Protokoll:
14178

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 14

  • date_rangeSitzungsnummer: 178

  • date_rangeDatum: 27. Juni 2001

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:23 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: FairerWett- bewerb in der Gesetzlichen Krankenversi- cherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17507 A Eckart von Klaeden CDU/CSU (zur GO) 17507 B Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD (zur GO) 17507 D Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache14/6387) . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 A Thematisierung der auf dem arabischen Gipfel in Amman gefallenen antisemitischen Äußerungen beim Besuch des syrischen Präsidenten al-Assad MdlAnfr 3 Dirk Niebel F.D.P. AntwStMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 17508 C ZusFr Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 C Teilnahme des saarländischen Geschäftsman- nes D. H. an einer Reise von Bundeskanzler Schröder nach China MdlAnfr 4 Andreas Schmidt (Mühlheim) CDU/CSU AntwStMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 17509 A ZusFr Andreas Schmidt (Mühlheim) CDU/CSU 17509 A Internet-Aufruf vor Beginn des EU-Gipfels zur Fahrt nach Göteborg und zur Beteiligung an Aktionen des „zivilen Ungehorsams“ MdlAnfr 9 Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 17509 C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 17509 D Beteiligung von deutschen Autonomen als Drahtzieher der Krawalle von Göteborg MdlAnfr 10 Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 17510 A ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 17510 A Beteiligung von Randalierern beim EU-Gipfel in Göteborg an den Ausschreitungen im Dresd- ner Stadtteil Neustadt; Verbindungen zwischen den Krawallmachern in Dresden und politi- schen Organisationen in Sachsen MdlAnfr 13, 14 Dr. Hans-Peter Uhl CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 17510 C Verfassungsschutzrelevante Erkenntnisse über die Unterstützung der in Mazedonien operie- renden UCK durch die albanische Diaspora in Deutschland MdlAnfr 15 Heidi Lippmann PDS Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 17510 D ZusFr Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . 17511 A Finanzielle Unterstützung der mazedonisch-al- banischen „Freischärler“ aus der Bundesrepu- blik Deutschland MdlAnfr 16 Heidi Lippmann PDS Plenarprotokoll 14/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001 I n h a l t : Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 17511 B ZusFr Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . 17511 B ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . 17511 D Steuermindereinnahmen im Zusammenhang mit dem gem. § 3 EstG gewährten Freibetrag von 2 400 DM für Trinkgelder MdlAnfr 17 Ernst Burgbacher F.D.P. Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17512 A ZusFr Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . 17512 A Informationen über die Höhe der Steuerein- nahmen aus Trinkgeldern von den Ländern MdlAnfr 18 Ernst Burgbacher F.D.P. Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17512 C ZusFr Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . 17512 D Arbeitsergebnisse der Deutschen Energie-Agentur MdlAnfr 21 Albrecht Feibel CDU/CSU Antw PStSekr’in Margareta Wolf BMWi . . . . 17513 A ZusFr Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . 17513 D Bisherige Personal- und Sachkosten bei der Deutschen Energie-Agentur MdlAnfr 22 Albrecht Feibel CDU/CSU Antw PStSekr’in Margareta Wolf BMWi . . . . 17514 A ZusFr Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . 17514 A ZusFr Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 17514 D ZusFr Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . 17515 A Genehmigungsbescheide im Rahmen des EU- Programms Interreg III MdlAnfr 23 Klaus Hofbauer CDU/CSU Antw PStSekr’in Margareta Wolf BMWi . . . . 17515 B ZusFr Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . 17515 C Abstimmung bei grenzüberschreitenden Projek- ten im Rahmen des EU-Programms Interreg III MdlAnfr 24 Klaus Hofbauer CDU/CSU Antw PStSekr’in Margareta Wolf BMWi . . . . 17515 D ZusFr Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . 17516 A Verwendung der der Deutschen Bahn zur Mo- dernisierung von Bahnstrecken aus UMST-Er- lösen zur Verfügung gestellten Mittel für die technische Instandsetzung der Bahnstrecke Bayreuth–Warmensteinach–Weidenberg MdlAnfr 33 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr Stephan Hilsberg BMVBW . . . 17516 C ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 17517 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17517 B ZusFr Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . 17517 C Realisierung einer Ost-West-Verbindung zwi- schen der A 9 und der deutsch-tschechischen Grenze MdlAnfr 34 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr Stephan Hilsberg BMVBW . . . 17517 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 17518 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17518 C ZusFr Heinz Wiese (Ehingen) CDU/CSU . . . 17518 D Haushaltstitel der für ein Stadtumbaupro- gramm angekündigten 300 Millionen DM MdlAnfr 35 Christine Ostrowski PDS Antw PStSekr Achim Großmann BMVBW 17519 B ZusFr Christine Ostrowski PDS . . . . . . . . . . . 17519 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung derBundes- regierung zur drohenden Auszehrung der Bahnindustrie in Deutschland vor dem Hintergrund einer existenziellen Gefährdung derAdtranz/Hennigsdorf 17520 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 17520 A Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 17521 A Ulrich Klinkert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 17522 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17523 A Horst Friedrich (Bayreuth) F.D.P. . . . . . . . . . 17524 A Stephan Hilsberg, Parl. Staatssekretär BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17525 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 17526 D Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 17527 D Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17528 D Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17529 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001II Ulf Fink CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17530 C Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 17531 C Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 17532 D Werner Labsch SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17533 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17535 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17535 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 17537 A Anlage 2 Beeinträchtigung der auswärtigen Beziehun- gen, insbesondere des Verhältnisses zu den USA, durch die Veröffentlichung des Berichts über die Unterredung zwischen US-Präsident Bush und Bundeskanzler Schröder; Übermitt- lung des Berichts über die Unterredung zwi- schen US-Präsident Bush und Bundeskanzler Schröder per Fax an das Bundeskanzleramt MdlAnfr 28, 29 Ruprecht Polenz CDU/CSU AntwStMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 17537 D Anlage 3 Anwesenheit der deutschen Botschafterin bei der Unterredung zwischen Bundeskanzler Schröder und dem österreichischen Bundes- kanzler Schüssel im Mai 2001; zukünftige Regelung bei derartigen Gesprächen MdlAnfr 30, 31 Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU AntwStMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 17538 A Anlage 4 Errichtung eines Bundeskulturministeriums; Vereinbarkeit mit der föderalen Kompetenz- verteilung MdlAnfr 1, 2 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. AntwStMin Dr. Julian Nida-Rümelin BK . . . . 17538 B Anlage 5 Stärkung der Unterglasbetriebe; Angleichung der Energiepreise für solche Betriebe in allen EU-Ländern MdlAnfr 5, 6 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 17538 C Anlage 6 Perspektiven niedergelassener Allgemeinärzte im Vergleich zu Ärzten im öffentlichen Dienst bzw. in Krankenhäusern; Mangel an niederge- lassenen Allgemeinmedizinern in den neuen Bundesländern MdlAnfr 7, 8 Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17539 A Anlage 7 Beteiligung deutscher Krawallmacher an mög- lichen Ausschreitungen anlässlich des G-8- Treffens in Genua; Gewalttourismus in Form der zunehmenden Mobilisierung gewaltberei- ter Demonstranten durch das Internet MdlAnfr 11, 12 Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 17539 D Anlage 8 Einführung einer Europasteuer. Vorverlegung der Steuerreformstufen 2003 und 2005; Ab- schaffung des Solidaritätszuschlages MdlAnfr 19, 20 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17540 B Anlage 9 Verlegung der Fernmeldeschule des Heeres von Feldafing bzw. Murnau nach Günzburg bzw. Dillingen MdlAnfr 25 Ilse Aigner CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 17540 D Anlage 10 Finanzielle Verpflichtungen des BMVg für in Auftrag gegebene Beschaffungsvorhaben (Eu- rofighter 2000, Fregatte F 124) MdlAnfr 26 Dietrich Austermann CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 17540 D Anlage 11 Anträge auf Übernahme in das Dienstverhält- nis eines Berufssoldaten in der Laufbahn der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001 III Offiziere seit 1. Januar 1999; Rücktritte von Offizieranwärtern MdlAnfr 27, 28 Günter Friedrich Nolting F.D.P. Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 17541 A Anlage 12 Zahl der in den Jahren 1998 bis 2000 vorzeitig auf eigenen Wunsch aus der Bundeswehr aus- geschiedenen Soldaten; Nichteinsatzfähigkeit von Flugzeugen der Bundeswehr aufgrund von Treibstoff- und/oder Ersatzteilmangel; Aus- wirkungen auf den „combat-ready“-Status der Bundeswehrpiloten MdlAnfr 29, 30 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 17541 C Anlage 13 Mittelbereitstellung für die Modernisierung der wichtigsten Schienenverbindungen in Bay- ern bis 2004; Modernisierung der Hauptachse Nürnberg–Passau MdlAnfr 31, 32 Dr. Klaus Rose CDU/CSU Antw PStSekr Stephan Hilsberg BMVBW . . . 17542 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001 Werner Labsch 17535 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 177. Sitzung, Seite 17421 (D), 5. Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Es macht also wirtschaftlich Sinn, statt einer kleinen Packung sich eine große Packung verschreiben zu lassen“. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001 17537 (C) (D) (A) (B) Adam, Ulrich CDU/CSU 27.06.2001* Behrendt, Wolfgang SPD 27.06.2001* Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 27.06.2001** Bindig, Rudolf SPD 27.06.2001* Dr. Blank, CDU/CSU 27.06.2001** Joseph-Theodor Bodewig, Kurt SPD 27.06.2001 Dr. Brecht, Eberhard SPD 27.06.2001 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 27.06.2001 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 27.06.2001* Caspers-Merk, Marion SPD 27.06.2001 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 27.06.2001 DIE GRÜNEN Friedrich (Altenburg), SPD 27.06.2001 Peter Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 27.06.2001 Griefahn, Monika SPD 27.06.2001 Haack (Extertal), SPD 27.06.2001* Karl-Hermann Hempel, Frank SPD 27.06.2001 Hermenau, Antje BÜNDNIS 90/ 27.06.2001 DIE GRÜNEN Dr. Hornhues, CDU/CSU 27.06.2001* Karl-Heinz Hornung, Siegfried CDU/CSU 27.06.2001* Jäger, Renate SPD 27.06.2001* Janssen, Jann-Peter SPD 27.06.2001 Kasparick, Ulrich SPD 27.06.2001 Klappert, Marianne SPD 27.06.2001 Knoche, Monika BÜNDNIS 90/ 27.06.2001 DIE GRÜNEN Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 27.06.2001 Kumpf, Ute SPD 27.06.2001 Leidinger, Robert SPD 27.06.2001 Dr. Leonhard, Elke SPD 27.06.2001 Lintner, Eduard CDU/CSU 27.06.2001* Lörcher, Christa SPD 27.06.2001* Lötzer, Ursula PDS 27.06.2001 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 27.06.2001* Erich Michels, Meinolf CDU/CSU 27.06.2001* Mogg, Ursula SPD 27.06.2001 Moosbauer, Christoph SPD 27.06.2001 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 27.06.2001 DIE GRÜNEN Neumann (Gotha), SPD 27.06.2001* Gerhard Oesinghaus, Günter SPD 27.06.2001 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 27.06.2001 Dr. Reimann, Carola SPD 27.06.2001 Reinhardt, Erika CDU/CSU 27.06.2001 von Renesse, Margot SPD 27.06.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 27.06.2001 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 27.06.2001 von Schmude, Michael CDU/CSU 27.06.2001* Schütz (Oldenburg), SPD 27.06.2001* Dietmar Siebert, Bernd CDU/CSU 27.06.2001* Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ 27.06.2001 DIE GRÜNEN Welt, Jochen SPD 27.06.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 27.06.2001* * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Antwort des Staatsministers Dr. Ludger Volmer auf die Fragen des Abgeordneten Ruprecht Polenz (CDU/CSU) (175. Sit- zung, Drucksache 14/6272, Fragen 28 und 29): Kann die Bundesregierung ausschließen, dass die deutschenauswärtigen Beziehungen und die Wahrnehmung deutscher Inte-ressen gegenüber anderen Staaten sowie insbesondere das Ver-hältnis zu unserem Bündnispartner, den Vereinigten Staaten vonAmerika, durch die Veröffentlichung des Drahtberichts des deut-schen Botschafters in den Vereinigten Staaten, Jürgen Chrobog,vom 31. März 2001 beeinträchtigt wurden? entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Treffen Pressemeldungen („DIE WELT“, 5. Juni 2001) zu, nach denen Botschafter Jürgen Chrobog den Bericht über die Unterredung zwischen US-Präsident George W. Bush und Bun- deskanzler Gerhard Schröder entgegen der üblichen Praxis per Fax an das Bundeskanzleramt geschickt habe? Zu Frage 28: Ja, die Bundesregierung schließt dies aus. Ich verweise außerdem auf die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der F.D.P. mit der Drucksachennummer 14/6200 vom 30. Mai 2001. Zu Frage 29: Es entspricht der üblichen Praxis, dass Berichte über hochrangige Gespräche vom Botschafter oder seinem Vertreter verfasst und von den Gesprächsführenden ge- gengelesen werden. Der Text, der als offizieller Bericht an das Auswärtige Amt gesandt wird, entspricht dann der zwischen den Beteiligten vereinbarten Fassung. Es ist eine technische Frage, wie solche Berichtsentwürfe den Beteiligten übermittelt werden. Faxübermittlung zwi- schen Ressorts gehört dabei zur üblichen Praxis. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Dr. Ludger Volmer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) (175. Sitzung, Drucksache 14/6272, Fragen 30 und 31): War die deutsche Botschafterin in Wien bei dem Gespräch zwi- schen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am 26. Mai 2001 anwesend? Werden die deutschen Botschafter auch weiterhin bei Ge- sprächen des Bundeskanzlers mit ausländischen Staats- und Re- gierungschefs anwesend sein? Zu Frage 30: Nein. Es handelte sich um ein Gespräch unter vier Augen. Zu Frage 31: Die Anwesenheit der deutschen Botschafter bei Ge- sprächen des Bundeskanzlers mit ausländischen Staats- und Regierungschefs hängt wie in der Vergangenheit von der Natur des Gesprächs ab. Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Julian Nida-Rümelin auf die Fra- gen des Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (F.D.P.) (Drucksache 14/6387, Fragen 1 und 2): Hält die Bundesregierung die Errichtung eines Bundeskul- turministeriums, das von mehreren Abgeordneten der Koalition gefordert und auch vom Staatsminister beim Bundeskanzler, Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, für die nächste Legislaturperiode nicht ausgeschlossen wird, mit der föderalen Kompetenzverteilung für vereinbar? Wie könnten die Zuständigkeiten eines solchen Ministeriums aussehen? Zu Frage 1: In der Bundesregierung gibt es derzeit, wie Ihnen be- reits in der Antwort auf Ihre parlamentarische Anfrage vom 12. Juni 2001 mitgeteilt wurde, keine Überlegungen, ein Bundesministerium für Kultur zu errichten. Im Übri- gen wird die von der Bundesregierung betriebene Kultur- politik, die mit dem Amt eines Beauftragten der Bundes- regierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien ihren besonderen Ausdruck gefunden hat, mit der vom Grundgesetz festgelegten Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern auch künftig stets vereinbar sein. Zu Frage 2: Die Bundesregierung sieht, da die Frage keinen realen Hintergrund hat, keine Veranlassung zu theoretischen Er- wägungen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Fragen des Abgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 14/6387, Fragen 5 und 6): Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung weiterhin er- greifen, um die Unterglasbetriebe für die Zukunft zu stärken, da- mit diese im Wettbewerb mit Betrieben der europäischen Nach- barländer weiterhin bestehen können? Ist die Bundesregierung bereit, auf die Europäische Union (namentlich auf den Kommissar für Wettbewerb, Mario Monti) einzuwirken, um ungefähr gleiche Energiepreise für solche Be- triebe in allen EU-Ländern zu gewährleisten? Zu Frage 5: Die wirtschaftliche Situation der deutschen Gärtner ist aufgrund stark gestiegener Heizkosten im Unterglasanbau noch schwierig. Daher hat die Bundesregierung mehrere Maßnahmen zur Unterstützung des Gartenbaus eingelei- tet. Die beiden wichtigsten sind: Für Energie sparende Investitionen im Gartenbau wur- den 30 Millionen DM innerhalb der Gemeinschaftsauf- gabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- schutzes“ zur Verfügung gestellt. Dies ist von allen Beteiligten als wichtiger Schritt für die Stärkung des Gar- tenbaus gewürdigt worden. Dieses Energieeinsparungs- programm ist von der EU-Kommission bereits geneh- migt, Anträge bei den zuständigen Landesdienststellen können gestellt werden. Ferner hat der Bundestag auf Vorschlag der Bundesregierung vor wenigen Tagen be- schlossen, Unterglasgartenbaubetriebe von der Mine- ralölsteuer auf Heizstoffe (Heizöl, Erdgas, Flüssiggas) zu befreien; lediglich der Ökosteueranteil ist noch zu zahlen. Die Entlastung beträgt bei Heizöl 0,08 DM/Liter, bei Erd- gas 3,60 DM/MWh und bei Flüssiggas 50 DM/t. Damit wird der Gartenbau um etwa 60 Millionen DM entlastet. Zu Frage 6: Die Bundesregierung verfolgt mit Nachdruck das Ziel, gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Europäischen Union sicherzustellen. Hier ist die Europäische Kommis- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 200117538 (C) (D) (A) (B) sion als Hüterin des Wettbewerbs im Binnenmarkt gefor- dert. Daher hat die Bundesregierung die Preisverzerrun- gen auf dem Energiemarkt bereits beim Agrarrat am 23. Oktober 2000 angesprochen und an die Kommission appelliert, auch mit Blick auf die EU-Osterweiterung glei- che Wettbewerbsbedingungen sicherzustellen. Besonders nachteilig wirkt sich auf die deutschen Gärt- ner der in den Niederlanden seit vielen Jahren niedrige Erdgaspreis für den Gartenbau aus. Dort ist der Erdgas- preis für den Gartenbau in einer Vereinbarung zwischen der Produktschap Gartenbau und der Gasliefergesellschaft Gasunie festgelegt worden, der Anfang 2002 auslaufen wird. Die EU-Kommission stuft den niederländischen Erdgastarif allerdings nicht als Beihilfe im Sinne des Arti- kels 87 des EG-Vertrages ein. Sie lässt sich bei dieser Be- urteilung von dem Gesichtspunkt leiten, dass der Tarif dem Gartenbau einen wirtschaftlichen Vorteil einräumt, der auch anderen Sektoren der niederländischen Wirtschaft of- fen steht, die im gleichen Umfang Erdgas verbrauchen. Anlage 6 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch auf die Fragen des Abgeordneten Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/ CSU) (Drucksache 14/6387, Fragen 7 und 8): Welche Bedeutung misst die Bundesregierung den nieder-gelassenen Allgemeinärzten in Deutschland bei, und welche Per-spektiven sieht sie für diese Gruppe, insbesondere in Relation zuÄrzten, die im öffentlichen Dienst bzw. in Krankenhäusern be-schäftigt sind? Beabsichtigt die Bundesregierung angesichts des Rückgangs und steigenden Mangels an Allgemeinmedizinern in privater Nie- derlassung in den neuen Bundesländern besondere Maßnahmen, um das bereits sichtbare und noch zu erwartende Defizit zu vermindern? Zu Frage 7: Die Bundesregierung misst den niedergelassenen Allge- meinärzten eine besondere Bedeutung zu. Das Gesund- heitsreformgesetz 2000 sieht als zentralen Baustein zur Er- reichung einer an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten ausgerichteten kostengünstigen medizinischen Versorgung die funktionale Stärkung des Hausarztes vor. Es besteht gesundheitspolitischer Konsens, dass vorrangig die Allgemeinärzte die hausärztliche Versorgung sicher- stellen. Durch das Gesundheitsreformgesetz 2000 wird die Lotsenfunktion des Hausarztes, die bereits nach bisherigem Recht in der Koordinierungs- und Dokumentationsbefug- nis des Hausarztes angelegt war, gestärkt. Der Hausarzt ist nunmehr nicht nur berechtigt bei anderen Ärzten, sondern auch bei anderen seine Patienten behandelnden Leistungs- erbringern die relevanten Patientendaten zu erheben sowie diese und seine eigenen Patientendaten mit Einverständnis des Versicherten anderen Leistungserbringern zur Verfü- gung zu stellen. Die anderen Leistungserbringer werden verpflichtet, den Versicherten nach dessen Hausarzt zu fra- gen und diesem Hausarzt die wesentlichen medizinischen Informationen zur Verfügung zu stellen. Diese Regelungen tragen dazu bei, die Steuerungsfunktion des Hausarztes zu intensivieren. Insbesondere wird der Koordination diagnos- tischer und therapeutischer Maßnahmen, der Dokumenta- tion von Befunden und Berichten der weiterbehandelnden Ärzte und der übrigen Leistungserbringer sowie der lang- fristigen Betreuung von Versicherten mehr Gewicht einge- räumt. Nach dem derzeitigen Stand gibt es im gesamten Bereich der Bundesrepublik ausreichende Niederlassungs- möglichkeiten für Allgemeinmediziner. Zu Frage 8: Die Bundesregierung hat keine Anhaltspunkte für einen außergewöhnlichen Rückgang bzw. Mangel an All- gemeinmedizinern in den neuen Bundesländern. Im Ver- gleich zu 1998 hat die Zahl weitergebildeter Allgemein- ärzte in der Bundesrepublik im Jahre 1999 um 1,5 Prozent zugenommen. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ist eine leichter Rückgang zu ver- zeichnen, der noch keinen Anlass für besondere Maßnah- men gibt. Um eine Verbesserung der hausärztlichen Ver- sorgung zu erreichen, hat der Bundesgesetzgeber im GKV-Solidaritätsstärkungsgesetz entsprechend dem im April 1998 zwischen dem Bund, den Ländern, der Bundes- ärztekammer, der KBV, der DKG und den Spitzenverbän- den der Krankenkassen verabschiedeten Initiativprogramm zur Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin die Krankenkassen zu einer Anschubfinanzierung der Wei- terbildung in 1999 und 2000 verpflichtet und diese Ver- pflichtung zur Mitfinanzierung der Weiterbildung zum All- gemeinarzt im GKV-Solidaritätsstärkungsgesetz dauerhaft festgeschrieben. Für die zweijährige Anlaufphase sieht das Gesetz vor, dass im ambulanten Bereich die Krankenkas- sen sich mit einem Zuschuss von bis zu 2 000 DM an der Finanzierung einer Weiterbildungsstelle beteiligen, sofern die Kassenärztlichen Vereinigungen einen ebenso hohen Zuschuss gewähren. Für den stationären Bereich ist ein Förderbetrag in Höhe von 2 000 DM vorgesehen für jede im Krankenhaus bereits bestehende Stelle, die in eine Wei- terbildungsstelle für Allgemeinmedizin umgewandelt wird. Insgesamt sind im Jahr 1999 höchstens 3 000 und im Jahr 2000 höchstens insgesamt 6 000 Stellen zu fördern. Der Gesetzgeber hat mit der GKV-Gesundheitsreform 2000 die Mitfinanzierungsverpflichtung der Krankenkassen dauer- haft festgeschrieben. Er hat jedoch auf die gesetzliche Fest- legung der Höhe der Förderbeträge und der Anzahl der zu fördernden Stellen verzichtet und die Einschätzung des notwendigen Förderbedarfs den Vertragspartnern auf Bun- desebene überlassen, die in Verträgen für den ambulanten und den stationären Bereich die gesetzlichen Vorgaben opera-tionalisieren müssen. Die Spitzenverbände der Kran- kenkassen haben in Verträgen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Deutschen Krankenhausge- sell- schaft die für die Anlaufphase der Jahre 1999 und 2000 notwendigen Regelungen zur bundesweiten Verteilung der Fördergelder geschlossen. Probleme bei der Umsetzung des Initiativprogramms bestehen im stationären Bereich, so werden die Kontingente zum Teil nicht ausgeschöpft; die Krankenhäuser wollen nicht umwidmen, sondern neue Stellen einrichten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) (Drucksache 14/6387, Fragen 11 und 12): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001 17539 (C) (D) (A) (B) Was unternimmt die Bundesregierung, um zu verhindern, dasssich deutsche Krawallmacher erneut an möglichen Ausschreitun-gen anlässlich des G-8-Treffens in Genua beteiligen? Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um demGewalttourismus in Form der zunehmenden Mobilisierung ge-waltbereiter Demonstranten durch das Internet entgegenzuwirken? In Vorbereitung des G-8-Gipfels vom 20. bis 22. Juli 2001 in Genua stehen die deutschen Sicherheitsbehörden in enger Kooperation mit den europäischen Partnern. So hat am 12. Juni 2001 unter deutscher Beteiligung ein internationales Koordinierungstreffen von Sicherheits- behörden stattgefunden. Dieses wird am 27. und 28. Ju- ni 2001 durch Vertreter des Bundeskriminalamtes und der italienischen Polizeibehörde auf bilateraler Ebene fortge- setzt werden. Im Übrigen wird sich auf deutsche Initiative hin am 13. Juli 2001 der J/I-Rat auf einer Sondersitzung mit dem Thema „Störung internationaler Veranstaltungen durch militante Globalisierungsgegner“ befassen. Entsprechend der bisherigen Gesprächs- und Erkennt- nislage sind für den G-8-Gipfel in Genua von deutscher Seite insbesondere folgende Maßnahmen vorgesehen: die Durchführung fortlaufender Erkenntnisanfragen bei den zuständigen Bundes- und Landesdienststellen für die Zeit vor und während des Gipfels zu möglichen Gefährdungs- einschätzungen und Informationen über die Anreise be- kannter, gewaltbereiter Personen und Gruppierungen; die Einleitung einer fortlaufenden Internetrecherche zum G-8-Gipfel; die vorübergehende Einrichtung einer spezi- ellen Informationssammelstelle beim Bundeskriminalamt ab dem 25. Juni 2001; die Sicherstellung der Weiterlei- tung aller relevanten Erkenntnisse vor und während des Gipfels an die jeweils zuständigen, ausländischen Stellen; die bundesweite, anlassbezogene Öffnung des geschütz- ten Fahndungsbestandes „Landfriedensbruch“ im Vorfeld und während des G-8-Gipfels; die Unterstützung der italienischen, österreichischen und Schweizer Behörden bei der Personen- und Kfz-Abklärung im Zusammenhang mit möglichen Globalisierungsgegnern; die personelle Verstärkung der geplanten Einsatzzentrale in Genua durch Beamte des Bundeskriminalamtes. Die vorgesehenen Maßnahmen werden auf der Grund- lage der jeweils aktuellen Erkenntnislage fortlaufend überprüft und angepasst. Dabei sind von deutscher Seite insbesondere folgende weitere Maßnahmen denkbar: vorübergehende Wiedereinführung von Personenkontrol- len nach Art. 2 Absatz 2 SDÜ (Schengener Durchfüh- rungsübereinkommen), Anregung von Gefährder- ansprachen und Meldeauflagen gegenüber den für die Durchführung zuständigen Landesbehörden. Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Drucksache 14/6387, Fragen 19 und 20): Sieht die Bundesregierung die Einführung einer neuen Europa-steuer vor, und wie könnte eine solche Besteuerung aussehen? Sieht die Bundesregierung die Möglichkeit, die Steuerreform-stufen 2003 und 2005 wegen der Wachstumseinbrüche vorzu-ziehen, und wie steht sie zur Forderung des Bundesministers fürWirtschaft und Technologie, Dr. Werner Müller, den Solidaritäts-zuschlag abzuschaffen? Zu Frage 19: Die Bundesregierung steht Überlegungen zur Ein- führung einer Europasteuer aufgeschlossen gegenüber und ist bereit, entsprechende Vorschläge unvoreingenom- men zu prüfen. Sie ist der Auffassung, dass es sich dabei um ein langfristiges Projekt handelt. Unabhängig davon ist die Finanzierung der Gemeinschaft aufgrund der Be- schlüsse des Europäischen Rats von Berlin geregelt. Es geht auch um die Frage, inwieweit die Mitgliedstaaten be- reit sind, die Stellung des Europäischen Parlaments zu stärken und es auf der Einnahmeseite des EU-Haushalts mit klassischen Parlamentsbefugnissen auszustatten. Auf keinen Fall darf die Einführung einer Europasteuer zu ei- ner Erhöhung der Belastung von Bürgern und Wirtschaft in der Europäischen Union führen. Eine Europasteuer wird einhergehen müssen mit einer Umgestaltung des bis- herigen – im Übrigen nur schwer verständlichen – Eigen- mittelsystems. Zu Frage 20: Die Bundesregierung sieht keine Veranlassung, wegen einer begrenzten und vorübergehenden Wachstumsdelle die auf die langfristige Stärkung von Investitionen und Beschäftigung gezielte Steuerreform zu verändern. Damit würde nur der Konsolidierungskurs gefährdet und der Konjunktur mehr geschadet als geholfen. Auch eine Ab- schaffung des Solidaritätszuschlags ist auf absehbare Zeit nicht vorgesehen, da er der Finanzierung des Aufbaus Ost dient. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage der Abgeordneten Ilse Aigner (CDU/CSU) (Drucksache 14/6387, Frage 25): Liegen der Bundesregierung bereits Daten darüber vor, inwie- weit sich die Verlegung der Fernmeldeschule des Heeres von Feldafing bzw. Murnau nach Günzburg bzw. Dillingen mit den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit vereinbaren lässt? Es ist beabsichtigt, die Fernmeldeschule des Heeres aus Feldafing/Pöcking an einen noch zu bestimmenden Standort in Bayern zu verlegen. Aus funktionalen Grün- den und wegen des regionalen Zusammenhangs mit dem Fernmeldebataillon in Dillingen wird hierfür in erster Priorität der Standort Günzburg untersucht. Die Realisier- barkeit wird derzeit geprüft. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 14/6387, Frage 26): In welcher Größenordnung hat sich das Bundesministerium der Verteidigung für die kommenden Jahre jeweils finanziell durch vergebene Beschaffungsvorhaben (Eurofighter 2000, Fregatte F 124 und andere) verpflichtet? Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 200117540 (C) (D) (A) (B) Für die Jahre 2002 bis 2005 bestehen nach aktuellem Stand durch abgeschlossene Verträge rund Verpflichtun- gen in folgenden Größenordnungen: Davon entfallen auf den Eurofighter 2000 und auf die Fregatte F 124 Anlage 11 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (F.D.P.) (Drucksache 14/6387, Fragen 27 und 28): Wie viele Anträge auf Übernahme in das Dienstverhältnis ei-nes Berufssoldaten wurden seit dem 1. Januar 1999 halbjahres-weise in den Laufbahngruppen der Offiziere und Unteroffizieregestellt und wie viele wurden genehmigt? Wie viele Offizieranwärter haben in den letzten Offizieran-wärter-Jahrgängen von ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht,und worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen? Zu Frage 27: Die Auswahl zur Übernahme in das Dienstverhältnis eines Berufsunteroffiziers findet grundsätzlich einmal jährlich – überwiegend im ersten Halbjahr – statt. Die Auswahlkonferenzen für Offiziere werden in einigen Teil- streitkräften zweimal jährlich durchgeführt. Deshalb liegen die diesbezüglichen Zahlen für das Jahr 2001 noch nicht vor. Zu Frage 28: Mit Widerruf der Verpflichtungserklärung haben in den letzten Offizieranwärterjahrgängen von ihrem Recht auf Rücktritt Gebrauch gemacht: 1996 – 88 Soldaten; 1997 – 164 Soldaten; 1998 – 230 Soldaten; 1999 – 320 Soldaten; 2000 – 324 Soldaten. Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad der Widerrufli- chen Verpflichtungserklärung, die im Rahmen attraktivi- tätssteigernder Maßnahmen zum 1. Januar 1996 einge- führt wurde, stieg die Zahl der widerruflichen Verpflichtungen sowie die der Rücktritte durch Widerruf bei ungedienten Offizierbewerbern bis 1999 deutlich an. Seit 1999 sind über 90 Prozent der Offizierbewerber be- reits vor ihrer Eignungsfeststellung an der Offizierbewer- berprüfzentrale über diese Verpflichtungsmöglichkeit un- terrichtet. Die Frage nach den Hintergründen für die Inanspruchnahme der Widerrufsmöglichkeit kann nicht eindeutig beantwortet werden. Erhebungen wurden im Detail nicht vorgenommen. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Werner Siemann (CDU/CSU) (Druck- sache 14/6387, Fragen 29 und 30): Wie viele Soldaten sind 1998, 1999, 2000 und im laufenden Jahr unter Verzicht auf Geld- und Sachbezüge vorzeitig, auf eige- nen Wunsch aus der Bundeswehr ausgeschieden, und wie bewer- tet die Bundesregierung diese Entwicklung? Wie viele Flüge der Luftwaffe, des Heeres und der Marine mussten aufgrund von Treibstoff- und/oder Ersatzteilmangel in den vergangenen drei Jahren ausfallen, und welche konkreten Auswirkungen hat die Nichteinsatzfähigkeit der Flugzeuge auf den „combat-ready“-Status (Einsatztauglichkeit) der Bundes- wehrpiloten? Zu Frage 29: Auf eigenen Antrag verließen1998, 14 Berufssoldaten, 302 Soldaten auf Zeit, 316 Gesamt; 1999 30 Berufssolda- ten, 358 Soldaten auf Zeit, 388 Gesamt; 2000 35 Berufs- soldaten, 428 Soldaten auf Zeit, 463 Gesamt; sowie im Jahr 2001 mit Stand 18. Juni 21 Berufssoldaten, 163 Sol- daten auf Zeit, insgesamt 184 Zeit- und Berufssoldaten die Bundeswehr. Angesichts von 58 605 Berufssoldaten und 127 469 Soldaten auf Zeit zum Stand Mai 2001 halte ich die Entwicklung für normal, zumal das Arbeitsplatz- angebot für qualifizierte Soldaten in der Privatwirtschaft attraktiver und größer geworden ist. Zu Frage 30: In der Bundeswehr hat es in den letzten Jahren keine Flugstundenausfälle wegen fehlenden Treibstoffes gege- ben. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Ausfällen einzelner Luftfahrzeuge für Ausbildungsflüge aufgrund fehlender Ersatzteile und der auf einen länge- ren Zeitraum (Jahresrahmen) ausgerichteten Erfüllung des taktischen Ausbildungsprogramms für Luftfahr- zeugbesatzungen als Voraussetzung zur Erteilung bzw. zum Erhalt des Einsatzstatus „combat ready“ ist zurzeit nicht feststellbar. Natürlich gibt es aufgrund des Alters der Hubschrauber und Luftfahrzeuge seit Jahren Pro- bleme. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001 17541 (C) (D) (A) (B) Jahre 2002 2003 2004 2005 Gesamt- verpflichtung 5,9 Mrd. DM 4,6 Mrd. DM 4,5 Mrd. DM 4,0 Mrd. DM Jahre 2002 2003 2004 2005 Eurofighter 2000 1,9 Mrd. DM 2,0 Mrd. DM 2,0 Mrd. DM 1,9 Mrd. DM Jahre 2002 2003 2004 2005 Fregatte F 124 440 Mio. DM 390 Mio. DM 360 Mio. DM 150 Mio. DM Übernahme- jahr Berufsoffiziere Berufsunteroffiziere Anträge Übernahmen Anträge Übernahmen 1999 908 337 8 755 1 552 2000 781 359 5 626 823 2001 5 974 1 567 Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Stephan Hilsberg auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Klaus Rose (CDU/CSU) (Druck- sache 14/6387, Fragen 31 und 32): Kann die Bundesregierung präzise Aussagen darüber machen, welche finanziellen Mittel zu welchem Zeitpunkt in welche Streckenabschnitte aus dem vorgesehenen Volumen von 1,5 Mil- liarden DM bis zum Jahr 2004 für die Modernisierung der wich- tigsten Schienenverbindungen im Freistaat Bayern vorgesehen sind? In welcher Form wird bis zum Jahr 2004 die Modernisierung der Hauptachse Nürnberg–Regensburg–Passau gewährleistet? Zu Frage 31: Die Deutsche Bahn AG (DB AG) hat ein Investitions- programm 2001 bis 2003 für das Bestandsnetz vorgelegt, in dem die vorgesehene Verwendung der Mittel des Zu- kunftsinvestitionsprogramms für die Schienenwege nach Jahresraten dokumentiert wird. Dieses Programm umfasst ein Investitionsvolumen von circa 15 Milliarden DM mit einem UMTS-Anteil von 6 Milliarden DM. Es enthält ins- gesamt circa 18 000 Einzelmaßnahmen, von denen circa 7 200 mit UMTS-Mitteln finanziert werden sollen. Je nach Größe der Maßnahmen sind diese einzeln dargestellt oder in Sammelpositionen zusammengefasst. Insofern sind viele Einzelmaßnahmen bekannt. Eine Einzeldarstel- lung aller, auch der kleinsten Maßnahmen wurde nicht an- gestrebt, zumal dies die Übersichtlichkeit des Programms eingeschränkt und den Umfang des Programms gesprengt hätte. Das Investitionsprogramm ist öffentlich zugäng- lich. Es wurde auch dem Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und dem Haushaltsausschuss des Deut- schen Bundestages zugeleitet. Den Regierungschefs der Länder wurde es gleichfalls übersandt. Derzeit wird ge- prüft, das Programm in das Internet einzustellen. Das Investitionsprogramm ist entsprechend den Erfor- dernissen zur Sanierung und Modernisierung der Schie- neninfrastruktur aufgestellt worden und deshalb nach 22 Netzmanagement-Korridoren und sieben Regional- netz-Segmenten gegliedert. Eine Aufgliederung nach Bundesländern wurde nicht vorgenommen. Insofern kann ein Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden DM für Schienenwege im Freistaat Bayern nicht bestätigt werden. Näherungsweise wird der Freistaat Bayern durch die Netzmanagement-Korridore 205 bis 207 und das Regio- nalnetz Süd abgebildet. Hierfür sind Investitionen im Volumen von knapp 1,8 Milliarden DM mit einem UMTS-Anteil von circa 0,9 Milliarden DM vorgesehen. Zu Frage 32: Die Strecke Nürnberg–Regensburg–Passau soll – an- gepasst an die Verkehrsentwicklung – zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit stufenweise ausgebaut werden, beginnend mit einer Verbesserung der Leit- und Siche- rungstechnik. Weiterhin sollen die Überholungsgleise auf eine einheitliche Länge von 750 m ausgebaut werden. Dieses Vorgehen entspricht auch einer Vereinbarung zwi- schen dem deutschen und dem österreichischen Verkehrs- minister vom 22. November 1999 über den so genannten „Donaukorridor“. Da die Streckenkapazität für das der- zeitige Verkehrsaufkommen noch ausreicht, wurde ein Baubeginn im Geltungszeitraum des laufenden Investi- tionsprogramms 1999 bis 2002 nicht vorgesehen. Für den Zeitraum ab 2003 wird erneut geprüft, wann mit dem Bau begonnen werden soll. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 178. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 200117542 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417800000
Guten Tag, liebe Kol-
leginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heuten Kabi-
nettssitzung mitgeteilt: Fairer Wettbewerb in der ge-
setzlichen Krankenversicherung.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Parlamentarische Staatssekretärin, Gudrun
Schaich-Walch.

