Protokoll:
15024

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 24

  • date_rangeDatum: 12. Februar 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:02 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde (Drucksachen 15/413, 15/419) . . . . . . . . . 1823 A Berichterstattungim„Spiegel“übereinen„Alter- nativ-Plan der Franzosen und Deutschen“ in Bezug auf die Irakkrise DringlAnfr Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw StM Rolf Schwanitz BK . . . . . . . . . . . . 1823 B ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 1823 C ZusFr Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . 1824 A ZusFr Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1824 A ZusFr Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . . 1824 B ZusFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU 1824 C Eckart von Klaeden CDU/CSU (zur GO) . . . 1824 D Zweckwidrige Verwendung der Mittel aus den Programmen gegen Rechtsextremismus; Berücksichtigung der Haupt- und Real- schüler MdlAnfr 2, 3 Reinhard Grindel CDU/CSU Antw PStSekr’in Marieluise Beck BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1825 A, 1826 C ZusFr Reinhard Grindel CDU/CSU 1825 B, 1826 D ZusFr Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1826 A ZusFr Dr. Michael Bürsch SPD . . . . . . . . . . . 1826 A ZusFr Kerstin Griese SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1827 B Negative Bewertung der Aktionsprogramme gegen Rechtsextremismus durch ein Gutachten der Friedrich-Ebert-Stiftung MdlAnfr 4, 5 Martin Hohmann CDU/CSU Antw PStSekr’in Marieluise Beck BMFSFJ 1828 A, D ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU 1828 B, 1829 A Mittelzuwendungen für im Kampf gegen Rechtsextremismus tätige Personen; Überprü- fung auf linksextremistische Tätigkeiten MdlAnfr 6, 7 Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU Antw PStSekr’in Marieluise Beck BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1829 C, 1830 B ZusFr Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1829 D, 1830 C ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . . 1830 D Berücksichtigung von zu vermutenden bzw. er- wiesenen islamistischenAnschlägenbei denPro- jekten „gegen rechts“ sowieweitereMaßnahmen angesichts der Kritik an diesen Projekten MdlAnfr 8, 9 Dr. Ole Schröder CDU/CSU Antw PStSekr’in Marieluise Beck BMFSFJ 1831 A, 1833 A ZusFr Dr. Ole Schröder CDU/CSU 1831 B, 1833 C ZusFr Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1831 D ZusFr Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . 1832 A ZusFr Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU 1832 B ZusFr Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . . 1832 C Plenarprotokoll 15/24 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 24. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 I n h a l t : Qualitätsentwicklung und -kontrolle der Pro- jekte des „Aufstands der Anständigen“; Effi- zienz der Events für die Problematik Extremis- mus MdlAnfr 10, 11 Dorothee Mantel CDU/CSU Antw PStSekr’in Marieluise Beck BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1833 D, 1836 B ZusFr Dorothee Mantel CDU/CSU . . . 1834 A, 1836 B ZusFr Kerstin Griese SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1834 B ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . . 1834 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 1835 B ZusFr Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . 1835 C ZusFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU 1836 A Auswirkungen des am 31. Januar 2003 verab- schiedeten Ersten Zivildienständerungsgeset- zes auf die bereits für 2003 eingegangenen Ver- pflichtungen sowie auf den Zivildienst MdlAnfr 12, 13 Ina Lenke FDP Antw PStSekr’in Christel Riemann- Hanewinckel BMFSFJ . . . . . . . . . . 1836 D, 1837 B ZusFr Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . 1836 D, 1837 C ZusFr Anton Schaaf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 1838 A Umfang der Inanspruchnahme von Leistungen des deutschen Gesundheitswesens mit fremden Krankenversicherungskarten MdlAnfr 14 Gerald Weiß (Groß-Gerau) CDU/CSU Antw PStSekr’in Marion Caspers-Merk BMGS 1838 C ZusFr Gerald Weiß (Groß-Gerau) CDU/CSU 1839 A Änderung des Embryonenschutzgesetzes bezüg- lich des therapeutischen Klonens MdlAnfr 17 Werner Lensing CDU/CSU Antw PStSekr’in Marion Caspers-Merk BMGS 1839 D ZusFr Werner Lensing CDU/CSU . . . . . . . . . 1840 A Haltung der Bundesregierung bei den weiteren Beratungen der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen bezüglich des Klonens mit mensch- lichen Embryonen MdlAnfr 33 Werner Lensing CDU/CSU Antw StM für Europa Hans Martin Bury AA 1840 C ZusFr Werner Lensing CDU/CSU . . . . . . . . . 1840 D Beschlagnahme von Fahrzeugen deutscher Busunternehmen im grenzüberschreitenden Personennahverkehr durch polnische Finanz- behörden MdlAnfr 18 Michael Kretschmer CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 1841 B ZusFr Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . 1841 D Konzeptionelle Vorstellungen zur Gründung eines „Osteuropazentrums für Wirtschaft und Kultur“ MdlAnfr 19 Michael Kretschmer CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 1842 B ZusFr Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . 1842 C Schließung der Eisenbahnausbesserungswerke der Deutschen Bahn, insbesondere in Sachsen MdlAnfr 20, 21 Manfred Kolbe CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1842 D, 1843 D ZusFr Manfred Kolbe CDU/CSU 1843 B, 1844 A Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen im Ver- hältnis zu nicht untergebrachten Bewerbern, insbesondere Hauptschulabsolventen, in den neuen Bundesländern MdlAnfr 22, 23 Uwe Schummer CDU/CSU Antw PStSekr Christoph Matschie BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1844 C, 1845 B ZusFr Uwe Schummer CDU/CSU 1844 D, 1845 B Anzahl der Bewerber um eine Lehrstelle Ende Januar 2003 in den neuen Bundesländern MdlAnfr 24 Dr. Christoph Bergner CDU/CSU Antw PStSekr Christoph Matschie BMBF . . . 1845 D ZusFr Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . 1846 A ZusFr Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . 1846 C ZusFr Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . 1846 C Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Irakpolitik . . . . . . . 1847 A Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1847 A Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1848 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1849 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003II Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1850 C Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1851 D Uta Zapf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1853 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 1854 B Ursula Mogg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1855 C Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 1856 C Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 1857 C Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1858 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1859 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1861 A Anlage 2 Übernahme der in den Ruhestand versetzten schleswig-holsteinischenStaatssekretärinH.Berg durch das BMU MdlAnfr 1 Dietrich Austermann CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . . . . . 1861 B Anlage 3 Auswirkungen des Rückzugs der Bundesanstalt für Arbeit aus der Förderung der Werk- und Wohnstätten sowie der Integrationsbetriebe für behinderte Menschen auf die Arbeit dieser Einrichtungen; Sicherstellung der Finanzie- rung der bereits koordinierten Projekte MdlAnfr 15, 16 Klaus Hofbauer CDU/CSU Antw PStSekr’in Marion Caspers-Merk BMGS 1861 C Anlage 4 Entwicklung der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen im Jahr 2003; Differenz zwischen der Zahl der Bewerber und der Zahl der gemeldeten Lehrstellen im Herbst 2003 MdlAnfr 25, 26 Helge Braun CDU/CSU Antw PStSekr Christoph Matschie BMBF . . . 1862 A Anlage 5 Zahl der Ausbildungssuchenden aus den neuen Bundesländern mit einer Lehrstelle in den alten Bundesländern MdlAnfr 27 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw PStSekr Christoph Matschie BMBF . . . 1862 C Anlage 6 Aussage des Bundeskanzlers im Rahmen des Bündnisses für Arbeit zum Ausbildungsangebot für Jugendliche vor dem Hintergrund der Zahlen am Ende des Berufsberatungsjahres 2001/2002; Zahl der Jugendlichen mit einer Ausbildung sowohl auf dem ersten Ausbildungsmarkt als auch in überbetrieblichen Maßnahmen MdlAnfr 29, 30 Katherina Reiche CDU/CSU Antw PStSekr Christoph Matschie BMBF . . . 1862 C Anlage 7 BedrohungslagedurchdenIrak,Resolution1441 des UN-Sicherheitsrates MdlAnfr 31, 32 Dr. Rainer Stinner FDP Antw StMin für Europa Hans Martin Bury AA 1863 A Anlage 8 Haltung der Bundesregierung bei den weiteren Beratungen der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen bezüglich des Klonens mit mensch- lichen Embryonen MdlAnfr 33 Werner Lensing CDU/CSU Antw StMin für Europa Hans Martin Bury AA 1863 C Anlage 9 Unterstützung einer Ausstellung des VVN-BdA in Pforzheim durch die Parlamentarische Staats- sekretärin im BMI vor dem Hintergrund der Bewertung des VVN-BdA durch den Verfas- sungsschutz als verfassungsfeindlich MdlAnfr 34, 35 Gunther Krichbaum CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 1863 D Anlage 10 Veränderungsbedarf hinsichtlich der Sicher- heit der Personalausweise für Seeleute MdlAnfr 36, 37 Hans-Michael Goldmann FDP Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 1864 B Anlage 11 Durchführung der Sprach- und Integrations- kurse trotz des Wechsels der Zuständigkeit MdlAnfr 38, 39 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 1865 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 III Anlage 12 Zahl der an den Landgrenzen, Küsten, See- häfen, Flughäfen bzw. im Grenzgebiet der Bundesrepbulik Deutschland und der Außen- grenze der Europäischen Union aufgefundenen Toten MdlAnfr 40 Petra Pau fraktionslos Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 1865 D Anlage 13 Finanzielle und wirtschaftliche Konsequenzen des Auslaufens der Ziel-1-Förderung (Förde- rung der bedürftigsten Regionen) der EU 2007 für die neuen Länder MdlAnfr 41, 42 Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 1866 A Anlage 14 Auswirkungen erhöhter Ausschüttungen der Kapitalgesellschaften auf den Umfang des Körperschaftsteuerguthabens Ende 2002 MdlAnfr 43, 44 Peter Rzepka CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 1866 C Anlage 15 Stand der von der EU im Rahmen des GATS geführten Verhandlungen betreffend die Öff- nung von Dienstleistungsbereichen; Unterstüt- zung von Verhandlungsangeboten von Mitglie- dern der WTO; Haltung der EU MdlAnfr 45, 46 Johannes Singhammer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1867 A Anlage 16 Wiederaufnahme des Vermittlungsverfahrens ausländischer Haushaltshilfen aus Drittstaaten zur Beschäftigung in Haushalten mit Pflegebe- dürftigen; Einbindung der Länder, deren EU- Mitgliedschaft am 1. Mai 2004 beginnt MdlAnfr 47 Dirk Niebel FDP Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1867 D Anlage 17 Verträge der Deutschen Post für Postagenturen mit ungünstigen Konditionen; Bewährung des Konzepts zur Vorhaltung von flächendecken- den Angeboten von Postagenturen MdlAnfr 48, 49 Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1868 A Anlage 18 Bundesmittel 2003 für die Sanierung der Wis- mut-Altstandorte Johanngeorgenstadt und Brei- tenbrunn; Finanzierungsbeteiligung des Lan- des Sachsen MdlAnfr 50, 51 Günter Baumann CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 1868 C Anlage 19 Öffentliche Mittel pro Jahr und Ausbildungs- platz im Rahmen des JUMP-Programms MdlAnfr 52 Dr. Christoph Bergner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1868 D Anlage 20 Zahl der Jugendlichen mit abgeschlossener überbetrieblicher Ausbildung im Rahmen des JUMP-Programms und anschließender Ar- beitsplatzvermittlung sowie Zahl der sich der- zeit in Maßnahmen des JUMP-Programms be- findenden Jugendlichen und deren Chancen am Arbeitsmarkt MdlAnfr 53, 54 Thomas Rachel CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1869 B Anlage 21 Arbeitsplatzbeschaffungen durch den Jobfloater MdlAnfr 55 Petra Pau fraktionslos Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1869 C Anlage 22 Zustimmung des Bundeskartellamts zum Ver- kauf der Anteile des Süddeutschen Verlags an der „Frankenpost“ in Hof MdlAnfr 56, 57 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWA . . . 1869 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003IV Anlage 23 Aussage von Bundesministerin Künast auf der Grünen Woche in ihrer Kritik an dem Verkauf von Lebensmitteln unter Einstandspreis über „Taten folgen lassen“; Vorlage der Ergebnisse des Lebensmittelmonitorings 2001 MdlAnfr 58, 59 Albert Deß CDU/CSU Antw PStSekr Matthias Berninger BMVEL 1870 A Anlage 24 Mitberatung des BMVEL bei der Erstellung eines Entwurfs zur Novelle des Erneuerbare- Energien-Gesetzes; Lösung des Konflikts zwi- schen den Interessen der Verbraucher und der Förderung erneuerbarer Energien wie zum Beispiel des verstärkten Biomasseeinsatzes MdlAnfr 60, 61 Gudrun Kopp FDP Antw PStSekr Matthias Berninger BMVEL 1870 D Anlage 25 Abbau oder Umstrukturierung der Außenstelle Wiesbaden der Wehrbereichsverwaltung West MdlAnfr 62, 63 Kristina Köhler (Wiesbaden) CDU/CSU Antw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg 1871 C Anlage 26 Nichtannahme der von der Fuhrparkservice GmbH ausgegebenen Tankkarten durch Tank- stellen wegen Zahlungsunfähigkeit; Einzie- hung gelieferter Fahrzeuge MdlAnfr 64, 65 Dr. Michael Fuchs CDU/CSU Antw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg 1872 A Anlage 27 Erklärung des Abgeordneten Dr. Heinz Köhler (Coburg) (SPD) zu den namentlichen Abstim- mungen zu den Anträgen: – Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (FDP) – Eine Mehrwertsteuererhöhung ist abzuleh- nen (SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (23. Sitzung, Tagesordnungspunkt 12) . . . . . . 1872 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 V (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1823 24. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 Beginn: 13.00 Uhr
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    Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1861 (C) (D) (A) (B) Dobrindt, Alexander CDU/CSU 12.02.2003 Eichel, Hans SPD 12.02.2003 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 12.02.2003 Joseph DIE GRÜNEN Gleicke, Iris SPD 12.02.2003 Göbel, Ralf CDU/CSU 12.02.2003 Griefahn, Monika SPD 12.02.2003 Günther (Plauen), FDP 12.02.2003 Joachim Janssen, Jann-Peter SPD 12.02.2003 Kaupa, Gerlinde CDU/CSU 12.02.2003 Dr. Mayer CDU/CSU 12.02.2003 (Siegertsbrunn), Martin Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 12.02.2003 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 12.02.2003 DIE GRÜNEN Nietan, Dietmar SPD 12.02.2003 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 12.02.2003 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ 12.02.2003 DIE GRÜNEN Polenz, Ruprecht CDU/CSU 12.02.2003 Schily, Otto SPD 12.02.2003 Schröder, Gerhard SPD 12.02.2003 Thiele, Carl-Ludwig FDP 12.02.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 12.02.2003 Welt, Jochen SPD 12.02.2003 Wettig-Danielmeier, SPD 12.02.2003 Inge Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Simone Probst auf die Frage des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/CSU) (Druck- sache 15/413, Frage 1) Treffen Presseberichte (zum Beispiel SPIEGELONLINE vom 31. Januar 2003) zu, nach denen die Bundesregierung beabsich- tigt bzw. der schleswig-holsteinischen Landesregierung zugesagt entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht hat, die in den Ruhestand versetzte Staatssekretärin Henriette Berg aus dem Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, unter Übernahme der Pensionsver- pflichtung, in eine Verwendung des Bundesministeriums für Um- welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu übernehmen? Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beabsichtigt, Frau Staatssekretärin a. D. Henriette Berg mit Wirkung vom 1. April 2003 als Nach- folgerin des am 31. März 2003 aus Altersgründen in den Ruhestand tretenden Abteilungsleiters „Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Altlasten“ (WA) in das Ministerium einzustellen und ihr die Leitung der Abtei- lung WA zu übertragen. Eine Zusage gegenüber der schleswig-holsteinischen Landesregierung besteht nicht. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit übernimmt keine Pensionsverpflich- tungen des Landes Schleswig-Holstein. Anlage 3 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 15 und 16): Welche Auswirkungen auf die Arbeit der Werk- und Wohn- stätten sowie Integrationsbetriebe und -abteilungen für behin- derte Menschen sieht die Bundesregierung durch den breiten Rückzug der Bundesanstalt für Arbeit aus der Förderung dieser Einrichtungen? Welche Maßnahmen beabsichtigt die Bundesregierung, um die Finanzierung der bereits koordinierten Projekte für behinderte Menschen nach dem Förderungsrückzug der Bundesanstalt für Arbeit sicherzustellen? Zu Frage 15: Die Bundesanstalt für Arbeit hat sich bisher regel- mäßig an der Förderung der Investitionen für Werkstätten für behinderte Menschen beteiligt. In ihren Haushaltsplan 2003 hat sie nur noch Finanzmittel für einen geringen Anteil der zwischen den Zuwendungsgebern und den an- tragstellenden Einrichtungsträgern bereits koordinierten neuen Werkstattprojekte eingestellt und will 2003 nur für diese Projekte zusätzlich Mittel der Investitionsförderung bewilligen. An der Investitionsförderung für Wohnstätten und für Integrationsbetriebe und -abteilungen für behin- derte Menschen ist die Bundesanstalt nicht beteiligt. Der bisherige regelmäßige Investitionsbeitrag der Bun- desanstalt für Arbeit betrug nur 10 Prozent der förde- rungsfähigen Gesamtkosten in Form von Darlehen. Hier sind neue Finanzierungsformen denkbar. Die fachliche Mitwirkung der Bundesanstalt für Arbeit bei der Förde- rung ist allerdings auch weiterhin sinnvoll. Um Probleme, die für die Gesamtfinanzierung der Projekte entstehen könnten, zu vermeiden, werden gegenwärtig Gespräche mit allen Beteiligten geführt. Die Bundesanstalt erwägt, anstelle der bisherigen Darlehen die ersatzweise Auf- nahme von Kapitalmarktmitteln durch die Werkstatt- träger. Die zusätzlichen Kosten sollen im Rahmen der individuellen Förderung über erhöhte Kostensätze refi- nanziert werden. Die Bundesanstalt wird hierzu prakti- kable Vorschläge vorlegen. Zu Frage 16: Wie bereits ausgeführt, wird mit der Bundesanstalt für Arbeit nach Wegen gesucht, wie diese ihre Beteiligung an den bereits koordinierten Projekten erfüllen kann. Für künftige Werkstattprojekte ist das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung im Gespräch mit allen Beteiligten, um bedarfsgerechte Lösungen zu finden. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Fra- gen des Abgeordneten Helge Braun (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 25 und 26): Wie entwickelt sich die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen im Jahre 2003 in Ost- und Westdeutschland? Wie hoch ist derzeit die aktuelle Differenz zwischen der An- zahl der Bewerber für eine Lehrstelle im Herbst 2003 und den ge- meldeten Lehrstellen? Zu Frage 25: Bundesweit wurden im Zeitraum Oktober 2002 bis Ende Januar 2003 der Bundesanstalt für Arbeit 336797 Aus- bildungsplätze gemeldet, im Vergleich zum Januar 2002 (389737) ist dies ein Rückgang um 52 940 (oder – 13,6 Pro- zent). In den alten Ländern ging die Anzahl der gemelde- ten Ausbildungsplätze um 48 814 (– 14,2 Prozent) auf 295 134 zurück. In den neuen Ländern ging die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 4126 oder – 9,0 Prozent auf 41 663 zurück. Zu Frage 26: Bei den der Bundesanstalt für Arbeit gemeldeten Aus- bildungssuchenden ist bundesweit ein leichter Rückgang im Vergleich zum Januar 2002 um 5 101 oder – 1,6 Pro- zent auf 428 147 Ausbildungssuchende zu verzeichnen. In den alten Ländern sind es 2 716 Ausbildungssuchende weniger im Vorjahresvergleich; in den neuen Ländern ging die Anzahl der gemeldeten Ausbildungssuchenden im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4 675 oder 3,6 Prozent auf 124 483 zurück. Mit 309913 ist die Anzahl der unvermittelten Bewerber und Bewerberinnen bundesweit um 5 101 oder – 1,6 Pro- zent zurückgegangen. Der Bestand an unbesetzten Be- rufsausbildungsstellen betrug 222 539 und ist damit bun- desweit um 43 232 (– 16,3 Prozent) geringer als im Vorjahresmonat. Daraus ergibt sich eine rein „rechneri- sche Lücke“ von gegenwärtig 87 374. Diese ist zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht aussagekräftig, da sich der Aus- gleich von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbil- dungsstellenmarkt erfahrungsgemäß erst im letzten Quartal des Vermittlungsjahres (Juli bis Ende September) vollzieht. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Frage des Abgeordneten Eckart von Klaeden (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Frage 27): Wie viele Ausbildungssuchende aus den neuen Bundesländern haben im vergangenen Ausbildungsjahr in den alten Ländern eine Berufsausbildung gefunden? Im Vermittlungsjahr 2001/2002 haben 14 650 Jugend- liche aus den neuen Ländern eine Berufsausbildung in den alten Ländern aufgenommen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Fra- gen der Abgeordneten Katherina Reiche (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 29 und 30): Wie sieht die Bundesregierung die Zusage des Bundeskanz- lers, Gerhard Schröder, erfüllt, die im Rahmen des Bündnisses für Arbeit abgegeben wurde: „Jeder junge Mensch, der kann und will, wird ausgebildet“, vor dem Hintergrund der Zahlen auf dem Aus- bildungsstellenmarkt am Ende des Berufsberatungsjahres 2001/ 2002, Ende September 2002 und nach der Vermittlungsaktion der Bundesanstalt für Arbeit Ende Dezember 2002? Wie viele Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbil- dungsplatz schafften am Ende des Berufsberatungsjahres 2001/ 2002 den Sprung in eine reguläre Ausbildung auf dem ersten Aus- bildungsmarkt, und wie viele sind in überbetrieblichen Maßnah- men untergebracht worden? Zu Frage 29: Die im Ausbildungskonsens gegebene Zusage konnte auch in diesem Jahr weitestgehend eingelöst werden. Am 30. September 2002 waren bei der Bundesanstalt für Ar- beit 23 383 noch nicht vermittelte Bewerber und Bewer- berinnen gemeldet. Die Anzahl der noch unbesetzten Aus- bildungsplätze betrug 18 005. Damit konnte bundesweit am 30. September 2002 ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage noch nicht erzielt werden. Dieser konnte allerdings durch nachträgliche Vermitt- lungen, durch den beachtlichen Einsatz staatlich finan- zierter Sonderprogramme, durch zusätzliche Länderiniti- ativen zum Ende des Jahres nahezu vollständig erreicht werden. Dazu hat auch ein verändertes Nachfrageverhal- ten der Jugendlichen beigetragen, die sich häufiger als im Vorjahr für alternative Qualifizierungswege wie die Auf- nahme eines Studiums oder den Besuch einer Berufsfach- schule entschieden haben. Ende Dezember 2002 gab es noch 12 359 unvermittelte Bewerberinnen und Bewerber vom 30. September, denen 5 560 betriebliche Ausbildungsplätze sowie mindestens 4 000 Programmplätze gegenüber standen. Die Bundes- anstalt für Arbeit wird den verbliebenen Jugendlichen ein weiteres Angebot machen. Zu Frage 30: Da die Einmündungsstatistik der Bundesanstalt für Ar- beit die bei den zuständigen Stellen eingetragenen neu ab- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 20031862 (C) (D) (A) (B) geschlossenen Ausbildungsverträge nicht vollständig er- fasst (in den alten Ländern werden deutlich mehr Verträge abgeschlossen als die Statistik der BA ausweist), werden zur Beantwortung die Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung zu den abgeschlossenen Ausbildungs- verträgen herangezogen. Bundesweit wurden bis zum 30. September 2002 572 227 neue Verträge abgeschlossen. Die Zahl der neu besetzten außerbetrieblichen Ausbildungsplätze ist im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr im Saldo gleich ge- blieben. Sie betrug nach den Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit bundesweit 56 880 Plätze (2001: 56 879). Da- mit liegt die Zahl der rein betrieblichen Neuabschlüsse bundesweit bei 515 467. In den neuen Ländern und Berlin kam der außerbe- trieblichen Ausbildung auch im Jahr 2002 eine große Be- deutung zu: Ihr Anteil an der Gesamtzahl aller neu abge- schlossenen Ausbildungsverträge lag bei 29,4 Prozent (2001: 28,3 Prozent). Der Vergleichswert für die alten Länder liegt bei 4,5 Prozent (2001: 4,0 Prozent). Anlage 7 Antwort des Staatsministers Hans Martin Bury auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Rainer Stinner (FDP) (Drucksache 15/413, Fragen 31 und 32): Wie beurteilt die Bundesregierung die Bedrohungslage durch den Irak? Welches Verhalten des Iraks würde die Bundesregierung als eindeutigen „material breach“ im Sinne der Resolution 1441 des Sicherheitsrats betrachten, und wie definiert die Bundesregierung die in der Resolution 1441 des Sicherheitsrats für den Fall eines „material breach“ angedrohten „serious consequences“? Zu Frage 31: Bundesminister Fischer hat am 5. Februar vor dem Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen ausgeführt: „ ... über den menschenverachtenden, brutalen Charakter der Dik- tatur Saddam Husseins machen wir uns keinerlei Illusio- nen. Unter seiner Herrschaft hat der Irak seine Nachbarn Kuwait und Iran überfallen, Israel mit Raketen beschos- sen und Giftgas gegen den Iran und die eigene kurdische Bevölkerung eingesetzt. Das Regime ist furchtbar für das irakische Volk. Deshalb wurden seit dem Golfkrieg ge- genüber dem Irak eine wirksame Eindämmungspolitik, Sanktionen und eine effektive militärische Kontrolle der Flugverbotszonen durchgesetzt.“ Zu Frage 32: Gemäß Ziffer 4 und 11 der SR-Resolution 1441 erstat- ten UNMOVIC und IAEO dem Rat Bericht über jede Einmischung in die Inspektionstätigkeiten und über jedes Versäumnis Iraks, seinen Abrüstungsverpflichtungen, einschließlich seiner Verpflichtungen betreffend Inspek- tionen, nachzukommen. Hieran schließt sich eine Bewer- tung des Rats an, der nach Eingang des Berichts umge- hend zusammentritt, um zu beraten. SR-Resultion 1441 wurde unter Kapitel VII der VN-Charta verabschiedet. In Artikel 41 und 42 der VN-Charta sind die Maßnahmen aufgeführt, welche der Sicherheitsrat ergreifen kann, um seinen Beschlüssen Wirksamkeit zu verleihen. Hierzu gehören unter anderem die Unterbrechung der Wirt- schaftsbeziehungen, des Eisenbahn-, See- und Luftver- kehr, der Post-, Telegraphen- und Funkverbindungen so- wie sonstiger Verkehrsmöglichkeiten und der Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Erweisen sich diese Maßnahmen als unzulänglich, können erforderliche Maß- nahmen mit Luft-, See- oder Landstreitkräften durchge- führt werden. Diese können „Demonstrationen“ (das heißt ostentative Manöver), Blockaden und sonstige Einsätze von Mitgliedern der Vereinten Nationen ein- schließen. Bei der Auswahl der Maßnahmen hat der Si- cherheitsrat einen weiten Beurteilungsspielraum. Anlage 8 Antwort des Staatsministers Hans Martin Bury auf die Frage des Abgeordneten Werner Lensing (CDU/CSU) (Drucksa- che 15/413, Frage 33): Ist die Aussage, dass die Bundesregierung die Zeit bis nächs- ten Herbst nutzen wird, um gemeinsam mit Frankreich die Bera- tungen der VN-Arbeitsgruppe so vorzubereiten, dass die Initiative Aussicht hat, in der Sitzung der Arbeitsgruppe Ende September nächsten Jahres weitgehende Zustimmung zu finden, wie sie im Bericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in der Ausschussdrucksache 15 (17) 38 auf Seite 3 geäußert wurde, so zu verstehen, dass die Bundesregierung sich aus taktischen Gründen mit dem Verbot allein des reproduktiven Klonens bei den in der Drucksache erwähnten weiteren Beratungen der Arbeits- gruppe der Vereinten Nationen zufrieden geben wird? Die Bundesregierung sieht die Notwendigkeit, die deutsch-französische Initiative aktiv fortzuentwickeln. Sie wird die Zeit bis zur Sitzung der nächsten General- versammlung der Vereinten Nationen nutzen, um gemein- sam mit der französischen Regierung zu sondieren, auf welche Weise möglichst viele Staaten von der Notwen- digkeit eines schnellen Verhandlungserfolgs über ein weltweit wirksames Verbot des Klonens von Menschen überzeugt werden können. Die Bundesregierung hat ihre Strategie nicht geändert, das Klonen von Menschen auf internationaler Ebene möglichst umfassend zu verbieten. Grundlage der Strategie der Bundesregierung ist der Bun- destagsbeschluss von 2002. Die Haltung der Bundes- regierung wird derzeit noch abgestimmt. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- gen des Abgeordneten Günther Krichbaum (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 34 und 35): Stimmt die Bundesregierung mit der Bewertung des Verfas- sungsschutzberichtes des Bundes aus dem Jahre 2001 (Seite 161) überein, dass es sich bei der Vereinigung der Verfolgten des Na- ziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) um ein Bündnis unterschiedlicher extremistischer und auch nicht extremistischer Kräfte handelt, das auch weiter- hin von einem traditionell orthodox-kommunistischen Flügel we- sentlich geprägt wird, das den antitotalitären Konsens des Grundgesetzes ablehnt und die freiheitliche Demokratie als eine Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1863 (C) (D) (A) (B) „latent für den Faschismus anfällige politische Ordnung“ ansieht, und wenn ja, wie ist in diesem Zusammenhang der Einsatz zu be- werten, den die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesmi- nisterium des Innern, Ute Vogt, zur Unterstützung einer Ausstel- lung der VVN-BdA in Pforzheim zum Thema „Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland“ an den Tag legt? Hält die Bundesregierung es allgemein für gerechtfertigt, dass ihre Mitglieder öffentlich dazu auffordern, sich mit den Inhalten von Ausstellungen solcher Organisationen auseinander zu setzen, die im Verfassungsschutzbericht als verfassungsfeindlich einge- stuft werden, so wie dies die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, Ute Vogt, im „Pforzheimer Kurier“ vom 15. Januar 2003 in Bezug auf oben erwähnte Ausstellung des VVN-BdAgetan hat, und wenn ja, nach welchen Kriterien geht die Bundesregierung hier vor? Zu Frage 34: Ja. Frau Parlamentarische Staatssekretärin Vogt hat die Ankündigung von „Konseqenzen“ durch den baden-würt- tembergischen Staatssekretär im Umwelt- und Verkehrs- ministerium gegenüber dem Kulturhaus Osterfeld für den Fall, dass die Ausstellung der VVN-BdA zum Thema „Neofaschismus in der Bundesrepublik“ gezeigt würde, kritisiert. Diese Kritik stellt keine inhaltliche Unterstüt- zung der Ausstellung dar. Zu Frage 35: Die Bundesregierung befürwortet die geistig-politi- sche Auseinandersetzung mit allen Formen des Extremis- mus. Diese wurde vom Bundesverfassungsgericht aus- drücklich als geeignetes Mittel zur Bekämpfung des Extremismus genannt (BVerfGE 40, 287). Im Rahmen der geistig-politischen Auseinandersetzung erfolgen zahlreiche Publikationen durch das Bundesamt für Verfassungsschutz und die Bundeszentrale für politische Bildung. Ebenso zählen dazu die jährlich durch das Bundesministerium des Innern herausgegebenen Verfassungsschutzberichte. Dieser Form der Auseinandersetzung mit Faschismus und Antifaschismus diente die Aufforderung durch Frau Parlamentarische Staatssekretärin Vogt im „Pforzheimer Kurier“ vom 15. Januar 2003, sich im Rahmen der Be- schäftigung mit Neofaschismus auch mit der Ausstellung kritisch auseinander zu setzen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- gen des Abgeordneten Hans-Michael Goldmann (FDP) (Drucksache 15/413, Fragen 36 und 37): Welche Position vertritt die Bundesregierung in den Beratun- gen zur Annahme eines Protokolls zum Übereinkommen Nr. 108 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) zur Verbesserung der Sicherheit der Personalausweise für Seeleute? Sieht die Bundesregierung einen Anpassungs- bzw. Verände- rungsbedarf bei den Personalausweisen für Seeleute? Zu Frage 36: Die Bundesregierung begrüßt jedwede Bemühungen, die Sicherheit von Personaldokumenten, die für grenz- überschreitende Reisetätigkeiten verwendet werden, zu erhöhen. Es gilt, die organisierte Kriminalität, die illegale Migration, den Menschenhandel und den internationalen Terrorismus auch in dieser Hinsicht wirksam zu bekämp- fen. Dabei hat die Bundesregierung auch Anstrengungen auf zwischenstaatlicher und internationaler Ebene (zum Beispiel EU, ICAO) unterstützt. Gegen die Regelungen des IAO-Übereinkommens Nr. 108 über Personalausweise für Seeleute hat die Bun- desregierung allerdings weiterhin durchgreifende Beden- ken. Sie hält dieses Übereinkommen nicht für ein geeig- netes Instrument, die Vereinheitlichung der Ausstattung und des Sicherheitsstandards von Grenzübertrittspapieren zu erreichen. Bereits das geltende Übereinkommen ist von Deutschland nicht ratifiziert worden, weil es den In- habern von Seefahrerdokumenten weitreichende Erleich- terungen bei der Einreise und dem Aufenthalt in Vertrags- staaten einräumt. Insbesondere besteht für Inhaber ein Anspruch auf Einreise und Aufenthalt, was in der Praxis nur sinnvoll ist, wenn dann auch eine visumfreie Einreise ermöglicht wird. Es ist nach dem derzeitigen Verhandlungs- stand davon auszugehen, dass diese zentralen Anspruchsre- gelungen beibehalten bleiben sollen. Für die pauschale An- erkennung von Seefahrtsbüchern als Grenzübertrittspapier ist ein Bedürfnis auch nicht erkennbar, da Seeleute in aller Regel über ein anderes geeignetes Reisedokument verfü- gen. Zudem handelt es sich bei Seefahrtsbüchern in erster Linie um einen berufstypischen Qualifikations- und Erfah- rungsnachweis, der zwar fälschungssicher gestaltet sein kann, dabei aber nicht an das hohe Niveau solcher Reise- dokumente heranreichen kann, die speziell zur Identitäts- und Staatsangehörigkeitsfeststellung bestimmt sind. Zu Frage 37: Die Vereinheitlichung der Ausstattung und des Sicher- heitsstandards von Grenzübertrittspapieren sieht die Bun- desregierung als wünschenswert an. Die Mitgliedstaaten der EU haben im Oktober 2000 eine Entschließung über die Mindestsicherheitsstandards für EU-Reisedokumente verabschiedet. Die dort festgelegten Standards wurden auch von der ICAO (Internationale Zivilluftfahrtorgani- sation) übernommen und sind Teil des ICAO-Standards für maschinenlesbare Reisedokumente. Aus Sicht der Bundesregierung wäre es zu begrüßen, wenn auch die Muster der Seefahrtsbücher international auf sehr hohem Niveau einander angeglichen würden. Dies sollte aber auch außerhalb des IAO-Übereinkommens Nr. 108 mög- lich sein. Bei dem zugrunde liegenden Entwurf im Zusam- menhang mit dem IAO-Übereinkommen Nr. 108 ist fest- zustellen, dass in ihm die international anerkannten Grundsätze der Dokumentensicherheit nicht beachtet wurden. So darf etwa ein Sicherheitsdokument grundsätz- lich nicht unter Verwendung von Materialien und Aus- stellungstechniken hergestellt und personalisiert werden, die auf dem allgemeinen Markt erhältlich sind. Bereits jetzt erkennt das Bundesministerium des Innern Seefahrtsbücher unilateral als Passersatzpapier an, sofern sie dazu im Einzelfall nach ihrem Sicherheitsstandard ge- eignet sind, und soweit ihnen durch den Ausstellerstaat diese Funktion überhaupt beigelegt wird. Zur visumfreien Einreise berechtigt diese Anerkennung jedoch grundsätz- lich nicht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 20031864 (C) (D) (A) (B) Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- gen des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 38 und 39): Inwieweit kann die Bundesregierung sicherstellen, dass durch die Übertragung der vom Bundesministerium des Innern (BMI) ge- förderten Sprach- und Integrationskurse, mit denen seit Jahren der Sprachverband in Mainz beauftragt war, zunächst an das Bundes- amt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg, dann wieder an den Sprachverband und jetzt wiederum an das Bundesamt für Migra- tion und Flüchtlinge in Nürnberg eine Förderung der Sprach- und Integrationskurse nach bisher geltendem Recht möglich ist? Inwieweit kann das BMI sicherstellen, dass trotz des ständigen Wechsels der Zuständigkeit für die Sprach- und Integrationskurse bundesweit deren Durchführung gesichert ist, und werden die seinerzeit im Hinblick auf das erwartete In-Kraft-Treten des nun- mehr gerichtlich gestoppten Zuwanderungsgesetzes beendeten Maßnahmen nach dem Garantiefonds vollumfänglich wieder auf- genommen? Zu Frage 38: Der Sprachverband in Mainz war bislang mit der Durchführung von Sprachkursen für ausländische Arbeit- nehmer nach den Grundsätzen für die Förderung beauf- tragt. Auf die Durchführung der Sprachkurse bestand kein Rechtsanspruch. Die Durchführung dieser Maßnahme so- wie die institutionelle Förderung des Sprachverbandes war mit dem Haushaltsgesetz gegeben. Der Sprachver- band ist hingegen nicht für die Durchführung der gesetz- lich vorgeschriebenen Sprachkurse nach dem SGB III oder für die Sprachkurse nach den Garantiefondsrichtli- nien zuständig gewesen. Diese Sprachkurse wurden und werden weiterhin von der Arbeitsverwaltung durchge- führt. Mit dem In-Kraft-Treten des Zuwanderungsgesetzes ab 1. Januar 2003 war gemäß § 43 Aufenthaltsgesetz vor- gesehen, dass das künftige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Integrationskurse, bestehend aus Basis- sprach-, Aufbausprach- und Orientierungskurs, durch- führt. Die institutionelle Förderung des Sprachverbandes in Mainz soll zum 30. September 2003 eingestellt wer- den. Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes zum Zuwanderungsgesetz gilt die bisherige Rechtslage und Praxis hinsichtlich der Sprachkursgestaltung weiter fort. Demgemäß sollte der Sprachverband im Hinblick auf reibungslose Fortführung der Sprachkurse die Förderung fortsetzen. Die Entscheidung zur Einstellung der institu- tionellen Förderung zum 30. September 2003 bleibt je- doch unberührt. Ein reibungsloser Übergang zum Bun- desamt war vorgesehen. Der Vorstand des Sprachverbandes erklärte jedoch, dass der Sprachverband nicht in der Lage sei, die Aufgabe der Neubewilligung von Sprachkursen weiter durchzu- führen, wenn gleichzeitig am Termin zur Einstellung der institutionellen Förderung zum 30. September 2003 fest- gehalten wird. Deshalb kamen Vorstand und BMI überein, dass das Bundesamt, bei dem die entsprechenden Haus- haltsmittel etatisiert sind, in eigener Verantwortung neue Sprachkurse nach den Grundsätzen der Förderung ab so- fort bewilligen sollte. Der Sprachverband wird bis zum 30. September 2003 die in 2002 bewilligten und begon- nenen Kurse abwickeln. Zu Frage 39: Von einem ständigen Wechsel kann nicht die Rede sein. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Zuwanderungsgesetz gilt die bisherige Rechtslage und Praxis hinsichtlich der Sprachkursgestaltung weiter fort. Aufgrund der Fortgeltung der §§ 419 und 420 SGB III werden die Sprachkurse für Spätaussiedler, Kontingent- flüchtlinge und anerkannte Asylberechtigte weiter in un- veränderter Form von der Arbeitsverwaltung durchge- führt. Die Ressortzuständigkeit liegt hierfür wieder im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert wieder neue Intensivsprachkurse für junge Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, Asyl- berechtigte und Kontingentflüchtlinge (Garantiefonds). Diese sollen, so wie es auch im Zuwanderungsgesetz vorgesehen war, eine Dauer von sechs Monaten (bisher neun Monate) haben und die Zeit bis zum In-Kraft-Tre- ten eines neuen Zuwanderungsgesetzes überbrücken. Damit wird vermieden, dass, nachdem das Bundesver- fassungsgericht das Zuwanderungsgesetz am 18. Dezem- ber 2002 für nichtig erklärt hat, eine Lücke in der Förde- rung des Spracherwerbs für die Menschen, die neu in unser Land kommen oder seit Ende des letzten Jahres auf den Beginn der neuen Integrationskurse gewartet haben, entsteht. Die bisher nach den Grundsätzen der Sprachkursförde- rung des Sprachverbandes-Deutsch e.V. durchgeführten Sprachkurse werden in bisheriger Form im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel des Bundes vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge fortgeführt. Die reibungslose Fortführung der Sprachkurse nach den Grundsätzen wurde vom Bundesamt gesichert. Die ersten Sprachkursträger konnten bereits am 3. Februar 2003 ihre Sprachkurse auf finanzieller Grundlage beginnen. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- ge der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) (Druck- sache 15/413, Frage 40): Wie viele Personen sind nach Kenntnis der Bundesregierung in den Jahren 2001 und 2002 an den Landgrenzen, Küsten, See- häfen, Flughäfen bzw. im Grenzgebiet der Bundesrepublik Deutschland und an der Außengrenze der Europäischen Union insgesamt tot aufgefunden worden? Die Bundesregierung führt zu dieser Fragestellung sta- tistische Erhebungen nur insoweit, als Deutschland selbst die Außengrenzsicherung der Europäischen Union wahr- nimmt. Die nachfolgenden Angaben sind das Ergebnis Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1865 (C) (D) (A) (B) einer Abfrage bei betroffenen Landes- und Bundesbehör- den und beziehen sich nur auf das Gebiet der Bundesre- publik Deutschland. Im Jahre 2001 wurden durch die deutschen Behörden an der deutsch/polnischen und deutsch/tschechischen Grenze acht tote Personen aufgefunden sowie vier Perso- nen durch das Bundesgrenzschutzamt See tot aus der Ost- see geborgen. Im Jahre 2002 wurden an der deutsch/polnischen Gren- ze und an der deutsch/tschechischen Grenze insgesamt fünf Personen tot aufgefunden. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) (Druck- sache 15/413, Fragen 41 und 42): Welche finanziellen und wirtschaftlichen Konsequenzen hat das Auslaufen der Ziel-1-Förderung (Förderung der bedürftigsten Regionen) der EU ab 2007 für die neuen Länder? Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, die dann fehlen- den EU-Mittel teilweise durch Bundesmittel zu ersetzen? Zu Frage 41: Seriöse Aussagen, welche Regionen in Ostdeutsch- land in der kommenden Förderperiode ab 2007 den höchsten Förderstatus behalten werden, sind gegenwär- tig nicht möglich. Die Europäische Kommission hat in dem am 30. Januar 2003 verabschiedeten „Zweiten Zwischenbericht über den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt“ die Zahlen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf für die Regionen auf das Jahr 2000 ak- tualisiert. Sollte es imWesentlichen beim bisherigen System blei- ben, wird für die Entscheidung über eine Förderung aber nicht das BIP des Jahres 2000 entscheidend sein, vielmehr wird voraussichtlich die Entscheidung auf der Grundlage des BIP pro Kopf in den Jahren 2001, 2002 und 2003 ge- troffen. Da die Zahlen für das BIP dieser Jahre noch nicht vorliegen, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine belast- bare Aussage darüber möglich, welche Regionen für die Förderperiode ab 2007 das Ziel-1-Kriterium erfüllen wer- den. Zu Frage 42: Die Bundesregierung setzt sich für faire Übergangs- regelungen ein. Damit wird sichergestellt, dass die er- reichten Fördererfolge nicht infrage gestellt werden. Auch setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass die neuen Länder im Rahmen der ab 2007 notwendigen Neu- ordnung der EU-Strukturfonds so behandelt werden wie andere vergleichbare Regionen in der EU-15. Mit dem Solidarpakt II, der ein Gesamtvolumen von 156 Milliarden Euro hat, stellt die Bundesregierung zu- dem zwischen 2005 und 2019 erhebliche Mittel für die langfristige Entwicklung der neuen Länder bereit. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Peter Rzepka (CDU/CSU) (Drucksa- che 15/413, Fragen 43 und 44): Hat sich nach Erkenntnissen der Bundesregierung das erhöhte Ausschüttungsverhalten der Kapitalgesellschaften infolge der Umstellung des Körperschaftsteuersystems inzwischen normali- siert, und welche Folgen hatten die Ausschüttungen nach Schät- zung der Bundesregierung auf den Umfang des Körperschaft- steuerguthabens per 31. Dezember 2002 (aufgeschlüsselt nach früheren Eigenkapitaltöpfen)? Liegen der Bundesregierung neue Erkenntnisse vor über die möglichen Ursachen der Entwicklung der Einnahmen bei der Kör- perschaftsteuer, insbesondere im Hinblick auf den deutlichen An- stieg der Einnahmen zum Jahresende 2002? Zu Frage 43: Das Aufkommen der Kapitalertragsteuer auf Dividen- den ist im Jahr 2002 mit – 32,9 v. H. weniger stark zurück- gegangen als in der Steuerschätzung vom November 2001 für 2002 erwartet (– 47,6 v. H.). In einigen Monaten des Jahres 2002 wurde das sehr hohe Niveau des Jahres 2001 erneut erreicht bzw. sogar überschritten. Die Normalisie- rung des Ausschüttungsverhaltens hat sich somit nicht ganz in dem erwarteten Tempo vollzogen. Der Abbau des Anrechnungsguthabens (Übergangs- regelung Altkapital) ist im Jahre 2002 hingegen deutlich schneller vonstatten gegangen als erwartet. Nach einer aktuellen Schätzung des BMF verminderte sich der Be- stand an Körperschaftsteuer-Anrechnungsguthaben von 25,5 Milliarden Euro zu Beginn des Jahres 2002 bis zum Jahresende um 10,5 Milliarden Euro auf 15 Milliarden Euro. Das Anrechnungsguthaben zu Beginn des Jahres 2002 ist in voller Höhe aus dem ehemaligen EK 40 er- mittelt worden. Zu Frage 44: Die Entwicklung des Körperschaftsteueraufkommens im Jahresverlauf 2002 war geprägt von einem schwachen ersten Halbjahr (3,4 Milliarden Euro weniger als im ent- sprechenden Vorjahreszeitraum) und einem vergleichs- weise starken zweiten Halbjahr (6,7 Milliarden Euro mehr als im 2. Halbjahr 2001). Die schlechte Gewinnsituation der Jahre 2000 und 2001 beeinflusste die Entwicklung der Körperschaftsteuer im ersten Halbjahr 2002 maßgeblich. Große Unternehmen aus Wirtschaftsbereichen, in denen die Gewinne nicht nur aus konjunkturellen Gründen, sondern zusätzlich auf- grund von branchenspezifischen Problemen (Banken, Te- lekommunikation) rückläufig waren, erhielten im ersten Halbjahr 2002 im Zuge der Veranlagung für die Jahre 2000 und 2001 Rückzahlungen von früher geleisteten Körperschaftsteuer-Vorauszahlungen in Milliardenhöhe. Im zweiten Halbjahr 2002 war in fast allen Monaten eine Aufkommensverbesserung gegenüber dem Vorjahr festzustellen. In den Monaten Juli, August, Oktober und November wurden durchgängig geringere Erstattungen für zurückliegende Veranlagungszeiträume ausgezahlt als Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 20031866 (C) (D) (A) (B) im Vorjahr. Der Vorauszahlungsmonat September brachte zwar etwas weniger Einnahmen als im Jahr zuvor, aber verglichen mit den beiden Vorauszahlungsterminen März und Juni 2002 zeichnete sich bereits mit dem September- Ergebnis ab, dass die branchenspezifischen Sondereffekte und die Übergangseffekte aus dem Systemwechsel der Unternehmensbesteuerung allmählich an Bedeutung ver- lieren. Das Dezember-Ergebnis bestätigte diese Einschät- zung einer Stabilisierung des Körperschaftsteueraufkom- mens mit einem kräftigen Einnahmezuwachs. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- gen des Abgeordneten Johannes Singhammer (CDU/ CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 45 und 46): Wie ist der Stand der Verhandlungen, die von der EU im Rah- men des GATS (General Agreement on Trade in Services) geführt werden, bezüglich der Öffnung von Dienstleistungsbereichen, insbesondere welche Verhandlungsangebote von Mitgliedern der Welthandelsorganisation WTO beabsichtigt die Bundesregierung zu unterstützen oder selbst in die Verhandlungen einzubringen? Welche Haltung wird in oben genannten Verhandlungen nach Kenntnis der Bundesregierung von der EU eingenommen, insbe- sondere in welcher Weise hat die Bundesregierung diese Positio- nierung der EU beeinflusst? Zu Frage 45: Entsprechend dem auf der letzten WTO-Ministerkonfe- renz in Doha im November 2001 für die WTO-Dienstleis- tungsverhandlungen vereinbarten Verhandlungsfahrplan waren bilaterale Liberalisierungsforderungen zwischen den WTO-Mitgliedern bis Anfang Juli 2002 auszutau- schen. Eigene Verhandlungsangebote sollen die WTO-Mit- glieder bis Ende März 2003 in Genf vorlegen. Die Euro- päische Gemeinschaft hat Anfang Juli 2002 an insgesamt 109 Länder jeweils länderspezifische und differenzie- rende Liberalisierungsforderungen unter Berücksichtigung der jeweiligen, von der deutschen bzw. europäischen exportorientierten Dienstleistungsindustrie mitgeteilten Marktzugangshemmnisse übergeben. Bisland haben 26 Länder, darunter alle wichtigen Industrieländer – aber auch zahlreiche Entwicklungsländer – ihre Liberalisie- rungswünsche an EU/EU-MS übermittelt. Vor wenigen Tagen, am 7. Februar 2003, hat die EU-Kommission als Verhandlungsführerin von EU und EU-MS den EU-Mit- gliedstaaten einen ersten Entwurf für ein eigenes Ein- gangsangebot der Gemeinschaft vorgelegt. Dieser Ent- wurf wird derzeit von dem für diese Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung federführenden Bundes- ministerium für Wirtschaft und Arbeit analysiert und an- schließend mit allen betroffenen Ressorts bzw. Bundes- ländern im Detail abgestimmt werden. Ziel ist die Überweisung des abgestimmten Eingangsangebots der Gemeinschaft („initial offer“) Ende März in den Genfer Verhandlungsprozess. Im Lichte der sich dann ent- wickelnden Verhandlungsdynamik kann auch dieses Ein- gangsangebot fortlaufend modifiziert werden. Angesichts der im BMWAnoch nicht abgeschlossenen Analyse zur Tragweite des Entwurfs kann ich Ihnen heute noch keine Einzelheiten zu den von der EU-Kommission vorgeschlagenen zusätzlichen Liberalisierungsvorstel- lungen vortragen. Nicht thematisiert werden jedenfalls in diesem Vorschlag die für uns bzw. die Gemeinschaft sen- siblen Bereiche wie audiovisuelle Dienstleistungen, Ge- sundheit, Bildung und Verteilung von Wasser. Dies hat uns die EU-Kommission im Vorgriff bereits vertraulich mitgeteilt. Sobald die Gesamtanalyse zum Angebotsent- wurf vorliegt wird die Bundesregierung hierüber selbst- verständlich auch das Parlament bzw. alle betroffenen Ausschüsse des Deutschen Bundestages in Anknüpfung an die kontinuierliche bisherige Sachunterrichtung zu den GATS-Verhandlungen informieren. Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass in den vergangenen Monaten auch die interessierte Zivilgesell- schaft – Verbände, Gewerkschaften, kritische Bürger – Gelegenheit hatte, zu den an die EU/EU-MS gerichteten Drittlandsforderungen Stellung zu nehmen. Hierfür wur- den die Drittlandsforderungen in einer der vorgegebenen Vertraulichkeit dieser Forderungslisten gerecht werden- den Fassung dargestellt und beschrieben. Schließlich ist anzumerken, dass die an die Gemeinschaft von Drittlän- dern gerichteten Liberalisierungswünsche häufig ver- handlungsstrategisch motivierte Maximalforderungen sind und sicherlich nicht zu Zugeständnissen in derarti- gem Umfang führen werden. Zu Frage 46: Die Bundesregierung hat die EU-Kommisison in dem für diese GATS-Verhandlungen zuständigen handelspo- litischen Koordinierungsausschuss („Ausschuss gemäß Art. 133 EG-Vertrag), der regelmäßig in Brüssel tagt, fort- laufend über sämtliche Positionen unterrichtet, die ihr im Zusammenhang mit den konkreten, an EU/EU-MS ge- richteten Drittlandsforderungen von allen Betroffenen – Ressorts, Bundesländer, Verbände, Gewerkschaften – auf Anfrage zugegangen sind. Ich gehe davon aus, dass die EU-Kommission diese Informationen, die insbeson- dere auch auf unsere nationalen Sensibilitäten eingehen, bei der Abfassung ihres Angebotsentwurfs sachgerecht berücksichtigt hat. Die hierzu erforderliche Prüfung ist – wie bereits erwähnt – eingeleitet, aber noch nicht abge- schlossen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Frage des Abgeordneten Dirk Niebel (FDP) (Drucksache 15/413, Frage 47): Wann gedenkt die Bundesregierung die bis zum 31. Dezember 2002 befristete Regelung für die Vermittlung ausländischer Haus- haltshilfen aus Drittstaaten zur Beschäftigung in Haushalten mit Pflegebedürftigen wieder aufzunehmen, und werden dann außer Polen, der Slowakischen Republik, Slowenien, der Tschechischen Republik und Ungarn die anderen Länder, deren Mitgliedschaft in der Europäischen Union am 1. Mai 2004 beginnt, ebenfalls in das Vermittlungsverfahren aufgenommen? Die Regelung in § 4 Absatz 9 a der Anwerbestopp- ausnahmeverordnung zur Zulassung von ausländischen Haushaltshilfen in Haushalten mit Pflegebedürftigen im Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1867 (C) (D) (A) (B) Sinne der Pflegeversicherung sollte mit einer „Auslän- derbeschäftigungsverordnung“ zum Aufenthaltsgesetz des Zuwanderungsgesetzes ab 1. Januar 2003 fortgeführt werden. Dies konnte wegen des Urteils des Bundesver- fassungsgerichts zum Zuwanderungsgesetz nicht gesche- hen. Die Bundesregierung hat das Zuwanderungsgesetz in- zwischen erneut in das parlamentarische Verfahren einge- bracht. Auf der Grundlage des zukünftigen Gesetzes wird sie im Rahmen der vorgesehenen Ausländerbeschäfti- gungsverordnung über die Frage der Zulassung von aus- ländischen Haushaltshilfen entscheiden. Dabei werden auch die Auswirkungen der Neuregelungen zur Förde- rung der Arbeitsplätze in privaten Haushalten berücksich- tigt werden, die mit der Umsetzung des Hartz-Konzeptes zum 1. April 2003 in Kraft treten werden. Für den Fall, dass eine Regelung zur Zulassung von ausländischen Haushaltshilfen zustande kommt, hat die Bundesregierung keine Bedenken, wenn die Bundes- anstalt für Arbeit mit Inkrafttreten der Ausländerbeschäf- tigungsverordnung entsprechende Vermittlungsabspra- chen auch den drei Baltischen Staaten anbietet. Im Falle Bulgariens und Rumäniens erfolgten entsprechende An- gebote schon im Jahre 2002. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fragen des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 48 und 49): Ist es zutreffend, dass die Deutsche Post AG den im gegenüber dem Bund zugesicherten Netz der Postagenturen befindlichen Einzelagenturen derzeit neue Verträge geben will, die für die Be- treiber der Postagenturen wesentlich ungünstigere Konditionen beinhalten? Wie hat sich das dem Bund zugesicherte Konzept der Deut- schen Post AG zur Vorhaltung von flächendeckenden Angeboten von Postagenturen bewährt? Zu Frage 48: Die Bundesregierung hat den öffentlichen Meldungen entnommen, dass die Deutsche Post AG zur Zeit offen- sichtlich allen Agenturinhabern neue Verträge anbietet. Der Bundesregierung liegen die Vertragsentwürfe jedoch nicht vor; als privatrechtliche Verträge unterliegen sie der unternehmerischen Dispositionsfreiheit der Vertragspart- ner. Die Bundesregierung kann deshalb zum Inhalt der Verträge nicht Stellung beziehen. Zu Frage 49: Der Bund hat nach Artikel 87f des Grundgesetzes flächendeckend eine angemessene und ausreichende Ver- sorgung mit Postdienstleistungen zu gewährleisten. Nach den Vorgaben des Postgesetzes und der konkretisierenden Post-Universaldienstleistungsverordnung ist die Deutsche Post AG unter anderem verpflichtet, bundesweit eine Min- destanzahl von 12 000 stationären Einrichtungen unter Be- rücksichtigung einwohneranzahl- und flächenbezogener Kriterien vorzuhalten; davon müssen mindestens 5 000 mit unternehmenseigenem Personal betrieben, 7 000 stationäre Einrichtungen können als Postagenturen fremdbetrieben werden. Die Einrichtung von Postagenturen hat sich bis- lang als geeignetes und von den Kunden weitgehend ak- zeptiertes Konzept zur Wahrnehmung des Infrastruktur- auftrags der Deutschen Post AG im Hinblick auf ein flächendeckendes Postfilialnetz erwiesen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Günter Baumann (CDU/CSU) (Druck- sache 15/413, Fragen 50 und 51): Hat die Bundesregierung im Bundeshaushalt 2003 finanzielle Mittel für die Sanierung der Wismut-Altstandorte in Johanngeor- genstadt und Breitenbrunn eingestellt, die im Jahresbericht 2002 der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit (Bundes- tagsdrucksache 14/9950, Seite 83) als die „dringlichsten“ be- zeichnet werden? Wie ist der gegenwärtige Stand in den Verhandlungen zwi- schen der Bundesregierung und dem Land Sachsen über ein Ver- waltungsabkommen zur gemeinsamen Finanzierung der Sanie- rungsaufgaben an Wismut-Altstandorten in Sachsen? Zu Frage 50: Mit dem Freistaat Sachsen wurde im Dezember 2001 ein Beitrag des Bundes für Arbeiten in den Jahren 2002 und 2003 auf sieben prioritären (= dringlichsten) Wismut- Altstandorten in dieser Region – davon stehen vier in mit- telbarem Bundeseigentum – in Höhe von bis zu 2,39 Mil- lionen Euro vereinbart. Dieser Beitrag wird durch die BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (Tochtergesellschaft der Bundesanstalt für vereinigungs- bedingte Sonderaufgaben) und das Bundeseisenbahnver- mögen zur Verfügung gestellt. Zu Frage 51: Die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und dem Freistaat Sachsen über ein Verwaltungsabkommen zu den Sächsischen Wismut-Altstandorten stehen kurz vor einem Abschluss. Mit einer Paraphierung des Abkommens kann im I. Quartal 2003 gerechnet werden. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Frage des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Frage 52): Wie hoch beziffern sich die öffentlichen Mittel, die pro Jahr und durchschnittlich pro Ausbildungsplatz im Rahmen des JUMP-Programmes (Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit) aufgewendet werden? In den Jahren 1999 bis 2002 wurden 53,4 Millionen Euro für Maßnahmen zur Förderung von lokalen und re- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 20031868 (C) (D) (A) (B) gionalen Projekten zur Ausschöpfung und Erhöhung des betrieblichen Lehrstellenangebots nach Artikel 2 des So- fortprogramms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit (JUMP) ausgegeben; hiermit konnten 60 259 zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze gewonnen werden: Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1869 (C) (D) (A) (B) Jahr Ausgaben gewonnene Plätze Ausgaben/ Platz1 1999 11,9 Mio. € 14 245 835 € 2000 12,2 Mio. € 17 551 695 € 2001 14,2 Mio. € 18 444 770 € 2002 15,1 Mio. € 10 019 1 507 € 1 Rein rechnerisch. Für die außerbetriebliche Ausbildung nach Artikel 4 des Sofortprogramms zum Abbau der Jugendarbeitslosig- keit wurden in den Jahren 1999 bis 2002 723 Millionen Euro ausgegeben. Die im Zeitverlauf sinkenden Ausga- ben beruhen auf einer Konzentration der Förderung ab dem Jahr 2000 auf Regionen mit schwieriger Ausbil- dungsmarktlage: Ausscheiden aus dem Programm erhoben. Erfahrungs- gemäß verbessern sich die Werte, wenn mehr Zeit vergan- gen ist. In der Eingliederungsbilanz, die die Arbeitsämter nach dem SGB III zur Beurteilung des Eingliederungser- folgs vorzulegen haben, wird deshalb auf den Zeitpunkt 6 Monate nach Ausscheiden aus der Förderung abgestellt. Zu Frage 54: Ende Januar 2003 wurden 72 877 Jugendliche durch das Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit (JUMP) gefördert. Das Programm bietet Jugendlichen vielfältige Angebote zur Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung. Durch die Leistung von Lohnkostenzuschüssen an Arbeitgeber erhalten Ju- gendliche unmittelbar eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Mit den übrigen Leistungen werden die Ju- gendlichen an Ausbildung und Beschäftigung herange- führt oder erhalten eine außerbetriebliche Ausbildung und verbessern ihre Vermittlungschancen nachhaltig. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- ge der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) (Druck- sache 15/413, Frage 55): Wie viele Arbeitsplätze konnten bundesweit durch den Job- Floater geschaffen werden (bitte genau nach Ländern aufschlüs- seln)? Das neue Kreditprogramm der Kreditanstalt für Wie- deraufbau „Kapital für Arbeit“ ist am 1. November 2002 – wie mit der Bundesregierung vereinbart – gestartet. Es setzt den von der Hartz-Kommission vorgeschlagenen „Job-Floater“ um. Bisher (Stand: 29. Januar 2003) wur- den 535 Anträge mit einem Volumen von 129 Millionen Euro gestellt. 205 Anträge mit über 55 Millionen Euro wurden be- reits zugesagt. Mit den 205 zugesagten Darlehen wurden rund 1 000 neue Beschäftigungsverhältnisse gefördert. Das sind 4,9 Arbeitsplätze pro Darlehen. In den bisherigen KfW-Breitenprogrammen liegen die Vergleichswerte für das Jahr 2002 mit 1,5 Arbeitsplätzen je Vorhaben deutlich niedriger. Die positiven Arbeitsplatz- effekte des neuen Programms sind – nach Auskunft der KfW – damit deutlich stärker ausgeprägt als in den Brei- tenprogrammen. Der Bundesregierung liegen keine An- gaben zur Verteilung der mit dem neuen Kreditprogramm geschaffenen zusätzlichen Arbeitsplätze auf die einzelnen Bundesländer vor. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Frage des AbgeordnetenDr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/ CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 56 und 57) 1999 2000 2001 2002 Ausgaben in Mio. € 204,2 225 184,2 109,6 Teilnehmer (Jahres- durchschnitt) 19 705 21 473 18 091 9 900 durchschnittliche Ausgaben pro Teil- nehmer in € 10 363 10 478 10 182 11 071 Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- gen des Abgeordneten Thomas Rachel (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 53 und 54): Wie viele Jugendliche, die im vergangenen Jahr eine überbe- triebliche Ausbildung im Rahmen des JUMP-Programms beendet haben, haben anschließend einen Arbeitsplatz erhalten, und wie viele sind nach wie vor arbeitslos? Wie viele Jugendliche sind derzeit in Maßnahmen des JUMP- Programmes beschäftigt, und wie schätzt die Bundesregierung deren Chancen nach Abschluss der Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt ein? Zu Frage 53: Im Jahr 2002 haben 12 430 Jugendliche eine außerbe- triebliche Ausbildung nach dem Jugendsofortprogramm JUMP beendet, davon haben 10 715 Jugendliche 1999 ihre Ausbildung begonnen. Von diesen haben hochge- rechnet rund 30 Prozent eine reguläre Beschäftigung auf- genommen, 35,5 Prozent sind zunächst arbeitslos. Die Daten beruhen auf Erhebungen im Rahmen der Be- gleitforschung des IAB. Sie werden unmittelbar nach dem Trifft es zu, dass das Bundeskartellamt im Zusammenhang mit dem Eintritt eines neuen Gesellschafters beim Süddeutschen Ver- lag den unverzüglichen Verkauf des 70-Prozent-Anteils des Süd- deutschen Verlags an der Frankenpost in Hof gefordert hat, und wenn ja, wann hat die Bundesregierung im Rahmen ihrer Aufsicht über das Bundeskartellamt Kenntnis erlangt? War der Bundesregierung vor der Entscheidung des Bundes- kartellamtes bekannt, dass angesichts der Kurzfristigkeit der Ver- äußerungsfrist der Frankenpostanteile als Übernehmer insbeson- dere die SPD-eigene Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) in Betracht kam? Das von Ihnen angesprochene Zusammenschluss- vorhaben betrifft die Beteiligung der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) an dem Verlag der „Süddeut- schen Zeitung“ (SV). Diese Fusion ist vom Bundeskartell- amt nach den §§ 35 ff. des Gesetzes gegen Wettbewerbs- beschränkungen geprüft und am 7. Februar 2003 in der ersten Prüfungsphase freigegeben worden. Wegen regio- naler Überschneidungen zwischen Objekten der SV und der SWMH war Vorausetzung für die Freigabe der Fusion die Veräußerung der Beteiligung der „Süddeutschen Zei- tung“ an der „Frankenpost“. Der Erwerb der „Franken- post“ durch die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft wurde am 28. Januar 2003 beim Bundeskartellamt ange- meldet und die Anmeldung auf der Homepage des Bun- deskartellamtes veröffentlicht. Das Bundeskartellamt ent- scheidet allein aufgrund von wettbewerblichen und nicht von politischen Gesichtspunkten. In Einzelentscheidungen ist es von Weisungen der Bundesregierung unabhängig. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Fra- gen des Abgeordneten Albert Deß (CDU/CSU) (Druck- sache 15/413, Fragen 58 und 59): Wie will die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, ihrer Kritik in ih- rer Eröffnungsrede auf der Grünen Woche am 16. Januar 2003 an dem Verkauf von Lebensmitteln unter Einstandspreis Taten folgen lassen, wenn sie dort sagte: „Wir müssen über Preiskultur reden – und Taten folgen lassen“, und welche Taten sind damit gemeint? Wann ist mit den Ergebnissen des Lebensmittelmonitoring 2001 zu rechnen, und warum sind die Daten nicht zeitnäher ver- fügbar? Zu Frage 58: Die zitierte Textpassage in der Eröffnungsrede von Frau Bundesministerin Renate Künast anlässlich der dies- jährigen Internationalen Grünen Woche bezieht sich nicht allein auf die in diesem Zusammenhang geltenden wett- bewerbsrelevanten Rechtsgrundlagen. Über Preiskultur zu reden bedeutet auch, über die Fol- gen der Niedrigpreisspirale zu diskutieren. Zu diesen Fol- gen zählen die Auswirkungen auf die Marktbeteiligten ebenso wie die auf die Qualität der Produkte sowie die Einhaltung von Umwelt-, Tierschutz- und Naturschutz- standards. Entsprechende Informationen sollen dazu bei- tragen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Kaufentscheidungen bewusster treffen können. Dabei muss vor allem die Wertschätzung von Lebensmitteln stärker thematisiert werden. Der jährliche Gesamtprobenumfang umfasst etwa 4 700 Proben, die entsprechend der Bevölkerungszahl auf die Bundesländer verteilt werden. Die Organisation des Monitorings, die Erfassung der Daten, die Datenhaltung sowie die Berichterstattung obliegen dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Das BVL übermittelt spätestens bis zum 1. Juli des fol- genden Jahres dem Deutschen Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) die Daten aus dem Lebensmittel-Monitoring in aggregierter Form. Da- mit stehen die Rohdaten den Experten aus den Ländern und dem Bund zur Verfügung. Ein erster Entwurf der Be- wertung der Monitoringdaten wird vom BVL bis Novem- ber erstellt und den Ländern zur Stellungnahme zugelei- tet. In den folgenden Monaten wird der Berichtsentwurf sorgfältig und wiederholt zwischen dem BVL und den Ländern abgestimmt. Mit einer Beschlussfassung ist er- fahrungsgemäß im Februar des auf das Untersuchungs- jahr folgenden übernächsten Jahres zu rechnen. Die Ver- öffentlichung des Berichtes erfolgt in der Regel drei Monate nach der Beschlussfassung. Sofern Ergebnisse vorliegen, die eine frühzeitigere Unterrichtung der Behör- den und der Öffentlichkeit erforderlich machen, werden vom BVL im Vorgriff auf den Jahresbericht thematische Berichte, die den aktuellen Stand der Kenntnisse über das Vorkommen von Rückständen und Kontaminanten in Le- bensmitteln und Informationen über Verbraucherexposi- tionen beinhalten können, herausgegeben. Aufgrund der hohen technisch-wissenschaftlichen Anforderungen, die an die Aufbereitung, Zusammenfassung, Bewertung und Dokumentation der Monitoringdaten gestellt werden, und der notwendigen Abstimmung mit den Bundesländern, die an der Erstellung des Monitoringberichtes beteiligt sind, ist mit einer Veröffentlichung des Jahresberichtes 2001 nicht vor Juni 2003 zu rechnen. Zu Frage 59: Das Lebensmittelmonitoring wird seit 1995 bundes- weit als Aufgabe im Rahmen des Lebensmittel- und Be- darfsgegenständegesetzes durchgeführt. Als ergänzende Maßnahme des vorsorgenden gesundheitlichen Verbrau- cherschutzes zur amtlichen Lebensmittelüberwachung soll dieses ständige Mess- und Beobachtungssystem für Lebensmittel insbesondere dazu dienen – aussagekräftige Daten zur repräsentativen Beschreibung des Vorkommens unerwünschter Stoffe in Lebensmit- teln für die Bundesrepublik Deutschland zu erhalten, – eventuelle Gefährdungspotenziale durch diese Stoffe frühzeitig zu erkennen, – mehr Transparenz und objektive Information über die Belastung von Lebensmitteln bei den gesundheitspo- litisch verantwortlichen Stellen und der Öffentlichkeit herzustellen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Fra- gen der Abgeordneten Gudrun Kopp (FDP) (Drucksache 15/413, Fragen 60 und 61): Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 20031870 (C) (D) (A) (B) Welche Schritte hat die Bundesministerin für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, vor dem Hintergrund der von der Vereinigung Deutscher Elektrizitäts- werke am 4. Februar 2003 veröffentlichten Daten zu den staat- lichen Sonderlasten bei Strom und angesichts des vom Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Jürgen Trittin, am 28. Januar 2003 vorgestellten Eckpunktepapiers für eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eingelei- tet, um das Strompreisniveau für die Verbraucher und Verbrau- cherinnen zu stabilisieren bzw. abzusenken? In welcher Weise wird das Bundesministerium für Verbrau- cherschutz, Ernährung und Landwirtschaft seiner mitberatenden Funktion bei der Erstellung eines Entwurfs zur Novelle des EEG nachkommen, und wie beabsichtigt es, insbesondere den mögli- chen Interessenkonflikt zwischen den Interessen der Verbraucher und Verbraucherinnen und der Förderung erneuerbarer Energien, wie z. B. des verstärkten Biomasseeinsatzes, aufzulösen? Zu Frage 60: Das EEG ist eine Maßnahme im Interesse des Klima- und Umweltschutzes. Es trägt zur Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung bei und leistet einen un- verzichtbaren Beitrag zur Erreichung der Ziele der Euro- päischen Union und der Bundesrepublik Deutschland, bis 2010 den Anteil erneuerbarer Energien am Energiever- brauch mindestens zu verdoppeln. Die von Bundesminister Trittin am 28. Januar 2003 vorgestellten Eckpunkte für eine Novellierung des EEG sehen eine Änderung des EEG in den Bereichen vor, in denen eine Optimierung möglich ist. Dazu gehört auch, dass die Vergütung in verschiedenen Bereichen überprüft wird. Ausgangspunkt ist dabei der Erfahrungsbericht der BReg zum EEG vom Juli 2002: „Bericht über den Stand der Markteinführung und Kostenentwicklung von Anla- gen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien“ Bundestagsdrucksache 14/9807 vom 16. Juli 2002. Die Eckpunkte der geplanten Novellierung werden in nächster Zeit von der Bundesregierung mit den Beteilig- ten diskutiert. Wichtig ist dabei auch, dass im Zuge des Baus und Betriebs dezentraler Anlagen zur Nutzung der erneuerba- ren Energien Arbeitsplätze vor allem in ländlichen und strukturschwachen Gebieten entstehen mit entsprechend positiven wirtschaftlichen Effekten. Insgesamt ist die Nutzung der erneuerbaren Energien mit rund 130 000 Ar- beitsplätzen verbunden, davon rund 50 000 im Bereich der Biomasse und 40 000 im Bereich der Windenergie. In der Atomwirtschaft bestehen zurzeit rund 38 000 Arbeits- plätze in Deutschland. Die Angaben der Elektrizitätswirtschaft über „Sonder- lasten“ für die Verbraucher durch das EEG sind umstrit- ten. Je nach Interessenslage werden bei deren Berechnung unterschiedliche empirische und methodische Vorgehens- weisen angewandt. Bei einer volkswirtschaftlichen Kos- tenbetrachtung der Stromerzeugung müssen die durch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eingesparten externen Kosten (zum Beispiel beim Klimaschutz) den durch fossile Energieträger verursachten Kosten gegen- gerechnet werden. Das BMVEL weist aber auch auf die Verantwortung der Stromwirtschaft bei der Gestaltung ihrer Preise hin, verantwortungsvoll mit den privaten und kleinen Strom- verbrauchern umzugehen. Dazu gehörte ebenfalls, dass etwaige Strompreiserhöhungen unter Bezug auf das EEG nur auf der Basis solide ermittelter Kostenauswirkungen dieses Gesetzes vorgenommen werden. Zu Frage 61: Die Stromgewinnung aus land- und forstwirtschaftli- cher Biomasse im Rahmen des EEG ist gegenwärtig in der Regel nicht wirtschaftlich. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft wird bei einer Novellierung des EEG dem für das EEG feder- führenden Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Verbesserungsvorschläge unter- breiten, damit künftig in günstig gelagerten Teilbereichen die Stromgewinnung aus land- und forstwirtschaftlicher Biomasse wirtschaftlich gestaltet werden kann. Die Angaben der Elektrizitätswirtschaft über „Sonder- lasten“ durch das EEG sind umstritten. Bei einer volks- wirtschaftlichen Kostenbetrachtung der Stromerzeugung müssen die durch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eingesparten Kosten den durch fossile Energie- träger verursachten Kosten gegengerechnet werden. Ein Interessenkonflikt zwischen den Interessen der Verbrau- cherinnen und Verbraucher und der Förderung erneuerba- rer Energien durch das EEG, wie in dieser Frage unter- stellt, besteht bei einer ganzheitlichen und nachhaltigen Betrachtung nach Auffassung des BMVEL nicht, solange sich die Kosten in vertretbarer Höhe bewegen. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans Georg Wagner auf die Fra- gen der Abgeordneten Kristina Köhler (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 62 und 63) Trifft es zu, dass die Außenstelle Wiesbaden der Wehrbereichs- verwaltung West umstrukturiert oder aufgelöst und die zugehöri- gen 550 Dienstposten reduziert oder abgebaut werden sollen? Wenn ja, wie lautet der Zeitplan für Abbau oder Umstruktu- rierung der Außenstelle Wiesbaden der Wehrbereichsverwaltung West, und wenn nein, wie lange kann der Fortbestand der Außen- stelle Wiesbaden und der 550 Dienstposten garantiert werden? Zu Frage 62: Das Verteidigungsministerium steht weiterhin zu der vom früheren Bundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping, gegebenen Zusage zum Erhalt der Außenstelle Wiesbaden. Von einer Umstrukturierung oder Auflösung kann keine Rede sein. Zu Frage 63: Der Bundesrechnungshof hat in einer Prüfungsmittei- lung vom 10. Dezember 2002 festgestellt, dass die Außen- stellen „mittelfristig aufgelöst werden können“. Diese Auffassung vertritt das Bundesministerium der Verteidigung nicht. Es ist vielmehr der Überzeugung, dass die Außenstellen gegenwärtig wirtschaftlich vertretbar und damit bestandssicher sind. Zum Ende des Jahres 2002 betrug die Zahl der Dienstposten bei der Außenstelle Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 2003 1871 (C) (D) (A) (B) Wiesbaden der Wehrbereichsverwaltung West in Düssel- dorf rund 600 Dienstposten. Auf diesen Dienstposten wer- den einschließlich der Teilzeitkräfte insgesamt rund 700 Personen beschäftigt. Von einem Beschluss des Bundes- ministeriums der Verteidigung zur Schließung der Außen- stelle Wiebaden kann daher keine Rede sein. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass es durch ver- schiedene Aufgabenverlagerungen wie Zentralisierung der Heilfürsorge, Neues Flottenmanagement, Neues Be- kleidungsmanagement, Restrukturierung des Sprachen- dienstes und Einführung SAP auf der Zeitschiene zu einer Absenkung der Dienstposten in den Außenstellen der Wehrbereichsverwaltungen, wie auch bei anderen Orga- nisationen der Wehrverwaltung, kommen kann. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans Georg Wagner auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) (Drucksache 15/413, Fragen 64 und 65): Trifft es zu, dass die von der BwFuhrparkservice GmbH (Bun- desgesellschaft) an die Nutzer des Fuhrparks ausgegebenen Tank- karten von Tankstellenbetreibern zurückgewiesen werden, weil die Rechnungen nicht beglichen worden sind? Trifft es zu, dass ein großes Automobilunternehmen an die Bw- Fuhrparkservice GmbH gelieferte Fahrzeuge wieder eingezogen hat, weil seitens der Bundesgesellschaft keine Zahlung erfolgte? Zu Frage 64: Es trifft nicht zu, dass die von der Bundeswehr Fuhr- parkservice GmbH an die Nutzer des Fuhrparks ausgege- benen Tankkarten von Tankstellenbetreibern zurückge- wiesen werden, weil die Rechnungen nicht beglichen worden sind. Zu Frage 65: Es trifft nicht zu, dass ein Automobilunternehmen an die Bundeswehr Fuhrparkservice GmbH gelieferte Fahr- zeuge wieder eingezogen hat, weil seitens der Bundesge- sellschaft keine Zahlung erfolgte. Anlage 27 Erklärung des Abgeordneten Dr. Heinz Köhler (Coburg) (SPD) zu den namentlichen Abstimmungen zu den Anträgen: – Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (FDP) – Eine Mehrwertsteuererhöhung ist abzulehnen (SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (23. Sitzung, Tagesordnungspunkt 12) In den Ergebnislisten ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet „Ja“. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 24. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. Februar 20031872 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502400000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:

