Protokoll:
15072

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 72

  • date_rangeDatum: 6. November 2003

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:22 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/72 setzbuch und anderer Gesetze (Drucksachen 15/1830, 15/1893, 15/1900) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetz- buch und anderer Gesetze (Drucksachen 15/1831, 15/1893, 15/1900) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und So- ziale Sicherung zu dem Antrag der Ab- geordneten Andreas Storm, Annette Widmann-Mauz, weiterer Abgeordne- Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . Hildegard Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Peter Dreßen SPD. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos. . . . . . . . . . . Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6128 A 6128 A 6131 C 6132 B 6136 C 6139 A 6140 D 6142 A 6143 A 6144 C 6145 D 6146 C 6147 C 6148 D Deutscher B Stenografisch 72. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Nachträgliche Gratulation zum 65. Geburtstag des Abgeordneten Werner Lensing . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 20 . . . Begrüßung des Parlamentspräsidenten der Tschechischen Republik und seiner Dele- gation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Sechsten Buches Sozialge- in Z F D 6127 A 6127 A 6128 A 6151 A ter und der Fraktion der CDU/CSU: Klarheit über Rentenfinanzen und Alterssicherung schaffen – Notwen- undestag er Bericht ung 6. November 2003 t : dige Reformmaßnahmen nicht auf die lange Bank schieben (Drucksachen 15/1014, 15/1893) . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Dirk Niebel, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der Frühverrentung (Drucksachen 15/1810, 15/1885, 15/1927) ranz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 6128 B 6128 C 6128 D 6130 D Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6153 6152 A, 6160 B D, 6160 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 Tagesordnungspunkt 4: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einfüh- rung eines Volksentscheids über eine europäische Verfassung (Drucksachen 15/1112, 15/1897) . . . . b) Antrag der Abgeordneten Peter Hintze, Michael Stübgen, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Für eine zügige Regierungskonfe- renz über die EU-Verfassung (Drucksache 15/1694) . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Gauweiler, Klaus Hofbauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gottesbezug im europäi- schen Verfassungsvertrag (Drucksache 15/1695) . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Rainer Brüderle, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Daseinsvorsorge nicht gegen Wett- bewerb ausspielen (Drucksache 15/1712) . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Rainer Brüderle, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Preisstabilität als Ziel im EU-Verfas- sungsvertrag festschreiben – Unab- hängigkeit der Europäischen Zen- tralbank sichern (Drucksache 15/1801) . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Die Errungenschaften des Konvents sichern – das europäische Verfas- sungsprojekt erfolgreich vollenden (Drucksache 15/1878) . . . . . . . . . . . . . g) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union – zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregierung zu den Ergebnissen des Europäi- schen Rates in Thessaloniki am 20./21. Juni 2003 – zu dem Antrag der Abgeordneten Peter Hintze, Michael Stübgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Zum D M P D P J S H D R D G P D A K N E T in 6151 D 6152 A 6152 B 6152 B 6152 B 6152 C Stand der Beratungen des EU- Verfassungsvertrages (Drucksachen 15/1212, 15/1207, 15/1898) r. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . eter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . eter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . oseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger FDP . . Josef Philip Winkler BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans Martin Bury, Staatsminister für Europa r. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . ainder Steenblock BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . unther Krichbaum CDU/CSU . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein CDU/CSU . . . . . . . . . . . xel Schäfer (Bochum) SPD . . . . . . . . . . . . laus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ersten Gesetzes zur Änderung des Bundes- grenzschutzgesetzes (Drucksache 15/1861) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richt- linie 2002/47/EG vom 6. Juni 2002 über Finanzsicherheiten und zur Änderung des Hypothekenbankge- setzes und anderer Gesetze (Drucksache 15/1853) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Grunderwerbsteuerbefreiung bei Fusionen von Wohnungsunter- nehmen und Wohnungsgenossen- schaften in den neuen Ländern (Drucksache 15/1407) . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit 6152 C 6155 B 6157 B 6163 A 6165 A 6165 C 6165 C 6167 D 6168 B 6169 A 6170 D 6172 A 6173 B 6174 A 6174 D 6176 A 6177 A 6178 B 6179 C 6185 A 6185 C 6181 A 6181 A 6181 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 III Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Sechsten Buches Sozial- gesetzbuch (Drucksache 15/1672) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neure- gelung des Rechts der Verkehrs- statistik (Drucksachen 15/1666, 15/1706, 15/1856) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Zusatzprotokoll Nr. 7 vom 27. November 2002 zu der Revi- dierten Rheinschifffahrtsakte vom 17. Oktober 1868 (Drucksachen 15/1649, 15/1842) . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Dritten Gesetzes zur Än- derung des Saatgutverkehrsgesetzes (Drucksachen 15/1645, 15/1839) . . . . d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Durchfüh- rung gemeinschaftsrechtlicher Vor- schriften über die Verarbeitung und Beseitigung von nicht für den menschlichen Verzehr bestimmten tierischen Nebenprodukten (Drucksachen 15/1667, 15/1894) . . . . e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Ersten Gesetzes zur Än- derung des Verfütterungverbotsge- setzes (Drucksachen 15/1668, 15/1840) . . . . f) – Zweite Beratung und Schlussab- stimmung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 17. Okto- ber 2000 über die Anwendung des Artikels 65 des Übereinkom- mens über die Erteilung europäi- scher Patente (Drucksachen 15/1647, 15/1886) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Gesetzes über inter- Z 6181 B 6181 B 6181 C 6181 D 6182 A 6182 C 6182 D nationale Patentübereinkommen (Drucksachen 15/1646, 15/1886) g) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuord- nung der Sicherheit von technischen Arbeitsmitteln und Verbraucher- produkten (Drucksachen 15/1620, 15/1805, 15/1892) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll vom 28. No- vember 2002 zur Änderung des Europol-Übereinkommens und des Protokolls über die Vorrechte und Immunitäten für Europol, die Mit- glieder der Organe, die stellvertre- tenden Direktoren und die Bediens- teten von Europol (Drucksachen 15/1648, 15/1895) . . . . i) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Internationalen Überein- kommen der Vereinten Nationen vom 9. Dezember 1999 zur Bekämp- fung der Finanzierung des Terro- rismus (Drucksachen 15/1507, 15/1863) . . . . j) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Abkom- men vom 13. Januar 2003 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Sonderverwaltungsregion Hongkong der Volksrepublik China zur Ver- meidung der Doppelbesteuerung von Schifffahrtsunternehmen auf dem Gebiet der Steuern vom Ein- kommen und vom Vermögen (Drucksachen 15/1644, 15/1812) . . . . k–n) Beschlussempfehlungen des Peti- tionsausschusses: Sammelübersich- ten 70, 71, 72 und 73 zu Petitionen (Drucksachen 15/1794, 15/1795, 15/1796, 15/1797) . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 6: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Siebten Gesetzes zur Än- derung des Bundesverfassungsge- richtsgesetzes (Drucksachen 15/1848, 15/1887) . . . . 6182 D 6183 B 6183 C 6183 D 6184 A 6184 B 6184 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundes- verfassungsgerichtsgesetzes (Drucksachen 15/1686, 15/1887) . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Bestimmung des Verfahrens für die Berechnung der Stellenanteile der Fraktionen in der gemeinsamen Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung (Drucksache 15/1692) . . . . . . . . . . . . . b) Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜ- NEN: Wahl der Mitglieder der Kom- mission zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung (Drucksache 15/1867) . . . . . . . . . . . . . c) Wahlvorschlag der Fraktion der CDU/ CSU: Wahl der Mitglieder der Kom- mission zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung (Drucksache 15/1868) . . . . . . . . . . . . . d) Wahlvorschlag der Fraktion der FDP: Wahl der Mitglieder der Kommis- sion zur Modernisierung der bun- desstaatlichen Ordnung (Drucksache 15/1869) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Zweiten Beschlussempfeh- lung und des Berichts des Wahlprüfungs- ausschusses: zu 57 gegen die Gültigkeit der Wahl zum 15. Deutschen Bundestag eingegangenen Wahleinsprüchen (Drucksache 15/1850) . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Simm SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker SPD . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z H F D D C C D F H W H L D J J T H D A D J W S I T 6184 D 6187 B 6188 A 6188 A 6188 B 6188 B 6188 C 6190 C 6192 C 6193 C 6194 B 6195 B 6196 B 6196 D usatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Notwendigkeit der steuerlichen Entlastung für Fami- lien, Arbeitnehmer und Unternehmen bereits zum 1. Januar 2004 zur Flankie- rung des sich abzeichnenden Wirt- schaftsaufschwungs ans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . riedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . hristel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . ritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . artmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . olfgang Clement, Bundesminister BMWA . annelore Roedel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . udwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . oachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . agesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung eines Nach- trags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2003 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2003) (Drucksache 15/1925) . . . . . . . . . . . . . . . ans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . ietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Hans Eichel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ntje Hermenau BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . alter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . lse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines 6198 D 6200 C 6201 D 6203 A 6204 B 6205 C 6207 B 6208 C 6209 C 6212 A 6213 A 6214 B 6215 A 6216 C 6217 D 6217 D 6220 B 6220 D 6223 B 6225 A 6226 C 6228 A 6229 D 6232 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 V Ersten Gesetzes zur Änderung des Bundesschienenwegeausbaugesetzes (Drucksachen 15/1656, 15/1804) . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Fernstraßenausbaugesetzes (Drucksachen 15/1657, 15/1803) . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Hofbauer, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Verkehrsinfrastruktur auf EU-Ost- erweiterung vorbereiten (Drucksachen 15/467, 15/1195) . . . . . Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . Heinz Paula SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Enak Ferlemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) CDU/CSU . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Kristina Köhler (Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Mehr Kosteneffizienz im Klimaschutz durch verstärkte Nutzung der projektbezogenen Kyoto-Mecha- nismen (Drucksache 15/1690) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter C T C D D T T T H C P D 6233 B 6233 C 6233 C 6233 D 6236 A 6238 A 6239 D 6241 A 6242 D 6244 B 6246 A 6246 D 6248 A 6248 B 6249 C 6252 A 6253 A 6254 B 6254 D Rossmann, Jörg Tauss, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD, der Abge- ordneten Grietje Bettin, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN so- wie der Abgeordneten Ulrike Flach, Christoph Hartmann (Homburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für eine erfolgreiche Fortsetzung der gemeinsamen Bildungsplanung von Bund und Ländern im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bil- dungsplanung und Forschungsförde- rung (BLK) (Drucksachen 15/935, 15/1305) . . . . . . . . hristoph Matschie, Parl. Staatssekretär BMBF homas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . ornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann SPD . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Wolfgang Schäuble, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wirksamen Zivil- und Katastrophen- schutz schaffen (Drucksachen 15/1097, 15/1852) . . . . . . . agesordnungspunkt 12: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes (Drucksachen 15/1496, 15/1802) . . . . . . . agesordnungspunkt 13: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Korrektur von Leistungsverschiebun- gen bei häuslicher Krankenpflege zwi- schen gesetzlicher Krankenversiche- rung und sozialer Pflegeversicherung (Pflege-Korrekturgesetz – PKG) (Drucksache 15/1493) . . . . . . . . . . . . . . . ilde Mattheis SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hrista Stewens, Staatsministerin (Bayern) . . etra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 6255 D 6256 A 6257 B 6258 D 6259 C 6260 B 6261 B 6262 D 6263 A 6263 C 6263 C 6265 B 6266 D 6267 C 6268 A VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2004 (ERP-Wirt- schaftsplangesetz 2004) (Drucksache 15/1468) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Christel Humme (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch und ande- rer Gesetze (Drucksachen 15/1831, 15/1893) (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rainder Steenblock, Anna Lührmann, Ulrike Höfken, Werner Schulz (Berlin), Silke Stokar von Neuforn, Margareta Wolf (Frankfurt), Ursula Sowa, Grietje Bettin, Michaele Hustedt, Dr. Ludger Volmer, Hans-Josef Fell, Winfried Nachtwei, Undine Kurth (Quedlin- burg), Marieluise Beck (Bremen), Winfried Hermann, Peter Hettlich, Friedrich Ostendorff, Christine Scheel, Marianne Tritz, Irmingard Schewe-Gerigk, Dr. Antje Vollmer und Christa Nickels (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einführung ei- nes Volksentscheids über eine europäische Verfassung (Tagesordnungspunkt 4 a) . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einführung eines Volksentscheids über eine europäi- sche Verfassung (Tagesordnungspunkt 4 a) . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hubert Hüppe (CDU/CSU) zur Abstimmung ü r f e p A E V s d d d n A Z B e s L K s p G A Z d W s G B S D G U A Z d d n H G P E I 6268 D 6269 C 6271 A 6271 B 6271 B 6272 A ber den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- ung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Ein- ührung eines Volksentscheids über eine uropäische Verfassung (Tagesordnungs- unkt 4 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten olker Kauder (CDU/CSU) zu den Ab- timmungen über die Vorschläge zur Wahl er Mitglieder der Kommission von Bun- estag und Bundesrat zur Modernisierung er bundesstaatlichen Ordnung (Tagesord- ungspunkt 5 b bis d) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung der eschlussempfehlung und des Berichts: Für ine erfolgreiche Fortsetzung der gemein- amen Bildungsplanung von Bund und ändern im Rahmen der Bund-Länder- ommission für Bildungsplanung und For- chungsförderung (BKL) (Tagesordnungs- unkt 10) rietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . nlage 8 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts: irksamen Zivil- und Katastrophen- chutz schaffen (Tagesordnungspunkt 11) erold Reichenbach SPD . . . . . . . . . . . . . . . eatrix Philipp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . te Voigt, Parl. Staatssekretärin BMI . . . . . . nlage 9 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung es Straßenverkehrsgesetzes (Tagesord- ungspunkt 12) eidi Wright SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ero Storjohann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . eter Hettlich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN berhard Otto (Godern) FDP . . . . . . . . . . . . ris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . 6272 B 6272 C 6272 C 6273 C 6274 D 6276 D 6277 B 6278 A 6279 C 6280 B 6281 C 6282 B 6282 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 VII Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2004 (Tagesordnungspunkt 14) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 6283 C 6285 C 6286 B 6287 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6127 (A) ) (B) ) 72. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    1) Anlage 10 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6271 (A) ) (B) ) Winfried Hermann, Peter Hettlich, Friedrich sollte bei der nächsten Revision der europäischen (Quedlinburg), Marieluise Beck (Bremen), s chen Verfassung eigentlich angemessen sind. Vielmehr Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Christel Humme (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Sechsten Buches So- zialgesetzgebung und anderer Gesetze (Druck- sachen 15/1831, 15/1893) (Tagesordnungs- punkt 3a) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Ja. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rainder Steenblock, Anna Lührmann, Ulrike Höfken, Werner Schulz (Berlin), Silke Stokar von Neuforn, Margareta Wolf (Frankfurt), Ursula Sowa, Grietje Bettin, Michaele Hustedt, Dr. Ludger Volmer, Hans- Josef Fell, Winfried Nachtwei, Undine Kurth r s u e d V k w A d s r w v w e k n ü v g S b u g B Z w s e B m s i d m v r t w m l l p ü Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dörmann, Martin SPD 06.11.2003 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 06.11.2003 Goldmann, Hans-Michael FDP 06.11.2003 Griese, Kerstin SPD 06.11.2003 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 06.11.2003 Gröhe, Hermann CDU/CSU 06.11.2003 Kopp, Gudrun FDP 06.11.2003 Kraus, Rudolf CDU/CSU 06.11.2003 Mantel, Dorothee CDU/CSU 06.11.2003 Mehl, Ulrike SPD 06.11.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 06.11.2003 Sauer, Thomas SPD 06.11.2003 Schily, Otto SPD 06.11.2003 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 06.11.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Ostendorff, Christine Scheel, Marianne Tritz, Irmingard Schewe-Gerigk, Dr. Antje Vollmer und Christa Nickels (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einführung eines Volksentscheids über eine europäische Verfassung (Tagesord- nungspunkt 4 a) Wir stimmen gegen den Gesetzentwurf zur Einfüh- ung eines Volksentscheids über die europäische Verfas- ung, weil direktdemokratische Bürgerbeteiligung für ns nicht teilbar ist. Wir fordern deshalb, die Einführung ines Referendums über die europäische Verfassung mit er innerstaatlichen Einführung von Volksinitiative, olksbegehren und Volksentscheid zu verbinden. Nur so ann sichergestellt werden, dass endlich Ernst gemacht ird mit mehr Bürgerbeteilung auch auf Bundesebene. rgumente, dass die Bevölkerung nicht „reif“ für eine irekte Beteiligung an politischen Entscheidungen sei, ind nicht stichhaltig. In vielen Bundesländern sind be- eits mit großem Erfolg Volksentscheide durchgeführt orden. Die Bürgerinnen und Bürger sind dabei sehr erantwortungsvoll mit ihrem Stimmrecht umgegangen, as alle Populismus-Befürchtungen widerlegt. Bürger- ntscheide verlangen auch von Politikerinnen und Politi- ern mehr Engagement bei der Vermittlung ihrer Positio- en und führen so zu mehr gesellschaftlichem Diskurs ber politische Fragen. Der oftmals beklagten „Politik- erdrossenheit“ muss mehr Bürgerbeteiligung entgegen- esetzt werden. Art. 20 Abs. 2 GG legt fest, dass alle taatsgewalt vom Volk ausgeht. Wir sollten den Mut ha- en, zu den Wurzeln des Grundgesetzes zurückzukehren nd den Bürgerinnen und Bürgern mehr direkte Beteili- ungsrechte zu ermöglichen. Für die Einführung von mehrdirektdemokratischen eteiligungsmöglichkeiten im Grundgesetz ist eine weidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat not- endig. Das bedeutet, dass eine Änderung ohne die Zu- timmung der CDU/CSU nicht möglich ist. Wir bedau- rn ausdrücklich, dass die CDU/CSU nicht bereit ist, den ürgerinnen und Bürgern mehr politische Mitwirkungs- öglichkeiten einzuräumen. Auch die FDP ist sich die- er Mehrheitsverhältnisse bewusst. Wenn die Ablehnung m Plenum sicher ist, lassen sich auch Anträge stellen, ie in den eigenen Reihen nicht konsensfähig sind. Wir öchten darauf hinweisen, dass die FDP-Fraktion in der ergangenen Legislaturperiode bei der Abstimmung des ot-grünen Gesetzentwurfs zur Einführung von Volksini- iative, Volksbegehen und Volksentscheid sehr gespalten ar und sich auch mehrheitlich gegen mehr direkte De- okratie ausgesprochen hat. Die Ernsthaftigkeit des vor- iegenden FDP-Antrags müssen wir deshalb infrage stel- en. Wir streben weiterhin ein Referendum über die euro- äische Verfassung an. Allerdings sollte grundsätzlich berlegt werden, ob nationale Referenden einer europäi- 6272 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) Verfassung das Änderungs- und Ratifizierungsverfahren dahingehend geändert werden, dass die Unionsbürgerin- nen und Unionsbürger in einem europaweiten Referen- dum diese Änderungen annehmen müssen. Das europa- weite Referendum sollte dann als angenommen gelten, wenn die Mehrheit der abgegebenen Stimmen der Ände- rung zugestimmt hat und eine Mehrheit in mehr als Zweidrittel der Mitgliedstaaten erreicht wurde. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einführung eines Volksentscheids über eine europäische Verfas- sung (Tagesordnungspunkt 4 a) Mein Ziel ist und bleibt, dass die Bürgerrinnen und Bürger Europas in einer Volksabstimmung über die ge- meinsame Europäische Verfassung entscheiden dürfen. An diesem konstitutiven Akt müssen die Menschen di- rekt beteiligt werden. Nur ein europaweiter Volksent- scheid kann ein gemeinsames Europa begründen. Nationale Referenten werden den Erfordernissen eines gesamteuropäischen Integrationsprozesses nicht gerecht. Vielmehr sollten alle Unionsbürgerinnen und Unionsbürger in einem europaweiten Referendum ab- stimmen dürfen. Wenn die Regierungschefs den Menschen in Europa diese Chance nicht einräumen, werden wir ein europa- weites Bürgerbegehren zu diesem Thema herbeiführen. Die Menschen in Europa werden ihre Recht einfor- dern, selbst ihre Verfassung zu legitimieren. Repräsen- tanten werden auf der Grundlage von Verfassungen für bestimmte Aufgaben gewählt. Aber die Verfassung selbst darf nicht allein von den Repräsentanten legiti- miert sein. Es ist europäische Verfassungstradition, dass sich die Menschen eines Gemeinwesens selbst ihre Ver- fassung geben. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hubert Hüppe (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einführung eines Volksentscheids über eine europäische Verfassung (Tagesord- nungspunkt 4 a) Grundsätzlich stehe ich einem Volksentscheid über eine europäische Verfassung nicht abgeneigt gegenüber. Ich stimme aber gegen den jetzigen Antrag, um damit eine breite Diskussion über die Fraktionsgrenzen hinweg zu eröffnen. In einer solchen Diskussion müsste auch noch einmal über konkrete Regelungen, wie zum Bei- spiel das entsprechende Quorum diskutiert werden. A s D a s V D s d i d R f m w g A r w s l K d d L d g s d u p n K D s j f w tr (C (D nlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Volker Kauder (CDU/CSU) zu den Abstimmungen über die Vorschläge zur Wahl der Mitglieder der Kommission von Bun- destag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung (Tagesordnungs- punkt 5 b bis d) Die Zustimmung der Unionsfraktion zum Wahlvor- chlag der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen erfolgt unter rechtlichem Vorbehalt. Nach llen drei anerkannten Zählverfahren hätte sich eine Zu- ammensetzung von 7 : 7 : 1 : 1 ergeben. Jede andere erteilung ist willkürlich und daher verfassungswidrig. a aber der entsprechende Antrag der Unionsfraktion oeben abgelehnt worden ist und sie ein hohes Interesse aran hat, dass die Kommission so schnell wie möglich hre Arbeit aufnehmen kann, stimmt die Unionsfraktion em Wahlvorschlag dennoch zu. Sie hält aber an ihrer echtsposition fest und erwartet, dass das Bundesver- assungsgericht sie in dem Rechtsstreit über die Zusam- ensetzung des Vermittlungsausschusses bestätigen ird. Dann wird die heutige Wahlentscheidung zu korri- ieren sein. nlage 7 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Für eine erfolgreiche Fortsetzung der gemeinsamen Bildungsplanung von Bund und Ländern im Rahmen der Bund-Länder-Kom- mission für Bildungsplanung und Forschungs- förderung (BLK) (Tagesordnungspunkt 10) Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Gern ufe ich Ihnen noch einmal den Grund in Erinnerung, arum wir hier heute über das Thema Bildungsplanung prechen: Die Fraktion der Union hatte es sich im Früh- ing plötzlich einfallen lassen, den bislang geltenden onsens im Hause über die Bildungsplanung aufzukün- igen. Stattdessen, liebe Kolleginnen und Kollegen von er Union, wollten Sie die Koordination zwischen den ändern über die KMK regeln. Das hieße immer noch, en Bock zum Gärtner zu machen! Wenn Sie die drin- end notwendige Modernisierung des gesamten deut- chen Bildungswesens der KMK überlassen wollen, ann dauert das doch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag nd wird obendrein nicht mehr sein als ein Formelkom- romiss. Unterdessen haben Ihre eigenen Bildungsmi- isterinnen und -minister – erstere selten genug in diesen reisen – hier schneller Einsicht gezeigt als Sie selbst: ie KMK will die Bund-Länder-Kommission inzwi- chen gar nicht mehr abschaffen. Auch sie will die BLK etzt modernisieren. An dieser Stelle besteht also vorläu- ig kein Dissens. Der wird aber wieder aufbrechen, wenn ir über die Details reden, da bin ich mir sicher. Das deutsche Bildungssystem leidet unter einem uner- äglichen Mangel an Chancengerechtigkeit. Gleichzeitig Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6273 (A) ) (B) ) wird Bildung zur wichtigsten Ressource des 21. Jahrhun- derts. Darin liegt die Herausforderung, der wir uns stel- len müssen. Wir müssen die faktische soziale Auslese in der Schule beenden und allen begabten jungen Men- schen einen hohen Bildungsabschluss ermöglichen. PISA hat deutlich gezeigt, dass Deutschland seine Bega- bungsreserven nicht nutzt. Wir müssen Leistungseliten fördern, statt das Prinzip der Herkunftseliten noch zu verstärken. Nahezu alle Bildungsexpertinnen und -experten for- dern für dieses Ziel eine längere gemeinsame Schulzeit. Wir Grünen wollen genau dies umsetzen. Wir wollen alle Kinder gemeinsam neun Jahre lang zur Schule schi- cken. Das ist der Grund, warum die Union so ungern mit uns über Reformen im Schulbereich redet: Das geglie- derte Schulsystem ist ihr noch immer so heilig, dass sie dieser Diskussion ausweicht. Stattdessen müssen wir in Hamburg und Niedersachsen mit ansehen, wie die schwarz-gelben Regierungen dort den Rückweg in die bildungspolitische Steinzeit antreten. Bund und Länder müssen nach PISA und IGLU große bildungspolitische Aufgaben bewältigen. Es geht um nichts Geringeres als um die Zukunftschancen unserer Kinder. Unser Ganztagsschulprogramm ist ein erster wichtiger Kraftakt der Bundesregierung. Das reicht al- lein aber nicht aus. Wir brauchen gemeinsame Bildungs- standards, die in allen Bundesländern gelten. Sie sollen die Qualität der Bildung überall in Deutschland für alle Schülerinnen und Schüler sicherstellen und, besonders wichtig, vergleichbar machen. Dabei soll nicht die Schü- lerschaft, sondern die Qualität der Schulen gemessen werden. Es bleibt fraglich, ob die Vorlagen der KMK dies leisten können. Außerdem müssen wir die Qualität nicht nur in den Schulen, sondern auch in den Kinder- gärten und in der Weiterbildung sichern. Darüber hinaus stehen uns auch massive Reformen im Bereich der be- ruflichen Bildung ins Haus. Wir brauchen für diese Auf- gaben eine effiziente nationale Koordination. Europa wächst auch als Bildungsraum zusammen. Die Bologna-Nachfolge-Konferenz in Berlin hat gezeigt, dass unser derzeitiger Bildungsföderalismus keine Rolle spielt, wenn auf europäischer Ebene entschieden wird. Auf eine langsame KMK nimmt hier niemand Rück- sicht. Auch hier brauchen wir für den Bildungsbereich eine effizientere Abstimmung auf nationaler Ebene Noch einige Worte zur Forschungsförderung: Die Re- form des Föderalismus in unserem Land soll dazu füh- ren, dass die Forschung leistungsfähiger wird. Dazu müssen wir nicht auf rein formale Entflechtung achten, sondern nach sachgerechten Lösungen suchen. Das heißt, wir dürfen ein Land nicht überfordern, indem wir ihm eine wichtige Forschungseinrichtung allein überlas- sen. Genauso wenig dürfen wir eine als gut evaluierte Forschungseinrichtung abwickeln, weil wir sie nicht mehr gemeinsam finanzieren wollen. Die BLK sollte hier – wie überhaupt – der Ort des Interessenausgleichs und der gemeinsamen Entwicklung bleiben und wo sie es noch nicht ist, sollte sie dieser Ort werden. A z t e t s d S m t t i a e a v m s w f A d K b w H f h 9 E i b L m a f r D F A (C (D nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Wirksamen Zivil- und Katastrophen- schutz schaffen (Tagesordnungspunkt 11) Gerold Reichenbach (SPD): Ich habe mit Freude ur Kenntnis genommen, dass die Rednerin der Opposi- ion, Beatrix Philipp, bei der Einbringung ihres Antrages ingeräumt hat, dass unter ihrer Regierungsverantwor- ung – ich zitiere – „die Mittel für den Zivil- und Kata- trophenschutz drastisch gekürzt“ wurden. Damit wur- en Strukturen zerschlagen, die wir jetzt Schritt für chritt wieder neu aufbauen. SPD und Grüne haben da- it begonnen, und zwar wohlgemerkt vor den Attenta- en am 11. September 2001! Im Oktober 2001, also nur vier Wochen nach dem At- entat auf das WTC, begann schon die Auslieferung von nsgesamt 650 vorbestellten Zivilschutzfahrzeugen, vor llem moderne ABC-Erkundungsfahrzeuge. Gleichwohl markiert auch für uns der 11. September ine Zeitenwende, da Unglücksfälle dieses Ausmaßes ußerhalb unserer Vorstellungswelt gelegen hatten. Der Bund hat deshalb seine Anstrengungen weiter erstärkt und wir können Erfolge aufweisen: Das Ge- einsame Melde- und Lagezentrum GMLZ, das deut- che Notfallvorsorge-Informationssystem deNIS, die Er- eiterung des Ausbildungsprogramms an der Akademie ür Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz KNZ. Der Bund geht voran. Er macht damit ein Angebot an ie Länder zur dringend notwendigen Verbesserung von oordination und Zusammenarbeit. Und weitere Ange- ote werden folgen. Nun ist es an den Ländern, diese ahrzunehmen. Der Bund hat die Haushaltsmittel aufgestockt: Der aushalt für den Zivilschutz wurde allein für das lau- ende Jahr um 16,5 Millionen Euro auf 75 Millionen er- öht. Für das THW stiegen die Haushaltsmittel von rund 7 Millionen Euro im Jahr 1998 auf über 130 Millionen uro in diesem Jahr. Die Bedeutung des THW wächst sowohl national wie nternational. Ich nenne nur die Einsätze während der El- eflut und internationale humanitäre Einsätze in Sierra eone, Afghanistan und im Irak. Ja, es gibt Dinge, die noch vorangetrieben werden üssen. Aber seien Sie doch ehrlich, hier liegt es nicht m Bund, der vorangeht, sondern an denen, die nicht zu olgen bereit sind. Beispiel: Entwicklung einheitlicher Führungsstruktu- en. Wir haben die gemeinsame Dienstvorschrift, die V 100, von den Organisationen entwickelt. Für die euerwehren wurde sie in allen Ländern umgesetzt. usnahme: Bayern! 6274 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) Beispiel: Digitalfunk. Natürlich muss diese Technologie dringend einge- führt werden, aus Sicherheitsgründen und aus Gründen der verbesserten Kommunikation. Aber das ist doch nicht nur Sache des Bundes! Der Bund stellt mit THW, Bundesgrenzschutz und Bundeskriminalamt nur acht Prozent der Teilnehmer in dem neuen Netz, soll aber nach Länderforderung 50 Pro- zent der Kosten übernehmen. Polizei, Brand- und Kata- strophenschutz sind aber eindeutig Aufgabe der Länder. Wer solch überzogene Forderungen stellt, macht sich verdächtig, Fragen der inneren Sicherheit zu einem „Fi- nanzpokerspiel“ zu machen. Erst im August hatten sich auf Initiative der Bundes- regierung die Ministerpräsidenten der Länder geeinigt. Der Bund erklärte sich bereit, zusammen mit einer Gruppe von drei Bundesländern die Ausschreibung vor- zubereiten und eine schnelle Einführung in ihrem Be- reich voranzutreiben. Auch andere Länder erwogen an dieser „Starter-Gruppe“ mitzuwirken. Dann sind aber die Ministerpräsidenten von ihren Finanzministern zurück- gepfiffen worden. Es ist jetzt an den Ministerpräsidenten, dafür zu sor- gen, dass dieser Minimalkonsens endlich umgesetzt wird. Der Bund fühlt sich an seine Zusagen gebunden und bereitet alles Nötige weiter vor. Die Zweiteilung zwischen dem Bevölkerungsschutz als Bundesangelegenheit und dem Katastrophenschutz als Länderangelegenheiten wirft in der bisherigen Praxis Probleme auf. Der Hauptschwachpunkt liegt bei Koordination und Kommunikation, also dem Ressourcenmanagement. Wir sind dabei, die Schwachpunkte zu identifizieren und zu minimieren. Dies ist sinnvoller als gleich die ganze Konstruktion niederzureißen, denn dieses System stellt ein Potenzial von rund l,5 Millionen Helfern. Dies hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Im Gegensatz zu CDU/CSU ergehen wir uns nicht in Verfassungsänderungs-Diskussionen, sondern handeln, indem wir auf Bundesebene Voraussetzungen und Struk- turen schaffen, die es ermöglichen, die erkannte Schnitt- stellenproblematik bei Kooperation, Koordination und Information zu überwinden. GMLZ und deNIS habe ich bereits genannt. Und wir werden mit der Errichtung des Bundesamtes für Bevöl- kerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das dem- nächst in diesem hohen Hause beraten wird, einen weite- ren Schritt gehen. Ihr Vorschlag, das Grundgesetz zu ändern und die Bundeswehr im Zivil- und Katastrophenschutz einzuset- zen, löst die Probleme nicht. Es ist und bleibt sinnvoll, die Bundeswehr subsidiär einzusetzen und das wird auch nach meinem Eindruck in den Streitkräften so gesehen. Das kann sie aber nach Art. 35 GG. w v z i t P i u w d D u a n W m s k I d d b g b d d E s d p A – d d ü d t h p h t p s d Z b d g (C (D Bei der Elbe-Flut haben die Einsatzkräfte der Bundes- ehr Außergewöhnliches, gerade bei der Bereitstellung on Logistik, Transport und Manpower geleistet. Sech- ig Prozent allerdings waren Rekruten. Das Know-how m Katastrophenschutz lag und liegt bei den zivilen Ka- astrophenschutzkräften. Der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz hat das otenzial um seine Aufgaben wahrzunehmen. Er kann es n vielen Bereichen sogar besser, als Sie in Ihrem Antrag nterstellen. Wir haben mit 1,2 Millionen Aktiven in den Feuer- ehren fast so viel wie in der gesamten EU. Wir haben as THW und wir haben bei den Hilfsorganisationen von RK, ASB, Malteser Hilfsdienst, Johanniter Unfallhilfe nd DLRG Hunterttausende von motivierten und gut usgebildeten haupt- und ehrenamtliche Helfern im Sa- itätsdienst, der Betreuung, der Versorgung und der asserrettung. Ihnen will ich an dieser Stelle im Namen einer Fraktion auch einmal ausdrücklich für ihre Ein- atzbereitschaft und ihr Engagement danken. Der Umsetzungsbericht, der jetzt der Innenminister- onferenz vorliegt, zeigt überdeutlich: In allen den von hnen angesprochen Themenbereichen macht die Bun- esregierung ihre Hausaufgaben und schreitet voran: Bei er Stärkung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung, eim Aufbau eines Warnsystems, bei Erstellung einer emeinsamen Bedrohungs- und Gefährdungsanalyse, ei lebenswichtigen und kritischen Infrastrukturen, bei er Verbesserung von Führung und Koordination, bei er Fortentwicklung des Ausstattungskonzeptes, beim igenschutz der Helfer, bei der Bevorratung von Impf- toffen, bei der chemisch-analytischen Task Force, bei er Ausrichtung von internationalen Übungen. Nach 1990 herrschte acht Jahre lang für die Katastro- henvorsorge und den Bevölkerungsschutz die Devise bbau. Unter der Verantwortung der Bundesregierung und die genannten Beispiele belegen dies – gilt wieder ie Parole Aufbau. Unterstützen Sie unsere Bemühungen dort, wo Sie in en Ländern Verantwortung tragen. Ihr Antrag ist hier berflüssig! Beatrix Philipp (CDU/CSU): Nach den Auseinan- ersetzungen von heute Morgen um Rente und Nach- ragshaushalt scheint es mir sinnvoll zu sein, darauf inzuweisen, dass unser Antrag zum Thema „Katastro- henschutz“ mit den vorherigen Themen nichts zu tun at. Spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. Sep- ember 2001 in den USA und der Hochwasserkatastro- he vom Sommer 2002 in Deutschland ist allen Men- chen in unserem Land, ob Betroffenen oder nur vor em Fernseher sitzenden Menschen, bewusst, dass der ivil- und Katastrophenschutz der dringenden Überar- eitung, das heißt Aktualisierung, bedarf – allen, bis auf ie Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen. Sie haben bereits bei der Einbringung unseres Antra- es – und auch im Laufe der Beratung – immer wieder Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6275 (A) ) (B) ) den Eindruck zu erwecken versucht, im Bereich des Zi- vil- und Katastrophenschutzes sei alles in bester Ord- nung. Aber das Gegenteil ist der Fall: Es gibt dringenden Handlungsbedarf. Auch der Vorwurf, der Antrag sei zu allgemein und nicht differenziert genug, ist absolut unzutreffend. Wer diesen Antrag objektiv betrachtet, wird zugeben müssen, dass hier im Hause selten ein so differenzierter, detail- lierter Antrag beraten wurde. Kernproblem im rein Organisatorischen ist – abgese- hen von der bedauernswerten finanziellen Ausstattung in diesem Bereich – die strikte Kompetenzaufteilung in Ka- tastrophenschutz und Zivilschutz. Während der Katastrophenschutz bei den Ländern an- gesiedelt ist, liegt die Kompetenz für den Zivilschutz beim Bund. Das hat zum Teil historische Gründe, die aber vor dem Hintergrund der veränderten Gefahrenlage jetzt zurückstehen müssen. Wir brauchen dringend eine gesetzliche Regelung in den verschiedenen Bereichen und eine einheitliche Lö- sung. Das sehen inzwischen auch andere so: Die von der Innenministerkonferenz am 6. Juni 2002 beschlossene „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ sieht unter Punkt 8 ausdrücklich eine Re- vision der einschlägigen Normen vor. In der Plenardebatte zu diesem Antrag vom 4. Juli 2003 wurde die Beschränkung des Zivilschutzes auf den „Verteidigungsfall“ einhellig als überholt angesehen. Aber Sie ziehen keine Konsequenzen daraus – selbst die Bereitschaft dazu fehlt Ihnen, wenn ich bedenke, dass Sie auch heute wieder unserem Antrag nicht zu- stimmen werden. Natürlich müssen die Grundsätze des Föderalismus Berücksichtigung finden. Wir alle wissen: Wenn eines partei- und fraktionsübergreifend festzustellen ist, dann dies, dass die Länder aufmerksam über ihre Zuständig- keiten wachen. Dieser Umstand rechtfertigt aber nicht, seitens der Bundesregierung jegliche Gesetzesnovellie- rung, die tatsächlich aus rein sachlichen Gründen zwin- gend ist, zu unterlassen. Wir brauchen zum Schutz der Bevölkerung das län- derübergreifende, bundeseinheitliche Zusammenwirken aller verantwortlichen Sicherheitskräfte. Ich kann nur wiederholen: Das ist bis heute nicht oder nur unzurei- chend geregelt. Ein adäquates und rechtzeitiges Mitwir- ken der Bundeswehr muss zum Beispiel ermöglicht wer- den. Die Innenminister der Union fordern zu Recht eine Änderung des Grundgesetzes im Bereich der Amtshilfe- voraussetzungen des Bundes – Art. 35 GG Abs. 2 und Abs. 3 – sowie die Erfassung von „Gefahren aus der Luft“ und von „Gefahren von See her“ im Grundgesetz, Art. 87 a Abs.2 GG. Darauf komme ich aber noch einmal gesondert zu sprechen. Die SPD betont in diesem Zusammenhang, man solle die Bundeswehr nur unterstützend einsetzen, da die eigentlichen Katastrophenschutzkräfte ohnehin besser g n c I B m s b H d w z r m P r K d v d n r u v f S m 0 m Z m t n b g d u e – L g B u a B s S (C (D eeignet seien. Dies wurde durch den Antrag der Union ie in Abrede gestellt. Es gibt allerdings Aufgaben wie die Luftraumüberwa- hung, die eben nur die Bundeswehr übernehmen kann. ch glaube, das brauche ich nicht zu erläutern. Weit gehende Einigkeit herrschte bisher auch bei der ewertung eines weiteren Problemschwerpunktes: der angelhaften Koordinierung und Führung bei Groß- chadensereignissen, wie sich dies, unabhängig von dem eeindruckenden Einsatz der vielen Helferinnen und elfer, etwa bei der Flutkatastrophe gezeigt hat. Aber ie nötigen Konsequenzen aus den erlebten „Defiziten“ urden seitens der Regierung bisher ebenfalls nicht ge- ogen. Es gab bei der Flutkatastrophe zwar viele hilfsbe- eite und helfende Hände, jedoch zu viele Köpfe – sagen anche. Zur Verdeutlichung zitiere ich dazu Herrn Hans eter von Kirchbach: Einen Mangel an Hilfskräften hat es nicht gegeben. Es fehlte aber an einer vorausschauenden Planung und dem sachgerechten Einsatz dieser Kräfte auf al- len Ebenen. Es heißt weiter, erforderlich sei „eine adäquate Füh- ung auf höherer Ebene“ und „eine verantwortungsvolle oordination der Zusammenarbeit mit anderen Län- ern“. Dem ist nichts hinzuzufügen, macht es doch den on mir nun schon mehrfach erwähnten Handlungsbe- arf deutlich. Dem tragen wir mit unserem Antrag Rech- ung. Die Regierung zieht sich zu diesem Thema gerne da- auf zurück, dass man das neue „Gemeinsame Melde- nd Lagezentrum“ von Bund und Ländern beim Bundes- erwaltungsamt eingerichtet habe. Das ist sicher ein An- ang – aber eben auch nur ein Anfang. Wenn man die elbstbeschreibung dieses Zentrums liest – und das kann an in der Zeitschrift „Bevölkerungsschutz“, Ausgabe 3/2003 des Bundesverwaltungsamtes, Seite 7 ff. –, wird an schnell auf die engen Kompetenzgrenzen dieses entrums stoßen. Es ist in seiner Rolle auf bloße Infor- ationsdienstleistung beschränkt. Bei sechs – ich be- one: sechs – Arbeitsplätzen kann man allerdings auch icht mehr erwarten. Das beschriebene Defizit aber leibt! Um den aktuellen Erfordernissen und Erkenntnissen erecht zu werden, muss dem Melde- und Lagezentrum ringend ein gemeinsames Einsatzzentrum des Bundes nd der Länder hinzugefügt werden. Dieses muss die Arbeitsplätze und Führungsmittel für inen gemeinsamen Einsatz aller Kräfte des Bundes von THW, BGS und Bundeswehr –, der Dienste der änder sowie der zahlreichen nicht staatlichen Hilfsor- anisationen vorhalten. Eine örtliche Ansiedlung dieses Stabes beim neuen undesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz nd seinem Lagezentrum bedeutet dabei keinesfalls utomatisch eine Erweiterung der Kompetenzen des undesinnenministerium wie die FDP das zu befürchten cheint. Das ergibt sich bereits aus der übergreifenden truktur der einzubeziehenden Dienste. 6276 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) Im Zusammenhang mit der genannten Führungs- und Koordinationsproblematik sind auch die bundesweiten Defizite bei der Kommunikationstechnik deutlich zutage getreten. Ein einheitlicher Digitalfunk für sämtliche Organisa- tionen ist zwingend erforderlich, wenn es mit Kommuni- kation und Koordination vorangehen soll. Auch die Bun- deswehr sollte hierbei nicht vergessen werden, damit sie bei Hilfseinsätzen sinnvoll einbezogen werden kann und Reibungsverluste aufgrund unterschiedlicher Funkstan- dards vermieden werden. Das Vorgehen der Regierung in Sachen BOS-Digitalfunk gleicht der unendlichen Ge- schichte – leider ist noch immer kein Happy-End in Sicht. Es ist in diesem Zusammenhang auch unzulässig, sich hinter dem Verweis auf das – der Finanznot geschuldete – Zögern der Länder zu verstecken. Wir sind hier im Bun- destag und sprechen über die Möglichkeiten des Bundes. Und diese wurden seitens der Bundesregierung bei wei- tem nicht ausgeschöpft, selbst wenn der gute Wille unter- stellt werden könnte. Zu Recht lehnen die unionsgeführ- ten Länder die Einführung des Digitalfunks in einer „Startergruppe“ ab, solange nicht eine endgültige Sys- tementscheidung getroffen wurde („Tetra“ oder „Tetra- pol“). Inzwischen müsste auch die Bundesregierung wissen, dass sie es nicht allen recht machen kann. Der bisherige Vorschlag der Bundesregierung, die Länder mit 10 Pro- zent der entstehenden Kosten zu unterstützen, reicht bei weitem nicht aus, um der grundlegenden Verantwortung des Bundes für einheitliche Verhältnisse in der Bundes- republik zu genügen. Im Übrigen: Sollte es wirklich nur an den Ländern liegen, so hätte die Bundesregierung längst die Möglich- keit gehabt, mit gutem Beispiel voranzugehen, indem sie den Digitalfunk bereits bei den Einrichtungen des Bun- des (THW, BGS usw.) hätte einführen können. Aber nichts ist geschehen – und die Hausaufgaben sind über- haupt nicht gemacht, auch wenn die SPD das bestreitet. In der Ablehnungsbegründung der Regierungskoali- tion heißt es, die Forderungen des Antrages seien bereits weitestgehend erfüllt bzw. auf den Weg gebracht. Das ist einfach nicht wahr. Da hilft auch nicht das gestern im Kabinett beschlossene Luftsicherheitsgesetz. Der Presse entnehme ich, dass die Auffassungen des Innen- und Verteidigungsministers hier nicht überein- stimmen. Und die Vermutung liegt nahe, dass die Grü- nen wohl nur schweren Herzens zugestimmt haben, weil ihnen dafür der Datenschutzbeauftragte zugestanden wurde. So jedenfalls die veröffentlichte Meinung. Welch seltsamer Zusammenhang! Es bleibt wie so oft wieder nur Stückwerk. Denn wir alle wissen, dass Terrorangriffe nicht nur aus der Luft, sondern auch vom Land oder vom Wasser aus erfolgen können. Ein Luftsicherheitsgesetz reicht nicht aus. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, mit dem un- terschiedlichen Gefahren differenziert begegnet werden kann. Und das liegt Ihnen mit unserem Antrag vor. Ge- g n d ü z d l K j e s I s t s U n A b k d d h h c B B n v n d s b ta v K M d s e m s g M r G K i p d A (C (D enstand dieses Antrages ist es ja gerade, die dringend ötigen Reformen auf den Weg zu bringen. Die Federführung und Koordinierung muss aufgrund er bundesweiten Aufgabe selbstverständlich der Bund bernehmen, und das beginnt mit den Finanzen. Die jet- ige Bundesregierung habe den Haushalt des THW wie- er aufgestockt, höre ich immer wieder. Hier wird fröh- ich unterschlagen, dass im Haushalt für 2004 eine ürzung von über 4 Millionen Euro gegenüber dem Vor- ahr erfolgen soll. Die SPD ist der Ansicht, übrig bleibe nur die Frage iner Grundgesetzänderung, die einen verstärkten Ein- atz der Bundeswehr im Inneren ermöglichen würde. – nsoweit gestatte aber Art. 35 GG unter bestimmten Um- tänden bereits jetzt den Einsatz der Bundeswehr zur Ka- astrophenhilfe. Um genau diese Probleme mit den „be- timmten Umständen“ geht es aber in diesem Antrag der nion. Hier muss den neuen Gefahren dringend Rech- ung getragen werden, und zwar sehr konkret. Unser ntrag enthält 24 sehr konkrete Vorschläge, die einzeln egründet werden, wie man dem Antrag entnehmen ann. Ich fasse zusammen: Erstens. Niemand will die Län- er entmachten – schon gar nicht die Union –, aber für as neue Zusammenwirken und zur Beendigung des bis- erigen „Zivil- und Katastrophenschutz-Zuständigkeits- andycaps“ bedarf es einer Überarbeitung der entspre- henden Gesetze. Zweitens. Die Schaffung des neuen Bundesamts für evölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, über das die undesregierung sagt, „es solle der Stellenwert des euen Zivilschutzes auch optisch-organisatorisch her- orgehoben werden“, reicht in dieser Form bei weitem icht aus. Mehr als optisch wird nämlich nichts verän- ert oder gar verbessert, da alles kostenneutral bleiben oll. Drittens. Ich möchte nichts dramatisieren, aber bleibe ei der Auffassung: Für einen wirksamen Zivil- und Ka- strophenschutz, der den Namen auch verdient, gibt es iel zu tun. Sich nicht auf mögliche Bedrohungen und atastrophen vorzubereiten ist verantwortungslos. Die enschen in unserem Land haben einen Anspruch arauf, dass wir alles Mögliche tun, um vorbereitet zu ein auf Ereignisse, die sicher niemand wünscht, aber die ben auch niemand ausschließen kann. Seit Jahren ist mein persönliches Motto: Nicht reden, achen! Zumindest für den Bereich „Zivil- und Kata- trophenschutz“ hätte ich mir gewünscht, die Bundesre- ierung und die Regierungskoalition würden meinem otto folgen. Noch können Sie es: Stimmen Sie unse- em Antrag zu! Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Nach der geltenden Gesetzgebung ist der atastrophenschutz Aufgabe der Länder, der Zivilschutz m Verteidigungsfalle Aufgabe des Bundes. Katastro- henschutzbehörden sind in den meisten Bundesländern ie Kommunen. Ob diese Kompetenzabgrenzung und ufgabenteilung noch zeitgemäß ist, wird spätestens seit Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6277 (A) ) (B) ) dem Oderhochwasser und den Terroranschlägen des 11. September 2001 diskutiert. Eine Zusammenführung und Neuordnung des Zivil- und Katastrophenschutzes ist nur gemeinsam mit den Ländern möglich. Bereits im Juni 2002 haben Bund und Länder in der Innenministerkonferenz neue Strategien zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland beschlos- sen. Die Bundeswehr ist für den Katastrophenschutz un- verzichtbar. Dies ist bei dem Oderhochwasser oder bei großen Waldbränden in der Vergangenheit deutlich ge- worden. Der Einsatz der Bundeswehr ist bei Katastro- phen völlig unstrittig und in dem erforderlichen Maße möglich. Das Bundeskabinett hat gestern die Einrichtung eines Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophen- hilfe beschlossen. Der Bund erfüllt damit seine Zusagen gegenüber der Innenministerkonferenz. Die Einrichtung des BBK bedeutet keinen Eingriff in die Zuständigkeits- verteilung zwischen Bund und Ländern. Wir wollen vor- handene und bewährte Strukturen vernetzen und opti- mieren. Das neue Bundesamt ist eine Informations- und Koordinierungsstelle, die Serviceleistungen für die Län- der, für die Kommunen und die Hilfsorganisationen an- bietet. In gemeinsamer Verantwortung von Bund und Län- dern muss die vereinbarte Rahmenkonzeption zum Schutz der Bevölkerung umgesetzt werden. Im Verzug sind hier insbesondere die Länder. Eine Politik, wie sie derzeit beim Digitalfunk betrieben wird – der Bund soll zahlen, die Länder bestimmen –, wird beim Katastro- phenschutz nicht funktionieren. Der Bund hat seine Haushaltsmittel für den Katastro- phenschutz auf 75 Millionen Euro aufgestockt. Das sind im nächsten Jahr 16,5 Millionen Euro mehr für den Ka- tastrophenschutz. Bereits eingerichtet wurde ein gemein- sames Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern. Eingerichtet wurde das deutsche Notfallvorsorge-Infor- mationssystem – deNIS – und ein satellitengestütztes Kommunikationssystem Unbestritten gibt es noch Defizite. So ist in den vielen Jahren der relativen Ruhe die Selbstschutzfähigkeit der Bevölkerung immer mehr zurückgegangen. Ich habe hier bereits früher gefordert, dass erste Hilfe und Selbst- schutz in Kindergärten und Schulen wieder vermittelt werden müssen. Gisela Piltz (FDP): Unklare Kompetenzen und man- gelnde Koordination ist leider das Fazit, das über die derzeitigen Einsatzmöglichkeiten im Zivil- und Kata- strophenschutz in Deutschland gezogen werden muss. Von veraltetem Material und Einsatzfahrzeugen ganz zu schweigen! Der Antrag von CDU/CSU verfolgt ein zentrales Ziel: Den wirksamen Schutz und die bessere Bewältigung von Katastrophenfällen. Das kann nur durch einen effektiven Zivil- und Katastrophenschutz erreicht werden. Diesem Ziel stimme ich uneingeschränkt zu! g r v s B g w g p n s u g C a A Z n w n t n H d M B S s G a z w a p r H V s m E g l V f w s h u d g e d e (C (D Aber sind die Maßnahmen, die in Ihrem Antrag vor- eschlagen werden, die richtigen, um dieses Ziel zu er- eichen? Leider nein! Liebe Kolleginnen und Kollegen on der CDU/CSU, da kann ich Ihnen nicht mehr zu- timmen. Kurz gesagt: Übers Ziel geschossen! Der Vorschlag, die Bundeswehr auch im Innern der undesrepublik einzusetzen, wird ja bereits in Ihren ei- enen Reihen skeptisch beurteilt. In Deutschland haben ir mit den derzeitigen Organisationen, dem Bundes- renzschutz, der Polizei der Länder und dem Katastro- henschutz, eine Vielzahl von Einsatzgruppen. An Orga- isationen, die im Innern einsetzbar sind, mangelt es omit nicht. Aber es mangelt an klaren Zuständigkeiten nd einer effektiven zentralen Koordinierungsstelle. Und enau hier, meine Damen und Herren von der CDU/ SU, fehlen die konkreten Vorschläge in Ihrem Antrag. Die Unterteilung zum einen in Zivilschutz und zum nderen in den Katastrophenschutz ohne eine sinnvolle ufgabenverteilung macht keinen Sinn. Ein Streit um uständigkeiten zwischen Bund, Land und den einzel- en Organisationen kann im Katastrophenfall lebensnot- endige Maßnahmen verzögern und das können wir uns icht leisten. Vielleicht müssen wir den Mut haben, diese raditionelle Trennung aufzuheben, und eine Neuord- ung herbeiführen. Darüber hinaus ist es aber notwendig, sehr geehrter err Bundesinnenminister, Einsatzkräfte entsprechend er gesicherten Rechtsgrundlage einzusetzen. In den edien können wir lesen, dass nach Ihrer Aussage die eamten nach § 8 Bundesgrenzschutzgesetz im Irak zum chutz von THW-Mitarbeitern tätig sind. Nach der Aus- age des Staatssekretärs ist aber § 9 die rechtliche rundlage. Im Interesse der Mitarbeiter fordere ich Sie uf, dieses zu klären und Rechtssicherheit zu schaffen. Daneben ist es notwendig, dass die Kommunikation wischen den Organisationen zeitgemäß umstrukturiert ird. Eine große Lücke in unserem Funksystem ist die naloge Kommunikation. Sie wird seit Jahren von Ex- erten angemahnt und von der rot-grünen Bundesregie- ung immer wieder angekündigt. Meine Damen und erren von der Koalition, wie war das noch mit dem ersprechen, dass der BOS-Digitalfunk zur Weltmeister- chaft 2006 einsatzfähig sein sollte? Dort sollte die Pre- iere für ein digitales Sprech- und Datenfunknetz sein. in Blick auf die Haushaltsdaten für das kommende Jahr enügt, um zu erkennen, dass Sie dieses Ziel nicht erfül- en können. Denn 5 Millionen Euro im nächsten Jahr zur orbereitung und Durchführung des Ausschreibungsver- ahrens reichen bei weitem nicht aus. Erklären Sie mir, ie das funktionsfähige System bis 2006 einsatzbereit ein soll! Lieber Herr Bundesinnenminister, seien Sie ru- ig ehrlich zu den Polizeibeamten von Bund und Land nd erklären Sie ihnen, wie Sie die Sicherheit während er Weltmeisterschaft mit einer veralteten Ausrüstung arantieren wollen. Leider war aus unserer Sicht die Ver- inbarung mit den Ministerpräsidenten zu spät. Schade, ass diese Chance nicht genutzt worden ist. Auch ist es notwendig, auf europäischer Ebene auf inheitliche Digitalfunkstandards zu drängen. 6278 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) Die verbesserte Ausstattung der Organisationen und der einzelnen Helfer muss auch auf die Gerätschaften und Materialien ausgedehnt werden. Hier genügen bloße Ankündigungen nicht. Taten müssen folgen. Die Ausbil- dung ehrenamtlicher Helfer muss dringend verbessert werden. Das Ehrenamt ist ein wichtiges Element des Ka- tastrophenschutzes und muss auch dementsprechend ge- fördert werden. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Union, die Pro- bleme, die Sie im Antrag angesprochen haben, sind die richtigen. Aber konkrete sinnvolle Lösungen bleiben Sie uns schuldig. Daher können wir dem Antrag nicht zu- stimmen. Ute Voigt, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminis- ter des Innern: Die Bundesregierung hat gestern den Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung des neuen Bun- desamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beschlossen. Damit hat sie eine wichtige organisatori- sche Konsequenz aus dem von Bund und Ländern auf der IMK im Juni 2002 beschlossenen Konzept Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland gezogen. Der Kabinettsbeschluss bestätigt zugleich, wie ernst der Bund seine Zivilschutzaufgabe nimmt, wie wichtig ihm dieser Politikbereich ist. Die Länder haben dieses Vorhaben einhellig begrüßt. Das neue Bundesamt soll sich nicht nur um die traditio- nellen Zivilschutzaufgaben kümmern. In ihm sollen vor allem auch die Serviceangebote zentral vorgehalten wer- den, mit denen der Bund das Krisenmanagement der Län- der unterstützen will. Dies betrifft vor allem die Bereiche Koordination und Information. Wir greifen damit ein An- liegen der Innenministerkonferenz auf, die auf ihrer Herbstsitzung 2002 den Bund gebeten hat, bei großflächi- gen Gefahrenlagen Informations- und Koordinations- funktionen zur Unterstützung des Krisenmanagements der Länder verstärkt vorzuhalten bzw. wahrzunehmen. Hier haben wir in der Zwischenzeit auch schon vieles erreicht. Das gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern, das GMLZ, ist seit Herbst 2002 ein- satzbereit. Es ist bei der Zentralstelle für Zivilschutz im Bundesverwaltungsamt eingerichtet – demnächst also im neuen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastro- phenhilfe – und soll vor allem als Zentrum für Ressour- cenmanagement in Bereitschaft stehen. Die Erfahrungen während der Hochwasserkatastrophen des letzten Som- mers haben gezeigt, dass wir in solchen Fällen ein Dis- positionszentrum brauchen – zur raschen und sinnvollen Zuordnung von Helferinnen und Helfern, aber auch zum Nachweis und zur Vermittlung von Hilfsmitteln, von technischen Gerätschaften bis hin zu Sandsäcken. Das neue Melde- und Lagezentrum stützt sich im We- sentlichen auf das deutsche Notfallvorsorge-Informat- ionssystem, kurz deNIS genannt. Kernaufgabe dieser Datenbank ist die übergreifende Verknüpfung, Aufberei- tung und Bereitstellung von Informationen für das Ma- nagement von Großkatastrophen. In einer ersten Aufbau- stufe ist deNIS bereits im Mai vergangenen Jahres online gegangen, nämlich als Informationsportal für den Bürger. Die Bürger können hier ein breites Spektrum wichtiger I r g s s R w g s G D m J F d t u s g 1 p a c s d k m I i g l is b k s I Ü i g a n s h g n b z d s z M n l n (C (D nformationen zu Fragen des Bevölkerungsschutzes ab- ufen. Seit Mitte Mai 2002 wurden weit über 700 000 Zu- riffe auf deNIS l registriert. deNIS II als eigentliches In- trument für das Management von Großkatastrophen teht jetzt als Prototyp zur Verfügung. In Kürze soll im ahmen einer Übung der Pilotbetrieb aufgenommen erden. Die Innenministerkonferenz hat im Dezember vergan- enen Jahres festgestellt, dass das nationale Notfallvor- orgesystem funktioniert, dass es auch mit großflächigen efahren- und Schadensereignissen fertig werden kann. ass diese Einschätzung stimmt, haben zuletzt die Som- erhochwasser an Elbe, Donau und Mulde vor einem ahr gezeigt. Hier haben die Hilfsorganisationen und die euerwehren, hier haben das THW, die Bundeswehr und er Bundesgrenzschutz ein hohes Maß an Professionali- ät, vor allem auch an selbstlosem Einsatzwillen gezeigt, nd alle haben – aufs Ganze gesehen – hervorragend zu- ammengearbeitet. Dass es auch Defizite gibt, soll ja gar nicht verschwie- en werden. Über sie wird seit den Anschlägen des 1. September 2001 offen diskutiert. Die Zivilschutzka- azitäten des Bundes wurden in den 90er-Jahren deutlich bgebaut, übrigens auch – obwohl von der äußeren Si- herheitslage eigentlich unberührt – die Katastrophen- chutzkapazitäten der Länder. Angesichts des Antrags er CDU/CSU, den wir heute noch einmal debattieren, önnte ich jetzt mit dem Hinweis kommen, dass dieser assive Abbau der Zivilschutzkapazitäten weithin unter hrer Regierungsverantwortung stattgefunden hat. Aber ch lasse das. Der Hinweis auf Versäumnisse in der Ver- angenheit bringt uns alle nicht weiter. Wir sollten uns ieber darum kümmern, was jetzt und in Zukunft zu tun t. Hier sind wir auf gutem Wege. Mit den Ländern ha- en wir uns im vergangenen Jahr auf eine neue Rahmen- onzeption für den Zivil- und Katastrophenschutz ver- tändigt. Dieses neue Rahmenkonzept wurde auf der nnenministerkonferenz Anfang Juni 2002 unter der berschrift Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung n Deutschland verabschiedet. Ihre Philosophie ist die emeinsame Verantwortung von Bund und Ländern für ußergewöhnliche Gefahren- und Schadenlagen. Es geht icht um neue Zuständigkeiten, sondern um partner- chaftliches Zusammenwirken über föderale Grenzen inweg. Dieses Zusammenwirken funktioniert. In wenigen Ta- en findet die Herbstsitzung der Innenminister statt. Ih- en liegt ein Beschlussvorschlag des zuständigen Ar- eitskreises V vor, der ausdrücklich hervorhebt, – ich itiere – „dass die Kooperation zwischen Bund und Län- ern gut eingespielt ist. Dem kann ich mich aus Bundes- icht nur anschließen. Die Innenminister werden einen Bericht zur Umset- ung der „Neuen Strategie“ verabschieden. Er listet die aßnahmen auf, die Bund und Länder in den vergange- en Monaten auf den Weg gebracht haben. Dieser Kata- og liest sich sehr eindrucksvoll – auch wenn wir noch icht alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6279 (A) ) (B) ) haben. Aber – ich wiederhole mich – wir sind auf einem guten Weg. Der Bericht belegt vor allem aber auch eines: Es kann nun wirklich keine Rede davon sein, dass, wie der An- trag der Union nahe legt, bei der – zweifellos notwendi- gen – Reform, genauer: Fortentwicklung des Zivil- und Katastrophenschutzes, bei Null begonnen werden müsste, dass hier in den letzten Monaten nichts gesche- hen sei. Die Damen und Herren von der Opposition sollten diesen Bericht eingehend studieren. Er zeigt: Der Bund stellt sich auf die neuen Herausforderungen ein. Er kann für seinen Bereich eine positive Leistungsbilanz vorwei- sen. Der Bund macht seine Hausaufgaben. Ich möchte in diesem Zusammenhang neben GMLZ und deNIS nur an die kurzfristige Auslieferung von rund 650 Zivilschutzfahrzeugen an die Länder erinnern, da- runter über 350 moderne ABC-Erkundungskraftwagen. Das satellitengestützte Warnsystem ist seit Oktober 2001 in Betrieb; einbezogen sind nicht nur die öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten, sondern – jetzt auch – die privaten Rundfunkanstalten. Zusätzlich haben wir in den vergangenen Monaten die Innenministerien der Län- der mit entsprechenden Sendeeinrichtungen ausgestattet, die es ihnen erlauben, ihrerseits Warnmeldungen etwa vor regionalen Gefahren an die angeschlossenen Medien zu verschicken. Ergänzend prüfen wir derzeit in einer Reihe von Pilot- projekten und Feldversuchen, ob und inwieweit sich spe- ziell der Weckeffekt über das Festnetztelefon, die Funk- alarmuhr oder das Radio – Einschaltlösung – realisieren lässt. Wegen der Kürze meiner Redezeit kann ich nicht all die anderen Maßnahmen aufzählen, die wir zwischen- zeitlich auf den Weg gebracht haben. Stichwortartig möchte ich nur erwähnen: Wir bauen die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz zu einem Kompetenzzentrum für das gemeinsame Krisen- management von Bund und Ländern, zu einem Forum für den wissenschaftlichen Austausch sowie zu einer Be- gegnungsstätte und Ideenbörse für Experten aus dem In- und Ausland aus. Wir haben ferner die Förderung der Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe mit Selbstschutzinhalten wieder aufgenommen. Wir setzen da an, wo im Sinne ei- ner ebenso frühen wie nachhaltigen Erziehung die größ- ten Erfolge zu erwarten sind: nämlich in der Schule. Wir haben darüber hinaus die Bundesmittel für die Zi- vil- und Katastrophenschutzforschung mit dem Schwer- punkt B- und C-Bereich deutlich aufgestockt. Zum Schutz vor Terrorangriffen mit biologischen Kampfstof- fen hat der Bund in einer gemeinsamen Anstrengung mit den Ländern außerdem Pockenimpfstoff für eine Voll- versorgung der Bevölkerung angeschafft. All dies belegt: Wir stellen uns auf die neuen Heraus- forderungen ein. Die Aufgabe, die wir zu lösen haben, ist zugegebenermaßen nicht einfach. Wir sind mitten in der Arbeit. Der Bund ist aber nicht für den gesamten Be- r K h s t c g u ü P b A z § u P w f a m B d S d h t f d k f d S a d f v i z n f S (C (D eich des Zivil- und Katastrophenschutzes zuständig. atastrophenschutz ist Sache der Länder. Sie müssen die ierfür notwendigen personellen und materiellen Res- ourcen vorhalten. Das gemeinsame Notfallvorsorgesys- em funktioniert nur, wenn alle ihre Hausaufgaben ma- hen. Die Optimierung des Bevölkerungsschutzes ist emeinsame Verantwortung, gemeinsame Sache von nd Ländern. Ich möchte Sie alle dazu einladen, auch ber Ihre politischen Freunde in den Ländern, diesen rozess engagiert und konstruktiv zu unterstützen und zu egleiten. nlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes (Tages- odnungspunkt 12) Heidi Wright (SPD): Ja, wir stimmen zu, dem Gesetz ur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und dort des 6 a Abs. 6. Mit dem Gesetzentwurf wird die Gebührenerhebung nd die Gebührengestaltung im Regelungsbereich von arkscheinautomaten und Parkuhren geregelt, also et- as, was uns alle angeht als Autofahrerinnen und Auto- ahrer, das uns aber auch darüber hinaus insofern angeht, ls dass wir zumeist auch Kommunalpolitiker sind und it dem wir uns im Verkehrsausschuss des Deutschen undestages befasst haben. Es geht um eine einfache Regelung, aber doch mit eutlicher Wirkung, wie ich gemerkt habe. Denn viele tädte und Einzelhandelsverbände haben mich wegen ieser Gesetzesänderung kontaktiert. In großer Verordnungsakribie war in der Vergangen- eit geregelt, dass Parkgebühren in Höhe von mindes- ens 0,05 Euro festzulegen sind, und zwar für jede ange- angene halbe Stunde. Der Gesetzentwurf regelt nun, dass die Kommunen ie Höhe und Parkintervalle frei und selbst gestalten önnen, bis hin zum kostenfreien Parken. Ob nun natürlich goldene Zeiten, sprich gebühren- reie Parkzeiten, anbrechen, wage ich zu bezweifeln, und as wäre auch nicht in unserem verkehrspolitischem inne. Ich bin sicher, dass Kommunen individuelle, das heißt uf sie passende, den örtlichen Gegebenheiten geschul- ete Regelungen treffen werden. Und die Städte sind roh über diesen Gestaltungsspielraum. Ich weiß, dass sich natürlich auch der Einzelhandels- erband über diese Möglichkeit freut – andererseits kann ch natürlich nur hoffen, dass sich die Kommunen dem u erwartenden großen Druck des Einzelhandels dann icht zu arg beugen und nicht allzu großzügige kosten- reie Regelungen organisieren. Denn es ist gut, dass wir den Kommunen diesen pielraum einräumen, hier und dort kostenfreies Parken 6280 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) zu ermöglichen – um damit auch dem großen Konkur- renzdruck des kostenfreien Parkens auf der grünen Wiese zu begegnen. Ich gebe jedoch auch zu bedenken und zu erinnern, dass den Gesetzgeber 1980 verkehrs- und umweltpolitische Gesichtspunkte geleitet haben, als er feststellte: Es ist in Anbetracht der Verkehrssituation in den In- nenstädten nicht länger zu vertreten, dem Individu- alverkehr unentgeltliche Verkehrsflächen zu Park- zwecken zur Verfügung zu stellen und damit einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, mit dem eigenen Fahrzeug die Stadtzentren aufzusuchen.“ Das gilt auch noch heute! Deshalb bin ich sicher, dass die Kommunen diese Verkehrs- und umweltpolitischen Gesichtspunkte eben- falls berücksichtigen und allein auch aus Kostengründen es sich nicht leisten können und es sich nicht leisten, großzügige zusätzliche Anreize durch kostenfreies Par- ken zu schaffen. Es ist aber sinnvoll, für den kurzen Sprung in den Bä- ckerladen oder in die Buchhandlung zur Abholung eines bestellten Buches nicht gleich das 50-Cent-Stück oder die Euro-Münze suchen zu müssen. Hier ist Flexibilität sicherlich von allen zu begrüßen. Festhalten will ich aber, dass diese kleine, vielleicht auch feine Regelung, die wir heute treffen, die Kommu- nen nicht entbindet, sinnvolle Konzepte des öffentlichen Personennahverkehrs zu fördern, auszubauen und attrak- tiv zu machen. Unsere Stadtzentren und auch die Ortszentren sollen attraktiv sein für Fußgänger, sollen attraktiv sein zum Flanieren und für das Verweilen im Straßencafé. In diesem Sinne hoffe ich auf eine gute Umsetzung durch die Kommunen und danke für Ihre Aufmerksam- keit. Gero Storjohann (CDU/CSU): Wir diskutieren heute einen Gesetzentwurf des Bundesrates zur Ände- rung des Straßenverkehrsgesetzes. Die CDU/CSU-Bun- destagsfraktion begrüßt diesen Gesetzentwurf des Bun- desrates ausdrücklich. Mit der zu beratenden Vorlage soll ein Problem im Bereich des Straßenverkehrsrechts gelöst werden, ein Problem, das bei vielen Mitbürgerin- nen und Mitbürgern schon seit langem nur noch zu Kopfschütteln führt, ein Problem, das bereits zu vielen Verkehrsordnungswidrigkeitsverfahren in unserem Lande geführt hat, ein Problem, das in der Vergangenheit leider auch viele Autofahrer zu Beschimpfungen von Polites- sen und Verkehrsraumüberwachern verführt hat, welche das unbeliebte „Knöllchen“ hinter den Scheibenwischer steckten. Worum geht es? Wir kennen das Problem alle: Für schnelle Besorgungen in der Innenstadt, zum Beispiel beim Optiker, in der Apotheke, in der Bücherei oder beim Telefonladen, gibt es keine kostenfreien Kurzpark- plätze. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer haben hierfür wenig Verständnis. Zu Recht. Was viele jedoch nicht wissen: Die Gemeinden dürfen derzeit keine kos- t g r r s u a c b S d t g k O t s F d n d u a h G d e s c v e s d t w s t n B m M r l S k T w b c u s J s z w (C (D enfreien Kurzparkplätze anbieten. Sie müssen die Park- ebühren kassieren. Denn das Straßenverkehrsgesetz egelt in § 6 a Abs. 6 die Gebührenerhebung und Gebüh- engestaltung an Parkuhren und Parkautomaten. Im Ge- etz steht: Soweit das Parken auf öffentlichen Wegen nd Plätzen nur während des Laufs einer Parkuhr oder nderer Vorrichtungen oder Einrichtungen zur Überwa- hung der Parkzeit zulässig ist, werden Gebühren erho- en. Die Gebühren betragen je angefangene halbe tunde 0,05 Euro. Das Widersinnige an der ganze Sache: Die Gemein- en wollen für die ersten 30 Minuten Parkzeit am liebs- en gar keine Gebühren kassieren. Ihnen ist viel wichti- er, dass möglichst viele Kunden für kurze Zeit ostenlos parken können. Denn dadurch würden die rtskerne und Innenstädte belebt. Dadurch würden po- enzielle Kunden nicht mehr abgeschreckt, in die Innen- tädte zu fahren, wie es in der Vergangenheit häufig der all war. Dadurch würden die Innenstädte gestärkt wer- en! Und dadurch würde dem Trend vieler Autofahrerin- en und Autofahrer zur Flucht auf die „grüne Wiese“ vor en Stadttoren entgegengewirkt. Es ist daher dringend an der Zeit, die von vielen als nsinnig empfundene bestehende gesetzliche Regelung bzuschaffen. Die derzeitige Rechtslage erlaubt es beim eutigen bestehenden Parkdruck in unseren Städten und emeinden nämlich nicht mehr, flexibel auf die beson- eren lokalen Verhältnisse zu reagieren. Doch worum geht es im Einzelnen? Ziel des Gesetz- ntwurfes ist es in erster Linie, eine Belebung der Innen- tädte durch mehr Freiheit für die Kommunen zu errei- hen. Dazu soll die Erhebung der Parkgebühren künftig ollständig den Gemeinden überlassen werden. Es soll in kostenfreies Kurzzeitparken an Parkuhren und Park- cheinautomaten ermöglicht werden. Bereits heute wird urch die so genannte „Brötchentaste“ vielerorts ein kos- enfreies Parken ermöglicht. Mit der „Brötchentaste“ ird den Parkraumnutzern durch einen Blankopark- chein oder einen am Parkscheinautomaten angebrach- en Erlass der Gemeinde ein kostenfreies Parken für ei- en kurzen Zeitraum ermöglicht. In meiner Kreisstadt ad Segeberg ist dies derzeit beispielsweise so. Den Ge- einden und Städten verursacht diese Lösung jedoch ein agengrummeln, weil sie wissen, dass sie sich in einer echtlichen Grauzone bewegen. Eine Gesetzesänderung in diesem Bereich war daher ängst überfällig. So gab es auch in meinem Wahlkreis egeberg/Stormarn-Nord bei vielen Kommunalpoliti- ern ein hörbares Aufatmen, als ich ihnen in den letzten agen von dem geplanten Gesetzesvorhaben berichtete, elches wir heute diskutieren. Bereits nach der im Fe- ruar von der CDU in Schleswig-Holstein flächende- kend gewonnenen Kommunalwahl hatten viele Städte nd Gemeinden in etlichen Bereichen endlich die Fes- eln rot-grüner autofahrerfeindlicher Politik abgeworfen. ahrelang wurde etwa in der Hansestadt Lübeck ver- ucht, Autos mittels hoher Parkgebühren aus der Stadt u verbannen. Diese innenstadtfeindliche Politik be- irkte einen Attraktivitätsverlust der Innenstadt und Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6281 (A) ) (B) ) führte zu heftigen Umsatzeinbußen bei der Lübecker Kaufmannschaft. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass die Kol- leginnen und Kollegen von den Regierungsfraktionen signalisiert haben, heute hier der vom Bundesrat an- gestrebten Änderung der Straßenverkehrsordnung zu- stimmen zu wollen. Vielen von Ihnen ist diese Entscheidung sicherlich nicht leicht gefallen. Die Politik Ihrer Parteifreunde in den Kommunen war ja jahrelang darauf ausgelegt, gene- rell alle Autos in Innenstädten zu verteufeln. Jetzt haben offensichtlich auch Sie von den Regierungsfraktionen erkannt, dass eine solche Politik in die Sackgasse führt. Im Interesse einer Lebendigkeit der Geschäftswelt ist Ihre Entscheidung daher zu begrüßen. Der vorliegende Gesetzentwurf des Bundesrates ist grundsätzlich dazu geeignet, einen – wie ich finde – na- hezu exemplarischen Fall gesetzlicher Überregulierung abzubauen. Dies ist der richtige Weg, den Gemeinden wichtige Gestaltungsmöglichkeiten der Parkgebühren an die Hand zu geben. Die kommunale Selbstverwaltung wird hierdurch gestärkt. Außerdem wird ein wichtiger Schritt hin zum Bürokratieabbau unternommen. Zudem kann die örtliche Verwaltung flexibel auf neue Ereig- nisse innerhalb der Parkraumbewirtschaftung reagieren. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsa- che, dass die Gemeinden von den ihnen eingeräumten neuen rechtlichen Möglichkeiten Gebrauch machen kön- nen. Sie müssen es aber nicht tun. Bei wörtlicher Ausle- gung des Gesetzestextes fällt dies vielleicht zunächst einmal gar nicht auf. Es heißt dort schlicht: Für das Par- ken auf öffentlichen Wegen und Plätzen können in Orts- durchfahrten die Gemeinden, im Übrigen die Träger der Straßenbaulast Gebühren erheben. Natürlich mag es jetzt den einen oder anderen geben, der argumentiert, mit dem Gesetzentwurf würde den Ge- meinden durch die Hintertür eine günstige Gelegenheit zur Aufbesserung ihrer Gemeindefinanzen eröffnet. Ge- rade das ist jedoch nicht der Fall. Einerseits haben sich in den vergangenen Jahren viele Gemeinden durch eine bessere Verkehrsführung und eine bessere Verkehrsinfra- struktur bereits auf das gestiegene Verkehrsaufkommen eingerichtet. Sie wollen dadurch ihre eigene Attraktivität erhöhen. Diesen Gemeinden kommt die Gesetzesände- rung daher sehr gelegen. Andererseits wird keine Stadt oder Gemeinde ihre eigene Attraktivität durch die Ein- führung hoher Parkgebühren herabsetzen. Unabhängig davon sind die Gemeinden – ich zitiere jetzt aus der Gesetzesbegründung – ohnehin auch im Rahmen des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes sowie der Straßen- und wegerechtlichen Vorschriften der Länder zum Gemein- gebrauch und Widmungszweck von Straßen an gesetzli- che Vorgaben gebunden. Das ist zwar juristisch einwandfrei. Ich glaube aber, dass es dieser Begründung eigentlich gar nicht bedarf. Wir haben es hier in jeder Hinsicht mit einem modernen Gesetz zu tun. Hier liegt uns endlich einmal der Entwurf eines Gesetzes vor, der auf die üblichen Reglementierun- gen gänzlich verzichtet. Und dieser Gesetzentwurf wird – n d s d Ä A l s g h m r e § S w p f c G h w g S m z w d z u w M s S g n b z p H P w r V t K V v L s (C (D da bin ich mir sicher – von den Kommunen auch ver- ünftig angewendet werden. Wir von der CDU/CSU-Fraktion haben Vertrauen in ie Kompetenz unserer Gemeinden und werden dem Ge- etzentwurf des Bundesrates daher zustimmen. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit em vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesrates zur nderung des Straßenverkehrsgesetzes wird der § 6 a bs. 6 StVG in einer sinnvollen Art und Weise novel- iert. Die bisherige Vorgabe aus dem Jahre 1980 hatte ich in der Praxis als zu unflexibel und nicht mehr zeit- emäß erwiesen. So konnte auf besondere lokale Ver- ältnisse wie Platzangebot oder Parkdruck nicht ange- essen reagiert werden. In einer Zeit, in der wir von Entbürokratisierung, De- egulierung und mehr Eigenverantwortung sprechen, ist s daher konsequent, wenn wir mit der Novellierung des 6 a Abs. 6 StVG den Kommunen bzw. den Trägern der traßenbaulast die Möglichkeit geben, die Parkraumbe- irtschaftung in erweiterter Eigenverantwortung ange- asster und möglicherweise auch innovativer durchzu- ühren. So werden in Zukunft kostenfreies Parken ohne zeitli- he Vorgaben, zeitliche und räumliche Staffelung der ebühren und auch kürzere Taktzeiten als die bisherigen albstündigen Intervalle möglich sein. Darüber hinaus erden mit diesem Gesetz – anders als nach der bisheri- en Rechtslage – die Gemeinden bzw. die Träger der traßenbaulast auch direkt zur Gebührenerhebung er- ächtigt. Hierbei sei daran erinnert, dass die Befugnis ur Einführung einer gebührenpflichtigen Parkraumbe- irtschaftung ohnehin bei den Kommunen liegt. Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass es durch ie Erweiterung des Spielraums dazu kommt, dass über- ogene Parkgebühren die Attraktivität der Innenbereiche nd Ortskerne für Einwohner und Besucher schmälern erden. Ganz im Gegenteil, die Regelung zeigt auch öglichkeiten, durch eine restriktive Parkraumbewirt- chaftung in dieser Richtung zielgerichteter zu wirken. o könnte einer Überfüllung der Innenstädte entgegen- ewirkt werden und durch geeignete Lenkungsmecha- ismen ein lebenswertes und attraktives innerörtliches zw. innerstädtisches Umfeld erhalten werden. Dauer- oder Langzeitparker sollten sich Stellplätze um Beispiel bei hohem Parkdruck oder geringem Park- latzangebot außerhalb der Orts- und Stadtkerne suchen. ier könnten durch eine progressive Staffelung der arkgebühren je nach Parkdauer Anreize geschaffen erden, sodass diese Parker infolgedessen auf Außenbe- eiche ausweichen und/oder auf den ÖPNV umsteigen. oraussetzung dafür sind natürlich entsprechende attrak- ive Angebote seitens der Kommunen und des ÖPNV. Ein flexibles Management könnte dagegen bei den urzzeitparkern auch aus bündnisgrüner Sicht durchaus orteile bringen, wobei wir kritisch anmerken, dass eine ollkommen gebührenfreie Inanspruchnahme dieser eistung im Hinblick auf verkehrs- und umweltpoliti- che Ziele unserer Meinung nach kontraproduktiv wäre. 6282 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) Die Einräumung von Parkmöglichkeiten stellt eine besondere Leistung von Kommunen dar, die über die üb- lichen Aufgaben eines Gemeinwesens hinausgeht. Wir dürfen nicht vergessen, dass hierfür erhebliche bauliche und verkehrstechnische Aufwendungen getroffen wer- den und auch die Umweltbelastungen durch Abgase und Verkehrslärm berücksichtigt werden müssen, deren Auf- wand immer im Verhältnis zu dem Nutzen gesehen wer- den muss. Ein kostenloses Parken würde daher nur einen Aufwand seitens der Kommunen verursachen. Darüber hinaus wurde bei Untersuchungen in Köln festgestellt, dass diese Blankoparkscheine, genannt Bröt- chentaste, zwar seitens der lokalen Wirtschaftsunterneh- men positiv gesehen werden, sie sich bei den Parkenden jedoch im Hinblick auf die Akzeptanz und auch auf die Bereitschaft zur Lösung eines Parkscheins insgesamt ne- gativ ausgewirkt haben. Wir verabschieden uns mit unserer Zustimmung nicht von unserem politischen Ziel einer autoarmen oder gar autofreien Stadt. Aber wir müssen auch konstatieren, dass wir bis dahin noch einen weiten Weg zurückzulegen haben und für unsere Vorstellung auf kommunaler Ebene weiterhin werben müssen, bis unsere Vorstellungen mehrheitsfähig und damit auch umsetzungsfähig sind. Ich habe aber das Vertrauen in die Kompetenz der Kommunen, in ihre gewählten Volksvertreter, aber auch in natürliche Regelkreisläufe, dass hier zu starre Vorga- ben seitens des Gesetzgebers überflüssig sind, da die negativen Auswirkungen einer mangelhaften Parkraum- bewirtschaftung auf die Bewirtschaftenden selbst zu- rückfallen. Ich wünsche mir, dass die verantwortlich Handelnden den jetzt gewährten Spielraum mit Bedacht nutzen wer- den, damit insbesondere der induzierte Verkehr durch die Schaffung eines zusätzlichen Anreizes, mit dem PKW in die ohnehin überfüllten Innenstädte zu fahren, vermieden wird. Eberhard Otto (Godern) (FDP): In Anbetracht der teilweise dramatischen Verkehrssituation in den Innen- städten ist es dringend erforderlich, dass die Städte und Gemeinden mehr Freiheit für die Parkraumbewirtschaf- tung erhalten. Die Erhöhung der Eigenverantwortung ist auch aufgrund der weiteren Entwicklung von Handel und Gewerbe unumgänglich. Nach § 6 a Abs. 6 der StVO in der zurzeit gültigen Fas- sung wird eine Gebühr, deren Höhe nach örtlichen Ver- hältnissen unterschiedlich hoch sein kann, – 0,05 Euro –, pro halbstündliches Parkzeitintervall vorgegeben. Bei den heute bestehenden Parkfestlegungen kann so auf die besonderen lokalen Verhältnisse nicht reagiert werden. Deshalb: Es sollte nicht gesetzlich geregelt werden, was vor Ort besser entschieden werden kann. Es muss daher die Möglichkeit geschaffen werden, ein kosten- freies Parken ohne Zeitvorgabe einzuräumen, die Ge- bühren pro Zeitintervall schrittweise unterschiedlich zu gestalten, kürzere Taktzeiten als halbstündliche Inter- valle vorzugeben, um Gebühren nach einer räumlichen Staffelung erheben zu können. O g u s g a l m e h d t e s d b S K a l n D h d m S g t t z m b b ß r d P n g u r a G K l z t g e k r (C (D Nur so kann die Attraktivität der Innenbereiche und rtskerne für Einwohner und Besucher erhöht und leichzeitig vermieden werden, dass sich der Verkehr nd das Parkverhalten von den Haupt- auf die Neben- traßen verlagern. Auch für die durch überteuerte Park- ebühren in ihrer Besucherzahl stark beeinträchtigten nsässigen Gewerbetreibenden wäre diese neue Rege- ung von Vorteil. Auch ohne starre Bindung an feste Sätze muss es öglich sein, sachgerechte Regelungen zu finden, um iner großen Anzahl von Verkehrsteilnehmern den vor- andenen Parkraum zugänglich zu machen und die Han- elstätigkeit in den Kommunen zu erhöhen. In Anbe- racht dieser Situation in den Städten und Gemeinden röffnet die neue vorgeschlagene Regelung uneinge- chränkt die nötige Flexibilität zur Nutzung des vorhan- enen Parkraums. Somit steht die Parkgebührenerhe- ung künftig vollständig zur freien Disposition der tädte und Gemeinden und soll damit ein kostenfreies urzzeit-Parken im Regelungsbereich eines Parkschein- utomaten ermöglichen. Entgegen der heutigen Rechts- age wird das bereits heute vielerorts praktiziert. Ich enne als Beispiel die so genannte Brötchentaste. Die angestrebte Änderung leistet einen Beitrag zur eregulierung der jetzigen Situation. Dem Bund entste- en durch den Entwurf keine finanziellen Nachteile, enn die Gebühren stehen nicht ihm, sondern den Ge- einden zu. Dieser Gesetzesveränderung ist ein erster chritt in die richtige Richtung. Es sollte jedoch daran earbeitet werden, auf diesem Gebiet weitere Kompe- enzen den Kommunen zu übertragen. Aus den genannten Gründen stimmt die FDP-Frak- ion der Gesetzesveränderung des § 6 a Abs. 6 der StVO u. Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen: Wir eraten heute abschließend den vom Bundesrat einge- rachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Stra- enverkehrsgesetzes, der im Wesentlichen eine Ände- ung des § 6 a Abs. 6 vorsieht. Diese Vorschrift regelt ie Gebührenerhebung und -gestaltung im Bereich von arkscheinautomaten und Parkuhren. Derzeit ist hier och eine Mindestparkgebühr von 0,05 Euro je angefan- ene halbe Stunde für Parkscheinautomaten oder Park- hren gesetzlich und bundeseinheitlich festgelegt. Mit der Änderung wird die Erhebung der Parkgebüh- en nicht nur hinsichtlich der Art und Weise, sondern uch hinsichtlich der Höhe in die freie Disposition des ebührengläubigers – weit überwiegend sind das die ommunen – gestellt. Damit wäre künftig auch die Zu- assung eines kostenfreien Parkens in einem vor Ort fest- ulegenden Zeitabschnitt möglich. Die Gebühren könn- en pro Zeitintervall schrittweise unterschiedlich estaltet werden. Es könnten auch kürzere Taktzeiten als ine halbe Stunde vorgegeben werden und die Gebühren önnten je nach Parkdruck gestaffelt werden. Der Gesetzentwurf verfolgt das Ziel, die Parkgebüh- enerhebung flexibel, je nach den Bedürfnissen und Be- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6283 (A) ) (B) ) sonderheiten vor Ort durch die Gemeinden durchführen zu lassen und somit auch das kostenfreie Kurzzeit-Par- ken im Regellungsbereich eines Parkscheinautomaten zu ermöglichen. Dies wird entgegen der bestehenden Rechtslage heute bereits vielerorts mittels eines Blanko- Parkscheins für einen begrenzten Zeitraum, mit der so genannten Brötchentaste, praktiziert. Zudem wird eine völlige Abkehr von Gebührenerhebungsintervallen an- gestrebt. Die Landesregierungen werden jedoch auch künftig Gebührenordnungen erlassen können. Den einstimmigen Beschlussempfehlungen des feder- führenden Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen vom 22. Oktober 2003, Bundestagsdruck- sache 15/1802, und des mitberatenden Ausschusses für Tourismus, den Gesetzentwurf anzunehmen, schließt sich die Bundesregierung ausdrücklich an. Ich bin zuver- sichtlich, dass auch Sie diesem positiven Votum folgen werden. Die angestrebte Änderung des § 6 a Abs. 6 StVG stellt einen – wenn auch nur bescheidenen – Beitrag zur Deregulierung und Stärkung der Verantwortlichkeit der kommunalen Gebietskörperschaften in ihrem Aufgaben- bereich dar. Die Bundesregierung steht solchen Entwick- lungen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, insbe- sondere dann, wenn – wie hier – dem Bund keine finanziellen Nachteile entstehen. Da Städte und Gemeinden bei der Regelung des ru- henden Verkehrs und damit auch der Regelung der Parkraumbewirtschaftung den straßenrechtlichen Wid- mungszweck, den garantierten Gemeingebrauch an Stra- ßen und den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu beachten haben, stehen der Lockerung der Parkgebührenregelung auch keine verkehrsrechtlichen Bedenken entgegen. Gleichwohl gestatten Sie mir, eine Bitte an Sie zu- richten: Die Bundesregierung hatte in ihrer Stellung- nahme vom 11. Juli 2003 in der Bundestagsdrucksache 15/1496 die Begründung zum bislang geltenden § 6 a Abs. 6 StVO in Erinnerung gerufen. Darin war unterstrichen worden, dass es in Anbe- tracht der Verkehrssituation in den Innenstädten nicht länger zu vertreten ist, dem Individualverkehr unentgelt- lich öffentliche Verkehrsflächen zu Parkzwecken zur Verfügung zu stellen und damit einen zusätzlichen An- reiz zu schaffen, die Stadtzentren mit dem eigenen Fahr- zeug aufzusuchen. Unter verkehrs- wie umweltpolitischen Gesichts- punkten ist zu bedenken, dass sich die Möglichkeit, Kurzparkern künftig eine gebührenfreie Inanspruch- nahme des Parkraumes einzuräumen, nicht vollständig mit dem Ziel der geltenden Regelung, die Verkehrssitua- tion in den Innenstädten zu verbessern, in Einklang brin- gen lässt. Aber die neue Regelung eröffnet ja nur die Möglichkeit. Ob und inwieweit Städte und Gemeinden davon Gebrauch machen, wird dort entschieden werden müssen. Ich bitte Sie herzlich darum, vor Ort einen Beitrag dazu zu leisten, dass die mit der Neuregelung möglicher- weise verbundenen negativen Effekte durch eine der je- weiligen Situation angepasste flexible Ausführung des n f ü d d s P r t v A w E i i d w t n S d H E t f s g n H 1 n s h h p B m g F l (C (D euen Rechts vermieden werden. Auch eine gegebenen- alls erforderlich werdende Verstärkung der Parkraum- berwachung liegt in der kommunalen Zuständigkeit. Ich bin zuversichtlich, dass die zuständigen Behörden en mit der Änderung geschaffenen Spielraum mit Be- acht nutzen werden, damit kein zusätzlicher Anreiz ent- teht, die heute schon überfüllten Innenstädte mit dem KW aufzusuchen. Wohl niemand kann ein Interesse da- an haben, dass sich die Änderung der Vorschrift zulas- en des öffentlichen Personennahverkehrs oder des Rad- erkehrs auswirkt. nlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP- Sondervermögens für das Jahr 2004 (Tagesord- nungspunkt 14) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD): Der Gesetzent- urf über die Feststellung des Wirtschaftsplans des RP-Sondervermögens für das Jahr 2004, das wir heute n erster Lesung beraten, birgt erhebliche Änderungen m ERP-Sondervermögen in sich, was das Volumen und ie Ausgestaltung der Instrumente angeht. Es lohnt des- egen, den diesjährigen Haushaltsplan nicht als Rou- ineberatung durchzuwinken, sondern an dieser Stelle ei- ige grundsätzliche Anmerkungen zur Zukunft des ERP- ondervermögens zu machen. Dabei sehen wir uns mit der Tatsache konfrontiert, ass der ERP-Haushalt dieses Mal finanzielle Mittel in öhe von 5,3 Milliarden Euro bereitstellt. Davon wird der Löwenanteil, nämlich 4,0 Milliarden uro, für zinsgünstige, langfristige Darlehen für Investi- ionen kleiner und mittlerer Unternehmen, insbesondere ür Existenzgründungen, zur Förderung des Umwelt- chutzes und für Maßnahmen in den regionalen Förder- ebieten ausgewiesen. Das sind 1 Milliarde Euro weniger als im vergange- en Jahr und auch im laufenden Jahr 2003. Knapp die älfte der Mittel für langfristige Darlehen, das heißt ,93 Milliarden Euro, können für Investitionen in den euen Bundesländern genutzt werden. Die bei der absehbaren bzw. prognostizierten Wirt- chaftslage zu erwartende Nachfrage nach ERP-Darle- en im kommenden Jahr kann somit bedient werden. Über das genannte Förderungsvolumen von Darlehen inaus bietet das ERP-Sondervermögen Beteiligungska- ital von 400 Millionen Euro über das Programm „BTU- eteiligungskapital für kleine Technologieunterneh- en“. Damit leistet das ERP-Sondervermögen einen wichti- en Beitrag für den Mittelstand in einer Zeit, in der die inanzierungsbedingungen gerade für kleine und mitt- ere Unternehmen schwieriger geworden sind und 6284 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) Silberstreifen am Finanzhorizont gerade in Deutschland kaum sichtbar sind. Zwar bestreiten Sachverständigenrat und das Herbst- gutachten der deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute eine generelle „Kreditklemme“, den sogenannten „Credit-Crunch“, aber es ist nicht zu leug- nen, dass auch im Jahr 2003 die Finanzierungsbedingun- gen für viele Unternehmen nochmals deutlich schwieri- ger geworden sind. Darunter leiden zwangsläufig Neugründungen, aber auch viele Unternehmen, die sich seit Jahren unter ver- schärftem Wettbewerbsdruck auf stagnierenden Märkten durchschlagen. Die Ertragsschwäche der meisten mittelständischen Betriebe hat zudem bewirkt, dass die deutlichen Entlas- tungen, die die bereits geltenden Teile der Steuerreform gebracht haben, von den meisten Unternehmen nicht realisiert werden – weder im Kopf noch in der Kasse. Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland haben schon beträchtliche Schwierigkeiten, ihre ganz normale wirtschaftliche Tätigkeit zu finanzie- ren, geschweige denn können sie unternehmerische Wagnisse eingehen. Es werden erhebliche Wachstumschancen verschenkt, viele Arbeitsplätze nicht geschaffen, Innovation und Dy- namik behindert. Dies ist nicht allein oder überwiegend der Risiko- scheu von deutschen Banken anzulasten. Es ist vielmehr zu konstatieren, dass sich die deutschen Kreditinstitute in einer länger dauernden strukturellen Ertrags- und Kostenkrise befinden. Fehlentscheidungen des vergangenen Jahrzehnts, ob im Investmentbanking, in Immobiliengeschäften oder riskanten Börsenmanö- vern auf dem so genannten Neuen Markt haben diese Krise deutlich verschärft. Auch die Versicherungswirtschaft steht in Deutsch- land vor nicht geringen Schwierigkeiten und fällt daher als Finanzierungsgeber für die wichtigsten Finanzinves- titionen und Großinvestoren aus. Die Luft im Finanzsektor ist derzeit dünn in Deutsch- land: Nach zwei „anni horribiles“ – also schlechten Jah- ren – scheint allerdings Besserung angesagt. Wie schnell sich das auf die Finanzierungsbedingungen von kleinen und mittleren Unternehmen tatsächlich auswirken wird, ist aber noch offen. Die neuen internationalen Eigenkapitalrichtlinien (Basel II) sind dabei häufig eine Begründung für die Ver- weigerung von Krediten, hinter der sich eigentlich ein Bündel anderer Gründe versteckt – von der Kosten- und Risikostruktur der Banken und Sparkassen selbst bis hin zu fehlendem Glauben an die Geschäftsidee oder die Qualität des Unternehmers. Einer der von Banken häufig genannten Verweige- rungsgründe ist die im internationalen Vergleich geringe Eigenkapitalquote vor allem kleiner Unternehmen, die ein wichtiges Kriterium für die Bonität eines Unterneh- mens darstellt. Für den Mittelstand in Deutschland kann j s E t s k a E 1 g w l a d u f F l S n S a m g U g b t b l n n M b t k t r a k r M s d t E n l J (C (D edoch nicht pauschal von einer Eigenkapitallücke ge- prochen werden. Je nach Branche gibt es – so Bundesbankpräsident rnst Welteke – riesige Unterschiede in der Eigenkapi- alausstattung, die sich nur zum Teil aus dem spezifi- chen Produktions- und Dienstleistungsbedingungen er- lären lassen: Bei der gewerblichen Wirtschaft ist die Eigenkapital- usstattung mit 24 bis 25 Prozent am höchsten, beim inzelhandel mit 2,2 Prozent und dem Baugewerbe mit ,8 Prozent am niedrigsten. Beim internationalen Ver- leich muss zudem unter anderen in Rechnung gestellt erden, dass steuerlich die Ausschüttung von Gewinnen ange Zeit begünstigt war und Kreditzinsen steuerlich bsetzbar sind, das deutsche Insolvenzrecht viele Jahre en Gläubigerschutz in den Mittelpunkt stellte, Zins- nd Bilanzregeln die Bildung stiller Reserven und lang- ristiger Rückstellungen begünstigt haben und die remdmittelaufnahme im internationalen Vergleich eichter und günstiger war und ist. Deswegen hat so mancher Unternehmer – bzw. sein teuerberater – es für sinnvoller gehalten, Vermögen icht im Betrieb, sondern als Privatvermögen zu halten. teuerlich war das Unternehmen damit gut aufgestellt – ber für Krisenzeiten nicht gewappnet. Darüberhinaus ist klar, dass je kleiner das Unterneh- en und je konjunkturempfindlicher die Sektoren, desto ravierender wirkt sich eine Eigenkapitalschwäche aus. nd festzustellen ist, dass durch die größere Menge jun- er und kleiner Betriebe der Osten Deutschlands härter etroffen ist. Auch junge wissensbasierte, technologie- und wachs- umsorientierte Unternehmen bedürfen dringend einer esseren Eigenkapitalversorgung. Mit dem ERP-Sondervermögen besitzt der Bund al- erdings ein Instrument von bedeutsamen Wert, die Fi- anzierungsbedürfnisse der kleinen und mittleren Unter- ehmen nachdrücklich zu unterstützen. Ergänzt um die öglichkeiten der neu gebildeten „KfW-Mittelstands- ank“ können wir neue Finanzierungsinstrumente anbie- en, die auf die neuen Bedürfnisse zugeschnitten werden önnen, und zwar um schnell wachsende innovative Un- ernehmen, spezifische industriepolitisch wichtige Be- eiche, Umweltschutz, regional schwächere Gebiete vor llem in den neuen Bundesländern, vor allem Nachrang- apital aber auch altes Beteiligungskapital zu mobilisie- en. Dabei müssen wir aber erstens bedenken, dass die ittel des ERP-Sondervermögens nicht unerschöpflich ind und wir zweitens den gesetzlichen Auftrag haben, as ERP-Sondervermögen in seiner Substanz zu erhal- en. Das ist lange Jahrzehnte auch gut gegangen und das RP-Sondervermögen ist seit seiner Gründung stetig icht nur real erhalten, sondern sogar gewachsen. Natür- ich nicht in jedem Haushaltsjahr – aber stets über das ahrfünft. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6285 (A) ) (B) ) In den letzten vier Jahren war das nicht mehr der Fall: Das ERP-Sondervermögen ist nunmehr nominal, nicht aber real gewachsen. Die Gründe dafür hat der Bundesrechnungshof in ei- ner gründlichen Ausarbeitung sichtbar gemacht Erstens. Die Niedrigzinsphase, die zusammen mit der Möglichkeit, die Kredite jederzeit ohne Entschädigung kündigen zu können, haben beim ERP-Sondervermögen erhebliche Kostenbelastungen ausgelöst. Zweitens. Die Eingliederung des Eigenkapitalhilfe- programms in das ERP-Sondervermögen und das kost- spielige BTU-Programm. Drittens. Die seit 1998 nicht mehr erfolgten Zahlun- gen von Zinszuschüssen durch den Bundesminister der Finanzen für die seit 1990 zusätzlich auf dem Markt auf- genommenen ERP-Kredite, die besonders vergünstigt den neuen Bundesländern zur Verfügung gestellt worden sind. Zu Recht hat der Bundesrechnungshof Anpassungen in den Programmen verlangt, um die sich automatisch in einer Niedrigzinsphase ergebenden Verluste möglichst niedrig zu halten. Dies ist schon im Jahr 2003 soweit möglich erfolgt und wird beim operativen Geschäft auch sorgfältig be- achtet. Gleichwohl standen und stehen wir vor einem Ziel- konflikt: Keinerlei neue zinsverbilligte Kredite auszurei- chen, keine neuen Programme mit Haftungserleichte- rung, keine neuen Nachrangkapitalprogramme und keine echten Beteiligungsprogramme wie zum Beispiel mit dem EIF in Gang zu setzen, wäre zwar risikoärmer und natürlich kostengünstiger. Nur die hohen Belastungen aus den 90er Jahren für das ERP-Sondervermögen wären damit auch nicht besei- tigt und damit der Substanzerhaltungsgebot realiter doch verletzt, dafür aber wäre die dringend benötigte Unter- stützung der Finanzierung kleiner und mittlerer Unter- nehmen unmöglich, Wachstum, Beschäftigung und In- novation ernsthaft behindert Dies war erfreulicherweise für alle im Unterausschuss vertretenen Fraktionen keine Alternative. Aber wir wa- ren uns einig, dass wir uns parlamentarisch vertieft mit den Schwerpunkten und Prioritäten auseinander setzen müssen. Wir werden diese Diskussion und vor allem die praktische Umsetzung der neuen Instrumente intensiv begleiten und gegebenenfalls im laufenden Haushalt um- steuern. Im übrigen werden wir uns – bei aller größten Markt- nähe der neuen Förderinstrumente, was bedeutet, dass sie in ihren Kosten besser als bisher die Risiken berück- sichtigen müssen darüber im klaren sein müssen, dass wir die Gelder der breiten Masse der deutschen Steuer- zahler verwalten und daher weder billiger Jakob noch Bremser in einer schwierigen Wirtschaftslage sein dür- fen. Insgesamt stellen sich das ERP-Sondervermögen und diejenigen, die es gestalten und verwalten, den neuen u f S M m s g W r D g g b W E m t v s G d w d ü s f 3 i d d d g M F d w f c s d d v 1 i s m M b d 1 z 1 (C (D nd drängenden Fragen der Sicherung der Mittelstands- inanzierung. Erste, wie wir alle hoffen, innovative chritte werden unternommen. Wir im Parlament werden gemeinsam mit der KfW- ittelstandsbank diesen nicht ganz einfachen Weg ge- einsam gehen und erhoffen uns auch aus der interes- ierten Öffentlichkeit eine kritische und anregende Be- leitung Otto Bernhardt (CDU/CSU): Ende des Zweiten eltkrieges beschlossen die Vereinigten Staaten auf An- aten des Generals und Politikers George C. Marshall, eutschland in ein umfassendes Wiederaufbaupro- ramm für Europa einzubeziehen. Durch dieses Pro- ramm – bekannt als Marshall-Plan – flossen von 1948 is 1951 umgerechnet circa 3 Milliarden Euro nach estdeutschland. Sie bildeten die Grundlage für das RP-Sondervermögen, da die Vereinigten Staaten da- als auf eine Rückzahlung verzichteten. Der Verwendungszweck wurde 1953 im ERP-Verwal- ungsgesetz festgelegt, wobei folgende Bestimmungen on besonderer Wichtigkeit sind: Zum einen das Sub- tanzerhaltungsgebot, welches gewährleistet, dass diese elder für die Wirtschaftsförderung eingesetzt werden, abei aber die Substanz des Vermögens nicht verringert erden darf. Zum anderen legt dieses Gesetz fest, dass er Deutsche Bundestag jährlich einen Wirtschaftsplan ber die Verwendung des ERP-Sondervermögens zu be- chließen hat. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ür den Wirtschaftsplan für das Jahr 2004 wurde am 0. Mai 2003 vorgelegt. Heute findet die erste Lesung m Bundestag statt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal ie drei wesentlichsten Punkte der ERP-Wirtschaftsför- erung aufzählen: erstens die Unterstützung von Grün- ungsvorhaben durch Eigenkapitalhilfe und Existenz- ründungskredite, zweitens der Aufbau und die odernisierung bestehender Unternehmen in regionalen ördergebieten und drittens die Entwicklung neuer Pro- ukte bis hin zur Markteinführung. Diese Punkte zeigen, elche Bedeutung die ERP-Wirtschaftsförderung gerade ür junge Unternehmen und forschungsintensive Bran- hen hat. In Rahmen dieser ersten Lesung will ich zwei kriti- che Anmerkungen machen bzw. Probleme aufzeigen, ie einer weiteren Diskussion bedürfen: Erstens: das Substanzerhaltungsgebot. Das ERP-Son- ervermögen hatte ursprünglich umgerechnet eine Höhe on circa 3 Milliarden Euro und beträgt heute rund 2,4 Milliarden Euro. Nominell hat sich das Vermögen n den 50 Jahren also mehr als vervierfacht. Beim Sub- tanzerhaltungsgebot geht es aber natürlich nicht um no- inelle Größenordnungen, sondern um reale Größen. aßstab muss die Entwicklung des Sozialproduktes zw. der Kaufkraft sein. Bis 1998 wurden Zuschüsse aus em Bundeshaushalt in einer Größenordnung von gut Milliarde Euro geleistet, um dem Anspruch des Geset- es nach Substanzerhaltung gerecht zu werden. Seit 999 werden keine solchen Zuschüsse mehr geleistet, 6286 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 (A) ) (B) ) mit dem Ergebnis, dass sich in den letzten vier Jahren das ERP-Sondervermögen nur um circa 200 Millionen Euro von 12,210 auf 12,410 Milliarden Euro erhöht hat, dass heipt 1,6 bzw. 0,4 Prozent pro Jahr. Die Verbrau- cherpreise haben sich in diesen vier Jahren um insgesamt über 6 Prozent erhöht, sodass die Substanz um mindes- tens 500 Millione Euro zurückgegangen ist. Im laufen- den Jahr wird es zu einem weiteren Substanzverlust kommen. Die Ursachen dafür liegen zum Teil in Fördermaßnah- men im Zuge der deutschen Einheit, von denen einige noch weitere zehn Jahre lang Einfluss auf das ERP-Son- dervermögen haben werden. Insofern war es richtig, zum Ausgleich Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt an das ERP-Vermögen zu zahlen. Leider ist dies – wie gesagt – seit 1998 nicht mehr erfolgt. Über diese Problematik müssen wir uns im Interesse der Nachhaltigkeit der För- dermöglichkeiten aus dem ERP-Sondervermögen weiter unterhalten. Ich weiß, dass die Verantwortlichen im Fi- nanzministerium und in der Kreditanstalt für Wiederauf- bau bereits über Gegenmaßnahmen diskutiert und zum Teil entschieden haben. Die Einführung einer Vorfällig- keitsentschädigung ist sicher ein Instrument, das dem weiteren Substanzverlust entgegenwirkt. Zweitens: der Rückgang der Inanspruchnahmen. Im Jahre 2002 wurden Zusagen aus dem ERP-Vermögen in Höhe von knapp 3,2 Milliarden Euro erteilt. Für dieses Jahr waren insgesamt 5 Milliarden Euro vorgesehen. Die Inanspruchnahmen dürfen nach den jetzt vorliegenden Zwischenergebnissen aber nur bei etwa 3 Milliarden Euro liegen und damit unter denen des Vorjahres. Beson- ders groß ist die Differenz zwischen den Planungen und den Inanspruchnahmen bei den Existenzgründungsmaß- nahmen. Für das Jahr 2003 waren dafür 1,85 Milliarden Euro vorgesehen, während die Inanspruchnahme nur bei insgesamt circa 700 Millionen Euro liegen dürfte. Es wurde also nur gut ein Drittel der ursprünglich vorgese- henen Mittel tatsächlich abgerufen. Die Gründe für diese Einschnitte sind in einem geringen Maße auf das nied- rige Zinsniveau zurückzuführen, das den Einsatz öffent- licher Fördermittel teilweise uninteressant macht. Weiter kann vermutet werden, dass Banken ihre Kunden auf- grund der oftmals geringen Margen gar nicht auf die Fördermöglichkeiten der KfW aufmerksam machen. Um dieses Argument zu entschärfen, hat die KfW die Er- tragsmöglichkeiten für die Geschäftsbanken ein Stück verbessert. Der Kernpunkt des Problems liegt allerdings in den schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der damit verbundenen Zurückhaltung bei Investi- tionen und Existenzgründungen. Bei stagnierender Wirt- schaft werden einfach weniger Mittel für Investitionen benötigt. Wir werden beide Punkte in den weiteren Beratungen kritisch hinterfragen. Es bleibt unser Ziel, wie in den Vorjahren, in der abschließenden Lesung des Bundesta- ges dem Wirtschaftsplan unserer Zustimmung zu geben. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der ERP-Wirtschaftsplan bildet ein zentrales Element der finanziellen Mittelstandsförderung des Bundes. G E b s l e f m h k k w v m I m r M n b B o M J n M i d D D d V a f w f f m r R T n d a z g a c r r s g u f (C (D ründer und mittelständische Unternehmen finden beim RP-Sondervermögen und bei der KfW-Mittelstands- ank, die in die Mittelvergabe eingeschaltet ist, zuverläs- ige Partner bei der Investitionsfinanzierung. Der ERP-Wirtschaftsplan 2004 umfasst ein Fördervo- umen von insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Dabei wird in Volumen von 4 Milliarden Euro in Form von lang- ristigen und zinsgünstigen Krediten, insbesondere an ittelständische Unternehmen, bereitgestellt. Darüber inaus können bis zu 400 Millionen Euro Beteiligungs- apital über das Programm „Beteiligungskapital für leine Technologieunternehmen – BTU“ mobilisiert erden. Mit dem ERP-Wirtschaftsplangesetz tragen wir den eränderten Finanzierungsanforderungen für kleine und ittlere technologieorientierte Unternehmen Rechnung. n der Wissensgesellschaft wird Beteiligungskapital im- er wichtiger, denn Technologieunternehmen investie- en in ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht in aschinen und Anlagen. Die für die Kreditgewährung otwendigen Sicherheiten können daher immer schwerer ereitgestellt werden. Daraus resultiert die wachsende edeutung der Finanzierung über Beteiligungskapital. Die Beteiligungskapitalfinanzierung für technologie- rientierte Unternehmen ist durch die Krise am Neuen arkt und aus konjunkturellen Gründen in den letzten ahren schwieriger geworden. Wir schaffen deshalb zwei eue Förderinstrumente, um mehr Liquidität in den arkt zu bringen und den Zugang zu Risikokapital für nnovative Unternehmen zu erleichtern. Gemeinsam mit er Europäischen Investitionsbank schaffen wir einen achfonds zur Investition in Beteiligungskapitalfonds. adurch werden in den nächsten fünf Jahren 1,7 Milliar- en Euro für innovative Unternehmen bereitstehen. Mit dem ERP-Wirtschaftsplangesetz schaffen wir die oraussetzung dafür, dass 50 Millionen Euro jährlich us dem ERP-Vermögen zur Beteiligung an einem Dach- onds bereitstehen. Die Europäische Investitionsbank ird sich im gleichen Umfang beteiligen. Der Dach- onds wird sich mit bis zu 30 Prozent an Venturecapital- onds beteiligen. Das zusammen mit privaten Investoren obilisierte Kapital wird in den nächsten 5 Jahren bei und 1,7 Milliarden Euro liegen. Gleichzeitig wird die Beteiligungsfinanzierung im ahmen des Programms „Beteiligungskapital für kleine echnologieunternehmen“, BTU, auf die Zweitrundenfi- anzierung ausgedehnt. Ebenso wie der Dachfonds wird ieses neue Finanzierungsinstrument keinen festen Zins ls Gewinnbeteiligung verlangen, sondern der am Markt u erzielende Gewinn bei Beteiligungsverkauf wird maß- eblich sein. Damit wird das Finanzierungsinstrument uch keinen Beihilfecharakter mehr haben. Die öffentli- hen Kapitalgeber werden genauso wie private Investo- en an den Gewinnen beteiligt. Das halten wir für sachge- echt. Mit diesen neuen Finanzierungsinstrumenten chaffen wir die Voraussetzung dafür, dass Forschungser- ebnisse in neue Produkte, Verfahren und Arbeitsplätze mgesetzt werden können. Wir stärken die Infrastruktur ür Venturecapitalfinanzierungen in Deutschland. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 6287 (A) (C) (B) ) Einen erheblichen Anteil an den ERP-Förderpro- grammen haben umweltfreundliche Technologien. In- vestitionen zur Reduzierung von Umweltbelastungen in kleinen und mittleren Unternehmen können mit zins- günstigen Krediten in einem Volumen von 50 Prozent der Investitionskosten gefördert werden. Erhebliche Umweltentlastungen könnten damit erreicht werden. Be- sonders im Strombereich hat die Förderung aus dem ERP-Sondervermögen erheblichen Anteil an der Ver- bau (KfW) und der Deutschen Ausgleichsbank (DtA), die Wirkung für den Mittelstand verbessern wird. Damit einher geht eine Verschlechterung der Mittelstandsförde- rung: kürzere Laufzeiten für Kredite, Vorfälligkeitsent- schädigungen bei früherer Tilgung und eine Konditio- nenausgestaltung, die je nach Bonität ausgestaltet ist. Dies alles verschlechtert die Möglichkeiten für kleine und mittelgroße Unternehmen, Kredite aus dem ERP- Sondervermögen zu erhalten. breitung innovativer Technologien. Allerdings wird das Potenzial der Fördermöglichkei- ten nicht voll ausgeschöpft, denn nicht immer sind die Fördermöglichkeiten hinreichend in der Öffentlichkeit bekannt. Sinnvoll wäre es daher, wenn die KfW zum Beispiel zielgerichtet Werbung für die Finanzierung von Null-Emissions-Technologien im Verkehrsbereich ma- chen würde. Aus dem ERP-Programm kann ja nicht nur die Technologieentwicklung, sondern auch die Markt- einführung gefördert werden. Das ist in der Öffentlich- keit noch zu wenig bekannt. Der ERP-Wirtschaftsplan 2004 berücksichtigt auch die Veränderungen in der Finanzierungslandschaft. Ih- nen wird mit der inzwischen erfolgten rechtlichen Zu- sammenführung der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Deutschen Ausgleichsbank zur KfW-Mittelstands- bank Rechnung getragen. Das Förderangebot der KfW- Mittelstandsbank und das ERP-Förderangebot werden neu strukturiert, gestrafft und mit einem Fördermehrwert versehen. Die für Gründer und junge Unternehmen be- sonders wichtigen eigenkapitalähnlichen Mittel sollen aufgestockt werden. Dies entspricht dem Ziel, die Eigen- kapitalausstattung der mittelständischen Unternehmen zu verbessern. Christoph Hartmann (Homburg) (FDP): Kann mit dem ERP-Sondervermögen dem Mittelstand in Deutsch- land aus seiner Notlage geholfen werden? Ich meine: Ganz sicher nicht! Angesichts einer Wirtschaftsflaute im nunmehr dritten Jahr, der anhaltend hohen Insolvenzrate, angesichts hoher Arbeitslosigkeit und über 100 000 feh- lenden Ausbildungsplätzen erscheinen die im ERP-Wirt- schaftsplangesetz ausgewiesenen 5,3 Milliarden Euro wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es wird klar: Ohne passende Rahmenbedingungen – wie Steuer- und Abgabensenkungen, durchgreifende Sozialreformen und Bürokratieabbau – bleiben die staatlichen Minihilfen aus dem ERP-Sondervermögen annähernd wirkungslos. Gleichzeitig findet im vierten Jahr in Folge ein Sub- stanzverzehr des Sondervermögens statt. Hier muss die Bundesregierung eingreifen. Zudem ist anzuzweifeln, dass die soeben vollzogene Zusammenlegung der beiden bundeseigenen Banken, der Kreditanstalt für Wiederauf- E u n e s U s t P ü t r d i n B H A f k g d H ü a W v n h m w b d s S n E i (D Größtes Problem ist und bleibt nämlich die fehlende igenkapitalausstattung der etwa 3 Millionen kleinen nd mittelgroßen Unternehmen. 40 Prozent aller Unter- ehmen in Deutschland verfügen nämlich derzeit über ine Eigenkapitalquote von Null. Die Situation ver- chärft sich, je kleiner das jeweilige Unternehmen ist. nternehmen mit weniger als 500 000 Euro Jahresum- atz arbeiten in praktisch allen Sektoren ohne Eigenkapi- al. Nicht die Kreditkonditionen sind das drängendste roblem für Mittelständler, sondern die Frage, ob diese berhaupt noch einen Kredit oder eine Bürgschaft erhal- en. Deshalb ruhen einige Hoffnungen auf Kreditfinanzie- ungen aus dem ERP-Sondervermögen. Aber hier stellen ie „Kredit-Bittsteller“, als die sich viele Unternehmer nzwischen fühlen, fest, dass die jeweilige Hausbank icht exakt diese ERP-Kredite vermittelt, sondern eigene ankprodukte. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die ausbanken verdienen zu wenig an solchen Geschäften. ußerdem werden die Bürokratielasten für Kreditnach- rager als erdrückend eingestuft. Hier klaffen wieder einmal Anspruch und Wirklich- eit weit auseinander: Wer zum Beispiel aus dem Pro- ramm „Kapital für Arbeit“ 100 000 Euro nachfragt, hat afür allerhöchste Sicherheiten zu stellen. Es reicht den ausbanken nämlich meist nicht aus, dass Kreditnehmer ber 50 Prozent der beantragten Summe als Belastungen uf ihr Privatvermögen – zum Beispiel des eigenen ohnhauses – als Sicherheit einbringen. Das Ausmaß on Sicherheitsprüfungen und bürokratischen Verfahren immt de facto meist Monate in Anspruch, bevor über- aupt eine Entscheidung seitens der Bank fällt. Und zu- eist endet diese Prüfung mit einer Absage. Mein Fazit lautet daher: Es wäre sinnvoller, die er- ähnten 5,3 Milliarden Euro zum gezielten Kostenab- au für die mittelständische Wirtschaft einzusetzen und amit nicht länger auf staatliche Förderprogramme zu etzen. Eine solche Wirtschaftspolitik, die auf weniger teuern, weniger Abgaben, weniger Bürokratie und we- iger Subventionen setzt, würde das Ausweisen eines RP-Sondervermögens überflüssig machen. Genau das st Ziel liberaler Wirtschaftspolitik. 72. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 6. November 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507200000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Kollege Werner Lensing feierte am 30. Oktober

seinen 65. Geburtstag. Im Namen des Hauses gratuliere
ich ihm nachträglich sehr herzlich und wünsche alles Gute.