Es liegt ein Antrag zur Geschäftsordnung vor. Zu die-
sem erteile ich zunächst dem Parlamentarischen Ge-
schäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Eckart von
Klaeden, das Wort.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417800100
Frau Präsidentin!
Ich möchte im Namen meiner Fraktion beantragen, die
Regierungsbefragung abzusetzen und gleich mit der
Fragestunde zu beginnen.

Von der Absicht, das Thema der Befragung zu ändern,
hat die Fraktion um 12.20 Uhr erfahren, der schriftliche
Antrag dazu hat sie erst um 12.49 Uhr, also vor zwölf Mi-
nuten, erreicht. Uns war angekündigt worden, dass die
Regierungsbefragung zum Thema Länderfinanzaus-
gleich, Maßstäbegesetz usw. durchgeführt wird.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Da kneifen sie wieder!)


Angekündigt war, dass uns der Finanzminister zur Beant-
wortung der Fragen zur Verfügung stehen würde.

Dieses Vorgehen reiht sich in das Chaos Ihrer Gesund-
heitspolitik ein. Wir sind der Regierung entgegenge-
kommen, indem wir die Aktuelle Stunde zur Ge-
sundheitspolitik, die für heute vorgesehen war, auf
morgen verlegt haben, damit die Gesundheitsministerin
daran teilnehmen kann. Jetzt aber müssen wir erleben,
dass dieses Thema bereits heute kurzfristig zum Ge-
genstand der Regierungsbefragung gemacht werden soll.

Die Ministerin und die Fachpolitiker können nicht an-
wesend sein, da gleichzeitig eine Anhörung des Gesund-

heitsausschusses im Roten Rathaus stattfindet. Das An-
hörungsrecht ist eines der wenigen Minderheitenrechte,
die wir kennen. Deshalb haben wir entschieden – auch um
das Gesetzgebungsverfahren nicht zu verzögern –, an der
Anhörung teilzunehmen und sie nicht platzen zu lassen.
Wir müssen dann aber auch auf ein Mindestmaß an Fair-
ness bei der Regierungsbefragung drängen. Deswegen
stellen wir den Antrag, mit der Fragestunde gleich zu be-
ginnen und die Regierungsbefragung auszusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417800200
Bevor ich über diesen
Antrag abstimmen lasse, erteile ich dem Parlamentari-
schen Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Wilhelm
Schmidt, das Wort.


Wilhelm Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1417800300
Frau Präsiden-
tin! Meine Damen und Herren! Ich wundere mich sehr da-
rüber, dass sich die Opposition ihrer eigenen Rechte be-
gibt. Gerade die Befragung der Bundesregierung ist ein
Instrument, das sie nutzen könnte und sollte. Ich habe
nichts dagegen, in dieser Weise zu verfahren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihr habt im Augenblick keine Mehrheit! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Eichel hat Angst vor uns!)


– Nun bleiben Sie doch einmal ganz ruhig!
Ich will aber darauf hinweisen, dass ich Ihre Aussage,

wir hätten ein Chaos in der Gesundheitspolitik, überhaupt
nicht nachvollziehen kann,


(Lachen bei der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie reden wie der Blinde von der Farbe! – Walter Hirche [F.D.P.]: Lesen Sie doch einmal Zeitung, Herr Schmidt!)


und zwar, weil wir Ihnen sowohl heute als auch morgen
sowie in den nächsten Tagen und Wochen immer wieder
Gelegenheit geben und geben werden, mit uns über dieses
Thema zu sprechen. Insofern kann von einem Chaos über-
haupt nicht die Rede sein.

17507


(C)



(D)



(A)



(B)


178. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 27. Juni 2001

Beginn: 13.00 Uhr

Wir stimmen dem Antrag zu, wenn es denn von allen
Seiten so gewollt wird.

Vielen Dank.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417800400
Ich lasse trotz der
außergewöhnlichen Situation formell über den Antrag ab-
stimmen: Wer dem Antrag der CDU/CSU-Fraktion zu-
stimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Antrag ist einstimmig
angenommen.

Ich rufe nun Punkt 2 der Tagesordnung auf:
Fragestunde
– Drucksache 14/6387 –

Zu Beginn der Fragestunde kommen wir gemäß Zif-
fer 11 der Richtlinien für die Fragestunde zu den Fra-
gen 28 bis 31 der Fragestunde vom 20. Juni 2001,
Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes, auf Drucksa-
che 14/6272. Alle diese Fragen werden auf Bitten der Fra-
gestellerinnen und Fragesteller schriftlich beantwortet.

Wir kommen nun zu den Fragen der heutigen Frage-
stunde auf Drucksache 14/6387, die ich in der üblichen
Reihenfolge aufrufe.

Ich rufe zunächst den Geschäftsbereich des Bundes-
kanzleramtes auf. Die dazu vorliegenden Fragen 1 und 2
werden schriftlich beantwortet.

Dann gehen wir zum Geschäftsbereich des Auswärti-
gen Amtes über. Da im Augenblick kein Vertreter des Aus-
wärtigen Amtes zur Verfügung steht, schlage ich Ihnen
vor, aufgrund der außergewöhnlichen Situation die
Behandlung dieses Bereichs zu verschieben. Ich gehe da-
von aus, dass Staatsminister Dr. Ludger Volmer im An-
marsch ist. Er konnte nicht wissen, dass die Regie-
rungsbefragung gestrichen wurde. – Ich sehe, dass im
gesamten Hause Einverständnis herrscht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich schlage vor, die
Sitzung so lange zu unterbrechen, bis die Staatssekretä-
rinnen und Staatssekretäre, die jetzt anwesend sein müss-
ten, hier sind. Haben Sie dafür bitte Verständnis. Es wird
sich sicherlich nur um wenige Minuten handeln.

Die Sitzung ist unterbrochen.

(Unterbrechung von 13.05 bis 13.14 Uhr)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417800500
Liebe Kolleginnen
und Kollegen, die Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich rufe jetzt im Rahmen der Fragestunde den Ge-
schäftsbereich des Auswärtigen Amts auf. Zur Beantwor-
tung steht Staatsminister Dr. Ludger Volmer zur Verfü-
gung.

Ich rufe die Frage 3 des Abgeordneten Dirk Niebel zum
Themenbereich „Besuch des syrischen Staatspräsidenten
Baschar al-Assad“ auf:

Beabsichtigt die Bundesregierung, beim Besuch des syrischen
Präsidenten Baschar al-Assad antisemitische Äußerungen beim
arabischen Gipfel in Amman persönlich anzusprechen, die im Zu-
sammenhang mit Israel und den Juden anlässlich des Papstbe-
suches stehen, vor dem Hintergrund der Äußerung des Bundes-

ministers des Äußeren, Joseph Fischer, bei der Einweihung der
israelischen Botschaft in Berlin, dass die Bundesregierung die
Aufrufe zu weiterem Terror verärgert zur Kenntnis genommen hat
und diese Haltung auf das Schärfste verurteilt?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417800600
Herr Kollege Niebel, Bundesminister Fischer hat
anlässlich der Eröffnung der neuen israelischen Botschaft
die Äußerungen des syrischen Staatspräsidenten Baschar
al-Assad beim Gipfel der Arabischen Liga und im Rah-
men des Papstbesuchs in Syrien scharf kritisiert. Der deut-
sche Botschafter in Damaskus hat am 10. Mai gegenüber
dem syrischen Vizeaußenminister ebenfalls Protest erho-
ben.

Auch anlässlich des bevorstehenden Besuches Assads
in Deutschland wird die Haltung der Bundesregierung ge-
genüber dem syrischen Staatspräsidenten eindeutig sein.
In ihren Gesprächen wie auch in ihren öffentlichen Äuße-
rungen tritt die Bundesregierung seit jeher für die Sicher-
heit und das Existenzrecht Israels in gesicherten Grenzen
ein. Diese Haltung ist und bleibt Grundpfeiler der deut-
schen Außenpolitik.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417800700
Herr Kollege Niebel,
eine erste Nachfrage, bitte.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1417800800
Vielen Dank, Herr Staatsminis-
ter. Ich habe bei der Eröffnung der israelischen Botschaft
die klaren Worte des Außenministers gehört und freue
mich sehr, dass sie auch gegenüber dem syrischen Präsi-
denten persönlich geäußert werden sollen.

Mich interessiert: Werden denn auch Äußerungen an-
derer Mitglieder der syrischen Regierung ebenso deutlich
angesprochen werden, zum Beispiel die Äußerung des sy-
rischen Verteidigungsministers Moustafa Tlas anlässlich
des Papstbesuches, als er gegenüber dem Fernsehsender
LBC 6 erklärte:

Ich möchte auf der Stelle stehen und den Juden töten,
der mir gegenübersteht. Wenn jeder Araber einen Ju-
den tötet, dann werden überhaupt keine Juden mehr
übrig bleiben. Wir werden kämpfen, wie die His-
bollah sie im Südlibanon bekämpft. Natürlich von
der Golan-Front aus ... an allen Fronten, an denen sie

– die Juden –
sich aufstellen.

Wird auch hierzu eine klare Äußerung des Bundesaußen-
ministers gegenüber dem syrischen Präsidenten zu erwar-
ten sein?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417800900
Ja, Herr Niebel. Solche Töne aus manchen Kreisen
der syrischen Politik halten wir für völlig inakzeptabel.
Sie stehen dem Friedensprozess im Nahen Osten, den wir
unterstützen, entgegen.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1417801000
Vielen Dank.




Wilhelm Schmidt (Salzgitter)

17508


(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417801100
Bevor ich die nächste
Frage aufrufe, möchte ich bekannt geben, dass die Frage-
stunde aufgrund der Vielzahl schriftlich zu beantwortender
Fragen voraussichtlich nicht so lange wie üblich dauern
wird. Wir haben uns mit den Parlamentarischen Geschäfts-
führerinnen und Geschäftsführern interfraktionell darauf
verständigt, dass die Aktuelle Stunde vorfristig gegen
15 Uhr aufgerufen werden soll. Ich bitte, dies an die Kolle-
ginnen und Kollegen in den Fraktionen weiterzuleiten.

Ich rufe die Frage 4 des Abgeordneten Andreas
Schmidt (Mühlheim) auf:

Hat der saarländische Geschäftsmann D. H., der am 21. Juni
2001 als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen
Bundestages geladen war, an einer Auslandsreise von Bundes-
kanzler Gerhard Schröder nach China teilgenommen und, falls ja,
auf wessen Veranlassung?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417801200
Herr Kollege Schmidt, der genannte Zeuge gehörte
den Delegationen, die den Bundeskanzler auf seiner Reise
nach China begleitet haben, nicht an.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417801300
Herr Kollege Schmidt
zu einer Nachfrage.


Andreas Schmidt (CDU):
Rede ID: ID1417801400
Herr
Staatsminister, ist Ihnen bekannt, ob die vorgenannte Per-
son, der Geschäftsmann aus dem Saarland, Herrn Bun-
deskanzler Schröder auf seiner Reise durch China getrof-
fen hat?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417801500
Die benannte Person gehörte weder der offiziellen
noch der inoffiziellen Delegation an. Es gab auch kein
Gespräch zwischen dem Bundeskanzler und dieser Per-
son. Dass sich diese Person aus eigenem Antrieb in der
Nähe der Delegation – vielleicht im gleichen Hotel – auf-
gehalten hat, mag sein. Aber das hat mit der Politik der
Bundesregierung nichts zu tun.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417801600
Eine zweite Nach-
frage? – Bitte, Herr Kollege Schmidt.


Andreas Schmidt (CDU):
Rede ID: ID1417801700
Herr
Staatsminister, habe ich Sie richtig verstanden, dass es bei
dieser Reise eine offizielle und eine inoffizielle Delega-
tion gab?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417801800
In der Regel ist es so, dass es eine offizielle Delega-
tion und begleitende Personen gibt, die als inoffizielle De-
legation bezeichnet werden. Die von Ihnen benannte Per-
son gehörte weder der einen noch der anderen Delegation
an.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417801900
Die Fragen 5 und 6
aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie
die Fragen 7 und 8 aus dem Geschäftsbereich des Bun-

desministeriums für Gesundheit werden schriftlich beant-
wortet.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern. Zur Beantwortung steht der Par-
lamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur Ver-
fügung.

Die Fragen 9 bis 14 betreffen die Ausschreitungen, die
im Zusammenhang mit dem EU-Gipfel in Göteborg statt-
fanden.