Fragestunde
– Drucksachen 15/413, 15/419 –

Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Ziffer 10 der
Richtlinien für die Fragestunde die dringliche Frage des
Kollegen Eckart von Klaeden auf Drucksache 15/419 auf:

Geht die Berichterstattung des Nachrichtenmagazins „Der
Spiegel“ vom 10. Februar 2003 über einen „Alternativ-Plan der
Franzosen und Deutschen“ auf Informationen aus der Bundes-
regierung zurück, und wenn ja, von wem stammen diese Informa-
tionen?

Zur Beantwortung dieser Frage steht der Staatsminis-
ter Rolf Schwanitz zur Verfügung.


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502400100

Herr von Klaeden, ich beantworte Ihre Frage wie folgt:

Ziel der Bundesregierung ist es, alle Möglichkeiten zu
einer friedlichen Lösung der Irakproblematik zu nutzen.
Der Bundeskanzler wird morgen in seiner Regierungser-
klärung die Haltung der Bundesregierung und ihr Vorge-
hen erläutern.

Gemeinsam mit Frankreich und Russland sind wir der
Auffassung, dass die vom Sicherheitsrat einstimmig ver-
abschiedete Resolution 1441 einen Rahmen bietet, dessen
Möglichkeiten noch nicht voll und ganz ausgeschöpft
sind. Wie der Regierungssprecher bereits am Montag
erläuterte, gibt es gemeinsame Überlegungen zwischen
Deutschland und Frankreich, die darauf zielen, das In-
spektionsteam unter Leitung von Herrn Blix und Herrn
al-Baradei zu stärken. Erste Vorschläge dazu hat der fran-
zösische Außenminister de Villepin in der Sicherheits-
ratssitzung am 5. Februar vorgetragen. Diese wurden vor
dem Hintergrund einer engen Abstimmung zwischen
Deutschland und Frankreich vom deutschen Außenminis-
ter Joschka Fischer unterstützt.

Weder ist es Aufgabe der Bundesregierung noch liegt
es im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die Frage zu beant-

worten, auf welche Quellen sich die Berichterstattung in
den Medien im Einzelnen stützt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502400200

Zusatzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1502400300

Herr Staatsminister, ist es zutreffend, dass sich der

Bundeskanzler am Donnerstagabend letzter Woche, also
zwei Tage vor der Sicherheitskonferenz in München, mit
Redakteuren des „Spiegel“ im Kanzleramt getroffen hat
und ihnen dabei seine Vorstellungen zu den von Ihnen er-
wähnten möglichen Initiativen Deutschlands und Frank-
reichs erläutert hat?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502400400

Herr von Klaeden, der Bundeskanzler trifft sich regel-

mäßig mit Journalisten. Darunter sind auch Journalisten
des „Spiegel“.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das war wahrscheinlich sein Fehler!)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1502400500

Herr Staatsminister, ist es zutreffend, dass Außenminis-

ter Joseph Fischer und Verteidigungsminister Peter
Struck, die beide an der Sicherheitskonferenz in München
teilgenommen haben, nicht über dieses Gespräch und sei-
nen Inhalt informiert waren?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502400600

Herr von Klaeden, das kann ich nicht bestätigen. Es fin-

det zwischen den Ressorts wie auch im Kabinett eine enge
Abstimmung statt. Diese ist gerade in der Irakfrage sehr in-
tensiv und findet mitunter sogar mehrmals täglich statt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502400700

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Koppelin.






Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1502400800

Herr Staatsminister, war dieser Plan – man hat von ei-

nem Geheimplan gesprochen – so geheim, dass Bundes-
außenminister Joseph Fischer wie auch Verteidigungsmi-
nister Peter Struck nichts davon wussten? Sie haben von
einer Abstimmung zwischen den Ressorts gesprochen.
Stimmt es, dass man sich dabei am Telefon zum Teil sehr
lautstark äußert?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502400900

Herr Koppelin, es kann nicht Aufgabe der Bundesre-

gierung sein, Äußerungen und Mutmaßungen in Zeitun-
gen zu bewerten oder zu kommentieren.

Ich will noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen
– auch der Regierungssprecher hat dies getan –, dass es
gemeinsame Überlegungen zwischen Deutschland und
Frankreich auf der Grundlage einer gemeinsamen Ein-
schätzung der Situation im Irak gibt. Dies wird von allen
Mitgliedern des Bundeskabinetts mitgetragen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502401000

Die nächste Zusatzfrage hat der Kollege von und zu

Guttenberg.

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

(CDU/CSU):


Herr Staatsminister, wann, in welcher Form und auf
welcher Ebene hat die Kommunikation mit Frankreich
vor, während und nach der Sicherheitskonferenz stattge-
funden?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502401100

Herr Kollege, wir stehen insbesondere mit Frankreich

in ständigem Kontakt, also nicht nur vor, während oder
nach der Konferenz. Wir haben die feste Absicht – dies ist
insbesondere durch die Vorschläge, die der französische
Außenminister in der Sitzung des Sicherheitsrates am
5. Februar eingebracht hat, und die Unterstützung, die der
deutsche Außenminister dort kundgetan hat, deutlich ge-
worden –, im Interesse einer friedlichen Lösung des Irak-
konflikts weiterhin gemeinsam vorzugehen. Dabei haben
wir das Ziel, im Sicherheitsrat, aber auch darüber hinaus,
eine möglichst große Zustimmung für diese Überlegun-
gen zu finden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502401200

Kollege Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502401300

Herr Staatsminister, bezüglich der Frage des Kollegen

von Klaeden, die sich nicht allgemein auf die Pressearbeit
des Bundeskanzlers bezogen hat, frage ich konkret nach,
ob Sie bereit sind, zu bestätigen, dass es am Donnerstag
ein Gespräch des Bundeskanzlers mit mehreren Redak-
teuren des „Spiegel“ im Kanzleramt gegeben hat.


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502401400

Es hat am Donnerstag mehrere Kontakte zu Journalis-

ten gegeben. Darunter befanden sich auch Journalisten
des „Spiegel“.


(Martin Hohmann [CDU/CSU]: Da kommen wir der Sache doch schon näher!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502401500

Herr Kollege Fischer.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1502401600

Ich frage Sie: Ist die Berichterstattung des „Tagesspie-

gel“ von gestern falsch, nach der in dem Gespräch mit den
„Spiegel“-Redakteuren am Donnerstagabend die Frage
der Blauhelmeinsätze das erste Mal erörtert worden ist,
und ist es richtig, dass Herr Struck in München erklärt hat,
er habe dies erst aus der Vorabveröffentlichung des „Spie-
gel“ erfahren?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1502401700

Herr Abgeordneter, Hintergrundgespräche und das,

was einzelne Zeitungen in ihrer journalistischen Freiheit
interpretieren bzw. berichten, können nicht Gegenstand
der Berichterstattung der Bundesregierung sein.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1502401800

Ich frage nach. – Sie haben Recht, es ist nicht zulässig,

eine zweite Frage zu stellen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502401900

Nach den Regelungen der Fragestunde ist eine weitere

Zusatzfrage – außer durch den Fragesteller – nicht möglich.
Es liegen keine weiteren Fragen zu dieser Dringlich-

keitsfrage vor, sodass ich die Befragung der Bundesregie-
rung zu diesem Punkt abschließe.

Der Kollege von Klaeden möchte einen Geschäfts-
ordnungsantrag stellen.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1502402000

Herr Präsident, im Namen meiner Fraktion stelle ich

den Antrag, wegen der unbefriedigenden und auswei-
chenden Beantwortung der Frage durch die Bundesregie-
rung im Anschluss an die Fragestunde eine Aktuelle
Stunde dazu abzuhalten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502402100

Nach den Richtlinien für die Aktuelle Stunde – in die-

sem Fall geht es um Ziffer 1 b – ist eine sich aus der Fra-
gestunde entwickelnde Aktuelle Stunde unmittelbar im
Anschluss an die Fragestunde durchzuführen. Dies hat zur
Folge, dass die für heute angemeldete Aktuelle Stunde zu
einem anderen Thema nicht stattfinden wird.

Ich rufe nun die Fragen entsprechend der Ihnen be-
kannt gemachten Reihenfolge auf. Wir kommen zunächst


(A)



(B)



(C)



(D)


1824


(A)



(B)



(C)



(D)






zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Um-
welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Frage 1 des Kollegen Dietrich Austermann wird
schriftlich beantwortet.

Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Zur Beantwortung der Fragen steht die Parlamentarische
Staatssekretärin Marieluise Beck zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 2 des Abgeordneten Reinhard Grindel
auf:

Treffen die Feststellungen eines Gutachtens der Friedrich-
Ebert-Stiftung zu den bisherigen Wirkungen der Programme der
Bundesregierung gegen Rechtsextremismus – Xenos, Entimon
und Civitas – zu, wonach die Sonderzuwendungen vor allem in
den neuen Ländern für „normale“ Jugendarbeit verwendet wer-
den, für welche die zuständigen Kommunen keine Finanzmittel
mehr ausgeben können – „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom
2. Januar 2003 –, und wenn ja, wie will die Bundesregierung dafür
sorgen, dass die Mittel aus den entsprechenden Programmen künf-
tig zielgerichteter eingesetzt werden?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Gestatten Sie mir vorab eine Bemerkung, weil zu diesem
Komplex eine große Vielzahl von Fragen vorliegt: In der
von der Friedrich-Ebert-Stiftung finanzierten Studie wird
das Aktionsprogramm ausdrücklich begrüßt. Ich zitiere aus
einer Stellungnahme des Autors, die mir vorliegt:

Ziel war und ist es, zur Verbesserung und Versteti-
gung der Programme beizutragen. Nachdem ein
Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am
2. Januar 2003 dies vorgemacht hat, werden von
interessierter Seite selektiv einige kritische Anmer-
kungen aufgegriffen, um generelle Zweifel am Nut-
zen solcher Programme zu streuen. Dies wider-
spricht den Intentionen der Expertise.

Zu Ihrer Frage: Das Aktionsprogramm, das aus den
drei Teilen Entimon, Civitas und Xenos besteht, zielt auf
die Stärkung der Zivilgesellschaft zur Bekämpfung und
Prävention von rechtsextremistischem, fremdenfeind-
lichem und antisemitischem Gedankengut. Hauptziel-
gruppe sind junge Menschen, aber auch Eltern, Erzieher,
Lehrer und andere Multiplikatoren; denn über diese Ziel-
gruppe können langfristig wirkende Einstellungsverände-
rungen am besten erreicht werden.

Mit dem Aktionsprogramm will die Bundesregierung
im Rahmen ihrer Anregungsfunktion Zeichen setzen.
Dies ist nach Einschätzung der Bundesregierung sichtbar
gelungen. Damit unterscheidet sich diese Zielsetzung von
„normaler“ Jugendarbeit. Sie soll „normale“ Jugendarbeit
nicht ersetzen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502402200

Zusatzfrage des Kollegen Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502402300

Frau Staatssekretärin, die Studie besagt, dass nach den

Erkenntnissen der Wissenschaftler die Sonderzuwendun-

gen vor allem in den neuen Ländern für Projekte der „nor-
malen“ Jugendarbeit verwendet worden sind. Deswegen
möchte ich Sie fragen, wie viele neue Projekte angestoßen
worden sind, die mit einer gewissen Dauerhaftigkeit lau-
fen.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Eine Vielzahl von Projekten läuft in der Regel länger
als ein Jahr. Das ist auch so gewollt; denn der Aspekt der
Nachhaltigkeit steht dabei im Vordergrund. Eine Auf-
schlüsselung, welche Projekte wann gestartet worden
sind, möchte ich Ihnen schriftlich nachreichen.

Noch einmal: Es ist nicht Sinn des Aktionsprogramms,
„normale“ Jugendarbeit zu ersetzen. Ich möchte hier al-
lerdings ein Problem sehr deutlich benennen. Die Tatsa-
che, dass von den Ländern die Mittel für die allgemeine
Jugendarbeit deutlich zusammengestrichen werden, führt
zumindest bei den Trägern zu der Versuchung, nunmehr
aus anderen Projekten Mittel zu akquirieren. Aber die
Leitvorstellungen und Zielsetzungen der Programme be-
grenzen diese Möglichkeit eindeutig.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502402400

Eine weitere Zusatzfrage.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502402500

Frau Staatssekretärin, ist dann nach Ihrer Einschätzung

die Feststellung von Herrn Roth falsch, dass es sich im
Wesentlichen um Symbolpolitik handele, da viele Pro-
jekte wegen der auch von Ihnen angesprochenen schwie-
rigen Finanzlage der Kommunen gerade in den neuen
Ländern gestrichen werden, weil sie diese nicht mehr ko-
finanzieren können?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Es handelt sich bei diesen Modellprojekten – das kann
man dem Begriff schon entnehmen – um Modelle. Es ist
keine Förderung der Bundesregierung mit einer Dauer
von fünf, zehn oder 15 Jahren. Das läge auch nicht in der
Kompetenz des Bundes.

In dem Modell ist eine Anschubphase vorgesehen. Es
wird sich zeigen, ob es vor Ort Träger gibt, zum Beispiel
Kommunen, Kirchen, Unternehmen oder Einzelpersonen,
die bereit sind, diese Modelle in ihre Obhut zu nehmen
und damit zu einer Verankerung beizutragen. Wir haben
die Erfahrung gemacht, dass bei einigen Programmen
50 Prozent dieser Projekte dauerhaft übernommen wur-
den. Bei anderen Programmen gelingt das nicht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502402600

Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Dümpe-Krüger.

Vizepräsident Dr. Norbert Lammert






Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1502402700

Frau Staatssekretärin, die CDU/CSU unterstellt, in den

neuen Ländern würden Sonderzuwendungen aus dem
Programm „Jugend für Toleranz und Demokratie“ für die
„normale“ Jugendarbeit umgewidmet. Wenn das wirklich
der Fall wäre, müsste dann nicht dringend die Jugendar-
beit finanziell besser ausgestattet werden, statt hier die
Idee zu verfolgen, Programme zu streichen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Ich habe eben schon auf das Problem hingewiesen,
dass angesichts leerer Kassen in Gemeinden und Ländern
die Jugendarbeit sehr geblutet hat – davon war vor allem
die so genannte normale Jugendarbeit betroffen – und
dass es deswegen aus einer Not heraus bei Trägern und
Verbänden die Überlegung gibt, möglicherweise woan-
ders – in diesem Fall beim Bund – Mittel zu akquirieren.
Aber da die Programme in ihrer Zielsetzung sehr genau
umrissen sind, ist dieser Weg verschlossen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502402800

Eine weitere Zusatzfrage, bitte schön.


Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1502402900

Frau Staatssekretärin, wenn Sie die Studie richtig gele-

sen haben, werden Sie wie auch die Fragesteller bei der
Frage, ob die Mittel in die allgemeine Jugendarbeit
fließen, die Möglichkeit erkannt haben, dass auch die all-
gemeine Jugendarbeit mit der Zielsetzung der Programme
in Verbindung gebracht wird. Stimmen Sie mir also zu,
dass die Jugendarbeit in den neuen Ländern auch dadurch
erfolgen kann, dass die Zielsetzungen von Entimon, Xenos
und Civitas übernommen werden, und dass es sich dabei
um etwas Sinnvolles handelt?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Wenn Sie es in dieser Weise und mit dieser Zielset-
zung formulieren, ist das richtig. Es sind auch Mittel
an große Träger geflossen. Wenn allgemeine Träger der
Jugendarbeit Projekte durchführen, mit denen sie zum
Beispiel im Sinne von politischer Bildungsarbeit einen
Ansatz verfolgen, mit dem ein demokratisches Gesell-
schaftsbild gegen Gewalt, Aggression und Fremden-
feindlichkeit erzeugt werden soll, dann sind auch sie be-
rechtigt, an diesen Programmen teilzunehmen. Das ist
sogar gewünscht.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: So ist die Studie auch zu verstehen! Man muss alles genau lesen! – Sebastian Edathy [SPD]: Nicht nur die „FAZ“!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502403000

Ich rufe die Frage 3 des Kollegen Grindel auf:

Welche Maßnahmen will die Bundesregierung ergreifen, um
sicherzustellen, dass von den Programmen gegen Rechtsextre-
mismus künftig auch Haupt- und Realschüler erreicht werden, die
nach den Ergebnissen des Gutachtens der Friedrich-Ebert-Stif-
tung als besonders anfällig für Fremdenfeindlichkeit und Extre-
mismus gelten?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Nach den Leitlinien von Entimon, Civitas und Xenos
gehören Haupt- und Berufsschülerinnen und -schüler zu
der Zielgruppe der Programme; denn aus Untersuchungen
ist bekannt, dass es in dieser Gruppe eine besondere An-
fälligkeit für Rechtsextremismus gibt.

Zu Entimon ist festzuhalten: Im Rahmen der statisti-
schen Auswertung durch die wissenschaftliche Begleitung
des Programms wurde festgestellt, dass im Vergleich zum
Jahr 2001 im Jahr 2002 die gewünschte Zielgruppe der
Haupt- und Berufsschülerinnen und -schüler überdurch-
schnittlich stark angesprochen wurde. So wurden in 64 Pro-
zent der Projekte Hauptschülerinnen und -schüler und in
46 Prozent der Projekte Realschülerinnen und und -schüler
erreicht. Insofern konnte mit diesem Programm dem Pro-
blem der politischen Bildung, dass von ihr zu wenig Haupt-
und Realschülerinnen und -schüler erreicht werden, entge-
gengewirkt werden. Auch in Zukunft wird bei der Förde-
rung der Fokus auf Projekten liegen, die sich an Haupt-,
Real- und Berufsschülerinnen und -schüler wenden.

Lassen Sie mich noch etwas zum Programm Civitas
ausführen. Das Programm Civitas ist nicht vorrangig auf
die Kinder- und Jugendarbeit ausgerichtet, sondern auf
alle Altersgruppen der Gesellschaft, weil Fremdenfeind-
lichkeit und undemokratische Einstellungen bekanntlich
nicht nur bei jungen Menschen, sondern durchaus in allen
Altersgruppen vertreten sind. Die spezifischen Ausprä-
gungen und das Ausmaß von Rechtsextremismus und
Fremdenfeindlichkeit im Osten Deutschlands verlangten
ein Sonderprogramm in den neuen Bundesländern.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502403100

Eine Zusatzfrage, Herr Kollege Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502403200

Frau Staatssekretärin, wie stellen Sie sicher – zum Bei-

spiel durch wissenschaftliche Begleitung oder andere
Maßnahmen –, dass gerade gewaltbereite Jugendliche mit
diesem Programm erreicht werden? In der Studie ist
schließlich kritisiert worden, dass das nicht der Fall ist.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Herr Grindel, es ist im Bereich der politischen Bildung
natürlich eine große Herausforderung, ganz zielgerichtet


(A)



(B)



(C)



(D)


1826


(A)



(B)



(C)



(D)






die Menschen zu erreichen, die man erreichen möchte. Es
hat vonseiten der Regierung Kohl in den Jahren 1992 bis
1994 ein ähnliches Projekt namens AgAG, Aktionspro-
gramm gegen Aggression und Gewalt, gegeben. Zu der
Zeit hat man sich sehr zielgenau auf die Jugendlichen mit
rechtsgerichteter und gewaltorientierter Gesinnung kon-
zentriert. In der Auswirkung hat das durchaus zu großen
kritischen Unsicherheiten geführt, weil man das Gefühl
hatte, dadurch würden im Rahmen der Jugendarbeit die
aggressiven Jugendlichen gestärkt, vielleicht sogar „be-
lohnt“, und auf die anderen werde der Fokus nicht ge-
lenkt. Deswegen orientieren sich die neuen Programme
stärker an einer breiteren Zielsetzung allgemeinen zivil-
gesellschaftlichen Denkens und Handelns.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502403300

Die zweite Zusatzfrage, Herr Kollege Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502403400

Frau Staatssekretärin, stellen Sie damit nicht jede Form

aufsuchender Jugendarbeit infrage? Wo immer problem-
beladene oder besonders gefährdete Jugendliche speziell
von Jugendsozialarbeit angesprochen werden, handelt es
sich um eine besonders betroffene Gruppe, sodass Ihr Ar-
gument im Grunde den völligen Verzicht aufsuchender
Jugendarbeit bedeuten würde, weil man sagt, damit würde
eine Auffälligkeit belohnt. Das geht weit über den Bereich
rechtsextremistischer oder gewaltbereiter Jugendlicher
hinaus.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Herr Grindel, ich bin weit davon entfernt, dass wir in
diesem schwierigen Bereich von politischer Bildung und
allgemeiner Pädagogik und bei der Beantwortung der
Frage, wie wir demokratische und zivile Grundhaltungen
bei jungen Menschen schaffen, den einen Ansatz gegen
den anderen ausspielen. Ich habe engen Kontakt gehabt zu
Projekten im Rahmen dieser akzeptierenden Jugendarbeit
und ich finde, dass es da auch sehr viel Gutes gegeben hat.
Trotzdem besteht die Gefahr, dass der Bereich der
Freundlichen, der Angepassten, der Stilleren aus den Au-
gen verloren wird, und deswegen hat es hier eine Um-
steuerung in Richtung allgemeines zivilgesellschaftliches
Denken gegeben. Das bedeutet aber nicht, dass damit der
Ansatz der akzeptierenden Jugendarbeit gänzlich beiseite
geschoben werden sollte.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502403500

Frau Griese.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1502403600

Frau Staatssekretärin, wie beurteilen Sie die Ein-

schätzung der Studie, um die es hier geht, in der deut-
lich gesagt wird, dass im Vergleich zum früheren

AgAG-Programm „deutliche Vorzüge“ in den jetzt vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend geförderten Programmen liegen, da die Kritik
am AgAG-Programm genau die war, dass immer dann,
wenn irgendwo ein rechtsextremer Anschlag verübt
wurde, Geld dorthin gegeben wurde und eben keine
nachhaltige zivilgesellschaftliche Arbeit gemacht wur-
de, und – wenn ich einen zweiten Teil der Frage mit
„und“ anfügen darf – wie beurteilen Sie die Problema-
tik, dass uns von Trägern aus ostdeutschen Städten, zum
Beispiel in Sachsen-Anhalt, Nachrichten erreichen, dass
mit dem Wechsel der Landesregierung sinnvolle Pro-
jekte, die vor Ort zivilgesellschaftliches Engagement
gefördert haben, jetzt auslaufen müssen und nicht mehr
finanziert werden, weil Kommune und Land, in diesem
Fall das Land Sachsen-Anhalt, die Projekte nicht mehr
unterstützen?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Vom Bund finanziert und jetzt schlechter gestellt!)


Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Ihre Frage knüpft an die Frage des Kollegen Grindel
an. Es darf keine Belohnung für auffälliges Verhalten ge-
ben. Das ist der prekäre Punkt, wenn wir über akzeptie-
rende Jugendarbeit sprechen, obwohl natürlich der Ansatz
vernünftig ist zu sagen: Wir richten uns an und wir küm-
mern uns um diejenigen, die gefährdet sind, in diese
Milieus abzugleiten. Die Zielgruppe rechtsextremistisch
gefährdeter Jugendlicher ist durchaus auch in den Leit-
linien benannt. Trotzdem ist es richtig, nicht allein dieser
Belohnungsidee zu folgen, sondern jungen Menschen
auch Räume und Möglichkeiten der Vernetzung mit ei-
nem zivilgesellschaftlichen und demokratischen Grund-
gefühl zu bieten, die eigentlich die Hefe für unsere Ge-
sellschaft sein müssen.

Sie haben außerdem den Rückzug aus der Finanzie-
rung von Landesprogrammen angesprochen. Ich habe mit
großem Bedauern zur Kenntnis genommen, dass dem
Verein „Miteinander“ in Sachsen-Anhalt, der mit 20 ver-
teilten Anlaufstellen vor allen Dingen in der Fläche eine
sehr gute, auf Langfristigkeit angelegte Arbeit geleistet
hat, nun durch die Entscheidung der dortigen Landes-
regierung die Finanzbasis entzogen wird und deshalb ein
auf Langfristigkeit angelegtes Instrument nunmehr auf-
hört zu existieren.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502403700

Wir kommen zur Frage 4 des Kollegen Martin

Hohmann:
Inwieweit schließt sich die Bundesregierung dem Gutachten

– Friedrich-Ebert-Stiftung; Roland Roth: Bürgernetzwerke gegen
Rechts – an, das bei der Vergabe von Bundesmitteln für Maßnah-
men gegen Rechtsextremismus – Johannes Leithäuser: „Viel Geld
mit wenig Wirkung“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
vom 2. Januar 2003 – diese verstärkt in „Problemgebieten“ –
Friedrich-Ebert-Stiftung; Roland Roth: Bürgernetzwerke gegen
Rechts, Seite 10 – eingesetzt sieht, und um welche Gebiete in der
Bundesrepublik Deutschland handelt es sich dabei?

Parl. Staatssekretärin Marieluise Beck





Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Die von Ihnen zitierte Aussage aus der genannten Stu-
die bezieht sich auf einen besonderen Teil des im Jahre
2001 im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bun-
des durchgeführten Programms „Maßnahmen gegen
Gewalt und Rechtsextremismus“. Das ist der Vorläufer
des Programms Entimon. Im Auftrag des BMFSFJ wur-
den damals alle Jugendämter, in deren Zuständigkeitsbe-
reich sich ein Fördergebiet aus der Bund-Länder-Verein-
barung „Die soziale Stadt“ befindet, angeschrieben und
über die Möglichkeit zum Erstellen von lokalen Aktions-
plänen für Toleranz und Demokratie informiert.

Ziel der Förderung war, auf die Entwicklung von De-
mokratie, Toleranz und Fremdenfreundlichkeit ausgerich-
tete Handlungskonzepte in und für soziale Brennpunkte
zu implementieren. In Kooperation mit öffentlichen und
freien Trägern der Jugendhilfe, Quartiersmanagement, lo-
kalen Initiativen und vielen engagierten lokalen Akteuren
entstanden somit regionale Handlungskonzepte in 59 von
insgesamt 230 Gebieten aus dem Programm „Die soziale
Stadt“. In 40 Gebieten in den alten Bundesländern und
Berlin (West) sowie in 19 Gebieten in den neuen Bundes-
ländern wurden die Konzepte von den Jugendämtern
durchgeführt.

Nach Einschätzung des BMFSFJ entstanden mit den
lokalen Aktionsplänen nachhaltige Finanzierungskon-
zepte für integriertes Handeln in den sozialen Brenn-
punkten. Darüber hinaus wurden mit den lokalen
Aktionsplänen Strategien zur Führung eines öffentlichen
Diskurses zu Toleranz und Demokratie entwickelt und in
Aktionen und Maßnahmen mit örtlicher Breitenwirkung
umgesetzt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502403800

Eine Zusatzfrage, Herr Kollege Hohmann.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1502403900

Verehrte Frau Staatssekretärin, Sie haben gerade eine

sehr allgemeine Darstellung gegeben. Mich interessiert:
Gab es eine so starke Massierung, dass man von örtlich
genau umgrenzten Problemgebieten sprechen kann? Ich
hätte gern, dass Sie das nicht von der allgemeinen Seite
her beleuchten, sondern die einzelnen örtlichen Bereiche
ansprechen.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Herr Kollege Hohmann, ich habe Ihnen zunächst ein-
mal dargestellt – danach hatten Sie auch gefragt –, wie die
Gebiete ausgewählt worden sind. Grundlage für die Aus-
wahl war, wie gesagt, das Programm „Die soziale Stadt“.
Danach wurden durch die örtlichen Träger – das waren oft
die Jugendämter – die Gebiete genannt, die als problema-
tisch identifiziert waren.

Mir steht die genaue Auflistung zur Verfügung, aus der
hervorgeht, wo welche Programme letztlich gelaufen
sind. Ich möchte Ihnen aber ersparen, die jeweiligen Zah-
len aus 16 Bundesländern vorzulesen. Ich schlage vor,
dass Ihnen das schriftlich nachgereicht wird.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1502404000

Wenn ich darf, möchte ich noch einmal etwas anmer-

ken. – Es wäre vielleicht interessant, die einzelnen
Schwerpunktbereiche darzustellen. Das muss doch mög-
lich sein, wenn Ihnen die genauen Ortsangaben vorliegen.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Wenn das Parlament das ertragen will, bin ich gerne be-
reit, Ihnen vorzulesen, in welchen Bundesländern welche
Anzahl von Projekten durchgeführt wurde. Wenn Sie das
wünschen, dann mache ich das: in Bayern drei, in Berlin

(West) fünf, in Berlin (Ost) vier, in Baden-Württemberg

eines, in Brandenburg drei, in Bremen eines, in Hamburg
drei, in Hessen sieben, in Mecklenburg-Vorpommern
fünf, in Niedersachsen vier, in Nordrhein-Westfalen
zwölf, in Rheinland-Pfalz eines, im Saarland keines, in
Sachsen zwei, in Sachsen-Anhalt zwei, in Schleswig-
Holstein drei und in Thüringen drei.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502404100

Frau Kollegin Beck, es haben schon andere Mitglieder

der Bundesregierung mehr Zeit in Anspruch genommen,
um keine Information zu vermitteln, als es Ihnen in kür-
zerer Zeit gelungen ist, Informationen zu vermitteln.


(Heiterkeit)

Insofern ist es schön, dass das auf diese Weise protokol-
liert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Weitere Zusatzfragen zu diesem Punkt liegen offen-
kundig nicht vor.

Ich rufe Frage 5 des Kollegen Hohmann auf:
Wie bewertet die Bundesregierung die Befürchtungen aus dem

Gutachten der Friedrich-Ebert-Stiftung – Friedrich-Ebert-Stif-
tung; Roland Roth: Bürgernetzwerke gegen Rechts, Seite 15 –,
dass angesichts der Maßnahmenfülle und der eingesetzten öffent-
lichen Mittel die Gefahr bestehe, dass „gegen rechts“ als Förder-
kriterium zum „Passepartout“ wird?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Die zitierte Passage aus der genannten Studie wird sei-
tens der Autoren und Autorinnen selbst als Zitat aus gele-
gentlichen Zeitungsberichten vorgetragen und stellt kei-
neswegs die Meinung der Autoren und Autorinnen dar.


(A)



(B)



(C)



(D)


1828


(A)



(B)



(C)



(D)






Die von den Autoren und Autorinnen der Studie zu Recht
aufgeworfenen Fragestellungen zur Wirksamkeit von
Förderprogrammen werden nicht auf die Bundespro-
gramme fokussiert, sondern beziehen sich allgemein auf
die Förderung durch Bund, Länder und Kommunen. In
der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung wird ausdrücklich
betont – ich zitiere –:

Positiv ist auch die große Fülle von zusätzlichen Ini-
tiativen, Projekten und Maßnahmen, die durch die
Bundesprogramme in diesem gesellschaftlichen
Problembereich ermöglicht worden sind bzw. noch
werden. Sie sind regional breit gestreut und errei-
chen zahlreiche lokale Initiativen und kleine Trä-
ger.

Die angesprochene Gefahr, dass die Programme zum
Passepartout für die Jugendarbeit werden, ist aus Sicht der
Bundesregierung nicht gegeben. Auch die vorliegenden
Leitlinien und Bewilligungsverfahren verhindern das.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502404200

Zusatzfrage.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1502404300

Frau Staatssekretärin, Sie haben die Vermutung, die

sich aus dem Zitat entnehmen lässt, jetzt praktisch wider-
legt. Allerdings ist in dem Gutachten auch zu lesen, dass
der Autor befürchtet, zum Teil werde – jetzt zitiere ich
wieder wörtlich – Symbolpolitik gemacht. Wie verträgt
sich das mit der von Ihnen gerade getroffenen Aussage?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Herr Hohmann, bitte geben Sie mir eine Minute Zeit
zum Blättern. – Ich habe mir die Studie am Wochenende
sehr genau angeschaut


(Kerstin Griese [SPD]: Im Gegensatz zur CDU/CSU!)


und möchte noch einmal auf den Stellenwert der Studie
hinweisen. Diese Studie ist nicht Ergebnis eigenständiger
Erhebungen, sondern sie ist eine Auswertung von Litera-
tur. Sie ist so vernünftig und fair, den Stellenwert der ein-
zelnen Aussagen etwas zurückzunehmen. Ich zitiere:

Sie
– also die Studie –

kann aber keine eigene systematische Untersuchung
anbieten, sondern stützt sich sekundäranalytisch auf
verstreut vorhandenes Wissen und die Informations-
bereitschaft von Beteiligten.

Dieses verstreut vorhandene Wissen ist zum Beispiel aus
solchen Zeitungsartikeln zusammengetragen worden.
Das ist aber keine belastbare Evaluation. Ich schlage da-
her vor, dass wir die Ergebnisse der wissenschaftlich an-
gelegten Evaluation, die ja läuft, abwarten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502404400

Jetzt rufe ich die Frage 6 des Kollegen Stephan Mayer


(Altötting) auf:

Wie viele Personen bekamen als Angehörige von „Teams“

– Friedrich-Ebert-Stiftung; Roland Roth: Bürgernetzwerke gegen
Rechts, Seite 9 – Zuwendungen aus Bundesmitteln für ihre Tätig-
keit im Kampf gegen Rechtsextremismus und welche Einstel-
lungsvoraussetzungen wurden dabei zugrunde gelegt?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Herr Abgeordneter Mayer, ich beantworte die Fragen
wie folgt:

Die Aufgabengebiete der mobilen Beratungsteams
sind in den Programmleitlinien für „Civitas“ klar umris-
sen. Dort sind ebenfalls die Anforderungsprofile für die
ausgewählten Träger fixiert. Die hohen Anforderungen an
die Arbeit der mobilen Beratungsteams erfordern ein be-
sonderes Qualifikationsprofil der Mitarbeiter und Mitar-
beiterinnen dieser Projekte und eine permanente arbeits-
begleitende Fortbildung, die im Rahmen des Programms
„Civitas“ auch erfolgt.

Folgende Einstellungsvoraussetzungen sind für die
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in mobilen Beratungs-
teams seitens der Servicestelle „Civitas“ den Trägern vor-
gegeben worden: Fähigkeit zur selbstständigen Analyse
und Bewertung von kommunalen Prozessen und
Problemstellungen mit rechtsextremem Hintergrund,
fachliche Beratung der verschiedenen Akteure zivilge-
sellschaftlichen Engagements vor Ort, Entwicklung von
Konzepten und Strategien gegen rechtsextreme Entwick-
lungen und für zivilgesellschaftliches Engagement in Zu-
sammenarbeit mit örtlichen und regionalen Trägern, Erar-
beitung von Konzepten und Initiierung von Projekten mit
Akteuren und Partnern vor Ort.

Nach diesen Einstellungskriterien wurden dann in Ho-
heit der Träger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausge-
wählt. Im Zuge der Verwendungsnachweisprüfung wird
die Einhaltung dieser Einstellungskriterien durch die Ser-
vicestelle des Programms „Civitas“ laufend überprüft.

Noch zur Zahl der geförderten Personalstellen, nach
der Sie gefragt haben. 33 Personen werden im Pro-
grammbereich „Mobile Beratungsteams“ gefördert.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502404500

Zusatzfrage, Herr Kollege Mayer.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1502404600

Ist es möglich, dass dem Programmbeirat auch Frau

Anetta Kahane angehört, die wegen ihrer Stasiver-
strickungen unter anderem nicht die Nachfolge von Frau
Barbara John als Ausländerbeauftragte von Berlin antre-
ten konnte?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;

Parl. Staatssekretärin Marieluise Beck




Pa
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1502404700


Ich weiß, dass Frau Kahane dabei ist. Leider habe ich
den letzten Teil Ihrer Frage nicht verstanden.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1502404800

Ich wiederhole meine Frage gern. Ist es möglich, dass

dem Programmbeirat Frau Anetta Kahane angehört, die
wegen ihrer Stasiverstrickungen unter anderem nicht die
Nachfolge von Frau Barbara John als Ausländerbeauf-
tragte von Berlin antreten konnte?


(Unruhe – Kerstin Griese [SPD]: Ein bisschen informieren sollte man sich schon!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502404900

Ich empfehle, dass wir jetzt, nachdem die Frage ver-

ständlich formuliert worden ist, Gelegenheit zur ord-
nungsgemäßen Beantwortung geben. Empörungen sind
danach immer noch möglich.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Schönen Dank, Herr Präsident. – Frau Kahane ist Mit-
glied in diesem Beirat. Sie hat viele Jahre lang in den öst-
lichen Bundesländern, wo es sehr viel Nachholbedarf an
demokratischen und zivilgesellschaftlichen Erfahrungen
gibt, gearbeitet. Ich kann nicht bestätigen, dass sie nicht
als Nachfolgerin von Frau John ausgewählt worden ist.
Nach meiner Kenntnis hat die Wahl der Nachfolgerin von
Frau John noch keinen Abschluss gefunden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502405000

Nun rufe ich die Frage 7 auf, die ebenfalls der Kollege

Mayer (Altötting) gestellt hat:
Wurden diese Mitarbeiter auf linksextremistische Tätigkeiten

in der Vergangenheit überprüft und, wenn ja, wäre eine links-
extremistische Betätigung Ausschlusskriterium für eine Mittelzu-
wendung?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Wie oben bereits dargelegt, erfolgt die Einstellung der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Träger. An-
hand entsprechender Personalbögen wird die Erfüllung
der fachlichen Anforderungsprofile, die mit der entspre-
chenden, BAT-ähnlichen Vergütung korrelieren, durch die
Servicestelle von „Civitas“ geprüft. Das Prüfen des Vor-
liegens polizeilicher Führungszeugnisse ist nicht Aufgabe
der Servicestelle von „Civitas“.

Das ebenfalls oben beschriebene Anforderungsprofil
für die ausgewählten Träger beinhaltet auch, dass anhand
der veröffentlichten Angaben der Verfassungsschutzämter

von der Servicestelle von „Civitas“ geprüft wird, ob
die Träger vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
Selbstverständlich wäre eine linksextreme Betätigung so-
wohl für die Einstellung von Personen als auch für die
Mittelzuweisung Ausschlusskriterium.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1502405100

Ist es richtig, Frau Parlamentarische Staatssekretärin,

dass von den Mitarbeitern unter anderem eine Veranstal-
tung unter dem Titel „Beat the fascist insect“ – auf
Deutsch: Zerschlage das faschistische Insekt – abgehalten
und organisiert wurde? Allein der Titel deutet ganz klar
auf eine grundrechtsfeindliche Diffamierung hin.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Diese Veranstaltung ist mir nicht bekannt. Unser Haus
wird das gerne recherchieren.


(Dr. Michael Bürsch [SPD], zur CDU/CSU gewandt: Das bringt doch nichts! Solche Fragen sind für den Eimer!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502405200

Nun hat der Kollege Hohmann das Wort zu einer Zu-

satzfrage.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1502405300

Verehrte Frau Staatssekretärin, ich habe dem Internet

entnommen, dass die Organisation „Beat the fascist
insect“ wohl eine Privatorganisation ist. Auf einer Inter-
netseite, die ich mir habe ausdrucken lassen, ist eine
Küchenschabe abgebildet. Man hat dazu aufgerufen, den
Reinerlös einer Veranstaltung an die Amadeu-Antonio-
Stiftung zu überweisen. Diese Stiftung hat wiederum un-
seren Bundestagspräsidenten als Schirmherrn.

Ich möchte fragen, ob das der Bundesregierung bekannt
ist und wie sie diesen Vorgang gegebenenfalls bewertet.
Mir kommen doch erhebliche Bedenken, wenn ich Revue
passieren lasse, wie zu NS-Zeiten und zu stalinistischen
Zeiten Menschen – auch hier sind ja letztendlich Men-
schen gemeint – mit Tieren verglichen werden. Der Film
„Der ewige Jude“ ist uns in Erinnerung. Ebenso sind uns
die „räudigen Hunde“, die vor den stalinistischen Prozes-
sen eine Rolle gespielt haben, drohend in Erinnerung. Geht
das, was hier geschieht, vielleicht in dieselbe Richtung?
Wenn ja, was will die Bundesregierung dagegen tun?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Ich habe schon eben sehr deutlich gesagt, dass mir
diese Organisation und dieser Aufruf nicht bekannt sind.
Ich müsste mir das anschauen.


(A)



(B)



(C)



(D)


1830


(A)



(B)



(C)



(D)






Ich will Ihnen aber sofort konzidieren, dass diese Art,
Menschen mit Tieren zu vergleichen, vollkommen unak-
zeptabel ist und nicht mehr in die Bandbreite von zivilge-
sellschaftlichem und demokratischem Verhalten fällt.

Schließlich möchte ich doch festhalten, dass die
Amadeu-Antonio-Stiftung sehr anerkannt ist und in den
östlichen Bundesländern sehr gute Arbeit geleistet hat.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502405400

Ich rufe die Frage 8 des Kollegen Dr. Schröder auf:

Inwieweit ist die Bundesregierung bereit, die als „in Reaktion
auf eine Welle von Anschlägen, die einen rechtsextremistischen
Hintergrund vermuten ließen“ – Friedrich-Ebert-Stiftung; Roland
Roth: Bürgernetzwerke gegen Rechts, Seite 54 – beschlossenen
Maßnahmen „gegen rechts“ im Hinblick auf die zu vermutende
bzw. teils erwiesene islamistische Urheberschaft der Anschläge
umzuwidmen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

In den letzten Jahren hat die Zahl rechtsextremistischer
Gewalttaten zugenommen. In den Jahren von 1998 bis
2000 hatte sich in dieser Folge der Trend zu einem jünge-
ren, gewaltbereiteren und aktionistischen Rechtsextre-
mismus verstärkt. Diese Aktivitäten sind aber nicht auf is-
lamische Urheberschaft zurückzuführen. Es gibt da keine
erkennbare Verbindung; ganz überwiegend gingen diese
Aktivitäten auf das Konto junger Menschen deutscher
Herkunft.

Für den Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend möchte ich beto-
nen, dass es ein wichtiges Anliegen des Aktionsprogramms
„Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechts-
extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“
ist, das faktische Wissen über andere Kulturen und ein ent-
sprechendes Verständnis für sie sowohl unter Jugendlichen
als auch unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der
Jugendarbeit und Jugendbildung besser zu entwickeln.
Diesem Anliegen dient die Förderung und Weiterentwick-
lung von inter- bzw. transkulturellen und interreligiösen
Praxiskonzepten mit dem Ziel, einen Beitrag zur Anerken-
nung unterschiedlicher Kulturen und zur Verständigung
zwischen Angehörigen dieser Kulturen zu leisten. Es ist
nicht beabsichtigt, diese Zielsetzung aufzugeben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502405500

Zusatzfrage, Herr Kollege Schröder?


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1502405600

Ja. – Es ist ja nun allseits bekannt, dass der Antisemi-

tismus Rechtsextremisten und islamistische Extremisten
eint. Die von der Bundesregierung bisher aufgelegten
Programme zur Bekämpfung von Antisemitismus richten
sich bislang nur an Rechtsextreme. Gedenkt die Bundes-
regierung denn, in Zukunft ihre Programme auch um die
Zielgruppe der islamistischen Extremisten zu erweitern?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Das allgemeine Programm für zivilgesellschaftliches
Verhalten, für Demokratie und damit gegen Rechtsextre-
mismus, das wir jetzt aufgelegt haben, impliziert selbst-
verständlich auch die Arbeit – so sie sich denn vor Ort
aufdrängt – mit jungen Menschen, die aus einem islamis-
tischen Denken heraus antisemitisch eingestellt sind. In-
sofern sehe ich da keinen Widerspruch. Die Hauptziel-
setzung ist die Bekämpfung von Rechtsextremismus.
Antisemitismus und Rechtsextremismus aus islamisti-
schem Umfeld wären dann auch Gegenstand dieses Pro-
gramms.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502405700

Zweite Zusatzfrage.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1502405800

Sie gedenken also in Zukunft nicht, speziell etwas auf

dem Gebiet islamistisch-extremistischen Gruppen zu tun?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Eine spezielle Ausrichtung gibt es nicht; genauso gibt
es zum Beispiel auch keine spezielle Ausrichtung auf ju-
gendliche Spätaussiedler, auch wenn wir wissen, dass sie
oft noch große Schwierigkeiten mit demokratischen
Grundhaltungen haben und immer wieder auch antisemi-
tische Einstellungen aus den Wanderungsländern mitge-
bracht werden.

Ich möchte noch einmal sagen, dass nach amtlichen
Erkenntnissen allein von Januar bis September 2000
10000 rechtsextremistisch motivierte Straftaten begangen
worden sind. Das ist eine erschreckend hohe Zahl. Es deu-
tet nichts darauf hin, dass ein deutlich erkennbarer Teil da-
von aus islamistischer Orientierung heraus begangen wor-
den wäre, sodass ein Spezialprogramm notwendig wäre.
Ich würde wirklich vorschlagen, die gesamte Gesellschaft
in den Blick zu nehmen. Dazu gehören auch die Jugend-
lichen und Menschen, die islamischen Glaubens sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502405900

Ich habe nun Wünsche nach Zusatzfragen von den Kol-

leginnen und Kollegen Dümpe-Krüger, Edathy und
Strobl. Zunächst Frau Dümpe-Krüger.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, geben Sie mir Recht, dass in den
neuen Ländern eine Umwidmung der Mittel zugunsten
der Bekämpfung von Anschlägen mit angeblich islamisti-
schem Hintergrund unsinnig wäre, weil es dort bei insge-
samt rund 2 Prozent Ausländeranteil überhaupt keine nen-
nenswerten islamistischen Gruppierungen gibt?

Parl. Staatssekretärin Marieluise Beck





Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Die Zahlen, die Sie für die neuen Bundesländer nen-
nen, sind unabweisbar. In die neuen Bundesländer sind,
anders als in die alten Bundesländer, kaum ausländische
Bürgerinnen und Bürger gewandert, außer vielleicht ehe-
malige vietnamesische Vertragsarbeitnehmer. Aufgrund
des Fehlens der entsprechenden Population ist die Wahr-
scheinlichkeit, dass sich von dort aus Gewalttätigkeit, Ag-
gressivität, Rechtsextremismus und Antisemitismus ent-
wickeln, nicht sehr groß.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502406000

Herr Kollege Edathy.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1502406100

Frau Staatssekretärin, würden Sie mir zustimmen, dass

es vor dem Hintergrund der Zahlen für das Jahr 2002, die
das Bundesinnenministerium mir Anfang der Woche
übermittelt hat, nämlich dass von 12 364 extremistisch
motivierten Straftaten 10 579 in den Bereich des Rechts-
extremismus fallen, sehr befremdet, wenn die CDU/CSU-
Fraktion, während hier von einer Umwidmung von Mit-
teln gesprochen wird, bei den Beratungen des Einzelplans
des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend im Haushaltsausschuss im Januar statt einer
Umwidmung beantragt hat, Mittel für Programme zur
Bekämpfung des Rechtsextremismus in Höhe von 20Mil-
lionen Euro zu streichen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Da drängt sich, Herr Kollege, in der Tat die Erkenntnis
auf, dass es einen gewissen Widerspruch gibt. Angesichts
der Tatsache, dass es in unserer Gesellschaft eine rechts-
extremistische Gefahr gibt, wovon wir gemeinsam ausge-
hen, und angesichts der Debatte um das NPD-Verbot, bei
der diese Gefahr ja auch von Innenminister Beckstein aus
Bayern sehr deutlich gezeichnet wurde, ist der Vorschlag,
die Mittel für diese Programme zu streichen, schwer nach-
vollziehbar.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502406200

Herr Kollege Strobl.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1502406300

Fra
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1502406400
bei dem gewaltbereiten Rechts-
extremismus oder bei den gewaltbereiten Islamisten?


(Anton Schaaf [SPD]: Die Zahlen liegen doch auf der Hand!)


Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Zunächst einmal schlage ich dem Parlament vor, die
Statistiken anzuschauen. Im Bereich des Rechtsextremis-
mus haben wir eine beunruhigend hohe Zahl von Über-
griffen und Straftaten. Ich kann Ihnen nicht sagen, dass
das für alle Zeiten so sein wird und dass es nicht auch Ge-
fährdungen aus anderen Quellen geben könnte. Aber Ih-
rer Bitte, das eine oder andere als größeres Gefährdungs-
potenzial zu benennen, möchte ich nicht nachkommen.
Ich bin der Meinung, dass alle Tendenzen in dieser Ge-
sellschaft, unsere demokratischen Grundsätze zu verlet-
zen, von uns bekämpft werden sollten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502406500

Herr Kollege Grindel.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502406600

Fr
Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1502406700
Sind
Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Anträge im
Haushaltsausschuss nicht so zu interpretieren sind, dass
wir etwas gegen Maßnahmen gegen Rechtsextremismus
hätten, sondern so, dass offenbar die Qualität der Pro-
gramme, um die es hier geht, infrage zu stellen ist und
dass das der Ansatz unserer zahlreichen Fragen und der
Hintergrund dafür war, dass wir der Auffassung sind, dass
die Notwendigkeit dieser Programme fraglich ist?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Ich war in den Beratungen des Haushaltsausschusses
selber nicht dabei. Zunächst einmal scheint es das Faktum
zu geben, dass Sie dort beantragt haben, die Mittel zu
streichen,


(Anton Schaaf [SPD]: Ersatzlos!)

und nicht vorgeschlagen haben, andere Programme auf-
zulegen, die Ihrer Meinung nach besser wären.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist auch nicht Aufgabe des Haushaltsausschusses!)


Sie meinen, dass die Programme „offenbar“ – das war
eben das entscheidende Wort – nicht erfolgreich seien;
aber zumindest diese Studie legt dafür nicht Zeugnis ab.
Deshalb wäre ich bei der Gesamtbewertung etwas vor-
sichtiger.

Wir sollten uns klarmachen, dass rechtsradikale, anti-
semitische, undemokratische Einstellungen nicht per
Knopfdruck verändert werden können. Das wissen wir
alle; das wissen Sie und auch wir.

Ich fand in dieser Studie den Satz „Es gibt keine poli-
tische Feuerwehr“ sehr vernünftig. Auch die politische
Bildung ist das nicht. Es würde uns gut tun, wenn wir uns


(A)



(B)



(C)



(D)


1832


(A)



(B)



(C)



(D)






gemeinsam auf den Weg machen würden, Erfahrungen zu
sammeln, wie man Rechtsradikalismus, Radikalismus
überhaupt und undemokratischen Verhaltensweisen am
besten begegnet. Deswegen finde ich es sehr gut, dass
diese Programme wissenschaftlich begleitet werden. Ich
hoffe, dass wir im Laufe der Zeit etwas klarer sehen, wo
die besten Ansatzpunkte sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502406800

Ich rufe die Frage 9 des Kollegen Dr. Schröder auf:

Inwieweit ist die Bundesregierung angesichts der Kritik an der
„mangelnden Transparenz“ – Friedrich-Ebert-Stiftung; Roland
Roth: Bürgernetzwerke gegen Rechts, Seite 56 – ihrer Projekte
„gegen rechts“ bereit, Maßnahmen wie die kurzfristige Veröffent-
lichung von Kriterien für den Auswahlprozess und die Vorlage ei-
ner Übersicht über abgelehnte Projekte sowie bislang fehlender
Wirkungsanalysen – Friedrich-Ebert-Stiftung; Roland Roth: Bür-
gernetzwerke gegen Rechts, Seite 58 – zu ergreifen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Die Umsetzung des Aktionsprogramms „Jugend für
Toleranz und Demokratie“ erfolgt auf der Basis von Pro-
grammleitlinien. In den Programmleitlinien werden kon-
krete Zielsetzungen benannt, deren Einhaltung durch die
mit der Programmumsetzung beauftragten Servicestellen
sowohl bei der Projektauswahl als auch bei der Projekt-
auswertung anhand detaillierter Indikatorenkataloge ge-
prüft wird. Darüber hinaus untersuchen die mit der wis-
senschaftlichen Begleitung der Programme „Entimon“
und „Civitas“ beauftragten Institute – das ist zum einen
das Deutsche Jugendinstitut in Leipzig und zum anderen
das Institut für Konflikt- und Gewaltforschung der Uni-
versität Bielefeld – die Programmebene und die Umset-
zungsebene bzw. die Vermittlungsinstanzen und die Pro-
jektebene, wodurch sich begründete Aussagen über die
Effekte des jeweiligen Programms machen lassen. Da ist
also noch etwas Geduld angesagt.

Die Informationen zu den Möglichkeiten der Antrag-
stellung ebenso wie zur Programmumsetzung, das heißt
auch die jeweiligen Programmleitlinien, werden auf eige-
nen Programmwebsites sowie den Websites des BMFSFJ
bzw. des BMWAveröffentlicht. Darüber hinaus informie-
ren die mit der Umsetzung der einzelnen Teilprogramme
des Aktionsprogramms betrauten Servicestellen mittels
Flyern, Mailings und Infoveranstaltungen unter anderem
über die Möglichkeiten der Antragstellung. Gemäß den
Programmzielsetzungen werden mithilfe der Programm-
beiräte gezielt Zielgruppen angesprochen, die über das
Aktionsprogramm informiert werden.

Auf den Programmwebsites werden die Programmer-
gebnisse veröffentlicht. Bereits seit 2002 wird darüber hi-
naus auf der Website der wissenschaftlichen Begleitung
des Programmes „Entimon“, des Deutschen Jugendinsti-
tuts, die Datenbank MAREG veröffentlicht, die Auskunft
zu den geförderten Projekten gibt. Außerdem werden den
obersten Landesjugendbehörden regelmäßig Informatio-
nen über die Umsetzung des Aktionsprogramms zur Ver-
fügung gestellt. Da sind dann auch die abgelehnten Pro-
jekte zu finden, nach denen Sie gefragt haben.

Die Bundesregierung hat in dem „Bericht über die ak-
tuellen und geplanten Maßnahmen und Aktivitäten der
Bundesregierung gegen Rechtsextremismus, Fremden-
feindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt“ gemäß Zif-
fer 21 des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom
30. März 2001 ausführlich über die Umsetzung des Ak-
tionsprogramms berichtet.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502406900

Zusatzfrage? – Bitte.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1502407000

Also entnehme ich Ihren Ausführungen, dass Sie mit

der Transparenz, der Evaluierung der Effizienz und der
Effektivität dieser Projekte zufrieden sind und hier nichts
weiter unternehmen möchten?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

In dem Gutachten der Friedrich-Ebert-Stiftung wird
deutlich hervorgehoben, dass es lobenswerterweise gerade
bei dem „Civitas“-Projekt schon in der ersten Phase eine
solche wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung gab,
die dann herangezogen werden konnte, um aus den An-
merkungen der Institute Schlüsse zu ziehen und zu lernen.
Auch bei „Entimon“ gibt es diese Begleitung. Ich gehe da-
von aus, dass das Deutsche Jugendinstitut quer durch alle
gesellschaftlichen Gruppen und über die Parteien hinweg
einen hohen Respekt genießt. Ich glaube, dass die wissen-
schaftliche Evaluation dort gut aufgehoben ist.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502407100

Ich rufe die Frage 10 der Kollegin Dorothee Mantel

auf:
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass im Bereich der

von ihr finanzierten Maßnahmen des „Aufstands der Anständi-
gen“ Mittel und Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und -kon-
trolle der Projekte fehlen, und, wenn nein, warum nicht?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Frau Kollegin Mantel, ich beantworte Ihre Frage wie
folgt: In der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung wird kei-
neswegs pauschal die Behauptung aufgestellt, dass das
Aktionsprogramm „Jugend für Toleranz und Demokratie“
nicht wissenschaftlich begleitet wird. Vielmehr wird da-
rauf hingewiesen, dass die Wirksamkeit solcher Pro-
gramme im Detail schwer nachweisbar ist; darüber haben
wir eben schon gesprochen. Ich möchte an dieser Stelle
wiederum aus der Stellungnahme des Autors der Studie
zitieren, der sagt – ich glaube, das ist eine sehr ehrliche
Herangehensweise –:

Sichere Wege und Instrumente, mit denen mit staat-
lichen Mitteln erfolgreich in zivilgesellschaftliche

Parl. Staatssekretärin Marieluise Beck




Parl. Staatssekretärin Marieluise Beck

Entwicklungen eingegriffen werden kann, gibt es
nicht.

Es ist schwer, objektiv belastbare Maßstäbe zu ent-
wickeln.

