Protokoll:
15073

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 73

  • date_rangeDatum: 7. November 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:11 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/73 Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: a) Antrag der Abgeordneten Michael Kretschmer, Katherina Reiche, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die Innovationskraft Deutschlands stärken – Zukunfts- Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 6291 B 6292 C 6294 B 6295 C 6296 B 6297 B 6300 D 6302 B 6304 C 6305 A 6306 A 6307 B 6307 C 6308 A 6310 A 6312 A 6314 A Deutscher B Stenografisch 73. Sitz Berlin, Freitag, den 7. I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristi- sche Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 15/1880) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Z M 6289 A 6289 B 6289 B chancen durch moderne For- schungsförderung eröffnen (Drucksache 15/1696) . . . . . . . . . . . . . 6298 C undestag er Bericht ung November 2003 t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Besteuerung von Wagniskapital- gesellschaften (Drucksache 15/1405) . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Aktionsplan für freie, effiziente und innovative For- schung (Drucksache 15/1932) . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . 6298 C 6298 C 6298 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Dieter Grasedieck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 6315 B 6316 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 Tagesordnungspunkt 17: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung steuerli- cher Vorschriften (Steueränderungs- gesetz 2003 – StÄndG 2003) (Drucksachen 15/1562, 15/1928, 15/1945, 15/1929) . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Steueränderungsgesetz 2003 – StÄndG 2003) (Drucksachen 15/1621, 15/1798, 15/1928, 15/1945, 15/1929) . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Rzepka CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Katherina Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Strategie für eine nach- haltige Chemiepolitik in Deutsch- land und Europa (Drucksache 15/1356) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Leistungsfähigkeit der deutschen Chemiewirtschaft im europäischen Rahmen sichern (Drucksache 15/1332) . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Heinz Schmitt (Landau) SPD . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Antje Vogel-Sperl BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Modernisie- rung des Investmentwesens und zur D B S H D D H L Z in Z 6317 A 6317 A 6317 B 6318 C 6320 C 6321 D 6322 C 6323 D 6324 A 6324 A 6325 B 6327 A 6327 C 6328 D Besteuerung von Investmentver- mögen (Investmentmodernisie- rungsgesetz) (Drucksachen 15/1553, 15/1671, 15/1896, 15/1944, 15/1901) . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Finanzplatz Deutschland weiter fördern – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: För- derung des Finanzplatzes Deutschland – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Hans- Joachim Otto (Frankfurt), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Finanzplatz Frankfurt stär- ken (Drucksachen 15/930, 15/748, 15/369, 15/1296) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin MF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . ubert Ulrich BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . orst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eo Dautzenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Arbeitserlaubnisregelung für ausländische Saisonarbeitskräfte bis 2007 verlängern (Drucksache 15/1713) . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Arbeitserlaubnis für ausländi- sche Saisonarbeitskräfte auf vier Mo- nate ausweiten (Drucksache 15/1714) . . . . . . . . . . . . . . . 6330 A 6330 B 6330 C 6331 C 6332 D 6334 A 6334 C 6335 C 6337 A 6337 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 III Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Jürgen Klimke, Klaus Brähmig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Unter- stützung grenzübergreifender kommu- naler Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Osterweiterung (Drucksache 15/1327) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Arbeitserlaubnisregelung für ausländi- sche Saisonarbeitskräfte bis 2007 ver- längern – Arbeitserlaubnis für ausländische Sai- sonarbeitskräfte auf vier Monate aus- weiten (Zusatztagesordnungspunkte 7 und 8) . . . . . . Angelika Krüger-Leißner SPD . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Unterstützung grenzübergrei- fender kommunaler Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Osterweiterung (Tagesord- nungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6337 C 6337 D 6339 A 6339 C 6339 D 6341 A 6342 A 6342 C 6343 A 6343 B 6344 B 6345 A 6346 A 6347 B 6348 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6289 (A) ) (B) ) 73. Sitz Berlin, Freitag, den 7. Beginn: 9.0
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    Anlage 2 Anlage 3 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6339 (A) ) (B) ) Zuwanderungsgesetzes vorsah. Eine entsprechendeSauer, Thomas SPD 07.11.2003 R egelung, die die Bundesregierung im Rahmen des tung auf sechs Monate für die Arbeitskräfte nur noch eine auf vier Monate gefordert. Das entspricht der Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 07.11.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A t F s A k z e B g s d w B n n A Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bietmann, Rolf CDU/CSU 07.11.2003 Börnsen (Bönstrup), Wolfgang CDU/CSU 07.11.2003* Dörmann, Martin SPD 07.11.2003 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 07.11.2003 Friedrich (Mettmann), Lilo SPD 07.11.2003 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 07.11.2003 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 07.11.2003 Goldmann, Hans- Michael FDP 07.11.2003 Griese, Kerstin SPD 07.11.2003 Gröhe, Hermann CDU/CSU 07.11.2003 Hartnagel, Anke SPD 07.11.2003 Haupt, Klaus FDP 07.11.2003 Heubaum, Monika SPD 07.11.2003* Ibrügger, Lothar SPD 07.11.2003* Kopp, Gudrun FDP 07.11.2003 Kraus, Rudolf CDU/CSU 07.11.2003 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 07.11.2003* Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 07.11.2003 Mantel, Dorothee CDU/CSU 07.11.2003 Marschewski (Recklinghausen), Erwin CDU/CSU 07.11.2003* Mattheis, Hilde SPD 07.11.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 07.11.2003 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 07.11.2003* S S S S D T A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Arbeitserlaubnisregelung für ausländische Saisonarbeitskräfte bis 2007 verlängern – Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonar- beitskräfte auf vier Monate ausweiten (Zusatztagesordnungspunkte 7 und 8) Angelika Krüger-Leißner (SPD): Bereits zum zwei- en Mal in diesem Jahr diskutieren wir über Anträge der DP zur Ausweitung der Arbeitserlaubnis für ausländi- che Saisonkräfte. Und immer noch ist es richtig, diesen ntrag als Ergebnis einer wichtigen strukturellen Dis- ussion über die Zuwanderung zu bezeichnen. Das Problem, das diesen Anträgen zugrunde liegt, eigt mir zunächst ganz deutlich: Wir brauchen dringend in Zuwanderungsgesetz, das den Erfordernissen der undesrepublik entspricht. Wir brauchen eine Gesamtre- elung, die verhindert, dass wir an einzelnen Stell- chrauben immer wieder drehen müssen, um den Erfor- ernissen der Wirtschaft gerecht zu werden, ohne ein irkliches Gesamtkonzept verfolgen zu können. Die FDP hat mit der Saisonarbeiterregelung einen der ereiche zum wiederholten Male aufgegriffen und einen euen Vorschlag gemacht. Ich gebe zu: Mit diesem euen Vorschlag werden die Forderungen des alten ntrages deutlich modifiziert. So wird statt der Auswei- chmidbauer, Bernd CDU/CSU 07.11.2003 chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 07.11.2003 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 07.11.2003 pahn, Jens CDU/CSU 07.11.2003 r. Stadler, Max FDP 07.11.2003 hiele, Carl-Ludwig FDP 07.11.2003 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 6340 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 (A) ) (B) ) Änderung der Ausländerbeschäftigungsverordnung liegt seit Ende 2002 bereits im Entwurf vor. Sie wäre mit dem Zuwanderungsgesetz in Kraft getreten. Eine Aufhebung der Begrenzung für Arbeitgeber sieht die FDP in ihrem Antrag nun nicht mehr vor. Nicht einmal von einer Fristverlängerung von sieben auf acht Monate ist hier die Rede, wie sie im entsprechenden Re- gierungsentwurf vorgesehen ist. Dafür existiert nun ein eigener Antrag, in dem die Ende des Jahres auslaufende Saisonarbeiterregelung bis zum Jahr 2007 bzw. bis zu ei- ner Klärung durch ein Zuwanderungsgesetz vorgesehen ist. Meine Damen und Herren von der FDP, was diesen Punkt der auslaufenden Eckpunkteregelung angeht, gebe ich Ihnen Recht: Hier besteht dringender Handlungs- bedarf. Denn ein völliger Verzicht auf osteuropäische Saisonarbeitskräfte würde im Moment die Personalpla- nung bei den betroffenen Betrieben deutlich behindern und zu großen Ausfällen führen. Dennoch wollen wir natürlich an unserer Forderung nach einem Zuwanderungsgesetz festhalten. Daher hat der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, Mitte Oktober die Bundesanstalt für Arbeit ge- beten, die bisherige Regelung zunächst bis Ende 2005 weiter anzuwenden. Dies geschah auch auf Wunsch der entsprechenden Verbände. Wolfgang Clement hat sich zudem dafür ausgespro- chen, die bisherigen Eckpunkte flexibler zu gestalten. Besonders Betriebe, die auf eine personalintensivere Wirtschaftsweise wie den ökologischen Landbau umstel- len oder als Kleinbetriebe den Anbau von Sonderkultu- ren aufnehmen, sollen nun von den Regelungen für so genannte Großbetriebe profitieren können. Gleiches gilt für Anbaubetriebe, die neu gegründet werden. Damit werden wir den Erfordernissen der Betriebe gerecht und unterstützen die Wirtschaft. Dies gilt natür- lich nur dann, wenn für die entsprechenden Arbeiten keine inländischen Arbeitskräfte gewonnen werden kön- nen. Das muss ganz klar sein. Denn in Zeiten hoher Ar- beitslosigkeit muss die Vermittlung in Arbeit für Inlän- der oberste Priorität haben. Die Fristverlängerung der Bundesregierung bis 2005 statt – wie von der FDP gefordert – bis 2007 macht eben- falls Sinn. Und das nicht nur, weil wir auf ein Zuwande- rungsgesetz im Konsens mit dem Bundesrat hoffen. Ich stimme mit der Bundesregierung darin überein, dass wir vor einer weiteren Fristverlängerung zunächst die ersten Erfahrungen mit der EU-Osterweiterung abwarten soll- ten. Es ist gut möglich, dass wir dann zu ganz neuen Er- gebnissen kommen, was dieses Problem betrifft. Es gibt aus meiner Sicht noch andere Veränderungen, die wir bei einer Fristverlängerung berücksichtigen müs- sen: Die Reformen der Bundesregierung auf dem Ar- beitsmarkt. Die Zahl der ausländischen Saisonarbeits- kräfte ist in den letzten Jahren trotz Eckpunkten zur Limitierung stetig gewachsen. Im Jahr 2002 waren es bereits 300 000 im Vergleich zu 220 000 im Jahr 1999. Gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland e d s c m n d g 4 b g a n e s d g t a F d A J g v G Ü d l l d r d d s h d s d k w h d d t a w W b l b k B (C (D benfalls gestiegen. Das sollte uns, was die Änderung er Saisonarbeiterregelung angeht, zu denken geben. Wir haben eine ganze Reihe von Reformen beschlos- en, von denen einige auch in den hier betroffenen Berei- hen wirksam werden können. Besonders erwähnen öchte ich diesem Zusammenhang die Minijobs und die euen Zumutbarkeitsregelungen. Bei den Minijobs sind ie Erfolge bereits jetzt deutlich erkennbar. Die Anzahl eringfügig Beschäftigter ist innerhalb eines Jahres von ,1 Millionen auf fast 6,4 Millionen gestiegen. Arbeitge- er wie Arbeitnehmer nehmen die Maßnahmen, die wir etroffen haben, sehr gut an. Auch die von der Saison- rbeiterregelung betroffenen Arbeitsfelder bieten hier ei- en wichtigen Markt für inländische Arbeitskräfte, den s zu nutzen gilt. Für die Zumutbarkeitsregelungen, die wir beschlos- en haben, gilt Ähnliches. Wir hoffen auch hier darauf, ass die Arbeitsplätze in den genannten Bereichen in rößerem Umfang als bisher nun von inländischen Kräf- en übernommen werden können. Wie das im Einzelnen ussieht, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Daher ist die ristverlängerung notwendig. Vielleicht wird sie es über as Jahr 2005 hinaus auch noch sein. Aber ich bin der nsicht, wir sollten erst einmal sehen, was die nächsten ahre ergeben, bevor wir hier eine zu weit reichende Re- elung bis 2007 treffen. Das gilt auch für Ihre Forderung, die Arbeitsdauer auf ier Monate auszuweiten. Wie ich schon sagte: Im runde halten wir das für richtig. Aber ich bin der festen berzeugung, dies muss Teil eines Gesamtkonzeptes für ie Zuwanderung sein. Nur dann machen solche Rege- ungen Sinn. Und es gilt immer noch: Die von Ihnen verlangte Ver- ängerung muss durch den Bundesrat. Eine Änderung es § 4 Abs. 1 der Anwerbestoppausnahmeverordnung eicht nicht aus. Nach § 10 Abs. 1 des Ausländergesetzes arf Ausländern der Aufenthalt für eine längere als reimonatige Beschäftigung nur dann erlaubt werden, oweit dies durch Rechtsverordnung bestimmt ist. Des- alb müsste nicht nur die ASAV geändert, sondern auch ie Arbeitsaufenthalteverordnung ergänzt werden. Eine olche Änderung bedarf aber der Zustimmung des Bun- esrates. Wir müssen bei der Zuwanderung zu einer Einigung ommen, und das möglichst bald. Es hat keinen Sinn, enn wir an der einen oder anderen Stellschraube dre- en und letztlich keine befriedigende Regelung finden, ie unserem Land gerecht wird. Ich jedenfalls befürchte, ass Anträge von der FDP wie der vorliegende ebendies un und die Notwendigkeit eines Zuwanderungsgesetzes us der Perspektive nehmen. Die demographische Ent- icklung und die Erfordernisse von Arbeitsmarkt und irtschaft in Deutschland zeigen aber, dass wir dies rauchen. Alle relevanten Verbände, alle Wissenschaft- er und Politiker aus allen Parteien, die sich mit der Pro- lematik beschäftigt haben, bekräftigen die Notwendig- eit. Es zeigt sich, dass die Konzeption der rot-grünen undesregierung in die richtige Richtung geht. Ohne die Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6341 (A) ) (B) ) Bundesratsmehrheit der Opposition – hier nenne ich ins- besondere die CDU/CSU – wären wir hier längst zu ei- nem befriedigenden Ergebnis gekommen. Daher appel- liere ich an die Opposition: Lassen Sie uns die Frist bis 2005 abwarten und sehen, was sich daraus angesichts der Reformen auf deutscher und europäischer Ebene er- gibt. Und vor allem: Bringen wir das Zuwanderungsge- setz wieder auf die Agenda. Die Wirtschaft fordert es, die Fachwissenschaftler fordern es und unser Land braucht es. Dann sind die Änderungen, wie in Ihrem An- trag gefordert, auch nicht mehr notwendig. Alexander Dobrindt (CDU/CSU): In schöner Re- gelmäßigkeit beschäftigt sich der Deutsche Bundestag mit der Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonarbeits- kräfte. Was unter Umständen vielleicht ja den dringen- den Handlungsbedarf in dieser Frage zeigt, dennoch sollten die Argumente inzwischen weitestgehend ausge- tauscht sein. Und deswegen halte ich es für notwendig, dass wir uns der Lösung dieses Problems langsam nähern, das wir offensichtlich hier alle erkannt haben. Tatsache ist, dass die bestehende Regelung, so berich- ten es die Betroffenen, die Spargelbauern, Erdbeerplan- tagenbesitzer oder die Hotel- und Gaststättenbetreiber, keine optimale Lösung darstellt, um den saisonbedingten Bedarf an Arbeitskräften befriedigend zu bedienen. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen wird daher eine Ausweitung der Arbeitserlaubnis gefordert, um mit den herkömmlichen politischen Mitteln sicherzustellen, dass die Arbeit und die Dienstleistungen in ausreichender Menge erbracht werden, die zum Erhalt dieser Wirt- schaftszweige notwendig sind. Ich kann mich auch noch gut an die unglaublichen Fernsehbilder erinnern, wie Spargel auf den Feldern ver- rottet, weil nicht ausreichend Leute da waren, die ihn ge- stochen haben. So etwas darf es sicher nicht geben in Deutschland. Es gibt auch keinen Zweifel daran, dass die aktuelle Regelung für die Betriebe nicht optimal ist. Die Tatsa- che, dass der Arbeitgeber drei Saisonarbeiter braucht, um die maximale Beschäftigungsdauer von sieben Mo- naten zu erreichen, nachdem er jeden einzelnen nur drei Monate beschäftigen darf, könnte sinnvollerweise im Zuge einer Verlängerung um einen Monat angepasst werden. Das ist doch gar keine Frage. So könnte der Betrieb mit zwei Arbeitskräften aus- kommen, was sicherlich eine deutliche Verringerung des Aufwandes darstellt. Wir reden hier ständig über Bürokratieabbau und ver- besserte Rahmenbedingungen für Unternehmen. Hierun- ter muss man die diskutierte Frage auch einordnen. Die andere Frage in diesem Zusammenhang, die da- mit unweigerlich verknüpft ist, ist die nach dem Zustand unseres Arbeitsmarktes in Deutschland. Die neuesten Arbeitsmarktdaten von gestern sind doch nach wie vor erschreckend, das darf man in dieser Debatte nicht vergessen. b s d D D A b s g o g d s a z z b D v le b d lo w la N g s 3 T n A z r I A v e a b g A a b z s (C (D Über 4,1 Millionen Menschen sind in Deutschland ar- eitslos, das ist der höchste Stand in einem Oktober seit echs Jahren und ich sehe hier keine Anzeichen, dass ies kurzfristig besser wird. Über 1 Million arbeitsfähige Menschen leben in eutschland in der Sozialhilfe, Menschen, für die es in eutschland keine Beschäftigung mehr gibt. Vor diesem Hintergrund klingt eine Debatte über die usweitung von Arbeitserlaubnissen ausländischer Ar- eitskräfte mehr als gespenstisch, und dies, obwohl ge- etzlich vorgeschriebene Arbeitsmarktprüfungen bele- en müssen, dass keine Verfügbarkeit von „Deutschen der Ausländern, die hinsichtlich Arbeitsaufnahme leichgestellt sind“ gegeben ist. Also was ist das Problem in Deutschland? Erstens, ass wir bei über 5 Millionen beschäftigungslosen Men- chen niemanden finden, der für die klassischen Saison- rbeiten zur Verfügung steht, oder zweitens dass wir in u geringem Umfang ausländische Arbeitskräfte heran- iehen können? Das eigentliche Problem ist das erstgenannte: Wir ha- en keinen funktionierenden Niedriglohnsektor in eutschland, der auch diese Tätigkeiten wieder attrakti- er machen würde. Und unsere Aufgabe an dieser Stelle ist es, die grund- genden Probleme zu erkennen und zu versuchen, sie zu eheben und nicht lediglich an den Symptomen rumzu- oktern. Wir brauchen mehr Beschäftigung im Niedrig- hnbereich. Die Union hat dazu im Deutschen Bundestag einen eitreichenden Vorschlag gemacht. Das Existenzgrund- gengesetz befasst sich explizit mit der Schaffung eines iedriglohnsektors, der es wieder attraktiv macht, auch ering qualifizierte Tätigkeiten auszuführen. Wir haben in den letzten Jahren einen drastischen An- tieg der Saisonarbeitskräfte zu verzeichnen, mehr als 0 Prozent Steigerung in den Jahren 2000 bis 2002. Der rend wird hier auch weiterhin verstärkt. Ich glaube icht, dass wir dies ernsthaft ausschließlich mit einer usweitung der ausländischen Saisonarbeitskräfte beset- en wollen. Wir müssen neben dem berechtigten Inte- esse der Unternehmen und Betriebe, vor allem auch die nteressen unserer inländischen Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer in den Vordergrund stellen. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass unser Modell om Fördern und Fordern hier entscheidende Wirkung ntwickeln kann und diesem Bereich der Saisonarbeit uch für unsere Inländer ohne Beschäftigung erschließ- ar ist. Das Lohnzuschussmodell, wie es das Existenz- rundlagengesetz vorsieht, bietet doch entscheidende nreize. Wenn bei Zuverdiensten bis 1 100 Euro jede 50 Cent ls echter Zuverdienst in der Tasche des Arbeitnehmers leiben, ist dies doch ein ernst zu nehmender Anreiz, der ur Aufnahme einer Beschäftigung führen kann. Dies zielt genau auf einen Niedriglohnsektor zwi- chen 6 und 8 Euro Stundenlohn aus, von dem wir hier 6342 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 (A) ) (B) ) in den meisten Fällen, was Saisonarbeit betrifft, spre- chen. Verknüpfen Sie doch nicht immer das Problem der Saisonarbeit mit der Zuwanderungsdebatte. Wir reden hier von vollkommen unterschiedlichen Problemstellun- gen. Selbstverständlich kann man die Arbeitserlaubnis für Saisonarbeit im Zuwanderungsgesetz regeln, wie die Regierung dies tut. Sie haben ja auch die vier Monate Arbeitserlaubnis in ihrem Zuwanderungsgesetz drinste- hen. Aber lassen sie uns doch die Fragestellung an der Wurzel angehen. Richten Sie Ihren Fokus auf die neue Gestaltung eines Niedriglohnsektors, der neue Beschäfti- gungschancen bietet, anstatt wieder nur an alten Maß- nahmen herumzuschrauben, die lediglich als Hilfsfunk- tionen gedacht sind. Ich glaube, das wird den Belangen der Betriebe und vor allem unserer Arbeitnehmer insgesamt gerechter. Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Schon wieder beschäftigt uns alle die FDP-Frak- tion mit Anträgen zu ausländischen Saisonarbeitneh- mern. Aber auch durch mehrfache Wiederholung werden Ihre Anträge inhaltlich nicht richtiger. Im Frühjahr die- ses Jahres wollten Sie die Arbeitserlaubnis für ausländi- sche Saisonarbeitskräfte auf sechs Monat ausweiten. Heute soll die Arbeitserlaubnis für vier Monat erteilt werden können. Geltende Rechtslage sind nach der An- werbestoppausnahmeverordnung drei Monate. Die da- malige Argumentation meiner Fraktion gilt auch heute noch. Ich bin gerne bereit, Sie Ihnen auch heute noch- mals darzulegen, vielleicht kommt es ja diesmal bei Ih- nen an und verschont uns vor einem weiteren Antrag, der die Arbeitserlaubnis beispielsweise um fünf Monate ausweiten soll. Grundsätzlich gilt: Zurzeit finden die Verhandlungen zum Gesamtpaket Zuwanderungsgesetz im Vermitt- lungsausschuss statt. Es ist daher aus meiner Sicht abso- lut kontraproduktiv, wenn Einzelregelungen vorgezogen werden. Hinzu kommt, dass Sie bei der von Ihnen ange- strebten Änderung der Anwerbestoppausnahmeverord- nung der Zustimmung des Bundesrates bedürfen. Wie Sie dies bitte den Ländern erklären wollen, dass Parallel- verhandlungen laufen sollen, bleibt Ihr Geheimnis. Fachlich möchte ich zwei Anmerkungen zu Ihren An- trägen machen: erstens zu Ihrer Sorge, es entstünde den betroffenen Branchen ein Nachteil dadurch, dass die Verhandlungen zum Zuwanderungsgesetz andauern. Es gilt die Anwerbestoppausnahemverordnung bis zu einem In-Kraft-Treten des Zuwanderungsgesetzes. Dies heißt, dass die von Ihnen so hofierten Branchen ohne weiteres für drei Monate die benötigten ausländischen Saison- kräfte einstellen könnten. Von der Notwendigkeit einer Übergangsregelung kann also überhaupt keine Rede sein. Zweitens. Ihr Antrag auf Verlängerung der Regelun- gen für Saisonarbeitskräfte aus Mittel- und Osteuropa bis zum Jahr 2007 ist inzwischen überholt. Das schienen Sie noch nicht registriert zu haben; denn sonst hätten Sie i r m r m l e s r z G z b b t b c a z t g G l v R m a g s t G O D a s C g v b t A v m § s W d Z g Z (C (D hn ja, um diese peinliche Situation zu vermeiden, zu- ückgezogen. Mit Schreiben vom 17. Oktober 2003 hat Wirtschafts- inister Clement den entsprechenden Runderlass he- ausgegeben, dass die Regelung für Saisonkräfte aus den ittel- und osteuropäischen Ländern bis Ende 2005 ver- ängert wird, soweit sie nicht bereits durch die EU-Ost- rweiterung obsolet geworden ist. Die Bundesregierung chafft dies also auch ohne die Hilfe der FDP. Zusammengefasst kann ich nur an die FDP appellie- en, uns allen diese sinnlosen Scheindebatten in Zukunft u ersparen und sich lieber dem Zustandekommen eines esamtkonzeptes, nämlich dem Zuwanderungsgesetz, u widmen. Ernst Burgbacher (FDP): Wir Liberalen lassen eim Thema Saisonarbeitskräfte nicht locker. Wir hatten ereits Anfang dieses Jahres einen Antrag auf Auswei- ung der Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonar- eitskräfte auf sechs Monate eingebracht, der bedauerli- herweise von der Mehrheit des Hauses im April bgelehnt worden ist. Nun unternehmen wir einen neuen Vorstoß und legen wei Anträge vor, die im Interesse vieler betroffener Be- riebe notwendig sind und die nach bisher bekannten Re- ierungsäußerungen auch die Zustimmung von Rot- rün finden müssten. Zum einen geht es darum, die Arbeitserlaubnisrege- ung für ausländische Saisonarbeitskräfte bis 2007 zu erlängern. Solange es keine entsprechende Regelung im ahmen der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes gibt, uss dieses Instrument flexibler Arbeitsmarktpolitik auf ndere Weise, eben durch eine Verlängerung der bisheri- en Regelung, erhalten werden. Die Zulassung von Sai- onarbeitskräften aus Mittel- und Osteuropa liegt im vi- alen Interesse unseres heimischen Hotel- und aststättengewerbes, der Land- und Forstwirtschaft, der bst- und Gemüseverarbeitung und der Sägewerke. eshalb fordern wir das Bundeswirtschaftsministerium uf, einen entsprechenden Runderlass an die Bundesan- talt für Arbeit zu erlassen. Ich freue mich sehr, dass Bundeswirtschaftsminister lement dem Vernehmen nach angekündigt hat, die Re- elung für ausländische Saisonarbeitskräfte bis 2005 zu erlängern, und denke, dass wir hier in den Ausschuss- eratungen zu einem Einvernehmen über den FDP-An- rag kommen können. Der zweite von uns vorgelegte Antrag sieht vor, die rbeitserlaubnis für ausländische Saisonarbeitskräfte on drei auf vier Monate zu verlängern. Wir bleiben da- it unter unserer alten Forderung nach Ausweitung des 4, Absatz l der Anwerbestoppausnahmeverordnung auf echs Monate, die wir nach wie vor für richtig halten. ir hoffen aber, mit diesem Kompromiss im Interesse er Sache die Zustimmung des ganzen Hauses zu finden. Bereits im Jahr 2002 hatte das Bundeskabinett im usammenhang mit der Umsetzung des Zuwanderungs- esetzes dem Entwurf einer Verordnung über die ustimmung zur Ausübung einer Beschäftigung von Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6343 (A) ) (B) ) Ausländern zugestimmt. In dieser Verordnung war eine Einsatzdauer der Saisonkräfte von vier Monaten vorge- sehen. Diese flexiblere Regelung konnte bekanntlich wie der Gesamtkomplex Zuwanderungsgesetz bislang nicht umgesetzt werden. Deshalb ist nach unserer Überzeu- gung eine Änderung der Anwerbestoppausnahmeverord- nung in der beschriebenen Form bis zum In-Kraft-Treten eines novellierten Zuwanderungsgesetzes mit einer er- weiterten Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonar- beitskräfte von vier Monaten für einen Übergangszeit- raum erforderlich. Die Fakten sind bekannt, die Argumente sprechen für sich: Trotz weit mehr als vier Millionen arbeitslos ge- meldeter Menschen in Deutschland stehen insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe und in der Land- und Forstwirtschaft nicht genügend Arbeitskräfte zur Verfü- gung. Dieser Arbeitskräftebedarf kann nur mit ausländi- schen Saisonarbeitskräften gedeckt werden. Die betrof- fenen Branchen sind auf unbürokratische Regelungen angewiesen. In ihrem Interesse hoffe ich, dass wir in den Aus- schussberatungen und der abschließenden Plenarbehand- lung zu einem positiven Ergebnis kommen werden, und fordere die Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün und von der CDU/CSU auf, den FDP-Anträgen zuzustim- men. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Unterstützung grenzübergreifender kommunaler Zusammen- arbeit im Rahmen der EU-Osterweiterung (Ta- gesordnungspunkt 21). Brunhilde Irber (SPD): Das Thema des Antrages der Opposition ist hochaktuell, der Inhalt des Antrages ist al- lerdings überholt. Alle dort erwähnten Gedanken und Forderungen sind bereits seit Jahren umgesetzt und be- währen sich in der Praxis. Der Tourismus taucht nur in einer eingefügten Form in den Forderungen unter Nr. 3 und 5 auf. Ich wundere mich daher, warum Sie diesen Antrag einbringen. Erfreulicherweise haben sich in den vergangenen Jah- ren bereits unzählige und wirtschaftlich erfolgreiche Ini- tiativen auf kommunaler und regionaler Ebene über die Grenzen hinweg entwickelt. So ist Ihr Antrag von nach- holendem Charakter. Eigentlich ist es folglich überflüs- sig, sich inhaltlich damit auseinander zu setzen, denn die Grenzregionen brauchen diese Art von Unterstützung, wie Sie sie fordern, nicht. Die entsprechenden Stellen sind bereits seit Jahren erfolgreich aktiv. Dennoch nur ein paar Hinweise, die Ihnen eigentlich bekannt sein müssten. Sie fordern mehr Kultur- und Ju- gendaustausch. Abgesehen von dem Recht der Opposi- tion, immer und ewig mehr zu fordern, haben Sie zwar eine Adresse in dem Antrag genannt, aber die richtige wäre das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gewesen. Hier sind die effektiven und sehr gut laufenden Programme untergebracht. Die v u e g t c H u L m l g A t I G f b l i w s n l E w 2 s d P v P V n I t s g s J v P b a s t l 9 U t d u d k m (C (D on dieser Stelle aus mitfinanzierten deutsch-polnischen nd deutsch-tschechischen Programme hatten bisher twa 140 000 Teilnehmer und wurden von unserer Re- ierung mit fast 6 Milliarden Euro unterstützt. Weiterhin möchte ich Sie hinsichtlich der zu den Kul- ur- und Jugendaustauschprogramme auf die entspre- henden Programme der Europäischen Union hinweisen. ierzu nennen sind die Förderprogramme „Kultur 2000“ nd gleich drei Jugendaustauschprogramme: Sokrates, eonardo da Vinci und Jugend. Übrigens habe ich in einem Wahlkreis, der an der Grenze zu Tschechien iegt, sehr gute Erfahrungen und Erfolge mit diesen Pro- rammen erzielen können. Kommen wir zu einer weiteren Forderung aus Ihrem ntrag. Sie wollen, aus der Regierung einen Veranstal- ungsmanager in den Grenzregionen machen. Die von hnen geforderten Informationsveranstaltungen in den renzregionen, die Möglichkeiten und Ansprechpartner ür grenzüberschreitende Kooperation und Zusammenar- eit aufzeigen sollen, sind auch schon alle vor Jahren ge- aufen. Diese Initiativen sind schon längst umgesetzt und n vollem Gange. Fakt ist: In den vielen Regionalkonferenzen der EU urden mit Teilnehmern aller Ebenen bereits die ver- chiedensten Probleme angesprochen und in Angriff ge- ommen. Für die Zusammenarbeit mit den Kandidaten- ändern, also auch mit Tschechien und Polen, auf der bene von staatlichen Behörden, Kammern oder gleich- ertigen Stellen, stellt die Europäische Kommission 0 Millionen Euro aus dem Interreg-Fonds für techni- che Hilfe zur Verfügung. Die Mittel können vor Ort in en Aufbau von Netzen, Informationsmaßnahmen und rojektentwicklung fließen. In meinem Wahlkreis haben iele Gemeinden und jeder Landkreis mindestens eine artnerschaft mit einer entsprechenden tschechischen erwaltungseinheit. Hinzu kommen die vielfachen Part- erschaften der Handwerkskammern, der Schulen, der ndustrie- und Handelskammern, der National- und Na- urparke und zahlreicher privater Initiativen aus Wirt- chaft, Sport, Kunst und Kultur sowie die zahlreichen emeinsamen Projekte der Euregiones. Über ein Beispiel guter grenzüberschreitender Zu- ammenarbeit kann ich aus meinem Wahlkreis berichten: edes Jahr findet am Grenzübergang Philipsreuth ein Sil- estertreffen mit tschechischen und deutschen Zoll- und olizeibeamten statt. Auf unbürokratische Weise wurde ei diesen Treffen schon manch positive Entwicklung ngestoßen. In der Euregio Bayrischer Wald – Böhmerwald laufen eit Anfang dieses Jahres 20 Interreg-Großprojekte, wei- ere 10 bis 15 werden bis Ende des Jahres voraussicht- ich noch hinzukommen. Seit 2001 haben insgesamt 5 grenzüberschreitende Projekte mit einer finanziellen nterstützung von 25 bis 26 Millionen Euro aus dem In- erreg-llla-Programm stattgefunden. Wie Sie sehen, wird amit das Zusammenwachsen von Bayerischem Wald nd Böhmerwald fortgeführt und realisiert. Mit Polen existiert seit 1991 ein gemeinsames Koor- inierungsgremium, die Deutsch-Polnische Regierungs- ommission für regionale grenzüberschreitende Zusam- enarbeit. Weiter besteht die Deutsch-Polnische 6344 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 (A) ) (B) ) Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TWG), die sich spe- ziell mit den Belangen der KMUs beschäftigt. Alles was dieses Papier fordert, ist bereits wieder einmal seit Jah- ren umgesetzt. Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, nut- zen Sie die Vorzüge der neuen Technologie. Die Inter- netseite des deutsch-tschechischen Informations- und Dokumentationszentrums zur regionalen Zusammenar- beit – IDOR – ist ein Quell der Information. Alle Pro- bleme und Fragen zur regionalen Zusammenarbeit wer- den hier beantwortet, zahlreiche Institutionen werden hier genannt. Ich muss ein weiteres Mal sagen: Ihr An- trag ist schon lange von der Realität eingeholt. Der Gipfel der Desinformiertheit wird in Ihrem An- trag zum Schluss erreicht. Dort wird doch tatsächlich von der Bundesregierung verlangt, den Stand der EU- Heranführungshilfen PHARE, ISPA und SAPARD zu dokumentieren. Meine Damen und Herren, fast in jeder Ausschusssitzung beschäftigen wir uns mit Dokumenten der EU und eben auch mit Berichten über die Heranfüh- rungshilfen. Also ist diese Forderung nun wirklich über- flüssig. Anstatt solche Anträge zu stellen, sollten Sie lieber in der Praxis tätig werden. Nehmen Sie sich ein Beispiel an meinem Fraktionskollegen Dietmar Nietan. Er wurde am 20. Oktober für seine Verdienste um die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen mit dem Verdienst- kreuz in Gold der Republik Polen ausgezeichnet. Wie dem auch sei, Ihr Antrag ist objektiv betrachtet in allen Punkten überholt. Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein Beispiel unbürokratischer grenzüberschreiten- der Zusammenarbeit aus meinem Wahlkreis mit der Bitte um Nachahmung mit auf den Weg geben: Die Jugend ist eine der tragenden Säulen des Zusammenwachsens. Un- ter meiner Mitwirkung entstand das erste deutsch-tsche- chische Kinderbuch mit dem Titel „Kröti und die Zau- berblume“. Hierzu schrieben die Präsidenten der beiden Länder, Václav Havel und Roman Herzog, das Vorwort. Das Buch wurde der Öffentlichkeit auf der Prager Burg und in Bonn im Beisein des damaligen Bundespräsiden- ten Roman Herzog vorgestellt. Der Erlös aus dem Ver- kauf des Buches ging an einen vom Hochwasser geschä- digten böhmischen Kindergarten. Dies ist gelebte, zukunftsorientierte grenzüberschreitende Zusammenar- beit. Klaus Brähmig (CDU/CSU): Der heutige Antrag zum Thema „Unterstützung grenzübergreifender kom- munaler Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Osterwei- terung“ soll die Bundesregierung ermahnen, die Risiken des Beitrittsprozesses in den Grenzregionen zu minimie- ren und die großen Chancen für die betroffenen Regio- nen aufzuzeigen. Die EU-Osterweiterung und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen werden sich nicht vordergründig in Ham- burg, Stuttgart oder München abspielen, sondern in einem Korridor von circa 50 Kilometern diesseits und jenseits der heutigen EU-Außengrenzen. Neben zielgerichteten Förderprogrammen, die die Wettbewerbsvorteile der Bei- trittsländer als Folge des Gefälles bei Arbeitsmarkt-, L a m W g m W s A e i n d u T r I m b h p D w h b s s E e w w s G t p S j E d s M k E K F h W s d Ü t d g K n (C (D ohn-, Sozial- und Umweltstandards in den Regionen uffangen, brauchen wir aber auch im Bereich der kom- unalen Zusammenarbeit eine stärkere Kooperation. Die rot-grüne Bundesregierung ist auf dem besten eg, sowohl die wirtschaftliche Förderung der Grenzre- ionen als auch die Stärkung der kommunalen Zusam- enarbeit zu verschlafen. Beispielsweise verfügt mein ahlkreis mit mehr als 90 Kilometern von der Oberlau- itz bis zum Osterzgebirge über eine der längsten EU- ußengrenzen gegenüber der Tschechischen Republik, iner Grenze, die zu den ältesten unveränderten Grenzen nnerhalb Europas zählt, einer Grenze, die bis auf we- ige kurze Epochen aber nie den Charakter des Trennen- en hatte. Das einigende Wirtschaftsband zwischen Böhmen nd Sachsen waren über ein Jahrhundert hinweg der ourismus, der Handel, das Handwerk und das produzie- ende Gewerbe in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. ch möchte hier daran erinnern, dass die Sächsisch-Böh- ische Schweiz sowie das Osterzgebirge von circa 1790 is zur Mitte des 20. Jahrhunderts als touristische Ein- eit in Europa und der Welt vermarktet wurde, trotz aller olitischen Unterschiede. Die Geschichte zwischen eutschland und der heutigen Tschechischen Republik ar segensreich und fruchtbar über viele Jahrhunderte inweg. Unterdrückung, Hass, Mord, Flucht und Vertrei- ung – dieses Vokabular prägte das Verhältnis von Deut- chen und Tschechen nur in unserer jüngeren Ge- chichte. Diese Zeit muss ohne Tabus auf beiden Seiten der lbe aufgearbeitet werden, wenn wir für beide Völker ine gedeihliche und segensreiche Zukunft erreichen ollen. Wir brauchen gemeinsam keine rückwärts ge- andte Politik, sondern eine mit Mut, Klarheit und Weit- icht betriebene Politik für die Zukunft. Ein Beispiel für eine solche Politik ist das bilinguale ymnasium in Pirna an der Elbe. In dieser Schule berei- en sich deutsche und tschechische Schüler auf ein euro- äisches Abitur vor. Die Kenntnis der jeweils anderen prache, das Zusammenleben und das Kennenlernen der eweiligen Kultur werden dazu beitragen, dass hier junge uropäer heranwachsen, die ohne die alten Vorurteile en Bau des gemeinsamen Hauses Europa angehen. Bei- piele wie dieses müssen heute und in der Zukunft im ittelpunkt der grenzübergreifenden und vor allem ommunalen Zusammenarbeit stehen. Was die deutschen Grenzregionen an der östlichen U-Außengrenze jetzt brauchen, ist eine Neuauflage des arlsruher Abkommens, das Deutschland 1996 mit rankreich, Luxemburg und der Schweiz abgeschlossen at. Initiator des Abkommens war das Land Baden- ürttemberg. Dort plante eine Gemeinde auf dem badi- chen Rheinufer den gemeinsamen Betrieb eines Freiba- es mit einem elsässischen Zweckverband. In diesem bereinkommen wurde festgelegt, die grenzüberschrei- ende Zusammenarbeit zwischen Gebietskörperschaften urch eine Ausweitung des rechtlichen Rahmens zu er- änzen. Der ehemalige Bundesaußenminister Klaus inkel sagte damals dazu, das Abkommen schaffe den ötigen rechtlichen Rahmen, damit Gemeinden und Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6345 (A) ) (B) ) Verbände direkt mit Partnern auf der anderen Seite der Grenze rechtliche Vereinbarungen schließen können. Abschließend möchte ich die Bundesregierung auf- fordern, jährlich einen Bericht zum Sachstand der EU- Osterweiterung vorzulegen. Der erste Bericht sollte also spätestens im Mai/Juni 2005 vorgelegt werden. Über weitere Details sollte nach der Überweisung in die Aus- schüsse in aller Sachlichkeit diskutiert werden. Jürgen Klimke (CDU/CSU): Wir kommen zum letz- ten Debattenpunkt dieses Tages, in keinem Fall aber zum letzten Punkt der politischen Agenda. Thema ist die In- formationspolitik im Rahmen der EU-Erweiterung. 2004 werden zehn Beitrittskandidaten in die EU aufgenom- men, davon acht aus Osteuropa. Die Bevölkerung der EU wird somit auf 450 Millionen Menschen ansteigen, 28 Prozent mehr als zum heutigen Zeitpunkt. Die EU wird mit 25 und mehr Mitgliedstaaten heterogener und komplexer. Um die „Neuen“ zu integrieren, dürfen wir nicht nur Anstrengungen von den Beitrittsländern erwar- ten. Auch die jetzige Europäische Union muss sich auf die Herausforderungen einstellen, die mit der Erweite- rung verbunden sind. Dieser Erweiterungsprozess kann mit dem Beitritt von Großbritannien, Irland und Dänemark im Jahre 1973 verglichen werden. Damals wuchs die Bevölkerungszahl der EG um 30 Prozent. Der Vergleich drängt sich auch auf zum Beitritt Griechenlands, Portugals und Spaniens vor rund 15 Jahren. Diese Staaten wurden damals von manchem ähnlich skeptisch betrachtet wie die Beitritts- kandidaten dieser Runde. Im Gegensatz zu den damaligen Erweiterungen haben wir heute aber einen unglaublichen Vorteil: Wir wissen, wie wir die „Neuen“ integrieren können. So haben wir die Chance, ähnlich wie bei dem engen, familiären Verhältnis zu Frankreich, aus den Nachbarn im Osten Kooperationspartner und dann auch enge Freunde zu machen. Enttäuschungen werden viel- leicht nicht ausbleiben; doch wenn ein Bruder vor der Tür steht und anklopft, empfängt man ihn mit offenen Armen, ohne zu fragen, was es kostet, und rechnet nicht kleinlich mit ihm ab. Gerade von Deutschland, dem Nachbarn, erwarten die „Neuen“ in der EU viel. Das haben wir, Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, während einer Berei- sung Sloweniens und Ungarns in Juni erfahren dürfen. Uns wurde deutlich gesagt: Helft uns bei der raschen In- tegration! Nehmt uns an die Hand! Lebt uns in die EU ein! Unsere Fragen nach dem „Wie“ wurden ganz prag- matisch beantwortet: Wie können Städte partnerschaft- lich besser miteinander kooperieren? Wie intensivieren wir den Jugendaustausch? Wie intensiviert man die wirt- schaftliche Zusammenarbeit? – Wir dürfen dabei eins nicht aus den Augen verlieren: Diese Fragen haben nicht nur die Beitrittskandidaten. Auch Bürger, Institutionen und Kommunen auf deutscher Seite haben Informations- bedarf und viel Neugierde. Gerade Deutschland mit seiner Grenze zu zwei EU- Beitrittsländern sollte in seiner historischen Rolle als Mittler zu Osteuropa bei der Unterstützung grenzüber- greifender kommunaler Zusammenarbeit die Führungs- r g d b J b s S w O t e P n 1 a m m a s s m w e h s g m d g O m g n g e f w V w s k p a t m s u r t z s (C (D olle übernehmen. Zumal wir und sie von den Erfahrun- en der „ersten EU-Osterweiterung“ profitieren können, ie wir im Rahmen der Wiedervereinigung gemacht ha- en. Wie können wir also helfen? Durch Förderung des ugend- und Kulturaustausches. Denn Reisen bildet ja ekanntlich: Der Nachbar im Osten muss so selbstver- tändlich sein wie der im Westen. Durch Unterstützung der hervorragenden Arbeit des tädte- und Gemeindebundes. Städtepartnerschaften im estlichen Europa haben Vorbildcharakter für solche im sten. Die Fakten sprechen für sich: 3 294 Partnerschaf- en bestehen zu westeuropäischen Städten. Allein 2 075 ntfallen auf französische Kommunen. Die Zahl der artnerschaften zu Städten in den EU-Beitrittstaaten immt sich dagegen bescheiden aus: Hier sind es nur 411. Da haben wir einen großen Nachholbedarf. Durch Informationsveranstaltungen. Wir müssen Ver- ntwortliche und Ansprechpartner von Handelskam- ern, Industrieverbänden und Gewerkschaften zusam- enbringen, um die Chancen zur Kooperationen ufzuzeigen. Durch unbürokratische Förderung der grenznahen Zu- ammenarbeit. Ansprechpartner von Verwaltungen, In- titutionen und staatlichen Einrichtungen müssen zusam- engebracht, Entscheidungskompetenzen aufgezeigt erden. Public-Private-Partnership im grenznahen Bereich ist in weiteres wichtiges Thema. Hierbei kann es aber nicht nur darum gehen – und ier möchte ich den ehemaligen Präsidenten des Deut- chen Städtetages, Hajo Hoffmann, zitieren –, sich ge- enseitig neue Lasten zuzuschieben, sondern die Frage uss lauten: Wer kann was am besten? Leider werden ie Kommunen – nicht nur bei dieser Aufgabe – allein elassen. Die Bundesregierung bekennt sich verbal zur sterweiterung, unterstützt Projekte zum EU-Beitritt der ittel- und osteuropäischen Staaten jedoch in weit gerin- erem Maße, als es in den Niederlanden oder in Skandi- avien der Fall ist. Aufklärungskampagnen, Jugendbe- egnungen und Informationsveranstaltungen, um nur iniges zu nennen, sind dort die Regel. Zwar erhöht die Bundesregierung großzügig die Mittel ür ihre Öffentlichkeitsarbeit um 9,5 Millionen Euro – omit ihr im nächsten Jahr fast 98 Millionen Euro zur erfügung stehen. Aber anstatt das Geld sinnvoll zu ver- enden, werden diese Mittel in die Eigenwerbung ge- teckt. Schon Kinder wissen: Eigenlob stinkt! Wir mer- en: Die Bundesregierung ist zwar großzügig mit der lakativen Vermittlung eigener Politikziele, verzichtet ber auf effektiven Bürgerservice und Bürgerinforma- ion in Sachen EU-Erweiterung. Eigenwerbung statt Ge- einschaftsaufgabe ist angesagt, Sachinformationen ucht man vergebens. Aber das ist ja das Markenzeichen nserer auf Schlagzeilen ausgerichteten Bundesregie- ung. Durch den vorliegenden Antrag bietet die Unionsfrak- ion der SPD und den Grünen die Chance, dieses Defizit u beseitigen. Unterstützen Sie den Antrag zur Inten- ivierung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit. 6346 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 (A) ) (B) ) Denn praktische Fragen brauchen pragmatische Antwor- ten. Und dieser Antrag hat sie: Pragmatisch, sachlich und gut. Für die Menschen in Ost und West. Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit der EU-Osterweiterung im Mai 2004 er- geben sich für den Tourismus in Deutschland neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen. Der Tou- rismus gehört aufgrund seines Beitrags zur Wertschöp- fung und der Anzahl der von ihm geschaffenen Arbeits- plätze zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren Europas. Auch die künftigen EU-Mitgliedsländer verfügen über langjährige Tourismuserfahrungen und wissen die wirtschaftlichen Potenziale dieser Branche durchaus zu schätzen. Schon heute verzeichnen die Mittel- und Ost- europäischen Staaten etwa 20 Prozent aller internationa- len Ankünfte von Urlaubern in Europa. Der Tourismus ist in diesen Ländern der am meisten expandierende Wirtschaftszweig. Im Jahre 2002 erzielte Polen Einnah- men von 6,3 Milliarden Euro. In Ungarn waren es 3,1 Milliarden, etwa 10 Prozent des Bruttosozialpro- dukts. In Tschechien übersteigt die jährliche Anzahl der Besucher das Zehnfache der Einwohnerzahl. Generell erwarten die neuen Mitgliedstaaten vom Reisesektor ein Branchenwachstum von derzeit circa 10 auf 12 bis 15 Prozent. Vor allem die grenznahen Regionen werden profitieren. Umso wichtiger ist es, frühzeitig die Rahmenbedin- gungen in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten. Es ist unser Anliegen, dass die einmaligen Natur- und Kultur- landschaften dieser Länder erhalten bleiben, sich die Le- bensqualität der Bevölkerung verbessert und die Ver- ständigung zwischen den Menschen Europas sich vertieft. Ein nachhaltiger Tourismus, der auf der Förderung der lokalen Wertschöpfung in den Tourismusregionen beruht, begünstigt auch den Abbau von unterschiedli- chen Einkommensniveaus zwischen den Regionen Euro- pas. Das sollte uns bewusst sein: Die Zukunft Osteuro- pas liegt nicht in Dumpingpreisen. Die Entwicklung des Tourismus muss vielmehr den Lebensstandard der Bei- trittsländer anheben. So findet er auch die notwendige Akzeptanz vor Ort. Der Tourismus bietet eine große Chance, die kultu- relle und wirtschaftliche Integration innerhalb Europas zu unterstützen, aber auch die europäische Kultur weiter- zuentwickeln und zu bereichern. Eine nur auf Schnelligkeit abhebende Umstellung der Wirtschaft Osteuropas auf ein marktwirtschaftliches System birgt jedoch auch die Gefahr von Fehlentschei- dungen. Eine soziale, ökonomische und ökologische As- pekte gleichermaßen berücksichtigende Tourismusent- wicklung kann zu großen Problemen in diesen Regionen führen. Seit 1990 hat sich der PKW-Verkehr in den MOE- Staaten verdoppelt, der Eisenbahnverkehr halbiert. Der zu erwartende weitere Zuwachs des Autoverkehrs führt zu vermehrten Emissionen von Schadstoffen und Lärm, zu Staus, Unfällen und verparkten Landschaften. Gleich- z B P b d i o t d r n f a m u m a a n a r W W z W B S z z n l m e g t A d M w d i – R T M i a d V ( T s r g (C (D eitig werden bestehende Infrastrukturen wie Busse und ahnen rückgebaut, weil sie unter der Konkurrenz des KW-Verkehrs vorerst nicht mehr wirtschaftlich betrie- en werden können. Eine ungezügelte Erschließung von Regionen gefähr- et einzigartige Naturlandschaften. In der Slowakei etwa st ein Drittel der Landesfläche Landschaftsschutzgebiet der Nationalpark. Noch haben diese Länder die Quali- äten, die anderswo immer knapper und wertvoller wer- en: unberührte und intakte Natur, Identität und kultu- elle Verwurzelung. Touristische Kooperationen sind in allen Bereichen ötig. Das stellt die CDU/CSU in ihrem Antrag zu Recht est. Im Ergebnis müssen sowohl horizontale, vertikale ls auch diagonale Strukturen entstehen, um die Zusam- enarbeit von touristischen Organisationen, Behörden nd Leistungsträgern zu intensivieren. In Grenzregionen uss eine gemeinsame bzw. abgestimmte Vermarktung ufgebaut werden. Sicherlich entstehen auch Konkurrenzen. Wichtig ist ber, dass diese zur Stärkung der jeweiligen Destinatio- en führen. Jede muss ihre Unverwechselbarkeit heraus- rbeiten. Das war für mich auch ein Ergebnis unserer Anhö- ung zur Perspektive der deutschen Kur- und Heilbäder. egen der EU-Erweiterung scheint der internationale ettbewerb der deutschen Kur- und Heilbäder erschwert u werden. Allerdings kann und wird wohl auch dieser ettbewerb dazu führen, dass die Wettbewerber den lick auf die jeweils eigene Leistungsfähigkeit, die chaffung eines eigenen Profils, die Vermarktung spe- ieller Angebotsvorteile oder die zielgerichtete Beset- ung neuer Marktnischen richten werden. Die Frage darf icht lauten: Können wir mithalten? Sie muss vielmehr auten: Was machen die anderen nicht? Was können wir achen, was die anderen nicht machen können? So wird in Schuh draus, und zwar für jeden ein Paar. Im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderun- en verweise ich auch an dieser Stelle darauf, dass im ouristischen Wachstumsprozess das Bewusstsein der kteure zu stärken ist, dass verbesserte Möglichkeiten es Zugangs behinderter und mobilitätseingeschränkter enschen zu den Angeboten der Tourismusbranche ein irtschaftliches Potenzial entfalten. Aber solche und an- ere inhaltliche Aspekte, lieber Kollege Klimke, spielen n Ihrem Antrag keine Rolle. Und es ist auch nicht so, wie es in Ihrem Antrag suggeriert wird –, als ob in ichtung Zusammenarbeit mit den MOE im Bereich des ourismus nichts geschehe. Für November hat die Europäische Kommission eine itteilung zum Thema „Basic orientations for the susta- nability of European tourism" angekündigt. Diese soll ls richtungweisendes Dokument für die Entwicklung es Tourismus in der Europäischen Union wirken. In orbereitung dazu hat das Bundesamt für Naturschutz BfN) kürzlich eine Tagung zum Thema „Nachhaltige ourismusentwicklung und europäische Politik“ veran- taltet. Vertreter deutscher und europäischer Nichtregie- ungsorganisationen diskutierten über die Entwicklun- en auf europäischer Ebene und erarbeiteten Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6347 (A) ) (B) ) gemeinsame Empfehlungen für mehr Nachhaltigkeit in der europäischen Tourismuspolitik. Die Ergebnisse wur- den in den Konsultationsprozess der Europäischen Kom- mission eingespeist. Das ist bedeutsam für den Naturschutz. Aus ökologi- scher Sicht geht es vor allem um die Erhaltung der biolo- gischen Vielfalt – Biodiversität – und den pfleglichen Umgang mit der Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft; die Gewährleistung der guten Umweltquali- tät, das heißt, auch bei quantitativem Wachstum dürfen die Belastungen von Boden, Wasser, Luft/Klima und der Flächenverbrauch nicht steigen; die Senkung des Res- sourcenverbrauchs bzw. die Erhöhung der Effizienz bei der Nutzung natürlicher und kultureller Ressourcen, da- mit der Tourismus auch längerfristig profitabel ist. Sie sparen in Ihrem Antrag alle diese Dimensionen aus und heben lediglich darauf ab, die Zusammenarbeit weiter zu unterstützen. Das ist sehr schade und wird der Thematik überhaupt nicht gerecht. Vielleicht hätten Sie soviel Geduld aufbringen sollen, die Antwort der Bun- desregierung zur Großen Anfrage der CDU/CSU zu diesem Thema abzuwarten, die in einigen Wochen vor- liegen wird. Es ist doch ungewöhnlich und kommunika- tionstheoretisch fragwürdig, erst Fragen zu stellen und dann, ohne die Antwort abzuwarten, aus der noch nicht vorliegenden Antwort Schlussfolgerungen zu ziehen. Mit den bisherigen und geplanten Anstrengungen der Bundesregierung, der Länder und Kommunen, der Ver- bände und Organisationen sowie der Europäischen Union wird es uns – davon bin ich fest überzeugt – gelin- gen, dafür zu sorgen, dass auch in einem erweiterten Eu- ropa unser schöner Kontinent das Hauptreiseziel der eu- ropäischen Bürgerinnen und Bürger bleibt. Ernst Burgbacher (FDP): Die EU-Erweiterung wird in weniger als sechs Monaten Wirklichkeit. Zehn neue Mitgliedstaaten kommen hinzu, die Europäische Union besteht dann aus 25 statt 15 Mitgliedsländern. Die EU dehnt sich aus, und Deutschland rückt von der Rand- lage in die Mitte Europas. Die EU-Erweiterung bietet dem Standort Deutschland in unmittelbarer Nachbar- schaft zu den Beitrittsländern Tschechien und Polen eini- ges an Chancen und birgt in vielerlei Hinsicht Potenzial. Der Antrag der CDU/CSU zielt im Zusammenhang mit der geforderten grenzübergreifenden Zusammenar- beit auf kommunaler Ebene auf das touristische Poten- zial. Dieser Ansatz, die Chancen der EU-Erweiterung für den Tourismus zu nutzen, ist richtig. Innerhalb der EU hängen rund 20 Millionen Arbeits- plätze von der Tourismuswirtschaft ab. Eine Analyse der Prognos AG zur Zukunft des Tourismus in Europa bis 2010 stimmt zuversichtlich: Ein reales Marktwachstum von bis zu 5 Prozent wird die Schlüsselstellung des Wirt- schaftsfaktors Tourismus in Europa für Wachstum und Arbeit unterstreichen. Deshalb betrachtet die FDP-Bun- destagsfraktion die EU-Erweiterung auch aus tourismus- politischer Sicht als sehr positiv, da sie für alle Beteilig- t B e N g t P n s u D T v t B F t D z t A n s g i u a s K v a b v m k g a L s t w m t K s r E g u (C (D en große Chancen beinhaltet. Ich bin überzeugt, dass der eitritt der zehn neuen Mitglieder dazu führen wird, ventuell noch vorhandene Ressentiments abzubauen, eugierde zu wecken oder zu stärken und zu Verständi- ung und Toleranz beizutragen. Den Neumitgliedern bie- et der Wachstumsmarkt Tourismus gute wirtschaftliche erspektiven. Deutsche Reiseveranstalter, die Reisen ach Osteuropa anbieten, erwarten gar einen „Auf- chwung Ost“. Die Erweiterung im Mai 2004 wird für Reisen nach nd aus Deutschland ein großes Potenzial bieten. Die ZT hat bereits eine neue Broschüre aufgelegt mit dem itel „Germany. Discover the heart of Europe“, die sich or allem an Reisende aus den neuen EU-Mitgliedstaa- en und Russland richtet. Die Tourismuswerber aus den eitrittsstaaten stehen ebenfalls in den Startlöchern. Insofern unterstützt die FDP-Bundestagsfraktion die orderung des CDU/CSU-Antrags, das touristische Po- enzial für die Entwicklung der Tourismuswirtschaft in eutschland und den Beitrittsländern zu nutzen. Im Ein- elnen stehen wir allerdings den Forderungen des An- rags skeptisch gegenüber. Unter Punkt l wird gefordert, die Fördermittel des uswärtigen Amtes zu erhöhen. Es ist mir allerdings icht bekannt, dass die CDU/CSU-Fraktion einen ent- prechenden Antrag im Rahmen der Haushaltsberatun- en gestellt hat. Die weiteren Punkte, die die Union in hrem Forderungskatalog aufführt, sind sehr allgemein nd vage gehalten. Sie sind im Grundsatz nicht falsch, ber viel zu wenig aussagekräftig. Gemeinsame Veran- taltungen vor allem auf kommunaler Ebene, verstärkte ooperation und grenzübergreifende Zusammenarbeit in erschiedenen Bereichen zu fordern ist gut und schön, ber relativ unspezifisch, und die Forderung nach Ausar- eitung, Durchführung und finanzieller Unterstützung on Informationsveranstaltungen bis Ende 2003 scheint ir jetzt bereits obsolet. Das Jahr 2003 neigt sich be- anntlich seinem Ende zu. Die FDP-Bundestagsfraktion sieht die Vorteile von renzübergreifender Zusammenarbeit. Wir sind aber uch überzeugt, dass die betroffenen Kommunen, die änder und die Wirtschaft, speziell die Tourismuswirt- chaft, dies ebenso sehen und aus berechtigtem Eigenin- eresse hier aktiv werden und die Initiative ergreifen erden – ohne staatliche Aufforderung. Die Bundesregierung ist gefordert, die richtigen Rah- enbedingungen zu setzen. Die Botschaften müssen ak- iv für Reisen nach Deutschland werben, gerade auch in ernbereichen wie Messen oder Gesundheit. Und chließlich liegt es in unserem eigenen Interesse, die tou- istische Entwicklung in den Beitrittsländern zu fördern. Die Wiedervereinigung Europas ist ein historisches reignis. Der Tourismus kann wesentlich dazu beitra- en, dass die Menschen in Europa dies so empfinden nd erleben. 6348 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 (A) ) (B) ) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der CDU/CSU hat mit Schreiben vom 7. November 2003 mitgeteilt, dass sie die Anträge – Bundesverkehrswegeplan und die darauf basie- renden Ausbaugesetze noch vor der Sommer- pause vorlegen auf Drucksache 15/928 und – Mautvertrag unverzüglich vorlegen auf Druck- sache 15/1693 zurückzieht. Die Abgeordneten Georg Girisch, Marlene Mortler, Barbara Lanzinger, Johannes Singhammer, Martin Hohmann und Dr. Hermann Kues haben darum gebeten, bei dem Antrag Gottesbezug im Europäischen Verfas- sungsvertrag auf Drucksache 15/1695 nachträglich in die Liste der Antragsteller aufgenommen zu werden. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab- wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte – Stand 30. Juni 2003 – – Drucksachen 15/1545, 15/1608 Nr. 3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2003 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 14 03 Titel 525 41 – Aus- und Fortbildung – – Drucksachen 15/1503, 15/1546 Nr. 1.9 – Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (19. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung hier: Endbericht des TA-Projekts „Bioenergieträger und Entwicklungsländer“ – Drucksache 14/9953 – Innenausschuss Drucksache 15/345 Nr. 9 Drucksache 15/1153 Nr. 2.6 Drucksache 15/1153 Nr. 2.7 Drucksache 15/1280 Nr. 2.10 Drucksache 15/1547 Nr. 1.11 Drucksache 15/1547 Nr. 2.7 Drucksache 15/1547 Nr. 2.27 Drucksache 15/1547 Nr. 2.28 Drucksache 15/1547 Nr. 2.35 Drucksache 15/1547 Nr. 2.39 Drucksache 15/1547 Nr. 2.69 (C (D Drucksache 15/1547 Nr. 2.86 Drucksache 15/1547 Nr. 2.117 Rechtsausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 1.4 Drucksache 15/1547 Nr. 2.1 Drucksache 15/1547 Nr. 2.24 Drucksache 15/1547 Nr. 2.54 Drucksache 15/1547 Nr. 2.106 Finanzausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 1.2 Drucksache 15/1547 Nr. 1.15 Drucksache 15/1547 Nr. 2.14 Drucksache 15/1547 Nr. 2.15 Drucksache 15/1547 Nr. 2.25 Drucksache 15/1547 Nr. 2.32 Drucksache 15/1547 Nr. 2.43 Drucksache 15/1547 Nr. 2.75 Drucksache 15/1547 Nr. 2.79 Drucksache 15/1547 Nr. 2.80 Drucksache 15/1547 Nr. 2.89 Drucksache 15/1547 Nr. 2.93 Drucksache 15/1547 Nr. 2.103 Drucksache 15/1547 Nr. 2.104 Drucksache 15/1547 Nr. 2.112 Drucksache 15/1547 Nr. 2.113 Drucksache 15/1547 Nr. 2.114 Drucksache 15/1547 Nr. 2.124 Drucksache 15/1613 Nr. 1.35 Drucksache 15/1613 Nr. 1.37 Haushaltsausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 2.33 Drucksache 15/1547 Nr. 2.81 Drucksache 15/1547 Nr. 2.92 Drucksache 15/1547 Nr. 2.122 Drucksache 15/1765 Nr. 2.19 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/457 Nr. 2.27 Drucksache 15/1280 Nr. 2.23 Drucksache 15/1280 Nr. 2.32 Drucksache 15/1280 Nr. 2.46 Drucksache 15/1547 Nr. 1.5 Drucksache 15/1547 Nr. 1.7 Drucksache 15/1547 Nr. 1.14 Drucksache 15/1547 Nr. 2.5 Drucksache 15/1547 Nr. 2.12 Drucksache 15/1547 Nr. 2.16 Drucksache 15/1547 Nr. 2.68 Drucksache 15/1547 Nr. 2.78 Drucksache 15/1547 Nr. 2.84 Drucksache 15/1547 Nr. 2.90 Drucksache 15/1547 Nr. 2.91 Drucksache 15/1547 Nr. 2.94 Drucksache 15/1547 Nr. 2.95 Drucksache 15/1547 Nr. 2.123 Drucksache 15/1613 Nr. 1.4 Drucksache 15/1613 Nr. 1.19 Drucksache 15/1613 Nr. 1.20 Drucksache 15/1613 Nr. 1.30 Drucksache 15/1613 Nr. 1.38 Drucksache 15/1613 Nr. 1.43 Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung Drucksache 15/103 Nr. 1.3 Drucksache 15/713 Nr. 2.7 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 73. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2003 6349 (A) (C) (B) (D) Drucksache 15/792 Nr. 2.1 Drucksache 15/979 Nr. 2.2 Drucksache 15/1280 Nr. 2.17 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/1153 Nr. 2.15 Drucksache 15/1153 Nr. 2.16 Drucksache 15/1153 Nr. 2.29 Drucksache 15/1280 Nr. 2.18 Drucksache 15/1547 Nr. 2.6 Drucksache 15/1547 Nr. 2.34 Drucksache 15/1547 Nr. 2.46 Drucksache 15/1547 Nr. 2.57 Drucksache 15/1547 Nr. 2.58 Drucksache 15/1547 Nr. 2.59 Drucksache 15/1547 Nr. 2.63 Drucksache 15/1547 Nr. 2.73 Drucksache 15/1547 Nr. 2.99 Drucksache 15/1613 Nr. 1.28 Drucksache 15/1613 Nr. 1.36 Drucksache 15/1613 Nr. 1.41 Drucksache 15/1613 Nr. 1.27 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/1280 Nr. 2.11 Drucksache 15/1547 Nr. 1.1 Drucksache 15/1547 Nr. 1.12 Drucksache 15/1547 Nr. 2.70 Drucksache 15/1547 Nr. 2.105 Drucksache 15/1547 Nr. 2.115 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/1153 Nr. 2.32 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/1280 Nr. 2.14 Drucksache 15/1547 Nr. 1.3 Drucksache 15/1547 Nr. 1.8 Drucksache 15/1547 Nr. 2.23 Drucksache 15/1547 Nr. 2.97 Drucksache 15/1547 Nr. 2.118 Drucksache 15/1613 Nr. 1.3 Drucksache 15/1613 Nr. 1.10 73. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507300000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Ta-

