mann dort
Platz nehmen wollte. Jetzt sitzt er hier und sagt: „So ein
Quatsch!“.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Mit der langen Latte im Dunkeln!)


Bei der Regierung gilt: Die Kleinen dürfen sich nichts
erlauben, die Großen alles! Als zuständiger Bericht-
erstatter im Haushaltsausschuss habe ich seit Oktober
letzten Jahres bei Staatssekretär Andres auf Klärung be-
züglich der fraglichen Vergaben gedrängt. Und was hat
er gemacht?


(Dirk Niebel [FDP]: Nichts!)

– Heiße Luft! Er hat gedacht, er könne die Sache aussit-
zen. Das ist ihm nicht gelungen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Er wollte sich dumm halten, damit er den Journalisten nichts sagen muss! Das hat er selbst gesagt!)


Der Einschaltung des Bundesrechnungshofes hätte es
eigentlich gar nicht bedurft. Das Ministerium hat genü-
gend qualifizierte Beamte, die die Frage der Rechtmä-
ßigkeit dieser Vergaben eigentlich von sich aus im Rah-
men ihrer Rechtsaufsicht hätten prüfen müssen, und
zwar unverzüglich und völlig unabhängig von dem, was
im Verwaltungsrat im Rahmen der Fachaufsicht durch-
geführt wird. Hierin liegt Ihr Versäumnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich muss zitieren, was dieser Mann, der sich hier vor

Lachen kaum auf dem Stuhl halten kann, dem es schein-
bar völlig egal ist, wenn uns Hunderttausende Euro
durch die Lappen gehen,


(Gerd Andres [SPD]: Nein! Das ist nicht wahr! Ich lache über Sie! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Außer Fuchteln kann Fuchtel nichts!)


am 28. November 2003 im Ausschuss gesagt hat:
Wir kriegen die Verträge, wir kriegen die Vermerke,
wir kriegen alles. Ich darf Ihnen aber sagen, ich
kenne sie nicht, will sie auch gar nicht kennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

So nimmt dieser Mann seine Aufgabe in der Regie-

rung wahr! Unsere Forderung lautet: Nicht nur Gerster

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(C (D at zu gehen, sondern auch Andres hat auf jeden Fall egen Unfähigkeit seinen Hut zu nehmen! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Der Fuchtel ist Klasse!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508810400

Das Wort hat die Kollegin Doris Barnett, SPD-Frak-

ion.

(Dirk Niebel [FDP]: Man darf Herrn Andres bloß nicht mit Faktenwissen belasten! Das ist das Problem!)



Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1508810500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir reden hier nicht über die Umbesetzung der Bundes-

egierung, sondern über den Umbau der Bundesagentur
ür Arbeit zu einem modernen Dienstleister.


(Dirk Niebel [FDP]: Das andere wäre auch wichtig!)


Der Umbau der Bundesanstalt zu einem Dienstleister,
ämlich zu einer Agentur, ist mittlerweile auf dem Er-
olgsweg. Das haben wir gemeinsam mit den Beschäf-
igten trotz der Ausbremsversuche aus den Reihen der
pposition hinbekommen.
Der seinerzeitige Vermittlungsskandal – gerade ein-
al zwei Jahre her – hat uns allen deutlich vor Augen
eführt, dass die Steuerung der Anstalt von einem fal-
chen Weltbild geprägt war, nämlich dem, möglichst
iele Vermittlungen nachzuweisen. Der Kundenbezug
ar egal.
Das war altes Denken, das sogar im Gesetz manifes-

iert wurde. Damit haben wir aber schnell aufgeräumt.
ir haben der Bundesanstalt neue Instrumente gegeben
nd alte verändert. Wir haben sie in die Lage versetzt,
em Markt und nicht nur sich selbst zu genügen. Die
eue BA ist für die Zukunft gut gerüstet. Sie hat zwei
tarke Säulen: Die eine ist ihre Zentralität in der Organi-
ation und der Steuerung, die andere ihre Dezentralität
urch die ortsnahe Leistungserbringung. Gerade das ist
n der Diskussion darüber, wie Hartz IV umgesetzt wer-
en soll, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Aber das
erstehen noch nicht alle.
Denn durch ihre dezentrale Leistungserbringung ist

ie in einem Netz von rund 850 Dienststellen organisiert,
ie vor Ort präsent sind und alle örtlichen Arbeitsmärkte
owie die dort operierenden Kooperationspartner ken-
en. Durch ihre Zentralität ist sie in der Lage, Verfahren
ehr schnell bundeseinheitlich umzusetzen und gleiche
tandards zu schaffen. Insellösungen mit unterschiedli-
hen Angeboten, unterschiedlichem Betreuungsumfang
sw., wie sie von Ihnen, der Opposition, angedacht sind,
ürden die Zerschlagung der BA bedeuten. Das wird es
it uns nicht geben. Auf diesem Weg reißen Sie ein wei-
eres Stück Sozialstaat ein.
Nicht nur die FDP, sondern auch die CDU gibt der
A keine Überlebenschance. Wie sonst ist es zu verste-
en, dass Herr Schauerte gestern sagte, dass die CDU/
SU auf absehbare Zeit an einer reformierten BA fest-






(A) )



(B) )


Doris Barnett

halten will? Was bedeutet: auf absehbare Zeit? Wann ist
diese Zeit für Sie vorbei? Wenn die Städte optieren? – So
verklausuliert reden die Vertreter der FDP nicht. Sie re-
den Klartext.

Trotz aller Unkenrufe der Totengräber ist die BA kein
zentralistischer Moloch. Vielmehr ist sie heute mehr
denn je ein kundenorientierter Dienstleister. 1 100 der
90 000 Mitarbeiter waren einmal in Nürnberg beschäf-
tigt. Viele dieser Stellen sind längst nach unten verteilt
worden. In der Zentrale werden nur noch 400 Stellen
bleiben. Denn es geht nicht um das Verwalten, sondern
um Eingliederung, Beratung, Vermittlung, Förderung
und auch um Lohnersatzleistungen. Dafür müssen die
Mitarbeiter der BA aber dort sein, wo auch die betroffe-
nen Menschen sind. Genau das haben wir durch das
Hartz-III-Gesetz geschafft.

Dass die Arbeitsverwaltung immer besser wird, den
arbeitssuchenden Menschen also immer besser helfen
kann, zeigen die Ergebnisse. So ist die Zahl der Arbeits-
losen im Jahresdurchschnitt 2003 konjunkturbedingt
zwar stark angestiegen. Trotzdem hält sich die Zunahme
in Grenzen, weil die getroffenen Maßnahmen bereits
umgesetzt wurden und greifen konnten. Die Bemühun-
gen um Integration in den ersten Arbeitsmarkt machen
sich bemerkbar. Es konnten 13,6 Prozent mehr Arbeits-
lose als im Vorjahr in den ersten Arbeitsmarkt integriert
werden. Es konnten 12,2 Prozent mehr Menschen als im
Vorjahr durch Eigeninitiative eine Arbeit finden. Durch
stärkere Inanspruchnahme von Dritten bei der Vermitt-
lung konnten erheblich mehr Menschen mit besonderen
Erschwernissen wieder in den Arbeitsmarkt zurückkeh-
ren. Im letzten Jahr wagten 250 000 Menschen den
Schritt vom Arbeitslosen zum Existenzgründer. Nicht
alle werden Erfolg haben. Aber diejenigen, die durchhal-
ten – das werden viele sein –, schaffen weitere Arbeits-
plätze.

Bei der Auswahl der Maßnahmen orientieren sich die
Arbeitsämter immer stärker daran, wie groß der Integra-
tionserfolg ist. So können die Gelder besser eingesetzt
werden. Im Gegensatz zur Auffassung von Herrn Niebel
wird damit nicht eine Arbeitslosenindustrie ausgehalten.
Was hätten Sie als Vermittler nur gemacht, wenn es
keine Bildungsträger gegeben hätte? Hätten Sie den Be-
troffenen wenigstens die Leistungen ausbezahlt?


(Dirk Niebel [FDP]: Die Vermittler zahlen kein Geld aus! Sie vermitteln!)


Das wäre für den Vermittler zwar einfach und Zeit spa-
rend, für den Arbeitslosen aber nicht unbedingt optimal.

Die Transformation von einer Versorgungsanstalt in
eine Eingliederungsmaschine läuft. Sie läuft gut. Wir
können den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur dan-
ken; denn von ihren Anstrengungen profitiert unsere
ganze Gesellschaft. Dass dieser Prozess begleitet werden
muss, damit Fehlentwicklungen rechtzeitig abgewendet
werden können, weiß hier im Haus eigentlich jeder. Das
macht die Wirtschaft so und das macht auch die BA. In
ihrem 53-Milliarden-Euro-Haushalt setzt sie immerhin
0,08 Prozent für Beratung ein. Das macht sogar die
Herzog-Kommission, die man vielleicht besser in

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(C (D cKinsey-Kommission umbenennen sollte. Überlegen ie sich Ihre Bemerkungen zu den Beraterverträgen also ut! Denn sonst schaden Sie einem Berufsstand, der hierulande vieles mit bewegen konnte – selbst bei Ihnen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508810600

Nächster Redner ist der Kollege Hartmut Schauerte,
DU/CSU-Fraktion.

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1508810700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Ich habe die Debatte auf mich wirken lassen und
uss mich fragen, was sie eigentlich sollte. Kurz nach-
em Sie die Diskussion um den Vorstandsvorsitzenden
er Bundesagentur, die sich über Wochen und Monate
ingezogen hat und für Sie ausgesprochen peinlich war,
it dessen Entlassung beenden mussten, beantragen Sie
iese Aktuelle Stunde und wollen eine Debatte über den
mbau der Bundesanstalt zu einem modernen Dienst-
eistungsunternehmen führen. Wer in aller Welt hindert
ie daran, den Umbau vorzunehmen? Wo liegt das Pro-
lem? Sie haben die Mehrheit und können entscheiden.


(Klaus Brandner [SPD]: Das ist doch prima, dass Sie den Prozess unterstützen!)


ch habe von Ihnen zu diesem Thema, das Sie selbst vor-
egeben haben, nichts Neues gehört. Sie sind in dieser
ebatte strategisch nicht richtig aufgestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Sie wollten die Opposition beschimpfen und nicht mehr! – Klaus Brandner [SPD]: Es geht nicht um Strategie, es geht um Ergebnisse!)


Herr Gerster war für Gerhard Schröder, der ja schon
äufiger personalpolitische Fehlentscheidungen zu ver-
ntworten hatte, und für Wolfgang Clement der beste
ann für diese Aufgabe. Die Regierung hat ihn nach der
tellungnahme des Verwaltungsrates entlassen. Warum
ollen wir darüber noch streiten?


(Klaus Brandner [SPD]: Sie haben es doch gefordert: sofort entlassen!)


ir müssen zusehen, dass wir nun den besten Mann für
iese unglaublich große und schwierige Aufgabe finden.
a Sie aber noch immer Loyalitätsbekundungen abge-
en und beteuern, Herr Gerster sei ein guter Mann gewe-
en, droht uns doch, dass Sie wieder einen Mann von
hnlicher Qualität nehmen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ollen Sie aus dem, was abgelaufen ist, keine Konse-
uenzen ziehen? Was soll uns diese Debatte bringen?


(Gerd Andres [SPD]: Deswegen hat Ihr Geschäftsführer auch dringliche Fragen gestellt!)







(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

Bis jetzt hat sie uns erstaunlich wenig gebracht.

Sie haben Herrn Clever erwähnt, der übrigens nicht
mein Freund ist. Das ist hier so vorgetragen worden.


(Klaus Brandner [SPD]: Den hat der Göhner reingeholt!)


Wollen Sie mit Frau Engelen-Kefer, der ewig freundli-
chen und liebenswürdigen Begleiterin der Bundesanstalt
für Arbeit alter und neuer Prägung, eine Diskussion da-
rüber anfangen, dass Sie die Befürchtung haben, der
Reformprozess könne behindert werden?


(Klaus Brandner [SPD]: Sagen Sie einmal etwas zu dem Verhältnis Göhner, BDA und CDU!)


Sie werfen uns von der Union vor, wir wollten den Re-
formprozess behindern. Das ist doch abstrus! Wir wollen
Reformen schneller haben als Sie. Die FDP will die
Agentur sogar abschaffen; so schnell will sie reformie-
ren. Die CDU sagt,


(Klaus Brandner [SPD]: Teile!)

wir sollten es mit dieser Agentur versuchen – hoffentlich
klappt es –, aber so schnell und so effektiv wie möglich
und mit möglichst schlanken Strukturen.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie wissen doch: Klärungsprozesse sind immer wichtig!)


Gegen wen kämpfen Sie also, wenn Sie mit Kraft in der
Stimme verkünden, der Reformprozess müsse fortge-
setzt werden? Die einzigen Personen, bei denen die
Frage berechtigt ist, ob sie den Reformprozess fortsetzen
wollen, sitzen bei Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie hatten mit Blick auf Frau Engelen-Kefer doch die
Sorge, ob man ihr den Abschuss von Herrn Gerster er-
lauben konnte,


(Klaus Brandner [SPD]: Clever hat ihn abgeschossen! Der „Stern“ meldet: Clever hat ihn abgeschossen!)


weil Sie glaubten, sie wolle diese Reformen nicht und
deswegen auch nicht Herrn Gerster, weil er ihr zu refor-
merisch war.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist genau der Punkt! Darüber denkt noch nicht einmal jemand nach!)


Das ist die objektive Einschätzung der gesamten Öffent-
lichkeit. Sie müssen sich darüber klar werden.

Herr Brandner, heute war in den Tageszeitungen die
Bemerkung Ihres Bundeskanzlers zu lesen, mit den Be-
lastungen müsse nun Schluss sein. Ich vermute, bei Ih-
nen besteht das Problem, dass Sie glauben, mit den Re-
formen sei nun Schluss.


(Klaus Brandner [SPD]: Das hat er überhaupt nicht gesagt! So viele Reformen wie dieser Bundeskanzler auf den Weg gebracht hat, dafür hätten Sie Jahrzehnte gebraucht!)


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(C (D as überdecken Sie hier verbal. Die heute von Ihnen aneraumte Debatte ist völlig unnötig und beweist, dass ie sich damit selbst ermutigen wollen, weiterzumachen. ns brauchen Sie bei diesem Thema keine Ratschläge zu eben. (Klaus Brandner [SPD]: Da haben wir Sie aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt, jetzt geht es vorwärts und Sie sind immer noch nicht zufrieden!)


Ich möchte noch zwei Punkte ansprechen, die mir
arüber hinaus wichtig sind. Zum einen muss man darü-
er nachdenken, wie es mit der Bundesanstalt und ihren
remien weitergehen soll, ob sie richtig besetzt sind und
b es zu viele Abhängigkeiten gibt.


(Zuruf von der SPD: Ja! Das haben wir gerade geregelt! – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Nicht wirklich!)


ibt es genügend Transparenz? Ich will das einmal auf
ie Aktiengesellschaften in Deutschland übertragen.
an hört in diesem Zusammenhang die Stichworte
ood Governance und Good Conduct. Cromme und
rofessor Braun geben vor, wie sich wer zu verhalten hat
nd was er bekannt zu geben hat. Im gesamten öffentli-
hen Bereich findet eine solche Debatte nicht statt. Ich
öchte aber auch für diesen Bereich wissen, wer warum
ie entscheidet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ir verpflichten die Vorstände der Unternehmen, der
elt zu erklären, wie viel Geld sie verdienen. Aber das
inkommen des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit
st ein Staatsgeheimnis, das nicht einmal der Verwal-
ungsrat kennen darf. Das sind eigenartige Verhältnisse.
s gibt eine ganze Menge zu verändern. Machen Sie
it! Seien Sie mutig!
Der zweite Punkt betrifft die Beraterverträge. Wir

rauchen kluge Beratung. Aber kluge Beratung darf
icht aus strategischen Gründen eingesetzt werden oder
eil man keinen Mut hat oder weil man taktisch um
cken spielen will. Man muss sie vielmehr sparsam und
ffektiv einsetzen. Sie muss anhand ganz objektiver Kri-
erien erfolgen.
Warum bleibt es eigentlich folgenlos, wenn man Be-

atungsaufträge vergaberechtswidrig vergibt? Überall re-
en wir über die stärkere Haftung des Managements und
er verantwortlichen Leute. In diesem Bereich zieht die
echtswidrigkeit keine Folgen nach sich. Lassen Sie uns
ber solche Dinge nachdenken! Im Interesse der Berater-
ranche müssen wir dafür sorgen, dass ein Schmuddel-
mage aufgrund zu vieler rechtswidriger, ungeklärter und
icht transparenter Entscheidungen, insbesondere in der
olitikberatung, vermieden wird. Hier sind wir und die
eratungsbranche in der Pflicht, Wege zu finden, durch
ie verhindert wird, dass sich das weiter fehlentwickelt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508810800

Herr Kollege, Sie haben Ihre Redezeit deutlich über-

chritten.






(A) )



(B) )



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1508810900

Ich bitte um Entschuldigung. – Ich erinnere an die

Bauwirtschaft. Ich möchte nicht, dass die Beraterbran-
che in einen negativen Ruf kommt. Lassen Sie uns sorg-
fältig darüber nachdenken!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508811000

Letzter Redner in dieser Aktuellen Stunde ist der Kol-

lege Hans-Werner Bertl, SPD-Fraktion.

(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das ist ein würdiger Abschluss! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Wenn Sie als Redner das selbst so empfinden!)



Hans-Werner Bertl (SPD):
Rede ID: ID1508811100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In den

letzten Jahren Ihrer Regierungszeit bis 1998 – in Zeiten
höchster Arbeitslosigkeit! – haben Sie, CDU/CSU und
FDP, die damalige Bundesanstalt vor sich hindümpeln
lassen und für parteipolitisch fragwürdige Ziele miss-
braucht. Ich erinnere hier nur an die dubiosen Wahl-
ABM. Letztendlich haben eindeutig Sie den Zustand zu
verantworten, der uns dazu zwingt, die Bundesanstalt im
Rekordtempo zu reformieren. Das muss man hier einmal
klar machen.


(Beifall bei der SPD)

Wir waren es, die den Umbau einer der wichtigsten sozi-
alen Sicherungssysteme für die Arbeitnehmer in
Deutschland vorgenommen und eine Reform eingeleitet
haben, die aus der Anstalt eine kompetente Dienstleiste-
rin für Arbeitgeber machen wird.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Jetzt trauen Sie sich nicht!)


Und was machen Sie? Die FDP – Kollege
Westerwelle und Kollege Niebel, der eigentlich besser
wissen müsste, was los ist – verbreitet die Mär von der
gigantischen Mammutbehörde, die irgendwo in Nürn-
berg mit 90 000 Menschen auf einem Hügel sitzt, unfle-
xibel und Spielball innerhalb mafiöser Strukturen ist.


(Dirk Niebel [FDP]: So ein Quatsch! Das haben Sie gesagt!)


– Das ist doch Ihre Position.

(Gerd Andres [SPD]: Das ist eine frühkind liche Schädigung bei Niebel!)

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/

CSU erklärt unterdessen, es müsse eine private Versiche-
rung abgeschlossen werden. Ich frage mich: Wie soll das
funktionieren, Herr Merz? Soll es eine Teilkasko- oder
eine Vollkaskoversicherung sein? Soll sie mit oder ohne
eine Insassenversicherung abgeschlossen werden?

Ich glaube, das, was hier passiert, muss die Arbeit-
nehmer und Arbeitgeber, die weit über 90 Prozent der
Mittel für die Bundesagentur aufbringen, wach und em-
pört machen. Sie diskreditieren und verleugnen die

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(C (D elbstverwaltung der Bundesagentur für Arbeit. Ich rage mich, ob Sie sich wirklich bewusst sind, was Sie en Vertretern der Arbeitgeber, den Vertretern der Areitnehmer und der öffentlichen Hand unterstellen, ohne ass Sie bis heute einen Beweis hier auf den Tisch gelegt aben. Was ist die Bundesagentur für Arbeit wirklich? Ist sie er von Ihnen geschilderte unbewegliche Moloch? – ein! 181 lokale Arbeitsagenturen, die früheren Arbeitsmter, und 660 Geschäftsstellen verteilen sich über ganz eutschland. Von den so oft zitierten 90 000 Mitarbeiern sind ganze 1 100 – demnächst 400 – in Nürnberg eschäftigt. Mit der von uns betriebenen Reform wollen ir diese dezentrale Struktur stärken (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Machen Sie es doch! Wer hindert Sie daran? Machen Sie voran!)


(Beifall bei der SPD)


nd die Mitarbeiter mit denjenigen zusammenbringen,
ie in den Städten und Kreisen in den letzten Jahren
ompetent und engagiert gegen die Arbeitslosigkeit an-
egangen sind und sich um die Probleme der Menschen
ekümmert haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Warum habt ihr das denn ins Gesetz geschrieben?)


eine Damen und Herren, das heißt: Unser Reformziel
st es, für die Menschen vor Ort Ansprechpartner an ei-
er Stelle zu haben, die sich in einer Einrichtung um sie
ümmern und dafür sorgen, dass Stunden und Tage der
mterlauferei in diesem Land endlich der Vergangenheit
ngehören.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wer hindert Sie denn? Machen Sie es doch! – Dirk Niebel [FDP]: Machen Sie es doch!)


Wir wollen, dass die Jobcenter und Dienstleistungs-
genturen kompetente und erreichbare Partner für die
nternehmen sind, die einen Job anbieten wollen, Fra-
en zu Arbeitserlaubnissen haben, einen schwerbehin-
erten Menschen einstellen wollen oder eine Ausbil-
ungsstelle zur Verfügung stellen können. Da liegt
nsere Perspektive für die neue Agentur für Arbeit: Sie
oll nicht mehr Anstalt, Behörde oder Amt sein, und
war nicht mehr in den Köpfen ihrer Mitarbeiter, aber
uch nicht mehr in den Augen derer, die sie als Arbeitge-
er oder Arbeitnehmer, als Arbeitslose oder Schüler und
chülerin aufsuchen.
Wir sind für die Reform und für Veränderungen. Mit

hrer Forderung nach Auflösung und Abschaffung wer-
en Sie bei uns aber auf härtesten Granit stoßen. Die
dee einer privatisierten Arbeitslosenversicherung wird
on uns – ich bin sicher, auch von den Arbeitnehmern
nd den Arbeitgebern in Deutschland – als ein Angriff
uf eines der wichtigsten sozialen Sicherungssysteme
erstanden werden. Sie ist aber auch ein Angriff auf ein
nstrument zur Gestaltung unserer regionalen Arbeits-
ärkte. Wenn dieser Zusammenhang begriffen wird,
ann wird klar, wie absurd Ihre Position, insbesondere
ie der FDP, ist.






(A) )



(B) )


Hans-Werner Bertl

Ich kann Ihnen nur eines raten: Unterstützen Sie unse-

ren Reformprozess! Geben Sie – so wie wir das bei die-
ser schwierigen Umgestaltung machen – denen, die Ver-
antwortung tragen, also den Mitarbeitern in den
Agenturen für Arbeit, und denen, die für die Seite der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die öffentliche Hand
vor Ort Verantwortung tragen, die reelle Chance, diesen
Weg des Umbaus mitzugehen, und geben Sie denen, die
in den Städten und Kreisen eine Entscheidung über die
zukünftige Zusammenarbeit treffen müssen, die Per-
spektive, gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit
für die Menschen als kompetente Partner tätig zu wer-
den!

Die bisherigen Auswirkungen der umgesetzten Hartz-
Konzepte, die als Gesetz erst vor wenigen Wochen in
Kraft getreten sind, versprechen schon heute zu einem
Erfolg zu werden. Mit Ihrer vordergründigen und skan-
dalösen Kampagne werden Sie an den Bedürfnissen der
Menschen vorbeilaufen.


(Dirk Niebel [FDP]: Wir haben gar keine Kampagne gemacht!)


Wir hingegen wollen, dass mit der Bundesagentur für
Arbeit ein kompetenter Partner bei der Zusammenarbeit
auf kommunaler und auf Kreisebene zur Verfügung
steht, der den Menschen hilft, wieder in Arbeit zu kom-
men, der Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern bei der Be-
setzung von Stellen zur Verfügung steht und der letzt-
endlich eine Dienstleistung ermöglicht, die bei der
Gestaltung des Arbeitsmarktes allen Seiten gerecht wird.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508811200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Reinhold
Hemker, Sören Bartol, Dr. Herta Däubler-
Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Volker Beck (Köln), Katrin Göring-
Eckardt, Krista Sager und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Verbesserung der Welternährungssituation
und Verwirklichung des Rechts auf Nahrung

– zu dem Antrag der Abgeordneten Peter H.
Carstensen (Nordstrand), Dr. Christian Ruck,
Christa Reichard (Dresden), weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der CDU/CSU
Verantwortung für die Sicherheit der Welt-
ernährung übernehmen – Chancen der Grü-
nen Gentechnik nutzen

– Drucksachen 15/1316, 15/1216, 15/2234 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Reinhold Hemker Helmut Heiderich Ulrike Höfken Dr. Christel Happach-Kasan Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege einhold Hemker, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir wissen, Hunger und Unterernährung sind meistens ie Folge von Arbeitslosigkeit und Armut. Sie wurzeln or allem im fehlenden Zugang zu Land, Wasser, Bilung oder Krediten. Wir stellen fest: Es ist ein Skandal, ass weltweit noch immer rund 840 Millionen Menchen nicht genug zu essen haben, obwohl eine ausreihende Versorgung aller Menschen auf der Grundlage es heutigen Produktionsumfangs von Nahrung möglich äre. Wir erinnern uns: Erstens. Bereits in der Menschen echtscharta der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1948 urde das Recht auf Nahrung festgeschrieben. Zweitens. Schon 1961 wurde das erste Welternäh ungsprogramm durch die Vereinten Nationen verabchiedet. Dieses Programm konzentrierte sich im esentlichen auf zwei Aufgaben: einerseits auf Nah ungsmittelhilfe als Nothilfe, international „Emergency peration“ genannt, und andererseits auf Nahrungsmitelhilfe zur Stützung der wirtschaftlichen und sozialen ntwicklung, Development Programme. Drittens. 1966 wurde der Pakt über wirtschaftliche, oziale und kulturelle Rechte vereinbart. In Art. 11 heißt s, dass das Recht auf einen Lebensstandard mit – ich ziiere – „ausreichender Ernährung“ anerkannt wird. 1996 chließlich wurde auf dem Welternährungsgipfel ein Akionsplan mit dem Hauptziel verabschiedet, eine Halbieung der Zahl der Hungernden bis 2015 zu erreichen. In inem besonderen Kapitel wurde damals das Recht auf ahrung bekräftigt. Seit 1999 gibt es erstmals eine klare Definition von Recht auf Nahrung“. So heißt es unter anderem: Verirklicht ist das Recht auf Nahrung, wenn Menschen jeerzeit durch Eigenproduktion oder Kauf ausreichend ugang zu angemessener Nahrung ohne schädliche Inaltsstoffe haben. Die Nahrungsmittel müssen ausgewoen, gesund und der jeweiligen Kultur angemessen sein. ei der Schaffung von entsprechenden Rahmenbedinungen hat der Staat drei Grundverpflichtungen: Er uss den bestehenden Zugang zur Nahrung erstens repektieren, zweitens schützen und drittens gewährleisen. Nach Schätzungen der FAO über die Anzahl der un erernährten Menschen gibt es einen alarmierenden rend. Die Reduzierung der Zahl der Hungernden hat ich stark verlangsamt, China ausgenommen. Das gilt Reinhold Hemker insbesondere für das subsaharische Afrika. Die Verringerung beträgt seit 1996 jährlich circa 2,5 Millionen. Wir wissen aber: Zur Erreichung des Ziels der Halbierung bis 2015 müsste die Zahl der Hungernden jährlich um 24 Millionen abnehmen. Darum hat der FAO-Gipfel 2002 der Staatengemeinschaft den Auftrag erteilt, Leitlinien zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung zu entwickeln und alle, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, daran zu beteiligen. Dazu gehört: Erstens. Das Recht auf Nahrung muss Teil der nationalen Gesetzgebung werden, auch der jeweiligen Verfassung. Zweitens. Es müssen öffentliche und demokratische Gremien mit zivilgesellschaftlicher Beteiligung sowie Institutionen und Rechtswege geschaffen werden, um das Recht auf Nahrung einklagbar zu machen. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Bei wem denn einklagen?)

Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1508811300




(A) )


(B) )


Dazu gehören auch Land- und Bodennutzungsreformen
zur nachhaltigen Ernährungssicherung. In einem Richtli-
nienentwurf, den die Bundesregierung Ende letzten Jah-
res vorgelegt hat, wird das auch als zentrale Aufgabe he-
rausgestellt.

Hinzukommen müssen Ausbildungsmaßnahmen, bes-
sere landwirtschaftliche Dienstleistungen sowie Infra-
struktur und Marktentwicklung. Ziel ist auch die Ver-
besserung der Produktivität unter Berücksichtigung der
klimatischen und ökologischen Bedingungen. Dabei
sind die Erfahrungen mit der so genannten Grünen Re-
volution zu berücksichtigen. Diese Maßnahmen müssen
bei der Gestaltung der EZ verstärkt berücksichtigt wer-
den. Die neue Schwerpunktsetzung der Bundesregierung
trägt diesem Ansatz bereits Rechnung. Darauf wird der
Kollege Raabe noch näher eingehen.

Die internationalen Regelungen im Handels-, Finanz-,
Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelqualitätsbereich müs-
sen mit dem Ziel fortentwickelt werden, dass sie einen
Beitrag zur Überwindung von Armut und Unterernäh-
rung leisten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das heißt unter anderem: Die Verwirklichung des Rechts
auf Nahrung sollte als Zielvorgabe in die Präambel des
WTO-Agrarabkommens aufgenommen werden, wie dies
bereits in unserem Antrag zur Verbesserung der Ernäh-
rungssituation und Verwirklichung des Rechts auf Nah-
rung formuliert worden ist.

Ein weiterer Punkt ist: Der Marktzugang der Ent-
wicklungsländer im Agrarbereich muss substanziell
verbessert werden. Auch dazu wird der Kollege Raabe
noch Stellung beziehen. Den Forderungen der Welthan-
delskampagne „Gerechtigkeit jetzt!“, der federführenden
NROs FIAN, Germanwatch und dem Dachverband der
Weltläden ist in diesem Zusammenhang zuzustimmen.

Nahrungsmittelhilfe ist dort notwendig, wo akute
Hungersnöte drohen bzw. schon eingetreten sind. Oft
aber erreicht Nahrungsmittelhilfe die Bedürftigen nicht
oder zur falschen Zeit oder sie belastet die einheimi-

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(C (D chen Märkte. Die Nahrungsmittelhilfe wird leider interational nicht selten dazu benutzt, Überschüsse aus hoch ubventioniertem Anbau – so kann man es nennen – zu ntsorgen. In der letzten Ausgabe der Zeitung der Deutchen Welthungerhilfe wird darauf noch einmal ausrücklich verwiesen. Darum nenne ich einige Prinzipien, die von den Hilfe eistern zu beachten sind: Erstens. Nach dem in dem eitlinienentwurf genannten Do-no-harm-Prinzip düren Hilfslieferungen einheimische Bauern nicht arbeitsos machen und dürfen keine gesundheitsschädigenden ahrungsmittel verteilt werden. Nahrungsmittel sollten enn möglich vor Ort bzw. in der Region aufgekauft erden – auch zur Stärkung der lokalen und regionalen irtschaft. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Hilfe muss als Zuwendung und darf nicht
ls Darlehen gegeben werden. Das haben Sie, Frau Mi-
isterin Künast, im letzten Jahr noch einmal ausdrück-
ich betont. Wichtig ist auch, dass die Hilfe im Budget
es Empfängerlandes nicht als wirtschaftliche Zusam-
enarbeit verbucht wird.
Drittens. Nahrungsmittelhilfe muss Teil einer lang-

ristig angelegten Entwicklungszusammenarbeit sein.
Grundlegend ist auch die Problematik der genverän-

erten Bestandteile in Nahrungsmitteln. Nahrungsmit-
el aus genveränderten Pflanzen haben in der Vergan-
enheit schon dazu geführt, dass einheimische Pflanzen
erdrängt wurden.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wo denn?)


Das wissen Sie selbst, Kollege Carstensen. – Es geht
ei dem gesamten Anliegen – das gilt für Mais, Soja und
iele andere Getreidearten – eben auch darum, deutlich
u machen, dass die Grüne Gentechnik nicht der Königs-
eg ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie wir wissen, ist Nahrungsmittelhilfe nur ein Mittel
m Kampf gegen den Hunger. Sie darf nicht die Fähig-
eit der Menschen zur Selbstversorgung untergraben
nd sie muss immer mit einer Politik verbunden sein, die
ie nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume zum
eispiel durch entsprechende Maßnahmen in der Ent-
icklungszusammenarbeit fördert.


(Beifall bei der SPD)

Mit der Verbindung aller Faktoren kann die Ernäh-

ungssicherung weltweit deutlich verbessert und damit
as Menschenrecht auf Nahrung seiner Verwirklichung
äher gebracht werden. Ich begrüße, dass sich die Bun-
esregierung mit der neuen Schwerpunkt- und Programm-
ntwicklung bereits auf dem richtigen Weg befindet.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508811400

Nächster Redner ist der Kollege Helmut Heiderich,

CDU/CSU-Fraktion.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1508811500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich mit einem Zitat beginnen:
Der Hunger in der Welt ist zwar auch, aber bei wei-
tem nicht nur, ein Verteilungsproblem. Die nachhal-
tige Sicherung der Welternährung wird ohne die ef-
fiziente Nutzung vorhandener und die konsequente
Verwirklichung neuer Agrartechnologien langfris-
tig nicht möglich sein.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])

Dabei hat die Grüne Gentechnik das Potenzial,
einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen Ent-
wicklung zu leisten.

Besser, so meine ich, kann man die Thematik, die wir
heute debattieren, nicht zusammenfassen.

Woher stammt das Zitat? Es ist aus einem Gutachten
für die Friedrich-Ebert-Stiftung – und die steht sicherlich
nicht auf unserer Payroll. Diese Studie stammt bereits
aus dem Jahr 1999, als wir technologisch noch lange
nicht den heutigen Stand erreicht hatten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die FAO hat diese Erkenntnis im Jahr 2000 mit ihrem

Statement ergänzt: Biotechnik bietet kraftvolle Werk-
zeuge für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirt-
schaft und weiterer Bereiche.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das hat Herr Clement heute Morgen auch gesagt!)


– So ist es. – Aber Ministerin Künast scheut sich nicht,
im Plenum und anderenorts die Fakten zu verdrehen, al-
lenfalls Halbwahrheiten darzustellen


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht sie nie! Das stimmt überhaupt nicht!)


– ich werde es Ihnen gleich verdeutlichen – und die Bür-
ger an einer objektiven Beurteilung dieser Technologie
zu hindern. Das beste Beispiel dafür waren ihre falschen
Behauptungen – Sie erinnern sich sicherlich daran – über
den Goldenen Reis in der letzten Debatte zu diesem
Thema, die sogar den Vater dieser Erfindung, Professor
Potrykus, auf den Plan gerufen haben. Sie haben selbst
nachlesen können – ich nehme an, er hat den Brief auch
an Sie geschickt –, dass er die Künast-Behauptungen als
„offensichtlich nicht sehr sachkundig“ qualifiziert hat
und dann fortfuhr:

Ich bin mit vielen Kollegen in Entwicklungsländern
davon überzeugt, dass die Grüne Gentechnik ein
unverzichtbares Potenzial zur Ernährungssiche-
rung besitzt.

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(C (D Kollege Hemker hat eben darauf hingewiesen, dass ie Bekämpfung des Hungers weitaus langsamer voraneht, als man es sich vorgestellt und gewünscht hat. Geau darin liegt das Potenzial der Grünen Gentechnik – nd das müssen wir nutzen. Auch Kanzler Schröder hat seiner Ministerin inzwi chen ins Stammbuch geschrieben, dass man in Deutschand nicht ständig über Risiken, sondern vor allem über hancen reden solle. Da sei – so Schröder weiter – eine eue Balance nötig, Frau Künast. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Auch das hat Herr Clement heute Morgen gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


och wenn Schröder das wirklich ernst meinen würde,
üsste er meiner Meinung nach seiner grünen Ministe-
in die Verantwortung für die Gentechnik schleunigst
ntziehen,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


at sie doch auf dem Parteitag der Grünen Ende No-
ember – das ist gerade zwei Monate her – laut Presse-
eldungen öffentlich erklärt, dass der Kampf gegen die
erbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen und Nah-
ungsmittel ein wichtiges Ziel grüner Politik bleibe. Und
eiter O-Ton Künast: „Für das Welthungerproblem bie-
et die Gentechnik keine Lösungen.“


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


enn man das den wissenschaftlichen Erkenntnissen ge-
enüberstellt, dann kann man sich nur wundern, was hier
m deutschen Parlament und von deutscher Regierungs-
eite verbreitet wird.
Zwar hat man Frau Künast – das haben auch Sie zur
enntnis genommen – inzwischen ein wenig die Fittiche
estutzt. So musste sie zum ersten Mal öffentlich einge-
tehen, dass die Produkte der Grünen Gentechnik keine
efährdung für die Gesundheit der Menschen darstellen.
it ihrem Entwurf eines neuen Gentechnikgesetzes
ersucht sie aber nun, im Kleingedruckten das durchzu-
etzen, was sie auf dem Grünenparteitag offiziell ange-
ündigt hat. Sie will den Streit und die Auseinanderset-
ung in die Dörfer und unter die Bauern tragen, der
illkür Tür und Tor öffnen sowie die Bürokratie und die
osten aufblähen, sodass eine Nutzung dieser Technolo-
ie in Deutschland in der Praxis unmöglich wird. Damit
ird ihr Gesetzentwurf zu einer Art unbegrenzter Über-
eeimportgenehmigung; denn er wird letztendlich den
nternationalen Produzenten den Weg in die Regale des
inzelhandels und auf die Teller der Verbraucher ebnen,
ie Nutzung dieser Schlüsseltechnik in Deutschland aber
eiter um Jahre verhindern. Am Ende wird genau das
e
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508811600
Frau
ünast als Wegbereiter der großen internationalen Kon-
erne! Kollege Berninger muss dann seine Reden um-
chreiben, mich als Feindbild entlassen und sich eine
eue Position suchen.






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Es darf doch nicht sein, dass ausgerechnet im Jahr der

Technik derjenige, der in Deutschland die modernen
Biotechnologien nutzen will, willkürlich zu Schadener-
satzzahlungen herangezogen werden kann, und zwar
auch dann, wenn er die gesetzlichen Vorschriften beach-
tet, sein berufliches Wissen anwendet


(Matthias Weisheit [SPD]: Zum Thema!)

– ich komme gleich auf Sie zurück – und die Regularien
in der Praxis penibel umsetzt. Ich meine, hier warnt der
Bauernverband zu Recht, nicht auf dieses dünne Eis zu
gehen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Geht es heute um Welthungerhilfe?)


– Hier geht es auch um die Welthungerhilfe. Auf diesen
Punkt komme ich gleich zurück.

Mit dem Untersagen der Nutzung der Grünen Gen-
technologie in Deutschland entziehen Sie auch der For-
schung in diesem Land den Boden. Dabei war Deutsch-
land in diesem Bereich bisher an der Spitze. Vor
ungefähr zwei Stunden hat die Kabinettskollegin von
Frau Künast von dieser Stelle aus gesagt: Was Forscher
entdecken, muss schnell Zugang zum Markt finden. Das
ist die Aufgabe deutscher Forschungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Setzen Sie das auch im Bereich der Grünen Gentechnik
um! Dann können wir das erreichen, was ich deutlich ge-
macht habe.

Weltweit – damit komme ich auf Ihre Frage zurück –
nimmt die Anwendung der Anbauverfahren und -metho-
den der Grünen Gentechnik rasant zu. Die Vorteile sind
nicht zu übersehen. Inzwischen – das soll mein Schluss-
satz sein – sind von den weltweit knapp 7 Millionen An-
wendern der Grünen Gentechnik 85 Prozent so genannte
Resource-Poor-Farmers, also Kleinbauern. Ich glaube,
hier liegt ein Potenzial für die Bekämpfung des Hungers
in der Welt. Das sollten wir nutzen, anstatt seine Nut-
zung weiter zu verhindern.

Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Laut gesprochen, nichts gesagt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508811700

Das Wort hat der Kollege Thilo Hoppe, Bündnis 90/

Die Grünen.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508811800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Hunger ist kein Schicksal. Hunger wird gemacht. Mehr
als 25 000 Menschen pro Tag – das entspricht der Ein-
wohnerschaft einer mittleren Kleinstadt – verlieren den
Kampf um das Überleben, weil sie nicht die Chance ha-
ben, sich ausreichend zu ernähren, und das in einer Welt,
auf der es auch ohne Grüne Gentechnik genug Nahrung

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(C (D ür alle gibt. Trotz aller Millenniumsziele ist die Zahl der ungernden im letzten Jahr erstmals wieder gestiegen nd liegt jetzt bei 842 Millionen. Das sind absolut alarierende Zahlen, die zum Handeln zwingen. Unter den enschenrechten sollte das Recht auf Nahrung eine Vor angstellung haben; denn was nützen die bürgerlichen echte, wenn das Recht auf Nahrung, das Recht auf Leen und Überleben nicht gewährleistet wird? Ich bin eshalb der Bundesregierung und vor allem Renate ünast dankbar, dass sie innerhalb der FAO einen Proess angestoßen haben, der der Implementierung des echts auf Nahrung dienen soll. In diesem Zusammenhang ist momentan eine zwi chenstaatliche Arbeitsgruppe damit beschäftigt, Leitliien zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung zu erarbeien. Ich war auf der konstituierenden Sitzung dieser wischenstaatlichen Arbeitsgruppe in Rom dabei und onnte einen hochinteressanten Streit mitverfolgen. ährend die reichen Industrienationen auf die Hunger änder verwiesen und meinten, jene seien in erster Linie afür verantwortlich, geeignete Maßnahmen zur Beämpfung des Hungers zu ergreifen, zeigten wiederum ie Hungerländer auf die Industrienationen und sagten: ein, nicht bei uns, bei euch liegt der Schlüssel zur Löung der Probleme. Mein Fazit dieses Streites: Beide haben Recht und nrecht zugleich. Der Hunger in der Welt kann nur dann irkungsvoll bekämpft werden, wenn sowohl die Enticklungsländer als auch die Industrienationen ihrer pezifischen Verantwortung gerecht werden. Selbstvertändlich hat Hunger viel mit schlechter Regierungsfühung, mit Bad Governance, zu tun. Simbabwe ist ein esonders krasses Beispiel dafür. Deshalb ist es gut, dass edes Land im Rahmen der Leitlinien, die in der FAO iskutiert werden, Rechenschaft darüber ablegen soll, ie es um die Ernährungssituation innerhalb seiner eigeen Grenzen bestellt ist. Regionen und Bevölkerungsruppen, die besonders vom Hunger betroffen sind, solen aufgelistet werden. Dann müssen Strategien zur ösung der Probleme entwickelt werden. Genauso klar und deutlich muss aber auch gesagt wer en, dass externe Faktoren wesentlich zum Hunger in der elt beitragen. Unsere Weltwirtschaftsordnung ist al es andere als gerecht. Den Entwicklungsländern gehen llein durch den Protektionismus der Industrienationen innahmen verloren, die bei weitem den Betrag übersteien, den diese Länder als Entwicklungshilfe bekommen. ie Agrarexportsubventionen zerstören Märkte in der so enannten Dritten Welt und behindern die Entwicklung n den ländlichen Regionen. Noch immer werden vielen ändern im Süden vom Weltwährungsfonds Strukturanassungsmaßnahmen aufgezwungen, die das Hungerprolem dort eher noch verschärfen. Die Leitlinien zum Recht auf Nahrung dürfen sich eshalb nicht allein an die nationalen Regierungen wenen; sie müssen auch an die internationalen Organisatioen wie den IWF und die WTO appellieren. Handelslieralisierung darf nicht zum Selbstzweck werden. Thilo Hoppe Auch die Maßnahmen der internationalen Organisationen müssen sich daran messen lassen, ob sie der Umsetzung des Rechts auf Nahrung schaden oder dienen. In der Diskussion um die Lösung des Hungerproblems müssen wirklich beide Ebenen – die nationale und die internationale Ebene – gleichermaßen bedacht werden. Man kann da schnell rechts oder links vom Pferd fallen: indem man entweder nur den Hungerländern die Schuld gibt oder indem man nur ein Argument gelten lässt, nämlich dass alles am System liege. Der vorliegende Antrag der Koalition fällt weder links noch rechts vom Pferd: Er benennt wirklich beide Handlungsebenen und listet alle Handlungsperspektiven auf. Und er verfällt nicht, wie der Antrag der Union, dem Wunderglauben, in der Entwicklung der Grünen Gentechnik liege einer der wichtigsten Schlüssel zur Lösung des Hungerproblems. Wie gesagt, nicht die Mengenproduktion ist das Problem; also kann auch die Grüne Gentechnik – von allen Risiken einmal abgesehen – nicht den entscheidenden Beitrag zur Lösung des Problems leisten. Es geht hierbei in erster Linie um ein Verteilungsproblem und um die Gerechtigkeitsfrage. Wir brauchen Good Governance auf der nationalen und auf der internationalen Ebene. Ich danke Ihnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508811900

Das Wort hat die Kollegin Dr. Christel Happach-

Kasan, FDP-Fraktion.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508812000

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Hunger tut weh. Die Sicherung der Welternährung ist
eine globale Aufgabe und sie wird es auch noch lange
bleiben. Ohne ausreichende Ernährung gibt es für die
Menschen keine Bildung, damit keine Entwicklung, kei-
nen Wohlstand und auch keinen Frieden. Schon allein
deswegen ist es auch im Interesse der Menschen der ent-
wickelten Welt, den Menschen in den Entwicklungslän-
dern bei der Überwindung des Hungers zu helfen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Vor dem Hintergrund der Internationalen Grünen Wo-

che mit ihren Bildern des Überflusses im reichen Europa
müssen wir uns der Verantwortung für die Sicherung der
Welternährung stellen. Dabei müssen wir uns dessen be-
wusst sein, dass es auch in Europa Regionen mit Hunger
und Mangelernährung gibt, beispielsweise den Balkan.

Diese Region zeigt ganz deutlich, dass für den Hun-
ger nicht nur extreme Witterungen verantwortlich sind,
sondern gerade auch menschliches Handeln, Machtpoli-
tik von Diktatoren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Ursachen für den Hunger auf der Welt sind be-
kannt: Armut und Arbeitslosigkeit, die Verantwortungs-

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(C (D osigkeit totalitärer Regime, die ungerechte Verteilung er Ressourcen an Land und Wasser, ein hohes Bevölkeungswachstum, ohne dass eine Vermehrung der landirtschaftlich nutzbaren Flächen möglich wäre. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Obwohl all dies bekannt ist, müssen wir dennoch fest-
tellen: Die Vorschläge zur Sicherung der Welternährung
rientieren sich nicht nur an den Problemen der Dritten
elt, sondern vielfach an den nationalen Interessen der
ntwickelten Welt oder an Partikularinteressen der ver-
chiedensten Verbände. Solange sich das nicht ändert,
leiben Aufrufe und Reden Lippenbekenntnisse.


(Beifall bei der FDP)

Ein Beispiel dafür sind die USA, die unter dem Deck-
antel der Hilfe Nahrungsmittelspenden geben, um ver-
eckte Exportförderungen für die eigene Landwirtschaft
u leisten. Dabei ist erwiesen, dass nur Hilfe zur Selbst-
ilfe die Menschen in den wenig entwickelten Ländern
abei unterstützt, ihre Ernährungsprobleme zu lösen,
nd daher Nahrungsmittelspenden aus der betroffenen
egion kommen sollten, soweit dies nur irgend möglich
st.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Überproduktion bei uns hilft nicht den Hungernden in
frika. Auch unser Wohlstand gründet sich auf die von
ns geleistete Sicherung der Ernährung unserer Bevölke-
ung. Diesen Weg müssen wir anderen Ländern öffnen.
azu gehört aber auch, liebe Kolleginnen und Kollegen
on der Koalition, unser Wissen und unsere Kenntnisse
iesen Ländern zur Verfügung zu stellen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Eine weltweit anerkannte Initiative ist die Entwick-
ung des transgenen Goldenen Reises. Der Generalse-
retär der FAO, Jacques Diouf, nennt ihn den bemerkens-
ertesten Durchbruch der Grünen Gentechnik. Patrick
oore, Mitbegründer von Greenpeace und langjähriger
irektor von Greenpeace International, stellt fest: In der
bwägung ist klar: Die realen Vorteile von genetischer
odifikation überwiegen bei weitem die hypothetischen
isiken, die von den Gegnern vorgebracht werden.


(Beifall bei der FDP)

och Ministerin Künast ist sich nicht zu schade, mit
alschbehauptungen gegen den Goldenen Reis ihre Fun-
amentalopposition gegen die Grüne Gentechnik zum
usdruck zu bringen,


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU])


ies wiederum im nationalen Interesse der Grünen und
icht im Interesse der hungernden Menschen in den Ent-
icklungsländern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

Das Scheitern der WTO-Verhandlungen in Cancun ist

ein weiterer Rückschlag für die Sicherung der Welternäh-
rung. Die Globalisierungsgegner haben bei ihrer Opposi-
tion gegen die WTO-Verhandlungen weniger die Interes-
sen der Entwicklungsländer im Auge gehabt als ihre
eigenen Vorbehalte gegen die Globalisierung.

Offene Märkte sind eine entscheidende Vorausset-
zung für Entwicklung und mehr Wohlstand in der Welt.
Die Liberalisierung des Welthandels ist Voraussetzung
dafür, dass die Länder der Dritten Welt Exportchancen
für ihre Produkte erhalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schokolade macht gute Laune. 10 Kilogramm Schoko-
lade und Schokoladenprodukte essen die Menschen in
Deutschland pro Kopf und Jahr. Doch die Menschen in
den Tropen, der Region, in der der Kakaobaum wächst,
haben wenig davon; denn sie sind nur die Rohstoffliefe-
ranten. Die eigentliche Wertschöpfung aus der Verarbei-
tung der Produkte findet bei uns statt.

Das muss geändert werden. Zölle und Handelshemm-
nisse auf verarbeitete Agrarprodukte müssen beseitigt
werden,


(Matthias Weisheit [SPD]: Revolution!)

damit die Wertschöpfung aus der Verarbeitung von
Agrarprodukten dort erfolgt, wo die entsprechenden
Kulturpflanzen angebaut werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch die EU muss sich beim Abbau von Zöllen, Sub-
ventionen und anderen Handelshemmnissen bewegen.
Die gegenwärtig diskutierten Luxemburger Beschlüsse
zur Agrarreform gehen mit der Entkopplung der Beihil-
fen in die richtige Richtung. Die FDP sieht sich in ihrem
Konzept der Kulturlandschaftsprämie durch diese Be-
schlüsse bestätigt.

Dabei müssen wir dafür sorgen, dass die Lasten aus
den notwendigen Reformen der EU-Agrarpolitik bei uns
nicht allein von den Menschen in den ländlichen Räu-
men getragen werden.


(Beifall bei der FDP)

Sie brauchen Planungssicherheit, sie brauchen Einkom-
mensalternativen und sie brauchen, wie die Menschen in
den Entwicklungsländern, faire Wettbewerbschancen
und keine von Rot-Grün diktierten zusätzlichen Regle-
mentierungen, egal unter welchen Vorzeichen sie stehen


(Beifall bei der FDP – Reinhold Hemker [SPD]: Das tun wir doch gar nicht!)


– unterhalten Sie sich mit Ihren Kollegen von den Grü-
nen; die können Ihnen eine Menge von Beispielen dafür
zeigen –, ob Umwelt-, Tier- oder Sonst-was-Schutz,
denn die Standards in Deutschland sind hoch.

Dabei wünschen wir uns auch, dass Frau Merkel für
die CDU/CSU-Fraktion deutlich erklärt, was Sache ist:


(Beifall bei der FDP)


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(C (D as konservative Beharren auf nicht WTO-kompatiblen grarsubventionen, wie die Agrarier sie vertreten, oder ie Liberalisierung des Welthandels, wofür die Wirtchaftsund Entwicklungspolitiker der Union eintreten. eides zusammen, liebe Kolleginnen und Kollegen von er CDU/CSU-Fraktion, geht nicht (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


nd das stellt auch das Anliegen des ansonsten wirklich
uten und von uns unterstützten Antrags der CDU/CSU-
raktion zur Sicherung der Welternährung in Frage.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508812100

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508812200

Ich komme zum letzten Satz.
Allerdings lehnen wir den Antrag der Koalitionsfrak-

ionen aus einem Grund ab: Er enthält neben vielen
ichtigen Forderungen, die wir weitgehend unterstüt-
en, auch die Forderung nach Außenschutz für Entwick-
ungsländer. Das lehnen wir ab.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508812300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Sascha Raabe.

Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1508812400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Hier ist schon angesprochen worden:
icht das Recht auf Nahrung, sondern das Recht, sich
u ernähren, ist eigentlich das entscheidende Moment;
enn die ärmsten Menschen wollen keine Almosen, sie
ollen keine Nahrungsmittelhilfe, sondern sie wollen
ie Möglichkeit haben, ihre Lebensgrundlage selbststän-
ig zu erwirtschaften.
Diesen Aspekt hat die Bundesregierung in ihrem
ktionsprogramm 2015 berücksichtigt. Darin werden
iele Faktoren genannt, die dem Ziel dienen, den Men-
chen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, zum Beispiel beim
ufbau leistungsfähiger Wirtschaftsstrukturen, die ar-
utsminderndes Wachstum schaffen, und beim Abbau
er Verschuldung. In diesem Sinne war auch die Ent-
chuldungsinitiative HIPC ein richtiger Weg, der weiter-
egangen werden muss. Die Finanzkrisen in vielen Ent-
icklungsländern, wie erst vor wenigen Jahren in
rgentinien, zeigen uns, dass auch eine Stärkung der in-
ernationalen Finanzarchitektur für diesen Weg wichtig
st. Natürlich müssen auch soziale Grunddienste wie Bil-
ung, Gesundheit, Familienplanung, Bekämpfung von
IV und Aids gewährleistet sein. Wir alle wissen, dass
er Zusammenhang zwischen Umwelt und Entwicklung
in enger ist. Den ärmsten Menschen muss Zugang zu
rinkwasser und zur Energieversorgung gewährt wer-
en.