Ich rufe die Frage 9 des Abgeordneten Wolfgang
Zeitlmann auf:

Welche deutschen Organisatoren haben nach Informationen
der Bundesregierung im Vorfeld des EU-Gipfels im Internet zur
Fahrt nach Göteborg und zur Beteiligung an Aktionen des „zivi-
len Ungehorsams“ aufgerufen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417802000
Herr Kollege Zeitlmann, ich be-
antworte Ihre Frage wie folgt: Im Vorfeld des EU-Gipfels
wurden seitens der deutschen Sicherheitsbehörden fort-
laufend Internetrecherchen durchgeführt. Dabei konnten
allgemein gehaltene Aufrufe zur Beteiligung deutscher
Globalisierungsgegner an Demonstrationen in Göteborg
festgestellt werden. Konkrete Aufrufe zur Beteiligung an
Straftaten fanden sich darunter jedoch nicht.

Die Internetrecherche hat folgende Angebote, nach
Göteborg mitzufahren, ergeben: Auf der Homepage der
„Sozialistischen Alternative Voran“ wurde angeboten, in
einem Bus der „Sozialistischen Alternative Voran“ und
der „Freien Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Union –
Internationale Arbeiter Association“, FAU-IAA, nach Gö-
teborg mitzufahren. Ein weiteres Angebot befand sich auf
der Szene-Homepage www.de.indymedia.org unter der
Rubrik „Kommentar“: „Ankündigung einer Busfahrt für
den 15.06.2001 nach Göteborg“ durch einen unbekann-
ten Benutzer der Homepage. Die im Namen der Internet-
recherche ermittelten Ergebnisse wurden den schwedi-
schen Sicherheitsbehörden im Rahmen des fortlaufenden
Informationsaustausches zum EU-Gipfel zeitnah über-
mittelt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417802100
Herr Kollege
Zeitlmann, haben Sie eine Nachfrage? – Nein.

Der Kollege Eckart von Klaeden hat eine Nachfrage
dazu. Bitte.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417802200
Herr Staatsse-
kretär, ich möchte Sie konkret nach einer Meldung im
„Focus“ fragen, in der es heißt, dass der PDS-nahe Ju-
gendverband Solid durch das Herstellen von Internetver-
bindungen die Attacken gegen den EU-Gipfel von Göte-
borg unterstützt habe. Ist Ihnen das bekannt?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417802300
Nach meinem derzeitigen Kennt-
nisstand über Internetaktivitäten kann ich diese Meldung
nicht bestätigen. Ich gehe dem aber gerne nach.






(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417802400
Weitere Nachfragen
dazu gibt es nicht.

Ich rufe die Frage 10 des Kollegen Zeitlmann – sie be-
zieht sich auf denselben Themenkomplex – auf:

Welche Hinweise hat die Bundesregierung, dass unter den
Drahtziehern der Krawalle von Göteborg auch deutsche Auto-
nome waren?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417802500
Herr Kollege Zeitlmann, der Bun-
desregierung liegen dazu bislang keine konkreten Er-
kenntnisse vor. So können insbesondere bezüglich der
sieben Deutschen, die sich nach Angaben der schwedi-
schen Behörden an gewalttätigen Auseinandersetzungen
beteiligt haben, nach dem bisherigem Stand der in Schwe-
den anhängigen Ermittlungsverfahren noch keine An-
gaben über eine konkrete Tatbeteiligung und über mögli-
che ideologische Tathintergründe gemacht werden. Das
Bundeskriminalamt hat zwei Verbindungsbeamte in die
örtliche Einsatzzentrale nach Göteborg entsandt, um die
ermittelnden Behörden bei der Identifizierung von ge-
waltbereiten Aktivisten aus Deutschland zu unterstützen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417802600
Eine Nachfrage des
Kollegen Eckart von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417802700
Meine Nachfrage
steht im Zusammenhang mit der ersten Frage des Kolle-
gen Zeitlmann; es handelt sich um einen einzigen Kom-
plex. Welche Maßnahmen – ich beziehe mich auf eine der
Fragen des Kollegen Ramsauer – ergreift die Bundesre-
gierung, um dem Gewalttourismus in Form der zuneh-
menden Mobilisierung gewaltbereiter Demonstranten
durch das Internet entgegenzuwirken?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417802800
Herr Kollege von Klaeden, ich
werde nachher darauf eingehen, was wir diesbezüglich
bei der Vorbereitung dieser Ereignisse im Einzelnen ge-
macht haben. Was das Internet anbetrifft: Sie wissen ge-
nauso gut wie ich, dass es sehr schwierig ist, in diesem Be-
reich aktiv zu werden. Unsere derzeitige Haupttätigkeit ist
die Beobachtung. Der Kenntnisstand darüber, wie das In-
ternet genutzt und wozu es missbraucht wird, ist relativ
gut. Das war auch im Vorfeld so.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417802900
Die Fragen 11 und 12
werden schriftlich beantwortet. Ich mache darauf auf-
merksam, dass die Frage 12 im Prinzip schon mündlich
beantwortet worden ist. Der Kollege Ramsauer kann viel-
leicht einschätzen, ob er noch eine schriftliche Antwort
bekommen möchte.

Ich rufe die Frage 13 des Abgeordneten Dr. Hans-Peter
Uhl – es geht um die Ausschreitungen im Dresdner Stadt-
teil Neustadt – auf:


(zum Beispiel bei „ntv-online“ vom 18. Juni 2001)

den Ausschreitungen im Dresdner Stadtteil Neustadt auch Randa-
lierer vom EU-Gipfel in Göteborg beteiligt waren?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417803000
Herr Kollege Uhl, wenn Sie es
mir gestatten, beantworte ich Ihre beiden Fragen im Zu-
sammenhang.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417803100
Das ist kein Problem;
anschließend darf der Kollege vier Nachfragen stellen.
Ich rufe also auch die Frage 14 des Abgeordneten
Dr. Hans-Peter Uhl auf:

Welche Hinweise auf Verbindungen zwischen den Krawall-
machern in Dresden zu politischen Organisationen in Sachsen hat
die Bundesregierung?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417803200
Herr Kollege Uhl, wegen des un-
mittelbaren Sachzusammenhangs möchte ich Ihre Fragen,
wie gesagt, gemeinsam beantworten.

Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen im
Dresdner Stadtteil Neustadt wurden laut Bericht der ört-
lich zuständigen Landespolizeidienststellen 35 Personen
in Gewahrsam genommen. In 29 weiteren Fällen erfolg-
ten Festnahmen. Die beim Bundeskriminalamt vorge-
nommene Abgleichung der in Dresden erhobenen Perso-
naldaten ergab keine Übereinstimmung mit den in
Göteborg ermittelten deutschen Störern. Erkenntnisse
über Verbindungen der in Dresden ermittelten Personen
zu politischen Organisationen in Sachsen – auch danach
haben Sie gefragt – liegen uns ebenfalls nicht vor.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417803300
Herr Kollege Uhl ist
mit der Antwort bereits zufrieden.

Ich rufe die Frage 15 der Kollegin Heidi Lippmann auf:
Welche verfassungsschutzrelevanten Erkenntnisse liegen der

Bundesregierung über die Unterstützung der in Mazedonien ope-
rierenden UCK durch die albanische Diaspora in der Bundesre-
publik Deutschland vor?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417803400
Frau Kollegin Lippmann, die ex-
tremistische Volksbewegung im Kosovo – nach unserer
Abkürzung: LPK – hat nach dem Kosovo-Krieg wieder-
holt erklärt, dass sie den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten
nunmehr in Mazedonien sehe. Dementsprechend rekru-
tieren sich nach vorliegenden Erkenntnissen die Führer
der in Mazedonien operierenden nationalen Befreiungsar-
mee – sie verwendet das Kürzel UCK und somit das glei-
che Kürzel wie die ehemalige Befreiungsarmee Kosovo –
vornehmlich aus Anhängern dieser von mir soeben ge-
nannten LPK. Diese organisiert – so, wie während des
Kosovo-Krieges – wiederum Spendenaktionen primär für
die UCK in Mazedonien. Von Deutschland aus kann die
LPK wegen ihrer im Vergleich zu den vergangenen Jah-
ren reduzierten Anhängerschaft, die das gleiche Ziel ver-
folgt, allerdings nur begrenzt tätig werden. Bei Veranstal-
tungen von Exil-Albanern wirbt sie zum Beispiel um
Spenden für den „Hilfsfonds Mazedonien“. Wie und für
welche Zwecke diese Gelder im Einzelnen verteilt und ob
damit auch Waffenkäufe finanziert werden, ist derzeit
Gegenstand von Ermittlungen der Sicherheitsbehörden.






(C)



(D)



(A)



(B)


Nach neueren Erkenntnissen haben sich in Deutsch-
land ansässige Albaner für den Kampf in Mazedonien zur
Verfügung gestellt. Anders als während des Kosovo-Krie-
ges konnte eine systematische Rekrutierungskampagne
der UCK von uns bisher jedoch nicht festgestellt werden.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417803500
Es gibt eine Nach-
frage der Kollegin Lippmann. Bitte.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1417803600
Inwieweit wird darüber
nachgedacht, die entsprechenden Organisationen mit ei-
nem Verbot der politischen Betätigung in Deutschland zu
belegen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417803700
Ich bin mir nicht sicher, ob es
richtig wäre, momentan eine solche Verbotsfrage zu stel-
len. Die Sicherheitsbehörden – das habe ich auch in mei-
ner Antwort gesagt – sind derzeit dabei, zu ermitteln. Ich
kann natürlich nicht in die laufenden Ermittlungen ein-
greifen und entsprechende Informationen kundtun. Wenn
die Ergebnisse vorliegen, werden wir über die weiteren
Schritte diskutieren.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1417803800
Die Schweiz benennt Zah-
len, wonach man davon ausgehen muss, dass 200 000 Per-
sonen albanischer Abstammung die UCK unterstützen.
Können Sie sagen, ob es Wanderungsbewegungen aus der
Schweiz in die Bundesrepublik gibt? Wie wird die Zah-
lensituation in der Bundesrepublik eingeschätzt?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417803900
Die Zahlen, die die Schweiz be-
nennt, sind nicht unrealistisch. Es ist jedoch sehr schwie-
rig, solche zu schätzen. Von einer Wanderungsbewegung
von der Schweiz nach Deutschland ist uns derzeit nichts
bekannt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417804000
Ich rufe die Frage 16
der Kollegin Heidi Lippmann auf:

Welche Möglichkeiten bestehen aus der Sicht der Bundesre-
gierung, um die finanzielle Unterstützung der mazedonisch-alba-
nischen „Freischärler“ aus der Bundesrepublik Deutschland zu
unterbinden?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417804100
Frau Lippmann, wenn in Deutsch-
land extremistische Gruppen ausländische Mutterorgani-
sationen finanziell unterstützen, können die Bundesländer
dagegen grundsätzlich auf der Basis ihrer Sammlungsge-
setze, aber auch mit individuellen politischen Betäti-
gungsverboten – Rechtsgrundlage hierfür ist § 37 Abs. 1
Nr. 1 und 2 des Ausländergesetzes – einschreiten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417804200
Eine Nachfrage der
Kollegin Lippmann. Bitte.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1417804300
Vor gut zweieinhalb Jahren
hat es immer wieder Anfragen bzw. Berichterstattungen

bezüglich der Geldtransfers aus der Bundesrepublik in
den Kosovo gegeben. Welche Erkenntnisse liegen Ihnen
diesbezüglich heute vor?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417804400
Ich habe ja gerade gesagt, dass wir
dabei sind zu ermitteln. Diese Ermittlungen beziehen sich
auch auf das, was mit dem Vorwurf der Sammlung und
Käufe von Waffen zusammenhängt. Die Schwierigkeit
heute ist, dass ich an dieser Stelle nicht in laufende Ermitt-
lungsverfahren eingreifen kann. Das findet, wie ich glaube,
auch Ihr Verständnis. Das muss abgewartet werden.

Sie hatten mich in Ihrer Frage nach den gesetzlichen
Möglichkeiten gefragt. Deswegen lautete meine Antwort:
Die gesetzlichen Möglichkeiten sind unter den Gegeben-
heiten vorhanden, wie ich sie Ihnen geschildert habe.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417804500
Noch eine zweite
Nachfrage der Kollegin Lippmann.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1417804600
Sind denn rückwirkend
Erkenntnisse gesammelt und in der Zwischenzeit veröffent-
licht worden, die von der damaligen Aussage des Innenmi-
nisters Schily ausgegangen sind, wonach die Geldflüsse der
UCK in den Kosovo hinein ganz verstärkt überprüft werden
müssen? Oder bezieht sich Ihre Aussage jetzt auf aktuelle
– eventuell auch rückwirkend angestellte – Ermittlungen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417804700
Nein. Dass wir überprüfen, wurde
ja in meiner Antwort deutlich. Die Ermittlungsverfahren
laufen. Ich denke, das liegt in Kontinuität zu dem, was
auch in der Vergangenheit beobachtet wurde.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417804800
Hierzu gibt es eine
Nachfrage des Kollegen Jürgen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417804900
Herr Staatssekretär, teilen
Sie meine Auffassung, dass diese Zahlungen zwar ärger-
lich sind, aber – so ist mein Eindruck – von den Betroffe-
nen freiwillig, also nicht unter Zwang, geleistet werden?
Ich sage noch einmal: Ärgerlich sind diese Zahlungen und
ich kann sie nicht billigen. Meine Erkenntnis ist aber, dass
die Betroffenen diese Zahlungen freiwillig vornehmen.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417805000
Also, Herr Kollege Koppelin, wir
untersuchen und ermitteln ja in dem gesamten Komplex.
Zumindest ein bestimmter Teil der Zahlungen – das haben
Sie richtig wiedergegeben – ist freiwilliger Natur. Das hat
natürlich eine andere Qualität, als wenn es sich, so sage
ich es jetzt einmal, um erpresstes Geld handeln würde.
Auch das muss natürlich berücksichtigt werden. Insofern
bin ich Ihnen sogar dankbar für diese Frage; so konnte ich
das noch einmal klarstellen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417805100
Ich rufe jetzt den Ge-
schäftsbereich des Bundesministeriums der Finanzen auf.




Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

17511


(C)



(D)



(A)



(B)


Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staatsse-
kretärin Dr. Barbara Hendricks zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 17 des Kollegen Ernst Burgbacher
auf:

Wie hat das Bundesministerium der Finanzen die geschätzten
Steuermindereinnahmen in Höhe von rund 300 Millionen DM im
Zusammenhang mit dem gemäß § 3 Nr. 51 Einkommensteuerge-
setz gewährten Freibetrag in Höhe von 2 400 DM für Trinkgelder,
die dem Arbeitnehmer von Dritten bezahlt werden, ohne dass ein
Rechtsanspruch darauf besteht, ermittelt?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417805200
Frau Präsidentin! Herr
Kollege Burgbacher, steuerstatistische Angaben hierüber
liegen dem Bundesministerium der Finanzen nicht vor. In
Dienstleistungsbereichen, in denen typischerweise Trink-
gelder gezahlt werden, sind über 600 000 Personen be-
schäftigt. Unterstellt man, dass 500 000 der infrage kom-
menden Personen den Freibetrag lediglich in Höhe von
2 000 DM steuerwirksam in Anspruch nehmen, führt dies
bei einem unterstellten Grenzsteuersatz von 30 Prozent zu
Mindereinnahmen von rund 300 Millionen DM.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417805300
Herr Kollege
Burgbacher hat eine erste Nachfrage.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1417805400
Frau Staatssekretärin, ist
Ihnen das Gutachten der NGG bekannt, in dem wirklich
plausibel nachgewiesen wird, dass die Zahl der Trinkgeld-
empfänger viel geringer ist? Man geht dort von 100 000
Trinkgeldempfängern aus. Wenn ich das mit dem Freibe-
trag multipliziere, komme ich auf insgesamt 240 Milli-
onen DM. Dieses Geld ist nun nach dem entsprechenden
Steuersatz zu versteuern. Ihre Angaben, die Sie ja eigent-
lich nicht begründen können, sind also viel zu hoch. Die
NGG geht bei Wegfall der Trinkgeldbesteuerung von ei-
nem Gesamtsteuerausfall von 10 Millionen DM aus.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417805500
Herr Kollege Burgbacher,
wir gehen offenbar natürlich von unterschiedlichen An-
nahmen aus. Ich habe auch deutlich gemacht, dass ich bei
der Berechnung von Annahmen ausgehen muss. So hat die
NGG in ihrem Bereich auch nicht alle diejenigen organi-
siert, die infrage kommen bzw. in Dienstleistungsbranchen
arbeiten, in denen üblicherweise Trinkgelder bezahlt wer-
den. Nur das Gastronomiegewerbe liegt im Organisations-
bereich der NGG. Es gehören aber zum Beispiel auch das
Friseurhandwerk, Körperpflegedienste, Reiseservice so-
wie Bus-, Taxi- und Mietwagengewerbe usw. dazu, über
die die NGG keine vertieften Kenntnisse haben wird.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417805600
Eine zweite Nach-
frage, bitte, Herr Kollege Burgbacher.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1417805700
Frau Staatssekretärin, ist
Ihnen bekannt, dass eigentlich nur im Hotel- und Gast-
stättengewerbe kontrolliert wird? Die Zahl zur Höhe des
Steuerausfalls, die Sie genannt haben, ist also völlig rea-
litätsfern.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417805800
Herr Kollege Burgbacher,
ich habe gesagt, von welchen Annahmen wir ausgehen. Ich
habe die Annahmen niedrig angesetzt. Über 600 000 Perso-
nen arbeiten in den Bereichen, in denen üblicherweise
Trinkgelder anfallen können – aber natürlich müssen diese
nicht unbedingt gegeben werden: Es gibt Menschen, die
sind großzügiger dabei, und es gibt Menschen, die weniger
großzügig sind. Deshalb habe ich gesagt, dass von den
600 000, die in diesen Bereichen arbeiten, etwa 500 000 in
den Genuss von Trinkgeldern kommen. Indem ich weiter-
hin davon ausgegangen bin, dass diese im Schnitt nicht
mehr als 2 000DM im Jahr bekommen, also den Freibetrag
noch nicht einmal vollständig ausschöpfen, habe ich auch
hier die Annahme niedrig angesetzt. Insofern können wir
uns über die Annahmen streiten. Wir können natürlich nie
sicher sein, weil wir keine steuerstatistischen Aufzeichnun-
gen haben.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417805900
Ich rufe die Frage 18 des
Kollegen Burgbacher zum gleichen Themenkomplex auf:

Beabsichtigt die Bundesregierung vor dem Hintergrund ver-
schiedener parlamentarischer Initiativen der Opposition zur Ab-
schaffung der Trinkgeldbesteuerung, Informationen über die
tatsächliche Höhe der Steuereinnahmen aus Trinkgeldern von den
Ländern einzufordern?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417806000
Eine neue statistische Er-
fassung von Trinkgeldern ist wegen des erforderlichen
hohen Aufwands für Wirtschaft und Verwaltung nicht be-
absichtigt. Die Arbeitgeber müssten bei ihren Arbeitneh-
mern die Trinkgelder umfassend abfragen und gesondert
auf der Lohnsteuerkarte angeben. Die Finanzverwaltung
wäre bei der Bearbeitung der Einkommensteuer zusätz-
lich belastet, weil die Angaben für Trinkgelder stärker als
bisher zu überprüfen wären und gesondert in einem Ein-
gabefeld erfasst werden müssten. Hinzu käme der not-
wendige Zusatzaufwand bei den statistischen Ämtern von
Bund und Ländern. Aus diesem Grunde beabsichtigten
wir nicht, eine neue statistische Erfassung einzuführen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417806100
Erste Nachfrage bitte,
Herr Kollege.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1417806200
Ich stimme Ihnen völlig
zu. Wir wollen das auch nicht. Ich habe aber noch eine

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417806300
Ist Ihnen bekannt, dass außer
in Deutschland in kaum einem anderen Land Europas in
der Praxis Trinkgelder besteuert werden?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417806400
Herr Kollege Burgbacher,
das kann ich nicht bestätigen. Die Trinkgelder sind Teil
des Lohnes.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Nachtzuschläge sind auch Teil des Lohnes!)


Trinkgelder werden ja nicht, was fälschlicherweise häufig
behauptet wird, speziell besteuert; erzielte Einkünfte
müssen eben versteuert werden. Die Trinkgelder haben




Vizepräsidentin Petra Bläss
17512


(C)



(D)



(A)



(B)


den Vorteil, dass für sie ein spezieller Freibetrag gewährt
wird. In der öffentlichen Debatte wird meist genau das
Gegenteil behauptet. Es wird der Eindruck erweckt, als
würde Trinkgeld über Gebühr besteuert. Das Gegenteil ist
der Fall: Für Trinkgelder gibt es noch den speziellen Frei-
betrag in Höhe von 2 400 DM im Jahr. Das ist aus Ver-
einfachungsgründen und natürlich auch unter sozialen
Aspekten vertretbar. Darüber hinausgehende Freibeträge
würden aber in der Tat die Frage nach der Gleichmäßig-
keit der Besteuerung und damit ein verfassungsrecht-
liches Problem aufwerfen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417806500
Die Fragen 19 und 20
des Kollegen Hans Michelbach werden schriftlich beant-
wortet.

Ich rufe jetzt den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Wirtschaft und Technologie auf. Zur Beant-
wortung steht Frau Parlamentarische Staatssekretärin
Margareta Wolf zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 21 des Abgeordneten Albrecht Feibel
auf:

Welche Ergebnisse kann die vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie und der Kreditanstalt für Wiederauf-
bau im letzten Jahr gegründete Deutsche Energie-Agentur

(DEnA) bis heute vorweisen?


M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417806600
Sehr geehrte
Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Feibel, Sie haben ge-
fragt, welche Ergebnisse die vom BMWi und der KfW im
letzten Jahr gegründete Deutsche Energie-Agentur bis
heute vorzuweisen hat.

Sie wissen, dass die Energie-Agentur im Herbst 2000
gegründet wurde und am 1. Januar 2001 ihre operative
Tätigkeit aufgenommen hat. Verschiedene Programm-
punkte aus dem Ihnen wahrscheinlich bekannten
Aufgabenkatalog hat die DEnAbereits umgesetzt. Es gibt
eine beachtliche Zahl an Projekten, die bereits in Angriff
genommen wurden. Ihrem Wunsch entsprechend möchte
ich diese Aktivitäten kurz darstellen:

Die DEnA führt seit März 2001 ein Projekt zur
Energieeinsparung bei Druckluftanlagen bei Gewerbe-
und Industriepartnern mit verschiedenen Kooperations-
partnern durch.

Die DEnA hat sich mit einem schriftlichen Vorschlag
in die Diskussion über die weitere Förderung der KWK-
Anlagen beratend eingeschaltet. Sie wissen, dass eine ent-
sprechende KWK-Vereinbarung am vergangenen Montag
von Bundesregierung und Stromwirtschaft unterzeichnet
werden konnte.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Nur paraphiert, nicht unterschrieben!)


– Ja, Herr Kollege, paraphiert!
Die DEnA hat darüber hinaus nach einer erfolgreich

abgeschlossenen Test- und Vorbereitungsphase im April
2001 in Leipzig ein Callcenter eingerichtet, das sich mit
Fragen der rationellen Energienutzung und der regenera-
tiven Energiequellen beschäftigt.

Ferner hat die DEnA im Mai dieses Jahres in Zusam-
menarbeit unter anderem mit regionalen Energieagentu-
ren eine Veranstaltungsreihe zur neuen Energieeinspar-
verordnung in Berlin aufgenommen. Diese Veranstaltung
wird in den nächsten Monaten in sieben weiteren Städten
fortgeführt.

Zum Einsatz von Wasserstoff im Verkehrsbereich hat
die DEnA in Kooperation mit acht Firmen aus der Auto-
mobil- und Erdölwirtschaft einen Projektvorschlag er-
arbeitet, der auch in den Beratungen der Staatssekretärs-
runde „Nachhaltigkeit“ seinen Niederschlag findet.
Darüber hinaus hat sie weitere Projektvorschläge zum sta-
tionären Einsatz von Brennstoffzellen und zur Koor-
dination der Offshore-Windplanungen vorgelegt.

Einige weitere Punkte möchte ich noch ansprechen:
Die DEnA bereitet eine bundesweite Informationskam-
pagne zur Minderung energieverbrauchsrelevanter Stand-
by-Verluste bei Geräten der Unterhaltungs-, Informati-
ons- und Kommunikationstechnik vor, die in Kooperation
mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durchgeführt
werden soll.

Beim Projektantrag für sechs europäische Partner für
Vorhaben „Bankable Energy Efficiency Projects“ hat die
DEnA die Federführung.

In Kooperation mit dem Energieministerium der Rus-
sischen Föderation erarbeitet die DEnA einen Vorschlag
zur deutsch-russischen Zusammenarbeit im Kontext der
rationellen Energienutzung und zum Einsatz von regene-
rativen Energiequellen.

Für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit wird die DEnA die Klimakampa-
gne weiterentwickeln und eine Umsetzungskonzeption
entwerfen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417806700
Kollege Feibel, bitte
Ihre erste Nachfrage.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1417806800
Was Sie aufgezählt ha-
ben, klingt natürlich so, als sei der Aufgabenbereich sehr
vielfältig. Aber vieles geschieht in Kooperation mit ande-
ren, bereits bestehenden Einrichtungen. Meine Frage ist
eigentlich darauf gerichtet, was das Ergebnis des Wirkens
von DEnAwar und ob es tatsächlich notwendig war, eine
solche Agentur, die ja viele Millionen kostet, einzurich-
ten. Deshalb meine erste Nachfrage: Was ist denn nun
konkret daraus geworden, das heißt, welche Energieein-
sparungen – darum geht es ja – sind bisher erzielt worden?
Lässt sich das in irgendeiner Zahl ausdrücken, entweder
in Geld oder in Mengen? Denn das Ergebnis dieser Agen-
tur muss doch irgendwo gemessen werden.