gesordnung um die Beratung des Antrags der FDP-
Fraktion „Aktionsplan für freie, effiziente und innova-
tive Forschung“ – Drucksache 15/1932 – zu erweitern.
Der Antrag soll in Verbindung mit Tagesordnung 16 be-
raten werden. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf:
Beratung des Antrags der Bundesregierung
Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte bei der Unterstützung der
gemeinsamen Reaktion auf terroristische An-
griffe gegen die USA auf Grundlage des
Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen
und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie
der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001)
des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen
– Drucksache 15/1880 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss

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Redet
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundes-
minister Peter Struck das Wort.


Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1507300100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Eindämmung des internationale
mus ist auf absehbare Zeit die zentrale sicher
sche Herausforderung aller Demokratien. D
muss und will dazu weiterhin einen Beitrag le

(C (D ung November 2003 0 Uhr er Beitrag umfasst übrigens weit mehr als nur den Einatz militärischer Mittel. Seit Ende 2001 befindet sich die Bundeswehr geeinsam mit Verbündeten und Partnern im Kampf gegen en internationalen Terrorismus. Ohne das Engagement on rund 50 Nationen im Rahmen der Operation Enduing Freedom wäre der Kampf gegen den internationalen errorismus zum Scheitern verurteilt. Unsere Soldatinen und Soldaten können schon jetzt eine beeindrukende Leistungsbilanz vorlegen. Die deutschen Seeund Seeluftstreitkräfte waren ährend des gesamten vergangenen Jahres am Horn von frika und vor der Küste Somalias im Einsatz. Schiffe nd Boote unserer Marine sind auch im östlichen Mitteleer und seit dem 1. Oktober dieses Jahres in der Straße on Gibraltar eingesetzt. Wir haben dort in hohem Maße azu beigetragen, den Seeraum zu überwachen, Hanelsschiffe vor terroristischen Angriffen zu schützen, ktivitäten terroristischer Gruppierungen aufzuklären, en Terroristen die Rückzugsgebiete zu verwehren und hre Nachschubund Transportwege zu versperren. Bis zum 15. September dieses Jahres waren Teile des ommandos Spezialkräfte gegen versprengte Reste von ämpfern der al-Qaida-Organisation und der Taliban in ext Afghanistan eingesetzt. Wir haben während jeder Stunde der zurückliegenden zwölf Monate den Airbus A310 sowie die notwendigen Sanitätskräfte für die notfallmedizinische Evakuierung in Bereitschaft gehalten. Bis zum 2. Juli dieses Jahres haben wir ein Kontingent von ABCAbwehrkräften in Kuwait stationiert, das den Nukleus zur Fähigkeit zur Reaktion auf terroristische Angriffe mit A-, Boder C-Waffen nicht nur auf amerikanische Verbündete bildete. Unsere Soldatinnen und Soldaten haben durch professionelles Auftreten auch international höchstes Ansehen gewonnen. Sie verdienen für ihre hervorragende Arbeit Dank. i der SPD und dem BÜNDNIS 90/ NEN sowie bei Abgeordneten der und der FDP)

n Terroris-
heitspoliti-
eutschland
isten. Die-


(Beifall be DIE GRÜ CDU/CSU Bundesminister Dr. Peter Struck Ausdruck dieser Wertschätzung des deutschen Beitrages und der deutschen Bundeswehr ist zum Beispiel die Übertragung des Kommandos über eine Taskforce 150 der Marinekräfte vor dem Horn von Afrika, das wir von Mai bis September wahrgenommen haben. All dies macht deutlich: Wir haben uns der Verantwortung zur Bekämpfung der Geißel des Terrorismus gestellt – aus Solidarität gegenüber der internationalen Gemeinschaft, gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch aus wohlverstandenem Eigeninteresse. Denn eines bleibt klar: Der Terror bedroht auch uns. Wir haben jedoch immer betont, dass der Kampf gegen den Terrorismus nicht allein und schon gar nicht ausschließlich eine militärische Aufgabe ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])





(A) )


(B) )


Unser militärischer Beitrag ist nur ein Teil eines umfas-
senden politischen Ansatzes, der politische, wirtschaftli-
che, finanzielle, soziale und auch polizeiliche Elemente
einschließen muss. Nur mit einem solchen Ansatz kann
es gelingen, die Arterien des Terrorismus abzubinden
und illegale Finanzströme, Handel mit Waffen, Spreng-
stoff und Drogen, aber auch die Migration von Terroris-
ten und ihren extremistischen Auftraggebern zu bekämp-
fen. Nur mit einem solchen Ansatz können wir die
Lebensbedingungen des Einzelnen verbessern und ihm
soziale und wirtschaftliche Perspektiven eröffnen, um
damit die Hinwendung zum Terrorismus zu verhindern.
Auf diese Weise bekämpfen wir den Terrorismus lang-
fristig am wirkungsvollsten, entziehen ihm seinen Nähr-
boden und den Terroristen ihre Rekrutierungsbasis.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die nachhaltige Bekämpfung des Terrorismus ist eine

komplexe Aufgabe; aber es gibt bereits sichtbare Er-
folge. In den Ländern am Horn von Afrika hat die Prä-
senz auch der deutschen Marineeinheiten stabilisierende
Wirkung entfaltet. In Afghanistan tragen die Bemühun-
gen um den politischen und infrastrukturellen Wieder-
aufbau erkennbar Früchte. In Schulen wird unterrichtet;
auch Mädchen werden unterrichtet. Krankenhäuser wer-
den aufgebaut; die Wasser- und Stromversorgung wird
wieder instand gesetzt. Der Prozess des Aufbaus staatli-
cher und gesellschaftlicher Strukturen gewinnt an Mo-
mentum. Die Vorbereitungen für die Loya Jirga in Af-
ghanistan schreiten voran. Der vorliegende Entwurf
einer Verfassung für dieses Land ist ein weiterer großer
Schritt nach vorn.

Doch wir wissen, der Kampf gegen den Terrorismus
ist noch längst nicht gewonnen. Ungeachtet aller Fort-
schritte ist die Befriedung Afghanistans noch nicht dau-
erhaft gesichert. Die Feinde der Freiheit gruppieren sich
neu, die Gefahr eines Rückschlages ist immer noch akut.
Es gilt, die erfolgreichen Stabilisierungsbemühungen
auch auf Regionen außerhalb Kabuls auszudehnen und
die Durchsetzungsfähigkeit der Zentralregierung gegen-
über regionalen Machthabern zu ermöglichen.

Welche Gefahren und Risiken dort, aber auch an-
derswo nach wie vor lauern, hat das Selbstmordattentat

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(C (D uf den Omnibus der Bundeswehr bei ISAF gezeigt, bei em am 7. Juni in Kabul vier Bundeswehrsoldaten ihr eben verloren haben, was uns schmerzlich die Gefahen nach wie vor bewusst gemacht hat. Das Attentat on Casablanca im Mai dieses Jahres und der Anschlag uf ein Hotel in Jakarta im August sind weitere Beispiele ür die anhaltende Bedrohung durch den internationalen errorismus. Im Irak scheinen internationale Terroristen ei einer Vielzahl von verbrecherischen Anschlägen geen UN-Organisationen, gegen amerikanische Streiträfte und gegen irakische Einrichtungen zunehmend ine Rolle zu spielen. Jedes dieser Attentate zeigt: Das etzwerk des Terrors ist weiterhin weltumspannend akiv. Vor diesem Hintergrund hat der Sicherheitsrat der ereinten Nationen im Zuge der Erweiterung des Manates der internationalen Schutztruppe für Afghanistan or wenigen Wochen erneut zum Ausdruck gebracht, ass er alle internationalen Bemühungen zur Beseitigung es Terrorismus unterstützt. Dabei bleibt der Einsatz miitärischer Mittel nach wie vor unverzichtbar. Deutschland wird weiterhin ausgewählte militärische ähigkeiten dafür bereitstellen. Der Beitrag bleibt erforerlich, um flexibel und schnell auf wechselnde Einatzerfordernisse bei der gemeinsamen Bekämpfung des nternationalen Terrorismus reagieren zu können. Allerings umfasst das Mandat, über das wir heute entscheien, keine deutschen ABC-Abwehrkräfte mehr. Die bisherige Personalobergrenze wird von maximal 900 auf 3 100 Soldaten gesenkt. Wir passen damit unere Kräfte den gegenwärtigen Erfordernissen an. Ich will hinzufügen, dass die Frage, warum das Man at in diesem Umfang von der Bundesregierung bechlossen worden ist, offenbar in den Fraktionen – auch n den Oppositionsfraktionen – diskutiert wird. Ich will arauf eine Antwort geben. Wir haben uns einen Rahen gesetzt. Innerhalb dieses Rahmens haben wir betimmte Kräfte beschlossen. Dazu gehört Medevac, also ie Bereitschaft, an jedem Ort der Erde sehr schnell rzte und Sanitäter einzusetzen. Dazu gehören die Unerstützungskräfte, Pioniereinheiten und vieles anderes ehr. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir hier eine flexible renze haben, die es uns ermöglicht, auch auf Situatioen reagieren zu können, von denen wir nicht erwarten, ass sie eintreten – wir hoffen, dass das nicht der Fall ein wird –, bei denen wir aber auch nicht ausschließen önnen, dass sie eintreten. Diese Obergrenze ist erforerlich, meine Damen und Herren. Das entspricht im Übrigen auch dem Vorgehen der ereinigten Staaten von Amerika, die den Einsatz von BC-Abwehrkräften der internationalen Antiterrorkolition zur Hilfeleistung nach terroristischen Angriffen n Kuwait beendet haben. Ich darf daran erinnern, dass ir in Kuwait ein gemeinsames Kommando mit Tschehien und den USA hatten. Dieses Kommando ist auf unsch der Amerikaner aufgelöst worden, weil es für ein Fortbestehen keinen Grund mehr gab. Bundesminister Dr. Peter Struck Der durch den Einsatz bedingte Finanzaufwand be läuft sich bei einer angenommenen durchschnittlichen Stärke von 710 Soldaten in den kommenden zwölf Monaten auf insgesamt 150 Millionen Euro. Diese werden aus vorhandenen Ansätzen im Einzelplan 14 finanziert. Dafür ist sowohl im Haushaltsjahr 2003 als auch im Haushaltsentwurf 2004 Vorsorge getroffen. Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat von Anfang an die Auffassung vertreten, dass der Kampf gegen den internationalen Terrorismus das Engagement und Zusammenstehen aller zivilisierten Staaten erfordert. Nur gemeinsam besteht eine Chance, erfolgreich zu sein. Die Risiken, die für Soldatinnen und Soldaten im Einsatz bestehen, sind beträchtlich, wie wir auch für unsere Bundeswehr leidvoll erfahren mussten. Umso wichtiger ist, dass sich die Bundeswehr bei allen Auslandseinsätzen einer breiten parlamentarischen Unterstützung gewiss sein kann. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Ich bitte sehr darum, dass dieser Gesichtspunkt auch bei
der in der nächsten Woche zu treffenden Entscheidung
des Deutschen Bundestages zum Ausdruck gebracht
wird.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507300200

Ich erteile dem Kollegen Andreas Schockenhoff,

CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1507300300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

umfassende Ansatz zum Kampf gegen den internationa-
len Terrorismus ist richtig. Die Operation Enduring
Freedom hat bereits Erfolge gezeitigt. In Afghanistan
sind die Taliban vertrieben worden. Vor kurzem ist ein
Verfassungsentwurf vorgelegt worden. Im nächsten Jahr
sollen Wahlen stattfinden.

Aber die militärische Absicherung dieses Prozesses
ist weiterhin unverzichtbar. Wir hätten nicht vor 14 Ta-
gen eine Ausweitung der ISAF-Mission in die Region
Kunduz beschließen können, wenn dieser umfassende,
auch militärische Schutz nicht gegeben gewesen wäre.

Wir hatten im vergangenen Jahr bei der Verlängerung
des Mandats einen Disput darüber, ob es um den Kampf
gegen den Terrorismus oder um den Kampf gegen Mas-
senvernichtungswaffen geht. Herr Minister Fischer, Sie
haben damals gesagt: Der Irak hat nichts mit Terrorismus-
bekämpfung zu tun. Dabei geht es um Massenvernich-
tungswaffen. Wir haben eine andere Prioritätensetzung.

Unabhängig davon, wie wir das seinerzeit bewertet
haben – wir sind zu unterschiedlichen Bewertungen ge-
kommen –, glaube ich, dass aus heutiger Sicht niemand
mehr sagen würde, dass es im Irak nicht auch um den

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(C (D ampf gegen den Terrorismus geht. Ich glaube, man ann auch nicht sagen, dass Massenvernichtungswaffen ichts mit dem Terrorismus zu tun haben. Sie nehmen zwar bei der Fortsetzung des Mandats die 00 ABC-Abwehrkräfte heraus. Das könnte uns zu dem chluss verleiten, dass Massenvernichtungswaffen keine efahr mehr darstellen. Aber im Irak gab es Massenverichtungswaffen. Sie wurden gegen die eigene Bevölkeung und gegen Nachbarstaaten eingesetzt. Der Irak hat ach eigenen Angaben über biologische und chemische ampfstoffe verfügt. Die Tatsache, dass diese bisher icht gefunden wurden, bedeutet nicht, dass keine Geahr durch Massenvernichtungswaffen mehr besteht, ondern, dass diese Massenvernichtungswaffen noch icht unter internationaler Kontrolle sind. Es könnte also uch dort sehr bald eine Situation entstehen, die erneut en Einsatz von ABC-Kräften notwendig macht. Dann üssten wir uns wieder mit diesem Thema beschäftigen. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine Logik! – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein Salto rückwärts in einen Handstand!)


Als wir das Mandat für Enduring Freedom in einer
ramatischen Abstimmung beschlossen haben – damals
ar die Rücktrittsdrohung des Bundeskanzlers noch et-
as Dramatisches –, ging es um den Einsatz in Afgha-
istan. Das war die Grundlage des Mandats. Heute ist
as Einsatzgebiet wesentlich unverbindlicher gehalten.
as Gebiet nach Art. 6 des NATO-Vertrages umfasst die
rabische Halbinsel, Mittel- und Zentralasien, Nord-
stafrika sowie die angrenzenden Seegebiete. Sicherlich
aben wir zurzeit nur eine relativ geringe Ausschöpfung
es Mandats. Herr Minister Struck, Sie haben gesagt, Sie
ingen von bis zu 710 Mann aus. Es herrscht auch kein
kuter Einsatzdruck. Aber wir sollen die Bundesregie-
ung mit dem vorliegenden Antrag ermächtigen, das
andat bis auf das Fünffache des heutigen Umfangs in
inem kaum überschaubaren Einsatzraum auszuweiten.
as kommt schon einer sehr weit gehenden Ermächti-
ung gleich. Wir müssen aber über den Einsatzraum und
arüber, wie die Bundesregierung mit einer möglichen
usweitung der Operationen innerhalb des Einsatzrau-
es umzugehen gedenkt, in der nächsten Woche in den
usschüssen noch intensiv reden.
Wir beraten derzeit aber auch über ein Entsende-

esetz, das die Beteiligung des Bundestages genauer re-
eln soll. Wenn diejenigen, die heute ein solches Mandat
ollen, uns gleichzeitig ständig sagen, die Bundeswehr
ei eine Parlamentsarmee, dann kann man nur feststel-
en, dass das nicht zusammenpasst. Es ist schon bezeich-
end, dass heute ausschließlich Mitglieder der Bundes-
egierung für die beiden Koalitionsfraktionen sprechen.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch keine!)


ie, verehrte Abgeordnete, die Sie auf der linken Seite
es Hauses sitzen, können sich dazu überhaupt nicht
ußern.


(Gernot Erler [SPD]: In der nächsten Woche kommen wir!)







(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff

Vielleicht haben Sie nächste Woche Gelegenheit – wenn
Sie das schon nicht öffentlich tun können –, sich zumin-
dest in den Ausschussberatungen oder in Ihren Arbeits-
gruppen auch als einfache Parlamentarier zu diesem
Thema zu äußern.

