Protokoll:
15081

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 81

  • date_rangeDatum: 10. Dezember 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:37 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/81 ZusFr Jens Spahn CDU/CSU. . . . . . . . . . . . . 7075 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Christoph Strässer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Marco Wanderwitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Tagesordnungspunkt 2: Voraussichtliche Castortransporte aus dem Forschungsreaktor Rossendorf MdlAnfr 6 Jens Spahn CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst, BMU . . . . . ZusFr Jens Spahn CDU/CSU. . . . . . . . . . . . . Konsequenzen aus dem 3. Monitoring-Bericht Bauabfälle; Maßnahmen zum Erhalt des Bau- stoffrecyclings MdlAnfr 9, 10 Tanja Gönner CDU/CSU 7071 D 7072 A 7072 B 7072 C 7073 A 7073 A 7073 C 7073 C 7074 C 7074 C 7076 C 7076 C Deutscher B Stenografisch 81. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Sanktio- nenrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . P B N M D A Z A F M J A 7067 A 7067 B 7068 A 7068 B 7069 A 7069 C 7070 B 7070 C 7071 B 7071 C Fragestunde (Drucksache 15/2140) . . . . . . . . . . . . . . . . 7074 D undestag er Bericht ung 0. Dezember 2003 t : rioritätszuweisungen für Vorhaben des MBF neben dem in Drucksache 15/2022 r. 64 genannten Projekt dlAnfr 1 r. Hans Georg Faust CDU/CSU ntw PStSekr Christoph Matschie, BMBF . . usFr Dr. Hans Georg Faust CDU/CSU . . . . nkündigung von Castortransporten aus dem orschungsreaktor Rossendorf im Jahre 2004 dlAnfr 5 ens Spahn CDU/CSU ntw PstSekr’in Simone Probst, BMU . . . . . 7075 A 7075 A 7075 C Antw PStSekr’in Simone Probst, BMU . . . . . ZusFr Tanja Gönner CDU/CSU . . . . . . . . . . 7077 A 7077 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Kriterien zur Berechnung der Mittel zur HIV-/ Aids-Bekämpfung MdlAnfr 13 Conny Mayer (Baiersbronn) CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Uschi Eid, BMZ . . . . . . ZusFr Conny Mayer (Baiersbronn) CDU/CSU Veränderung in der Höhe der Mittel zur HIV-/ Aids-Bekämpfung MdlAnfr 14 Conny Mayer (Baiersbronn) CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Uschi Eid, BMZ . . . . . . ZusFr Conny Mayer (Baiersbronn) CDU/CSU Mittel für die HIV-/Aids-Bekämpfung im bi- lateralen bzw. multilateralen Rahmen im Ver- gleich zu 1999 MdlAnfr 15 Sibylle Pfeiffer CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Uschi Eid, BMZ . . . . . . ZusFr Sibylle Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . ZusFr Conny Mayer (Baiersbronn) CDU/CSU Mittel zur Bekämpfung von Malaria und Tu- berkulose innerhalb des Globalen Fonds zur HIV-/Aids-Bekämpfung MdlAnfr 16 Sibylle Pfeiffer CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Uschi Eid, BMZ . . . . . . ZusFr Sibylle Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . ZusFr Conny Mayer (Baiersbronn) CDU/CSU An der Vorbereitung der Chinareise des Bun- deskanzlers beteiligte Ministerien MdlAnfr 17 Jürgen Koppelin FDP Antw StMin’in Kerstin Müller AA . . . . . . . . ZusFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . Initiativen zur Aufhebung des Rüstungsem- bargos gegenüber der Volksrepublik China MdlAnfr 18 Jürgen Koppelin FDP Antw StMin’in Kerstin Müller AA . . . . . . . . ZusFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . ZusFr Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . ZusFr Sibylle Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . Z J E I A Z Z D Z Z Z Z Z Z Z Z G Z E F r M K G A Z G Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Ü S M P A Z 7078 B 7078 C 7079 A 7079 A 7079 C 7079 D 7080 A 7080 B 7080 C 7081 A 7081 B 7081 C 7081 D 7082 A 7082 D 7083 B ur Geschäftsordnung: ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . kin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lse Falk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ntw Bundesminister Joseph Fischer, AA . . usFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . usFr Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usFr Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . usFr Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . usFr Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . usFr Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . usFr Gisela Piltz FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . usFr Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . usFr Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU usFr Karl-Theodor Freiherr von und zu uttenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . usFr Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . rmächtigung des Europäischen Rats zur estlegung bestimmter Elemente der Wäh- ungsverfassung dlAnfr 19 arl-Theodor Freiherr von und zu uttenberg CDU/CSU ntw Bundesminister Joseph Fischer, AA . . usFr Karl-Theodor Freiherr von und zu uttenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . usFr Sibylle Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . usFr Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . usFr Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . usFr Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU usFr Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . usFr Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . usFr Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . usFr Erich G. Fritz CDU/CSU . . . . . . . . . . usFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU usFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . berprüfung der Altersversorgung von taatssekretären und Bundesministern dlAnfr 22 etra Pau fraktionslos ntw PStSekr Fritz Rudolf Körper, BMI . . . usFr Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . 7083 C 7083 C 7083 C 7084 A 7084 B 7085 A 7085 B 7085 C 7085 D 7086 C 7086 D 7087 A 7087 B 7087 C 7087 D 7088 A 7088 A 7088 C 7089 A 7089 C 7089 D 7090 A 7090 B 7090 C 7091 B 7091 C 7092 A 7092 D 7093 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 III Haltung des BMVEL zu der vom Bundesrat beschlossenen Tierschutz-Nutztierhaltungs- verordnung MdlAnfr 34 Hans-Michael Goldmann FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL ZusFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . Haltung der Bundesministerin Künast zu der vom Bundesrat beschlossenen Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung MdlAnfr 35 Hans-Michael Goldmann FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL ZusFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . Eventuelle Nachteile der Boden- und Frei- landhaltung von Legehennen MdlAnfr 36 Dr. Christel Happach-Kasan FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL ZusFr Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . ZusFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . ZusFr Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Angelika Brunkhorst FDP . . . . . . . . . Bewertung der These von Nachteilen der Bo- den- und Freilandhaltung von Legehennen MdlAnfr 37 Dr. Christel Happach-Kasan FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL ZusFr Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . ZusFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . Informationskampagne gegen Käfigbatterie- haltung MdlAnfr 38 Marita Sehn FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL . ZusFr Marita Sehn FDP . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . ZusFr Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . Auswirkungen einer unverzüglich erlassenen Verordnung zur Käfigbatteriehaltung MdlAnfr 39 Marita Sehn FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL . Z Z Z Z D D B L D D R H D D D D C R R C P M K N A L A Z p K z M K A 7093 C 7093 C 7094 A 7094 A 7094 C 7094 D 7095 B 7095 D 7096 A 7096 B 7096 C 7097 A 7097 C 7097 D 7098 A 7098 B 7098 C usFr Marita Sehn FDP . . . . . . . . . . . . . . . . usFr Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . usFr Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . usatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- tion der FDP: Haltung der Bundesregie- rung zu einem geplanten Verkauf der Hanauer Plutoniumanlage an die Volks- republik China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär MWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . r. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Ulrich Klose SPD . . . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Ramsauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . r. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Klaus W. Lippold (Offenbach) DU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . uprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . hristian Müller (Zittau) SPD . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . urt-Dieter Grill CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ulassung von Zusammenschlüssen zwischen rivaten Banken und öffentlich-rechtlichen reditinstituten; Lockerung des Regionalprin- ips bei öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten dlAnfr 2, 3 laus Hofbauer CDU/CSU ntw PStSekr Karl Diller, BMF . . . . . . . . . . 7098 D 7099 A 7099 D 7100 A 7100 A 7101 B 7102 C 7104 A 7105 D 7106 D 7108 B 7109 B 7110 D 7112 A 7112 D 7114 A 7114 D 7115 C 7116 D 7118 C 7119 A 7119 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Anlage 3 Anstieg der Zahl der Schwangerschaftsabbrü- che bei Mädchen unter 18 Jahren MdlAnfr 4 Hannelore Roedel CDU/CSU Antw PStSekr’in Christel Riemann-Hanewinckel, BMFSFJ . . . . . . . . . . Anlage 4 Ausweisung des Seegebiets Borkum-Riff- grund als Natura-2000-Schutzgebiet; Förde- rung der Bereitschaft zum Naturschutz durch Ausweisung des Seegebiets Borkum-Riff- grund als Schutzgebiet MdlAnfr 7, 8 Gitta Connemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst, BMU . . . . . Anlage 5 Vergabekriterien bei EU-Geldern für die wirt- schaftliche Zusammenarbeit mit der Demo- kratischen Republik Kongo; Kriterien bei der Vergabe von EU-Mitteln für ein Straßenbau- projekt in der Demokratischen Republik Kongo MdlAnfr 11, 12 Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Uschi Eid, BMZ . . . . . . Anlage 6 Ermächtigung des Europäischen Rats zur Festlegung bestimmter Elemente der Wäh- rungsverfassung unter Wegfall einer Ratifika- tion durch den Deutschen Bundestag MdlAnfr 20, 21 Georg Fahrenschon CDU/CSU Antw PStSekr’in Kerstin Müller, AA . . . . . . . Anlage 7 Einvernehmen irakischer Stellen beim Einsatz der GSG 9; Schutz von THW-Mitarbeitern und Selbstschutz MdlAnfr 23, 24 Ralf Göbel CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper, BMI . . . . A B B s c t M H A A E A z a M E A A V m M C A A V V M K z A A E f w b M D A 7119 D 7120 B 7120 D 7121 A 7121 B nlage 8 elastung von Beamten durch angekündigte eitragserhöhungen der privaten Krankenver- icherungen; Regelungen zur beamtenrechtli- hen Altersteilzeit analog zum RV-Nachhal- igkeitsgesetz dlAnfr 25, 26 artmut Koschyk CDU/CSU ntw PStSekr Fritz Rudolf Körper, BMI . . . nlage 9 ntwicklungskosten der Bundesanstalt für rbeit für den virtuellen Arbeitsmarkt; Studie ur Erforschung der Akzeptanz der Bundes- nstalt für Arbeit dlAnfr 27, 28 ckart von Klaeden CDU/CSU ntw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt, BMWA . . nlage 10 erteilung der Mittel für den zweiten Arbeits- arkt auf die einzelnen Bundesländer dlAnfr 29, 30 ornelia Pieper FDP ntw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt, BMWA . . nlage 11 erkauf der Hanauer Plutoniumanlage an die olksrepublik China dlAnfr 31 arl-Theodor Freiherr von und u Guttenberg CDU/CSU ntw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt, BMWA . . nlage 12 mpfängerstaaten von Hermesbürgschaften ür Rüstungsgüter; Bemühungen des Bundes- irtschaftsministers um den Erhalt von Ar- eitsplätzen bei der KBA-Berlin GmbH dlAnfr 32, 33 r. Gesine Lötzsch fraktionslos ntw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt, BMWA . . 7121 C 7122 A 7123 A 7123 C 7123 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 V Anlage 13 Nationale Alleingänge bei der Regelung der Legehennenhaltung als Wettbewerbsnachteil; Ganzheitliche Betrachtungsweise bei der Be- wertung von Haltungssystemen für Legehen- nen MdlAnfr 40, 41 Gisela Piltz FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL Anlage 14 Zusätzliche nationale Vorschriften zur Schweinehaltung als Wettbewerbsnachteil MdlAnfr 42, 43 Angelika Brunkhorst FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL Anlage 15 Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kom- mission wegen Nichteinhaltung von Richtli- nien zur Schweine- und Nutztierhaltung MdlAnfr 44, 45 Horst Friedrich (Bayreuth) FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL Anlage 16 Wettbewerbsnachteil durch nationale Allein- gänge bei der Regelung der Legehennenhal- tung MdlAnfr 46, 47 Jürgen Türk FDP Antw PStSekr Matthias Berninger, BMVEL Anlage 17 Zahl der zum Schutz der Deutschen See im Ostseeraum eingesetzten Einheiten der deut- schen Marine; Auswirkungen der Reduzie- rung der Einheiten ab 2004 auf die Hilfeleis- tung auf See MdlAnfr 48, 49 Ulrich Adam CDU/CSU Antw PStSekr Hans Georg Wagner, BMVg A A u M P A A A D d t E M D A A F s b B f E M R A A S m B M A M D A A S f M P A 7124 B 7124 C 7124 D 7125 A 7125 B nlage 18 nzahl der bei der Bundeswehr in Luftwaffe nd Heer vorhandenen Streubomben dlAnfr 50 etra Pau fraktionslos ntw PStSekr Hans Georg Wagner, BMVg nlage 19 ngemessene Versorgung aller Regionen eutschlands mit Fernverkehrsleistungen urch die Deutsche Bahn AG sowie Auswei- ung des Schienenfernverkehrs innerhalb der U dlAnfr 51, 52 r. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU ntw PStSekr’in Angelika Mertens, BMVBW nlage 20 inanzierungsvereinbarung mit der Deut- chen Bahn AG für die ICE-Strecke Nürn- erg–Erfurt; Auswirkungen eines eventuellen austopps bei der ICE-Trasse Nürnberg–Er- urt auf den Ausbau der S-Bahn Nürnberg– rlangen–Forchheim dlAnfr 53, 54 enate Blank CDU/CSU ntw PStSekr’in Iris Gleicke, BMVBW . . . . nlage 21 treckung bzw. Verschiebung von Maßnah- en aus dem vordringlichen Bedarf des undesverkehrswegeplanes wegen fehlender auteinnahmen, insbesondere des Baus der 72 (Chemnitz–Borna) dlAnfr 55 r. Peter Jahr CDU/CSU ntw PStSekr’in Iris Gleicke, BMVBW . . . . nlage 22 echsspuriger Ausbau der A 5 zwischen Of- enburg und Baden-Baden; Finanzierung dlAnfr 56, 57 eter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ntw PStSekr Achim Großmann, BMVBW 0000 A 7125 D 7126 A 7126 C 7126 D 7127 A VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Anlage 23 Finanzierung der Verkehrsprojekte „Deut- sche Einheit“ angesichts der Mautausfälle MdlAnfr 58 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr’in Iris Gleicke, BMVBW . . . . Anlage 24 Kompensation von Mindereinnahmen durch Ausfall der LKW-Maut; Fertigstellung der A 6 zwischen Pfreimd und Amberg MdlAnfr 59, 60 Albert Rupprecht (Weiden) CDU/CSU Antw PStSekr’in Iris Gleicke, BMVBW . . . .7127 B 7127 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7067 (A) ) (B) ) 81. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 13.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7119 (A) ) (B) ) des ländlichen Raumes mit Bankdienstleistungen? vorgenommen. wenn ja, welche Auswirkungen hätte dies auf die Versorgung 7 61 Schwangerschaftsabbrüche bei unter 15-Jährigen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2140, Fragen 2 und 3): Befürwortet die Bundesregierung eine Zulassung von Zu- sammenschlüssen zwischen privaten Banken und öffentlich- rechtlichen Kreditinstituten und, wenn ja, welche Auswirkun- gen hätte eine Zulassung solcher Fusionen nach Auffassung der Bundesregierung auf die Zahl der Arbeitsplätze bei den fusionierten Kreditinstituten, insbesondere im ländlichen Raum? Befürwortet die Bundesregierung eine Lockerung des Re- gionalprinzips bei öffentlich-rechtlichen Kreditinsituten und, Z W S w D K r s Z l B s h w Z tu z s g F g u d w g d g d c B d A d H H F d M v Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Berg, Axel SPD 10.12.2003 Bollmann, Gerd Friedrich SPD 10.12.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 10.12.2003 Hartnagel, Anke SPD 10.12.2003 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 10.12.2003 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.12.2003 Hoffmann (Chemnitz), Jelena SPD 10.12.2003 Dr. Mützenich, Rolf SPD 10.12.2003 Nitzsche, Henry CDU/CSU 10.12.2003 Sauer, Thomas SPD 10.12.2003 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.12.2003 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.12.2003 Dr. Thomae, Dieter FDP 10.12.2003 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.12.2003 Türk, Jürgen FDP 10.12.2003 Welt, Jochen SPD 10.12.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht u Frage 2: Das deutsche Bankensystem zeichnet sich durch einen ettbewerb verschiedener Institutsgruppen aus. Dieses ystem hat sich auch in schwierigen Zeiten bewährt, eil es auf die realwirtschaftlichen Strukturen in eutschland zugeschnitten ist. Die öffentlich-rechtlichen reditinstitute sind deshalb aus Sicht der Bundesregie- ung auch für die Zukunft fester Bestandteil des deut- chen Kreditwesens. Die Entscheidung über mögliche usammenschlüsse von Banken, ob privat oder öffent- ich-rechtlich, liegt bei den jeweiligen Eigentümern. Die undesregierung kann hierauf keinen Einfluss nehmen. Inwieweit mögliche künftige Institutszusammen- chlüsse Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze aben, kann von der Bundesregierung nicht abgeschätzt erden. u Frage 3: Die flächendeckende Versorgung mit Bankdienstleis- ngen ist in Deutschland sichergestellt. Dies ist nicht uletzt eine Folge der dezentralen Strukturen des deut- chen Bankensystems. Gemeinsam mit der Gruppe der enossenschaftlichen Banken leistet die Sparkassen- inanzgruppe einen wichtigen Beitrag für die Versor- ung des ländlichen Raums mit Bankdienstleistungen nd für die Mittelstandsfinanzierung. Die Möglichkeiten es Online- und Internet-Banking liefern hierbei einen ertvollen zusätzlichen Beitrag. Über Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingun- en des öffentlich-rechtlichen Bankensektors, wie z. B. es Regionalprinzips, haben allein die Landesgesetz- eber zu befinden. Die Bundesregierung geht davon aus, ass diese bei ihren zukünftigen Entscheidungen die Si- herstellung einer flächendeckenden Versorgung mit ankdienstleistungen angemessen berücksichtigen wer- en. nlage 3 Antwort er Parl. Staatssekretärin Christel Riemann- anewinckel auf die Frage der Abgeordneten annelore Roedel (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, rage 4): Trifft es zu, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei Mädchen unter 18 Jahren seit 1996 von 4 724 auf 7 443 drastisch gestiegen ist und dass davon rund 745 Abtreibungen auf 10- bis 14-Jährige entfallen, und, wenn ja, was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um diesen Trend zu stoppen? Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes ist ie Zahl der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche bei ädchen unter 18 Jahren in den Jahren 1996 bis 2002 on 4 724 auf 7 443 gestiegen. Im Jahr 2002 wurden 7120 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 (A) ) (B) ) Allerdings ist festzustellen, dass die Zahl der gemel- deten Schwangerschaftsabbrüche bei Minderjährigen im Jahr 2002 gegenüber 2001 um rund 2 Prozent zurück- gegangen ist, der in den Jahren 1997 bis 2001 beobach- tete Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen bei Min- derjährigen hat sich insoweit im Jahr 2002 nicht fortgesetzt. Nach wie vor ist jedoch ein Anstieg bei den unter 15-Jährigen zu verzeichnen. Insgesamt gilt es zu berücksichtigen, dass die absolu- ten Zahlen der Schwangerschaftsabbrüche bei Minder- jährigen gegenüber den Zahlen der Schwangerschaftsab- brüche bei Volljährigen sehr niedrig sind. So betrug die Quote der Abbrüche bei Minderjährigen unter 15 Jahren 0,6 Prozent aller gemeldeter Abbrüche (seit 1996 rund 130 000 pro Jahr) und bei den Minderjährigen im Alter von 15 bis 18 Jahren 5,1 Prozent. Um einem weiteren Anstieg entgegenzuwirken, wird das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemeinsam mit der Bundeszentrale für ge- sundheitliche Aufklärung im Rahmen des gesetzlichen Auftrags nach § 1 Schwangerschaftskonfliktgesetz die sexualpädagogischen Maßnahmen verstärkt mit dem Blick auf die Vermeidung sehr früher Schwangerschaf- ten fortführen. Ziel ist eine möglichst frühzeitige Sexual- aufklärung, die in gemeinsamer Verantwortung mit El- tern und Schulen erfolgen muss. Hierzu wurden kürzlich umfangreiche sexualpädagogische Materialien für den Kindergarten zur Verfügung gestellt. Angesicht der im- mer früher einsetzenden Geschlechtsreife von Jugendli- chen werden Mädchen und Jungen bereits vor der Puber- tät stärker berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund liegt seit kurzem ein Medienpaket für Kinder im Grundschul- alter vor. Weiterhin müssen die zugrunde liegenden Ursachen für die gestiegene Zahl von Schwangerschaften Minder- jähriger gezielt ermittelt werden. Hierfür wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Ex- pertise in Auftrag gegeben, die unter anderem klären soll, welche Angebote und Hilfen für jugendliche Schwan- gere zur Verfügung stehen und angenommen werden. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Simone Probst auf die Fragen der Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 7 und 8): Welche Lebensraumtypen beabsichtigt die Bundesregie- rung durch die Ausweisung des Seegebietes Borkum-Riff- grund als Natura-2000-Schutzgebiet zu erhalten und welche Maßnahmen will sie zu diesem Zweck ergreifen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass durch eine in Abstimmung mit dem betroffenen Bundesland und den möglichen Nutzern des Seegebietes Borkum-Riffgrund er- folgte Bestimmung von Schutzzielen und -maßnahmen eine dem Sinn der EU-Richtlinie „Natura 2000“ entsprechende Be- reitschaft zum Naturschutz gefördert wird, und wie begründet sie ihre Haltung? Zu Frage 7: Mit dem FFH-Gebietsvorschlag „Borkum-Riffgrund“ sollen die Lebensraumtypen „Sandbank“ (Code 1110) u G G § b f G s Z m F e b l R z § s f u d r t Ö w v A d d C Z b R v d t b b R (C (D nd „Riff“ (Code 1170) geschützt werden. Dieser ebietsvorschlag befindet sich zurzeit mit weiteren ebietesvorschlägen im Abstimmungsverfahren nach 38 BNatSchG. Die im Rahmen der Ausweisung zum Schutz des Ge- ietes zu ergreifenden Maßnahmen stehen noch nicht est. Sie werden erst im Zuge der späteren Erklärung des ebietes zu geschützten Teilen von Natur und Land- chaft gemäß § 38 Abs. 3 BNatSchG festgelegt. u Frage 8: Die FFH- und Vogelschutzrichtlinie geben die allge- einen Schutzziele vor, nämlich die Gewährleistung des ortbestands oder gegebenenfalls die Wiederherstellung ines günstigen Erhaltungszustandes der natürlichen Le- ensraumtypen und Habitate der Arten in ihrem natür- ichen Verbreitungsgebiet (vergleiche Art. 3 Abs. l FFH- ichtlinie). Im Zuge der Vorbereitung der Erklärung des Gebietes u geschützten Teilen von Natur und Landschaft gemäß 38 Abs. 3 BNatSchG wird das Bundesamt für Natur- chutz die Schutzziele der FFH-Richtlinie gebietsspezi- isch konkretisieren. Dabei werden auch Erfahrungen nd Stellungnahmen der zu beteiligenden Fachbehörden er Küstenländer sowie der betroffenen Ressorts mitbe- ücksichtigt. Im Übrigen gibt das BMU allen Interessier- en im Rahmen der vorgeschriebenen Einbeziehung der ffentlichkeit die Gelegenheit, Kommentare zur Aus- ahl der Gebiete abzugeben. In Bezug auf die Bestimmung von Schutzmaßnahmen erweise sich auf die Antwort zu Frage Nr. 7. nlage 5 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid auf die Fragen es Abgeordneten Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/ SU) (Drucksache 15/2140, Fragen 11 und 12): Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die allgemeinen Vergabekriterien der EU-Gelder für wirt- schaftliche Zusammenarbeit in der Demokratischen Republik Kongo vor? Über welche Informationen verfügt die Bundesregierung – vergleiche die „tageszeitung“ vom 4. November 2003 – be- züglich der Vergabekriterien von EU-Haushaltsmitteln bei ei- nem Auftrag in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar an die US-Firma Louis Berger International für den Straßenbau in der Demokratischen Republik Kongo? u Frage 11: Die Mittel der EU für wirtschaftliche Zusammenar- eit an die Demokratische Republik Kongo werden im ahmen des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF) ergeben. Die entsprechenden Vergabebedingungen sind urch Beschluss des AKP-EG-Ministerrates vom 7. Ok- ober 2002 bezüglich der Durchführung der Artikel 28 is 30 des Anhangs IV zum Cotonou-Abkommen ver- indlich geregelt, so also auch für die Demokratische epublik Kongo. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7121 (A) ) (B) ) Zu Frage 12: Eine Auftragsvergabe mit EU-Mitteln an eine US- Baufirma mit der Bezeichnung Louis Berger Internatio- nal in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar kann nicht be- stätigt werden. Vielmehr scheint es sich um eine Ver- wechselung mit dem Consulting-Unternehmen Louis Berger SA (Frankreich) zu handeln, welches nach einer Weltbankausschreibung mit der Erstellung von Aus- schreibungen für den Infrastruktursektor in der Demo- kratischen Republik Kongo beauftragt wurde. Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe sind hier nicht bekannt. Anlage 6 Antwort der Staatsministerin Kerstin Müller auf die Fragen des Abgeordneten Georg Fahrenschon (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 20 und 21): Wie schätzt die Bundesregierung die jetzt vorliegenden Vorschläge des Konvents bezüglich der europäischen Wäh- rungsordnung und insbesondere die Vorschläge der EU-Kom- mission an die Regierungskonferenz ein, eine Art „Ermächti- gungsklausel“ einzuführen, wonach der Europäische Rat einstimmig bestimmte Elemente der Währungsverfassung mit Zustimmung des Europäischen Parlaments ändern können soll? Wie wird sich die Bundesregierung in der Regierungskon- ferenz zu diesem Thema verhalten und teilt die Bundesregie- rung die Auffassung, dass es aus deutscher Sicht nicht akzep- tabel ist, dass die Ratifikation von Vertragsänderungen im Kernbereich der Währungsordnung durch den Deutschen Bundestag nicht mehr erfolgen soll? Zu Frage 20: Der vom Konvent konsentierte Verfassungsentwurf sieht keine Klausel vor, die Änderungen der Währungs- verfassung durch den Europäischen Rat ermöglicht. Die Bundesregierung tritt dafür ein, dass die Regierungskon- ferenz dies nicht verändert. Zu Frage 21: Wir sind gegen Änderungen am Verfassungsentwurf und daher auch gegen den Kommissionsvorschlag zur „Ermächtigungsklausel“. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- gen des Abgeordneten Ralf Göbel (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2140, Fragen 23 und 24): Mit welchem Staat bzw. mit welcher zuständigen Stelle im Irak, auf dessen Territorium der Einsatz der Beamten der Grenzschutzgruppe, GSG 9 des Bundesgrenzschutzes stattfin- det, hat die Bundesregierung bzw. der Bundesminister des In- nern das nach dem Gesetz über den Bundesgrenzschutz erfor- derliche Einvernehmen hergestellt? Welche Rechte zur Anwendung von Waffengewalt durch Beamte der GSG 9 zum Eigenschutz und zum Schutz der Mit- arbeiter des Technischen Hilfswerks bestehen derzeit im Irak und auf welcher Rechtsgrundlage beruhen gegebenenfalls diese Rechte? Z B V r ( Z „ N B B A d g ( Z r a D k v d g B d G z G k s e a Z h R (C (D u Frage 23: Die Bundesregierung erzielte das nach § 8 Abs. 2 GSG erforderliche Einvernehmen mit der gemäß N-SR-Resolution 1483 für die Besatzungsmächte agie- enden Behörde „Coalition Provisional Authority“ CPA) sowie mit den irakischen Behörden. u Frage 24: Die BGS-Beamten haben im Irak die so genannten Jedermannrechte“, insbesondere also die Notwehr- und othilfebefugnisse. Der Umstand der Bewaffnung der GS-Beamten ist mit der CPA sowie mit den irakischen ehörden abgestimmt. nlage 8 Antwort es Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- en des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) Drucksache 15/2140, Fragen 25 und 26): Welche Belastungen kommen auf die Beamten, Richter und Versorgungsempfänger des Bundes durch die von den privaten Krankenversicherungen angekündigten beträchtli- chen Beitragssteigerungen zu – siehe zum Beispiel die „Welt“ vom 26. November 2003 – und wie wird die Bundesregierung diese Zusatzbelastungen bei der von ihr angekündigten Über- tragung der Gesundheitsreformmaßnahmen ins Beihilferecht berücksichtigen? Wird die Bundesregierung infolge ihres Beschlusses vom 3. Dezember 2003 zum Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der nachhaltigen Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung, RV-Nachhaltigkeitsgesetz, auch eine Änderung der Regelungen zur beamtenrechtlichen Altersteil- zeit nach dem Beamtenrechtsrahmen- bzw. dem Bundesbeam- tengesetz vornehmen und wie will sie das Institut der beam- tenrechtlichen Altersteilzeit weiterentwickeln? u Frage 25: Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversiche- ung erfolgen von Unternehmen zu Unternehmen und uch innerhalb der einzelnen Tarife sehr unterschiedlich. er Bundesregierung liegen hierüber keine eigenen Er- enntnisse vor. Der Deutsche Bundestag hat in seiner Entschließung om 26. September 2003 die Bundesregierung aufgefor- ert, die sich durch das GKV-Modernisierungsgesetz er- ebenden Be- und Entlastungen in das Beihilferecht der eamten zu übertragen. Diese Aufforderung entspricht er Absicht der Bundesregierung, die Maßnahmen der esundheitsreform wirkungsgleich in das Beihilferecht u übertragen. Eine Übertragung der Maßnahmen des KV-Modernisierungsgesetzes auf die privaten Kran- enversicherungen ist nicht Gegenstand des zitierten Be- chlusses des Deutschen Bundestages. Hierzu bedürfte s gesetzlicher Maßnahmen, die nicht Gegenstand des bgeschlossenen Gesetzgebungsverfahrens waren. u Frage 26: Der Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der nach- altigen Finanzierungsgrundlagen in der gesetzlichen entenversicherung (RV-Nachhaltigkeitsgesetz) sieht 7122 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 (A) ) (B) ) die Anhebung der Altersgrenzen für den frühestmögli- chen Beginn der vorzeitigen Altersrente wegen Arbeits- losigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit vom 60. auf das 63. Lebensjahr vor. Es geht also nicht um eine Änderung der Altersteilzeitregelung. Im Beamtenbereich gibt es keine vergleichbare Regelung für vorzeitigen Ruhestand nach Altersteilzeit. Die Antragsaltersgrenze für einen vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand liegt bei 63 Jahren, unabhängig davon, ob Altersteilzeit in Anspruch ge- nommen worden ist oder nicht. Die im Entwurf eines RV-Nachhaltigkeitsgesetzes vorgesehenen Regelungen zur Anhebung des Renteneintrittsalters geben keinen Anlass zur Weiterentwicklung der beamtenrechtlichen Altersteilzeit. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- gen des Abgeordneten Eckart von Klaeden (CDU/ CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 27 und 28): Trifft die Berichterstattung im Nachrichtenmagazin „Focus“ Nr. 49 vom 1. Dezember 2003 zu, dass die Entwick- lungskosten der Bundesanstalt für Arbeit, BA, für den so ge- nannten Virtuellen Arbeitsmarkt 77 Millionen Euro betragen und dass ein im Arbeitsamt München erprobtes System zur Internetsuche von Arbeitsangeboten auf Weisung der BA ein- gestellt wird? Trifft die Meldung in der „Bild“-Zeitung vom 3. Dezem- ber 2003 zu, dass der Bundesminister für Wirtschaft und Ar- beit, Wolfgang Clement, innerhalb von zwei Jahren mehr als 11 Millionen Euro für eine Studie zur Erforschung der Akzep- tanz der BA ausgeben will, und, wenn ja, wie verträgt sich dies mit der von der Bundesregierung in der Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU „Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit und Imageanalyse der Bundesanstalt für Arbeit“ auf Bundestagsdrucksache 15/2108 behaupteten Eigen- verantwortlichkeit der BA? Zu Frage 27: In der Tat fallen nach Auskunft der Bundesanstalt für Arbeit für die Entwicklung des Virtuellen Arbeitsmark- tes Kosten in Höhe von 77 Millionen Euro an. Dabei ent- fallen 15 Millionen Euro auf die zum 1. Dezember 2003 eingeführte Stufe l des neuen Onlineangebotes, 14 Mil- lionen Euro auf weitere Ausbaustufen und cirka 48 Mil- lionen Euro auf die Neuentwicklung der IT- Verfahrens „Vermittlungs-, Beratungs- und Informationssystem“ (Ver-BIS) für circa 35 000 Mitarbeiter in den Arbeitsäm- tern. Die zitierte Aussage im Nachrichtenmagazin „Focus“ zu dem im Arbeitsamt München erprobten System eines Job-Roboters trifft nach Auskunft der Bundesanstalt für Arbeit so nicht zu. Vielmehr handelte es sich bei dem Vorhaben in München um ein von vorneherein vom 1. Juli 2002 bis 30. Juni 2003 befristetes lokales Projekt des Arbeitsamtes München zur Erprobung eines Job- roboters. In Abstimmung mit der Hauptstelle der Bun- desanstalt für Arbeit wurde dieses Projekt sogar noch bis zum 30. November 2003 verlängert. Eine Weisung der Hauptstelle der Bundesanstalt für Arbeit zur Einstellung des Projektes hat es nicht gegeben. s u i b t e g d m l e a I f d u A o w v n t s A g s t s Z p J s Z s s U a d w r b z D 2 s d R 2 t W s s a (C (D Wie die Bundesanstalt für Arbeit weiter mitteilt, hat ie nach einer Markterkundung ein kostengünstigeres nd fachlich deutlich besser geeignetes Produkt zunächst n fünfzehn Arbeitsämtern erprobt und ab dem l. Dezem- er 2003 flächendeckend zur Nutzung für alle Mitarbei- erinnen und Mitarbeiter der Bundesanstalt für Arbeit ingeführt. Bei diesem Produkt handelt es sich im Ge- ensatz zum Virtuellen Arbeitsmarkt – genau so wie bei em in München erprobten System – um eine Such- aschine (Jobroboter) die darauf spezialisiert ist, Stel- enangebote im Internet zu suchen. Dieses System stellt ine Ergänzung zum Virtuellen Arbeitsmarktes dar, ist ber ein eigenständiges Produkt. Jobroboter suchen das nternet nach vorhandenen Stellenangeboten ab und lie- ern als Suchergebnis Verweislisten, die bei Aufruf wie- er auf die Originalseite des Stellenanbieters führen. Beim Virtuellen Arbeitsmarkt handelt es sich dagegen nter anderem um eine Datenbank, in der alle dem rbeitsamt gemeldeten Stellen- und Bewerberangebote riginär gespeichert sind und in die Interessierte ihre Be- erber- oder Stellenangebote frei eingeben und erwalten können. Ein Matchingsystem ermöglicht ei- en präzisen Abgleich von vorhandenen Stellenangebo- en und potenziellen Bewerbern, über ein internes Mail- ystem kann die direkte Kontaktaufnahme erfolgen. Für rbeitgeber besteht zudem die Möglichkeit, Stellenan- ebote direkt aus dem eigenen Bewerbermanagement- ystem über eine Schnittstelle an das Portal weiterzulei- en. Zusätzlich zu Stellenangeboten von Arbeitgebern ollen über Kooperationen Internetstellenbörsen und eitarbeitsfirmen von den Vorteilen des neuen Portals rofitieren. Durch eine unmittelbare Anbindung von obbörsen soll Transparenz auf dem Arbeitsmarkt herge- tellt und die Vermittlung in Arbeit beschleunigt werden. u Frage 28: Die Meldung in der „Bild“ vom 3 . Dezember 2003 ist o nicht zutreffend. Richtig ist, dass das Bundesministerium für Wirt- chaft und Arbeit im Rahmen der Gesamtevaluation der msetzung der Vorschläge der Hartz-Kommission unter nderem auch die Entwicklung der Akzeptanz der Bun- esanstalt für Arbeit im zeitlichen Verlauf ermitteln ird. Nach Abschluss eines Interessenbekundungsverfah- ens sind derzeit sechs Institute um Abgabe eines Ange- otes zur Durchführung des Forschungsvorhabens „Ak- eptanz der Bundesanstalt für Arbeit“ gebeten worden. ie Auftragsvergabe selbst soll zu Beginn des Jahres 004 erfolgen. Das Projekt wird im Jahr 2006 abge- chlossen. Vor diesem Hintergrund ist eine Angabe zu en Kosten des Vorhabens derzeit nicht möglich. Im ahmen der Gesamtevaluation (Laufzeit von 2003 bis 006) kommt diesem Forschungsvorhaben aber nur un- ergeordnete Bedeutung zu, denn im Zentrum steht die irkungsforschung im Bereich der arbeitsmarktpoliti- chen Instrumente und der Arbeitsmarktpolitik insge- amt. Dafür wird der weitaus größte Anteil der Mittel ufgewandt. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7123 (A) ) (B) ) Die Bundesanstalt für Arbeit gestaltet ihre Öffentlich- keitsarbeit in eigener Verantwortung. Die Bundesregie- rung muss demgegenüber in ihrer Verantwortung gegen- über dem Gesetzgeber bewerten, ob der Umbau der Bundesanstalt für Arbeit zu einem modernen Dienstleis- ter gelingt, die Zufriedenheit der Kunden der Bundes- agentur für Arbeit steigt und sich deren Akzeptanz bei der Bevölkerung entwickelt. Damit kommt Sie einem Auftrag des Deutschen Bundestages nach, der am 14. November 2002 einen Entschließungsantrag (Bun- destagsdrucksache 15/98) verabschiedet hat, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, „ ... die Umsetzung der Hartz-Vorschläge sowie des Zweistufenplans der Bundesregierung insgesamt zeitnah evaluieren zu lassen. Neben der Neuorganisation der Bundesanstalt für Arbeit muss auch die Weiterentwicklung der arbeitsmarktpoliti- schen Instrumente, die Änderung des Arbeitnehmerüber- lassungsgesetzes, die Auslagerungen von Aufgaben auf Dritte und die Akzeptanz der Bundesanstalt für Arbeit bei den Kunden umfassend untersucht werden. Erste be- lastbare Ergebnisse der Untersuchungen sollen nach drei Jahren vorliegen.“ Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- gen der Abgeordneten Cornelia Pieper (FDP) (Druck- sache 15/2140, Fragen 29 und 30): Nach welchen Kriterien erfolgt die Mittelzuweisung für den zweiten Arbeitsmarkt durch die BA zwischen den Bun- desländern? Wieso ergibt sich eine unterschiedliche Quote bei der Ver- teilung der Mittel für den zweiten Arbeitsmarkt zwischen den einzelnen Bundesländern vor allem im Oktober 2003, obwohl die BA als Aufsichtsbehörde über die Mittelzuweisung eine lineare Kürzung beschlossen hat? Zu Frage 29: Die in dem Eingliederungstitel veranschlagten Mittel – dazu gehören auch die Mittel für Beschäftigung schaf- fende Maßnahmen – werden gemäß § 71 b des Vierten Buches Sozialgesetzbuch den Arbeitsämtern zur Bewirt- schaftung zugewiesen. Die Aufteilung erfolgt nach dem so genannte Arbeitsmarktindikator, der insbesondere die regionale Entwicklung der Beschäftigung, die Nachfrage nach Arbeitskräften, Art und Umfang der Arbeitslosig- keit sowie die jeweilige Ausgabenentwicklung im abge- laufenen Haushaltsjahr berücksichtigt. Die Verwaltungsausschüsse der Arbeitsämter ent- scheiden in eigener Zuständigkeit über das regionale Ar- beitsmarktprogramm und damit auch über die Höhe der Mittel, die sich auf Beschäftigung schaffende Maßnah- men beziehen. Die Summe der in einem Bundesland für die Förderung des so genannten zweiten Arbeitsmarktes verfügbaren Haushaltsmittel ergibt sich somit aus der Summe der in den einzelnen Arbeitsämtern eines Bun- deslandes hierfür vorgesehenen Mittel. Z m B t s w g H d u z b d t A d F u F D G b f V A a m B l A d g ( Z W d g K s ß (C (D u Frage 30: Die Aufteilung der Mittel auf die einzelnen Instru- ente des Eingliederungstitels und somit auch auf die eschäftigung schaffenden Maßnahmen erfolgt dezen- ral entsprechend den regionalen Erfordernissen auf Ba- is der Arbeitsmarktprogramme. Im Jahresverlauf 2003 erden die Arbeitsmarktprogramme der Arbeitsämter egebenenfalls geänderten Erfordernissen angepasst. ierdurch wird auch das für die einzelnen Leistungen es Eingliederungstitels bereitgestellte Mittelvolumen nter Umständen verändert. Dies kann auch Leistungen ur Förderung Beschäftigung schaffender Maßnahmen etreffen. Eine lineare Kürzung der Mittelzuteilung für iesen Bereich hat es nicht gegeben und ist vor dem Hin- ergrund des geltenden Rechts auch nicht möglich. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die rage des Abgeordneten Karl-Theodor Freiher von nd zu Guttenberg (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, rage 31): Gibt es innerhalb der Bundesregierung einen Konsens über den Verkauf der Hanauer Plutoniumanlage an die Volks- republik China? Anträge auf Erteilung einer Ausfuhrgenehmigung für ual-use-Güter oder Voranfragen, in denen es um die enehmigungsaussichten eines solchen Exportvorha- ens geht, werden von einem interministeriellen Aus- uhrausschuss entschieden. Diesem Ausschuss gehören ertreter des AA, des Bundesamtes für Wirtschaft und usfuhrkontrolle sowie des Bundesnachrichtendienstes n; die Leitung hat das BMWA. Entscheidungen kom- en durch einheitliche Voten der Ressorts zustande. Die eratungen über eine mögliche Ausfuhr der MOX-An- age sind noch nicht abgeschlossen. nlage 12 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- en der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Drucksache 15/2140, Fragen 32 und 33): Wie hat der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, seine Zusage umgesetzt, sich für den Er- halt von circa 100 Arbeitsplätzen bei der KBA-Berlin GmbH, Unternehmensgruppe Koenig & Bauer AG, in Berlin-Spandau einzusetzen, und was ist das Ergebnis seiner Bemühungen? In welche Empfängerstaaten sind im Jahr 2002 Hermes- bürgschaften für Rüstungsgüter gegeben worden und auf wel- che Höhe belaufen sich die jeweiligen Deckungen? u Frage 32: Der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, olfgang Clement, hat ein Schreiben des Vorsitzenden es Betriebsrats der KBA-Berlin GmbH zum Anlass enommen, den Vorsitzenden des Vorstandes der oenig & Bauer Aktiengesellschaft zu bitten, die Ent- cheidung des Vorstands, den Berliner Betrieb zu schlie- en, zu überprüfen. Er hat dies vor allem damit begründet, 7124 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 (A) ) (B) ) dass er angesichts der derzeitigen Arbeitsmarktlage die Befürchtungen der betroffenen Menschen um ihre Ar- beitsplätze und – damit verbunden – um ihre weitere be- rufliche und soziale Zukunft sehr gut verstehen kann. Herr Albrecht Bolza-Schünemann, Vorsitzender des Vorstandes der KBA – Koenig & Bauer AG, hat Bundes- minister Clement schriftlich geantwortet, angesichts der schlechten wirtschaftlichen Daten in der Druckmaschi- nenbranche und der mittelfristig ungünstigen Prognosen, sehe sich der Vorstand gezwungen, die Werke Berlin und Kusel zu schließen und die Produktionsstandorte zu kon- zentrieren. Das Unternehmen versucht, den Verlust von Arbeits- plätzen durch Angebote zu einem Interessenausgleich und einem Sozialplan so weit wie möglich zu kompen- sieren. Dazu gehört einmal die Verschiebung der Schlie- ßung des Standortes Berlin um ein Jahr auf den 31. De- zember 2004. Zum anderen wurden umfangreiche Zusagen gemacht, um eine mögliche Investorenlösung zu unterstützen. Dazu gehört das Angebot, einem Inves- tor das Anlagevermögen zu einem symbolischen Preis von l,00 Euro zu überlassen und zusätzlich für die Über- nahme der Beschäftigten eine einmalige Anschubfinan- zierung von l Million Euro bereitzustellen. Dabei sollen alle betroffenen Mitarbeiter in die neue Firma wechseln und durch die vollen Sozialplanleistungen gegen eine möglicherweise später eintretende Insolvenz abgesichert werden. Diese Aussagen des Vorsitzenden des Vorstands hat Bundesminister Clement dem Vorsitzenden des Berliner Betriebsrats schriftlich übermitteln lassen. Zu Frage 33: Im Jahr 2002 wurden Rüstungsgüter mit einem Ge- samtvolumen in Höhe von rund 37,7 Millionen US- Dollar in Deckung genommen. Dies sind 0,2 Prozent der von der Bundesregierung in 2002 insgesamt übernom- menen Exportkreditgarantien. Weiter gehende Einzel- auskünfte zu Deckungsantragen sind im Rahmen der geltenden rechtlichen Regelungen nicht möglich. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Fra- gen der Abgeordneten Gisela Piltz (FDP) (Drucksache 15/2140, Fragen 40 und 41): Wie bewertet die Bundesregierung die These, wonach na- tionale Alleingänge bei der Nicht-eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Richtlinien 2001/88/EG und 2001/93/EG über Min- destanforderungen für den Schutz von Schweinen keine Ver- besserungen für den Tierschutz mit sich bringen, sondern le- diglich die Produktion ins benachbarte Ausland vertreiben? Wird sich die Bundesregierung bei der Bewertung von Haltungssystemen für Legehennen einer ganzheitlichen Be- trachtungsweise, die ökologische, ökonomische und soziale Kriterien umfasst, anschließen? Z F T s v 2 s l l g A d g ( Z d g d Z g g D d w l A d g ( (C (D u Frage 40: Die vorgesehenen Regelungen der Verordnung in der orm, wie sie dem Bundesrat zugeleitet wurde, sind aus ierschutzsicht sinnvoll und erforderlich. Im Übrigen ind die Bestimmungen des EG-Rechts für die Haltung on Ferkeln und Mastschweinen überholt und sollen 005 überarbeitet werden. Zu Frage 41: Bereits bei der Erstellung des Verordnungsentwurfs ind die aus Tierschutzsicht sinnvollen und erforder- ichen Mindestanforderungen sowie ökonomische, öko- ogische und soziale Argumente gegeneinander abgewo- en worden. nlage 14 Antwort es Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Fra- en der Abgeordneten Angelika Brunkhorst (FDP) Drucksache 15/2140, Fragen 42 und 43): In welchen Bereichen geht der Beschluss des Bundesrates für die Schweinehaltung vom 28. November 2003 nach An- sicht der Bundesregierung über eine Eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Schweinehaltungsrichtlinie – Richtlinie 91/630/EWG des Rates vom 19. November 1991 über Mindestanforderun- gen für den Schutz von Schweinen, geändert durch die Richt- linie 2001/88/EG des Rates vom 23. Oktober 2001 und die Richtlinie 2001/93/EG der Kommission – hinaus? Kann die Bundesregierung bei der Umsetzung der Tier- schutz-Nutztierhaltungsverordnung im Schweinebereich Wett- bewerbsnachteile und die damit verbundenen Produktionsver- lagerungen ins benachbarte Ausland ausschließen? u Frage 42: Die Verordnung sah in der Form, wie sie dem Bun- esrat zugeleitet wurde, tiergerechtere Haltungsbedin- ungen als das EG-Recht vor. Dies betraf insbesondere ie Mindestflächen für Ferkel und Mastschweine. u Frage 43: Wettbewerbsfähigkeit bedeutet mehr als nur kosten- ünstige Produktion sondern auch Orientierung an ge- enwärtigen und zukünftigen Verbraucherwünschen. ie andauernde Rechts- und Planungsunsicherheit für ie deutschen Schweinehalter ist ein erheblicher Wettbe- erbsnachteil. Die Entscheidung des Bundesrates ver- ängert dieses Wettbewerbshemmnis unnötigerweise. nlage 15 Antwort es Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Fra- en des Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth) CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 44 und 45): Welche Konsequenzen erwartet die Bundesregierung we- gen der Nichtumsetzung der EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren – Änderung der EU-Kommission vom 9. Novem- ber 2001 des Anhangs der Richtlinie des Rates vom 19. No- vember 1991 über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen, 91/630/EWG – und des damit möglicherweise Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7125 (A) ) (B) ) verbundenen Vertragsverletzungsverfahrens der Europäischen Kommission? Welche Strafen drohen in welcher Höhe im Falle eines Vertragsverletzungsverfahrens der EU-Kommission gegen Deutschland? Die Europäische Kommission hat ein Vertragsverlet- zungsverfahren eingeleitet. Der Europäische Gerichtshof hat die Möglichkeit ein Zwangsgeld zu verhängen. Dies ist jedoch bislang in der Praxis nicht geschehen. Diskus- sionen über die Höhe solcher Strafen wären deshalb reine Spekulation. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Fra- gen des Abgeordneten Jürgen Türk (FDP) (Drucksache 15/2140, Fragen 46 und 47): Welche wirtschaftlichen Konsequenzen erwartet die Bun- desregierung für die deutschen Legehennenhalter, deren In- vestitionen in ihre Haltungssysteme, insbesondere in den neuen Ländern, noch nicht abgeschrieben sind, durch die Vor- schriften der Bundesregierung, die deutlich über das hinaus- gehen, was die EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren vor- schreibt? Kann die Bundesregierung Insolvenzen und die Vernich- tung von Arbeitsplätzen in Brandenburg und anderen Ländern durch diesen nationalen Alleingang ausschließen? Zu Frage 46: Die Übergangsfristen für die konventionelle Käfig- haltung sind auf der Grundlage eines Rechtsgutachtens und mit Zustimmung des Bundesrates festgelegt worden. Aus dem Vergleich mit den entsprechenden Vorschriften des EG-Rechts ergibt sich als Konsequenz eine um fünf Jahre kürzere Übergangsfrist für die Haltung von Lege- hennen in konventionellen Käfigen. Zu Fragen 47: Die Verlagerung von Produktionskapazitäten für Eier im Niedrigpreissektor hat bereits in den 90er-Jahren be- gonnen und hängt mit dem niedrigeren Lohnniveau in einigen konkurrierenden Produktionsländern zusammen. Durch die Umstellung auf alternative Haltungsverfahren können zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Al- lerdings hat die Geflügelwirtschaft die erheblichen Mit- tel, die die Bundesregierung dafür im Bundesprogramm Tiergerechte Haltungsverfahren bereitgestellt hat, nicht in vollem Umfang in Anspruch genommen. Bereitgestellt wurden hierfür 31 Millionen Euro im Jahr 2003, bis heute abgerufen wurden weniger als 1 Million Euro. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans Georg Wagner auf die Fragen des Abgeordneten Ulrich Adam (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 48 und 49): Z i r f v d v d l a d S f e W s 3 W d g a c z S f d s Z i s p A d F ( (C (D Wie viele Einheiten der deutschen Marine leisten Hilfe und Unterstützung zum Schutz der deutschen See und werden hierzu im Ostseeraum eingesetzt? Wie wirkt sich die Reduzierung von Einheiten ab 2004 auf die Einsatzfähigkeit, insbesondere bei der Hilfeleistung in See, aus und inwieweit ist unter Berücksichtigung des Jahres- übungsplanes, JÜP, 2004 und der aus Bündnis- und Einsatz- verpflichtungen resultierenden Nichtverfügbarkeit von Ein- heiten eine Unterstützung bei Hilfeleistungen in See durch die Marine gewährleistet? u Frage 48: Die Unterstützungsleistungen der Deutschen Marine n Nord- und Ostsee beziehen sich im Kern auf drei Be- eiche: Beitrag zur maritimen Notfallvorsorge auf An- orderung durch das Havariekommando im Rahmen der erfügbaren Fähigkeiten und Mittel. Die Unterstützung urch die Marine erfolgt grundsätzlich durch alle dann erfügbaren Marineeinheiten, insbesondere aber durch ie für die jeweilige Situation geeigneten See- und See- uftstreitkräfte. Durchführen von Such- und Rettungseinsätzen (Search nd Rescue (SAR)) über See durch Seeluftstreitkräfte es Marinefliegergeschwaders 5 (Hubschrauber Typ EA KING) und des Marinefliegergeschwaders 3 (See- ernaufklärer Typ BREGUET ATLANTIC). Jeweils ein insatzbereiter SEA KING ist auf den Außenplätzen in arnemünde und Helgoland sowie als Reserve in Kiel tationiert. Eine BREGUET ATLANTIC steht in einer -Stunden Bereitschaft in Nordholz/Cuxhaven. Die ahrnehmung dieser Aufgaben ist trotz Abstellung für ie laufenden Einsätze ohne Einschränkungen weiterhin ewährleistet. Durchführen von Umweltschutzaufgaben in See und us der Luft. Dazu setzt die Marine zwei Ölüberwa- hungsflugzeuge vom Typ DO 228 LM und zwei Spe- ialschiffe zur Bekämpfung von Ölverunreinigungen auf ee (BOTTSAND, EWERSAND) ein. Zur unmittelbaren Reaktion auf oben angeführte Vor- älle hält die Marine in der Nordsee eine Fregatte und in er Ostsee ein Schnellboot bzw. Minensuch-/-jagdboot tändig in kurzfristiger Einsatzbereitschaft. u Frage 49: Die Unterstützung durch die Marine – insbesondere m Rahmen der Hilfeleistung in See wird unter Berück- ichtigung der abzusehenden Einsatz- und Bündnisver- flichtungen auch zukünftig gewährleistet sein. nlage 18 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hans Georg Wagner auf die rage der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) Drucksache 15/2140, Frage 50): Über wie viele Streubomben verfügt die Bundeswehr ge- gebenenfalls gegenwärtig in Luftwaffe und Heer und beab- sichtigt die Bundesregierung, die Waffen aus dem Bestand zu entfernen? 7126 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 (A) ) (B) ) Die Bundeswehr verfügt sowohl im Bereich der Luft- waffe als auch des Heeres über Streumunition. Be- stimmte denkbare Einsatzszenarien der Bundeswehr, zum Beispiel im Rahmen der Landes- und Bündnisver- teidigung, lassen einen vollständigen Verzicht auf diese Munition derzeit nicht zu. Es besteht kein völkerrechtliches Verbot von Streu- munition. Im Falle eines Einsatzes sind jedoch die Ein- satzbeschränkung des humanitären Völkerrechts zu be- achten. An diese wäre selbstverständlich auch die Bundeswehr gebunden. Zum verbesserten Schutz der Zivilbevölkerung wurde im vergangenen Monat das 5. Protokoll des VN-Waffen- übereinkommens zu explosiven Kampfmittelrückstän- den verabschiedet. Deutschland war maßgeblich daran beteiligt, dass ein rechtlich verbindlicher Rahmen zustande kam. Darüber hinaus hat sich die Bundesregierung mit Erfolg dafür eingesetzt, dass im nächsten Jahr im Rahmen des VN- Waffenübereinkommens über konkrete Verbesserungen der technischen Ausgestaltung und Konstruktion speziell von Streumunition diskutiert werden soll, um Gefähr- dungen für die zivile Bevölkerung beim Einsatz von Streumunition weitestmöglich auszuschließen. Anlage 19 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 51 und 52): Ist die Bundesregierung bereit, im Rahmen der Gemein- wohlverpflichtung gemäß Art. 87 e Abs. 4 Grundgesetz ge- genüber der Deutschen Bahn AG, DB AG, dafür zu sorgen, dass durch die DB AG eine angemessene Versorgung aller Regionen Deutschlands mit Fernverkehrsleistungen erfolgt? Auf welche Weise wird die Bundesregierung sicherstellen, dass im Schienenfernverkehr jenseits kurzfristiger betriebs- wirtschaftlicher Erwägungen langfristige strategische Ent- scheidungen zur Erschließung der Räume im zusammenwach- senden Europa umgesetzt werden? Der Bund wird auch zukünftig gemäß Art. 87 e Abs. 4 des Grundgesetzes gewährleisten, dass dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienenetzes der Eisen- bahnen des Bundes sowie bei deren Angeboten im Schienenpersonenfernverkehr auf diesem Schienennetz Rechnung getragen wird. Die Bundesregierung hat am 2. Juli 2003 den Bundes- verkehrswegeplan 2003 (BVWP 2003) beschlossen. Dieser bildet den Rahmen für die langfristigen Investit- ionen in die Verkehrswege des Bundes. Der Zeithorizont für die zugrunde gelegten Verkehrsprognosen und die Bewertungen der Projekte ist das Jahr 2015. Die Ver- kehrsprojekte werden im Rahmen der Bundesverkehrs- wegeplanung in gesamtwirtschaftlicher Hinsicht bewer- tet, während die unternehmerischen Entscheidungen der Deutschen Bahn AG auf betriebswirtschaftlichen Erwä- g w O F n d n g e j A d A 1 Z u e S b F Z T A d A 1 M i k 2 s (C (D ungen beruhen. Im BVWP 2003 wurde das zusammen- achsende Europa – insbesondere hinsichtlich der EU- sterweiterung – berücksichtigt. Die abschließende estlegung des Investitionsbedarfs für die Bundesschie- enwege erfolgt im Bedarfsplan Schiene. Dieser wird urch das Erste Gesetz zur Änderung des Bundesschie- enwegeausbaugesetzes an den neuen BVWP 2003 an- epasst. Die Bundesregierung geht davon aus, dass das ntsprechende Gesetzgebungsverfahren im ersten Halb- ahr 2004 abgeschlossen werden kann. nlage 20 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen der bgeordneten Renate Blank (CDU/CSU) (Drucksache 5/2140, Fragen 53 und 54): Hat die Bundesregierung mit der Deutschen Bahn AG die Finanzierungsvereinbarung für die ICE-Strecke Nürnberg–Er- furt mittlerweile abgeschlossen? Wenn nein, ist von dem beabsichtigten Baustopp der ICE- Trasse Nürnberg–Erfurt auch der S-Bahn-Ausbau Nürn- berg–Erlangen–Forchheim betroffen? u Frage 53: Für die Neubaustrecke des VDE 8.1 zwischen Erfurt nd Ebensfeld besteht seit 1997 eine Finanzierungsver- inbarung mit der Deutschen Bahn AG. Sie wurde im ommer an die Laufzeit des Projektes angepasst. Hinsichtlich der Ausbaustrecke Ebensfeld–Nürnberg esteht noch keine Notwendigkeit zum Abschluss einer inanzierungsvereinbarung. u Frage 54: Der Bundesregierung plant keinen Baustopp der ICE- rasse Nürnberg–Erfurt. nlage 21 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des bgeordneten Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) (Drucksache 5/2140, Frage 55): Werden Projekte im Bundesland Sachsen, insbesondere laufende Maßnahmen bzw. Projekte aus dem vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes, durch die fehlenden Mauteinnahmen zeitlich gestreckt bzw. verschoben und wie wirkt sich diese Streckung bzw. Verschiebung auf den Bau der Bundesautobahn A 72, Chemnitz–Borna, aus? Die zeitliche Verschiebung der Erhebung der LKW- aut soll nicht zulasten der Realisierung von Verkehrs- nfrastruktur gehen. Über konkrete Baudispositionen ann erst nach In-Kraft-Treten des Haushaltsgesetzes 004 und in Abstimmung mit dem Freistaat Sachsen ent- chieden werden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7127 (A) (C) (B) ) Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Fra- gen des Abgeordneten Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) (Drucksache 15/2140, Fragen 56 und 57): Werden bei dem im Rahmen des Anti-Stau-Programmes geplanten sechsstreifigen Ausbau der Bundesautobahn A 5 zwischen Offenburg und Baden-Baden Verzögerungen auftre- ten, nachdem aufgrund der Einnahmeausfälle der LKW-Maut im Bundeshaushalt 2004 Investitionsmittel aus dem Etat des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Höhe von 1,06 Milliarden Euro gesperrt worden sind, und, wenn ja, wie wird sich dies auf Baubeginn und Baufortschritt der Maßnahme auswirken? Aktenzeichen S11/06.26.10/3 BT 03, dass die Projekte des Bundesverkehrswegeplans Deutsche Einheit, mithin zum Bei- spiel die ICE-Trasse Nürnberg–Coburg–Erfurt, vorrangig und unabhängig von der Mauterhebung finanziert würden, mithin somit kein Zusammenhang zwischen Mauteinnahmen und den VDE-Projekten bestehe, und den Meldungen aus der „Süddeutschen Zeitung“, dort abgedruckt am 28. November 2003, Seite 21, wonach der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe, zur Kompensation der aufgrund der Mautausfälle entstandenen Haushaltslücke über eine neue staatliche Gesellschaft Milliardenkredite für Verkehrsinvestitionen aufzunehmen gedenkt? Die von Ihnen behauptete Diskrepanz gibt es nicht. Die Bundesregierung hat sich mit dem im Bundesver- Ist vor dem Hintergrund der Sperrung von Investitionsmit- teln mit einer Vergabe des sechsstreifigen Ausbaus der Bun- desautobahn A 5 zwischen Offenburg und Baden-Baden an ein Betreiberkonsortium im Wege der privat-öffentlichen Zu- sammenarbeit, Public Private Partnership, noch im Jahr 2004 zu rechnen? Der sechsstreifige Ausbau der Bundesautobahn A 5 zwischen Baden-Baden und Offenburg/Süd ist zur Ver- wirklichung als einer der Pilotabschnitte für Betreiber- modelle des mehrstreifigen BAB-Ausbaus (A-Modell) und nicht im Rahmen des Anti-Stau-Programms vorge- sehen. Die zeitliche Verschiebung der Erhebung der LKW-Maut soll nicht zulasten der Realisierung von Ver- kehrsinfrastruktur gehen. Über konkrete Baudispositio- nen kann erst nach In-Kraft-Treten des Haushaltsgeset- zes 2004 und in Abstimmung mit dem Land Baden- Württemberg entschieden werden. Die Erarbeitung der projektspezifischen Konzessions- verträge bis hin zur Vergabe kann allein von den Zeit- abläufen her nicht im Jahr 2004 realisiert werden. Im Übrigen sind für die Gesamtstrecke die Planfeststel- lungsverfahren noch nicht bestandskräftig abgeschlos- sen. Anlage 23 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2140, Frage 58): Wie erklärt die Bundesregierung die Diskrepanz zwischen der schriftlichen Stellungnahme der Parlamentarischen Staats- sekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen Angelika Mertens vom 23. September 2003, k k r u t A d A ( Z n t B z d Z d v u 2 (D ehrswegeplan 2003 festgeschriebenen Vorrang der Ver- ehrsprojekte Deutsche Einheit wiederholt zu deren prio- itärer Realisierung bekannt. Ihre Finanzierung erfolgt nabhängig von den Mauteinnahmen aus Haushaltsmit- eln. nlage 24 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen des bgeordneten Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) Drucksache 15/2140, Fragen 59 und 60): Mit welchen konkreten Maßnahmen gedenkt die Bundes- regierung die Mindereinnnahmen durch die Verzögerung der LKW-Maut-Einführung zu kompensieren? Ist bei der Fertigstellung der Bundesautobahn A 6 zwi- schen Pfreimd und Amberg eine Verzögerung bis spätestens 2009 zu erwarten? u Frage 59: Das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Woh- ungswesen (BMVBW) macht gegenüber dem Konsor- ium die Mautausfälle geltend. Darüber hinaus prüft das MVBW alle Optionen, um zu verhindern, dass die Ver- ögerung bei der Erhebung der LKW-Maut zu Lasten er Verkehrsinfrastruktur geht. u Frage 60: Die bisherigen Dispositionen für den Bau der Bun- esautobahn A 6 zwischen Amberg und Pfreimd gehen on einer 5-jährigen Bauzeit mit einem Baubeginn 2004 nd einem Fertigstellungstermin Ende 2008/Anfang 009 aus. 81. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508100000