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417806900
Herr Kollege
Feibel, ich habe Ihnen hier umfänglich ganz konkrete Pro-
jekte und Aktivitäten der DEnA vorgestellt. Aber ich
könnte in diesem Zusammenhang Ihre zweite Frage be-
antworten.




Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

17513


(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417807000
Dann rufe ich
Frage 22 des Abgeordneten Albrecht Feibel auf:

Welche Personal- und Sachkosten sind bisher entstanden, ins-
besondere im Hinblick auf die bisherigen Kosten für die Ge-
schäftsführung der DEnA?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417807100
Die Ausgaben
der DEnA belaufen sich bis heute auf insgesamt
1 102 000 DM. Davon sind 447 000 DM Sachausgaben
und 655 000 DM Personalausgaben. Sie werden verste-
hen, dass ich Ihnen nicht in Zahlen darstellen kann, wie
sich die Tätigkeit der Agentur auf die Emissionsminde-
rungen ausgewirkt hat. Aber ich recherchiere gerne, ob es
weitergehendes Material gibt. Dann würde ich Ihnen das
schriftlich zur Verfügung stellen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417807200
Ihre zweite Frage
bitte, Herr Kollege Feibel.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1417807300
Wird die Deutsche
Energie-Agentur auch darauf hinwirken oder wird ihr
Wirken dazu führen, dass künftig keine Ökosteuer mehr
auf regenerative Energie erhoben wird?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417807400
Ich habe keine
Kenntnis darüber, ob die DEnA darauf hinwirken wird
oder nicht. Aber sicherlich wird sie die Bundesregierung
bei einer weiteren Ausgestaltung der Ökosteuer beraten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417807500
Ihre Zusatzfrage bitte,
Herr Feibel.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1417807600
Auf welchen Zeitraum
beziehen sich die Kosten, die Sie erwähnt haben? Gilt das
für die Zeit seit der Gründung von DEnA oder erstrecken
sich die Kosten zum Beispiel auf ein Jahr? Können Sie
diesen Zeitraum, für den die Personalkosten und die Sach-
kosten entstanden sind, präzisieren?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417807700
Die Kosten be-
laufen sich seit dem Beginn der Arbeit der Agentur, also
seit dem 1. Januar 2001, auf, wie dargestellt, insgesamt
1 102 000 DM. Hiervon entfallen – wie ich glaube, vor-
hin schon gesagt zu haben – 447 000 DM auf Sachausga-
ben und der Rest von 655 000 DM auf Personalausgaben.
In den Personalausgaben sind die Aufwendungen für die
Geschäftsführung enthalten. Ich bitte, zu verstehen, dass
ich von einer gesonderten Angabe des Personalaufwandes
für den Geschäftsführer, Herrn Kohler, absehen muss, da
personenbezogene Daten, wie Sie sicherlich wissen, der
Vertraulichkeit unterliegen.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1417807800
Das verstehe ich ei-
gentlich nicht so ganz; denn jeder Bundesbürger kann bei-
spielsweise nachvollziehen, welche Diäten die Abgeord-

neten beziehen und welche sonstigen Einkünfte sie haben.
Insofern ist mir das ein bisschen fremd. Aber wenn Sie sa-
gen, es gebe eine rechtliche Begründung dafür, nehme ich
Ihnen das mal so ab.

Trotzdem noch eine Nachfrage: Wie viele Personen
sind denn inzwischen dort beschäftigt, a) wie viele Ge-
schäftsführer und b) an sonstigem Personal?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417807900
Der Status von
Herrn Kohler ist, glaube ich, nicht vergleichbar mit dem
eines Abgeordneten, der dem deutschen Volk verantwort-
lich ist, Herr Feibel.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Dem Steuerzahler!)


– Das stimmt.
Bei der DEnA ist derzeit ein Geschäftsführer beschäf-

tigt. Wie Sie wissen, ist beabsichtigt, eine zweite Ge-
schäftsführerin zum 15. Juli einzustellen. Darüber hinaus
sind bisher zehn Personen beschäftigt. Es ist beabsichtigt,
das Personalkontingent auf 15 Personen zu erweitern.


(Dr. Barbara Höll [PDS]: Zwei Geschäftsführer bei 15 Personen?)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417808000
Jetzt noch eine Nach-
frage des Kollegen Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1417808100
Frau Staatssekretärin, können
Sie mir einmal erläutern, was eigentlich dagegen spricht,
dass das BMWi die Aufgabe selbst wahrnimmt?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417808200
Sie wissen, dass
das BMWi zusammen mit Vertretern der Privatwirtschaft
– wie Herrn Breuer, dem Vorstandssprecher der Deut-
schen Bank sowie Vertretern der KfW – einen Energiebe-
raterkreis initiiert hat. Die Beratung dieses Kreises ist ab-
geschlossen. Man hat sich in der Beratung darauf
verständigt, eine Energie-Agentur unter Federführung des
BMWi einzurichten. – Ich glaube, dass das Ihre Frage hin-
länglich beantwortet.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Dritte entscheiden also, was die Bundesregierung macht!)


– Nein, Herr Kollege. Sie wissen alle, dass nicht zuletzt
vor dem Hintergrund der Klimaschutzproblematik – Er-
füllung des Kioto-Protokolls – das Thema Energiepolitik
ganz oben auf der Agenda dieser Bundesregierung steht.
Die Bundesregierung und die uns beratenden Institutionen
hielten es aus politischen und übergeordneten Gründen für
durchaus notwendig, eine Agentur einzurichten, die dieses
umfangreiche Paket an Aufgaben und Projekten, das ich
Ihnen vorgestellt habe, wahrnimmt. Ich finde, dass das mit
einem relativ geringen Personalaufwand geschieht.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417808300
Es gibt eine weitere
Nachfrage, und zwar der Kollegin Dr. Barbara Höll.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1417808400
Ich möchte gern zur Struktur
der Agentur nachfragen. Geplant sind also 15 Beschäf-
tigte inklusive zwei Geschäftsführer. Dass zwei Ge-
schäftsführer bei insgesamt 15 Beschäftigten notwendig
sein sollen – das ist dann für sechs bzw. sieben Be-
schäftigte ein Geschäftsführer –, erscheint mir bemer-
kenswert. Ich halte das für ein überaus günstiges Verhält-
nis.

Mich würde interessieren, wie die Struktur in der
Agentur ist: Wie viele von den restlichen 13 Beschäftig-
ten sind beispielsweise mit Aufgaben befasst, die sich auf
Büroarbeiten beschränken? Wie viele der Mitarbeiter sind
vergleichsweise im höheren, mittleren und einfachen
Dienst?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417808500
Verehrte Frau Kol-
legin Höll, es ist so, dass zehn Mitarbeiterinnen im Rah-
men von Projekten beschäftigt sind. Ich habe vorhin
versucht, darzustellen, dass die Energie-Agentur auch
„Energietage“ organisiert, wie sie kürzlich in Berlin statt-
gefunden haben, wo sie die Projekte präsentiert. Das
macht der Geschäftsführer. Ich gehe davon aus, dass der
Aufsichtsrat, der aus Bundeswirtschaftsminister Werner
Müller, Herrn Reich von der KfW, Herrn Bodewig, Herrn
Trittin und Herrn Leinberger, ebenfalls Vorstandsmitglied
der KfW sowie dem schon erwähnten Herrn Breuer be-
steht, seine Gründe hat, eine zweite Geschäftsführerin
einzustellen. Ich gehe davon aus, dass das etwas mit dem
Arbeitsanfall, den Verantwortlichkeiten und Anforderun-
gen an die Agentur zu tun hat.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417808600
Jetzt kommen wir zur
Frage 23 des Kollegen Klaus Hofbauer.

Für welche Einzelprojekte bzw. Projektschwerpunkte und in
welchem finanziellen Umfang sind bisher Genehmigungsbe-

(Gemeinschaftsinitiative betreffend die transeuropäische Zusammenarbeit)


M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417808700
Sehr geehrter Herr
Kollege Hofbauer, die EU-Kommission hat noch kein
Interreg-III-Programm mit deutscher Beteiligung geneh-
migt. Daher konnten noch keine Projekte bewilligt wer-
den. Die Bundesregierung bedauert es außerordentlich,
dass gerade im Bereich der transeuropäischen Zusam-
menarbeit inzwischen – um es einmal so zu formulieren –
ein „Förderloch“ von anderthalb Jahren entstanden ist.
Wir haben von der EU-Kommission wiederholt eine
schnelle Bearbeitung der vorgelegten Programmentwürfe
gefordert. Die Kommission hat angekündigt, dass die ers-
ten Programme noch im Juni genehmigt werden. Herr
Kollege, Sie wissen, die Kommission ist hier Herrin des
Verfahrens. Die Mitgliedstaaten sind quasi machtlos.

Sie hat Genehmigungen für folgende Länder in fol-
genden Zeiträumen in Aussicht gestellt: für Sachsen/
Tschechien Ende Juni, für Sachsen/Polen Ende Juni, für
Bayern/Tschechien Ende Juli, für Bayern/Österreich
Ende Juli, für Mecklenburg-Vorpommern/Polen Juli.

Da ich davon ausgehe, dass im Zentrum Ihres Interes-
ses die Förderung an der bayerisch-tschechischen Grenze
liegt, kann ich Ihnen mitteilen, dass in diesen Bereich EU-
Mittel in der Größenordnung von 60,1 Millionen Euro
fließen werden und dass in der Vorperiode von 1994 bis
1999 16,8 Millionen ECU geflossen sind.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417808800
Gehe ich recht in der
Annahme, dass Ihr Beitrag bereits die Beantwortung der
Frage 24 beinhaltete?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417808900
Nein.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417809000
Nein? – Dann kommt
jetzt die erste Nachfrage des Kollegen Hofbauer.


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1417809100
Frau Staatssekretärin,
teilen Sie meine Auffassung, dass es schon ein äußerst
problematischer Vorgang ist, wenn in einem Programm,
das von uns allen groß angekündigt wurde und auf das
sich die Kommunen – die Maßnahmenträger – eingestellt
haben, jetzt, nach eineinhalb Jahren, die Genehmigungen
noch nicht vorliegen?

Meine Frage lautet: Was möchte bzw. was kann die
Bundesregierung konkret tun, um hier eine Beschleuni-
gung herbeizuführen? Denn dieser Bürokratismus be-
wirkt natürlich nicht gerade, dass die Stimmung gegen-
über der EU positiv ist.

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417809200
Herr Kollege
Hofbauer, ich teile Ihre Sorge. Sie wissen, dass die Kom-
mission die Leitlinien erst am 23. Mai 2000 veröffentlicht
hat. Wir haben alle deutschen Programme fristgemäß ein-
gereicht. Die Kommission hat sich für die Prüfung fünf
Monate Zeit eingeräumt und aufgrund von Arbeits-
überlastung, von langwierigen kommissionsinternen Ab-
stimmungsprozessen und – wie ich finde – überaus peni-
bler Prüfung die Frist nicht einhalten können.

Darauf, dass wir das bedauern, habe ich hingewiesen.
Wir haben die Kommission mehrfach um eine schnellere
Bearbeitung gebeten, und ich bin froh, dass nunmehr die
Genehmigungen für jene Zeiträume, die ich Ihnen vor-
gestellt habe, in Aussicht gestellt worden sind.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417809300
Herr Kollege
Hofbauer, Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


(Klaus Hofbauer [CDU/CSU]: Das ist erledigt! Ich habe keine weiteren Fragen!)


Dann rufe ich jetzt die Frage 24 des Kollegen Hofbauer
auf:

Wie erfolgt in der Praxis die Abstimmung der grenzüber-
schreitenden Projekte im Rahmen von Interreg III?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417809400
Herr Kollege






(C)



(D)



(A)



(B)


Hofbauer, bei dem Programm erfolgt die Abstimmung der
Projekte an den Binnengrenzen der EU in gemeinsamen
Lenkungsausschüssen, in denen in der Regel einver-
nehmlich entschieden wird. An den Außengrenzen der
EU, an denen unterschiedliche Programme – Interreg III
und SPHARE-CBS – zum Einsatz kommen, haben sich
die Partner auf Verfahren geeinigt, die innerhalb der Mög-
lichkeiten beider Programme ein möglichst intensives Zu-
sammenwirken bei der Umsetzung des Programms und
der Auswahl der Projekte zulassen. Einzelheiten regeln
die jeweiligen Geschäftsordnungen der Lenkungsaus-
schüsse, die nach Genehmigung der Programme von den
Partnern beschlossen werden.

Auch hier ist die Bundesregierung sehr daran interes-
siert, dass sich diese Prozesse etwas mehr beschleunigen,
gerade auch vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung
und ihrer Akzeptanz in den Grenzregionen.


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1417809500
Frau Präsidentin, wenn
ich meine beiden Fragen gemeinsam stellen darf: Mich
würde interessieren, in welchem Stadium bzw. in wel-
chem Umfang die Kommunen und die unteren Ebenen
– oder zum Beispiel auch die Euregios – in diesen Pro-
zess mit eingeschaltet werden, weil sich gerade die Eure-
gios in besonderem Maße um die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit bemühen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417809600

Gibt es Probleme bei der Abstimmung dieser grenzüber-
schreitenden Projekte? Denn die Herausforderungen sind
ja auf deutscher Seite vielleicht anders als auf tschechi-
scher oder polnischer Seite. Theoretisch könnte es so sein,
dass auf bayerischer Seite ein Umweltthema im Vorder-
grund steht, während die tschechische Seite eine Straßen-
baumaßnahme durchführen will. Sind der Bundesregie-
rung in dieser Hinsicht Probleme bekannt? Möchte man
dies alles sehr großzügig handhaben, um nicht Verzöge-
rungen zu verursachen?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417809700
Herr Kollege
Hofbauer, an den Binnengrenzen stehen auf beiden Seiten
Interreg-Mittel zur Verfügung. Die Finanzierung an den
Außengrenzen der EU erfolgt auf MOE-Seite mit Inter-
reg-Mitteln und aufseiten der Drittländer mit einem Hilfs-
programm der EU, dessen Abwicklung und Finanzie-
rungsregeln sich fundamental – und dies ist ein Problem –
von den Interreg-Regeln unterscheiden. Dennoch ist es
uns gelungen, an der polnischen und tschechischen Gren-
ze grenzüberschreitende Programme zu erarbeiten, in de-
nen die Projektauswahl gemeinsam, die Finanzierung
aber weiterhin getrennt erfolgt.

Mehr kann ich zu der von Ihnen gestellten Frage nicht
sagen. Ich hoffe aber, sie beantwortet zu haben.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417809800
Damit sind wir am
Ende des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie. Ich danke Ihnen, Frau Staats-
sekretärin.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
der Verteidigung auf. Sämtliche Fragen, also die Fragen
25 bis 30, werden schriftlich beantwortet.

Daher kommen wir nun zur mündlichen Beantwortung
der Fragen zum Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Zur Beant-
wortung steht Herr Parlamentarischer Staatssekretär
Stephan Hilsberg zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 31 des Kollegen Dr. Klaus Rose
auf – –


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Fragen 31 und 32 sollen schriftlich beantwortet werden!)


– Das ist mir nicht bekannt gewesen. Ich verkünde also
hiermit offiziell, dass die Fragen 31 und 32 schriftlich be-
antwortet werden.

Ich sehe den Kollegen Hartmut Koschyk im Saal und
rufe daher die Frage 33 auf:

Ist die Bundesregierung bereit, sich gegenüber der Deutschen
Bahn AG (DB AG) dafür einsetzen, dass die der DB AG zur Mo-
dernisierung von Bahnstrecken zur Verfügung gestellten Mittel
aus UMTS-Erlösen auch für die technische Instandsetzung von
Nebenstrecken, wie zum Beispiel der Bahnstrecke Bayreuth–War-
mensteinach–Weidenberg, verwendet werden, damit die DB AG
ihrem auch auf dieser Strecke geltenden Infrastrukturauftrag
nachkommt?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417809900
Sehr ge-
ehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Kollege
Koschyk, die Bundesregierung hat mit Mitteln aus den
Zinsersparnissen der UMTS-Funkfrequenzversteigerung
das Zukunftsinvestitionsprogramm für Schienenwege-
investitionen der Eisenbahnen des Bundes, ZIP, aufgelegt
und wird damit das bestehende Schienennetz entspre-
chend den Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger
und der Wirtschaft sanieren und modernisieren helfen.

Die Eigentümerin der Bundesschienenwege, die Deut-
sche Bahn AG, setzt die im Rahmen des ZIP zur Verfü-
gung gestellten Mittel in Wahrnehmung ihrer unterneh-
merischen Aufgaben an den Stellen des Bestandsnetzes
ein, an denen sie regional und bundesweit die größten Ef-
fekte unter anderem hinsichtlich der zu verbessernden
Pünktlichkeit oder der Schnelligkeit des Bahnverkehrs
entfalten, sodass die Leistungsfähigkeit des Verkehrsträ-
gers Schiene insbesondere durch Modernisierung der
Leit- und Sicherungstechnik, Beseitigung von Langsam-
fahrstellen und Einrichtung von elektronischen Stellwer-
ken nachhaltig gesteigert wird.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417810000
Herr Kollege Koschyk
zu einer Zusatzfrage, bitte.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Jetzt geht auch noch das Licht aus! Das war die Ökosteuer! Die Sozis haben die Stromrechnung nicht bezahlt!)


– Ich schlage vor, dass wir trotz des Stromausfalls mit der
Sitzung fortfahren, da die Mikrofone nach wie vor funk-
tionieren.




Parl. Staatssekretärin Margareta Wolf
17516


(C)



(D)



(A)



(B)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417810100
Meine erste Nach-
frage: Herr Kollege Schmidt vom Bündnis 90/Die Grünen
hat in seiner Funktion als Mitglied des Aufsichtsrats der
Deutschen Bahn AG vor kurzem bei einem Besuch in Hof
ausweislich von Presseberichten darauf hingewiesen,
dass 800 Millionen DM für die Regionalnetze in Bayern
vorgesehen seien und dass die Strecke Bayreuth–
Warmensteinach nach seiner Ansicht in den noch auszu-
verhandelnden Bereich der Region Hof einzubeziehen
sei. Meine Frage: Wie wird denn die Verteilung der
UMTS-Mittel in dem Bahnbereich erfolgen, den Sie ge-
rade angesprochen haben; wie sieht die Absprache mit
den Ländern aus, wie sind die Länder – in diesem Falle
der Freistaat Bayern – in die Verteilung dieser Mittel ein-
gebunden und wie wird das Ganze durch den Verkehrs-
ausschuss des Deutschen Bundestages begleitet werden?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417810200
Sehr ge-
ehrter Herr Kollege Koschyk, die Bahn hat diese Mittel
zur Wahrnehmung ihrer eigenverantwortlichen Tätigkeit,
also der Sanierung und Instandhaltung des Bestandsnet-
zes, bekommen und setzt sie in dieser Weise ein. Sie ist
mit den Ländern in ständigem Kontakt darüber, an wel-
chen Stellen der jeweiligen Regionalnetze Investitionen
erforderlich sind, um eine Optimierung des gesamten
Fahrbetriebes zu erreichen.

Die Entscheidung über die Verwendung der Mittel trifft
die Bahn jedoch selbstständig. Das Parlament ist im Rah-
men der ständigen Haushaltsberatungen einbezogen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417810300
Herr Kollege Koschyk
zu einer zweiten Nachfrage, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417810400
Trifft es dann zu,
Herr Staatssekretär – ich beziehe mich noch einmal auf
die Aussage des Kollegen Schmidt in seiner Funktion als
Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn AG –,
dass in diesem Fall der Freistaat Bayern eine Berücksich-
tigung dieser Nebenstrecke aus dem Segment Regional-
netze beantragen müsste?

Es ist nicht die Aufgabe der Bundesregierung, die
Wortmeldungen von Kollegen aus dem Parlament zu
kommentieren. Die Antwort auf die Frage im Hinblick auf
die Mittelbereitstellung für die Regionalnetze Bayerns,
müsste ich Ihnen nachreichen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Würden Sie mir das nachreichen?)


– Ja.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417810500
Es gibt noch weitere
Nachfragen. Zunächst Herr Dr. Friedrich, bitte.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417810600
Herr
Staatssekretär, wie beurteilen Sie die Tatsache, dass die
Deutsche Bahn AG die Strecke nach Warmensteinach
stillgelegt hat, ohne das Eisenbahnbundesamt zu betei-
ligen?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417810700
Nach
meiner Kenntnis hat die Deutsche Bahn AG das mit ihr
abgesprochene Streckenstilllegungsverfahren, das zur
Anwendung kommen soll, ordentlich durchgeführt. Das
Verfahren ist allerdings noch nicht abgeschlossen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417810800
Herr Kollege
Hofbauer, auch Sie haben eine Nachfrage.


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1417810900
Herr Staatssekretär,
sind der Bundesregierung Fälle bekannt, in denen die
Bahn verpflichtet wurde, bei solchen sanierungsbe-
dürftigen Strecken, die stillgelegt wurden, ohne dass das
Eisenbahnbundesamt eingeschaltet wurde, eine Sanie-
rung vorzunehmen?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417811000
Es gibt
eine klare Verordnung bzw. eine Richtlinie, die festlegt,
wie in Fällen, in denen sich die Wirtschaftlichkeit einzel-
ner Strecken als nicht mehr gegeben herausstellt, vorzu-
gehen ist. Dazu gehört erstens der Versuch, die Kosten auf
dieser Strecke zu senken. Zweitens gehört dazu die Suche
nach entsprechenden Kooperationspartnern und drittens
der Versuch, einen Partner zu finden, der die Strecke über-
nimmt und in eigener Verantwortung weiterführt. Erst
dann wird sie stillgelegt. Dieses Verfahren ist abge-
sprochen, und es wird regelmäßig bei allen Strecken, die
möglicherweise zur Stilllegung anstehen, durchgeführt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417811100
Ich rufe jetzt die
Frage 34 des Abgeordneten Hartmut Koschyk auf:

Welche Konsequenzen wird die Bundesregierung aus den Er-
gebnissen der am vergangenen Montag in Wunsiedel vorgestell-
ten Machbarkeitsstudie für eine Ost-West-Verbindung zwischen
der Bundesautobahn A 9 und der deutsch-tschechischen Grenze
ziehen, und welche konkreten Maßnahmen wird die Bundesregie-
rung zur Realisierung dieser Maßnahme ergreifen?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417811200
Herr Ab-
geordneter Koschyk, die Bundesregierung wird den von
der Bayerischen Staatsregierung aus den Ergebnissen der
verkehrswirtschaftlichen Untersuchung und aus denen der
am 25. Juni in Wunsiedel vorgestellten und von mir bereits
erwähnten Machbarkeitsstudie unter Berücksichtigung der
ihr vorliegenden Stellungnahmen aus der Region abgelei-
teten Vorschlag für eine vierstreifige B 303 neu bewerten.
Weitere Entscheidungen zum Projekt – zum Beispiel die
Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan – sind von
diesem Bewertungsergebnis abhängig.

Über die Aufnahme in den künftigen Bedarfsplan für
die Bundesfernstraßen entscheidet abschließend der
Deutsche Bundestag im Rahmen der Novellierung des
Fernstraßenausbaugesetzes. Über konkrete Maßnahmen
zur Realisierung des Projektes – beispielsweise ob zwei-
oder vierstreifig – wird die Bundesregierung entspre-
chend den Aussagen des künftigen Bedarfsplanes für die
Bundesfernstraßen zu gegebener Zeit entscheiden.






(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417811300
Eine Nachfrage des
Kollegen Koschyk, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417811400
Herr Staatssekretär,
Sie sind ausweislich eines Artikels in der „Frankenpost“
vom 23. Juni dieses Jahres mit der Sache insofern befasst
gewesen, als Sie Vertreter der Bürgerinitiative, die sich
gegen dieses Straßenprojekt wendet, empfangen haben.
Sie sollen gesagt haben, dass die schlechte Finanz-
situation des Bundes und die nur herbeigeredete Notwen-
digkeit für die Fichtelgebirgsautobahn genau genommen
bedeuten würden, dass eine Realisierung dieses Projekts
in nächster Zukunft nicht zu erwarten sei. Ihr Gespräch
mit der Bürgerinitiative ist so wiedergegeben worden.
Fühlen Sie sich von der Presse richtig zitiert? Denn mich
wundert, dass die Bürgerinitiative durchs Land zieht und
aufgrund des Gespräches mit Ihnen eine Realisierbarkeit
dieser Strecke bezweifelt.

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417811500
Herr
Koschyk, wir alle werden gelegentlich mit scheinbar in
Gesprächen gemachten mündlichen Aussagen konfron-
tiert, die man gegenüber den Betreffenden gar nicht
getätigt hat.

Ich kann dazu nur sagen: Es ist meine Aufgabe, mich
mit sämtlichen Facetten eines Verkehrsproblems von er-
heblicher Tragweite – dabei handelt es sich bei dieser
Straße – zu beschäftigen, um die Essenz der vorgetra-
genen Argumente zu prüfen. Eine abschließende Ent-
scheidung zu Fragen, die die B 303 neu betreffen, ist nicht
gefällt worden. Umweltrechtliche Belange müssen
selbstverständlich geprüft werden. Natürlich werden bei
der Entscheidung im Zusammenhang mit der B 303 neu
auch die zur Verfügung stehenden Finanzmittel berück-
sichtigt werden müssen. Aber eine Vorentscheidung – ich
betone das noch einmal – wird es und kann es nicht geben.
Die wirtschaftlichen Argumente, insbesondere das Argu-
ment der verkehrlichen Entlastung der Region, sind min-
destens genauso bedeutend – wenn nicht sogar höher ein-
zuschätzen – wie die Frage der Umweltprüfung.