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe

Die Stärkung von Menschenrechten, von Kernarbeits-

normen, der Gleichberechtigung der Geschlechter, der
Demokratie und der Partizipation der ärmeren Menschen
sind weitere wichtige Punkte in diesem Aktionspro-
gramm 2015. Das kann dazu beitragen, dass sich in den
Entwicklungsländern, wie es zu Recht gefordert wurde,
Good Governance durchsetzt.

Selbstverständlich geht es im Aktionsprogramm 2015
auch um die Frage, wie man das Recht, sich zu ernähren,
durchsetzen kann. Da wird als ganz entscheidender Fak-
tor genannt, dass wir vor allem faire Handelschancen für
die Entwicklungsländer brauchen. Dies ist ein wesentli-
cher Teil des Antrags. Wir wollen ein Ende der handels-
verzerrenden Agrarsubventionen und des Agrarprotek-
tionismus der Industrieländer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Laut Weltbank benötigen wir etwa 50 Milliarden US-
Dollar mehr im Jahr, um Armut weltweit wirkungsvoll
bekämpfen zu können. Allein die Industrieländer geben
360 Milliarden Dollar pro Jahr aus, um ihre Landwirt-
schaft zu subventionieren. Das ist etwa das Sechsfache
dessen, was sie für die Entwicklungszusammenarbeit zur
Verfügung stellen. Ein erfolgreicher Abschluss der
Doha-Welthandelsrunde könnte den Entwicklungslän-
dern nach vorsichtigen Schätzungen etwa 50 bis 100 Mil-
liarden Dollar bringen.

Wenn fast 3 Milliarden Menschen von weniger als
2 Dollar täglich leben, aber jede Kuh in Europa mit
2,5 Dollar pro Tag, in Japan sogar mit 7 Dollar pro Tag
subventioniert wird, dann ist hier eine Schieflage gegeben.
Gegen subventionierte Dumpingpreise haben Kleinbauern
in Entwicklungsländern leider keine Chance.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das war jetzt konzentrierter Unsinn!)


Damit wird den Ärmsten der Armen das Recht genom-
men, sich selbstständig zu ernähren. Wer Ernährungssi-
cherheit will, muss deshalb für eine gerechte Welthan-
delsordnung eintreten.

Wir haben in unseren Bundestagsbeschlüssen zur
Doha-Welthandelsrunde im vergangenen Jahr auf diese
Punkte hingewiesen. Es war die Bundesministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul, die in Cancun mit der
Baumwollinitiative mutig vorangegangen ist.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Aber Sie wissen doch, was Ihr Minister Clement und Staatssekretär Tacke in Cancun dazu gesagt haben!)


Ich finde es auch im Nachhinein peinlich, dass Sie, Herr
Kollege, und Ihre Fraktion das damals aus parteitakti-
schen Gründen diskreditiert haben, obwohl sich selbst
die EU-Kommission dieser Initiative angeschlossen hat.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist doch Quatsch! Das wissen Sie ganz genau!)


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(C (D Ich möchte auch unseren Bundeskanzler Gerhard chröder ausdrücklich loben, der bei seiner Afrikareise, ie sehr erfolgreich war, wörtlich gesagt hat: Es ist keine stringente Politik, wenn die EU von offenen Märkten redet und zugleich aber Spanien und Griechenland ihre Baumwollproduktion so stark subventionieren, dass ein Exportland wie Mali keine Chance hat. Auch Bundeswirtschaftsminister Clement hat in Daos zu Recht eine Wiederaufnahme der WTO-Verhandngen über Agrarsubventionen gefordert, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sehr richtig! – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Darum geht es ja gar nicht!)


amit es hier noch in diesem Jahr zu einer Lösung
ommt und sich die Fehler von Cancun nicht wiederho-
en.
Natürlich ist es wichtig, dass sich auch die USA be-
egen. Schließlich liegen hier beim Beispiel Baumwolle
ie Subventionen viel höher als in Europa.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist Unsinn!)


ie betragen 3,9 Milliarden Dollar, während das gesamte
ilfsbudget für Afrika lediglich ein Drittel, nämlich
,3 Milliarden Dollar, ausmacht. Deshalb stimmt es
offnungsvoll, dass der US-Handelsbeauftragte Zoellick
n seinem jüngsten Brief an alle WTO-Mitglieder trotz
er US-Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr eine Re-
uzierung der Baumwollsubventionen und ein definiti-
es Ende aller Agrarexportsubventionen fordert, damit
as Jahr 2004 kein verlorenes Jahr für die WTO-Runde
ird. Dies liegt nicht zuletzt auch im Interesse der deut-
chen Wirtschaft und Exportindustrie.
Ministerin Renate Künast hat es durch ihre sehr er-

olgreichen Bemühungen in Europa im letzten Jahr ge-
chafft, dass langsam die Subventionierung von der Pro-
uktion entkoppelt wird. Das wird in Zukunft ein
achhaltiges Landwirtschaftsmodell ermöglichen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Ein Drittel Einnahmeverlust für die Bauern!)


iese Schritte müssen fortgesetzt werden. Schon jetzt
ber müssen die EU und die USA ein klares Zeichen in
orm einer Frist für das definitive Ende der Exportsub-
entionen und aller handelsverzerrenden sonstigen inter-
en Stützungen setzen.
An dieser Stelle wird uns auch gentechnisch verän-

ertes Saatgut nicht helfen. Wenn wir glauben, damit die
robleme im ländlichen Raum lösen zu können, ist außer
uf die Chance, die darin steckt, auch darauf hinzuwei-
en, dass die Lizenzgebühren natürlich zu einem Pro-
lem für Bauern in Entwicklungsländern werden kön-
en. Ich bin der Ministerin Künast dankbar, dass sie hier
mer wieder die Risiken anspricht und die Rahmenbe-

ingungen so setzt, dass Gentechnik und Entwicklungs-
olitik zusammenpassen.






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe

Meine sehr verehrten Damen und Herren, enden

möchte ich mit einem afrikanischen Sprichwort: Men-
schen mit leeren Bäuchen wachen auf mit Herzen voller
Hass. Wir können also den Kampf gegen den Terroris-
mus nur gewinnen, wenn wir Hunger und Armut besie-
gen. Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem
Antrag.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508812500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Albert Deß.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1508812600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Antrag der rot-grünen Koalitionsfraktionen
postuliert zwar das hehre Ziel, die Welternährungssitua-
tion zu verbessern, wird aber den Realitäten und Erfor-
dernissen nicht gerecht – und das weder in der Analyse
der Ursachen für den Hunger in vielen Entwicklungslän-
dern noch bei den Vorschlägen zu seiner Bekämpfung.
Wer wie Rot-Grün bereits bei der Diagnose der Ursa-
chen versagt, kann auch bei der Therapie eines der größ-
ten Übel der Menschheit, nämlich Hunger und Unterer-
nährung, nichts leisten.

Was hier heute, leider in einer Koalition zwischen
SPD, Grünen und FDP, zum Welthandel gesagt wurde,
kann ich so nicht stehen lassen, meine lieben Kolleginnen
und Kollegen. Bei einem Produkt ist der Welthandel voll-
kommen liberalisiert, nämlich bei Kaffee. Ich bin der
Vorsitzende der deutsch-brasilianischen Parlamentarier-
gruppe und kenne die Situation der Kaffeebauern in Bra-
silien sehr gut. Bevor der Kaffeemarkt liberalisiert wurde,
als es also noch feste Handelskontingente gab, war die Si-
tuation der kleinen Kaffeebauern in Brasilien wesentlich
besser als heute in einem liberalisierten Markt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das Gleiche werden wir wohl auch bei Zucker erle-

ben. Die so genannten AKP-Staaten dürfen zurzeit
1,3 Millionen Tonnen Zucker zu unseren hohen europäi-
schen Zuckerpreisen in die EU liefern. Verbunden ist da-
mit bei ihnen eine hohe Wertschöpfung. Wenn die Zucker-
marktordnung, wie vorgesehen, kaputtgemacht wird, dann
dürfen diese Staaten zwar statt 1,3 Millionen Tonnen 7
oder 8 Millionen Tonnen nach Europa liefern; aber sie
werden für 8 Millionen Tonnen brutto nicht mehr Geld
erhalten als bisher für die 1,3 Millionen Tonnen.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Haben Sie darüber auch einmal in Brasilien gesprochen?)


Wie soll denn so eine höhere Wertschöpfung in den Ent-
wicklungsländern möglich werden?

Ich bin ja nicht strikt gegen den weiteren Abbau von
Handelsverzerrungen, aber ich möchte mit dem Märchen
aufräumen, dass durch eine Liberalisierung der Agrar-
märkte die armen Bauern in den Entwicklungsländern

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(C (D eicher werden. Reicher werden dort die Reichen, wähend die Armen noch ärmer werden. as hat mit sozialdemokratischer und grüner Politik ichts mehr zu tun. Bei der FDP verstehe ich das; sie ümmert sich schließlich mehr um die Reichen als um ie Armen. Das ist leider eine Tatsache. Aber das Schönreden und Verkleistern der Wirklich eit sind wir bei Rot-Grün leider auch auf anderen Polikfeldern gewohnt, zum Beispiel bei der Bekämpfung es innenpolitischen Grundübels der Massenarbeitsloigkeit. Auch hier wird nur geredet und es passiert ichts. (Dr. Sascha Raabe [SPD]: Bleiben Sie mal beim Thema! – Lachen bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Albert!)


Das ist mir schon klar, dass Sie unbequeme Dinge
icht angesprochen haben wollen; aber ich lasse mir
icht verbieten, das anzusprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Sascha Raabe [SPD]: Reden wir hier über Deutschland oder die Welternährung?)


Eine der Hauptursachen für den Hunger, insbeson-
ere in Afrika mit über 40 Millionen unterernährten Men-
chen, sind Kriege, Bürgerkriege und politische Fehlent-
cheidungen korrupter und diktatorischer Regime. Selbst
ine UNO-Organisation wie das Welternährungspro-
ramm, das sich als internationale Institution diplomati-
cher Zurückhaltung befleißigen muss, stellt diese Haupt-
rsachen deutlicher dar als Rot-Grün in seinem Antrag, in
em sie mit keinem Wort erwähnt werden.
Besonders tragisch ist – ein Kollege hat es Gott sei
ank angesprochen – die Unterernährung in Simbabwe,
as aufgrund der Vertreibung hoch effizienter Farmer
urch die Regierung von einem Agrarüberschussland
nd Agrarexportland zu einem Importland und Empfän-
er von Nahrungsmittelhilfe geworden ist. Simbabwe,
as frühere Rhodesien, war lange Zeit die Kornkammer
es mittleren Afrikas. Der Sozialist Mugabe hat es ge-
chafft, aus diesem Land eine Hungerregion zu machen.
arin liegen die Ursachen für die schwierigen Verhält-
isse in den Entwicklungsländern.
Der Koalitionsantrag konzentriert sich auf die Forde-

ung, das so genannte Recht auf Nahrung national und
ternational zu verankern. Aber mit dem so genannten
echt auf Nahrung verhält es sich genauso wie mit dem
on linken Ideologen ständig geforderten Recht auf Ar-
eit: Wo die materiellen Voraussetzungen für die Durch-
etzung fehlen, ist die Proklamation solcher Rechte
chwindel und Volksverdummung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

s sind schlichtweg zu Papier gebrachte Luftblasen. Da-
it kann man das Welternährungsproblem nicht lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Albert Deß

Grundvoraussetzung der Hungerbekämpfung in den

Entwicklungsländern ist eine Steigerung der Nahrungs-
mittelproduktion. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es
wiederum verschiedene Mittel, unter anderem die Nut-
zung der Grünen Gentechnik. Deswegen hat die CDU/
CSU-Fraktion in ihrem Antrag vom 24. Juni 2003 auf
die enormen Chancen hingewiesen, die durch den Ein-
satz der modernen Biotechnologie für die Sicherung der
Welternährung und die Bekämpfung des Welthungers
bestehen.

Frau Künast, ich habe Ihnen in meiner letzten Rede
zur Gentechnik den Vorwurf gemacht – das steht ja auch
im Protokoll –, dass Sie hier die Unwahrheit gesagt ha-
ben, was das Thema Goldener Reis und Konzerne anbe-
langt. Die Wissenschaftler haben sich sehr deutlich dazu
geäußert – Frau Reichard wird das noch ansprechen –,
dass sie bereit sind, den Ländern ihr Wissen zur Verfü-
gung zu stellen. Hier läge doch eine Chance, meine sehr
verehrten Damen und Herren von der Regierungskoali-
tion: Ihr wollt Eliteuniversitäten schaffen. Schafft eine
Eliteuniversität im Bereich Biotechnologie und stellt die
Forschungsergebnisse, die dort erzielt werden, den Ent-
wicklungsländern kostenlos zur Verfügung. Das wäre
eine Form effektiver Entwicklungshilfe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

In dieser Richtung muss gearbeitet werden und nicht in
einer ideologischen Richtung, bei der für die Entwick-
lungsländer nichts herauskommt.

Unser Antrag geht in die richtige Richtung. Wenn die
FDP ihn nicht unterstützt, weil er zu wenige liberale As-
pekte enthält, dann könnte ja die Regierungskoalition
diesen Antrag unterstützen. Ich darf Sie dazu auffordern.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508812700

Das Wort hat jetzt die Frau Bundesministerin Renate

Künast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich
finde es schade, wie die Diskussion hier läuft. Wenn ich
die beiden Redebeiträge vonseiten der CDU/CSU be-
trachte und schaue, an welcher Stelle sie zusammenpas-
sen, dann stelle ich fest: Sie wollen den europäischen
Markt weiter abschotten und weiterhin Exportsubventio-
nen zahlen. Da Ihnen das aber im Hinblick auf die Dis-
kussion um internationale Gerechtigkeit und angesichts
der Tatsache, dass 800 Millionen Menschen hungern, zu
peinlich ist, suchen Sie einen Trick und bieten diesen
Menschen die Grüne Gentechnik an.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ich habe entsprechende Vorschläge gemacht! In der kurzen Redezeit konnte ich nicht alle darstellen!)


Einmal abgesehen davon, dass das eigentlich unter Ih-
rem Niveau ist: Schlimmer ist noch, dass Sie, Herr Deß,

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(C (D erablassend meinen, das Recht auf Nahrung, das UNrganisationen und viele andere fordern – (Albert Deß [CDU/CSU]: Das reicht nicht aus, Frau Künast!)


iele Länder handeln entsprechend und können erste Er-
olge aufweisen –, sei eine Volksverdummung. Wie soll
an mit Ihnen diskutieren, wenn Sie mit solchen Tricks
nd mit doppeltem Boden arbeiten? Das fällt mir wirk-
ich schwer.
Ich hoffe, dass wir an dieser Stelle zu einer ernsthaf-

en und seriösen Debatte zurückkommen können. Viel-
eicht können wir später die Debatte im Rahmen der
ovellierung des Gentechnikgesetzes endlich einmal un-
deologisch und seriös führen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das müssen ausgerechnet Sie sagen! Da machen Sie den Bock zum Gärtner!)


Nach Ihren Reden habe ich alles Recht der Welt, Sie
arauf hinzuweisen: Auch Sie müssen sich mit der WTO
useinander setzen. Man kann nicht – ganz christlich –
nternationale Gerechtigkeit fordern, aber mit Zehen und
lauen, allen voran die CSU, dieses handelsverzerrende
grarsystem der EU, das wir jetzt mühsam reformieren,
erteidigen. Sie können nicht beides gleichzeitig tun. Sie
üssen sich schon zu einem Weg bekennen und sprin-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Es gibt doch einen dritten Weg!)


Wir wissen, dass trotz der Maßnahmen, die sich die
AO und andere Organisationen vorgenommen haben,
ie Zahl der Hungernden größer wird. Die Zahlen wären
och schlimmer, wenn es nicht eine wesentliche Verbes-
erung der Ernährungssituation in China geben würde.
ür alle anderen Regionen gilt: Kein Wandel in Sicht.
Deshalb geht es darum, dass wir alle Werkzeuge, die

s gibt, nutzen. Wir müssen zunächst einmal anerken-
en, dass es ein Recht auf ausreichende und gesunde
ahrung überall auf der Welt gibt. Das kann nur heißen,
ass wir uns darum bemühen, alle Regionen aus der Ar-
utsfalle zu holen. Wir wissen von der FAO: Wenn wir
s schaffen würden, das Kalorienangebot für die Men-
chen in diesen Hungerregionen um 500 Kalorien pro
opf und Tag zu erhöhen, dann würde infolgedessen das
eale Pro-Kopf-Einkommen in diesen Regionen um
,5 Prozent pro Jahr – die Auswirkung potenziert sich
ämlich – steigen.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Wenn es in Deutschland 20 Prozent abwärts geht, gleichen wir uns irgendwann an!)


ir brauchen also wirtschaftliches Wachstum nicht nur
ür einige Menschen, sondern für alle Menschen. Sie
üssen Zugang zu Arbeit und Produktion haben, und
war im Wesentlichen im ländlichen Raum.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Wir wissen eines ganz klar: Ernährungssicherheit

muss absolute Priorität haben. Das heißt als Erstes, dass
wir Kleinbauern unterstützen und fördern müssen. Wir
müssen ferner die Frauen als wichtige Zielgruppe sehen,


(Albert Deß [CDU/CSU]: Einverstanden!)

weil sie in den vorhandenen Strukturen diejenigen sind,
die für die Ernährung der Familien sorgen. Wir brauchen
also eine Entwicklungszusammenarbeit, die ihr Augen-
merk genau auf diese Dinge richtet. Es kann nicht sein
– der neueste OECD-Bericht weist uns darauf hin –, dass
wir zwar mehr Geld für Entwicklungshilfe, aber weniger
für den ländlichen Raum und für die Agrarproduktion
ausgeben.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wie in Deutschland!)


Wir haben angefangen, konkrete bilaterale Projekte
der FAO in Afghanistan und in Westafrika zu unter-
stützen. Bei diesen Projekten geht es um eine nachhal-
tige Produktionssteigerung im Ernährungsbereich. Wir
wissen doch haargenau, dass wir es mit einer Vielzahl
ganz spezifischer Probleme zu tun haben, die erst einmal
überhaupt nicht mit dem Gentechnikproblem zusam-
menhängen. Schauen wir uns das HIV-Problem in Afrika
an. Dort fallen ganze Generationen aus. Deshalb brau-
chen wir neue Strategien, um Menschen zu fördern, die
das Land bestellen können.


(Reinhold Hemker [SPD]: So ist es!)

Schauen wir uns ganz aktuelle Probleme an. In

Afghanistan und in Pakistan zittern die Frauen, die
Kleintiere halten, weil die Vogelgrippe ihre Kleintierbe-
stände, die sie zur Ernährung brauchen, am Ende dahin-
raffen könnte. Das zeigt, dass wir konkrete Projekte und
günstige Rahmenbedingungen brauchen. Zu diesen Rah-
menbedingungen gehören faire Handelsbedingungen im
Rahmen der WTO. Damit bin ich wieder bei Ihrem klei-
nen Taschenspielertrick. Sie wollen sich um Konsequen-
zen drücken. Sie bleiben bei der Abschottung und fan-
gen mit der Grünen Gentechnik an.

Wir sagen eines ganz klar: Der Agrarbereich muss
bei den WTO-Gesprächen vor allen anderen Interessen
oberste Priorität haben. Wir brauchen Fortschritt bei den
Reformen, die wir in Europa begonnen haben. Wir ha-
ben dies letztes Jahr in Luxemburg entschieden. Das Ka-
binett hat diese Woche beschlossen, wie das in nationa-
les Recht umgesetzt wird. Wir haben im kommenden
April Entscheidungen im Bereich Baumwolle zu treffen;
auch der Bereich Zucker wird geregelt.

Wir sagen ganz klar: Alle Formen der Exportförde-
rung müssen auslaufen. Deshalb wollen wir uns kon-
struktiv daran beteiligen, auf WTO-Ebene konkrete Da-
ten dazu zu finden. Wir brauchen zudem den
Marktzugang für beide Ländergruppen: für die ärmsten
Länder und die Schwellenländer.

An dieser Stelle muss ich klar feststellen: Auch
Dinge, die uns lieb geworden sind – das Zuckerproblem
wurde bereits angesprochen –, müssen auf den Prüf-
stand. Das heißt allerdings natürlich ebenso, dass wir un-
seren Landwirten neue Möglichkeiten eröffnen.

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(C (D Nur mit einem Paket an Maßnahmen kann man den elthunger bekämpfen: mit einem fairen WTO-Abkomen, mit einem verankerten Recht auf Nahrung, mit eier Überarbeitung der Nahrungsmittelhilfekonvention nd mit einer hohen Sensibilität bei der Entwicklungszuammenarbeit im ländlichen Raum. Nur dann schaffen ir es, dass auf dieser Welt jede Frau, jeder Mann und edes Kind eine faire Chance hat. Ich hoffe, dass Sie uns darin unterstützen. Es kann ber nicht sein, dass wir in einer Art Beglückungsterroismus andere mit unseren Dingen beglücken, Herr Deß. s geht vielmehr darum, im ländlichen Raum Selbstverorgung und Selbstbestimmung zu verankern, das heißt, ußenschutz und interne Stützung in diesen Ländern ufzubauen. Insofern sollten auch wir im Norden uns bechränken. Denn nur so schaffen wir mehr Gerechtigkeit nd eine Reduzierung des Welthungers. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508812800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christa Reichard.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Christa Reichard (CDU):
Rede ID: ID1508812900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Was

utzt uns ein Recht auf Nahrung, wenn wir nicht alle
öglichkeiten – und wirklich alle, Frau Ministerin – zu
essen Umsetzung ausschöpfen? Auf die Chancen der
rünen Gentechnik haben Sie gerade nicht verwiesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ir sind zum Handeln gezwungen. Wir tragen Mitver-
ntwortung. Es ist ziemlich banal, zu sagen, dass die
andwirtschaftlich nutzbare Fläche nicht wächst. Also
uss die Flächenproduktivität steigen. Experten sehen
erade in der Grünen Gentechnik eine Möglichkeit und
ine Chance für eine höhere Flächenproduktivität, und
war sowohl für die groß- als auch die kleinflächige Pro-
uktion.
Die Vorteile der Genpflanzen bestehen nicht nur in

öheren Erträgen und einer verbesserten Erntequalität,
ondern auch in ernährungsphysiologisch verbesserten
igenschaften und in einer Entlastung der Umwelt.
elbstverständlich müssen auch mögliche Risiken, zum
eispiel die für die biologische Vielfalt, untersucht wer-
en; da bin ich ganz Ihrer Meinung, meine Damen und
erren von der Koalition. Aber wie sollen mögliche Ri-
iken untersucht werden, wenn Sie sich gegen jede Mög-
ichkeit des Versuchsanbaus sträuben und sich weigern,
issenschaftliche Erkenntnisse, die Ihre Befürchtungen
iderlegen, zur Kenntnis zu nehmen? Ich erinnere nur
n den fadenscheinig begründeten Stopp eines Vorha-
ens in der Bundesanstalt für Züchtungsforschung in
illnitz und Quedlinburg; darüber werden wir aber mor-
en an dieser Stelle genauer sprechen können.
Führende Experten der Weltnaturschutzorganisation

rwarten übrigens durch die Grüne Gentechnik eine
roduktivitätssteigerung im Ackerbau, die eine






(A) )



(B) )


Christa Reichard (Dresden)


weitere Umwandlung von Naturflächen in landwirt-
schaftliche Monokulturen verhindern kann. Das heißt,
Grüne Gentechnik kann sogar einen Beitrag zum Erhalt
der Artenvielfalt leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias Weisheit [SPD]: Wunderwaffe für alles!)


Die Potenziale der Grünen Gentechnik sind ein wich-
tiger Baustein in einer Vielzahl von Maßnahmen, die
nötig sind, um Hunger und Mangelernährung zu be-
kämpfen. Es bringt nichts, die Grüne Gentechnik zu ver-
teufeln. Tragen Sie endlich zu einer konstruktiven Aus-
einandersetzung bei und sprechen Sie nicht davon, dass
sie vielleicht irgendwann einmal kommt!

Ein beliebtes Argument der Kritiker ist, dass es sich
bei der Grünen Gentechnik um ein Instrument der Groß-
industrie handelt, mit dem bewusst Abhängigkeiten ge-
schaffen werden sollen.

Dazu möchte ich eines sagen: Niemand wird gezwun-
gen, genveränderte Pflanzen anzubauen. Wenn Anwen-
der damit unzufrieden sind, so können sie jederzeit auf
traditionelles Saatgut zurückgreifen.

Wer eine Technologie an sich immer wieder mit ei-
nem möglichen Missbrauch, mit bestimmten Formen des
Handels, des Zugangs oder der Patentierung gleichsetzt,
der erinnert mich ganz fatal an die Maschinenstürmer
und ihren erfolglosen Kampf.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wie mit der Massentierhaltung! Die ist auch so richtig sicher!)


Ein anderes und beliebtes Instrument der Kritiker sind
Falschaussagen. In diesem Zusammenhang, Frau
Künast, hätte ich eigentlich eine Klarstellung von Ihnen
erwartet. Ihre öffentlichen Aussagen zum Goldenen Reis
in der Sitzung vom 23. Oktober waren falsch und sollten
auch öffentlich zurückgenommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Auf das Schreiben von Professor Potrykus haben

meine Kollegen Heiderich und Deß bereits hingewiesen.
Herr Potrykus weist in seinem Schreiben unter anderem
darauf hin, dass die Samen kostenlos an die Subsistenz-
bauern abgegeben werden, dass kein bestimmtes Herbi-
zid gebraucht wird, dass Patente in diesem humanitären
Projekt keine Rolle spielen und ein negativer Einfluss
auf die Artenvielfalt ausgeschlossen werden kann. Denn
all dies haben Sie behauptet. Bitte nehmen Sie es daher
zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich hoffe, dass das von Herrn Professor Potrykus erbe-
tene Gespräch mit Ihnen inzwischen stattgefunden hat
und daraus ein Erkenntniszuwachs gewonnen werden
konnte.

Selbst der Vatikan betont inzwischen ausdrücklich die
Chancen der Grünen Gentechnik für die Bekämpfung
des Hungers in der Welt. In Verantwortung für die Um-
setzung des Rechts auf Nahrung, das Sie in allen Ihren

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(C (D eden angesprochen haben: Stimmen Sie unserem Anrag zu, meine Damen und Herren! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nee!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508813000

Ich schließe damit die Aussprache.1)
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
irtschaft auf Drucksache 15/2234. Der Ausschuss emp-
iehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung, den
ntrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/
ie Grünen auf Drucksache 15/1316 mit dem Titel „Ver-
esserung der Welternährungssituation und Verwirkli-
hung des Rechts auf Nahrung“ in der Ausschussfassung
nzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
raktionen gegen die Stimmen der gesamten Opposition
ngenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung

es Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache
5/1216 mit dem Titel „Verantwortung für die Sicherheit
er Welternährung übernehmen – Chancen der Grünen
entechnik nutzen“. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koaliti-
nsfraktionen gegen die Stimmen der Opposition ange-
ommen worden.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 6 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Arnold Vaatz, Ulrich Adam, Günter
Baumann, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
Dritten Gesetzes zur Bereinigung von SED-Un-

(Drittes SED-Unrechtsbereinigungsgesetz – 3. SED-UnBerG)

– Drucksache 15/932 –

(Erste Beratung 49. Sitzung)

Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Rainer Funke, Joachim Günther (Plauen),
Horst Friedrich (Bayreuth), weiteren Abgeordne-
ten und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Dritten Gesetzes zur Bereinigung von

(Drittes SED-Unrechtsbereinigungsgesetz – 3. SED-UnBerG)

– Drucksache 15/1235 –

(Erste Beratung 56. Sitzung)


a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/2412 –


(fraktionslos wird zu Protokoll gegeben Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Berichterstattung: Abgeordneter Markus Kurth b)





(A) )


(B) )

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/2413 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Walter Schöler
Anja Hajduk
Dr. Günter Rexrodt

Es liegt ein Änderungsantrag der Abgeordneten Petra
Pau und Dr. Gesine Lötzsch vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Arnold Vaatz.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1508813100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sie alle können sich noch an die Gedenkveran-
staltung zum 17. Juni vor knapp einem Dreivierteljahr
hier in diesem Parlament erinnern. Damals hat der Herr

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508813200


50 Jahre danach müssen die Opfer Anerkennung er-
fahren …, die in der DDR Unrecht erlitten haben.
Manches geschieht dafür; dennoch begegne ich im-
mer wieder Opfern des DDR-Regimes, die nicht
bekommen haben, worauf sie … billigerweise ei-
nen Anspruch haben sollten.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Herr Bundesratspräsident hat mit Blick auf den
gleichen Personenkreis hinzugefügt:

Sie, sofern sie heute noch leben, als Opfer von Un-
terdrückung und Willkür mit einer Ehrenpension zu
ehren, sollte … für uns ein lösbares Problem und
eine gemeinsame Verpflichtung sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es haben sich aber nicht nur diese beiden führenden

Repräsentanten unseres Staates zum Handlungsbedarf
erklärt, sondern es sind zum Beispiel auch einige Stim-
men aus der SPD-Fraktion nie verstummt. Hier möchte
ich zum Beispiel den Kollegen Hilsberg hervorheben,
der sich mehrfach zu diesem Thema geäußert hat.

Eine Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in
Ostdeutschland hat eine

nachhaltige Verbesserung der Lage der politisch
Verfolgten des DDR-Systems und der sowjetischen
Besatzungszeit gefordert und dabei konkret ver-
langt, eine monatliche Pauschalsumme als Aus-
gleichsleistung für erlittenes Unrecht – Haft – ab-
hängig von der Haftdauer und eine Erhöhung der
Entschädigungssumme pro Haftmonat.

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(C (D as steht in Ihrem Antrag. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das haben wir doch im Dezember gemacht! Vier Wochen später haben wir es umgesetzt!)


Frau Stokar, wir stellen nun heute fest, dass all das
ichts als Lippenbekenntnisse und Sprechblasen gewe-
en sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wieder einmal hat in Deutschland die Politik das Ge-

enteil dessen getan, was sie – mit dem Bundespräsiden-
en angefangen – vollmundig angekündigt hat:
Erstens haben Sie keinen eigenen Lösungsvorschlag

uf den Tisch gelegt.

(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Richtig!)

Zweitens haben Sie unseren Gesetzentwurf abgelehnt,
eil er von der Opposition kommt.
Drittens – das ist ganz neu – haben Sie gestern auch

ie von Ihnen selbst angekündigte Alternative als Täu-
chungsmanöver entlarvt.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das verstehe ich nicht!)


Ich erkläre Ihnen gleich, warum.
Der Herr Kollege Hacker – ich sehe ihn gar nicht; hat

r heute Hausverbot von Ihnen bekommen?

(Klaus Haupt [FDP]: Das hätte mich nicht gewundert! – Peter Dreßen [SPD]: Er hat einen wichtigen Termin!)


gut – hat noch in der ersten Lesung dieses Gesetzes
ersichert, Sie wollten darauf achten,


(Peter Dreßen [SPD]: Der regiert schließlich! Der muss arbeiten!)


ass der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge ge-
ügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um zu
erhindern, dass SED-Opfer in die Sozialhilfe abrut-
chen.
Selbst darüber hätten wir ohne Probleme reden kön-

en. Es gibt ganz sicher Möglichkeiten, es auf diese
eise zu lösen. Was wir aber jetzt lesen können, haut
em Fass den Boden aus. Jetzt lesen wir in einem Be-
icht des Bundesinnenministeriums vom 13. Januar
004, die Stiftung weise eine Deckungslücke von
,9 Millionen Euro auf und solle darüber hinaus bis
nde 2005 auslaufen. Das ist Inhalt dieses Berichts.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Unglaublich!)

Zur Begründung heißt es, die notwendigen Änderun-

en im Bereich der SED-Unrechtsbereinigung seien ab-
eschlossen. Darüber hinausgehende Bestrebungen
eien aus grundsätzlichen Erwägungen und fiskalischen
ründen abzulehnen.
Das ist nun das genaue Gegenteil dessen, was die füh-

enden Repräsentanten dieses Staates vor einem






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

Dreivierteljahr hier an dieser Stelle unter dem Beifall des
ganzen Hauses festgestellt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich kann verstehen, wenn die Menschen in diesem

Land und besonders die Betroffenen der SED-Diktatur,
die dieser Debatte heute von der Tribüne aus folgen, von
diesem Bundestag immer weniger halten und uns Politi-
kern immer weniger glauben. Das Schlimmste ist nicht,
dass Sie, meine Damen und Herren von den Regierungs-
fraktionen, mit Ihrem Verhalten die Spitzenrepräsentan-
ten unseres Staates brüskieren. Die Botschaft des heuti-
gen Tages wird sein: Die Demokratie verrät ihre Mütter
und Väter. Das ist die Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will dabei durchaus einräumen, dass das Ganze

zuerst eine Fehlleistung von uns in unserer Regierungs-
zeit gewesen ist. Das ist überhaupt keine Frage. Aber Sie
sind doch mit dem Argument angetreten,


(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Sie haben uns leere Kassen hinterlassen!)


dass Sie alle unsere – von Ihnen behaupteten – Fehler
richtig stellen und korrigieren wollten.


(Peter Dreßen [SPD]: Haben wir doch!)

Es entschuldigt Sie überhaupt nicht gegenüber den Op-
fern,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben die Beträge verdoppelt, die Sie gegeben haben!)


wenn Sie aus dem Verweis auf die schon von uns unter-
lassene Zuwendung das Recht ableiten, diese Zuwen-
dung ebenfalls unterlassen zu dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will Ihnen bloß sagen: Ein Fehler, den man das
zweite Mal macht, wiegt doppelt. Das müssen Sie sich
hier in aller Deutlichkeit sagen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will Ihnen auch noch sagen, dass Ihr Verhalten in

fataler Weise mit der Kälte und der Ablehnung korres-
pondiert, mit der schon im Jahre 1989 einige heute füh-
rende Sozialdemokraten auf die Revolution in der dama-
ligen DDR reagiert haben,


(Karsten Schönfeld [SPD]: Sie erzählen einen Unfug! Das ist eine Unverschämtheit!)


in der die SED-Opfer durch die Geschichte rehabilitiert
und in ihrem Einsatz bestätigt wurden. Das ist damals
Ihre Reaktion gewesen. Lesen Sie die Aussagen nach,
mit denen Herr Lafontaine und Herr Schröder auf die
damaligen Ereignisse in Ostdeutschland reagiert haben.
Wenn Sie sich nicht mehr erinnern können, schicke ich
sie Ihnen gerne in Ihr Büro. Denn heute ist nicht der
richtige Tag, um Ihnen all das expressis verbis zu sa-
gen.

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(C (D Meine Damen und Herren, mit der heutigen Entscheiung bringt der Gesetzgeber unseres demokratischen taates im Grunde Folgendes zum Ausdruck: Es war ein roßer Fehler, sich für Demokratie und Menschenrechte inzusetzen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Unverschämtheit!)


ie Demokratie selbst erkennt den Einsatz für Demo-
ratie nicht an. Sie vollbringt zwar für alle Benachtei-
gten in unserer Gesellschaft große Solidarleistungen,
icht aber für den durch die Diktatur verletzten Demo-
raten. Es waren ihrer zu wenige, was offenbar die
chwerste Sünde ist, die man in der Demokratie begehen
ann. Denn dann hat man keine Lobby und man ist zu
ering an Zahl, um wahlrelevant zu sein. Das ist die
irkliche Botschaft des heutigen Tages.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bundesrepublik Deutschland sagt weiter: Die An-
prüche, die jemand im Einsatz für seine eigene Karriere
der DDR aufgebaut hat, erfüllen wir. Das, was jemand
Einsatz für Freiheit und Demokratie verloren hat, ge-

en wir ihm nicht einmal symbolisch zurück. Das ist die
otschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

it einer solchen Haltung, meine sehr verehrten Damen
nd Herren von den Regierungsfraktionen, verraten Sie
enau die Werte, auf denen unsere freiheitlich-demokra-
sche Ordnung beruht. Das ist der eigentliche Schaden,
en Sie heute anrichten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In der ersten Lesung hatte der Kollege Hacker den
orwurf erhoben, in unserem Gesetzentwurf wollten wir
ie Lage der SED-Opfer zulasten der Opfer des Fa-
chismus verbessern. Davon kann nicht einmal andeu-
ngsweise die Rede sein. Denn Sie selbst wissen ganz
enau, dass wir niemals auch nur andeutungsweise die
N-Renten in Ostdeutschland in Frage gestellt haben.
uch wissen Sie, dass im Bundesentschädigungsgesetz
einerzeit ein weitaus größerer Begünstigtenkreis ange-
prochen wurde, als wir es in unserem Gesetzentwurf
n, und dass die Höhe der Entschädigungen – übertra-
en auf die Preise von heute – in etwa den Regelungen
es Bundesentschädigungsgesetzes entspricht. Wer et-
as anderes behauptet, tut dies wider besseres Wissen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren Entschädigungen, aber keine Ehrenpensionen!)


Herr Kollege Ströbele, auch dies sind kein Ehrenpensi-
nen. Wir haben ausdrücklich erklärt, dass wir von Op-
erpensionen sprechen wollen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das Wort verändert!)


eil dadurch die Schäden ausgeglichen werden sollen,
ie den Menschen zugefügt worden sind.






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trotzdem ist es etwas anderes als Entschädigungen! Das sollten Sie auch einmal zur Kenntnis nehmen!)


Nichts anderes.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Fraktion
wird heute auch für den Gesetzentwurf der FDP stim-
men, obwohl er sich – sowohl was die Kosten als auch
seine Systematik betrifft – von unserem Gesetzentwurf
etwas unterscheidet. Damit wollen wir aber eines de-
monstrieren: Die Unterschiede zwischen den beiden Ge-
setzentwürfen der Opposition betrachten wir gegenüber
der übergreifenden Notwendigkeit, in dieser Frage aktiv
zu werden und den Opfern zu helfen, als geringfügig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Karsten Schönfeld [SPD]: Im Ausschuss gestern haben Sie das noch ganz anders gesehen! Jetzt müssen Sie sich aber mal entscheiden! Im Gesundheitsausschuss haben Sie noch dagegen gestimmt!)


Meine Damen und Herren von den Regierungsfrak-
tionen, nun denken Sie sicher, dieses Thema sei mit Ihrer
heutigen Ablehnung, die Sie vorbereiten, vom Tisch. Ich
sage Ihnen: Sie täuschen sich. Auch wenn heute ein
schwarzer Tag der jüngeren deutschen Parlamentsge-
schichte werden wird,


(Karsten Schönfeld [SPD]: Durch Ihre Rede, ja!)


wird meine Fraktion die Anliegen der Opfer der SED-
Diktatur so lange weiter unterstützen, wie es noch einen
einzigen anspruchsberechtigten Betroffenen in diesem
Land gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Gisela Hilbrecht [SPD]: Seit 1998! – Peter Dreßen [SPD]: Das ist doch eine Frechheit, was Sie hier erzählen!)


Ich sage Ihnen: Wenn Sie schon in der heutigen De-
batte keinen einzigen ostdeutschen Abgeordneten zu
Wort kommen lassen, seien Sie wenigstens so gut, sich
von diesen Abgeordneten den Brief auszuleihen, den der
thüringische Sozialminister Zeh an alle ostdeutschen
Abgeordneten geschrieben hat, und führen Sie sich sei-
nen Inhalt zu Gemüte. Denn aus diesem Brief geht her-
vor, dass Sie dieses Thema nicht loswerden und dass die
Vertreter der ostdeutschen Länder, die von unserer Partei
regiert werden, dieses Thema in den Bundesrat einbrin-
gen werden. Wir werden uns damit also wieder zu befas-
sen haben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508813300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Dreßen.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die PD-Fraktion ist sich der politischen und moralischen erantwortung bewusst, die sie gegenüber den Opfern er SED-Diktatur, also gegenüber den Menschen, die ich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einesetzt haben, trägt. (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Deswegen wollen Sie die Stiftung zumachen!)

Peter Dreßen (SPD):
Rede ID: ID1508813400

ir haben großen Respekt vor der Leistung dieser Men-
chen. Ich möchte Ihnen aufzeigen – die Rede von Herrn
aatz macht das notwendig –, welche Gesetze hinsicht-
ich Rehabilitierung und Entschädigung bisher im Deut-
chen Bundestag verabschiedet wurden.
Schon die frei gewählte Volkskammer hatte 1990 ein
ehabilitierungsgesetz beraten und verabschiedet. Da-
in ging es um die strafrechtliche, berufliche und verwal-
ungsrechtliche Rehabilitierung. In den Einigungsvertrag
urden nur Teile dieses Gesetzes übernommen. In ei-
em Entschließungsantrag wurde der gesamtdeutsche
esetzgeber aufgefordert, diesen Bereich abschließend
u regeln.
Die damalige, von CDU/CSU und FDP geführte Bun-

esregierung hat das Erste SED-Unrechtsbereinigungsge-
etz auf den Weg gebracht, das jedoch von den Opferver-
änden und von der damaligen Opposition heftig
ritisiert wurde. Die Kritik bezog sich auf die Differen-
ierung der Entschädigung nach dem Wohnsitz in Ost
der West: Wer in den neuen Ländern wohnte, bekam
50 DM für jeden angefangenen Kalendermonat Haft-
eit, wer im Westen wohnte nur 300 DM je Monat Haft-
eit. Für Angehörige von Hingerichteten, von in politi-
cher Haft oder an der innerdeutschen Grenze
mgekommen fehlte eine Entschädigungsregelung.
uch für die Gruppe der Zwangsausgesiedelten fehlte
ine verwaltungsrechtliche Rehabilitierung vollkom-
en. Haftbedingte Gesundheitsschäden wurden nicht
ngemessen bewertet. – Das waren damals die Hauptkri-
ikpunkte der Opferverbände. Konkrete Vorschläge der
PD-Bundestagsfraktion, die in parlamentarischen Ini-
iativen mündeten und eine deutliche Verbesserung zum
nhalt hatten, wurden damals von der Koalition aus
DU/CSU und FDP abgelehnt.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So war das!)


Das Zweite SED-Unrechtsbereinigungsgesetz, das
ie rot-grüne Koalition auf den Weg gebracht hat, besei-
igte die Fehler des ersten Gesetzes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie Sie, Herr Vaatz, eine solche Rede halten können,
undert mich also sehr. – Es beinhaltete eine einheitli-
he Haftentschädigung von 600 DM je angefangenem
aftmonat unabhängig vom Wohnsitz und soziale Aus-
leichsleistungen von nächsten Angehörigen von Hinge-
ichteten und von während des Freiheitsentzugs oder an
er innerdeutschen Grenze Umgekommenen. Die Mittel






(A) )



(B) )


Peter Dreßen

für die Stiftung ehemaliger politischer Häftlinge wurde
von 300 000 DM auf 1,5 Millionen DM pro Jahr erhöht.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Warum wollen Sie die jetzt zumachen?)


Zugleich hatte Bundeskanzler Schröder in einem Brief
an die Ministerpräsidenten der Länder die Forderung
aufgestellt, dass Gutachten, in denen Gesundheitsschä-
den, die aus politischer Haft resultieren, nicht attestiert
wurden, überprüft werden. Wir haben also die Wahlver-
sprechen, die wir 1998 gemacht haben, umgesetzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben die Opfer vom Makel persönlicher Diskri-
minierung durch Rehabilitierung befreit. Durch Kapital-
entschädigung, Unterstützungsleistungen, Beschädigten-
und Hinterbliebenenversorgung haben wir eine soziale
Ausgleichsleistung gewährt.

Eine Opferpension, wie sie die Union in Art. 1 ihres
Gesetzentwurfes vorgeschlagen hat, kann im Rahmen
der Rehabilitierungsgesetze nicht geregelt werden; neh-
men Sie das zur Kenntnis. Dies ist deshalb ausgeschlos-
sen, weil die bundesdeutsche Entschädigungsgesetzge-
bung für Verfolgte unter der NS-Gewaltherrschaft keine
rentenrechtlichen Anwartschaften, sondern Leistungen
nach dem Bundesentschädigungsgesetz vorsieht. Eine
zusätzliche Pauschalentschädigung für die SED-Opfer in
Form der Gewährung einer Opferpension würde zu einer
Bevorzugung dieser Opfergruppe gegenüber den NS-
Verfolgten führen und ist im Sinne der Gleichbehand-
lung sachlich nicht zu rechtfertigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Und was wollen Sie tun?)


Aktuell will die rot-grüne Koalition mit einer Geset-
zesinitiative auf Drucksache 15/1975 wieder für Verbes-
serungen sorgen. Die Fristen für Anträge nach dem
strafrechtlichen, beruflichen und verwaltungsrechtlichen
Rehabilitierungsgesetz wären 2003 ausgelaufen. Diese
Fristen wurden bis zum 31. Dezember 2007 verlängert.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Was nutzt denn das? Ihr macht die Stiftung doch zu!)


Damit haben wir für die Betroffenen den Zeitraum ver-
längert, Ansprüche auf Rehabilitierung und Gewährung
von sozialen Ausgleichsleistungen geltend machen zu
können. Darum geht es, Herr Kollege.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Darüber hinaus wurden im Beruflichen Rehabilitie-

rungsgesetz die Ausgleichsleistungen für die wegen der
politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR beruflich
benachteiligten Opfergruppen, die sich in einer wirt-
schaftlichen Notlage befinden, angehoben.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Das haben wir aber gemeinsam gemacht!)


Dass wir hiermit den richtigen Weg beschreiten,

(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Das haben wir gemeinsam gemacht!)


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(C (D eigt auch die Tatsache, dass dieser Gesetzentwurf von llen Fraktionen in diesem Hause unterstützt wurde. (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Ja, natürlich!)


Im Übrigen setzen wir unsere Bemühungen intensiv
ort, dass die Stiftung für ehemalige politische Häftlinge
inanziell so ausgestaltet wird, dass politischen Opfern
es SED-Regimes wirksam geholfen werden kann. Das,
as Sie hier gesagt haben, stimmt also nicht. Auch für
ns ist dieses Thema nicht vom Tisch.
Ich habe eingangs erwähnt, dass ich großen Respekt

or den Menschen habe, die Widerstand gegen das SED-
egime geleistet haben.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Dann hättet ihr mal einen aus dem Osten reden lassen sollen! – Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Nein, Herr Vaatz, ich gestatte sie nicht. – In zahlrei-
hen Gesprächen mit Betroffenen wurde immer wieder
rwähnt, dass Menschen, die für die Stasi gearbeitet ha-
en, heute oftmals eine höhere Rente erhalten als sie
elbst. Dieser Vorwurf trifft und tut einem weh. Ich darf
ber daran erinnern, dass die ursprünglich vorgesehenen
bzüge in der Rentenversicherung für Stasi-Mitarbeiter
on deutschen Verfassungsrichtern und nicht von die-
em Hause gekippt wurden.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Schon bei der Formulierung des Gesetzgebungsvor-
abens haben wir darauf hingewiesen, dass man das
trafrecht nicht mit dem Rentenrecht koppeln kann. Ich
rinnere mich noch sehr gut an Rudolf Dreßler, der dies
ehrmals hier im Parlament vorgetragen hat.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das hat auch niemand bestritten!)


ufgrund von Gerichtsentscheidungen mussten wir also
ie ursprüngliche Regelung ändern. Dies ist uns – insbe-
ondere den Kolleginnen und Kollegen aus den neuen
ändern – nicht leicht gefallen.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Sie hätten doch etwas tun können!)


in demokratischer Rechtsstaat zeichnet sich eben da-
urch aus, dass er die Entscheidungen des Verfassungs-
erichts umsetzt, auch wenn es ihm, wie in diesem Fall,
chwer fällt.
In ihrem Antrag geht die Union davon aus, dass
hrlich Kosten in Höhe von circa 409 Millionen Euro
mit abnehmender Tendenz – entstehen werden. Selbst
enn diese Zahlen stimmen sollten, fehlte jeglicher
inweis darauf, woher dieses Geld eigentlich kommen
oll.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist bei dieser Regierung natürlich nicht einfach! Das ist ein regierungsimmanentes Problem!)







(A) )



(B) )


Peter Dreßen

Jeden Tag höre ich, dass die Union Steuern senken will.
Nach dem letzten Spitzengespräch der Union belief sich
die Wasserstandsmeldung auf 10 Milliarden Euro pro
Jahr. Gleichzeitig erlebe ich, wie die Union bei den
Haushaltsberatungen zusätzliche Ausgaben im Verteidi-
gungshaushalt, in der Familienpolitik, in der Innenpoli-
tik und in fast jedem anderen Ressort in Höhe von meh-
reren zig Milliarden Euro fordert. Meine Damen und
Herren von der Opposition, Sie betreiben hier keine seriö-
se Politik, sondern reinen Populismus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sollten Sie jemals das verwirklichen müssen, was Sie in
der Oppositionszeit versprechen, dann wird dies den
Bankrott dieses Staates bedeuten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Damit haben Sie ja Erfahrung!)


Abschließend möchte ich doch noch die Frage stellen,
warum Sie die Opferrente, die Sie fordern und die Ihnen
ja offensichtlich so wichtig ist, mit dem Ersten SED-Un-
rechtsbereinigungsgesetz oder zumindest danach – bis
1998 –, als Sie noch die Möglichkeiten dazu hatten, nicht
umgesetzt haben. Herr Vaatz, auch diese Frage haben Sie
trotz Ihrer gewaltigen Rede nicht beantwortet.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Das war doch keine gewaltige Rede!)


Die Antwort ist einfach: Sie hatten damals das Geld
nicht und Sie wollten es auch nicht.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hatten nicht die Mehrheit dafür!)


Damit wird deutlich, wie effekthaschend Sie mit Ih-
rem Gesetzentwurf sind. Herr Vaatz, das sollten Sie sich
einmal dick ins Stammbuch schreiben: Das besonders
Verwerfliche daran ist, dass dies auf dem Rücken älterer
Menschen geschieht, vor deren menschlicher Leistung
das ganze Haus den höchsten Respekt hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508813500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Klaus Haupt.


Klaus Haupt (FDP):
Rede ID: ID1508813600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die FDP hat die Initiative der CDU/CSU, einen Gesetz-
entwurf für die Entschädigung von Opfern der SED-Dik-
tatur vorzulegen, ausdrücklich begrüßt.

Dass wir einen eigenen Gesetzentwurf erarbeitet ha-
ben, hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Wir wollen
den Betroffenen schnell und unbürokratisch helfen und
wir wollen eine Debatte, ob und inwieweit die Haftdauer
das entscheidende Kriterium für das erlittene Unrecht
sein kann, vermeiden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D n der grundsätzlichen Zielvorstellung sind wir uns aber inig: SED-Opfer sind bislang nicht ausreichend für das on ihnen erlittene Unrecht entschädigt worden. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie das nicht gemacht?)


Ich bedaure, dass sich die SPD nach anderen Signalen
n der vergangenen Sitzungswoche, die zur Vertagung
es Themas auf heute führten, doch nicht zu einer inter-
raktionellen Initiative durchringen konnte. Wir waren
esprächsbereit. Ich bedaure außerordentlich, dass in der
isherigen Debatte versucht worden ist, NS-Opfer gegen
ED-Opfer auszuspielen. Das ist unwürdig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


chließlich halte ich es für sehr unerfreulich, dass tat-
ächlich der Versuch gemacht wurde, die vorliegenden
nträge parteipolitisch zu diffamieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu kann ich nur sagen: Der soziale und wirtschaft-
iche Rahmen der NS-Opferentschädigung unterschei-
et sich erheblich – das dürfte auch in der SPD be-
annt sein – von den heutigen Rahmenbedingungen der
DR-Vergangenheitsbewältigung. Seitdem die liberal-
onservative Koalition den Einstieg in die SED-Opfer-
ntschädigung gestaltet hat, hat es ein Bundesverfas-
ungsgerichtsurteil – Sie haben bereits darauf hingewie-
en – gegeben, das die Täterrenten de facto deutlich
esser stellt als die der Opfer.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: So ist das!)


ie Gerechtigkeitslücke zwischen Tätern und Opfern hat
ich zuungunsten der Opfer weiter vergrößert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir haben uns in Anerkenntnis dieser Entwicklung

azu entschlossen, eine pauschalisierte Entschädigung
orzuschlagen. Eine pauschale Opferpension in Höhe
on 500 Euro führt dazu, dass zusammen mit der jedem
erfolgten der SED-Diktatur zustehenden Grundsiche-
ungsrente ein Rentenniveau von 1 100 Euro erreicht
ird. Das entspricht zwar noch nicht ganz dem Durch-
chnittsrentenniveau im Westen, aber liegt immerhin et-
as über dem Ostrentenniveau. Zugleich beschränken
ir den Kreis der Berechtigten auf die tatsächlichen
entenbezieher. Schließlich schlagen wir vor, gesund-
eitliche Schäden ehemaliger Häftlinge per gesetzlicher
ermutung als Haftfolgen anzuerkennen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eine Regel mit Augenmaß!)


Die Pauschalisierung erscheint uns fairer als das Zu-
rundelegen eines hypothetischen Einkommens; denn
darin sind wir uns einig – kein Verwaltungsorgan kann






(A) )



(B) )


Klaus Haupt

wirklich beurteilen, wie ein Leben ohne Verfolgung ver-
laufen wäre.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist leider wahr!)


Außerdem ermöglicht die Pauschalisierung ein unbüro-
kratisches Verfahren. Die Verwaltungspraxis hat bisher
leider viele Defizite gezeigt, die sich für die Opfer des
SED-Unrechts als belastend ausgewirkt haben.

Dem DDR-Regime sind Menschen zum Opfer gefal-
len, die erhebliche Nachteile in Kauf nehmen mussten:
von beruflichen Benachteiligungen bis hin zu Haft und
Verfolgung. Deshalb ist es nach Auffassung der FDP
eine Verpflichtung der gesamten Gesellschaft, dafür zu
sorgen, dass die Opfer der SED-Diktatur wenigstens als
Rentner im Schnitt nicht schlechter als die Durch-
schnittsrentner im Osten dastehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Bevorzugung der Täter durch die heutigen Renten-
berechnungsverfahren würde damit zwar nicht beseitigt,
aber erheblich vermindert.

Die FDP wird ausdrücklich jede Initiative mit dieser
Zielrichtung unterstützen. Deshalb votieren wir heute
nicht nur für unseren eigenen Antrag, sondern auch für
den der CDU/CSU, um deutlich zu machen: Die Bereini-
gung des SED-Unrechts ist eine gemeinsame Aufgabe
für die gesamte Gesellschaft und für alle Parteien.