Grüß Gott, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-

binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur Re-
form des Sanktionenrechts.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Bundesministerin der Justiz, Brigitte Zypries.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508100100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren Abgeordnete! Das Bundeskabinett hat heute ei-
nem von mir vorgelegten Gesetzentwurf zur Reform des
Sanktionenrechts zugestimmt. Unser Ziel ist es, die
Sanktionen, die in Deutschland verhängt werden kön-
nen, zu erweitern. Das Sanktionensystem, das im Mo-
ment Geld- und Freiheitsstrafen als Hauptstrafen vor-
sieht, gibt den Gerichten unserer Ansicht nach zu wenig
Spielraum, um im Bereich kleiner und mittlerer Krimi-
nalität auch anders auf Straftäter einwirken zu können.

Wir wollen diese Möglichkeiten verbessern. Unser Ziel

h
s
z
k
j
w
H
S
d
d

d
O
d
h
w
l
S
k
W
e
s
s

d

Redet
ist es, die Vollstreckung von kurzen Freiheitsstrafen und
von Ersatzfreiheitsstrafen soweit wie möglich zu vermei-
den. Unerwünschte Nebenwirkungen von Freiheitsstra-
fen, insbesondere der Verlust des Arbeitsplatzes, sollen so
verhindert werden. Wir wollen die knappen Kapazitäten
des Strafvollzuges – Sie alle wissen, dass all unsere Haft-
anstalten überbelegt sind – im Hinblick auf den Schutz der
Gemeinschaft den Fällen schwerer und schwerster Krimi-
nalität vorbehalten. Darüber hinaus werden wir auch noch
einige Elemente zum Opferschutz einführen.

Was haben wir nun vorgelegt? Das strafrechtliche
Sanktionensystem wird in folgenden Punkten flexibili-
siert: Zum einen wollen wir vermeiden, dass Menschen,
die zu einer Geldstrafe verurteilt wurden,
nicht bezahlen können, für kurze Zeit ins
müssen. Stattdessen sollen sie gemeinnütz
leisten. Zum anderen soll es bei Ersttätern, d

(C (D ung 0. Dezember 2003 0 Uhr eitsstrafen von bis zu sechs Monaten verurteilt worden ind, ebenfalls möglich sein, gemeinnützige Arbeit vorusehen. Ein weiterer Punkt ist die Erweiterung des verehrsstrafrechtlich ausgerichteten Fahrverbots, das bis etzt für bis zu drei Monaten verhängt werden kann. Wir ollen es auf bis zu sechs Monaten erhöhen und zu einer auptstrafe aufwerten. Zudem wird die Verwarnung mit trafvorbehalt gelockert, damit der praktische Anwenungsbereich, der heute relativ gering ist, erweitert weren kann. Im Hinblick auf die Interessen der Opfer wollen wir em Gedanken der Wiedergutmachung der Schäden der pfer besser Rechnung tragen. Künftig soll das Gericht ie Abwendung der Vollstreckung einer kurzen Freieitsstrafe durch gemeinnützige Arbeit dann gestatten, enn bei der Vollstreckung der Freiheitsstrafe die erhebiche Gefahr besteht, dass der Verurteilte den durch die traftat verursachten Schaden nicht wieder gutmachen ann. Bei der Vollstreckung der Geldstrafen wird dem iedergutmachungsanspruch des Opfers der Vorrang ingeräumt. Das heißt, dass das Opfer, soweit ein Anpruch besteht, zunächst zu bezahlen ist und die Geldtrafe erst dann vollstreckt werden kann. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist für uns, dass wir in iesem Gesetzentwurf vorsehen, dass künftig 5 Prozent ext der eingehenden Geldbußen und Geldstrafen den Opferhilfevereinen zur Verfügung gestellt werden, also denjenigen Vereinen, die sich auf freiwilliger Basis darum kümmern, dass Opfer eine zusätzliche Entschädigung bekommen, und die Opfer psychisch und sozial betreuen. Diese Opferverbände leiden immer unter Geldnot. Unser Vorschlag, der einen Anteil von 5 Prozent vorsieht – ursprünglich war ein größerer Anteil angedacht; das ist aber auf den erbitterten Widerstand der Länder gestoßen –, geht in die richtige Richtung. Hiermit wurde wenigstens ein Anfang gemacht. Ich hoffe sehr, dass wir auch dafür eine Mehrheit bekommen. ntin Dr. h. c. Susanne Kastner: zunächst Fragen zu dem Themenbereich den soeben berichtet wurde. – Herr Kolitte. diese aber Gefängnis ige Arbeit ie zu Frei Vizepräside Ich bitte Sie, zu stellen, über lege Röttgen, b 7068 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine erste Frage: War aus den Landesjustizverwaltungen, die Sie befragt haben, zu hören, dass es hinsichtlich der gegenwärtigen Praxis Probleme gibt? Gab es aus den Landesjustizverwaltungen, also aus der Praxis, Beschwerden über das jetzige Verfahren, die Sie dazu veranlasst haben, Veränderungen vorzunehmen? Schon heute gibt es in Deutschland die Möglichkeit – das ist gängige Praxis –, die Verhängung einer Freiheitsstrafe durch die Verrichtung gemeinnütziger Arbeit abzuwenden. Das, was Sie vorschlagen, ist insofern also nicht neu. Sie wollen die bestehende Praxis nun verändern, und zwar zum Nachteil, wie wir meinen. Ich möchte Sie zweitens nach der Wirkung der von Ihnen vorgeschlagenen Regelung fragen. Wir sind der Auffassung, dass die vorgesehene Änderung zum einen einen Schritt zu einem täterfreundlichen Strafrecht darstellt, also sozusagen entkriminalisierende Wirkung hat, und zum anderen die Bundesländer, so wie sie selber sagen, finanziell belastet. Darum ist sie abzulehnen. Hinsichtlich der entkriminalisierenden Wirkung möchte ich auf den Bereich der kurzen Freiheitsstrafen eingehen. Ihr Vorschlag sieht vor, dass die Gerichte durch eine Sollregelung verpflichtet werden, im Regelfall keine kurze Freiheitsstrafe zu verhängen, sondern die Verrichtung gemeinnütziger Arbeit anzuordnen. Wie ist dieser Vorschlag mit der gegenwärtigen Rechtslage in Übereinstimmung zu bringen, dass eine kurze Freiheitsstrafe, also eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten, nur als Ultima Ratio verhängt werden darf? § 47 Abs. 1 StGB sieht vor, dass nur unter besonderen Umständen, die in der Tat oder in der Persönlichkeit des Täters liegen, die Verhängung einer Freiheitsstrafe zur Einwirkung auf den Täter oder zur Verteidigung der Rechtsordnung unerlässlich ist. Nur dann, wenn es unerlässlich ist, eine kurze Freiheitsstrafe zu verhängen, darf sie verhängt werden. Welchen Sinn macht also Ihr Vorschlag, die Gerichte durch eine Sollregelung für den Regelfall zu verpflichten? Nach dem, was das Gesetz vorschreibt, dürfen Freiheitsstrafen nur dann verhängt werden, wenn es unerlässlich ist. Herr Röttgen, ich will Ihre Fragen gerne beantworten. Zu Ihrer ersten Frage. Der Gesetzgeber wird nicht nur dann tätig, wenn es heftige Klagen aus der Praxis gibt, sondern auch dann, wenn er die Erkenntnis hat, dass es sinnvoll ist, bestimmte Regularien zu ändern. Es ist unsere Erkenntnis – das habe ich eingangs schon gesagt –, dass die Möglichkeiten, wie man strafen kann, in Deutschland relativ eingeschränkt sind. Ungefähr 80 Prozent aller Strafen sind Geldstrafen, der Rest sind Freiheitsstrafen. Möglichkeiten, die darüber hinausgehen, gibt es in Deutschland so gut wie gar nicht. Das hat dazu geführt, dass uns im europäischen Ausland vor allem das Stichwort Sanktionenarmut entgegengehalten wird. Sie wissen, dass auch die Bundesländer verschiedene Versuche gemacht haben – Hessen zum Beispiel mit der elektronischen Fußfessel –, um andere Sanktionsmöglichkeiten zu nutzen. g f e s m m S M u B w w o c s e d u n s L m l R s h s d w j d F z V d z c d c d k W m b (C (D Ich bin der Überzeugung, dass gerade die Verrichtung emeinnütziger Arbeit eine sehr gute andere Sanktionsorm ist. Denn die Verrichtung gemeinnütziger Arbeit rmöglicht es, dass Menschen, die oft am Rande der Geellschaft stehen und nicht gut integriert sind, weil sie ehrfach straffällig geworden sind, wieder in einen noralen Rhythmus eingegliedert werden. In einem von ozialarbeitern betreuten Verfahren treffen sich diese enschen regelmäßig morgens zu einer bestimmten Zeit nd erfahren, wo bestimmte Arbeiten erledigt werden. In erlin beispielsweise müssen diese Menschen Sozialohnungen entrümpeln, damit die Sozialwohnungen ieder anderen zur Verfügung gestellt werden können, der leisten Pflegearbeiten in Grünanlagen und Ähnlihes. Sie verrichten also Aufgaben, für die der Staat zutändig ist. Es findet eine Betreuung, eine Begleitung mit iner geregelten Zeit statt. Von daher glaube ich, dass iese Bereitstellung von zusätzlichen Sanktionen richtig nd gut ist. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Eine Praxisforderung ist das nicht!)


(A) )


(B) )

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1508100200
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508100300

Die Länder wollen diese Regelung nicht, weil sie sie
icht für richtig halten. Sie sagen vielmehr, dass sie das
elber machen und selber entscheiden wollen. Manche
änder aber wollen sich bei der Bereitstellung von ge-
einnütziger Arbeit auf kommunaler Ebene momentan
eider nicht engagieren. Wir hoffen, dass wir hier im
ahmen dieser für gut erkannten Sanktion einen gewis-
en wohltuenden Zwang ausüben können.
Zweiter Punkt.

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Nun hatte ich noch zur Freiheitsstrafe und zur Einschränkung, unter der sie verhängt werden darf, gefragt!)


Diese Einschränkung ist nicht in der Schärfe zu se-
en, wie Sie es gerade vorgetragen haben; denn Sie wis-
en, dass es hier ein gestuftes Verfahren gibt, innerhalb
essen entschieden wird, wann Freiheitsstrafen verhängt
erden müssen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ich habe den Gesetzestext vorgelesen! Der ist relativ verbindlich!)


Dieser Gesetzestext entspricht dem des § 55 a unseres
etzigen Gesetzentwurfs. Wir sagen, dass das Gericht
em Verurteilten gestatten kann, die Vollstreckung einer
reiheitsstrafe unter sechs Monaten durch gemeinnüt-
ige Arbeit abzuwenden. Wir sagen auch, unter welchen
oraussetzungen das möglich ist. Dem Verurteilten soll
as nämlich nur dann gestattet werden, wenn er erstmals
u einer Freiheitsstrafe verurteilt wird, deren Vollstre-
kung nicht zur Bewährung ausgesetzt wird, oder wenn
ie Vollstreckung einer Freiheitsstrafe die Wiedergutma-
hung des durch die Straftat verursachten Schadens
urch den Verurteilten erheblich gefährden würde. Dabei
ann dem Verurteilten die Pflicht zum Nachweis der
iedergutmachung auferlegt werden. Die Gestattung
uss aber unterbleiben, wenn die Erbringung der Ar-
eitsleistung unter Berücksichtigung ihres Umfangs so-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7069


(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

wie der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft des Verur-
teilten nicht zu erwarten ist.


(Joachim Stünker [SPD]: So ist es!)

Das heißt, es bleibt dabei: Das erkennende Gericht muss
jeweils unter Würdigung der Persönlichkeit der Täterin
oder des Täters beurteilen, ob sich die gemeinnützige
Arbeit, deren Vorteile ich eben geschildert habe, positiv
auf den Verurteilten auswirken kann.

Es stellt sich ja auch die Frage, um welche Delikte es
geht. Man wird das sicherlich nicht über einen Kamm
scheren können. Im letzten Jahr gab es beispielsweise
144 Fälle, in denen die Bestraften wegen Beleidigung zu
einer Freiheitsstrafe von knapp sechs Monaten ohne Be-
währung verurteilt worden sind. Man muss sich fragen,
ob es in diesen Fällen eine vernünftige Maßnahme sein
könnte, jemanden zu gemeinnütziger Arbeit zu ver-
pflichten, anstatt ihn ins Gefängnis zu stecken.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508100400

Die nächste Frage kommt von Herrn Kollegen

Stünker.

Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1508100500

Frau Ministerin, schönen Dank, dass Sie dem Kolle-

gen Röttgen die Vorschrift gerade noch einmal erläutert
haben.

Herr Kollege Röttgen hat seine Frage vorhin ja recht
moderat gestellt. Mir liegt eine Pressemitteilung des
Kollegen Röttgen vor, die im Vorgriff auf den heutigen
Tage erstellt wurde. Darin steht:

Inhalt dieses Gesetzentwurfes ist eine Verharmlo-
sung und Aufweichung staatlicher Sanktionierung
kriminellen Verhaltens.

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist so!)


Er schließt mit:
Diese Politik der Verharmlosung und Aufweichung
staatlicher Sanktionierung kriminellen Verhaltens
beschädigt den Rechtsstaat.

(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: So ist es!)


Ich frage Sie, ob in Ihrem Hause, in der Verfassungs-
abteilung der Bundesregierung, verfassungsrechtliche
Zweifel an dem Entwurf, den die Bundesregierung be-
schlossen hat, erörtert worden sind und, wenn ja, zu wel-
chem Ergebnis Sie gekommen sind; denn der Kollege
Röttgen impliziert mit seiner Frage ja die Verfassungs-
widrigkeit.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist rechtspolitisch nur grob verfehlt!)


– Ja, so kann man es etwas moderater sagen. Sie haben
es aber so, wie ich es vorgelesen habe, zu Papier ge-
bracht.

Zweite Frage. Ich habe die Justizministerkonferenz
von Anfang November dieses Jahres, in der man sich zu
diesem Themenbereich geäußert hat, sehr aufmerksam
verfolgt.


t

i

s
e

W
ü
d
d
r
a
f
w

f
e
w
P


w

f
h
A
w
V

n
E
n
A
l
B
l
l
n
g
v

D
t
d
w
s

(C (D (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Kritisch geäußert hat! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Um nicht zu sagen, ablehnend!)


Ja, teilweise ablehnend. – Ich frage Sie: Welche rechts-
atsächlichen Erfahrungen sind mit dem Prinzip
Schwitzen statt Sitzen“ in den zurückliegenden Jahren
n den Bundesländern schon gemacht worden?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508100600

Herr Abgeordneter, selbstverständlich war die Verfas-

ungsabteilung des Hauses an der Erstellung des Gesetz-
ntwurfs beteiligt; das ist die Regel.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist schon einmal eine beruhigende Mitteilung!)


ie es nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung
blich ist, war nicht nur die Verfassungsabteilung, son-
ern waren auch andere Ressorts beteiligt. Auch von
em anderen Verfassungsressort gab es in verfassungs-
echtlicher Hinsicht hierzu keine Einwände. Ich gehe
lso davon aus, dass Herrn Röttgens Einwand nicht ver-
assungsrechtlich, sondern eher rechtspolitisch gemeint
ar.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Eine zutreffende Annahme!)


Rechtspolitisch kann man hier unterschiedlicher Auf-
assung sein. Die Worte, die Sie gewählt haben, finde ich
in bisschen harsch, abgesehen davon, dass ich sie teil-
eise nicht ganz verstanden habe. Das mag aber mein
roblem sein.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das wird Ihnen der Kollege Röttgen gern noch einmal erklären! Ich denke auch, dass wir dies noch gemeinsam erörtern erden. Ich halte diese Regelung nicht für rechtspolitisch ver ehlt; das habe ich eben schon gesagt. Ich sehe einen ereblichen Resozialisierungsfortschritt in gemeinnütziger rbeit und der damit verbundenen Eingliederung. Dies ird durch Erkenntnisse aufgrund der durchgeführten erfahren in den Bundesländern bestätigt. Das leitet zu Ihrer zweiten Frage über, Herr Abgeord eter – auch Herr Röttgen hat es schon angesprochen –: s ist nicht so, dass es in den einzelnen Bundesländern och keine Projekte zur Durchsetzung gemeinnütziger rbeit gibt. Im Gegenteil: Sie werden von den Bundesändern befürwortet. Als ein Beispiel nenne ich das Land ayern, das über gemeinnützige Arbeit bei der Resoziaisierung positiv berichtet. Diese Berichte stammen alerdings noch von dem früheren Justizminister. Von seier Nachfolgerin habe ich in dieser Sache noch nichts ehört. Auf der anderen Seite wird dieser Gesetzentwurf on einigen Ländern aber auch harsch kritisiert. Ich glaube, dass die Einwände der Länder vor allen ingen auf die Sorge zurückzuführen sind, ihnen können Geldbußen entgehen, weil sich viele Verurteilte für ie gemeinnützige Arbeit statt der Geldbuße entscheiden erden. Damit entgehen den Ländern Einnahmen. Diees Argument – das muss ich ganz ehrlich sagen – halte 7070 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Bundesministerin Brigitte Zypries ich rechtspolitisch für nicht erlaubt. Rechtspolitisch muss es uns darum gehen, Straftäter so gut wie möglich zu resozialisieren und wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Ihnen muss die Chance gegeben werden, sich künftig straffrei verhalten zu können. Das ist unser Ziel. Es kann daher nicht sein, dass sich die Länder gegen dieses Gesetz stellen mit der Begründung, dass ihnen dadurch Einnahmen für den allgemeinen Haushalt entgehen. Dasselbe Argument gilt übrigens hinsichtlich der Abführung der Strafgelder an die Opferverbände. Es geht nicht darum, den Opferverbänden keine Mittel zukommen zu lassen. Vielmehr ist die Frage: Woher soll das Geld für die Opferverbände kommen? Nach Auffassung der Länder sollen diese Mittel nicht aus den Geldstrafen bzw. Geldbußen stammen, die ihnen jetzt für den allgemeinen Haushalt zur Verfügung stehen. Diese Mittel sollen auf andere Weise aufgebracht werden. Insofern halte ich diese Argumente – so Leid es mir tut – für nicht sehr sachgerecht. Die Kritik, die in der Justizministerkonferenz geäußert wurde, kann ich mir im Grunde nur so erklären; denn eine inhaltliche Divergenz kann es nicht geben, auch angesichts dessen, dasss zwar nicht alle, aber sehr viele Länder solche Projekte bereits durchführen. Mecklenburg-Vorpommern hat als einziges Bundesland eine gut evaluierte Studie durchgeführt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bereitstellung von gemeinnütziger Arbeit – ich sprach schon davon, dass dafür Sozialarbeiter und Bewährungshelfer eingestellt werden müssen, die das organisieren und betreuen – deutlich günstiger ist als die Bereitstellung von Haftplätzen. Haftplätze sind nämlich sehr viel teurer als die Personalkosten, die durch die Bereitstellung der gemeinnützigen Arbeit entstehen. Aus diesem Grunde kann ich mir die Kritik wirklich nur so erklären, dass die Länder Einnahmeausfälle beim Haushalt befürchten. (Beifall des Abg. Dirk Manzewski [SPD] – Joachim Stünker [SPD]: Schönen Dank!)


(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Dirk Manzewski [SPD])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508100700

Die nächste Frage hat der Kollege Kauder.

Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1508100800

Frau Justizministerin, „Schwitzen statt Sitzen“ hört

sich vordergründig gut an. Mir ist nur ein staatlicher
Strafanspruch bekannt. Mit „Schwitzen“ nehmen Sie ge-
meinnützige Vereine für staatliche Aufgaben in An-
spruch. Es ist Ihnen sicherlich bekannt – ich möchte Sie
bitten, das zu erläutern –, dass wir schon heute Probleme
haben, Straftäter, die schwitzen statt sitzen, bei gemein-
nützigen Institutionen unterzubringen.

Sind wir uns darüber einig, dass diese gemeinnützige
Arbeit Kosten verursacht, für deren Begleichung die
Vereine kein Geld haben? Ist daran gedacht, die gemein-
nützigen Institutionen, die Straftäter aufnehmen und sie
schwitzen lassen, dafür angemessen zu vergüten? Das ist
die erste Frage.