Darüber hinaus werden Forderungen zur Weiterent-
wicklung der Evaluierungstheorien erhoben, die aus der
Sicht der Wissenschaft nachvollziehbar – Wissenschaft
hat auch ein Eigeninteresse, was durchaus legitim ist –,
aber im Rahmen eines solchen Programmes nicht leistbar
sind. Wenn bei einem solchen Programm ein hoher Anteil
der Mittel zur wissenschaftlichen Begleitung ausgegeben
würde, gäbe es sicherlich ebenfalls – auch von Ihnen –
kritische Nachfragen.

In den Teilprogrammen „Civitas“ und „Entimon“ des
Aktionsprogramms „Jugend für Toleranz und Demokra-
tie“ war die wissenschaftliche Begleitung von vornherein
Bestandteil der Programmumsetzung. Die wissenschaft-
liche Begleitung des Programms „Xenos“ wird gegen-
wärtig vorbereitet.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502407200

Zusatzfrage.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1502407300

Ist es Auffassung der Bundesregierung, dass schon al-

lein mit der Durchführung von Projekten gegen rechts
Zeichen gesetzt werden und daher eine Qualitätskontrolle
der Projekte nicht mehr notwendig ist?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Nein, das ist nicht Auffassung der Bundesregierung.
Ich habe Ihnen gerade gesagt, dass wir die Evaluierung
und die Begleitung solcher Programme für ausgesprochen
wichtig halten. Politik muss auch lernfähig sein. Es muss
Möglichkeiten geben, Anregungen aus der Praxis aufzu-
nehmen und diese bei der Fortentwicklung von Program-
men einfließen zu lassen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502407400

Frau Griese zu einer Nachfrage.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1502407500

In dieser Studie, über die wir hier sprechen, findet sich

ja durchaus eine Gesamtbewertung. So heißt es zum Pro-
gramm „Civitas“, es würden – ich zitiere –

sinnvolle neue Wege beschritten, indem Rechtsextre-
mismus nicht als Jugendproblem, sondern als eines
der ganzen Gesellschaft begriffen wird, und nicht als
psychosoziales Phänomen, sondern als politisches
gefasst wird, dem durch eine Stärkung der Demokra-
tiefähigkeit begegnet werden kann.

Teilen Sie, Frau Staatssekretärin, meine Auffassung, dass
die CDU/CSU ihren Fragen ausschließlich einen Artikel

aus der „Frankfurter Allgemeinen“ vom 2. Januar dieses
Jahres zugrunde gelegt und vergessen hat, sich die diffe-
renzierten Betrachtungen der Studie selbst anzusehen?
Denn die Tatsache, dass Rechtsextremismus ein gesamt-
gesellschaftliches Phänomen ist, dem wir als Demokraten
gemeinsam entgegenzutreten haben, wird doch hoffent-
lich in diesem Haus nicht bestritten.


(Ute Kumpf [SPD]: Nicht nur die Sekundärliteratur, auch Primärliteratur lesen!)


Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Verehrte Frau Kollegin, die Kollegen der Union haben
mir vorher nicht mitgeteilt, welches Quellenmaterial sie
ihren Fragen zugrunde gelegt haben. Auch ich fände es al-
lerdings sehr gut, wenn die Fragesteller diese Studie sehr
genau läsen – so wie ich das am Wochenende getan habe.


(Ute Kumpf [SPD]: Sehr richtig! Lesen! Quellenstudium!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502407600

Frau Kollegin Beck, nun haben Regierung wie Oppo-

sition ja jeweils so ihre Vorlieben, was das Vorenthalten
von Eigeninformationen betrifft.


(Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin: Entschuldigung, diese Studie ist öffentlich zugänglich! – Sebastian Edathy [SPD]: Bei fes.de herunterladen! – Ute Kumpf [SPD]: Gilt auch für Sie, Herr Lammert!)


– Ja, es wurde aber Bezug darauf genommen, dass das Ma-
terial vorher nicht angekündigt wurde. Das habe ich in der
Geschichte des deutschen Parlamentarismus vielfach mit
wechselseitigen Rollenverteilungen beobachten können.

Nächste Zusatzfrage, Kollege Hohmann.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1502407700

Fra
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1502407800



(Kerstin Griese [SPD]: Gegen rechts! Das finden wir auch gut so!)


Es ist der Kampf gegen rechts angesagt. Wir hätten uns
gewünscht, dass man dies in gleicher Weise gegen links
macht.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig! Genauso!)


Das ist unser gutes Recht. Schließlich gab es in dieser Re-
publik über lange Zeit einen antitotalitären Konsens und
keiner hier in diesem Hause wird wohl sagen, dass das,
was auf der linksextremen Seite geschieht, alles „Pippi
Langstrumpf“ ist.

Wir sind natürlich dafür, dass das Geld, wenn es für
solche Programme ausgegeben wird, zielgerichtet einge-


(A)



(B)



(C)



(D)


1834


(A)



(B)



(C)



(D)






setzt wird. Vor diesem Hintergrund zitiere ich aus der Stu-
die, die 83 Seiten hat. Damit möchte ich widerlegen, dass
wir vielleicht nur den Artikel aus der „Frankfurter Allge-
meinen Zeitung“ gelesen hätten. In der Studie heißt es zu
dem Programm „Civitas“:

Geradezu fahrlässig ist die weitgehend fehlende kon-
zeptionelle Berücksichtigung der besonderen Bedin-
gungen in Ostdeutschland.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Wie stehen Sie dazu?
Das war auch der Hintergrund meiner ersten Frage:

Gab es besondere Problembereiche? Sie haben eine Auf-
stellung vorgelesen, aus der ich nicht erkennen konnte,
dass es eine konzeptionelle Berücksichtigung der beson-
deren Bedingungen in Ostdeutschland gibt.


(Zuruf von der SPD: Da hat er Recht!)

Wie stehen Sie zu dem zitierten Satz?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Verehrter Herr Kollege, da scheint mir etwas durchein-
ander zu gehen. Denn gerade das Programm „Civitas“ ist
ein Programm, das sich ausschließlich an die fünf neuen
Bundesländer richtet. Deswegen bringe ich es im Augen-
blick logisch nicht zusammen, dass an das Programm „Ci-
vitas“ der Vorwurf geknüpft wird, es würde auf die Be-
dingungen in den fünf neuen Ländern nicht ausreichend
eingehen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502407900

Kollege Koschyk hat sich zu einer Zwischenfrage ge-

meldet. Danach ist Kollege Edathy an der Reihe.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1502408000

Frau Staatssekretärin, dem Kollegen Hohmann ging es

nicht darum, die Frage aufzuwerfen, ob das Programm
„Civitas“ nur für die neuen Bundesländer konzipiert wor-
den ist oder nicht. Er hat Sie vielmehr gefragt – ich wäre
Ihnen dankbar, wenn Sie diese Frage beantworten könn-
ten –, wie Sie zu der Aussage in der Studie stehen – ich
wiederhole diese noch einmal –:

Geradezu fahrlässig ist die weitgehend fehlende kon-
zeptionelle Berücksichtigung der besonderen Bedin-
gungen in Ostdeutschland.

Das heißt, der Autor meint – das steht auf Seite 10, Herr
Edathy, wenn Sie es nachlesen möchten –,


(Sebastian Edathy [SPD]: Vielen Dank!)

dass die Bundesregierung bei diesem Programm, das sich,
wie Sie, Frau Staatssekretärin, gesagt haben, in erster Li-
nie an die fünf neuen Bundesländer wendet, eine Fehl-
konstruktion geschaffen hat und es, wie er sagt, fahrlässig
ist, dass man bei der Ausrichtung des Programms auf die

neuen Länder die besonderen Bedingungen dort nicht
berücksichtigt hat.


(Sebastian Edathy [SPD]: Das haben Sie falsch verstanden!)


Er begründet das dann noch an einigen anderen Stellen.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Verehrter Herr Kollege, mir wird gerade – denn alles
habe auch ich nicht präsent – ein Auszug aus der Studie
gereicht. Ich zitiere:

Gerade das Programm „Civitas“ ist in seinen Struk-
turen auf die besonderen Bedürfnisse in den neuen
Bundesländern zugeschnitten.

Vielleicht ist es doch möglich, dass sich auch in solch eine
Studie, an der mehrere Leute arbeiten, einmal ein Wider-
spruch einschleicht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502408100

Herr Kollege Edathy.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1502408200

Frau Staatssekretärin, abgesehen davon, dass ich hoffe,

dass Sie meine Hoffnung zu teilen vermögen, dass der
Kollege Hohmann mit seinen Äußerungen nicht etwa
mehr Linksextremismus in Deutschland herbeiwünscht,
den es dann zu bekämpfen gelte – ich denke, die Zahlen
sind da sehr eindeutig –, möchte ich fragen: Teilen Sie mit
mir das Verständnis der Ausführungen von Herrn Roth in
seiner Studie, in der er darauf hinweist, in manchen Re-
gionen in den neuen Ländern hätten wir gerade deshalb
eine besonders schwierige Situation, weil das Ziel der
Stärkung der Bürgergesellschaft das Vorhandensein der
Bürgergesellschaft voraussetzt, und dass er gerade des-
halb dafür plädiert, Programme weiter zu schärfen und sie
zu verstetigen, und eben nicht dafür plädiert, etwas wie-
der in die Schublade zu legen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Diese Auffassung teile ich. Wir alle wissen, dass – ohne
damit diskriminierende Aussagen gegenüber den neuen
Bundesländern machen zu wollen – in einem Land, in dem
es viele Jahre keine Demokratie gab und damit auch für
Bürgerinnen und Bürger nicht die Möglichkeit, sich in
Demokratie zu üben, zivilgesellschaftliches, bürgerschaft-
liches und demokratisches Engagement tatsächlich erst
wachsen muss. Auch die Erfahrung damit muss wachsen.
Deswegen finde ich es besonders gut, wenn wir gerade den
Blick auf die Jugend lenken; denn das ist die kommende
Generation. Ihr müssen wir gerade in den bürgerschaft-
lichen, demokratischen und zivilgesellschaftlichen Berei-
chen die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu sammeln, um
dann schlichtweg zu guten Demokraten zu werden.

Martin Hohmann






Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502408300

Auch der Kollege Fischer erhält die Möglichkeit zu ei-

ner Zusatzfrage.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1502408400

Frau Staatssekretärin, sind Sie bereit, dieses Projekt

vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Begutachtun-
gen vom Bundesrechnungshof evaluieren zu lassen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Ich gehe davon aus, dass der Bundesrechnungshof die
Mittelverwendung dieser Programme sowieso überprüft
– ich wäre sehr erstaunt, wenn er es nicht täte –, denn das
ist bei Geldern, die nach der Bundeshaushaltsordnung
ausgegeben werden, normal.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502408500

Nun kommen wir zur Frage 11 der Kollegin Dorothee

Mantel:
Hält die Bundesregierung die beim „Aufstand der Anständi-

gen“ im Vordergrund stehenden medienwirksamen Events wie
Wettbewerbe, Messen und Feste – vergleiche Friedrich-Ebert-
Stiftung; Roland Roth: „Bürgernetzwerke gegen Rechts“, Seite 21 –
für das geeignete Mittel, um eine Sensibilisierung für die Proble-
matik Extremismus zu erreichen?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Es ist nicht so, dass medienwirksame Events im Vor-
dergrund des Aktionsprogramms stehen. In der Regel sind
die Projekte des Aktionsprogramms auf Langfristigkeit
angelegt. Allerdings sind Wettbewerbe, Feste und Events
durchaus ein taugliches Mittel der politischen Bildungs-
arbeit und zur Förderung des zivilgesellschaftlichen En-
gagements.

Ich erinnere zum Beispiel an den Victor-Klemperer-
Wettbewerb der Dresdner Bank, der in Zusammenarbeit
mit dem „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ mit sehr
großem Erfolg durchgeführt worden ist. Genau dieser
Wettbewerb hat viele junge Menschen motiviert, an den
Ausschreibungen in den Schulen teilzunehmen. Das ist
selbstverständlich ein vernünftiger Weg, der zur politi-
schen Bildung führen kann.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502408600

Zusatzfrage.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1502408700

Welche Altersgruppe muss nach Ansicht der Bundes-

regierung bei den Projekten gegen rechts im Besonderen
angesprochen werden?

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Generell kann man das nicht sagen; denn es ist sehr
eindeutig festzuhalten, dass undemokratische, rechtsex-
treme oder fremdenfeindliche Einstellungen in allen Al-
tersgruppen in der Gesellschaft zu finden sind. Trotzdem
ist eine Schwerpunktsetzung in Richtung pädagogische
Bildung der Jugend deswegen vernünftig, weil das die
Menschen betrifft, die unsere Gesellschaft bauen müssen.

Deswegen gibt es eine Schwerpunktsetzung bei den Ju-
gendlichen, aber das Programm „Entimon“ konzentriert
sich nicht ausschließlich auf Jugendliche, sondern richtet
sich auch an ältere Menschen. Ich weiß von Ausländerbe-
auftragten aus Brandenburg, dass dort neue Ansätze ge-
sucht werden. Dazu gehört der Austausch mit Senioren,
die als Großeltern das Denken der Kinder beeinflussen.
Auch das sind vernünftige Wege, die wir ausprobieren
sollten und die sicherlich ihren Beitrag zum Werben für
die Demokratie leisten können.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502408800

Ich bedanke mich bei Frau Beck für die Beantwortung

der Fragen.
Zur Beantwortung der weiteren Fragen zu diesem Ge-

schäftsbereich steht uns die Parlamentarische Staatsse-
kretärin Frau Riemann-Hanewinckel zur Verfügung.

Ich rufe zunächst die Frage 12 der Kollegin Ina Lenke
auf:

Inwiefern stellt das am 31. Januar 2003 vom Deutschen Bun-
destag in dritter Lesung verabschiedete Erste Zivildienstände-
rungsgesetz ab sofort sicher, dass alle für das Haushaltsjahr 2003
durch den Bund bereits eingegangenen Verpflichtungen in Form
von Einberufungen und verteilten Kontingenten für das gesamte
Haushaltsjahr 2003 vollständig finanziert sind?

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Sehr geehrte Kollegin Lenke, mit der angesprochenen
Änderung der Kostenregelung im Zivildienstgesetz wird
der Bundeshaushalt deutlich entlastet und die insgesamt
zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel reichen aus, um
die im Haushaltsjahr 2003 bereits erfolgten Einberufun-
gen und die für spätere Einberufungen in 2003 freigege-
benen Kontingente finanzieren zu können.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502408900

Zusatzfrage, Frau Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1502409000

Ich frage mich, Frau Staatssekretärin, warum es dann

einen Finanzierungsvorbehalt von 20 Prozent gibt. Bis zur
Veröffentlichung des Gesetzes im Bundesgesetzblatt wer-
den nämlich nur 80 Prozent des Kontingentes an die Trä-
ger gegeben und der Finanzierungsvorbehalt bleibt, das
heißt, die Träger werden von Ihnen nicht befriedigt.


(A)



(B)



(C)



(D)


1836


(A)



(B)



(C)



(D)






Ich befürchte eine längere Wartezeit für Zivildienstleis-
tende. Es sind bereits Bescheide zurückgenommen wor-
den, weil die Kontingente ausgeschöpft sind. Meine Frage
ist, ob Sie sich angesichts dieser hier vorgetragenen Tat-
sachen nicht anders besinnen; denn dass alles bezahlt
wird, wie Sie das eben vorgetragen haben, stimmt nicht.

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Frau Kollegin Lenke, Ihre Frage war, inwiefern das
erste Zivildienständerungsgesetz sicherstellt – –


(Ina Lenke [FDP]: Sofort!)

– Sofort geht ja nicht, es muss erst einmal Gesetz werden.
Sie wissen, dass das Gesetz am 1. März 2003 in Kraft tre-
ten soll. Sie wissen vielleicht auch, dass mit den Verbän-
den und den Verwaltungsstellen die Vereinbarung besteht,
im seit Oktober 2002 laufenden Zivildienstjahr vorerst
nur 80 Prozent der Kontingente zu vergeben. Das Zivil-
dienstjahr läuft noch bis zum Oktober 2003 und auch im
Laufe dieses Zivildienstjahres müssen noch Einberufun-
gen möglich sein. Die verbleibenden 20 Prozent sollen bei
In-Kraft-Treten dieses Gesetzes freigegeben werden. Da-
mit ist die Finanzierung der noch ausstehenden Einberu-
fungen von 20 Prozent sichergestellt. Bedingung ist aber
die Kostenabsenkung wie im Gesetz festgeschrieben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502409100

Zweite Zusatzfrage.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1502409200

Frau Staatssekretärin, wie wollen Sie dies sicherstel-

len, wenn das Gesetz etwa aufgrund einer Verzögerung im
Bundesrat erst am 1. Juni 2003 in Kraft tritt?

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Dies steht im Moment nicht zur Debatte. In unserem
Gesetzentwurf steht der 1. März. Vom 1. Juni kann über-
haupt nicht die Rede sein. Die Debatte im Bundesrat wird
am kommenden Freitag stattfinden, dann sehen wir weiter.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502409300

Wir kommen zur Frage 13 der Kollegin Lenke:

In welcher Höhe wird die Bundesregierung über die im Ein-
zelplan 17 des Haushaltes 2003 – Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend – bereits umgesetzten Einsparungen
von 90,676 Millionen Euro hinaus, von denen 80 Millionen Euro
auf die Titelgruppe 03 – Ausgaben für Zivildienstleistende – um-
gelegt wurden, im Jahr 2003 weitere Einsparungen vornehmen,
die auch den Zivildienst betreffen?

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Im zweiten Regierungsentwurf zum Haushalt 2003
sind die entsprechenden Einsparungen in Kap. 1704 vor-

gesehen. Nach dem Beschluss des Haushaltsausschusses
des Deutschen Bundestages vom 16. Januar 2003 sind
in Kap. 1704 im Haushaltsjahr 2003 zusätzlich circa
9,4 Millionen Euro einzusparen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502409400

Zusatzfrage.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1502409500

Frau Staatssekretärin, wo genau will die Bundesregie-

rung diese 9,4 Millionen Euro einsparen?

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Sie werden in Kap. 1704 eingespart. Insgesamt sind es
95,1 Millionen Euro und davon sind 5 Millionen Euro als
globale Minderausgabe ausgebracht worden.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1502409600

Ich finde, dass Sie die Frage nicht beantwortet haben.

Ich habe gefragt, wo in Kap. 1704 dieser Betrag einge-
spart werden soll. Sie haben gesagt, dieser Betrag werde
pauschal eingespart. Ich frage Sie, welcher Haushaltstitel
mit diesen Einsparungen belastet wird.

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Kapitel 1704 trägt die Überschrift „Bundesamt für den
Zivildienst“. Hier wird insgesamt entsprechend einge-
spart, und zwar mit der Maßgabe – das wissen Sie –, dass
die Gesetzesänderung am 1. März 2003 in Kraft tritt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502409700

Weitere Zusatzfrage.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1502409800

Frau Staatssekretärin, Sie wollen also in Kap. 1704,

„Bundesamt für den Zivildienst“, neben den 90 Millio-
nen Euro weitere circa 10 Millionen Euro einsparen. Mei-
nen Sie denn, dass Sie als Bundesregierung auch dafür
verantwortlich sind, dass die Wehr- und Zivildienst-
ungerechtigkeit weiter steigt, weil aus Ihrem Haushalt
weniger Zivildienststellen zur Verfügung gestellt werden
können?

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Aus unserem Haushalt werden nicht weniger Zivil-
dienststellen zur Verfügung gestellt. Die Zivildienststel-
len werden so wie bisher in Absprache mit den entspre-
chenden Verwaltungsstellen mit Zivildienstleistenden
ausgestattet werden.

Ina Lenke




Parl. Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel

Innerhalb eines Zivildienstjahres gibt es allerdings
Schwankungen. Diese hängen nicht nur damit zusammen,
in welcher Höhe Gelder zur Verfügung stehen, sondern
vor allen Dingen mit den Planungen der einzelnen Dienst-
stellen und mit den Entscheidungen der einzelnen Zivil-
dienstleistenden, wann sie den Zivildienst im Laufe eines
Haushaltsjahres beginnen wollen. Insofern ist es gut mög-
lich, dass entsprechende Schwankungen innerhalb eines
Zivildienstjahres auftreten können.

Abschließend betone ich: Die 80 Prozent sind bisher si-
chergestellt. Die 20 Prozent werden, wenn das Gesetz in
Kraft tritt und sich damit einiges im Bereich der Kosten
ändert, bei den Kontingenten ausgegeben. Es wird nichts
gekürzt, die Zahlen werden nicht geändert.


(Ina Lenke [FDP]: Das gilt also ab dem 1. März?)


– Ja.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502409900

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Schaaf.


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1502410000

Frau Staatssekretärin, müssten die Kontingente, die

jetzt noch freigegeben werden, reduziert werden, wenn
das Erste Zivildienständerungsgesetz nicht zum 1. März
in Kraft tritt, da dadurch die Einsparungen in diesem Be-
reich weniger hoch ausfallen? Das sollte nach Absprache
mit den Verbänden doch ausdrücklich verhindert werden.

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Es ist unser Ziel, dass die Kontingente von 20 Prozent,
die noch ausstehen, wenn es geht, nicht gekürzt werden
müssen. An diesem Ziel hält die Bundesregierung fest.
Wir wollen vor allen Dingen sicherstellen, dass die jungen
Männer an ihrer bisherigen Lebensplanung für dieses Jahr
festhalten können. Aber auch die Dienststellen müssen
weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Aufgaben zu erfül-
len. Deshalb hoffen wir sehr, dass wir dies mit der ent-
sprechenden Gesetzesänderung erreichen.

Dabei ist aber auch ein anderer Punkt von Bedeutung.
Auch von Ihrer Seite müssten Vorschläge kommen. Da-
von war bisher nichts zu sehen, Frau Kollegin Lenke. Das
muss einmal gesagt werden. Es liegt im Interesse der Bun-
desregierung, den Zivildienst in diesem Jahr so weit wie
möglich und so, wie es mit der Bundesarbeitsgemein-
schaft der Freien Wohlfahrtsverbände, mit den jeweiligen
Naturschutzverbänden und mit den kommunalen Spitzen-
verbänden abgesprochen worden ist, zu erhalten.

Im allerschlimmsten Fall könnte es Absenkungen ge-
ben. Das wollen wir nicht. Die Bundesregierung wird al-
les tun, damit genau das nicht passiert. In diesem Sinne
hoffe ich nach wie vor, dass auch im Bundesrat dieses
Problem gesehen wird und dass der Bundesrat darauf ver-
zichtet, den Vermittlungsausschuss anzurufen, der das
Gesetzesvorhaben lediglich verzögern würde. Das liegt
auch in der Verantwortung der Opposition.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502410100

Es liegen keine weiteren Fragen zu diesem Geschäftsbe-
reich vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Zur
Beantwortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Frau Caspers-Merk zur Verfügung.

Wir kommen zur Frage 14 des Kollegen Gerald Weiß:
Ist der Bundesregierung bekannt, ob – und wenn ja, in wel-

chem vermuteten Umfang – mit fremden Krankenversicherungs-
karten auf nicht gesetzliche Weise Leistungen im deutschen Ge-
sundheitswesen in Anspruch genommen werden?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1502410200


Herr Kollege Weiß, Ihre Frage beantworte ich wie
folgt: Der Bundesregierung liegen keine offiziellen und
insbesondere keine bundesweiten Zahlen zur missbräuch-
lichen Verwendung der Krankenversicherungskarte vor.
Die von verschiedenen Seiten hierzu in der Öffentlichkeit
verbreiteten Angaben sind bislang Schätzungen. So ist
zum Beispiel die Diskrepanz der Ergebnisse verschiede-
ner Untersuchungen aus Bayern zum Missbrauch der
Krankenversicherungskarte erheblich. Nach Angaben der
Kassenärztlichen Vereinigung Bayern liegt Missbrauch bei
rund 33 000Versicherten vor. Die AOK Bayern erfasste im
vierten Quartal 2001 dagegen lediglich 641 Krankenversi-
cherungskarten, die durch häufige Inanspruchnahme von
Ärzten und eine hohe Anzahl von Arzneimittelverordnun-
gen auffielen.

Allein diese beiden Beispiele aus nur einem Bundes-
land machen deutlich, dass keine abgesicherten Zahlen für
die ganze Bundesrepublik vorliegen. Ich bin Ihnen für die
Frage allerdings sehr dankbar, weil sie mir die Gelegenheit
gibt, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass es die Auf-
gabe sowohl der Krankenkassen als auch der KVen ist, ei-
nem vermuteten Missbrauch in jedem Fall entgegenzutre-
ten und die Prüfdichte erheblich zu erhöhen.

Eine der Möglichkeiten wäre beispielsweise, wie es die
AOK Baden-Württemberg bereits tut, ein Lichtbild auf die
Versichertenkarte aufzubringen. Leider hat bei der AOK
Baden-Württemberg – die Bundesregierung hat dieses
Modellprojekt mit veranlasst und gefördert – bislang nur
ein Drittel der Versicherten von dieser Möglichkeit Ge-
brauch gemacht. Es handelt sich derzeit um 1,2 Millionen
Versicherte. Dies wäre ein weiterer Schritt, um Miss-
brauch der Krankenversicherungskarte zu beseitigen.

Darüber hinaus will ich an dieser Stelle noch einmal
darauf hinweisen, dass wir mit Hochdruck daran arbeiten,
die Chipkarte intelligenter und damit fälschungssicherer
zu machen. Wir wollen einen Notfalldatensatz – in An-
lehnung an den europäischen Notfallausweis – auf der
Chipkarte anbringen, sodass sie auch in Notfällen genutzt
werden kann.

Ich bin gerade Ihnen für diese Fragestellung sehr dank-
bar; denn ich habe mit großer Verwunderung festgestellt,
dass die CDU/CSU-Fraktion heute bei der Haushaltsbera-
tung im Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Streichungsanträge bezüglich der Unterstützung der elek-


(A)



(B)



(C)



(D)


1838


(A)



(B)



(C)



(D)






tronischen Chipkarte vorgelegt hat. Ihre Frage zeigt mir,
dass wir mit der Chipkarte auf dem richtigen Weg sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502410300

Zusatzfrage, Herr Kollege Weiß.

Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Frau Staatssekretärin, halten Sie die Ergebnisse der Un-

tersuchung der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern,
die, wenn ich es so sagen darf, ein intelligentes neues
Rasterverfahren – ein Analyseraster – verwendet hat, für
plausibel? Sie kam zu dem Ergebnis, dass durch die ver-
schiedenen Formen der betrügerischen Inanspruchnahme
der Chipkarte ein enormer Schaden entstanden ist. Als
Stichworte wurden genannt: wandernde Chipkarte, Ge-
sundheitstouristen aus dem Ausland, die die Karten von
Verwandten oder Bekannten in der Bundesrepublik miss-
bräuchlich verwenden, und nicht versicherte Personen, die
die Karten von gesetzlich Versicherten illegalerweise in
Anspruch nehmen. Erscheinen die ermittelten Werte aus
Ihrer Sicht einigermaßen plausibel und stellen sie für Sie
einen Anlass dar, diesen Dingen etwas stringenter und
nachhaltiger nachzugehen?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1502410400


Herr Kollege Weiß, diese Frage habe ich bereits in mei-
ner Einführung beantwortet. Ich habe Ihnen nämlich deut-
lich gemacht, dass es Aufgabe der Kassen und der KVen
ist, diesem Missbrauch durch verstärkte Prüfungen zu be-
gegnen. Es handelt sich hier nicht um eine hoheitliche
Aufgabe. Es geht um die Gelder der Beitragszahlerinnen
und -zahler; insofern begrüßen wir alle Maßnahmen, die
zu einer Verstärkung der Prüfdichte führen.

Ich habe Ihnen gerade am Beispiel Bayerns klar ge-
macht, dass es vonseiten der AOK und der KV Bayern
sehr unterschiedliche Angaben gibt. Ich glaube, dass es
wichtig ist, dass es hier zu einer größeren Datentranspa-
renz und zu einer besseren Zusammenarbeit kommt. Des-
wegen fördert die Bundesregierung insbesondere die
elektronische Patientenkarte, die Notfalldateien und die
Bemühungen um die Fälschungssicherheit.

Ich bin sehr froh, dass die AOK Niedersachsen im Auf-
trag aller AOKen der Frage der missbräuchlichen Nut-
zung der Karten von Toten nachgegangen ist. Sie hat ei-
nige Ergebnisse produziert, die uns aufhorchen lassen.
Ihre Frage, ob wir sichere Erkenntnisse für die Bundesre-
publik haben, muss ich verneinen. Es gibt einzelne Auf-
fälligkeiten. Durch unsere stark strukturierte Kassenland-
schaft und die unterschiedliche Struktur der KVen gibt es
aber keine sicheren Abschätzungen.

Es könnte sein, dass die Schätzung der KV Bayerns,
die auf 100Millionen Euro für Bayern kommt – dies rech-
net sie hoch und spricht von einem Missbrauch in der
Größenordnung von, wenn ich die Zahl richtig im Kopf
habe, 1 Milliarde Euro –, stimmt. Wir können es nicht si-
cher abschätzen. Die Kassen sagen uns, dass die Zahl dar-
unter liegt. Es ist aber ein Umstand, der uns besorgt

macht. Deswegen werden wir alle Maßnahmen, die zu ei-
ner verbesserten Prüfdichte führen, unterstützen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502410500

Weitere Zusatzfrage, Herr Kollege Weiß.

Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Sie sagen, dass Sie besorgt sind. Ich verstehe Sie aber

richtig, dass Sie jetzt keinen Anlass für gesetzgeberisches
Handeln der Bundesregierung sehen?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1502410600


Herr Kollege Weiß, wir haben heute im Gesundheits-
ausschuss die Eckpunkte der Bundesregierung zur Ge-
sundheitsstrukturreform diskutiert. Darunter befindet sich
zum Beispiel die Forderung nach einer elektronischen Pa-
tientenkarte, die fälschungssicher ist und mehr Informa-
tionen enthält. Insbesondere um diese einzuführen, haben
wir zusätzliche Haushaltsmittel beantragt. Ich bin sehr
froh, dass wir nun zügig an die Umsetzung herangehen.
Unterhalb dessen, was wir in Zukunft wollen, ist es aber
bereits jetzt möglich, dass die Kassen Plausibilitätstests
durchführen und dass die KVen die Prüfdichte erhöhen.
Es liegt auch in unserem Interesse, dass dies auf alle Fälle
erfolgt, um dem Missbrauch deutlich zu begegnen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502410700

Die Fragen 15 und 16 des Kollegen Hofbauer werden
schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Fragen 17 des Kollegen Werner Lensing
auf:

Hat die Bundesregierung vor, das Embryonenschutzgesetz
zu ändern, wie es die Äußerung des Bundeskanzlers, Gerhard
Schröder: „Wir werden zu diskutieren haben, ob man das thera-
peutische Klonen von einem solchen Verbot ausnehmen kann und
muss“ – EZ, „Evangelische Zeitung Online“ vom 26. Januar
2003 –, nahe legt?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1502410800


Herr Kollege Lensing, Ihre Frage beantworte ich wie
folgt: Die Bundesrepublik Deutschland hat mit dem Em-
bryonenschutzgesetz ein Gesetz, das mit seinen klaren
Grenzziehungen und seinem hohen Schutzstandard die
Gewissheit bietet, sich den aktuellen Fragen und Be-
fürchtungen mit der notwendigen Sorgfalt und Gelassen-
heit stellen zu können.

Vor der Entscheidung über die Notwendigkeit weiterer
gesetzlicher Regelungen in diesem Bereich sollte nach
Auffassung der Bundesregierung die Debatte im Bundes-
tag intensiv geführt werden. Die Bundesregierung will
den Ergebnissen dieser Diskussion nicht vorgreifen. Sie
wissen, lieber Herr Kollege, dass es interfraktionelle An-
träge zu der Forderung gibt, das Embryonenschutzgesetz
mit seinen Schutzstandards international durchzusetzen.
Deswegen glauben wir, dass intensive parlamentarische
Beratung Not tut.

Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk






Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502410900

Zusatzfrage.


Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1502411000

Ich möchte gerne zwei Zusatzfragen stellen. Frau

Staatssekretärin, könnten wir uns darauf verständigen,
dass meine Frage, die sich auf die Aussage des Herrn
Bundeskanzlers bezog, durch Ihre Einlassung noch nicht
ausreichend beantwortet worden ist? Aus der Aussage des
Bundeskanzlers geht hervor, dass er sich sehr wohl vor-
stellen könne, eine bestimmte Form des therapeutischen
Klonens zuzulassen.

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1502411100


Ich glaube, die von Ihnen formulierte Frage lässt sich
nicht so eindeutig aus dem Bruchstück eines Interviews
ableiten. Ich habe Ihnen geantwortet, dass wir mit dem
Embryonenschutzgesetz einen sehr hohen und guten
Schutzstandard haben. Sollten weitere Beratungen erfol-
gen, muss das Parlament einbezogen werden. An dieser
Antwort möchte ich festhalten.

Sie wissen, dass das Herstellen von Embryonen zu
Forschungszwecken aufgrund § 1 Abs. 1 Nr. 2 des Em-
bryonenschutzgesetzes, das Klonen von Embryonen nach
§ 6 Abs. 1 des Embryonenschutzgesetzes und der Ver-
brauch von Embryonen zu Forschungszwecken aufgrund
§ 2 Abs. 1 des Embryonenschutzgesetzes in Deutschland
verboten und unter Strafe gestellt ist. Wir sehen hier kei-
nen aktuellen Handlungsbedarf. Sie wissen, dass wir eine
intensive und ethisch geprägte Diskussion zu diesem Be-
reich führen. Zudem wurde der Wunsch des Parlaments
nach Einsetzung einer neuen Enquete-Kommission
geäußert. Deswegen werden wir uns mit diesen Themen
ethisch vertretbar in dieser Legislaturperiode befassen.


Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1502411200

Ich teile Ihre Auffassung im Hinblick auf den hohen

Schutz, den die Embryonen in Deutschland auch vor dem
Hintergrund des Stammzellgesetzes genießen, das wir in
der vorherigen Legislaturperiode verabschiedet haben.