Danke.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508813700

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Silke Stokar.

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wieder keine aus dem Osten! – Peter Dreßen [SPD]: Das ist doch ein gesamtdeutsches Problem!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich
finde es schon merkwürdig – das ist nicht mein Ver-
ständnis von Politik –, dass ich aus Ihren Reihen, wäh-
rend ich zum Pult gehe, den Zwischenruf höre: Wieder
keine aus dem Osten!


(Klaus Haupt [FDP]: Das ist doch bedenklich!)


15 Jahre nach dem Mauerfall zeigt dies, dass bei Ihnen
die Wiedervereinigung im Kopf, im Gefühl und auch im
Herzen noch nicht vollzogen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Sie waren doch immer gegen die Wiedervereinigung!)


Ich befasse mich seit 1989 sehr intensiv mit dem
Thema der Bewältigung des SED-Unrechts.

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(C (D (Klaus Haupt [FDP]: Sind Sie ostpolitische Expertin?)


ch finde es richtig, dass wir die Entscheidung getroffen
aben, dies nicht als Spezialproblem der Ostabgeordne-
en anzusehen.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Wo sind denn die Ostabgeordneten bei Ihnen?)


ielmehr ist dies ein Thema unserer Fraktion und unse-
er Partei. Deswegen heißen wir Bündnis 90/Die Grü-
en. Wir haben die Vereinigung seit 1989 vollzogen.
Ich fände es im Übrigen fairer, wenn Sie hier vorne

icht so herumbrüllten. Denn wir reden heute über das
chwere Schicksal von Menschen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ir sollten nicht in einem Brüllton, sondern in einer an-
emessenen Tonlage darüber reden.
Ich möchte etwas zu dem Antrag der Bundesdelegier-

enkonferenz sagen, der im November in Dresden be-
chlossen worden ist. Ich habe im Dezember mit Herrn
acker von der SPD ernsthafte Verhandlungen geführt
nd auch mit Teilen der CDU/CSU und der FDP verhan-
elt. Von fünf geforderten Punkten wurden vier umge-
etzt. Das ist ein ermutigendes und gutes Ergebnis. Ich
asse mir dieses Ergebnis von Ihnen nicht kleinreden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch finde das unfair.
Ich verstehe nicht, welches Verständnis Sie von Ihrer

unktion und Rolle als Abgeordnete haben. Ich finde es
icht richtig, wie hier mit einem Bericht umgegangen
ird, den wir interfraktionell vom Innenministerium an-
efordert haben. Ich möchte mich ausdrücklich für die-
en Bericht bedanken und ihn loben. Ich habe diesen Be-
icht gelesen.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Mit den Schlussfolgerungen? Unglaublich!)


Ich komme gleich zu den Schlussfolgerungen. – Wenn
ie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU und
on der FDP, diesen Bericht wirklich durchgearbeitet
ätten,


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Habe ich!)


ann würden Sie aufhören, einige Lügen und Falschdar-
tellungen zu verbreiten.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Nein, kein bisschen Lüge! Sagen Sie die Wahrheit!)


Ich fange mit einer Falschdarstellung an, weil meine
edezeit nicht ausreichen wird. Es war 1990 eine be-
usste Entscheidung von Herrn Schäuble – es war kein
ersehen –, im Einigungsvertrag das in Westdeutsch-
and gewachsene HHG-Entschädigungsrecht auch auf
ie neuen Bundesländer zu übertragen. Dies ist damals






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

vernünftig begründet worden. Das war eine politische
Entscheidung. Ich halte diese nach wie vor für richtig.
Ich halte es auch für richtig, dass Rot-Grün den Weg der
Entschädigung über die Stiftung und die Ausweitung der
Stiftung weitergegangen ist.

Was ist die Funktion eines Berichts? Hier ist ein sehr
guter, inhaltlich spannender Bericht geliefert worden. In
diesen Bericht sind Schlussfolgerungen aufgenommen
worden, die auf den Aussagen des Bundesrechnungshofs
und anderer basieren. Auf der ersten Seite des Berichts
steht, dass er eine Grundlage für die weiteren Diskussio-
nen in den Fraktionen ist. In meiner Fraktion ist die Dis-
kussion im Dezember abgeschlossen gewesen.

Es wird mit der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grü-
nen kein Abwicklungsgesetz zum Jahr 2005 geben.


(Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Hört! Hört! Sehr gut!)


Wie man bei Rot-Grün so schön sagt: Basta! Das Thema
ist damit gegessen. Ich möchte Ihnen den Wind aus den
Segeln nehmen. Die HHG-Stiftung wird zum Jahre 2005
nicht abgewickelt.


(Beifall des Abg. Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU])


Wir haben im Dezember beschlossen, die Antragsfris-
ten zu verlängern. Wir haben beschlossen, die Stiftungs-
mittel zu erhöhen. Ich habe die Anregung im Bericht ge-
lesen und zur Kenntnis genommen. Ich bin souverän
genug, zu sagen: Wir, das Parlament, haben die Stiftun-
gen geschaffen und wir, das Parlament, werden darüber
entscheiden, wie lange diese Stiftungen bestehen. An-
sonsten ist der Bericht eine Handreichung aus dem In-
nenministerium, die ich gerne in die Überlegungen ein-
beziehe.

Meine Redezeit ist leider fast abgelaufen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank!)


Ich möchte noch zu einem Punkt und dem Änderungsan-
trag der FDP etwas sagen. Ich glaube, dass wir nur wei-
terkommen, wenn wir die Punkte, bei denen es möglich
ist, interfraktionell weiter behandeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist und bleibt mein Angebot. Das war eine gute Tra-
dition in diesem Parlament.

Ich möchte Ihnen auch sagen, was die Länder machen
können. Ich bin mir nicht sicher, ob wir bei der Frage der
Begutachtung von Gesundheitsschäden wirklich wei-
terkommen, indem wir die Beweislast gesetzlich umkeh-
ren. Ich fordere Thüringen auf, mit gutem Beispiel vo-
ranzugehen. Ich fordere Sachsen auf, mit gutem Beispiel
voranzugehen. Für die Begutachtung von Gesundheits-
schäden sind die Ämter in den Ländern zuständig. Nie-
mand auf Bundesebene hält sie davon ab, damit mensch-
lich, großzügig und angemessen umzugehen. Wenn Sie
mit dem Bundesrat zusammenarbeiten wollen, dann le-
gen Sie bitte schön einen Antrag oder eine Resolution
vor. Fordern Sie die Länder auf, den betagten Leuten in-

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(C (D ofern entgegenzukommen und ihre Gesundheitsschäden nzuerkennen! Das ist eine konkrete Maßnahme, die Sie msetzen können. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508813800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Maria Michalk.

Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1508813900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat im Juni
ergangenen Jahres den Entwurf zum Dritten SED-Un-
echtsbereinigungsgesetz vorgelegt. In den Tagen davor
nd vor allem während der Beratungen hat sich immer
ieder die Frage gestellt: Müssen und können wir noch
twas gutmachen? Zu meinem Wahlkreis gehört auch
autzen. Aber nicht nur deshalb beantworte ich diese
rage immer wieder mit Ja.
Wir müssen die Einzelschicksale betrachten. Ich will

ns in dieser etwas emotionalen Debatte die bohrenden
tasiverhöre, Knastnächte mit vorschriftsmäßig unter
er Decke liegenden Händen, das ewig brennende Licht,
ie Einteilung, wer wann essen oder seine Notdurft ver-
ichten kann, die ständigen Ängste und die Verpflich-
ung, danach Stillschweigen über das Geschehene zu be-
ahren, den Rausschmiss aus einer Schule oder das
icht zugelassene Studium in Erinnerung rufen.
All das und viele weitere Diskriminierungen können
ir nicht eins zu eins wieder gutmachen. Aber wir kön-
en heute den Opfern Respekt erweisen. Wir können ih-
en heute eine Extrarente zubilligen, damit ihre Rente
icht länger so viel geringer ist als die ihrer Peiniger.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir alle in diesem Hohen Hause sind uns doch darin

inig, dass wir das vereinte Deutschland haben, weil das
DR-Regime zusammengebrochen ist, weil es Men-
chen gab, die sich diesem Regime entgegengestellt ha-
en. Das war – das will ich an dieser Stelle betonen –
eine Selbstverständlichkeit. Deshalb bedarf es politi-
cher Signale, die unterstreichen, dass Widerstand in ei-
er Diktatur und das Eintreten für Freiheit und Demo-
ratie zentrale Werte sind, von denen heute unsere
esamte Gesellschaft profitiert.
Die bisherigen einmaligen Haftentschädigungen sind

auch in ihrem Prozess der ständigen Vervollkomm-
ung, den Sie beschrieben haben, Herr Dreßen – richtig
nd wichtig. Wir wissen aber, dass sie keinen ausrei-
henden Ausgleich darstellen. Darin stimmen wir über-
in.
Die meisten Verfolgten sind nach der Entlassung aus

em Gefängnis trotz vieler Bemühungen nicht mehr oder
ur unter erschwerten und zusätzlichen Anstrengungen
eruflich nach oben gekommen. Menschen, die sich dem
ED-Regime untergeordnet haben, hatten einen berufli-
hen Entwicklungsvorsprung, der von vielen Opfern der
iktatur auch nach der friedlichen Revolution nicht






(A) )



(B) )


Maria Michalk

aufgeholt werden konnte. Deshalb haben wir den Aspekt
der beruflichen Rehabilitierung in unseren Antrag auf-
genommen.

Viele beziehen heute eine sehr niedrige Rente oder le-
ben sogar von Sozialhilfe. Das ist umso mehr eine zum
Himmel schreiende Ungerechtigkeit, als nach Entschei-
dungen des Bundesverfassungsgerichts Mitgliedern von
Zusatz- bzw. Sonderversorgungssystemen erhöhte Ren-
ten und sehr hohe Nachzahlungen gewährt werden muss-
ten, auch wenn wir die dafür erforderlichen Mittel nicht
eingeplant hatten.

Die Aufarbeitung des DDR-Unrechtsregimes ist – das
will ich noch einmal unterstreichen – bis heute ein Pro-
zess, der durch immer wieder neu bekannt gewordene
bzw. geschaffene Tatsachen in eine Schieflage geraten
ist. Vieles, was wir heute wissen, war uns nicht bekannt,
als wir den Einigungsvertrag verhandelt und die entspre-
chenden Gesetze verabschiedet haben.

In diesem Zusammenhang will ich daran erinnern,
dass wir als CDU/CSU-Fraktion mit der Pensionsforde-
rung bereits 2001 an der rot-grünen Mehrheit gescheitert
sind.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber vor 1998 hätten Sie es machen können!)


Natürlich haben dabei auch fiskalische Gesichtspunkte
eine Rolle gespielt. Aber wie wir heute wissen – erst
recht aus dem erwähnten Bericht –, ist auch die von der
Koalition favorisierte Stiftungslösung nicht zum Nullta-
rif zu haben. Unser jetziger Gesetzentwurf enthält des-
halb niedrigere Sätze, die ich für die Öffentlichkeit noch
einmal nennen möchte.

Eine monatlich zahlbare Opferpension ist in folgen-
den Fällen zu leisten: bei einer zu Unrecht erlittenen
Freiheitsentziehung von einem bis zu zwei Jahren
150 Euro monatlich, bei einer zu Unrecht erlittenen Frei-
heitsentziehung, bei einer bescheinigten Verfolgungs-
zeit oder einer bescheinigten verfolgungsbedingten Un-
terbrechung der Ausbildung von zwei bis zu fünf Jahren
300 Euro monatlich, von fünf bis zu neun Jahren
400 Euro monatlich und ab neun Jahren 500 Euro mo-
natlich. Weiterhin soll die Summe bei der strafrechtli-
chen Rehabilitierung von jetzt 306,78 Euro auf 500 Euro
je Haftmonat erhöht werden, weil die bisherige Rege-
lung nach unserer Auffassung den besonderen Verhält-
nissen der politischen Haft in der DDR nicht Rechnung
trägt.

Antragsberechtigt sind ungefähr noch 150 000 Perso-
nen, wovon 55 Prozent einer Verfolgungszeit von bis zu
zwei Jahren ausgesetzt gewesen sind. Den Steuerzahler
würde die Schließung der bestehenden Gerechtigkeitslü-
cke, die ich eben beschrieben habe, jährlich etwa mit
180 Millionen Euro belasten, aufgeteilt auf Bund und
Länder in einem Verhältnis von 60 zu 40. Durch die Er-
höhung der Entschädigung bei der strafrechtlichen Reha-
bilitierung entstehen Kosten in Höhe von 409 Millionen
Euro.

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(C (D Das sind natürlich enorme Summen. Aber ich möchte uf eines hinweisen: Anlässlich der zweiten und der driten Lesung der Entwürfe eines Gesetzes zur Änderung ehabilitierungsrechtlicher Vorschriften – die so geannte Fristverlängerung, von der heute schon die Rede ar –, die von der Regierungskoalition sowie von CDU/ SU und FDP eingebracht wurden, hat Kollege Hacker, er, wie es heute scheint, eine Schlüsselfigur ist, in einer ressemitteilung erklärt: Gemeinsam mit unserem Koalitionspartner haben wir das Gesetz zur Änderung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften initiiert, dem sich die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP vernünftigerweise angeschlossen haben. ch betone, dass wir hier gestalterisch und zugunsten der pfer zusammengearbeitet haben. Ich wünschte aber, ir könnten dieses Mal feststellen: Die Regierungskoaliion hat sich unserem Entwurf eines Dritten SEDnrechtsbereinigungsgesetzes vernünftigerweise angechlossen, zumal Bündnis 90/Die Grünen auf dem Pareitag im November 2003 in Dresden einen wesentlich eitreichenderen Antrag beschlossen und uns damit gute ignale gegeben hat, was sich in sehr vernünftigen Geprächen niedergeschlagen hat. Leider konnten sich die ollegen der Fraktion der SPD gegenüber ihrer Frakionsführung offensichtlich nicht durchsetzen. (Günter Nooke [CDU/CSU]: Peinlich! Herr Scheffler, Sie sind der Einzige!)


Ich bin zutiefst betrübt, dass uns eine einvernehmli-
he Lösung zugunsten der benachteiligten Opfer nicht
elungen ist. Es bleibt die Frage: Haben wir alle gemein-
am alles unternommen, damit sich niemand erneut
issachtet fühlt? Da wir, die CDU/CSU-Fraktion, diese
rage nicht mit Ja beantworten können – Sie haben uns
ie Zustimmung verwehrt –, ist dies nicht die Stunde ei-
es erfolgreichen Parlaments. Dies bleibt also eine stän-
ige Aufgabe. Wir werden hier nicht locker lassen.
Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508814000

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

ranz Thönnes.

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Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1508814100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! In der Geschichte Deutschlands gab es zwei
angjährige Diktaturen, denen eine Vielzahl von Men-
chen auch im Innern zum Opfer gefallen ist. Besonders
eiden mussten diejenigen, die sich für Freiheit, Demo-
ratie und Menschenwürde eingesetzt und Widerstand,
b nun im Großen oder im Kleinen, geleistet haben. Es
aren diejenigen, die wegen ihrer Rasse, ihres Glaubens
der ihres politischen Bekenntnisses verfolgt, inhaftiert,
isshandelt oder gar getötet wurden. Deswegen werden
ir uns immer wieder vor dem Hintergrund unserer Ge-
chichte mit dem Nationalsozialismus und der SED-Dik-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes

tatur befassen müssen. Immer wieder wird sich die Frage
nach einem gerechten Umgang mit den Opfern stellen.

Zur verantwortlichen Beantwortung dieser Frage ge-
hört aber auch die Ehrlichkeit, dass es wohl kaum eine
alles abdeckende Wiedergutmachung oder Gerechtigkeit
geben kann. Viele von uns erhalten immer wieder Briefe
von Betroffenen der SED-Diktatur, denen unermessli-
ches Leid und Demütigungen widerfahren sind. Viele
von ihnen leiden noch heute unter den hieraus resultie-
renden gesundheitlichen Folgen. Je mehr man nach Lö-
sungen für einen Ausgleich sucht, desto klarer wird, dass
man das Geschehene in Geld wird nie umfassend ent-
schädigen können. Damit sind dem Ausgleich, auch um
mögliches neues Unrecht zu verhindern, Grenzen ge-
setzt.

Es gilt deshalb, das zu behandelnde Thema mit Ernst
und Sorgfalt zu diskutieren, Erreichtes deutlich zu ma-
chen und angesichts der Rahmenbedingungen keine fal-
schen Hoffnungen zu wecken. Seit der Wiedervereini-
gung haben wir, das geeinte Deutschland, neben der
gigantischen und geschichtlich einmaligen Aufgabe,
gleichwertige Arbeits- und Lebensverhältnisse herzu-
stellen, die große Verantwortung, die Opfer des SED-Re-
gimes für erlittenes Unrecht zu entschädigen und zu re-
habilitieren.

1992 und 1994 hat die damalige CDU/CSU-geführte
Bundesregierung ihre SED-Unrechtsbereinigungsge-
setze in das Parlament eingebracht. Wir alle wissen je-
doch: Von den Opferverbänden, aber auch in der Öffent-
lichkeit wurde wegen des zögerlichen Vorgehens, wegen
erheblicher Regelungsmängel und wegen der Schieflage
im Vergleich zu den vermögensrechtlichen Rückgabere-
gelungen viel Kritik geäußert. Herr Kollege Dreßen hat
das hier angeführt.

Hinzuzufügen ist, dass es eine die Opfergruppen spal-
tende Entschädigungsregelung gegeben hat. Es wurde
nicht berücksichtigt, inwiefern gleiches Haftschicksal
sozusagen entschädigt werden kann. Die Kritik an der
Nichtaufnahme von Zwangsausgesiedelten in das Ver-
waltungsrechtliche Rehabilitierungsgesetz war ebenfalls
gerechtfertigt. Das gilt auch für alle Regelungen, durch
die die Haftentschädigung in Ost und West unterschied-
lich behandelt wurden.

Sie haben damals die Anträge der SPD und des Bünd-
nisses 90/Die Grünen in diesem Bereich abgelehnt.
Auch das muss erwähnt werden, wenn wir heute offen
und ehrlich über die Frage der so genannten Opferpensi-
onen sprechen wollen. Dazu gehört aber auch, die durch
die Regierung unter Bundeskanzler Schröder seit dem
Regierungswechsel beschlossenen Verbesserungen zu
erwähnen. In der Debatte wurde darauf hingewiesen.

Es muss ergänzt werden, dass neben der Erhöhung
der Mittel für die Stiftung für ehemalige politische
Häftlinge die Verlängerung der Antragsfristen beschlos-
sen wurde. Zudem wurden die Ausgleichsleistungen für
die wegen politischer Verfolgung in der ehemaligen
DDR beruflich benachteiligte Opfergruppe im berufli-
chen Rehabilitierungsrecht angehoben, und zwar mit
Blick auf diejenigen, die sich in einer wirtschaftlichen
Notlage befinden.

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(C (D Vorhin wurde auf einen Bericht des Bundesministerims des Inneren eingegangen und daraus zitiert. Der larheit halber möchte ich ein Zitat hinzufügen – Herr aatz, die folgende Passage auf Seite 39 bezieht sich auf hre Beschreibung des Defizits –: Eine Vermögensaufstockung ist geboten, um der Stiftung die abschließende Erfüllung ihrer Aufgaben bis zum Jahre 2005 zu ermöglichen. Dabei sollten aus dem Stiftungsvermögen zunächst die Personalund Sachkosten bis 2005 abgedeckt und im Übrigen Mittel zur Gewährung von Unterstützungsleistungen entnommen werden. s heißt weiter: Die Finanzierung der Abwicklung aus dem Bundeshaushalt würde für das Haushaltsjahr 2005 nochmals Sonderzuweisungen an beide Stiftungen erfordern, die aufgrund entsprechender Kostenschätzungen im Zusammenhang mit der Einbringung des Abwicklungsgesetzentwurfs anzustellen und im Haushaltsansatz zu berücksichtigen wären. Ferner müsste auf dieser Grundlage auch der Fehlbedarf in 2004 durch zusätzliche Zuweisungen aus dem Bundeshaushalt ausgeglichen werden. ies wird im zuständigen Ausschuss beraten werden üssen. Ich möchte noch etwas hinzufügen, damit nicht der indruck entsteht, als hätte diese Bundesregierung sozuagen beschlossen, die Stiftungen aufzulösen. (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Genau das steht drin! – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn! Das ist doch eine Ente!)


Ganz ruhig. Reagieren Sie doch nicht so nervös, Herr
ollege!


(Erika Lotz [SPD]: Der ist die ganze Zeit schon so nervös!)


ören Sie ganz einfach zu.
7. Oktober 1992, Drucksache 12/3212: In der Begrün-

ung zum Regierungsentwurf des Kriegsfolgenbereini-
ungsgesetzes wurde im Übrigen von einer Leistungsge-
ährung etwa bis zum Jahre 2005 ausgegangen. Hiervon
ing dementsprechend auch die Stellungnahme des
aushaltsausschusses zur Finanzierbarkeit dieses Teils
er Leistungsgewährung nach dem Kriegsfolgenbereini-
ungsgesetz aus. 1992 – Sie kennen die damaligen
ehrheitsverhältnisse im Deutschen Bundestag. Die
ehrheit war auf der rechten Seite dieses Hauses.
Der Bundesrechnungshof hat dann noch einmal nach-

elegt, aber ich bin Frau Stokar von Neuforn sehr dank-
ar für ihren Hinweis, dass das hier in diesem Parlament
ntschieden werden muss. Ich denke, das Parlament wird
uch entscheiden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Genau das!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes

Das sollten wir alle schlichtweg im Hinterkopf haben,

wenn es jetzt um die beiden Gesetzentwürfe geht. Ich halte
sie für sehr problematisch, weil durch die Zahlung einer pau-
schalen Leistung für politisch Verfolgte ganz unterschiedli-
che und unterschiedlich schwere Schicksale vollkommen un-
differenziert abgegolten werden könnten. Es ist unbestritten,
dass es in der Vergangenheit Probleme bei der Anerken-
nung verfolgungsbedingter Gesundheitsschäden gegeben
hat. Aber wenn jetzt von der FDP der Vorschlag gemacht
wird, Vermutungstatbestände für eine pauschale Aner-
kennung haftbedingter Gesundheitsschäden einzuführen,
muss man sagen: Die Rechtsvermutung impliziert auch
schlichtweg die Widerlegbarkeit.

Angesichts der Tatsache, dass die Fälle, um die es
hier geht, von den Landesverwaltungen bereits zweimal
überprüft worden sind, wird es in dem einen oder ande-
ren Fall wahrscheinlich sehr leicht fallen, bei einer
Rechtsvermutung auch nachzuweisen, dass bei einer
dritten Prüfung anders entschieden werden könnte. Hier
werden bei den Betroffenen Hoffnungen geweckt, die
letztendlich nicht erfüllt werden können.

Die vorgeschlagene Regelung würde im Übrigen auch
keine Erleichterung für diejenigen bringen, die weniger
als sechs Monate inhaftiert waren; denn sie beinhaltet
keine Regelung für diejenigen, die weniger als fünf Mo-
nate in Haft waren, die im Untersuchungsgefängnis wa-
ren und vielleicht sogar noch mehr gepeinigt wurden,
oder für diejenigen, die kurz inhaftiert waren, aber an-
schließend unter massivem Druck und unter Zerset-
zungsmaßnahmen und Aktivitäten der Stasi gelitten ha-
ben. Dieser Vorschlag erfasst also einerseits gar nicht
alle möglichen Fälle und schert andererseits Einzel-
schicksale in Wirklichkeit über einen Kamm.

Auf die Frage, woher das Geld kommen soll – weit
über 100 Millionen Euro; 150 bis 500 Euro monatlich –,
lassen Ihre beiden Entwürfe die Antwort offen.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das habe ich doch gesagt!)


Pauschalentschädigungen, wie sie im Gesetzent-
wurf in Form einer sogenannten Opferpension vorge-
schlagen werden, können in den Rehabilitierungsgeset-
zen nicht geregelt werden. Das ist auch deshalb
ausgeschlossen, weil die bundesdeutsche Entschädi-
gungsgesetzgebung für die Verfolgung von Menschen
unter der Nazigewaltherrschaft keine rentenrechtlichen
Anwartschaften, sondern Leistungen nach dem Bundes-
entschädigungsgesetz vorsieht. Es ist kein Ausspielen
beider Gruppen. Aber weil wir das Recht im Auge be-
halten, müssen wir schlichtweg zu dem Ergebnis kom-
men: Eine zusätzliche Pauschalentschädigung für SED-
Opfer würde zu einer Bevorzugung dieser Opfergruppe
gegenüber NS-Verfolgten führen. Auch da gilt es, die
Maßstäbe der Gerechtigkeit im Auge zu behalten.

Bei der Gesetzgebung für die SED-Opfer haben die
Aspekte Inflationsrate und gestiegene Leistungsfähigkeit
des Staates zu einer Festsetzung der Kapitalentschädi-
gung in Höhe von 600 DM für jeden angefangenen Haft-
monat geführt. Damit ist viel getan worden, um ein
Stück Ausgleich für das erfahrene Leid und die Pein der
Opfer zu schaffen.

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(C (D Die Menschen in der ehemaligen DDR, die für Freieit und Demokratie gekämpft haben und dafür verfolgt urden, verdienen unseren vollsten Respekt. Sie haben nspruch auf eine gerechte Entschädigung. Den entsprehenden gesetzlichen Rahmen haben wir in den letzten ahren geschaffen. Auch deshalb steht die Bundesregieung den vorliegenden Gesetzentwürfen ablehnend geenüber. Anstatt nicht einlösbare Versprechungen zu achen, ziehen wir es vor, die gegebenen weitreichenen Möglichkeiten offensiv auszuschöpfen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Offensiv, aber die Stiftungen schließen! Ganz schwach! Aber er rudert langsam zurück!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508814200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-
urf der Fraktion der CDU/CSU zur Bereinigung von
ED-Unrecht. Es liegt ein Änderungsantrag der Abge-
rdneten Petra Pau und Dr. Gesine Lötzsch vor, über den
ir zuerst abstimmen. Wer stimmt für diesen Ände-
ungsantrag auf Drucksache 15/2433? – Wer stimmt da-
egen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Änderungsantrag
st abgelehnt worden mit den Stimmen des ganzen Hau-
es gegen die Stimme der Abgeordneten Pau.
Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

mpfiehlt auf Drucksache 15/2412, den Gesetzentwurf
er CDU/CSU abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitions-
raktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
ei einer Enthaltung abgelehnt worden. Damit entfällt
ach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.
Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion

er FDP zur Bereinigung von SED-Unrecht. Der Aus-
chuss für Gesundheit und Soziale Sicherung empfiehlt
uf Drucksache 15/2412, den Gesetzentwurf abzuleh-
en. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
en wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Bera-
ung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
ie Stimmen der gesamten Opposition abgelehnt wor-
en. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die
eitere Beratung.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 7 a bis 7 e auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gabriele

Hiller-Ohm, Sören Bartol, Dr. Herta Däubler-
Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Volker Beck (Köln), Cornelia Behm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN
Lebensmittelüberwachung effizienter gestalten
– Drucksache 15/2339 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ursula
Heinen, Peter H. Carstensen (Nordstrand), Gerda
Hasselfeldt, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Wirksamere und breitere Lebensmittelüber-
wachung und -kontrolle in Deutschland
– Drucksache 15/2386 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(17. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung
Technikfolgenabschätzung
hier: TA-Projekt – „Potenziale zur Erhöhung
der Nahrungsmittelqualität – Entwicklungsten-
denzen bei Nahrungsmittelangebot und -nach-
frage und ihre Folgen“
– Drucksache 15/1673 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

d) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(17. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung
Technikfolgenabschätzung
hier: TA-Projekt – „Potenziale zum Ausbau
der regionalen Nahrungsmittelversorgung –
Entwicklungstendenzen bei Nahrungsmittel-
angebot und -nachfrage und ihre Folgen“
– Drucksache 15/1674 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

e) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(17. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung
Technikfolgenabschätzung
hier: TA-Projekt – „Potenziale für eine verbes-
serte Verbraucherinformation – Entwick-
lungstendenzen bei Nahrungsmittelangebot
und -nachfrage und ihre Folgen“
– Drucksache 15/1675 –

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(C (D Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Widerpruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst ie Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin roh darüber, dass wir heute im Bundestag über das so ichtige Thema Lebensmittelsicherheit diskutieren könen. Lebensmittelsicherheit geht uns alle an. Wir müssen ns auf die Qualität unserer Lebensmittel verlassen könen. Wir haben in Deutschland gute Standards in der Leensmittelsicherheit erreicht. Allerdings hapert es bei er Umsetzung dieser guten Standards noch erheblich. eshalb haben wir unseren Antrag eingebracht. Warum müssen wir jetzt etwas tun? Gerade in den etzten Wochen und Monaten ist die Öffentlichkeit imer wieder von Berichten über Lebensmittelskandale ufgeschreckt worden. Ich nenne nur einige Beispiele: crylamid, Nitrofuran, Dioxin und jetzt schon wieder SE. Die Zeitungen haben über Lücken im BSE-Konrollsystem berichtet. Was ist hier in den letzten Wochen gelaufen? Wir alle aben den BSE-Skandal Ende 1999 und vor allem die unächst ungeahnten Ausmaße dieses Skandals noch ehr gut vor Augen. Der BSE-Skandal hat zu einer tiefen erunsicherung in der Bevölkerung, bei den Verbraucheinnen und Verbrauchern, geführt. Das Vertrauen konnte angsam wieder zurückgewonnen werden. Der Rindleischmarkt hat sich langsam wieder erholt. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Deshalb habt ihr doch nicht den Antrag eingebracht?)

Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1508814300

Jetzt hat uns das Thema BSE erneut eingeholt. Die öf-
entliche BSE-Debatte wurde durch unseren Kollegen
on der FDP, Herrn Goldmann, zusätzlich angeheizt.


(Zuruf von der FDP: Guter Mann!)

ie, Herr Goldmann, haben für eine billige Schlagzeile
n der „Bild“-Zeitung zusätzlich Ängste in der Bevölke-
ung geschürt,


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pfui!)


ngste, die unbegründet sind.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

ie haben der Ministerin Künast in der „Bild“-Zeitung
om 12. Januar 2004 Schlampereien unterstellt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Unglaubliche Schlamperei!)


at es Schlampereien gegeben?

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)







(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm

– Ja, Herr Goldmann, es hat Schlampereien gegeben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)

Aber nicht Ministerin Künast hat geschlampt, sondern
die Betriebe, die nicht getestet haben, haben geschlampt,
Herr Kollege Goldmann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Richtig ist: Die Ministerin hat die ihr vorliegenden Infor-
mationen über Kontrolllücken unverzüglich an die Län-
der weitergegeben, die für die BSE-Kontrolle zuständig
sind.

Ich will eines ganz klar sagen: Wir sind für eine
lückenlose Aufdeckung der Kontrollpannen. Wir werden
alles dafür tun, die schwarzen Schafe dahin zu stellen,
wohin sie gehören, nämlich an den Pranger.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)

Wir sind dafür, dass kriminelle Handlungen verfolgt und
auch schwer geahndet werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Jawohl!)

Sie, Herr Goldmann von der FDP-Fraktion,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich bin auch dafür!)


versuchen, den Eindruck zu vermitteln, Deutschland sei
mit einer Bananenrepublik vergleichbar, in der krimi-
nelle Machenschaften das Geschehen bestimmen und die
Regierung wegschauen würde.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das glaubst du doch selbst nicht!)


Das entspricht aber nicht der Realität, in der wir hier in
Deutschland leben. Das wissen Sie, Herr Goldmann,
auch ganz genau.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich weiß er das! Panikmache ist das!)


Wie sieht es bei uns in Deutschland aus, meine Da-
men und Herren? Die rot-grüne Bundesregierung hat die
Lebensmittelüberwachung einen ganz entscheidenden
Schritt nach vorne gebracht. Sie hat Versäumnisse der
Vorgängerregierung erfolgreich abgearbeitet.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo denn?)

Das Bundeslandwirtschaftsministerium wurde grundle-
gend umgebaut.


(Lachen des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Wir haben heute das Bundesinstitut für Risikobewertung
und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens-
mittelsicherheit. Diese Aufteilung ist notwendig, denn
damit haben wir die Trennung von Risikomanagement
und Risikobewertung zum Schutz der Verbraucherinnen
und Verbraucher in Deutschland vollzogen. Die Grund-
lagen für eine gute Lebensmittelüberwachung in
Deutschland sind geschaffen. Wir haben die richtigen
Gesetze und auch die Institutionen zur Umsetzung des-

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(C (D en, was in den Gesetzen steht. Auch bezüglich BSE, err Kollege Goldmann, haben wir ein vorbildliches ontrollsystem aufgebaut. Dieses Kontrollsystem wird etzt um ein elektronisches Warnsystem erweitert, damit ie aufgetretenen Kontrolllücken endgültig geschlossen erden können. Wir haben also gute Standards in Deutschland. Trotz em kommt es immer wieder zu Problemen. Warum ist as so, meine Damen und Herren? Die Durchführung nd der Vollzug der Lebensmittelkontrolle liegen nicht n Händen des Bundes. Durchführung und Vollzug der ebensmittelkontrolle gehören in den Verantwortungsereich der Länder. Die Länder tragen hierfür Verantortung. Diese Verteilung der Zuständigkeiten ist an ich nicht schlecht. Es tun sich hier jedoch schwer wieende Schwachstellen auf: Es fehlt ein länderübergreiendes Gesamtkonzept, es fehlen eine Vereinheitlichung er Kontrollen und eine Vernetzung, um bundesweit auf rgebnisse zugreifen zu können. s fehlt eine Vernetzung zwischen den regionalen Prüftellen. Diese Schwachstellen, meine Damen und Heren, dürfen wir uns nicht länger leisten. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da haben Sie hundertprozentig Recht!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aha!)


Wir fordern deshalb erstens bundeseinheitliche Rege-
ungen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, um die
berwachungspraxis in den Ländern effektiver und vor
llen Dingen auch kostengünstiger zu gestalten. Gerade
n Zeiten knapper Ressourcen müssen wir unsere Kräfte
ündeln.
Zweitens fordern wir regelmäßige und auch vorsor-

ende Kontrollen.

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Gibt es doch schon lange!)

ie Betriebe, die überwacht werden müssen, müssen
uch überwacht werden, und zwar in den Abständen, die
otwendig sind. Das ist in Deutschland leider noch nicht
berall der Fall und hier müssen wir Verbesserungen
ornehmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ist schon längst vereinbart!)


Drittens fordern wir ein zeitnahes Vorliegen der Er-
ebnisse. Viele Prüflaboratorien sind nicht in der Lage,
ie erforderlichen Untersuchungsaufgaben jederzeit in
ollem Umfang wahrzunehmen. Probenuntersuchungen
nd die Erstellung von Gutachten dauern oft zu lange.
as können wir uns nicht leisten. Wir dürfen nicht so
iel Zeit verstreichen lassen, bis das Problem im wahrs-
en Sinne des Wortes gegessen ist.
Viertens fordern wir die Einrichtung und Vernetzung

on Qualitätsmanagementsystemen. Wir brauchen diese
anz dringend, um die nötige Transparenz für die Ver-
raucherinnen und Verbraucher herzustellen. Der Staat
uss nicht alles machen, auch die Produzenten sind
efordert. Mit dem QS-Siegel hat sich die Lebensmittel-
ndustrie zu Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Do-






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm

kumentation der gesamten Nahrungsmittelkette ver-
pflichtet. Dies ist ein richtiger und auch ganz wichtiger
Schritt, um die Lebensmittelsicherheit in Deutschland
weiter nach vorne zu bringen.

Doch auch hier gibt es Verbesserungspotenziale. Ich
nenne ein Beispiel: Wie kann es sein, dass etwa in Ham-
burg 90 Prozent der Rinder, die nicht auf BSE getestet
wurden, aus QS-zertifizierten Schlachthöfen stammen?
Das, meine Damen und Herren, darf eigentlich nicht
sein. Dieser Widerspruch muss dringend aufgeklärt wer-
den.


(Beifall des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Beim Qualitätsmanagement müssen wir Schwachstel-
len überwinden. Das ist ganz wichtig, um das Vertrauen
der Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Richtig!)


Wir wollen eine effizientere Lebensmittelüberwa-
chung in Deutschland. Deshalb brauchen wir ganz drin-
gend die Umsetzung der Allgemeinen Verwaltungsvor-
schrift über Grundsätze zur Durchführung der amtlichen
Überwachung lebensmittelrechtlicher und weinrechtli-
cher Vorschriften. Die Bundesregierung hat diese Ver-
waltungsvorschrift auf den Weg gebracht. Wir brauchen
sie ganz dringend, vor allen Dingen deshalb, weil uns die
EU bereits im Nacken sitzt. Die Europäische Kommis-
sion hat gerade in der letzten Zeit immer wieder die
mangelnde Kommunikation zwischen Bundes- und Län-
derebene in Deutschland bemängelt. Wir brauchen des-
halb ganz dringend eine nationale Koordinierungs-
stelle. Für diese Aufgabe wäre das Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zustän-
dig; es ist dafür ideal geeignet.

Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU-
Fraktion, haben sich ebenfalls mit dem Thema Lebens-
mittelsicherheit befasst und einen Antrag vorgelegt. Mit
der Überschrift Ihres Antrages stimmen wir überein. Sie
wollen eine wirksamere und breitere Lebensmittelüber-
wachung und -kontrolle in Deutschland. Das wollen
auch wir.


(Zuruf von der CDU/CSU: Können wir abstimmen?)


Wie aber stellen Sie sich das vor? Sie fordern, der Bund
solle die verbesserte Lebensmittelüberwachung bezah-
len. Da sagen wir: Stopp! Lebensmittelkontrolle ist Län-
dersache. Wir sehen sehr wohl das Problem der schwie-
rigen Finanzausstattung der Länder und vor allem der
schwierigen Finanzausstattung der Kommunen. Wir ha-
ben deshalb mit viel Kraft eine weit reichende Gemein-
definanzreform auf den Weg gebracht.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Auf den Weg, ja!)


Wir haben das getan, um den Gemeinden und Städten
wieder auf die Beine zu helfen. Sie, meine Damen und
Herren von der CDU/CSU-Fraktion, hatten die Chance,

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(C (D it uns gemeinsam die finanzielle Situation der Städte nd Gemeinden zu verbessern. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Ihr habt uns ja nicht gelassen!)


ie haben diese Chance vertan.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

ie haben durch Ihre Blockadepolitik die Städte und Ge-
einden um mehrere Hundert Millionen Euro gebracht.
ich jetzt hier hinzustellen und am Haushalt vorbei Geld
ür Länderaufgaben einzufordern ist unseriös. Es ist
ehr als scheinheilig und ein ganz klarer Beweis Ihrer
nglaubwürdigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Ja, da murmeln Sie mal nur!
Aber regen Sie sich ab; Sie haben die Gelegenheit,

hre Seriosität noch einmal unter Beweis zu stellen.
ann können Sie sich bewähren. Es wird nämlich im
undesrat in Kürze zum Schwur kommen. Dort müssen
ie der Verwaltungsvorschrift des Bundes Ihre Zustim-
ung geben. Ich bin sehr gespannt, ob Ihre Kolleginnen
nd Kollegen dort Ernst machen und ihre Hand für die
erwaltungsvorschrift des Bundes und damit für mehr
ebensmittelsicherheit in Deutschland heben werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508814400

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ursula Heinen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1508814500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
ar keine Frage: Die Lebensmittelkontrolle ist eines der
ntscheidenden Instrumente eines effizienten, umfassen-
en, wirksamen Verbraucherschutzes. Ich glaube, da-
über gibt es in diesem Hause überhaupt keinen Streit.
ch bin erleichtert, dass wir es jetzt, nach fast zweijähri-
er Diskussion, geschafft haben, das Thema Lebensmit-
elüberwachung auf die Tagesordnung des Deutschen
undestages zu setzen.
Schon als wir in der letzten Legislaturperiode den ers-

en Entwurf des Verbraucherinformationsgesetzes debat-
iert haben, haben wir gesagt, dass erst die Lebensmittel-
berwachung in Deutschland richtig funktionieren muss,
evor wir uns das Verbraucherinformationsgesetz vor-
ehmen können; denn wenn wir die Verbraucher nicht
eriös über Ergebnisse informieren können, ist jede In-
ormation nichts wert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Kern unseres Kontrollsystems ist die Arbeit der Kon-

rolleure vor Ort; was sie machen, hilft wirklich weiter.
ei Ihrer Rede, Frau Hiller-Ohm, hatte ich den Ein-
ruck, dass Sie sich mit dem Thema überhaupt nicht






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

befasst haben. Sie meinen, das Gesetz sei ein reines
BSE-Verhinderungsgesetz. Aber es geht hier nicht allein
um BSE.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Sie haben nicht zugehört!)


Ich nenne Ihnen einmal die entsprechenden Zahlen aus
meiner Heimatstadt Köln: In Köln gibt es 15 städtische
Kontrolleure, die tagtäglich unterwegs sind. Diese
15 Kontrolleure müssen 12 200 Betriebe überwachen.
Hinzu kommt die Ahndung von Verstößen gegen die
Kennzeichnungspflicht, etwa das Haltbarkeitsdatum
oder Inhaltsstoffe betreffend. Dass die Arbeit notwendig
ist, belegen die Statistiken. Sie sprachen eben die Statis-
tiken hinsichtlich BSE an. Da gab es gerade einmal
300 Fälle, in denen die Angaben nicht genau gestimmt
haben. Allein in Köln, Frau Hiller-Ohm, gab es im Jahr
2002 403 Strafverfahren, 754 Bußgeldverfahren, 65 Be-
triebsschließungen und 566 Verstöße gegen die Kenn-
zeichnungspflicht. Die Kosten der Lebensmittelüber-
wachung für die Stadt Köln lagen bei knapp
6 Millionen Euro. Das ist die Dimension, über die wir
hier sprechen. Wenn Sie – wie eben geschehen – lapidar
sagen, mit der Gemeindefinanzreform helfen wir den
Kommunen, dann kann ich nur sagen: Schauen Sie sich
diese Zahlen aus Köln an! Sie werden dann sehen, dass
das, was Sie auf den Weg gebracht haben, um eine bes-
sere finanzielle Ausstattung der Kommunen zu errei-
chen, bei weitem nicht ausreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb haben wir unseren Antrag eingebracht.

Weil mit der staatlichen Kontrolle – auch das haben
die Zahlen gerade gezeigt – kaum alle in Verkehr ge-
brachten Waren untersucht werden können, muss dieses
System durch private Eigenkontrollen und Meldepflich-
ten abgerundet werden. Anders ist eine vernünftige Ar-
beit nicht möglich.

Wir müssen aber auch ehrlich sein. Schlagzeilen über
den einen oder anderen Lebensmittelskandal rücken die
Lebensmittelüberwachung insgesamt in ein negatives
Licht. Das ist aber ein falscher Eindruck; denn insgesamt
funktioniert sie ganz gut. Wir unterhalten uns hier da-
rüber, wie Verbesserungen in dem einen oder anderen
Bereich erreicht werden können, vor allen Dingen was
das zügige Abwickeln der Lebensmittelkontrollen an-
geht.

Der Bund hat auf die Lebensmittelkrisen der vergan-
genen Jahre nicht immer angemessen reagiert. Das hatte
meistens institutionelle Gründe. Es ist deshalb zum ei-
nen erforderlich, die Zusammenarbeit zwischen Bund
und Ländern wesentlich besser und präziser zu regeln,
als es heute der Fall ist. Zum anderen müssen in der Tat
– darin stimmen wir alle überein – die Verfahren zur Le-
bensmittelkontrolle der einzelnen Länder angeglichen
und untereinander entsprechend abgestimmt werden. In-
sofern begrüßen wir – das ist gar keine Frage –, dass die
Allgemeine Verwaltungsvorschrift über die Grundsätze
zur Durchführung der amtlichen Überwachung lebens-
mittel- und weinrechtlicher Vorschriften – das ist eine
nur schwer verständliche Überschrift –

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(C (D ndlich auf den Weg gebracht wird. Mit ihr haben wir ine Chance, das Auseinanderdriften der einzelnen Läner in diesem Bereich zu verhindern und sie zusammenubringen. Wir brauchen einheitliche Verfahren, die ein leichmäßig hohes Niveau gewährleisten. Allerdings ist nicht alles gut, was gut gemeint ist. Ei igen Punkten im Antrag der Koalitionsfraktionen könen wir deshalb nicht zustimmen. Sie wollen einen staren zweijährigen Kontrollrhythmus festlegen und undesweite Überwachungsprogramme auflegen bzw. en Ländern die Pflicht zur Erarbeitung von bestimmten berwachungsprogrammen auferlegen. Das wird der ache nicht zwangsläufig nutzen. Wir brauchen eher ine bedarfsgerechte Flexibilität, die gerade bei der störnfälligen und vielen Schwankungen unterworfenen Leensmittelüberwachung erforderlich ist. Wenn wir in ichtung eines starren Rasters gehen, bekommen wir och mehr Bürokratie und Papier. Letztendlich wird das er Kontrolle und der Überwachung nicht nutzen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Matthias Weisheit [SPD]: Das ist richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zudem wird den Besonderheiten der Länderstruktu-
en in der Verwaltung nicht Rechnung getragen. Hier
ind offenere Regelungen erforderlich, die auch die un-
erschiedlichen Strukturen in den einzelnen Bundeslän-
ern berücksichtigen. Wir können den Ländern nicht
uferlegen, ihre Verwaltungsstrukturen komplett über
en Haufen zu werfen. Man sollte schon zusehen, dass
an im Rahmen der Verwaltungsvorschrift den Ländern
och einen eigenen Spielraum gibt.
Hinzu kommt, dass die Bund-Länder-Koordination

rheblich verbessert werden muss. Das Bundesamt für
erbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist schon
ngesprochen worden. Die Koordinierungsfunktion, ob-
leich im Gesetz vorgesehen, ist überhaupt noch nicht
ichtig ausgeprägt. Es gibt Doppelzuständigkeiten zwi-
chen dem Bundesamt, dem Bundesinstitut für Risikobe-
ertung und den Ländern. Sie sind unnötig und über-
lüssig. Wir könnten wesentlich besser arbeiten, wenn
ir die Personalstrukturen anders nutzen und diese Dop-
elzuständigkeiten verhindern würden.
Schließlich brauchen wir – auch dieses Thema ist

chon angesprochen worden – ein besseres Finanzie-
ungskonzept für den Bund und die Länder. Wir drü-
ken den Ländern immer mehr Aufgaben auf. Man
enke nur daran, dass ab April auch das Vorhandensein
entechnisch veränderter Bestandteile bzw. solcher Zu-
aten kontrollierbar sein muss. Damit wird den Ländern
zw. den Kommunen wieder eine neue Aufgabe übertra-
en, ohne dass sie eine bessere Finanzausstattung erhal-
en.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Kosten für die Bundesregierung null! Erzählen, was das kostet, kann sie auch nicht!)


Lediglich das Land Niedersachsen ist vorbildlich.
enn es unterstützt seine Kommunen bei der Lebensmit-






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

telüberwachung und -kontrolle. Dort gibt es pro Jahr und
Einwohner 3 Euro zur Finanzierung der Lebensmittel-
kontrolle.


(Zuruf von der SPD: Seit wann?)

Dies ist sicher ein sehr guter Schritt.

Last not least: Denken Sie in den weiteren Beratun-
gen darüber nach, sich unseren Vorschlägen anzuschlie-
ßen! Wir haben demnächst im Ausschuss noch Zeit
dazu. Wir haben insgesamt die Chance, zu einer besse-
ren Lebensmittelüberwachung und auch zu Verhandlun-
gen über ein Verbraucherinformationsgesetz – ich habe
das eingangs angesprochen – zu kommen.

Recht herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508814600

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Matthias Berninger.
Mat
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508814700


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Von
Walt Whitman stammt das Zitat: „Krisen meistert man
am besten, indem man ihnen zuvorkommt.“ Die amtli-
che Lebensmittelüberwachung in Deutschland ist eine
der ganz wesentlichen Einrichtungen, die dazu da sind,
diesen Krisen zuvorzukommen.

Wir müssen von dieser Stelle aus eines klar sagen:
Die Verantwortung dafür, dass sichere Lebensmittel über
den Ladentresen gehen und dass Rückstände in Lebens-
mitteln vermieden werden, hat weder die Bundesregie-
rung noch eine Landesregierung noch ein kommunaler
Lebensmittelkontrolleur zum Beispiel in Köln. Die Ver-
antwortung dafür hat die Lebensmittelwirtschaft in
Deutschland. Wir brauchen die Lebensmittelkontrolle,
um der Lebensmittelwirtschaft insgesamt, den Produ-
zenten und dem Handel, auf die Finger zu schauen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wo hat sie ihr Problem? Bei den Riesen oder bei den ganz Kleinen?)


Nur wenn wir eine funktionierende Lebensmittelkon-
trolle haben, wird die Wirtschaft ihrer Verantwortung ge-
recht werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber die haben wir doch schon jetzt!)


Denn die Erfahrung aus den vergangenen Jahren
zeigt: Überall dort, wo nicht kontrolliert wird, ist, wenn
man genau hinsieht, die Zahl der Verstöße besonders
hoch. Es ist nur allzu menschlich, dass sich dort, wo
keine amtliche Lebensmittelkontrolle zu erwarten ist,
schwarze Schafe ausbreiten und es zu vermehrten Ver-
stößen kommt. Einer der wichtigen Gründe, weswegen
wir mehr Lebensmittelkontrolle brauchen, ist, dass nur
so die Rede vom vorsorgenden Verbraucherschutz mit
Leben gefüllt wird.

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(C (D Vor diesem Hintergrund bin ich sehr dankbar, dass an sich in den beiden heute zur Debatte stehenden Anrägen in dieser Frage einig ist. Mehr Ressourcen und ehr Personal in der Lebensmittelüberwachung zu chaffen ist Konsens in diesem Parlament. Ich finde, das ollte man bei allem Streit zunächst einmal festhalten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Darüber hinaus ist diese Bundestagsdebatte außeror-
entlich hilfreich. Denn die Gespräche mit dem Bun-
esrat, die wir seit einiger Zeit führen, sind nicht nur
reudvoll. Die Frage, wann die Allgemeine Verwal-
ungsvorschrift, um die es hier geht, im Bundesrat be-
andelt werden soll, ist zum Beispiel schon der erste
treitpunkt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Mehr-
eit der Länder nicht dem Antrag zugestimmt hat, die
ehandlung dieses Themas auf den Sankt-Nimmer-
eins-Tag zu verschieben. Ich glaube, dass die öffentli-
he Diskussion über dieses Thema deshalb besonders
ichtig ist, weil nur so Bewegung in die Sache kommt.
Hedda von Wedel hat, vom Bundeskanzler beauftragt,

ine Schwachstellenanalyse im Bereich der Lebensmit-
elkontrolle in Deutschland erarbeitet und uns vorgelegt.
ie hat uns ins Stammbuch geschrieben, dass wir auf
undesebene erhebliche Verbesserungen beim Risiko-
anagement und bei den Verbraucherbehörden in Gang
etzen müssen. Ich kann nun, ungefähr zweieinhalb
ahre nach Vorlage dieser Schwachstellenanalyse, sehr
lar sagen, dass es der Bundesregierung gelungen ist,
ehr Personal und mehr Ressourcen bereitzustellen und
ie von Frau von Wedel vor allem gewünschten effizien-
eren Strukturen auf den Weg zu bringen. Wenn es, Frau
einen, noch an der einen oder anderen Stelle in der Ko-
rdination hakt, dann bitte ich um Verständnis: Wir
ussten den Verbraucherschutz als Lehre aus der BSE-
rise komplett neu aufbauen.
Entscheidend ist, dass wir im Deutschen Bundestag

uer über alle Fraktionen nahezu jedes Jahr in den Haus-
altsberatungen die dafür notwendigen finanziellen Mit-
el und Ressourcen bewilligt bekommen haben. Auch
afür allen Fraktionen einen besonderen Dank!
Frau von Wedel hat auch gesagt: Bund und Länder so-
ie die Länder untereinander müssen besser zusammen-
rbeiten. Die wissenschaftlichen Testmethoden bei der
ebensmittelüberwachung sind zwischen den einzelnen
ändern nicht koordiniert. Das eine Bundesland weiß
icht, was das andere Bundesland überprüft. Die so ge-
annten Hot Spots, die Problembereiche, sind fast gut
ehütete Staatsgeheimnisse in jedem einzelnen Bundes-
and. Das kann in einem Land, das die Gleichwertigkeit
er Lebensverhältnisse über die Verfassung sicherstellen
öchte, nicht der richtige Weg sein. Deswegen ist es
iel der Bundesregierung, mit der Allgemeinen Verwal-
ungsvorschrift genau in diesem Punkt Fortschritte zu er-
ielen. Bund und Länder müssen besser zusammenarbei-
en und die Länder müssen sich untereinander in die
arten gucken lassen.
Warum das so schwer ist, zeigt ein Blick auf die Zah-

en. Frau Heinen hat die Probleme in Köln beschrieben.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

Addiert man die vielen Kölns in Deutschland, kommt
man zu dem Ergebnis, dass in ganz Deutschland in
Sachen Investitionen und Personalkosten nahezu
100 Millionen Euro fehlen. Diese Zahl basiert auf Daten,
die die Länder im Rahmen der Beratung des Bundesrates
bekannt gegeben haben und die in einer Drucksache
schlummern. Das zeigt das Problem, vor dem wir ge-
meinsam stehen.

Die CDU/CSU sagt in ihrem Antrag, der Bund solle
das mal eben finanzieren. Das kann doch nicht die Lö-
sung sein; denn die Verfassung gibt uns überhaupt keine
Möglichkeiten, die Lebensmittelkontrolle zu finanzie-
ren. Das Grundgesetz sagt: Das ist originäre Aufgabe der
Länder. Wir haben nicht, wie im Bereich des Strahlen-
schutzes, die Möglichkeit, im Auftragsverwaltungsver-
fahren die Kosten zu übernehmen. Wir können gerne im
Rahmen der Föderalismuskommission darüber reden,
dem Bund mehr Kompetenzen für Verbraucherschutz zu
geben; das ist auch eine Forderung des Bundesverbrau-
cherschutzministeriums. Nichtsdestotrotz werden die
Länder in diesem Bereich investieren müssen.