Zweite Frage.

z
h
r

a
a
n
S
m
b
d
T
V
i

e
d
n
B
f

k
b
P
d

e
s
K
B
R
S
§
c
u
c

d
V
d
v

(C (D Herr Kollege Kauder, es ist vielleicht besser, wenn unächst die erste Frage beantwortet wird und Sie hinterer die zweite stellen. Das ist einfacher für die Ministein. Wie Sie wünschen. Vielen Dank, Frau Präsidentin. Mir ist bekannt, dass das Geld kostet. Ich habe gerade nhand des Beispiels von Mecklenburg-Vorpommern usgeführt, wie viel für die Organisation dieser gemeinützigen Arbeit aufzuwenden ist. Nicht richtig ist, was ie unterstellen, nämlich dass es immer bestehende geeinnützige Vereine sein müssen, die mit diesen Aufgaen betraut sind. Jedes Land kann selbst entscheiden, ob afür eigene Vereine gegründet werden, ob es solch eine ätigkeit organisiert oder wie es insgesamt mit dem ollzug umgeht. Das ist Sache der Länder und fällt in hre Verwaltungskompetenz. Es gibt unterschiedliche Modelle. Hier in Berlin gibt s beispielsweise einen freien Träger, der seinerzeit von er Stadt ins Leben gerufen wurde und von der Stadt fianziert wird. Dieser freie Träger organisiert das für erlin. Ich habe mich davon überzeugt, dass das sehr gut unktioniert. Ihre zweite Frage. Frau Ministerin, es ist bekannt, dass die Regierungs oalition beabsichtigt, die Stelle des Protokollführers eim Strafrichter zu streichen. Der Strafrichter soll selbst rotokoll führen. Das bedeutet einen Mehraufwand für en Richter. Nun haben Sie mit Ihrem Gesetzentwurf vor, dass der rkennende Richter abweichend vom bisherigen Recht ofort über Zahlungserleichterungen entscheiden soll. önnen Sie uns sagen, wie in einem Prozess über ein eleidigungsdelikt, den Sie eben erwähnt haben, der ichter im Vollbeweis die finanzielle Situation des traftäters beurteilen soll? War nicht die Lösung des 459 a StPO die geschicktere, wonach die Vollstrekungsbehörde im Nachhinein gegen Nachweis des Verrteilten zu ergründen versucht, wie dessen wirtschaftlihe Verhältnisse sind? Herr Abgeordneter, wir gehen nicht davon aus, dass er Protokollführer generell abgeschafft wird. Unser orschlag sieht vielmehr vor, dass der Richter selber arüber entscheidet, ob er mit oder ohne Protokollführer erhandelt. (Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Wie würden Sie denn entscheiden?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508100900
Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1508101000
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508101100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508101200
Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1508101300
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508101400

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7071


(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

– Das vermag ich jetzt nicht zu sagen. Ich war noch nicht
in dieser Situation.

Wenn Richterinnen und Richter meinen, dass sie ei-
nen Protokollführer brauchen, dann können sie ihn nut-
zen. Wenn sie in solchen Prozessen meinen, dass sie
mehr Hilfe brauchen, um sich zu erinnern, was über die
Vermögensverhältnisse des Angeklagten gesagt wurde,
dann können sie das tun. Ich glaube aber schon, dass
Richterinnen und Richter in der Lage sind, bei in der Re-
gel relativ überschaubaren Vermögensverhältnissen der
Angeklagten eine Entscheidung zu treffen. Wenn ich es
richtig im Kopf habe, dann liegen 80 Prozent der Tages-
sätze bei 25 Euro. Das heißt, wir haben sehr überschau-
bare Vermögensverhältnisse der Angeklagten. Es sollte
also möglich sein, über solche Sachen gleich zu ent-
scheiden.


Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1508101500

Erlauben Sie eine Zusatzfrage?

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508101600

Wenn Ihre Kollegen nichts dagegen haben. Es haben

sich weitere Kollegen gemeldet, Herr Kollege Kauder.
Es käme jetzt der Kollege Dr. Götzer dran.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Einverstanden!)


Bitte schön, Herr Kollege Kauder.

Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1508101700

Frau Ministerin, ist Ihnen bekannt, dass Strafrichter

die wirtschaftlichen Verhältnisse derzeit nicht im stren-
gen Beweis klären, sondern sich schlicht und ergreifend
nach einer Plausibilitätsprüfung darauf verlassen, was
der Angeklagte zu seinen Einkommensverhältnissen
sagt? Das heißt also, eine Plausibilitätsprüfung könnte
dazu führen, dass einem Straftäter zu Unrecht eine Ra-
tenzahlung bewilligt wird.


(Joachim Stünker [SPD]: Herr Kauder, das ist nicht Praxis!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508101800

Es wäre schlecht, wenn ihm das zu Unrecht bewilligt

würde. Ich gehe aber davon aus, dass das jetzige Verfah-
ren völlig ausreichend ist.


(Beifall des Abg. Christoph Strässer [SPD])


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508101900

Die nächste Frage hat der Kollege Dr. Götzer.

Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1508102000

Frau Ministerin, Ihnen ist ja bekannt, dass der Vorsit-

zende Richter Breidling vom OLG Düsseldorf im Vor-
wort zum Urteil im Prozess gegen ein Mitglied der terro-
ristisch-islamistischen Gruppe al-Tawhid eindringlich
die Wiedereinführung der Kronzeugenregelung gefor-
dert hat, die von den Koalitionsparteien in der vergange-
nen Legislaturperiode gegen unseren erbitterten Wider-
stand abgeschafft worden ist.


a
D

k
d
t

w
w

I

p
K

M
K

a
g

D
T
g
s
g
r

D
f
N
e

n
t
d
m
S
k

(C (D Sie ist nicht verlängert worden. – Inzwischen hat sich uch der BKA-Chef diese Forderung zu Eigen gemacht. as BKA untersteht dem Bundesinnenministerium. Meine Frage ist: Warum sieht Ihr Gesetzentwurf eine entsprechende Regelung vor? Können wir noch amit rechnen oder wird eine Kronzeugenregelung weierhin verhindert? Herr Abgeordneter, der von uns vorgelegte Gesetzenturf enthält deshalb keine entsprechende Regelung, eil das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. n dem Gesetzentwurf geht es um das Sanktionenrecht. Das hindert die Bundesregierung aber nicht daran, zu rüfen, ob und in welcher Weise gegebenenfalls eine ronzeugenregelung wieder eingeführt werden sollte. Sie haben eine Zusatzfrage. – Bitte. Frau Ministerin, können Sie uns Ihre persönliche einung zu diesem Thema sagen? Sind Sie für eine ronzeugenregelung? Das ist leider nicht pauschal mit Ja oder Nein zu be ntworten, Herr Abgeordneter; denn die Kronzeugenreelung birgt eine Vielzahl von Problemen. ie Kronzeugenregelung bezieht sich in der Regel auf äter. Pauschale Forderungen nach rechtlichen Regelunen, die Täter straffrei stellen, wenn sie andere anchwärzen – wobei der Wahrheitsgehalt solcher Aussaen nicht immer sofort zu überprüfen ist –, werfen ein echtsstaatliches Problem auf. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Joachim Stünker [SPD]: Sie ist ausgelaufen!)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508102100

(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508102200
Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1508102300
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508102400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


eswegen ist die Frage, wie eine solche Regelung abzu-
assen ist, außerordentlich schwierig zu beantworten.
icht zuletzt deshalb wird seit langer Zeit beraten, wie
ine solche Regelung sinnvoll gestaltet werden kann.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508102500

Die nächste Frage stellt der Kollege Dr. Gehb.

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1508102600

Frau Ministerin, bei allem Verständnis für Ihre Beto-

ung des Resozialisierungsgedankens und auch des Tä-
er-Opfer-Ausgleichs: Habe ich Sie eben richtig verstan-
en, dass sich jemand durch Zahlung von
öglicherweise zivilrechtlich ohnehin geschuldetem
chadensersatz quasi von der Geldstrafe freikaufen
ann? Wenn das so ist, können Sie mir dann erklären,

7072 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

welche kriminalpolitische Bedeutung die Strafe über-
haupt hat?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508102700

Herr Abgeordneter, ich will mich gerne bemühen, die

Fragen zu beantworten. Das von Ihnen geschilderte Vor-
gehen entspricht dem geltendem Recht. Danach steht die
Verurteilung zu einer Geldstrafe unter dem Vorbehalt,
dass sich der Verurteilte straffrei verhält oder andere
Auflagen erfüllt. Unser Vorschlag sieht das ebenfalls
vor. Darüber hinaus sieht er aber als eine der künftig im-
mer zu prüfenden Auflagen auch vor, dass die Opfer vor-
dringlich befriedet werden. Insofern entspricht diese Re-
gelung im Ergebnis dem geltenden Recht. Wir stellen
damit lediglich sicher, dass die Opfer tatsächlich zu ih-
rem Recht kommen.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1508102800

Wenn das die Erklärung ist, dann habe ich sie gut ver-

standen

(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Das bezweifeln wir!)

und möchte gleich eine andere Frage anknüpfen: Was
werden der normale Parksünder und derjenige, der nur
eine Ordnungswidrigkeit begeht, sagen, wenn sie Geld-
bußen zahlen müssen, während Täter, die Straftaten mitt-
lerer Kriminalität begehen, im Endergebnis trotz einer
höheren kriminellen Energie in Zukunft den Gerichtssaal
ohne jede Strafe verlassen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508102900

Das ist nicht der Fall. Ein Straftäter kann schließlich

nicht den Gerichtssaal ohne jede Strafe verlassen.

(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch!)


– Könnten Sie mir sagen, auf welche Norm Sie abzielen,
Herr Abgeordneter?


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1508103000

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn statt einer Geld-

strafe eine Haftstrafe verhängt wird, die nicht angetreten
wird. Wenn der Täter dann „schwitzen statt sitzen“ soll,
aber keine entsprechenden Plätze zum Schwitzen vor-
handen sind, dann bleibt er im Endergebnis völlig sank-
tionslos.


(Dirk Manzewski [SPD]: Abenteuerlich!)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508103100

Nein. Wenn es keine Plätze zum Schwitzen gibt, wie

Sie sich auszudrücken pflegen, dann geht er ins Gefäng-
nis. So sieht es das Gesetz vor.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508103200

Der nächste Fragesteller ist der Kollege Strässer.

Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1508103300

Ich danke Ihnen erst einmal für Ihre sehr differen-

zierte Stellungnahme, soweit dies im Rahmen einer Be-
fragung zum Thema Kronzeugenregelung möglich ist.

I
h
z

e
b
h
v
o
V
I
s
h

S
w
g
l
i
w
d
e
s
w
d
z

S

W
c
t
N
b
S
t
G

I
n
p
k
d
a
s
l
a
u
S
s
d

(C (D ch glaube, das ist nicht der richtige Rahmen, um dieses öchst komplizierte und umstrittene juristische Thema u diskutieren. Ich möchte gerne auf den Aspekt des Opferschutzes ingehen, den Sie dankenswerterweise angesprochen haen, und die Frage, die der Kollege Gehb angesprochen at, aus einem anderen Blickwinkel stellen. Sie haben orgesehen, dass im Falle bestehender Schadensersatzder Schmerzensgeldansprüche die Opferbefriedigung orrang gegenüber dem Verhängen von Sanktionen hat. ch frage Sie in diesem Zusammenhang: Wird durch diees Konzept möglicherweise die Strafvollstreckung ereblich behindert? Ich habe noch eine zweite Frage. Wenn dem Täter bei der Wiedergutmachung der chäden des Opfers ein Aufschub eingeräumt wird, dann ird das Vollstreckungsverfahren sicherlich etwas läner dauern. Aber ein solches Ergebnis ist in kriminalpoitischer Hinsicht von uns gewollt; denn unser Ziel ist, nsgesamt die Rechte der Opfer zu stärken. Das wollen ir nicht nur mit dem vorliegenden Gesetzentwurf, sonern auch mit anderen Gesetzentwürfen erreichen. Ich rinnere Sie nur an den Entwurf eines Gesetzes zur Beserstellung der Opfer im Strafprozess, über den wir vor enigen Wochen diskutiert haben. Im Zweifelsfall muss as Anliegen der Bundesländer, Einnahmen zu erzielen, urücktreten. Sie haben noch eine zweite Frage, Herr Kollege trässer. Meine zweite Frage geht in eine andere Richtung. enn Sie andere Sanktionen als Alternative zur Vollstrekung von kurzen Freiheitsstrafen in den Strafrechtskaalog aufnehmen wollen, dann möchte ich die kritische achfrage stellen – diese ist durchaus angebracht –, ob ei der Vollstreckung kurzer Freiheitsstrafen besondere ozialprognosen vorliegen müssen, um die als Alternaive vorgesehenen Sanktionen zu verhängen, und ob das anze dadurch nicht ein klein wenig konterkariert wird. Ich glaube, ich habe Ihre Frage nicht ganz verstanden. ch hatte ja bereits darauf hingewiesen, dass das erkenende Gericht nach dem von uns vorgeschlagenen § 55 a rüfen muss, ob eine gemeinnützige Arbeit in Betracht ommt oder ob eine solche Arbeit aus Gründen, die in er Person des Täters liegen, keinen Sinn macht. Es ist lso in das Ermessen des Gerichts gestellt, dies zu entcheiden. Ich meine, dass das Gericht dadurch die Mögichkeit hat, die individuelle Täterpersönlichkeit und uch das zugrunde liegende Delikt stärker zu würdigen nd eine möglichst sachgerechte Entscheidung in dem inne zu treffen, dass im Rahmen des von uns vorgechlagenen Katalogs die Sanktion gewählt werden kann, ie angemessen ist, um den Täter zu resozialisieren. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7073 Bundesministerin Brigitte Zypries Dass der Resozialisierungseffekt der gemeinnützigen Arbeit zumindest genauso groß ist wie der des Strafvollzugs, wissen wir aus verschiedenen Erkenntnissen, die meinem Haus vorliegen. Der Kollege Wanderwitz, bitte. Frau Ministerin, ich möchte zur Aufwertung des Fahrverbots zur Hauptstrafe gern zwei Fragen stellen. Zum einen sind dagegen viele Widerstände aus der Praxis zu vernehmen, die vor allen Dingen dahin gehen, dass die Vollstreckbarkeit und die Kontrolle ein recht großes Problem darstellten. Insbesondere sei der Aufwand sehr groß, wenn solche Sanktionen in Zukunft häufiger verhängt würden. Zum anderen stellt sich dann, wenn das Fahrverbot zur Hauptstrafe aufgewertet wird und eine gleichwertige Alternative zur Geldstrafe ist, die Frage, inwieweit das Fahrverbot eine fühlbare Strafe – gerade unter dem bereits genannten Gesichtspunkt der Kontrollierbarkeit – darstellt. Diejenigen, die sich in der kriminalpolitischen Dis kussion zu Wort melden, haben eigentlich immer das Gegenteil gefordert. Unter anderem ist in diesem Hause die Forderung nach Ausweitung des Fahrverbots erhoben worden. Man müsse diese Strafe auch für solche Delikte vorsehen, die überhaupt nichts mit dem Autofahren zu tun haben. Das haben wir in unserem Gesetzentwurf nicht aufgegriffen. Wir haben vorgeschlagen, ein Fahrverbot nur dann zu verhängen, wenn die Tat auch im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeuges steht. Sie sehen aber an der Forderung nach Ausweitung des Fahrverbots, die Ihre Fraktion häufiger erhoben hat, dass offenbar bei den Rechtspolitikern der Eindruck vorherrscht, dass ein Fahrverbot erstens eine richtige und zweitens eine fühlbare Strafe ist. Mit „fühlbar“ ist gemeint, dass sich Menschen, insbesondere junge Leute, die gerne Auto fahren, von einem Fahrverbot eher beeinträchtigt fühlen als durch das Zahlen einer Geldbuße. Ihre Frage nach der Fühlbarkeit kann ich also, ehrlich gesagt, nicht ganz nachvollziehen. Ich bin hier eher gegenteiliger Auffassung. Gerade bei jungen Leuten ist die „Fühlbarkeit“ des Fahrverbots sehr hoch anzusetzen. Sie fragen zu Recht nach der Kontrolle; sie stellt nämlich ein Problem dar. Damit haben wir es aber jetzt auch schon zu tun. Es ist nie ganz einfach, zu kontrollieren, ob jemand fährt, obwohl er ein Fahrverbot hat. Auffällig ist wiederum, wie oft es vorkommt, dass man Menschen beim Fahren erwischt, obwohl sie keinen Führerschein haben. Das spricht also dafür, dass die Kontrolle nicht ganz so unwirksam ist. Im Grundsatz stimmt das: Die Kontrolle ist nicht einfach. s f v B r o W u f s – m r H d S i f s I n D a r I h i d d t t w – g (C (D Herr Kollege Röttgen, jetzt sind Sie an der Reihe. Ich möchte gern Fragen zu zwei Themenbereichen tellen. Erstens: die Kronzeugenregelung. Sie haben eine Prü ung in Aussicht gestellt. Sie prüfen seit vier Jahren; vor ier Jahren ist die alte Regelung nämlich ausgelaufen. eim Chef des Bundeskriminalamtes ist diese schwieige Prüfung schon abgeschlossen. Das heißt, im nachgerdneten Bereich ist diese Frage geklärt. (Joachim Stünker [SPD]: Der muss ja auch keine Gesetze machen!)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508103400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508103500
Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1508103600
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508103700

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508103800
Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1508103900
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508104000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508104100
Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1508104200

ie beurteilen Sie das? Bei dieser Frage handelt es sich
m einen rechtsstaatlichen Kompromiss; es ist keine ein-
ache Frage. Es handelt sich auch um nichts, wozu man
agt: Hurra, das ist etwas. Ich wiederhole: Es ist ein
wirklich schwer zu findender – Kompromiss. Aber
an muss eine Lösung finden.
Meine Frage betrifft die Willensbildung der Bundes-

egierung – Sie haben das BMI eben als „befreundetes
aus“ bezeichnet –: Teilen Sie meine Einschätzung,
ass diese Prüfung im BMI schon abgeschlossen ist?
onst wäre es komisch, dass der Chef einer dem Bundes-
nnenministerium nachgeordneten Behörde diese Prü-
ung schon beendet hat. Wann können wir mit dem Ab-
chluss Ihrer Prüfung rechnen?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508104300

Das ist nicht immer so ganz einfach.

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das war eine Einschätzungsfrage! Vielleicht reden Sie einmal mit Ihrem Kollegen Bundesinnenminister über diese Frage! Vielleicht fragen Sie ihn einmal, wie er diese Sache sieht!)


ch kenne den Chef des Bundeskriminalamtes aus mei-
er vorherigen Tätigkeit.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Den Innenminister auch!)


aher weiß ich, dass sich der Chef des Bundeskriminal-
mtes eine Meinung manchmal schneller als die Bundes-
egierung bildet, vielleicht auch, weil er nicht so viele
nteressen wie die Bundesregierung zu berücksichtigen
at. Wenn man hier, in diesem Hohen Hause, sitzt – das
st immer wieder ein Problem; das kennen Sie ja –, dann
arf man eben nicht Partikularinteressen vertreten, son-
ern man muss versuchen, das Gesamtwohl zu betrach-
en.
Der Chef des Bundeskriminalamtes denkt kriminalis-

isch. Er fragt sich: Wie erreiche ich das am schnellsten,
as ich erreichen möchte?


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist eine harte Kritik!)


Das ist keine Kritik. So vorzugehen, das ist seine Auf-
abe. Er muss sein Amt vertreten. Es ist sein Job, dafür

7074 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

zu sorgen, dass seine Ermittlungsmethoden möglichst
umfassend sind. Wie wir wissen, kümmern sich diejeni-
gen, die Kriminalistik betreiben und entsprechende Auf-
gaben haben, darum, wie sie ihre Interessen am besten
verfolgen können.

Der Präsident des Bundeskriminalamts hat eine Mei-
nung geäußert. Inwieweit das Innenministerium diese
Meinungsäußerung teilt, vermag ich nicht zu beurteilen.
Es ist Sache des Innenministeriums, mit seinen nachge-
ordneten Behörden umzugehen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Da Sie auch den Bundesinnenminister aus vorangegangener Tätigkeit kennen, hätte es ja sein können, dass Sie sich mit ihm über diese Dinge mal unterhalten haben!)


– Ja, wir unterhalten uns auch darüber.

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Und was sagt er so?)

(Heiterkeit im ganzen Hause – Dr. Uwe Küster
[SPD]: So kann man es auch machen, Herr
Röttgen!)

Herr Röttgen, Sie können sich sicher sein, dass wir
die vielfältigen Probleme, die Sie eingangs angespro-
chen haben, schon öfter behandelt haben.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ja, seit vier Jahren!)


– Nein, das weiß Gott nicht. Ich behandele sie mit ihm in
dieser Funktion erst seit gut einem Jahr.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ah ja! Gut!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508104400

Vielen Dank, Frau Ministerin, für die Beantwortung

der Fragen.

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ich habe noch zu einem anderen Bereich eine Frage!)

– Diesen Bereich rufe ich jetzt gleich auf.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ich habe aber zu diesem Themenbereich noch eine Frage!)


– Die Zeit für diesen Themenbereich ist abgelaufen,
Herr Kollege Röttgen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das wusste ich nicht! – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Ihre Zeit ist um, Herr Röttgen!)


Ich wiederhole: Frau Ministerin, vielen Dank für die
Beantwortung der Fragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sehr gut gemacht!)


Gibt es Fragen zu anderen Themen der heutigen Ka-
binettssitzung? – Das ist nicht der Fall.

r

s
t
P
u
d
k
G
v
b
e
a

s
c
m

t
u

W
w
u
d
H

u
e

r

B
B
S

G

(C (D Gibt es darüber hinaus Fragen an die Bundesregieung? – Herr Kollege Kauder, bitte. Frau Justizministerin, wir haben uns im Petitionsaus chuss heute wieder einmal mit einer Petition beschäfigt, die sich mit dem Strafvollzug befasst. Es war die etition eines Untersuchungsgefangenen, der arm ist nd der, weil er in der Untersuchungshaft nicht arbeiten arf, kein Geld bekommt. Jugendliche Straftäter, die eine Arbeit haben, bekommen ein Taschengeld. Dieser efangene bekommt keines. Er wird auf die Sozialhilfe erwiesen. Es braucht sehr viel Zeit, bis die Sozialhilfe ewilligt wird. In dieser Zeit gerät er unter Druck, weil r ja finanzielle Bedürfnisse hat, und das erfahren auch ndere Gefangene. Ist daran gedacht, dieses Problem zu lösen? – Es ist icherlich nur im Zusammenhang mit einem Untersuhungshaftvollzugsgesetz – ein entsprechender Entwurf üsste eingebracht werden – zu regeln. (Joachim Stünker [SPD]: Fragen Sie mal die Länder!)

Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1508104500


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508104600

Herr Abgeordneter, die Frage der Vorlage eines Un-

ersuchungshaftvollzugsgesetzes stellt sich, glaube ich,
nabhängig von diesem konkreten Problem.


(Joachim Stünker [SPD]: Sehr gut! Richtig!)

enn uns die Petition zur Berücksichtigung überwiesen
ird, werden wir gern prüfen, wie wir damit verfahren,
nd werden insbesondere mit den Ländern darüber re-
en, wie damit zu verfahren ist. Sie wissen ja, dass der
aftvollzug Landessache ist


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Das Gesetz nicht!)


nd dass die Kosten, die damit verbunden sind, nicht un-
rheblich sind.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508104700

Vielen Dank. – Ich beende die Befragung der Bundes-

egierung.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde
– Drucksache 15/2140 –

Wir kommen zunächst zum Geschäftsbereich des
undesministeriums für Bildung und Forschung. Zur
eantwortung der Frage steht der Parlamentarische
taatssekretär, Herr Christoph Matschie, bereit.
Ich rufe die Frage 1 des Abgeordneten Dr. Hans
eorg Faust auf:

Wie viele Vorhaben genießen seitens des Bundesministeri-
ums für Bildung und Forschung, BMBF, oder eines von ihm
beauftragten Dritten im Zusammenhang mit Förderungsan-
trägen neben dem in der Antwort des Parlamentarischen
Staatssekretärs bei der Bundesministerin für Bildung und For-
schung, Christoph Matschie, vom 6. November 2003 auf meine
schriftliche Frage 64 auf Bundestagsdrucksache 15/2022 ge-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7075


(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

nannten Projekt ebenso eine „Priorität“ bei der Zuweisung
von Fördermitteln und in welcher Höhe werden durch diese
„Prioritätszuweisungen“ Haushaltsmittel des BMBF gebun-
den?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1508104800


Herr Kollege Faust, ich beantworte Ihre Frage wie
folgt: Beim Raumfahrtmanagement des DLR sind im
Auftrag des BMBF im letzten Jahr rund 210 Vorhaben
mit der Bitte um Prüfung auf Fördermöglichkeiten bear-
beitet worden. Davon sind circa 130 Vorhaben mit einer
Fördersumme von rund 105 Millionen Euro als grund-
sätzlich förderungswürdig bewertet worden. In Anbe-
tracht der begrenzten Fördermittel wurden davon rund
100 Vorhaben mit einem Volumen von 23 Millionen
Euro in 2004 und 55 Millionen Euro in 2005 als prioritär
eingestuft. Damit sind alle Mittel des Nationalen Welt-
raumprogramms ausgeschöpft. Für einen kurzfristigen
Förderbeginn sind 25 Vorhaben mit einem Gesamtvolu-
men von 13 Millionen Euro vorgesehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508104900

Ihre erste Zusatzfrage, bitte.


Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1508105000

Ich stelle folgende Nachfrage: Aufgrund welcher Vor-

gaben oder Kriterien erhalten Förderungsanträge durch
das Ministerium oder durch einen beauftragten Dritten
eine Priorität und durch wen sind solche Vorgaben oder
Kriterien zur Zuweisung einer Priorität erstellt worden?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1508105100


Für die Prioritätensetzung wird einerseits natürlich
die wissenschaftliche Exzellenz des Vorhabens geprüft
und andererseits erfolgt eine Fokussierung auf Nutzen
und Bedarf. Es kommt hinzu: Bei gleicher Qualität wer-
den vordringlich die Vorhaben auf aussichtsreichen Ge-
bieten in die Förderung kommen, für die mit relativ ge-
ringen Bundesmitteln beträchtliche Mittel von Dritten
mobilisiert werden können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508105200

Ihre zweite Zusatzfrage.


Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1508105300

Meine zweite Zusatzfrage: Wann wurden die Vorga-

ben zur Prioritätenzuweisung, die Sie gerade genannt ha-
ben, veröffentlicht, sodass alle sie zur Kenntnis nehmen
konnten?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1508105400


Den genauen Zeitpunkt kann ich Ihnen jetzt aus dem
Kopf nicht sagen. Aber jedem, der Förderanträge stellt,
wird im Rahmen der Bearbeitung dieser Anträge deut-
lich gemacht, nach welchen Kriterien über die Anträge
entschieden wird.

t
s

n
H
l

n
D
f

d
s
l

m
h
m
a
M
B
F
t
r
m
2
n
B
S
n

d
t
S
d
C
c
b
e
e

(C (D Herr Staatssekretär, vielen Dank für die Beantwor ung der Fragen. Wir sind damit am Ende dieses Gechäftsbereichs. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi isteriums der Finanzen. Die Fragen des Kollegen Klaus ofbauer – das sind die Fragen 2 und 3 – werden schriftich beantwortet. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi isteriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. ie Frage 4 der Kollegin Hannelore Roedel wird ebenalls schriftlich beantwortet. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun esministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktoricherheit. Zur Beantwortung der Fragen steht Frau Paramentarische Staatssekretärin Simone Probst bereit. Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Jens Spahn auf: Aus welchem Grund hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die möglichen Transporte von Castorbehältern des Typs MTR-2 aus dem Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden für das Jahr 2004 nicht offiziell, sondern informell anlässlich eines „Gespräches“, das Mitglieder der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ in Berlin mit einem Ministeriumsmitarbeiter geführt haben – Bericht der „Münsterland-Zeitung“ vom 2. Dezember 2003 –, angekündigt und wie bewertet die Bundesregierung die Einschätzung, sie habe damit unnötig Schärfe und Verunsicherung in die Diskussion gebracht? Si Sehr geehrter Herr Kollege, derzeit läuft ein Genehigungsverfahren zur Einlagerung von Brennelementen us Forschungsreaktoren in Behältern vom Typ Castor TR-2 in das Transportbehälterlager Ahaus. Zu diesen rennelementen gehören auch die Brennelemente des orschungsreaktors Rossendorf, die derzeit in 18 Behälern auf dem Gelände in Rossendorf zum Transport beeitgestellt sind. Ein positiver Abschluss dieses Genehigungsverfahrens ist nach jetzigem Kenntnisstand in 004 möglich. Dieses wurde auch anlässlich des von Ihen genannten Gesprächs mitgeteilt. Allerdings kann die undesregierung Ihre Einschätzung, sie bringe unnötig chärfe und Verunsicherung in die Diskussion, nicht achvollziehen. Ihre Zusatzfrage, bitte. Frau Staatssekretärin, die Verantwortlichen, insbeson ere der Stadt Ahaus – das ist zugleich auch die Einleiung meiner Zusatzfrage, denn ich bin Ratsmitglied der tadt –, sind natürlich sehr verwundert, dass einerseits as Bundesministerium 1998 geschrieben hat, dass die astorbehälter in der Lagerhalle in Rossendorf hinreihend sicher gelagert seien und von daher kein Bedarf estehe, sie in Ahaus einzulagern, andererseits aber inige Zeit später in einem informellen Gespräch von inem Mitarbeiter Ihres Hauses gesagt wird, es werde 7076 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Jens Spahn nächstes Jahr zu Transporten kommen. Damit wurde die ganze Region überrascht. Was ist also der neue Umstand, der dazu führte, dass die 1998 gemachte Aussage des Ministeriums, dass die Behälter in Rossendorf verbleiben könnten, nicht mehr gültig ist? Si Sie wissen, dass für die Behälter in Rossendorf eine Umgangsgenehmigung nach § 9 Atomgesetz und keine Lagergenehmigung besteht. Es gibt keinen neuen Umstand, sondern es liegt vielmehr die Tatsache zugrunde, dass beantragt wurde, die Brennelemente aus Forschungsreaktoren, die nicht zurück in die USA verbracht werden können, in Ahaus zu lagern. Dazu müssen bestimmte Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Diese Genehmigungsverfahren sind nicht abgeschlossen. Sie wissen, dass der Transport – deswegen sage ich auch mit aller Vorsicht, nach jetzigem Kenntnisstand könne dieses Genehmigungsverfahren in 2004 abgeschlossen werden – erst dann möglich ist, wenn eine Lagergenehmigung für Ahaus vorliegt. Ihre weitere Zusatzfrage. Wäre es trotzdem möglich – darüber würde ich mich freuen –, eine Aussage zu den Umständen zu treffen, unter denen das Ganze bekannt geworden ist, nämlich im Rahmen eines informellen Gesprächs einer Bürgerinitiative in Ihrem Hause, ohne dass irgendwelche offiziellen Stellen informiert wurden? Da diese Umstände etwas merkwürdig anmuten, ist es kein Wunder, dass hier von „unnötiger Schärfe“ die Rede ist. Si Ich teile Ihre Einschätzung und Ihre Bewertung, dass es einen neuen Umstand gibt, nicht. Sie wissen, dass Rossendorf seit 1995 Verträge mit Ahaus hat, dass dort Stellplätze vorgehalten werden. Von Rossendorf ist noch kein Transport beantragt worden. Außer der Tatsache, dass nun das Genehmigungsverfahren zur möglichen Einlagerung in Ahaus läuft, gibt es nichts Neues. Insofern wurde hier alles korrekt und sachlich dargestellt, denn die Genehmigung dieses Transports unterliegt keiner politischen Einflussnahme. Demzufolge kann man hier auch nicht mit den Begriffen „informell“ oder „offiziell“ arbeiten. Selbstverständlich wird die Region informiert, wenn das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist. Erst dann gibt es neue Fakten; erst dann macht es Sinn, sich über das weitere Verfahren zu unterhalten. Ich rufe die Frage 6 des Kollegen Jens Spahn auf: Unter welchen Umständen ist wann mit dem nächsten Transport von Castorbehältern aus dem Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden zu rechnen? m h d F i h d w i T d w c d m h s g t d n k I k n S t s m h n m h K m w (C (D Si Sie fragen, unter welchen Umständen und wann mit em nächsten Transport von Castorbehältern aus dem orschungsreaktor Rossendorf bei Dresden zu rechnen st. Eine Antwort darauf habe ich schon in meinen vorerigen Ausführungen gegeben. Transporte von Rossenorf nach Ahaus sind also erst möglich, wenn die notendigen Genehmigungen vorliegen. Ihre Zusatzfrage. Frau Staatssekretärin, gleichzeitig wurde der Bürger nitiative mitgeteilt, dass in den nächsten Jahren auch ransporte aus dem Forschungsreaktor Garching anstünen. Meine Frage lautet: Unter welchen Umständen ist ann mit solchen Transporten zu rechnen und um welhe Art von radioaktivem Material würde es sich haneln? Si Die Betreiber des Forschungsreaktors Garching beab ichtigen, ihre Brennelemente in Ahaus zwischenzulaern. Hier läuft ein Genehmigungsverfahren, da beanragt wurde, diese Brennelemente in Ahaus einlagern zu ürfen. Dieses Verfahren zur Erteilung einer Lagergeehmigung ist noch nicht abgeschlossen. Insofern kann eine Aussage über den Zeithorizont gemacht werden. ch kann Ihnen nur informell sagen: nicht in nächster Zuunft. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Meine letzte Zusatzfrage bezieht sich auf den ge auen Zeitpunkt; danach hatte ich sehr konkret gefragt. ie sagten, 2004 wird der Antrag weitestgehend bearbeiet sein. Wann wäre denn nach Einschätzung Ihres Haues mit einem Transport aus Rossendorf zu rechnen? Si Hier geht es nicht um Einschätzungen. Wenn die Ge ehmigungsvoraussetzungen vorliegen und die Genehigung erteilt ist, dann kann transportiert werden. Ich abe ausgeführt, dass die Genehmigung nach jetzigem enntnisstand 2004 erteilt werden könnte. Aber wir üssen das Genehmigungsverfahren abwarten. Die Fragen 7 und 8 der Kollegin Gitta Connemann erden schriftlich beantwortet. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7077 Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ich rufe die Frage 9 der Kollegin Tanja Gönner auf: Wird die Bundesregierung aus dem „3. Monitoring-Bericht Bauabfälle“ der Bauwirtschaft vom 31. Oktober 2003 und den darin enthaltenen Warnungen bezüglich der Gefährdung des güteüberwachten Baustoffrecyclings durch fehlende transparente und zuverlässige Rahmenbedingungen sowie durch überzogene umweltrelevante Anforderungen Konsequenzen ziehen und, wenn ja, welche? Si Liebe Frau Gönner, gestatten Sie, dass ich Ihre beiden Fragen aufgrund des engen sachlichen Zusammenhangs gemeinsam beantworte. Das erspart uns allen Wiederholungen. Dann rufe ich auch die Frage 10 der Kollegin Gönner auf: Sieht die Bundesregierung im Zusammenhang mit dem „3. Monitoring-Bericht Bauabfälle“ der Bauwirtschaft vom 31. Oktober 2003 eine Gefährdung der Existenz des güteüberwachten Baustoffrecyclings durch überzogene umweltrelevante Anforderungen an die Qualität der verwendeten Baustoffe und ist die Bundesregierung bereit, zum Erhalt des Baustoffrecyclings der Bauwirtschaft in Bezug auf die Grenzwerte der Bodenschutzverordnung entgegenzukommen? Si Die Bundesregierung begrüßt die Ergebnisse des „3. Monitoring-Berichts Bauabfälle“, mit dem für das Erhebungsjahr 2000 wiederum die Einhaltung der Selbstverpflichtung aus dem Jahre 1996 sehr eindrucksvoll nachgewiesen wurde. Ich glaube, dieser Bericht macht deutlich, dass die Einhaltung der Selbstverpflichtung gut funktioniert. Wir sind sehr froh, dass die absoluten Mengen an Recyclingbaustoffen deutlich gesteigert werden konnten. Die im Monitoring-Bericht zum Ausdruck gebrachten Warnungen der Wirtschaft, auf die sich Ihre Fragen beziehen, nehmen wir sehr ernst. Wir unterstützen die Baustoffrecyclingwirtschaft in ihren Anstrengungen, das gegenwärtige Niveau der zur Verfügung gestellten Recyclingbaustoffe im Hinblick auf die Menge und auch auf ihre Qualität aufrechtzuerhalten. Das Gütesicherungssystem hat sich bewährt. Selbstverständlich muss es sich an den festgelegten Rahmenbedingungen – wie denen zum Grundwasserund Bodenschutz – orientieren. Die entsprechenden Anforderungen werden gegenwärtig bei der Überarbeitung der einschlägigen Richtlinien durch die Länderarbeitsgemeinschaft „Abfall“, LAGA, berücksichtigt. Die Anforderungen enthalten neben einem allgemeinen Teil sehr spezielle Regeln für den Einsatz mineralischer Abfälle im Hinblick auf unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten. Sie wissen, dass diese technischen Regeln in den jeweiligen Arbeitsgruppen erarbeitet werden, in denen auch Vertreter der Baustoffrecyclingwirtschaft vertreten sind. Nach Fertigstellung dieser Entwürfe w k w k g f q B s g A r s d o m t g k G s k e m h k d s s g g L l V a n s w w m D g G d W r Z (C (D ird selbstverständlich allen betroffenen Wirtschaftsreisen Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt erden. Bezüglich der Maßnahmen, nach denen Sie fragen, ann ich nur sagen: Solange die konkreten Anforderunen, die auf die Baustoffrecyclingwirtschaft gegebenenalls zukommen, nicht feststehen, können wir die Konseuenzen nicht verlässlich abschätzen. Insofern wird die undesregierung die Arbeiten an den konkreten technichen Regelwerken mit großem Interesse weiterverfolen und alle Beteiligten zu gegebener Zeit auffordern, lternativen zum gegenwärtigen Umfang des Baustoffecyclings zu entwickeln, wenn dies erforderlich sein ollte. Hierzu – auch das sage ich Ihnen ganz offen – bearf es natürlich konkreter Angaben aus der Wirtschaft, b und gegebenenfalls in welchem Umfang bestimmte ineralische Abfälle, beispielsweise wegen eines erhöhen Schadstoffgehaltes, nicht mehr in dem gegenwärtien Umfang als Recyclingbaustoffe verwertet werden önnen. Ihre Zusatzfragen, bitte. Stimmen Sie mit mir überein, dass in Anbetracht der üte des bisherigen Baustoffrecyclingmaterials, die Sie elber hervorgehoben haben, an sich keine Notwendigeit vorhanden ist, eine Veränderung von Grenzwerten, twa beim Bodenschutz, vorzunehmen? Si Wir kennen ja das Ergebnis noch nicht. Deshalb ann ich Ihre Frage so nicht beantworten. Für mich sind er Grundwasserschutz und der Bodenschutz als Ziele elbstverständlich gleichwertig mit dem Ziel des Bautoffrecyclings. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, erade was den Bodenschutz angeht, die fraktionsüberreifend in dieser und auch schon in den vergangenen egislaturperioden entwickelt wurden, müssen natürich eingehalten werden. Insofern bewegen sich die orschläge im gesetzlichen Rahmen. Falls Probleme uftreten, müssen wir darauf reagieren. Aber es kann icht sein, dass die Vorgaben in Bezug auf den Bodenchutz und den Grundwasserschutz nicht eingehalten erden. Stimmen Sie aber mit mir überein, dass Grenzerte, die über das hinausgehen, was wir übereinstimend festgelegt haben, nicht notwendig wären? Die iskussion innerhalb der Länderarbeitsgemeinschaft eht derzeit wohl dahin, dass wir etwas zu strenge renzwerte haben, was möglicherweise dazu führt, ass Mineralien, die im Boden vorkommen, höhere erte aufweisen als das, was wir über das Baustoff ecycling einbringen dürfen. Kann das eine richtige ielsetzung sein? 7078 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Sim Sie werden verstehen, dass ich den Ergebnissen der Länderarbeitsgemeinschaft nicht vorgreifen werde. Ich habe deutlich gemacht, dass wir die technischen Regelungen, die von der LAGA vorgesehen sind, mit großem Interesse verfolgen und dass die beiden Ziele, einmal Baustoffrecycling in hohem Umfang – wir danken der Wirtschaft, dass die Selbstverpflichtung so gut funktioniert – und zum anderen die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben, den maßgeblichen Rahmen bilden. Auf welche konkreten Ergebnisse sich die LAGA verständigen wird, können wir nicht einschätzen. Ich hoffe, deutlich gemacht zu haben, dass diese Ergebnisse, wenn sie vorliegen, den betroffenen Wirtschaftskreisen zugeleitet werden, damit sie Stellungnahmen dazu abgeben können. Wir werden das sehr ausführlich auswerten. Inwiefern findet denn von Ihrer Seite bereits vorab der Versuch einer Abstimmung mit der LAGA statt? Si Wir haben eine gute Kooperation. Aber selbstverständlich können wir eine Bewertung erst vornehmen, wenn die Ergebnisse vorliegen. Sicherlich würde die Bewertung sehr erleichtert werden, wenn die Wirtschaft uns operationalisierbare und handhabbare konkrete Daten zur Verfügung stellen würde, die dann bewertet werden können. Damit schließe ich den Geschäftsbereich. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin, für die Beantwortung der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Fragen beantwortet Frau Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Uschi Eid. Die Fragen 11 und 12 des Kollegen Hartwig Fischer Deshalb kommen wir zur Frage 13 der Kollegin Welche Kriterien legt die Bundesregierung zur Berechnung der Mittel zur HIV-/Aidsbekämpfung an und wie begründet sie diese Auswahl? Dr Ich gehe einmal davon aus, dass Sie nur die Mittel meinen, die sich auf die HIV-/Aidsbekämpfung in Entwicklungsländern beziehen. – Dann möchte ich Ihre Frage folgendermaßen beantworten. Erstens. Es werden sowohl Maßnahmen als auch Beiträge erfasst, die der HIV-/Aidsbekämpfung dienen. Sie w n i z d S t i f m t q c t k m M G h i d a m w Z l m b k v e 2 w d h m w W a (C (D issen, dass wir selber bzw. unsere Durchführungsorgaisationen Maßnahmen ergreifen und dass wir Mittel in nternationale Fonds einzahlen. Zweitens. Im Rahmen der bilateralen Entwicklungs usammenarbeit werden Mittel für die Maßnahmen, die er HIV-/Aidsbekämpfung dienen, entsprechend der chlüsselzahlen elektronisch ermittelt. Es gibt eindeuige HIV-/Aidsbekämpfungsprogramme. Das Geld, das n diese Programme fließt, kann man elektronisch einach ermitteln. Bei Vorhaben, die ein ganzes Maßnahenoder auch Zielbündel beinhalten, werden die Aneile für die HIV-/Aidsbekämpfung von Fachleuten ualifiziert geschätzt. Drittens. Bei multilateralen Programmen wird die Re hengröße aus den Angaben der durchführenden Instituionen und dem deutschen Anteil daran ermittelt. Wir beommen also von der WHO oder anderen Institutionen itgeteilt, wie hoch unser Anteil an ihren gesamten aßnahmen zur HIV-/Aidsbekämpfung war. Ihre Zusatzfragen, bitte. Ist es richtig, dass bei Vorhaben der reproduktiven esundheit, bei Familienplanung oder bei Basisgesundeitsdiensten pauschal 25 Prozent des Gesamtvolumens n die Berechnung der HIV-/Aidsmittel einbezogen weren, unabhängig davon, wie hoch der tatsächliche Anteil m Projekt ist? Dr Die Zahl 25 Prozent ist ein Durchschnittswert. Diese ahl ist korrekt. Allerdings ist sie das Ergebnis von quaifizierten Schätzungen. Diese Zahl ergibt sich, indem an für jedes Programm den Anteil, der der HIV-/Aidsekämpfung zurechenbar ist, qualifiziert schätzt. Dabei ommen wir letztendlich auf eine Durchschnittsgröße on 25 Prozent. Ihre zweite Zusatzfrage. Sind Sie mit mir einig, Frau Staatssekretärin, dass es in Widerspruch ist, wenn Sie zum einen sagen, 5 Prozent des jeweiligen Volumens eines Projektes ürden für HIV-/Aidsbekämpfung genommen, zum aneren aber zugeben, dass qualifiziert erhoben werde, wie och der Anteil an dem jeweiligen Projekt ist? Dr Ich habe gesagt: Das ist ein Durchschnittswert. Der ert kann also in dem einen Fall niedriger und in dem nderen Fall höher sein. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7079 Ich rufe die Frage 14 der Kollegin Conny Mayer (Bai ersbronn)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508105500
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508105600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508105700
Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1508105800

(A) )


(B) )

Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508105900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508106000
Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1508106100
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508106200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508106300
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508106400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508106500
Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1508106600
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508106700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508106800
Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1508106900
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508107000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508107100

(A) )


(B) )

Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508107200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508107300
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508107400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508107500
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1508107600
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508107700
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1508107800

(A) )


(B) )

Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508107900
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1508108000
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508108100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508108200

(Göttingen) werden schriftlich beantwortet.

Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508108300
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508108400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508108500
Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508108600
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508108700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508108800
Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508108900
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508109000

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508109100
Inwieweit hat die Bundesregierung im Jahr 2000 ihre Kri-

terien verändert, nach denen die Mittel zur HIV-/Aidsbekämp-
fung errechnet werden, und ist dadurch der Etat zur HIV-/
Aidsbekämpfung nominell gestiegen?

Dr
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508109200


Dies ist nicht der Fall. Die Kriterien wurden nicht ver-
ändert.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508109300

Ihre Zusatzfrage, bitte.


Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508109400

Ist es richtig, Frau Staatssekretärin, dass die Mittel für

die HIV-/Aidsbekämpfung im Jahr 2000 für die Rah-
menplanung fast dreimal so hoch waren wie im Jahr
1999, und wie erklären Sie dies, wenn nicht mit konkre-
ten Änderungen bei Projekten oder Haushaltsansätzen?

Dr
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508109500


Frau Abgeordnete Mayer, als wir 1998 die Regierung
übernommen haben, hatte die Vorgängerregierung, wenn
ich mich recht erinnere, einen Ansatz von 30 Millionen
DM für die Aidsbekämpfung. Wir setzen mittlerweile im
Durchschnitt 300 Millionen Euro pro Jahr dafür ein.
Diese Erhöhung haben wir deshalb vorgenommen, weil
die Herausforderungen zur Bekämpfung von Aids unge-
heuer hoch sind. Das sind sie übrigens nicht erst seit
1998. Ich bin froh darüber, dass die jetzige Bundesregie-
rung die Mittel für die Aidsbekämpfung massiv erhöht
hat.

Hinzu kommt, dass wir in der Entwicklungskoopera-
tion ganz massiv in den Basisgesundheitsdienst inves-
tiert haben. Um zum Beispiel die Übertragung von Aids
auf ungeborene Kinder oder während der Geburt auf das
Neugeborene zu verhindern, können wir nicht einfach
Medikamente verteilen. Wir brauchen erst einmal Basis-
gesundheitseinrichtungen, damit sich Frauen überhaupt
auf Aids untersuchen lassen können und in diesem Zu-
sammenhang professionell betreut werden können.

Nun können Sie sagen, Basisgesundheitsdienste brau-
che man sowieso, das habe mit Aidsbekämpfung unmit-
telbar nichts zu tun. Dem würde ich nicht zustimmen.
Denn es gibt Programme, bei denen wir explizit Basisge-
sundheitseinrichtungen gefordert haben, um eine medi-
kamentöse Versorgung der schwangeren aidsinfizierten
Frauen gewährleisten zu können.

Selbstverständlich ist es für unsere Fachleute, die die
Anteile der Mittel für die HIV-/Aidsbekämpfung qualifi-
ziert schätzen, nicht immer einfach. Aber ich vertraue
den Expertinnen und Experten. Ich denke, dass der je-
weilige Ansatz in den Haushaltsplänen korrekt ist.

l
k
A
d
a
t
h

m
w
g

a

m
w
d
w
K

s
3
c
3
D
1
a

m
w
g
D
O
z
ä

(C (D Sie haben noch eine Zusatzfrage. Fra Die Erhöhung der Mittel für die HIV-/ idsbekämpfung im Jahr 2000 – die Mittel stiegen in iesem Jahr im Vergleich zum Jahr 1999 signifikant – ist lso, wenn ich Ihre Antwort auf meine letzte Frage richig verstanden habe, vor allem auf die drastische Erhöung der Basisgesundheitsdienste zurückzuführen? Dr Nein, wir haben auch die Mittel für gezielte Aidspro ramme erhöht. Ich rufe die Frage 15 der Kollegin Sibylle Pfeiffer uf: Wie hoch wären die aktuellen bilateralen und multilatera len Ausgaben im Bereich HIV-/Aidsbekämpfung, wenn man die Kalkulation der im Jahr 1999 geltenden Berechnungskriterien zugrunde legt? Dr Da diese Frage im Prinzip identisch mit der Frage 14 er Abgeordneten Mayer ist, kann ich darauf nur antorten, dass sich die Bezugsgröße nicht ändert, weil die riterien nicht verändert worden sind. Frau Kollegin Pfeiffer, Ihre Zusatzfrage, bitte. Frau Staatssekretärin, haben sich die Kriterien zwi chen 1998 und 1999 geändert? Sie haben vorhin von 0 Millionen in 1998 und 300 Millionen in 1999 gesprohen, während Ihre Ministerin von 18 Millionen und 00 Millionen geredet hat. Für mich gibt es hier diverse ifferenzen. Wenn wir die Berechnungsmethoden von 999 zugrunde legen, wie sähe dann die Zahl von 1998 us? Dr Frau Abgeordnete Pfeiffer, die Berechnungsgrundla en werden durch den Förderbereichsschlüssel des AC, des Development Assistance Committee der ECD, festgelegt. Insofern sind die Kriterien, die wir ugrunde legen, transparent. Die Kriterien sind nicht gendert worden. Ihre zweite Zusatzfrage. 7080 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Ich habe keine. Dann rufe ich die Zusatzfrage der Kollegin Conny Mayer auf. Frau Staatssekretärin, gibt es im Nachhinein eine Überprüfung der Mittelverteilung? Wird zum Beispiel überprüft, ob tatsächlich 25 Prozent der Mittel eines Projektes der HIV-/Aidsbekämpfung zukommen? Dr Ich habe bereits gesagt, dass 25 Prozent ein Durchschnittswert ist. Es kann sein, dass es sich bei einem Projekt in der Tat um 25 Prozent handelt, bei anderen Projekten kann es aber mehr oder weniger sein. Natürlich kann man Überprüfungen durchführen, aber das ist nicht so einfach. Wenn im Rahmen eines von uns geförderten Basisgesundheitsdienstes festgestellt wird, dass 25 Prozent der Patienten HIV-infiziert sind, dann kann man eindeutig sagen – da würden Sie vermutlich zustimmen –, dass 25 Prozent der Mittel des Basisgesundheitsprojekts für die HIV-/Aidsbekämpfung ausgegeben werden. Insofern wäre das überprüfbar. Wir könnten auch HIV-/Aidsprogramme im Nachhinein darauf überprüfen, ob die Gewichtung punktgenau zutrifft oder nicht. Ich rufe die Frage 16 der Kollegin Sibylle Pfeiffer auf: Werden die Mittel, die das Bundesministerium für wirt schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose zur Verfügung stellt, vollständig den Ausgaben für HIV/ Aids zugerechnet und, wenn ja, trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass nur 60 Prozent der Mittel des Globalen Fonds für die HIV-/Aidsbekämpfung ausgegeben werden? Dr Ich beantworte Ihre Frage wie folgt: Die Mittel, die wir für die Jahre 2002 und 2003 dem Globalen Fonds zur Verfügung gestellt haben, sind vollständig der HIV-/ Aidsbekämpfung zugerechnet worden. Eine Differenzierung der Beiträge nach den drei Erkrankungen, die im Titel des Fonds genannt werden, ist zum Zeitpunkt der Einzahlung schwierig. Es ist international nicht üblich, festzulegen, wie viel Prozent genau für die Bekämpfung von Malaria, HIV/Aids und Tuberkulose zur Verfügung gestellt werden. Man kann höchstens am Jahresende ausrechnen, wie viele Anträge der Antragstellerländer sich auf welche Krankheit bezogen haben. Das kann man aber erst im Nachhinein tun. Eine Zuordnung zu den einzelnen Krankheiten ist trotzdem schwierig, weil die Ausbreitung der Tuberkulose in hohem Maße durch die HIV-/Aidspandemie be d e z s i c s f 1 w F v d t d m w w s l G L B E K b m w T H m b L f z w v m w s B s f (C (D ingt ist, sodass man die beiden Krankheiten kaum voninander trennen kann. Deswegen ist Ihre Frage schwer u beantworten. Ihre Zusatzfrage, bitte. Frau Staatssekretärin, die Frage ist sicher etwas chwer zu beantworten. Ich meine aber zu wissen, dass n den Richtlinien des Global Fund sehr wohl steht, dass irca – das können natürlich nur ungefähre Angaben ein – 60 Prozent der Mittel für die HIV-/Aidsbekämpung, 23 Prozent für die Malariabekämpfung und 7 Prozent für die Tuberkulosebekämpfung aufgewendet erden müssen. Die Mittel, die jährlich für den Global und ausgegeben werden, rechnen wir unsererseits ja ollständig den Ausgaben für HIV/Aids zu. In Kenntnis ieses Schlüssels frage ich Sie, ob das auch für die Mitel zur Tuberkuloseund Malariabekämpfung zutrifft, ob iese Mittel also quasi jeweils doppelt erfasst werden? Dr Ich kann Ihnen die Frage nur ganz allgemein beantorten. Bei den ersten Überlegungen zur Gründung diees Fonds wurde zunächst von einem Fonds ausschließich zur Bekämpfung von HIV/Aids ausgegangen. In den ründungsverhandlungen haben dann verschiedene ändergruppierungen darauf gedrängt, den Fonds auf die ekämpfung von Tuberkulose und Malaria auszuweiten. ine prozentuale Festlegung von Quoten für die drei rankheiten ist formell nicht erfolgt. Es gibt keine diesezügliche Festlegung. In der Umsetzung des Fonds zeichnet sich nun zunehend ab, dass die Zahl der Anträge aus einzelnen Enticklungsländern zur Förderung der Bekämpfung von uberkulose und Malaria abnimmt und Anträge zur IV-/Aidsbekämpfung nunmehr den größten Anteil ausachen. Gut, vielleicht haben wir verschiedene Informationen ekommen. Ist Ihnen bekannt, Frau Staatssekretärin, wie andere änder – zum Beispiel Frankreich – mit den Ausgaben ür den Global Fund verfahren? Werden diese Ausgaben u 60 Prozent den Ausgaben für HIV/Aids zugerechnet, ie es rechnerisch und buchhalterisch richtig wäre, oder erfahren die wie wir? Dr Bereits in der Fragestunde am 2. Juli ist die Frage ge tellt worden, wie sich die anderen EU-Mitgliedstaaten in ezug auf die HIV-/Aidsbekämpfung verhalten. Schon einerzeit habe ich gesagt, dass es sich nach meinen Inormationen um globale Zusagen handelt. Präsident Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7081 Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid Chirac hat ebenso wie die Briten und die Niederländer – und viele andere Staaten auch – globale Zusagen gemacht. Mit ist nicht bekannt, dass diese ihre Zusagen anteilsmäßig auf die Malaria-, Tuberkuloseund HIV-/Aidsbekämpfung aufteilen. Das wäre auch schwierig; denn letztlich antworten wir auf Anfragen der Entwicklungsländer. Wir können doch nicht bestimmen, dass eine gewisse Summe für die Malariabekämpfung ausgegeben werden muss, wenn die Antragsteller ihren Schwerpunkt auf die HIV-/Aidsbekämpfung legen. Dann würde auch die ganze Philosophie des Globalen Fonds nicht stimmen. Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Mayer. Frau Staatssekretärin, ich habe eine Nachfrage. Wel cher Zusammenhang besteht zwischen der Forderung des deutschen Initiativkreises „Aktionsbündnis gegen Aids“, jährlich 350 Millionen Euro für den Globalen Fonds zur Verfügung zu stellen – Sie wissen, dieses Bündnis berechnet das nach einem VN-Schlüssel, wonach jährlich 7 bis 10 Milliarden Dollar für die HIV-/ Aidsbekämpfung angesetzt werden –, und der Darstellung der Ministerin, dass die deutschen Ausgaben zur HIV-/Aidsbekämpfung bei 300 Millionen Euro liegen? Dr Da besteht ein zahlenmäßiger Zusammenhang. Anfangs hatte der Bundeskanzler dem Globalen Fonds 150 Millionen Euro zugesagt. Die Entwicklungsministerin hat sich dann für weitere 50 Millionen Euro eingesetzt und im Juli haben wir noch einmal 100 Millionen Euro zugesagt, sodass unsererseits jetzt Zusagen für den Globalen Fonds in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro bestehen. Zusammen mit unseren Beiträgen für unsere bilateralen und multilateralen Verpflichtungen im Bereich der HIV-/Aidsbekämpfung kommen wir pro Jahr auf etwa 300 Millionen Euro. Ich freue mich, wenn wir damit nahe an der Summe liegen, die andere für richtig halten. Es liegen keine weiteren Fragen vor. Damit schließe ich den Geschäftsbereich. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin Eid, für die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes auf. Die Fragen beantwortet Frau Staatsministerin Kerstin Müller. Ich rufe die Frage 17 des Kollegen Koppelin auf: Welche Bundesministerien waren an der Vorbereitung der Reise des Bundeskanzlers Gerhard Schröder in die Volksrepublik China im Dezember 2003 beteiligt? K Herr Kollege Koppelin, Ihre Frage beantworte ich wie folgt: Die Reise des Bundeskanzlers in die Volksrepublik C k n m l n m m A d d Ä n w d P t a d e m W A a A f s R (C (D hina wurde, wie in solchen Fällen üblich, vom Bundesanzleramt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Miisterien vorbereitet. Ihre Zusatzfrage, Herr Kollege Koppelin. Frau Staatsministerin, kann ich Ihrer Antwort entnehen, dass die politischen Äußerungen des Bundeskanzers in China – zum Verkauf der Plutoniumanlage Haau, zum Thema Rüstungsexport – selbstverständlich it diesen Ministerien abgestimmt waren? Denn so uss ich Ihre Antwort ja verstehen. K Sie können meine Antwort dahin gehend verstehen, ass die generelle Vorbereitung in Zusammenarbeit mit en zuständigen Ministerien erfolgt. Aber für einzelne ußerungen trägt der Bundeskanzler, der ja die Leitliien der Politik bestimmt, die Verantwortung. Diese erden nicht bis ins Einzelne abgestimmt. Sie haben eine weitere Zusatzfrage? – Bitte. Frau Staatsministerin, wollen Sie mir damit sagen, ass diese Äußerungen des Bundeskanzlers, die für die olitik der Bundesrepublik Deutschland durchaus wichig sind – man denke an die Frage der Menschenrechte, n Rüstungsexporte und Ähnliches – und über die es in en Tagen nach der Reise des Bundeskanzlers auch Ausinandersetzungen innerhalb der Koalition gegeben hat, it Ihrem Hause oder dem Umweltministerium in keiner eise abgesprochen worden sind? K Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Aha. Ich rufe die Frage 18 des Kollegen Jürgen Koppelin uf: Welche Initiativen beabsichtigt die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der EU zu ergreifen, um das Rüstungsembargo gegenüber der Volksrepublik China aufzuheben, wie Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seinem Aufenthalt in der Volksrepublik China im Dezember 2003 vorgeschlagen hat? K Herr Kollege Koppelin, ich beantworte Ihre Frage wie olgt: Das EU-Waffenembargo beruht auf einem Bechluss des Europäischen Rates vom 26. Juni 1989. EUatsbeschlüsse können nur im Konsens aufgehoben 7082 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Staatsministerin Kerstin Müller werden. Das Waffenembargo wurde von der EU vor 14 Jahren als Reaktion auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking verhängt. Wenn im EU-Kreis die Frage einer Aufhebung geprüft wird, wäre dabei vor allem die gegenwärtige Menschenrechtslage in China zu berücksichtigen. Dabei wird die von China mehrfach zugesagte Ratifizierung des VN-Paktes über politische und bürgerliche Rechte, von China im Jahre 1998 gezeichnet, ein wichtiges Element darstellen. Die Bundesregierung setzt sich seit langem für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in China ein und wird sich auch weiterhin aktiv hierum bemühen. Ein weiteres Element ist die Bereitschaft Chinas zu einer friedlichen Streitbeilegung mit Taiwan. Die Anwendung der restriktiven Rüstungsexportpolitik der Bundesregierung bleibt von der Diskussion über eine mögliche Aufhebung des EU-Waffenembargos unberührt. Ihre Zusatzfrage, bitte. Frau Staatsministerin, auch Ihnen ist bekannt, was der Bundeskanzler in China gesagt hat. Er hat den Vorschlag gemacht, das Rüstungsembargo der EU aufzuheben. Sie haben meine Frage nicht beantwortet, nämlich welche Initiativen die Bundesregierung ergreifen wird, damit das, was der Bundeskanzler politisch geäußert hat, in die Tat umgesetzt wird? Denn er wird wohl kaum etwas ankündigen, wenn er nicht auch selbst Initiativen ergreifen wird. K Natürlich habe ich Ihre Frage beantwortet. – Sie müssen schon mir überlassen, wie ich Ihre Frage beantworte. Es gibt einen EU-Ratsbeschluss; dieser kann nur im Konsens aufgehoben werden. Dabei wird vor allen Dingen die gegenwärtige Menschenrechtslage in China zu berücksichtigen sein. Das heißt, es geht um die von China mehrfach zugesagte Ratifizierung des VNPaktes. Der Zivilpakt ist ein ganz wichtiges Element. Darüber hinaus werden wir uns für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation einsetzen. Dazu zählt zum Beispiel der Rechtsstaatsdialog und in seinem Rahmen auch der Menschenrechtsdialog. Dies sind die Parameter. Sie haben noch eine Zusatzfrage, Herr Kollege? – Bitte. So wie ich Ihnen nicht vorschreiben kann und will, was Sie antworten, f n b s k a G g W w d n r d n d A a h z i A b k w s w v Z L d t b d s g a M v k A w (C (D Das ist nett! – können auch Sie mir nicht vorschreiben, was ich rage. Insofern stelle ich erst einmal fest – vielleicht könen Sie mir darin folgen –, dass Sie meine Frage nicht eantwortet haben und ich diese deshalb noch einmal tellen muss. Der Bundeskanzler ist in China gewesen und hat er lärt, jetzt sei der Zeitpunkt, um das Rüstungsembargo ufzuheben; das müsse man in der EU besprechen. Die ründe, aus denen es dieses Rüstungsembargo einmal egeben hat, sind im entsprechenden FDP-Antrag dieser oche nachzulesen. Das kann ich selbst tun, so viel eiß auch ich. Ich frage Sie also: Warum hat der Buneskanzler dies verkündet? Das muss doch mit den Miisterien abgestimmt sein. Ist eventuell mein Eindruck ichtig, dass sich hier etwas verwirklicht, was der Buneskanzler schon vor längerer Zeit einmal gesagt hat, ämlich dass in einer Koalition der eine der Koch und er andere der Kellner sei? K Herr Kollege Koppelin, Sie erlauben, dass ich Ihnen uf den letzten Teil Ihrer Frage, der sehr polemisch war, ier keine Antwort gebe. Natürlich ist die Reise mit den uständigen Ministerien abgestimmt worden – das habe ch schon gesagt – und damit auch mit dem Auswärtigen mt. Es ist ganz klar: Über die Aufhebung des Waffenem argos – hierzu wird auf europäischer Ebene eine Disussion geführt – kann nur im Konsens entschieden erden. Maßgeblich für eine Aufhebung wird die Menchenrechtssituation in China sein. Sie wird in die Beertung einfließen. Darüber führen wir in einen intensien Dialog. Alles Weitere kann ich zum jetzigen eitpunkt nicht kommentieren. Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Dr. Gesine ötzsch. Frau Staatsministerin, Sie haben darauf hingewiesen, ass die Menschenrechtsverletzungen in China im Mitelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit stehen. Wie konkret haen die Ministerien, die die Reise vorbereitet haben, auf ie Menschenrechtsverletzungen hingewiesen? Haben ie zum Beispiel darauf hingewiesen, dass es Arbeitslaer gibt, in die Menschen ohne Gerichtsverfahren und uf unbestimmte Zeit eingewiesen werden? Haben die inisterien die Reise des Bundeskanzlers dahin gehend orbereitet, dass nach Fakten, die in Deutschland beannt sind – dazu zählt zum Beispiel die Existenz von rbeitslagern –, nachgefragt werden konnte? Wenn ja, in elcher Form ist das geschehen? Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7083 Ke Sie können davon ausgehen, dass sämtliche Fakten, die uns zur Menschenrechtssituation in China vorliegen, in die Vorbereitung der Reise des Bundeskanzlers eingegangen sind. Ich selber habe den Bundespräsidenten auf seiner Reise nach China begleitet und kann Ihnen von daher sagen, welche Informationen uns zur Menschenrechtssituation zur Verfügung stehen. Insgesamt stellen wir eine Verbesserung der Situation in China fest, vor allen Dingen seit 1989. Es gibt in der Entwicklung hin zu mehr Rechtsstaatlichkeit viele positive Schritte; die chinesische Regierung hat inzwischen auch entsprechende Rechtsnormen erlassen. Aber trotz feststellbarer Fortschritte werden die Menschenrechte nicht hinreichend beachtet. Es gibt auch weiterhin Folter, die so genannte Administrativhaft und eine hohe Zahl von Hinrichtungen. Das gibt nach wie vor Anlass zur Besorgnis. Das wird in den Gesprächen angesprochen. Außerdem setzen wir uns ständig für Einzelpersonen ein, deren individueller Fall uns bekannt ist. Das geschieht vor allem auf dem Wege der stillen Diplomatie. Im Rahmen des Menschenrechtsdialogs bearbeiten wir zusammen mit der chinesischen Regierung alle diese Fragen. Es gibt eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Pfeiffer. Frau Staatsministerin, wie der Kollege Koppelin habe ich den Eindruck, dass seine Eingangsfrage nicht beantwortet ist. Auch in der heutigen Sitzung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, auf der wir uns ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt haben, wollte man plötzlich durchgehend den Eindruck vermitteln, dass es sich um eine Privatmeinung des Bundeskanzlers handelt. Man konnte sogar vermuten, dass diese Äußerung des Kanzlers noch nicht einmal mit dem Kabinett abgesprochen worden ist, also in dieser Frage sehr wohl ein Dissens herrscht. Angesichts der Äußerung des Bundeskanzlers, dass er sich dafür einsetzen werde, dass das EU-Waffenembargo aufgehoben wird, frage ich Sie: Welche Hebel will er auf europäischer Ebene in Gang setzen, um dieses Ziel zu erreichen? K Dazu wird es im Rahmen des EU-Rates Gespräche geben. Da es sich um einen EU-Ratsbeschluss handelt, kann das Embargo nur im Konsens aufgehoben werden. Dabei wird – ich kann mich nur wiederholen – die Menschenrechtslage in China ausführlich zu erörtern und zu berücksichtigen sein. Das Wort zur Geschäftsordnung gebe ich dem Kolle gen Koppelin. S z S d r t H c d i b z ü r u – l t w D l s m t d h m m (C (D Frau Präsidentin! Es hat sich herausgestellt, dass die taatsministerin nicht in der Lage ist, konkrete Fragen u beantworten. ie ist auf die Fragen nicht eingegangen. Ich beantrage eswegen, den Bundesaußenminister herbeizurufen. Außerdem bitte ich das Präsidium, die Geschäftsfüh er der Koalitionsfraktionen nicht vorab über solche Anräge zu informieren. Frau Kollegin Deligöz. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Koppelin, ich sehe gar keinen Grund für eine solhe Geschäftsordnungsdebatte. Die Staatssekretärin hat ie von Ihnen gestellten Fragen n ausreichender Form beantwortet. In dieser Runde werden wir gleich noch weitere De attenbeiträge dazu hören, da Sie eine Aktuelle Stunde u diesem Thema beantragt haben. Von daher sehen wir berhaupt keinen Grund, Herrn Fischer hierher zu zitieen. Ich fordere Sie auf, diesen Antrag zurückzuziehen nd wieder in die reguläre Debatte einzutreten. Wir auch Sie – werden in diesem Rahmen noch genug Geegenheiten haben, uns mit dem Außenminister auszuauschen. Von daher halte ich Ihren Antrag für nicht notendig. Frau Kollegin Falk, bitte. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt das Aniegen der FDP. Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ge chäftsordnungsantrag des Kollegen Koppelin, demgeäß der Bundesaußenminister in die Fragestunde zu ziieren ist. Wer für diesen Geschäftsordnungsantrag ist, en bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Entaltungen? – Der Antrag des Kollegen Koppelin ist dait angenommen. Ich unterbreche die Sitzung, bis der Herr Außeninister hier eintrifft. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Herzlich willkommen, Herr Außenminister! 7084 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ich rufe nochmals die Frage 18 des Abgeordneten Koppelin auf: Welche Initiativen beabsichtigt die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der EU zu ergreifen, um das Rüstungsembargo gegenüber der Volksrepublik China aufzuheben, wie Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seinem Aufenthalt in der Volksrepublik China im Dezember 2003 vorgeschlagen hat? (Bundesminister Joseph Fischer versucht, sein Mikrofon einzuschalten)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508109600
Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508109700
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508109800
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508109900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508110000
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508110100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508110200
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508110300
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508110400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508110500

(A) )


(B) )

Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508110600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508110700
Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508110800
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508110900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508111000
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508111100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508111200
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508111300
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508111400
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508111500
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508111600

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508111700
Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1508111800
Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508111900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508112000
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508112100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508112200
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508112300
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508112400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508112500
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508112600
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508112700
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508112800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508112900
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508113000

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508113100
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508113200
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508113300

(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben – –!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508113400
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508113500
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508113600
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508113700
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508113800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508113900
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508114000

(A) )


(B) )

Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508114100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508114200
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508114300
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508114400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508114500
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508114600

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Na, na, na!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508114700
Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508114800

(Marita Sehn [FDP]: Nicht beantwortet!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508114900
Ilse Falk (CDU):
Rede ID: ID1508115000

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508115100

(Unterbrechung von 14.26 bis 14.51 Uhr)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508115200

(A) )


(B) )


Herr Minister, Sie müssen die Frage beantworten. Bitte
schalten Sie Ihr Mikrofon an!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Er ist parlamentarisch entwöhnt!)



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508115300

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Gestatten Sie mir, dass ich die Frage – nicht wissend um
den bisherigen Antwortstand – nochmals vollständig be-
antworte: Das EU-Waffenembargo beruht auf einem Be-
schluss des Europäischen Rates vom 26. Juni 1989.


(Heiterkeit des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])

EU-Ratsbeschlüsse können nur im Konsens aufgehoben
werden. Das Waffenembargo wurde von der EU vor
14 Jahren als Reaktion auf das Massaker auf dem Platz
des Himmlischen Friedens in Peking verhängt.

Wenn die Frage einer Aufhebung im EU-Kreis ge-
prüft wird, wäre dabei vor allem die gegenwärtige Men-
schenrechtslage in China zu berücksichtigen. Dabei wird
die von China mehrfach zugesagte Ratifizierung des
VN-Paktes über politische und bürgerliche Rechte, von
China 1998 gezeichnet, ein wichtiges Element darstel-
len. Die Bundesregierung setzt sich seit langem für eine
Verbesserung der Menschenrechtssituation in China ein
und wird sich auch weiterhin aktiv hierum bemühen.

Ein anderes Element ist die Bereitschaft Chinas – das
ist sehr aktuell – zu einer friedlichen Streitbeilegung mit
Taiwan.

Die Anwendung der restriktiven Rüstungsexportpoli-
tik der Bundesregierung bleibt von der Diskussion über
eine mögliche Aufhebung des EU-Waffenembargos un-
berührt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508115400

Herr Kollege Koppelin, Sie haben das Wort zu einer

Zusatzfrage, bitte schön.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508115500

Herr Minister, ich gehe davon aus, dass der Abgeord-

nete Joseph Fischer mit dieser Antwort nicht einverstan-
den wäre. Daher stelle ich folgende Zusatzfrage: Hat der
Bundeskanzler seine Aussagen zum Rüstungsexport, die
er bei seiner Reise in China in diesem Monat gemacht
hat, mit Ihnen und mit dem Auswärtigen Amt abge-
stimmt oder sind Sie davon genauso überrascht worden
wie wir?

I
D
n
r
g
b
v

s
e
f
f
v
n
h
k
o
n

n
v



m
w
r
C
e
s
d
B
d
C
l
d
e
s

R
s
n
b
s

V

(C (D Ich war auf der Reise nicht dabei; insofern kann ich hnen die konkrete Gesprächssituation nicht übermitteln. as tut mir Leid. Ich kann Ihnen nur sagen: Ich habe Ihen gerade die abgestimmte Position der Bundesregieung vorgetragen. Sie ist auch mit dem Kanzleramt abestimmt. Das ist das übliche Verfahren. Insofern eantwortet sich Ihre Frage durch das, was ich gerade orgetragen habe. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508115600


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508115700

Da der Bundeskanzler die Richtlinien der Politik be-

timmt und seine Aussagen zum Rüstungsexport auch
ntsprechende Resonanz in den Medien gefunden haben,
rage ich nach – das steht schon in meiner Frage; inso-
ern ist sie nicht beantwortet worden –: Welche Initiati-
en wird die Bundesrepublik Deutschland ergreifen,
achdem der Bundeskanzler diese Aussagen gemacht
at, und müssen wir damit rechnen, dass der Bundes-
anzler wie in China persönlich die Initiative ergreift,
hne das mit Ihnen abzustimmen, nach dem Motto „Ei-
er ist Koch und einer ist Kellner“?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508115800

Auf den polemischen Teil Ihrer Frage will ich gar

icht eingehen. Das würde mich zwar jucken, aber ich
erkneife es mir.


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Ich verkneife es mir.
Zur Sache. Dass Ihre Frage nicht beantwortet wurde,
uss ich zurückweisen. Sie wurde sehr detailliert beant-
ortet. Jede denkbare Initiative wird im Rahmen der Eu-
opäischen Union stattfinden. Einerseits hat sich in
hina Erhebliches verändert. Auf der anderen Seite gibt
s nach wie vor gravierende Besorgnisse, was die Men-
chenrechtslage anbetrifft. Selbstverständlich ist auch
ie friedliche Streitbeilegung mit Taiwan zu nennen. Die
undesregierung, nicht nur diese Bundesregierung, son-
ern auch die Vorgängerbundesregierung, hat die Ein-
hina-Politik verfolgt, aber immer auf der klaren Grund-
age der friedlichen Streitbeilegung, das heißt, dass es
ort zu keiner Gewaltandrohung und zu keiner Gewalt-
skalation kommt. Das sind im Rahmen der Europäi-
chen Union gravierende Positionen.
Die Bundesregierung hat ihre Position zwischen den
essorts abgestimmt. Das ist das übliche Verfahren, das
ich seit der Zeit, zu der Sie in der Regierung waren,
icht geändert hat. Ich habe es gerade dargestellt. Damit
eantwortet sich Ihre Frage – abgesehen vom polemi-
chen Teil – in der Sache.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508115900

Das Wort zu einer Zusatzfrage hat der Kollege

olmer.

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7085


(A) )



(B) )



Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508116000

Herr Außenminister, stimmen Sie mir in der Einschät-

zung zu, erstens dass Sie gern dem Deutschen Bundestag
antworten,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das gibt ein Fleißkärtchen!)


zweitens dass die Staatsministerin Teil der Bundesregie-
rung ist, die für die Bundesregierung genauso hätte ant-
worten können, drittens dass sie die Frage genauso be-
antwortet hätte wie Sie und viertens dass Sie durch das
Zitierungsbegehren der FDP-Fraktion aus einem wichti-
gen Termin mit dem russischen Außenminister gerissen
worden sind?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist ja furchtbar! – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/ CSU]: Das ist aber ein Parlamentsverständnis!)



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508116100

Herr Kollege Volmer,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Hände an die Hosennaht, Herr Kollege Volmer!)


ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Wir haben lange
genug mitbekommen, was Oppositionsarbeit heißt und
wer hier Experte ist. – Das mit dem „Hände an die Ho-
sennaht“ möchte ich nicht vertiefen, Kollege
Westerwelle. Das war nicht Gegenstand der Frage. Das
ist nur eine Anmerkung.

Was war tatsächlich? – Die Pressekonferenz mit dem
Kollegen Iwanow war gerade zu Ende, als das Zitations-
begehren kam. Aber das Problem ist:


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie hatten noch nicht gegessen!)


Der Kollege Kukan aus der Slowakei wartet jetzt seit ge-
raumer Zeit auf mich.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508116200

Die nächste Zusatzfrage stellt der Kollege

Westerwelle.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1508116300

Da Sie, Herr Außenminister, uns noch einmal darüber

aufgeklärt haben, wie das Waffenembargo zustande ge-
kommen ist und dass es eine konsensuale Entscheidung
der Europäischen Union gewesen ist, schließt sich die
Frage an: Hat der Bundeskanzler, bevor er seine Äuße-
rungen zum Waffenembargo in China gemacht hat,
Rücksprache oder Kontakt zu anderen europäischen Re-
gierungen aufgenommen?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508116400

Der Bundeskanzler spricht ständig mit seinen Kolle-

gen, teilweise in meiner Anwesenheit, teilweise ohne
meine Anwesenheit.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)




R

w
S
R
E
F
B
n
a


I

H

d

d
d

e


g

n
d
e
C
d

(C (D Die FDP scheint sich wirklich nicht mehr zu erinnern da sieht man, inwieweit diese Partei mittlerweile den ückwärtsgang eingelegt hat –, ie die Gespräche zwischen Regierungschefs aussehen. elbstverständlich spielt da die ganze Bandbreite eine olle. Selbstverständlich wird im Kollegenkreis auf der bene der Staatsund Regierungschefs auch über diese ragen gesprochen. Insofern kann ich nur sagen: Der undeskanzler wird – davon gehe ich aus – mit dem eien oder anderen Kollegen in der Europäischen Union uch darüber gesprochen haben. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber Sie wissen es nicht?)


(Widerspruch bei der FDP)


Kollege Westerwelle, das war jetzt eine Zusatzfrage.
st die erlaubt?

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508116500

Nein. Mir liegen noch so viele Wortmeldungen vor,
err Kollege Westerwelle.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich danke, Frau Präsidentin!)


Ich erteile jetzt dem Kollegen Schäuble das Wort.

Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1508116600

Herr Minister, hat der Bundeskanzler mit Ihnen vor

er Chinareise über diese Frage gesprochen?

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508116700

Wir sprechen über alle Fragen. Auf der Grundlage

essen, was ich Ihnen gerade vorgetragen habe, ist das
ie Position der Bundesregierung.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Der hat ja einen Hörschaden! Der hört die Fragen nicht!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1508116800

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Weisskirchen.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Die lautstarke Position der Bundesregierung!)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1508116900

Herr Außenminister, könnte man sich rein theoretisch

inmal den Gedanken vorlegen und überlegen

(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja!)


wunderbar, Herr Kollege Westerwelle –, ob nicht ir-
endwann die Zeit kommen könnte,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nur nicht konkret werden!)


achdem die Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz, die
er Ausgangspunkt für das Rüstungsembargo waren,
inige Zeit zurückliegen und sich die Volksrepublik
hina immer weiter entwickelt und modernisiert, sich
iese Frage neu zu stellen?


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


7086 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508117000

Ich würde in diesem Punkt sogar noch etwas weiter

nach vorne orientiert formulieren: Das kann auf der
Grundlage der Punkte, die, wie die Bundesregierung ge-
rade klargestellt hat, für uns bedeutsam sind, nämlich die
Frage der positiven Fortentwicklung der Menschen-
rechte und darüber hinaus die Ratifizierung der beiden
Pakte, durchaus der Fall sein. Das spielt ja bei jedem Be-
such und bei Treffen im Rahmen der Menschenrechts-
kommission in Genf eine große Rolle; auch bei meinen
Gesprächen im letzten Sommer mit Menschenrechts-
kommissar de Mello, der auf tragische Art und Weise im
Irak ermordet wurde, und mit Mary Robinson hat das
eine Rolle gespielt, und zwar nicht nur, weil sich, wenn
diese beiden Pakte ratifiziert und ihre Inhalte umgesetzt
werden, die internationale Gemeinschaft und die ent-
sprechenden Institutionen der VN, hier vor allen Dingen
der Menschenrechtskommissar, darauf berufen können,
sondern auch deswegen, weil das für die Entwicklung
der inneren Demokratie von Bedeutung ist. Selbstver-
ständlich kann dieses Instrument, wenn es von der EU,
auch bezogen auf die friedliche Beilegung des Streites
mit Taiwan, entsprechend angewandt wird, eine positive
Entwicklung auslösen. Ich will das nicht abstreiten. Wir
müssen das aber auf der Grundlage, wie es die Bundes-
regierung hier heute zum wiederholten Male dargestellt
hat, sehen. Das heißt, die Bindung an diese beiden
Punkte ist von großer Bedeutung.

Außerdem muss man, wie ich denke, in der Tat be-
rücksichtigen, dass das China von 1989 nicht das China
von heute ist. Auf der Tagesordnung stehen dennoch
nach wie vor – bei jedem Gespräch spielt das eine
Rolle – die Tibetfrage, also die Fragen von Autonomie
und religiöser Freiheit bei gleichzeitig strikter Ableh-
nung jeglicher Abtrennungsüberlegungen, und die Fra-
gen allgemeiner Menschenrechte wie Demonstrations-
und Meinungsfreiheit. Der Bundeskanzler hat diesbe-
züglich in Kanton eine hervorragende Rede gehalten,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


in der er insbesondere auf den freien Zugang zum Inter-
net ohne Kontrolle eingegangen ist; ich darf auch an die
Rede des Bundespräsidenten in Nanking erinnern. All
diese Punkte erwähne ich. Wenn eine ehemalige Rechts-
staatspartei wie die FDP darüber nur noch den Kopf
schüttelt,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben es nötig!)


so muss ich ihr entgegenhalten: Genau um diese Punkte
wird es bei der diesbezüglichen Diskussion innerhalb der
Europäischen Union gehen.

Aus aktuellem Anlass wiederhole ich aber noch ein-
mal: Auch die friedliche Beilegung des Streits mit Tai-
wan ist für uns ein wichtiger Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


N

f
b
D
o
w
g
u

v
a
n
g
h
n
w

d
e

s
t

d

d
u
n
w
s

(C (D Die nächste Frage stellt der Kollege Friedbert Pflüger. Herr Bundesminister, halten Sie es – ungeachtet der ichtbeantwortung der bisher gestellten Fragen – ür klug, dass durch Einlassungen des Bundeskanzlers ei seiner Reise der Eindruck entstanden ist, als ob eutschland ohne Absprache mit den EU-Partnern und hne Absprache mit dem Außenminister in einer sehr esentlichen Frage vorpresche, die insbesondere aufrund der zunehmenden Spannungen zwischen China nd Taiwan an Relevanz gewinnt? Es tut mir Leid, Kollege Pflüger, ich teile Ihre Grund oraussetzungen überhaupt nicht. Insofern komme ich uch zu anderen Klugheitserwägungen. Ich kann nur ochmals darauf verweisen, was ich vorhin auf die Fraen anderer Kolleginnen und Kollegen geantwortet abe. Ich müsste mich jetzt wiederholen, tue das aber icht, weil ich Ihrer Klugheitsdefinition nicht nahe treten ill. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508117100
Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1508117200

(Zuruf von der SPD: Was soll das denn?)

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508117300


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508117400

Die nächste Frage stellt die Kollegin Gisela Piltz.


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1508117500

Herr Bundesaußenminister, teilen Sie die Auffassung

es Bundeskanzlers, die er bezüglich des Rüstungs-
xportes nach China geäußert hat?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508117600

Welcher Rüstungsexport? Sie meinen seine Auffas-

ung zur Aufhebung des Embargos und nicht zum Rüs-
ungsexport.