Gleichwohl habe ich folgendes Problem: Das Klonen
insgesamt ist bekanntlich mit der hohen Achtung der
Menschenwürde universal verbunden. Ich bin der Auffas-
sung, dass man daher nicht zwischen dem so genannten
reproduktiven und dem therapeutischen Klonen unter-
scheiden kann und darf. Jetzt hört man, dass in der Bun-
desregierung Überlegungen dahin gehend angestellt wer-
den, sich zwar weiterhin gegen das reproduktive Klonen
zu engagieren, dass man aber dem therapeutischen Klo-
nen einige positive Aspekte – ich will das sehr vorsichtig
ausdrücken – abgewinnen kann. Wie ist das mit der Men-
schenwürde vereinbar?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1502411300


Herr Kollege Lensing, es gibt aktuell keinen politi-
schen Handlungsbedarf. Sie sprechen ethische Fragen an,

die einer intensiven Beratung im Parlament bedürfen. Sie
sprechen Grundüberzeugungen eines jeden Abgeordneten
an. Ich erinnere mich an sehr gute Debatten im Parlament,
die darauf zurückzuführen waren, dass wir die Gewis-
sensentscheidung der Abgeordneten respektiert haben.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Vielen Dank!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502411400

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Auswärti-

gen Amtes.
Ich rufe die Frage 33 auf:

Ist die Aussage, dass die Bundesregierung die Zeit bis nächs-
ten Herbst nutzen wird, um gemeinsam mit Frankreich die Bera-
tungen der VN-Arbeitsgruppe so vorzubereiten, dass die Initiative
Aussicht hat, in der Sitzung der Arbeitsgruppe Ende September
nächsten Jahres weitgehende Zustimmung zu finden, wie sie im
Bericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in
der Ausschussdrucksache 15 (17) 38 auf Seite 3 geäußert wurde,
so zu verstehen, dass die Bundesregierung sich aus taktischen
Gründen mit dem Verbot allein des reproduktiven Klonens bei den
in der Drucksache erwähnten weiteren Beratungen der Arbeits-
gruppe der Vereinten Nationen zufrieden geben wird?1)

Zu ihrer Beantwortung steht freundlicherweise der
Staatsminister im Auswärtigen Amt, Hans Martin Bury,
zur Verfügung.

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1502411500


Herr Kollege Lensing, die Bundesregierung sieht die
Notwendigkeit, die deutsch-französische Initiative aktiv
fortzuentwickeln. Sie wird die Zeit bis zur nächsten Sit-
zung der Generalversammlung der Vereinten Nationen
nutzen, um gemeinsam mit der französischen Regierung
zu sondieren, auf welche Weise möglichst viele Staaten
von der Notwendigkeit eines schnellen Verhandlungser-
folgs über ein weltweit wirksames Verbot des Klonens
von Menschen überzeugt werden können. Die Bundesre-
gierung verfolgt also weiterhin das Ziel, das Klonen von
Menschen auf internationaler Ebene möglichst umfassend
zu verbieten.


Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1502411600

Vielen Dank, Herr Staatsminister. Ihnen ist sicherlich ge-

nauso bekannt wie mir, dass wir bisher große Probleme hat-
ten, mit der gemeinsamen Aktion der Franzosen und der
Deutschen bei der UNO einen Erfolg zu erzielen. Von daher
ergibt sich meine Frage, ob Sie schon inhaltlich oder viel-
leicht sogar in Bezug auf weitere Schritte – ich will nicht den
Begriff „Taktik“ gebrauchen – konkretere Vorstellungen ha-
ben, aus denen hervorgehen könnte, dass wir diesmal im Ge-
gensatz zum letzten Anlauf erfolgreich sein könnten.

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1502411700


Herr Kollege Lensing, wir werden das Vorgehen
zunächst mit dem französischen Partner eng abstimmen


(A)



(B)



(C)



(D)


1840

1) siehe hierzu auch Frage 17


(A)



(B)



(C)



(D)






und dann gemeinsam mit Frankreich Konsultationen mit
anderen Staaten aufnehmen.


Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1502411800

Daraus kann ich noch keinen Anflug von Optimismus

bei Ihnen erkennen, dass wir erfolgreich sein werden. Von
daher – wir müssen in der Politik immer weiter denken –
ergibt sich die Frage: Was wäre eigentlich, wenn die
deutsch-französische Initiative lediglich ein Verbot des
reproduktiven Klonens erreichen würde? Würden wir uns
mit dieser Situation abfinden oder nach neuen Möglich-
keiten suchen, um gegebenenfalls in einer weiteren Ak-
tion das Klonen insgesamt endgültig verbieten zu kön-
nen?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1502411900


Herr Kollege Lensing, ich bin generell optimistisch.
Ich bin auch insbesondere optimistisch, was die Frage an-
geht, ob wir aus der gemeinsamen Initiative heraus zu ei-
ner internationalen Verständigung über ein wirksames
Verbot des Klonens von Menschen kommen. Über einen
möglichen anderen Ausgang der Verhandlungen mag ich
nicht spekulieren.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502412000

Ich rufe nun den Geschäftsbereich des Bundesministe-

riums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf. Für die
Beantwortung der Fragen steht die Parlamentarische
Staatssekretärin Angelika Mertens zur Verfügung.

Ich rufe zunächst die Frage 18 des Kollegen Michael
Kretschmer auf:

Trifft es zu, dass polnische Finanzbehörden aufgrund angebli-
cher Steuerschulden Fahrzeuge deutscher Busunternehmen im
grenzüberschreitenden Personennahverkehr mit der Beschlag-
nahme bedrohen, und wenn ja, wie reagiert die Bundesregierung
darauf?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502412100


Lieber Kollege Kretschmer, nach Informationen der
Bundesregierung soll gegenüber der Verkehrsgesellschaft
Görlitz GmbH, die den grenzüberschreitenden öffentli-
chen Personenverkehr zwischen Görlitz auf deutscher
Seite und Zgorzelec auf polnischer Seite betreibt, unter
Hinweis auf angeblich bestehende Mehrwertsteuerschul-
den von polnischer Seite eine solche Beschlagnahme in
Aussicht gestellt worden sein. Hintergrund dürfte ein vom
polnischen Ministerium für Infrastruktur Ende Dezem-
ber 2002 an insgesamt 33 deutsche Verkehrsunternehmen
übermitteltes Schreiben sein. Diese betreiben oder betrie-
ben im grenzüberschreitenden Verkehr Omnibuslinien
nach Polen, allerdings bis auf das in Görlitz betroffene
Unternehmen nicht im Nah-, sondern im Fernverkehr.

In dem genannten Schreiben werden die Unternehmen
aufgefordert, ihre Geschäftstätigkeit als mehrwertsteuer-
pflichtiges Gewerbe bis zum 31. Januar 2003 bei der pol-
nischen Finanzverwaltung anzumelden. Sie sind dieser
Pflicht bisher nicht nachgekommen.

Für den Fall der Fristversäumnis wird im Hinblick auf
das Tätigwerden der polnischen Finanzbehörden darauf
hingewiesen, dass bei Zuwiderhandlungen gegen das gel-
tende polnische Steuerrecht mit der Möglichkeit gerech-
net werden müsse, dass die Omnibusse des jeweiligen Un-
ternehmens zur Deckung der festgestellten Steuerschuld
sichergestellt würden.

Die Bundesregierung hat das polnische Ministerium
für Infrastruktur umgehend gebeten, nicht an der zu kurz
bemessenen Anmeldefrist bis zum 31. Januar 2003 fest-
zuhalten bzw. diese Frist deutlich zu verlängern. Außer-
dem wurde um weitere Aufklärung über das von den deut-
schen Unternehmen konkret erwartete Vorgehen gebeten.
Eine Reaktion seitens des polnischen Ministeriums für In-
frastruktur steht noch aus.

Nach dem Eindruck der Bundesregierung geht es dem
polnischen Ministerium für Infrastruktur zunächst darum,
die Anmeldung der deutschen Unternehmen bei der pol-
nischen Finanzverwaltung durchzusetzen. Danach soll of-
fenbar die Veranlagung zur Mehrwertsteuer erfolgen, die
von Polen für den auf polnischem Gebiet liegenden
Streckenanteil der Omnibuslinienverkehre beansprucht
wird. Bislang ist kein Fall bekannt, in dem es zu den von
polnischer Seite als möglich dargestellten Zwangsmaß-
nahmen gekommen wäre.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502412200

Eine Zusatzfrage, Herr Kollege Kretschmer.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1502412300

Sie sehen, dass das ein großes Problem ist, gerade im

Hinblick auf die EU-Osterweiterung und das Zusammen-
wachsen der Grenzregionen. Deswegen ist der Vorgang
sehr ärgerlich. Es scheint so zu sein – ich möchte Sie bit-
ten, das zu bestätigen oder zu verneinen –, dass es auch an
der deutschen Seite liegt. In der deutsch-polnischen Ko-
ordinierungskommission auf Länderebene scheint es Ver-
säumnisse gegeben zu haben.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502412400


Diese Versäumnisse sehe ich nicht. In der gemischten
Gruppe, in der die Länder und übrigens auch die Verbände
mitarbeiten, gab es diese Informationen schon im Herbst
2001. Das Gesetz auf polnischer Seite stammt aus dem
Jahr 1993, ist also schon ziemlich alt; die polnischen
Behörden haben es nur nie angewandt. Bei uns wäre das
übrigens gar nicht möglich, weil bei uns bei der Anmel-
dung auch die Steuerpflicht eintritt.

Es hat zum einen von unserer Seite sowohl aus der ge-
mischten Gruppe als auch aus dem Ministerium Überset-
zungshilfen gegeben. Also waren eigentlich alle darüber
informiert, dass irgendwann die Stunde schlägt. Insofern
müssen wir uns nichts vorwerfen. Zum anderen ist dieser
Fall vielleicht auch insofern etwas ganz Besonderes, als es
sich um den einzigen grenzüberschreitend ÖPNV handelt,
der zwischen Deutschland und Polen betrieben wird. Für
den ÖPNV sind natürlich die Länder zuständig. Aber ich

Staatsminister Hans Martin Bury




Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens
glaube, dass sowohl das Land wie auch der Bund alles ge-
tan haben, um hier Informationen zu geben, die man ver-
wenden konnte, die aber wohl nicht verwandt worden sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502412500

Eine weitere Zusatzfrage.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1502412600

Eine letzte Frage: Es ist gerade in diesem speziellen

Fall nicht so, dass gegenseitig die Mehrwertsteuer erlas-
sen wird, weil es sich um ein Verfahren handelt, in dem
die Leistungen kooperativ von polnischen Unternehmen
und einem deutschen Unternehmen erbracht werden. Es
ist also vielmehr so, dass beide, sowohl die Polen in
Deutschland als auch das deutsche Unternehmen in Polen,
Mehrwertsteuer zahlen müssen.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502412700


Bis jetzt war es so, dass wir für den Verkehr bei uns im-
mer Mehrwertsteuer erhoben haben, während die Polen
das bis jetzt nicht gemacht haben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502412800

Ich rufe die Frage 19 des Kollegen Kretschmer auf:

Welche konzeptionellen Vorstellungen bezüglich Inhalt, Orga-
nisationsstruktur, Finanzierung und Standort verfolgt die Bundes-
regierung bei der Gründung eines Osteuropazentrums für Wirt-
schaft und Kultur?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502412900


Die Regierungsparteien haben vereinbart, in dieser
Wahlperiode ein Osteuropazentrum für Wirtschaft und
Kultur einrichten zu wollen. Hintergrund dieser Überle-
gungen ist die bevorstehende EU-Erweiterung. Die damit
verbundenen Chancen der grenzübergreifenden Zusam-
menarbeit sollen offensiv genutzt werden. Das Zentrum
soll in Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen,
Einrichtungen der Wirtschaft und kulturellen Vereinigun-
gen zur Stärkung der deutschen Beziehungen zu den Staa-
ten in Mittel- und Osteuropa beitragen. Insbesondere die
neuen Bundesländer haben mit der Erweiterung die
Chance, sich zu einer europäischen Verbindungsregion
mit gutem Zugang zu den Märkten speziell der EU-Er-
weiterungsstaaten fortzuentwickeln.

Die inhaltliche Aufgabenstellung des Osteuropazen-
trums und seine Organisationsstruktur bedingen einander.
Die Bundesregierung befindet sich hierzu noch in der Ab-
stimmungs- und Planungsphase, sodass zum jetzigen Zeit-
punkt noch keine Aussagen getroffen werden können. Eine
Entscheidung über den Standort wird erst zum Abschluss
der Überlegungen getroffen werden. Die Finanzierung soll
über den Haushalt des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen sichergestellt werden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502413000

Eine Zusatzfrage.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1502413100

Es handelt sich um eine wissenschaftliche Einrichtung

und wir wundern uns darüber, dass sie beim Verkehrsmi-
nisterium angesiedelt wird. In welcher Form wird das Par-
lament und hier insbesondere der Ausschuss für For-
schung und Bildung in die konzeptionelle Planung
eingebunden?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502413200


Ich denke, in der üblichen Form. Wir werden, wenn wir
gefragt werden, jedes Mal darüber informieren.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502413300

Eine weitere Zusatzfrage.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1502413400

Eine letzte Zusatzfrage: Frau Staatssekretärin, wann

rechnen Sie mit der Aufnahme der Arbeit dieses Osteuro-
pazentrums?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502413500


Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch keinen konkre-
ten Monat nennen, weil das Ganze noch nicht so weit ge-
diehen ist.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502413600

Ich rufe die Frage 20 des Kollegen Kolbe auf:

Wie beurteilt die Bundesregierung vor dem Hintergrund, dass
der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen,
Manfred Stolpe, am 9. Dezember 2002 in Delitzsch auf einer
öffentlichen Kundgebung das Bestehenbleiben des Eisenbahnaus-
besserungswerkes Delitzsch zugesichert hat, den Schließungsbe-
schluss vom Sommer 2001 für die Eisenbahnausbesserungswerke
der Deutschen Bahn AG, deren Alleingesellschafter die Bundes-
republik Deutschland ist, und wirkt sie darauf hin, diesen Be-
schluss für einzelne Standorte auszusetzen bzw. zurückzuneh-
men?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502413700


Herr Kollege Kolbe, anlässlich des Besuchs am 9. De-
zember 2002 in Delitzsch konnte von Herrn Bundesmi-
nister Dr. Manfred Stolpe nach Absprache mit dem
Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG der
Schließungsbeschluss um zwei Jahre bis zum Jahresende
2005 für ausgesetzt erklärt werden. Der Ministerpräsident
des Freistaates Sachsen sagte bei seinem Besuch in
Delitzsch eine angemessene Unterstützung durch den
Freistaat zu, damit es für Delitzsch eine wirtschaftliche
Perspektive gibt.

Auch von der Landesregierung des Freistaates Sachsen
wird akzeptiert, dass es innerhalb des Bahnkonzerns eine
Straffung der Kapazitäten bei den Ausbesserungswerken
geben muss. Nach Angaben der Deutschen Bahn AG sind
die 18 Ausbesserungswerke nur zu 57 Prozent ausgelastet.


(A)



(B)



(C)



(D)


1842


(A)



(B)



(C)



(D)






Mit dem Sanierungskonzept des Vorstandes der Deutschen
Bahn AG von Juni 2001 werden die Kapazitäten an den
künftigen Bedarf der Fahrzeuginstandhaltung und -in-
standsetzung angepasst. Das ist für die Konsolidierung des
Unternehmens unbedingt erforderlich. Die Sanierungs-
maßnahmen erfolgen im Konsens mit den Gewerkschaften.

Der Vorstand der Deutschen BahnAG entscheidet hier
in alleiniger unternehmerischer Verantwortung nach wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten. Dies entspricht der mit der
Bahnreform herbeigeführten sowie von Bundestag und
Bundesrat mit großer Mehrheit beschlossenen Trennung
der staatlichen Aufgaben von der notwendigen Eigenver-
antwortlichkeit der Deutschen BahnAG. Der Bund hat als
Eigentümer in seinem Verhalten gegenüber der Deutschen
Bahn AG die aktienrechtlichen Vorgaben zu beachten.
Nach der aktienrechtlichen Kompetenznorm des § 76 des
Aktiengesetzes leitet der Vorstand die Gesellschaft in ei-
gener Verantwortung; das heißt, er ist in Fragen der Ge-
schäftsführung nicht an Weisungen anderer Organe der
Gesellschaft oder des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen gebunden. Der Schließungs-
beschluss kann daher nur vom Vorstand der Deutschen
Bahn AG zurückgenommen werden. Das ist nur für die
Standorte zu erwarten, bei denen ein Investor bereit ist,
das jeweilige Werk zu übernehmen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502413800

Eine Zusatzfrage, Herr Kollege Kolbe.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1502413900

Frau Staatssekretärin, ich möchte zitieren, was der

Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe am 9. Dezember
2002 in Delitzsch gesagt hat, und Sie um Stellungnahme
dazu bitten. Manfred Stolpe hat wortwörtlich gesagt:

Wir haben eine klare Zusage, die mir heute früh noch
mal bestätigt worden ist von Herrn Mehdorn, dass er
ganz kurzfristig mit Ministerpräsident Milbradt und
mit mir über Perspektiven nicht nur für ein, zwei
Jahre, sondern über die Perspektiven dieses Stand-
orts reden wird.

Weiter sagte Manfred Stolpe wörtlich:
Aber es bleibt ganz sicher in den nächsten Jahren ein
Werk der Bahn und es wird Aufträge der Bahn haben.

So wurde es am 9. Dezember 2002 vor rund 2 000 Men-
schen in Delitzsch gesagt. Wie verträgt sich das mit Ihren
Ausführungen im Deutschen Bundestag, dass es sich nur
um einen Aussetzungsbeschluss für zwei Jahre handeln
solle? Ich sehe hier einen eklatanten Widerspruch.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502414000


Ich sehe darin keinen eklatanten Widerspruch, weil das
Werk zwei Jahre in den Händen der DBAG bleiben wird.
Sie wissen, dass dieses Werk ausgeschrieben werden soll.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Standort mit dem
entsprechenden Auftrag ohne Weiteres erhalten bleibt. In
welcher Regie, ist eine andere Frage.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502414100

Eine weitere Zusatzfrage.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1502414200

Uns allen ist natürlich bekannt, dass die Deutsche Bahn

eine Aktiengesellschaft ist. Aber die Bundesrepublik
Deutschland ist 100-prozentiger Eigentümer; sie ist also
Alleineigentümer. Deshalb frage ich noch einmal: Was
gedenkt die Bundesregierung jetzt zu tun, um das alles zu
begleiten, oder haben Sie schon etwas unternommen bzw.
werden Sie in den nächsten Wochen und Monaten etwas
unternehmen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502414300


Ich weiß nicht, wie lange Sie schon Mitglied des Bun-
destags sind. Ich muss Ihnen vielleicht erklären, dass die
Bahnreform 1994 beschlossen worden ist.


(Zuruf von der SPD: Er hat vier Sterne!)

– Wenn Sie, Herr Kollege Kolbe, in „Kürschners Volks-
handbuch“ vier Sterne neben Ihrem Namen stehen haben,
dann waren Sie schon damals Mitglied des Bundestags
und können sich sicherlich noch daran erinnern, dass be-
schlossen worden ist, aus der Deutschen Bundesbahn
keine GmbH, sondern eine Aktiengesellschaft zu machen.
Wenn aus der Bundesbahn eine GmbH gemacht worden
wäre, dann gäbe es jetzt einen Geschäftsführer, den man
anweisen könnte, dieses oder jenes zu tun. Das ist aber
nicht der Fall.

Was die Bahnwerke angeht, ist, im Konsens auch mit
den Ländern und den Ministerpräsidenten, gesagt wor-
den, dass sich die Länder und DB AG die jeweiligen Stand-
orte angucken sollen. Minister Stolpe hat hierbei eine, wie
ich finde, sehr erfolgreiche Moderatorenrolle eingenom-
men. Wir alle sollten uns darüber freuen, dass es mit
Delitzsch weitergeht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502414400

Ich rufe die Frage 21 des Kollegen Manfred Kolbe auf:

Hält es die Bundesregierung und insbesondere der Bundes-
minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Manfred Stolpe,
in seiner Zuständigkeit für den Aufbau Ost für mit der Förderung
des Aufbaus Ost vereinbar, dass die Deutsche Bahn AG alle vier
Eisenbahnausbesserungswerke im Freistaat Sachsen schließen
will und von insgesamt 5 350 abzubauenden Arbeitsplätzen allein
2 341 Arbeitsplätze in Sachsen abgebaut werden sollen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502414500


Zur Zukunft der sächsischen Ausbesserungswerke
fand am 28. Januar 2003 ein weiteres Gespräch beim Vor-
sitzenden der Deutschen Bahn AG unter Beteiligung von
Herrn Bundesminister Dr. Stolpe und des Ministerpräsi-
denten des Freistaates Sachsen statt. Dabei wurde die Zu-
sage vom 9. Dezember 2002 bekräftigt und es wurden ge-
meinsame Maßnahmen zwischen der Deutschen Bahn
AG und dem Freistaat Sachsen zur Erhaltung des Stand-
ortes Delitzsch abgestimmt. Zu den Werken Chemnitz

Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens




Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens
und Zwickau werden die von der Deutschen Bahn AG
eingeleiteten Maßnahmen zur Privatisierung nach Ein-
schätzung des Freistaates positiv bewertet. In den Werken
Chemnitz, Delitzsch und Zwickau waren nach Angaben
der Deutschen Bahn AG am 31. Dezember 2002 noch
1 208 vollzeitbeschäftigte Personen tätig. Das Werk Leip-
zig/Engelsdorf, in dem überwiegend Güterwagen instand
gehalten worden sind, ist seit 1. Januar 2002 kein Werk
der Deutschen Bahn AG mehr. Es wurde zu diesem Zeit-
punkt mit 151 Beschäftigten an die Investorengruppe
Wils/Duroc/Til-Gutzen verkauft.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502414600

Zusatzfrage.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1502414700

Fra
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1502414800
Halten Sie es für sachgerecht, dass alle
vier sächsischen Eisenbahnausbesserungswerke geschlos-
sen werden, und halten Sie es auch für sachgerecht, dass
nach dem Stand der Beschlussfassung von 5 350 Arbeits-
plätzen bundesweit allein 2 341, also knapp die Hälfte, in
einem Bundesland, nämlich in Sachsen, abgebaut wer-
den?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502414900


Die Bahn modernisiert sich. Wir alle sind uns darüber
einig, glaube ich, dass gerade mit der Modernisierung des
Fuhrparks der Abbau bestimmter Kapazitäten einhergeht.
Dass Sachsen sehr viele Bahnwerke hat, hat mit der Struk-
tur der früheren DDR zu tun. Sie können ganz sicher sein,
dass hier kein Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz verlieren
wird; es gibt eine Übernahmegarantie. Insofern: Wir kön-
nen das eine nicht ohne das andere haben. Die DB AG
– das ist der Auftrag aus der Bahnreform – soll sich kon-
solidieren und am Markt bestehen können. Dazu gehört
der Personalabbau, der auch in anderen Bereichen statt-
findet. Dazu gehört ebenfalls, dass Ausbesserungswerke
geschlossen werden oder von anderen übernommen wer-
den und dann unter anderer Regie weiterbestehen. Wenn
wir ganz ehrlich sind, müssen wir sagen: Das ist der Auf-
trag, den wir als Politik an die DB AG gegeben haben. Sie
erfüllt ihn. Wenn jetzt davon abgewichen werden soll,
müssen Sie mir sagen, in welcher Form Sie Werke erhal-
ten wollen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502415000

Herr Kollege Kolbe.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1502415100

Frau Staatssekretärin, den Kern meiner Frage haben

Sie nicht beantwortet. Deshalb stelle ich jetzt fest und
bitte Sie um Zustimmung dazu: Bundesminister Manfred
Stolpe hält diesen einseitigen Abbau bei den Bahnwerken
in einem ostdeutschen Bundesland für regionalpolitisch
ausgewogen und sachgerecht. Ist das so?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1502415200


Das habe ich in keiner Weise gesagt. Minister Stolpe
war noch gar nicht Minister, als beschlossen wurde, wie
die Bahn damit umzugehen gedenkt. Für jedes Werk ha-
ben wir Unterstützung signalisiert, was etwa eine Mo-
deratorenrolle angeht. Die Werke sind zum Teil nicht als
solche erhalten worden, sondern auch in andere Ge-
schäftsbereiche gegangen. Das haben wir in Sachsen ge-
nauso gemacht wie in allen anderen Bundesländern. Sie
können also nicht das schließen, was Sie eben gesagt ha-
ben. Das ist Ergebnis dessen, was Sie 1994 beschlossen
haben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502415300

Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereiches.
Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums für Bildung und Forschung. Zur Beantwor-
tung steht der Parlamentarische Staatssekretär Christoph
Matschie zur Verfügung.

Ich rufe zunächst die Frage 22 des Kollegen Uwe
Schummer auf:

Wie viele unbesetzte Ausbildungsstellen in den neuen Bun-
desländern stehen aktuell den nicht untergebrachten Bewerbern
gegenüber und wie gestaltet sich aktuell die Situation für ost-
deutsche Hauptschulabsolventen auf dem Ausbildungsstellen-
markt?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502415400


Herr Kollege Schummer, der Vergleich von Bewerber-
zahlen und Ausbildungsstellen ist zu diesem Zeitpunkt
noch nicht aussagekräftig, da sich der Ausgleich von An-
gebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt er-
fahrungsgemäß erst im letzten Quartal des Vermittlungs-
jahres, das heißt von Juli bis Ende September, vollzieht.
Nach der Ausbildungsvermittlungsstatistik der Bundes-
anstalt für Arbeit für das Vermittlungsjahr 2002/2003 ste-
hen in den neuen Ländern aktuell – ich beziehe mich auf die
Zahl von Januar – 29528 unbesetzten Berufsausbildungs-
stellen 97977 unvermittelte Bewerber gegenüber.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502415500

Herr Kollege Schummer, Sie haben das Wort zu einer

Zusatzfrage.


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1502415600

Stimmt die Information der „Leipziger Volkszeitung“

vom 31. Januar dieses Jahres – dort wird die Bildungsmi-
nisterin, Frau Bulmahn, zitiert –, dass die im Bundes-
haushalt vorgesehene Kürzung beim Ausbildungsplatz-
sonderprogramm Ost um 12 Millionen Euro vollständig
zurückgenommen wird?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502415700


Bund und Länder haben vereinbart, dass dieses Ausbil-
dungsplatzsonderprogramm weiter zurückgefahren wird,


(A)



(B)



(C)



(D)


1844


(A)



(B)



(C)



(D)






nämlich von derzeit 14 000 Stellen im letzten Ausbil-
dungsjahr auf 12 000 Ausbildungsstellen. Das ist die Pla-
nung. Im Moment gibt es Gespräche darüber, diesen
Rückgang nicht zu vollziehen. Das muss aber in den ab-
schließenden Gesprächen über den Haushalt endgültig
geklärt werden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502415800

Eine weitere Zusatzfrage.


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1502415900

Vor dem Hintergrund, dass eine Frage mit einer ähnli-

chen Information zwei Tage vor der Veröffentlichung in
der eben genannten Zeitung im Ausschuss gestellt und
nicht beantwortet wurde, richte ich an Sie folgende Frage:
Ist es üblich, dass Abgeordnete über zentrale Haushalts-
fragen des Bundes nicht im zuständigen Ausschuss, son-
dern über die Presse informiert werden?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502416000


Es ist üblich, dass Abgeordnete in den zuständigen
Ausschüssen informiert werden. Ich kann hier gegenwär-
tig kein Problem erkennen. Die Fragen, die im Ausschuss
gestellt worden sind, sind vonseiten unseres Ministeriums
beantwortet worden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502416100

Ich rufe die Frage 23 des Kollegen Schummer auf:

Wie viele ostdeutsche Hauptschulabsolventen sind davon ak-
tuell unversorgt und wie hoch liegt ihr Anteil an den nicht vermit-
telten Bewerbern?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502416200


Unter allen Bewerbern in den neuen Bundesländern – das
sind insgesamt 121014 Jugendliche – sind 26577 Haupt-
schulabsolventen. Das sind 22 Prozent aller Bewerber.
Unter den noch nicht vermittelten Bewerbern sind
20 076 Hauptschulabsolventen. Das sind 20,5 Prozent al-
ler unvermittelten Bewerber.

Auch in diesem Jahr wird der Vermittlung von Haupt-
schulabsolventen besondere Aufmerksamkeit zu widmen
sein. In den zusätzlichen Länderprogrammen werden
Hauptschulabsolventen als besondere Zielgruppe berück-
sichtigt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502416300

Eine Zusatzfrage.


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1502416400

Bestätigen Sie die Aussage von Bundesminister Clement

in der Bundestagsdebatte vom 30. Januar, wonach 51 Pro-
zent der Betriebe in den neuen Bundesländern derzeit
nicht ausbildungsberechtigt sind? Mit welchen Maßnah-

men gedenken Sie die Ausbildungsfähigkeit der Betriebe
im dualen System zu stärken?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502416500


Ich kenne die Aussage, auf die Sie soeben verwiesen
haben, nicht und kann dazu deshalb weder etwas Bestäti-
gendes noch etwas Dementierendes sagen.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Bundestagsprotokoll! Rede vom 30. Januar!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502416600

Eine zweite Zusatzfrage.


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1502416700

Wie hoch ist die Zahl der Ausbildungsabbrecher im

Schnitt und in welchem Zeitraum wird die Bundesregie-
rung differenzierte und arbeitsmarktfähige zweijährige
Ausbildungsberufe oder Ausbildungsmodule mit Teilab-
schlüssen gesetzlich ermöglichen? Ist Ihnen bekannt, dass
eine solche Gesetzesinitiative von den Wirtschaftspoliti-
kern der SPD bereits formuliert ist?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502416800


Zu den Abbrecherquoten liegen mir jetzt keine Zahlen
vor, da sie nicht Gegenstand der Frage waren. Ich bin aber
gern bereit, Ihnen diese Zahlen, soweit sie uns zur Verfü-
gung stehen, nachzureichen.

Was die Gestaltung der Ausbildung angeht: In diesem
Jahr wird eine Novelle des Berufsbildungsgesetzes vor-
bereitet. Alle damit im Zusammenhang stehenden Fragen
werden im Rahmen der Beratung dieser Novelle vom Par-
lament diskutiert und beschlossen werden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502416900

Ich rufe die Frage 24 des Kollegen Dr. Bergner auf:

Wie viele Bewerber für eine Lehrstelle gibt es aktuell Ende Ja-
nuar 2003 in den neuen Bundesländern, die sofort eine Lehrstelle
antreten möchten, aber unversorgt sind?1)

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502417000


Herr Dr. Bergner, am 30. September 2002 gab es in den
neuen Ländern 10 203 unvermittelte Bewerberinnen und
Bewerber, denen 882 unbesetzte Ausbildungsplätze ge-
genüberstanden. Daneben gab es zu diesem Zeitpunkt
rund 7 900 Plätze aus den verschiedenen Sonderprogram-
men, die noch nicht eingesetzt waren. Das betrifft Pro-
grammplätze im Bund-Länder-Sonderprogramm 2002, in
den ergänzenden Länderprogrammen sowie in dem ab
dem 1. Februar 2003 erneut einsetzbaren Jugendsofort-
programm.

Parl. Staatssekretär Christoph Matschie

1) siehe hierzu auch Frage 52




Parl. Staatssekretär Christoph Matschie

Durch die Nachvermittlungsaktivitäten der Bundesan-
stalt für Arbeit sank die Anzahl der Ende September noch
nicht vermittelten Bewerber und Bewerberinnen bis zum
31. Dezember 2002 um 5 428 oder rund 53,2 Prozent auf
4 775. Zum Vergleich dazu: Ende Dezember 2001 waren
es 3 309. Für diese Jugendlichen waren 269 betriebliche
Ausbildungsplätze, über 600 Programmplätze des Bund-
Länder-Sonderprogramms und der Länderprogramme so-
wie bis zu maximal 2 100 außerbetriebliche Plätze nach
Art. 4 des Jugendsofortprogramms verfügbar. Ende Ja-
nuar 2003 waren noch 4 215 Bewerber und Bewerberin-
nen unvermittelt. Die Bundesanstalt für Arbeit wird den
verbliebenen Jugendlichen ein weiteres Angebot machen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502417100

Herr Kollege Bergner.


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1502417200

Herr Staatssekretär Matschie, darf ich fragen, wie sich

diese Zahlen im Vergleich zu denen der Vorjahre darstel-
len, und geben Sie mir vor dem Hintergrund dieser Zah-
len Recht, dass Überlegungen zur Rückführung von Aus-
bildungsplatzsonderprogrammen unangebracht sind?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502417300


Herr Kollege, ich habe Ihnen ja die Vergleichszahl von
Ende Dezember 2001 genannt. Wir hatten Ende Dezem-
ber 2002 noch 4 775 unvermittelte Bewerberinnen und
Bewerber, Ende Dezember 2001 waren es 3 309, das heißt
etwas weniger.

Zum zweiten Teil Ihrer Frage kann ich sagen: Die
Rückführung des Ausbildungsplatzsonderprogramms ist
mit den Ländern verabredet gewesen. Hier gab es ja eine
längerfristige Planung, die über mehrere Jahre ging. Im
Moment ist im Gespräch, dass diese Rückführung so, wie
sie geplant war, nicht stattfinden soll. Die Gespräche da-
rüber sind aber noch nicht abgeschlossen; auch die Haus-
haltsberatungen für diesen Bereich sind ja, wie Sie wis-
sen, noch nicht abgeschlossen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502417400

Weitere Zusatzfrage.