Das wird drei Vorteile für die Verbraucher haben. Ers-
tens: Die Lebensmittel sind sicherer. Zweitens: Die
Unternehmen investieren dann aus Angst vor diesen
Kontrollen mehr in die Lebensmittelsicherheit. Drittens:
Lebensmittelkrisen wie etwa im Falle von Paprika mit zu
hohen Rückständen, im Falle von BSE oder im Falle von
Futtermittelverseuchung werden zwar am Anfang auftre-
ten, in der Folgezeit aber nicht mehr. Der wichtigste Vor-
teil ist aber: Deutschland kommt endlich in Europa an,
wenn wir die Reform durchsetzen. Bisher ist es so, dass
alle Berichte, die wir nach Brüssel geben, voll von Pein-
lichkeiten sind. Wie anders kann man es nennen, wenn
wir zum Beispiel für einige Länder konstatieren müssen,
dass dort nicht einmal ein Drittel aller Betriebe jährlich
routinemäßig kontrolliert wird? Insofern ist die Rege-
lung, dass bestimmte Kontrollen nur alle zwei Jahre
stattfinden sollen, schon ein Zugeständnis an die Realität
in Deutschland.

Man muss nicht länger darüber reden, sondern muss
handeln und finanzielle Ressourcen zugunsten des Ver-
braucherschutzes in den Ländern bereitstellen, so wie es
der Bund gemacht hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508814800

Es spricht jetzt der Abgeordnete Michael Goldmann.

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508814900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir sind uns sicherlich in einem Punkt frak-
tionsübergreifend einig: Effiziente Lebensmittelüberwa-
chung und gute Lebensmittelkontrolle sind die Grund-
lage für sichere, qualitativ hochwertige Lebensmittel.
Dazu sagen wir als FDP natürlich Ja.


(Beifall bei der FDP)

Ich komme aber natürlich auch zu dem Punkt, der hier

angesprochen worden ist und der das Klima zwischen

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(C (D ns deutlich verschlechtert hat. Frau Hiller-Ohm, Sie haen gesagt, wir hätten ein vorbildliches Kontrollsystem ufgebaut. Es ist erstaunlich, dass Sie im selben Zusamenhang, unmittelbar daran anschließend, Vorschläge achen, wie man dieses Kontrollsystem deutlich verbesern kann. (Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Sie haben nicht zugehört!)


ie haben die Idee der Task Force genannt. Sie haben die
dee der direkten Abgleiche genannt.


(Gustav Herzog [SPD]: Das Bessere ist der Feind des Guten!)


as sind übrigens Ideen, die nicht aus dem Künast-Minis-
erium kommen, sondern aus dem Freistaat Bayern. Der
reistaat Bayern hat diese Vorschläge schon vor längerer
eit gemacht. Ich bin sehr froh darüber, dass jetzt entspre-
hende Regelungen auf den Weg gebracht werden.
Sie, Herr Berninger, haben gesagt, Krisen meistere
an am besten, wenn man ihnen zuvorkommt. Genau
as hätten Sie tun müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Krise bezüglich der Abgleiche von BSE-Tests ist
em Haus seit 2003 bekannt. Der Umgang mit der BSE-
roblematik ist auch nicht erst jetzt von mir kritisiert
orden, sondern ist schon in einem Bericht des Bundes-
echnungshofes kritisiert worden. Was haben Sie zu dem
eitpunkt, als bekannt wurde, dass es die Probleme gibt
nicht nur der Landkreis Emsland über das Land Nie-
ersachsen, auch andere haben darüber informiert –, ge-
acht, um Ihrem Grundsatz, den Sie sich ja immer auf
ie Fahne schreiben, nämlich vorsorgenden Verbrau-
herschutz zu betreiben, gerecht zu werden? Sie haben
ie Stellen, die nötig sind, um die BSE-Problematik zu
erhindern bzw. auszuschalten, gekürzt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enau das sagt der Bericht des Bundesrechnungsho-
es. Er betont ausdrücklich: Im Zusammenhang mit BSE
nd Fleischhygiene gab es erhebliche Unterlassungen.
Ich möchte einen letzten Punkt ansprechen. Herr
erninger, ich wiederhole Ihre Aussage, die ich hoch in-
eressant finde, noch einmal: Krisen meistert man am
esten, indem man ihnen zuvorkommt.
In der Ausschusssitzung am 14. Januar 2004 haben

ie die gesamte Verantwortung auf die Länder abgescho-
en. Ich habe Sie damals gefragt: Warum haben Sie ei-
entlich nicht von dem Recht auf Erlass einer Allgemei-
en Verwaltungsvorschrift Gebrauch gemacht? Damals
ind Sie die Antwort darauf schuldig geblieben.


(Beifall bei der FDP)

eute, noch nicht einmal 14 Tage später, liegt die Allge-
eine Verwaltungsvorschrift, die in diesem Bereich Ver-
esserungen bringt, auf dem Tisch.
Herr Berninger, es bleibt dabei: Ihr Haus hat in der

rage der Bekämpfung von BSE die Fahne unheimlich






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann

hoch gezogen, hat aber in der Frage der Bewältigung der
BSE-Problematik wie auch anderer Problematiken in
meinen Augen, um es politisch zu sagen, unglaublich
– das heißt: es ist nicht zu glauben – geschlampt. Das ist
unser Vorwurf, der auch bestehen bleibt.


(Beifall bei der FDP – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Unglaublich!)


– Frau Hiller-Ohm, lesen Sie es nach. Wenn Sie eines
der von mir genannten Fakten widerlegen können, kön-
nen wir gerne so in eine Sachdiskussion einsteigen, wie
wir jetzt natürlich in die Sachdiskussion darüber einstei-
gen,


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist alles großer Quatsch!)


ob das, was Sie hier auf den Weg bringen, wirklich dem
Rechnung trägt, was Sie vorhin angesprochen haben.

Ich empfehle Ihnen: Schauen Sie schlicht und einfach
einmal in schon lange bestehende Vereinbarungen. Es
gibt schon jede Menge Vereinbarungen zur Lebensmit-
telkontrolle und zur Lebensmittelsicherheit. Wenn sie Ih-
nen fehlen, gebe ich Ihnen gerne die Vereinbarung, die
zum Beispiel der Freistaat Bayern und das Land Thürin-
gen unterschrieben haben. Dort sind tägliche bis monat-
liche Kontrollen oder auch Kontrollen vier Mal im Jahr
vorgesehen.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das brauchen wir nicht zu bekommen!)


Die Grundlagen dafür gibt es sehr wohl.
Wenn der Bund den Ländern nicht auch ein Stück bei

der Ausstattung mit entsprechendem Personal für die Le-
bensmittelkontrollen hilft, wenn Sie nicht bereit sind,
auch private Anbieter mit einzubeziehen, werden wir
auch hier ein Problem bekommen.

Mein Vorwurf bleibt: Bei der BSE-Aufklärung und
der BSE-Bekämpfung ist schlampig gearbeitet worden.
Ich habe in diesem Punkt nichts zurückzunehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508815000

Eine Kurzintervention des Abgeordneten Berninger.

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Der ist von der Regierung und kann doch sowieso immer reden! Warum macht er es so?)


– Weil das sein Abgeordnetenrecht ist. Herr Kollege, ich
muss Sie als alten Hasen doch nicht über Parlamentarier-
rechte aufklären.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie können ihn als künftigen Ministerpräsidenten ansprechen!)


Bitte.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Frau Präsidentin! Der Abgeordnete Goldmann hat in

seiner Rede wieder einmal verschiedene Themen durch-

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(C (D inander geworfen, weswegen ich vonseiten der Bundesegierung hier eines klarstellen möchte: Erstens. Wir sind seit längerem mit dem Bundesrat ber diese Allgemeine Verwaltungsvorschrift im Gepräch. Der hier erweckte Eindruck, diese Allgemeine erwaltungsvorschrift sei eine Reaktion auf die jüngsten orkommnisse, auf die Unregelmäßigkeiten bei BSEests, entbehrt jeglicher Grundlage, wie ein Blick auf die inzelnen Fristen und Daten der Diskussion zeigt. Im brigen ist es so, dass – wie ich schon gesagt habe – iese Allgemeine Verwaltungsvorschrift ein elementarer estandteil der Umsetzung der Vorschläge von Frau von edel ist, auf die sich alle verständigen konnten, als SE noch ein großes Thema war. Zweitens. Der Abgeordnete Goldmann erweckt wie er den Eindruck, es hätte grobe Unregelmäßigkeiten nd Schlampereien gegeben. Er hat in der Ausschusssitung sogar einzelne Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro on Renate Künast dieser Unregelmäßigkeiten bezichigt. Es konnte im Ausschuss zweifelsfrei nachgewiesen erden, dass die Vorwürfe haltlos waren. Die FDP stand amit im Ausschuss auch alleine. Da der Abgeordnete oldmann nicht Manns genug ist, sich dafür zu entchuldigen, muss ich hier deutlich sagen, dass ich es beaure, dass er diese Vorwürfe weiterhin aufrechterhält. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Drittens ist es so, dass für die Probleme im Bereich
er BSE-Tests im Rahmen der Rinderdatenbank die Län-
er originär zuständig sind. Die Bundesregierung hat im
usschuss erklärt, dass sie Hinweise auf einzelne Unre-
elmäßigkeiten bei einer Gesamtzahl von 2,5 Millionen
SE-Tests im Jahr bekommen und an die jeweils zustän-
igen Länder weitergegeben hat. Sie hat aber erst ver-
pätet davon Kunde bekommen, dass die Länder insge-
amt einen Abgleich gemacht haben. Erst als einzelne
undesländer beim Bund nachgefragt haben, haben wir
estgestellt, dass es hier systematische Unregelmäßigkei-
en und Probleme gibt. Unmittelbar nachdem wir davon
enntnis hatten, haben wir die Öffentlichkeit darüber in-
ormiert. Auch hier ist der Vorwurf der Schlamperei ab-
olut haltlos und nützt in der Debatte überhaupt nichts.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Bei 2,5 Millionen BSE-Tests haben wir einige Hun-
ert Unregelmäßigkeiten zu konstatieren. Das als große
chlamperei darzustellen unterläuft meiner Meinung
ach die Errungenschaften, die wir, Bund und Länder
emeinsam, mit den neuen Vorsorgemaßnahmen im
SE-Bereich erreicht haben. Es handelt sich um den
urchsichtigen Versuch, ein Detailproblem, für das auch
och die Länder zuständig sind, Frau Bundesministerin
ünast vorzuwerfen. Das weise ich mit aller Entschie-
enheit zurück.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508815100

Herr Berninger, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mich

als Kollegen ansprechen.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


– Ja; denn im Moment agiert er ja nicht als Regierungs-
vertreter, sondern als Abgeordneter, der meint, seine Mi-
nisterin ein bisschen in Schutz nehmen zu müssen.


(Zuruf von der SPD: Äußern Sie sich jetzt oder nicht?)


Herr Berninger, der Fall ist ganz simpel. Jeder, der
von dem HIT-System Ahnung hat – ich gehe davon aus,
dass Sie davon Ahnung haben –, und jeder, der vom Ab-
gleich von BSE-Test- und Schlachtdaten Ahnung hat,
wusste, dass hier ein besonderes Problem besteht. Trotz
der Klasse, die dieses System ansonsten hat, wussten das
alle, die damit zu tun hatten. Dabei handelt es sich, ne-
benbei gesagt, nicht um Ihre Erfindung. Im Prinzip ist
dieses System von Bauern entwickelt worden, um in die-
sem Bereich für mehr Sicherheit zu sorgen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Alle, die von diesem System Kenntnis hatten, wuss-

ten, dass es Probleme gab, dass es bei der Eingabe von
Ohrmarkendaten beispielsweise zu Zahlendrehern ge-
kommen ist. Auch wussten sie, dass das eine oder andere
Tier verschwindet. Lassen Sie uns nicht darüber streiten,
wie viele Tiere es waren. Aber das Problem von
Schwarzschlachtungen ist keine Erfindung in einem
bestimmten Jahr. Es hat sie immer gegeben und jeder
weiß, dass es in diesem Zusammenhang Probleme gibt.

Herr Berninger, auch Sie haben das gewusst; denn das
war Gegenstand von Erörterungen auf Landesebene. So
haben zum Beispiel Vertreter des Landkreises Emsland
in einem Schreiben darauf aufmerksam gemacht, dass
bei diesem System die Gefahr besteht, dass sich krimi-
nelle Energie entfaltet. Genau dies hat Ihr Staatssekre-
tärskollege in einer Pressemitteilung bestätigt.
Darin hieß es, dass es Fälle krimineller Energie auszu-
merzen gibt. Also hat er doch gewusst, dass es in diesem
Bereich Probleme gibt. Darauf haben Sie nicht zeitge-
recht reagiert.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nun wirklich totaler Quatsch!)


Das BSE-System ist zum 1. Januar 2003 eingeführt
worden. Aber Sie haben die Chancen dieses Systems
nicht energisch genug genutzt. Sie haben nicht darauf
hingewirkt, dass es zu schnelleren Abgleichen kommt.
Nicht Sie, sondern die Verantwortlichen des Freistaates
Bayern haben diese Idee entwickelt. Herr Berninger
– Sie brauchen gar nicht abzuwinken –, gegen Ende des
Jahres 2003 haben Sie erst noch einen anderen Sachver-
halt geklärt, nämlich die Frage, wann ein Tier 24 Monate
alt ist.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Auch Ihnen war bekannt, dass auf europäischer Ebene
folgende Regelung gilt: 24 Monate plus ein Tag. Aber in

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(C (D er Bundesrepublik Deutschland ist immer auf eine eise verfahren worden, dass man nie genau wusste, ann 24 Monate abgelaufen waren. Sie kannten das Prolem und haben erst Ende Dezember letzten Jahres daauf reagiert. Ebenso sind Frau von Wedels Anmerkungen zu Ver esserungen keine Erfindungen des Jahres 2004. Sie reihen lange zurück. In der Ausschusssitzung habe ich sie anz konkret gefragt, ob sie von diesen Problemen geusst hat; sie muss davon gewusst haben. Sie selbst haen gerade bestätigt, dass Sie schon lange an dem Prolem arbeiten, die Lebensmittelkontrolle effizienter zu estalten. Also haben Sie um die Schwächen dieses Sysems gewusst. Deswegen erhebe ich nach wie vor den orwurf, dass Sie in dieser Sache nicht auf den Punkt in gearbeitet haben. Ich sage es Ihnen ganz simpel: Es ar für mich nicht zu glauben, dass Sie in dieser Frage o schlampig vorgegangen sind. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508815200

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Uda Heller, CDU/CSU-Fraktion.

Uda Heller (CDU):
Rede ID: ID1508815300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Ein Sprichwort sagt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist
esser. In diesem Sinne wollen wir eine wirksame Le-
ensmittelüberwachung und -kontrolle. Der Bürger hat
inen Anspruch darauf, dass die Behörden ihn sowohl
ei Produkten aus dem eigenen Land wie auch bei Im-
orten vor gesundheitlichen Risiken und Gefahren
chützen und aufklären. Eine Einfuhrkontrolle bei letz-
eren Produkten ist deshalb sinnvoll und angebracht. Bei
renzüberschreitenden Märkten – auch im Lebensmittel-
ereich – ist das ein schwieriges Unterfangen, wie wir
lle wissen. Die gerade zu Ende gegangene Grüne Wo-
he hat uns allen wieder die wunderbare Vielfalt, aber
uch die Komplexität des Angebotes vor Augen geführt.
Staatliche Lebensmittelüberwachung und -kontrolle

ann aber nur gemeinsam mit verbindlicher Eigenkon-
rolle der Unternehmen, entsprechenden Meldepflichten
er Erzeuger und Produzenten sowie der Eigenverant-
ortung der Verbraucher einen effizienten Verbraucher-
chutz garantieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

So begrüßenswert der Föderalismus als solcher ist, so

inderlich ist er in der Frage des vorbeugenden Verbrau-
herschutzes: Unterschiedliche Zuständigkeiten, unter-
chiedliche Regelungen, unterschiedliche Prüfzyklen
nd unterschiedliche Ausstattungen der jeweiligen
rüfinstitutionen führen natürlich auch zu unterschiedli-
hen Bewertungen und enormen Reibungsverlusten und
bstimmungsschwierigkeiten, wie wir sie ja in der Ver-
angenheit auch öfters erlebt haben.
Deshalb kann und muss die Lösung für einen effizienten

orbeugenden Verbraucherschutz eine koordinierte und
bgestimmte Lebensmittelüberwachung und -kontrolle






(A) )



(B) )


Uda Carmen Freia Heller

sein, die die Pflichten klar regelt, nämlich was wann und
wie gemacht werden soll. Dies muss bundeseinheitlich
geschehen, denn es darf nicht sein, dass die Menschen in
dem einen Bundesland durch andere Prüfmethoden und -zy-
klen einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind
als in einem anderen Bundesland.

Meine Damen und Herren, ich bin dankbar dafür, dass
wir uns in diesem Hohen Hause über den dringenden Re-
gelungsbedarf in dieser Sache in weiten Teilen einig
sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der Bund muss Regelungen vorgeben, die bundesein-

heitlich gelten und einen flächendeckenden Verbraucher-
schutz garantieren. Die Lebensmittelkontrollen müssen
sowohl personell als auch sachlich besser ausgestattet
werden, damit sie den umfangreicher werdenden Aufga-
ben auch gerecht werden können. Dazu zählt natürlich
auch eine verbesserte Aus- und Weiterbildung aller Mit-
arbeiter, die in diesem Bereich tätig sind.

Damit sie präventiv wirken können, müssen die Prüf-
zyklen engmaschig sein; dies setzt eine entsprechende
Kontrolldichte voraus. Beim Verbraucherschutz darf
nicht am falschen Ende gespart werden.

Bei aller Sympathie für Privatisierung – bei der Le-
bensmittelüberwachung muss die Autorität des Staates
sichergestellt sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Bun-
desländern hat Sachsen-Anhalt zum Beispiel die Durch-
führung der BSE-Tests nach wie vor einem eigenen Test-
labor unterstellt, während andere Bundesländer diese
Aufgabe an private abgegeben haben, ohne deren Kon-
trolle sicherzustellen. Die damit verbundenen Unsicher-
heiten sind uns allen noch gegenwärtig. Das darf nicht
wieder vorkommen!

Mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit haben wir nun eine Institution
geschaffen, die grundsätzlich für eine solche Koordinie-
rungsaufgabe zuständig sein soll. In der konkreten Ausge-
staltung besteht unseres Erachtens aber noch dringender
Handlungsbedarf. Einheitliche Verwaltungsvorschriften,
wie sie in dem Entwurf der Bundesregierung ansatz-
weise vorliegen, sollten die Zuständigkeiten und Verfah-
renswege klar festlegen, wobei die Bundesregierung die
Kosten und die unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen
der Länder berücksichtigen sollte.

Wenn zum Beispiel die Kommunen die personelle
Last der Lebensmittelüberwachung zu tragen haben,
wird es ihnen bei ihrer katastrophalen finanziellen Lage
und steigender Aufgabenfülle und Bürokratie nicht mög-
lich sein, mehr Personal zur Verfügung zu stellen; auf
dieses Problem hat Frau Heinen vorhin schon sehr rich-
tig hingewiesen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist auch vernünftig!)


In meinem Landkreis etwa müssen zurzeit drei Personen
circa 800 Einrichtungen kontrollieren; auf die Fläche ge-

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(C (D echnet ist das natürlich eine große Zahl. Die vom Land estgelegte Häufigkeit der Kontrollen in diesem Bereich st da wirklich nur schwer einzuhalten. Eine sinnvolle Einsparmöglichkeit wäre nach meiner nsicht das gemeinsame Betreiben von Untersuchungsabors durch mehrere Länder. Für die Realisierung, gibt s schon Ansätze zwischen einzelnen Ländern. Was jedoch nicht geschehen darf, ist, dass wir Bun esregelungen schaffen, mit denen wir den Ländern icht nur Pflichten auferlegen, sondern ihnen auch noch ie Rechnung dafür präsentieren. Hier bin ich anderer einung. Sicherlich müssen wir uns über dieses Thema och unterhalten. Wenn die einzelnen Länder darüber hinaus Hand ungsbedarf bei der Überwachung sehen, dann seien ihen entsprechende Maßnahmen anheim gestellt. Hier arf der Bund sie nicht einengen. Ich denke, wenn wir die heute angesprochenen Auf aben hier im Hause gemeinsam vom Tisch bekommen, ann haben wir zumindest eine Basis dafür geschaffen, ie künftigen Herausforderungen im Bereich der Leensmittelsicherheit konsequent in den Griff zu bekomen. Vielen Dank, meine Damen und Herren. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen auf en Drucksachen 15/2339 und 15/2386 zur federführenen Beratung an den Ausschuss für Verbraucherschutz, rnährung und Landwirtschaft und zur Mitberatung an en Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit, den Auschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung sowie an en Haushaltsausschuss zu überweisen. Weiterhin ist ereinbart, die Vorlagen auf den Drucksachen 15/1673, 5/1674 und 15/1675 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse zu überweisen. Gibt es dazu andereitige Vorschläge? – Das ist offensichtlich nicht der all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a und 8 b auf: a)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508815400

Christoph Hartmann (Homburg), Ulrike Flach,
Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Akkreditierte Masterabschlüsse von Fach-
hochschulen und Universitäten im öffentlichen
Dienst gleichstellen
– Drucksache 15/1710 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike

Flach, Cornelia Pieper, Horst Friedrich (Bayreuth),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Eckpunkte für einen Wissenschaftstarifvertrag
– Drucksache 15/1716 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Damit greifen wir die Zwischenfragen des Kollegen
Tauss von heute Morgen auf und machen sie, wie es sich
gehört, zu einem ordentlichen Tagesordnungspunkt, was
hoffentlich nicht nur bei ihm große Befriedigung auslöst.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Er ist ja gar nicht da!)


– Zumindest dieser Hinweis wird ihn in den Plenarsaal
zurücktreiben.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist zu befürchten!)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
FDP sechs Minuten erhalten soll. – Auch dazu höre ich
keinen Widerspruch.

Ich eröffne hiermit die Aussprache und erteile zu-
nächst der Kollegin Ulrike Flach, FDP-Fraktion, das
Wort.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508815500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie haben

Recht: Wir haben heute Morgen sehr ausführlich über
Innovationen gesprochen. Ich habe darauf verwiesen,
dass uns nicht Sprechblasen – apropos, Herr Tauss –,
sondern nur handfeste Reformvorschläge weiterhelfen.


(Jörg Tauss [SPD]: Apropos, Frau Flach, da bin ich einig mit Ihnen!)


Innovation darf keine Worthülse bleiben, sondern
muss sich in konkreten Handlungen und nachprüfbaren
Taten ausdrücken. Mit unseren beiden Anträgen geben
wir Ihnen heute eine sehr gute Gelegenheit dazu. Die
Forderungen in unseren beiden Anträgen sind im Grund-
satz – da bin ich mir sehr sicher – nicht einmal streitig.
Es geht heute wirklich nur darum, ob Sie den Mut haben,
der Innovationsrhetorik der vergangenen Wochen end-
lich auch einmal innovative Taten folgen zu lassen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU] – Jörg Tauss [SPD]: Na, na!)


Wir alle wissen, dass das bestehende Tarif- und Beam-
tenrecht keine ausreichenden Leistungsanreize bietet,
um wissenschaftliche Spitzenleistungen angemessen zu
honorieren. Das gilt für Forschungseinrichtungen ge-
nauso wie für Hochschulen. Die im Haushalt des BMBF
vorgesehene Möglichkeit, übertarifliche Zulagen für
Wissenschaftler der HGF und der FhG in Höhe von ma-
ximal 5 Prozent zu zahlen, ist nun wirklich eine Krücken-
lösung. Ich glaube, darin sind wir alle uns einig. Hoch-
leistungsforschung werden wir damit nicht bekommen.

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(C (D in Land wie Nordrhein-Westfalen kann an besonders örderungswürdige Mitarbeiter Zulagen in Höhe von geade einmal 300 Euro vergeben. Ich glaube, wir alle sind ns einig, dass das eine Lachnummer und ganz bestimmt ein Anreiz für die besten Köpfe dieser Welt ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir brauchen einen wirklichen Tarifvertrag für die
parte Wissenschaft mit Öffnungsmöglichkeiten für be-
riebliche Regelungen an Instituten und Hochschulen.
abei kann es nicht nur – darauf lege ich ausdrücklich
ert – um Professoren gehen, sondern es muss alle am
orschungsprozess wissenschaftlich und technisch betei-
igten Mitarbeiter umfassen. Es muss eine flexible, mo-
erne und entbürokratisierte Vergütung sein. Wissen-
chaft soll Grenzen überschreiten. Sie muss kreativ,
deenreich und fantasievoll sein. Das passt nach Mei-
ung der FDP nicht mit einem starren Beamten- und An-
estelltentarifvertragsrecht, mit Reisekostenverordnun-
en und dreifachen Durchschlägen zusammen.


(Beifall bei der FDP)

Vor vier Jahren hat die Expertenkommission „Reform

es Hochschuldienstrechts“ ihre Empfehlungen vorge-
egt. Vier Jahre lang fordern wir jetzt die Umsetzung.
ber trotz hochheiliger Versprechungen Ihrerseits und
iemlich großartig angelegter Koalitionsverträge zwi-
chen Rot und Grün hat sich nichts bewegt.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist falsch!)

Lieber Herr Tauss, Sie und Ihre Ministerin sind ganz
ffensichtlich in die Mühlen Ihres eigenen Innenminis-
ers und natürlich in die der Innen- und Finanzminister
er Länder geraten:


(Jörg Tauss [SPD]: Letzteres ist wahr!)

tatt zügiger Innovation zähflüssige BAT-Debatten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir aber wollen nicht, dass der Wissenschaftstarif-
ertrag bis zu einer allgemeinen Reform des Beamten-
nd Angestelltentarifvertragsrechtes verschoben wird,
on der wirklich niemand weiß, wann sie kommt. Wis-
enschaft ist eine Sparte mit besonderen Anforderungen.
ir fordern die Bundesregierung auf, die Verhandlungen
it der Tarifgemeinschaft der Länder voranzutreiben
nd nicht passiver Zuschauer zu bleiben.
In vielen Forschungszentren – das wissen wir alle –

teht ein Generationenwechsel an. Das ist die Chance,
eue Formen der Vergütung durchzusetzen. Wenn Sie
iese nicht nutzen, wird sich das ganze Gerede von Inno-
ation sehr schnell als Placebo entlarven. Denken Sie
lso bitte nicht daran, wie Sie mediengerecht Begriffe
esetzen, sondern daran wie Deutschlands Forschung
öglichst bald wieder Spitzenplätze besetzen kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Ein weiterer Prüfstein für Innovationskraft ist die

Gleichstellung von Masterabschlüssen von Universitä-
ten und Fachhochschulen im öffentlichen Dienst. Master
ist Master.


(Beifall bei der FDP)

Das war die Intention, mit der der Deutsche Bundestag
die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge
beschlossen hat. Es kann unserer Meinung nach nicht
angehen, dass für den Master, der von der Fachhoch-
schule kommt, ein besonderes Akkreditierungsverfahren
für den Zugang zum höheren Dienst nachgeschaltet
wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Schon wieder bei den FDPLändern!)


Wenn ein Masterstudiengang an einer Fachhoch-
schule zugelassen wurde, dann sind seine Absolventen
berechtigt, sich für den höheren Dienst zu bewerben.
Dazu braucht es kein zusätzliches Verfahren. Das bedeu-
tet auch keine zusätzlichen Belastungen, wie unsere Fi-
nanzminister über alle Parteigrenzen hinweg immer wie-
der behaupten. Dies wird die öffentlichen Kassen nicht
treffen. Durch diese Abschlüsse stehen mehr Menschen
zur Verfügung. Das ist nicht schlecht, sondern gut für
den Staat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zugangserschwernisse sind Innovationsbremsen für
die neuen Studienabschlüsse, die wir im Hinblick auf
mehr Internationalität des deutschen Hochschulwesens
eingeführt haben. Liebe Kollegen von SPD und Grünen,
wenn Sie wirklich Innovation wollen, dann lösen Sie die
Bremsen und lassen den Wissenschaftszug endlich Fahrt
aufnehmen. Wir brauchen junge Wissenschaftler, die in
diesen Zug einsteigen und etwas leisten wollen. Dafür
verlangen sie aber eine entsprechende Anerkennung. Im
Jahr der Technik und der Innovationen darf es nicht mit
der Bimmelbahn vorangehen, sondern wir müssen uns
mit Schallgeschwindigkeit fortbewegen.


(Beifall bei der FDP – Cornelia Pieper [FDP]: Mit dem Transrapid!)


Mit der Zustimmung zu unseren liberalen Anträgen kön-
nen Sie heute hierzu einen Beitrag leisten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508815600

Das Wort hat der Kollege Hans-Peter Kemper, SPD-

Fraktion.

Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1508815700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Präsident, dies ist nicht meine erste Rede im Bun-
destag, aber wenn ich es richtig in Erinnerung habe,
dann ist dies meine erste Rede unter Ihrer Regentschaft.
Vielleicht wirkt sich das günstig auf meine Redezeit aus.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Da würde ich mir nicht so große Hoffnung machen!)


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(C (D Die ersten zehn Sekunden sind für diese Dankadresse eider schon verbraucht. Diese habe ich der Einleitung geopfert. Frau Flach, ich stimme Ihnen in dem zu, was Sie hier esagt haben. Ihre Taten sehen allerdings ein bisschen nders aus. Natürlich brauchen wir den Wettbewerb um ie besten Köpfe. Natürlich müssen wir die besten eute in die Bundesrepublik holen. Natürlich müssen ir den jungen Leuten die Möglichkeit geben, hier zu tudieren und Wissen zu erwerben. Dazu haben Sie zwei Anträge eingebracht. Lassen Sie ich darauf eingehen. Ich kann mich des Eindrucks icht erwehren, dass in Ihren beiden Anträgen eine geörige Portion Populismus mitschwingt. (Ulrike Flach [FDP]: Nein! Warum bei uns und nicht bei Ihnen?)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508815800
Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1508815900

Doch. Wir haben die Bachelor- und Masterstudien-
änge 1998 zunächst probeweise eingeführt und 2002
ns Regelangebot übernommen. Das basiert auf einer
laren Vereinbarung zwischen IMK und KMK. Sie ken-
en den Inhalt dieser Vereinbarung genau. Die Master-
bschlüsse ermöglichen den Zugang zum höheren und
ehobenen Dienst. Dazu bedarf es eines Akkreditie-
ungsverfahrens. Das ist richtig. Mit der Reform der
rofessorenbesoldung in der letzten Legislaturperiode
aben wir eine Menge an Flexibilität in dieses System
ebracht.


(Jörg Tauss [SPD]: Nur nicht genutzt!)

ir haben flexible, leistungsbezogene Bezahlungssys-

eme eingerichtet. Vieles von dem, was Sie jetzt fordern,
teht in diesem Gesetz. Aber wenn mich mein Gedächt-
is nicht ganz im Stich lässt, war es die FDP, die damals
owohl im Ausschuss als auch hier im Plenum gegen
iese Änderung der Professorenbesoldung gestimmt hat.
ie haben also gegen das gestimmt, was Sie heute vehe-
ent fordern.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber aus völlig anderen Gründen!)


ch kann Ihnen den Vorwurf des Populismus nicht erspa-
en.


(Beifall bei der SPD)

n diesem Gesetz sind variable Gehaltsbestandteile, ins-
esondere für besondere Leistungen in Forschung und
nnovation, für Professoren an Fachhochschulen und an-
eren Einrichtungen vorgesehen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508816000

Herr Kollege Kemper, jetzt besteht die Chance, die

ehn Sekunden über eine Zwischenfrage der Kollegin
lach wieder einzuspielen.


Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1508816100

Sehr gerne.






(A) )



(B) )



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1508816200

Herr Kemper, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass wir im

Grunde genommen auf demselben Weg sind. Insofern
möchte ich Ihnen einfach nur die freundliche Frage stel-
len, ob Sie sich wirklich nicht erinnern, warum wir abge-
lehnt haben. Wir haben abgelehnt, weil nicht genug Geld
zur Verfügung gestellt wurde und das Ganze damit ein
Witz war.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU])


Ich bitte darum, ehrlich mit den historischen Tatsachen
umzugehen.


Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1508816300

Mir sind die Ablehnungsgründe noch sehr gut be-

kannt. Die Ablehnungsgründe der FDP gleichen sich
sehr oft. Es wird gesagt, es sei nicht genügend Geld im
Topf, oder es wird gesagt, die Maßnahmen gingen nicht
weit genug. Im Prinzip haben Sie diese Gesamtreform
damals sowohl im Ausschuss als auch im Plenum abge-
lehnt.

Ich komme zu einem weiteren wichtigen Punkt, der
mit Ihrer Frage im Zusammenhang steht. Schauen Sie
sich einmal die Länder an, in denen Sie mitregieren. Sie
wissen genau wie ich, dass es zu einem erheblichen Teil
in der Kompetenz der Länder liegt, ob diese Dinge um-
gesetzt werden oder nicht. Welche Länder haben bisher
die Reform, die wir beschlossen haben, umgesetzt? Wel-
che Länder haben von dieser Möglichkeit Gebrauch ge-
macht?


(Jörg Tauss [SPD]: Blockiert haben sie!)

Die Länder Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bremen
haben sich bewegt. Aber in den Ländern Baden-
Württemberg und Hamburg, in denen Sie mitregieren,
hat sich bisher nicht allzu viel bewegt.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sie hätten Frau Schipanski zuhören sollen!)


Sie sollten die Chance nutzen, das, was Sie hier im Deut-
schen Bundestag fordern, in den Ländern, in denen unter
anderem Sie das Sagen haben, umzusetzen. Das wäre
eine ehrliche Geschichte. Damit würden Sie uns über-
zeugen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich muss das gesamte System der Bezahlung
variabler und leistungsorientierter werden. Das ist gar
keine Frage. Wir müssen uns die Frage stellen, ob die al-
ten Zöpfe Lebensaltersstufen und Bewährungsaufstieg
noch ihre Berechtigung haben. Wir müssen das Tarif-
recht ändern. Das ist überhaupt nicht strittig. Diese
Punkte sind im Übrigen Gegenstand der Koalitionsver-
handlungen gewesen. Sie sind nicht strittig und werden
umgesetzt.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber wann?)

Wir sind dabei, das gesamte Tarifrecht zu reformieren
und diese Punkte umzusetzen, unter anderem auch die,

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(C (D ie Sie fordern. Deshalb wäre es wenig sinnvoll, jetzt eien kleinen Bereich herauszunehmen und in dem Sonerbereich der Hochschulen und Fachhochschulen vorab egelungen zu treffen. (Ulrike Flach [FDP]: Aber außer Ihnen sieht das jeder so in Deutschland!)


Ich empfehle Ihnen: Lassen Sie uns gemeinsam ab-
arten. Ich bin guter Hoffnung, dass wir eine Verände-
ung des BAT bis zum Sommer, spätestens jedoch bis
um Herbst erreichen. Wir sollten uns gemeinsam bemü-
en, diese Dinge in einer großen Reform des BAT umzu-
etzen. Da sind wir völlig einer Meinung. Wir sind da
uf einem guten Weg und sollten auf diesem auch voran-
ehen.
Die angesprochene Vereinbarung der IMK und KMK

einhaltet nun einmal dieses Akkreditierungsverfahren.
hre Anträge sind der Versuch, das zu unterlaufen.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein!)

ch glaube nicht, dass es sinnvoll ist, eine Vereinbarung,
ie Mitte des Jahres 2002 getroffen worden ist, jetzt zu
nterlaufen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Es geht nicht um Unterlaufen! Es geht um Modernisierung, Fortentwicklung!)


as ist eine mühsame Vereinbarung zwischen Bund und
ändern gewesen, die akzeptiert worden ist. Wir sollten
unächst einmal die Wirkungen abwarten und nicht nach
nderthalb Jahren das Gesetz nachbessern. Wir sollten
esetze, die wir selbst auf den Weg gebracht haben,
icht verändern, nachbessern oder gar verschlechtern,
evor wir ihre Wirkungen ausgelotet haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Die Wirkungen sind klar!)


ch glaube, das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Wir streben in jedem Fall eine Regelung an, die von
und und Ländern gleichermaßen akzeptiert und getra-
en wird. Bei einer einseitigen Veränderung gäbe es
hne Frage Probleme zwischen der Bundes- und der
andesebene. Es gäbe Schwierigkeiten im Zusammen-
ang mit der Versetzung und – wegen der unterschiedli-
hen Einordnung – große Motivationsprobleme unter
en Beamten.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber die sind jetzt noch größer, lieber Herr Kemper!)


Von daher ist es sinnvoll, eine Regelung im Gleich-
lang mit den Ländern anzustreben. Geben Sie Ihrem
erzen einen Stoß und bringen Sie die Regelung in den
ändern, in denen Sie daran mitwirken können, auf eine
ernünftige Grundlage!
Wir haben eine Regelung vorgesehen, die neben ei-

em festen Grundgehalt starke leistungsbezogene Ele-
ente beinhaltet. Das ist der richtige Weg, den wir auch
eiterhin beschreiten wollen. Ich kann Sie nur ermun-
ern, mitzumachen. Machen Sie das aber nicht mit An-
rägen, wie Sie es bisher getan haben, sondern im Rah-
en eines Gesamtkonzepts.






(A) )



(B) )


Hans-Peter Kemper

Sie können sich nicht einfach die Punkte herausgrei-

fen, die Ihnen genehm sind. Es geht auch nicht an, dass
Sie sich auf Landesebene nicht bewegen, aber hier gegen
unseren Gesetzentwurf stimmen und dann noch so tun,
als seien Sie die Retter des öffentlichen Dienstes und der
Studenten.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Unsere Länder bewegen sich schon, Herr Kemper! Keine Angst!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508816400

Herr Kollege Kemper, ich hätte Ihnen glatt eine wei-

tere Verlängerung der Redezeit durch eine Zwischen-
frage des Kollegen Tauss ermöglicht. Aber Sie waren
von den Zwischenrufen der Kollegin Flach so fasziniert,
dass Sie diesen gut gemeinten Versuch offenkundig nicht
einmal bemerkt haben. Wir nehmen das auf Wiedervor-
lage und versuchen es beim nächsten Mal erneut.


Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1508816500

Herr Präsident, ich habe das ständige Leuchten der

Lampe mit der Aufschrift „Präsident“ als Mahnung ver-
standen, aufzuhören. Ich habe das fehlgedeutet.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508816600

Nicht immer ist das Aufblinken der „Präsidenten-

Lampe“ eine Mahnung. Manchmal ist es auch der Hin-
weis darauf, dass eine Zwischenfrage gewünscht wird.

Nun erteile ich dem Kollegen Thomas Rachel, CDU/
CSU-Fraktion, das Wort.


Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1508816700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ein-

führung der Universitätsabschlüsse Bachelor und Master
ist ein Verdienst des ehemaligen christdemokratischen
Wissenschaftsministers Jürgen Rüttgers. Er nahm damit
eine wichtige Weichenstellung zugunsten der Internatio-
nalisierung der deutschen Hochschulen vor. Im Sinne
des Bologna-Prozesses sind Bachelor- und Masterstudi-
engänge mittlerweile weitgehend flächendeckend in
Deutschland eingeführt.

Gleichwohl gibt es aus der Sicht der Fachhochschulen
Schwierigkeiten. Während die Masterabschlüsse an den
Unis regelmäßig dem höheren Dienst zugeordnet wer-
den, werden die Masterabschlüsse an Fachhochschulen
regelmäßig dem gehobenen Dienst zugeordnet. Nur aus-
nahmsweise kann ein FH-Abschluss dem höheren Dienst
zugeordnet werden, wenn ein gesondertes Akkreditie-
rungsverfahren durchlaufen wurde, in dem festgestellt
wird, dass ein FH-Masterabschluss einem Uniabschluss
gleichwertig sei. Diese zusätzliche Hürde wird von den
Fachhochschulen im Interesse ihrer Absolventen kriti-
siert.

Das Verfahren soll erst im Jahre 2007 überprüft wer-
den. Ich denke, diese Regelung kann zweifellos nicht be-
friedigen. Sie steht letztlich auch in einem Widerspruch
zur Gleichbehandlung von Fachhochschulen und Uni-
versitäten im Hochschulrahmengesetz.

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(C (D Es ist auch äußerst unglaubwürdig, wenn der bildungs olitische Sprecher der SPD, Tauss, dem Hochschulehrerbund die Gleichbehandlung ankündigt, während die ertreter von SPD und Grünen im Petitionsausschuss des undestags dies jedoch in den konkreten Fällen ablehen. Das ist keine stringente Politik. Mit der Ankündigung von Eliteuniversitäten hat Bil ungsministerin Bulmahn zwar die Schlagzeilen gefüllt, ber in Wirklichkeit mit Nebelkerzen von den tatsächich notwendigen Strukturreformen in der deutschen ochschullandschaft abgelenkt. Das Problem von Frau ulmahn ist, dass sie kein inhaltliches Strukturreformonzept hat. Spitzenuniversitäten entstehen nicht allein durch ehr Geld und schon gar nicht durch Regierungsdekret, ondern nur durch umfassende Strukturreformen. Dazu ar die Ministerin bislang nicht fähig. Herr Kollege Rachel, der Kollege Tauss möchte Ihnen etzt den Zeitvorteil einräumen, der dem Kollegen emper vorenthalten geblieben ist. Das ist mir eine besondere Freude. Diese Freude teile ich natürlich, lieber Kollege achel. – Würden Sie freundlicherweise – um jeder orm von Legendenbildung vorzubeugen – meiner Tatachenfeststellung zustimmen, dass das, was Sie hier kriisieren, im Wesentlichen auf Forderungen der Länder eruht? Können Sie sich so wie ich vorstellen, dass wir as Evaluierungsverfahren schneller durchführen als bis um Jahr 2007? Wissen Sie, dass wir, die Bundespolitier, über eine schnellere Umsetzung glücklich gewesen ären und dass es die Länder waren – ich glaube, dies eschah parteiübergreifend –, die um diesen langen Zeitaum gebeten haben? Können Sie sich vorstellen, dass ir gemeinsam den für das Verfahren vorhergesehenen eitraum bis 2007 möglicherweise verkürzen? Ich bin generell der Meinung, dass wir, das Parlaent, in Sachfragen über Fraktionsgrenzen hinaus zuammenarbeiten sollten. Ich halte überhaupt nichts daon, dauernd einen parteipolitischen Schlagabtausch zu ühren. eswegen möchte ich Folgendes ausdrücklich bestätien: Es gibt gemeinsame bildungspolitische Anliegen, ie die Bildungspolitiker aller Fraktionen auch in diesem ause gemeinsam vertreten sollten. Allerdings wünsche ch mir, dass – wie in diesem Fall geschehen – SPD und rüne im Petitionsausschuss nicht das genaue Gegenteil Thomas Rachel von dem entscheiden, was man dem Hochschullehrerbund in bildungspolitischer Hinsicht versprochen hat. Das ist widersprüchlich. Zurück zum eigentlichen Thema, zu den Strukturreformen. Wir brauchen endlich eine Autonomie der Hochschulen, eine leistungsgerechtere Bezahlung der Lehrenden, ein Recht der Hochschulen, die Studierenden auszuwählen, und die Rücknahme des Studiengebührenverbots. Sicherlich gehört zu den Reformen aber auch ein flexibles Vergütungsund Entlohnungssystem für die Hochschulen und die Forschungseinrichtungen in Deutschland. Das jetzige BAT-System ist ohne Zweifel für die guten Wissenschaftler in Deutschland nicht attraktiv. Dieses BAT-Korsett muss abgeschafft werden, damit unsere Wissenschaftseinrichtungen in Konkurrenz mit den ausländischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen treten können. Das bestehende tarifliche Regelwerk bietet keine ausreichenden Leistungsanreize, um zum Beispiel hervorragende Leistungen oder erfolgreiche Drittmitteleinwerbungen zu honorieren. Der Braindrain aus Deutschland wird immer stärker. Schon die Expertenkommission „Reform des Hochschuldienstrechts“ hat im April 2000 einen neuen Wissenschaftstarifvertrag gefordert. Im rot-grünen Koalitionsvertrag vom Oktober 2002 heißt es: Mit einem Wissenschaftstarifvertrag für Hochschulen und Forschungseinrichtungen wollen wir den besonderen Bedingungen in Wissenschaft und Forschung Rechnung tragen und Mobilitätshemmnisse zwischen Wissenschaft und Wirtschaft abbauen. So weit die Ankündigung. Die Realität ist aber: Die von Rot-Grün groß angekündigte Reform des Besoldungssystems für alle wissenschaftlich Tätigen findet nicht statt. Außer Spesen nichts gewesen! Das ist die Realität der deutschen Bildungslandschaft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508816800
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1508816900
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508817000
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1508817100

(Jörg Tauss [SPD]: Okay!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Woran liegt es? Ganz einfach, Bildungsministerin
Bulmahn kann sich gegen Innenminister Schily nicht
durchsetzen. Das Problem kennen wir ja; denn Frau
Bulmahn hat sich bereits bei der Grünen Gentechnik
nicht gegen ihre grüne Ministerkollegin Künast durch-
setzen können. Wenn das so weitergeht, verschläft Rot-
Grün auch in diesem wichtigen Bereich längst überfäl-
lige Reformen, die den Hochschulen größere Autono-
mie und einen Anreiz für unternehmerisches Denken
geben sollen. Anstatt selbst aktiv zu werden, wartet die
Bildungsministerin – sie wohnt der heutigen Debatte lei-
der nicht bei – auf die Entscheidungen des Bundesinnen-
ministers und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder.
Das ist keine politische Führung und zeugt von Konzept-
und Ideenlosigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

So wird die internationale Konkurrenzfähigkeit unseres
Wissenschaftsstandorts nicht gefördert, sondern torpe-
diert.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Herr Rachel ist wieder aufgeblasen bis zur Kuppel! Das ist ja nicht zu fassen!)


Anstatt sich als Ministerin für Bildung und Forschung
n diese Themen einzumischen, kümmert sich Frau
ulmahn um Themen wie die Schulpolitik, für die sie
berhaupt keine Kompetenz hat. Ich fordere sie auf, sich
ndlich um Ihre ureigenen Aufgaben als Wissenschafts-
inisterin zu kümmern. Dazu gehört unzweifelhaft auch
ie Verbesserung der Beschäftigungs- und der Besol-
ungsbedingungen für das wissenschaftliche Personal.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as ist eine ganz klare Sache. Hier ist der Bund gefor-
ert. Schließlich geht es um die großen Forschungsein-
ichtungen, an denen der Bund die Mehrheit der Anteile
at.
Die größte Schwäche des Wissenschaftsstandorts
eutschland ist die politische Schwäche der zuständigen
ildungsministerin. Hier muss dringend eine Änderung
rfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nach der lückenhaften und in Teilen verfehlten Re-

orm der Professorenbesoldung muss auf der Baustelle
neue tarifliche Bedingungen für die Wissenschaft“ end-
ich mit dem Bau begonnen werden. Hier ist der Bund in
er Pflicht.


(Jörg Tauss [SPD]: Was?)

Frau Ministerin Bulmahn, ergreifen Sie die Initiative!

un Sie etwas entsprechend Ihrem Amtseid und Ihrer
ienstpflicht als Ministerin! Die zur Verfügung stehende
eit ist sehr knapp bemessen. Derzeit findet in den Wis-
enschaftseinrichtungen ein Generationenwechsel statt.
ieser eröffnet Spielräume für eine Veränderung der
rbeitsbedingungen, die wir jetzt nutzen müssen. Frau
ulmahn, andernfalls bleibt dank Ihrer rot-grünen Poli-
ik „Deutschland. Das von morgen.“ in Wirklichkeit
Deutschland. Das von gestern.“ – Genau das hat der
issenschaftsstandort Deutschland nicht verdient.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508817200

Ich erteile der Kollegin Grietje Bettin, Bündnis 90/
ie Grünen, das Wort.

Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508817300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Zunächst zum Antrag der FDP bezüglich der
leichstellung akkreditierter Masterabschlüsse im öf-
entlichen Dienst: Die grundsätzliche Gleichwertigkeit
on Fachhochschulen und Universitäten ist verfassungs-
echtlich und in § 1 HRG verankert. Diese Gleichwertig-
eit findet sich leider – auch zu unserem Bedauern –
icht in allen notwendigen Bereichen wieder. Der vorlie-
ende Antrag greift einen – aber leider nur einen – dieser
ereiche heraus: die Unterschiede innerhalb der lauf-
ahnrechtlichen Zuordnung von Masterabschlüssen.






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

Wenn das Laufbahnrecht die Universitätsabsolven-

ten dem höheren Dienst, die Fachhochschulabsolventen
hingegen dem gehobenen Dienst zuordnet – Herr Kol-
lege Rachel hat es bereits angesprochen –, dann ist das
logischerweise eine Ungleichbehandlung der Hoch-
schulabsolventen. Sieht man sich das Studium an Fach-
hochschulen genauer an, dann erscheint eine solche Un-
gleichbehandlung als absolut nicht verständlich. Aus
meiner Sicht entspricht das Fachhochschulstudium mit
seiner Praxisorientierung gerade den Leistungsanforde-
rungen der Laufbahn des höheren Dienstes. Ich sage hier
ganz klar: Aus grüner Sicht darf es bei der Zulassung
zum höheren Dienst keine Vorauslese durch verschieden
bewertete Masterabschlüsse geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, wie
Sie richtig bemerken, haben die Innenminister und die
Kultusminister die Ungleichbewertung von Fachhoch-
schulen in ihren Vereinbarungen erneut hervorgehoben.
Diese Vereinbarungen müssen aufgehoben werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Gegen den Wunsch der Kultusminister!)


Es gilt jedoch, noch einige Schritte weiter zu gehen.
Es gibt bereits vonseiten der Wissenschaft veröffent-
lichte Gesetzentwürfe, die einer flächendeckenden
Gleichstellung von Fachhochschulen, wie wir sie be-
grüßen, Rechnung tragen. Alle politisch erforderlichen
Schritte sind darin ganz konkret aufgezählt.

Leider wurde es in der Ära Kohl – damit auch von der
FDP – versäumt, den Hochschulcharakter von Fach-
hochschulen in allen Bereichen konsequent anzuerken-
nen. Indem der vorliegende Antrag nur eine Problematik
herausgreift, reiht er sich jedoch in das übliche Verfah-
ren häppchenweiser Änderungen ein.


(Ulrike Flach [FDP]: Üblich ist das nicht!)

In den letzten Tagen war viel von Deutschlands Wett-

bewerbsfähigkeit im Bildungssektor die Rede. Durch die
Gleichwertigkeit von Fachhochschulen und Universitä-
ten kann ein solcher Wettbewerb aus meiner Sicht auf
nationaler und internationaler Ebene gefördert werden.
Frau Ministerin Bulmahn hat diese Woche eine stärkere
Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft ange-
mahnt. Dafür sind Fachhochschulen doch geradezu prä-
destiniert.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber die sind nicht Teil des Wettbewerbs!)


Jedoch wird bei dem Wort „Elite“ immer nur an Univer-
sitäten gedacht. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass
es mit der Umsetzung der Gleichwertigkeit von Fach-
hochschulen nicht weit her ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Bei der Forschung ist das wieder anders!)


Wie Sie alle wissen, werden Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler bislang nach dem BAT bezahlt.
Dies hat sich aus grüner Sicht nicht bewährt. Wir brau-
chen einen eigenen, flexiblen Tarif für Angestellte in

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(C (D issenschaftlichen Einrichtungen. Hier muss und soll ie begonnene Reform mit der Einführung der W-Beoldung vollendet werden. Wir können es uns nicht leisn, dass hoch begabte Nachwuchswissenschaftlerinnen nd Nachwuchswissenschaftler ins Ausland gehen, weil ort die Arbeitsbedingungen attraktiver sind. Wir brauhen flexible und leistungsorientierte Arbeitsbedingunen für Forschende und Lehrende. Dies wird auch im weiten vorliegenden Antrag berücksichtigt. Die eigentlich entscheidenden Fragen stellen sich je och in Bezug auf die Umsetzung und Durchsetzung eies solchen Wissenschaftstarifvertrags. Herangehenseisen für die Umsetzung Ihrer Vorschläge kann ich aus hrem Antrag leider nicht ersehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


benso wenig kann ich ersehen, wie Sie sich die an die-
er Stelle – übrigens auch in Bezug auf die Masterab-
chlüsse – notwendige Kommunikation mit den Ländern
orstellen. Aber nicht nur die Länder müssen bei dieser
ebatte mit einbezogen werden, auch die Gewerkschaf-
en und ganz besonders die Hochschulen selbst. Wir
ollen, dass die Hochschulen eine entscheidende Rolle
ei den tariflichen Absprachen übernehmen.
Wie Sie sehen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ste-

en wir den Vorschlägen Ihrer Anträge sehr aufgeschlos-
en gegenüber. Bei der Konkretisierung, gerade auch auf
änderebene, werden wir Sie an Ihre Worte hier erin-
ern. Ich hoffe, dass wir gemeinsam im Interesse der
issenschaft in unserem Land hier sehr bald zu Ände-

ungen kommen werden.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508817400

Nun hat das Wort die Kollegin Marion Seib, CDU/
SU-Fraktion.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Jetzt kommt der Höhepunkt!)



Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1508817500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Forschungseinrichtungen in Deutschland
tehen mit vergleichbaren Einrichtungen im Ausland im
ettbewerb um die besten Wissenschaftler. Um in die-
em Wettstreit bestehen zu können, ist es für Hochschu-
en und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ab-
olut notwendig, attraktive Beschäftigungsbedingungen
u bieten und hoch qualifizierte Beschäftigte zu gewin-
en.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)

Trotz – verunglückter – Reform der Professorenbesol-

ung steht bislang kein ausreichendes und flexibles Ver-
ütungs- und Entlohnungssystem zur Verfügung,


(Jörg Tauss [SPD]: Bayern!)







(A) )



(B) )


Marion Seib

das unsere Forschungseinrichtungen in die Lage ver-
setzt, erfolgreich in Konkurrenz mit ausländischen For-
schungseinrichtungen, aber auch mit der Wirtschaft tre-
ten zu können. Es ergeben sich zunehmend gravierende
Probleme bei der Gewinnung und dem Halten von hoch
qualifizierten wissenschaftlichen Mitarbeitern und Tech-
nikern, aber auch von professionellen Mitarbeitern im
Wissensmanagement.