Vielleicht sollten wir – ich meine das ganz ernst – An-
spruch und Wirklichkeit der Parlamentsbeteiligung rea-
listischer sehen. Bei der Formulierung eines Mandats
müssen die Grundlagen des Einsatzes so präzise wie
möglich beschrieben werden. Ein Mandat muss aber
auch der Bundesregierung den Entscheidungsspielraum
lassen, um auf veränderte Situationen schnell und im
notwendigen Umfang zu reagieren. Es muss jederzeit die
umfassende Information des Parlaments sicherstellen.
Vor allem haben die Soldaten Anspruch auf eine breite
Zustimmung zu ihrem Einsatz. Darüber sind wir uns alle
einig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Verfahren, das Sie heute wieder praktizieren, ist
dem aber nicht angemessen. Wir führen einmal pro Jahr
eine namentliche Abstimmung über ein sehr weit gefass-
tes Mandat im Plenum durch. Wir bringen vorher in den
Ausschüssen unsere Bedenken zum Ausdruck. Die Bun-
desregierung trägt diesen mit einer Protokollnotiz Rech-
nung. Das war es dann.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sie hält sich auch daran!)


– Herr Kollege Weisskirchen, mir geht es überhaupt
nicht darum, den notwendigen Spielraum der Bundes-
regierung einzuschränken. Wir, das Parlament, müssen
aber über die gesamte Dauer eines Mandats in präzise
Einsatzentscheidungen zeitnah einbezogen sein.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sind wir doch!)


Dafür brauchen wir ein kleineres, repräsentatives und
kurzfristig entscheidungsfähiges Gremium, das Details
eines von uns allen beschlossenen oder von uns allen zu
beschließenden Mandats mit der Bundesregierung klärt.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein Misstrauensvotum gegenüber dem Verteidigungsausschuss und dem Auswärtigen Ausschuss!)


Lassen Sie mich abschließend noch etwas zur Finan-
zierung von Enduring Freedom sagen. Als wir vor ei-
nem Jahr das Mandat verlängert haben, hieß es im An-
trag der Bundesregierung: Für die einsatzbedingten
Zusatzausgaben ist im Einzelplan 14 bzw. im Haushalts-
titel 60 02 Vorsorge getroffen. Herr Minister Struck, Sie
haben letztes Jahr im Verteidigungsausschuss ausdrück-
lich darauf hingewiesen, dass die Finanzierung über den
Einzelplan 60 gewährleistet sei, dass also mit einer zu-
sätzlichen Belastung des Verteidigungshaushaltes nicht
zu rechnen sei.

Heute haben Sie gesagt – so steht es auch im Antrag –,
es werde lediglich im Einzelplan 14 für die Deckung der
zusätzlichen Kosten Vorsorge getroffen. Derzeit sind

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(C (D ott sei Dank nur einige Hundert Soldaten eingesetzt; as Mandat lässt aber einen Einsatz von bis zu 3 100 oldaten zu. Wir bitten die Bundesregierung, in den usschussberatungen nächste Woche auch etwas zur Fianzierung zu sagen. Die Bundeswehr ist dramatisch unerfinanziert. Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass urch langwierige und umfangreiche Einsätze bedingte usatzausgaben wie selbstverständlich aus dem laufenen Verteidigungshaushalt bestritten werden. ies geht schon heute zulasten der Ausstattung. Wir düren das im Interesse der Sicherheit der Soldaten nicht auerhaft hinnehmen. Der internationale Terrorismus bleibt eine große Be rohung. Deutschland wird sich der Bekämpfung dieser efahr nicht entziehen. Wir müssen in den Ausschusseratungen der nächsten Woche noch Details mit der undesregierung klären. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile dem Bundesminister Joseph Fischer das ort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor zwei ahren haben wir hier im Deutschen Bundestag die Beeiligung der Bundeswehr an der Operation Enduring reedom beschlossen. Damit leisten wir im Rahmen der nternationalen Gemeinschaft unseren Beitrag zum ampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Verlängerung – Kollege Struck hat das gerade usführlich begründet – ist sachlich geboten. Ich füge inzu: leider. Es wäre uns allen sehr viel lieber, wir önnten heute sagen: Dieses Mandat kann auslaufen. Von der Verlängerung geht ein wichtiges politisches ignal an die Partner und an die internationale Staatenemeinschaft aus: Deutschland steht auch in Zukunft zu einer Mitverantwortung im Kampf gegen diese internaionale Herausforderung. Für uns ist die Erkenntnis entscheidend, dass der ampf gegen den internationalen Terrorismus der l-Qaida nicht allein eine militärische Herausfordeung ist. Wir beschließen hier ein militärisches Mandat, eil es das Grundgesetz so verlangt. Das Spektrum desen, was zu tun ist, ist allerdings wesentlich breiter. Die ilfen zur Modernisierung, zur Beendigung bitterer reionaler Konflikte, zum Wiederaufbau zusammengerochener Strukturen stehen gleichgewichtig neben dem ilitärischen, dem polizeilichen und dem geheimdienstichen Engagement. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507300400
Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507300500

Auch eine breite internationale Koalition gegen die-
en Terrorismus mit engster Informationskooperation ist
hne jeden Zweifel von großer Bedeutung. Ein erfolgrei-






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

ches Voranschreiten in Afghanistan hat eine überragende
Bedeutung für unseren Beitrag im Kampf gegen den in-
ternationalen Terrorismus.

Herr Kollege Schockenhoff, ich möchte jetzt keine
Irakdebatte führen. Die Begründung, die Sie soeben an-
geführt haben, trägt nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich habe gerade heute auf dem Weg hierhin die Informa-
tion erhalten, dass es weitere Verluste bei engen Bünd-
nispartnern von uns gegeben hat. Dies und auch der
schwere Verlust, den die USA durch den Abschuss eines
Transporthubschraubers erlitten haben, in dem sich
Soldaten auf dem Weg in den Heimaturlaub befanden,
machen klar, dass wir uns in einer Situation befinden, in
der die Bewältigung der Herausforderung, den Frieden
gemeinsam zu gewinnen, von allergrößter Bedeutung ist.
Unsere Betroffenheit gerade über die Verluste, die das
amerikanische Militär zu erleiden hat, ist sehr groß. So-
wohl der Bundeskanzler als auch ich selbst haben dem
amerikanischen Präsidenten und dem amerikanischen
Außenminister unser Beileid übermittelt.

Wir werden diese Frage dennoch an einer anderen
Stelle diskutieren müssen. Ich füge hinzu: Sie ist in der
Zwischenzeit leider sehr schwierig und komplex gewor-
den.

Ich möchte mich heute auf die Verlängerung des
Mandats konzentrieren. Ich möchte nochmals an die
Kollegen appellieren, Folgendes zur Kenntnis zu neh-
men: Es ist natürlich ein ungewöhnliches Mandat, wobei
der Begriff des Ungewöhnlichen zu kurz greift. Es war
die Reaktion auf eine historische Zäsur, auf den verbre-
cherischen Terrorangriff des al-Qaida-Terrorismus auf
die Menschen und auf die Regierung der Vereinigten
Staaten am 11. September 2001. Dort ist eine neue He-
rausforderung sichtbar geworden, die räumlich nicht ein-
grenzbar ist. Wir haben daher hier nicht mit der klassi-
schen Mandatsstruktur zu tun. Das gilt bis auf den
heutigen Tag.

Kollege Schockenhoff, ich behaupte: Eine räumliche
Eingrenzung – zu diesem Versuch wären wir jederzeit
bereit; aber meines Erachtens würde uns das in ziemli-
che Untiefen führen – über die gegenwärtige Formulie-
rung hinaus, das heißt eine präzisere Fassung, ist ange-
sichts der Herausforderung durch den internationalen
Terrorismus schlicht und einfach nicht machbar. Deswe-
gen hat sich die Bundesregierung hier für Kontinuität
entschieden.

Selbstverständlich – das kann ich den Kollegen aller
Fraktionen zusagen – gilt die geübte Mandatspraxis.
Sie können sich mittlerweile nicht nur auf den Text des
Mandats verlassen – ich verstehe völlig, dass das sehr
wichtig ist –, sondern auch – das ist ein ganz wichtiger
Gesichtspunkt – auf die geübte Mandatspraxis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Für die Bundesregierung, insbesondere für den Kolle-
gen Struck und für mich, kann ich sagen: Sollte sich im
Rahmen der Mandatspraxis eine Schwerpunktverlage-

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(C (D ung ergeben – es wurde zu Recht darauf hingewiesen: chwerpunkt war Afghanistan, Schwerpunkt war der chutz der Seewege, Schwerpunkt war der Einsatz der üchse in Kuwait zur Abwehr und vor allem zur Festtellung einer Gefahr durch Chemiewaffen –, wird elbstverständlich nichts geschehen – das gebe ich hier chon vorweg zu Protokoll –, ohne dass die Bundesegierung die zuständigen Ausschüsse, die Obleute – in ezug auf das KSK gibt es eine bewährte Praxis auf der bene Verteidigungsminister–Obleute – informiert, ohne ass sie vorher ausführlich mit allen Fraktionen spricht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as liegt in unserem Interesse und selbstverständlich
uch im Interesse der eingesetzten Soldaten. Insofern
uss man an diesem Punkt wirklich den Begriff der ge-
bten Mandatspraxis ernst nehmen.
Zu einem zweiten Aspekt, der in dem Zusammenhang

ngesprochen wurde, Kollege Schockenhoff. Ich möchte
azu gleich bei der ersten Lesung etwas sagen. Es geht
m die Frage, warum es jetzt zu einer Reduzierung
ommt, vor allem bei den Füchsen. Kollege Struck hat
arauf hingewiesen, dass vor allem die USA und Tsche-
hien ihre Kräfte in dem Einsatzgebiet aufgelöst haben.
ollte es außerhalb unserer Grenzen zu einer neuen Be-
rohung kommen, wird allein die technische Einsatz-
orbereitung dem Bundestag jede Möglichkeit zur Ent-
cheidung geben. Wenn die Bundesregierung der
einung ist, das Mandat müsse wieder um diese Kom-
onente ergänzt werden – andere Komponenten sind
benfalls denkbar; da kann aufgrund einer heute noch
icht feststellbaren Bedrohungslage plötzlich ein neuer
edarf auftauchen; wir wissen, auf welch furchtbare Art
nd Weise der internationale Terrorismus immer neue
ege findet, um seinem verbrecherischen Handwerk
achzugehen –, werden wir selbstverständlich wieder
uf der Grundlage einer Beschlussfassung der Bundesre-
ierung und der vertrauensvollen Information des Parla-
ents nach sorgfältiger Prüfung einen Mandatsbeschluss
u fassen haben. Die Zeit dafür ist gegeben.
Zu den anderen Komponenten – ich spreche jetzt

icht von den Unterstützungskomponenten –: Ich hoffe
icht, dass der Einsatz der Sanitätskomponente, vor al-
em der flugzeuggestützten Sanitätskomponente, not-
endig wird. Ich hoffe, dass sie immer nur in Bereit-
chaft stehen wird. Aber wenn es notwendig wird, sollte
ie innerhalb weniger Stunden oder innerhalb eines Ta-
es einsatzfähig sein. Das heißt, hier ist die Bereitstel-
ung unverzichtbar.
Für das KSK gilt Ähnliches. Falls sich eine erneute
edrohungsverdichtung, vor allem im bisherigen Ein-
atzgebiet, ergibt – dort sind wir ja auch im Rahmen ei-
es anderen Mandats mit nicht unerheblichen Kräften
räsent –, ist eine schnelle Entscheidung geboten.
Drittens müssen wir aufpassen, dass wir nicht ein völ-

ig falsches Signal geben. Gott sei Dank haben wir nach
em Angriff auf die USS Cole keinen direkten Angriff
uf die Seeschifffahrtswege erlebt; aber die Besorgnis al-
er Sicherheitsbehörden diesbezüglich existiert. Es wäre






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

ein falsches Signal gegenüber dem internationalen Ter-
rorismus – ein Entwarnungssignal wäre schlicht und ein-
fach nicht angemessen –, es wäre aber auch ein falsches
Signal an unsere Bündnispartner. Von daher erklärt sich
die hohe Bereitschaftskomponente auch und gerade in
Bezug auf den Schutz der Seewege, wobei wir nicht hof-
fen, dass wir mit einer konkreten Besorgnis oder gar ei-
nem konkreten Ereignis konfrontiert werden.

Aber dennoch ist hier eine hohe Einsatzbereitschaft
aus den Gründen, die ich gerade genannt habe, gegeben.
Gemäß der Struktur des Mandats bleibt am Ende noch
die Aufgabe der Unterstützung von Transportfunktionen
sowie der Unterstützung unserer eigenen und der inter-
nationalen Stäbe.

Wir reden hier über Obergrenzen; diese sind aller-
dings nicht willkürlich definiert worden. Es läuft nicht
so ab, dass das Militär willkürlich Vorgaben von der
Bundesregierung bekommt, sondern das Militär definiert
diese Obergrenzen auf der Basis der eigenen praktischen
Erfahrungen. Ich denke, es ist angemessen und richtig
und gehört auch zur Übung bei der praktischen Umset-
zung des Mandats, dass wir auf die militärische Kompe-
tenz unserer Fachleute vertrauen. Angesichts dessen,
was sie bisher geleistet haben, verdienen sie unser Ver-
trauen. Darüber hinaus gilt ihnen auch unser Dank; denn
ohne diese verantwortliche Planung wären die Einsätze
der Soldaten in riskanten und gefährlichen Lagen nicht
möglich gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wir werden Zeit haben,
dieses Mandat in den Ausschüssen ausführlich zu disku-
tieren. Ich füge nochmals hinzu: Der Kampf gegen den
internationalen Terrorismus in seiner ganzen Breite ist
das eigentliche Ziel. Ich meine damit nicht nur die mili-
tärische Komponente, sondern denke auch an den brei-
ten Sektor von polizeilichen, zivilen Komponenten und
politischen Antworten sowie an Hilfestellungen für die
betroffenen Völker, sich von einer totalitären Ideologie
zu lösen, sodass sie als konstruktive Mitglieder wieder in
die internationale Staatengemeinschaft zurückkehren
können. Wir leisten dazu mit dem Mandat für Enduring
Freedom im Rahmen unserer begrenzten Möglichkeiten
einen nicht unerheblichen Beitrag. Die dort eingesetzten
Soldaten haben einen nicht ungefährlichen Auftrag ge-
meinsam mit unseren internationalen Bündnispartnern
wahrgenommen. Ich würde mich freuen, wenn wir hier
im Bundestag für die Fortsetzung dieses Mandats eine
sehr breite Zustimmung bekämen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507300600

Ich erteile das Wort Kollegin Helga Daub, FDP-Frak-

tion.

Helga Daub (FDP):
Rede ID: ID1507300700

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Deutsch-

land leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den

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(C (D nternationalen Terrorismus. Die Bundeswehr arbeitet in llen Einsätzen hochprofessionell und engagiert. Unsere oldatinnen und Soldaten genießen unter den Bündnisartnern hohes Ansehen. Im Namen der FDP-Fraktion öchte ich den Dank und die Anerkennung aussprechen, ie alle Beteiligten verdient haben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung schreibt in ihrem Antrag zu
echt, dass der Kampf gegen den internationalen Terro-
ismus noch lange nicht beendet ist – trotz aller Fort-
chritte. Riad, Casablanca und Jakarta sind Beispiele, die
ns sehr deutlich vor Augen geführt haben, welche Be-
rohung nach wie vor für uns alle besteht. In Ihrem An-
rag steht:

Das erfordert die fortgesetzte, lageabhängige Be-
reitstellung ausgewählter militärischer Fähigkeiten
durch Deutschland

dem ist nur zuzustimmen; aber es müsste eigentlich ein
unkt vor dem Zusatz stehen –

auf der Grundlage der entsprechenden bisherigen
Beschlüsse des Deutschen Bundestages.

Damit komme ich zu einem für unsere Fraktion sehr
ichtigen Punkt, zur Mandatsverlängerung. In aller
eutlichkeit vorweg: Die FDP steht ausdrücklich und
hne jeden Zweifel zu einer deutschen Beteiligung am
ampf gegen den internationalen Terrorismus.


(Beifall bei der FDP)

ir haben das Mandat Enduring Freedom bisher stets
nterstützt, wenn eine Entscheidung darüber nicht ge-
ade mit einer Vertrauensfrage des Kanzlers verbunden
urde. Wir möchten das gerne auch nächste Woche tun.
Der Regierung ist offenbar bewusst, dass ein Kontin-

ent von 3 900 Soldaten auf Widerstand stoßen könnte
nd hat deshalb die Zahl im vorliegenden Antrag auf
100 reduziert. Einige kritische Nachfragen müssen Sie
ich schon gefallen lassen: Zum Höhepunkt der Opera-
ion Enduring Freedom war das Mandatskontingent von
900 nahezu ausgeschöpft. Die Lage heute ist eine völ-
ig andere. Aktuell sind nur noch 299 Bundeswehrsolda-
en im Rahmen der Operation Enduring Freedom im
insatz. Die Bundesregierung kommt auf eine Zahl von
10 Soldaten, weil sie die deutsche Beteiligung an der
ATO-Operation Active Endeavour im Mittelmeer mit
inbezieht. Active Endeavour ist zwar bisher eindeutig
ein Teil von Enduring Freedom. Da es sich aber auch
m Terrorismusbekämpfung handelt, könnte man die
erknüpfung noch akzeptieren.
Unklar ist mir allerdings, warum das Parlament ein
andat für den Einsatz von 3 100 Soldaten erteilen soll,
enn nur knapp über 700 im Einsatz sind und keine kon-
reten Planungen für eine Erhöhung des Einsatzkontin-
ents bestehen. Es handelt sich also offenbar um ein
Mandat auf Vorrat“, ein Vorratsmandat ohne jede Not.


(Ute Kumpf [SPD]: Personalmanagement ist das!)







(A) )



(B) )


Helga Daub

– Sie hätten sich durchaus mit einem eigenen Redebei-
trag zu Wort melden können. Lassen Sie mich meine
Ausführungen jetzt zu Ende führen!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Bundesregierung könnte bei Erteilung eines sol-

chen Mandates ohne erneute Befassung des Parlaments
mit rund 2 400 Soldaten an bisher nicht bekannten Aus-
landseinsätzen teilnehmen. Ich möchte ein Beispiel nen-
nen: Im Falle eines Terroranschlags im Jemen oder bei
einer Verschärfung der Situation in Afghanistan könnte
die Bundesregierung zwölf Monate lang bis zu
2 400 Bundeswehrsoldaten in gefährliche Einsätze ent-
senden, solange diese nur unter Enduring Freedom ge-
fasst werden – ohne jede Parlamentsbeteiligung.

Ich glaube Ihnen ja, dass Sie sich gewissenhaft auf
diesen Antrag vorbereitet haben und die Zahlen kennen.
Deshalb können wir uns des Eindrucks nicht erwehren,
dass mit diesem Antrag der Parlamentsvorbehalt mög-
licherweise unterlaufen werden soll. Sie wollen vom
Bundestag eine Carte blanche, einen Blankoscheck für
den Einsatz von circa 2 400 Bundeswehrsoldaten in
einem riesigen potenziellen Einsatzgebiet, ohne dass
dann das Parlament noch einmal damit befasst werden
müsste. Das lässt sich mit unserer Auffassung von ver-
antwortungsvollem Handeln nicht in Einklang bringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die FDP-Fraktion fordert Sie auf, einen ehrlicheren
Mandatsantrag zu stellen. Ich wäre froh, wenn Sie so un-
sere Befürchtungen widerlegen könnten. Ein sinnvoller
Mandatsantrag würde von dem derzeit für erforderlich
gehaltenen Mandatsumfang ausgehen und eine Sicher-
heitsreserve mit einbeziehen. Vorhin kam ja schon öfter
zum Ausdruck, dass eine solche Sicherheitsreserve ge-
braucht wird. Das heißt, dass sich das Mandat auf etwa
1 000 Soldaten beziehen könnte, keinesfalls aber auf
eine Verfünffachung des derzeitigen Einsatzkontingents.

Noch einmal: Wir stellen unsere kritischen Nachfra-
gen ausdrücklich nicht aus Zweifel an der deutschen
Beteiligung am Kampf gegen den internationalen Terro-
rismus. Es wird aber deutlich, wie dringlich die Verab-
schiedung eines Entsendegesetzes ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CSU/CSU)


Genau mit einem solchen Fall könnte sich zum Beispiel
ein Entsendeausschuss befassen. Die FDP-Bundestags-
fraktion wird deshalb in der nächsten Woche hierfür
einen eigenen Gesetzentwurf vorlegen.

Legen Sie einen ehrlichen Mandatsantrag vor, damit
wir in der nächsten Woche gemeinsam die Mandatsver-
längerung beschließen können!

Danke.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Ich erteile dem Kollegen Helmut Rauber, CDU/CSU raktion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Anfang dieses Jahres waren noch gut 00 Soldaten in Kuwait, in Dschibuti und auch in Kenia, n Mombasa im Kampf gegen den internationalen Terroismus eingesetzt. Sie haben unter extremen klimatichen Bedingungen einen harten Dienst verrichten müsen. Dafür sagen wir, die CDU/CSU, Danke. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507300800
Helmut Rauber (CDU):
Rede ID: ID1507300900

Bedingt durch die veränderte sicherheitspolitische
age wurde vor wenigen Tagen der Stützpunkt in Mom-
asa geschlossen. Bereits Ende Mai wurden die
50 deutschen ABC-Abwehrsoldaten aus Kuwait abge-
ogen. Nach den vorgenommenen Umstrukturierungs-
aßnahmen sind derzeit weniger als 300 Soldaten – da-
unter eine Soldatin – im Rahmen von Enduring
reedom eingesetzt. Die Obergrenze des Mandats liegt,
ie bereits genannt, bei 3 100 Soldaten. Wir wollen in
iesem Punkt eine Präzisierung; denn uns erscheint die
ifferenz zwischen Ist und Soll doch etwas zu groß.
Aus der genannten deutlichen Reduzierung der An-

ahl der Soldaten den Schluss zu ziehen, dass der Kampf
egen den Terrorismus bald gewonnen sei, wäre fatal.
ie fast täglich gemeldeten Anschläge im Irak und in Af-
hanistan zeigen ebenso wie die hinterhältigen Morde in
enia, auf Bali, auf Djerba und an anderen Stellen in der
elt, dass die Hydra des Terrorismus nach wie vor lebt.
Wir alle kennen seit Jahren die Ziele und auch die

echniken einer asymmetrischen Kriegsführung. Bis
um 11. September 2001 hatten wir aber keine Vorstel-
ung davon, mit welcher Brutalität und Menschenver-
chtung sie einmal angewandt werden könnte. Die USA
urden an diesem Tag auf ihrem eigenen Territorium
on einer terroristischen Gruppierung nicht mit Massen-
erstörungsmitteln, sondern mit „weapons of mass ef-
ect“ angegriffen und bis ins Mark getroffen. Im World
rade Center starben Christen ebenso wie Juden und
uslime. Sie starben nicht, weil sie sich persönlich in ir-
endeiner Form schuldig gemacht hätten, sondern nur,
eil sie auf dem Boden einer westlich orientierten Kul-
ur lebten und arbeiteten.
Diese und viele andere schreckliche Ereignisse dürfen
ir nicht verdrängen; denn sie sind – zumindest theore-
isch – auch bei uns möglich. Eine terroristische Grup-
ierung, die den Tod von 20 000 unschuldigen Men-
chen will, strebt auch 2 Millionen Tote an, wenn sie nur
ber die entsprechenden Zerstörungsmittel verfügt. Spä-
estens nach dem 11. September gibt es keine scharfe
rennung zwischen innerer und äußerer Sicherheit mehr.
Wenn wir zu Recht von einem erweiterten Sicher-

eitsbegriff ausgehen, dann gilt dies auch für die Terro-
ismusbekämpfung. Die Diskussion über dieses alte und
och so neue Phänomen muss vorurteilsfrei geführt
erden. Unsere Verfassung sieht eine klare Trennung
wischen innerer und äußerer Sicherheit bzw. zwischen






(A) )



(B) )


Helmut Rauber

Polizei und Militär vor. In Art. 35 unseres Grundgeset-
zes ist auch die Rechts- und Amtshilfe bzw. die Kata-
strophenhilfe geregelt. Die nach dem 11. September neu
zu stellende Frage ist, ob militärische Kräfte nicht erst
bei Eintritt einer Katastrophe, sondern bereits zur Ab-
wehr einer potenziellen Gefahr – sprich: präventiv – ein-
gesetzt werden können oder dürfen.

Ich nenne ein Beispiel. Vor dem Irakkrieg im März
dieses Jahres baten die Amerikaner unseren Verteidi-
gungsminister, auch ihre Wohngebiete durch Bundes-
wehrsoldaten sichern zu lassen. Der Minister hat dies ab-
lehnen müssen – ich betone: müssen –, weil diese
Aufgabe in die Zuständigkeit der Polizei fällt. Niemand
von uns will den Wehrpflichtigen als Terroristenjäger.
Worum es geht, ist, Redundanzen zu vermeiden und die
vorhandenen Mittel effizient einzusetzen.

Die Polizei verfügt über keine Aufklärungsmittel im
Bereich der ABC-Waffen und sie hat auch keine Kapazi-
täten, um unsere Lufträume oder Seewege zu kontrollie-
ren. Auch die Überwachung oder der Schutz gefährdeter
oder sensibler Räume ist von der Polizei allein schon
aufgrund ihres Kräftemangels nicht zu leisten. Niemand
ist so naiv, zu glauben, dass es für alle sensiblen Objekte
– seien es Kraftwerke, Staudämme oder Überlandleitun-
gen – einen hundertprozentigen Schutz rund um die Uhr
gibt. In den USA existieren allein 850 000 Stellen, wo
hochgefährliche Chemikalien produziert, verbraucht
oder gelagert werden.

Worum es geht, ist, bei – ich betone – sich abzeich-
nenden Krisenentwicklungen unsere lebenswichtige In-
frastruktur besser schützen zu können. Allein aus diesem
Grunde brauchen wir die Bundeswehr in der Fläche.
Solange es kein in sich geschlossenes Konzept von Hei-
mat- und Territorialschutz gibt, ist die Auflösung nicht
aktiver Truppenteile zu stoppen. Wir, die CDU/CSU,
wollen Heimatschutzkräfte, die sich aus Wehrpflichtigen
und Reservisten zusammensetzen und die von Fall zu
Fall auch die aktive Truppe unterstützen können.

Ich komme zum Schluss. Wir stimmen der Verlänge-
rung der Operation Enduring Freedom unter den genann-
ten Bedingungen zu. Wir wünschen allen Soldatinnen
und Soldaten, dass sie gesund und unbeschadet an Leib
und Leben von ihrer schweren Mission nach Hause zu-
rückkehren können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Helga Daub [FDP])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507301000

Ich erteile Kollegin Petra Pau das Wort.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507301100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im

Herbst vor zwei Jahren begannen die USA ihren militäri-
schen Feldzug gegen den Terrorismus. Die Bundesrepu-
blik folgte in – wir erinnern uns – bedingungsloser Soli-
darität vorerst nach Afghanistan.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon war nie die Rede! Selbstständige Solidarität!)



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(C (D Nein, Herr Nachtwei. Da haben Sie eine Gedächtnislüke. Lesen Sie noch einmal nach! (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Seither diskutieren wir in regelmäßigen Abständen
ber Bundeswehrmandate bzw. über deren Verlängerung
nd Ausweitung – auch heute wieder. So entsteht lang-
am der Eindruck, als ob es sich um Routine handele.
as ist es aber nicht.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


enn es geht um Kampfeinsätze und um ein Kriegsman-
at in einem explosiven Land.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn! Gucken Sie sich die Beiträge an! Kein Kriegsmandat!)


ie PDS im Bundestag bleibt dabei: Schon das Erstman-
at war falsch. Wir werden wieder Nein sagen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Herr Bundesaußenminister, wir debattieren im Übri-
en über die Fortsetzung des Einsatzes nicht deswegen,
eil dies im Grundgesetz verlangt wird, sondern deswe-
en, weil Sie dieses falsche Mandat verlängern wollen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


In der richtigen Welt gibt es eine ganz einfache Folge:
an setzt sich ein Ziel und bestimmt Mittel und Wege.
ach einer gewissen Zeit überprüft man alle drei: das
iel, den Weg und die Mittel. Sie tun das nicht. Sie bi-
anzieren nicht einmal, was von dem einstigen Kriegs-
iel übrig geblieben ist, obwohl jeder weiß: Osama Bin
aden ist nicht gefunden worden. Die Taliban melden
ich zurück. Der Drogenanbau ist umfangreicher denn
e. Mit den Rauschgewinnen werden neue Kriege ent-
acht. – Was soll also die Verlängerung eines falschen
andates?


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Vor zwei Jahren hatte der Bundesverteidigungsminis-
er ausdrücklich betont, Deutschland werde sich nicht an
ampfeinsätzen beteiligen. Das war schon damals wenig
laubwürdig. Das wird noch unglaubwürdiger, wenn man
eiß, dass das KSK mit im Einsatz war, jenes Krisenspe-
ialkommando, von dem Phoenix in dieser Woche berich-
ete: Keiner darf sagen, wer er ist. Keiner darf sagen, was
r tut. Aber jeder ist ein Spezialkrieger vor dem Herrn.
Auch einen weiteren Vorwurf bekommen Sie nicht

ntkräftet. In demselben Maße, wie die USA im Irak-
rieg um Entlastung buhlen, wächst das deutsche En-
agement in Afghanistan. Dafür hat der Bundeskanzler
as ausdrückliche Lob des US-Präsidenten eingeheimst;
ber ein Friedenspreis ist das Gegenteil davon.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ Petra Pau DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal die Afghanen dazu!)





(A) )


(B) )


Wir haben immer davor gewarnt, den völkerrechtswidri-
gen Angriffskrieg gegen den Irak durch die Hintertür zu
unterstützen.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Unterstellung hat sich eben nicht bewahrheitet!)


Auch deshalb werden wir wieder mit Nein stimmen.
Noch einen Anwurf will ich Ihnen nicht ersparen. Sie

kürzen den Rentnern die Rente. Sie nehmen Arbeitslo-
sen die Hilfe und kassieren von Kranken Gebühren. Zu-
gleich beschließen Sie Mal um Mal, Millionen am Hin-
dukusch zu verpulvern.


(Joseph Fischer, Bundesminister: Und was macht die PDS in Berlin?)


Um Irrtümern vorzubeugen: Ich gehöre nicht zu den Lin-
ken, die den Wehretat so weit aufteilen, bis alle Übel der
Welt gelöst sind. Aber ein Widerspruch bleibt; denn Sie
reformieren den Sozialstaat bis zur Unkenntlichkeit.

Herr Bundesaußenminister, um auf Ihren Zuruf zu
antworten: Wenn Sie die letzte Stufe der Steuerreform
vorziehen, gehen meiner Heimatstadt Berlin 400 Millio-
nen Euro zusätzlich zu dem verloren, was uns SPD und
CDU mit dem Bankenskandal eingebrockt haben. Hier
wäre das Geld besser eingesetzt, als es am Hindukusch
zu verpulvern.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Kurz und gut: Das Ziel ist verlogen, der Weg ist
falsch und die Mittel sind vergeudet.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Konsequenz ist also ISAFAbzug, ja?)


Deshalb lehnt die PDS die Verlängerung des Afghanis-
tanmandates ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507301200

Ich erteile das Wort Kollegen Christian Ruck, CDU/

CSU-Fraktion.

Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1507301300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Trotz aller

Anstrengungen und aller Erfolge der Operation Endu-
ring Freedom: Das Bedrohungspotenzial des internatio-
nalen Terrorismus hat sich kaum verringert; da sind wir
uns alle einig. Es kann nur dann erfolgreich und nachhal-
tig entschärft werden, wenn die Weltgemeinschaft ge-
schlossen einen umfassenden Politikansatz verfolgt. Da
bin ich mit Verteidigungsminister Struck einer Meinung.

Aber dies bedeutet national wie international: Die
Außenpolitik, die Sicherheitspolitik und die Entwick-
lungspolitik sollten aus einem Guss sein. Für uns ist

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(C (D ichtig, dass in dem spektakulären Alltagsgeschäft der errorbekämpfung ein entscheidender Zusammenhang icht untergeht: Wenn wir verhindern wollen, dass für eden ausgeschalteten Terroristen zehn neue aufstehen nd dass aus Terrororganisationen breite Bewegungen erden, müssen wir im Kampf gegen Armut, Unbildung nd Perspektivlosigkeit von Millionen von Menschen in en Entwicklungsund Tranformationsländern entchlossener, geschlossener und konzeptionell besser aufestellt sein. In vielen dieser Länder liegen nicht nur die Rück ugsbasen für die Terroristen, sondern auch die Nährböen des Sympathisantentums aufgrund der vielfach ntragbaren politischen, ökonomischen und sozialen Zutände. Staaten im Zerfall oder am Rande des Zerfalls in frika und anderswo werden zu idealen Zulieferern für rganisierte Kriminalität und internationalen Terrorisus. Deswegen ist es eine der großen Aufgaben der Enticklungspolitik, diese weltweiten Zeitbomben langfrisig zu entschärfen und der Entstehung von noch mehr errorismus und Kriminalität vorzubeugen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Helga Daub [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Viele von uns haben eine kurze, aber dennoch sehr be-
indruckende Reise nach Kabul gemacht. Dort haben wir
ie symbiotische Wirkung zwischen außenpolitischer
onzeption, Militäreinsatz und Wiederaufbauhilfe er-
ebt. Außenpolitische Konferenzen und der Einsatz der
treitkräfte schaffen erst die Sicherheit dafür, dass aufge-
aut werden kann und Staaten wieder zu einer gewissen
erfassung zurückfinden. Wenn aber die außenpoliti-
che Konzeption fehlerhaft ist oder wenn die Wieder-
ufbauhilfe zu langsam kommt und Erwartungen ent-
äuscht, sind auch unsere Streitkräfte, sind unsere
oldaten in Gefahr.
Meine Damen und Herren von der Koalition, bei der
msetzung des Gesamtmodells ist noch erheblicher
and im Getriebe der Bundesregierung und das kann un-
er Umständen fatale Folgen haben. Die Politik der Bun-
esregierung ist mitnichten widerspruchsfrei und koordi-
iert. Ich möchte einige Beispiele nennen, die sehr eng
it Enduring Freedom verbunden sind.
Erstes Beispiel, verdeutlicht an Afghanistan: Drei Mi-

ister reisen getrennt, handeln getrennt und reden ge-
rennt. Die offenkundigen Animositäten der Leitungs-
nd Arbeitsebenen von Außenministerium und Entwick-
ungsministerium sind ein offenes Geheimnis. Ein Re-
ultat daraus ist der absurde Aufbau von Doppelstruk-
uren. Ich finde es auch bezeichnend, dass heute
iemand aus dem Entwicklungsministerium auf der Re-
ierungsbank sitzt. Das stelle ich mit Bedauern fest.
Die Entwicklungsministerin fuhr nach Kabul und er-

lärte schon vorab, dass sie keine Soldaten sehen will.

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das ist un glaublich!)

ir sagen: Für uns ist die Arbeit der Soldaten in Afgha-
istan oder auf dem Balkan sehr wichtig für den Wieder-
ufbau, weil das dort Sympathie schafft. Das wurde auch






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck

von den Nichtregierungsorganisationen in Kabul aus-
drücklich anerkannt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Helga Daub [FDP])


Ein weiteres Beispiel: Herr Außenminister, Sie haben
gestern zu Recht davon gesprochen, dass sich Enduring
Freedom vor allem gegen den islamistischen Terroris-
mus wendet. Wir alle wissen, dass auch der Balkan ein
mögliches Einfallstor dafür ist. Das militärische Engage-
ment der NATO hat vorläufig Frieden gebracht, aber die
außenpolitische Konzeption beispielsweise für Bosnien-
Herzegowina oder für den Kosovo ist – das ist zu be-
fürchten – eine Sackgasse. Die Aufbauarbeit auf dem
Balkan ist vielfach stecken geblieben und die Bundesre-
gierung fährt die Hilfen für Südosteuropa drastisch zu-
rück. Auch das hat etwas mit Enduring Freedom zu tun.

Nächstes Beispiel: Herr Außenminister, Sie waren ja
in Afrika. In den Afrika-Debatten der jüngsten Zeit
wurde auch über den Zusammenhang von Gewalt und
Chaos auf der einen Seite und Unterstützung für den
Terrorismus auf der anderen Seite diskutiert. Auch die
Afrika-Politik der Bundesregierung ist nach wie vor ge-
spickt mit Widersprüchen.

Es kann doch niemand leugnen, Herr Außenminister
– damit komme ich zum Irak –, dass die Stabilisierung
und die langfristige Friedenssicherung im Irak für die
Friedenssicherung der gesamten Region und damit auch
für Enduring Freedom sehr wichtig sind. Deswegen kri-
tisieren wir noch einmal nachdrücklich, dass Sie sich
einem nennenswerten Beitrag zum Aufbau im Irak bis-
her verweigert und damit jeden Einfluss auf die zukünf-
tige Gestaltung dieses Landes verloren haben.


(Joseph Fischer, Bundesminister: Nein!)

Das ist ein eklatanter Widerspruch zu Sinn und Zweck
von Enduring Freedom.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Helga Daub [FDP])


Enduring Freedom ist wichtig. Wenn aber der gefähr-
liche Auftrag einen Sinn haben soll, müssen wir uns alle
breiter aufstellen. Dann muss auch die Bundesregierung
gerade im Zusammenwirken von Außen-, Sicherheits-
und Entwicklungspolitik gefährliche Fehler abstellen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507301400

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/1880 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe nunmehr
die Tagesordnungspunkte 16 a und 16 b sowie Zusatz-
punkt 10 auf:

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(C (D 16 a)

Kretschmer, Katherina Reiche, Thomas Rachel,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Die Innovationskraft Deutschlands stärken –
Zukunftschancen durch moderne Forschungs-
förderung eröffnen
– Drucksache 15/1696 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Besteuerung von
Wagniskapitalgesellschaften
– Drucksache 15/1405 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

P 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Flach, Cornelia Pieper, Daniel Bahr (Münster),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Aktionsplan für freie, effiziente und innova-
tive Forschung
– Drucksache 15/1932 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
ichael Kretschmer, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1507301500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit tech-

ologischen Erfindungen und innovativen Produkten ha-
en wir in den vergangenen Jahrzehnten unseren Le-
ensstandard finanziert. Das ist auch in Zukunft unsere
inzige Chance in einer sich immer weiter globalisieren-
en Welt. Deshalb muss uns der aktuelle Bericht zur
echnologischen Leistungsfähigkeit alarmieren.
Die Exportnation Deutschland führt mittlerweile
ehr „Wissen“ ein, als sie exportiert. Kontinuierlich
immt unser Export an technologischen Dienstleistun-
en ab. Innerhalb von vier Jahren hat sich der Negativ-
aldo auf ein Rekordminus von 7,5 Milliarden Euro im
ahr 2001 nahezu verdoppelt. Unser Welthandelsanteil
n forschungs- und entwicklungsintensiven Waren liegt
ei mageren 14,8 Prozent. Dabei stützt sich dieser
ußenhandelserfolg des deutschen Technologiesektors
ittlerweile fast ausschließlich auf die Automobilindus-






(A) )



(B) )


Michael Kretschmer

trie. Würde man sich das Experiment erlauben und die-
sen Automobilsektor aus der Außenhandelsbilanz her-
ausrechnen, dann würde Deutschland nicht einmal mehr
zu den Ländern gehören, die sich im internationalen
Handel auf forschungsintensive Produktion spezialisiert
haben. Man könnte diese Liste noch weiterführen. Be-
sonders dramatisch ist, dass wir auch im Bereich der
Schlüsseltechnologien immer weiter zurückfallen.

Meine Damen und Herren, die Frage, die wir uns stel-
len müssen, lautet: Was ist der Grund für diese Entwick-
lung und wie kommen wir aus dieser Situation heraus?
Das Ziel ist klar: Deutschland muss im Bereich For-
schung und Entwicklung wieder an die Weltspitze zu-
rückkehren. Wenn wir auch in zehn oder 20 Jahren unse-
ren Lebensstandard noch mit den Erfindungen unseres
Landes finanzieren wollen, müssen wir heute in For-
schung und Entwicklung investieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein Kernsatz von Max Planck lautet: Dem Anwenden

muss das Erkennen vorausgehen. Sie, Frau Bulmahn,
versuchen es andersherum. Die Ergebnisse kann man im
Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit nachle-
sen, der seit einem halben Jahr vorliegt. Das Einzige,
was Sie bisher zu diesem erschreckenden Befund zu sa-
gen hatten, war der Hinweis auf die Aufwuchszahlen Ih-
res BMBF-Haushaltes seit 1998.

Doch diese Zahlen können nur noch Laien beeindru-
cken. Tatsächlich lebt der Forschungsstandort Deutsch-
land von seiner Substanz. Im Vergleich der OECD-Län-
der hinsichtlich der Intensität von Forschung und
Entwicklung ist Deutschland dramatisch zurückgefallen.
Länder wie die USA, Japan und Korea, aber auch unsere
europäischen Nachbarn Schweden, Finnland und die
Schweiz haben uns im Wettbewerb um die Ausgaben für
Forschung und Entwicklung längst überholt und investie-
ren, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, weit mehr in
Forschung und Wissenschaft als wir.


(René Röspel [SPD]: Das liegt aber nicht am öffentlichen Anteil!)


