Protokoll:
14175

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 14

  • date_rangeSitzungsnummer: 175

  • date_rangeDatum: 20. Juni 2001

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:44 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Wahl des Abgeordneten Hans Peter Schmitz (Baesweiler) als ordentliches Mitglied in den Vermittlungsausschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17179 A Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Fünfter Be- richt des Arbeitsstabes Europäische Wirt- schafts- und Währungsunion: „Die Ein- führung des Euro in Gesetzgebung und öffentlicher Verwaltung“ . . . . . . . . . . . . . . . 17179 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 17179 B Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 17180 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . 17180 C Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 17181 D Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 17182 A Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 17182 C Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 17182 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 17182 D Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 17183 A Dr. Bernd Protzner CDU/CSU . . . . . . . . . . . 17183 C Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 17183 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 17184 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . 17184 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 17184 D Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 17184 D Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 14/6272) . . . . . . . . . . . . . . . 17185 A Jürgen Koppelin F.D.P. (zur GO) . . . . . . . . . 17195 C Herkunft der Parteispenden von Bundesjustiz- ministerin Dr. Däubler-Gmelin an die SPD MdlAnfr 1 Andreas Schmidt (Mülheim) Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 17185 B ZusFr Andreas Schmidt (Mülheim) CDU/CSU 17185 B ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17185 C ZusFr Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . 17185 D ZusFr Werner Siemann CDU/CSU . . . . . . . . . 17186 A Einschätzung der Konjunkturentwicklung in den neuen Bundesländern, insbesondere durch die Handwerkskammer Chemnitz MdlAnfr 2 Dr. Klaus Grehn PDS Antw PStSekr Siegmar Mosdorf BMWi . . . . . 17186 B ZusFr Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . 17186 D Einschätzung der Konjunkturentwicklung in den neuen Bundesländern durch verschiedene Handwerkskammern MdlAnfr 3 Dr. Klaus Grehn PDS Antw PStSekr Siegmar Mosdorf BMWi . . . . . 17187 C ZusFr Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . 17187 D Verwendung von Produkten aus organischem Landbau in den Kantinen der Bundesministe- rien, insbesondere derjenigen des BMVEL MdlAnfr 4 Gudrun Kopp F.D.P. Plenarprotokoll 14/175 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 175. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001 I n h a l t : Antw PStSekr Matthias Berninger BMVEL . . 17188 A ZusFr Gudrun Kopp F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 17188 B Vereinbarkeit der Mitgliedschaft von Kabi- nettsmitgliedern in der Humanistischen Union angesichts der Kritik der HU am Kosovo-Ein- satz MdlAnfr 10 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . 17189 B ZusFr Werner Siemann CDU/CSU . . . . . . . . 17189 B Behandlung der Vorschläge des Fragestellers zur EU-Übernahmerichtlinie durch die Bun- desregierung MdlAnfr 11 Heinrich-Wilhelm Ronsöhr CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17189 D ZusFr Heinrich-Wilhelm Ronsöhr CDU/CSU 17190 A Verlagerung des für die Bundesvermögens- so- wie die Zoll- und Verbrauchsteuerabteilung der OFD Karlsruhe zuständigen Service-Centers von Freiburg nach Saarbrücken MdlAnfr 12 PeterWeiß (Emmendingen) CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17190 D ZusFr Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 17190 D Auswirkungen der Verlagerung des für die Bundesvermögens- sowie die Zoll- und Ver- brauchsteuerabteilung der OFD Karlsruhe zu- ständigen Service-Centers von Freiburg nach Saarbrücken MdlAnfr 13 PeterWeiß (Emmendingen) CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17191 B ZusFr Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 17191 C Versteuerung der Leistungen der freien Heil- fürsorge für Soldaten MdlAnfr 14 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17192 A Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 17192 C ZusFr Werner Siemann CDU/CSU . . . . . . . . 17192 A Finanzielle Hilfen für Berlin bei Abschluss ei- nes anderen Bündnisses der SPD mit den im Senat vertretenen Parteien als jenem mit der CDU MdlAnfr 15 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 17192 C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 17193 A Zweckentfremdeter Einsatz von ABM-Kräften des Hamburger „Vereins zur Betreuung von Arbeitslosen“ MdlAnfr 16 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . . 17193 C Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17195 C Antw BMin Walter Riester BMA . . . . . . . . . . 17196 C ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . 17193 C ZusFr Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 17194 A ZusFr Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 17194 C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 17195 B ZusFr Dr. Klaus Grehn PDS (hier Meldung zur GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17196 A ZusFr Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . 17196 B ZusFr Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 17196 C ZusFr Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU 17196 D ZusFr Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . 17197 A Zweckentfremdeter Einsatz von ABM-Kräften des Hamburger „Vereins zur Betreuung von Arbeitslosen“ MdlAnfr 17 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw BMin Walter Riester BMA . . . . . . . . . . 17197 B ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . 17197 B ZusFr Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 17198 A ZusFr Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . 17198 A ZusFr Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . 17198 B ZusFr Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 17198 C ZusFr Anke Hartnagel SPD . . . . . . . . . . . . . . 17198 D ZusFr Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 17199 A ZusFr Doris Barnett SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 17199 B ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 17199 C ZusFr Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . 17200 A ZusFr Renate Rennebach SPD . . . . . . . . . . . . 17200 A ZusFr Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . . . . . . 17200 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001II ZusFr Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU 17200 C ZusFr Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . 17201 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17201 B ZusFr Dr. Bernd Protzner CDU/CSU . . . . . . 17201 B Bau einer vierspurigen Straßenverbindung von Prag über Karlsbad und Eger bis zur deutsch- tschechischen Grenze durch Tschechien MdlAnfr 20 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17201 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 17201 D ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17202 B ZusFr Dr. Bernd Protzner CDU/CSU . . . . . . 17202 C Planungen für den Lückenschluss zwischen der A 93 und der A 9 MdlAnfr 21 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17202 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 17203 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17203 B Beginn des Baus der vierspurigen Verbindung zwischen Schirnding/Landesgrenze und der A93 MdlAnfr 22 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17203 C ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17203 D Stärkung des Schienen-West-Verkehrs nach der EU-Osterweiterung; Vorlage eines ent- sprechenden Konzepts durch die Bundesre- gierung MdlAnfr 23 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17204 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17204 B Vorlage eines Verkehrsprojekts „Europäische Osterweiterung“ MdlAnfr 24 Dr. Bernd Protzner CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17204 D ZusFr Dr. Bernd Protzner CDU/CSU . . . . . . 17204 D Infrastrukturmittel für Verkehrsprojekte „Europäische Osterweiterung“ MdlAnfr 25 Dr. Bernd Protzner CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17205 A ZusFr Dr. Bernd Protzner CDU/CSU . . . . . . 17205 B ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17205 C ZusFr Harmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 17205 D Unterstützung des Aufrufs gegen ein Bündnis der SPD mit der PDS durch Regierungsmit- glieder MdlAnfr 27 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17206 B ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 17206 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17206 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17206 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 17207 A Anlage 2 Technisch bedingter Neudruck eines Redebei- trags (174. Sitzung, Seite 17170 f.) . . . . . . . . 17207 D Anlage 3 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Postgesetzes (174. Sitzung, Tagesordnungspunkt 25) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17208 C Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17208 C Anlage 4 Freiwillig Wehrdienst unter zwei Jahre leis- tende Wehrpflichtige mit Ausbildung für den Auslandseinsatz MdlAnfr 5 Günther Friedrich Nolting F.D.P. Antw PStSekr Brigitte Schulte BMVg . . . . . . 17209 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001 III Anlage 5 Auswirkungen der zwischen Bundeswehr und Wirtschaft 1999 geschlossenen Vereinbarun- gen auf Auftragserteilungen an Unternehmen MdlAnfr 6 Günther Friedrich Nolting F.D.P. Antw PStSekr Brigitte Schulte BMVg . . . . . . 17209 B Anlage 6 Stellung der Biomasse bezüglich Genehmigun- gen in der europäischen UVP-Richtlinie im Vergleich zu fossilen Brennstoffen MdlAnfr 9 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr’in Gila Altmann BMU . . . . . . . 17209 C Anlage 7 Unsachgemäße Verwendung der Mittel der Bundesanstalt für Arbeit durch den Hamburger „Verein zur Betreuung von Arbeitslosen- und -selbsthilfegruppen“ MdlAnfr 18, 19 Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . . 17209 D Anlage 8 Nationale Regelung für den Betrieb von Schif- fen bis 500 BRZ (zum Beispiel Schlepper) ohne STCW-Patent MdlAnfr 26 Dietrich Austermann CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 17210 B Anlage 9 Weigerung der Arbeitgeberverbände zur Ein- führung von selbstverpflichtenden Regelungen zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern; Ursachen für die Be- nachteiligung von Frauen im Arbeitsleben MdlAnfr 7, 8 Ina Lenke F.D.P. Antw PStSekr’in Dr. Edith Niehuis BMFSFJ 17210 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001 Hartmut Koschyk 17206 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 174. Sitzung, Seite 17146 (C), erster Absatz: Statt „Birgit Homburger“ ist „Rainer Funke“ zu lesen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001 17207 (C) (D) (A) (B) Adam, Ulrich CDU/CSU 20.06.2001* Behrendt, Wolfgang SPD 20.06.2001* Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 20.06.2001 Bodewig, Kurt SPD 20.06.2001 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 20.06.2001 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 20.06.2001 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 20.06.2001* Dr. Doss, Hansjürgen CDU/CSU 20.06.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 20.06.2001 Peter Dr. Guttmacher, F.D.P. 20.06.2001 Karlheinz Haack (Extertal), SPD 20.06.2001* Karl-Hermann Hornung, Siegfried CDU/CSU 20.06.2001* Hörster, Joachim CDU/CSU 20.06.2001* Kasparick, Ulrich SPD 20.06.2001 Klappert, Marianne SPD 20.06.2001 Lintner, Eduard CDU/CSU 20.06.2001* Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 20.06.2001 DIE GRÜNEN Lotz, Erika SPD 20.06.2001 Dr. Lucyga, Christine SPD 20.06.2001* Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 20.06.2001* Erich Müller (Berlin), PDS 20.06.2001* Manfred Müller (Völklingen), SPD 20.06.2001 Jutta Neuhäuser, Rosel PDS 20.06.2001 Nietan, Dietmar SPD 20.06.2001 Onur, Leyla SPD 20.06.2001* Dr. Pfaff, Martin SPD 20.06.2001 Raidel, Hans CDU/CSU 20.06.2001 von Renesse, Margot SPD 20.06.2001 Sauer, Thomas SPD 20.06.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 20.06.2001 Schloten, Dieter SPD 20.06.2001* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 20.06.2001 Christian von Schmude, Michael CDU/CSU 20.06.2001* Siebert, Bernd CDU/CSU 20.06.2001* Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 20.06.2001 DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 20.06.2001 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 20.06.2001 Wieczorek-Zeul, SPD 20.06.2001 Heidemarie Wiese (Hannover), SPD 20.06.2001 Heino Wiesehügel, Klaus SPD 20.06.2001 Zapf, Uta SPD 20.06.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 20.06.2001* * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Technisch bedingter Neudruck eines Redebeitrages (174. Sitzung, Seite 17170 f.) Dirk Manzewski (SPD): Mit ihrem Antrag greift die F.D.P. ein aktuelles urheberrechtliches Problem auf und beschäftigt sich mit der Frage nach den Vergütungsrege- lungen für private Vervielfältigungen im digitalen Um- feld. Sie verbindet dies gleich mit der Aufforderung an die Bundesregierung, insoweit deren so genannten 2. Vergü- tungsbericht zu ergänzen. Sosehr ich mich einerseits darüber freue, dass die F.D.P. sich offenbar intensiv mit diesem Thema und dem Vergütungsbericht der Bundesregierung auseinander setzt, komme ich andererseits nicht umhin, in diesem Zu- sammenhang darauf hinzuweisen, dass es der F.D.P., die sich ja neben meiner Fraktion seit längerem engagiert mit dem Urheberrecht beschäftigt, in der Vergangenheit in Regierungsverantwortung selbst nicht gelungen ist, die damalige Bundesregierung zu solchen Vergütungsberich- ten zu bewegen. Ich erinnere nur daran, dass bereits mit der Urheberrechtsnovelle von 1985 eigentlich festgelegt worden war, alle drei Jahre einen solchen Vergütungs- entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht bericht vorzulegen. Lediglich 1989 kam die alte Bundes- regierung dem jedoch nach – angesichts der rasanten Ent- wicklung im Bereich der neuen Technologien für mich ein grob fahrlässiges Verhalten. In der Sache selbst stellt die F.D.P. zu Recht fest, dass dem Urheber für jede Nutzung seiner Werke eine ange- messene Vergütung zusteht. Dies entspricht genau der Po- litik der Bundesregierung, die ja nicht zuletzt auch deshalb zum Beispiel eine Änderung des Urhebervertragsgesetzes anstrebt. Und genau deshalb ist es natürlich nur recht und billig, auch die neuen Vervielfältigungstechniken und die dazu- gehörigen Trägermedien im digitalen Bereich – wenn sie es denn nicht schon sind – in das bestehende Vergütungs- system einzubeziehen. Ich möchte jedoch nicht unerwähnt lassen, dass eine angemessene Vergütung in der Regel durch das geltende duale Vergütungssystem, das heißt durch die Gerätever- gütung als Grundvergütung und die Betreibervergütung als so genannte nutzungsorientierte Vergütung, gewähr- leistet wird. Da eine Erfassung der veräußerten Geräte beim Endverbraucher als potenziellem Nutzer der ur- heberrechtlich geschützten Werke nur mit einem unver- hältnismäßigen Aufwand erfolgen könnte und analoge Vervielfältigungen zumindest zurzeit noch nicht kontrol- lierbar sind, ist die Vergütungspflicht derzeit auch noch zu Recht den Herstellern und Importeuren auferlegt worden. Natürlich wäre es sachgerechter, wenn am Ende statt pauschaler Vergütungen Individuallizenzen stünden. Die Möglichkeiten hierzu liegen derzeit aber einfach noch nicht vor. Die so genannten DRM-Systeme sind zwar in der Entwicklung, aber eben noch nicht marktreif. Offizi- ell gibt die eine oder andere größere Firma zwar hin und wieder an, dass dies bereits in ein bis zwei Jahren der Fall sein wird. Von Fachleuten wird dies jedoch bezweifelt. Hier wird insoweit eher ein Zeitraum von vier bis fünf Jahren für realistisch gehalten – und dies auch nur dann, wenn es bis dahin gelingt, die DRM-Systeme vor Com- puterhackern sicher zu schützen. Eine weitere – aber nicht zu unterschätzende – Unbe- kannte ist im Übrigen die Kundenakzeptanz. Nur wenn der Kunde bereit ist, für jede tatsächlich gezogene Nutzung auch zu zahlen, wird sich das DRM-System durchsetzen. Inwieweit die Höhe der gegenwärtigen Vergütungs- sätze, die bereits im Jahr 1985 festgesetzt worden und bis heute unverändert geblieben sind, allerdings noch ange- messen ist, bedarf dabei einer genauen Überprüfung. Dies ist von der Bundesregierung im Übrigen auch erkannt worden, die in ihrem Vergütungsbericht dementsprechend hierauf hingewiesen hat. Anders als die F.D.P. halte ich es in diesem Zusam- menhang aber für dringend notwendig, die Art der Fest- setzung der Vergütungssätze zu ändern. Bislang kann dies nur durch ein förmliches Gesetz erfolgen. Das Ergebnis hiervon ist eine nicht mehr zeitgemäße Starrheit der Ver- gütungssätze, die der technischen Entwicklung nicht mehr gerecht wird. Neben einer regelmäßigen Überprü- fung der Vergütungssätze sollte die Regelung deshalb flexibler gefasst werden. Dies könnte zum Beispiel per Verordnung erfolgen, wozu das Urheberrecht dann zwin- gend ermächtigen müsste. Einig sind wir uns darüber, dass die Vergütungsrege- lungen in der EU harmonisiert werden müssen. Da die Vergütungsregelungen in den EU-Mitgliedstaaten unein- heitlich sind, besteht insbesondere zum Nachteil deut- scher Händler, die ordnungsgemäß Vergütung entrichten, eine Wettbewerbsverzerrung. Leider ist es offenbar so, dass die EU-Kommission die Frage der Harmonisierung nur – um es vorsichtig auszudrücken – zurückhaltend be- handelt. Die Bundesregierung hat in ihrem Vergütungsbe- richt jedoch selbst darauf hingewiesen, sich hierfür vehe- ment einzusetzen. Darin ist sie zu unterstützen. Aufgrund der Gemengelage ist ihr dabei zuzugestehen, dass dies ein schwieriges und langwieriges Unterfangen ist. Gerade deshalb bleibt aber festzuhalten, dass aufgrund des Harmonisierungsbedarfs innerhalb der EU nationale Gesetze und Alleingänge vielfach nicht mehr die Lösung sein können. Anlage 3 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zurBeratung des Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Postgesetzes (174. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 25) Rainer Funke (F.D.P.): Den Gesetzentwurf der Bun- desregierung zur Verlängerung des Postmonopols werden wir Liberalen entschieden bekämpfen. Noch Ende 1997 haben die Sozialdemokraten im Vermittlungsausschuss zugestimmt, dass das Postmonopol zum 31. Dezember 2002 ausläuft. Die Sozialdemokraten haben damit auch bei Investoren und Kunden auf dem Gebiet der Post- dienstleistungen und beim Bürger Vertrauenstatbestände geschaffen, die es zu respektieren gilt. Und zwar nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern auch um der politischen Glaubwürdigkeit willen. Seit 1997 haben sich die Ver- hältnisse auf dem Postmarkt nicht so verändert, dass das Postmonopol der Post AG aus übergeordneten Gründen verlängert werden muss. Im Gegenteil: Die Deutsche Post AG hat sich unter der Leitung ihres Vorstandsvorsitzen- den Dr. Klaus Zumwinkel zu einem weltweit operieren- den und anerkannten Wettbewerber entwickelt. Und Herr Dr. Zumwinkel hat jüngst festgestellt: „Wir sind auf dem Weg zum Global Player Nummer eins ein gutes Stück vorangekommen“. Die Post AG ist ein modernes Dienstleistungs- und ein hervorragend aufgestelltes Logistikunternehmen. Sie ist inzwischen teils privatisiert, kann sich so Eigenkapital an der Börse beschaffen. Sie braucht nicht das Schutzschild des Monopols. Die Post AG ist allein überlebensfähig. Als Exmonopolist würde sie auch bei Aufhebung des Mono- pols jahrzehntelang eine beherrschende Stellung am Post- markt behalten. Ordnungspolitisch ist, worauf die Kolle- gin Hustedt von den Grünen bei der vorherigen Debatte zu diesem Thema im Deutschen Bundestag zu Recht hin- gewiesen hat, die Verlängerung des Monopols ein Sün- denfall. Und dies ist keine lässliche Sünde, sondern eine schlimme Sünde. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die- ses Gesetz aus einem Hause kommt, das der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet sein sollte. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 200117208 (C) (D) (A) (B) Wir haben bei der Privatisierung der Deutschen Tele- kom und der Liberalisierung dieser Telekommunikati- onsmärkte gesehen, wie sehr der Verbraucher, aber auch die jeweiligen Telekommunikationsunternehmen ein- schließlich der Telekom AG davon profitieren, dass es keine Monopole, sondern Wettbewerb gibt. Der Verbrau- cher profitiert über günstigere Preise und bessere Leis- tungen von der Marktöffnung. Die Unternehmen haben insgesamt mehr Arbeitnehmer eingestellt, als vor der Marktöffnung tätig gewesen sind, und durch Innovatio- nen undWettbewerb boomt der Markt. Nirgendwo gibt es so viele Chancen am Markt wie im Bereich der Tele- kommunikation. Dieser Gesetzentwurf der Bundesregierung verstößt nicht nur in grober Weise gegen die eigenen ordnungspoli- tischen Grundsätze, sondern auch gegen Verfassungsrecht. Art. 87 f. GG sieht ausdrücklich vor, dass die Dienstleis- tungen der Post als privatwirtschaftliche Tätigkeiten und im Wettbewerb mit anderen privaten Anbietern erbracht wer- den sollen. Da kann man auch nicht über Übergangsfristen diskutieren; denn die Übergangsfrist ist ausdrücklich durch das Ergebnis des Vermittlungsausschusses im Jahre 1997 auf fünf Jahre festgelegt worden. Insoweit verstößt das Gesetz auch gegen den Grundsatz der Gewerbefreiheit des Art. 12 GG. Ich kann nur alle Investoren ermuntern, auch wegen des Enteignungscharakters des Gesetzes, gegen den Bundeswirtschaftsminister zu klagen, dennArt. 14 des Grundgesetzes ist zumindest dann verletzt, wenn im Ver- trauen auf den Bestand des Postgesetzes Investitionen getätigt worden sind, die nun für die Katz sind. Mancher wird mit uns Liberalen dann sagen, was ich noch als junger Student bei der Demonstration gegen die Notstandsgesetze skandiert habe: „Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten!“ Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (F.D.P.) (Drucksache 14/6272, Frage 5): Wie viele freiwillig Wehrdienst leistende Wehrpflichtige mit einer Verpflichtungszeit unter zwei Jahren sind zurzeit in der Bun-deswehr tätig, und wie viele davon verfügen über eine Ausbildung,die sie für einen mehrmonatigen Auslandseinsatz befähigen? Mit Stand Mai 2001 leisten insgesamt 22 790 Wehr- pflichtige ihren Wehrdienst als freiwillig zusätzlichen Wehrdienst Leistende. Von diesen sind 17 043 beim Heer, 3 494 bei der Luftwaffe und 2 253 bei der Marine. Zur Vor- bereitung auf einen Auslandseinsatz durchlaufen alle Sol- daten, die dafür ausgewählt wurden, eine mehrwöchige spezielle Ausbildung, dies gilt auch für die Gruppe der freiwillig zusätzlichen Wehrdienst Leistenden. Anlage 5 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (F.D.P.) (Drucksache 14/6272, Frage 6): Aus wie vielen der zwischen Bundeswehr und Wirtschaft im Jahr 1999 geschlossenen Vereinbarungen sind konkrete Aufträge an die beteiligten Unternehmen erwachsen, und in welchen Bran- chen arbeiten diese Unternehmen? Die Firmen, die dem Rahmenvertrag beitreten, werden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ihre Mitglied- schaft keine direkten Vorteile zur Folge hat. Der Rahmen- vertrag dient nicht der Vergabe von konkreten Aufträgen an die beteiligten Firmen. Die Vergabe von Aufträgen er- folgt weiterhin ausschließlich im Wettbewerb. Die Aus- schreibung wird im Bundesausschreibungsblatt und im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft veröffentlicht. Damit kann ein direkter Zusammenhang zwischen der all- gemeinen Vereinbarung des Rahmenvertrages und kon- kreten Aufträgen nicht hergestellt werden. Anlage 6 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gila Altmann auf die Frage des Abgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 14/6272, Frage 9): Treffen Informationen zu, dass in der Europäischen UVP- Richtlinie (UVP: Umweltverträglichkeitsprüfung), die auch na- tionales Recht wird, Biomasse im Hinblick auf Genehmigungen schlechter gestellt wird als fossile Brennstoffe, was bedeutet, dass künftig mehr Gutachten etc. notwendig werden, und wenn ja, was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu tun? Weder die ursprüngliche europäische Richtlinie über die Umweltverträglichkeitsprüfung aus dem Jahre 1985 noch die UVP-Änderungsrichtlinie aus dem Jahre 1997 verwendet den Begriff „Biomasse“. Bei Zugrundelegung der Rechtsdefinition von Biomasse in der beschlossenen, aber noch nicht in Kraft getretenen, Verordnung über die Erzeugung von Strom aus Biomasse kann die Energiege- winnung aus Biomasse jedoch der UVP-Richtlinie unter- fallen. Einschlägig sind hierfür in erster Linie die Vor- habenkategorien der „Wärmekraftwerke und anderer Verbrennungsanlagen mit einer Wärmeleistung von min- destens 300 MW“ nach Anhang I Nr. 2, erster Anstrich der UVP-Richtlinie bzw. der „Anlage der Industrie zur Erzeugung von Strom, Dampf und Warmwasser“ nach Anhang II Nr. 3 a) der UVP-Richtlinie. Diese Vorhabenkategorien des europäischen Rechts differen- zieren nicht nach der Art der für die Energiegewinnung aus Verbrennung genutzten Stoffe. Insofern besteht aus Sicht der Bundesregierung nach der europäischen UVP- Richtlinie keine Schlechterstellung von Biomasse als Brennstoff für die Energieerzeugung gegenüber fossilen Brennstoffen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen der Abgeordneten Birgit Schnieber-Jastram (CDU/CSU) (Drucksache 14/6272, Fragen 18 und 19): Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, ob und wie viele Mittel der Bundesanstalt für Arbeit über das Arbeitsamt Hamburg dem „Verein zur Betreuung von Arbeitslosen- und -selbsthilfegruppen“, der nach Berichten des Nachrichtenmagazins Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001 17209 (C) (D) (A) (B) „DER SPIEGEL“ und anderer Medien die ihm aus öffentlichenKassen zugewandten Mittel höchst unsachgemäß verwandt hat,seit 1998 zugeflossen sind (bitte getrennt nach Mitteln für Ein-gliederungszuschüsse, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Struk-turanpassungsmaßnahmen und Schwerbehinderten-Förderung)? Sieht die Bundesregierung angesichts der Vorfälle in Hamburgeine Veranlassung, in ihrer Eigenschaft als Genehmigungsinstanzfür den Haushalt und über ihren maßgeblichen Einfluss im Ver-waltungsrat der Bundesanstalt für Arbeit Maßnahmen zu ergrei-fen, um die sachgemäße Verwendung, Transparenz und Effizienzder über die Arbeitsämter für arbeitsmarktpolitische Maßnahmenbereitgestellten Gelder sicherzustellen bzw. zu verbessern, undwenn nein, warum nicht? Zu Frage 18: Nach Stellungnahme der Bundesanstalt für Arbeit hat der Verein seit 1998 folgende Förderleistungen erhalten (es handelt sich hier um qualifizierte Schätzungen, da die Unterlagen über den Verein für staatsanwaltschaftliche Ermittlungen beschlagnahmt wurden): Zuschüsse zu den Lohnkosten bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen etwa 2,7 Millionen DM, Zuschüsse zu den Lohnkosten bei Strukturanpassungsmaßnahmen etwa 100 000 DM, Ein- gliederungszuschüsse rund 150 000 DM. Eine gezielte Förderung von Schwerbehinderten erfolgte nicht. Zu Frage 19: Nein. Die Arbeitsämter erhalten ihre Haushaltsmittel für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur selbstständi- gen Bewirtschaftung, um den Erfordernissen des örtli- chen Arbeitsmarktes bestmöglich gerecht werden zu kön- nen. Auf die Verteilung der Mittel durch die Arbeitsämter an die Träger arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen nimmt weder der Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Arbeit Einfluss, noch wird die Bundesregierung in die dezentrale Mittelbewirtschaftung eingreifen. In den Arbeitsämtern wird die Mittelverteilung durch den jeweiligen Verwaltungsausschuss, in dem Arbeitneh- mer, Arbeitgeber sowie die öffentliche Hand vertreten sind, festgelegt. Die Effizienz des Mitteleinsatzes hat jedes Arbeitsamt im Rahmen einer jährlich vorzulegenden Ein- gliederungsbilanz nachzuweisen. Zudem wird durch ver- schiedene Prüfinstanzen innerhalb der Bundesanstalt für Arbeit immer wieder stichprobenartig die zweckmäßige Mittelverwendung beim Einsatz des arbeitsmarktpoliti- schen Instrumentariums überwacht. Dies wird die Bun- desanstalt für Arbeit auch in Zukunft sicherstellen. Die Bundesregierung sieht daher keine Veranlassung, auf- grund von Einzelfällen darüber hinausgehende Maßnah- men zu ergreifen. Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Frage des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 14/6272, Frage 26): Beabsichtigt die Bundesregierung angesichts des Fehlens vonKapitänen mit STCW-Patent (STCW: Standard of Training, Cer- tification and Watchkeeping) durch nationale Regelungen sicher- zustellen, dass auch künftig Schiffe bis 500 BRZ/Bruttoraumzahl (zum Beispiel Schlepper) unter deutscher Flagge tätig werden können? Durch die bestehenden nationalen Regelungen der Schiffsoffizier-Ausbildungsverordnung und der Schiffs- besetzungsverordnung ist sichergestellt, dass auch künf- tig dem Tätigwerden von Schiffen unter deutscher Flagge bis BRZ 500 keine rechtlichen Hindernisse des Seeleute- Rechts entgegen stehen. Für den Bereich bis BRZ 500 gibt es ein besonderes Befähigungszeugnis für die natio- nale Fahrt. Für Schiffe bis BRZ 500 in der internationalen Fahrt gibt es das unbegrenzt geltende STCW-Patent. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Edith Niehuis auf die Fra- gen der Abgeordneten Ina Lenke (F.D.P.) (Drucksache 14/6272, Fragen 7 und 8): Welche Konsequenzen wird die Bundesregierung aus der Wei- gerung der Arbeitgeberverbände, selbstverpflichtende Regelun- gen zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern einzuführen, ziehen, um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Wirtschaft doch noch durchzusetzen? Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass die Ursachen für die Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben in erster Linie bei den Arbeitgebern und nicht etwa bei den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Kinderbetreuung, Bildung, Steuerpolitik und andere) zu suchen sind? Zu Frage 7: Die Bundesregierung hat die verfassungsrechtliche und gemeinschaftsrechtliche Pflicht, Frauen und Män- nern im Arbeitsleben nicht nur gleiche Rechte zu garan- tieren, sondern auch die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung zu fördern und auf den Abbau beste- hender Nachteile hinzuwirken (Art. 3 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, Art. 2, 3 und 141 des Amsterdamer Ver- trages). Wie ich bereits auf Ihre Fragen in der Fragestunde im Mai gesagt habe, sind zusätzliche gesetzliche Rege- lungen aus Sicht der Bundesregierung nur dann erforder- lich, wenn hinreichend konkrete Vereinbarungen mit der Wirtschaft bzw. den Sozialpartnern zur tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern im Arbeitsleben und zum Nachteilsabbau nicht zustande kommen. Die Bundesregierung wird die Gespräche mit den vier Spit- zenverbänden der Wirtschaft über Selbstverpflichtungen der Wirtschaft zu Maßnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit fortsetzen. Zu Frage 8: Nach Auffassung der Bundesregierung liegt die Pro- blemlösung keinesfalls in gegenseitigen Schuldzuwei- sungen. Die Ursachen für die andauernde Benachtei- ligung von Frauen im Arbeitsleben sind vielfältige. Dementsprechend differenziert müssen auch die Pro- blemlösungen sein. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 200117210 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417500000
Guten
Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist
eröffnet.