Hochschule und Wissenschaft müssen strategisch
handeln, um die ihnen gesetzten Ziele zu erreichen.
Doch die geltenden Bestimmungen des Arbeits- und Ta-
rifrechts bieten dafür nicht die richtigen Instrumente.
Hochschulen und Wissenschaft müssen auch wirtschaft-
lich handeln. Doch auch hierzu geben die geltenden
Regelungen zur Beschäftigung von Mitarbeitern kaum
Hilfestellung.

Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen for-
dern bereits seit Jahren einen Wissenschaftstarifvertrag,
der den besonderen Bedingungen Rechnung trägt und
die Realitäten des hoch dynamischen Arbeitsmarktes für
Wissenschaftler berücksichtigt.


(Jörg Tauss [SPD]: Und was sagt Bayern dazu?)


Ziel einer eigenständigen tariflichen Regelung muss
es natürlich sein, erstens die Stärkung der Autonomie
und Eigenverantwortlichkeit von Wissenschaftsein-
richtungen und zweitens die Attraktivität der Arbeit
im Wissenschaftsbereich zu sichern. Drittens müssen wir
die Wettbewerbsstrukturen der Wissenschaft sachgerecht
weiterentwickeln und viertens die Leistungsfähigkeit der
Wissenschaftseinrichtungen steigern und deren Wirt-
schaftlichkeit verbessern.

Was brauchen wir konkret?

(Jörg Tauss [SPD]: Einen Antrag aus Bayern!)


Erstens: eine stärkere Leistungsorientierung. Die traditi-
onellen Laufbahnschranken müssen für Aufstiege durch-
lässiger gemacht werden. Zweitens muss die Eingrup-
pierung von Tätigkeiten umfassend vereinfacht werden.
Sie sollte primär aufgabenbezogen sein und nicht nach
formalen Qualifikationen erfolgen. Drittens muss das
System der Entgeltbestimmung entschieden vereinfacht
werden. Es muss eine attraktive und konkurrenzfähige
Vergütung ermöglichen. Viertens brauchen wir die Ein-
führung von Regelungen, die eine Ertragspartizipation
der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an eingeworbenen
Drittmitteln ermöglichen. Fünftens brauchen wir die Ab-
schaffung der Bewährungs- und Zeitaufstiege.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Richtig!)

Sechstens brauchen wir eine Reduzierung der Lebensal-
tersstufen und vor allem die Umwidmung in Berufser-
fahrungsstufen.

Außerdem, meine sehr verehrten Damen und Herren,
brauchen wir eine Verbesserung der Möglichkeiten, Be-
schäftigungsverhältnisse zu beenden, insbesondere auch
durch Einführung von Abfindungszahlungen. Außer-
dem brauchen wir verbesserte Möglichkeiten zur Verän-
derung von Aufgabengebieten durch Umsetzung oder

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(C (D bordnung sowie verbesserte Möglichkeiten zur Befrisung von Beschäftigungsverhältnissen. Heute ist eine nbefristete Beschäftigung praktisch mit der Unkündarkeit verbunden und Wissenschaftseinrichtungen stelen wissenschaftliche Mitarbeiter unter diesen Bedinungen nur sehr zurückhaltend ein. Ebenso problematisch ist das Signal an die Nachuchskräfte. Soweit es nicht gelingt, innerhalb von wölf Jahren eine Professur zu erreichen, kann die Entcheidung für eine wissenschaftliche Karriere in eine beufliche Sackgasse führen. Diese Situation lässt sich icht länger verantworten. Daran ändert auch die Juniorrofessur nichts. Allerdings stellten 2001 die Vertreter des Bundes, der arifgemeinschaft deutscher Länder und der Vereiniung kommunaler Arbeitgeber fest, aufgrund unterchiedlicher Ausgangssituationen im Bereich der ochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichungen sei ein flächendeckender Ansatz für eine tariflihe Sonderregelung in einem ersten Schritt eben nicht u bewältigen. Bei den letzten Tarifverhandlungen für den öffentli hen Dienst wurde auf Initiative der Arbeitgeber eine rozessvereinbarung zur Neugestaltung bis zum 31. Jauar 2005 abgeschlossen. Dabei hat man sich auf eine weistufige Vorgehensweise verständigt: Zunächst soll iskutiert werden, welche Veränderungen im allgemeien Teil des BAT erfolgen sollen, und danach soll der nderungsbedarf bei spartenspezifischen Regelungen usgelotet werden. Solange die Beratungen über die Änerungen im allgemeinen Teil nicht abgeschlossen sind, st es wenig aussichtsreich, erneut in Verhandlungen ber einen Wissenschaftstarifvertrag einzutreten. Wenn ie Beratung über diese Änderungen im Sommer abgechlossen sein sollte, wie Sie verkündet haben, könnten ir erneut einen Vorstoß unternehmen, aber nur unter eachtung der Autonomie der Tarifparteien. Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Aufmerk amkeit. Das Wort hat nun die Kollegin Ute Berg, SPD-Frak ion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Es st Aufgabe der Regierung, den Menschen Mut zu mahen“, so Katherina Reiche heute Morgen in ihrer Rede. enau das tut diese Regierung. Wir als Regierungsfrakion unterstützen sie dabei. Ich möchte daher heute betonen: Wir sind auf einem uten Weg. Nach notwendigen Strukturveränderungen er sozialen Sicherungssysteme wendet sich die Bundesegierung nun verstärkt einem wichtigen anderen Be Ute Berg standteil der Agenda 2010 zu, dem Bereich Innovationen in Bildung und Forschung. Die Debatte um eine gezielte Förderung der Spitzen forschung ist in vollem Gang. Ich bin natürlich hocherfreut darüber, dass die Bundesregierung dieses Thema, das maßgeblich über die Zukunftsfähigkeit unseres Landes entscheidet, ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt hat. Nun kann man aber – wir alle wissen das – Spitzenleistung nicht staatlich verordnen. Sie wird durch Leistungsanreize und Wettbewerb erreicht bzw. unterstützt. Dem tragen wir Rechnung. Wir werden die Autonomie der Hochschulen stärken – das ist auch ihre Forderung –, und gezielt Leistungsorientierung und Anreize geben, damit noch mehr Spitzenleistungen erzielt werden. Aber auch in der Vergangenheit waren wir nicht untä tig. So haben wir bereits Anfang des Jahres 2002 eine stärkere Flexibilisierung der Professorenbesoldung gesetzlich verankert und damit eine attraktive und konkurrenzfähige Entlohnung in Form von Grundgehalt und Leistungszulage eingeführt. Diese Entwicklung muss nun bei der Vergütung des Tarifpersonals an Hochschulen fortgesetzt werden. Frau Schipanski hat diesbezüglich wiederholt und vollmundig eine Initiative aus Thüringen angekündigt, auf die wir leider immer noch warten. (Beifall bei der SPD – Nicolette Kressl [SPD]: Heute Morgen hat sie nichts mehr davon gesagt!)


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508817600

(Beifall bei der SPD)

Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1508817700

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


Wie Sie alle wissen, laufen zurzeit Verhandlungen zwi-
schen Experten des Bundesinnen- und des Bundesfi-
nanzministeriums, der Tarifgemeinschaft deutscher Län-
der, der kommunalen Arbeitgeberverbände und von
Verdi mit dem Ziel, den BAT zu flexibilisieren und zu
modernisieren. Parallel dazu beschäftigt sich der Wis-
senschaftsrat mit der Frage der tariflichen Regelungen
im Wissenschaftsbereich. Ende der Woche werden die
Empfehlungen dieses Expertengremiums veröffentlicht.


(Ulrike Flach [FDP]: Das wird auch Zeit!)

Außerdem gibt es Kontakte zwischen dem Wissen-
schaftsrat und den Tarifpartnern. Wir sind zuversichtlich,
dass man hier zu guten, tragfähigen Vorschlägen kom-
men wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Aus unserer Sicht jedenfalls sind tarifliche Regelun-

gen für mehr Leistungsorientierung nötig,

(Jörg Tauss [SPD]: Genau!)


aber auch – in dieser Frage sind wir uns sicherlich einig –
der Abbau von bürokratischen Hemmnissen für Neben-
tätigkeiten, um die Zusammenarbeit von Wissenschaft
und Wirtschaft zu intensivieren und Ausgründungen aus
der Hochschule zu erleichtern.

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(C (D Eine Tatsache darf man in diesem Zusammenhang icht außer Acht lassen – darauf ist schon mehrfach hinewiesen worden; ich nenne das noch einmal –: Die Umetzung der bereits beschlossenen Flexibilisierung der rofessorenbesoldung geht nur sehr schleppend voran. erade mal drei Länder – Rheinland-Pfalz, Bremen und iedersachsen – haben die Dienstrechtsreform für rofessoren bis heute umgesetzt. (Jörg Tauss [SPD]: In Niedersachsen noch die SPD! – Gegenruf der Abg. Ulrike Flach [FDP]: Das liegt nur an den Liberalen, Herr Tauss!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ur zur Erinnerung: Das Gesetz ist, wie gesagt, schon
eit zwei Jahren in Kraft. Uns allen wäre wirklich sehr
eholfen, Frau Flach, wenn Sie Ihre Parteifreundinnen
nd -freunde in den Ländern von Ihren eigenen Ideen
berzeugen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Ich glaube, bei Ihnen sind es ein paar mehr!)


Dasselbe gilt für Ihren Vorschlag, den Masterabschluss
n Fachhochschulen generell für den Zugang zum hö-
eren Dienst zuzulassen. Sie wollen die Vereinbarung
er Kultusminister- und der Innenministerkonferenz mit
em eingängigen Titel „Zugang zu den Laufbahnen des
ffentlichen Dienstes durch Masterabschluss an Fach-
ochschulen“ aus der Welt schaffen. In dieser Vereinba-
ung steht – Herr Rachel hat es schon ausführlich darge-
tellt –, dass diejenigen, die einen Masterabschluss an
iner Fachhochschule gemacht haben, dem höheren
ienst zugeordnet werden können, aber vorher ein ge-
ondertes Prüfungsverfahren durchlaufen müssen. Auch
ier ist es so, dass die Vereinbarung auch von den Län-
ern, in denen Sie mitregieren, unterzeichnet wurde.


(Jörg Tauss [SPD]: Gefordert sogar!)

ch schlage also vor, dass Sie erst einmal Ihre eigenen
eute mit ins Boot nehmen und von Ihrem Kurs über-
eugen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Haben Sie das denn bei Ihren Leuten auch einmal probiert?)


s nützt nämlich nichts, wenn Sie von der Brücke „volle
raft voraus“ rufen, während die Mannschaft den Anker
icht lichtet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die erwähnte Vereinbarung der Kultusminister-
nd der Innenministerkonferenz trägt in der Tat die
nverkennbare Handschrift eines Kompromisses. Sie ist
ediglich ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aus
ildungspolitischer Sicht hätten wir uns schon damals
eitere Schritte gewünscht,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])







(A) )



(B) )


Ute Berg

um Ernst zu machen mit der politisch gewollten Gleich-
wertigkeit der Fachhochschulen.

Durch den Bologna-Prozess und die damit verbun-
dene rasante Verbreitung der Bachelor- und Master-Stu-
diengänge hat in den letzten Monaten eine dynamische
Entwicklung stattgefunden, der auch die Politik Rech-
nung tragen muss. Die Vereinbarungen der Innen- und
der Kultusminister der Länder sind gerade auch vor die-
sem Hintergrund nicht der Weisheit letzter Schluss.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Sie können aber nicht, wie es sich die FDP vorstellt, ein-
fach mit einem Handstreich weggefegt oder vom Bund
ignoriert werden.

Aus bildungspolitischer Sicht betone ich abschlie-
ßend aber ganz klar: Auf eine sorgfältige Evaluation der
Vereinbarungen können und dürfen wir nicht mehr lange
warten. Sie sollte zügig durchgeführt werden, damit wir
dann zu Entscheidungen kommen können, die sicherlich
im Sinne aller Bildungspolitiker sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508817800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/1710 und 15/1716 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen,
wobei die Vorlagen federführend im Innenausschuss be-
raten werden sollen. Sind Sie damit einverstanden? –
Mit Ausnahme des Kollegen Tauss, der seinen Wider-
spruch allerdings nur in Form eines Zwischenrufs artiku-
lierte und nicht förmlich anmelden möchte, stelle ich das
Einverständnis des Hauses fest. Damit sind die Überwei-
sungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN und der FDP
Die deutsch-koreanischen Beziehungen dyna-
misch fortentwickeln
– Drucksachen 15/2167, 15/2411 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Pflug
Dr. Klaus Rose
Dr. Ludger Volmer
Dr. Rainer Stinner

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Kollege Johannes Pflug für die SPD-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Meine Fraktion begrüßt es sehr, dass es gelunen ist, einen fraktionsübergreifenden Antrag zu Korea inzubringen. Das erhöht unsere Möglichkeiten, auf paramentarischer Ebene einen Beitrag zur Vertiefung der eutsch-koreanischen Beziehungen zu leisten. Es erhöht uch die Möglichkeiten, zur Annäherung der beiden Koeas beizutragen. Die Parlamentarier Südund Nordkoreas haben schon or zwei Jahren anlässlich des Besuchs der deutsch-koeanischen Parlamentariergruppe in Südund Nordkorea hr Interesse an gemeinsamen Gesprächen und Kontaken bekundet. Wir sollten, Herr Kollege Koschyk, bei nserem Besuch, der hoffentlich noch in diesem Jahr tattfindet, unsere Einladung nach Deutschland erneuern nd betonen, dass wir als Gastgeber und Gesprächsparter zur Verfügung stehen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)

Johannes Pflug (SPD):
Rede ID: ID1508817900

Es ist wichtig, gerade die bisherige Isolation der nord-
oreanischen Repräsentanten zu mindern und für sie
öglichkeiten zu schaffen, sich mit der Welt außerhalb
ordkoreas vertraut zu machen. Dabei geht es nicht um
ermittlung zwischen Nord und Süd, auch nicht um die
egelung der Nuklear- und Sicherheitsfragen. Darum
ümmern sich andere Staaten. Hier sollten wir uns und
uch die Möglichkeiten der Europäischen Union nicht
berschätzen. Es handelt sich dabei auch eher um Fragen
er Exekutive als der Legislative. Aber deutsche Parla-
entarier können zur Verbesserung des politischen Kli-
as beitragen und Bedingungen für einen offeneren Dia-
og schaffen.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


Die frühere Teilung Deutschlands und unsere politi-
chen Entscheidungen zur Überwindung der Folgen die-
er Teilung sind in Korea aufmerksam verfolgt worden,
icht als Modell, das importiert werden könnte, sondern
ls Ermutigung, dass ein Land – wenn auch unter ande-
en Bedingungen – mit einer Entspannungspolitik posi-
ive Erfahrungen hat machen können.
Die Bedingungen für eine Entspannungspolitik, die

n Südkorea eine Zeit lang unter dem Begriff „Sonnen-
cheinpolitik“ Unterstützung fand, sind in der Tat sehr
iel anders, als sie es in Deutschland waren. Die Spal-
ung reicht sehr viel tiefer; die Isolierung beider Länder
ar und ist nach wie vor viel umfassender als zwischen
en beiden Teilen Deutschlands. Die Auswirkungen er-
eben wir noch heute immer wieder. Der Fall des Profes-
ors Song Du-Yul ist ein Beispiel dafür. Ohne den kon-
reten Sachverhalt der Anklage gegen Professor Song
u-Yul von dieser Stelle aus bewerten zu wollen und zu
önnen, bin ich der Meinung, dass Gesetze aus der ei-
igsten Zeit des Kalten Krieges überprüft und aufgeho-
en werden sollten. Wir werden den Prozess weiterhin
ehr aufmerksam beobachten und unterstützen die Bun-
esregierung dabei, auf eine schnelle Lösung hinzuwir-






(A) )



(B) )


Johannes Pflug

ken, wie sie es auch bisher getan hat; denn schließlich ist
Professor Song Du-Yul deutscher Staatsbürger.

Aber es gibt den unübersehbaren Willen, den heuti-
gen Zustand zu ändern. Wo immer wir als Deutsche et-
was dazu beitragen können – durch unsere Erfahrungen
und durch unsere politische Praxis –, sollten wir es tun.
Nordkorea ist ein schwieriger Partner in der Region,
aber auch darüber hinaus. Nordkorea macht immer wie-
der von sich reden: als Lieferant von Raketen und
Waffentechnologien, als Staat mit nuklearen Ambitio-
nen.

Wir unterstützen die internationalen Bemühungen zur
Beendigung der nordkoreanischen Atomwaffenpro-
gramme und fordern Nordkorea auf, sich dem Regime
des Nichtverbreitungsvertrages wieder anzuschließen


(Beifall im ganzen Hause)

und sich dem Kontrollregime der IAEO wieder zu unter-
stellen. Wir begrüßen es ausdrücklich, dass eine ameri-
kanische Delegation die Gelegenheit hatte, die nuklearen
Anlagen in Yongbyon zu besichtigen. Wir legen aber zu-
gleich Wert darauf, dass Nordkorea sich wieder der in-
ternationalen Kontrolle unterstellt.


(Beifall im ganzen Hause)

Wir halten es zugleich für richtig, zu versuchen,

Nordkorea auch politisch international einzubinden und
seine Sicherheitsinteressen ernst zu nehmen mit dem
Ziel, nordkoreanischen Politikern zu verdeutlichen, dass
sie auch für ihre Sicherheitsbedürfnisse durch internati-
onale Kooperation mehr gewinnen können als durch
Rüstungsprogramme und nukleare Drohoptionen. Wir
sind sicher, dass dies auch im Interesse Südkoreas liegt.

In diesem Geiste lässt sich sicherlich auch die diplo-
matische Schlacht um die Herausgabe einer japanischen
Briefmarke über die Insel Dokdo – wie sie auf Korea-
nisch heißt – oder Takeshima – wie sie auf Japanisch
heißt – sehr schnell beenden. Der Streit um die Staatszu-
gehörigkeit dieses Felsstückes ist keinen Konflikt wert.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Vor zwei Monaten, am 26. November letzten Jahres,
haben wir den 120. Jahrestag der Aufnahme diplomati-
scher Beziehungen zwischen Deutschland und Korea
begangen. Beide Länder unterzeichneten damals in Che-
mulpo den ersten Handels-, Freundschafts- und Schiff-
fahrtsvertrag. Dieser Jahrestag war der Anlass für unse-
ren fraktionsübergreifenden Antrag. Es ist wichtig, mit
dieser Debatte deutlich zu machen, dass Deutschland
schon sehr lange freundschaftliche Beziehungen zu Ko-
rea unterhält und dass daran auch die Spaltung des Lan-
des nichts grundlegend geändert hat.

Deutschland bemüht sich heute darum, den Annähe-
rungsprozess zwischen Nord- und Südkorea zu fördern.
Das Goethe-Institut in Seoul leistet hierzu wichtige Ar-
beit. Es ist das einzige Institut, das auch in Nordkorea
Projekte durchführt und von Pjöngjang zur Kooperation
ermuntert wird. Wichtig ist: Es handelt sich hierbei um

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(C (D chte Kooperation und ist keine Alibiteilnahme einiger eniger Personen an bestimmten Programmen. Natürlich darf man sich über das Ausmaß und das empo der Annäherung keine Illusionen machen. Auch n Seoul ist die anfängliche Euphorie über den Sonnencheinprozess einer nüchternen Betrachtungsweise geichen. Aber entscheidend ist, dass die Einsicht wächst, ass es keine Alternative zur beiderseitigen Verständiung gibt. Wo immer wir als Deutsche oder Europäer ine Gelegenheit haben, diese Einsicht zu fördern, sollen wir sie nutzen. Schönen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Hartmut Koschyk, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit em heute zu verabschiedenden interfraktionellen Antrag nterstreicht der Deutsche Bundestag erneut, welch hohen tellenwert er den deutsch-koreanischen Beziehungen inräumt. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode atten wir durch einen interfraktionellen Antrag mit dem itel „Frieden, Stabilität und Einheit auf der koreanischen albinsel“ unsere uneingeschränkte Unterstützung der so enannten Sonnenscheinpolitik des damaligen südkoreaischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträgers im Dae Jung zum Ausdruck gebracht. In dem heute zu verabschiedenden Antrag sprechen ir uns dafür aus, die deutsch-koreanischen Beziehunen dynamisch fortzuentwickeln. Anlass für diesen Anrag – der Herr Kollege Pflug hat es bereits erwähnt – ist ie Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 120 Jahen durch den am 26. November 1883 unterzeichneten rsten Handels-, Freundschaftsund Schifffahrtsvertrag. us den anfänglichen Handelsbeziehungen hat sich bis eute ein alle Bereiche der Staatenzusammenarbeit umassendes Beziehungsgeflecht entwickelt, das erfreuliherweise auch zu einer Vertiefung der menschlichen eziehungen führte. Wenn man sich die Beziehungen zwischen Deutsch and und Korea in den letzten 120 Jahren ansieht, wird an feststellen, dass sie in den verschiedenen Phasen nterschiedlich intensiv waren. Sie waren aber immer änzlich frei von Spannungen. Die Teilung Deutschands und Europas, aber auch die Teilung Koreas nach em Zweiten Weltkrieg, die durch den Koreakrieg zeentiert wurde, bewirkten, dass die Beziehungen beider taaten in Deutschland zu den beiden Staaten auf der koeanischen Halbinsel immer in den internationalen Ostest-Beziehungen eingebettet waren, dass sie aber auch adurch ihre Grenzen fanden. Heute verfügt das wiedervereinigte Deutschland soohl über diplomatische und freundschaftliche Bezieungen zur Republik Korea als auch seit März 2001 über Hartmut Koschyk diplomatische Beziehungen zur Demokratischen Volksrepublik Korea. Die deutsche Politik lässt sich sicher so beschreiben: Deutschland begleitet, eingedenk seiner eigenen Teilung und deren Überwindung, den innerkoreanischen Annäherungsprozess mit großer Anteilnahme. Weil Deutschland und Europa ihre Teilung 1989/90 friedlich überwinden konnten, unterstützen sie alle Bemühungen zur Überwindung der Teilung Koreas. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508818000

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1508818100




(A) )


(B) )


Ich glaube, es ist wichtig, dass wir erkennen, dass die-
ser aktive Beitrag Deutschlands und Europas für Frieden,
Stabilität und Demokratie auf der koreanischen Halbinsel
international erwünscht wird. Deshalb ist es richtig, dass
die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische
Union die gegenwärtigen Sechsergespräche, die durch
die Volksrepublik China angestoßen wurden, mit großer
Aufmerksamkeit verfolgen. In diesen Gesprächen su-
chen die beiden koreanischen Staaten, China, die USA,
Japan und die Russische Föderation nach einer Lösung
der Nuklearkrise auf der koreanischen Halbinsel. Dieser
Prozess wird von Deutschland sehr intensiv unterstützt
und begleitet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


In dem heute zu verabschiedenden Antrag spricht sich
der Deutsche Bundestag dafür aus, dass die Bundesre-
gierung den Teilnehmern dieser Sechsparteiengespräche
die guten Erfahrungen des KSZE-Prozesses in Europa
vermittelt. Wir meinen, dass zur Überwindung der ge-
genwärtigen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel
auch Deutschland und die Europäische Union einen Pro-
zess unterstützen sollen, der eben nicht nur eindimensio-
nal auf die Lösung des Nuklearproblems abzielt, sondern
auch vertrauensbildende Maßnahmen, Rüstungskontrolle,
Wirtschafts- und Energiethemen, innergesellschaftlichen
Wandel, die Lage der Menschenrechte und einen breiten
Dialog darüber sowie einen Interessenausgleich zwi-
schen Nordkorea und den benachbarten Staaten umfasst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir meinen, dass Deutschland und die Europäische
Union das regionale Bemühen um Sicherheit in Nord-
ostasien dahin gehend unterstützen können, dass die De-
mokratische Volksrepublik Korea ihre Nuklearwaf-
fenambitionen aufgibt, internationale Kontrollen wieder
zulässt, dafür aber auch mittel- bis langfristig internatio-
nal eingebunden wird, Sicherheitsgarantien erhält und
effektive Hilfsmaßnahmen zur Energieversorgung, zur
Verbesserung der humanitären Lage der Bevölkerung
und zur wirtschaftlichen Entwicklung bekommt, die
dann langfristig auch in eine politische Öffnung des Lan-
des münden.

Ich meine, dass ein stärkeres deutsches und europäi-
sches Engagement in dieser Richtung auch in der Region
begrüßt und gewünscht wird. Dabei ist zum Beispiel
denkbar, dass sich bei einem erfolgreichen Verlauf aus
den Sechsparteiengesprächen eine Art Nordostasien-
KSZE entwickelt, in der Deutschland und die Europäi-

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(C (D che Union eine wesentlich aktivere Rolle als gegenwärig spielen. Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, es ist kein weifel: Das Fundament eines stärkeren deutschen Engageents auf der koreanischen Halbinsel bilden die hervorraenden Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschnd und der Republik Korea. Wir können in allen Bereichen, or allem aber was unsere Wirtschaftsbeziehungen anbeangt, eine erfreuliche Entwicklung feststellen. Deutsche nternehmen haben in Korea mehr als 5 Milliarden uro vor allem in den Produktionssektor investiert. Aber uch koreanische Unternehmen haben zunehmend den eg nach Deutschland und – dafür sind wir besonders ankbar – gerade in die neuen Bundesländer gefunden. nser bilateraler Handel ist mit 10 Milliarden Euro hoch nd fast ausgeglichen. Wir sollten all denen danken, die u diesen sehr erfolgreichen Wirtschaftsbeziehungen eigetragen haben. Ich nenne stellvertretend die eutsch-Koreanische Handelskammer in Seoul, aber uch den Deutsch-Koreanischen Wirtschaftskreis in eutschland. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Es geht jedoch auch um die menschliche und die kul-
urelle Dimension unserer Beziehungen. In den 60er-
ahren prägten koreanische Bergleute und Kranken-
chwestern positiv das Bild Koreas in der damaligen
undesrepublik Deutschland. Heute sind es zahlreiche
n Deutschland tätige koreanische Unternehmen mit ih-
en Mitarbeitern, aber auch Tausende koreanische Stu-
enten. Im Hinblick auf die Beziehungen zur Demokra-
ischen Volksrepublik Korea leisten die Bürger
ordkoreas, die in der ehemaligen DDR eine berufliche
us- und Weiterbildung absolviert haben, einen wichti-
en menschlichen Anknüpfungspunkt.
Wir können feststellen, dass beiden koreanischen Staa-
n ein sehr großes Interesse an deutscher Sprache und
ultur gemeinsam ist, ein Interesse, dem leider von deut-
cher Seite im Hinblick auf die koreanische Sprache
nd Kultur nicht in gleichem Umfang entsprochen
ird.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Leider!)

Gleichwohl gibt es bedeutsame kulturelle Brücken-

auer in unseren Beziehungen. Der deutsche Koreanist
ndre Eckardt, der in Deutschland wirkende Schriftstel-
er Mirok Li, aber auch der aus Nordkorea stammende
usiker und spätere deutsche Staatsbürger Isang Yun
eien genannt. Gegenwärtig können wir in Berlin eine
usstellung der sehr jungen koreanischen Künstlerin
nd Baselitz-Schülerin Soo-Kyoung Seo mit dem sehr
chönen Titel „Meine deutschen Träume“ sehen, in der
n hervorragender Art und Weise eine koreanisch-deut-
che Kultursymbiose dokumentiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das Goethe-Institut mit seiner hervorragenden Arbeit
n Süd- und Nordkorea, der Deutsche Akademische Aus-






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

tauschdienst, die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, po-
litische Stiftungen, aber auch die deutsch-koreanischen
Gesellschaften haben eine breite Basis kulturell-wissen-
schaftlicher Zusammenarbeit zwischen Deutschland und
den beiden koreanischen Staaten geschaffen. Sie ergän-
zen so als dritte Säule in hervorragender Weise die deut-
sche Außenpolitik, wobei wir unseren Diplomaten sowie
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den deutschen
diplomatischen Vertretungen in Seoul und Pjöngjang
große Anerkennung für ihre hervorragende Arbeit zollen
sollten.


(Beifall im ganzen Hause)

Für das Bild Deutschlands vor allem in Nordkorea ist je-

doch der Einsatz unserer humanitären Hilfsorganisationen
entscheidend. Wir konnten bei mehreren Delegationsrei-
sen der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe,
aber auch durch Reisen einzelner Kollegen spüren, wel-
chen entscheidenden Beitrag die Deutsche Welthunger-
hilfe und das Deutsche Rote Kreuz gemeinsam mit inter-
nationalen humanitären Organisationen in hervorragender
Weise zur Verbesserung der Versorgungslage der Men-
schen in Nordkorea geleistet haben, was wir sehr aner-
kennen und wofür wir herzlichen Dank sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Das Jahr 2005 wird ein besonderes Jahr in unseren
Beziehungen sein. Die Republik Korea wird Länder-
schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse und der Asien-
Pazifik-Wochen in Berlin sein. Es bleibt zu wünschen,
dass sich daraus wichtige Impulse für die Beziehungen
Deutschlands zu beiden koreanischen Staaten entwi-
ckeln. Dank einer hervorragenden Initiative der Bot-
schaft der Republik Korea hier in Berlin wurde von süd-
koreanischer Seite das Jahr 2005 zum „Korea-Jahr“
deklariert, was durch zahlreiche Veranstaltungen über
Korea und die deutsch-koreanischen Beziehungen zum
Ausdruck kommen wird.

Wir sind sehr dankbar für das im Jahr 2002 unter
Schirmherrschaft beider Staatsoberhäupter ins Leben ge-
rufene Deutsch-Koreanische Forum, das seit seinem Be-
stehen wichtige Impulse in den Bereichen Wirtschaft,
Handel, Umweltpolitik sowie Kultur und Bildung ge-
setzt hat.

In dem heute zu verabschiedenden Antrag fordern wir
die Bundesregierung auf, auch geeignete Maßnahmen
für einen deutsch-koreanischen Jugendaustausch un-
ter Einbeziehung beider koreanischer Staaten zu entwi-
ckeln. Wir unterstreichen – darauf hat Herr Pflug hinge-
wiesen – erneut unsere Bereitschaft, einmal in Berlin ein
Treffen mit Parlamentariern aus Nord- und Südkorea
durchzuführen, um auch als Deutscher Bundestag einen
Beitrag zur weiteren Vertrauensbildung und Annäherung
auf der koreanischen Halbinsel zu leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, nicht nur
wir beschäftigen uns heute durch diesen Antrag mit Ver-

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(C (D angenheit und Zukunft der deutsch-koreanischen Beiehungen. Es ist sehr erfreulich, dass bereits im Dezemer die Nationalversammlung der Republik Korea, benfalls mit großer Mehrheit, einen Parlamentsantrag it dem Titel „Anlässlich des 120-jährigen Bestehens er koreanisch-deutschen Beziehungen die freundschaftiche Kooperation zwischen beiden Staaten ausbauen“ ngenommen hat und dass sich die Nationalversammung der Republik Korea ihrerseits für eine Intensivieung unserer Beziehungen ausgesprochen hat. In diesem Sinne setzen wir hier in großer politischer inigkeit ein gutes Signal, nämlich dass unsere Bezieungen zu beiden Staaten auf der koreanischen Halbinel weiter intensiviert werden können. Ich bitte Sie um ustimmung zu diesem interfraktionellen Antrag. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort dem Kollegen Ludger Volmer, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da ch den Ausführungen des Kollegen Pflug und des Kolegen Koschyk vollständig zustimmen kann, insbesonere was unsere Beziehungen zu Südkorea und unsere altung zum zwischenkoreanischen Annäherungsproess angeht, möchte ich das Augenmerk auf die Sichereitsprobleme richten, die es im Zusammenhang mit ordkorea gibt. Die Bundesregierung – und zusammen mit ihr fast lle anderen Staaten der Europäischen Union – hat vor inigen Jahren die diplomatischen Beziehungen zu ordkorea aufgenommen. Dieser Schritt war wichtig, m Nordkorea überhaupt wieder in internationale Geprächsund Verhandlungsprozesse einzubeziehen. ir waren damals der Auffassung, dass der richtige Anatz gegenüber Nordkorea nicht derjenige ist, dieses and immer weiter in die Isolation zu treiben, sondern erjenige, dieses Land trotz aller Dialogprobleme im inne einer integrativen Außenpolitik in die internatioale Staatengemeinschaft hineinzuholen. Zum Glück konnten wir damals an die südkoreani chen Ambitionen anknüpfen, über die „Sonnenscheinolitik“ die Annäherung zwischen den beiden koreanichen Staaten zu betreiben. Diesen Prozess haben wir it sehr viel Hoffnung und Engagement begleitet. Leider hat sich seitdem auf der nordkoreanischen eite ein Problem erneut zugespitzt, das wir eigentlich ür überwunden geglaubt haben, nämlich die Frage der tomaren Rüstung. Auch dieses Thema sollten wir, so eine ich, im Sinne einer integrativen Außenpolitik beandeln. Dr. Ludger Volmer Wir sollten uns die Frage stellen, wie wir Nordkorea dazu bewegen können, auf nukleare Optionen zu verzichten und nicht als Gefährder des Weltfriedens aufzutreten. Die Appelle an Nordkorea, das internationale Kontrollregime zu akzeptieren, sind völlig richtig. Ich kann mich dem nur anschließen. Wir müssen uns aber auch die Frage stellen, ob wir Nordkorea den Weg dorthin erleichtern können. Erinnern wir uns an die innere Lage Nordkoreas. Nordkorea war jahrzehntelang von Subventionen aus dem Ostblock abhängig. Es hing am Tropf Moskaus und hat anders als andere Drittweltstaaten 1989/1990 den richtigen Zeitpunkt verpasst, um sich vom kommunistischen Staat zu einem reformorientierten und demokratisch orientierten Staat zu entwickeln. Das ist zwar bedauerlich, aber Faktum. Das Ergebnis dieser verpassten Chance ist, dass die Bevölkerung Nordkoreas heute hungert. Nordkorea glaubt zwar aufgrund seiner Juche-Ideologie, einen autochthonen Prozess, abgekoppelt von der Weltwirtschaft, organisieren zu können. Aber im Ergebnis wird das Volk strukturell verhungern. Eine unserer ersten Maßnahmen im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen war, die humanitäre Hilfe zu intensivieren. Der Preis, den wir von Nordkorea verlangten, war gering. Wir wollten, dass sich unsere humanitären Helfer frei bewegen können und auch Journalisten Zugang haben, sodass wir mehr Informationen bekommen können. Die Informationslage hat sich seitdem verbessert, die reale Lage im Lande nicht. Ich befürchte, dass die atomare Option gar nicht in erster Linie dazu gedacht ist, sich über militärisches Imponiergehabe in der Region einen besonderen Status zu verschaffen, sondern dass es sich dabei um eine Exportoption handelt, mit der Devisen erwirtschaftet und damit die notwendigsten Dinge eingekauft werden können, die zum Überleben in diesem Lande notwendig sind. Daraus ergibt sich für uns die Aufgabe, Nordkorea den Weg in eine integrierte Weltwirtschaft zu ebnen, Nordkorea zu motivieren, die Grenzen zu öffnen und von dieser kruden und antiquierten Ideologie der Selbstbehauptung Abschied zu nehmen, und im Zuge der Wiederaufnahme in die internationale Staatengemeinschaft und der Einbeziehung in den internationalen Handel dazu zu bewegen, auf die atomaren Optionen zu verzichten. Ich möchte deshalb ausdrücklich begrüßen, dass unser transatlantischer Partner, die Vereinigten Staaten, den Gesprächsfaden zu Nordkorea wieder aufgenommen hat, vielleicht auch motiviert durch die guten Erfahrungen, die wir gemacht haben, als wir mit dem Iran oder Libyen, Staaten, die in der Vergangenheit ebenfalls Besorgnis auslösten, einen Verhandlungsweg gefunden haben. Das ist besser, als wenn man versucht, (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Hat auch geholfen!)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508818200
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Lothar Mark [SPD]: Sehr richtig!)





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(C (D ja, Herr Pflüger, das sage ich ja –, sie über Druck in die cke zu treiben und zum Einlenken zu bewegen. In diesem Kontext kann Deutschland eine Rolle spie en, denn beide Koreas schauen mit sehr viel Interesse uf den deutschen Weg zur Wiedervereinigung. Wir issen – wenn man beide Situationen vergleicht –, dass ie Situation Koreas ungleich schwieriger ist. Deshalb alten wir uns mit klugen Ratschlägen zurück, sind aber mmer bereit, mit beiden Seiten zu reden, wenn unser at gefragt ist. Auch ich kann hier nur betonen: Wir begrüßen, dass orea das Schwerpunktland der Asien-Pazifik-Wochen m nächsten Jahr sein wird. Wir freuen uns auf eine veriefte Diskussion über diese beiden Länder, die uns kulurell so viel zu bieten haben und von denen wir hoffen, ass sie zueinander finden, um eine ähnlich gemeinsame ukunft zu haben, wie wir das heute im wiedervereinigen Deutschland erleben. Danke. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der ollege Harald Leibrecht, FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wir von der FDP-Bundestagsfraktion freuen uns anz besonders, dass sich der Deutsche Bundestag endich mit der koreanischen Halbinsel befasst. Korea geört zu den schwierigsten und brennendsten Krisenerden auf der Welt; und das nicht nur wegen des tomwaffenprogramms Nordkoreas. Die Befassung mit diesem Thema geht auf einen An rag der FDP-Fraktion zurück, den wir schon im Februar etzten Jahres in den Deutschen Bundestag eingebracht aben. Damals haben wir eine internationale Sichereitsinitiative für Nordostasien gefordert, um über einen ultilateralen Zugang Auswege aus der verfahrenen Siuation dort zu finden. Inzwischen findet ein Dialog im Rahmen der so ge annten Sechsergespräche statt. An den Verhandlungen st die EU nicht beteiligt. Daher möchte ich an dieser telle unser Plädoyer für eine stärkere Beteiligung der uropäischen Union am Entspannungsprozess in Korea iederholen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508818400
Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1508818500

ir haben darauf hingewiesen, dass in Europa mit dem
SZE-Prozess ein Modell entwickelt wurde, wie ein
alter Krieg überwunden werden kann. Wir freuen uns,
ass sich dieser Ansatz in unserem interfraktionellen
ntrag wiederfindet.
Die koreanische Halbinsel ist, wie einst Deutschland,

eteilt. Wenn ich aber heute höre, dass junge Koreaner
ach Deutschland kommen, um den Prozess der deut-






(A) )



(B) )


Harald Leibrecht

schen Wiedervereinigung zu studieren, dann stimmt
mich das sehr zuversichtlich. Dies zeigt, dass Deutsch-
land aufgrund geschichtlicher Parallelen Wege für eine
Wiedervereinigung beider koreanischer Staaten aufzei-
gen kann.

So ging der deutschen Wiedervereinigung auch ein
intensiver Kulturaustausch und dadurch eine zwischen-
menschliche Annäherung voraus. Diesen Ansatz unter-
stützen deutsche Organisationen auf der koreanischen
Halbinsel. Auch Sie, Herr Koschyk, haben das ja gerade
angesprochen. Dabei handelt es sich beispielsweise um
das Goethe-Institut, aber auch um die politischen Stif-
tungen. Die Friedrich-Naumann-Stiftung war eine der
ersten, die in Nordkorea aktiv wurden. Die deutschen
Botschaften in Seoul oder Pjöngjang sind tagtäglich um
eine Annäherung beider Staaten bemüht. Die Nichtregie-
rungsorganisationen, zum Beispiel die Welthungerhilfe,
versorgen Hunderttausende von Menschen in Nordkorea
mit Lebensmitteln.

Trotzdem müssen wir heute eine Tickermeldung zur
Kenntnis nehmen, die uns mit großer Sorge belastet. Da-
rin wird auf die Verschlechterung der Ernährungslage
in Nordkorea hingewiesen, weil schlichtweg die Spen-
den ausbleiben. Hier muss an die westliche Welt appel-
liert werden, ihren Selbstverpflichtungen nachzukom-
men und das Welternährungsprogramm am Leben zu
halten, dem im Moment schlichtweg die Nahrungsmittel
ausgehen.

Meine Damen und Herren, im August letzten Jahres
stellten die Koreaner die internationale Studentenolym-
piade „Universiade“ unter das Motto „Dream for Unity“.
Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass die deutsche De-
legation auf eine Tafel geschrieben hat: „Unity is pos-
sible“. Dieses Ziel müssen wir weiterverfolgen und
Nord- und Südkorea auch weiterhin Unterstützung zu-
kommen lassen. Dann wird auch dort endlich eine Verei-
nigung im demokratischen Sinne möglich sein.

Besten Dank.

(Beifall im ganzen Hause)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508818600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-

gen Ausschusses auf Drucksache 15/2411 zu dem inter-
fraktionellen Antrag mit dem Titel „Die deutsch-koreani-
schen Beziehungen dynamisch fortentwickeln“. Der
Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/2167
in der Ausschussfassung anzunehmen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstim-
mig angenommen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 10 auf:
Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Peter Hintze, Peter Altmaier, Veronika Bellmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Strukturveränderungen der Bundeszollver-
waltung sowie Auswirkungen der Beitritte

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(C (D Polens und Tschechiens zur Europäischen Union 2004 – Drucksachen 15/1379, 15/1623 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre ch keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst der ollegin Veronika Bellmann, CDU/CSU-Fraktion, das ort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her en! Die Osterweiterung der Europäischen Union stellt ür die deutsche Zollverwaltung eine ihrer größten Heausforderungen dar, und dies, nachdem bereits im Zuge er Wiedervereinigung ein enormer Umstrukturierungsrozess vollzogen wurde bzw. vollzogen werden sollte. enn dieser Prozess ist leider noch nicht vollkommen bgeschlossen. Manchmal hat man den Eindruck, dass as Wort „Reform“ an dieser Stelle nicht zutreffend ist. Die Reformbemühungen des Bundesfinanzministe iums innerhalb der Zollverwaltung waren an mancher telle wenig zukunftsweisend und nicht auf Dauer tragähig. Jetzt hat das Bundesfinanzministerium zur Sozialerträglichkeit, zu Berufsperspektiven und zur heimatahen Verwendung Zusagen gegeben. Es dient nicht der laubwürdigkeit der Verwaltung, wenn die zugesagte berführung des einfaches Zolldienstes in den mittleren ienst noch nicht vorangekommen ist. Hier ist die Auforderung der Union an die Bundesregierung, diese Aufabe endlich zu lösen. Der Aufgabenbereich der Zollverwaltung hat sich or allem in den letzten 20 Jahren, insbesondere durch as Schengener Abkommen – die Binnengrenzen der uropäischen Union werden verschwinden – stark verndert. Der große Unterschied zur Entwicklung der letzen Jahre und Jahrzehnte ist aber, dass wir für unsere öllner keine Folgeaufgaben mehr haben, jedenfalls icht im klassischen Sinne. Hinzu kommt, dass ein roßteil der circa 6 000 von der Osterweiterung der Euopäischen Union betroffenen Zöllner in strukturschwahen Regionen an der Ostgrenze Deutschlands beschäfigt ist. Bis zu zwei Drittel von ihnen werden oraussichtlich ihre jetzige Arbeitsstelle verlieren. Eine eträchtliche Zahl derer, die keine ortsnahe Anschlusserwendung finden können, wird damit diesen Regionen erloren gehen. Entsprechende Ausgleichsmaßnahmen erden von der Bundesregierung allerdings nicht in Beracht gezogen, wie in der Antwort zu Punkt 11 unserer roßen Anfrage zu lesen ist. Die Bundesregierung hat war keine Erhebungen – so sagt sie –, aber sie geht daon aus, dass keine nennenswerte Auswirkung auf die aufkraft der betroffenen Regionen eintreten werde. – an sieht daran auch, welche Wertigkeit der Osten für ie Bundesregierung hat. Doch die Bundesregierung schafft auch – durch ihre reigene Form der Arbeitsbeschaffung – neue Aufgaben Veronika Bellmann für den Zoll: Zum Beispiel wird die weitere Erhöhung der Tabaksteuer für erheblichen Kontrollbedarf sorgen, denn insbesondere zum Schmuggel werden besondere Anreize entstehen. Die Filterfunktion der Zigarette bleibt, die Filterfunktion des Grenzübertritts aber entfällt. Diesem Problem kann nicht durch unmittelbare und statische zöllnerische Grenzkontrollen begegnet werden. Die Gewerkschaft der Polizei, der Bundesgrenzschutz, der Zoll, selbst der Generalstaatsanwalt sagen dazu, dass die Neuordnung des Zollfahndungsdienstes die bisher erfolgreich praktizierte zeitund ortsnahe Zusammenarbeit weitgehend zunichte machen würde. Das zeigt sich am Umfang sichergestellter Schmuggelware – da gibt es eine Halbierung –, aber auch an der Halbierung der Anzahl von Strafund Bußgeldverfahren. All das führt zu einem Verlust von Zollund Steuermitteln. Die Gewerkschaft der Polizei sagt weiter: Was tut Bundesminister Eichel? Er schwächt die Zollverwaltung. – 2 300 Stellen sind anvisiert – so war der Großen Anfrage zu entnehmen –, gut 400 seien bisher unbesetzt, das Ist liegt bei 1 293. Und das bei der Veränderung und den vielfältigen Aufgaben! Wir brauchen also eine größere Kontrolldichte an den Grenzen. Die Arbeitsgruppe „Ost“, die im Bundesfinanzministerium dazu gebildet wurde, hat vorgeschlagen, 15 mobile Kontrollgruppen zu bilden. Wir regen an, diese Zahl auf 21 zu erhöhen; das entspricht in etwa der bisherigen Anzahl der Zollkommissariate. Lieber dem Bedarf entsprechend anfangen und später gegebenenfalls reduzieren, als schon mit zu geringer Zahl anfangen und feststellen, dass man den Aufgaben nicht gerecht werden kann. Auch die vollständige Übernahme der Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung und die dadurch notwendige Integration der bisher bei der Bundesanstalt für Arbeit Beschäftigten bedeuten eine große Herausforderung für die Zollverwaltung. Statt Putzfrauenverfolgung brauchen wir eine spezielle Verfolgung der organisierten Kriminalität. Eine möglichst heimatnahe, sozialverträgliche Anschlussverwendung muss angestrebt werden. Sollte letztlich aus Gründen der Funktionsfähigkeit keine Anschlussverwendung im eigenen Bezirk möglich sein, bedarf es deutlicher Mobilitätsanreize. Hier könnte man nach dem Beispiel des Umzuges der Regierung von Bonn nach Berlin vorgehen: wöchentliche Heimfahrten, finanzielle Unterstützung beim Wohnortwechsel – all das, was dem Staatssekretär zugestanden hat oder für ihn Recht und billig war, sollte auch für den kleinen Zollsekretär gelten, der garantiert nicht so gut betucht ist wie ein Staatssekretär. Zurück zu den Arbeitsplätzen im Osten. Es gibt den unmittelbaren Kaufkraftverlust in Ostdeutschland durch eine Versetzung der Beschäftigten der Zollverwaltung. Darüber hinaus sind weitere Arbeitsplätze durch den Wegfall der bisherigen EU-Ostgrenze gefährdet. So werden nach dem 1. Mai 2004 bis zu 400 Grenzspeditionsmitarbeiter ohne Anstellung sein. Das Bundesamt für Güterverkehr hat in Erwartung des neuen – technisch lei d n G r F r l T k h Z M d m d s m ü w w v b E d s W a d u m t c Z w s i S a l s v d d e u K z d l K w e z (C (D er sehr unvollkommenen – Mautsystems Hunderte euer Mitarbeiter eingestellt, ohne dabei die bei den renzspediteuren frei werdenden Arbeitskräfte zu beücksichtigen. Auch die Bundesagentur für Arbeit hat ihre besondere ürsorge für die aufgrund politischer Strukturverändeungen freigesetzten Arbeitskräfte bisher nicht erkennen assen. Man kann hier nur feststellen: Das ist bei den urbulenzen und der Egomanie in den Führungsgremien ein Wunder. Bei den Mitarbeitern der Zolldienstleister andelt es sich vorwiegend um Quereinsteiger. Für diese öllner brauchen wir also eine Fortbildung, um ihre arktchancen deutlich zu erhöhen. Insofern ist die Bunesagentur für Arbeit hier sehr gefragt. Das würde die Menschen genauso fit für die Zukunft achen, wie es auch die Zollverwaltung werden muss; enn es wird nicht nur der Wegfall der Außengrenze, ondern auch der technische Fortschritt auf uns zukomen. Das heißt, die Steuererklärung wird in Zukunft berwiegend online an die Finanzbehörde geschickt erden. Auch das wird dazu führen, dass die Zollveraltung nicht mehr in gleichem Maße wie vorher direkt or Ort sein muss. Diese Möglichkeiten der neuen Technologien zielen ei der Warenabfertigung nicht mehr auf die klassische inheit von Anmeldung und Abfertigung. Vielmehr wird ie Erhebung der Einfuhrabgaben und Verbrauchsteuern chon bald EDV-gestützt, papierlos und ohne Nähe zur are erfolgen. Solche Tätigkeiten können prinzipiell uch zentral erledigt werden. Eine in der Fläche notwenige Präsenz von Finanzbehörden als Steuererhebungsnd -verwaltungsbehörden ist aus diesen Gründen nicht ehr erforderlich. Im Gegensatz dazu wird der Bereich der Zollverwal ung, der die Maßnahmen der fiskalischen und polizeilihen Überwachung, Kontrolle und Verfolgung von uwiderhandlungen gewährleistet, aufgrund der Notendigkeit der körperlichen Nähe zur Ware, zum Hertellerbetrieb, zur Tat oder zum Täter in der Fläche mmer präsent sein müssen. Betriebsüberwachung, chmuggelbekämpfung, Strafverfolgung und Gefahrenbwehr sind Aufgaben, die sich nicht von einem zentraen Ort aus erledigen lassen. Dem Umstand, dass verchiedene Behördenteile des Zolls in bestimmten Fällen or Ort präsent sein müssen, wird die heutige Struktur er Zollverwaltung nicht gerecht. Keine der bisher angeachten Strukturmaßnahmen lässt solche Überlegungen rkennen. Selbst die Gewerkschaft der Polizei stimmt uns zu nd fordert eine zukunftsweisende Struktur für die ollegen in der Zollverwaltung. Der Zoll soll im Vollug eben nicht nur eine Bundesfinanzverwaltung, sonern quasi eine Bundesfinanzpolizei sein. Genau darin iegt die Zukunft. Wir brauchen also weitere tragfähige onzepte für die Zukunft der Zollverwaltung. Die Union ird sich konsequent und konstruktiv an dem Entwurf iner neuen Struktur der Zollverwaltung und des Vollugs beteiligen. Veronika Bellmann Ich komme zum Schluss: Dabei werden wir uns an den Erfordernissen, die uns die Praktiker vor Ort schildern, und nicht an den fiskalischen Begründungen der Ministerien orientieren; denn wie sagt man so schön: Nicht jeder, der aus dem Rahmen fällt – das kommt bei den Ministerien der Bundesregierung ja häufig vor –, war vorher über die Sache auch im Bilde. Vielen Dank. Ich erteile der Parlamentarischen Staatssekretärin Barbara Hendricks das Wort. D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich war doch glatt der irrigen Annahme, man könnte über ein solches Thema auch ohne irgendwelche polemischen Spitzen reden. Da habe ich mich getäuscht. Dass die einführenden Worte der Kollegin Bellmann nicht ohne solche polemischen Spitzen auskamen, fand ich vor allen Dingen vor dem Hintergrund dessen verwunderlich, was die Bundesfinanzverwaltung schon getan hat und weiterhin in die Wege leitet, um genau die Probleme zu minimieren, die zulasten der Bediensteten der Zollverwaltung zwangsläufig entstehen werden, wenn im Mai die Grenzen zu unseren östlichen Nachbarn geöffnet werden. Ich glaube, manchmal wäre es ganz gut, einfach einmal vorurteilsfrei zu schauen, was schon geschehen ist und zur Kenntnis zu nehmen, was in manchen Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland, die nicht an die bald zur EU und zum Binnenmarkt gehörenden neuen Mitgliedsländer im Osten grenzen, geschehen ist. Die Anträge auf Vergütung der Mineralölsteuer, die so genannte Agrardieselvergütung, werden zum Beispiel zentral in den Hauptzollbezirken Cottbus und Löbau und nicht mehr in Karlsruhe, Koblenz, Köln und Hannover bearbeitet. Sollte im Interesse der Zöllner, die es im Bundesgebiet insgesamt gibt, nicht auch das einmal positiv gewürdigt werden? Ein bisschen weniger Polemik wäre wirklich angemessen gewesen. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1508818700




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(Beifall der Abg. Ilse Falk [CDU/CSU])





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(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508818800
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1508818900

Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte Mitte 1999
entschieden, die Strukturen der Bundesfinanzverwal-
tung, insbesondere die der Zollverwaltung, zu moderni-
sieren. Strukturanpassungen in der Zollverwaltung sind
besonders mit Blick auf die Osterweiterung der Euro-
päischen Union zum 1. Mai 2004 geboten. Wir werden
das Konzept zur umfassenden Neustrukturierung der
Zollverwaltung, welches wir schon damals beschlossen
haben, schrittweise realisieren und haben damit natürlich
schon angefangen.