Wenn Sie, Frau Bulmahn, in einer stillen Minute ein-
mal ehrlich zurückschauen und sich fragen, warum das
Glück Sie verlassen hat,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sieht nicht so unglücklich aus! Täuschen Sie sich da mal nicht!)


dann werden Sie feststellen, dass es Ihnen in erster Linie
an einer Strategie für die Forschung in Deutschland ge-
fehlt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Außer Ankündigungen hat es bei Rot-Grün nicht viel

gegeben. So kämpft die Ministerin mit ihrem Kollegen
Clement um den Titel „größter Ankündigungsminister
im Kabinett Schröder“. Ich möchte Sie fragen, Frau Mi-
nister: Was ist eigentlich aus dem Hightechmasterplan
geworden? Ist er genauso wie Ihr Staatssekretär ver-
schwunden? Ist er schon im Papierkorb gelandet oder

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(C (D erden wir in den nächsten Wochen und Monaten noch twas von ihm hören? (Jörg Tauss [SPD]: Ein bisschen mehr Niveau können wir auch von Ihnen erwarten, Herr Kretschmer!)


Der warme Regen aus UMTS-Mitteln ist ebenfalls
ersiegt. Damit ist wohl auch das Ende von einigen
irklich wichtigen und hochgejubelten Zukunftsprojek-
en vorprogrammiert. Die Patentverwertungsoffensive,
er Bereich optische Technologien oder das nationale
enomforschungsnetzwerk sind nur einige Beispiele,
ei denen aktuell gekürzt wird. Von Nachhaltigkeit kann
eine Rede sein. Wir schlagen in unserem Antrag des-
alb einen Dreiklang aus folgenden Maßnahmen vor:
nhebung der staatlichen Forschungsförderung, Erhö-
ung der Anreize der Wissenschaft zur Kooperation mit
er Wirtschaft und schließlich die Verbesserung der In-
ovationstätigkeit der Unternehmen.
Als Erstes müssen wir die Haushaltsmittel für die
orschungsförderung erhöhen. Wir müssen so um-
chichten, dass wir zu weniger konsumtiven Ausgaben
nd zu mehr Ausgaben für Forschung und Wissenschaft
ommen. Das Gegenteil ist derzeit aber der Fall: Im
ahr 2004 stehen 155 Millionen Euro weniger zur Verfü-
ung als noch in diesem Jahr. Und seit gestern sind es
och einmal 84 Millionen Euro weniger. Frau Ministe-
in, das ist der Beitrag des BMBF zu dem Gesamtbetrag,
er dazu dienen soll, den Rentenbeitrag stabil zu halten.
ir verfrühstücken für die Renten von heute das Geld,
as uns später fehlen wird, um durch Forschung Be-
chäftigung zu schaffen, wovon wir wiederum Renten
ezahlen können. Das ist mit Sicherheit der falsche Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Im Ergebnis steht eine Kürzung der Projektgelder und
ittel für den Hochschulbau an – und das im Jahr der
echnik. Bis vor wenigen Wochen lautete der Titel noch
Jahr der Wissenschaft“; der Schwerpunkt sollte auf der
issenschaft liegen. Der Kanzler hat gemerkt, dass da-

aus nichts mehr wird, und ruft deswegen schnell das
ahr der Technik aus. Dass sich die deutschen Wissen-
chaftler betrogen fühlen und die ausländischen Kolle-
en nur den Kopf schütteln, dürfte angesichts dessen nur
erständlich sein.
Zweitens müssen die Mittel in Forschung und Ent-
icklung wesentlich zielgerichteter eingesetzt werden.
ir können es uns nicht leisten, so wie in der Vergan-
enheit, unser Geld für ideologische Spielwiesen zu ver-
chwenden. Mir ist es unerklärlich, warum wir Spitzen-
eiter bei der Erforschung gesellschaftlicher Strukturen
nd Beziehungen sein müssen. Mein Eindruck ist, dass
nsere britischen Freunde beschäftigungspolitisch
reundlicher und klüger handeln, wenn sie mit 1,5 Mil-
iarden Euro dreimal so viel Geld wie wir für Forschung
Bereich Schutz und Förderung der menschlichen Ge-

undheit ausgeben. Das Ergebnis ist: Großbritannien ist
er Pharmastandort Europas.
Gerade die Projektmittel in den Bereichen Luft- und
eltraumforschung, Nanotechnologien und Optik müs-
en aufgestockt werden. Der jetzige Trend, die Grund-
inanzierung der Forschungsorganisationen zulasten der






(A) )



(B) )


Michael Kretschmer

Projektmittel zu erhöhen, ist der Höhepunkt der Absur-
dität. Projektförderung ist gerade für kleine und mittlere
Unternehmen der Zugang in die externe Forschung, bei-
spielsweise in Netzwerke mit Forschungsinstitutionen.
Der Mittelstand ist durch die Ausgründungsbestrebun-
gen der Industrie und die sinkende Fertigungstiefe der
Finalproduzenten der Schlüssel für mehr Innovation in
der deutschen Wirtschaft. Daher brauchen wir mehr Pro-
jektmittel und nicht weniger.

Drittens. Künftig wollen wir den Hochschulen und
später auch den Forschungsinstitutionen für eingewor-
bene Drittmittel eine Forschungsprämie bezahlen.
Leistung muss sich lohnen. Das Geld soll die Neigung
der Einrichtungen, mit Unternehmen zu kooperieren, er-
höhen. Ob diese Mittel für technische Ausstattung, für
Honorare von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder zur
Finanzierung einer eigenen Professur eingesetzt werden,
muss Sache der Hochschulen selbst sein.

Viertens wollen wir die Mittel für die industrielle Ge-
meinschaftsforschung jährlich um mindestens 5 Prozent
erhöhen. Dieses Instrument hat sich bewährt und muss
ausgebaut werden.

Fünftens. Ganz entscheidend ist die Mobilität zwi-
schen Wissenschaft und Wirtschaft. Beispiele aus dem
Ausland zeigen, dass das der entscheidende Punkt für
Unternehmungs- und Existenzgründungen ist. Unser
starres BAT-Gerüst verhindert mit seiner Alimentierung,
dass die Wissenschaftler nicht aus der Wissenschaft in
die Wirtschaft wechseln. Sie bleiben in der Forschung.
Das müssen wir ändern. Wir brauchen Grenzgänger zwi-
schen Wissenschaft und Wirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Damit komme ich – das ist mein sechster Punkt – zu

den neuen Bundesländern. Hier müssen wir die wis-
senschaftlichen und die industriellen Stärken weiter aus-
bauen; das ist ganz entscheidend. Ich will nicht von den
Problemen und Defiziten sprechen. Unser Blick ist nach
vorne gerichtet. Wir sehen, wie viele positive Beispiele
es gibt: die vielen Wissenschaftler, die nach vorne
schauen, die große Zahl der Unternehmensgründungen.

Die Forschung ist der entscheidende Faktor beim
Aufbau Ost. Davon sind wir überzeugt. Mit der Kürzung
der Hochschulbaumittel gefährden Sie allerdings den
Aufbau der Wissenschaftsinfrastruktur. Alle Maßnah-
men, die jetzt gestoppt werden, wurden positiv evaluiert
und sind dringend notwendig. Wir fordern von der Bun-
desregierung, die Kürzungen im Haushalt 2004 rückgän-
gig zu machen.

Wir erwarten außerdem von Ihnen, Frau Ministerin,
dass Sie die Frage der Grundfinanzierung der For-
schungs-GmbHs endlich klären. Seit Jahren ist der Fort-
bestand dieser Einrichtungen, die aus den Akademie-
instituten der DDR hervorgegangen sind, ungewiss. Bis
heute wird ihnen eine Grundfinanzierung vorenthalten.
In Berlin-Adlershof kämpft gerade ein solches Institut,
das Institut für Angewandte Chemie, ums Überleben.
Ende des Jahres läuft die institutionelle Förderung des
Bundes aus. Wovon das Institut ab Februar seine Mit-
arbeiter bezahlen soll, ist unklar.

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(C (D Vor zwei Wochen hat uns der Staatssekretär hier noch rklären wollen, dass man sich um das ACA keine Soren machen müsse. Das war zur selben Zeit, als das MBF seine Mitarbeiter aus dem Kuratorium abziehen ollte. Das kann nicht wahr sein. Ich sage Ihnen ganz lar: Für uns sind die Forschungs-GmbHs und das ACA ie Nagelprobe dafür, wie ernst es Ihnen beim Aufbau st mit der Wissenschaft ist. Wir werden das ganz inteniv beobachten. Die Wirtschaft in den neuen Bundesländern ist extrem leinteilig. Deshalb brauchen wir spezielle Forschungsrogramme für die Kooperation. Die Programme „Innoegio“ und „Regionale Wachstumskerne“ sind Wege dain. Mit diesen sind viele Probleme verbunden, weil die ürokratie zu groß ist. Wir haben oft darüber geredet, ie haben aber nichts daran geändert. Das bedauern wir ehr. Ich will aber trotzdem nicht weiter darüber reden. Viel spannender ist nämlich die Frage, wie es weiter eht. Das Projekt „Regionale Wachstumskerne“, das us acht Einzelteilen besteht, läuft Ende dieses Jahres us. Es ist völlig unklar, wie es weitergeht. Frau Ministein, ich habe schon vor langer Zeit gefragt, was damit eientlich passiert. Was ist dabei herausgekommen? Sie aben bis heute keine Evaluation vorgenommen und issen bis heute nicht, ob sich das Projekt bewährt hat der nicht. Unsere Forderung ist, sich diese Projekte in ukunft ganz gezielt anzuschauen und schon lange vor em Ende der Projektlaufzeit zu entscheiden, ob man ich in diesen Projekten weiter engagiert oder ob man sie uslaufen lässt. Bezogen auf die Arbeitslosigkeit ist die Situation in en neuen Bundesländern dramatisch. Aus diesem rund kann man vom Bundesforschungsministerium, enn es um den Aufbau Ost geht, erwarten, dass es geau hinschaut und dort andere Regeln anwendet, als es ielleicht im übrigen Deutschland geschieht. Wir erwarten, dass schon vor dem Ende eines Prokts abgeklärt wird, ob zukünftig weiterführende Fördeungen möglich sind und dass nicht einfach nur ein Imuls gesetzt wird. Dabei darf es nicht bleiben. Man muss twas mehr Zeit für den Aufbau Ost aufwenden. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile Bundesministerin Edelgard Bulmahn das ort. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507301600

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
amen und Herren! Innovationen sind das Lebenselixier
nd die Basis für wirtschaftliches Wachstum, für unseren
ohlstand und für unsere Gesellschaft insgesamt. Nur
it neuen Produkten, Dienstleistungen und Verfahren
tärken wir unsere Wettbewerbsfähigkeit auf den globa-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

len Märkten. Nur mit Innovationen schaffen wir neue
zukunftsfähige Arbeitsplätze für die Menschen in unse-
rem Land.

Über diese Punkte besteht glücklicherweise ein brei-
ter Konsens. Wie die Rede meines Vorgängers gezeigt
hat, endet dieser Konsens bei den Fragen, wo wir stehen
und wie wir weiter vorangehen. Faktenkenntnisse und
abgewogene Urteile zur technologischen Leistungs-
fähigkeit Deutschlands spielen eine erstaunlich geringe
Rolle. Bei der Verwendung mancher Zahlen – den Ein-
druck hatte ich bei Ihrer Rede, Herr Kretschmer – ist al-
lerdings nicht selten auch eine bewusste Irreführung mit
im Spiel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Stellen Sie sich einfach der Realität, Frau Bulmahn!)


Ich denke hier zum Beispiel an den Umgang mit Da-
ten der technologischen Zahlungsbilanz, die lediglich
die Gestaltung von Verrechnungspreisen innerhalb mul-
tinationaler Unternehmen widerspiegelt.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: So einfach ist es leider nicht!)


Genau das haben Sie nämlich beschrieben. Rückgänge
im internationalen Handel mit Patenten und Lizenzen
sind also keineswegs ein Hinweis darauf, dass unser
Land heute insgesamt mehr Wissen importiert als expor-
tiert. Das weiß auch jeder, der sich mit der Sache etwas
ausführlicher und detaillierter beschäftigt.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: So steht es aber in dem Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit! Schauen Sie sich die Realität an!)


Trotzdem werden diese Zahlen mit seltener Uneinsich-
tigkeit immer wieder verwendet, um genau diesen Un-
sinn zu behaupten.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Dann hätten Sie Ihren Bericht besser redigieren müssen! – Ute Kumpf [SPD], zu Abg. Georg Fahrenschon [CDU/CSU] gewandt: Hören Sie einfach mal zu! Das könnte Ihnen helfen!)


Richtig ist Folgendes: Der Anteil am Bruttoinlands-
produkt, den Staat und Wirtschaft für Forschung und
Entwicklung aufgewendet haben, ist – hören Sie gut zu –
von 2,2 Prozent im Jahre 1998 auf 2,5 Prozent im Jahre
2001 gestiegen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Trotzdem stehen wir nur an siebter Stelle, Frau Bulmahn!)


Das ist die eigentlich wichtige Entwicklung. Seitdem ist
dieser Wert stabil; er ist nicht wieder gesunken.


(Ulrike Flach [FDP]: Er ist aber nicht hoch!)

Wir haben ihn steigern können und er bleibt stabil.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Andere Länder haben mehr, Frau Bulmahn!)


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(C (D as ist uns ungeachtet der schwierigen wirtschaftlichen ituation, in der wir uns generell befinden, gelungen. Ich inde, das ist ein Zeichen für das inzwischen weit verreitete Bewusstsein für die Bedeutung von Zukunftsinestitionen, welches mir besonders wichtig ist; denn das t für die kommenden Jahre entscheidend. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Deswegen kürzen Sie in diesem Jahr!)


Hochtechnologien und deren Anwendung sowie In-
ovationen spielen heute wieder eine Schlüsselrolle in
nserem Land. Deutschland ist der zweitgrößte Techno-
gieexporteur der Welt. Mitte der 90er-Jahre hatte nur
de vierte Firma ein Produkt im Angebot, das auf neuen
orschungsergebnissen beruhte. Heute hat jedes dritte
nternehmen ein neues Angebot, mit dem es auf den
arkt drängt.


(Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Das ist das Verdienst der Bundesregierung!)


eine Frage, wir müssen noch besser werden. Aber es
ibt eine positive Entwicklung in diesem Bereich, die
ir weiter unterstützen müssen.
Deutschland verfügt inzwischen über die höchste
ichte innovativer Unternehmen in Europa. Ein Bei-
piel: Noch Anfang der 80er-Jahre war Deutschland bei
er Produktion von Laserstrahlquellen Entwicklungs-
nd.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

eute halten deutsche Unternehmen einen Weltmarktan-
il von 40 Prozent.


(Jörg Tauss [SPD]: 80 000 Beschäftigte!)

ehr als 50 000 zusätzliche Arbeitsplätze sind allein in
iesem Bereich entstanden.


(Beifall bei der SPD)

on diesen Entwicklungen in der Lasertechnik profitie-
en auch für uns so wichtige Bereiche wie der Maschi-
enbau oder die Fertigungstechnik. Das ist genau der
eg, den wir gehen müssen: unsere Stärken ausbauen
nd Arbeitsplätze durch Innovationen zukunftssicher
achen. Das ist meine Politik.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie haben in diesen Bereichen doch quer gekürzt!)


Wir haben mit unserem regionalen Förderansatz – in-
ofern wiederspreche ich Ihnen, Herr Kretschmer; es
ann nicht um eine Förderung mit der Gießkanne gehen,


(Beifall bei der SPD – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das habe ich auch nicht gesagt! Sie haben mir nicht zugehört!)


ir brauchen einen fokussierten Ansatz – in den neuen
undesländern Erfolge erzielt. Ich nenne nur das Bei-
piel Dresden.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Nennen Sie einmal ein anderes Beispiel als Dresden!)


ort ist das Silicon Valley Europas entstanden, mit er-
eblicher öffentlicher Förderung gerade aus meinem






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Ministerium. 1,2 Milliarden Euro öffentlicher Mittel
sind in diese Region geflossen. Schon heute liegt der Re-
turn bei 6 Milliarden Euro; 11 000 Arbeitsplätze sind
dort entstanden. Unternehmen aus Frankreich und den
USA – Sie haben sich das doch angeschaut –


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Aber Sie nicht!)

haben jüngst ihre Entwicklungsabteilung dorthin verlegt
und die Produktion eröffnet. Das zeigt, wie wichtig In-
vestitionen in Forschung und Entwicklung sind; es zeigt
aber auch, wie wichtig es ist, dass man sie an der richti-
gen Stelle einsetzt.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Meine sehr geehrten Herren und Damen, diese Bei-
spiele und Zahlen zeigen eines sehr deutlich: Die techni-
sche Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft ist gut. Aller-
dings werden auch die anderen Länder immer besser.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Die werden aber schneller besser als wir!)


Dabei zeigt sich, dass sowohl in Europa als auch weltweit
die Länder mit den höchsten Investitionen in Forschung
und Entwicklung das höchste wirtschaftliche Wachstum
haben. Finnland, Schweden und die USA stehen beispiel-
haft dafür. Genau diese Länder sind unser Maßstab; denn
wir müssen uns mit den Besten der Welt messen und nicht
mit denen, die auf Platz 30 oder 35 stehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Richtig, Frau Bulmahn! Fangen Sie einmal an!)


Wir wollen im weltweiten Innovationswettlauf nicht
nur mithalten, sondern den Takt der Entwicklung mitbe-
stimmen. Deshalb brauchen wir eine neue Wachstums-
dynamik. Die Reformen unseres Sozialstaates, die wir
gerade durchführen, eine klare Politik für weniger Büro-
kratie und eine klare Politik pro Bildung und Forschung
sind dafür die wichtigsten Voraussetzungen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507301700

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Pieper?
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Selbstverständlich.

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1507301800

Frau Ministerin, wenn das so ist, wie Sie argumentie-

ren, können Sie mir dann bitte erklären, warum
80 Millionen Euro gerade in Ihrem Haushalt – zulasten
von Bildung und Forschung – gestrichen werden sollen,
um Rentenlöcher zu stopfen?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Liebe Frau Pieper, nicht nur in meinem Haushalt wer-
den 80 Millionen Euro gekürzt. Die Bundesregierung
insgesamt hat die Agenda 2010 beschlossen, welche

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(C (D wei Zielsetzungen hat. Diese können wir nur durchseten, wenn Sie alle in diesem Parlament mitmachen und ich für das Gelingen einsetzen. Wir wollen mit dieser genda 2010 die Säulen unseres sozialen Sicherungssysems stabilisieren und damit unser Rentensystem und uner Krankenversicherungssystem zukunftssicher machen. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Nicht rumschwafeln, Frage beantworten!)


azu müssen wir alle einen Beitrag leisten. Das ist
chmerzhaft. Aber wenn wir wollen, dass wir in Zukunft
ieder finanzielle Spielräume haben,


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das ist aber jetzt ziemlich verschwommen!)


erade auch im Bereich von Bildung und Forschung,
ann kommt es auf Sie alle an. Es wird sich zeigen, ob
ie – FDP, CDU und CSU – im Bundesrat den Mut ha-
en, beim Subventionsabbau mitzumachen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/ CSU]: Unser Vorschlag liegt vor, Frau Bulmahn!)


ir werden sehen, ob Sie nach Ihren Reden hier im Bun-
estag auch im Bundesrat den Mut und die Bereitschaft
ufbringen,


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Hören Sie auf!)


it uns gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass wir in
en kommenden Jahren wieder finanzielle Spielräume
ür Bildung und Forschung bekommen, um die notwen-
igen Zukunftsinvestitionen zu leisten.


(Ilse Falk [CDU/CSU]: Wird denn nun gekürzt oder nicht?)


as ist sozusagen der Lackmustest, dem Sie sich stellen
üssen. Dieser Test wird zeigen, ob Sie es mit Ihrer For-
erung nach mehr Geld für Bildung und Forschung ernst
einen.


(Beifall bei der SPD)

Ich hoffe, dass Sie es ernst meinen, weil ich davon

berzeugt bin: Wir müssen deutlich mehr Geld in Bil-
ung und Forschung investieren.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Oh, oh, oh!)


aran möchte ich überhaupt keinen Zweifel aufkommen
assen. Sie wissen, dass wir dies alleine nicht entschei-
en können.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507301900

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Nachfrage von

rau Pieper?
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

nd Forschung:
Wir haben ganz konkrete Vorschläge zur Erhöhung

er Mittel in diesem Bereich auf den Tisch gelegt. Ich
offe, Sie werden ihnen zustimmen.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302000

Noch einmal: Gestatten Sie eine Nachfrage von Kol-

legin Pieper?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Nein, ich möchte mit meiner Rede weitermachen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die Frage wurde gar nicht beantwortet! Das ist ja lächerlich! Das ist ja peinlich!)


Wir schaffen genau diese notwendigen finanziellen
Spielräume mit der Agenda 2010, um in diesen so wich-
tigen Bereich weiterhin investieren zu können. Das ha-
ben wir im Übrigen auch in den vergangenen Jahren ge-
tan. Wir haben eine neue Dynamik in diesem Bereich
erreicht. In diesem Jahr stehen über 9,1 Milliarden Euro
für Bildung und Forschung zur Verfügung. Das bedeutet
im Vergleich zu 1998 einen Zuwachs von mehr als
25 Prozent.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Entscheidend ist, was hinten rauskommt, Frau Bulmahn!)


Ich möchte aber ausdrücklich sagen: Andere Länder sind
genauso gut. Deswegen dürfen wir in unseren Anstren-
gungen nicht nachlassen, sondern müssen zulegen.

Veränderungskraft und neue Ideen sind allerdings
nicht allein eine Frage des Geldes. Lassen Sie mich auch
das klar sagen: Innovation braucht vor allem kluge
Köpfe,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Und eine neue Regierung!)


Akademiker genauso wie hoch qualifizierte Fachkräfte.
Zugespitzt formuliert: Wir dürfen nicht gleichzeitig älter,
weniger und dümmer werden. Deshalb gehört zur Ver-
besserung unseres Innovationssystems die Reform unse-
rer Bildungs- und Ausbildungssysteme. Das sind Kern-
punkte einer Erfolg versprechenden Innovationspolitik.


(Beifall bei der SPD – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Bei der Berufsbildung probieren Sie seit fünf Jahren, sie zu reformieren!)


Die Basis für Innovationen wird mit exzellenter For-
schung gelegt. Dafür brauchen wir eine zielgenaue För-
derpolitik, die Kreativität und Kompetenzen für neue
Lösungen bündelt, Disziplingrenzen überwinden hilft
und die branchenübergreifenden Netzwerke aktiv fördert.
Wir haben deshalb die Mittel für die themenorientierte
Projektförderung neu gebündelt und dort konzentriert, wo
auf der einen Seite die größte Hebelwirkung für wirt-
schaftliches Wachstum zu erwarten ist und auf der ande-
ren Seite dringender gesellschaftlicher Bedarf besteht.

Wir fördern den Ausbau bestehender Märkte in der
Mikrosystemtechnik. Die Erfolgsstory in Dresden ist ein
Ergebnis dieser Förderung in die Mikrosystemtechnik,
der optischen Technologien und der Materialforschung.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Überall gekürzt!)


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(C (D ir erschließen neue Wachstumsfelder durch die geielte Förderung der Biound der Nanotechnologie, die ich mehr und mehr zu starken Wachstumsmotoren für iele andere Branchen entwickeln. Wenn Sie von der Opposition diese Schwerpunktset ung nicht wollen, dann müssen Sie andere Schwerunkte nennen. ch halte es für richtig, dass wir unsere Schwerpunkte enau auf diesen Feldern setzen. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Sie haben doch keine Schwerpunkte! Sie haben einfach nur weniger Geld!)


(Ulrike Flach [FDP]: Wer sagt denn das?)


Zwischen 20 und 25 Prozent des jährlichen Wirt-
chaftswachstums in Deutschland beruhen auf dem Ein-
atz der Informations- und Kommunikationstechno-
ogien. Nachdem in den 90er-Jahren vor allem andere
änder, die hier früher viel stärker investiert hatten, von
iesen neuen Technologien profitierten, hat Deutschland
ieder Anschluss gefunden. Heute ist Deutschland einer
er modernsten IT-Standorte der Welt. Unter dem Dach
er Fraunhofer-Gesellschaft haben wir die europaweit
rößte IT-Forschungseinrichtung mit einem erheblichen
nd inzwischen sehr gut funktionierenden Forschungs-
otenzial geschaffen. Mit dem Programm „IT-Forschung
006“ stellen wir insgesamt 3 Milliarden Euro für For-
chung zur Verfügung, um die Innovationskraft genau in
iesem Bereich langfristig zu sichern.
Die Biotechnologie gehört zu den wichtigsten Inno-

ationsfeldern des 21. Jahrhunderts. Wir erwarten, dass
is zum Jahre 2020 biotechnologische Methoden an etwa
er Hälfte aller wichtigen Innovationen beteiligt sind.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wie viel in Ihrer Rede ist Wunsch und Wirklichkeit?)


erade in der Biotechnologie haben wir, nachdem wir
en Start in den 80er- und 90er-Jahren verschlafen ha-
en, im internationalen Vergleich endlich wieder kräftig
ufgeholt. Nirgendwo sind in den letzten Jahren mehr
eue Biotechnologiefirmen als in Deutschland gegründet
orden. Nach einer Konsolidierungsphase stehen wir
erade in Deutschland in diesem Bereich vor einem
euen Aufschwung.
In den Jahren 2001 bis 2005 steht rund 1 Milliarde

uro für die Förderung der Biotechnologie zur Verfü-
ung. Wir haben erheblich aufgestockt und die Mittel für
ie Projektförderung in nur fünf Jahren gegenüber Ihren
nsätzen verdoppelt.


(Beifall bei der SPD)

amit setzt sich im Übrigen Deutschland bei der Finan-
ierung der Genomforschung durch die öffentliche Hand
n Europa an die Spitze und nimmt weltweit hinter den
SA die zweite Stelle ein. Allein für das Nationale Ge-
omforschungsnetz, das genannt worden ist – ich habe
erade in der letzten Woche die zweite Phase gestartet –,
erden wir in den kommenden drei Jahren 135 Millio-
en Euro zur Verfügung stellen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Auch weniger als bisher!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Dieses Forschungsnetz ist für die Innovationskraft unse-
res Landes von erheblicher Bedeutung. 17 Patente,
80 Patentanmeldungen und 94 konkrete Produktideen
sind hier bereits zu verbuchen. Ich bin sicher, dass wir in
Kürze auch mit einer Reihe von Firmengründungen
rechnen können.

Damit wir aber nicht nur gut in der Forschung sind,
sondern auch exzellent in der Anwendung und der Um-
setzung – in der Nanotechnologie sind wir zum Beispiel
weltweit in der Forschung Spitze –, habe ich im Frühjahr
dieses Jahres den Hightechmasterplan vorgestellt.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Aha!)

Dabei geht es im Kern um folgende Punkte:


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wo ist er denn?)


Die Bundesregierung hat bereits ein neues Modell – das
ist das Ergebnis der Diskussion, der Gespräche und der
Verhandlungen, die wir auf der Grundlage dieses High-
techmasterplans geführt haben – der öffentlichen Förde-
rung von Wagniskapital eingeführt, das den geänderten
Rahmenbedingungen von Venture Capital im Markt ge-
recht wird. Wir haben einen neuen Dachfonds gegründet.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das war es dann?)


Wir haben ihn vor ungefähr drei bis vier Wochen vorge-
stellt, Herr Kretschmer. Das ist Ihnen vielleicht entgan-
gen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das war der Hightechmasterplan, ja?)


Damit haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen,
dass in unserem Land Venture Capital wieder in größe-
rem Umfang zur Verfügung steht. Wir werden damit
Venture Capital in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro
mobilisieren können.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302100

Frau Ministerin, Sie haben Ihre Redezeit schon deut-

lich überschritten.
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Ferner verbessern wir auch die steuerlichen Rahmen-

bedingungen für die jungen Technologieunternehmen
und ihre Finanziers in Deutschland. Die Bundesregie-
rung wird deshalb in Kürze wichtige steuerliche Einzel-
fragen im Zusammenhang mit der Vermögensverwal-
tung von VC-Fonds abschließend regeln und über einen
Gesetzentwurf zum so genannten Carried Interest, den
Bund und Länder gemeinsam vorbereiten, wird hier im
Bundestag beraten.

Zu der Politik, die ich geschildert habe, gibt es keine
Alternative


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)

und deshalb werden wir sie auch fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Zu einer Kurzintervention erteile ich Kollegin ornelia Pieper, FDP-Fraktion, das Wort. (Zuruf von der SPD: Das darf doch nicht wahr sein!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302200


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1507302300

Frau Ministerin, Sie haben die FDP-Fraktion direkt

ngesprochen, was die Unterstützung gerade für For-
chung und Wissenschaft und insbesondere die Ent-
cheidung im Bundesrat und in diesem Hohen Haus an-
elangt. Ich möchte ausdrücklich für die FDP-Fraktion
esthalten, dass wir sehr daran interessiert sind, dass es
eine weiteren Kürzungen im Bereich Forschung, Wis-
enschaft und Bildung gibt.
Ich muss Sie fragen, Frau Ministerin, ob ich den gest-

igen Bericht in einer renommierten Tageszeitung
eutschlands ernst zu nehmen habe, dass Ihr Haushalt
so konnte ich es lesen – um 80 Millionen Euro zulas-
en von Forschung und Bildung gekürzt werden soll.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: So ist es!)

elbst wenn es nicht 80 Millionen Euro sind, sondern ein
eringerer Betrag, so werden wir von der FDP-Fraktion
as sicher nicht mittragen.


(Ute Berg [SPD]: Deshalb senken Sie die Steuern!)


as erwarten wir auch von Ihnen als Ministerin.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will noch einmal von meiner Seite festhalten: Es
eht um Zukunftsinvestitionen. Sie selbst sind damals
ls Ministerin mit dem Ziel angetreten, die Zukunftsin-
estitionen zu verdoppeln. Sie haben dieses Ziel wieder
nfrage gestellt. Wir haben mehrmals mit unseren Initia-
iven und mit unserem heutigen Antrag deutlich ge-
acht, dass wir bereit sind, dieses Ziel zu unterstützen.
ch erinnere daran, dass es eine CDU/CSU-FDP-Bun-
esregierung war, die die Initiative zur Biotechnologie,
io-Regio, gestartet hat. Ich bitte, keine falschen Be-
auptungen in den Raum zu stellen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Michael Kretschmer [CDU/CSU])


ns liegt sehr daran, dass Sie die Forschungsförderung,
nsbesondere auch die Industrieforschung, in den neuen
undesländern voranbringen. In den neuen Ländern
acht die Industrieforschung nur noch 5 Prozent der
orschung aus. Darauf sind Sie in Ihrer Rede gar nicht
ingegangen.
In Ihrem Koalitionsvertrag haben Sie angekündigt:
Bei der Entscheidung über neu einzurichtende For-
schungszentren des Bundes wollen wir die ostdeut-
schen Länder vorrangig berücksichtigen.

(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Lug und Trug!)


Ich erwarte von Ihnen einen klaren Vorschlag. Die
eutronenspallationsquelle wird eines der größten euro-
äischen Forschungsvorhaben in den nächsten zehn






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

Jahren darstellen. Es besteht die Chance, ein Großfor-
schungszentrum in den neuen Bundesländern einzurich-
ten. Wo bleibt Ihre Initiative, Frau Ministerin?


(Ulla Burchardt [SPD]: Warum hat Ihre Fraktion Ihnen denn keine Redezeit gegeben? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Flach, lassen Sie sich das nicht gefallen!)


Verzichten Sie bitte auf leere Worte und Versprechun-
gen! Lassen Sie uns vielmehr Taten sehen und verhin-
dern Sie weitere Kürzungen in Ihrem Haushalt. Wir wer-
den Kürzungen jedenfalls nicht unterstützen.


(Beifall bei der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302400

Frau Ministerin, Sie haben die Gelegenheit zur Ant-

wort.

(Ute Berg [SPD]: Zehn Minuten Antwort wären gut! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt ist doch die Frau Flach dran!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Sehr geehrte Frau Pieper! Erstens ist es richtig, dass
mein Haushalt – wie auch alle anderen Haushalte der
Bundesregierung – zu Kürzungen herangezogen wird.
Das ist zwar schmerzhaft,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aha!)

aber ich weiß, wofür wir das tun. Mit den Kürzungen
– das sage ich ausdrücklich – werden wir die finanziel-
len Spielräume schaffen, damit in den kommenden Jah-
ren wieder mehr Mittel für Bildung und Forschung
eingesetzt werden können. Wir müssen – das ist der ent-
scheidende Punkt – unsere sozialen Sicherungssysteme
sichern.

Alle Haushalte – auch meiner – werden herangezo-
gen. Das ist zwar schmerzlich, aber wir tun das, damit
wieder mehr Geld für Bildung und Forschung zur Verfü-
gung steht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Liebe Frau Pieper, es ärgert mich, wenn Sie fordern,

mehr Geld für Bildung und Forschung bereitzustellen.
Auch wir wollen das und werden das auch wieder tun.
Wenn Sie aber gleichzeitig die Kürzung der Eigenheim-
zulage ablehnen, dann ist das nicht glaubwürdig.


(Beifall bei der SPD)

Wer auch in finanziell schwierigen Phasen die notwendi-
gen Mittel für Bildung und Forschung aufbringen will,


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Die haben Sie doch gar nicht!)


muss bereit sein, an anderen Stellen Subventionen abzu-
bauen.

Was ich von Ihnen erwarte, ist, dass Sie nicht auf der
einen Seite mehr Geld für Bildung und Forschung for-
dern – darin, dass dies notwendig ist, stimmen wir mit
Ihnen überein –, während Sie auf der anderen Seite nicht

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(C (D ereit sind, die schmerzhaften Einschnitte bei den Subentionen vorzunehmen, die für die Stärkung der finaniellen Ressourcen notwendig sind. Ich erwarte von Ihnen nicht mehr und nicht weniger, ls dass Sie die von uns im Bundestag beschlossenen orschläge im Bundesrat mittragen, damit wieder mehr ittel für Forschung und Bildung aufgebracht werden önnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme zum zweiten Punkt. Sie haben die neuen
undesländer angesprochen, Frau Pieper. Diese Bun-
esregierung hat die Förderung der Forschung in den
euen Bundesländern zu einem wichtigen Schwerpunkt
hrer Politik gemacht.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Sie kürzt und kürzt und kürzt! – Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Wie war das noch mit der Chefsache Ost?)


ir haben allein dafür die Mittel von 1,2 Milliarden auf
,5 Milliarden Euro erhöht.
Des Weiteren haben wir es mit dem Inno-Regio-Pro-

ramm erreicht, Forschung und Wirtschaft zusammen-
ubringen und damit nicht nur in Dresden, sondern auch
n vielen anderen Regionen der neuen Bundesländer
irtschaftswachstum in Gang zu setzen und neue Unter-
ehmen und Arbeitsplätze zu schaffen. Zum Beispiel ha-
en wir mit dem Inno-Regio-Programm in einem wirt-
chaftlich so schwierigen Land wie Sachsen-Anhalt
ehrere Tausend Arbeitsplätze geschaffen, und zwar in
iner relativ kurzen Zeit von knapp fünf Jahren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das bricht doch alles wieder weg, wenn die Förderung aufhört! Man muss nachhaltig arbeiten!)


Wir werden diesen Kurs, aufbauend auf hervorragen-
em Forschungspotenzial, in Zusammenarbeit mit klei-
en und großen Unternehmen, aber vor allen Dingen
urch Neugründungen Arbeitsplätze zu schaffen und die
orschung in den neuen Bundesländern zu stärken, fort-
etzen.
Ich komme zum letzten Punkt. Es kann nicht sein, dass

inerseits die Landesregierungen auch weiterhin für ihre
orschungseinrichtungen zuständig sein wollen – das gilt
ür die Forschungs-AGs; für diese Forschungseinrichtun-
en ist der Bund nicht zuständig; wir haben aber die For-
chungs-AGs durch Projektförderung unterstützt –, dass
ie aber andererseits nicht entscheiden, wie es weiterge-
en soll. Das ist notwendig; erst dann können wir vonsei-
en der Bundesregierung mit den Bundesländern darüber
erhandeln, wie diese Vorschläge umgesetzt werden kön-
en. Solange die Länder nicht wissen, wie sie mit den
orschungs-AGs verfahren wollen, kann ich nicht han-
eln.


(Beifall bei der SPD – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Die wissen schon, was sie wollen!)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302500

Ich erteile der Kollegin Ulrike Flach, FDP-Fraktion,

das Wort.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1507302600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

Bulmahn, für die FDP ist ganz klar: Unser Schwerpunkt
in dem vorliegenden Haushalt sind Bildung und For-
schung. Wir haben das schon vorher deutlich gesagt. Wir
sind bereit, entsprechende Haushaltsmittel einzustellen,
und wir haben auch bewiesen, dass wir das tun wollen.

Des Weiteren wollen wir insgesamt 20 Prozent der
Subventionen abbauen; das wissen Sie. Aber wir wollen
auch eine Steuerreform, die zu niedrigen Steuersätzen
führt. Das gehört zusammen. Wir wollen die Menschen
in diesem Land nicht einseitig belasten, sondern für einen
entsprechenden wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wie finanzieren Sie das? – Gegenruf des Abg. Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Durch Subventionsabbau, Herr Kollege Tauss! Wenn Sie einfach zuhören würden!)


Genau das tun Sie natürlich nicht.
Frau Bulmahn, Sie erklären ständig, dass Sie einen

Anteil von 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für
Forschung und Entwicklung ausgeben wollen. Inzwi-
schen liegt dieser Anteil in der Privatwirtschaft bei ge-
rade einmal 1,7 Prozent und beim Staat bei 0,8 Prozent.
Das bedeutet in Zahlen – das sollte man den Menschen
ruhig einmal sagen –: Sie müssten 4 Milliarden Euro
mehr ausgeben, um das angestrebte Ziel von 3 Prozent
zu erreichen. Wo ist denn dieses Geld, Frau Bulmahn?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch Herr Matschie – ich schätze ihn sehr und habe
mit Interesse gelesen, dass er als Nachwuchshoffnung
der SPD propagiert wird – hat zu Subventionskürzungen
aufgerufen. Aber in der gleichen Pressemeldung sagt er,
dass das Ministerium die Mittel für die Projektförderung
– das ist besonders interessant – um 84 Millionen Euro
kürzen werde. Dabei hat es schon einen Haushalt mit flä-
chendeckenden Kürzungen um einen hohen Prozentsatz
in diesem Bereich gegeben. Trotzdem erklären Sie, Frau
Bulmahn, uns zehn Minuten lang, dass das alles nicht
wahr sei. Was sollen wir denn eigentlich noch glauben?
Wo sind denn hier der nach vorne gerichtete Ansatz der
Regierung und vor allem das Plus für Bildung und For-
schung? Wir können das nicht erkennen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich möchte Ihnen einen ganz persönlichen Rat mit auf

den Weg geben. In den vorangegangenen Tagen war zu
lesen, dass von den 300 Millionen Euro für das von Ih-
nen so hoch gelobte Ganztagsschulprogramm gerade
einmal 35 Millionen Euro abgerufen worden sind.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Furchtbar! So ein Flop!)


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(C (D ch komme aus einem Bundesland, in dem 1,5 Prozent er Grundschulkinder von diesem Programm profitieren önnten. Jetzt frage ich als Liberale: Wo bleibt die Geechtigkeit? Was ist mit der Solidarität? Dieses Proramm ist doch ein Flop größten Ausmaßes, Frau ulmahn. Nehmen Sie endlich die Gelder für das Ganzagsschulprogramm, die von den Ländern offensichtlich icht gewollt werden – rennen Sie doch nicht hinter den ändern her; das bringt doch nichts –, und setzen Sie sie m Bereich von Bildung und Forschung ein, und zwar an en Stellen, wo wir sie brauchen! (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ute Berg [SPD]: Das ist doch Blödsinn!)


Deutschland ist im Bereich von Forschung und Tech-
ologie zur Importnation geworden. Wir führen inzwi-
chen mehr Wissen und Hightech ein, als wir exportie-
en. Dagegen hilft auch kein Hightechmasterplan, Frau
ulmahn.
Aber es fehlt nicht nur Geld, was wir auch in unserem
ntrag, den wir eingebracht haben, deutlich machen.
ielmehr ist auch eine Strukturreform der deutschen
orschungsförderung notwendig. Der Wissenschaftsrat
at Ihnen schon vor Monaten ins Stammbuch geschrie-
en, dass es an Koordination von Förderinitiativen, an
erfahren, Lücken aufzuspüren, an einer Prioritätenset-
ung, an variablen Begutachtungsverfahren und auch an
pezifischen Förderinstrumenten für unkonventionelle
orschungsprojekte fehle. Wir finden es gut, dass der
undesrat – das möchte ich ausdrücklich sagen – jetzt
inen Vorschlag zur Besteuerung von Wagniskapitalge-
ellschaften gemacht hat; denn gerade junge, innovative
nternehmen brauchen Wagniskapital. Die bisherigen
ngünstigen steuerlichen Rahmenbedingungen sind ein
emmschuh für private Kapitalgesellschaften.
Der Unionsantrag enthält eine Reihe von sinnvollen,

ber leider auch sehr teuren Forderungen. An dieser
telle möchte ich den Kollegen von der Union sagen: Ich
ätte mich gefreut, wenn Sie an den Haushaltsberatun-
en teilgenommen hätten.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Bei diesem Haushalt kann man das nicht machen! Dieser Haushalt ist Makulatur!)


as wäre sehr hilfreich gewesen. Nun warten Sie mit
iner Reihe von Forderungen auf, die Sie aber nicht ent-
prechend hinterlegt haben, Herr Kretschmer. Es wäre
esser gewesen, Sie hätten sich wie wir konstruktiv ein-
ebracht. Dann gäbe es jetzt entsprechende Vorlagen,
ber die wir beraten könnten. Die FDP hat dies getan.