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1502417500

Können Sie bestätigen, dass in den Verhandlungen über

die Rückführung des Ausbildungsplatzsonderprogramms
die betroffenen Bundesländer unterschiedliche Positionen
einnehmen?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502417600


Ich kann Ihnen zum gegenwärtigen Verhandlungsstand
keine Auskunft geben, bin aber gern bereit, noch einmal
zu recherchieren, wie im Moment der Stand der Verhand-
lungen ist, und Ihnen dann gegebenenfalls im Ausschuss
die entsprechenden Auskünfte zu geben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502417700

Zusatzfrage des Kollegen Fuchtel.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1502417800

Wie verträgt sich eigentlich diese jetzt gerade so breit

dargestellte Sachlage mit den Zusicherungen in Ihrem
Wahlprogramm, dafür zu sorgen, dass die Jugendlichen
einen Ausbildungsplatz bekommen werden?


(Zuruf von der CDU/CSU: Alle!)


C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502417900


Es ist nach wie vor Ziel der Bundesregierung, allen, die
ausgebildet werden wollen, auch einen Ausbildungsplatz
zur Verfügung zu stellen. Sie wissen selbst, dass in aller-
erster Linie die Wirtschaft dafür verantwortlich ist, dass
die notwendigen Ausbildungsplätze zur Verfügung ge-
stellt werden. Die Bundesregierung hat in den letzten Jah-
ren erhebliche Anstrengungen unternommen, um die
Wirtschaft dabei zu unterstützen, aber auch um zusätzli-
che Ausbildungsmöglichkeiten zu finanzieren. Das wird
auch in Zukunft so bleiben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502418000

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Kretschmer.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1502418100

Was unternimmt die Bundesregierung denn jetzt, wenn

es nicht dazu kommt, dass das Ausbildungsplatzpro-
gramm aufgestockt wird, wie es zwar in der Zeitung steht,
aber offensichtlich doch nicht der Fall ist, weil die Länder
ja nun der Meinung sind, man solle das kürzen – für Sach-
sen kann ich das nicht bestätigen, da hat man uns genau
das Gegenteil gesagt; aber wir können im Ausschuss gerne
darüber sprechen –, um für eine verbesserte Ausbildungs-
platzsituation gerade in den neuen Bundesländern, aber
mittlerweile auch in den alten Bundesländern zu sorgen?

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1502418200


Die Bundesregierung ist im Moment unter anderem in
Gesprächen mit der deutschen Wirtschaft über die Frage,
inwieweit die Wirtschaft noch mehr Ausbildungsplätze
zur Verfügung stellen kann. Ich bin mir auch sicher, dass
Ihnen nicht entgangen ist, dass beispielsweise Herr Hundt
öffentlich zugesichert hat, dass die deutsche Wirtschaft
bereit wäre, eine Ausbildungsplatzgarantie abzugeben.
Er hat dann einige Bedingungen auch in Richtung der Ge-
werkschaften formuliert. Das zeigt, dass in der Wirtschaft
durchaus das Potenzial vorhanden wäre, allen Jugend-
lichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Programme der Bun-
desregierung, zum Teil gemeinsam mit den Ländern, bei-
spielsweise ein spezielles Programm, bei dem Lehrstel-
lenentwickler Unternehmen helfen, weitere Lehrstellen
anzubieten.


(A)



(B)



(C)



(D)


1846


(A)



(B)



(C)



(D)







Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1502418300

Wir sind damit am Ende der für die Fragestunde vor-

gesehenen Zeit. Ich schließe die Fragestunde.
Die Fraktion der CDU/CSU hat zur Antwort der Bun-

desregierung auf die eingebrachte Dringlichkeitsfrage
eine Aktuelle Stunde verlangt. Diesem Verlangen ist nach
Anlage 5 I 1 b unserer Geschäftsordnung stattzugeben,
und zwar unmittelbar im Anschluss an die Fragestunde.
Deshalb rufe ich als neuen Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU
Irakpolitik

Als erster Redner erhält der Kollege Eckart von
Klaeden für die CDU/CSU das Wort.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1502418400

Frau Präsidentin! Herr Präsident! Meine Damen und

Herren Kollegen! Die Aufregungen um die Veröffent-
lichung im „Spiegel“ über einen angeblichen Alternativ-
plan von Deutschland und Frankreich zeigen: Die Bun-
desregierung, insbesondere der Bundeskanzler, ist mit
ihrem Latein am Ende.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie glauben immer noch, der „Spiegel“ sei die Republik!)


Deutschland steckt in der schwersten außen- und sicher-
heitspolitischen Krise seit Bestehen der Bundesrepublik.

Sie haben gleich mehrere Fehler auf einmal gemacht.
Mit Ihrem Hinweis, einen deutschen Weg zu gehen, haben
Sie das zarte Pflänzlein der Gemeinsamen Außen- und Si-
cherheitspolitik in Europa zertreten. Mit Ihrer Verweige-
rung der erforderlichen und erwünschten Unterstützung
der Türkei im NATO-Rat am Montag gefährden Sie die
Bündnisfähigkeit Deutschlands. Sie erhöhen mit Ihrer ab-
soluten Weigerung, an einer von der UN sanktionierten
Maßnahme gegen den Irak teilzunehmen, die Notwendig-
keit und die Gefahr einer Entwaffnung Saddam Husseins
mit militärischen Mitteln und Sie schwächen die Verein-
ten Nationen und machen sie lächerlich,


(Uta Zapf [SPD]: Was für ein Schwachsinn!)

indem Sie die völkerrechtliche Beweislast umkehren;
denn durch Ihren Vorschlag, Blauhelme in den Irak zu
schicken, erwecken Sie den Eindruck, die Vereinten Na-
tionen und nicht Saddam Hussein müssten nachweisen,
dass er die Massenvernichtungswaffen, deren Existenz
ihm nachgewiesen wurde, vernichtet hat.

Das ist der vorläufige Höhepunkt einer außen- und si-
cherheitspolitischen Geisterfahrt, die nicht das Ziel hatte,
Saddam Hussein zu entwaffnen und den Frieden im Na-
hen Osten – oder was Sie dafür halten – zu bewahren, son-
dern allein das Ziel, die Bundestagswahl am 22. Sep-
tember zu gewinnen und Gerhard Schröder wieder an die
Macht zu bringen.

Den ersten Fehler haben Sie auf einer SPD-Wahl-
kampfveranstaltung, der Auftaktveranstaltung am 5. Au-
gust letzten Jahres, begangen, indem der Bundeskanzler
erklärt hat, Deutschland werde sich an einer Maßnahme
gegen den Irak nicht beteiligen, selbst wenn der UN-Si-
cherheitsrat sie beschließen würde.


(Gernot Erler [SPD]: Das sehen 80 Prozent der Leute so!)


Niemand hat von Deutschland eine militärische oder fi-
nanzielle Beteiligung verlangt. Das Einzige, was von
Deutschland erwartet wurde, war die politische und mo-
ralische Unterstützung einer Drohkulisse gegen Saddam
Hussein innerhalb der Vereinten Nationen. Diese Droh-
kulisse haben Sie entscheidend geschwächt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Den zweiten Fehler hat der Bundeskanzler begangen,

als er die Bundesjustizministerin nach ihrer Äußerung am
19. September letzten Jahres, in der sie George Bush und
das Vorgehen gegen den Irak mit Adolf Hitler und dessen
Handeln verglich, nicht sofort entlassen hat.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu haben wir eine Aktuelle Stunde gehabt!)


Der Bundeskanzler hat einen Brief an den amerikanischen
Präsidenten geschrieben, in dem er den Eindruck erweckt
hat, diese Äußerung sei gar nicht gefallen. Er ist nicht auf
den ungeheuerlichen diplomatischen Affront eingegan-
gen, sondern hat die plumpe Ausrede der Ministerin vor
der Bundespressekonferenz wiederholt und damit den
Eindruck erweckt, der amerikanische Präsident fühle sich
zu Unrecht persönlich beleidigt.

Der dritte Fehler geschah am 10. Januar dieses Jahres,
als der Bundeskanzler UN-Botschafter Pleuger öffentlich
maßregelte, der lediglich die Position des Außenministers
zur Frage einer weiteren UN-Resolution vorgetragen hatte.

Der vierte Fehler geschah am 27. Januar in Goslar, als
Gerhard Schröder von dort dem Außenminister, der sich in
New York aufhielt, in den Rücken fiel und unwiderspro-
chen zuließ, dass sein damaliger Kronprinz Sigmar Gabriel


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Wer ist das?)


den Vereinigten Staaten unterstellte, sie wollten junge
Menschen für Öl in den Krieg schicken. Gabriel unter-
stellte damit nur niedere, ökonomische Motive und der
daneben stehende Bundeskanzler applaudierte und wider-
sprach nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Den fünften Fehler haben Sie begangen, als der Bun-

deskanzler am Donnerstag – der Staatsminister hat das auf
eine entsprechende Frage des Kollegen Grindel zugeste-
hen müssen – gegenüber „Spiegel“-Redakteuren seinen
unausgegorenen Plan über den Einsatz von UN-Blauhel-
men im Irak angesprochen hat. Er hat seine Minister zur
Sicherheitskonferenz nach München geschickt, ohne sie
vorher zu informieren.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das war ein Bauchschuss!)





Eckart von Klaeden

Die Folge war ein peinlicher Eiertanz für die Bundes-
republik Deutschland. Bereits am Sonntag hat die franzö-
sische Verteidigungsministerin die gemeinsame Initiative,
über die im „Spiegel“ berichtet wurde, dementiert und
dazu gesagt: Die Deutschen wollten sich wieder ins Spiel
bringen, sich also aus der selbst verschuldeten Isolation
befreien. – Damit haben Sie den „Spiegel“, der am Montag
erschien, schon am Sonntag zu Altpapier gemacht.

Der sechste Fehler, den Sie begangen haben, ist,
dass Sie der Türkei, einem Land, das Sie in die Europä-
ische Union aufnehmen wollen, die erforderliche und
gewünschte militärische Unterstützung verweigert ha-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das ist der eigentliche Skandal!)


In der Außen- und Sicherheitspolitik hat es noch nie ei-
nen solchen Schaden für die Bundesrepublik Deutschland
gegeben.

Als Letztes möchte ich mich an die Grünen wenden:
Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, noch
profitieren Sie von dem Sinkflug der Sozialdemokraten.
Noch wandert ein Teil der sozialdemokratischen Wähler
zu Ihnen. Aber Außenminister Fischer hat immer wieder
eine öffentliche Desavouierung ertragen müssen. Jedes
Mal, wenn er sich bemüht hat, wieder ein Türchen in
Richtung Vereinte Nationen oder USA zu öffnen,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Heuchler!)


hat der Bundeskanzler in öffentlichen Stellungnahmen
diese Tür wieder zugeschlagen. Die Bedeutung der Worte
vom Koch und vom Kellner ist nie so deutlich geworden
wie bei dieser Desavouierung des Außenministers durch
den Bundeskanzler.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502418500

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1502418600

Frau Präsidentin, ich bin bei meinem letzten Satz. –

Mich würde es nicht wundern, wenn Fischer, wenn er
nicht endlich dazu bereit ist, zu einem Wechsel beizutra-
gen, als Schröders Pudel in die Geschichte Deutschlands
eingehen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502418700

Nächster Redner ist der Kollege Markus Meckel, SPD-

Fraktion.


Markus Meckel (SPD):
Rede ID: ID1502418800

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Verehrter Herr Kollege von Klaeden, wir haben
nicht deswegen einen Kanzler, damit er Latein kann, son-
dern damit er regiert, Schaden vom deutschen Volke ab-

wendet und sich für den Frieden einsetzt. Genau das tut
unser Kanzler.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Der Kanzler ist ein Sicherheitsrisiko für Deutschland! Der schießt sich selber ständig ins Knie!)


An seiner Seite – nicht im Zwist, sondern in Überein-
stimmung mit ihm – tut dies übrigens auch der deutsche
Bundesaußenminister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Einen Zickzackkurs sehe ich nicht bei dieser Bundes-
regierung, sondern bei der Opposition im letzten halben
Jahr.


(Lachen bei der CDU/CSU – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Diese Meinung haben Sie aber exklusiv!)


Denn ich erinnere mich an die Diskussion im letzten Som-
mer, als Herr Stoiber kurz nach Herrn Schröder klar ge-
sagt hat: Wir wollen uns nicht beteiligen. Er ist weit darü-
ber hinausgegangen. Er hat sogar infrage gestellt, ob die
Amerikaner in Deutschland liegende Basen nutzen und
ihnen Überflugrechte gewährt werden könnten. Das hat
Stoiber im letzten Sommer infrage gestellt. Vergessen Sie
bitte nicht, dass dies so war! Herr Schmidt, Sie sollten sich
an die Worte Ihres Vorsitzenden erinnern.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: An den denke ich immer! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Meldung ist sofort dementiert worden!)


In einem wichtigen Punkt hatte Herr Stoiber Recht. Er
hat am letzten Sonnabendmorgen in München erklärt,
dass es wichtig sei, den Inspektoren auf der Grundlage der
Resolution 1441 mehr Zeit zu geben und diese Resolution
wirklich zu nutzen. Das ist unsere Position.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Da haben Sie falsch hingehört!)


Dafür hat sich Herr Stoiber in seinem Eingangsstatement
unmittelbar nach der Rede von Herrn Rumsfeld einge-
setzt.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Er hat überhaupt kein Statement gehalten! Er hat eine Frage gestellt!)


– Sie haben Recht. Er hat seine Position geändert. In sei-
ner Rede am Abend hat er Herrn Rumsfeld zugestimmt.
Ich spreche ja von den Schlangenlinien. Dies sollten Sie
in Erinnerung behalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Sie haben ihm so früh nicht zugehört! Sie waren noch nicht wach!)


Sie sprechen von einem Geheimplan; das ist der Anlass
für diese Aktuelle Stunde gewesen. Sie meinen, den


(A)



(B)



(C)



(D)


1848


(A)



(B)



(C)



(D)






„Spiegel“ bzw. entsprechende Hinweise retten zu müssen.
Es hat nie einen Geheimplan gegeben.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es hat nie einen Plan gegeben!)


Es hat auch nirgendwo geheime Verhandlungen gegeben.
Es gibt die Bemühungen der deutschen Regierung, ge-
meinsam mit anderen Mitgliedern des Sicherheitsrates
dafür zu sorgen, dass der Weg der Resolution 1441 weiter
verfolgt wird – so lange, bis die Inspektoren selber klar sa-
gen, dass das bisher Beschlossene keine Chance mehr hat.
Bisher weisen alle Signale der Inspektoren in die gegen-
teilige Richtung. Sie waren letzte Woche in Bagdad. Nach
all dem, was wir bisher vernehmen konnten – der Bericht
wird ja erst am kommenden Freitag vorgelegt werden –,
gibt es Fortschritte. Das heißt nicht, dass dies schon genü-
gen würde. Aber offensichtlich sieht man die Chance
– das ist auch unsere Position –, dass es sich lohnt, die
Inspektionen weiterzuführen.

Deutschland und Frankreich versuchen gegenwärtig
– mit Unterstützung Russlands –, auf dieser Grundlage
weiterzumachen, und sagen: Man sollte überlegen, inwie-
weit es sinnvoll und möglich ist, die Inspektionen zu ver-
stärken und auszubauen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Überlegung, die der französische Außenminister
schon in der letzten Sicherheitsratssitzung geäußert hat,
knüpft übrigens an eine Frage an, die man schon vor der
Verabschiedung der Resolution 1441 gestellt hat – auch
aufseiten der Amerikaner und der Briten –: Inwieweit
ist eine militärische Komponente zur Absicherung der
Inspektionen sinnvoll? Über diese Frage, die dann später
nicht weiter verfolgt worden ist, kann man durchaus strei-
ten; das letzte Urteil sollte in meinen Augen den Inspek-
toren selbst zukommen. Heute als Anhängsel von Blau-
helmen zu reden halte ich selbst für nicht so sinnvoll.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist aber ohnehin nicht wesentlicher Bestandteil dieses
Vorschlages. Es geht lediglich darum, die Inspektionen zu
verstärken und zu überlegen, mit welchen Methoden dies
geschehen kann. Klar ist: Sie brauchen Zeit.

In Richtung der Opposition will ich noch eines sagen
– meine Redezeit geht zu Ende –: Der europäische Zusam-
menhalt ist wahrhaftig stark geschwächt. In der letzten Wo-
che hatten die europäischen Außenminister eine gemein-
same Position gefunden. Leider ist dieser Konsens von
Teilen Europas durch eine Aktion – die Erklärung der Acht
–, die von anderen inszeniert war, aufgebrochen worden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: War die ferngesteuert oder was?)


Ich halte es für sehr problematisch, wenn sich Ihre Frak-
tion dem anschließt. Darüber wird auch morgen zu disku-
tieren sein. Fragen Sie bitte Ihren Kollegen im Europä-
ischen Parlament Elmar Brok, fragen Sie die griechische
Präsidentschaft, was sie davon halten, wenn der europä-
ische Zusammenhalt an dieser Stelle verlassen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Fragen Sie, was die von Schröder halten!)


Wir halten das für ein großes Problem.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502418900

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Werner Hoyer,

FDP-Fraktion.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1502419000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Immerhin, Herr Kollege Meckel, war dieser Geheimplan
so geheim und derart nicht existent, dass der Bundesmi-
nister der Verteidigung in München auf meine Frage dazu
geantwortet hat, zwar könne er dazu nichts sagen, aber der
Bundeskanzler werde am Donnerstag in seiner Regie-
rungserklärung vor dem Deutschen Bundestag dazu Stel-
lung nehmen.


(Lachen und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Zu der Politik, aber nicht zum Plan!)


Was ist denn nun?
München war wieder einmal ein wirklich faszinieren-

des Erlebnis, eine tolle Konferenz. Wir empfangen dort
jährlich sehr viele hochkarätige Gäste aus aller Welt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt „wir“? – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum werden Sie eingeladen und ich nicht?)


Ich fürchte, in Zukunft werden wir uns auf die Rolle des
Gastgebers reduzieren müssen und nicht mehr als ernst-
hafte Gesprächs- und Verhandlungspartner zur Kenntnis
genommen werden.


(Uta Zapf [SPD]: Unsinn! Blödsinn!)

Es kann doch nicht sein, meine Damen und Herren, dass
die Konferenz in München bereits fünf, sechs Stunden
läuft und erst dann, aufgrund einer von Agenturen ver-
breiteten Vorabmeldung des „Spiegel“, die Frage gestellt
werden kann: Was ist an dieser Initiative eigentlich dran?,
während die beiden Verteidigungsminister, die gerade ge-
sprochen haben, der französische und der deutsche, sowie
offenbar weite Teile des Auswärtigen Amtes über die An-
gelegenheit nicht informiert sind.


(Uta Zapf [SPD]: Weil es keinen Geheimplan gibt!)


Das ist eine Düpierung all derjenigen, die dorthin gekom-
men sind, um mit uns als Partner ernsthaft über Sicher-
heitspolitik zu reden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir werden über den Irak hier sicher noch oft – vor

allem auch morgen – sprechen, aber heute steht etwas

Markus Meckel




Dr. Werner Hoyer
anderes im Vordergrund, nämlich die Frage, wie wir mit
solchen Themen umgehen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! Das ist eine gute Frage! So ganz sicher nicht!)


Es ist die Frage, sehr verehrte Frau Kollegin Roth, ob der
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland auf dem
Altar innenpolitischen Taktierens die Bündnisfähigkeit der
Bundesrepublik Deutschland geopfert hat. Darum geht es.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Uta Zapf [SPD]: So ein Schmarren!)


Wenn man dann in einer Situation, in der ein NATO-
Partner unter Druck gerät, die notwendige Hilfe verwei-
gert, dann schlägt man einen Nagel in den Sarg des
Bündnisses,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen ganz genau, dass es nicht verweigert wird!)


dem wir sehr, sehr viel in unserer deutschen Geschichte
zu verdanken haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Kernprinzip der NATO ist tiefe Integration. Tiefe In-
tegration setzt voraus, dass man bereit ist, sich voneinan-
der abhängig zu machen, weil man dann nur noch ge-
meinsam militärisch agieren kann. Sie setzt voraus, dass
man die Kraft hat, zu gemeinsamen Entscheidungen zu
kommen, und sich nicht durch Vorfestlegungen von vorn-
herein daran hindert, Einfluss auf das zu nehmen, was am
Ende gemeinsame Entscheidung ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen ist die Bundesrepublik Deutschland von
Bundeskanzler Schröder schlicht und ergreifend in die
Irrelevanz geführt worden. Der Bundesminister des Aus-
wärtigen weiß das auch ganz genau. Die Bundesregierung
wird in dieser Aktuellen Stunde erstaunlicherweise nicht
Stellung nehmen. Ich frage mich, wie lange der Außen-
minister diesen Kurs eigentlich noch mittragen kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wie glaubwürdig ist unser Bekenntnis zum Multilate-

ralismus, wenn wir von vornherein sagen: „Egal, was der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen entscheidet, wir
nicht!“? Wie glaubwürdig ist eigentlich unser Bekenntnis
zur NATO und wie glaubwürdig ist unser Bekenntnis zu
dem, was wir uns gemeinsam – zumindest bisher – als
gemeinsame Europäische Sicherheits- und Verteidigungs-
politik erhofft haben? Die ESVP ist bereits tot, bevor wir
die ersten ernsthaften Schritte in ihre Richtung gemacht
haben. Das wird man der Bundesregierung eines Tages
anrechnen müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Zerstörer!)


Kluge Außenpolitik besteht darin, Optionen zu schaf-
fen, immer wieder neue zu öffnen und nicht vorzeitig Op-
tionen zu schließen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Gegen einen Krieg!)


Genau gegen eine solche Grundregel der internationa-
len Politik hat die Bundesregierung, hat insbesondere
der Bundeskanzler verstoßen. Die Bundesrepublik
Deutschland hat international erheblichen Schaden ge-
nommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502419100

Nächster Redner ist der Kollege Ludger Volmer, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1502419200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

schon seit einigen Jahren in diesem Parlament. Aber ich
habe noch nie eine Aktuelle Stunde erlebt, die so über-
flüssig war wie die heutige.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Markus Meckel [SPD]: Ich schon! Viele!)


Sie ist der Sache nach überflüssig.

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Da sehen Sie, dass Sie die Realität nicht mehr wahrnehmen!)

Morgen wird der Bundeskanzler dazu eine ausführliche
Regierungserklärung abgeben.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wozu denn?)


Auch der Außenminister wird sich in aller Ausführlichkeit
dazu äußern. Da kann über alles dem Grunde nach und so
intensiv wie nötig diskutiert werden.

Ich frage mich: Warum weichen Sie heute auf Neben-
themen aus, zum Beispiel auf die Frage, wie über diese
außerordentlich komplizierte und differenzierte Angele-
genheit am Wochenende in der Presse berichtet wurde?
Natürlich kann man darüber reden, wie die Berichterstat-
tung ist. Man kann darüber reden, ob es richtig ist, nach
einer Recherche, bei der man dieses und jenes Element
über Konsultationen, Ideen und Beratungen zusammen-
getragen hat, diesen dann den Stempel „deutsch-französi-
scher Geheimplan“ aufzudrücken und einen solchen Plan
– gäbe es ihn wirklich – mit dieser Aktion sofort zu tor-
pedieren. Man kann darüber reden, aber das, glaube ich,
ist das absolute Nebenthema.

Ich frage mich, mit welchem Maßstab Sie diese Kritik
vorbringen. Ich könnte es verstehen, wenn jemand, der
wie wir, wie Rot-Grün bzw. die Bundesregierung, inten-
siv daran arbeitet, den Frieden zu sichern,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Enak Ferlemann [CDU/ CSU]: Ach!)


kritisch einwenden würde: „Ihr macht das nicht optimal
und eure Kommunikationsstrategie hat manchmal Feh-
ler.“ Eine solche Kritik würden wir uns anhören und dann


(A)



(B)



(C)



(D)


1850


(A)



(B)



(C)



(D)






würden wir versuchen, das zu verbessern. Aber das ist
nicht Ihr Maßstab.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Sie haben einen völlig anderen Maßstab. Sie wollen keine
bessere Friedenspolitik, sondern Sie haben hinter der Kri-
tik an der Bundesregierung monatelang ihre eigene Hal-
tung verborgen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


und zwar deshalb, weil Sie keine eigene hatten. Sie waren
voller interner Widersprüche zwischen CDU und CSU.
Auch heute noch kommen CSU-Abgeordnete zu uns und
sagen: „Macht bloß weiter, wir werden in unserer Frak-
tion rasiert.“ Das hören wir immer wieder.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


Jetzt, nach den Landtagswahlen, hat Ihre Parteivorsit-
zende endlich die Wahrheit aufgedeckt. Die CDU, so hat
sie gesagt, steht hinter George Bush, das heißt, die CDU
ist für eine Politik, durch die – so ist die Einschätzung
aller Experten – eine militärische Eskalation kaum noch
in letzter Minute zu stoppen ist.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Woran liegt das?)


Unsere Politik, die Politik der Koalition und der Bun-
desregierung, zielt darauf, die letzten Chancen zu nutzen,
das letzte kleine Fenster zu nutzen, um den Ausbruch des
Krieges zu verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn es darum in der internationalen Politik geht, bleibt
nur noch ein Skandal an diesem Wochenende und über
diesen muss geredet werden.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Es fehlt nur noch die Lichterkette in Bagdad!)


Der Skandal ist, dass die CDU/CSU in dem Moment, in
dem die Bundesregierung und die Koalition versuchen,
den Frieden zu retten, sagt: Wir sind für die kriegerische
Option.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Das ist der Skandal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Scheinheilig!)


Wenn Sie sagen, Sie seien für das Bedrohungsszenario,
für die Androhung eines Krieges, dann müssen Sie auch
sagen: Wir sind willens, ihn zu führen und daran teilzu-
nehmen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen sie ja! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir sind auch willens, Geiselnehmer festzunehmen!)


Ich erwarte von Frau Merkel, dass sie morgen, wenn
der Bundeskanzler seine Regierungserklärung abgibt und
unsere Friedenspolitik darstellt,


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Appeasement!)

ihre Strategie aufdeckt, sodass wir sie genauso intensiv
und kritisch diskutieren können, wie Sie unsere Politik
unter die Lupe genommen haben. Das gehört zu einem of-
fenen und ehrlichen Diskurs.

Wir lassen Ihnen nicht mehr durchgehen, dass Sie sich
durch Kritteleien an einzelnen Elementen der rot-grünen
Politik vor einer klaren Stellungnahme drücken, weil Sie
Angst vor fundamentalem Zwist in den eigenen Reihen
und davor haben, sich selber zu isolieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es mag ja sein, dass Rot-Grün und die Bundesregierung
in bestimmten Phasen dieser Diskussion


(Zuruf von der FDP: Zurücktritt!)

allein dazustehen schienen, aber urplötzlich – aus Ihrer
Sicht sogar überraschend – waren wir in einer Allianz mit
Frankreich.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist doch dementiert worden!)


Einen Tag später war Russland dabei. Nun sieht alles da-
nach aus, dass China dieser Initiative beitreten wird. Es
zeichnet sich die Mehrheit im Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen für die Verlängerung der Mission von Blix und
el Baradei ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Fragen Sie, ob Libyen und Kuba mitmachen!)


Ich möchte von Ihnen morgen eine klare Aussage
hören: Sind Sie für den Versuch, die Mission von Blix und
el Baradei zu verlängern, oder wollen Sie Ihre Option ei-
ner direkten militärischen Eskalation sofort umsetzen?
Wir verlangen morgen ein klares Wort von Frau Merkel.

Danke.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502419300

Nächster Redner ist der Kollege Reinhard Grindel,

CDU/CSU-Fraktion.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1502419400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Kollege Volmer, ich habe meine Zweifel daran, ob
der Bundesaußenminister die Informationspolitik am Wo-
chenende wirklich als Nebensache empfunden hat. So wie
ich ihn kennen gelernt habe, hat er sich aufgeregt, und
zwar mit Recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Er braucht nicht Ihr Mitleid!)


Dr. Ludger Volmer




Reinhard Grindel

Denn im „Spiegel“ am Montag war nicht nur etwas
über den deutsch-französischen Geheimplan zu lesen,
sondern unter der Überschrift „Beziehung mit Knacks“
auch eine Geschichte über massive Meinungsverschie-
denheiten zwischen dem Bundeskanzler und dem Außen-
minister,


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Männerfreundschaft am Ende!)


und das ausgerechnet, nachdem, wie jetzt bestätigt, am
Donnerstagabend Gerhard Schröder im Kanzleramt mit
„Spiegel“-Redakteuren gesprochen hat.

So etwas ist kein Zufall. Wer die Artikel gelesen hat,
kann nur zu einer Schlussfolgerung kommen:


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Reden Sie zur Sache!)


Hier ist gezielt durchgestochen worden, und zwar vom
Chef persönlich. Schröder hat Fischer mal wieder zeigen
wollen, wer Koch und wer Kellner ist. Es geht in Wahr-
heit um taktische Winkelzüge, es geht allein um innen-
politische Ränkespiele.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen geht es um nichts anderes!)


Es ist offenbar völlig gleichgültig, ob außenpolitischer
Schaden entsteht. Das ist der Geist von Goslar und das ist
ein Ungeist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein besonders jämmerliches Bild hat der Bundesver-

teidigungsminister abgegeben, der in der Tat am Wochen-
ende vor einer teuflischen Alternative stand: Gebe ich zu,
dass ich keine Ahnung habe, oder glaube ich dem „Spie-
gel“? Sozialdemokraten entscheiden sich in der Regel für
die zweite Alternative.


(Dirk Niebel [FDP]: Die ganze Bundesregierung hat keine Ahnung!)


Struck am Samstag zu Blauhelmen: „Da ist was dran.“
Struck am Sonntag zu Blauhelmen: „Zum Umfang kann
ich nichts sagen.“ Struck am Montag zu Blauhelmen:
„Das entspricht nicht der Realität.“ Meine Damen und
Herren, wir haben es hier mit einem Abgrund an Unwis-
senheit zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Kollege Gernot Erler hat dazu sehr einfühlsam ge-

sagt: „Solche Pläne können nur in sehr kleinem Kreis be-
sprochen werden. Da kann nicht jeder über alles Bescheid
wissen.“


(Lachen bei der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Zitat Ende!)


Ich weiß nicht, wer zu dem kleinen Kreis gehört hat. Der
Bundesaußenminister jedenfalls nicht und auch nicht der
Bundesverteidigungsminister,


(Gernot Erler [SPD]: Sie auch nicht!)

obwohl es immerhin um den Blauhelmeinsatz von Bundes-
wehrsoldaten ging. Das ist ja keine Kleinigkeit. Der Außen-

minister wird vom „Spiegel“ und nicht vom Bundeskanzler
informiert. Politiker mit Charakter würden angesichts einer
solchen Behandlung anfangen, sich zu überlegen, ob sie
dem Kanzler nicht die Brocken vor die Füße werfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie gern!)


Zumindest hätte der Außenminister, Frau Kollegin Roth,
zu diesem deutsch-französischen Geheimplan sagen kön-
nen: Forget it! Zumindest das hätte er sagen können.


(Uta Zapf [SPD]: „Geheimplan“ ist doch Unsinn! – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

aufgeschrieben?)

Bevor wir jetzt zu viel Mitlied mit dem Verteidigungs-
minister bekommen, muss man darauf hinweisen, dass wir
jetzt sehen, was passiert, wenn wichtige Regierungsämter
nicht nach fachlichen Gesichtspunkten, sondern aus-
schließlich nach parteitaktischem Kalkül besetzt werden.

Herr Struck hat eben wie ein Fraktionsvorsitzender,
wie ein braver Parteisoldat, und nicht wie ein verantwor-
tungsbewusster oberster Dienstvorgesetzter unserer Bun-
deswehrsoldaten reagiert,


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


der sich an Fakten orientiert und auch einmal den Mut hat,
zu widersprechen, wenn Pläne vorgelegt werden, die
fachlich sehr fragwürdig sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Er hat in Kabul seine Pflicht erfüllt!)


Auch in meinem Wahlkreis machen sich die Menschen
wegen der Entwicklung im Irak Sorgen. Ich glaube, dass
es vielen Bürgern nicht leicht fällt, sich zwischen all den
Resolutionen, den Plänen, dem Sicherheitsrat, dem
NATO-Rat, den Beistandspflichten und den Inspekteuren
zurechtzufinden. Die Menschen wollen jetzt politische
Führung. Sie wollen Orientierung. Sie haben es nicht ver-
dient, dass man mit ihren Sorgen politische Geschäfte
macht wie der, der diesen angeblichen Alternativplan im
„Spiegel“ platziert hat. Dies ist ein fragwürdiger Regie-
rungsstil, der mit den Menschen spielt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Unbewiesene Behauptung! Unterstellung! – Uta Zapf [SPD]: Da ist doch gar nichts Geheimes!)


Ich finde es richtig, dass meine journalistischen Be-
rufskollegen nicht nur solche angeblichen Alternativpläne
transportieren, sondern jetzt auch aufdecken, welche In-
teressen dahinter stecken, wenn ihnen solche Pläne ver-
kauft werden.

Es ist gut, dass wir heute nachlesen können, was der
Bundeskanzler am Montag der SPD-Fraktion gesagt hat.
Er hat gesagt, an der Irakfrage entscheide sich vieles für
die SPD und auch für ihn.


(Uta Zapf [SPD]: Für Deutschland und für die Welt entscheidet sich etwas!)



(A)



(B)



(C)



(D)


1852


(A)



(B)



(C)



(D)






Nein, es geht nicht um die Sicherheit seines Kanzler-
stuhls, sondern um die Sicherheit der Menschen gerade
auch in unserem Land. Es geht um nationale Interessen
und nicht um Machterhalt. Wir müssen in der Debatte die
Maßstäbe mal wieder zurechtrücken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Joschka Fischer hat am Wochenende – da wusste er

von seinen Mitarbeitern bereits, was am Donnerstag im
Kanzleramt zwischen Schröder und dem „Spiegel“ gelau-
fen war – auf der Münchner Konferenz gesagt: „Auch die
Deutschen müssen zugeben, dass sie nicht immer die
Weisheit mit Löffeln gefressen haben.“ Gerade mit Blick
auf die Bundesregierung muss man sagen: Wo der Mann
Recht hat, hat er Recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502419500

Herr Kollege Grindel, ich gratuliere Ihnen recht herz-

lich zu Ihrer ersten Rede hier in diesem Hohen Hause und
wünsche Ihnen alles Gute.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Uta Zapf [SPD]: Dazu kann man nicht gratulieren!)