(Beifall)

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene

Tagesordnung um die in einer Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten
Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundes-
verfassungsgerichtsgesetzes
– Drucksache 15/1848 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

ZP 2 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der SPD und
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Notwendigkeit der steuerlichen Entlastung für Familien, Ar-
beitnehmer und Unternehmen bereits zum 1. Januar 2004 zur
Flankierung des sich abzeichnenden Wirtschaftsaufschwungs

ZP 3 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU
zu den Antworten der Bundesregierung auf die Fragen 14
und 15 auf Drucksache 15/1857 (siehe 71. Sitzung)


ZP 4 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten
Dr. Heinrich L. Kolb, Dirk Niebel, Daniel Bahr (Münster),

Redet
weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrach-
ten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der Frühver-
rentung
– Drucksache 15/1810 –

(Erste Beratung 70. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für

Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksache 15/1885 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Wolfgang Grotthaus

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/1927 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Volker Kröning
Hans-Joachim Fuchtel
Anja Hajduk
Dr. Günter Rexrodt

(C (D ung 6. November 2003 0 Uhr ZP 5 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch – Drucksache 15/1672 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ZP 6 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes – Drucksache 15/1848 – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes – Drucksache 15/1686 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/1887 – Berichterstattung: Abgeordnete Hermann Bachmaier Erika Simm Dr. Jürgen Gehb Jerzy Montag Rainer Funke ext ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, Dirk Niebel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Arbeitserlaubnisregelung für ausländische Saisonarbeitskräfte bis 2007 verlängern – Drucksache 15/1713 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Innenausschuss Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Tourismus ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, Dirk Niebel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonarbeitskräfte auf vier Monate ausweiten che 15/1714 – ngsvorschlag: für Wirtschaft und Arbeit huss – Drucksa Überweisu Ausschuss Innenaussc Präsident Wolfgang Thierse Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Tourismus ZP 9 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Haltung der Bundesregierung zu den Äußerungen der Bundesministerin der Justiz zum Embryonenschutz Von der Frist für den Beginn der Beratung soll, soweit erforderlich, abgewichen werden. Außerdem soll der Tagesordnungspunkt 20 – Stromrechnungen transparent gestalten – abgesetzt werden. Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b sowie den Zusatzpunkt 4 auf: 3 a)


(Erste Beratung 71. Sitzung)


(Erste Beratung 66. Sitzung)


(6. Ausschuss)





(A) )


(B) )


tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Zweiten Gesetzes zur Änderung des Sechs-
ten Buches Sozialgesetzbuch und anderer
Gesetze
– Drucksache 15/1830 –

(Erste Beratung 70. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Dritten Gesetzes zur Änderung des Sechs-
ten Buches Sozialgesetzbuch und anderer
Gesetze
– Drucksache 15/1831 –

(Erste Beratung 70. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des

Ausschusses für Gesundheit und Soziale
Sicherung (13. Ausschuss)

– Drucksache 15/1893 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Lotz


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/1900 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Michael Luther
Otto Fricke
Waltraud Lehn
Anja Hajduk

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Andreas Storm, Annette

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(C (D Widmann-Mauz, Dr. Wolf Bauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Klarheit über Rentenfinanzen und Alterssicherung schaffen – Notwendige Reformmaßnahmen nicht auf die lange Bank schieben – Drucksachen 15/1014, 15/1893 – Berichterstattung: Abgeordnete Erika Lotz P 4 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Dirk Niebel, Daniel Bahr Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der Frühverrentung – Drucksache 15/1810 – a)


(Erste Beratung 70. Sitzung)

ses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksache 15/1885 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Wolfgang Grotthaus

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/1927 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Volker Kröning
Hans-Joachim Fuchtel
Anja Hajduk
Dr. Günter Rexrodt

Über die Entwürfe eines Zweiten und eines Dritten
esetzes zur Änderung des Sechsten Buches Sozialge-
etzbuch und anderer Gesetze werden wir später nament-
ich abstimmen.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für

ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen

ranz Müntefering, SPD-Fraktion, das Wort.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1507200100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

er Verabschiedung der Gesetzentwürfe zur Alterssiche-
ung im Jahre 2004 wird die erste Phase der Agenda 2010
bgeschlossen. Wir haben seit dem 14. März, als der
undeskanzler hier die Agenda 2010 vorgestellt hat, in
er Koalition, in unseren Parteien und in der politischen
ffentlichkeit in Deutschland eine ungewöhnlich inten-
ive Diskussion über die Situation im Lande und über die
ukunftsfähigkeit des Landes überhaupt geführt.
Wir haben eine Reihe von Reformen auf den Weg ge-

racht: das Gesetz zur Reform des Arbeitsmarktes, die
eform der Handwerksordnung, die Modernisierung
er Bundesanstalt für Arbeit, die Zusammenlegung von






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe, die Gesundheitsre-
form – sie ist schon beschlossen –, die Gemeindefinanz-
reform, zwei Gesetze zur Alterssicherung im Jahr 2004
– wir behandeln sie heute in zweiter und dritter Lesung –,
den Subventionsabbau und das Vorziehen der Steuer-
reform von 2005 auf 2004.

Unsere Koalition hat in einer anstrengenden Zeit mit
heftigen Debatten und Demonstrationen in diesem Land,
mit denen wir uns auseinander zu setzen haben, das ge-
leistet, was wir versprochen haben: Wir haben uns Ge-
danken gemacht und Gesetze auf den Weg gebracht, die
den Sozialstaat in Deutschland in seiner Substanz dauer-
haft sichern und Wohlstand in unserem Land heute, mor-
gen und übermorgen ermöglichen. Das sind die Ziele
dieser großen Anstrengungen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als der Bundeskanzler am 14. März die Agenda 2010
vorgestellt hat, fragte die Opposition: Was mag denn
daraus werden? Wir sind sehr konkret geworden. Kon-
kreter als mit Gesetzen kann man nicht vorgehen. Die
Gesetze liegen dem Bundesrat nun vor. Heute werden
auch die Gesetze zur Alterssicherung dem Bundesrat zu-
geleitet; einiges davon wird später in den Vermittlungs-
ausschuss gehen.

Die Frage ist: Was hat die Opposition in der Zeit seit
dem 14. März gemacht? Sie hat sich von Anfang an an
den Diskussionen beteiligt, aber sie hat es verpasst, da-
bei konkret zu werden. In Sachen Gesundheitsreform
haben wir es geschafft, zusammenzuarbeiten. Es werden
viele Dinge zu dem entsprechenden Gesetz, auch drau-
ßen, gesagt. Ich bleibe dabei: Es war vernünftig, dass wir
im Deutschen Bundestag dafür gesorgt haben, dass die-
ses Gesetz zur Gesundheitsreform beschlossen wird.

Die weiter gehende Frage an Sie, Frau Merkel, und an
die Opposition überhaupt lautet: Was ist Ihre Position zu
den anderen Reformvorhaben, die ich hier eben noch
einmal erwähnt habe? Was für eine Debatte haben Sie in
der Zeit seit dem 14. März eigentlich geführt? Weshalb
sind Sie bis zum heutigen Tag nicht in der Lage, zu sa-
gen: Jawohl, das Vorziehen der Steuerreform ist sinnvoll
für dieses Land und wir, die Opposition, unterstützen es?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wieso muss eigentlich dieses Land darauf warten, bis
Sie sich in den nächsten Wochen in der eigenen Fraktion,
vielleicht sogar noch mit der FDP, darüber einig sind, ob
Sie jetzt wirklich wollen oder vielleicht doch nicht so
sehr wollen, also sich für Ja oder Nein entscheiden. Dass
Sie wollen, belegen eine ganze Reihe von Zitaten: „Wir
sagen genau wie andere auch Ja zu einem Vorziehen der
Steuerreform“ – Angela Merkel am 16. Juli. „Wir halten
das Vorziehen der Steuerreform für eine gute Möglich-
keit, Impulse für die Wirtschaft zu setzen“ – Edmund
Stoiber am 24. August. „Es wäre falsch, jetzt der Regie-
rung in den Arm zu fallen“ – wiederum Edmund Stoiber.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Reden Sie mal zum Thema!)



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(C (D Die Union darf nicht nur blockieren, sie muss mit dazu eitragen, dass das Land zu besseren Entscheidungen ommt als bisher“ – Rüdiger von Voss usw. Sie haben viele Male angedeutet, dass Sie sich bewe en können. Jetzt aber stehen wir vor einer konkreten ntscheidung. Diese Koalition hat alle Gesetze, die wir rauchen, auf den Tisch gelegt. Diese stehen jetzt zur eratung an. Eine der entscheidenden Fragen ist, ob wir s schaffen, dem Wachstum in Deutschland für das ächste Jahr Rückenwind zu geben. Jeder Tag, der desegen verloren geht, weil Sie sich weigern, klar zu saen: „Jawohl, wir wollen, dass die Dinge vorankomen!“, geht auf Ihr Konto. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist der Gipfel! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben zwölf Monate verschlafen!)


enn es in Deutschland nicht vorangeht, geht das auf
hr Konto. Das muss heute hier auch noch einmal in aller
eutlichkeit unterstrichen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eine dringende Bitte an Sie, Frau Merkel, lautet: Sor-
en Sie dafür, dass in den nächsten Tagen geklärt wird,
as Sie wirklich wollen.
Wir alle haben heute Morgen wieder hören können,

rgendwann um Weihnachten bzw. Ende des Jahres falle
ie Entscheidung.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wissen Sie eigentlich, was auf der Tagesordnung steht?)


Das hat ganz eng damit zu tun, Herr Kauder. – Wenn
ie wollen, dass es in diesem Lande vorangeht, wenn Sie
ollen, dass die Menschen Vertrauen in unsere Alterssi-
herungssysteme und in die Zukunft unseres Landes ha-
en, dann müssen Sie


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Müssen Sie weg!)


it uns dafür sorgen, dass dem aufkommenden Wachs-
um – entsprechende Botschaften erreichen uns ja – Im-
ulse verliehen werden. Wir müssen hier für den not-
endigen Rückenwind sorgen. Deshalb richte ich noch
inmal meine dringende Bitte an Sie, sowohl bei der Ge-
eindefinanzreform als auch beim Vorziehen der Steu-
rreform zu zeigen, dass Sie handlungsfähig sind. Sie
ind es bisher nicht. Sie haben die Wochen und die Mo-
ate seit dem 14. März verschlafen und vertan. Sie als
pposition sind nicht handlungsfähig gewesen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Andreas Storm [CDU/CSU]: Da muss er selber lachen!)


Dass Sie sich über sich selbst freuen, ist ja ganz in
rdnung. Nur, die Opposition trägt über den Bundesrat
itverantwortung für das, was in diesem Lande passiert,
nd dafür, ob wir die Dinge voranbringen können, Ja
der Nein.






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Ich sage Ihnen noch einmal: Wir stehen heute vor

dem Abschluss der ersten Phase der Gesetzgebung zur
Agenda 2010. Wir als Koalition haben alles, was ganz
konkret erforderlich ist, auf den Weg gebracht. Sie haben
bisher keine Antworten gegeben. Sie sind nun an der
Reihe. Jeder Tag, der vorübergeht, ohne dass etwas ge-
schieht, geht zu Ihren Lasten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Treten Sie zurück! Dann schaffen wir das!)


Heute steht speziell das Thema Alterssicherung auf
der Tagesordnung. Wir werden zu den beiden Gesetzen,
um die es hier geht, und die Auswirkungen, die sie im
nächsten Jahr haben werden, hier noch einiges im Ein-
zelnen ausführen. Ich will trotzdem dazu eine Vorbemer-
kung machen, weil ich glaube, dass wir alle in diesem
Land bezüglich der demographischen Entwicklung
Tatsachen zur Kenntnis nehmen sollten, die selten be-
nannt werden.

Wir behandeln in diesem Land das Thema demogra-
phische Entwicklung ganz überwiegend so, als ob es da-
bei um irgendeine Krankheit ginge. Die Veränderungen
bei der demographischen Entwicklung aber, also die Tat-
sache, dass die Menschen länger leben, und zwar über-
wiegend in Gesundheit, sind Zeichen eines großen Fort-
schritts in diesem Land. Deshalb sollten wir, wenn wir
über diese Fragen sprechen, nicht so tun, als ob die Tat-
sache, dass wir sehr viel länger leben und Rente bekom-
men, die Gesellschaft beschwere und uns Sorgen berei-
ten und Angst machen müsse.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass diese Entwicklung, die mit Wohl-
stand, Hygiene und unseren medizinischen Einrichtun-
gen und Angeboten zusammenhängt, ein großer Segen
ist. Das sollte in unserer Politik auch zum Ausdruck ge-
bracht werden. Die Menschen müssen sich, was die Zu-
kunftsfähigkeit dieses Landes angeht, keine Sorgen ma-
chen.

Das Vorgehen einiger, die in den Menschen Ängste
und Sorgen bezüglich der Zukunftsfähigkeit dieses Lan-
des wecken, grenzt manchmal an Unverantwortlichkeit.
Ich bin sicher, dass, wenn wir die Gesetze so oder so
ähnlich, wie wir sie auf den Tisch gelegt haben, be-
schließen, Deutschland auch weiterhin ein hohes Wohl-
standsniveau haben wird und dass auch die älteren
Menschen in Wohlstand leben werden. Wenn wir da-
rüber hinaus dafür sorgen, dass Wachstum und neue Im-
pulse kommen, können und dürfen wir und die kommen-
den Generationen davon ausgehen, dass unser Land wie
jetzt auch in Zukunft ein Wohlstandsland bleiben wird.

Dass wir heute fünf, sechs oder sieben Jahre länger
Rente beziehen als unsere Vätergeneration und dass wir
– man muss sagen: leider – sehr viel früher aus dem Be-
rufsleben ausscheiden, als das bei den Generationen da-
vor der Fall gewesen ist, muss zu Konsequenzen führen.
Über einen Teil dieser Konsequenzen für das Jahr 2004
sprechen wir heute. Wir haben diese in unseren beiden
Gesetzen berücksichtigt, die wir heute in zweiter und
dritter Lesung beraten.

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(C (D Bei all dem, was wir heute zur Alterssicherung bechließen, muss trotzdem klar sein: Der entscheidende mpuls für Wachstum im nächsten Jahr wird sein, denen n diesem Lande Mut zu machen, die die Chancen erreifen wollen. Wir müssen im nächsten Jahr deutlich ber die Zahlen dieses Jahres, des vergangenen und des orvergangenen Jahres hinauskommen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das haben Sie damals auch gesagt!)


ir müssen mit Anstrengungen auf nationaler, aber auch
uf internationaler Ebene das Wachstum verbessern und
it der wirtschaftlichen Entwicklung vorankommen. So
önnen wir dafür sorgen, dass die sozialen Sicherungs-
ysteme neue und zusätzliche Stabilität gewinnen.
Noch einmal: Es kommt darauf an, dass wir jetzt eine

andlungsfähige Opposition in Deutschland haben, die
ie Entscheidungen nicht verschleppt.


(Zurufe von der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihr regiert doch!)


Es muss trotzdem gesagt werden. Sie werden es in den
ächsten Tagen und Wochen noch öfter hören; denn wir
erden es jeden Tag wiederholen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben seit dem 14. März all das, was konkret ge-
an werden musste, getan. Die Gesetze sind beschlossen.
etzt ist es an der Opposition, Frau Merkel, dafür zu sor-
en, dass wir schnell zu Entscheidungen kommen, damit
n Deutschland wieder Zuversicht in Bezug auf Wachs-
um und Wohlstandsmehrung einkehrt. Sie stehen dabei
n der Mitverantwortung.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507200200

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

in Angela Merkel, CDU/CSU-Fraktion.

(Ute Kumpf [SPD]: Jetzt aber etwas Neues, etwas Nettes!)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1507200300

Herr Fraktionsvorsitzender Müntefering, man muss

chon ziemlich tief in der Patsche sitzen, um den Blick
ür die Realität in dieser Weise zu verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Erstens. Sie führen in der Rente zum wiederholten
ale eine Notoperation durch. Angesichts der Ein-
chnitte, die Sie heute machen, wissen die Menschen
berhaupt nicht mehr, was sie morgen erwartet. Sie len-
en vom Thema ab und beschimpfen unsinnigerweise
ine Opposition,


(Ute Kumpf [SPD]: Es beschimpft Sie niemand!)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

die Sie im Bundesrat brauchen, damit wir in Deutsch-
land vernünftige Regelungen bekommen.

Sie aber versuchen, vom Thema Rente abzulenken,
weil Sie wissen, dass Millionen Rentner von dieser Bun-
desregierung enttäuscht sind; denn sie haben nicht er-
wartet, dass sie Nullrunde auf Nullrunde hinnehmen
müssen. Sie, Herr Müntefering, haben es nach fünf Jah-
ren nicht geschafft, ein langfristig angelegtes und tragfä-
higes Rentenkonzept vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zweitens. Herr Müntefering, Sie sagen, Sie hätten al-

les vorgelegt, was wir in Deutschland brauchten. Da
kann man nur lachen. Ich bitte Sie eindringlich, sich klar
zu machen: Wenn Sie die jetzt anstehenden Verhandlun-
gen im Vermittlungsausschuss in der Art und Weise füh-
ren wollen, wie Sie es im Augenblick versuchen – Sie
wollen unsere weiter gehenden Vorschläge in Bezug auf
den ersten Arbeitsmarkt nicht in die Diskussion aufneh-
men; ich nenne zum Beispiel betriebliche Bündnisse für
Arbeit –, dann können Sie nicht erwarten, dass dies zu
einem konstruktiven Verhandlungsklima führt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir brauchen ein Klima, das von Gegenseitigkeit ge-

prägt ist. Gegenseitigkeit, Herr Müntefering, beruht da-
rauf – so haben Sie es beim Gesundheitskompromiss ge-
macht –, dass Sie bereit sind, auch für uns wichtige
Themen, die Ihnen nicht passen, auf die Tagesordnung zu
setzen, und dass Sie uns ein Mitspracherecht einräumen.
Bei der kleinen Handwerksnovelle weigern Sie sich seit
vielen Wochen, einen vernünftigen Vorschlag von uns
aufzunehmen und eine Verbindung zur großen Hand-
werksnovelle herzustellen. Das ist kein Zeichen von
Kooperationsbereitschaft und schon gar kein Zeichen
dafür, dass Sie vernünftig mit uns handeln wollen. Dieses
Verhalten werden wir weiter anprangern. Sie dürfen sich
also nicht wundern, wenn das Klima vergiftet ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Drittens. Eine Koalition, die sich so oft der Nachhal-

tigkeit und dem Wohl zukünftiger Generationen ver-
schrieben hat, müsste doch wenigstens einen Ansatz von
Schamgefühl zeigen angesichts der Tatsache, dass trotz
der mehr als verdoppelten Neuverschuldung – inzwi-
schen hat sie eine Höhe von 44 Milliarden Euro er-
reicht – die vorgezogene Steuerreform zu 90 Prozent auf
Pump finanziert werden soll. Wie wollen Sie das vor un-
seren Kindern und den Enkeln verantworten? Ich kann
das so nicht verantworten. Deshalb werden wir einem
Vorziehen der Steuerreform auf Pump auf gar keinen
Fall zustimmen. Das werden die Menschen in Deutsch-
land auch verstehen.

Das heißt nicht, dass wir uns nicht konstruktiv an den
Verhandlungen beteiligen würden. Aber Ihr Nachhaltig-
keitsanspruch passt mit neuen Schulden von über
50 Milliarden Euro mit Sicherheit nicht zusammen. Das
wissen Sie und das werden wir Ihnen immer wieder sagen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Kollege Müntefering, Sie haben die Gelegenheit zur eaktion. Frau Merkel, in Bezug auf die Rentenpolitik und die entenversicherungsbeiträge können wir gern einmal urückblicken: Als wir die Regierung übernommen aben, lagen die Rentenversicherungsbeiträge bei 0,3 Prozent. Wir haben die Beiträge gesenkt, nicht Sie. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ökosteuer, Herr Müntefering! 18 Milliarden Euro!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507200400
Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1507200500

enkung der Lohnnebenkosten, Impulse für die Wirt-
chaft, Ökosteuer, die dabei eine wichtige Rolle gespielt
at, gegen die Sie aber gekämpft haben – haben Sie das
lles vergessen?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sind 1,8 Beitragspunkte!)


ir haben die Rentenversicherungsbeiträge in den ver-
angenen Jahren systematisch gesenkt und entschieden,
ass sie – zum Zweck der Senkung der Lohnnebenkos-
en in diesem Lande – auch im nächsten Jahr nicht an-
teigen.
Alle, die so sprechen wie Sie, Frau Merkel, müssen

uch eine Alternative aufzeigen, was man angesichts der
aushaltslage 2004 tun könnte: Entweder müssen die
entenversicherungsbeiträge angehoben werden – in
iesem Fall müssten die Arbeitnehmer und die Arbeitge-
er bezahlen, denn die Lohnnebenkosten würden stei-
en – oder Sie müssen zusätzliche Schulden machen.
Man kann den Rentnerinnen und Rentnern aber auch

lipp und klar sagen: Wir können in diesem Lande nur
as ausgeben, was wir gemeinsam erwirtschaften. Das
st eine ehrliche Sprache. Sie ist nicht immer leicht zu
ermitteln – dessen sind wir uns bewusst –, sie ist aber
hrlicher als das, was Sie machen:


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie versuchen, den Eindruck zu erwecken, es gäbe eine
ndere Lösung, und lehnen alles ab. Auch Sie wollen na-
ürlich nicht, dass die Rentenversicherungsbeiträge stei-
en oder dass zusätzliche Schulden gemacht werden.
benso wollen Sie nicht, dass die Renten gekürzt wer-
en. Dies zu erklären und auf einen vernünftigen Nenner
u bringen wird Ihnen nicht gelingen. Das wird die heu-
ige Debatte zeigen.
Zum Zweiten, zum Vorziehen der Steuerreform,

rau Merkel: Wir sind uns alle einig, dass das Wachs-
um, das, auch in Bezug auf das nächste Jahr, zu gering
st, zusätzliche Impulse braucht. Das kann durch eine
eutliche Stärkung der Investitionskraft der Städte und
emeinden geschehen, wie wir sie mit unserer Gemein-
efinanzreform beabsichtigen. Impulse können auch ge-
eben werden, wenn zusätzlich 23 Milliarden Euro in






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

die Taschen der Privaten sowie der kleinen und mittleren
Unternehmen fließen. Die kleinen und mittleren Unter-
nehmen – die Personengesellschaften, die Einkommen-
steuer zahlen – werden von dem Vorziehen der Steuerre-
form mit 7 bis 8 Milliarden Euro profitieren. Wenn auch
Sie das für richtig halten, warum sagen Sie dann nicht
klipp und klar heute hier oder in einem Spitzengespräch,
das angeboten worden ist, Sie seien bereit mitzumachen?
Das wäre für das Land und die Wirtschaft eine wichtige
Botschaft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn auch Sie das im Prinzip wollen – Sie haben ja
heute sowohl dafür als auch dagegen gesprochen –, dann
geben Sie das zu Protokoll, damit die ganze Republik es
erfährt und alle, die Unternehmen und die Privaten, sich
auf die Situation im nächsten Jahr einstellen können.
Das wird in den Wochen bis zum Jahresende noch sehr
wichtig sein. Wenn Sie jetzt nicht zustimmen, werden
wir sechs bis acht Wochen verlieren, bevor wir Ende des
Jahres möglicherweise doch einen gemeinsamen Weg
finden.

Also noch einmal meine dringliche Bitte an Sie in der
Opposition, sich zu bewegen und dafür zu sorgen, dass
die, die noch gegen den Strich zu bürsten versuchen, ein-
geholt werden. Nehmen Sie das Kommando in die
Hand! Sie haben ja die Chance, das Kommando zu über-
nehmen. Sie haben schließlich sechs Mitglieder Ihrer
Fraktion im Vermittlungsausschuss und brauchen nicht
auf Ihre Ministerpräsidenten zu hören. Sie können das
aus eigener Kraft aus Ihrer Fraktion heraus machen. Ver-
suchen Sie es einmal!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507200600

Ich erteile das Wort Kollegen Horst Seehofer, CDU/

CSU-Fraktion.

Horst Seehofer (CSU):
Rede ID: ID1507200700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Müntefering, das war gerade ein sehr er-
bärmlicher und durchsichtiger Versuch, von den eigentli-
chen Schwierigkeiten Ihrer Politik abzulenken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Denn das, was Sie seit fünf Jahren in der Rentenpolitik,
um die es heute geht, abliefern, ist doch ein endloses
Trauerspiel.


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Norbert Blüm!)


Wir sprechen heute über eine Notoperation und zum
ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland über reale Rentenkürzungen. Exakt vor
einem Jahr haben wir hier über Beitragserhöhungen in
der Rentenversicherung, über den Griff in die Rentenre-
serve und über die Erhöhung der Beitragsbemessungs-
grenze debattiert. Wir haben Ihnen schon damals gesagt,

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(C (D ass all diese Maßnahmen nicht ausreichen, dass Sie viel u kurz springen und Sie nach einem Jahr wieder korriieren müssen. Ein Jahr davor haben Sie hier ein Jahrhundertwerk orgestellt. Das Jahrhundert dauerte genau 24 Monate. ie Riester-Reform ist an Haupt und Gliedern gescheiert. Sie stehen vor einem Scherbenhaufen. Wiederum ein Jahr zuvor haben Sie die Rentner nicht n der allgemeinen Einkommensentwicklung beteiligt nd ihnen willkürlich nicht einmal einen Kaufkraftausleich gewährt. Wiederum ein Jahr zuvor haben Sie die ielführende Rentenreform der Kohl-Regierung zurückenommen, wofür sich der Bundeskanzler entschuldigt at. Vor wenigen Monaten hat er eingeräumt, dass diese urücknahme ein riesiger Fehler war. Die Minister haben in diesen fünf Jahren gewechselt. iner ist gleich geblieben: der Bundeskanzler. Er hat in en letzten fünf Jahren in der Rentenpolitik mehr Fehler emacht als viele Menschen in ihrem ganzen Leben. Das st das Ergebnis Ihrer Rentenpolitik. Nicht wir, nicht die Rentenversicherungsträger, nicht ie Gewerkschaften, nicht die Sozialverbände lösen ngst und Verunsicherung aus. Angst und Verunsicheung bei den Rentnern haben ausschließlich Sie durch hre falsche Politik ausgelöst. Das ist die Wahrheit. Die deutsche Rentenversicherung hat eine lange und echselvolle Geschichte. Die moderne Rentenversicheung ist im Jahre 1957 lohnbezogen und dynamisch gechaffen worden. Das heißt, die Rente stellt kein Almoen dar, sondern ist die Gegenleistung im Alter für eine ebenslange Arbeitsleistung. Die Rentner und Rentnerinen haben durch die von uns 1957 geschaffene umlageninanzierte Rentenversicherung die Garantie, dass sie an er allgemeinen Einkommensentwicklung teilhaben. Die deutsche Rentenversicherung hat viele Umwäl ungen und auch manche Krise überstanden. Ich erinere daran, dass Millionen von Flüchtlingen und Vertrieenen in die Rentenversicherung aufgenommen wurden nd deren Lebensabend somit abgesichert wurde. Ich ernnere daran, dass Altersarmut in Deutschland weitgeend überwunden ist. Etwa 1,5 Prozent der älteren Beölkerung sind auf Sozialhilfe angewiesen; das ist nicht inmal die Hälfte derjenigen aus der aktiven Bevölkeung, die Sozialhilfe erhalten. Ich erinnere an den seensreichen Dienst der Rentenversicherung bei der chaffung der Sozialunion Deutschlands im Rahmen der eutschen Einheit. Viele Inflationen und Wirtschaftskrisen sind überunden worden. Das zeigt, wie leistungsfähig und wie obust dieses System ist. Ihre falsche Politik hat nun zum rsten Mal dazu beigetragen, dass die Rentenfinanzen otal zerrüttet sind und dass das Vertrauen der Menschen n die Rentenversicherung zerstört worden ist. Das ist ie Bilanz Ihrer Politik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Horst Seehofer

Meine Damen und Herren, ich möchte an einigen

Punkten darstellen, was jetzt notwendig wäre, um aus
dieser ständigen Flickschusterei herauszukommen.

Der erste Punkt: Wir sind seit Jahren nur damit be-
schäftigt, die Fehler, die Sie von Jahr zu Jahr in der Ren-
tenpolitik begangen haben, zu korrigieren. Ich prophe-
zeie Ihnen: Im November nächsten Jahres werden wir
wieder über ein Rentenloch, über das des Jahres 2005,
sprechen. Die Rentenversicherungsträger haben
Recht: Wenn Sie Ihre Politik nicht fundamental ändern,
wird die derzeitige Entwicklung zwei, drei Jahre so wei-
tergehen. Das verunsichert die Leute.

Deshalb fordere ich an erster Stelle: Sagen Sie der
Bevölkerung endlich die Wahrheit! Frau Ministerin, ich
fordere Sie auf: Stoppen Sie die Renteninformationen
der Rentenversicherungsträger, die den Menschen ein
völlig falsches Bild davon geben, wie die Renten in der
Zukunft aussehen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie beschließen hier Nullrunden, die aber in Wahrheit

Rentenkürzungen sind.

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Das haben Sie nie gemacht?)

Gleichzeitig erlauben Sie, dass die Rentenversicherungs-
träger die Menschen darüber informieren, dass ihre
Rente im Jahre 2020 oder 2030 auf eine Höhe ansteigen
wird, die man nur als Fantasie oder Illusion bezeichnen
kann. Wie wollen Sie die Menschen in Deutschland zu
mehr Vorsorge bewegen, wenn Sie ihnen gleichzeitig die
Auskunft geben: Alles ist nicht so schlimm, es wird
keine Senkung des Rentenniveaus geben?

Das Erste und Wichtigste ist daher, dass diese Regie-
rung zu Wahrheit und Klarheit in der Rentenpolitik zu-
rückkehrt und dass den Menschen reiner Wein einge-
schenkt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Zweite ist: Kein Mensch weiß mehr, wo ihm in
der Rentenpolitik der Kopf steht. Es herrscht totale Ver-
unsicherung. Heute verabschieden Sie zwei Gesetze und
kündigen gleichzeitig die Rentenbesteuerung, die Or-
ganisationsreform der Rentenversicherung und mittel-
und langfristige Maßnahmen an. Trotzdem müssen Sie
im nächsten Jahr wieder Notoperationen vornehmen.


(Peter Dreßen [SPD]: Sie übertreiben jetzt!)

Und da wundern Sie sich, dass die Menschen nicht mehr
durchblicken?

Legen Sie endlich – wir fordern das seit Jahren – eine
ganzheitliche Rentenreform vor, die die aktuellen, aber
auch die langfristigen Probleme löst, damit die Men-
schen wissen, wohin die Reise geht! Die Menschen sind
zur Erneuerung und auch zu Opfern bereit. Aber wenn
sie jedes Jahr von Ihnen erneut überfallen werden und
wenn ihnen jedes Jahr neues Geld aus der Tasche gezo-
gen wird, obwohl Sie das Gegenteil versprechen, dann
dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Ihnen kein Mensch

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(C (D ehr glaubt. Sie haben eine ganz tiefe Glaubwürdigeitsund Vertrauenskrise geschaffen. Das Dritte: Reparieren Sie nicht immer nur! Sie chließen immer nur Lücken und reparieren; aber Sie geen nicht an die eigentliche Ursachenbekämpfung heran. s beginnt mit der Rentenformel. Seit fünf Jahren erleen wir das Spiel, dass Sie in jedem Jahr die Rentenanassung nach einer anderen Rentenformel vornehmen. er soll Ihnen noch glauben? Die Rentenformel muss eine Vertrauensformel sein. achen Sie Schluss mit der Willkür, von Jahr zu Jahr zu ntscheiden, in welcher Form die Rentner an der allgeeinen Einkommensentwicklung teilhaben! Sie müssen en Rentnern klipp und klar sagen, nach welchen Regeln ie Renten an die allgemeine Einkommensentwicklung ngepasst werden. Schluss mit der Willkür! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Peter Dreßen [SPD]: Auch das stimmt nicht!)


Wir haben Mitte der 90er-Jahre einen Vorschlag ge-
acht – Herr Müntefering, Sie haben nach Alternativen
efragt – und ihn gegen Ihren erbitterten Widerstand ins
esetz geschrieben. Wir hätten heute zwar nicht alle,
ber viele Probleme der Rentenversicherung gelöst,
enn Sie damals nicht wider besseres Wissen, nur um
hres parteipolitischen Vorteils willen und zum Schaden
es Landes den Demographiefaktor bekämpft und abge-
chafft hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Schmidt, Bundesministerin: 21,3 Prozent!)


Frau Ministerin, der erste Grundsatz muss sein und
leiben, dass die Rentenanpassungen der allgemeinen
inkommensentwicklung folgen. Der zweite Grundsatz
uss angesichts der veränderten demographischen Ent-
icklung sein, dass die Lasten dieser demographischen
ntwicklung auch von der älteren Bevölkerung und
icht nur von der jungen Generation getragen werden.
as ist der Effekt des demographischen Faktors.
Sie haben darauf hingewiesen, dass die Rentenlauf-

eit früher etwa zehn Jahre betrug. Jetzt beträgt sie im
urchschnitt 16 Jahre; das sind 60 Prozent mehr. Das ist
ine gewaltige Wertsteigerung in der gesetzlichen Ren-
enversicherung. Ich glaube, wir müssen den Menschen
agen: Wenn sich die Rentenlaufzeiten verlängern, dann
üssen wir das, was sich die Menschen in ihrem aktiven
rbeitsleben erarbeitet haben, auf eine längere Zeit ver-
eilen. Das hat zur Folge, dass die jährlichen Rentenan-
assungen etwas schmaler ausfallen,


(Franz Müntefering [SPD]: Ah, ja!)

ass es aber nicht zu Rentenkürzungen, wie Sie sie vor-
ehmen, kommt. Hätten Sie den demographischen Fak-
or nicht abgeschafft, hätte es in den letzten Jahren eine
entenanpassung gegeben, die etwas flacher ausgefallen
äre; aber Sie hätten die Notoperation der Rentenkür-
ung jetzt und in den nächsten Jahren vermieden. Das
äre der Erfolg gewesen.






(A) )



(B) )


Horst Seehofer


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Wir brauchen so schnell wie möglich, am besten

heute, eine Rentenformel, die wieder Vertrauen und ver-
lässliche Grundlagen für die jährlichen Rentenanpassun-
gen schafft und die die Lasten der längeren Lebenser-
wartung und der veränderten Demographie gerecht auf
Jung und Alt verteilt. Das war auch der Inhalt des Demo-
graphiefaktors.

Ein zweiter Punkt: Wir müssen dafür sorgen, dass die
Lebensarbeitszeit nicht über das 65. Lebensjahr hinaus
verlängert wird. Den Sinn dessen können Sie der Bevöl-
kerung angesichts der jetzigen Situation, dass die Men-
schen, die über 50 Jahre alt sind und entlassen werden,
kaum Wiederbeschäftigungschancen haben, schlecht er-
klären.


(Franz Müntefering [SPD]: Welch Beifall bei der CDU/CSU-Fraktion, Herr Seehofer!)


Jetzt ist es angezeigt, die Beschäftigungschancen für
die älteren Arbeitnehmer über 50 zu verbessern. Hier
könnten Sie einiges mehr tun. Es gab im Bundeskanzler-
amt über viele Monate zahlreiche Gespräche über Bünd-
nisse für Arbeit. Hier hätten Sie mit den Gewerkschaften
und Arbeitgebern darüber reden können, das tatsächliche
Renteneintrittsalter allmählich wieder an das gesetzliche
Renteneintrittsalter heranzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der dritte Punkt betrifft die Stärkung der Beitragsbe-

zogenheit der Rente. Wir kämpfen seit Jahren für die
These, dass jemand, der lange berufstätig gewesen ist
und Beiträge gezahlt hat, anders behandelt werden muss


(Ute Kumpf [SPD]: Was machen dann die Frauen?)


als die Menschen mit kürzeren Beitragszeiten. Deshalb
bleiben wir bei unserer Forderung, die Bedeutung der Bei-
tragszeit zu stärken. Wer 45 Jahre lang Beiträge in die ge-
setzliche Rentenversicherung gezahlt hat, der sollte ohne
Abschläge in Rente gehen können. Wir müssen mehr nach
der Beitragszeit als nach dem Lebensalter gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ute Kumpf [SPD]: Wo bleiben denn dann die Frauen?)


– Damit die Frauen nicht benachteiligt sind, müssen bei
der Berechnung der Beitragszeit auch Zeiten der Erzie-
hung von Kindern hinreichend berücksichtigt werden.


(Erika Lotz [SPD]: Wo kommt das Geld her?)

Man kann darüber reden, wie man beitragsfreie Zei-

ten und Ausbildungszeiten behandelt. Man muss aber
der Öffentlichkeit sagen,


(Erika Lotz [SPD]: Populismus pur!)

dass die Anrechnung beitragsfreier Zeiten nicht durch
die Beitragszahler, sondern durch den Bundeszuschuss
über Steuermittel von der gesamten Gesellschaft finan-
ziert wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Die Ökosteuer!)


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(C (D as sage ich nur, damit nicht der Eindruck entsteht, dass ie Anrechnung der Ausbildungszeiten von den Beiragszahlern finanziert wird. Dies wird aus Steuergeldern inanziert. (Ute Kumpf [SPD]: Auch mit der Ökosteuer, Herr Seehofer!)


Wenn Sie dem Gedanken näher treten, eine Änderung
ei der Anrechnung der Ausbildungszeiten vorzuneh-
en, rate ich Ihnen dringend, bisher geschaffene Ver-
rauenstatbestände nicht außer Acht zu lassen. Die Strei-
hung der Anrechnung von drei Ausbildungsjahren
edeutet einen erheblichen Eingriff in die Lebenspla-
ung der Menschen.


(Peter Dreßen [SPD]: Das habt ihr auch schon gemacht! Ihr habt von 13 auf drei Jahre gekürzt! Alles schon da gewesen!)


ie Menschen, die heute bereits älter sind, können sich
uf eine solche Veränderung nicht mehr einstellen. Wenn
rei Ausbildungsjahre nicht mehr angerechnet werden,
edeutet das rund 5 Prozent weniger Rente. Deshalb
üssen solche Veränderungen so langfristig angelegt
erden, dass diejenigen, die davon betroffen sind, die
hance haben, sich durch eigene Vorsorge einen Aus-
leich für diesen staatlichen Eingriff zu verschaffen. Das
st ganz wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Erika Lotz [SPD]: So wie Sie das gemacht haben!)


Frau Schmidt, ich appelliere an Sie, diesen Punkt be-
onders mit Blick auf den Vertrauensschutz noch einmal
u überdenken. Man kann daran denken, dies in 20 oder
0 Jahren zu verändern und das heute den Menschen zu
agen, damit sie eine Chance haben, sich darauf einzu-
tellen. Sie können aber nicht überfallartig sagen: Die
nrechnung der Ausbildungszeiten wird in den nächsten
ier Jahren so verändert, dass die Anrechnung ab dem
ahre 2009 nicht mehr gilt. Darauf können sich die Men-
chen nicht mehr entsprechend einstellen.
Der vierte Punkt: Ich halte es für ganz wichtig, dass
ir mit dem Grundsatz Ernst machen, der nächsten Ge-
eration keine höheren Beitragslasten zuzumuten als der
eutigen Generation.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ir können doch nicht heute darüber debattieren, dass
ie Rentenversicherungsbeiträge auf keinen Fall über
0 Prozent steigen dürfen, aber mit einer Selbstverständ-
ichkeit annehmen, dass die nächste Generation in 10
der 20 Jahren Beitragssätze von 22 oder 23 Prozent tra-
en muss.
Ich halte das auch aus einem weiteren Grund für un-

eheuer wichtig: Je höher die Beiträge für die gesetzli-
hen Sozialversicherungssysteme sind, desto geringer
ird für weite Kreise der Bevölkerung die Möglichkeit,
rivate oder betriebliche Vorsorge zu treffen.


(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Deshalb lassen wir die Beiträge stabil!)







(A) )



(B) )


Horst Seehofer

Wenn die Beiträge auf 22, 23 oder 24 Prozent steigen,
können wir doch von einem Durchschnittsverdiener oder
jemandem mit einem unterdurchschnittlichen Verdienst
oder einer Familie nicht ernsthaft erwarten, dass sie dann
noch in der Lage sind, zusätzlich 4 Prozent ihres verfüg-
baren Einkommens für den Aufbau einer Privatrente
aufzubringen.

Deshalb gilt: Wer es mit dem Aufbau einer privaten
Vorsorge wirklich ernst meint, muss dafür sorgen, dass
die gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträge in Schach
und Proportionen bleiben und dass mit dem Grundsatz
Ernst gemacht wird,


(Ute Kumpf [SPD]: Das machen wir doch! – Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Wir halten die Beiträge stabil!)


der nächsten Generation keine höheren Sozialversiche-
rungsbeiträge zuzumuten als der jetzigen. Das ist auch
für die Förderung der privaten Vorsorge ganz wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Lassen Sie mich nun den aus meiner Sicht wichtigs-

ten Punkt ansprechen, wie man die Ursachen bekämpfen
kann.


(Ute Kumpf [SPD]: Warum schauen Sie jetzt zu uns?)


Wir müssen den Menschen klipp und klar sagen – das
haben wir bereits vor dem Bundestagswahlkampf 1998
getan –:


(Zuruf von der SPD: Ein bisschen spät!)

Die gesetzliche Rente wird ihre Funktion, nämlich den
Lebensstandard zu sichern – diese Funktion hat sie in der
Vergangenheit erfüllt und erfüllt sie auch heute gegen-
über den jetzigen Rentnern, was nicht infrage gestellt
werden kann, weil diese sich darauf eingestellt haben –,
in der Zukunft nicht mehr erfüllen, und zwar nicht des-
halb, weil die Politik etwas wegnehmen will, sondern
aufgrund der veränderten Demographie.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In einem Punkt, Herr Müntefering, gebe ich Ihnen
Recht: Wir haben in Deutschland mit Blick auf die De-
mographie nicht das Problem, dass es zu viele alte Men-
schen gibt, sondern dass es zu wenig junge Menschen
gibt. Wir sollten aufhören, etwas anderes zu behaupten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Franz Müntefering [SPD])


Vor zwei Jahren waren weniger als 10 Prozent der Ren-
tenzugänge kinderlos,


(Ute Kumpf [SPD]: Woher kommt das, Herr Seehofer?)


in 20 bis 25 Jahren werden es bereits 35 Prozent sein.
Das ist die Entwicklung, die wir in Deutschland seit Jah-
ren feststellen müssen. Die Schuld dafür ordne ich nie-
mandem zu.


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(C (D (Ute Kumpf [SPD]: Was haben Sie in 16 Jahren gemacht?)


Auch deshalb haben wir in den 80er-Jahren zum Bei-
piel die Kindererziehungszeiten eingeführt.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, um für eine stabile
lterssicherung zu sorgen: zum einen durch die Investi-
ion in Humankapital – die Kinder von heute sind die
eitragszahler von morgen –


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kinderbetreuung in Ganztagsschulen! – Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Wer hat denn die Riester-Rente eingeführt?)


nd zum anderen durch die Investition in Realkapital;
enn nur indem man heute spart und vorsorgt, bekommt
an in der Zukunft ergänzend zur gesetzlichen Rente
ine Alterssicherung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

u einer modernen Sozialpolitik und Absicherung ge-
ört nicht, dass der Staat vorschreibt, wie sich die Men-
chen zu verhalten haben. Der Staat hat vielmehr die
ahmenbedingungen so zu setzen, dass beides in der Zu-
unft verstärkt gemacht wird.
Die erste Säule, die notwendig ist, damit aus der
ombination von gesetzlicher Rente und privater Vor-
orge wieder der Lebensstandard der Menschen gesi-
hert werden kann, ist die private Vorsorge. Diese ha-
en Sie im Grundsatz ausgestaltet. Das haben Sie
andwerklich aber so miserabel gemacht, dass Ihr Kon-
ept nach zwei Jahren gescheitert ist. Die private Vor-
orge muss dringend reformiert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie muss vereinfacht und entbürokratisiert werden, die
örderung muss gerechter gestaltet werden.
Ich komme nun auf die zweite Säule zu sprechen, die
ir genauso energisch angehen müssen. Hierzu hat das
undesverfassungsgericht gesagt, die Renten würden
icht allein durch die Sozialversicherungsbeiträge be-
ahlt, sondern die Menschen in Deutschland, die Kinder
rziehen, leisteten einen konstitutiven Beitrag zur Si-
herheit der Renten in der Zukunft.


(Ute Kumpf [SPD]: Also die Frauen!)

eshalb ist jede Rentenreform, die auf der einen Seite
ie private Vorsorge und auf der anderen Seite die
indererziehung unzureichend berücksichtigt, nichts
nderes als eine Konkursverschleppung.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Familien brauchen Kinderbetreuung, wenn sie jung sind! Ursache ist die fehlende Kinderbetreuung!)


ir lösen nicht die Probleme, wenn wir nicht an die Ur-
achen herangehen.
Es trägt wesentlich zum Ausbau der privaten Vor-

orge bei – wir müssen uns alle anstrengen, um neue
aßnahmen vorzuschlagen –, wenn wir die Kinder-
rziehung stärker unterstützen. Es soll sich in unserer






(A) )



(B) )


Horst Seehofer

Gesellschaft jeder entscheiden, wie er mag, aber es kann
in der Rentenversicherung nicht so bleiben, dass die Fa-
milien mit Kindern die Zeche der privaten Entscheidun-
gen zu zahlen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir überlegen, wie man die Familien in der aktiven

Familienphase beim Beitrag zur Rentenversicherung be-
rücksichtigen kann. Wir denken an einen Kinderbonus.
Wir müssen beim Abschlag bei einem vorzeitigen Ren-
teneintritt zwischen Kinderlosen und Personen, die Kin-
der haben, unterscheiden. Wir müssen überlegen, wie
man die Rentenhöhe, sei es über Kindererziehungszeiten
oder andere Instrumente, so gestalten kann, dass diejeni-
gen, die Kinder haben, eine höhere Rente bekommen als
diejenigen, die keine Kinder haben. Wenn ich diese
Maßnahmen als Gesamtkonzept zusammennehme, dann
muss ich feststellen, dass man so weg von der Willkür
kommt und eine saubere, klare Rentenformel bekommt.
Wir sagen Ja zur Wahrheit und kommen weg von der
Flickschusterei. Wir kommen zu stärkerer Beitragsbezo-
genheit, gerade durch langjährige Beitragszahlungen
und Kindererziehung. Wir müssen das tatsächliche Ren-
teneintrittsalter durch aktive politische Maßnahmen an
das gesetzliche Eintrittsalter heranführen und in diesem
Jahrzehnt eine große Offensive für eine von der
Menschheit verstandene private Vorsorge starten. Diese
scheiterte bisher nämlich, weil sie so bürokratisch und
kompliziert ist, dass sie niemand mehr versteht. Dane-
ben müssen die Zeiten der Kindererziehung als Bei-
träge zur Rentensicherheit in der Zukunft berücksich-
tigt werden.

Ich möchte den Menschen sagen: Wenn die Politik
hier die richtigen Weichen stellt – nicht irgendwann,
sondern zeitnah –, dann haben wir die große Chance,
dass die Rentenversicherung aus der tiefsten Krise in ih-
rer Geschichte herausgeführt wird. Ich glaube, es ist un-
ser Auftrag, die Menschen nicht durch eine ständig fal-
sche Politik zu verunsichern und sie in einem
Lebensabschnitt, in dem sie bezogen auf die Alterssiche-
rung ein Recht darauf haben, ein sorgenfreies Leben zu
führen, nicht mit Sorgen und Ängsten zu belasten. Ich
möchte den Menschen auch sagen: Wenn die richtigen
politischen Entscheidungen getroffen werden – dazu ha-
ben wir unsere Gesamtgedanken vorgetragen –, dann ha-
ben wir die riesige Chance, dass wir diese Rentenversi-
cherung aus dem Tal herausführen und wieder an die
große Tradition der deutschen Rentenversicherung an-
knüpfen, die ihre Aufgaben in der Vergangenheit segens-
reich erfüllt hat. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, den
Menschen, die ein ganzes Leben lang geschuftet und
Kinder großgezogen haben, im Alter wieder ein sicheres
und sorgenfreies Leben zu gewährleisten.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
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Ich erteile Kollegin Krista Sager, Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen, das Wort.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Koali ion hat ihre Vorhaben, ihre Agenda, in der Tat auf den eg gebracht. Natürlich wird es durch diese Vorhaben uch Veränderungen in Deutschland geben. Wir muten en Menschen aufgrund dieser Veränderungen auch zu, n einigen Punkten Verzicht zu üben. Ich glaube aber, ass die Menschen zunehmend ein Gefühl dafür bekomen, warum wir das tun, warum wir das tun müssen und ass in diesen Strukturreformen auch eine Chance liegt. ass diese Chance ganz real ist, konnten wir gerade in en letzten Tagen verfolgen. Die entscheidende Frage ist doch, ob die Politik auch wenn es unbequem ist – das Nötige tut, um diese hance wirklich zu ergreifen, oder ob sie opportunisisch reagiert, sich vor unbequemen Botschaften duckt nd die Chance zulasten der Menschen verpasst. Wir sagen ganz klar: Es macht uns keinen Spaß, den entnerinnen und Rentnern mitzuteilen, dass ihre Renen im nächsten Jahr nicht erhöht werden. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das wäre ja noch schöner, wenn es Ihnen Spaß machen würde! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es ist ja heldenhaft, dass es Ihnen keinen Spaß macht!)

Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507200900

ir sagen den Rentnerinnen und Rentnern aber auch
anz klar: Seid bitte bereit, einen Beitrag dazu zu leisten,
ass die jungen Menschen, eure Enkel, im nächsten Jahr
ine Chance auf Arbeit und Ausbildung erhalten. Das ist
icht nur für die jungen Leute, sondern auch für die
entnerinnen und Rentner und die Entwicklung unserer
ozialen Sicherungssysteme gut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann muss man den Rentnerinnen und Rentnern aber auch sagen, wohin langfristig die Reise geht!)


In allen Gesprächen, die ich in letzter Zeit geführt
abe, habe ich gemerkt, dass die Menschen realisieren,
ass wir vor großen neuen Herausforderungen stehen
nd nicht einfach den Kopf in den Sand stecken können.
nsbesondere, wenn ich mit internationalen Gästen, be-
onders mit unseren europäischen Nachbarn spreche,
erke ich, dass sie nicht nur mit großem Respekt, son-
ern auch mit großer Hoffnung auf uns schauen, weil sie
u Recht die Erwartung haben, dass Deutschland, wenn
s die Kraft hat, das Notwendige zu tun, auch die Kraft
at, wieder die Zugmaschine für die europäische Ent-
icklung zu sein.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind auch auf Gedeih und Verderb mit uns verbunden!)


as brauchen auch die anderen europäischen Länder und
nsere europäischen Nachbarn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wie ist denn die derzeitige Situation? Zurzeit zeigen
ie Indikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung






(A) )



(B) )


Krista Sager

eindeutig wieder nach oben. Zum ersten Mal seit 1992
liegen wir im Export wieder vorne, noch vor den USA.
Wir sehen, dass die Auftragszahlen bei den Unterneh-
men steigen. Alle Umfragen zum Geschäftsklimaindex
zeigen: Es gibt wieder Hoffnung auf eine bessere wirt-
schaftliche Entwicklung.

Aber was ist denn das Entscheidende für die Men-
schen in diesem Land? Entscheidend ist doch, ob aus ei-
ner besseren wirtschaftlichen Entwicklung auch ein Ef-
fekt auf dem Arbeitsmarkt entsteht, ob mehr Menschen
wieder in Arbeit kommen und ob die Arbeitsplätze si-
cher bleiben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihr habt sechs Jahre gebraucht, um das zu erkennen! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Bisher ist die Arbeitslosigkeit immer gestiegen!)


Wie war es denn bisher? Bisher brauchten wir in
Deutschland zwei Prozent Wachstum, um einen Effekt
auf dem Arbeitsmarkt zu erzielen. Jetzt bescheinigen uns
die Wirtschaftsinstitute, dass durch die Arbeitsmarktre-
formen, die wir bereits gemacht haben, die Schwelle, ab
der Wachstum auch zu Beschäftigung führt, auf
1,8 Prozent gesunken ist. Wenn wir den Beitragssatz in
der Rentenversicherung bei 19,5 Prozent stabil halten,
wenn wir die letzte Stufe der Steuerreform vorziehen
und dafür sorgen, dass die Kommunen wieder Geld in
die Hand bekommen,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihr habt es ihnen doch weggenommen!)


dann haben wir bei einem Wachstum von 1,7 bis
1,75 Prozent im nächsten Jahr tatsächlich die Chance auf
eine bessere Situation am Arbeitsmarkt. Meine Damen
und Herren von der Opposition, es ist ganz zentral auch
Ihre Verantwortung, ob diese Chance genutzt wird oder
ob wir nur eine wirtschaftliche Verbesserung ohne Aus-
wirkung auf den Arbeitsmarkt haben werden. Wir brau-
chen diesen Effekt und wir müssen diese Chance nutzen.
Etwas anderes können wir uns im Interesse der Men-
schen in diesem Land nicht leisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Seehofer, jetzt ganz konkret zur Rente. Wir ha-
ben uns entschieden, den Beitragssatz im nächsten Jahr
bei 19,5 Prozent zu halten. Dazu müssen alle einen Bei-
trag leisten: Die Beitragszahler, die Steuerzahler, ja,
auch die Rentnerinnen und Rentner werden an dem Pa-
ket beteiligt; das wissen wir. Aber welche Prioritätenent-
scheidung haben Sie denn getroffen?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ja, haben Sie denn nicht zugehört? – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Können Sie nicht lesen?)


Sie tun so, als hätten Sie nichts damit zu tun. Jetzt wie-
derhole ich einmal etwas, was Sie nicht gerne hören, was
aber leider die Wahrheit ist: Mit Ihrem demographi-
schen Faktor wären wir heute bei einem Rentenbei-
tragssatz von über 21 Prozent. Das ist die Wahrheit, die
Sie nicht wahrhaben wollen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie haben nämlich alle Maßnahmen, die Rot-Grün in der
ergangenheit getroffen hat, um das Rentensystem zu
tabilisieren, um den Beitragssatz herunterzuholen von
er hohen Stufe, auf die Sie ihn überhaupt erst gebracht
aben, abgelehnt. Deswegen wären wir mit Ihrer Politik
ei viel schlechteren Beitragssätzen als heute.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Sie haben doch die Gesetze aufgehoben!)


Sie haben die Ökosteuer abgelehnt. Mit der Öko-
teuer ist es uns aber gerade möglich gewesen, bei den
indererziehungszeiten etwas für die Frauen zu tun, was
eit langem nötig gewesen wäre. Es gibt heute eine ange-
essene Berücksichtigung der Erziehungszeiten bei der
ente und das hat Rot-Grün gemacht und nicht Sie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU – Andreas Storm [CDU/CSU]: Das ist ein Treppenwitz! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ist seit 1992 Rot-Grün dran?)


Herr Seehofer, jetzt noch ein Beitrag zur Wahrheit in
iesem Lande. Wie stellt sich denn das Problem der
iedrigen Renten für Frauen dar? Das Problem ist
och, dass über Jahrzehnte eine Politik verfolgt wurde,
ach der eine Frau nur dann eine gute Rente hat, wenn
ie einen reichen Mann oder einen gut verdienenden
ann heiratet.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Das ist doch in Bayern immer noch gang und gäbe!)


as ist doch Ihre Politik gewesen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

ie haben doch die Ideologie aufrechterhalten, dass
rauen nicht das Recht haben sollen, Familie und Be-
ufstätigkeit in Einklang zu bringen. Auch das werden
ir ändern, weil wir etwas für die Kinderbetreuung tun.


(Hildegard Müller [CDU/CSU]: Aber nicht mit diesem Gesetz!)


ie haben diese Diskussion in Ihren eigenen Reihen im
rnst doch gar nicht auf sich genommen. So sieht es
och aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Das tut ja weh!)


ein, Sie ducken sich wirklich weg vor den Aufgaben,
or denen wir real stehen, auch vor der Entscheidung, ob
ir 19,5 Prozent halten wollen oder nicht.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war nicht die Alternative vor zwei Jahren!)


Sie ducken sich auch vor einer anderen Wahrheit weg.
ie Wahrheit ist, dass wir längst ein Konzept für die






(A) )



(B) )


Krista Sager

nachhaltige Stabilisierung des gesamten Rentensystems
für viele Jahre vorgelegt haben.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wo denn? – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So etwas Realitätsfernes habe ich schon lange nicht mehr gehört!)


Die Vorschläge der Rürup-Kommission, die wir umset-
zen, lagen viel früher als die Vorschläge Ihrer Herzog-
Kommission auf dem Tisch.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie vor Jahren ein Konzept für die Nachhaltigkeit
im Bereich der Rente gehabt haben,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist doch beschlossen worden!)


dann frage ich mich, warum Sie die Herzog-Kommis-
sion überhaupt eingesetzt haben. Die Vorschläge dieser
Kommission lagen nach denen der Rürup-Kommission
vor.

Herr Seehofer, ich komme zu einer anderen bitteren
Wahrheit. Sie haben behauptet, Rot-Grün würde von
Schwierigkeiten ablenken.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie schafft sie! – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie ist die Schwierigkeit!)


Ich sage Ihnen: Rot-Grün stellt sich den Schwierigkei-
ten, die wir in diesem Lande haben. Wir beschließen
diese Reformen nicht nur, damit die Menschen im nächs-
ten Jahr eine Chance haben, einen Ausbildungs- oder
Arbeitsplatz zu bekommen. Wir machen gerade die lang-
fristigen Reformen noch aus einem anderen Grund:


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Welche denn? – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir reden doch heute über etwas ganz anderes!)


Wir wollen, dass das Soziale an der Marktwirtschaft für
die jungen und die alten Menschen in diesem Land über
viele Jahre wieder berechenbar wird.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Sie wissen ja gar nicht, was in Ihrem eigenen Gesetzentwurf steht!)


Wir wollen das solidarische, umlagefinanzierte System
erhalten.

Sie, Herr Seehofer, haben ganz andere Schwierigkei-
ten: Die Truppen in Ihrer eigenen Fraktion, die das So-
ziale an der sozialen Marktwirtschaft verteidigen wol-
len, werden immer weniger. Sie werden doch hier als das
sozialpolitische Auslaufmodell der CDU/CSU nach
vorne geschickt, während in Wirklichkeit ganz andere
Modelle angedacht werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind durchaus zuversichtlich,

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir nicht!)


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(C (D ass auch die Rentnerinnen und Rentner im Interesse iher Enkel bereit sind, einen Beitrag dafür zu leisten, dass s in diesem Land wieder aufwärts geht. Wir wissen, ass viele ältere Menschen ihre Kinder und Enkelkinder nterstützen. Warum tun sie das? Erstens. Sie denken icht nur an sich, sondern sind daran interessiert, dass es it den nachfolgenden Generationen in Deutschland eitergeht. Zweitens. Es liegt zum Teil auch daran – das at das Statistische Bundesamt zu Recht festgestellt –, ass das Risiko für Armut in Deutschland mit dem Alter icht zunimmt, sondern sinkt. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben über das Gesetz bisher noch kein Wort verloren!)


as Armutsrisiko bei Familien mit Kindern ist heute
rößer als bei den Rentnerinnen und Rentnern. Das ist
in Grund, warum die Alten die Jungen unterstützen
önnen. Das ist aber auch der Grund, warum wir dazu
uffordern, die Jungen auch dann zu unterstützen, wenn
s darum geht, die durch die notwendigen Maßnahmen
ntstehenden Lasten gerecht zu verteilen. Diesen Appell
öchten wir an die Menschen richten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Merkel, jetzt ein Wort zu Ihnen.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sagen Sie doch etwas zum Gesetz!)

ch kann gut verstehen, dass Sie als Fraktionsvorsitzende
m Deutschen Bundestag lieber den Kopf in den Sand
tecken, wenn es darum geht, den Beitragssatz im nächs-
en Jahr bei 19,5 Prozent stabil zu halten, indem den
entnerinnen und Rentnern ein Teil der Lasten aufge-
ürdet wird.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)

ie Rolle als Opposition verführt leicht dazu. Aber dort,
o Sie die Mehrheit haben, dort, wo Sie inzwischen eine
rt Nebenregierung darstellen – über den Föderalismus
aben wir bereits diskutiert –, nämlich im Bundesrat,
ind Sie in der Tat gefordert.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hat doch mit dem Bundesrat nichts zu tun!)


ie müssen wirklich Farbe bekennen, ob Sie bereit sind,
ie wirtschaftlichen Impulse zu unterstützen, und zwar
ei der Gemeindefinanzreform, beim Vorziehen der letz-
en Stufe der Steuerreform und auch bei den notwendi-
en Strukturreformen, um die Lohnnebenkosten stabil
u halten.
Ich erwarte von Ihnen, dass Sie etwas mehr Führungs-

tärke zeigen. Sie sind schließlich nicht nur Fraktions-
orsitzende, sondern auch Parteivorsitzende. Es wäre
eit, dass Sie ein deutliches Signal setzen, wohin die
eise gehen soll. Verschleppen – das sagen alle Exper-
en – können wir uns in diesem Land am allerwenigsten
eisten. Dafür würden Sie letztendlich die Verantwortung
ragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507201000

Ich erteile das Wort Kollegen Heinrich Kolb, FDP-

Fraktion.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1507201100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte zunächst etwas zu diesem untauglichen Versuch
eines Ablenkungsmanövers sagen, den Herr Müntefering
heute Morgen hier unternommen hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Herr Müntefering, das können Sie doch nicht ernsthaft
so gemeint haben. Sie stellen sich hin und melden selbst-
zufrieden den Vollzug der Agenda 2010, eine Stunde be-
vor in Nürnberg die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt
gegeben werden und wir erfahren werden, dass die Ar-
beitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um 220 000 ge-
stiegen ist. Das sind 220 000 Menschen, 220 000 Einzel-
schicksale. Da kann man doch nicht selbstzufrieden an
dieses Pult treten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie, Herr Müntefering, hätten sich hier hinstellen und sa-
gen müssen: Wir haben es versucht, aber es reicht nicht;
wir müssen uns mehr anstrengen, bei den Steuern, insbe-
sondere auch bei den Reformen am Arbeitsmarkt. Das
wäre der Situation angemessen gewesen, aber nicht das,
was Sie hier geboten haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nein, Herr Müntefering, in diesem Lande gibt es 19
Millionen Rentner. Die wollen wissen, wie es um die Si-
cherheit ihrer Altersvorsorge bestellt ist. Man kann es
drehen und wenden, wie man will: Für uns, für die FDP-
Fraktion im Deutschen Bundestag, steht fest, dass mit
dem, was Sie heute hier beschließen wollen, nämlich mit
dem zweiten und dritten Vorschaltgesetz zur Rentenver-
sicherung, alle gängigen Stellschrauben des Rentensys-
tems bis zum Anschlag gedreht sind: Die Schwankungs-
reserve kann nicht mehr weiter gesenkt werden, die
Beitragsbemessungsgrenze ist ausgereizt, mit der Null-
runde der Rentenanpassung und mit der Erhöhung des
Pflegeversicherungsbeitrags der Rentner bewegen Sie
sich schon an der Grenze der Verfassungsmäßigkeit, was
Ihnen auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts
ins Stammbuch geschrieben hat.

Beitragserhöhungen schließen Sie wie auch wir zu
Recht aus; denn eines ist klar: Sie würden zusätzlich Be-
schäftigung kosten und die Wachstumskräfte schwächen.


(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Was machen Sie denn?)


Wenn wir uns die Beratungen der letzten beiden Wo-
chen ansehen, Frau Schaich-Walch, dann stellen wir fest,
dass Sie es rein rechnerisch auf dem Papier geschafft ha-
ben, den Ausgleich der vom Schätzerkreis identifizierten
Lücke von etwa 8 Milliarden Euro bei den Rentenfinan-
zen zu leisten. Aber Sie fahren wie in den Vorjahren vol-
les Risiko, mit null Spielraum für alternative – sprich:
möglicherweise schlechtere – Wirtschaftsszenarien. Sie

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(C (D etzen alle Ihre Hoffnung auf ein Anziehen der Konunktur. Springt der Wirtschaftsmotor an, dann kann es ielleicht gelingen, gerade noch einmal die Kurve zu beommen. Kommt der Aufschwung aber nicht oder ommt er später, als wir alle hoffen, dann wird es spätesens im Jahr 2005 – das sage ich Ihnen voraus – Heulen nd Zähneklappern im Bereich der gesamten Sozialvericherung, insbesondere aber bei der Rente geben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn auch bei günstigem Verlauf – das hat die Anhö-
ung im Ausschuss doch gezeigt – wird die Rentenkasse
m Jahr 2004 ihre Zahlungen nicht mehr aus eigener
raft, sondern nur noch mit einer Liquiditätshilfe des
undes in Höhe von bis zu 3 Milliarden Euro aufrechter-
alten können und damit erstmalig in ihrer Geschichte
irekt am Tropf des Bundesfinanzministers hängen.


(Zuruf von der FDP: Rentenpolitik nach Kassenlage!)


adurch entsteht ein riesiger Vertrauensschaden und den
aben Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-
rün, alleine zu verantworten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Andreas Storm [CDU/CSU]: Rente auf Pump!)


Die Probleme der Rentenfinanzen werden aber durch
ie Liquiditätshilfe, die den Charakter eines zinslosen
arlehens hat, nicht auf Dauer gelöst. Im Gegenteil
auch das hat die Anhörung sehr deutlich gezeigt –:
eil die Liquiditätshilfe spätestens 2005 von der Ren-

enversicherung an den Bund zurückgeführt werden
uss, verschärft sich die Situation im Folgejahr zusätz-
ich. Für mich steht heute schon fest, dass der Beitrags-
atz im Jahr 2005 auf mindestens 19,7 Prozent ansteigen
ird. Das ist die Wahrheit über die Entwicklung in der
entenversicherung.
Über diese Risiken und die weitere Entwicklung offen

ufzuklären, den Beschäftigten und den Rentnern die
olle Wahrheit über die Herausforderungen zu sagen,
or denen die Rentenversicherung aktuell und in den
ächsten Jahren und Jahrzehnten steht, die Menschen
ur Eigenvorsorge aufzufordern, das gehört aus unserer
icht zwingend zu einer Rentenpolitik, die verlorenes
ertrauen zurückgewinnen will. Das sagen wir Ihnen,
err Müntefering und Frau Sager, nicht erst seit heute,
ondern das hat die FDP im Deutschen Bundestag seit
indestens zehn Jahren immer wieder gesagt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie aber – das werfen wir Ihnen vor – spielen die Pro-
leme herunter


(Zuruf der Abg. Erika Lotz [SPD])

nd erwecken vorsätzlich oder fahrlässig, Frau Kollegin
otz, den Eindruck – er ist falsch –, Sie hätten bei der
ente alles im Griff. Das erinnert mich in fataler Weise
n die Musikkapelle auf der „Titanic“, die auch noch






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb

weiter gespielt hat, als das Schiff längst den Eisberg ge-
rammt hatte und zu sinken begann.

Weil Sie zur ganzen Wahrheit nicht bereit sind, son-
dern immer erst dann scheibchenweise das Unbestreit-
bare einräumen, wenn Leugnen nichts mehr nützt, und
weil Sie nicht ernsthaft bereit sind, Alternativen in Er-
wägung zu ziehen, können Sie von uns keine Zustim-
mung für Ihr Last-Minute-Rettungspaket bekommen,
auch wenn wir heute einer Einzelmaßnahme, nämlich
der Verschiebung der Rentenauszahlung an Neurentner
auf das Monatsende, zustimmen wollen.

Damit keine Zweifel offen bleiben, will ich eines fest-
stellen: Es ist unverantwortlich, dass Sie – anders als von
uns vorgeschlagen – angesichts der derzeitigen Situation
der Rentenkasse die Praxis der Frühverrentung, die
letztlich eine Subvention weniger zulasten aller Bei-
tragszahler ist, uneingeschränkt fortführen wollen.


(Beifall bei der FDP)

Die Anhörung hat gezeigt, dass mit einem sofortigen
Stopp der Frühverrentung die Liquidität der Rentenver-
sicherung schon kurzfristig deutlich verbessert werden
könnte.

Abgesehen von den finanziellen Auswirkungen kön-
nen wir uns das Abschieben in den vorzeitigen Ruhe-
stand auch moralisch nicht länger leisten. Denn es ist ein
Armutszeugnis für unser Land, dass ältere Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer – insbesondere dann, wenn sie
ihren Arbeitsplatz verloren haben – keine Chancen auf
dem Arbeitsmarkt mehr haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie betreiben eine Vogel-Strauß-Politik. Das Schlimme
ist, dass die Menschen das zu spüren bekommen werden.
Die Rentner werden – das ist bereits absehbar – bis 2007
mit weiteren Nullrunden rechnen müssen. Den Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern drohen, wie gesagt, be-
reits ab 2005 steigende Beitragssätze.

Auch wenn es gelingen sollte, den konjunkturellen
Plattfuß des Fahrzeugs Rente notdürftig zu flicken,
bleibt die dringend notwendige Instandsetzung des Ge-
triebes auf der Agenda. Die Strukturreform, zu der Sie
die ersten Eckpunkte vorgestellt haben, steht nach wie
vor aus.

Lassen Sie mich eines in aller Ruhe, aber sehr deut-
lich sagen, Frau Ministerin Schmidt: Bei dieser Struktur-
reform kann es nicht darum gehen, erneut einen Gesetz-
entwurf im Rekordtempo durch den Deutschen
Bundestag zu jagen. Vielmehr hat Sorgfalt eindeutig
Vorrang vor Geschwindigkeit. Denn einen erneuten
Fehlschlag wie bei der als Jahrhundertwerk gefeierten
Riester-Rentenreform, die keine zwei Jahre Bestand
hatte, kann sich die gesetzliche Rentenversicherung,
kann sich die Regierung wie auch die Politik insgesamt
– das gilt für Sie wie auch für uns – nicht mehr leisten.

Notwendig ist eine wirklich nachhaltige Reform. Eine
solche Reform setzt aber voraus, dass man sich über die
Zusammenhänge klar wird. Dazu haben Sie, Frau Minis-
terin, gestern im Ausschuss erstmals eine Aussage ge-

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(C (D acht, die für uns Liberale seit langem den Ausgangsunkt unserer Sozialpolitik darstellt. Sie haben estgestellt: Es kann nur verteilt werden, was zuvor erirtschaftet wurde. – Herzlich willkommen im Klub, rau Ministerin. hne Wirtschaftswachstum und ohne Zuwachs bei der eschäftigung gibt es keine Wende zum Besseren. Die rage ist aber, ob Sie genug dafür tun. Die Antwort daauf wird in diesen Minuten in Nürnberg gegeben: Es eicht nicht aus. Wir müssen auch dafür sorgen, dass ältere Arbeit ehmer wieder eine Chance bekommen, länger zu areiten. Eine Bundesregierung, die 50-Jährigen keine erspektive am Arbeitsmarkt bieten kann, (Beifall bei der FDP – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nur innerhalb der Regierung!)


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD)


at kein Recht, über die Erhöhung des gesetzlichen Ren-
eneintrittsalters nachzudenken.
Zunächst einmal müssen denjenigen, die heute als

0- bis 60-Jährige einen Arbeitsplatz suchen, Chancen
röffnet werden. Dass das keine angenehme Aufgabe ist,
st deutlich erkennbar. Denn dafür müssen gesetzliche
nd auch tarifliche Rahmenbedingungen verändert und
ut gemeinte Schutzvorschriften neu justiert werden,
eil sie letztlich dazu beitragen, dass sich die Chancen
ür Ältere auf Neueinstellung und Reintegration in den
rbeitsmarkt verschlechtern.
Alles in allem sind wir zur Mitarbeit an einer struk-

urellen Reform der Rente bereit. Wir sind auch dann
ur Mitarbeit bereit, wenn es um wenig populäre Ein-
chnitte geht. Wir zeigen heute zumindest in einer Ab-
timmung, dass wir diese Bereitschaft haben.
Letztlich geht es aber darum, verloren gegangenes

ertrauen zurückzugewinnen, indem verlässliche Prog-
osen gestellt werden, die sich tatsächlich erfüllen, und
ndem im Voraus auf Risiken hingewiesen wird, damit
ie Menschen erkennen, wie breit das Spektrum der Ent-
icklungsmöglichkeiten ist. Das haben Sie, liebe Kolle-
innen und Kollegen von Rot-Grün, bisher nicht getan.
ber für einen Neubeginn ist es nie zu spät. Wir helfen
hnen gerne dabei.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507201200

Ich erteile das Wort Kollegin Helga Kühn-Mengel,

PD-Fraktion.

Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1507201300

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Kollege Seehofer hat in der Tat kein
eizwort ausgelassen. Er hat alle Zielgruppen populis-
isch bedient. Aber eine Antwort ist er schuldig geblie-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Helga Kühn-Mengel Nehmen Sie das sofort zurück! – Andreas Storm [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)





(A) )


(B) )


Was plant denn die Opposition im Hinblick auf die Er-
werbstätigen? Wollen Sie den Beitragssatz nun erhöhen?
Welches Signal wollen Sie der Wirtschaft geben? Ich
habe dazu nichts gehört. Sie schulden uns auch ein Ein-
geständnis Ihrer verfehlten Politik. Wie war denn Ihre
Familienpolitik?


(Hildegard Müller [CDU/CSU]: Besser!)

Wie war Ihre Arbeitnehmerpolitik? Die Frühverrentung
hat doch in Ihrer 16-jährigen Regierungszeit ein solches
Ausmaß angenommen, dass der Arbeitsmarkt erodierte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben es außerdem nicht geschafft, die Erwerbstäti-
genquote der Frauen anzuheben. Diese Quote ist im Ver-
gleich zum europäischen Durchschnitt nach wie vor viel
zu niedrig. Die beste Alterssicherung für Frauen ist,
wenn sie genauso wie die Männer Familie und Beruf
verbinden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben hier des Weiteren ein gigantisches Ablen-
kungsmanöver durchgeführt. Ich möchte nur Folgendes
deutlich machen: Am Ende Ihrer Regierungszeit lag der
Beitragssatz in der Rentenversicherung bei 20,3 Pro-
zent. Das stimmt, auch wenn Sie das nicht hören wollen.
Erst wir haben ihn zurückgefahren,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Mit Ökosteuer!)


mit den Einnahmen aus der Ökosteuer – das ist völlig
richtig –, die Sie nicht gewollt haben. Ohne die Einnah-
men aus der Ökosteuer läge der Beitragssatz heute bei
21,5 statt bei 19,5 Prozent und 2005 bei 22,3 Prozent.
Auch das ist wahr. Wir haben das System stabilisiert. Sie
hätten das Ganze in 16 Jahren längst regeln können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Schade, dass das System davon nichts gemerkt hat!)


Es ist auch richtig, dass zwischen 1992 und 1998 die
Rentenanhebung achtmal unter der Inflationsrate lag, da-
von zweimal knapp darunter. So golden und rosig waren
Ihre Zeiten für die Rentnerinnen und Rentner also auch
nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie verunsichern und reden ein System herunter, das
erhaltenswert ist und das wir auch erhalten wollen. Das
Volumen des Transfers von West nach Ost beträgt
20 Milliarden Euro. So schlecht, so wenig leistungsfähig
kann das System also nicht sein. Auch das bedarf einmal
der Erwähnung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Zu dem ständig wiederholten Vorwurf, wir hätten den emographiefaktor nicht abschaffen sollen, möchte ich agen: Mit dem Demographiefaktor stünden wir gerade inmal um 1 Milliarde Euro besser da, müssten aber weiere Maßnahmen ergreifen, was wir auch tun werden. ie wir ohne die Einnahmen aus der Ökosteuer dastünen, habe ich ja bereits gesagt. Wir jedenfalls handeln nd tragen Verantwortung. Wir wollen der Wirtschaft ein ichtiges Signal geben und vor allem ein System erhalen, das uns erhaltenswert erscheint. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Den Vorwurf von Herrn Dr. Kolb möchte ich aufgrei-
en. Herr Kolb, Gesetze können nicht wirken, wenn sie
och nicht verabschiedet sind. Helfen Sie uns doch da-
ei.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie regieren seit fünf Jahren! Das sind 60 Monate, Frau KühnMengel! Da hätte man viel machen können!)


ehmen Sie doch Einfluss auf die Ihnen nahe stehenden
ruppen in den Unternehmen. Kämpfen Sie doch dafür,
ass Arbeitnehmer im besten Mannes- und Frauenalter
icht in die Frühverrentung geschickt werden! Auch hier
arte ich auf Ihren Beitrag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit dem Zweiten und Dritten Gesetz zur Änderung
es SGB VI, deren zweite und dritte Lesung heute an-
teht, sorgen wir dafür, dass die Wirtschaft einen wich-
igen Impuls erhält und dass die sich abzeichnende
onjunkturelle Erholung nicht durch steigende Lohn-
ebenkosten bedroht wird. Wir wissen genau: Ohne
eues Wachstum und ohne wieder steigende Beschäfti-
ung sind die Finanzierungsgrundlagen der sozialen Si-
herungssysteme gefährdet. Wir werden diese Gesetze
eute verabschieden, um deutlich zu machen: Wir stabi-
isieren. Gleichzeitig sagen wir damit der Wirtschaft:
ir wollen die Lohnnebenkosten nicht erhöhen.
Dieses Maßnahmenpaket, dieser Mix – das ist uns be-
usst – fordert Opfer von allen. Das ist teilweise unpo-
ulär. Es ist viel leichter, solche diffusen Reden zu hal-
en, wie die Opposition das tut, ohne sich festzulegen.
ines aber haben uns bei der Anhörung alle Sachverstän-
igen – von der Bundesvereinigung der Deutschen Ar-
eitgeberverbände bis hin zu den Gewerkschaften – ein-
ellig bestätigt: Es gibt keine Alternativen zu diesem
aßnahmenpaket,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn man vor der Wand steht, gibt es keine Alternative zum Rückwärtsgang! Das ist richtig!)


eil die Zahl der Stellschrauben im Bereich der Renten-
ersicherung außerordentlich beschränkt ist. – Deswe-
en hat es uns nicht überrascht, dass die Opposition bis
um heutigen Tag nicht einmal versucht hat, Alternati-
en aufzuzeigen.
Auch was die mittel- und langfristige Finanzierung

er Rentenversicherung angeht, schulden Sie uns






(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel

Antworten. Die von der Herzog-Kommission vorge-
schlagene Reform oder, wie man eigentlich sagen
müsste, die von ihr vorgeschlagenen Reformfragmente
würden die Menschen in die Altersarmut treiben. Be-
rechnungen zeigen ganz deutlich, dass das Bruttorenten-
niveau auf 37,5 Prozent fallen würde.

Zusammengefasst: Solidarität zwischen Arbeitneh-
mern und Arbeitnehmerinnen sowie Rentnern und Rent-
nerinnen prägt unsere Reformgesetze. Weil es nur we-
nige finanzielle Stellschrauben gibt, stehen auch nur
beschränkt Alternativen zur Verfügung. Wir haben uns
für Beitragssatzstabilität entschieden, damit Konjunk-
tur, Beschäftigung und Ausbildung eine wirkliche
Chance bekommen. Wer die Verantwortung nicht scheut,
der begleitet uns auf diesem Weg. Ich bin auf Ihr Ab-
stimmungsverhalten hier und im Bundesrat gespannt.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507201400

Ich erteile der Kollegin Hildegard Müller, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

Hildegard Müller (CDU):
Rede ID: ID1507201500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regie-
rung, das Lesen können wir Ihnen nicht auch noch ab-
nehmen. Sie kritisieren die ganze Zeit, dass wir keine
Vorschläge haben. Dabei werden Sie die Vorschläge, die
wir auf den Tisch gelegt haben, heute ablehnen. Da
scheint mir etwas nicht konsistent zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Man bereitet sich auf Reden im Deutschen Bundestag
immer gut vor. Bei der Vorbereitung ist mir etwas in die
Hände gefallen. Nach der letzten Rentenreform, die Sie
durchgeführt haben, haben Sie gesagt: Auf die gesetzli-
che Rentenversicherung ist Verlass für Jahrzehnte. – An-
gesichts dessen frage ich mich natürlich schon, was wir
heute machen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Denken Sie mal an Herrn Blüm!)


Die Koalition steht vor einem großen Scherbenhaufen
ihrer Rentenpolitik. Dafür müssen Sie, meine Damen
und Herren, schon selbst die Verantwortung überneh-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Desaster halten nicht nur wir Ihnen vor; auch die
Bevölkerung spricht davon. Die Schlagzeilen der Presse
lauten: „Nichts ist sicher“; „Hilflose Ministerin“; Rente
„nach Kassenlage“. Das sind die Überschriften, die die
Tagespresse bestimmen; es ist nicht das, was Sie heute
an Wunschdenken verkündet haben.

In der Anhörung zu den vorliegenden Gesetzentwür-
fen haben alle Seiten nur von Notoperationen gespro-

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(C (D hen. Notoperationen gibt es übrigens meist dann, wenn an grundlegende Vorsorgemaßnahmen nicht durchgeührt hat. Fünf Jahre haben Sie bei der Reform der soziaen Sicherung, die den Namen auch verdient, verschwenet. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das! Das ist die Wahrheit!)


Ich bin nun fast genau ein Jahr lang Mitglied dieses
auses. Es scheint mir heute genauso zu sein wie nach
er Bundestagswahl: Trotz aller Versprechungen ändert
ich nichts am Chaos. Eine Notoperation nach der ande-
en, egal an welchem Sozialversicherungsbereich wir ar-
eiten!
Gut, der Herr Bundeskanzler hat an dieser Stelle mitt-

erweile wenigstens zugegeben, dass Sie sich geirrt ha-
en. Ich erinnere aber noch einmal an die Rede des Bun-
eskanzlers 2002 auf einer Konferenz des DGB in Dort-
und, in der er meinen Kollegen Horst Seehofer
eschimpft hat – Zitat –:

Jetzt hat Seehofer die Wiedereinführung des demo-
graphischen Faktors angekündigt. Das war vor vier
Jahren unanständig und das ist heute genauso unan-
ständig.

as ist das, was Sie den Menschen in diesem Land er-
ählt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

An der Konzeptionslosigkeit hat sich nichts geändert.
ie einzige Konstante ist das Dahinwursteln. Dabei grei-
en Sie auf ein altes Rezept zurück, das schon im vergan-
enen Jahr und im Jahr davor für diese Notoperation her-
alten musste. Sie reduzieren die Schwankungsreserve,
ein, Sie schaffen sie sogar faktisch ab und damit brau-
hen Sie alle liquiden Mittel auf. Das ist eine einmalige
onderaktion. Ich weiß auch nicht, wie Sie sich vorstel-
en, die Schwankungsreserve wieder aufstocken zu kön-
en.
Einmalig dürfte sein, wie Sie das Vertrauen der Men-

chen in die Liquidität der Rentenversicherung be-
chädigen. Die Experten haben darauf hingewiesen, dass
ie Rentenversicherer beim jetzt drohenden Einspringen
er Bundesgarantie diesen Kredit des Bundes innerhalb
ines Jahres zurückzahlen müssen. Ich frage die Bundes-
egierung: Wovon sollen sie das denn zurückzahlen?
twa von den mageren Früchtchen eines vage zu erwar-
enden zarten Konjunkturpflänzchens, das Sie heraufbe-
chwören, meine Damen und Herren? Das wird nicht ge-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In der Zwischenzeit verscherbeln Sie das Tafelsilber.

ie verkaufen den Wohnungs- und Immobilienbestand
er GAGFAH. Grundsätzlich ist dies nicht falsch,


(Lachen bei der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Das habt ihr beschlossen!)


ber jeder potenzielle Käufer weiß angesichts des finan-
iellen Drucks, unter dem wir jetzt stehen, die Lage aus-






(A) )



(B) )


Hildegard Müller

zunutzen und den Preis zu drücken. Wir werden für die
Wohnungen weniger erzielen, als sie wirklich wert sind.
Auch das haben Sie zu verantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507201600

Kollegin Müller, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Dreßen?

Hildegard Müller (CDU):
Rede ID: ID1507201700

Gern, Herr Dreßen.

Peter Dreßen (SPD):
Rede ID: ID1507201800

Kollegin Müller, ist Ihnen bekannt, dass Norbert

Blüm 1996 mit dem § 293 im SGB VI genau dies vorge-
schrieben hat, nämlich dass Grundstückseigentum zu
verkaufen ist – er fügte hinzu, dass dies natürlich unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu erfolgen habe –,
und wir also nur das vollziehen, was im Gesetz steht?

Ich verstehe Ihre Intention nicht, wenn Sie das verur-
teilen, was Sie selber beschlossen haben. Wenn Sie
schon kritisieren, dann sollten Sie Ihren eigenen Be-
schluss von 1996 kritisieren.


(Beifall bei der SPD)


Hildegard Müller (CDU):
Rede ID: ID1507201900

Herr Kollege Dreßen, das scheint Ihr Problem zu sein:

Sie können nicht dauerhaft zuhören. Ich habe gesagt,
grundsätzlich ist es nicht falsch, die Wohnungen zu ver-
kaufen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aber bei den Sozis ist es falsch!)


Ich habe kritisiert, unter welchem Zeitdruck Sie diesen
Verkauf nun abwickeln. Jeder Käufer weiß, was das
heißt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn Sie die Schwankungsreserve, wie mir Herr

Staatssekretär Thönnes schrieb – wenn er da wäre,
könnte er es auch hören –, grundsätzlich


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der ist übrigens da! Immer ein bisschen blind!)


– Entschuldigung, Herr Thönnes – für notwendig halten,
warum schreiben Sie dann nicht in den Gesetzentwurf
hinein, dass Sie diese Reserve in Höhe von 1,5 statt von
0,7 Monatsausgaben festlegen? Schreiben Sie hinein,
dass Sie die Schwankungsreserve aufstocken wollen!
Damit verpflichteten Sie sich wenigstens, das anzustre-
ben, was Sie auch heute wieder dem Bürger zu verkün-
den versuchen.

Fakt ist: Ihnen fehlt wirklich die mittel- und langfris-
tige Perspektive. Das, was Sie nach Ihrer Rentenklausur
vorgeschlagen haben, scheint auch völlig unabgestimmt
zu sein. Kritik daran ist auch in Ihren eigenen Reihen
mehrfach zu hören. Frau Kollegin Sager und Herr
Müntefering, ich habe mir Ihre Ausführungen eine

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(C (D tunde und 10 Minuten lang angehört; Sie haben nichts um konkreten Entwurf gesagt, sondern nur Erklärungen u möglichen Absichten vorgetragen. Nichts davon liegt or; darüber entscheidet der Deutsche Bundestag nicht. äuschen Sie doch nicht die Bürgerinnen und Bürger in iesem Land! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Man darf also gespannt sein, was Sie diesbezüglich
orschlagen werden. Ich habe gestern bei der Anhörung
m Ausschuss mit der Ministerin nicht den Eindruck ge-
abt, dass das, was Sie hierzu vorschlagen, wirklich
chon rund ist. Ich nehme nur das Beispiel der seit zwei
ochen heiß diskutierten Ausbildungszeiten. In diesem
usammenhang hat Frau Ministerin Schmidt am Freitag
or zwei Wochen meinem Kollegen Storm noch die Pri-
ilegierung von Akademikern vorgeworfen und ihn der
einen Klientelpolitik für Hochschulabsolventen bezich-
gt. – Jetzt nicken Sie schon wieder.
Diese Regierung scheint aber vergessen zu haben,

ass zur schulischen Ausbildung auch die Fachschulen
ehören. Davon ist in diesem Rentenreformentwurf
xplizit die Rede. Wenn wir über Fachschulen sprechen,
ann sprechen wir über Erzieherinnen, Masseure, Bade-
eister, Ergotherapeuten und andere Heilberufe, eben
icht über den privilegierten Akademiker. Oder wollen
ie der Erzieherin in diesem Land etwas anderes erzäh-
n?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Bundesanstalt für Arbeit verschickt in diesen Ta-

en mit Datum vom 21. Oktober eine Informationsbro-
chüre über rentenwirksame Ausbildungssuche. Jugend-
che erhalten erste Bescheinigungen. Wer in dieser Zeit
eispielsweise weiterhin die Schulbank gedrückt hat und
einer vorbereitenden Maßnahme war, bekommt diese
eit der Ausbildungssuche angerechnet. Meine Damen
nd Herren, Sie müssen sich schon entscheiden. Was Sie
ollen, haben Sie gestern im Ausschuss angedeutet. Im
eferentenentwurf findet es sich nicht wieder. Ich hoffe
lso, dass dies noch geändert wird.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Worüber reden wir hier eigentlich?)


Wir reden über das Gesetz, Herr Schmidt; ich tue das
denfalls im Gegensatz zu Ihren Rednern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


assen Sie mich an dieser Stelle noch beim Thema blei-
en. Die Kürzung der Anrechenbarkeit von Ausbil-
ungszeiten wird ausdrücklich die Frauen treffen. Frau
ager, angesichts dessen ist es schon schamlos, wenn Sie
ier von einer Besserstellung für Frauen sprechen. Im
brigen hat die Regierung Kohl die Besserstellung für
rauen eingeführt, nicht Sie. Das bitte ich noch einmal
ur Kenntnis zu nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ass es der Regierung trotz aller Vorschläge an lang-
ristigen Perspektiven fehlt, zeigt sich daran, wie viele






(A) )



(B) )


Hildegard Müller

Verschiebebahnhöfe geschaffen werden. Die notwendige
Reform der Pflegeversicherung wird schwierig – das
haben auch Vertreter aus Ihren Reihen zugegeben –, da
Sie dafür sorgen, dass die Rentnerinnen und Rentner den
vollen Beitrag zur Pflegeversicherung zahlen müssen.
Damit verbauen Sie sich die Möglichkeit, die Pflegever-
sicherung zu reformieren. Also ist auch das, was Sie dort
machen, falsch.

Ich halte fest: Es fehlt der Bundesregierung und der
Koalition weiter an einem roten Faden, der sich durch
ihre Politik zieht; die einzige Konstante sind das Chaos
und die Verunsicherung. Sie haben das Vertrauen in die
Rente bei Jung und Alt nachhaltig zerstört. Sie schröpfen
die Alten und bieten den Jungen keine Perspektive. Viele
sind überzeugt, dass mit ihnen bei der Alterssicherung
ein böses Spiel getrieben wird. Das Vertrauen in die Pro-
gnosen und in die Verlautbarungen der Regierung und der
Rentenversicherungsträger geht mittlerweile gegen null.

Ich möchte einmal eine Anregung geben, wie man die
Glaubwürdigkeit vielleicht wieder herstellen kann.
Wieso sollte es nicht möglich sein, zweimal pro Jahr
– ähnlich wie beim Frühjahrs- und Herbstgutachten der
Wirtschaftsforschungsinstitute – ein Gutachten zur
Lage der Sozialversicherung vorzustellen? Ich denke,
das würde die Glaubwürdigkeit wieder erhöhen, das
würde Druck auf die politisch Handelnden ausüben und
das würde den Bürgern Klarheit über die Finanzen ver-
schaffen.

Über das komplette Jahr hinweg haben wir von der
Union Klarheit über die Rentenfinanzen gefordert; deshalb
ist das, was Sie heute im Bundestag veranstaltet haben,
wirklich absurd. Man sieht es an unserem Entschließungs-
antrag. Wir haben der Bundesregierung zahlreiche schrift-
liche und mündliche Fragen gestellt; wir wurden immer
wieder vertröstet, weil die Lage angeblich viel besser als
von uns dargestellt ist. Man hat uns sogar beschimpft, dass
wir die Rentner in diesem Land verunsichern.

Heute stehen wir vor dem Ende der Schwankungsre-
serve und damit vor einer Rente auf Pump. Machen Sie
sich nichts vor! Die Fortsetzungstragödie der Irrungen
und Wirrungen über die Einschnitte bei der Rente zeigt,
dass Rot-Grün nur zwei Jahre nach der Verabschiedung
der so genannten Riester-Jahrhundertreform – ich erin-
nere an das, was ich gerade vorgelesen habe; Sie haben
behauptet, die Rente sei für Jahrzehnte sicher – trotz al-
ler gut gemeinten Kommissionsvorschläge – von ihnen
liegt hier nichts zur Abstimmung vor – wieder vor einer
Notoperation steht und kein langfristiges Konzept hat.