Bis zur EU-Osterweiterung werden wir die folgenden
Straffungsmaßnahmen im Wesentlichen vollziehen: Die
Zahl der Hauptzollämter wurde bereits von 83 auf 54

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(C (D erringert – auch dies ein Ausweis von modernem Staat nd schlanker Verwaltung. Die Zahl der Zollfahndungsmter wurde auf acht und deren Außenstellen auf 24 reuziert. Die Zahl der Zollämter wird von 388 auf 277 bgeschmolzen. Die Bekämpfung der Schwarzarbeit geießt hohe Priorität und wird durch verstärkten Personalinsatz intensiviert. Dabei geht es, Frau Kollegin ellmann, nicht um die Jagd auf illegal beschäftigte utzfrauen, sondern um die Bekämpfung der gewerblihen illegalen Beschäftigung. Der Grenzaufsichtsdienst an den Grenzen zu Polen nd Tschechien wird schrittweise umgebaut. Die für Inensivkontrollen zuständigen Sondergrenzaufsichtsstelen werden verstärkt. Die Mobilen Kontrollgruppen für ontrollen im Hinterland werden aufund ausgebaut, lso auch personell verstärkt. Jede Mobile Kontrollruppe wird mit doppelt so viel Personal wie bisher ausestattet, nämlich 36 statt bisher 18 Stellen umfassen. uch dies soll man bitte beachten. Die Straffungsmaßnahmen auf der Ebene der auptzollämter und Zollfahndungsämter sind schon zum . Januar 2002 umgesetzt worden. Nach der EU-Ostrweiterung kommt es bei der Aufgabenwahrnehmung atürlich zu erheblichen Veränderungen. Die übertrageen grenzpolizeilichen Aufgaben werden im Einvernehen mit dem Bundesministerium des Innern nicht mehr urch die Zollverwaltung, sondern durch den Bundesrenzschutz wahrgenommen. Zudem entfallen alle renzbezogenen zollrechtlichen Warenkontrollen, da ach dem Gemeinschaftsrecht an allen EU-Binnengrenen grundsätzlich freier Warenverkehr herrscht. Die Osterweiterung der Europäischen Union wird ufgrund dieser Aufgabenminderungen in den Bundesändern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachen und Bayern zu weit reichenden strukturellen Veränerungen im Bereich der Zollverwaltung führen. Im renzabfertigungsund im Grenzaufsichtsdienst an den renzen zu Polen und Tschechien wird Personal in einer rößenordnung von 3 900 Arbeitskräften freigesetzt, nd zwar wegen EU-rechtlich gebotener Aufgabenreduierung. Diese Beschäftigten sind, soweit sie bei den ortbestehenden grenznahen Dienststellen nicht weiter ingesetzt werden können, für andere Aufgaben der ollverwaltung, zum Beispiel für die verstärkte Beämpfung von illegaler Beschäftigung und auch des Ziarettenschmuggels, vorgesehen. Eine Arbeitsgruppe im Bundesfinanzministerium hat ich im ersten Halbjahr 2003 eingehend mit den persoalwirtschaftlichen Auswirkungen der EU-Osterweierung befasst und eine Reihe von Vorschlägen zur ufgabenverlagerung bzw. für eine intensivierte Wahrehmung bestimmter Zollaufgaben wie zum Beispiel bei en Mobilen Kontrollgruppen in den Grenzbereichen zu olen und Tschechien entwickelt, die eine sozialverträgiche Weiterbeschäftigung der unter sozialen Aspekten esonders betroffenen Beschäftigten gewährleisten. Insgesamt ist es uns gelungen, für rund 2 570 Be chäftigte der Zollverwaltung eine heimatnahe Verwenung vorzusehen. Für rund 1 000 Beschäftigte kommen berregionale Verwendungen in Betracht. Für sie gilt Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks selbstverständlich, Frau Kollegin Bellmann, das Umzugskostenrecht des Bundes: Wenn sie denn wirklich umziehen müssen, was nicht sicher ist, werden sie entsprechend dem geltenden Umzugskostenrecht des Bundes, welches auch bei der Verlagerung des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin Anwendung gefunden hat, entschädigt und in ihren Kosten entlastet. Auch da war Polemik nicht notwendig, Frau Kollegin Bellmann; darauf will ich noch einmal deutlich hinweisen. Aus den absehbaren weit reichenden Aufgabenveränderungen müssen zwangsläufig die notwendigen aufbauorganisatorischen Konsequenzen gezogen werden, um eine effiziente Struktur der Zollverwaltung auch künftig sicherstellen zu können. Es ist vorgesehen, zehn große Grenzzollämter an der deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenze bis auf weiteres als Binnenzollämter mit einem Personaleinsatz von insgesamt zunächst rund 500 Arbeitskräften fortzuführen. Die Planungen der deutschen Zollverwaltung sehen vor, die zukünftigen Binnenzollämter durch ein umfangreiches Serviceangebot für die Wirtschaftsbeteiligten besonders attraktiv zu machen. Mit dem modernen elektronischen Abfertigungsverfahren ATLAS wurde übrigens neuerdings erstmals die Möglichkeit einer vollständigen elektronischen Kommunikation zwischen Wirtschaft und Zollverwaltung geschaffen. Der vorgestellte Umstrukturierungsprozess schafft eine leistungsfähige Zollverwaltung, die den neuen Herausforderungen in einem zusammenwachsenden Europa voll gewachsen und effizient aufgebaut ist. Er ist übrigens selbstverständlich, Frau Kollegin Bellmann, auch mit denjenigen, die vor Ort tätig sind, abgestimmt worden, und zwar über die Gremien örtlicher Personalrat, Bezirkspersonalrat und Hauptpersonalrat. Auch ich persönlich bin vor Ort gewesen. Die Bediensteten, zum Beispiel die in Löbau, haben sich bei mir, stellvertretend für den Bundesfinanzminister, dafür bedankt, dass wir an den bisherigen Ostgrenzen unsere Aufgaben weiter wahrnehmen. Ich glaube nicht, dass die CDU uns dabei helfen muss, alles neu anzufangen. Aber vielleicht haben Sie das auch gar nicht so gemeint. (Beifall bei der SPD – Veronika Bellmann [CDU/CSU]: So oft habe ich meinen Namen noch nie gehört!)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508819000

Das Wort hat der Kollege Professor Pinkwart, FDP-

Fraktion.


Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1508819100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zunächst ist positiv hervorzuheben, dass offen-
sichtlich alle Bemühungen unternommen werden – das
ist eben ausgeführt worden –, für eine sozialverträgliche
Umstrukturierung zu sorgen. Darauf legen wir ausdrück-
lich Wert, genauso wie darauf, dass dabei die spezifi-
schen Strukturprobleme der neuen Bundesländer und der
veränderte Kontrollbedarf im Zuge der EU-Osterweite-
rung Berücksichtigung finden. Unser besonderer Dank
gilt an dieser Stelle den Zollbeamten, die sich auf diesen

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(C (D trukturwandel in der den Beamten eigenen Weise fair, taatsbezogen und verantwortlich eingelassen haben. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gleichwohl möchte ich hier auf zwei Probleme auf-
erksam machen, die mit der Zollverwaltung zu tun ha-
en. Das eine Problem, das wir aktuell zu diskutieren ha-
en, ist die Übertragung der Zuständigkeit für die
ekämpfung der Schwarzarbeit von der Bundesagen-
ur für Arbeit auf die Zollverwaltung. Man liest zumin-
est in der Tagespresse, dass das noch nicht optimal er-
olgt, um das sehr freundlich, Frau Staatssekretärin, zu
ormulieren. Ich wäre dankbar, wenn die Bundesregie-
ung zu diesen aktuellen Berichten vielleicht einmal im
inanzausschuss oder an anderer Stelle Stellung nehmen
önnte.
Es gibt einen zweiten, viel grundsätzlicheren Aspekt

m Zusammenhang mit der Übertragung der Zuständig-
eit für die Bekämpfung der Schwarzarbeit. Wir haben
as wiederholt im Finanzausschuss diskutiert, einmal
uch im Kontext der Tabaksteuererhöhung. Wir müssen
eststellen: Das Phänomen Schwarzarbeit hat wachsende
endenz und sicherlich können Zollbeamte oder andere
eamte eingesetzt werden, um diese zu bekämpfen.
ber ist das wirklich die Lösung zur Bekämpfung der
chwarzarbeit? Das ist es nicht.
Hier verweisen wir auf die Antwort der Bundesregie-

ung auf eine Anfrage der FDP aus dem vergangenen
ahr. Es ist immer gut, wenn man sich auf die Bundesre-
ierung beziehen kann. Denn sie antwortet auf die Frage,
elches denn die Ursachen für die Schattenwirtschaft
eien, wie folgt:

Als maßgebliche Determinanten des Umfangs der
Schattenwirtschaft werden in einschlägigen Ab-
handlungen zum Thema die Steuer- und Abgaben-
belastung, die Regulierungsdichte, das Niveau der
Lohnersatzleistungen … angeführt.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

as sind die eigentlichen Probleme. Solange wir die
icht angehen, können wir noch so viel kontrollieren.
ir werden nicht die notwendigen Wachstumskräfte ent-

achen, die wir gerade für die neuen Bundesländer brau-
hen, damit es dort zu einer nachhaltigen Verbesserung
er Lebensbedingungen kommt. Deswegen wollen wir
lles tun, was hier, auch in der Zollverwaltung, notwen-
ig ist, um einen sozialverträglichen Umstrukturierungs-
rozess zu begleiten. Aber bitte – diese Bitte richte ich
n die Bundesregierung, aber auch an die Oppositions-
raktionen – lassen Sie uns alles tun, damit die Rahmen-
edingungen so gesetzt werden, dass die Wirtschaft für
ie notwendigen Arbeitsplätze in diesem Land sorgen
ann. Dann müssen wir uns auch nicht immer wieder
eue Aufgaben für den öffentlichen Dienst erarbeiten.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508819200

Das Wort hat nun die Kollegin Christine Scheel,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508819300

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Die be-

vorstehenden Strukturveränderungen in der Bundeszoll-
verwaltung stehen in direktem Zusammenhang mit dem
Beitritt von Polen und Tschechien zur EU. Der europäi-
sche Binnenmarkt wird sich zum 1. Mai 2004, wie wir
alle wissen, um insgesamt zehn Länder vergrößern. Wir
begrüßen diesen wirtschaftlichen und politischen Inte-
grationsprozess sehr.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Als Ergebnis dieses Integrationsprozesses werden
zum 30. April 2004 wesentliche Aufgaben der Zollämter
entfallen, vor allem an unseren Grenzen zu Polen und
Tschechien; die Frau Staatssekretärin hat bereits darauf
hingewiesen. Denn innerhalb der Europäischen Union
gibt es bekanntlich keine Zölle, sodass sich die Zoll-
außengrenzen der Europäischen Union in Richtung
Ukraine verschieben.

Es ist völlig logisch – das sage ich auch an die Kol-
leginnen und Kollegen der CDU/CSU-Fraktion ge-
wandt –, dass es infolgedessen zu umfangreichen Verän-
derungen in den Strukturen der Bundeszollverwaltung
kommen muss. Auf der einen Seite fallen Aufgaben er-
satzlos weg; auf der anderen Seite kommen neue Aufga-
ben hinzu.

Insgesamt 4 310 Beschäftigte in der Zollverwaltung
sind von den Veränderungen betroffen. Für die meisten
Zollbeamten und -beamtinnen ist eine so genannte
heimatnahe Verwendung vorgesehen, die mit neuen
Aufgaben verbunden ist. 2 570 Beschäftigte finden in
den jeweiligen Regionen eine neue Aufgabe, rund
1 000 Beschäftigte sind für eine überregionale Verwen-
dung vorgesehen. Hierfür liegt ein gemeinsam mit der
Verwaltung ausgearbeitetes sehr langfristiges Konzept
vor, mit dem die durch den Beitritt entstehende Situation
auch sozialverträglich vorbereitet wurde.

Wichtig für die Umsetzung der Strukturreform sind
die neuen Aufgaben, die auf die Beamtinnen und Beam-
ten zukommen. Ich möchte nur zwei Aufgabenbereiche
herausgreifen: die so genannten Mobilen Kontrollgrup-
pen und die Bekämpfung der organisierten gewerblichen
Schwarzarbeit.

Das Personal in den Mobilen Kontrollgruppen be-
kommt eine gute Ausbildung, die effiziente Arbeitser-
gebnisse gewährleisten soll. Denn dort wird man stärker
mit der Problematik des Schmuggels konfrontiert wer-
den. Schätzungen zufolge wird beispielsweise der durch
den Schwarzmarkt im Zigarettenhandel entstehende
Schaden im Jahr 2005 1,4 Milliarden Euro betragen. Die
Zollfahndung setzt Mobile Kontrollgruppen hinter den
Grenzen ein, deren Zahl sie von derzeit 43 auf 48 erhö-

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(C (D en wird. Diese Erhöhung ist angemessen und sinnvoll. ierbei wird auf die Beschäftigten zurückgegriffen, die islang an den Grenzen eingesetzt waren. Auch das ist innvoll und es ermöglicht eine ortsnahe Verwendung, ie die jeweilige Lebenssituation der Beschäftigen in der ollverwaltung berücksichtigt. Ich möchte einmal deutlich machen, welche Arbeit on den Beschäftigten geleistet wird. Ein Container mit 0 Millionen Zigaretten, die auf den Schwarzmarkt geracht werden, bringt den Schwarzhändlern einen Geinn von ungefähr einer halben Million Euro, weil sie teuern in Höhe von 1 Million Euro einsparen. Wenn an diese Zahlen hochrechnet, kommen Gewinnvoluina im Bereich von 1 Milliarde bis 2 Milliarden Euro usammen. Insofern ist die Arbeit der Mobilen Kontrollruppen sehr wichtig. Auch bei der Bekämpfung der gewerbsmäßigen chwarzarbeit besteht großer Handlungsbedarf, vor alem im Sinne fairer Wettbewerbsbedingungen auf dem au und im Handel. Wir haben gestern im Finanzauschuss erfahren, dass der internationale Umsatzsteuerberug – beispielsweise durch Karussellgeschäfte – auf ationaler Ebene allein im Umsatzsteuerbereich zu Steurausfällen in Höhe von schätzungsweise 16 Milliarden is 18 Milliarden Euro führt. Die durch nicht abgeführte ozialversicherungsbeiträge in der Bauwirtschaft entsteenden Verluste sind in dieser Summe noch nicht beücksichtigt. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Aber das ist nicht vom Zoll zu lösen!)


eswegen ist es wichtig, dass die Beschäftigten des
olls und der Bundesagentur für Arbeit ihren Beitrag bei
er Bekämpfung der Schwarzarbeit leisten, damit wir
er organisierten Wirtschaftskriminalität verstärkt entge-
entreten können.
Letzte Bemerkung: Die Personalaufstockungen unter

em neu strukturierten Dach „Finanzkontrolle Schwarz-
rbeit“ an 113 Standorten in der Bundesrepublik unter
er Regie der Oberfinanzdirektion Köln – die dortigen
eschäftigten sind sehr qualifiziert ausgebildet, die Zu-
ammenarbeit ist überaus modern – werden einen we-
entlichen Beitrag dazu leisten, dass wir der organisier-
en Schwarzarbeit insgesamt mit größerem Erfolg
ntgegentreten können. Deswegen sind die Verlagerun-
en und die neuen Schwerpunktsetzungen durchaus zu-
unftsgerichtet, sorgen für mehr Steuereinnahmen und
ettbewerb und richten sich auch gegen wirtschaftspoli-

ische Verzerrungen im Zusammenhang mit der Ost-
rweiterung.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508819400

Ich erteile das Wort dem Kollegen Georg Fahrenschon,
DU/CSU.






(A) )



(B) )



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1508819500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unwider-

sprochen: In exakt 92 Tagen haben wir es mit einer der
größten Umstrukturierungen bundesstaatlicher Organi-
sationseinheiten zu tun. Die Frau Staatssekretärin hat die
Zahlen, die die Hauptzollämter, die Zollämter und die
Zollfahndungsämter angehen, schon genannt. Ich
möchte ein anderes Beispiel wählen, um den Umfang
der Veränderung darzustellen. Von den bislang 1 500 Ki-
lometern, die Deutschlands Drittlandsgrenzen umfass-
ten, bleiben im Grunde nur noch die 407 Kilometer
Drittlandsgrenze zur Schweiz übrig. Alles andere fällt
weg. Damit sind im Grunde alle unsere Zöllnerinnen und
Zöllner betroffen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alle an die Schweizer Grenze!)


– Das ist keine Lösung, Herr Ströbele. Ich möchte he-
rausarbeiten, was die Union mit ihrer Großen Anfrage
erreichen will und wo das Problem liegt.

Es handelt sich um ein ernsthaftes Problem. Wir wol-
len mit unserer Großen Anfrage endlich Klarheit da-
rüber erreichen, was mit den betroffenen zwei Dritteln
unserer Angestellten sowie Beamtinnen und Beamten in
diesem Bereich geschehen wird. Noch auf der großen
Tagung der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft
am 4./5. Dezember 2003 war dies nicht klar. Es gab
36 offene Fragen, angefangen bei der Frage, welche
Einsatzmöglichkeiten der einfache Dienst bei den Mobi-
len Kontrollgruppen hat, über die Fragen, wann die zu-
gesagten Kräfte von der Ostgrenze eigentlich an ihren
neuen Standorten zu erwarten sind, wie der Sprechfunk
funktioniert, wann der Digitalfunk beim Zoll eingeführt
wird, bis hin zu den Fragen, was mit den Binnendienst-
leistungen nach der EU-Osterweiterung geschehen soll
und wie sich die dafür zuständigen Dienststellen entwi-
ckeln werden. Frau Staatssekretärin, der Aufgabenbe-
reich Agrardieselvergütung ist zwar im Konzept aufge-
führt. Aber am 1. Mai dieses Jahres wird man in diesem
Bereich noch nicht arbeitsfähig sein. Es ist außerdem
nicht klar, wie mit den Arbeitern, also den einfachen An-
gestellten, verfahren werden soll, die zum Beispiel zur
Bundesvermögensverwaltung abgeordnet sind. Was ge-
schieht mit den Beschäftigten an den Standorten, an de-
nen der Bund noch nicht einmal im Besitz der notwendi-
gen Liegenschaften ist? Es gibt also Fälle, in denen noch
nicht einmal Büros vorhanden sind, damit der Zoll seine
Arbeit aufnehmen kann.

Angesichts dessen ist es nicht in Ordnung, uns Pole-
mik vorzuwerfen. Sie wollen nur verschleiern, dass wir
mit unserer Großen Anfrage den Menschen, die wir an-
gestellt haben und die für uns arbeiten, klar machen wol-
len, was auf sie zukommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nur eine Petitesse – man kann sich natürlich auch im
Detail verlieren –: Auch die Zukunft der Zollboten ist
nicht geklärt. Das muss ebenfalls gesagt werden.

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(C (D Liebe Frau Staatssekretärin, unser Vorwurf ist nachollziehbar, was besonders bei der Antwort der Bundesegierung auf die Frage 24 unserer Großen Anfrage deutich wird. Wir haben die Bundesregierung gefragt, ob es in Personalkonzept für die Umstellung gibt. Von 000 Zöllnerinnen und Zöllnern sind rund zwei Drittel laut Antwort der Bundesregierung 4 300 – betroffen. ngesichts dessen ist es doch notwendig, der Umstelng ein Personalkonzept zugrunde zu legen, aus dem ervorgeht, was ab dem 1. Mai dieses Jahres mit den beroffenen Beschäftigten geschieht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


aut der Antwort der Bundesregierung auf die Frage 24
nserer Großen Anfrage – lesen Sie das ruhig nach – gibt
s kein Personalkonzept.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist ja wie bei Struck!)


ie Standorte und die Stellen sind zwar in etwa ausge-
iesen, aber wann mit der Arbeit an den einzelnen
tandorten begonnen werden soll, können Sie heute
och nicht sagen.
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, wir wollen doch,

ass der Zoll ordentlich arbeitet. Ich versuche – gestehen
ie mir das als jungem Abgeordneten zu –, mir der Tat-
ache bewusst zu sein, dass wir hier in gewissem Sinne
uch als Arbeitgeber auftreten. Das ist zwar in erster Li-
ie Ihr Job, aber wir, die Mitglieder des Bundestages, ha-
en auch eine gewisse Personalverantwortung. Wir wis-
en, dass der Zoll es mit organisierter Kriminalität, mit
chmuggel und wirklichem Bandentum zu tun hat. Da-
er ist klarzustellen, dass dort eine wichtige Aufgabe er-
üllt wird. Wenn wir von den Mitarbeiterinnen und Mit-
rbeitern des Zolls verlangen, dass sie ordentlich
rbeiten, dann müssen wir ihnen Planungssicherheit
eben. Wir müssen sie motivieren, statt sie nicht zu in-
ormieren. Wir müssen auf Vertrauen statt auf Verunsi-
herung setzen.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: So ist das!)

Die Informationspolitik des Finanzministeriums als
ienstherr ist zu kritisieren. Der bisherige Zustand hat
azu geführt, dass der Vorsitzende der Deutschen Zoll-
nd Finanzgewerkschaft es im Dezember in Dortmund
uf den Punkt gebracht hat, als er Hans Eichel ins
tammbuch geschrieben hat:

Noch funktioniert das deutsche Zollwesen. Herr
Minister Eichel, sorgen Sie dafür, dass es so bleibt.

em ist nichts hinzuzufügen.
Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508819600

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Lydia Westrich, SPD-Fraktion.






(A) )



(B) )



Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1508819700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im

Gegensatz zu Herrn Fahrenschon bin ich der CDU/CSU
für diese Große Anfrage außerordentlich dankbar,


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Das bin ich auch! Sie können davon ausgehen, dass ich ihr dankbar bin!)


weil sie dokumentiert, wie verantwortlich die rot-grüne
Bundesregierung sowohl mit den Interessen der Be-
schäftigten als auch der betroffenen Regionen umgegan-
gen ist.

Wir alle sind uns einig, dass der Anlass dieser Großen
Anfrage ein sehr freudiges Ereignis ist. Erst vor zwei Ta-
gen hat hier die Sonderveranstaltung des Deutschen
Bundestages aus Anlass des Gedenktages für die Opfer
des Nationalsozialismus stattgefunden. Gerade diese be-
drückende Erinnerung muss uns die Osterweiterung der
Europäischen Gemeinschaft, den Beitritt von Ländern
wie Tschechien und Polen wie ein Wunder erscheinen
lassen. Jetzt debattieren wir die praktischen Auswirkun-
gen der Entwicklung von Feind zu Freund, von Bewa-
chung von Grenzen bis zur – sicherlich auch für Sie,
Kollegin Bellmann – wünschenswerten Unsichtbarkeit
dieser Mauern.

Das letzte Jahrzehnt war wirklich eine Herausforderung
für die Zollverwaltung. Wir haben das im Finanzaus-
schuss viele Jahre lang verfolgt. Da ich an der französi-
schen Grenze wohne, kann ich mich noch an viele Ge-
spräche und Eingaben aus der Zeit der Öffnung des
Binnenmarktes erinnern. Wir Politiker haben damals
freudestrahlend Grenzschranken durchgesägt; aber die
Zöllner haben zur gleichen Zeit ihre Koffer gepackt, um
nach Frankfurt (Oder), Chemnitz oder Forst, also mehr
als 800 Kilometer von ihrem bisherigen Einsatzort ent-
fernt, zu fahren.

Jetzt sägen wir dort an den Grenzpfählen. Die Konse-
quenzen für die Zollverwaltung werden in der Antwort
der Bundesregierung beschrieben. Deshalb ist es – nicht
nur heute – angebracht, den Menschen, die diese Verwal-
tung bilden und tragen, wirklich unseren Respekt auszu-
drücken. Herr Pinkwart, Sie haben deutlich gesagt: Die
Flexibilität, die diese Verwaltung an den Tag gelegt hat,
können sich andere Behörden und Unternehmen nur zum
Vorbild nehmen.

Die Aufgaben, die dieser Verwaltung im Laufe der
Jahre zugeflossen sind, haben sie in hohem Maße verän-
dert: von der Bekämpfung des international organisier-
ten Zigarettenschmuggels, Kontrollen an den Baustellen,
Bearbeitung von Agrardieselvergütungsanträgen bis hin
zu der jetzt beim Zoll konzentrierten wichtigen Aufgabe
der Bekämpfung der Schwarzarbeit. Alles, was neu ist,
erfordert von den Beschäftigten die Bereitschaft zu Um-,
Fort- und Weiterbildung und insgesamt ein hohes Enga-
gement jedes Einzelnen.

Auf das, was sie bei der Neustrukturierung und
Modernisierung ihrer Behörde bisher geleistet haben,
können alle Beschäftigten wirklich stolz sein.

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(C (D (Beifall der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


s gibt dort viele hoch qualifizierte Spezialisten. Die
öglichkeiten zum prüfungsfreien Aufstieg eröffnen
ielen Mitarbeitern neue Chancen. Ob dieser Aufstieg so
unktioniert, wie er funktionieren soll, das können wir
och überprüfen. Die entsprechenden Aufstiegschancen
ind jedenfalls vorhanden. Meine Damen und Herren
on der Opposition, aus den Beratungen im Finanzaus-
chuss wissen Sie genau, wie sorgfältig das Finanzmi-
isterium diesen Umbau vorbereitet und begleitet hat.
Wir alle, die Mitglieder des Finanzausschusses, haben

n vielen Sitzungen in den letzten Jahren darauf gedrun-
en und geachtet, dass alle erdenklichen sozialverträgli-
hen Maßnahmen ergriffen werden. Zumindest wir Ab-
eordnete der Koalitionsfraktionen haben im Laufe der
etzten Jahre wiederholt Gespräche mit den Personal-
äten, den Verbänden und Gewerkschaften geführt.
Insgesamt ist die Riesenleistung der Umstrukturie-

ung des Zolls nur durch die Mitarbeit der Zöllnerinnen
nd Zöllner geschultert worden. Es sieht nicht so aus,
rau Bellmann, als ob die Beschäftigten bei der jetzt not-
endigen Umstrukturierung an der Ostgrenze die Mitar-
eit verweigern, obwohl es schmerzhafte Einschnitte in
as berufliche und persönliche Leben Tausender Be-
chäftigter geben wird.
Wenn wir uns die Antworten auf die Große Anfrage

enauer ansehen, stellen wir fest, dass die jetzige Um-
trukturierung mehr Chancen als Härten – es gibt sicher
uch solche – aufweist, angefangen vom Bleiberecht für
eschäftigte des einfachen Dienstes über die vereinfach-
en Aufstiegsmöglichkeiten in den verschiedenen Berei-
hen bis hin zu hoch qualifizierten Arbeitsplätzen, die
erade jungen motivierten Mitarbeitern beste Chancen in
en wirtschaftlich schwachen Regionen bieten.
Beim Ministerium hat – im Gegensatz zu dem, was

ie, Herr Fahrenschon, gesagt haben – die Arbeitsgruppe
Arbeit für den Osten“ zusammen mit den Beschäftigten
in Konzept entwickelt, das grundsätzlich eine Weiter-
eschäftigung in der Zollverwaltung sicherstellt.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Es kommt darauf an, was Sie unter „grundsätzlich“ verstehen! Es geht jetzt um Konkretes! Wir haben noch 92 Tage!)


und zwei Drittel der Beschäftigten werden in der Re-
ion weiterbeschäftigt, sie werden dort bleiben können.
ie werden sich, wie ihre Kollegen in den anderen Bun-
esländern auch, natürlich verstärkt den neuen Aufgaben
es Zolls widmen müssen, wie zum Beispiel den Mobi-
en Kontrollgruppen. Wir haben Aufgaben von Behör-
en aus anderen Regionen Deutschlands dorthin verlegt
nd andere Länder mussten das schlucken.
Die sorgfältige und sehr transparente Planung des Fi-

anzministeriums ist wirklich zu loben. In anderen Be-
eichen haben wir ganz anderes erleben müssen.
Wir, Herr Pinkwart und sicher auch Herr

ahrenschon, Frau Scheel sowieso, werden im Finanz-
usschuss diese neuen Strukturveränderungen im Zoll






(A) )



(B) )


Lydia Westrich

sorgfältig begleiten. Ich bin der Überzeugung, dass die
Zollverwaltung so, wie sie ist, eine interessante Zukunft
mit neuen, für uns alle wichtigen Aufgaben vor sich hat.
Ich bin sicher, dass sie diese Aufgaben meistern wird.

Vielen Dank.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1508819800

Ich schließe die Aussprache und rufe nun Tagesord-

nungspunkt 11 auf:
Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD,
der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN und der FDP
Eine politische Lösung für den Westsahara-
konflikt voranbringen – Baker-Plan unterstüt-
zen
– Drucksache 15/2391 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre
ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Kollegin Jelena Hoffmann, SPD-Fraktion.


Jelena Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1508819900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir diskutieren heute gemeinsam den Antrag
zur politischen Lösung des Westsaharakonflikts und un-
terstützen damit den so genannten Baker-Plan. Mit der
UNO zusammen treten alle Fraktionen im Bundestag für
eine gerechte und dauerhafte Lösung des Konfliktes zwi-
schen Marokko und den Sahraouis ein.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Für mich ist es aber auch ein etwas trauriges Wieder-

sehen. Ich habe schon einmal zu diesem Thema im Bun-
destag gesprochen, und zwar im Jahre 1996, damals
noch in Bonn. Ich glaube, das war sogar meine erste
Rede im Bundestag.

Damals haben wir auch über einen gemeinsamen An-
trag abgestimmt und die Bundesregierung gebeten, alles
zu tun, um Frieden zwischen den Konfliktparteien zu er-
reichen. Ich stand damals unter dem Eindruck einer
Reise in die Region des Konfliktes. Bei dieser Reise
hatte ich die Gelegenheit, das Wüstenvolk der Sahraouis
kennen zu lernen. Ich hatte starke Hoffnungen, dass die
damaligen Pläne schnell Realität werden.

Diese Hoffnungen haben sich leider noch nicht er-
füllt. Es ist zwar gelungen, eine Eskalation des Konflik-
tes mithilfe der UNO-Mission zu vermeiden, aber eine
richtige Lösung ist immer noch nicht gefunden worden
und alle internationalen Bemühungen sind gescheitert.

Nun liegt ein neuer Friedensplan vor, der Plan des
Sonderbeauftragten Baker, den wir unterstützen wollen.
Er gibt beiden Seiten die Möglichkeit, das Problem ge-
meinsam zu lösen.

Ich denke, dass sich meine Kolleginnen und Kolle-
gen, die jetzt hier sitzen, mit der Geschichte des Kon-
fliktes etwas vertraut gemacht haben, weil, wie so oft,

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(C (D erade in der Geschichte, in der Besetzung der Westahara durch die Spanier im Jahre 1884, die Wurzeln ieser Auseinandersetzung liegen. In den 50erund 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts erngten Marokko, Mauretanien und Algerien ihre Unabängigkeit und Spanien gab seine Kolonie in der Westsaara im Jahr 1974 auf. Der damalige marokkanische önig beanspruchte aber das Gebiet und entsandte Trupen in die Westsahara. So ist es zum Krieg mit der Bereiungsfront Frente POLISARIO gekommen. Es folgten viele Jahre des Krieges. Erst 1988 wurde wischen Marokko und der POLISARIO ein Waffentillstand vereinbart. Seit 1991 hilft die UNO-Mission INURSO, diesen Frieden zu halten. Seine Souveräni ätsansprüche hat das marokkanische Königreich jedoch ie aufgegeben. Ein Verlust der Sahara würde in den Auen der Marokkaner die Einheit aus König, Gott und Varland gefährden sowie die Legitimität des Königs und es politischen Systems infrage stellen. Dieser Konflikt zog weitere Probleme nach sich. Daals haben etwa 70 000 Menschen die Region verlassen. ie leben seit 1975 in der Wüste im Südwesten Algerins, in Lager aufgeteilt, entsprechend ihren früheren tädten in der Westsahara. Im Sommer leben die Famien in Zelten und im Winter in ganz kleinen Lehmhäushen, solange diese nicht durch Regen zerstört werden. an schätzt die Zahl der Sahraouis heute auf etwa 55 000. Zum Überleben sind diese Menschen vollständig auf ilfe von außen angewiesen. Es fehlen Lebensmittel, edikamente und auch einfache medizinische Geräte. as Trinkwasser ist immer knapp. Ungefähr 30 Prozent er Kinder sind unterernährt. Ich habe die Lager im Jahre 1996 mit eigenen Augen esehen. Ich habe gesehen, wie dürftig die Lebensbedinungen dort sind. Doch war es erstaunlich, wie freundch die Menschen uns aus den Zelten entgegengekomen sind und mit welcher Geduld sie das Zeltleben rtragen haben. Die Bundesregierung hat im Jahre 2002 mithilfe von eutschen NGOs Hilfsprojekte im Umfang von 55 000 Euro finanziert. Im letzten Jahr waren es 00 000 Euro. Aber für diese Menschen in den Zelten uss eine endgültige und stabile Lösung gefunden weren. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie in jedem Krieg gab es im POLISARIO-Krieg
efangene auf beiden Seiten. Von marokkanischer Seite
urden die letzten Häftlinge schon 1996 freigelassen.
ilfe kam dabei von der deutschen Seite. Nach Angaben
es Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hält die
rente POLISARIO noch 613 Kriegsgefangene fest.
ehrere Hundert davon sind schon seit über 20 Jahren in
efangenschaft. Es kam auch zu Freilassungen. 300 Ge-
angene konnten ihre Gefängnisse im November vergan-






(A) )



(B) )


Jelena Hoffmann (Chemnitz)


genen Jahres verlassen. Doch über 600 Gefangene war-
ten noch auf ihre Freiheit.

Über die Zukunft der Westsahara sollte schon einmal
in einem Referendum entschieden werden, das für Juli
2000 geplant war. Dafür sollte ausgezählt werden, wie
viele Menschen dem Volk der Sahraouis überhaupt ange-
hören. Aufgrund von großen Schwierigkeiten bei der
Feststellung der Teilnahmeberechtigten kamen die Vor-
bereitungen aber zum Stillstand. So blieb dem General-
sekretär der UNO nichts anderes übrig, als in seinem
Bericht vom 19. Februar 2002 das Scheitern des Refe-
rendums zu erklären.

Nun wird mit dem Baker-Plan II der Versuch unter-
nommen, den Konflikt endgültig zu lösen. Baker schlägt
vor, der Sahara eine weitgehende Autonomie unter ma-
rokkanischer Souveränität zuzugestehen. Diese Autono-
mie soll in mehreren Schritten verwirklicht werden. Im
ersten Schritt sollen, wenn das Abkommen unterschrie-
ben wird, alle Verhafteten und Kriegsgefangenen freige-
lassen werden. Drei Monate später sollen die Streitkräfte
auf beiden Seiten reduziert werden.

Ein Jahr nachdem das Abkommen unterschrieben
worden ist, sollen ein Parlament und ein Oberhaupt der
Exekutive gewählt werden. Sie sollen für das territoriale
Budget, die Steuereinnahmen und die Polizei zuständig
sein. Der marokkanische König – das ist sehr wichtig –
bleibt der Souverän, weisungsbefugt in den Außenbezie-
hungen, in Verteidigungsfragen und bei der Kontrolle
der Waffen.

Vier oder fünf Jahre nach der Unterschrift wird ein
Referendum durchgeführt, in dem die Wahlberechtigten
über drei Optionen abstimmen können. Sie können darü-
ber abstimmen, ob die Westsahara einen Autonomiesta-
tus innerhalb Marokkos erhält, ob ihre Unabhängigkeit
oder die volle Integration in das marokkanische Staats-
gebilde angestrebt werden soll.

Mit der Resolution 1495 hat sich der Sicherheitsrat
schon im letzten Jahr für die Unterstützung des Baker-
Plans ausgesprochen. Jetzt müssen internationale An-
strengungen auf diplomatischer Ebene zur Unterstützung
des Baker-Plans unternommen werden, damit die Region
die Aussicht auf eine langfristig tragende Lösung erhält.
Aus heutiger Sicht gibt es nämlich zu dem Baker-Vor-
schlag keine Alternative. Jetzt müssen sich alle Beteilig-
ten mit der UNO und unseren europäischen Partnern an
einen Tisch setzen und mit der Umsetzung beginnen.

Von den Konfliktparteien haben bisher die Frente
POLISARIO sowie die Beobachterländer Mauretanien
und Algerien zugestimmt. Marokko tut sich bis jetzt
schwer. Deshalb muss es auch und vor allem zu intensi-
ven Verhandlungen mit der marokkanischen Seite kom-
men. Für die Dauer der Verhandlungen muss für stabilen
Frieden gesorgt werden, das heißt, dass die MINURSO-
Mission verlängert werden muss. Ich hoffe, dass das in
dieser Woche im Sicherheitsrat geschieht.

Wenn mit der Umsetzung begonnen wird und unsere
Hilfe angefragt wird, sollten wir uns nicht verweigern
und innerhalb unserer Möglichkeiten Hilfe leisten, zum

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(C (D eispiel indem wir Militärbeobachter und Polizisten zur erfügung stellen. Wenn sich die Konfliktparteien geeiigt haben, muss auch ein Rückführungsprogramm für ie Flüchtlinge auf den Weg gebracht werden, und die OLISARIO muss sich so schnell wie möglich bereit erlären, die Gefangenen freizulassen. Ich weiß, dass sich nicht jeder von uns an Ort und telle von dem Westsaharakonflikt ein Bild machen onnte. Doch wer die Augen der Kinder, die in Zelten eboren sind und dort aufwachsen, gesehen hat, weiß, ass es zum Baker-Plan keine friedliche Alternative gibt. ch bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, sprechen ie mit Vertretern der POLISARIO in Deutschland, prechen Sie aber auch und vor allem mit der marokkaischen und algerischen Seite. Unser Ziel ist es, die NO nach allen Kräften zu unterstützen. Ich bin übereugt, dass unser gemeinsamer Antrag diesem Ziel voll nd ganz dient. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Siegfried Helias. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Kollegin Hoffmann hat ausreichend die Gechichte und die Umstände des Westsaharakonflikts gechildert und sie ist auch sehr eindringlich auf die Situaion der Menschen in dieser Region eingegangen. eswegen kann ich mich im Wesentlichen auf ergänende Anmerkungen beschränken. Gleich zu Beginn, meine sehr verehrten Damen und erren, möchte ich Lob und Tadel verteilen. Ein Lob eht an die Bundesregierung, weil sie es im Jahr 2000 en Konfliktparteien ermöglichte, in Berlin unter chirmherrschaft der UN zusammenzutreffen und hier n neutraler Stelle zu verhandeln. Zu loben ist auch, dass sich SPD und Bündnis 90/Die rünen mit der Opposition auf einen Allparteienantrag um Thema Westsahara verständigt haben. Damit ist alerdings gleichzeitig mein Tadel verbunden; denn das, eine Damen und Herren von der Regierungskoalition, ätten wir auch schon früher haben können. Der heutige Antrag stimmt im Kern mit dem von der DP vor Jahresfrist eingebrachten Antrag zur Lösung es Westsaharakonflikts überein. (Zuruf von der FDP: Wir sind immer früher dran!)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508820000
Siegfried Helias (CDU):
Rede ID: ID1508820100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie CDU/CSU hatte die Liberalen damals auch aus dem
rund unterstützt, weil Deutschland den Vorsitz im UN-
icherheitsrat hatte und eine gemeinsame Resolution des
eutschen Parlaments zum damaligen Zeitpunkt ein
och größeres Gewicht gehabt hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Siegfried Helias

Trotzdem begrüße ich es für meine Fraktion, dass wir

heute einen gemeinsamen Nenner gefunden haben, auch
wenn wir festhalten müssen, dass wir bei unserem Vorha-
ben, den Menschen in der Westsahara und im übrigen Ma-
rokko ein eindeutiges Signal zu geben, ein Jahr verloren
haben. Es geht aber nicht nur darum, ein Signal zu geben;
es geht auch darum, einen schier endlosen Verhandlungs-
marathon zu einem guten Abschluss zu bringen.

Seit 1991 schweigen in der umstrittenen Region die
Waffen. Wir alle wollen, dass dies auch weiterhin so
bleibt. Immerhin kämpfen die Bewohner der Westsahara
seit 13 Jahren mit friedlichen Mitteln um ihre Selbstbe-
stimmung. Es ist Zeit, dass die Menschen dafür auch die
Friedensdividende erhalten. Hier meine ich vor allen
Dingen das Recht auf Selbstbestimmung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen liegt

vor allem im Interesse der noch immer in der Gewalt der
Befreiungsbewegung POLISARIO befindlichen marok-
kanischen Kriegsgefangenen und der sahraouischen
Flüchtlinge in den Lagern im algerischen Tindouf. Da-
rauf wird mein Kollege Hermann Gröhe nachher in sei-
nem Redebeitrag noch gesondert eingehen.

Kein Zweifel: Die Lösung der Westsaharaproblematik
dient in erster Linie den Menschen in dem genannten
Gebiet. Außerdem müssen wir aber alle Aktivitäten in
dieser Frage im Zusammenhang mit der Friedenspolitik
im angrenzenden Mittelmeerraum sehen. Die CDU/
CSU unterstützt auch deshalb die internationalen Ver-
mittlungsbemühungen für die Westsahara nachdrücklich.
Wir erhoffen uns ähnliche Ergebnisse wie in anderen
Krisengebieten der Region. Ich denke da insbesondere
an die Erfahrungen auf dem Balkan und an die derzeitige
Entwicklung in Zypern. Die internationalen Bemühun-
gen haben speziell im Nordteil der Insel Zypern einen
neuen Prozess in Gang gesetzt.

Bei den eingangs erwähnten Verhandlungen in Berlin
wurde erstmals ein dritter Weg ins Spiel gebracht, der
auf eine Autonomie der Westsahara unter marokkani-
scher Oberhoheit hinauslaufen könnte. An eine solche
Kompromisslösung versuchen die Vereinten Nationen
anzuknüpfen, zumal das Mandat der Friedensmission
MINURSO vom UN-Sicherheitsrat immer wieder ver-
längert werden musste. Die Kollegin Hoffmann hat die
Resolution 1513 vom 28. Oktober 2003 angesprochen.
Sie sieht einen Einsatz der Blauhelme bis zum 31. Januar
2004, also bis übermorgen, vor. Allerdings hat UN-Ge-
neralsekretär Kofi Annan eine Verlängerung des Man-
dats bis Ende April in Aussicht gestellt. Er will damit
Marokko eine weitere Verhandlungsfrist einräumen.

Die Tatsache, dass die Vereinten Nationen einen so
renommierten Diplomaten wie den ehemaligen US-Au-
ßenminister James Baker zum Sonderbeauftragten für
die Westsahara ernannt haben, zeigt, welch hohen Stel-
lenwert die Staatengemeinschaft der Lösung des Kon-
flikts beimisst. Seit 1997 verhandelt James Baker so-
wohl mit der POLISARIO als auch mit der Regierung in
Rabat. Der von ihm entwickelte Stufenplan scheint aus
unserer Sicht ein gangbarer Weg zu sein. Deswegen wird
er von meiner Fraktion unterstützt. Wir unterstützen,

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(C (D ass die Westsahara in einer Interimsperiode unter maokkanischer Oberhoheit bleibt, aber eine begrenzte inenpolitische Autonomie erhält. Wir begrüßen, dass Maokko in diesem Zeitraum vorrangig die Zuständigkeit ür die Außenund Sicherheitspolitik inne hat. Wir berüßen ebenfalls, dass nach einer Übergangsfrist von ängstens fünf Jahren eine Volksabstimmung über den ndgültigen Status der Westsahara unter Aufsicht der ereinten Nationen stattfinden soll. Die Zeichen für eine Einigung auf der Grundlage des aker-Plans sind nach allgemeiner Einschätzung günstier als im Allgemeinen angenommen. Die POLISARIO at dem Plan bereits zugestimmt. Auch die Regierung in abat signalisiert ein gewisses Entgegenkommen, wennleich sie in ihrem jüngsten Gegenvorschlag noch auf inem dauerhaften Autonomiestatus beharrt. Die öglichkeit einer Einigung mit der POLISARIO scheint uch in der marokkanischen Innenpolitik immer mehr an edeutung zu gewinnen. So hat Marokko mit Ali mrabet einen der schärfsten Kritiker der Westsaharapoitik vorzeitig aus der Haft entlassen. Beiden Parteien, Marokko und den Sahraouis, könnte ine Beilegung des Westsaharakonfliktes auf der Grundage des Baker-Plans neue Perspektiven eröffnen, nicht uletzt auch im Hinblick auf die rund 200 000 Flüchtinge, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in lgerischen Lagern leben. Das Gleiche gilt für die mehr ls 500 marokkanischen Kriegsgefangenen, die sich imer noch in der Gewalt der POLISARIO befinden. Mit Lob und Tadel habe ich begonnen; mit einem ank möchte ich schließen. Wir sollten all denen unseen Dank aussprechen, die auch von deutscher Seite azu beigetragen haben, dass über 500 marokkanische riegsgefangene aus den Gefängnissen freigelassen urden und nach Hause heimkehren konnten. Dies war in Erfolg zäher Verhandlungen. Darum setzen wir auch eiterhin auf die Kraft der Gespräche und der Diplomaie, um mit Geduld und Umsicht eine politische Lösung ür die Westsahara zu finden. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508820200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christian

tröbele.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Ihr Lob nehme ich gerne entgegen, Herr Kollege
elias. Ihre Kritik kann ich allerdings nicht akzeptieren.
m Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
ntwicklung – Sie waren nicht dabei – waren wir von
nfang an mit Vertretern der FDP-Fraktion im Gespräch
nd haben Neuformulierungen des Antrags immer wie-
er abgestimmt. Das hatte sachliche Gründe.


(Siegfried Helias [CDU/CSU]: Natürlich!)

Natürlich hatte das sachliche Gründe. Deutschland
atte zu der Zeit den Vorsitz im Weltsicherheitsrat, als






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

der Baker-Plan geboren war und angenommen werden
sollte. Wir wollten die entsprechenden Gespräche ab-
warten, um entscheiden zu können, wie wir die Entwick-
lung unterstützen könnten.


(Beifall bei der SPD)

Nachdem der Baker-Plan jetzt auf dem Tisch liegt,

nachdem die Sahraouis, die POLISARIO und auch die
UNO den Plan akzeptiert haben und Marokko signali-
siert hat, dass es trotz einiger kritischer Punkte dem
Grunde nach ähnlich denkt, ist es jetzt tatsächlich an der
Zeit, der UNO und auch der Bundesregierung einen zu-
sätzlichen Anstoß zu geben, möglichst viel zu tun, damit
dieser Plan umgesetzt und Wirklichkeit werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch ich war – es ist noch nicht allzu lange her, es
war im letzten Jahr – in der Westsahara, Frau Kollegin
Hoffmann, und habe dort die gegenwärtige Situation er-
lebt. Die Westsahara ist heute durch unendlich lange
Mauern, Wälle und durch Stacheldraht in mehrere Teile
geteilt. Um von einem Teil in den anderen zu kommen,
kann man nicht durch irgendein Tor gehen, sondern man
muss Tausende von Kilometern über Algerien oder über
andere Nachbarstaaten zurücklegen und dann über den
Atlantik oder über Marokko in den anderen Teil fahren.
Das sind Zustände, die uns Deutschen aus unserer eige-
nen Vergangenheit nicht ganz unbekannt sind. Diese Si-
tuation ist für die Menschen, die dort wohnen, unerträg-
lich.

Unerträglich ist vor allen Dingen das Schicksal der
über 150 000 Flüchtlinge, die noch in Lagern in Teilen
Algeriens, also noch nicht einmal in der Westsahara, le-
ben, die praktisch am Tropf der internationalen Gemein-
schaft hängen und überhaupt keine Perspektive haben.
Dieser Konfliktherd ist für die Menschen, die Region
dort und auch für die Welt insgesamt völlig unerträglich.
Deshalb müssen wir alles dafür tun, dieses Schicksal zu
ändern.

Ich gehöre zu denjenigen, die sich sehr früh in ihrem
politischen Leben mit der POLISARIO – seinerzeit hat
sie noch einen bewaffneten Kampf gegen Marokko ge-
führt – solidarisiert haben. Der Kampf ist damals einge-
stellt worden, weil die UNO die Resolution 690 be-
schlossen hatte, mit der der Westsahara garantiert
worden ist, im Februar 1992 ein Referendum durchzu-
führen, in dem über das Schicksal des Landes entschie-
den werden sollte. Die Sahraouis warten jetzt zwölf
Jahre auf die Umsetzung dieses Beschlusses des Weltsi-
cherheitsrates der Vereinten Nationen. Es gab in der Fol-
gezeit eine ganze Reihe weiterer Entschließungen und
Beschlüsse. Sie sind also immer wieder vertröstet wor-
den. Ich kann nur sagen: Ich bewundere ihre Langmut.

Es darf aber nicht sein, dass UNO-Resolutionen,
wenn sie nicht eingehalten werden, in einem Teil der
Welt zu Sanktionen führen und man gar den Bruch von
UNO-Resolutionen als Grund nimmt, um einen Krieg zu
führen, und dass man im Hinblick auf die Westsahara
über Jahrzehnte in Kauf nimmt, dass wichtige UNO-Re-
solutionen einfach nicht beachtet werden.

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(C (D as macht UNO-Resolutionen weltweit unglaubwürdig. ir müssen alles dafür tun, dass dieser Zustand beendet ird. Deshalb ist die neue UNO-Resolution, die wir jetzt nterstützen, die hoffentlich auch von Marokko akzepert wird und die den Baker-Plan beinhaltet, der richtige eg, um aus diesem unerträglichen Zustand herauszuommen, damit die Vereinten Nationen zu stärken, die egion zu beruhigen und dort Sicherheit sowie Entwickngsmöglichkeiten zu schaffen. Wir alle wissen, dass es dieser Region Bodenschätze gibt, dass es möglichereise vor der Küste oder auch im Land selber Erdölvorommen gibt. Das heißt, das Land hätte eine sehr gute hance, sich auch ökonomisch gut zu entwickeln. Wir üssen vor allen Dingen für die dort betroffenen und eit über 20 Jahren leidenden Menschen etwas tun. Deshalb halte ich den Antrag, den wir Gott sei Dank emeinsam auf den Weg bringen, für einen richtigen Anatz, indem wir die Bundesregierung zusätzlich motivieen, ihr Mandat im UNO-Sicherheitsrat zu nutzen, um en Baker-Plan mit allen Mitteln zu fördern. Das heißt atürlich auch, unsere nächsten Nachbarn, beispielseise Frankreich und andere EU-Partner, anzuhalten, iesen Plan ebenfalls zu unterstützen. Ansonsten klappt ine positive Entwicklung wieder nicht. Ich hoffe im Interesse der Bevölkerung dort, dass wir ieses Mal mehr Erfolg haben und dem sahraouischen olk nicht wieder nur Versprechungen geben, von denen ir in zehn oder zwölf Jahren wieder sagen, dass sie icht eingehalten worden sind. Es kann nicht sein, dass an einen bewaffneten Kampf führen muss, um unseren NO-Resolutionen zur Wirksamkeit zu verhelfen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508820300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ulrich Heinrich.


Ulrich Heinrich (FDP):
Rede ID: ID1508820400

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! In der Tat, es ist eine gute Meldung, dass sich die
raktionen zusammengefunden und einen gemeinsamen
ntrag formuliert haben. Aber ich gebe dem Sprecher
er CDU/CSU, Herrn Helias, ganz besonders Recht.
enn Sie den Inhalt des Antrages, der heute vorliegt,
it dem vergleichen, den Sie vor einem Jahr abgelehnt
aben, dann werden Sie feststellen, dass überhaupt kein
rund besteht, warum man ein Jahr lang hat warten
üssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

in bisschen mehr Substanz, Herr Ströbele, sollten Sie
em hinzufügen. Es ist in der Tat ein verlorenes Jahr.
ber ich will jetzt nicht weinerlich sein. Wir sollten jetzt
ielmehr vorangehen


(Siegfried Helias [CDU/CSU]: Aber anmerken darf man es!)







(A) )



(B) )


Ulrich Heinrich

und die Chancen und die Möglichkeiten nutzen, die der
zweite Baker-Plan bietet.

Frau Hoffmann hat bereits lobenswerterweise auf die
Geschichte Bezug genommen. Diesen gesamten Prozess
kann man nur richtig verstehen, wenn man die Ge-
schichte kennt und weiß, dass dies ursprünglich franzö-
sisches und dann spanisches Hoheitsgebiet war und dass
sich die Spanier 1975 zurückgezogen haben. Bereits
1975 ist eine Entscheidung des Haager Gerichtshofes ge-
fällt worden, wonach eindeutig zugunsten der Selbstbe-
stimmung des Westsaharagebietes geurteilt wurde. Es ist
jetzt 27 Jahre her, dass diese Grundsätze vom Haager
Gerichtshof postuliert worden sind, und wir sind immer
noch nicht sehr viel weitergekommen.

1981 hat König Hassan II. die UN-Forderung, den völ-
kerrechtlichen Status des Gebietes durch ein Referendum
festzulegen, angenommen. In der Zwischenzeit haben
wir leider Gottes sehr viele negative Entwicklungen hin-
nehmen müssen.

1997 wurde das erste Baker-Abkommen verabschie-
det, in dem es darum ging, den Teilabzug marokkani-
scher Truppen sicherzustellen, Gefangene auszutauschen
und Flüchtlinge rückzuführen. Die Konfliktparteien
konnten sich aber leider Gottes nicht einigen.

So ging es immer weiter, bis dann letztendlich im Jahr
2000 Kofi Annan das für dasselbe Jahr geplante Refe-
rendum mehr oder weniger auf unbestimmte Zeit ver-
schoben hat.

In der Zwischenzeit hat sich etwas Entspannung erge-
ben. Die POLISARIO hat einige hundert Flüchtlinge
bzw. Kriegsgefangene entlassen. Nach Angaben des
Roten Kreuzes sind aber nach wie vor auf beiden Seiten
insgesamt fast noch 2 000 Menschen in Gefangenschaft.
Dazu kommen noch die 150 000 Flüchtlinge, die in
Camps auf algerischer Seite leben. Es ist bereits deutlich
geworden, deshalb kann ich mich kurz fassen: Die Ver-
hältnisse, die dort herrschen, sind absolut menschenun-
würdig und nicht akzeptabel. Die Aufgabe, diese Men-
schen in ihre Heimat zurückzuführen, verlangt unser
volles Engagement.


(Beifall im ganzen Hause)

Seit 2003 liegt der neue Baker-Plan vor. In seiner

Resolution 1495 fordert der UN-Sicherheitsrat die Kon-
fliktparteien auf, diesem Plan zuzustimmen. Wiederum
ist es Marokko, das allergrößte Bedenken hat. Die POLI-
SARIO, Algerien und Mauretanien haben dem Plan im
Wesentlichen zugestimmt. Es scheint so, als seien die
Marokkaner ohne zusätzlichen Druck von außen nicht
bereit, einzulenken. Sie sind nicht bereit, die Ungewiss-
heit über die Entwicklung der Zukunft, die in diesem
Stufenplan liegt, heute zu akzeptieren. Wer dazu nicht
bereit ist, hat von uns natürlich keine Lobeshymne zu er-
warten, sondern muss von uns getadelt werden und muss
aufgefordert werden, eine andere Sicht der Dinge einzu-
nehmen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte darauf hinweisen: Es gibt derzeit in Afri-
ka zwölf bewaffnete Auseinandersetzungen und Kriege.