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, muss eine
Änderung bei der Besetzung des Vermittlungsausschusses
vorgenommen werden. Die Fraktion der CDU/CSU hat
mitgeteilt, dass der Kollege Karl-Josef Laumann als or-
dentliches Mitglied aus dem Vermittlungsausschuss aus-
scheidet und dafür der Kollege Hans Peter Schmitz

(Baesweiler) wieder eintritt. Sind Sie damit einverstan-

den? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist der Kollege
Hans Peter Schmitz (Baesweiler) als ordentliches Mit-
glied im Vermittlungsausschuss bestimmt.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen
Kabinettssitzung mitgeteilt: Fünfter Bericht des Ar-
beitsstabes Europäische Wirtschafts- und Währungs-
union: „Die Einführung des Euro in Gesetzgebung
und öffentlicher Verwaltung“.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Bundesminister der Finanzen, Hans Eichel.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417500100
Herr Prä-
sident! Meine Damen und Herren! Das Kabinett hat heute
den fünften und letzten Bericht des Arbeitsstabes Europä-
ische Wirtschafts- und Währungsunion zur Kenntnis ge-
nommen. Ich will hier über die Schwerpunkte berichten.

Erstens. In zahlreichen Euro-Einführungsgesetzen hat
der deutsche Gesetzgeber die rechtlichen Rahmenbedin-
gungen für die Einführung des Euro geschaffen. Das deut-
sche Recht wurde für den Euro geöffnet, D-Mark-Beträge
wurden im Wege der Rechtsbereinigung auf den Euro um-
gestellt. Eindeutiges Fazit des Berichts: Die öffentliche
Hand ist gut vorbereitet, der Euro kann kommen.

Mit dem Übergang zum Euro werden die Bürger steu-
erlich entlastet. Wir können natürlich nicht alles nach un-
ten abrunden, sonst haben wir Ausfälle in Milliardenhöhe.
Insgesamt haben wir Ausfälle – darauf hat sich der Ge-

setzgeber verständigt – von 358 Millionen DM. Ein Bei-
spiel für die Glättung nach unten ist der Arbeitnehmer-
pauschbetrag. Hier kommt es zu einem Steuerausfall von
210 Millionen DM. Ein anderes Beispiel sind die
Verpflegungsmehraufwendungen. Hier betragen die Ent-
lastungen 75Millionen DM. Auch bei den Aufwendungen
für das häusliche Arbeitszimmer oder beim Sparerfreibe-
trag kommt es zu einer Steuerentlastung von jeweils
10 Millionen DM.

Zweitens. Ich bin überzeugt: Wenn sich der Handel bei
der Umstellung genauso verhält, dann wird dies ein guter
Beitrag dazu sein, dass der Euro akzeptiert wird. Die im
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels zusammen-
geschlossenen Unternehmen erkennen ausdrücklich an,
dass Preistransparenz und Preisstabilität Schlüsselfakto-
ren für den erfolgreichen Übergang zum Euro darstellen.
Sie betonen zu Recht, dass die Preise im Zusammenhang
mit der Euro-Umstellung korrekt umgerechnet und nicht
erhöht werden sollen. Die Selbstverpflichtung des Einzel-
handels zur doppelten Preisauszeichnung gibt den Kon-
sumenten bereits jetzt die Gelegenheit, einen Eindruck
von den neuen Euro-Preisen zu gewinnen und damit die
neuen Euro-Preise mit den bisherigen D-Mark-Preisen
vergleichen zu können.

Mit dem Euro kann der Verbraucher Angebote – auch
über das Internet – europaweit vergleichen. Es gilt: Mehr
Transparenz und ein hohes Preisbewusstsein werden den
Wettbewerb stärken und damit für insgesamt stabile
Preise sorgen; denn dann werden wir nur noch eine ein-
zige Währung haben. Das macht es wesentlich leichter.
Verkaufspsychologische Überlegungen in Verbindung
mit einem harten Wettbewerb sprechen jedenfalls bei Din-
gen des täglichen Bedarfs sogar eher für Preisanpassun-
gen nach unten. Es kann also durchaus sein, dass bei wich-
tigen Signal- und Schwellenpreisen nicht centgenau
umgerechnet wird. Ein Beispiel: Alles, was im Super-
markt 1,99 DM kostet, entspräche nach einer genauen
Umrechnung 1,02 Euro. Es spricht einiges dafür, dass es
nicht zu einer solchen Festsetzung kommt, sondern der
Preis eher auf 99 Cent festgelegt wird.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Benzinpreis!)


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175. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 20. Juni 2001

Beginn: 13.00 Uhr

Aber es wird andere Dinge geben, Herr Kollege
Koppelin, bei denen man sehr genau wird hingucken müs-
sen. Bei größeren Anschaffungen, die man einmalig tätigt,
ist davon auszugehen, dass es eher eine andere Tendenz
geben wird. Da müssen die Verbraucher dann sehr genau
hinschauen. Jedenfalls hat der Verbraucher alle Möglich-
keiten, sich gegen rein umrechnungsbedingte Preis-
erhöhungen zu schützen und die Vorteile der neuen
Währung zu nutzen. Als Steuerzahler wird er – ich wie-
derhole: 358 Millionen DM Steuerausfall im Jahr – auf
jeden Fall von der neuen Währung profitieren.

Drittens. Auch die Einführung des Euro-Bargeldes
liegt voll im Plan. Das gilt sowohl für die Banknoten als
auch für die von den Regierungen – in diesem Falle vom
Bundesfinanzministerium – zu verantwortenden Münzen.
Ab diesem Monat können die Kreditinstitute das notwen-
dige Euro-Bargeld ordern. Die Auslieferung erfolgt dann
ab September. Ab dem 17. Dezember dieses Jahres kann
jedermann Münzhaushaltsmischungen, „Starterkits“, bei
den Kreditinstituten erwerben. Es handelt sich dabei um
Beutel mit 20 Euro-Münzen im Gegenwert von 20 DM
oder 10,23 Euro. Ab dem 1. Januar 2002 ist der Euro dann
gesetzliches Zahlungsmittel in Deutschland und in den elf
anderen Ländern des Euro-Währungsgebietes. Um den
anfänglichen Umtauschbedarf möglichst gering zu halten,
werden die Bargeldautomaten mit kleinen Banknoten-
werten bestückt. Ich bin zuversichtlich, dass sich der Bar-
geldumlauf innerhalb weniger Tage vollständig normali-
siert haben wird.

Aber keiner muss sofort und ausschließlich in Euro
zahlen. Der Handel und die Kreditwirtschaft haben sich
verpflichtet, bis Ende Februar 2002 D-Mark-Bargeld an-
zunehmen. Dies soll auch genutzt werden, um den Ein-
zahlungs- und Umtauschbedarf bei den Kreditinstituten
zu reduzieren. Im Übrigen könnte jemand, der sehr viel
Bargeld zu Hause liegen hat, es besser bereits jetzt oder
irgendwann im Herbst auf sein Konto einzahlen. Dann
wird es automatisch umgestellt.

Mit dem Euro erhält die europäische Integration ein für
jedermann im wörtlichen Sinn erfassbares, einheitliches
Symbol. Ich bin überzeugt: Von der einheitlichen
Währung werden eindeutig positive Impulse ausgehen.

So viel als Einführungsbericht meinerseits zu diesem
Bericht, den heute das Kabinett zur Kenntnis genommen
hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417500200
Vielen
Dank, Herr Bundesminister.

Ich bitte, zunächst Fragen zu dem Themenbereich zu
stellen, der eben angesprochen worden ist. – Als erster hat
der Kollege Hans Michelbach von der CDU/CSU-Frak-
tion das Wort.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1417500300
Herr Präsident! Sehr
geehrter Herr Bundesfinanzminister! Wir haben heute auf
der Titelseite der „FAZ“ die Meldung:

Nur stabiles Geld ist gutes Geld. Geld kann seine
Funktion, als allgemein akzeptiertes Tauschmedium
den Handel zu erleichtern, nicht erfüllen, wenn die

Bürger dem Wertversprechen ihrer Währung nicht
trauen. Vertrauen aber wächst langsam.

Bei Umfragen unter den Bürgern und der Wirtschaft
hat sich durch die Inflationsrate und den Wachstumsein-
bruch im Ergebnis ein Verlust an Vertrauen in den Euro
ergeben. Durch die fehlenden strukturellen Reformen ha-
ben wir eine Euro-Schwäche. Die Europäische Zentral-
bank handelt intransparent; die Frage nach der Stabilitäts-
verpflichtung stellt sich.

Was gedenken Sie gegen den zunehmenden Verlust an
Vertrauen in den Euro bei der Bevölkerung und der Wirt-
schaft zu tun? Was wird gegen die anhaltende Euro-
Schwäche, die steigende Inflationsrate, das Abschwächen
der Konjunktur getan? Bedarf es nicht struktureller Ver-
änderungen, um den Euro nachhaltig zu stärken? Müssen
nicht Wettbewerbshemmnisse aufgehoben und die Ar-
beitsmärkte stärker flexibilisiert werden? Ist dies nicht
dringend erforderlich, um die Produktivität und das
Wachstumstempo wieder deutlich zu steigern?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417500400
Bitte
schön, Herr Bundesminister.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417500500
Herr Prä-
sident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich es
richtig verstanden habe, gäbe das, was Sie soeben in eine
Bandwurmfrage gekleidet haben, die Grundlage für eine
mehrstündige Debatte.

Weil wir über die Einführung des Euro-Bargeldes re-
den – den Euro haben wir ja bereits –, will ich zunächst
nur auf ein paar Dinge hinweisen:

Erstens. Das Wachstum in der Euro-Zone ist, wenn es
sich auch zurzeit außerordentlich abflacht – das ist gar
keine Frage –, in den letzten drei Jahren deutlich höher ge-
wesen als in den Jahren zuvor. Seit wir den Euro haben,
haben wir in der Euro-Zone ein höheres Wachstum als im
Durchschnitt der 90er-Jahre.

Zweitens. Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist nied-
riger. Seit der Einführung des Euro lag sie durchschnitt-
lich bei 1,9 Prozent. Es ist zwar richtig, dass sie im Mo-
ment ein Stück gestiegen ist. Aber von 1970 bis 1999, also
in Zeiten der D-Mark, betrug die durchschnittliche Infla-
tionsrate 3,3 Prozent. Das bedeutet, dass die gegenwärtige
Inflationsrate zwar nicht erfreulich ist, sich aber im Rah-
men dessen bewegt, was von 1970 bis 1999 üblich war.


(Dr. Bernd Protzner [CDU/CSU]: Das war Helmut Schmidt!)


– Richtig, das war Helmut Schmidt. In dem 30-jährigen
Zeitraum, den ich eben angesprochen habe, haben Sie
16 Jahre regiert.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Nennen Sie da doch einmal den Durchschnitt!)


– Wenn ich mir das Außenverhältnis der D-Mark an-
schaue – das ist ganz spannend; ich weiß, dass Sie das
nicht gerne hören –, dann stelle ich fest, dass der Wert der
D-Mark gegenüber 1 Dollar zwischen 3,47 DM – das war
1985 – und 1,36 DM schwankte. Gegenwärtig beträgt der




Bundesminister Hans Eichel
17180


(C)



(D)



(A)



(B)


Wert 1 Dollars 2,25 DM. Ich weise darauf hin, dass der
Euro nicht besonders, jedenfalls nicht negativ von dem
abweicht, was in den Zeiten der D-Mark üblich war. Im
Gegenteil: In den letzten drei Jahren gab es eher positive
Abweichungen.

Alle Beteiligten, auch die Europäische Zentralbank,
gehen davon aus, dass die gegenwärtige hohe Infla-
tionsrate zwei Sonderentwicklungen geschuldet ist.
Erstens. Der hohe Ölpreis macht sich erst jetzt bemerkbar,
weil die Heizkostenabrechnungen, die überwiegend im
April gekommen sind, nun den großen Teil der Verbrau-
cher erreicht haben. Zweitens. Der Gaspreis steigt auf-
grund der vertraglichen Bindung an den Heizölpreis mit
einem halben Jahr Verspätung an. Des Weiteren sind die
Nahrungsmittelpreise als Folge von BSE- und Maul- und
Klauenseuchenkrise kurzfristig angestiegen. Die Verbrau-
cher sind auf andere Produkte als Rindfleisch ausgewi-
chen, was die Preise steigen ließ. Aber der Höhepunkt ist
bereits überschritten und die Preisentwicklung ist rück-
läufig.

Auf die Frage, wie die Einführung des Euro-Bargeldes
im nächsten Jahr gestaltet werden soll und wie Vertrauen
in den Euro geschaffen werden kann, antworte ich, dass
keine negativen, sondern eher positive Abweichungen
seit der Einführung des Euro am 1. Januar 1999 im Ver-
gleich zu den Zeiten der D-Mark zu verzeichnen sind. Es
wäre gut – da der Euro von einer Regierung eingeführt
worden ist, die Sie gestellt haben; wir haben das ja nicht
kritisiert, sondern, wie Sie wissen, dem zugestimmt –,
wenn sich alle in der Verantwortung fühlten und sich für
die Akzeptanz der gemeinsamen europäischen Währung
einsetzten.

Ich möchte Ihnen noch einen schlichten Grundsatz sa-
gen. Manches in der Debatte ist ein bisschen merkwürdig.
Wir haben im 19. Jahrhundert eine ähnliche Entwicklung
erlebt, als die deutsche Kleinstaaterei aufgegeben wurde
und die deutsche Einheit mit einer gemeinsamen
Währung hergestellt wurde. Nichts anderes erleben wir
am Anfang des 21. Jahrhunderts in Europa. Deswegen
rate ich dazu, die künftigen Herausforderungen vor dem
Hintergrund dieser historischen Entwicklung anzugehen
und das, was ökonomisch vernünftig ist, auch umzu-
setzen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417500600
Möchten
Sie eine weitere Frage stellen, Herr Michelbach? – Bitte
schön.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1417500700
Herr Bundesminis-
ter, hinkt Ihr Vergleich mit den 90er-Jahren nicht sehr und
ist die damalige Situation mit der derzeitigen schwierigen
wirtschaftlichen Situation, in der sich die Preisstei-
gerungsraten nach oben entwickeln, überhaupt ver-
gleichbar? Es ist zwar richtig, dass das Wachstum in den
90er-Jahren niedriger war. Aber damals herrschte
gewissermaßen Preisstabilität; denn die Inflationsrate lag
bei nur 0,6 Prozent. Bestand damals nicht tiefes Vertrauen
in die D-Mark? Muss nicht zunächst das Vertrauen der
Bevölkerung und der Wirtschaft in den Euro gestärkt wer-
den? Gehen Sie in der Stabilitätsfrage im Hinblick auf die

Vorbildfunktion nicht zu offensiv vor, wenn Sie den Son-
derausgabenpauschbetrag im Steuer-Euroglättungsgesetz
von 108 DM auf letztlich 70,41 DM kürzen, wodurch die
Arbeitnehmer mit 115 Millionen DM belastet werden?
Das heißt, in diesem Punkt haben Sie nicht das Vertrau-
enssignal gesetzt, das Sie vom Handel gerade heute ein-
gefordert haben. Wie wollen Sie insgesamt Vertrauen
schaffen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417500800
Herr
Michelbach, es tut mir Leid, Sie fragen zu müssen, ob Sie
nicht gehört haben, was ich vorgetragen habe.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ich habe zugehört!)


Übrigens: Da Sie an der Gesetzgebung mitgewirkt haben,
konnten auch Sie Änderungsanträge stellen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Haben wir!)

Der Übergang zum Euro bedeutet für Bund, Länder

und Gemeinden Steuereinnahmeausfälle in Höhe von
358 Millionen DM. Mir ist nicht bekannt, dass jemand
mehr beantragt hat. Ich darf insbesondere darauf hinwei-
sen, dass die Länder nicht bereit gewesen sind, höhere
Einnahmeausfälle in Kauf zu nehmen. Wir haben den
Übergang für den Staat nicht aufkommensneutral gestal-
tet. Wenn wir nur nach unten abgerundet hätten, dann
hätte das für den Staat Einnahmeausfälle in Höhe von
mehreren Milliarden DM bedeutet. Das hätte in der Tat
kein öffentlicher Haushalt verkraften können und kein
Land wollte das.