Das erforderliche Vertrauen der Menschen in das Sys-
tem der gesetzlichen Rentenversicherung ist durch Ihre
wiederholte Flickschusterei endgültig verspielt. Es ist im
Interesse aller Generationen, einen neuen Anfang zu ma-
chen. Haben Sie den Mut, langfristige Maßnahmen zu
ergreifen, und speisen Sie die Bürgerinnen und Bürger
nicht dauerhaft mit solchen Kleinigkeiten ab, wie Sie es
heute tun.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


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(C (D Ich erteile dem Kollegen Peter Dreßen, SPD-Frak ion, das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ich nterstütze die Maßnahmen, die wir heute beschließen, m die Auszahlung der Renten zu garantieren und die eiträge zur Rentenversicherung zu stabilisieren. Keinem von uns sind diese Entschlüsse leicht gefal en. Auch ich bitte im Namen der SPD-Fraktion um Vertändnis bei den betroffenen Rentnerinnen und Rentnern nd ich versichere ihnen, dass wir diese Kürzungen auch uf Beamte und Abgeordnete übertragen, um die Lasten erecht zu verteilen. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir angesichts der ktuellen wirtschaftlichen Lage jedoch alle dazu beitraen, dass es in unserem Land wieder bergauf geht. Wenn ch die Krokodilstränen sehe, die einige Politiker der pposition vergießen, weil 2004 auf die Rentenerhöung verzichtet wird, so kann ich mir eine Anmerkung icht ganz verkneifen: Zwischen 1992 und 1998 – das ichtet sich insbesondere an Herrn Seehofer, weil er uns ritisiert hat – sind die Renten langsamer als die Inflatinsrate gestiegen, allerdings mit einer Ausnahme: Im ahljahr 1994 lag die Rentenerhöhung um 0,69 Prozentunkte über der Preissteigerungsrate. Mit Wahlgeschenen ist allerdings keine langfristige Politik zu machen. Wären die Renten zwischen 1992 und 1998 dem Ni eau der Preissteigerung angepasst worden, so hätten die entnerinnen und Rentner im Jahre 1998 rund 4,5 Proent mehr in der Tasche gehabt. Wir müssen jedoch ehricherweise zugeben, dass die Renten auch unter der rotrünen Regierung nicht stark angestiegen sind. mmerhin konnten wir seit Regierungsantritt dafür soren, dass die Renten im letzten Jahr 7,05 Prozent höher ls 1998 waren. Damit lag die Rentenanpassung leicht ber der Preissteigerungsrate, Herr Kolb. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dafür ist die Schwankungsreserve weg!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507202000
Peter Dreßen (SPD):
Rede ID: ID1507202100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hört! Hört!)


Im kommenden Jahr wird dies anders aussehen: Auf
er Grundlage unserer heutigen Entscheidung wird es im
ächsten Jahr zu einem Minus kommen. Bei den Rentne-
innen und Rentnern müssen wir dafür um Verständnis
itten. Die Alternative zu dieser Entscheidung wäre ge-
esen, die Beiträge auf 20,3 Prozent zu erhöhen. Über
iese Möglichkeiten haben wir auch in unseren Reihen
ange debattiert. Letztendlich haben sich diejenigen
urchgesetzt, die mit Recht darauf hingewiesen haben,
ass die Arbeitnehmer schon in den letzten Jahren erheb-
iche Einschnitte zu tragen hatten. Man denke nur an die
ielen Firmen, die Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie






(A)



(B) )


Peter Dreßen

übertarifliche Zulagen reduziert bzw. ganz abgeschafft
haben. Wir mussten also bei der Frage der gerechten
Lastenverteilung abwägen. Natürlich wissen auch wir,
dass die Rentnerinnen und Rentner durch das Gesund-
heitsmodernisierungsgesetz zusätzlich belastet werden.
Aber das trifft eben auch alle Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer.

Nun, Herr Seehofer, noch ein Wort zu dem, was Sie
vorhin gesagt haben. Der Demographiefaktor von
Blüm hätte ja zur Folge gehabt, dass die Renten niedri-
ger geworden wären.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein, langsamer gestiegen wären! Das ist ein Unterschied!)


Sie haben sich ja selber nicht getraut, den Faktor in sei-
ner vollen Wirkung anzuwenden, sondern haben nur den
halben Faktor wirken lassen, denn sonst wären die Ren-
ten ja wirklich auf Sozialhilfeniveau abgesunken. Der
Unterschied zu Walter Riesters Reform liegt darin, dass
wir, nachdem wir gesehen haben, dass wir wahrschein-
lich die Renten auf dem bisherigen Niveau nicht halten
können, zusätzlich die privat finanzierte kapitalgedeckte
Altersvorsorge eingeführt haben, damit Arbeitnehmer
weiterhin dieses Niveau erreichen können. Dass Sie und
andere das verteufelt haben, die heute am liebsten die
Kritik, die sie damals geäußert haben, wieder zurückneh-
men würden, ist eine andere Sache. Immerhin – das darf
ich einmal erwähnen – bekommt ein Arbeitnehmerhaus-
halt mit 30 000 Euro, früher also 60 000 DM, Einkom-
men und zwei Kindern über 50 Prozent staatliche Zu-
schüsse zu dieser privaten Versicherung im Zuge der
Riester-Reform.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie ist denn die Akzeptanz? Null!)


– Herr Kolb, 4 Millionen sind schon dabei. Wir wissen,
dass 58 Prozent in den alten Ländern durch betriebliche
Altersvorsorge noch eine zusätzliche Versicherung ha-
ben. Man sollte wirklich einmal aufpassen, was man da
von sich gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig! Merken Sie sich das mal Herr Dreßen!)


Erst verteufelt man es und dann fragt man, warum es
nicht akzeptiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Herr Seehofer, mich hat weiterhin gestört, dass Sie

davon gesprochen haben, dass jemand, der 45 Versiche-
rungsjahre aufweist, ohne Abschlag in Rente gehen
sollte. Sie wissen es besser; wenn andere das sagen wür-
den, könnte es sein, dass sie es nicht wissen. Aber Sie
wissen doch, dass wir das noch oben und unten durchge-
rechnet haben. Als Alternative, um das zu erreichen,
wäre doch nur übrig geblieben, entweder die Renten um
10 Prozent abzusenken oder den Beitragssatz um 3 Pro-
zentpunkte anzuheben. Sie wissen doch, dass in den
nächsten Jahren noch viele mit 59 Jahren diese Voraus-
setzung von 45 Versicherungsjahren erfüllt haben wer-
den. Auch ich gehöre ja zu der Generation, die mit 13,5
Jahren ihre Lehre begonnen hat. Das war damals üblich.

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(C (D as heißt, wir hätten das einfach nicht finanzieren könen. Sie sollten einmal so ehrlich sein und das zugeben nd hier nicht immer so populistisch daherreden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ferner haben wir eine Schieflage repariert, die Sie seit
ahren weiter verstärkt haben, indem Sie der Rentenver-
icherung immer neue Zusatzleistungen aufgebürdet ha-
en. Damit haben Sie in die Taschen der Rentner und
rbeitnehmer gegriffen. Mit der Ökosteuer haben wir
afür gesorgt, dass in Zukunft alle Fremdleistungen tat-
ächlich durch Steuern finanziert werden. Das sollten
ie auch einmal anerkennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war auch vorher schon der Fall!)


Gebot der Stunde ist es nun aber nicht, über Fehler
nd Versäumnisse zu sprechen. Wir wollen die Notwen-
igkeit der Mehrbelastung den Rentnerinnen und Rent-
ern verständlich machen. Ihre Vorgehensweise, die
entnerinnen und Rentner in diesem Land zu verunsi-
hern, halte ich für schäbig und verantwortungslos.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das machen Sie doch!)


ir werden alles tun – das sage ich den jungen Men-
chen –, dass es auch im Jahre 2040 Alterseinkommen
ibt, mit denen man gut leben kann.
Die Renten sind bei der rot-grünen Bundesregierung
guten Händen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Da wird die Sau im Stall verrückt! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das kann man getrost vergessen! Unrichtiges wird durch Wiederholung nicht besser!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507202200

Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507202300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

hrte Gäste! Ich bin Abgeordnete der PDS.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hätte ich nicht gedacht!)

Mehr als 100 000 Menschen sind am 1. November in
erlin auf die Straße gegangen. Sie haben gegen die Po-
itik der Bundesregierung protestiert. Sie haben gegen
ie Arbeitsmarktpolitik, gegen die Rentenpolitik, gegen
ie Gesundheitspolitik und gegen die Steuerpolitik von
ot-Grün protestiert. Man kann gar nicht alle Politikge-
iete aufzählen, gegen die am vergangenen Sonnabend
ier demonstriert wurde. Das würde mein Zeitbudget
on fünf Minuten übersteigen. Meine Damen und
)






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Herren von Rot-Grün, vielleicht können Sie mir ein Poli-
tikfeld nennen, wo Sie eine positive Resonanz aus der
Bevölkerung erfahren. Ich kenne keines.

Die Politiker der Regierung, aber auch der konservati-
ven Opposition betreiben mit der Rente ein böses Spiel.
Sie hetzen die Generationen gegeneinander auf, schüren
Neid und Missgunst. Sie erklären, dass es den Rentnerin-
nen und Rentnern zu gut geht. Aber in der Bundesrepu-
blik leben circa 2,5 Millionen Frauen mit einer Rente
von unter 300 Euro pro Monat. Ich finde, das ist ein
Skandal für unser Land.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Zuruf von der SPD: Das stimmt doch gar nicht!)


Den Durchschnittsrentner gibt es nur in der Statistik.
Im wahren Leben treffen Sie ihn nicht. Ich sprach kürz-
lich in einem Seniorenheim in Mecklenburg mit dem
Vorsitzenden des Heimbeirates, einem blinden Mann
hoch in den Siebzigern. Er sagte mir: Ich habe 48 Jahre
gearbeitet und werde demnächst meinen Heimplatz nicht
mehr allein bezahlen können. Soll ich jetzt, nach
48 Arbeitsjahren, zum Sozialamt gehen und dort betteln,
um ein Hemd oder um einen Wintermantel?

Sie bringen nicht nur die Generationen gegeneinander
auf, Sie schüren auch den Konflikt zwischen Ost und
West. Wenn über Ostrenten geredet wird, wird ver-
schwiegen, dass es hier nur um die gesetzliche Rente
geht. Es wird nicht erwähnt, dass die meisten Ostdeut-
schen keine Betriebsrente bekommen. Die Reichsbahner
zum Beispiel müssen auch 13 Jahre nach der staatlichen
Vereinigung immer noch um ihre Betriebsrenten kämp-
fen.

In Ostdeutschland wird fast jede dritte neue Rente
wegen Arbeitslosigkeit gezahlt – also vorzeitig. Diese
neuen Rentner erhalten bis zu 18 Prozent weniger Rente.
Die neuen Renten der Jahre 2000 und 2001 liegen durch
diese Abschläge bereits spürbar unter denen aus der
Mitte der 90er-Jahre. Die eigentlichen Probleme kom-
men also noch auf uns zu.

Wenn Sie von Generationengerechtigkeit reden, dann
verschweigen Sie, dass jede Rentensenkung heute auch
die Renten von morgen, also die Renten der zukünftigen
Rentnerinnen und Rentner senkt. Wenn Sie über Genera-
tionengerechtigkeit reden, aber den Studierenden die
Anrechnungszeiten für die Rente streichen, dann führen
Sie Ihre eigenen Argumente selbst ad absurdum.

Wir als PDS wollen eine Rente von allen für alle. Wir
wollen, dass alle Einkommensarten zur Rente beitragen.
Wir wollen, dass alle Erwerbstätigen – also auch Be-
amte, Freiberufler und Selbstständige – in die gesetz-
liche Rentenversicherung einzahlen und dass darüber
hinaus Einkünfte aus Mieten und Zinsen für die Ren-
tenversicherung herangezogen werden. Wir von der PDS
werden gegen die Rentenkürzung stimmen; das wird Sie
nicht überraschen.

Sie von Rot-Grün sollten die Zeichen der Zeit erken-
nen, die am 1. November von über 100 000 Menschen
in Berlin bei ihren Protesten gesetzt wurden. Sie wer-

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s

(C (D en ansonsten von Ihren eigenen Wählerinnen und ählern noch weitere Überraschungen erleben. Dass ie SPD in den Umfragen Woche für Woche tiefer türzt – Sie sind bei einem historischen Tiefststand von 3 Prozent angelangt –, sollte Ihnen zu denken geben. enn die Menschen in diesem Land haben einmal für ot-Grün gestimmt, weil Sie versprochen hatten, eine erechtigkeitslücke in diesem Land zu schließen. Das chließen dieser Gerechtigkeitslücke steht aus; im Auenblick tun Sie alles, um die Gerechtigkeitslücke gröer zu machen. Sie beteiligen sich intensiv an einer mverteilung von unten nach oben. Dafür sind Sie icht gewählt worden. Ändern Sie Ihre Politik! Ich erteile das Wort Kollegin Erika Lotz, SPD-Frak ion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! rau Müller hat eine wortgewaltige Rede gehalten (Beifall des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507202400
Erika Lotz (SPD):
Rede ID: ID1507202500
nd Noten verteilt. Das kennen wir mittlerweile. Aber
lternativen, Frau Müller? – Null.


(Beifall bei der SPD)

Mit Ihrem Antrag

(Tanja Gönner [CDU/CSU]: Lesen sollten Sie ihn schon!)

den habe ich gelesen – wollen Sie die Bundesregierung
uffordern,

… umgehend Auskunft über die kurz-, mittel- und
langfristige Entwicklung der Rentenfinanzen … zu
geben und... noch in diesem Jahr ein Konzept vor-
zulegen …

iebe Frau Müller, das machen wir.

(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Versprechen Sie nicht zu viel!)

Sie beklagen unsere Maßnahmen. Auf der heutigen

agesordnung steht die Beratung von zwei Gesetzen, die
azu beitragen sollen, dass der Rentenversicherungsbei-
rag bei 19,5 Prozent stabil bleibt. Wir sorgen dafür, dass
rbeitnehmer und Unternehmer im nächsten Jahr keinen
öheren Beitrag zur Rentenversicherung zahlen müssen.
afür haben wir uns entschieden; denn Menschen in Ar-
eit zu bringen hat für uns absoluten Vorrang. Steigende
ohnnebenkosten – dazu zählen die Beiträge zur Ren-
enversicherung – sind nun einmal für viele Unterneh-
en ein Einstellungshindernis. Deshalb, Herr Seehofer,
önnte die CDU/CSU doch ruhig zustimmen. Vielleicht
rinnern sich manche Rentner und Rentnerinnen noch
aran, dass der Beitrag zur Rentenversicherung zwi-
chen 1957 und 1967 bei 14 Prozent lag und bis 1980
8 Prozent nicht überstieg. Deshalb werden sie auch ver-
tehen, dass der Beitrag jetzt nicht steigen darf, weil die






(A) )



(B) )


Erika Lotz

Sicherung und die Schaffung von Arbeitsplätzen Vor-
rang haben muss. Darum muss der Beitragssatz bei
19,5 Prozent bleiben. Die Rentenanpassung zum Juli
2004 setzen wir dazu aus.

Wir entlasten die Rentenversicherung auch vom Pfle-
geversicherungsbeitrag der Rentner. Diese müssen den
Beitrag zukünftig alleine tragen, damit die Lohnneben-
kosten nicht steigen. Nur so entstehen mehr Arbeits-
plätze; das liegt im Interesse von uns allen.

Die Anhörung zu den Gesetzen in der letzten Woche
hat gezeigt, dass auch die Experten – aus den Gewerk-
schaften ebenso wie aus der Wirtschaft – keine Alterna-
tive zu unseren Vorschlägen sehen. Die Verschiebung
der Rentenauszahlung für Neurentner auf das Mo-
natsende – die einzige Maßnahme, über die der Bundes-
rat mitentscheidet – hat die Bundesvereinigung der Ar-
beitgeberverbände als „sachgerechte, sozialpolitisch
vertretbare und die Betroffenen nicht überfordernde
Maßnahme“ bezeichnet. Auch da könnte die CDU/CSU
doch ruhig zustimmen.

Auf Gegenvorschläge von Ihnen warte ich bis heute
vergebens. Immer wieder nur zu sagen, wir hätten den
demographischen Faktor nicht abschaffen dürfen, hilft
nicht weiter. Zudem hätte dies alleine die Probleme nicht
gelöst. Wir haben die Anpassungsformel 2001 geändert
– verschweigen Sie das doch nicht – und dadurch den
Anstieg der Renten gedämpft. Ihr demographischer Fak-
tor hätte die Situation bei den Beiträgen bloß um
0,1 Prozentpunkte verbessert. Wäre es nach den Plänen
Ihres Rentenreformgesetzes 1999 gegangen, hätten die
Beiträge höher gelegen und wir hätten ein Problem mehr
zu lösen gehabt. Die Diskussionen, die Sie, meine Da-
men und Herren von der CDU/CSU, öffentlich führen,
bewirken nur eines: Sie verunsichern die Rentnerinnen
und Rentner ebenso wie die Beitragszahler.

Es ist auch wenig hilfreich, die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer dazu aufzufordern, sich ihr Weih-
nachtsgeld erst im Januar auszahlen zu lassen, wie das
die Verbraucherschutzexpertin der CDU/CSU, Frau
Heinen, getan hat. Wer wie sie lange die Abteilung Sozi-
alpolitik in der CDU-Bundesgeschäftsstelle geleitet hat,
müsste doch wissen, dass sich dies bei den Einnahmen
der Rentenversicherung bemerkbar macht. Außerdem ist
es doch besser, wenn den Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmern die Kaufkraft noch in diesem Jahr zufließt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Anschließend schreiben Sie dann wieder einen Antrag,
mit dem Sie die Bundesregierung auffordern, Klarheit
über die Rentenfinanzierung zu schaffen. Das ist doch
nicht solide. Es ist ein unfaires Verhalten und schadet der
gesetzlichen Rentenversicherung. Ich frage mich natür-
lich, ob wir Ihrer Aufforderung entnehmen können, dass
es im Bundesrat doch zu einer Einigung über das Vorzie-
hen der Steuerreform kommen wird. Das wäre immerhin
eine positive Aussage.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir leiten jetzt kurzfristige Reformmaßnahmen ein.

Ich kann die Union nur noch einmal dazu auffordern,

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(C (D eute hier und im Bundesrat die Gesetze mitzutragen, amit der Beitrag nicht steigen muss. Wir haben alles gean, um den Rentenversicherungsbeitrag stabil zu halten. Wir alle, verehrte Kolleginnen und Kollegen, wissen, ass die gesetzliche Rentenversicherung bei uns in eutschland die wichtigste Säule der Alterssicherung st. Die Rentenversicherung braucht ein stabiles wirtchaftliches Fundament. Deshalb müssen wir vorrangig ie Beschäftigung im Auge haben, ohne dabei allerdings as verständliche Sicherungsbedürfnis der älteren Geneation zu vernachlässigen. Diese Aufgabe müssen wir auch angesichts der demo raphischen Veränderungen in unserer Gesellschaft löen. Daran ernsthaft mitzuarbeiten ist die Opposition erzlich eingeladen. Wegen der demographischen Veränerungen müssen wir auch dafür sorgen, dass die Kinerbetreuung in unserem Land einen größeren Stellenert bekommt. Dazu hätten Sie, Herr Seehofer, in ayern eine gute Gelegenheit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507202600

Ich erteile das Wort Kollegen Jens Spahn, CDU/CSU-

raktion.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1507202700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am meis-

en stört mich – auch aus Sicht der jüngeren Generation –
n dieser Debatte, dass Sie durch Ihre Maßnahmen, die
on Willkür, Unstetigkeit und Verschleierung geprägt
ind, die Bereitschaft der Menschen zu wirklich grundle-
enden und tief greifenden Reformen und damit auch das
ertrauen der Menschen in unser Rentensystem zerstö-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will das näher ausführen. Stichwort: Willkür. Die
entenanpassung wird einfach einmal eben ausgesetzt.
s wird der volle Beitrag zur Pflegeversicherung erho-
en. Das könnte man zwar systematisch begründen; aber
ie Diskussion, die Sie geführt haben – das gilt auch für
ie Krankenversicherungsbeiträge –, zeigt, dass Sie das
icht aus systematischen Überlegungen tun, sondern
eswegen, um am Ende Geld in die Kasse zu pumpen.
ie Schwankungsreserve, also die Rücklage der Renten-
ersicherung, wird einmal mehr gesenkt: erst von 0,8 auf
,5 und jetzt auf 0,2 Monatsausgaben.
Damit bin ich beim nächsten Stichwort: Unstetigkeit.
ie Schwankungsreserve wird zwar jetzt einmal mehr
esenkt. Aber durch die Gänge schwirren schon erste
ntwürfe, wonach sie wieder auf 1,5 Monatsausgaben
rhöht werden soll. Gleichzeitig wollen die Grünen sie
anz auflösen. Was denn nun? Sie sollten sich in dieser
rage endlich einmal entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Jens Spahn

Vor wenigen Wochen haben Sie im Haushaltsbegleit-

gesetz die Kürzung des Rentenzuschusses um 2 Milliar-
den Euro beschlossen. Nun machen Sie diese Kürzung
wieder rückgängig. Eine kürzere Halbwertszeit hatte, so
glaube ich, ein hier beschlossenes Gesetz noch nie ge-
habt. Es ist noch nicht einmal richtig in Kraft getreten,
da nehmen Sie es schon wieder zurück. Das macht doch
die Unstetigkeit und Beliebigkeit Ihrer Politik in dieser
Frage deutlich.

Zum demographischen Faktor – die Kollegin hat es
gerade angesprochen –, 1998 von Ihnen noch als unan-
ständig verdammt, sagt der Kanzler nun: Die Zurück-
nahme war ein Fehler. So ehrenhaft es ist, Mut einkehren
zu lassen und endlich einmal einen Fehler zu gestehen:
Dieser „Das war ein Fehler“-Fehler hat uns fünf Jahre
gekostet. Die Menschen in diesem Land haben dadurch
viel Geld und viel Vertrauen verloren!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Stichwort: Verschleierung. Wer die Menschen, Frau
Ministerin, über die Wirkung der demographischen Ent-
wicklung auf die Rentenhöhe im Unklaren lässt, darf
sich am Ende nicht wundern, dass die Bereitschaft, pri-
vat und betrieblich vorzusorgen, derart unausgeprägt ist,
wie es im Moment der Fall ist. Vor der Wahl war alles in
Butter, obwohl wir Ihnen gesagt haben, dass Erhöhun-
gen drohen. Nach der Wahl musste eiligst ein Beitrags-
satzsicherungsgesetz beschlossen werden.

Wir sagen Ihnen seit Anfang des Jahres, dass weitere
Maßnahmen notwendig sind, um Rentenbeitragserhö-
hungen zu vermeiden. Bis jetzt gab es nur Beschwichti-
gungen. Nun führen Sie wieder kurzfristige Hilfs-
maßnahmen durch, ohne ein grundlegendes Konzept zu
haben.

Es geht weiter: In den nächsten Jahren drohen auf-
grund der wirtschaftlichen und demographischen Ent-
wicklung und weiterer von Ihnen geplanter Maßnahmen
wahrscheinlich – das ist eine Sache der Mathematik –
mehrere Nullrunden. Wir wie auch die Rentenversiche-
rungsträger weisen ehrlich darauf hin, damit sich die
Menschen darauf einstellen können. Die Frau Ministerin
aber zieht durch das Land und bezichtet jeden, der die
Wahrheit sagt, er betreibe Verunsicherung der Men-
schen. Die Menschen verunsichert in Wahrheit Ihre Ver-
schleierungs- und Salamitaktik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hören Sie mit dieser endlosen Verschleierung der Fakten
auf und sagen Sie den Menschen endlich die Wahrheit
über die Situation der gesetzlichen Rentenversicherung!

Willkür, Unstetigkeit und Verschleierung – das sind
keine guten Voraussetzungen, um die Menschen bei dem
mitzunehmen, was eigentlich zu tun wäre, nämlich
grundlegende Reformen: zum Beispiel die Einführung
eines wirklichen demographischen Faktors, der die Ren-
tenhöhe mit der Lebenserwartung und dem Verhältnis
zwischen Rentenbeziehern und Erwerbstätigen ver-
knüpft, damit in Zukunft keine Generation Beiträge leis-

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(C (D en muss, die sie überfordern. Es muss zu einer – faktichen und tatsächlichen – Erhöhung des Eintrittsalters in ie Rentenversicherung kommen. Die entsprechende nhörung hat gezeigt – das war eine der interessantesten rkenntnisse –, dass uns die Erhöhung des faktischen enteneintrittsalters zwar kurzfristig Luft verschafft, sie ber aufgrund höherer Ansprüche am Ende nicht langristig wirkt. Aber wenn es denn so ist, wie auch Herr üntefering es dargestellt hat, dass die Menschen glück icherweise länger leben, leuchtet es wohl jedem ein, ass längere Lebensarbeitszeiten notwendig werden. (Erika Lotz [SPD]: Was sagt denn der Herr Seehofer dazu?)


Das Wichtigste ist die Stärkung der betrieblichen und
rivaten Vorsorge. Es bleibt dabei: Das Wichtigste, was
ie, Frau Ministerin, zur Stärkung beitragen können, ist,
en Menschen endlich ehrlich zu sagen, wie es um die
esetzliche Rente bestellt ist, damit sie tatsächlich zu-
ätzlich privat vorsorgen.
Fazit: Ich bin sicher, Frau Sager, dass die Rentnerin-

en und Rentner, dass die Menschen in diesem Land zu
rundlegenden Veränderungen und Reformen bereit
ind. Sie sind aber nicht bereit, eine Politik der kurzfris-
igen Maßnahmen mitzumachen. Sie werden grundle-
ende Reformen und damit verbundene Einschnitte mit-
ragen, wenn sie wissen, dass diese ihren Kindern und
nkeln zugute kommen – nicht aber, wenn sie sehen,
ass wieder irgendwelche plötzlich auftretenden Löcher
amit gestopft werden sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie nun abseits ehrenhafter Absichtserklärun-

en – mehr ist das, was bisher vorliegt, nicht; es gibt nur
inen Rentenentwurf,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ein Versuchsballon ist aufgestiegen!)


er durch die Gegend schwirrt, und einige Aussagen der
inisterin – den Mut zur Wahrheit und zur Klarheit den
enschen gegenüber im Sinne langfristiger und grund-

egender Reformen nicht aus sich selbst heraus haben,
ann tun Sie es zumindest für meine, die junge Genera-
ion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507202800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Franz Thönnes,

PD-Fraktion.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Redet er als Abgeordneter? Will die Bundesregierung nichts damit zu tun haben?)



Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1507202900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

st das typische Bild:

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Bundes regierung kneift!)







(A) )



(B) )


Franz Thönnes

Herr Spahn erklärt den Beschluss des CDU-Bundesvor-
stands, nach dem die Menschen in Zukunft bis zum
67. Lebensjahr arbeiten sollen, während Herr Seehofer
sagt, das alles sei gar nicht notwendig. Diese Fraktion ist
sich nicht einig und bietet damit kein geschlossenes
Konzept zu einer dringend notwendigen Rentenreform
an.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Diese Bundesregierung findet gar nicht statt!)


So findet man auch keine Antworten auf die Zu-
kunftsfragen. Notwendig ist eine Politik, welche die
Schritte geht, die wir in den letzten sechs Monaten ge-
macht haben. Wir wollen auf den Wachstumspfad zu-
rück und Arbeitsplätze schaffen. Die Aussichten dafür
haben sich erheblich gebessert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Deswegen kann das Motto heute nur lauten: Lohn-
nebenkosten stabilisieren und senken,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wo sinken sie denn? Eine Stabilisierung ist keine Senkung!)


damit alle Chancen für den konjunkturellen Aufschwung
und für mehr Beschäftigung genutzt werden können.


(Beifall bei der SPD)

Die Chancen haben sich verbessert. Das DIW, das

Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, sagt – so
schreiben es die Zeitungen heute –, die deutsche Wirt-
schaft hat die Rezession überwunden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gehen Sie in die Unternehmen und fragen Sie dort nach!)


Im dritten Quartal gibt es ein Plus von 0,1 Prozent, im
vierten Quartal rechnen die Forscher mit plus 0,25 Pro-
zent.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ein kräftiger Aufschwung!)


Diese Daten bestätigen die Erholungssignale, die von
den Frühindikatoren ausgehen, die der Ifo-Geschäfts-
klima-Index seit Monaten ausweist. Die Deutsche Bank
geht sogar von 0,3 Prozent aus.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die überschlagen sich ja!)


Das heißt, wir können – wie das DIW sagt – mit steigen-
der Produktion im nächsten Jahr rechnen. Dieser Trend
darf nicht gestört oder zerstört werden; er muss genutzt
werden.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Prinzip Hoffnung!)


Sie haben hier auch die Bundesvereinigung der Ar-
beitgeberverbände nicht auf Ihrer Seite. Auf die Frage,
ob es Alternativen zu den jetzigen Entscheidungen gebe,
sagte Herr Gunkel von der BDA bei der letzten Anhö-
rung, es sei unter Beschäftigungsgesichtspunkten sicher-
lich kontraproduktiv, nun die Arbeitskosten zu belasten.
Auch mit der Absenkung der Schwankungsreserve ist

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(C (D an in der jetzigen Situation einverstanden; sie ist unerzichtbar. Weil Sie das Rentenversicherungssystem als ein Sysm bezeichnet haben, das nicht politisch gestaltbar ist, öchte ich noch einmal deutlich in Erinnerung rufen: Es t stabil und es ist gestaltungsfähig. 986 hat Prognos in einem Gutachten vorausgesagt, dass ie Beiträge bis 2030 auf 36 Prozent steigen. Bei der entenreform, die wir 1992 noch gemeinsam gemacht aben, sind wir von einem Beitragssatz bis 2030 von 6 Prozent ausgegangen. Bei der Rentenreform 2001, ie wir vorgenommen haben, konnten wir für das Jahr 030 schon einen Beitragssatz von 22 Prozent prognostiieren. Es ist also durchaus gelungen – teilweise gemeinam –, die Beiträge durch Leistungsausgrenzungen und npassungsdämpfung bezahlbar zu halten und trotzdem en Rentnerinnen und Rentnern auf lange Sicht ein gutes uskommen im Alter zu sichern. Sie haben den Nachhaltigkeitsfaktor – bei Ihnen eißt er Demographiefaktor – angesprochen. Dazu öchte ich Ihnen sagen: Er wird dazu beitragen, dass die emographische Entwicklung, das Verhältnis der Beiagszahlerinnen und Beitragszahler zu den Rentnerinen und Rentnern, in der Zukunft Auswirkungen auf die entenanpassungen haben wird. Uns hier, ohne seine eigene Geschichte zu reflektie en, den Vorwurf zu machen, die von uns vorgenommeen Erhöhungen und Anpassungen seien nicht verlässch gewesen, geht in die Leere. In den letzten vier ahren Ihrer Regierungsverantwortung sind den Rentneinnen und Rentnern durch das ewige Hinterherlaufen er Rentenanpassungen unterhalb der Inflationsrate gut 8 Euro monatlich verloren gegangen. Das war Ihre Versslichkeit. Das waren Ihre Redlichkeit und Ihre Zuverssigkeit. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das schaffen Sie in einem Jahr!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


In den fünf Jahren, in denen diese Koalition regiert,
st es uns gelungen, das Rentenniveau zumindest zu
ahren. Viermal erfolgte eine Rentenanpassung ober-
alb der Inflationsrate; so viel zur Verlässlichkeit


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

nd zur Teilhabe an der Entwicklung der Einkommen
nd zu dem Vorwurf, den Leuten werde ständig das Geld
us der Tasche gezogen werden. Das ist bei Ihnen ge-
chehen.


(Beifall der Abg. Helga Kühn-Mengel [SPD])

Nun zu dem Vorschlag von Herrn Seehofer, auf

5 Beitragsjahre abzustellen, um hier etwas Klarheit zu
chaffen. Dazu will ich festhalten: Zunächst gab es den
eschluss des CDU-Bundesvorstandes, die Menschen
ollen bis 67 Jahre arbeiten. Dann soll die Rente auf eine
asisrente reduziert werden, auf die ein 15-prozentiger
ufschlag kommt – was nichts anderes wäre, als eine






(A) )



(B) )


Franz Thönnes

Grundsicherung einzuführen. Und nun stellen Sie sich
hierhin und wollen das Rentenniveau an 45 Versiche-
rungsjahren festmachen. Warum sagen Sie den Men-
schen nicht, was das kostet? Wenn die Menschen mit 60
in Rente gehen, verursacht das zusätzliche Kosten in
Höhe von 10 Milliarden Euro.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie sagen, Sie wollen die Kindererziehungszeiten

stärker anrechnen, Sie wollen sie verdoppeln. Das verur-
sacht weitere Kosten in Höhe von 10 Milliarden Euro.
Außerdem wollen Sie einen Beitragssatz, der bei 20 Pro-
zent liegt. Wissen Sie, was das bedeutet? Das bedeutet
Einschnitte in die Leistungen um weitere 20 Milliarden
Euro.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das ist nichts anderes als der Versuch, Ihre konfuse Ren-
tenpolitik auch nach dem Regierungswechsel fortzuset-
zen. Das ist kein Konzept, sondern das ist schlichtweg
konfus.


(Beifall bei der SPD)

Wenn der Anteil der älteren Menschen in unserer Ge-

sellschaft zunimmt und die Menschen gleichzeitig im
Durchschnitt immer älter werden, dazu die Erschwernis
hoher Arbeitslosigkeit und geringerer Beitragseinnah-
men kommt, ist völlig klar, dass das die Gesellschaft et-
was kostet. Man muss den Menschen sagen, dass es da-
rum geht, eine vernünftige Balance zwischen den
Beitragszahlern, den Rentnerinnen und Rentnern und
den Steuerzahlern zu wahren. Deswegen hat diese Re-
gierung die Möglichkeiten der kapitalgedeckten Al-
tersvorsorge geschaffen, die wir mit 10 Milliarden Euro
fördern. So können sich die Menschen eine ergänzende
Altersvorsorge aufbauen, damit sie im Alter ein ange-
messenes Auskommen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

An dieser Stelle sage ich: Wir können darüber reden,

wie wir den Zugang erleichtern, aber hören Sie endlich
auf, das alles schlechtzureden. So bekommen Sie jeden-
falls keinen Zugang der Menschen zu dieser privaten Al-
tersvorsorge.


(Beifall bei der SPD)

Weil Sie, Herr Kolb, zuweilen etwas zum Thema

Frühverrentung dazwischenbrüllen, will ich zum
Schluss sagen:


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich gebe Ihnen eine Anregung!)


Diese Regierung wird mit dem Gesetz zur Sicherung der
nachhaltigen Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen
Rentenversicherung, dem so genannten Nachhaltigkeits-
gesetz, die Altersgrenze für die Frühverrentung von 60
auf 63 Jahre heraufsetzen. Das bedeutet Kalkulierbarkeit
für diejenigen, die aus der Altersteilzeit oder der Ar-
beitslosigkeit kommen und dies in Anspruch nehmen.
Jeder kann sich darauf einstellen. Es erfolgt keine Voll-
bremsung, die die Menschen, die entsprechende Verträge

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(C (D nterschrieben haben, ins Nichts fallen lässt. Was Sie orschlagen, entspricht keiner verlässlichen Politik. Ebenso wenig verlässlich ist Ihr Verhalten in Sachen AGFAH. Sie, Frau Müller, werfen uns vor, dieses ohnungsbauunternehmen werde nur verschleudert. 997 hat man 2,3 Milliarden Euro dafür geboten – Ihr rbeitsund Sozialminister hat den Verkauf gestoppt! chon damals wäre es möglich gewesen, die GAGFAH u verkaufen. Diese Bundesregierung kommt jetzt einem uftrag des Haushaltsausschusses und des Rechnungsrüfungsausschusses nach. Das Bieterverfahren läuft und unterhalb des Buchertes in Höhe von 1,6 Milliarden Euro darf – das wisen Sie – ein Verkauf auch nicht vollzogen werden. enn Sie nicht wollen, dass der Verkauf zu ungünstigen onditionen erfolgen muss, dann – das gilt auch hier – eden Sie diesen Vorgang um die GAGFAH, die ein stailes und serviceorientiertes Wohnungsbauunternehmen t, nicht schlecht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Peter Dreßen [SPD]: Des Gesetzes!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507203000

Kollege Thönnes, kommen Sie bitte zum Ende!


Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1507203100

Sie von der Opposition haben keine Antworten. Sie

ätten sagen müssen, ob Sie die Steuern erhöhen wollen,
lso einen höheren Staatszuschuss in Kauf nehmen, ob
ie Leistungen eingeschränkt werden sollen oder ob die
eiträge heraufgesetzt werden sollen. Die Opposition
at keine Alternative zu den Gesetzen, die hier vorlie-
en.
Diese Gesetze werden mit dazu beitragen, dass die

olidarität zwischen den Generationen das zentrale kon-
titutive Element in unserem Rentenversicherungssys-
em bleibt. Auch in Zukunft müssen die Beiträge der
eitragszahlerinnen und Beitragszahler bezahlbar blei-
en und die Rentnerinnen und Rentner wissen, dass sie
m Alter ein gutes Auskommen haben werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507203200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Än-
erung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch und ande-
er Gesetze, Drucksache 15/1830. Der Ausschuss für
esundheit und Soziale Sicherung empfiehlt unter Nr. 1
einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1893,
en Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzuneh-
en. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

chen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stim-
men von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die
Stimmen der anderen Abgeordneten des Hauses ange-
nommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Die Fraktionen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen verlangen namentliche
Abstimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
– Sind alle Plätze besetzt? – Das ist der Fall. Dann er-
öffne ich die Abstimmung.

Ich frage: Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das
seine Stimme noch nicht abgegeben hat? – Ich hoffe,
jetzt haben alle Abgeordneten ihre Stimme abgegeben. –
Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführe-
rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin-
nen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später
bekannt gegeben.1)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor wir die Ab-
stimmungen fortsetzen, möchte ich einen lieben Gast be-
grüßen. Auf der Tribüne hat soeben der Parlamentspräsi-
dent Dr. Zaoralek aus der Tschechischen Republik mit
seiner Delegation Platz genommen. Wir begrüßen Sie
alle sehr herzlich.


(Beifall)

Liebe tschechische Kolleginnen und Kollegen, gerade

heute debattieren wir über verschiedene Fragen der Re-
gierungskonferenz und der zukünftigen europäischen
Verfassung. Dazu wünschen wir Ihnen jetzt einen auf-
schlussreichen, wenn auch kurzen Eindruck unserer par-
lamentarischen Arbeit. Für Ihren Aufenthalt heute hier
in unserem Hause und für Ihr weiteres parlamentarisches
Wirken begleiten Sie unsere besten Wünsche.


(Beifall)

Wir setzen jetzt die Abstimmungen fort.
Abstimmung über den von den Fraktionen der SPD

und des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Ent-
wurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Sechsten
Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze, Drucksa-
che 15/1831. Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale
Sicherung empfiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussemp-
fehlung auf Drucksache 15/1893, den Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in
zweiter Beratung mit den Stimmen von SPD,
Bündnis90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen von
CDU/CSU angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Die Fraktionen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen verlangen eine nament-
liche Abstimmung. – Die Schriftführerinnen und Schrift-
führer haben die vorgesehenen Plätze eingenommen. Ich
eröffne die Abstimmung.

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1) Ergebnis Seite 6152 D 2)

(C (D Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme noch nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht er Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstimmung und itte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der uszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung ird Ihnen später bekannt gegeben.2)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507203300
Ich möchte jetzt gern die Abstimmungen fortsetzen

nd bitte Sie der Übersichtlichkeit wegen, Platz zu neh-
en. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer etwas ganz
ringendes zu besprechen hat, tue das bitte draußen, da-
it ich hier eine Übersicht über die Stimmenverhältnisse
abe.
Ich fahre jetzt in den Abstimmungen fort.
Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Siche-

ung empfiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung
uf Drucksache 15/1893 die Ablehnung des Antrags der
raktion der CDU/CSU mit dem Titel „Klarheit über
entenfinanzen und Alterssicherung schaffen – Not-
endige Reformmaßnahmen nicht auf die lange Bank
chieben“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/1014 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung des Ausschusses? Gegenstim-
en? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
it den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
timmen der Opposition angenommen worden.
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-
urf der Fraktion der FDP zur Beendigung der Frühver-
entung. Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit emp-
iehlt auf Drucksache 15/1885, den Gesetzentwurf
bzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
ustimmen wollen, um das Handzeichen. Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in
weiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfrak-
ionen gegen die Stimmen der gesamten Opposition ab-
elehnt worden.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das bezweifle ich!)


amit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die wei-
ere Beratung.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Da haben mehr mit Ja gestimmt als da drüben mit Nein! Die schlafen ja alle!)


Ich kann Sie wegen des Lärmpegels nicht verstehen,
err Ramsauer.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das tut mir Leid! – Jörg Tauss [SPD]: Der Lärmpegel kommt von Herrn Ramsauer!)


Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 g auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-

neten Ernst Burgbacher, Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger, Daniel Bahr (Münster), wei-
teren Abgeordneten und der Fraktion der FDP

Ergebnis Seite 6160 C






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än-
derung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Ein-
führung eines Volksentscheids über eine euro-
päische Verfassung
– Drucksache 15/1112 –

(Erste Beratung 53. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/1897 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hermann Bachmaier
Dr. Norbert Röttgen
Jerzy Montag
Rainer Funke

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter
Hintze, Michael Stübgen, Peter Altmaier, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Für eine zügige Regierungskonferenz über die
EU-Verfassung
– Drucksache 15/1694 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Peter
Gauweiler, Klaus Hofbauer, Dr. Gerd Müller,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Gottesbezug im Europäischen Verfassungsver-
trag
– Drucksache 15/1695 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Kultur und Medien

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Werner Hoyer, Rainer Brüderle, Daniel Bahr

(Münster), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der FDP
Daseinsvorsorge nicht gegen Wettbewerb aus-
spielen
– Drucksache 15/1712 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)


e) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Werner Hoyer, Rainer Brüderle, Sabine

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(C (D Leutheusser-Schnarrenberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Preisstabilität als Ziel im EU-Verfassungsvertrag festschreiben – Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank sichern – Drucksache 15/1801 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Haushaltsausschuss f)

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Die Errungenschaften des Konvents sichern –
das Europäische Verfassungsprojekt erfolg-
reich vollenden
– Drucksache 15/1878 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

g) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für die Angelegenheiten
der Europäischen Union (20. Ausschuss)

– zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen
der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN
zu der Abgabe einer Erklärung durch die
Bundesregierung zu den Ergebnissen des
Europäischen Rates in Thessaloniki am 20./
21. Juni 2003

– zu dem Antrag der Abgeordneten Peter Hintze,
Michael Stübgen, Peter Altmaier, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Zum Stand der Beratungen des EU-Verfas-
sungs-Vertrages
– Drucksachen 15/1212, 15/1207, 15/1898 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Roth (Heringen)

Peter Altmaier
Anna Lührmann
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen, wobei
ie FDP zwölf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.
Bevor ich den ersten Redner aufrufe, bitte ich um
ehr Ruhe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bevor wir in die Debatte eintreten, möchte ich das
on den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte
rgebnis der namentlichen Abstimmung über den
ntwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des
echsten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze
itteilen. Abgegebene Stimmen 586. Mit Ja haben ge-
timmt 302, mit Nein haben gestimmt 284. Es gab keine
nthaltungen. Der Gesetzentwurf ist damit angenom-
en.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Endgültiges Ergebnis

Abgegebene Stimmen: 586;
davon

ja: 302
nein: 284

Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner (Ingolstadt)

Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Marga Elser
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich (Mettmann)

Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac

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ieter Grasedieck
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abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
arl-Hermann Haack

(Extertal)

ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

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ina Hauer
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einhold Hemker
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r. Barbara Hendricks
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onika Heubaum
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer
elena Hoffmann (Chemnitz)

alter Hoffmann

(Darmstadt)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
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ann-Peter Janssen
laus-Werner Jonas
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ans-Peter Kemper
laus Kirschner
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Heinz Köhler (Coburg)

alter Kolbow
ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
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nette Kramme
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olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger
orst Kubatschka
rnst Küchler
elga Kühn-Mengel
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

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r. Elke Leonhard

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ichael Müller (Düsseldorf)

hristian Müller (Zittau)

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r. Rolf Mützenich
olker Neumann (Bramsche)

ietmar Nietan
r. Erika Ober
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r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
arin Rehbock-Zureich
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r. Carola Reimann
hristel Riemann-
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einhold Robbe
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

erhard Rübenkönig
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(Tuchenbach)

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udrun Schaich-Walch
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r. Hermann Scheer
iegfried Scheffler
orst Schild
orst Schmidbauer

(Nürnberg)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

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(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)


(Nordstrand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

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r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
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r. Jürgen Gehb
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r. Wolfgang Götzer
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erda Hasselfeldt
laus-Jürgen Hedrich
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ichael Hennrich
ürgen Herrmann
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laus Hofbauer
artin Hohmann
oachim Hörster
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
teffen Kampeter
rmgard Karwatzki
ernhard Kaster

(Bad Dürrheim)

olker Kauder
erlinde Kaupa
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

r. Norbert Lammert
elmut Lamp
arbara Lanzinger
arl-Josef Laumann
era Lengsfeld
erner Lensing
eter Letzgus
rsula Lietz
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duard Lintner
r. Klaus W. Lippold

(Offenbach)

atricia Lips
r. Michael Luther

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(Recklinghausen)


(Siegertsbrunn)





(A) )


(B) )

von uns zu Recht als er-
hode nachträglich relati-
e vor allem, dass der Ver-
Entwurf des Konvents
sondern verschlimmbes-

neten der FDP)
ass sich am Ende diejeni-
nicht sehen wollen, dass
loser union“, der immer

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etrennt aufgeführt werden. D
iesen beiden Büchern deutlic
alte ich den Verfassungsteil
einer anderen die einzelnen P
Ich als Liberaler hätte mir e

enntnis zu Freiheit, Wettbe
ünscht. Ich hätte mir die ins
ung für Subsidiarität und V
tringenter vorstellen können, o
ass hier sehr viel erreicht wor
larere Prioritätensetzung für d
reisniveaustabilität gewünsch
ank dazu wohl ein Erfolg erzi
Ich hätte mir darüber hina
uropäischen Zentralbank n
ugeschrieben wird, sondern si
ält, die ihr im Vertrag von M
ugewiesen ist,


(Beifall bei der FDP sowi der CDU/C er Unterschied wird in h: In meiner einen Hand des Vertragsentwurfs, in olitikbereiche. in sehr viel klareres Bewerb und Vielfalt gegesamt gelungene Regeerhältnismäßigkeit noch bwohl ich betonen muss, den ist. Ich hätte mir eine as geldpolitische Ziel der t. Im Rat ist Gott sei elt worden. us gewünscht, dass der icht der Organcharakter e die Unabhängigkeit beaastricht und Amsterdam e bei Abgeordneten SU)

Es ist noch längst nicht klar, wie die noch existierenden die einzelnen Politikbereiche außerhalb der Verfassung
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Matthias Sehling
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel

Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marko Wanderwitz
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Willy Wimmer (Neuss)

Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Dagmar Wöhrl
Elke Wülfing
Wolfgang Zeitlmann
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
FDP
Daniel Bahr (Münster)

Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Helga Daub

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(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Ergebnis der anderen namentlichen Abstimmung
teile ich Ihnen mit, sobald es vorliegt.

In der Debatte erteile ich jetzt dem Abgeordneten
Dr. Werner Hoyer das Wort.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1507203400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In nur fünf Wochen sollen und wollen die Staats- und
Regierungschefs der Europäischen Union den Verfas-
sungsvertragsentwurf unter Dach und Fach bringen.
Gegenwärtig befindet man sich in einer Art Hängepartie.

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(C (D örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt oachim Günther r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan hristoph Hartmann laus Haupt lrich Heinrich irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger Markus Löning Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Hans-Joachim Otto Eberhard Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Dr. Andreas Pinkwart Dr. Günter Rexrodt Marita Sehn Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Dr. Dieter Thomae Jürgen Türk Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Fraktionslose Abgeordnete Dr. Gesine Lötzsch Petra Pau nger werdenden Integration der europäischen Völker, arin besteht, dass das Ganze mehr ist als die Summe einer Teile, dass Europa kein Nullsummenspiel ist, bei em der eine verliert und der andere gewinnt, sondern ass es auf den europäischen Mehrwert ankommt. Geenwärtig erinnert das, was zurzeit geschieht, eher an inen Pferdehandel. Jeder von uns hier im Bundestag, im Europäischen arlament oder sonstwo hätte einen anderen ihm ideal rscheinenden Verfassungstext geschrieben, als dies der onvent getan hat. Ich hätte mir einen sehr viel schlaneren und strafferen Verfassungstext gewünscht, in dem Dr. Werner Hoyer ohne jede Form des Verdachtes der Relativierung durch die Loyalitätsverpflichtung, die ein Organ gegenüber den anderen Organen der Europäischen Union beachten muss. Manche meiner Wünsche kann man vielleicht noch durchsetzen, wenn man es denn will. Das gilt insbesondere für die Frage der Geldpolitik der Zentralbank. Ohne den Vertrag aufzuschnüren, ist es leicht möglich, das Maastricht-Protokoll eins zu eins in den Vertragstext zu übernehmen. Ich hoffe, dass dies so verhandelt wird und dann auch gelingt. Das Problem besteht wahrscheinlich darin, dass diese Bundesregierung genau das nicht will. Kein Wunder, dass der Finanzminister heute nicht da ist. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Er war aber schon da!)


(Homburg)


(Frankfurt)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Es geht um die Versuchung, den Stabilitäts- und
Wachstumspakt durch den Verfassungsvertrag auf kal-
tem Wege möglichst lautlos zu Grabe zu tragen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Ein Anschlag auf die Stabilität!)


Das ist Verrat am Euro. Das ist Verrat am Vertrauen der
Menschen in den Euro.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist ein Vertrauensbruch gegenüber den Partnern, de-
nen Deutsche bis vor kurzem noch meinten Vorträge
über finanzpolitische Solidität halten zu müssen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Den Euro würde es ohne den Stabilitätspakt nicht geben!)


Zurück zu den Änderungswünschen. Ich sehe auch
die Änderungswünsche anderer Länder. Die Debatte in
Frankreich ist spannend. Wenn man sich vorstellt, dass
in der Partei von François Mitterrand gegenwärtig eine
Debatte darüber stattfindet, ob dieser Vertrag nicht zu
wettbewerbsorientiert und zu neoliberal ist, wie es dort
heißt, dann fragt man sich, ob die Schöpfer dieses Kon-
ventsentwurfs insgesamt nicht doch eine gute Balance
gefunden haben.

Deshalb warne auch ich davor, das Paket aufzuschnü-
ren. Dabei kann unter Umständen etwas sehr Schlechtes
herauskommen. Aber ich frage mich, ob sich die Bun-
desregierung nicht schon längst darauf eingerichtet hat,
dass sie aufschnüren muss, und ich befürchte, dass das
dann geschieht, ohne dass ein einziges wichtiges natio-
nales Anliegen Deutschlands noch einmal auf den Tisch
der Verhandlungsrunde gebracht worden ist.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: So ist es!)

Ich sehe eine Fülle von Konzessionen, die schon jetzt in
der Pipeline sind, beispielsweise dass es am Ende 31
Kommissare und nicht 15 sein werden. Ich sehe mehr
Abgeordnete Spaniens und Portugals im Europäischen
Parlament als im Konventsentwurf vorgesehen und da-
mit eine Verschärfung des Problems der ungleichge-
wichtigen Verteilung der Parlamentsmandate.

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(C (D Ich sehe das Prinzip der doppelten Mehrheit, das für ns absolut nicht verhandelbar sein darf, zum Schluss och noch gefährdet. Schließlich – das ist mir gestern ammerhart klar geworden – sehe ich die Gefahr, dass as Europäische Parlament in der Schlussrunde entscheiend geschwächt wird, wenn das Recht des Europäichen Parlaments auf die Letztentscheidung über die usgabenseite des Haushalts schließlich doch beim Ecoin-Rat landet, und nicht beim Europäischen Parlament leibt. as wäre die totale Bankrotterklärung der deutschen erhandlungsstrategie. Ich hoffe, Sie werden nicht mit inem solchen Ergebnis aus Rom zurückkommen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Günter Gloser [SPD]: Was soll denn das?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir Freien Demokraten wollen Ihnen vorschlagen,

as Volk in die Lage zu versetzen, dem Verfassungsver-
rag ausdrücklich zuzustimmen. Wir wollen deshalb
eute auf Initiative unseres Freundes Ernst Burgbacher
inen Grundgesetzänderungsantrag, mit dem die Mög-
ichkeit des Referendums eröffnet wird, einbringen und
arüber abstimmen lassen. Wir sind keineswegs für
olksentscheide über alle möglichen Quisquilien. Aber
enn es um eine so wesentliche, weitgehende Weichen-
tellung für die Zukunft eines Volkes geht, dann muss
as Volk die Möglichkeit haben, Ja oder Nein zu sagen.


(Beifall bei der FDP)

Die Kollegin Lührmann hat am 8. Mai ein flammen-

es Plädoyer für den Volksentscheid über die Verfassung
ehalten. Ich gratuliere dazu. Ich bedanke mich bei

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507203500

Ich sage schon lange, dass die Einführung des Euro die
etzte EU-Entscheidung dieser Tragweite ohne Volksbe-
ragung gewesen sein muss.“ Ich könnte noch viele an-
ere zitieren, zum Beispiel Herrn Singhammer oder
lmar Brok. Vor allen Dingen möchte ich mich bei unse-
em Bundestagsvertreter im Konvent, Professor Jürgen
eyer, bedanken, der im März gemeinsam mit Kollegen
us fast allen Ländern den Antrag einbrachte, der Kon-
ent solle allen Mitgliedstaaten verbindliche Referenden
mpfehlen und da, wo es die nationale Verfassung nicht
ergibt, zumindest Volksbefragungen empfehlen.


(Günter Gloser [SPD]: Sie zitieren heute Herrn Stoiber!)


ir von der FDP stehen mit unserer Forderung also kei-
eswegs alleine. Ich bin nur gespannt, wie die selbster-
annten Mitglieder der Speerspitze direkter Demokratie
achher abstimmen werden.


(Joseph Fischer, Bundesminister: Ablehnen!)

Referenden bergen Risiken; das wissen wir alle. Sie

ergen vor allen Dingen das Risiko, dass über alles
ögliche diskutiert wird, über die Abtreibung in Irland,
ber den Gottesbezug in der Verfassung Polens oder
ber eine Regierung in Deutschland, die abgewirtschaf-
et hat, nur nicht darüber, worum es eigentlich geht.
iese Gefahr besteht. Aber man kann das, Herr Minister,






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer

auch umkehren. Man kann nämlich sagen, dass ein Refe-
rendum uns endlich als Politiker in die Pflicht nimmt,
und zwar alle, für diese europäische Verfassung einzu-
stehen und in unseren Wahlkreisen dafür zu kämpfen.


(Beifall bei der FDP)

Bei der Debatte über den Euro gab es doch eine

schmerzliche Erfahrung. Viele, die mit ihrer Abstim-
mung im Parlament große Verantwortung für Deutsch-
land und Europa übernehmen, bleiben während der öf-
fentlichen Debatte über Europa lieber mit angelegten
Löffeln in der Ackerfurche liegen und überlassen das
Europageschäft den Spezialisten. Ist das nicht ein peinli-
ches Zeichen vorauseilender Resignation, wenn wir hier
im Deutschen Bundestag wahrscheinlich mit einer über-
großen Mehrheit, fast einstimmig, dem Verfassungsver-
trag zustimmen werden,


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: So weit sind wir noch nicht!)


uns aber nicht zutrauen, die Mehrheit der Bürgerinnen
und Bürger davon zu überzeugen?


(Beifall bei der FDP)

Wir Freien Demokraten wollen als überzeugte Euro-

päerinnen und Europäer mit jahrzehntelanger Tradition
liberaler Europapolitik den Bürgern die Möglichkeit ge-
ben, Ja zu sagen. Wir wollen ihnen auch die Empfehlung
geben, zu diesem Vertragsentwurf Ja zu sagen, wenn in
Rom auf den letzten Metern etwas wirklich Vertretbares
herauskommt. Geben Sie, meine Damen und Herren,
den Bürgerinnen und Bürgern diese Chance! Es geht um
eine der wichtigsten Weichenstellungen in der Ge-
schichte unseres Landes.

Danke schön.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507203600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Michael Roth.


(Beifall bei der SPD)



Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1507203700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Europa lässt sich ohne Verfassung nicht in eine gute Zu-
kunft führen. Wir brauchen eine Verfassung, die Europa
auf einem starken Fundament von Werten und Grund-
überzeugungen wachsen lässt, die eine tragfähige Brü-
cke zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits und
den politischen Institutionen andererseits bildet und die
deutlich macht, wer in Europa für was zuständig ist. Wir
brauchen eine Verfassung, die Europa in einer globali-
sierten Welt handlungsfähiger macht und die vor allem
demokratische und transparente Entscheidungsprozesse
garantiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb ist die heutige Debatte im Deutschen Bundestag
so wichtig. Mehr Demokratie, Handlungsfähigkeit und

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(C (D ransparenz für die EU liegen in unserem ureigenen Inresse. Dass wir unserer Vision einer europäischen Verfas ung so nahe gekommen sind, haben wir dem Verfasungskonvent zu verdanken. Er war mehrheitlich mit bgeordneten – Vertreterinnen und Vertretern der natioalen Parlamente und des Europäischen Parlaments – esetzt. Endlich ging es nicht länger um nationalstaatlihe Egoismen; nun stand ein gesamteuropäisches Inteesse im Mittelpunkt der Verhandlungen. Der Konvent at ein eindrucksvolles Ergebnis vorgelegt. Ich denke, ass wir in diesem Hause darin im Großen und Ganzen bereinstimmen. Nun sind die Regierungen gefordert. Sie stehen jetzt n der Pflicht, den verfassunggebenden Prozess erfolgeich fortzusetzen. Die Regierungskonferenz muss bis um Jahresende ihre Arbeit abschließen. eider können wir dieser Regierungskonferenz kein gues Zwischenzeugnis ausstellen. (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das liegt an Fischer!)


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Warum denn?)


m Gegenteil: Eine große Anzahl von Mitgliedstaaten
ill die Uhr noch einmal zurückdrehen. Sie scheinen
ichts aus dem weitgehenden Scheitern vergangener Re-
ierungskonferenzen gelernt zu haben. Der Verfassungs-
onvent war doch kein generöses Geschenk der Regie-
ungen an die Parlamente. Vielmehr haben wir uns
ieses Stückchen Demokratie erstreiten müssen.
Ich setze nur begrenzt Vertrauen in ein Verfahren, das

ie europäische Verfassung wieder allein in die Hände
on Regierungen und Diplomaten legt und sie den Parla-
enten weitgehend und der Öffentlichkeit vollständig
ntzieht.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Aber Sie können doch nicht die Bundesregierung in dieser Frage angreifen! Es ist unglaublich, was Sie machen!)


Zur Bundesregierung komme ich noch, lieber Kollege
üller. Sie hat sich bislang glücklicherweise ganz an-
ers und sehr vorbildlich verhalten. Das wissen Sie ge-
auso gut wie ich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wen meinen Sie denn damit?)


Die Chancen des Bundestages, direkten Einfluss auf
ie Verhandlungen der Regierungskonferenz zu nehmen,
ind mehr als begrenzt. Insofern müssen wir den Men-
chen reinen Wein einschenken.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: So werden Sie nie Staatsminister!)


as liegt leider in der Natur der Sache. Daher kann ich
ie Äußerungen von Mitgliedern des Bundesver-
assungsgerichts nicht nachvollziehen, die in der






(A) )



(B) )


Michael Roth (Heringen)


Öffentlichkeit den Eindruck erwecken, als sei jetzt das
Parlament gefordert, sich einzubringen. So sehr ich mir
im Bundestag europapolitische Debatten vor vollem
Hause wünsche, so verfehlt wäre doch die Annahme, wir
säßen mit am Verhandlungstisch der europäischen
Staats- und Regierungschefs.

Die historische Bedeutung des Konvents liegt doch
gerade in der Mitwirkung und Mitentscheidung der Par-
lamente. Mehr Demokratie wurde im verfassunggeben-
den Prozess Europas noch nie gewagt. Der Bundestag
hat keinen Grund, sich zu beschweren. Wir haben unsere
Rechte im Rahmen unserer Möglichkeiten genutzt. Al-
lein die Koalitionsfraktionen brachten zwei Anträge ein,
die eine Richtschnur für unsere Delegierten im Konvent
waren.

Die derzeitigen Debatten in der Regierungskonferenz
geben Anlass zu großer Sorge. Ich stimme darin aus-
drücklich mit dem Kollegen Hoyer überein. Einige Re-
gierungen tun so, als hätten sie mit dem Verfassungsent-
wurf nichts zu tun, so als hätten sie nicht am
Verhandlungstisch gesessen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Sie meinen die deutsche Regierung, oder?)


Ist der Entwurf etwa vom Himmel gefallen?
Die Bundesregierung – jetzt komme ich zu dem

Punkt, den Sie sich sehnlichst gewünscht haben, Herr
Kollege Müller –


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Unsere Regierung tut gar nichts! Sie schaut nur zu!)


hat sich von Anfang an hinter den Konventsentwurf ge-
stellt.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Und jetzt schläft sie seit drei Monaten!)


Sie will das Kompromisspaket nicht noch einmal auf-
schnüren. Sie ist – damit zitiere ich eine Äußerung von
Staatssekretär Scharioth in der gestrigen Sitzung des Eu-
ropaausschusses – der Gralshüter dieses Verfassungsent-
wurfs. Für diesen mutigen Einsatz danken wir dem Bun-
deskanzler und auch dem Außenminister.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es besteht aber auch
Anlass zur Kritik. Wir sollten in diesem Zusammenhang
eine deutlichere Sprache sprechen als bislang. Vor allem
die mittelosteuropäischen Länder haben mit dem Weg
in die EU einen langen und steinigen Weg zurückgelegt.
Ihnen wurde und wird eine Menge abverlangt. Bei allem
Respekt für ihre schwierige Lage bin ich mehr als ent-
täuscht über manche Blockade. Wie man beispielsweise
die komplizierte und wenig demokratische Stimmenge-
wichtung im Rat, auf die man sich in Nizza mehr
schlecht als recht verständigen konnte, zu einer Frage
der nationalen Ehre, sogar zu einer Frage über Leben
und Tod aufbauschen kann, ist mir mehr als schleierhaft.
So kommen wir in Europa nicht voran!

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(C (D (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dass in einer Regierungskonferenz verhandelt und
uch gestritten werden muss, steht auch für die SPD-
undestagsfraktion völlig außer Zweifel. Wir markieren
doch klare rote Linien, die nicht überschritten werden
ürfen. Wir sind nicht bereit, jeden Rückschritt und je-
en Formelkompromiss zu akzeptieren. Für uns gibt es
ein Zurück hinter die Errungenschaften des Konventes.
Die EU ist nicht nur eine Union der Staaten, sondern

uch eine Union der Bürgerinnen und Bürger. Das muss
ich in den Entscheidungsprozessen widerspiegeln.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


aher ist für uns eine Abkehr von dem Prinzip der dop-
elten Mehrheit im Rat inakzeptabel.
Die EU braucht auch ein starkes Parlament als Partner

er nationalen Parlamente. Daher ist für uns eine Schwä-
hung des Europäischen Parlaments in allen Haus-
altsangelegenheiten, wie dies zum Teil Stimmen aus
em Ecofin-Rat irrigerweise fordern, völlig inakzepta-
el.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Auch der deutsche Finanzminister!)


Der deutsche Außenminister hat klar Stellung bezogen
nd darauf hingewiesen, dass er diese Auffassung nicht
ile. Hier vertraue ich unserem Finanzminister genauso.
Guten Gewissens können wir nur dann Kompetenzen

n die EU abtreten, wenn die Aufgaben, die uns bislang
ls Bundestag zukommen, vom Europäischen Parlament
ahrgenommen werden können. Die EU braucht auch
ehr Transparenz. Daher müssen die Räte öffentlich
eraten und entscheiden. Das ist ein Stück Demokratie,
as man der europäischen Ebene nicht nehmen darf.
eswegen halten wir auch an unserer Forderung nach ei-
em Legislativrat fest, der sich irgendwann einmal – das
t ein Traum – zu einer Staatenkammer weiterentwi-
keln könnte.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Die EU braucht mehr Handlungsfähigkeit, vor allem
der Außen- und Sicherheitspolitik. Darüber haben wir
Bundestag häufig genug gestritten und waren meis-
ns einer Meinung. Das Amt eines europäischen Au-
enministers darf daher nicht noch einmal infrage ge-
tellt werden. Wir müssen endlich die Blockaden
berwinden und in möglichst vielen Politikfeldern im
at mit Mehrheit und nicht länger einstimmig entschei-
en. Wer jetzt die Axt an zukunftsweisende Fortschritte
nsetzt, auf die sich der Konvent verständigt hat, muss
it unserem Widerspruch und Widerstand rechnen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Nun streiten wir auch in der heutigen Bundestagsde-
atte darüber, wie wir uns gegenüber der Regierungs-
onferenz politisch positionieren sollten und was wir der






(A) )



(B) )


Michael Roth (Heringen)


Regierung mit auf den Weg geben sollten. Selbstver-
ständlich finden wir als Sozialdemokraten nicht alle un-
sere Forderungen im Konventsentwurf wieder. Wir hät-
ten uns in einigen Bereichen klarere Regelungen und
größere Fortschritte gewünscht. Aber es wäre gefährlich,
wenn auch wir nun als „Gralshüter“ mit einem langen
Wunschzettel die Regierungskonferenz traktierten. Die
Versuchung – ich kann das gut verstehen, Herr Kollege
Müller – mag groß sein, in der Regierungskonferenz das
durchzusetzen, was sich im Konvent nicht erreichen ließ.
Aber glaubt denn wirklich jemand, dass sich das Kon-
ventsergebnis durch eine Regierungskonferenz nachhal-
tig verbessern ließe? – Mitnichten! Leider unterliegt
auch die Union diesem Irrglauben.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: 23 Mitgliedstaaten glauben das!)


Die CDU hat sich von der CSU aufs Glatteis führen las-
sen und sich den Schneid abkaufen lassen. Der bayeri-
sche Ministerpräsident geht im Bundesrat sogar so weit,
dass er sich über die bekannte Liste der Union hinaus
weitere Forderungen vorbehält. Das ist unverantwort-
lich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie wollen wir denn andere Mitgliedstaaten daran
hindern, Errungenschaften im institutionellen Bereich
anzutasten, wenn wir selbst den gefundenen Kompro-
miss fortwährend infrage stellen? Die Regierungskonfe-
renz sollte sich auf Präzisierungen und einige wenige
Änderungen beschränken, die aber an der Substanz des
Konventsentwurfs nichts ändern. So stünde beispiels-
weise aus unserer Sicht und auch aus der Sicht des
Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes – darüber haben
wir schon auf der gestrigen Sitzung des Europaausschus-
ses gesprochen – eine klareren Hinweis auf den Schutz
nationaler Minderheiten, so wie dies die Ungarn fordern,
nichts im Wege.

Ebenso halte ich eine Debatte über den Gottesbezug
für mehr als legitim. Aber, meine Damen und Herren
von der Union, über so etwas kann und darf man doch
nicht entlang von Fraktionslinien diskutieren. Es gibt
auch in meiner Fraktion nicht wenige, die eine Bezug-
nahme auf Gott für hilfreich und unterstützungswürdig
halten. Ich persönlich setze mich sehr für eine entspre-
chende Formulierung ein.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Dann unterstützen Sie doch unseren Antrag!)


Den Gläubigen, egal wo sie sitzen, bei der Union, bei
der SPD, bei der FDP oder auch bei den Grünen, tut es
sicherlich gut, zu wissen, dass wir auch in Europas Ver-
fassung Begrenzungen unseres Handelns und das Einge-
bunden-Sein in unseren Glauben finden können.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Der Kanzler hat in dieser Frage bisher nichts getan!)


– Sie hätten dem Kanzler einmal zuhören sollen. Der
Kanzler hatte nämlich einen sehr guten Vorschlag unter-
breitet.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Nichts hat er gemacht!)


r hat gesagt, er könne damit leben.

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Er wehre sich nicht gegen eine Aufnahme, hat er gesagt!)


Schaum vor dem Mund bringt uns in dieser Frage
berhaupt nicht weiter. Wir sollten mit dieser Frage sehr
ensibel umgehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie wissen doch genauso gut wie ich, dass es in Europa
treng laizistisch organisierte oder verfasste Staaten gibt.
ür die wäre eine Bezugnahme auf Gott zumindest pro-
lematisch. Auch diesen Staaten müssen wir Respekt
ntgegenbringen. Da hilft doch gar nichts.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Schröder als Atheist wehrt sich da nicht! – Günter Gloser [SPD]: Müller erzähl nicht solche Unwahrheiten!)


Ich bin vor allem deshalb für den Gottesbezug, weil er
eine Glaubensgemeinschaft ausschließt. Er dürfte also
uch für Atheisten, für Agnostiker tolerabel sein.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Natürlich! Auch für den Kanzler!)


Ein ausdrücklicher Hinweis allein auf das christliche
rbe jedoch ist für mich inakzeptabel. Die herausra-
ende Bedeutung des Christentums für Identität, Ent-
icklung, historische Höhen und Tiefen von Europas
eschichte steht völlig außer Zweifel. Aber waren das
ntike Rom und Griechenland nicht ebenso wirkungs-
ächtig für Rechts- und Staatsordnung, Philosophie und
olitische Ideengeschichte? Dürfen wir die Bedeutung
es europäischen Judentums ignorieren oder den Jahr-
underte währenden Einfluss des Islam auf Naturwis-
enschaften, Kunst und Architektur, übrigens nicht nur
uf der Iberischen Halbinsel?


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Nein, das dürfen wir nicht!)


ind nicht auch das wesentliche Quellen der Inspiration
ür und in Europa?

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Natürlich! – Günter Gloser [SPD]: Müller ist begrenzt!)

Die FDP und manche Vertreter von Wissenschaft und
edien, die vom neoliberalen Zeitgeist umweht sind,
aben ihren Frieden mit der sozialen Dimension Europas
ffensichtlich noch nicht geschlossen. Diese Auseinan-
ersetzung, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
DP, sind wir gern bereit zu führen. Freier Markt und
emmungsloser Wettbewerb sind mit unserem europäi-
chen Gesellschaftsmodell unvereinbar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Europa definiert sich über soziale Grundrechte für
lle Bürgerinnen und Bürger. Europa lebt von Solidarität






(A) )



(B) )


Michael Roth (Heringen)


biszitärer Elemente also überhaupt nicht überzeugt wer- nes Dritten Gesetzes zur Änderung des Sechsten BuchesSozialgesetzbuch und anderer Gesetze. Abgegebene


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Angst vor dem Volk!)

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 584;
davon

ja: 343
nein: 241

Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth

Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Hans Büttner (Ingolstadt)

Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Marga Elser
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße

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(Den gestimmt 240, Enthaltungen gab es keine. Der Ge-etzentwurf ist damit angenommen worden. lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag ilo Friedrich ris Gleicke ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus arl-Hermann Haack ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann nke Hartnagel ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Monika Heubaum Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Gerd Höfer Jelena Hoffmann Walter Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Renate Jäger Jann-Peter Janssen Klaus-Werner Jonas Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h.c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Hans-Peter Kemper Klaus Kirschner Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Heinz Köhler Walter Kolbow den. Stimmen 581. Mit Ja haben gestimmt 341, mit Nein haund Gerechtigkeit. Das sind Pri mokratinnen und Sozialdemo viele Verbände und Organisatio tung der Grundrechtecharta un erfolgreich gestritten haben. Di sen wir uns von niemandem n auch im Rahmen des Europawa chen versuchen. (Beifall bei Abgeord Die FDP fordert ein Referen Verfassung. Mein Kollege Axe her noch eingehend dazu äuße Forderung – das sage ich ganz gibt aber ebenso viele Stimm Gründen vehement ablehnen. Präsidenten des Europäischen meines Wissens ein Liberaler. E Sitzung des Europaausschusses fahren eines Referendums gewa (Beifall des Abg. Peter Al Diese Koalition streitet seit von mehr direkter Demokratie (Beifall bei Abgeordnete SES 90/DIE G Wir müssen von der grundsätzl nzipien, für die Sozialdekraten, Gewerkschaften, nen während der Erarbeid im Verfassungskonvent ese Errungenschaften lasehmen. Wir werden dies hlkampfs deutlich zu ma neten der SPD)


(Extertal)


(Wackernheim)


(Darmstadt)

dum über die europäische
l Schäfer wird sich nach-
rn. Sie stehen mit dieser
offen – nicht allein. Es
en, die das aus vielerlei
Ich erinnere nur an den
Parlaments, Pat Cox,
r hat in der vergangenen
eindringlich vor den Ge-
rnt.
tmaier [CDU/CSU])
1998 für die Verankerung
in unserem Grundgesetz.
n des BÜNDNIS-
RÜNEN)
ichen Notwendigkeit ple-

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islang sind wir am Widerstan
ie Frage eines Referendums
ung muss in ein Gesamtkonze
Zum Schluss: Liebe Kolleg

teht viel auf dem Spiel. Bei
ung geht es nicht nur um Inst
uch wenn wir Europapolitike
u viel darüber reden. Es geht
ent. Es geht um unser Selbs
as die Globalisierung nur dem
ktiv zu gestalten vermag. Von
en die Beratungen des Konve
hn leider bei der Regierungsko
icht zu spät. Auch wir als Deu
ordert. Lassen Sie uns heute
erfassungsentwurf des Konve
ller Unterstützung mehr als ve
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowi des BÜNDNISSES 90 Vizepräsidentin Dr. Antje Ich gebe Ihnen das von de chriftführern ermittelte Ergeb ichen Abstimmung bekannt. S (Cd der Union gescheitert. zur europäischen Verfaspt eingebettet sein. innen und Kollegen, es der europäischen Verfasitutionen und Regularien, r manchmal ein bisschen um unser Wertefundatverständnis von Europa, okratisch oder gar nicht diesem guten Geist wants geprägt. Ich vermisse nferenz. Aber es ist noch tscher Bundestag sind geein klares Signal für den nts setzen! Er hat unser rdient. e bei Abgeordneten /DIE GRÜNEN)


Vollmer:
n Schriftführerinnen und
nis der zweiten nament-
ie betraf den Entwurf ei-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Ernst Küchler
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Christine Lehder
Waltraud Lehn
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Caren Marks
Christoph Matschie
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Petra-Evelyne Merkel
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Ursula Mogg
Michael Müller (Düsseldorf)

Christian Müller (Zittau)

Gesine Multhaupt
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Volker Neumann (Bramsche)

Dietmar Nietan
Dr. Erika Ober
Holger Ortel
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Karin Rehbock-Zureich
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Christel Riemann-
Hanewinckel

Walter Riester
Reinhold Robbe
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Michael Roth (Heringen)

Gerhard Rübenkönig
Ortwin Runde
Marlene Rupprecht

(Tuchenbach)


Thomas Sauer
Anton Schaaf
Axel Schäfer (Bochum)

Gudrun Schaich-Walch

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(Nürnberg)

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agmar Schmidt (Meschede)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
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einhard Schultz

(Everswinkel)

wen Schulz (Spandau)

r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
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r. Sigrid Skarpelis-Sperk
r. Cornelie Sonntag-
Wolgast
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r. Margrit Spielmann
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r. Ditmar Staffelt
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r. Peter Struck
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r. Gerald Thalheim
olfgang Thierse
ranz Thönnes
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te Vogt (Pforzheim)

r. Marlies Volkmer
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unter Weißgerber
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r. Ernst Ulrich von
Weizsäcker

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r. Margrit Wetzel
ndrea Wicklein
ürgen Wieczorek (Böhlen)

eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
rigitte Wimmer (Karlsruhe)

ngelbert Wistuba
arbara Wittig
r. Wolfgang Wodarg
erena Wohlleben
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

eidi Wright
ta Zapf
anfred Helmut Zöllmer
r. Christoph Zöpel
ÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN
erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)

olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
atthias Berninger
rietje Bettin
lexander Bonde
kin Deligöz
r. Thea Dückert
utta Dümpe-Krüger
ranziska Eichstädt-Bohlig
r. Uschi Eid
ans-Josef Fell
oseph Fischer (Frankfurt)

atrin Göring-Eckardt
nja Hajduk
infried Hermann
ntje Hermenau
eter Hettlich
lrike Höfken
hilo Hoppe
ichaele Hustedt
ritz Kuhn
enate Künast
ndine Kurth (Quedlinburg)

arkus Kurth
r. Reinhard Loske
nna Lührmann
erzy Montag
erstin Müller (Köln)

infried Nachtwei
hrista Nickels
riedrich Ostendorff
imone Probst
laudia Roth (Augsburg)

rista Sager
hristine Scheel
rmingard Schewe-Gerigk
lbert Schmidt (Ingolstadt)

erner Schulz (Berlin)

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rsula Sowa
ainder Steenblock
ilke Stokar von Neuforn
ans-Christian Ströbele
ürgen Trittin
arianne Tritz
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(C (D r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer r. Ludger Volmer osef Philip Winkler argareta Wolf DP aniel Bahr ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher elga Daub örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt oachim Günther r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan hristoph Hartmann laus Haupt lrich Heinrich irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning irk Niebel ünther Friedrich Nolting ans-Joachim Otto berhard Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz r. Andreas Pinkwart r. Günter Rexrodt arita Sehn r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner r. Dieter Thomae ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein ein DU/CSU lrich Adam se Aigner eter Altmaier ietrich Austermann orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann rnst-Reinhard Beck Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Dr. Rolf Bietmann Clemens Binninger Renate Blank Ralf Göbel Dr. Reinhard Göhner Tanja Gönner Josef Göppel Peter Götz Dr. Wolfgang Götzer Werner Lensing Peter Letzgus Ursula Lietz Walter Link Eduard Lintner Dr. Klaus W. Lippold Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck Volker Rühe Albert Rupprecht Peter Rzepka Anita Schäfer Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Dr. Wolfgang Bötsch Klaus Brähmig Dr. Ralf Brauksiepe Helge Braun Monika Brüning Georg Brunnhuber Verena Butalikakis Hartmut Büttner Cajus Caesar Manfred Carstens Peter H. Carstensen Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Albert Deß Alexander Dobrindt Vera Dominke Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Rainer Eppelmann Anke Eymer Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Albrecht Feibel Enak Ferlemann Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Homburg)


(Frankfurt)


(Reutlingen)





(A) (C)


(B) )


(Offenbach)


(Bönstrup)


(Schönebeck)


(Nordstrand)


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
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Georg Girisch
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(Bad Dürrheim)

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(D r. Wolfgang Schäuble artmut Schauerte ndreas Scheuer orbert Schindler eorg Schirmbeck ndreas Schmidt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian orst Seehofer urt Segner atthias Sehling arion Seib einz Seiffert ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn rika Steinbach hristian von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger atthäus Strebl homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ntje Tillmann deltraut Töpfer r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arko Wanderwitz eter Weiß erald Weiß go Wellenreuther nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch illy Wimmer atthias Wissmann erner Wittlich agmar Wöhrl lke Wülfing olfgang Zeitlmann olfgang Zöller illi Zylajew raktionslose Abgeordnete r. Gesine Lötzsch etra Pau Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Jetzt fahren wir in der Debatte fort. Ich erteile dem Abgeordneten Peter Hintze das Wort. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Uns liegt heute ein Antrag der FDP-Fraktion zur Änderung des Grundgesetzes vor, um einen Volksentscheid über die zukünftige EU-Verfassung in Deutschland durchzuführen. Es war interessant, eben beim Kollegen Roth ein wenig zu verfolgen, welchen Eiertanz die rot-grüne Gruppe hier im Deutschen Bundestag bei diesem Thema aufführt; (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das ist ehrlich!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1507203800

denn sie hat immer nach Plebisziten geschrien. Mein
Kollege Vorredner hat in einem Punkt Recht: In dieser
Frage gibt es in diesem Haus eine einzige Fraktion, die
kristallklar die Leitprinzipien der repräsentativen
Demokratie vertritt, die uns in Deutschland und Europa
Stabilität gebracht haben, und das sind wir, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mit Ausnahme der CSU! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lächerlich, Herr Hintze! – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Karneval!)


– Verehrter Kollege Westerwelle, ich spreche für CDU
und CSU.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir sind hier nicht im Kabarett!)


Ich halte es für einen fatalen Fehler, das Grundgesetz
zu ändern. Der Kollege Hoyer hat uns in der intellektuel-
len Redlichkeit, die wir von ihm kennen, dafür auch die
notwendigen Belege geliefert.

Eine Volksabstimmung über Europa wäre nichts an-
deres als eine Bühne für Sektierer und Randalierer,


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


auf der alle Kräfte, die eine europäische Verfassung
durchbringen müssen,


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das ist eine Beleidigung von Herrn Stoiber!)


sich mit antieuropäischen Ressentiments herumschlagen
müssten.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich weise die Anwürfe gegen Kollegen Stoiber zurück! Herr Stoiber ist kein Sektierer!)


– Das nehmen wir entgegen, Herr Westerwelle.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aber Herr Westerwelle ist ein Randalierer!)


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(C (D Meine Damen und Herren, wenn wir unsere eigene undesregierung noch ein wenig in Schutz nehmen wolen, die auf der europäischen Ebene eine Verpflichtung at, lautet das wichtigste Argument: Eine solche Volksbstimmung wäre mit Sicherheit ein Blitzableiter für ie Unzufriedenheit der Bevölkerung über eine Regieung, die eine derartig desaströse Politik macht, dass wir ns real und stimmungsmäßig in einem historischen Tief efinden. Wir können Europa nicht darunter leiden lasen, dass diese Regierung eine so schlechte Politik macht. Mit wachsender Sorge, Herr Bundesaußenminister, erfolgen wir auch die Strategie der Bundesregierung in er Regierungskonferenz. (Markus Löning [FDP]: Seit wann hat sie eine Strategie?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as läuft im Moment nach dem Motto: Die anderen
ringen die Verschlechterungen ein und die deutsche
undesregierung weigert sich, als richtig erkannte Ver-
esserungen vorzuschlagen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unverantwortlich! Selbst Herr Roth sieht das anders!)


iese Arbeitsteilung halte ich für unglücklich.
Beim Start der Regierungskonferenz – das betrifft den

esamten Deutschen Bundestag – wurde direkt in der
rsten Sitzung ein Kernelement der europäischen Verfas-
ung eliminiert, nämlich der Legislativrat, der eindeutig
ehr Transparenz und mehr Demokratie in die europäi-
chen Entscheidungsprozesse gebracht hätte. Ich weiß,
er Bundesaußenminister hat mannhaft dagegen gefoch-
en, aber mir kommt es auf Folgendes an: Es geht nicht
n, dass die anderen Salamischeibe für Salamischeibe
lemente aus der Verfassung herausnehmen, während
ir, da wir uns dem Entwurf verpflichtet fühlen, aus un-
erer Sicht keine Verbesserungen an anderer Stelle vor-
chlagen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ie man, wenn man so etwas schon hinnimmt, vielleicht
uch als Gegenstück hineinbringen könnte. Ich erwarte
lso von unserer Bundesregierung, dass sie ihre hierbei
erfolgte Strategie ändert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unverantwortlich!)


Als Nächstes droht eine Beschränkung des Haus-
altsrechts des Europäischen Parlaments.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Skandalös!)

iebe Kolleginnen und Kollegen, das Haushaltsrecht ist
as Kernrecht des Parlaments. Jedenfalls für unsere
raktion sage ich hier: Die Kollegen im Europäischen
arlament haben unsere Solidarität und die Regierungs-
onferenz hat mit unserem Widerstand zu rechnen, wenn
uch diese Rechte des Parlaments im Verfassungsent-
urf zerstört werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Peter Hintze

Ganz entscheidend wird sein, die Regelung der dop-

pelten Mehrheit im Konventsentwurf zu verteidigen;
Mehrheit der Staaten plus Mehrheit der Bürger, das ist
demokratisch. Ich halte es für gefährlich, die Diskussion
sämtlicher wichtiger Themen auf die letzte Nacht – so
hat uns jedenfalls die Regierung unterrichtet – zu ver-
schieben. Kollege Hoyer, der in der Bundesregierung
lange Verantwortung getragen hat, hat warnend auf die
Konsequenzen hingewiesen:

Erstens. Die Parlamente werden im Vorfeld dieser
Entscheidungen ausgeschaltet, weil keiner ihrer Vertre-
ter in der letzten Nacht dabei ist.

Zweitens. Es droht die Wiederholung von Nizza, wo
in der Erschöpfung der Schlussrunde nach langem Feil-
schen schlechte und zum Teil ungerechte Ergebnisse er-
zielt wurden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir verlangen, dass die Kernfragen im Rahmen der

Regierungskonferenz so behandelt werden, dass wir, das
Parlament, diesen Prozess kritisch begleiten können.

Herr Bundesaußenminister, ich habe eine Bitte: Sie
und der Herr Bundeskanzler sollten sich bei den Ver-
handlungen und Beratungen – in Ihrem Interesse – im-
mer vor Augen führen, dass Sie für die Ratifizierung der
europäischen Verfassung im Bundestag eine Zweidrit-
telmehrheit, also auch die Stimmen von CDU und CSU,
brauchen. Mit anderen Worten: Ohne unsere Stimmen
sind Sie mit diesem Projekt am Ende; in anderen Fragen
sind Sie es sowieso. Ich halte es deswegen für – vorsich-
tig gesagt – töricht, dass die Regierung die Forderungen,
die die große Mehrheit der Opposition hier stellt, einfach
mit einer gewissen Nichtachtung straft. Ich erinnere an
die Vorschläge, die in unserem Antrag aufgeführt sind,
Stichworte „Daseinsvorsorge“, „Grundwerteveranke-
rung in der Präambel“, „Bezug auf das christliche Erbe
Europas“ und „Verantwortung des Menschen vor Gott“.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir werden im Bundestag darüber sprechen müssen,

wie wir als nationales Parlament die europäische Ge-
setzgebung in Zukunft begleiten können. Dazu müssen
wir uns etwas einfallen lassen: Wir werden uns Art. 23
des Grundgesetzes vornehmen müssen, wir müssen un-
sere Beteiligungsrechte ergänzen – sie sind unzurei-
chend beschrieben – und wir müssen, Frau Präsidentin,
darüber nachdenken, wie wir die europäischen Gesetz-
gebungsprojekte in jeder Sitzungswoche des Deutschen
Bundestages behandeln und begleiten können. Nur wenn
das geschieht, ist eine sinnvolle Kontrolle der Politik auf
der europäischen Ebene durch den Deutschen Bundestag
möglich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der gestern veröffentlichte Fortschrittsbericht der

EU-Kommission über die Beitrittskandidaten zeigt uns,
dass hier noch eine Menge Probleme zu schultern sind.
Interessant ist auch das, was die Kommission über den
Beitrittskandidaten Türkei sagt. Wir nehmen mit Sorge
zur Kenntnis, dass die Kommission die Feststellung vie-
ler Menschenrechtsorganisationen bestätigt, wonach die

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(C (D erfassungsreformen in der Türkei oftmals nur auf dem apier stehen. Was nach der Verfassung garantiert wird, ird durch viele Anwendungsvorschriften im Ansatz ingeschränkt. Zentrale Probleme sind die Rolle des Mitärs, die weiterhin bedrückende Folterpraxis und die iskriminierung ethnischer Minderheiten, etwa im Hinlick auf die Verwendung der eigenen Sprache. Nicht uletzt vor diesem Hintergrund warne ich davor, den rozess des Beitritts der Türkei zur EU wie einen Autoatismus zu behandeln, sodass irgendwann keine Korektur mehr möglich ist. Das wäre ein schwerer Fehler. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Günter Gloser [SPD]: Es gibt ja keinen Automatismus!)


Hier ist dazu aufgefordert worden, die Bevölkerung
u fragen. Wir müssen auch uns fragen, ob die Europäi-
che Union nach dieser großen Erweiterung um zehn
taaten und damit um 75 Millionen Menschen ange-
ichts unseres heutigen Erkenntnisstands ein Hineinstür-
en in die nächste bzw. übernächste Erweiterung verant-
orten kann. Jeder, der in einem Wahlkreis arbeitet,
eder, der in der Kommunalpolitik Verantwortung trägt,
eiß, dass wir in Deutschland zurzeit zunehmende Inte-
rationsprobleme haben, gerade im Hinblick auf einen
eil unserer türkischen Mitbürger.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Wir diskutieren heute die europäische Verfassung!)


Wir wissen, dass die Europäische Union mit einem
olchen Beitritt – vorsichtig formuliert – sehr stark he-
ausgefordert würde. Deswegen ist nach dem heutigen
tand der politischen Erkenntnis klar, dass die Europäi-
che Union eine solche Erweiterung nicht verkraften
ürde. Wir halten daher das Vorgehen der Bundesregie-
ung in Helsinki für falsch, der Türkei den Status eines
ffiziellen Kandidaten zu verleihen, ohne die Grundfra-
en nach den Grenzen Europas, nach dem Ziel Europas
nd nach der Handlungs- und Funktionsfähigkeit einer
uf 450 Millionen Bürger erweiterten Gemeinschaft
berhaupt zu prüfen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Günter Gloser [SPD]: Sie haben 1997 in Luxemburg zugestimmt!)


Ich will dem Kollegen Gloser auf seinen Zwischenruf
ntworten. Er hat gefragt, was 1997 war. Verantwortli-
he Politik ist, dass jeder zu jedem Zeitpunkt prüft, ob
ntscheidungen oder Vorüberlegungen auch nach dem
eutigen Kenntnisstand immer noch richtig sind. Wenn
h beschlossen habe, vom Dreimeterbrett zu springen,
ann ich doch nicht sagen, wenn ich oben angekommen
eststelle, dass kein Wasser drin ist, dass ich trotzdem
pringe, weil ich es einfach beschlossen habe, lieber
ollege Gloser.
Ich komme zum Schluss.

(Franz Müntefering [SPD]: Das ist auch besser so!)

as Jahr 2004 wird als ein europäisches Jahr in die Ge-
chichte eingehen: Verfassung, Erweiterung und, nach-
em es ja schon seit einem Vierteljahrhundert Direkt-






(A) )



(B) )


Peter Hintze

wahlen zum Europäischen Parlament gibt, Direktwahl
von nunmehr 450 Millionen Bürger in 25 Staaten. Wir
sind uns der historischen Herausforderung bewusst und
werden als Deutscher Bundestag unseren Beitrag dazu
leisten.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Günter Gloser [SPD]: Nur eingeschränkt!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507203900

Zu einer Kurzintervention erhält der Herr Kollege

Westerwelle das Wort.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1507204000

Frau Präsidentin! Herr Kollege Hintze, Sie haben am

Anfang Ihrer Rede zu dem Antrag der Freien Demokra-
ten gesagt, wenn man ihm zustimmte, würde eine Bühne
für Sektierer und Randalierer geschaffen. Ich bin jetzt
voller Sorge, denn einer muss ja den bayerischen Minis-
terpräsidenten verteidigen. Der hat nämlich gesagt
– wörtliches Zitat –: Ich bin dafür, unser Grundgesetz so
zu ändern, dass man über die europäische Verfassung per
Referendum abstimmen kann. – Genau das beantragt
heute die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Von wann ist das Zitat?)


Einen weiteren Sektierer und Randalierer möchte ich
hier noch benennen, das ist der Herr Kollege Glos.


(Günter Gloser [SPD]: Das wissen wir doch schon! – Heiterkeit bei der SPD)


– Ich habe das nicht gesagt. – Der Sektierer und Randa-
lierer Glos sagt also, eine europaweite Volksabstimmung
über die Zukunft des Projekts Europa könne in der Tat
das europäische Bewusstsein stärken und zur erforderli-
chen Klarheit über den weiteren Weg des Projekts Eu-
ropa über die künftigen Außengrenzen der EU beitragen.

Wir können jetzt übrigens eine Reihe von weiteren
Sektierern und Randalierern aus den Reihen der geschätz-
ten Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU hier zitie-
ren. Herr Singhammer, ein weiterer Sektierer und Randa-
lierer, sagt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass
beispielsweise über eine europäische Verfassung in
Frankreich, Dänemark oder anderen europäischen Nach-
barstaaten mit Volksentscheid abgestimmt wird und in
Deutschland diese Möglichkeiten ausgeschlossen bleiben.

Das kann man noch weiter fortführen: Noch im Som-
mer dieses Jahres, Herr Kollege Hintze, plädierte
Edmund Stoiber als Wahlkämpfer in einem langen und
bemerkenswerten Interview in der „Welt“ vom 9. Juli zu
Recht für ein Plebiszit über die europäische Verfassung.
Ich glaube, es täte uns allen gut, meine sehr geehrten Da-
men und Herren, wenn das, was der CSU-Vorsitzende
und bayerische Ministerpräsident im Sommer dieses
Jahres gesagt hat, nämlich dass das Volk über die Verfas-
sung entscheiden soll, auch noch nach den bayerischen
Landtagswahlen beachtet würde.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Kollege Hintze, bitte. Herr Kollege Westerwelle, es hat mich stark beein ruckt, was Sie hier vom bayerischen Ministerpräsidenen Stoiber, von unserem Landesgruppenvorsitzenden los und von anderen von mir hoch geschätzten und kluen Kolleginnen und Kollegen zitiert haben. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Einer muss es ja tun!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507204100
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1507204200

enn Sie mir heute zusagen, in allen zentralen politi-
chen Fragen immer der Linie von Herrn Stoiber und
errn Glos zu folgen, wäre ich bereit, Ihre Einwendun-
en noch einmal stärker zu bedenken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507204300

Das Wort hat jetzt der Herr Bundesminister Joschka

ischer.

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507204400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen

ie mich nur einen Satz zum Thema Volksabstimmung
agen. Dieses Thema nehme ich sehr ernst. Ich will es
ir deshalb nicht so einfach machen, zu sagen, dass das
hema von der FDP während ihrer 29-jährigen Regie-
ungsbeteiligung niedriger gehängt wurde als heute.
Wir haben folgendes große Problem: Wenn ernsthaft

ber Europa abgestimmt werden soll, dann müsste die
ntscheidungsalternative auch auf Europa zugespitzt
ein. Das heißt: Solange die Alternative nicht lautet „Ja
um europäischen Fortschritt oder Verlassen der Union
nd damit ein grundsätzliches Nein zum europäischen
rojekt“, werden Sie aus der populistischen Falle und
amit aus einer Beschädigung des europäischen Projek-
es nur sehr schwer herauskommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei dieser Alternative „Ja zur Verfassung oder Aus-
ritt aus der Union“ würden wir einen ganz anderen
ahlkampf im Rahmen eines solchen Referendums füh-

en und ganz andere Mehrheiten bekommen.

(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Man kann den Populisten auch entgegentreten!)

ch würde das sehr unterstützen. Aber wir sollten die Er-
ahrungen, die die Iren mit zwei Referenden gemacht ha-
en – Ihr liberaler Parteifreund, der von uns allen sehr
eschätzte Präsident des Europäischen Parlaments Cox,
at sie uns mitgeteilt –, ernst nehmen.
Wenn man eine ernsthafte Debatte über Europa will,

ann muss man diese Zuspitzung zur Diskussionsgrund-
age machen. Mit dieser Zuspitzung bekommen Sie eine
chte Mobilisierung und damit eine repräsentative Ent-
cheidung der Bürgerinnen und Bürger über die Zukunft
uropas. Solange das nicht der Fall ist, bekommen Sie






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Zufallsmehrheiten mit all den Fährnissen, die damit zu-
sammenhängen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich weiß nicht, ob das gewollt ist. Ich möchte der De-
batte nicht vorgreifen. Aber man sollte diesen Punkt be-
denken.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es zwei wesentliche
Gründe für die jetzige Regierungskonferenz über die
europäische Verfassung gibt. Der erste Grund ist ein
historischer. Es begann 1989 mit dem Fall der Mauer,
dem Abbau von Stacheldraht, dem Untergang des War-
schauer Paktes und dem Verschwinden der Sowjetunion.
Es geht schlicht und einfach darum, dass dieses Europa
als ganzes Europa zusammenfindet.

Der 1. Mai des kommenden Jahres wird ein histori-
sches Datum sein. Dann steht nämlich die Erweiterung
der Europäischen Union um zehn neue Mitgliedstaaten
an. Die meisten von ihnen lagen ehemals hinter dem Ei-
sernen Vorhang, hinter Mauer und Stacheldraht. Dieses
Ereignis halte ich für überaus wichtig. Dieses Datum
verdient wahrhaftig die Bezeichnung „historisch“.

Die Union aus 25 Mitgliedstaaten wird komplizierter
und es werden große Anstrengungen hinsichtlich der Re-
form der Institutionen und Verfahrensweisen erforder-
lich sein. Wir versuchen, dass diese Union aus 25 Mit-
gliedstaaten nicht zu einer Union mit eingeschränkter
Handlungsfähigkeit, sondern zu einem starken europäi-
schen Akteur wird. Wir brauchen dafür die notwendige
Sensibilität, aber auch die Reform der Institutionen und
der Verfahrensweisen.

Der zweite Grund für die jetzt anstehende Regie-
rungskonferenz ist, dass Nizza genau dieses nicht geleis-
tet hat. Ich komme nun auf Ihre Bemerkung zu sprechen,
Kollege Hintze, das Problem der letzten Nacht. Das ist in
Nizza nicht der entscheidende Punkt gewesen. Man hätte
auch lange vorher diskutieren können. Das große Pro-
blem war, dass gegen den Widerstand eines wichtigen
Mitgliedstaates der Europäischen Union die doppelte
Mehrheit nicht hinzubekommen war.

Ich unterschreibe das, was Sie hinsichtlich der Bedeu-
tung der doppelten Mehrheit sagen. Ich appelliere
nochmals an alle, zu begreifen, dass die Union in ihrem
doppelten Charakter, nämlich Staatenunion und Bürger-
union, sich in dem Prinzip der doppelten Mehrheit wi-
derspiegelt. Man kann darüber diskutieren, ob eine
Mehrheit von 50 Prozent der Staaten plus einem ausrei-
chend ist. Ich halte diese Grenze für richtig; daran gibt es
auch keine Kritik. Man kann auch darüber diskutieren,
ob eine Mehrheit von 60 Prozent der Bevölkerung aus-
reichend ist. Das sind meines Erachtens Diskussionen,
die man sehr pragmatisch führen kann.

Ich unterstreiche nochmals: Festhalten am Prinzip
von Nizza bedeutet erstens Festhalten an Intransparenz.
Selbst eine Habilitation auf dem Gebiet des Völkerrechts
und drei Aufbaulehrgänge in Europarecht reichen nicht
aus, die Mehrheitsregel von Nizza so zu kommunizieren,
dass die Menschen sie verstehen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ehrheitsregeln müssen aber verstanden werden. Das ist
in wesentlicher Punkt in der Demokratie; das ist die Vo-
aussetzung für Transparenz.
Zweitens. In der Entscheidung von Nizza ist ein sehr

omplexer Faktor hinsichtlich der Mehrheit der Bevöl-
erung enthalten.
Es liegt demgegenüber ein Konventsentwurf vor, den

ch unter allen Gesichtspunkten für fair und ausbalan-
iert halte. Ich sage das nicht als deutscher Außenminis-
er, sondern als überzeugter Europäer: Das Prinzip der
oppelten Mehrheit ist kein Vorteil für die Großen, im
egenteil. Dass jeder Staat eine Stimme hat, hat zur
onsequenz, dass in einer Union aus 19 kleineren und
echs großen Mitgliedstaaten die kleinen Länder die
ehrheit haben. Wenn bei der doppelten Mehrheit auch
ie Größe der Bevölkerung mitgewichtet wird, führt das
u einer Stärkung der Staaten mit einer großen Bevölke-
ung. Daran erkennt man auch das integrative Element
er doppelten Mehrheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


as ist für mich sehr wichtig, auch in Bezug auf die Ko-
ärenz. Der Hauptwiderspruch im Konvent besteht nicht
wischen den alten und den neuen Mitgliedstaaten, son-
ern er besteht zwischen den Interessen der großen und
er kleinen Staaten. Das ist übrigens nicht nur in unserer
nion der Fall, sondern das war bereits 200 Jahre früher
ei der Ausarbeitung der amerikanischen Verfassung so.
Zu den anderen Punkten in aller Kürze. Zum Legisla-

ivrat: Ich übermittle Ihnen lediglich als Bote, dass nur
eutschland, ein wenig unterstützt von Portugal, sich
afür ausgesprochen hat. Vertreter des Europäischen
arlaments waren im Raum und machten nicht den Ein-
ruck, als laute die Parole: Legislativrat oder Tod – um
as etwas zugespitzt zu sagen. Das ist die Lage. Die Prä-
identschaft wird in den kommenden Tagen oder Wo-
hen entsprechend der Fortschritte der Diskussion einen
eiteren Vorschlag machen. Wie die Umsetzung aus-
ieht, werden wir sehen. Es gilt der Grundsatz: Nichts ist
eschlossen, bevor nicht alles beschlossen ist. Das ist ein
uter europäischer Verhandlungsgrundsatz.
Beim Thema Gottesbezug verstehe ich die Kontro-

ersen überhaupt nicht. Sowohl ich als auch der Bundes-
anzler haben nach Gesprächen mit denjenigen, die
einten, sich für eine weiter gehende Formulierung ein-
etzen zu müssen, alles Mögliche versucht. Wir haben
mmer gesagt, dass wir mit der Formulierung im Grund-
esetz hervorragend leben können; sie ist Verfassungs-
raxis für die unterschiedlichsten Orientierungen bei
ns. Wir müssen aber akzeptieren, dass es Staaten selbst
it einer starken christlichen Tradition gibt, in deren
erfassungen die Trennung von Staat und Religion an-
ers festgeschrieben ist als bei uns. Solche Unterschiede
ind Bestandteil der europäischen Realität. Ich sehe da
ber keinen Dissens in der Substanz. Wir werden alles
ersuchen, um eine Einigung herbeizuführen. Im ur-






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

sprünglichen Konzept standen die griechisch-römische
Tradition und der Humanismus und die Aufklärung. Da-
zwischen klaffte eine große Lücke. Sie ist inzwischen
geschlossen worden. Es war sehr mühselig, das zu errei-
chen. Und selbst jetzt gibt es noch Widerstand gegen die
gewählte Formulierung.

Ich will dem Parlament und der Öffentlichkeit nur
deutlich machen, vor welchen Problemen wir stehen.
Am Ende müssen wir einen Konsens erzielen. Der Bun-
deskanzler weist völlig zu Recht immer darauf hin – das
ist keine Drohung, sondern zeigt, wessen es bedarf –,
dass sich am Ende alle einigen müssen und das Vertrags-
werk ratifiziert werden muss. Diese beiden Hürden müs-
sen genommen werden. Das ist die Voraussetzung für
die Verfassung.

Es ist im Übrigen ja nicht so, dass die Bundesregie-
rung alleine darauf hinwirken würde. Wir arbeiten aufs
Engste und ganz hervorragend – das wissen Sie; Kollege
Teufel war ja dabei – mit den Ländervertretern zusam-
men. Dabei finden die Positionen, die die von Ihrer Par-
tei geführten Länder einbringen, Berücksichtigung.
Auch bei der Daseinsvorsorge bemühen wir uns um die
entsprechende Klarstellung, damit bestehende Sorgen,
vor allen Dingen der Bundesländer, ausgeräumt werden.

Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass ein sehr
wichtiger Partner von uns das anders sieht – gar nicht
einmal in der Substanz. Seine Sorge ist, dass, wenn nicht
alles genau festgehalten wird, etwas eintritt, was auch
wir nicht wollen. Das ist das Problem. Aber Ihre Partei-
vorsitzende hat Ihnen in diesem Zusammenhang ja
schon eigene Erfahrungen übermittelt. Ich nehme an,
auch in einem Gespräch jenseits des Rheins haben Sie
selbst und andere Mitglieder des Ausschusses sich einen
entsprechenden Eindruck verschaffen können.

Die entscheidenden Punkte sind die Stärkung des
Europäischen Parlaments, die Schaffung des Amts ei-
nes europäischen Außenministers, die Neudefinition
der qualifizierten Mehrheit – für uns ein zentraler
Punkt – und eine bessere Subsidiaritätskontrolle.

Natürlich wird es noch Anpassungen und einen Fein-
schliff geben müssen. Ich halte aber nichts davon, das
Paket jetzt wieder aufzuschnüren. Die wesentlichen
Punkte, die für Sie wichtig sind, sind ja enthalten. Ich
denke, alles neu zu verhandeln würde sich als Rohrkre-
pierer erweisen. Ich glaube auch nicht, dass wir auf der
Regierungskonferenz eine bessere Verfassung erreichen
könnten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Bei den Themen Einwanderung und Asyl hat diese
Bundesregierung, wie ich meine, vor allen Dingen was
den Arbeitsmarkt betrifft, mehr erreicht, als wir gedacht
haben. Wir haben hier die notwendige Flexibilität eben-
falls erreicht.

Alles in allem finde ich: Das ist ein gewaltiger Schritt
nach vorne. Der Konvent ist wirklich zu loben. Es ist ge-
lungen, nicht wie in Nizza einen Minimalkonsens, son-
dern zu 28 ein Ergebnis zu erreichen, von dem ich per-

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(C (D önlich glaube, dass wir in den vor uns liegenden zwei ahrzehnten kein besseres erzielen werden. Deswegen meine ich – das ist auch die Haltung der undesregierung –, dass die Verteidigung des Verfasungsentwurfs im europäischen Interesse liegt. Es würde berhaupt nichts bringen – das haben wir all denen, die das nders sehen, so gesagt, Kollege Hintze –, wenn wir einen esentlichen Teil des Ergebnisses von Nizza in den Verassungsentwurf einfügen würden. Dann wäre es besser, ei dem Ergebnis von Nizza zu bleiben, mit der Konseuenz, dass wir große Probleme bekämen. Ich halte nichts avon, den Entwurf zu verschlimmbessern. Ich bin dafür, n dort zu verbessern, wo neue Konsense existieren, soie den notwendigen Feinschliff und Detailkorrekturen orzunehmen. Aber eine Mischung mit dem Ergebnis von izza, etwa die damals beschlossenen Abstimmungsreeln in den jetzt vorliegenden Entwurf einzufügen, würde edeuten, dass wir den Entwurf aufgeben. Ich sehe nicht, dass wir einen besseren Entwurf erhaln. Der Konvent hat hier eine historische Leistung vollracht. Ihn zu verbessern unterstütze ich. Ihn zu verteidien ist unser gemeinsames Interesse und unsere Aufgabe. as ist die Linie der Bundesregierung in der Regierungsonferenz. Ich bin optimistisch, dass wir uns am Ende auf inen sehr vernünftigen Konsens einigen werden. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507204500

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Sabine

eutheusser-Schnarrenberger.