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(C (D uss dem noch eine weitere bewaffnete Auseinanderetzung hinzugefügt werden, um dann endlich noch einal die Völkergemeinschaft auf den Plan zu rufen und ruck auszuüben? Ich meine, es ist allerhöchste Zeit, ass die Verantwortung der Europäischen Union eutlicher zum Vorschein kommt. Es reicht nicht aus, in einem Verfassungsentwurf die uständigkeit für die Europäische Union niederzuschreien und die Außensowie die Sicherheitspolitik zu ichtigen Bereichen unserer gemeinsamen Politik zu erlären. Wir müssen immer wieder feststellen, dass der ruck auf die Länder, um die es hier geht – teilweise urden sie schon angesprochen –, nicht erfolgt. Aus ücksichtnahme auf Länderinteressen und durch Nichtinmischung wird hier das Menschenrecht zu Grabe geragen. Das ist nicht in Ordnung und kann nicht in Ordung sein. Hier muss Europa eine stärkere Sprache prechen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


s sind jetzt wirklich die Europäer am Zug. Es geht nun
icht darum, dass wir einen afrikanischen Staat auffor-
ern müssen, einzulenken.
Für uns als deutsches Parlament – das möchte ich hier

anz klar und deutlich sagen – ist natürlich die Bundes-
egierung der wichtigste Ansprechpartner. Es ist auch
ndlich der Antrag an die Bundesregierung gerichtet
orden, Druck zu machen und diesen Druck voll und
anz auf die Waagschale zu bringen, damit wir voran-
ommen. Es ist nicht zu verantworten, dass dieser Pro-
ess noch weitere 25 oder 30 Jahre dauert.
Lassen Sie mich meine Rede mit einem kurzen Satz ab-

chließen. Wir kennen die grüne Bewegung der Marok-
aner.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508820500

Das hört sich nicht nach einem kurzen Satz an.


Ulrich Heinrich (FDP):
Rede ID: ID1508820600

Das ist ein Satz. –


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine Seite!)

iese Bewegung hat zum Ziel, die dortige Bevölkerung
u unterwandern. Wenn diese Strategie Erfolg hat, kann
an absehen, dass irgendwann ein Referendum nicht
ehr die Interessen der Saharauis widerspiegelt und da-
it nicht mehr dem eigentlichen Zwecke dient.
In diesem Sinne hoffe ich, dass wir mit diesem ge-
einsamen Antrag ein Stück weit vorankommen und ein
tück gute Politik machen.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508820700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hermann Gröhe.


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1508820800

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen! Sehr geehrte

Herren! Mit diesem von allen Fraktionen dieses Hauses ge-
tragenen Antrag leisten wir gemeinsam einen Beitrag dazu,
den Westsaharakonflikt dem Vergessen zu entreißen. Wir
drängen auf eine politische Lösung. Das ist auch deshalb
erforderlich, weil dieser seit Jahrzehnten anhaltende Kon-
flikt auch nach dem Waffenstillstand von 1991 noch immer
die Ursache für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen
und die humanitäre Notlage Tausender Flüchtlinge ist.

So berichtet Amnesty International, dass in Marokko
noch immer zahlreiche Menschenrechtsverteidiger, die
als Befürworter der Unabhängigkeit der Westsahara gel-
ten, schikaniert und eingeschüchtert werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gefängnis!)


Auch wenn 1999 der begrüßenswerte Prozess der
Entschädigung von Opfern des so genannten Verschwin-
denlassens und von Opfern willkürlicher Festnahmen
begonnen hat, würden die marokkanischen Behörden
noch immer nicht das Verschwinden von mehreren Hun-
dert Menschen aus der Westsahara aufklären, die bis in
die 90er-Jahre hinein Opfer der Methode des Verschwin-
denlassens wurden.

Gerade weil es in Marokko in anderen Bereichen der
Menschenrechte so beachtliche Fortschritte gibt – ich
nenne nur das vor wenigen Tagen verabschiedete Gesetz
zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern –,


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Das ist ein bedeutender Fortschritt!)


ist es erforderlich, dass die Menschenrechtsverletzun-
gen, die mit dem Westsaharakonflikt in Zusammenhang
stehen, beendet, aufgeklärt und strafrechtlich verfolgt
werden.


(Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)

Die Forderung unseres gemeinsamen Antrages, dass

die Bundesregierung an Marokko appellieren soll, mit
dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zusam-
menzuarbeiten, um das Schicksal der seit Beginn des
Krieges vermissten Personen aufzuklären, ist daher be-
sonders wichtig. Auch hierbei darf die Straflosigkeit der
für die Menschenrechtsverletzungen Verantwortlichen
nicht hingenommen werden.

Jedoch sind in diesem Konflikt nicht nur Marokko Men-
schenrechtsverletzungen vorzuwerfen. Auch in den Flücht-
lingslagern, die unter der Kontrolle der POLISARIO ste-
hen, werden das Recht auf freie Meinungsäußerung, die
Versammlungs- und die Bewegungsfreiheit einge-
schränkt. Die für die Menschenrechtsverletzungen in
diesen Lagern Verantwortlichen bleiben straffrei und
werden auch nicht an die algerischen Behörden über-
stellt, damit sie dort vor Gericht gestellt werden können.
Die anhaltende Inhaftierung von über 600 marokkani-
schen Gefangenen durch die POLISARIO verstößt klar

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(C (D egen internationales humanitäres Völkerrecht. Nach rt. 118 der III. Genfer Konvention müssen alle Kriegsefangenen „ohne Verzug“ nach Ende der Kampfhandungen freigelassen werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die meisten Gefangenen sind jedoch seit mehr als
0 Jahren in Gefangenschaft. Das Internationale Komi-
ee vom Roten Kreuz hat sich wiederholt besorgt über
en Gesundheitszustand dieser Gefangenen geäußert.
isher können diese Gefangenen nur durch den vom In-
ernationalen Komitee vom Roten Kreuz organisierten
achrichtenaustausch mit ihren Familien kommunizie-
en.
Dagegen hat sich die Situation der Flüchtlinge in den

lgerischen Flüchtlingscamps insoweit geringfügig
erbessert, als sie seit dem 12. Januar dieses Jahres im-
erhin die Möglichkeit haben, kostenfreie Telefonge-
präche mit ihren Angehörigen in der Westsahara zu
ühren. Das ist ein Projekt, das der UNHCR im Zusam-
enhang mit den laufenden vertrauensbildenden Maß-
ahmen ermöglicht hat.
Trotzdem muss die Lage der über 150 000 Flüchtlinge

us der Westsahara in den algerischen Flüchtlingscamps
eiterhin Anlass zur Sorge sein. Die Flüchtlinge leiden
n chronischer Unterernährung, an Knappheit von Hilfs-
ütern, wie es der Generalsekretär der Vereinten Natio-
en in seinem Bericht vom 19. Januar 2004 erneut festge-
tellt hat. Gerade aus diesem Grund ist die Aufforderung
n die Bundesregierung, einen Appell an die Geberkon-
erenz für das World Food Program zu richten, sowie auf
CHO einzuwirken, für eine hinreichende Unterstützung
insichtlich der Ernährungslage dieser Flüchtlinge zu
orgen, besonders wichtig.
Angesichts dieser humanitären Notlage und der an-

altenden Menschenrechtsverletzungen im Zusammen-
ang mit dem Westsaharakonflikt ist es in der Tat gebo-
en, auf eine politische Lösung dieses Konflikts zu
rängen. Der Baker-Plan, der hier schon ausführlich dar-
estellt wurde, bietet hierfür eine Chance. Die Bundesre-
ierung, die diesen Plan unterstützt, muss auch darauf
rängen, alle europäischen Partner dazu zu bewegen,
iesen Referendums- und Friedensprozess zu unterstüt-
en.
Eine solche politische Lösung des Westsaharakon-

likts ist nicht nur eine Voraussetzung dafür, die Zusam-
enarbeit der Westsaharastaaten untereinander zu ver-
essern. Eine politische Lösung dieses Konflikts würde
uch die Möglichkeiten verstärken, im Rahmen der Zu-
ammenarbeit im Mittelmeerraum, also im Rahmen des
o genannten Barcelona-Prozesses, zu deutlichen Fort-
chritten zu kommen. Gerade die Maghreb-Staaten er-
ielten so eine deutlich verbesserte Entwicklungsper-
pektive. Daher ist es klug, dass wir heute gemeinsam
iese Initiative starten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)







(A) )



(B)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508820900

Danke schön. Damit schließe ich die Aussprache. Wir

kommen zur Abstimmung über den interfraktionellen
Antrag auf Drucksache 15/2391 mit dem Titel „Eine po-
litische Lösung für den Westsaharakonflikt voranbrin-
gen – Baker-Plan unterstützen“. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Gibt es Gegenstimmen oder Enthaltungen? –
Das ist nicht der Fall. Dann ist der Antrag einstimmig
angenommen worden.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 12 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Claudia
Nolte, Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang
Bötsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Den Weg zur Einheit und Demokratisierung in
Moldau unterstützen
– Drucksache 15/1987 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Abgeordnete Claudia Nolte.


Claudia Nolte (CDU):
Rede ID: ID1508821000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gestatten Sie mir, zu Beginn – sicherlich auch in Ihrem
Namen – erst einmal den Botschafter, Herrn Corman, in
unserer Debatte zu begrüßen.


(Beifall)

Es kommt ja häufiger vor, dass wir im Bundestag An-

träge behandeln, die sich mit der Situation in anderen
Ländern – egal wie groß und wie weit entfernt sie sind –
befassen. Insofern überrascht es nicht, dass wir dies auch
heute tun. Allerdings ist es ein Novum, dass wir diesmal
über einen außenpolitischen Antrag zur Republik Mol-
dau sprechen. Das überrascht schon. Schließlich ist das
Land, das zwischen der Ukraine und Rumänien liegt, in
Europa und es hat eine ganze Menge Probleme, die uns
nicht kalt lassen dürfen. Als Länderbeauftragte des
Deutschen Bundestages für die Republik Moldau konnte
ich mich im letzten Jahr sehr intensiv mit den Gegeben-
heiten in Moldau vertraut machen. Es ist in der Tat so,
dass die dortige Situation besorgniserregend ist. Deswe-
gen finde ich es auch wichtig, dass wir uns heute damit
befassen.

Die Republik Moldau existierte in ihren heutigen
Grenzen erstmals 1941, als sie als Teil der Sowjetunion
zur Sozialistischen Sowjetrepublik Moldau wurde. Mit
dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde diese Repu-
blik unabhängig. Aber sie trat ein sehr schweres Erbe an.
Man merkte sehr deutlich, dass es auf beiden Seiten des

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(C (D njestr unterschiedliche Traditionen gab. Transnistrien uf der einen Seite ist historisch anders verwurzelt als as vor allen Dingen rumänisch geprägte Moldau auf er anderen Seite. Zu sowjetischer Zeit war Moldau aufgrund der dorti en Landwirtschaft vor allen Dingen der Garten der Sojetunion, während im transnistrischen Teil vor allem ie Stahlund Rüstungsindustrie angesiedelt wurde, die ort bis heute eine wesentliche Bedeutung hat. 1991 rach zwischen diesen beiden Teilen ein blutiger Konlikt aus. Man schätzt, dass er zwischen 800 und 900 Tote ur Folge hatte. Dabei erhielt die transnistrische Seite nterstützung von den sowjetischen und später von den ussischen Truppen, die Teil der 14. Armee der Sowjetnion waren und dort stationiert waren. Im Übrigen sind ie dort immer noch mit Munition in erheblichem Umang stationiert. Das 1992 abgeschlossene Waffenstillstandsabkommen wischen dem damaligen Moldauer Staatspräsidenten negur und dem damaligen russischen Präsidenten Jelin führte dazu, dass Soldaten aus Russland, Moldau und ransnistrien die Dnjestr-Grenze schützten und dies bis eute tun. Das ist auch der Grund, warum wir von einem frozen conflict“ sprechen. Niemand kann garantieren, ass es nicht wieder zu neuen Auseinandersetzungen ommt. Seit diesem Konflikt 1991 haben die in Moldau deokratisch gewählten, legitimierten und international nerkannten Regierungen praktisch keinen Einfluss auf en transnistrischen Teil. Das selbst ernannte Regime in diesem Teil ist nach al em, was wir erleben und hören, in höchstem Maße autoitär und korrupt. Das Hauptproblem ist die wachsende rganisierte Kriminalität, vor allem die Schmuggelgechäfte mit allem, was man so schmuggeln kann – mit affen, mit Drogen und, was ich besonders verachtensert finde, mit Frauen. In beiden Teilen des Landes ist ie Bevölkerung bitterarm: Wenn man nach den ILOtandards misst, liegt die Arbeitslosigkeit in Moldau bei twa 30 Prozent; viele leben von Subsistenzwirtschaft. er durchschnittliche Monatslohn von umgerechnet 5 Euro reicht kaum zum Leben, vor allen Dingen die entner sind betroffen. Man schätzt, dass etwa zwei rittel aller Moldauer mit weniger als 2 Dollar am Tag uskommen müssen, also in bitterster Armut leben müsen. Infolge der sich verschlechternden Lebensbedinungen sinkt die Lebenserwartung nahezu aller sozialen ruppen in Moldau. Die berechenbaren Sozialfaktoren, ie von der UNDP im Human-Development-Index darestellt werden, machen die desolate Lage in Moldau eientlich deutlich. Von den 173 ausgewerteten Staaten angiert Moldau im Jahr 2002 auf Platz 105 und hat dait in Europa den hintersten Platz. Aber auch die politische Situation in der Republik oldau muss uns zu denken geben. Im demokratischen oldau, also in dem Teil Moldaus, in dem demokratiche Wahlen stattfinden, gab es zwischen 1991 und 2001 igentlich eine positive Entwicklung: Politische Freieiten wurden gewährt, es gab Pluralismus und eine arteiendemokratie, die sich stetig verbesserten. Das )







(A) )



(B) )


Claudia Nolte

Problem war, dass die Regierungen es nicht schafften,
mit den großen Herausforderungen der Transformation
fertig zu werden, das heißt, die wirtschaftliche Situation,
die soziale Lage für die Menschen dort zu verbessern.
Das führte dazu, dass das Vertrauen in die Politik, in die
Parteien, in das System schwankt, sodass wir im Ergeb-
nis bei den Wahlen 2001 erleben konnten, dass eine
kommunistische Regierung mit einer recht stattlichen
Mehrheit gewählt worden ist.

Obwohl sich jetzt in Transnistrien und Moldau zwei
kommunistische Regierungen gegenüberstehen, be-
kämpfen sie sich auf öffentlichen Schauplätzen, wie es
eben nur möglich ist. Seit der Übernahme der Herrschaft
2001 stellt die kommunistische Partei in Moldau mit
Herrn Woronin den Präsidenten. Dieser hat in den letzten
zwei Jahren viele, wenn nicht fast alle wichtigen Posten
mit Gefolgsleuten besetzt. Die Opposition wird zuneh-
mend bedrängt, politische Freiheiten und demokratische
Spielregeln werden immer wieder missachtet. Rechte für
die Opposition im Parlament gibt es de facto nicht.
Manchmal fragt man sich: Ist die Anwesenheit der Op-
position im Parlament denn überhaupt noch nötig, wenn
sie für Abstimmungen nicht mehr erforderlich ist? Lei-
der agiert auch die Opposition nicht immer glücklich
und auch nicht immer geschlossen, was sich in der letz-
ten Zeit aber etwas zu ändern scheint.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, schon 2007 wird
die Republik Moldau eventuell – durch den Beitritt von
Rumänien – an der Außengrenze der Europäischen
Union liegen. Meines Erachtens ist es nicht schwer zu
erkennen, welche Probleme sich für die EU und auch für
uns ergeben, wenn wir einen Staat als Nachbarn haben,
der zu verfallen droht. Schon heute gehen Schätzungen
davon aus, dass von den 4,3 Millionen Moldauern etwa
800 000 außerhalb Moldaus leben und arbeiten. Da es
historisch viele Verbindungen mit Rumänien gibt, ha-
ben viele Moldauer auch rumänische Pässe, sodass zu
befürchten ist, dass die Migration aus diesem Land, auch
in die EU, entsprechend größer wird. Das ist nicht nur
ein Problem für uns, sondern auch ein Problem für das
Land selbst, denn wenn die Elite dort weggeht – die jun-
gen Leute; diejenigen, die gebildet sind –, dann wird die-
ses Land den wirtschaftlichen Aufschwung nicht schaf-
fen können. Schätzungen zufolge sind nämlich schon
heute etwa 30 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre
alt.

Was muss getan werden und was können wir tun? –
Das ist ja nicht immer dasselbe. Ich denke, es ist vor al-
lem nötig, die wirtschaftliche Situation zu verbessern
und damit die Lebensbedingungen der Menschen dort zu
verbessern. Aber das wird uns nur gelingen – deswegen
ist das Folgende das Entscheidende –, wenn wir den
Transnistrien-Konflikt gelöst bekommen. Um eine Wie-
dervereinigung zu ermöglichen und die Demokratisie-
rung zu unterstützen, sind sowohl die OSZE als auch der
Europarat seit vielen Jahren aktiv. Die OSZE-Mission in
Moldau besteht seit elf Jahren und leistet sehr gute Ar-
beit. Gerade die niederländische Präsidentschaft, die im
letzten Jahr zu Ende gegangen ist, hat große Anstrengun-
gen unternommen, um beide Seiten ins Gespräch zu
bringen. Ein Ergebnis war, dass beide Seiten eine Kom-

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(C (D ission zur Erarbeitung einer gemeinsamen Verfassung ingesetzt haben, auch wenn man nicht wirklich vom Erolg dieser Arbeit sprechen kann. Das deutet aber darauf in, wie viele Bemühungen unternommen worden sind. Ich persönlich glaube, dass wir eine Lösung dieses onflikts nur unter Einschluss von Russland erreichen erden. Wir brauchen die Unterstützung Russlands und or allen Dingen auch seinen Willen, dieses Problem zu sen. Hierin steckt eine Ambivalenz. Wir alle wissen, oldau ist in hohem Maße von Russland abhängig insbesondere im Bereich der Energielieferungen – und it ihm wirtschaftlich verflochten. Im transnistrischen eil gibt es inzwischen viele russische Firmen. Das eißt, Russland hat Einfluss auf beide Seiten. Es könnte iese beiden Seiten zusammenführen. Ich habe aber in wachsendem Maße den Eindruck, ass die Russen nur dann wirklich für eine Lösung sind, enn diese ihnen einen dauerhaften Einfluss in diesem and ermöglicht. Das kann wiederum nicht im Sinne ieses Landes sein. Man muss es sich einmal anschauen: rotz Zusagen hat Russland bis heute seine Armee nicht bgezogen und seine Munition nicht entfernt. Der Putinertraute und stellvertretende Leiter der Präsidialadmiistration, Dimitri Kosak, hat ohne die Einbindung der SZE, der EU, der USA und des Europarates Parallelerhandlungen für eine gemeinsame Verfassung geführt. ementsprechend sah auch das Konzept aus. Auch die üngsten Versuche, Moldau für die Gasschulden Transistriens in die Pflicht zu nehmen, zeigen in diese Richung. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch ganz enau, dass die Mehrheit der Bevölkerung zumindest im oldauischen Teil nicht für eine Anbindung an Russland u gewinnen sein wird. Ich halte es für unabdingbar, ass Russland die Unabhängigkeit und Integrität von oldau voll respektiert. (Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)

Herr Staatsminister, meines Erachtens ist es eben

uch an uns, zu versuchen, Russland auf diese Dinge
inzuweisen und anzusprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ir müssen Russland in die Pflicht nehmen. Russland
uss seinen Beitrag zur Konfliktlösung leisten, ohne die
epublik Moldau in dauerhafte Abhängigkeit zu brin-
en. Moldau ist keine innere Angelegenheit Russlands,
ie es in anderen Fällen gerne ins Felde geführt wird.
ch denke, das muss ein Thema sein, wenn der Bundes-
anzler oder der Außenminister auf ihre Kollegen tref-
en. Welchen Wert haben Freundschaften, wenn man
icht auch kritische Worte miteinander sprechen kann?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Zumal das in Richtung Amerika immer gut geht!)


Deutschland hat sehr wohl wichtige Beiträge geleis-
et: Bereits im Dezember 1991 haben wir Moldau diplo-
atisch anerkannt. Seit 1992 haben wir offizielle Bezie-
ungen. Wir waren die ersten Westeuropäer und lange
eit auch die Einzigen mit einer voll funktionierenden






(A) )



(B) )


Claudia Nolte

Botschaft in Chisinau. Inzwischen arbeitet sie unglaub-
lich professionell und gut und hat sich im Land eine
große Reputation erworben. Außerdem hat Deutschland
interveniert, nachdem die Kommunisten die Partei der
Christdemokraten willkürlich suspendiert hatten.

Ich finde aber, wir könnten insbesondere im Hinblick
auf die Verbesserung der humanitären und wirtschaftli-
chen Situation mehr tun. Obwohl Moldau das ärmste
Land in Europa ist, erhält es die wenigsten internatio-
nalen Hilfsgelder. In der Zeit von 1991 bis 2003 – das
sind zwölf Jahre – bekam Moldau Hilfsgelder der EU in
Höhe von gerade einmal 66 Euro pro Kopf. Die Bundes-
regierung hatte sogar geplant, die Mittel für die Entwick-
lungszusammenarbeit in diesem Jahr ganz zu streichen.
Nur aufgrund von Interventionen ist dies nicht gesche-
hen. Ich denke, dass die wirtschaftliche Hilfe für Moldau
Sinn macht.

Allerdings – hier besteht eines der Probleme – muss
Moldau selbst zur Kooperation bereit sein.


(Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das hat die Regierung dort lange nicht unter Beweis ge-
stellt. Ich denke hier an die Verbesserung der Investiti-
ons- und Rechtsbedingungen im Land und vor allen
Dingen auch an die Grundsatzfrage, die Moldau beant-
worten muss: Wohin will Moldau gehören? Will es eine
Anbindung an Russland? Will es eine Anbindung an
Europa? Wir haben von dieser Regierung keine klare Po-
litik erlebt. Sie muss sich entscheiden und darf nicht wie
derzeit je nach politischer Großwetterlage hin- und her-
wanken.

Ich sage aber auch ehrlich: Die EU hat auch nicht
allzu viel dazu beigetragen, den Moldauern diese Ent-
scheidung einfacher zu machen.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Allerdings!)


Sie ist kaum präsent. Die Oppositionsfraktionen fordern
schon lange einen EU-Repräsentanten vor Ort. Wo sind
die Vertretungen der anderen europäischen Staaten? Ge-
rade weil wir in Deutschland auf diesem Gebiet einiges
getan haben, sollten wir auch andere Partner in der EU
um Mitwirkung bitten und für einen EU-Repräsentanten
vor Ort werben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Derzeit werden von der EU-Kommission auf der

Grundlage des Nachbarschaftskonzepts die Aktions-
pläne für die einzelnen Länder ausgearbeitet. Wenn es
einen konkreten und substanziellen Aktionsplan gibt,
dann ist das für die Republik Moldau sehr hilfreich. Ich
wünsche mir, dass sich die Bundesregierung dort ein-
bringt, gerade aufgrund der guten Erfahrungen mit unse-
rer Botschaft vor Ort. Für die Ausschussberatungen
wünsche ich mir, dass wir uns auf einen gemeinsamen
Antrag verständigen können, damit wir die Bundesregie-
rung mit einem Mandat für ihre Aktivitäten ausstatten
können.

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(C (D Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Gert Weisskirchen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Nolte, die Schärfe in Ihrer Schlusspassage war, wie ie selber genau wissen, nicht angebracht, soweit sie ich an die Bundesregierung richtete. Die Bundesrepulik Deutschland war das erste Land (Claudia Nolte [CDU/CSU]: Das habe ich schon gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508821100
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1508821200

eben –, das eine Botschaft in Moldau aufgebaut hat. Sie
st lange Zeit auch das letzte Land geblieben. Allein von
aher leitet sich schon ab, dass sich die Bundesrepublik
eutschland – das wird auch in Moldau so gesehen –
icht im Geringsten verstecken muss.


(Claudia Nolte [CDU/CSU]: Auch das habe ich anerkannt, Herr Kollege!)


Sie haben es nur angedeutet. Deswegen will ich dies
anz deutlich hervorheben. Die Bundesrepublik hat dort
in Zeichen gesetzt. Sie hat deutlich gemacht, dass wir
lles daransetzen werden, dass Moldau eben nicht im
chatten der Europäischen Union verschwindet.
Für uns ist wichtig, dass Moldau eine Chance be-

ommt. Allerdings – darauf haben Sie zu Recht hinge-
iesen – liegt die Chance in Moldau selbst. Die Repu-
lik Moldau muss selbst versuchen, sich zu europäisie-
en. Sie hat dazu die Chance. Der Aktionsplan wird in
iesen Tagen in Brüssel gemeinsam mit den Kollegen
us der Regierung in Chisinau erarbeitet. Sie werden so
ange miteinander debattieren, bis sie einen ganz konkre-
en Plan erstellt haben werden. Wenn der vorgegebene
eitplan eingehalten wird, dann bedeutet das, dass der
ktionsplan bereits im Juni dieses Jahres verabschiedet
erden wird.
Das ist ein gutes Zeichen für dieses kleine Land. Es

st allerdings größer als Slowenien, das jetzt Mitglied der
uropäischen Union wird. Es hat mehr Einwohner als
stland, das ebenfalls bald Mitglied wird.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Sie müssen sich eben darum kümmern!)


ie 4,5 Millionen Einwohner Moldaus warten darauf,
ass wir mit ihnen gemeinsam eine Perspektive erarbei-
en. Wer das Land zwischen Pruth und Dnjestr einmal
esucht hat, der wird erkennen – Sie haben es erwähnt,
as darf man hier lobend hervorheben –, wie schön diese
andschaft ist. Derjenige, der den Rot- oder Weißwein
iebt, wird erkennen – ich kenne mich damit ein bisschen
us –, dass dieser Wein von wunderbarer Qualität ist.


(Claudia Nolte [CDU/CSU]: Vor allem der Kognak!)


r ist leider bei uns noch nicht so bekannt, wie es ihm ei-
entlich zustünde.






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)



(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Sie ist eher für Kognak!)

– Davon verstehe ich wiederum nichts. Sie kennen sich
da bestimmt besser aus als ich.

Ganz ernsthaft. Was ich sagen will, ist: Dies ist ein
schönes Land. Es verdient unsere Zuneigung. Es ist ein
Land – Sie haben es erwähnt, Frau Nolte –, in dem viele
arme Menschen leben, die aber gleichzeitig reich an
Freundlichkeit, Offenheit und Zuneigung gegenüber
Deutschland sind. Wer einmal in diesem Land war und
seine Menschen kennen gelernt hat, wird es nicht mehr
vergessen. Es kommt in der Tat darauf an, dass wir eine
kluge und rationale Politik entwickeln. Ich glaube, dass
die Europäische Union mit dem Nachbarschaftskon-
zept auf einem vernünftigen Weg ist. Ich weiß, dass dies
in der Republik Moldau zunächst nicht konstruktiv auf-
genommen worden ist. Dort ist man – das ist völlig ver-
ständlich – davon ausgegangen, dass man wie eine Reihe
anderer Länder eine direkte Mitgliedschaftsperspektive
für die Europäische Union erhalten wird. Wären wir dort
Politiker, wie sollten wir eine andere als jene Position
beziehen? Das ist völlig verständlich.

Ich glaube, dass sich die Verantwortlichen in der
Republik Moldau umschauen sollten, wie etwa Kroatien
gegenwärtig mit der Mitgliedschaftsperspektive umgeht.
Kroatien hat bisher keine feste Perspektive, anders als
Slowenien, das nördlich an Kroatien grenzt. Dennoch,
wer einmal in Kroatien gewesen ist, der wird erkannt ha-
ben, dass unabhängig davon, wer jetzt regiert – vorher
war das die Sozialdemokratie, jetzt sind es Ihre Partei-
freunde –, die unterschiedlichen Gruppen in diesem
Land bereit sind, die europäische Perspektive ernst zu
nehmen. Sie fragen gar nicht lange, was Brüssel dazu
beiträgt, dass Kroatien Mitglied der Europäischen Union
wird. Diese Gruppen sehen vielmehr, dass der Weg nach
Brüssel bei ihnen selber anfängt.

Sie haben sich vor einer Woche an der dreitägigen
Veranstaltung der Südosteuropa-Gesellschaft, deren Prä-
sident unser Kollege Gernot Erler ist, beteiligt. Dort
wurde gesagt: Der Weg nach Brüssel beginnt nicht in
Brüssel, sondern er beginnt in Chisinau. Der richtige An-
satz ist, sich selbst zu modernisieren und sich selbst zu
reformieren, ohne darauf zu warten, bis man von Brüssel
als Partner, der eine Chance auf den Beitritt hat, betrach-
tet wird. Wenn man sich selbst modernisiert, reformiert
und europäisiert, dann wird man zwangsläufig eine Per-
spektive haben. Wenn Rumänien und Bulgarien Mitglie-
der der Europäischen Union sein werden, dann wird sich
die Antwort auf die Frage nach dem Beitritt aus dem Re-
formprozess heraus fast von alleine ergeben. Dann hat
Moldau eine wirkliche Perspektive, auch Mitglied der
Europäischen Union zu werden. Selbstanstrengung ist
der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Republik Moldau ist ein Land, das seine Blicke
jetzt auf uns richtet. Ich bin dankbar dafür, dass die Bun-
desregierung diesen einen Disput, den es zwischen dem

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(C (D MZ und dem Auswärtigen Amt gegeben hat – Sie haen ihn erwähnt –, geklärt hat. Es ist jetzt dafür gesorgt, ass die Finanzmittel wieder in einer Weise fließen könen, dass das, was Moldau selber tun kann, wirklich voangebracht wird. Das muss mit dem sinnvollen Konzept nd dem Aktionsplan der Europäischen Union verknüpft erden. Frau Nolte, Sie haben die Zahlen ein wenig dramati iert. Es waren seit 1991 – da sollten wir fair sein – insesamt 240 Millionen Euro, ie von der Europäischen Union für das Land bereitgetellt worden sind. Das ist schon eine ganze Menge. Wir ind durchaus bereit, unser Engagement aufrechtzuerhalen. Sie haben in einem weiteren Punkt Recht. Schauen ie sich einmal die politische Landschaft in Moldau an. ie, Frau Nolte, kennen sie sehr gut. Es gibt nicht nur oronin und seine kommunistische Partei, die sehr bü okratisch und zum Teil nicht sehr reformfreundlich ist, ondern es gibt auch – das muss man leider erwähnen – nnerhalb der demokratischen Opposition Blockaden. er frühere Ministerpräsident Braghis, ein sehr kluger nd vernünftiger Mann, versucht jetzt, eine neue Enticklung im Land in Gang zu setzen. Wir hoffen alle geeinsam, dass die demokratischen Gruppen und Pareien in diesem Land eine Chance haben, sich gut zu ntwickeln. Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist dort und hilft dabei, ivilgesellschaftliche Strukturen zu schaffen. Ich möchte ie von der CDU/CSU und die Kollegen von der FDP itten: Sorgen Sie auch dafür, dass die Konraddenauer-Stiftung und andere politische Stiftungen dort rbeiten. Gerade weil dieses Land darauf wartet, dass man ihm ilft, und weil die jungen politischen Kräfte und Grupierungen versuchen, die demokratischen Institutionen u festigen und zu stärken, sollten wir ihnen eine helende Hand reichen. Sie werden in der Lage sein, dafür u sorgen, dass aus diesem wunderbaren Land, dem bstund Weingarten Moldau, ein vernünftiger Partner ür uns alle wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass das elingt. Wir sollten unseren Beitrag dazu leisten. Ich möchte mit folgender Bemerkung schließen: Der luß Pruth, der die Grenze zwischen Rumänien und oldau bildet, entspringt am Howerla, dem höchsten erg der Ukraine. In dieser wunderbaren Region ist ose Ausländer geboren, die in sehr schönen lyrischen ildern ihre Kindheit beschrieben hat und dem Leser ahe bringt, wie sie versucht hat, mit der Beschreibung ieser versunkenen Welt ihre eigenen Emotionen und hre Hoffnung auf eine gute Zukunft zu verbinden. Leier zerbrachen diese Bilder, als der Krieg mit deutschen niformen ihre Heimat überfiel. Ich möchte die wunderaren Zeilen zitieren: Sie kamen mit giftblauem Feuer, versengten unsere Kleider und Haut. Gert Weisskirchen Sie beendet ihr Gedicht mit den Worten: Wir waren die Scheiterhaufen unserer Zeit. Rose Ausländer, die aus dieser Region stammt, war eine jüdische Lyrikerin, die Bessarabien und Moldau sehr gut gekannt hat. Wer ihre Zeilen liest, wird wissen: Diese Region gehört zu Europa. Ich denke, wir alle sollten uns verpflichten, diesem schönen Land eine Chance zu geben. Moldau ist nicht vergessen. (Beifall im ganzen Hause – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Seid ihr denn nun für den Antrag? – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wir überweisen ihn und machen es gemeinsam!)


(Claudia Nolte [CDU/CSU]: Von der EU!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508821300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Rainer

Stinner.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1508821400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir erleben gerade eine Stunde der Harmonie, in der wir
uns in vielen Fragen inhaltlich einig sind. Das begrüße
ich und das eint uns auch. Dennoch müssen wir auch in
dieser Debatte einzelne Details genauer betrachten.

Die Situation Moldaus als ärmstes Land Europas ist
bereits beschrieben worden. Die Situation ist ohne jeden
Zweifel kritisch. Ein Großteil der Bevölkerung hat ru-
mänische Pässe und daher ab 2007 Zugang zur Europäi-
schen Union. All das sind Fakten, mit denen wir fertig
werden müssen.

Moldau steht zurzeit am Scheideweg zwischen der
Orientierung nach Russland oder Europa. Die Ent-
scheidung, welcher Weg eingeschlagen wird, muss – Sie
haben völlig Recht, Herr Weisskirchen – in Moldau ge-
troffen werden. In der Tat erhalten wir aus dieser Region
bisher unklare Signale. Aber wir müssen uns selbst fra-
gen, was wir tun können und tun sollten.

Wir müssen uns fragen, inwiefern es in unserem Inte-
resse liegt, dass wir in dieser Region aktiv werden. Ohne
jeden Zweifel haben Deutschland und Europa ein vitales
Interesse daran, dass Moldau an diesem Scheideweg
nicht von Europa wegrückt, sondern – wie Sie es so
schön ausgedrückt haben, Herr Weisskirchen – zu einem
Teil Europas wird.

Es gibt seit einigen Monaten eine gemeinsame euro-
päische Sicherheitsstrategie, in der wir expressis verbis
vereinbart haben, dass wir Europäer dafür sorgen wol-
len, dass um das Kerneuropa herum ein Kordon von
Staaten entsteht, die demokratisch und gesellschaftlich
stabil sind und auch in unserem eigenen wirtschaftlichen
Interesse und Sicherheitsinteresse demokratische Struk-
turen aufweisen. Darin besteht – darin sind wir uns hof-
fentlich einig – unser Interesse. Aber wir müssen uns in
diesem Zusammenhang fragen, was die Bundesrepublik
konkret macht. Das ist – in dieser Einschätzung ist die
Meinung in diesem Hause sicherlich geteilt – leider bis-
her relativ wenig.

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(C (D Wir leisten wirtschaftliche und technische Hilfe. Das st keine Frage; die Zahlen sind bekannt. Aber ein Voluen von circa 8 Millionen bis zum Jahr 2000 ist nicht erade viel. Eine politische Heranführung an Europa finet jedenfalls mit aktiver Unterstützung der Bundesreierung bisher nicht statt. Auch im Rahmen des von der undesregierung so hoch gelobten Stabilitätsund achstumspaktes ist das Land Moldau links liegen gessen worden. Im Jahre 2002 sind im Rahmen des Stabiitätsund Wachstumpaktes 170 Projekte vom Auswärtien Amt finanziert worden. Auf die Republik Moldau ntfielen null. Das ist ja nun kein Ausdruck von großer inwendung zu diesem Staat. Deshalb stelle ich die rage: Haben wir Moldau vergessen? Sie werden sicherich antworten, dass das nicht der Fall sei. Aber was tun ir aktiv dafür, um es an Europa heranzuführen? Moldau ist ein weiteres Beispiel der facettenrei hen, negativen Deutschland-Russland-Politik, Herr eisskirchen. enn Faktum ist, dass sich Russland in Moldau auf eine rt und Weise benimmt, die für uns nicht akzeptabel ist. ussland hat 1999 auf der OSZE-Konferenz in Istanbul ersprochen, bis Ende 2002 seine Truppen und Waffen bzuziehen. Herr Kollege, achten Sie bitte auf Ihre Redezeit. Eine Verlängerung ist bis 2003 gewährt worden. Aber isher ist nichts geschehen. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wir pochen darauf!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508821500
Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1508821600
aher müssen wir die Bundesregierung drängen, diese
inge auch in Gesprächen mit Russland anzusprechen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das geschieht!)


Wir hoffen das sehr. Aber das hat bisher jedenfalls
icht zu Folgen geführt. Auch das ist Faktum, Herr
eisskirchen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508821700

Herr Kollege, achten Sie bitte darauf, dass Sie Ihre
edezeit bereits überschritten haben. Auch Ihr Kollege
at schon vorher sehr viel überzogen.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1508821800

Wir, die Europäer und insbesondere die Deutschen,

aben ein Eigeninteresse, gemäß dem wir handeln soll-
en. In diesem Sinne ist der Antrag der Union, den wir
nterstützen, ein Schritt in die richtige Richtung.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508821900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Marianne Tritz.


Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die CDU/CSU fordert ein Konzept zur Unterstützung
Moldaus auf dem Weg in die Demokratie. Dabei gibt es
bereits eine Vielzahl von Abkommen und Vereinbarun-
gen, die jetzt von der Regierung Moldaus umgesetzt
werden müssen.

In der Republik Moldau ist beim Aufbau rechtsstaatli-
cher Strukturen eine Reihe von Rückschritten zu ver-
zeichnen. Die Schaffung des öffentlich-rechtlichen
Rundfunkwesens geht nicht voran. Bei der Durchfüh-
rung freier und demokratischer Wahlen sind schwere
Defizite festzustellen. Es gibt unter anderem die Pro-
bleme des Schmuggels und des Menschenhandels sowie
den ungelösten Transnistrienkonflikt.

Die Lage ist folgende: Seit Jahren bemühen sich die
OSZE, die EU und der Europarat, die rechtsstaatlichen,
die politischen, die wirtschaftlichen und die gesellschaft-
lichen Strukturen in Moldau zu stärken. Die mol-
dauische Regierung ist mit der Parlamentarischen Ver-
sammlung des Europarates zahlreiche Verpflichtungen
eingegangen. Dazu gehören die Einrichtung eines run-
den Tisches, die Verbesserung der Mediengesetze, eine
Justizreform und ein anderer Umgang mit der Oppo-
sition. Das Kooperationsprogramm mit dem Europarat
in den Bereichen Menschenrechte, Demokratieförde-
rung, Rechtsstaatlichkeit und Erziehungswesen wird in
ein Programm mit der EU-Kommission überführt. Ent-
sprechende Reformen im Innen- und Justizbereich der
Republik Moldau werden von der Bundesregierung un-
terstützt.

Weiterhin hat man sich im Transnistrienkonflikt auf
einen Beobachterstatus der EU in der bilateralen Verfas-
sungskommission geeinigt. Die Europäische Union hat
das Nachbarschaftskonzept vorgestellt. In Verbindung
mit den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates
werden differenzierte Aktionspläne auch für die Repu-
blik Moldau entwickelt. Ausführliche Vorschläge der
Kommission zu den Bereichen Justiz und Inneres,
Vertiefung der wirtschaftlichen Integration, Investitions-
förderung und gemeinsame Sicherheit sind vorgelegt
worden. Die Bundesregierung wird sich an der Ausge-
staltung der Aktionspläne aktiv beteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Kooperationsabkommen zwischen der EU
und Moldau soll die Rahmenbedingungen schaffen, da-
mit Moldau in Zukunft am europäischen Binnenmarkt
teilnehmen kann. Zusätzlich enthält es Vereinbarungen
zur Kooperation in der Industrie, beim Handel, in der
Wissenschaft und in der Verwaltung. Es ist eine Reihe
von bilateralen Institutionen auf Minister-, Parlaments-
und Beamtenebene eingesetzt worden. Im Februar dieses
Jahres wird auf der Tagesordnung des EU-Moldau-
Kooperationsrates die Bekämpfung der organisierten
Kriminalität, der Geldwäsche und des Menschenhandels
stehen. Deutschland macht in Gesprächen mit Russland

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(C (D ie Transnistrienfrage immer wieder zum Thema und rängt auch auf Umsetzung der Verpflichtung Russands, seine Truppen abzuziehen. Weiterhin setzt sich die undesregierung in der EU-Kommission für die Einrichung einer EU-Delegation in Chisinau ein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Seit 1993 wurden im Rahmen der bilateralen staatli-
hen Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik
eutschland und der Republik Moldau mehr als
0 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aus den Rest-
itteln der Jahre 1999 und 2000 in Höhe von
,6 Millionen Euro wird vom BMZ ein Programm zur
erbesserung der kommunalen Infrastruktur finanziert.
usätzlich fördert das BMZ eine moldauische NGO, die
en Frauen und Mädchen, die im Ausland zur Prostitu-
ion gezwungen wurden, durch Ausbildung und Exis-
enzgründungsdarlehen neue Perspektiven eröffnet.
Die Konferenz der Südosteuropa-Gesellschaft, die die
öglichkeiten einer weiteren Annäherung Moldaus an
ie EU beleuchtet hat, zeigt, dass Moldau nach wie vor
m Fokus der EU ist. Alle Maßnahmen zielen darauf ab,
oldau stärker an die EU heranzuführen – wir teilen den

n Ihrem Antrag geäußerten Wunsch – und zu stabilisie-
en. Gleichwohl gibt es aufgrund der zahlreichen Defi-
ite in Moldau momentan keine Beitrittsperspektive.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,

assen Sie uns das Thema Moldau in den Ausschüssen
ehr sorgfältig beraten. Wir prüfen dann gemeinsam die
orhandenen Konzepte und den Stand der Umsetzung.
ir müssen uns aber auch darüber im Klaren sein, dass
lle Hilfestellungen, die die OSZE, die EU, der Europa-
at und auch die Bundesrepublik Deutschland der Repu-
lik Moldau zukommen lassen, nur dann greifen können,
enn der Wille zur Veränderung bei den politisch Ver-
ntwortlichen in Moldau vorhanden ist. Diesbezüglich
ommen manchmal erhebliche Zweifel auf.
Danke.


(Beifall im ganzen Hause)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822100

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/1987 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Damit ist die Überwei-
ung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung der Bundesärzteordnung und anderer
Gesetze
– Drucksache 15/2350 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Die Kolleginnen Ober, Brüning, Selg und Caspers-

Merk sowie der Kollege Parr haben gebeten, ihre Reden
zu Protokoll geben zu dürfen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall. Dann verfahren wir so.1)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 15/2350 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 14 a und
14 b:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Klaus
Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Sicherheit im Busverkehr
– Drucksachen 15/1528, 15/2023 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Heinz Paula

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gero
Storjohann, Gerhard Wächter, Dirk Fischer

(Hamburg), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Mehr Sicherheit an unbeschrankten Bahn-
übergängen
– Drucksache 15/1984 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Tourismus

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wie ich
sehe, gibt es dazu keinen Widerspruch. Dann ist auch so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Heinz Paula.


Heinz Paula (SPD):
Rede ID: ID1508822200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Immer wieder erschrecken uns Meldungen über Unfälle
mit Reisebussen. Angesichts der Häufung dieser Unfälle
stellt man sich zu Recht die Frage: Wie sicher sind Rei-
sebusse? Nebenbei bemerkt: Sie gehören zu den sichers-
ten Verkehrsmitteln, die es gibt. Vor allen Dingen muss
gefragt werden: Was muss getan werden, um das Bus-
fahren noch sicherer zu machen?

Das Bundesamt für Güterverkehr hat seine Überwa-
chungen deutlich intensiviert. Allein im ersten Halbjahr
2003 wurden durch den Kontrolldienst des Bundesamtes
4 600 Busse überprüft. Davon wurden 488 beanstandet.
Das entspricht einer Quote von 10,6 Prozent. Wir kön-
nen feststellen: Unsere Bundesregierung handelt. Ein

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1) Anlage 3

(C (D roßes Dankeschön geht an Staatssekretärin Gleicke für ll die Bemühungen, von denen uns im Verkehrsauschuss immer wieder berichtet wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Renate Blank [CDU/CSU]: Habt ihr die Beweihräucherung nötig?)


um Beispiel wurde im Oktober letzten Jahres eine
eihe von Maßnahmen, wie – ich möchte nur einige
ennen – die Verschärfung von Sanktionen, wenn Bus-
ahrer oder Busunternehmer gegen wesentliche techni-
che Vorschriften verstoßen, härtere Strafen bei Ge-
chwindigkeitsüberschreitungen usw., vorgestellt.
Die Bund-Länder-Initiative „Reisebussicherheit“
ird weitergeführt. Einig sind wir uns ebenfalls, dass es
chon einen umfassenden rechtlichen Rahmen gibt, auch
uropaweit, wie zum Beispiel einheitliche Lenk- und
uhezeiten, Gurtausrüstungspflicht der Reisebusse,
urtanlegepflicht usw.
Minister Stolpe hat bereits im Mai vergangenen Jah-

es mit den wichtigsten einschlägigen Verbänden wie
em BDO und dem VDA Gespräche mit dem Ziel ge-
ührt, zur Erhöhung der Bussicherheit beizutragen. Auch
ei allen Verbänden besteht Übereinstimmung, dass der
eltende gesetzliche Rahmen bereits ausreicht.
Kolleginnen und Kollegen, allerdings nützen die be-

tehenden Vorschriften sehr wenig, wenn sie nicht wirk-
am kontrolliert werden.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wohl wahr!)


ie Durchführung von Buskontrollen ist verfassungs-
echtlich schwerpunktmäßig Aufgabe der Länder. Dane-
en ist auch das Bundesamt für Güterverkehr für Kontrol-
en zuständig. Allerdings – jetzt kommt der wesentliche
unkt und ich bitte gerade die Kolleginnen und Kollegen
er CDU/CSU um große Aufmerksamkeit – kann nur
ontrolliert werden, wenn die Länder auch das Recht ein-
äumen, Reisebusse zur Kontrolle anzuhalten.
Kolleginnen und Kollegen aus Bayern, da fragt man

ich natürlich zuerst: Was macht unser Haupttransitland,
as macht Bayern in diesem Fall? Wie wir wissen, wird
as Anhalterecht verweigert. Als neu gewählter Abge-
rdneter schreibt man natürlich postwendend dem baye-
ischen Ministerpräsidenten einen Brief und bittet, er
öge sich in dieser Frage bewegen. Und, siehe da, man
ekommt nach einigen Monaten eine sehr interessante
ntwort.
Der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Herr Huber,

chreibt am 15. Januar – ich darf zitieren –,
… dass aus fachlicher Sicht eine isolierte Kontroll-
möglichkeit des Bundesamtes für Güterverkehr
nicht angezeigt ist.

eiter:
Die Synergieeffekte gemeinsamer Kontrollen wür-
den verloren gehen, weil bei der zwangsläufig
begrenzten Kapazität des Bundesamtes bei einer
stärkeren Anzahl von Einzelkontrollen Gemein-






(A) )



(B) )


Heinz Paula

schaftsaktionen nicht mehr im bisherigen Umfang
möglich wären.

(Renate Blank [CDU/CSU]: Die SPD wird ja schon im Bund nicht wahrgenommen! Wieso soll sie denn in Bayern wahrgenommen werden?)


Jetzt stellt sich wirklich die Frage: Wieso ist denn
Bayern unbedingt gegen weitere zusätzliche Kontrollen?
Vor allen Dingen fragt man sich, Kolleginnen und Kolle-
gen: Wie wollen Sie denn den Punkt Ihres Antrages rea-
lisieren, wonach mit mehr Kontrollen die schwarzen
Schafe tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden
sollen?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr richtig!)


Irgendwie müssen Sie uns schon erklären, wie das
Ganze funktionieren soll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Mir san mir! Den Antrag müsst ihr schon unterstützen!)


Neben verschärften Kontrollen setzen wir natürlich
auch auf präventive Maßnahmen und Qualitätsförde-
rung, und zwar – das ist entscheidend – in enger Zusam-
menarbeit mit den Busunternehmen. Dabei geht es um
die Einführung eines obligatorischen Fahrsicherheitstrai-
nings für Busfahrer, um ein Gütesiegel für Verkehrssi-
cherheit und um eine anerkannte Qualitätszertifizierung
von Busunternehmen. Mit diesem Maßnahmenbündel
aus gesetzlichen Verschärfungen, verstärkten Kontrol-
len und Aufbau eines Qualitätsmanagements sind wir
zweifelsohne auf dem richtigen Weg.

Zu Ihrem Antrag ganz kurz, Kolleginnen und Kolle-
gen: In Anbetracht dessen, was bisher bereits in vorbild-
licher Weise auf den Weg gebracht worden ist, kann er
eigentlich nur abgelehnt werden. Ich möchte aber trotz-
dem noch einmal zur Verdeutlichung, gerade an Sie ge-
richtet, die wesentlichen Punkte zusammenfassen: Ver-
stärkung und Koordinierung der Kontrollen des
Bundesamtes für Güterverkehr auf europäischer Ebene.
Wie Sie wissen, ist Deutschland seit dem 5. April 2001
durch das Bundesamt für Güterverkehr Teilnehmer des
Euro-Controle-Route-Abkommens. Insoweit ist Ihrer
Forderung bereits voll Genüge getan. Darüber hinaus ist
laut EU-Beschluss festgelegt, dass alle relevanten
Neufahrzeuge mit digitalen Fahrtenschreibern ausgerüs-
tet werden müssen. Das obligatorische Busfahrertraining
für Berufskraftfahrer ist ebenfalls seit dem 1. August
2001 neu geregelt.

Wenn wir es jetzt noch schaffen – mit Ihrer Unterstüt-
zung, Kolleginnen und Kollegen gerade von der CSU –,
auch Bayern zu überzeugen, sodass in Zukunft verstärkt
Buskontrollen durchgeführt werden können, ist eines
festzustellen: Wir sind auf dem absolut richtigen Weg.
Von daher gesehen bitte ich um Verständnis, wenn ich
sage: Dieser Antrag kann nur abgelehnt werden.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Dieser Antrag spricht für sich!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Volkmar Vogel.

Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1508822400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Lieber Kollege Paula, es ist sicherlich richtig,
ass eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet worden
ind. Aber die Ereignisse in den letzten Wochen zeigen,
ass diese Maßnahmen noch nicht ausreichen und dass
an über die Problematik auch nicht oft genug reden
ann. Es ist auch schade, dass hier im Parlament zu so
päter Stunde darüber geredet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Bus ist dank hoher Sicherheitsstandards und vie-

er verantwortungsbewusster Busfahrer immer noch das
icherste Verkehrsmittel, noch vor Bahn und Flugzeug.
och damit können wir uns angesichts der Nachrichten
on Busunglücken aus Europa nicht zufrieden geben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

iese Unglücke – darin sind wir uns einig – bringen viel
enschliches Leid. Jede Möglichkeit, die hilft, auch nur
in Menschenleben zu retten, verdient unsere besondere
ufmerksamkeit.


(Beifall im ganzen Hause)

Ganz verhindern können wir Unglücke natürlich

icht. Ich sage das auch aus einem aktuellen Anlass. Erst
m vergangenen Wochenende kam es in meiner Heimat
ei Bad Klosterlausnitz, nicht einmal 10 Kilometer von
einem Heimatort entfernt, zu einem schrecklichen Bus-
nglück mit drei Toten und über 40 Verletzten. Touristen
us Dänemark waren auf dem Weg zum Skiurlaub nach
sterreich, als eine norwegische Busfahrerin die Kon-
olle über das Fahrzeug verlor. Liebe Kollegen, ich
öchte an dieser Stelle den Einsatzkräften vor Ort noch-
als für ihre schnelle und professionelle Hilfe danken.
ie haben noch mehr menschliches Leid verhindert.
leichzeitig möchte ich den Angehörigen der Opfer un-
er tiefes Mitgefühl aussprechen und den Verletzten alles
ute für ihre Genesung wünschen.
Dieser letzte Busunfall zeigt uns auf erschreckende
eise nicht nur die europäische Dimension des Pro-
lems, sondern auch die Grenzen unserer Möglichkeiten
echt deutlich. Der Unfall in Bad Klosterlausnitz ist
ahrscheinlich auf menschliches Versagen zurückzufüh-
en. Aber wir müssen auch bedenken: Die Arbeitsbedin-
ungen für die Busfahrer werden immer komplizierter.
eutschland ist ein Transitland. Das heißt, wir werden
m Hinblick auf die EU-Osterweiterung mit einem wei-
ren Anstieg des Verkehrsaufkommens rechnen müs-
en.
Wir diskutieren in diesen Tagen im Verkehrsaus-

chuss den Bundesverkehrswegeplan. Wir treffen unsere
ntscheidungen nach Verkehrsaufkommen, nach dem
osten-Nutzen-Verhältnis und nach blanken Zahlen. Der






(A) )



(B) )


Volkmar Uwe Vogel

Faktor Sicherheit kommt zu kurz. Dabei müssen wir
aber gerade den Sicherheitsaspekt viel stärker als Krite-
rium in unsere Entscheidungen einfließen lassen, wenn
es beispielsweise um Umgehungsstraßen oder um Bahn-
übergänge – auch das ist heute Thema der Debatte –
geht. Es geht schließlich um die Sicherheit auf unseren
Straßen und damit um die Sicherheit der Menschen.