Insofern stelle ich noch einmal fest: Diese Gespräche
sind notwendig. Sie führen zu entsprechenden Konse-
quenzen. Außerdem ist man nicht für all das verantwort-
lich, was in Zitaten betreffend die eigene Person ausge-
führt wird.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417811600
Kollege Koschyk hat
noch eine zweite Nachfrage.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417811700
Herr Staatssekretär,
meine Frage lautet: Wenn die Bundesregierung die An-
meldung für die Fortschreibung des Bundesverkehrs-
wegeplanes betreffend diese Strecke in Bayern auf den
Tisch bekommen hat, wird dann die Bundesregierung die-
ses Projekt neben dem üblichen prozeduralen Vorgehen in
der Art und Weise, wie Sie es mir vorhin deutlich gemacht
haben, vorsorglich – um hier nichts zu versäumen – auch
im Hinblick auf die mögliche Gewährung europäischer

Mittel anmelden? In der vorigen Woche hat ja Frau Staats-
sekretärin Mertens in der Fragestunde ausgeführt, dass die
Bundesregierung als Ergebnis der Beratungen von Nizza
bei der Europäischen Union Eisenbahn- und Straßenver-
kehrsprojekte im Rahmen des Aktionsprogramms für die
Grenzregionen angemeldet hat. Frau Staatssekretärin
Mertens hat einzelne Straßenbauprojekte genannt. Diese
Strecke in Bayern war nicht dabei. Wird die Bundesregie-
rung im Hinblick auf eine Förderung durch die EU diese
Strecke im Rahmen dieses Aktionsprogramms für die
Grenzregionen nachmelden?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417811800
Am
Sachstand dieser Problematik hat sich im Laufe der letz-
ten Woche nichts geändert, sodass ich den Antworten von
Frau Mertens nichts hinzufügen kann.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417811900
Jetzt gibt es zwei wei-
tere Nachfragen der Kollegen Dr. Friedrich und Heinz
Wiese.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417812000
Herr
Staatssekretär, es hat am Montag in Wunsiedel einige Ir-
ritationen gegeben, weil die Bayerische Staatsregierung
die bayerische oberste Baubehörde vor einigen Wochen
darauf hingewiesen hat, dass am 30. Juni dieses Jahres
alle Projektdaten für die Anmeldung zum Bundesver-
kehrswegeplan, also zum Beispiel diese Ost-West-Ver-
bindung betreffend, in Berlin vorliegen müssen und dass
diese Fristsetzung aus Ihrem Hause erfolgt sei. Eine in
diesem Zusammenhang bestehende Bürgerinitiative hat
auf einer am Montag stattgefundenen Veranstaltung
mitgeteilt, aus dem Gespräch mit Ihnen habe sich ergeben,
dass es eine solche Frist nicht gebe. Könnten Sie diesen
Widerspruch bitte freundlicherweise aufklären?

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417812100
Es gibt
ein ganz normales Regularium zur Feststellung eines
neuen Bundesverkehrswegeplanes, der ein ganz erhebli-
ches Projekt ist. Ich kann das, was mir die Bürgerinitiative
da in den Mund gelegt hat, nicht kommentieren. Was die
Frage des 30. Juni betrifft, muss ich Konkretes nachrei-
chen, weil ich dieses Datum so nicht bestätigen kann.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417812200
Herr Kollege Wiese,
bitte Ihre Nachfrage.


Heinz Wiese (CDU):
Rede ID: ID1417812300
Herr Staatsse-
kretär, was, so glauben Sie, kann Ihr Haus unternehmen,
um gerade die vorher erwähnten Verkehrsprojekte im
Rahmen der europäischen Osterweiterung voranzutrei-
ben, und zwar einerseits bezüglich der Schiene, und an-
dererseits der Autobahnprojekte im süddeutschen Raum,
vor allem das Projekt im Rahmen der genannten Ost-
West-Verbindung?






(C)



(D)



(A)



(B)


S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417812400
Herr
Wiese, in erster Linie sind wir dafür verantwortlich, dass,
was die Bundesverkehrswege betrifft, genügend Vorkeh-
rungen getroffen werden, um das zu erwartendende Ver-
kehrswachstum bewältigen zu können. Nach unseren Pro-
gnosen und Schätzungen wird es ein Wachstum von im
Durchschnitt 50 Prozent und in einzelnen Spitzenfällen
von bis zu 70 Prozent geben. Das ist nicht wenig. Aber es
ist keinesfalls so, dass der Zustand der Verkehrsinfra-
struktur nicht in weitesten Fällen bereits so ist, dass dies
bewältigt werden kann.

Unsere Bemühungen gegenüber der Europäischen
Union betreffen nicht unsere Verpflichtung, dafür zu sor-
gen, dass die Verkehrsinfrastruktur dieses Wachstum be-
wältigen kann. Es geht um die Verpflichtung, uns darum
zu bemühen, dass die Europäische Union gleichzeitig
Mitverantwortung für diese Verkehrsprojekte übernimmt.
Insofern spielt das für das Projekt der B 303 neu nur eine
untergeordnete Rolle.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417812500
Wir kommen jetzt zur
Frage 35 der Kollegin Christine Ostrowski:

Werden die von der Bundesregierung angekündigten 300 Mil-
lionen DM für ein Stadtumbauprogramm als eigener Titel zusätz-
lich in den Bundeshaushalt 2002 eingestellt oder wird dieses Pro-
gramm durch Umschichtungen aus anderen Haushaltstiteln
gespeist werden?

Für deren Beantwortung steht der Parlamentarische
Staatssekretär Achim Großmann zur Verfügung.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1417812600
Frau
Kollegin Ostrowski, die für das Programm „Stadtumbau
Ost“ vorgesehenen 300 Millionen DM sind in dem Ent-
wurf des Haushalts 2002 der Bundesregierung als Ver-
pflichtungsrahmen bei Kap. 1225 Tit. 882 17 „Zuweisun-
gen zur Förderung städtebaulicher Maßnahmen in den
neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin)“ ausge-
bracht worden.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417812700
Frau Kollegin
Ostrowski zu einer ersten Nachfrage, bitte.


Christine Ostrowski (PDS):
Rede ID: ID1417812800
Herr Staatssekretär,
können Sie meine mir vorliegenden Informationen be-
stätigen, dass sich diese 300 Millionen DM aus 100 Mil-
lionen DM aus dem Städtebauförderungsprogramm Ost,
aus 100 Millionen DM aus der Gemeinschaftsaufgabe
und aus 100 Millionen DM aus allgemeinen Haushalts-
mitteln zusammensetzen?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1417812900
Frau
Kollegin Ostrowski, das kann ich so nicht bestätigen. Ich
weiß, dass wir dieses Programm mit 100 Millionen DM
aus dem Etat unseres Hauses, und zwar aus dem Städte-
bauförderungsprogramm Ost finanzieren. Das hängt da-
mit zusammen, dass wir im laufenden Jahr bereits Um-

bau- und Rückbaumaßnahmen, die mit Abriss und mit
Wohnumfeldverbesserungen zu tun haben, aus diesen
Mitteln finanzieren. Es ergibt jedoch keinen Sinn, zwei
Töpfe für die gleiche Aufgabe zu haben. Deshalb haben
wir gesagt: 100 Millionen DM schichten wir um.

Die zusätzlichen 200 Millionen DM kommen neu in
unseren Etat. Das ist Geld, das wir nicht aus unserem Etat
gegenfinanzieren. Die Verantwortung für die Mittelver-
teilung innerhalb der Bundesregierung hat natürlich das
Finanzministerium, sodass ich Ihnen weder bestätigen
noch dementieren kann, ob das, was Sie gerade gesagt ha-
ben, zutrifft. Es fällt in die Verantwortung des BMF.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417813000
Frau Ostrowski hat
noch eine zweite Frage, bitte.


Christine Ostrowski (PDS):
Rede ID: ID1417813100
Sei es, wie es sei. Es ste-
hen im Jahr also 300 Millionen DM zur Verfügung, und
das für drei Jahre, wenn ich es richtig verstanden habe.
Könnten Sie noch etwas zur Mitfinanzierung durch die
Länder und Kommunen und dazu sagen, ob die dann vor-
handene Summe ausreicht, um die von der Expertenkom-
mission Wohnungsleerstand angegebene Zahl von
350 000 abzureißenden Wohnungen zu finanzieren?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1417813200
Diese
300Millionen DM sollen ungefähr hälftig – das kann man
vorab nie genau wissen, wenn einem nicht bekannt ist,
wie viele Anträge zum Abrissprogramm und wie viele
Anträge zum Wohnumfeldprogramm kommen – in diese
beiden Programmteile einfließen. Mit den Ländern ist
besprochen worden, dass das Geld, das in das Abrisspro-
gramm fließt, zu 50 Prozent vom Bund und zu 50 Prozent
vom Land finanziert wird. Die andere Hälfte finanziert
sich in Anlehnung an die normale Städtebauförderung.
Insgesamt ist das eine Drittelfinanzierung. Das wiederum
würde bedeuten, dass wir mit den 300 Millionen DM an
Bundesmitteln insgesamt 750 Millionen DM pro Jahr ge-
nerieren, und das wiederum hätte zur Folge, dass wir in
den drei Jahren auf 2,25 Milliarden DM kämen.

Sie wissen, dass die Leerstandskommission – über den
Daumen gepeilt – die Summe von 3 Milliarden DM ge-
nannt hatte. Aber das, was ich Ihnen jetzt gesagt habe, be-
trifft nur das Programm bis zum Jahre 2004, das heißt, es
ist der Einstieg. Sicherlich wird man, wenn man die Er-
gebnisse der Solidarpakt-II-Beratungen in den nächsten
Tagen Revue passieren lässt, sehen, dass die Länder genü-
gend Möglichkeiten haben, dieses Programm auch in Zu-
kunft zu finanzieren.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417813300
Liebe Kolleginnen
und Kollegen, wir haben nun die seltene Situation, dass
alle unsere Fragen schon beantwortet worden sind. Inter-
fraktionell war vereinbart worden, dass wir jetzt eine
Pause machen. Die Sitzung ist bis 15 Uhr unterbrochen.
Dann rufe ich die Aktuelle Stunde auf.


(Unterbrechung von 14.13 bis 15.00 Uhr)







(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417813400
Liebe Kol-
leginnen und Kollegen, die unterbrochene Sitzung ist wie-
der eröffnet.

Ich rufe Zusatzpunkt 1 auf:
Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der PDS
Haltung der Bundesregierung zur drohenden
Auszehrung der Bahnindustrie in Deutschland
vor dem Hintergrund einer existenziellen Ge-
fährdung der Adtranz/Hennigsdorf

Für die Antragstellerin gebe ich zunächst dem Kolle-
gen Dr. Winfried Wolf das Wort.


Dr. Winfried Wolf (PDS):
Rede ID: ID1417813500
Liebe Kolleginnen! Liebe
Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident! Wir hatten ges-
tern in Hennigsdorf eine Belegschaftsversammlung, die
am heutigen Tag fortgesetzt wird.


(Friedhelm Ost [CDU/CSU] und Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer ist denn „wir“?)


– Wir, die Allgemeinheit.
Am heutigen Tag sind der SPD-Ministerpräsident

Stolpe, der PDS-Fraktionschef Christoffers und der PDS-
Europaparlamentarier Marcov bei der Belegschaftsver-
sammlung in Hennigsdorf.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Die SPD-Abgeordnete Krüger-Leißner ist auch da!)


Wir im Bundestag diskutieren heute über das Thema
Adtranz/Hennigsdorf. Ich glaube, dieses Thema ist es
wert, dass wir darüber in der Form, ohne uns lächerlich zu
machen, diskutieren.


(Beifall bei der PDS)

Wir hören momentan jeden Tag Schreckensmeldungen

von der Bahn. Vor einigen Tagen, am 10. Juni, haben wir
den massiven Interregio-Abbau erlebt. Wir haben heute er-
fahren, dass die Bahninstandhaltung erheblich reduziert
wird. Wir haben es gestern erlebt und erleben es heute, dass
in Hennigsdorf bzw. in der gesamten Region 10 000 Jobs
bedroht sind.

Es ist festzustellen, dass die neuen Bundesländer da-
bei in besonderem Maße betroffen sind. Seit dem
10. Juni zum Beispiel sind Rostock und Magdeburg vom
Interregio, vom Bahnfernverkehr abgehängt. Mit dem
Kahlschlag bei der Instandhaltung der Bahn in
Leipzig-Engelsdorf, Neustrelitz, Delitzsch, Chemnitz
und Zwickau werden 4 000 industrielle Jobs zerstört. Im
Falle Hennigsdorf handelt es sich, wie einige wissen, um
den größten Industriestandort im Berliner Umfeld, der
eine sehr große Tradition gerade im Bereich Bahn-
technik aufweist.

Ich möchte gerade als PDS-Abgeordneter dazu zwei
Zitate aus dem Jahre 1989 anführen. Erstes Zitat:

Die Waggon-Industrie in der DDR ist in der Welt
führend.

Zweites Zitat:
Das Werk VEB Lokomotivbau in Hennigsdorf bei
Berlin steht mit der Auslieferung der 500. elektri-
schen Serienlokomotive der Baureihe 243 an der
Spitze im europäischen Lokomotivbau.

Die beiden Zitate stammen nicht aus der FDJ-Zeitung
„Junge Welt“ oder einer Bezirkszeitung der SED. Das
erste Zitat stammt aus der „Frankfurter Allgemeinen Zei-
tung“, das zweite aus der Zeitung „Blickpunkt“ der Bun-
desbahn aus dem Jahre 1989.

Seitdem hat sich viel getan. Das Werk ist sehr viel mo-
derner geworden. Ich möchte auch ganz klar sagen, dass
eine wichtige Mitgift eingebracht wurde, die droht, ver-
spielt zu werden.

Ich glaube, dass die Misere bei der Bahn in wirklich
krassem Widerspruch zu der offiziell bekundeten Politik
steht, und zwar der von allen Parteien hier im Deutschen
Bundestag, das heißt der Politik, wie sie von den Herren
Krause, Wissmann, Müntefering, Klimmt und Bodewig
vertreten wird. Sie sagen zwar, dass wir mit Blick auf die
Klimakatastrophe unbedingt eine Verkehrswende reali-
sieren müssen, dass die Schiene unbedingt im Zentrum
stehen und Vorrang haben müsse.


(Beifall bei der PDS)

Die wirkliche Entwicklung aber sieht so aus – das wis-

sen wir alle –, dass die Anteile der Schiene in den letzten
zehn Jahren zurückgegangen sind. Wir wissen, dass die Be-
legschaft bei der Bahn in den letzten zehn Jahren um
250 000 abgebaut worden ist. Wir wissen, dass die Bahnin-
dustrie allein in den letzten neun Jahren auf ein Drittel ge-
schrumpft ist. Wir hatten im Jahre 1990 noch 100 000 Be-
schäftigte in der gesamtdeutschen Bahnindustrie. Heute
sind es noch ungefähr 35 000. Die Zahl der Beschäftigten
im Hennigsdorfer Werk wurde von 8 000 im Jahre 1990
auf jetzt noch 2 500 abgebaut.

Wir glauben, geschichtlich aufzeigen zu können, dass
ein enger Zusammenhang zwischen einer funktionieren-
den Bahntechnik und einem funktionierenden Schienen-
verkehr besteht. Man könnte es, wenn genügend Zeit vor-
handen wäre, am Beispiel der USA und Großbritanniens
belegen. In diesen Ländern wurde die Bahntechnik vor
dem Niedergang des Schienenverkehrs abgebaut. Deswe-
gen müssen die Bundesregierung und die Länder die
Bahntechnik als eine Schlüsselindustrie begreifen, wenn
sie wirklich die Zukunft der Schiene im Blick haben.

Wir stellen stattdessen fest, dass gerade im Bereich
der Bahntechnik eine extreme Kapitalkonzentration auf
Siemens und Bombardier stattgefunden hat, international
auf Siemens, Alstom und Bombardier. Wir glauben, dass
hierin – auch wenn man nicht Sozialist ist, sondern rein
marktwirtschaftlich diskutiert – eine unheimliche Gefähr-
dung des Wettbewerbs liegt. Dabei spielen noch erhebli-
che


(Beifall bei der PDS)

fremde Interessen hinein. Beispiel: Bombardier ist welt-
weit der größte Regionalflugzeughersteller und gleichzei-
tig weltweit der größte Hersteller von Bahntechnik.






(C)



(D)



(A)



(B)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte zum
Schluss sagen: Wir glauben, dass Land und Bund gefor-
dert sind, und zwar der Bund als Eigentümer der Deut-
schen Bahn AG, über die Regionalisierungsmittel, in Be-
zug auf Art. 87 e des Grundgesetzes und in Bezug auf die
konkrete Bestellpolitik. Wir glauben, dass bei einer über-
zeugenden Politik für die Schiene alle Standorte in der
Bahntechnik gesichert werden können.

Mein Wahlkreis ist Mannheim. Ich bin mit Betriebsrä-
ten im Mannheimer Adtranz-Werk eng befreundet. Die
Adtranz-Kollegen in Mannheim wollen für den Erhalt
aller Standorte innerhalb der Bundesrepublik Deutsch-
land kämpfen und glauben, dass eine richtige Bahnpolitik
das auch ermöglichen würde.


(Beifall bei der PDS)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417813600
Ich erteile
das Wort dem Kollegen Dr. Ditmar Staffelt für die Frak-
tion der SPD.


Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1417813700
Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Zunächst einmal möchte
ich auf das Thema der Gefährdung des Standortes Hen-
nigsdorf eingehen. Ich will hier nichts herunterspielen.
Aber ich möchte doch zunächst einmal festhalten, dass es
jedenfalls nach unserem Erkenntnisstand keinerlei unmit-
telbare Entscheidung in Bezug auf Hennigsdorf gibt. Dass
wir es bei Adtranz mit einem Unternehmen zu tun haben,
das in den letzten Jahren leider eine sehr schwierige
Geschichte aufweist, steht fest: von der AEG-Zeit über
die Zeit mit Daimler-Benz und ABB bis heute mit
Bombardier. Viele Fördermittel sind gerade im östlichen
Deutschland in Anspruch genommen worden. Dass wir
den Prozess, der im Moment innerhalb des Unternehmens
stattfindet, begleiten sollten, gegebenenfalls auch kri-
tisch, steht außer Frage.

Ich bin aber sehr dagegen, hier von einer Krise zu spre-
chen, die jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt aus meiner
Sicht keine ist.


(Dr. Winfried Wolf [PDS]: Fragen Sie die Kollegen in Hennigsdorf!)


– Ich sage das nach Gesprächen mit Betriebsräten, mit
dem Unternehmen und mit Kundigen in dieser Frage. Ich
weiß sehr wohl, dass – wenn die Zahlen richtig sind –
Bombardier, europaweit und weltweit aufgestellt, im Mo-
ment ein Benchmarking innerhalb des Unternehmens
durchführt, das Ergebnisse zeitigen muss, weil es in einer
ganzen Reihe von Betrieben Produktüberschneidungen
gibt: Wagenkastenrohbau, Innenausbau, Achsgestelle.
Davon sind verschiedenste Unternehmensbereiche von
Adtranz in Deutschland betroffen, auch Hennigsdorf.
Ich bin mit Ihnen durchaus einer Meinung, dass wir alles
Mögliche dafür tun wollen, um möglichst alle Standorte
und viele Arbeitsplätze zu erhalten. Zu Hennigsdorf kann
ich nur sagen: Die brandenburgische Landesregierung
muss darüber nachdenken, was sie tun kann, um diesem
Standort zusätzliche Attraktivität zu verleihen. Da ist von
der bekannten Bahnteststrecke die Rede; ob das ausrei-

chend sein wird oder nicht, vermag ich nicht zu beurtei-
len. Aber die brandenburgische Landesregierung kann
hier sicher etwas unternehmen.

Sehr wichtig erscheint mir, dass wir Meldungen zu-
folge ein Problem im Konzern Bombardier in Deutsch-
land haben, dass nämlich der Umsatz je Mitarbeiter
bei 162 000 Euro liegt, während er beim Konkurrenten
Siemens offenbar bei 276 000 Euro pro Mitarbeiter oder
Mitarbeiterin liegt. Dass das betriebswirtschaftliche Maß-
nahmen auslöst, um wettbewerbsfähig zu bleiben, liegt
auf der Hand. Aber die Beantwortung der Frage, ob das
immer nur über den Abbau von Beschäftigung möglich ist
oder ob es nicht auch andere Formen der Rationalisierung
gibt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu
steigern, müssen wir dem unternehmerischen Feld über-
lassen. Solche Entscheidungen können wir als Politiker
nur schwerlich unmittelbar beeinflussen.

Auf der gestrigen Sitzung des Wirtschaftsausschusses
bei der Deutschen BahnAG hat Herr Mehdorn – das habe
ich selber gehört – ausdrücklich gesagt: Es ist Ziel der Un-
ternehmenspolitik der Deutsche Bahn AG, insbesondere
in neue Bahnen und neue Waggons sowohl für den Nah-
und Regionalverkehr als auch für den ICE-Verkehr zu in-
vestieren. Auf meine Frage, was das für Adtranz und die
jetzige Diskussion bedeute, hat er uns ausdrücklich ge-
sagt, dass jedenfalls die Deutsche Bahn AG Adtranz sehr
viele Aufträge erteilt habe und dass deren Auftragsbücher,
so seine Einschätzung, allein aufgrund der Aufträge der
Bahn für die nächsten zwei bis drei Jahre gefüllt seien. Ich
vermag nicht zu beurteilen, wie Bombardier Aufträge in-
nerhalb des Gesamtunternehmens verteilt. Natürlich wird
dies auch nach Kostengesichtspunkten geschehen. Das
liegt auf der Hand; denn auch die Auftraggeber haben ein
Interesse daran, ein wettbewerbsfähiges, kostengünstiges
Produkt zu erhalten.

Deshalb, glaube ich, sollten wir mit Augenmaß Ge-
spräche mit den Kolleginnen und Kollegen an allen Stand-
orten von Bombardier in Deutschland führen und sollten
den Prozess begleiten. Allerdings sollten wir keine Panik-
mache betreiben. Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die
wie Ministerpräsident Stolpe heute vor Ort sind, einen
Weg finden werden, um mit der Belegschaft und der Un-
ternehmensleitung im Dialog zu bleiben, die, soweit ich
weiß, in zwei bis drei Monaten erste Entscheidungen tref-
fen möchte. Ich meine, erst dann sollten wir weiterdisku-
tieren.

Wir müssen auch gegenüber der Unternehmensleitung
immer wieder darauf hinweisen, dass gerade die ostdeut-
schen Standorte aus unserer politischen Sicht eine beson-
dere Priorität genießen müssen, weil dort die wenigen in-
dustriellen Kerne nicht auf dem Spiel stehen dürfen, und
dass viele Subventionen des Staates in den dort getätigten
Investitionen stecken. Ich glaube also, es gibt hier eine
Verpflichtung über das rein Unternehmerische hinaus.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





Dr. Winfried Wolf

17521


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417813800
Für die
CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege Ulrich Klinkert.


Ulrich Klinkert (CDU):
Rede ID: ID1417813900
Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Die Probleme von Adtranz und der
Deutschen Bahn fallen in eine Zeit von Inflation, Stagna-
tion und steigender Arbeitslosigkeit insbesondere in den
neuen Bundesländern. Es vergeht kein Tag, an dem die
Wirtschaftsprognosen nicht gesenkt werden müssen oder
an dem man nicht von weiteren Betriebsschließungen le-
sen muss. Erstmals seit der Wiedervereinigung gibt es im
ersten Halbjahr 2001 mehr Firmenpleiten als Firmenneu-
gründungen in den neuen Bundesländern. Dies ist kein
Zufall. Dies ist das Ergebnis Ihrer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Es ist auch kein Zufall, dass es die meisten Firmen-

pleiten in den rot-rot regierten Bundesländern Mecklen-
burg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gibt,


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: In Brandenburg!)

in denen das von der SPD favorisierte Modell für Berlin
oder für ganz Deutschland schon seit Jahren – aus Ihrer
Sicht: erfolgreich – praktiziert wird. In diese Zeit des
Abschwungs Ost platzt dann die Meldung, dass 2 500 Ar-
beitsplätze bei Adtranz in Hennigsdorf und weitere 5 000
bei Zulieferern gefährdet sind. Wenige Tage später gibt
der Chef der Deutschen Bahn, Herr Mehdorn, die Schlie-
ßung von acht seiner 18 Instandhaltungswerke bekannt,
wodurch insgesamt 5 900 Arbeitskräfte freigesetzt werden.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Warum haben Sie denn gestern Abend nicht voll interveniert, als Sie bei dem Gespräch mit Herrn Mehdorn dabei waren? Da hätten Sie doch einmal den Mund aufmachen können!)


– Um auf Ihren Zwischenruf, Herr Staffelt, einzugehen:
Ich habe Herrn Mehdorn gestern Abend gefragt, wie er be-
gründet, dass die Mehrzahl der Schließungen in den neuen
Bundesländern zu verzeichnen ist. Er hat dort nicht die
volle Wahrheit gesagt. Er hat zum Beispiel nicht gesagt
– das verwundert und empört mich am meisten –, dass alle
vier Standorte in Sachsen geschlossen werden. Ich glaube,
wir sollten uns dies – das gilt fraktionsübergreifend –
nicht weiter gefallen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der PDS)


Von den 5 900 Arbeitskräftefreisetzungen werden allein
2 300 in Sachsen erfolgen.

Was mich dabei besonders verwundert, ist die Tatsache,
dass im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn mehrere Staatsse-
kretäre der Bundesregierung und immerhin auch ein Abge-
ordneter der Grünen sitzen. So sehe ich in der Verabschie-
dung der Deutschen Bahn aus Sachsen und aus den neuen
Bundesländern insgesamt durchaus keinen Zufall, sondern
politischen Willen. Wenn der Bundeskanzler im Sommer
wieder durch die neuen Bundesländer tourt, dann sollte man
ihn schonungslos mit den Ergebnissen seiner verfehlten
Wirtschaftspolitik konfrontieren. Man muss dem Bundes-
kanzler sagen: Dieser Abschwung Ost ist sein Abschwung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


Zwar sitzt kein Mitglied der Bundesregierung im Auf-
sichtsrat von Adtranz; dennoch ist die Krise dieses Unter-
nehmens als ein Ergebnis der rot-grünen Wirtschaftspo-
litik anzusehen.