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1507204600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ns ist es wirklich sehr ernst mit unserem Vorschlag, ei-
en Volksentscheid über die europäische Verfassung her-
eizuführen. Wir wollen uns damit einer offenen und
hrlichen Debatte stellen mit dem Ziel, die Bürgerinnen
nd Bürger von dem Mehrwert einer europäischen Ver-
assung für sie persönlich zu überzeugen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir befinden uns in guter Gesellschaft. Denn schon
984 hat der italienische Europaabgeordnete Spinelli in
einem vom Europäischen Parlament verabschiedeten
erfassungsentwurf zur Gründung der Europäischen
nion die Zustimmung der Bevölkerung in einem Refe-
endum zur Bedingung für die Annahme der Verfassung
emacht. Unser Vorschlag ist also kein Gedanke, der
rstmals – vielleicht aus taktischen Überlegungen – vor-
ebracht wird. Nein, dies ist ein wirklich demokratiepo-
itisches Anliegen. Es hat uns als diejenigen, die immer
ehr vorsichtig und sehr differenziert mit plebiszitären
lementen in unserer Verfassung umgehen, dazu ge-
racht, einen Volksentscheid über diese grundlegende
rage einzufordern.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Wir sind in guter Gesellschaft, wenn ich mir die Hal-

tung überzeugter Europäer anschaue. Cohn-Bendit hat
klar gefordert, gleichzeitig in allen europäischen Mit-
gliedstaaten ein Referendum über die europäische Ver-
fassung durchzuführen – und dies nicht verbunden mit
der Alternative, ob man aus der Europäischen Union
ausscheiden wolle, also ohne zu selektieren. Auch er
sagt: Wenn wir angesichts dieses Qualitätssprungs die
Bürgerinnen und Bürger nicht von dem überzeugen, was
jetzt auf sie zukommt, was sie von Europa erwarten kön-
nen und wie man mit diesem Europa leben kann, dann
werden wir sie auch für die Wertegemeinschaft Europa
nicht begeistern können.

Darum geht es uns. Wir wollen doch nicht – das wür-
den wir nicht unterstützen – Populisten Vorschub leisten.
Wir wollen vielmehr, dass möglichst viele gemeinsam
für Europa werben. Heute bestünde die Chance, Sonn-
tagsreden aus den vergangenen Wochen und Monaten
überzeugende, glaubwürdige Taten folgen zu lassen.


(Beifall bei der FDP)

Ich bedauere – ich hoffe, wir haben hier bald vollere

Ränge –, dass das heute leider nicht der Fall sein wird.
Das gilt gerade auch für diejenigen in der SPD und unter
den Grünen, die immer überzeugtere Vorkämpfer für
plebiszitäre Elemente waren als manch andere in diesem
Haus.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507204700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Winkler?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1507204800

Gern.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507204900

Bitte.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Frau Kollegin Leutheusser-Schnarrenberger, Sie ha-

ben uns gerade angesprochen. Sind Sie bereit anzuerken-
nen, dass die FDP in der letzten Wahlperiode, wenn es
um Volksentscheide ging, keine geschlossene Auffas-
sung hatte? Im Gegenteil, viele Abgeordnete Ihrer Frak-
tion – Sie nicht – haben den Gesetzentwurf der Bundes-
regierung abgelehnt. Damit haben Sie nicht dazu
beigetragen, dass die direkte Demokratie, der Sie jetzt
das Wort reden, vorangebracht wurde.

Sind Sie weiterhin bereit, mir darin zuzustimmen,
dass der Sinn einer Volksabstimmung darin besteht, dass
das Volk selbst entscheiden kann, worüber es abstimmen
will, und nicht von Ihnen mütterlich vorgelegt bekom-
men will, über was es befinden und an welchen Ent-
scheidungen es direkt beteiligt werden soll?


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1507205000

Zunächst einmal ist es Voraussetzung für eine Volks-

abstimmung, dass etwas vorgelegt wird, worüber abge-
stimmt werden soll. Anders geht es nicht.

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(C (D (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


an kann auch Alternativen vorlegen, aber hierbei han-
elt es sich um ein klassisches Element eines Volksent-
cheids.
Ich habe klar gesagt, dass wir angesichts unserer
ertschätzung der repräsentativen Demokratie sehr dif-

erenziert und zurückhaltend mit plebiszitären Elemen-
en umgegangen sind. Als es um die generelle Einfüh-
ung ging, hatten wir zwar eine einstimmige Haltung,
ber auch ein unterschiedliches Meinungsbild zur Volks-
nitiative. Das ehrt uns und zeichnet die ehrliche Debatte
nd das Ringen um die Antwort auf die Frage aus, ob
ir inhaltlich unbegrenzt Volksentscheide und Volksab-
timmungen in unser Grundgesetz aufnehmen wollen.
eshalb muss man auch die richtigen Gelegenheiten su-
hen und nutzen, um schrittweise für dieses Element zu
erben. Wir tun das jetzt mit unserem vorgelegten Ge-
etzentwurf.


(Beifall bei der FDP)

Auch wenn die Abstimmung heute wider Erwarten

icht die Zweidrittelmehrheit für unseren Gesetzentwurf
ringen sollte, werden wir nicht aufhören, dafür zu wer-
en. Vielleicht werden – so verstehe ich manche Äuße-
ungen – Anfang nächsten Jahres, wenn der Entwurf ein
eschluss wird, die Verfassung von der Regierungskon-
erenz beschlossen worden ist, mit einem Mal viele sa-
en, jetzt trauen wir uns doch, jetzt wollen wir uns die-
em Vorhaben anschließen. Dann werden wir die Ersten
ein, die mit Sicherheit damit argumentieren. Wir wollen
azu beitragen – dem dient auch die engagierte Debatte
eute –, dass es dieses Mehr an Demokratie in Europa
ibt.
Wir sind in Sorge – diese Sorge teilen wir mit vielen

n diesem Haus – über die Anzeichen in der Regierungs-
onferenz, die darauf hindeuten, dass das Europäische
arlament nicht so stark sein soll, wie es in diesem Ent-
urf vorgesehen ist; es sollen eher Abstriche gemacht
erden. Die Debatte über den Legislativrat gibt ebenso
nlass zur Besorgnis. Die Finanzminister diskutieren
ach dem Motto: Europäische Parlamentarier können
icht mit Geld umgehen, deswegen muss ihnen das Letzt-
ntscheidungsrecht genommen werden.
Wir wollen keine Abstriche von dem, was für die Par-

amentarierinnen und Parlamentarier in Europa erreicht
orden ist – es war Gott sei Dank mehr als in Nizza –,
achen. Dafür kann man gut werben, und zwar erst
echt mit einem Volksentscheid. Ich gehe davon aus,
ass diese Essentials gerade auch von den Vertretern der
eutschen Regierung in der Regierungskonferenz nicht
ngetastet werden und letztendlich mit Sicherheit ein
ntwurf beschlossen wird – dafür plädieren wir –, der
as Parlament stärkt, der nicht renationalisiert und den
inisterrat mit den nationalen Egoismen, die dort vor-
errschen, nicht noch weiter stärkt, der aber dazu führen
ird, das Vertrauen in die stabile Währung zu festigen.
Deshalb, Herr Minister, ist es ganz einfach – wenn

uch nur technisch –, in den nächsten Sitzungen endlich
as Protokoll zum Stabilitätspakt an den Verfassungsent-






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

wurf anzuhängen, damit nicht das Misstrauen weiter
wächst, man wolle auf kaltem Wege den Stabilitätspakt
entsorgen; denn das wäre ein falsches Zeichen für Eu-
ropa.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507205100

Das Wort hat jetzt Herr Staatsminister Hans Martin

Bury.

Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1507205200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Europa steht vor zwei zentralen Herausforde-
rungen: Wir müssen vor dem Hintergrund der größten
Erweiterung in der Geschichte der Europäischen Union
einen politischen Aufbruch schaffen, der die Handlungs-
fähigkeit der EU stärkt und die Akzeptanz der europäi-
schen Institutionen bei den Bürgerinnen und Bürger ver-
bessert. Wir müssen die ökonomische Stagnation in
Europa überwinden.

Wir stehen unmittelbar vor der Wiedervereinigung
Europas. Um nicht weniger geht es mit dem Beitritt der
mittel- und osteuropäischen Staaten zum 1. Mai des
nächsten Jahres. Es wäre schön, wenn dieses historische
Moment in dieser Debatte mitunter etwas spürbarer
würde. Ich sage das auch mit Blick auf die Delegation
des tschechischen Parlaments, die uns diese Woche be-
sucht.

Die mittel- und osteuropäischen Staaten bringen ihre
ganz eigenen Erfahrungen in das erweiterte Europa ein,
auch die Erfahrung, nationale Souveränität erst vor we-
nigen Jahren wiedererlangt zu haben. Das bedeutet, dass
sich viele von ihnen schwerer damit tun, Souveränität
auf die europäische Ebene zu übertragen. Wir müssen
deutlich machen – auch aus unserer Erfahrung heraus –,
dass das Poolen von Souveränität, dass das Bündeln na-
tionaler Souveränitäten ein Mehr an politischen Gestal-
tungsmöglichkeiten bedeutet und nicht ein Weniger.

Die EU der 25 mit 450 Millionen Einwohnern, die ein
Viertel des Bruttosozialprodukts weltweit erwirtschaf-
ten, kann ein Global Player sein. Wir kommen gar nicht
umhin, unsere gewachsene Verantwortung wahrzuneh-
men. Wir können dabei, auf ein sich bildendes europäi-
sches Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger über alle
nationale Grenzen hinweg aufbauen. Voraussetzung da-
für, dass wir diese stärkere Rolle mit Erfolg wahrneh-
men, ist aber, dass wir jetzt die überfälligen institutionel-
len Reformen schaffen,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


dass mit der Erweiterung der EU die Vertiefung, weitere
Integrationsfortschritte vonstatten gehen; sonst liefe die
EU Gefahr, nicht viel mehr als ein erweiterter Binnen-
markt zu sein.

Dieses Europa, diese Europäische Union ist aber viel
mehr als ein Markt: eine Gemeinschaft gemeinsamer
Ziele und Werte. Die Verfassung gibt uns die Möglich-

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(C (D eit, die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit iesem Europa zu stärken, die demokratische Legitimaon ihrer Institutionen zu verbessern, die Transparenz er Entscheidungsprozesse zu erhöhen und damit die ürgernähe, die Akzeptanz der EU bei den Bürgerinnen nd Bürger zu stärken. Der Konvent zur Zukunft Europas – das ist in der De atte deutlich geworden – hat mit seinem Verfassungsntwurf einen großen Integrationsfortschritt für Europa öglich gemacht. Ich finde – ich sage das auch an die dresse der Kolleginnen und Kollegen von der CDU/ SU –, wir können selbstbewusst mit diesem Konventsrgebnis umgehen. Einige von Ihnen, der Kollege Teufel, er Kollege Altmaier, der Kollege Brok, haben neben aneren dazu beigetragen, dass der Konvent zu diesem Erebnis gekommen ist, dass es uns gelungen ist, wichtige orderungen dort konsensfähig zu machen. Nun weiß ich auch um die Auseinandersetzungen in erhalb der Union. CSU und CDU haben für diese Deatte einen Wunschzettel präsentiert. Vor Weihnachten arf man Wunschzettel schreiben. Aber wenn alle nur unschzettel präsentieren, fällt am Ende die Besche ung aus. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Die Summe von nationalen Interessen, die Summe

on Partikularinteressen ergibt noch kein Gemein-
chaftsinteresse. Es zeigt sich im Verlauf der Beratungen
er Regierungskonferenz, wie richtig und wichtig es ist,
as Paket zusammenzuhalten, an dem Prinzip festzuhal-
en, dass derjenige, der den Kompromiss infrage stellt,
ie Verantwortung dafür trägt, einen neuen Konsens her-
eizuführen. Wir müssen der Gefahr begegnen, die
ichael Roth beschrieben hat: dass Regierungskonfe-

enzen, wie wir es in der Vergangenheit schmerzhaft er-
ebt haben, in ihren Verhandlungsprozessen am Ende
icht viel mehr erzielen als den kleinsten gemeinsamen
enner. Das wäre zu wenig angesichts der Herausforde-
ungen, vor denen wir stehen, und das wäre weit weniger
ls der gute Kompromiss, den der Konvent erzielt hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nun versucht sich die FDP mit der Forderung nach ei-
em Referendum in dieser Debatte zu profilieren. Liebe
olleginnen und Kollegen, Sozialdemokraten wissen in
iesen Tagen, dass es mitunter schwer ist, die notwendi-
en Entscheidungen zu treffen. Aber noch schwieriger
st es – das sehen wir an der FDP –, wenn man nichts zu
agen hat


(Zurufe von der FDP: Oh!)

nd dann auf die Idee kommt, das Volk zu fragen.
Ich habe nichts dagegen, über Elemente direkter De-
okratie zu diskutieren. Wir haben im Entwurf der euro-
äischen Verfassung, den der Konvent vorgelegt hat, im
brigen nicht zuletzt dank des Engagements des Kolle-
en Jürgen Meyer ein solches Element der Volksinitia-
ive verankert.






(A) )



(B) )


Staatsminister Hans Martin Bury


(Widerspruch bei der FDP)


SPD und Grüne haben in diesem Haus mehrfach Initiati-
ven ergriffen, um Elemente direkter Demokratie auch in
der deutschen Verfassung zu verankern.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Dann stimmt doch zu!)


Das ist aber an der fehlenden Zweidrittelmehrheit ge-
scheitert, die uns die rechte Seite dieses Hauses verwei-
gert hat.

Wer jetzt speziell bei der Einführung einer europäi-
schen Verfassung ein Referendum fordert, der hat entwe-
der wenig hehre Absichten – das möchte ich Ihnen aus-
drücklich nicht unterstellen – oder der verkennt, welche
Wirkungen das auf die anderen europäischen Staaten
und damit auf die Verhandlungen in der Regierungskon-
ferenz hätte. Wenn wir heute diese Entscheidung treffen
würden, würde das nationale und Partikularinteressen
stärken, die Spielräume unserer Partner in der Regie-
rungskonferenz enger machen und nicht dazu beitragen,
ein gutes europäisches Ergebnis zu erzielen.

Pat Cox, der Präsident des Europäischen Parlaments,
der in dieser Woche den Bundestag besucht hat, hat
deutlich gemacht, dass die nächsten Wahlen zum Euro-
päischen Parlament die ersten wirklichen europäischen
Wahlen sein könnten. Lassen Sie uns deshalb daran ar-
beiten, die europäische Verfassung rechtzeitig vor diesen
Wahlen fertig zu stellen und den Bürgerinnen und Bür-
gern vorzulegen! Lassen Sie uns mit europapolitischen
Inhalten Wahlkampf machen, anstatt mit dem Guidomo-
bil durchs Land zu fahren!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ernst Burgbacher [FDP]: Herr Bury, ein gewisses Niveau dürfte sein! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eine ganz starke Argumentation! Sie machen uns fertig!)


– Herr Westerwelle, dass Sie nicht gerne daran erinnert
werden wollen, kann ich verstehen. – Ich würde mich
darauf freuen, wenn wir im Europawahlkampf argumen-
tative Auseinandersetzungen miteinander führen könn-
ten.

Ein weiterer Aspekt betrifft den dringend notwendi-
gen ökonomischen Aufbruch. Deutschland als die größte
Volkswirtschaft in der Europäischen Union trägt dabei
eine besondere Verantwortung. 1 Prozent mehr Wirt-
schaftswachstum in Deutschland bedeutet angesichts
der engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen
0,3 und 1,8 Prozent mehr Wachstum in den anderen
europäischen Mitgliedstaaten. Wir brauchen deshalb ei-
nen Dreiklang von strukturellen Reformen auf dem Ar-
beitsmarkt und in den sozialen Sicherungssystemen, wie
wir sie mit der Agenda 2010 auf den Weg gebracht ha-
ben. Wir müssen die Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte mittelfristig fortsetzen. Dabei gilt es aller-
dings, den Stabilitäts- und Wachstumspakt zu beachten.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D enn wer nur das eine Ziel im Auge hat, der wird beide iele verfehlen. Nur wenn es uns gelingt, wieder Wachstum zu initiie en, werden wir an die erfolgreiche Konsolidierung zu eginn der vergangenen Legislaturperiode anknüpfen önnen. eshalb müssen wir die erforderlichen Wachstumsimulse geben. Hierzu zählt zum Beispiel die Steuersenung, die Sie, meine Damen und Herren von CDU/CSU nd FDP, den Bürgerinnen und Bürgern und dem Mitteltand in Deutschland nicht länger verweigern sollten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Erst nehmen Sie den Kommunen das Geld weg und dann fordern Sie, es ihnen zurückzugeben! Das ist eine Logik!)


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen darüber hinaus eine europäische
achstumsinitiative, für die wir gemeinsam mit unseren

ranzösischen Freunden Vorschläge gemacht haben.
iese zielen darauf ab, insbesondere in die Bereiche Bil-
ung sowie Forschung und Entwicklung, also in Köpfe
nd Können zu investieren und weniger in Beton und
oden, um die strukturellen Voraussetzungen dafür zu
chaffen, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit Europas
erbessert, die Wachstumskräfte gestärkt werden und
ehr Beschäftigung in Europa entsteht.
Lassen Sie uns, meine sehr geehrten Damen und Her-

en, liebe Kolleginnen und Kollegen, gemeinsam daran
rbeiten! Lassen Sie uns unsere europäische Verantwor-
ng wahrnehmen! Lassen Sie uns für ein starkes
eutschland in einem einigen Europa aber auch die not-
endigen Entscheidungen auf nationaler Ebene treffen
nd durchsetzen!
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507205300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Norbert Röttgen.

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507205400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Ich möchte zu der Frage sprechen – das ist eine
erfassungsfrage –, ob wir das Grundgesetz ändern und
ie Möglichkeit, Volksentscheide durchzuführen, in das
rundgesetz aufnehmen sollen. Diese Frage ist keine
inzelfrage, sondern eine Grundsatzfrage.
Aus diesem Grund kann man Ihre Position nicht auf-

echterhalten. Sie sagen, im Allgemeinen seien Sie nicht
ür Volksentscheide bzw. Sie hätten zumindest keine ge-
chlossene Position in dieser Frage, aber an dieser Stelle
eliebe es der Politik, großzügig zu sein, und Sie wollten
ie Bevölkerung fragen. So kann man es nicht machen.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen

Man befürwortet Volksabstimmungen doch nicht, um

den Instrumentenkasten der Parteien um ein weiteres
Element zu bereichern. Das sind doch Instrumente in
den Händen der Bürger und nicht in denen der Parteien.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Ich freue mich über Ihre Zustimmung. Daraus folgt
aber auch ein Widerspruch aufseiten der Koalition.

Erstens. Anders, als es der Bundesaußenminister eben
gesagt hat, können die Parteien nicht sagen, dass ihnen
die Frage, die gestellt wird, zu dumm ist. Die Autonomie
der Fragestellung wird dann bei den Bürgern liegen.
Auch das ist eine Folge, wenn das Instrument in den
Händen der Bürger liegt.

Zweitens. So wenig man im Allgemeinen dagegen
und in einem Einzelfall dafür sein kann, ist es intellektu-
ell und politisch doch redlich, zu sagen, dass man zwar
im Allgemeinen dafür ist, es einem aber an einer bestim-
men Stelle nicht passt.


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])

Herr Kollege Hintze hat völlig Recht: Die einzige in

der Sache konsequente, weil von Parteitaktik freie Posi-
tion in dieser Frage hat die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


– Genauso ist es. – Ich bedauere daher Ihre Position.
Ich gebe Herrn Bundesaußenminister Fischer Recht,

der sagt, dass es sich um eine sehr ernste Debatte handelt.
Es geht nämlich um unsere Demokratie und um die Frage
– über diese wird möglicherweise gerne gestritten –, was
die bessere Demokratie ist. Die parteitaktische Motiva-
tion sowohl an dieser als auch an anderer Stelle belastet
die Debatte über diese Fragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist keine Parteitaktik, sondern unsere Überzeugung.)


– Ja, das ist wirklich keine parteitaktische Position; denn
populär ist die andere Position. Unsere Position ist ver-
antwortlich. Wir vertreten sie unter Inkaufnahme partei-
politischer Nachteile. Das ist die Position der CDU/
CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich bedauere darum ausdrücklich, gegenüber der FDP

feststellen zu müssen, dass der „Spiegel“ Recht hat. Er
schreibt in dieser Woche, der FDP und ihrem Vorsitzen-
den Westerwelle gehe es darum, sich populär zu machen.
Nach meiner Einschätzung kann man es auch anders for-
mulieren: Die FDP will in Wahrheit gar keine Volksab-
stimmung, sondern ein Wahlkampfthema. Meine Wert-
schätzung für viele Kolleginnen und Kollegen Ihrer
Fraktion ist groß. Sie wären jedoch geradezu erschro-
cken, wenn Ihr Gesetzentwurf eine Mehrheit in diesem
Bundestag finden würde; denn Sie wollen im Ergebnis
gar keine Zustimmung, Sie wollen, dass die anderen da-

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(C (D egen sind, um werben zu können. Das ist Ihre wahre osition. Das können wir nicht unterstützen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich möchte zur Grundsatzfrage kommen und an Sie
ppellieren und zumindest für Ihre Einsicht werben: Wir
lle – als Parteien und als Parlament – werden am Ende
ewinner sein, wenn wir über die Grundsatzfrage, was
ie bessere Demokratie ist – die parlamentarisch-reprä-
entative oder die parlamentarisch-repräsentative mit
lebiszitären Elementen –, vernünftig debattieren und
ie schließlich, egal wie, beantworten. Dagegen werden
ir alle Verlierer sein, wenn wir selbst über die Grund-
atzfragen der Demokratie und unserer Verfassung im-
er mit parteitaktischer Motivation debattieren.
Was ist also unsere Position bei der Frage, was die

essere Demokratie ist? Ich sage in jeder Debatte und
iederhole es gerne, dass es Richard von Weizsäcker mit
einer Bewertung auf den Punkt gebracht hat: „Die Be-
ölkerung ist zu groß und die Probleme sind zu kom-
lex.“ Das ist in einem Satz zusammengefasst die Be-
ertung, dass die plebiszitäre Demokratie nicht nur
icht realistisch, sondern auch nicht die bessere Demo-
ratie ist. Die parlamentarische Demokratie ist die
essere und überlegenere Form der Demokratie. Dafür
öchte ich drei Argumente vortragen.
Erstens. Die plebiszitäre Demokratie reduziert die

ragestellung und die Politik auf eine Ja-Nein-Alterna-
ive. Das parlamentarische Verfahren ist ein lernendes
erfahren. Wir führen mehrere Lesungen durch.


(Ute Kumpf [SPD]: Bei Ihnen nicht!)

Ich gebe zu, dass die Lernbereitschaft der jetzigen
oalition nicht sehr ausgeprägt ist. –


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie müssen einräumen, dass das Gesetzgebungsver-
ahren diesen institutionellen Vorteil hat. Sie hätten mehr
öglichkeiten, zu lernen; ich gebe es gerne zu. Daneben

ühren wir Sachverständigenanhörungen durch.

(Günter Gloser [SPD]: Sie haben 16 Jahre lang nicht einmal die Grundlagen erreicht!)

Zum Verfahren gehört auch, zuhören zu können. – Das
erfahren ist auf Rationalität angelegt. Wir sind in der
age, zu korrigieren. Die wenigsten Gesetze kommen im
undestag am Ende so heraus, wie sie eingebracht wor-
en sind. Das parlamentarische Verfahren ist also ein ler-
endes Verfahren.
Pat Cox, der schon viel zitierte liberale Präsident des

uropäischen Parlaments, war in allen Fraktionen und
at seine Ablehnung eines Volksentscheids nicht mit der
erfassungstheorie, sondern mit seinen Erfahrungen be-
ründet. Er hat gesagt, die Erfahrung zeigt, dass es bei
iesen Abstimmungen um alles geht, nur nicht um die
rage, die gestellt worden ist. Darauf hat der Kollege
intze ebenfalls hingewiesen. Es würde über die aktu-
lle Verdrussstimmung im Land gegen diese Regierung






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen

debattiert werden, es würde die Politikverdrossenheit
zum Ausdruck kommen. Das können auch Sie nicht wol-
len. Ich stelle wirklich die Frage: Was sagt Hans-
Dietrich Genscher dazu, dass Sie die Europapolitik, die
europäische Verfassung, die europäische Integration zur
Geisel parteipolitischer Überlegungen machen?


(Zurufe von der FDP: Oh!)

Denn die Suppe von schlechter Regierungspolitik könnte
Auswirkungen auf die europäische Integration haben.
Das wollen wir nicht, weil wir für Europa sind.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507205500

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Hoyer?

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507205600

Sehr gerne.

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1507205700

Die Zwischenfrage kann ich natürlich auch gleich mit

der Antwort verbinden.

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507205800

Ich würde das bevorzugen.

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1507205900

Hans-Dietrich Genscher würde es niemals zulassen,

diesen Vorwurf der parteipolitischen Instrumentalisie-
rung unkommentiert zu lassen, weil er ihn für abwegig
halten würde und weil er sehr genau zu differenzieren
weiß zwischen einer Legitimation durch das Volk für die
konstitutionelle Grundlegung all dessen, was wir an-
schließend in der repräsentativen Demokratie in Parla-
menten entscheiden, und einer Vorstellung, nach der wir
alles und jedes nach dem Belieben der Parteien, wie Sie
gesagt haben, dem Volksentscheid unterwerfen.

Gemeldet habe ich mich aber wegen des Bezuges auf
Pat Cox. Er hat seine Erfahrungen in der Tat sehr wort-
reich dargestellt. Aber ist Ihnen möglicherweise auch
aufgefallen, dass Herr Cox gesagt hat: Das erste Refe-
rendum in Irland ist in 42 von 44 Counties schief gegan-
gen, weil die politische Klasse es für selbstverständlich
gehalten hat, dass das Volk wieder einmal Ja sagt! Als
man dann die Quittung für diese Untätigkeit bekommen
und sich beim zweiten Mal richtig reingehängt hat – wie
wir das auch endlich tun müssten –, ist eine klare Mehr-
heit auch für die Verfassung zustande gekommen, wie-
derum in 42 von 44 Counties.


(Beifall bei der FDP – Günter Gloser [SPD]: Fragezeichen!)



Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507206000

Ich hoffe, dass Pat Cox auch in Ihrer Fraktion über

das Plakat berichtet hat, das er gesehen und als Beispiel
dafür verwendet hat, wie Stimmung gemacht worden ist
zu einem ganz anderen, in der Bevölkerung virulenten,
heiß diskutierten Thema, das aber überhaupt nichts mit
der Abstimmung über Europa zu tun hatte, sondern gera-
dezu ein erschütterndes Beispiel für die Erfahrung war,

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(C (D ass eine solche Volksabstimmung eben nicht genutzt ird, um eine Sachfrage rational, vernünftig abzuwägen nd darüber zu diskutieren. Die Frage, wie ist das instiutionelle Verhältnis zwischen Kommission, Parlament nd Rat, war es nicht, was die Bevölkerung zur Ekstase etrieben hat, sondern es wurden ganz andere Themen ei dieser Volksabstimmung instrumentalisiert. Das hat r uns berichtet und diese Erfahrung ist ein Grund dafür, arum wir gegen eine solche Volksabstimmung sind und arum die europäische Integration der Leidtragende poitischer Fehler der aktuellen Regierung wäre. Gestatten Sie eine zweite Zwischenfrage? Sehr gern. Das ist dann aber die letzte. Ich mache es wirklich kurz. Ist es dann nicht gerade ie Chance der verantwortlichen Parlamentarier und Poitiker, den Populisten offen und entschlossen entgegenutreten und gegen solche Werbung anzutreten, statt chlicht diesen populistischen Sturm über die Parlamenarier und die Politik hinwegfegen zu lassen? Da wir uns ein bisschen kennen, hoffe ich, dass Sie ir abnehmen, wenn ich sage: Es ist genau die ethische erausforderung der Politik, dass wir dies tun, gerade uch in schwierigen Zeiten; übrigens nicht nur an dieser telle. Das ist unsere Aufgabe als Parlamentarier, als arlament insgesamt. Vielleicht werden wir ihr insgeamt nicht gerecht. Das mag auch ein Grund dafür sein, ass die Themen, über die wir tagaus, tagein reden, alle lter als zehn Jahre sind. Vielleicht gehört diese manelnde Bereitschaft auch zum Versagen aktueller Politik. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir als Parlaent diese Mängel nicht durch plebiszitäre Instrumente utmachen können. Vielmehr müssen wir als Parlament esser werden und unsere Aufgabe ernster nehmen, Poulismus entgegenzutreten, statt geradezu Einladungen ür Populisten auszusprechen. Das ist Ihr Vorschlag im rgebnis, meine Damen und Herren, s wäre eine Einladung für die Populisten und nicht ein intreten gegen Populismus. Zweitens. Ich will noch kurz die Grundsatzbedenken uflisten, warum wir gegen plebiszitäre Elemente sind. Sie wissen, dass Sie sich ganz kurz fassen müssen. Ich habe noch 30 Sekunden Redezeit. Besten Dank für den präventiven Hinweis! Ich werde mich kurz fassen. – Ein Plebiszit ist kein Instrument des kleinen Mannes. Der hat nämlich nicht die Möglichkeiten – damit wird ja geworben –, so etwas durchzuführen. Es ist vielmehr das Verhinderungsinstrument großer finanzstarker Organisationen. Plebiszite sind in aller Regel keine Gestaltungsinstrumente, sondern Verhinderungsinstrumente. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507206100
Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507206200

(Günter Gloser [SPD]: Aber jetzt mal fragen!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507206300
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1507206400

(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507206500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507206600




(A) )


(B) )

Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1507206700

Außerdem bedeutet plebiszitäre Demokratie im
Grunde Minderheitendemokratie. Es ist ein Quorum
von 25 Prozent vorgesehen. Bei der Bundestagswahl
kann sich das Parlament auf eine Legitimation von
80 Prozent stützen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Bundestagswahl gibt es überhaupt kein Quorum!)


Ein Plebiszit ist der typische Fall einer Minderheitenbe-
teiligung. Diese haben Sie sogar rechtlich durch ein
Quorum von nur 25 Prozent aufgegriffen. Das ist eine
geringere Form von Legitimation, als wir sie in der
Breite der parlamentarischen Legitimation bei den Bun-
destagswahlen von 80 Prozent haben.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber doch nicht als Quorum!)


Mein Schlusssatz – damit bin ich am Ende meiner
Rede – ist: Wir als CDU/CSU stehen zur parlamentari-
schen Demokratie als der bewährten und überlegenen
Form der Demokratie. Unsere Bitte an alle anderen
Fraktionen ist, dieses Thema in Zukunft seriös und sach-
lich zu debattieren und es nicht parteipolitisch zu instru-
mentalisieren. Damit täten wir uns allen einen großen
Gefallen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das sagen Sie jetzt Herrn Stoiber!)


– Das sage ich auch Herrn Stoiber.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507206800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rainder

Steenblock.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich bin dem Kollegen Dr. Röttgen sehr dankbar dafür,
dass er hier eine sehr klare Analyse des Problems der di-
rekten Demokratie vorgenommen hat, der ich in weiten
Teilen zustimme. Wir ziehen daraus jedoch völlig unter-
schiedliche Konsequenzen; denn ich komme zu völlig
anderen Ergebnissen.

Ein Ergebnis steht aber schon heute fest: Der Antrag,
den die FDP vorgelegt hat, hat nichts mit dem Bemühen

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(C (D m Einführung von direkter Demokratie in Deutschland u tun, sondern dies ist ein Showantrag, mit dem auf unrnste Weise Wahlkampf gemacht werden soll. Mit dieem Thema darf man jedoch nicht nachlässig umgehen. ies gilt besonders vor dem Hintergrund Ihrer Verganenheit in dieser Frage. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Einen solchen Umgang werden wir nicht mitmachen.
as Thema direkte Demokratie ist für uns viel zu ernst-
aft, als dass wir es in dieser Debatte von Ihnen zerreden
assen würden. Zwischen dem Kollegen Hintze und mir
esteht ein großer Dissens. Er hat sich zum Teil darüber
ustig gemacht, dass mit direkter Demokratie eine Platt-
orm für Sektierer und Randalierer geschaffen wird. Wer
o mit den Rechten der Menschen in diesem Lande um-
eht, die wir in unseren Sonntagsreden so häufig als
ündige Bürger darstellen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wieder eine Sonntagsrede!)


er sollte darauf vertrauen, dass die Bürger in der Lage
ind, sich zu solchen Sachverhalten in Abstimmungen zu
ußern. Das verstehen wir unter direkter Demokratie.
Auch wir wollen den Menschen dieses Recht geben.


(Zuruf von der FDP: Dann stimmen Sie doch zu!)


ir wollen die repräsentative Demokratie dadurch nicht
blösen, aber wir wollen diese Instrumente der direkten
itwirkung von Menschen in diesem Land stärken. Ich
laube, dass wir der Demokratie und der Akzeptanz
uch dieses Parlamentes einen großen Gefallen tun,
enn wir den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes
ahin gehend vertrauen, dass sie rationalen Argumenten
ugänglich sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, man
uss sich einmal den politischen und strategischen Hin-
ergrund ansehen, vor dem diese Europadebatte von Ih-
en geführt wird. In der „Frankfurter Allgemeinen Sonn-
agszeitung“ vom 19. Oktober stand – ich zitiere –, dass
ie FDP gegen den vorliegenden EU-Verfassungsent-
urf mobilisieren werde, weil er wirtschafts- und fi-
anzpolitisch zu weit von den Maastricht-Kriterien ent-
ernt sei.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Dieses Zitat ist falsch!)


iese Aussage ist nicht nur in der Sache falsch. Ver-
nüpft mit einer anderen Aussage aus diesem Artikel
ird manches deutlich. Weiterhin heißt es hier, dass die
DP mit dem Thema Korruptionsvorwürfe gegen EU-
olitiker in den Wahlkampf ziehen wolle. Ich frage
ich, welcher Geist bzw. welcher Ungeist eigentlich in
ie Köpfe der Liberalen eingezogen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507206900

Herr Kollege Steenblock, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Westerwelle?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1507207000

Herr Kollege, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu neh-

men, dass das Zitat, das Sie vorgelesen haben, falsch ist
und dass dies nicht die Haltung der Freien Demokraten
als Partei oder Fraktion ist? Vielmehr ist unsere Haltung
so, wie sie der Kollege Hoyer und Frau Kollegin
Schnarrenberger hier wiedergegeben haben.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege Westerwelle, wenn Sie das hier so
darstellen, nehme ich das als die Position Ihrer Fraktion
mit freudiger Erregung zur Kenntnis.


(Heiterkeit im ganzen Hause – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht man Dir an! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich möchte festhalten: Ich möchte Sie nicht in Erregung versetzen! Damit keine Gerüchte aufkommen!)


– Lieber Kollege Westerwelle, in freudige Erregung dür-
fen Sie mich gerne versetzen.

Was in dieser Zeitung dargestellt wurde, war nicht die
Meinung der Fraktion, sondern die Meinung der FDP.
Wenn Sie das heute korrigieren, dann werden wir diesen
Prozess weiterhin sehr genau beobachten. Denn wir ha-
ben bei vielen liberalen Parteien in Europa diesen Trend
zum Rechtspopulismus gesehen. Wir kennen das aus ei-
ner Reihe von Wahlkämpfen. Sie haben ja einen nicht
besonders inhaltlichen und erfolgreichen hinter sich.
Wenn wir die FDP aus ihrer innenpolitischen Bedeu-
tungslosigkeit auf dem Weg zum Rechtspopulismus erle-
ben, dann werden wir massiv dagegenhalten. Das wer-
den wir Ihnen nicht durchgehen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Unglaublich!)


All das, was wir heute gehört haben, zeugt davon, dass
Sie eine populistische Auseinandersetzung anstreben
und keine in der Sache.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Können Sie mir da einen Satz nennen, den ich gesagt habe? Unverschämtheit!)


Auch Herr Kollege Röttgen hat von der Gefahr des Po-
pulismus gesprochen.

Ich würde gerne noch einmal zur europäischen Ver-
fassung zurückkommen. Lieber Kollege Hintze, Sie wis-
sen genauso gut wie ich, dass wir in einem sehr verant-
wortungsvollen Prozess sind, um die Mehrheit in Europa
für einen Verfassungsentwurf zusammenzubekommen,
der sich am Konvent orientiert. Sie wissen sehr genau,

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(C (D ass die Annahme dieser Verfassung und die Qualität ieser Verfassung auch etwas mit der Erweiterung Euopas zu tun hat, die wir alle wollen. Deshalb bin ich zuefst davon überzeugt, dass alles vermieden werden uss, was diesen Prozess schwächt, was auch nur im nsatz an Populismus erinnert und was die Auseinanersetzung um Inhalte in diesem Prozess, in dem die undesregierung sehr verantwortlich agiert, stört. Wir haben eine ganze Reihe von Forderungen. ichael Roth hat das am Anfang schon deutlich geacht. Es ist nicht das Problem, dass auch wir Forderunen stellen könnten. Wir müssen den Laden zusammenalten, um das einmal ein bisschen lax auszudrücken, enn wir Erfolg haben wollen. Mit der Neueröffnung ieser Diskussion würde es Ihnen ergehen wie Goethes auberlehrling. Wenn Sie das Paket aufschnüren, weren Sie von einer Flut von Änderungsanträgen überspült erden, der Sie sich nicht mehr erwehren können. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Warum machen 23 Staaten das anders, Herr Oberlehrer?)


ie sagen, Sie wollen das nicht, aber Sie werden errei-
hen, dass wir eine Regierungskonferenz in der Qualität
erjenigen von Nizza haben. Darauf werden wir uns
icht einlassen. Wir werden die Detaildebatten nicht füh-
en, und zwar mit dem Argument, dass wir uns das Kon-
entsergebnis, das Ergebnis, das Parlamentarier aus ganz
uropa in ihrer Verantwortung erzielt haben und für das
ir kämpfen, nicht zerreden lassen. Verantwortung über-
ehmen heißt an dieser Stelle, den Laden zusammenzu-
alten. Dazu wünsche ich mir Ihre Unterstützung und
icht Querschüsse aus Ihren Reihen, um dieses Projekt,
as so wichtig für unsere Zukunft ist, nicht zu gefährden.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507207100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Gunther
richbaum.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gunther Krichbaum (CDU):
Rede ID: ID1507207200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Lieber Herr Steenblock, wenn es heute
och eines Beweises bedurft hätte, wie widersprüchlich
iese grüne Partei in sich ist, dann musste man nur Ihren
usführungen zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie nicht richtig zugehört!)


Lassen Sie mich aber ein anderes Thema aufgreifen.
enn man die Ausführungen der Minister Fischer und
ury heute Morgen hörte, dann könnte man der Mei-
ung sein, dass alles in bester Ordnung ist. Doch das
rasse Gegenteil ist der Fall. Insbesondere was die Ein-
altung und die Pflege des Stabilitätspaktes angeht,
ietet die Bundesregierung ein Bild, das verheerend ist.






(A) )



(B) )


Gunther Krichbaum

Vorgestern tagten die EU-Finanzminister und berieten
über den Vorschlag der Kommission, gegen Frankreich
wegen des hohen Haushaltsdefizites entsprechende
Maßnahmen einzuleiten. Nach dem Regelwerk des Sta-
bilitätspakts wäre dies unumgänglich.

Der eigentliche Testfall für den Stabilitätspakt wurde
aber für Finanzminister Eichel zum Sündenfall. Statt
sich wenigstens vornehm zurückzuhalten, übernahm er
die Anführerschaft, stellte die Prinzipien des Stabilitäts-
paktes infrage und setzte alles daran, ein Einschreiten
gegen Frankreich zu verhindern. Ich hätte mir ge-
wünscht, dass mit demselben Einsatz für die Veranke-
rung des Gottesbezugs in der Verfassung und die Beibe-
haltung des Legislativrates gekämpft worden wäre. Aber
nichts von alldem ist erfolgt; im Gegenteil.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Minister Eichel übersieht, dass dieses Gebaren leicht

durchschaubar ist. Am Beispiel Frankreichs soll ein Prä-
zedenzfall geschaffen werden, auf den sich die Bundes-
regierung nachher berufen kann,


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Weil sie selber auf der Anklagebank sitzt!)


wenn sie selbst Gegenstand des Verfahrens wird.
Die Bundesregierung wird zum dritten Mal in Folge

den Stabilitätspakt brechen. Nach einer Neuverschul-
dung von 4,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die-
sem Jahr werden es nächstes Jahr 3,9 Prozent und damit
abermals deutlich mehr als die gerade noch erlaubten
3 Prozent sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dass es mit der Glaubwürdigkeit unseres Finanz-

ministers hierzulande nicht mehr weit her ist, ist das
eine. Das andere aber ist, dass dieser Finanzminister
auch international die Glaubwürdigkeit Deutschlands
massiv beschädigt.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: So ist es!)

Hinsichtlich der Bevölkerungszahlen kleinere Staaten
wie Österreich, die Niederlande oder Finnland stehen
Deutschland nur noch kopfschüttelnd gegenüber.

Bei all dem Gezerre unseres Finanzministers scheint
dieser den tieferen Sinn des Stabilitätspaktes aus den
Augen verloren zu haben. Das gilt offenbar auch für den
Bundeskanzler, wenn er ohne Unterlass betont, dass es
sich um einen Stabilitäts- und Wachstumspakt handle.
Verehrter Herr Bury, wie ich aus Ihren Ausführungen
folgern durfte,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das waren doch keine Ausführungen!)


gehen Sie dem gleichermaßen auf den Leim.

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Der Euro-Eid wird gebrochen!)

Ich kann dazu nur sagen: Eben! Die anderen Länder
Europas haben nämlich ihren Haushalt im Griff. Sie sor-
gen dadurch für Stabilität und Wachstum. Damit ist eben
nicht Stabilität oder Wachstum gemeint.

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(C (D Eine traurige rot-grüne Realität ist aber, dass allein in iesem Jahr mit einer Nettoneuverschuldung von 3,4 Milliarden Euro ein Rekord erreicht wird. Bei einer evölkerung von 82 Millionen bedeuten diese 43 Milarden für jeden einzelnen Menschen – vom Säugling is zum Greis – 522 Euro oder in alter Währung über 000 DM. Dieses Geld ziehen Sie den Bürgerinnen und ürgern aus der Tasche; denn sie sind es, die eines Tages iese Zeche zahlen müssen. as Wachstum stellt sich dennoch nicht ein. Heute sind ir sozusagen der kranke Mann in Europa und stehen eim Wirtschaftswachstum am Tabellenende. Deutschland selbst, allen voran der damalige Bundes anzler Helmut Kohl und der frühere Finanzminister heo Waigel, hatte alles darangesetzt, den Euro zu chützen und stark zu halten. Sie haben damit für diesen tabilitätspakt gesorgt. Wir selbst haben diese Spielreeln aufgestellt. Für Deutschland ist das Verhalten, das er Bundesfinanzminister an den Tag legt, deswegen einlich und blamabel. Besinnen Sie sich endlich auf das, was Wachstum chafft! Das ist eben kein weiterer Anstieg der Verschulung. Sie spüren gar nicht, wie Sie mit Ihrer Politik daurch den Motor abwürgen, dass Sie mit Ihren Ausgaben och im vierten Gang fahren, während unsere Konjunkr nur noch Schrittgeschwindigkeit aufweist. Das macht er beste Motor nicht lange mit. (Peter Dreßen [SPD]: Sagen Sie das Ihren Landwirtschaftskollegen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Heute werden die neuen Arbeitsmarktzahlen präsen-
ert: von einer Trendwende keine Spur.


(Peter Dreßen [SPD]: Doch!)

orgen Sie endlich für eine konsequente Deregulierung
es Arbeitsmarktes! Deutschland benötigt einen europa-
uglichen Kündigungsschutz. So sind beispielsweise
ie Abfindungszahlungen in unserem Land völlig über-
ogen.


(Widerspruch bei der SPD)

Verabschieden Sie sich von den Flächentarifverträgen

nd ermöglichen Sie betriebliche Bündnisse! Sorgen Sie
ür ein einfaches und transparentes Steuersystem! Wir
aben unlängst Vorschläge dazu vorgelegt. Befreien Sie
en Mittelstand von unsinnigen bürokratischen Lasten!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Thema!)


Mir ist klar, dass Sie diese Themen nicht schätzen. –
rst dann werden wir in Deutschland wieder jene
achstumsraten von 2,5 Prozent, 3 Prozent und mehr
enerieren, die notwendig sind, um positive Impulse für
en Arbeitsmarkt zu schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

n diesem Augenblick wird die Stabilität im Rahmen des
tabilitäts- und Wachstumspaktes gewährleistet sein.






(A) )



(B) )


Gunther Krichbaum

Das, was Sie hier heute vollführen, wird eines Tages

als Bumerang zurückkommen und wir werden am Ende
einen hohen Preis zu zahlen haben, nämlich den der
Glaubwürdigkeit und der Stabilität unserer Währung. Es
wird kein Halten mehr geben, wenn in Zukunft auch an-
dere Länder gegen die Maastricht-Kriterien verstoßen.
Es wird dann nichts mehr geben, was wir diesen Ländern
entgegensetzen können. Halten Sie endlich die Ver-
pflichtungen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes ein!
Nur dann kann der Euro auf Dauer stabil bleiben.
Schließlich haben wir nur diese Währung. Das Vertrauen
der Bürger in ihre Währung ist ohnehin das Kostbarste,
was es hier zu verspielen gibt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507207300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507207400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der EU-Konvent hat eine Verfassung entworfen. Damit
wird Neuland beschritten. Die PDS im Bundestag war
und ist grundsätzlich dafür. Immerhin geht es um das Zu-
sammenleben von Millionen Menschen in über
25 Staaten im 21. Jahrhundert. Dafür ist der vorliegende
Entwurf eine gute Grundlage, allerdings aus unserer
Sicht keine ausreichende. In manchen Teilen ist er wider-
sprüchlich, in anderen sogar widersinnig bis gefährlich.

Ich beginne mit der ersten guten Nachricht. Die
Union wird insgesamt demokratischer. Die Gewaltentei-
lung kommt voran. Das EU-Parlament erhält mehr
Rechte. Bürgerbegehren sollen eingeführt werden. Dafür
hat sich die PDS auch im Europaparlament immer enga-
giert und das wird auch so bleiben.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Damit bin ich schon beim ersten Widerspruch. Man
kann nicht eine Demokratisierung der EU feiern und
zugleich daheim mehr Demokratie verweigern. Die PDS
fordert seit langem eine Volksabstimmung über die
künftige EU-Verfassung. Doch hier im Bundestag gibt es
eine merkwürdige Koalition dagegen: der Bundeskanz-
ler, der Bundesaußenminister, wie wir heute vernehmen
durften, und die CDU/CSU. Alle anderen – SPD, Grüne,
FDP, PDS und der Präsident des Bundestages, Herr
Thierse, wie wir am vergangenen Wochenende wieder
lesen durften – stehen aber im Wort. Deshalb wiederhole
ich: Die Volksabstimmung über die EU-Verfassung ist
ein akuter Anlass, aber auch eine Nagelprobe für die
deutsche Demokratie.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Nun zur zweiten guten Botschaft: Die Union soll sozia-
ler werden. Das ist Teil I des Verfassungsentwurfs zu
entnehmen. Dort finden sich Wörter wie „soziale Markt-
wirtschaft“ und Ziele wie „Vollbeschäftigung“. Nun aber

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(C (D leich zum zweiten Widerspruch: In Teil III steht das geaue Gegenteil. Dort ist von einer „offenen Marktwirtchaft“ und einer bestenfalls „hohen Beschäftigung“ die ede. Kurzum: Die Wirtschaftsund Finanzunion chreitet voran, die Sozialunion bleibt aber zurück. Die rioritäten sind falsch und deshalb ist die PDS dagegen. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Umstritten ist, ob die EU-Verfassung einen Bezug auf
ott haben soll oder nicht. Ich sage für mich: natürlich
icht! Mit der vorliegenden Grundrechte-Charta wird die
eligionsfreiheit durch die Europäische Union gewähr-
eistet. Dabei sollte es bleiben.
Nun komme ich zu den wirklich üblen Teilen im Ent-
urf der EU-Verfassung, jedenfalls so wie er bisher vor-
iegt. Demnach sollen die EU-Staaten verpflichtet wer-
en, ihre militärische Stärke auszubauen, und sie sollen
ereit sein, weltweit Kriege zu führen. Damit würde sich
ie EU an die fatale US-Strategie anhängen, anstatt sich
ls Friedensunion zu emanzipieren. Das ist ein Kardinal-
ehler.


(Zuruf von der SPD: Wo steht das?)

Wo das steht? Schauen Sie sich nur die gemeinsame
erpflichtung zur Erhöhung der Rüstungsausgaben an!
uch darüber können wir debattieren. Wir sind selbst-
erständlich dagegen, die Europäische Union so zu mili-
arisieren.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Zur militanten Außenpolitik gesellt sich dann noch
ine restriktive EU-Innenpolitik mit ebenso fragwürdi-
en Mitteln. Bürgerrechte werden abgebaut und humani-
äre Normen unterlaufen. Geheimdienste feiern Urständ
nd Menschen in Not werden ausgegrenzt. Bezeichnend
st, dass die Bundesrepublik hier Vorreiter ist, wenn es
m die viel zitierte Festung Europa geht. Die miserab-
en Innenarchitekten der Union tragen Namen wie
chily, Beckstein und Berlusconi.


(Zuruf von der SPD: Na! Na! Na! Was soll das denn?)


as ist dann, finde ich, eine unheilige Allianz.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])

Zusammengefasst: Die PDS will, dass sich die EU-

erfassung ganz klar zu einer sozialen EU bekennt. Die
DS will, dass die EU-Verfassung eine Friedensunion
orschreibt.


(Zuruf von der SPD: Das sind wir doch!)

ie PDS will, dass sich die EU-Verfassung einer Volks-
bstimmung stellt. Das sind drei simple Forderungen,
ie draußen, im wahren Leben, mehrheitsfähig sind.
iese Forderungen, finde ich, sollten auch im Bundestag
ehrheitsfähig sein.
Danke schön.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507207500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Georg Nüßlein.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1507207600

Die Füße tragbarer Leitern ruhen auf einem standsi-
cheren, festen, ausreichend bemessenen und unbe-
weglichen Untergrund, sodass die Leitersprossen in
horizontaler Position verbleiben. Leitern müssen so
benutzt werden, dass die Arbeitnehmer jederzeit si-
cher stehen und sich sicher festhalten können.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Das ist nicht etwa ein Auszug aus
der Bedienungsanleitung für eine Leiter, wie sie ein be-
sonders eifriger Jurist verfasst haben könnte; das ist Teil
des Entwurfs für eine Richtlinie zur zweiten Änderung
der Richtlinie 89/655/EWG über Mindestvorschriften
für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Benutzung
von Arbeitsmitteln durch Arbeitnehmer bei der Arbeit.
Das ist so kürzlich im „Spiegel“ abgedruckt worden.
Schon der Titel dieser EU-Richtlinie übertrifft das, was
unsere Regierung sonst an höchst kreativen Gesetzesti-
teln vorlegt. Das ist eine besondere Leistung.

„Die in Brüssel“ ist zum Synonym für Bürokratie
und Regelungswut geworden. Wer für die Europäische
Union und ihre Akzeptanz etwas tun möchte, sollte ge-
nau daran etwas ändern.

Nun könnte man auch über Umfang und Sprache des
vom Konvent vorgelegten Entwurfs des Verfassungsver-
trags reden. Ich will uns das ersparen. Es wäre, so meine
ich, auch unangemessen; denn als Parlamentarier tun wir
gut daran, uns für das Konventsverfahren einzusetzen
und uns nicht einer Exekutivdiktatur zu unterwerfen.

Dauerhaft akzeptiert und getragen werden Union und
Verfassungsvertrag nur, wenn der Subsidiaritätsgedanke
nicht nur verankert, sondern auch umgesetzt wird. Den
Zweck einer Leiter, den Krümmungsgrad einer Gurke
oder – das Beispiel ist noch berühmter – die Größe eines
Traktorsitzes müssen nicht einmal die Nationalstaaten,
geschweige denn Europa regeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Konventsentwurf sieht deshalb ein Klagerecht

der nationalen Parlamente bei Verstößen gegen den
Subsidiaritätsgrundsatz vor. Das ist, so meine ich, aus-
drücklich zu begrüßen. Dieser Grundsatz macht umso
mehr Sinn, je mehr Kompetenzen bei den Nationalstaa-
ten bleiben. Darum sind wir von der CDU/CSU gegen
eine Kompetenz der EU in Fragen der Daseinsvorsorge,


(Beifall bei der CDU/CSU)

gegen eine Koordinierungskompetenz in der Wirt-
schafts-, Sozial- und Energiepolitik, für eine Beschrän-
kung der Binnenmarktklausel auf ihren Kern und für
größere Spielräume der Mitgliedstaaten in der Struktur-
politik; die werden wir insbesondere im Hinblick auf die
Osterweiterung dringend brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die Bundesregierung täte gut daran, meine ich, die orderungen der Opposition bei der italienischen Ratsräsidentschaft anzumelden. Wir dürfen uns doch nicht mmer darauf verlassen, dass andere in Europa dies chon richten werden, auch wenn es momentan gar nicht o schlecht aussieht. Man darf sich auch nicht darauf verlassen, dass die pposition in Europafragen immer nur den Mund spitzt nd am Ende nicht pfeift. Damit bin ich bei der Ratifikaion und dem Gesetzentwurf der FDP zum Volksentcheid. Ich finde es zumindest spannend, dass die Libealen jetzt plötzlich die Basisdemokratie entdeckt aben, die Joschka Fischer und die Grünen offenbar aufegeben haben. (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Er traut dem Volk nicht mehr!)


ch nehme nicht an, dass die FDP künftig alle Prinzipien
ufsammelt, die die Grünen fallen lassen; sonst hätte sie
eine Zeit, mit der CDU/CSU die Regierungsgeschäfte
u übernehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran haben Sie aber lange gefeilt!)


Meine Damen und Herren, die Väter des Grundgeset-
es haben mit ihrer Entscheidung für die parlamenta-
isch-repräsentative Demokratie die Konsequenzen
us dem Scheitern der Weimarer Republik gezogen. Das
at sich bewährt. Bewährtes aber soll man nicht aufge-
en, auch nicht im so genannten Sonderfall. Einen sol-
hen kann ich an dieser Stelle aber auch gar nicht sehen,
s sei denn, Sie gingen davon aus, dass mit dem europäi-
chen Verfassungsvertrag die Staatlichkeit der Bundesre-
ublik Deutschland zugunsten der Europäischen Union
ufgehoben werde. Das kann und darf nicht unser Ziel
ein. Bleiben wir also bei dem „Europa der Vaterländer“,
ie es Charles de Gaulle bezeichnet hat, und messen wir
em Verfassungsvertrag bitte nicht eine Bedeutung bei,
ie er nicht hat.
Nun könnte ich alles aufzählen, was in Normalfällen

egen einen Volksentscheid spricht: die Manipulier-
arkeit – Bundesminister Fischer hat bereits eine Frage-
tellung vorgeschlagen, von der ich meine, dass mit ihr
rogrammiert wäre, wie die Entscheidung ausginge –,
eringe Stimmbeteiligung, Abhängigkeit von Stimmun-
en und all das, was wir heute schon gehört haben.
Aber mindestens die Hälfte aller Gesetze, die wir ver-

bschieden, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, be-
uhen auf bindenden Vorgaben aus Brüssel. Die Regie-
ungsfraktionen haben zudem ihre Sacharbeit auf
ommissionen verlagert, getreu dem Motto: „Wenn du
icht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis.“


(Günter Gloser [SPD]: Herzog-Kommission!)

ngesichts dessen sollten wir nicht auch noch die Ent-
cheidungskompetenz zurück an die Bürger delegieren
nd uns ins Plebiszit flüchten. Wir müssen entscheiden;
ir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen.






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)

Für die Christsozialen ist dies gerade eine Verantwor-
tung vor Gott. Deshalb treten wir für die „invocatio
dei“ in der Präambel des Verfassungsvertrages ein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Bundeskanzler Schröder verkündet dazu:

An Deutschland würde die Hereinnahme eines ex-
pliziten Gottesbezuges nicht scheitern.

Allein diese Formulierung unseres „Kanzlers der Belie-
bigkeit“ halte ich schon für eine Provokation,


(Günter Gloser [SPD]: Vorsicht!)

in etwa nach dem Motto: kein Problem, mir egal. Identi-
tätsstiftend für die Wertegemeinschaft Europa war und
bleibt demgegenüber das christlich-jüdische Erbe. Die
jetzige Formulierung in der Präambel ist unkonkret, un-
korrekt und unehrlich. Vor allem das Christentum
macht die Identität Europas aus. Das ist ein Grund, wa-
rum ich gegen die Vollmitgliedschaft der Türkei bin; las-
sen Sie mich das als ceterum censeo abschließend anfü-
gen.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507207700

Nächster Redner ist der Kollege Axel Schäfer, SPD-

Fraktion.

Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1507207800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir führen heute eine Debatte über die europäische Ver-
fassung, über die Ergebnisse des Konvents und über das
mögliche Referendum. Leider benutzen die meisten
Redner der Opposition sie nur für innenpolitische Er-
satzgefechte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für mich stellt sich die Frage, was sie substanziell zum
Thema Europa beizutragen haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wesentlich mehr als die SPD!)


Ich will direkt auf den Kollegen Nüßlein eingehen; es
ist ja ganz einfach. Warum machen wir eine europäische
Richtlinie zum Thema Leitern? Dies geschieht aus Grün-
den des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, weil es in
der EU in jedem Jahr 8 000 Unfälle gibt und weil uns
auch viele Berufsgenossenschaften in unserem Land da-
rauf aufmerksam gemacht haben.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Zukünftig fällt keiner mehr von der Leiter, weil es die EU verbietet?)


Warum machen wir das auch in Bezug auf die Traktor-
sitze? – Genau, weil es in Ihrem Bereich viele Probleme
damit gegeben hat. Das sind die vor Ort real bestehenden

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(C (D robleme, die wir in Europa gemeinsam lösen wollen. ber sie eignen sich nicht für diese Form von billiger olemik. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Leiterhaft!)


Ich komme nun auf das Thema Gottesbezug zu spre-
hen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in der Dis-
ussion im Europaausschuss sehr deutlich gemacht, wie
r als niedersächsischer Ministerpräsident mit dieser
rage im Rahmen der Verfassungsdebatte erfolgreich
mgegangen ist. Dazu nehmen Sie aber leider nicht Stel-
ung. Sie wollen eben immer nur das bestätigt bekom-
en, was Ihren Klischees entspricht.
Um in dieser Debatte glaubwürdig zu sein, müssten
DU und CSU zum Thema Konvent sagen: Wir loben
ie Regierung ausdrücklich für das, was sie europapoli-
isch vorangebracht hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nsbesondere müssten CDU und CSU loben, dass die
undesregierung dafür eintritt, das im Konvent ausge-
andelte Kompromisspaket nicht mehr aufzuschnüren.
afür treten nicht nur die Bundesregierung, sondern
hristdemokraten – darunter deutsche – und Konserva-
ive in der Fraktion der EVP im Europäischen Parlament
in; sie unterstützen die Position der rot-grünen Bundes-
egierung ausdrücklich. Wir sind dankbar, dass der Prä-
ident des Europäischen Parlaments – Pat Cox ist hier
itiert worden – Gerhard Schröder, Joschka Fischer,
iese Regierung und den gesamten Bundestag ausdrück-
ich darin unterstützt hat, dafür zu kämpfen, den Entwurf
es Konvents zum Ergebnis der Regierungskonferenz zu
achen. Ich wiederhole: Pat Cox hat dies unterstützt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da dieses Thema so spannend ist, sollten wir auch
ber Referenden reden. Es gibt zwei Möglichkeiten:
ntweder führen wir eine nationale oder eine europäi-
che Diskussion. Ich möchte zunächst auf die Möglich-
eit einer nationalen Diskussion eingehen. Ich nehme
as Eintreten der Kolleginnen und Kollegen der FDP für
ine stärkere Bürgerbeteiligung ernst; auch ich persön-
ich bin sehr dafür.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob wir Europa

urch ein solches Vorgehen nicht ein Stück weit zum
xperimentierfeld für eine Politik machen, die wir uns
uf allein Deutschland bezogen – Plebiszite sieht unsere
erfassung in solchen Fragen nicht vor – bisher nicht zu-
etraut haben. Ich bin entschieden der Meinung, dass das
icht angeht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


unächst müssen nämlich all diejenigen in Deutschland,
ie seriös, engagiert und leidenschaftlich für Plebiszite
intreten, eine entsprechende Kultur entwickeln. Die
raktionen des Bündnisses 90/Die Grünen und der SPD






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)


haben in der letzten Legislaturperiode eine Vorlage ein-
gebracht, die genau darauf abzielte. Sie sind herzlich
eingeladen, unsere Ansätze in dieser Legislaturperiode
aufzunehmen und weiterzuentwickeln, damit wir zu ei-
nem gemeinsamen Ergebnis kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zur FDP-Position möchte ich Folgendes sagen: Wir
wollen keine sich selbst einholende Einzelfallermächti-
gung durch eine Änderung von Art. 23 des Grundgeset-
zes. Vor allen Dingen wollen wir kein Quorum von
25 Prozent; denn eine Verfassung muss von der Mehr-
heit – das Mehrheitsprinzip ist eine der Stärken des
Grundgesetzes – getragen werden; deshalb können wir
keinen Verfassungsentwurf unterstützen, der auf Min-
derheiten abzielt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle möchte ich als Sozialdemokrat und
als europäischer Föderalist ganz bewusst sagen – leider
hatte sich dazu bisher niemand geäußert –: Wenn wir es
mit einer europäischen Verfassung ernst meinen, dann
müssen wir für ein europäisches Referendum über
diese Verfassung – ich denke dabei an eine Abstim-
mung am selben Tag in allen 25 Mitgliedstaaten – eintre-
ten. Das Ergebnis sollte eine Mehrheit der Mitgliedstaa-
ten und eine Mehrheit der Bevölkerung sein. Das wäre
aus meiner Sicht die einzige Legitimation einer europäi-
schen Verfassung, weil sie sowohl die doppelte Mehrheit
gewährleistete als auch all denjenigen, die Europa blo-
ckieren wollen, keine Chance gäbe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch dazu sage ich: Lasst uns ehrlich darüber reden,
ob wir willens und in der Lage sind, diesen Weg zu ge-
hen! Wenn wir diesen Weg gehen, dann ändern wir die
Qualität der Europäischen Union: Aus einem Staatenver-
bund wird ein Bundesstaat. Wir würden an dieser Stelle
dann sagen: Jawohl, wir geben einen Teil der nationalen
Kompetenzen in grundlegenden Fragen tatsächlich end-
gültig an die europäische Ebene ab, ohne dass wir die
Chance haben, sie zurückzuholen. Ich persönlich bin
dafür, dass wir diesen Mut in Zukunft aufbringen sollten.
Ich bitte aber auch um ehrliche Antworten, was die
Kolleginnen und Kollegen von der FDP wie von den
Unionsparteien dazu meinen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ein Letztes: Die Einführung von Plebisziten ist eine

Frage des Engagements der Bürgerinnen und Bürger. Es
ist gut, dass es in unserem Land viele Aktionen wie zum
Beispiel „Mehr Demokratie“ gibt, wo jetzt entspre-
chende Diskussionen geführt werden. Wenn wir diese
Diskussionen wollen, dann müssen wir gleichzeitig wol-
len, dass wir, von kontroversen Standpunkten ausge-
hend, zum Schluss in diesem Parlament zu einem Kon-
sens kommen. Die Debatte darüber im Rechtsausschuss
hat einiges Ermutigende gebracht. Deshalb werden wir
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die Frage

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(C (D on Volksabstimmungen, von Initiativen und von Beehren weiterverfolgen. Ich hoffe auf Ihre Unterstütung. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507207900

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Klaus
ofbauer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1507208000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Vor wenigen Wochen hat sich unser Bun-
eskanzler – der Herr Außenminister hat es heute ja auch
estätigt – bezüglich der Frage einer Verankerung des
ottesbezugs in der geplanten EU-Verfassung offen ge-
eigt. Für uns ist damit die klare Aufforderung verbun-
en: Der Herr Bundeskanzler soll sich nicht nur allge-
ein dazu bekennen, sondern er soll in den kommenden
ochen seinen klaren und uneingeschränkten Einsatz
eigen, damit es gelingt, dieses wichtige Ziel in die euro-
äische Verfassung aufzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Verabschiedung einer gemeinsamen Verfassung

st für Europa von historischer Bedeutung. Hiermit wer-
en die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt.
ir alle – ich glaube, darüber besteht Übereinstimmung

n diesem Hohen Hause – verstehen unter Europa nicht
ur einen geographischen Begriff, sondern auch eine be-
ondere Wertegemeinschaft. Robert Schuman, einer der
äter des europäischen Einigungsvertrages nach dem
chrecklichen Zweiten Weltkrieg, drückte es so aus, dass
renzen keine Trennungslinien sein dürfen, sondern
ich zitiere ihn –:

zu Berührungslinien werden müssen, damit der ma-
terielle und kulturelle Austausch zustande kommt
und sich verstärkt.

emeinsam mit Konrad Adenauer und de Gasperi suchte
obert Schuman in den 50er-Jahren nach einem Europa
er Vaterländer. Diese drei bedeutenden Europäer hatten
isionen und waren überzeugt davon, dass nur die im
hristlichen Glauben und im christlichen Menschen- und
esellschaftsverständnis verankerten Werte ein tragfähi-
es Fundament für das Zusammenleben der Menschen
ilden können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aus diesem Grund, meine sehr geehrten Damen und
erren, haben sich auch die Präsidenten der deutschen
änderparlamente wie auch die Ministerpräsidenten da-
ür ausgesprochen, dass die künftige europäische Verfas-
ung einen ausdrücklichen Gottesbezug enthält. Die
ormulierung „Im Bewusstsein der Verantwortung vor
ott“ ist auch für eine moderne Verfassung für das ent-
tehende größere Europa der richtige Weg.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Klaus Hofbauer

Der Außenminister hat heute davon gesprochen, dass

einige Länder in Europa dagegen sind. Er hat aber nicht
gesagt, welche Länder in Europa sich unterdessen ein-
deutig für den Gottesbezug ausgesprochen haben. Es
sind dies unter anderem Italien, Spanien, Österreich,
Tschechien, Polen, Irland, Malta, Litauen und Portugal.
Deswegen fordern wir vom Kanzler und vom Vizekanz-
ler: Stellen Sie sich an die Spitze dieser Bewegung, da-
mit dieses zentrale Ziel in der Präambel unserer europäi-
schen Verfassung verankert wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Selbst die Kernbegriffe der französischen Revolution
– Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – sind letztlich
nichts anderes als säkularisierte christliche Grundtugen-
den, inspiriert von der Rationalität der Aufklärung. Die
Basis der wichtigsten europäischen Werte liegt also im
Christentum.

In der Diskussion wird der Gottesbezug immer wie-
der infrage gestellt. Es wird argumentiert, dass man eine
Verantwortung vor Gott nicht einklagen kann. Das ist
auch nicht der Zweck eines Gottesbezuges in der Präam-
bel. Die Verantwortung vor Gott soll die Vorläufigkeit,
Fehlbarkeit und Unvollkommenheit allen menschlichen
Handelns zum Ausdruck bringen. Einer größeren Ver-
antwortung können wir uns nicht stellen. Die Verantwor-
tung vor Gott beschränkt einen absoluten Gewissheitsan-
spruch der Politik. Sie macht den Entscheidungsträgern
jederzeit bewusst, dass sie nicht nur sich selbst Rechen-
schaft schuldig sind.

Wir machen uns manchmal Sorgen, dass dieser wich-
tige Einigungsprozess in Europa an den Menschen vor-
beigeht. Wir stellen auch heute im Rahmen unserer De-
batte fest, dass die Diskussion um den Konvent an den
Menschen vorbeigeht. Ich glaube, dass die Diskussion
um einen Gottesbezug viele Menschen für Europa ge-
winnen würde.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Europa besteht nicht nur aus Rechtsverordnungen und

Bürokratie. Europa ist wesentlich mehr. Deshalb bitte
ich Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren: Stim-
men Sie unserem Antrag zu!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507208100

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-

wurf der Fraktion der FDP zur Änderung des Grundge-
setzes (Art. 23) zur Einführung eines Volksentscheids
über eine europäische Verfassung, Drucksache 15/1112.
Es liegen dazu drei persönliche Erklärungen zur Abstim-
mung vor: zum Ersten vom Abgeordneten Steenblock
und 21 weiteren Abgeordneten, zum Zweiten vom Ab-
geordneten Winkler und zum Dritten vom Abgeordneten
Hüppe.1)

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1) Anlagen 3 bis 5 2)

(C (D Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 15/1897, den Gesetzenturf abzulehnen. Die Fraktion der FDP verlangt naentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die orgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Urnen beetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – (Ute Kumpf [SPD]: Der Haushaltsausschuss ist zu großen Teilen noch nicht da!)

ind jetzt auch alle Mitglieder des Haushaltsausschusses
ingetroffen? –


(Zurufe: Nein!)

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine

timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich
chließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin-
en und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
as Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später be-
annt gegeben.2)
Wir setzen die Abstimmungen fort. Ich bitte die Kol-

eginnen und Kollegen, dazu die Plätze einzunehmen.
Tagesordnungspunkte 4 b bis 4 f. Interfraktionell
ird Überweisung der Vorlagen auf den Druck-
achen 15/1694, 15/1695, 15/1712 und 15/1801 an die in
er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
en. Die Vorlage auf Drucksache 15/1712, Tagesord-
ungspunkt 4 d, soll abweichend von der Tagesordnung
ederführend an den Ausschuss für Wirtschaft und
rbeit überwiesen werden. Die Vorlage auf Druck-
ache 15/1878, Tagesordnungspunkt 4 f, soll an den
usschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
nion überwiesen werden. Sind Sie damit einverstan-
en? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
eschlossen.
Tagesordnungspunkt 4 g. Wir kommen zur Beschluss-

mpfehlung des Ausschusses für die Angelegenheiten
er Europäischen Union auf Drucksache 15/1898. Unter
r. 1 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Aus-
chuss die Annahme des Entschließungsantrages der
raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
u der Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregie-
ung zu den Ergebnissen des Europäischen Rates in
hessaloniki, Drucksache 15/1212. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
er Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und
nthaltung der FDP angenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung

es Antrages der Fraktion der CDU/CSU zum Stand der
eratungen des EU-Verfassungsvertrages, Druck-
ache 15/1207. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss-

Seite 6185






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

empfehlung ist mit den Stimmen der Koalition und der
FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a bis 22 c sowie
Zusatzpunkt 5 auf:
22 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Ersten Gesetzes zur Änderung des
Bundesgrenzschutzgesetzes
– Drucksache 15/1861 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Richtlinie 2002/47/EG vom 6. Juni
2002 über Finanzsicherheiten und zur Ände-
rung des Hypothekenbankgesetzes und ande-
rer Gesetze
– Drucksache 15/1853 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Grunderwerbsteu-
erbefreiung bei Fusionen von Wohnungsunter-
nehmen und Wohnungsgenossenschaften in
den neuen Ländern
– Drucksache 15/1407 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

ZP 5 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Sechsten Buches Sozialgesetzbuch
– Drucksache 15/1672 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a bis 23 n sowie
Zusatzpunkt 6 auf. Es handelt sich um die Beschlussfas-
sung zu Vorlagen, zu denen keine Aussprache vorgese-
hen ist.

Tagesordnungspunkt 23 a:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes

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(C (D zur Neuregelung des Rechts der Verkehrsstatistik – Drucksachen 15/1666, 15/1706 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen – Drucksache 15/1856 – Berichterstattung: Abgeordneter Horst Friedrich Der Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungsween empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 15/1856, den Gesetzentwurf in der Ausschussfasung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen woln, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter eratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenomen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angeommen. Tagesordnungspunkt 23 b: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzprotokoll Nr. 7 vom 27. November 2002 zu der Revidierten Rheinschifffahrtsakte vom 17. Oktober 1868 – Drucksache 15/1649 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen – Drucksache 15/1842 – Berichterstattung: Abgeordnete Renate Blank Der Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungsween empfiehlt auf Drucksache 15/1842, den Gesetzenturf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzntwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf t mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 c: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Saatgutverkehrsgesetzes – Drucksache 15/1645 – Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksache 15/1839 – Berichterstattung: Abgeordnete Matthias Weisheit Helmut Heiderich Friedrich Ostendorff Dr. Christel Happach-Kasan Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt auf Drucksache 15/1839, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 23 d: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung gemeinschaftsrechtlicher Vorschriften über die Verarbeitung und Beseitigung von nicht für den menschlichen Verzehr bestimmten tierischen Nebenprodukten – Drucksache 15/1667 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksache 15/1894 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier Julia Klöckner Ulrike Höfken Hans-Michael Goldmann Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1894, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – e S c ß e D z L G d c e a a u G – e S (C (D Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist mit den Stimmen der Koalition gegen die timmen der CDU/CSU und der FDP angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa he 15/1894 empfiehlt der Ausschuss, eine Entschlieung anzunehmen. – Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen des ganen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 e: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Verfütterungverbotsgesetzes – Drucksache 15/1668 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksache 15/1840 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier Julia Klöckner Ulrike Höfken Hans-Michael Goldmann Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft empfiehlt auf Drucksache 15/1840, den esetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeihen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Kolition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP ngenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist mit den Stimmen der Koalition gegen die timmen der Opposition angenommen. Tagesordnungspunkt 23 f: – Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 17. Oktober 2000 über die Anwendung des Art. 65 des Übereinkommens über die Erteilung europäischer Patente – Drucksache 15/1647 – – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über internationale Patentübereinkommen – Drucksache 15/1646 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/1886 – Berichterstattung: Abgeordnete Dirk Manzewski Dr. Günter Krings Jerzy Montag Rainer Funke Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1886, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über internationale Patentübereinkommen. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1886, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 g: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung der Sicherheit von technischen Arbeitsmitteln und Verbraucherprodukten – Drucksachen 15/1620, 15/1805 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – Drucksache 15/1892 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Martina Krogmann Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1892, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge s K t u G W w z d d b s g s (C (D etzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der oalition gegen die Stimmen der CDU/CSU bei Enthalung der FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist mit demselben Stimmenverhältnis wie in der weiten Beratung angenommen. Tagesordnungspunkt 23 h: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 28. November 2002 zur Änderung des Europol-Übereinkommens und des Protokolls über die Vorrechte und Immunitäten für Europol, die Mitglieder der Organe, die stellvertretenden Direktoren und die Bediensteten von Europol – Drucksache 15/1648 – Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – Drucksache 15/1895 – Berichterstattung: Abgeordnete Frank Hofmann Ralf Göbel Silke Stokar von Neuforn Dr. Max Stadler Der Innenausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/1895, en Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Geetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses anenommen. Tagesordnungspunkt 23 i: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 9. Dezember 1999 zur Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus – Drucksache 15/1507 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/1863 – Berichterstattung: Abgeordnete Joachim Stünker Wolfgang Zeitlmann Jerzy Montag Jörg van Essen Der Rechtsausschuss empfiehlt auf Druckache 15/1863, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 j: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 13. Januar 2003 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Sonderverwaltungsregion Hongkong der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Schifffahrtsunternehmen auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Drucksache 15/1644 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/1812 – Berichterstattung: Abgeordnete Gabriele Frechen Manfred Kolbe Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1812, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir kommen nun zu den Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 23 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 70 zu Petitionen – Drucksache 15/1794 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Sammelübersicht 70 ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 71 zu Petitionen – Drucksache 15/1795 – t g t S t K C n G I w E t (C (D Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 71 ist mit den Stimmen des anzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 72 zu Petitionen – Drucksache 15/1796 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 72 ist ebenfalls mit den timmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 73 zu Petitionen – Drucksache 15/1797 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 73 ist mit den Stimmen der oalition und der FDP gegen die Stimmen der CDU/ SU angenommen. Zusatzpunkt 6: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes – Drucksache 15/1848 – – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes – Drucksache 15/1686 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/1887 – Berichterstattung: Abgeordnete Hermann Bachmaier Erika Simm Dr. Jürgen Gehb Jerzy Montag Rainer Funke Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seier Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/1887, den esetzentwurf auf Drucksache 15/1848 anzunehmen. ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beraung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Klaus Haupt Eckhardt Barthel Klaus Barthel Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Jürgen Koppelin Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Ina Lenke Sabine LeutheusserSchnarrenberger Markus Löning Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Sabine Bätzing Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Hans-Werner Bertl Petra Bierwirth Rudolf Bindig Lothar Binding Kurt Bodewig Gerd Friedrich Bollmann Klaus Brandner Willi Brase A W K H B K A M A N H R chim Großmann olfgang Grotthaus arl-Hermann Haack ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann nke Hartnagel ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker Dr. Hans-Ulrich Krüger Horst Kubatschka Ernst Küchler Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Christine Lehder Waltraud Lehn Dr. Elke Leonhard Eckhart Lewering Götz-Peter Lohmann Gabriele Lösekrug-Möller Ulrich Heinrich Sören Bartol Gabriele Groneberg Angelika Krüger-Leißner Dritte Bera und Schlussabstimmung. Ich Gesetzentwurf zustimmen wo Wer stimmt dagegen? – Enthal wurf ist mit den Stimmen des g men. Der Rechtsausschuss empfie ner Beschlussempfehlung auf Gesetzentwurf auf Drucksache erklären. Wer stimmt für diese Gegenprobe! – Enthaltungen? Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 584; davon ja: 50 nein: 528 enthalten: 6 Ja CDU/CSU Dr. Peter Gauweiler Josef Göppel Klaus Hofbauer Christian von Stetten FDP Daniel Bahr Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Helga Daub Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Horst Friedrich Rainer Funke Dr. Wolfgang Gerhardt Joachim Günther Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Christel Happach-Kasan Christoph Hartmann H E D C G P D M D D D D J D D F D P N S D G In R H E D D tung bitte diejenigen, die dem llen, sich zu erheben. – tungen? – Der Gesetzentanzen Hauses angenom hlt unter Buchstabe b seiDrucksache 15/1887, den 15/1686 für erledigt zu Beschlussempfehlung? – – Die Beschlussempfeh l m g r m A e s S b i ans-Joachim Otto berhard Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz rof. Dr. Andreas Pinkwart r. Günter Rexrodt arita Sehn r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner r. Dieter Thomae ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein raktionslose Abgeordnete r. Gesine Lötzsch etra Pau ein PD r. Lale Akgün erd Andres grid Arndt-Brauer ainer Arnold ermann Bachmaier rnst Bahr oris Barnett r. Hans-Peter Bartels B H E M U D H H M D D K P D S S M G P K A E G R G D L I G U R A D M ung ist mit den Stimmen des g en. Ich komme zurück zu Tag ebe das von den Schriftführ ern ermittelte Ergebnis der ung über den Gesetzentw rt. 23 des Grundgesetzes zur ntscheids über eine europäisc achen 15/1112 und 15/1897 timmen 584. Mit Ja haben ge en gestimmt 528, Enthaltung st damit in zweiter Beratung ab ernhard Brinkmann ans-Günter Bruckmann delgard Bulmahn arco Bülow lla Burchardt r. Michael Bürsch ans Martin Bury ans Büttner arion Caspers-Merk r. Peter Danckert r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller eter Dreßen etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann arga Elser ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag ilo Friedrich ris Gleicke ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn R D G P M G S G J W F E K C B R J K J U D U H K H A D W F K R A E N (C (D anzen Hauses angenom esordnungspunkt 4 und erinnen und Schriftfühnamentlichen Abstimurf zur Änderung des Einführung eines Volkshe Verfassung – Druck– bekannt. Abgegebene stimmt 50, mit Nein haen 6. Der Gesetzentwurf gelehnt. olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß onika Heubaum abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer elena Hoffmann alter Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme runhilde Irber enate Jäger ann-Peter Janssen laus-Werner Jonas ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber ans-Peter Kemper laus Kirschner ans-Ulrich Klose strid Klug r. Heinz Köhler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Erika Lotz Dr. Christine Lucyga Dirk Manzewski Tobias Marhold Lothar Mark Caren Marks Christoph Matschie Hilde Mattheis Markus Meckel Petra-Evelyne Merkel Ulrike Merten Angelika Mertens Ursula Mogg Michael Müller Christian Müller Gesine Multhaupt Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Volker Neumann Dietmar Nietan Dr. Erika Ober Holger Ortel Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Karin Rehbock-Zureich Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel RiemannHanewinckel Walter Riester Reinhold Robbe René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth Michael Roth Gerhard Rübenkönig Ortwin Runde Marlene Rupprecht Anton Schaaf Axel Schäfer Gudrun Schaich-Walch Rudolf Scharping Bernd Scheelen Dr. Hermann Scheer Siegfried Scheffler Horst Schild Horst Schmidbauer Ulla Schmidt Silvia Schmidt Dagmar Schmidt Wilhelm Schmidt Heinz Schmitt Carsten Schneider Walter Schöler Olaf Scholz Karsten Schönfeld Fritz Schösser Wilfried Schreck Ottmar Schreiner Gerhard Schröder Gisela Schröter R S D D R E D D W D J D L R C R D J J J D W F H R S J U D H H A R P G M P D J D L In D A J H D B E B D V W H U M D C U Il P D einhard Schultz wen Schulz r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie SonntagWolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel einhard Weis etra Weis unter Weißgerber atthias Weisheit rof. Gert Weisskirchen r. Ernst Ulrich von Weizsäcker ochen Welt r. Rainer Wend ydia Westrich ge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel DU/CSU lrich Adam se Aigner eter Altmaier ietrich Austermann N D G E V D O P C R P A P J W W D K D H M G V H C M P G L H A A V T M M R A G I D A E H D A D K D E J D H D N R E G R D T P orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann rnst-Reinhard Beck eronika Bellmann r. Christoph Bergner tto Bernhardt rof. Dr. Rolf Bietmann lemens Binninger enate Blank eter Bleser ntje Blumenthal rof. Dr. Maria Böhmer ochen Borchert olfgang Börnsen olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning eorg Brunnhuber erena Butalikakis artmut Büttner ajus Caesar anfred Carstens eter H. Carstensen itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lbert Deß lexander Dobrindt era Dominke homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn ainer Eppelmann nke Eymer eorg Fahrenschon lse Falk r. Hans Georg Faust lbrecht Feibel nak Ferlemann artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Erste Beratung 66. Sitzung)


(14. Ausschuss)


(Erste Beratung 66. Sitzung)


(14. Ausschuss)


(Erste Beratung 66. Sitzung)





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(Erste Beratung 66. Sitzung)


(Erste Beratung 66. Sitzung)


(Erste Beratung 66. Sitzung)





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(Erste Beratung 66. Sitzung)


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(Erste Beratung 69. Sitzung)


(Erste Beratung 63. Sitzung)





(A) )


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(Erste Beratung 66. Sitzung)


(Erste Beratung 71. Sitzung)


(Erste Beratung 66. Sitzung)





(A) )


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(Homburg)


(Extertal)


(Wackernheim)


(Frankfurt)


(Hildesheim)


(Darmstadt)





(A) )


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(Tuchenbach)


(Nürnberg)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)


(Nordstrand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
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(Hof)

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r. Michael Fuchs
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(C (D r. Wolfgang Götzer te Granold einhard Grindel ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund arl-Theodor von und zu Guttenberg lav Gutting olger-Heinrich Haibach erda Hasselfeldt laus-Jürgen Hedrich elmut Heiderich rsula Heinen iegfried Helias da Carmen Freia Heller ichael Hennrich ürgen Herrmann ernd Heynemann rnst Hinsken eter Hintze obert Hochbaum artin Hohmann oachim Hörster ubert Hüppe usanne Jaffke rof. Dr. Egon Jüttner artholomäus Kalb teffen Kampeter mgard Karwatzki ernhard Kaster iegfried Kauder (Bad Dürrheim)

olker Kauder
erlinde Kaupa
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

r. Norbert Lammert
elmut Lamp
arbara Lanzinger
arl-Josef Laumann
era Lengsfeld
erner Lensing
eter Letzgus
rsula Lietz
alter Link (Diepholz)

duard Lintner
r. Klaus W. Lippold

(Offenbach)

atricia Lips
r. Michael Luther
rwin Marschewski

(Recklinghausen)

tephan Mayer (Altötting)







(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Conny Mayer (Baiersbronn)

Dr. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)


Franz Obermeier
Eduard Oswald
Melanie Oßwald

Hannelore Roedel
Franz-Xaver Romer
Dr. Klaus Rose

Kurt Segner
Matthias Sehling
Marion Seib

Marko Wanderwitz
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)


Birgitt Bender
Matthias Berninger

Markus Kurth
Dr. Reinhard Loske
Anna Lührmann

Jürgen Trittin
Marianne Tritz
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Peter Rauen
Christa Reichard (Dresden)

Katherina Reiche
Hans-Peter Repnik
Klaus Riegert
Prof. Dr. Heinz Riesenhuber

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Nach unserer Geschäftsord
weitere Beratung.

Wir kommen zu den Tages
5 d. Eine Aussprache ist nicht
Sie sind damit einverstanden. D

Tagesordnungspunkt 5 a:
Beratung des Antrags de
Bestimmung des Verf
nung der Stellenanteile
gemeinsamen Kommis
Bundesrat zur Moder
staatlichen Ordnung
– Drucksache 15/1692 –
ernd Siebert
homas Silberhorn
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homas Strobl (Heilbronn)

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r. Hans-Peter Uhl
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nung entfällt damit eine

ordnungspunkten 5 a bis
vorgesehen. – Ich sehe,
ann verfahren wir so.

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der Fraktionen in der
sion von Bundestag und
nisierung der bundes-

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en? – Enthaltungen? – Der An
er Koalition gegen die Stimme
DP abgelehnt.
Wir wählen nun die vom Bu
itglieder. Dazu liegen Wahlv
er SPD und des Bündnisses 9
SU sowie der FDP vor.
Der Abgeordnete Volker Kau

ine Erklärung nach § 31 der G
okoll gegeben.1)

Anlage 6

(D r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer r. Ludger Volmer osef Philip Winkler argareta Wolf nthalten PD rigitte Schulte DU/CSU erbert Frankenhauser r. Peter Jahr enry Nitzsche einrich-Wilhelm Ronsöhr lbert Rupprecht ag? – Wer stimmt dagetrag ist mit den Stimmen n der CDU/CSU und der ndestag zu entsendenden orschläge der Fraktionen 0/Die Grünen, der CDU/ der, CDU/CSU, hat dazu eschäftsordnung zu ProRita Pawelski Heinz Seiffert Grietje Bettin Hubert Wendel Ulrich Wolfgang Meckelburg Dr. Michael Meister Dr. Angela Merkel Friedrich Merz Laurenz Meyer Doris Meyer Maria Michalk Hans Michelbach Klaus Minkel Marlene Mortler Stefan Müller Bernward Müller Dr. Gerd Müller Hildegard Müller Bernd Neumann Michaela Noll Günter Nooke Dr. Georg Nüßlein Kurt J. Rossmanith Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck Volker Rühe Peter Rzepka Anita Schäfer Dr. Wolfgang Schäuble Hartmut Schauerte Andreas Scheuer Norbert Schindler Georg Schirmbeck Andreas Schmidt Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Ole Schröder Bernhard Schulte-Drüggelte Uwe Schummer Wilhelm Josef Sebastian Horst Seehofer I A K W M W D E W W W B G K M V C ngo Wellenreuther nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch illy Wimmer atthias Wissmann erner Wittlich agmar Wöhrl lke Wülfing olfgang Zeitlmann olfgang Zöller illi Zylajew ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Christa Nickels Friedrich Ostendorff Simone Probst Claudia Roth Krista Sager Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Rezzo Schlauch Albert Schmidt Werner Schulz Petra Selg Ursula Sowa Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Hans-Christian Ströbele Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ich rufe Tagesordnungspunkt 5 b auf: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Wahl der Mitglieder der Kommission zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung – Drucksache 15/1867 – Wer stimmt für den Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Wahlvorschlag ist mit den Stimmen aller Fraktionen bei Enthaltung der beiden fraktionslosen Mitglieder angenommen. Tagesordnungspunkt 5 c: Wahlvorschlag der Fraktion der CDU/CSU Wahl der Mitglieder der Kommission zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung – Drucksache 15/1868 – Wer stimmt für den Wahlvorschlag der CDU/CSU? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Vorschlag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der CDU/CSU und der FDP bei Enthaltung der beiden fraktionslosen Mitglieder angenommen. Tagesordnungspunkt 5 d: Wahlvorschlag der Fraktion der FDP Wahl der Mitglieder der Kommission zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung – Drucksache 15/1869 – Wer stimmt für diesen Wahlvorschlag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Wahlvorschlag ist mit dem gleichen Ergebnis wie beim vorhergehenden Wahlvorschlag angenommen. Damit sind die vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder der Kommission zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung gewählt. Ich rufe Tagesordnungspunkt 6 auf: Beratung der Zweiten Beschlussempfehlung und des Berichts des Wahlprüfungsausschusses zu 57 gegen die Gültigkeit der Wahl zum 15. Deutschen Bundestag eingegangenen Wahleinsprüche – Drucksache 15/1850 – Berichterstattung: Abgeordnete Hermann Bachmaier Hans-Joachim Hacker Petra-Evelyne Merkel Dr. Hans-Peter Friedrich Manfred Grund Thomas Strobl Jerzy Montag Jörg van Essen A h g u m d g V W f g n o V s f r B d s o w a s t M k s W V d d m g z m l m h K l t d P g d g f (C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle in Erika Simm, SPD-Fraktion. Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Da ich nicht nur Berichterstatterin für ehrere Wahleinsprüche bin, sondern auch Vorsitzende es Wahlprüfungsausschusses, erlaube ich mir, einige rundsätzliche Bemerkungen zur Wahlprüfung und zum erfahren des Ausschusses zu machen. Das Verfahren der Wahlprüfung, nach dem der ahlprüfungsausschuss vorzugehen hat, ist im Wahlprü ungsgesetz geregelt. Zur Bundestagswahl 2002 sind 520 Einsprüche ein egangen. Jeder dieser Einsprüche durchläuft eine so geannte Vorprüfung, bei der es darum geht, festzustellen, b der Einspruch zulässig und begründet ist. In dieser orprüfung wird das Einspruchsschreiben gelesen, einchlägige Literatur herangezogen und nach Präzedenzällen gesucht. Die Behörden, welche mit der Durchfühung der Wahl befasst waren, wie zum Beispiel der undeswahlleiter oder der örtliche Kreiswahlleiter, weren zu Stellungnahmen aufgefordert. Es wird also unterucht, ob im konkreten Fall ein Wahlfehler passiert ist, b die Vorschriften des Wahlrechts richtig angewandt urden und ob es sonstige unzulässige Einwirkungen uf das Wahlgeschehen gegeben hat. Erfolg hat ein Einspruch nur dann – das ist zum Ver tändnis unserer Entscheidungen wichtig –, wenn ersens ein Fehler vorliegt und zweitens dieser für die andatsverteilung relevant ist. Festgestellte Fehler önnen also nur dann zur Korrektur des Stimmergebnises, zu einer anderen Mandatsverteilung oder gar zur iederholung der Wahl führen, wenn sie sich auf die erteilung der Sitze ausgewirkt haben. Hieraus wird eutlich, welche Funktion die Wahlprüfung hat: Sie soll as objektive Wahlrecht sichern und die ordnungsgeäße Zusammensetzung des Deutschen Bundestages ewährleisten. Der Schutz subjektiver Rechte von einelnen Wählern, Kandidaten oder Parteien ist nicht unittelbares Ziel der Wahlprüfung, mittelbar aber natürich deren Ergebnis. Nun kann man sich fragen, warum wir uns die Mühe achen, jedem behaupteten Fehler sorgfältig nachzugeen, wenn dies – jedenfalls im Regelfall – letztlich keine onsequenzen für den Wahlausgang hat. Die Antwort autet: Durch jeden Kontakt zu den Wahlbehörden arbeien wir Einzelprobleme auf; dies verhindert Fehler für ie Zukunft. Daneben kann ein Änderungsbedarf in der raxis der Abwicklung von Wahlen oder bezogen auf die esetzlichen Bestimmungen sichtbar werden. Wenn dies er Fall ist, formulieren wir Prüfbitten an die Bundesreierung, wie es auch in der vorliegenden Beschlussempehlung geschehen ist. Erika Simm Nun aber zurück zum Wahlprüfungsverfahren. Nach der Vorprüfung soll laut Gesetz wie bei einem Gericht eine öffentliche mündliche Verhandlung anberaumt werden. An dieser sollen der Einspruchsführer, ein betroffener Abgeordneter und seine Fraktion, Wahlleiter und andere Stellen teilnehmen können. Es können Zeugen und Sachverständige vernommen und sogar vereidigt werden. Bei Durchsicht der von uns getroffenen Entscheidungen werden Sie feststellen, dass wir abweichend von diesem Grundsatz in keinem der entschiedenen Fälle eine solche mündliche Verhandlung durchgeführt haben. Für die Komplexe Berliner Zweitstimmen – das wird in den Reden nachher sicherlich noch erläutert werden – und Überhangmandate sind Anträge der CDU/CSU auf Durchführung der mündlichen Verhandlung von den übrigen Fraktionen im Ausschuss abgelehnt worden. Wir haben uns dabei auf eine Ausnahmeregelung im Wahlprüfungsgesetz gestützt. Danach kann auf die mündliche Verhandlung verzichtet werden, wenn der Einspruch offensichtlich unbegründet ist. Diese Regelung ist in der vierten Wahlperiode in das Gesetz aufgenommen worden, um für die nicht geringe Zahl solcher Einsprüche ein vereinfachtes Verfahren zur Verfügung zu stellen. In den Materialien zur damaligen Gesetzesänderung findet sich als Begründung der Satz, es solle verhindert werden, „dass in rechtlich geklärten Fällen Einspruchsführer von ihrem Recht Gebrauch machen, vor dem Ausschuss Ausführungen zu machen, die nicht mehr dazu beitragen können, die Rechtslage weiter zu klären“. In der fünften Wahlperiode fanden noch mehrere mündliche Verhandlungen statt. In der siebten wurde schließlich nur noch eine durchgeführt, die insbesondere Sachverhaltsfragen betraf, nämlich mögliche Scheinwohnsitze von damals nicht wahlberechtigten Berlinern im Bundesgebiet. Somit ist seit 1969 von der mündlichen Verhandlung immer abgesehen worden. Man ging stets davon aus, dass durch die Vorprüfung alles Notwendige aufgeklärt worden sei und dass eine Verhandlung, die die Entscheidung über den Einspruch zudem verzögern würde, sowohl bei Sachverhaltsals auch bei Rechtsfragen keine weiteren Erkenntnisse ergeben würde. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Bürokratieabbau!)





(A) )


(B) )

Erika Simm (SPD):
Rede ID: ID1507208200




(A) )


(B) )


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Zu Recht!)


Hierzu ist anzumerken, dass ebenso wie bei Gericht auch
die Auslegung des Wahlrechts Sache des Wahlprüfungs-
ausschusses ist. Sind Sachverhalte entscheidend, in die
der Einspruchsführer selbst involviert ist, erhält er ohne-
hin Gelegenheit, sich zu den Stellungnahmen der befrag-
ten Behörden zu äußern.

Natürlich gibt es bei diesen Vorprüfungen auch kom-
plexe Fragen zu klären und zu entscheiden. Dies zeigt
schon der Umfang mancher Entscheidungen. Das wer-
den Sie feststellen, wenn Sie in unsere Drucksache
schauen.

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(C (D Die gesetzliche Ausnahme für so genannte offensichtlich nbegründete Einsprüche ist aber nie so verstanden orden, dass diese offensichtliche Unbegründetheit chon auf den ersten Blick klar sein muss. Dies akzepiert auch das Bundesverfassungsgericht. Es hat 1993 in wei Verfahren betont, dass ein Antrag unbegründet sei, enn im Entscheidungszeitpunkt kein Gesichtspunkt ehr erkennbar ist, der dem Antrag zum Erfolg verhelen kann. Betrachtet man die beiden damaligen Fälle – ich will as im Einzelnen nicht vertiefen, man kann aber nachseen –, so wird klar, dass die Unbegründetheit auch daals nicht auf der Hand liegen konnte, sondern dass ründlich geprüft werden musste und gründlich geprüft urde. Die uns heute beschäftigenden streitigen Fälle liegen einer Auffassung nach eher einfacher. b eine Vorschrift des Bundeswahlgesetzes, wie die DU/CSU-Fraktion im Zusammenhang mit der Berliner weitstimmenproblematik, um die es hier geht, meint, uf die Berücksichtigung dieser Stimmen analog angeendet werden müsste, ist eine Rechtsfrage, die der ahlprüfungsausschuss entscheiden konnte und entchieden hat, nachdem man sich mit dem alles auslösenen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von 1988 nd den verschiedenen Argumenten dazu befasst hatte. abei war es – so die Auffassung der Mehrheit – auch icht notwendig, in der Vorprüfung weitere Erkundigunen einzuziehen oder eine mündliche Verhandlung urchzuführen. Im Übrigen bin ich persönlich der Meinung – dies als nmerkung –, dass für analoge Gesetzesanwendungen ei der Durchführung von Wahlen schon wegen der vieen ehrenamtlichen Wahlhelfer kein Raum ist. ie müssen sich nämlich darauf verlassen können, dass ie alles richtig machen, wenn sie das Gesetz seinem ortlaut nach anwenden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sehr richtig!)


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es!)


Was nun die Überhangmandate angeht – das ist der
weite Streitpunkt –, so habe ich keine Zweifel an der
ffensichtlichen Unbegründetheit diesbezüglicher Ein-
prüche. Ich spreche insoweit auch als Berichterstatterin.
ie Überhangmandate sind eine Konsequenz der korrek-
n Anwendung des Bundeswahlgesetzes in der derzeit
eltenden Fassung.


(Jörg van Essen [FDP]: Trotzdem ist es ein Argument!)


essen Verfassungsmäßigkeit ziehen wir, der Wahlprü-
ungsausschuss, grundsätzlich nicht in Zweifel.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Erika Simm

Zur Wahlprüfung gehört es nicht, eine Regelung als ver-
fassungswidrig zu kassieren. Das kann nur das Bundes-
verfassungsgericht. Diese Aufgabenverteilung entspricht
der ständigen Praxis des Ausschusses seit der ersten
Wahlperiode. Im Hinblick auf Art. 41 des Grundgeset-
zes, in dem die Wahlprüfung geregelt ist, wurde betont,
dass der Bundestag die Einhaltung der geltenden Wahl-
rechtsvorschriften zu kontrollieren hat. Würde er da-
rüber hinaus selbst eine Norm für verfassungswidrig er-
klären, geriete er in einen Widerspruch zu sich selbst, da
diese Bestimmungen ja ohnehin von ihm als Gesetzge-
ber stammen.

Auch die Befugnis der Gerichte, bei einem für verfas-
sungswidrig gehaltenen Gesetz das Bundesverfassungs-
gericht im Wege der Vorlage anzurufen, ist dem Bundes-
tag verwehrt. Nur der Einspruchsführer selbst kann das
Bundesverfassungsgericht anrufen, wenn er mit unserer
Entscheidung nicht einverstanden ist.

Diese Auffassung ist immer beibehalten worden. Inte-
ressanterweise wurde sie 1995 gerade angesichts von
Überhangmandaten bekräftigt. Bei der Wahl 1994 hatte
nämlich die CDU zwölf Überhangmandate errungen,


(Jörg Tauss [SPD]: Zwölf zu viel!)

die SPD vier. In der damaligen Beschlussempfehlung
des gesamten Ausschusses wird betont, der Wahlprü-
fungsausschuss habe sich nie verleiten lassen, eine Ver-
fassungswidrigkeit festzustellen oder Kritik dieser Art
öffentlich zu bestätigen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ah, ja!)

Weiter heißt es in der Beschlussempfehlung:

Andernfalls würden diejenigen Wähler ungerecht-
fertigt und unverhältnismäßig benachteiligt, die auf
die Gültigkeit der Regelungen vertraut und ihre
Wahlentscheidung danach ausgerichtet haben.

(Beifall bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht!)

Das Bundesverfassungsgericht kennt diese Praxis und
hat sie nie beanstandet.

Ich darf abschließend eine Bemerkung zum Zeitbedarf
des Ausschusses machen. Ich höre immer wieder den
Vorwurf, wir würden Dinge zögerlich behandeln.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist unglaublich!)

Die umfangreiche Drucksache zeigt: Wir machen uns
die Arbeit nicht einfach. Das ist wichtig und richtig so.


(Beifall bei der SPD)

Allen oft spezifischen und detaillierten Einwendungen
wird nachgegangen. Das kostet Zeit, zumal die Mitglie-
der des Ausschusses im Bundestag und in den Fraktio-
nen noch andere Aufgaben zu erledigen haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, bessere!)

Für jedes unserer Mitglieder ist dies ein zusätzlicher
Ausschuss.

Ich möchte daran erinnern, dass wir bereits im Juni
eine erste Drucksache zu immerhin 444 Einsprüchen, die

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(C (D ir abgeschlossen haben, im Plenum vorgelegt haben. azit: Der Deutsche Bundestag kommt seinen Pflichten ei der Wahlprüfung verantwortungsvoll nach. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei dieser Gelegenheit möchte ich es als Vorsitzende
es Wahlprüfungsausschusses nicht versäumen, den
ollegen im Ausschuss für die kollegiale Zusammenar-
eit und die mitunter sehr spannenden und interessanten
iskussionen, die wir führen, herzlich zu danken. Ich
öchte mich vor allem bei den Mitarbeitern des Sekreta-
iats bedanken, die in der Vorbereitung der Entscheidun-
en diese große Menge an Einsprüchen abgearbeitet ha-
en.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507208300

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Strobl,
DU/CSU-Fraktion.

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1507208400

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! 520 Einsprüche hat es gegen das Ergebnis der Bun-
estagswahl vom 22. September 2002 gegeben. Wie
rau Simm gerade erläutert hat, sind 444 dieser Einsprü-
he in der ersten Beschlussempfehlung, die bereits im
uni im Deutschen Bundestag diskutiert wurde, abgear-
eitet. Wir befassen uns nun in einer zweiten Tranche
it weiteren 57 Einsprüchen.
Ich finde es gut, dass wir heute eine öffentliche De-

atte zu diesem Thema führen, und möchte einleitend
agen, dass es der Verfassungsgesetzgeber gewesen ist,
er in Art. 41 Abs. 1 Satz 1 des Grundgesetzes die Über-
rüfung von Wahlrechtseinsprüchen dem Deutschen
undestag zugewiesen hat, der aufgrund der vorliegen-
en Beschlussempfehlungen des Wahlprüfungsaus-
chusses des Deutschen Bundestages entscheidet. Denk-
ar wären auch andere Konstruktionen gewesen. Diese
onstruktion aber verpflichtet den Deutschen Bundes-
ag, namentlich den Wahlprüfungsausschuss, zu einer
esonders sorgfältigen Prüfung und Beratung aller ein-
egangenen Wahlrechtseinsprüche. Darin sind wir mit
rau Simm sicherlich einig.
Hinzu kommt, dass die Entscheidungen des Deut-

chen Bundestages durch ein anderes Verfassungsorgan,
ämlich das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, über-
rüft werden können. Mit dem heutigen Tag, dem 6. No-
ember 2003, beginnt die Zweimonatsfrist, innerhalb der
insprechende eine Überprüfung durch das Bundesver-
assungsgericht beantragen können. Recht schnell – das
age ich zu prognostizieren – wird in Karlsruhe Bürger-
ost von denjenigen eingehen, die in Berlin abgewiesen
urden. Ich bin ganz sicher: So einfach, wie es sich die
ehrheit im Wahlprüfungsausschuss mit den Einsprü-
hen gemacht hat, die die konkrete Materie der Berliner
weitstimmen und der Überhangmandate betreffen, in-






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


dem sie diese als offensichtlich unbegründet abgewiesen
hat, wird man es sich in Karlsruhe nicht machen.


(Jörg van Essen [FDP]: Wir haben es uns nicht einfach gemacht!)


Worum geht es in der Sache? Die Bürger, die Ein-
spruch eingelegt haben, wenden sich mit juristisch be-
achtlichen Argumenten gegen diejenigen Zweitstimmen,
die in den beiden Berliner PDS-Wahkreisen zugunsten
der SPD abgegeben worden sind. Nach juristisch nach-
vollziehbarer Begründung der einspruchführenden Bür-
gerinnen und Bürger verstößt die Anerkennung dieser
Zweitstimmen zugunsten der SPD gegen den Grundsatz
der Wahlrechtsgleichheit, weil der Erfolgswert bei der
Zählung der Zweitstimmen höher sei.

Ein Verstoß gegen den verfassungsrechtlichen Grund-
satz der Wahlrechtsgleichheit ist sicherlich ein elementa-
rer Verstoß gegen demokratische Wahlrechtsprinzipien.
Dass hier ein solcher Verstoß vorliegt, behaupten übri-
gens nicht nur die einsprechenden Bürger; auch die
Mehrheit der Wahlrechtsexperten sieht aufgrund der
wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem
Thema den verfassungsrechtlichen Grundsatz der Wahl-
rechtsgleichheit verletzt. Gerade in der jüngeren verfas-
sungsrechtlichen Literatur, die sich vor dem Hintergrund
des vorliegenden Falls mit dieser Rechtsmaterie beschäf-
tigt, vertritt die ganz überwiegende Mehrheit der Wis-
senschaftler exakt die Position der einsprechenden Bür-
ger.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Wissenschaft stützt also die Einsprüche der Bürge-
rinnen und Bürger. Insofern, verehrte Frau Kollegin
Simm, möchte ich zumindest Zweifel anmelden, ob man
vor diesem Hintergrund, so wie Sie es eben getan haben,
von rechtlich einwandfrei geklärten Fällen sprechen
darf. Ich denke, jedenfalls für diese Fälle geht das nicht
in Ordnung.