Ich sagte es bereits: Der Bus gehört zu den sichersten
Verkehrsmitteln. Zudem ist Busreisen eine umwelt-
freundliche und kostengünstige Ergänzung zum Indivi-
dualverkehr. In Deutschland wurden im vergangenen
Jahr über 100 Millionen Fahrgäste mit Bussen befördert.
Doch gerade wegen der ungewöhnlichen Häufung von
Unfällen in der letzten Zeit dürfen wir bei der Sicherheit
nicht zurückstecken. Hierbei sollten wir auch auf eine
europäische Harmonisierung achten. Unabhängig von
allen Maßnahmen, die bisher getroffen worden sind,
muss sich die Bundesregierung mit den bestehenden De-
fiziten auseinander setzen und – der Meinung sind wir
jedenfalls – spätestens bis zum Jahresende ein entspre-
chendes Verkehrskonzept vorlegen. Hier darf es keiner-
lei Tabus geben; denn es geht um die Sicherheit auf un-
seren Straßen und das ist das höchste Gut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Als Sofortmaßnahmen fordern wir in unserem Antrag

von Verkehrsminister Stolpe nochmals nachdrücklich:
Die Kontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr
müssen im Zusammenwirken mit den Polizeien der Län-
der verstärkt werden. Wenn die Polizei in Bayern in der
Lage ist, diese Kontrollen effektiv durchzuführen – das
kann ich auch für unsere Polizei in Thüringen sagen –,
dann können das die Polizeien machen und dann ist der
Einsatz des Bundesamts für Güterverkehr nicht unbe-
dingt erforderlich. Wichtig ist dabei: Das aufgedeckte
Fehlverhalten darf nicht nur dem Kraftfahrt-Bundesamt
gemeldet werden, sondern muss auch der für die Zulas-
sung des Unternehmens zuständigen Behörde vor Ort
gemeldet werden. Nur dadurch kann man die schwarzen
Schafe schnell erkennen und aussortieren.

Zusätzlich müssen wir gemeinsam mit unseren euro-
päischen Partnern auf den wichtigsten Urlaubsstrecken
die bestehenden Kontrollsysteme verstärken, weil ge-
rade auch im europäischen Ausland schlimme Unfälle
passiert sind und eines klar ist: Ungefähr ein Viertel aller
Busunfälle beruht auf der Überschreitung der Lenkzei-
ten.

Zugleich – auch darauf muss man noch einmal hin-
weisen und dieses mit Nachdruck einfordern – ist euro-
paweit die Verpflichtung zum Einbau eines digitalen
Fahrtenschreibers durchzusetzen, um so die Manipula-
tionsmöglichkeiten an den Fahrtenschreibern zu mini-
mieren. Ganz verhindern wird man sie wahrscheinlich
nicht können.

Schließlich fordern wir ein obligatorisches Fahrsi-
cherheitstraining für die Busfahrer, damit gerade typi-
sche Gefahrensituationen in der Praxis geübt werden
können und so auch eigenes Fehlverhalten abgestellt
werden kann.

Neben diesen Maßnahmen, die sofort Wirkung zei-
gen, sollten wir auch die Entwicklung technischer

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(C (D öglichkeiten zur Erhöhung der aktiven Sicherheit an ahrzeugen vorantreiben und den gesetzlichen Rahmen azu schaffen. Wir unterstützen die im Zuge der europäichen Harmonisierung vorgesehene Einführung von akven elektronischen Warnsystemen in Bussen, die etwa en Sekundenschlaf anzeigen oder beim ungewollten echsel der Fahrspur ein Warnsignal abgeben. Meine sehr verehrten Damen und Herren, meine Zeit t um. Ich komme deswegen zum Schluss: Wir sind der uffassung, das Thema Sicherheit im Busverkehr eignet ich nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen. arin sind wir uns einig. Es geht hier ja letztendlich um ie Sicherheit auf unseren Straßen und Autobahnen und amit um Menschenleben. Deshalb bitte ich Sie: Stimen Sie unserem Antrag zu. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Blanker Aktionismus!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822500

Ich erteile jetzt dem Abgeordneten Peter Hettlich das
ort und gratuliere ihm im Namen des ganzen Hauses
u seinem heutigen Geburtstag.


(Beifall)



Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Auch ich freue mich, dass es mir gelungen ist,
einen Geburtstag auf den heutigen Tag zu schieben,
nd bedanke mich für die Gratulationen, die ich von vie-
en Leuten in schriftlicher oder in mündlicher Form be-
ommen habe. Ich werde diesen Geburtstag also so
chnell nicht vergessen.
Das Jahr 2003 war für die deutschen Busunternehmen

ein gutes Jahr. Man könnte sogar von einem sehr bitte-
en Jahr sprechen, denn die Bemühungen der Akteure
m mehr Sicherheit im Busverkehr erlitten mehrere
erbe Rückschläge. Nach wie vor ist der Bus ein siche-
es Verkehrsmittel. Aber wir dürfen unsere Augen nicht
or der Tatsache verschließen, dass sich die Situation im
ergangenen Jahr offensichtlich deutlich verschlechtert
at. Dabei darf uns die allseits bekannte Statistik nicht
eruhigen, die für die Bussicherheit einen Wert von nur
,16 getöteten Insassen pro Milliarden Personenkilome-
er für das Jahr 2002 ausweist. Damit wäre der Bus nach
ie vor das sicherste Verkehrsmittel deutlich vor der
ahn, dem Flugverkehr und dem motorisierten Individu-
lverkehr.
In diese Berechnung gehen allerdings nur die Busun-

älle in Deutschland ein. Wir müssen unser Augenmerk
ber leider auch auf die Unfälle richten, an denen deut-
che Busunternehmen im Ausland beteiligt waren. Ich
rinnere in diesem Zusammenhang nochmals an die
chrecklichen Unfälle von Lyon mit 28 Toten, von Sio-
ok mit 33 Toten oder an den Unfall am 20. Dezember
etzten Jahres an der belgisch-französischen Grenze mit
lf Toten.






(A) )



(B) )


Peter Hettlich

Nach unseren Recherchen waren 2003 bei zwölf Un-

fällen insgesamt 80 getötete Deutsche europaweit zu be-
klagen; diese Unfälle müssen wir deutschen Busunter-
nehmen zuordnen. Sie entfallen beinahe ausschließlich
auf den Gelegenheitsverkehr, das heißt den Fernreise-
verkehr. Im Linienverkehr kommt es dagegen nur selten
zu Unfällen mit Todesfolgen, sodass hier für 2003 ei-
gentlich eine Null oder maximal eine Eins anzusetzen
wäre.

Wenn wir jetzt berücksichtigen, dass auf den Gele-
genheitsverkehr circa 10 Prozent der beförderten Perso-
nen entfallen, jedoch 28 Prozent der Personenkilometer,
und wir die Zahl der getöteten Insassen diesen beiden
Gruppen, Linien- und Gelegenheitsverkehr, zuordnen, so
ergibt sich ein völlig anderes Bild. Für den Linienver-
kehr ergibt sich jetzt nämlich ein Wert von 0,02 getöte-
ten Insassen je Milliarden Personenkilometer, für den
Gelegenheitsverkehr, also den Fernverkehr, dagegen von
3,5 bis 4,0 getöteten Insassen je Milliarden Personenki-
lometer. Durch die Berücksichtigung der europaweiten
Zahlen ergibt sich für den Busverkehr sogar ein Gesamt-
wert von größer als Eins. Damit ergibt sich eine völlig
andere Rangfolge. Zunächst kommt der Linienverkehr
per Bus mit 0,02 getöteten Insassen je Milliarden Perso-
nenkilometern, dann die Bahn mit 0,56, dann der Bus-
verkehr insgesamt mit 1,08, dann der Flugverkehr und
dann der Gelegenheitsverkehr, also der Busfernverkehr,
mit 3,77. Der Wert für den motorisierten Individualver-
kehr liegt nach wie vor bei 7,3.

Wir können also feststellen, dass der Bus nach wie
vor ein sicheres Transportmittel ist. Wir können an die-
ser Berechnung aber auch erkennen, dass es Handlungs-
bedarf gibt. Wir müssen handeln, wenn wir nicht wollen,
dass das Vertrauen der Kunden in dieses Verkehrsmittel
nachhaltig erschüttert wird.

Daher hat die Politik zu Recht bereits eine Vielzahl
von Maßnahmen eingeleitet, von denen ich nur die we-
sentlichsten nennen möchte: Einführung von Geschwin-
digkeitsbegrenzern; scharfe und nochmals verschärfte
Sanktionen bei Verstößen gegen Geschwindigkeitsvor-
schriften; europaweit einheitliche Lenk- und Ruhezeiten;
Gurtausrüstungspflicht; Gurtanlegepflicht; Neuregelung
der Berufskraftfahrerausbildung; Durchführung intensi-
ver Kontrollen – 400 Prozent über dem europäischen
Durchschnitt – in enger Zusammenarbeit mit den Län-
dern und dem BAG. Insofern halte ich den Antrag der
CDU/CSU für überzogen, was die Verschärfung und
Ausweitung der Kontrollen angeht. Ich kann nicht sehen,
dass dieser Antrag zielführend ist. Darüber hinaus wird
dieses Jahr – hoffentlich im August – für Neufahrzeuge
der digitale Fahrtenschreiber eingeführt. Alle diese Maß-
nahmen werden sicher dazu führen, dass die Sicherheit
im Busverkehr verstärkt wird.

Auch die Omnibusunternehmen und ihre Verbände
sowie die Omnibushersteller sind sich ihrer Verantwor-
tung bewusst und arbeiten aktiv an einer Verbesserung
der Sicherheit im Busverkehr mit, unter anderem durch
konzertiertes Vorgehen gegen schwarze Schafe in ihren
eigenen Reihen, durch erweitertes Sicherheitstraining
für Omnibusfahrer und durch die Einführung aktiver und

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(C (D assiver Sicherheitspakete in der Fahrzeugtechnik, zum eispiel Antiblockiersystem, elektronisches Bremssysem, elektronischer Bremsassistent oder das elektroniche Stabilitätsprogramm. Diese Maßnahmen haben ein Ziel: Wir müssen alles un, damit der Schwachpunkt in diesem Transportsysem, nämlich der Mensch, durch flankierende Maßnahen weiter gestärkt und unterstützt wird. Eine breit angeegte Fahrerschule, wie dies bdo und RDA favorisieren, ann hier sicherlich einen Lösungsbeitrag liefern. Andererseits halte ich es auch für sehr wichtig – der ollege Vogel hat bereits darauf hingewiesen –, dass wir urch die beschleunigte Entwicklung und Einführung on technischen Innovationen wie zum Beispiel dem purassistenten oder dem intelligenten Tempomat den usfahrern effektive Unterstützungsinstrumente an die and geben. Auch wenn diese Neuerungen nicht zum ulltarif zu bekommen sind, die Sicherheit der Passaiere muss weiterhin oberste Priorität genießen. Daher ind auch die Verbände ausdrücklich aufgefordert, hier n ihren Bemühungen nicht nachzulassen. Ich wünsche mir und uns allen, dass das Jahr 2004 ein ositives Jahr für die Busbranche wird, dass sie das veroren gegangene Vertrauen zurückgewinnen kann und ass uns – Iris Gleicke möge es mir verzeihen – Unterichtungen über schwere Unfälle in unserem Ausschuss rspart bleiben. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Horst Friedrich.

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1508822800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist schon ironisch gesagt worden: Das Thema Ver-
ehrssicherheit zu telegener Zeit im fast vollen Plenum
es Deutschen Bundestages. Dabei sind die Probleme si-
herlich ernst zu nehmen, gerade im Busbereich. Der
nfall an der belgischen Grenze ist schon angesprochen
orden. Der Busunternehmer kommt aus der Fränki-
chen Schweiz, aus der Nähe meines Wahlkreises. Der
nfall hat deutlich gemacht, dass das ständige Rufen
ach neuen technischen Vorschriften, die gewissermaßen
eflexhafte Reaktion auf einen Unfall, mit der Forde-
ung, weitere technische Geräte einzubauen, erkennbar
icht ausreicht; denn offensichtlich war der Faktor
ensch, derjenige, der das Fahrzeug bedient, in den
eisten Fällen die Schwachstelle.
Deshalb muss überlegt werden: Muss man die Kon-

rollen nicht vielleicht doch noch verschärfen? Aus mei-
er Sicht ist und bleibt eines der großen Probleme des
üKG, das am 1. Juli 1998 in Kraft getreten ist, dass die
ontrollrechte des Bundesamtes für Güterverkehr
m Bereich Bus nicht so ausreichend zur Verfügung ste-
en, wie sie vom Bundestag zunächst vorgesehen waren,
nd zwar aufgrund einer aus meiner Sicht nicht mehr
achvollziehbaren Begründung der Länder. Diese ist






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


schon gar nicht mehr nachvollziehbar, wenn man weiß,
dass das Bundesamt für Güterverkehr knapp 900 Mitar-
beiter zusätzlich bekommt, die eigentlich die Maut kon-
trollieren sollten, was sie nun – durch die kurzfristige
Verzögerung der Maut – aber nicht können, und die des-
halb für andere Aufgaben zur Verfügung stehen, denn sie
werden ja bezahlt. Deswegen, sehr verehrte Frau Staats-
sekretärin, wäre es aus liberaler Sicht, sicherlich ange-
messener, der Herr Verkehrsminister würde sich nicht
um ein neues Qualitätssiegel für Busse kümmern, son-
dern mit den Ländern reden, um vielleicht bei diesem
Thema weiterzukommen.

Herr Kollege Paula, bei aller Akzeptanz: Ihr Brief an
den bayerischen Ministerpräsidenten löst das Problem
sicherlich nicht. Da muss man schon mehr Hintergrund
bieten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Auch wenn es der Ludwig Stiegler schreibt, wird es nicht besser!)


Aufgrund Ihrer Haltung im Ausschuss und vor dem Hin-
tergrund dessen, was Sie gesagt haben, wundert es mich,
dass Sie den Antrag ablehnen.

Diese Position trifft sicherlich auch für den Antrag
mit dem Titel „Mehr Sicherheit an unbeschrankten
Bahnübergängen“ zu, in dem reflektierende Hinweis-
schilder an unbeschrankten Bahnübergängen gefor-
dert werden und über den wir später im Ausschuss de-
battieren werden. Man muss hinsichtlich der Unfälle an
unbeschrankten Bahnübergängen zur Kenntnis nehmen,
dass der eine oder andere Autofahrer bzw. die eine oder
andere Autofahrerin der Meinung ist, dass ihm bzw. ihr
nichts passieren kann, wenn der Zug noch nicht da ist.
Bei mir in der Region hat es in letzter Zeit sogar Unfälle
an Bahnübergängen mit Halbschranken gegeben. Es gibt
offensichtlich Todesmutige, die meinen, dass man noch
zwischen den geschlossenen Halbschranken hindurch-
fahren kann.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)


Sie wundern sich dann, dass sie auf dem Gleiskörper auf
den Zug treffen.

Es gibt in Niederbayern einen Versuch auf freiwilliger
Basis, bei dem die Bahnübergänge mit reflektierenden
Andreaskreuzen ausgestattet worden sind. Siehe da: In
den Landkreisen ist die Zahl der Unfälle an unbe-
schrankten Bahnübergängen drastisch zurückgegangen.
Deswegen freue ich mich auf die Beratung und die rela-
tiv gute Behandlung dieses Themas im Ausschuss in der
Hoffnung, dass Rot-Grün diesmal nicht Nein sagt.

Ansonsten glaube ich, dass wir das Thema Verkehrs-
sicherheit noch des Öfteren in diesem Hause debattieren
werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist auch notwendig!)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Heidi Wright. Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Herr riedrich hat schon vom ersten Antrag der CDU/CSU it dem Titel „Sicherheit im Busverkehr“ zum zweiten ntrag mit dem Titel „Mehr Sicherheit an unbeschranken Bahnübergängen“ übergeleitet. Hintergrund des Antrages mit dem Titel „Mehr Si herheit an unbeschrankten Bahnübergängen“, der heute ingebracht und dann im Fachausschuss beraten wird, ind tragische Unfälle an unbeschrankten Bahnüberängen. Etwas zum Trost: Die Zahl der Unfälle an ahnübergängen in Deutschland ist insgesamt rückläuig. Dies ist uns Ansporn, die Zahl noch weiter zu senen. Zu den Tatsachen. Nur rund 12 000 der bundesweit ehr als 26 000 Bahnübergänge sind mit Schranken und ignallichtern ausgestattet. Die Mehrzahl – das sind 4 000 – ist unbeschrankt. Vorrangiges Ziel der Verkehrspolitik der rot-grünen oalition und jeder Verkehrspolitik – das haben wir eute schon oft gehört – muss die Erhöhung der Verehrssicherheit und damit der Schutz der Verkehrsteilehmer sein. Aus diesem Grund begrüße ich die Intenion des Antrages, wenngleich er einseitig ist und nicht em aktuellen Stand entspricht. Es hat mich erstaunt, dass keine Vorschläge zur Ver esserung der Sicherheit an Bahnübergängen mit Blinkcht bzw. Lichtzeichen ohne Halbschranken gemacht urden. Eine Statistik der Deutschen Bahn AG aus dem ahre 2002 belegt, dass an Bahnübergängen mit Lichteichen ohne Halbschranken die Unfallhäufigkeit pro ahnübergang viermal so hoch ist wie an nicht technisch esicherten Bahnübergängen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Glaube keine Zahl der Bahn, wenn du sie nicht selber überprüft hast!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508822900
Heidemarie Wright (SPD):
Rede ID: ID1508823000

as ist etwas schwierig zu begreifen. Aber diese Beob-
chtung hat die Bahn gemacht. Man kann das nachlesen.
ch werde Ihnen die entsprechende Unterlage im Aus-
chuss zeigen.
An oberster Stelle des Maßnahmenkataloges müssten

aher technische Maßnahmen wie die Nachrüstung mit
oll- oder Halbschranken stehen. Ich weiß, das ist die
euerste Anlage. Dennoch müsste diese Nachrüstung un-
er Ziel sein, insbesondere bei Bahnübergängen, die häu-
ig von Schul- und Linienbussen oder Touristenbussen
berquert werden.
Ich begrüße auch die von der Bundesregierung vorge-

chlagene Maßnahme, die straßenbauliche Situation in
en Zufahrtsbereichen von Bahnübergängen insgesamt
u verbessern. Das ist sicherlich richtig.
Ein Satz zu der Maßnahme, auf die Sie am meisten

okussieren, nämlich zu dem Andreaskreuz auf gelber
intergrundtafel. Vorliegende Ergebnisse eines Pilot-






(A) )



(B) )


Heidi Wright

versuches zeigen – anders als es der Kollege Friedrich
dargestellt hat –, dass Verbesserungen im Fahrverhalten
infolge der hohen Auffälligkeit der gelb-fluoreszieren-
den Hintergrundtafel wegen der sich dann einstellenden
Gewöhnung nur von kurzer Dauer sind.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Woher wollen Sie das wissen?)


Gerade die Ergebnisse in Bayern zeigen – die entspre-
chenden Zahlen werden wir im Ausschuss beraten –,
dass diese Maßnahme eben nicht zielführend ist.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das Gegenteil haben sie vor Ort bewiesen!)


Weiter greife ich aus dem Maßnahmenkatalog des
Antrages die Kombination von Andreaskreuz und
Stoppschild auf. Dazu eine Hintergrundinformation:
Eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Bahn lässt ver-
muten, dass wahrscheinlich mehr als 20 Prozent der Be-
fragten die Bedeutung des Andreaskreuzes als Warte-
pflichtgebot nicht kennen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dann sollten sie die Führerscheinprüfung noch einmal machen!)


– Das ist ein richtiger Vorschlag. – Trotz der laufenden
Informations- und Aufklärungskampagne müssen dau-
erhaft wirksame Maßnahmen zu einer Verdeutlichung
der Wartepflicht an Bahnübergängen ergriffen wer-
den. Naheliegend ist in der Tat, ein Verkehrsschild wie
das Stoppschild in Betracht zu ziehen, da dessen Be-
deutung allen Verkehrsteilnehmern bekannt sein dürfte.
Der zuständige Bund-Länder-Fachausschuss prüft zur-
zeit gemeinsam mit dem Eisenbahn-Bundesamt und der
Deutschen Bahn AG, ob die Umsetzung dieser Maß-
nahme einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn erwarten
lässt.

Hier sind wir meines Erachtens an einem kritischen
Punkt: Es gibt zu viele Zuständigkeiten. Es reden zu
viele mit. Es gibt zu viele Ebenen. Es gibt zu viele Mei-
nungen und es passiert über Jahrzehnte zu wenig. Sie
kennen den einfachen Spruch: Gefahr erkannt, Gefahr
gebannt. Bei kompetenz- und länderübergreifenden Re-
gelungen scheint dies nicht zuzutreffen. Alles dreht sich
viele Male, ohne dass wirklich etwas zum Schutz der
Verkehrsbeteiligten und zur Verkehrssicherheit ge-
schieht. Dies führt zu einem Fazit mit tragischen Folgen:
Man war nicht untätig; aber es ist nichts passiert, bis et-
was passiert.

Ich erkenne die Intention Ihres Antrages und freue
mich auf die Beratungen im Ausschuss. Es gibt viel zu
tun; dies wurde mir von vielen Kolleginnen und Kolle-
gen aus meiner Fraktion signalisiert. Ihr Antrag ist etwas
einseitig. Wir werden ihn miteinander beraten, uns die
Zahlen noch einmal genauer ansehen, Herr Friedrich,
und zu einem guten Ende kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Als letztem Redner erteile ich jetzt dem Abgeordne en Gero Storjohann das Wort. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wir diskutieren heute über einen Antrag meiner raktion, in dem wir fordern, dass es endlich zu mehr erkehrssicherheit an unbeschrankten Bahnüberängen kommt. Es gibt viel zu tun. Es wäre schön, wenn in gemeinsames Signal dieses Parlaments an die Verntwortlichen gehen würde. Damit würden wir viel mehr rreichen. Es handelt sich bei unbeschrankten Bahnübergängen m gefährliche Todesfallen. Das hat auch ein gewisser err Werner Kuhlmann aus Verl vor sechs Jahren erfahen müssen. Er hat nämlich persönlich beobachtet, wie in Güterzug an einem unbeschrankten Bahnübergang in Auto rammte und wie dabei ein junges Mädchen diekt vor seinen Augen starb. Dieses schlimme Erlebnis at ihn auf die Idee gebracht, uns Politikern eine neue childerkombination anzudienen, um an unbeschrankten ahnübergängen eine Verbesserung herbeizuführen, die icht besonders viel Geld kostet. Sie wissen, wie viele unbeschrankte Bahnübergänge s in Deutschland gibt und wie viele Unfälle dort passieen; die Zahlen gehen aus unserem Antrag hervor. Ich möchte auf einen Versuch in meiner schleswig olsteinischen Heimat eingehen. Im Bereich Eutin urde ein Versuch mit einer besonderen Schilderkombiation an unbeschrankten Bahnübergängen unternomen, und zwar rechtswidrig, wie sich im Nachhinein erausstellte. Diese Schilderkombination wurde dann bgebaut. Kurze Zeit später stellten sich wieder Unfälle in. Insofern widerspreche ich ausdrücklich der Behaupung, durch neue Schilderkombinationen könne eventull ein Gewöhnungseffekt hervorgerufen werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Jede Woche Schilder wechseln!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508823100
Gero Storjohann (CDU):
Rede ID: ID1508823200

(Beifall bei der CDU/CSU)


Kollege Friedrich hat auf Versuche in Bayern mit ei-
em gelb leuchtenden Schild unter dem Andreaskreuz
ingewiesen. Auch hier gab es nur positive Rückmel-
ungen. Deswegen lautet unser Appell an die Mehrheits-
raktionen, sich gemeinsam für eine neue Schilderkom-
ination einzusetzen.
Natürlich wäre es sinnvoller, in Technik mit Halb-

chranken oder Vollschranken zu investieren. Diese
aßnahmen kosten aber in der Regel 300 000 Euro. Sie
önnen sich leicht ausrechnen, wie weit wir bei 12 000
nbeschrankten Bahnübergängen mit dem Geld kommen
ürden, das zur Verfügung steht. Deswegen sollten wir
icht nur reden. Wir brauchen endlich Erfolge.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Gero Storjohann

Auch aus dem Ausland gibt es positive Erfahrungen

zu vermelden. Leuchtende Verkehrsschilder werden be-
reits in den Niederlanden, in Belgien, in Österreich, in
Italien, in Spanien und in Großbritannien verwendet –
und das erfolgreich. Deswegen noch einmal der Appell
an uns: Wir müssen jetzt handeln. Ich freue mich auf die
Beratungen im Ausschuss.

Ich fordere Sie deshalb auf: Stimmen Sie unserem
Antrag in den Beratungen zu. Es dient nicht nur der Ver-
kehrssicherheit, es dient unserem gemeinsamen Erleb-
nis, dass wir etwas für die Verkehrssicherheit getan ha-
ben.

Ich bin noch nicht lange im Parlament, aber ange-
sichts der Busunfälle und der Unfälle an unbeschrankten
Bahnübergängen, die ich in dieser Zeit schon erlebt
habe, bin ich immer stärker der Auffassung, dass wir
handeln müssen. Ich habe Ihnen auch ein Beispiel dafür
mitgebracht, wie ein entsprechendes Schild aussehen
kann.


(Abg. Volkmar Uwe Vogel [CDU/CSU] hält ein Schild mit der Aufschrift „Mehr Sicherheit durch Sichtbarkeit“ hoch – Beifall bei der CDU/CSU – Heiterkeit bei der SPD )


Da sieht man sogar in einem großen Parlament, in dem
gerade nicht viele Abgeordnete sitzen, wer die entspre-
chende Kraft hat.

Ich wünsche uns gute Beratungen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508823300

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf
Drucksache 15/2023 zu dem Antrag der Fraktion der
CDU/CSU mit dem Titel „Sicherheit im Busverkehr“.
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache
15/1528 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen gegen die Stimmen der gesamten Oppo-
sition angenommen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/1984 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 15 auf:
Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den
Arbeitsmarktzugang im Rahmen der EU-Er-
weiterung
– Drucksache 15/2378 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft


( d s w n a i s W d H B H d r d s u n D v 9 d s u v s r D d e i f 1)

(C


(D Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Die Abgeordneten Krüger-Leißner, Hofbauer, Schulz Berlin)

en zu Protokoll geben zu dürfen. Sind Sie damit einver-
tanden? – Dann verfahren wir so.1)
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/2378 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 16 auf:
Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Investitionszulagengesetzes
2005 (InvZulG 2005)

– Drucksache 15/2249 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Haushaltsausschuss
gemäß § 96 GO

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-
prache eine halbe Stunde vorgesehen. – Es gibt keinen
iderspruch. Dann verfahren wir so.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

ie Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Barbara
endricks.
D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1508823400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Im Osten Deutschlands hat in den 13 Jahren seit
er deutschen Vereinigung ein umfassender Modernisie-
ungsprozess stattgefunden. Trotz aller Anstrengungen,
ie ganz Deutschland unternommen hat, reicht diese Ba-
is für eine selbsttragende wirtschaftliche Entwicklung
nd ein ausreichendes Arbeitsplatzangebot leider noch
icht aus.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


ie Zahl der Erwerbstätigen hat abgenommen. Die Be-
ölkerungszahl in den neuen Ländern ist seit Mitte der
0er-Jahre geringer geworden. Die Arbeitslosenquote in
en neuen Ländern liegt weit über dem Bundesdurch-
chnitt. Arbeitslosigkeit und Abwanderung von jungen
nd gut qualifizierten Arbeitsuchenden sind Ursachen
ieler ostdeutscher Probleme. Trotz beachtlicher Anpas-
ungsfortschritte besteht noch immer ein Produktivitäts-
ückstand gegenüber dem Westen Deutschlands. Zu den
efizitbereichen der ostdeutschen Wirtschaft gehören
ie zu schwache Investitionsdynamik und – trotz einer
rmutigenden Entwicklung – die immer noch zu schmale
ndustrielle Basis.
Deswegen bleibt die Fortsetzung der Investitions-

örderung in den neuen Ländern ein zentraler Baustein

Anlage 4






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Investitio-
nen sind die Triebfeder jeder wirtschaftlichen Entwick-
lung. Die Gemeinschaftsaufgabe der Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur und die Investitionszu-
lage bilden dabei die Eckpfeiler. Die Erfahrungen der
letzten Jahre haben bewiesen: Die Zulagenförderung hat
vielfältige Investitionsanreize für die Ansiedlung und
das Wachstum von Betrieben des verarbeitenden Gewer-
bes in den neuen Bundesländern geschaffen. Die Chan-
cen der geförderten Regionen im Wettbewerb um Unter-
nehmensansiedlungen konnten gestärkt und bestehende
Standortnachteile abgebaut werden.

Die Bundesregierung ist daher der Auffassung, dass
das Ende 2004 auslaufende Investitionszulagengesetz
von 1999 einer gleichwertigen Anschlussregelung be-
darf. Sie begrüßt deshalb die Bundesratsinitiative für ein
Investitionszulagengesetz 2005 ausdrücklich. Die Bun-
desregierung hat das Gesetzesvorhaben von Anfang an
unterstützt. Die Weichenstellung hierfür haben der Bun-
deskanzler und die Regierungschefs der alten und neuen
Länder bereits im Sommer 2003 vorgenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wichtig ist, dass wir frühzeitig Planungssicherheit

für die Investoren schaffen. Deswegen ist es notwendig,
dass wir rechtzeitig vor Auslaufen der geltenden Zula-
genförderung über die Nachfolgeregelung entscheiden.

Durch das Investitionszulagengesetz 2005 sollen in
den Jahren 2005 und 2006 getätigte Investitionen in Be-
trieben des verarbeitenden Gewerbes und der produk-
tionsnahen Dienstleistungen in den neuen Ländern und
Berlin weiterhin gefördert werden. Mit diesem Gesetz
und der damit verbundenen Verlängerung der Investi-
tionszulage um weitere zwei Jahre schöpfen wir die, uns
mit den EU-Beihilferegelungen gegebenen Möglichkei-
ten voll aus und leisten einen deutlichen Beitrag, den
wirtschaftlichen Aufholprozess Ostdeutschlands weiter
voranzutreiben.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508823500

Das Wort hat jetzt der Kollege Manfred Kolbe von

der CDU/CSU-Fraktion.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1508823600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Das Investitionszulagengesetz 1999 läuft zum
Ende dieses Jahres aus. Der heute eingebrachte Gesetz-
entwurf schafft eine Nachfolgeregelung für die Jahre
2005 und 2006. Meine Fraktion begrüßt das ausdrück-
lich, denn – ich zitiere den einstimmig beschlossenen
Gesetzentwurf des Bundesrates –: Die Förderung von
betrieblichen Investitionen in den neuen Ländern durch
eine Investitionszulage ist nach wie vor geboten.“

Sie ist nach wie vor geboten, weil die wirtschaftliche
Entwicklung im Osten trotz unbestrittener Fortschritte in
den letzten 13 Jahren im Ganzen seit 1998 doch eher ent-
täuschend verlief. Seit 1998 stagniert das Wirtschafts-

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(C (D achstum im Osten. Die Wachstumsraten sind geringer ls im Westen. Die Zahl der Erwerbstätigen geht seit 998 konstant zurück, und zwar von 5,49 Millionen 998 auf nur noch 5,740 Millionen im Jahr 2002. Die rbeitslosenquote war in den letzten fünf Jahren mit 7 bis 18 Prozent zweieinhalbmal so hoch wie im Wesn, wo sie bei 7 bis 8 Prozent liegt. Deutschland wächst lso nicht zusammen. Das ist der traurige Befund, den ir alle konstatieren müssen. Die Schere geht in den etzten fünf bis sechs Jahren vielmehr wieder auseinaner. Frau Hendricks, darüber, ob das zufällig oder nicht ufällig mit Ihrem Regierungsantritt zusammenfällt, ann man lange streiten. Einen Vorwurf kann man Ihnen ber nicht ersparen: Sie haben dieser negativen Entwickng seit 1998 nicht entschieden genug gegengesteuert. iese Möglichkeit hätten Sie gehabt. Besondere Sorge muss uns die seit 1998 wieder stark unehmende Abwanderung machen, die wir alle im eutschen Bundestag meines Erachtens viel zu wenig hematisieren. Der Osten droht auszubluten, weil Areitsund Ausbildungsplätze fehlen. Seit 1991 haben im aldo über 700 000 Menschen die östlichen Bundesläner verlassen. Es gehen – seit 1998 in steigendem Umang – insbesondere Jüngere, Frauen und gut Ausgebilete. Dies muss uns allen Sorgen machen. Wie ist dieser Entwicklung nun zu begegnen? Wie önnen wir dem Aufbau Ost neue Impulse verleihen? eben einem weiteren Ausbau der Infrastruktur und der ewahrung der finanziellen Handlungsfähigkeit der ommunen müssen wir insbesondere die direkte Invesitionsförderung beibehalten, möglicherweise sogar reitalisieren. In diesem Zusammenhang müssen in den nächsten onaten wichtige Entscheidungen gefällt werden, weil as Investitionszulagengesetz 1999 Ende dieses Jahres usläuft, weil die Mittelausstattung der Investitionszuchüsse nach der GA Verbesserung der regionalen irtschaftsstruktur degressiv ist und weil mit der EUsterweiterung Ungewissheit über die zukünftige Zielebietszuordnung der östlichen Bundesländer besteht. s steht eine Reihe fundamentaler Entscheidungen an, ie in unterschiedlichen Gremien und auf unterschiedlihen Ebenen getroffen werden müssen, damit der Aufau Ost wieder in Gang kommt. Die direkte Investitionsförderung hat in den letzten ahren durchaus beachtliche Wachstumsimpulse geetzt. Nach Untersuchungen der Universität Münster hat llein die Investitionszulage seit 2000 Investitionen in öhe von rund 13 Milliarden Euro angestoßen und dait rund 170 000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesihert. Von Anfang 2000 bis Ende 2002 wurden im Rahen der GA Investitionszuschüsse in Höhe von über ,3 Milliarden Euro bewilligt. Damit wurde ein Investitinsvolumen von über 26 Milliarden Euro angestoßen. Daher sprechen sich die Verfasser des heute vorlie enden Gesetzentwurfs, den wir alle begrüßen, für eine Manfred Kolbe Fortführung der Investitionsförderung aus. Ich zitiere aus der Begründung: Die schwache wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Ländern und der nach wie vor bestehende Niveauunterschied der Wirtschaftskraft im Vergleich zu den alten Ländern lassen einen Verzicht auf die ergänzenden Hilfen zur Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen und zur Förderung von Unternehmensgründungen nicht sinnvoll erscheinen. Es ist gut, dass der Bundesrat dies einstimmig beschlossen hat; (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


denn immer noch bestehen Standortnachteile durch Er-
reichbarkeitsdefizite, eine schwächere Eigenkapitalaus-
stattung und eine um 30 Prozent geringere Arbeitspro-
duktivität.

Abschließend komme ich auf den Entwurf eines In-
vestitionszulagengesetzes 2005, über den wir in den
kommenden Wochen und Monaten beraten werden, im
Einzelnen zu sprechen. Dieser Entwurf führt im Bereich
der betrieblichen Investitionen in Betrieben des verarbei-
tenden Gewerbes und der produktionsnahen Dienstleis-
tungen die Ende 2004 auslaufende Förderung durch das
Investitionszulagengesetz 1999 bis Ende 2006 fort.

Begünstigte Investitionen sind wie bisher die An-
schaffung und die Herstellung von neuen abnutzbaren
beweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens,
die mindestens fünf Jahre zum Anlagevermögen eines
Betriebes oder einer Betriebsstätte im Fördergebiet ge-
hören. Aufgrund von Vorgaben der EU fällt die Förde-
rung für Ersatzinvestitionen sowie für Investitionen des
Handwerks und des innerstädtischen Handels weg und
es gilt ein neuer, eingeschränkter Begriff für kleine und
mittlere Unternehmen.

Die Investitionszulage beträgt wie bisher
12,5 Prozent der Anschaffungs- und Herstellungskosten
bzw. 25 Prozent bei kleinen und mittleren Unternehmen.
In so genannten Randgebieten, also zum Beispiel in
Grenzregionen, kommen noch 2,5 Prozent hinzu. Die In-
vestitionszulage ist wie bisher nach Ablauf des Wirt-
schafts- oder Kalenderjahres festzusetzen.

Anhand vieler Umfragen können wir konstatieren,
dass die Wirtschaft die Investitionszulage schätzt, weil
sie Rechtssicherheit gibt. Auf die Investitionszulage be-
steht ein Rechtsanspruch. Diese Planungssicherheit ist
für Investition in der Wirtschaft wichtig,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


auch wenn seitens der Wirtschaft mitunter die lange
Zeitspanne zwischen Investition und Auszahlung der In-
vestitionszulage beklagt wird. Der Grund hierfür liegt im
Steuersystem; denn die Investitionszulage kann erst nach
Ablauf des Veranlagungszeitraums beansprucht werden.

Die europarechtlichen Vorgaben, die ich schon er-
wähnt habe, führen in etwa zu einer Halbierung des bis-

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(C (D erigen Fördervolumens von 1,174 Millionen Euro auf as neue Fördervolumen von 601,3 Millionen Euro in en Jahren 2005 und 2006. Durch diese Straffung weren bisher mitunter vorkommende Mitnahmeeffekte der Fehlallokationen vermieden. Lassen Sie uns über diesen Gesetzentwurf, der, wie esagt, vom Bundesrat einstimmig beschlossen worden st, auch im Deutschen Bundestag zügig beraten und ihn erabschieden, damit wir im Osten Deutschlands weitere nvestitionen anstoßen. Denn die brauchen wir im Intersse aller. Danke. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508823700

Die Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig möchte ihre
ede zu Protokoll geben, was wir mit Ihrer Zustimmung
kzeptieren.1)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr bedauerlich!)


eswegen hat jetzt der Minister der Finanzen des Lan-
es Sachsen-Anhalt, Herr Professor Dr. Karl-Heinz
aqué, das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508823800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Ihnen liegt der Entwurf eines Investitionszulagenge-
etzes 2005 vor. Es ist mehrfach gesagt worden, dass es
ich hierbei um eine Anschlussregelung für das Investi-
ionszulagengesetz 1999 handelt, das Ende dieses Jahres
usläuft. Dieser Entwurf ist das Ergebnis einer Arbeits-
ruppe, die auf Bundesebene eingerichtet wurde. Damit
tellt er insbesondere einen Konsens zwischen den alten
nd den neuen Ländern dar. Er ist ja auch einstimmig
om Bundesrat beschlossen worden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

nhaltlich – da kann ich mich ganz kurz fassen – unter-
cheidet sich dieser Entwurf vom geltenden Recht da-
urch, dass einerseits europarechtliche Änderungen
erücksichtigt wurden, dass andererseits Ersatzinvesti-
ionen nicht mehr gefordert werden und dass schließlich
ie Förderung des Mietwohnbereichs nicht mehr enthal-
en ist, was ja bei der Wohnungssituation in Ostdeutsch-
and nachvollziehbar ist. Im Ergebnis wird unter der Bei-
ehaltung der derzeit geltenden Fördersätze die
nvestitionszulage für das verarbeitende Gewerbe bis
nde 2006 fortgeführt. Förderfähig sind hierbei auch die
is Ende 2006 angefallenen Anzahlungen und Teilher-
tellungskosten für diejenigen Wirtschaftsgüter, die nicht
is zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt werden konnten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der vorlie-

ende Entwurf ist mehr als ein vernünftiger Kompromiss

Anlage 5






(A) )



(B) )


Dr. Karl-Heinz Paqué, Minister (Sachsen-Anhalt)


über Länder- und Parteigrenzen hinweg: Er ist ein Bei-
trag zur wirtschaftlichen Einheit Deutschlands,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


dies in einer Zeit, in der zu Recht jede Form einer staatli-
chen Förderung einer strengen Prüfung unterzogen wer-
den muss. In unserem derzeitigen System der Besteue-
rung ist die Investitionszulage für das verarbeitende
Gewerbe und für produktionsnahe Dienstleistungen in
Ostdeutschland allerdings weiterhin an einem sehr wich-
tigen Platz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die ökonomische Logik spricht für die Fortführung
der Investitionszulage. Es ist gesagt worden: Der Pro-
duktivitätsrückstand in den mittel- und ostdeutschen
Ländern beträgt gegenüber dem Westen noch immer
30 Prozent; die Produktivitätsschere hat sich in den letz-
ten Jahren nicht weiter geschlossen. Die Arbeitslosen-
quoten sind immer noch sehr hoch und wir leiden leider
weiterhin unter einer starken Abwanderung junger und
gut qualifizierter Menschen.

Volkswirtschaftliche Analysen dieses Rückstands
kommen immer wieder zu einem ganz eindeutigen Er-
gebnis: Das Hauptproblem liegt in der noch immer viel
zu schwachen industriellen Basis.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es gibt zu wenige hoch qualifizierte Arbeitsplätze, es
gibt noch immer zu wenig Innovations- und Exportkraft
und es gibt zu wenig moderne Dienstleistungen. Gerade
moderne, produktionsbezogene Dienstleistungen entste-
hen erst in der Verzahnung mit dem verarbeitenden Ge-
werbe. Jeder, der einmal die gesunden urbanen Zentren
in Westdeutschland besucht und die wirtschaftliche Ver-
flechtung mit den erst entstehenden moderneren Zentren
des Ostens verglichen hat, der weiß, dass da noch ein ge-
waltiger Unterschied besteht. Es ist genau die Investi-
tionszulage, die uns hilft, diesen Rückstand wenigstens
ein Stück weit auszugleichen.


(Beifall bei der FDP)

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Inves-

titionszulage ein außerordentlich wirksames Instrument
ist; dies ist auch gutachtlich bestätigt worden. Es ist des-
halb ein wichtiger Beitrag zum wirtschaftlichen Wieder-
aufstieg Mittel- und Ostdeutschlands, wenn wir die In-
vestitionszulage zwei weitere Jahre gewähren; dies gilt
umso mehr, je früher die Entscheidung dafür fällt. Meine
Damen und Herren, es wurde gesagt: Investoren brau-
chen klare Signale, sie brauchen verlässliche Rahmen-
bedingungen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Planungssicherheit!)


– Planungssicherheit, ganz richtig.
Deshalb müssen wir frühzeitig durch zügige Beratun-

gen in den Ausschüssen – darum möchte ich Sie bitten –
ein verlässliches Signal setzen, damit wir für den Aufbau
Ost einen weiteren wichtigen Schritt tun können.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir müssen
n Mittel- und Ostdeutschland immer mehr dichte wirt-
chaftliche Ballungszentren schaffen. Nur so wird es uns
elingen, die jungen Menschen und die qualifizierten
acharbeiter in der Region zu halten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch wenn es hier nur um eine Perspektive von zwei
ahren geht, haben wir mit dieser Verlängerung einen
ichtigen Schritt in Richtung der deutschen Einheit im
irtschaftlichen Bereich vor uns. Diese hat sich als
chwerer erwiesen, als wir alle lange Zeit dachten.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie!)

etzt haben wir die Chance, noch ein weiteres Stück da-
auf zuzugehen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508823900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Simone Violka von

er SPD-Fraktion.


Simone Violka (SPD):
Rede ID: ID1508824000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und
ollegen! Bevor ich näher auf das Investitionszulagen-
esetz eingehe, möchte ich es nicht versäumen, an dieser
telle all den Menschen zu danken, die tatkräftig mitge-
olfen haben und immer noch mithelfen, die neuen Län-
er nach vorn zu bringen.


(Beifall im ganzen Hause)

iermit meine ich ausdrücklich alle, egal, ob im Osten
der Westen.
Dennoch ist die gegenwärtige Lage nicht befriedi-

end. Wir haben nach wie vor Defizite in der Kapital-
nd Infrastrukturausstattung, die zusammen mit der
chwachen weltwirtschaftlichen Wachstumsdynamik den
ufholprozess in den neuen Ländern hemmen. Daher
st es unumgänglich, dass der Aufholprozess unterstützt
ird, damit er weitergeht. Das haben wir übrigens auch
chon in der Koalitionsvereinbarung festgeschrieben.
arin haben wir festgestellt, dass Investitionen für die
eitere Verbesserung und Entwicklung der regionalen
irtschaftsstruktur unerlässlich sind und wir deshalb die

nvestitionsförderung in Ostdeutschland auf hohem Ni-
eau beibehalten.
Da die Geltungsdauer des Investitionszulagengeset-

es von 1999 Ende 2004 ausläuft, ist eine Nachfolgere-
elung notwendig. Darüber besteht Konsens zwischen
en Bundesländern, der Bundesregierung und ich denke
uch dem Parlament. Zumindest für die rot-grüne Koali-
ion kann ich das hier zusichern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Simone Violka

Wir unterstützen die weitere Förderung von Erstin-

vestitionen in Betrieben des verarbeitenden Gewerbes
und der produktionsnahen Dienstleistungen ausdrück-
lich.


(Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Auch die Bestandssicherung und der -ausbau sind genauso wichtig!)


Es ist wichtig, dass diese weitere Förderung auf der Ba-
sis eines EU-konformen Konzeptes erstellt wurde. Das
gibt nicht nur denjenigen, die diese Förderung in An-
spruch nehmen, sondern auch für unsere Arbeit Rechts-
sicherheit. Ich bin froh, dass bereits im Vorfeld im gan-
zen Hause ein gewisser Konsens bei diesem Thema
vorhanden war.

Herr Kolbe hat vorhin gesagt, dass die Bundesregie-
rung seit 1998 nicht genug getan hat. Dazu muss ich Ih-
nen leider sagen, dass die CDU/CSU-Fraktion im
Jahre 2000 – das ist ja noch nicht so lange her – die Än-
derung des Investitionszulagengesetzes abgelehnt hat.
Die FDP hat zugestimmt, die CDU/CSU hat dagegen ge-
stimmt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Da haben Sie etwas durcheinander gebracht!)


– Nein, Sie können das gerne nachlesen. Im Wirtschafts-
ausschuss haben sich einige Ihrer Kollegen enthalten
und im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten haben sie komplett dagegen gestimmt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Historische Kenntnisse sind ab und zu mal ganz interessant! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kuhn, das können Sie sich auch ruhig von einer Frau mal sagen lassen!)


Auch Ihre Zustimmungsfreudigkeit zum notwendigen
Stadtumbauprogramm, das eindeutig ein hervorragendes
Instrument zur Gestaltung der Infrastruktur in den neuen
Ländern ist, war nicht unbedingt ausgeprägt. Vielleicht,
weil Sie in den neuen Ländern einmal nachgefragt ha-
ben, was man dort von diesen Programmen hält, haben
Sie sich zum Glück mittlerweile offensichtlich eines
Besseren belehren lassen. Wenn das so ist, dann ist das
gut so; denn das Investitionszulagengesetz hat sich bis-
her als sehr gutes und wirksames Instrument zum weite-
ren wirtschaftlichen Aufbau Ostdeutschlands erwiesen.

Viele haben den Standortvorteil, den dieses Gesetz
mit sich bringt, für sich bereits entdeckt. Es gibt genü-
gend Beispiele für gelungene Umsetzungen. Dabei sind
es nicht nur die großen und bekannten Namen, die sich
durch einen Unternehmensstandort bei uns in den neuen
Ländern zu ihrer Mitverantwortung für den wirtschaftli-
chen Aufschwung bekennen, sondern es sind auch die
vielen Männer und Frauen, deren unternehmerischer
Mut so wichtig für den Wirtschaftsstandort neue Länder
ist. Darauf wollen und können wir auch in Zukunft nicht
verzichten. Ein Beitrag der Politik, dabei unterstützend
tätig zu sein, ist es, die Investitionsförderung auf hohem

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(C (D iveau fortzusetzen und das Investitionszulagengesetz ortzuschreiben. Ich möchte an dieser Stelle dafür werben, dass sich uch zukünftig weitere Unternehmen bewusst für den tandort Ostdeutschland entscheiden. Wer seine Proukte deutschlandweit verkaufen will, der muss seinen eitrag dazu leisten, dass die Menschen deutschlandweit n die Lage versetzt werden, sich diese leisten zu könen. Das können sie aber nur, wenn sie einen Arbeitslatz und persönliche Perspektiven haben. Es gibt in den neuen Ländern nach wie vor viele moti ierte Menschen aller Altersgruppen, die gern bereit ind, dazu ihren Beitrag zu leisten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir unterstützen sie und ihr Engagement durch regio-
ale Förderung, um Standortnachteile weiter auszuglei-
hen und die Chancen der Regionen im Wettbewerb um
nternehmensansiedlungen nachhaltig zu verbessern. Es
ibt in Ostdeutschland Anzeichen dafür, dass dies auch
elingt.
Vor kurzem konnten wir in Stollberg eine hervorra-

ende Unternehmensansiedlung begrüßen. Ich denke,
ass einige Standorte wie Leipzig auch in den umliegen-
en Regionen dafür sorgen werden, dass sich viele In-
ustrieunternehmen ansiedeln werden und sich auch
leine Betriebe aus Ostdeutschland stabilisieren können,
m damit ihren Beitrag zur Wirtschaftlichkeit in den
euen Ländern zu erbringen und den Standort der neuen
änder weiter zu verbessern.
Daher ist es unerlässlich, die Investitionsförderung

ber das Jahr 2004 hinaus sicherzustellen. Wir Parla-
entarier können dies durch eine zügige Beratung wei-
erhin unterstützen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508824100

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

er Kollege Dr. Michael Luther von der CDU/CSU-
raktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollten Sie Ihre Rede nicht auch zu Protokoll geben?)



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1508824200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Auch zu später Stunde sollte man die Gele-
enheit nutzen, miteinander zu reden. Es lohnt sich, über
as Investitionszulagengesetz ein paar Sätze zu verlie-
en.
Wir sind uns darüber einig: Die Zulage ist für die

euen Bundesländer und Unternehmensansiedlungen
ichtig. Deshalb bin ich froh, dass in dieser Debatte alle
ignalisieren, dass dieses Instrument fortgeführt werden
oll.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht!)

Nicht nur das Investitionszulagengesetz muss fortge-
schrieben werden. Wir brauchen auch weiterhin die Ge-
meinschaftsaufgabe Ost, was ich an dieser Stelle nicht
unerwähnt lassen will.


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Instrumente sind für den Aufholprozess sehr wich-
tig. Sie sind aber auch – darauf will ich kurz eingehen –
vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung wichtig.

Staatssekretär Tilo Braune aus dem Wirtschaftsminis-
terium hat am Montag dieser Woche in einem Artikel der
„FAZ“ sehr richtig erkennen lassen, wie die Situation in
den neuen Bundesländern ist. Er hat festgestellt, dass wir
das Instrument der Investitionszulage brauchen. Er hat
richtig analysiert, dass die Schere zwischen Ost und
West weiter auseinander geht. Gleichzeitig hat er aber
unterstellt, dies läge daran, dass nach 1990 zu wenig für
den Aufholprozess gemacht worden sei. Dieser letzte
Punkt seiner Analyse ist falsch. Ich habe das Gefühl:
Seitdem der Aufbau Ost zur Chefsache geworden ist
– ich kann mich an das Jahr 1998 sehr gut erinnern –,
leidet der Aufbau Ost Not.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Warum ist die Investitionszulage so wichtig? Ich will
drei Gründe aufzeigen, um es noch einmal zu verdeutli-
chen.

Erstens. Es hat sich gezeigt, dass dies ein wirksames
Instrument ist. Ich komme aus Sachsen. In Dresden hat
sich jüngst das Chipwerk AMD angesiedelt. Ein anderes
Beispiel ist BMW in Leipzig. Diese Aufzählung könnte
man für andere Bundesländer fortsetzen. Ich denke, da-
rin sind wir alle einer Meinung.

Zweitens. Ich möchte auf einen Umstand hinweisen:
Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Solidarpakt II
vereinbart. Beim Solidarpakt II, der erst 2005 in Kraft
treten soll, wurde festgestellt, dass ein dringender Nach-
holbedarf besteht und dafür Investitionsmittel bereitge-
stellt werden müssen. Der darin enthaltene Korb II bein-
haltet unter anderem die Gemeinschaftsaufgabe und die
Investitionszulage. Das Volumen soll ungefähr 10 Milli-
arden DM jährlich umfassen.


(Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Nein, Euro!)


– Damals wurden diese Vereinbarungen auf D-Mark-Ba-
sis getroffen. In Euro umgerechnet, sind es circa
5 Milliarden Euro. Das bedeutet: Wenn man die Investi-
tionszulage kürzen und die Gemeinschaftsaufgabe Ost
zurückführen würde, könnte man das gesteckte Ziel
nicht erreichen. Dann würde man den Pakt, den man mit-
einander vereinbart hat, verletzen.

Drittens – das ist der letzte Punkt –: die europäische
Osterweiterung. Am 1. Mai 2004 kommt eine Reihe
von Ländern in die Europäische Union. Dann greifen
dort die Instrumentarien der Europäischen Union. Das
heißt, die Gebiete an den Grenzen von Mecklenburg-

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(C (D orpommern, Brandenburg, Sachsen und natürlich auch on Bayern sind Höchstfördergebiete. Auch bei uns ollte es nach dem, was die EU-Kommission, hier Herr anier, vorhat, ein Hochfördergebiet geben. Wir dürfen aber nicht signalisieren, wir brauchten die nvestitionszulage nicht mehr, sie könne wegfallen. Wir ürfen auch nicht signalisieren, dass die Mittel für die A Ost eingeschränkt werden. Es kann nicht sein, dass ir auf der einen Seite einen hohen Förderrahmen forern, damit wir Investitionen fördern können, auf der aneren Seite aber kein Geld zur Verfügung stellen; denn ir würden damit das Signal aussenden, dass wir die örderung nicht mehr brauchen. Aus diesem Grunde ist der vorliegende Gesetzenturf, der vom Bundesrat eingebracht und mit der Bunesregierung abgestimmt worden ist, ein sehr wichtiges ignal. Damit zeigen wir, dass wir hinter dem Aufbau st stehen, dass wir nach wie vor eine Menge Mittel und ie dazugehörige Förderkulisse brauchen. Deshalb öchte ich an dieser Stelle die Bundesregierung noch inmal auffordern, sich dafür einzusetzen, dass wir nicht urch einen statistischen Effekt aus dem Ziel-1-Gebiet erausfallen, sondern entsprechend den gemachten Vorchlägen weiterhin einen hohen Förderrahmen erhalten. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508824300

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/2249 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Kretschmer, Katherina Reiche, Dr. Maria
Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Konzeption zur Struktur und zur Finanzie-
rung eines Osteuropazentrums für Wirtschaft
und Kultur jetzt vorlegen
– Drucksache 15/2162 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Es ist vereinbart, dass wir die Redebeiträge zu Proto-
oll nehmen. Ich gehe davon aus, dass Sie damit einver-
tanden sind. Es handelt sich um die Beiträge der Kolle-
en Andrea Wicklein von der SPD, Michael Kretschmer
nd Werner Kuhn von der CDU/CSU, Peter Hettlich






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(B) (D)


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
vom Bündnis 90/Die Grünen, Cornelia Pieper von der
FDP und der Parlamentarischen Staatssekretärin Iris
Gleicke für die Bundesregierung.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/2162 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Federführung
soll abweichend von der Tagesordnung beim Ausschuss
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen liegen. Sind Sie

damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so be-
schlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 30. Januar 2004,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.