(Beifall bei der FDP)

Unsere Etatforderungen begleiten wir heute mit unse-

en entsprechenden strukturellen Forderungen. Wir un-
erstützen die Forderung des Wissenschaftsrates nach
inem Forum für Forschungsförderung. Dann könnten
ndlich Dopplungen und Lücken vermieden werden.
Wir wollen dem Vorschlag folgen, einen europäischen

orschungsrat einzurichten. In einen solchen For-
chungsrat gehören übrigens – das sagen wir an dieser
telle sehr ausdrücklich – Wissenschaftler und nicht Po-
itiker. Außerdem wollen wir eine ressortübergreifende






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Schwerpunktsetzung. Ich sage ebenfalls ganz klar: Wir
stehen in Konkurrenz zu Ländern wie den USA. Dort gibt
es in allen Bereichen riesige Programme. Dort ist klar er-
kennbar: Dieses Land führt eine gewaltige Nanoinitiative
und eine gewaltige Life-Science-Initiative durch.

Bei uns „tröpfeln“ entsprechende Ansätze durch die
verschiedenen Haushalte.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Defizit!)


Wer sich zum Beispiel die Energieforschung anschaut,
der stellt fest: Diese Ansätze „tröpfeln“ sogar durch
Haushalte von Ministerien, die sich bekämpfen. Was die
Energieforschung angeht, sind mittlerweile sowohl Frau
Künast als auch Herr Trittin als auch Herr Clement als
auch Sie, Frau Bulmahn, am Hebel. Offensichtlich sind
Sie die Schwächste in dem ganzen Konzert. Das ist nicht
produktiv.

Überlegen Sie einmal, mit welchen Größenordnungen
wir es zu tun haben! Allein der Aufwuchs der Mittel für
die Biowissenschaften eines Jahres in den USA ent-
spricht dem Gesamtansatz der deutschen Wissenschafts-
organisationen Max-Planck-Gesellschaft und Deutsche
Forschungsgemeinschaft. Ich wiederhole: Das Plus die-
ser Mittel in den USA entspricht dem Gesamtansatz die-
ser deutschen Wissenschaftsorganisationen. Machen Sie
sich das einmal bewusst! Frau Bulmahn, insofern brau-
chen wir uns nicht der Illusion hinzugeben, dass Sie auf
einem positiven Weg sind.

Ich will Ihnen an dieser Stelle aber sagen: Ich wäre
wirklich froh, wenn Sie es wären. Wir von der FDP un-
terstützen Ihre Strukturreformen und Ihre Forderung
nach mehr Geld. Da ich gerade Frau Zypries sehe: Wir
freuen uns über Ihren innovativen Impuls.


(Jörg Tauss [SPD]: Von der Bundesregierung kommen nur innovative Impulse!)


Wir erwarten von der Regierung aber, dass sie diesen
Impuls auch umsetzt. Hüpfen müssen Sie selbst, liebe
Frau Bulmahn!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302700

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem

Kollegen Kretschmer. Die Betonung liegt auf „kurz“, da
Sie schon ausführlich geredet haben.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1507302800

Vielen Dank, Herr Präsident, für diese freundliche Er-

mahnung. – Frau Ausschussvorsitzende, ich möchte gern
darauf eingehen, warum wir im Haushaltsausschuss
keine Änderungsvorschläge gemacht haben: Zu diesem
Haushalt kann man keine Änderungsvorschläge machen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren gar nicht da! Wo waren Sie denn?)


– Herr Kuhn, ganz ruhig. Ich war da. Wir alle waren da.
Wir haben uns Ihr Zahlenwerk ganz genau angeschaut.

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(C (D Dieser Haushalt ist eine einzige Makulatur. enn man alles zusammenrechnet, dann stellt man fest, ass die Neuverschuldung im kommenden Jahr bei 0 Milliarden Euro liegt, und zwar ohne das, was jetzt och hinzukommt. Was sollen wir denn da diskutieren? n diesem Haushalt steht nichts von einem Zuschuss an ie Bundesanstalt für Arbeit und nichts von einem Zuchuss an die Rentenkasse. Wir sehen in diesem Jahr och, was los ist. Warum soll man denn über so einen aushalt diskutieren? (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo waren Sie?)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ziehen Sie diesen Entwurf zurück und legen Sie einen
euen vor! Wenn Sie das getan haben, dann können wir
orschläge für Forschung und Entwicklung machen!
er ganze Haushalt ist nichts als Makulatur und aus die-
em Grunde beteiligen wir uns an dieser Show nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo waren Sie in der Haushaltssitzung?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507302900

Frau Flach, Sie haben das Wort zu einer Erwiderung.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1507303000

Herr Kretschmer, Sie haben sich im Ausschuss nicht

eteiligt.

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bläst sich hier auf und hat nichts beigetragen! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der war gar nicht da!)


Na gut, seine Kollegen waren da.

(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber er nicht!)

Von jemanden, der seriös agiert, erwarte ich, dass er

eine Vorschläge macht, deren Umsetzung an sehr vie-
en Stellen Aufwüchse nach sich zieht. Ich erwarte eine
ewisse Seriosität in der Diskussion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Im letzten Jahr sind wir, die FDP, kritisiert worden,

nseriös zu sein. Wir haben uns dieses Mal bemüht, or-
entlich vorzugehen. Auch einer Oppositionsfraktion
ie der CDU/CSU hätte es gut zu Gesicht gestanden,
as zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507303100

Ich erteile dem Kollegen Fritz Kuhn, Fraktion
ündnis 90/Die Grünen, das Wort.






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(B) )



Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507303200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Was Herr Kretschmer gerade gesagt hat, war ja lustig.
Ich finde, dass wir das Thema Innovation in einem ande-
ren Ton behandeln sollten.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Was für ein Ton? Sie haben ja gerade so einen Ton angeschlagen! Sie haben diesen ganzen Unsinn mit verursacht!)


– Ich habe das getan, weil Herr Kretschmer nicht im
Ausschuss war, Herr Kollege.

Wenn in Deutschland eine größere Zahl von Arbeits-
plätzen entstehen soll, dann müssen wir uns im Parla-
ment – das gilt auch für Sie – auf eine Strategie der
Innovationen verständigen, was die Bildung und die
Forschung angeht, was die Finanzierungsinstrumente
angeht und auch was die technischen Leistungen angeht,
für die wir die Menschen in unserem Land motivieren
können.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Wo ist denn die Strategie? Sie haben ja keine Strategie! Sie wissen ja gar nicht, wie „Strategie“ geschrieben wird! – Ute Berg [SPD]: Was für eine Arroganz! Wer ist das überhaupt?)


Ich bin für diese Debatte erst einmal dankbar.

(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Was für eine Debatte? Sie haben die Debatte gar nicht zugelassen!)


– Für Ihr Problem gibt es in Apotheken eine Lösung,
nämlich Baldrian, Herr Kollege.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Johanniskraut! – Nicolette Kressl [SPD]: Ob das noch hilft?)


Dass ein Antrag des Bundesrats auf dem Tisch liegt,
der bessere und berechenbare Rahmenbedingungen für
Wagniskapitalgesellschaften verlangt, und dass wir da zu
einer Einigung kommen werden, ist ein positiver erster
Schritt.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])

Herr Professor Riesenhuber, Sie werden zugeben:

Dass der Dachfonds jetzt eingerichtet ist, der mit priva-
ten Beteiligungsgebern auf ein Volumen von immerhin
1,7 Milliarden Euro kommen wird, ist ein wichtiger
Schritt für Wagnisfinanzierung und für innovative Fir-
men, vor allem in der zweiten Phase, in der es bei den
Investitionen große ökonomische Probleme gibt. Gegen-
über der letzten Debatte sollte man einfach einmal fest-
halten: Jetzt gibt es einen Fonds, aus dem innovative Fir-
men Mittel abrufen können. Das ist ein Fortschritt für
den Innovationsstandort Bundesrepublik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Opposition muss immer klagen, aber sie muss auch
erkennen, was sich positiv verändert hat. Ich bin froh,
Herr Riesenhuber, dass Sie nach mir sprechen werden,

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(C (D eil Sie ein Mensch des Konstruktiven und nicht des adenbeißens sind. (Jörg Tauss [SPD]: Warten wir die Rede mal ab!)


Wir müssen in der Tat mehr für die Bildungskette in
eutschland vom Kindergarten bis zur Hochschule, For-
chung und Weiterbildung tun. Ich stimme Ihnen von der
DP zu, wenn Sie sagen: Da muss mehr geschehen; da
arf nicht gekürzt werden. – Allerdings: Wenn Sie genau
inschauen, stellen Sie fest, dass der Bund gegenüber
998, als Sie noch regiert haben, also in fünf Jahren,
rotz der Kürzungen, die jetzt stattfinden, insgesamt
Milliarde Euro mehr für Forschung und Entwicklung
usgegeben hat.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber wir müssen nach vorn! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Schauen Sie sich die anderen Länder an!)


as einzuräumen gehört zur Redlichkeit dazu.
Es ist etwas aufgewachsen. Wir von den Grünen sa-

en: Das ist zu wenig. Auch die SPD sagt: Es ist zu we-
ig. – Wenn die finanziellen Verhältnisse durch Abbau
er Arbeitslosigkeit wieder besser werden, dann werden
ir versuchen, das weiter aufzufüllen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Wenn sie wieder besser werden!)


a besteht Konsens in der Regierung; da freuen Sie sich,
rau Bulmahn. Aber es stimmt, dass in der ganzen Bil-
ungskette mehr getan werden muss.
Was Sie zu den Ganztagsschulen gesagt haben, ist

brigens nicht richtig.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

n den einzelnen Ländern geschieht jetzt Folgendes: Das
ächst systematisch auf. Der Widerstand der Länder
eht zurück, weil vor Ort die Bevölkerung, vor allem die
ltern, Druck ausübt dahin gehend, dass man in einem
onstruktiven Konzept den Einsatz dieser Mittel mit
andesmitteln verknüpft.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber es sind nur 35 Millionen abgerufen! Das sind doch die Zahlen Ihrer Ministerien!)


Da sind Sie einfach nicht richtig informiert, liebe Kol-
egin.
Wenn wir das Ziel „3 Prozent vom BIP für Forschung

nd Entwicklung“ erreichen wollen – das wollen Sie,
enn ich Sie richtig verstanden habe, das wollen die
ollegen von den Schwarzen und das wollen wir –, dann
ibt es eine entscheidende Anforderung – da müssen Sie
ich bewegen –: Wir müssen uns gemeinsam energisch
n den Abbau von Subventionen machen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Sie schieben das Problem doch weg! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sie setzen sich nicht durch!)


ie fordern mehr für Forschung und Bildung, aber im-
er dann, wenn ein Subventionsabbauvorschlag auf den






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Tisch kommt, finden Sie eine Lobby, aus deren Sicht
heraus Sie argumentieren können, dass gerade dieser
Vorschlag nicht umgesetzt werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Schauen Sie sich doch an, wie das mit den Vorschlä-
gen läuft! Herr Stoiber, der bayerische Ministerpräsi-
dent, macht einen Teildeckungsvorschlag für das Vorzie-
hen der letzten Stufe der Steuerreform. Wo will er
kürzen? – Er will – das müssen Sie sich jetzt leider anhö-
ren – bei den Weiterbildungsmitteln der Bundesanstalt
für Arbeit kürzen, weil er die Weiterbildung offensicht-
lich nicht für ein zentrales Instrument hält, das dazu bei-
trägt, in Deutschland zu mehr Innovationen zu kommen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wir reden doch jetzt über Forschung!)


Solange Sie so etwas gutheißen, brauchen sie uns nicht
zu erzählen, wir sollten mehr für Bildung tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie kürzen da, wo es Ihnen gefällt. Damit verlieren
Sie entscheidend an Glaubwürdigkeit. Herr Hinsken, Sie
als Handwerker wissen doch, wie wichtig es ist, dass
man glaubwürdig bleibt.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Das muss eine Umfallerpartei sagen!)


Wenn man nicht glaubwürdig bleibt, kann man seine
Produkte und seine Politik nicht mehr verkaufen.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie fallen schneller um, als Sie reden können!)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen, auf den
wir uns verständigen müssen. Systematischer, als es in
einer Zahlendebatte geschieht, müssen wir einmal fra-
gen, was eigentlich Innovationen blockiert.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Ihre Politik, Herr Kuhn!)


– Jetzt einmal etwas ernster, Herr Kollege! Sie müssen in
solchen Debatten mehr Ernsthaftigkeit aufbringen.

Ich will zwei Punkte nennen. Sie können entscheiden,
ob Sie die teilen.

Erstens. Fehlender Wettbewerb ist schlecht für Inno-
vationen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das habe ich gesagt!)


Ich will ein Beispiel nennen. Ich glaube, dass der
Gesundheitsmarkt, der Markt für Gesundheitstechnik
und Gesundheitstechnologien, einer der größten innova-
tiven Märkte der Zukunft überhaupt ist.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Bleiben Sie doch bei der grünen Biotechnologie!)


Das wird auch in der Forschungs-Community nicht
bestritten. Wenn das so ist, dann dürfen wir nicht eine
Gesundheitsreform machen, die sich nicht das Ziel setzt,

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(C (D chten Wettbewerb der Anbieter im Gesundheitssystem u ermöglichen. Da müssen wir ran, wenn wir Innovatioen wollen. Wir dürfen nicht die Kartelle schonen, wie ies in der Vergangenheit geschehen ist. Wettbewerb zwischen der pharmazeutischen Indus rie, den Ärzten, den Krankenkassen und den Anbietern m Gesundheitssystem ist also gut für Innovationen. emgegenüber sperren wir uns in einer Art großer Koaition, indem diese Frage gar nicht erst aufgeworfen ird. Der zweite Punkt betrifft die Subventionen. Es gibt inen ganz einfachen Satz: Wenn wirtschaftliche Strukuren subventioniert werden, kommt es zu Fehlsteuerunen. Wenn für Unternehmen der Subventionswettlauf infacher ist als der Innovationswettlauf, dann entscheien sie sich für den Subventionswettlauf. Das ist eine anz einfache ökonomische Tatsache. Subventionen, die ber einen langen Zeitraum gewährt werden, stellen ein rägheitsmoment in einer innovativen Gesellschaft dar. eshalb müssen Sie nicht nur aus finanzpolitischen ründen, sondern auch, um ökonomische Fehlsteuerunen zu verhindern, dabei mithelfen, Subventionen abzuauen, und dürfen nicht als Sprachrohr der Lobbys der ubventionsempfänger hier im Bundestag auftreten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will noch einen weiteren Punkt nennen, der für
ehr Innovation genauso wichtig ist. Wer die Ge-
chichte von Innovationen in anderen Gesellschaften
nd anderen Zeiten studiert, der wird immer feststellen,
ass ein vernünftiges Maß an Einwanderung, also dass
eute von außen mit höheren Qualifikationen herein-
ommen, die Voraussetzung dafür war, dass Gesellschaf-
en Innovationen hervorbringen konnten. Ihr Verhalten
egenüber dem Zuwanderungsgesetz kann man jedoch
icht anders als Blockade bezeichnen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


chauen Sie sich einmal an, wie viele Leute in den wich-
igsten US-amerikanischen Publikationslisten und wie
iele Preisträger der wichtigsten Preise amerikanische
taatsbürger mit einem spanischsprachigen Einwande-
ungshintergrund sind. Das ist der innovativste Teil der
issenschaftsszene in den Vereinigten Staaten von
merika. Das können Sie nicht einfach ignorieren. Sie
üssen sich hier öffnen, weil sich ein Land, das seine
rodukte überall in der Welt verkaufen will, im Wissen-
chaftsprozess nicht abschotten darf. Aber genau das ist
a leider Ihre Strategie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen müssen wir zwar über Geld und Finanzie-
ungsbedingungen – da ist Bewegung drin und in diesem
ereich haben wir Fortschritte erzielt –, aber genauso gut
uch über den gesellschaftspolitischen Rahmen von Inno-
ationen reden. Hier müssen Sie den Fuß von der Bremse
ehmen. Dann können wir endlich eine Strategie verfol-
en, die dazu beiträgt, dass in Deutschland innovative






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Produkte und Dienstleistungen hervorgebracht werden,
die woanders nicht hergestellt bzw. erbracht werden. Da-
mit können Arbeitsplätze geschaffen werden.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Sie, Herr
Riesenhuber, sind der nächste Redner. Ich freue mich
schon auf Ihre Rede.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507303300

Werter Kollege Riesenhuber, Ihnen ist schon das Wort

erteilt worden. Sie sind nun auch wirklich an der Reihe.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1507303400

Herr Präsident! Lieber Präsident Kuhn! Meine sehr

verehrten Damen und Herren! Vieles von dem, was Sie,
Herr Kuhn, sagen, hat ja durchaus seinen Reiz und ist
intelligenter als das, was ich vonseiten der Regierung
höre.


(Jörg Tauss [SPD]: Keine Polemik!)

Bezüglich der Frage Subventionswettlauf könnte man

einmal eine Debatte über die Windenergieförderung füh-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bezüglich der Frage Subventionsabbau könnten wir ein-
mal eine Debatte darüber führen, wer die anspruchs-
vollsten Vorschläge macht.


(Ulrich Kasparick [SPD]: Es gibt sogar ein entsprechendes Gerichtsurteil! Das sind keine Subventionen! Sie sollten zumindest Gerichtsurteile zur Kenntnis nehmen!)


Es gibt kein energischeres Subventionsabbaupro-
gramm als das, was Friedrich Merz vorgelegt hat. Das
ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt. Vergeuden Sie
nicht Ihre Mühen in irgendwelchen Detailfragen, son-
dern lassen Sie uns ein strategisches Gesamtkonzept er-
stellen, die Steuern senken und Freiräume schaffen, da-
mit die Leute das Geld, das sie verdient haben, wirklich
in ihre Arbeit stecken und etwas für die Zukunft tun kön-
nen. Dann sind wir dabei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Dieses Plädoyer müssen Sie im Bundesrat halten und nicht hier! – Jörg Tauss [SPD]: Herr Kuhn, zu früh gefreut!)


Es wäre ja wirklich reizvoll, viele von den einzelnen
genannten Punkten aufzunehmen. Beispielsweise wäre
es faszinierend, hier über die Kürzungen in Höhe von
80 Millionen Euro zu sprechen. Frau Pieper und Frau
Flach haben das angesprochen. 60 Millionen Euro sind
an Kürzungen im Haushalt des BMWA vorgesehen und
die Ausgaben für BTU, das Beteiligungsprogramm für
kleinere Technologieunternehmen, sind erheblich unter-
veranschlagt. Ich bin einmal gespannt, was da alles noch
herausradiert werden wird.


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


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(C (D All dem stelle ich jetzt einmal die Diskussion über die anztagsschulen gegenüber. Natürlich sind solche chulen eine wunderbare Sache. Aber der hochverehrte err Müntefering, der heute nicht leiblich unter uns weien kann, sagt: In Forschung und Innovation liegt das eheimnis des Wohlstandes. ut. Weiterhin sagt er: Viele in Partei und Regierung ind zu stark auf die Sicherung des Sozialstaates fixiert, ber nicht auf die Sicherung von Wohlstand. a, Freunde, jetzt setzt mal Prioritäten! Wir sprechen ber Milliardenbeträge für Ganztagsschulen. Dass die änder zugreifen, wenn ihnen Geld – in welcher Form uch immer – angeboten wird, das entspricht der enschlichen Natur. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Richtig!)


(Ulrike Flach [FDP]: Hört! Hört!)


ass das eine sinnvolle Allokation knapper Ressourcen
einer begrenzten Welt sei, kann aber doch kein ver-
ünftig Denkender sagen. Herr Müntefering gibt uns die
eitlinie, wir sollten in den Wohlstand, in Innovationen
nvestieren, nicht vor allem in den Sozialstaat. Folgen
ie Ihrem Fraktionsvorsitzenden mit seiner zukunftswei-
enden Idee und vertrauen Sie darauf, dass er eingesehen
at, was richtig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Situation des Haushalts ist ziemlich tragisch: Der

orschungsbereich beim BMBF sinkt um 1,8 Prozent,
ie Projektförderung gar um über 8 Prozent. Wenn die
rojektförderung sinkt, heißt das, dass Programme abrei-
en. Einige Projekte müssen sogar zurückgerufen wer-
en. Darunter leidet die Kontinuität. Das heißt, dass ei-
ige Programme nicht mehr funktionieren.
Der Wirtschaftsminister sagt voller Stolz: In den ver-

angenen fünf Jahren ist unser Forschungsetat nominal
m 5 Prozent gewachsen. – Das ist nicht unbedingt das,
as uns versprochen worden ist: Der Weg zu For-
chungsausgaben in Höhe von 3 Prozent des Bruttoin-
andsprodukts in jedem europäischen Land ist damit
icht unbedingt direkt beschritten.
Das Geld ist das eine, die Frage der Prioritäten im
aushalt aber das andere. Verhält man sich populistisch
der setzt man auf die Zukunft, auf Innovationen, auf
as, was unseren Wohlstand begründen wird?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sicher ist das eine Frage des knappen Geldes, aber
anchmal fehlen anscheinend auch ein wenig die Ideen.
err Kuhn – mit Ihnen plaudere ich ja gerne –, Sie ha-
en das Gesundheitswesen angesprochen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der hat immer gute Ideen!)


Das sage ich ja. – Das ist ein faszinierender Bereich.
o stehen wir denn da? Helge Braun hat gerade einen
ntrag eingebracht, mit dem er die klinische Forschung






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

verbessern will. Für Gesundheitsforschung geben wir in
Deutschland jährlich 3 bis 3,5 Milliarden Euro aus; das
ist das, was die Länderhaushalte für die Universitätskli-
niken vorsehen.

Hier ist Deutschland nicht erkennbar, hier ist eine
strategische Linie nicht ersichtlich. Das Ministerium
macht von seiner Führungs- und Gestaltungskraft keinen
Gebrauch, hat keine einheitliche Strategie und lässt ei-
nen großen Teil der Mittel irgendwo, aber nicht in der
Forschung versickern. Deswegen sind die Prägekraft, die
Zielsetzung und die Leidenschaft für die Zukunft, die
wir erreichen wollen, nicht mit hinreichender Klarheit zu
erkennen.

Nun ist der Hightechmasterplan diskutiert worden.
Er geistert seit Februar hier herum und ist in wesentli-
chen Elementen vom „plan innovation“ der Franzosen
abgeschrieben. Das ist eine wunderbare Sache: Früher
haben die Franzosen unsere Projekte abgeschrieben,
jetzt lernen wir von den Franzosen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Aber er schreibt schlechter ab!)


Die Zeiten ändern sich: Jede Regierung hat ihren eige-
nen Stil.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

Was war hier vorgeschlagen? Da war vorgeschlagen,

dass man innovative Betriebe begünstigt besteuert. Da-
von ist nicht mehr die Rede. Das war Punkt eins. Da war
vorgeschlagen, dass eine Hightechbörse eingerichtet
wird. Auch davon ist nicht mehr die Rede. Ich bin ein-
mal gespannt, was von dem ganzen Masterplan übrig
bleibt.

Was ist mit der anderen großen Initiative? Noch im
Sommer haben wir im Ausschuss, lieber Herr Kuhn, ein
Dokument des Wirtschaftsministers vorgelegt bekom-
men, nach dem im Sommer ein Konzept für Innovation
und Forschung im Mittelstand hätte vorgestellt wer-
den sollen. Ich schaue auf die Homepage des
Wirtschaftsministers – da ist nichts zu finden. Ich schaue
bei Google nach – der Begriff kommt nicht vor. Dieses
ganze Konzept ist plötzlich wieder in irgendeiner Ritze
verschwunden.

Aber ich bin voller Zuversicht, Herr Tauss, dass Sie
jetzt auf Ihrem Parteitag in dieser Sache glanzvolle Lich-
ter aufstellen und dieses Thema mit Kraft auch in den
Bundestag sickert. Aber muss das so lange dauern?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Hier geht es um Deutschland. Wir müssen zu Ent-
scheidungen kommen. Das ist doch das Problem, vor
dem wir stehen. Ideen – strukturelle Ideen, thematische
Ideen – sind in großem Reichtum vorhanden. Sie werden
nur nicht aufgegriffen.

Im Januar vergangenen Jahres haben wir besprochen,
dass ein Programm zur Nanotechnologie wohl ange-
zeigt sei. Ich höre, dass jetzt an einem solchen Pro-
gramm gearbeitet wird. Prima! Es wird aber auch lang-
sam Zeit. Dies alles dauert viel zu lange.

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(C (D Wir haben über Strukturen gesprochen. Herr Tauss, ie haben auf dem Gebiet der Public Private Partnerhip gearbeitet. n Bezug auf Innovationen ist dies eine glänzende Idee. ber es darf nicht das passieren, was beim Transrapid nd bei der Maut passiert ist. Man muss das auch könen. Es ist nicht nur der gute Wille, der zählt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Immer noch!)


ir brauchen einerseits ein bisschen mehr Initiative und
ndererseits mehr Professionalität. Das würde dem Land
icht schaden. Es kommt nämlich nicht nur auf die se-
ensreiche Bereitschaft an.
Wir können die verschiedensten Bereiche durchge-

en. Überall gibt es Fragen, die man angehen muss.
ichael Kretschmer sprach über die Forschungsprä-
ie. Das ist eine gute Sache.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Jawohl!)

ir haben im Januar vergangenen Jahres diese Idee un-

erstützt. Der BDI hat sie im Oktober aufgegriffen. Aber
s ist noch nichts passiert. Das Outsourcen von For-
chung, eine der wirkungsvollsten Strategien für alle Be-
eiligten, ist schon gewachsen, muss aber noch beschleu-
igt werden.
Wir können über die unterschiedlichsten Bereiche

prechen. Wir können zum Beispiel über die grüne Gen-
echnologie sprechen. Das Moratorium geht jetzt zu
nde, wenn nicht noch irgendwelche unvorhergesehenen
inge passieren. Nun beginnt aber Frau Künast, gegen
ie Apfelbäume zu kämpfen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

ie wird dabei vielleicht erfolgreich sein. Das erinnert
ich an das, was ein gewisser Joschka Fischer als Um-
eltminister in Hessen im Rahmen eines ausstiegsorien-
ierten Vollzugs über Jahre praktiziert hat, mit der Folge,
ass die Insulinproduktion in unserem Land um acht
der neun Jahre verzögert wurde. So kann man Deutsch-
and kaputtmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507303500

Herr Kollege Riesenhuber, Sie sind zwar gut in Fahrt.
ennoch muss ich Ihnen sagen, dass Ihre Redezeit über-
chritten ist.

Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1507303600

Das ist schmerzlich.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

ch bitte um Nachsicht; ich bin erst beim ersten Drittel
einer Rede.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Situa-

on ist schwierig, aber es besteht Hoffnung. Wenn die
ot am größten ist, ist der Kanzler am nächsten.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber

Er hat verkündet: Das nächste Jahr wird das Jahr der
Wissenschaft, der Forschung, der Technik. Ich freue
mich auf die entsprechende Regierungserklärung. Der
Begriff „Wissensgesellschaft“ in einer Kanzlerrede wäre
der Durchbruch in eine neue Dimension des deutschen
Selbstverständnisses.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir hoffen zuversichtlich, dass wir dazu einige be-

scheidene Anregungen gegeben haben. Den Rest liefern
wir nach.


(Ulla Burchardt [SPD]: Kohl glaubte, die Datenautobahn sei aus Beton!)


Dass die Bundesregierung gut daran täte, unserem brü-
derlichen Rat zu folgen, davon können Sie ausgehen.

Auf eine herzliche Zusammenarbeit zum Wohle
Deutschlands, wofür auch Sie etwas tun können!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507303700

Ich erteile das Wort Kollegen Jörg Tauss, SPD-Frak-

tion.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507303800

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir beraten heute Morgen einmal mehr das Thema
Innovation. Ich halte dies für richtig. Insofern bedauere
ich es ein wenig, Herr Kollege Riesenhuber, dass Sie den
an Sie gestellten hohen Erwartungen unseres Kollegen
Kuhn nicht gerecht geworden sind.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das sagt der Richtige!)


Ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass es weniger Po-
lemik und dafür mehr substanzielle Beiträge von Ihrer
Seite gegeben hätte. Den einen oder anderen Punkt, den
Sie vorgetragen haben und den Sie unter Zugrundele-
gung der Komplexität insgesamt gesehen nicht falsch
dargestellt haben, auf Gemeinsamkeit abzuklopfen wäre
mir bei Ihnen sicherlich leichter gefallen als bei dem
Kollegen Kretschmer.

Herr Kollege Kretschmer, es ist einfach blöd, wenn
man morgens beim Frühstück eine Rede schreibt. Dann
kann man schon einmal Dinge verwechseln. Es ist ein
großes Problem, wenn man wie Sie Statistiken zum
Thema Wissen mit Statistiken zum Thema Waren ver-
wechselt. Das erschwert die gemeinsame Diskussion.
Das muss an dieser Stelle einmal gesagt werden.

Bei der gestrigen Debatte, bei der es um die Bund/
Länder-Bildungsplanung ging, haben Sie gezeigt, wie
isoliert und wie weit Sie von der Mehrheit in diesem
Hause entfernt sind. In die Mehrheit dieses Hauses, was
die künftige Bildungs- und Forschungskoordination an-
geht, schließe ich die FDP mit ein. Sie haben bewiesen,
wie stark Sie dem Provinzialismus verhaftet sind und
wie weit Sie sich von den Forschungsbedürfnissen ent-
fernt haben.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Über Forschung zu reden, aber gleichzeitig die Hochchulen provinzialisieren zu wollen, wie es Ihnen die ochschulrektorenkonferenz ins Stammbuch geschrieen hat, ist kein Konzept. Deswegen würde ich an Ihrer telle nicht mit der Arroganz auftreten, die Sie an den ag gelegt haben. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das sagt der Rich tige! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Ich kann Ihnen ein paar Beispiele nennen, wenn Sie es
ünschen. Ich lese mit Interesse in Ihrem Antrag, dass
ie die Fachhochschulen stärken wollen. Wir hatten ge-
ade dieser Tage bei mir im Wahlkreis eine große Fest-
eranstaltung. Da ging es um das fünfjährige Bestehen
er Existenzinitiative KEIM. Wir versuchen, in den Uni-
ersitäten und Hochschulen die Idee der Gründung von
nternehmen aus Universitäten und Hochschulen heraus
u verankern. Das war in der Vergangenheit ein Erfolgs-
onzept. Vom Vertreter der Landesregierung Baden-
ürttemberg – es war übrigens der Vertreter von Herrn
öring, liebe Frau Kollegin Flach – haben wir, nachdem
ich der Rektor der Fachhochschule Karlsruhe bitter da-
über beklagt hat, dass ihnen in Baden-Württemberg das
inanzielle Grundwasser abgeschnitten werde, gehört, es
ei richtig, Bildung und Forschung mit der Rasenmäher-
ethode zu kürzen, weil man nur so zu mehr Effizienz
omme.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Ich hätte die herzliche Bitte – Herr Riesenhuber, hier

äbe es vielleicht Berührungspunkte –, zu erkennen,
ass wir alle miteinander als Bildungs- und Forschungs-
olitiker und -politikerinnen das Problem haben – Sie in
en Ländern, in denen Sie regieren; zugegebenermaßen
uch wir in den Ländern, in denen wir regieren, und auf
undesebene –, den Finanzbeamten klar zu machen,
ass Innovationen, Forschung und Investitionen in die
ukunft etwas mit Zukunftssicherung zu tun haben


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

nd dass das keine Investitionen in negativem Sinne
ind, die überhaupt nicht in der Statistik erscheinen, son-
ern in der Tat Zukunftsinvestitionen. Das sollten wir
emeinsam angehen.


(Beifall bei der SPD)

Sie sagen, Sie seien auf diesem Gebiet erfolgreich.

ch verweise auf die Länder. Ich kann nur feststellen:
ie Lage dort ist nicht sehr schön. Hätten sich die Nie-
ersachsen erträumt, dass nach dem Wahlsieg als Erstes
ei den Fachhochschulen Kahlschläge erfolgen? Hätten
ich die Bayern erträumt, dass als Erstes der Forschungs-
ereich Kahlschläge erlebt?


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Bleiben Sie bei der Wahrheit! – Widerspruch bei der CDU/CSU)


er im Glashaus sitzt und so wie Sie vorgeht, sollte hier
nders auftreten. Das sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Jörg Tauss

Sie haben völlig Recht – ich glaube, da sind wir uns

einig –: Innovationen, Forschung und Wissenschaft sind
die Zukunftsfelder unseres Landes. Wir leben heute im
Export im Wesentlichen davon – Herr Kretschmer, da
gebe ich Ihnen sogar Recht; wo Sie Recht haben, haben
Sie Recht –


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Muss ich jetzt Angst bekommen?)


– nein, Sie brauchen keine Angst zu bekommen; es ist
richtig –, dass wir vor 100 Jahren Erfinder hatten – ich
erinnere an Namen wie Benz, Siemens und andere –, von
deren Arbeit wir noch heute leben. Dies betrifft Exporte
im Maschinenbau und im Fahrzeugbau. Im Bereich der
Elektrotechnik verdienen wir heute unser Geld mit Pro-
dukten, die zum Teil erst in den letzten fünf Jahren ent-
standen sind. Das heißt, wir brauchen einen kontinuierli-
chen Prozess an Innovationen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Bei dieser Gelegenheit füge ich allerdings hinzu:

Wenn Sie fordern, im geisteswissenschaftlichen Bereich
die Mittel, was Innovationen angeht, zu kürzen, haben
Sie den Innovationsbegriff nicht richtig verstanden.


(Beifall bei der SPD)

Es geht vielmehr darum, Innovationen in allen Berei-
chen, in den technischen und in den gesellschaftlichen,
zu entwickeln.

Dies zu vermitteln wäre unsere Aufgabe, Herr
Riesenhuber. Ich bedauere, dass Sie diese Chance heute
vertan haben. Da war unser Gespräch, das wir neulich
miteinander geführt haben, wesentlich freundschaftli-
cher. Kuhn hat doch Recht, wenn er, was die derzeitige
Situation betrifft, sagt, dass die besten Köpfe im Moment
nicht nach Deutschland kommen, weil Sie ein provinziel-
les Ausländerrecht auf den Weg bringen wollen – wenn
es überhaupt dazu kommt. Das alles haben wir doch in
der Anhörung dieser Woche gehört. Sie verhindern, dass
Fachkräfte zu uns kommen. Noch viel schlimmer: Sie
schüren an den Stammtischen – im bayerischen Land-
tagswahlkampf war es deutlich zu erkennen – die Angst
der Menschen davor, international stärker zu kooperieren
und um die besten Köpfe zu werben. Das ist Ihre Schuld,
die Sie in diesem Falle auf sich laden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Übrigen sage ich ganz deutlich: Ich halte nichts
davon, Herr Riesenhuber – da gewinnt keiner von uns –,
wenn man, und sei es als Gag hier im Saale, Bildungsin-
vestitionen in Ganztagesschulen gegen Forschung und
Wissenschaft ausspielt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen Investitionen in beide Bereiche! In mei-
nem Wahlkreis – Sie werden es nicht anders erleben –
gibt es im Moment einen Wettlauf um Mittel für Ganzta-
gesschulen. Alle sagen, wir bräuchten mehr davon – und
nicht deswegen, weil es schön ist, Geld auszugeben, son-
dern deswegen, weil der Bedarf für mehr Ganztagsbe-

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(C (D reuung und mehr Betreuung der Kinder insgesamt hoch t. ies ist eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir ns gemeinsam zu stellen haben. Von daher ist es bedauerlich, dass in diesem Lande ehr über Probleme beim Zahnersatz – natürlich gibt es uch die – als über die Frage, wie viel Geld wir in Wisenschaft und Forschung stecken, diskutiert wird. Der nsatz der Agenda 2010 ist richtig: Wir müssen, um die ozialversicherungssysteme stabil zu halten, sparen. ir müssen sparen und können Rentenerhöhungen nicht uf Pump durchsetzen, denn wir brauchen die Mittel, um uch zukünftig in Forschung und Wissenschaft investieen zu können. Wir müssen den Rentnerinnen und Rentern erklären, dass sie im Grunde genommen einen Beirag dafür leisten, dass es ihren Enkeln nicht in die chulen hineinregnet. Diese Zusammenhänge müssen ir noch deutlicher erklären. Wenn wir es nicht schafen, in diesen Bereichen voranzukommen, werden wir in ehn Jahren über ganz andere Entwicklungen in unserem ozialstaat diskutieren, weil dann die Grundlagen für achstum nicht mehr vorhanden sind. Wir sind mit der genda auf dem richtigen Weg. Es ist richtig, die Invesitionen hier vorzunehmen. Ich habe eine abschließende Bitte, Frau Flach, Herr retschmer, Herr Riesenhuber und andere: Heute Moren haben Sie Ihre Vorstellungen zur Finanzierung der teuerreform, zu der ich stehe, publizieren lassen. Sie agen, wir müssen die Steuerreform im Wesentlichen urch Einsparungen finanzieren. Ich denke, Sie sollten ie Ehrlichkeit aufbringen, dann auch zu sagen, dass die reien Mittel, bei denen gespart werden könnte, genau in em Bereich stecken, über den wir heute diskutieren, (Ulrike Flach [FDP]: Das haben wir doch gesagt!)


(Beifall bei der SPD)


ämlich im Bereich Wissenschaftsförderung.

(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wie kom men Sie darauf? Das ist Unsinn!)

Selbstverständlich. Schauen Sie sich doch einmal die
eistungsgesetze an, dann sehen Sie, welchen Spielraum
ir haben. Da haben wir im BMBF doch nur die Projekt-
örderung. Diese Ehrlichkeit sollten Sie an den Tag le-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Haben wir doch!)


Es ist verkehrt zu sagen, wir wollen in diesen Berei-
hen einsparen. Sagen Sie, wo Sie sparen wollen. Alle
insparvorschläge bis hin zu den Vorschlägen von Koch
nd Steinbrück zielten auf andere Bereiche. Ich werfe
hnen vor, dass Sie hier nicht ehrlich genug sind.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507303900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Georg

Fahrenschon.


Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1507304000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will

versuchen, zur Tagesordnung und zu den vorliegenden
Anträgen zurückzukommen. Einer Ihrer Nebensätze,
Herr Kuhn, macht mir das leicht, weil ich hoffe, dass wir
wieder einmal einen Punkt finden werden, an dem wir
gemeinsam in Deutschland etwas zum Guten wenden
können.

Die verbundene Debatte stellt neben der Diskussion
um den Innovationsstandort eine Bundesratsinitiative,
die Bayern angestoßen hat, zur Wagniskapitalbesteue-
rung in den Mittelpunkt. Wagniskapitalgesellschaften
sind mittlerweile ein immer wichtiger werdendes Instru-
ment der außerbörslichen Unternehmensfinanzierung.
Man muss wissen, dass es dabei nicht nur um junge Un-
ternehmen, also um Start-ups, geht, sondern auch um
etablierte Unternehmen, die expandieren wollen und da-
für Geld brauchen. Die Wagniskapitalgesellschaften sind
ein zentraler Mittler zwischen den Kapitalanlegern ei-
nerseits und den zu finanzierenden Unternehmen ande-
rerseits.

In den Jahren 1998 bis 2000 war es ein hoch interes-
santer Markt, der eine wichtige Funktion übernommen
hatte. Im Jahr 2000 gab es einen Einbruch und danach
war im Grunde auf weiter Fläche nichts mehr zu sehen.
Das hat unterschiedliche Gründe.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Börsencrash!)


Es hat konjunkturelle Gründe, aber auch die politische
Unsicherheit spielt eine Rolle. Die bestehende Verunsi-
cherung hinsichtlich der Besteuerung der Wagniskapital-
gesellschaften ist ebenfalls ein Grund.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist platt!)

– Nein, es ist nicht platt, Herr Tauss. Das ist ein wesent-
licher Punkt; ich will es Ihnen erklären, zumindest will
ich es versuchen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn wir in Deutschland im Wettbewerb mit interna-

tionalen Kapitalgebern stehen, müssen wir uns darüber
im Klaren sein, dass die Höhe der Besteuerung dieser
Kapitalgeber im Wettbewerb mit entscheidend ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Völlig einverstanden!)

Der Status quo ist, dass es in Deutschland keine abge-
stimmte Regelung für ausländische und für inländische
Wagniskapitalfonds gibt. Wir haben keine Regelung. Im
Vergleich zu Frankreich, wo es eine klare Bevorteilung
gibt, ist das ein schlechter Status quo.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie haben ja Recht, aber das hat mit dem Einbruch nichts zu tun!)


Deshalb müssen wir uns damit auseinander setzen, Herr
Tauss. Wir sind alle froh – ich knüpfe an Herrn Kuhn
an –, dass der Bundesrat den Antrag Bayerns mit Mehr-
heit beschlossen hat.