Nächste Rednerin ist die Kollegin Uta Zapf, SPD-
Fraktion.


Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1502419600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich muss sagen, ich bin schockiert, ich bin tief erschüttert

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


über die Art und Weise, wie Sie bei dem so ernsten Thema
„Krieg und Frieden“ hier sitzen, lachen und verdammte
Späße machen und ganz offensichtlich überhaupt nichts
kapiert haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ich habe überhaupt keine Späße gemacht! – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Wir diskutieren wenigstens nüchtern über das Thema!)


– Sie können noch so viel brüllen. Angesichts dessen, dass
jemand wie Herr Glos sagt: „außenpolitisches Dilemma
ohne Beispiel“, „Spaltung Europas“, „Schädigung der
NATO“ – Frau Merkel sagt: „Verantwortungslosigkeit“ –,
sage ich Ihnen: Diese Regierung versucht mit allen Mög-
lichkeiten, die ihr zur Verfügung stehen,


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Mit Trickserei!)

einen Krieg abzuwenden.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


– Das glaube ich sehr wohl, lieber Herr Merz.

(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Wenn Sie ab und zu auch andere Zeitungen lesen wür-
den, dann kämen Sie nicht auf die idiotische Idee, dass dies,
wie der „Spiegel“ zitiert hat, ein Geheimplan gewesen sei.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie raten vom Lesen des „Spiegel“ ab?)


Frankreich hat diesen so genannten Geheimplan am 5. Fe-
bruar im Sicherheitsrat vorgetragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau so war es!)


Herr Fischer hat daneben gesessen.

(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das hat er dementiert!)

– Das hat er nicht dementiert. Herr Fischer hat daneben ge-
sessen und hat zum großen Entsetzen von Herrn Powell ge-
nickt und so deutlich gemacht, dass er den Plan gut findet.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Natürlich haben die Franzosen dementiert! Frau Kollegin, Sie sind überhaupt nicht auf der Höhe der Nachrichten!)


Am 11. Februar ist in der „Times“ der volle Wortlaut der
Vorschläge erschienen, die am 10. Februar Blix und
el Baradei übergeben worden sind. Sie nennen dies eine an-
gebliche Alternative, Herr von Klaeden. Das ist keine an-
gebliche Alternative; es ist vielmehr ein sehr kluger Plan.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es gibt doch gar keinen!)


Herr Blix und Herr el Baradei haben gesagt, sie bräuch-
ten zum einen mehr Zeit. Diese Initiative ist richtig, da da-
durch den Inspektoren mehr Zeit gegeben wird. Sie haben
zweitens noch intensivere Inspektionen gefordert. Dann
ist der Plan wiederum richtig, denn er gewährt eine höhere
Zahl von Inspektionen. Darüber hinaus werden weitere
Rahmenbedingungen geschildert, die mit einer besseren
Ausstattung mit Technologie und ähnlichem zu tun haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Blauhelme!)

– Von Blauhelmen steht überhaupt nichts darin. Ich sage
Ihnen, woher der Vorschlag des Einsatzes von Blauhel-
men kommt:


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Struck!)


Deren Einsatz ist in einem Konzept der Carnegie Foun-
dation der Amerikaner aufgetaucht und ist im Sicher-
heitsrat auch diskutiert worden.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Die Blauhelme kommen von Struck!)


Der Einsatz von Blauhelmen ist in diesem Bereich als
nicht dienlich befunden worden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Lügt der „Spiegel“?)


– Ich kann doch nichts dafür, wenn Journalisten des
„Spiegel“ unseriös berichten, Herrgott noch mal!


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Reinhard Grindel




Uta Zapf
Sie wissen doch ganz genau, wie diese Berichte entstehen.
Da wird zusammengemischt, was überhaupt nicht zusam-
mengehört.


(Zurufe von der CDU/CSU – Glocke der Präsidentin)


Meine Damen und Herren, wir müssen, weil wir alle
wissen, welche Folgen kriegerische Auseinandersetzun-
gen in dieser Region haben werden, alles daran setzen,
diesen Krieg zu vermeiden. Gleichzeitig müssen wir er-
reichen, dass Saddam Hussein nachweislich keine Mas-
senvernichtungswaffen besitzt.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie tun das Gegenteil!)


Ich glaube, dass dazu dieser von Ihnen so lächerlich ge-
machte Alternativplan in der Tat ein Weg wäre.


(Dirk Niebel [FDP]: Es gibt ja keinen Plan!)

Ich hoffe, dass dieser Plan eine Chance bekommt, damit
der Frieden in unserem Land und der ganzen Welt gewahrt
bleibt.

Es gibt doch eine Diskussion darüber, welche Folgen
dies alles in der Region hat und welche Folgen es insgesamt
in der Auseinandersetzung um den Terrorismus und in der
Frage, ob es die Antiterrorkoalition sprengt, hat. Welche
Folgen hat das zum Beispiel in Bezug auf die islamische
Welt? Wir provozieren einen Kulturkampf, den wir eigent-
lich vermeiden wollen. Wir müssen alles nutzen, was uns
zur Verfügung steht, wir müssen eine Politik der Prävention
betreiben. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.

Noch eine Anmerkung. Herr Volmer hat bereits darauf
hingewiesen, wie der Grundsatz dieser Regierung lautet.
Sehen Sie einmal in die Koalitionsvereinbarung hinein.

Zur wirtschaftlichen Frage. Sie in der Opposition wis-
sen doch, dass ein solcher Krieg weltwirtschaftliche Aus-
wirkungen hat, die wir uns überhaupt noch nicht vorstel-
len können. Auch das ist vielleicht ein Grund, dem
Frieden eine Chance zu geben. Diese Chance haben wir
durch den Einsatz der Inspektoren und durch die jetzt
möglichen Überflüge über Irak. Ich glaube, es ist nicht
verantwortungslos, eine solche Initiative zu unterstützen.

Im Übrigen: Es gibt gerade einmal vier Länder im
Sicherheitsrat, die dem ablehnend gegenüberstehen. Die
anderen Länder stehen einer solchen Strategie positiv ge-
genüber. Ich hoffe, dass die Diskussionen im Sicherheits-
rat jetzt und nach dem 14. Februar dazu führen werden,
dass wir diese Chance wirklich nutzen.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502419700

Nächster Redner ist der Kollege Christian Schmidt,

CDU/CSU-Fraktion.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1502419800

Frau Kollegin Zapf, ich empfehle Ihnen, die Beurtei-

lung der Gesichtsausdrücke zukünftig zu unterlassen,

sonst fiele mir zur Ernsthaftigkeit der Diskussion, der
Form der Diskussion und des Zustandes manches ein, was
ich über Rot-Grün hier aber nicht sagen will.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– Ich muss schon sagen: Allein das Erhellende des unsäg-
lichen Beitrags des ausgeschiedenen Staatsministers aus
dem Auswärtigen Amt macht diese Debatte schon hörens-,
lesens- und erlebenswert.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja der Sinn!)


Diese Form kann nur so bezeichnet werden, wie es Hans-
Ulrich Jörges im neuen „Stern“ getan hat. Er sagt: „Sie
bringen die Weltordnung ins Wanken. Amateure, Dilet-
tanten zuweilen, die ihre Kugeln übers diplomatische
Parkett donnern wie Bowlingspieler und dann staunend
zuschauen, welche Kegel sie umgerissen haben.“ Das ist
die Ernsthaftigkeit. Es geht um den Frieden.

Frau Zapf, nach den ganzen Legendenbildern hat es ei-
nen Geheimplan nicht gegeben. Zugegeben: Er war für
Sie sicherlich so geheim, dass Sie ihn nicht gekannt ha-
ben. Es stimmt ja vielleicht, dass es keinen Geheimplan
gegeben hat. Sie müssen sich dann aber schon entschei-
den. Der Bundesverteidigungsminister – nicht irgendein
von Ihnen neuerdings angegriffener „Spiegel“-Journalist –
hat in einem Interview mit Reuters am 9. Februar auf die
Frage, ob die Initiative Blauhelme mit einschließt, Fol-
gendes geantwortet – ich zitiere –:

Struck bestätigte auch, dass die deutsch-französische
Initiative den Einsatz von UNO-Blauhelmsoldaten
zur Entwaffnung Iraks vorsieht.

(Ulrich Heinrich [FDP]: Aha! – Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

Er schloss zudem eine deutsche Beteiligung daran
nicht aus. Es sei unklar, wie viele Blauhelmsoldaten
die UNO nach Irak entsenden würde, wenn ein sol-
cher Beschluss gefasst werde, sagte er.

Struck sagte ferner, dass unter ihrer Aufsicht die Massen-
vernichtungswaffen des Landes zerstört werden sollten.
Zur Blauhelmtruppe sagte er: Wir könnten uns daran
schon beteiligen.


(Ulrich Heinrich [FDP]: Aha! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Aber nur geheim!)


Am 10. Februar sagte Bela Anda – das muss die Veran-
staltung gewesen sein, auf der er immer nach unten geblickt
hat; er wollte nicht nach oben schauen, weil er nicht ins
Auge der Journalisten blicken wollte – auf die Frage – –


(Gernot Erler [SPD]: Ich denke, wir sollten nicht auf den Gesichtsausdruck achten!)


– Die Sache ist wirklich zu ernst, als dass Sie sie wie das
325-Euro-Gesetz behandeln können.


(Gernot Erler [SPD]: Seien Sie doch einmal ernst!)


Wir waren hier. Ihr Bundeskanzler ist in einer Woche vier-
mal – also fast jeden Tag – mit einer jeweils anderen Er-


(A)



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(D)


1854


(A)



(B)



(C)



(D)






klärung daher gekommen, weil er nicht wusste, von was
er redete. Er hat den Finger in den Wind gesteckt. Ich be-
haupte, dass die Themen – es ging zunächst um die
Arbeitsplätze, heute geht es um den Frieden in der Welt –
nicht seine erste Priorität haben. Er will in die Presse und
in die Medien; er will Stimmung machen. Das ist für ei-
nen Bundeskanzler unerträglich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Im Gegensatz zu Ihnen macht er Politik!)


Auf die Frage, ob dazu ein Blauhelmeinsatz notwendig
sei, erklärte der Regierungssprecher Bela Anda, die Frage
stelle sich nicht, weil es darum gehe, dass der Irak voll-
ständig zu kooperieren habe. Lassen Sie nicht nur die
Weltöffentlichkeit, sondern auch uns darüber eine Minute
nachdenken. Was sagt der Regierungssprecher? Der Bun-
deskanzler hat es übrigens wortgleich im „Stern“-Inter-
view wiederholt.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie denn, Herr Schmidt? Sagen Sie doch einmal Ihre eigene Meinung!)


Er sagt: Also schloss ich messerscharf, dass nicht sein
kann, was nicht sein darf; denn – damit hat er Recht – nach
der Resolution 1441 und 16 anderen Resolutionen hat er
zu kooperieren. Allein, Herr Bundeskanzler, Herr Regie-
rungssprecher, die Realität ist eine andere – deswegen
gibt es 16 Resolutionen –: Herr Saddam Hussein koope-
riert nicht.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das können Sie aber schlecht beurteilen!)


– Ich gebe zu, dass ich das schlecht beurteilen kann, der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kann dies aber sehr
wohl.


(Gernot Erler [SPD]: Er hat Herrn Blix beauftragt!)


– Wollen Sie bitte einmal die Resolution 1441 lesen! Wol-
len Sie bitte die Öffentlichkeit ernsthaft darüber infor-
mieren, was ist!


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was wollen Sie jetzt?)


– Mit Ihnen da hinten rede ich gleich überhaupt nicht.
Sie fragen, was ich will. Wir sind uns alle darüber ei-

nig, dass es ideal wäre, wenn Saddam Hussein, ohne dass
ein Schuss fällt oder eine Kugel fliegt, seinen Verpflich-
tungen, die seit dem Jahre 1990 sehr genau dokumentiert
sind, nachkommen würde – nach Auffassung des Sicher-
heitsrates der Vereinten Nationen, das ist unsere Vertre-
tung der Weltgemeinschaft, gefährdet er aber den Welt-
frieden – und bereit wäre, ein Quasi-Protektorat in seinem
Land zuzulassen. Wenn Sie das jemals gewollt haben,
dann haben Sie das mit der Art und Weise, in der dieser so
genannte Plan, bevor er überhaupt zu Ende gedacht war,
mit all seinen Widersprüchen in der Öffentlichkeit darge-
stellt wurde – ich erinnere an das Beispiel mit der Bow-
lingkugel –, kaputtgemacht. Deswegen behaupte ich: Mit
der Politik, die Sie machen, bringen Sie uns der militäri-
schen Auseinandersetzung näher als dem Frieden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Uta Zapf [SPD]: Abenteuerlich! – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gelernt: Die CDU/CSU will ein Quasi-Protektorat!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502419900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ursula Mogg, SPD-

Fraktion.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1502420000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich denke, dass dieses Haus es verdient hätte, dass wir
über die Fragen von Krieg und Frieden in großer Ernst-
haftigkeit miteinander diskutieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter und geschätzter Kollege Schmidt, wir ken-
nen uns lange genug, sodass ich Ihnen sagen kann: Ich
finde es schwer erträglich, wie Sie sich um Polemik
bemühen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist in den Redebeiträgen der Kolleginnen und Kolle-
gen sehr viel über die inhaltlichen Fragen diskutiert wor-
den, über einen deutschen bzw. einen europäischen Ansatz
zu einer friedlichen Lösung des Irakproblems. Ich möchte
zwei Punkte herausarbeiten, die mich persönlich in dieser
Diskussion sehr bewegen. Es geht um Angriffe vonseiten
der Opposition. Ich halte es für falsch, dass Sie wider bes-
seres Wissen fortgesetzt behaupten, die deutsche Regie-
rung und die Koalition seien ins Abseits geraten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das behauptet die ganze Welt, nicht nur wir! – Dirk Niebel [FDP]: Viel schlimmer: Ganz Deutschland ist im Abseits! Wenn es nur diese Regierung wäre, dann könnten wir damit leben!)


Eine große Mehrheit der Deutschen teilt unsere Hal-
tung. Im Übrigen wird unsere Haltung auch von einer
Reihe von Mitgliedern Ihrer Partei geteilt, liebe Kollegin-
nen und Kollegen von der Opposition.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und den Kirchen!)


Eine wachsende Zahl in der europäischen Bevölkerung ist
unserer Ansicht.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wir alle sind gegen den Krieg!)


Auch in den USA gibt es jenseits der Intellektuellen und
Künstler viele Menschen, die anders denken als ihre Re-
gierung. Diese Haltung setzt sich auch im Senat und im
Repräsentantenhaus fort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Alle sind gegen den Krieg! Wir auch!)


Christian Schmidt (Fürth)





Ursula Mogg

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
wir befinden uns – vielleicht nehmen Sie dieses Argument
besonders ernst – in Übereinstimmung mit der Haltung
des Papstes. Vielleicht können Sie einmal nachlesen, was
er zum Irakkonflikt gesagt hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dustin Hoffman!)


– Ich habe gerade die Künstler und Intellektuellen ge-
nannt. Nicht weit von diesem Hohen Haus entfernt kann
man mit diesen Menschen über ihre Haltung zu diesen
Fragen diskutieren.

Es ist mir auch ein großes Anliegen, in diesem Hause
Ihren Vorwurf zu diskutieren, Deutschland stünde nicht zu
seinen internationalen Verpflichtungen. Das ist abgrund-
tief falsch. Als ich 1998 Mitglied des Verteidigungsaus-
schusses wurde, standen deutsche Soldaten schon in Bos-
nien. Nach vier Jahren stehen deutsche Soldaten nicht nur
in Bosnien, sondern auch im Kosovo, in Mazedonien, am
Horn von Afrika, in Kuwait und Afghanistan tragen sie
Verantwortung für den Frieden und für die Menschen. Das
sind nur die wichtigsten Engagements der Bundesregie-
rung und der Bundeswehr.

Deutsche Soldaten bewachen amerikanische Einrich-
tungen in Deutschland.


(Dirk Niebel [FDP]: Leere Kasernen!)

Wir stehen zu unserer Verantwortung im Kampf gegen
den internationalen Terrorismus. Das tut nicht nur der
Bundeskanzler, sondern das tun auch der Außenminister,
der Innenminister und der Verteidigungsminister. Der
Bundeskanzler hat in diesen Fragen – Sie werden sich an
diese Diskussion erinnern – das gezeigt, was man in den
USA Leadership nennt. Vielleicht beziehen Sie auch das
einmal in Ihre Überlegungen ein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir leisten wesentliche Beiträge zur Stabilisierung
demokratischer Strukturen auf dem Balkan und auch in
Afghanistan. Es soll an dieser Stelle – das zu betonen darf
ich mir als Mitglied des Verteidigungsausschusses erlau-
ben – nicht unerwähnt bleiben, dass diese internationalen
Engagements der Bundesrepublik Deutschland von deut-
schen Soldaten und ihren Familien einen höchstpersön-
lichen Beitrag abverlangen. Wir diskutieren auch in an-
deren Zusammenhängen über diesen Beitrag, den die
Soldaten und ihre Familien ganz persönlich zu leisten ha-
ben


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das hat doch auch keiner bestritten!)


und den wir als Parlament ihnen abverlangen. Lassen Sie
es mich deshalb folgendermaßen zusammenfassen: Strei-
ten Sie mit uns gemeinsam für eine nicht militärische und
friedliche Lösung und für eine Entwaffnung des Irak!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502420100

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Andreas

Schockenhoff, CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1502420200

Liebe Frau Kollegin Mogg, Sie haben mehr Stil in un-

serer Diskussion über Krieg und Frieden angemahnt und
meinten, dieses Thema verdiene etwas mehr Ernsthaftig-
keit. Dass dabei etwas schief gelaufen ist, ist offensicht-
lich allen klar. Aber die Frage ist doch, ob das Thema
Krieg und Frieden instrumentalisiert wird, um damit
Wahlkampf zu machen. Jetzt sind wir noch eine Stufe
weiter: Jetzt wird das Thema Krieg und Frieden instru-
mentalisiert, um innerhalb der Regierung und der Koali-
tionsfraktionen persönliche Grabenkämpfe auszutragen.


(Widerspruch bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


Die Art und Weise, wie Sie das dargestellt haben, ist
peinlich. Wenn ich Ihre Rede zusammenfasse, Frau Kol-
legin Zapf, dann haben Sie festgestellt: Es gibt keinen
Plan, aber dieser Plan war sehr gut.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie hat den „Spiegel“ beschimpft!)


Viele Vorredner haben auf das, was in München ge-
schehen ist, Bezug genommen. Zunächst kam die Agen-
turmeldung. Der Bundesverteidigungsminister bestätigte,
dass es diesen Plan gibt. Von Senatoren aus den Vereinig-
ten Staaten nach diesem Plan gefragt, sagte er: Ja, es gibt
den Plan, aber ich kann jetzt noch nichts dazu sagen; das
wird der Bundeskanzler am nächsten Donnerstag in sei-
ner Regierungserklärung machen.

Der Bundesaußenminister weiß offensichtlich von
nichts, lässt aber durch seine Mitarbeiter streuen, dass er
über den Ablauf nicht amüsiert ist. Im Flugzeug auf dem
Weg nach Kabul erzählt Struck dann doch Einzelheiten
– der Kollege Grindel hat es vorhin bereits dargelegt –,
weil er über die Veränderungen in Berlin noch nicht in-
formiert war.

Herr Erler, Sie haben in dem Sender „Phoenix“ fest-
gestellt, dass es keinen Plan gegeben hat,


(Gernot Erler [SPD]: Keinen Geheimplan, habe ich gesagt! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist etwas anderes! – keinen Geheimplan –, sondern der „Spiegel“ habe seine Informationen beliebig aus der Politik der Vereinten Nationen der vergangenen 15 Jahre zusammengetragen. Frau Zapf, Sie haben wörtlich gesagt, der „Spiegel“ habe unseriös berichtet. Es gibt in der Tat nur zwei Alternativen: Entweder haben die „Spiegel“-Redakteure unseriös berichtet oder aber die Bundesregierung hat unseriös gehandelt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das wollen wir herausbekommen. Wir wollen wissen, ob
es in Deutschland Journalisten gibt, die mit einem solchen
Berufsethos und auf eine so unseriöse Art und Weise mit
der Frage Krieg und Frieden umgehen.


(A)



(B)



(C)



(D)


1856


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(B)



(C)



(D)






Sie haben gesagt, Herr Meckel, es sei schade, dass es
in Europa mangelnde Solidarität gebe und dass leider acht
Staats- und Regierungschefs aus der Reihe getanzt sind
und sich in einer Erklärung mit der Politik der Vereinig-
ten Staaten solidarisiert haben.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber das machen Sie doch jetzt auch mit Ihrem Antrag! Genau das machen Sie oder was ist das?)


Die Unsolidarität bestand doch aber darin, dass Deutsch-
land und Frankreich den Eindruck erweckt hatten, sie
sprächen für Europa, sie könnten Europa majorisieren.
Später hat Deutschland den Eindruck erweckt, es spräche
für Frankreich. Frankreich hat sich umgehend, noch bevor
der „Spiegel“ veröffentlicht wurde, distanziert. Es gab ein
offizielles Dementi. Warum aber hat Frankreich den Ge-
heimplan dementiert, wenn es einen solchen Plan nicht
gegeben hat?


(Uta Zapf [SPD]: Weil es kein Geheimplan war!)


Der Außenminister hat vor zweieinhalb Jahren in der
Humboldt-Universität in Berlin eine bemerkenswerte Rede
über die künftige Integration Europas gehalten. Er hat vor
allem auch darüber gesprochen, wie wichtig es ist, dass Eu-
ropa außenpolitisch handlungsfähig wird. Herr Außenmi-
nister, es ist das Ergebnis Ihrer Politik, dass Europa gespal-
ten ist und als außenpolitischer Akteur keine Rolle spielt.
Im Gegenteil: Wir haben große Rückschritte in die Zeit vor
Ihrer Rede in der Humboldt-Universität gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Volmer, Sie betreiben seit Jahren eine bloße Frie-

densrhetorik. Das bezeichnen Sie als Politik.
Politik ist aber das, was man aktiv für den Frieden tut,


(Gernot Erler [SPD]: Reden wir doch mal darüber!)


und nicht das, was man über den Frieden redet. Sie ge-
hören zu einer Generation mit einer Geisteshaltung, die
sich abgefunden hat mit dem Kalten Krieg,


(Uta Zapf [SPD]: Was?)

die sich seinerzeit mit der Erpressbarkeit durch sowje-
tische Raketen abgefunden hat.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Sie sind vor 20 Jahren Sturm gelaufen gegen den NATO-
Doppelbeschluss.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


Sie zeigen eine Geisteshaltung, die sich mit der Zweitei-
lung Europas abgefunden hatte. Sie waren für zwei deut-
sche Staaten und haben es als gegen den Frieden gerich-
tete aggressive Politik bezeichnet, die Wiedervereinigung
zu wollen.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, wir haben die so genannte blockübergreifende Friedenspolitik gemacht!)


In genau der gleichen Geisteshaltung finden Sie sich heute
ab mit der Erpressbarkeit durch Massenvernichtungswaf-
fen in den Händen von Terroristen und Diktatoren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind denn heute Ihrer Meinung nach die Blöcke? Der Westen gegen den Islam, oder?)


Wenn Sie für Multilateralismus sind, wenn Sie für
den Frieden sind, dann ist es höchste Zeit, die Autorität
der Vereinten Nationen wieder herzustellen, die dadurch
schwer beschädigt ist, dass man zwar Resolutionen will,
die Umsetzung der Resolutionen aber als Aggression be-
zeichnet. Sie verwechseln denjenigen, der seit Jahren
massiv gegen den Frieden vorgeht, mit dem, der den Frie-
den wiederherstellen will.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Total durchgeknallt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502420300

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Strobl,

CDU/CSU-Fraktion.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1502420400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Kol-

legin Zapf hat auf meinen Zwischenruf „Lügt der ‚Spie-
gel‘?“ uns wissen lassen: Der „Spiegel“ hat die Unwahr-
heit geschrieben.


(Uta Zapf [SPD]: Ich habe das nicht in den Mund genommen!)


Die Frage ist nur, warum der Bundesverteidigungsminis-
ter zunächst die Berichte des „Spiegel“ bestätigt hat. Das
ist auch eines der Probleme, derentwegen wir heute diese
Aktuelle Stunde beantragt haben.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Zitieren Sie bitte richtig!)


Das ist aber nicht das eigentliche Problem, sondern das
eigentliche Problem besteht darin, dass der deutsche Bun-
deskanzler offensichtlich lieber mit „Spiegel“-Redakteu-
ren redet


(Uta Zapf [SPD]: Als mit Ihnen, das kann ich mir gut vorstellen! Das ginge mir auch so!)


als mit den Kolleginnen und Kollegen aus der SPD-Frak-
tion. Das ist im Übrigen nichts Neues. In früheren Zeiten
war es auch schon so, als der Bundeskanzler sich wichti-
gen Problemen der Wirtschaftspolitik und der Arbeits-
marktpolitik zugewandt und Sie über den „Spiegel“ auf-
geklärt hat, beispielsweise über Hartz, Rürup oder Gerster.

Diese Tatsache, liebe Kolleginnen und Kollegen, will
ich zum Anlass nehmen, einmal etwas zum Selbstver-
ständnis von Ministern, aber auch von Abgeordneten zu
sagen. Artikel 38 Abs. 1 des Grundgesetzes besagt: Abge-
ordnete sind nur ihrem Gewissen unterworfen. Da wun-
dere ich mich schon, wenn 50 Jahre Staatsräson auf dem
Marktplatz von Goslar preisgegeben werden,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, das tut ja weh!)


Dr. Andreas Schockenhoff




Thomas Strobl (Heilbronn)

wenn in einer Rotweinrunde mit „Spiegel“-Redakteuren
deutsche Außenpolitik gemacht wird.


(Uta Zapf [SPD]: Nur kein Neid! – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind doch nur neidisch, dass der „Spiegel“ nicht mit Ihnen redet!)


Der Außenminister schweigt dazu – ich hoffe, er kriegt
kein Magengeschwür –, der Verteidigungsminister schwa-
droniert daher und die SPD-Fraktion pariert, einer wie der
andere – mit wenigen Ausnahmen, Herr Kollege Erler und
Herr Kollege Klose.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Parlamentarier sollten sich nicht wichtiger nehmen, als

sie sind, Frau Kollegin Roth.

(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)

Aber sie sollten sich etwas wert sein. Und dann sollte man
nicht so verfahren, wie Sie hier mit sich verfahren las-
sen. Die SPD-Fraktion gleicht einem Plenum politischer
Pygmäen, aber Abgeordnete, die sich etwas wert sind,
stellen sich anders dar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine große staatsmännische Rede!)


Eigentlich könnte die Opposition Freude am Dilettan-
tismus der Bundesregierung haben.


(Gernot Erler [SPD]: An unseren Erfolgen sollten Sie Freude haben! Reden Sie doch mal über die deutsche Initiative!)


Die Landtagswahlen geben ja auch durchaus Anlass zur
Freude. Aber, Herr Kollege Erler, die Sache ist schon zu
ernst, als dass man nur Freude daran haben kann. Die in-
nenpolitischen Probleme sind riesengroß, 4,5 Millionen
Arbeitslose, beim Wirtschaftswachstum Schlusslicht in
der Europäischen Union und, und, und.

Aber fast noch schlimmer ist, dass dieser Bundeskanz-
ler jetzt auf dem Feld der Außenpolitik weiter dilettiert,
um die innenpolitischen Probleme zu übertünchen. Mün-
chen ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Die außen-
politischen Kapriolen und die Beliebigkeit des Bundes-
kanzlers sind ebenfalls nicht zu überbieten. Das Problem
für die Bundesrepublik Deutschland ist nicht, dass der
Bundeskanzler seinen Bundesaußenminister zum Deppen
macht und dass er ihm den diplomatischen Boden unter
den Füßen wegzieht – manchmal habe ich den Eindruck,
Herrn Fischer hat es auch die Hosen ausgezogen; jeden-
falls steht er ohne Hosen da, was ein wenig erfreulicher
Anblick ist –,


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Bitte keine Details!)


sondern ist der riesengroße außenpolitische Schaden, der
unserem Land entsteht, weil in der Außenpolitik beliebig
weiter dilettiert wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bundesaußenminister Fischer, der ja, wenn ich mich
richtig erinnere, einmal Ihr Chef war, Herr Volmer,


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist falsch!)


hat an dieser Stelle einmal gerufen – ich glaube, er hat da-
mals den Bundeskanzler gemeint –: Avanti dilettanti! Das
möchte ich wiederholen: Avanti dilettanti!


(Gernot Erler [SPD]: Das war bei Kohl!)

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502420500

Letzter Redner in dieser Debatte ist Karl-Theodor

Freiherr von und zu Guttenberg, CDU/CSU-Fraktion.

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

(CDU/CSU):


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Auch nach dieser Debatte wird deutlich, dass die
letzte erkennbare Tradition unserer derzeitigen Außen-
politik das taumelnde Beschreiten von Sonderwegen
bleibt. Kalt lächelnd und lediglich einem innenpolitischen
Kalkül unterworfen, werden Sonderwege zum diploma-
tischen Prinzip erhoben, allerdings zu einem Prinzip ver-
antwortungslosen Handelns, wie es in der Nachkriegs-
geschichte beispiellos ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mit einem Handstreich werden die Autorität, die Hand-

lungsfähigkeit und das Vertrauen internationaler Bünd-
nisse unterwandert und erlangen Begriffe wie „Isolation“
und „Irrelevanz“ bitterste Tagesaktualität.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt, wenn ich mir Ihre Politik angucke! Ihren Antrag!)


Die Sonderwege, die Sie, Frau Roth, beschreiten, führen
vorbei an der unverzichtbaren transatlantischen Freund-
schaft,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das mit Europa zu tun?!)


vorbei an der engen Partnerschaft und der bisherigen ge-
genseitigen Verlässlichkeit innerhalb der NATO und vor-
bei an den Bestrebungen, eine gemeinsame europäische
Außenpolitik zu etablieren. Die enge Partnerschaft mit
den Vereinigten Staaten und eine verlässliche europäische
Zusammenarbeit werden auf dem Altar der Verhöhnung
gewachsener außenpolitischer Strukturen dieses Landes
geopfert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind aber kräftige Worte!)


Die Außendarstellung des vergangenen Wochen-
endes ist letztlich nur ein weiterer Gipfel der diplo-
matischen Geisterfahrten. Angesichts dessen darf


(A)



(B)



(C)



(D)


1858


(A)



(B)



(C)



(D)






man fragen, wo der Bundesaußenminister sitzt. Ich
glaube, er bleibt willfähriger Beifahrer, bevor er sich
nicht entsprechend von den Dingen distanziert, über die
man von Dritten erfährt, dass sie ihm eigentlich nicht
passen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ein Geisterfahrer!)

– Richtig, ein Geisterfahrer.


(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal Herrn Gauweiler, was er über die CSU denkt!)


Herr Volmer, das alles erinnert mich an eine Geisterfahrt
ohne Rückspiegel – Sie hätten nur einen Rückspiegel,
wenn Sie auch historische Errungenschaften und Zu-
sammenhänge erkennen würden –, ohne Bremse und mit
durchgetretenem diplomatischen Gaspedal, den größten
außenpolitischen Unfall – Stichwort „NATO“ – kühl kal-
kulierend. Dieses Kalkül mag bei einigen seine Wurzeln
in den 68er-Jahren haben.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das hat Prinzip!)


Dabei wird ein Tonfall an den Tag gelegt, der sich, Frau
Roth, nahtlos in die Diktion einiger während der Debatte
über den NATO-Doppelbeschluss einreiht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Kollege Schockenhoff hat mit seiner Beschreibung der

nahezu ideologischen Stufenleiter Recht: Man hat sich
mit der deutschen Teilung, mit der Erpressbarkeit durch
Massenvernichtungswaffen und letztlich mit der Spaltung
der NATO und der Europäischen Union sowie mit dem
Zusammenbrechen bzw. zumindest mit der Schwächung
der Vereinten Nationen abgefunden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissen Sie eigentlich, wovon Sie reden? Sie haben keine Ahnung! – Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Guttenberg, Sie brauchen ein paar Lockerungsübungen)


Sehr interessant ist, was die zwangsläufige Folge wäre,
Frau Roth, wenn Sie aus innenpolitischem Kalkül zu ei-
ner klaren Verweigerung des notwendigen Beistands in
Bündnissen kämen. Die Folge wäre eine Renationalisie-
rung unserer Außen- und Sicherheitspolitik. Das stünde
nun wirklich im Widerspruch zu allem, was Deutschland
nach 1945 aus der Geschichte gelernt haben sollte und ge-
lernt haben muss. Zum Scheitern verurteilte Aktionismen
wie die vom vergangenen Wochenende vermögen diese
Gefahr auch nicht aufzuheben.

In Ihrer Koalitionsvereinbarung – das ist schon eine
Weile her – steht mehrfach, die Bundesregierung setze auf
internationale Zusammenarbeit und auf multinationale
Organisationen.


(Beifall des Abg. Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Der Staub der Zeitgeschichte hat sich erstaunlich schnell
auf dieses große Werk gelegt –


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Drucksache 15/421!)


ein diplomatischer Steinbruch, in dem die Regierung täg-
lich aufs Neue scheinbar spielerisch neues Dynamit in die
Hand nimmt, ohne sich dabei an irgendwelche Spiel-
regeln zu halten.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1502420600

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesord-

nung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-

tages auf morgen, Donnerstag, den 13. Februar 2003,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.