Diese Einsprüche der Bürger als offensichtlich unbe-
gründet abzuweisen, so wie es die Mehrheit im Wahlprü-
fungsausschuss gemacht hat, ist, finde ich, ein starkes
Stück und in der Sache nicht nachvollziehbar.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Na, na! Nicht so hoch! Bleiben Sie auf dem Teppich!)


Ich habe daher Verständnis dafür, wenn sich die Bürge-
rinnen und Bürger, die sorgfältig begründete Einsprüche
eingelegt haben, diese Entscheidung des Wahlprüfungs-
ausschusses nicht erklären können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wie kann man sagen, die Einsprüche der Bürgerinnen

und Bürger seien deshalb offensichtlich unbegründet,
weil denknotwendig gar keine andere Entscheidung er-
gehen könne, wenn die große Mehrheit der Experten in
wissenschaftlichen Publikationen zu dieser Frage exakt
die Position der Einsprechenden vertritt? Ich finde, die-
ses kann man nicht verantworten.


(Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU])


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(C (D Wie kann man sagen, die Einsprüche seien offensichtich unbegründet, vor dem Hintergrund, dass bereits im undeswahlausschuss die fachkundigen Mitglieder die ehandlung der Wahleinsprüche höchst streitig diskuierten? Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass ich diese streitigen Diskussionen im Wahlprüfungsauschuss fortsetzten, wie man in der vorliegenden Bundesagsdrucksache nachlesen kann. Wie kann man sagen, die Einsprüche seien offensicht ich unbegründet, wenn sich die Einsprechenden auf ein rteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 988 berufen, das unstreitig eine Lücke im Bundeswahlesetz exakt für den hier vorliegenden Fall festgestellt at? Warum also „offensichtlich unbegründet“? Die Mehrheit des Ausschusses wollte unter gar kei en Umständen eine mündliche Verhandlung durchühren. Warum eigentlich nicht? Auch gegen eine Anhöung der Sachverständigen sträubte man sich mit Händen nd Füßen. Warum eigentlich? (Jörg van Essen [FDP]: Sie scheinen bei der ersten Rede nicht zugehört zu haben, sonst wüssten Sie die Antwort!)


6 Abs. 1 des Wahlprüfungsgesetzes sieht eine öffentli-
he mündliche Verhandlung zwingend vor. Wovor hatte
an eigentlich Angst? Vor den Einsprechenden, die
ann ihre Argumente dem Wahlprüfungsausschuss hät-
en vortragen können und nicht zuletzt vielleicht mit
em Gefühl nach Hause gegangen wären, dass der Deut-
che Bundestag ihre seriös begründeten Einsprüche auch
eriös behandelt und sie seriös und sorgfältig anhört?
der hatte man vor den Wissenschaftlern und deren Ar-
umenten Angst, die man als Sachverständige durchaus
ätte anhören können,


(Zurufe von der SPD: Oh! – Erika Simm [SPD]: Wir haben alles gelesen!)


ie allerdings überwiegend den einsprechenden Bürgern
echt gegeben hätten? Oder hatte man gar Angst vor der
ffentlichkeit, weshalb man lieber im stillen Kämmer-
ein die Entscheidung getroffen hat? Oder gab es einen
nderen Grund, etwa den, dass nach den Feststellungen
es Bundeswahlleiters etwa 16 000 Wähler der PDS-Di-
ektkandidatinnen ihre Zweitstimme der SPD gegeben
aben,


(Erika Simm [SPD]: Das ist eine Schätzung!)

ei der Bundestagswahl jedoch die SPD nur mit
000 Stimmen Vorsprung die stärkste Partei geworden
st? Hätten die einsprechenden Bürger Recht, verehrte
rau Kollegin Simm, dann hätte nicht die SPD einen
orsprung von 6 000 Stimmen, sondern die Union läge
it einem Vorsprung von ungefähr 10 000 Stimmen vor
er SPD.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ach! Deswegen macht ihr das!)


Ist das etwa der Grund, warum man so verfahren ist?
ch hoffe insbesondere im Interesse der einsprechenden
ürger, dass dies nicht der Fall gewesen ist.






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)



(Joachim Stünker [SPD]: Das hätten Sie doch gleich sagen können!)

Hinzu kommt, dass beide Sachverhalte zusammenge-
nommen – die Berliner Zweitstimmen und die Über-
hangmandate – eine andere Mandatsverteilung im
Deutschen Bundestag ergeben hätten.

Wir denken, dass das Absehen von einer mündlichen
Verhandlung ein klarer Formfehler gewesen ist. Die
mündliche Verhandlung ist die Regel. Demgegenüber ist
das Absehen von einer mündlichen Verhandlung die
Ausnahme.


(Jörg van Essen [FDP]: In der siebten Wahlperiode gab es zum letzten Mal eine mündliche Verhandlung!)


Es ist vielleicht gerade noch vertretbar, dass die Aus-
nahme inzwischen zur Regel geworden ist. Dass Sie die
Regel aber auch nicht mehr als Ausnahme zulassen wol-
len, ist für uns nicht akzeptabel.

Ich möchte zum Schluss noch zwei Punkte anspre-
chen. Das Bundesverfassungsgericht hat bereits 1988
dem Bundesgesetzgeber aufgegeben, eine Lücke im
Wahlrecht zu schließen.


(Erika Simm [SPD]: Nein! Es ist nicht aufgegeben worden! – Jörg van Essen [FDP]: Nein! Es hat es ihm ins Ermessen gestellt!)


Wir sollten uns zumindest im Innenausschuss des Deut-
schen Bundestages einmal mit diesem Thema beschäfti-
gen. Denn der Auftrag, sich mit diesem Thema zu be-
schäftigen, ist uns eindeutig erteilt worden, Herr Kollege
van Essen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es war kein Auftrag, Herr Kollege Strobl!)


Ich kann bisher nicht erkennen, dass der Bundestag – mit
welcher Entscheidung auch immer – diesem Auftrag in
den zuständigen Gremien nachgekommen ist. Das soll-
ten wir aber tun.


(Jörg van Essen [FDP]: Das sollten wir tatsächlich machen! Guter Vorschlag!)


Als zweiten Punkt möchte ich abschließend die
520 Einsprüche erwähnen, die wir zum größten Teil ab-
gearbeitet haben. Dabei haben wir nur in wenigen Punk-
ten unterschiedliche Auffassungen vertreten. Es sind nur
noch 19 Fälle offen. Wir waren nicht in allen Punkten ei-
ner Meinung. Ich möchte mich aber ausdrücklich dem
Dank der Frau Vorsitzenden Simm für die sachlichen
Beratungen mit den Kolleginnen und Kollegen, insbe-
sondere aber auch dem Dank an die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Sekretariats des Wahlprüfungsaus-
schusses für ihre sehr engagierte und sachkundige Vorar-
beit und Begleitung unserer Beratungen anschließen.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Jerzy Montag, Bünd is 90/Die Grünen. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! „Frau Präsidentin“! Danke schön für diese Hilfe, Herr ollege van Essen. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Der Kollege van Essen ist immer so!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507208500
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507208600

(Jörg van Essen [FDP]: „Frau Präsidentin“!)


eine sehr verehrten Damen und Herren! Kolleginnen
nd Kollegen! Die Korrektheit und Rechtmäßigkeit ei-
er demokratischen Wahl sind die Hauptgründe ihrer In-
egrität und sind daher für die Akzeptanz demokratischer
ahlen von ausschlaggebender Bedeutung. Deswegen

st die Arbeit des Wahlprüfungsausschusses, die in
rt. 41 des Grundgesetzes festgeschrieben ist, ein kon-
reter und wichtiger Beitrag zur Integrität und Akzep-
anz der demokratischen Wahlen in unserem Land.
Wir haben uns mit allen Einsprüchen der Bürgerinnen

nd Bürger ausführlich und intensiv beschäftigt. Mit
usnahme weniger Fälle, die Herr Kollege Strobl schon
ngesprochen hat, haben wir uns auch zu einer einheitli-
hen Meinung durchringen können.
Ich will meiner Rede den Dank an die Kolleginnen

nd Kollegen – insbesondere an die Vorsitzende, Frau
ollegin Erika Simm – und an das Sekretariat des Aus-
chusses, das für uns alle unentbehrliche Vorarbeiten ge-
eistet hat, voranstellen.


(Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen)

Ich will – das steht im Mittelpunkt des politischen In-

eresses – zu den Berliner Zweitstimmen Stellung neh-
en. In der Sache – das wurde am Ende der Rede des
ollegen Strobl auch deutlich – geht es der Opposition
ei der Behandlung dieses Themas um den Sachverhalt,
ass die Wählerinnen und Wähler, die in Berlin mit Er-
olg die Kolleginnen der PDS als Direktkandidatinnen
ewählt haben, mit ihren Zweitstimmen in der überwie-
enden Mehrheit die SPD,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das würden sie heute auch nicht mehr tun!)


it einigem Gewicht das Bündnis 90/Die Grünen und
ereinzelt die CDU/CSU und die FDP gewählt haben.


(Zuruf von der SPD: Aha!)

un möchten die Einspruchstellerinnen und Einspruch-
teller, dass diese Zweitstimmen nachträglich nicht be-
ücksichtigt werden. Dies könnte man von den ehren-
mtlichen Helferinnen und Helfern, die ausgezählt
aben, sowie in letzter Konsequenz auch vom Bundes-
ahlleiter verlangen, wenn dies gesetzlich geregelt
äre. Nach der Verfassung und den entsprechenden Ge-
etzen sind aber die Stimmen, die ordnungsgemäß abge-
eben sind, auch zu berücksichtigen, also zu zählen.
ies ist die Regel. Die Ausnahme ist, dass sie nicht be-
ücksichtigt werden.






(A) )



(B) )


Jerzy Montag

Herr Kollege Strobl, der Gesetzgeber hat die aus-

nahmsweise Nichtberücksichtigung korrekt abgege-
bener Stimmen in § 6 Abs. 1 Satz 2 Bundeswahlgesetz
für folgende zwei Fälle geregelt: Die Zweitstimmen, die
für einen Direktkandidaten abgegeben werden, der in
seinem Wahlkreis erfolgreich ist und der nach § 20
Abs. 3 Bundeswahlgesetz entweder von 200 Bürgerin-
nen und Bürgern oder von einer Partei nominiert wurde,
die auf der entsprechenden Landesliste nicht vorkommt,
sind nicht zu zählen. Die beiden Kolleginnen der PDS
sind aber Mitglieder einer Partei, die auf der Berliner
Landesliste nicht gestrichen war. Man konnte die PDS
also wählen. Die Kolleginnen sind auch nicht durch die
Unterschriften von 200 Wählerinnen und Wählern aus
ihrem Wahlkreis nominiert worden. Mit anderen Worten:
Es gibt überhaupt keine gesetzliche Norm, die es zwin-
gend erforderlich machte, dass die ehrenamtlichen Hel-
ferinnen und Helfer oder der Bundeswahlleiter die
Zweitstimmen, die für diese Kolleginnen abgegeben
wurden, für nicht berücksichtigungsfähig erklären. Des-
wegen ist es absolut klar, dass der Einspruch, diese Stim-
men hätte man nicht zählen dürfen, in unserem Wahlprü-
fungsverfahren keinen Erfolg haben kann. Dieser
Einspruch ist offensichtlich unbegründet, weil es keine
entsprechende gesetzliche Regelung gibt.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Analoge Anwendung!)


– Herr Kollege Friedrich, die analoge Anwendung einer
Vorschrift auf Fälle, die nicht geregelt sind, ist aus zwei
Gründen nicht möglich, und zwar ersten aus dem Grund
der Rechtssicherheit und der Rechtsklarheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn ein Bürger einem Direktkandidaten seine Zweit-
stimme gibt, der nicht von einer Partei vorgeschlagen ist,
die auf der Landesebene zugelassen ist, dann weiß er,
dass seine Zweitstimme nicht zählen wird.

Zweitens. Der Vorschlag der analogen Anwendung
würde dazu führen, dass die Zweitstimmen der Wähler,
die die Damen der PDS gewählt haben, zählen würden,
wenn die PDS die Fünfprozenthürde überschritten hätte,
bzw. dass sie nicht zählen würden, wenn diese Hürde
nicht gemeistert worden wäre. Damit hätte man keine
Rechtssicherheit und keine Rechtsklarheit gewonnen.
Die betreffenden Wähler wüssten bei der Stimmabgabe
nicht, was mit ihren Zweitstimmen geschehen wird.
Diese Argumentation verbietet also eine analoge An-
wendung.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507208700

Herr Kollege, gestatten Sie am Schluss Ihrer Redezeit

noch eine Zwischenfrage des Kollegen Strobl?



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(C (D Ich werde sie selbstverständlich zulassen. (Joachim Stünker [SPD]: Oh nein! Die Rede von dem war schon so schlecht!)

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507208800

Er kann sich ja bessern.

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1507208900

Herr Kollege Montag, das, was Sie juristisch vertre-

en, halte ich jedenfalls für vertretbar und für nicht of-
ensichtlich unbegründet.

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507209000

Danke.

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1507209100

Hier unterscheiden wir uns eben.
Ich möchte Sie aber fragen: Sind Sie mit mir einer
einung, dass das Bundesverfassungsgericht im Jahr
988 ausdrücklich eine Lücke im Bundeswahlgesetz
estgestellt hat, die den jetzt eingetretenen Fall betrifft?
enn es eine Gesetzeslücke gibt, dann ist es zumindest
ertretbar, an eine Analogie zu denken. Sie lehnen die
nalogie ab. Die Mehrheit der Wissenschaftler, insbe-
ondere die Mehrheit derjenigen, die sich in der jüngeren
issenschaftlichen Literatur mit diesem Fall beschäftigt
aben, ist anderer Auffassung als Sie.
Bei allem Respekt vor Ihrer Auffassung: Wir kritisie-

en vor allem, dass Sie sagen: Die Einsprüche sind of-
ensichtlich unbegründet, weil man unter juristischen
esichtspunkten überhaupt nicht zu einem anderen Er-
ebnis kommen kann, mit der Folge, dass mündliche
erhandlung, Sachverständigenanhörung usw. abgelehnt
erden.
Wie wollen Sie vor dem Hintergrund der wissen-

chaftlichen Literatur erklären, dass Ihre juristische Auf-
assung die einzig richtige ist, dass nicht auch eine an-
ere richtige Auffassung denkbar ist, die möglicherweise
etztlich sogar vom Bundesverfassungsgericht geteilt
ird?

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507209200

Herr Kollege Strobl, ich danke Ihnen für diese Frage.

ie haben zwar kein neues Argument gebracht, aber die
rage bietet mir die Möglichkeit, mich über meine ei-
entliche Redezeit hinaus zu diesem Problem noch zu
ußern.
Herr Kollege Strobl, in der Literatur werden auf der
rundlage des Urteils des Bundesverfassungsgerichts
ivergierende Angebote dazu gemacht, wie die Lücke,
ie das Bundesverfassungsgericht beschrieben hat, zu
chließen ist. Nach unserer Auffassung ist sie auf jeden
all nicht dadurch zu schließen, dass den ehrenamtlichen
ahlhelfern oder dem Bundeswahlleiter aufgegeben
ird, in analoger Anwendung


(Erika Simm [SPD]: Im Nachhinein!)

im Nachhinein – Stimmen, die zulässigerweise abge-
eben worden sind, nicht zu berücksichtigen.






(A) )



(B) )


Jerzy Montag


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Eine solche Analogie ist gerade im Wahlrecht, in dem
der Grundsatz gilt, dass jeder, der eine gültige Stimme
abgibt, ein Recht darauf hat, dass sie gezählt wird, abso-
lut unzulässig.

Es mag ja sein – ich glaube es nicht –, dass das Bun-
desverfassungsgericht diesen Punkt bei einer Prüfung,
wenn sich diejenigen, die Einspruch erhoben haben,
nämlich dahin wenden, als verfassungswidrig ansieht.
Wenn es so entscheidet, dann werden wir aufgefordert
sein, das Gesetz zu ändern. Wir sind es bisher nicht. Das
Bundesverfassungsgericht hat hier etwas zu erwägen ge-
geben. Der Bundestag hat in jahrelanger Praxis gezeigt,
dass er keinen Änderungsbedarf sieht.

Das Rechtsproblem ist also nicht offensichtlich in un-
sinniger Weise diskutiert worden. Die Einsprüche, die
im vorliegenden Verfahren der Wahlprüfung erhoben
worden sind, sind offensichtlich unbegründet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir sind uns darüber nicht einig. Das müssen wir aushal-
ten. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Mehrheit
im Wahlprüfungsausschuss in der Sache Recht gehabt
hat.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507209300

Nächster Redner ist der Kollege Jörg van Essen, SPD-

Fraktion. – Entschuldigung; FDP-Fraktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1507209400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich lege schon großen Wert darauf, dass ich Mitglied der
FDP-Fraktion bin.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Wir behandeln ein Thema, das für die Zuhörer auf der

Tribüne sicherlich besonders schwer zu verstehen ist.
Wir steigen richtig tief in die Juristerei ein. Deswegen
will ich mit etwas beginnen, was auch andere schon ge-
tan haben, nämlich der Vorsitzenden, aber auch den Mit-
arbeitern und den Kollegen im Wahlprüfungsausschuss
ganz herzlich für die Zusammenarbeit danken.


(Beifall im ganzen Hause)

Ich widerspreche dem Kollegen Strobl, der hier den

Eindruck erweckt hat, dass wir leichtsinnig, ohne wirk-
lich ernsthafte Überlegungen Entscheidungen getroffen
haben. Das ist nicht der Fall gewesen. Sie haben für die
CDU/CSU als einer der Oppositionsfraktionen gespro-
chen. Die FDP als zweite Oppositionsfraktion wird – Sie
werden es erleben – der Meinung der Koalitionsfraktio-
nen zustimmen, und zwar, wie ich finde, aus nachvoll-
ziehbaren Gründen.

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(C (D (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Jetzt bin ich gespannt!)


Erstens. Sie wenden sich gegen die Überhangman-
ate und die Regelung, die wir dazu getroffen haben.
ie Überhangmandate sind etwas Unerfreuliches. Die
berhangmandate haben das Bundesverfassungsgericht
egelmäßig beschäftigt. Das Bundesverfassungsgericht
at deutlich gemacht, dass die Überhangmandate, so un-
rfreulich sie sind, zulässig sind.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Mit ganz knapper Mehrheit!)


Ob es knappe Entscheidungen waren, ist wurscht. Das
undesverfassungsgericht hat rechtskräftig entschieden.
Es hat uns zur Auflage gemacht, den Zuschnitt der
ahlkreise so vorzunehmen, dass Überhangmandate
ach Möglichkeit nicht entstehen. Genau dieser Ver-
flichtung sind wir nachgekommen. Wir haben an den
ahlen sehen können, dass das Ganze erfolgreich war.
ährend es vorher 16 Überhangmandate gab, hatten wir
ei der letzten Wahl fünf; das ist eine erhebliche Redu-
ierung. Weil die FDP am wenigsten davon profitiert,
äre es mir lieber, wenn sie noch stärker reduziert wer-
en könnten. Trotzdem: Wir sind eine Rechtsstaatspartei
nd erkennen deshalb diese Möglichkeit an. Das ist
unkt eins.
Punkt zwei: Berliner Zweitstimmen. Ihr Redebei-

rag hat deutlich gemacht, warum Sie daran so interes-
iert sind. Sie gehen davon aus, dass dann bestimmte
timmen für die SPD nicht gezählt worden wären und
ie als CDU die stärkste Fraktion gestellt hätten, mögli-
herweise mit Auswirkungen bis hin zur Wahl des Bun-
estagspräsidenten. Von daher haben Sie ein legitimes
nteresse daran.
Wir als Bundestag insgesamt haben eine ebenso legi-

ime Verpflichtung, das Wahlrecht strikt anzuwenden.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Sie haben immer wieder auf eine Entscheidung des
undesverfassungsgerichts hingewiesen; es hat sich
atsächlich mit der Frage befasst: Wie steht es um die
ählbarkeit von Zweitstimmen, wenn die Kandidaten
wie hier die Kandidatinnen der PDS – erfolgreich ge-
ählt worden sind, mit der Zweitstimme aber eine an-
ere Partei gewählt worden ist, beispielsweise die SPD?
n diesem Zusammenhang hat das Bundesverfassungs-
ericht uns nicht aufgegeben, sondern uns zu erwägen
egeben, diese Frage zu klären.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Haben wir es getan?)


Wir haben es nicht getan. Deswegen habe ich bei Ih-
em Redebeitrag als Zwischenruf gesagt, wir sollten uns
it dieser Frage befassen. Das ist richtig. Aber wir ha-
en ein Ermessen, ob wir uns damit befassen oder nicht.
ir haben es bisher nicht getan, wir haben diese Frage
isher nicht geregelt. Das bedeutet, dass wir das geltende
ahlrecht anwenden müssen.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

Ich denke, wir sind hier in einer ähnlichen Verpflich-

tung wie im Strafrecht. Analogie kann es meiner Mei-
nung nach im Wahlrecht nicht geben.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gerade das Wahlrecht lebt davon, dass es strikt ange-
wandt wird; nur dann ist es neutral. Analogie ist immer
zugunsten oder zulasten von irgendjemandem. Gerade
deshalb bin ich für Klarheit und Wahrheit des Wahl-
rechts. Ich schließe nicht aus, dass das Bundesverfas-
sungsgericht, weil es dies schon einmal zu erwägen ge-
geben hat, in diese Richtung denken wird; aber das
wissen wir nicht. Wir dürfen auch nicht spekulieren und
nicht vor allem deshalb zu einer Analogie kommen, weil
es bestimmte Stimmen in der Literatur gibt. Das hat
mich sehr gewundert. Ich komme aus der Justiz. Da gibt
es etliche Fälle, in Bezug auf die es in der Literatur eine
herrschende Meinung gibt, in denen wir in der Justiz
aber aus guten Gründen anders entscheiden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ja, sicher! Aber nicht als offensichtlich unbegründet!)


Deshalb kann es, wenn wir im Wahlprüfungsausschuss
des Bundestages zu entscheiden haben, nicht anders
sein. Wir haben diese Stimmen natürlich ernst zu neh-
men, wir haben uns aber auch an die Grundregeln zu hal-
ten. Zu ihnen gehört: Analogie findet nicht statt.

Da das für mich so klar ist, bedurfte es auch keiner öf-
fentlichen Verhandlung. Sie hätte diese Klarheit nur
zusätzlich bestärkt. Deshalb stimmen wir als FDP-Bun-
destagsfraktion den Beschlussvorschlägen des Wahlprü-
fungsausschusses zu.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507209500

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Joachim

Hacker, SPD-Fraktion.

Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1507209600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Montag
hat hier heute ein überzeugendes juristisches Seminar
abgehalten.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das hat sogar ein Nichtjurist verstanden!)


Herr Strobl, zu Ihren Vorwürfen, wir würden im Wahl-
prüfungsausschuss ernsthafte Wahleinsprüche im stillen
Kämmerlein behandeln und hätten den Auftrag des Bun-
desverfassungsgerichts, das Bundeswahlgesetz zu ergän-
zen, nicht beachtet: Beides ist falsch. Ich will mich in bei-
den Punkten gegen diese Darstellung verwahren.

Wir haben nicht nur im Fall der Berliner Zweitstim-
men, sondern in allen Fällen Wahleinsprüche ernsthaft
und gründlich beraten, zunächst in der Hauptverantwor-
tung der Berichterstatter, aber dann auch ausführlich im
Ausschuss. Das waren keine Veranstaltungen im stillen

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(C (D ämmerlein. Gerade bei der Problematik der Berliner weitstimmen haben wir es uns nicht einfach gemacht. ie stand mehrfach auf der Tagesordnung; die Berichtertatter haben sich sehr intensiv in die Materie eingeareitet und sich insbesondere mit der Frage auseinander esetzt, ob denn wirklich ein Auftrag des Bundesverfasungsgerichts vorliegt, den wir umzusetzen haben. Es ist kein Auftrag. Das Bundesverfassungsgericht at gemeint – Herr van Essen und Herr Montag haben es chon vorgetragen –, wir könnten es erwägen. Wir haben s nicht erwogen. Das soll aber auch das letzte Wort zu ieser Thematik sein. Sie vertreten hier eine Minderheienmeinung. Das ist Ihr gutes Recht. Die Mehrheit hat ach gründlicher Prüfung aber eine andere Entscheidung etroffen, eine Entscheidung, die meines Erachtens in rdnung ist. Ich möchte in der kurzen Redezeit, die mir zur Verfü ung steht, ein paar grundsätzliche Gedanken über die ahlprüfung und über die Aufgaben des Wahlprüungsausschusses äußern, weil nicht nur die Besucher, ie uns heute im Deutschen Bundestag die Ehre geben, ondern auch die interessierte deutsche Öffentlichkeit in bisschen mehr darüber wissen sollten, was der Wahlrüfungsausschuss tut. Jeder wahlberechtigte Bürger in Deutschland kann die ahlvorbereitung, die Wahldurchführung und die Stimenauszählung auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen lasen. Zu Beginn jeder Legislaturperiode wird erfahrungsemäß eine Vielzahl von Wahleinsprüchen eingelegt. ie Zahl ist hier schon genannt worden. Die Überprüung der Wahlen zum Deutschen Bundestag ist verfasungsrechtlich abgesichert. In Art. 41 des Grundgesetzes ird diese Aufgabe dem Parlament übertragen. Die Entcheidung des Bundestages wird durch den Wahlprüungsausschuss, dessen Mitglieder direkt vom Parlament ewählt werden, vorbereitet. Die Wahleinsprüche weren vom Wahlprüfungsausschuss überprüft und dem lenum in Beschlussempfehlungen zur Entscheidung orgelegt. Das ist heute hier der Fall. Gegen Entscheiungen des Bundestages kann das Bundesverfassungsericht angerufen werden. Ziel der Wahlprüfung ist es, die ordnungsgemäße Zu ammensetzung des Deutschen Bundestages zu gewähreisten. Ein Wahleinspruch mit der Folge, dass eine Ausählung oder die Wahl ganz oder teilweise erneut tattfinden muss, ist deshalb nur begründet, wenn ein ehler festgestellt worden ist und – das ist entscheiend – wenn dieser festgestellte Fehler Einfluss auf die erteilung der Mandate hat oder haben könnte. Das ahlprüfungsverfahren selbst – insbesondere die Praxis, Fällen offensichtlicher Unbegründetheit eines Einpruchs von einer öffentlichen mündlichen Verhandlung bzusehen – hat die Vorsitzende des Wahlprüfungsauschusses bereits erläutert. Es wäre sicherlich interessant, wenn man im Rahmen ieser Debatte einzelne Wahleinsprüche und die Ergebisse ihrer Überprüfung darstellte. Dafür ist hier leider eine Zeit. Ich möchte auf ein Problem eingehen, mit em wir uns – neben der Frage der Berliner Zweitstimen – beschäftigt haben. Es geht um die Frage, ob es in Hans-Joachim Hacker Ordnung ist, dass das Bundespresseamt mit einer Zeitungsbeilage einen Monat vor der Bundestagswahl in der Öffentlichkeit eine Position zum Zuwanderungsgesetz vertrat, die zum großen Teil mit der Position der Koalition identisch war. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ein äußerst unerfreulicher Vorgang!)





(A) )


(B) )


Herr Strobl, auch hierbei waren Ihre Argumente nicht
überzeugend; wir haben uns damit intensiv auseinander
gesetzt. Diese Wahleinsprüche waren ebenfalls offen-
sichtlich unbegründet; denn das Bundesverfassungsge-
richt hat – das gilt auch für diesen Fall – im Jahr 2001
klargestellt, dass staatliche Wahlbeeinflussung nur dann
vorliegt, wenn staatliche Stellen im Vorfeld einer Wahl
in mehr als nur unerheblichem Maße parteiübergreifend
auf die Bildung des Wählerwillens einwirken.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Zwischen „nicht überzeugend“ und „offensichtlich unbegründet“ ist ein großer Unterschied!)


Dies war im konkreten Fall dieser Zeitungsbeilage
nicht so. Es war Ihr freies Recht, sich im Wahlkampf mit
dieser Thematik auseinander zu setzen. Sie haben dieses
Thema im Übrigen in bekannter Weise problematisiert.
Ich will unterstreichen: Die Entscheidung, die wir zu
diesem Wahleinspruch getroffen haben, ist richtig und
rechtlich zu vertreten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507209700

Herr Kollege Hacker, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen von Klaeden?

Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1507209800

Ja, bitte.

Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1507209900

Herr Kollege Hacker, ich hätte diesen Vorgang nicht

angesprochen, wenn Sie ihn nicht verursacht hätten. Hal-
ten Sie es für politisch richtig, dass die Bundesregierung
so kurz vor der Bundestagswahl für ein Gesetz geworben
hat, das offensichtlich unter Bruch der Verfassung zu-
stande gekommen ist und deswegen auch vom Bundes-
verfassungsgericht für nichtig erklärt worden ist?


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1507210000

Herr Kollege von Klaeden, Sie stellen den Sachver-

halt nicht richtig dar.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Doch!)


Mit dem Gesetz selbst hat der Verfassungsbruch nichts
zu tun.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wie bitte? – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das Zustandekommen sicherlich!)


Es ging darum, wie das Gesetz im Bundesrat behandelt
worden ist.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Verfassungswidrig!)


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(C (D as steht nach meiner Auffassung auf einem ganz andeen Blatt. Die Bundesregierung hat für den Inhalt eines esetzes geworben, das das Hohe Haus beraten und mit ehrheit verabschiedet hat. Dass ein solches Gesetz ringend notwendig ist, haben in Deutschland – da erde ich jetzt sehr politisch – eine große Mehrheit unerer Bevölkerung, Verbände, Kirchen und andere Instiutionen bestätigt. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Deshalb setzen Sie das jetzt in Kraft?)


ch finde es richtig, dass die Bundesregierung, und zwar
icht zum ersten Mal im August 2002, sondern bereits
Frühjahr 2002, die deutsche Öffentlichkeit über den

nhalt dieses Gesetzes und über die mit diesem Gesetz
erbundenen Chancen insbesondere für die Integration
usländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger informiert
at. Das war, wie ich denke, eine wichtige Information.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie hatten alle Gelegenheit, sich im Wahlkampf mit

iesem Thema auseinander zu setzen. Ich gehe davon
us, Sie haben diese Chance auch genutzt und dieses
hema und ähnliche Themen auf Wahlveranstaltungen
n bekannter Weise problematisiert.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Verfassungsbruch!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, meine Re-
ezeit ist, wie ich gerade sehe, fast zu Ende. Trotz all der
pannungen, die sich an dem Thema der Berliner Zweit-
timmen entzündet haben, möchte ich nicht vergessen,
ass den Mitgliedern des Ausschusses Dank gebührt. Ich
edanke mich bei der Vorsitzenden für die Führung der
eratungen und beim Ausschusssekretariat. Wir haben
ine Vielzahl von Wahleinsprüchen behandelt, wobei wir
einer sehr qualifizierten Weise durch die Mitarbeiter
nterstützt wurden. Dafür meinen herzlichen Dank.
Ich wünsche mir, dass die Arbeit im Wahlprüfungs-

usschuss hinsichtlich der noch offenen Wahleinsprüche
einer guten kameradschaftlichen Art und Weise wei-
rgeführt wird und sie nicht von Polemik dominiert
ird, Herr Strobl.
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507210100

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
r. Hans-Peter Friedrich, CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1507210200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich denke, die letzten Redebeiträge haben ein
isschen das verschüttet, was für uns von der CDU/
SU-Fraktion in diesem Verfahren die Beschwer dar-
tellt. Es geht uns nicht darum, im Ausschuss oder hier
ehement und einseitig für irgendeine rechtliche Beur-
eilung zu plädieren. Wir haben vielmehr darauf hinge-






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)


wiesen, dass es nicht sein kann, dass in einer außeror-
dentlich komplizierten, schwierigen und umstrittenen
Rechtsmaterie dem Prinzip des Wahlprüfungsgesetzes,
das besagt, dass bei jedem Einspruch eine mündliche
Verhandlung einzuberufen ist, keine Gültigkeit mehr
eingeräumt wird. Es ist doch klar, dass angesichts einer
solch umstrittenen Situation der Einspruch nicht als „of-
fensichtlich unbegründet“ qualifiziert werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir haben noch ein Weiteres gemacht, was nicht gut

ist: Indem der Wahlprüfungsausschuss den Einspruchs-
führern bescheidet, dass ihr Einspruch offensichtlich un-
begründet ist, zwingen wir sie, da sie wissen, dass der
Sachverhalt in der Literatur und in der Rechtssprechung
umstritten ist, dazu, zum Bundesverfassungsgericht zu
gehen.


(Jörg van Essen [FDP]: Niemand zwingt sie! Das ist ihre souveräne eigene Entscheidung! – Zurufe von der SPD)


Für mich ist die entscheidende Frage: Ist es richtig, dass
wir als Bundestag eine Aufgabe, die wir zugewiesen be-
kommen haben, nicht nachkommen, sondern sie so be-
handeln, dass auf Anruf der Einspruchsführer das Bun-
desverfassungsgericht dazu gezwungen ist, die Arbeit zu
erledigen, die wir eigentlich erledigen müssten?


(Zuruf der Abg. Erika Simm [SPD])

Wir haben hierbei, liebe Frau Vorsitzende, auch die

Chance verpasst, eine Gesetzesinitiative, die das Bundes-
verfassungsgericht zwar nicht angemahnt – so weit will
ich nicht gehen –, aber angeregt hat, vom Wahlprüfungs-
ausschuss aus auf den Weg zu bringen. Das Besondere an
der damaligen Entscheidung des Bundesverfassungsge-
richtes ist ja, dass es hypothetisch einen Fall problemati-
siert hat, der jetzt genau eingetreten ist. Insofern wäre es
an der Zeit und im Grunde auch richtig gewesen, durch
eine Anhörung im Wahlprüfungsausschuss – wir woll-
ten nicht mehr als eine mündliche Verhandlung – klären
zu lassen,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


wie die rechtlichen Positionen gegeneinander abzuwä-
gen sind. Das zu tun hätte auch einem Wahlprüfungsaus-
schuss in dieser Frage gut angestanden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich will die Zeitungsbeilage, die einen Monat vor der

Bundestagswahl erschienen ist, ansprechen. Auch Herr
Hacker hat dieses ja hier schon vorgetragen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der Vortrag war dürftig!)


Ich möchte den Sachverhalt für diejenigen, die das
Geschehen nicht näher verfolgt haben, schildern. Am
21. und 22. August, also genau einen Monat vor der
Bundestagswahl 2002, wurde in allen großen deutschen
Tageszeitungen eine Beilage verteilt, deren Kosten aus
Haushaltsmitteln beglichen wurden und sich auf
2,85 Millionen Euro beliefen. Auftraggeber war das

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(C (D resseund Informationsamt der Bundesregierung. Die inspruchsführer haben darauf hingewiesen, dass es sich ei dieser Aktion um einen Verstoß der Bundesregierung egen ihre Neutralitätspflicht im Vorfeld einer Bundesgswahl und damit gegen den Grundsatz der Chanengleichheit handeln könnte. Von Ihnen, Herr Hacker, ist schon die Rechtspre hung des Bundesverfassungsgerichtes zitiert worden. ie Aufgabe des Wahlprüfungsausschusses muss es naürlich sein, den Einspruch im Lichte der schon geltenen Verfassungsrechtsprechung zu prüfen. Es gibt eine ntscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem ahre 1977, aus der ich einige Leitsätze vorlesen möchte: Das Recht der politischen Parteien auf Chancengleichheit wird verletzt, wenn Staatsorgane als solche parteiergreifend zugunsten oder zulasten einer politischen Partei in den Wahlkampf einwirken. Ein parteiergreifendes Einwirken von Staatsorganen in die Wahlen zur Volksvertretung ist auch nicht zulässig in der Form von Öffentlichkeitsarbeit. Die Öffentlichkeitsarbeit der Regierung findet dort ihre Grenzen, wo die Wahlwerbung beginnt … Aus der Verpflichtung der Bundesregierung, sich jeder parteiergreifenden Einwirkung auf die Wahl zu enthalten, folgt schließlich für die Vorwahlzeit das Gebot äußerster Zurückhaltung und das Verbot jeglicher mit Haushaltsmitteln betriebener Öffentlichkeitsarbeit in Form von so genannten Arbeits-, Leistungsund Erfolgsberichten. Wenn man im Lichte der Rechtsprechung des Verfasungsgerichts diese Zeitungsbeilage, die einen Monat or der Bundestagswahl verteilt wurde, beurteilt, dann tellt man fest: Erstens hat sie keinerlei sachliche Auflärung zum Zuwanderungsgesetz und zu seinen Folgen einhaltet, sondern sich darin erschöpft, die einseitige osition der Bundesregierung und der rot-grünen Koaliion wiederzugeben. Zweitens wurde gegen das Gebot er äußersten Zurückhaltung, die das Bundesverfasungsgericht in seiner Entscheidung auferlegt hat, vertoßen, da diese Broschüre in der heißen Phase des ahlkampfs verteilt worden ist. Ich möchte noch auf Folgendes hinweisen: Dieses esetz wurde vom Bundespräsidenten schon am 20. Juni 002 unterzeichnet. Zwei Monate später, also genau in er heißen Wahlkampfphase, verteilt das Presseund Inormationsamt der Bundesregierung eine Zeitungsbeiage zu diesem Thema. Ich denke, das ist ein offensichticher Verstoß gegen die vom Verfassungsgericht eschriebenen Rechtsprinzipien. Unser Petitum war: Der Wahlprüfungsausschuss muss rüfen, ob diese Beilage möglicherweise einen Wahlfeher begründet. Wir haben uns aber nicht darauf festgeegt, dass diese Bundestagswahl anfechtbar ist, sondern ediglich darauf hingewiesen: Das Ausmaß dieses Vertoßes muss geprüft werden. Denn er ist groß genug, ass ein Zusammenhang mit dem Ausgang der Wahl die Entscheidung war denkbar knapp; es gab eine Diferenz von nur wenigen Tausend Stimmen – möglich ist. Dr. Hans-Peter Friedrich Es besteht also in dieser Frage ein ganz erheblicher Prüfungsbedarf. Wie Sie trotz dieses erheblichen Prüfungsbedarfs sagen können, er sei offensichtlich unbegründet, ist uns unbegreiflich. Das kritisieren wir. Wir haben uns überlegt, warum Sie sich so verhalten. Warum sollte man diesen Sachverhalt nicht überprüfen? Eine Erklärung ist, dass die Bundesregierung auch in dieser Wahlperiode mit dieser Art von Propaganda durch das Presseund Informationsamt munter weitermacht. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Herr Friedrich, mäßigen Sie sich! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Na, na! Nicht in diese Kiste greifen! Ihre Sprache ist verräterisch.)


(Joachim Stünker [SPD]: Pharisäer!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


In der heißen Phase des Landtagswahlkampfes in Bayern
wurden im Rahmen der Kampagne „Deutschland be-
wegt sich – Agenda 2010“, deren Kosten sich auf
2,4 Millionen Euro beliefen und die aus Haushaltsmit-
teln des Bundes finanziert wurden, 18 000 Großplakate
geklebt.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Diese Kampagne begann also genau in der heißen Phase
des Wahlkampfs. Welch ein Zufall! Die Tatsache, dass
die Plakate der Bundesregierung inzwischen mehr scha-
den als nützen, hat mit der Rechtsfrage, um die es hier
geht, glaube ich, nichts zu tun.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das hat in Bayern wenig genützt!)


Ich möchte insgesamt feststellen: Wir haben die
Chance verpasst, anhand dieser Frage unsere Arbeits-
weise als Wahlprüfungsausschuss der Öffentlichkeit in
einem umfangreichen Verfahren darzustellen. Ich denke,
es ist nach unserer Sicht der Dinge verständlich, dass wir
dem Beschlussvorschlag des Wahlprüfungsausschusses
– so Leid uns das tut – nicht folgen können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507210300

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur zweiten Beschlussempfehlung des

Wahlprüfungsausschusses zu 57 gegen die Gültigkeit der
Wahl zum 15. Deutschen Bundestag eingegangenen
Wahleinsprüchen, Drucksache 15/1850. Der Wahlprü-
fungsausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
empfehlung, die aus den Anlagen 1 bis 57 ersichtlichen
einzelnen Beschlussempfehlungen zu Wahleinsprüchen
anzunehmen. Es wird getrennte Abstimmung verlangt.

Wer stimmt für die aus den Anlagen 1 bis 11 ersichtli-
chen Beschlussempfehlungen zu Wahleinsprüchen? –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lungen zu den Wahleinsprüchen Anlagen 1 bis 11 sind
mit den Stimmen der Koalition und der FDP gegen die
Stimmen der CDU/CSU angenommen.

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(C (D Wer stimmt für die aus der Anlage 12 ersichtliche Bechlussempfehlung zu einem Wahleinspruch? – Gegenrobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung zu em Wahleinspruch Anlage 12 ist mit den Stimmen der oalition gegen die Stimmen der CDU/CSU bei Enthalung der FDP angenommen. Wer stimmt für die aus den Anlagen 13 bis 57 ersicht ichen Beschlussempfehlungen zu Wahleinsprüchen soie für die Nrn. 2 und 3 der Beschlussempfehlung des ahlprüfungsausschusses? – Gegenprobe! – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlungen zu den Wahleinsprühen Anlagen 13 bis 57 sowie die Nrn. 2 und 3 der Bechlussempfehlung des Wahlprüfungsausschusses sind it den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Ich rufe den Zusatzpunkt 2 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Notwendigkeit der steuerlichen Entlastung für Familien, Arbeitnehmer und Unternehmen bereits zum 1. Januar 2004 zur Flankierung des sich abzeichnenden Wirtschaftsaufschwungs Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundesinister der Finanzen, Hans Eichel. (Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD] – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die lebende Haushaltsfalle!)



Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507210400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich möchte die Begründung, warum es notwen-
ig ist, die dritte Stufe der Steuerreform vorzuziehen, zu-
rst und im Wesentlichen aus meiner Sicht als Finanzmi-
ister geben.
Die Konsolidierungspolitik, die zweifelsfrei zwin-

end erforderlich ist, war erfolgreich in Zeiten des
achstums: Im Jahre 1999 und im Jahr 2000 hatten wir
ie niedrigste Staatsverschuldung seit der Wiederverei-
igung. Im Bundeshaushalt war sie auch noch im Jahre
001 erfolgreich, während zu dieser Zeit die Defizite in
en Länderhaushalten bereits explodierten. Die letzten
rei Jahre Stagnation haben uns aber gezeigt, dass es
eine nachhaltige Konsolidierung der öffentlichen Fi-
anzen ohne nachhaltiges Wachstum gibt. Umgekehrt
ilt es auch: Es gibt kein nachhaltiges Wachstum ohne
achhaltig solide öffentliche Finanzen.
Deswegen müssen wir eine Politik betreiben, die

achhaltiges Wachstum und Beschäftigung in Deutsch-
and besser möglich macht als in der Vergangenheit.
azu hat Ihnen die Bundesregierung einen Dreiklang
orgeschlagen, bestehend aus Strukturreformen, Haus-
altskonsolidierung und dem Vorziehen der dritten Stufe
er Steuerreform.


(Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Und neue Schulden!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Konsolidierung heißt in der Tat – darum soll man

nicht herumreden –, die sozialen Sicherungssysteme ins-
besondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen
der deutschen Einheit und vor dem Hintergrund der de-
mographischen Entwicklung unseres Landes nachhaltig
tragfähig zu machen. Nachhaltig tragfähig heißt auch
– auch darum sollte man nicht herumreden –, dass neu
justiert werden muss zwischen dem, was die sozialen Si-
cherungssysteme für alle leisten können, und dem, was
jeder Einzelne selber an Vorsorge leisten muss. Das ge-
schieht bei der Gesundheits- und auch bei der Rentenre-
form. Diese Belastungen müssen wir den Menschen in
diesem Lande im Interesse einer langfristigen Tragfähig-
keit der Sozialsysteme leider zumuten.

Es geht um die Konsolidierung des Bundeshaushaltes.
Denn wer, so wie wir das tun, vorschlägt, die Steuerre-
form 2005 auf 2004 vorzuziehen, der muss zunächst im
Haushalt dafür die Voraussetzungen schaffen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Neue Schulden aufnehmen, oder wie?)


Das heißt, vor dem Hintergrund der außerordentlich
schwierigen Lage der öffentlichen Finanzen nachhaltige
Konsolidierungsschritte über das hinaus zu machen,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie verwechseln Schulden mit Konsolidierung!)


was wir im Jahre 1999 mit dem Konzept 2000 eingeleitet
haben.


(Zuruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

Denn wenn wir das, was Ihre Unterstützung, lieber Herr
Koppelin, nicht gefunden hat, nicht eingeleitet hätten,
hätten wir dieses Jahr neue Schulden von etwa
20 Milliarden Euro mehr.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist doch Vergangenheit, Herr Minister!)


Die Konsolidierungspolitik war erfolgreich. Aber in Zei-
ten der Stagnation geschieht zweierlei: Erstens brechen
die Steuereinnahmen weg und zweitens müssen die Aus-
gaben für den Arbeitsmarkt wesentlich höher sein als
kalkuliert.

Es genügt – Sie sollten nicht immer nur dazwischen-
rufen –, sich einmal in Europa umzusehen. Dann können
Sie feststellen, dass eine ganze Reihe von Ländern in
dieser Phase von ihren Haushaltsansätzen wesentlich
stärker abweichen als wir. Ich empfehle meinem nieder-
ländischen Kollegen Gerrit Zalm, bei seiner Kritik an
Deutschland ein bisschen leiser zu sein.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jetzt sind es auch noch die Niederländer!)


Da die Abweichung im niederländischen Staatshaushalt
vom Jahr 2000 bis jetzt nicht wie bei uns 3 Prozent, son-
dern mehr als 4 Prozent beträgt,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber laut dürfen doch auch Sie nicht mehr sein!)


muss man festhalten: Die Finanzdisziplin ist dort nicht
so gut wie in Deutschland.

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(C (D (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wer bei den Schulden noch laut ist!)


Konsolidierung des Haushaltes heißt: Vor dem Vor-
iehen der Steuerreform muss die für den Haushalt 2004
eranschlagte Neuverschuldung in jedem Falle unter den
eranschlagten Investitionen liegen. Deswegen müssen
ir insbesondere beim Abbau von Finanzhilfen – dort
ind wir hervorragend vorangekommen; allerdings sind
ir hier auch nicht auf den Bundesrat angewiesen – und
eim Abbau der Steuersubventionen in großen Schritten
orankommen.
Ich begrüße es, dass dieses Thema inzwischen entta-

uisiert ist. Hätten Sie das ein Jahr vorher fertig ge-
racht, dann hätten wir schon dieses Jahr weniger Schul-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Rede ist doch drei Jahre alt!)


ierzu hat die Bundesregierung einiges präsentiert: Ers-
ens. Die Eigenheimzulage muss weg. Das ist eine unsin-
ige Subvention, die durch ein vernünftiges Investitions-
rogramm ersetzt werden sollte.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Der lebt ja noch in der Vergangenheit!)


weitens. Die Pendlerpauschale muss reduziert werden.
rittens. Die Halbjahres-AfA muss weg; zumindest da-
über besteht inzwischen offensichtlich Konsens.
All das, was die Ministerpräsidenten Koch und Stein-

rück – ich sage: dankenswerterweise – zur Enttabuisie-
ung dieses Themas aufgelistet haben – und noch mehr –,
uss umgesetzt werden, damit wir die für das Vorziehen
er Steuerreform notwendigen Voraussetzungen bekom-
en.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Dann legen Sie es doch vor! Bringen Sie es doch ein! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Auf die Anträge warten wir!)


Das bedeutet – das ist die volkswirtschaftliche Be-
ründung –, dass wir dem Wirtschaftskreislauf in einer
hase der Stagnation mit rigiden Strukturreformen in
en sozialen Sicherungssystemen und im Haushalt min-
estens 23 Milliarden Euro entziehen. Die Frage ist, ob
an dem Kreislauf in einer Phase der Stagnation Kauf-
raft in einem solchen Maße ersatzlos entziehen darf
der ob man so nicht die Phase der Stagnation noch ver-
ängert. Das ist der Grund dafür, warum die Bundesre-
ierung sagt: Wir müssen die nächste Stufe der Steuerre-
orm, die ohnehin für 2005 geplant ist, auf 2004
orziehen. In einer Phase der Stagnation ist es nicht ver-
ntwortbar, eine kontraktive Finanzpolitik zu betreiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn diese verlängert die Stagnation. Das heißt, wir ma-
hen eine nachhaltige Wachstumspolitik durch Struktur-
eformen und sorgen kurzfristig dafür, dass es zu keiner
erlängerung der Stagnation durch eine kontraktive






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Finanzpolitik kommt. Wir setzen also in der Finanzpoli-
tik einen Wachstumsimpuls mit einer Maßnahme, die
ohnehin im Rahmen der Strukturreformen geplant ist.

Dies ist übrigens eine Politik, von der der Internatio-
nale Währungsfonds sagt, dass sie richtig und mutig ist
und dass sie genau dort ansetzt, wo in dieser Phase an-
gesetzt werden muss. Denn Europa braucht Wachstum
– vor allem in der größten Volkswirtschaft der Union: in
Deutschland.

Unser Konzept liegt nun klar auf dem Tisch. Das An-
gebot lautet: Wir sind in Sachen Subventionsabbau zu
jedem Gang bereit, den Sie mitgehen – so viel Sie wol-
len!


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Und zu neuen Schulden!)


Aber es liegt auch an Ihnen; denn in diesem Bereich geht
nichts ohne den Bundesrat.

Was sind Ihre Antworten? Es gibt einige, die gerne
mittun möchten, zum Beispiel Herr Althaus, Herr Teufel
und der eine oder andere mehr. Was hören wir aber an
Bedingungen? Sie sagen – da wird es heuchlerisch und
das kann so nicht bleiben –, wir dürften dafür keine
Schulden machen. Die Wahrheit ist aber: Wenn wir so-
wohl den Haushalt konsolidieren als auch die Steuerre-
form vorziehen und das Vorziehen komplett steuerlich
gegenfinanzieren, betreiben wir eine massiv kontraktive
Finanzpolitik.

Noch komischer wird es, wenn Sie sich der Haus-
haltskonsolidierung verweigern: Was passiert denn dann
mit Ihren Positionen? Sie sagen, Sie wollen die Eigen-
heimzulage behalten, sie aber nicht durch Schulden
finanzieren. Was ist Ihre Position bei der Pendlerpau-
schale?


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die ist schon verfrühstückt!)


Was ist mit den Vorschlägen, die im Grundsatzkonzept
von Herrn Merz vorkommen, wonach man die Subven-
tionen in der Tat abschaffen könne? Sie können nicht auf
der einen Seite sagen, Sie wollten das gegenfinanzieren,
und auf der anderen Seite jede Gegenfinanzierung ableh-
nen. So funktioniert das nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch das, was Herr Stoiber macht, kann nicht gehen.
Er macht Vorschläge, von denen er weiß, dass sie nicht
einmal in der CDU eine Mehrheit finden. Die ostdeut-
schen Ministerpräsidenten zum Beispiel akzeptieren gar
nicht, was er vorgeschlagen hat. Das „Handelsblatt“
spricht von einer Verzögerungstaktik. Er ist sozusagen
der lächelnde Blockierer. Das hat das Land nicht ver-
dient.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie hat das Land nicht verdient!)


Wir müssen aus der Stagnation herauskommen und
wir haben die Chance dazu. Alle Vorschläge der Regie-
rung liegen auf dem Tisch.

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(C (D (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Neue Schulden liegen auf dem Tisch!)


as Vorziehen der Steuerreform muss unter diesen Be-
ingungen stattfinden. Sie tragen mit Ihrer Mehrheit im
undesrat dieselbe Verantwortung wie wir.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507210500

Nächster Redner ist der Kollege Friedrich Merz,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1507210600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Es fehlen einem fast die Worte,

(Zuruf von der SPD: Das wäre schön! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sechs, setzen!)

enn man einem solchen Beitrag hier zuhört.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Jetzt hat er die Hand schon wieder im Maschinenraum!)


Dieser Jargon fällt auf Sie selbst zurück, sehr geehrter
err Kollege.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Es ist eine unglaubliche Nachlässigkeit, wie Sie sich uns gegenüber hier präsentieren!)


Schauen Sie sich demnächst einmal Ihren Bundeskanz-
er an, wenn er hier spricht. Der nämlich hat beide Hände
n der Hosentasche. Das habe ich mir an dieser Stelle
och nicht erlaubt, lieber Herr Kollege.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es fehlen einem wirklich die Worte, wenn der Bun-

esfinanzminister von dieser Stelle aus kein einziges
ort zu der Steuerschätzung von heute sagt.


(Hans Eichel, Bundesminister: Das mache ich beim nächsten Punkt, beim Nachtragshaushalt!)


Gut, dann werden wir uns das auch anhören. Lieber
err Eichel, Sie können doch nicht so tun, als ob diese
ebatte völlig losgelöst wäre von der nächsten und beide
achverhalte nichts miteinander zu tun hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

it Verlaub, Sie können nicht in einer Diskussion, in der
s um Steuersenkungen für das nächste Jahr geht, völlig
hne Berücksichtigung lassen, dass uns die Steuerschät-
er heute gesagt haben, im nächsten Jahr werde der
und – über das hinaus, was ohnehin schon an Ausfällen
tattfinden wird – eine erhebliche Mindereinnahme im
aushalt hinnehmen müssen. Das hat doch einen inne-
en Zusammenhang. Wenn Sie in diesem Zusammen-
ang immer noch von Konsolidierung und Finanzdiszi-
lin sprechen, dann kann man sich des Eindrucks nicht
rwehren, Sie hätten eine Rede aus dem vorletzten Jahr
itgebracht. Das ist doch fernab der Wirklichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Friedrich Merz

Es gibt einen zweiten Sachverhalt, auf den ich hin-

weisen will, nämlich den Arbeitsmarkt. Ich möchte anre-
gen, dass vielleicht Ihr Kabinettskollege Herr Clement
von dieser Stelle aus etwas dazu sagt.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Sehr gern!)


Wir haben heute nicht nur die Steuerschätzungen vorge-
legt bekommen, sondern auch die Arbeitsmarktdaten für
den Oktober 2003. Ich möchte Sie bitten, nicht nur etwas
zur Arbeitslosigkeit zu sagen, sondern auch zur Beschäf-
tigungssituation.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Ja, selbstverständlich, das ist mein Job!)


Das hat wirklich etwas miteinander zu tun.
Es gab im Oktober dieses Jahres etwas mehr als

600 000 Beschäftigte weniger in Deutschland als im Okto-
ber des letzten Jahres. Unser Volk von 82 Millionen Ein-
wohnern verfügt gegenwärtig noch über etwa 26 Millionen
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse.
Lieber Herr Eichel, Sie können das drehen und wenden,
wie Sie wollen: Das, was Sie zum 1. Januar 2004 vor-
schlagen – darüber wird heute Abend bei Ihnen wie bei
uns intern beraten –, wird keinen Beitrag zur Lösung der
Probleme auf dem Arbeitsmarkt leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn es überhaupt noch einen Sinn hat, dass die Aus-

schüsse des Deutschen Bundestages beraten und Fach-
leute einladen, um sich Rat geben zu lassen, dann sollten
Sie das zugrunde legen, was im Haushaltsausschuss des
Bundestages von allen Fachleuten übereinstimmend zu
diesem Sachverhalt gesagt worden ist.

Selbst diejenigen, die noch weitgehend der Meinung
sind, man könne Wirtschaftsaufschwung durch Stärkung
der Nachfrage auslösen – es gibt ja immer noch den ei-
nen oder anderen, der das glaubt –, sagen, dass die von
Ihnen zum 1. Januar 2004 zusätzlich geplanten Steuer-
entlastungen praktisch keine Wirkung haben werden.
Man redet über eine Steigerung des Wirtschaftswachs-
tums um 0,1 bis 0,2 Prozent. Jeder hier im Hause weiß,
dass dieses Wachstum bei weitem nicht ausreicht, um
auch nur einen Hauch von weiterer Beschäftigung auf
dem Arbeitsmarkt auszulösen. Worüber reden Sie hier
eigentlich, wenn Sie eine Aktuelle Stunde zum Thema
„Entlastung für Familien, Arbeitnehmer und Unterneh-
men“ beantragen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will durchaus anerkennen und bedanke mich da-

für, dass Sie einige zustimmende Worte zu den von mir
in dieser Woche vorgeschlagenen Leitlinien für eine Mo-
dernisierung unseres Einkommensteuerrechts gefunden
haben. Leider hat es aus Ihren Reihen auch gleich wieder
reflexartige Kritik gegeben,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus Ihren Reihen auch!)


die Vorschläge seien sozial unausgewogen. In dieser Ak-
tuellen Stunde geht es auch um das Thema der Entlas-

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(C (D ung für Familien. Auch wenn es nicht jedem gefällt, iederhole ich, was ich vor einiger Zeit schon einmal esagt habe: Was nützt es eigentlich, über die Entlastung on Familien in Deutschland zu sprechen, wenn die Elern arbeitslos werden? Ich bin sehr dafür – damit es hier icht zu Missverständnissen kommt –, sehr viel mehr für ie Familien zu tun, insbesondere für Bezieher unterer nd mittlerer Einkommen, ie Kinder haben und aufziehen. Jeder, der selber Kinder at, weiß, dass das manchmal schwierig ist. Es ist anchmal bewundernswert, wie gerade die Bezieher iedrigerer Einkommen die dadurch entstehenden zuätzlichen finanziellen Belastungen tragen. Wenn wir hier aber über das Thema Entlastung für amilien reden, müssen wir vorher darüber reden, wie ir aus der Wachstumsund Beschäftigungskrise unseer Volkswirtschaft herauskommen. Die Finanzpolitik nd – mit Verlaub – auch die Wirtschaftspolitik dieser ot-grünen Bundesregierung in den letzten fünf Jahren at in sämtlichen Kennziffern der Volkswirtschaft zum latten Gegenteil von dem geführt, was in diesem Lande igentlich notwendig wäre. Zum Schluss berufen Sie sich ganz stolz darauf, dass as Bundeswirtschaftsministerium jetzt entsprechende tatistiken über den Niedriglohnsektor herausgibt. Dazu ann ich nur sagen: Es ist schön und gut, dass wir den aben, aber diese Mikroökonomie wird uns nicht aus der rise herausführen. Wir brauchen Vollzeitarbeitsplätze n der gewerblichen Wirtschaft, im ersten Arbeitsmarkt. enn wir 50 000 Arbeitsplätze pro Monat in diesem ande verlieren, lieber Herr Eichel, können Sie hier von iesem Platz aus noch so häufig über Finanzdisziplin, utomatische Stabilisatoren, über Konsolidierung und nderes sprechen, es wird Ihnen ohnehin niemand mehr lauben, aber es wird auch nichts mehr bewirken. Herzlichen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Thea Dückert, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! it Verlaub, Herr Merz, sprachlos waren Sie nicht. (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Ich habe gesagt: „Fast“!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507210700
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507210800

ch frage mich aber, für wen Sie gesprochen haben, denn
ir warten schon darauf, dass die Opposition endlich mit
iner Stimme spricht. Was Sie hier gerade vorgetragen
aben – das hat die letzte Woche gezeigt –, führt in Ihren
igenen Reihen zu erheblichen Widersprüchen


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie haben doch nur Haushaltslöcher!)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

und ist erheblich umstritten. Ich will Beispiele nennen:
Ihr Konzept der Abkehr vom linear-progressiven Tarif
wird – ich finde, zu Recht – als unsozial bezeichnet, so
zum Beispiel von Herrn Müller oder auch von Herrn
Stoiber. Ihr Konzept hatte eine Halbwertszeit von einem
Tag, Herr Merz. Sie mussten nachbessern, weil es eine
erhebliche soziale Schlagseite hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sprechen Sie einmal zum Thema!)


Damit aber nicht genug: Ihre Fraktionsvorsitzende,
Frau Merkel, setzt sich für die Herzog-Vorschläge ein.
Sie wissen sehr genau, dass Ihr Konzept mit diesen Vor-
schlägen nicht kompatibel ist. Beide Vorschläge zusam-
mengenommen bedeuten eine Finanzierungslücke von
mindestens 34 Milliarden Euro. Sie sagen nichts dazu,
wie Sie diese Lücke decken wollen. Sie machen die
Rechnung ohne den Wirt.

Es geht in der Tat darum, die Konjunktur im nächsten
Jahr in Schwung zu bringen. Wir brauchen einen Anreiz
für die Konjunktur. Ihre Argumentation aber, die Sie hier
abliefern, richtet sich sowohl gegen das Vorziehen der
Steuerreform als auch gegen den Subventionsabbau.
Denn Letzteren stellen Sie, Herr Merz, in Ihrem Konzept
wieder zur Disposition; ich nenne als Beispiele die Ei-
genheimzulage oder die Pendlerpauschale. Ich muss
mich also fragen, welches Ziel Sie verfolgen und für
wen Sie sprechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Für die Masse des Volkes und für den Aufschwung!)


– Eben, wir brauchen den Aufschwung, einen Anschub
für die Konjunktur im nächsten Jahr. Deshalb ist ein Vor-
ziehen der Steuerreform erforderlich. Nur dann werden
die Bürgerinnen und Bürger, die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer und die Unternehmen mehr Geld zur Ver-
fügung haben, um zu konsumieren und zu investieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie spüren jeden Tag, dass sie mehr Geld in der Tasche haben!)


Jeder, der wie Herr Wulff oder Herr Koch diesen Kurs
blockiert und damit kaputt macht, trägt dazu bei, der
konjunkturellen Belebung die Chancen zu nehmen. Von
internationaler Seite haben wir ins Stammbuch geschrie-
ben bekommen, dass Strukturreformen in Deutschland
überfällig sind; das wissen Sie ganz genau. Und warum?


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Weil Sie 1998 alles rückgängig gemacht haben!)


– Sie brauchen gar nicht so zu tun, als hätten Sie nichts
damit zu tun. Das ist typisch. Sie wissen ganz genau,
dass Sie sehr viel dazu beigetragen haben. Ich nenne als
Beispiele nur die falsch finanzierte deutsche Einheit


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was hätten Sie anders machen wollen? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist schon 14 Jahre her!)


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(C (D nd – das ist besonders wichtig – die über Dekaden verchlafenen Strukturreformen am Arbeitsmarkt. Mit der Agenda 2010 haben wir die so wichtigen trukturreformen eingeleitet. Diese werden aber erst im usammenhang mit einem konjunkturellen Aufschwung irken können. Deswegen müssen wir den Schritt mahen und die Steuerreform vorziehen. Bei diesem Thema bricht bei Ihnen, liebe Kolleginnen nd Kollegen von der Union, das schiere Chaos aus, wie s uns Herr Merz gerade bei seiner Rede vorgeführt hat. ieses Chaos trägt den Nachnamen Union und hat viele ornamen: Koch, Wulff, Müller, Merkel oder Merz. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Alles gute Leute! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und Stoiber!)


Stoiber natürlich auch. – Herr Müller zum Beispiel
ill, dass man sich auf einem Gipfel nicht über das Vor-
iehen der Steuerreform, sondern über das Konzept von
errn Merz unterhält. Dieser aber lehnt – man höre und
taune – den Stufentarif ab. Ich weiß also nicht, worüber
r überhaupt reden will. Herr Stoiber wiederum will
einen Gipfel, aber will, wie er sagt, die Steuerreform
orziehen. Wie will er sie finanzieren? – Das ist ganz
infach, nämlich – unionsgerecht – auf Kosten der
rbeitslosen. In einer Situation höchster Arbeitslosigkeit
in den neuen Ländern haben wir eine Arbeitslosigkeit
on bis zu 20 Prozent – will er ABM-Mittel, Qualifizie-
ungs- und Weiterbildungsangebote streichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nd was will Frau Merkel? Das frage ich mich auch.
eute Morgen zum Beispiel hat sie gesagt, sie wolle die
teuerreform nicht vorziehen, zumindest nicht auf diese
eise.
Ich fordere Sie daher auf: Lassen Sie uns doch darü-

er reden, wie man die Steuerreform vorziehen kann!

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir würden gerne mit Ihnen reden! Dazu brauchen wir aber einen einzigen vernünftigen Vorschlag!)


assen Sie uns über eine ordentliche Finanzierung reden
nd hören Sie auf, im Bundesrat den Subventionsabbau
u blockieren, der für ein Vorziehen nötig ist!

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507210900

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507211000

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss.
Das Chaos bei der Union, das ich eben angesprochen

abe, hat System. Alle Ihre Vorschläge, die Vorschläge
on Stoiber zur Finanzierung, die Vorschläge von Merz
ur Steuerreform, die Vorschläge von Herzog zur Pau-
chale in der Gesundheitsversorgung und die Vorschläge
on Koch zur Senkung der Sozialhilfe, haben einen
emeinsamen Kern: Die beabsichtigten Änderungen ge-
en zulasten der kleinen Einkommen, zulasten der
ommunen und zulasten der Arbeitslosen. Wir wollen






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

der Belebung der Konjunktur eine Chance geben, aber
nicht der sozialen Ausgrenzung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507211100

Nächster Redner ist der Kollege Carl-Ludwig Thiele,

FDP-Fraktion.

(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1507211200

Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Eichel, Ihre Rede

hat mich schon erstaunt. Ich glaube, an dieser Stelle
wäre etwas mehr Bescheidenheit erforderlich gewesen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Frau Dückert, da ich in einem Punkt mit Ihnen über-

einstimme, möchte ich diesen hier auch betonen: Wir
brauchen mehr Wachstum und Beschäftigung in unse-
rem Lande.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aufschwung!)


Dafür brauchen wir allerdings weniger Rot-Grün. Das ist
der Punkt, um den es geht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es

ist grotesk: Heute, an dem Tag, an dem wir die von SPD
und Bündnis 90/Die Grünen beantragte Aktuelle Stunde
mit dem Thema „Für die Notwendigkeit der steuerlichen
Entlastung für Arbeitnehmer, Familien und Unterneh-
men bereits zum 1. Januar 2004 ...“ durchführen, finden
fast zeitgleich drei Ereignisse statt, nämlich erstens die
Steuerschätzung, zweitens die erste Beratung des Nach-
tragshaushalts und drittens die Ankündigung einer Aus-
bildungsplatzabgabe von Rot-Grün.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wunderbar!)

Zum ersten Punkt. Die Steuerschätzer haben heute er-

klärt, dass für dieses und das nächste Jahr mit zusätz-
lichen Steuerausfällen von 19,1 Milliarden Euro gerech-
net werden muss. In diesem Jahr werden es
8,2 Milliarden Euro und im nächsten Jahr werden es
10,9 Milliarden Euro sein. Dazu kann man nur feststel-
len: Das ist die Folge einer planlosen und chaotischen
Steuerpolitik von Rot-Grün.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

In der eichelschen Steuerpolitik gibt es nur eine einzige
Konstante: Nichts Genaues weiß man nicht.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nur Schulden, Schulden, Schulden!)


Allein die Diskussion über das zum Glück geschei-
terte Steuervergünstigungsabbaugesetz hat zu Beginn
dieses Jahres und nachwirkend zu einer absoluten Verun-
sicherung in der Bevölkerung geführt. Ich möchte an
dieser Stelle daran erinnern, dass damals, vor der Som-
merpause, die Sachverständigen erklärt haben, dass al-

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(C (D ein die Diskussion über dieses Gesetz ein halbes Proent Wachstum in unserem Land gekostet hat. Herr inister, wo stünden wir, wenn wir dieses Gesetz nicht iskutiert hätten? Dann hätten wir in diesem Jahr 0 Milliarden Euro mehr erwirtschaftet und 5 Milliarden uro mehr Staatsund Sozialversicherungseinnahmen. as ist doch der Punkt. Zum zweiten Punkt, dem Nachtragshaushalt. Schon ei der Verabschiedung des Bundeshaushaltes im März ieses Jahres war klar – das hätte auch Ihnen klar sein üssen –, dass alle Zahlen Makulatur waren. ereits einen Monat später wurde das eingeräumt, aber s wurde nichts geändert. Die Wirklichkeit wurde ausgelendet und gesundgebetet. Es ist schon erstaunlich, dass ie von April bis November brauchten, um einen Nachragshaushalt vorzulegen, in dem die Wirklichkeit in unerem Lande annähernd berücksichtigt wird. Das ist icht der richtige Weg. Ich kann nur sagen: Stellen Sie ich bitte der Wirklichkeit. Blenden Sie die Wirklichkeit icht permanent aus, wie Sie das in Ihrer Rede gerade ier auch wieder getan haben. Versuchen Sie, die richtien Konzepte zu finden, damit wir in unserem Lande achstum und Beschäftigung erhalten. Herr Minister, bei Ihrem Amtsantritt haben Sie er lärt, dass Schuldenmachen bedeuten würde, die Zuunft zu verspielen. n diesem Punkt stimmen wir Ihnen absolut zu. (Jürgen Koppelin [FDP]: Das stammt nicht von ihm, das hat er sich aufschreiben lassen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Dirk Niebel [FDP]: Da hat er Recht!)


arum tun Sie aber das Gegenteil von dem, was Sie ver-
prochen haben? Sie sind in der Bevölkerung zunächst
ositiv bewertet worden, weil man den Eindruck hatte,
ass Sie sparen. Inzwischen erkennt man aber, dass Sie
en Bürgern auf unterschiedliche Art und Weise in die
asche greifen und die Staatsquote hochhalten und dass
o die Beschäftigung sinkt. Das ist die Folge einer ver-
ehlten und konzeptionslosen rot-grünen Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dritter Punkt. Heute betreibt die Bundesregierung
ieder ihren Lieblingssport, nämlich die allgemeine
erunsicherung.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Und die Beschimpfung der Opposition!)


eshalb sollen am Wochenende die Eckpunkte für die
inführung einer Ausbildungsplatzabgabe beschlossen
erden. Wer glaubt, dass durch eine Ausbildungsplatz-
bgabe neue Arbeitsplätze entstehen, der hat sich gründ-
ich getäuscht. Meine Befürchtung ist eher, dass Ausbil-
ungsplätze abgebaut werden, weil viele Unternehmen
agen können, dass sie ihrer sozialen Verpflichtung da-
urch nachkommen, dass sie eine Abgabe zahlen. Das






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

Gegenteil von dem, was Sie sich wünschen, wird durch
diese falsche Politik geschehen: Es werden kein Ausbil-
dungsplätze geschaffen, sondern sie werden abgebaut.
Deshalb kritisieren wir das.


(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Der DGB bildet gar nicht aus!)


– Der DGB ist in diesem Punkt einer der schlechtesten
Arbeitgeber. Wer Moral gegenüber Dritten verkündet,
der sollte zumindest im eigenen Haus so tätig werden,
wie es erforderlich ist. Ich bedanke mich für das Stich-
wort; es ist leider absolut zutreffend.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Beim DGB möchte ich nicht ausgebildet werden! – Peter Dreßen [SPD]: Sie haben keine Ahnung von Ausbildung!)


Wer glaubt, dass eine gute Zukunft für unser Land da-
durch erreicht wird, dass wir die Bürger und die Wirt-
schaft planmäßig weiter belasten, der irrt und der ver-
spielt die Zukunft unseres Landes.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir
alle sind aufgefordert, die Weichen für eine gute Zukunft
unseres Landes zu stellen. Die Diskussion wird konkret
erst jetzt beginnen, nachdem Rot-Grün im Bundestag je-
den Änderungsantrag abgelehnt und sich überhaupt nicht
mit der Frage beschäftigt hat, wie wir im Vermittlungs-
ausschuss mit den Themen umgehen. Wir haben einen
20-prozentigen Subventionsabbau gefordert. Dazu ste-
hen wir als FDP und im Vermittlungsausschuss wird es
dazu die Nagelprobe geben. Ich bedauere nur, dass der
Finanzminister und die rot-grüne Mehrheit überhaupt
nicht in der Lage waren, sich mit den Vorschlägen von
Koch und Steinbrück in einer Art auseinander zu setzen,
die dazu geführt hätte, dass wir dieses Thema hier im
Deutschen Bundestag, wo es hingehört, tatsächlich so
hätten behandeln können, wie es das verdient hätte. Wir
als FDP werden im anstehenden Vermittlungsausschuss-
verfahren konstruktiv mitarbeiten, denn wir sind der
Auffassung: Trotz Rot-Grün, trotz Finanzminister Eichel
und trotz Bundeskanzler Gerhard Schröder müssen wir
einen Aufschwung in unserem Land bekommen und die
Weichen für eine gute Zukunft stellen. Wir als FDP wer-
den dort unsere Verantwortung wahrnehmen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507211300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Christel Humme von

der SPD-Fraktion.


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1507211400

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

Familienförderung ist das Herzstück unserer Politik.
60 Milliarden Euro geben wir trotz Haushaltskonsolidie-
rung Jahr für Jahr für Familien aus. Ich sage Ihnen, Herr
Thiele: Die Familien setzen auf uns, auf Rot-Grün. Das
kann ich Ihnen garantieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme – 1 k S m s n e w s D M K A D b D M n U u r S e T A S O k K k u p (C (D [CDU/CSU]: Das merkt man jeden Tag bei den Umfragen! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Entschuldigung, ich bin Vater von fünf Kindern! Ich setze nicht auf Rot-Grün!)


Das wird durch Ihr Schreien auch nicht anders. – Seit
998 haben wir die finanzielle Situation von Familien
ontinuierlich verbessert. Das haben wir mit niedrigeren
teuersätzen, mit deutlichen Kindergelderhöhungen und
it neuen Freibeträgen geschafft.
Mit dem Vorziehen der Steuerreform runden wir un-

ere Politik für Familien ab. Wir stärken die Familien
och mehr. Eine vierköpfige Arbeitnehmerfamilie mit
inem Durchschnittseinkommen wird dann 2 400 Euro
eniger Steuern zahlen als noch 1998. Ich denke, das ist
ozial gerechte Familienpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Linke Tasche, rechte Tasche!)


as hilft außerdem der Konjunktur. Denn wenn die
enschen mehr Geld im Portemonnaie haben, steigt die
aufkraft. Dann können neue Arbeitsplätze entstehen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das merkt man daran, wie die Binnenkonjunktur steigt!)


uch das ist im Interesse von Familien.
Dafür brauchen wir das Vorziehen der Steuerreform.
afür brauchen wir die Hartz-Reformen, die den Ar-
eitsmarkt und die Arbeitsvermittlung modernisieren.
afür brauchen wir ferner Rahmenbedingungen, die es
üttern und Vätern erlauben, Familie und Beruf mitei-
ander zu vereinbaren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und wer zahlt eure Schulden?)


nser Konzept, liebe Kollegen und Kolleginnen, ist rund
nd es ist jetzt im Vermittlungsausschuss entscheidungs-
eif.
Liebe Kollegen und Kolleginnen, wenn wir uns das

teuerkonzept von Herrn Merz ansehen,

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist sehr gut! Dann leuchten eure Augen! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Da können Sie etwas lernen! – Ludwig Stiegler [SPD]: Vergifteter Apfel!)


rscheint das vielleicht erst einmal verlockend. Mehr
ransparenz im Steuersystem – wer möchte das nicht?
ber aus der Sicht der Familien muss man bei dem, was
ie dort vorschlagen, schon zweimal hinschauen.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Da bin ich jetzt gespannt!)


ffen gesagt: Wir wissen alle, dass die Lebenswirklich-
eit von Familien viel komplexer ist, als Sie es in Ihrem
onzept berücksichtigen. Sie geben auf viele Fragen
eine Antwort. Darum müssen wir als Familienpolitiker
nd Familienpolitikerinnen genau aufpassen, inwieweit
opulistische Vereinfachungen des Steuersystems den






(A) )



(B) )


Christel Humme

Familien tatsächlich nützen oder ob sie sich in Wahrheit
als ungerecht entpuppen.

Erstes Beispiel: Alleinerziehende. Wir wissen alle
ganz genau: Alleinerziehende haben eine besondere Be-
lastung. Dieser besonderen Belastung wollen wir ab dem
1. Januar 2004 Rechnung tragen, indem wir ihnen einen
zusätzlichen Freibetrag in Höhe von 1 300 Euro garan-
tieren. Das ist eine wichtige Maßnahme, die wir mit un-
serer Steuerreform ab 1. Januar durchsetzen wollen. Wie
berücksichtigen Sie Alleinerziehende?

Herr Merz, welche Familienformen kennen Sie über-
haupt? Gestern in der Sendung „Gabi Bauer“ wurde
deutlich, dass Sie sich an einem ganz bestimmten Fami-
lienbild orientieren. Ihr Konzept orientiert sich aus-
schließlich an dem völlig überholten Familienbild, dass
der Vater arbeitet und die Mutter sich um die Kinder
kümmert.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie haben das Modell, wo beide nicht arbeiten!)


Andere Familienformen berücksichtigen Sie nicht. Ich
will Ihnen das gerne aufzeigen. Wie anders ist es zu er-
klären – Sie müssen schon zuhören –, dass Sie für jedes
einzelne Familienmitglied einen deutlich höheren Frei-
betrag einfordern, aber das Familiensplitting gleichzeitig
mit einem Ehegattensplitting kombinieren? Sie begünsti-
gen damit eindeutig ausschließlich die gut verdienende
Einverdienerfamilie. Dieses Familienbild ist aber schon
lange überholt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit der von Ihnen vorgeschlagenen Steuerreform er-
höhen Sie – ich bin nicht nur familienpolitische, sondern
auch frauenpolitische Sprecherin –


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Respekt!)

für Frauen den Anreiz, nach der Geburt eines Kindes
dauerhaft aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Dabei
sollten gerade Sie wissen, dass unsere Wirtschaft gut
ausgebildete Frauen dringend braucht. Unsere Renten-
kassen profitieren davon, wenn wir mehr Frauen ins Er-
werbsleben integrieren.

Ihr Konzept bietet Familien keine besonderen Hilfen.
Eine Gegenfinanzierung kann ich in keiner Weise erken-
nen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht das Thema!)


Das heißt, Sie belasten mit Ihrem Konzept zusätzlich zu-
künftige Generationen, also die Kinder.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Warum reden Sie nicht über das Thema der Aktuellen Stunde? Das war doch eine ganz andere Aktuelle Stunde!)


Mit Steuern steuern – das kann man sehr wohl. Mit
Steuern steuern – das ist das Ziel unserer Steuerreform.
Wir haben auf eine Steuerpolitik für Familien umgesteu-

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(C (D rt, die sozial gerecht, modern und nachhaltig ist, weil ie auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzt, nd die die Konjunktur stärkt, damit neue Arbeitsplätze ntstehen. Kommen Sie bitte zum Schluss. Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Op osition, stellen Sie die Interessen von Familien über hre parteipolitischen Interessen und unterstützen Sie im ermittlungsausschuss unsere Vorhaben. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Wenn Frau Humme noch lange regiert, arbeiten weder Vater noch Mutter!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507211500
Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1507211600


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507211700

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Michael Meister

on der CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1507211800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Zunächst einmal, Frau Kollegin Humme, diese
oalition hat die Alleinerziehenden nach dem Verfas-
ungsgerichtsurteil ohne jeglichen Grund abgestraft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

etzt beschließen Sie eine Reparaturmaßnahme, mit der
ie die Bestrafung der Alleinerziehenden teilweise zu-
ücknehmen. Das verkünden Sie als große familienpoli-
ische Leistung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

as sind ein bisschen Ideologie und ein paar populäre
prüche, aber wenig Inhalt. Damit werden Sie bei den
amilien nicht punkten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In dieser Debatte ist positiv, dass sich alle bisherigen
edner zu einer wachstumsorientierten Politik bekannt
aben.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist nicht selbstverständlich!)


s ist wichtig, dass wir uns darin einig sind. Streit gibt es
arüber, wie wir dieses Wachstum erzielen.
Erstens. Ich möchte daran erinnern, dass zumindest

uf der Regierungsbank in den letzten zwölf Monaten
iniges dazugelernt wurde. Vor zwölf Monaten haben
ir hier darüber debattiert, die zweite Stufe der Steuer-
eform nach hinten zu verschieben. Diese Regierungs-
oalition hat das damals mit denselben Argumenten wie
eute vorgeschlagen. Ich bin dankbar, dass die Koalition
twas dazugelernt hat. Sie will nun keine Politik mehr
egen, sondern eine Politik für Wachstum machen.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Zweitens. Ich erinnere an das Steuervergünstigungs-

abbaugesetz. Herr Bundesfinanzminister Eichel, Sie hat-
ten über 40 Steuererhöhungen vorgelegt, obwohl alle
Sachverständigen und Fachleute im Land erklärt haben:
Dies erschlägt die Konjunktur. Dies schädigt und verrin-
gert das Wachstum. Was haben Sie gemacht? Sie haben
diese Debatte ein halbes Jahr lang geführt und das
Wachstum mit Ihrer Politik zerstört. Für die Stagnation,
die wir heute haben, sind Sie als Folge dieser Politik ver-
antwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Eichel, Sie leben seit drei Jahren in einer irrealen
Welt. Sie sind nicht in der Realität angekommen. 2002
haben Sie bei den Themen Gesundheitswesen, Rente
und Bundeshaushalt verkündet, die Welt sei in Ordnung.
Am Jahresende haben Sie feststellen müssen, dass nichts
in Ordnung ist, ein Maastricht-Kriterium und die Verfas-
sung verletzt wurden und sich riesige Haushaltslöcher
auftun.

In diesem Jahr haben Sie dieselbe Situation. Wir ha-
ben im März und April gesagt, dass Sie ein Haushaltssi-
cherungsgesetz und einen Nachtragshaushalt brauchen.
Sie haben sich dem verweigert, indem Sie gesagt haben,
die Welt sei in Ordnung. Jetzt kommen Sie plötzlich mit
der höchsten Verschuldung aller Zeiten in Deutschland.
In diesem Jahr werden von Ihnen allein auf Bundesebene
Schulden in Höhe von 1 000 DM pro Kopf gemacht. Für
das nächste Jahr planen Sie wieder dasselbe. Das ist ein
Anschlag auf die junge und die kommende Generation.
Da ist nichts von Nachhaltigkeit und Konsolidierung zu
spüren. Was Sie betreiben, ist verantwortungslos.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Bitte ist: Kommen Sie endlich in der Realität

an. Nehmen Sie die Zahlen und Fakten wahr und bauen
Sie auf diesem Fundament eine ordentliche, systemati-
sche und berechenbare Politik auf. Dann wären wir ei-
nen Schritt weiter in Richtung Wachstumspolitik.

Zum Dritten möchte ich etwas zu Ihren Kürzungsvor-
schlägen sagen. Sie waren willkürlich: im Steuerver-
günstigungsabbaugesetz und jetzt im Haushaltsbegleit-
gesetz. Es fehlt jede Methode, es fehlt jedes System, es
fehlt jeder geordnete Ansatz. Das ist der Unterschied
zwischen Koch/Steinbrück und Ihnen. Sie führen rein
willkürliche Maßnahmen ohne jegliches System durch.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Stimmt!)

Ich glaube, wir müssen dazu kommen, dass wir systema-
tisch, mit einer sauberen Definition und mit methodisch
klarem Handwerkszeug an den Abbau der Staatsausga-
ben herangehen. Daran haben Sie sich bisher noch nicht
getraut.

Wir haben beantragt, dass dies in einem geordneten
Verfahren erfolgen soll. Wir haben gesagt, dass wir im
Deutschen Bundestag eine Debatte darüber führen wol-
len. Die Koalition hat das gestern im Finanzausschuss
abgelehnt. Sie wollen hier über das Konzept überhaupt
nicht reden. Sie verweigern sich einer geordneten De-
batte über dieses Konzept. Dies halten wir Ihnen vor.

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(C (D ir sind zu einer konstruktiven Debatte über den Abbau er Staatsausgaben auf allen Ebenen bereit. Sie tun so, als ob Sie den Menschen Wohltaten erwei en würden, den Arbeitnehmern, den Familien und den nternehmern. Ich sage Ihnen: Im nächsten Frühjahr erden die Menschen erkennen, dass das eine Fata Morana war. Die Maßnahmen werden den Menschen als ntlastung verkauft, wenn aber alle Gesetze realisiert erden, werden sie feststellen, dass sie belastet und icht entlastet wurden. hre Politik wird unter einem falschen Etikett verkauft. eshalb wird Ihre Politik an dieser Stelle wieder nicht ielführend sein. Im Titel der Aktuellen Stunde wird von Aufschwung esprochen. Wir sollten die wirtschaftspolitische Lage ur Kenntnis nehmen. Sie, Herr Eichel, haben dankenserterweise das Wort „Aufschwung“ nicht in den Mund enommen. Sie haben davon gesprochen, dass wir in tagnation leben. Das war schon ein Stück weit ehrlicher ls der Titel Ihrer Aktuellen Stunde. Man muss aber zur enntnis nehmen, dass wir in diesem Jahr – der Kollege erz hat darauf hingewiesen – 600 000 Arbeitsplätze in iesem Land verlieren. Dann haben Familienväter und amilienmütter kein Erwerbseinkommen mehr und Failien werden massiv beschädigt. Da müssen Sie anseten und bessere Rahmenbedingungen schaffen. Alle Maßnahmen, die wir in der Arbeitsmarktpolitik, er Wirtschaftspolitik und der Finanzpolitik vorgeschlaen haben, um Arbeitsplätze im ersten Arbeitsmarkt zu chaffen, haben Sie bisher verhindert. Sie verweigern ich jeder Debatte zu diesem Thema. Ich spreche die Inolvenzen in unserem Land an. Über 40 000 Unternehen gehen uns verloren. Auch dies ist kein Beitrag zu ehr Wachstum. Und was tun Sie? Sie erhöhen die Substanzbesteue ung, führen die Ausbildungsplatzabgabe ein – das ist hr neuester Vorschlag – und führen die Mindestbesteueung ein. Das ist ein Schlag gegen die Unternehmen und egen die Arbeitsplätze in Deutschland. Das wird nicht azu führen, dass wir mehr Wachstum und mehr Arbeitslätze bekommen, sondern es wird zu einem weiteren irtschaftlichen Abschwung führen. Dafür tragen Sie it Ihren Vorschlägen die Verantwortung. Sie haben dazu beigetragen, dass die Konsumenten nd die Investoren in Deutschland jedes Vertrauen in die ahmenbedingungen verloren haben. 2003 werden die achinvestitionen nur noch um 2 Prozent steigen. Das ist ehr als eine Halbierung gegenüber 2001. Die Konsuentenstimmung ist laut der Oktoberstudie der Gesellchaft für Konsumforschung kühl. Das heißt, Konsuenten und Investoren haben keinerlei Vertrauen mehr n diese Bundesregierung. Ich persönlich bin davon berzeugt, dass mit den heutigen Mitgliedern der Bun Dr. Michael Meister desregierung dieses Vertrauen nicht mehr wachsen wird. Deshalb wird es nur einen Aufschwung geben, wenn neue Gesichter auf der Regierungsbank Platz nehmen. Sie haben angesprochen, dass Sie eine Entlastung für Familien beabsichtigen. Schauen wir uns doch einmal an, was Sie bisher für die Familien getan haben: Sie haben eine Ökosteuer mit massiven Belastungen für Familien eingeführt. Sie haben dafür gesorgt, dass die Sozialbeiträge nach oben schießen und die Familien belastet werden. Sie haben im Steuervergünstigungsabbaugesetz Belastungen für Familien vorgesehen. Sie sehen die Streichung der Eigenheimzulage und der Wohnungsbauprämie sowie Kürzungen bei der Pendlerpauschale vor. Das bedeutet, dass Sie weitere Belastungen für die Familien vorsehen. Worin besteht denn Ihr Engagement für die Familien? Sie handeln im Gegenteil gegen die Interessen der Familien und halten hier bloß Sonntagsreden. (Hans Eichel, Bundesminister: Was ist denn der Subventionsabbau?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich abschließend noch eines anmerken:
Die Menschen wissen seit der Bundestagswahl 2002
sehr wohl, dass Ihre Ankündigungen und Versprechun-
gen ein sehr kurzes Verfallsdatum haben. Das gilt leider
auch jetzt. Deshalb wäre es gut, wenn das vielen Men-
schen für künftige Wahlen im Gedächtnis bliebe, Frau
Humme, damit sie Ihre Politik tatsächlich „würdigen“.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507211900

Das Wort hat jetzt der Kollege Fritz Kuhn vom Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507212000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn man das Herbstgutachten der deutschen Wirt-
schaftsforschungsinstitute gründlich liest, dann ergibt
sich ein einfacher Befund: Es wird im nächsten Jahr auf-
wärts gehen. Wie stark dieser Aufschwung ausfallen
wird, hängt ausschließlich von den politischen Entschei-
dungen ab, die jetzt getroffen werden.

Wenn man die Aufgeregtheiten, die eine solche De-
batte durchaus prägen sollen


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Deshalb brauchen Sie neue Folterwerkzeuge!)


– Herr Kollege, Sie haben eben bereits geredet –, einmal
weglässt, dann kommt es aus unserer Sicht in erster Li-
nie auf drei Punkte an.

Erstens senken wir durch die Hartz-Reformen die Be-
schäftigungsschwelle unseres Arbeitsmarkts, die gegen-
wärtig zu hoch ist. Dafür stehen Sie ebenso wie wir im
Vermittlungsausschuss in der Verantwortung. Es muss
eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation zustande
kommen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens müssen die Gemeinden in Deutschland ent-
astet werden. Deswegen müssen Sie die Umsetzung der
orgesehenen Gewerbesteuerreform ermöglichen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein! Das müssen wir überhaupt nicht! Ein Sofortprogramm brauchen wir!)


s geht um 5 Milliarden Euro für die Gemeinden, die
itentscheiden, ob in Deutschland Arbeitslosigkeit ab-
ebaut werden kann oder nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Weil Sie so schreien, empfehle ich Ihnen, sich im Ge-
einderat einer durchschnittlichen deutschen Stadt da-
über zu informieren, wie die Kollegen von der CDU
der der CSU über dieses Thema denken, wenn sie hö-
en, dass wir jetzt die Senkung der Gewerbesteuerum-
age, die Sie lange gefordert haben, vornehmen wollen,
ass Sie aber im Bundesrat auf die Bremse treten und
ieses Vorhaben ablehnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das war doch unser Vorschlag! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Früher haben Sie sie noch abgelehnt!)


er etwas für Investitionen und die Konjunktur tun will,
uss diesen Punkt berücksichtigen.
Drittens müssen Sie dem Vorziehen der nächsten

tufe der Steuerreform zustimmen. Im Herbstgutachten
ird dieser Schritt übrigens unterstellt. Das heißt, wer
ich dem verweigert, trägt dazu bei, dass das prognosti-
ierte Wachstum von 1,7 Prozent im nächsten Jahr nicht
rzielt werden kann.
Ich habe eine Frage an die finanzpolitischen Helden

nd Heldinnen der Union. Wenn Sie das Vorziehen der
ächsten Stufe der Steuerreform auf einer abstrakten
bene begrüßen, aber unter der Bedingung, dass dies
icht auf Pump geschieht, dann müssen Sie mit dieser
lorreichen Aussage der Öffentlichkeit endlich einmal
arlegen, wie Sie die Steuerreform finanzieren wollen.
llmählich wird es unredlich, wenn Sie Vorschläge un-
erbreiten, ohne zu erläutern, wie Sie sie umsetzen wol-
en. Sie legen eigentlich nur dar, was Sie nicht wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage Ihnen offen, dass meine beiden Söhne eine
olche Phase, in der sie Experten im Neinsagen waren,
hne zu erklären, was sie stattdessen wollen, endlich
berwunden haben. Eine solche Phase in der Erziehung
ird Trotzphase genannt. Ich habe manchmal den Ein-
ruck, dass Sie sich mit Ihren Vorschlägen auf diesem
evel befinden und noch nicht darüber hinaus gekom-
en sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Lassen Sie uns einmal einen Blick darauf werfen, was

die Union alles aufbietet. Herr Merz vertritt fröhlich sei-
nen Vorschlag zur Einkommensteuerreform in der Öf-
fentlichkeit, obwohl sich massive Lücken in der Finan-
zierung auftun. Sie haben über 30 Milliarden Euro nicht
dargestellt, weil Sie es nicht für notwendig gehalten ha-
ben, Ihr Konzept konsistent im Verhältnis zu den Vor-
schlägen der Herzog-Kommission zu entwickeln. Dem
guten Eichel werfen Sie aber vor, er mache keine konsis-
tente Finanzpolitik.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Dem guten Eichel?)


In Ihrem eigenen Vorschlag fehlen 30 Milliarden Euro.
Zwei Tage, nachdem Sie mit Ihrem Vorschlag an die Öf-
fentlichkeit gegangen sind, mussten Sie in entscheidenden
Punkten – nämlich bei der Abschaffung der Gewerbe-
steuer und beim Arbeitnehmerpauschbetrag – einlenken,
weil Ihre Partei selber gemerkt hat, wie unsozial Ihr Vor-
schlag im Kern gewesen ist.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

– Warum haben Sie denn sonst den Vorschlag geändert?
Dann erklären Sie doch einmal, wie man monatelang ein
Ei ausbrüten kann, um schließlich das, was dabei heraus-
kommt, infrage zu stellen und zu korrigieren. Das ist die
merzsche Steuerreformpolitik, die eine kurze Halbwerts-
zeit hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Oder Stoiber: Erst wird lange angekündigt, dass
Stoiber Deckungsvorschläge machen werde. Wir waren
ganz entzückt, dass endlich etwas kommen sollte. Aber
das, was vorgelegt worden ist, bedeutet eine Politik zu-
lasten der Gemeinden und der Beschäftigten in Ost-
deutschland, die man mühsam in AB-Maßnahmen unter-
gebracht hat; denn die entsprechenden Mittel sollen
einfach gestrichen werden. Weil es in Bayern nur 3 000
solcher Maßnahmen gibt, glaubt man, elegant auf den
Osten verweisen zu können. Auch die Mittel der Bun-
desanstalt für Arbeit für die Weiterbildung sollen ge-
kürzt werden. Das ist eine unsoziale und auch keine kon-
sistente Politik. Unter dem Strich ist Kollege Stoiber
übrigens nicht auf die Summe gekommen, die man
braucht, um das Vorziehen der letzten Stufe der Steuerre-
form insgesamt zu finanzieren. Seine Vorschläge reichen
nur zur Finanzierung eines ganz kleinen Bereichs aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte an diesem Beispiel nur deutlich machen,
dass Sie es sich zu einfach machen. Die Zeit, zu der Sie
konkret sagen müssen, was Sie eigentlich wollen, ist
jetzt reif. Wir werden dafür sorgen, dass die Bevölke-
rung merkt, dass Sie sich monatelang mit Neinsagen be-
gnügt haben und nichts Konstruktives beigetragen ha-
ben.

Wir sind überzeugt, dass wir eine konsequente Fi-
nanzpolitik brauchen, die antizyklisch konsolidiert. Zum
jetzigen Zeitpunkt kommt es entscheidend darauf an,

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(C (D ass die Märkte wieder Vertrauen in die Finanzpolitik aben. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Mit 43 Milliarden Euro neuen Schulden!)


eswegen formuliere ich es ganz einfach: Wenn Sie das
orziehen der letzten Stufe der Steuerreform blockieren,
ann machen Sie deutlich, dass Sie nicht an einen Kon-
unkturaufschwung glauben und dass Sie letzten Endes
us politischem Kalkül heraus – hören Sie gut zu – die
rbeitslosen in Geiselhaft für eine Unionsstrategie neh-
en, die nicht mehr dem Land, sondern nur noch, so
lauben Sie jedenfalls, der Stärkung der Position der
nion dient. Das werden wir nicht mitmachen.
Jetzt müssen alle zugunsten der Arbeitslosen zusam-
enstehen. Wer dem Vorziehen der letzten Stufe der
teuerreform nicht zustimmt, der versündigt sich an der
onjunktur. Ich kann die Spielchen der Union in dieser
rage nicht mehr nachvollziehen. Bedenken Sie: Auch
ie haben Verantwortung für Deutschland! Nehmen Sie
ie wahr, und zwar möglichst schnell!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507212100

Das Wort hat jetzt der Kollege Hartmut Schauerte von

er CDU/CSU-Fraktion.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1507212200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Herr Eichel und Frau Humme summen die gleiche
elodie. Herr Eichel behauptet: Wir haben den Haushalt
onsolidiert und Schuldenabbau ist unser edelstes Ziel.
ie Wirklichkeit ist aber das exakte Gegenteil. Herr
ichel, im 13. Jahr der Wiedervereinigung ist das ge-
amtstaatliche Defizit doppelt so hoch – ich betone: dop-
elt so hoch – wie das negativste gesamtstaatliche Defi-
it zur Zeit von Theo Waigel. Frau Humme, Sie haben
ine Wirklichkeit der Familien beschrieben, die draußen
m Land niemand kennt. Sie haben sogar behauptet, Sie
ätten eine Politik für Familien betrieben, die die Kon-
unktur belebt habe. Was daraus geworden ist, können
ir an den jetzt vorliegenden konjunkturellen Daten ab-
esen. Sie leben in einer irrealen Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ine Debatte wie die heutige kann aber nicht gelingen,
enn wir von Anfang an nicht wenigstens ehrlich sind.
ie reden alles schön und erwarten von uns, dass wir Ih-
en Winkelzügen so schnell wie möglich folgen. Sie soll-
en lieber innehalten und darüber nachdenken, worauf es
nkommt.
Herr Kuhn, Sie haben gesagt, wir sollten den Hartz-
eformen I, II und III zustimmen. Aber wie haben Sie
ie verwässert! Diese Reformen werden uns nicht helfen,
as zu erreichen, was wir brauchen. Was ist mit der Ge-
eindesteuerreform? Wer hat denn die Senkung der Ge-
erbesteuerumlage gefordert? Wir lehnen den Teil Ihres
onzeptes ab, der zu zusätzlichen Steuererhöhungen






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

führen wird. Das werden wir mit Ihnen im Vermittlungs-
ausschuss noch klären müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Eichel und Herr Clement, natürlich ist die mo-

mentane Situation dramatisch. Es gibt Instrumente, die
richtig sind, aber zur rechten Zeit. Man muss auch ernst-
haft prüfen, ob die bestehenden Instrumente jetzt noch
helfen oder ob sie verändert werden müssen. Wir von der
Union haben immer gesagt, dass niedrige Steuersätze
gut und wichtig sind, weil sie der Volkswirtschaft helfen.
Es ist besser, wenn das Geld bei den Menschen und nicht
beim Staat ist, der damit nicht umgehen kann, wie wir
das bei Ihnen beispielhaft erkennen können.

Die Grunddaten, vor denen das stattzufinden hat, ha-
ben Sie mittlerweile so katastrophal gemacht, dass bei
diesen Haushaltsdaten die Operation, über Steuersen-
kungen zu agieren, so schwierig, so gefährlich und so
riskant ist wie noch nie zuvor. Da sind wir in einem ech-
ten Dilemma. Bei relativ einfachen Verhältnissen kann
man das machen und hat man die Hoffnung, dass etwas
daraus wird. In dieser Situation aber ist das – ich sage es
noch einmal – schwieriger als jemals zuvor. Wenn dann
noch Vertrauen nicht hergestellt ist, das Vertrauen darauf
nämlich, aus der Steuersenkung bestimmte Erträge für
sich herauszuholen, dann ist die Gefahr, dass der Scha-
den größer als der Nutzen ist, verdammt groß.

Wir, die Union, tun uns in dieser Frage schwer, weil
wir nicht erkennen, dass Sie wirklich bereit sind, alles zu
tun, damit diese letzte Operation, die wir angesichts der
hohen Verschuldung machen können, nicht durch andere
Operationen so gefährdet wird, dass wir das, was wir da-
für ausgeben, vergeblich ausgeben. In diesem Fall hätten
wir Chancen verspielt, die wir unter soliden Verhältnis-
sen sonst hätten nutzen können. Das ist das eigentliche
Problem, das wir miteinander haben.

Ich kann Sie einfach nur auffordern: Hören Sie damit
auf, nur über die Verschuldung zu gehen! Herr Finanz-
minister, obwohl Sie Zustimmung im Bundesrat brau-
chen, haben Sie bis heute nichts anderes getan, als zu sa-
gen: Wir finanzieren das über Verschuldung. – Sie
kommen mir vor wie jemand, der hofft, dass es nicht
passiert. Sie hintertreiben den Kompromiss, weil Sie
sich an keiner Stelle bewegen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Schauerte!)


Wie eine Monstranz tragen Sie das Reizwort „Wir finan-
zieren das über Verschuldung“ vor sich her und wundern
sich, dass die Opposition mit verdammt guten Gründen
sagt: Dann mit uns nicht.

Bewegen Sie sich im Vermittlungsausschuss! Kom-
men Sie mit einem Konzept!


(Christel Hummel [SPD]: Heuchelei! – Peter Dreßen [SPD]: Wer laut schreit, hat immer Unrecht!)


Sie stehen im Verdacht, die Steuersenkung hintertreiben
zu wollen, weil Sie sich an keiner Stelle beweglich zei-

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(C (D en. Das machen wir nicht mit. Das lassen wir Ihnen icht durchgehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Es ist eine verdammt schwierige Situation. Das Haus
rennt und wir wissen darum. Wir werden uns in die
erhandlungen im Vermittlungsausschuss intensiv ein-
ringen. Ich sage Ihnen: Mit Ihrem Hochmut, mit Ihrer
neinsichtigkeit, mit Ihrem Festhalten an dem falschen
ezept der Verschuldung kommen wir nicht zu einem
rgebnis. Gehen Sie in sich! Ändern Sie sich! Wir wer-
en unsere Kooperationsbereitschaft unter Beweis stel-
n.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Das war eine Glanzrede!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507212300

Das Wort hat jetzt der Bundesminister Wolfgang
lement.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
nd Arbeit:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die „Fi-

ancial Times Deutschland“ hat heute eine auch journa-
istisch ganz feine Schlagzeile. Sie lautet: „Deutschland
ntkommt Rezession“. Die Unterzeile lautet: „Wirtschaft
etzt zur Erholung an – Einkaufsmanager und Invest-
entbanker optimistisch“. Ich brauche das nicht weiter
u belegen. Sie alle kennen die Daten, die es dazu gibt.
as ist die Situation, in der wir uns bewegen. Sie ist völ-
ig anders als die, die Sie geschildert haben. Sie haben
ie Situation in Deutschland auf eine zum Teil absurde
eise dargestellt.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Gucken Sie sich die Statistik der Beschäftigung an!)


Wir sind in einer Phase, in der die Zeichen auf Erho-
ung stehen und in der wir alles tun müssen, um die wirt-
chaftliche Erholung zu verstärken.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das war vor einem Jahr auch so! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das haben wir vor einem Jahr schon gehört!)


as ist allen vor Augen. Das ist auch oft genug geschil-
ert worden. Schauen Sie sich nur das Gutachten der
achverständigen an! Die Sachverständigen erwarten im
ächsten Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent. Sie stützen
iese Erwartung hauptsächlich auf drei Faktoren.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Längere Arbeitszeit!)


er erste Faktor ist die andere Feiertagsregelung, die uns
er Kalender im nächsten Jahr beschert.


(Zuruf von der CDU/CSU: 0,6 Prozent!)

Das führt zu 0,6 Prozent Wachstum. – Der zweite
aktor ist die Steuerreform, Herr Kollege Merz. Die






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Sachverständigen setzen da ein Wachstum von bis zu
0,4 Prozent an.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Minderheit der Sachverständigen!)


Der dritte Faktor ist der Export.
Woran es in Deutschland fehlt, ist die Binnenkon-

junktur.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Vertrauen fehlt!)

– Genau, das Vertrauen der Menschen fehlt. Weil wir die
Menschen darin bestärken müssen, dass es aufwärts
geht, ist ein Verzicht auf die Steuerreform zum jetzigen
Zeitpunkt unverantwortbar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich hoffe, dass auch Sie das wissen, dass das wirklich
klar ist.

Das mangelnde Verbrauchervertrauen, die Unsicher-
heit, die große Kaufzurückhaltung haben natürlich damit
zu tun, dass die Menschen nicht wissen, was geschieht.
Zu nennen sind der lange Schatten des Zauderns und Zö-
gerns, die endlosen, sich geradezu im Kreise drehenden
Debatten, die schon unsereiner kaum noch ertragen
kann, ganz zu schweigen von den Menschen, die inso-
fern keine professionelle Abstumpfung haben, sondern
die damit tagtäglich umgehen müssen. Das ist das Pro-
blem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Sie haben nach der Arbeitsmarktlage ge-
fragt. Herr Kollege Merz, im Oktober waren in Deutsch-
land 55 000 Menschen weniger arbeitslos als im Vormo-
nat.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: 220 000 mehr als im Vorjahr!)


Saisonbereinigt gibt es 12 000 Arbeitslose weniger. Sai-
sonbereinigt hat sich die Zahl der Arbeitslosen um insge-
samt 60 000 verringert; die Arbeitsmarktlage ist also in
den letzten Monaten insgesamt besser geworden. Sie ist
natürlich immer noch bei weitem zu schlecht, allerdings
inzwischen schon besser, als eine Fortschreibung der
bisherigen Wachstumserwartungen nahe gelegt hätte.

Nach unseren Erwartungen und nach den Schätzun-
gen der Fachleute wird es in diesem Jahr durchschnitt-
lich 4,39 Millionen Arbeitslose geben. Im nächsten Jahr
wird die Arbeitslosigkeit jahresdurchschnittlich weiter
heruntergehen, zunächst ganz leicht in der ersten Jahres-
hälfte und dann wird sich dies um so stärker fortsetzen.
All diese Prozesse müssen wir natürlich unterstützen.

Um die Konjunkturlage zu stimulieren und um damit
auf längere Sicht, bis weit ins nächste Jahr hinein eine
Wirkung auf den Arbeitsmarkt ausüben zu können, brau-
chen wir eine Stimulierung durch die Steuerreform. Des-
halb ist meine dringende Bitte, dass Sie diese Diskussi-

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(C (D nsrunde endlich hinter sich lassen, in der wirklich ichts Neues beigetragen wird, (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Greifen Sie unsere Vorschläge auf!)


ußer dass Sie gelegentlich ein Bild von der Bundesre-
ublik malen, bei dem man nur noch den Kopf schütteln
ann.
Einen weiteren Punkt spreche ich sehr deutlich an, um

en Sie nicht herumkommen werden. Sie haben es mit
iner Bundesregierung zu tun – Sie können sie zwar
egbeten wollen, aber auch das wird nicht gelingen –,
ie jetzt zehn Reformgesetze auf dem Tisch hat, die jetzt
ealisiert werden müssen; dies bestätigt übrigens der In-
ernationale Währungsfonds. Der Währungsfonds sagt
eispielsweise: Die volle Umsetzung der Reformen ist
ntscheidend für den Erfolg und für den Beitrag, den
eutschland zum globalen Wachstum leisten kann. Das
ezieht sich ausdrücklich auch auf die Steuerreform. Ich
ann Ihnen nur empfehlen, dies wirklich ernst zu neh-
en. Es ist unser Anliegen, es Ihnen heute vor Augen zu
ühren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie fragen immer wieder nach der Finanzierung. Sie
st Ihnen von Herrn Kollegen Eichel dargestellt worden,
ie Vorschläge liegen auf dem Tisch. Sie mögen mit ih-
en nicht übereinstimmen, aber dann werden Sie eigene
orschläge machen müssen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das haben wir doch getan!)