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(C (D Wenn Sie sich detailliert damit auseinander setzen, erden Sie folgende Lage erkennen: Die bisherigen läne des BMF sehen vor, die Besteuerung durch eine erwaltungsanweisung zu regeln. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als Übergangslösung! Vorsicht!)


m Mittelpunkt stehen die Gewerblichkeit von Wagnis-
apitalfonds und das Problem der Besteuerung der so ge-
annten Carried interests. Was ist ein Carried interest?
abei geht es um die Frage, wie der Gewinn, den der In-
estor aus dem Fonds herausnimmt, behandelt wird.
ird er genauso behandelt wie sein Anteil am Kapital
der wird er aufgrund des höheren persönlichen Einsat-
es, des Managements, besser, also bevorteilt besteuert?
Solange wir denjenigen, der Risikokapital in die Hand

immt, um junge und expandierende Unternehmen zu
nterstützen, gleich oder möglicherweise schlechter be-
teuern als die anderen Beteiligten, wird er nicht nach
eutschland kommen. Das ist der wesentliche Punkt.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist als untergesetzliche Regelung möglich!)


s ist möglich, eine Regelung zu finden. Daran müssen
ir arbeiten. Es wundert uns, dass die Bundesregierung
islang noch keinen Vorschlag unterbreitet hat und dass
er Bundesrat hat aktiv werden müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Vorschlag des Finanzministeriums verwundert

ns noch viel mehr.

(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Es gibt keinen Vorschlag!)

Doch, den gibt es, er liegt vor; machen Sie sich schlau,
evor Sie etwas dazwischenrufen. Der momentane Ent-
urf sieht vor, dass dann, wenn es sich bei dem Initiator
m einen privaten Anleger handelt, laufende Gewinnan-
ile Einkünfte aus Kapitalvermögen sind, die dem
albeinkünfteverfahren unterliegen. Anteile am Veräu-
erungsgewinn sind dementsprechend steuerfrei.
Der Carried interest, also der erhöhte Gewinnanteil

esjenigen, der über die normale Beteiligung hinaus in-
estiert, soll im Gegensatz dazu als erhöhter Gewinnan-
il voll versteuert werden, weil er als Entgelt für die ent-
prechende Tätigkeit angesehen wird. Das ist eine
enachteiligung.
Auch dann, wenn Initiator eine Kapitalgesellschaft
t, sollen die laufenden Gewinnanteile als Dividenden,
ls Anteil am Veräußerungsgewinn angesehen werden
nd demnach steuerfrei sein, wenn sie dem Kapitalanteil
ntsprechen. Wenn sie dem Kapitalanteil nicht entspre-
hen, was unser Ziel ist, wird der Carried interest als
ntgelt angesehen und ist damit voll steuerpflichtig. Der
teuersatz liegt bei uns momentan bei 25 Prozent. Hinzu
ommt – Stichwort Doppelbesteuerung –, da Kapitalge-
ellschaften der Körperschaft- und der Gewerbesteuer
nterliegen, hier die Gewerbesteuer noch obendrauf.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sie von der Einkommensteuer abziehen können!)







(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

Nein, es erfolgt hier eine Doppelbesteuerung, die

nach dem aktuellen Status quo nicht abzugsfähig ist.

(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber später!)

Deshalb ist das Ziel der bayerischen Bundesratsinitia-

tive vernünftig und wird von der CDU/CSU-Fraktion
unterstützt, nämlich die Eröffnung des Halbeinkünfte-
verfahrens für die Kapitalbeteiligungen am Fonds. Im
Gegensatz zu den Vorschlägen des BMF werden dadurch
laufende Gewinnanteile und Veräußerungserlöse einheit-
lich behandelt. Damit können wir den Carried interest,
also den Gewinnanteil desjenigen, der den Fonds initiiert
und ihn auch stützt und trägt, genauso behandeln wie
den aller anderen Kommanditisten, weil es sich dann um
die gleiche Einkunftsart handelt. Das ist der wesentliche
Punkt des neuen § 2 c des Einkommensteuergesetzes,
den wir vorschlagen.

Wir hoffen auf eine interessante inhaltliche Debatte
im Ausschuss und auf einen positiven Abschluss hier im
Bundestag. Denn, Herr Tauss, das sage ich klipp und
klar: Im globalen Wettbewerb um Investoren wird es uns
so lange nicht gelingen, diese nach Deutschland zu ho-
len, wie der Standort Deutschland für einen Investor
nicht berechenbar ist, wie die Finanzverwaltung machen
kann, was sie will, und der Gesetzgeber, also diese Koa-
lition, das Thema aussitzt. Das wollen wir ändern.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507304100

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507304200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrte Gäste! Ich bin Abgeordnete der PDS.
Ich möchte in meinem Beitrag nur auf die Bund-Län-

der-Finanzierung von Forschungseinrichtungen am
Beispiel der Max-Planck-Gesellschaft eingehen. Die
Institute der Max-Planck-Gesellschaft werden bekann-
termaßen je zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert.


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch! Bei Max Planck sind es 90 Prozent!)


Das ist ein offensichtliches Problem für arme Länder, die
ihren 50-prozentigen Anteil kaum noch aufbringen kön-
nen und denen das Geld schon jetzt für notwendige Er-
satzinvestitionen fehlt.

Natürlich ist da die Versuchung groß, dem Ruf aus
München oder Stuttgart zu folgen und sich in den rei-
chen Ländern anzusiedeln, dort, wo es schon eine breit
gefächerte und funktionsfähige Wissenschaftsinfrastruk-
tur gibt.

Doch das kann nicht die Lösung für das ganze Land
sein. Gerade im Osten brauchen wir überproportional
viel Wissenschaft und Forschung und wir brauchen drin-
gend Spitzenforschung.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


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(C (D ch will das begründen, und dass vorhin ausgerechnet on der CDU ein Zwischenruf kam, passt besonders gut: Erstens. Von der Abwicklung von Wissenschaft und orschung nach der Wende, die Herr Schäuble mit seiem Einigungsvertrag mit zu verantworten hat, hat sich ie Industrieforschung und haben sich die Universitäten owie die außeruniversitäre Forschung nicht erholt. Zweitens. Alle müssen nun erkannt haben, dass mit ausitz-Ring und Vergnügungsparks der Osten nicht zu etten ist. Nur langfristig wirkende Investitionen wie um Beispiel die Ansiedlung von Max-Planck-Instituten ringen den Osten wieder auf die Beine. Drittens. Wenn wir die Jugend im Osten halten wol en, dann müssen wir Wissenschaft und Forschung im sten ansiedeln, um kreativem wissenschaftlichem achwuchs auch eine Zukunft zu geben. Es ist nicht akzeptabel, dass von den 1,6 Milliarden uro, die die Bundesregierung in den nächsten zehn Jahen für Großforschungsgeräte ausgeben will, nur 2,25 Millionen Euro in die neuen Länder fließen. Das ind weniger als 0,8 Prozent! Auch wenn wir uns die erteilung der Mittel der Deutschen Forschungsgemeinchaft, der DFG, anschauen, müssen wir feststellen, dass er Osten dabei nicht gut wegkommt. Wir als PDS sehen die dringende Notwendigkeit, die orschungsinfrastruktur im Osten auszubauen. Dabei rauchen wir mehr als nur Außenstellen von Großforchungseinrichtungen. Es wäre wichtig, die Bund-Läner-Finanzierung so zu ändern, dass es auch ärmeren ändern möglich ist, Investitionen zu tätigen. Das ist eine utopische Forderung; denn bekanntlich hat sich er Bund bereit erklärt, die Finanzierung für die Maxlanck-Gesellschaft zu 100 Prozent zu übernehmen. Das äre meiner Meinung nach aber nicht die Lösung, denn er Einfluss auf die Grundlagenforschung sollte nicht anz der Bundesregierung überlassen werden. Ich bin der Überzeugung, dass die verstärkte Ansied ung von Wissenschaft und Forschung in Ostdeutschland as nachhaltigste Programm für den Osten wäre. Der Erolg würde sich wahrscheinlich nicht bis zu den Wahlen 006 einstellen; denn bekanntlich hält sich Wissenschaft icht an Wahlperioden. Aber damit müssen alle Parteien eben. Herzlichen Dank. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Zuruf von der SPD: Das war doch alles nichts Neues!)


(Jörg Tauss [SPD]: Potsdam, Jena, Dresden!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507304300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dieter
rasedieck.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommt die steuerliche Aufklärung!)







(A) )



(B) )



Dieter Grasedieck (SPD):
Rede ID: ID1507304400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sie von der CDU/CSU fordern für alle Bereiche,
für alle Budgets und auf allen Ebenen mehr Geld. Sie
wollen die Eigenheimzulage erhalten – das ist eines Ihrer
Anliegen –, wollen es aber nicht zulassen, dass Schulden
aufgenommen werden. Im Gegenteil: Sie fordern wie
selbstverständlich, die Steuern sollten auch noch gesenkt
werden. Das alles passt einfach nicht zusammen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Was Sie alles aus unserem Antrag herauslesen!)


Sie müssen sich entscheiden. Manchmal habe ich das
Gefühl, Sie haben Angst vor Entscheidungen und wollen
gar nicht wissen, was Sie eigentlich erreichen möchten.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Reden Sie über sich oder über uns?)


Das will ich an einigen Beispielen festmachen:

(Ulrike Flach [FDP]: Wir reden gerade über Forschung!)

Erstes Beispiel: das Rentensystem. Vor zwei Wochen

haben Sie zum ersten Mal seit langer Zeit – das haben
Sie im Übrigen selbst gesagt – einen Vorschlag hierzu
gemacht. Damit haben Sie von Anfang an ein allgemei-
nes Durcheinander erzeugt. Zum Beispiel sollte eine
Kopfpauschale in Höhe von 260 Euro eingeführt wer-
den; darüber wurde ausführlich diskutiert.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Da ging es um die Krankenversicherung!)


Herr Seehofer, die CSU und die CDA waren dagegen.
Die Rentenproblematik wird nun wirklich lange genug
diskutiert. Sie haben es aber noch immer nicht geschafft,
ein Konzept vorzulegen. Dabei müssen wir so schnell
wie möglich eine Entscheidung und damit eine Verbes-
serung herbeiführen.

Bei der Steuerpolitik ist es ähnlich. Die nächste Stufe
der Steuerreform soll vorgezogen werden. Das erwarten
die Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger. Hierüber
müssen wir eine Entscheidung fällen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Bereits vor Monaten haben wir deshalb einen Koalitions-
entwurf vorgelegt. Drei Wochen vor der endgültigen
Entscheidung legt uns nun Herr Merz auf einmal ein
neues Modell mit Steuerstufen von 12 Prozent, 24 Pro-
zent und 36 Prozent vor. Vorgestern spricht sich Herr
Glos für ein lineares Gegenmodell aus.


(Jörg Tauss [SPD]: Chaos, wohin man schaut!)

– Richtig, das ist absolutes Chaos. – Der saarländische
Ministerpräsident Müller spricht sich dafür aus, ein Ge-
spräch mit Gerhard Schröder zu führen. Vorher müsse er
aber versuchen, den Vorschlag von Merz zu verbessern.
Herr Stoiber spricht unter anderem von der Streichung
von ABM-Stellen. Widersprüchlicher kann man die Po-
litik nicht gestalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Aus taktischen Gründen haben Sie sich nicht entchieden und wollen sich auch nicht entscheiden. In der ibel steht: Ich kenne Deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Weil Du aber lau bist, will ich Dich aus meinem Munde ausspeien. enken Sie daran! as taktische Lavieren wird der Bürger ganz sicher nicht onorieren. Sie wollen die steuerlichen Regelungen zum Beispiel ür Business Angels verbessern. In Ihrer Fraktion forern Sie zum einen eine Wesentlichkeitsgrenze von 0 Prozent. Innerhalb des Bundesrates unterstützen Sie ber den Vorschlag von Bayern, nach dem die Wesentichkeitsgrenze 1 Prozent beträgt. Was wollen Sie eigentich? Welche Punkte wollen Sie hier ansprechen? Die Koalition, die Grünen und die SPD, unterstützt en zweiten Antrag, der innerhalb dieser Diskussion getellt wurde; Herr Fahrenschon hat das bereits angesprohen. Wir begrüßen es natürlich, dass Wagniskapital efördert und unterstützt wird. Durch Venture Capital onds und Private Equity Fonds werden Unternehmen m Bereich der Biotechnologie und der Medizintechnoogie gefördert, die neue Technologien und Überlegunen vorweisen. Das unterstützen wir natürlich, weil wir enau wissen, dass dies wichtige Fonds sind; denn ersens wird die Beschaffung von Eigenkapital über öffentiche Kapitalmärkte sinnvoll ergänzt und zweitens haben ie mittelständischen Unternehmen häufig keinen Zuang zu einer Börse. Es ist wichtig, auch das zu bedenen. Deshalb brauchen wir mehr Transparenz bei der Be teuerung und deshalb ist es wichtig, dass wir hier eine erbesserung einbauen. Dadurch würden wir den Mitelstand unterstützen, so wie wir von der Bundesregieung das schon seit Jahren tun. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: „Wir von der Bundesregierung“?)


(Beifall bei der SPD)


ch will nur daran erinnern, dass wir die kleinen und
ittleren GmbHs mit unserem Steuerprogramm unter-
tützen. Durch unsere Steuerreform wurde hier eine we-
entliche Verbesserung erreicht. Der Steuersatz ist von
5 Prozent auf 25 Prozent heruntergegangen. Dies stellt
ine Unterstützung des Mittelstandes dar. So soll es auch
leiben. Deshalb unterstützen wir den Antrag des Lan-
es Bayern und des Bundesrates.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Georg Fahrenschon [CDU/CSU])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507304500

Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen

uf den Drucksachen 15/1696, 15/1405 und 15/1932 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:
– Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten
Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vorschriften

(Steueränderungsgesetz 2003 – StÄndG 2003)

– Drucksache 15/1562 –

(Erste Beratung 64. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten
Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vorschriften

(Steueränderungsgesetz 2003 – StÄndG 2003)

– Drucksachen 15/1621, 15/1798 –

(Erste Beratung 69. Sitzung)


a) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)

– Drucksachen 15/1928, 15/1945 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Lydia Westrich
Peter Rzepka

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/1929 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Walter Schöler
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-
sprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Damit sind Sie
offensichtlich einverstanden. Dann verfahren wir auch
so. Das Wort hat zunächst die Parlamentarische Staats-
sekretärin Barbara Hendricks.

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Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1507304600


Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Nach intensiven Beratungen einschließlich einer
Anhörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundes-
tages liegt Ihnen heute der Entwurf eines Steuerände-
rungsgesetzes 2003 zur zweiten und dritten Lesung vor.

Dabei handelt es sich – ich will es auch zur Erläute-
rung für unsere Besucher auf der Tribüne sagen – um ein
so genanntes Omnibusgesetz. Ein solches Gesetz muss
man immer mal wieder erlassen. Weil es eine höchstrich-
terliche Rechtsprechung gibt, der der Gesetzgeber folgen
muss, müssen Einzelentscheidungen gefällt werden.
Diese fasst man in einem Gesetz zusammen. Ganz kon-
sistent ist das Gesetz eigentlich nicht, die Dinge müssen
aber erledigt werden.

Ich darf Ihnen noch einmal kurz die drei großen Re-
gelungsbereiche nennen:

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(C (D Erstens. Modernisierung und Vereinfachung der Beteuerungspraxis. Dies geht auf unsere eigene Initiative urück und hat nichts mit höchstrichterlicher Rechtsprehung zu tun. Insbesondere durch die Einführung einer lektronischen Lohnsteuerbescheinigung soll dies gechehen. Damit werden wesentliche Voraussetzungen für in grundlegend modernisiertes Lohnsteuerund Einommensteuerverfahren geschaffen. Die heutigen paiergebundenen Abläufe können weitgehend voll elekronisch abgewickelt werden. Wie bereits die Lohnsteueranmeldungen sollen künf ig auch die Lohnsteuerbescheinigungen, also die Becheinigungen darüber, was im Laufe eines Jahres verient wurde und welche Lohnsteuer gezahlt wurde, von en Arbeitgebern an die Finanzverwaltung elektronisch bermittelt werden. Ab 2004 wird die Finanzverwaltung aten der Lohnsteuerbescheinigungen online und natürich verschlüsselt via Internet annehmen. Das ist eine erebliche Erleichterung für die Arbeitgeber. Zweitens. Anpassung des Umsatzsteuergesetzes an ie Europäische Rechnungsrichtlinie und damit die Haronisierung der obligatorischen Angaben in der Rechung für den Bereich des Umsatzsteuerrechts. Darüber inaus wird die Umsatzsteuer in weiteren Bereichen an as Gemeinschaftsrecht der Europäischen Union und n höchstrichterliche Rechtsprechungen angepasst. Drittens. Anpassung des Investitionszulagengesetzes 999 an beihilferechtliche Rahmenregelungen der Euroäischen Gemeinschaften. Damit sollen die Voraussetungen für eine Genehmigung der weiteren Förderung er Investitionen in den neuen Bundesländern im ahr 2004 durch die Kommission und die Europäische emeinschaft geschaffen werden. Wir wollen die weiere Förderung und müssen dies ins europäische Recht inpassen, damit man uns auch in Zukunft genehmigt, ie Investitionen in den neuen Bundesländern besonders u fördern. Wie Sie wissen, müssen die Anpassungen an as europäische Recht aus EU-rechtlichen Gründen bis nde dieses Jahres erfolgen. Der ursprüngliche Gesetzentwurf hat in den parlaentarischen Beratungen zahlreiche Änderungen erfahen. Zum Teil handelt es sich auch hier um Reaktionen uf höchstrichterliche Entscheidungen. Das gilt zum eispiel für die Aufhebung der Zweijahresfrist für die teuerliche Anerkennung der doppelten Haushaltsfühung. Ich darf in dem Zusammenhang vielleicht noch sagen mehr für die Öffentlichkeit als an uns selber gerichtet –: n einer Zeitung war zu lesen, wir würden das beschlieen, damit wir Abgeordneten die doppelte Haushaltsfühung unbegrenzt geltend machen können. Das ist in weifacher Hinsicht unrichtig. Erstens hat uns das Bunesverfassungsgericht dies auferlegt. Es kostet uns zwar teuereinnahmen, aber wir müssen das tun. Zweitens onnten die Abgeordneten noch nie so etwas wie eine oppelte Haushaltsführung geltend machen und können as auch in Zukunft nicht tun. Sie bekommen nämlich ine Pauschale für den ganzen Aufwand, den sie haben. um Beispiel können sie auch nicht einfach mit jemanem essen gehen und die Kosten anschließend von der teuer absetzen. Bei Abgeordneten ist so etwas von Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks vornherein ausgeschlossen. Diese Regelung ergeht also gerade nicht zugunsten von Abgeordneten, sondern zugunsten anderer Steuerzahler, die gleichsam an zwei Orten leben und arbeiten. Ein weiterer Punkt hat seine Veranlassung in höchstrichterlicher Rechtsprechung: Der Bundesfinanzhof, das höchste Finanzgericht der Bundesrepublik Deutschland, hatte zwei Entscheidungen getroffen – genau genommen handelt es sich also um zwei Unterpunkte –, die für die Eltern von behinderten Kindern sowie von Pflegekindern äußerst lästige Folgen gehabt hätten. Das alles wäre sehr unpraktisch gewesen, weil ein hoher Aufwand zum Erbringen von Einzelnachweisen erforderlich geworden wäre. In dieser Sache folgen wir dem Bundesfinanzhof gerade nicht. Das darf der Gesetzgeber; denn es war ja keine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes. Wir ändern also angesichts dieses Urteils des Bundesfinanzhofes das Recht, damit der alte Rechtszustand – den wir wollen – wieder hergestellt wird. Das bedeutet, dass die Eltern von behinderten Kindern sowie von Pflegekindern nicht einen unnötig großen Aufwand bei Nachweisen treiben müssen, um Kindergeld zu bekommen. Weitere hervorzuhebende Regelungen betreffen Änderungen bei der Steuerfreiheit von Zuschlägen für die Sonntags-, Feiertagsund Nachtarbeit – Stichwort Borussia Dortmund; die hatten uns das eingebrockt – sowie eine Ermächtigung der Bundesregierung zur Umsetzung der so genannten EU-Zinsinformationsrichtlinie in nationales Recht. Der aufgrund von EU-Recht zwingende Wegfall der Umsatzsteuerbefreiung für die Auftragsforschung staatlicher Hochschulen wird durch eine Übergangsregelung abgemildert; außerdem wird sie von Ertragsteuern, also Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer, befreit. Die Regelungen zur Einführung eines bundeseinheitlichen Ordnungsmerkmals haben zum Ziel, die Gleichmäßigkeit der Besteuerung zu verbessern, den Bürokratieabbau voranzutreiben, die Finanzverwaltung zu modernisieren und bürgerfreundlicher zu gestalten. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass die überwiegende Anzahl der Änderungen des ursprünglichen Gesetzentwurfs auf Anregungen des Bundesrates zurückgeht. Sie betreffen insbesondere das Lohnsteuerverfahren und die Umsatzsteuer. Es wurden aber – nach konstruktiven Beratungen im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages – auch Anregungen der Opposition aufgegriffen. Insofern bin ich immer noch zuversichtlich, dass die Opposition heute doch ihr Herz über die Hürde werfen kann und zustimmt. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wir urteilen nach dem Verstand, Frau Staatssekretärin!)





(A) )


(B) )


– Welcher Verstand, Kollege Dautzenberg?

(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sachver stand!)

Ich hoffe daher, dass dieser Gesetzentwurf heute im

Deutschen Bundestag und am 28. November 2003 auch
im Bundesrat Zustimmung findet.

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(C (D Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507304700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Rzepka von

er CDU/CSU.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1507304800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Frau Staatssekretärin Hendricks, Sie wissen,
ass wir konstruktiv und mit Intensität im Finanzaus-
chuss mit dem Ziel verhandelt haben, zu einer einver-
ehmlichen Lösung zu kommen. Auch außerhalb des
inanzausschusses sind verschiedene Gespräche über
ie Sachfragen geführt worden. Sie können aber von uns
icht verlangen, dass wir in diesem Hause Regelungen
ustimmen, die nach der Einschätzung aller Sachver-
tändigen, die sich in der Anhörung geäußert haben,
ben nicht zu Wachstum und zusätzlichen Arbeitsplätzen
eitragen, sondern eine solche Entwicklung eher verhin-
ern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Unser Steuerrecht soll einfacher und damit gerechter
erden. Dies wird auch in dem Gesetzentwurf, der uns
eute zur Beratung vorliegt, als zentrales Ziel der Regie-
ung und der Regierungsfraktionen beschrieben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein zentrales Ziel!)


Dann handeln Sie doch auch danach, Frau Kollegin.

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Das tun wir ja auch!)

as grundlegende Ziel einer Steuervereinfachung
cheint alle Fraktionen in diesem Hause zu einen, wie
ie Beschlüsse des Bundesvorstandes der CDU vom
. November für eine radikale Vereinfachung und grund-
gende Reform des deutschen Einkommensteuersys-
ms sowie die Beschlüsse des Präsidiums der FDP vom
. Oktober dieses Jahres für einfache, niedrigere und ge-
echte Steuern belegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wie aber sieht die Wirklichkeit in der Steuerpolitik

ieser Regierungskoalition aus? Mit dem Steuerände-
ungsgesetz 2003 sollen 15 Gesetze – vom Einkommen-
teuergesetz bis zum Feuerschutzsteuergesetz – und acht
erordnungen – von der Lohnsteuer-Durchführungs-
erordnung bis zur Bundesmeldedatenübermittlungs-
erordnung – geändert werden. Der neue § 139 b der
bgabenordnung, der die Einführung einer Identifika-
onsnummer für jede steuerpflichtige natürliche Person
orsieht, umfasst allein 423 Wörter. Der neue § 139 c
er Abgabenordnung, der die Wirtschaftidentifikations-
ummer für wirtschaftlich Tätige einführen soll, kommt
ogar auf 428 Wörter.






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Peter Rzepka

63 Seiten umfasst die vorliegende Beschlussfassung

des Finanzausschusses zu diesem Gesetz. Die Regie-
rungskoalition hat zu ihrem eigenen Gesetzentwurf über
40 Änderungsanträge eingebracht, einen Teil der Ände-
rungsanträge im Verfahren noch einmal verändert, einen
Änderungsantrag sogar zweimal. Die letzten Änderungs-
anträge der Regierungskoalition trafen erst am Abend
vor der abschließenden Beratung im Finanzausschuss
ein. Unter diesen Umständen von einem geordneten Ge-
setzgebungsverfahren zu reden, wie es die Regierungs-
koalition noch in den abschließenden Beratungen im
Finanzausschuss getan hat, widerspricht jedenfalls mei-
nen Vorstellungen von sorgfältiger Gesetzgebungsarbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ungeachtet dieser Unzulänglichkeiten des Entwurfs
und des sich daran anschließenden Verfahrens hat die
Unionsfraktion das Gesetzgebungsverfahren konstruk-
tiv begleitet. Wir haben bereits bei der Einbringung deut-
lich gemacht, dass wir sinnvolle Regelungen natürlich
mittragen werden. Die elektronische Übermittlung der
Lohnsteuerbescheinigung an die Finanzämter – Frau
Staatssekretärin Hendricks hat es angesprochen –
erleichtert die Besteuerungspraxis für Arbeitgeber und
entlastet viele Arbeitnehmer auf dem Weg zu einem
schnelleren Steuerbescheid und einer gegebenenfalls
schnelleren Erstattung der Einkommensteuer.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Verlängerung der Förderung betrieblicher In-

vestitionen in den neuen Bundesländern im Rahmen des
Investitionszulagengesetzes findet ebenfalls unsere un-
eingeschränkte Zustimmung. Die Unionsfraktion hat
sich mit eigenen Änderungsanträgen und Vorschlägen
konstruktiv in die parlamentarische Beratung mit dem
Ziel eines Kompromisses eingebracht, um – ich sagte es
schon – bei diesem Gesetz die Anrufung des Vermitt-
lungsausschusses zu vermeiden.

Wir haben uns dabei von dem Ziel leiten lassen, zu-
sätzliche Bürokratie, höhere Steuerbelastungen und wei-
tere Verunsicherungen für Bürger und Unternehmen zu
vermeiden. Zahlreiche Verbesserungen des ursprüngli-
chen Gesetzentwurfs konnten so erreicht werden. So
werden zum Beispiel die Anforderungen an die um-
satzsteuerliche Rechnung vermindert. Statt der Angabe
der Steuernummer des Steuerpflichtigen auf jeder Rech-
nung, die zu Missbräuchen führen kann, reicht nunmehr
die Angabe der Umsatzsteueridentifikationsnummer aus.
Bei Kleinbetragsrechnungen bis zu 100 Euro wird auf
die Angabe der Steuernummer gänzlich verzichtet. Auch
die Anforderung der Vollständigkeit und Richtigkeit der
Rechnung als Voraussetzung für den Vorsteuerabzug ist
aus dem Entwurf der Koalition gestrichen worden. We-
nigstens an diesen Stellen ist es der Union gelungen, im
Einklang mit dem einheitlichen europäischen Rechtsrah-
men Bürokratie und Risiken für die Unternehmen gegen-
über den ursprünglichen Bestrebungen der Regierungs-
koalition zu vermindern. Wir begrüßen auch die im
Verlauf der Beratungen erreichten familienpolitischen
Verbesserungen für die Eltern behinderter Kinder und
die Pflegeeltern.

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(C (D Dennoch wird die Unionsfraktion den Gesetzentwurf n der Schlussabstimmung ablehnen, weil die Regieungskoalition weiteren zentralen Anliegen der Union icht Rechnung getragen hat. Es geht zum einen um den on uns geforderten Verzicht auf die Einführung von ahresbescheinigungen über Kapitalerträge und Veräuerungsgewinne. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Merz will das doch auch!)


ach dem Entwurf sollen Kreditinstitute und andere Fi-
anzdienstleistungsinstitute verpflichtet werden, für Ka-
italerträge und Veräußerungsgewinne Jahresbescheini-
ungen mit allen für die Besteuerung erheblichen
ngaben auszustellen. Betroffen wären 400 Millionen
onten und Depots mit entsprechendem enormen tech-
ischen und kostenintensiven Aufwand.
Frau Kollegin Scheel, Sie sprechen die Abgeltung-

teuer an. Die Regierungskoalition hat doch vorgeschla-
en und im Hinblick darauf schon erste gesetzgeberische
aßnahmen eingeleitet, die Abgeltungsteuer einzufüh-

en und die Kapitalerträge pauschal an der Quelle zu er-
assen, was doch gerade die Ausstellung der Jahresbe-
cheinigung, die Sie in das Gesetz hineingeschrieben
aben, zu einem großen Teil überflüssig machen würde.
Zum anderen wollen Sie durch ein Amnestiegesetz
luchtgelder nach Deutschland zurückholen. Die Jah-
esbescheinigungen, die Sie einführen wollen, werden
edoch das Vertrauen in die Steuerpolitik der Regierung,
oweit es überhaupt noch vorhanden ist, sicher nicht
tärken, mit dem Resultat, dass die erhofften Mehrein-
ahmen, die sich der Finanzminister schon ausgerechnet
at, nicht eintreten werden.
In einem weiteren Punkt, der uns wesentlich er-

cheint, haben Sie sich als beratungsresistent erwiesen.
ie halten an dem Plan fest, die vom Bundesfinanzhof
erworfene Verwaltungsregelung zum anschaffungsna-
en Aufwand bei der Modernisierung von Gebäuden
iner gesetzlichen Regelung zuzuführen, und wollen da-
it die Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes wieder
assieren. Damit erschüttern Sie erneut das notwendige
ertrauen von Bürgern und Unternehmen in die Stetig-
eit staatlichen Handelns.
In der Anhörung haben die Experten zu diesem

hema detailliert Stellung genommen. Der Zentralver-
and des Deutschen Handwerks befürchtet, dass die ent-
prechenden Investitionen ausbleiben oder in die Schat-
nwirtschaft verlagert werden. Wenn Sie dies zu Ende
enken, müsste Ihnen klar werden, dass sich der Nieder-
ang der Bauwirtschaft fortsetzen wird, die Steuerein-
ahmen weiter zurückgehen und mehr Menschen ar-
eitslos sein werden.


(Lydia Westrich [SPD]: Es geht um 70 Millionen! „Niedergang der Bauwirtschaft“!)


ie Union fordert Sie deshalb auf, nach wie vor die
echtsprechung des höchsten deutschen Steuergerichts
u diesem Thema zu akzeptieren und beizubehalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)







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Peter Rzepka

Schließlich fordern wir den Verzicht auf die Einfüh-

rung einer Haftung des Abtretungsempfängers für die
Umsatzsteuer bei der Abtretung von Forderungen. Die
vorgeschlagene Regelung soll den Umsatzsteuer-
betrug bekämpfen. Ich habe bereits kürzlich in diesem
Hause klargestellt, dass die Union in Anbetracht der
Größenordnung dieses Problems zu jeder Zusammen-
arbeit bereit ist, die mit richtigen Instrumenten zu einer
konstruktiven Lösung des Problems des Umsatzsteuer-
betruges führt. Denn wir alle wissen, dass das Ifo-Institut
die Größenordnung der Steuereinnahmen, die jedes Jahr
verloren gehen, auf inzwischen 14 Milliarden Euro
schätzt.

Das führt zu Verwerfungen in der Wirtschaft, bei de-
nen die ehrlichen Unternehmen den Betrügern unterlie-
gen. Der Schaden für die Volkswirtschaft und nicht nur
für den Fiskus ist damit erheblich. Hätte der Finanzmi-
nister diese Einnahmen, wäre seine Not sicher etwas ge-
ringer als jetzt.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr!)


Die Union hat deshalb aber kein Verständnis dafür,
dass die Lösung dieses Problems so lange aufgeschoben
worden ist. Der Bundesrechnungshof hat jahrelang ge-
drängt. Auch die Ausschüsse dieses Hauses, insbeson-
dere meine Kollegen im Haushaltsausschuss, haben im-
mer wieder gefordert, diesem Problem intensivere
Aufmerksamkeit zu widmen.

Reagiert wurde mit dem Steuerverkürzungsbe-
kämpfungsgesetz, das aber in der Praxis bekanntlich
nicht angewandt wird bzw. werden kann,


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das greift nicht richtig!)


weil die Regelungen offensichtlich in der Praxis nicht
handhabbar sind oder weil in der Finanzverwaltung das
erforderliche Personal fehlt, um die bestehenden gesetz-
lichen Regelungen anzuwenden und ihnen zum Durch-
bruch zu verhelfen.


(Lydia Westrich [SPD]: Selbst gegen diese Minimalregelung haben Sie gestimmt! Ich verstehe das überhaupt nicht!)


Wir sind der Auffassung, dass zunächst einmal die be-
stehenden Regelungen konsequent angewandt werden
müssen, statt mit immer neuen Vorschriften eine Aktivi-
tät vorzutäuschen, die das Problem letzten Endes nicht
löst.

Die geringe Eigenkapitalausstattung und die hohe
Zahl der Insolvenzen gerade im Mittelstand verbieten
Schnellschüsse, wodurch die Unternehmen bei der Ver-
schaffung von Liquidität durch Forderungsabtretungen
behindert werden könnten. Insofern ist zunächst einmal
eine konsequente Verwaltungspraxis in der Finanzver-
waltung notwendig, bevor wir die Gesetzgebung weiter
bemühen.

Abschließend stelle ich fest: Wir waren bereit, trotz
erheblicher Bedenken hinsichtlich des Inhaltes des Ge-
setzes und des Verfahrens zu einem von allen getragenen

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(C (D ompromiss zu kommen, auch deshalb, um für die beroffenen Bürger und Unternehmen möglichst frühzeitig larheit zu schaffen, damit sie sich auf die Neuregelung instellen können. Leider haben Sie den wesentlichen inwendungen, die wir erhoben haben und die in der urchgeführten Anhörung von den geladenen Experten n vollem Umfang bestätigt worden sind, nicht Rechung getragen. Wir werden deshalb diesen Gesetzenturf ablehnen. Meine Damen und Herren von der Regierungskoali ion, wir stehen mit unserer Kritik nicht allein. „Mehreit hält rot-grüne Steuerpolitik für unseriös“ titelt heute Die Welt“. Wirtschaft und Steuerberaterkammer bestären nach dem Bericht des „Handelsblatts“ vom gestrigen ag die CDU/CSU-Mehrheit im Bundesrat, den Vermittungsausschuss gegen Ihre Steuergesetze anzurufen, dait „doch noch etwas Vernünftiges herauskommt“. Wir jedenfalls werden uns dieser Verantwortung auch n Zukunft stellen. Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christine Scheel. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Vereinfachung, Modernisierung und damit auch ntbürokratisierung sind die Ziele des Steueränderungsesetzes. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das haben Sie leider verfehlt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507304900
Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507305000

ir beschließen heute eine ganze Reihe konkreter und
innvoller Vereinfachungen für die Steuerpflichtigen,
ber auch für die Steuerverwaltung. Ich finde es bedau-
rlich, dass die Union dabei nicht mitzieht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Herr Rzepka, weil Sie ausgeführt haben, dass das Ver-
ahren problematisch gewesen sei und dass unsere letz-
en Änderungsanträge relativ kurzfristig im Finanzaus-
chuss vorlagen, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir
en Gesetzentwurf in der vergangenen Woche gemein-
am beraten haben. Vergangene Woche sind von der
nion noch einige Vorschläge vorgelegt worden. Der
undesrat hat ebenfalls einige Änderungsvorschläge for-
uliert. Wir haben die Vorschläge – darunter auch einen
roßen Teil Ihrer Vorschläge – zeitnah aufgegriffen und
ie Beratung am Mittwoch ordnungsgemäß abgeschlos-
en.
Zum einen war das völlig korrekt und zum anderen

ann man, wenn man gemeinsame Ergebnisse erzielen
ill, nicht erwarten, dass die eigenen Vorschläge zu
00 Prozent übernommen werden, während 50 Prozent
er Vorschläge der anderen Seite herausfliegen. Wenn
an sich verständigen will, dann ist das auch möglich,
ber dann man kann seine Vorschläge nicht zu






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Christine Scheel

100 Prozent umsetzen, sondern muss auch einmal mit
90 Prozent zufrieden sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn man weiß, wie solche Verfahren funktionieren, ist
es ganz einfach.

Wie wir wissen, beschäftigt sich demnächst der Bun-
desrat mit dem Gesetzentwurf. Ich hoffe sehr darauf,
dass die unionsregierten Länder im Bundesrat dem Ge-
setzentwurf zustimmen,


(Peter Rzepka [CDU/CSU]: Nicht zustimmen, sondern ablehnen, Frau Kollegin!)


weil auch sie wissen, dass dies zu Vereinfachung, Mo-
dernisierung und Entbürokratisierung führt. Auch die
Länder verfolgen diese Ziele. Deswegen hoffe ich da-
rauf, dass sich der Sachverstand im Bundesrat in der
Entscheidung niederschlägt und dass der Gesetzentwurf
nicht in das Vermittlungsverfahren gezogen wird, sodass
alle Beteiligten noch mehr Zeit verlieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Michael Meister [CDU/ CSU]: Auf Ihren Sachverstand hoffen wir auch schon lange!)


Viele Abläufe im Bereich der Lohn- und Einkom-
mensteuer, die heute noch auf dem Papier stattfinden,
können in Zukunft von den Arbeitgebern und den Fi-
nanzverwaltungen elektronisch abgewickelt werden. Die
Lohnsteuerkarte wird faktisch abgeschafft. Das ist ein
riesiger Fortschritt für die Steuerpflichtigen, aber auch
für den Fiskus.

Ich halte auch die Einführung eines bundeseinheitli-
chen Ordnungsmerkmals für eine ganz hervorragende
Vereinfachung; denn bis heute können Steuerdaten – das
kommt einem ziemlich vorsintflutlich vor – nicht ein-
deutig einem bestimmten Steuerpflichtigen zugeordnet
werden und nicht problemlos über Landesgrenzen hin
und her transferiert werden. Das wird jetzt anders. So ist
die Vergabe weiterer Steuernummern zum Beispiel für
verschiedene Steuerarten oder in den Fällen, in denen
ein Wechsel des Wohn- oder Betriebssitzes vorgenom-
men wird, in Zukunft nicht mehr notwendig. Das ist ein
Riesenschritt in Richtung Vereinfachung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Durch entsprechende Regelungen ersparen wir in Zu-
kunft Pflegeeltern und Eltern behinderter Kinder den
Einzelnachweis über Aufwendungen für die Betreuung,
die Erziehung oder die Ausbildung ihres Pflegekindes
bzw. über die Verwendung des für das behinderte Kind
empfangenen Pflegegeldes. Ein solcher Nachweis von
oft vielfältigen Einzelkosten stößt nicht nur auf prakti-
sche Schwierigkeiten. Er würde auch sonst keinen Sinn
machen; denn er würde einen riesigen Verwaltungsauf-
wand sowohl aufseiten der Eltern als auch aufseiten der
Finanzverwaltung auslösen. Unsere diesbezüglichen Re-
gelungen halte ich deswegen für sehr gut.

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(C (D Herr Rzepka, Sie haben völlig Recht, wenn Sie darauf inweisen, dass der Schaden durch Umsatzsteueretrug in der Bundesrepublik Deutschland auch in dieem Jahr fast 18 Milliarden Euro beträgt. Wir haben entprechende Vorschläge vorgelegt, die auf dem Bericht es Bundesrechnungshofes aufbauen. Ein Vorschlag finet sich unter anderem in dem vorliegenden Gesetzenturf wieder. Andere Vorschläge sind zum Beispiel in as Haushaltsbegleitgesetz eingeflossen. Deswegen bitte ch Sie: Gehen Sie mit uns entschlossen und vor allen ingen wirksam gegen Umsatzsteuerbetrug vor! Sagen ie nicht einfach, wir müssten noch einmal darüber reen, weil das von uns verabschiedete Gesetz nicht greien würde. Es greift teilweise auch deswegen nicht, weil ie damals, als wir über den entsprechenden Gesetzenturf beraten haben, im Bundesrat bestimmte Dinge icht akzeptiert haben. Das Gesetz, wie es im Bundesgeetzblatt veröffentlicht worden ist und in Kraft getreten st, ist dadurch regelrecht durchlöchert worden und onnte im Endeffekt nicht mehr greifen. Das ist die ahrheit. Ich hoffe, dass der fiskalische Schaden, der durch be rügerische Geschäfte entsteht, durch die Vorschläge, die ir zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetruges vorgeegt haben, ein Stück weit eingedämmt wird. Unser Ziel ind Betrugsbekämpfung und Vereinfachung. Dazu steen wir. Ich hoffe sehr, dass sich die unionsregierten änder im Bundesrat unserem Ansinnen anschließen erden. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507305100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Andreas

inkwart.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1507305200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Der vorliegende Gesetzentwurf enthält mehrere
aßnahmen, die zur Verschärfung der Besteuerung füh-

en und die die Rechte der Steuerzahler auf Wahrung des
atenschutzes und des Steuergeheimnisses einschrän-
en. Aus diesen Gründen lehnen wir, die Freien Demo-
raten, den Gesetzentwurf ab.


(Joachim Poß [SPD]: Schutzpatron der Steuerhinterzieher!)


Vielleicht lesen Sie einmal nach, was der Bundes-
atenschutzbeauftragte diesbezüglich festgestellt hat.
Bei der Güterabwägung zwischen dem Recht des
ürgers auf informationelle Selbstbestimmung und einer
airen Besteuerung auf der einen Seite sowie der Einnah-
eerzielungsabsicht des Staates auf der anderen Seite
ntscheiden Sie sich mit dem vorliegenden Entwurf
das sollte insbesondere Bündnis 90/Die Grünen zu
enken geben – einseitig für rein fiskalische Ziele. Ich
öchte dies an drei Beispielen verdeutlichen, über die
ir bereits gesprochen haben. Frau Westrich hat sich
war sehr bemüht – das wollen wir auch anerkennen –,
ber leider haben wir keine Lösung finden können.