Worum geht es? Wie wir wissen, ist Adtranz in auslän-
dischem Besitz. Diese Bundesregierung tut alles, um aus-
ländische Investoren aus Deutschland zu vergraulen.


(Susanne Kastner [SPD]: Jetzt wird das Ganze aber ein bisschen unsachlich, Herr Klinkert!)


Die Bundesregierung hat zum Beispiel als Gegengeschenk
für die Wahlkampfhilfe der Gewerkschaften für die SPD in
Höhe von 8 Millionen DM ein aufgeblähtes Betriebsver-
fassungsgesetz verabschiedet, das insbesondere ausländi-
sche Investoren von deutschen Standorten abschreckt.


(Widerspruch bei der SPD – Susanne Kastner [SPD]: Herr Klinkert, seit wann sind Sie in der CDU?)


Als Entgegenkommen an die Grünen werden die Geneh-
migungsverfahren bis zur Unmöglichkeit verkompliziert.
Meine Damen und Herren von der SPD, ich kann verste-
hen, dass Sie das innerlich aufwühlt. Aber Sie müssen
diese Wahrheiten ertragen; denn Sie haben sie schließlich
verursacht und zu verantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Susanne Kastner [SPD]: Seit wann sind Sie in der CDU?)


Sie treiben die Energiepreise in astronomische Höhen.
Wie wir bei einer Anhörung heute von einigen Sachver-
ständigen erfahren haben, sind weitere Preissteigerungen
im Bereich der Energie zu erwarten, nicht zuletzt durch
die KWK-Pläne, die die rot-grüne Bundesregierung
verabschiedet hat. Dies könnte zu weiteren Firmen-
schließungen, insbesondere bei energieintensiven Betrie-
ben, zum Beispiel in der Aluminiumindustrie, führen.

Zurück zu Hennigsdorf. Wir sehen dennoch Chancen
für diesen Standort. Der brandenburgische Wirtschaftsmi-
nister Fürniß hat die finanzielle Unterstützung für den Bau
einer Teststrecke angekündigt. Ich glaube, dadurch würde
der Standort aufgewertet werden und kurze Wege zwi-
schen Forschung, Erprobung und Produktion wären ge-
währleistet. Aber auch die Bundesregierung ist aufgefor-
dert, sich für den Erhalt von Hennigsdorf einzusetzen. Was
den Beschäftigten im hessischen Betrieb Holzmann recht
ist, muss den ostdeutschen Mitarbeitern von Adtranz billig
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich fordere die Bundesregierung auf, zu erklären, dass

sich die von ihr entsandten Mitglieder des Aufsichtsrates
der Deutschen Bahn gegen die Pläne von Herrn Mehdorn,
gegen den Kahlschlag Ost stellen und ihm nicht zustim-
men werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Renate Blank [CDU/ CSU]: Das hätten Sie von 1994 bis 1998 nicht gesagt!)







(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417814000
Für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht der Kollege
Albert Schmidt.

Albert Schmidt (Hitzhofen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-
legen! Die allermeisten von uns in diesem Haus waren
sich 1993 und 1994 einig, dass mit der Organisationspri-
vatisierung des Systems Deutsche Bahn Aktiengesell-
schaft, zusammengeführt aus der ehemaligen Bundes-
bahn und der ehemaligen Reichsbahn, mehr als nur eine
Umorganisation, eine Umstrukturierung verbunden ist;
man ging davon aus, dass damit vielmehr der Auftrag und
der Wille des allergrößten Teils dieses Hauses einhergeht,
dieses System auf dem Markt konkurrenzfähig zu ma-
chen, es unternehmerisch zu führen und produktiver zu
werden.

In den letzten Jahren haben sowohl die Vorstände, und
zwar alle, als auch die Arbeitnehmervertretungen, die Be-
triebsräte, die Gewerkschaften, eindrucksvoll bewiesen,
dass sie sehr wohl in der Lage sind, durch die Mischung
von Konflikt und Kooperation, die nun einmal zum Zu-
sammenwirken der Tarifpartner gehören, ungeheure Pro-
duktivitätsfortschritte zu erzielen und dabei schwierige
Einschnitte sozialverträglich und ohne betriebsbedingte
Kündigungen vorzunehmen.

Ich glaube, wir sind uns trotzdem einig, dass der Bund
auch heute noch eine doppelte Verantwortung für die
Marktchancen der Bahn hat: zum einen eine verkehrs-
politische Verantwortung durch die Gestaltung der ver-
kehrspolitischen Rahmenbedingungen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

die sich natürlich mittelbar auf die Unternehmen auswir-
ken, und zum anderen eine besondere Verantwortung als
Eigentümer des Unternehmens Deutsche Bahn Aktienge-
sellschaft. Infolgedessen finde ich es angemessen, dass
wir über diese Frage heute diskutieren. Diese Diskussion
müssen wir in unserer mittelbaren Verantwortung für die
Bahnindustrie führen, denn die Auftragslage hängt natür-
lich auch ein Stück weit von dem ab, was wir hier tun oder
nicht tun.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, ich
möchte noch einmal die Situation der letzten Jahre in Er-
innerung rufen. Von Jahr zu Jahr – ich habe dies sehr ge-
nau in Erinnerung – wurden weniger neue Züge bestellt
und von Jahr zu Jahr wurden Bestelloptionen zurückge-
nommen, weil die DB als Unternehmen das Geld nicht
mehr hatte, um die neuen Züge zu bestellen und zu kaufen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist jetzt besser!)


– Herr Kollege Grund, es ist besser, das ist kein Witz. –
Zum ersten Mal seit langem hat die Bahn jetzt ihre be-
absichtigten Bestellungen für neue Züge um 2 Milli-
arden DM auf 8,5 Milliarden DM in den nächsten fünf
Jahren gesteigert. Mit einer Zusage der Bundesregierung
von 27 Milliarden DM bestehen zum ersten Mal seit lan-
gem solide Investitionsgrundlagen für die nächsten drei
Jahre. Dies haben wir im Bundestag beschlossen und so
wird es auch im Haushaltsplan verankert werden. Wir ha-

ben die Regionalisierungsmittel zur Bestellung von Nah-
verkehrszügen durch die Länder auf 13,5 Milliarden DM
gesteigert und wir haben von 1994 bis einschließlich 2002
über 20 Milliarden DM für die soziale Abfederung – auch
von Personalanpassungen inklusive der aktuellen Verlän-
gerung der Vorruhestandsregelung – eingesetzt. Hier wur-
de ein großes Stück Verantwortung wahrgenommen, und
das ist gut so.

Was können und müssen wir im Gegenzug vom Unter-
nehmen Deutsche Bahn erwarten? Wenn wir als Gesetz-
geber sehr viel Geld zur Verfügung stellen, müssen wir
auch Erwartungen an das Unternehmen formulieren.

Wir erwarten erstens – ich sage das ganz deutlich –,
dass die Aussagen der Verkehrsminister – das gilt für
Müntefering, für Klimmt und für Bodewig – ernst ge-
nommen werden, die besagten, dass keine betriebs-
bedingten Kündigungen in die Arbeitslosigkeit erfolgen
sollen.

Wir erwarten zweitens, dass sämtliche Auszubildenden
ihre Ausbildung ordnungsgemäß abschließen können und
vom Unternehmen übernommen werden.

Wir erwarten drittens, dass diejenigen zwei Drittel der
Arbeitnehmer, die von den drohenden Werksschließungen
betroffen sind, einen tarifvertraglichen Anspruch auf
gleichwertige Beschäftigung im Unternehmen haben. Sie
müssen diese Beschäftigungsmöglichkeit wirklich erhal-
ten. Auch für das restliche Drittel der Arbeitnehmer müs-
sen Ersatzarbeitsplätze – auch durch Anstrengungen der
Deutschen Bahn AG – geschaffen werden.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Wir reden hier doch über Adtranz/Hennigsdorf! Reden Sie mal zum Thema!)


Zu den einzuholenden Arbeitsangeboten gehören auch
qualifizierende, beschäftigungsfördernde Maßnahmen,
die das Unternehmen in der jeweiligen Region unterstüt-
zen muss.

Wir erwarten viertens, dass die Bundesregierung das
Standortkonzept, das im Raum steht, mit aller Verantwor-
tung prüft. Ich spreche in diesem Zusammenhang auch
das Bundeskanzleramt an. Bei einem Vorgang dieser Grö-
ßenordnung muss es sich um ein Chefthema handeln und
im Bundeskanzleramt entsprechend geprüft werden. Ein
aktives Standortmanagement in den betroffenen Regio-
nen – ob in Nürnberg, Sachsen oder sonst wo – ist nun im
Zusammenwirken zwischen der Landesebene, der kom-
munalen Ebene, dem Unternehmen selbst und auch der
Bundespolitik gefragt.


(Beifall bei der PDS – Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Wer hat da geklatscht?)


Ich habe es eingangs gesagt: Gefordert sind jetzt in ers-
ter Linie der Vorstand des Unternehmens und die Arbeit-
nehmervertretungen, nämlich die Betriebsräte und die
Gewerkschaften. Wir haben allen Anlass, ihnen zuzu-
trauen, dass diese mit der Situation sinnvoll und verant-
wortungsbewusst umgehen.

Ich sehe noch eine Menge offener Punkte und möchte
einen letzten nennen: Bei diesem Standortkonzept ist un-
terstellt worden, dass lediglich 3 Prozent aller Aufträge als






(C)



(D)



(A)



(B)


Fremdaufträge von außen in die Werke kommen. Das ist
eine völlig verfehlte Annahme angesichts dessen, dass wir
zunehmend mehr Verkehr von NE-Bahnen – nicht staat-
lichen Bahnen – haben. In den entsprechenden Fuhrparks
wird es – zum Teil besteht er schon – zu einem Restau-
rationsbedarf kommen.

Es gibt also noch eine Menge zu diskutieren. Wir soll-
ten hier nicht mit klugen politischen Ratschlägen und par-
teipolitischem Gezänk vorgehen. Wir sollten unsere Ver-
antwortung – also die des Bundes – ernst nehmen. Dafür
werden wir uns einsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulf Fink [CDU/CSU]: Was haben Sie nun gesagt?)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417814100
Das Wort
hat der Kollege Horst Friedrich für die Fraktion der F.D.P.


Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1417814200
Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich hätte ich ge-
dacht, wir hätten eine Aktuelle Stunde zur problemati-
schen Situation in Hennigsdorf. Bisher, gerade in der letz-
ten Rede, habe ich eigentlich mehr über die Problematik
der Ausbesserungswerke der DB gehört. Diese haben
vielleicht auch ein wenig etwas damit zu tun, aber mit
Hennigsdorf nur ganz am Rande.

Ich schlage vor, uns auf Hennigsdorf zu konzentrieren.
Hiermit hängt grundlegend eine gewisse Problemstellung
zusammen, die der Kollege Schmidt schon angesprochen
hat, nämlich die Privatisierung der Bahn. Wie ist denn
die Situation? Wir hatten und wir haben im Wesentlichen
einen Nachfrager für Dienstleistungen und Fahrzeuge der
Bahnindustrie. Das ist nach wie vor die Deutsche Bahn.
Vorher war es im Westen die Deutsche Bundesbahn und
im Osten die Deutsche Reichsbahn; ihr arbeitete die Deut-
sche Waggonbau zu.

Mit der Privatisierung der Bahn 1994 hatte Herr Dürr
als Vorstandsvorsitzender seine Rechte genutzt, die Ab-
schaffung des Umwegs und eine Umstellung bei Bestel-
lungen von Fahrzeugen durchzusetzen. Er hat nicht mehr
in Abstimmung mit den ehemaligen Bundesbahn-Zen-
tralämtern definiert, wie eine Lokomotive oder ein Wag-
gon auszusehen haben – die Preise waren zufälligerweise
immer genau die, die man vorher angesetzt hatte –, son-
dern er hatte sich im Wege des Verhandlungsverfahrens
auch aus dem europäischen Raum Angebote machen las-
sen und hat die Unternehmen teilweise – Schuld daran
waren die selber – dazu gezwungen, zu Preisen unter den
Gestehungskosten abzuliefern, damit sie überhaupt im
Geschäft waren.

Es gab Siemens, Adtranz – vormals AEG –, Talbot,
Linke-Hofmann-Busch und kleinere Firmen wie Graf;
hinzu kam mit der Einigung die Deutsche Waggonbau.
Dann kam Bombardier aus Kanada und hat zunächst Tal-
bot aufgekauft, sich bei der Deutschen Waggonbau enga-
giert und hat nun einen weiteren Konkurrenten durch Auf-
kauf vom Markt genommen, nämlich Adtranz. Dass das
Konsequenzen haben musste, war gerade im Hinblick auf
Adtranz eigentlich klar zu erkennen, denn Adtranz hatte

vorher schon in Nürnberg Werke geschlossen, ohne dass
deswegen der große Aufschrei durch die Republik gegan-
gen wäre,


(Renate Blank [CDU/CSU]: Da haben wir keine Aktuelle Stunde beantragt!)


obwohl in Nürnberg durch Probleme bei Grundig und an-
deren Firmen ebenfalls eine relativ schwierige Situation
am Arbeitsmarkt herrscht.

Wo liegt eine Lösung des Problems? Die Bahn hat
heute erklärt, wenn ich der Wirtschaftsseite der „Welt“
glauben darf, dass Herr Mehdorn als Ausgleich für die
Schließung der Ausbesserungswerke für 8,5 Milliar-
den DM neue Fahrzeuge bestellt.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Stimmt ja!)


Das wäre ja eigentlich ein Signal an die Bahnindustrie zu
sagen: Donnerwetter, 8,5 Milliarden DM – daran können
wir uns ja beteiligen.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ist auch so!)


Man höre sich einmal in Deutschland um: Jetzige Wett-
bewerber der Deutschen Bahn sagen, sie würden mehr auf
die Schiene setzen und mehr anbieten. Es gibt Firmen, die
schon am Markt sind: Bei Düsseldorf zum Beispiel hatte
ein Unternehmen eine Strecke übernommen, auf der
800 Personen befördert wurden. Mittlerweile sind es
12 800 Fahrgäste. Dieses Unternehmen würde gerne das
Angebot noch weiter ausweiten, das Problem ist bloß,
dass sie keine Wagen und keine Lokomotiven bekommen,
weil die deutsche Waggonbauindustrie Lieferzeiten hat.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Weil Sie die Kapazitäten kaputt gemacht haben!)


Bei mir vor Ort ist der neue Pendolino – Baureihe 612, ge-
baut von Adtranz – mit über einem Jahr Verspätung auf-
grund von Lieferschwierigkeiten bei Adtranz, offensicht-
lich wegen Kapazitätsproblemen, ausgeliefert worden.
Das steht eigentlich in krassem Widerspruch zu den jetzt
aufgestellten Behauptungen, es gäbe keine Aufträge.

Das Problem werden wir auf Dauer nicht politisch lö-
sen, zumindest nicht so, indem wir fordern, dass Hen-
nigsdorf oder welcher Standort auch immer auf jeden Fall
erhalten bleiben müsse. In Bezug auf das, was nötig ist,
sind wir auf unserer Seite allerdings ziemlich eindeutig:
Wir brauchen eine moderne Eisenbahnpolitik,


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Richtig!)

wir brauchen die Trennung von Netz und Betrieb,


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Richtig!)

wir brauchen mehr Wettbewerb auf der Schiene,


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Und Verstetigung!)


dann gibt es wieder mehr Nachfrage nach entsprechenden
Leistungen, und wir brauchen, liebe Freunde von Rot und
Grün, endlich eine Standortpolitik, die die Lohnkosten




Albert Schmidt (Hitzhofen)

17524


(C)



(D)



(A)



(B)


und damit die Fertigungskosten in Deutschland so ab-
senkt, dass deutsche Werke im Benchmarking, wie es so
schön neudeutsch heißt, gegenüber Anbietern außerhalb
Deutschlands – GEC Alstom und wie sie alle heißen mö-
gen – konkurrenzfähig sind.


(Beifall bei der F.D.P.)

Da setzt politisch verantwortliches Handeln an. Darüber
hinaus muss man sich über bestimmte andere Punkte ei-
nigen.

Ich glaube nicht, dass es bei allem Engagement letzt-
endlich gelingt – ich unterstütze jedes Engagement, das
hilft –, den Kollegen und den Arbeitern in Hennigsdorf
eine Chance auf Weiterarbeit zu geben. Wir müssen aber
losgelöst von der Ad-hoc-Debatte, der aktuellen Problem-
lage und der gegenseitigen Schuldzuweisungen schon
versuchen, eine Grundlage dafür zu schaffen, dass Ar-
beitsplätze in der Bahnindustrie langfristig und sinnvoll
erhalten bleiben können. Man muss da ansetzen, wo ich
geendet habe. Mit dem verbalkosmetischen Austausch,
den Sie vornehmen, kommen wir nicht weiter.

Danke sehr.

(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417814300
Für die Bun-
desregierung spricht der Parlamentarische Staatssekretär
im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungs-
wesen, der Kollege Stephan Hilsberg.

S
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1417814400
Sehr ge-
ehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein erstes Wort gilt den Hennigsdorfern. Die Proteste,
die sich aus den Sorgen um den Standort und die Arbeits-
plätze herleiten, sind nicht nur verständlich, sondern in
meinen Augen auch berechtigt. Sorgen um den eigenen
Standort und um den Arbeitsplatz sind immer auch Sor-
gen um die persönliche und regionale Existenz. Da ist
es nur allzu richtig – in unserer Mediendemokratie erst
recht – wenn man mit öffentlichen Kundgebungen auf
diesen Umstand aufmerksam macht, um deutlich zu ma-
chen: Wir werden uns mit der Situation nicht abfinden.
Wir wollen, dass Politik und Wirtschaft sich um uns küm-
mern, damit für uns eine gute Existenzperspektive bleibt.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


Natürlich – da hat Herr Staffelt völlig Recht – gibt es
überhaupt keinen Grund zur Panikmache, gerade weil
Angst der schlechteste aller Ratgeber ist. Man hat auch
nichts davon, wenn man Leute sozusagen wild macht.
Aber das tun die Hennigsdorfer auch nicht. Im Übrigen
sind die Schwierigkeiten in Hennigsdorf, von denen wir
schon lange wissen und die wir schon eine Weile beglei-
ten – auch das ist deutlich geworden; Herr Friedrich, gut,
dass Sie das so angesprochen haben –, keineswegs ein
Symbol für einen vermeintlichen Abschwung in Ost-
deutschland. Die übrigen Zahlen der wirtschaftlichen Ent-
wicklung gerade im verarbeitenden Gewerbe in Ost-

deutschland sind besser als die in den alten Bundeslän-
dern. Das muss man hier auch einmal sagen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist Pfeifen im Wald! Im dunklen Wald gepfiffen ist das! Aber schlecht gepfiffen!)


– Sie brauchen den entsprechenden Informationen aus
den eigenen Wirtschaftsforschungsinstituten bis hin zu
dem aus Halle, die auf diese Perspektiven hinweisen, kei-
nen Glauben zu schenken; aber das sind schlicht und ein-
fach Fakten.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Ich traue meinen eigenen Augen mehr als den Wirtschaftsforschungsinstituten!)


Wie Sie damit politisch umgehen, steht in Ihrer Verant-
wortung. Aber was vor Ort wirtschaftlich passiert,


(Renate Blank [CDU/CSU]: Auf niedrigem Niveau!)


das hat man zur Kenntnis zu nehmen, übrigens gerade in
Verantwortung für die regionale Perspektive in vielen
Ländern Ostdeutschlands.

In Henningsdorf werden wir Zeuge eines Konsolidie-
rungsprozesses in der Bahnindustrie, der nicht erst in die-
sem Jahr angefangen hat, sondern der schon eine ganze
Weile zurückgreift. Dieser Konsolidierungsprozess führt
zu schwierigen Entscheidungen und natürlich zu sozialen
Härten. Weil er zu sozialen Härten führt, ist er nicht allein
eine Frage der Wirtschaft, sondern hat eine enorme poli-
tische Dimension. Das ist ein politischer Vorgang und wir
alle müssten hier so darüber diskutieren, dass deutlich
wird, dass wir uns der politischen Verantwortung für die-
sen Vorgang bewusst werden, und zwar in einer Art und
Weise, dass die Leute vor Ort uns verstehen und dass sie
das Gefühl haben, wir nehmen sie ernst.

Wir brauchen geeignete politische Instrumente, mit
denen die Situation vor Ort gelindert werden kann, mit
denen dort, wo es möglich ist, eine Perspektive wieder
hergestellt werden kann. Und wir brauchen begleitende
Maßnahmen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Meint er vielleicht ein Investitionsprogramm?)


In Bezug auf den Standort Hennigsdorf ist zum Beispiel
darüber zu reden, dass mit der Teststrecke ein gutes An-
gebot unterbreitet worden ist. Die Teststrecke kann die
Zukunft dieses Standortes mit garantieren. Das Unterneh-
men muss selbst entscheiden, ob es diese Option anneh-
men will. Wir machen dieses Angebot und ich kann hier
vonseiten der Bundesregierung sagen: Wir haben nach
Prüfung der Fördermöglichkeiten grünes Licht für die In-
frastruktur der Teststrecke gegeben und es ist Sache des
Landes Brandenburg und des Unternehmens, die entspre-
chenden Mittel dafür einzusetzen. Die GA-Mittel für die
Finanzierung solcher Fördermöglichkeiten werden zur
Hälfte vom Bund gegeben; daran liegt es nicht. In puncto
Teststrecke kann man eine Menge machen. Außerdem ver-
folgen wir noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten.

Wir haben die Situation, dass die Deutsche Bahn selbst
ein Problemfall ist, der saniert werden muss; darüber




Horst Friedrich (Bayreuth)


17525


(C)



(D)



(A)



(B)


haben wir heute lange geredet. Aber ohne die Bereitstel-
lung zusätzlicher Mittel für die Netzertüchtigung wird das
nicht gehen. Wir haben für die Sanierung und Instandset-
zung Mittel zur Verfügung gestellt: 2 Milliarden DM in
diesem Jahr, insgesamt 6 Milliarden DM in den nächsten
drei Jahren. Damit schaffen wir die Möglichkeit, dass zu-
sätzliches Material in höheren Geschwindigkeiten fahren
kann.

Die Bahn hat einen großen Bedarf an Hightech-Pro-
dukten bei Waggons, Triebwagen usw. Vor diesem Hin-
tergrund gibt es keinen Anlass, sich auf Dauer um die Zu-
kunft der Bahnindustrie Sorgen zu machen.


(Beifall des Abg. Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es sind aber auch andere Prozesse zu berücksichtigen,
insbesondere auf dem Weltmarkt in diesem Bereich.
Wenn sich die Bahn nicht nur auf Anbieter in Deutschland
beschränkt, sondern sich auf Anbieter in Europa und in
anderen Teilen der Welt umorientiert, muss sich auch die
Bahnindustrie auf andere Kunden umorientieren. Sie darf
sich nicht auf die DB AG und nicht auf die im Bundesbe-
sitz befindlichen Bahnen in Deutschland beschränken,
sondern muss sich auf Bahnunternehmen in anderen Län-
dern umorientieren.

Vor diesem Hintergrund sind auch die neuen wirt-
schaftlichen Verbindungen zu sehen. Es ist ja schließlich
nicht nur Bombardier, das sich um deutsche Unternehmen
bemüht. Eine Sache muss ich Ihnen, nicht nur vor dem
Hintergrund unseres Binnenmarktes, ganz klar sagen: Wir
bekennen uns zu einer internationalen Wirtschaft. Anders
lassen sich unsere Probleme doch gar nicht lösen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie können hier doch nicht versuchen, nationale Ressen-
timents zu mobilisieren, wenn wir gleichzeitig für
Deutschland als Wirtschaftsstandort für Investitionen aus
vielen anderen Ländern werben. Wer so mit dem Problem
umgeht, der macht den Wirtschaftsstandort Deutschland
schlecht. Das, meine ich, kann sich nicht einmal eine
CDU leisten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will noch einige weitere Punkte nennen. Wir sind
uns auch bewusst, dass es nicht nur um den Standort Hen-
nigsdorf geht; es gibt viele andere Standorte, die sich
ebenfalls Sorgen machen. Wir haben auch Sorge dafür zu
tragen, dass die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort in ei-
ner Art und Weise stattfinden kann, dass diese Regionen
ihre Zukunft behalten. Es wird darauf ankommen, aus
diesen Bedingungen insgesamt eine optimale Entschei-
dung zu treffen. Dass so etwas möglich ist, zeigt bei-
spielsweise die Perspektive des Ausbesserungswerkes
Stendal, wo es offenbar gelingen kann, eine Lösung zu
finden, die zum Erhalt dieses Standortes führt. So sehe ich
Möglichkeiten auch in verschiedenen anderen Bereichen.

Natürlich reicht es nicht aus, als Bundesregierung vor
dem Parlament Stellung zu nehmen. Es ist nötig und rich-
tig, dass wir uns darüber unterhalten; aber ich werde mir

persönlich vor Ort ein Bild von der Lage machen und mit
den betroffenen Mitarbeitern, dem Betriebsrat und der
Geschäftsführung darüber reden, was man zusätzlich tun
kann.


(Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Waren Sie auch in Sachsen?)


– Wir haben uns noch nie zurückgehalten, wenn es um die
Sorgen einzelner Standorte ging. Das werden Sie uns
nicht vorwerfen können, Herr Klinkert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden überall dort vor Ort sein, wo es nötig ist,
wo diskutiert werden kann, wo Chancen bestehen und wo
mit politischen Maßnahmen geholfen werden kann. Dies
ist keine Frage des Standorts. Wir sind für alle Standorte
zuständig und für die gesamte Bahnindustrie gleichzeitig
mitverantwortlich.