Bei der Umrechnung haben wir Einnahmeausfälle in
Höhe von 358 Millionen DM ausdrücklich in Kauf ge-
nommen. Wenn sich der Handel so verhalten würde, wie
sich der Staat verhalten hat, dann wäre das insgesamt ein
Geschäft zugunsten der Verbraucher und der Steuerzahler.
Im Einzelfall geht es an der einen Stelle ein Stück herauf
und an einer anderen Stelle ein Stück herunter. Unbe-
streitbar ist aber, dass die Bürger im Ergebnis 358 Milli-
onen DM weniger zahlen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417500900
Nächster
Fragesteller ist der Kollege Jochen-Konrad Fromme von
der CDU/CSU-Fraktion.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1417501000
Herr Minis-
ter, aus Ihrer Antwort schließe ich, dass Sie in der augen-
blicklichen Situation keine vertrauensbildenden Maßnah-
men für erforderlich halten. Meinen Sie nicht, dass Sie
diese Haltung überdenken müssen? Denn der Bürger
denkt nicht in Zehnjahresabschnitten; vielmehr richtet
sich sein Empfinden auf die Gegenwart. Erst jetzt, da der
Euro sozusagen physisch greifbar wird, befasst sich der
Bürger mit diesem Thema. Gerade jetzt ist der Wechsel-
kurs extrem niedrig und die Inflationsrate relativ hoch.
Der Wirtschaftsminister hat gestern von „Nullwachstum“
gesprochen. Man kann also nicht von einer langfristig
durchschnittlich guten Wachstumsrate ausgehen. Glauben
Sie nicht, dass vor diesem aktuellen Hintergrund eine Än-
derung Ihres Vorgehens notwendig ist?




Bundesminister Hans Eichel

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(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417501100
Wir ha-
ben all das, was Sie einfordern, getan. Wir haben zum
1. Januar dieses Jahres eine Steuerreform in Kraft gesetzt,
die Einnahmeausfälle in Höhe von 45 Milliarden DM mit
sich bringt. Sie wissen ganz genau, dass kein Land wei-
tere Einnahmeausfälle verkraften kann. Diese Steuerre-
form erstreckt sich auf zwei Wahlperioden und beinhaltet
drei Steuersenkungsstufen. An dieser Stelle hat der Staat
also alles getan, was er überhaupt tun konnte.

Eine wesentliche Voraussetzung für Preisstabilität in
diesem Land ist darüber hinaus, dass der Staat seinen
Konsolidierungskurs konsequent fortführt, um – das ist
der andere Teil dessen, was wir tun – aus der Schulden-
falle herauszukommen. Die vorliegenden Daten – zu Ih-
rer Regierungszeit gab es wesentlich schlechtere – sind
nicht negativ. Aber es ist in der Tat so, dass das Wirt-
schaftswachstum dieses Jahres deutlich schwächer als das
des vorigen Jahres ist. Das ist unbestreitbar.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417501200
Eine wei-
tere Frage des Kollegen Fromme.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1417501300
Herr Minis-
ter, ich sage noch einmal: Es kommt nicht darauf an, was
im langfristigen Durchschnitt in der Vergangenheit ge-
schehen ist; vielmehr geht es um die jetzige Situation. Hat
die Bundesregierung im Hinblick auf das, was für den
Bürger besonders wichtig ist, zum Beispiel die Entfer-
nungspauschale, vorgesehen, eine Rundung zugunsten
des Bürgers vorzunehmen? Durch die Ökosteuer und
durch die gestiegenen Benzinpreise gibt es gerade an die-
ser Stelle besondere Probleme. Hier zugunsten des Bür-
gers zu runden hätte im besonderen Maße eine vertrau-
ensbildende Maßnahme sein können.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417501400
Mir ist
nicht bekannt, dass Sie einen entsprechenden Antrag ein-
gebracht haben. Die Einnahmeausfälle, die durch ein sol-
ches Vorgehen zusätzlich entstanden wären, hätte, wenn
ich es richtig sehe, keiner in Kauf nehmen wollen.

Außerdem weise ich darauf hin, dass wir mit Wirkung
ab 1. Januar 2001 die Entfernungspauschale erhöht haben.
Darüber hinaus gewähren wir aufgrund der überpropor-
tional gestiegenen Heizölkosten – Ökosteuer ist in diesem
Bereich nicht zu zahlen – einkommensschwächeren
Haushalten eine Pauschale.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1417501500
Herr Minis-
ter, Sie fragen immer wieder nach Anträgen der Opposi-
tion. Haben Sie nicht das Gefühl, dass die Regierung aus
eigenem Antrieb an denjenigen Stellen tätig werden muss,
wo es den Bürger besonders kneift?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417501600
Das hat
die Regierung ja getan. Sie hat die Entfernungspauschale
zum 1. Januar 2001 erhöht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417501700
Wir kom-
men zur Frage der Kollegin Ursula Heinen.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1417501800
Herr Minister, wir alle
hier sind uns sicherlich darüber einig, dass die Euro-Bar-
geldeinführung zum 1. Januar 2002 möglichst bürger-
freundlich erfolgen soll. Das heißt, dass es für die Bürge-
rinnen und Bürger einfach sein soll, ihre D-Mark in Euro
umzutauschen.

Sie erwähnten ja im Zusammenhang mit dem Handel
bereits die doppelte Preisauszeichnung und den Versuch,
auf glatte Beträge zu kommen. Wissen Sie denn, wie es
zurzeit in den Kommunen aussieht? Wie weit sind die
Kommunen mit den Vorarbeiten zur Euro-Einführung?
Wie weit sind sie mit der Umrüstung ihrer Automaten und
Ähnlichem, zum Beispiel bei den öffentlichen Verkehrs-
betrieben? Sind dort im Zuge der Umstellung auf den
Euro Preiserhöhungstendenzen zu erwarten?

Darüber hinaus würde mich interessieren, wie Sie die
Tatsache beurteilen, dass die Bürgerinnen und Bürger vor
der Euro-Umstellung nur sehr wenig Zeit haben werden,
Euro-Beträge am Geldautomaten abzuheben. Es wird
wohl geplant, einen Teil der Geldautomaten schon vor der
Nacht des Jahreswechsels umzustellen. Auf diese Weise
könnte es im Vorfeld schwierig werden, entweder an
D-Mark oder an Euro zu kommen, weil das Netz der
Geldautomaten nicht in vollem Umfang zur Verfügung
steht.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417501900
Der Be-
richt, den ich gegeben habe, schließt die Kommunen aus-
drücklich ein. Über die Preisgestaltung bei Verkehrsbe-
trieben oder Versorgungsbetrieben der Kommunen kann
ich keine Aussage machen – ich habe eine Feststellung für
den Bund getroffen –, weil das nicht Gegenstand der Be-
ratung der Arbeitsgruppe ist. Ich kann aber nur appellie-
ren, das zu tun, was der Bundesgesetzgeber bei der
Steuergesetzgebung gemacht hat und wozu sich auch der
Einzelhandel in einer Selbstverpflichtung ausdrücklich
bekannt hat.

Zu Ihrer Frage hinsichtlich der Geldautomaten: Es
kann sein, dass es in der Nacht des Jahreswechsels bzw.
zwei Tage vor oder nach diesem Zeitpunkt da und dort ein
Versorgungsproblem gibt. Aber nach wenigen Tagen wer-
den wir den vollen Geldumlauf haben; das ist gesichert.
Es war der ausdrückliche Wunsch des Handels, den Zeit-
punkt der Bargeldeinführung nicht vorzuziehen, um es im
Weihnachtsgeschäft nicht zu einer chaotischen Situation
kommen zu lassen. Deswegen halte ich übrigens auch
nichts von den wiederholten Vorstößen seitens des Euro-
päischen Parlaments, den Zeitplan infrage zu stellen. Das
macht überhaupt keinen Sinn.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417502000
Als
Nächster hat der Kollege Jürgen Koppelin von der F.D.P.-
Fraktion eine Frage.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417502100
Herr Minister, Sie haben
die Empfehlung ausgesprochen, größere Bargeldbeträge,
die man zu Hause hat, zu einem bestimmten Zeitpunkt
umzutauschen. Gibt es Schätzungen der Bundesregie-
rung, wie hoch die Bargeldbeträge von Privatpersonen in






(C)



(D)



(A)



(B)


Deutschland sind und wie hoch die Summe der DM-Bar-
beträge, die im Ausland vorhanden sind, ist?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417502200
Ich muss
Ihnen zugeben, dass mir dazu im Augenblick die entspre-
chenden Zahlen fehlen. Ich müsste Ihnen diese Frage
schriftlich beantworten.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417502300
Einverstanden. – Jetzt
komme ich auf einen Punkt, der nicht ganz unwichtig
ist: Nehmen wir an, jemand hat im Laufe vieler Jahre
30 000 DM angespart, die er zu Hause verwahrt. Ich halte
so etwas zwar nicht für richtig, weil ich es für besser halte,
das Geld zur Bank zu geben, aber man liest immer wie-
der, dass es solche Fälle gibt. Wie ist der konkrete Ablauf,
wenn der Betroffene mit seinem Geld zur Bank kommt
und nicht nachweisen kann, woher er es hat? Es könnte
sich dabei um eine Oma handeln, die das Geld in ihrem
Sparstrumpf hatte. Wie geht die Bank mit einem solchen
Fall um?

In diesem Zusammenhang muss ich auch das Thema
DM-Schwarzgeld, das im Ausland liegt, ansprechen. Ha-
ben Sie Überlegungen angestellt, dem Personenkreis, der
solche Bestände hat, zum Beispiel bei einer Selbstan-
zeige, auf irgendeine Weise entgegenzukommen, um auf
diesem Wege nachträglich Einnahmen realisieren zu kön-
nen? Welche Möglichkeiten sehen Sie als Finanzminister
bei diesem Problem?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417502400
Wir ha-
ben das Geldwäschegesetz, das bei Bareinzahlungen von
mehr als 30 000 DM eine Identifizierungspflicht vor-
schreibt. Wenn es sich um Omas Bargeld handelt, wird
kein Problem auftreten; ich denke, ein derart seltener Fall
wird ohne Schwierigkeiten zu regeln sein. Wenn es sich
nicht um Omas Bargeld handelt, könnte ein Problem auf-
treten. Ich vermute, dass es deswegen, ebenso wie auch in
der Vergangenheit, viele Versuche geben wird, um dieses
Problem herumzukommen. Die gesetzlichen Regelungen
werden aber deswegen nicht verändert. Das heißt: Wir ge-
hen natürlich gegen Geldwäsche vor und es gibt anläss-
lich der Währungsumstellung keine Amnestie. Einen sol-
chen Weg würde ich für das Rechtsempfinden als extrem
schädlich ansehen.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Auch nicht für Bargeldbestände im Ausland?)


– Nein, auch dafür nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit:
Das Steuerrecht sieht – Sie wissen das – bei Selbstanzeige
Straffreiheit vor. Dies hat nur die unangenehme Konse-
quenz, dass man nicht nur ab diesem Zeitpunkt Steuern
zahlen muss, sondern auch die in der Vergangenheit nicht
entrichteten Steuern nachentrichten muss.

Ich sehe aber nicht, wie man davon jemanden ausneh-
men kann. Wenn Sie es versuchten – das ist ja das ei-
gentliche Thema, nicht die Amnestie –, setzten Sie eine
Prämie auf lange, erfolgreiche Steuerhinterziehung aus.
Jeder kann sich vorstellen, was dies für das Rechtsbe-
wusstsein der Steuer zahlenden Bürgerinnen und Bürger
bedeutete. Daher sage ich: Diese Menschen müssen mit

dem Risiko leben, entdeckt zu werden. Wir verschärfen
international den Kampf gegen die Geldwäsche durch die
Zusammenarbeit der Staaten in der OECD ganz massiv.
Ich hoffe, dass wir dabei einen ordentlichen Schritt vor-
ankommen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417502500
Eine wei-
tere Frage, Herr Kollege?


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417502600
Ja, bitte. – Können Sie
mich noch darüber aufklären, ob ich die Herkunft des Gel-
des auch dann nachweisen muss, wenn ich im Ausland
– etwa bei einer Bank in Dänemark – 30 000 DM ein-
zahle?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417502700
Es
kommt darauf an, wie die Richtlinien gegen die Geldwä-
sche dort aussehen. Im Prinzip dürften die Regelungen
dort aber ähnlich scharf wie bei uns sein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417502800
Der
nächste Fragesteller ist der Kollege Bernd Protzner von
der CDU/CSU.


Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417502900
Herr Bundesminis-
ter, Sie haben mit großer Selbstsicherheit erklärt, dass Sie
bei der Euro-Bargeldeinführung im Plan lägen. Derzeit
haben wir aber – darauf haben die Kollegen schon hinge-
wiesen – sehr hohe Inflationsraten, also eine beträchtliche
Entwertung des Euro. Liegen Sie auch hier in Ihrem Plan?
Immerhin sind Sie so selbstverständlich und kurz darüber
hinweggegangen. Spekulieren Sie gar auf heimliche
Steuererhöhungen, indem durch eine hohe Inflationsrate
die Bemessungsgrundlage für Ihre Steuerschöpfung ver-
breitert wird? Wollen Sie schließlich zur Kenntnis neh-
men, dass Sie zu den hohen Inflationsraten vor allem
durch administrative Preise beigetragen haben, nämlich
durch Ihre Steuererhöhungen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417503000
Das ist ja
nicht richtig. Wir haben eine Steuersenkung massiver Art.
Ich akzeptiere Ihr Argument, dass wir im Zusammenhang
mit der Ökosteuer eine Steuererhöhung hatten; sie macht
5 Milliarden DM aus. Die Steuerentlastung über die Steu-
erreform zum 1. Januar dieses Jahres macht aber 45 Mil-
liarden DM aus. Im Übrigen werden die 5Milliarden DM,
die über die Ökosteuer hereinkommen, über die Senkung
der Lohnnebenkosten, der Rentenversicherungsbeiträge,
vollständig zurückgegeben, sodass sich aus dieser Opera-
tion per saldo keine Belastung für die Gesamtheit der
Bürgerinnen und Bürger – natürlich gibt es Umschichtun-
gen – ergibt und mit der Steuerreform eine massive Ent-
lastung der privaten Haushalte wie der Unternehmen er-
folgt. So sieht der Sachverhalt aus, mit dem wir es zu tun
haben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417503100
Eine wei-
tere Frage, Kollege Protzner.




Jürgen Koppelin

17183


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417503200
Herr Bundesminis-
ter, als Leser der von Ihnen monatlich veröffentlichten
Kassenberichte kann ich nicht feststellen, dass eine Steu-
erentlastung in dem von Ihnen vorhergesagten Umfange
eingetreten ist. Sie ist wesentlich geringer und bewegt
sich allenfalls im einstelligen Milliardenbereich. Es tut
mir Leid, Ihre Kassenzahlen weisen das Gegenteil dessen
aus, was Sie sagen. Sind Sie bereit, zuzugeben, dass Ihre
Steuerentlastung hoch- und schöngerechnet ist?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417503300
Alles,
was Sie sagen, ist falsch. Die Steuerreform hat sich in den
ersten Monaten noch nicht so ausgewirkt. Im April und
– wachsend – im Mai liegen wir deutlich unter den Steuer-
einnahmen des vergangenen Jahres. Im Moment sind wir
genau in den Planzahlen. Sie müssen sehen, dass das Steu-
eraufkommen von einem höheren Bruttoinlandsprodukt
kommt.

Was das Thema „heimliche Steuererhöhungen“ angeht,
sage ich Ihnen: Wir haben jetzt zum ersten Mal eine Si-
tuation, in der im Laufe von sieben Jahren, nämlich von
1998, als wir Ihr Steuerrecht vorgefunden hatten, bis
2005, die Lohnsteuerbelastung der Bevölkerung deutlich
zurückgeht. Das heißt, dass die heimliche Steuererhöhung
und die kalte Progression, die wir mehr als 50 Jahre ge-
habt haben – davon haben Sie 35 Jahre lang den Bundes-
finanzminister gestellt –, in diesen sieben Jahren und da-
rüber hinaus nicht wirksam werden, weil wir die Lohn-
und Einkommensteuer so massiv gesenkt haben, wie es
vorher nie der Fall gewesen ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417503400
Nächste
Frage, Kollege Hans Michelbach.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1417503500
Herr Bundesminis-
ter, zeigt nicht der Konjunktureinbruch in aller Deutlich-
keit, dass Ihre Steuerreform verpufft ist, was im Übrigen
darauf hindeutet, dass die Euro-Schwäche zum Teil haus-
gemacht ist? Warum wollen Sie nicht angesichts der Tat-
sache, dass die reale Kaufkraft von Löhnen, Gehältern
und Sparguthaben durch die hohe Inflationsrate sinkt, die
Steuerreformstufen 2003 und 2005 vorziehen und so für
eine bessere konjunkturelle Entwicklung sorgen? Können
Sie die aus der Inflation resultierenden Mehreinnahmen,
also die heimlichen Steuererhöhungen, nicht dafür ver-
wenden?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417503600
Ich ver-
füge über keine Steuermehreinnahmen. Vielmehr habe
ich im Mai gegenüber dem Vorjahr Steuermindereinnah-
men von etwa 10 Prozent gehabt. Wir liegen bei den Ein-
nahmen genau innerhalb der Schätzung – hoffentlich
bleibt es dabei –, die wir der Steuerreform zugrunde ge-
legt haben.

Im Übrigen, Herr Kollege Michelbach, rate ich Ihnen,
sich einmal bei Ihrem bayerischen Parteifreund und dor-
tigen Finanzminister zu erkundigen, ob er denn ein Vor-
ziehen der Steuerreformstufen, die für die Jahre 2003 oder
2005 vorgesehen sind, mit seinem Etat vereinbaren kann.

Ich weiß nur, dass der bayerische Ministerpräsident bei
mir über die Finanzlage des Freistaats Bayern sehr ge-
klagt hat.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das war nicht die Frage!)


Das drückt sich übrigens auch in den wesentlich gerin-
geren Einzahlungen Bayerns in den Länderfinanzaus-
gleich aus. Ich glaube nicht, dass Sie in Deutschland ein
einziges Bundesland finden werden, das einem solchen
Antrag zustimmen würde. Nebenbei gesagt, kann es auch
der Bundeshaushalt nicht verkraften.

Im Übrigen können Sie über den öffentlichen Haushalt
keine Konjunktursteuerung betreiben. Das ist in der Zeit
der offenen Märkte nicht mehr möglich. Das konnte
in den 60er- und vielleicht noch in den 70er-Jahren ge-
lingen.

Wer ein schönes Beispiel dafür haben will, was pas-
siert, wenn der Staat versucht, Konjunktursteuerung – so-
gar mit umfangreichen Programmen – vorzunehmen, der
sollte nach Japan sehen, wo das nun seit fünf oder sechs
Jahren mit riesigen Summen versucht wird. Der Erfolg ist:
Japan ist in der Rezession; seine Staatsverschuldung ist
zweieinhalbmal so hoch wie bei uns. Es hat keinen Sinn,
mit Rezepten, die vielleicht vor Jahrzehnten funktioniert
haben, heute noch Politik machen zu wollen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Richtig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417503700
Letzte
Frage, Kollege Jochen-Konrad Fromme.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1417503800
Herr Minis-
ter, Sie haben eben gesagt, die Mehreinnahmen der Öko-
steuer würden vollständig zur Absenkung der Renten-
beiträge eingesetzt werden. Sie erzeugen damit den
Eindruck, dass das eins zu eins erfolge. Können Sie mir
vor diesem Hintergrund erklären, warum der Rentenbei-
trag nur um 0,1 Prozent gesenkt wird, obwohl die 8 Mil-
liarden DM doch für wesentlich mehr ausreichen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1417503900
Erstens
sind es nicht 8 Milliarden DM, sondern 5 Milliarden DM.

Zweitens haben wir auch die Situation, dass wegen
des Alterungsprozesses die Kosten ständig steigen. Sie
haben übrigens – wenn ich Sie diesbezüglich an die Ge-
schichte Ihrer eigenen Regierung erinnern darf – 16 Mil-
liarden DM Einnahmen aus der Mehrwertsteuer in die
Rentenversicherung gepumpt; Sie haben – mit unserer
Zustimmung – 1998 die Mehrwertsteuer um einen ganzen
Prozentpunkt erhöht. Sie haben damit bei der Rentenver-
sicherung nichts abgesenkt, sondern gerade einmal er-
reicht, dass der Rentenversicherungsbeitrag stabil bei
20,3 Prozent blieb. Weil dies hier dieselbe Geschichte ist,
rate ich Ihnen, diese Debatte nicht in der Form weiter-
zuführen. Der Unterschied besteht nur darin, dass Sie die
Rentenversicherung aus der Mehrwertsteuer, also aus
einer allgemeinen Verbrauchsteuer, bedient haben und wir
sie aus der Mineralöl- und Stromsteuer bedienen, das
heißt aus einer speziellen Verbrauchsteuer. Über diesen






(C)



(D)



(A)



(B)


Unterschied können Sie trefflich streiten; dagegen habe
ich nichts. Darauf reduziert sich der Unterschied, mit dem
wir es zu tun haben.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Aber die Bürger bekommen nicht hundertprozentig das zurück, was sie hineingegeben haben!)


– Der Bürger bekommt das vollständig zurück, denn
anderenfalls müssten wir eine Erhöhung des Rentenver-
sicherungsbeitrags um 0,2 oder 0,3 Punkte zusätzlich
machen.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Oder eine vernünftige Steuerreform machen! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Niebel, mir graut vor dir!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417504000
Vielen
Dank. – Ich beende nun die Befragung zum Themenbe-
reich der heutigen Kabinettssitzung. Gibt es noch Fragen
zu anderen Themen? – Das ist nicht der Fall. Dann beende
ich die Befragung der Bundesregierung. Ich bedanke
mich bei Ihnen, Herr Bundesminister Eichel.

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 2 auf:
Fragestunde
– Drucksache 14/6272 –

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der Par-
lamentarische Staatssekretär Professor Dr. Eckhart Pick
zur Verfügung.

Wir kommen zur Frage 1 des Abgeordneten Andreas
Schmidt (Mülheim) von der CDU/CSU-Fraktion:

Kann die Bundesregierung Vermutungen bestätigen, dass
SPD-Parteispenden der Bundesministerin der Justiz, Professor
Dr. Herta Däubler-Gmelin, über circa 63 000 DM (für 1999) und
104 000 DM (für 1998 „nachgemeldet“), aus ihrem Verdienst als
Anwältin der Berliner Kanzlei Knauthe, Riebschläger herrühren,
und steht dieser Verdienst im Zusammenhang mit einem Honorar
dieser Kanzlei in Höhe von rund 890 000 DM für ein Treuhän-
dermandat für den sanierungsbedürftigen Aubis-Konzern und eine

(vergleiche „Die Welt“ vom 8. Juni 2001)


Herr Professor Pick, bitte schön.

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417504100
Herr Kollege, die Frage ist mit Nein
zu beantworten. Die Bundesregierung kann Ihre Vermu-
tungen nicht bestätigen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417504200
Zusatz-
frage, Kollege Schmidt.


Andreas Schmidt (CDU):
Rede ID: ID1417504300
Herr Kol-
lege Pick, soll ich daraus schließen, die Regierung habe
positive Kenntnisse, dass es keinen Zusammenhang zwi-
schen der Spende der Bundesjustizministerin an die SPD
und ihren Verdienst in der Kanzlei gibt?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417504400
Die Bundesregierung hat dafür
keine Anhaltspunkte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417504500
Eine wei-
tere Zusatzfrage.