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Dr. Andreas Pinkwart

Erstes Beispiel. Ihr Gesetzentwurf sieht vor, dass von

Bürgern eingelegte Rechtsmittel durch gesetzliche Fik-
tion als zurückgewiesen angesehen werden. Wir halten
dies – auch aus verfassungsrechtlicher Sicht – für mehr
als bedenklich.


(Beifall bei der FDP)

Dies gilt insbesondere, weil die Zurückweisungsfiktion
auch Einsprüche und Änderungsanträge von Steuerzah-
lern erfassen soll, die erfolgreich sein müssen, weil die
Entscheidung zugunsten der Bürger ausfallen würde.

Zweites Beispiel. Nachdem der Bundesfinanzhof die
Auffassung der Finanzverwaltung zum anschaffungs-
nahen Aufwand verworfen hat, soll diese für die Steu-
erpflichtigen positive Entscheidung nach Ihrem Entwurf
künftig nicht mehr gelten. Diese Änderung lehnen wir
ab, da sie von notwendigen baulichen Maßnahmen in-
nerhalb der ersten drei Jahre nach Anschaffung eines
Gebäudes abhält und gleichzeitig der Sicherung und
Schaffung legaler Arbeitsplätze im Bausektor entgegen-
wirkt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Drittes Beispiel. Ihr Entwurf sieht die Einführung

einer Steueridentnummer vor, und zwar auch für Neu-
geborene und Kinder, obwohl sie überwiegend nicht
steuerpflichtig sind. Hierbei hat der Bundesdatenschutz-
beauftragte die Verhältnismäßigkeit der Mittel in Zwei-
fel gezogen. Wir hoffen sehr, dass dem Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit bei der weiteren Umsetzung mehr
Rechnung getragen wird als in Ihrem Entwurf.


(Beifall bei der FDP)

Abschließend will ich deutlich machen: Sie sprechen

zwar in Ihrem Gesetzentwurf von Vereinfachung, bauen
aber weitere Verkomplizierungen ins Steuerrecht ein.
Dies gilt insbesondere für die Ausnahme von der Aus-
nahme bei Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschlä-
gen. Sie, aber auch Koch und Steinbrück haben bislang
nicht die Kraft aufgebracht, bei diesem Thema nach der
Rasenmähermethode vorzugehen und Steuervergünsti-
gungen gleichmäßig abzubauen. Die Bemühungen ge-
hen uns nicht weit genug.

Der Entwurf sieht eine weitere Verkomplizierung des
Steuerrechts vor, die sich ungerecht für den Steuer zah-
lenden Bürger auswirkt. Ich nenne dafür ein Beispiel: Es
ist aus unserer Sicht nicht verständlich, dass bei einer an-
gestellten Hebamme Zuschläge für Arbeiten, die sie an
Sonn- und Feiertagen oder in der Nacht verrichtet, steu-
erbefreit sind und bei einer freiberuflich tätigen Heb-
amme nicht.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr! Das stimmt an dieser Stelle wirklich!)


Hier muss der Steuerzahler gerechter behandelt werden.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Lydia Westrich. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir haben vorhin über die Hightech-Zukunft unseres andes sehr leidenschaftlich diskutiert. Dieses Gesetz es trägt den prosaischen Namen Steueränderungsgeetz – ermöglicht den verstärkten Einsatz von Hightech n der Steuerverwaltung; es erleichtert die Einführung iner elektronischen Lohnsteuerkarte. Es ermöglicht en Arbeitgebern die Datenübertragung per Knopfdruck irekt an die Behörde. Es kommt der Vorstellung der oalitionsfraktionen näher, dass Arbeitnehmer irgendann in naher Zukunft ihre Steuererklärung quasi per ostkarte einreichen können. Dies ist ein erster Schritt in iese Richtung. Rot-Grün wird diese Vorstellung verirklichen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507305300
Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1507305400

Hinzu kommt die Einführung einer bundeseinheitli-
hen Steuernummer. Herr Merz hat es ebenfalls gefor-
ert; Herr Pinkwart hat dies abgelehnt. In den meisten
ändern ist solch eine einheitliche Steuernummer selbst-
erständlich. Nur in Deutschland zieht fast jeder Woh-
ungswechsel eine neue Steuernummer nach sich. Da-
enschutzrechtliche Bedenken konnten ausgeräumt
erden. Herr Pinkwart, das müssen Sie ehrlicherweise
ugeben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Nicht alle Bedenken! Sie wurden relativiert!)


urch dieses einheitliche Ordnungsmerkmal wird wie-
er ein Hemmnis auf dem Weg zum Ausbau der elektro-
ischen Datenübermittlung bei den Finanzverwaltungen
bgebaut.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Neben der Modernisierung und Vereinfachung enthält

ieses Gesetz auch wichtige Erleichterungen für die
teuerbürger. Zum Beispiel werden Eltern von Pflege-
indern und von behinderten Kindern von lästigen
achweisen befreit. Mir liegt gerade ein Fall vor, in dem
ie Kindergeldkasse von jemandem eine detaillierte
ufstellung der Kosten gefordert hat. Das ist ein unmög-
icher Zustand. Diese Eltern haben es schon schwer ge-
ug. Deswegen bin ich froh über diese Regelung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Regelungen zur doppelten Haushaltsführung gel-
en für mobile Arbeitnehmer über die Grenze von zwei
ahren hinaus. Dies hat uns das Bundesverfassungsge-
icht aufgetragen. Wir sind dem selbstverständlich nach-
ekommen.
Wir schaffen für die Bankkunden – das machen wir

erne – einen öffentlich-rechtlichen Anspruch auf eine
ährliche Bescheinigung über die Kapitalerträge und
eräußerungsgewinne. So können sie in Zukunft ihre
teuererklärung ganz problemlos abgeben. Eigentlich ist






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Lydia Westrich

das ein ganz selbstverständliches Recht der Bankkun-
den. Viele Kreditinstitute praktizieren das mittlerweile
als Serviceleistung. Von daher weiß ich nicht, woher ein
zusätzlicher Verwaltungsaufwand kommen soll. Für die
weniger kundenfreundlichen Banken wird es eigentlich
höchste Zeit, diesen Service ebenfalls zu erbringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch wenn die Abgeltungsteuer eingeführt wird, be-
halten die jährlichen Erträgnisbescheinigungen ihre Be-
rechtigung, da es bei uns noch viele Steuerzahler gibt,
die einen Steuersatz von unter 25 Prozent haben und mit
dieser Bescheinigung dann problemlos Steuern zurück-
erhalten können. Hierbei geht es einfach um eine Er-
leichterung für die Steuerzahler. Das ist wichtiger als ein
eventueller Mehraufwand einiger Banken, für die das
Wort Service ein Fremdwort ist.

Wir setzen EU-Richtlinien um, aber auch EU-Vor-
schriften im Umsatzsteuerbereich. Vor allem das
nimmt die Opposition zum Anlass, den Gesetzentwurf
abzulehnen. Wir kennen das von Ihnen: Große Worte
von Subventionsabbau. Sie fordern die Verbreiterung der
Steuerbasis. Sie wollen einfache Steuergesetze. Sie ma-
chen große Pressekonferenzen. Aber wenn es dann kon-
kret wird, wird der Schwanz eingezogen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Grenzwertige Behauptungen!)


„Schließen von Steuerschlupflöchern im Konkreten“ ist
für die Damen und Herren von der Opposition anschei-
nend ein Fremdwort.

Die eigentlich selbstverständliche Tatsache, dass Be-
triebsausgaben, die die Steuern gemindert haben, irgend-
wann der Besteuerung zugeführt werden müssen, scheint
noch nicht Allgemeingut bei der Union und der FDP zu
sein.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: An Vereinfachung ist dann doch nicht viel drin!)


Das tut mir sehr Leid, weil das eigentlich zum Grund-
wissen in diesem Bereich gehört.

Ihre Fachkollegen aus den Finanzministerien der Län-
der sind da ganz anderer Meinung. Sie sehen mit Miss-
vergnügen die Steuereinnahmen davonschwimmen und
fordern die Schließung von Regelungslücken und die ge-
richtsfeste Verankerung im Gesetz. Dem kommen wir
hiermit nach. Aber bis zu Ihnen hier im Bundestag ist
das noch nicht gedrungen.

Es ist schade, dass sich die Opposition ihrer gesell-
schaftlichen Verantwortung in diesem Bereich nicht be-
wusst ist. Gravierend ist das vor allem im Umsatzsteuer-
bereich. Herr Rzepka, Sie haben selbst die Zahlen
angesprochen. Die anschauliche Schilderung des Bun-
desrechnungshofs dazu, was sich im Bereich des – kri-
minellen – Umsatzsteuermissbrauchs tut, müsste bei
jedem verantwortlichen Politiker die Alarmglocken
schrillen lassen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: 18 Milliarden!)


ur bei Ihnen ist das nicht der Fall.
Außerdem ist der fortwährende Missbrauch der Um-

atzsteuerregelungen natürlich eine eklatante Wettbe-
erbsverzerrung zulasten vieler seriöser Unternehmen.
a Sie genau wissen, dass es langwierig sein wird, das
msatzsteuersystem europaweit umzustellen, sollten Sie
it uns gemeinsam alles tun, den Umsatzsteuerbetrug
it wirksamen Maßnahmen zu bekämpfen. Der vorlie-
ende Gesetzentwurf ist ein guter Schritt dazu.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507305500

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-

ionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen so-
ie von der Bundesregierung eingebrachten Entwürfe
ines Zweiten Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vor-
chriften. Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 15/1928, die ge-
annten Gesetzentwürfe als Zweites Gesetz zur
nderung steuerlicher Vorschriften in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Ent-
altungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
atung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
ie Stimmen der Opposition angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben,
enn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Enthaltungen gibt es
icht. Der Gesetzentwurf ist damit in dritter Lesung mit
en Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ge-
en die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen
orden.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 18 a und 18 b auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Peter

Paziorek, Katherina Reiche, Marie-Luise Dött,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Strategie für eine nachhaltige Chemiepolitik in
Deutschland und Europa
– Drucksache 15/1356 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union






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Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit

Homburger, Angelika Brunkhorst, Daniel Bahr

(Münster), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der FDP
Leistungsfähigkeit der deutschen Chemiewirt-
schaft im europäischen Rahmen sichern
– Drucksache 15/1332 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Debatte eine halbe Stunde vorgesehen. – Es gibt keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Abgeordnete Katherina Reiche.


Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1507305600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Im Jahr der Chemie als Chemikerin zum Chemie-
standort Deutschland zu sprechen kommt nicht alle Tage
vor. Deshalb freue ich mich auch über die Gelegenheit.

Im Januar 2003 hat die Bundesregierung mit viel
Tamtam und Show das Jahr der Chemie eingeläutet. Ich
zitiere aus einer Presseerklärung:

Seit Mitte Januar ist er „on the road“: Justus, der
Chemie-Truck zum Jahr der Chemie, ist auf Tour
durch ganz Deutschland.

Doch was hat die Bundesregierung in diesem Jahr ei-
gentlich unternommen, um den Chemiestandort wirklich
wettbewerbsfähig zu machen? Der Bundesregierung ist
es nicht gelungen, die Belastungen, die den deutschen
Unternehmen durch REACH auf europäischer Ebene
drohen, zu minimieren oder gar aus dem Weg zu räu-
men. Die Belastungen durch den EU-Kommissionsvor-
schlag sind weiterhin erheblich und liegen deutlich über
den Vorgaben des Weißbuchs der EU-Kommission vom
27. Februar 2001.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deutliche Abschwächung!)


Nach wie vor bildet ein bürokratisches und kostspieliges
Registrierungsverfahren die Grundlage des Vorschlages.

Bundeswirtschaftsminister Clement hat REACH übri-
gens als Testfall für die EU-Industriepolitik bezeichnet.
Es scheint so zu sein, dass dieser Testballon nun zer-
platzt. Die Unternehmensberatung Arthur D. Little hat
im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Arbeit eine Studie erstellt, aus der hervorgeht, dass
durch die geplante EU-Chemikalienpolitik allein in der
Chemiefaser- und Textilindustrie ein Abbau von
17 500 Arbeitsplätzen zu befürchten ist.

Die Unternehmen in den USA wachsen aufgrund von
günstigen industriepolitischen Rahmenbedingungen; sie
sind dynamisch. Deutsche Unternehmen verlieren
Marktanteile in der Welt, und zwar signifikant. Zu die-

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(C (D em Schluss kommt jüngst eine Studie der Boston Conulting Group. Deshalb muss es die Aufgabe der deutchen und auch der europäischen Politik sein, egulatorische Hürden für Unternehmen aus dem Weg zu äumen und nicht ständig neue zu schaffen. (Beifall bei der CDU/CSU – Horst Kubatschka [SPD]: Wie wäre es denn, wenn Manager mal ihr Geld verdienten!)


berzeugen Sie die schwedische Umweltkommissarin
allström, die zwar Elche und Wald kennt, aber keine
hemische Industrie, von der Bedeutung dieses Indus-
riezweiges für Deutschland.

(Lachen bei der SPD – Winfried Hermann [BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN]: Sparwitz!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Koa-

ition, lassen Sie nicht zu, dass die Chemikalienpolitik in
uropa zu einer Wachstums- und Innovationsbremse
ird. Die chemische Industrie in Deutschland ist eine
er Schlüsselindustrien. Mit einem Umsatz von über
33 Milliarden Euro und circa 460 000 Beschäftigten ist
ie ein ganz wesentlicher Eckpfeiler der deutschen In-
ustrie. Nach dem World Competitiveness Yearbook
003 liegt Deutschland bezüglich seiner wirtschaftlichen
ettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich nur
uf Platz 15. Besonders schlecht fällt hierbei die Bewer-
ung der wirtschaftsrelevanten Gesetzgebung, des Bil-
ungswesens, des Arbeitsmarktes und der Steuerpolitik,
us. Deutschland droht, mittelfristig in die zweite Liga
er Industriestandorte abzusteigen. Damit die chemische
ndustrie weiterhin ihren Beitrag leisten kann, sind in
iesen Politikfeldern konsequente Reformen notwendig.
Die Globalisierung schreitet fort, der Wettbewerb
ird härter. Wir werden nie die Billigsten sein, also müs-
en wir die Besten sein. Deshalb ist unser wichtigstes
apital das Wissen; das müssen wir voll einsetzen. In-
ovationen, natürlich auch die in der chemischen Indus-
rie, sind abhängig von der Qualität und der Wettbe-
erbsfähigkeit des deutschen Bildungssystems. Wenn
ir ein starker Industriestandort bleiben und auch in Zu-
unft sein wollen, dann müssen wir langfristig ein quali-
iziertes Arbeitskräfteangebot sichern. Wenn die Zu-
unftsfähigkeit Deutschlands als Innovationsstandort
esichert werden soll, ist ein ganzheitlicher Reforman-
atz notwendig. Schon in der Schule muss die Grundlage
elegt werden, sodass über Studium und berufliche Wei-
erbildung der Weg hin zum lebenslangen Lernen führt.
ierzu gehört zum Beispiel im schulischen Bereich auch
ine fundierte Allgemeinbildung in Mathematik und den
aturwissenschaften, gerade in einer zunehmend von
echnik und Naturwissenschaften geprägten Welt. Eine
aturwissenschaftliche Ausbildung kann durchaus auch
n der Grundschule beginnen. Unser Hauptziel muss
ein, dass die Schüler wieder adäquat auf ihre Ausbil-
ung vorbereitet werden. Derzeit werden sie es nicht.
Für mich ist es ganz besonders wichtig, Begeisterung

ür Naturwissenschaften und Technik zu wecken. Na-
en wie Justus von Liebig, Adolf von Baeyer, Robert
unsen oder auch Karl Ziegler stehen für eine ganz
roße Chemietradition in Deutschland. Tatsache ist aber






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

auch, dass ein Chemienobelpreis letztmalig 1988 an ei-
nen Deutschen vergeben wurde. Den hier eingetretenen
Rückstand müssen wir aufholen. Hier muss man auch
das Hochschulsystem ins Auge fassen. Wir müssen un-
ser Hochschulwesen wieder konkurrenzfähig machen.
Dazu gehört, dass die Universitäten ihre Studenten selbst
auswählen können. Für das Chemiestudium hieße das
zum Beispiel, dass man nach einer einjährigen Orientie-
rungsphase einen Eignungstest durchführt.

Hochschulen wollen und sollen unternehmerisch tätig
werden können. Es herrscht eine Aufbruchstimmung, die
die Politik nutzen muss. Die Bildungsministerin ist nicht
mehr anwesend; sonst würde ich ihr sagen: Schaffen Sie
das Verbot von Studiengebühren ab, entschlacken Sie
das Hochschulrahmengesetz


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auweia! Jetzt sind Sie aber weit weg von der Chemiepolitik!)


und schaffen Sie eine Basis dafür, dass die Universitäten
exzellente Absolventen hervorbringen!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Jeder spricht davon, wovon er am wenigsten versteht, Frau Reiche!)


Meine Damen und Herren, Chemie ist das, was knallt
und stinkt, Physik ist das, was nie gelingt. Diese angebli-
che Weisheit muss von jemandem stammen, der von Na-
turwissenschaften nicht viel versteht.


(Horst Kubatschka [SPD]: Das weise ich als Chemiker von mir!)


Die Chemie ist ein bedeutender Innovationsmotor und
gibt die meisten Anstöße für neue Produkte, zum Bei-
spiel in der Automobilindustrie, dem Maschinenbau, der
Nachrichtentechnik oder bei neuen Werkstoffen. Das gilt
auch – die Grünen wird es besonders freuen, das zu
hören –, wenn es darum geht, nachhaltig zu wirtschaften,
zum Beispiel durch die Wärmedämmung von Häusern.

Mit unserem Antrag wollen wir erreichen, dass der
Chemiestandort Deutschland konkurrenzfähig bleibt.
Stimmen Sie unserem Antrag zu und stärken Sie somit
die chemische Industrie in Deutschland!

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine Rede des Chemiekomplotts!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507305700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Heinz Schmitt.

Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1507305800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hinsicht-
lich der Anträge der FDP und der Union zur europäi-
schen Chemiepolitik, über die wir heute diskutieren,
lässt sich leicht feststellen, dass beide Vorlagen längst
nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Das Verfahren zur
Neuordnung der Chemiepolitik auf europäischer Ebene

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(C (D st bereits viel weiter fortgeschritten als das, was Ihren nträgen zu entnehmen ist. Mittlerweile liegt ein umangreiches Konsultationsverfahren der Europäischen ommission hinter uns. Mit der am 29. Oktober dieses ahres vorgelegten Verordnung der Kommission ist das esetzgebungsverfahren auf europäischer Ebene nun ofiziell eingeleitet. Selbst wenn man diesen Aspekt zunächst einmal au er Acht lässt, hat man den Eindruck – das bezieht sich uch auf Ihre Rede, Frau Reiche –, dass Sie sich nur eineitig mit dieser Materie befassen. Nur so ist zu erklären, ass in beiden Anträgen nur die eine Seite der Medaille etrachtet wird. Im FDP-Antrag zum Beispiel ist zu lesen, es müsse erhindert werden, dass durch die neue europäische hemiepolitik „ein unnötiger und kostspieliger bürokraischer Aufwand entsteht“. Im Antrag der CDU/CSU ist on einem „Übermaß an Bürokratie und Regulierung“ it „Folgeschäden“ für die Industrie die Rede. Meine Damen und Herren von der Opposition, wenn s das einzige Anliegen der Kommission wäre, neue uflagen und neue Bürokratie zu schaffen, würde ich Ihen ja durchaus zustimmen. Niemand hier im Hause will er Chemieindustrie in Deutschland und in Europa bermäßiges oder gar Unnötiges zumuten. Da sind wir ns einig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ber so einfach können wir es uns wirklich nicht ma-
hen. Wenn in der Chemiepolitik alles zum Besten wäre,
ie dem Antrag der FDP zu entnehmen ist, dann wäre
ie neue Verordnung der Kommission in der Tat nicht
innvoll. Aber so ist es nicht.
Auf dem Gebiet der Chemikalienpolitik besteht drin-

ender Handlungsbedarf. Wir reden heute unter anderem
arüber, dass es für 95 Prozent der Chemikalien, die auf
em Markt sind, keine ausreichenden Informationen
ibt. Wir reden darüber, dass wir bei vielen Chemikalien,
ie uns tagtäglich und überall im Alltag begegnen, die
isiken für Umwelt und Gesundheit nicht genau kennen.
ir reden auch über den zukünftigen Umgang mit Che-
ikalien von allerhöchster Giftigkeit.
Darum geht es in erster Linie, wenn die Europäische
nion jetzt eine Neuordnung des Chemikalienrechtes
nstrebt. Das, meine Damen und Herren von der Opposi-
ion, ist die andere Seite der Medaille, die Sie in Ihren
nträgen gerade einmal am Rande streifen. Ihre Anträge
ind also nicht nur bezüglich der Aktualität überholt, sie
ind auch inhaltlich völlig unzureichend. Deshalb müs-
en wir sie ablehnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im CDU/CSU-Antrag zum Beispiel ist die Rede da-
on, dass Sicherheitslücken bei importierten Stoffen be-
tünden. Das ist bereits in die Verordnung aufgenommen.
n anderer Stelle heißt es, dass der Bereich der Arznei-
ittelwirkstoffe von den Regelungen in der Verordnung
usgenommen werden solle. Arzneimittel, mit denen wir






(A) )



(B)


Heinz Schmitt (Landau)


täglich zu tun haben, die die Gesundheit und das Lebens-
gefühl der Menschen bestimmen, sollen ausgenommen
werden? Das sind Dinge, die nicht mit den Anforderun-
gen zusammenpassen, die sich ergeben haben.

Die Neuordnung des europäischen Chemikalienrech-
tes ist eine absolute Notwendigkeit. Sie ist aber zugleich
eine Chance für die Chemieindustrie und für den Indus-
triestandort insgesamt. Diese Notwendigkeit wird deut-
lich, wenn man sich einmal die Lücken in den aktuellen
Regelungen für Chemikalien ansieht. Im Augenblick
wird in der Chemikalienpolitik noch zwischen so ge-
nannten Neu- und Altstoffen unterschieden. Für Stoffe,
die seit 1981 auf den Markt gebracht wurden, gibt es
hohe Sicherheitsanforderungen. Aber es gibt auch Tau-
sende von chemischen Altstoffen, die bereits vor 1981
auf dem Markt waren. Gerade über diese Stoffe wissen
wir nicht genügend, um ihre Gefährlichkeit beurteilen zu
können.

Das soll sich nun mit der neuen Verordnung ändern.
Alt- und Neustoffe werden zukünftig in der neuen Che-
mikalienpolitik gleich behandelt. Wichtig ist dabei auch
die Gleichbehandlung von europäischen Herstellern und
von Importeuren chemischer Substanzen. Dadurch las-
sen sich Verzerrungen beim Wettbewerb vermeiden.

Kernstück der Verordnung ist das so genannte
REACH-System. Das neue System sieht eine Registrie-
rungspflicht für einen Großteil chemischer Substanzen
vor. In einem Zeitraum von ungefähr elf Jahren sollen
diese Substanzen einheitlich bei einer neuen europäi-
schen Chemieagentur erfasst und relevante Sicherheits-
daten bereitgestellt werden. Ab einer bestimmten Her-
stellungsmenge pro Jahr wird es für Stoffe eine
Überprüfung durch staatliche Behörden geben. Beson-
ders gefährliche Stoffe sollen außerdem einem Zu-
lassungsverfahren unterworfen werden. Der Begriff
REACH steht für Registration, Evaluation and Authori-
sation of Chemicals.

Über die Notwendigkeit, das jetzige System zu ver-
bessern, bestand schon in der Vergangenheit Einverneh-
men bei den politisch Verantwortlichen und bei der In-
dustrie selbst. Diese grundsätzliche Übereinstimmung
kommt auch in der so genannten gemeinsamen Bewer-
tung der neuen Chemiepolitik deutlich zum Ausdruck.
Diese Bewertung wurde von der Bundesregierung, vom
Verband der Chemischen Industrie und von der Indus-
triegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie gemein-
sam erarbeitet. Das Positionspapier nennt Kritikpunkte
an Einzelregelungen im Verordnungsentwurf. Die Not-
wendigkeit eines neuen Systems und eines hohen Ni-
veaus für den Schutz der menschlichen Gesundheit und
der Umwelt wird jedoch grundsätzlich anerkannt.

Die Kommission hat ihrerseits im offiziellen Verord-
nungsentwurf, der am 29. Oktober vorgelegt wurde, be-
reits auf viele Kritikpunkte des Konsultationsverfahrens
reagiert und Änderungen vorgenommen. Damit ist ein
guter Ansatz gefunden, die Chemiepolitik auf europäi-
scher Ebene in die richtige Richtung weiterzuentwi-
ckeln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Auch was die Kosten angeht, ist man der Industrie ntgegengekommen. Die Kommission schätzt die Kosen für die Umsetzung von REACH auf ungefähr ,5 Milliarden Euro; wie gesagt, verteilt auf elf Jahre. as ist eine Größenordnung, die vertretbar erscheint; enn diesen Kosten steht auf der anderen Seite ein groer Nutzen gegenüber. Nach vorsichtigen Schätzungen ntsteht etwa 1 Prozent der Gesundheitskosten aller EUänder durch Erkrankungen im Zusammenhang mit hemikalien. Das sind ungefähr 7 Milliarden Euro pro ahr. Eine bessere Kenntnis der Gesundheitsrisiken urch Chemikalien kann helfen, diese Kosten zu senken. Bei der Debatte wird übersehen – dieser Punkt kommt uch in Ihren Anträgen nicht vor –, dass in dem neuen ystem auch große ökonomische Potenziale liegen. uch dies wurde von der Industrie bisher nicht ausreihend gewürdigt. Ein funktionierendes europäisches Chemikaliensys em kann die europäische Chemieindustrie zum Vorreiter ür einen sicheren, vertrauenswürdigen Umgang mit hemischen Substanzen machen. Sachverständige sprehen schon jetzt davon, Europa könne zu einem Leadarkt für Chemikalien werden. Auch wenn es durchaus nterschiedliche Meinungen bei der Ausgestaltung von etails gibt: Man darf die Chancen des neuen Systems icht außer Acht lassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aus diesen genannten Gründen befürwortet die SPD-
undestagsfraktion das Vorhaben der Europäischen
ommission, das neue REACH-System zügig in gelten-
es Recht umzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir sehen darin nicht nur deutliche Fortschritte für den
mwelt- und Gesundheitsschutz beim Umgang mit Che-
ikalien. Wir sehen darin auch die Chance für die euro-
äische Chemieindustrie insgesamt, mit neuen und siche-
en Produkten ihre Spitzenposition auf dem Weltmarkt
u behaupten und auszubauen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns deshalb die Chancen für die Umwelt,
ie Gesundheit, den Verbraucherschutz und für eine er-
olgreiche Entwicklung des Industriestandortes Deutsch-
and gemeinsam nutzen!
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507305900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Birgit Homburger.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Horst Kubatschka [SPD]: Jetzt geht es wieder rund! Geschwindigkeit!)

)






(A) )



(B) )



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1507306000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben seit einigen Tagen den Verordnungsentwurf
der EU-Kommission zur Chemikalienpolitik vorliegen.
Es ist wichtig, heute deutlich zu machen, dass dieser ins-
besondere für die Bundesrepublik Deutschland von gro-
ßer Bedeutung ist. Die Chemiewirtschaft gehört bei uns
zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Deutschland be-
sitzt in Europa die mit Abstand größte Chemieindustrie.
Gut ein Viertel des Umsatzes mit chemischen Produkten
in der EU wird in deutschen Unternehmen erwirtschaf-
tet.

Weil das so ist, haben wir uns vonseiten der FDP-
Fraktion sehr frühzeitig diesem Prozess gewidmet. Be-
reits Anfang 2001, als von der EU-Kommission das
Chemikalien-Weißbuch vorgelegt wurde, hat die FDP
deshalb als erste Fraktion im Deutschen Bundestag einen
Antrag eingebracht und die Bundesregierung aufgefor-
dert, auf die Gestaltung chemikalienrechtlicher Vorga-
ben auf europäischer Ebene sachgerecht Einfluss zu neh-
men. „Sachgerecht“ bedeutet: unter Berücksichtigung
aller Faktoren, die eine Rolle spielen, also unter Berück-
sichtigung sowohl ökologischer und gesundheitlicher als
auch ökonomischer und sozialer Fragestellungen; denn
mit diesem Bereich sind auch Arbeitsplätze verbunden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Leider wurde dieser Antrag von der rot-grünen Mehr-
heit im Deutschen Bundestag abgelehnt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: So sind die halt!)

Das hinderte allerdings den Bundeskanzler überhaupt
nicht daran, sich dieser Angelegenheit wenige Tage spä-
ter persönlich anzunehmen.


(Ulrike Mehl [SPD]: Das war länger geplant!)

– Frau Mehl, es war so. – Im März 2002 wurde von der
Bundesregierung, den Gewerkschaften und der chemi-
schen Industrie ein gemeinsamer Standpunkt zur euro-
päischen Chemikalienpolitik vorgelegt, der in seinen
wesentlichen Inhalten unserem Antrag, den Sie kurz zu-
vor abgelehnt hatten, entsprach.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Mittlerweile hat es weitere Verbesserungen gegeben.

Aber ich muss feststellen, dass trotz aller Verbesserun-
gen im Detail ein Grundproblem bestehen bleibt: Die
Gefährlichkeit von Chemikalien bestimmt sich nach de-
ren Anwendung und nicht nach den stofflichen Eigen-
schaften; das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen.
Es sind also noch nicht alle Bedenken ausgeräumt.

Weiterhin sieht die FDP Anlass zur Sorge, dass auf-
grund der neuen europäischen Regelungen zur Chemika-
lienpolitik ein unnötiger, kostspieliger und insbesondere
für kleine und mittlere Unternehmen existenzbedrohen-
der bürokratischer Aufwand entsteht, ohne dass die Um-
welt und die menschliche Gesundheit hiervon in ir-
gendeiner Weise profitieren würden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Ich möchte noch auf Herrn Schmitt eingehen. Sie düren nicht vergessen, dass wir in Deutschland schon heute in vorbildliches Sicherheitsniveau beim Umgang mit hemikalien haben. Es droht, dass mit dieser Verordung den Zielen des Chemikalienrechts ein Bärendienst rwiesen wird. Es wäre absolut absurd, wenn erhebliche nd sachlich nicht begründete Nachteile für den Chemietandort Deutschland widersinnigerweise dazu führen ürden, dass Produktionsstandorte, bei denen auf Geundheitsund Umweltschutz kein Wert gelegt wird, an ttraktivität gewinnen. Deshalb haben wir vonseiten der FDP einen Antrag orgelegt, in dem die Bundesregierung nochmals aufgeordert wird, aktiv zu werden. Zu begrüßen ist, dass die undesregierung ihre Position zur Chemikalienpolitik or kurzem prompt erneut konkretisiert und aktualisiert at. Deswegen kann ich Sie von Rot-Grün und auch die undesregierung nur zu weiterer Einsicht ermuntern. ir erwarten Ihre Zustimmung zu unserem Antrag erne. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Antje Vogel perl. Dr. Antje Vogel-Sperl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507306100
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Mit dem Entwurf für eine neue europäische
hemikalienverordnung stehen wir vor der letzten gro-
en umweltpolitischen Herausforderung der 80er-Jahre.
iese Verordnung wird uns einen bedeutenden Schritt
ach vorn bringen.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Das glauben auch nur Sie!)


Die Prinzipien der Produktverantwortung und der Be-
eislastumkehr finden erstmals Eingang in den Bereich
er Verwendung und Kontrolle von Chemikalien. Künftig
üssen eben nicht die Behörden den Nachweis erbrin-
en, dass ein Stoff gesundheitsgefährdend ist, sondern
ersteller und Weiterverarbeiter. Was für Elektrogeräte
tc. eine Selbstverständlichkeit ist, gilt künftig genauso
ür die Sicherheit von Chemikalien, bevor sie auf den
arkt kommen, gemäß dem Prinzip: no data, no market.
Bis dato werden diese Anforderungen nur an Neu-

toffe gestellt. Durch die Wissenslücke über die Wirkun-
en der Altstoffe auf Mensch und Umwelt ergibt sich
ine mögliche Gesundheitsbelastung, die mit dem An-
pruch eines vorsorgenden Umwelt- und Gesundheits-
chutzes nicht vereinbar ist. Das existierende Altstoff-
erfahren hat sich zudem als äußerst ineffizient
rwiesen. Nur etwa 30 Stoffe konnten in rund zehn Jah-
en abschließend bewertet werden. Das heutige Chemi-
alienrecht bietet zu wenig Anreize für Innovationen,
eil für die Verwendung von Altstoffen einerseits und
on neu entwickelten Chemikalien andererseits unter-
chiedliche Regelungen bestehen.






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vogel-Sperl

Die neue Verordnung wird 39 Richtlinien und zwei

Verordnungen in einer Verordnung zusammenfassen.
Das bedeutet: Klarheit, Transparenz und Bürokratieab-
bau.

Chancen bietet das neue REACH-System in vielfacher
Hinsicht. Durch die Verankerung der Produktverant-
wortung eröffnet sich der europäischen Chemieindustrie
die Möglichkeit, sich mit qualitativ hochwertigen, siche-
ren und ökologisch innovativen Produkten Zukunfts-
märkte zu sichern. Langfristig werden ökologisch unbe-
denkliche Stoffe die gefährlichen ersetzen.

Produkte, die mit sicheren Chemikalien hergestellt
werden, haben das Vertrauen der Verbraucherinnen und
Verbraucher auf ihrer Seite. Dies gilt nicht nur für die
Verbraucher in Europa; ich denke an „Made in Europe“
als Exportschlager.

Gleichzeitig besteht die einmalige Chance, durch ein
effektives, systematisches Chemikalienmanagement in
erheblichem Umfang Kosten im Umwelt- und Gesund-
heitsschutz einzusparen,


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Zu sparen?)


und zwar ganz im Sinne des Vorsorgeprinzips.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Von diesen Chancen, meine sehr verehrten Kollegin-

nen und Kollegen von der Opposition, lese ich in Ihren
Anträgen leider nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ganz im Gegenteil: Sie blenden all dies völlig aus und
warnen nur einseitig vor hohen Kosten und bürokrati-
schen Lasten für die Unternehmen. Dies haben Sie be-
reits getan, lange bevor eine seriöse Diskussionsgrund-
lage überhaupt auf dem Tisch lag.

Teile Ihrer Bedenken sind inzwischen überholt. Im
Laufe des Konsultationsprozesses sind gerade für die
mittelständischen Unternehmen und die nachgeschalte-
ten Anwender sehr viel praktikablere Regelungen gefun-
den worden. Aus den genannten Gründen stimmen wir
Ihren Anträgen auch nicht zu.

Widmen wir uns doch lieber gemeinsam dem nun
vorliegenden Entwurf und dem anstehenden Gesetzge-
bungsverfahren auf EU-Ebene. Auch ich sehe gravie-
rende Defizite – selbst im Vergleich mit der gemeinsa-
men Position von Bundesregierung, VCI und IG BCE –
in dem nun vorliegenden Entwurf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Unabdingbar ist eine verbindliche Regelung, doppelte
Wirbeltierversuche auszuschließen und eine gemein-
same Nutzung von Daten seitens der Unternehmen vor-
zuschreiben, wie es in Deutschland schon Standard ist.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Richtig! Das haben wir eingeführt!)


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(C (D lternative tierversuchsfreie Testmethoden müssen chnellstmöglich anerkannt und verbindlich Eingang in ie Verordnung finden. Mit dem REACH-System sollte ie Chance genutzt werden, tierversuchsfreie Testverfahen international zu etablieren. Verlässliche Aussagen über mögliche Risiken sind ach dem vorliegenden Entwurf nur für ein Drittel aller egistrierpflichtigen Stoffe möglich. Ein aussagekräftier Mindestdatensatz für Zwischenprodukte muss Betandteil der Verordnung sein. Ein solcher ist bereits seit 997 aufgrund der freiwilligen Selbstverpflichtung der hemischen Industrie in Deutschland Standard. Weiterhin werden zwar gleiche Anforderungen an ersteller und Importeure von Stoffen gestellt. Es muss ber gleichzeitig eine Lösung gefunden werden, um zu erhindern, dass schadstoffbelastete Konsumgüter über ie Hintertür nach Europa kommen. Fazit: Diese Kritikpunkte müssen im Zuge des Ge etzgebungsverfahrens Eingang in die Verordnung finen. Bei einer effektiven, praktikablen Umsetzung wird EACH einen essenziellen Beitrag zum vorsorgenden mwelt-, Gesundheitsund Verbraucherschutz liefern. leichzeitig eröffnet dieses Konzept der chemischen Inustrie in ganz Europa die Chance, sich mit ökologichen Innovationen Standortvorteile auf den internatioalen Märkten zu sichern. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507306200

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Marie-Luise Dött.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1507306300

Wenn ich in die Begründung des Verordnungsvor-

chlags der Europäischen Kommission zur Novellierung
es europäischen Chemikalienrechts schaue, sehe ich
ort drei Zielsetzungen. Zunächst verfolgt die Neurege-
ung die Verbesserung der Sicherheit von Chemikalien.
arüber haben wir heute schon einiges gehört. Ich bitte
ie aber, auch die anderen beiden Zielsetzungen nicht zu
ernachlässigen. Sie lauten: Förderung von Innovation
nd Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der europäi-
chen chemischen Industrie.
Die Chemie ist eine Schlüsselbranche in Deutsch-

and und Europa. Allein in Deutschland stellt sie
60 000 Arbeitsplätze und erwirtschaftet einen Ge-
amtumsatz von 133 Milliarden Euro im Jahr. Gerade in
er heutigen Zeit ist es wichtig, einem Wirtschaftsmo-
or wie der chemischen Industrie und dem Chemikali-
nhandel Anreize zu Wachstum und Innovationsfreu-
igkeit zu geben.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordne ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

n der Theorie stimme ich also mit den Zielsetzungen
on Frau Wallström und Herrn Liikanen völlig überein.






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött

Die Praxis spricht jedoch eine ganz andere Sprache.

Schon der Konsultationsvorschlag der Kommission war
ein bürokratisches Monster, das de facto zum Stillstand
der deutschen Chemikalienwirtschaft geführt hätte. Zum
Glück hat sich die Vernunft zumindest in Teilbereichen
durchgesetzt.

Der letzte Woche veröffentlichte Verordnungsent-
wurf wurde gegenüber dem vorangegangenen in we-
sentlichen Punkten geändert. Nichtsdestotrotz bleiben
erhebliche Mängel. Allein die Tatsache, dass das Werk
insgesamt über 1 000 Seiten umfasst, steht für sich. Ich
befürchte, dass hier letzten Endes Regelungen geschaf-
fen werden, die an Unübersichtlichkeit dem alten Che-
mikalienrecht in nichts nachstehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das heißt nicht, dass ich mich gegen eine Neurege-

lung ausspreche. Im Gegenteil: Das zersplitterte europäi-
sche Chemikalienrecht mit seinen über 40 Richtlinien
und Verordnungen muss durch eine klare und prakti-
kable Regelung, durch die Innovationen gefördert wer-
den und Wettbewerbsfähigkeit gesteigert wird, abgelöst
werden.

Was die Kommission jetzt vorgelegt hat, ist ein um-
fangreiches, komplexes, bürokratisches und aufwendiges
Regulierungsverfahren. Die Erfüllung der Anforderun-
gen des Registrierungsverfahrens ist zu zeitintensiv. Um
die umfangreichen Unterlagen zusammenzustellen, ist
ein Vorlauf von fünf bis zwölf Monaten notwendig. Das
anschließende behördliche Verfahren kann bis zu neun
Monate dauern. Das bedeutet erhebliche Zeitverluste ge-
rade auch bei der Markteinführung neuer Chemikalien.

Wir müssen also im weiteren Gesetzgebungsverfah-
ren sicherstellen, dass das Innovationspotenzial der
europäischen Chemieindustrie gegenüber dem Welt-
markt durch diese zeitliche Verzögerung nicht erheblich
geschwächt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Von den einzelnen Unternehmen wird die Auflistung

unglaublicher Datenmengen verlangt: Daten für die Re-
gistrierung, Daten für die Evaluierung, Daten für die
Präregistrierung. Daneben bestehen umfangreiche Vor-
anfrage- und Meldepflichten.

Bei all der Datengemenge ist nicht klar, ob sie dem
Verbraucher überhaupt nützen. Ich frage Sie daher: Wa-
rum kann die Datenerhebung nicht an die tatsächliche
Exposition, an die tatsächliche Gefahrenprognose ge-
knüpft werden? Die Stoffe werden zum Teil in nur ganz
geringen Mengen verarbeitet. Ihre Ungefährlichkeit ist
erkennbar, da sie schon mehrere Jahrzehnte auf dem
Markt sind. Warum müssen für solche Stoffe diverse
Sicherheitsdaten zusammengestellt werden?