(Friedhelm Ost [CDU/CSU]: Vielleicht treffen Sie dort Ihre Cousinen!)


Aber es gibt noch einen anderen Punkt. Das sage ich
ganz bewusst an die Hennigsdorfer gerichtet: Ich wün-
sche Ihnen bei Ihren Bemühungen um den Standort viel
Glück; diese Bemühungen sind nicht falsch.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Etwas Hilfe wäre schon besser!)


Aber ich wünsche Ihnen auch das notwendige Augenmaß
dafür, dass Sie die richtigen Maßnahmen treffen. Lassen
Sie sich nicht politisch instrumentalisieren! Es gibt ver-
schiedene Akteure, die das Problem Hennigsdorf/Adtranz/
Bombardier mit ihren eigenen politischen Wünschen auf-
laden; aber das Schicksal der anderen ist ihnen an dieser
Stelle gleichgültig. Lassen Sie sich nicht instrumentalisie-
ren! Wir wissen, wie die politischen Geschicke vor Ort ge-
legentlich behandelt werden.

Wir haben ein Augenmerk auf den Standort Hennigs-
dorf wie auf die gesamte Situation in der Bahnindustrie.
Wir werden uns für eine verantwortbare Handlungsweise
entscheiden. Ich habe dafür bereits einige Beispiele ge-
nannt.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Viel war das nicht, Herr Hilsberg!)


Das, was für die Vergangenheit gilt, wird an dieser Stelle
auch für die Zukunft gelten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417814500
Ich erteile
nunmehr dem Kollegen Friedhelm Ost das Wort; er
spricht für die CDU/CSU-Fraktion.


Friedhelm Ost (CDU):
Rede ID: ID1417814600
Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Staatssekretär Hilsberg
wünscht den Menschen in Hennigsdorf viel Glück. Das ist
schon viel wert; aber Sie haben uns nicht verraten, was Sie




Parl. Staatssekretär Stephan Hilsberg
17526


(C)



(D)



(A)



(B)


diesen Menschen bei der Ortsbesichtigung konkret anbie-
ten wollen.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: So ist das!)

Natürlich haben wir alle – deswegen sprechen wir hier

und heute darüber – Verständnis für die Sorgen der Men-
schen in Hennigsdorf. Es genügt allerdings nicht, seitens
der Bundesregierung zu erklären, dass sie sich nicht damit
abfinden wird, wie Sie es getan haben. Das ist, glaube ich,
zu wenig. Auch der Besuch alleine bringt es nicht. Über-
legen Sie sich vorher, was Sie da wirklich konkret tun
können, damit Sie nicht nur einen Informationsbesuch
machen und vielleicht noch liebe Verwandte treffen, wie
das andere machen, das Ganze dann zur Chefsache erklärt
wird und die Sache damit erledigt ist.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Kollege Hilsberg hat konkrete Empfehlungen gemacht!)


– Lieber Herr Kollege Staffelt, ich bin ja mit Ihnen ein-
verstanden, dass es hier in der Tat auch um eine Frage des
Benchmarking geht. Da müssen Standortfaktoren hart ge-
prüft werden; es dürfen nicht nur irgendwelche guten
Wünsche seitens der Bundesregierung ausgesprochen
werden. Wenn Sie mit Unternehmensleitungen und auch
ausländischen Investoren sprechen, die den Sprung mit
Kapital in die neuen Bundesländer gewagt haben, stellen
Sie fest, dass sie übereinstimmend sagen, dass sich die
Bedingungen in den letzten zwei Jahren deutlich ver-
schlechtert und nicht verbessert haben.

Es ist schon darauf hingewiesen worden: Sie haben
eine große Wachstumspolitik angekündigt. Hier werden
auch bezüglich der Bahn – das Aufsichtsratsmitglied hat
ja vorhin großartige Zahlen genannt – große Dinge ver-
kündet; aber sie werden nicht eingehalten. Sie sehen das
beim gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Sie sind mit der
Erwartung von rund 3 Prozent gestartet. Sie sind jetzt – wir
haben Mitte des Jahres – bei 1,2 Prozent angelangt und am
Ende landen Sie in der Stagflation.

Wenn hier gesagt wird, auch von Herrn Hilsberg, das
produzierende Gewerbe floriere geradezu in den neuen
Bundesländern, dann ist das auch nur ein Teil der Wahr-
heit. Zum einen ist der Anteil viel zu klein, um die neuen
Bundesländer wirklich im Wachstum voranzubringen.
Zum anderen tun Sie alles, damit auch das verarbeitende
Gewerbe sozusagen Schwung verliert.

Sie werden am Ende eine Stagflation haben. Sie haben
heute gelesen: Die Zahl der Pleiten erreicht neue Rekorde.
So ist aus dem Kanzler des Aufschwungs, den er für sich
reklamiert hat, der Kanzler des Abschwungs, der Pleiten,
der Arbeitslosigkeit, der hohen Inflation geworden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Natürlich hängt das alles auch mit Hennigsdorf zu-
sammen. Sie haben die Standortfaktoren überhaupt nicht
verbessert. Der Kollege Staffelt hat ja Recht: Es geht um
Benchmarking; es geht darum, zu schauen, mit welchen
Faktoren, vor allen Dingen mit welchen Kostenfaktoren
Produkte optimal hergestellt werden können. Das gilt
auch für Hennigsdorf.

Natürlich müssen wir auch gemeinsam überlegen, was
getan werden kann. Wir haben Ihnen ja konkrete Vor-
schläge gemacht, die Sie teilweise als Konjunkturpro-
gramm, als Schnellschuss abtun. Schauen Sie sich die
Punkte genau an, insbesondere auch hinsichtlich der Aus-
wirkungen auf die neuen Bundesländer, auf Firmen, die
dort investiert haben, die dort noch investieren. Ich halte
überhaupt nichts davon, wenn wir hier zusammenkommen
und das Totenglöcklein läuten und schon von sozial ver-
träglichen Lösungen sprechen. Erstens sind sie teuer und
zweitens bringen sie für die Menschen keine Perspektive.
Sie geben ihnen vielleicht ein Stück Gewissheit, dass sie
einige Wochen oder Monate finanziell über die Runden
kommen; aber dann landen sie in der Arbeitslosigkeit.

In der Verkehrspolitik des Bundes gab es nur beim
Wechsel der Verkehrsminister Tempo. Auf allen anderen
Feldern gab es überhaupt kein Tempo, keine vernünftige
Veränderung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Beim Adtranz-Werk handelt es sich um eine typische
Wachstumstechnologie.


(Zuruf des Abg. Reinhard Weis [Stendal] [SPD])


– Vielleicht hören Sie mal zu; Sie können gut davon ler-
nen.


(Widerspruch bei der SPD)

Sie lernen doch schon in der Schule, dass Sie nur etwas
sagen sollen, wenn Sie gefragt werden.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Herr Oberlehrer!)


Sie haben mit der Bahnindustrie eine deutsche Zu-
kunftsindustrie begraben. Selbst die modernste Technolo-
gie, Transrapid, haben Sie begraben.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Transrapid – dafür waren Sie verantwortlich!)


Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir dank Ihrer Politik
nicht auch noch die Reste beerdigen. Deshalb sollten wir
in der Verkehrspolitik, in der Wirtschaftspolitik, in der Fi-
nanz- und in der Steuerpolitik die Weichen neu stellen,
besser jedenfalls, als Sie das tun.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der F.D.P.)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417814700
Der Kollege
Reinhard Weis spricht nun für die SPD.


Reinhard Weis (SPD):
Rede ID: ID1417814800
Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte die Fokus-
sierung auf den Adtranz-Standort Hennigsdorf, die uns
durch den Titel der Aktuellen Stunde von der PDS vorge-
geben wurde, etwas aufbrechen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Auch das noch!)





Friedhelm Ost

17527


(C)



(D)



(A)



(B)


Meine Vorredner, der Kollege Staffelt und auch Herr
Staatssekretär Hilsberg, haben beschrieben, wie begrenzt
die Handlungsoptionen der Bundespolitik in das Unter-
nehmen Adtranz/Bombardier hinein sind. Das ist anders
als bei einem anderen Problem, das gestern und heute
auch die Zeitungen bestimmt, bei dem wir tatsächlich
bundespolitisch einen direkten Bezug zwischen unserer
Eigentümerrolle und Standortfragen haben.

Ich will deshalb auf den gestrigen Vorstandsbeschluss
der Bahn AG eingehen, der ja auch Werksschließungen
betrifft, der vor Ort ähnlich wie im Fall Hennigsdorf
Schrecken bei Belegschaften und bei den Kommunen
ausgelöst hat. Da ich aus einem Ort komme, in dem auch
ein Werk zur Disposition steht, für das ich mich in der
Vergangenheit eingesetzt habe, weiß ich, wovon ich rede.
Ich weiß deshalb aber auch, dass der gestrige Beschluss
nicht aus heiterem Himmel fiel. Er hat eine Vorgeschichte.
Eigentlich sollte er schon am Ende des vergangenen Jah-
res wirksam sein. Die Bundesregierung und betroffene
Landesregierungen hatten einen Aufschub erwirkt, um
sich den Beschluss der BahnAG besser belegen zu lassen
und Alternativen zur Standorterhaltung zu prüfen und um-
zusetzen. Tatsächlich konnten in der Zwischenzeit – zum
Beispiel an drei Standorten in Sachsen-Anhalt – Perspek-
tiven gesichert werden.

Aber irgendwann ist bei Problemen eine Entscheidung
fällig. Wir dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, dass
nicht zuletzt durch den parlamentarischen Willen bei der
Gesetzgebung zur Bahnreform der Bahnvorstand den Auf-
trag erhalten hat, das Unternehmen BahnAG wirtschaftlich
zu führen und zu sanieren. Diese Aufgabe unterstützt der
Bund in seiner Rolle als Eigentümer. Auch wir wissen: Nur
mit einer wirtschaftlich gesunden und leistungsfähigen
BahnAG wird der Verkehrsträger Schiene eine Zukunft ha-
ben und damit indirekt auch die Bahnindustrie als Auftrag-
nehmer dieses „main operators“ in Deutschland.

Aber der Bund – ich beziehe hier uns als Bundestag
und speziell meine Fraktion ausdrücklich ein – fühlt sich
natürlich auch für die Beschäftigten und für die struktur-
politischen Auswirkungen des Sanierungskonzepts ver-
antwortlich. Für die soziale Abfederung der notwendigen
Personalanpassungen stellt der Bund der Bahn AG bis
zum Jahre 2002 20,6 Milliarden DM zur Verfügung. Wir
erwarten deshalb von der BahnAG – und können dies von
ihr auch erwarten – ein sozial verträgliches Vorgehen bei
der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen. Das um-
fasst auch die Einbeziehung der Tarifpartner in Verhand-
lungen über die Ausgestaltung der Sanierungsschritte und
die Einhaltung des Tarifvertrags.


(Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Sind Sie jetzt für oder gegen die Schließung?)


Deshalb unterstützen wir die Forderung von Bundes-
minister Bodewig, dass alle Auszubildenden ihre Ausbil-
dung beenden können und von der DB AG übernommen
werden, dass der tarifvertragliche Anspruch von zwei
Dritteln der Belegschaft auf Weiterbeschäftigung im Kon-
zern eingehalten wird und dass den übrigen Beschäftigten
Ersatzarbeitsplätze angeboten werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist sowieso Gesetz!)


Dazu hat die Bahn AG mit Unternehmen in den Re-
gionen Kontakt aufzunehmen und notwendige Qualifizie-
rungsmaßnahmen sowie Mobilitätsanforderungen auch
finanziell zu unterstützen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Das ist doch ein Witz! Das glauben Sie doch selbst nicht!)


Die Bundesregierung hat außerdem zugesagt, das Kon-
zept der Bahn AG auch unter strukturpolitischen Ge-
sichtspunkten zu prüfen. Das erwarten wir auch. Wo es
Chancen zum Erhalt eines Standorts zum Beispiel über
Privatisierungsverhandlungen gibt, müssen diese Ver-
handlungen zielorientiert und auch mit organisatorischer,
finanzieller und Know-how-Unterstützung durch die
Bahn AG geführt werden.

Ich habe eingangs gesagt, dass es aus dem zurücklie-
genden halben Jahr drei praktische Beispiele gibt, in de-
nen dies funktioniert, und ich als Stendaler habe natürlich
die Hoffnung, dass die laufenden Privatisierungsver-
handlungen dazu führen, den Standort Stendal zu erhalten
und dass ebenso für die verbleibenden acht Werke Stand-
ortsicherungsmöglichkeiten gefunden werden.

Wenn wir also unter verkehrspolitischen Aspekten den
Schienenverkehr entwickeln wollen, dann müssen wir
dafür sorgen, dass der Hauptschienenverkehrsanbieter
wirtschaftlich stark wird. Ich bin davon überzeugt, dass
das mit der oben genannten Begleitung auch verantwort-
lich umzusetzen ist.

Danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Walter Hirche [F.D.P.]: Zu Hennigsdorf hat er kein einziges Wort gesagt! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das habe ich vorher angekündigt. – Walter Hirche [F.D.P.]: Ja, ja, das ist ja schlimm genug!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417814900
Ich gebe dem
Kollegen Roland Claus für die Fraktion der PDS das Wort.


Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1417815000
Herr Präsident! Meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren! Die Beschäftigten von Bom-
bardier in Hennigsdorf erwarten von uns, den verschiede-
nen Fraktionen im Deutschen Bundestag – wie ich finde,
zu Recht –, dass wir uns für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze
einsetzen.


(Beifall bei der PDS)

Ich finde es bemerkenswert, dass das in dieser Aktuellen
Stunde durchaus möglich ist, dass das von allen Fraktio-
nen mitgetragen wird – und dies, obwohl die Aktuelle
Stunde von der PDS-Fraktion beantragt wurde. Das ist ein
Novum, meine Damen und Herren; das muss hier einmal
festgestellt werden.


(Beifall bei der PDS sowie des Abg. Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Bildet euch nur nicht zu viel darauf ein!)





Reinhard Weis (Stendal)

17528


(C)



(D)



(A)



(B)


Wenn Herr Hilsberg feststellt, dass es in dieser Gesell-
schaft womöglich auch Kräfte gibt, denen das Schicksal
der Beschäftigten in Hennigsdorf egal ist, die auf der Wut
der Beschäftigten ihr politisches Süppchen kochen wol-
len, so kann er nicht Kräfte meinen, die in diesem Bun-
destag zu finden sind. Das ist meine Annahme hierbei.


(Beifall bei der PDS)

Deshalb unterstützen wir alle Anstrengungen, die es gibt,
beispielsweise die des brandenburgischen Ministerpräsi-
denten Stolpe. Das eigentliche Problem aber, das wir ha-
ben, liegt darin, dass wir immer nur nachsorgende Maß-
nahmen betreiben können und Sie uns heute ja erneut
gesagt haben: Nein, nein, eine Krise ist das nicht; wir sind
auf dem richtigen Weg.

Wir haben dazu eine andere Auffassung: Wir brauchen
ein anderes Verkehrskonzept. Gegenwärtig aber erleben
wir eine Kaputtsanierung der Bahn, die so nicht hinge-
nommen werden kann.


(Beifall bei der PDS)

Wir fordern ja nichts Unmögliches, wenn wir Wettbe-

werbsgleichheit von Straße und Schiene wollen. Sie wis-
sen doch selbst, dass sehr viele Wählerinnen und Wähler
1998 Hoffnungen auf Rot-Grün gesetzt haben, weil sie
auch auf eine Verkehrswende gesetzt haben. Diese Hoff-
nungen, meine Damen und Herren von der Koalition, ha-
ben Sie leider enttäuscht. Herr Kollege Schmidt von der
grünen Fraktion bekommt das sehr wohl mit. Deshalb re-
det er hier in einer Aktuellen Stunde ganz anders als dann,
wenn ein Antrag vorliegt, über den wir anschließend ab-
stimmen müssen. Heute hat er uns sozusagen den Schmidt
von früher gegeben; das muss man beachten.


(Beifall bei der PDS – Heiterkeit bei der CDU/ CSU – Renate Blank [CDU/CSU]: Da hat er Recht!)


Deswegen sagen wir erneut: Es war eine krasse Fehl-
entscheidung, den Interregio schrittweise vom Netz zu
nehmen. Wir haben im April mit einer Konferenz bei der
Bahn dagegen protestiert und die Unterstützung von
Transnet gefunden.

Wir hoffen, dass es in dieser schwierigen Frage zu ei-
nem Zusammengehen aller Bundesländer kommt und
nicht die Standortkonkurrenz die Bundesländer auseinan-
der treibt. Ich sage das nach vielen Begegnungen mit Ar-
beitnehmern und konkreter Kenntnis eines Bombardier-
Betriebs in meinem Wahlkreis, dem Waggonbau in Halle.
Dasselbe trifft natürlich auch für den Erhalt der Bahnbe-
triebswerke zu.

Nun neigen Sie gerade dann, wenn unsere Fraktion
solche wirtschaftspolitischen Themen hier anspricht, mit-
unter zu Belehrungen in Sachen Marktwirtschaft. Daher
mache ich zu dem in Rede stehenden Thema die Rech-
nung auf: Siemens und Bombardier sind im Produktions-
profil in der Tat nicht so einfach zu vergleichen, wie Sie
es hier getan haben. Ich habe mir die Zahlen genau ange-
schaut. Es gibt nur einen Umsatzunterschied pro Be-
schäftigten in Höhe von 18 000 Euro. Nimmt man hinzu,
wie verschieden die Produktionsprofile sind – Siemens
macht im Hightechbereich sehr viel mehr Umsatz –, dann

spricht das nicht gegen, sondern für Bombardier, und
zwar auch in Hennigsdorf.


(Beifall bei der PDS – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Aber dass das ein Thema ist, ist doch wohl klar!)


– Ich freue mich doch auch darüber, dass wir viel mehr
Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben. Nur auf diesen
Grundkonflikt wollte ich aufmerksam machen.

Was hat es mit Marktwirtschaft zu tun, mit Regulierung
des Wirtschaftsgeschehens über Angebot und Nachfrage,
wenn Bombardier inzwischen als absoluter Monopolist
agiert? Hier gibt es keine Auswahl, keinen Markt. Daher
müssen an manchen Stellen marktwirtschaftliche Verhält-
nisse wieder herbeigeführt werden.

Sie sagten, wir hätten es nicht mit einer aktuellen Ent-
scheidung zu tun. Angesichts dessen unterstütze ich die
betroffene Belegschaft. Sollen sich denn diejenigen, die
von solchen Entscheidungen betroffen sind und deren
Arbeitsplätze in Gefahr sind, immer erst dann in der Öf-
fentlichkeit zu Wort melden, wenn es zu spät ist? Ich freue
mich, dass unsere Auffassung hier im Bundestag über
Fraktionsgrenzen hinweg eine andere ist und dass wir uns
dafür einsetzen wollen, dass diese Arbeitsplätze erhalten
werden.


(Beifall bei der PDS)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417815100
Für die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen spricht der Kol-
lege Helmut Wilhelm.

Helmut Wilhelm (Amberg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist wohl selbstverständlich, dass der Bundesregierung,
der SPD und den Grünen das Schicksal von Arbeitsplät-
zen am Herzen liegt. Populismus ist das gute Recht der
Opposition, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der
PDS, verehrter Herr Kollege Klinkert; aber er hilft uns
hier wohl nicht sehr viel weiter.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Jetzt sind wir aber gespannt!)


Faktum ist – das ist auch der PDS bekannt –, dass sämt-
liche Unternehmen der Bahnindustrie private Unterneh-
men sind. Das war immer so und das ist auch heute noch
so. Ergo hat der Bund wirklich keine Möglichkeit der Ein-
flussnahme:


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Wer sitzt denn im Aufsichtsrat?)


nicht in Hennigsdorf, nicht in Nürnberg, in der Nähe mei-
ner Heimat, und auch sonst nirgendwo. In Nürnberg hätte
es übrigens einen privaten Übernahmeinteressenten ge-
geben. Der Freistaat Bayern wollte ihn unterstützen. In
Nürnberg sollte nämlich der Zug „Integral“ weitergebaut
werden. Bombardier, der heutige Konzerneigner von
Adtranz, sagte jedenfalls bisher aber Nein, und das war’s.

Das wissen Sie doch selbst nur allzu gut, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen von der PDS-Fraktion. Obendrein
ist das Thema auch so nicht richtig. Richtig ist: Es gab eine




Roland Claus

17529


(C)



(D)



(A)



(B)


Flaute in der Bahnindustrie. Es ist aber zwischenzeitlich
deutlich frischer Wind hineingekommen. Die spanische
Bahn hat ICEs bestellt, ein britisches Unternehmen eine
große Serie von Nahverkehrstriebwagen des Typs „Lind“,
und nicht zuletzt bestellt die DB AG bis zum Jahr 2005
neue Fahrzeuge im Wert von 8,5 Milliarden DM.


(Roland Claus [PDS]: Waren Sie bei der Rede von Herrn Schmidt draußen?)


– Das hat auch er gesagt, und das wissen Sie auch.
Sollten Sie sich vielleicht in der Wahl des Themas Hen-

nigsdorf geirrt haben und sollte vielmehr die angekündigte
Werkeschließung der DB AG gemeint sein? Hierzu ist ei-
gentlich schon genügend gesagt. In einer ebenfalls von Ih-
nen beantragten Aktuellen Stunde am 27. Oktober 2000
habe ich hierzu bereits Ausführungen gemacht, die Sie im
Interesse der zeitlichen Kürze nachlesen können. Ich erhalte
das von mir Gesagte jedenfalls inhaltlich voll aufrecht.

Die Bundesregierung hat bereits gehandelt. Sie wissen,
dass Herr Minister Bodewig bereits gestern die DB AG zu
sozial- und raumordnungspolitisch verantwortlichem
Handeln aufgefordert hat. Er hat angemahnt, keine be-
triebsbedingten Kündigungen durchzuführen sowie die
Ausbildung von Lehrlingen und qualifizierende Beschäf-
tigungsförderungen zu verstärken.


(Zuruf von der CDU/CSU: Am Ende ist doch alles weg!)


Allerdings möchte auch ich Herrn Mehdorn eine etwas
offensivere Geschäftspolitik als immer nur Konzepte na-
mens „MORA“ empfehlen, was im Lateinischen übrigens
Rückschritt und Stillstand heißt. Ich weiß nicht, ob Herr
Mehdorn das weiß. Vielleicht sollte er einmal daran denken.

Zwar wird sich die Bundesregierung weiterhin für die
Bahnindustrie einsetzen, aber es gilt der Grundsatz der
Bahnreform. Unternehmerische Entscheidungen sollen
im Interesse einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Tätig-
keit allein dem Unternehmen überlassen werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU-
Fraktion, das haben Sie doch damals bei der Bahnreform
1994 selber so gewollt. Warum wollen Sie das nun weg-
wischen?


(Renate Rennebach [SPD]: Weil sie sowieso alles vergessen haben, was sie damals gemacht haben!)


Die Finanzausstattung haben Sie damals dramatisch he-
runtergefahren. Das haben wir korrigiert: Die Investiti-
onsmittel wurden deutlich erhöht.


(Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Dann muss doch alles in Ordnung sein!)


Die Regionalisierungsmittel wurden erhöht, wodurch die
Länder in die Lage versetzt worden sind, neue Fahrzeuge
zu kaufen. Das wird so lange so bleiben, solange wir hier-
für die Verantwortung tragen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417815200
Ich erteile
dem Kollegen Ulf Fink von der CDU/CSU-Fraktion das
Wort.


Ulf Fink (CDU):
Rede ID: ID1417815300
Herr Präsident! Meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren! Ich komme gerade von einem
Treffen mit dem Bürgermeister von Hennigsdorf, dem
Ministerpräsidenten und vielen anderen, darunter die Kol-
legen Wobst und Graffenberger. Sie alle haben große
Hoffnung auf die heutige Aktuelle Stunde gesetzt. Ich
muss sagen: Die Kolleginnen und Kollegen müssen von
dieser Debatte und den Äußerungen der Regierungskoali-
tion zutiefst enttäuscht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Was werden Sie wohl zu Herrn Klinkert gesagt haben?)


Herr Staffelt sagt, es bestehe keine unmittelbare Ge-
fahr. Es gebe auch noch viele andere Standorte;


(Zuruf von der SPD: So ist es!)

wir müssten alles bedenken, mal schauen. Herr Schmidt
von der Fraktion der Grünen sagt, der Betriebsrat und die
Geschäftsleitung sollten sich Mühe geben, um die Dinge
sozusagen zusammenzubekommen.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich habe gesagt: Die Politik soll sich nicht einmischen!)


Nun wünscht der zuständige Parlamentarische Staats-
sekretär, der auch noch Brandenburger Abgeordneter ist,
Herr Hilsberger,


(Zurufe von der SPD: Herr Hilsberg! – Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hilsberg, Herr Finkensteiner!)


den Leuten sage und schreibe: Viel Glück! – Meine Da-
men und Herren, Hilfestellung brauchen die Menschen in
Hennigsdorf,


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber nicht von Ihnen! Schwätzer!)


aber keine Glückwünsche. Das ist doch eine unmögliche
Haltung!


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Mit den Sprechblasen haben Sie uns damals schon in Westberlin genervt, und es ist nichts dabei herausgekommen!)


In Hennigsdorf ist eine der bedeutendsten und wich-
tigsten der im Osten Deutschlands verbliebenen Schlüs-
seltechnologien. Es geht nicht darum zu sagen, man
müsse denen etwas geben, weil sie sonst nicht allein exis-
tieren könnten. Die Menschen in Hennigsdorf haben eine
hervorragende Systemkompetenz. Was die Menschen
dort leisten, ist allerbeste Klasse. Woran es ihnen mangelt,
ist, dass ihnen die notwendige Unterstützung zuteil wird.
Wer vergibt denn die Aufträge an die Bahnindustrie? Der
größte Auftraggeber ist nun einmal die Deutsche Bahn.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die vergibt so viele Aufträge wie noch niemals zuvor!)