Andreas Schmidt (CDU):
Rede ID: ID1417504600
Hat
die Bundesregierung Kenntnis, ob es gegen Herrn
Riebschläger, der ebenfalls Sozius dieser Kanzlei ist, ein
Ermittlungsverfahren wegen angeblichen Parteiverrats
gibt?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417504700
Die Bundesregierung hat davon
keine Kenntnis.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Wie von vielen anderen Dingen auch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417504800
Eine Zu-
satzfrage von Herrn Friedrich, bitte schön.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417504900
Herr
Staatssekretär, Frau Ministerin Däubler-Gmelin hat 1998
nachgemeldet, 104 000 DM für die SPD gespendet zu ha-
ben. Ich unterstelle einmal, dass dieses Geld nicht aus
anonymen Spenden kommt, sondern dass es aus ihrem ei-
genen Einkommen stammt. Wir können das nicht nach-
prüfen, weil im Untersuchungsausschuss alle Anträge
dazu von der rot-grünen Mehrheit als unzulässig abge-
lehnt worden sind. Die Ministerin hat das damit begrün-
det, dass sie 1998 hohe Einkommen aus ihrer Kanz-
leitätigkeit hatte. Sie hat aber 1999, also in der Zeit, als sie
bereits Ministerin war, ebenfalls wieder gespendet, und
zwar nachgemeldet 63 000 DM. Muss man daraus
schließen, dass sie auch 1999 noch Einkünfte aus ihrer
Kanzleitätigkeit hatte?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417505000
Herr Kollege, die Bundes-
ministerin der Justiz hat, wie es den Vorgaben des Bundes-
ministergesetzes und übrigens auch der Bundesrechts-
anwaltsordnung entspricht, ihre Tätigkeit in dieser
Kanzlei mit Ernennung zur Bundesministerin der Justiz
eingestellt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417505100
Eine wei-
tere Frage des Kollegen Fromme.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1417505200
Herr Staats-
sekretär, da Sie ja auf die erste Frage einfach nur mit Nein
geantwortet haben, möchte ich fragen: Hat die Bundesre-
gierung wenigstens darüber Kenntnis, ob die Kanzlei, in
der die Ministerin gearbeitet hat, das Mandat zugunsten
des Aubis-Konzerns wahrgenommen hat, oder hat sie
auch darüber keine Kenntnisse?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417505300
Die Bundesregierung hat darüber
Kenntnis, dass die Frau Bundesministerin nie in Sachen
der Firma Aubis tätig geworden ist. Mit anderen Worten:
Sie hatte nie ein Mandat.




Bundesminister Hans Eichel

17185


(C)



(D)



(A)



(B)



Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1417505400
Aber die
Kanzlei hatte ein Mandat?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417505500
Das möchte ich nicht ausschließen.
Ich habe aber keine positive Kenntnis davon, ob und in
welcher Form das so war.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417505600
Eine wei-
tere Frage, diesmal des Kollegen Siemann.


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1417505700
Herr Staatssekretär,
Sie haben vorgetragen, Frau Däubler-Gmelin sei mit Er-
nennung zur Ministerin aus der Kanzlei ausgetreten. Wie
beurteilen Sie dann den Sachverhalt, dass sie nach wie vor
im Briefbogen der Kanzlei als Sozia aufgeführt ist? Vor-
hin haben Sie auf das Standesrecht hingewiesen. Bedeu-
tet die Aufnahme in den Briefbogen nicht, dass sie
tatsächlich noch für diese Kanzlei tätig ist oder zumindest
noch Werbung für sie macht?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1417505800
Ich denke, es ist nicht unzulässig
– auch nicht nach den standesrechtlichen Vorschriften –,
weiterhin in der entsprechenden Kanzlei genannt zu wer-
den. Es gibt auch Vorgängerinnen und Vorgänger der Mi-
nisterin, bei denen das so war. Jeder weiß, dass die Frau
Bundesministerin – aus den genannten gesetzlichen
Gründen – nicht mehr für diese Kanzlei tätig ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417505900
Vielen
Dank, Herr Parlamentarischer Staatssekretär.

Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Technologie. Zur Beant-
wortung steht der Parlamentarische Staatssekretär
Siegmar Mosdorf zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 2 des Abgeordneten Dr. Klaus Grehn
auf:

War der Bundesregierung bei der durch den Staatsminister
beim Bundeskanzler, Rolf Schwanitz, vorgetragenen Position zur

(vergleiche Plenarprotokoll 14/170, S. 16590 B)

Chemnitz zur Konjunkturentwicklung bekannt und wie bewertet
sie die Unterschiede zwischen beiden Einschätzungen?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1417506000
Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte die Frage
wie folgt beantworten: Das innerhalb der Bundesregie-
rung für das Handwerk zuständige Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie wertet die Berichte und
Stellungnahmen der Handwerkskammern aus. Das trifft
auch für die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer
Chemnitz für das erste Quartal 2001 zu. Der
Bundesregierung ist damit die Einschätzung der Hand-
werkskammer Chemnitz zur wirtschaftlichen Lage des
Handwerks in dieser Region bekannt. Sie beruht auf einer
Umfrage bei 4 500 Handwerksbetrieben im Kammerbe-
zirk. Nach den Umfrageergebnissen hat sich die Ge-

schäftslage des Chemnitzer Handwerks gegenüber dem
Vorjahreszeitraum verschlechtert. Auch die Erwartungen
für das zweite Quartal 2001 im Vergleich zu denen des
Jahres 2000 sind in der Umfrage pessimistischer.

Staatsminister Schwanitz hat in seiner Rede vor dem
Deutschen Bundestag am 13. Mai 2001 eine gesamtwirt-
schaftliche Betrachtung für alle neuen Bundesländer vor-
genommen. Dabei hat er ausdrücklich auf die differen-
zierte Entwicklung der Wirtschaft in den neuen
Bundesländern hingewiesen und dies einerseits an der
starken Dynamik des verarbeitenden Gewerbes und an-
dererseits am Schrumpfungsprozess der Bauwirtschaft
deutlich gemacht.

Die Bundesregierung hält es generell nicht für sinn-
voll, gesamtwirtschaftliche Aussagen mit Entwicklungen
eines Sektors in einer ausgewählten Region zu verglei-
chen. Im konkreten Fall bestätigt der Vergleich aber die
von Herrn Staatsminister Schwanitz herausgestellte Dif-
ferenzierung zwischen dem verarbeitenden Gewerbe auf
der einen Seite und vor allem der Bauwirtschaft auf der
anderen Seite. Handwerk und Industrie sind unterschied-
liche Sektoren, in denen unterschiedliche Unternehmen
tätig sind, die unterschiedlichen Einflüssen unterliegen.
So erklärt sich auch das von Herrn Staatsminister
Schwanitz grundsätzlich aufgegriffene Phänomen, dass
sich die Industrie in den neuen Bundesländern günstig
entwickelt – im Übrigen auch in der Region Chemnitz –
und sich das Handwerk in den neuen Bundesländern
gleichzeitig in einer verhältnismäßig schwierigen Situ-
ation befindet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417506100
Eine Zu-
satzfrage des Herrn Kollegen Grehn.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1417506200
Herr Staatssekretär, Herr
Schwanitz hat sich ja – Sie haben darauf Bezug genom-
men – auf die Information des Ifo-Instituts bezogen. Sie
haben die 13 Prozent noch einmal genannt und auf die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung verwiesen.

Ich habe die Handwerkskammer nur als ein Beispiel
genannt. In derselben Information steht, dass der Ge-
schäftsklimaindex erneut gesunken ist, und darin steht
auch, dass die Umfrageteilnehmer der Gesamtentwick-
lung in den nächsten sechs Monaten erstmals seit Oktober
1999 wieder mit Skepsis entgegensehen. Was bedeutet
das für die Gesamteinschätzung und für das Produktions-
wachstum, wenn Sie dann noch den gegenwärtigen und
weiter vorhergesagten Konjunktureinbruch in die Be-
trachtung einbeziehen?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1417506300
Herr Kollege,
ich darf Sie darauf hinweisen, dass es sich bei dem Ifo-In-
dex stets um makroökonomische Betrachtungen handelt
und dass es bei der Umfrage, die die Handwerkskammer
durchgeführt hat, um eine spezielle Betrachtung des
Handwerks in der Region Chemnitz geht.

Gerade weil Sie die Frage in Bezug auf Chemnitz stel-
len, möchte ich noch einmal ausdrücklich sagen – das
kann Ihnen auch die Kollegin Jelena Hoffmann, die aus






(C)



(D)



(A)



(B)


Chemnitz kommt, bestätigen –: Chemnitz hat, was die
Industrie angeht, eine außergewöhnlich positive Entwick-
lung genommen. Das kann man an einzelnen Unterneh-
men – zum Beispiel auch Unternehmen des traditionellen
Werkzeugmaschinenbaus – nachvollziehen, die sehr gute
Daten aufweisen und die – übrigens auch international –
sehr gut dastehen. Chemnitz hat als Region eine Export-
rate von 33 Prozent. Das ist für die neuen Bundesländer
sehr, sehr hoch. Das heißt, Sie müssen diese Differenzie-
rung zwischen den speziellen Entwicklungen vor allem in
der Bauwirtschaft und denen in den industriellen Berei-
chen vornehmen.

Die Kollegen waren gerade heute Morgen mit mir zu-
sammen im Wirtschaftsausschuss, um die wirtschaftliche
Situation in den neuen Bundesländern mit Experten zu be-
trachten. In der Baubranche haben wir eine deutliche
Überkapazität, die leider zu lange hochgehalten wurde
und jetzt langsam abgesenkt wird. Deswegen stellt sich
jetzt natürlich ein Basiseffekt ein, der auch positive Ent-
wicklungen, die es zum Beispiel beim verarbeitenden Ge-
werbe und in der Industrie gibt, in der makroökonomi-
schen Gesamtwirkung verdrängt. Deshalb muss man
zwischen den Branchen sehr genau differenzieren, wenn
man eine zielgenaue Einschätzung finden will. Darauf be-
zog sich das, was Herr Staatsminister Schwanitz gesagt
hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417506400
Eine wei-
tere Zusatzfrage? – Bitte schön, Herr Grehn.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1417506500
Herr Staatssekretär, so ist das
eben. Ich habe wohlweislich die Region Chemnitz ge-
nommen, wissend, dass dies eine Region ist, die auf den
vorderen Rängen der Entwicklung liegt, um mir nicht vor-
werfen zu lassen, eine schlechte Region ausgewählt und
damit einen gesamtwirtschaftlichen Vergleich angestellt
zu haben. Ich hätte genauso gut – und auch viel lieber –
meinen eigenen Wahlkreis nehmen können, Hoyers-
werda-Riesa-Großenhain-Kamenz; dann wäre der Ver-
gleich sicherlich schlechter ausgefallen. Dies nur als Vor-
bemerkung. Wir sind also darin einer Meinung, dass
Chemnitz angesichts der schlechten Entwicklung eigent-
lich ein positives Beispiel ist.

Daran knüpft nun meine Frage an: Herr Staatsminister
Schwanitz hat in seiner damaligen Rede angemahnt, die
Entwicklung in den neuen Bundesländern differenziert zu
sehen. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass seine Aus-
führungen die von ihm erhobenen Forderungen nicht
berücksichtigen? Ich meine Ihren Aussagen entnehmen zu
können, dass Sie versucht haben, in diesem Punkt zu
differenzieren.

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1417506600
Ich habe nicht
mehr jedes Detail im Kopf; ich weiß aber, dass wir damals
die Debatte gemeinsam geführt haben. Ich meine mich da-
ran zu erinnern, dass er, ausgehend von seiner makroöko-
nomischen Betrachtung, für die einzelnen Branchen eine
Detaillierung vorgenommen hat. Er hat sehr wohl bei-
spielsweise zwischen der Entwicklung der Bauwirtschaft

in den neuen Bundesländern und der Entwicklung im ver-
arbeitenden Gewerbe unterschieden.

Es hilft uns nicht weiter, wenn versucht wird, aus der
gegebenen Situation, in der wir Kapazitäten reduzieren
und gleichzeitig diese Reduktion durch besondere An-
strengungen im Bereich der Wachstumskerne kompensie-
ren, politisch Kapital zu schlagen


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417506700
Wir kom-
men zur Frage 3 des Kollegen Dr. Klaus Grehn:

Ist der Bundesregierung bewusst, dass auch in anderen Regie-
rungsbezirken der neuen Bundesländer die Konjunktureinschät-
zungen ähnlich wie in Chemnitz ausfallen, und welche Schluss-
folgerungen zieht sie daraus?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1417506800
Der Bundesre-
gierung ist bewusst, dass die Konjunkturumfragen anderer
Handwerkskammern in den neuen Bundesländern ähnlich
wie in Chemnitz ausfallen. Sie zieht daraus die Schluss-
folgerung, dass die wirtschaftliche Lage des Handwerks in
den neuen Bundesländern derzeit insgesamt als schlecht
bewertet werden muss. Das trifft insbesondere auf die
Bauwirtschaft zu. Dies beruht überwiegend auf der anhal-
tenden Strukturanpassung in der Bauwirtschaft, die einen
sehr hohen Anteil am Handwerk in den neuen Bundeslän-
dern hat.

In den anderen Gewerken ist die wirtschaftliche Lage
im Vergleich zu der Bauwirtschaft deutlich günstiger. Auf
die gute Entwicklung der ostdeutschen Industrie habe ich
bereits hingewiesen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417506900
Zusatz-
frage, Kollege Grehn?


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1417507000
Herr Staatssekretär, liegen
der Bundesregierung genauere Angaben zu den Insolven-
zen in den neuen Bundesländern, getrennt nach Industrie-
bereichen und Gewerken im Bereich des Handwerks, vor?
Liegen Angaben über Wandlungsprozesse innerhalb der
verschiedenen Bereiche vor? Es ist beispielsweise nicht
allein der Baubereich – über diesen Kernbereich haben
Sie schon gesprochen –, sondern es sind auch andere
Branchen betroffen, was durch die schlechte Einschät-
zung der Handwerkskammer bestätigt wird, sodass man
sie auf die gesamte Industrie in den neuen Bundesländern
ausdehnen kann.

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1417507100
Nein, solche Da-
ten liegen uns nicht vor.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417507200
Gibt es
eine weitere Zusatzfrage? – Das ist nicht der Fall. Vielen
Dank, Herr Staatssekretär Mosdorf.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
schaft. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische
Staatssekretär Matthias Berninger zur Verfügung.




Parl. Staatssekretär Siegmar Mosdorf

17187


(C)



(D)



(A)



(B)


Wir kommen zur Frage 4 der Kollegin Gudrun Kopp
von der F.D.P.-Fraktion:

Ist es zutreffend, dass in den Kantinen der Bundesministerien,
insbesondere derjenigen des Bundesministeriums für Verbrau-
cherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, trotz der bereits im Ja-
nuar 2001 angekündigten und geforderten so genannten Agrar-
wende und des damit verbundenen Leitbilds des organischen
Landbaus bislang keine Produkte dieser Anbauform angeboten
werden?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417507300
Es trifft nicht zu, dass im Rahmen der
Agrarwende, was die Umstellung der Kantinen angeht,
ein halbes Jahr geschlafen wurde, im Gegenteil: Es wur-
den innerhalb der gesamten Bundesregierung verstärkte
Anstrengungen unternommen, die Kantinenbewirt-
schaftung so umzustellen, dass die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter die Möglichkeit haben, auch ökologische Pro-
dukte auf ihrem Speiseplan zu finden. Des Weiteren
wurde im Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft eine ganze Reihe von Maßnahmen er-
griffen, etwa die Umstellung im gesamten Catering-Be-
reich, beispielsweise bei Getränken, die bei Konferenzen
angeboten werden.

Dieser Prozess ist jetzt angelaufen. Wir haben ihn von
Anfang an, also gleich in den ersten Wochen, in Gang ge-
setzt. Man muss dabei natürlich berücksichtigen, dass es
eine Reihe langfristiger Liefer- und Pachtverträge gibt.
Ich denke, dass dies als Beispiel für andere Kantinen die-
nen kann.

Bei der Frage von ökologischen Produkten oder Pro-
dukten aus ökologischem Anbau ist festzustellen, dass
nicht nur im Einzelhandelsbereich ein großes Defizit exis-
tiert, sondern auch im Bereich der Kantinen und der
Gastronomie. Die Bundesregierung wird hier weitere An-
strengungen unternehmen, um das Ziel zu erreichen, den
Anteil ökologischen Landbaus in den nächsten fünf Jah-
ren auf 10 Prozent und in den nächsten zehn Jahren auf
20 Prozent zu erhöhen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417507400
Zusatz-
frage, Frau Kollegin Kopp?


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1417507500
Herr Staatssekretär, es gibt
keinen Grund, nervös zu reagieren und zu sagen, das Mi-
nisterium habe nicht geschlafen. Das habe ich nicht un-
terstellt. Meine Frage habe ich vor dem Hintergrund ge-
stellt, wieweit Sie auch im eigenen Umfeld diese Produkte
anbieten. Das ist eine sehr wichtige Frage

Sie haben gesagt, dass Sie den Einstieg jetzt vorberei-
ten. Geben Sie denn auch gleichzeitig Informationsmate-
rial heraus? Darüber hinaus haben Sie gesagt, dass das
auch ein Beispiel für andere Kantinen sein soll. Wissen
Sie, ob zumindest in Berlin, zum Beispiel in Mensen von
Universitäten oder in Kindergärten und anderen Einrich-
tungen, ähnliche Informationen herausgegeben werden?
Wie ist dort der Sachstand?

Mat
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417507600
Frau Kollegin, mir liegen in Bezug auf
die Mensen in Berlin keine Erkenntnisse vor. Ich weiß
aber aufgrund meiner früheren Tätigkeit, dass im Hoch-
schulbereich einige Studentenwerke Vorreiter sind. Ich
habe Informationen in Bezug auf die Bundesressorts. Ich
möchte ein Beispiel nennen: Das Auswärtige Amt bietet
in Berlin schon seit längerer Zeit ein Ökoessen an. Auch
Kindertagesstätten von Bundesbehörden werden kom-
plett mit Produkten des ökologischen Landbaus versorgt.
Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernäh-
rung und Landwirtschaft hat ja keine eigene Kantine in
Berlin, sodass wir dort keine Umstellung vornehmen kön-
nen. Wir haben aber in Bonn sehr schnell damit angefan-
gen. Das erste Produkt, weil das sehr einfach war, war die
Kartoffel. Nun bieten wir dort komplette Essen an. Im
Rahmen von Aktionstagen wird natürlich geprüft, was auf
der Nachfragerseite gewünscht ist. Es ist völlig klar, dass
auch die ökologischen Produkte im Wettbewerb mit an-
deren Essen stehen, und das ist auch gut so.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417507700
Gibt es
eine weitere Zusatzfrage?


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1417507800
Ich habe noch eine Zusatz-
frage.

Das sind sehr gute Ansätze. Stimmen Sie mit mir über-
ein, Herr Staatssekretär, dass ein Quotenanteil von Bio-
produkten an den Nahrungsmitteln eher einer planwirt-
schaftlichen Vorgabe entspricht und dass es sinnvoller
wäre, mit mehr Marktvertrauen heranzugehen und zu sa-
gen, dass Sie die Strukturen schaffen, vorbereiten, dass
aber die letzte Entscheidung beim Verbraucher und damit
beim Markt bleibt? Warum setzen Sie so wenig auf die
marktwirtschaftlichen Kräfte, die in Deutschland schon
einige positive Beispiele hervorgebracht haben?


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!)


Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1417507900
Frau Kollegin, ich kann nicht erkennen,
dass wir hier auf planwirtschaftliche Instrumente setzen.
Richtig ist, dass die Bundesregierung klare Ziele hat. Es
erschien uns nicht einsichtig, dass das, was in anderen
Ländern schon längst gängig ist, nämlich dass die Ver-
braucherinnen und Verbraucher eine Auswahl an Biopro-
dukten haben, in Deutschland nicht stattfinden sollte.
Deutschland ist vergleichbar mit Österreich, hat aber
höchstens ein Fünftel der Ökoprodukte im Angebot. Ich
glaube, dass der Markt hier nicht ausreichend funktioniert
hat und die Verbraucher keine ausreichende Wahlfreiheit
hatten. Das Gleiche trifft im Alltag für die meisten Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen zu, die ihr
Mittagessen in Kantinen zu sich nehmen. Wir werden eine
ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen, die Attraktivität
zu steigern. Die letzten Monate haben gezeigt, dass die
Agrarwende längst begonnen hat. Es gibt sehr viele
Unternehmen, die im Begriff sind, umzustellen oder die
bereits umgestellt haben. Es gibt eine Reihe von Verbän-
den, mit denen gemeinsam wir dieses Thema angehen und
die nötige Beratung bereitstellen. In unserem Zuständig-




Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
17188


(C)



(D)



(A)



(B)


keitsbereich ist das beispielsweise die Deutsche Gesell-
schaft für Ernährung, die ein Kooperationspartner ist.
Aber auch die Verbände für ökologischen Landbau haben
ein großes Know-how und sind sicherlich gute Ansprech-
partner.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417508000
Vielen
Dank, Herr Staatssekretär Berninger.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
der Verteidigung auf. Die Fragen 5 und 6 des Abgeordne-
ten Günther Friedrich Nolting sollen schriftlich beant-
wortet werden.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf. Die Fra-
gen 7 und 8 der Abgeordneten Ina Lenke sollen ebenfalls
schriftlich beantwortet werden.

Jetzt rufe ich den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
auf. Die Frage 9 des Abgeordneten Ernst Hinsken soll
schriftlich beantwortet werden.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern.

Ich rufe die Frage 10 des Abgeordneten Werner
Siemann auf:

Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass die Hu-
manistische Union (HU) eine Gruppe von Personen mit dem Fritz-
Bauer-Preis auszeichnete, die 1999 während der NATO-Luft-
schläge im Kosovo-Konflikt die Angehörigen der Bundeswehr in
einer halbseitigen Anzeige in der Tageszeitung „taz“ dazu auffor-
derten, die Einsatzbefehle zu verweigern, sich von der Truppe zu
entfernen und sich gegen diesen „Krieg“ aufzulehnen, vor dem
Hintergrund, dass die Bundesministerin für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, und die Bundes-
ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,
Heidemarie Wieczorek-Zeul, im Beirat der HU und die Bundes-
ministerin der Justiz, Professor Dr. Herta Däubler-Gmelin, einfa-
ches Mitglied der HU sind und die Ministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul sowie die Ministerin Professor Dr. Herta
Däubler-Gmelin sowohl der Entsendung deutscher Soldaten in
das Kosovo am 16. Oktober 1998 (Plenarprotokoll 13/248) als
auch der „Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der interna-
tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo“ am 1. Juli 2001 zuge-
stimmt und alle drei genannten Ministerinnen die so genannte
Mandatsverlängerung im Bundeskabinett am 9. Mai 2001 mitge-
tragen haben?

Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Fritz Rudolf Körper zur Verfügung.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417508100
Herr Kollege Siemann, ich beant-
worte Ihnen die Frage wie folgt: Die drei genannten Bun-
desministerinnen gehören der Humanistischen Union
nicht in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der Bundesregie-
rung an. Vor diesem Hintergrund sieht die Bundesregie-
rung keinen Anlass, die Aktivitäten der Humanistischen
Union zu bewerten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417508200
Eine Zu-
satzfrage, Kollege Siemann.