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1508117700

Das ist ja dann die Folge, oder? Ich dachte, Sie wür-

en die Frage schon richtig verstehen.


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508117800

Ich habe die Haltung der Bundesregierung gerade

argestellt. Das ist auch die Haltung des Bundeskanzlers
nd des Bundesaußenministers. Sonst würde ich ja mei-
em Auftrag gegenüber dem Parlament nicht gerecht
erden. Die Antworten sind abgestimmt; nehmen Sie sie
o, wie sie gegeben wurden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508117900

Die nächste Frage hat der Kollege Ruprecht Polenz.

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7087


(A) )



(B) )



Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1508118000

Herr Außenminister, drei Tage vor der Chinareise des

Bundeskanzlers hat ein Treffen der EU-Außenminister
stattgefunden. Da Sie gesagt haben, dass Sie mit dem
Bundeskanzler über alles sprechen, möchte ich Sie fra-
gen, ob Sie Ihre EU-Kollegen über den Vorstoß des Bun-
deskanzlers hinsichtlich des Waffenembargos informiert
haben und, wenn nicht, warum Sie die Bundesregierung
wiederum dem Vorwurf aussetzen, solche Dinge allen-
falls telefonisch mit Frankreich abzustimmen.


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508118100

Ich kann für mich definitiv ausschließen, dass ich da-

rüber gesprochen habe. Allerdings kann ich Ihnen nicht
sagen, ob das eine der Sitzungen des Allgemeinen Rates
war, an denen ich nicht teilgenommen habe. Insofern
muss ich diesen Vorbehalt machen. Ich kann nicht aus
dem Kopf rekonstruieren, ob ich bei dieser Sitzung zu-
gegen war. Ich kann allerdings definitiv ausschließen,
dass ich, wenn ich zugegen war, darüber gesprochen
habe.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bemerkenswertes Parlamentsverständnis! – Gegenruf von der SPD: Von wem?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508118200

Die nächste Frage stellt der Kollege Dr. Andreas

Schockenhoff.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1508118300

Herr Minister, teilen Sie die Auffassung der Spreche-

rin von Amnesty International, die, wie heute in der
„Süddeutschen Zeitung“ zu lesen ist, im Zusammenhang
mit der Aufhebung des Waffenembargos gegen China
gesagt hat, die Menschenrechtspolitik der Bundesregie-
rung sei an einem Tiefpunkt angelangt? Falls Sie diese
Auffassung nicht teilen sollten: Können Sie sich vorstel-
len, wie die Sprecherin von Amnesty International über-
haupt zu einer solchen Auffassung kommt?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508118400

Ich schätze die Arbeit von Amnesty International

sehr. Das Auswärtige Amt arbeitet auf das Engste mit
dieser Organisation zusammen. Sie leistet eine extrem
verdienstvolle Arbeit. Kolleginnen und Kollegen aus al-
len Fraktionen beteiligen sich an Aktionen dieser Orga-
nisation. In diesem speziellen Fall aber teile ich die Auf-
fassung der Sprecherin von Amnesty International
definitiv nicht.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie wissen auch nicht, wie sie zustande kommt?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508118500

Die nächste Frage hat der Kollege Karl-Theodor

Freiherr von und zu Guttenberg.


( H r g d N t k h H b t V s t d v t e e M n – h z j w n n i g I m B T (C (D Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg CDU/CSU)

Herr Bundesaußenminister, können Sie mir vor dem
intergrund der hier geschilderten Haltung der Bundes-
egierung bezüglich der Aufhebung des Waffenembar-
os sagen, wie diese mit den am Freitag zu entscheiden-
en Strategien der EU bezüglich Abrüstung und
ichtproliferation in Einklang zu bringen ist?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508118600

Das kann ich Ihnen sehr wohl erläutern, allerdings un-

er dem Vorbehalt, dass dieses wirklich vorzügliche Do-
ument angenommen wird. Gerade die Bundesregierung
at nicht unwesentlich an dieser Initiative mitgearbeitet.
ier geht es um einen erweiterten Sicherheitsbegriff. Ich
itte Sie, zu begreifen, dass dies angesichts der Rich-
ung, in die große Länder, wichtige Länder – etwa die
olksrepublik China – gehen, wegen der teilweise
chwierigen bilateralen Kooperation einer differenzier-
en Antwort bedarf. In dem entsprechenden Dokument,
as verabschiedet werden soll und, wie ich hoffe, auch
erabschiedet wird – Deutschland hat hart daran gearbei-
et –, muss im Sinne des erweiterten Sicherheitsbegriffes
ine differenzierte Betrachtung der Gesamtentwicklung
rfolgen. Dazu gehört insbesondere die Situation der
enschenrechte. In dem spezifischen Fall des Verhält-
isses zwischen der Volksrepublik China und Taiwan
Sie wissen um die Komplexität dieses Verhältnisses –
aben wir in allen Gesprächen immer wieder den Ver-
icht auf gewaltsame Lösungen betont, betonen ihn auch
etzt und werden ihn, solange die Notwendigkeit besteht,
eiterhin betonen. Insofern sehe ich hier überhaupt kei-
en Widerspruch, Herr von Guttenberg.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508118700

Die nächste Frage hat die Kollegin Birgit Homburger.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1508118800

Herr Bundesaußenminister, ich würde gerne von Ih-

en wissen, ob Sie nach der Rückkehr des Kanzlers mit
hm über seine Aussagen zum Thema Waffenembargo
egenüber China gesprochen haben und, falls ja, was der
nhalt dieses Gesprächs war.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508118900

Den Inhalt dieses Gesprächs finden Sie hier in den
it der Bundesregierung abgestimmten Antworten des
undesaußenministers wieder.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der SPD – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Traurige Vorstellung!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508119000

Wir kommen zur Frage 19 des Kollegen Karl-

heodor Freiherr von und zu Guttenberg:
Besteht ein Konsens zwischen der Bundesregierung und

ihren EU-Partnern über eine mögliche Aufhebung des EU-
Waffenembargos gegenüber der Volksrepublik China?

7088 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508119100

Herr Kollege von und zu Guttenberg, gestatten Sie

mir, dass ich etwas kürzer aushole. Ich greife auch schon
vorweg; die Frage geht eigentlich thematisch exakt in
dieselbe Richtung wie andere Fragen zuvor und ist – aus
meiner Sicht – zu weiten Teilen schon beantwortet.

Es ist zwar richtig, dass mehrere EU-Partner sowie
Vertreter der EU-Kommission zu erkennen gegeben ha-
ben, dass sie über die Frage der Aufhebung des EU-Waf-
fenembargos gegenüber der VR China nachdenken. Al-
lerdings besteht hierzu im EU-Kreis kein Konsens. Das
EU-Waffenembargo beruht, wie vorhin schon mehrfach
erwähnt, auf einem Beschluss des Europäischen Rates
vom 26. Juni 1989. EU-Ratsbeschlüsse können nur im
Konsens aufgehoben werden, das heißt in Einstimmig-
keit. Ich wiederhole hier auch: Selbst wenn dieser Be-
schluss aufgehoben würde, bliebe die Anwendung der
restriktiven Rüstungsexportpolitik der Bundesregierung
hiervon unberührt.


(Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Wer soll das denn glauben?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508119200

Zusatzfrage, Herr Kollege Guttenberg.

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

(CDU/CSU):


Herr Minister, ich möchte an das anknüpfen, was Herr
Kollege Westerwelle vorhin in Bezug auf die Konsens-
bildung gesagt hat. Mit welchen EU-Mitgliedstaaten ne-
ben Frankreich, das ja in diesem Zusammenhang zitiert
wurde, und mit welchen EU-Institutionen hat die Bun-
desregierung – nicht nur der Bundeskanzler – wann über
eine mögliche Aufhebung des Waffenembargos gegenü-
ber China gesprochen?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508119300

Es liegt aus unserer Sicht noch keine operative Initia-

tive vor. Das war in der Kürze der Zeit aus unserer Sicht
auch nicht möglich. Wie Sie aufgrund der Ereignisse der
vergangenen Tage unschwer erkennen konnten, hatten
wir jede Menge zu tun, vor allen Dingen auch im inter-
nationalen Rahmen. Insofern liegt die Antwort auf die
Frage nach der operativen Umsetzung in der Zukunft;
ich kann Ihnen diese Antwort noch nicht geben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508119400

Weitere Zusatzfrage, bitte.

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

(CDU/CSU):


Nachdem ich unschwer erkennen konnte, dass Sie in
den vergangenen Tagen insbesondere mit dieser Frage-
stellung zu tun hatten, stellt sich für mich die Anschluss-
frage, wie ebendiese operativen Initiativen gestaltet sein
sollen. Das ist genau die Frage, die Herr Kollege
Koppelin vorhin schon gestellt hat; ich stelle sie erneut:
Wie kann die operative Initiative als solche gestaltet sein
und wie wollen Sie den Konsens herstellen?

d

E
t
g
g
s
r
i
r
i
w
h

d
w
k

z
t

I
g
u
t
s
u
w
ü
b

w
t
b

a
w
d
g
n

d
f

(C (D Den ersten Teil Ihres Satzes, dass wir hauptsächlich amit zu tun hatten, kann ich überhaupt nicht bestätigen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der SPD)

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508119500

s waren in erster Linie andere Fragen, mit denen wir zu
un hatten – ich füge hier ganz offen hinzu: leider. Es
ing um sehr viele internationale und auch nationale Fra-
en, die jetzt zur Entscheidung anstehen. Gerade in die-
er Woche fand eine Vielzahl von multilateralen Konfe-
enzen statt; ich habe innerhalb einer Woche an
nsgesamt vier unterschiedlichen multilateralen Konfe-
enzen teilgenommen. Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl
nternationaler Krisen. Sie werden also verstehen, dass
ir uns nicht hauptsächlich mit dieser Frage beschäftigt
aben.
Ich für meinen Teil kann hier nur sagen: Das bleibt

en Beratungen in der Bundesregierung vorbehalten. Ich
age hier nicht zu spekulieren und werde hier keine An-
ündigungspolitik betreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508119600

Eine weitere Frage hat die Kollegin Sibylle Pfeiffer.

Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508119700

Herr Bundesaußenminister, ich bin noch nicht ganz

ufrieden mit Ihrer Beantwortung dieser Frage, deshalb
raue ich mich, nachzufragen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

ch traue mich deshalb, nachzufragen, weil mir nicht
anz klar ist, warum ausgerechnet eine Bundesregierung
nter Rot-Grün, die für Abrüstung und Rüstungskon-
rolle steht, in der Lage sein soll, die Argumente und die
trategischen Zielrichtungen zu finden, die nötig sind,
m einige Länder in der EU davon zu überzeugen – ich
eiß definitiv, dass sich einige Länder schwer davon
berzeugen lassen –, dass das Waffenembargo aufgeho-
en werden sollte.

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508119800

Ich finde es sehr gut, dass Sie nochmals darauf hinge-
iesen haben, dass wir für Abrüstung und Rüstungskon-
rolle stehen. Das wollen wir auch in Zukunft so handha-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich könnte jetzt viele praktische Beispiele in Bezug
uf die Vorgängerregierung anführen, auch wenn ich
eiß, wie schwierig es manchmal ist, solche Entschei-
ungen zu treffen. Aber ich möchte nicht in die Vergan-
enheit blicken, sondern konkret auf Ihre Frage Bezug
ehmen.
Ich habe unsere Haltung bereits klar gemacht, möchte

ies aber wiederholen; insofern ist Ihnen für Ihr Nach-
ragen zu danken. Es wird die Frage gestellt, warum ge-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7089


(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

genüber China ein Waffenembargo besteht und nicht ge-
genüber anderen Ländern, in denen zum Beispiel die
Menschenrechtssituation gravierender ist oder andere
Zusammenhänge eine Rolle spielen. Dafür gibt es histo-
rische Gründe. Die Perspektive einer Aufhebung ist von
der Bundesregierung bewusst, wie in meinen Antworten
dargestellt, an Fortschritte im Menschenrechtsbereich
gebunden. Ich möchte die beiden entsprechenden Pakte
nicht wiederholen. Ich könnte Ihnen die einzelnen Ge-
sichtspunkte, die für uns eine Rolle spielen – bis hin zur
Lage der Christen in China und zur friedlichen Beile-
gung des Streites mit Taiwan –, noch einmal aufzählen.

Welche Rolle das spielt, sehen wir gerade anlässlich
des Besuches der Vereinigten Staaten durch den chinesi-
schen Premierminister, der sich gestern mit Präsident
Bush getroffen hat. Ich kann Ihnen nur sagen: An diesem
Punkt ist unsere Position unverändert. Meine Antwort
hat klar gemacht, dass sie unverändert ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508119900

Die nächste Frage hat der Kollege Wolfgang

Schäuble.


Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1508120000

Herr Bundesminister, nachdem Sie gesagt haben, dass

es in der EU keinen Konsens über die Aufhebung des
Waffenembargos gibt, möchte ich Sie fragen, ob es den
Vorstellungen der Bundesregierung über eine gemein-
same Außenpolitik der EU entspricht, dass der Bundes-
kanzler in China eine einseitige Festlegung macht, ohne
dass es zuvor einen Konsens der EU in dieser Frage ge-
geben hat.


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508120100

Kollege Schäuble, die gemeinsame Außenpolitik der

EU sieht nicht so aus, dass es in jeder einzelnen Frage,
vor allem im bilateralen Verhältnis, einen gemeinsamen
Standpunkt gibt. Das war zu Ihrer Zeit nicht so und das
ist zu unserer Zeit nicht so. Es ist völlig klar: Hier han-
delt es sich um einen Beschluss, den die EU – sollte es
dazu kommen – zu treffen hat. Wir haben unsere Posi-
tion zweifelsfrei klar gemacht; wir führen bilaterale Ge-
spräche.

Ich habe heute mit dem Kollegen Iwanow –

(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Der ist nicht in der EU!)

– auch der Bundeskanzler hat mit China kein EU-Mit-
gliedsland besucht – eine umfangreiche Agenda multila-
teraler und bilateraler Fragen erörtert. Ich sage Ihnen
ganz offen: Ich vertrete dabei nicht immer den abge-
stimmten Standpunkt der Europäischen Union, sondern
erlaube mir dann und wann, darüber hinauszugehen,
wissend darum, dass ich für eine Initiative erst einmal
eine Mehrheit brauche. Wenn Sie die Frage, ob Sie in
eine bestimmte Richtung initiativ werden oder nicht, an
einer neuen Konsensbildung festmachen, wird die ge-

m
w

i
E
w



W

g
b
k
g
l
S

w
B
k
P
w
m

S

A
d



g
s
g
d
r
E
g
A

(C (D einsame Außenpolitik der Europäischen Union nicht eit kommen. So sehe zumindest ich das. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Insofern verstehe ich Ihre Kritik überhaupt nicht. Es
st keineswegs so, dass damit die Beschlussfassung der
uropäischen Union im Konsens überflüssig gemacht
ird.


(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Sie haben sich doch von einem Konsens verabschiedet!)


Nein.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508120200

Die nächste Frage hat der Kollege Dr. Guido
esterwelle.

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1508120300

Herr Minister, Tatsache ist ja, dass es schon eine ab-

estimmte Haltung der Europäischen Union gibt. Sie ha-
en vorhin in einer Antwort gesagt, Sie hätten noch
eine Zeit gehabt, um zur Aufhebung des Waffenembar-
os „operative Initiativen zu ergreifen“. Meine Frage
autet: Werden Sie operative Initiativen ergreifen, sobald
ie, Herr Minister, Zeit haben?

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508120400

Herr Kollege Westerwelle, ich kann Ihnen nur sagen,
as ich schon vorhin festgestellt habe: Dies bleibt den
eratungen in der Bundesregierung vorbehalten. Mehr
ann ich dazu nicht sagen. Ansonsten würde ich dem
arlament gegenüber etwas präjudizieren, wobei ich mir,
enn es dann anders käme, gut vorstellen kann, wie
ich der Abgeordnete Westerwelle dann zitieren würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508120500

Die nächste Frage hat der Kollege Dr. Andreas

chockenhoff.

Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1508120600

Herr Minister, Sie haben hier ausgeführt, gemeinsame
ußenpolitik der Europäischen Union heiße nicht, in je-
er Einzelfrage eine abgestimmte Position zu haben.


(Joseph Fischer, Bundesminister: Im bilateralen Gespräch!)


Im bilateralen Gespräch.
Sie haben uns auch vorgetragen, dass unter Ihrer Vor-

ängerregierung im Jahr 1989 ein sehr restriktiver Be-
chluss zum Waffenexport gegenüber China zustande
ekommen ist. Ich frage Sie: Sind Sie der Meinung, dass
iesem Beschluss des EU-Rates eine Abstimmung vo-
ausgegangen ist, und halten Sie diesen Beschluss des
U-Rates nach wie vor auch für die Nachfolgebundesre-
ierung für verbindlich, solange sie sich nicht für eine
ufhebung des Beschlusses eingesetzt hat?

7090 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508120700

Wir halten uns an alle Beschlüsse, die in der Europäi-

schen Union Gültigkeit haben. Insofern ist das meines
Erachtens überhaupt keine Frage, es liegen keinerlei sol-
cher Lieferungen vor.

Selbstverständlich gibt es vor jedem Beschluss in der
Europäischen Union Beratungen, ansonsten könnte ein
solcher Beschluss gar nicht gefasst werden. Wir werden
jetzt, vorausgesetzt, die Prognose trifft ein – ich ver-
mute, sie trifft ein –, eine gemeinsame Strategie verab-
schieden. Das hat natürlich eine Vielzahl von Gesprä-
chen vorab notwendig gemacht. Wenn diese Strategie
verabschiedet ist, wird sie die verbindliche Grundlage
sein. Sie gilt für entsprechende Exportregelungen, für
Exportverbote, Embargos, sie gilt so lange, bis etwas an-
deres beschlossen wird.

Eine Frage im bilateralen Verhältnis zu ventilieren, in
welche Richtung es gehen könnte, zu den Bedingungen,
die ich gerade genannt habe, ist kein Widerspruch zu ei-
ner gemeinsam abgestimmten europäischen Außenpoli-
tik. Ich bitte Sie!


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508120800

Eine weitere Frage hat der Kollege Christoph

Bergner.

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1508120900

Herr Bundesaußenminister, Sie haben in all Ihren

Ausführungen großen Wert darauf gelegt, dass konzer-
tierte Meinungsbildungen einzelne Vorstöße und singu-
läre Meinungsäußerungen nicht ausschließen. Vor die-
sem Hintergrund möchte ich Sie jenseits aller
Abstimmungsprozesse im Kabinett und in der EU fra-
gen, ob Sie persönlich die Zeit für reif halten, das EU-
Waffenembargo gegenüber China aufzuheben.


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508121000

Ich persönlich teile den Standpunkt, den die Bundes-

regierung dem Parlament vorgetragen hat.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Entschuldigen Sie, Herr Präsident, wenn ich noch etwas
hinzufüge. Sie würden mich doch zu Recht der real exis-
tierenden Schizophrenie zeihen, wenn ich persönlich an-
derer Meinung wäre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508121100

Die nächste Frage hat der Kollege Ruprecht Polenz.

Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1508121200

Herr Außenminister, der Bundeskanzler hat sich ein-

deutig festgelegt, dass er sich für die Aufhebung des EU-
Waffenembargos einsetzen will. Das macht im Grunde

n
D
m
g
s
i
s
Ü
g

a
s

z
i
s
z

i

o
r
B

F
n
w
s
g
S


d
n


e
d
S
l
d
F

(C (D ur dann Sinn, wenn dahinter ein Exportinteresse eutschlands steht. Wenn dem nicht so wäre, müsste an nicht die Vorreiterrolle einnehmen. Ich frage Sie anz konkret: Können Sie ausschließen, dass es im Zuammenhang mit Waffenlieferungen Vorverabredungen m Hinblick auf mögliche Zusagen gegeben hat, wie es ie etwa in Bezug auf die Hanauer Nuklearfabrik zur berraschung vieler, aber nicht zur Überraschung einier gab? Kollege Polenz, ich möchte das eine nicht mit dem nderen verbinden, es handelt sich um völlig unterchiedliche Tatbestände. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508121300

Ich muss in aller Entschiedenheit die Unterstellung
urückweisen, dass es irgendwelche von Ihnen insinu-
erte Verabredungen gegeben hat oder so etwas im Raum
teht. Das muss ich wirklich mit aller Entschiedenheit
urückweisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508121400

Die nächste Frage hat der Kollege Friedbert Pflüger.

Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1508121500

Herr Bundesminister, als vormaligen Grünen wollte

ch Sie fragen,

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


b Sie sich, wenn Sie anstelle des Bundeskanzlers ge-
eist wären, genauso eingelassen hätten wie der Herr
undeskanzler?

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508121600

Herr Kollege Pflüger, ich will gern auf Ihre Frage, die

rage eines zukünftigen Schwarzen, antworten. Ich kann
ur sagen: Fragen im Konjunktiv sind nicht zu beant-
orten. Wenn die Bundesregierung reist, dann vertritt
ie ihren Standpunkt. Diesen habe ich Ihnen gerade dar-
estellt und den vertrete ich aus voller Überzeugung, wie
ie merken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Der Bundeskanzler auch?)


Das gilt für den Bundeskanzler ganz genauso. Das ist
ie abgestimmte Position der Bundesregierung. Da kön-
en Sie so lange fragen, wie Sie wollen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Realsatire!)

Das hat mit Realsatire überhaupt nichts zu tun. Das
inzig Satirische – Kollege Westerwelle, lassen Sie mich
iese Antwort geben – ist Folgendes: Der entscheidende
achverhalt ist hier im Grunde genommen schon vor
anger Zeit von der Bundesregierung klargestellt wor-
en. Aufgrund der Veränderungen muss man sich die
rage stellen, ob es ein Instrument gibt, das an entspre-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7091


(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

chende Verbesserungen gebunden wird, und zwar nicht
nur an irgendwelche Zusagen, sondern an reale Verbes-
serungen im Hinblick auf die Menschenrechtssituation,
auf die friedliche Beilegung des Streits im Verhältnis zu
Taiwan und die allgemeine Entwicklung in der Volksre-
publik China. Die Frage ist, ob es nicht sinnvoll ist, da-
rüber nachzudenken.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Sie denken ja nicht nach!)


Diese Sache ist seit langem klar. Insofern gebe ich of-
fen zu: Die Fragen, die Sie jetzt stellen, sind teilweise
nur noch im Stile einer Gebetsmühle zu beantworten, in-
dem man diesen Sachverhalt immer wieder wiederholt
oder


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Überhaupt nicht!)


indem man auf den ironischen Sachverhalt weiterer Zu-
satzfragen mit entsprechender Ironie eingeht. Das ist die
Lage; dafür machen Sie bitte nicht mich verantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie demaskieren sich hier doch! Wo sind denn Ihre Überzeugungen geblieben? Und dann klatschen die Grünen auch noch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508121700

Die nächste Frage hat der Kollege Erich Fritz.

Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1508121800

Herr Bundesminister, da Sie uns gerade vorgetragen

haben, dass Sie mit Ihrem russischen Amtskollegen
Iwanow gesprochen haben,


(Joseph Fischer, Bundesminister: Richtig!)

fragen ich Sie: Haben Sie ihm erklärt, warum die Bun-
desregierung überlegt, die MOX-Anlage nach China zu
verkaufen, dies aber nach Russland nicht möglich war,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Tja!)

obwohl dort die Überführung von waffenfähigem Pluto-
nium in den zivilen Brennstoffkreislauf möglich gewe-
sen wäre?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508121900

Ich möchte Ihr Gedächtnis etwas auffrischen. Erstens.

Dieses Thema hat bei den Gesprächen mit meinem Kol-
legen Iwanow keine Rolle gespielt.

Zweitens. Die Voranfrage der Firma Siemens war da-
mals – ich glaube, es war im September 2000, zumindest
was mein Haus betrifft – nach den Prüfungen, die ich ge-
mäß § 7 des Außenwirtschaftsgesetzes vorzunehmen
hatte, positiv beschieden worden. Das scheinen Sie ver-
gessen zu haben.

Dass das Geschäft nicht zustande gekommen ist oder
dass letztendlich kein Ausfuhrantrag gestellt worden ist,
der zu bescheiden gewesen wäre, lag ausschließlich an

d
s
f
m
a

d
t
d
p
D

s
t
w
D
d
d
3


a
f

F
f
e
d
z
f
e
g
t

h
P
g
V
s
l
d
d
m

u
s
d
I

(C (D en Finanzierungsvorstellungen der russischen Seite. Es cheint aber bei Ihnen wie auch bei anderen in der Öfentlichkeit in Vergessenheit geraten zu sein, dass es daals einen positiven Vorbescheid der Bundesregierung uf diese Voranfrage gegeben hat. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508122000

Eine weitere Frage hat der Kollege Hartwig Fischer.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1508122100

Herr Bundesminister, haben Sie vor dem Hintergrund

er Entwicklungen in der EU in den vergangenen Mona-
en – ich nenne hier nur den Stabilitätspakt und die Frage
es Embargos – nicht den Eindruck, dass andere euro-
äische Staaten der Meinung sein müssten, dass
eutschland hier einen Sonderweg gehen will?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508122200

Nein, diesen Eindruck habe ich überhaupt nicht. Un-

er niederländischer Nachbar hat bezüglich des Stabili-
äts- und Wachstumspakts scharfe Kritik geübt und
urde hier im Hause gerade von Ihnen im Rahmen der
ebatte über den Stabilitätspakt inniglich zitiert. Nach
em jüngsten Bericht der Kommission entwickeln sich
ie Niederländer hinsichtlich ihres Defizits in Richtung
,25 Prozent.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Er steht zum Vertrag! Anders als Sie!)


Er steht zum Vertrag, Herr Westerwelle. Wir stehen
uch zum Vertrag. Ich sage Ihnen: Die Aufwüchse er-
olgten von Jahr zu Jahr in 1-Prozent-Schritten.
Das heißt im Klartext – ich danke Ihnen für die

rage –: Die Bundesregierung hält am Stabilitätspakt
est. Sie können sich ruhig an den Kopf greifen: Wenn
s kein Vorziehen der Steuerreform gäbe, würden wir
ie 3-Prozent-Grenze schaffen. Wir halten dieses Vor-
iehen angesichts des Anschubeffektes – ein Einmalef-
ekt mit einer kurzfristigen Verschuldung und bzw. oder
iner Erhöhung der Veräußerungserlöse – jetzt zu Be-
inn eines konjunkturellen Aufschwungs aber für ex-
rem wichtig.
Ich höre, auch der bayerische Ministerpräsident ge-

ört mittlerweile zu den Überzeugten. Ich nehme an, die
arteivorsitzende Merkel wird sich diesen Überzeugun-
en – dem Weihnachtsstern von Bethlehem Richtung
ermittlungsausschuss folgend – ebenfalls anschließen,
odass Herr Koch am Ende zurückbleibt. Aber der Stabi-
itätspakt – das kann ich Ihnen versichern – gilt auch in
en kommenden Jahren, selbst bei den Anstrengungen,
ie wir im gerade beginnenden Aufschwung unterneh-
en müssen.
Das wird sich auch auf andere auswirken. Frankreich

nternimmt gleichfalls große Anstrengungen, das ange-
trebte Ziel zu erreichen. Auch die Niederlande werden
ieses tun. Insofern kann ich Ihnen nur sagen: Ich teile
hre Auffassung überhaupt nicht.

7092 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508122300

Eine weitere Frage hat der Kollege Jürgen Koppelin.

(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Herr Präsident, wie lange soll denn das noch weitergehen? – Jürgen Koppelin [FDP]: Bis die Fragestunde vorbei ist!)


– Dies ist eine interessante Fragestunde.

(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Die Fragen sind schlecht, der Außenminister ist gut! – Gegenruf von der CDU/CSU: Ihre Fraktion ist ja schon fast gleichgeschaltet!)


Wir alle sollten ein Interesse daran haben, interessante
Fragestunden abzuwickeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1508122400

Herr Bundesminister, haben Sie eine Erklärung dafür,

dass die Äußerungen des Bundeskanzlers in China in
den Koalitionsfraktionen so viel Unruhe geschaffen ha-
ben, dass sich Koalitionsabgeordnete auch öffentlich ge-
äußert und ihre Empörung zum Ausdruck gebracht ha-
ben, wenn diese Äußerungen des Bundeskanzlers nach
Ihrer Darstellung doch völlig harmlos sind und nur die
Politik der rot-grünen Koalition wiedergeben? Muss ich
dem entnehmen, dass diese Aufregung der Koali-
tionsabgeordneten völlig unnötig gewesen ist?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508122500

Als Vertreter der Bundesregierung würde ich es nie

wagen, die Aufregung von unabhängigen und frei ge-
wählten Abgeordneten – weder von solchen der Opposi-
tion noch von solchen der Koalition – zu qualifizieren.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber ich möchte Ihnen Folgendes sagen: Es wird immer
wieder Themen geben, über die wir – mal mehr, mal we-
niger – diskutieren müssen. Ich denke, dass wir heute
klar gemacht haben, worum es uns geht.


(Zuruf von der FDP: Ach ja?)

– Bei Ihnen ist das natürlich nicht angekommen. Ich
könnte wirklich


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Mal die Wahrheit sagen!)


den Stein der Weisen gefunden haben und Sie würden
sagen, es sei nur Dreck. Das ist nun einmal die Aufgabe
der Opposition.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


I


S

t

b
e

P
B

m
P
V

d
D
R
u
u
i
n
g
m
S

(C (D nsofern möchte ich mich da auch nicht weiter mühen. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gleich wird er auch noch über Wasser gehen! – Heiterkeit bei der FDP)


Aber nur, Herr Westerwelle, wenn ich Sie mitnehme.
ie würden dann unter Wasser gehen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber Sie sinken eindeutig früher!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508122600

Herr Bundesminister, haben Sie die Frage beantwor-

et?


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508122700

Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508122800

Gut.
Frau Kollegin Pfeiffer, ich muss Ihnen sagen, dass Sie

ereits eine Frage gestellt haben. Es steht Ihnen nicht zu,
ine zweite Frage zu stellen.
Damit sind wir am Ende der Befragung zu diesem

unkt. Herr Bundesminister, ich bedanke mich für Ihre
ereitschaft, die Fragen zu beantworten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Fragen 20 und 21 werden schriftlich beantwortet.
Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums des Inneren. Zur Beantwortung steht der
arlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur
erfügung.
Ich rufe die Frage 22 der Kollegin Petra Pau auf:

Welche Anstrengungen hat die Bundesregierung bisher
unternommen – wie vom Bundesminister des Auswärtigen,
Joseph Fischer, vorgeschlagen; vergleiche „Berliner Zeitung“
vom 27. Oktober 2003 –, die Altersversorgung von Staatsse-
kretären und Ministern des Bundes zu überprüfen, und zu
welchen Erkenntnissen und Ergebnissen ist die Bundesregie-
rung bei diesen Prüfungen gekommen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1508122900

Herr Präsident, ich beantworte die Frage wie folgt:
ie Übertragung der Änderungen in der gesetzlichen
entenversicherung auf die Versorgung der Beamtinnen
nd Beamten, Richterinnen und Richter und Soldatinnen
nd Soldaten des Bundes wirkt unmittelbar auch auf den
n der Frage angesprochenen Personenkreis. Darüber hi-
aus werden weitere Änderungen im Bereich der Versor-
ung der Mitglieder der Bundesregierung und der Parla-
entarischen Staatssekretärinnen und Parlamentarischen
taatssekretäre des Bundes geprüft.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508123000

Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Pau, bitte schön.

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7093


(A) )



(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508123100

Herr Staatssekretär, können Sie uns etwas über den

Stand der Prüfungen und Vorarbeiten und vielleicht auch
über die Zeitplanung bezüglich der Umsetzung in Ge-
setze sagen? Immerhin hat es die Bundesregierung und
die Mehrheit in diesem Parlament geschafft, die Bezüge
der Rentnerinnen und Rentner in historisch kurzer Zeit
zu kürzen. Also müssten wir doch auch jetzt Tempo vor-
legen, wenn es darum geht, unsere eigenen Bezüge zu
kürzen.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1508123200


Frau Kollegin, ich möchte Sie an die letzte Besol-
dungsanpassung im öffentlichen Dienst erinnern. Die
Ministerinnen und Minister sowie die Staatssekretärin-
nen und Staatssekretäre haben an der Besoldungsanpas-
sung nicht teilgenommen. Ich erlaube mir, das in Erinne-
rung zu rufen, um Ihnen einmal deutlich zu machen, wie
der Beitrag aussieht. Im Übrigen bleibe ich bei der Aus-
sage, dass sich die Frage der Versorgung in der Prüfung
befindet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508123300

Eine weitere Zusatzfrage, bitte, Frau Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508123400

Mir ist sehr wohl bekannt, dass die Anpassung der

Ministergehälter entsprechend dem öffentlichen Dienst
nicht bzw. in abgeschwächter Form stattgefunden hat.
Der Bundesaußenminister hat sich aber in der zitierten
und nachgefragten Äußerung ganz deutlich auf die Al-
tersbezüge und Pensionen bezogen. Daher frage ich Sie
noch einmal: Welche Vorstellung hat die Bundesregie-
rung, wie dieser Bereich in Zukunft konkret geregelt
werden soll?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1508123500


Sie wissen, dass beispielsweise in den Bereichen der
Sonderzuwendungen und des Urlaubsgeldes auf Bundes-
ebene für das Jahr 2004 folgende klare Entscheidungen
zur Versorgung getroffen worden sind. Dies zeigt, dass
auch in den Bereich der Versorgung der von Ihnen ange-
sprochenen Personengruppe tief eingegriffen wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508123600

Die Fragen 23 und 26 aus diesem Geschäftsbereich

werden schriftlich beantwortet.
Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs.

Vielen Dank, Herr Staatssekretär.
Die Fragen 27 bis 33 aus dem Geschäftsbereich des

Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit werden
schriftlich beantwortet.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft. Zur Beantwortung steht der Parlamenta-
rische Staatssekretär Matthias Berninger zur Verfügung.

H

B
L
r
b

S
S
J
T
s
D
b

B
L
d
i

P
m

B
L
w
e
a

t
G

(C (D Zunächst kommen wir zu Frage 34 des Kollegen ans-Michael Goldmann: Ist die Bundesregierung mit der zuständigen Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, der Meinung – vergleiche „Süddeutsche Zeitung“ vom 29./30. November 2003 –, dass die vom Bundesrat beschlossene Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nicht in Kraft treten sollte? Ma Herr Abgeordneter Goldmann, für die Bundesregie ung kann ich Ihnen auf Ihre Frage folgende Antwort geen: Ja. Eine Zusatzfrage, Kollege Goldmann. Herr Kollege Staatssekretär Berninger, ich habe, wie ie sicherlich gelesen haben, ausdrücklich nach dem tandpunkt der Bundesregierung gefragt. Sie haben mit a geantwortet. Wie ist es zu erklären, dass sich große eile der Sozialdemokratischen Partei wie auch der Tierchutzbeauftragte der Sozialdemokratischen Partei, Herr r. Priesmeier, in dieser Frage ganz anders geäußert haen? Ma Herr Abgeordneter Goldmann, mir ist nicht bekannt, ass unser Kollege Priesmeier Teil der Bundesregierung st. Sind Sie der Meinung, dass die Sozialdemokratische artei, wenn es um grüne Weichenstellungen geht, nicht ehr Teil der Bundesregierung ist? Ma Herr Abgeordneter Goldmann, ich kann mich nur iederholen: Die Bundesregierung hat in dieser Frage ine eindeutige Position. Diese habe ich in der Antwort uf Ihre Frage deutlich gemacht. Da es keine weiteren Fragen von anderen Abgeordne en gibt, kommen wir nun zu Frage 35 des Kollegen oldmann: Wie bewertet die Bundesregierung die Aussage der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast – vergleiche „Süddeutsche Zeitung“ vom 29./30. November 2003 –, sie werde keinesfalls die vom Bundesrat verlangte Änderung zu der von ihr vorgelegten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung akzeptieren und die Verordnung deshalb nicht unterschreiben? 7094 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 Mat Herr Kollege Goldmann, die Bundesregierung bewertet die Aussage der Bundesministerin Künast, auf die Sie sich in Ihrer Frage beziehen, uneingeschränkt positiv. Außerdem möchte ich festhalten, dass mit der Umsetzung des Bundesratsbeschlusses eine ganze Reihe von Rechtsunsicherheiten verbunden wären. Insbesondere wäre mit den Maßgabebeschlüssen des Bundesrates die Richtlinie 1999/74/EG zum Schutz von Legehennen nicht in Einklang zu bringen. Ihre Zusatzfrage, Herr Goldmann. Herr Staatssekretär, sind Sie nicht wie ich der Mei nung, dass die Bundesregierung mit dieser Vorgehensweise, die die Frau Ministerin gewählt hat, ein Mahnverfahren seitens der EU riskiert? Ma Diese Auffassung teile ich nicht. Wir könnten auch bei einer Reihe weiterer Fragen auf das Thema Mahnverfahren zu sprechen kommen. Es hat eine Reihe von Aktivitäten vonseiten der Bundesregierung gegeben, um solche Mahnverfahren abzuwehren. Insbesondere möchte ich auf ein Schreiben vom Juni 2002 an die Veterinärbehörden der Länder sowie die Ministerien für Umwelt des Saarlandes und für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein hinweisen. Darin haben wir die Länder gebeten, uns darüber zu unterrichten, inwieweit die einschlägigen Landesrahmenbedingungen im Bereich der Schweinehaltung mit dem EU-Recht in Einklang stehen. Wir haben von allen Ländern eine positive Rückmeldung erhalten und diese nach Brüssel weitergeleitet. Eine weitere Zusatzfrage, bitte, Herr Goldmann. Herr Staatssekretär, es sind zwei weitere Verfassungs beschwerden gegen die Regelung anhängig, die mit der neuen Legehennenhaltungsverordnung auf den Weg gebracht worden ist. Die Bundesregierung hat, soweit ich weiß, bis zum März 2004 Gelegenheit, dazu Stellung zu beziehen. Können Sie uns schon mitteilen, in welcher Form die Bundesregierung dazu Stellung nehmen wird? Können Sie uns darüber informieren, ob es eine Information oder eine Beteiligung des zuständigen Fachausschusses geben wird? Ma Herr Abgeordneter Goldmann, die Bundesregierung ist nach wie vor der Meinung, dass das geltende Recht v t v f t g S b f d N P h s B H B L v B s B r B c s d t T d r K F h B L s E s (C (D om November 2001, welches das Verbot von Tierhalung in Käfigen des alten Typs bis Ende des Jahres 2006 orsieht und darüber hinaus weitere Verbotsregelungen ür entsprechende andere Käfighaltungssysteme beinhalet, Grundlage für ihre Arbeit ist. Vor diesem Hinterrund werden wir zu den anhängigen Verfassungsklagen tellung nehmen. Der Respekt vor dem Bundesverfassungsgericht ver ietet es, dass ich hier darüber spekuliere, wie diese Verahren ausgehen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass er Bundesrat und der Bundestag den Beschluss zur utztierhaltungsverordnung nach einer umfangreichen rüfung der Verfassungsmäßigkeit gemeinsam gefällt aben, sodass ich keinen Grund habe, an der Verfasungskonformität dieses gemeinsamen Beschlusses von und und Ländern zu zweifeln. Wir kommen zur Frage 36 der Kollegin Dr. Christel appach-Kasan: Kann die Bundesregierung auf Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen ausschließen, dass die Bodenund Freilandhaltung von Legehennen mit Nachteilen für den Verbraucherund Tierschutz verbunden sein kann? Ma Frau Abgeordnete Happach-Kasan, der Einfluss der erschiedenen Haltungsverfahren insbesondere auf die elange des Tierschutzes wird derzeit untersucht. Daher ind die Agrarministerinnen und Agrarminister von und und Ländern im Rahmen der Agrarministerkonfeenz vom 26. September 2003 übereingekommen, das MVEL nach Abschluss dieser umfangreichen Untersuhungen um einen Bericht zu bitten. Dieser wird entprechend vorgelegt. Ergänzend möchte ich sagen, dass gerade in den Län ern, die eine lange Tradition in der artgerechten Halung von Legehennen haben, keine Nachteile für den ieroder Verbraucherschutz festgestellt worden sind. Eine Zusatzfrage, bitte schön. Herr Staatssekretär, meines Wissens gibt es nicht nur ie angesprochenen Untersuchungen, sondern auch beeits Untersuchungsergebnisse. Ich frage Sie: Welche enntnisse über die mikrobielle Belastung von Eiern aus reilandhaltung im Vergleich zu Eiern aus Käfighaltung aben Sie? Ma Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen zu die em Thema. Ganz grundsätzlich muss man sagen, dass ier, bevor sie in den Verkehr gebracht werden, zu unteruchen sind, wodurch sichergestellt wird, dass die Eier Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7095 Parl. Staatssekretär Matthias Berninger so zu den Verbrauchern gelangen, wie es notwendig ist. Das heißt, die Grundsätze des vorbeugenden Verbraucherschutzes müssen eingehalten werden. Sie wissen, dass im Spannungsfeld zwischen dem Tier-, Umweltund Verbraucherschutz immer wieder Abwägungen zu treffen sind. Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass eine Fläche in der Größe von DIN A4 nicht als ein ausreichender Lebensraum für Tiere bezeichnet werden kann. Durch den Einsatz moderner Technik müssen wir daher dafür Sorge tragen, dass bei der Tierhaltung Tierschutz, Verbraucherschutz und Umweltschutz künftig in angemessener Weise in Einklang gebracht werden. Das konnte durch die Käfighaltung sicherlich nicht erreicht werden. Zweite Zusatzfrage, Frau Kollegin. Herr Staatssekretär, wie Sie sicherlich wissen, ist ins besondere die Belastung von Lebensmitteln mit Salmonellen vor allem für kleine Kinder und ältere Menschen außerordentlich gefährlich. Insofern frage ich Sie: Wie hoch ist die Salmonellenbelastung von Eiern aus Freilandhaltung? Sind Sie nach der Abwägung wirklich der Meinung, dass man eine solche Salmonellenbelastung, die nachweislich in jedem Jahr zu Todesfällen in Deutschland führt, hinnehmen muss? Ma Frau Abgeordnete, die Salmonellenbelastung von Lebensmitteln ist zweifellos ein ernst zu nehmendes Problem. Für den Eintrag von Salmonellen gibt es eine Vielzahl von Ursachen. Es ist Politik der Bundesregierung, dieses Risiko für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu minimieren. Anders als die Vorgängerregierung haben wir uns bei der Tierhaltung deshalb um eine Minimierung der Risiken durch Salmonellen bemüht. Sie wissen, dass wir das beispielsweise im Schweine-, aber auch im Geflügelbereich zum Teil gegen den erheblichen Widerstand auch der Opposition durchsetzen konnten. Glauben Sie mir: Die Bundesregierung beabsichtigt, die Salmonellenbelastung insgesamt zu minimieren. Es ist völlig klar: Unabhängig davon, wie das Huhn gelebt hat, dürfen Eier mit einer zu hohen Salmonellenbelastung nicht in den Verkehr gebracht werden. Die einschlägigen Kontrollen stellen das auch sicher. Eine weitere Frage des Kollegen Goldmann, bitte schön. Herr Staatssekretär, diese Frage wurde ja zur Grund lage wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht. Ist es z g d g g R d m d n B L m g ä D v d s n D s d o s s h L g H g a s F t h N s n d H s f b (C (D utreffend, dass es wissenschaftliche Untersuchungen ibt, durch die der Verdacht sehr nahe gelegt wird, dass ie Freilandhaltung keineswegs so artgerecht, tierschutzerecht, verbraucherfreundlich und krankheitsvorbeuend ist, wie Sie es hier darstellen? Haben Sie der TÜVegelung, die im Bundesrat auf den Weg gebracht weren sollte – alle Haltungsformen sollten unter den von ir angesprochenen Gesichtspunkten überprüft weren –, aufgrund dieser Einschätzung, die Sie kennen, icht zugestimmt? Ma Die in Ihrer Frage zugrunde liegende Unterstellung öchte ich in aller Deutlichkeit zurückweisen, Herr Abeordneter Goldmann. Die Studie, auf die Sie sich beziehen, ist die der Tier rztlichen Hochschule Hannover. iese Studie ist in der öffentlichen Debatte entsprechend orgetragen worden. Wir haben weitere so genannte Stuien zu diesem Thema ausgewertet und kommen voneiten der Bundesregierung zu dem Ergebnis, dass wir icht auf die relativ unausgeprägten Erfahrungen in eutschland zurückgreifen sollten, sondern uns stattdesen beispielsweise an den jahrelangen Erfahrungen in er Schweiz beim Verbot der Käfighaltung orientieren. Über die Glaubwürdigkeit der Aussagen, Herr Abge rdneter, können Sie sich selbst ein Urteil bilden. Das pielt aber hier keine Rolle. Ich möchte darauf hinweien, dass wir eine ganze Reihe von Studien ausgewertet aben. Wir wollen insbesondere auf die Erfahrungen von ändern zurückgreifen, die eine lange Tradition mit arterechten Haltungsverfahren bei Legehennen haben. ier sind zuvorderst die Schweizer zu nennen. Dort ist enau das, was Sie in Ihrer Frage angesprochen haben, nders beantwortet worden, als Ihnen recht zu sein cheint. Jetzt möchte der Kollege Friedrich Ostendorff eine rage stellen. Herr Staatssekretär, ich möchte Sie bitten, etwas lau er zu sprechen. Hier jedenfalls sind Sie nicht zu versteen. Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508123700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508123800
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508123900
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508124000
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508124100
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508124200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508124300

(A) )


(B) )

Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508124400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508124500
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508124600
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508124700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508124800
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508124900
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508125000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508125100
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508125200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508125300
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508125400
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508125500

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508125600
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508125700
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508125800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508125900
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508126000
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508126100

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508126200
Herr Staatssekretär, teilt die Bundesregierung die Ein-

chätzung der Fraktion der Grünen zur Kritik der Inter-
ationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung an der von
er FDP immer wieder zitierten Studie der Tierärztlichen
ochschule Hannover, weil diese Studie keine wissen-
chaftliche Grundlage für die Wiedereinführung der Kä-
ighaltung in Form so genannter ausgestalteter Käfige
ietet?