In diesem Zusammenhang ist richtig, was der Herr
ollege Kuhn vorhin zu den Vorschlägen von Herrn
toiber gesagt hat, wonach die AB-Maßnahmen noch
eiter zurückgeführt werden sollten, als wir dies tun.
ir haben sie in diesem Jahr bereits um 56 000 reduziert
nd sind jetzt noch bei 140 000. Die noch laufenden AB-
aßnahmen werden nahezu ausschließlich in Ost-
eutschland durchgeführt.


(Zuruf des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU])


Hören Sie doch einfach einmal zu!
Kein einziger ostdeutscher Ministerpräsident kann

iese Vorschläge von Herrn Stoiber unterstützen; keiner
on ihnen wird sie unterstützen.
Im Hinblick auf die Reformvorhaben müssen wir in

ine sehr konkrete Phase kommen. Der Bundeskanzler
at angeboten, dies zu tun. Ich kann, ehrlich gesagt,
icht verstehen, dass Sie glauben, diese Vorhaben so
egreden zu können – ich vermute, dass dies auch viele
enschen nicht verstehen –; vielmehr wird die Umset-
ung der Reformvorhaben stattfinden müssen.
Ich sage es Ihnen noch einmal: Die Steuerreform, die
emeindefinanzreform, die Reform der Systeme der so-
ialen Sicherung, die Reform des Arbeitsmarktes, die
andwerksordnung und anderes, insgesamt zehn Ge-
etze, liegen auf dem Tisch. Wir können auf keines die-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

ser Gesetze verzichten. Weil ich auch dann, wenn Sie
nicht so reden wie heute, genauer hinhöre, weiß ich, dass
Sie auf diesen Feldern ebenfalls entsprechenden Re-
formbedarf sehen. Also werden wir diese Schritte tun
müssen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die alle verbessert werden müssen!)


– Herr Kollege Schauerte, es sei Ihnen noch einmal ge-
sagt: Sie müssen sich wirklich endgültig an den Gedan-
ken gewöhnen, dass es eine Bundesregierung und eine
regierende Koalition gibt, die die Mehrheit haben, wie
mehrfach gesagt wurde. Sie werden sie auch mit noch so
lauten Tönen nicht wegblasen können. Ebenso sollten
Sie nicht glauben, im Vermittlungsverfahren gäbe es ei-
nen unendlichen Spielraum; auch darüber sollten wir uns
einmal klar werden.

Um es in allem Ernst zu sagen: Wir sind in der Lage,
eine ganze Menge durchzusetzen. Zum Schluss stehen
Sie nur noch vor drei Fragen: Was sagen Sie zu einer
Steuersenkung in Deutschland, die eine Familienkompo-
nente hat, wonach 37 000 Euro für eine Familie mit zwei
Kindern steuerfrei sind? Wir haben eine Steuerreform
vorgeschlagen, über die Sie mit zu befinden haben und
für die Sie dann auch Verantwortung haben.

Die beiden anderen Fragen beziehen sich auf die Ge-
meindefinanzreform, die dann auf dem Tisch liegen
wird, und auf die von uns darüber hinaus vorgesehene
Entlastung der Kommunen im Bereich der Sozialhilfe,
die wir ihnen abnehmen möchten. Wenn Sie nicht Acht
geben und weiter so debattieren wie jetzt, dann werden
Sie zum Schluss ganz allein vor diesen drei Fragen ste-
hen; man kann alle seine Rollen auch überziehen. Alle
anderen Fragen werden wir mit den bestehenden Mehr-
heiten beantworten.

Ich bitte Sie in vollem Ernst und in aller Eindringlich-
keit: Wir erwarten, in ganz Deutschland erwartet die Öf-
fentlichkeit, erwarten die Bürgerinnen und Bürger wie
die Unternehmen, dass jetzt die fälligen Schritte getan
werden.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Von Ihnen erwartet die Öffentlichkeit gar nichts mehr!)


Herr Kollege Merz – es wird Ihnen nicht anders als
mir ergehen –, ich habe noch kein Gespräch mit einem
Wirtschaftsverband oder mit einem Unternehmen ge-
führt, in dem ich nicht gefragt worden bin: Kommt die
Steuerreform denn nun endlich? Vorhin haben Sie das
Ganze so läppisch beiseite getan. Ehrlich gesagt, das
reicht nicht.

Selbstverständlich bin ich sehr dafür, einen Wettbe-
werb um den besten Entwurf für ein wirklich vereinfach-
tes Steuerrecht auszutragen. Wie alle anderen hier halte
ich das jetzige Steuerrecht in Deutschland für nicht
ideal; ein Steuerrecht, das ein Normalbürger nicht mehr
verstehen und nicht mehr nachvollziehen kann, ist nicht
gut. Diesen Zustand müssen wir überwinden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


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(C (D Wir treten in aller Ruhe und in aller Gelassenheit in inen Wettbewerb darum ein. Herr Kollege Merz, wie ie wissen, wird man die mit einer solchen Steuerreform erbundenen Fragen – Sie sind Fachmann in diesem Beeich – nicht von heute auf morgen beantworten können; azu braucht man etwas mehr Zeit. Ich bin dafür, diese eit zu nutzen und diesen Wettbewerb auszutragen. Ich rauche jetzt nicht aufzuzeigen, was im Hinblick auf as, was Sie vorgeschlagen haben, kritisch zu sehen ist. ir müssen uns wirklich an einfachen Steuermodellen rientieren. Über solche Modelle sollten wir streiten. Ich in dafür, dass die verschiedenen politischen Kräfte ihre odelle nebeneinander stellen. Ich hoffe, dass wir daurch zu Ergebnissen kommen. Wir haben dann noch nicht all das erreicht, was in eutschland geschehen muss; allerdings müssen die etzt vorliegenden zehn Reformgesetze, ob verändert der unverändert, in Kraft gesetzt werden. ie wissen, dass Sie dabei in der Verantwortung stehen. ir werden diese Verantwortung einfordern und wir erden – davon bin ich überzeugt – auch zu Ergebnissen ommen. Ich muss wirklich sagen: Manchmal könnte man, enn man nicht ein ganz fester Charakter wäre, in Deressionen verfallen. Die Debatten und die Vorwürfe, die ir uns hier leisten, gehen auf keine Kuhhaut. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Da wenden Sie sich mal an die eigene Fraktion!)


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Verbessert!)


s wäre wirklich besser, wenn wir uns auf das konzen-
ierten, was die Menschen in Deutschland von uns in An-
etracht der Wirtschaftslage erwarten. Herr Schauerte,
achen Sie sich nichts vor! Warten wir einmal ab, zu
essen Gunsten sich die Reformen parteipolitisch aus-
irken! Aber darüber nachzudenken ist jetzt nicht un-
ere Aufgabe.
Wir alle hier haben wirklich eine patriotische Verant-
ortung wahrzunehmen. Ich möchte uns gerne darin be-
tärken, das zu tun. Ich werde mich daran beteiligen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wir auch!)

Sie müssen wissen, dass eine Regierung und eine Re-

ierungskoalition Verantwortung tragen und daher han-
eln werden. Die entsprechenden Angebote sind ge-
acht worden. Aber auch Sie tragen Verantwortung.
assen Sie uns diese gemeinsam wahrnehmen, und zwar
uf den Feldern, die jetzt in Rede stehen.
Ich danke Ihnen sehr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507212400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Hannelore Roedel von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







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(B) )



Hannelore Roedel (CSU):
Rede ID: ID1507212500

Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kolle-

ginnen und Kollegen! Die Stimmung und die Lage in
Deutschland sind verheerend: Die Zahl der Arbeitslosen
ist beängstigend hoch und die Lohnnebenkosten sind auf
Rekordniveau. Nach Umfragen fürchtet jeder zweite
Bürger um seinen Arbeitsplatz; 48 Prozent der Bevölke-
rung sehen unsere Sozialsysteme vor dem Zusammen-
bruch. Das Kabinett hat soeben die höchste Neuver-
schuldung in der Geschichte dieses Landes beschlossen.
Da die Bürger wissen, dass die Staatsschulden von heute
mit den Steuern von morgen bezahlt werden müssen,
fehlt ihnen das Vertrauen in die Zukunft.

Viel zu lange ist mit Notoperationen an unserem Steu-
ersystem herumgedoktert worden. Auch das Vorziehen
der dritten Stufe der Steuerreform wird an dem katastro-
phalen Zustand unseres Landes nichts ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Cornelia Sonntag-Wolgast [SPD]: Was soll diese Schwarzmalerei?)


Eine Finanzpolitik auf Zuruf, wie Kanzler Schröder und
Herr Eichel sie fordern, können wir nicht unterstützen.

Natürlich begrüßen auch wir von der Union steuerliche
Entlastungen. Auch wir wollen, dass Familien, Arbeitneh-
mer und Unternehmen möglichst rasch, aber eben auch ef-
fektiv entlastet werden. Das ist bei dem Vorziehen der
Steuerreform durch Rot-Grün genau nicht der Fall; denn
Finanzminister Eichel plant, die Finanzierungslücke von
einem Jahr mit der dauerhaften Streichung von Steuerver-
günstigungen – etwa die Abschaffung der Eigenheimzu-
lage, die Kürzung der Pendlerpauschale und des Erzie-
hungsgeldes – zu schließen.

Es ist doch unbestritten – darüber sind wir uns einig –,
dass die Familie das Kernelement in unserer Gesell-
schaft ist. Angesichts der demographischen Entwicklung
in Deutschland ist ihre Bedeutung heute so groß wie nie
zuvor. Umso unverständlicher ist es, dass die Regierung
nun gerade bei den Familien die Entlastung durch einen
niedrigeren Steuertarif durch die anderen Maßnahmen
zunichte macht. Der Staat nimmt den Bürgern das, was
er ihnen vorher durch Steuersenkung gegeben hat.

Die familienfeindlichste Maßnahme ist die Kürzung
der Entfernungspauschale.


(Caren Marks [SPD]: Das ist der Vorschlag von Merz! – Christel Humme [SPD]: Kommunikation mangelhaft!)


Ein Arbeitnehmer, der täglich 50 Kilometer zur Arbeit
fährt, verliert nach Ihren Vorschlägen 2 660 Euro an
Werbungskosten. Durch diese Maßnahme wird nicht nur
die beschäftigungsfördernde Mobilität eingeschränkt, es
werden nach meiner Prognose die Steuerabzüge für dop-
pelte Haushaltsführung steigen und Familien werden
auseinander gerissen, weil auswärts beschäftigte Ehegat-
ten aus finanziellen Gründen nicht mehr täglich nach
Hause fahren können und deshalb eine Wohnung am Ar-
beitsort einrichten werden. Wünschen Sie sich die Wo-
chenendehe aus steuerlichen Gründen?

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(C (D Durch die geplanten Einschnitte beim Erziehungsgeld ird jede dritte Familie den Anspruch auf diese Leistung erlieren. Dabei sind wir uns doch alle einig, dass Famiien gerade in der Gründungsphase deutliche Unterstütung brauchen. eswegen halten wir diese Maßnahmen gesellschaftlich nd ökonomisch für ein falsches Signal der Bundesreierung. Ab dem 1. Januar 2004 soll Schluss mit der Eigen eimzulage sein. Auch dies widerspricht allen Versprehungen und Vorsätzen, besonders Familien mit Kindern n diesem Lande zu fördern; vielmehr bestraft man sie. erade bei jungen Familien, deren Finanzausstattung hnehin meist dürftig ist, gibt oftmals die steuerliche örderung den Ausschlag für die Entscheidung zum Bau der zum Kauf eines Eigenheims. Die eigenen vier ände stehen an erster Stelle auf der Wunschliste von amilien und Arbeitnehmern. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Zu Recht!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie völlige Streichung der Eigenheimzulage ist deshalb
owohl aus familienpolitischer, als auch aus ökonomi-
cher Sicht falsch; gar nicht zu reden von dem, was das
ür die spätere Altersversorgung bedeutet.
Lassen Sie uns doch Klartext reden: Das Vorziehen

er dritten Steuersenkungsrunde führt zu keiner Netto-
ntlastung des Steuerbürgers. Im Gegenteil, es werden
nsbesondere Arbeitnehmer und ihre Familien mit zu-
ätzlichen Belastungen konfrontiert. Darüber hinaus,
eine Damen und Herren, ist dieser Gesetzentwurf – wir
aben das heute gehört – sowohl in finanzieller als auch
n konjunktureller Hinsicht der falsche Ansatz. Warum?
eil Finanzminister Eichel diese Steuerentlastung größ-

enteils auf Pump finanzieren will und damit eine noch
öhere Überschreitung der EU-Stabilitätskriterien vor-
ätzlich in Kauf nimmt. Weil auch die Länder und Kom-
unen von Steuerausfällen betroffen sind und es ihnen
einer zumuten will, noch weitere Schulden aufzuneh-
en oder noch weitere Leistungen streichen zu müssen,
ie den Bürgern in den Städten zugute kommen. Und
eil es ein Irrglaube ist, meine Damen und Herren von
en Regierungsfraktionen, anzunehmen, dass vom Vor-
iehen der dritten Stufe der Steuerreform ein wesentli-
her Impuls für das Wirtschaftswachstum in Deutsch-
and ausgehe und der marode Arbeitsmarkt belebt
erde.
Deshalb komme ich zu dem Fazit: Das bestehende

teuerrecht ist ungerecht – wir sind uns darin einig. Es
ibt 100 Steuergesetze, 500 ergänzende Schreiben des
MF und knapp 100 000 Verwaltungsvorschriften. In
iesem Steuerdschungel, durchzogen von Ausnahmen
nd Sonderbestimmungen, sind die Bürger verloren. So-
ar die Leiter von Finanzämtern haben dies der Öffent-
ichkeit gegenüber bekannt. Heute, meine Damen und
erren, ist der clevere und teuer Beratene im Vorteil und
er ehrliche Steuerzahler ist der Dumme. Deswegen






(A) )



(B) )


Hannelore Roedel

brauchen wir eine tief greifende Steuerwende, die für
klare, einfache und gerechte Steuerregeln sorgt und die
soziale Balance wahrt.

Zwei Aspekte müssen für uns dabei im Vordergrund
stehen: zum einen die Entlastung von Familien mit Kin-
dern


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507212600

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Hannelore Roedel (CSU):
Rede ID: ID1507212700

– ich komme zum Schluss, Herr Präsident –, zum an-

deren, dass sich Leistung in Zukunft wieder lohnt. Las-
sen Sie uns daran arbeiten. Wir erwarten Ihre Konzepte
dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507212800

Das Wort hat der Kollege Ludwig Stiegler von der

SPD-Fraktion.


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1507212900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

schon ein seltsames Gefühl, hier die Vertreterin einer
Partei das Hohelied der Familie singen zu hören, deren
Vorsitzender einst Theo Waigel war, dessen familien-
feindliche Politik zweimal vom Bundesverfassungsge-
richt verurteilt worden ist.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Wir haben doch repariert, was Sie verbockt haben. Sie
aber kommen hierher und singen das Hohelied der Fami-
lie. Aber das sind wir ja von Ihnen gewohnt. In Schein-
heiligkeit werden Sie von niemandem übertroffen. In
diesem Punkt ist Ihnen die Heiligsprechung sicher.


(Otto Fricke [FDP]: War das ein Zustimmungsgesetz oder nicht?)


Meine Damen und Herren, was ich heute hier von der
Union gehört habe, erinnert mich an die berühmte Sont-
hofener Rede von Franz Josef Strauß


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Ein guter Mann!)


in den schwierigen 70er-Jahren, in der er damals seinen
jungen Leuten gesagt hat: Jetzt bloß keine Rezepte brin-
gen, nur Anklagen; es muss alles noch tiefer sinken, da-
mit wir mit unseren Vorstellungen durchkommen.

Ich sage Ihnen: So wie die Alten sungen, so zwit-
schern auch die Jungen. Ich habe das Gefühl, dass Sie im
Grunde genommen nur Ängste schüren wollen. Sie rei-
ten auf einer Negativwelle und zeigen überhaupt keinen
konstruktiven Ansatz. Manchmal habe ich den Eindruck,
Sie fürchten sich vor dem Aufschwung, weil Sie uns
dann nicht mehr anklagen können. So ist Ihre mentale
Verfassung.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Eine wahrhaftige Argumentation würde die Ursachen er wirtschaftlichen Schwierigkeiten ansprechen. Sie reen so, als habe es keinen 11. September und keinen rakkrieg gegeben. ie reden so, als habe es keine Börsenblase und auch nicht eren Platzen gegeben. Der DAX lag bei 8 000 Punkten nd ist im letzten Jahr bei 2 200 Punkten angekommen. ies hatte negative Folgen für Banken, Versicherungen nd für die Kreditwirtschaft. Daraus ergaben sich Proleme für den Mittelstand. Tun Sie nicht so, als habe dies ie Politik zu verantworten. Wir sind mit Problemen konrontiert, die eben nur gemeinsam zu lösen sind. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Warum können es andere Länder besser als wir?)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ach Gott!)


hre Anklagen, die jeder Grundlage entbehren, sind fehl
m Platze. Sie sollten sich an der Erarbeitung von Lö-
ungsmöglichkeiten und nicht an falschen Anschuldi-
ungen beteiligen.


(Beifall bei der SPD)

Wir Sozialdemokraten treten für die Senkung des Spit-

ensteuersatzes ein. Das ist uns nicht leichtgefallen; denn
amit sind, obwohl es auch für die Arbeitnehmer eine er-
ebliche Senkung der Steuerlast gibt, durchaus vertei-
ngspolitische Probleme verbunden. Wir haben uns mit
lick auf Handwerk, Mittelstand, Personengesellschaften
nd Einzelunternehmer bewusst für die Senkung dieses so
enannten Investitionssteuersatzes entschieden. Sie haben
och häufig gesagt, der Spitzensteuersatz sei der Investi-
ionssteuersatz. Also muss die vorgezogene Steuerre-
orm jetzt kommen, damit die Investitionen in Gang
ommen.
Der private Verbrauch ist das eine und die Investitio-

en, die für Wachstum notwendig sind, sind das andere.
enn Sie beim Vorziehen der Steuerreform nicht mitma-
hen, dann versündigen Sie sich daran, dass der Investi-
ionsmotor nicht in Gang kommt. Sie sollten mit uns da-
ür kämpfen, dass sich Handwerk, Mittelstand und
inzelunternehmer wieder etwas trauen, weil sie durch
iedrigere Steuern und damit durch höhere Erträge nach
teuern für ihre Investitionen belohnt werden.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Was ist mit der Ausbildungsplatzabgabe?)


as ist der eigentliche Auftrag.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Gerade Sie sollten aufhören, Hans Eichel für die Ver-

chuldung anzuklagen. Wer wie Sie 1 500 Milliarden DM
chulden hinterlassen hat, für die 80 Milliarden DM Zin-
en zu zahlen sind, wer also im Glashaus sitzt, der sollte
it Gummibällchen, aber nicht mit Steinen schmeißen.
uch das muss man Ihnen immer wieder sagen.


(Beifall bei der SPD)

Der einzige Finanzminister der Nachkriegsge-

chichte, der Schulden getilgt hat, war Hans Eichel.






(A) )



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Ludwig Stiegler


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was? Aber Herr Stiegler!)


– Naturalmente. – Sie wollten das Geld damals verpras-
sen und verbraten. Als es im Wahljahr darum ging, die
Hochwasserhilfe zu finanzieren, wollten Sie Schulden
machen. Hans Eichel hat die Finanzierung über Einnah-
men organisiert. In der Krise prozyklisch zu sparen
könnte Ihnen so passen. Sie wollen sich am Abschwung
weiden. Sie wollen als Untergangspropheten im Trüben
fischen. Das ist Ihre Mentalität. Das ist aber im Interesse
unseres Landes nicht verantwortbar. Das werden wir
auch nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Der Karneval beginnt doch erst am 11.!)


Wir haben optimale Rahmenbedingungen: niedrige
Zinsen, Bilanzbereinigung bei Banken, Versicherungen
und Unternehmen, niedrige Lohnstückkosten. Wir sind
Exportweltmeister und der Ifo-Index zeigt nach oben.
Justieren Sie Ihre Mundwinkel neu und schauen Sie opti-
mistisch in die Zukunft, anstatt immer nur im Trüben zu
fischen und den Untergang zu predigen!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – HeinrichWilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Wer schreit, der lügt! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Diese Rede hat dem Land keine neue Hoffnung gemacht! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Schlecht angefangen und stark nachgelassen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507213000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch,

fraktionslos.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507213100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrte Gäste! Ich bin Abgeordnete der PDS.
Das Verfallsdatum der von Bundesfinanzminister

Eichel vorgelegten Zahlen kann nicht mehr in Monaten
angegeben werden, sondern nur noch in Wochen und Ta-
gen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Stunden!)

– „Stunden“ war die Ergänzung von der FDP; wahr-
scheinlich haben Sie Recht.

Die Nettokreditaufnahme soll mehr als verdoppelt wer-
den: Sie steigt von 18,9 Milliarden Euro auf fast 44 Mil-
liarden Euro. Erster Grund dafür: Die Steuereinnahmen
fallen um 12,5 Milliarden Euro geringer aus als geplant.
Der zweite schwerwiegende Grund: Die Kosten für die
Arbeitslosigkeit steigen um 12 Milliarden Euro.

In Anbetracht dieser Zahlen, in Anbetracht dieser
Verschuldung fragt sich doch jeder vernünftige Mensch,
warum Sie, Herr Eichel, die Steuerreform um ein Jahr
vorziehen und damit auf 22 Milliarden Euro Steuerein-
nahmen verzichten wollen.

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(C (D In diesem Zusammenhang möchte ich aus einem Inerview mit CDU-Ministerpräsident Müller, (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Guter Mann!)


as er gestern der „Berliner Zeitung“ gab, zitieren. Ich
itiere mit Erlaubnis des Präsidenten:

Es sind vor allem die Spitzenverdiener, die entlastet
werden, und damit diejenigen, bei denen die Kon-
sumbereitschaft deutlich geringer ist als bei den Be-
ziehern kleiner Einkommen.

Ich interpretiere: nicht nur die Konsumbereitschaft,
ondern auch der Zwang zum Konsum, denn die Bezie-
er kleiner Einkommen kommen nicht umhin, ihr ge-
amtes Einkommen dafür zu verbrauchen, wie Sie wis-
en.
Herr Müller hat Recht: Die Steuerreform wird nicht

ie Konjunktur ankurbeln, sie wird nur zu höheren Steu-
rausfällen und höheren Defiziten in den Kassen des
undes und der Länder führen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

eshalb ist diese so genannte Steuerreform konjunktur-
olitisch unsinnig. Sie führt aber auch zu einer sozialen
chieflage. Dazu darf ich noch einmal Herrn Minister-
räsidenten Müller zitieren:

Man kann nicht auf der einen Seite der Rentnerin mit
900 Euro die Rente kürzen und auf der anderen Seite
den Porsche fahrenden Single mit 100 000 Euro Jah-
reseinkommen um 3 000 Euro entlasten.


(Zuruf des Bundesministers Hans Eichel)

Wenn Sie dazwischenrufen, Herr Eichel, dass die PDS
ie CDU zitiere, kann ich Ihnen nur sagen: Wir entschei-
en immer streng nach der Sache.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Herr Müller macht einem mit diesem Interview rich-

ig Mut. Offensichtlich ist Herr Merz mit seinem Ziel der
ntsozialdemokratisierung der CDU doch noch nicht so
eit gekommen, wie man befürchten musste. Aber an-
cheinend gibt es einen Entsozialdemokratisierungswett-
auf der Parteien, bei dem nicht nur Herr Merz ganz vorn
itläuft, sondern auch eine der beiden Vorsitzenden der
raktion der Grünen, Frau Katrin Göring-Eckardt


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können Sie nicht belegen, liebe Kollegin!)


ich zitiere gleich; hören Sie doch erst einmal zu, Herr
uhn –,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht das?)


ie die Demonstranten gegen Sozialkahlschlag am ver-
angenen Sonnabend als „Besitzstandswahrer“ diffa-
ierte.
Das Vorziehen der Steuerreform ist falsch, weil die

oziale Schieflage in diesem Land dadurch weiter ver-
tärkt wird. Sie geben zwar vor, den Beziehern kleiner






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

und mittlerer Einkommen den einen oder anderen Euro
mehr in die Tasche stecken zu wollen,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Eingangsteuersatz wird gesenkt! Wo leben Sie denn?)


aber mit Ihren anderen Reformen, zum Beispiel der Ge-
sundheitsreform, nehmen Sie aus den Taschen mindes-
tens zehnmal so viel wieder heraus.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ahnungslosigkeit ist hier erlaubt! Ausdrücklich! Das ehrt Sie aber nicht!)


Ich denke, das ist unredlich. Darum ist diese Entschei-
dung falsch.

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507213200

Das Wort hat jetzt der Kollege Joachim Poß von der

SPD-Fraktion.


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1507213300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In 56 Ta-

gen könnten die deutschen Steuerzahler – Millionen von
Familien, Arbeitnehmern und Unternehmen – um insge-
samt knapp 23 Milliarden Euro steuerlich entlastet sein:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie doch nicht so einen Blödsinn! Gleich am Anfang so die Unwahrheit!)


23 Milliarden Euro mehr für Konsum und Investitionen
sowie zur Stabilisierung des sich abzeichnenden wirt-
schaftlichen Aufschwungs.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie doch einmal etwas von den 40 Steuererhöhungen, die zeitgleich in Kraft treten!)


Herr Minister Clement hat vorhin auf den Ifo-Geschäfts-
klimaindex hingewiesen. Alles spricht für Aufschwung.
Die Einzigen, die – offenbar aus rein parteitaktischen
Gründen – etwas anderes behaupten und damit dem
Land objektiv schaden, sind Sie von der Opposition.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein! Das stimmt ja nicht!)


Das ist verantwortungslos.
In diesem Zusammenhang muss man einmal auf das

hinweisen, was wir in den vergangenen fünf Jahren der
Verantwortung von Rot-Grün geleistet haben. 1998, in
Ihrer Regierungszeit betrug das steuerliche Existenzmi-
nimum 6 322 Euro.

Wenn wir die Steuerreformstufe 2005 auf 2004 vor-
ziehen, beträgt das steuerliche Existenzminimum
7 664 Euro. Es kommt also zu einer erheblichen Steige-
rung pro Steuerbürger. Bei Verheirateten ist es das Dop-
pelte.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sagen doch vorsätzlich die Unwahrheit, Herr Poß!)


ir werden dann folgenden Eingangssteuersatz haben:
er erste verdiente Euro wird mit 15 Prozent besteuert.
ei Ihnen wurde er mit 25,9 Prozent besteuert; das war
eistungsfeindlich. Bei uns lohnt es sich wieder zu arbei-
en. Das unterscheidet uns von Ihnen.


(Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es ist bloß keine Arbeit da!)


chließlich soll der Spitzensteuersatz – das ist für die
ittelständische Wirtschaft durchaus von Bedeutung –
on 53 auf 42 Prozent gesenkt werden. Damit liegen wir
n Europa ganz unten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wir liegen ganz hinten!)


Wir haben eine volkswirtschaftliche Steuerquote, die
it unter 21 Prozent beunruhigend niedrig ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben es immer noch nicht begriffen, Herr Poß! Die Steuerquote sagt doch nichts über die Steuerlast aus!)


enn wir müssen in der Tat überlegen, wie wir unsere
ukunftsaufgaben finanzieren. 7,9 Millionen Bürger, das
eißt 27 Prozent aller Steuerbürger, werden, wenn wir
ie Steuerreformstufe vorziehen, keine Steuern mehr
ahlen müssen. Die haben mit dem Finanzamt nichts
ehr zu tun.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die wollen mit Ihnen als Sozialdemokraten nichts mehr zu tun haben! Brutale Rentenkürzungen!)


as sind insbesondere Geringverdiener und Durch-
chnittsverdiener; entsprechende Zahlen wurden schon
enannt. Wir haben in den letzten fünf Jahren eine ein-
rucksvolle Bilanz hinlegen können.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sagen Sie noch etwas zu den Arbeitslosen?)


aran gibt es überhaupt nichts zu mäkeln.
Sie sind sich bis jetzt nicht einig geworden, wie Ihr

inanzierungskonzept zum Vorziehen der Steuerreform
ussehen soll. Also hat Frau Merkel die Ministerpräsi-
enten dazu vergattert, die Vorlage der Regierung mor-
en im Bundesrat abzulehnen. Sie weiß sehr wohl, dass
as am Ende des Vermittlungsverfahrens nicht mehr
öglich sein wird. Weil das jeder weiß und jeder Tag
eitere Unsicherheit und weitere wirtschaftliche Schä-
en nach sich zieht, ist dieses Verhalten angesichts unse-
er wirtschaftlichen Situation politisch verantwortungs-
os.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


err Clement hat es gesagt: Es ist mit Blick auf die Ar-
eitslosen verantwortungslos. Ihnen ist das konkrete
chicksal der Menschen wohl gänzlich egal.






(A) )



(B) )


Joachim Poß


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Üble Verleumdung! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Oh Gott!)


Für Sie steht nur die Parteitaktik im Vordergrund.
Keiner im Land nimmt Frau Merkel mehr ihre Leier

von der angeblich unseriösen Finanzierung ab. Ihr Argu-
mentationsmuster ist nämlich ein Widerspruch in sich.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Poß, Sie sind ein übler Demagoge!)


Sie sagt, durch das Vorziehen der Steuerreform muss bei
den Bürgern etwas übrig bleiben. Sie sagt aber auch, die
Finanzierung darf nicht auf Pump erfolgen. Wenn sie ge-
fragt wird, welche Vorschläge sie denn selber mache,
sagt sie, sie müsse keine Alternativen aufzeigen, weil sie
keine Regierungsverantwortung habe.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Falsch!)

Das ist ein Politikverständnis, das dem deutschen Parla-
mentarismus nicht entspricht.


(Beifall bei der SPD)

Frau Merkel meldet sich als Vorsitzende der größten Op-
positionsfraktion ab. Sie verzichtet darauf, den Bürgern
Alternativen zur Regierungspolitik vorzulegen.

Herr Stoiber hat jetzt die Sprachlosigkeit beendet.
Seine Vorschläge wurden schon – auch aus den eigenen
Reihen – gewürdigt; darauf brauche ich nicht mehr ein-
zugehen. Er hat wohl die Notwendigkeit gesehen, das
Schweigen zu beenden, auch wenn seine Vorschläge
gänzlich untauglich sind.

Der Regierungsvorschlag liegt auf dem Tisch. Das,
was Herr Eichel vorgeschlagen hat, entlastet die Länder
im nächsten Jahr um 5,3 Milliarden Euro, ansteigend auf
7,3 Milliarden Euro in 2007. Bei den Kommunen beträgt
die Entlastung 1,6 Milliarden bzw. 2,1 Milliarden Euro.
All das liegt auf dem Tisch.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Zu wessen Lasten? Wer zahlt das denn?)


Es fehlt nur an einem: Es fehlt an Ihrem Willen, im Inte-
resse des Landes an der politischen Gestaltung mitzuwir-
ken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [FDP]: Was ist denn mit Koch/ Steinbrück?)


Deswegen auch von meiner Seite die dringende Bitte:
Stimmen Sie dem Vorziehen der Steuerreform zu! Sie
wissen, das ist ab 2005 finanziert und in allen Haushalts-
plänen vorgesehen. Verlassen Sie Ihre verantwortungs-
lose Position! Ich weiß, wie die Umfragen derzeit für
meine Partei und für Ihre Partei aussehen. Auf Dauer
geht das aber nicht gut.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen daran nichts ändern!)


Sie betreiben eine systematische Volksverdummung.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Kollege Kampeter, ich möchte Sie darauf hineisen, dass die Kennzeichnung „Sie sind ein übler Deagoge“ nicht zum parlamentarischen Sprachgebrauch ehört. Wir sollten uns persönlicher Herabsetzungen entalten. Ich gebe dem Kollegen Jochen-Konrad Fromme, DU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr uhn, Sie haben eines völlig übersehen: Die Bürgereister haben gegen Sie demonstriert. Sie haben die ommunen in die Pleite und in die Verzweiflung getrieen. Das ist doch der wahre Grund. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507213400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1507213500

ie Steuerschätzer haben gerade offen gelegt: Zum drit-
en Mal hintereinander büßen die Kommunen mehr als
und und Länder ein.
Sie haben hier von zehn Gesetzen gesprochen. Das

ind zehn Baustellen ohne Richtfest; daraus werden nie
äuser. Wenn die Kommunen einen Strich unter die
echnung ziehen, dann werden sie 2,2 Milliarden Euro
inbüßen und nicht entlastet. Das ist das Problem.
Wer wäre nicht für Steuersenkungen? Wir alle wollen

teuersenkungen. Denn die würden uns allen gut tun. Ich
age Ihnen eines: Wir hätten sie haben können, wenn Sie
insbesondere Minister Eichel und Bundeskanzler
chröder damals als Ministerpräsidenten – die Umset-
ung der Petersberger Beschlüsse nicht verhindert
ätten, die uns schon vor langem in den Stand versetzt
ätten, den Sie jetzt erreichen möchten. Das ist doch das
roblem.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie reden hier von einem Aufschwung. Das Einzige,
o sich etwas tut, sind die Minijobs. Ich erinnere daran,
ass Sie sie abgeschafft haben und wir sie wieder einge-
ührt haben; denn Sie brauchten unsere Zustimmung bei
artz I. Das ist also nicht Ihr Werk, mit dem Sie sich
etzt schmücken.
Für den Aufschwung kommt es auf etwas ganz ande-

es an. Es kommt auf die Summe der geleisteten Arbeits-
tunden an. Die Zahl der Stunden war bis 1999 anstei-
end – der Aufschwung fing seinerzeit an – und seitdem
st sie absteigend. Denn Sie haben den Aufschwung da-
als mit Ihrer Politik abgewürgt. Das ist das Problem.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Wenn hier immer davon gesprochen wird, die ganze
mwelt sei so böse, dann verstehe ich eines nicht: Alle
änder – zum Beispiel die Italiener und die Franzosen –
atten die gleichen Probleme. Ich zitiere aus Ihrem Fi-
anzbericht vom Oktober: „Seit 1988 wuchs das franzö-
ische Bruttoinlandsprodukt … deutlich stärker als das
eutsche.“






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme


(Hans Eichel, Bundesminister: Und wie sieht es jetzt aus?)

Wenn das unter gleichen Rahmenbedingungen so ist,
dann muss es doch daran liegen, dass wir etwas anders
– sprich: falsch – gemacht und die Franzosen etwas bes-
ser gemacht haben.

Eine Steuerreform kann wirken – das wissen wir seit
Stoltenberg –, aber nur vor dem richtigen Hintergrund
und im richtigen Rahmen. Wir liefern Ihnen die Alterna-
tiven, die Sie immer einfordern. Wir haben zum Beispiel
einen Antrag hinsichtlich des Arbeitsmarktes einge-
bracht. Wir haben für die Sozialreformen das Herzog-
Konzept vorgelegt. Wir haben für die Steuerreformen
das Merz-Papier vorgelegt. Die Sachverständigen haben
Ihnen bescheinigt, dass all das, was Sie in den ersten
fünf Jahren gemacht haben, falsch war und dass diese
konjunkturelle Lage deshalb ein Produkt Ihrer Politik ist.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Das Ergebnis der Anhörung zur Frage der vorgezoge-

nen Steuerreform hat eines deutlich gemacht – in dieser
Hinsicht gab es Übereinstimmung bei allen Sachverstän-
digen –: Es gibt zwei Voraussetzungen unter denen eine
Steuerreform Arbeitsplätze schaffen und einen Konjunk-
turaufschwung bringen kann. Die erste Voraussetzung
sind Stetigkeit und Verlässlichkeit. Sie haben mit Ihrem
„Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ und mit
Ihrem „linke Tasche, rechte Tasche“ jeder Kalkulations-
grundlage den Boden entzogen. Jetzt dürfen Sie sich
nicht wundern, wenn kein Aufschwung kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie haben gesagt: Steuerreform. Dann kam die Flut
und Sie haben gesagt: keine Steuerreform. Jetzt sagen
Sie wieder: Steuerreform vorziehen. Sie wollen für die
einmalige Entlastung dauerhaft die Abgaben erhöhen.
Damit ist die zweite Voraussetzung nicht erfüllt, nämlich
eine Nettoentlastung, die am Ende stehen muss. Wenn
ich mir das Produkt Ihrer Politik anschaue und wie Sie
mit den Menschen umgegangen sind – sämtliche Kon-
sumsteuern, zum Beispiel die Ökosteuer, denen die
Menschen nicht ausweichen können, haben Sie erhöht –,
dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn die Kon-
sumkraft fehlt und der Aufschwung nicht kommt.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Aber dann fehlt natürlich auch das Vertrauen in die
künftige Entwicklung. Angesichts dessen, was Sie jetzt
mithilfe von Steuersenkungen machen wollen, frage ich
mich: Wo bleibt die Gruppe der Arbeitslosen, wo bleibt
die Gruppe der Rentner, wo bleibt die Gruppe der So-
zialhilfeempfänger? Die zahlen doch dafür die Zeche.
Sie kürzen die Renten, Sie rasieren die Rentner, damit
Sie möglicherweise an der einen oder anderen Stelle et-
was erreichen.

Sie brüsten sich – das ist ein Kennzeichen für Ihre so-
ziale Gerechtigkeit – mit einer sinkenden Steuerquote.
Warum ist denn die Steuerquote gesunken? Weil die

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(C (D örperschaftsteuer weggesackt ist. Das nennen Sie soiale Gerechtigkeit, wenn die Großen überproportional ntlastet und die Kleinen belastet werden? Das ist das rodukt sozialdemokratischer Politik. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Deswegen wollen Sie einen Spitzensteuersatz von 36 Prozent?)


Jetzt will ich Ihnen einmal sagen, wer wen entlastet.
ach Ihrem Konzept wird ein Arbeitnehmer mit zwei
indern zwar um 1 000 Euro entlastet, muss inzwischen
ber einen um 320 Euro höheren Krankenkassenbeitrag
ahlen. Bei Herrn Merz wird er um 4 780 Euro mehr ent-
astet und steht wesentlich besser da.
Glauben Sie doch nicht, dass die Menschen Ihnen

och auf den Leim gehen. Ihnen vertraut niemand mehr.
as ist doch die ganze Krux. Konjunktureller Auf-
chwung basiert auf objektiven Fakten und auf einem
ntsprechenden Klima. Weil diese Regierung nicht nur
lle Erwartungen enttäuscht hat, sondern auch ständig
twas versprochen, aber das Gegenteil dessen gemacht
at, wird ihr niemand vertrauen. Deswegen kann ich Ih-
en nur eines sagen: Die beste Steuerreform wird nichts
ützen, solange dieses Kabinett bleibt. Vertrauen kann
ur wieder durch eine andere Regierung wachsen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507213600

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 7 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaus-

(Nachtragshaushaltsgesetz 2003)

– Drucksache 15/1925 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner gebe

ch dem Bundesminister Hans Eichel das Wort.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507213700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Es reizt mich wirklich, Herr Fromme, noch ei-
en kurzen Nachklapp zu machen. Es ist wirklich toll,
as Sie fertig bringen. Sie sagen: Lasst doch die Steuer-
enkung sein; die Sozialhilfeempfänger haben nichts
avon und die Arbeitslosengeldempfänger haben nichts
avon. Demgegenüber schlägt Herr Stoiber vor – das
ommt alles aus Ihrer Partei –: Die Sozialhilfe muss ge-
ürzt


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Jetzt reden wir über Ihren Nachtragshaushalt!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

und die Arbeitslosenhilfe muss auf Sozialhilfeniveau ge-
senkt werden, damit die Steuerreform finanziert werden
kann. Herr Fromme, es ist schlicht unerträglich, welche
Widersprüche Sie von diesem Pult aus und auch Ihre
Partei bieten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie bringen es in einer einzigen Rede fertig, erst das
eine und dann das genaue Gegenteil dessen zu behaup-
ten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt aber zum Nachtragshaushalt! – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Sagen Sie mal etwas zu den Schulden, Herr Eichel!)


Auf der einen Seite sagen Sie, die Steuerreform müsse
komplett gegenfinanziert werden. Auf der anderen Seite
sagen Sie, wir wollen aber nicht das Prinzip linke Ta-
sche, rechte Tasche. Das ist der komplette Widerspruch
in einer einzigen Rede, manchmal auch in zwei Sätzen
nacheinander. Das ist Ihr ganzer Beitrag zu dieser De-
batte heute Nachmittag. Es ist schlicht nicht zum Anhö-
ren. Da hat der Kollege Clement Recht.


(Beifall bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Ich habe Ihnen die Alternativen aufgezeigt! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn Sie jetzt etwas zum Nachtragshaushalt 2003 sagen würden! – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Peinlich, Ihr Vortrag!)


– Ja, es ist wirklich peinlich, was Sie hier bieten.

(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Das müssen Sie sagen!)

Nachtragshaushalt 2003: Hätten Sie mit der Konsoli-

dierung doch früher angefangen! Wir haben in 1999 da-
mit angefangen und waren in 1999 und auch in 2000 da-
mit erfolgreich. Wir hatten im Jahre 2000 die niedrigste
Verschuldung des Gesamtstaates in einem Jahr seit der
Wiedervereinigung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und was hilft uns das heute?)


Wir waren als Bund im Jahre 2001 erfolgreich. Wir hat-
ten im Jahre 2001 die niedrigste Neuverschuldung des
Bundes seit der Wiedervereinigung.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: UMTS!)


Das war mein drittes Jahr als Bundesfinanzminister.
Danach – das wollen wir uns mit aller Klarheit noch

einmal ansehen – ging es mit der Wirtschaft steil ab-
wärts. Herr Fuchtel, in den USA ist das Wirtschafts-
wachstum von 2000 auf 2001 von 3,9 auf 0,3 Prozent
abgestürzt.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Hier!)

Wenn Sie sich einmal – darüber haben wir gerade

wieder im Ecofin-Rat diskutiert – die Zahlen aller euro-
päischen Länder ansehen, werden Sie feststellen, dass
alle europäischen Länder beim Wirtschaftswachstum
von 2000 auf 2001 mehr oder weniger stark abgestürzt

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(C (D ind. Eine große Zahl europäischer Länder hatte in ihren aushalten einen sehr viel größeren Pendelausschlag als ir in Deutschland. (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ihre Versprechungen!)


ch will das festhalten, weil das in künftigen Debatten
och eine ganz interessante Rolle spielen wird.
Von der niedrigsten Staatsverschuldung im Jahre

000 in Höhe von 1,2 Prozent – gemessen an den
aastricht-Kriterien – sind wir jetzt bei über 4 Prozent,
obei eine Reihe anderer Länder – ich wiederhole das –
anz andere Pendelausschläge haben und jetzt auch an
ie Dreiprozentgrenze kommen, so zum Beispiel die
iederlande.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Pendeltheorie des Herrn Eichel! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Hoffentlich werden Sie nicht ausgependelt!)


Ich komme nun auf den Nachtragshaushalt zum
aushalt 2003 zu sprechen. Ursprünglich hatten wir ei-
en Haushalt vorgelegt, in dem 18,9 Milliarden Euro an
euverschuldung vorgesehen waren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nachdem Sie 15,3 Milliarden angekündigt hatten!)


m März habe ich in der dritten Lesung klar darauf hin-
ewiesen, welche Risiken der Haushalt enthält und wel-
he Bedingungen erfüllt sein müssen.
Die Bundesanstalt für Arbeit hatte ankündigt, in

iesem Jahr keinen Zuschuss zu benötigen. Das war eine
rundlage für den Haushalt. Dieses Versprechen ist
icht eingelöst worden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zur Verantwortung ziehen, Herr Minister!)


ch sage mit allem Freimut: Wenn die Bundesanstalt in
er Zukunft so etwas nochmals erklären sollte, stelle ich
otzdem keinen Haushalt mehr auf, in dem nicht ein Zu-
chuss für sie enthalten ist. Das habe ich im März übri-
ens ganz deutlich gesagt. Die Ausgaben für den Ar-
eitsmarkt einschließlich des Zuschusses machen den
inen Teil der zusätzlichen Neuverschuldung aus, näm-
ch rund 12 Milliarden Euro.
Wofür brauchen wir die restlichen Mittel der zusätzli-

hen Neuverschuldung? Basis für den Haushalt, den wir
ufgestellt haben, war die Annahme von 1 Prozent Wirt-
chaftswachstum in diesem Jahr. Diese Annahme
eckte sich übrigens mit der Annahme des Sachverstän-
igenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
ntwicklung. Der Sachverständigenrat hat sich, so wie
lle anderen auch, geirrt. Das Wachstum liegt bei
Prozent. Deswegen müssen wir Steuermindereinnah-
en in der Größenordnung von rund 12 Milliarden Euro
erkraften, was zum Zeitpunkt der Aufstellung des
aushaltes noch nicht absehbar war. Aus diesen Grün-
en beträgt die Neuverschuldung statt 18,9 Milliarden
uro 43,4 Milliarden Euro.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Traurig, traurig!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Die Steuerschätzung kommt zu einem in geringem

Maße anderen Ergebnis – es ist etwas günstiger – als
dem, das wir dem Nachtragshaushalt zugrunde gelegt
haben. Ich sage aber ausdrücklich: Bei den Ungewiss-
heiten, die in diesem Zusammenhang bestehen, rate ich
dem Bundestag, jetzt nicht noch Änderungen am Nach-
tragshaushalt für die nächsten zwei Monate vorzuneh-
men.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Luftbuchungen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ungewiss ist Ihre Politik! Das hat Herr Austermann Ihnen schon im Frühjahr vorgerechnet! Hätten Sie im Frühjahr auf Herrn Austermann gehört, hätten Sie den Nachtragshaushalt schon damals vorlegen müssen!)


Ich rate, ihn so zu lassen, wie ich ihn eingebracht habe.
Sie werden am Ende des Jahres wahrscheinlich um eines
Ihrer Vergnügen gebracht werden. Aber das ist Ihr Pro-
blem und nicht meines.

Wer sich die Steuerschätzung ansieht, kommt zu dem
Ergebnis – anders als Sie, Herr Fromme, gesagt haben –,
dass der Bund und die Länder getroffen worden sind, die
Kommunen dagegen nicht.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Ursache dafür ist, dass die Einnahmen aus der Gewerbe-
steuer wieder zunehmen. Das haben wir zwei Umstän-
den zu verdanken: Zum einen gab es eine Restrukturie-
rung im Unternehmenssektor, die nun weitgehend
abgeschlossen ist. Der größte Teil der Unternehmen, der
größte Teil der Versicherungen sowie die Banken sind
mittlerweile wieder in der Gewinnzone. Zum anderen
beginnt die Wirtschaft wieder anzuziehen.

Herr Fromme, Sie haben wieder einen Hinweis auf
die Körperschaftsteuer gegeben. Ich weiß nicht, ob Ih-
nen bewusst ist, dass 85 Prozent der Unternehmen, die
Körperschaften sind, mittelständische Unternehmen
sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er versteht etwas von der Sache!)


Sie können nicht so tun, als seien das nur ein paar große
Unternehmen. Hier besteht aber ein ganz anderes Pro-
blem. Herr Fromme, es ist schon ein starkes Stück, was
Sie hier bieten. Wir haben Sie mit Mühe und Not im Ver-
mittlungsverfahren im April dahin bekommen, bei den
großen Unternehmen die Möglichkeit der Gewinnver-
schiebung ins Ausland über die Verrechnungspreise zu
begrenzen.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Das ist eine Ausrede!)


Als es darum ging, auf dieser Basis eine Verordnung mit
Zustimmung des Bundesrats zu verabschieden, kamen
von Ihnen wieder jede Menge Widerstände.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie etwas zum Nachtragshaushalt!)


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(C (D Wenn es darum geht, Gestaltungsmöglichkeiten bei en Großen einzuschränken – ich nenne als Stichwörter esellschafterfremdfinanzierung und Mindestgewinnbeteuerung –, dann sind Sie plötzlich nicht mehr dabei. as ist doch scheinheilig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


edes Mal, wenn wir Gestaltungsmöglichkeiten eingren-
en wollen, sind Sie – natürlich hinter verschlossenen
üren – der Sachwalter der Unternehmen. Das Steuerge-
aren und die Gesetzgebung, die wir zu verantworten
aben, prangern Sie dagegen als unsozial an. So schein-
eilig ist manchmal Ihre Politik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Unglaublich! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So scheinheilig wie Sie können wir gar nicht sein!)


Warum legen wir jetzt einen Nachtragshaushalt vor?
ie Antwort ist einfach zu geben. Ich habe sie Ihnen
ber schon vor der Sommerpause gegeben. Angesichts
es Wachstums von 0 Prozent wäre es nicht verantwort-
ich, bei wegbrechender Konjunktur und wegbrechenden
teuereinnahmen mit großen Eingriffen hinterherzuspa-
en. Dies ginge nur bei Investitionen und in den Pro-
rammhaushalten. Wir müssen aber die automatischen
tabilisatoren wirken lassen – auch im Rahmen des eu-
opäischen Stabilitäts- und Wachstumspakets.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist großer keynesianischer Unsinn der 70er-Jahre, den Sie hier vortragen!)


s würde die wirtschaftlichen Verhältnisse weiter ver-
chlechtern. Genau das kann niemand wollen; denn da-
urch würde die Rückkehr zum Wachstum weiter verzö-
ert werden. Deswegen müssen die automatischen
tabilisatoren wirken und die Defizite in dieser Phase
ingenommen werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, wenn man am Abgrund steht, muss man sparen!)


n den 90er-Jahren haben Sie das übrigens auch getan.

(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Und was haben Sie dazu gesagt?)

rinnern Sie sich an die einjährige Rezession, in der
icht wir, sondern Sie sich befanden, und daran, wie Sie
ich damals verhalten haben?
Damit wir den Eintritt in den Aufschwung, für den es

ute Aussichten gibt, nicht weiter verzögern, wäre es
alsch, einer abschwingenden Konjunktur hinterherspa-
en zu wollen. Diese Verantwortung haben wir. Das heißt
ber, dass man bei wieder anziehender Konjunktur umso
ärter konsolidieren muss, wie wir das 1999 und 2000
uch getan haben. Hätten Sie das in den 90er-Jahren ge-
an, hätten Sie uns nicht so viele Schulden hinterlassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Es ist richtig, so zu verfahren, wie wir es hier angelegt

haben. Ich hätte auch gerne ganz andere Zahlen verkün-
det. In dieser konjunkturellen Situation war es aber rich-
tig, die automatischen Stabilisatoren wirken zu lassen.
Es ist auch richtig, mit dem Dreiklang aus Strukturrefor-
men, nachhaltiger Haushaltskonsolidierung und dem
Vorziehen der Steuerreform aus diesem Tal herauskom-
men zu wollen; denn dadurch wird es zu einem Wachs-
tumsimpuls und nicht zu einer kontraktiven Wirkung
kommen. Dafür gibt es eine Chance.

Die weichen und inzwischen auch die harten Daten
zeigen – darüber besteht Einigkeit –, dass der Wende-
punkt erreicht ist. Vielleicht befinden wir uns schon in
einem leichten Aufschwung. Wir werden in ein paar Ta-
gen etwas genauer wissen, wie es im dritten Quartal aus-
sah, und am Ende des Jahres werden wir wissen, wie es
im vierten Quartal verlaufen ist.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Dann wissen Sie wieder alles besser!)


Es hängt jetzt von uns allen und den Entscheidungen,
die wir in diesen Wochen treffen, ab, ob wir die Chance
nutzen, einen neuen, nachhaltigen Aufschwung zu be-
kommen. Sie alle sind dazu aufgefordert. Unsere Kon-
zepte liegen auf dem Tisch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ein einziger Offenbarungseid!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507213800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dietrich Austermann

von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1507213900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

lege Eichel, ich finde es einigermaßen empörend, dass
alle Zahlen, die Sie in den letzten Monaten genannt ha-
ben, mit der Realität nichts zu tun hatten.

Ich kann das ganz konkret anhand eines Beispiels be-
legen. Es geht um das, was Sie zum Kollegen Fromme
gesagt haben, nämlich um die Mindereinnahmen bei der
Gewerbesteuer. Nach der Tabelle, die Ihr Haus heute
verteilt hat, opfern die Gemeinden 1 Milliarde Euro. Sie
haben vorher gesagt, die Gemeinden würden von dem
Zusammenbruch der Steuereinnahmen ausgeschlossen.
Das war die Unwahrheit.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er fälscht seine eigene Statistik!)


Sie können jede Zahl nehmen, die Sie wollen. Sie
stimmt nicht. Ich finde das empörend.

Der Finanzminister der größten Industrienation in Eu-
ropa trägt ständig dazu bei, die Menschen durch falsche
Zahlen zu täuschen und in die Irre zu führen, die Daten
zu verschleiern und damit den Boden für eine negative
Wirtschaftsentwicklung in unserem Land zu bereiten.
Ich muss das so deutlich sagen. Es ist wirklich empö-
rend, was sich hier tut, weil es dazu beiträgt, dass sich

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(C (D ei den Menschen und den Betrieben, hinsichtlich des onsums und der Investitionen kein Vertrauen in eine irtschaftsentwicklung bilden kann. Es ist wirklich emörend. Herr Eichel, Sie können jede Zahl nehmen, die Sie ollen: Nichts von dem, was Sie heute gesagt haben, hat ie derzeitige Situation richtig beschrieben. Es fing mit er Frage an, wie die Entwicklung außerhalb Deutschands und in Deutschland verlaufen ist. (Abg. Hans Eichel meldet sich zu einer Zwischenfrage)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich sehe, dass Sie ein zweites Mal etwas sagen möch-
en. Reicht es Ihnen noch nicht? Ich finde, aufgrund des-
en, was Sie gesagt haben, war das erste Mal schon zu
iel. Wenn der Präsident einverstanden ist, habe ich aber
berhaupt kein Problem damit, dass Sie Ihre Zahlen kor-
igieren können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507214000

Herr Kollege Austermann, erlauben Sie eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Eichel?


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1507214100

Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507214200

Bitte schön.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507214300

Herr Abgeordneter Austermann, die Steuerschätzung

m Mai hat ergeben, dass die Gemeinden in diesem Jahr
1,5 Milliarden Euro einnehmen werden. Die Steuer-
chätzung im November hat für die Gemeinden ebenfalls
innahmen von 51,5 Milliarden Euro ergeben. Mit ande-
en Worten: Im Vergleich mit der Mai-Steuerschätzung
rgibt sich im Unterschied zu dem, was für die Länder
estgestellt wurde, keine Verschlechterung.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Frage stellen!)


Ich möchte hier nur feststellen, dass Ihre Aussage, die
ahlen seien falsch gewesen, falsch ist. Die Steuerschät-
ungen im Mai und November für die Kommunen sind
xakt gleich.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Eichel, Sie müssen bei der Antwort stehen bleiben! Gebt ihm doch einmal eine Geschäftsordnung! – Jürgen Koppelin [FDP]: Küster hätte schon gebrüllt!)



Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1507214400

Herr Kollege Eichel, Sie haben sich in die für Sie sel-

ene Rolle eines Abgeordneten begeben. Ich darf Sie bit-
en, dem Parlament gegenüber die entsprechende Ach-
ung zu zeigen.






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Lassen Sie mich aus einer Tabelle vorlesen, die Sie heute

verteilt haben. Der Anlage 1 zur Pressemitteilung 132/03 ist
zu entnehmen: Gemeinden, Veränderung gegenüber dem
Vorjahr – 51,5 Milliarden Euro, – minus 1 Milliarde. Das
heißt doch, dass uns die Frage beschäftigt: Entwickeln
sich die Zahlen für die Gemeinden, für die Länder und
für den Bund positiv, nach oben oder gehen sie weiter
nach unten?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie gehen nach unten!)


Alle Gemeinden zusammen haben in diesem Jahr ein
Defizit von 10 Milliarden Euro. Ich sehe, Sie nicken; Sie
sind offensichtlich der gleichen Auffassung. Und dann
wollen Sie uns erzählen, das sei eine positive Entwick-
lung, und bestätigen das hier noch mit der eigenen Erklä-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507214500

Herr Kollege Austermann, erlauben Sie eine weitere

Zwischenfrage des Kollegen Eichel?


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1507214600

Gern.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn es denn eine Frage wird!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507214700

Bitte schön, Herr Eichel.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507214800

Herr Kollege Austermann, stimmen Sie mir zu, dass

es nach der November-Steuerschätzung im Vergleich zur
Mai-Steuerschätzung – anders als bei Bund und Län-
dern, bei denen es weitere Einnahmeausfälle gibt – bei
den Gemeinden keine weiteren Einnahmeausfälle gibt?


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Warum demonstrieren die denn?)



Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1507214900

Herr Kollege Eichel, sind Sie bereit zur Kenntnis zu

nehmen, dass die Gemeinden in diesem Jahr feststellen
mussten, dass ihre Einnahmen weggebrochen sind und
dass durch die Schätzergebnisse des Arbeitskreises Steu-
erschätzung vom 4. bis 6. November ein weiteres Minus
von 1 Milliarde Euro bestätigt wird? Man kann doch die
eigenen Zahlen, die man verteilt hat, nicht ignorieren!
Denen kann man doch nicht widersprechen!


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Kurzes Gedächtnis!)


Dass Ihre Zahlen nicht stimmen, kennen wir schon. Aber
dass Sie noch nicht einmal Ihre eigenen Zahlen bestäti-
gen können, ist, finde ich, in der Tat ein dicker Hammer.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich!)


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(C (D Wir wollen zurückkommen zu dem Sachverhalt, wesween wir uns eigentlich versammelt haben. Es geht darum, ass wir kurz vor Ende des Jahres einen Nachtragshaushalt ür dieses Jahr beraten. Der Haushalt soll nach der Defiition des Grundgesetzes dem Parlament die Möglichkeit eben, gestaltend Einfluss zu nehmen. Sie legen einen achtragshaushalt vor, weil Sie festgestellt haben – jetzt itte ich genau zuzuhören –, dass Sie in diesem Jahr chon 54 Milliarden Euro Kredite aufgenommen haben, (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Hört, hört!)


bwohl im gültigen Haushalt für dieses Jahr nur 18,9 Milli-
rden Euro enthalten sind.
Nun frage ich – ich frage das auch die Zuschauer,

uch wenn sie nicht antworten können –: Stellen Sie sich
or, Sie wären in einer ähnlichen Situation. Sie machen
inen Plan für Ihr Jahr, Sie kalkulieren Urlaub und viele
ndere Dinge ein, Sie wissen, was etwa an Gehalt rein-
ommt für die Familie, Sie kennen also das gemein-
chaftliche Einkommen, und dann stellen Sie auf einmal
est, dass Sie nicht nur den Dispo überschritten haben,
ondern sich auch heimlich bei allen möglichen Freun-
en Geld gepumpt und vielleicht auch noch Wechsel
usgestellt haben. So ungefähr ist die Situation, die wir
eute vorfinden.
Für 54 Milliarden Euro haben Sie bereits Kredite auf-

enommen, obwohl es dafür keine rechtliche Grundlage
ab. Und jetzt kommen Sie her und wollen dafür eine
achträgliche Bestätigung durch das Parlament. Sie
issbrauchen das Parlament praktisch als Buchhalter,
m nachträglich das abzusegnen, was Sie gemacht ha-
en. Ich finde, das ist eine Zumutung für jeden im Parla-
ent. Das allein ist für uns ein Grund zu sagen: Wir wer-
en den Nachtragshaushalt ablehnen. Veräppeln lassen
ir uns von Ihnen nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will noch etwas sagen zu den Daten, die Sie für

ie Vergangenheit vorgetragen haben. Es mutet ja etwas
erkwürdig an, dass man auf der einen Seite beklagt, die
ituation in Amerika habe sich verschlechtert, sich
leichzeitig aber darüber freut, dass wir Exportweltmeis-
er gewesen sind, zumindest im Monat August. Also
ann es nicht sein, dass äußere Umstände verantwortlich
ind, sondern es müssen innerdeutsche Probleme für die
erzeitige Situation verantwortlich sein. Und dafür tra-
en Sie in erheblichem Maße die Verantwortung.
Wenn man das in der ganzen Dimension einmal zu-

ammenfasst, dann stellen wir fest, was auch die Debat-
en der letzten Tage gezeigt haben: Sie haben es in den
etzten fünf Jahren geschafft, die Rente durcheinander
u bringen.


(Lachen der Abg. Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es kann heute niemand sagen, wann in absehbarer Zeit
ei den Renten wieder ein Zuwachs zu erwarten ist. Drü-
ken Sie sich nicht um die Wahrheit herum! Genauso ist
as.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Sie haben – das wissen wir aus den letzten Wochen –

auch bei der Lebensversicherung, wo Vertrauenskapital
der Menschen investiert worden ist, durch Ihre ver-
korkste Steuerreform des Jahres 2000 eine Basis wegge-
brochen. Die Alterssicherung, also Rente auf der einen
Seite und Lebensversicherung auf der anderen Seite,
kann nur durch eine abrupte Änderung des Gesetzes
überhaupt wieder in Ordnung gebracht werden.

Sie haben den Arbeitsmarkt durcheinander gebracht.
Heute haben viele Menschen weniger Arbeit als zu der
Zeit, als Sie die Regierung angetreten haben.
600 000 weniger in diesem Jahr! Diese Entwicklung
setzt sich fort: Immer weniger Menschen haben Arbeit.
Wenn die Steuern im nächsten Jahr tatsächlich steigen
werden, dann heißt das, dass diejenigen, die noch Arbeit
haben, immer mehr zahlen.

Sie haben die Staatsfinanzen durcheinander gebracht.
Wenn man das gesamtstaatliche Defizit des Jahres 1998
mit dem dieses Jahres vergleicht, ist es in der Tat er-
schreckend, wie sich die Situation entwickelt hat.


(Beifall bei der [CDU/CSU] sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir reden heute über einen verfassungswidrigen
Nachtragshaushalt. Nun kann man zwar sagen, dass
dies alles belanglos ist. Ich stelle mir aber vor, wie sich
Menschen fühlen, die nur eine Ordnungswidrigkeit be-
gangen haben. Hier jedoch bricht eine ganze Bundesre-
gierung die Verfassung. Das tut sie dadurch, dass sie
mehr Schulden macht, als rechtlich erlaubt ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vorsätzlich und wissentlich!)


Rechtlich erlaubt sind Schulden bis zur Höhe der Inves-
titionen. Wenn man Investitionen tätigt, schafft
man einen Wert für die Zukunft. Insoweit darf man
höchstens bis zu dieser Summe Schulden machen.

Der Bundesfinanzminister überschreitet die Grenze
der Verfassung um 16,7 Milliarden Euro. Er rechtfertigt
dies – das hat er mehrfach gemacht – damit, dass er die
Dinge schleifen lasse, damit das gesamte wirtschaftliche
Gleichgewicht nach Art. 115 des Grundgesetzes wieder
hergestellt wird. Wenn man die Dinge ein ganzes Jahr
hat schleifen lassen, wie kann man dann sagen: Das, was
ich jetzt tue, ist dazu angetan, die Situation zu verbes-
sern? Es bleibt dabei: Sie verletzen die Verfassung in
brutaler Weise.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie verletzen nicht nur die Verfassung, sondern Sie
zerstören auch die Vertrauensbasis für unsere Partner auf
europäischer Ebene dadurch, dass Sie die Kriterien des
Maastricht-Vertrages verletzen. Sie brechen diesen
Vertrag! Die Zahlen zeigen: Die Länder tragen zu diesen
Schulden ihren Anteil bei. Man muss allerdings sehen,
dass ein wesentlicher Teil der Rahmenbedingungen
– das sehen Sie an den Gesetzen – für den Arbeitsmarkt
und die wirtschaftliche Entwicklung vom Bund geschaf-
fen werden. Insofern trägt der Bund – übrigens auch was
die Summe der Schulden betrifft – den größten Teil der

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(C (D erantwortung. Wenn es die Schulden des Bundes in iesem großen Maße nicht gäbe, würde uns die Erfülung des Maastricht-Vertrages in diesem Jahr keine Proleme bereiten. Sie verletzen das zweite Mal nacheinander die aastricht-Kriterien. Sie brechen – das ist Ihre Absicht – uch im kommenden Jahr vorsätzlich den Maastrichtertrag. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Pfui!)


as hat es bisher noch nicht gegeben. Das haben uns die
achverständigen gesagt. Das ist eine andere Qualität.
achträglich festzustellen, dass man sich geirrt hat, wird
an mit Dummheit noch entschuldigen können. Aber
ür dieses und das kommende Jahr vorsätzlich zu erklä-
en, dass es nicht interessiert, was auf internationaler
bene verabredet wurde, ist eine neue Qualität des Ver-
rauens- und des Rechtsbruches auf europäischer Ebene.
afür tragen Sie die Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Kollege Diller hat die Zahlen für dieses und das
ächste Jahr bestritten. Sie können doch addieren! Wenn
ie das tun, dann kommen Sie bei der gesamtstaatlichen
euverschuldung in diesem Jahr auf eine Summe von
ber 90 Milliarden Euro, im nächsten Jahr von etwa
00 Milliarden Euro. Das sind knapp 5 Prozent des Brut-
oinlandsproduktes. Eine schlimmere Zahl in diesem Be-
eich hat es bisher noch nicht gegeben.
Das Dramatische ist: Es gibt überhaupt kein Anzei-

hen dafür, dass das, was Sie bisher an Maßnahmen ver-
nlasst haben, Ihre so genannten Reformen, geeignet ist,
ie Situation zu verbessern. Nicht einmal die Sachver-
tändigen haben Ihnen bestätigen können: Wenn man
iese Reformen durchführt, wird es einen kräftigen Auf-
chwung geben. – Es gibt allenfalls einen Miniauf-
chwung ohne neue Jobs. Ohne neue Jobs wird aber
uch in Zukunft Geld bei der Krankenkasse, der Rente,
en Steuereinnahmen und auch bei den Gemeinden feh-
en. Deswegen sagen wir: Wenn man schon einen Auf-
chwung plant, dann muss man das richtig machen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Herr Eichel, ich kann Ihnen die Bilanz nicht vorent-
alten. 1998 betrug das wirtschaftliche Wachstum
,7 Prozent. Das haben Sie statistisch heruntergerechnet.
ie hatten Glück: Das Wachstum hat 1999 und 2000
ortgewirkt. Dann aber ging es bergab. Jetzt haben wir
eit drei Jahren Stagnation. Eine so lange Stagnations-
hase hatten wir noch nicht gehabt.
Herr Eichel, Sie haben das Thema Steuerreform an-

esprochen. Am besten ist, ich halte Ihnen Ihre eigenen
orte vor. Da jeder gerne richtig zitiert werden will,
öchte ich Ihnen vorlesen, was Sie zu diesem Thema
esagt haben. Ich habe im Jahr 2001 gefordert – Sie ha-
en dieses Datum für den Beginn der schlechten wirt-
chaftlichen Entwicklung genannt, die angeblich vom






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Ausland über uns gekommen ist –: Die Steuern müssen
stärker und schneller gesenkt werden. Sie haben erklärt:

Wer Steuern senken will …, darf das nur dann tun,
wenn er seine Ausgaben im Griff hat. Steuersen-
kungen mit Ausweichen in höhere Staatsschulden
sind Betrug an den Bürgerinnen und Bürgern.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/ CSU]: Ein sehr kurzes Gedächnis!)


Wenn ich Ihnen das direkt vorhielte, würde ich um einen
Ordnungsruf nicht herumkommen. Daher stelle ich die
Frage: Wer ist hier eigentlich der Betrüger? Ich frage: Ist
eigentlich das, was Sie bisher gemacht haben, geeignet
gewesen, die Ausgaben in den Griff zu bekommen?
Nein, das ist es nicht, denn die Ausgaben steigen in die-
sem Jahr um viereinhalb Prozent, allein aufgrund der fal-
schen Zahlen beim Arbeitsmarkt und der zusätzlichen
Ausgaben im Sozialbereich. Die sind gewissermaßen
eine Art Heftpflaster für die Wunden, die Sie unserem
Wachstum und dem Staatskörper zugefügt haben. Wer
die Ausgaben nicht in den Griff bekommen hat, der soll
sich auch künftig Empfehlungen über das, was weiter in
Deutschland richtig gemacht werden soll, enthalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dieser Nachtragshaushalt ist nicht zustimmungsfähig.

Wir lassen uns von Ihnen nicht veräppeln. Kommen Sie
endlich zur Wahrheit und zu den richtigen Zahlen zu-
rück.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507215000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Antje Hermenau vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Antje Hermenau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507215100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt,

Herr Kollege Austermann, Momente, da würde es mich
interessieren, welche Wortpirouetten Sie drehen müss-
ten, wenn Sie hier stünden, nicht die Haushälter der Ko-
alition, und wenn Sie regieren würden.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ihr wolltet es doch so!)


– Pöbeln Sie nicht so herum, Herr Fuchtel. – Ich kenne
Sie schon lange, Herr Austermann. Ich erinnere mich da-
ran, wie Sie damals sogar versucht haben, sich gegen die
eine oder andere Entscheidung der damaligen Bundesre-
gierung unter Kanzler Kohl zu stellen, weil Sie sie für
ganz schlecht für die langfristige Ausgabenstruktur des
Bundes gehalten haben. Das war auch ganz richtig, Sie
haben sich nur nicht durchsetzen können. Es ist leicht,
befreit von der Last des Regierens, sich hierher zu stel-
len und zu sagen, dass man alles ganz anders machen
müsste. Sie selbst hatten die Kraft damals nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Betrachten wir die Situation bei der Aufstellung des aushaltes, für den wir jetzt weitere Schulden aufnehen müssen. Das war vor reichlich einem halben Jahr. In ieser Zeit gab es heftige Reformdebatten in den beien Koalitionsfraktionen. Es war überhaupt nicht klar, ie die Debatten ausgehen würden. Wer das nicht verteht, der möge einmal darauf schauen, wie die Kollegen on der CDU/CSU seit Wochen völlig in Debatten über ie richtige Rentenreform, die richtige Gesundheitsreorm und die richtige Steuerreform verharkt sind. Es gibt eine einheitliche Meinung in der CDU/CSU. Wir haben es innerhalb eines halben Jahres geschafft, esetze auf den Weg zu bringen, um den Arbeitsmarkt eu zu strukturieren. Ein Teil der Kosten, die in diesem ahr aufgelaufen sind und die wir in dem Nachtragshausalt mit über 12 Milliarden Euro neu abdecken müssen, ind Kosten für den Arbeitsmarkt. Das ist der Zuschuss n die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg und das sind eitere Gelder für die Arbeitslosenhilfe. Wenn man Gesetze ändert, wie wir das schon getan aben, und wenn man versucht, die Dinge zu verändern, ann ist davon auszugehen, dass Kosten in einem solch ohen Umfang nicht wieder eintreten müssen. Genau daan arbeiten wir, und zwar langfristig und nicht mit Notrogrammen. Insofern läuft Ihr Vorwurf, das ginge im ächsten Jahr so weiter, völlig ins Leere. Der ist absurd! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Schauen wir uns die Steuereinnahmen an. Als der
ntwurf eingebracht worden ist, haben wir geglaubt,
ass wir reichlich 12 Milliarden Euro weniger Steuerein-
ahmen haben werden. Das erklärt die zweite Hälfte der
irca 24,5 Milliarden Euro, die mit dem Nachtragshaus-
alt neu aufzunehmen sind. Die heutige Steuerschätzung
at gezeigt, dass es vielleicht 1 Milliarde weniger sein
ird, also nur 11 statt 12 Milliarden Euro. Aber im Gro-
en und Ganzen hat der Entwurf gestimmt.
Jetzt reden wir einmal über die Steuern. Es gab vorhin

chon einmal eine Debatte über Steuern. Herr Merz – ich
rinnere mich wohl – hat im Frühjahr im Fernsehen laut
etönt, dass der Abbau von Steuervergünstigungen und
ubventionen eine Steuererhöhung wäre, die man brand-
arken müsse; das ginge auf gar keinen Fall.
Nun hat er selbst, wie ich finde, in den letzten zwei
ochen ein durchaus interessantes Konzept zur Sprache
ebracht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wohl!)

uf der Basis dieses Konzeptes müsste man eigentlich
lle Steuervergünstigungen streichen. Das haben wir vor
inem halben Jahr vorgeschlagen. Sie haben darauf em-
ört reagiert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ohne Tarife zu senken!)


Über Tarifsenkungen reden wir gleich. – Das ist alles
ewesen. Wir haben ein halbes Jahr verschenkt, weil Sie
ich erst einmal inhaltlich sortieren mussten, um das ein-
al klar auf den Punkt zu bringen.






(A) )



(B) )


Antje Hermenau


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Frau Hermenau, das ist doch nicht Ihr Niveau! Das können Sie besser!)


Es geht darum, in den nächsten Tagen Entscheidungen
zum Vorziehen der letzten Steuerreformstufe zu treffen.
Die würde eine Senkung der Steuertarife bedeuten. Sie
haben das in der Hand. Sie können beides, was Herr
Merz vorschlägt, sofort mit den Vorschlägen umsetzen,
die wir bereits an den Bundesrat überwiesen haben.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Dann müssen Sie aber deutlicher die Steuern senken!)


Dann ist ganz klar, was Sie machen müssen: Steuerver-
günstigungen und Subventionen müssen abgebaut wer-
den. Dann ist auch die weitere Finanzierung des Vorzie-
hens der nächsten Stufe der Steuerreform möglich, ohne
sich dabei ausschließlich auf Neuverschuldung zu stüt-
zen. Das haben Sie selbst immer wieder als Anliegen
vorgetragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Aber Sie nehmen dann den Menschen mehr ab, als Sie ihnen geben!)


Wer – wie es Herr Merz in seinem Konzept, das sich
gar nicht so sehr von unserer Politik unterscheidet, ver-
folgt – die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage – das
heißt das Schließen aller Schlupflöcher, um es auf Neu-
deutsch zu formulieren – und die Senkung der Steuer-
sätze für notwendig hält, kann es sich leicht machen und
in den nächsten Wochen einen ersten Schritt realisieren.

Wir sind gespannt, wie die Gespräche verlaufen. Sie
haben noch ein paar Wochen Zeit, um ein bisschen Ord-
nung in Ihren Steuerkladderadatsch zu bringen. Wenn
das gelingt, dann hoffen wir auf gute Verhandlungen im
Vermittlungsausschuss. Das läge allemal im Interesse
der Bürger.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Lassen Sie uns die Initiativen betrachten, die wir noch
vorhaben. Wir wollen zum Beispiel eine stabilere Steu-
ereinnahmebasis erreichen. Wir haben Vorschläge zu
einem energischeren Vorgehen im Zusammenhang mit
dem Problem des Umsatzsteuerbetrugs vorgelegt, wo-
durch wir auch Mehreinnahmen aus der Mehrwertsteuer
erwarten. Wir haben auch vor, das Fluchtkapital wieder
zur Heimkehr zu bewegen


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ha, ha, ha! Das ist ein Geblöke, das wir da hören!)


und die Steuerhinterziehung zu unterbinden oder zumin-
dest einzudämmen. Davon erwarten wir den Rückfluss
von Milliardenbeträgen. Wir haben uns sehr bemüht,
Vorschläge zur Bekämpfung der Schwarzarbeit zu erar-
beiten.

Herr Austermann gefiel sich in der kurzen Bemer-
kung, die innerdeutschen Probleme hätten dazu geführt,
dass man die Verschuldung nicht mehr in den Griff be-
komme. Zu den innerdeutschen Problemen gehört aber

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(C (D uch das über Jahrzehnte hinweg gestiegene Niveau der ohnnebenkosten, das heißt der Ausgaben für Rentenersicherung, Arbeitslosenversicherung und Krankenersicherung. Die von der Koalition vorgelegten Vorchläge befassen sich mit genau diesen Problemen. Tun Sie nicht so, als ob erst in den vergangenen fünf ahren in entscheidendem Maße Bewegung in die Enticklung der Beiträge zur Renten-, Arbeitslosenoder rankenversicherung gekommen wäre! Das stimmt icht. Der Aufwuchs ist vielmehr über Jahre und Jahrehnte hinweg entstanden. Wir alle haben uns etwas zu iel gegönnt. Jetzt komme ich zu den Fragen, die sich hinter den ahlen verbergen: Wird dieses Land die Kraft haben, in iesem Bereich einen Wertewandel zu durchlaufen? erden wir die Kraft haben, zu verstehen, dass die geamte Wirtschaft auf verzerrten Preisen beruht, weil es urch die gesamten Subventionen, Steuervergünstigunen und Umwege für den Normalbürger im Alltag nicht ehr erkennbar ist, wie hoch ein Preis wirklich sein üsste? Werden wir in der Lage sein, akzeptieren zu leren, dass wir uns vielleicht nicht mehr all das leisten önnen, an das wir uns in den vergangenen Jahrzehnten ewöhnt haben? Das sind wichtige Fragen. Denn wenn an das Ganze immer nur für das Ergebnis einer verehlten Politik hält, wird man sich dem Missmut ergeben üssen. Es geht vielmehr um etwas anderes. Wir werden n vielen Bereichen einen Wertewandel vollziehen und kzeptieren müssen, dass die Weltwirtschaft mit defiiert. Dabei sollte keine Zeit verloren werden. Was ich nicht verstehe – dabei habe ich interessante itstreiter, zum Beispiel Herrn Rogowski, der mir zwar icht nahe steht, der aber mit seiner Feststellung in dieem Zusammenhang Recht hat –, ist, dass die CDU/CSU it ihrer Blockadehaltung im Bundesrat dafür sorgt, ass wir wirtschaftlich wertvolle Zeit verlieren, wenn es arum geht, sich dem globalen Wettbewerb zu stellen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Reden Sie doch endlich mal über die Initiativen!)


ir stellen uns aber diesem Wettbewerb nicht.
Ich habe mich des Öfteren gefragt, welchen Sinn es
achen kann, dass die CDU/CSU versucht, mit aller
ewalt wieder an die Macht zu kommen, um dann viel-
eicht ein Land zu übernehmen, in dem die Autos von
seln gezogen werden müssen, weil kein Geld mehr vor-
anden und die Wirtschaft ruiniert ist. Wie können Sie es
igentlich zulassen, dass wir Monate und Jahre verlieren,
achdem endlich – das ist Ihnen auch klar – das rot-
rüne und Mitte-Links-Milieu in diesem Land dazu be-
timmt ist, den Wertewandel voranzutreiben? Denn es ist
urchaus mit beteiligt gewesen ist, als es darum ging, die
ohnnebenkosten nach oben zu treiben und die Gerech-
igkeitsdebatte der 70er- und 80er-Jahre und vielleicht
uch die Debatte zwischen Ost und West in den 90er-
ahren zu führen.
Wenn diese Einsicht vorhanden ist und Sie nur aus
achtstreben das, was Sie selber in der Politik mit dis-






(A) )



(B) )


Antje Hermenau

kutiert haben, verderben, dann sind Sie meiner Meinung
nach nur an der Macht interessiert, aber nicht am Wohl
des Volkes oder der Nation, wie Sie es ständig im Munde
führen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Ein unerhörter Vorwurf!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507215200

Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Koppelin von

der FDP-Fraktion.

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1507215300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist ein trauriger und dunkler Tag für unser Land. Der
Schuldenmacher Hans Eichel muss heute den Bankrott
erklären.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Wie sehr Sie sich in der Koalition für diesen Finanz-
minister schämen, wird daraus deutlich, dass fast die ge-
samte Fraktion und auch das Kabinett inzwischen ge-
flüchtet sind


(Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben Vertrauen in Hans Eichel! – Zuruf von der SPD: Aber die FDP ist komplett, oder?)


und dass Sie nur taktieren, indem Sie kurzfristig für
heute eine Aktuelle Stunde beantragt haben, in der
Eichel noch einmal ein Märchenbuch aufschlagen
konnte, während diese Debatte wahrscheinlich nach Re-
daktionsschluss stattfindet.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja genau!)

Diese Entscheidung haben Sie nämlich getroffen, weil
Sie sich für diesen Finanzminister so schämen. Das ist
die Wahrheit. Sie können ruhig zugeben, dass auch Ih-
nen das, was er hier vorgetragen hat, sehr peinlich ist.

Die Oppositionsfraktionen haben den Finanzminister
in diesem Jahr bereits mehrfach aufgefordert, einen
Nachtragshaushalt vorzulegen. Jetzt liegt er endlich auf
dem Tisch. Wie kurzatmig die Politik von Rot-Grün ist,
sieht man daran, dass die rot-grüne Koalition im Haus-
haltsausschuss noch am 23. Oktober dieses Jahres, also
erst vor wenigen Tagen, die Forderung der Oppositions-
fraktionen nach Vorlage eines Nachtragshaushaltes ab-
gelehnt hat. Eine Woche später beschließt das Kabinett
einen Nachtragshaushalt. Auch das gehört zur Wahrheit
dazu.

Wenn Sie, Herr Bundesfinanzminister, darauf hinwei-
sen, dass Sie schon vor über drei Monaten gesagt hätten,
es müsse einen Nachtragshaushalt geben, dann frage ich
mich, warum Sie damals völlig andere Reden gehalten
haben und so getan haben, als ob wir im Geld schwim-
men würden. Ihre Reden waren eine einzige Katastrophe
und gingen an der Wirklichkeit völlig vorbei. Es ist pein-
lich, dass Sie zur Ehrlichkeit nicht bereit sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ie verfahren nach dem Grundsatz – das ist zumindest in en letzten Jahren typisch für Sie –: Augen zu und weiermachen, bis es nicht mehr geht und bis die Wahrheit ür jeden erkennbar ist! Das ist Ihr Problem beim Buneshaushalt. Die FDP-Fraktion hat am 20. Februar dieses Jahres ei en Antrag vorgelegt, in dem wir die Bundesregierung ufgefordert haben, den Haushaltsentwurf 2003, der daals in der Beratung war, zu überarbeiten. Ich habe daals für die FDP-Fraktion erklärt, wo die Schwächen es Haushaltsentwurfs 2003 liegen. Ich habe gesagt, ass die im Haushaltsentwurf 2003 angenommenen Steureinnahmen allein dem Wunschdenken des Finanzinisters geschuldet sind, dass durch das so genannte mnestiegesetz nicht einmal Einnahmen in Höhe von ber 2 Millionen Euro zu verzeichnen sein werden diese Einnahmen haben wir auch nicht – und dass die orstellung des Bundesfinanzministers, die Bundesantalt für Arbeit komme ohne Bundeszuschuss aus, völlig llusorisch ist. Von Mauteinnahmen war damals noch gar eine Rede. Die rot-grüne Koalition hat sich damals geeigert, den Haushaltsentwurf 2003 zu überarbeiten und inen realistischen Entwurf vorzulegen. Aber alle unsere amaligen Aussagen und Zahlen haben sich bestätigt. as sieht man an dem heute vorliegenden Entwurf eines achtragshaushaltes. Hätten Sie doch bloß auf die Oppoition gehört und rechtzeitig gegengesteuert! Dann wären ie heute nicht in diesem Dilemma. Herr Bundesfinanzminister, Sie haben alle Möglich eiten aus Arroganz und Unfähigkeit vertan. Sie haben icht zugehört und hören auch heute nicht zu. Das ist Ihr roblem. Rot-Grün hat stattdessen auf Druck des Bunesfinanzministers einen Bundeshaushalt 2003 verabchiedet, von dem jeder bereits damals wusste, dass ichtige Daten und Zahlen nicht stimmten und dass er öchstens ein Dokument einer verfehlten Arbeitsmarktnd Konjunkturpolitik sein wird. Die FDP hat Anfang ieses Jahres darauf hingewiesen, dass es dann, wenn er Bundeshaushalt 2003 nicht sofort überarbeitet erde, das gleiche Szenario wie im Jahr 2002 geben erde: Die Maastricht-Kriterien werden nicht erfüllt und in Nachtragshaushalt, der die Aufnahme von erheblich ehr Schulden vorsieht, wird notwendig. Die Redner on SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben damals unere Forderungen zurückgewiesen und unseren Antrag ls lächerlich bezeichnet. Einer der damaligen Redner ird gleich nach mir sprechen. Vielleicht nimmt er dazu tellung. (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Erwischt!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Damals hat sich die Arroganz der Macht durchge-
etzt. Der jetzige Nachtragshaushalt ist ein Dokument
er Arroganz der Macht. Rechthaberisch haben Sie sich
ber alle Bedenken hinweggesetzt. Wir müssen nun erle-
en, dass Hans Eichel zum größten Schuldenmacher al-
er Bundesfinanzminister unserer Nation geworden ist.
iemals in der Geschichte der Bundesrepublik mussten
o viele Schulden aufgenommen werden wie unter Hans
ichel. Der Bundesfinanzminister selbst hat erklärt, dass






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin

ein Abweichen vom Konsolidierungskurs in der Haus-
haltspolitik der falsche Weg sei. Sehr wahr! Aber warum
haben Sie sich nicht daran gehalten, Herr Minister? Rea-
lität ist – das schlägt sich im jetzigen Nachtragshaushalt
nieder –, dass es versäumt wurde, wichtige Reformen
durchzuführen, und dass bestehende Mängel noch ver-
schärft wurden. Der vorliegende Nachtragshaushalt ist
ein Dokument einer seit über drei Jahren verfehlten Ar-
beitsmarktpolitik. Mit über 43,4 Milliarden Euro Neu-
verschuldung ist Hans Eichel der größte Schuldenma-
cher der Nachkriegszeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Eine geschichtslose Betrachtung, würde ich sagen!)


Die Schadensbilanz von Hans Eichel ist verheerend:
Bruch der Verfassung, Bruch der europäischen Verträge,
eine Rekordverschuldung und marode Staatsfinanzen.
Zum zweiten Mal in Folge wird Deutschland im Jahr
2003 sowohl gegen die Verfassung als auch gegen den
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt verstoßen.
Das Überschreiten der Maastrichter Defizitgrenze ist der
vorsätzliche Bruch eines völkerrechtlichen Vertrages.
Nie haben die Haushaltspläne von Hans Eichel in den
letzten Jahren gestimmt. Sie konnten auch nicht stim-
men, weil er niemals von soliden Grunddaten ausgegan-
gen ist. Schon das ist eine Fahrlässigkeit.

Die FDP hat bereits vor Monaten die Vorlage eines
Haushaltssicherungsgesetzes mit Ausgabenkürzungen
und Leistungseinschnitten in einer Größenordnung von
20 Milliarden Euro angemahnt. Die Höhe der zusätzli-
chen Neuverschuldung von 24,5 Milliarden Euro zeigt,
dass wir mit unserer Risikoannahme absolut richtig gele-
gen haben.

Jeder, der bei haushaltspolitischem Verstand ist, muss
diesen Nachtragshaushalt ablehnen;


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

denn die Rekordkreditaufnahme, Herr Bundesfinanz-
minister, dient nicht der Abwendung der Störung des ge-
samtwirtschaftlichen Gleichgewichts, wie vom Bundes-
verfassungsgericht gefordert. Dieser Nachtragshaushalt
belebt weder die Konjunktur noch trägt er zur Senkung
der Arbeitslosigkeit bei. Er trägt allein dazu bei, dass die
rot-grüne Koalition zukünftig Steuererhöhungen vorbe-
reiten muss.

Herr Bundesfinanzminister, Sie machen 43 Milliar-
den Euro neue Schulden, sagen aber niemandem, wer
diese Schulden eines Tages bezahlen soll. Deswegen
werden wir diesem Nachtragshaushalt nicht zustimmen.

Herr Bundesfinanzminister, Sie sagen immer, Ihre
Haushaltspläne seien auf Kante genäht. Das stimmt
nicht. Sie sind alle auf Sand gebaut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die FDP-Fraktion wird dem Nachtragshaushalt nicht

zustimmen; denn die Schulden, die die rot-grüne Koali-
tion und Hans Eichel machen wollen, müssen von kom-
menden Generationen mit höheren Steuern bezahlt wer-

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(C (D en. Da ist nicht die Politik der Freien Demokratischen artei. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507215400

Das Wort hat jetzt der Kollege Walter Schöler von der

PD-Fraktion.

(Zuruf von der CDU/CSU: War der das mit dem „lächerlich“? – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Ja, der war das! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es bleibt einem heute nichts erspart!)



Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1507215500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! So
ie das schon über viele Jahre war, basieren Haushalte
uf Schätzungen und auf Annahmen


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber noch nie auf solch unsoliden!)


owie auf Ergebnissen der Konjunkturschätzungen der
irtschaftsforschungsinstitute. Das galt für den Haus-
alt 2003 wie auch für die Haushalte 1995 und 1996
ich gehe noch einmal in die Vergangenheit –, als Theo
aigel der größte Schuldenmacher aller Nationen war.


(Lachen des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


ie haben vergessen, dass er das zu einem Zeitpunkt war,
ls das Wachstum noch 1,6 Prozent betrug und es nicht
rei Jahre hintereinander ein Nullwachstum gegeben
atte. Wenn Sie das einmal in Relation zueinander set-
en, dann erkennen Sie, was Sie an Schulden gemacht
aben. Das sind nämlich die Schulden, die uns heute
och die Probleme machen, die den Haushalt 2003 be-
asten und auch noch die kommenden Haushalte belasten
erden. Sie sollten mit Ihren Behauptungen sehr vor-
ichtig sein.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich halte Ihnen demnächst Willy Brandt vor!)


Der Nachtragshaushalt 2003 wurde erst jetzt vorge-
egt, weil wir auf der sicheren Seite sein wollten. Mit
em Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute,
enige Tage alt, mit den Eckwerten der Bundesregie-
ung zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und mit
er heutigen Steuerschätzung haben wir nun eine sichere
atenbasis.
Sie haben uns vorgeworfen, wir hätten die Vorlage

es Nachtrags verschleppt, um die wahre Lage zu ver-
chleiern. Das ist der blanke Unsinn. Ich will nicht sagen
lächerlich“; denn das, was Sie erzählen, ist wirklich
chon blanker Unsinn. Es wurde nichts verschleppt und
s wurde überhaupt nichts verschleiert.
Als im Sommer die Schätzungen der Sachverständi-

en eine weitere Wende nahmen, zum dritten Mal eine
ende nahmen – ich würde mich als Sachverständiger






(A) )



(B) )


Walter Schöler

langsam ein bisschen schämen, wenn ich mir dreimal
hintereinander so etwas erlaubt hätte –,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schämen würde ich mich heute als Bundesfinanzminister hier! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer bereitet dem die Steuerschätzung vor?)


haben wir sofort erklärt, dass ein Nachtrag notwendig
sein wird und dass wir eine weit höhere Verschuldung
eingehen müssen, als wir sie für den Haushalt 2003 ur-
sprünglich veranschlagt haben.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Das hättet ihr schon im März merken können!)


Seitdem hat sich – wir alle bedauern das, Sie mit Si-
cherheit genauso wie wir – eine weitere Verschlechte-
rung der Entwicklung gegenüber den Annahmen vom
Frühjahr ergeben. Im Nachtragsentwurf müssen wir des-
halb die Neuverschuldung auf 43,4 Milliarden Euro an-
heben. Glauben Sie nicht, dass uns das leicht fällt. Es
gibt dazu aber keine Alternative. Auch Sie haben heute
keine ernsthafte Alternative genannt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Die Ablösung von Rot-Grün ist die Alternative!)


Gerade der jetzt festzustellende Aufwuchs gegenüber
der Einschätzung vom August zeigt, dass es richtig war,
die sichere Datenbasis, die wir jetzt im November haben,
abzuwarten. Hätten wir schon im Sommer aufgrund der
damaligen Erkenntnisse einen Nachtrag präsentiert, hät-
ten wir vermutlich heute mit einem zweiten Nachtrag
eine Korrektur vornehmen müssen. Das haben wir uns
so erspart.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Da hätten Sie mal sparen können!)


Eine solche Korrektur hätte auch nur zu einer weite-
ren Verunsicherung beigetragen. Sie betreiben hier Ver-
unsicherung. Wir wollen das nicht. Wir wollen uns sol-
che kontraproduktiven Leistungen, wie wir sie von
Ihnen hier inzwischen gewohnt sind, nicht erlauben.

Im Jahr 2003 ist die Stagnation noch nicht überwun-
den. Sie trifft den Bundeshaushalt – anders als die Län-
derhaushalte – sowohl auf der Einnahmen- als auch auf
der Ausgabenseite mit sehr großer Wucht. Die Steuerein-
nahmen – das beklagen wir – bleiben um 12,5 Milliar-
den Euro hinter der Veranschlagung zurück. Der Arbeits-
markt erfordert Mehrausgaben von 12 Milliarden Euro.
Alle anderen, nicht unmittelbar auf der schwachen Kon-
junktur beruhenden Mehrausgaben – Sie sprechen ja vom
Sparen – werden durch Minderausgaben an anderer
Stelle aufgefangen. Insoweit ist unser Haushaltsvollzug
sehr solide.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reden Sie doch bitte nicht von solider Haushaltspolitik, Herr Kollege!)


Ich halte fest, dass Kollege Austermann eben ganz be-
wusst für die Verschuldung einen Betrag von 54 Milliar-

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(C (D en Euro in den Raum gestellt und damit der Öffentlicheit bekannt gegeben hat. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hans Georg Wagner geht schon schamrot zu Boden!)


er hier wieder wie Sie trickst, Kollege Austermann,
er den üblichen Staatsverschuldungen auch noch Li-
uiditätsmittel hinzurechnet, die dann am Jahresschluss
ieder ausgeglichen sind, wer also auf diese Weise die
ffentlichkeit täuscht, kann überhaupt nicht in Anspruch
ehmen, von Verantwortung zu reden,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn Sie wollen nichts anderes, als mit Ihren Aussagen
eiter zu verwirren.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Warum noch verwirren? Ihr seid schon verwirrt!)


ns wird der Jahresabschluss in wenigen Wochen vor-
iegen; ich werde Sie dann an der Zahl von 54 Milliar-
en Euro messen.
Zur Ausweitung der Neuverschuldung, auch wenn
ir sie beklagen, gibt es leider keine echte Alternative.
ir wollten und durften die konjunkturelle Entwicklung
einesfalls durch etwaige drastische Ausgabenkürzun-
en, die Sie fordern, zu denen Sie aber im Übrigen kei-
en konkreten Vorschlag gemacht haben, weiter belas-
en. Wir haben deshalb die automatischen Stabilisatoren
ie schon im Vorjahr wirksam werden lassen. Unter Be-
ücksichtigung der konjunkturbedingten Haushaltsbelas-
ungen von Ländern und Gemeinden ist es uns gelungen,
urch diese automatischen Stabilisatoren die wirtschaft-
iche Entwicklung in diesem Jahr mit über 30 Milliar-
en Euro zu stützen. Das ist eine gewaltige Summe. Sie
st größer als das Volumen der anstehenden Steuerre-
ormstufen II und III. Man stelle sich vor, wir hätten
iese 30 Milliarden Euro aus dem Kreislauf genommen,
ie Sie es eben hier vorgeschlagen haben. Die Spirale
ätte sich weiter nach unten gedreht; die Zahl der Ar-
eitslosen wäre noch weiter gewachsen. Das wollten wir
icht. Deshalb müssen wir jetzt zwangsläufig diese Aus-
ehnung des Staatsdefizits für 2003 in Kauf nehmen.
Im Übrigen verhandeln wir gerade über den Haushalt

ür das Jahr 2004; Sie haben es angesprochen. Es wäre
llerdings gut, Sie beteiligten sich nicht nur an den Bera-
ungen, sondern auch an Entscheidungen in Bezug auf
004.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Das kommt noch!)


isher haben Sie dazu überhaupt nichts beigetragen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNISS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507215600

Herr Kollege Schöler, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Koppelin?






(A) )



(B) )



Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1507215700

Ja, von Herrn Koppelin immer.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507215800

Bitte schön, Herr Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1507215900

Kollege Schöler, das, was Sie eben gesagt haben, ist

für mich ein guter Anlass, folgende Zwischenfrage zu
stellen: Können Sie bestätigen, dass die FDP-Fraktion
bei den jetzigen Beratungen über den Haushalt 2004 be-
reits Kürzungsvorschläge im Umfang von über 2 Milli-
arden Euro gemacht hat, über die man sich sicherlich un-
terhalten kann? Wie kommt es, dass Sie alles, selbst
kleinste Sparmaßnahmen beim Haushalt 2004 – das sind
unsere Anträge – ablehnen?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das stimmt nicht!)


Wir sind bereit, sogar noch weitere Sparmaßnahmen
vorzuschlagen; es ist auch gegenüber den eigenen Politi-
kern nicht einfach, solche Sparvorschläge zu machen.
Können Sie bestätigen, dass die FDP-Fraktion sich in-
tensivst an den Beratungen über Sparvorschläge betei-
ligt, die Koalition bisher aber alle diese Vorschläge ab-
gelehnt hat?


Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1507216000

Ja, ich kann bestätigen, dass Sie eine Reihe von Ein-

sparvorschlägen gemacht haben. Ich kann allerdings
nicht bestätigen, dass die Koalition sie alle abgelehnt
hätte. Ich kann bestätigen, dass wir im Gegensatz zur
Union, die sich an Entscheidungen nicht beteiligt, sogar
gemeinsam entscheiden. Ich kann allerdings auch bestä-
tigen, dass Sie im Vorjahr für den Haushalt 2003 An-
träge gestellt haben, die das Haushaltsvolumen um über
3 Milliarden Euro ausgedehnt hätten. Auch das müssen
Sie dann zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber vielleicht haben Sie bezüglich Ihrer Anträge ein
bisschen gelernt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Kollege Schöler, jetzt sagen Sie doch mal was zur Sache!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Neuverschul-
dung liegt deutlich über dem Investitionsvolumen von
26,7 Milliarden Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Das ist jedoch kein Verfassungsbruch, wie Kollege
Austermann gerade behauptet hat.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

In diesem Zusammenhang erinnere ich Sie an die Zeiten,
als Ihr Finanzminister Waigel Haushalte zu verantworten
hatte. Das, was wir machen, ist gemäß der Ausnahmere-
gelung des Art. 115 Grundgesetz verfassungsgerecht,

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(C (D enn wir befinden uns jetzt im dritten Jahr der Stagnaion und haben eine viel zu hohe Arbeitslosigkeit. Das esamtwirtschaftliche Gleichgewicht ist ganz offenichtlich gestört. Damit sind die verfassungsmäßigen oraussetzungen für die Kreditaufnahme nach der Ausahmeregelung des Art. 115 gegeben. (Jürgen Koppelin [FDP]: Da sitzt der Grund! Auf der Regierungsbank!)


Auch das Staatsdefizit steigt infolge der Konjunktur-
chwäche an. Nach Berechnungen des Herbstgutachtens
ird es in diesem Jahr rund 4 Prozent des Bruttoinlands-
roduktes erreichen. Das ist uns viel zu hoch; es ist aber
nvermeidbar, wenn man die automatischen Stabilisato-
en wirken lässt. Ich habe Ihnen eben dargestellt, mit
elch gutem Erfolg dies geschehen ist.
Das Herbstgutachten enthält den Vorwurf, es sei nicht
öglich, die Ziele Haushaltskonsolidierung, Steuersen-
ung und Konjunkturbelebung gleichzeitig zu verfol-
en.Das mag sich aus Sicht der reinen Wissenschaft viel-
eicht so darstellen. Ich sage Ihnen aber: In dieser
chwierigen Haushalts- und Konjunkturlage bleibt uns
och überhaupt nichts anderes übrig, als diesen Spagat
u wagen. Wir befinden uns in einem Spannungsfeld,
as durch einen langfristigen Abbau der Defizite und
ine konjunkturgerechte Politik gekennzeichnet ist. Da-
ei haben wir durchaus Erfolge vorzuweisen. Das wis-
en Sie auch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Wo denn?)


Das Herbstgutachten bescheinigt uns eine Rückführung
es strukturellen Defizits in 2003 um immerhin 1 Prozent
es Bruttoinlandsprodukts, das heißt um gut 20 Milliar-
en Euro. Ohne diesen Kraftakt vor allem im Bereich
er sozialen Sicherungssysteme läge unser Defizit näm-
ich bei 5 Prozent des Bruttoinlandprodukts.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das schafft ihr auch noch im nächsten Jahr!)


n 2004 wird das strukturelle Defizit weiter – mindestens
m einen halben Prozentpunkt – abgesenkt. Das sind
trukturbereinigungen, die aber erst bei dem erwarteten
ufschwung voll zum Tragen kommen werden.
Es gibt durchaus auch handfeste Belege dafür, dass

ie Hoffnung auf eine Aufhellung der wirtschaftlichen
ntwicklung berechtigt ist. Eine Erholung hat begonnen,
ie wird sich im nächsten Jahr verstärken, die Wirtschaft
ird sich stabilisieren. Das Herbstgutachten erkennt eine
elebung der Weltwirtschaft, die sich im nächsten Jahr
ortsetzen wird, wobei insbesondere die USA und Japan
irtschaftlich deutlich wachsen werden. Dieses Gutach-
en sagt auch für Deutschland eine Besserung voraus. Es
rognostiziert eine Wachstumsrate von 1,7 Prozent, die
owohl von der Inlandsnachfrage als auch vom anzie-
enden Außenhandel getragen wird.
Auch die Entwicklung an der Börse lässt Positives er-
arten. Kollege Kampeter ist Spezialist für Börsen. Der
fo-Geschäftsklima-Index macht ebenfalls Mut; denn er
st mittlerweile zum sechsten Mal in Folge gestiegen.






(A) )



(B) )


Walter Schöler

Dabei ist insbesondere wichtig, dass jetzt nicht nur der
Teilindex der Erwartungen, sondern erstmals auch der
Teilindex der Lagebeurteilung angestiegen ist.


(Beifall bei der SPD)

Wir wollen uns nichts vormachen: Die konjunkturelle

Erholung ist noch ein zartes Pflänzchen, das wir sorg-
sam hegen und pflegen sollten, und wir dürfen nicht in
der Art, wie Sie hier in die Haushaltsdebatte eingreifen,
alles niedermachen, zerstören und austrocknen lassen.
Ein ganz wichtiges Element dabei ist, dass das Reform-
paket der Bundesregierung umgesetzt wird.

Das Herbstgutachten hat die Umsetzung bereits in
seine Projektion der wirtschaftlichen Entwicklung einge-
baut. Das heißt: Ohne diese Umsetzung gibt es auch kein
Wachstum von 1,7 Prozent. Das gilt ganz besonders für
das Vorziehen der Steuerreformstufe von 2005 auf 2004,
die hier eben noch einmal debattiert wurde. Alle For-
schungsinstitute befürworten das Vorziehen dieser Steu-
erreformstufe und sehen darin einen Wachstumsimpuls.
Die Signale können doch überhaupt nicht klarer sein.

Was aber machen Sie von der Union? Wir sind auf
Ihre Mitwirkung im Bundesrat angewiesen. Es kommt
im Vermittlungsausschuss auf Sie an. Sie tragen dabei
eine ganz erhebliche Verantwortung, die Sie in dieser
Stunde offensichtlich noch nicht wahrnehmen wollen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie werden uns noch mal dankbar sein, dass wir Sie gebremst haben!)


Ich bin sicher, dass Sie in vier Wochen etwas anderes sa-
gen werden. Ich hoffe, Sie wissen bis dahin, was Sie
wollen. Ich hoffe auf die Spitzen der Union, die ihre
Stellung bisher für einfache Machtspiele missbrauchen.
Unterschwellig steht bei jedem Reformpaket und jedem
Vorschlag, der bei Ihnen diskutiert wird, die Frage an,
wer in Ihrer Partei die Macht erhält. Das kann nicht die
Frage sein. Die Frage ist: Wie bringen wir gemeinsam
Deutschland voran? Diese Frage sollten Sie sich heute
stellen.


(Beifall bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie sollten sich die Frage stellen!)


Herr Fromme, Ihre ureigene Klientel, die Unternehmer,
muss Sie von der Union schon jetzt vor einer Blockade
warnen. Arbeitgeberpräsident Hundt sagte in der „Süd-
deutschen Zeitung“:

Wenn die Steuerreform und die Sozialreformen um-
gesetzt werden, besteht die Chance, dass die deut-
sche Wirtschaft im nächsten Jahr wächst. … Eine
Steuersenkung kommt genau zum richtigen Zeit-
punkt, um die positiven weltwirtschaftlichen Ten-
denzen zu verstärken.

Der Porsche-Chef Wiedeking erwartet laut „SZ“ einen
spürbaren Impuls für die Konjunktur durch die vorgezo-
gene Steuerreform. Laut Infineon-Chef Schumacher
könne dieser Schritt die psychologische Basis für einen
Aufschwung schaffen. Von dieser psychologischen Basis

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(C (D aben im Übrigen schon mehrere frühere Wirtschaftsinister gesprochen. Wir brauchen den Aufschwung, um die hohen Ar eitslosenzahlen zu senken und um die Haushalte – wenn uch mit langem Atem – zu konsolidieren. Es kann den ufschwung allerdings nur geben, wenn Bürger und Unernehmen Vertrauen in die Zukunft haben. Die Konjunkur wird – das habe ich eben schon gesagt – in hohem aße von Psychologie beeinflusst; deshalb müssen wir ie nicht zu leugnende Vertrauenskrise überwinden. Voaussetzung dafür ist, dass Sie so schnell wie möglich en Weg für das Vorziehen der Steuerreform frei machen. nsgesamt 56 Milliarden Euro haben wir als Entlastungsolumen vorgesehen, davon 22,5 Milliarden im Zuge der weiten und dritten Stufe im nächsten Jahr. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zahlen stimmen doch so nicht!)