Leidtragende dieser Politik sind vor allem die mittel-
ständischen Unternehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Diese machen einen Großteil der Unternehmen der che-
mischen Branche aus. Circa 90 Prozent der Betriebe in
der deutschen Chemieindustrie haben weniger als

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(C (D 00 Mitarbeiter. Sie verfügen nicht über dieselbe Persoalkompetenz wie große Industrieunternehmen. Sie könen die komplexe Administration zur Bewältigung der aten-, Stoffund Geldströme im Reach-Prozess nicht o einfach bewältigen. Auch wenn die kleinen und mittelständischen Un ernehmen die Mengenschwelle von 10 Tonnen eines toffes pro Jahr nicht überschreiten, sind sie dennoch on der Verordnung betroffen. Hier hat die Europäische ommission in der Öffentlichkeit ein falsches Bild aufommen lassen. Die Aussage, durch die Anhebung der engenschwelle würden nur noch 10 000 anstatt 30 000 toffe in das System kommen, ist schlichtweg falsch. uch bei weniger als 10 Tonnen eines Stoffes muss er ach der Verordnung registriert werden. Diese Daten erden zwar nicht zentral erfasst, trotzdem bringt allein ie Registrierung einen großen Aufwand mit sich: Die nternehmen müssen Tests durchführen und die Daten usammenstellen. Danach ist der Stoff registrieren zu assen. Allein der behördliche Vorgang dauert 30 Tage. ie Vorarbeit wird die Unternehmen ein Vielfaches an eit kosten. Es heißt, einem nackten Mann könne man nicht in die asche greifen. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Chemieindustrie ist aber nicht nackt!)


m Falle unserer mittelständischen Unternehmen werden
ir Tag für Tag eines Besseren belehrt. Die vorgelegte
erordnung trägt ihren Teil dazu bei. Den kleinen Be-
rieben fehlen schlichtweg die finanziellen Mittel, um
isikoanalysen durchführen zu können. Die Kosten für
ie Registrierung der Stoffe sind in kleinen und großen
nternehmen in absoluten Zahlen gesehen zwar gleich
och, die Belastungen sind aber immer auch im Verhält-
is zum Umsatz zu sehen. Wenn man diese Relation be-
rachtet, so merkt man, dass die Kosten bei den Mittel-
tändlern erheblich höher ausfallen.
Kleine Unternehmen leben häufig von Einzelaufträ-

en und Spezialanfertigungen. Zur Herstellung eines
anz speziellen Klebstoffes oder eines Spezialproduktes
ür die Elektrotechnik wird dann auch nur ein kleines
olumen der Chemikalie gebraucht.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507306400

Frau Kollegin, denken Sie an Ihre Redezeit.

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1507306500

Ich habe Ihren Hinweis schon gesehen. Vielen Dank,

rau Präsidentin. – Trotzdem ist die im Verhältnis auf-
endige Registrierung durchzuführen. Das Verhältnis
on Kosten und Ertrag ist dadurch empfindlich gestört.
Nun will zumindest der Staatssekretär im Bundesum-
eltministerium, Herr Baake, die Verpflichtung, einen
icherheitsbericht zu erstellen, von 10 000 auf 30 000
toffe erweitern, sprich, er will die Mengenschwelle
ieder anheben. Ich hoffe, es handelt sich dabei nicht
m einen weiteren umweltpolitischen Alleingang
eutschlands, sondern nur um den Alleingang eines
taatssekretärs.






(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507306600

Frau Kollegin, Sie können Ihre Rede nicht mehr zur

Gänze vortragen. Bitte kommen Sie zum Schluss.

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1507306700

Ein letzter Satz. Ich fordere Sie daher auf, sich im Mi-

nisterrat für eine schlanke, bürokratiearme und mittel-
standsfreundliche Regelung einzusetzen. Ich gehe davon
aus, dass Sie das auch tun werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte denken Sie etwas mehr an die Menschen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507306800

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/1356 und 15/1332 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-

regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Modernisierung des Investmentwesens und
zur Besteuerung von Investmentvermögen

(Investmentmodernisierungsgesetz)

– Drucksachen 15/1553, 15/1671 –

(Erste Beratung 63. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi-

nanzausschusses (7. Ausschuss)

– Drucksachen 15/1896, 15/1944 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Horst Schild
Leo Dautzenberg


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/1901 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Walter Schöler
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Finanzplatz Deutschland weiter fördern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Michael
Meister, Heinz Seiffert, Leo Dautzenberg, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU
Förderung des Finanzplatzes Deutschland

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(C (D – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Hans-Joachim Otto Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Finanzplatz Frankfurt stärken – Drucksachen 15/930, 15/748, 15/369, 15/1296 – Berichterstattung: Abgeordnete Lothar Binding Leo Dautzenberg Interfraktionell ist für die Aussprache eine halbe tunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. ann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst ie Parlamentarische Staatssekretärin Barbara endricks. D Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Mit dem Investmentmodernisierungsgesetz hat as Bundesministerium der Finanzen Entwürfe für ein ufsichtsrechtliches Investmentgesetz und ein Investmentteuergesetz vorgelegt. Dieses Gesetzesvorhaben setzt ie im Finanzmarktförderplan 2006 angelegte Finanzarktpolitik der Bundesregierung fort. Es ist ein entcheidender Schritt zur Modernisierung und Steigerung er Attraktivität des Finanzplatzes Deutschland. Wesentliche Änderungen und Neuerungen sind: ufhebung der gesetzlichen Fondstypen, Einführung eies vereinfachten Verkaufsprospektes, Einführung eines uropäischen Passes für Verwaltungsgesellschaften, Abenkung des Anfangskapitals für Kapitalanlagegesellchaften, Regelung zur Auslagerung von Tätigkeiten von apitalanlagegesellschaften, Regelung zur Kostentransarenz, Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens ür Vertragsbedingungen, Neuregelung der Meldepflichn gegenüber der Bundesanstalt für Finanzdienstleisngsaufsicht, Einführung einer Investmentaktiengesellchaft mit veränderlichem Kapital und Neuregelung des ertriebs. Die Rahmenbedingungen im Bereich des Investmentesens werden damit weiter harmonisiert und die Vorchriften unter Beachtung der unterschiedlichen Interesen an die geänderten Bedürfnisse der Branche, der ufsicht und natürlich der Anleger angepasst. Der erielte Interessenausgleich wird von allen Beteiligten als elungen bezeichnet. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU])

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1507306900

Erstmalig werden Bestimmungen zur Zulassung und
egulierung von Hedgefonds, die im Gesetz als Sonder-
ermögen mit zusätzlichen Risiken bezeichnet werden,
eschaffen. Der Finanzplatz Deutschland ist aus Sicht
er Bundesregierung reif für diese Produkte, für die ein
roßes Bedürfnis bei institutionellen und privaten Anle-
ern besteht. In der Anhörung der Verbände des Invest-
entwesens haben die Sachverständigen bestätigt, dass






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

es sich um einen gelungenen Gesetzentwurf handelt, der
geeignet ist, die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes
Deutschlands zu fördern und einen attraktiven Markt
auch für ausländische Anbieter von Investmentproduk-
ten zu schaffen. Dies gilt auch für die Vorschriften zur
Regelung von Hedgefonds. Diese Produkte können in
Zukunft auch in Deutschland aufgelegt werden und die
Gesellschaften müssen nicht mehr in andere Staaten aus-
weichen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist es!)

Damit werden wir auch hoch qualifizierte Arbeitsplätze
in Deutschland gewinnen können.

Änderungsanträge insbesondere zu den Regelungen
zu Hedgefonds sind ganz überwiegend berücksichtigt
worden. Single-Hedgefonds können wie die Dach-
Hedgefonds als Publikumsfonds aufgelegt, aus Gründen
des Anlegerschutzes aber nicht öffentlich vertrieben
werden. Der Vertrieb im Wege der Privatplatzierung darf
nur durch Kreditinstitute und Finanzdienstleister mit ei-
ner Erlaubnis zur Anlage- und Abschlussvermittlung er-
folgen. Dagegen können Dach-Hedgefonds wegen der
höheren gesetzlichen Anforderungen an die Manager
wie herkömmliche Fonds auch über Vermittler, die kei-
ner Erlaubnis bedürfen, öffentlich vertrieben werden.
Auch hier zeigt sich, dass die Bundesregierung an einem
Ausgleich der Interessen der Branche und der Verbrau-
cherschützer interessiert war und überzeugende Lösun-
gen gefunden hat.

Im Investmentsteuergesetz werden die bisherigen
steuerrechtlichen Regelungen zusammengefasst. In
Reaktion auf ein EU-Vertragsverletzungsverfahren rich-
tet sich die Besteuerung bei inländischen und ausländi-
schen Investmentfonds künftig in gleicher Weise danach,
ob der Steuerpflichtige die erforderlichen Besteuerungs-
grundlagen nachweisen kann. Ist ihm dies nicht möglich,
wird eine pauschale Steuer erhoben. Empfehlungen der
Ausschüsse des Bundesrates insbesondere zu den steuer-
rechtlichen Regelungen hat die Bundesregierung nach
Prüfung durch eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des
Bundes und der Länder weitgehend berücksichtigt.

Die Fraktionen haben in der Sitzung des Finanzaus-
schusses des Bundestages am 5. November, also vorges-
tern, diese und weitere Änderungen sowie den Gesetz-
entwurf insgesamt einstimmig angenommen. Einen
weiteren Diskussionsbedarf gab es dabei nicht mehr. Der
mitberatende Rechtsausschuss hat ebenfalls einstimmig
zugestimmt, während der Haushaltsausschuss sein zu-
stimmendes Votum nur mit den Stimmen der Regie-
rungskoalition abgegeben hat.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit deshalb meinen
herzlichen Dank fraktionsübergreifend an alle Kollegin-
nen und Kollegen richten, die im Finanzausschuss mit
ihrer konstruktiven Zusammenarbeit mit dafür gesorgt
haben, dass sich Deutschland auch auf dem Gebiet des
Investmentwesens neu positionieren kann.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Stefan Müller. Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! is vor einiger Zeit war auf Großflächenplakaten überall u lesen: „Deutschland bewegt sich“. Ich möchte zuächst einmal feststellen, dass wir alle nicht wissen wahrscheinlich auch Sie nicht –, wohin wir uns beween. Aber ich freue mich, dass sich zumindest beim Kaitalmarktrecht etwas bewegt; ich habe das schon bei der xpertenanhörung gesagt. Deswegen haben wir den esetzentwurf zum Investmentmodernisierungsgesetz itgetragen. Natürlich haben wir auch verschiedene Änerungsvorschläge eingebracht. Ich darf mich an dieser telle ganz herzlich bei den Kollegen Berichterstattern er anderen Fraktionen bedanken, dass wir diesen Enturf einvernehmlich auf den Weg bringen konnten. Wir stehen heute vor der Situation, dass deutsche ondsgesellschaften Investmentfonds im Ausland aufleen, aber in Deutschland vertreiben. Mittlerweile wird und ein Drittel des Fondsvermögens deutscher Investentgesellschaften nicht mehr in Deutschland aufgelegt, ondern in Luxemburg. Der Grund dafür liegt – das wird llgemein anerkannt – darin, dass die Rahmenbedingunen in unseren Nachbarländern insgesamt für attraktiver ehalten werden als hierzulande. Ganz offensichtlich gibt es in Europa also ein Flexibi itätsund Regulierungsgefälle. Dieses wollen wir – dain sind wir uns einig – zu unseren Gunsten beheben. uf der einen Seite betrifft dies das Kapitalmarktrecht. enn in anderen Ländern gibt es nun einmal gesetzliche egelungen für innovative Finanzprodukte, während ies bei uns nicht der Fall ist. Auf der anderen Seite berifft dies – das ist, so denke ich, noch viel wichtiger – ber auch die Aufsicht. Fonds in anderen Ländern, insesondere in Luxemburg, können nämlich sehr viel chneller aufgelegt und vertrieben werden, als das in eutschland der Fall ist. n Luxemburg zum Beispiel braucht die Aufsicht etwa ine Arbeitswoche, um einen Fonds zuzulassen; in eutschland dauert es zuweilen – wenn es sich nicht um in Standardprodukt handelt – Wochen bis Monate. Ich enke, hier besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat bereits im rühjahr in ihrem Antrag zur Förderung des Finanzplates Deutschland auf den intensiven internationalen Wettewerb zwischen den Finanzplätzen hingewiesen. In der nhörung zu den Anträgen im Finanzausschuss ist noch inmal deutlich geworden, dass Deutschland in erster Liie ein Vertriebsstandort für Finanzdienstleistungen und rst in zweiter Linie ein Produktionsstandort ist – aber uch nur für solche Finanzprodukte, die am Heimatmarkt bgesetzt werden können. Es ist uns also bis heute nicht elungen, aus Deutschland einen Produktionsstandort ür innovative Finanzmarktprodukte zu machen, die ann europaoder gar weltweit abgesetzt werden können. Stefan Müller Für mich heißt dies: Deutschland ist eben kein inter nationaler Finanzplatz, wie das immer behauptet wird. Ich darf in diesem Zusammenhang Bundesbankpräsident Ernst Welteke zitieren, der gesagt hat: Den Gedanken, dass wir einen Wettbewerb mit dem Finanzplatz London gewinnen können, sollten wir vergessen. – Er hat natürlich Recht: Unsere Konkurrenten heißen nicht London und New York, sondern Luxemburg, Irland und die Schweiz. Umso wichtiger ist es, dass wir klare und verlässliche Rahmenbedingungen für die Finanzdienstleistungsbranche in Deutschland schaffen. Wir brauchen diese Rahmenbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Finanzwirtschaft zu stärken. Schließlich trägt – das ist in der Anhörung noch einmal betont worden – die Finanzdienstleistungsbranche in Deutschland rund 5 Prozent zur Bruttowertschöpfung unseres Landes bei. Wir haben deshalb bereits im Frühjahr Vorschläge zur Modernisierung des rechtlichen Rahmens gemacht und entsprechende Änderungen angemahnt. In diesem Sinne leistet das nunmehr vorliegende Investmentmodernisierungsgesetz einen wesentlichen Beitrag zur Fortentwicklung des Finanzplatzes Deutschland. Die Zusammenfassung von KAGG und Auslandsinvestmentgesetz wird dazu führen, dass die Genehmigungsverfahren in Deutschland beschleunigt werden und der Anlegerschutz verbessert wird. Die Anpassung der steuerrechtlichen Regelungen im Investmentwesen soll die Ungleichbehandlung inländischer und ausländischer Fondsvermögen abmildern. Zudem könnte die Zulassung und Regulierung von Hedgefonds in Deutschland zum Aufbau einer deutschen Hedgefondsindustrie führen. Dies kann – Sie haben es gerade angesprochen, Frau Staatssekretärin – bestenfalls dazu beitragen, dass neue Arbeitsplätze in diesem Bereich in Deutschland geschaffen werden; schließlich können diese Fondsprodukte aus Deutschland dann auch im Ausland verkauft werden. Die Äußerungen inländischer und ausländischer Investmentbanker klingen auf jeden Fall vielversprechend. Wir dürfen auf diesem Stand natürlich nicht stehen bleiben. Ich bitte uns alle, darauf zu achten, dass wir aktuelle Entwicklungen in der Finanzdienstleistungsbranche immer wieder aufgreifen. Dabei müssen wir uns vor Augen halten – auch das ist deutlich geworden –, dass oberste Priorität bei der Stärkung des Finanzplatzes ganz eindeutig die Verbesserung der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben muss. Dazu gehören für mich eine grundlegende Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, eine aktivierende und leistungsfördernde Steuerpolitik sowie der Abbau bürokratischer Hemmnisse. Gerade dieser Punkt ist hinsichtlich der Kreditwirtschaft für mich von ganz wesentlicher Bedeutung. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Susanne Kastner)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507307000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1507307100

(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die Anhörung im Juni dieses Jahres hat gezeigt, dass ein anderer Wirtschaftszweig so stark reguliert ist und ass keine andere Branche in einer solchen Art und eise durch Kontrollund Meldepflichten für staatliche ufgaben herangezogen wird. Insofern ist es für mich icht verständlich, warum Sie im Steueränderungsgesetz ach wie vor auf der Verpflichtung zur Erstellung einer ahreserträgnisaufstellung bestehen. Dies wird zu einer eiteren Belastung der Kreditwirtschaft führen. ie müssen sich die Vorschläge von Herrn Merz einmal enauer anschauen. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das hat Herr Eichel gemacht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ort ist davon nichts zu lesen.
Zumindest sind wir mit dem neuen Investmentmoder-

isierungsgesetz auf dem richtigen Weg, den Finanzplatz
u stärken und ein Stück weit leistungsfähiger zu ma-
hen. Deswegen ist es auch für den Finanzplatz ein
ichtiges Signal, dass wir dieses Gesetz gemeinsam be-
chließen. Wir haben in den vergangenen Wochen und
onaten eine positive Grundeinstellung gegenüber der
inanzwirtschaft bewiesen. Diese sollten wir uns erhal-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507307200

Nächster Redner ist der Kollege Hubert Ulrich, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Hubert Ulrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507307300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir reden heute erneut über ein zentrales
hema, das neue Investmentmodernisierungsgesetz, das
inen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des
irtschafts- und Finanzplatzes Deutschland hat. Diese
iskussion über den Finanzmarkt darf man nicht losge-
öst von den allgemeinen Tendenzen sehen,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist es!)

ie das Klima immer beeinflussen. Diese allgemeinen
endenzen


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Gehen in die falsche Richtung!)


ntwickeln sich im Moment wieder einigermaßen posi-
iv: Die Arbeitslosigkeit geht zurück. Deutschland ist der
efahr einer Rezession endgültig entronnen; das ist ein
anz wichtiger Punkt, wie man von dieser Stelle aus ein-
al feststellen sollte. Was noch wichtiger ist: Die Stim-
ung in der deutschen Wirtschaft hellt sich nach und
ach auf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Umso wichtiger ist, dass das Vorziehen der dritten
tufe der Steuerreform wirklich umgesetzt wird.
benso wichtig ist es – dabei spielen Sie als Opposition






(A) )



(B) )


Hubert Ulrich

eine ganz zentrale Rolle –, dass man den Standort
Deutschland weiter gutredet und nicht schlechtredet. Da-
bei tragen Sie eine große Verantwortung.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Warten wir mal ab!)


Das ganze Hin und Her um das Vorziehen der dritten
Stufe der Steuerreform ist einfach kontraproduktiv. Es ist
aber wichtig, eine positive Grundstimmung in diesem
Land zu schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Hier ist die Opposition als eine Art Nebenregierung über
den Bundesrat ebenso in der Verantwortung.

Es ist nicht sehr hilfreich, wenn einer Ihrer Minister-
präsidenten, Ministerpräsident Müller aus dem Saarland,
in die sich weiterhin positiv entwickelnde Grundstim-
mung ein Stichwort wie die Erhöhung der Mehrwert-
steuer in die Diskussion einwirft.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Reden Sie einmal zum Thema!)


Sie wissen, dass Steuererhöhungen die Konjunktur ab-
würgen würden. Allein schon die Diskussion darüber ist
für das gesamte Land schädlich.

Wir reden heute über ein Thema, über das sich Regie-
rung, Koalition und Opposition einig sind, nämlich über
den Finanzplatz Deutschland.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr gut! Zum Thema!)


Das ist auch gut so. Gerade die Diskussion um den
Finanzplatz ist beispielhaft für die Gesamtdiskussion.
Diese Papiere, die zur Abstimmung vorliegen, unter-
scheiden sich nur marginal. Einen Unterschied gibt es in
der Frage: Wo siedeln wir die zentrale Börsenaufsicht
an? Soll sie ihren Sitz in Frankfurt, in Bonn oder an bei-
den Standorten haben? Über solche Punkte kann man
sich einigen. Vom Grundsatz her macht die aktuelle Dis-
kussion um die Fonds in den Vereinigten Staaten, aber
auch die aktuelle Diskussion um die New Yorker Börse
klar, wie wichtig eine zentrale Börsenaufsicht ist. Was
Deutschland auch fehlt, ist eine Stimme am Tisch der
Europäischen Union zu diesem Thema. Dort kommen
wir bis heute nicht vor.

Ein anderer Punkt wie die zentrale Schwerpunkt-
staatsanwaltschaft


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Daran ist aber nicht die Opposition schuld!)


ist ebenfalls wichtig. – Auf so einen Zwischenruf
möchte ich eigentlich gar nicht eingehen. – Die Einfüh-
rung einer zentralen Schwerpunktstaatsanwaltschaft
würde den Finanzplatz Deutschland zusätzlich nach
vorne bringen. Schließlich ist es heute leider immer noch
so, dass 90 Prozent aller Verfahren, die bei der Staatsan-
waltschaft zur Anzeige gebracht werden, eingestellt wer-
den. Das hängt teilweise damit zusammen, dass die
Kompetenz nicht gebündelt ist.

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(C (D Ich will die Gelegenheit der Debatte über den Finanzlatz Deutschland nutzen, um eine andere Diskussion ufzugreifen, die in den letzten Tagen durch die Presse egeistert ist, nämlich die Diskussion über das Dreisäuenmodell der deutschen Bankenlandschaft. Es gibt ein WF-Gutachten und entsprechende Äußerungen aus der olitik, die in die Richtung gehen, man sollte unser Dreiäulenmodell, das aus Sparkassen, Genossenschaftsbanen und Privatbanken besteht, dem angelsächsischen ystem anpassen. Das heißt, auch Sparkassen und Geossenschaftsbanken sollten von den Großbanken überommen werden können. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ist das eine Aufforderung an Ihre Regierung?)


Man muss sich einmal klar machen, was das bedeuten
ürde. Zuständig hierfür – Sie wissen das – sind die
änder. Einer der CDU-Wirtschaftsminister, nämlich der
irtschaftsminister Georgi aus dem Saarland, hat diese
iskussionsrunde bereits im letzten Jahr zum Nachteil
er Sparkassen und Genossenschaftsbanken eröffnet.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ein ganz großes und bedeutendes Land!)


iese Diskussion wäre unserem gesamten Finanzwesen
ehr abträglich. Der IWF hat auf der einen Seite festge-
tellt, dass das deutsche Bankenwesen gerade wegen des
reisäulenmodells sehr stabil und effizient arbeitet.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


r verlangt aber auf der anderen Seite, dass wir das Drei-
äulenmodell verändern. Man muss sich einmal klar ma-
hen, wer im Wesentlichen die Finanzierung des deut-
chen Mittelstandes sichert. Das sind nun einmal nicht
ie Großbanken, sondern die Sparkassen und die Genos-
enschaftsbanken. Würde man den Verbund, der heute
wischen den Genossenschaftsbanken und Sparkassen
xistiert, angehen, dann würde das sehr schnell zu einem
ominoeffekt führen. Man würde den gesamten Ver-
und zerschlagen. Die Folge wäre, dass Großbanken wie
um Beispiel die Deutsche Bank die Sparkassen über-
ehmen und die lukrativen Privatkunden behalten wür-
en, aber die gesamte Mittelstandsfinanzierung verlot-
ern ließen, so wie sie es heute auch schon machen. Das
äre ein sehr großes Problem. Deshalb auch der Appell
on dieser Stelle an die Landesminister, egal welcher
ouleur, bei dieser Diskussion vorsichtig zu sein und das
reisäulenmodell in diesem Lande zu erhalten.
Meine Redezeit ist leider um. Ich bedanke mich für

ie Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Schade, ich hätte gerne weiter zugehört! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Es war ganz nett!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507307400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Hermann Otto

olms, FDP-Fraktion.






(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507307500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir reden
heute über das Investmentmodernisierungsgesetz. Das
steht auf der Tagesordnung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es ist zwar interessant, über das Dreisäulenmodell zu
sprechen, aber es hat mit dem heutigen Thema nichts zu
tun.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das steht in den Finanzmarktpapieren!)


Die FDP-Bundestagsfraktion wird diesem Gesetz zu-
stimmen. Ich will diese Zustimmung mit einem Dank an
die Mehrheit in diesem Hause und die Bundesregierung
verbinden, einem Dank dafür, dass es gelungen ist, an
diesem Thema gemeinsam zu arbeiten und auf die Ein-
wände, Ergänzungsvorschläge und hilfreichen zusätzli-
chen Informationen aus der Praxis einzugehen, die wir
auch in der Anhörung gehört haben. Ich freue mich, dass
die Mehrheit auch Vorschläge aus den Oppositionsfrakti-
onen berücksichtigt hat, sodass es möglich wird, nun ge-
meinsam dieses Gesetz zu verabschieden, und zwar mit
der Hoffnung und dem Ziel, dass dies ein neuer und we-
sentlicher Beitrag zur Stärkung des Finanzplatzes
Deutschland sein wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Hoffnung, die sich daraus ergibt, ist die, dass

Deutschland nicht nur ein Vertriebsstandort für Produkte
aus dem Ausland sein wird, egal ob diese von deutschen
oder von ausländischen Firmen geschaffen worden sind,
sondern dass es gelingen möge, dass Deutschland selber
auch als Produktionsstandort wieder ins Zentrum ge-
rückt werden kann. Nach Gesprächen mit vielen Sach-
verständigen habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass es
Sachverstand in Deutschland in ausreichender Weise
gibt, sodass wir alle Voraussetzungen haben, um uns als
Produktionsstandort für Fondsprodukte wieder in
den Wettbewerb einbringen zu können und vielleicht
auch kreativen Neuentwicklungen den Weg zu bereiten.
Das wäre für diesen Standort wichtig. Deswegen hoffe
ich, dass das auch gelingt.

Ich will noch eine weitere Bemerkung machen. Das
Vertrauen in den Standort, insbesondere was den Ka-
pitalmarkt betrifft, ist die entscheidende Voraussetzung
dafür, dass ein solcher Finanzplatz funktioniert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dazu hat der Journalist Bernd Wittkowski in der „Bör-
sen-Zeitung“ einen sehr zutreffenden Satz gesagt:

Wäre die Finanzpolitik der Bundesregierung auch
nur annähernd von der Qualität wie ihre Finanz-
marktpolitik, dann ginge es Deutschland besser.


(Beifall bei der FDP und der CDU/ CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Recht hat er!)


Deswegen will ich daran erinnern, Frau Staatssekretä-
rin: Vertrauen für den Finanzmarkt zu schaffen bedeutet

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(C (D ehr als die Schaffung von Finanzmarktförderungsgeetzen oder eine Liberalisierung bei den Fondsproduken. Es geht darüber hinaus darum, durch die Steuerpoliik und mit Kontrollinstrumenten eine Kultur zu chaffen, die den Sparern – seien es deutsche oder ausändische Sparer – das Vertrauen gibt, in Deutschland zw. in deutsche Produkte zu investieren und damit die oraussetzungen für einen fungiblen Finanzmarkt zu chaffen, der den Investitionsbedürfnissen gerecht wird nd das erforderliche Eigenkapital für die mittelständiche Wirtschaft bereitstellt, sodass es auf dem Arbeitsarkt wieder aufwärts gehen kann. Die Diskussion über die Wiedereinführung der Verögensteuer, die Abschaffung der Erbschaftsteuer, (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist es! Erbschaftsteuer bringt nichts!)


ontrollmitteilungen usw. hat eine gegenteilige Wir-
ung. Deshalb erinnere ich noch einmal daran: Wenn wir
ie Zukunft dieses Landes gestalten wollen, müssen wir
erücksichtigen, dass alle genannten Faktoren zusam-
engehören.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507307600

Nächster Redner ist der Kollege Horst Schild, SPD-

raktion.

Horst Schild (SPD):
Rede ID: ID1507307700

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Wir sind uns zumindest in einem Punkt einig, Herr
olms: Mit dem heute zur Beratung stehenden Gesetz-
ntwurf werden die Rahmenbedingungen für den deut-
chen Finanzmarkt wesentlich verbessert.
Wir haben uns bereits ausgiebig gegenseitig gelobt.

ch finde die konstruktive Zusammenarbeit bei der Bera-
ung des Gesetzesvorhabens durchaus erfreulich. Die
rau Staatssekretärin hat die Fraktionen gelobt. In die-
em Zusammenhang darf ich wiederum das BMF loben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn durch die konstruktive Zusammenarbeit auch mit
hrem Hause war es uns möglich, viele offene Fragen,
ie im Zuge des Beratungsverfahrens noch zu klären wa-
en, zumindest so weit zu klären, dass wir heute feststel-
en können: Mit dem zu verabschiedenden Gesetz haben
ir einen wesentlichen Schritt nach vorne getan. Mögli-
herweise werden in der Zukunft noch einige Fragen zu
lären sein, wobei wir sicherlich in der gleichen vertrau-
nsvollen Weise vorgehen werden wie heute.
Die Zusammenarbeit ist auch deshalb wichtig, weil

avon ein positives Signal für den Finanzplatz Deutsch-
and ausgeht. Gleichzeitig wird signalisiert, dass hinter
er Finanzmarktpolitik ein hohes Maß an Verlässlichkeit
teht. Das ist, glaube ich, allen wichtig, die sich in die-
em Bereich engagieren.
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass wir im Fi-

anzausschuss viele Anregungen des Bundesrates aufge-






(A) )



(B) )


Horst Schild

nommen haben. Ich möchte noch auf eines hinweisen.
Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme mit großer
Sorge auf die mit der Verabschiedung des Gesetzes ver-
bundenen hohen Steuerausfälle verwiesen. Ich weise
darauf hin – das ist kein Geheimnis –, dass insbesondere
die lange vor uns hergeschobene gebotene Gleichstel-
lung der steuerlichen Behandlung von in- und ausländi-
schen Fonds letztlich mit den hohen Steuerausfällen be-
gründet wurde. Diese Steuerausfälle werden wir in
Zukunft zu tragen haben.

Der Bundesrat hat auch darauf aufmerksam gemacht,
dass im Rahmen des Subventionsabbaus dafür Sorge ge-
tragen werden muss, dass diese Steuerausfälle kompen-
siert werden. Wir haben dazu Vorschläge vorgelegt. Ich
hoffe, dass in der Phase, in der es um die Kompensation
dieser Steuerausfälle geht, die Bereitschaft zur Mitwir-
kung genauso groß ist wie jetzt.

Ich möchte noch kurz darauf hinweisen, welche Be-
deutung der Finanzsektor in unserer Volkswirtschaft hat.
Das wird bisweilen unterschätzt. Der Anteil der Brutto-
wertschöpfung im Finanzsektor ist schon jetzt mit un-
gefähr 5 Prozent größer als zum Beispiel der Anteil der
Automobilindustrie mit 3 Prozent. Das muss berücksich-
tigt werden; denn es hat Bedeutung für unseren Arbeits-
markt.

Deswegen schafft der Gesetzgeber jetzt die Rahmen-
bedingungen, die den deutschen Finanzdienstleistern
den internationalen Wettbewerb erleichtern und ihnen
die Chance bieten, an diesem Wettbewerb teilzunehmen.
Dazu gibt es keine Alternative, jedenfalls keine, die wir
politisch für verträglich halten. Denn die Alternative be-
stünde darin, hinzunehmen, dass große Bereiche von
Finanzdienstleistungen zu anderen Standorten wie
New York oder London abwandern.

Es ist auch festgestellt worden, dass wir mit den Sach-
verständigen große Übereinstimmung erzielt haben. Wir
verbessern eindeutig auch den Schutz der Anleger durch
die Transparenzregeln und die Vorschriften betreffend
die Verkaufsprospekte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte abschließend noch auf den steuerlichen
Teil, das Investmentsteuergesetz, eingehen. Das, was wir
lange vor uns hergeschoben haben, wird am 1. Januar
2004 endlich Wirklichkeit – das habe ich schon ange-
deutet –: die steuerliche Gleichbehandlung von in-
und ausländischen Fonds. Aber im Hinblick auf den
steuerlichen Teil muss man auch sagen: Nach der Re-
form ist vor der Reform! Wir haben die Absicht, eine
Reform der Kapitaleinkommenbesteuerung zum 1. Ja-
nuar 2005 zu verwirklichen. Die Besteuerung der Invest-
menterträge muss darin eingebunden werden.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Da sind wir einmal gespannt!)


Aus Vereinfachungsgründen sieht der derzeitige Entwurf
eines Investmentmodernisierungsgesetzes den Wegfall
der so genannten Zwischengewinnbesteuerung vor. Das
ist vertretbar, wenn zukünftig eine private Veräußerungs-

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(C (D ewinnbesteuerung greift. Ich weise nur auf die Vorchläge Ihres Kollegen Merz hin, der das aufgegriffen at. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Also konstruktiv?)


Das ist konstruktiv.
Wir werden über die Frage der steuerlichen Behand-

ung sicherlich noch diskutieren. Wir müssen abwarten,
elche Erfahrungen mit dem Gesetz gemacht werden.
ch hoffe, dass der Finanzplatz Deutschland und insbe-
ondere die Anleger das neue Gesetz positiv aufnehmen
erden. Dann wäre der heutige Tag erfolgreich gewesen.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507307800

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Leo
autzenberg, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1507307900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der vor-

iegende Entwurf eines Investmentmodernisierungsge-
etzes – lassen Sie mich das vorwegnehmen – ist gut.
in von Anfang an guter Gesetzentwurf wurde durch die
rgebnisse der Anhörung und die Zusammenarbeit im
inanzausschuss in relevanten Punkten noch entschei-
end verbessert. Das ist ein Beispiel dafür, dass sich eine
achverständigenanhörung gelohnt hat; denn die sachli-
hen Punkte, die in der Anhörung vorgebracht worden
ind, haben nachher tatsächlich Eingang in die Gesetzge-
ung gefunden. Ich wünsche mir das auch für die zu-
ünftigen Anhörungen zu anderen Gesetzentwürfen im
inanzausschuss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zusammenfassung von Kapitalanlage- und Auslands-
vestmentgesetz, erstmalige Zulassung von Hedgefonds
Deutschland, verkürzte Genehmigungsverfahren für
onds, Umsetzung der europäischen Richtlinie über Orga-
ismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren und
teuerliche Gleichbehandlung in- und ausländischer
onds, das sind die wichtigsten Regelungen des Invest-
entmodernisierungsgesetzes. Herr Kollege Schild, Sie
aben zu Recht auf den fiskalischen Aspekt der Steuer-
indereinnahmen infolge der steuerlichen Gleichbe-
andlung von in- und ausländischen Fonds abgehoben.
ber dadurch werden am Produktionsstandort Deutsch-
and neue Arbeitsplätze geschaffen und nehmen auch die
inanzaktivitäten zu, was wiederum die Besteuerungs-
rundlage vergrößert und letztlich der Einnahmenseite
ugute kommt.
Herr Kollege Ulrich, es wäre sicherlich reizvoll, bei

en Beratungen über den Entwurf eines Investmentmo-
ernisierungsgesetzes auch auf die Gesichtspunkte der
reigliedrigkeit des deutschen Bankensystems einzu-
ehen. Ich empfehle Ihnen aber, unseren Antrag zum






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg

Finanzplatz Deutschland zu lesen. Dort finden Sie die
entscheidenden Punkte und erfahren Sie, wie wir die
Dreigliedrigkeit einschätzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Bereich der öffentlich besonders diskutierten Zu-

lassung von Hedgefonds wurden wichtige Anpassun-
gen des Gesetzentwurfes erzielt. So sollen Single-
Hedgefonds nun auch als Publikumsfonds aufgelegt
werden können, was dieses Instrument sowohl für An-
bieter als auch für Anleger deutlich interessanter machen
dürfte. Gleichzeitig ist der Anlegerschutz – darauf ist
schon hingewiesen worden – durch weitere Vertriebsbe-
schränkungen verbessert worden. Da auch die Bedin-
gungen für Dach-Hedgefonds etwa im Bereich der Anla-
gemöglichkeiten verbessert wurden, sind wir überzeugt,
dass hier gute rechtliche Rahmenbedingungen geschaf-
fen werden, um Deutschland – das ist schon mehrmals
betont worden – nicht nur als Vertriebsstandort, sondern
auch als Produktionsstandort von Hedgefonds attraktiv
zu machen.

Zudem bin ich überzeugt, dass wir hier mit Blick auf
die aktuellen Entwicklungen auf europäischer Ebene
– das Europäische Parlament regt eine Harmonisierung
der Hedgefondsregulierung in Europa an – eine gute
Vorleistung erbracht haben.

Weitere Änderungen gegenüber dem ursprünglichen
Gesetzentwurf betreffen die Meldepflichten der Kapital-
anlagegesellschaften, die Pflicht zur Prüfung des Son-
dervermögens durch einen Wirtschaftsprüfer, die aus
Praktikabilitätserwägungen gestrichen wurde, sowie die
Sitzstaatbindung bei Immobiliengesellschaften, die
ebenfalls gestrichen wurde.

Auch wenn das Investmentmodernisierungsgesetz ein
großer Schritt ist, um Deutschland als Produktionsstand-
ort der Fondsindustrie zu stärken, gibt es keinen Grund,
sich auszuruhen. Die zukünftigen Aufgaben der Politik
lassen sich in drei Punkten grob skizzieren:

Erstens. Das Investmentmodernisierungsgesetz selbst
ist fortzuentwickeln. Wir müssen uns gemeinsam überle-
gen, wie wir den Bereich der Immobiliengesellschaften
künftig neu regeln wollen; denn von einer Neuregelung
haben wir im Investmentmodernisierungsgesetz zu-
nächst Abstand genommen. Die Vertriebsbeschränkun-
gen für Single-Hedgefonds, insbesondere gegenüber an-
deren komplexen Finanzprodukten, müssen, wenn
möglich, liberalisiert werden.

Zweitens. Die Rahmenbedingungen am Finanzplatz
Deutschland müssen über das Investmentmodernisie-
rungsgesetz hinaus verbessert werden. Wir von der
CDU/CSU haben in unserem Antrag „Förderung des Fi-
nanzplatzes Deutschland“ – der Kollege Müller hat dazu
schon etwas ausgeführt – dazu klar Position bezogen.
Wir vertreten die Auffassung, dass das eine gute Grund-
lage für unsere Altersvorsorge sein kann.

Drittens. Wir können uns – auch dies ist ein wichti-
ger Punkt; er ist schon angesprochen worden – im Be-
reich der Finanzmarktpolitik noch so erfolgreich be-
mühen: Wenn die allgemeinen steuerlichen und

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(C (D irtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nicht stimen, dann bringen uns auch die besten Rahmenbedinungen für den Finanzmarkt bei der Schaffung von ehr Beschäftigung und Wachstum nicht entscheidend eiter. Gerade was die Finanzund Steuerpolitik aneht, sind in den letzten Wochen kontraproduktive Anätze vorgelegt worden. (Joachim Poß [SPD]: Das stimmt! Das haben wir erlebt! Von Ihrer Partei!)


ie werden uns nicht weiterbringen. Um mehr Wachs-
m und Beschäftigung zu erreichen, muss eine konsis-
nte Finanz- und Steuerpolitik betrieben werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen ein deutliches Absenken der Staats-
uote und klare Reformoptionen, wie wir sie mit den
teuerpolitischen Vorschlägen von Friedrich Merz und
it den sozialpolitischen Vorschlägen der Herzog-Kom-
ission vorgelegt haben. Nur so können wir Deutsch-
and wieder voranbringen und nur so können wir die Zu-
unft in Deutschland gestalten.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist ein Trugschluss!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507308000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
odernisierung des Investmentwesens und zur Besteue-

ung von Investmentvermögen, Drucksachen 15/1553
nd 15/1671. Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner
eschlussempfehlung auf Drucksache 15/1896, den Ge-
etzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
hen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stim-
en des ganzen Hauses angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
etzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegen-
timmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit
en Stimmen des ganzen Hauses angenommen.
Tagesordnungspunkt 19 b: Wir kommen zur Be-

chlussempfehlung des Finanzausschusses auf Drucksa-
he 15/1296. Unter Buchstabe a seiner Beschlussemp-
ehlung empfiehlt der Ausschuss die Annahme des
ntrags der Fraktionen der SPD und des Bündnis-
es 90/Die Grünen auf Drucksache 15/930 mit dem Titel
Finanzplatz Deutschland weiter fördern“. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en der Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU bei
nthaltung der FDP angenommen.






(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-

fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/748 mit dem
Titel „Förderung des Finanzplatzes Deutschland“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe!
– Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/
CSU bei Enthaltung der FDP angenommen.

Schließlich empfiehlt der Finanzausschuss unter
Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 15/1296 die Ablehnung des Antrags der Fraktion der

Angelika Krüger-Leißner, Alexander Dobrindt, Josef
Philip Winkler und Ernst Burgbacher haben ihre Reden
zu Protokoll gegeben.1)

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 15/1713 und 15/1714 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen
FDP auf Drucksache 15/369 mit dem Titel „Finanzplatz
Frankfurt stärken“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalition
gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der CDU/
CSU angenommen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 7 und 8 auf:
ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst

Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, Dirk
Niebel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Arbeitserlaubnisregelung für ausländische
Saisonarbeitskräfte bis 2007 verlängern
– Drucksache 15/1713 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, Dirk
Niebel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonar-
beitskräfte auf vier Monate ausweiten
– Drucksache 15/1714 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus

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1)
2)

(D Klimke, Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Unterstützung grenzübergreifender kommunaler Zusammenarbeit im Rahmen der EUOsterweiterung – Drucksache 15/1327 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Tourismus Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss Brunhilde Irber, Klaus Brähmig, Jürgen Klimke, ndine Kurth und Ernst Burgbacher haben ihre Reden benfalls zu Protokoll geben.2)

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/1327 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.
Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-

ung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 12. November 2003, 13 Uhr,
in.
Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen sowie

en Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Tribüne ein
chönes Wochenende.
Die Sitzung ist geschlossen.