7096 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Mat
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508126300


Herr Abgeordneter, das ist zweifellos richtig. Bundes-
ministerin Künast hat für die Bundesregierung in ihrer
Rede vor dem Bundesrat bereits auf die Mängel dieser so
genannten Studie hingewiesen. Unter anderem geht es
um die Frage, wie die Daten erhoben worden sind. Auch
die Datengrundlage für die Studie ist in Zweifel zu zie-
hen. Es werden zum Teil Rückschlüsse auf Betriebsgrö-
ßen und -formen gezogen, die gar nicht Gegenstand der
Untersuchung waren. Ich würde sagen: Das Ergebnis ei-
ner solchen Studie dürfte unter dem Gesichtspunkt der
Wissenschaftlichkeit nicht einmal Grundlage einer Di-
plomarbeit sein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508126400

Eine weitere Frage der Kollegin Angelika

Brunkhorst.


Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1508126500

Herr Staatssekretär Berninger, wären Sie so freund-

lich, uns die von Ihnen erwähnten Studien, die so auf-
schlussreich sein sollen, zur Verfügung zu stellen?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508126600


Das kann ich sehr gerne tun. Allerdings kann ich sie
Ihnen nicht einzeln vorlesen.


(Angelika Brunkhorst [FDP]: Das erwarte ich auch nicht!)


Wir können sie Ihnen gerne zukommen lassen.

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Für Weih nachtsmärchen sorgen wir selber!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508126700

Wir kommen jetzt zur Frage 37 der Kollegin

Dr. Christel Happach-Kasan:
Wie bewertet die Bundesregierung die These, dass mit der

Boden- und Freilandhaltung häufig höhere Mortalitätsraten
von bis zu 20 Prozent, ein erhöhter Medikamenteneinsatz und
verstärktes Schnabelkürzen bei Legehennen verbunden sind?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508126800


Frau Happach-Kasan, die Tierverlustraten weisen in
allen Haltungssystemen einschließlich des herkömmli-
chen Käfigs erhebliche Varianzen auf. Bisher liegen
keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor, die Ihre
These stützen, dass die Mortalitätsraten bei der Boden-
haltung zwingend 20 Prozent über denen der Käfighal-
tung liegen. Diese Zahl ist unter anderem auf Basis einer
Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover in die
Debatte gebracht worden, deren wissenschaftliche
Grundlage von einer ganzen Reihe von Experten inzwi-
schen in Zweifel gezogen wird.

M

B
L
t
n
B
k
e
d
d
n
n
b
t

M
i
z
w
M
b
l
H

B
L
b
g
s
c
r
H
G
D
b
g
k
m
t

b
m
M
l
z

(C (D Eine Zusatzfrage, Frau Happach-Kasan, bitte schön. Was ist Ihrer Kenntnis nach die Ursache für erhöhte ortalitätsraten, egal bei welcher Haltungsform? Ma Eine ganz wesentliche Ursache für erhöhte Mortali ätsraten ist die Nachlässigkeit von Tierhaltern, die sich icht vernünftig um ihre Tiere kümmern, wodurch zum eispiel Krankheiten im Bestand nicht frühzeitig erannt werden. Eine zweite wesentliche Ursache kann ine falsche Form der Fütterung der Tiere sein. Eine ritte Ursache für erhöhte Mortalität ist die Tatsache, ass die Tiere über den Boden entsprechende Stoffe aufehmen können, die sie krank machen. Dazu kommt och der Hühnerhabicht ins Spiel. Für den Hühnerhaicht ist es zweifellos leichter, frei laufende Hühner zu öten als solche, die in einem Käfig gehalten werden. Eine weitere Zusatzfrage, Frau Happach-Kasan. Ich gehe davon aus, dass es einfache mechanische ittel gegen den Hühnerhabicht gibt. Etwas schwieriger st es, Krankheitserreger bei der Bodenhaltung wirksam u bekämpfen. Stehen den Hühnerhaltern nach den gegenärtig geltenden gesetzlichen Regelungen entsprechende edikamente zur Verfügung, um diese Krankheiten zu ekämpfen? Inwieweit gestatten die Richtlinien des ökoogischen Landbaus eine artgerechte Ernährung von ühnern? Ma Zur Frage eins kann ich Folgendes sagen: Wie Ihnen ekannt ist, lebt Mastgeflügel in der Regel nicht in Käfien, sondern in Bodenund Freilandhaltung. Damit ist chon deutlich, dass es möglich ist, mit dem entsprehenden Management dafür zu sorgen, die Mortalitätsaten in diesem Bereich niedriger zu halten. Was den ühnerhabicht betrifft, so gibt es bei der Freilandhaltung renzen, ihn daran zu hindern, sich Hühner zu greifen. as ist leider in der Natur so. Ein vergleichbares Prolem haben die Binnenfischer mit dem Kormoran. Da ibt es technische Grenzen. Vor diesem Hintergrund ist lar, dass man die Mortalitätsraten bei gutem Manageent deutlich senken kann, vor allem wenn die Tierhaler ihrer Rolle verantwortungsvoll gerecht werden. Zur zweiten Frage: Es ist so, dass das Tierfutter, ins esondere was essenzielle Aminosäuren angeht, sowohl it herkömmlichen Mitteln als auch mit technischen öglichkeiten, zum Beispiel durch Zusatz von künst ichen Aminosäuren oder künstlich hergestellten esseniellen Aminosäuren, angereichert werden kann. Das Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7097 Parl. Staatssekretär Matthias Berninger kommt ganz auf die Futtermischung an. Im ökologischen Landbau wird die Versorgung zum Beispiel mit Aminosäuren wie Methionin – ich gehe davon aus, dass Sie darauf anspielen – über den Zusatz von Kartoffelstärke und anderen Substanzen sichergestellt. Herr Goldmann, wollten Sie eine Zusatzfrage stel len? – Bitte schön. Herr Staatssekretär, Sie heben in Ihrer Antwort sehr stark auf die Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover ab, die auch von anderen als Lobbystudie diskriminiert worden ist. Ist Ihnen aus Ihrem reichen Erfahrungsschatz in Verbindung mit Ihrem Wissen über die Agrarwirtschaft nicht bekannt, dass bei Bodenund Freilandhaltung die Mortalitätsraten immer höher sind als bei der so genannten Käfighaltung, dass der Medikamenteneinsatz natürlich höher sein muss, weil die Tiere in einem wesentlich intensiveren Kontakt mit der Umwelt leben, die Beeinträchtigungen mit sich bringt, und dass das verstärkte Schnabelkürzen bei der Freilandhaltung eine Selbstverständlichkeit ist, die überhaupt nichts mit der Studie der Tierärztlichen Hochschule zu tun hat, sondern einfach den Tatsachen entspricht? Ma Herr Abgeordneter Goldmann, ich hatte schon gesagt, dass es gerade im Bereich der Bodenhaltung ein reichhaltiges Spektrum von Erfahrungen gibt. Es gibt Beispiele von sehr schlecht gemanagten Bodenhaltungssystemen. Es gibt aber in gleichem Maße – Sie kennen die Skandale der Vergangenheit – eine große Anzahl von Beispielen von schlecht gemanagten Käfighaltungssystemen. Vor dem Hintergrund kommt es darauf an, dass die Tierhalter ihrer im Tierschutzgesetz festgelegten Verantwortung nachkommen. Darüber hinaus möchte ich darauf hinweisen, dass auch hier eine Abwägung notwendig ist. Es kann nicht sein, dass man Tiere in Käfige mit der Grundfläche eines DIN-A4-Blatts pro Tier sperrt, um dadurch sicherzustellen, dass sie nicht in Kontakt mit dem Boden kommen. Denn es gehört zu artgerechter Tierhaltung, dass Tiere flattern können, scharren können oder ihnen ähnliche Grundbedürfnisse ermöglicht werden. Die Käfighaltung hat im Jahr 1999 zu einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts geführt, wonach die herkömmlichen Käfige als nicht mehr artgerecht und die damit verbundenen Verordnungen als nicht verfassungskonform dargestellt wurden. Wir haben darüber hinaus im Konsens den Tierschutz im Grundgesetz verankert. Ich gehe davon aus, dass die Entscheidung, die dieses Parlament in der letzten Legislaturperiode getroffen hat, auch für die Frage der optimalen Haltungssysteme ein wesentliches Entscheidungskriterium sein wird. B L d z V n t E a h W E d U V z d e A d t B L d a c z g g k H – s (C (D Wir kommen zur Frage 38 der Kollegin Marita Sehn: Wird die Bundesregierung den Forderungen nachkommen, eine großflächige Kampagne gegen die Käfighaltung und einen gezielten Verbraucherboykott zu starten? Ma Frau Kollegin, die Bundesregierung begrüßt die mit er Einführung der obligatorischen Eierkennzeichnung um Jahreswechsel einhergehende Transparenz. Alle erbraucherinnen und Verbraucher können dann erkenen, ob sie Eier aus Käfighaltung oder tiergerechten Halungsverfahren kaufen. Eine Null auf dem Ei bedeutet ier aus ökologischem Landbau, eine Eins bedeutet Eier us Freilandhaltung, eine Zwei bedeutet Eier aus Bodenaltung und eine Drei bedeutet Eier aus Käfighaltung. enn die Verbraucher daraus den Schluss ziehen, kein i mit der aufgedruckten Ziffer 3 zu kaufen, dann würen sie mit dem Einkaufskorb das umsetzen, was sie mfragen zufolge für vernünftig halten. Wir werden darauf setzen, die Verbraucherinnen und erbraucher umfassend zu informieren und transparent u machen, um welche Käfige es geht. In der Masse hanelt es sich um Käfige des alten Typs, in denen Tiere auf iner Fläche leben müssen, die kleiner ist als ein DIN4-Blatt. Eine Zusatzfrage, Kollegin Sehn. Wie wird ie Informationspolitik aussehen? Die zweite Frage lauet: Was wird sie kosten? Ma Wir planen für das nächste Jahr umfangreiche Me ienaktivitäten in verschiedenen Bereichen. Dazu gehört uch die Information der Verbraucherinnen und Verbrauher über die Herkunft und Qualität der Eier. Ich kann um gegenwärtigen Zeitpunkt aber weder über die Ausestaltung noch über die Kosten der Kampagnen Aussaen machen, da Bundesministerin Künast darüber noch eine Entscheidungen getroffen hat. Eine weitere Frage der Kollegin Dr. Christel appach-Kasan. (Marita Sehn [FDP]: Ich habe eine zweite Zusatzfrage!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508126900
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508127000
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508127100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508127200
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508127300
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508127400

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508127500
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508127600
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508127700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508127800
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508127900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508128000
Marita Sehn (FDP):
Rede ID: ID1508128100
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1508128200
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508128300

Ich habe es so verstanden, dass Sie zwei Fragen ge-
tellt haben. Sie können aber nur zwei Fragen stellen.
Frau Happach-Kasan, bitte.

7098 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508128400

Herr Staatssekretär, können Sie uns sagen, wie hoch

der Anteil der Eier ist, die über die Ladentheke verkauft
werden?

Ma
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508128500


Die Zahl der Eier, die direkt über die Ladentheke ver-
kauft werden, ist gering. Ich habe die genauen Zahlen
nicht im Kopf, Frau Abgeordnete Happach-Kasan. Die
meisten Eier werden zu anderen Lebensmitteln weiter-
verarbeitet. Insofern ist es ein besonderes Anliegen der
Bundesregierung, auch in diesem Bereich für Transpa-
renz zu sorgen.

Ich freue mich, dass es eine Reihe von namhaften
Herstellern – zum Teil sehr namhafte Hersteller, darunter
auch Fastfood-Ketten – gibt, die bereit sind, tierschutz-
gerecht und verantwortungsvoll einzukaufen und ihre
Einkaufspolitik dahin gehend zu ändern, dass sie auf
Freilandeier setzen.

Ich freue mich insbesondere auch darüber, dass große
Supermarktketten die Entscheidung getroffen haben, nur
noch Freilandeier als Eier zu listen. Ich würde es begrü-
ßen, wenn in Konsequenz daraus diese Entscheidung
auch auf weiterverarbeitete Produkte ausgedehnt würde.


Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508128600

Eine weitere Frage der Kollegin Gudrun Kopp.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508128700

Herr Staatssekretär, ich kann mich erinnern, dass die

Kosten für die Werbekampagne der Bundesregierung zur
Einführung des Biosiegels 7,5 Millionen Euro betragen
haben. Insbesondere vor dem Hintergrund der äußerst
angespannten Verschuldungssituation frage ich Sie: Pla-
nen Sie jetzt eine weitere Informationskampagne dessel-
ben Umfangs?

Ma
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1508128800


Frau Abgeordnete, ich bin bereits in meiner Antwort
auf die Fragen von Frau Sehn auf den aktuellen Ent-
scheidungsstatus hinsichtlich der Ausgestaltung der
Kampagne innerhalb unseres Hauses eingegangen und
bitte Sie daher um Verständnis, dass ich Ihnen keine an-
dere Antwort geben kann als der Kollegin Sehn.


Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508128900

Wir kommen zur Frage 39 der Kollegin Sehn:

Teilt die Bundesregierung die Auffassung, wie sie unter
anderem von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus,
Mecklenburg-Vorpommern, vertreten wird, wonach der An-
trag von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen im
Bundesrat einen Ausstieg aus der Käfigbatteriehaltung sogar
vor Ende 2006 möglich gemacht hätte – vergleiche „Agra-
Europe“ 48/03 vom 1. Dezember 2003 –, wenn die Verord-
nung unverzüglich erlassen würde?

B
L
n
w
d

w
z
B
l
s

h
E
w
Z
t
d
s
b
v
1
d

a
f
V
w
w

K
T
n
H
d
d
d
g
a
v
1
v

c
K

B
L
r
d

(C (D Ma Frau Abgeordnete Sehn, ich teile die Einschätzung icht, dass im Falle der Umsetzung des Verordnungsenturfs des Bundesrates sogar ein früherer Ausstieg aus er Käfighaltung möglich wäre. Hintergrund meiner Auffassung ist Folgendes: Wenn ir in diesem Bereich allgemeine Prüfungsverfahren ulassen wollen – das ist der ausdrückliche Wille der undesregierung –, dann müssen diese bundeseinheitich geregelt werden. Dazu sind Änderungen im Tierchutzgesetz notwendig. Darüber hinaus müssen die Grundlagen für die ein eitlichen Prüfkriterien auf Basis der wissenschaftlichen rkenntnisse, die erst im Frühjahr bekannt werden, entickelt werden. Wenn Sie die verschiedenen in diesem usammenhang notwendigen gesetzgeberischen Aktiviäten aneinander reihen, dann werden Sie erkennen, dass as alles sicherlich nicht bis zum Jahr 2005 abgeschlosen sein wird. Die logische Konsequenz des Bundesratseschlusses ist aber, dass diese Aktivitäten schon weit or 2005 abgeschlossen werden müssten, um vor dem . Januar 2007 die Käfighaltung in Deutschland zu beenen. Wir kritisieren an dem Beschluss des Bundesrates usdrücklich, dass er kein Datum für das Ende der Käighaltung nennt, sondern ein wie auch immer geartetes erfahren zur Bedingung für den Ausstieg macht. Das ird Bundesministerin Künast, wie schon ausgeführt urde, so nicht unterzeichnen. Wir sagen, ab 1. Januar 2007 ist in Deutschland die äfighaltung verboten. Damit schaffen wir auch für die ierhalter Rechtssicherheit. Die alten Käfige dürfen icht dafür herhalten, über entsprechende alternative altungsformen zu diskutieren. Es ist deutlich geworen, dass die Vertreter der alten Käfighaltung das Thema er alternativen Haltungsverfahren nicht in erster Linie eshalb vorgetragen haben, weil es ihnen um die Sache ing. Sie hatten vielmehr das klare Motiv, den Ausstieg us der Käfighaltung auf einen späteren Zeitpunkt zu erschieben. Alle Betriebe haben die Chance, bis zum . Januar 2007 die Umstellung vorzunehmen. Sie sollten on dieser Möglichkeit auch Gebrauch machen. Eine Zusatzfrage, Frau Sehn. Herr Staatssekretär, ich möchte Sie gerne fragen, wel he Argumente aus Ihrer Sicht gegen die ausgestalteten äfige sprechen. Ma Es gibt eine ganze Reihe von Argumenten. Auch da über ist mit dem Bundesrat 2001 diskutiert worden. An er Grundlage, auf der entschieden worden ist, hat sich Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7099 Parl. Staatssekretär Matthias Berninger seitdem nicht viel geändert. Eine wesentliche Frage ist, ob die Tiere in ausgestalteten Käfigen artgerecht gehalten werden können. Hieran gibt es insbesondere wegen der Höhe der Systeme erhebliche Zweifel. Darüber hinaus gibt es eine Studie der Fachhochschule Vechta, in der im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit festgestellt worden ist, dass die neuen Systeme der Käfighaltung im Vergleich zu den herkömmlichen nicht wettbewerbsfähig sind. Wichtig ist, dass in der politischen Debatte der Hinweis auf wenige ausgestaltete Käfige nicht als Vorwand genommen wird, um dafür zu sorgen, dass Millionen von Käfighaltungsplätzen alten Typs so lange wie möglich bewirtschaftet werden können. Genau das ist aber das Interesse der Käfiglobby, dem sich die Bundesregierung mit allem Nachdruck widersetzt hat. Frau Sehn, haben Sie eine zweite Zusatzfrage? – Das ist nicht der Fall. Dann hat der Kollege Goldmann eine Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, die Begrifflichkeit entlarvt Sie ein bisschen. Für Sie spielt die „Käfiglobby“ eine gewisse Rolle. Ich bitte Sie, zur Kenntnis zu nehmen, dass die FDP nicht dafür ist, Tiere auf einer so kleinen Fläche zu halten. Hier sind wir uns völlig einig. Aber für Sie ist ja Käfig gleich Käfig. Sie argumentieren da ganz geschickt. Aus meiner Sicht sind Sie aber die Antwort auf die Fragen der Kolleginnen Sehn und Kopp – auch wir, die FDP, sind für Tierschutz – schuldig geblieben. Wenn die Bundesregierung, insbesondere Frau Künast, dem von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen im Bundesrat eingebrachten Antrag gefolgt wäre – nebenbei bemerkt, das sind Bundesländer, in denen es sehr viele Arbeitsplätze in der Agrarwirtschaft gibt; in Niedersachsen ist die Agrarwirtschaft der zweitgrößte Arbeitgeber –, einen TÜV einzuführen, der die Haltungsformen, also auch die ausgestalteten Käfige, kontrolliert – diese werden wahrscheinlich in allen anderen europäischen Ländern das Lösungsmodell sein –, dann wären die alten und von Ihnen als „böse“ dargestellten Käfige ein Jahr früher vom Markt genommen worden und dann wären Millionen von Legehennen Schmerzen – so haben Sie das dargestellt – und andere Belastungen bei der Käfighaltung erspart worden. Wir hätten dann einen ganz entscheidenden Schritt in Richtung mehr Tierschutz getan. Insofern verstehe ich Ihre Position nicht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir Ihre Haltung noch einmal erklären könnten. Ma Das mache ich sehr gerne, Herr Abgeordneter. Ich bin sehr dankbar für die klare Haltung der FDP-Fraktion, die alten Käfige so schnell wie möglich abzuschaffen. Angesichts dessen ist aber die Behauptung der Betreiber der alten Käfige, die Eier aus dieser Haltungsform seien für die Verbraucher besser, keine gute Grundlage für Ihre politische Argumentation. d t s I b G s w t d D d s i a n w D – t a d k E s p – d D I s s m s B L w a d B – t (C (D Ich habe eben dargestellt, wie lange der Entscheiungsprozess bis zur Schaffung eines Käfig-TÜVs besenfalls dauern wird. Aufgrund meiner Erfahrungen mit olchen formalen Prozessen glaube ich im Gegensatz zu hnen nicht daran, dass das im Laufe eines Jahres machar sein wird, dass also schon dann ein entsprechendes esetz in Kraft treten kann. Vor diesem Hintergrund ollte man meiner Meinung nach den Weg gehen, den ir vorgeschlagen haben: so schnell wie möglich die alernativen Haltungsformen zu prüfen, damit aber nicht as Auslaufen der alten Käfighaltung zu verbinden. enn es ist zu befürchten – das ist die Haltung der Bunesregierung –, dass eine Mehrheit im Bundesrat eine achgerechte Entscheidung in dieser Frage blockiert, um m Interesse der Käfighalter alles so lange wie möglich, m besten unbefristet – das ist EU-rechtlich allerdings icht möglich –, in der Schwebe zu halten. Das Ergebnis äre, dass Käfige auch nach dem 1. Januar 2007 in eutschland legal betrieben werden könnten. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ausgestaltete Käfige, wo sich die Tiere aufplustern können!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508129000
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508129100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508129200
Marita Sehn (FDP):
Rede ID: ID1508129300

(A) )


(B) )

Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508129400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508129500
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1508129600

Nein, alle Käfige. Das ist der Beschluss des Bundesra-
es und das ist der Grund, warum Ministerin Künast das
blehnt. Ich denke, dass das hinreichend deutlich gewor-
en ist und dass dies auch aus dem Bundesratsbeschluss
lar hervorgeht. Früher war mit dem 1. Januar 2007 ein
nddatum vorgesehen. Jetzt lässt sich in diesem Be-
chluss kein Enddatum mehr finden.
Das heißt, statt ein Ende mit Schrecken zu bereiten,

lanen einige Bundesländer, den Schrecken ohne Ende
oder zumindest möglichst lange – fortzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508129700

Ich gebe jetzt der Kollegin Christel Happach-Kasan

as Wort zur letzten Frage. Bitte, fassen Sie sich kurz!
ie Zeit ist eigentlich abgelaufen.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508129800

Herr Staatssekretär, ist mein Eindruck richtig, dass es

hnen im Wesentlichen darum geht, die Nutzung ausge-
talteter Käfige, in denen es den Hühnern möglich ist,
ich einmal auf eine Stange zu setzen, zu scharren und
it den Flügeln zu schlagen – Sie haben uns all das be-
chrieben –, zu verhindern?
Ma
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1508129900

Frau Abgeordnete Happach-Kasan, wenn Sie die Ant-
orten, die ich für die Bundesregierung gegeben habe,
ufmerksam verfolgt hätten, dann hätten Sie festgestellt,
ass das ausdrücklich nicht die Intention der Politik der
undesregierung ist.
Es ist die Intention der Politik der Bundesregierung
wir hatten dafür eine Mehrheit im Bundesrat –, die al-
en Käfige, in denen in Deutschland Millionen Tiere

7100 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

gequält werden, so schnell wie möglich vom Markt zu
nehmen. Wir werden am Datum 1. Januar 2007 festhal-
ten. Die Botschaft, die von dieser Fragestunde an die Kä-
fighalter ausgeht, muss lauten: Rechtssicherheit besteht
insofern, als die alten Käfige nicht länger als bis zum
1. Januar 2007 betrieben werden dürfen. Das ist im
Sinne der Tiere auch gut so.


(Beifall des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508130000

Vielen Dank, Herr Staatssekretär.
Die Zeit für die Fragestunde ist abgelaufen. Die nicht

mehr aufgerufenen Fragen werden schriftlich beantwor-
tet.

Ich beende damit die Fragestunde.
Ich rufe Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der FDP
Haltung der Bundesregierung zu einem ge-
planten Verkauf der Hanauer Plutoniuman-
lage an die Volksrepublik China

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Kollege Dr. Wolfgang Gerhardt von der FDP-Fraktion
das Wort.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508130100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ha-

nauer Anlage, über die eine Diskussion entbrannt ist,
gibt es seit dem 24. Januar 1989: das Brennelemente-
werk von Siemens. Mit einem hohen Fertigungsdurch-
satz war Siemens damals ein weltweit führender Herstel-
ler von Brennelementen.

Es handelte sich um Hochtechnologie am Standort
Hanau, die die friedliche Nutzung der Kernenergie si-
cherer als jede andere Anlage in irgendeinem anderen
Land der Welt gemacht hat.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Ha! Ha!)


Diese Anlage war leistungsfähig. Sie hätte im Übrigen
dazu dienen können, weltweit waffenfähiges Plutonium
zu entsorgen, um es der friedlichen Nutzung zuzuführen.
Deswegen ist die oberflächliche Debatte über eine „Plu-
toniumanlage“ falsch und irreführend.

Aufgrund eines „ausstiegsorientierten Vollzugs“ des
Atomgesetzes durch den damaligen hessischen Umwelt-
minister Fischer versprach die Anlage für Siemens keine
Wirtschaftlichkeit mehr; Siemens fühlte sich über alle
Maßen von Auflagen, die gesetzlich nicht erforderlich
waren, kujoniert. Diese Technologie wurde auf Kosten
von Arbeitsplätzen aus Deutschland vertrieben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Leider wahr!)


Siemens hat danach die gleiche Technologie in Bel-
gien, in Frankreich und in Großbritannien – das sind

h
d
p
A
s
s
e
m
h

s
t
E
d
l
l
n

W
V

D
r

s

d
i


i
n
d
s
S
t
S
s
n
b

N
T
v
g
r
d

f
Z
r
f


(C (D och geachtete Mitglieder der Europäischen Union, bei enen die Menschenrechte und die Rechtsstaatsprinziien gelten und eine Good Governance sowie eine klare ufsicht gewährleistet sind – zum Einsatz gebracht, um ich Marktanteile zu sichern. Ich bedauere, dass wir dieen ganz natürlichen Wettbewerbern dieses Know-how xportiert haben. Die Bundesrepublik Deutschland öchte schließlich ihre Marktanteile im Wettbewerb alten. Die Technologie der Hanauer Anlage ist danach abge chlossen und bewacht worden. Technisches Wissen und echnische Geräte wurden sozusagen in Kartons gestopft. he dieser Zustand weiter anhält, ist es besser – das ist ie Überzeugung der FDP-Bundestagsfraktion –, die Anage in die Volksrepublik China zu verkaufen. Jedes Kohekraftwerk, das in China nicht ans Netz gehen muss, ützt dem Klimaschutz mehr als alles andere. ir haben also auch ein ökologisches Interesse an dem erkauf dieser Anlage. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da lachen ja die Hühner!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie friedliche Nutzung der Kernenergie durch China ist
ichtig.
Das in den rot-grünen Reihen umstrittene Atomge-

chäft ist nach Angaben von Bundeskanzler Schröder
man muss sich doch noch darauf verlassen können,
ass ein Bundeskanzler in Interviews sagt, wie die Lage
st –


(Zuruf von der CDU/CSU: Das weiß man bei ihm nie!)


beschlossene Sache“. Der Bundeskanzler hat erklärt: Es
st beschlossene Sache. Der Siemens-Konzern habe ei-
en Rechtsanspruch auf die Genehmigung zum Verkauf
er Hanauer Plutoniumanlage, da es nicht zur militäri-
chen Nutzung komme, sagt der Bundeskanzler am
onntag. Auch nach seiner Aussprache mit Außenminis-
er Fischer gibt es – so verlautet aus der Koalition am
onntag/Montag – keine Anzeichen für einen Export-
topp. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering hat in sei-
er ganz ruhigen Art gesagt, er sehe überhaupt kein Pro-
lem in der Koalition.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Warum haben die sich dann angeschrien?)


ach dem Gespräch Schröder/Fischer verlautet, das
hema sei jetzt erledigt; das Atomgeschäft sei bereits
or Schröders Chinareise mit den Spitzen von Auswärti-
em Amt, Wirtschaftsministerium und Umweltministe-
ium abgestimmt worden. Das steht in einer dpa-Mel-
ung.
Damit sich die Grünen nicht in gewundene Antworten

lüchten können, zitiere ich den Bundeskanzler aus der
DF-Sendung „Berlin direkt“: „Man weiß in der Regie-
ung seit längerem, dass wir diesen Rechtsanspruch er-
üllen müssen.“ Nach seiner Bewertung gebe es hier
keine politische Entscheidungsmöglichkeit“. Zum Mit-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7101


(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

schreiben darf ich das wiederholen, vor allem für die
Grünen:


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Für die Protokollanten!)


Man weiß in der Regierung seit längerem, dass wir die-
sen Rechtsanspruch erfüllen müssen. – Diese Feststel-
lung erschien nach den Erklärungen des Bundesaußen-
ministers zum Waffenexport eigentlich ja auch logisch.

Die Bundesregierung nimmt stabilere Verhältnisse in
China, eine stärkere Geltung der Menschenrechte und
anscheinend auch von rechtsstaatlichen Verfahren an, als
es die Bundestagsfraktion der FDP heute tut. Sie ist be-
reit, Waffenexporte nach China wieder zuzulassen,
nimmt eine wesentlich bessere Menschenrechtslage an
und hat höheres Zutrauen zur Volksrepublik China. Mir
muss jemand die Schizophrenie erklären, die darin be-
steht, dass dieselbe Bundesregierung, die sich heute für
Waffenexporte ausspricht, im gleichen Atemzug Sie-
mens daran hindern will, eine Anlage zu verkaufen, die
ausdrücklich der friedlichen Nutzung der Kernenergie
dienen soll.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das ist ein Sachverhalt, der nicht erklärbar ist.

Wir sagen in aller Ruhe, aber auch in aller Klarheit:
Wir sind nun sehr gespannt auf viele gewundene Ant-
worten. Um die Beantwortung einer Frage werden Sie
nicht herumkommen: Wer wusste zu welchem Zeitpunkt
was? Wer hat welche Absprachen mit dem Bundeskanz-
ler getroffen dahin gehend, dass, wenn Siemens beab-
sichtigt, die Anlage nach China zu verkaufen, denn keine
rechtlichen Bedenken entgegengesetzt werden können?
Hat der Außenminister oder hat der Umweltminister
dem Verkauf der Anlage und, wenn ja, zu welchem Zeit-
punkt mit Beteiligung des jeweiligen Ressorts zuge-
stimmt? Das muss die Bundesregierung erklären!

Gespannt bin ich auch darauf, wie sich die grüne
Fraktion dazu äußert, damit wir auf einer Grundlage dis-
kutieren, die nicht streitig ist.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1508130200

Für die Bundesregierung hat jetzt der Parlamentari-

sche Staatssekretär Ditmar Staffelt das Wort.

D
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508130300


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich möchte keine Vergangenheitsbewältigung
betreiben.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das wäre teilweise aber ganz interessant! Das machen wir dann!)


Ich möchte mit meinem Beitrag versuchen, das Thema
auf den eigentlichen sachlichen Kern zurückzuführen.

m
A
N

n
s
g

u
i
G

u

s
A
s
g
d
f
s
d
w

2
a
s
v
e
w
n

s
i
f
z
e
d

D

B
t
P
b
s
w

l
e

(C (D Lassen Sie mich vorweg eines klarstellen: Es wird nur öglich sein, die Genehmigung für die Ausfuhr dieser nlage nach China zu versagen, wenn eine militärische utzung nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann. Im Übrigen verweise ich darauf, dass das Bundesmi isterium für Wirtschaft und Arbeit üblicherweise mit olchen Prüfungsvorgängen – ich darf einmal sagen: taein, tagaus – befasst ist (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sie geben es ja auch zu!)


nd dass unsere Beamten darauf verpflichtet sind – das
st, meine ich, gut so –, diese Prüfung nach Recht und
esetz


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, ja, ja!)

nd nicht nach anderen Kriterien vorzunehmen.
Hier gelten ohne jede Frage das Außenwirtschaftsge-

etz und auch die einschlägigen EU-Verordnungen. Die
nlage ist insofern genehmigungspflichtig. Das heißt,
ie kann nur mit Zustimmung der Bundesregierung aus-
eführt werden. Ob dies möglich ist, richtet sich nach
en eben genannten Kriterien. Hiernach kann eine Aus-
uhr letztlich nur untersagt werden, wenn außen- und
icherheitspolitische Bedenken bestehen oder die Bun-
esregierung internationale Verpflichtungen verletzen
ürde.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Bis jetzt volle Zustimmung!)


Die Firma Siemens hat bereits im Februar des Jahres
003 eine Voranfrage gestellt. Solche Voranfragen sind
bsolut üblich und normal, weil nur ein positiver Be-
cheid am Ende für solche Unternehmen zu vertraglich
erpflichtenden Konsequenzen führen kann. Würde also
ine solche Voranfrage negativ beschieden werden,
ürde sich die Firma Siemens auf ein solches Geschäft
icht einlassen.
Das oft zu hörende Argument, der Export vertrage

ich nicht mit der Ausstiegspolitik der Bundesregierung,
st verständlich, aber im Zusammenhang mit dieser Prü-
ung aus unserer Sicht nicht relevant. Die Anlage ist für
ivile Zwecke konstruiert. Die hier hergestellten Brenn-
lemente sind für Leichtwasserreaktoren bestimmt und
ienen der Energieerzeugung.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nicht uns ansprechen! Wir sind Ihrer Meinung!)


iese Technologie wird in einer Reihe von Ländern
Sie haben es eben angesprochen – eingesetzt, so zum
eispiel in Frankreich, Japan und den Vereinigten Staa-
en. Ich möchte betonen, dass mit dieser Anlage kein
lutonium erzeugt werden kann, wie es verschiedentlich
ehauptet wurde. Es muss vielmehr Plutonium einge-
etzt werden, damit überhaupt Brennelemente hergestellt
erden können.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So ist es!)

Ich füge noch eines hinzu: Genau auf dieser Grund-

age hat es schon einmal einen positiven Bescheid auf
ine solche Voranfrage gegeben; im Zusammenhang mit

7102 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

einem Abrüstungsprojekt in Russland sollten nämlich
34 Tonnen waffenfähiges Plutonium über diese Anlage
sozusagen unschädlich gemacht werden.

Verschiedentlich wurde ferner geäußert, dass mit die-
ser Anlage auch Brennelemente für den so genannten
schnellen Brüter hergestellt werden könnten und diese
dann zur Gewinnung von waffentauglichem Plutonium
genutzt werden könnten. Auch diese Behauptung trifft
so nicht zu. Die Anlage kann in ihrer jetzigen Form diese
Art von Brennelementen nicht produzieren, sie müsste
vielmehr für einen solchen Einsatz in größerem Umfang
umgerüstet werden. Letztlich ist festzustellen, dass die
Technologie des schnellen Brüters außer in Russland
noch nicht ausgereift ist. Sie wird bislang nirgendwo zur
Stromproduktion eingesetzt; das auch noch einmal zur
Klarstellung der Fakten.

Auch der Atomwaffensperrvertrag oder auch das nu-
kleare Exportkontrollregime stehen der Ausfuhr der An-
lage nach China nicht entgegen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gute Rede!)

Gemäß dem Vertrag ist lediglich die Verbreitung von
Nuklearmaterial für militärische Zwecke verboten. Dies
ist hier nicht der Fall. Den Ausbau der zivilen Kernener-
gie will der Vertrag jedoch nicht verhindern. Die Bun-
desregierung wird in jedem Fall eine auch nur mittelbare
militärische Verwendung dieser Anlage ausschließen.
Wir werden China auf eine ausschließlich zivile Nut-
zung dieser Anlage verpflichten, was von der Internatio-
nalen Atomenergieorganisation kontrolliert werden soll.

Ich will an dieser Stelle noch einmal ganz ausdrück-
lich sagen, damit es gar keinen Zweifel gibt: Die aus-
schließlich zivile Nutzung war natürlich von Anfang an
auch Gegenstand der rechtlichen Prüfung, gehörte sozu-
sagen zum Prüfungsvorgang selbst und ist keinesfalls in
irgendeiner Form davon zu trennen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Welche Ressorts waren denn außer Ihrem an diesem Vorgang beteiligt?)


– An dieser Prüfung sind üblicherweise das BAFA, das
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und das
Auswärtige Amt beteiligt, darüber hinaus beratend häu-
fig auch andere, aber, soweit ich es weiß, hauptsächlich
die hier genannten.

Ich will noch einmal sagen: Wir befinden uns in der
Schlussphase der Prüfung. Bisher hat die Firma Siemens
keine Zusage, dass in der Sache positiv entschieden
wird. Sehr wohl aber – das wiederhole ich hier – wird es
in allernächster Zeit nach Klärung der hier noch einmal
aufgeworfenen Fragen mit der Volksrepublik China eine
solche Entscheidung geben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


d

m
G
S
G
s

D
d
G

D
V
k
t
a
W
K
G

D
w
g
d
d
f
ü
w

u
A
t
d
w
d
m
v
n

f
i
D
d
s
d

(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Laurenz Meyer von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich öchte mich in dieser Debatte heute eigentlich nur den rünen zuwenden; denn bei Herrn Schröder und der PD geht es beim Thema Kernenergie sowieso nicht um rundüberzeugungen, sondern nur um taktische Geichtspunkte. (Rolf Hempelmann [SPD]: Man soll nicht von sich auf andere schließen!)

Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1508130400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508130500

ie Grünen haben im Bereich Kernenergie wenigstens
ie ganze Zeit vorgespiegelt, dass es bei ihnen um
rundüberzeugungen gehe.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind Grunderkenntnisse!)


ieser Vorgang steht leider in einer ganzen Reihe von
orgängen. Der letzte war die Abschaltung des Kern-
raftwerks Stade. Aus diesem Anlass hat Herr Trittin Fe-
en gefeiert, Ausstiegsanzeigen geschaltet und viel Geld
usgegeben, aber der Bevölkerung und seinen eigenen
ählern verschwiegen, dass für das Abschalten des
ernkraftwerkes Stade ausschließlich wirtschaftliche
ründe ausschlaggebend waren.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat er gerade nicht verschwiegen, Herr Meyer! Da hätten Sie einmal zuhören sollen!)


ie Anzeige, die in diesem Zusammenhang geschaltet
urde – „Deutschland steigt um auf erneuerbare Ener-
ien“ –, ist eine glatte Lüge gegenüber der Bevölkerung;
enn aus rein wirtschaftlichen Gründen wird die Leistung,
ie durch das Abschalten des Kernkraftwerkes Stade weg-
ällt, auf ein anderes, wirtschaftlicheres Kernkraftwerk
bertragen. Darüber wird die Bevölkerung getäuscht. Es
ird so getan, als wenn man irgendetwas erreicht hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich weiß, warum die Energieversorgungsunternehmen

ns angegriffen haben, als wir den Konsens über den
usstieg aus der Kernenergie kritisch überdenken woll-
en: Die Energieversorgungsunternehmen haben durch
iese Abmachung längere Laufzeiten für ihre Kernkraft-
erke zugebilligt bekommen, als sie es vorher je ge-
acht hatten. Insofern sind sie mit den getroffenen Ab-
achungen glücklich. Aus diesem Grunde wollten sie
erhindern, dass wir uns dieses Themas noch einmal an-
ehmen.
Nun schließt sich der Vorgang um die Brennelemente-

abrik Hanau an. Dort ist eine Technologie installiert, die
n Deutschland abgelehnt wird, weil sie so gefährlich ist.
iese Technologie soll nun nach China exportiert wer-
en. Eben ist schon gesagt worden, dass dieser Vorgang
chon seit Anfang dieses Jahres läuft. Er ist seit Anfang
es Jahres von den zuständigen Ministerien bearbeitet

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7103


(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)


worden. Dabei hat man die Öffentlichkeit – bei den Grü-
nen insbesondere die eigene Partei – sorgfältig im Un-
klaren über das gelassen, was da vorgeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Das Auswärtige Amt hat bereits im Oktober seine Zu-
stimmung zur Ausfuhr der Anlage signalisiert. Schon im
Oktober hat auch das Umweltministerium seine Stel-
lungnahme abgegeben. Was die Grünen sich hier in Sa-
chen Atompolitik leisten, ist an Scheinheiligkeit und
Doppelmoral wirklich nicht mehr zu überbieten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will diesen Wandel in der Position der Grünen mit

zwei Zitaten deutlich machen. 1987 scheiterte in Hessen
die Landesregierung. Herr Fischer wurde aus der Regie-
rung entlassen. Zum Bruch der Koalition hat er damals
gesagt:

Damit ist für uns als Grüne der Punkt erreicht, wo
es ans Eingemachte, an die Grundlagen unserer ei-
genen politischen Identität geht, nämlich die Identi-
tät der Grünen als Antiatompartei.

Das ist lange her.

(Zuruf von der CDU/CSU: Tja!)


Über den Besuch von Herrn Schröder in China ist na-
türlich nichts Negatives gesagt worden. Dass passt ins
Bild! Herr Fischer hätte sich daran erinnern sollen, was
er hier noch am 27. Juni 1996 unter dem Beifall von
Bündnis 90/Die Grünen gesagt hat:

Wir werden eine friedliche Entwicklung Chinas
nicht bekommen, wenn wir vor allen Dingen auf
das Geschäft setzen. ... Deswegen müssen wir mit
den Chinesen unnachgiebig über Menschenrechte,
über tibetische Kultur und über den Schutz von
Minderheiten in China sprechen.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Wenn das Aufträge kostet, dann kostet es eben Auf-
träge.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das hat Joschka Fischer gesagt und von den Grünen gab
es Beifall.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Richtig!)


Was Sie jetzt machen, hat mit Moral nicht mehr das
Geringste zu tun. Es ist nur noch ein Täuschen und Tar-
nen gegenüber der Bevölkerung und gegenüber Ihrem
eigenen Parteitag. Sie machen ein großes Brimborium.
Gestern Abend konnte man im ZDF sehen, wie sich Ihre
Parteivorsitzende bei der Frage, wie lange sie von die-
sem Vorgang schon wisse, gewunden hat. Nachdem die
Frage vier-, fünfmal gestellt worden war, hat sie schließ-
lich darum gebeten, dass die Kamera abgestellt wird,
weil sie darauf keine Antwort geben wollte.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Herr Nachtwei war gestern Abend wenigstens noch so
fair und hat gesagt, über die Tatsache, dass es einen sol-

c
t

a
d
B
w
d
d
C

D
m
s
r
d

T
a
d
f
w
i
w
i
H
n
u
D
d

w
Ö

u
k

v

(C (D hen Antrag gab, seien einige verantwortliche Fachpoliiker informiert worden. Was machen Sie stattdessen? Sie bauen eine Popanz uf. Sie reden vom Verkauf des Kalkar-Kerns, obwohl as ein Phantom ist, und Sie reden davon, dass die rennelemente aus Hanau nach China gehen sollen, obohl das ein Phantom ist. Sie bauen Ihren Popanz auf, amit Sie hinterher sagen können: Das haben wir verhinert und dafür haben wir die Brennelementefabrik nach hina gehen lassen. (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja gut, dass Sie das so genau wissen!)


as ist doch der Punkt. Der Höhepunkt war jetzt – Sie
üssen sich wirklich fragen, ob Sie sich dafür nicht
chämen sollten –, dass Sie tatsächlich sagten, die Ame-
ikaner müssten gefragt werden, ob sie dabei nicht Scha-
en nehmen würden.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


rittin und Fischer wissen seit Monaten davon, halten
ber ihre eigene Partei im Dunkeln und haben Angst vor
em Parteitag, weil dort – anders als in der Bundestags-
raktion – vielleicht noch einige sitzen, die Grundwerte
irklich ernst nehmen. Das, was Sie jetzt hier machen,
st scheinheilig. Das ist gespielte Empörung. Ihre Glaub-
ürdigkeit in dieser Frage ist gleich null. Das zeigt sich
n allen Punkten, über die wir hier reden. Ich sage Ihnen:
err Trittin und Herr Fischer würden eher selbst in Ha-
au beim Einpacken der Brennelementefabrik helfen
nd sie in China wieder aufbauen helfen, als dass sie ihre
ienstwagen abgeben würden. Das ist die Situation, in
er die Grünen jetzt sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1508130600

Herr Kollege Meyer, kommen Sie bitte zum Schluss.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie mal, für was Sie sind, Herr Meyer!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508130700

Wenn Sie keine Grundüberzeugungen, keine Grund-
erte mehr haben, dann tun Sie wenigstens nicht vor der
ffentlichkeit so


(Zuruf von der SPD: Aber Sie!)

nd machen Sie nie wieder das Stichwort „Glaubwürdig-
eit gegenüber Dritten“ für die grüne Partei geltend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1508130800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Reinhard Loske

on Bündnis 90/Die Grünen.

7104 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Der weiß Bescheid! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Der arme Kerl!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Rede des Kollegen Meyer hat gerade wirklich klar ge-
macht, wie schlimm es wäre, wenn dieses Land von der
CDU regiert würde.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist wirklich sehr deutlich geworden.

(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist euer kleinster gemeinsamer Nenner!)

Insofern ist es wirklich interessant zu sehen, wie Sie sich
Sorgen um unsere Glaubwürdigkeit machen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das war eine Feststellung, keine Sorge!)


Die CDU als Atompartei hat in dieser Angelegenheit
wirklich nichts beizusteuern.

Ich komme zum Thema. Die Grünen halten die Nut-
zung der Atomenergie für einen Irrweg, für eine techno-
logiepolitische Sackgasse.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jedenfalls in Deutschland!)


Aufgrund ihres Risikoprofils – Stichworte sind hier: Un-
fallgefahren, Missbrauchsgefahren, Proliferationsrisi-
ken, Jahrtausende strahlender Müll, ungeklärte Endlage-
rung – muss diese Energieform als nicht zukunftsfähig
bezeichnet werden. Sie ist vor allen Dingen hochgefähr-
lich. Deshalb wollen wir den schnellen Ausstieg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Aber nicht in China!)


Aus gutem Grund ist die gesellschaftliche Akzeptanz
der Atomenergie niedrig. Das ist der tiefere Grund, die
tiefere Ursache dafür, warum in fast allen demokrati-
schen Staaten seit Jahren keine neuen AKWs mehr ge-
baut und auch keine neuen mehr geordert werden.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Was ist denn mit Finnland?)


Es gibt schon seit Jahren eine fundamentale Akzeptanz-
krise der Atomkraft. Diese fundamentale Akzeptanz-
krise ist – das wissen Sie genau – ganz und gar berech-
tigt.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das ist an den Haaren herbeigezogen!)


Auch was die Wirtschaftlichkeit der Atomkraft be-
trifft, macht sich mittlerweile kaum noch jemand Illusio-
nen. Sobald man sie vom Subventionstropf nimmt und
ihr die realen Folgekosten anlastet, ist ihre Wettbewerbs-

f
c



n
g
i

D
u
d
W
n

D
w
r

h
d
w
G
m

A
g
n
t

B
a
c
u
S
w

W
T
k
k
w

m
w

(C (D ähigkeit dahin; das hat sich mittlerweile herumgesprohen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wird die Anlage jetzt verkauft oder nicht?)


Ich komme dazu.
All das sind die Gründe dafür, warum wir uns natio-

al wie international dafür einsetzen, aus der Atomener-
ie auszusteigen und in die erneuerbaren Energien sowie
n die moderne Effizienztechnik einzusteigen.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Alles nach China!)


as ist einer der Hauptunterschiede zwischen Rot-Grün
nd Schwarz-Gelb und einer der Hauptgründe dafür,
ass wir 2002 die Wahl gewonnen haben und Sie die
ahl verloren haben; denn Sie hatten zu diesen Themen
ichts zu sagen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Arbeitsplätze exportieren!)


as kann man ganz deutlich festhalten. Die Menschen
ollen eben Zukunftstechnologien und keine Dinosau-
iertechnologien.
Wenn ich Sie hier höre, Herr Meyer, oder wenn ich

öre, was Frau Merkel auf dem Parteitag gesagt hat,
ann muss ich feststellen: Ihre ökologische Ignoranz ist
irklich bodenlos. Sie hier anhören zu müssen, was
laubwürdigkeit betrifft, ist absoluter Wahnsinn; das
uss ich hier einmal sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt haben Sie es ihm gezeigt!)


Wir müssen uns seit einigen Tagen mit zwei heiklen
tomgeschäften der Firma Siemens beschäftigen. Es
eht einmal um den geplanten Export der Anlage in Ha-
au und zum Zweiten um die Lieferung von Komponen-
en für ein AKW in Finnland.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Aber Finnland ist doch eine Demokratie!)


evor ich zu den einzelnen Projekten Bewertungen
bgebe, möchte ich eine generelle Vorbemerkung ma-
hen: Wir müssen klar sagen, dass sich Nuklearrisiken
nd -unfallfolgen nicht an Grenzen halten. Die Irische
ee ist durch einen Vorfall in Sellafield kontaminiert
orden.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Sprechen Sie doch einmal zum Thema!)


eite Teile Europas sind durch die Katastrophe in
schernobyl verstrahlt worden. Die Tatsache, dass Nord-
orea heute Atomkraftwerke betreibt und mit seinen Es-
apaden die regionale Stabilität gefährdet, hat auch et-
as mit der Nuklearpolitik Chinas zu tun.
Ich fasse zusammen: Wir haben es bei diesem Thema
it einer internationalen Frage zu tun. Deshalb ist es
ichtig, auf Kohärenz, auf die Stimmigkeit von Innen-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7105


(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

und Außenpolitik, zu achten. Der Ausstieg aus der
Atomenergie und die Neuausrichtung der Außenwirt-
schaftsförderung gehören für uns zusammen; sie sind
zwei Seiten einer Medaille.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt zu den beiden Projekten. Ich glaube, man kann

schon sagen: Es gibt einen fundamentalen Unterschied.
Im Falle Finnlands wäre es um die aktive Unterstützung
von Atomtechnologie gegangen. Im Falle der Anlage in
Hanau geht es um die rechtliche Prüfung einer privat-
wirtschaftlichen Transaktion.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

– Ich weiß gar nicht, warum Sie sich amüsieren. –


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Dialektik hoch drei!)


Politisch lehnen wir beide Geschäfte ab.

(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Merken Sie jetzt, was das mit der Glaubwürdigkeit auf sich hat?)


Es ist bekannt, dass wir es begrüßt hätten, wenn man den
Hanau-Deal im Vorfeld abgeräumt hätte.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das ist Selbsttäuschung! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Was heißt denn das, dass Sie Hanau ablehnen?)


Nun zu Finnland. Seit gestern hat die Firma Siemens
den Antrag auf Erteilung einer Bürgschaft zurückgezo-
gen. Es ist gut, dass sie dies getan hat; denn die Hermes-
richtlinien der Bundesregierung besagen ganz klar, dass
Atomgeschäfte nicht unterstützt werden können. Das ist
eine gute Entscheidung gewesen, die wir durch öffent-
lichen Druck und durch eine klare Positionierung beein-
flusst haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Es handelt sich um eine konventionelle Technologie!)


– Hören Sie einfach zu, anstatt hier so herumzuschna-
beln!

Zum Thema Hanau. In der Anlage selbst kann kein
Plutonium und kein waffenfähiges Material produziert
werden. Allerdings könnte – das ist zu klären – durch
den Einstieg in die Brütertechnologie auf Umwegen, die
ich jetzt im Detail nicht beschreiben will, kernwaffen-
fähiges Material erzeugt werden. Das muss ganz klar
verhindert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dafür gibt es mehrere gesetzliche Ansatzpunkte. Das
Erste ist § 7 des Außenwirtschaftsgesetzes, das Zweite
ist der Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaf-
fen und das Dritte ist die Dual-use-Richtlinie der Euro-
päischen Union.

D

D
b
n
n
l
r
w

s
s
b
S

M
n
o
e
p
t
G

d

e
G
7
d

H
k
E
d

D
z
d
l

(C (D (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das hat Herr Staffelt alles schon gesagt! Das ist doch verrückt!)


iese Dinge müssen jetzt geprüft werden.

(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das hat der Staatssekretär schon gesagt!)

aran wird sich das Auswärtige Amt selbstverständlich
eteiligen. Das Umweltministerium hat seine Stellung-
ahme abgegeben und gesagt: Atomrechtlich ist da
ichts zu machen, weil es sich nicht um eine Atoman-
age handelt. Allerdings sehen wir die Gefahr des militä-
ischen Missbrauchs und haben ganz klar darauf hinge-
iesen.
Wir sind der Meinung, dass dieses Geschäft nicht zu-

timmungsfähig ist. Wenn es doch zu einer positiven Be-
cheidung kommen sollte, so müssen klare Kautelen
zw. Randbedingungen eingezogen werden, Stichwort:
afeguards.
Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Wir sind der
einung, dass die Atomtechnologie eine Ausstiegstech-
ologie ist. Deswegen setzen wir uns für eine Export-
ffensive zur Förderung erneuerbarer Energien ein. Wir
rleben im Moment im Vermittlungsausschuss – das
asst zu Ihrer Verlogenheit –, dass die CDU/CSU bean-
ragt, diese Exportoffensive zu kürzen. – So weit zu Ihrer
laubwürdigkeit!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Kurt-Dieter Grill [CDU/ CSU]: Was hat das mit Hanau zu tun, Herr Loske?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508130900

Das Wort hat jetzt der Kollege Rainer Brüderle von

er FDP-Fraktion.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508131000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hier gibt

s wirklich eine Fülle von Merkwürdigkeiten. Wolfgang
erhardt hat es bereits zitiert. Der Bundeskanzler hat am
. Dezember dieses Jahres wörtlich im ZDF in der Sen-
ung „Berlin direkt“ gesagt:

In der anderen Sache weiß man in der Regierung
seit längerem, dass wir diesen Rechtsanspruch er-
füllen müssen.

eute hat Herr Staffelt dem Wirtschaftsausschuss er-
lärt, die Rechtsprüfung sei noch nicht abgeschlossen.
iner von beiden sagt die Unwahrheit; es kann nicht bei-
es gleichzeitig stimmen.
Ich zitiere:
Selbst der härteste und pragmatischste Realpolitiker
wird einen Weg in die Plutoniumwirtschaft und de-
ren Legalisierung nicht mitgehen.

as sagte Joseph Fischer, kurz bevor er von Herrn Börner
urückgetreten wurde. Ebendieser Joseph Fischer geht
en Weg in die Plutoniumwirtschaft und deren Lega-
isierung ohne Murren mit. Die charakterlose Politik der

7106 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Grünen hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Fischer hat
noch im Wahlkampf 1998 getönt – ich zitiere –: In Ha-
nau habe ich die Plutoniumfabrik rechtlich und politisch
in drei Jahren stillgelegt. – Er hat die Brennelementefa-
brik rechtlich kaputtgemacht und die Zerstörung von
mehr als 2 000 Arbeitsplätzen politisch als Erfolg gefei-
ert.

Heute sind Fischer und Trittin die gefallenen Umwelt-
engel der deutschen Politik. Monatelang haben sich
Fischer und Trittin hinter einer chinesischen Mauer des
Schweigens verschanzt. Sie haben alles frühzeitig ge-
wusst. Nur, öffentlich gesagt haben sie nichts.

Darin, Herr Kuhn, liegt die Krux, die fragwürdige,
schändliche Moral. Sie haben versucht, den Eindruck zu
erwecken, als hätten Sie die Moral der deutschen Politik
gepachtet. Ihre Partei bzw. Herr Fischer haben damals
gesagt, die Anlage in Hanau sei nicht verantwortbar.
Aber Chinesen sind anscheinend Menschen zweiter
Klasse. Dort ist sie verantwortbar. Was ist das für eine
doppelte Moral?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Entweder haben Sie in Hessen gelogen oder Sie lügen
heute bei den Chinesen. Es ist eine unglaubliche Frag-
würdigkeit und Scheinheiligkeit, die Sie in die Politik hi-
neingebracht haben.

Nebenbei räumt der Bundeskanzler das Waffen-
embargo vorübergehend ab. Die Grünen ducken sich.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber können wir nur lachen, Herr Brüderle!)


Schröder hat wieder einmal deutlich gemacht, dass sie
nichts zu sagen haben. Es gibt billige Ablenkungs-
manöver. Frau Höhn spricht sogar von den Sicherheits-
interessen der USA. Das ist unglaublich, der Gipfel der
Scheinheiligkeit. „Innen Ausstieg, außen Einstieg? Die
Glaubwürdigkeit der grünen Regierungspartei schmilzt
dahin“, so Herr Prantl, ein großer Fan von Grün-Rot, in
der „Süddeutschen Zeitung“. In Ihrer Hauspostille, der
„taz“, wird zutreffend festgestellt: „Fischer entsorgt Ha-
nau und sein Gewissen.“ Der Kanzler sagt Ja, die Grü-
nen sagen Amen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Versteckspiel von Herrn Fischer ist nicht neu, so

war es auch bei der Bewilligung einer Hermesbürgschaft
für ein chinesisches Atomkraftwerk. Angeblich ist dies
an ihm im Auswärtigen Amt vorbeigelaufen. Auch bei
der einen oder anderen Sitzung des Bundessicherheits-
rates ist er offensichtlich nur körperlich anwesend. Da-
hinter steckt ein perfider Karrieretrick. Herr Fischer
weiß, dass er in Europa wegen der atomfeindlichen Hal-
tung nichts werden kann; denn England und Frankreich
denken nicht daran, die zivile Nutzung – auch nicht die
militärische – der Atomkraft aufzugeben.

Der Bundeskanzler hat das inzwischen offenbar er-
kannt. Er schickte seinen Lieblingsgewerkschaftler
Schmoldt vor, der im Sommer laut über einen Wieder-

e
k
t

t
a

D
F
G

u
l
i
w
c
C
u
m

t
S
k
d
t


c
g
e
d
b
s
w

M
w
k

d

r
n
s

(C (D instieg in die Kernenergie nachgedacht hat. Jetzt ommt Hanau. Dahinter steckt schon eine gewisse Straegie, die Politik wieder zu korrigieren. Beides geht nicht: Man kann nicht Wirtschaftswachs um in Deutschland wollen und die neuen Technologien us Deutschland vertreiben. (Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Neue Technologie in Hanau?)


er Transrapid läuft in China und nicht hier. Die MOX-
abrik wird nicht in Hanau aufgebaut, sondern in China.
enauso ist es bei der Kernfusion


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist das Kernfusion?)


nd der Gentechnologie. Sie treten bei der Hochtechno-
ogie auf die Bremse. So können wir keine Arbeitsplätze
n Deutschland erhalten oder schaffen. Wahrscheinlich
ird Siemens demnächst die Firmenzentrale von Mün-
hen nach Schanghai verlegen, da die Firma nur in
hina die Chance sieht, ihre Hochtechnologieprojekte
mzusetzen. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. So kann
an Zukunft nicht gewinnen.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Scheinheilig versuchen Sie, die Stimmen der besorg-
en Menschen einzufangen. In der Praxis aber machen
ie das Gegenteil. Das ist Missbrauch von Glaubwürdig-
eit, Moral und Anständigkeit. Dass sich heute viele von
er Politik abwenden, hat viel mit Ihrem Vorgehen zu
un.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bloß Sprüche klopfen Sie! Das sind doch nur Blasen, die Sie hier ablassen!)


Herr Loske, jeder hat Ihnen doch angemerkt, mit wel-
her Verlegenheit Sie hier standen und nur aus Kadaver-
ehorsam die Politik von Fischer vertreten haben, weil
r Angst vor dem Verlust des Dienstwagens hat. Sie wer-
en noch persönlich die Hanau-Fabrik in China auf-
auen, damit Sie an der Regierung bleiben. Das ist Ihre
cheinheilige Haltung, mit der Sie die politische Glaub-
ürdigkeit in Deutschland unterminieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Ganze machen Sie ausgerechnet am Tag der
enschenrechte. Sie sollten sich schämen; denn das,
as Sie machen, ist ein Anschlag auf die Glaubwürdig-
eit der deutschen Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1508131100

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Ulrich Klose von

er SPD-Fraktion.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508131200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Zu dem kommunikativen Drumherum will ich mich
icht äußern. Es war nicht durchweg erfreulich und ent-
prechend heftig ist die Kritik. Ich habe den Eindruck

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7107


(A) )



(B) )


Hans-Ulrich Klose

gewonnen, es macht auch Spaß. Die Kritik kommt, wie
wir wissen, von der jeweils anderen Seite.

Das, was wir heute erleben, hat eine gewisse Tradi-
tion. Auch die Vorgänger von Bundeskanzler Schröder,
Helmut Schmidt und Helmut Kohl, haben sich intensiv
um China gekümmert. Ich erinnere mich gut daran – teil-
weise habe ich es miterlebt –, dass sie, wenn sie aus
China in die deutsche Heimat zurückkehrten, mit hefti-
ger Kritik konfrontiert wurden. Das kann auch gar nicht
anders sein, weil man, wenn man zu einem Land wie
China gute kooperative Beziehungen pflegt, zwangsläu-
fig immer im Spannungsfeld zwischen Interesse und
Moral operiert.

Aus außenpolitischer Sicht muss man leidenschafts-
los feststellen können: Es entspricht nicht nur dem Inte-
resse der deutschen Wirtschaft, sondern es entspricht
auch dem Interesse Deutschlands, zu einem Land wie
China gute wirtschaftliche und politische Beziehungen
zu pflegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU und der FDP)


China ist ein sich schnell entwickelnder großer Markt
und zunehmend mehr ein politischer Faktor. Für den
Kanzler, der immer häufiger von den Vorzügen einer
multipolaren Weltordnung redet, macht es natürlich
Sinn, gute politische Beziehungen zu dieser aufsteigen-
den Macht zu unterhalten.

Natürlich wird immer sofort die Frage gestellt: Wie
steht es mit den Menschenrechten? Dazu sage ich Ihnen
erstens: Ich teile die Meinung derer, die sagen, enge
wirtschaftliche und politische Beziehungen zu einem
Land wie China trügen dazu bei, dass durch Einordnung
in internationale Regelungswerke auch die Verrecht-
lichung der chinesischen Politik fortschreite.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Natürlich! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)


Das scheint mir das eigentliche Anliegen in einem Land
zu sein, das rechtsstaatliche Traditionen nicht kennt.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Zweitens. Nach allem, was ich weiß, ist der Rechts-
staatsdialog keine Alibiveranstaltung, sondern hat er-
staunlich gute Erfolge aufzuweisen. Auch das Thema
Menschenrechte ist dort immer behandelt worden. Dass
aber nach diesem Besuch ausdrücklich vereinbart wor-
den ist, ein Kapitel Menschenrechte hinzuzufügen, ist
für jeden, der die chinesische Mentalität kennt, ein über-
raschender Erfolgspunkt. Ich finde, das muss man er-
wähnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu den Punkten, die hier heftig diskutiert werden: Mir
ist auch nach Recherchen nicht völlig klar, was zum
Thema Waffenembargo wirklich erklärt worden ist. Ich
sage aus meiner Sicht dazu Folgendes: Selbst wenn
– was ich nicht glaube – das europäische Waffen-

e
a
r
D

W

W
e
d
t
d
V
n
s

f
r

h
a
g

A
w
g
a
b
s
l
n

D

k
g

(C (D mbargo aufgehoben werden sollte, was nur geht, wenn lle zustimmen, könnten nach den deutschen Exportichtlinien Waffen nach China nicht exportiert werden. as muss man einfach festhalten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn man so will, ist es eine virtuelle Diskussion.

(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Wer hat die Diskussion ausgelöst? – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die macht den Vorgang nicht schöner!)


ir können im Übrigen auch keine Waffen nach Taiwan
xportieren, weil es sich um ein Spannungsgebiet han-
elt. Aber ich lege Wert darauf, hier zu sagen: Wir soll-
en unsere chinesischen Partner in Mainland China stän-
ig darauf aufmerksam machen, dass wir von ihnen in
erfolgung der Ein-China-Politik ein friedliches Streben
ach Wiedervereinigung erwarten und nichts von dem
tändig hochgehaltenen militärischen Knüppel halten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Erwähnen möchte ich, dass Taiwan immerhin eine
unktionierende Demokratie ist, in der Menschenrechte
espektiert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP)


Zur Hanauer Plutoniumfabrik: Es stimmt, dass es sich
ierbei in starkem Maße um eine Rechtsfrage handelt,
ber um eine Rechtsfrage von – das muss man hinzufü-
en – hoher politischer Bedeutung.


(Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/ CSU]: Gut, dass Sie das sagen! Herr Müller wird es bei mir gleich wieder bestreiten!)


us außenpolitischer Sicht sage ich: Es muss vermieden
erden, dass draußen ein falsches Signal ankommt. Es
ibt heute weltweit eine Tendenz zur zivilen und leider
uch militärischen Renuklearisierung. Deshalb ist es un-
edingt erforderlich, dann, wenn ein solcher Export zu-
tande kommen sollte, handfeste und nachprüfbare Auf-
agen zu vereinbaren, dass eine militärische Nutzung
icht stattfindet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

as muss klar sein.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müsste auch im Interesse der FDP liegen! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Ausgerechnet die Grünen! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich hätte gedacht, das wäre Ihrem Minister früher eingefallen!)


Meine letzte Bemerkung: Ich habe auch die Bemer-
ung einer Landesministerin aus Nordrhein-Westfalen
ehört, dass vor einer Entscheidung bezüglich der

7108 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Hans-Ulrich Klose

Hanauer Plutoniumfabrik die Vereinigten Staaten von
Amerika und die NATO gefragt werden müssten. Ich
stehe wahrscheinlich nicht im Verdacht, besonders anti-
amerikanisch zu denken und zu handeln, aber das
scheint mir ein bisschen zu viel an Amerikafreundlich-
keit zu sein.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir in Zukunft Geschäfte mit anderen Ländern nur
noch abschließen, wenn wir vorher die Vereinigten Staa-
ten von Amerika gefragt haben, ob sie einverstanden
sind,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die müssen neben dem Auswärtigen Amt ins Genehmigungsverfahren eingebunden werden!)


geraten wir – wenn ich das hamburgisch zurückhaltend
ausdrücken darf – auf ein Abseitsgleis. Ich könnte dazu
beim besten Willen nicht raten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein gegenüber Amerika!)



Hans-Ulrich Klose (SPD):
Rede ID: ID1508131300

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Ramsauer von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508131400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Kol-
lege Klose, es war heute wieder außerordentlich wohltu-
end, Ihnen zuzuhören. Respekt vor diesem Beitrag. Es
hat mir auch selten so viel Spaß gemacht, Ihnen, lieber
Kollege Staffelt, zuzuhören. Vor dem Hintergrund der
Beiträge von Herrn Klose und Herrn Staffelt denke ich
mir nach all dem, was in den letzten Tagen von den Grü-
nen zu diesem Streitgegenstand verlautbart worden ist:
Die beiden können doch nicht in einer Koalition mit den
Grünen sitzen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die wussten ja nicht Bescheid! Heute sehen sie es anders! Das muss man ihnen lassen!)


Aber, Herr Kollege Staffelt, Sie brauchen sich – ich
habe Ihnen genau zugesehen – weniger an die künftigen
Regierungsfraktionen zu wenden. Sie hätten sich mit Ih-
rem Beitrag mehr an Ihren grünen Koalitionspartner
wenden sollen; denn bis jetzt habe ich zwischen dem,
was die Oppositionsredner und was Kollege Klose und
Sie zur Sache gesagt haben, keine fundamentalen Ge-
gensätze feststellen können.


(Zuruf von der SPD: Dann haben Sie nicht zugehört!)


D
d
w

u
d

g
d
s
D
k
M
s
T

i
d
n

D
d
f
f
G
f

L
u
p
d
v
s

e
w
s
w
t

r

-
e
I
e
w
k

(C (D Was zeigt uns das, liebe Kolleginnen und Kollegen? as zeigt uns, dass die Grünen nichts dazugelernt haben, ass grüner Fundamentalismus mit Regierungsverantortung unvereinbar ist (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn jetzt? Sie sagen das genaue Gegenteil von dem, was Meyer gesagt hat! Das ist ziemlich paradox!)


nd dass die Grünen deshalb nach wie vor unreif sind, an
er Regierung dieses Landes beteiligt zu sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, ich frage mich auch Fol-

endes: Was für ein Licht wirft die politische Haltung
er Grünen auf das, was wir selbst von unserer deut-
chen Hochtechnologie, ihrer Einsatzfähigkeit in
eutschland und ihrer Export- und Durchsetzungsfähig-
eit auf internationalen Märkten halten? Was sollen die
enschen darüber denken, wie leichtfertig hier mit deut-
chen Arbeitsplätzen umgegangen wird? Warum soll die
echnologie, die in Deutschland des Teufels sein soll,


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer spricht denn vom Teufel? Bei Ihnen in Bayern vielleicht!)


n China einsatzfähig sein? Und umgekehrt: Warum soll
as, was in der Volksrepublik China einsatzfähig ist,
icht auch in unserem Lande einsatzfähig sein?


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Ja, klar!)

er heutige Außenminister hat 1992 erklärt, dass von
er Hanauer Anlage eine – ich zitiere – „erhebliche Ge-
ährdung Dritter und der Allgemeinheit“ ausginge. Ich
rage mich: Hat sich diese Einschätzung etwa geändert?
ilt für das China von heute nicht das Gleiche, was An-
ang der 90er-Jahre für Deutschland galt?
Eine weitere interessante Frage lautet: Was für ein

icht wirft das darauf, wie wir mit einem weltpolitisch
nd strategisch wichtigen Partner, nämlich der Volksre-
ublik China, umgehen? Wieso – das frage ich mich vor
iesem Hintergrund – dieser überzogene Misstrauens-
orschuss? Hat es die Volksrepublik China als eines un-
erer wichtigen Partnerländer nicht wenigstens verdient
ich möchte gar nicht von einem überzogenen Vertrau-
nsvorschuss sprechen –, mit Maßstäben gemessen zu
erden, die diesem Land entsprechen und ebenbürtig
ind? Wir sollten den Chinesen eigentlich einen verant-
ortungsvollen Umgang mit dieser Technologie zu-
rauen.
Ich möchte noch einen Punkt unterstreichen, der be-

eits angeklungen ist: Wir tun so, als hätte dieses Land
einschließlich des erheblichen Energieverbrauchs und
erzeugungswachstums, das dort zu erwarten ist – nicht
ine riesige Entwicklung vor sich. Wenn wir von Joint
mplementation sprechen und es mit Klimaschutzzielen
rnst meinen, kann es uns nicht egal sein, wie die enorm
achsende Volkswirtschaft der Volksrepublik China
ünftig ihre Energieversorgung sichert.


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Ja, klar! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7109


(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer

Wir wollen nicht unbedingt, dass das mit der Verstro-
mung von Braun- oder Steinkohle vonstatten geht. Viele
regen sich auf, wenn große Wasserkraftwerke entwickelt
werden. Wir können aber nicht zu allem Nein sagen.
Deswegen muss es uns im Sinne von Kioto und unserer
Klimaschutzziele nur recht sein, wenn in verantwor-
tungsvoller Weise die Grundlage für eine CO2-freieStromerzeugung gelegt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, es gäbe
noch vieles, was mir einen Schrecken einjagt, zu sagen,
zum Beispiel wie rot-grüner Fundamentalismus auch
Kapital in unserer deutschen Wirtschaft vernichtet. Sie-
mens hat diese Anlage für 700 Millionen Euro gebaut.
Jetzt wird sie zu einem Wert – man müsste fast sagen:
Schrottwert – von 50 Millionen Euro verscherbelt. Hier
werden 650 Millionen Euro abgeschrieben. Das ent-
spricht Steuerausfällen in Höhe von 300 bis 350 Millio-
nen Euro.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viel hat denn damals Wackersdorf gekostet?)


Eigentlich müsste das den Bundesfinanzminister grau-
sen.

Es ist nachvollziehbar, dass die Wirtschaft verzwei-
felt. Es hat mich nicht gewundert, dass das Unternehmen
Siemens gestern erklärt hat, es stelle für das Geschäft
mit Finnland nun doch keinen Antrag auf eine Hermes-
bürgschaft. Was bedeutet das denn? Das bedeutet, dass
Siemens sich davor hütet, auf die Zuverlässigkeit dieser
verlotterten Regierung zu setzen. Lieber hilft sich das
Unternehmen selbst, verzichtet auf die Hilfe dieser Re-
gierung und macht alleine das Geschäft mit Finnland, ei-
nem Land, von dem es weiß, dass es ein zuverlässiger
Partner ist und das Geld auch bekommt.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1508131500

Das Wort hat jetzt der Kollege Ludger Volmer,

Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508131600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Liefe-

rung der Hanauer Atomfabrik verstößt gegen die Philo-
sophie des Atomausstiegs und gegen die Philosophie des
Atomsperrvertrages. Das ist der Grund dafür, dass dieser
Export nicht die politische Zustimmung der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen bekommen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Was hat das für praktische Konsequenzen? Null praktische Konsequenzen!)


Allerdings bedarf es für den Export nicht einer politi-
schen Entscheidung – das ist uns bewusst –; es gibt viel-
mehr ein privatwirtschaftliches Verfahren. Die deutsche

F
d

b
b
s
d

W
C
n
s

A
a


W
E
u
F

D
W
d

D
d
d
i
r
p

s
s
z
s
d
f
w

A
Z
p
v

(C (D irma, die den Exportantrag gestellt hat, hat ein Recht arauf, dass ihr Begehren bewilligt wird, es sei denn dafür gibt es klare gesetzliche Vorgaben –, es werden estimmte Bestimmungen im Außenwirtschaftsgesetz erührt, die den Export deshalb verbieten, weil zum Beipiel das friedliche Zusammenleben der Völker gefähret sein könnte. Das muss man ernsthaft prüfen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir sind der Meinung, dass die Menschenrechte in
hina trotz des wirklich effektiven Rechtsstaatsdialogs
och nicht in dem Maße gewahrt werden, dass man voll-
tändig Entwarnung geben könnte.
Herr Gerhardt, Sie haben für die FDP-Fraktion den
ntrag eingebracht, dass das EU-Waffenembargo nicht
ufgehoben werden soll.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)

Richtig, sagen Sie. – Wenn Sie sich näher mit dem EU-
affenembargo beschäftigen, stoßen Sie auf den EU-
xportkodex. In Anhang 1 des EU-Exportkodexes ist
nter den so genannten Dual-Use-Gütern die Hanauer
abrik explizit aufgeführt.


(Gernot Erler [SPD]: So ist das nämlich!)

as heißt, dass Sie, wenn Sie gegen die Aufhebung des
affenembargos sind, implizit auch gegen den Export
er Hanauer Fabrik sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


as wäre konsequent. Sie können aber nicht fordern,
ass der Export stattfinden kann, und gleichzeitig, dass
as Waffenembargo bestehen bleibt. Die Politik der FDP
n dieser Frage ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Studie-
en Sie erst einmal die Rechtslage, bevor Sie sich solche
olitischen Urteile zutrauen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sollte das der Außenminister übersehen haben? Ihr Außenminister hat das doch geprüft! Hat er das übersehen?)


Selbst wenn das EU-Embargo aufgehoben werden
ollte, gelten noch immer die Bestimmungen des Atom-
perrvertrages. Es ist im Rahmen des Entscheidungspro-
esses über den Export zu prüfen, ob einige dieser Be-
timmungen einschlägig sind, und zwar in dem Sinne,
ass die Vorgabe des Außenwirtschaftsgesetzes, dass das
riedliche Zusammenleben der Völker nicht verletzt
ird, dadurch nicht berührt ist.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das stimmt mit der Rede von Herrn Staffelt aber nicht überein! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das hat Staffelt doch beantwortet!)


ber auch bei dieser Frage gibt es einige berechtigte
weifel. Zumindest fragen wir Grünen, ob mit dem Ex-
ort nicht bestimmte Risiken eingegangen werden. Wir
erlangen, dass diese Risiken geprüft werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


7110 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Dr. Ludger Volmer

Ich komme auf ein Risiko zu sprechen. Kollege Loske

hat gerade zu Recht darauf hingewiesen, dass die Ha-
nauer Fabrik für sich genommen mit Blick auf eine
Atomwaffenproduktion nicht gefährlich ist. Aber zusam-
men mit dem schnellen Brüter, der in China in nicht
allzu ferner Zeit in die Testphase gehen wird, könnte sie
potenziell zu einer Gefährdung werden.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Auch das ist nicht richtig!)


Ich spreche von potenziellen Gefährdungen und un-
terstelle China unter der jetzigen Führung keine böse
Absicht. Aber wenn wir über Sicherheitspolitik reden,
insbesondere über Atomstrategien, dann geht es nicht
um den subjektiven Willen, sondern um objektiv vorhan-
dene Kapazitäten geht; das weiß jeder Sicherheitspoliti-
ker.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das hat der Außenminister anders gesehen!)


Wir befürchten, dass objektiv gesehen Kapazitäten ge-
schaffen werden könnten. Das wird im Ausland mögli-
cherweise so perzipiert. Es stellt sich also die Frage, wie
das im Ausland wahrgenommen wird.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sie kommen aus der Glaubwürdigkeitsfalle nicht heraus!)


Sie wissen, dass auch Fehlperzeptionen Realität werden
können.

Schauen Sie sich die Situation von vor drei Jahren an,
als wir über die Lage in Taiwan diskutierten und besorgt
darüber waren, dass es wegen der Taiwanfrage zu einer
Verstimmung zwischen den USA und China kommen
könnte. Wir alle haben damals gehofft, dass dieser Kon-
flikt nicht eskaliert und dass die chinesische militärische
Drohung gegenüber Taiwan nicht zu einer großen trans-
pazifischen Verstimmung führt, wie es sie in den 70er-
und 80er-Jahren im transatlantischen Verhältnis gab. Wir
alle haben inständig gehofft, dass die Verstimmung,
sollte es doch zu ihr kommen, nicht atomar aufgeladen
wird.

Vor dem Hintergrund dieser Befürchtungen bitte ich
Sie: Prüfen Sie einmal die Frage, was es bedeutet, wenn
die objektiven Kapazitäten in China für die Erweiterung
eines militärischen Nuklearprogramms geschaffen wer-
den könnten! Das ist nämlich unsere Befürchtung. Diese
Befürchtung kann man auch in einer anderen Richtung
haben. Wir wissen: China steht mit seinen Atomwaffen
in einem Dreiecksverhältnis zu Indien und Pakistan.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)

Der gesamte Raum lädt sich atomar auf.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das wissen die im Auswärtigen Amt doch!)


Wie wird Indien reagieren, wenn China größere Kapazi-
täten hat? Wie wird Pakistan dann auf Indien reagieren?


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das weiß das Auswärtige Amt doch!)


W
k
r
h

H
g
a

B
d
f
s

E
B
g
v
m
f
s
ü

A
r

C

H
i
G

n
s

W
s

(C (D ie wird der Iran, wo es gerade zu einer Eindämmung ommt, auf Pakistan reagieren? Wie wird Israel reagieen, wenn der Iran seine Verpflichtungen doch nicht einält? (Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Was hat das denn mit Hanau zu tun? Sie betreiben hier ein großes Ablenkungsmanöver!)


err Brüderle, diese sicherheitspolitischen Überlegun-
en können Sie mit Ihrem Geschäftssinn nicht einfach
btun.
Ich sage gar nicht dogmatisch, dass wir mit unseren
efürchtungen Recht haben. Wir fordern von der Bun-
esregierung ein, dass sie diese Punkte in ihrem Prü-
ungsverfahren sehr genau prüft. Falls sie nicht triftig
ind, dann steht dem Export nicht viel im Wege.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Vorsichtig!)

s kann aber durchaus sein, dass es anknüpfend an diese
efürchtungen notwendig sein muss, ein Safeguard-Re-
ime zu errichten, das über das hinausgeht, was China
on der Internationalen Atomenergiebehörde im Mo-
ent abverlangt wird. Das wäre schon ein gewisser Er-
olg. Aus vielen Gründen, die hier dargestellt worden
ind, wäre es aber die bessere Lösung, diese Anlagen
berhaupt nicht zu produzieren.


(Beifall des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


m allerbesten wäre es, Siemens zöge den Antrag zu-
ück.
Danke.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Herr Volmer, Sie können sich doch selbst nicht ernst nehmen!)



Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508131700

Das Wort hat der Kollege Dr. Klaus Lippold von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508131800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was wir hier
n den letzten Tagen und auch heute erlebt haben, ist der
ipfel an Verlogenheit und Doppelmoral.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Ja, ja!)


Vor Jahren haben die Grünen beim gleichen Thema
och mit dem Bruch der Koalition gedroht. Jetzt sagen
ie ganz entschieden und wild entschlossen: Wir prüfen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Prüfen, ja!)

as bedeutet das denn? Herr Volmer sagt, die Fraktion
ei dagegen. Herr Volmer, was sagt das denn?