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1417508300
Halten Sie es für
möglich, dass man gerade bei der Mitgliedschaft in sol-

chen Vereinigungen die natürliche Person von dem Kabi-
nettsmitglied trennen kann?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417508400
Herr Kollege Siemann, das kann
man tun. Deswegen habe ich Ihnen diese Antwort gege-
ben. Im Übrigen glaube ich, dass sich die Mitgliedschaf-
ten auf einen Zeitraum erstrecken, als die Betroffenen
noch nicht daran gedacht haben, Mitglieder der Bundes-
regierung zu werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417508500
Weitere
Zusatzfrage, Herr Kollege Siemann?


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1417508600
Aber die Preisverlei-
hung ist ja erst jetzt geschehen, wo sie schon Mitglied der
Bundesregierung sind. Hätten Sie es nicht für vernünftig
gehalten, wenn man Einfluss darauf genommen hätte, dass
ein solches Verhalten gerade nicht als auszeichnungswür-
dig angesehen wird?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1417508700
Das ist eine Frage, die jedes Mit-
glied in diesem Zusammenhang selbst zu entscheiden hat.
Deswegen habe ich auch die Unterscheidung vorgenom-
men, wie ich sie Ihnen in unserer Antwort gegeben habe.
Ich glaube, das ist auch richtig und gut so.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417508800
Vielen
Dank, Herr Staatssekretär Körper.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Finanzen. Zur Beantwortung steht die Parla-
mentarische Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks zur
Verfügung.

Ich rufe zunächst die Frage 11 des Abgeordneten
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr auf:

Warum hat die Bundesregierung in einer Stellungnahme vom
25. Juli 2000 meine Vorschläge bezüglich der Regelung und Be-
standteile eines Übernahmegesetzes sowohl auf nationaler wie
auch auf europäischer Ebene abgelehnt, obwohl sie diese Inhalte
zu diesem Zeitpunkt noch ohne Probleme in der EU hätte durch-
setzen können, heute aber genau meine damaligen Vorschläge zur
Begründung ihrer Ablehnung der EU-Übernahmerichtlinie an-
führt?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417508900
Herr Kollege Ronsöhr, die
Bundesregierung hat sich stets für die Schaffung eines
„level playing fields“ im Übernahmerecht auf internatio-
naler Ebene eingesetzt. Ein Bestandteil dieses Konzepts
sind einheitliche Spielregeln bei Unternehmensübernah-
men. Auf europäischer Ebene werden diese für den Be-
reich des Kapitalmarktrechts durch die Übernahmericht-
linie geregelt.

In den Monaten nach Verabschiedung des Gemeinsa-
men Standpunktes zur Übernahmerichtlinie im Juni 2000
bzw. auch nach Ihrem Schreiben im Juli 2000 an den
Bundesminister für Wirtschaft und Technologie hat
sich jedoch gezeigt, dass andere Mitgliedstaaten weiter-
hin an Regelungen zu Stimmrechtsbegrenzungen und




Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

17189


(C)



(D)



(A)



(B)


Mehrstimmrechten auf dem Gebiet des Gesellschafts-
rechts festhalten und deutsche Unternehmen im interna-
tionalen Vergleich dadurch benachteiligt werden. Die
Bundesregierung hat sich deshalb bei den weiteren Ver-
handlungen auf europäischer Ebene für Abwehrmöglich-
keiten des Managements einer Gesellschaft eingesetzt.

Auf nationaler Ebene wird die Bundesregierung die
Vorgaben der Richtlinie durch das Wertpapiererwerbs-
und Übernahmegesetz umsetzen und dabei die ihr von der
Richtlinie eingeräumten Spielräume im Hinblick auf die
Verhaltenspflichten der Leitungsorgane der Zielgesell-
schaft – einschließlich der Möglichkeiten von Vorratsbe-
schlüssen – nutzen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417509000
Zusatz-
frage, Kollege Ronsöhr.


Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU):
Rede ID: ID1417509100
Frau
Staatssekretärin, können Sie mir bestätigen, dass die Bun-
desregierung im letzten Jahr zur europäischen Richtlinie,
was die Übernahme von Unternehmen anbetrifft, eine
ganz andere Stellungnahme abgegeben hat, als sie das
jetzt tut? Die Bundesregierung hat mir durch Herrn
Mosdorf geschrieben:

Sowohl die europäische Richtlinie wie auch der
Referentenentwurf sind grundsätzlich neutrale Re-
gelungen, die feindliche Übernahmen weder fördern
noch behindern sollen.

Jetzt hat der Bundeskanzler eine ganz andere Stellung
bezogen. Können Sie begründen, warum Sie im letzten
Jahr den Standpunkt eingenommen haben, wie er in der
Antwort von Herrn Mosdorf zum Ausdruck kommt?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417509200
Ich habe Sie ja in meiner
Antwort schon darauf hingewiesen, dass sich in der Tat
nach der Erarbeitung der ersten Vorentwürfe auch unseres
Gesetzentwurfes – natürlich war die europäische Richtli-
nie zu der Zeit im Entwurf schon bekannt – mehr und
mehr herausgestellt hat, dass zwar, wie ich Ihnen schon
sagte, im Bereich des Kapitalmarktrechts in den anderen
europäischen Ländern alle Hindernisse abgebaut werden
sollen, aber im Bereich des Gesellschaftsrechts Hinder-
nisse bestehen, was zu einer gleichen Startposition bei
Unternehmensübernahmen innerhalb der Europäischen
Union nicht beiträgt.

Weil sich herausgestellt hat, dass solche gesellschafts-
rechtlichen Beschränkungen in anderen wesentlichen
Mitgliedstaaten der Europäischen Union weiterhin beste-
hen, hat die Bundesregierung in der Tat ihre Auffassung
geändert. Deswegen kommt es dazu, dass die Auffassung
vom Juli des vergangenen Jahres und die jetzt vertretene
unterschiedlich sind. Es ist ja nicht vorzuwerfen, dass die
Bundesregierung innerhalb eines Jahres aufgrund neuer,
sich verstärkender Erkenntnisse eine Position bezieht, die
Sie vielleicht schon im vergangenen Jahr für richtig ge-
halten haben. Freuen Sie sich doch darüber, dass die Bun-
desregierung jetzt Ihre Auffassung teilt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417509300
Weitere
Zusatzfrage, Kollege Ronsöhr.


Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU):
Rede ID: ID1417509400
Frau
Staatssekretärin, können Sie sich vorstellen, dass meine
Freude nicht allzu groß ist, weil die europäische Richtli-
nie von einer anderen Übernahmeregelung ausgeht, als
ich sie damals gefordert habe?

Können Sie mir bestätigen, dass sich die Bundesregie-
rung zu spät mit den Vorstellungen der europäischen
Richtlinie auseinander gesetzt hat, die im Grunde genom-
men eine feindliche Übernahme von Unternehmen gera-
dezu befördern?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417509500
Herr Kollege Ronsöhr,
zum einen kann ich den Umfang Ihrer nicht ausreichen-
den Freude nicht beurteilen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist schade!)

Zum anderen kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die
Bundesregierung zu spät eingeschaltet hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417509600
Damit
kommen wir zur Frage 12 des Kollegen Peter Weiß

(Emmendingen):


Trifft es zu, dass das für die beiden Bundesabteilungen der
Oberfinanzdirektion Karlsruhe zuständige Service-Center in
Freiburg geschlossen und nach Saarbrücken verlegt werden soll?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417509700
Herr Kollege Weiß, im
Rahmen des Projektes „Strukturentwicklung Bundesfi-
nanzverwaltung“ gibt sich die Bundesfinanzverwaltung
derzeit eine neue, gestraffte und zukunftsfähige Struktur.
Sie bereitet sich damit auf die Aufgabenänderungen ins-
besondere durch die EU-Osterweiterung vor und leistet
dadurch gleichzeitig einen spürbaren Beitrag zur Haus-
haltskonsolidierung. Die grundsätzlichen Entscheidun-
gen zur Strukturreform sind im vergangenen Jahr in einem
umfassenden Abstimmungsprozess vorbereitet und im
Januar dieses Jahres veröffentlicht worden. Teil der
seinerzeitigen Organisationsentscheidungen ist eine Ver-
ringerung der Zahl der Service-Center von acht auf vier
sowie unter anderem die Verlagerung der Aufgaben des
Service-Centers Freiburg nach Saarbrücken.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417509800
Zusatz-
frage, Kollege Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1417509900
Frau
Staatssekretärin, trifft es zu, dass die Verlagerung des für
die OFD Karlsruhe zuständigen Service-Centers in der
Außenstelle Freiburg nach Saarbrücken ursprünglich für
die Jahre 2004/2005 vorgesehen war und Sie jetzt eine
schnellere Umsetzung planen, möglicherweise die Ver-
wirklichung dieser Verlagerung schon im kommenden
Jahr?




Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
17190


(C)



(D)



(A)



(B)


D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417510000
Herr Weiß, ich bin über-
fragt, wann die Verlagerung stattfinden soll. Ich kann Ih-
nen allerdings versichern, dass es zu einer sozialverträg-
lichen Verlagerung kommen wird und dass nach jetzigem
Kenntnisstand eine Versetzung von Bediensteten des Ser-
vice-Centers mit Sitz in Freiburg nach Saarbrücken nicht
notwendig sein wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417510100
Zusatz-
frage, Kollege Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1417510200
Frau
Staatssekretärin, was hat denn angesichts der räumlichen
Zuständigkeit dieses Service-Centers für eine Verlage-
rung nach Saarbrücken und gegen eine Konzentration der
Service-Center am Standort Freiburg gesprochen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417510300
Herr Kollege Weiß, die
räumliche Zuständigkeit ist angesichts der Aufgabenstel-
lung relativ irrelevant. Diese Service-Center sind insbe-
sondere für die internen dienstlichen Belange der Mitar-
beiter der Bundesfinanzverwaltung zuständig, wie zum
Beispiel Beihilfeabrechnungen, Dienstreiseabrechnungen
und Ähnliches. Dieses läuft natürlich auf dem schrift-
lichen oder elektronischen Wege. Deswegen ist es völlig
irrelevant, an welchem Ort die Aufgaben erledigt werden.
Natürlich hat die Bundesregierung in gewisser Weise
auch immer strukturelle Gründe zu beachten. Im Lande
Saarbrücken ist dies die dann neben einem Hauptzollamt
einzig noch verbleibende – ich formuliere einmal so –
Einheit der Bundesfinanzverwaltung von nennenswertem
Gewicht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417510400
Wir kom-

Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1417510500


Werden mit der Verlagerung des Service-Centers bereits Vor-
entscheidungen getroffen, dass die beiden für das gesamte Land
Baden-Württemberg zuständigen Bundesabteilungen der Oberfi-

(Bundesvermögensabteilung sowie Zollund Verbrauchsteuerabteilung)

falls aufgehoben und verlegt werden?

Frau Staatssekretärin.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417510600
Service-Center müssen
nicht am Standort der jeweiligen Zoll- und Verbrauch-
steuerabteilung angesiedelt sein. So befinden sich drei der
bisherigen acht Service-Center nicht am Standort der
Zoll- und Verbrauchsteuerabteilung, darunter auch das
Service-Center Saarbrücken. Die dazugehörige Oberfi-
nanzdirektion befindet sich in Koblenz. Eine Vorentschei-
dung für eine weitere Straffung der Zoll- und Verbrauch-
steuerabteilungen, die derzeit ohnehin nicht beabsichtigt
ist, kann den Standortentscheidungen für die Service-
Center daher nicht entnommen werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417510700
Zusatz-
frage, Kollege Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1417510800
Frau
Staatssekretärin, da bei den ersten Überlegungen Ihrer
Bundesregierung zu einer Strukturreform im Bereich der
Finanz- und Zollverwaltungen auch zur Diskussion stand,
die Zoll- und Verbrauchsteuerabteilungen an den Ober-
finanzdirektionen möglicherweise ebenfalls auf bundes-
weit vier Standorte zu konzentrieren, sie aber zunächst da-
von Abstand genommen hat, liegt doch die Vermutung
nahe, dass die Konzentration auf vier Service-Center ir-
gendwann auch die Konzentration auf vier Standorte für
Zoll- und Verbrauchsteuerabteilungen nach sich zieht.
Bedeutet Ihre Aussage, dass von der Bundesregierung
eine Konzentration der Zoll- und Verbrauchsteuerabtei-
lungen auf weniger als die bisher acht Standorte nicht
mehr weiterverfolgt wird?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417510900
Eine weitere Konzentra-
tion der Zoll- und Verbrauchsteuerabteilungen von derzeit
acht auf vier wird zurzeit nicht weiterverfolgt, sondern es
wird erst der Prozess der EU-Osterweiterung mit den da-
mit verbundenen Umstrukturierungen im Zollaufgaben-
bereich abgewartet werden. Aber nach vollzogener EU-
Osterweiterung und damit einem neuen Zuschnitt der
Zollaufgaben wird dieses Thema wieder auf die Tages-
ordnung kommen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417511000
Eine wei-
tere Zusatzfrage des Kollegen Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1417511100
Frau
Staatssekretärin, in der letzten Legislaturperiode des
Deutschen Bundestages, also unter der Verantwortung
Ihrer Vorgängerregierung, ist die Entscheidung gefällt
worden, die Bundesvermögensabteilungen und die Zoll-
und Verbrauchsteuerabteilungen mit Zuständigkeit für
das gesamte Land Baden-Württemberg am Standort
Freiburg zu konzentrieren, weil auch die bisher in Karlsruhe
und Freiburg angesiedelten Oberfinanzdirektionen zu-
sammengelegt werden sollten. Zusätzlich ist vereinbart
worden, dass der Sitz der Oberfinanzdirektion in Karlsruhe
ist, aber die beiden Bundesabteilungen in Freiburg ange-
siedelt werden. Nachdem damals Grundlage der Ent-
scheidungen war, Freiburg auch künftig als Standort von
Abteilungen von Oberfinanzdirektionen beizubehalten
und zu sichern, möchte ich Sie fragen, ob die derzeitige
Bundesregierung aus diesen Entscheidungen eine Be-
standsgarantie für diese beiden Bundesabteilungen am
Standort Freiburg ableitet oder ob sie den Standort even-
tuell infrage stellt.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417511200
Herr Kollege Weiß, ich
bitte, meine Antwort jetzt nicht auf den Standort Frei-
burg zu beziehen; aber es wäre nicht redlich, wenn ich
für irgendeinen Standort eine Bestandsgarantie geben
würde. Wie, auf welche Art und Weise und bis in welche
Zukunft sollte denn die Bundesregierung solche Garan-
tien geben können? Sie wissen genau, dass Garantien bis
in alle Ewigkeit durch keine Bundesregierung und auch
durch keinen Haushaltsgesetzgeber gegeben werden






(C)



(D)



(A)



(B)


können. Selbstverständlich ist es so, dass, wenn wir nach
der EU-Osterweiterung nicht mehr acht Standorte von
Zoll- und Verbrauchsteuerabteilungen, sondern nur noch
vier haben werden, naturgemäß vier Standorte wegfal-
len. Welche das dann sein werden, weiß ich noch nicht;
das kann ich noch nicht sagen. Insofern kann ich für
überhaupt keinen der Standorte eine Bestandsgarantie
geben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417511300
Wir kom-
men zur Frage 14 des Kollegen Werner Siemann:

Gibt es Bestrebungen, die Leistungen, die die Soldaten im
Rahmen der freien Heilfürsorge erhalten, künftig als geldwerte
Vorteile von den Soldaten versteuern zu lassen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417511400
Herr Kollege Siemann,
derzeit sind für Angehörige der Bundeswehr einschließ-
lich der Wehrpflichtigen die Vorteile steuerfrei, die sich
aus der nach gesetzlichen Vorschriften gewährten
Heilfürsorge ergeben. Basis sind § 3 Nr. 4 d und § 3 Nr. 5
des Einkommensteuergesetzes. Die Bundesregierung be-
absichtigt nicht, diese Rechtslage zu ändern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417511500
Zusatz-
frage, Herr Kollege Siemann?


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1417511600
Frau Staatssekretärin,
gibt es denn Bestrebungen, unabhängig von einer Ver-
steuerung, die Sie jetzt verneint haben, irgendwelche Än-
derungen an diesen Regelungen vorzunehmen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417511700
Sie haben mich aber doch
gerade nach der Versteuerung gefragt. An welche anderen
Änderungen denken Sie?


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1417511800
Ich möchte wissen,
ob generelle Änderungen im Rahmen der freien Heilfür-
sorge für Soldaten beabsichtigt sind.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417511900
Da bin ich, ehrlich gesagt,
überfragt, denn das ist eine ganz andere Frage als die, die
vorher an mich gerichtet worden ist. Aber vielleicht kann
ich sie an Frau Kollegin Schulte weitergeben.


(Werner Siemann [CDU/CSU]: Da hätte ich nichts dagegen!)


Frau Kollegin Schulte, ich habe Verständnis dafür, dass
Sie sich jetzt nicht konzentriert hatten. Die Frage lautet,
ob es beabsichtigt ist, am Prinzip der freien Heilfürsorge
für Soldaten etwas zu ändern. Dass wir in Richtung
Besteuerung nichts ändern wollen, habe ich dem Herrn
Kollegen schon gesagt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417512000
Frau
Staatssekretärin Schulte, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1417512100
Herr Kollege Siemann, Sie und
ich wollen ausdrücklich an der freien Heilfürsorge fest-
halten. Sie wissen, dass es natürlich unter den Soldaten,
besonders den Berufssoldaten, in der Vergangenheit im-
mer den Wunsch gab, eine andere Regelung zu finden, die
ihnen auch die Möglichkeit einer privaten Versicherung
für sie und ihre Familien gibt. Aber wir haben aufgrund
der langen Erfahrung festgestellt, dass es sinnvoll ist – ich
denke, Sie als Vertreter der großen Oppositionspartei
stimmen mit mir überein –, das auf keinen Fall zu verän-
dern. Dass der Finanzminister keine bösen Taten vorhat,
ist sehr schön.


(Werner Siemann [CDU/CSU]: Dann freuen sich alle!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417512200
Dann
kommen wir zur Frage 15 des Abgeordneten Eckart von
Klaeden:

Treffen Ankündigungen bzw. „Signale“ aus der Bundesregie-
rung zu, dass die Bundesregierung „unter Umständen“ zu finan-
ziellen Hilfen für Berlin bereit ist, vorausgesetzt, dass nach dem
Ende der großen Koalition ein Bündnis der SPD mit anderen
Fraktionen zustande kommt, vergleiche „Berliner Morgenpost“
vom 13. Juni 2001?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417512300
Herr Kollege von Klaeden,
Berlin erhält derzeit bereits finanzielle Hilfen in erheb-
lichem Umfang. Im Jahr 2000 beliefen sich die Leistun-
gen des Bundes für Berlin auf knapp 8 Milliarden DM. Im
Einzelnen waren dies insbesondere:

Leistungen für Hochschulbau, Verbesserung regio-
naler Wirtschaftsstruktur, Wissenschaft und Forschung,
kommunaler Straßenbau, Städtebau, sozialer Wohnungs-
bau usw.: rund 1,7 Milliarden DM.

Hilfen im Rahmen des Solidarpakts, Fehlbetrags-
Bundesergänzungszuweisungen, Sonderbedarfs-Bundes-
ergänzungszuweisungen, Bundesergänzungszuweisungen
für Kosten politischer Führung: insgesamt rund 5 Mil-
liarden DM.

Im Zusammenhang mit der Sonderstellung als Haupt-
stadt fließen Berlin jährlich 664Millionen DM zu. Außer-
dem wird Berlin durch den soeben unterzeichneten
Hauptstadt-Kulturvertrag jährlich zusätzlich unterstützt.

Abgesehen hiervon gibt der Umzug der Bundesregie-
rung nach Berlin der Stadt dauerhaft starke wirtschaft-
liche Impulse; derzeit wird von 40 000 zusätzlichen Ar-
beitplätzen in der Hauptstadt ausgegangen.

In den jetzigen Verhandlungen zum Finanzausgleich
vertritt der Bund die Position, den finanziellen Status quo
der Stadt zu wahren. Es gibt für die Bundesregierung da-
her keinen Grund, anzunehmen, dass das Land Berlin
seine aktuellen Finanzprobleme nicht mithilfe des bereits
hohen Niveaus der Leistungen des Bundes und der Län-
der bewältigen wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417512400
Zusatz-
frage des Kollegen von Klaeden.




Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
17192


(C)



(D)



(A)



(B)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417512500
Kann ich davon
ausgehen, Frau Staatssekretärin, dass die Bundesregie-
rung die Anregung des sachsen-anhaltinischen Minister-
präsidenten Höppner, Berlin weitere Forschungsmittel
zur Verfügung zu stellen, nicht unterstützt? Das geht aus
einer dpa-Meldung von vorgestern hervor.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417512600
Herr Kollege von Klaeden,
ich kann dies nicht abschließend beurteilen, weil mir diese
dpa-Meldung nicht bekannt war. Allerdings beabsichtigt
die Bundesregierung ganz allgemein, ihre Forschungsför-
derung in den neuen Bundesländern zu konzentrieren
bzw. zu intensivieren, weil dies zu Impulsen für die wirt-
schaftliche Entwicklung führt. Insofern wird Berlin wie
die anderen fünf neuen Bundesländer behandelt. Bitte le-
gen Sie mich jetzt nicht auf Zahlen fest.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417512700
Eine wei-
tere Zusatzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417512800
Frau Staatssekre-
tärin, Sie selbst haben schon den Hauptstadt-Kulturver-
trag angesprochen. Der Staatsminister für Kultur beim
Bundeskanzler, Herr Nida-Rümelin, hat angekündigt, er
wolle die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu-
mindest aber den Wiederaufbau der Museumsinsel, vom
Bund finanzieren lassen. Die Kosten liegen bei etwa
1 Milliarde DM, die über den Hauptstadt-Kulturvertrag
hinausgehen. Wie stehen Sie zu dieser Ankündigung von
Herrn Nida-Rümelin?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1417512900
Die Ankündigung ist selbst-
verständlich mit Herrn Bundesfinanzminister Eichel ab-
gesprochen worden. Bisher ist es so, dass in die Renovie-
rung der Museumsinsel jährlich 100 Millionen DM vom
Bund und 100 Millionen DM von Berlin fließen sollen.
Soweit ich weiß, hatte Berlin bereits vor der aktuellen Fi-
nanzkrise seine Zahlungen ausgesetzt oder zumindest ein-
geschränkt, sodass die 100 Millionen DM vom Land nicht
zur Verfügung standen.

Am ehesten ist bei der Stiftung Preußischer Kultur-
besitz festzustellen, dass es im Sinne der Kulturförderung
eine besondere Aufgabe des Bundes sein mag, gerade hier
tätig zu werden. Bedauerlicherweise beteiligen sich nicht
alle Länder an den Kosten der Stiftung Preußischer Kul-
turbesitz. Das Land Bayern weigert sich bis heute, seinen
Beitrag zu zahlen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417513000
Vielen
Dank, Frau Staatssekretärin.

Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Arbeit und Sozialordnung. Zur Beant-
wortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Gerd
Andres zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 16 des Kollegen Jürgen Koppelin
von der F.D.P.-Fraktion auf:

Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, ob Veröffent-
lichungen zutreffen, dass in Hamburg ABM-Kräfte des „Vereins

zur Betreuung von Arbeitslosen“ nicht nur für politische Aktionen
missbraucht wurden, sondern auch ein Ferienheim des Deut-

(„DER SPIEGEL“ Nr. 24/11. Juni 2001)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1417513100
Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach einer von
der Bundesregierung eingeholten Stellungnahme waren
dem Arbeitsamt Hamburg die Vorwürfe hinsichtlich eines
zeitweilig maßnahmefremden Einsatzes von ABM-Kräf-
ten bereits bekannt und Gegenstand von Ermittlungen des
Arbeitsamtes. Die Ermittlungen führten zu einer Rück-
forderung in Höhe von 31 500 DM, die inzwischen von
dem Verein beglichen wurden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417513200
Zusatz-
frage des Kollegen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417513300
Herr Staatssekretär, ist der
Bundesregierung bekannt, dass dieser Betrag selbst von
der Hamburger Sozialbehörde als viel zu niedrig angese-
hen wird? Können Sie uns bei dieser Gelegenheit auch
sagen, wie hoch der Zuschuss insgesamt war, der vom Ar-
beitsamt an diesen Verein geflossen ist? Der Geschäfts-
führer dieses Vereins war schon einmal wegen Untreue
vorbestraft und ist jetzt beurlaubt worden.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1417513400
Nein, dies ist der
Bundesregierung nicht bekannt. Zum zweiten Teil Ihrer
Frage: Nach Stellungnahme der Bundesanstalt für Arbeit
hat der Verein seit 1998 eine Reihe von unterschiedlichen
Fördermaßnahmen erhalten. Es handelt sich dabei um Zu-
schüsse zu den Lohnkosten bei Arbeitsbeschaffungs-
maßnahmen in Höhe von insgesamt 2,7 Millionen DM,
um Zuschüsse zu den Strukturanpassungsmaßnahmen in
Höhe von etwa 100 000 DM und Zuschüsse zu Einglie-
derungshilfen in Höhe von rund 150 000 DM.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417513500
Eine wei-
tere Zusatzfrage des Kollegen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417513600
Herr Staatssekretär, ist Ih-
nen aufgefallen, dass Sie meine Frage überhaupt nicht be-
antwortet haben? Ich lese sie Ihnen deswegen noch ein-
mal vor. Meine Frage lautet:

Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, ob Ver-
öffentlichungen zutreffen, dass in Hamburg ABM-
Kräfte des „Vereins zur Betreuung von Arbeitslosen“
nicht nur für politische Aktionen missbraucht wur-
den, sondern auch ein Ferienheim des Deutschen
Gewerkschaftsbundes renovieren mussten?

Auf diese Frage haben Sie bisher keine Antwort gegeben.
Da Sie, wie ich merke, ausweichen, darf ich Sie in die-

sem Zusammenhang dann fragen, ob man die Tatsache,
dass dieser Verein im selben Haus wie der DGB sitzt, dass
führende Leute dieses Vereins und des DGB in Gremien
des Arbeitsamtes sitzen und der Hamburger Senat von all
diesen Vorgängen wusste, als Filz bezeichnen darf?






(C)



(D)



(A)



(B)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1417513700
Wenn ich das rich-
tig verstanden habe, waren das ungefähr zehn Fragen in
einer.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Nein! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Nehmen Sie mal die Filz-Frage!)


Da Sie der Meinung waren, ich hätte Ihre Frage nicht be-
antwortet,


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sie haben sie nicht beantwortet!)


beantworte ich sie erneut wie folgt:
Nach einer von der Bundesregierung eingeholten Stel-

lungnahme waren dem Arbeitsamt Hamburg die Vorwürfe
hinsichtlich eines zeitweiligen maßnahmefremden Ein-
satzes von ABM-Arbeitnehmern bereits bekannt und
Gegenstand von Ermittlungen des Arbeitsamtes. Die Er-
mittlungen führten zu einer Rückforderung in Höhe von
31 500 DM, die inzwischen von dem Verein beglichen
wurde.


(Dr. Ilja Seifert [PDS]: 3 Millionen DM haben sie gekriegt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417513800
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dirk Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1417513900
Herr Staatssekretär, ich habe
mich frühzeitig gemeldet, da mir klar war, dass Sie die
Frage nicht würden beantworten wollen. Die Klemmtech-
nik, die Sie angewendet haben, kennen wir alle. Deswe-
gen möchte ich die Frage des Kollegen Koppelin gerne
noch einmal wiederholen.

Können Sie unter den Voraussetzungen, dass der Deut-
sche Gewerkschaftsbund nicht nur Nutznießer dieser
rechtswidrig eingesetzten Mittel der Bundesanstalt für Ar-
beit war, sondern auch noch den Selbstverwaltungsorganen
des Arbeitsamtes, unter anderem auch dem ABM-Aus-
schuss, angehört und dass der DGB-Kreisvorsitzende da-
rüber hinaus auch noch Abgeordneter der Hamburgischen
Bürgerschaft für die SPD-Fraktion ist, davon ausgehen,
dass es sich hier um Filz oder etwas Ähnliches handelt?


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Die Sozialsenatorin war bis 1998 DGB-Chefin!)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1417514000
Herr Abgeordneter, Ih-
nen ist sicherlich bekannt, dass Ihre Fraktion eine Kleine
Anfrage mit insgesamt 19 Fragen eingereicht hat.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Richtig!)

Da die Bundesregierung dazu verpflichtet ist, nach bes-
tem Wissen und Gewissen und dem Sachstand, der ihr
vorliegt, zu antworten, bemühe ich mich genau um diesen
Tatbestand. Wir als zuständige Behörde haben die
Bundesanstalt für Arbeit gebeten, alle Fragen, die in die-
sem Zusammenhang stehen, zu beantworten. Soweit ich
dazu in der Lage bin, antworte ich auf der Grundlage die-
ses Sachstandes.

Auf alle Spekulationen – wie Sie was bezeichnen, wer
wo in welchen Gremien saß – gehe ich in diesem Zu-
sammenhang nicht ein. Spekulationen überlasse ich gerne
Ihnen.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das ist keine Spekulation! Das stimmt doch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417514100
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Rainer Brüderle.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1417514200
Herr Staatssekretär, es
ist doch ein ungeheuerlicher Vorgang, dass hier
ABM-Mittel eingesetzt werden, um Lachsbrötchen für
Gewerkschaftsfunktionäre anzufertigen oder um De-
monstrationen für den DGB und die SPD in Hamburg
durchzuführen. Da wäre es schon angemessen, wenn die
Bundesregierung, auch wenn es unangenehm ist, dazu
klare Worte fände.

Es ist ein ungeheurer Schaden für die Politik insge-
samt, aber auch für Instrumente der Arbeitsmarktpolitik
entstanden, über den Sie mit einer läppischen, formellen
Beantwortung von derartigen Fragen hinweggehen.
Sie erwecken den Eindruck, als ob es in Deutschland nor-
mal wäre, dass Arbeitslose mithilfe staatlicher Subven-
tionen zur Bewirtung von Gewerkschaftsfunktionären
oder zur Durchführung von Parteiveranstaltungen und
Demonstrationen eingesetzt werden. Dies ist doch keine
Bananenrepublik. Haben Sie nicht wenigstens die Fähig-
keit – –


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wo ist denn Ihre Frage, Herr Brüderle? Zur Sache!)


– Die kommt schon, auch wenn es Ihnen unangenehm ist.
Ich formuliere die Fragen, wie ich will.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Halten Sie sich an die Regeln des Parlaments!)


– Noch können wir hier im Parlament frei reden.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Aber nach den Re geln!)

Ich werde mir nicht von Ihnen vorschreiben lassen, wie
wir nach Ihren Gewerkschaftsbrötchen zu fragen haben.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Was ist mit Ihren Arbeitgeberbrötchen?)


Wo sind wir denn hier? Noch können wir in diesem Land
frei reden. Sie schreiben uns nicht vor, was wir fragen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417514300
Herr Kol-
lege Brüderle, kommen Sie bitte zur Frage!


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1417514400
Die Frage an den Herrn
Staatssekretär: Müssen Sie als Vertreter der Bundesregie-
rung dazu nicht klare Worte finden, wenn solcher Miss-
brauch in Deutschland stattfindet, anstatt sich formell hin-
ter einem Satz zu verschanzen?


(Beifall bei der F.D.P.)







(C)



(D)



(A)



(B)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1417514500
Herr Brüderle, Sie ha-
ben in Ihrer Frage gesagt, es seien Lachsbrötchen serviert
worden. Darüber ist mir nichts bekannt.


(Rainer Brüderle [F.D.P.]: Fragen Sie nach! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Der Fisch stinkt vom Kopfe her!)


– Entschuldigen Sie, darf ich das noch einmal beantwor-
ten? Ich halte das für einen schwierigen Vorgang. Die
Bundesregierung ist nicht dazu da, Presseartikel zu kom-
mentieren, zu bestätigen oder zurückzuweisen.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Hausdurchsuchungen sind gemacht worden!)


Herr Koppelin, ich sage Ihnen und auch Herrn
Brüderle noch einmal: Wenn Sie eine Kleine Anfrage stel-
len, werden Ihre Fragen präzise und vor dem Hintergrund
von Recherchen der Bundesregierung ordentlich beant-
wortet.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Genauso präzise, wie Sie das jetzt machen!)


Die Vorgänge in Zusammenhang mit den Lieferungen
des Partyservice standen das erste Mal am 11. Juni in den
Zeitungen. Ich wiederhole: am 11. Juni. Sowohl die Bun-
desanstalt für Arbeit und das Arbeitsamt Hamburg als
auch die Staatsanwaltschaft gehen diesen Vorgängen
nach. Wenn mir dazu sach- und fachgerechte Informatio-
nen vorliegen, werde ich Ihre Fragen beantworten. Aber
ich werde Ihnen nicht den Gefallen tun, Zeitungsartikel zu
kommentieren. Die erste Frage, die Sie mir gestellt haben,
habe ich gemäß meinem Informationsstand beantwortet.

Ich weise ansonsten alle Verdächtigungen, die Sie mir
gegenüber geäußert haben, entschieden zurück. Das, was
ich weiß, habe ich Ihnen gesagt. Die von Ihnen in der Klei-
nen Anfrage gestellten 19 Fragen werden fristgerecht bis
Freitag beantwortet sein. Auch Ihre Fragen, die Sie zu den
Vorgängen gestellt haben, die am 11. Juni bekannt gewor-
den sind, wird die Bundesregierung sach- und fachgerecht
beantworten. Ich betone das, damit das völlig klar ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417514600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417514700
Herr Staatssekre-
tär, da Sie sich trotz der auch von Ihnen bestätigten Fak-
ten, die in den Zeitungsartikeln erwähnt werden, standhaft
weigern, von Filz zu sprechen und unsere Fragen zu
beantworten, möchte ich die aus Hamburg stammende
Staatssekretärin Mertens fragen, ob sie in dieser Angele-
genheit zu einer anderen Einschätzung kommt. Vielleicht
ist sie über die Vorgänge, über die Sie, Herr Andres, of-
fenbar nicht Bescheid wissen, besser informiert.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch! – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Niebel ist wirklich der Vollausfall der Nation!)


A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417514800
Herr
von Klaeden, ich beantworte alle Fragen, die meinen Be-
reich betreffen. Aber ich beantworte Ihnen nicht die
Frage, die Sie eben gestellt haben, weil ich als Vertreterin
des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Woh-
nungswesen dafür nicht zuständig bin. Mit dieser Frage
werden Sie bei mir nicht landen können.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417514900
Zur Ge-
schäftsordnung, Herr Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417515000
Herr Präsident, da der
Parlamentarische Staatssekretär nur ausweichend antwor-
tet oder überhaupt keine Antworten gibt und da es zu Aus-
fällen des Kollegen Geschäftsführers der SPD-Fraktion
gegenüber meinem Kollegen Brüderle gekommen ist, be-
antrage ich die Herbeirufung des Arbeitsministers.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417515100
Über die-
sen Antrag muss abgestimmt werden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Herr Küster zweifelt vorsichtshalber an! – Dirk Niebel [F.D.P.]: Wir können bis drei zählen, vielleicht sogar bis vier!)


Ich bitte diejenigen, die diesem Antrag zustimmen wol-
len, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Die Mehrheit – das ist angesichts der we-
nigen anwesenden Abgeordneten leicht festzustellen –
befürwortet die Herbeirufung.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Die Regierung muss lernen, vernünftig zu antworten!)


Deswegen bitte ich, den Herrn Bundesminister herbeizu-
rufen, und unterbreche die Sitzung.


(Unterbrechung von 14.23 bis 14.52 Uhr)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417515200
Wir set-
zen die unterbrochene Sitzung fort. Ich begrüße zunächst
Herrn Bundesminister Walter Riester.


(Beifall bei der SPD und der F.D.P. – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Ich finde, das ist eine Selbstverständlichkeit! Ich bin ja auch gekommen!)


Wie Sie wahrscheinlich gehört haben, Herr Minister, be-
finden wir uns in der Fragestunde bei der Beantwortung
der Frage 16 des Herrn Abgeordneten Koppelin. Diese
Frage ist neben einigen Zusatzfragen noch nicht endgül-
tig beantwortet worden; es gibt noch weitere Wortmel-
dungen zu Zusatzfragen.

Deswegen gebe ich jetzt dem Kollegen Dr. Grehn das
Wort.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Er wollte aber nicht, dass Sie herkommen! Er hat dagegen gestimmt! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die geistige Koalition! „Genosse Riester“ muss es heißen!)







(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1417515300
Ich richte meine Frage an
den Herrn Staatssekretär.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Genossen unter sich! Das ist nun einmal so!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417515400
Herr Kol-
lege Grehn, darf ich Sie darüber informieren, dass es
Sache der Bundesregierung ist, wer diese Frage beant-
wortet?


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1417515500
Okay, ja; ich habe es
verstanden.


(Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Der Genosse Staatssekretär – Zuruf von der SPD: Aber der Wunsch war da!)


Also, ich überlasse es selbstverständlich der Bundesre-
gierung. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass
ich meine Frage ebenso gut an den Staatssekretär hätte
richten können.

Meine Frage ist schlicht und einfach – es ist eine Sach-
frage –: Ist das Verfahren bereits abgeschlossen oder re-
den wir über Dinge, die noch im Verfahren sind, über die
wir noch gar nicht richtig Bescheid wissen?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ist es schon unter den Teppich gekehrt?)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1417515600
Der erste Teil ist – das
habe ich in der Antwort auf die Frage von Herrn Koppelin
schon ausgeführt – insoweit abgeschlossen, als eine
Nachforderung des Arbeitsamtes von etwas über
31 000 DM erfolgte. Dies geschah zum einen wegen der
Gewährung so genannter Arbeitszeitverkürzungstage, die
tarifvertraglich nicht vereinbart waren, und zum anderen
wegen der Teilnahme an Demonstrationen.

Was jetzt neu in der Diskussion ist und nach dem
11. Juni bekannt geworden ist, hat dazu geführt, dass das
Arbeitsamt erneut ermittelt, dass die Staatsanwaltschaft
eingeschaltet worden ist und dass es eine Reihe von Fol-
gen gibt, die jetzt erneut untersucht werden.

Das Verfahren ist insofern also nicht abgeschlossen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417515700
Einige
weitere Kollegen haben sich inzwischen zu Wort gemel-
det. Zunächst geht das Fragerecht an Frau Kollegin
Schnieber-Jastram.


Birgit Schnieber-Jastram (CDU):
Rede ID: ID1417515800
Herr Minis-
ter, wir haben es hier mit einem seltenen Fall von Perso-
nenidentität – auch Filz genannt – zu tun.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Nicht in Hamburg!)

Ich würde gerne von Ihnen wissen: Beabsichtigt die Bun-
desregierung nach den Erfahrungen aus diesem Hambur-
ger Fall, bei der angekündigten Novellierung des SGB III
auch Regelungen einzuführen, die in Zukunft verhindern,
dass eine Person sowohl im Verwaltungsrat als auch in

dem Ausschuss, der die Mittel vergibt, sitzt und gleich-
zeitig Empfänger dieser Mittel ist?


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Und auch im Parlament!)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Nein, das beabsichtigen wir bisher nicht. Sie
wissen, dass wir dieser Tage die Eckpunkte vorgelegt ha-
ben. Gerade ist gesagt worden, dass das Verfahren noch
nicht abgeschlossen wurde. Ich möchte, dass es insgesamt
bewertet werden kann. Wenn sich daraus die Konsequenz
ergeben sollte, notwendige Entscheidungen zu treffen,
werde ich mich für eine solche Regelung auch innerhalb
des SGB III einsetzen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417515900
Das Fra-
gerecht geht an den Kollegen Funke von der F.D.P.-Frak-
tion.


Rainer Funke (FDP):
Rede ID: ID1417516000
Herr Minister, es geht hier um
Vorgänge aus den Jahren 1998 und 1999. Wie kommt es,
dass man zwei bzw. drei Jahre benötigt, um Ermittlungen
durchzuführen und somit der Aufsichtspflicht nachzu-
kommen?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Wir haben die Bundesanstalt für Arbeit so-
fort aufgefordert zu ermitteln. Der Staatssekretär hat
schon in seiner Antwort darauf hingewiesen, dass das Ar-
beitsamt Hamburg von sich aus ermittelt und erste Kon-
sequenzen eingefordert hat.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Hat er nicht gesagt!)


Ich kann Ihnen zusichern, dass wir unmittelbar handeln,
wenn uns entsprechende Sachverhalte bekannt werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417516100
Eine wei-
tere Frage des Kollegen Schockenhoff.


(Rainer Funke [F.D.P.]: Meine Frage ist nicht beantwortet worden!)


– Ich kann es nicht ändern. Sie haben nur eine Frage.

(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das ist so bei dieser Bundesregierung!)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1417516200
Herr
Minister, nach Darstellung in der Presse wurden die aus
Ihrem Etat über ABM finanzierten Kräfte nicht nur zur
Durchführung politischer Demonstrationen von DGB und
SPD, sondern auch zu hausinternen ÖTV-Umzügen ein-
gesetzt. Ich berufe mich noch einmal auf die Darstellung
in der Presse: Dazu habe der Verein Rechnungen gestellt
und im Gegenzug Spenden von den Gewerkschaften er-
halten. Ist Ihnen bekannt, ob für diese Spenden Spenden-
bescheinigungen ausgestellt wurden?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Nein, das ist mir nicht bekannt. Ich kom-






(C)



(D)



(A)



(B)


mentiere auch keine Pressemeldungen. Wenn die Ermitt-
lungen zu der Erkenntnis führen – sie sind noch nicht ab-
geschlossen –, dass es Unregelmäßigkeiten gab, werde
ich mich dafür einsetzen, dass diese Dinge geklärt und
entsprechende Konsequenzen gezogen werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417516300
Eine wei-
tere Frage des Kollegen Uldall.


Gunnar Uldall (CDU):
Rede ID: ID1417516400
Herr Minister, wie beur-
teilt die Bundesregierung die Tatsache, dass es hier eine
sehr enge personelle Verflechtung zwischen dem Vorsitz
des Vereins, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der
führenden politischen Kraft


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Noch führend!)


– der derzeit führenden Kraft – in Hamburg gegeben hat?

(Zuruf von der F.D.P.: Sagen Sie ruhig, wie es ist!)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Zuerst einmal spricht nichts dagegen, dass
Personen mehrere Funktionen einnehmen. Es spricht nur
etwas dagegen, wenn sich daraus Unregelmäßigkeiten
oder auch strafrechtliche Handlungen ergeben. Genau das
wird geklärt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417516500
Wir kom-
men zur Frage 17 des Kollegen Jürgen Koppelin:

Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber, ob Veröffent-
lichungen zutreffen, dass ABM-Kräfte des Hamburger „Vereins
zur Betreuung von Arbeitslosen“ in der vereinseigenen Küche
Verpflegung für Gewerkschaftsfunktionäre zubereiten mussten
und im „Arbeitslosencafé“ des Vereins Gewerkschafter Feste
gefeiert haben, sodass das „Arbeitslosencafé“ für diesen Zweck

(„Hamburger Abendblatt“ vom 9. Juni 2001)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Die genannten Vorwürfe sind dem Arbeits-
amt Hamburg erst durch Presseveröffentlichungen vom
11. Juni 2001 bekannt geworden. Eine Aussage dazu, in-
wieweit die Vorwürfe zutreffen, ist erst nach einer Prü-
fung durch das Arbeitsamt Hamburg möglich, die unver-
züglich eingeleitet wurde.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417516600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417516700
Herr Minister, zum Vor-
wurf des Filzes in Hamburg: Wie ist es möglich, dass le-
diglich 31 000 DM zurückgefordert werden, obwohl nach
Pressedarstellung – Sie werden konkrete Zahlen haben,
die Sie uns sicherlich nennen können – dieser Verein im
Zusammenhang mit ABM-Kräften mit 660 000 DM ge-
fördert wurde? Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass der
Hamburger Senat, dessen Sozialsenatorin eine ehemalige
DGB-Chefin ist, sämtliche Mittel für den Verein gestri-
chen hat? Welche Konsequenzen haben Sie daraus bis
jetzt gezogen?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Ich habe schon vorhin gesagt, dass ich Pres-
seberichte nicht bewerte und dazu auch keine Stellung-
nahmen abgebe.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für mich – ich nehme an, auch für Sie – ist wichtig, was
in dem noch nicht abgeschlossenen Verfahren tatsächlich
herauskommt. Anschließend werden die Konsequenzen
gezogen. Dass die Senatorin in Hamburg sofort gehandelt
hat, halte ich für richtig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nach zwei Jahren Wartezeit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1417516800
Der Kol-
lege Koppelin stellt seine zweite Zusatzfrage.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1417516900
Da ich merke, dass Sie
ausweichen – –


(Walter Riester, Bundesminister: Nein, überhaupt nicht! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Herr Minister, Sie weichen immer auf das Verfahren
aus. – Herr Präsident, ich bitte, dafür zu sorgen, dass bei
den Sozialdemokraten etwas Ruhe eintritt; aufgrund des
Themas und des Filzes kann ich ja die Unruhe verstehen.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Sie regen sich so auf, weil die Berliner SPD genau so verfilzt ist!)


Herr Minister, wenn aus dem Parlament heraus Fragen
dieser Art gestellt werden, dann werden – Sie sagen, es
gibt nur Presseberichte – Sie sich doch wahrscheinlich
vorher in Hamburg bei der Sozialsenatorin kundig ge-
macht haben. Oder wollen Sie mir erzählen, dass Sie sich
bei diesen wirklich markanten Dingen, die es in Hamburg
gibt, bei der Sozialsenatorin Roth – sie war bis 1998
DGB-Chefin – nicht kundig gemacht haben?


(V o r s i t z: Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters)


Ich möchte wissen, ob Sie sich zur Beantwortung meiner
Fragen in Hamburg kundig gemacht haben oder ob Sie
das einfach haben laufen lassen?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Ich sage Ihnen noch einmal: Wir warten ab,
bis der Sachverhalt geklärt ist. Vorher werden wir keine
Wertungen vornehmen. Anschließend werden wir Ihnen
jede Frage beantworten. Ich werde nicht aufgrund von
Presseberichten Bewertungen vornehmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie hätten die Sozialsenatorin fragen können!)


Ich habe Ihnen schon gesagt, dass dieses Thema noch
nicht abgeschlossen ist. Wenn die Sachverhalte vorliegen,
werden wir eine entsprechende Konsequenz ziehen und
Sie auch informieren.