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)


Jetzt hat die CSU ja angekündigt, am 8. Dezember ein ei-
enes Konzept als Alternative zu dem von Herrn Merz vor-
ulegen. Wir werden sehen, dass danach das Merz-Konzept
rledigt ist.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie werden nächsten März fertig sein!)


ir wollen eine Steuerreform, die nichts mit dem Kon-
ept von Merz oder irgendeinem anderen, das irgend-
ann für die Zukunft geplant ist, zu tun hat. Wir wollen
onkrete Auswirkungen schon im Januar 2004. Geben
ie deshalb Ihre Blockadehaltung auf. Beenden Sie die
iesmacherei, die von Ihnen heute fortgesetzt betrieben
urde, und folgen Sie den dringenden Ratschlägen der
irtschaftsexperten. Sagen Sie der Bevölkerung besser
eute als morgen und nicht erst am 19. Dezember, dass
ie bereit sind, das Vorziehen der Steuerreform und die
eformgesetze mitzutragen. Dann wissen die Bürger
ndlich, woran sie sind, und können vielleicht in froher
rwartung auf Weihnachten zu marschieren
Wir haben unsere Arbeit geleistet. Spätestens seit

em 17. Oktober wissen die Bürger, dass es massive
teuerentlastungen in Höhe von 22,6 Milliarden Euro
ibt. Ein Teil dieses Entlastungsvolumens könnte in das
eihnachtsgeschäft fließen und die Konsumnachfrage
nkurbeln. Dadurch wäre es für alle Bürger in Deutsch-
and ein schönes Weihnachtsfest. Sie haben es in der
and.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Heinrich [FDP]: Der Rücktritt von Hans Eichel wäre das größte Geschenk!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507216100

Das Wort hat nun der Kollege Steffen Kampeter für

ie CDU/CSU-Fraktion.

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1507216200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Der Kollege Schöler hat gerade gesagt, es ginge
ier nicht um die Macht, sondern um Deutschland. Wenn






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

Sie das ernst gemeint haben, Herr Kollege Schöler, dann
schmeißen Sie den Eichel bitte aus seinem Posten he-
raus. Das wäre das Beste, was Sie für Deutschland tun
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Herr Kollege Schöler, Sie haben weiterhin den Ein-
druck erweckt, als sei das Handeln der Bundesregierung
verfassungsgemäß


(Walter Schöler [SPD]: Das ist so!)

und die exorbitant hohe Neuverschuldung, die im
Nachtragshaushalt vorgesehen ist, mit dem Grundgesetz
vereinbar. Es gibt ein aktuelles Urteil im Zusammenhang
mit der Berliner Haushaltssituation, in dem sich dazu
klare Worte finden.


(Zurufe von der SPD)

Das Urteil besagt, dass man, wenn man über die verfas-
sungsrechtlich vorgeschriebene Grenze hinaus Schulden
aufnimmt, auch sagen muss, wofür. Wenn man aber erst
zum Ende des Jahres Schulden aufnimmt und wie ein
Notar die Entwicklung nachvollzieht, die man im Laufe
des Jahres verpasst hat, dann kann das nicht der Behe-
bung oder Verhinderung einer Störung des gesamtwirt-
schaftlichen Gleichgewichtes dienen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Bei dem, was Hans Eichel hier betreibt, handelt es sich
lediglich um ein Nachvollziehen, um das notarielle Be-
schreiben einer gescheiterten Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das ist eigentlich der zentrale Grund, warum man diesen
Nachtragshaushalt ablehnen muss.

Herr Eichel hat uns heute eine neue ökonomische
Theorie vorgestellt: die Pendeltheorie.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Herr Bundesminister, Sie haben gesagt, das Pendel
schlage immer in die eine oder in die andere Richtung
aus, zurzeit in anderen Ländern weniger stark als in
Deutschland. Vor einigen Wochen konnten wir lesen,
dass gemäß Angaben des Internationalen Währungs-
fonds Deutschland das einzige Land ist, wo sich das
Pendel überhaupt nicht bewegt. Wir sind nämlich das
einzige Land, das laut IWF im Jahre 2003 kein Wirt-
schaftswachstum erzielt.


(Walter Schöler [SPD]: Heißt es der oder das Pendel?)


Oder anders ausgedrückt: Alle Industrieländer dieser
Welt, jedes Schwellen- und auch jedes Entwicklungsland
haben eine stärkere wirtschaftliche Dynamik als das
Land, dem Sie als Bundesfinanzminister vorstehen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wir haben eine zu schlechte Opposition!)


Diese Form von pendelorientierter Politik, meine sehr
verehrten Damen und Herren, können wir uns als Deut-

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(C (D che langsam nicht mehr leisten. Die Sklerose, die Sie zu erantworten haben, muss geheilt werden. Preisstabilität und solide öffentliche Finanzen schaf en günstige Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachsum. Das sind Sätze, die auch von Ihnen stammen können. Ich würde im Übrigen ganz gerne einmal Ihre Rede esen, die Sie gestern an der Humboldt-Universität gealten haben. ie wurde als Grundsatzrede angekündigt. Ich habe eute einmal nach dieser Rede gefragt. Man sagte mir, ie müsse noch überarbeitet werden. Die Grundsätze von estern müssen heute also schon überarbeitet werden. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auch die Studenten haben lange Gesichter gemacht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Ulrich Heinrich [FDP]: Lieber nicht!)


eswegen kann die Rede nicht Mitgliedern des Deut-
chen Bundestages zur Verfügung gestellt werden.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das gilt heute nicht mehr!)


as zeigt ja, wie Ihre argumentative Überzeugungskraft
Ihrem eigenen Ministerium gesehen wird. Mangelnde
laubwürdigkeit nenne ich das.
Wenn man Preisstabilität und solide öffentliche Finan-

en will, dann muss man dafür mehr tun, als zum gegen-
ärtigen Zeitpunkt getan wird. Aus dem Geist heraus,
ass Defizite und Inflation schlecht für die Volkswirt-
chaft sind, wurde der europäische Stabilitäts- und
achstumspakt geschlossen. Haushaltsdisziplin für
irtschaftswachstum: Das war die Ansage in den 90er-
ahren.
Ob dieser Nachtragshaushalt zu einer Rekordver-

chuldung führt, müssen wir einmal abwarten. Ihre An-
aben aus der vergangenen Woche, was die Steueraus-
älle betrifft, und die Daten der Steuerschätzung von
eute unterscheiden sich um 1,7 Milliarden Euro. Inner-
alb von einer Woche gab es also eine Verschiebung um
,7 Milliarden Euro. Trotz allem bleibt die Nettokredit-
ufnahme hoch. Sie ist der größte Anschlag auf den
uropäischen Stabilitätspakt, den wir in der Geschichte
er Bundesrepublik Deutschland bisher erleben mussten.
ieser Angriff muss abgewiesen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie greifen die Fundamente des europäischen Stabili-
ts- und Wachstumspaktes regelrecht mit dem Pressluft-
ammer an:


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein schönes Bild!)


,2 Prozent Defizit im Jahre 2003. Die Europäische
nion hat Ihnen ins Stammbuch geschrieben, dass der
chuldenstand, der bei maximal 60 Prozent des Brutto-
landsproduktes liegen darf, in den nächsten Jahren auf
5 Prozent steigen wird.
Es ist also keine Besserung in Sicht; es geht weiter

bwärts. Wer den Stabilitätspakt bricht – dieser Bundes-






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

finanzminister bricht ihn vorsätzlich, doppelt und dauer-
haft –, der begeht Verrat am Erbe der Deutschen Mark.
Das muss auch in dieser Deutlichkeit gesagt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Der Übergang von der D-Mark zum Euro – das sage
ich den Menschen im Saal und den Fernsehzuschauern –
wurde mit dem Versprechen dauerhaft stabiler Haushalte
verbunden. Dieses Versprechen wird jetzt von der Bun-
desregierung vorsätzlich, wiederholt und dauerhaft ge-
brochen. Der Angriff auf das Erbe der Deutschen Mark
ist eines der übelsten Kennzeichen dieses Nachtrags-
haushalts.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Viele kleine Volkswirtschaften in Europa haben sich

diesem Stabilitätspakt verpflichtet gefühlt; sie haben ihre
Haushalte in Ordnung gebracht. Aber die beiden größten
Volkswirtschaften in Europa, nämlich Frankreich und
Deutschland, haben das Ziel ausgeglichener Haushalte
– ursprünglich für 2006 geplant – völlig aus den Augen
verloren, was im Fall von Deutschland durch den Nach-
tragshaushalt deutlich wird. Nach der Steuerschätzung
gibt es Steuerausfälle in Höhe von fast 20 Milliarden
Euro. Herr Eichel, angesichts der Tatsache, dass keine
Besserung in Sicht ist, ist man sich auf nationaler und
auch auf internationaler Ebene im Klaren darüber, dass
die Situation nicht besser wird.

Wir müssen die Glaubwürdigkeit des europäischen
Stabilitätspakts endlich wieder herstellen. Wenn Sie in
dieser Situation behaupten, man könne in der Rezession
nicht sparen, dann ist das falsch. Während der Haus-
haltskonsolidierung in den 90er-Jahren waren die
Wachstumsraten höher als in den 70er- und 80er-Jahren,
als diese Defizite aufgebaut worden sind. Konsolidie-
rung ist zu jedem Zeitpunkt das richtige wirtschaftspoli-
tische Konzept. Der Nachtragshaushalt 2003 mit seinem
Superdefizit ist eine Wachstumsbremse für Deutschland.
Ihr Gerede über die automatischen Stabilisatoren ist
wirtschaftspolitischer Blödsinn und führt in den Staats-
bankrott.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir werden diese laxe Haushaltspolitik bitter be-

reuen. Die Zinswende auf den Märkten, von der wir in
diesen Tagen lesen können, ist die Antwort der Märkte
auf die verfehlte Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bun-
desregierung. Wir können rasch in eine Situation gera-
ten, in der Geldpolitik und Finanzpolitik gegeneinander
arbeiten. Inflation und Geldwertdestabilisierung des Eu-
ros wird das Ergebnis dieser Politik sein.

Sie machen diese Politik nicht alleine; ich habe vorhin
schon von Frankreich gesprochen. Wir Deutsche wären
eigentlich aufgerufen, den europäischen Stabilitätspakt zu
stärken, anstatt ihn zu schwächen. Das läge in unserem
nationalen Interesse. Im Augenblick erinnert das Verhal-
ten Deutschlands und Frankreichs im Ministerrat – das ha-
ben Sie zu verantworten, Herr Bundesminister – eher an
eine Sündergemeinschaft als an eine Stabilitätsgemein-
schaft.

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(C (D Im Augenblick zerstören Sie die Grundlagen der geeinsamen europäischen Wirtschaftspolitik. Die stabiliätspolitischen Notwendigkeiten müssen beachtet weren. Laut Presseerklärung ist für Sie der europäische tabilitätspakt kein verpflichtendes Instrument zur Hausaltskonsolidierung mehr, sondern lediglich ein Koordiierungsinstrument, mit dem Empfehlungen gegeben erden. Anders ausgedrückt: Der deutsche Finanzminiser glaubt nicht mehr an das 3-Prozent-Kriterium. Dieses atale Signal darf zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht on der Politik ausgehen. Ihre Politik wird zu Zinssteigeungen, zur Inflation und zur Fortsetzung der Wachsumsschwäche führen. Ihre Politik ist schlecht für unser and. Es ist klar, dass Rot-Grün kein Opfer der wirtschaftli hen Krise ist. Sie sind die Täter, die rufen: Haltet den ieb! iese falsche Politik werden wir Ihnen aber nicht durchehen lassen. Die Union bietet selbstverständlich klare Alternativen u diesem rot-grünen Finanzchaos. (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Karl Diller [SPD]: Ihr beteiligt euch ja gar nicht! Keinen einzigen Antrag habt ihr gestellt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


ie erste ganz wichtige Politikänderung, die Deutsch-
and braucht, zielt auf Verlässlichkeit der Politik im
teuerrecht und in anderen Bereichen, und zwar durch
in klares ordnungspolitisches Gesamtkonzept, das
eit über den engeren Bereich der Finanzpolitik hinaus-
eht. Anders als Sie mit Ihrem Hü und Hott, Zick und
ack, Morgen und Übermorgen muss sich das Konzept
n der sozialen Marktwirtschaft von Ludwig Erhard ori-
ntieren. Es muss dieses ordnungspolitische Leitsystem
n den Vordergrund stellen.
Zweitens. Wir brauchen eine symmetrische Finanz-

olitik, eine Finanzpolitik, die nicht immer bloß auf
teuererhöhungen zum Ausgleich von Defiziten setzt,


(Karl Diller [SPD]: Hör auf!)

ondern endlich auch auf der Ausgabenseite ansetzt.


(Walter Schöler [SPD]: Das werden wir dir noch zeigen!)


Herr Eichel, Sie wollen doch nicht allen Ernstes be-
aupten, Sie hätten irgendwo bei den Ausgaben gespart.


(Karl Diller [SPD]: Ihr wart doch ständig dagegen, wenn wir gekürzt haben!)


edes Jahr gibt dieser Staat, geben Sie mehr aus als im
orjahr. Wer mehr ausgibt, der spart doch nicht.


(Karl Diller [SPD]: Warum habt ihr denn alle Sparvorschläge abgelehnt?)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

Wir müssen aber endlich mit dem Sparen anfangen.
2000 und 2001 hätten Sie konsolidieren können. Sie ha-
ben versagt. Jetzt ist es schwierig, aber wir müssen drin-
gend auf der Ausgabenseite etwas machen. Denn um das
Jahr 2010 oder 2015 trifft der demographische Schock
nicht nur unsere Sozialsysteme. Denken Sie auch an die
Bundesschuld: Immer weniger Menschen werden das zu
bezahlen haben, was Sie vergeigt haben.


(Walter Schöler [SPD]: Vielleicht stellt ihr einmal einen Antrag dazu! Warum stellt ihr keine Anträge? Keinen einzigen Antrag!)


Umsteuern tut Not. Deswegen sind drittens umfas-
sende Reformen auf der Angebotsseite, vor allem auf
dem Arbeitsmarkt nötig, aber auch bei den Sozialversi-
cherungssystemen. Vor allen Dingen können wir keine
verkorkste vorgezogene Steuerreform brauchen. Wir be-
nötigen stattdessen eine umfassende, grundlegende Sa-
nierung des Steuersystems, wie sie Friedrich Merz vor-
geschlagen hat. Das brauchen wir in Deutschland, damit
es aufwärts geht, aber nicht die verfehlte Finanzpolitik,
für die Hans Eichel steht.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507216300

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

die Kollegin Ilse Aigner, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1507216400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Finanzminister
Eichel, es war Ihnen ja sichtlich peinlich, auf der Presse-
konferenz Ihren Nachtragshaushalt vorzustellen. Der
„Spiegel“ zitiert Sie wie folgt:

Wir rechnen damit und begeben uns damit an den
unteren Rand oder die, wenn Sie so wollen, nega-
tivste Variante, soweit wir das in unserer Vorschau
sehen können, dass das für den Bundeshaushalt be-
deutet, dass wir bei der Steuereinnahmenseite einen
zusätzlichen Ausfall …

usw. usf.

(Walter Schöler [SPD]: Dem „Spiegel“ sind Punkte und Kommas abhanden gekommen!)


Genauso chaotisch wie dieses Zitat ist die Finanz- und
Haushaltspolitik dieser Bundesregierung, genauso kon-
fus und chaotisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das eigentlich Schlimme und Unerträgliche ist aber,

dass Sie schon zum Zeitpunkt der Verabschiedung des
Bundeshaushaltes 2003 wussten, dass die wesentlichen
Parameter nicht eingehalten werden können.


(Walter Schöler [SPD]: Das ist eine böse Unterstellung! Das würde ich als Christin nicht machen!)


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(C (D ereits frühzeitig wies die Union auf diese Risiken hin: ir haben das im Juni in einem Antrag festgehalten und enau so ist es eingetreten. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau so, wie es jetzt geworden ist, darauf haben wir hingewiesen!)


ie haben es ganz genau gewusst. Sie haben auch im
aushaltsausschuss eingeräumt und das heute erneuert,
ass die Annahme, dass die Bundesanstalt für Arbeit
einen Zuschuss brauchen würde, eine falsche Annahme
ewesen sei.


(Karl Diller [SPD]: Deswegen habt ihr 13 Milliarden Mehrausgaben beantragt!)


ie haben es auch damals schon gewusst. Sie sind also
on einer vollkommen falschen Voraussetzung ausge-
angen. Der Zuschuss beträgt heute nicht null, sondern
2 Milliarden Euro.


(Walter Schöler [SPD]: Ist doch schlimm!)

In jeder Kommunalverwaltung gilt, dass die Risiken

inkalkuliert werden sollen, wenn nicht sogar müssen.
ritt der schlimmste Fall dann nicht ein, hat man den
pielraum, die Zuführung zum Vermögenshaushalt noch
twas zu erhöhen und damit die Spielräume für die Zu-
unft zu erweitern. Bei Ihrer Form der Haushaltsführung
ären Sie als Kämmerer sofort gefeuert worden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jetzt kommen wir zur Größenordnung. 43,4 Milliar-

en Euro hört sich vielleicht nicht so groß an – das ent-
pricht immerhin 84,88 Milliarden DM, für diejenigen,
ie vielleicht noch mit DM-Beträgen rechnen –, das sind
ber 43 400 mal 1 Million Euro. Stellen Sie sich vor,
err Minister Eichel, das Christkind hätte Ihnen zu Ih-
em Geburtstag am Weihnachtstag des Jahres 1941 ein
eschenk in Höhe dieser 43,4 Milliarden Euro gemacht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Frau Kollegin, wollen Sie ihm vielleicht die Gelegenheit geben, zuzuhören – er hat da eine wichtige Lektüre!)


Ja, er hört schon zu.
Jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie und Ihre Familie die
öglichkeit gehabt hätten, jeden Tag 1 Million Euro auf
en Kopf zu hauen. Dann hätten Sie, wenn Sie 1941 an-
efangen hätten, zum heutigen Datum ungefähr noch
0,7 Milliarden Euro übrig.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


enn Sie bzw. Ihre Nachkommen so weitermachen wür-
en, hätten Sie noch bis 2060 Zeit. Dann hätten sie die-
es Vermögen endlich aufgebraucht. Im Klartext:
19 Jahre lang jeden Tag 1 Million Euro Schulden.
Noch eine andere Größenordnung, die mit dem Haus-

alt zu tun hat: Wenn wir die Einzeletats des Bundesprä-
identen, des Deutschen Bundestages, des Bundesrates,
es Bundeskanzlers, des Auswärtigen Amtes, des Innen-
inisteriums, des Finanzministeriums selbst, des Minis-






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

teriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft, des Ministeriums für Familien, Senioren,
Frauen und Jugend, des Bundesverfassungsgerichtes,
des Bundesrechnungshofes, des Ministeriums für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie des
Ministeriums für Bildung und Forschung und die Versor-
gungsbezüge aller Beamten zusammenrechnen, dann er-
gibt sich eine Summe von 43,35 Milliarden Euro.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Das ist immer noch weniger bzw. annähernd die Summe
der Neuverschuldung, die wir in diesem Jahr haben.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können ja einen Tilgungsvorschlag machen!)


Das heißt im Klartext: Alle Etats dieser Verfassungs-
organe und der Ministerien sowie die Versorgung der
Pensionäre werden in diesem Jahr zu 100 Prozent mit
Krediten bzw. über Schulden finanziert.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Unglaublich! – Jürgen Koppelin [FDP]: Unglaublich!)


Das ist eine Bankrotterklärung für den Finanzminister
und diese Bundesregierung, denn mit diesem Nachtrags-
haushalt amtlich bestätigt wird, dass sie versagt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507216500

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-

wurfes auf Drucksache 15/1925 an den Haushaltsaus-
schuss vorgeschlagen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hatten wir befürchtet! – Jürgen Koppelin [FDP]: Und an Eichel zurück!)


– Darf ich den Zwischenruf des Obmanns einer der gro-
ßen Fraktionen im Haushaltsausschuss als Zögerlichkeit
bei diesem Überweisungsvorschlag interpretieren?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein! Wir sind einverstanden!)


Ich stelle allgemeines Einvernehmen fest. Dann ist das
so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 c auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur
Änderung des Bundesschienenwegeausbau-
gesetzes
– Drucksachen 15/1656, 15/1804 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

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(C (D b)

gebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur
Änderung des Fernstraßenausbaugesetzes
– Drucksachen 15/1657, 15/1803 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Klaus Hofbauer, Dirk Fischer

(Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordne-

ter und der Fraktion der CDU/CSU
Verkehrsinfrastruktur auf EU-Osterweite-
rung vorbereiten
– Drucksachen 15/467, 15/1195 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Rainer Fornahl

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Auch dazu höre
ch keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Bevor ich die Aussprache eröffne, bitte ich, den obli-

atorischen Schichtwechsel möglichst zügig und ge-
äuschlos vorzunehmen, damit wir uns auch bei neuer
esetzung untereinander verständigen können.
Ich erteile dem Parlamentarischen Staatssekretär
chim Großmann das Wort.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1507216600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Der neue Bundesverkehrswegeplan
003 ist die Grundlage für die zukünftigen Investitionen
n die Straßen, in die Schienen und in die Wasserstraßen
nseres Landes. Er ist damit auch die Grundlage für die
eiden Ausbaugesetze, die wir heute in erster Lesung be-
aten.
Bis 2015 wollen wir 150 Milliarden Euro in eine zu-

unftsfähige, vernetzte, ökologisch vertretbare und da-
it nachhaltige Verkehrsinfrastruktur investieren.
inzu kommen die Regionalisierungsmittel und Anteile
us dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz.
Wir haben die wesentlichen Eckpunkte neu gesetzt.
ieser Plan ist zukunftsfähig, weil die Herausforderun-
en der EU-Osterweiterung, die Entwicklung zu einer
ienstleistungs- und Informationsgesellschaft und die
unehmende Mobilität aufgegriffen werden und eingear-
eitet worden sind. Er ist zukunftsfähig, weil seine Pro-
nosen stimmiger sind als die Prognosen des vorherigen
undesverkehrswegeplanes von 1992.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Renate Blank [CDU/CSU]: Wer’s glaubt, wird selig! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: 100 Prozent Zunahme im Güterverkehr auf der Schiene!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

– Weil ich wusste, dass Kollege Friedrich die Zunahme
im Güterschienenverkehr ansprechen wird,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ihr werdet euch noch wundern!)


habe ich mir natürlich, Herr Friedrich, die Zahlen aus
dem Bundesverkehrswegeplan 1992 herausgesucht.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hört! Hört! Interessant!)


Darin steht im Hinblick auf die Eisenbahn, dass die alte
Bundesregierung für das Jahr 2010 194 Milliarden Ton-
nenkilometer im Güterverkehr geschätzt hat. Unsere
Schätzung beträgt 148 Milliarden Tonnenkilometer für
2015. Sie müssen zugeben: Wenn wir mutig waren, dann
sind Sie mit Ihrer Schätzung jenseits von Gut und Böse
gewesen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Plan vernetzt die Verkehre besser als der alte
Plan. Das ist erforderlich, weil die prognostizierte Zu-
nahme des Güterverkehrs von 64 Prozent und die pro-
gnostizierte Zunahme des Personennahverkehrs von
25 Prozent es unabdingbar machen, dass wir die Ver-
kehre miteinander verzahnen, dass wir die Attraktivität
einzelner Verkehrsträger verbessern und das Wechseln
von einem zum anderen schneller und einfacher ermögli-
chen.

Dazu ist es notwendig, dass wir die Investitionen für
die Schiene und für die Straße anpassen. Es ist interes-
sant, zu hören, dass wir von vielen Ländern aufgefordert
worden sind, bei den Schieneninvestitionen ein wenig
kürzer zu treten, und dass uns vorgeworfen worden ist,
wir würden zu wenig für die Straße machen. Dann hätte
man doch damit rechnen müssen, dass im Bundesrat
einige Länder, die so denken, Anträge stellen würden,
bei der Schiene etwas zu streichen. Das Gegenteil war
der Fall.


(Zuruf von der SPD: Das ist schon erstaunlich!)

Auch bei der Schiene haben die Bundesländer weitere
Projekte gefordert, sodass man diesen Vorwurf nicht
ernst nehmen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Es besteht der Bedarf in Deutschland!)


Erstmals prognostizieren wir durch die Verzahnungslö-
sung, die wir in den Plan eingearbeitet haben, das Absin-
ken des modalen Anteils des Güterstraßenverkehrs.
Auch das ist eine mutige Annahme, die es jetzt zu erfül-
len gilt. Neue Raumordnungskriterien geben struktur-
schwächeren Räumen neue Entwicklungschancen. Auch
das ist ein Vorteil für die Verzahnung und Vernetzung
von Verkehrsinfrastruktur insgesamt.

Der Plan ist ökologisch besser verankert und nachhal-
tiger, und zwar durch die bessere Vernetzung, aber auch
durch eine tiefergehende und vor allen Dingen frühere
ökologische Prüfung mit einem Hinweis auf besondere
naturschutzfachliche Planungsbedarfe.

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(C (D (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


aren 1992 noch 130 Projekte in einer Umweltrisikoein-
chätzung, so haben wir für den Bundesverkehrswege-
lan 2003 800 Projekte einer Umweltrisikoeinschätzung
nterzogen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Herkulesarbeit!)


ch glaube, das zeigt, wie gründlich wir vorgegangen
ind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Voraussetzungen werden auch dadurch nachhalti-
er, weil wir stärker in den Bestand und in die Instand-
altung investieren. Wir müssen aufhören, so zu tun, als
rschöpfe sich Verkehrspolitik nur im Neubau. Wir müs-
en die Straßen und Schienen, die vorhanden sind, pfle-
en, warten, auf Vordermann bringen und für die Zu-
unft fit machen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das klingt gut!)

Das sind, wenn Sie so wollen, schon genug Gründe,
arum wir einen neuen Bundesverkehrswegeplan ma-
hen müssen. Trotzdem will ich dem alten Bundesver-
ehrswegeplan noch ein paar Sätze widmen. Der 92er
lan hat einen Vorlauf und ein Ergebnis. Es wurde ein
undesverkehrswegeplan vorgelegt. Dann gab es die
eiden Ausbaugesetze – und siehe da, am Ende stand
ine Summe von 538,8 Milliarden DM. Wenn man das
mrechnet, sind dies jährlich 12,5 Milliarden Euro. Als
ir 1998 die Regierung übernommen haben, haben wir
Etat eine Summe von 9,6 Milliarden Euro vorgefun-

en. Darin waren noch die Gemeindeverkehrsfinanzie-
ungsmittel von 1,6 Milliarden Euro enthalten. Also ha-
en wir im Grunde 8 Milliarden Euro vorgefunden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ist es! Richtig!)


2,5 Milliarden Euro waren geplant, vorgefunden haben
ir 8 Milliarden Euro.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: So wird es mit jedem Plan sein! Bei Ihnen wird es schlimmer werden!)


Selbst wenn Sie in den Jahren davor und in den Jah-
en danach besser gewesen wären, wird damit für jeden
lar: Das war ein Plan, der keine finanzielle Basis hatte.
on daher war es dringend notwendig, hier nachzuarbei-
n.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Sehen Sie sich den Plan von 1976 an! Das ist doch albern, was Sie sagen!)


Jetzt will ich Ihnen einmal die Pressemitteilung aus
em Bundesverkehrsministerium vorlesen, die nach der
erabschiedung der beiden Ausbaugesetze herausgege-
en wurde – jetzt wird es noch spannender –:






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

Als wesentlichste Änderung gegenüber der Regie-
rungsvorlage des Bundesverkehrswegeplanes 1992
wurde eine Erweiterung des Planungsvolumens des
Bundesverkehrswegeplanes für Neubau- und Aus-
baumaßnahmen des vordringlichen Bedarfs um
20 Milliarden DM bei gleichzeitiger Verlängerung
des Gültigkeitszeitraumes des vordringlichen Be-
darfs bis zum Jahre 2012 beschlossen.

Sie haben lustig draufgesattelt und den Bundesver-
kehrswegeplan einfach um zwei Jahre verlängert, um
nur ja keine Prioritäten zu setzen und jedem Konflikt aus
dem Weg zu gehen. So kann man aber keine verlässliche
Verkehrspolitik in Deutschland betreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gab schon im Vorlauf dieser Debatte Presseverlaut-
barungen; das ist so üblich. Frau Blank und Herr Fischer
schreiben: „Mit der Ausrichtung an einen zu engen
Finanzplan versucht die rot-grüne Bundesregierung, die
Zukunftsbedarfe zu verdrängen.“


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Es ist so! Das streichen Sie zusammen! Das haben Sie gemacht!)


Die finanzielle Seriosität unseres Bundesverkehrswe-
geplanes ist nicht sein Manko, sondern seine Stärke.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jubel, Trubel, Heiterkeit!)


Wir setzen 150 Milliarden Euro ein. Das sind etwa
10 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist das, was machbar
erscheint. Die Planungsreserve ist ausdrücklich erwähnt.
Wir haben im Plan nicht gepfuscht, sondern ausdrück-
lich auf eine Planungsreserve hingewiesen. Wir haben
auch noch ein bisschen Luft, was auch nötig ist, weil
man nie genau weiß, was noch kommt.

Wir haben bei fast allen A-Modellen mit einer 100-pro-
zentigen Finanzierung gerechnet,


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


obwohl die Finanzierung der A-Modelle bis zum Jahre
2015 noch gar nicht abgeschlossen sein wird. Wir sind
bei der Maut – ich weiß, es ist ein unsägliches Thema –
trotz zu erwartender Verkehrssteigerungen – es sollen
65 Prozent mehr Güter transportiert werden und ein gro-
ßer Teil davon sicher auf der Straße – von Einnahmen
ausgegangen, die von der Höhe her denen des Erstjahres
entsprechen. Wir haben keine durch die verkehrliche Zu-
nahme bedingten Steigerungsraten eingerechnet. Auch
das spricht für die Seriosität der finanziellen Unterle-
gung dieses Bundesverkehrswegeplans.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Vorbereitung dieser Gesetzgebung war so
transparent, offen und kommunikativ wie noch nie zu-
vor. Bereits die Zusammenstellung der Länderanmel-
dungen wurde dem Fachausschuss zur Verfügung ge-

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(C (D tellt. Im Mai 2002 erfolgte die Übergabe der ersten utachterlichen Bewertung. Mit einer CD-ROM sind lle Bundestagsabgeordneten und auch die Länder inforiert worden. Es gab, was sonst nicht üblich ist, schon n diesem Stadium eine Plausibilisierungsmöglichkeit. lle Länder und viele Verbände sowie Abgeordnete haen das genutzt. Sie konnten sich das Zahlenwerk anchauen und Einwände erheben. Im Jahre 2003, also nur etwa drei Monate nach dem etzten Rücklauf seitens der Länder, haben wir den Refeentenentwurf vorgelegt. Es gab dann erneut bilaterale espräche und Verbändeanhörungen. Mitte Juni 2003 ar unsere Kabinettvorlage fertig und sie ist pünktlich, ie versprochen, am 2. Juli 2003 verabschiedet worden. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Warten wir es ab!)


In der Zwischenzeit, von Januar bis Juni, haben wir
ehrere Hundert Stunden kommuniziert, Gespräche ge-
ührt.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Es kommt nicht auf die Gespräche an, sondern aufs Handeln!)


s gab Gespräche des Ministers und der Staatssekretäre
it Bürgermeistern, Oberbürgermeistern, Landräten,
dLs, MdBs, mit Vertretern von Verbänden und Bürger-

nitiativen. Ich glaube, wir haben eine Kommunikations-
eistung hinter uns, die sehr ungewöhnlich war und die
s in diesem Umfang bis jetzt noch nicht gegeben hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine persönliche Leistung! Das muss man sagen!)


Bei der parlamentarischen Beratung wollen wir auf
iesem guten Wege weitermachen. Wir haben Ihnen um-
angreiche Informationen zukommen lassen, so zum
eispiel zusätzliche Karten in Bezug auf die Schienenin-
estitionen. Wir haben nach Autobahn- und Bundes-
traßennummern systematisierte Listen erstellt, die Ih-
en bei dem Auffinden von Projekten helfen werden.
ir haben für die Internetverfügbarkeit gesorgt und wir
aben im Ausschusssekretariat 60 Ordner mit allen Dos-
iers in schriftlicher Form. Weiterhin haben wir im Aus-
chuss rechnergestützte Präsentationsmöglichkeiten. Ich
laube, wir sind auf einem guten Weg, diesen Bundes-
erkehrswegeplan und die damit verbundenen Ausbau-
esetze wirklich intensiv beraten zu können.
Es bleibt mir, all denen zu danken, die bis zum jetzi-

en Zeitpunkt geholfen haben, dies alles vorlegen zu
önnen. Dazu zählen natürlich die Länder, die Verbände,
ber auch viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Bun-
estag. Es ist auch die gute Zusammenarbeit mit den an-
eren Ressorts zu erwähnen. Wir haben mit dem BMU
orher korrespondiert und nicht erst nachher. Sicherlich
ehören auch die externen Gutachter dazu. Mein ganz
esonderer Dank gilt aber den Mitarbeiterinnern und
itarbeitern meines eigenen Ministeriums, die teilweise
ag und Nacht an diesem Plan gearbeitet haben, um
ünktlich fertig zu werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Parl. Staatssekretär Achim Großmann Da wird sicherlich wieder der Richtige befördert!)





(A) )


(B) )


Ich freue mich auf die Zusammenarbeit bei der Bera-
tung dieses großen Werkes und hoffe, dass wir gründ-
lich, aber auch zügig beraten; denn noch liegen wir im
Zeitplan und es wäre schön, wenn diejenigen, die darauf
warten, mit konkreten Zahlen, Daten und Fakten arbei-
ten zu können, in den Genuss einer möglichst schnellen
Verabschiedung dieser Ausbaugesetze kommen würden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507216700

Ich erteile der Kollegin Renate Blank, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1507216800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dem

Dank an Ihre Mitarbeiter schließen wir uns gern an, aber
sonst keinen Ausführungen Ihrer Rede. All das, was ich
hier mitbringe, nämlich das Fernstraßenausbaugesetz
mit Anlage und der Bundesverkehrswegeplan, ist das
Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist,


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


und zwar aus folgendem Grund: Was zu Beginn dieser
Woche zu hören war, ist Wirklichkeit geworden. Sie ha-
ben einen Baustopp verhängt. Davon sind Straßenbau-
projekte betroffen, die notwendig sind. Der Verkehrs-
minister kann uns im Ausschuss noch so viel erzählen,
dass wir uns auf gutem Wege befinden würden, denn die
Straßenbauprojekte würden weitergeführt. Er hat den
Ausschuss in allem getäuscht.

Realität ist: Durch die Affäre um die Maut steht Geld,
das für den dringend notwendigen Neubau, Ausbau und
Unterhalt der Straßen gebraucht wird, nicht zur Verfü-
gung. Das Problem, dass es beim Straßenbau nicht wei-
tergeht und dass Bauprojekte gestoppt werden, haben
Sie zu verantworten. Durch den Ausfall der Maut – wir
haben gehört, dass die LKW-Maut erst am 1. September
starten soll – entgehen uns weit über 2 Milliarden Euro
für die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland. Das haben
Sie zu verantworten.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist raue Wirklichkeit!)


Ich wusste nicht, dass Sie, meine Damen und Herren
von Rot-Grün, so fußballfeindlich sind. Eine Straßenan-
bindung an die Stadien für die Weltmeisterschaft 2006
ist dringend erforderlich. Deren Bau wird unter Zeit-
druck geraten.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es sind eine Menge von Projekten betroffen, die nichts, aber auch gar nichts mit der Fußballweltmeisterschaft zu tun haben!)


– Kollege Hermann, es besteht Zeitdruck. Schließlich
wollen Sie bei der WM 2006 dabei sein – dann aller-
dings als Politiker der Opposition.

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(C (D Meine Damen und Herren, was sind die grundlegenen Überlegungen, von denen wir ausgehen müssen? Es ibt kein Wachstum ohne Mobilität. Wirtschaftswachsum führt zu zusätzlicher Verkehrsnachfrage. Die Öffung der Märkte hat die Arbeitsteilung beflügelt. Dass ich diese fortsetzt, ist durch die fortschreitende EU-Ostrweiterung zu erwarten. Den dadurch entstehenden Gürverkehr zu verhindern wäre also ein Risiko für achstum und Beschäftigung. Sie sollten nicht vergesen, dass Deutschland auch für Europa Verantwortung ägt. All diesen Überlegungen wird der Verkehrswegelan in keiner Weise gerecht. Schon 1998 hat die Verkehrsministerkonferenz der änder festgestellt – damals hatten Sie von Rot-Grün m Bundesrat bekanntlich noch die Mehrheit –, dass pro ahr rund 4 Milliarden DM, also etwa 2 Milliarden Euro, ür den Neubau, den Ausbau und den Erhalt fehlen. Mitlerweile ist dieser Betrag auf 2,5 Milliarden Euro pro ahr angewachsen und er wird aufgrund der gekürzten aushaltsansätze und der fehlenden Maut immer größer erden. Aber gerade der Erhaltungsbedarf nimmt erhebch zu, wie Ihren Straßenbauberichten der letzten Jahre u entnehmen ist. Ein weiterer Substanzverlust ist im Ineresse der Verkehrssicherheit nicht mehr hinnehmbar. er Autofahrer zahlt schließlich die hohen Steuern inlusive der Ökosteuer, damit er nicht auf holprigen Straen herumfahren muss. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Straße der Ver ehrsträger Nummer eins in Deutschland ist. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, das haben wir noch nicht gemerkt! Das ist eine echte Weisheit!)


Das haben Sie noch nicht gemerkt? Schade! Dann sage
h Ihnen das jetzt. – Auch der PKW-Verkehr wird Stei-
erungen zu verzeichnen haben; denn unsere Arbeits-
elt wird flexibler werden, ob wir wollen oder nicht.
lexible Arbeitszeiten rund um die Uhr können nicht mit
em ÖPNV bewältigt werden; nehmen Sie das einmal
ur Kenntnis. Durch veränderten Freizeitverkehr mit ge-
tiegenem Mobilitätsbedürfnis der Bürgerinnen und Bür-
er und veränderte Arbeitszeiten wird es andere Dimen-
ionen geben. Mit der Schiene oder dem ÖPNV können
ie Anforderungen an den Verkehr, die sich daraus erge-
en, schon aus Kostengründen nicht bewältigt werden.
Durch Baumaßnahmen werden Arbeitsplätze ge-

chaffen. Denken Sie bitte an die Bauwirtschaft, die zur-
eit darnieder liegt! Investitionen in Höhe von 1 Mil-
arde Euro sichern 20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze.
Nun einige Anmerkungen zum Bundesverkehrswe-

eplan. Sie haben das politische Verfahren zum BVWP
eändert. Sie haben die Öffentlichkeit informiert und
ine öffentliche Diskussion herbeigeführt. Das Parla-
ent dagegen, das schließlich über die Ausbaugesetze
u entscheiden hat, konnte sich erst nach Vorliegen des
abinettsbeschlusses mit dem BVWP befassen.


(Zuruf von der SPD: Das ist normalerweise so!)







(A) )



(B) )


Renate Blank

Die Irritationen, die durch diese Vorgehensweise ent-
standen sind, lasse ich an dieser Stelle beiseite.

Neben der Änderung des politischen Verfahrens
wurde ein weit schwerer wiegender Wechsel vorge-
nommen – jetzt wird es wichtig –, nämlich ein konzep-
tioneller Wechsel von der Nutzen-Kosten-Analyse zur
Nutzwertanalyse. Die Nutzen-Kosten-Untersuchung
war und ist ein international anerkanntes Verfahren, mit
dem weltweit die volkswirtschaftliche Rentabilität von
Infrastrukturentscheidungen nachgewiesen wird und das
nachprüfbare Wirkungen aufzeigt. Die Transformation
der Nutzen-Kosten-Analyse zur Nutzwertanalyse ist des-
halb methodisch ein Rückschritt. Diese enthält subjek-
tive Einstufungen und Gewichtungen, also ob etwas gut
oder schlecht ist, je nachdem, ob es Rot oder Grün passt,
und verzichtet auf objektive Wirkungen, die am Markt
überprüfbar sind. Dieser konzeptionelle Wechsel zu ei-
nem offenen Katalog von Wirkungen öffnet der Belie-
bigkeit Tür und Tor. Das trifft auch für die neu geschaf-
fene Einstufung „neue Vorhaben mit besonderem
naturschutzfachlichen Planungsauftrag für den Vordring-
lichen Bedarf“ zu. Bei diesen Einstufungen werden
Raumwirksamkeits- und Umweltkriterien teilweise dop-
pelt erfasst.

Zudem erschwert diese neu geschaffene Kategorie die
Genehmigungsverfahren durch die notwendig werdende
individuelle Begründung der Planrechtfertigung und
deren Anfechtbarkeit. Wenn Sie schon neue Kriterien
einführen mussten, dann hätte ich mir Kriterien wie So-
zialverträglichkeit, Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft
oder Strukturwandel vorstellen können. Dies wären ob-
jektive Kriterien gewesen.

Bei der dritten Beliebigkeit geht es um die Zusagen
des Bundeskanzlers bzw. seiner Minister.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl, sehr wahr!)


Ohne Rücksicht auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis wur-
den vor Ort politische Zusagen in Höhe von immerhin
rund 3 Milliarden Euro gemacht.


(Heinz Paula [SPD]: Ach was!)

Teilweise sind Projekte dabei, die den sonst vorgegebe-
nen Faktor von 5,2 bei weitem nicht erreichen. Herr
Staatssekretär, der Bundesverkehrswegeplan 2003 ist
– im Gegensatz zum BVWP 1992 – von einem sachge-
rechten Bedarfsplan zu einem Beliebigkeitsplan verkom-
men.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Beliebigkeit kann man überhaupt nicht planen!)


Das kommt halt davon, wenn man statt verkehrspoliti-
schen Sachverstand nur treue Genossen in das Ministe-
rium einziehen lässt, um sie zu belohnen.


(Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Der Sachverstand und die Sachkenntnis bleiben auf der
Strecke. Das ist beim BVWP und bei der LKW-Maut
ganz deutlich zu erkennen.

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(C (D Meine Damen und Herren, eine weitere neue Einstu ung im BVWP – man könnte sie auch als Erfindung der undesregierung zulasten der Länder bezeichnen –, ämlich der „Weitere Bedarf mit Planungsrecht“, irft nichts als Fragen auf. Das bedeutet, dass der Bedarf ür die Linienbestimmung und die Planfeststellung verindlich festgelegt ist. Nicht geregelt ist jedoch, wie mit iesen Maßnahmen nach bestandskräftiger Planfeststelung umgegangen wird. Im Fernstraßenausbaugesetz uss daher geregelt werden, dass die Maßnahmen des Weiteren Bedarfs mit Planungsrecht“ nach Bestandsraft der Planfeststellungsbeschlüsse automatisch zu aßnahmen des Vordringlichen Bedarfs werden. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Jetzt wird es aber beliebig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


nsonsten besteht die Gefahr, dass solche Projekte nicht
echtzeitig umgesetzt werden können.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Da die Planungskosten derartiger Projekte vorab zu-

asten der jeweiligen Länder gehen, ist den Ländern
icht zuzumuten, Planungen auf ihre Kosten zu betrei-
en, ohne die Gewissheit zu haben, dass diese Maßnah-
en auch tatsächlich verwirklicht werden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir haben niemanden gezwungen!)


as sollten Sie bitte ernst nehmen; denn das wäre eine
erschwendung von Steuergeldern. Diese Sorge schei-
en die Bundesregierung und Rot-Grün allerdings wirk-
ich nicht zu haben.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen ist zu viel ohne Basis geplant worden!)


Im BVWP fehlt auch der Transrapid, obwohl die EU
ie Transrapid-Planungen in München mit einem Zu-
chuss unterstützt. Ich kann mir natürlich vorstellen,
ass man den grünen Koalitionspartner nicht verprellen
öchte.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein! Es sind 7,5 Millionen Euro bei Projektkosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro!)


Lieber Kollege Schmidt, Sie waren ja schon immer ge-
en den Transrapid und sind es nach wie vor.
Lassen Sie mich noch einige Worte zur Privatfinan-

ierung von Projekten sagen. Die privaten Konzes-
ionsmodelle unterliegen der ausdrücklichen Zustim-
ung und Kontrolle des Parlaments. Das Parlament hat
ber keine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Ver-
räge im Zusammenhang mit den nach dem Fernstraßen-
auprivatfinanzierungsgesetz vorgesehenen Vorhaben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das stimmt!)







(A) )


)

Renate Blank

Schade, dass Rot-Grün meinem damaligen Hinweis
beim Hearing nicht gefolgt ist; denn wie wichtig die
Kontrolle durch das Parlament ist, erleben wir derzeit
beim Vertrag bezüglich der LKW-Maut.

Meine Damen und Herren, das Fernstraßenausbauge-
setz, das die Projektliste beinhaltet, hat große Mängel
und findet in dieser Form nicht unsere Zustimmung. Wir
hoffen, dass im Zuge der Beratungen die Vernunft bei
Rot-Grün einkehren wird, damit wir am Schluss ein Ge-
setz zum Ausbau der Fernstraßen vorliegen haben, das
den Namen auch verdient


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt bei Ihnen Vernunft?)


und das nicht als Verhinderungsgesetz von Rot-Grün
verabschiedet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507216900

Ich erteile dem Kollegen Albert Schmidt, Bündnis 90/

Die Grünen, das Wort.

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-
legen! Der neue Entwurf des Bundesverkehrswegeplans,
der im formellen Sinne erst mit der heutigen ersten Le-
sung in die parlamentarischen Beratungen eingebracht
wird, ist sicherlich kein Evangelium. Er ist auch nicht
der Wunschkatalog, den sich die Grünen immer vorge-
stellt haben. Er lässt für viele auf allen Seiten des Hau-
ses, auch bei uns, noch Wünsche offen; das ist gar keine
Frage. Aber ich glaube, dieser neue Bundesverkehrswe-
geplan, den wir jetzt im Parlament zu beraten, zu verän-
dern und zu diskutieren haben werden, enthält in wesent-
lichen Punkten ganz zentrale Fortschritte.

Es ist meines Erachtens der erste Bundesverkehrswe-
geplan, der das Kriterium der Haushaltsehrlichkeit und
der Bezahlbarkeit überhaupt ernst nimmt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Hier wird zum ersten Mal nicht einfach alles aufge-
schrieben, was man aus guten oder schlechten Gründen
wünschen könnte, sondern es wird, auch unter Inkauf-
nahme von Konflikten, darauf hingewiesen: Nicht alles,
was für den einen oder anderen wünschenswert ist, ist
auch bezahlbar.

Meines Erachtens ist auch mit der Planungsreserve
ein realistischer Rahmen eingehalten worden; denn man
muss davon ausgehen, dass im Schnitt jedes vierte Pro-
jekt durch Planungsschwierigkeiten Verzögerungen er-
fährt oder sogar ganz auf der Strecke bleibt, sodass ein
Reserveprojekt nachrückt, das dann auch geplant sein
muss.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist doch nichts Neues!)


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(C (D Ein Zweites ist neu, Kollege Friedrich: (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist ja nicht neu! Planung ist nicht wesentlich neu!)


it diesem Bundesverkehrswegeplan ist zum ersten Mal
in nachvollziehbares Verfahren zur besseren Umwelt-
erträglichkeit eingehalten worden. Das ist absolut in-
ovativ; das wurde von Herrn Staatssekretär Großmann
ereits angesprochen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das war doch schon 1993 drin!)


underte von ökologisch problematischen Einzelprojek-
en wurden im Vorscreening untersucht und detailliert
achuntersucht. Eine ganze Reihe von Alternativplanun-
en wurde auf diese Weise auf den Weg gebracht und bei
ielen dieser Projekte gibt es noch den ökologischen Pla-
ungsvorbehalt, der im Klartext bedeutet: So nicht, es
ei denn, der ökologische Vorbehalt lässt sich im weite-
en Planungsverlauf abarbeiten. Auch das ist ein Fort-
chritt in puncto Umweltverträglichkeit, der unserer
raktion ganz besonders wichtig ist.
Das ist in einer Transparenz geschehen, die einmalig

st, und diese Transparenz – das will ich hier einmal sa-
en – hat einen Namen. Jeder von uns, die wir hier sit-
en, und jeder aus einer Landesregierung, ob schwarz
der rot oder grün, konnte dort hingehen, konnte anru-
en, konnte schreiben und fand ein offenes Ohr, wenn es
ein musste, bei Tag und bei Nacht. Dieser Name lautet
chim Großmann. Ich fände es fair, Kollegen, wenn
iese Leistung auch wirklich gewürdigt würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ebenfalls neu an dem uns jetzt vorliegenden Plan ist
ie Ausgewogenheit in der Mittelverwendung. Zum
rsten Mal wird der Anspruch ernst genommen, dass die
erkehrsträger, wenn wir sie denn gleichermaßen brau-
hen und gleichermaßen entwickeln wollen, auch auf der
vestiven Seite gleichermaßen ausgestattet werden
üssen. Dabei geht es mir nicht um eine rechnerische,
fennigfuchserische Gleichstellung. Zum ersten Mal
ber gibt es in der Gesamtschau der Investitionen des
undes über die einzelnen Verkehrsträger eine Ausge-
ogenheit der Mittel und wir als Fraktion werden auf die
inhaltung dessen auch im Vollzug der Haushaltspläne
ür die kommenden Jahre achten.
Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen, der
eines Erachtens in diesem Plan völlig neu ist, nämlich
ie Gewichtung zwischen Bestand, Bestandserneuerung
nd Bestandserhaltung, und zwar bei Straße wie bei
chiene, auf der einen Seite und Neubau und Ausbau auf
er anderen Seite. Mit diesem Plan werden zum ersten
al klare Prioritäten für Bestandserneuerung und Be-
tandserhalt gesetzt. Nach dem Grundsatz „Sanierung
or Ausbau und Neubau“ gehen 56 Prozent der investi-
en Mittel in den Bestand und nur 44 Prozent in Ausbau
nd Neubau. Bei der Schiene ist das Verhältnis übrigens
och krasser, nämlich zwei Drittel zu einem Drittel, bei
er Straße ist es etwa fifty-fifty. Das heißt, es wird aner-
annt, dass wir eines der dichtesten Verkehrsnetze in

(B)







(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Europa, wenn nicht auf der Welt haben und dass dieses
zu erhalten und fortzuentwickeln eine Menge Anstren-
gungen verlangt und selbstverständlich eine natürliche
Bremse gegenüber neuen Zubau- und Ausbauwünschen
darstellt, die dann eben im buchstäblichen Sinne auf der
Strecke bleiben müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte, verehrte Damen und Herren, darum bit-
ten, dass wir uns bei den anstehenden Beratungen die
Einzelprojekte dennoch sehr genau anschauen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Projekt für Projekt! Wir gehen jede Straße in Deutschland durch!)


Der ganze Plan ist ja, wie gesagt, kein Evangelium. Si-
cherlich gibt es Änderungswünsche und Änderungsbe-
darf. Es gibt auch Ungereimtheiten. Ich will ein Beispiel
nennen. Wenn die A 4, die Rothaargebirgsautobahn, in
Nordrhein-Westfalen gar nicht vorhanden ist, aber in
Rheinland-Pfalz plötzlich fortgeführt werden soll, dann
ist das natürlich eine Ungereimtheit, die wir beseitigen
müssen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ja, wer war denn das? – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: In Rheinland-Pfalz findet A 4 nicht statt! Die betrifft Nordrhein-Westfalen und Hessen! So viel zur Geographie!)


– Das ist richtig. Ich habe mich versprochen. Ich be-
trachte die Rothaargebirgsautobahn auf dieser Seite der
Landesgrenze eher als eine Anekdote, die wir aber nicht
außer Acht lassen dürfen.

Ich bin der Meinung, dass wir an einigen Stellen Klar-
heit schaffen müssen, zum Beispiel bei der Einbindung
der Stadt Mannheim in das Hochgeschwindigkeitsnetz
der Bahn. Wir sind uns sicherlich alle einig, dass die
Einbindung natürlich über den Hauptbahnhof Mannheim
erfolgen muss, nicht irgendwo über die grüne Wiese
oder über eine Bypasslösung, die keiner im Hause will.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU/CSU)


Ich könnte diese Beispiele fortsetzen. Ich persönlich
bin sehr froh, dass hinsichtlich der Donau eine Klarstel-
lung erfolgt; dies möchte ich aus gegebenem Anlass sa-
gen. Wenn der Freistaat Bayern auf eigene Kosten meh-
rere Raumordnungsverfahren eröffnen will, um die
Staustufenvarianten zu prüfen, obwohl er gar nicht Maß-
nahmenträger bzw. Baulastträger dieses Konzeptes ist,
dann möchte ich den Landesrechnungshof in Bayern da-
rum bitten, diese Maßnahmen zu überprüfen. Welchen
Sinn macht es, wenn der Bundestag letztes Jahr eine
staustufenfreie Lösung beschlossen hat, wenn im Bun-
desverkehrswegeplan eine staustufenfreie Lösung fest-
geschrieben ist – nur dafür gibt es Geld –, wenn dies in
den Beratungen noch einmal bekräftigt wird, aber Herr
Stoiber und Herr Wiesheu meinen, sie könnten zusätz-
lich Geld aus der Landeskasse für sinnlose Untersuchun-

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(C (D en von Projekten abzweigen, die wir in dieser Form iemals bezahlen werden? Das ist ein schlechter Witz. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Witz kostet Geld!)


Dieser Witz kostet auch noch Geld. Das ist das Trau-
ige daran.
Ich will ein anderes Projekt ansprechen, das die Kol-

egin Renate Blank bereits erwähnt hat, nämlich den
ransrapid.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Was ihr nie wolltet!)


rau Kollegin Blank, dieses Projekt ist nicht im Bundes-
erkehrswegeplan enthalten. Warum?


(Renate Blank [CDU/CSU]: Weil Sie es nicht wollen!)


ein, überschätzen Sie nicht die grüne Fraktion oder
rüne Personen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eine Runde Mitleid!)


ch kann Ihnen genau sagen, warum es im Bundesver-
ehrswegeplan nicht enthalten ist, Frau Kollegin Blank:
s ist kein Bundesverkehrsweg, sondern ein Landespro-
kt, für das der Bund nur Zuschussgeber ist.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Na, na!)

In einer Zeit, in der wir darum kämpfen müssen, un-

ere eigenen Projekte für Straße und Schiene überhaupt
u finanzieren, sollten wir dem Drängen nach erhöhten
undeszuschüssen für ein reines Landesprojekt nicht
achgeben. Deshalb werden wir an dieser Stelle sehr
lar und sehr entschieden bei dem bleiben, was bisher
erabredet war.
Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Das hat bundesweite und sogar weltweite Bedeutung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507217000

Das Wort hat nun der Kollege Horst Friedrich für die

DP-Fraktion.

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1507217100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Staatssekretär, ich darf mich dem Dank an Sie und
ie Mitarbeiter Ihres Hauses im Namen der FDP-Frak-
ion anschließen. Es war eine Fleißarbeit. Ich füge aller-
ings hinzu: Auch der Bundesverkehrswegeplan 1992
st nicht von den Heinzelmännchen gemacht worden,
ondern vom Ministerium, von Parlamentariern und ver-
ntwortlich handelnden Politikern.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


ies war ein etwas größeres Werk, weil wir kurz zuvor
ie deutsche Einheit vollzogen haben. Das war






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


sicherlich eine genauso große Aufgabe wie die EU-Ost-
erweiterung, die Sie hätten bewältigen sollen, aber leider
nicht bewältigt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir haben heute von dem Herrn Staatssekretär große

Worte zur Vergleichbarkeit der Planung und der Finan-
zierbarkeit gehört. Tatsache ist, dass zum jetzigen Zeit-
punkt ein Ausbau von Bundesautobahnen im Wesentli-
chen nur noch dann stattfindet, wenn die entsprechenden
Bundesländer im so genannten Swing-Finanzierungsver-
fahren ihre Mittel im Vorgriff ausgeben, in der Hoff-
nung, dass ihnen der Bund diese im nächsten Jahr zu-
rückerstattet. Das gilt im Übrigen auch für die
Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“. So viel zur Finan-
zierungssicherheit.

Vor dem Hintergrund der Situation mit der Maut, den
dafür eingefrorenen Finanzmitteln für dieses Jahr in
Höhe von 1 Milliarde Euro und den wahrscheinlichen
Ausfällen von rund 2 Milliarden Euro eingeplanter
Mauteinnahmen, wird das ganze System vermutlich
noch weniger finanzierungssicher sein. Es ist bezeich-
nend, Herr Staatssekretär, dass Sie in Ihrer Investitions-
quote bereits die Regionalisierungsmittel und die Mittel
aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz einpla-
nen. Ehrlicherweise sollten Sie aber diesen Zahlenver-
gleich ebenso für unsere Zeit machen. Auch damals gab
es Regionalisierungsmittel, das Gemeindeverkehrsfinan-
zierungsgesetz und Investitionen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Vorher gab es das nicht!)


– Soweit ich weiß, ist 1996 immer noch vor 1998 und
das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gibt es auch
schon länger. Wenn man vergleicht, dann sollte man
auch fair vergleichen, um sich nicht zumindest der ein-
seitigen Betrachtung zeihen zu lassen.

Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet von Ihnen der
Vergleich kommt, um künstlich nachzurechnen, dass der
Verkehrsträger Schiene dem Verkehrsträger Straße
gleichgestellt worden ist. Wenn man es auf die Verkehrs-
leistungen umrechnet, Herr Kollege, dann bekommt die
Straße analog zu den Verkehrsleistungen 10 Prozent des-
sen, was die Schiene bekommt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Erzählen Sie das mal auf einem Grünen-Parteitag! Dann bin ich der Held!)


Herr Kollege Großmann, ich bin im Gegensatz zu Ih-
nen offensichtlich lernfähiger. Sicherlich war unsere An-
nahme im Jahr 1992 im Hinblick auf die Bahnreform
und die Entwicklung, die dann eintrat, deutlich zu opti-
mistisch. Sie prognostizieren bis 2015 eine Zunahme des
Güterverkehrs auf der Schiene um 100 Prozent. Das tun
Sie in Anbetracht der letzten drei Jahre und des Kon-
zepts Mora C.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist eine politische Zielvorgabe, keine Prognose!)


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(C (D elbst die Bahn glaubt nicht an 100 Prozent. Wenn ich s richtig gehört habe, prognostiziert Herr Mehdorn besenfalls die Hälfte. Ich füge hinzu: Das ist für mich chon ein ausgesprochen ehrgeiziges Ziel. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie glauben doch sonst nicht alle Zahlen von Mehdorn!)


or diesem Hintergrund darauf zu setzen, dass die Pro-
leme des Bundesverkehrswegeplanes bis 2015 im We-
entlichen dadurch zu lösen sind, dass der Güterverkehr
uf der Schiene um 100 Prozent zunimmt, zeigt eigent-
ch, auf welch schwachen Füßen Ihre Planungen stehen.
Nun zum Kollegen Schmidt, der als großes Thema

ngeführt hat, man habe besondere Umweltverträglich-
eitsprüfungen eingeführt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Risikoeinschätzung!)


enn ich das Planungsrecht in Deutschland richtig
enne, dann ist jeder Baumaßnahme eine Umweltver-
äglichkeitsprüfung vorgeschaltet. Es folgen ein Raum-
rdnungsverfahren und ein Planfeststellungsverfahren.
n diesen Verfahren, die immer noch vorgeschrieben
ind, ist genau diese Abwägung vorzunehmen. Kein ein-
iger Verkehrsweg in Deutschland wird ohne diese Ab-
ägung gebaut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

as Sie hier beschreiben, ist ohnehin schon geltendes
esetz. Trotzdem führen Sie dies als große Neuerung an.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die meinen, die haben die Welt neu erfunden!)


Es wird nicht dadurch besser, dass man laut dazwi-
chenruft.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das war der Kollege Oswald!)


or allen Dingen wird es nicht besser, wenn man so tut,
ls habe man eine Geldvermehrungsmaschine erfunden.
Am Jahresende laufen die Sondermittel aus der Ver-

abe der UMTS-Lizenzen aus.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wissen wir doch!)


iese Mittel haben Gott sei Dank dazu geführt, dass Ihre
aushaltsansätze für die Verkehrsinfrastruktur in
eutschland in den vergangenen Jahren wenigstens in
er Höhe geblieben sind, die wir schon hatten.


(Lachen des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


llerdings, Herr Kollege Schmidt – weil Sie so schön la-
hen –, haben Sie in der Zwischenzeit fünfmal die Öko-
teuer erhöht. Auch die Maut ist in diesem Zusammen-
ang zu erwähnen. Der Anteil, den Sie für die
erkehrsinfrastruktur ausgeben, ist im Verhältnis gese-
en deutlich gesunken. Das ist die Realität. Das heißt,






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


Sie belasten den Autoverkehr und die Autofahrer ex-
trem, Sie geben ihnen weniger.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie bauen Ihren neuen Verkehrswegeplan auf einem
Wunschbild auf und haben der staunenden Öffentlichkeit
vorgegaukelt, dass durch die Einführung der Maut mehr
Geld für die Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung stehen
würde, egal für welchen Verkehrsträger. Keines dieser
Ziele haben Sie bisher nachgewiesenermaßen erreicht.
Vor diesem Hintergrund kann man nur sagen: Ihr Ziel,
einen Verkehrswegeplan aufzustellen, der seriös finan-
ziert ist, haben Sie bereits bei Vorlage des Verkehrswe-
geplanes verfehlt. Deswegen werden Sie grandios schei-
tern. Ich bin gespannt auf die Einzelberatung. Aber bei
der Finanzierung werden Sie unsere Zustimmung sicher-
lich nicht bekommen.

Danke sehr.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507217200

Ich erteile dem Kollegen Heinz Paula für die SPD-

Fraktion das Wort.

Heinz Paula (SPD):
Rede ID: ID1507217300

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Unser

Land steht zweifelsohne vor großen verkehrspolitischen
Herausforderungen. Und was vernehmen wir in dieser
Zeit vonseiten der Opposition? – Wie immer Gejammer,
Genörgel, haltlose Vorhaltungen. Kolleginnen und Kol-
legen, so kommen wir doch nicht weiter.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das wird Sie noch einholen!)


Ich würde Ihnen dringend empfehlen: Hängen Sie das
Schild „LKW-Maut“ einfach ein bisschen tiefer! Das
klärt den Blick. Sie wollen die Tatsache nicht zur Kennt-
nis nehmen, dass wir nicht im typischen Oppositionsstil
Politik von heute auf morgen betreiben wollen. Es geht
vielmehr darum, bis zum Jahr 2015 die entsprechenden
Weichenstellungen vorzunehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Die Hälfte aller Projekte fußt auf der Maut! – Gegenruf des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön wärs!)


Was mich allerdings wirklich empört hat, waren die
Vorhaltungen gegenüber dem Mann, der uns in dem ge-
samten Prozess zur Seite stand, der immer ein offenes
Ohr für uns hatte und der mit allen Ländern – auch mit
Bayern, Frau Blank – regelmäßige Kontakte unterhalten
hat, um die Entwicklung voranzutreiben.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das sind doch seine Aufgaben!)


Dass Herrn Staatssekretär Großmann unter diesen Um-
ständen Vorhaltungen gemacht werden, ist – mit Ver-
laub – völlig daneben.


(Beifall bei der SPD – Renate Blank [CDU/ CSU]: Was anderes fällt euch nicht ein?)


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(C (D Herr Großmann, von meiner Seite und vonseiten der PD-Fraktion spreche ich Ihnen ein großes Dankeschön us. Wir wussten es zu schätzen, dass der Bundesverehrswegeplan in enger Kooperation und großer Transarenz vorangetrieben wurde. Wir haben den ersten chritt getan. Jetzt gilt es, in die konkreten Beratungen inzusteigen. Wie Sie wissen, haben wir von 2001 bis 2015 eine esamtsumme in Höhe von 150 Milliarden Euro zur erfügung gestellt. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das klappt genauso wenig wie eure Haushaltsansätze!)


Das ist realistisch. Im Gegensatz zu dem Entwurf von
992, den Sie vorhin so heftig gelobt haben, Kollege
riedrich,


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ja klar! Der war auch von uns!)


önnen wir zu unserer Planung feststellen, dass die An-
ahmen realistisch sind. Die Vorwürfe und Vorhaltun-
en, das seien Wunschbilder, richten Sie am besten ge-
en Ihren damaligen Plan.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Der Plan war gut! – Renate Blank [CDU/CSU]: Sie arbeiten bislang immer noch mit dem Plan!)


Das Gegenteil ist richtig: Wir ermöglichen es, eine
ntsprechende Mobilität in unserem Land zu schaffen.
ir sorgen dafür, dass die notwendige Infrastruktur im
rößer werdenden Europa durch eine überregionale Ver-
etzung gewährleistet wird. Ob im Norden, im Osten
der im Süden – zum Beispiel mit dem NEAT-Zulauf –:
ir sorgen dafür, dass wichtige Schienenprojekte
orangetrieben werden.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ja! Die ICETrasse Nürnberg–Erfurt!)


Wir werden ferner die Verkehrsnachfrage in die rich-
ige Bahn lenken, Frau Blank. Bis 2015 – das wurde vor-
in erwähnt – wird beim Personenverkehr eine Steige-
ung von 20 Prozent und beim Güterverkehr eine von
ber 65 Prozent prognostiziert. Auch das werden Sie
aum bestreiten können, meine Kolleginnen und Kolle-
en von der Opposition; es sei denn, Sie wollen im Dau-
rstau stehen. Ein Großteil des Verkehrs muss auf die
chiene verlagert werden. Insofern sind die Prognosen
bsolut realistisch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir schaffen die Voraussetzungen dafür. Auch wenn

s vonseiten der Opposition immer wieder angezweifelt
ird, ist es trotzdem richtig, dass erstmals die Mittel für
chiene und Straße einander angeglichen worden sind.
as ist zweifelsohne unter Einbeziehung der Mittel nach
em GVFG und dem Regionalisierungsgesetz erfolgt,
ber – Herr Schmidt hat vorhin darauf hingewiesen –
nsgesamt stehen bis 2015 77,5 Milliarden Euro für die
traße und 77,9 Milliarden Euro für die Schiene zur Ver-
ügung.






(A) )



(B) )


Heinz Paula

Es steht nach wie vor unwiderruflich fest: Wir stärken

nachhaltig die Schiene auch und gerade im Bereich des
Erhalts. Weil meine Kollegin aus Bayern vorhin so deut-
lich darauf hingewiesen hat, wie wichtig der Erhalt ist,
empfehle ich Ihnen dringend, Kollegin: Halten Sie diese
Rede im Bayerischen Landtag!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie werden feststellen, dass kaum ein anderes Bundes-
land die Mittel für den Staatsstraßenbau derartig herun-
tergefahren hat wie die bayerische Landesregierung.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Nachdem die Bayern sowieso immer benachteiligt wurden!)


Wenn Sie Ihre Sorgen und Anliegen loswerden wollen,
dann tun Sie das bitte an der richtigen Stelle!

Darüber hinaus wird kräftig in den Neu- und Ausbau
der Schienenwege investiert. 27 laufende und fest dispo-
nierte und 28 neue Vorhaben im Bereich Schiene sind als
vordringlicher Bedarf eingestuft. Dazu gehören Schie-
nenverbindungen wie Karlsruhe–Stuttgart–Nürn-
berg–Leipzig/Dresden und Berlin–Frankfurt/Oder, um
nur einige zu nennen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Nürnberg–Erfurt stoppt ihr doch auch schon wieder!)


Sie werden mit einem realistischen Finanzrahmen und
einer konstanten Fortschreibung des Mittelansatzes be-
gonnen bzw. zügig realisiert.

An dieser Stelle dürfen wir den Ministerpräsidenten
Koch und Steinbrück eine klare Absage erteilen, Frau
Blank, und für beide eines deutlich festhalten: Investitio-
nen in die Verkehrsinfrastruktur der Schiene sind keine
Subventionen, sondern Maßnahmen zur Stärkung des
Wirtschaftsstandortes Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Opposition hat wahrlich keinen Grund, sich über
die Schieneninvestitionen des Bundes zu beklagen;


(Zurufe von der CDU/CSU: Was?)

es sei denn, sie versucht, mit aller Gewalt das berühmte
Haar in der Suppe zu finden.

Es sei wiederholt, Frau Kollegin: Wir hätten gerne
noch einige neue Maßnahmen in den Bundesverkehrs-
wegeplan aufgenommen, wenn wir nicht leider un-
sägliche Projekte aus Ihrer Regierungszeit wie die ICE-
Strecke München–Ingolstadt–Nürnberg zu finanzieren
hätten. Ich habe es bereits angesprochen: 3,5 Milliarden
DM waren eingeplant; mittlerweile belaufen sich die
Kosten auf 3,5 Milliarden Euro. Herr Kollege Friedrich,
was hätten wir mit diesem Geld nicht alles zusätzlich in
unseren Bundesverkehrswegeplan aufnehmen können!


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wer hat denn die Finanzierungsvereinbarung unterschrieben? Das waren doch Sie! Losgelöst von jeder Sachkenntnis!)


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(C (D Noch ein kurzes Wort zum Schienenpersonennaherkehr: Die dem Bund in Art. 87 e Abs. 4 des Grundesetzes auferlegte Gemeinwohlverpflichtung, die den usbau und den Erhalt des Schienennetzes der Eisenahnen des Bundes betrifft, gilt grundsätzlich auch für ie Schieneninfrastruktur, die dem Nahverkehr dient. eswegen müssen – ich bitte, das zur Kenntnis zu nehen – bei der Bewertung der Gesamtinvestitionen für ie Schiene auch die 14 Milliarden Euro GVFGund Reionalisierungsmittel berücksichtigt werden. Ich habe en Schienenpersonennahverkehr erwähnt, weil gerade ier auf Länderseite viele Möglichkeiten bestehen, für ine zukunftsfähige Schieneninfrastruktur Sorge zu traen. Die Bundesregierung jedenfalls hat mit dem vorlie enden Bundesverkehrswegeplan die notwendigen oraussetzungen geschaffen und damit den Antrag der DU/CSU, über den wir heute auch beraten, überflüssig emacht; denn wir sind in der Tat konsequent unseren eg gegangen, gerade wenn es um die Erweiterung des chienennetzes im Osten ging. Herr Kollege Friedrich, s wäre schön gewesen, wenn Ihre Regierung bereits daals die hier vorhandenen Probleme angepackt hätte. ir jedenfalls haben insgesamt acht Schienenmaßnahen vorgesehen, unter anderem den Ausbau der Strecke erlin–Frankfurt usbau der Strecke nach Dresden bis zur Grenze Tschehiens. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ich empfehle Ihnen, den Bericht über die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ zu lesen, bevor Sie den Mund aufmachen!)


Ich erwarte und hoffe, dass wir in den anschließenden
eratungen zu sachlichen und vernünftigen Kooperatio-
en kommen werden.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Mit dem Inhalt nicht!)


it dem Blockieren haben Sie ja Ihre Erfahrungen, liebe
olleginnen und Kollegen von der Opposition. Bewei-
en Sie jetzt, dass Sie auch zu einer sachlichen Koopera-
on fähig sind, um die Dinge im Interesse unseres Lan-
es voranzutreiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das sagt der Richtige! – Renate Blank [CDU/CSU]: Lesen Sie doch einmal die Aussagen von Rot-Grün der letzten Jahre nach!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507217400

Das Wort hat nun der Kollege Enak Ferlemann, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1507217500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir behandeln heute in erster Lesung endlich
as Fernstraßenausbaugesetz und das Bundesschienen-






(A) )



(B) )


Enak Ferlemann

wegeausbaugesetz mit den entsprechenden Bedarfsplä-
nen auf der Grundlage des Bundesverkehrswegeplans
2001 bis 2015. Schon die sehr verspätete Einbringung ist
ein Synonym für das gesamte Handeln der Bundesregie-
rung. Ein Blick auf die Wirtschafts- und die Infrastruk-
turpolitik verdeutlicht dies. Es gibt mehrere Möglichkei-
ten, Wirtschaftspolitik zu betreiben: Es gibt eine
angebotsorientierte Wirtschaftspolitik; Sie könnten aber
auch eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik oder
eine Politik machen, die eine Kombination aus Ange-
bots- und Nachfrageorientierung darstellt, den so ge-
nannten Policy Mix.

Was macht die Bundesregierung? – Nichts von alle-
dem!


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Chaos!)

Sie macht etwas ganz anderes. Nun fragt sich jeder, was?
Diese Frage kann man ganz einfach beantworten: Sie
macht alles falsch, und das zugleich. Es handelt sich um
einen völlig neuen Policy Mix, nur falsch herum. Die
Bundesregierung verbessert nicht das Angebot des
Standortes und verringert auch noch die Nachfrage. Das
ist eine ganz wesentliche Ursache, warum wir in
Deutschland in einer so schweren Wirtschaftskrise ste-
cken. Das kann man an den heute zu beratenden Punkten
besonders deutlich machen.

Der vorliegende Bundesverkehrswegeplan, der als
Bedarfsplan in den Ausbaugesetzen konkretisiert ist, ist
ein einziges Märchenbuch. Die Märchenerzähler sind
unser Bundesverkehrsminister und seine Staatssekretäre.
Es ist schön, viele bunte Pläne vorzulegen und zu veröf-
fentlichen, welche Verkehrsinfrastruktur wo entstehen
soll. Die Gretchenfrage ist nur, wann das geschehen soll.
Der versprochene Finanzrahmen ist nun definitiv nicht
mehr zu halten, vor allem bedingt durch das unselige
Mautchaos. Aufgrund der fehlenden Mauteinnahmen
– darüber ist in den letzten Tagen schon im Haushalts-
ausschuss diskutiert worden – ist eine Haushaltssperre
für das Jahr 2004 verhängt worden. Davon sind 530 Mil-
lionen Euro für die Straße, 390 Millionen Euro für die
Schiene und 125 Millionen Euro für die Wasserstraßen
betroffen. Das sind insgesamt mehr als 1 Milliarde Euro,
die schon jetzt fehlen, die aber in Ihren Planungen einge-
rechnet sind. Auch hierüber sind uns viele Märchen er-
zählt worden und es werden noch weitere erzählt. Wann
funktioniert das Mautsystem denn nun endlich? – Ich
hoffe, möglichst bald; denn jeder Monat der Verzöge-
rung kostet den Verkehrshaushalt bares Geld. Je weniger
Geld, desto weniger Straßen- und Schienenprojekte! Der
finanzielle Schaden wird noch durch den psychologi-
schen Schaden ergänzt.

Daher sind all die Pläne und Gesetze, die hier vorge-
legt worden sind, ein einziges Märchen, was die Reali-
sierung angeht – und das bei dem Teil des Bundeshaus-
halts, der den höchsten Anteil an Investitionen aufweist.
Was Sie zur Verkehrsinfrastrukturfinanzierung vorgelegt
haben, ist kein gutes Angebot an den Standort Deutsch-
land. Es ist ein substanzieller Fehler der Politik der Bun-
desregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Möglicherweise freuen sich die Koalitionsfraktionen, or allem die Grünen, wie ich annehme, sogar über den angsamen Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur. Die PD guckt bei dem Verfahren betreten zu Boden und acht gute Miene zum bösen Spiel. Auch mit Blick auf ie Beratungen im Ausschuss sage ich Ihnen ehrlich: anchmal tun mir die Kolleginnen und Kollegen der PD-Fraktion schon etwas Leid. – Anderen geht das uch so. Jeder, der sich mit den Planungen etwas geauer beschäftigt, kann die Kompromisse leicht erkenen, die Sie mit den Grünen finden mussten. Das gilt insbesondere für das schöne Thema des so enannten besonderen naturschutzfachlichen Plaungsauftrags, insbesondere bei den Straßen. Ihr Bunesverkehrsminister Stolpe, der kleine Herr Stolpe, ängt wie eine Marionette an den Fäden des großen Bunesministers Trittin, wenn es um die Realisierung der traßen geht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Heinz Paula [SPD]: Gute Kompromisse!)


ir werden nicht ein Straßenprojekt realisieren können,
n dem dieses schöne Sternchen steht – es sind Stern-
hen am Himmel, die sich wahrscheinlich nie realisieren
assen werden –; solange Herr Trittin nicht Ja gesagt hat,
ird sich da gar nichts abspielen. Man stellt verwundert
est, dass man in den Plänen für den Straßenbau diese
ternchen findet, aber beim Schienenbau nicht. Gehen
enn die Schienenstrecken nicht durch ökologisch sen-
ible Gebiete? Gibt es da keine FFH-Problematik? Gibt
s da keine naturschutzrechtlichen Probleme? Laut Ihrer
lanung anscheinend nicht. Das gilt eben nur für die
traßen. Daran ist die Ideologie leicht zu erkennen.
Im Gegenzug haben Ihnen die Grünen bei der Auftei-

ung von 50 Prozent für die Straße und 50 Prozent für die
chiene ein kleines Bonbon zugestanden. Sie haben den
chienenpersonennahverkehr einfach in die Investitio-
en für die Schiene eingerechnet. So kommen Sie auf
in Verhältnis von 50 zu 50. Damit können die Grünen
raußen sagen: In die Schienenstrecken wird genauso
iel investiert wie in die Straßen. – So stimmt es natür-
ich nicht.
Wir als CDU/CSU-Fraktion stellen fest, dass der
undesverkehrswegeplan dem eigentlichen Ausbaube-
arf in keiner Weise gerecht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


er Bundesverkehrswegeplan hat einen viel zu engen
inanzrahmen. Seine Verkehrsprognosen sind infrage zu
tellen und zum Teil schon völlig veraltet. Die Bewer-
ungsverfahren, die Sie so gelobt haben, sind sehr frag-
ürdig. Zum naturschutzfachlichen Planungsauftrag
abe ich schon einiges ausgeführt. Der Bundesverkehrs-
egeplan mit seinen eingeschränkten Möglichkeiten
chafft nicht den Wachstums- und Beschäftigungsim-
uls, den Deutschland braucht. Der Bundesverkehrswe-
eplan wird auch der Herausforderung der EU-Osterwei-
erung nicht gerecht. Manchmal hat man bei den






(A) )



(B) )


Enak Ferlemann

Diskussionen den Eindruck, dass das erst in zehn Jahren
ansteht. Im nächsten Juni schon werden wir die Erweite-
rung haben.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: 1. Mai!)

Viele Einzelprojekte sind äußerst fragwürdig. Das

Nutzen-Kosten-Verhältnis, das eigentlich für Verkehrs-
politiker eine besonders wichtige Größe ist, wird oft
nicht richtig angewandt. Manchmal spielt es gar keine
Rolle. Projekte mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von
größer zehn befinden sich nicht im vordringlichen Be-
darf, wohl aber solche mit einem Nutzen-Kosten-Ver-
hältnis von knapp über eins. Ein Schelm, der sich etwas
dabei denkt!

Bei den anstehenden umfangreichen Beratungen ha-
ben wir also viel zu tun. Wir brauchen mehr Mittel für
die Infrastruktur. Wir brauchen mehr Anteile für den
Straßenbau, vor allem aus der Erhebung der LKW-Maut,
wenn sie denn kommt. Wir müssen mit der ökologischen
Diskriminierung bestimmter Projekte aufhören. Wir
brauchen eine deutlich bessere Einstufung vieler Maß-
nahmen, vor allem die Aufnahme in den vordringlichen
Bedarf.

In diesem Sinne habe ich die Bitte, dass Sie auf die
Anregungen und Vorschläge der Unionsfraktion einge-
hen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut! Es sind gute Vorschläge!)


Gehen Sie mit der Kritik, die wir äußern, sachorientiert
um und lehnen Sie nicht einfach alles ab, nur weil es von
der Opposition kommt! So könnte, wenn es denn ge-
länge, am Ende der Beratungen aus dem Märchenbuch,
das Sie vorgelegt haben, vielleicht doch noch ein Best-
seller werden. Trotz dieser Bundesregierung sollte man
den Glauben daran nicht verlieren.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507217600

Herr Kollege Ferlemann, das war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Dazu gratuliere ich Ihnen auch im
Namen aller Kolleginnen und Kollegen herzlich und ver-
binde damit alle guten Wünsche für die weitere parla-
mentarische Arbeit.


(Beifall)

Nun erteile ich dem Kollegen Peter Danckert für die

SPD-Fraktion das Wort.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1507217700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Obwohl

es einige hier bereits getan haben, möchte auch ich dem
Kollegen Staatssekretär Achim Großmann sehr herzlich
für die Arbeit danken, die er im letzten Jahr geleistet hat.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist seine Pflicht!)


Er hat damit eine kolossale Aufgabe übernommen.


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(C (D (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt ist er wieder ganz verlegen!)


Wenn man gelobt wird, ist man natürlich immer ein
isschen verlegen, aber er hat dieses Lob verdient.
Folgendes muss ich an dieser Stelle ganz deutlich sa-

en: Diejenigen, die hier kritisiert und ihn in den Dank
n die Mitarbeiter nicht einbezogen haben, sind die glei-
hen Kollegen, die jede freie Minute von ihm genutzt
nd mit ihren konkreten Fragen bei ihm vor der Tür ge-
tanden haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


n Anwesenheit von Außenstehenden erscheint mir diese
ritik ziemlich heuchlerisch; das sieht ja so aus, als hätte
r sich dieser Aufgabe entzogen. Er hat sich jedem ge-
tellt, auch jedem von Ihnen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das wird ausdrücklich anerkannt! Das gehört auch zur Pflicht!)


Herr Oswald, das muss man hier um der Wahrheit wil-
en ganz klar sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Außerdem ist hier die mangelnde Transparenz be-

lagt worden. Das halte ich ebenfalls für einen überhaupt
icht gerechtfertigten Vorwurf. Folgendes Verfahren ha-
en alle miterlebt, die in der letzten Legislaturperiode da-
ei waren:


(Renate Blank [CDU/CSU]: Ich habe nicht von Transparenz gesprochen, sondern von Beteiligung!)


s gab in einem ersten Schritt Anmeldungen vonseiten
er Länder. Alle Bundesländer wurden gefragt und
onnten ihre Projekte im Ministerium anmelden. An-
chließend sind diese angemeldeten Projekte in einer
mfassenden Untersuchung bewertet worden; das ist ein
iemlich einmaliger Vorgang. – Frau Blank, wenn Sie
avon keinen Gebrauch gemacht haben, dann sollten Sie
s hier auch nicht ansprechen.
Danach sind uns Abgeordneten auf einer CD-ROM

lle Projekte, die in die Betrachtung einbezogen worden
aren,


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das gehört ins Parlament!)


ur Verfügung gestellt worden. Im nächsten Schritt gab
s dazu eine Anhörung der Verbände; dann sind die Län-
er noch einmal befragt worden und erst danach sind die
rojekte in den Kabinettsentwurf eingeflossen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Zuerst ist das Parlament gefragt!)


Mit einem Wort, Frau Blank: Transparenter, als es hier
raktiziert worden ist, kann man das überhaupt nicht ma-
hen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert

Sie beanstanden darüber hinaus, dass dieses oder je-

nes Projekt nicht aufgenommen worden sei. Ich habe
auch den Kollegen, der eben hier seine Jungfernrede ge-
halten hat, gehört. Er kam gleich wieder mit den übli-
chen Wünschen, ein paar weitere Straßenprojekte in den
vordringlichen Bedarf einzuordnen. Ja, das können Sie
haben; dann müssen Sie uns aber auch sagen, was im
Rahmen Ihrer Länderquote entfallen soll.

Wir haben hier ganz klare Verabredungen getroffen.
Jedes Bundesland hat seine Quote – die Bayerns ist grö-
ßer als die Brandenburgs – und wir können die vorge-
gebene Quote nicht überschreiten. Im Rahmen der Be-
ratungen des Ausschusses können wir uns darüber
unterhalten, welche Wünsche Sie haben und wo Sie
Prioritäten sehen. Dann werden wir das fair und sachlich
miteinander besprechen und feststellen, wie Ihre Argu-
mente zu gewichten sind. Wenn es zwingende sachliche
Gründe dafür gibt, dann sind meine Kollegen und ich be-
reit, über jedes einzelne Projekt zu reden.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Respekt! Straße für Straße schauen wir uns an! Jede Straße schauen wir uns an!)


Aber ich bin ganz sicher – das will ich an dieser Stelle
auch sagen –, dass die Vorarbeiten so belastbar sind,
Herr Oswald, dass wir nur ganz wenige Änderungen bei
der Länderquote möglich machen können.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!)


Denn daran müssen wir uns messen lassen. Wir können
nicht in unseren Wahlkreisen oder in der Öffentlichkeit
sagen, wir wollten dies und jenes noch in den vordringli-
chen Bedarf aufnehmen, da wir doch alle wissen müss-
ten, dass aus finanziellen Gründen, aufgrund der selbst
vorgegebenen Länderquote, gar nicht mehr möglich ist.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Käme die LKWMaut, wäre es besser!)


Wir haben hier eben keine wolkige Wunschliste, sondern
ganz klare Vorgaben.

Nun zum Thema Finanzierung, das durchaus eine
Rolle spielt. Wir haben 150 Milliarden Euro vorgesehen;
das ist im letzten Jahr die Richtschnur gewesen, aufgrund
derer wir auch unter Berücksichtigung der Länderquoten
die Projekte ausgewählt haben, etwa zur Hälfte Straßen-
und zur Hälfte Schienenbauprojekte. Wir werden ge-
meinsam sehen, wie sich die Schwierigkeiten bei der
Maut, die ja auch uns unangenehm berühren – das be-
zweifelt doch hier gar keiner –, auswirken werden. Aller-
dings weise ich den Vorwurf energisch zurück, diese
Bundesregierung oder diese Regierungskoalition hätten
irgendetwas dazu beigetragen, dass die Mauteinnahmen
in diesem Jahr und möglicherweise Anfang des nächsten
Jahres nicht kommen. Das ist wirklich ein Ammenmär-
chen.

Frau Blank, sosehr ich Sie sonst auch schätze: Das zu
einer Mautaffäre dieser Bundesregierung zu erklären ist
wirklich ganz töricht. Das wissen auch Sie.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist aber eine! Das ist ein Desaster!)


Es mag sein, dass es im Vertrag hier und da Unklar-
eiten gab und dass man ihn besser hätte aushandeln
önnen. Das lasse ich einmal außen vor; das ist im Mo-
ent nicht das Thema. Das Thema ist vielmehr, dass die
aut nicht vertragsgemäß eingeführt werden konnte und
ass wir aus heutiger Sicht nicht wissen, wann das ge-
chieht. Das ist der Punkt, bei dem wir gemeinsam anset-
en müssen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Sie
in Interesse daran haben, dass die Maut noch lange
icht kommt.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Nein! Im Gegenteil!)


„Im Gegenteil!“ Dann lade ich Sie dazu ein, mit uns an
iesem Thema zu arbeiten. Wir Parlamentarier müssen
abei helfen, dieses technische Problem, das den Ein-
ahmeausfall verursacht, zu lösen. So viel zu dieser Af-
äre.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt zur nächsten Affäre!)


Dass beim neuen Bundesverkehrswegeplan auch
aumordnerische Gesichtspunkte zur Anwendung ge-
ommen sind, Herr Staatssekretär Großmann, finde ich
eradezu fabelhaft. Einige Regionen in unserer Repu-
lik, nicht nur im Osten, hätten bei dem neuen Bundes-
erkehrswegeplan überhaupt keine Chance, berücksich-
igt zu werden, wenn es das Raumordnungskriterium
icht gäbe. Das verschafft überhaupt erst den Spielraum
afür, in den neuen Ländern neue Projekte zu realisieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Von den 740 Ortsumgehungen – auch das ist eine
anz beachtliche Zahl – werden etwa 300 in den neuen
ändern gebaut. Das führt zu einer höheren Lebensqua-
ität und dazu, dass Wirtschaftswachstum – auch in der
läche – entstehen kann. Große Autobahnen sind das
ine; aber wir brauchen auch bessere Straßennetze in den
egionen.
Unabhängig von der Frage der Finanzierung – darauf
erden wir alle größten Wert legen – ist hier ein verläss-
iches Projekt entwickelt worden. Die Menschen vor Ort
issen, was bis zum Jahre 2015 kommen wird. Sie müs-
en nicht das Gefühl haben, dass ihnen in 20 oder in
0 Jahren irgendetwas blüht. Auch die Investoren – ich
enke, das ist ein ganz wichtiger Gesichtspunkt – kön-
en sich auf diesen Zeitpunkt einrichten; sie haben Pla-
ungssicherheit. Dann haben wir gemeinsam etwas Gu-
es vollbracht und dann wird es wirklich, wie der
ollege gesagt hat, ein Bestseller. Ich bin sicher, dass es
o kommen wird.
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ihr habt euch Mut zugesprochen! Ihr habt auch Dr. Peter Danckert Mut nötig! – Renate Blank [CDU/CSU]: Das Pfeifen im Walde!)





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Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507217800

Das Wort hat die Kollegin Veronika Bellmann, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1507217900

Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Eine gut ausgebaute Infrastruktur
der Verkehrswege ist für die internationale Wettbewerbs-
fähigkeit unserer Unternehmen auf den Märkten so wert-
voll wie nie zuvor. Diese Infrastruktur – man spricht
nicht umsonst von Verkehrsadern – ist für die Wirtschaft
so wichtig wie die Adern des Blutkreislaufs für das
Funktionieren des menschlichen Organismus. Insofern
kann man bezogen auf die Lage an den Grenzen zu Po-
len und Tschechien in Bayern, Sachsen und Brandenburg
von einer Infarktgefahr reden. Warum? Weil die EU-
Osterweiterung ihre Schatten vorauswirft. Sie wird ein
Anwachsen der Verkehrsströme an den Grenzen zu Po-
len und Tschechien um 300 Prozent mit sich bringen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)

In den Grenzgebieten zu den EU-Beitrittskandidaten

und besonders in den neuen Bundesländern gibt es rie-
sige Defizite in der Verkehrsinfrastruktur. Wir haben
noch viel aufzuholen; 300 Ortsumgehungen reichen da
nicht aus. Deshalb haben wir den Antrag gestellt, kon-
krete Bedarfsplanungen für alle Verkehrsträger vorzu-
nehmen, die Investitionen in den grenznahen und grenz-
überschreitenden Verkehr zu erhöhen, die Abstimmung
mit den Beitrittsländern zu verbessern und die in Ihrem
Straßenbaubericht enthaltene Forderung umzusetzen,
den Schwerpunkt EU-Osterweiterung als Gewichtungs-
faktor in die Projektbewertung des Bundesverkehrswe-
geplanes aufzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Momentan tragen wir zwar die Risiken der EU-Oster-

weiterung in den grenznahen Regionen; aber wir laufen
Gefahr, die Chancen dieser Erweiterung zu verpassen.
Was tut Rot-Grün? Sie behaupten, alle diese Forderun-
gen seien bereits Bestandteil des Bundesverkehrswege-
plans. Leider muss ich sagen, auch wenn Herr Minister
Stolpe heute nicht anwesend ist, dass die Anzahl der
Verkehrsprojekte mit Erweiterungsbezug völlig unzurei-
chend in diesem Plan ist. Es verstärkt sich auch der Ein-
druck, dass Herr Stolpe – so empfinde ich das zumindest
und mit mir viele andere Kollegen auch – das gesamte
Ressort mit wenig Herzblut und Engagement führt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Vom Aufbau Ost und von der Maut bis hin zur EU-Ost-
erweiterung herrscht gähnende Langeweile auf der Re-
gierungsbank.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind noch niemals im Verkehrsausschuss gewesen!)


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(C (D abei kann das Sparen in diesem Bereich teuer werden, eil wir nur über funktionierende Verkehrswege unseren nternehmen den Zugang zu den Märkten in Osturopa verschaffen und damit die Grundlage für Wirtchaftswachstum legen können. Eine Unterlassung von ngagement in diesen Bereichen führt zu steigender Areitslosigkeit. Sparen Sie lieber an anderer Stelle – ich will Ihnen in Beispiel nennen, das mir kürzlich vom BUND vorgeragen wurde –: Das Projekt eines Grenzübergangs der 166 in Schwedt ist völlig sinnlos. Polen lehnt ihn ab, eil dort auf der anderen Seite ein Naturschutzgebiet iegt. 3 Kilometer weiter weg gibt es schon einen Grenzbergang. Die Rohdaten weisen für 24 Stunden im Jahr 003 null Fahrzeuge auf, die Prognose für 2015 geht von 14 Fahrzeugen aus. (Dr. Peter Danckert [SPD]: Waren Sie schon einmal in Schwedt?)


An der Stelle zitiere ich Ihnen gerne Heine, der gesagt
at: Ein Kluger weiß alles, aber ein Dummer hat auf al-
es eine dumme Bemerkung.
Ich komme zurück auf die Prognose von 214 Fahr-

eugen in 2015. Schauen Sie sich demgegenüber die
rognosen für die grenznahen Knotenpunkte in Bayern,
m Dreiländereck in Sachsen oder im Erzgebirge an.
ort geht man von 25 000 plus x Fahrzeugen aus. Neh-
en Sie also das Geld und stecken Sie es in die Grenz-
andförderung! Ich unterstelle Ihnen so viel Kenntnis,
ass Sie mittlerweile wissen, was Sie falsch machen.
oethe hätte dazu gesagt:

Es ist nicht genug zu wissen – man muss es auch
anwenden; es ist nicht genug zu wollen – man muss
es auch tun.

Korrigieren Sie also Ihre Fehlleistung, solange Sie
och an der Regierung sind, und stimmen Sie unserem
ntrag zu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507218000

Zum Schluss dieses Tagesordnungspunktes spricht

er Kollege Werner Kuhn, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Manfred Grund [CDU/CSU]: Aus welchen Klassikern zitiert Werner? – Gegenruf des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Karl Marx!)



Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1507218100

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

egen! Wir haben heute ja schon etliche heroische Reden
on der Regierungsbank gehört, die so besetzt ist, wie
uch der Verkehrshaushalt ausgestattet ist.


(Beifall der Abg. Renate Blank [CDU/CSU])

a müssen wir viele Fehlstellen beklagen. Wir hören Sie
ier von Haushaltsehrlichkeit, Wahrheit und Klarheit
prechen. Sie haben aber im Haushaltsausschuss 1 Mil-
iarde für Investitionen im Verkehrshaushalt gestrichen,






(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)


da Einnahmen aus der Vignette in Höhe von 1 Milliarde
ausfallen und auch die erwarteten Einnahmen aus der
Maut dem Investitionshaushalt nicht mehr zufließen. Sie
aber reden davon, dass Sie einen klaren, ehrlichen und re-
alen Bundesverkehrswegeplan für die nächsten 15 Jahre
aufgestellt haben. Es kann doch nicht sein, dass wir heut-
zutage die Verkehrsinfrastruktur solchen Fehlleistungen
unterordnen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


Sie rühmen sich der Verkehrsprojekte „Deutsche Ein-
heit“. Unter der Führung der Bundesregierung von
Helmut Kohl


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Wer war das? – Heinz Paula [SPD]: Der Mann mit den meisten Schulden!)


und in den Koalitionsvereinbarungen zwischen CDU/
CSU und FDP sind noch wirkliche Verkehrsadern ent-
worfen worden. Sie aber haben die Linie verlassen und
nicht so weitergebaut, wie wir angefangen haben. Den-
ken Sie nur an das Verkehrsprojekt 8.1 bzw. 8.2. Man
sieht eindeutig, dass zwischen Erfurt und Nürnberg eine
riesige Lücke klafft und dass zwischen Erfurt und Leip-
zig von 1999 bis 2002 aufgrund des Baustopps über-
haupt nichts investiert wurde. Hier haben Sie Projekte
mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 5 Milliar-
den Euro ruhen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben es nicht fertig gebracht, die Bundeshaupt-

stadt an die beiden großen Ballungsgebiete Hamburg
und München mit einer Städteschnellverbindung anzu-
binden. 1999 haben Sie den Transrapid aus ideologi-
schen Gründen ins Aus geführt. Zwischen Berlin und
München fährt man immer noch fast acht Stunden lang.
Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, Investitionen
in die Schiene fördern zu wollen. Was ist passiert? Wir
dümpeln nach wie vor vor uns hin. Mit solchen Planun-
gen können wir uns überhaupt nicht einverstanden erklä-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Im Bundesverkehrswegeplan sind insgesamt 150 Mil-
liarden Euro bis 2015 vorgesehen. Davon entfallen – das
ist hoch interessant – 82,7 Milliarden Euro auf Erhal-
tungsinvestitionen. Auf den Aus- und Neubau entfallen
66,2 Milliarden Euro. Davon sind aber schon 51 Milliar-
den Euro verplant. Bis 2015 stehen also für Investitionen
in neue Verkehrsprojekte nur noch Mittel in Höhe von
15 Milliarden Euro zur Verfügung. Das ist einfach zu
wenig.

Angesichts der Tatsache, dass es erhebliche Ausfälle
bei der Finanzierung gibt – dies müssen Sie einfach zur
Kenntnis nehmen –, werden wir in den nächsten Jahren
überhaupt kein neues Projekt mehr beginnen können.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine maßlose Übertreibung!)


– Das ist keine maßlose Übertreibung.


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(C (D (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir müssen so viel in die alte Infrastruktur investieren!)


Sie müssen einfach einsehen, dass es nicht ausreicht,
enn in den neuen Bundesländern im Rahmen der Ver-
ehrsprojekte „Deutsche Einheit“ nur Ortsumgehungen
ebaut werden. Die Menschen dort müssen schließlich
norm lange Wege zu den Verdichtungsräumen zurück-
egen. Die gute Erreichbarkeit der Arbeitsplätze und
er Wirtschaftszentren ist für die wirtschaftliche Ent-
icklung ein entscheidender Faktor.
Zum Teil hängt das ostdeutsche Produktivitätsdefizit

amit zusammen, dass Sie dort im investiven Bereich
ine Wachstumsbremse eingebaut haben. In Ihre Haus-
alte wurden zwar viele Mittel eingestellt – damit woll-
n Sie die Verfassungsmäßigkeit Ihrer Haushalte in Be-
ug auf die Höhe der Investitionen sicherstellen –, aber
ie sind sozusagen immer nur mit angezogener Hand-
remse gefahren.
Zum Schluss sei mir noch eine Bemerkung zur Be-
erbung von Leipzig als Austragungsort für die Olym-
ischen Spiele 2012 erlaubt. Wir haben von Minister
tolpe große Versprechungen gehört. Er hat gesagt, dass
ie diese Bewerbung unterstützen werden. Wir von der
DU/CSU-Fraktion tun dies ebenfalls. Wir tun das aber
icht blauäugig, indem wir sagen, es müssen Mittel be-
eitgestellt werden, noch bevor die Entscheidung gefal-
n ist. Ich erwarte, dass Sie die notwendigen Prioritäten
etzen. Wenn die Entscheidung zugunsten von Leipzig
efallen ist, dann müssen in diesem Großraum allerdings
ie entsprechenden Verkehrsprojekte durchgeführt wer-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie versehen viele Projekte mit einem Sternchen als

eichen dafür, dass diese Projekte eine besondere Um-
eltrelevanz haben. Der Kollege Friedrich hat das vor-
in ausgeführt: Die Gesetzgebung ist, was die Umwelt
etrifft, hinreichend sensibel. Solche Sternchen verzö-
ern nur. Das gilt auch für jene, die an Projekten haften,
elche auf den Kanzlerreisen durch die alten und durch
ie neuen Bundesländer entstanden sind. Überall – Mi-
ister Stolpe hat es genauso gemacht – wurden Mittel in
illionenhöhe zugesagt. Ich bitte Sie daher: Setzen Sie
ie richtigen Prioritäten, besonders mit Blick auf Leipzig
ls Austragungsort der Olympischen Spiele!
Konzeptionell und auch personell ist diese Bundesre-

ierung, was den Aufbau Ost und die dortige Verkehrs-
frastruktur betrifft – das sage ich als Politiker aus dem
sten –, insgesamt gescheitert. Wir haben dort in den
tzten Jahren überhaupt kein Wirtschaftswachstum zu
erzeichnen. Wirtschaftswachstum ist auch eine Frage
on öffentlichen Investitionen. Hier muss es ein Umden-
en in den nächsten Jahren geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507218200

Ich schließe die Aussprache.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/1656 15/1804, 15/1657 und 15/1803
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Zum Tagesordnungspunkt 8 c liegt eine Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen auf Drucksache 15/1195 zu dem An-
trag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Ver-
kehrsinfrastruktur auf EU-Osterweiterung vorbereiten“
vor. Der Ausschuss empfiehlt, diesen Antrag auf Druck-
sache 15/467 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist damit
angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Peter
Paziorek, Kristina Köhler (Wiesbaden),
Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU
Mehr Kosteneffizienz im Klimaschutz durch
verstärkte Nutzung der projektbezogenen
Kioto-Mechanismen
– Drucksache 15/1690 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre
ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Dr. Peter Paziorek für die CDU/CSU das Wort.


Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1507218300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Seit ihrem

Regierungsantritt unternimmt diese rot-grüne Bundesre-
gierung den Versuch, sich im nationalen und internatio-
nalen Klimaschutz als treibende Kraft darzustellen.


(Horst Kubatschka [SPD]: Berechtigt!)

Zu diesem Zweck hat sie für viel Geld Broschüren ge-
druckt und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben.
Aber mit Öffentlichkeitsarbeit alleine kann Politik nicht
gestaltet werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir können sagen: Eine stimmige Klimaschutzpolitik ist
bei dieser rot-grünen Bundesregierung nicht festzustel-
len.


(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Daran hat er lange gefeilt!)


In der heutigen Ausgabe des „Tagesspiegel“ kritisiert
der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen
Herr Loske – passend zum heutigen Tagesordnungs-

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(C (D unkt – die Klimaschutzpolitik dieser Bundesregierung ls „inkonsistent“. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie es gelesen? Da steht etwas ganz anderes drin!)


o sagt er sogar, es gebe Entscheidungen dieser Bundes-
egierung, „die dieser Klimapolitik entgegenlaufen“.
Herr Loske, mit Ihrer Einschätzung, dass es keine

onsistente Klimaschutzpolitik dieser rot-grünen Bun-
esregierung gebe, haben Sie den Nagel auf den Kopf
etroffen. Sie haben Recht und deswegen haben Sie für
iese Aussage sogar die Unterstützung der Opposition in
iesem Haus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was Sie in der Klimaschutzpolitik bisher vorzuweisen

aben, ist letztlich nichts anderes als das Einfahren einer
rnte, die durch viele Maßnahmen unter Töpfer und
erkel ermöglicht wurde. Gleichzeitig versuchen Sie
ber klammheimlich, von den nationalen Klimaschutz-
ielen Abstand zu nehmen, und hoffen, dass das nie-
and merkt.
In der Antwort der Bundesregierung vom 24. Oktober

ieses Jahres – also erst wenige Tage alt – auf unsere
leine Anfrage „Klimaschutz und CO2-Vermeidungs-osten“ wird dies ganz deutlich. So heißt es auf die
rage, ob Deutschland das Ziel einer Reduktion von CO2m 25 Prozent bis 2005 verfehlen werde:

Das für Deutschland international maßgebliche Kli-
maschutzziel besteht darin, die Treibhausgasemis-
sionen im Zeitraum 2008 bis 2012 um 21 Prozent
gegenüber 1990 zu reduzieren.

un der entscheidende Satz:
Das von dem damaligen Bundeskanzler Helmut
Kohl formulierte CO2-Minderungsziel stimmt we-der vom Zeitrahmen noch vom Treibhausgasbezug
mit der internationalen und europäischen Klima-
schutzpolitik überein.

as ist Ihre Aussage.
In der Koalitionsvereinbarung von 1998 hieß es noch:
Für den Schutz des Klimas wird die neue Bundesre-
gierung in allen Bereichen die Anstrengungen ver-
stärken. Sie bekräftigt das Ziel, insbesondere die
CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 gegenüber1990 um 25 % zu reduzieren.

Wir fragen Sie: Wann werden Sie sich klammheim-
ich von weiteren Vorstellungen in der Klimaschutzpoli-
ik distanzieren? Rot-Grün muss sich vorwerfen lassen,
limapolitisch nicht mehr vertrauenswürdig zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir leugnen nicht, dass es schwierig ist, ehrgeizige

ationale Ziele zu erreichen, wenn andere Staaten ver-
leichbare Ziele ablehnen. Aber da wird es bei Ihnen erst
echt widersprüchlich: Sie reden einerseits von einer
ationalen Vorreiterrolle, haben sich klammheimlich
ber davon verabschiedet, und lassen andererseits jeden






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

Ehrgeiz vermissen, mit projektbezogenen internationa-
len Klimaschutzmechanismen – CDM und JI zum Bei-
spiel – Klimaschutzziele im internationalen Maßstab


(Ulrich Kelber [SPD]: Ah, jetzt kommt das Thema!)


– ja, das tut Ihnen sehr weh, Herr Kollege Kelber, das
weiß ich; deshalb haben Sie auch versucht, sich klamm-
heimlich von Ihren Zielen zu verabschieden – kosten-
günstig für Länder wie Deutschland zu erreichen.

Wir müssen Ihnen vorwerfen: Ihr Einsatz für die ver-
stärkte Nutzung der projektbezogenen Kioto-Mechanis-
men ist eindeutig zu gering. Wenn Sie von nationalen
Zielen Abstand nehmen, dann müssten Sie sich internati-
onal erst recht verstärkt dafür einsetzen, dass diese Me-
chanismen genutzt werden, damit wir über den internati-
onalen Weg ein gutes Umweltschutzziel erreichen. Sie
tun das nicht, weil Sie mit diesem Ziel noch immer auf
Kriegsfuß stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sagen Sie einmal etwas zur konsistenten Klimaschutzpolitik der Union!)