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Gar nichts!)


Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7111


(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


Sie werfen einen Spruch in den Raum und hinterher wer-
den Sie alle bis auf vielleicht zwei Ausnahmen von Ihren
Plätzen aus zustimmen. Der Rest dieser grünen Fraktion
wird die verlogene Richtung weitergehen, indem er sagt,
dass er dagegen ist, gleichzeitig aber dafür stimmt. Ich
sage es hier sehr deutlich: Ihr Außenminister ist der Gip-
fel dessen, was man an Verlogenheit und Unmoral ken-
nen kann.


(Gernot Erler [SPD]: Sie sind die Höhe!)

In Hessen hat Herr Fischer die Anlage kaputtbehin-

dert bis zum Gehtnichtmehr.

(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, so war das!)

Er hat so lange von den Gefährdungen gesprochen, bis
die Menschen Angst hatten, ihre Kinder schickten und
sagten: Diese Anlage ist, wie Herr Fischer gesagt hat,
nicht verantwortbar. Von dieser Angstmache hört man
heute kein Wort mehr.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)

Jetzt steht er mit gerunzelter Stirn tief verinnerlicht da
und sagt, dass dies ein Vorgang ist, der ihm bitter ernst
sei. Ich sage Ihnen ganz offen: Er lügt! Er lügt, weil es
ihm nicht Ernst damit ist. Er gehört zu denen, die mit
kalter technologischer Akribie mit dem Kanzler genau
dieses besprochen haben.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So ist das gewesen!)


Schauen Sie sich seine Reaktion in der „Bild“-Zeitung
an! Er hat ja nicht gesagt, dass dies nicht geschehen soll,
sondern er hat sich darüber beschwert, dass das so früh-
zeitig an die Öffentlichkeit gekommen ist.

Da ich Sie gerade betrachte, sage ich Ihnen ganz of-
fen: Sie sind ein müder und trauriger Haufen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– Das ging an die Grünen. – Sie lassen sich ganz einfach
gefallen, dass der Parteitag vorbeigeht, ohne dass Sie in-
formiert werden. Warum? – Weil Ihr Außenminister, der
keine Moral hat,


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber ein wenig arg aufgetragen!)


auf dem Parteitag der Grünen wegen dieser Frage beim
letzten Mal verprügelt worden ist und dann Kotau ma-
chen musste. Diesmal wollte er sich nicht wieder vor Ih-
nen verbeugen, sondern er wollte es perfekt machen, be-
vor es bekannt wird. Deshalb hat er Krach mit Schröder
gehabt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das mit der Moral ist ein starkes Stück, das muss ich schon sagen!)


s
d


S
S
d


I

n
u
d
m
g
u
i
r
d
g
k
n
D
l

D
l
d

S
1
H

W
d

S

(C (D Es ist wirklich schlimm, das zu sehen. Meine Auffasung, dass da keine Moral ist, wird von Herrn Wend von en Sozialdemokraten bestätigt. Ich zitiere aus der Welt“: Auch Unterstützer des Projektes meldeten sich zu Wort. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Rainer Wend, zeigte wenig Verständnis für die Aufregung. „Man kann nicht alle wirtschaftlichen Fragen nur moralisch betrachten.“ Den Kritikern warf er vor, „emotionale Symbolpolitik“ zu betreiben … o sieht die Wirklichkeit aus. Auf der einen Seite pochen ie auf Ihren hohen moralischen Anspruch. Auf der aneren Seite nehmen Sie davon Abstand. (Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)


Aber sicher stimmt das. Dieses Verhalten werden wir
hnen in dieser Form nicht durchgehen lassen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wir können hier gerne darüber abstimmen!)


Der Bundeskanzler weist darauf hin – es sind ja nicht
ur die Grünen –, er könne schließlich nur nach Recht
nd Gesetz handeln. – Das wäre schön. Was hat denn
ieser Bundeskanzler seinerseits in Niedersachsen ge-
acht? Sie können es in der „FAZ“ nachlesen. Er hat ge-
en Recht und Gesetz verstoßen und verstoßen lassen,
m die Kernenergie und die Entsorgung zu behindern. Er
st damals mit der niedersächsischen Landesregierung
echtskräftig zu Schadenersatzleistungen verurteilt wor-
en. Der Mann, der in Niedersachsen permanent gegen
eltendes Recht verstoßen hat und verstoßen ließ, er-
lärt: Ich muss nach Recht und Gesetz handeln. – Das ist
icht nur falsch, sondern verlogen. Er wollte diesen
eal. Er wurde zu nichts gezwungen; um das ganz deut-
ich zu sagen.
Kollege Müller wird anschließend die Arie von der
inosauriertechnologie anstimmen, die wir in Deutsch-
and nicht brauchen. Er wird aber Gründe dafür finden,
ass sie in China weiterentwickelt werden kann.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Da vorne steht ein Dinosaurier!)


ie wissen genauso gut wie ich, dass die Chinesen 50 bis
00 Kernkraftwerke planen. Dazu reichen Sie die Hand.
ier aber tun Sie das genaue Gegenteil.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Mein Gott, sind Sie ein Schwätzer!)


er so verlogen argumentiert, darf sich nicht wundern,
ass wir das aufdecken und nicht mittragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Gernot Erler [SPD]: Ein Büttel der Atomlobby!)



Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1508131900

Das Wort hat der Kollege Rolf Hempelmann von der

PD-Fraktion.

7112 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508132000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Die Stichwörter dieser Debatte, von der
Opposition ins Feld geführt, waren: Moral, Doppelmo-
ral, Verlogenheit, Scheinheiligkeit. Herr Brüderle, Herr
Meyer und Herr Lippold, man hat den Eindruck, hier re-
den nicht Politiker, sondern die Wächter der Moral die-
ser Nation. Wenn ich daran denke, wie lange Sie selber
im Glashaus gesessen haben, kann ich Ihren Mut nur be-
wundern. In jedem Fall ist auch das eine Form von
Transparenz. Ihre Vorgehensweise jedenfalls ist absolut
durchsichtig.

Worum geht es in Wirklichkeit? Es geht um die auch
in den Regierungsfraktionen selbstverständlich ernsthaft
diskutierte Frage der Kompatibilität von Innen- und Au-
ßenpolitik, von dem, was wir im eigenen Lande tun, und
dem, was wir außenpolitisch und außenwirtschaftspoli-
tisch machen. Eine solche Debatte zu führen ist absolut
in Ordnung und geradezu die Pflicht von Parlamentari-
ern.

Wir steigen in unserem Lande aus der Kernenergie
aus. Wir tun das aus gutem Grund. Dabei geht es um Si-
cherheit. Dieses Thema wird in unserer Bevölkerung
diskutiert und es wird – das wissen Sie – auch in unseren
Fraktionen diskutiert.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Bei denen nicht!)


Deswegen stoßen unsere Vorstellungen auf große Ak-
zeptanz. Im Übrigen ist es nicht so, dass die Deutschen
mit diesem Ausstieg völlig alleine sind. Sie wissen, dass
in neun von 15 EU-Mitgliedstaaten eine ähnliche Politik
des Ausstiegs aus der Kernenergie betrieben wird. Es
gibt natürlich auch Länder, die bei der Kernenergie blei-
ben oder neu in die Kernenergie einsteigen.

Wir sind wegen der Risiken ausgestiegen. Heißt das,
dass damit eine Außenpolitik bzw. eine Außenwirt-
schaftspolitik inkompatibel ist, durch die beispielsweise
der Export einer MOX-Brennelementefabrik ermöglicht
wird? – Meiner Meinung nach heißt es das nicht. Zwar
ist unsere Technologie nach unserer Auffassung mit Ri-
siken behaftet. Sie ist unsicher. Aber wir wissen, dass es
leider im Ausland Kraftwerke und Brennelementefabri-
ken gibt, die noch wesentlich unsicherer als unsere sind.

Insofern ist es mindestens eine Prüfung wert, ob diese
Anlage aus Hanau gegebenenfalls nach China exportiert
werden kann.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Das passt aber nicht zur innenpolitischen Diskussion, was Sie vorgetragen haben!)


– Kurt-Dieter Grill, du kannst nachher noch reden. Du
hast ganze fünf Minuten. Darin kann man eine Menge
unterbringen.

Die Prüfungen finden zurzeit statt. Wir jedenfalls
warten diese in aller Geduld ab. Ich sage ganz offen als
Wirtschaftspolitiker, als Außenwirtschaftspolitiker und
als Energiepolitiker: Ich würde mich freuen, wenn die
Prüfung letztlich zu dem Ergebnis führen könnte, dass
dieser Export unter ganz bestimmten Auflagen und Be-

d
g
t
I
b
g

s
p
D
w
l
d
d
w
n
u
l
m
E
g

d
d
w
e
l

C

n
r
R
g
m
h

E
K
ü
J
s
R
F
p
v

s
w
g

(C (D ingungen stattfinden kann. Einige der Auflagen sind erade genannt worden. Selbstverständlich ist es wichig, dass ein Safeguard-Regime unter der Aufsicht der AEO errichtet wird, um sicherzustellen, dass diese Farik nicht nur kurz-, sondern auch langfristig friedlich enutzt wird. Ich würde den Export aber auch begrüßen, weil er un eren Einfluss insgesamt, insbesondere unseren energieolitischen Einfluss auf China langfristig sichern könnte. enn dort gibt es nicht nur Kernkraftwerke, dort gibt es, ie Sie wissen, auch große Kohlevorkommen und Kohekraftwerke. Aber die Kohlekraftwerke, die im Moment ort stehen, sind weitgehend umweltpolitisch äußerst beenklich. Wenn wir in China Einfluss behalten wollen, enn wir Einfluss darauf nehmen wollen, dass die ächste Kohlekraftwerksgeneration dort hoch effizient nd damit umweltschonender ist, dann macht es natürich Sinn, dass wir den Export der MOX-Brenneleentefabrik konstruktiv prüfen und, wenn ein positives rgebnis möglich ist, diesen mit entsprechenden Auflaen durchführen. Sollte die Prüfung diesen positiven Abschluss finden, ann erwarte ich allerdings auch vom Koalitionspartner, ass eine solche Entscheidung offensiv mitgetragen ird. Ich bin mir aber sicher, dass das bei Beachtung der ben auch von dieser Seite zitierten Bedingungen mögich sein müsste. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD – Erich G. Fritz [CDU/ CSU]: Das ist so sicher wie der Aufstieg von Rot-Weiß Essen!)



Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1508132100

Das Wort hat der Kollege Ruprecht Polenz von der
DU/CSU-Fraktion.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508132200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

icht nur die Nuklearpolitik der rot-grünen Bundesregie-
ung beim Chinabesuch des Bundeskanzlers unter die
äder gekommen. Ich verstehe den Ärger vor allen Din-
en der Grünen über ihr Führungspersonal, das nicht ge-
uckst und, um im Bild zu bleiben, auch nicht gemoxt
at.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

s ist noch ein zweites Herzensanliegen der rot-grünen
oalition beim Chinabesuch des Kanzlers gleich mit
ber Bord geworfen worden. Sie haben sich im
ahre 2000 mit den neuen Rüstungsexportgrundsätzen
ehr stolz uns gegenüber präsentiert und gesagt: Keine
üstungsexporte in Länder, die in schwerwiegender
orm die Menschenrechte verletzen, keine Rüstungsex-
orte in Krisengebiete. – Sie wollten alles viel restrikti-
er handhaben als die Vorgängerregierung.
Jetzt verspricht Bundeskanzler Schröder dem chinesi-

chen Staatspräsidenten, dass er sich dafür einsetzen
ill, dass das Waffenembargo der Europäischen Union
egen China aufgehoben wird. Nun haben Sie vorhin in

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7113


(A) )



(B) )


Ruprecht Polenz

der Fragestunde und in einigen Beiträgen alles versucht,
um klarzumachen, dass das Waffenembargo mit unseren
Rüstungsexportrichtlinien nichts zu tun habe und unsere
Politik davon völlig unberührt bleibe. Wer soll das glau-
ben, meine Kolleginnen und Kollegen von der Regie-
rungskoalition? Was macht es für einen Sinn, sich für die
Aufhebung des Waffenembargos einzusetzen, wenn man
selber keine Geschäfte vorhat? Der Außenminister hat
vorhin auf meine entsprechende Frage, wie ich fand,
sehr ausweichend geantwortet.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Als ob wir ein Interesse daran hätten, dass China wei-

ter aufrüstet! China wird nicht bedroht. China hat mit
circa 2,5 Millionen Soldaten die größte Armee der Welt.
Dazu kommen 1,1 Millionen bewaffnete Volkspolizis-
ten. Der Verteidigungsetat Chinas steigt jährlich um
mehr als 17 Prozent.

Im Jahresabrüstungsbericht 2002 – die Bundesregie-
rung hätte wenigstens ihren eigenen Bericht lesen kön-
nen – heißt es:

Die schon heute weit fortgeschrittenen Entwick-
lungsprogramme zur Verbesserung der verfügbaren
Nuklearwaffen und ihrer Trägermittel werden wei-
ter fortgesetzt … Biologische und chemische Waf-
fen gehören ebenfalls zum chinesischen Inventar.

Auf der anderen Seite ist China der größte Empfänger
deutscher Entwicklungshilfe. Seit 1985 sind Finanzie-
rungszusagen mit einem Volumen von 2,15 Milliarden
Euro erfolgt. In diesem Jahr werden 80 Millionen Euro
für die finanzielle Zusammenarbeit und 20 Millionen
Euro für die technische Zusammenarbeit gewährt.

Ich frage Sie: Haben wir ein Interesse daran, dass
China statt in seine Entwicklung – wir fördern mit unse-
rer Hilfe in diesem Bereich sinnvolle Projekte – in seine
Rüstung investiert? Wenn das nicht der Fall ist, frage ich
Sie, warum die Forderung nach einer Aufhebung des
Waffenembargos erhoben wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was hat sich eigentlich seit der Verhängung des EU-Em-
bargos im Hinblick auf die Menschenrechtslage geän-
dert?

Amnesty International stellt in seinem Jahresbericht
2003 fest:

Es waren erneut schwere Menschenrechtsverletzun-
gen zu verzeichnen. In gewissen Bereichen ver-
schlechterte sich die Menschenrechtslage im Ver-
gleich zu den Vorjahren. Nach wie vor wurden
Zehntausende Personen willkürlich festgenommen
oder inhaftiert, weil sie in friedlicher Weise ihre
Rechte auf freie Meinungsäußerung, Religions-
oder Vereinigungsfreiheit wahrgenommen hatten.

Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes heißt es
in einer etwas geglätteten Fassung, die Menschenrechts-
lage in China bleibe weiterhin ein „Reibungsfaktor“ in
den bilateralen Beziehungen.

e
r
g
I
r
k
S
g
h

r
d
g
t

i
h
n
C
s
s
e
w

g
E
w

D
r

i
e

A
F

M
f
r
s
u

t
R

(C (D (Lachen des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Was den zweiten Grundsatz angeht, keine Rüstungs-
xporte in Krisen- oder Spannungsgebiete durchzufüh-
en, hat der Kollege Volmer vorhin zu Recht darauf hin-
ewiesen, dass es in Asien – ich nenne als Beispiele
ndien, Japan, China und Indonesien – sehr viele histo-
isch begründete Spannungen wie auch aktuelle Streitig-
eiten um den Verlauf von Grenzen gibt. Es gibt ferner
treitigkeiten um Inseln im Chinesischen Meer. Dabei
eht es auch um Öl. Diese Rivalitäten haben zu einem
eftigen Wettrüsten in der Region geführt.
Der Kollege Volmer hätte diese Fakten seiner Regie-

ung vortragen sollen. Es ist durchaus richtig, dass es in
ieser Region Tendenzen zur Nuklearisierung gibt. Es
ibt vor allen Dingen keine wirksamen Rüstungskon-
rollregime.
Ich nenne ferner den Fall Taiwan. Der Bundeskanzler

st deutlich über das Festhalten an der Ein-China-Politik
inausgegangen. Er hat die Teilung Deutschlands in ei-
en argumentativen Zusammenhang mit der Teilung
hinas gestellt. Die Deutschen wüssten, hat er festge-
tellt, was die Teilung eines Landes bedeutet und er ver-
tehe die chinesischen Gefühle gegen Taiwan. Damit hat
r sich den Standpunkt Pekings zu Eigen gemacht, Tai-
an sei der eigentliche Verursacher der Krise.
Dabei ist Taiwan – der Kollege Klose hat darauf hin-

ewiesen – eine Demokratie und wir können uns eine
in-China-Politik bzw. die Vereinigung Chinas mit Tai-
an nur auf friedliche Weise vorstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Und demokratisch!)


ie massive chinesische Aufrüstung in der Taiwan di-
ekt gegenüberliegenden Provinz passt nicht dazu.
Eine Vereinigung mit Taiwan kommt doch nur dann

nfrage, wenn sich China zu einem Rechtsstaat und zu
iner Demokratie entwickelt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

n dieser Stelle schließt sich der Kreis; denn nur in dem
all wird Taiwan die Vereinigung freiwillig vollziehen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das ist die Strategie des Bundeskanzlers!)


Es gibt in dieser Frage keinen Gegensatz zwischen
oral und Interesse. Ich halte diese Gegenüberstellung

ür falsch. Denn langfristig wird China nur dann ein be-
echenbarer Partner sein – übrigens auch für Wirt-
chaftskontakte –, wenn es sich zu einem Rechtsstaat
nd zu einer Demokratie entwickelt.
Lassen Sie mich mit einem Zitat des früheren Frak-

ionsvorsitzenden der Grünen schließen, das auf die
eise des Bundeskanzlers passt:

Sie müssen sich vorwerfen lassen, dass die Bundes-
regierung beim Besuch des Bundeskanzlers in
China im Umgang mit der chinesischen Führung

7114 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )


)

Ruprecht Polenz

den Eindruck erweckt hat, dass sie zwar an den
Prinzipien der Menschenrechte festhält, dass sie
diese aber im Zusammenhang mit der Geschäftsent-
wicklung zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land und China weit in den Hintergrund rückt.

So weit Fischers Feststellung damals. Er hätte damit
auch den jetzigen Bundeskanzler meinen können.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

gen, dass die CDU/CSU gegen den Export ist?
Diese Rede hat die Bedenken der Grünen ge-
stärkt! Das ist eine Begründungsrede für die

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

anderen Schluss gegeben, dann hätten wir klat-
schen können!)


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1508132300

Das Wort hat jetzt der Kollege Christian Müller von

der SPD-Fraktion.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508132400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum Thema Moral hat der Kollege Hempelmann schon
alles Nötige angemerkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Aber Herr Ramsauer meinte, einige Kollegen dafür lo-
ben zu müssen, wie sachlich sie diese Diskussion gestal-
teten. Möglicherweise geschah dies nur, um einen Kon-
trast zu schaffen; denn das, was dann folgte, war ja das
genaue Gegenteil von Sachlichkeit. Ich weiß nicht, ob
Sie das so deutlich herausstellen wollten, wie Sie das
dann getan haben.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie haben eine falsche Begrifflichkeit von Sachlichkeit!)


Es ist billige Polemik, wenn hier laufend von „verlotter-
ter Regierung“ und „Verlogenheit“ geredet wird.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: „Verlogen“ habe ich nicht gesagt!)


– Ihr Kollege Lippold war so frei.

(Zuruf von der CDU/CSU: Er hat Recht da mit!)

Herr Kollege Brüderle und Herr Kollege Gerhardt, Ih-

nen möchte ich mich ebenfalls zuwenden. Ich glaube,
dass im Zusammenhang mit der Hanauer Anlage auch
ein klein wenig Legendenbildung betrieben wird. Man
kann ja in diesen Tagen einiges über die damaligen Er-
eignisse nachlesen. Auf die Rolle von Herrn Fischer
wurde bereits hingewiesen. Das ist eine geschichtliche
Tatsache. Aber letztendlich verzögerte sich der Bau der
Hanauer Anlage durch sein Verhalten nur. Schließlich
erhielt die Anlage durch Minister Weimar eine Betriebs-
genehmigung. Wer hat von dieser Betriebsgenehmigung
eigentlich Gebrauch gemacht? Die Industrie bzw. – bes-
ser gesagt – die Energiewirtschaft hatte sich bereits in
den 80er-Jahren von der Vision einer fortgeschrittenen

B
e
e
d
p
n
h
d

S
d
B
l
k
S
s
d
w
ü
z
z
a
s

S
u
g
t
s
d
ü

B
s
r
a
D
l
R

A
e
A
g
r
S
m
F
m

g

(C (D rennstoffwirtschaft verabschiedet. Es spielte also auch in wirtschaftlicher und ein technologischer Hintergrund ine Rolle, weshalb diejenigen, die der Meinung sind, ass hier eine Technologie zum Schaden der Arbeitslätze in Deutschland regelrecht vertrieben worden sei, icht Recht haben. Das müssen wir im Gedächtnis bealten, wenn wir uns mit der hier zur Diskussion stehenen Sache ernsthaft auseinander setzen wollen. Zum Thema schneller Brüter: Wenn ich über den tand der Dinge richtig informiert bin, dann sind auch ie Japaner trotz ihrer groß angelegten Versuche bei der rütertechnologie nicht weitergekommen. Allerdings reativiert das auch die hier diskutierte Gefahr, ob in Zuunft aufgrund des Exports der Hanauer Anlage etwas chlimmes geschehen kann. Das darf man in diesem Zuammenhang in Betracht ziehen. China ist jedenfalls auf iese Anlage nicht angewiesen, um Atomwaffen zu entickeln; denn dieser Staat verfügt schon längere Zeit ber solche Waffen. China wird diese Anlage also nicht ur Kernwaffenproduktion, sondern – möglicherweise – ur weiteren Verwendung überschüssigen Plutoniums us zivilen Kraftwerken nutzen. Das muss bei dem geamten Verfahren zumindest bedacht werden. Vernünftig ist auf jeden Fall das, was Staatssekretär taffelt in diesem Zusammenhang erwähnt hat. Er hat nter anderem einen Notenaustausch der Regierungen efordert. Das ist gerade unter dem Gesichtspunkt wichig – auf diesen hat bereits Hans-Ulrich Klose hingewieen –, dass es Tendenzen zur Renuklearisierung gibt und ass es handfeste Auflagen geben muss, um das Ganze berschaubar zu gestalten. ei der Betrachtung dieser Tendenzen muss aber zwichen militärischen und zivilen Nutzungsaspekten diffeenziert werden. Für eine Diskussion darüber ist jetzt ber nicht die Zeit. Nur so viel: Das, was in der heutigen iskussion beispielsweise im Zusammenhang mit Finnand eine Rolle gespielt hat – wenn auch nur am ande –, weist darauf hin, dass es Unterschiede gibt. Zum Schluss: Trotz des in Deutschland beschlossenen tomausstiegs, der Grundlage unserer Politik ist, muss s unter Einhaltung aller rechtlichen Vorschriften der ußenwirtschaftsverordnung und aller europäischen Reelungen möglich sein, eine solche Anlage zu exportieen. Insofern möchte ich das unterstützen, was Kollege taffelt seitens der Bundesregierung dargelegt hat. Es uss möglich sein, eine begrenzte außenwirtschaftliche reiheit – darum geht es ja letztendlich – wahrzunehen. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Petra Pau. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An esichts dieser fraktionsübergreifenden Werbung für Ha Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7115 Petra Pau nau und für Siemens ist die Versuchung groß, an Zitate aus früheren Tagen zu erinnern. Joseph Fischer sagte vor der Wahl 1998 in Gorleben: Wir werden das atomare Abenteuer beenden! Oder: Fischer hat sich um die Sicherheit der Bürger verdient gemacht. Das sagte Hans Eichel 1992 nach der Stilllegung von Hanau. Nun geht es darum, das atomare Abenteuer zu exportieren und an der Unsicherheit zu verdienen. Die umstrittene und stillgelegte Plutoniumanlage von Hanau soll nach China verkauft werden. Der Bundeskanzler sagt: „Das ist nicht mehr aufzuhalten.“ Seither flackern bei Rot-Grün viele Störlampen und die Krisenstäbe brennen heiß. Am spannendsten fand ich aber die Warnung von Angelika Beer: So einfach gehe das mit dem Chinageschäft nicht; auch die NATO und die USA hätten noch ein Wörtchen mitzureden. – Das ist fürwahr ein Novum: Die Grünen drohen der SPD mit der NATO. Das hatten wir wirklich noch nicht. Die Atomanlage in Hanau wurde damals stillgelegt, weil das Betriebsrisiko und das Risiko für die Bevölkerung politisch nicht zu verantworten sind. Das liegt nicht am Standort Hanau, sondern an der Technologie. Das Risiko in China wäre also keinen Deut geringer als in Deutschland. Wer nun mit solchen Risiken handelt, der kann eigentlich kein Freund Chinas sein, sondern steht bestenfalls im Dienst von Siemens. Die rechtlichen Argumente – wir haben sie auch heute hier wieder gehört – sind ebenfalls windig. Die einen sagen, was nicht verboten sei, das sei erlaubt. – Das mag sein; aber was nicht verboten – also erlaubt – ist, muss deshalb noch lange nicht vernünftig sein und muss auch nicht in Politik umgesetzt werden. Andere wiederum verweisen auf den Atomwaffensperrvertrag: Selbst dieser stehe dem Verkauf der Hanauer Atomfabrik nicht im Wege, vorausgesetzt die Volksrepublik China verzichte offiziell auf eine militärische Nutzung. – Genau da liegt aber die Krux: Eine entsprechende Erklärung kann unterschrieben, aber auch widerrufen werden; der Export einer Atomanlage kann allerdings nicht widerrufen werden. Richtig ist: Der Atomwaffensperrvertrag ist höchst unvollkommen, auch weil er den Handel mit Nukleartechnologien und -produkten nicht generell ausschließt. Dieser Vertrag verpflichtet aber auch niemanden zu diesem Handel. Deshalb ist die Verkürzung auf eine schlechte Rechtslage schlecht. Es geht um ein Politikum. Daher sagt die PDS im Bundestag Nein zu diesem Deal. (Zuruf von der SPD: Kein Beifall? – Gegenruf von der SPD: Die Rede war trotzdem gut, auch wenn niemand geklatscht hat!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Christian Müller (SPD):
Rede ID: ID1508132500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508132600

(B)


(A) )


(B) )


d

P
m
I
s
b
B
n

s
n
g
d
d
r
P
P

D
s
e
G
h
d

f
z
7
e
g
d
d
T
S
B
S
t
d
s
f
s
l

n
d

(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Müller von er SPD-Fraktion. (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Jetzt sind wir mal gespannt, ob wenigstens der Linie hält!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508132700


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508132800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

olenz, ich fand es über weite Strecken durchaus ange-
essen, wie Sie sich mit dem Thema beschäftigt haben.
ch sage das nicht, weil ich als Oberlehrer auftreten will,
ondern weil ich bei dieser Debatte folgendes Grundpro-
lem erkenne: Wir setzen uns im Plenum des Deutschen
undestages mit ernsthaften Problemen zunehmend
icht mehr ernsthaft auseinander.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es werden Schaudebatten geführt!)


Wir leben in einer Welt von großen Interessengegen-
ätzen, Widersprüchen und Spannungen. Wir werden ei-
er immer mehr zusammenwachsenden Welt nicht damit
erecht, dass wir Schablonen verwenden und immer nur
en Teufel oder Beelzebub ausmachen. Mit dieser Art
er Diskussion leisten wir nicht die notwendigen Diffe-
enzierungen und Bewertungen. Das ist das eigentliche
roblem. Dahinter steckt letztlich auch eine Form von
olitikunfähigkeit, die ich alarmierend finde.
Was sind die Schablonen, mit denen gearbeitet wird?
ie eine Schablone ist: Wenn man zu einer technologi-
chen Entwicklung begründet Nein sagt, dann ist man
in Arbeitsplatzvernichter. Man redet nicht über die
ründe. Die andere Schablone ist: Wenn man – wie
ier – nach Gesetz und Recht verfährt, dann handelt man
oppelbödig.
Es tut mir Leid: Das alles passt nicht zusammen. Ich

inde, wir müssen uns mit dem Problem auseinander set-
en. Wir haben in der Bundesrepublik seit Anfang der
0er-Jahre eine sehr intensive Debatte über die Atom-
nergie geführt – durch sie sind viele von uns, ich auch,
eprägt –, an deren Ende wir gesagt haben: Wir halten
iese Technologie für falsch. – Dass damit noch nicht
ie ganze Welt Nein zu dieser Technologie sagt, ist ein
atbestand. Damit müssen wir umgehen, aus meiner
icht in der Weise, dass wir auf der einen Seite unsere
edenken aufrechterhalten, dass wir auf der anderen
eite eingehende Anfragen nach Recht und Gesetz beur-
eilen. Dass wir auch die Spielräume ausnutzen, die es
abei gibt, halte ich für berechtigt. Vor allem aber müs-
en wir durch unser Beispiel zeigen, dass manche Wege
alsch sind. Damit hat das rot-grüne Projekt, wenn ich es
o sagen darf, in der Bundesrepublik mit der Energiepo-
itik begonnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen eine andere Energiepolitik, nicht nur aus
ationalen Gründen; das wäre zu kurz gesprungen. An-
ererseits wollen wir nicht nach dem Motto verfahren:

7116 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. – Aber wir
wollen zeigen, dass es anders geht. Das finde ich richtig
und sehr wichtig. Das ist ein Teil der Auseinanderset-
zung, die wir seit Jahren führen.

Der Kollege Klose hat völlig Recht damit, dass im
Augenblick vor allem über Osteuropa und über Fernost
versucht wird, das Thema Atomenergie wieder mehr
hoffähig zu machen, militärisch wie zivil. Das ist eine
alarmierende Entwicklung. Ich will nur ein Beispiel nen-
nen, ohne dass ich damit den Chinesen etwas unterstelle:
In China liegt die Zuständigkeit für die Nutzung der mi-
litärischen und der zivilen Nutzung der Atomkraft bei ei-
nem einzigen Amt. Das ist – es tut mir Leid, das so sa-
gen zu müssen – schon eine bedenkliche Entwicklung.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Grenze zwischen militärischer und ziviler Nutzung
ist in China – wie übrigens in vielen Ländern – nicht
klar.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das interessiert die FDP nicht!)


Wer das völlig unkritisch sieht, dem sage ich – es tut mir
Leid –: So blauäugig kann man nicht sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – KurtDieter Grill [CDU/CSU]: Wen meinen Sie denn?)


– Ich meine diejenigen, die das unkritisch sehen. Wenn
Sie sich angesprochen fühlen, finde ich das interessant.


(Zuruf des Abg. Kurt-Dieter Grill [CDU/ CSU])


– Wir haben doch eine intensive Diskussion über die Al-
ternativen geführt. Anscheinend haben Sie das immer
noch nicht mitbekommen. Angesichts der großen ener-
giepolitischen Herausforderungen in der Welt – als
Stichwörter nenne ich: Endlichkeit, Abhängigkeit von
Ressourcen, Unterversorgung mit Energie in den Ent-
wicklungsländern, ökologische Problematik, möglicher
militärischer Missbrauch bzw. mögliche Unfälle – ist
nach aller Logik, vom Club of Rome bis zu wem auch
immer doch nur eine einzige Philosophie wirklich rich-
tig, nämlich die, auf mehr Effizienz und auf Solarener-
gienutzung zu setzen. Insofern muss man sich die Frage
stellen, welche energiepolitischen bzw. technologiepoli-
tischen Voraussetzungen dafür notwendig sind. Das ist
doch unsere internationale Argumentation. Wir sagen
eindeutig, dass man das mit der Atomkraft nicht schafft.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie können anderer Meinung sein, aber Sie müssen das
dann auch belegen und dürfen nicht so tun, als ob wir
hier mit dümmlichen Argumenten operieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben schon einen sehr ernsthaften Grund für unsere
Haltung.

B
B
b
p
w
d

v
D

P
n

M
P
z

S
ß
d
s

D
v
d
z

D

S
s
s

d

l
e

(C (D Man kann auch nicht so tun, als wären die MOXrennelemente ohne Probleme. Ich will nur ein paar eispiele nennen, zunächst die so genannte Materialuchführung. Natürlich ist die bei dem Pulver, das da geresst wird, ein Problem, weil nämlich etwas abgezweigt erden kann. Das ist ein objektives Problem. Wie soll as kontrolliert werden? (Lachen des Abg. Kurt-Dieter Grill [CDU/ CSU])


Ein anderes Beispiel. Natürlich ist die Wirksamkeit
on Steuerstäben bei MOX-Brennelementen verändert.
amit sind technologische Probleme verbunden.
Natürlich kann man auch den Plutoniumgehalt in den

ellets verändern, zwischen 5 und 7 Prozent. Dann kön-
en sie auch anders genutzt werden.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Bleiben Sie doch beim Grundsätzlichen!)


an kann doch nicht so tun, als ob dies nicht objektive
robleme wären, mit denen man sich nicht auseinander
u setzen hätte.
Deshalb finde ich richtig, was wir machen, nämlich

afeguards einzusetzen, verbindliche Verträge zu schlie-
en und Bedingungen zu formulieren, etwa des Inhalts,
ass es von China aus keinen Tourismus mit Atombrenn-
täben geben darf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

as sind richtige Auflagen. Diese müssten eigentlich
on uns gemeinsam unterstützt werden. Stattdessen wer-
en hier kleinkarierte parteipolitische Auseinanderset-
ungen geführt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Machen Sie das, was Sie vor fünf Jahren gesagt haben!)


afür ist dieses Thema viel zu ernst.
Ich sage zum Abschluss: Die Art und Weise, in der

ie hier argumentieren, zeigt nur, dass Sie nicht fähig
ind, sich mit solch ernsten Problemen auseinander zu
etzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Also doch Oberlehrer! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Wir können Ihren Hakenschlägen nicht folgen! Das ist das Problem!)



Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1508132900

Das Wort hat jetzt der Kollege Kurt-Dieter Grill von

er CDU/CSU-Fraktion.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508133000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ege Müller, es ist eigentlich so, wie es immer ist: Sie
ntscheiden, wer hier ernsthafte Beiträge bringt.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Nein, das macht das Protokoll!)


Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003 7117


(A) )



(B) )


Kurt-Dieter Grill

Sie entscheiden, wer den Ansprüchen von Ethik und
Moral gerecht wird. Sie entscheiden, welche Lösung an-
gesichts der globalen Verantwortung für Energiepolitik
die einzig richtige ist. Ich sage Ihnen: Wenn Sie Ihren
Maßstab anlegen, dann hat der Bundeskanzler in Peking,
nicht einmal in Berlin, bei einem brisanten innenpoliti-
schen Thema die Latte der Moral so hoch gelegt, dass
Fischer und Trittin gemeinsam Huckepack darunter
durchkommen. So sieht die Situation aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir reden in Wahrheit nicht über einzelne technologi-

sche Fragen, sondern wir reden über den Widerspruch
zwischen Ihrer innenpolitischen Moralattitüde bezüglich
des Ausstiegs aus der Kernenergie und der Tatsache,
dass Sie eine zentrale Technologie, die in Deutschland
entwickelt worden ist, unter all den Randbedingungen,
die die Kollegen Klose und Polenz hier genannt haben,
nach China exportieren wollen. Darüber reden wir; die-
sen Widerspruch können Sie im Grunde genommen
nicht auflösen.

Herr Staffelt hat ja in bewunderwerter Offenheit da-
rauf hingewiesen, dass das Thema seit Februar virulent
ist. Trotzdem – wir leben schließlich in einer Demokra-
tie – ist dieses Thema von dieser Bundesregierung dem
Parlament gegenüber bis Dezember 2003 verschwiegen
worden


(Beifall bei der CDU/CSU)

und dann zu allem Überfluss in Peking öffentlich ge-
macht worden.

Ich finde es ja in Ordnung, wenn man fordert, dass
wir aus dem Schablonendenken herauskommen müssen.
Ich frage mich dann aber nur, warum ausgerechnet ein
Mitglied Ihrer Fraktion, nämlich Herr Erler, sich hier
hinstellt und uns nach der Rede von Herrn Lippold als
Büttel der Atomindustrie bezeichnet. Meine Damen und
Herren, nicht die CDU/CSU und auch nicht die FDP ha-
ben in Peking verkündet: Basta, es wird exportiert. Das
war Ihr Bundeskanzler und niemand anders. Angesichts
dessen frage ich Sie nun aber: Wer ist der Büttel, wenn
es denn überhaupt einen gibt?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Angesichts dessen, dass Sie jetzt hier im Nachgang

die Plutoniumfrage wieder hervorkramen, rate ich Ihnen,
den Bericht der Bundesregierung von heute Morgen an
den Wirtschaftsausschuss zu lesen. Lesen Sie ihn ein-
mal, Herr Müller, ehe Sie so über Plutonium reden, wie
Sie es getan haben. Da steht: Die Anlage ist in ihrer der-
zeitigen Konfiguration technisch nicht für die Herstel-
lung von Brennelementen für schnelle Brutreaktoren
ausgelegt.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Dagegen wurde gar nichts gesagt!)


Mit der Anlage kann kein Plutonium erzeugt, sondern le-
diglich vorhandenes Plutonium verarbeitet werden.

Ihr scheinheiliger Versuch, hier eine sachliche De-
batte zu führen, indem Sie davon reden, dass Sie sich
große Sorgen um die Einhaltung von Vorschriften und

d
c

i
E
s

u
n


d
s
I
d
m



F
D
w
b

O
h
p

ü
e
n
g
g
J
n
m
f
A
A
g
d

D
A
n

(C (D es Einsatzes von Safeguards und anderen Dingen mahen, (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Über was haben wir denn geredet? – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


st in Wahrheit nichts anderes als Ihre alte Methode,
motionen wie Angst und Schrecken bezüglich des Ein-
atzes von Kernenergie heraufzubeschwören,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

m die Menschen in die Angstecke zu treiben, ohne ih-
en jedoch eine Lösung anzubieten.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat doch kein Mensch gemacht!)


Doch, gerade Sie, Herr Loske, haben doch behauptet,
ass Kernenergie in einer Demokratie nicht mehr durch-
etzbar sei. Was für eine Staatsform hat denn Finnland?
n Frankreich wird in diesem bzw. im nächsten Jahr über
en Bau des EPR entschieden. Auch Frankreich ist nach
einen Informationen eine Demokratie.


(Zuruf des Abg. Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Doch, Sie haben sich zu dem Thema ausgelassen.
Ich will hier noch einmal ganz deutlich sagen: Die

rage, ob Safeguards der IAEO eingesetzt und andere
inge, die aus unserer Sicht wichtig sind, eingehalten
erden, hat doch hoffentlich Ihr Außenminister geprüft,
evor er seine Zusage gegeben hat.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Außenminister hat keine Zusage erteilt!)


der sind Sie sich nach dem, was Sie hier vorgetragen
aben, nicht sicher, dass Herr Fischer das ernsthaft ge-
rüft hat? Das kann doch nun wirklich nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch wenn Herr Staffelt meinte, wir sollten nicht

ber die Vergangenheit diskutieren, kann ich ihnen doch
in Letztes nicht ersparen: Wenn Sie wirklich an der Ver-
ichtung von Plutonium, das für Waffen genutzt, weiter-
enutzt und wiederverwendet werden kann, interessiert
ewesen wären, dann hätten Sie als grüne Politiker im
ahre 2000 den Export dieser Anlage nach Russland
icht verhindern dürfen, sondern sie den Russen geben
üssen, damit das Plutonium aus vernichteten Waffen
ür friedliche Zwecke hätte genutzt werden können.
uch jetzt geben Sie ja Gelder für die Verschrottung von
tom-U-Booten. Damals haben Sie mit den gleichen Ar-
umenten wie heute den Export dieser Anlage verhin-
ert.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch!)


eswegen besteht nicht nur zwischen Ihrer Innen- und
ußenpolitik ein Widerspruch, sondern Sie haben zu ei-
em Zeitpunkt, als Sie dazu hätten beitragen können,

7118 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember 2003


(A) (C)



(B) (D)


Kurt-Dieter Grill
dass Plutonium für immer und ewig vernichtet wird,
schlicht und einfach versagt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich sage ausdrücklich, Herr Kollege Klose: Ich bin

mit Ihnen einer Meinung, dass China ein wichtiger Part-
ner ist – darüber brauchen wir sicherlich nicht zu strei-
ten –, genauso wie Amerika immer ein wichtiger Partner
bleiben wird. Der Kollege Polenz hat, wenn ich mich
nicht irre, aus einer Rede von Joschka Fischer zu einer
Chinareise von Helmut Kohl zitiert. Ich möchte Ihnen
mit Blick auf Ihre Beiträge hier, in denen es unter ande-
rem hieß, die Opposition habe Blasen geschlagen, gerne
die Rede von Herrn Fischer zur Chinareise von Helmut
Kohl im Jahre 1995 zur Lektüre empfehlen. Aufgrund
des Umzuges unseres Wissenschaftlichen Dienstes bin
ich an die Rede nicht mehr herangekommen; sonst hätte
ich Ihnen gerne ein paar Passagen daraus vorgelesen.

Herr Volmer, Sie haben gesagt: Machen Sie sich nicht
unsere Sorgen. Ich sage Ihnen, warum ich besonders er-
bost bin über die Art und Weise, wie Sie in dieser Frage
vorgehen: Sie haben, insbesondere bei mir zu Hause,
keine Gelegenheit ausgelassen, die Risiken und Gefah-
ren der Kernenergie als unermesslich hoch zu beschrei-
ben. Ich empfinde es als niederträchtig, dass die rot-
grüne Bundesregierung bei diesem Export lediglich mit
der Rechtslage argumentiert und so tut, als sei der Atom-

export aufgrund der Rechtslage nicht zu verhindern.
Dies ist schlicht und einfach eine Verkürzung der Sach-
verhalte, dessen, was Herr Schröder in China gewollt hat
und was er zugesagt hat.


Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1508133100

Herr Kollege Grill, kommen Sie bitte zum Schluss.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508133200

Ihr zentraler Widerspruch an dieser Stelle: Sie predi-

gen Wind und exportieren Atom.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein toller Spruch!)



Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1508133300

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

ordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

destages auf morgen, Donnerstag, 11. Dezember 2003,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1508133400