(Beifall bei der SPD)





Bundesminister Walter Riester

17197


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417517000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1417517100
Herr Arbeitsminister, die Sozial-
senatorin in Hamburg hat die Mittel offenkundig gestri-
chen. Vermutlich handelt es sich hier um eine Kofinan-
zierung des Landes Hamburg und der Bundesanstalt für
Arbeit. Hat die Bundesanstalt für Arbeit entsprechende
Konsequenzen aus dem Streichen der Kofinanzierung des
Landes Hamburg gezogen, und wenn nicht, wann ist da-
mit zu rechnen?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Sie wird Konsequenzen dann ziehen, wenn
der Sachverhalt klar ist. Ich sage noch einmal: Der Sach-
verhalt ist noch nicht abschließend geklärt. Wir haben der
Bundesanstalt den Auftrag gegeben, dies abzuklären. Das
Arbeitsamt Hamburg ist unmittelbar tätig geworden. Der
Sachverhalt ist noch nicht ganz geklärt. Die Bundesanstalt
wird aber die notwendigen Konsequenzen ziehen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417517200
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Schnieber-Jastram.


Birgit Schnieber-Jastram (CDU):
Rede ID: ID1417517300
Herr Minis-
ter, halten Sie es wirklich für möglich, dass die zuständige
Senatorin im Hamburger Senat, die jahrelang DGB-Vor-
sitzende in Norddeutschland gewesen ist, über diesen Fall
nicht informiert war? Der Kollege Uldall hat vorhin ge-
schildert, dass dieser Fall Jahre alt ist, bereits im letzten
Jahr durch die Presse gegangen ist und sie nicht gehandelt
hat. Halten Sie es für möglich, dass die zuständige Sena-
torin wirklich nicht informiert war?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Frau Schnieber-Jastram, ich bewerte nicht,
was möglich oder nicht möglich ist. Das müssten Sie im
Zweifelsfall die Kollegin Roth fragen. Ich kann nicht be-
urteilen, inwieweit der Sachverhalt bekannt war oder
nicht.


(Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Aber lesen können wir alle!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417517400
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Uldall.


Gunnar Uldall (CDU):
Rede ID: ID1417517500
Herr Minister, auch
wenn Sie noch weiter zuwarten wollen, bis irgendwelche
weiteren Sachverhalte noch klarer sind, stellt sich doch
die Frage, ob es nicht klüger wäre, um ähnliche Skandale
zu verhindern, wenn bereits heute vonseiten der zuständi-
gen Stellen darauf geachtet würde, dass bei der Ge-
währung von entsprechenden Mitteln eine personelle Ver-
flechtung nicht vorliegt.

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Herr Uldall, ich sage noch einmal: Wir ha-
ben nicht erst heute, sondern unmittelbar gehandelt, in-

dem wir unmittelbar die Bundesanstalt für Arbeit beauf-
tragt haben, eine Klärung herbeizuführen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Vor drei Jahren!)

Das Arbeitsamt Hamburg hat schon vorher ermittelt.

Wir sind also nicht im Zeitverzug, sondern wir haben un-
mittelbar gehandelt.


(Gunnar Uldall [CDU/CSU]: Das ist nicht die Frage gewesen!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417517600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Brüderle.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1417517700
Herr Minister, Sie werden
mir sicherlich zustimmen, dass die angesprochenen Ver-
öffentlichungen in der Presse in absolut seriösen Zeitun-
gen erfolgt sind. Wenn sich jetzt herausstellt, dass die
Veröffentlichungen in den Zeitungen der Wahrheit ent-
sprechen – das hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, weil
das Organe sind, die nicht etwas frei erfinden –, werden
Sie dann Konsequenzen im Regelwerk ziehen, damit
zukünftig solche Verfilzungen, wie sie in Hamburg
augenscheinlich geworden sind, nicht mehr stattfinden
können?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Wenn das über eine Veränderung des Regel-
werks möglich ist, werden wir das tun.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Eben haben Sie doch noch gesagt, Sie haben das nicht vor!)


– Entschuldigung! Das habe ich nicht gesagt. Ich habe ge-
nau gesagt, dass wir die Sache abwarten.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Sie haben vorhin gesagt, dass keine Veränderung bei der Bundesanstalt für Arbeit vorgesehen ist!)


– Nein, Entschuldigung! Das werde ich Ihnen auch gleich
beantworten.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Das können Sie im Protokoll nachlesen!)


– Dann lesen Sie es anschließend nach!


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417517800
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Hartnagel.


Anke Hartnagel (SPD):
Rede ID: ID1417517900
Herr Minister, ich bin mit Ih-
nen der Meinung, dass aus der Presse nicht unbedingt im-
mer die Wahrheit hervorgeht.

Meine Frage geht dahin: Gehen alle Vorkommnisse aus
dem gesamten Bundesgebiet, die möglicherweise nicht
ganz korrekt abgelaufen sind, über Ihren Schreibtisch?
Das würde mich etwas wundern, und deshalb wundert
mich natürlich auch die Aufregung hier bei der CDU, dies
als Wahlkampfthema in den Bundestag zu bringen. An-
ders kann ich das ja wohl nicht sehen.


(Beifall bei der SPD)







(C)



(D)



(A)



(B)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Ihre Frage war, ob alle diese Maßnahmen
über meinen Schreibtisch gehen. Sie gehen in der Tat
nicht alle über meinen Schreibtisch,


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das macht der Filz in Hamburg schon selber!)


weil es auch nicht meine Aufgabe ist, sie unmittelbar zu
bearbeiten. Dafür haben wir Fachbeamte, die das aber,
wenn solche Dinge auftreten, sofort bereinigen. Nicht alle
diese Dinge haben allerdings die Publizität, die wir im
Moment im Parlament bei dieser Frage haben.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das macht der Filz in Hamburg selbst! – Zuruf von der CDU/CSU: Entschuldigung, dass wir darüber reden!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417518000
Eine wei-
tere Zusatzfrage des Kollegen Funke.


Rainer Funke (FDP):
Rede ID: ID1417518100
Herr Minister, das Arbeitsamt
hat ja inzwischen einen Rückforderungsbescheid erlas-
sen, also einen Verwaltungsakt vorgenommen. Gehen Sie
davon aus, dass das Arbeitsamt einen Verwaltungsakt vor-
nimmt, nachdem die Vorwürfe geprüft worden sind? Und
wie erklären Sie sich, dass Sie jetzt gerade gesagt haben,
der Vorgang müsse noch geprüft werden? Da scheint mir
doch ein gewisser Widerspruch zu sein.

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Weil er offensichtlich noch nicht abge-
schlossen ist. Darauf hat Staatssekretär Andres schon ge-
antwortet. Wenn er abgeschlossen ist, werden wir zu
entsprechenden Schlüssen kommen.

Ich greife nochmals auf, was gerade angesprochen
worden ist: Wenn sich im Regelwerk etwas ändern lässt,
um dem vorzubeugen, werden wir auch im Regelwerk
Veränderungen vornehmen.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sie müssen einmal konkret antworten!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417518200
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Barnett.


Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1417518300
Herr Minister, mit Sicherheit
gibt es ziemlich viele Maßnahmen, die die BA im Laufe
des Jahres in allen Bundesländern durchführt. Davon gehe
ich aus. Haben Sie eine Übersicht darüber, wie viele Maß-
nahmen das sind? Haben Sie eine Übersicht darüber, bei
wie vielen Maßnahmen es möglicherweise zu Rückforde-
rungen kommt, weil es vielleicht nicht ganz so zugeht,
wie das Gesetz es vorschreibt?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie haben sicherlich keine Übersicht darüber!)


In wie vielen dieser Fälle sind Sie persönlich auch davon
betroffen, und haben Sie die selbst aufzuklären?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Zunächst einmal kann ich nicht die Zahl der

einzelnen Maßnahmen nennen. Aber ich kann Ihnen sa-
gen: Für die aktive Arbeitsmarktpolitik setzen wir in die-
sem Jahr fast 43Milliarden DM ein. Das mag Ihnen etwas
aufzeigen, in welchem Umfang wir Maßnahmen durch-
führen.

Wenn Missstände auftreten – es treten immer wieder
einzelne Missstände auf –, dann gehen die nicht alle über
meinen Schreibtisch. Die kann ich also nicht im Einzel-
nen beantworten.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: So viele sind das?)

– Entschuldigung! „So viele waren das?“ Das ist ein ei-
genartiger Vorwurf. Ich habe nicht gesagt, dass es viele
sind. – Aber wenn einzelne Vorwürfe kommen, dann wer-
den sie unmittelbar bearbeitet.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Der Hamburger Filz macht es selbst! – Abg. Doris Barnett [SPD] meldet sich zu einer weiteren Zusatzfrage)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417518400
Ich würde
Ihnen gern das Wort geben, aber die Geschäftsordnung
lässt das nicht zu. Deswegen gebe ich jetzt das Wort zu ei-
ner Zusatzfrage dem Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417518500
Zunächst darf ich
mich bei der Kollegin von der SPD für ihre Zwischenfra-
gen bedanken, weil sie zeigen, wie es um das Auf-
klärungsinteresse der SPD tatsächlich bestellt ist.


(Doris Barnett [SPD]: Eine bodenlose Unterstellung, die Sie da machen!)


Jetzt meine Frage an den Herrn Minister.

(Doris Barnett [SPD]: Ausgerechnet der sagt so etwas!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417518600
Bitte stel-
len Sie Ihre Frage.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417518700
Herr Minister, Sie
haben festgestellt, dass die Sozialbehörde in Hamburg die
Zahlung der Mittel eingestellt hat, und haben gleichzeitig
gesagt, dass Sie, weil der Sachverhalt noch nicht aufge-
klärt sei, eine entsprechende Maßnahme der Bundesan-
stalt für Arbeit noch nicht eingeleitet haben.

Daraus leite ich die Frage ab: Haben Sie es unterlassen,
die Sozialbehörde bei der Aufklärung um Amtshilfe zu
bitten – nur daraus würde sich erklären, dass es einen un-
terschiedlichen Aufklärungsstand gibt –, oder bewerten
Sie die Entscheidung der Hamburger Sozialbehörde, vor
dem Hintergrund eines nicht aufgeklärten Sachverhalts
die Zahlung der Mittel einzustellen, als rechtswidrig?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Nein, ich bewerte das nicht als rechtswidrig.
Wir haben gesagt, dass dieser gesamte Vorgang noch wei-
ter geklärt wird. Er ist in sich noch nicht abgeschlossen,
und diesen Abschluss möchte ich abwarten.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417518800
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Polenz.


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1417518900
Müssen wir aus die-
ser Antwort schließen, dass die Bundesanstalt für Arbeit
bis auf weiteres weiter zahlt und dass die Rückforderun-
gen dann möglicherweise recht schwierig einzutreiben
sein könnten?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Nein, das müssen Sie nicht daraus schließen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie sichern Sie Ihre Forderungen? – Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Aber Sie zahlen weiter!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417519000
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Rennebach.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Jetzt kommt etwas zum Berliner Filz!)



Renate Rennebach (SPD):
Rede ID: ID1417519100
Herr Minister, sind Sie
mit mir einer Meinung, dass wir überall dort, wo in dieser
Republik Fehlverhalten auftaucht, aufklären müssen und
dafür sorgen müssen, dass so etwas nicht mehr vor-
kommt? Finden Sie es, zweitens, nicht sehr gut, dass wir
in dieser Demokratie eine Teilung der Aufgaben zwischen
Ländern und Bund haben – dies spiegelt sich auch bei der
Bundesanstalt für Arbeit wider – und dass alle Vorkomm-
nisse, die die Bundesanstalt für Arbeit betreffen, von
Herrn Jagoda aufgeklärt werden müssen? Und sind Sie
mit mir der Meinung,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dass wir das nicht abschaffen können!)


dass man im laufenden Vermittlungsverfahren mit Speku-
lationen mehr Schaden anrichten kann, als man helfen
kann, Schaden richtig aufzuklären?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Ich teile Ihre Auffassung völlig. Sie haben an
meiner Beantwortung gewiss gesehen, dass ich nicht auf
Dinge eingehe und diese bewerte, bevor sie – und zwar
nicht allein durch die Presse vermittelt und bewertet, son-
dern aus den Sachverhalten heraus – klar und richtig da-
stehen. Ich kann Ihnen aber auch sagen: Allen Einzelfäl-
len muss nachgegangen werden. Das wird auch in Zu-
kunft der Fall sein. Ich wünsche mir durchaus, dass wir in
spektakulären Einzelfällen einmal eine parlamentarische
Debatte führen, allerdings nicht nur im Vorfeld von Wahl-
kämpfen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417519200
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Homburger.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1417519300
Herr Minister, Sie beto-
nen fortlaufend, dass die Klärung des Sachverhaltes noch

nicht abgeschlossen sei. Gleichzeitig haben Sie der Fest-
stellung mehrerer Kollegen hier, dass das Arbeitsamt
Hamburg die Zahlungen eingestellt und damit einen Ver-
waltungsakt erlassen habe, nicht widersprochen. Ich frage
Sie deshalb: Können Sie sich vorstellen, dass das Arbeits-
amt Hamburg vor Klärung der gesamten Sachlage, also
bevor das alles klar war, einen solchen Verwaltungsakt er-
lässt?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Das kann ich mir vorstellen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ist das eine Kritik am Arbeitsamt Hamburg?)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417519400
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Schockenhoff.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1417519500
Herr
Minister, Sie haben gerade gesagt, sobald Sie Kenntnis
von dem Verdacht bekämen, Gelder aus Ihrem Haushalt
seien rechtswidrig verwendet worden, würden Sie das un-
mittelbar bearbeiten und aufklären. Nun liegt genau zu
dem Sachverhalt, über den wir heute reden, eine schriftli-
che Kleine Anfrage mit Datum 9. Juni 2000 an die Ham-
burger Bürgerschaft vor. Das ist mehr als ein Jahr her.
Wann haben Sie die Bundesanstalt für Arbeit beauftragt,
das unmittelbar und sofort aufzuklären? Und haben Sie,
etwa nach Ablauf eines Jahres, einmal nachgefragt, ob das
denn aufgeklärt sei?


(Beifall bei der CDU/CSU)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Wir haben Ihnen schon mitgeteilt, dass es ei-
nen Rückforderungsbescheid der Bundesanstalt für Arbeit
über 31 500 DM gegeben hat.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Ich habe gefragt, wann Sie die Bundesanstalt für Arbeit beauftragt hätten!)


– Ich sage Ihnen ja, 31 500 DM sind zurückgefordert wor-
den.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sie widersprechen sich doch ständig!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417519600
Herr Kol-
lege Schockenhoff, es ist einfach so, dass Kollegen, die
keine Fragen für die Fragestunde gestellt haben, bei einer
Frage immer nur eine Zusatzfrage haben. Man muss sich
also schon ein bisschen verständigen, und vielleicht eine
Kollegin oder einen Kollegen bitten, mit seiner Frage zu
kommen.


(Gunnar Uldall [CDU/CSU]: Aber der Parlamentarier hat doch das Recht auf eine Antwort!)


– Aber der amtierende Präsident hat nicht das Recht, Fra-
gen und Antworten zu bewerten.

Deswegen gebe ich das Wort zu einer Zusatzfrage jetzt
dem Kollegen Laumann.






(C)



(D)



(A)



(B)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1417519700
Herr Minister,
welche Maßnahmen haben Sie denn bis jetzt ergriffen, um
den Regressanspruch, den die Bundesanstalt für Arbeit
gegen diesen Verein möglicherweise hat, zu sichern?
Können Sie sich darüber hinaus auch vorstellen, dass Sie
zur Regresssicherung auch die Nutznießer dieses Vereins,
nämlich die SPD und den DGB, mit heranziehen?


(Zuruf von der F.D.P.: Charmant!)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Wir haben entsprechend der Zuständigkeit
und Verantwortung zuerst einmal die Bundesanstalt für
Arbeit beauftragt,


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wann war das?)


unmittelbar Klärung herbeizuführen, und wir haben Ihnen
mitgeteilt, dass das Arbeitsamt Hamburg 31 500 DM ein-
gefordert hat. So ist auch die Verteilung der Zuständig-
keiten.


(Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Das ist eine stereotype Antwort, die gar nichts mit der Frage zu tun hat!)


Ich habe Ihnen gesagt: Wir werden abwarten, bis die voll-
ständige Information vorliegt. Dann werden wir im Lichte
der vorliegenden Information die Entscheidungen treffen.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Von der Qualität der Antwort könnte man den Staatssekretär und den Minister austauschen!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417519800
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417519900
Herr
Minister, es gab wohl vor einiger Zeit in Hamburg schon
einen ähnlichen Fall. Damals wurden ABM-Kräfte für die
Renovierung von Privathäusern eingesetzt. Der Drahtzie-
her dieser Aktion war der SPD-Kreisvorsitzende Pape.
Meine Frage: War Ihnen das bekannt und fürchten Sie
nicht, dass wir es hier mit der Spitze eines Eisberges von
Genossenfilz in Hamburg zu tun haben?


(Beifall des Abg. Heinz Wiese [Ehingen] [CDU/CSU])


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Was Sie jetzt bringen, ist eine Information,
die Sie offensichtlich aus der Zeitung haben. Mir persön-
lich ist dieser Vorgang nicht bekannt.


(Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Das war dramatisch genug!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417520000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Protzner.


Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417520100
Herr Minister,
der Sachverhalt ist in der Hamburger Bürgerschaft am
9. Juni 2000 bekannt geworden. Wir haben heute den

20. Juni 2001. Wenden Sie immer die Jahresfrist an, be-
vor Sie mit der Aufklärung von so schwierigen Sachver-
halten beginnen?


(Widerspruch bei der SPD)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Es sind zwei unterschiedliche Tatbestände,
die Sie hier zitieren.


(Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Nein! Irrtum!)


– Doch.

(Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: 2000! Auch die Medien haben damals berichtet!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417520200
Es gibt
keine weiteren Zusatzfragen.

Die Fragen 18 und 19 der Kollegin Schnieber-Jastram
werden schriftlich beantwortet.

Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereichs. Ich
danke Ihnen, Herr Bundesminister.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf. Zur Beant-
wortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Angelika Mertens zur Verfügung.

Wir kommen zur Frage 20 des Kollegen Hartmut
Koschyk:

Welche verkehrspolitischen Konsequenzen zieht die Bundes-
regierung aus der Ankündigung der Tschechischen Republik, bis
zum Jahre 2006 eine vierspurige Straßenverbindung von Prag
über Karlsbad und Eger bis zur deutsch-tschechischen Grenze fer-
tig zu stellen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417520300
Herr
Kollege Koschyk, bereits im Rahmen des 1999 abge-
schlossenen TINA-Prozesses – TINA ist die Ermittlung
des wirtschaftlich notwendigen Verkehrsinfrastrukturbe-
darfes in den assoziierten Staaten – zwischen den Mit-
gliedstaaten der EU und den zehn assoziierten Staaten zur
Erweiterung der transeuropäischen Netze hat sich die
Bundesregierung bereit erklärt, bei der Überarbeitung des
Bundesverkehrswegeplans zu prüfen, ob im Falle eines
vierstreifigen autobahnähnlichen Ausbaus der E 48 in
Tschechien zwischen Prag und der deutschen Grenze
westlich Eger auf deutscher Seite anstelle der vorgesehe-
nen zweistreifigen B 303 n der Bedarf für eine vierstrei-
fige Autobahnverbindung bis zur A 9 nachgewiesen wer-
den kann. In diesem Fall könnte eine durchgehende
grenzüberschreitende Autobahnverbindung Bestandteil
eines künftigen transeuropäischen Straßennetzes werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417520400
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417520500
Frau Staatssekretä-
rin, hat es denn im Hinblick auf diese Verkehrsmaßnahme
von tschechischer Seite einen bilateralen Abstimmungs-
prozess mit der Bundesregierung gegeben und hat die






(C)



(D)



(A)



(B)


Bundesregierung unabhängig von Maßnahmen auf der
Ebene der Europäischen Union auch eine bilaterale
deutsch-tschechische Verkehrskonzeption für diesen
Grenzraum entwickelt und wie sieht die aus?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417520600
Ich
kann Ihnen auf jeden Fall sagen, dass die Voraussetzung
für eine Aufnahme in ein künftiges transeuropäisches
Straßennetz das Vorliegen eines Konzeptes einer durch-
gehenden grenzüberschreitenden Autobahn mit An-
schluss an das deutsche Autobahnnetz sein muss. Die
Bundesregierung hat zugesagt, im Rahmen der Überar-
beitung des Bundesverkehrswegeplanes zu prüfen, ob der
Bedarf für eine solche Autobahnverbindung bis zur A 9
existiert. Ich kann Ihnen – das beantwortet vielleicht
schon die nächste Frage – über den Stand der Arbeiten be-
richten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417520700
Eine zweite
Zusatzfrage.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417520800
Frau Staatssekretä-
rin, liegen der Bundesregierung Erkenntnisse über das
von tschechischer Seite prognostizierte Verkehrsaufkom-
men auf der Strecke von Prag über Karlsbad und Eger vor,
damit die Bundesregierung abschätzen kann, welches
Verkehrsaufkommen sich bei einer Weiterführung der
Strecke ab der tschechisch-deutschen Grenze in Deutsch-
land ergibt?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417520900
Ich
gehe davon aus – ich habe diese Zahlen nicht vorliegen –,
dass das, was uns die Tschechen mitgeteilt haben, zu un-
seren Bewertungen geführt hat. Ich kann Ihnen vielleicht
sagen, dass die Tschechen ihren Zeithorizont ein wenig
erweitert haben, indem sie davon ausgehen, dass die
durchgehende Fertigstellung dieser Strecke nicht im
Jahre 2006, sondern wahrscheinlich erst Mitte des fol-
genden Jahrzehnts, also ungefähr 2015, erfolgt sein wird.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417521000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417521100
Frau
Staatssekretärin, ich bin über Ihre Antwort etwas über-
rascht; denn der tschechische Verkehrsminister hat erst
vor wenigen Wochen verlauten lassen, dass 2006 weiter-
hin als Ziel der Fertigstellung gilt.

Meine Frage ist: Hält es die Bundesregierung, wenn
diese vierspurige Verkehrsverbindung von Prag nach Eger
an die deutsche Landesgrenze gebaut wird – ich knüpfe an
Ihre allererste Antwort an –, dann für sinnvoll, den Ver-
kehr gebündelt weiterzuführen? Oder gibt es Überlegun-
gen, den Verkehr im Fichtelgebirge zerfleddern zu lassen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417521200
Ich

kann Ihnen zum Stand der Arbeiten sagen, dass die Er-
gebnisse der 1998 – übrigens mit maßgeblicher finanziel-
ler Beteiligung des Bundes – in Auftrag gegebenen ver-
kehrswirtschaftlichen Untersuchung jetzt vorliegen.
Danach bietet eine vierstreifige Lösung für die B 303 n
verkehrliche und raumordnerische Vorteile gegenüber ei-
ner zweistreifigen Lösung.

Die Ergebnisse der zusätzlich in Auftrag gegebenen
Machbarkeitsstudie werden am 25. Juni dieses Jahres,
also in einigen Tagen, in Wunsiedel den Mandatsträgern
und den Trägern öffentlicher Belange vorgestellt. Unver-
züglich im Anschluss daran erhält dann der BMVBW die
entsprechenden zur Bewertung erforderlichen Projektun-
terlagen. Ich hoffe, dass ich Ihnen damit eine gute Mittei-
lung mache.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417521300
Herr Kol-
lege Protzner.


Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417521400
Wie will das
Bundesverkehrsministerium, Frau Staatssekretärin, auf
die Beschlüsse von Göteborg reagieren, nach denen den
Nachbarstaaten, also auch der Tschechoslowakei, der Bei-
tritt bis 2004 angeboten worden ist? Es dauert doch sehr
lange, wenn erst 2015 mit dem Straßenbau begonnen wer-
den sollte. Die europäische Einigung soll doch vorwärts
gehen und nicht aufgehalten werden.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417521500
Ich
stimme Ihnen zu, dass die europäische Einigung vorwärts
gehen soll. Wir haben am 15. Juni 2001 eine Anfrage an
das tschechische Verkehrsministerium gestellt und nach
dem Konzept des vierstreifigen Ausbaus der E 48 gefragt.
Dieser wurde uns bestätigt. Uns wurde aber gesagt, dass
der Zeithorizont für die durchgehende Fertigstellung eben
nicht das Jahr 2006, sondern wahrscheinlich das
Jahr 2015 ist. Dies haben nicht wir zu bestimmen, sondern
das ist das, was uns das tschechische Verkehrsministerium
übermittelt hat.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417521600
Ich rufe die
Frage 21 des Kollegen Hartmut Koschyk auf:

Welche Planungen sind für den Lückenschluss zwischen der
Bundesautobahn A 93 und der A 9 vorgesehen, die der tatsächli-
chen Verkehrsentwicklung der letzten Jahre und der Prognosen für
Güter- und Pendlerströme Rechnung tragen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417521700
Der
geltende Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen sieht mit
Abschnitten unterschiedlicher Dringlichkeit den durch-
gehenden zweistreifigen Neubau der B 303 n zwischen
der deutsch-tschechischen Grenze östlich Schirnding und
der A 9 vor. Davon ist bereits seit Ende 1995 die Umge-
hung Schirnding in Verkehr.

Ich glaube, ich habe eben schon dokumentiert, wie
auch wir uns das vorstellen könnten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417521800
Zusatzfrage.




Hartmut Koschyk
17202


(C)



(D)



(A)



(B)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417521900
Frau Staatssekretä-
rin, das verkehrswirtschaftliche Gutachten, das dankens-
werterweise mit finanzieller Unterstützung der Bundesre-
gierung zustande gekommen ist, liegt doch schon länger
vor. Ist die Bundesregierung bereit, aus diesem Gutach-
ten, das einen vierstreifigen Ausbau in einem bestimmten
Korridor empfiehlt, im Hinblick auf ihre weitere Ver-
kehrsplanung die Konsequenz zu ziehen, von einer höhe-
ren Dringlichkeitsstufe des Bedarfs für diese Strecke aus-
zugehen, als es im aktuellen Verkehrswegeplan der Fall
ist?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417522000
Wir
können uns im Moment nur auf den geltenden Verkehrs-
wegeplan und den geltenden Bedarfsplan beziehen. Also
werden wir die Entscheidungen erst treffen können, wenn
der neue Bundesverkehrswegeplan vorliegt. Dann wird
das Parlament entscheiden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417522100
Eine zweite
Zusatzfrage.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417522200
Frau Staatssekretä-
rin, ich möchte noch einmal auf das zu sprechen kommen,
was der Kollege Protzner zu Recht gesagt hat: Auch durch
Mitwirkung der Bundesregierung hat der EU-Rat in Göte-
borg der Beitrittsperspektive für Tschechien eine zeitliche
Bestimmung gegeben. Von tschechischer Seite bestehen
konkrete Planungen für die Strecke Prag–Karlsbad–Eger.
Müssen Sie nicht im Hinblick darauf – eventuell durch ein
Sonderprogramm – dafür Sorge tragen, dass die Schaf-
fung einer Anschlussstrecke auf deutscher Seite mit höhe-
rer Dringlichkeit verfolgt wird?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417522300
Ich
habe nachher die Möglichkeit, darauf einzugehen, weil
eine der nächsten Fragen genau darauf abzielt. Ich denke,
dass Sie das abwarten sollten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417522400
Dann gebe
ich das Wort zu einer Zusatzfrage dem Kollegen
Dr. Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417522500
Frau
Staatssekretärin, am Montag hat die „Frankfurter Allge-
meine Zeitung“ über einen Vortrag der EU-Verkehrskom-
missarin, Frau de Palacio, berichtet. Darin heißt es, man
wolle eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs von
der Straße auf die Schiene. Ein Punkt in diesem Vortrag
war, dass wir die Schweiz als Vorbild für den Stra-
ßenverkehr nehmen sollten, die sehr viel mit Tunnellö-
sungen arbeitet. Würden Sie bei Straßenbauten gerade
durch Mittelgebirge, die ökologisch sehr sensibel sind,
Tunnellösungen grundsätzlich ausschließen, auch für das
Fichtelgebirge? Oder wäre das eine denkbare Lösung?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417522600
Sie

wissen, dass Tunnellösungen immer sehr problematisch
und sehr teuer sind. Insofern kann man das weder aus-
schließen, noch könnte man die Forderung begrüßen, be-
sonders viele Tunnel zu bauen. Das wird immer davon ab-
hängen, welche Alternativen es gibt. Man wird sehen, ob
eine Maßnahme nur durch einen Tunnel zu verwirklichen
ist, oder ob es nicht auch Alternativen gibt, die sich preis-
lich besser darstellen, die aber auch einen hohen verkehr-
lichen Nutzen haben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417522700
Sie können
gleich stehen bleiben, Herr Kollege Friedrich. Denn jetzt
kommen wir zu Ihrer Frage 22:

Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die im Vor-
dringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans vorgesehene
vierspurige Verbindung Schirnding/Landesgrenze zur Bundes-
autobahn A 93 unverzüglich in Angriff genommen werden
muss?

Auch da geht es um den Bundesverkehrswegeplan. – Frau
Staatssekretärin.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417522800
Der
geltende Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen enthält
die B 303 n zwischen der deutsch-tschechischen Grenze
und der A 93 als zwei zweistreifige Projekte mit insge-
samt rund elf Kilometern Länge, und zwar die „Ortsum-
gehung Schirnding“ und die „Verlegung zwischen west-
lich Schirnding und der A 93“, im Vordringlichen
Bedarf.

Mit der seit Ende 1995 in Verkehr befindlichen Umge-
hung Schirnding ist die vorhandene B 303 ortsdurch-
fahrtsfrei. Die Belastung der B 303 weist zwar einen über-
proportional hohen LKW-Anteil auf, liegt jedoch mit rund
7 500 Kfz innerhalb von 24 Stunden deutlich unterhalb
der durchschnittlichen Belastung von Bundesstraßen in
Höhe von rund 10 000 Kfz in 24 Stunden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417522900
Zusatzfrage.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417523000
Frau
Staatssekretärin, wir haben momentan in Schirnding eine
verkehrlich sehr gefährliche Situation, weil es vor dem
Grenzübergang kilometerlange Staus auf dieser zweistrei-
figen Bundesstraße gibt. Die PKW-Fahrer, die an LKWs
vorbeifahren wollen, müssen sozusagen immer auf Lücke
fahren. Das ist vor allem in der Nacht außerordentlich ge-
fährlich. Es ist im Grunde nur eine Frage der Zeit, wann
dort ein schwerer Verkehrsunfall passieren wird.

Nun hat das Straßenbauamt die Lösung in Erwägung
gezogen, die bisherige zweistreifige Straße vor dem Grenz-
übergang auf vier Streifen auszubauen und die Kosten für
einen solchen Ausbau auf 700 000 DM geschätzt. Gleich-
zeitig stehen dem Zoll über die Oberfinanzdirektionen
– das ist ein anderer Titel des Bundeshaushalts – Gelder
zur Verfügung, um am Grenzübergang eventuell einen
Parkplatz als Ausweichmöglichkeit für die wartenden
LKWs anzulegen. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Se-
hen Sie eine Möglichkeit, dass man die Straße von zwei






(C)



(D)



(A)



(B)


auf vier Streifen für 700 000 DM ausbaut, anstatt 2 Milli-
onen DM für einen Parkplatz auszugeben?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417523100
Das
kann ich jetzt von hier aus nicht beurteilen. Wir sollten
noch einmal darüber sprechen. Autohöfe sind sehr wich-
tig. Nach meinen Informationen wird die Straße unter-
schiedlich stark belastet, mal mehr und mal weniger. Ein
vierstreifiger Ausbau der B 303 n bietet – darauf habe ich
in meiner Antwort schon hingewiesen – verkehrliche und
raumordnerische Vorteile gegenüber einer zweistreifigen
Lösung. Vielleicht sollte man sich das noch einmal genau
anschauen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417523200
Ich rufe die
Frage 23 des Kollegen Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) auf:

Welche Maßnahmen sind vorgesehen, um den Verkehrsträger
Schiene im West-Verkehr nach der EU-Osterweiterung insbeson-
dere von Prag, Karlsbad, Eger in Richtung Nürnberg, Schwein-
furt, Würzburg und Frankfurt zu ertüchtigen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417523300
Die
Bundesregierung beabsichtigt, der Europäischen Kom-
mission im Zusammenhang mit der EU-Erweiterung
vorzuschlagen, Fördermittel für den Ausbau der Strecke
von Nürnberg über Marktredwitz bis zur deutsch-tsche-
chischen Grenze bereitzustellen. Gefördert werden sollen
die Anpassung der Strecke für Neigetechnikfahrzeuge
und die Elektrifizierung des Abschnittes Marktredwitz bis
zur deutsch-tschechischen Grenze.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417523400
Eine Zu-
satzfrage.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417523500
Frau
Staatssekretärin, ich möchte an den vorhin zitierten Arti-
kel von Frau de Palacio anknüpfen, in dem sie festgestellt
hat, dass sich der LKW-Verkehr in Europa in den nächs-
ten zehn Jahren verdoppeln werde. Der Verkehrsfluss
wird sich in besonderem Maße dort verstärken, wo durch
die EU-Osterweiterung eine völlig neue Wirtschafts- und
Verkehrssituation geschaffen werden wird, wie eben im
Bereich entlang der Grenze zwischen Tschechien und
Deutschland.

Meine Frage ist: Wäre es nicht sinnvoll, angesichts der
bevorstehenden EU-Osterweiterung und der Tatsache,
dass die dortigen Straßen aufgrund des lange bestehenden
Eisernen Vorhangs noch etwas unterentwickelt sind, im
Sinne von Frau de Palacio ein Vorzeigeprojekt, ein Pilot-
projekt, zwischen Marktredwitz und Nürnberg auf die
Beine zu stellen, sodass mehr Güter zwischen Prag und
Frankfurt auf die Schiene gebracht werden können?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417523600
Sie
nehmen die Frage des neben Ihnen sitzenden Kollegen

Dr. Protzner quasi vorweg. Ich werde darauf später zu
sprechen kommen.

Die von Ihnen angesprochene Strecke ist sicherlich
ganz wichtig. Aber wir haben festgestellt, dass weder der
gänzliche noch der teilweise Neubau der Strecke, um sie
an die Erfordernisse des Hochgeschwindigkeitsverkehrs
anzupassen, wirtschaftlich ist. Trotzdem muss die Fahr-
zeit schrittweise reduziert werden. Dafür müssen entspre-
chende Gelder bereitgestellt werden. Für die Elek-
trifizierung des Abschnittes von Marktredwitz bis zur
deutsch-tschechischen Grenze stehen 15 Millionen DM
zur Verfügung. Tschechien beteiligt sich mit 85 Milli-
onen DM.

Angesichts der Tatsache, dass die Elektrifizierung sehr
teuer ist und dass auf der Strecke Nürnberg–Hof zahlrei-
che Tunnel und Querungen notwendig wären, gehen wir
davon aus, dass Fahrzeuge mit Neigetechnik im Diesel-
betrieb eingesetzt werden und dass dadurch die Fahrzeit
von Nürnberg nach Prag um 1 Stunde und 21 Minuten auf
3 Stunden und 46 Minuten reduziert werden kann.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417523700
Eine letzte
Zusatzfrage.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417523800
Haben
Sie schon einmal geprüft, ob es möglicherweise Privatun-
ternehmer gibt, die bereit sind, in Prag, in Marktredwitz,
in Nürnberg oder in Frankfurt KV-Terminals selbst zu
finanzieren und zu betreiben?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417523900
Ich
kann Ihnen diese Frage nicht im Detail beantworten. Ich
werde gerne überprüfen lassen, ob ein Privatunternehmer
schon Interesse an einem KV-Terminal geäußert hat oder
ob sich in dieser Hinsicht etwas machen lässt. Ich kann
nur sagen: Wir unterstützen alle KV-Vorhaben, sofern sie
förderungswürdig sind. Ich möchte darauf verweisen,
dass wir in diesem Jahr die finanziellen Mittel zur
KV-Förderung von 90 Millionen DM auf 120 Milli-
onen DM erhöht haben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417524000
Ich rufe die
Frage 24 des Kollegen Dr. Protzner auf:

Wird die Bundesregierung im Hinblick auf die EU-Osterwei-
terung ein darauf ausgerichtetes, umfassendes Verkehrskonzept
vorlegen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417524100
Die
Bundesregierung hat in ihrem Konzept einer integrierten
Verkehrspolitik, das mit dem Verkehrsbericht 2000 vor-
gestellt wurde, ein auch auf die EU-Osterweiterung aus-
gerichtetes, umfassendes Verkehrskonzept vorgelegt.


Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417524200
Frau Staatssekretä-
rin, es gibt eine interministerielle Arbeitsgruppe, die ein
Ergebnispapier erstellt hat. Bislang war in diesem Papier




Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)

17204


(C)



(D)



(A)



(B)


die Europastraße 48 nicht enthalten. Was dieses Papier an-
geht, ist das Bundeswirtschaftsministerium federführend.
Ist dieses Papier, das etwa vier Wochen alt ist, aufgrund
Ihrer Aussagen mittlerweile überholt?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417524300
Das
muss ich prüfen lassen. Ich will dem Bundeswirtschafts-
ministerium nicht zuvorkommen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417524400
Ich rufe die
Frage 25 des Kollegen Protzner auf:

Gibt es Pläne der Bundesregierung, vergleichbar dem Ver-
kehrsprojekt „Deutsche Einheit“ im Zuge der deutschen Wieder-
vereinigung, gesonderte Infrastrukturmittel für Verkehrsprojekte
„Europäische Osterweiterung“ im Bundeshaushalt vorzusehen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417524500

Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass Sie eine Nach-
frage zu möglichen Plänen zur Aufnahme von Verkehrs-
wegeprojekten in Grenzförderprogramme stellen. Es ist
schade, dass Sie das nicht getan haben. Eine solche Frage
hätte ich gerne beantwortet.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: In der Pause vorlesen!)


Herr Protzner, die für die Bewältigung der prognosti-
zierten Verkehrsentwicklung wichtigen Verkehrsprojekte
im Eisenbahn-, im Bundesfernstraßen- und im Bundes-
wasserstraßengesetz sind im Investitionsprogramm 1999
bis 2002, im EFRE-Bundesprogramm 2000 bis 2006 und
im Zukunftsinvestitionsprogramm enthalten.


Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417524600
Frau Staatssekretä-
rin, die E 48 ist in keinem dieser Programme enthalten.
Beabsichtigt die Bundesregierung, den Lückenschluss der
Europastraße Würzburg–Prag in ein weiteres Programm
aufzunehmen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417524700

Diese Frage kann ich Ihnen im Moment nicht beantwor-
ten. Vielleicht werden sich entsprechende Pläne im neuen
Bundesverkehrswegeplan wiederfinden. Auch im Hin-
blick auf das, worauf sich Ihre vorherige Frage bezog
– anscheinend ist das Wirtschaftsministerium involviert –,
will ich mich gerne erkundigen, ob es entsprechende Pla-
nungen gibt. In meinen Unterlagen liegt jetzt nichts vor.


Dr. Bernd Protzner (CSU):
Rede ID: ID1417524800
Frau Staatssekretä-
rin, Sie verweisen immer auf den Bundesverkehrswege-
plan von 1992. Nach dem Bundesfernstraßengesetz gibt
es die Möglichkeit der ausnahmsweisen Aufnahme von
Verkehrsprojekten in das Bauprogramm. Will die Bun-
desregierung im Hinblick auf die Europastraße 48 in die-
sem Fall davon Gebrauch machen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417524900
Eine
solche Frage richtet sich immer an das Parlament und
nicht an die Regierung.


(Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Sehr gut!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417525000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417525100

Frau Staatssekretärin, derzeit überqueren jährlich
470 000 LKWs den Grenzübergang Schirnding. Sie kom-
men von Tschechien und fahren auf einer zweispurigen
Bundesstraße über das Fichtelgebirge.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417525200
Herr Kol-
lege Friedrich, stellen Sie bitte eine Frage.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1417525300
Uns
liegt die Prognose der dortigen Polizei vor, dass sich die-
ser Verkehr in den nächsten zehn Jahren verdoppeln wird.
Uns liegt auch die Prognose vor, dass nach der EU-Ost-
erweiterung die Pendlerströme in den bayerischen Grenz-
raum einen Umfang von 50 000 Personen haben werden.
Frage: Liegen Ihnen ähnliche Prognosen vor oder haben
Sie aktuellere Prognosen, die Sie uns dazu nennen
können?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417525400
Ins-
gesamt – das steht auch im Verkehrsbericht 2000 – gehen
wir davon aus, dass in dieser Republik bis 2015 der Gü-
terverkehr um 64 Prozent und der Personenverkehr um
20 Prozent zunehmen werden. Wir müssen aber sehen,
dass der Verkehrsumfang an den Grenzen durchschnitt-
lich eher geringer ist; dort ist von einem niedrigeren Ni-
veau auszugehen. Wahrscheinlich wird es zu einer Ver-
dreifachung kommen; das ist schon eine ganze Menge.
Insofern haben wir logischerweise bei allen Planungen
die grenzüberschreitenden Projekte im Kopf.

Nur muss ich sagen: Wir würden gerne mehr finanzie-
ren, wenn es um die Finanzen besser bestellt wäre. Wir ha-
ben es nicht zu verantworten, dass in den letzten Jahren
– vor allem in Ihrer Regierungszeit – sicherlich sinnvolle
Projekte begonnen wurden, deren Fertigstellung sich dah-
inschleppt. Wir müssen die Versäumnisse zuerst einmal
aufarbeiten. Sie wissen aber, dass wir alle Probleme hin-
sichtlich grenzüberschreitender Projekte, sei es bei der
Straße, der Schiene oder der Wasserstraße, mit besonderer
Aufmerksamkeit betrachten werden. Das Verkehrsaufkom-
men bei den einzelnen Projekten muss dabei aber so stark
sein, dass es sich rechnet, dort viel Geld zu investieren.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417525500
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1417525600
Frau Staatssekretä-
rin, welche Maßnahmen hat die Bundesregierung im Hin-
blick auf die Tatsache, dass vor allem die Grenzräume zu




Dr. Bernd Protzner

17205


(C)



(D)



(A)



(B)


den Beitrittstaaten im Zuge der Erweiterung die Haupt-
verkehrslast in Deutschland zu tragen haben werden,
unternommen, um für den Ausbau der Verkehrswege in
diesen Grenzbereichen zu den Erweiterungsländern euro-
päische Mittel zu bekommen, und mit welchem Erfolg ist
die Bundesregierung gegenüber der Europäischen Union
hier tätig geworden?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417525700
Ich
danke Ihnen für diese Frage, weil ich nun endlich meine
Ausführungen anbringen kann. Als Ergebnis der Beratun-
gen von Nizza im Dezember 2000 erwarten wir, dass die
EU-Kommission nach der Analyse der Auswirkungen der
EU-Erweiterung auf die Grenzregionen ein Aktionspro-
gramm für die betroffenen Mitgliedstaaten vorlegen wird
und dass es dabei unter anderem auch um zusätzliche För-
dermittel für ausgewählte Verkehrsprojekte gehen wird,
die wir angemeldet und begründet haben. Das sind bei den
Schienenprojekten die Ausbaustrecke Berlin–Frankfurt

(Oder) mit einer Förderung von 395 Millionen DM,

die Ausbaustrecke Knappenrode–Horka – also Grenze
Deutschland-Polen – mit einer Förderung von 170 Milli-
onen DM und die ABS Nürnberg–Marktredwitz–Grenze
mit einer Förderung von 20 Millionen DM. Bei den
Straßenprojekten sind es die A 11 von Berlin nach Stettin,
die A 6/D 5 von Nürnberg nach Prag, der Neubau der
B 178 von der A 4 bei Weißenberg bis zur Grenze und der
Ausbau der Bundesstraßen im Zusammenhang mit
Grenzübergangsstellen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417525800
Die
Frage 26 des Kollegen Dietrich Austermann wird schrift-
lich beantwortet.

Ich rufe die Frage 27 des Kollegen Eckart von Klaeden
auf:

Haben Mitglieder der Bundesregierung, zum Beispiel der Par-
lamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen, Stephan Hilsberg, den Aufruf des
SPD-Gesprächskreises „Neue Mitte“ gegen ein Bündnis der Ber-
liner Sozialdemokraten mit der PDS unterstützt, und wenn ja, ist
dies geschehen, weil die PDS nach Ansicht der Mitglieder der
„Neuen Mitte“ kein Bekenntnis zum Grundgesetz abgegeben und
sich bis heute nicht konsequent mit der DDR-Vergangenheit aus-
einander gesetzt habe?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417525900
Die
Bundesregierung hat keine Veranlassung, Informationen
darüber einzuholen, welche Positionen ihre Mitglieder
gegenüber Erklärungen und Aufrufen von Gruppierungen
innerhalb der einzelnen Parteien einnehmen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417526000
Zusatz-
frage?


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417526100
Frau Staatssekre-
tärin, teilt die Bundesregierung die Ansicht von General-
sekretär Müntefering, die SPD respektiere die PDS als
eine Partei, die in dieser Demokratie angekommen sei,
oder ist sie der Ansicht, dass die PDS bislang kein ver-
nünftiges Bekenntnis zum Grundgesetz abgegeben habe,
wie es zum Beispiel der Kollege Robbe sagte und wie es
auch im Verfassungsschutzbericht zum Ausdruck kommt?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417526200
Ich
kommentiere auch nicht die Aussagen einzelner Politiker.
Mit dieser Antwort müssen Sie sich begnügen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417526300
Eine zweite
Zusatzfrage?


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1417526400
Frau Staatssekre-
tärin, ist Ihnen bekannt, dass es sich beim Bundesrat um
ein föderales Bundesorgan handelt, und sind Sie daher der
Ansicht, dass eine Zusammenarbeit mit der PDS in die-
sem Gremium eine Zusammenarbeit auf Bundesebene
bedeutet?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1417526500
Der
Bundesrat ist ebenso autonom wie auch die Wähler auto-
nom sind. Insofern können Sie Ihre Frage leicht selbst be-
antworten. Ich verstehe bei allem Respekt nicht, wie sich
Ihre Frage beantworten lässt.


(Beifall bei der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Mit Ja oder Nein, Frau Staatssekretärin!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1417526600
Wir sind am
Ende der Fragen zu diesem Geschäftsbereich angelangt.
Ich danke Ihnen, Frau Staatssekretärin.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes
auf. Staatsminister Dr. Volmer war anwesend. Die Frak-
tionen haben sich darauf verständigt, zu akzeptieren, dass
er aus Termingründen jetzt nicht mehr da sein kann. Wir
machen also von der Geschäftsordnung Gebrauch, sodass
die Fragen, die zu diesem Geschäftsbereich gestellt wer-
den, in der nächsten Sitzungswoche zu Beginn der Frage-
stunde aufgerufen werden.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesord-
nung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 21. Juni 2001,
9.00 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.