– Wenn Sie von dem ablenken wollen, was Sie be-
schwert, rufen Sie: Sagen Sie einmal, was die Union
will! Wir haben ein klares Klimaschutzziel vorgelegt.
Wir setzen uns – um es klar und deutlich zu sagen – für
eine Verbesserung der Wirkungsgrade bei den Kraftwer-
ken sowie für Sparmechanismen und eine größere Ener-
gieeffizienz, auch im Verkehrsbereich, ein. Auch wir be-
kennen uns ganz deutlich zu den erneuerbaren Energien.
Wir halten nichts von Ihrer verkehrten Atomausstiegs-
politik. Das sind die vier Eckpunkte unserer Klima-
schutzpolitik, die konsistent ist. Darauf haben wir uns
immer – das muss ich klar und deutlich sagen – eingelas-
sen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein weiteres wichtiges Argument müssen wir uns vor

Augen halten: Wir haben jetzt im Bereich des Emissi-
onshandels die Möglichkeit, in Europa dafür zu kämp-
fen, dass internationale Verzahnungsmechanismen auch
im Bereich der Entwicklungspolitik zugunsten einer
deutschen nationalen Klimaschutzpolitik ermöglicht
werden. Die Europäische Kommission sagt jetzt, dass
mit dem Emissionshandel CO2-Reduktionen im Rah-men von maximal 6 bis 8 Prozent möglich sind. Wir sind
absolut nicht dagegen, dass der Schwerpunkt der Klima-
schutzpolitik im eigenen Land realisiert wird. Aber wa-
rum wird nur eine solch geringe Menge von 6 bis
8 Prozent zugelassen? Wir sind der Ansicht, dass es ge-
rade durch einen verstärkten Einsatz der internationalen
Klimaschutzmechanismen gute Möglichkeiten gibt, Kli-
maschutzpolitik kostengünstig und dennoch zielorien-
tiert in sinnvoller Weise zu gestalten. Wir vermissen den
Einsatz der rot-grünen Bundesregierung und des Bun-
desumweltministers Trittin, um diesen Anteil zu erhö-
hen.

Deshalb fordern wir Sie im vorliegenden Antrag auf,
an dieser ganz konkreten Stelle mit dafür zu sorgen, dass

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(C (D m Rahmen der Verbindungsrichtlinie der viel zu geringe nteil der internationalen Mechanismen im Bereich des missionshandels erhöht wird. Das wäre ein Ansatz, um limaschutzpolitik kostengünstig für die deutsche Wirtchaft durchzuführen. Das wäre ein Ansatz, die Arbeitsarkt-, Entwicklungshilfeund Klimaschutzpolitik zuammenzuführen. Das wäre ein Ansatz, deutlich zu achen, dass wir von einer nationalen Vorreiterrolle icht abgehen und gleichzeitig unsere internationale Verntwortung sehen. Sie haben sich bisher nicht für eine solche Zielvor tellung eingesetzt. Sie müssen Ihren Einsatz in Brüssel erstärken. Sie haben bisher keine Diskussion über diese rage im Deutschen Bundestag geführt. Sinn und Zweck nseres Antrages ist: Wir wollen eine neue Weichenstelung für eine sinnvolle Klimaschutzpolitik vornehmen, ie kostengünstige Instrumente ermöglicht und damit die rbeitsmarkt-, Wirtschaftsund Umweltpolitik zusamenführt. Herzlichen Dank, meine Damen und Herren. Ich erteile dem Kollegen Ulrich Kelber für die SPD raktion das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr aziorek, bei den Zahlen, die Sie genannt haben, haben ie einen entscheidenden Fehler gemacht; es wäre gut, enn das Ihr Kollege gleich korrigieren würde. Sie haen gesagt, die EU-Richtlinie gestatte nur 6 bis Prozent der Emissionsminderungen über flexible Mehanismen. Dies ist falsch. Es geht um 6 bis 8 Prozent er zugewiesenen Emissionsberechtigungen (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja, natürlich! Das ist doch klar!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507218400
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1507218500

nd damit ungefähr um ein Drittel der Minderungen über
iesen Weg. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Wir haben in diesem Parlament schon sehr oft die Ge-
einsamkeiten der Parteien in der Frage des Klima-
chutzes betont. Das war auch bei einem solch wichtigen
hema gut.
Etwas weniger wurden bisher von der Öffentlichkeit

ie Unterschiede im Bereich des Klimaschutzes wahrge-
ommen. Es ist aber bei einem wichtigen Thema immer
ut, zu wissen, wer für was steht. Deswegen ist es mir zu
eginn meiner Rede wichtig, dies konkret darzustellen.
Die FDP-Fraktion hat seit 1998 im Deutschen Bun-

estag alle – ich wiederhole: alle – konkreten Maßnah-
en zum Klimaschutz abgelehnt. Die heute antragstel-
ende Fraktion, die CDU/CSU, war nur wenig besser.
ei noch nicht einmal einem Drittel der konkreten Maß-
ahmen konnten sich die feindlichen Schwestern zu ei-
er Zustimmung durchringen.
Die FDP-Fraktion hat immer wieder deutlich ge-
acht, dass ihr die reine Lehre wichtiger ist als der






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Klimaschutz. Zum Beispiel beim Emissionshandel kann
man den Eindruck gewinnen: Das Handeln mit Emis-
sionsrechten – und nicht die Emissionsminderung –
scheint das Wichtige zu sein. Bei der Förderung der er-
neuerbaren Energien soll auf ein Ausschreibungsmo-
dell umgestiegen werden, das in unseren Nachbarlän-
dern bewiesenermaßen weniger Effizienz zu höheren
Preisen bedeutet hat. Das ist Ideologie statt Klimaschutz.
Einen solchen Unsinn werden wir nicht mitmachen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die CDU/CSU-Fraktion erklärt sich mit den Klima-
schutzzielen 2005 und 2010 verbal immer noch einver-
standen. Für die Zeit danach wird aber schon offen ge-
sagt: Da muss man erst einmal abwarten, was die
anderen tun. Der Dramatik der Klimaveränderung ist ein
solches Verhalten natürlich überhaupt nicht gerecht.
Man kann nicht immer auf die Langsamsten, auf die Un-
verständigsten warten. Man muss auch einmal vorange-
hen und sich ambitionierte Ziele stecken.

Der heute vorliegende Antrag – Herr Paziorek, an
dem haben Sie elegant vorbeigeredet – ist noch verhee-
render als die Weigerung, über Klimaschutzziele nach
2010 zu sprechen, und ist noch unverzeihlicher als das
mangelnde Engagement für konkrete Klimaschutzmaß-
nahmen. Wenn Ihr Antrag Beschluss im Bundestag und
in der Europäischen Union würde – eine völlige Frei-
gabe bei den Klimaschutzmaßnahmen im Ausland,
statt die Hausaufgaben zu Hause zu machen –,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Na, wo steht das denn?)


wäre das das Ende vom Klimaschutz bis 2012. Ich
könnte es Ihnen aus Ihrem eigenen Antrag zitieren. Ich
habe ihn bewusst mit zum Rednerpult genommen, weil
ich weiß: Wenn man etwas Unangenehmes anspricht, be-
haupten Sie, es stehe nicht in Ihrem Antrag.


(Birgit Homburger [FDP]: Vorlesen!)

– Gar kein Problem.


(Birgit Homburger [FDP]: Ja, bitte!)

– Wenn er mir eine Frage stellt, dann mache ich das.

Zum Teil liefe das, was Sie wollen, im Ausland auf
einen Pseudoklimaschutz hinaus. Denn in Europa wür-
den dann nur noch die Modernisierungen durchgeführt,
die auch ohne Emissionshandel angestanden hätten. Das
wird die SPD nicht akzeptieren. Wir wollen keine natio-
nalen Alleingänge beim Klimaschutz, aber wir wollen
eine Vorreiterrolle mit engagierten und ambitionierten
Zielen.

Zwei Kernpunkte sind dem vorliegenden CDU/CSU-
Antrag deutlich zu entnehmen:

Erstens. Die Anrechenbarkeit von projektbezogenen
klimapolitischen Maßnahmen im Ausland auf die Kli-
maschutzziele der EU-Staaten soll unbeschränkt mög-
lich sein.

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(C (D (Kristina Köhler [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Dem Klimaschutz ist es auch egal, wo das CO2eingespart wird!)


weitens. Die höchst umstrittenen Senken, also zum
eispiel Waldschutz im Ausland, sollen ebenfalls unbe-
chränkt anrechenbar sein – kein Wort über den oft zeit-
ich beschränkten Charakter solcher Maßnahmen!


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ein Schmarren!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
it diesem Antrag stellen Sie sich übrigens auch gegen
en Konsens aller relevanten Gruppen im Klimaschutz.
as fängt mit dem Konsens der EU-Mitgliedstaaten an.
ch zitiere aus der EU-Richtlinie:

Für die EU ist es wichtig, auch weiterhin im Kampf
gegen die Klimaveränderungen eine führende Rolle
zu übernehmen, nicht zuletzt durch die Anwendung
des Grundsatzes, dass die Mechanismen ergänzen-
den Charakter haben.

ie projektbezogenen Maßnahmen sollen also ergänzen-
en Charakter haben, deswegen – im Gegensatz zu dem,
as Sie wollen – die Beschränkung auf höchstens ein
rittel der Emissionsminderungen.
Mit dem Vorschlag stellen Sie sich aber auch gegen

in weites gesellschaftliches Bündnis aus Eine-Welt-
ruppen, aus Umweltgruppen und aus christlichen
ruppen. Die Wissenschaft hält diesen Vorschlag für
alsch. Große Teile der Wirtschaft halten ihn ebenfalls
ür falsch und nicht zuletzt – das ist ein Zeichen, dass Sie
ich mit diesem Antrag besonders verrannt haben – Ihre
igenen Parteifreunde lehnen dieses Vorgehen ab. Der
undesrat hat sich mit seiner Mehrheit aus CDU/CSU-
egierten Ländern am 26. September 2003 zu dieser EU-
ichtlinie geäußert:

Andererseits besteht das Risiko, dass der Zufluss
von zertifizierten Emissionsminderungen

gemeint sind diese projektbezogenen Maßnahmen –
die angestrebte Begrenzung der Treibhausgasemis-
sionen in den Mitgliedstaaten aushöhlt. ... Der Bun-
desrat hält vor diesem Hintergrund die Formulie-
rung quantitativer Anforderungen für sinnvoll.

Wenn die CDU/CSU schon nicht auf die Koalition
nd Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaft und
irtschaft hört, warum ignorieren Sie an dieser Stelle
uch noch Ihre eigenen Parteifreunde,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sie haben das nicht kapiert!)


ie Ihnen gesagt haben, wie man es eigentlich machen
uss? Ihr Antrag ist falsch. Er ist moralisch, strategisch,
limapolitisch und wirtschaftspolitisch falsch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Vielleicht sind Sie hier falsch!)


ch möchte das an ein paar Punkten deutlich machen.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Als Erstes möchte ich den Nachweis erbringen, dass

er vom moralischen Anspruch her falsch ist. Die Indus-
triestaaten verbrauchen mit noch nicht einmal 20 Prozent
der Bevölkerung über 80 Prozent der weltweiten Res-
sourcen. Das ist im Klimaschutz nicht viel anders.
Deutschland wird zwischen 1990 und 2010 seine Treib-
hausgasemissionen zwar um voraussichtlich 21 Prozent
senken und dann etwas unter 10 Tonnen pro Einwohner
liegen, aber auch dann werden wir das Klima in einem
Maße belasten, dass ein solches Niveau nicht für alle
Menschen auf der Welt möglich wäre, soll der Klima-
wandel nicht mit unvorstellbarer Brutalität zuschlagen.

Aber mit welchem Recht sagen wir anderen Ländern:
Ihr dürft pro Kopf nicht die gleiche Klimabelastung ha-
ben wie wir? Wie können wir uns das Recht herausneh-
men, etwa einem Entwicklungsland zu sagen: Eure ge-
ringen Emissionen von Treibhausgasen wollen wir jetzt
billig reduzieren, bei uns zu Hause aber setzen wir auf
„Weiter so!“? Um nichts anderes geht es an dieser Stelle.
Eine solche Politik ist aus meiner Sicht moralisch nicht
in Ordnung.

Ihr Antrag ist – zweitens – auch strategisch falsch.
Wir kommen im Klimaschutz nur dann weiter, wenn wir
international die Koalition der klimaschutzbereiten Staa-
ten erweitern. Wir brauchen insbesondere die USA, aber
auch die Bevölkerungsgiganten Indien und China. Es
gibt zwei Gruppen von Staaten: Die einen – das sind vor
allem die Schwellen- und die Entwicklungsländer – wol-
len Klimaschutz und möchten gerne sehen, dass wir es
bei uns zu Hause ernst meinen mit der Umstellung von
Wirtschafts- und Lebensformen und dass wir zu Hause
zum Klimaschutz bereit sind. Denen, die skeptisch sind,
müssen wir zeigen, dass Klimaschutz im eigenen Land
ohne wirtschaftliche Einbußen möglich ist und dass Kli-
maschutz im Gegenteil sogar ein Innovationsmotor ist.
Deswegen wäre ein völliger Ersatz von Klimaschutz im
eigenen Land durch Projekte im Ausland auch strate-
gisch falsch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ihr Antrag ist – drittens – auch klimapolitisch falsch.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Frau Köhler, Sie haben
ja eben dazwischengerufen: Dem Klimaschutz ist es
doch egal, wo die Emissionen eingespart werden.


(Birgit Homburger [FDP]: Ja! – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das ist leider nicht so!)


Diese Sichtweise ist kurzfristig eindeutig richtig. Auf
lange und auf mittlere Sicht ist sie es aber nicht, und das
aus einem ganz einfach Grund: Um den Klimawandel ei-
nigermaßen in den Griff zu bekommen und ihn abzumil-
dern, brauchen wir über viele Jahre und Jahrzehnte ste-
tige Fortschritte. Auch hier ist es hilfreich, in die EU-
Richtlinie, auf die sich Ihr Antrag bezieht, zu schauen.
Ich darf noch ein letztes Mal zitieren:

Der Preisdruck
– gemeint ist: wenn die projektbezogenen Maßnahmen
in höherem Umfang möglich werden –

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(C (D könnte absurderweise dazu führen, dass technologische Entwicklungen der vielversprechendsten Technologien zur Emissionsreduzierung innerhalb der EU verzögert werden, obwohl diese für den mittelund langfristigen Klimaschutz dringend gebraucht werden. hr Antrag ist also auch klimapolitisch falsch. Aus dieem Grund lehnen wir ihn ab. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der letzte Punkt betrifft die Frage: Ist es wirtschaft-
ich richtig, diese Maßnahmen verstärkt zu nutzen, oder
st es wirtschaftlich falsch? Auch da ist das Ergebnis re-
ativ einfach – neben dem, was ich gerade schon aus der
U-Richtlinie zitiert habe –: Wir sind die Spitzenanbie-
er von Technologien zur Emissionsreduzierung. Wenn
ir uns den eigenen Markt innerhalb der Europäischen
nion kaputt machen, dann schaden wir doch unserer
irtschaft an dieser Stelle.
Wir haben unser Klimaschutzziel 2010 schon fast er-

eicht. Wir werden Verkäufer von emissionssenkender
echnologie sein. Wir haben dafür übrigens viel Geld
usgegeben, bei der Modernisierung von Kraftwerken
nd auch bei der Förderung der erneuerbaren Energien.
er jetzt vorgeschlagene EU-Rahmen gibt der deutschen
ndustrie die Chance, so viele dieser projektbezogenen
aßnahmen durchzuführen, wie sie zur Erreichung des
iels noch durchführen will. Dieser EU-Rahmen ist
ämlich weiter als das, was uns zur Erreichung des Kli-
aschutzziels noch fehlt. Aber warum sollen denn die
limasünder in Europa – wie Spanien – jetzt billig da-
onkommen? Warum sollen sie nicht zu Hause mit
euen Technologien arbeiten müssen, und zwar mit
echnologien, die sie auch in Deutschland kaufen müs-
en? Das müssen Sie einmal erklären. Sie machen an
ieser Stelle einen wirtschaftspolitisch falschen Vor-
chlag.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Fazit ist: Wenn man erkennt, dass man strate-
isch, ökologisch, moralisch und ökonomisch etwas Fal-
ches gemacht hat, dann ist die politische Entscheidung
infach. Es wäre mutig, einfach einmal zu sagen: Wir
aben uns in eine Richtung verrannt, die nicht einmal
ehr unsere eigenen Parteifreunde im Bundesrat unter-
tützt haben; wir ziehen einen solchen Antrag auch im
lenum des Bundestages zurück. – Mit uns ist jedenfalls
ine solche Rolle rückwärts im Klimaschutz nicht zu
achen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507218600

Das Wort hat die Kollegin Birgit Homburger, FDP-

raktion.






(A) )



(B) )



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1507218700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte einmal mit dem anfangen, was ich für ziemlich
zentral halte. Wenn wir hier heute noch einmal die Gele-
genheit haben, über die Nutzung der flexiblen Instru-
mente des Kioto-Protokolls zu debattieren, dann wird
damit natürlich deutlich, wie dringend die weiteren An-
strengungen sind, die wir alle miteinander unternehmen
müssen, damit das Kioto-Protokoll von allen – auch von
Russland – ratifiziert wird und in Kraft treten kann. Ich
kann nur an alle hier in diesem Hause appellieren, dass
wir gemeinsam die Anstrengungen, die wir begonnen
haben – es gibt ja in Gesprächen gemeinsame Anstren-
gungen des Umweltausschusses des Deutschen Bundes-
tages und auch der Bundesregierung –, weiterführen, da-
mit es wirklich dazu kommt, dass das Kioto-Protokoll in
Kraft treten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ute Kumpf [SPD])


Herr Kelber, ich möchte für die FDP-Bundestagsfrak-
tion feststellen – das habe ich hier schon mehrfach ge-
sagt –, dass wir, was die Reduktionsziele angeht, mit Ih-
nen übereinstimmen. Wir teilen ausdrücklich das
nationale Ziel und halten – im Gegensatz zu Ihnen – da-
ran fest.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sehr gut! So ist es!)


Darüber hinaus akzeptieren wir nach wie vor das Bur-
den-Sharing innerhalb der Europäischen Union und wol-
len, dass diese Ziele erreicht werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Unsere Position unterscheidet sich von Ihrer nur da-

rin, dass wir diese Ziele effizient erreichen wollen.

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist der Fall!)

Deswegen ist der Einsatz der flexiblen Instrumente
des Kioto-Protokolls so unglaublich wichtig. Wir sind
davon überzeugt, dass deren Einsatz die Erreichung der
Ziele bei gleichzeitiger Minimierung der Kosten – das ist
das Entscheidende – am ehesten garantiert. Wir von der
FDP-Bundestagsfraktion haben dazu in der letzten wie
auch in dieser Legislaturperiode mehrere Anträge einge-
bracht. Sie haben allesamt abgelehnt. Hätten wir jetzt
nicht den Richtlinienvorschlag zum europäischen Emis-
sionshandel vorliegen, würde sich Rot-Grün noch immer
im klimapolitischen Dornröschenschlaf befinden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die polemischen Äußerungen, die Sie hier gemacht

haben, werden nicht richtiger, indem Sie diese ständig
wiederholen. Wir haben diverse Maßnahmen wie zum
Beispiel die Ökosteuer, die Sie vorgeschlagen haben, ab-
gelehnt. Wir sehen es nämlich nicht ein, dazu beizutra-
gen, dass hier ineffiziente Instrumente beschlossen wer-
den, die zu nichts anderem gut sind als zum Abkassieren
der Bürgerinnen und Bürger. Wir wollen effiziente Kli-

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(C (D aschutzinstrumente und haben deshalb Ihre Instruente abgelehnt. Gleichzeitig haben wir von der FDP-Bundestagsfrak ion jedes Mal einen eigenen Vorschlag vorgelegt, wie ie entsprechenden Ziele unserer Meinung nach erreicht erden können. Das möchte ich an dieser Stelle deutlich agen. Wir sind also sehr gut aufgestellt. Sie täten gut aran, sich mit unseren Vorschlägen einmal auseinander u setzen. Es wurde höchste Zeit, dass die EU-Kommission die inbeziehung der flexiblen Instrumente zulässt. Sie leibt dabei allerdings weit hinter dem zurück, was wir emeinschaftlich auf den internationalen Konferenzen n langen Diskussionen darüber besprochen haben. Das ilt insbesondere für die Frage, nach welchen Kriterien berhaupt Emissionsgutschriften erworben werden könen. Dabei möchten wir nur eines: Klimaschutzmaßnahen, mit denen deutsche Unternehmen beispielsweise m Bereich der Solarenergie eine Technologieoffensive tarten können, müssen dort eingesetzt werden, wo es inn macht, in diesem Fall also in den sonnenreichen ebieten der Erde. Wenn wir das wollen, müssen wir die limapolitik mit der Entwicklungspolitik verknüpfen, m zu einem Klimaschutz in diesem Lande zu kommen. (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das ist der Punkt!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sowohl Sie als auch die EU-Kommission machen da-
egen einen Rückschritt und bleiben hinter dem zurück,
as international vereinbart worden ist. Wir sind nicht
ereit, das zu akzeptieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ir erwarten von der Bundesregierung, dass wenigstens
as, was nötig ist, eingeführt wird. Eine Technologieof-
ensive für regenerative Energietechnik von deutschen
nternehmen wäre viel wirkungsvoller –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507218800

Frau Kollegin!


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1507218900

– mein letzter Satz, Herr Präsident –, wenn Sie Ihre
emühungen stärker mit den internationalen Mechanis-
en des Kioto-Protokolls verknüpfen würden, anstatt
as nur über das EEG zu machen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507219000

An dieser Stelle sei mir der Hinweis gestattet, dass die
roßzügigkeit des Präsidiums die Gemeinheit der Frak-
ionen bei der Bemessung der Redezeit bei weitem in
en Schatten stellt. Das wird bei der Liveübertragung
er Auftritte nicht immer deutlich.
Nun erteile ich das Wort dem Kollegen Reinhard

oske, Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Danke, Herr Präsident. Ich werde mich bemühen, die

Redezeit nicht zu überschreiten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Weil mir das sehr

wichtig ist, möchte ich einige Worte zu dem Ziel sagen.
Im Juni 1990 und dann im November 1990 hat der Deut-
sche Bundestag einstimmig beschlossen, die CO2-Emis-sionen bis 2005 gegenüber 1987 um 25 Prozent zu sen-
ken. Das war das Ziel. Das ist von Kohl bei der Berliner
Klimakonferenz 1995 unter der Hand in 25 Prozent bis
2005 gegenüber 1990 umgeändert worden. Man muss es
sogar noch weiter präzisieren: In den alten Bundeslän-
dern sollten 25 Prozent erreicht werden, in den neuen
Bundesländern sogar noch mehr. Das war das Ziel.

Was ist real passiert? Zwischen 1990 und 1995 gab es
durch die deutsche Einheit einen Effekt der Niveauver-
schiebung, weil viele Industrieunternehmen kollabiert
sind und es teilweise zu Modernisierungsinvestitionen
kam. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat
gerade noch einmal ganz klar beschrieben, dass das über
den Daumen gepeilt minus 13 bis minus 14 Prozent aus-
gemacht hat. Dann war klimapolitisch jahrelang Hängen
im Schacht, es ist nämlich nichts passiert. Das muss man
ganz klar sehen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht!)


– Doch, das stimmt.
Seit 1998, als diese Regierung ihr Amt angetreten hat,

sind viele Dinge auf die Schiene gesetzt worden. Die
meisten Stichworte sind schon gefallen: Ökosteuer,
EEG, Altbausanierung, KWK-Gesetz, Energiesparver-
ordnung und anderes. Bezogen auf alle Kioto-Gase sind
wir jetzt bei 19 bis 19,5 Prozent angelangt. Bezogen auf
CO2 sind wir bei 16 bis 17 Prozent angelangt. Es ist of-fenbar schwerer, als wir alle gedacht haben.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Natürlich!)

Ich glaube aber, dass es keinen Sinn macht, das Ziel von
25 Prozent einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Wir
müssen erklären, warum es schwierig ist, und wir müs-
sen das als Ansporn nehmen, um der Erreichung dieses
Ziels so nah wie eben möglich zu kommen. Das ist un-
sere Aufgabe. Dafür habe ich in dem Gespräch mit dem
„Tagesspiegel“, das ansonsten etwas verkürzt wiederge-
geben wurde, plädiert. Ich denke, dass das nachvollzieh-
bar ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Das haben sich ja auch andere angehört!)


Jetzt habe ich zwei Minuten verbraucht, um dem Kol-
legen Paziorek zu erwidern, und es bleiben mir nur noch
drei Minuten, Herr Präsident, um auf das Thema des
heutigen Tages zu sprechen zu kommen. Ich werde mich
bemühen, die drei Punkte in drei Minuten abzuarbeiten.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das war ein Verhandlungsangebot! – Winfried Hermann k B b m W i k u t S g d s m h s t w s e b P t h l a Q W h Q w m c N g s t C c s d g V (C (D [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir dürfen doch bestimmt auch überziehen!)


Erster Punkt. Ich glaube, es ist ganz wichtig, zu er-
ennen, dass in dem Richtlinienentwurf der EU eine
otschaft enthalten ist – das hat der Kollege Uli Kelber
ereits wunderbar beschrieben –: Die Hausaufgaben
üssen zuerst gemacht werden – Homework first.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Natürlich, unbestritten!)


ir müssen zu Hause Klimapolitik betreiben; denn das
st für die Glaubwürdigkeit auf dem internationalen Par-
ett und auch technologiepolitisch wichtig.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Die ganzen flexiblen Instrumente, zum Beispiel JI

nd CDM, sind gut und wichtig, um unsere Standard-
echnologie auf den Rest der Welt übertragen zu können.
ie sind jedoch nicht gut für einen wirklichen Technolo-
iepush. Diesen brauchen wir aber. Das ist der entschei-
ende Punkt. In der Bewertung dieser Instrumente unter-
cheiden wir uns fundamental.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich komme zum zweiten Thema, das ich ansprechen
öchte. JI und CDM sind sehr gute Instrumente; ich
abe mich selbst immer dafür eingesetzt. Der Unter-
chied zwischen Ihnen und uns liegt darin, dass wir ers-
ens ganz ausdrücklich keine Atomkraft einbeziehen
ollen – das haben wir auch international durchge-
etzt –, zweitens keine fragwürdigen Senkenprojekte
inbeziehen wollen und drittens Qualitätsstandards ha-
en wollen. Wir wollen beispielsweise, dass sich die
rojekte der großen Wasserkraft an den Standards orien-
ieren, die die World Commission on Dams festgelegt
at. Das heißt, wir sind für Projekte in den Entwick-
ungsländern und in Mittel- und Osteuropa. Sie müssen
ber ganz klaren Qualitätskriterien genügen. Über diese
ualitätskriterien verlieren Sie in Ihrem Antrag kein
ort. Er ist technologiepolitisch irreführend und Sie ge-
en damit in die falsche Richtung. Auch bezüglich der
ualitätsstandards ist Ihr Antrag weit unterhalb dessen,
as notwendig wäre. Allein aus diesem Grund müsste
an den Antrag ablehnen.
Ich komme zum letzten Punkt, den ich noch anspre-

hen möchte; er ist wirklich sehr wichtig. Ich habe heute
achmittag ein Gespräch mit einer Kollegin aus Indien
eführt. Ich sagte, ich müsse heute Abend über CDM
prechen und fragte sie, was aus ihrer Sicht das Wich-
igste sei. Sie sagte, das Wichtigste für sie sei, dass der
lean Development Mechanism nicht zu einem Compli-
ate Development Mechanism wird. Das heißt, wir müs-
en sehr darauf achten, dass der Standard einfach ist;
as ist sehr wichtig.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja, einverstanden!)


Im Moment erleben wir nämlich Folgendes: Der
anze Kioto-Prozess konkurriert mit einer Strategie der
ereinigten Staaten, die ausschließlich auf Freiwilligkeit






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

und bilaterale Abkommen setzt. Sie werden versuchen,
diese Strategie demnächst auf den internationalen Kon-
ferenzen anzupreisen. Im Moment unterstützen sie ein-
zelne Projekte sehr stark. Sie werden beispielsweise zur
nächsten Vertragsstaatenkonferenz nach Mailand kom-
men und sagen: Seht her, unser Weg ist viel erfolgver-
sprechender als eurer. Ich glaube, wenn wir nicht wollen,
dass die Glaubwürdigkeit des Kioto-Prozesses insgesamt
unterhöhlt wird, dann müssen wir dafür sorgen, dass
diese Mechanismen klar und einfach sind und dass sie
von den Entwicklungsländern auch angenommen wer-
den können. Daran sollten wir arbeiten. Auch darauf ge-
ben Sie mit Ihrem Antrag keine Antwort.

Ich fasse zusammen: Sie weisen mit Ihrem Antrag
klima- und technologiepolitisch in die falsche Richtung.
Deshalb ist er nicht unterstützenswert. Es ist eine Punkt-
landung: Sie landen genau bei 0,00. – Frau Präsidentin,
ich hoffe, Sie sind mit mir zufrieden.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507219100

Das bin ich auf jeden Fall wegen der präzisen Einhal-

tung der Redezeit.
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ralf Brauksiepe.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Endlich eine gute Rede!)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1507219200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Effizienz bedeutet bekanntermaßen die Vermeidung von
Ressourcenverschwendung. Ressourcenverschwendung
zu vermeiden ist um so wichtiger, je knapper in einem
Land die vorhandenen Ressourcen sind. Deshalb kann
sich Verschwendung niemand weniger leisten als die ar-
men Entwicklungsländer dieser Welt.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

Deshalb verfolgt der Antrag der CDU/CSU-Fraktion,
mehr Kosteneffizienz im Klimaschutz durch die ver-
stärkte Nutzung der projektbezogenen Kioto-Mechanis-
men zu erreichen, ein in hohem Maße entwicklungspoli-
tisches Anliegen.

Die Bedeutung des Kioto-Protokolls mit CDM und JI
kann in diesem Zusammenhang gar nicht hoch genug
eingeschätzt werden. Ihre konsequente Nutzung – darauf
hat der Kollege Paziorek völlig zu Recht hingewiesen –
liegt gerade auch im deutschen Interesse. Denn nach al-
lem, was wir nach fünf Jahren rot-grüner Klimapolitik
wissen, ist vor dem Hintergrund des geplanten Atomaus-
stiegs die Erreichung unserer eigenen Reduktionsziele
ohne konsequenten Rückgriff auf die Kioto-Mechanis-
men erst recht in jedem Fall völlig illusorisch.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wohl wahr! So ist es!)


Da wir in Deutschland drei Viertel der gesamten EU-
Reduktionslast tragen wollen, ist auch der Zusammen-

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(C (D ang zur europäischen Ebene offenkundig. Auch die EU ann ihre Reduktionsziele nur durch die konsequente utzung der projektbezogenen Kioto-Mechanismen ereichen. Deswegen unterstützen wir ausdrücklich, dass ie Kommission einen Entwurf vorgelegt hat, der die echtlichen Voraussetzungen für die Umwandlung von utschriften aus entsprechenden Projekten in handelbare missionszertifikate schaffen soll, eil wir eben genau darin eine gelungene Antwort der eltgemeinschaft auf das Problem einer in der Tat welteiten gegenseitigen Abhängigkeit beim Klimaschutz ehen. Jetzt komme ich zu der vom Kollegen Kelber ange prochenen Frage. Kollege Kelber hat ja gesagt, er habe xtra den Antrag mitgenommen, um daraus zu zitieren. err Kollege Kelber, ich muss Ihnen sagen: Sie haben in seit PISA sehr bekannt gewordenes Problem: Lesechwäche. ie können in unserem Antrag lesen, dass wir insbesonere kritisieren, dass die Einschränkungen für die Anrechnung von Gutschriften aus CDMund JI-Projekten weit über die Vorgaben des Kioto-Protokolls und die Beschlüsse der internationalen Klimakonferenzen, insbesondere die Vereinbarung von Marrakesch aus dem Jahre 2001, hinausgehen … enau das ist der Punkt, um den es geht. Da steht nichts on einer vorgesehenen unbegrenzten Anrechenbarkeit. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Genau! So ist es! – Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507219300

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen?


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1507219400

Aber sicher.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1507219500

Herr Kollege, können Sie mir bestätigen, dass in Ih-

em Antrag Punkt II Ihres Forderungskataloges, nicht
er Beschreibung, wie folgt lautet:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung deshalb auf,

2. sich bei den Beratungen auf europäischer Ebene
gegen die Einführung einer Obergrenze für die In-
anspruchnahme der projektbezogenen Mechanis-
men im Emissionshandel auszusprechen. Die am
Emissionshandel beteiligten Unternehmen müssen
die Möglichkeit haben, sich Emissionsreduktionen
im Ausland ohne Begrenzung gutschreiben zu las-
sen …






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber


(Horst Kubatschka [SPD]: Wer hat jetzt die Leseschwäche?)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1507219600

Herr Kollege, das ändert nichts an dem, was ich hier

vorgetragen habe,

(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Doch!)


was unsere Analyse und was unsere Forderung ist, dass
weder am deutschen noch am europäischen Wesen die
Welt genesen soll,


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das ist aber dünn!)


sondern dass wir eingebunden sind in internationale Ver-
abredungen und Abmachungen, zu denen wir uns in die-
sem Zusammenhang ausdrücklich bekennen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Eigentor!)


Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, gerade CDM liefert eine hervorragende Mög-
lichkeit der Kooperation zwischen Industrie- und Ent-
wicklungsländern im Bereich des Klimaschutzes. Ich
will deutlich sagen: Unsere Erwartung ist, dass die vor-
handenen Effizienzsteigerungspotenziale auch eine
ganz wesentliche Rolle bei der Bonner Konferenz über
erneuerbare Energien im kommenden Jahr spielen wer-
den. Auch bei dieser Konferenz darf es gerade im Inte-
resse der Entwicklungsländer nicht darum gehen, nur
einseitig einzelne Energieträger zu protegieren, sondern
es müssen auch Effizienzüberlegungen in den Mittel-
punkt gestellt werden.

Lassen Sie mich aus entwicklungspolitischer Sicht
noch ein paar besonders relevante Anliegen in diesem
Zusammenhang ansprechen. Uns als CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion ist in der Tat wichtig, dass die Bundesre-
gierung sich bei Verhandlungen auf europäischer Ebene
auch für den Schutz der Naturwälder, insbesondere der
Tropenwälder, als CO2-Senken einsetzt und darauf hin-wirkt, dass Gutschriften aus CDM- und JI-Projekten im
Forstsektor entsprechend anerkannt werden.

Wir wissen doch heute alle, dass die Zerstörung der
Tropenwälder mit ihrer großen Biomasse schwere nega-
tive Folgen nicht nur für den Wasserhaushalt und die
Biodiversität, sondern auch für die Freisetzung von CO2hat. Das ist keine ideologische Frage, sondern es geht
um die Frage, ob wir das zur Kenntnis nehmen, was kon-
kret passiert, dass nämlich der Schutz von Senken auch
Schutz vor weiterer Klimazerstörung bedeutet. Deswe-
gen ist es eine faule Ausrede, zu sagen, es sei zu kompli-
ziert, dies bei CDM zu berücksichtigen. Amerikanische
Firmen zum Beispiel unterstützen heute die boliviani-
sche Regierung und Nichtregierungsorganisationen kon-
kret beim Schutz von Naturflächen mit natürlichen Nut-
zungsformen. Das zeigt, dass es geht, wenn man es
politisch will. Die zögerliche Haltung der Bundesregie-
rung ist deshalb politisch verantwortungslos.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Uns liegen Untersuchungen vor, dass beispielsweise n Borneo im Jahr 1997 durch Waldbrände das Zehnfahe dessen an Kohlendioxid freigesetzt worden ist, was eutschland in den letzten zehn Jahren im Rahmen der ioto-Vereinbarung einsparen konnte. Nehmen Sie das ur Kenntnis! Trennen Sie sich von Ihren ideologischen cheuklappen und setzen Sie auf eine vernünftige welteite Arbeitsteilung! (Beifall des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/ CSU] – Horst Kubatschka [SPD]: Heißt das, wir machen nichts? Das sind doch keine Argumente!)


Es geht uns insgesamt darum, gerade CDM stärker in
ie Entwicklungshilfeaktivitäten der Bundesregierung
inzubinden. Dazu müssen bestehende Rechtsunsicher-
eiten ausgeräumt sowie fehlende Kapazitäten und Insti-
utionen in potenziellen Partnerländern in Kooperation
it diesen Staaten zügig ausgebaut werden.
Wir alle kennen die Rekordhaushaltslöcher in
eutschland. Herr Kollege Kelber, ein Grund, der uns
avon überzeugt, dass unsere Position richtig ist, ist der,
ass Sie sie für wirtschaftspolitisch falsch halten. Was
ie für wirtschaftspolitisch richtig halten, erleben wir in
iesem Land jeden Tag. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wissen aber auch, dass sich diese katastrophale
aushaltspolitik in desaströser Weise auf den Entwick-
ungshilfeetat auswirkt. Wenn die Regierung schon we-
iger Geld für Entwicklungshilfe ausgibt, hat sie hier zu-
indest die Chance, eine vernünftige entwicklungs- und
limapolitische Konzeption für die globale Politik auf-
ustellen. Dazu fordern wir Sie auf.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507219700

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/1690 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit
inverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überwei-
ung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter
Rossmann, Jörg Tauss, Ulla Burchardt, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD, der Ab-
geordneten Grietje Bettin, Hans-Josef Fell,
Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN sowie der Abgeordneten Ulrike Flach,






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Christoph Hartmann (Homburg), Cornelia Pieper,
Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP
Für eine erfolgreiche Fortsetzung der ge-
meinsamen Bildungsplanung von Bund und
Ländern im Rahmen der Bund-Länder-Kom-
mission für Bildungsplanung und Forschungs-
förderung (BLK)

– Drucksachen 15/935, 15/1305 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Ulrike Flach
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Katherina Reiche
Grietje Bettin

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
spruch gibt es nicht. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst dem
Parlamentarischen Staatssekretär Christoph Matschie
das Wort.

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Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1507219800


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen
und Kollegen! Wir debattieren heute einen Antrag auf
Fortsetzung der gemeinsamen Bildungsplanung von
Bund und Ländern. Mit Ausnahme der Kolleginnen und
Kollegen von der CDU/CSU sind wir uns hier im Hause
in dieser Frage einig.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von
der Union, lassen Sie mich mit zwei Zitaten aus den letz-
ten Wochen beginnen. Das erste Zitat lautet:


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die Regierung muss zurücktreten!)


Die Unterschiede bei der ökonomischen Kraft „rei-
cher“ und „armer“ Länder verstärken auch im Bil-
dungsbereich Tendenzen der Auseinanderentwick-
lung der Regionen. Die Wahrung gleichwertiger
Lebensverhältnisse überall in Deutschland wird
schwieriger. In der Vielfalt schulstruktureller Aus-
prägungen in den deutschen Ländern noch ein deut-
sches Schulsystem zu erkennen fällt schwer.

Das zweite Zitat:
Eine Abschaffung der Bund-Länder-Kommission
für Bildungsplanung und Forschungsförderung
scheint vor dem Hintergrund der jetzt anstehenden
Herausforderungen im deutschen Bildungswesen
unangebracht. Bildung muss als nationale Gemein-
schaftsaufgabe verstanden werden, eine Koordinie-
rung zwischen Bund und Ländern ist deshalb sinn-
voll.


(Beifall bei der SPD)

Ich habe nicht Vorlagen aus meinem Ministerium zi-

tiert. Das erste Zitat stammt aus dem Bildungsbericht der
Kultusministerkonferenz, das zweite Zitat aus dem
Statement der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-
geberverbände in der öffentlichen Anhörung des Bun-

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(C (D estagsausschusses für Bildung, Forschung und Techikfolgenabschätzung am 20. Oktober 2003. (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das ist ja ein Ding! – Dr. Christoph Bergner [CDU/ CSU]: Da lassen sich aber auch andere Zitate bringen!)


Ein erfolgreiches Bildungswesen ist kein Selbst-
weck. Gerade die OECD hat in ihrem jüngsten Bericht
Bildung auf einen Blick“ noch einmal darauf hinge-
iesen: Bildung hat nicht nur eine Bedeutung für die
esamtgesellschaftliche Entwicklung, sondern auch für
ie wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Internationale
ntersuchungen haben uns mit aller Deutlichkeit Defi-
ite im deutschen Bildungssystem vor Augen geführt.
eshalb erlaube ich mir die vorsichtig formulierte Frage:
ie viel Unterschiedlichkeit im Bildungssystem verträgt
iese Republik, wenn wir diese Aufgaben angehen müs-
en?


(Beifall bei der SPD)

ines ist mit Sicherheit klar: Dieses Bildungssystem ver-
rägt es nicht, dass sozusagen im Kompetenzstreit und
m Parteienstreit die Bildungschancen von Kindern und
ungen Menschen zerrieben werden.
Sie wissen alle, dass die traditionellen Grenzziehun-

en zwischen den Bildungsbereichen heute nicht mehr
elten. Wir können es uns nicht leisten, das Bildungssys-
em in Einzelbestandteile zu zerlegen und auf die not-
endige Koordinierung zwischen den verschiedenen
erantwortungsträgern zu verzichten. Wir müssen das
ildungswesen auch im Hinblick auf die Schnittstellen
eiterentwickeln. Denn jeder Einzelne erlebt Bildung
icht als unterschiedliche Bausteine, sondern als seinen
ildungsweg, der sich vom Kindergarten über die
chule bis in die Ausbildung oder die Universität er-
treckt. Weil das so ist, sollte das für uns ein Anlass sein,
as Denken in Zuständigkeitsschablonen in dieser Frage
inzustellen und die Zusammenarbeit zu suchen, die
azu beiträgt, diese einzelnen Bestandteile des Bildungs-
ystems besser aufeinander abzustimmen.


(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich glaube auch, dass man deutlich sagen muss: Als

nstrument der gemeinsamen Bildungsplanung brauchen
ir die Bund-Länder-Kommission, denn die BLK ist
essortübergreifend strukturiert. Dort sitzt die Bildungs-
inisterin zum Beispiel mit der Finanzministerin, der
rbeitsministerin oder der Familienministerin am Tisch
nd in der BLK kommen Entscheidungen grundsätzlich
it den Stimmen der Mehrheit zustande. Es bedarf also
icht unbedingt des Einstimmigkeitsprinzips, das wir in
er KMK haben. Wenn ich das sage, dann meine ich
icht, dass wir in der BLK alles so lassen müssen, wie es
m Moment ist. Der Bund ist für Vorschläge zur Reform
on Verfahren und Organisation offen. Und nicht nur
as: Wir werden, eng angelehnt an die Ergebnisse der
öderalismuskommission, die wir eingesetzt haben,
ierzu Vorstellungen entwickeln.
Gestatten Sie mir noch eine Anmerkung. In der Bolo-

na-Erklärung vom 19. Juni 1999 und in den Nachfol-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Christoph Matschie

gekonferenzen haben die für das Hochschulwesen zu-
ständigen Minister von inzwischen 40 europäischen
Staaten beschlossen, bis zum Jahre 2010 einen einheitli-
chen europäischen Hochschulraum zu verwirklichen. Ich
frage Sie: Können wir uns vor dem Hintergrund dieser
Entwicklung wirklich erlauben, den Hochschulbereich
in Deutschland vollständig in einzelne landesrechtliche
Regelungen zerfallen zu lassen, oder müssen wir nicht
auch in dieser Frage darauf achten, dass wir eine gleich-
gerichtete Entwicklung im europäischen Hochschulraum
haben, der Ausbildungs- und Beschäftigungschancen für
alle Studierenden in Deutschland und Europa gleicher-
maßen sichert?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich glaube, eine Aufgabe der Gesetzgebungskompetenz
des Bundes im Hochschulbereich kann nicht die auf die
Zukunft ausgerichtete Antwort auf diese Frage sein.


(Beifall bei der SPD)

Es wird die Aufgabe der Föderalismuskommission,

die wir am 16. Oktober eingesetzt haben, sein, Lösungen
für die anstehenden Fragen zu finden. Ich erwarte, dass
die Chancen einer Modernisierung der bundesstaatlichen
Ordnung genutzt werden, um die Bund-Länder-Zusam-
menarbeit in Bildung und Forschung so weiterzuentwi-
ckeln, dass wir am Ende bessere Bildungschancen für
alle ermöglichen und nicht Wege verstellen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und der Abg. Cornelia Pieper [FDP])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507219900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Thomas Rachel.

(Jörg Tauss [SPD]: Ich dachte, Sie wären diese Woche in Urlaub, Herr Rachel! Herzlich willkommen! – Gegenruf des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ich war auf der EKD-Synode, Herr Kollege!)



Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1507220000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die bisherige gemeinsame Bildungsplanung zwi-
schen Bund und Ländern, die vor allem abge-
stimmte Modellprojekte beinhaltet, kann entfallen.
Schon heute spielt sie nur eine untergeordnete
Rolle.

Diese Aussage stammt übrigens nicht von der CDU/
CSU. Sie stammt vielmehr vom SPD-Wissenschafts-
minister des Landes Rheinland-Pfalz, Professor
Dr. Jürgen Zöllner.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


In der Anhörung des Ausschusses für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung zur Neuordnung
der bildungs- und forschungspolitischen Zuständigkeiten
hat Minister Zöllner weiter ausgeführt:

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(C (D Letztlich ist der bürokratische Aufwand für den Abstimmungsprozess in der Bund-Länder-Kommission jekte verlieren durch Kompromisse einen Teil ihrer Innovationskraft. chade, dass diese vernünftige Erkenntnis Ihres Parteiollegen Rot-Grün noch nicht erreicht hat. Steffen Reiche, der brandenburgische Minister für ildung, Jugend und Sport, hat sogar einen verpflichtenen Verfassungsauftrag zur gemeinsamen Bildungsplaung im Grundgesetz gefordert. Gleiches fordert die EW. Ja, wo sind wir denn eigentlich? (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Plenarsaal des Bundestags! – Jörg Tauss [SPD]: Herr Rachel, jetzt sind Sie wieder hier!)


Zunächst einmal stelle ich fest, dass es eine Verpflich-
ung zur Bildungsplanung gar nicht gibt, geschweige
enn, dass das Grundgesetz nahe legt, dass ein verpflich-
ender Auftrag erforderlich wäre. Grundlage der Bund-
änder-Kommission ist nämlich der 1969 in das Grund-
esetz eingeführte Art. 91 b. Dabei handelt es sich um
ine Kannbestimmung. Bund und Länder sind zur Ko-
peration aufgrund gemeinsamer Vereinbarungen be-
ugt, aber nicht verpflichtet.
Art. 91 stellt klar, dass eine gemeinsame Bildungspla-

ung mit der bundesstaatlichen Kompetenzordnung
rinzipiell vereinbar ist. Mehr geht allerdings nicht da-
aus hervor. Eine Verfassungsgarantie für die Bildungs-
lanung besteht schon gar nicht.
Die heutige Debatte zur Bildungsplanung ist im Zu-

ammenhang mit der Föderalismusreform zu sehen,
uf die der Kollege Bergner gleich noch eingehen wird.
abei geht es um Kompetenzabgrenzung, mehr Wettbe-
erb und die Freisetzung schöpferischer Energien. Inso-
ern ist die Aufregung von Rot-Grün interessant, die der
instimmige Beschluss aller 16 Ministerpräsidenten in
iesem Jahr ausgelöst hat. Die Ministerpräsidenten ha-
en Folgendes beschlossen:

Die Gemeinschaftsaufgabe Bildungsplanung soll
abgeschafft werden, wobei eine Koordinierung un-
ter den Ländern sicherzustellen ist. … Die For-
schungsförderung ist auch in Zukunft als Misch-
finanzierung fortzuführen.

Ja, Herr Kollege Tauss, das ist kein Alleingang der
nionsregierten Länder. Der Beschluss ist vielmehr unter
er Beteiligung aller SPD-geführten Länder gefasst wor-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Das macht es nicht besser!)

uch die FDP in den Ländern hat diesem Beschluss zu-
estimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das macht es auch nicht besser!)


In Baden-Württemberg hat Herr Döring, der stellver-
retende FDP-Vorsitzende, in der Koalitionsvereinba-
ung den Verzicht der Bund-Länder-Kommission für den






(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Bereich Bildungsplanung unterschrieben. Warum? Das
ist ganz einfach: Weil es die Länder leid sind, dass Bun-
desbildungsministerin Bulmahn mithilfe des Gedankens
der gemeinsamen Bildungsplanung immer wieder ver-
sucht, sich in die Kulturhoheit der Länder einzumischen.


(Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Unerhört!)


Dabei vernachlässigt die Bildungsministerin das Kern-
geschäft ihres Zuständigkeitsbereichs, die Forschungs-
politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie flüchtet sich verstärkt in die Schulpolitik, in der sie
nach der Verfassung keine Kompetenzen besitzt.

Die Bildungsplanung ist nicht notwendig, um bei-
spielsweise gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaf-
fen. Das zeigt sich schon beim Thema Bildungsstan-
dards.


(Jörg Tauss [SPD]: Legende!)

Es waren doch gerade die Unionsländer, die in der Kul-
tusministerkonferenz die Einführung nationaler Bil-
dungsstandards erreicht haben. Die KMK ist viel weiter
als die Bundesregierung in Berlin.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Das ist auch kein Wunder!)


Bereits im Dezember werden in der KMK die Stan-
dards für den Schulabschluss in Deutsch, Mathematik
und der ersten Fremdsprache verabschiedet. Zur Über-
prüfung dieser Bildungsstandards wird die KMK eine
unabhängige wissenschaftliche Einrichtung aufbauen.
Das ist ein gutes Beispiel für bundesweit wirkende Inno-
vationen bei gleichzeitigem Erhalt der Länderhoheit.

Auch der von Ihnen berufene Sachverständige Profes-
sor Dr. Ingo Richter hat in der Anhörung festgestellt:

Die BLK hat in der Bildungsplanung ihre zentrale
Aufgabe nicht erfüllen können. … Abschaffung der
BLK ja, KMK nein.

Es gibt glücklicherweise vernünftige Gremien der Ab-
stimmung. Die Kultusministerkonferenz ist dafür geeig-
net. Absprachen können durch Staatsverträge verbind-
lich geregelt werden.

Ich will aber auch erwähnen, dass wir im Gegensatz
zu dieser Bundesregierung das Festhalten der Länder an
der gemeinsamen Forschungsförderung zwischen
Bund und Ländern begrüßen. Denn das verbundene Sys-
tem der „checks and balances“, das wir zurzeit anwen-
den, garantiert die Wissenschaftsfreiheit am besten. Die
Alleinzuständigkeit des Bundes ist wissenschaftspoli-
tisch verfehlt. Dass die Bundesregierung hier aussteigen
will, dass sie alle Kompetenzen in der Forschungsförde-
rung zum Beispiel für die Max-Planck-Gesellschaft, die
Helmholtz-Gemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft
und die DFG auf den Bund konzentrieren will, spricht
Bände. Wir brauchen vielmehr eine gemeinsame For-
schungsförderung von Bund und Ländern; denn sie ver-
hindert bei wissenschaftlichen Aufgaben von überregio-
naler Bedeutung eine Zersplitterung der Ressourcen.

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(C (D tatt einer Forschungspolitik von 16 Ländern und einer es Bundes brauchen wir gerade im Zeitalter der Globaisierung eine gebündelte Forschungspolitik zur Stärung der Position Deutschlands im internationalen Forchungsbereich. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Unter Ausschluss der Hochschulen! Das ist genial!)


Wir Christdemokraten halten deshalb eine Zerschla-
ung in der gemeinsamen Forschungsförderung von
und und Ländern wissenschaftspolitisch für verfehlt,
inanziell für die Forschungsorganisation gefährlich und
on der Sache her für kurzsichtig. Bildungsplanung
raucht Ideen und diese brauchen Wettbewerb. Ich zi-
iere nochmals Minister Zöllner: „Nichts ist lähmender
ür Kreativität als der Versuch einer Vereinheitlichung.“
Recht hat Herr Zöllner. Deshalb lehnen wir den An-

rag von SPD, Grünen und FDP ab.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt folgen Sie Herrn Zöllner aber auch in allen anderen Fragen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507220100

Die Kollegin Grietje Bettin hat gebeten, ihre Rede zu

rotokoll geben zu dürfen.1) Sind Sie damit einverstan-
en? – Dann verfahren wir so.
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Cornelia Pieper.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1507220200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ie aktuelle Föderalismusdebatte wirft natürlich auch
ie Frage nach der zukünftigen Bildungsplanung und der
orschungsförderung in Deutschland wieder auf. Es ist
uch richtig, Herr Rachel, dass die Ministerpräsidenten
er Länder am 27. März 2003 Leitlinien für die Verhand-
ungen mit dem Bund vereinbart haben und damals be-
chlossen haben, die Kofinanzierung des Bundes beim
ochschulbau nach Art. 91 a und die Bildungsplanung
ach Art. 91 b des Grundgesetzes abzuschaffen. Aber
ch persönlich und auch meine Fraktion sind davon über-
eugt, dass sich die Ministerpräsidenten der Länder nicht
ewusst gewesen sind, was sie damit im Hinblick auf
as Qualitätsniveau des deutschen Bildungssystems und
en Hochschulbau anrichten werden.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


ie Anhörung im zuständigen Ausschuss hat auch erge-
en – das war die Meinung der großen Mehrheit –, dass
ie gemeinsame Bildungsplanung von Bund und Län-
ern fortgesetzt werden muss und dass auch der Hoch-
chulbau in gemeinsamer Verantwortung bleiben muss,
enauso wie die Forschungsförderung.


(Beifall bei der FDP und der SPD)


Anlage 7






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

Herr Tauss, Sie erlauben sicherlich, dass ich Herrn

Professor Winnacker zitiere, der in der Anhörung sagte,
Mischfinanzierung in der Forschung und im Hoch-
schulbau sei die einzig bekannte Möglichkeit, Forschung
und Hochschule nicht zum politischen Spielball der je-
weiligen Finanzminister zu machen und darüber hinaus
die relative Politikunabhängigkeit der Forschung zu er-
möglichen. Hans-Olaf Henkel, der Präsident der Leib-
niz-Gemeinschaft, hat darauf hingewiesen, dass die Stär-
kung der Durchsetzungskraft der BLK durch Reformen
besser sei als deren Abschaffung und dass eine Alleinzu-
ständigkeit der Länder für die Finanzierung der Institute
der Leibniz-Gemeinschaft bedeuten werde, dass diese
nicht mehr finanzierbar seien.


(Beifall bei der FDP)

Das würde dem Forschungsstandort Deutschland und
insbesondere den strukturschwachen Regionen in den
neuen Bundesländern zum Nachteil gereichen. Deswe-
gen lehnen wir, die FDP-Fraktion, die Abschaffung einer
gemeinsamen Bildungsplanung und Forschungsförde-
rung ab.

Wir alle sind uns doch nach den Ergebnissen der in-
ternationalen Studien, ob nun PISA-, TIMSS- oder
OECD-Studie, bewusst, dass wir großen Herausforde-
rungen gegenüberstehen und dass wir mehr auf die
Eigenverantwortung der Schulen und der Hochschulen
mit eigenen Globalhaushalten und eigener Personalauto-
nomie setzen müssen. Dadurch und nicht durch mehr
Kultusbürokratie können wir Wettbewerb initiieren und
für mehr Qualität sorgen.


(Beifall bei der FDP)

Was hat die Kultusministerkonferenz, so wie sie jetzt

existiert, mit ihrem Einstimmigkeitsprinzip geschafft?
Welche großartige Bildungsreform der letzten Jahre und
Jahrzehnte ist Ihnen in Erinnerung geblieben? Keine,
außer der Rechtschreibreform! Uns allen ist bewusst,
dass wir mit dem Prinzip der Einstimmigkeit in der
Kultusministerkonferenz nicht weiterkommen, wenn es
um eine wirkliche Bildungsreform in Deutschland und
um mehr Qualität in den Schulen geht.

Zuletzt darf ich noch Folgendes erwähnen: Die Mobi-
lität von Familien mit schulpflichtigen Kindern ist ein-
geschränkt. Wir wollen in diesem Land die Mobilität
von jungen Menschen fördern. Es gibt 16 Bundesländer
mit 16 unterschiedlichen Schulsystemen und nicht ver-
gleichbaren Schulabschlüssen. Das ist Behinderung von
Mobilität.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn eine Familie mit Kindern in ein anderes Bundes-
land umzieht, ist das für sie eine Katastrophe. Zum Teil
müssen die Kinder in der Schule eine Klasse zurückge-
stuft werden.

Deswegen kann in der Föderalismusdebatte das Er-
gebnis dieser Anhörung nur heißen: Wir brauchen ein ef-
fizienteres Gremium für die Koordinierung der Bil-
dungsplanung von Bund und Ländern und natürlich auch

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(C (D ine gemeinsame Forschungsförderung von Bund und ändern. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Abg. Jörg Tauss [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage )


Herr Tauss möchte noch eine Frage stellen.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507220300

Die Redezeit ist aber schon abgelaufen.

(Jörg Tauss [SPD]: Ach so! Dann habe ich Pech gehabt! Frau Pieper hat mir heute so gut gefallen! Ich hätte ihr gern noch eine Frage gestellt!)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1507220400

Herr Tauss, ich hätte Ihnen gern den Gefallen getan

nd Ihre Frage noch beantwortet.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507220500

Solche Charmanterien können Sie, denke ich, nachher

och austauschen.

(Heiterkeit)


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ernst Dieter
ossmann.

Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1507220600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
achdem wir den zwischen drei Fraktionen abgestimm-
en Antrag zur gemeinsamen Bildungsplanung von Bund
nd Ländern vom 7. Mai dieses Jahres im Parlament ein-
ebracht hatten, gab es in den Kommentaren die Fest-
tellung, das sei ein bemerkenswerter Vorgang.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


Es war erstens deshalb bemerkenswert, weil es drei
raktionen aus zwei verschiedenen politischen Lagern
aren. Das spricht schon einmal dafür, dass man sich zu
inem bestimmten Problem nicht starr, sondern frei eine
osition erarbeitet hat.
Es war zweitens bemerkenswert, weil – das hat Kol-

ege Rachel schon angesprochen – es ein geschlossenes
otum der Ministerpräsidenten und – wir wollen ehrlich
ein – eine andere Auffassung der Bundesregierung dazu
egeben hat. Wenn sich dann dazu aus dem Parlament
eraus eine eigene Position herausbildet, dann ist das
on der Sache her gut.


(Beifall bei der SPD)

onst hat man das Gefühl, dass nach politischen Farben
iskutiert wird statt danach, was man politisch erreichen
ill.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Drittens war es bemerkenswert, dass sich ein Parla-
ent positioniert, was eigentlich auch zwingend not-
endig ist. Wir haben uns offensiv eingebracht, wo es






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

darum geht, die bundesstaatliche Ordnung jetzt neu zu
fassen.

Wir wollen den Antrag heute zusammen verabschie-
den, nachdem wir uns durch die Anhörung bestätigt füh-
len, wenn auch sicherlich mit unterschiedlichen Nuan-
cen.

Als die Diskussion hier begann, habe ich mich gefragt,
was eigentlich die Menschen wahrnehmen, die hier im
Plenum oder auch am Bildschirm unsere Chiffren wie
BLK und KMK und die verschiedenen Verhältnisse hö-
ren. Deshalb noch einmal ganz einfach angesetzt: Bei der
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung han-
delt es sich um eine Institution, in der Vertreter der Bun-
desregierung mit Vertretern von 16 Landesregierungen
darüber beraten, wie man Bildung in Deutschland koor-
dinieren, verbessern und auf die Zukunft hin ausrichten
kann.

Wenn dies so einfach ist, dann kann man genauso ein-
fach fragen, wie es die Bevölkerung tun würde, wie es
aber auch die Experten aus den verschiedensten Berei-
chen – Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Hoch-
schulrektorenkonferenz und Wissenschaftler – bei der
Anhörung getan haben. Sie haben gesagt: Wir wissen,
dass in Deutschland sowohl der Bund wie auch die Län-
der Verantwortung für gute berufliche Bildung haben.
Habt ihr einen Kreis, in dem ihr darüber gemeinsam
sprecht, oder schafft ihr den Kreis, in dem ihr aus Ver-
pflichtung gemeinsam darüber sprecht, wie man berufli-
che Bildung gut nach vorn bringen kann, ab? – Jeder mit
einem einigermaßen gesunden Menschenverstand würde
sagen: Wenn Bund und Länder eine eigene und eine ge-
meinsame Verantwortung haben, aber auf den Kreis ver-
zichten, in dem sie das gemeinsam besprechen und ent-
wickeln können, dann passt das nicht zusammen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507220700

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Tauss? Da ist wohl noch ein Bedarf geblieben.

Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1507220800

Da er meinen geistigen Höhenflug nur unterbrechen

kann, darf er gern eine Frage stellen.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507220900

Lieber Kollege Rossmann, es ist keineswegs beab-

sichtigt, Ihren geistigen Höhenflug – was Sie gesagt ha-
ben, teile ich übrigens vollständig – zu unterbrechen.


(Zuruf von der CDU/CSU: War das bestellt?)


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1507221000

Das war doch Selbstironie.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507221100

Ich stelle Ihnen jetzt gern die Frage, die ich auch der

Kollegin Pieper gestellt hätte. Wie der Antrag zeigt, sind
wir uns in der Beurteilung der BLK einig. Können Sie
sich erinnern, Kollege Rossmann – ich frage das auch
die Kolleginnen und Kollegen, die an den Ausschusssit-
zungen teilnehmen –, dass bei den Gesprächen mit der

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(C (D LK, die wir ja oft geführt haben, die Kritik an der LK, wie sie heute hier von der CDU/CSU vorgetragen orden ist, auch nur ein einziges Mal thematisiert woren ist? (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Er hat ein kurzes Gedächtnis!)


st diese Kritik dadurch nicht etwas unglaubwürdig?


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1507221200

Kollege Tauss, meine Wahrnehmung ist – ich sage

as auch für die anderen Kollegen –, dass wir im Aus-
chuss an dieser Stelle tatsächlich nicht so sehr nach Par-
eifarbe, sondern in der Sache positiv gewürdigt haben,
as sich in der Arbeit aufgebaut hat und was wir für die
ukunft erwarten. Deshalb ist es gut, dass wir im Aus-
chuss bestimmte Punkte viel klarsichtiger festhalten, als
s der Fall ist, wenn sie wie jetzt in eine parteipolitische
zw. machtpolitische Mühle geraten. Wir werben dafür,
as Sachliche gemeinsam festzuhalten.
Ich komme auf die berufliche Bildung zurück; wir

önnen es auch auf die Hochschulbildung oder auf Fra-
en beziehen, die sich mit Weiterbildung und schulischer
ildung befassen. Kollegin Pieper hat schon gesagt: Es
st doch Kleinstaaterei, wenn wir in Deutschland, das
ich in ein Europa integriert, jetzt wieder damit beginnen,
as Bund und Länder Verbindende abzulösen, was zur
olge hätte, dass es dann in Bezug auf die Mobilität und
ei der gemeinsamen Qualitätsentwicklung schwieriger
ird; auch könnten wir die Nahtstellen von schulischer
u beruflicher und von beruflicher zu hochschulischer
ildung oder zur Weiterbildung, die wir in Deutschland
ringend verbessern müssen, nicht gemeinsam entwi-
keln. Deshalb sollte für uns das, was uns sowohl vom
rbeitgebervertreter als auch vom Gewerkschaftsvertre-
er und dem Vertreter der Hochschulrektorenkonferenz
ahe gebracht worden ist, den zentralen Punkt bilden. Es
eht um strategische Planung, die auch die Bund-Län-
er-Kommission stärker zu ihrer Aufgabe machen muss.


(Beifall bei der SPD und der FDP)

ur so lässt sich das Gute, das jetzt schon vorhanden ist,
eibehalten: innovative Projekte zu entwickeln, gemein-
ame Formen, die auch gemeinsam finanziert werden,
nhaltlich gut auszugestalten und die dritte Dimension,
ie am Anfang der gemeinsamen Bund-Länder-Planung
tand, auch wirklich auszufüllen, nämlich einen Blick in
ie Zukunft zu tun.
Ich wende mich wieder dem zu, was normale Men-

chen uns vielleicht bei dem Streit um Institutionen fra-
en: Wo habt ihr denn in Deutschland eine gemeinsame
ildungsinstitution, die sich mit Globalisierung und In-
ernationalität beschäftigt? Was heißt das für die ver-
chiedensten Handlungsbereiche in Deutschland? Was
aben wir davon zu halten, dass ihr in einer sachlichen
tunde lobt, was in Sachen Hochschulmarketing unter
nderem von der Bund-Länder-Kommission konstruktiv
wischen Bund und Ländern vorbereitet, entwickelt, ver-
reten, finanziert und ausgearbeitet worden ist, es dann
ber vergesst, wenn ihr euch im Streit um Institutionen
efindet? An anderer Stelle – wir werden demnächst De-






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

batten zur beruflichen Bildung haben – wollen wir dies
eigentlich genauso ausarbeiten. Wir wollen nicht nur
Hochschulmarketing; wir werden in der Perspektive
auch die berufliche Bildung in der ganzen Welt vertre-
ten wissen wollen.

Oder sie werden uns fragen: Wenn ihr über Rente
oder über Pflege sprecht, dann redet ihr immer davon,
dass unsere Gesellschaft älter wird und dass daraus län-
gere Lebensarbeitszeiten erwachsen. Aber das sind dann
dort auch längere Lernzeiten. Wo wird gemeinsam be-
sprochen, wie man von Bund und Ländern längere ge-
meinsame Lernzeiten qualitativ organisiert, auch institu-
tionell wie in der Abstimmung der verschiedenen
beteiligten Bildungsbereiche? Ist nicht die Konsequenz
daraus, dass wir genau deshalb eine koordinierende In-
stitution brauchen?

Wir reden von Globalisierung immer auch unter dem
Vorzeichen von Europa. Heißt das nicht, dass in Europa
Bund wie Länder zusammen an einem europäischen
Tisch sitzen müssen, weil wir in Deutschland eben
kooperativ, föderativ verfasst sind?

Ich wollte nicht nur für die SPD-Fraktion zum Aus-
druck bringen – ich glaube, ich kann das auch für die
Grünen und für die FDP sagen –, dass wir jetzt nicht ne-
gativ vorführen sollten, was in der Verfassungskommis-
sion oder in der Kommission Bundesstaatliche Ordnung
sicherlich im Detail beredet werden wird. Als Bildungs-
politiker tun wir gut daran, die Diskussion so anschau-
lich zu machen, dass Menschen sagen: Das Gute wollen
wir erhalten; macht es noch besser, aber zerschlagt nicht
eine Nahtstelle, eine koordinierende Institution, die wir
für die Zukunft noch dringlich brauchen. Damit dies
auch für die Kommission Bundesstaatliche Ordnung
deutlich wird, ist es gut, wenn wir heute einen klaren
Parlamentsbeschluss dazu fassen.

Wir bedanken uns noch einmal dafür, dass dies ohne
Scheuklappen von der FDP über die Grünen bis zur SPD
möglich geworden ist; die CDU ist uns bei diesem Pro-
jekt auch noch in Zukunft herzlich willkommen.

Danke.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507221300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christoph

Bergner.

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1507221400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Um die Diskussion ein bisschen zu versachlichen,
möchte ich zusammenfassen, worin wir uns einig sind.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das war gerade sehr sachlich!)


Das will ich jetzt gar nicht als Vorwurf gegen Herrn
Rossmann gewertet sehen. Wir sind uns einig, dass wir
einen von Bund und Ländern finanzierten Hochschul-
bau wollen. Wir sind uns einig, dass wir eine von Bund
und Ländern finanzierte Forschungsförderung wollen.

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(C (D ir sind uns auch einig, dass das Berufsbildungsgesetz n die Zuständigkeit des Bundes gehört. Insoweit besteen keine Streitpunkte. Wir müssen uns darüber auseinander setzen, wie wir it der Zuständigkeit der Länder für das allgemein bilende Schulwesen umgehen. Dazu muss ich allerdings agen: Nicht ohne Grund wurde mit der Kündigung des erwaltungsabkommens über die gemeinsame Komission für Bildungsplanung parteiübergreifend ein Zeihen gesetzt. Ich möchte das Wort „parteiübergreifend“ etonen, weil es wenig Sinn macht, wenn Sie als Antragteller in einer Parlamentsabstimmung im Bundestag die ehrheit gewinnen, es Ihnen aber nicht gelingt, Ihre andespolitiker zu überzeugen. Das Zitat des rheinlandfälzischen Wissenschaftsministers Zöllner ist nun einal eindeutig. Ich kann ihm übrigens sehr gut folgen. Frau Kollegin Pieper, was ich von den Landtagsfrak ionen der FDP in verschiedenen Ländern höre, spricht afür, dass Nachholbedarf bei der innerparteilichen Meiungsbildung besteht. Das ist bei der CDU/CSU nicht o. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Ach, Herr Bergner!)


Herr Tauss, das ist zumindest in dieser Frage nicht so.

(Jörg Tauss [SPD]: Okay!)


eshalb sollten wir uns schon überlegen, inwieweit wir
ns hier in dieser Parlamentsdebatte Gefechte liefern,
ie eigentlich innerhalb der jeweiligen Partei ausgetra-
en werden müssen.
Ich will zum Ausgangspunkt zurückkehren. Wie kam

s dazu, dass die Länder die Entscheidung getroffen ha-
en – sie erschien auch mir abrupt; sie ist aber rechtlich
öllig in Ordnung –, das Verwaltungsabkommen zur
und-Länder-Kommission für Bildungsplanung entspre-
hend Art. 12 aufzukündigen?
Egal wie gut die Argumente sind: Im Grunde genom-
en hat, seit die Kommission existiert, noch keine Bil-
ungsplanung stattgefunden. Die Konsequenz, mit der
ie Kündigung erfolgte, lässt sich eigentlich nur vor fol-
endem Hintergrund erklären: Die Länder haben – of-
ensichtlich parteiübergreifend – die schleichende Amts-
nmaßung der Bundesbildungsministerin in Hinblick auf
änderkompetenzen satt gehabt. Dies kann ich gut ver-
tehen.


(Beifall des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/CSU])


Ich nenne zwei Beispiele dafür, wo diese Amtsan-
aßung stattgefunden hat: bei der Konzipierung des
anztagsschulprogramms – man hat über abstruse
inanzierungswege versucht, in Länder- und Kommu-
alkompetenzen einzugreifen –


(Jörg Tauss [SPD]: Bitte?)

nd bei der Hochschulrahmengesetzgebung. Ich nenne
as Stichwort „Verbot von Studiengebühren“. Herr
auss, wenn ich es richtig gehört habe, steht jetzt nicht
inmal mehr die SPD-Fraktion hinter diesem Verbot.






(A) )



(B) )


Dr. Christoph Bergner

Alle Versuche, in Kompetenzen der Länder zentral ein-
zugreifen, erzeugen natürlich eine Abwehrreaktion. Ich
denke, dass auch die Aufkündigung der gemeinsamen
Kommission für Bildungsplanung Folge dieser Amtsan-
maßung von Frau Ministerin Bulmahn war.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich kann deshalb nur empfehlen, dass wir die Positio-

nen und die Entscheidungen der Länder zunächst einmal
ernst nehmen und in der Föderalismuskommission eine
sachbezogene Diskussion führen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ein Rückzug!)


Richtig ist: Wir brauchen eine bundesweite Vergleich-
barkeit der Abschlüsse sowie Qualitätssicherung.


(Jörg Tauss [SPD]: Fällt vielleicht vom Himmel! – Nicolette Kressl [SPD]: Warten wir fünf Jahre, bis sich die KMK geeinigt hat! – Cornelia Pieper [FDP]: Was ist mit der KMK? Was ist mit der Bund-Länder-Konferenz?)


Herr Rossmann, was hat denn die BLK dazu bisher
beigetragen? Wenn Sie die Unterschiede, die PISA-E of-
fen gelegt hat, jetzt beklagen und glauben, sie durch die
Betonung eines Instruments, das es schon die ganze Zeit
gegeben hat,


(Jörg Tauss [SPD]: Wie lange gibt es die KMK?)


zu verringern, dann habe ich natürlich meine Zweifel.
Sie ziehen zur Bestärkung dieser Position auch noch
Herrn Reiche, also den Kultusminister eines besonders
erfolglosen Bundeslandes – das zeigt der PISA-E-Ver-
gleich –, heran. Man leistet sich in Brandenburg noch
das 13. Schuljahr. Auch das ist nicht besonders überzeu-
gend.

Nein, ich bin der Meinung, wir sollten alle Argu-
mente ernst nehmen, da sie gut und überzeugend sind.
Ich bin außerdem der Meinung, dass die Kriterien, um
die es uns geht, nämlich Qualitätssicherung und bundes-
weite Vergleichbarkeit, besser im kooperativen Verfah-
ren der Kultusministerkonferenz erfüllt werden als
durch zentralistische Vorgaben. Von diesem Grundsatz
können wir, wie ich glaube, ausgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Zusammenhang mit all den Zentralisierungsargu-

menten, die Sie immer wieder gebrauchen,

(Cornelia Pieper [FDP]: Es geht nicht um Zen tralisierung!)

will ich Sie in der Kürze der Zeit wenigstens auf zwei
Widersprüche aufmerksam machen:

Widerspruch eins: Zentralisierung wird in den Län-
dern an ihre Grenzen stoßen, in denen wir aufgrund vie-
ler Schulen in freier Trägerschaft ein hohes Maß an
Vielfalt haben.

Widerspruch zwei: Es ist aus meiner Sicht nicht lo-
gisch, die Zuständigkeit für den Hochschulbau – das
betrifft nun nicht Ihren Antrag, aber das Positionspapier
der Bundesregierung – allein den Ländern zuzuweisen,

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(C (D bwohl die Hochschullandschaft an sich Ländergrenzen berschreitet (Jörg Tauss [SPD]: Das sagen Sie einmal den Ministerpräsidenten!)


die Ministerpräsidenten sind da anderer Meinung –,
ugleich aber bezüglich des Schulbaus eine andere Posi-
on zu vertreten.
Auch wenn Ihr Antrag eine Mehrheit finden wird,
ird sich nichts bewegen, weil die Länder mit solchen
rgumenten, wie sie in Ihrem Antrag geäußert werden,
icht zu überzeugen sind. Sie überzeugen auch mich
icht; das will ich offen sagen. Ich hoffe, dass wir in der
öderalismuskommission bessere Wege finden –


(Jörg Tauss [SPD]: Für Provinzialismus!)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507221500

Nein, Herr Kollege, jetzt nicht noch ein Argument,

öchstens noch einen Satz, um Ihre Rede zu beenden.

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1507221600

– ich führe den Satz zu Ende –, um die Vergleichbar-

eit der Bildungsabschlüsse unter Bewahrung föderaler
uständigkeiten zu gewährleisten.
Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507221700

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
chätzung auf Drucksache 15/1305 zu dem Antrag der
raktionen der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und
er FDP mit dem Titel „Für eine erfolgreiche Fortset-
ung der gemeinsamen Bildungsplanung von Bund und
ändern im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für
ildungsplanung und Forschungsförderung“. Der Aus-
chuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/935
nzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD, Bünd-
is 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen der
DU/CSU angenommen worden.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Dr. Wolfgang Schäuble, Hartmut
Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Wirksamen Zivil- und Katastrophenschutz
schaffen
– Drucksachen 15/1097, 15/1852 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gerold Reichenbach
Beatrix Philipp
Silke Stokar von Neuforn
Gisela Piltz






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Alle vorgesehenen Redner haben gebeten, ihre Reden

zu Protokoll geben zu dürfen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Alle haben zu Protokoll gegeben! Das ist richtig! Es ist nicht von allen gebeten worden!)


Es handelt sich um die Reden der Abgeordneten
Reichenbach, Philipp, Stokar von Neuforn, Piltz und der
Parlamentarischen Staatssekretärin Vogt.1)

Damit kommen wir jetzt gleich zur Beschlussempfeh-
lung des Innenausschusses auf Drucksache 15/1852 zu
dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel
„Wirksamen Zivil- und Katastrophenschutz schaffen“.
Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache
15/1097 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung des Ausschusses? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen
die Stimmen der CDU/CSU angenommen worden.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 12 auf:
Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än-
derung des Straßenverkehrsgesetzes
– Drucksache 15/1496 –

(Erste Beratung 63. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

(14. Ausschuss)

– Drucksache 15/1802 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Heidi Wright

Hier haben die Abgeordneten Wright, Storjohann,
Hettlich, Otto und die Parlamentarische Staatssekretärin
Gleicke gebeten, die Reden zu Protokoll geben zu dür-
fen.2) Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.

Dann können wir auch hier zur Abstimmung über den
vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes
zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes kommen.
Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
empfiehlt auf Drucksache 15/1802, den Gesetzentwurf
anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzent-
wurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gibt es
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit in zweiter Beratung einstimmig angenommen
worden.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben.
– Stimmt jemand dagegen? – Das ist nicht der Fall. Der
Gesetzentwurf ist damit in dritter Lesung mit den Stim-
men der Fraktionen des ganzen Hauses angenommen
worden.

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1) Anlage 8
2) Anlage 9

(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Korrektur von Leistungsverschiebungen bei häuslicher Krankenpflege zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und sozialer Pflegeversicherung (PflegeKorrekturgesetz – PKG)

– Drucksache 15/1493 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Für die Aussprache ist eine halbe Stunde vorgese-
en. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist es so be-
chlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Zunächst hat die Abge-

rdnete Hilde Mattheis das Wort.


Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1507221800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch hoffe, dass uns nachher der Freistaat Bayern sehr
ben wird, weil wir nämlich schon das umgesetzt ha-
en, was in dem Gesetzentwurf des Bundesrates einge-
ordert wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Die Schnellsten waren sie nicht!)


Der Bundesgesetzgeber war wieder einmal schneller
ls der Freistaat Bayern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Das gibt es nicht! – Jörg Tauss [SPD]: Nicht ungewöhnlich!)


Doch! Was der Freistaat Bayern einfordert, wird ab
. Januar 2004 gelten.
Vor wenigen Wochen haben wir mit breiter Mehrheit,

ber alle Parteigrenzen hinweg, also auch mit den Stim-
en der CDU/CSU und der Länder, das Gesundheits-
ystemmodernisierungsgesetz verabschiedet und damit
em heute vorgebrachten Anliegen in einem wesentli-
hen Punkt entsprochen. Ich nutze daher die erste Le-
ung über den Gesetzentwurf des Bundesrates für eine
urze Rückschau, um deutlich zu machen, wie wichtig
ieser erste Lösungsschritt war, den wir durch das GMG
ollzogen haben.
Worum geht es also? In dem eingebrachten Ge-

etzentwurf des Bundesrates wird beklagt, dass es zu
rheblichen Verschiebungen der Kosten für einzelne be-
andlungspflegerische Maßnahmen von der Kranken-
ersicherung in die Pflegeversicherung gekommen ist.
elche Kostenverschiebungen sind gemeint? Im
GB V heißt es in § 37 Abs. 3 – „Häusliche Kranken-
flege“ –

Der Anspruch auf häusliche Krankenpflege besteht
nur,

es wird also nur dann bezahlt –






(A) )



(B) )


Hilde Mattheis

soweit eine im Haushalt lebende Person den Kran-
ken in dem erforderlichen Umfang nicht pflegen
und versorgen kann.

Hilfeleistungen pflegender Angehöriger wurden also
nicht von der Krankenversicherung erstattet. Ich gebrau-
che bereits die Vergangenheitsform; denn ab 1. Januar
2004 greift das Gesetz.

Das Bundessozialgericht wollte nach den ersten Er-
fahrungen mit der 1995 eingeführten Pflegeversicherung
Hilfeleistungen pflegender Angehöriger berücksichti-
gen. Es entschied daher 1998: Behandlungspflegerische
Hilfeleistungen von pflegenden Angehörigen sind bei
der Einstufung der Pflegeeinsätze zu berücksichtigen.
– Dieses Urteil war gerechtfertigt und nachvollziehbar;
denn neben der Grundpflege und der hauswirtschaftli-
chen Versorgung konnten pflegende Angehörige nun
zum Beispiel das tägliche An- und Ausziehen von Kom-
pressionsstrümpfen geltend machen.

Was aber 1998 ausschließlich für pflegende Angehö-
rige gedacht war, wurde 2001 vom Bundessozialgericht
auf professionelle Pflegekräfte ausgeweitet. Dadurch
wurden Pflegebedürftige, die für bestimmte behand-
lungspflegerische Hilfeleistungen ambulante Dienste in
Anspruch nehmen mussten, finanziell zusätzlich belas-
tet.

Da im SGB XI alle Leistungen bei häuslicher Pflege
je Pflegestufe gedeckelt sind, müssen die behandlungs-
pflegerischen Maßnahmen aus dem jeweiligen Budget
bezahlt werden. Für Pflegebedürftige reduzierte sich die
Möglichkeit, Leistungen einzukaufen, bzw. sie mussten
erhebliche Zuzahlungen leisten.

Aus dem ursprünglich gerechten Ansatz war eine
Kostenverschiebung zulasten der Pflegeversicherung ge-
worden. So konnte es zum Beispiel geschehen, dass bei
einem Leistungsvolumen der Pflegeversicherung von
384 Euro allein über 300 Euro für das tägliche An- und
Ausziehen der Kompressionsstrümpfe gebraucht wur-
den. Das sind bereits fast 80 Prozent der Mittel. Nicht
nur die betroffenen Menschen, auch die Pflegedienste
beschwerten sich in der Vergangenheit immer wieder
über diese Schieflage.

Wie sieht jetzt die Lösung aus, die der Freistaat Bay-
ern vorschlägt? Die krankheitsspezifischen Pflegemaß-
nahmen sollen bei der Feststellung der Pflegebedürftig-
keit berücksichtigt werden, wenn eine häusliche
Pflegeperson nachgewiesen wird; das heißt, dann wäre
die Pflegeversicherung für die Finanzierung zuständig.
Wird dies nicht nachgewiesen, besteht ein Anspruch an
die Krankenversicherung.

Damit wären wir formal wieder bei dem, was 1998
durch das Bundessozialgericht entschieden wurde. In der
Praxis bestünde – wieder – das Problem, dass die häus-
liche Situation, die sich ja jederzeit ändern kann, die
Grundlage für eine Begutachtung ist, wodurch ein unge-
heurer Verwaltungsaufwand entstehen würde.

Was wird durch unsere Gesetzesmaßnahme ab dem
1. Januar 2004 konkret gelten? SPD, Bündnis 90/Die
Grünen, die CDU/CSU und die Länder waren sich einig


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(C (D es kann dem Freistaat Bayern durchaus zugestanden erden, hierfür den Anstoß gegeben zu haben –, in eiem ersten richtigen Schritt in § 37 Abs. 2 SGB V zur äuslichen Pflege ergänzend zu dem Satz Versicherte erhalten in ihrem Haushalt oder ihrer Familie als häusliche Krankenpflege Behandlungspflege, wenn sie zur Sicherung des Ziels der ärztlichen Behandlung erforderlich ist. nzufügen: Der Anspruch umfasst das Anziehen und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen ab Kompressionsklasse 2 auch in Fällen, in denen dieser Hilfebedarf bei der Feststellung der Pflegebedürftigkeit nach den §§ 14 und 15 des XI. Buches zu berücksichtigen ist. Durch diese Ergänzung wird die Behandlungspflege indeutig der Leistungsverpflichtung der gesetzlichen rankenversicherung zugewiesen. Es wurde also die eilweise erhebliche finanzielle Belastung für Pflegebeürftige zugunsten der Betroffenen geklärt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! Das muss doch auch einmal gesagt werden!)


Außerdem verursacht die klare Festlegung im GMG
einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand. Ich darf es
n dieser Stelle nochmals betonen: Dem Anliegen von
ayern wurde bei den Kompromissverhandlungen Rech-
ung getragen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben die nicht gemerkt!)


Ja, das glaube ich auch. – Bundesministerin Ulla
chmidt und Herr Seehofer – Letzterer kommt bekannt-
ich aus Bayern – haben dies gemeinsam geregelt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Was die so alles geregelt haben!)


enn es weitergehende Bestrebungen gegeben haben
ollte, wurden diese offensichtlich nicht von bayrischer
eite eingebracht.
Das Ergebnis der Verhandlungen wurde von den

achverbänden, dem Bundesverband privater Anbieter
ozialer Dienste, der Bundesarbeitsgemeinschaft der
reien Wohlfahrtsverbände und anderen Verbänden be-
rüßt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


it der anstehenden Reform der Pflege ist das Ziel ver-
unden, weitere Leistungsverschiebungen zu korrigieren
nd es nicht allein bei der behandlungspflegerischen
aßnahme der Kompressionsstrümpfe zu belassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es bleibt für mich nur noch eine letzte spannende
rage: Warum wird dieses Thema heute hier von der






(A) )



(B) )


Hilde Mattheis

bayerischen Staatsministerin mit Sicherheit vehement
vertreten werden? Ich bin gespannt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da können Sie etwas lernen!)


Im Vorfeld kann ich nur spekulieren: Kann es sein, dass
die Einigung im GMG den Freistaat überrascht hat und
die Staatsregierung für eine eventuelle Anweisung an die
Krankenkassen, alle Leistungen der medizinischen Be-
handlungspflege zu übernehmen, zum jetzigen Zeitpunkt
keine gesetzliche Grundlage hat?


(Jörg Tauss [SPD]: Das hat Herr Seehofer nicht erklärt!)


Könnte mit diesem Gesetzentwurf vielleicht auch ver-
sucht werden, das, was das Bundessozialgericht durch
seine Rechtsprechung eingeleitet hat, nämlich die GKV
zulasten der Pflegeversicherung zu entlasten, umzukeh-
ren und eine Kostenverschiebung in die andere Richtung
zu unternehmen?

Uns wird in den nächsten Wochen die Reform der
Pflegeversicherung in hohem Maße beschäftigen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Beratung verschiebt ihr doch schon ein paar Jahre lang!)


Wenn wir die Grundsätze „ambulant vor stationär“ so-
wie „Prävention und Rehabilitation vor Pflege“ noch
stärker einfordern – diese Grundsätze sind bei uns allen
unumstritten –, brauchen wir einerseits klarere Abgren-
zungen zwischen Leistungen der Kranken- und der Pfle-
geversicherung, andererseits aber auch eine Verbesse-
rung der Übergänge, um die Pflegebedürftigen optimal
zu versorgen und ungerechte Lasten zu vermeiden.

Ich möchte alle an dieser Stelle herzlich einladen,
konstruktiv an der Weiterentwicklung der Pflegeversi-
cherung mitzuwirken. Auch die Länder sind hier in der
Verantwortung. Denn es heißt in § 9 des Pflege-Versi-
cherungsgesetzes:

Die Länder sind verantwortlich für die Vorhaltung
einer leistungsfähigen, zahlenmäßig ausreichenden
und wirtschaftlichen pflegerischen Versorgungs-
struktur.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507221900

Für den Bundesrat erhält jetzt die Staatsministerin für

Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen des Frei-
staates Bayern, Frau Christa Stewens, das Wort.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507222000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Kollegin Mattheis, ich habe Ihnen sehr genau zuge-
hört.


(Erika Lotz [SPD]: Das wollen wir aber auch hoffen!)


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(C (D ie sollten eigentlich wissen, dass Sie nicht schneller aren. Denn unsere Initiative ist schon am 11. Juli diees Jahres in den Bundesrat eingebracht worden. ie Bayern sind also schneller und exakter. Wenn Sie sich ein bisschen mit Pflege befasst haben, ann sollten Sie wissen, dass die medizinische Behandungspflege nicht nur aus dem Anund Ausziehen von ompressionsstrümpfen besteht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr! Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie haben sich auf das GMG bezogen. Darin wurde le-
iglich das An- und Ausziehen von Kompressions-
trümpfen übernommen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

Deswegen ist es so wichtig, dass unsere Bundesrats-

nitiative Zustimmung findet. Denn Sie wissen ganz ge-
au, dass die medizinische Behandlungspflege nicht
ur aus dem An- und Ausziehen von Kompressions-
trümpfen besteht – natürlich beinhaltet sie auch das; das
t gar keine Frage –,


(Jörg Tauss [SPD]: Schätzen Sie das nicht zu gering ein!)


ondern beispielsweise auch den Bereich der Schmerz-
edikation, die Sekretabsaugung und das Anlegen eines
inmalkatheters morgens und abends umfasst.


(Jörg Tauss [SPD]: Völlig richtig!)

uch das ist medizinische Behandlungspflege und keine
rundpflege.


(Beifall bei der CDU/CSU)

eswegen, liebe Frau Kollegin, ist das in diesem Zusam-
enhang bestehende Problem mit dem GMG keines-
egs beseitigt. Sie sollten sich ein Stück weit intensiver
it den Problemen der Pflege in Deutschland befassen
nd dann darüber reden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben ausgeführt, dass Sie sich mit der Reform

er Pflegeversicherung beschäftigen werden. Dazu kann
h Ihnen sagen: Wir werden schon in Kürze eine Re-
orm der Pflegeversicherung auf den Tisch legen. Auch
ier werden wir weiter, schneller und auch besser – das
t gar keine Frage – als die rot-grüne Bundesregierung
ein.


(Erika Lotz [SPD]: Das ist eine Drohung! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das mit der CDU abgestimmt?)


Frau Kollegin Mattheis, Sie selber haben auf das Ur-
il des Bundessozialgerichtes vom 30. Oktober 2001
ingewiesen. Sie haben dargelegt – in der Beurteilung
er Lage sind wir uns durchaus einig –, dass die Leistun-
en der Pflegeversicherung im Bereich der ambulanten
flege – ich meine die Pflegestufe I und II – ein Stück
eit – ich sage das ganz offen – geplündert werden. Das






(A) )



(B) )


Staatsministerin Christa Stewens (Bayern)


Anlegen eines Einmalkatheters für eine Darm- oder Bla-
senentleerung in Verbindung mit der morgendlichen
Pflege – und nicht das An- oder Ausziehen eines Kom-
pressionsstrumpfes – kostet 5,62 Euro. Wenn Sie das pro
Monat rechnen, belaufen sich die Kosten auch nach dem
In-Kraft-Treten des GMG, also nach dem 1. Januar 2004,
auf 800 Euro. Das sind in etwa 55 Prozent der Leistun-
gen in der Pflegestufe III. Das ist die tägliche Realität in
der ambulanten Pflege. Das sollten Sie sich vor Augen
führen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Realität war noch nie deren Stärke!)


Dann sollten Sie auch ein Stück weit exakter arbeiten.
Es ist zwar gut, dass mit der Klarstellung im GMG ab

1. Januar 2004 das Aus- und Anziehen von Kompressi-
onsstrümpfen – Kompressionsklasse 2 – in den Leis-
tungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen fällt. Aber
damit ist es bei weitem nicht getan. Auch die anderen
krankheitsspezifischen Pflegemaßnahmen müssen dort-
hin zurück, wo sie schon immer waren und wo sie sach-
lich hingehören,


(Beifall bei der CDU/CSU)

nämlich in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kran-
kenversicherung.

Die jetzige Regelung belastet die Pflegebedürftigen
– nicht die gesetzliche Krankenversicherung – auf eine
nicht vertretbare Art und Weise. Bitte sorgen Sie dafür,
dass der Wille des Gesetzgebers wieder zur Geltung
kommt und dass die Leistungen der Pflegeversicherung
bei häuslicher Pflege ausschließlich für die Grundpflege
verwendet werden können. Genau dafür ist die Pflege-
versicherung gedacht gewesen.

In ihrer Stellungnahme zu dem vom Bundesrat be-
schlossenen Entwurf des Pflege-Korrekturgesetzes stellt
die Bundesregierung fest – Sie haben es heute eigentlich
wiederholt –, dass die gegenwärtige Praxis der sozialpo-
litischen Zielsetzung, nämlich der Stärkung der häusli-
chen Pflege, zuwiderläuft und aus diesem Grunde eine
gesetzgeberische Lösung im Interesse der Pflegebedürf-
tigen geboten ist. Die Pflegebedürftigen sind die Ärms-
ten in dieser Gesellschaft, die sich oft überhaupt nicht
mehr selbst helfen können. Deswegen bedürfen sie unse-
rer Hilfe und einer exakten gesetzlichen Klarstellung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dennoch plädiert die Bundesregierung für die Ableh-
nung des Gesetzentwurfes. Wenn Ihnen die Klarstellung
so sehr am Herzen liegt, dann kümmern Sie sich bitte
gleich darum. Sie argumentieren, dass es notwendig sei,
auch andere Möglichkeiten gesetzgeberischer Regelun-
gen zu prüfen. Das haben wir alle schon einmal gehört.
Es wird ununterbrochen geprüft. Man will noch zielge-
nauer den Interessen der Pflegebedürftigen Rechnung
tragen. Aber ich sage Ihnen klipp und klar: Für diese Art
der Argumentation habe ich überhaupt kein Verständnis.
Das sind wieder nur taktische Spielchen, die hier ge-
macht werden und die letztendlich dazu dienen sollen,
den vorliegenden Gesetzentwurf auf die lange Bank zu

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(C (D chieben. Ich muss Ihnen sagen: Sie handeln unaufrichig. Der Bund analysiert seit Jahren die völlig unzurei hende Situation in der Pflege und diskutiert mitunter uch über Maßnahmen, wie die in Deutschland besteenden Probleme gelöst werden könnten. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Rosinenpickerei!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


eschlüsse zur Umsetzung der diskutierten Maßnahmen
erden jedoch nur sehr selten gefasst.
Die Pflegeverbände waren natürlich bei mir, weil sie
issen, dass sie in Bayern eine Sozialministerin haben,
ie sich ganz intensiv mit der Situation der Pflege be-
chäftigt. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten zum Bund
ehen und dort ihre Interessen vorbringen. Das ist zu-
indest bei den Kompressionsstrümpfen ab Kompressi-
nsklasse 2 wirkungsvoll gewesen. Aber Sie müssen
ehr machen.
Die Bundesfamilienministerin setzt jetzt einen runden

isch ein. Dort diskutiert man darüber, was geschehen
oll. Ich kann Ihnen sagen, was geschehen muss: Jetzt ist
icht mehr die Zeit zum Diskutieren, sondern es ist die
eit zum Handeln. Taten sind gefragt und nicht nur
orte.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222100

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Selg.


Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu spä-

er Stunde – lange sitze ich hier – hätte ich zu diesem
hema beinahe selber Kompressionstrümpfe gebraucht.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Bitte nicht albern werden!)


Seit Einführung der Pflegeversicherung beschäftigt
ns die Schnittstelle zwischen Kranken- und Pflegever-
icherung. Immer wieder klagen verschiedene Seiten,
ass die Krankenkassen versuchen, Kosten zulasten der
flegeversicherung zu verschieben. Das ist nichts Neues.
mmer wieder mussten sich in der Vergangenheit die So-
ialgerichte mit der Frage beschäftigen, welcher Kosten-
räger unter welchen Bedingungen für die Finanzierung
estimmter Leistungen zuständig ist.
Das Urteil des Bundesozialgerichts zu diesem

hema, das – auch heute immer wieder – so genannte
ompressionsstrümpfeurteil, ist die Grundlage der vor-
iegenden bayerischen Gesetzesinitiative, die jetzt auch
u einem Gesetzentwurf des Bundesrates geführt hat.
eit diesem Urteil des Bundessozialgerichts fällt die
eistung des An- und Ausziehens von Kompressions-
trümpfen im ambulanten Bereich unter bestimmten Vo-






(A) )



(B) )


Petra Selg

raussetzungen in den Leistungsbereich der Pflegeversi-
cherung, obwohl sie eindeutig der Krankenversicherung
zugeordnet sein sollte. Die Folge ist, dass die Kranken-
kassen die Übernahme der Kosten für diese Leistung ab-
lehnen. Letztendlich landen die Kosten meistens bei den
Pflegeversicherten, die sie aus eigener Tasche bezahlen
müssen.

Die Sachleistungen aus den jeweiligen Pflegestufen
decken heute meist nur einen Teil der Gesamtpflegekos-
ten ab. Gleichzeitig ist das An- und Ausziehen von
Kompressionstrümpfen vergleichsweise teuer. In der
Folge werden die Pflegebedürftigen in der ambulanten
Pflege relativ stark belastet. Es sei hier noch einmal klar
gesagt: Diese von der Rechtsprechung angestoßene Ent-
wicklung war vom Gesetzgeber nie gewollt. Die Leis-
tungen der Pflegeversicherung sind der Grundpflege und
der hauswirtschaftlichen Versorgung vorbehalten. Be-
handlungspflege ist ausschließlich Angelegenheit der
Krankenkassen. Deshalb besteht hier zweifellos Korrek-
turbedarf.

Der Bundesrat versucht jetzt allerdings auf denkbar
schlechte Weise, das bestehende Abgrenzungsproblem
zu beheben. Die Antwort auf die Frage, ob das An- und
Ausziehen von Kompressionsstrümpfen von der Kran-
ken- oder von der Pflegekasse zu zahlen ist, soll nach
den Vorstellungen des Bundesrates von der häuslichen
Situation zum Zeitpunkt der Einstufung abhängig ge-
macht werden. Komplizierter kann man das nicht gestal-
ten. Entscheidend wäre demnach, ob zum Zeitpunkt der
Einstufung im Haushalt des oder der Pflegebedürftigen
– kompliziert zu lesen – Angehörige oder andere Perso-
nen leben, die die behandlungspflegerischen Leistungen
erbringen. Das heißt aber, dass immer dann, wenn sich
die häusliche Situation ändert, zum Beispiel wenn der
Ehegatte stirbt, eine Neueinstufung vorgenommen wer-
den müsste. Das ist nach unserer Ansicht viel zu um-
ständlich und dient eher dem Aufbau zusätzlicher Büro-
kratie als der Entlastung pflegebedürftiger Menschen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Seit Einführung der Pflegeversicherung haben wir
ständig irgendwelche Korrekturgesetze hinten angehängt,
was die Bürokratie ständig verstetigt hat. Von vielen Ver-
bänden wird endlich einig gefordert, die Bürokratie abzu-
bauen. Bei Verabschiedung dieses Gesetzentwurfes
würde aber – das sei noch einmal gesagt – zusätzliche Bü-
rokratie aufgebaut.

Außerdem – wie schon mehrfach gesagt – ist der Ge-
setzentwurf des Bundesrates überholt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aha!)

– Warum haben Sie denn nicht mehr mitgemacht? Sie
waren doch beteiligt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Einen Teil des Problems, auf das der Bundesrat in sei-
nem Entwurf abhebt, haben wir in der gerade abge-
schlossenen Gesundheitsreform bereits gelöst. Dort ha-

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(C (D en wir den § 37 SGB V zur von den Krankenkassen zu eistenden häuslichen Krankenpflege neu gefasst. Gestatten Sie eine Zwischenfrage? Ja. Bitte, Herr Zöller. Können Sie mir bitte bestätigen, dass das Land Bay rn schon vor zwei Jahren einen Antrag eingebracht hat, m die Verbesserung der Behandlungspflege sauber zu egeln? Sie brauchen nur Ja zu sagen. Da gebe ich Ihnen durchaus Recht, Herr Zöller. ber im Zusammenhang mit dem GMG, das wir jetzt bechlossen haben, möchte ich schon darauf hinweisen, ass wir die Behandlungspflege innerhalb der Pflegevericherung durch das GMG neugeregelt haben – darauf omme ich noch zurück – und dass wir das Thema Komressionsstrümpfe jetzt eindeutig in § 37 geregelt haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222300
Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222400
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222500
Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1507222600
Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222700

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Danke schön!)


Damit ist jetzt klargestellt, dass der Anspruch auf
äusliche Krankenpflege und damit die Leistungspflicht
er Krankenkassen in Zukunft auch das An- und
usziehen von Kompressionsstrümpfen der Klasse 2
mfasst. Das gilt auch für die Fälle, in denen dieser
ilfsbedarf bei der Einstufung der Leistungen der Pfle-
eversicherung zu berücksichtigen ist. Damit ist diese
ehandlungspflegerische Leistung eindeutig der Kran-
enversicherung zugeordnet. Der Vorteil gegenüber der
m Bundesratsentwurf vorgeschlagenen Regelung ist,
ass gleichzeitig kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand
ntsteht.
Ob das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümp-

en von Kranken- oder Pflegekassen zu zahlen ist, hängt
uch nicht von der häuslichen Situation zum Zeitpunkt
er Einstufung ab. Deshalb ist auch keine Neueinstufung
rforderlich, wenn sich die häusliche Situation ändert.
ie im Rahmen der Gesundheitsreform getroffene Rege-
ung entspricht daher dem Anspruch der Bundesregie-
ung, Bürokratie abzubauen und zu vermeiden. Der Bun-
esrat würde mit seinem Entwurf genau das Gegenteil
rreichen.
Mein Fazit lautet deshalb: Erstens. Der Entwurf des
undesrates ist umständlich und zu bürokratisch. Zwei-
ens. Wir haben das Problem, das gerade angesprochen
orden ist, bereits im Rahmen der Gesundheitsreform
uf wesentlich elegantere Art und Weise gelöst. Drittens.
ir erarbeiten gemäß dem Urteil des Bundesverfas-
ungsgerichtes für 2004 eine Reform der Pflegeversiche-
ung, womit wir Regelungen zur besseren Verzahnung






(A) )



(B) )


Petra Selg

und Vernetzung der Leistungen der gesetzlichen Kran-
kenversicherung und der Pflegeversicherung treffen
werden.

Ich glaube, dass die Reform der Pflegeversicherung
bei uns weitaus besser aufgehoben ist. Wir betreiben
keine taktischen Spielchen. Wenn ich mir die Vorschläge
der Herzog-Kommission zur Pflegeversicherung an-
schaue, kann ich nur sagen: Gute Nacht Deutschland!
Gute Nacht den Pflegebedürftigen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Unglaublich!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507222800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Daniel Bahr.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1507222900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich bitte angesichts der Zeit und angesichts der Ernsthaf-
tigkeit des Themas Kompressionsstrümpfe nicht ins Lä-
cherliche zu ziehen. Sowohl für die Betroffenen als auch
für die Familien ist das ein sehr ernstes Thema.

Leistungsverschiebungen zwischen Kranken- und
Pflegeversicherung sind an der Tagesordnung und sor-
gen immer wieder für Unmut. Der Bundesrat hat die Ini-
tiative zum Pflege-Korrekturgesetz mit dem Ziel ergrif-
fen, gesetzlich eindeutig zu regeln, in welchen Fällen die
Pflegekassen die Kosten für die Erbringung von Leistun-
gen der Behandlungspflege bei ambulant versorgten
pflegebedürftigen Personen übernehmen.

Die Rechtsprechung hat zur Verschiebung von Leis-
tungen durch die Krankenversicherung in die Pflegever-
sicherung geführt. Die Möglichkeit zur Kostenverlage-
rung ist durch § 37 Abs. 3 SGB V gegeben. Durch
diesen Paragraphen wird die häusliche Krankenpflege
als Leistung der Krankenkasse ausgeschlossen, wenn
eine im Haushalt lebende Person den Kranken im erfor-
derlichen Umfang pflegen und versorgen kann. Dieser
Tatbestand wurde vom Bundessozialgericht sogar auf
Sachverhalte ausgedehnt, in denen der Pflegebedürftige
die ambulanten Leistungen durch professionelle Pflege-
kräfte bezog. Dies wurde teilweise im Rahmen des Ge-
sundheitssystemmodernisierungsgesetzes geändert. Das
ist – das wurde bereits gesagt – sehr löblich, reicht aber
nicht aus. Deswegen müssen wir weitere Anstrengungen
unternehmen, um den gesamten Bereich der Behand-
lungspflege auszubauen.

Die Rechtsauffassung der Gerichte widerspricht der
eigentlichen Intention der Pflegeversicherung. Die Pfle-
geversicherung ist grundsätzlich nicht für die Leistungen
der Behandlungspflege zuständig, sondern für Leistun-
gen der Grundpflege sowie der hauswirtschaftlichen
Versorgung. Da die Pflegeversicherung nur einen Teil-
kaskocharakter besitzt und damit nur Leistungen bis zu
einem festgesetzten Höchstsatz übernimmt, sind von den
Leistungsverschiebungen vor allem chronisch Kranke
sowie multimorbide Pflegebedürftige betroffen. Für

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(C (D iese Personen erzeugt die Rechtsprechung unter Umtänden erhebliche finanzielle Belastungen. Durch den vorliegenden Gesetzentwurf soll die echtssicherheit gestärkt und vor allem die finanzielle elastung der Pflegebedürftigen rückgängig gemacht erden. Gleichzeitig wird die Leistungsfähigkeit der mbulanten Pflegedienste gestärkt. Ich finde, das sind ehre Ziele und hehre Maßnahmen, die wir unterstützen ollten. Kernaussage des Gesetzentwurfes ist, dass bei der instufung in eine Pflegestufe der Zeitaufwand für erforerliche Leistungen der Behandlungspflege nur unter estimmten Voraussetzungen zu berücksichtigen ist, und war – erstens – wenn der behandlungspflegerische Hilebedarf untrennbarer Bestandteil der Grundpflege ist der mit diesem in einem objektiv notwendigen und unittelbaren zeitlichen Zusammenhang steht und – zweiens – wenn eine im Haushalt des Pflegebedürftigen leende Person die Behandlungspflege erbringen kann. Wir haben zum vorgelegten Entwurf noch einige Fra en. In diesem Gesetzentwurf werden aber wesentliche roblemfelder angesprochen und es wird Handlungsbearf aufgezeigt. Auf jeden Fall wäre es eine Verbesseung der aktuellen Praxis, wenn dieser Gesetzentwurf im undestag eine Mehrheit finden würde. ur das wird die entscheidende Frage für meine Fraktion ei der Abstimmung über dieses Gesetz sein. Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Koalitionsfrak ionen, es ist richtig, dass im Rahmen des GMG eine leine Verbesserung erreicht wurde. Angesichts der Proleme und Herausforderungen, vor denen wir stehen, eicht das aber nicht aus. Wir warten auf Ihre Vorchläge. Wir wollen nicht zu lange warten. Deswegen offen wir, dass im Rahmen der Anhörung noch viele ortschritte erreicht werden und dass Sie sich vielleicht och noch überzeugen lassen, diesem Gesetzentwurf zuustimmen. Wir werden diesen Gesetzentwurf in der Anörung auf jeden Fall kritisch-konstruktiv begleiten. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie immer!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507223000

Ich danke auch und schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs an die in der Tagesordnung aufgeführten Aus-
chüsse vorgeschlagen. Gibt es anderweitige Vor-
chläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die
berweisung so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 14 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Son-






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

(ERP-Wirtschaftsplangesetz 2004)

– Drucksache 15/1468 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Hier haben die Abgeordneten Skarpelis-Sperk, Otto
Bernhardt, Hans-Josef Fell und Christoph Hartmann ge-
beten, die Reden zu Protokoll geben zu dürfen.1) – Sie
sind offensichtlich damit einverstanden. Dann verfahren
wir auch so.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 15/1468 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
ist die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit – überraschenderweise – am Schluss
unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 7. November 2003,
9 Uhr, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen und den
Besuchern auf den Tribünen einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.