Helmut Wilhelm (Amberg)

17530


(C)



(D)



(A)



(B)


Wer ist denn Eigentümer der Deutschen Bahn? Das ist
nun einmal der Bund. Er ist der Eigentümer der Deutschen
Bahn. Deshalb können die Menschen in Hennigsdorf
doch erwarten, dass die Bundesregierung, wenn eine sol-
che Bedrohung besteht, klar, eindeutig und unmissver-
ständlich sagt: Ja, wir stehen ohne Wenn und Aber zum
Standort Hennigsdorf. Wann kommt diese Aussage von
Ihnen?


(Beifall bei der CDU/CSU – Friedhelm Ost [CDU/CSU]: Von dieser Bundesregierung hat es noch nie eine klare Aussage gegeben!)


In diesem Zusammenhang muss man feststellen: 2 500
wichtige Arbeitsplätze sind betroffen. Etwa 10 000 wei-
tere Arbeitsplätze hängen von dem Werk in Hennigsdorf
ab. Dies betrifft vier weitere Zulieferunternehmen und er-
streckt sich bis hin zu den Universitäten in Berlin, dem
kompetenten Regionalverkehr Berlin-Brandenburg und
der großen Messe Innotrans. All diese Bereiche hängen
doch davon ab, dass der Hennigsdorfer Standort erhalten
bleibt.

An den Menschen und an dem, was dort geleistet wird,
liegt es nicht. Zur Frage des Standortvorteils gehört viel-
mehr, wie eine verantwortliche Regierung zu dem jewei-
ligen Standort steht. Die Probleme in Hennigsdorf sind
doch nicht zuletzt deshalb entstanden. Die Schweiz bei-
spielsweise hat klar erklärt: Der ICN, der in Hennigsdorf
gebaut werden soll, wird nur dann in Auftrag gegeben,
wenn die Werke in der Schweiz erhalten bleiben. Ich
nenne das Stichwort „local content“; jeder weiß, worüber
wir sprechen. Dort wird so gehandelt.

Aber was sagt unsere Bundesregierung? Der wichtigs-
te Standortvorteil, den man im Bereich der Bahnindustrie
haben kann, ist eine verantwortliche Regierung. Wenn un-
sere Regierung hier keine klare und deutliche Position be-
zieht und nur die anderen dies tun, dann braucht man sich
nicht zu wundern, warum es in Hennigsdorf einen sehr
großen Standortnachteil gibt, nämlich den, dass wir eine
solche Bundesregierung haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Schluss möchte ich noch eines sagen: Man stelle

sich einmal vor, wir hätten eine andere Regierungskoali-
tion und Sie wären nicht an der Regierung.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Das können wir uns gar nicht vorstellen!)


Was würden Sie denn dann sagen, Herr Staffelt und Herr
Schmidt, wenn vor dem Hintergrund des großen Pro-
blems, dass der Osten Deutschlands in Gefahr steht, nicht
mehr mitzukommen, eine solche Situation entstanden
wäre? Wenn dann eine solche Tartarennachricht hinzu-
kommt, dann muss man doch mit allem Nachdruck sagen:
Wenn hier nicht Entscheidendes getan wird und nicht klar
Flagge gezeigt wird, dann droht einer der letzten Leucht-
türme im Osten Deutschlands auszugehen. Deshalb sage
ich Ihnen: Ermannen Sie sich! Tun Sie etwas und lassen
Sie die Menschen nicht allein!


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Sprechblasen! Sie sprechen wider besseres Wissen! Das ist das Allerschlimmste, Herr Fink, was man Ihnen vorwerfen muss! Schauen Sie sich einmal an, was Sie in Ihrer Zeit der Verantwortung sowohl in Berlin als auch hier im Bund getan haben! Tun Sie nicht so, als würden Sie unmittelbar in unternehmerisches Handeln eingreifen! – Gegenruf des Abg. Ulf Fink [CDU/CSU]: Herr Staffelt, hätten Sie so viel wie ich getan, dann wäre es besser!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417815400
Für die
SPD-Fraktion spricht die Kollegin Dr. Margrit Wetzel.


Dr. Margrit Wetzel (SPD):
Rede ID: ID1417815500
Herr Präsident! Liebe Kol-
leginnen und Kollegen! Die Ängste der Beschäftigten in
Hennigsdorf sind absolut real und verständlich, weil sie in
der Vergangenheit, in den letzten Jahren einen dramati-
schen Personalabbau erleben mussten. Viele der Hennigs-
dorfer sind von diesen Umstrukturierungen, die sich über
Jahre hingezogen haben, ganz konkret betroffen gewesen.
Dass sie deshalb vor jeder Veränderung, die den Standort
bedroht, Angst haben, ist völlig klar.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir müssen uns auch fragen, ob es von der „FAZ“ ver-

antwortlich war, den diesbezüglichen Bericht zu veröf-
fentlichen. Denn alle unsere Recherchen haben keine der
dort aufgestellten Behauptungen bestätigt. Insofern muss
man an dieser Stelle auch einmal die Verantwortung der
Medien hinterfragen,


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Das sieht der Ministerpräsident von Brandenburg ganz anders!)


manchmal auch die Art und Weise der parteipolitischen
Diskussion, nämlich ob hier nicht auch ein Stück weit die
Ängste der Betroffenen instrumentalisiert werden. Das
wäre absolut unredlich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulf Fink [CDU/CSU]: Der Ministerpräsident von Brandenburg ist von der SPD!)


– Ich habe das Wort, Herr Fink, und Sie halten jetzt bitte
den Mund.


(Beifall bei der SPD)

Wir nehmen die Sorgen der Betroffenen absolut ernst.

Wir wollen nicht, dass mit ihnen gespielt wird. Deshalb ist
es außerordentlich beruhigend, dass der Geschäftsführer
von Bombardier sofort auf die von den Betroffenen ge-
äußerten Sorgen reagiert und bestätigt hat, dass zurzeit
keinerlei Entscheidungen getroffen werden. Ich kann nur
daran erinnern – Herr Kutzmutz,


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Märchenstunde!)

komisch, dass Sie nicht reden durften; Herr Staffelt, Sie
wissen es auch –: Wir haben in Montreal mit der
Geschäftsführung von Bombardier über den Kauf von
Adtranz diskutiert und die haben uns klargemacht, was sie
wollen. Sie wollen, dass der Sitz ihrer Europaaktivitäten
in Berlin liegt, und zwar deshalb, weil Berlin gerade nach
der Osterweiterung – die gucken ja nun wirklich über den




Ulf Fink

17531


(C)



(D)



(A)



(B)


Tellerrand hinaus – das Herz Europas ist. Sie wollen diese
geographische Präsenz. Sie wollen die neue Antriebstech-
nik nicht mehr kaufen, sondern sie wollen sie hier selbst
produzieren. Sie haben also ein nachdrückliches Interesse
daran, den Markt von hier aus zu erobern, Marktanteile zu
gewinnen. Kostenreduzierungen beabsichtigen sie nicht,
sind nicht ihr erstes Ziel gewesen. Das ist uns mehrfach
bestätigt worden.

Die Zukunft der Schienentechnik liegt in Europa.
Wir wissen, dass die Weltauslandsmärkte – Asien, Aus-
tralien – hochinteressante Exportmärkte sind, die von
Bombardier sehr wohl gesehen werden.

Deshalb glaube ich, dass wir uns diese Perspektive an-
schauen und vor allem diese Aktuelle Stunde als Chance
nutzen sollten, den Kanadiern zu zeigen, wie stark der
Standort Hennigsdorf ist. Das wäre ein positives Signal.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie engagiert der Betriebsrat ist – die Kanadier sind in der
Lage, mit Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, zusammen
zu planen, wie sie uns überzeugend klargemacht haben –,
wie motiviert die Belegschaft ist, die zu Recht für ihre In-
teressen auf die Straße geht, das, denke ich, wird die Ka-
nadier überzeugen. Sie sehen auch die deutliche politische
Unterstützung.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Viel Glück!)

Alle Namen sind komischerweise schon von jeder Par-

tei erwähnt worden. Gestatten Sie bitte, dass ich erwähne,
dass zurzeit an Ort und Stelle neben Herrn Stolpe die ört-
liche Wahlkreisabgeordnete der SPD, Frau Krüger-
Leißner, weilt.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Da kann ja nichts mehr schief gehen!)


– Machen Sie sich doch nicht lustig darüber. Ich denke, es
ist wichtig, diese politische Überzeugung zu dokumentie-
ren, die von Ihnen doch eingefordert worden ist.

Die Kanadier können mit ihrer Neuerwerbung zufrie-
den sein. Die Umstrukturierung hat mit erheblichen In-
vestitionen ein hochmodernes Werk geschaffen. Es gibt
dort vollständige Wertschöpfungsketten mit hoher Effek-
tivität. Berlin-Brandenburg hat dort ein für die neuen
Bundesländer außerordentlich wichtiges Kompetenzzen-
trum für Schienenverkehrstechnik entwickelt und die
Bahnindustrie mit ihren Zulieferern und Dienstleistungen
ist für die nördlichen neuen Bundesländer unverzichtbar.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wenn wir uns die Auftragslage bei Adtranz und gerade

in Hennigsdorf anschauen, dann sehen wir, dass sie für
zwei Jahre komplett ausgelastet sind. Sie arbeiten jetzt
noch die Großaufträge der DB ab, die dazu führen, dass
die DB ihre Werkstätten schließt, weil sie Neubauaufträge
platziert hat. Also auch hier ist die Aufforderung an die
Bahn eigentlich überflüssig; denn sie investiert seit Mitte
der 90er-Jahre mehr als 17 Milliarden DM für Schienen-
fahrzeuge und viele weitere Milliarden sind in der mittel-
fristigen Finanzplanung vorgesehen.

Bei Konzernen dieser Größenordnung, wie wir sie bei
Bombardier haben – noch dazu, weil dieses Unternehmen
aus dem Flugzeugbau kommt –, müssen wir selbstver-
ständlich davon ausgehen, dass bei Neubauaufträgen Ar-
beitspakete zwischen Standorten ausgehandelt werden.
Es wird in Zukunft nicht mehr so sein – das kennen wir
aus dem Flugzeugbau –, dass ein kompletter Auftrag an
einen Standort geht. Verschiedene Standorte in der Bun-
desrepublik kann man vielmehr nur halten, wenn man sich
auch über Arbeitspakete verständigt. Das wird die Zu-
kunft sein. Damit muss man sich abfinden. Aber das ist
auch eine Perspektive. Es gibt nicht nur die DB als Auf-
traggeber, sondern durch die Regionalisierung auch neue
Nachfrager. Diese neuen Nachfrager müssen eingewor-
ben werden.

Wir sollten mit dieser Debatte klarstellen, dass Bom-
bardier sicher sein kann, in Hennigsdorf einen ganz star-
ken Standort mit großer politischer Unterstützung zu ha-
ben. Ich hoffe, dass dieses Signal von dieser Aktuellen
Stunde ausgeht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulf Fink [CDU/CSU]: Viel Glück!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417815600
Die Kolle-
gin Renate Blank spricht nun für die CDU/CSU-Fraktion.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Das ist gut!)



Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1417815700
Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich hoffe nicht, dass der Besuch der
Kollegin Wetzel und des Kollegen Kutzmutz der Firma
Bombardier die Freude genommen hat, in Hennigsdorf zu
investieren. Der Verkehrsminister scheint beim Bundes-
kanzler sehr schlechte Karten zu haben; denn wenn ich
höre, Herr Staatssekretär Hilsberg, dass Sie in Hennigs-
dorf nur „Viel Glück!“ wünschen und nicht, wie bei
Philipp Holzmann, etwas Geld auf den Tisch legen,


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Reden Sie Adtranz doch nicht so schlecht, wie Holzmann war!)


dann kann ich mich nur wundern über diese schlechten
Karten, die der Verkehrsminister hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben für Hennigsdorf Kompetenz aus Nürnberg

abgegeben, um Hennigsdorf zu stützen und weiter auszu-
bauen. Nürnberg hat das gut verkraftet, weil wir in Bay-
ern eine CSU-Regierung haben.


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Deswegen ist bei uns in andere Bereiche investiert wor-
den, während in Brandenburg vielleicht weniger inves-
tiert wird.

Kollegen von der PDS: Ihnen sollte der Kollege
Schmidt von den Grünen sagen, dass Herr Mehdorn be-
absichtigt, 8,5 Milliarden DM in das rollende Material zu
stecken. Wenn Sie davon gewusst hätten, hätten Sie Ihre
Aktuelle Stunde vielleicht gar nicht beantragt, denn




Dr. Margrit Wetzel
17532


(C)



(D)



(A)



(B)


mit diesem Betrag kann im Grunde genommen auch
Hennigsdorf – unter Umständen auch andere Bereiche der
Bahnindustrie – ausgelastet werden. Allerdings meint
Herr Mehdorn, es sei besser, weniger Ausbesserungs-
werke in Deutschland zu haben. Diese Meinung ist aus
unserer Sicht falsch, denn es ist ein wichtiges Argument,
dass auch neue Fahrzeuge mit längeren Laufzeiten auf
ihre Sicherheit überprüft werden müssen.

Lassen Sie mich einige Anmerkungen zur Schließung
der Ausbesserungswerke in Bayern machen. Die betroffe-
nen Mitarbeiter und die Politiker sind von dem Beschluss
des Bahnvorstands und von Herrn Mehdorn total über-
rascht worden.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht! Sie vielleicht in Nürnberg!)


– Nein, Herr Kollege Schmidt, in Nürnberg und München
sind alle von den Schließungen überrascht worden.


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hier haben wir darüber am 25. Oktober diskutiert!)


Ich höre, es gebe keine Kündigungen, da vereinbart
wurde, betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahre 2004
auszuschließen. Was machen wir dann zum Beispiel mit
den Mitarbeitern, die jünger als 43 Jahre sind, vielleicht
drei Jahre in einer Auffang- oder Transfergesellschaft be-
schäftigt worden sind und danach arbeitslos werden? Es
ist doch Heuchelei, wenn Sie sich zum Thema Arbeits-
plätze äußern.

Der Stilllegungsbeschluss ist aus meiner Sicht das Pro-
dukt rot-grüner Kungelei und eine unerträgliche Benach-
teiligung von Bayern und Sachsen. Sollen vielleicht die
CDU- oder CSU-geführten Länder ein bisschen benach-
teiligt werden? Liegt eine solche Absicht in Ihrer Politik?


(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Helmut Wilhelm [Amberg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War das zuzeiten der CDU/CSU-Regierung so üblich?)


Der Verkehrsminister drängt in seinem Schreiben nur
auf Sozialpläne. Ich glaube, er hat darüber hinaus zu die-
sem Thema keine Meinung. Im Übrigen wird er zwischen
den Stühlen von Schröder und Mehdorn total aufgerieben;
wir merken das auch in allen anderen Bereichen.


(Susanne Kastner [SPD]: Du lieber Gott, Frau Blank!)


Die Schließung des Werks in Nürnberg ist ein Skandal,
weil über Tausend Arbeitsplätze in Bayern betroffen wer-
den. Außerdem geht in Nürnberg – ein alter Eisen-
bahnknotenpunkt; zur Erinnerung: erste Eisenbahn
Nürnberg–Fürth 1835; vielleicht haben Sie das schon
vergessen – das Know-how verloren. Es sind auch enga-
gierte Mitarbeiter betroffen, die nach dem Bahnunglück
von Eschede bei den notwendigen Kontrollen, nicht zu-
letzt durch Überstunden, hervorragende Leistungen er-
bracht haben.

Das Werk Nürnberg ist bis Ende 2002 ausgelastet und
erwirtschaftet, auch nach Aussagen von Herrn Mehdorn,
seine Kosten, sogar ein bisschen mehr. Das sind die Tat-
sachen, die meine Aussage untermauern, dass sowohl der
Bahnchef als auch die Bundesregierung Politik gegen den
Süden machen.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: So ein Quatsch!)

Es gibt kein weiteres Ausbesserungswerk mehr im Süden,
weder in Bayern noch in Baden-Württemberg und auch
nicht in Sachsen, obwohl von Bayern und Baden-
Württemberg circa 28 Prozent des bundesdeutschen
Schienenpersonennahverkehrs gestellt werden. Merken
Sie sich das bitte.

Jetzt kommt noch ein kleines Bonmot: Neben den
Schließungen gibt es auch eine interessante Erweiterung
eines Ausbesserungswerkes. Ausgerechnet in Kassel wird
ein Werk erweitert. Wenn man sich vor Augen führt, dass
Kassel die Heimat des Bundesfinanzministers ist, ist diese
Tatsache durchaus interessant.


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)

Ein letztes Wort zur SPD: Warum behandeln Sie in Ih-

rer Fraktion die Abgeordneten aus Bayern eigentlich so
schlecht? Sie stellen sich hin und sagen, Sie seien über
den Beschluss traurig, dass in Bayern Ausbesserungs-
werke geschlossen würden. Sie kommen Ihren Kollegen
aus Bayern überhaupt nicht entgegen. Ich finde, es
ist schon ein bisschen beschämend, dass Sie die SPD in
Bayern im Regen stehen lassen.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Das kann man jetzt so nicht sagen!)


Ich wiederhole: Es ist ein strammer Kurs gegen Bayern
und Sachsen, der zur Benachteiligung von Bayern und
Sachsen führt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Billiger geht es nicht, Frau Kollegin!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417815800
Als letzter
Redner dieser Aktuellen Stunde erhält der Kollege
Werner Labsch für die SPD-Fraktion das Wort.


Werner Labsch (SPD):
Rede ID: ID1417815900
Herr Präsident! Meine Da-
men und Herren! Lokomotivbau Hennigsdorf, Schienen-
technik Hennigsdorf – nach der Wende eine Geschichte der
Ungewissheit, aber auch eine Geschichte des High-tech,
des weltweit führenden Know-hows. Wir sprechen heute
nicht über diese beiden Dinge, aber über den Standort.


(Susanne Kastner [SPD]: Ja, Frau Blank, Recht hat er, der Kollege Labsch! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Kein Widerspruch!)


Sie können davon ausgehen, dass sich die Bundesregie-
rung, vor allem aber die betroffenen Länder Berlin und
Brandenburg sehr wohl der Bedeutung und der Tragweite
des bestehenden Problems Hennigsdorf bewusst sind.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Das will ich doch hoffen!)





Renate Blank

17533


(C)



(D)



(A)



(B)


Sie sind sich dessen nicht nur bewusst, sondern sind auch
aktiv und tun etwas. Ich komme darauf noch zurück.


(Zustimmung bei der SPD)

Eine öffentliche Debatte zu führen, halte ich persönlich

nicht immer für ratsam. Was kommt am Ende meistens
heraus? Herzliche Ratlosigkeit oder heiße Luft sowie
– dies habe ich nicht nur heute, aber heute in besonderer
Weise festgestellt – hässliche Verleumdungen, Falschdar-
stellungen, Panikmache.


(Beifall bei der SPD – Renate Blank [CDU/ CSU]: Bis 1989 habt ihr das hervorragend beherrscht!)


Ich will diese Aktuelle Stunde nutzen, um von diesem
Pult aus der Belegschaft in Hennigsdorf die Solidarität der
SPD-Bundestagsfraktion und die Unterstützung bei der
Sicherung ihrer Arbeitsplätze auszusprechen.


(Beifall bei der SPD – Ulf Fink [CDU/CSU]: Jetzt aber ein bisschen Butter bei die Fische!)


Ich möchte Ihnen kurz die augenblickliche Lage, wie
ich sie kenne, darlegen.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Die kennen wir!)

– Ich komme noch darauf zurück. – Wir haben zurzeit eine
unbefriedigende und sorgenvolle Situation. In der Ge-
werkschaft ist Kampf angesagt, aber keine Panik. Die
verbreiten Sie hier; dafür sind Sie zuständig.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Nein, Ministerpräsident Stolpe von der SPD hat das selbst als dramatisch bezeichnet!)


Bei der Genehmigung durch die Europäische Kom-
mission zur Übernahme von Adtranz durch Bombardier
hat Bombardier umfangreiche Zusagen abgegeben. Da-
runter sind zwei wesentliche Zusagen – damit werden
weniger wir uns, sondern mehr die handelnden Personen
sich befassen müssen –, nämlich die Veräußerung von
Anteilen aus dem Gesamtgeschäft sowie die Abnah-
megarantien für die Zulieferer. Die Zusagen sind ins-
besondere gegenüber der Firma Stadler gemacht worden.
Sie sind für den Standort Hennigsdorf von großer Bedeu-
tung. Betroffen sind die beiden Produktionslinien Regio-
shuttle, also die Gelenktriebwagen, und Variotram, die
beide an Stadler gehen. Mit der Abgabe wird wahrschein-
lich ein Stück Zukunftstechnologie von Hennigsdorf
weggehen. Das bedauern wir sehr.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Das wissen wir doch!)

Bisher hat sich Bombardier nicht zur Zukunft der

deutschen Standorte, also auch nicht zu Hennigsdorf
geäußert. In einem Gespräch mit dem brandenburgischen
Wirtschaftsminister Dr. Fürniß hat der Präsident von
Bombardier Transportation, Herr Lortie, jedoch betont,
dass das Werk Hennigsdorf nicht geschlossen werde, weil
das dort vorhandene Know-how für das Unternehmen
unverzichtbar sei. Recht hat er. An welchen Standorten
allerdings und in welchem Umfang die Produktions-
kapazitäten aufrechterhalten werden, werde er im zweiten
Quartal verkünden.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [F.D.P.]: Das ist bald zu Ende!)


Das zweite Quartal dauert noch knapp eine Woche. Aus
diesem Grund hat die Belegschaft Recht, wenn sie sich
meldet und diese Entscheidung einklagt. Das ist legitim
und richtig. Wenn der Betriebsrat verlangt, dass sie das
gleiche Recht wie Aachen und auch eine Standortgarantie
haben möchten, dann ist das in Ordnung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Unternehmen hat weiterhin mitgeteilt, dass es
weltweit unter dem Namen „Bombardier Transportation“
agieren werde, und zwar in sieben Geschäftsbereichen mit
klar definierter geographischer und produktionsbezo-
gener Gliederung. Der Hauptsitz von Bombardier Trans-
portation sei nach wie vor Montreal; die Europazentrale
allerdings werde in Berlin sein.


(Zurufe von der CDU/CSU)

– Ich sage das, um Ihren chaotischen Zustand endlich zu
beheben. Dass Bombardier Zukunft hat, dafür setzen wir
uns ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulf Fink [CDU/CSU]: Aber wie denn? Erzählen Sie doch endlich etwas! – Susanne Kastner [SPD]: Zuhören, Herr Fink! – Ulf Fink [CDU/CSU]: Er sagt nichts! Gar nichts! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Wir haben jetzt über eine Stunde Aktuelle Stunde, ohne dass uns etwas gesagt worden ist!)


Nun könnten wir wie Sie in Spekulationen verfallen.
Ich tue das nicht. Richtig ist, dass sich in erster Linie die
brandenburgische Landesregierung um den Erhalt der
Arbeitsplätze bemüht. Es ist sichtbar, dass neben dem Mi-
nisterpräsidenten Stolpe und Wirtschaftsminister Fürniß
auch unsere Kollegin Leisler Kiep – –


(Heiterkeit – Zuruf von der CDU/CSU: Den können Sie gerne haben!)


– Angelika Krüger-Leißner. Ein Trauma!

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417816000
Ich gebe
Ihnen eine Minute länger.


Werner Labsch (SPD):
Rede ID: ID1417816100
Herr Fink, jetzt werde ich
konkret. Ich habe nämlich zwei Funksprüche empfangen:
Herr Fink ist überhaupt nicht gesehen worden und Herr
Eppelmann hat eine traurige Rede gehalten, die nur Wi-
derwillen erzeugt hat.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Herr Labsch, erzählen Sie doch endlich einmal, was Sie für Hennigsdorf tun wollen! – Gegenruf des Abg. Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Lassen Sie ihn doch einmal ausreden, verdammt noch mal!)


Der Ministerpräsident Brandenburgs hat ein Angebot
gemacht. Wenn Sie da gewesen wären, wie Sie behaupten,
dann hätten Sie das gehört. Er hat vor 1 000 Mitarbeitern
das Angebot gemacht, dass das Land Brandenburg – es ist
eigentlich arm genug – zum Erhalt des Standortes und zur




Werner Labsch
17534


(C)



(D)



(A)



(B)


Fortführung der Produktion an diesem Standort den
Testring – –


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Was tut die Bundesregierung?)


– Den Testring bezahlen! Das darf doch nicht wahr sein.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS – Ulf Fink [CDU/CSU]: Das ist das Land Brandenburg, nicht die Bundesregierung!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417816200
Herr Kol-
lege, Sie müssen jetzt aber langsam zum Ende Ihrer Rede
kommen.


Werner Labsch (SPD):
Rede ID: ID1417816300
Dies, Herr Fink, ist prakti-
zierte Hilfe. Dies ist tätige Solidarität.


(Ulf Fink [CDU/CSU]: Sie sind hier im Bundestag!)


Die Entscheidungen allerdings – das wissen auch Sie –
werden letztlich im Unternehmen getroffen. Wir mahnen

mit der Belegschaft die Entscheidungen an, die in diesem
Quartal zu treffen der Präsident von Bombardier sich
selbst verpflichtet hat.

Ich wiederhole, Herr Fink, für Sie: Die Brandenburger
Regierung finanziert den Testring. Das ist eine konkrete
Aussage – wahrscheinlich zu hoch für Sie.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS – Ulf Fink [CDU/ CSU]: Unglaublich! Viel Glück!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417816400
Mit diesem
Beitrag ist die Aktuelle Stunde beendet. Es war fast ein
doppelter Beitrag; aber Sie waren ja durch die Opposition
herausgefordert.

Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-

tages auf morgen, Donnerstag, den 28. Juni, 9 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.